carte blanche 38, Idee - Skizze - Abstraktion

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carte blanche 38 Idee – Skizze – Abstraktion Bruno Bossart

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Bruno Bossart

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carte blanche38

Idee – Skizze – Abstraktion Bruno Bossart

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VorwortWenn Bruno Bossart im Sommer 2015 nach mehr als einem ¼-Jahrhundert die Architekturschule in Winterthur verlässt, ist dies einen Moment der Einkehr wert. Bruno hilft uns dabei, hat er doch eine «carte blanche» verfasst, worin er diese Zeitspanne in schönem Rhythmus Revue passieren lässt durch seine Neujahrskarten, die jeweils die Arbeit eines Jahres an einem aktuellen Projekt aus seinem Büro in einem Bild verdichtet. Unzählige solche preziöse Wegmarken hat er verfasst und sie säumen nun die lange Zeitspanne. Vielen Dank für das Dokument.Kaum war ich Leiter der Architekturschule, habe ich mir jeweils ungefragt Bruno Bossart als Part-ner im Dozententeam zugeteilt; aus Eigennutz, weil einen korrekteren, engagierteren und kompe-tenteren Kollegen kann man sich nicht wünschen. Mit ihm unterrichten zu dürfen, macht Freude. Dass er mir und manchem anderen Kollegen die Türen geöffnet hat für Wettbewerbe und Projekte in der Ostschweiz ist bezeichnend für ihn. Bruno Bossart gelang es, was sicher nicht einfach ist, die Tätigkeit im Büro und an der Hoch-schule zu verbinden. Was wünscht man sich mehr für eine Architekturschule, die von der Verbin-dung zwischen Praxis und Lehre lebt.

Stephan MäderWinterthur, Juni 2015

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Idee – Skizze – Abstraktion … oder der Stoff, aus dem die Neujahrskarten sind

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Bruno Bossart zeigte seinen Studierenden, dass es keine Standardlösungen für gute Architektur gibt. Die wesentliche Voraussetzung für authentisches Entwerfen ist vielmehr, die richtigen Fragen zu stellen, den Kontext mit seinen kulturellen und physischen Gegebenheiten kritisch zu lesen, unermüdlich nach wertvollen Ideen in einem Projekt zu suchen; die Gedanken zu klären – und immer wieder sie auf ihre Essenz zu bringen mit der einfachen Skizze. Sein Handwerkzeug hatte Bruno Bossart immer dabei: den Bleistift, das Skizzenpapier. Bruno Bossart ist in vielerlei Hinsicht „Old School“ – ein traditioneller Mensch. Auch zweitausend Jahre nach ihrer Formulierung sind für ihn die Vitruvianischen Prinzipien Firmitas, Utilitas und Venustas noch immer leitend. Klare, einfache Ratschläge prägten seine Gespräche mit den Studierenden: Skizzieren; gute Grundrisse entwickeln; die grossen Meister studieren – dabei über sie nachdenken, aber nicht sie nachzuahmen; wissen, was trägt und was trennt; die Fugen des Gebäudes vor Wasser schützen. Die Beispiele aus der eigenen Praxis integrierte Bruno Bossart unaufdringlich in seine Lehre – auch darin zeigte sich der „Bau-Meister“.

Konstanz ohne Sturheit zeichnet Bruno Bossart aus, das Festhalten an etwas, das seinen Zweck gut erfüllt und hohen Wiedererkennungswert hat – das Layout seiner Dokumentationen und seiner Powerpoint-Präsentationen, um nur ein Beispiel zu nennen. Danke, Bruno, für alles, was Du uns – Dozierende wie Studierende – gelehrt hast, für Deine grossartige Persönlichkeit, Deine wahre „Gut-Mütigkeit“ und Deine Kollegialität –und dafür, dass Du uns so ehrlich und offen hast teilnehmen lassen an Deiner Leidenschaft für gute Architektur!

Oya Atalay FranckMai 2015

Bruno Bossart – „Ohne Leidenschaft keine Architektur“

Nach 27 Jahren – noch eindrücklicher: nach mehr als einem Vierteljahrhundert – nimmt Bruno Bossart Abschied von der ZHAW. Er selbst bezeichnete die Schule als eines der drei Beine, auf denen er beruflich steht – neben seinen Tätigkeiten im Architekturbüro und seinen Beratungsmandaten (mittlerweile über 6000). Bruno Bossart ist ein wunderbarer Lehrer, der immer an das Ziel denkt. „Weisst Du, wie es weiter geht?“ ist die typische Frage an die Studierenden am Ende seiner Kritiken. Er weiss, wie es für ihn nach diesem Lebensabschnitt weitergeht, und er freut sich auch darauf – wenn auch vielleicht ein Stück der „Routine“ seines dritten Standbeines ihm fehlen wird; jene Routine der intensiven Dienstage, die pünktlich um 8 Uhr in der Halle 180 begannen und üblicherweise abends bis um 20 Uhr dauerten, nur unterbrochen von einem geselligen Mittagessen mit dem Team der Dozierenden, bei dem man sich über das „Geschäftliche“, aber auch vieles mehr austauschen konnte, immer begleitet von einem Glas Ittinger Klosterbräu.

Bruno Bossarts architektonisches Schaffen wird geprägt von seinem „ausserordentlichen Sinn für Gleichgewichte, der es ihm erlaubt, Altes und Neues, Grosses und Kleines, Flächiges und Plastisches, kurz Ungleiches aller Art in eine stimmige architektonisch-räumliche Komposition zusammenzuführen“, wie Martin Tschanz kürzlich schrieb. Akademisch gebildet und gleichzeitig der Baumeistertradition verpflichtet, hat Bruno Bossart an der Schule ganz nach seiner Art unterrichtet. Sein Motto war es, Leidenschaft für Architektur zu entfachen, weil gute Architektur ohne Leidenschaft undenkbar ist. Ein Architekt ohne Leidenschaft wäre nichts anderes als ein „Abwickler“ einer Bauaufgabe. Leidenschaft zeigen hingegen heisst, für das Metier und die Aufgabe Liebe entwickeln, gleichzeitig aber auch die Konfrontation nicht zu scheuen und für ein gutes Ergebnis auch zu leiden.

Für eine inspirierte architektonische Gestaltung wäre das die Voraussetzung, aber natürlich kein Rezept. Seine Leidenschaft hat Bruno Bossart uns und den Studierenden mit Wissen, Können und Fingerspitzengefühl 27 Jahre lang vorgelebt. Geduldig zuhörend, mit klaren Worten und aussagekräftigen, charaktervollen Skizzen die in den studentischen Arbeiten schlummernden Ideen herausschälend und schärfend, bis eine überzeugende räumlich-konstruktive Lösung vorlag. Bruno Bossart liess nicht locker, und die Tischkritiken endeten jeweils erst, wenn von der Studentin, vom Studenten auf die oben erwähnte Frage „weisst Du, wie es weitergeht?“– ein ehrliches und überzeugtes Ja kam – und dies alles in einer hochanständigen, respektvollen Art des Gesprächs. Fast etwas aus der Zeit gefallen, könnte man ganz ohne Hintergedanken sagen: kritisch, aber sachlich und bodenständig; nie vernichtend; die Ideen des Gegenüber immer ernstnehmend; geduldig, einfach und klar, und immer in Wort und Bild – diese heutzutage leider eher seltenen Qualitäten als Zeichen von unaufdringlicher Autorität und von Souveränität ohne Überheblichkeit.

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Bruno Bossart zeigte seinen Studierenden, dass es keine Standardlösungen für gute Architektur gibt. Die wesentliche Voraussetzung für authentisches Entwerfen ist vielmehr, die richtigen Fragen zu stellen, den Kontext mit seinen kulturellen und physischen Gegebenheiten kritisch zu lesen, unermüdlich nach wertvollen Ideen in einem Projekt zu suchen; die Gedanken zu klären – und immer wieder sie auf ihre Essenz zu bringen mit der einfachen Skizze. Sein Handwerkzeug hatte Bruno Bossart immer dabei: den Bleistift, das Skizzenpapier. Bruno Bossart ist in vielerlei Hinsicht „Old School“ – ein traditioneller Mensch. Auch zweitausend Jahre nach ihrer Formulierung sind für ihn die Vitruvianischen Prinzipien Firmitas, Utilitas und Venustas noch immer leitend. Klare, einfache Ratschläge prägten seine Gespräche mit den Studierenden: Skizzieren; gute Grundrisse entwickeln; die grossen Meister studieren – dabei über sie nachdenken, aber nicht sie nachzuahmen; wissen, was trägt und was trennt; die Fugen des Gebäudes vor Wasser schützen. Die Beispiele aus der eigenen Praxis integrierte Bruno Bossart unaufdringlich in seine Lehre – auch darin zeigte sich der „Bau-Meister“.

Konstanz ohne Sturheit zeichnet Bruno Bossart aus, das Festhalten an etwas, das seinen Zweck gut erfüllt und hohen Wiedererkennungswert hat – das Layout seiner Dokumentationen und seiner Powerpoint-Präsentationen, um nur ein Beispiel zu nennen. Danke, Bruno, für alles, was Du uns – Dozierende wie Studierende – gelehrt hast, für Deine grossartige Persönlichkeit, Deine wahre „Gut-Mütigkeit“ und Deine Kollegialität –und dafür, dass Du uns so ehrlich und offen hast teilnehmen lassen an Deiner Leidenschaft für gute Architektur!

Oya Atalay FranckMai 2015

Bruno Bossart – „Ohne Leidenschaft keine Architektur“

Nach 27 Jahren – noch eindrücklicher: nach mehr als einem Vierteljahrhundert – nimmt Bruno Bossart Abschied von der ZHAW. Er selbst bezeichnete die Schule als eines der drei Beine, auf denen er beruflich steht – neben seinen Tätigkeiten im Architekturbüro und seinen Beratungsmandaten (mittlerweile über 6000). Bruno Bossart ist ein wunderbarer Lehrer, der immer an das Ziel denkt. „Weisst Du, wie es weiter geht?“ ist die typische Frage an die Studierenden am Ende seiner Kritiken. Er weiss, wie es für ihn nach diesem Lebensabschnitt weitergeht, und er freut sich auch darauf – wenn auch vielleicht ein Stück der „Routine“ seines dritten Standbeines ihm fehlen wird; jene Routine der intensiven Dienstage, die pünktlich um 8 Uhr in der Halle 180 begannen und üblicherweise abends bis um 20 Uhr dauerten, nur unterbrochen von einem geselligen Mittagessen mit dem Team der Dozierenden, bei dem man sich über das „Geschäftliche“, aber auch vieles mehr austauschen konnte, immer begleitet von einem Glas Ittinger Klosterbräu.

