CAR CULTURE Das Auto als Skulptur

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LENTOS Kunstmuseum Linz LENTOS Kunstmuseum Linz, A-4021 Linz, Ernst-Koref-Promenade 1 Tel: +43 (0)732.7070-3600 Fax: +43 (0)732.7070-3604 www.lentos.at DVR-Nummer 0002852 Presseunterlage CAR CULTURE Das Auto als Skulptur 2. März bis 4. Juli 2012

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LENTOS Kunstmuseum Linz

LENTOS Kunstmuseum Linz, A-4021 Linz, Ernst-Koref-Promenade 1 Tel: +43 (0)732.7070-3600 Fax: +43 (0)732.7070-3604 www.lentos.at

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000

2852

Presseunterlage

CAR CULTURE Das Auto als Skulptur

2. März bis 4. Juli 2012

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Inhalt Ausstellungsdaten 3 Pressetext 5 KünstlerInnenliste 6 Kunstvermittlungs- und Veranstaltungsprogramm 7 Saalhefttexte / Exponateliste 10 Pressebilder 23

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Ausstellungsdaten

Ausstellungstitel: CAR CULTURE. Das Auto als Skulptur

Ausstellungsdauer 2. März bis 4. Juli 2012

Eröffnung Donnerstag, 1. März 2012, 19 Uhr

Pressekonferenz Mittwoch, 29. Februar 2012, 10 Uhr

Ausstellungsort LENTOS Kunstmuseum Linz, großer Ausstellungssaal und Freiraum

bzw. Linzer Stadtraum

Projektleitung Stella Rollig, Magnus Hofmüller

Exponate 26 Werke (24 Skulpturen, eine Videoprojektion und eine Videospiel-

Installation) von 23 KünstlerInnen bzw. KünstlerInnengruppen

Publikation Anlässlich der Ausstellung im LENTOS erscheint die Publikation

CAR CULTURE. Das Auto als Skulptur. Hrsg. von Stella Rollig und

Magnus Hofmüller. Mit Beiträgen von Stella Rollig, Peter Weibel,

Sibylle Berg, Thomas Girst und Matthias Penzel und zahlreichen

Abbildungen, 112 Seiten, Preis € 25,- (Museumspreis € 19,-).

ISBN 9-783869-843-124

Kooperationen Die Ausstellung wurde unter dem Titel CAR CULTURE. Medien der

Mobilität vom ZKM | Medienmuseum in Karlsruhe anlässlich des

125-jährigen Jubiläums des Automobils im Jahr 2011 konzipiert

(Kuratoren: Peter Weibel, Bernhard Serexhe) und wird in Linz in

modifizierter Form gezeigt.

Das LENTOS ist erstmals auf dem Linzer Autofrühling (16.-

18.3.2012) im Linzer Design Center mit einem Kunstwerk vertreten.

Im Rahmen der Ausstellung CAR CULTURE wird der Ferdinand GT3

RS, „der langsamste Porsche der Welt“, von Hannes Langeder

präsentiert.

Gegen Vorlage der LENTOS-Eintrittskarte erhalten BesucherInnen

des Autofrühlings ermäßigten Eintritt (€ 6,- statt € 8,-); mit einem

Ticket für den Autofrühlings gibt es im LENTOS ebenfalls

ermäßigten Eintritt (€ 4,50 statt € 6,50).

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Unterstützung Die Ausstellung wird unterstützt von Samsung, Krenmayr, STOPP,

die Kunstvermittlung von Nikon und Rollenbau.

Saalheft Den BesucherInnen steht ein Saalheft mit Texten zu den einzelnen

Exponaten in deutscher und englischer Sprache zur Verfügung.

Redaktion: Dunja Schneider, Nina Kirsch

Trumpfspiel das CAR-CULTURE-Trumpfspiel enthält 24 Trumpfkarten mit 6

Kategorien. Von der Kunstvermittlung formulierte Fragen

ermöglichen den spielerischen Umgang mit den einzelnen

Kunstwerken. Konzept, Idee, Redaktion: Dunja Schneider, Nina

Kirsch, Magnus Hofmüller

Web App Erstmals bietet das LENTOS zu einer Ausstellung ein mobiles

Service für Smartphones und Tablets an (plattform- und

geräteunabhängig). Einfach vor, während oder nach der Ausstellung

unter http://app.lentos.at zu erreichen. In Kooperation mit STOPP.

Kontakt Ernst-Koref-Promenade 1, 4020 Linz, Tel. +43(0)732/7070-3600;

[email protected], www.lentos.at

Öffnungszeiten Di–So 10–18 Uhr, Do 10–21 Uhr, Mo geschlossen (außer 9.4.)

Eintritt € 6,50, ermäßigt € 4,50

Pressekontakt Mag.a Nina Kirsch, Tel. +43(0)732/7070-3603,

[email protected]

GesprächspartnerInnen bei der Pressekonferenz:

Stella Rollig, Direktorin LENTOS Kunstmuseum Linz

sowie folgende Künstler: Ecke Bonk, Severin Hofmann, Hannes Langeder, Leo Schatzl,

Lieven van Velthoven

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Pressetext

Es gilt als des Menschen liebstes Spielzeug – das Auto. Ein Objekt, welches im Leben

des Einzelnen eine ebenso große Rolle spielt wie in technischen, wirtschaftlichen,

ästhetischen, stadt- und verkehrsplanerischen Kontexten muss KünstlerInnen

zwangsläufig interessieren. Während der Schau CAR CULTURE. Das Auto als Skulptur

wird der große Ausstellungssaal des LENTOS zum Parkplatz, auf dem sich künstlerische

Vehikel ein Stelldichein geben.

Als Kultobjekt und Symbol für individuelle Freiheit ist das Automobil Medium der

Mobilität par excellence sowie Ausdrucksträger für Lifestyle und Luxus. Gleichzeitig steht

das Auto für die Gefährdung unseres Planeten: Raubbau an Ressourcen,

Umweltzerstörung, Verkehrsinfarkt, Unfälle. Und auf der lebenspraktischen Ebene des

Alltags: Ärger mit Parkplatznot, teuren Mechanikerstunden, Dränglern auf der Autobahn,

immer höheren Spritpreisen. Dann wieder die Lust am neuen Wagen: Jetzt geht’s los! Die

Attraktivität des Autos bleibt ungebrochen. Wie lange kann das noch funktionieren?,

fragen wir uns besorgt – und steigen ein.

