«cash VALUE Anlegen» 2015

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Fr. 8.– Das grosse Interview mit Oswald Grübel 4. Februar 2015 – www.cash.ch Schweizer Aktienfonds 2014 Die Top-Performer auf einen Blick «Recht haben ist wichtiger als Geld verdienen» Börsenexperte Joachim Goldberg im Interview Starinvestoren und ihre Follower Hobby-Anleger kopieren oft Börsen-Gurus Die zehn grössten Anlegerfehler Was Sie an der Börse nicht tun sollten

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Das Geldverdienen an den Märkten bleibt schwierig. Im cash-VALUE-Magazin «Anlegen» Unter anderem mit Tipps des Ex-UBS- und -CS-CEOs Oswald Grübel, des «Börsenpsychologen» Joachim Goldberg oder mit Ratgeberbeiträgen rund ums Risikoprofil oder einer Zusammenstellung der grössten Anlegerfehler. Viel Vergüngen beim Lesen!

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Fr. 8.–

Das grosse Interview mit Oswald Grübel

4. Februar 2015 – www.cash.ch

Schweizer Aktienfonds 2014

Die Top-Performer auf einen Blick

«Recht haben ist wichtiger

als Geld verdienen»

Börsenexperte Joachim Goldberg

im Interview

Starinvestoren und ihre Follower

Hobby-Anleger kopieren oft Börsen-Gurus

Die zehn grössten Anlegerfehler

Was Sie an der Börse nicht tun sollten

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EDITORIAL – IMPRESSUM

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Ebenfalls ein alter Fuchs an den Märkten ist Joachim Goldberg. Der Ex-Händler ist Spezialist für verhaltensorientierte Finanz-markttheorie. Im Interview mit cash VALUE erklärt der «Börsen-psychologe» das Fehlverhalten der Anleger. Goldberg kommt zum Schluss: «Das Moment, Recht gehabt zu haben, ist für viele Men-schen extrem wichtig. Es ist noch wichtiger als Geld verdienen.»

Diese Interviews und viele andere Beiträge in dieser Ausgabe von cash VALUE zum Thema «Anlegen» sollen Ihnen, liebe Lese-rinnen und Leser, Tipps und Informationen geben bei Ihren Ent-scheiden an den Märkten. Gerne verweise ich hier auch auf das umfangreiche Angebot der Finanzplattform cash.ch. Dort finden Sie topaktuelle News-Storys und Kursdaten, das grösste Online-Fondsangebot der Schweiz und umfassende Bankdienstleistungen.

Jetzt wünsche ich Ihnen viel Lesevergnügen mit dem cash VALUE

Daniel Hügli, Chefredaktor cash

EDITORIAL

Impressum

cash VALUE vom 4. Februar 2015: Gedruckt als Spezialversand an Finanzindustrie und Anleger (Auflage: 30 000), als PDF auf www.cash.ch Herausgeber: cash zweiplus ag, Bändliweg 20, 8048 Zürich, Telefon: 044 436 77 77, Mail: [email protected] Geschäfts-führer: Urban Scherrer (CEO) Chefredaktor: Daniel Hügli Redaktion: Frédéric Papp, Ivo Ruch, Marc Forster Mitarbeit: Daniel Dubach Layout: Haus der Kommunikation, Hinterdorfstr. 9, 8702 Zollikon Produktion/Bildredaktion: Thomas Demuth, Dominik Hertach Titelbild: Nik Hunger, Zürich Anzeigen: Marco Spadacini, Head of Sales, [email protected]; Pascal Weder, Senior Account Manager, [email protected]; Urs Wolperth, Key Account Manager, [email protected] Marketing: SilvanFranchetto Werbung: www.cash.ch/werbung Druck: Passen & Partner Copyright: cash zweiplus ag

Das Geldverdienen an den Märkten bleibt schwierig. Die lang anhaltende Rally bei Aktien verzerrt die Realität. Das Anlageumfeld bleibt schwierig. Das war eines der meistgehör-ten Investorenmottos für das Jahr 2015. «Blanker Unsinn», mag da mancher Aktionär entgegnen. Auf Aktienanlagen verdienen die Investoren seit dem Börsentaucher Mitte 2011 prächtig.

Die Sichtweise greift zu kurz. Aktionäre verkennen, dass auch sie eine Zeche zahlen. Die Zentralbanken haben mit ihrer Krisengeld-politik und den Tiefzinsen ein künstliches Anlageumfeld geschaf-fen. An die Kasse kommen die Sparer, Steuerzahler, Pensionäre, bei hoher Inflation in Zukunft die Konsumenten. Also wir alle.