Bruno Bossarts architektonisches Schaffen wird geprägt von seinem „ausserordentlichen Sinn für Gleichgewichte, der es ihm erlaubt, Altes und Neues, Grosses und Kleines, Flächiges und Plastisches, kurz Ungleiches aller Art in eine stimmige architektonisch-räumliche Komposition zusammenzuführen“, wie Martin Tschanz kürzlich schrieb. Akademisch gebildet und gleichzeitig der Baumeistertradition verpflichtet, hat Bruno Bossart an der Schule ganz nach seiner Art unterrichtet. Sein Motto war es, Leidenschaft für Architektur zu entfachen, weil gute Architektur ohne Leidenschaft undenkbar ist. Ein Architekt ohne Leidenschaft wäre nichts anderes als ein „Abwickler“ einer Bauaufgabe. Leidenschaft zeigen hingegen heisst, für das Metier und die Aufgabe Liebe entwickeln, gleichzeitig aber auch die Konfrontation nicht zu scheuen und für ein gutes Ergebnis auch zu leiden.

Für eine inspirierte architektonische Gestaltung wäre das die Voraussetzung, aber natürlich kein Rezept. Seine Leidenschaft hat Bruno Bossart uns und den Studierenden mit Wissen, Können und Fingerspitzengefühl 27 Jahre lang vorgelebt. Geduldig zuhörend, mit klaren Worten und aussagekräftigen, charaktervollen Skizzen die in den studentischen Arbeiten schlummernden Ideen herausschälend und schärfend, bis eine überzeugende räumlich-konstruktive Lösung vorlag. Bruno Bossart liess nicht locker, und die Tischkritiken endeten jeweils erst, wenn von der Studentin, vom Studenten auf die oben erwähnte Frage „weisst Du, wie es weitergeht?“– ein ehrliches und überzeugtes Ja kam – und dies alles in einer hochanständigen, respektvollen Art des Gesprächs. Fast etwas aus der Zeit gefallen, könnte man ganz ohne Hintergedanken sagen: kritisch, aber sachlich und bodenständig; nie vernichtend; die Ideen des Gegenüber immer ernstnehmend; geduldig, einfach und klar, und immer in Wort und Bild – diese heutzutage leider eher seltenen Qualitäten als Zeichen von unaufdringlicher Autorität und von Souveränität ohne Überheblichkeit.

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Page 6: carte blanche 38, Idee - Skizze - Abstraktion

Kleine Architekturweltenles petites fugues

Jetzt zückt er aus seiner Brusttasche den Fixpencil.

Er hat interessiert zugehört – in sich gekehrt.

Die grossen blauen Augen zielen über den Rand der Brille.

Das papierne Tischset mit den Weintropfen kehrt er auf die Rückseite.

Vor ihm liegt das leere weisse Blatt.

Das Wesen der Dinge

Meisterhaft skizziert er nun sein architektonisches Bild.

Er filtert nach und nach mittels zwei- respektive dreidimensionaler Darstellung die Essenz der architektonischen Debatte auf das Papier.

Mir scheint, als denke er mit seinen Händen.

Handwerklich stösst er gleichsam einen Architekturprozess an.

Mit äusserster Präzision formuliert er eine Bildgeschichte, sodass seine Haltung dem Gegenüber in überzeugender Art verständlich gemacht wird.

Architektur als Passion

Bruno Bossart lebt die Architektur förmlich.

Als gefragter Architekt, Dozent und Berater schafft er es, über Jahrzehnte seinen hohen Ansprüchen gerecht zu werden.

Ich schätze mich glücklich, einer von jenen Menschen zu sein, der seit über 33 Jahren die schwarze Karte mit dem weissen Architekturthema geschenkt bekommt.

Diese jährliche Reflektion seines architektonischen Schaffens ist auch immer mit den Worten „Viel Glück“ versehen.

Ich danke Dir, Bruno.

Peter Quarella April 2015 * les petites fugues, Film von Yves Yersin, 1979

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Kleine Architekturweltenles petites fugues

Jetzt zückt er aus seiner Brusttasche den Fixpencil.

Er hat interessiert zugehört – in sich gekehrt.

Die grossen blauen Augen zielen über den Rand der Brille.

Das papierne Tischset mit den Weintropfen kehrt er auf die Rückseite.

Vor ihm liegt das leere weisse Blatt.

Das Wesen der Dinge

Meisterhaft skizziert er nun sein architektonisches Bild.

Er filtert nach und nach mittels zwei- respektive dreidimensionaler Darstellung die Essenz der architektonischen Debatte auf das Papier.

Mir scheint, als denke er mit seinen Händen.

Handwerklich stösst er gleichsam einen Architekturprozess an.

Mit äusserster Präzision formuliert er eine Bildgeschichte, sodass seine Haltung dem Gegenüber in überzeugender Art verständlich gemacht wird.

Architektur als Passion

Bruno Bossart lebt die Architektur förmlich.

Als gefragter Architekt, Dozent und Berater schafft er es, über Jahrzehnte seinen hohen Ansprüchen gerecht zu werden.

Ich schätze mich glücklich, einer von jenen Menschen zu sein, der seit über 33 Jahren die schwarze Karte mit dem weissen Architekturthema geschenkt bekommt.

Diese jährliche Reflektion seines architektonischen Schaffens ist auch immer mit den Worten „Viel Glück“ versehen.

Ich danke Dir, Bruno.

Peter Quarella April 2015 * les petites fugues, Film von Yves Yersin, 1979

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Page 8: carte blanche 38, Idee - Skizze - Abstraktion

Einleitung

Da und dort hängen sie in langer Reihe an den Wänden der Architekturbüros meiner Kollegen – schwarz, im Hochformat von 10.5 x 21 cm – darauf ein abstraktes weisses Gebilde, das nicht auf den ersten Blick auszumachen ist und den schwarzen Grund aufhellt. Gemeint sind meine Weihnachtskarten, die in dieser Form in den letzten 20 Jahren die Wünsche für das kommende Jahr übermittelten. Offenbar sammelt man, was alljährlich in ähnlicher Form erscheint. Vielleicht interessiert aber auch die verschlüsselte Botschaft. Weil ich oft auf den Inhalt des Karten-Sujets angesprochen wurde, ist die Auflösung des Rätsels seit einigen Jahren auf der Rückseite aufgedruckt.

Die Schulleitung des Departements Architektur Gestaltung und Bauingenieurwesen der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften hat angeregt, meine Neujahrskarten in einer „carte blanche“ rückblickend zu zeigen. Mittlerweile sind es 33 Karten, die sich im Laufe der Zeit entwickelt haben. Bei der Vorbereitung ist mir bewusst geworden, dass die Karten zwar gedachte oder gebaute Sujets aus dem Architekturbüro-Alltag zeigen, aber indirekt sehr viel mit meiner 27-jährigen Tätigkeit als Dozent an der Architekturschule zu tun haben. Ohne die ZHAW, respektive das ehrwürdige „alte Tech“, wären die Neujahrskarten in dieser Form nie entstanden. Doch zuerst, wie kam es zur heutigen Neujahrskarte?

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Page 9: carte blanche 38, Idee - Skizze - Abstraktion

Einleitung

Da und dort hängen sie in langer Reihe an den Wänden der Architekturbüros meiner Kollegen – schwarz, im Hochformat von 10.5 x 21 cm – darauf ein abstraktes weisses Gebilde, das nicht auf den ersten Blick auszumachen ist und den schwarzen Grund aufhellt. Gemeint sind meine Weihnachtskarten, die in dieser Form in den letzten 20 Jahren die Wünsche für das kommende Jahr übermittelten. Offenbar sammelt man, was alljährlich in ähnlicher Form erscheint. Vielleicht interessiert aber auch die verschlüsselte Botschaft. Weil ich oft auf den Inhalt des Karten-Sujets angesprochen wurde, ist die Auflösung des Rätsels seit einigen Jahren auf der Rückseite aufgedruckt.

Die Schulleitung des Departements Architektur Gestaltung und Bauingenieurwesen der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften hat angeregt, meine Neujahrskarten in einer „carte blanche“ rückblickend zu zeigen. Mittlerweile sind es 33 Karten, die sich im Laufe der Zeit entwickelt haben. Bei der Vorbereitung ist mir bewusst geworden, dass die Karten zwar gedachte oder gebaute Sujets aus dem Architekturbüro-Alltag zeigen, aber indirekt sehr viel mit meiner 27-jährigen Tätigkeit als Dozent an der Architekturschule zu tun haben. Ohne die ZHAW, respektive das ehrwürdige „alte Tech“, wären die Neujahrskarten in dieser Form nie entstanden. Doch zuerst, wie kam es zur heutigen Neujahrskarte?

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Page 10: carte blanche 38, Idee - Skizze - Abstraktion

Die Anfänge

Kurz nach der Gründung meines Architekturbüros trafen vor Weihnachten die ersten Neujahrskarten von Unternehmern ein. Sie sahen irgendwie alle gleich aus, es waren Karten wie man sie massenweise herstellt und einkauft. Trotzdem, ich habe mich über die kleinen Aufmerksamkeiten gefreut und wollte fürs Jahr 1982 auch Neujahrskarten verschicken. Doch das nötige Kleingeld fehlte, um eine eigene Karte drucken zu lassen. Mit dem Tuscheschreiber Rapidograph konnte ich umgehen und eine Fotokopier-Anstalt war bei meinem Architekturbüro gleich um die Ecke. Es blieb mir nichts anderes übrig, als einen Prototyp zu zeichnen, um ihn mit dem Fotokopierer zu vervielfältigen. So zeichnete ich auf einem Kleinformat einen antiken Tempel, ein Architekturmotiv, das für meine Berufszunft stand. Das Miniformat 66 x 99 mm erlaubte mir, möglichst viele verkleinerte Zeichnungen auf ein A4-Blatt zu kleben, das ich in grossen Mengen kostengünstig kopieren konnte. Da es ja noch keine Farbkopierer gab, war das Sujet schwarz. Kopiert, ausgeschnitten und gefaltet, machte die Karte irgendwie eine Gattung. Die Karten waren in den ersten 10 Jahren vielfältig in der Gestaltung – beispielsweise eine Skizze oder eine verfremdete Fotografie. Vorerst wurde das schwarze Sujet auf graues Papier kopiert. Später wollte ich die Karten farbiger gestalten und verwendete blaues Papier. Etliche Kollegen meinten, das ginge doch nicht, sie hätten sich bereits an die schwarz-grauen Karten gewöhnt. Geldnot, eine günstige Vervielfältigungsart und die kritische Kundschaft sind schuld daran, dass die Neujahrskarten bis heute in dieser Form die Glückwünsche überbringen. Seit gut 20 Jahren erscheint die Neujahrskarte mit dem gleichen Aufbau. Ungeduldige fragen mich bereits im Sommer, ob denn wieder eine Karte komme und ob ich bereits ein Sujet hätte. An das Aufhören kann ich wohl nicht denken.