Ein Objekt, welches im Leben des Einzelnen eine ebenso große Rolle spielt wie in

technischen, wirtschaftlichen, ästhetischen, stadt- und verkehrsplanerischen Kontexten

muss Künstlerinnen und Künstler zwangsläufig interessieren. Wolf Vostell 1969: „Das

Auto ist die Plastik des 20. Jahrhunderts.“

Bis heute widmen sich erstaunlich viele KünstlerInnen dem Auto: liebevoll, kritisch,

intelligent, mit Augenzwinkern.

Der große Ausstellungssaal des LENTOS wird zum Parkplatz, auf dem sich

künstlerische Vehikel ein Stelldichein geben. Aufgeladene Luxusobjekte wie Porsche und

Ferrari werden schonungslos bearbeitet und ihrer Qualitäten entledigt, um als

dysfunktionale Doppelgänger wiederzuerstehen. Gesellschaftshistorisch relevante Rollen

von ikonischen Modellen wie „Trabbi“, VW-Käfer oder Mercedes-Benz werden

verdeutlicht, während verspielte Veränderungen an Nutzfahrzeugen verborgene

Konnotationen offensichtlich machen.

Die Schau zeigt die soziale, künstlerische und wirtschaftliche Relevanz des Auto-Kults

aus künstlerischer Perspektive – kritisch, verblüffend und unterhaltsam.

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KünstlerInnen

Franz Ackermann (Außenraum)

Gottfried Bechtold

Ecke Bonk

Hofmann / Moises / Schatzl (Außenraum)

Christoph Keller

Köbberling / Kaltwasser

Hans Kupelwieser

Alicja Kwade (Außenraum)

Hannes Langeder

Michaela Melián

Olaf Mooij

Fritz Panzer

Axel Philipp

Fabrizio Plessi

Tobias Rehberger

Valentin Ruhry

Georg Seibert (Außenraum)

SUPERFLEX

Gustav Troger

Lieven van Velthoven

Peter Weibel

Erwin Wurm

Yin Xiuzhen

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Kunstvermittlungs- und Veranstaltungsprogramm

VERANSTALTUNGEN

So 11. März: sonntags um 11: Stella Rollig im Gespräch mit Erwin Wurm

Frühstücksbeginn 10 Uhr, Gesprächsbeginn 11 Uhr

Anmeldung bis Fr 9. März unter [email protected] oder T 0732.7070.3601 erbeten.

Eintritt inkl. Museumsbesuch, Vortrag und Frühstück € 14,- / nur Vortrag € 4,- / € 2,- für

StudentInnen der Kunstuniversität Linz

Sa 24. März, 19 Uhr: RAUM LENTOS: Präsentation von Hannes Langeders Fahrradi FFX

Do 26. April, 19 Uhr: Jour Fixe LENTOS: „Abschied vom Auto: Was jetzt?“ In Kooperation

mit DER STANDARD

Sa 16. Juni, ab 16 Uhr: Autosalon LENTOS: Car-Performance, Quartett-Meisterschaft,

Musik und Buchpräsentation

ÖFFENTLICHE FÜHRUNGEN

Immer sonntags, 16 Uhr

auf Deutsch, Dauer jeweils 1 Stunde, Führungsbeitrag € 3,- zuzügl. Eintritt.

Keine Anmeldung erforderlich.

Ab April auch auf Englisch und Tschechisch!

Duration 30 Min, € 2,- plus admission fee. Every 1st Saturday in a Month at 4 pm

GRUPPENFÜHRUNGEN

in deutscher, englischer und tschechischer Sprache, gegen Voranmeldung, max. 25

TeilnehmerInnen

für Erwachsene Dauer 1 Stunde, € 65,- zuzügl. Eintritt

für Studierende und außerschulische Weiterbildungsinstitutionen Dauer 1 Stunde, € 45,-

zuzügl. ermäßigter Eintritt

Krone-Familiensamstage

mit speziellem Programm für Groß und Klein! Um nur € 10,- inkl. Eintritt für die ganze

Familie. An folgenden Samstagen: 3. März, 7. April, 5. Mai und 2. Juni.

In Kooperation mit der Kronen Zeitung OÖ.

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FAMILIENPROGRAMM

Familienführung jeden Samstag, 15 Uhr, Dauer 1 Stunde, € 16,- pro Familie, keine

Anmeldung erforderlich. Familien erwartet ein Autorennen mit Hindernissen, ein

kunstvolles Quartettspiel und ein etwas ungewöhnliches „Malen nach Zahlen“.

Di 3.–Fr 6. und Sa 7. April

Seifenkisten-Workshop nach einem Konzept des Künstlers David Moises in den

Osterferien (BEREITS AUSGEBUCHT!)

Aufgrund der begrenzten TeilnehmerInnenzahl (max. 15 Kinder) steht nur bei

rechtzeitiger Anmeldung unter [email protected] ein Platz zur Verfügung.

Anmeldung für alle 5 Tage erforderlich.

Für Kinder zwischen 6 und 13 Jahren. Treffpunkt: Donauatelier.

€ 5,- pro Tag (für Eintritt, Material & KunstvermittlerIn)

Am Sa 7. April, 10–12 Uhr, findet ein Seifenkistenrennen statt.

SCHULE UND MUSEUM

SchülerInnenführungen: max. 25 TeilnehmerInnen (empfohlen für 15 TeilnehmerInnen),

Dauer 1 Stunde, € 30,-, Eintritt frei für SchülerInnen im Klassenverband, gegen

Voranmeldung

Workshops: Dauer 2 Stunden, € 5,- pro TeilnehmerIn, max. 15 TeilnehmerInnen

VS/Hort/ASO Der Lack muss ab!