«Die heutige Politik der Zentralbanken muss zu einem Ende kom-men. Sonst ist das Geld eines Tages nichts mehr wert», sagt Os-wald Grübel im Interview in diesem cash VALUE. Laut dem Ex-CEO der UBS und der Credit Suisse verändern nicht bloss die Zentralbanken die Märkte, sondern auch die neuen Regulierungen für Banken. Neue, heftige Börsencrashs seien so vorprogrammiert.

Auch nach seinem Rücktritt als UBS-CEO als Folge des Adoboli-Betrugsfalles äussert Grübel unverfroren seine Meinung – und eckt heute wie früher an damit. Zu den Bankenskandalen bei Li-bor und Devisen sagt Grübel etwa: «Man kann Skandale auch er-finden.» Lesen Sie ab Seite 8, warum er diese Meinung vertritt.

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SCHWERPUNKTE – INHALT

INHALT

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2508 INTERVIEW OSWALD GRÜBEL

Der Ex-CEO der UBS und der CS kritisiert die Politik der Zentralbanken. Und gibt einen Tipp für Langfristanleger.

12 DIE BESTEN AKTIENFONDS 2014

Die Aktienfonds konnten den Schwung des Vorjahres teil-weise mitnehmen. Wir zeigen, wer am besten performt hat.

14 FOLGEN AUCH SIE STARINVESTOREN?

Hobby-Anleger kopieren oft die Taten von Profi-Investoren. Dieses «Trittbrettfahren» birgt aber auch Risiken.

17 EXOTISCHE WACHSTUMSAKTIEN

Es muss nicht immer UBS oder Novartis sein – auch kleine Unbekannte bieten für Anleger gute Chancen.

18 «GOLDEN AGERS» ALS RENDITEGARANTEN

Immer mehr ältere Leute, die viel Geld haben und es auch ausgeben: Diesen Trend haben Fondsmanager entdeckt.

20 DAS EIGENE RISIKOPROFIL ERKENNEN

Beim Anlegen an den Finanzmärkten spielt die Börsen-entwicklung eine Rolle. Aber auch die Risikobereitschaft.

22 INTERVIEW JOACHIM GOLDBERG

Der deutsche «Börsenpsychologe» gibt Tipps für Anleger.

25 HANDELN AN ILLIQUIDEN MÄRKTEN

Aufgepasst! Bei wenig gehandelten Aktien können sich Investoren schon mal die Finger verbrennen.

26 DIVIDENDEN – DAS MÜSSEN SIE WISSEN

Auch 2015 sind Ausschüttungen für Aktionäre ein Top-Thema. Der Teufel liegt aber im Detail.

28 DAS SIND DIE FONDSTRENDS 2015

Preissenkungen, Transparenz, mehr Nischenprodukte.

30 OBLIGATIONEN – JETZT AUFPASSEN!

Wie verhalten sich Obli-Anlagen bei steigenden Zinsen?

32 DIE ZEHN GRÖSSTEN ANLEGERFEHLER

Gier und Panik sind Feinde des Investors.

34 INTERVIEW PHILIPP SCHWANDER

Der Wein-Profi über Weinanlagen und Weinpreise.

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Page 6: «cash VALUE Anlegen» 2015

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NEWS ANLEGEN

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Ex-EZB-Präsident Jean-Claude Trichet im Video-Interview mit cash.ch. cash

Im Ratgeber-Teil von cash.ch finden Spa-rer und Anleger wertvolle Tipps. cash

MEHR RISIKO DANK TIEFER LEITZINSENBei Anlegern steigt die Risikobereitschaft. Ausgerechnet die Zentralbanken warnen.

Steigende Kurse zusammen mit dau-erhaft ultratiefen Zinsen verleiten Anleger zu höherem Risikoappetit

an den Märkten. Das ist das Resultat ei-ner Umfrage von State Street Corporation. Demnach erwägen mehr als drei Viertel von Pensionsfonds, in den nächsten drei Jahren höhere Anlagerisiken einzugehen. Damit wollen sie sicherstellen, dass sie ih-ren langfristigen Auszahlungsverpflichtun-gen nachkommen können. Es ist ja eines der Ziele von Notenbanken, Anleger mit der Tiefzinspolitik aus siche-ren Anlageklassen wie Staatsobligationen oder starken Devisen zu locken, damit sie ihren Teil zur Ankurbelung der Wirtschaft beitragen. Bloss: Das bringt Risiken mit sich. Und ausgerechnet die Vertreter der Notenbanken warnen in letzter Zeit ver-mehrt vor übertriebener Spekulation. «Ein Niedrigzinsumfeld kann zu Versu-chungen führen, dass in verschiedenen Marktsegmenten Blasen kreiert werden», sagte etwa der ehemalige Präsident der

VON DANIEL HÜGLI

Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, Ende des letzten Jahres im Interview mit cash.ch. «Das ist die unver-meidliche Konsequenz von sehr tiefen Zin-sen. Dessen müssen wir uns sehr bewusst sein.» Haben die Notenbanken Angst vor den Geistern, die sie riefen?