Rechts:O: Tempelsujet 1982U: Skizzen zu Wohnhäusern Rosenberg St. Gallen 1986

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Die Anfänge

Kurz nach der Gründung meines Architekturbüros trafen vor Weihnachten die ersten Neujahrskarten von Unternehmern ein. Sie sahen irgendwie alle gleich aus, es waren Karten wie man sie massenweise herstellt und einkauft. Trotzdem, ich habe mich über die kleinen Aufmerksamkeiten gefreut und wollte fürs Jahr 1982 auch Neujahrskarten verschicken. Doch das nötige Kleingeld fehlte, um eine eigene Karte drucken zu lassen. Mit dem Tuscheschreiber Rapidograph konnte ich umgehen und eine Fotokopier-Anstalt war bei meinem Architekturbüro gleich um die Ecke. Es blieb mir nichts anderes übrig, als einen Prototyp zu zeichnen, um ihn mit dem Fotokopierer zu vervielfältigen. So zeichnete ich auf einem Kleinformat einen antiken Tempel, ein Architekturmotiv, das für meine Berufszunft stand. Das Miniformat 66 x 99 mm erlaubte mir, möglichst viele verkleinerte Zeichnungen auf ein A4-Blatt zu kleben, das ich in grossen Mengen kostengünstig kopieren konnte. Da es ja noch keine Farbkopierer gab, war das Sujet schwarz. Kopiert, ausgeschnitten und gefaltet, machte die Karte irgendwie eine Gattung. Die Karten waren in den ersten 10 Jahren vielfältig in der Gestaltung – beispielsweise eine Skizze oder eine verfremdete Fotografie. Vorerst wurde das schwarze Sujet auf graues Papier kopiert. Später wollte ich die Karten farbiger gestalten und verwendete blaues Papier. Etliche Kollegen meinten, das ginge doch nicht, sie hätten sich bereits an die schwarz-grauen Karten gewöhnt. Geldnot, eine günstige Vervielfältigungsart und die kritische Kundschaft sind schuld daran, dass die Neujahrskarten bis heute in dieser Form die Glückwünsche überbringen. Seit gut 20 Jahren erscheint die Neujahrskarte mit dem gleichen Aufbau. Ungeduldige fragen mich bereits im Sommer, ob denn wieder eine Karte komme und ob ich bereits ein Sujet hätte. An das Aufhören kann ich wohl nicht denken.

Rechts:O: Tempelsujet 1982U: Skizzen zu Wohnhäusern Rosenberg St. Gallen 1986

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Page 12: carte blanche 38, Idee - Skizze - Abstraktion

Die Neujahrskarte und die ZHAW

Was hat die Gestaltung der Neujahrskarte mit meiner Tätigkeit als Dozent an der ZHAW zu tun? Sehr viel! Es war anfänglich nicht leicht, die verschiedenen Tätigkeiten, das Architekturbüro, die Schule und die Bauberatungen für die Gemeinden zu vereinbaren. In den ersten Jahren war ich langsam im Entwerfen und Beraten. Aber ich lernte schnell Projekte genau zu betrachten, zu analysieren und zu beurteilen. Dabei kam mir die analysierende Skizze zu Hilfe, die bei der Beratung der Projekte entsteht. So gelang es mir, durch die Skizzen meine Worte bei der Beratung zu begleiten. Meine Skizzen sind Gedankengänge, sie entstehen schnell, müssen nicht schön gezeichnet sein, aber in ihnen soll die Essenz meiner Beratung lesbar sein. Die Skizzen verleihen dem Wort ein Gesicht. Am Ende einer Projektberatung muss die Skizze das Besprochene auf „den Punkt bringen“. Das Wesentliche wird in abstrahierter Form wiedergegeben. Diese abstrakten Bilder, die meistens komplex aufgebaut sind, befinden sich seit über 25 Jahren auf meinen Neujahrskarten. Kurz, die vielfältige Arbeit hat mich angehalten, über die Skizze sehr schnell Entscheidungen zu treffen, bei Beratungen und bei der Projekt-Entwicklung. So wurde ich beweglicher und vor allem schneller im Entwerfen und Beraten von Projekten. Ob bei der Tischkritik der studentischen Arbeiten, bei der Beratung von Projekten in den Gemeinden oder beim eigenen Entwerfen, die Skizze ist mein wichtigstes Arbeitsmittel, die sichtbar macht und hilft, Ideen zu schärfen. So gesehen, kann man sich meine Neujahrskarten ohne die Tätigkeit an der ZHAW nicht vorstellen.

Rechts:L: Sockel bei Geschäftsumbau St. Gallen 1987M: Sitznische Verkehrsbüro St. Gallen 1990R: Treppe zu Hochparterre Geschäftshaus St. Gallen 1991

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Die Neujahrskarte und die ZHAW

Was hat die Gestaltung der Neujahrskarte mit meiner Tätigkeit als Dozent an der ZHAW zu tun? Sehr viel! Es war anfänglich nicht leicht, die verschiedenen Tätigkeiten, das Architekturbüro, die Schule und die Bauberatungen für die Gemeinden zu vereinbaren. In den ersten Jahren war ich langsam im Entwerfen und Beraten. Aber ich lernte schnell Projekte genau zu betrachten, zu analysieren und zu beurteilen. Dabei kam mir die analysierende Skizze zu Hilfe, die bei der Beratung der Projekte entsteht. So gelang es mir, durch die Skizzen meine Worte bei der Beratung zu begleiten. Meine Skizzen sind Gedankengänge, sie entstehen schnell, müssen nicht schön gezeichnet sein, aber in ihnen soll die Essenz meiner Beratung lesbar sein. Die Skizzen verleihen dem Wort ein Gesicht. Am Ende einer Projektberatung muss die Skizze das Besprochene auf „den Punkt bringen“. Das Wesentliche wird in abstrahierter Form wiedergegeben. Diese abstrakten Bilder, die meistens komplex aufgebaut sind, befinden sich seit über 25 Jahren auf meinen Neujahrskarten. Kurz, die vielfältige Arbeit hat mich angehalten, über die Skizze sehr schnell Entscheidungen zu treffen, bei Beratungen und bei der Projekt-Entwicklung. So wurde ich beweglicher und vor allem schneller im Entwerfen und Beraten von Projekten. Ob bei der Tischkritik der studentischen Arbeiten, bei der Beratung von Projekten in den Gemeinden oder beim eigenen Entwerfen, die Skizze ist mein wichtigstes Arbeitsmittel, die sichtbar macht und hilft, Ideen zu schärfen. So gesehen, kann man sich meine Neujahrskarten ohne die Tätigkeit an der ZHAW nicht vorstellen.

Rechts:L: Sockel bei Geschäftsumbau St. Gallen 1987M: Sitznische Verkehrsbüro St. Gallen 1990R: Treppe zu Hochparterre Geschäftshaus St. Gallen 1991

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Page 14: carte blanche 38, Idee - Skizze - Abstraktion

Die heutige Form

Mittlerweile hat die Karte das Mass von 10.5 x 21 cm, sie ist schwarz und in der unteren Hälfte befindet sich ein abstrahiertes weisses Bild, das ein Projekt oder ein Bauwerk wiedergibt. Immer mehr sind Grundriss und Ansicht ineinander verwoben - klassisch Grundriss unten, Ansicht oben. Die Arbeit meines Architekturbüros wird auf diese Weise reflektiert. In den letzten 20 Jahren hat mein Architekturbüro vor allem 6 Kirchen und 3 Kapellen im Chorbereich neugestaltet und renoviert. Entsprechend widerspiegeln die Sujets Miniarchitekturen, die im Innern der Kirchen entstanden sind.

Rechts:Anbau - Innenhaus und Aussenhaus 200414

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Die heutige Form

Mittlerweile hat die Karte das Mass von 10.5 x 21 cm, sie ist schwarz und in der unteren Hälfte befindet sich ein abstrahiertes weisses Bild, das ein Projekt oder ein Bauwerk wiedergibt. Immer mehr sind Grundriss und Ansicht ineinander verwoben - klassisch Grundriss unten, Ansicht oben. Die Arbeit meines Architekturbüros wird auf diese Weise reflektiert. In den letzten 20 Jahren hat mein Architekturbüro vor allem 6 Kirchen und 3 Kapellen im Chorbereich neugestaltet und renoviert. Entsprechend widerspiegeln die Sujets Miniarchitekturen, die im Innern der Kirchen entstanden sind.

Rechts:Anbau - Innenhaus und Aussenhaus 2004

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Page 16: carte blanche 38, Idee - Skizze - Abstraktion

Zur Arbeit der Chorraum-Neugestaltung in katholischen Kirchen

Das Zweite Vatikanische Konzil anfangs der 60-Jahre brachte liturgische Veränderungen in der Gestaltung des Gottesdienstes. Durch das Verlängern der Chorraum-Ebene in das Kirchenschiff wird der Altar näher zum Kirchenvolk gebracht. Unter aktiver Teilnahme der Gläubigen wird nun die Messe gemeinsam, zum Kirchenvolk orientiert, gefeiert. Das bedeutet eine klare Abwendung von der früheren Praxis, wo der Priester vorne im Chor am Hauptaltar, mit dem Rücken zum Kirchenvolk, die Messe auf Lateinisch las.

Ein Studienauftrag für die Chorraumgestaltung der kath. Kirche in Flawil brachte mich mit Pfarrer Markus Büchel, dem heutigen Bischof von St. Gallen, in Kontakt. Bei der ersten Besprechung mit Markus Büchel wurde mir mitgegeben, dass die räumliche Leere, das Vakuum, das durch die Verlängerung des Chorraumes in das Kirchenschiff entsteht, gestalterisch bewältigt werden sollte. In Erinnerung an die Besprechung fertigte ich gleich die erste Skizze an. Intuitiv umschloss ich den Altar mit stützenähnlichen Elementen. Am ehemaligen Ort des Opferaltars unter dem Kreuz dachte ich an ein Element, das an ein offenes Grab erinnert. Diese Skizzen liessen in mir das Bild des letzten Abendmahles von Leonardo da Vinci wach werden. Er stellte die Handlung des Abschiednehmens – das letzte Abendmahl – in einen würdigen Raum, einen Renaissanceraum. Im Hintergrund des mittleren Fensters soll der Ort der Kreuzigung zu sehen sein. Immer mehr wurde dieses archaische Bild, das alle kennen, zur Entwurfsleit-Idee. Denkt man bei Leonardos Bild die Decke weg, bleiben nur noch die raumbestim-menden Wandscheiben. Das brachte mich auf die Idee, einen Abendmahlraum im grossen, hohen Chorraum zu entwerfen – einen „Raum im Raum“ zu schaffen. So bilden 14 Stelen, die die 14 Kreuzwegstationen darstellen, den Abendmahlraum, in dessen Mitte der Altar steht. Im Hintergrund befindet sich das offene Grabmal mit dem integrierten Tabernakel. Der runde Grabstein verweist auf das offene Grab – die Auferstehung darstellend. In den folgenden 5 Kirchen, die mein Architekturbüro ab 1995 neu gestalten durfte, wurde diese „Raum im Raum“-Idee weiterentwickelt und auf den jeweiligen Kirchenraum abgestimmt.