Wie heißt dein Lieblingsauto? Ist es brav oder eigenwillig? Schnell wie ein silberner Flitzer

oder gemütlich und bunt? Wir durchsuchen die Ausstellung nach Automarken und reden

über deren Charakter. Unsere gepausten Zeichnungen mit Designentwürfen erzählen von

rasenden Rennwägen und vielleicht auch von einem verliebten Porsche.

Unterstufe Stille Post ohne Rost

Ein VW-Käfer ohne Stoßstange? Wo gibt’s denn so was? Du bekommst eine Skizze mit

einem Auto von einem deiner KlassenkameradInnen. Du hast den Auftrag, deren/dessen

Idee mit verschiedenen Materialien dreidimensional auszuführen. Es entstehen ungeahnte

Fahrzeuge. Das kann nur heiter werden!

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Oberstufe Matchbox Painting

Ein Spielzeugauto als Pinsel? Das geht! Für alle FahrschülerInnen und

FührerscheinanwärterInnen, die sich für ökologische Fragen und die Schönheit der

Geschwindigkeit interessieren. Bitte, falls vorhanden, nicht mehr benötigte Matchbox-

Autos mitbringen.

ANMELDUNG

Teleservice Center der Stadt Linz unter T 0732.7070 oder [email protected]

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Saalhefttexte / Exponateliste

Einleitung

Es gilt als des Menschen liebstes Spielzeug – das Auto. Auf jeden Fall ist es Kultobjekt

und Symbol für Lifestyle und Luxus. Gleichzeitig schwingen mit dem Auto auch negative

Aspekte mit: Spritpreise, Unfälle, Umweltbelastung. Der moderne Mensch scheint hin

und hergerissen durch seine Hassliebe zum Automobil.

Auch in der Kunst wird diese zwiespältige Beziehung thematisiert. In der Ausstellung CAR

CULTURE wird der große Ausstellungssaal des LENTOS zum Parkplatz mit zu Skulpturen

umgewandelten Autos. Die soziale, künstlerische und wirtschaftliche Bedeutung des Auto-

Kults wird aus künstlerischer Perspektive in den Mittelpunkt gerückt – kritisch,

verblüffend und unterhaltsam.

Das Saalheft der Kunstvermittlung ist alphabetisch geordnet und als Unterstützung für

die individuelle Annäherung an die Werke gedacht.

Franz Ackermann

*1963 in Neumarkt-Sankt Veit, lebt in Berlin

Helicopter Nr. 21 (Flucht- und Befreiungsfahrzeug), 2003

Ein Hybrid aus Auto und Hubschrauber – was hier wie ein Fantasieobjekt eines Science-

Fiction-Films oder wie ein überdimensionales Spielzeug aussieht, hat einen ernsten

Hintergrund. Schließlich waren es originale Entwürfe der RAF (Rote Armee Fraktion,

linksextremistische Terrorvereinigung in der BRD) aus dem Jahr 1971, nach denen der

Künstler Franz Ackermann einen VW in einen Helikopter umbaute.

Einerseits lässt einen dieses utopische Objekt schmunzeln, andererseits lassen einen die

in manischer Verzweiflung entstandenen Inspirationen zu diesem Fluchtfahrzeug

erschaudern.

Gottfried Bechtold

*1947 in Bregenz, lebt in Hörbranz und Bregenz

Panamera, 2012

Das jüngste Objekt in der Ausstellung ist im Foyer des LENTOS ausgestellt. Bechtold hat

die Arbeit Panamera erst kurz vor Eröffnung der Ausstellung fertig gestellt und präsentiert

sie hier zum ersten Mal der Öffentlichkeit. Es verwundert nicht, dass der Künstler, ein

bekennender Porsche-Liebhaber, wieder ein Auto dieser Marke bearbeitet hat. Diesmal ist

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es, wie der Titel schon verrät, ein Panamera, das erste Viersitzermodell von Porsche.

Bechtold hat alle Teile, die normalerweise aus Glas sind, durch Bronzeplatten ersetzt. An

der Karosserie sind Kameras installiert, die Bilder der Umgebung ins komplett dunkle

Wageninnere liefern. Fährt man mit diesem 500 PS starken Gefährt muss man sich

ausschließlich auf die Bilder der Übertragung verlassen. Das Ausgeliefertsein des

Menschen an die Technik wird hier augenscheinlich.

Verdichtung 997, 2006

Kaum mehr erkennbar ist er, der Porsche 997 Carrera S, zu einem Quader gepresst und

auf einem Sockel zu einer Skulptur mutiert. In der Glasflasche daneben werden das

übriggebliebene Motoröl und Benzin aufbewahrt. Das beinahe brandneue Fahrzeug diente

Porsche-Fan Gottfried Bechtold als Modell für Betonabgüsse für ein anderes Kunstwerk,

bevor er es in einer Schrottpresse „verdichten“ ließ.

Porsches kommen im Werk des Künstlers häufiger vor und symbolisieren für ihn

Geschwindigkeit und Status. Indem er die Fahrzeuge in Beton gießt oder sie, wie hier, zu

einer Skulptur presst, beraubt er sie ihrer Funktion und stellt Mobilität und Immobilität,

Geschwindigkeit und Stillstand bewusst gegenüber.

Ecke Bonk

*1953 in Kairo, lebt in Karlsruhe

Deutsche Einheit, Trabant E Klasse, Modell Brandenburger Tor, 1989/2009

Das DDR-Auto mit getönten Scheiben und auf Hochglanz poliert. Der Titel verrät: Es

handelt sich um einen Trabant der E(lite)-Klasse. Der Untertitel verweist auf das

Wahrzeichen Berlins: Aufnahmen vom Brandenburger Tor bestimmten am 9. November

1989 die Nachrichtenbilder vom Mauerfall. Ecke Bonk, vertreten auf der documenta X

und der Documenta11, fragt mit seiner Arbeit danach, welche Wahrheit die richtige ist.