Rechts:O: 1. Skizze nach der Besprechung mit M. Büchel für die kath. Kirche FlawilM: Das letzte Abendmahl von Leonardo da VinciU: Der Abendmahlraum mit dem offenen Grab in der umgebauten kath. Kirche Flawil

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Page 17: carte blanche 38, Idee - Skizze - Abstraktion

Zur Arbeit der Chorraum-Neugestaltung in katholischen Kirchen

Das Zweite Vatikanische Konzil anfangs der 60-Jahre brachte liturgische Veränderungen in der Gestaltung des Gottesdienstes. Durch das Verlängern der Chorraum-Ebene in das Kirchenschiff wird der Altar näher zum Kirchenvolk gebracht. Unter aktiver Teilnahme der Gläubigen wird nun die Messe gemeinsam, zum Kirchenvolk orientiert, gefeiert. Das bedeutet eine klare Abwendung von der früheren Praxis, wo der Priester vorne im Chor am Hauptaltar, mit dem Rücken zum Kirchenvolk, die Messe auf Lateinisch las.

Ein Studienauftrag für die Chorraumgestaltung der kath. Kirche in Flawil brachte mich mit Pfarrer Markus Büchel, dem heutigen Bischof von St. Gallen, in Kontakt. Bei der ersten Besprechung mit Markus Büchel wurde mir mitgegeben, dass die räumliche Leere, das Vakuum, das durch die Verlängerung des Chorraumes in das Kirchenschiff entsteht, gestalterisch bewältigt werden sollte. In Erinnerung an die Besprechung fertigte ich gleich die erste Skizze an. Intuitiv umschloss ich den Altar mit stützenähnlichen Elementen. Am ehemaligen Ort des Opferaltars unter dem Kreuz dachte ich an ein Element, das an ein offenes Grab erinnert. Diese Skizzen liessen in mir das Bild des letzten Abendmahles von Leonardo da Vinci wach werden. Er stellte die Handlung des Abschiednehmens – das letzte Abendmahl – in einen würdigen Raum, einen Renaissanceraum. Im Hintergrund des mittleren Fensters soll der Ort der Kreuzigung zu sehen sein. Immer mehr wurde dieses archaische Bild, das alle kennen, zur Entwurfsleit-Idee. Denkt man bei Leonardos Bild die Decke weg, bleiben nur noch die raumbestim-menden Wandscheiben. Das brachte mich auf die Idee, einen Abendmahlraum im grossen, hohen Chorraum zu entwerfen – einen „Raum im Raum“ zu schaffen. So bilden 14 Stelen, die die 14 Kreuzwegstationen darstellen, den Abendmahlraum, in dessen Mitte der Altar steht. Im Hintergrund befindet sich das offene Grabmal mit dem integrierten Tabernakel. Der runde Grabstein verweist auf das offene Grab – die Auferstehung darstellend. In den folgenden 5 Kirchen, die mein Architekturbüro ab 1995 neu gestalten durfte, wurde diese „Raum im Raum“-Idee weiterentwickelt und auf den jeweiligen Kirchenraum abgestimmt.

Rechts:O: 1. Skizze nach der Besprechung mit M. Büchel für die kath. Kirche FlawilM: Das letzte Abendmahl von Leonardo da VinciU: Der Abendmahlraum mit dem offenen Grab in der umgebauten kath. Kirche Flawil

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Page 18: carte blanche 38, Idee - Skizze - Abstraktion

Altar – Das letzte Abendmahl 1994

Katholische Kirche St. Laurentius Flawil

Nach dem erneuerten Liturgie-Verständnis wird dem Altar – dem Ort der Handlung – in Form und Standort grosse Bedeutung zugemessen. Er steht auf der weit ins Kirchenschiff hin verlängerten, halbrunden Chorraumebene. Dadurch wird die Nähe des Priesters zum Volk verdeutlicht. Die 12 Stelen beim Altar stellen die zwölf Apostel dar, die mit Christus gemeinsam das letzte Abendmahl feiern. Sie sind von der Altarplatte abgesetzt, tragen nicht und werden so Symbol für die Jünger Jesu. Der Abendmahlsaal wird gebildet durch die 14 Stelen aus Naturstein, in deren Mitte sich der Altar befindet. Auf diese Weise konnte das räumliche Vakuum, das durch die Altarverschiebung im Chor entsteht, gestalterisch bewältigt werden. Die oberen Abschlüsse der Stelen sind durch vier bronzefarbene metallene Scheiben ausgebildet, in deren Mitte sich eine kleine Leuchte befindet. Die Stelen sind verbindende Symbolträger zum Thema „Erde und Himmel“.

Page 19: carte blanche 38, Idee - Skizze - Abstraktion

Altar – Das letzte Abendmahl 1994

Katholische Kirche St. Laurentius Flawil

Nach dem erneuerten Liturgie-Verständnis wird dem Altar – dem Ort der Handlung – in Form und Standort grosse Bedeutung zugemessen. Er steht auf der weit ins Kirchenschiff hin verlängerten, halbrunden Chorraumebene. Dadurch wird die Nähe des Priesters zum Volk verdeutlicht. Die 12 Stelen beim Altar stellen die zwölf Apostel dar, die mit Christus gemeinsam das letzte Abendmahl feiern. Sie sind von der Altarplatte abgesetzt, tragen nicht und werden so Symbol für die Jünger Jesu. Der Abendmahlsaal wird gebildet durch die 14 Stelen aus Naturstein, in deren Mitte sich der Altar befindet. Auf diese Weise konnte das räumliche Vakuum, das durch die Altarverschiebung im Chor entsteht, gestalterisch bewältigt werden. Die oberen Abschlüsse der Stelen sind durch vier bronzefarbene metallene Scheiben ausgebildet, in deren Mitte sich eine kleine Leuchte befindet. Die Stelen sind verbindende Symbolträger zum Thema „Erde und Himmel“.

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Page 20: carte blanche 38, Idee - Skizze - Abstraktion

Offenes Grab – Auferstehungsmal 1995

Katholische Kirche St. Laurentius Flawil

Aus topografischen Gründen konnte die Kirche vor 80 Jahren nicht nach Osten ausgerichtet werden. Der Chorraum mit dem grossen Holzkreuz befindet sich im Norden. Von Osten fällt durch die Kunstverglasung das Morgenlicht auf das Kreuz. Für das Volumen des ehemaligen Altars unter dem Kreuz musste ein gestalterischer Ersatz gefunden werden. Passend zum Kreuz, das den Tod darstellt, schuf ich ein Auferstehungsmal – das offene Grab – das nebst der Trauer auch die Hoffnung auf das Leben danach symbolisiert. Der Felsausschnitt mit dem weggerollten Grabstein ist nach Osten orientiert, zum Morgen, zum Leben. Zu bestimmten Jahreszeiten scheint die Sonne während der Messfeier genau auf das Ostermal, das für Auferstehung steht. In der „Graböffnung“ wird der Tabernakel mit dem Kelch im Innern aufbewahrt.

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Offenes Grab – Auferstehungsmal 1995

Katholische Kirche St. Laurentius Flawil

Aus topografischen Gründen konnte die Kirche vor 80 Jahren nicht nach Osten ausgerichtet werden. Der Chorraum mit dem grossen Holzkreuz befindet sich im Norden. Von Osten fällt durch die Kunstverglasung das Morgenlicht auf das Kreuz. Für das Volumen des ehemaligen Altars unter dem Kreuz musste ein gestalterischer Ersatz gefunden werden. Passend zum Kreuz, das den Tod darstellt, schuf ich ein Auferstehungsmal – das offene Grab – das nebst der Trauer auch die Hoffnung auf das Leben danach symbolisiert. Der Felsausschnitt mit dem weggerollten Grabstein ist nach Osten orientiert, zum Morgen, zum Leben. Zu bestimmten Jahreszeiten scheint die Sonne während der Messfeier genau auf das Ostermal, das für Auferstehung steht. In der „Graböffnung“ wird der Tabernakel mit dem Kelch im Innern aufbewahrt.

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Page 22: carte blanche 38, Idee - Skizze - Abstraktion

Nischenräume in Chorwand 1996

Katholische Kirche St. Laurentius – Kapelle Flawil

Die ehemalige Rückwand der Kapelle wird zur neu gestalteten Chorwand. Das schmale hochformatige Fenster ist nach Osten gerichtet und „bricht“ die fensterlose Rückwand auf – es stellt die Auferstehung dar und bringt das Vormittagslicht in den Kapellenraum. Die Chorwand ist als „dicke Wand“ plastisch gestaltet. In der nischenförmigen Ausbildung sind vorhandene sakrale Kunstwerke wie das Kreuz, der Tabernakel, das ewige Licht und die Madonna-Figur integriert. Die Chorraum-Elemente Altar, Ambo, Osterkerze und Kerzenmöbel sind verstellbar – der Kapellenraum ist auch für experimentelle kirchliche Anlässe, wie Meditationen und ähnliches da. Das grüne Deckenfeld stellt den „offenen Himmel“ dar und die braune Decke das Dach der Kapelle.

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Nischenräume in Chorwand 1996

Katholische Kirche St. Laurentius – Kapelle Flawil

Die ehemalige Rückwand der Kapelle wird zur neu gestalteten Chorwand. Das schmale hochformatige Fenster ist nach Osten gerichtet und „bricht“ die fensterlose Rückwand auf – es stellt die Auferstehung dar und bringt das Vormittagslicht in den Kapellenraum. Die Chorwand ist als „dicke Wand“ plastisch gestaltet. In der nischenförmigen Ausbildung sind vorhandene sakrale Kunstwerke wie das Kreuz, der Tabernakel, das ewige Licht und die Madonna-Figur integriert. Die Chorraum-Elemente Altar, Ambo, Osterkerze und Kerzenmöbel sind verstellbar – der Kapellenraum ist auch für experimentelle kirchliche Anlässe, wie Meditationen und ähnliches da. Das grüne Deckenfeld stellt den „offenen Himmel“ dar und die braune Decke das Dach der Kapelle.

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Page 24: carte blanche 38, Idee - Skizze - Abstraktion

Offenes Haus von Emmaus 1997

Katholische Kirche St. Joseph Muolen

In den 60-Jahren wurde die Dorfkirche innen und aussen radikal der „modernen Zeit“ angepasst. Die Kirche wirkte nachher kühl und unfreundlich, sie gefiel den Kirchbürgern nie. Durch die Anpassung des Chorraumes an die neue Liturgie konnte dem Raum mit den neuen Gestaltungselementen eine Raummystik und somit eine bessere Atmosphäre zurückgegeben werden. Durch die zwei neuen seitlichen Chorraumwände entstand ein „Raum im Raum“ im hohen Chorraum, wo Gottesdienste und Feiern im kleinen Rahmen stattfinden. Die Seitenaltäre sind entfernt worden, weil sie nach der neuen Liturgie nicht mehr gebraucht werden. Nischenelemente beim Ort der Taufe und der Wortverkündigung nehmen auf neue Weise deren Platz ein. Die Vertiefung in der ehemals glatten Chorwand stellt das „Offene Haus von Emmaus“ dar. Wie das Haus hat diese Nische eine archaische Botschaft – sie beherbergt den Tabernakel, ein vorhandenes Kunstwerk. Das neue Fenster öffnet sich nach Osten.

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Offenes Haus von Emmaus 1997

Katholische Kirche St. Joseph Muolen

In den 60-Jahren wurde die Dorfkirche innen und aussen radikal der „modernen Zeit“ angepasst. Die Kirche wirkte nachher kühl und unfreundlich, sie gefiel den Kirchbürgern nie. Durch die Anpassung des Chorraumes an die neue Liturgie konnte dem Raum mit den neuen Gestaltungselementen eine Raummystik und somit eine bessere Atmosphäre zurückgegeben werden. Durch die zwei neuen seitlichen Chorraumwände entstand ein „Raum im Raum“ im hohen Chorraum, wo Gottesdienste und Feiern im kleinen Rahmen stattfinden. Die Seitenaltäre sind entfernt worden, weil sie nach der neuen Liturgie nicht mehr gebraucht werden. Nischenelemente beim Ort der Taufe und der Wortverkündigung nehmen auf neue Weise deren Platz ein. Die Vertiefung in der ehemals glatten Chorwand stellt das „Offene Haus von Emmaus“ dar. Wie das Haus hat diese Nische eine archaische Botschaft – sie beherbergt den Tabernakel, ein vorhandenes Kunstwerk. Das neue Fenster öffnet sich nach Osten.

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12 Lichträume in Chorwänden 1998

Katholische Kirche St. Joseph Muolen

Auch dieser Chorraum wurde den veränderten liturgischen Verhältnissen gestalterisch angepasst. Die Kirche St. Joseph verfügt über keine Kapelle für kleinere kirchliche Veranstaltungen. Für Schülergottesdienste und Meditationen sollte der Chorraum entsprechend neugestaltet werden. Die zwei seitlichen raumhaltigen Wände und das „Emmaus Thema“ in der Chorwand bilden einen angemessenen Raum im hohen Chor. Auch hier findet die Idee „Raum im Raum“ eine sinnvolle Umsetzung. Die 12 kleinen Lichtnischen stellen die zwölf Apostel dar. Die sich nach oben öffnenden schmalen Wandschlitze stehen für die Verbindung von Erde und Himmel.

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12 Lichträume in Chorwänden 1998

Katholische Kirche St. Joseph Muolen

Auch dieser Chorraum wurde den veränderten liturgischen Verhältnissen gestalterisch angepasst. Die Kirche St. Joseph verfügt über keine Kapelle für kleinere kirchliche Veranstaltungen. Für Schülergottesdienste und Meditationen sollte der Chorraum entsprechend neugestaltet werden. Die zwei seitlichen raumhaltigen Wände und das „Emmaus Thema“ in der Chorwand bilden einen angemessenen Raum im hohen Chor. Auch hier findet die Idee „Raum im Raum“ eine sinnvolle Umsetzung. Die 12 kleinen Lichtnischen stellen die zwölf Apostel dar. Die sich nach oben öffnenden schmalen Wandschlitze stehen für die Verbindung von Erde und Himmel.

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Page 28: carte blanche 38, Idee - Skizze - Abstraktion

Ort des gesegneten Wassers 1999

Katholische Kirche St. Joseph Muolen

Den seitlichen Altar unter den Figuren der „Heiligen Familie“ brauchte es aus liturgischer Sicht nicht mehr. Ein neu gestaltetes Wandelement mit einer Nische zur Aufbewahrung der heiligen Öle stellt den räumlichen Hintergrund des Taufsteins wie auch eine Basis für die Figurengruppe dar. Die Chorraumstufen sind asymmetrisch ausgebildet und bilden beim Ort der Taufe einen Weg zum Chorraum. Der ausladende Teil des Nischenelementes nimmt die drei abgewinkelten Stufen auf und weist den Weg zur Chorraumebene.

Page 29: carte blanche 38, Idee - Skizze - Abstraktion

Ort des gesegneten Wassers 1999

Katholische Kirche St. Joseph Muolen

Den seitlichen Altar unter den Figuren der „Heiligen Familie“ brauchte es aus liturgischer Sicht nicht mehr. Ein neu gestaltetes Wandelement mit einer Nische zur Aufbewahrung der heiligen Öle stellt den räumlichen Hintergrund des Taufsteins wie auch eine Basis für die Figurengruppe dar. Die Chorraumstufen sind asymmetrisch ausgebildet und bilden beim Ort der Taufe einen Weg zum Chorraum. Der ausladende Teil des Nischenelementes nimmt die drei abgewinkelten Stufen auf und weist den Weg zur Chorraumebene.

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Page 30: carte blanche 38, Idee - Skizze - Abstraktion

Geheimnisvolle Nische für Madonna 2000

Katholische Kirche St. Joseph Muolen

Nach dem Entfernen des nicht mehr gebrauchten Beichtstuhles war in der Wand des Kirchenschiffes eine Nische vorhanden. Dieser Leerraum wurde genutzt, um für die Maria-Figur – eine sehr wertvolle „Schutzmantel-Madonna“ – einen würdigen Ort zu schaffen. Der Holzeinbau differenziert die Nische und verkleinert den Raum auf die für die Figur passende Grösse. Der violette Hintergrund und das schwarzbraune Holz des Einbaus schaffen ein stimmungsvolles „Bild“, das zur Einkehr und Meditation einlädt.

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Geheimnisvolle Nische für Madonna 2000

Katholische Kirche St. Joseph Muolen

Nach dem Entfernen des nicht mehr gebrauchten Beichtstuhles war in der Wand des Kirchenschiffes eine Nische vorhanden. Dieser Leerraum wurde genutzt, um für die Maria-Figur – eine sehr wertvolle „Schutzmantel-Madonna“ – einen würdigen Ort zu schaffen. Der Holzeinbau differenziert die Nische und verkleinert den Raum auf die für die Figur passende Grösse. Der violette Hintergrund und das schwarzbraune Holz des Einbaus schaffen ein stimmungsvolles „Bild“, das zur Einkehr und Meditation einlädt.

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Page 32: carte blanche 38, Idee - Skizze - Abstraktion

Auferstehungsmal im Chor 2001

Katholische Kirche St. Kilian Bütschwil

Die grosse und lange Landkirche wurde im 19. Jahrhundert gebaut, um vor allem auch den italienischen Gläubigen, die damals in grosser Zahl in Bütschwil lebten, kirchliche Heimat zu bieten. Für heutige Verhältnisse ist der Kirchenraum zu gross. Im Projekt wird die Chorraum-Ebene weit ins Kirchenschiff hinein verlängert. Auch hier soll die Neugestaltung beitragen, dass die kirchliche Feier gemeinsam mit dem Priester und den Gläubigen stattfinden kann. Bei einer radikalen Renovation vor Jahrzehnten wurde das gesamte Interieur, das man damals zu wenig schätzte, entfernt. Für den gesamten Chorbereich wird eine neue stimmige Gestaltung – „eine liturgische Landschaft“ –vorgeschlagen. Als räumlicher Anschluss hinter dem Altar wird ein neues Chorraum-Element gewählt, damit keine räumliche Leere zwischen Chorwand und Altar entsteht. Thema des Elementes „Auferstehungsmal im Chor“. Das Projekt wurde nicht verwirklicht.

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Auferstehungsmal im Chor 2001

Katholische Kirche St. Kilian Bütschwil

Die grosse und lange Landkirche wurde im 19. Jahrhundert gebaut, um vor allem auch den italienischen Gläubigen, die damals in grosser Zahl in Bütschwil lebten, kirchliche Heimat zu bieten. Für heutige Verhältnisse ist der Kirchenraum zu gross. Im Projekt wird die Chorraum-Ebene weit ins Kirchenschiff hinein verlängert. Auch hier soll die Neugestaltung beitragen, dass die kirchliche Feier gemeinsam mit dem Priester und den Gläubigen stattfinden kann. Bei einer radikalen Renovation vor Jahrzehnten wurde das gesamte Interieur, das man damals zu wenig schätzte, entfernt. Für den gesamten Chorbereich wird eine neue stimmige Gestaltung – „eine liturgische Landschaft“ –vorgeschlagen. Als räumlicher Anschluss hinter dem Altar wird ein neues Chorraum-Element gewählt, damit keine räumliche Leere zwischen Chorwand und Altar entsteht. Thema des Elementes „Auferstehungsmal im Chor“. Das Projekt wurde nicht verwirklicht.

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Page 34: carte blanche 38, Idee - Skizze - Abstraktion

Kerzennische 2002

Katholische Kirche St. Michael Lütisburg

Auslöser für die Innenrenovation waren Stuckteile, die sich von der Decke lösten. Die Zeit war auch reif, das „liturgische Provisorium“ durch eine ansprechende Chorraum-gestaltung zu ersetzen. Durch das Entfernen der Kommunionbänke konnte die Chorebene ellipsenförmig in das Kirchenschiff hinein verlängert werden. So entstand Raum, um den Gottesdienst mit den Gläubigen zu feiern. Zwei Raumschalen seitlich des Chorraumes bilden zusammen mit dem von uns gestalteten Altar ein räumliches Dreieck – gedacht als Analogie zum Dreieck aus Hochaltar und Seitenaltären. In der Wandnische wurde ein Ort geschaffen, wo der Kirchenbesucher für ein bestimmtes Anliegen eine Kerze anzünden kann. Madonna-Figur und Kerzenmöbel bilden einen Ort der Stille.

Page 35: carte blanche 38, Idee - Skizze - Abstraktion

Kerzennische 2002

Katholische Kirche St. Michael Lütisburg

Auslöser für die Innenrenovation waren Stuckteile, die sich von der Decke lösten. Die Zeit war auch reif, das „liturgische Provisorium“ durch eine ansprechende Chorraum-gestaltung zu ersetzen. Durch das Entfernen der Kommunionbänke konnte die Chorebene ellipsenförmig in das Kirchenschiff hinein verlängert werden. So entstand Raum, um den Gottesdienst mit den Gläubigen zu feiern. Zwei Raumschalen seitlich des Chorraumes bilden zusammen mit dem von uns gestalteten Altar ein räumliches Dreieck – gedacht als Analogie zum Dreieck aus Hochaltar und Seitenaltären. In der Wandnische wurde ein Ort geschaffen, wo der Kirchenbesucher für ein bestimmtes Anliegen eine Kerze anzünden kann. Madonna-Figur und Kerzenmöbel bilden einen Ort der Stille.

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Page 36: carte blanche 38, Idee - Skizze - Abstraktion

Erholungsbad 2003

Einbau eines Bades beim Toggenburgerhaus im Moos Wildhaus

Ein Erholungsbad im Innern eines unverfälschten 250-jährigen Toggenburgerhauses –eine fast unmögliche Aufgabe. Das Bad ist als Teil einer vorgefundenen „Sockelland-schaft“ gebaut worden. Der fensterarme Bau verweist auf das Thema. Im Haus wird auf Überflüssiges verzichtet, die Räume entsprechen dem ursprünglichen Zustand. Die Gestaltung des Bades ist auf archetypische Formen reduziert. Eine interessante Wegführung begleitet durch den Altbau ins Bad. Aus dem schmalen Fenster sieht man, im Bad liegend, die 7 Churfirsten – die Hausberggruppe von Wildhaus. Den Kabinett-räumen im Altbau wird der „fliessende Grundriss“ des Bades entgegengesetzt – ein neues Ganzes – Kargheit als Luxus.