Ost oder West? Denn das vom Westen verschmähte Material des „Plastikbombers“ könnte

heute auch für Elektroautos funktionieren. Aus dem Inneren der Karosserie dieses

Trabants tönen synthetische Stimmen, die Das Kapital von Karl Marx wiedergeben. Bonks

Trabant, der im Museum anders rezipiert wird als auf der Straße, ist gar nicht so weit weg

von der Wirklichkeit: In Berlin gibt es Rundfahrten mit getunten DDR-Fabrikaten. Sogar

eine Trabi-XXL-Stretchlimousine ist im Angebot.

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Severin Hofmann / David Moises / Leo Schatzl

*1973 in Salzburg, lebt in Zürich, *1973 in Innsbruck, lebt in Wien, *1958 in Obernberg

am Inn, lebt in Wien

Gimme Gummi (Autorotation), 2003

Sagt jemand zu Ihnen „Gib Gummi!“, dann sollen Sie das Gaspedal Ihres Autos

durchdrücken und losrasen. Auch bei der Autoskulptur von Hofmann, Moises und Schatzl

geht es um Schnelligkeit, wenn auch auf ganz andere Art und Weise als auf einer

Rennstrecke, wo wir ins Schleudern geraten können. Der weiße VW-Käfer wurde mit 150

Gepäckspanner-Gummiseilen in einem Gestell aufgehängt und lässt sich dadurch drehen.

Jedes Gummiseil hat eine Tragkraft von 10 Kilogramm. Dreht man das Auto ein, wird es

„aufgezogen“ und pendelt sich anschließend, je nach zuvor aufgebrachter Energie, in

konzentrischen Schleuderbewegungen wieder aus. Wunsch der Künstler ist es, dass sich

der VW-Käfer in eine dadaistisch anmutende und dynamische Skulptur verwandelt,

die Licht- und Farbmuster erzeugt und die für maximal fünf Passagiere ein besonderes

Erlebnis darstellt. Ein Schleudertrauma ist – zum Glück – ausgeschlossen.

Christoph Keller

*1967 in Freiburg, lebt in Berlin

Expedition Bus and Shaman Travel, 2002

Der silbrig glänzende VW-T2 lädt durch seine geöffnete Schiebetür zum Einsteigen ein.

Der Innenraum bestätigt den Eindruck von außen, dass es sich hier nicht um einen

gewöhnlichen Campingbus handelt. Auf die Windschutzscheibe werden mittels Zwei-

Kanal-Videoprojektion Ausschnitte ethnografischer Filme der 1950er und 1960er Jahre

projiziert. Die durch raffinierte Zeitverschiebungen manipulierten Aufnahmen, die vor

allem Schamanen-Rituale zeigen, machen diesen VW-Bus noch ungewöhnlicher.

Ein Reisemobil also, das virtuell in fremde Territorien und Kulturen führt und die

Expeditionslust und den Wissensdurst nach Ferne und Fremde hinterfragt.

Folke Köbberling und Martin Kaltwasser

*1969 in Kassel / *1965 in Münster, leben in Berlin

Cars into bicycles/Peugeot, 2008

Köbberling und Kaltwasser präsentieren zwei außergewöhnliche Fahrräder, die früher

einmal ein Auto gewesen sind. Die Demontage des Autos fand öffentlich auf einem

Parkplatz in Graz statt.

Die KünstlerInnen sind fasziniert von der Idee, in einer Gesellschaft zu leben, in der es

anstelle stinkender Autos nur noch Fahrräder auf den Straßen gibt. Möglicherweise hat

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auch Kaltwassers Herkunft aus der Fahrradstadt Münster bei dieser offensiven

Rückeroberung des urbanen Raums eine Rolle gespielt.

Crushed Cayenne, 2008

Köbberling und Kaltwasser haben bewusst einen bestimmten Autotyp ausgewählt, um uns

den Zusammenstoß zweier Luxuskarossen zu demonstrieren: den Porsche Cayenne Turbo.

Die KünstlerInnen haben diesen Geländewagen jedoch aus vorgefundenem Holz

zusammengebaut und ihm dadurch eine unkonventionelle Recycling-Optik verpasst.

Den erhöht sitzenden FahrerInnen eines solchen Luxusgefährts sagt man gerne

eine aggressive Fahrweise nach. Häufig sind sie in Unfälle verwickelt. Sie verstecken sich

hinter verspiegelten Scheiben und schotten sich so von der Umwelt ab.

Köbberling und Kaltwasser schenken uns ein Gegenmodell dazu: Wir können einsteigen,

aus den glaslosen Fenstern schauen und uns daran erfreuen, dass wir in unseren eigenen

Autos schon so oft mit dem Leben davon gekommen sind.

Hans Kupelwieser

*1948 in Lunz am See, lebt in Graz und Wien

Metallomobil, 2000

Mit dem Metallomobil hat Hans Kupelwieser das Automobil auf seine wesentlichste Form

reduziert. Mit genieteten Aluminiumplatten hüllte der Künstler ein Fahrzeug ein, lediglich

Reifen und Seitenspiegel ließ er bei der geometrischen Ummantelung aus.

Das verwendete Aluminium, ein Metall, das aufgrund seiner geringen Dichte vor allem in

der Luft- und Raumfahrt Verwendung findet, gibt diesem außergewöhnlichen Gefährt

einen futuristischen, edel wirkenden Charakter, der durch die besonders ergonomische

Form noch unterstrichen wird. Trotz der extremen Reduktion erkennt das Auge sofort das

vertraute Objekt Automobil. Die Veränderung irritiert, noch mehr auf der Straße als in

einem Museum und macht auf jeden Fall neugierig. Wie bei allen verhüllten Dingen, will

man wissen, was sich dahinter verbirgt.

Alicja Kwade

*1979 in Katowice, lebt in Berlin

Nissan (Parallelwelt 1 + 2), 2009

Diese Nissan Micras älteren Baujahrs sind Zwillinge der besonderen Art: Das auf sie

angewendete „Prinzip Parallelwelt“ gründet auf der Vorstellung, dass im Universum jedes

Teilchen sein Gegenstück hat. Entsprechend haben beide Autos die gleichen tiefen

Kratzer am Kotflügel und das Lenkrad befindet sich bei einem auf der rechten und bei

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dem anderen auf der linken Seite. Sogar der liegengebliebene Alltagsmüll im Inneren ist

identisch. Die Idee der Parallelwelt offenbart sich auch im Vergleich der

Nummernschilder, deren Lettern und Ziffern spiegelbildlich angeordnet sind.