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Erholungsbad 2003

Einbau eines Bades beim Toggenburgerhaus im Moos Wildhaus

Ein Erholungsbad im Innern eines unverfälschten 250-jährigen Toggenburgerhauses –eine fast unmögliche Aufgabe. Das Bad ist als Teil einer vorgefundenen „Sockelland-schaft“ gebaut worden. Der fensterarme Bau verweist auf das Thema. Im Haus wird auf Überflüssiges verzichtet, die Räume entsprechen dem ursprünglichen Zustand. Die Gestaltung des Bades ist auf archetypische Formen reduziert. Eine interessante Wegführung begleitet durch den Altbau ins Bad. Aus dem schmalen Fenster sieht man, im Bad liegend, die 7 Churfirsten – die Hausberggruppe von Wildhaus. Den Kabinett-räumen im Altbau wird der „fliessende Grundriss“ des Bades entgegengesetzt – ein neues Ganzes – Kargheit als Luxus.

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Page 38: carte blanche 38, Idee - Skizze - Abstraktion

Erholungsbad

…aus dem Jurybericht „Auszeichnung Gutes Bauen 2001 – 2005…

Grösste Rücksicht aufs Bestehende: Das Schindelkleid des 250-jährigen Bauernhauses ist minutiös repariert, ersetzte Dielen stimmen in Material und Mass genau mit den vorhandenen überein. Hier wurde mit viel Gespür und grösster Sorgfalt Altes erhalten und zurückhaltend raffiniert mit Neuem ergänzt: So steht in der Küche nicht nur der Original-Holzherd, sondern auch eine zeitgemässe, freistehende Kochinsel. Das heute als Ferienhaus benutzte „Höckli“ bleibt in seinem ursprünglichen Charakter unangetastet. Auf den gefundenen Strukturen eines seitlich angebauten Sockels, der Güllegrube oder dem Miststock nachempfunden, wurden eine Sauna und Bad angebaut. Der Blick aus dem Bad schweift durch den Fensterschlitz kilometerweit talwärts.

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Page 39: carte blanche 38, Idee - Skizze - Abstraktion

Erholungsbad

…aus dem Jurybericht „Auszeichnung Gutes Bauen 2001 – 2005…

Grösste Rücksicht aufs Bestehende: Das Schindelkleid des 250-jährigen Bauernhauses ist minutiös repariert, ersetzte Dielen stimmen in Material und Mass genau mit den vorhandenen überein. Hier wurde mit viel Gespür und grösster Sorgfalt Altes erhalten und zurückhaltend raffiniert mit Neuem ergänzt: So steht in der Küche nicht nur der Original-Holzherd, sondern auch eine zeitgemässe, freistehende Kochinsel. Das heute als Ferienhaus benutzte „Höckli“ bleibt in seinem ursprünglichen Charakter unangetastet. Auf den gefundenen Strukturen eines seitlich angebauten Sockels, der Güllegrube oder dem Miststock nachempfunden, wurden eine Sauna und Bad angebaut. Der Blick aus dem Bad schweift durch den Fensterschlitz kilometerweit talwärts.

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Page 40: carte blanche 38, Idee - Skizze - Abstraktion

Stadt der Toten 2005

Neugestaltung Abdankungskapelle Friedhof Ost St. Gallen

Erbaut 1908, purifiziert 1967, dafür Einbau der stimmungsvollen Glasbilder des bekannten Ostschweizer Künstlers F. Gehr. Die Neugestaltung des Raumes beinhaltet überkonfessionelle Themen wie Erde-Himmel, Geburt-Tod, Besinnung und Ruhe. Inspirationsquelle für das Raumkonzept war die „Toteninsel“ von Arnold Böcklin, die das Wesentliche des Menschen ausdrückt: Die Reise zum Ort der ewigen Geborgenheit – der zypressengrüne Eingang und die Barke in der neuen Mitte nehmen Bezug darauf. Durch die Aufteilung der Innenfassaden in einzelne Flächen wirkt der Raum „offen“, offen auch für Trost, den die Trauernden hier suchen.

Page 41: carte blanche 38, Idee - Skizze - Abstraktion

Stadt der Toten 2005

Neugestaltung Abdankungskapelle Friedhof Ost St. Gallen

Erbaut 1908, purifiziert 1967, dafür Einbau der stimmungsvollen Glasbilder des bekannten Ostschweizer Künstlers F. Gehr. Die Neugestaltung des Raumes beinhaltet überkonfessionelle Themen wie Erde-Himmel, Geburt-Tod, Besinnung und Ruhe. Inspirationsquelle für das Raumkonzept war die „Toteninsel“ von Arnold Böcklin, die das Wesentliche des Menschen ausdrückt: Die Reise zum Ort der ewigen Geborgenheit – der zypressengrüne Eingang und die Barke in der neuen Mitte nehmen Bezug darauf. Durch die Aufteilung der Innenfassaden in einzelne Flächen wirkt der Raum „offen“, offen auch für Trost, den die Trauernden hier suchen.

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Page 42: carte blanche 38, Idee - Skizze - Abstraktion

Unter den Zypressen zur Stadt der Toten 2006

Neugestaltung Abdankungskapelle Friedhof Ost St. Gallen

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Unter den Zypressen zur Stadt der Toten 2006

Neugestaltung Abdankungskapelle Friedhof Ost St. Gallen

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Page 44: carte blanche 38, Idee - Skizze - Abstraktion

Mystischer Eingang 2007

Eingang Eigentumswohnung Davos

Der Eingang nimmt Bezug zum Ort in Davos – am auslaufenden Berghang gelegen – wo die Wohnung erstellt wurde. Der Wohnungseingang befindet sich an der Stelle, wo der Hang in die Ebene des Dorfes ausläuft. Man kommt also vom Berg zum Tal, dies wurde im Wohnungszugang dargestellt. Der Korridor-Eingang befindet sich im Dunkel und führt zunehmend ins Helle, den Berg und das Tal oder Nähe und Ferne ausdrückend.

Page 45: carte blanche 38, Idee - Skizze - Abstraktion

Mystischer Eingang 2007

Eingang Eigentumswohnung Davos

Der Eingang nimmt Bezug zum Ort in Davos – am auslaufenden Berghang gelegen – wo die Wohnung erstellt wurde. Der Wohnungseingang befindet sich an der Stelle, wo der Hang in die Ebene des Dorfes ausläuft. Man kommt also vom Berg zum Tal, dies wurde im Wohnungszugang dargestellt. Der Korridor-Eingang befindet sich im Dunkel und führt zunehmend ins Helle, den Berg und das Tal oder Nähe und Ferne ausdrückend.

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Page 46: carte blanche 38, Idee - Skizze - Abstraktion

Atelier des Künstlers 2008

Atelieranbau St. Gallen

Der Atelieranbau ermöglicht einem bekannten St. Galler Künstler das Arbeiten zu Hause. Das Gelände ist abschüssig, deshalb wurde das Atelier auf drei Wandscheiben gestellt. Es liegt erhöht über dem Zugang, eine neue Treppe erschliesst das Wohnhaus. Unter dem Atelier zwischen den Mauerscheiben befindet sich ein offenes „Gartenzimmer“. Das ins Volumen „eingedrückte“ Fenster hat einen horizontalen Bezug zum Zugang und eine vertikale Ausrichtung auf einen schönen Baum. Es stellt im Raum einen inneren Erker dar. Das Atelier wurde aus den Gegebenheiten des Ortes heraus entwickelt, erfüllt aber auch die Bedürfnisse des Künstlers.

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Atelier des Künstlers 2008

Atelieranbau St. Gallen

Der Atelieranbau ermöglicht einem bekannten St. Galler Künstler das Arbeiten zu Hause. Das Gelände ist abschüssig, deshalb wurde das Atelier auf drei Wandscheiben gestellt. Es liegt erhöht über dem Zugang, eine neue Treppe erschliesst das Wohnhaus. Unter dem Atelier zwischen den Mauerscheiben befindet sich ein offenes „Gartenzimmer“. Das ins Volumen „eingedrückte“ Fenster hat einen horizontalen Bezug zum Zugang und eine vertikale Ausrichtung auf einen schönen Baum. Es stellt im Raum einen inneren Erker dar. Das Atelier wurde aus den Gegebenheiten des Ortes heraus entwickelt, erfüllt aber auch die Bedürfnisse des Künstlers.

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Page 48: carte blanche 38, Idee - Skizze - Abstraktion

Verschlossener Zugang 2009

Treppenhausfenster in der Fassade eines EFH Jonschwil

Der Bau eines Einfamilienhauses am Hang mit schöner Aussicht auf die Stadt Wil, aber umgeben von gewöhnlichen Schweizer Häuschen, ist keine einfache Aufgabe. In diesem Falle schirmt der winkelförmige Bau, der einen eigenbestimmten Aussenraum umschliesst, von der bebauten Umgebung ab. Zugang, Eingang und Aufgang sind dem Ort verpflichtet so umgesetzt, dass das Haus die Gegebenheit der Situation ausdrückt. Die fünf Schlitz-fenster verweisen auf die hinter der Nordfassade gelegene Treppe. Die fünf kleinen Fenster sind knapp über der Treppe platziert und schützen die Bewohner vor Einblicken.

Page 49: carte blanche 38, Idee - Skizze - Abstraktion

Verschlossener Zugang 2009

Treppenhausfenster in der Fassade eines EFH Jonschwil

Der Bau eines Einfamilienhauses am Hang mit schöner Aussicht auf die Stadt Wil, aber umgeben von gewöhnlichen Schweizer Häuschen, ist keine einfache Aufgabe. In diesem Falle schirmt der winkelförmige Bau, der einen eigenbestimmten Aussenraum umschliesst, von der bebauten Umgebung ab. Zugang, Eingang und Aufgang sind dem Ort verpflichtet so umgesetzt, dass das Haus die Gegebenheit der Situation ausdrückt. Die fünf Schlitz-fenster verweisen auf die hinter der Nordfassade gelegene Treppe. Die fünf kleinen Fenster sind knapp über der Treppe platziert und schützen die Bewohner vor Einblicken.

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Page 50: carte blanche 38, Idee - Skizze - Abstraktion

Kerzenlichträume in Chorwänden 2010

Katholische Kirche St. Gallus Libingen

Die Kirche St. Gallus ist lang und sehr schmal. Für eine Chorraumgestaltung war der Spielraum entsprechend klein. Die zwei mit „Kerzenräumen“ versehenen Chorwand-Elemente sollten das Vakuum füllen, das durch die Verschiebung des Altars auf der verlängerten Chorebene entsteht. Diese Elemente hätten nach der „Raum im Raum“-Idee den Altar an seiner neuen Stelle flankiert. Die Entwicklung der Chorraumgestaltung ist jedoch anders verlaufen und wurde nach anderen Gestaltungs-Vorstellungen umgesetzt.