Für die Dauer der Ausstellung verzichten Kwade und ihr Freund auf ihren fahrbaren

Untersatz. Die silbernen Wagen parken vor dem LENTOS und fordern durch ihre

Verdopplung unsere Wahrnehmung auf besondere Weise heraus.

Hannes Langeder

*1965 in Linz, lebt in Linz

Fahrradi FFX, 2012 und Ferdinand GT 3 RS, 2010

Ein Ferrari ist bekannt für seine Leistungsstärke und Geschwindigkeit. Langeders Fahrradi

FFX lehnt sich namentlich und optisch zwar an diese italienische Luxusautomarke an, ist

jedoch alles andere als schnell. Der Fahrradi FFX ist nämlich nur so schnell, wie die

Beine des Fahrers/der Fahrerin in die Pedale treten können. Nach dem „langsamsten

Porsche der Welt“, dem Ferdinand GT 3 RS, mit dem Langeder 2010 Staunen und Staus

in der Linzer Innenstadt verursacht hat, präsentiert er hier erstmals seine neueste

Entwicklung, die die Autowelt erneut überraschen wird.

Michaela Melián

*1956 in München, lebt in Eurasburg

Bertha Benz, Konstruktion, 1998/99

Melián widmet sich in ihrer Arbeit häufig historischen Ereignissen. Zur Installation in der

Ausstellung haben sie zwei bekannte Personen inspiriert und zu Recherchen angeregt:

Bertha Benz und Lady Di.

Bertha Benz, die Frau des Automobilpioniers Carl Benz, unternimmt am 5. August 1888

die erste Fernfahrt mit einem Automobil von Mannheim nach Pforzheim (106 km) und

beweist damit dessen Verkehrstüchtigkeit. Der Benz, der für die eine Frau das ganze

Leben bedeutet, bringt einer anderen den Tod: In einem Mercedes-Benz der S-Klasse

stirbt Lady Di. Auto-Händler verhüllen daraufhin in ihren Schauräumen die S-Klasse mit

schwarzem Tuch. Auf diese kuriose Form von Pietät spielt Melián an, wenn sie ihre

Konstruktion unter hautfarbenem Seidentaft verbirgt. Teil der Installation ist außerdem

ein Phantombild von Bertha Benz, ausgeführt von einem Phantombildzeichner nach

einer mündlichen Beschreibung Meliáns.

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Olaf Mooij

*1958 in Rotterdam, lebt in Rotterdam

Snake Pit, 2007

Drei Auto-Karosserien aus Polyester, beliebig zu einem Ensemble arrangiert. Der Titel der

Installation gibt Aufschluss über die Idee des Künstlers: Snake Pit, zu Deutsch

Schlangengrube. Die beigefarbenen Hüllen sind demnach symbolisch als abgestreifte

Schlangenhaut zu verstehen und erhalten einen organischen Charakter – Sinnbild für die

häufige Verlebendigung des Autos durch den Menschen. Mooij wählte darüber hinaus

bewusst die Karosserie eines Trabant. Deutlich wird, wie schnell ein Modell aufgrund

historischer Umbrüche und rasanter Automobilentwicklung veraltet und durch ein anderes

ersetzt wird.

Fritz Panzer

*1945 in Judenburg, lebt in Wien

Volkswagen, 2012

Fritz Panzer ist bekannt für seine Drahtskulpturen, die wie dreidimensionale Zeichnungen

aussehen. Massive schwere Gegenstände oder Teile ganzer Innenräume baut er aus

dünnem Draht nach und schafft so schwerelose Stellvertreter der originalen Gegenstände.

Meist reicht ein Blick, um die Vorbilder seiner Skulpturen zu erkennen. Obwohl das Auto

hier in der Ausstellung nur „anskizziert“ ist, erkennt man sogar das Modell: einen VW-

Golf. „Ich betrachte das Auto als etwas, das mir schon fremd geworden ist“, sagt der

Künstler. So wirkt auch diese Skulptur wie eine Erinnerung aus der Vergangenheit, die

schemenhaft nachgezeichnet wurde.

Axel Philipp

*1956 in Karlsruhe, lebt in Karlsruhe

S KY 2000, 2011

Das Cabriolet steht für ein ganz besonderes Lebens- und Fahrgefühl, das mit Freiheit,

Lässigkeit und durchaus auch mit Selbstdarstellung zu tun hat. In der Arbeit S KY 2000

bricht Philipp bewusst mit diesen Zuschreibungen. In einen Mercedes-Benz 280 füllte

der Künstler Altöl, wodurch das Fahrzeug unbenutzbar wurde. In der spiegelnden

Oberfläche der schmierigen Flüssigkeit reflektieren sich die BetrachterInnen. Unsere

Beziehung zum Cabrio lässt sich neu überdenken.

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Fabrizio Plessi

*1940 in Reggio Emilia, lebt in Venedig, Köln und auf Mallorca

Wasserwagen, 1981

Zu hören: das Geräusch von prasselndem Regen und Scheibenwischern. Zu sehen:

Bildschirme mit Regen und Wischern hinter den Windschutzscheiben zweier VW-Käfer.

Sie stehen sich gegenüber und leuchten sich mit ihren Scheinwerfern an. Ob sie

miteinander kommunizieren?

Plessi, der auf der EXPO 2000 den italienischen Pavillon gestaltete, beschäftigt sich

intensiv mit dem Thema Wasser und wurde in den 1970er Jahren durch

„Videoskulpturen“ bekannt. Von 1990–2000 hatte er den Lehrstuhl für „Humanisierung

der Technologien“ an der Kunsthochschule für Medien Köln inne. Entsprechend seiner

Idee der humanisierten Technik hat er durch diese Konstellation zweier VW-Käfer die

menschliche Wirkung von Autos auf poetische Weise zum Ausdruck gebracht.

Tobias Rehberger

*1966 in Esslingen, lebt in Berlin und Frankfurt a. M.

Pad-See-Euw, 2001

Soll das ein VW-Käfer sein? Diese Auto-Skulptur sieht nicht nur ungewöhnlich aus,

sondern hat auch einen bizarren thailändischen Titel. Dieser bedeutet übersetzt

„Pfannengerührtes mit Sojasauce“. Rehberger, der bekannt ist für Arbeiten, die zwischen

Kunst und Design angesiedelt sind, beauftragte thailändische Arbeiter mit der Herstellung

dieser Autoskulptur – eine besondere Form des „Outsourcing“ also. Grundlage dafür

waren Handzeichnungen, wodurch sich die Abweichungen vom Original erklären lassen.

Die Information, dass der Künstler für die Produktion in Thailand historische Skizzen aus

der NS-Zeit zur Verfügung stellte, die nach den Anforderungen Adolf Hitlers für den

„Kraft-durch-Freude-Wagen“ entstanden waren, rückt das zunächst lustig anmutende

Gefährt wieder näher in die Richtung seines historischen Ursprungs.

Valentin Ruhry

*1982 in Graz, lebt in Wien

VW Transporter, 2005

Der Titel beschreibt genau, was man sieht: einen VW-Bus. Nur dass es sich dabei um eine

zweidimensionale Abbildung eines solchen Transporters handelt, dessen Umrisse der

Künstler mit Elektrokabeln an die Wand „zeichnet“. Eine Glühbirne ziert das Ende des

Kabels genau an jener Stelle, wo bei einem echten, dreidimensionalen Bus das bekannte

VW-Zeichen thront. Die Arbeit ist typisch für den Künstler, der mit einfachen

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Alltagsmaterialen – häufig auch mit elektrischem Licht – Objekte nachbaut, diese dabei

immer subtil verfremdet und so neue Sichtweisen darauf ermöglicht.

Georg Seibert

*1939 in Kleinwiesen, lebt in Marleben und Berlin

Der Käfer – Ein Deutsches Wunder, 2004–2006

Ein himmelblauer VW-Käfer, eingebaut in ein Gerüst aus verzinktem Rundstahl, steht bis

9. Mai wie ein Denkmal auf dem Linzer Hauptplatz und wirbt um die Gunst von

TouristInnen und Linzer BürgerInnen. Das Nummernschild verrät den Titel: Der Käfer –

Ein Deutsches Wunder. Die Arbeit ist für den Außenraum konzipiert und verändert je nach

Standort die Interpretationsmöglichkeiten der BetrachterInnen. 2004–2006 stand sie im

Wendland an der Elbe. 2007 wurde der Käfer vor das VW-Design-Zentrum in Potsdam

gestellt, drei Jahre später war er in Hockenheim zu sehen – nicht auf der Motorsport-

Rennstrecke, sondern auf der Bundesgartenschau. In Linz verweist er auf die Ausstellung

CAR CULTURE im LENTOS.

Bei genauerer Betrachtung ist im Gerüst der Umriss eines Hauses erkennbar. Das Haus,

seit 1972 eine thematische Konstante im OEuvre des Künstlers, lässt sich in vielen

Varianten in seinen Stahlskulpturen wiederfinden. Es steht symbolisch für Schutz, aber

auch für die Möglichkeit der Abschottung.

SUPERFLEX

Künstlergruppe, die 1993 von Jakob Fenger, Rasmus Nielsen und Bjørnstjerne

Christiansen gegründet wurde. Leben in Kopenhagen

Burning Car, 2008

Video, 11 Min.

Ein brennendes Auto. Ein Bild, das man aus den Medien kennt. Oft wurden brennende

Autos nur mit Kriegsschauplätzen in von Diktatoren beherrschten Ländern in Verbindung

gebracht. Mittlerweile wird dieses Bild durch die Proteste und Krawalle in den Vororten

von Paris und London auch mit der westlichen Gesellschaft und ihren Problemen

assoziiert. Das Video zeigt eine reale Szene, bei der die Künstlergruppe SUPERFLEX für

eine Einzelausstellung in Middelburg/NL im Jahr 2008 einen Mercedes-Benz in Brand

gesetzt hat. Die Situation fesselt. Wie bei einem Lager- oder Kaminfeuer starrt man

fasziniert in die züngelnden Flammen und vergisst dabei schnell, dass es sich hier um ein

Auto handelt, das absichtlich angezündet wurde. Ähnlich ist es mit Medienbildern, die, so

schrecklich sie auch sein mögen, nicht immer als real wahrgenommen werden.

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Gustav Troger

*1951 in Kohlschwarz, lebt in Graz

Smart mirror-travel ®

AUTO ANIMIERTE LEERE, 2011

Fährt dieser Smart, verschmilzt er mit der Umgebung und wird unsichtbar. Grund dafür

ist die Verspiegelung, die der Künstler facettenartig auf der gesamten Karosserie

angebracht hat. Troger verweist auf kunsthistorische Inspirationsquellen, wie z. B. den

analytischen Kubismus, der auf Pablo Picasso und Georges Braque zurückgeht. In deren

Gemälden werden Gegenstände und Räume in Einzelfragmente zersplittert.

Auch René Magrittes berühmtes Werk Der Verrat der Bilder (Dies ist keine Pfeife)

regte Troger an, über Bild und Abbild nachzudenken. Oder eben über das Auto

als Skulptur oder die Skulptur als Auto.

Der Spiegel ist das Lieblingsmaterial des Künstlers. Bei Aktionen in der Öffentlichkeit

trug er sogar Spiegelfragmente auf dem eigenen Körper: als zweite Haut und als

Tarnkappe zugleich.

Lieven van Velthoven

*1984 in Leiden, lebt in Leiden

Room Racers, 2010

Diese interaktive Gaming-Installation des Softwareentwicklers van Velthoven lädt

BesucherInnen zum Spielen ein. Es werden Rennautos auf die Spielfläche am Boden

projiziert, die sich von den SpielerInnen durch Joysticks steuern lassen.