Page 51: carte blanche 38, Idee - Skizze - Abstraktion

Kerzenlichträume in Chorwänden 2010

Katholische Kirche St. Gallus Libingen

Die Kirche St. Gallus ist lang und sehr schmal. Für eine Chorraumgestaltung war der Spielraum entsprechend klein. Die zwei mit „Kerzenräumen“ versehenen Chorwand-Elemente sollten das Vakuum füllen, das durch die Verschiebung des Altars auf der verlängerten Chorebene entsteht. Diese Elemente hätten nach der „Raum im Raum“-Idee den Altar an seiner neuen Stelle flankiert. Die Entwicklung der Chorraumgestaltung ist jedoch anders verlaufen und wurde nach anderen Gestaltungs-Vorstellungen umgesetzt.

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Page 52: carte blanche 38, Idee - Skizze - Abstraktion

Nische für Kunstschätze 2011

Katholische Kirche St. Ulrich Oberbüren

Nach dem Ausbau eines Beichtstuhles entstand eine neue Wandnische. Eine bühnenartige Gestaltung schafft Raum für ein wertvolles Gemälde und eine kleine Christusfigur aus Wachs. Für beide Kunstwerke wurden die entsprechenden Orte geschaffen – eine beleuchtete Vitrine für die Christusfigur und eine Fläche für das Bild. Die seitlichen Abtreppungen erinnern an den zurückgezogenen Vorhang einer Bühne.

Page 53: carte blanche 38, Idee - Skizze - Abstraktion

Nische für Kunstschätze 2011

Katholische Kirche St. Ulrich Oberbüren

Nach dem Ausbau eines Beichtstuhles entstand eine neue Wandnische. Eine bühnenartige Gestaltung schafft Raum für ein wertvolles Gemälde und eine kleine Christusfigur aus Wachs. Für beide Kunstwerke wurden die entsprechenden Orte geschaffen – eine beleuchtete Vitrine für die Christusfigur und eine Fläche für das Bild. Die seitlichen Abtreppungen erinnern an den zurückgezogenen Vorhang einer Bühne.

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Page 54: carte blanche 38, Idee - Skizze - Abstraktion

Tod und Auferstehungsmal 2012

Katholische Kirche St. Eusebius Niederwil

Die reich ausgestattete Landkirche aus dem 19. Jahrhundert wurde zu Beginn der 60-er Jahre purifiziert – man wollte sich der „modernen Zeit“ nicht verschliessen. Ein gross-artiges Deckengemälde, zwei Mosaikbilder, sowie der gemalte Kreuzweg des bekannten Künstlers Albert Schenker gehören zur neuen Ausstattung von damals. Die Gestaltung des Chors nimmt Bezug zum Deckengemälde und baut dort weiter, wo die Zeit vor gut 60 Jahren noch nicht reif war für die Anpassung an das neue Liturgieverständnis. Das Chorraum-Element, das das „offene Haus von Emmaus“ darstellt, gibt dem weiter insKirchenschiff gerückten Altar den räumlichen Halt im Hintergrund. Die Steinverkleidung des Chorraum-Elementes stammt vom alten Altar. Die zwei nicht mehr benötigten Seitenaltäre sind zu Nischen-Elementen umgestaltet worden. Für die vorhandene Christus-Figur wurde ein neues Kreuz entworfen – das dunkle Kreuz wurde gefasst in einem flächigen goldenen Kreuz, das Hoffnung ausstrahlt.

Page 55: carte blanche 38, Idee - Skizze - Abstraktion

Tod und Auferstehungsmal 2012

Katholische Kirche St. Eusebius Niederwil

Die reich ausgestattete Landkirche aus dem 19. Jahrhundert wurde zu Beginn der 60-er Jahre purifiziert – man wollte sich der „modernen Zeit“ nicht verschliessen. Ein gross-artiges Deckengemälde, zwei Mosaikbilder, sowie der gemalte Kreuzweg des bekannten Künstlers Albert Schenker gehören zur neuen Ausstattung von damals. Die Gestaltung des Chors nimmt Bezug zum Deckengemälde und baut dort weiter, wo die Zeit vor gut 60 Jahren noch nicht reif war für die Anpassung an das neue Liturgieverständnis. Das Chorraum-Element, das das „offene Haus von Emmaus“ darstellt, gibt dem weiter insKirchenschiff gerückten Altar den räumlichen Halt im Hintergrund. Die Steinverkleidung des Chorraum-Elementes stammt vom alten Altar. Die zwei nicht mehr benötigten Seitenaltäre sind zu Nischen-Elementen umgestaltet worden. Für die vorhandene Christus-Figur wurde ein neues Kreuz entworfen – das dunkle Kreuz wurde gefasst in einem flächigen goldenen Kreuz, das Hoffnung ausstrahlt.

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Page 56: carte blanche 38, Idee - Skizze - Abstraktion

Plakat

Katholische Kirche St. Eusebius Niederwil

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Page 57: carte blanche 38, Idee - Skizze - Abstraktion

Plakat

Katholische Kirche St. Eusebius Niederwil

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Page 58: carte blanche 38, Idee - Skizze - Abstraktion

Geheimnisvoller Eingang 2013

Eingang zu Foyer Raiffeisenbankneubau Rorschach

Beim Neubau der Raiffeisenbank wurde darauf geachtet, eine interessante Eingangs-situation zu schaffen. Der Eintritt ins Gebäude erfolgt in einem „gepressten Raum“ und öffnet sich unter dem Baldachin-Element zur zweigeschossigen Schalterhalle. Das gestufte Element trägt dazu bei, die Schritte zu verlangsamen, um die Spannung auf den hohen Schalterraum zu erhöhen. Dieser Übergangsraum ist recht dunkel und soll so das Sicherheitsbedürfnis der Bank ausdrücken. Anders die helle Schalterhalle mit Sicht zur Stadt und zur seitlich gelegenen Kapelle – sie steht für die Offenheit der Bank.

Page 59: carte blanche 38, Idee - Skizze - Abstraktion

Geheimnisvoller Eingang 2013

Eingang zu Foyer Raiffeisenbankneubau Rorschach

Beim Neubau der Raiffeisenbank wurde darauf geachtet, eine interessante Eingangs-situation zu schaffen. Der Eintritt ins Gebäude erfolgt in einem „gepressten Raum“ und öffnet sich unter dem Baldachin-Element zur zweigeschossigen Schalterhalle. Das gestufte Element trägt dazu bei, die Schritte zu verlangsamen, um die Spannung auf den hohen Schalterraum zu erhöhen. Dieser Übergangsraum ist recht dunkel und soll so das Sicherheitsbedürfnis der Bank ausdrücken. Anders die helle Schalterhalle mit Sicht zur Stadt und zur seitlich gelegenen Kapelle – sie steht für die Offenheit der Bank.

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Höhlenwohnungen 2014

Projekt Terrassenwohnungen Oberuzwil

Ein Terrassenhaus-Projekt etwas anders – nicht die obligate grosse Fensterfront zur schönen Aussicht auf den Säntis stand im Vordergrund. Bewusst gesetzte Fenster eröffnen den Blick auf den Hausberg. Kabinetträume im Nachtbereich und ein offener Grundriss beim Wohnen / Essen, dem Tagesbereich, kennzeichnen das Projekt. Alle Wohnungen sind über eine innere Kaskadentreppe, die pro Geschoss versetzt ist und einen zentralen inneren Lift erschlossen. Von aussen gesehen kann die Terrassenhaus-Anlage als gestaffelte „Kopf- und Rumpfanlage“ bezeichnet werden. Über der Tiefgarage im Erdgeschoss befinden sich eine Einliegerwohnung mit Pergola und vier Terrassen-wohnungen. Die Anlage wurde so situiert, dass von den einzelnen Wohnungen kein Kontakt zur näheren Umgebung vorgesehen ist. So gesehen könnte von einer „Wohninsel-Anlage im Grünen“ gesprochen werden.

Page 61: carte blanche 38, Idee - Skizze - Abstraktion

Höhlenwohnungen 2014

Projekt Terrassenwohnungen Oberuzwil

Ein Terrassenhaus-Projekt etwas anders – nicht die obligate grosse Fensterfront zur schönen Aussicht auf den Säntis stand im Vordergrund. Bewusst gesetzte Fenster eröffnen den Blick auf den Hausberg. Kabinetträume im Nachtbereich und ein offener Grundriss beim Wohnen / Essen, dem Tagesbereich, kennzeichnen das Projekt. Alle Wohnungen sind über eine innere Kaskadentreppe, die pro Geschoss versetzt ist und einen zentralen inneren Lift erschlossen. Von aussen gesehen kann die Terrassenhaus-Anlage als gestaffelte „Kopf- und Rumpfanlage“ bezeichnet werden. Über der Tiefgarage im Erdgeschoss befinden sich eine Einliegerwohnung mit Pergola und vier Terrassen-wohnungen. Die Anlage wurde so situiert, dass von den einzelnen Wohnungen kein Kontakt zur näheren Umgebung vorgesehen ist. So gesehen könnte von einer „Wohninsel-Anlage im Grünen“ gesprochen werden.

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Ort der Stille 2015

Konzept für Abdankungsraum in bestehender Friedhofsanlage Gossau

Die Konzeptstudie soll aufzeigen, ob der Bau eines Abdankungsraumes innerhalb der bestehenden Friedhof-Gebäudestruktur aus den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts denkbar wäre. Der Abdankungsraum würde die Trauernden für die Feier des Abschied-nehmens aufnehmen. Er sollte für alle Konfessionen ein würdiger Ort sein und muss deshalb zurückhaltend gestaltet sein und sich auf allgemein gültige Aussagen besinnen wie: Erde–Himmel, unser Leben, unsere Vergänglichkeit und vieles mehr. Was kann diese Vorstellung besser ausdrücken als eine bewusste Lichtführung im Raum? Das Licht fälltdurch Oberlichter auf die Längswände und steht für Weite. Anders die dunkel gehaltene Decke – sie stellt unser Dasein im geschützten Raum auf Erden dar. Eine Abdankungs-feier braucht einen würdigen, schönen Raum… oder mit den Worten des Kirchenlehrers und Philosophen Thomas von Aquin (13. Jh.) „Das Schöne ist der Glanz des Wahren“.

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Ort der Stille 2015

Konzept für Abdankungsraum in bestehender Friedhofsanlage Gossau

Die Konzeptstudie soll aufzeigen, ob der Bau eines Abdankungsraumes innerhalb der bestehenden Friedhof-Gebäudestruktur aus den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts denkbar wäre. Der Abdankungsraum würde die Trauernden für die Feier des Abschied-nehmens aufnehmen. Er sollte für alle Konfessionen ein würdiger Ort sein und muss deshalb zurückhaltend gestaltet sein und sich auf allgemein gültige Aussagen besinnen wie: Erde–Himmel, unser Leben, unsere Vergänglichkeit und vieles mehr. Was kann diese Vorstellung besser ausdrücken als eine bewusste Lichtführung im Raum? Das Licht fälltdurch Oberlichter auf die Längswände und steht für Weite. Anders die dunkel gehaltene Decke – sie stellt unser Dasein im geschützten Raum auf Erden dar. Eine Abdankungs-feier braucht einen würdigen, schönen Raum… oder mit den Worten des Kirchenlehrers und Philosophen Thomas von Aquin (13. Jh.) „Das Schöne ist der Glanz des Wahren“.