Es stehen verschiedene reale Gegenstände und Barrieren auf dem Spielfeld herum, auf

welche die virtuellen Rennwägen reagieren: Gerät ein Auto an eine reale Barriere, kommt

es nicht weiter und muss ausweichen. Probieren Sie es einfach aus, verschieben Sie die

Gegenstände und Barrieren nach Belieben und spielen Sie miteinander. Rennen mit

mehreren Flitzern sind möglich.

(Die Installation wurde als Best New Media Production 2011 auf dem niederländischen

Cinekid Youth Media Festival ausgezeichnet.)

Peter Weibel

*1944 in Odessa, lebt in Karlsruhe und Wien

Mechanik der Organismen – Organik der Maschinen, 1994

Ein umgedrehter Schildkrötenpanzer liegt auf einer VW-Käfer-Karosserie. Durch die

Gegenüberstellung dieser beiden ähnlichen Formen wird die organische Herkunft der

Autoform deutlich. Auch der Titel der Installation verweist auf die indirekte

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Einflussnahme der Natur auf die Technik. Der Mensch holt sich seit jeher seine

Inspirationen für technische Errungenschaften aus der Natur, von der Kopie simpler

Formen bis zu komplexen Prozessen (Bionik).

Erwin Wurm

*1954 in Bruck an der Mur, lebt in Wien und Limberg

Renault 25/1991, 2008

Sie sollte „schräg werden“, diese Autoskulptur – im wahrsten Sinne des Wortes.

Heraustreten aus der ursprünglichen Form, wie sämtliche Plastiken des Künstlers, die

beispielsweise fett, weich oder gar flüssig dargestellt sind und so die zeitgenössische

skulpturale Praxis erweitern.

Ob es gelingt, im Straßenverkehr die Kontrolle über so ein schiefes Fahrzeug zu behalten?

Wer beherrscht wen: das Auto den/die LenkerIn oder umgekehrt? Ähnlich wie in Wurms

One Minute Sculptures treffen Mensch und Ding auf ungewohnte Weise aufeinander. Die

Konstruktion dieses Werks war komplex und zeitintensiv. Die Herausforderungen beim

Umbau des Renault 25 in eine Autoskulptur mit 45-Grad-Neigung wurden festgehalten:

Ein Dokumentarfilm (Anton dans l’ombre), in dem ein Mitarbeiter Wurms bei seiner

täglichen Arbeit begleitet wurde, berichtet davon.

Yin Xiuzhen

*1963 in Peking, lebt in Peking

Collective Unconscious, 2007

Aus diesem Minivan ist durch eine Verlängerung aus Stoffbahnen eine lange Raupe

geworden. Ein Kleinbus stand in den 1990er Jahren für den wirtschaftlichen Aufschwung

in China, dem Herkunftsland der Künstlerin. Der gewählte Titel verweist auf das Leben im

Kollektiv, in dem der Einzelne anonym bleibt. Der Anonymität entgegen arbeitet die

Künstlerin: Ihr „Maxivan“ ist für BesucherInnen begehbar und als Treffpunkt gedacht.

Nehmen Sie also auf den Schemeln Platz und plauschen Sie mit anderen BesucherInnen.

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Mercedes-Benz

Der Name Mercedes hatte ursprünglich nichts mit einem Auto zu tun, sondern war das

Rennfahrer-Pseudonym des Daimler-Fahrzeughändlers Emil Jellinek (1853–1918) –

inspiriert vom Kosenamen seiner Tochter.

Die Namen Daimler und Mercedes waren schnell miteinander verbunden und die

Produktbezeichnung Daimler-Mercedes bald eingeführt. 1926 schließt sich die Daimler-

Motoren-Gesellschaft mit dem Konkurrenten Benz & Co. zur Daimler-Benz-AG zusammen,

wodurch der bis heute gültige Markenname Mercedes-Benz entsteht.

Neben den Luxuslimousinen ist der Name Mercedes-Benz auch im Motorrennsport

erfolgreich vertreten, aktuell mit den beiden deutschen Fahrern Nico Rosberg und

Michael Schumacher.

Porsche

Die Geschichte der Automarke Porsche beginnt mit dem österreichisch-deutschen

Konstrukteur Ferdinand Porsche (1875–1951). Im Jahr 1934 entwickelt Porsches

technisches Büro den deutschen Volkswagen, später auch VW-Käfer genannt.

Das erste Auto mit dem Namen Porsche, der 356 Nr.1 Roadster, wird 1947, als bereits

der Sohn Ferry den Betrieb übernommen hat, hergestellt. Auch das berühmte Porsche-

Wappen, das neben dem schwarzen, sich aufbäumenden Pferd auch das Stuttgarter

Stadtwappen in sich trägt, geht auf Ferry zurück.

Das wohl bekannteste Modell, der 911, kommt 1963 auf den Markt.

Porsche zählt heute, auch durch die Unternehmenszusammenführung mit der Volkswagen

AG 2009, zu den erfolgreichsten Automobilkonzernen weltweit.

smart

Der Autoname smart setzt sich aus den Initialen der Wörter Swatch und Mercedes sowie

dem englischen Wort für Kunst – also art – zusammen.

Die Idee geht auf Nicolas G. Hayek zurück, den Gründer der Swatch-Gruppe.

Das Unternehmen wurde 1994 als Tochtergesellschaft von Daimler-Benz und der

Schweizer SMH SA (Société Suisse de Microélectronique et d’Horlogerie) gegründet.

Bereits 1998 verkaufte Hayek seine Anteile an Daimler-Benz, die Smart GmbH wurde

2006 aufgelöst und in die Daimler-Chrysler-Organisation integriert.

NutzerInnen schätzen den smart als sparsames, ökologisches Stadtauto, das in

jede Parklücke passt.

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Trabant

1957 lief im VEB Sachsenring der erste Trabant vom Band. Schon 1954 hatte das

ostdeutsche Kabinett beschlossen, einen Kleinwagen mit einer Kunststoffkarosserie

zu bauen. Während in Westdeutschland der VW-Käfer großen Absatz fand, war in der DDR

das Material für die Autoproduktion knapp. Blech war in der DDR selten und teuer, daher

wurde „Duroplast“ entwickelt, ein Material aus Harzpulver und Baumwolle. Aufgrund

dieses Materials bekam der Trabi viele Spitznamen, wie z. B. Rennpappe.

In den 1980er Jahren wurde der Viertaktmotor des VW-Polo eingebaut, da der Trabant

technisch völlig veraltet war. Der erneuerte Trabant wurde dadurch für viele

unerschwinglich. Nachdem im November 1989 die Mauer fällt, ist auch der Trabant

Geschichte. Das Sachsenring-Werk in Zwickau schloss im April 1991.

VW-Bus

Der VW-Bus, offiziell als VW-T2 bezeichnet, ist nach dem VW-Käfer der zweite zivile

Volkswagen. Der Prototyp dieses praktischen Transportwagens wurde 1948 entwickelt.

Mittlerweile gibt es bereits die 5. Generation.

Um die Idee für den VW-Bus rankt sich eine Legende. Der Lieferwagen geht angeblich auf

den niederländischen VW-Importeur Ben Pon zurück. Inspiriert wurde dieser von einem

Aufenthalt im VW-Werk, bei dem ihm umgebaute Käfer-Modelle mit einfachen

Holzplatten als Ladefläche auffielen. Sein rundliches Aussehen brachte dem Wagen

schon früh den Spitznamen „Bulli“ ein, der bis heute gebräuchlich ist.

Durch seine vielseitigen Modelle, vom einfachen Pritschenwagen über Kleinbus,

Einsatzfahrzeug bis hin zum Campingbus mit Klappdach deckt der VW-Bus viele

Nutzfahrzeug-Formen und Bedürfnisse ab. Mittlerweile genießen vor allem die Modelle T1

und T2 aus den 1950er bis 1970er Jahren Kultstatus und sind begehrte Sammlerstücke.

Die Strahlkraft des „Bulli“ wurde auch von der internationalen Film- und Fernsehindustrie

erkannt, die das Auto in vielen Produktionen in Szene setzte, darunter Filme wie Zurück

in die Zukunft und Die fetten Jahre sind vorbei.

VW-Käfer

Der historische Ursprung des VW-Käfers gründet im Nationalsozialismus. Propagiert

wurde ein erschwinglicher „Volkswagen“, der einer großen Bevölkerungsschicht

zugänglich gemacht werden sollte. 1933 nahm Ferdinand Porsche den Auftrag Adolf

Hitlers an, den „Kraft-durch-Freude-Wagen“, kurz „KdF-Wagen“, zu konstruieren. Im

Dezember 1938 wurde ein Modell auch in Linz vorgeführt. Der Käfer sollte aber nicht in

Serie gehen, da das im Mai 1938 gegründete Volkswagenwerk kriegswichtige

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Rüstungsgüter herstellen musste. Der 2. Weltkrieg verhinderte die Auslieferung der

bestellten Automobile. Zur Serienproduktion kam es erst im Sommer 1945 unter Aufsicht

der britischen Militärregierung.

Der VW-Käfer wurde zum Symbol des deutschen Wirtschaftswunders und gilt heute als

meistverkauftes Auto der Welt. Erst durch seinen Export in die USA in den 1950er Jahren

wurde er zum „Beetle“ bzw. „Bug“, also zum Käfer.

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Pressebilder

Die Pressebilder stehen auch auf www.lentos.at zum Download bereit.

1. Ecke Bonk Deutsche Einheit / German Unit, Trabant E Klasse / Modell Brandenburger Tor, 1989/2009 Sammlung Showground Trust, Waimate North, NZ Foto © Ecke Bonk Foto: Hartmut Nägele

2. Leo Schatzl / Severin Hofmann / David Moises Gimme Gummi (Autorotation), 2003 Foto: P. M. Schultes © VBK, Wien 2012

3. Fritz Panzer Volkswagen, 2012 Foto © Courtesy Fritz Panzer und Krobath Wien | Berlin

5. SUPERFLEX Burning Car, 2008 Videostill

4. Gottfried Bechtold Verdichtung 997, 2006 Gottfried Bechtold, Hörbranz Foto © Gottfried Bechtold; Kunsthaus Bregenz Foto: Markus Tretter

6. Michaela Melián Bertha Benz, Konstruktion, 1999 © Michaela Melián und Barbara Gross Galerie, München / VBK, Wien 2012 Foto: Wilfried Petzi

7. Folke Köbberling / Martin Kaltwasser Crushed Cayenne, 2008 Galerie Anselm Dreher, Berlin Foto: maschekS. © VBK, Wien 2012

8. Fabrizio Plessi Wasserwagen, 1981 ZKM | Karlsruhe Foto: maschekS.

9. Erwin Wurm Renault 25/1991, 2008 Courtesy Galerie Thaddaeus Ropac, Paris, Frankreich Foto: maschekS. © VBK, Wien 2012

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10. Olaf Mooij Snake Pit, 2007 Galerie Petra Nostheide-Eÿcke, Düsseldorf Foto: maschekS.

12. Ausstellungsansicht CAR CULTURE. Das Auto als Skulptur LENTOS Kunstmuseum Linz Im Bild links: Erwin Wurm, Renault 25/1991, 2008. Courtesy Galerie Thaddaeus Ropac, Paris, Frankreich © VBK, Wien 2012; rechts vorne: Peter Weibel, Mechanik der Organismen – Organik der Maschinen, 1994. Archiv Weibel; rechts hinten: Tobias Rehberger, Pad-See-Euw, 2001. ZKM | Karlsruhe Foto: maschekS.

11. Ausstellungsansicht CAR CULTURE. Das Auto als Skulptur LENTOS Kunstmuseum Linz Im Bild rechts: Yin Xiuzhen, Collective Unconscious, 2007. © Alexander Ochs Galleries, Berlin, Peking; links: Axel Philipp, S KY 2000, 2011 Foto: maschekS.

13. Georg Seibert Der Käfer – Ein Deutsches Wunder, 2004–2006 (am Linzer Hauptplatz) Galerie Keller, Mannheim © VBK, Wien 2012 Foto: maschekS.