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Zu guter Letzt…

…schlage ich die letzte Seite der carte blanche auf. Als ob die schwarze Neujahrskarte mit dem weissen Sujet ein Scherenschnitt wäre, durch den man blicken kann, sah ich während der Bearbeitung der carte blanche auf meine Tätigkeit zurück. Ich hatte viel Glück all die Jahre, weil interessante Objekte zu mir gelangten – ohne sie wären die Karten schwarz geblieben. Glücklich schätze ich mich auch, dass ich während 27 Jahren als Dozent „das architektonische Handwerk“ den Studierenden weitergeben durfte. Ich habe dies sehr gerne gemacht – es kam ja auch immer etwas zurück. Mein geschätzter Architekturlehrer, Ernst Kasper, von der Kunstakademie in Düsseldorf sagte mir am Ende meines Studiums: „Wir haben beide voneinander gelernt“. Als Student war für mich die wöchentliche Tischkritik am Wertvollsten – dabei habe ich von Ernst Kasper sehr viel über das Entwerfen gelernt. Vor allem beeindruckte mich seine Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge sprachlich und über die Skizze auf den Punkt zu bringen. So stammt die Aussage wohl von ihm, dass man die Dinge abstrahiert auf eine Briefmarke zeichnen können muss. Das ist mir geblieben und motiviert mich noch jedes Jahr, etwas Gedachtes oder Gebautes in der Neujahrskarte festzuhalten. Nun habe ich viele Rätsel, die anfänglich auf den Karten zu sehen waren, gelöst. Die meisten Sujets auf den Karten wurden ja gebaut. Den „Früchten“ meines langjährigen Engagements als Architektur-lehrer begegne ich bei meinen Bauberatungen in den Gemeinden, wenn mir ehemalige Studenten ihre Projekte präsentieren. Ich bin stolz zu sehen, was aus meinen Schülern geworden ist. Die Investition in die Ausbildung gehört wohl zum schönsten Projekt, das ich betreuen durfte. So möchte ich der Schulleitung Stephan Mäder, Oya Atalay-Franck und Francois Renaud danken für die Gelegenheit des Ausbildens, die sie mir geboten haben. Ich habe in all den Jahren auch viele schöne Freundschaften schliessen können. Krönender Abschluss meiner Tätigkeit war die Seminarwoche in die Toskana im Frühjahr 2015… und nicht nur kulinarisch war ein Glas für mich immer halbvoll.

Mai 2015 Vielen Dank für die schöne Zeit an der ZHAW!Bruno Bossart

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Zu guter Letzt…

…schlage ich die letzte Seite der carte blanche auf. Als ob die schwarze Neujahrskarte mit dem weissen Sujet ein Scherenschnitt wäre, durch den man blicken kann, sah ich während der Bearbeitung der carte blanche auf meine Tätigkeit zurück. Ich hatte viel Glück all die Jahre, weil interessante Objekte zu mir gelangten – ohne sie wären die Karten schwarz geblieben. Glücklich schätze ich mich auch, dass ich während 27 Jahren als Dozent „das architektonische Handwerk“ den Studierenden weitergeben durfte. Ich habe dies sehr gerne gemacht – es kam ja auch immer etwas zurück. Mein geschätzter Architekturlehrer, Ernst Kasper, von der Kunstakademie in Düsseldorf sagte mir am Ende meines Studiums: „Wir haben beide voneinander gelernt“. Als Student war für mich die wöchentliche Tischkritik am Wertvollsten – dabei habe ich von Ernst Kasper sehr viel über das Entwerfen gelernt. Vor allem beeindruckte mich seine Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge sprachlich und über die Skizze auf den Punkt zu bringen. So stammt die Aussage wohl von ihm, dass man die Dinge abstrahiert auf eine Briefmarke zeichnen können muss. Das ist mir geblieben und motiviert mich noch jedes Jahr, etwas Gedachtes oder Gebautes in der Neujahrskarte festzuhalten. Nun habe ich viele Rätsel, die anfänglich auf den Karten zu sehen waren, gelöst. Die meisten Sujets auf den Karten wurden ja gebaut. Den „Früchten“ meines langjährigen Engagements als Architektur-lehrer begegne ich bei meinen Bauberatungen in den Gemeinden, wenn mir ehemalige Studenten ihre Projekte präsentieren. Ich bin stolz zu sehen, was aus meinen Schülern geworden ist. Die Investition in die Ausbildung gehört wohl zum schönsten Projekt, das ich betreuen durfte. So möchte ich der Schulleitung Stephan Mäder, Oya Atalay-Franck und Francois Renaud danken für die Gelegenheit des Ausbildens, die sie mir geboten haben. Ich habe in all den Jahren auch viele schöne Freundschaften schliessen können. Krönender Abschluss meiner Tätigkeit war die Seminarwoche in die Toskana im Frühjahr 2015… und nicht nur kulinarisch war ein Glas für mich immer halbvoll.

Mai 2015 Vielen Dank für die schöne Zeit an der ZHAW!Bruno Bossart

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Inhalt

Vorwort von Stephan Mäder 2Bruno Bossart – „Ohne Leidenschaft keine Architektur“ von Oya Atalay Franck 4Kleine Architekturwelten von Peter Quarella 6Einleitung 8Die Anfänge 10Die Neujahrskarte und die ZHAW 12Die heutige Form 14Zur Arbeit der Chorraum-Neugestaltung in katholischen Kirchen 16Neujahrskarten von 1994-2015 18 – 63Zu guter Letzt … 64

Fotografien:Oya Atalay Franck (Fotos von Bruno Bossart)Michael Rast Fotograph St. Gallen (Fotos der Kirche und Kapelle Flawil)Fotostudio Lehmann St. Gallen (Kath. Kirche Lütisburg)Kilian Schönenberger (Kath. Kirche Lütisburg)Bruno Jud (Kath. Kirche Lütisburg)Hanspeter Schiess (Abdankungskapelle Friedhof Ost St. Gallen)Markus Zöllig (Eingang in Eigentumswohnung Davos)Bruno Bossart St. Gallen (übrige Fotos)

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carte blancheIdee dieser Schriftenreihe ist, persönliche Vorlieben von Mitarbeitern der Bauschule einem engeren und weiteren Publikum bekannt zu machen. Die Verantwortlichen publizieren im Rahmen einer vorgegebenen Struktur ihre Beiträge. 12 Exemplare werden als Farbkopien ausgedruckt, zwei gehen in die Bibliothek, die übrigen werden signiert und verteilt. Die Dokumentation wird dann als pdf-Datei auf dem Server öffentlich zugänglich gemacht. c.b. erscheint 4-mal im Jahr.

c.b. 1: Interieurs – Skizzen von Stephan Mäder, Januar 2007c.b. 2: ... da und dort – Fotos von Stephan Mäder, Juli 2007c.b. 3: Aquarium, Einbau in der Halle 180, Oktober 2007c.b. 4: Exterieurs – Skizzen von Stephan Mäder, Dezember 2007c.b. 5: Master of Arts ZFH in Architektur, Januar 2008c.b. 6: Druckgraphiken – Abzüge in Ätzverfahren von Stephan Mäder, April 2008c.b. 7: Neues aus Berlin – Studentenarbeiten und Bilder aus dem Jahr 2007, Juni 2008c.b. 8: Halle 180 – Architekturschule in einer Industriehalle, Oktober 2008c.b. 9: alte Sachen – Stephan Mäder, März 2009c.b. 10: entsorgte Modelle – Mäder + Mächler, Juli 2009c.b. 11: Vorträge «Blauer Montag» – Hubert Mäderc.b. 12: aus einem Weissbuch – Stephan Mäder, November 2009c.b. 13: Libro Nero – Meine Skizzen zu Vorlesungen im Entwurfsunterricht – Peter Quarella, Januar 2010c.b. 14: BCN–Alongside Pere IV – 54 Students–4 Teachers–16 Weeks–Summer 2009, Februar 2010c.b. 15: Extra muros, Bilder von Studienreisen – Stephan Mäder, Juni 2010c.b. 16: Köln–Nordrhein-Westfalen, Dozentenreise 2010 – Toni Winiger, September 2010c.b. 17: Chioggia–Isola dei Cantieri, Das Wesen des Wohnens, Januar 2011c.b. 18: Kvarner Bucht, Kroatien – Stephan Mäder, März 2011c.b. 19: Transformation – Paul Bürki, November 2011c.b. 20: Sofia, Bulgarien – Peter Jenni, Dezember 2011c.b. 21: Japan, Studienreise der HSZ–T – Rudolf Moser, März 2012c.b. 22: 13 ’ manthan [west] – Beat Consoni, Juli 2012c.b. 23: Lange Häuser, 25 lange und ein hohes – Stephan Mäder, Oktober 2012c.b. 24 a/b: Konstruiert ?/ Mathematik verbindet, Doppelnummer – Karl Weber / Martin Huber, Dezember 2012c.b. 25: Vortragsreihe ... «Blauer Montag» – Hubert Mäder, März 2013c.b. 26: Entwerfen im Modell – ARB12 Plenum / Herbstsemester12, Juli 2013c.b. 27: … dort und da – Fotos von Stephan Mäder, September 2013c.b. 28: Eine Reise in den Osten, Orlová – Illnau-Effretikon – Hansruedi Preisig, Dezember 2013c.b. 29: Bergell, Studienreise Dozenten Juni 2013 – Rudolf Moser, März 2014c.b. 30: Belgrad, Eine Studienreise – Tom Weiss, April 2014c.b. 31: Die Kunst des Lernens, Unterrichtsfazit 2004–2013 – Karl Weber / Martin Huber, Mai 2014c.b. 32: Terra incognita, Was tut ein Verkehrsplaner und wieso ? – Jürg Dietiker, August 2014c.b. 33: UPV-ETSAV, Proyectos – Juan Deltell Pastor / Clara Mejía Vallejo, September 2014c.b. 34: still, 12 Fotografien von Heinrich Helfenstein – Heinrich Helfenstein, Januar 2015c.b. 35: Snapshots, Seminarwoche und Langer Tisch HS14 – Oya Atalay Franck, März 2015c.b. 36: „0“, Sabbatical HS2014, Andreas Hofer – Andreas Hofer, April 2015c.b. 37: Casa Bola, Begegnung mit einem Haus, Studienreise Brasilien, 2014 – Rudolf Moser, Mai 2015c.b. 38: Idee - Skizze - Abstraktion, ... der Stoff, aus dem die Neujahrskarten sind – Bruno Bossart, Juni 2015

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Page 68: carte blanche 38, Idee - Skizze - Abstraktion

ImpressumHerausgeber: ZHAW Departement Architektur, Gestaltung und Bauingenieurwesen Redaktion: Bruno BossartFotos: Bruno BossartDruck: CLC, Auflage: 12 ExemplarePublikation: pdf-Datei auf server: www.archbau.zhaw.ch

Ausgabe: 38 - Juni 2015

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