Die Unternehmen weltweit schwimmen in Barmitteln. 2014 wurden als Folge

davon Dividenden in Rekordhöhe ausbe-zahlt. In Zahlen ausgedrückt: Aktionäre kamen im letzten Jahr in den Genuss von insgesamt 1,2 Billionen Dollar. Im Ver-gleich zum Jahr 2013 entsprach dies einer Steigerung von 13 Prozent. Die Firmen des Swiss Market Index schütteten 36 Milliar-den Franken aus. Nestlé allein zahlte den Aktionären 7 Milliarden Franken.Angesichts der anhaltend tiefen Zinsen weltweit ist die Dividende ein Ersatz ge-worden für Obligationen oder auch Spar-

hefte. Alternativ kaufen die Unternehmen auch eigene Aktien zurück, um ihren Berg von Bargeldern abzubauen. Das führt zu ei-ner Verdichtung des Gewinns und tenden-ziell höheren Aktienkursen. Allerdings zeugen Dividendenausschüt-tungen und Aktienrückkäufe auch von ei-ner gewissen Ideenlosigkeit der Unterneh-men. Denn das Geld könnten die Firmen auch für Übernahmen oder den Ausbau von Geschäftsfeldern nutzen. «Besserung» ist aber in Sicht: 2015 wird ein Anstieg der weltweiten Dividenden von nur noch vier Prozent prognostiziert.

Firmen schütten immer mehr Geld aus

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INTERVIEW OSWALD GRÜBEL

«DIE BÖRSEN KÖNNEN NOCH JAHRELANG STEIGEN»Der Ex-CEO der UBS und der Credit Suisse kritisiert die Politik der Zentralbanken. Und er hat einen Tipp für Langfristanleger.

Herr Grübel, ein deutsches Magazin schrieb einmal, Sie gefielen sich in der Rolle des «stets etwas mürrischen Einzelgängers». Trifft diese Einschät­zung zu?Das ist die Sicht von anderen, ich selbst sehe ich mich nicht so. Ich bin ein humor-voller und positiver Mensch. Ich kann aber schon mürrisch werden, wenn ich feststelle, dass die Sachen nicht so laufen, wie ich mir das vorgestellt habe (lacht).

Und der Einzelgänger?Als CEO eines Unternehmens ist man ge-wissermassen ein Einzelgänger. Sie können in einer Firma nicht viele Freunde haben. Da beginnen die Spekulationen bei den an-deren Angestellten im Unternehmen.

Zum Umgang mit Ihren Mitar­beitenden gibt es viele Anekdoten, ob wahr oder falsch. Sie sollen einmal gesagt haben: «Als Hund müsste man

Sie einschläfern.» Stimmt das?Nein. Das muss jemand erfunden haben.

Aber dass Sie keine weissen Socken duldeten, das stimmt doch.Da gab es mal eine Zeit, in den 1980er-Jahren, da sind alle mit weissen Socken herumgelaufen. Ich war damals in Eng-land, und dort hat man Witze gemacht über die Schweizer in weissen Socken. Aber das hat sich dann gelegt.

INTERVIEW: FRÉDÉRIC PAPP, DANIEL HÜGLI

BILDER: NIK HUNGER

Oswald Grübel: Er war als einziger Banker Chef der Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse.

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OSWALD GRÜBEL INTERVIEW

Sie denken, dass an den Märkten der grösste Crash vorprogrammiert sei. Warum?Der Markt wird nicht mehr so funktionieren wie in der Vergangenheit. Wegen der neuen Kapitalvorschriften werden die Banken in Zukunft nicht mehr in der Lage sein, in ihrer Funktion des Market Making einzugreifen. Das heisst, sie werden nicht mehr kaufen, wenn die Kurse sinken, und nicht mehr verkau-fen, wenn sie steigen. Das kostet schlicht zu viel Kapital. Wenn also die Aktien- oder Bond-märkte das nächste Mal nach unten gehen, steht niemand hin, der dagegenhält. Und da-her können Märkte viel schneller fallen als in der Vergangenheit, wie etwa im Jahr 1987. Es wird dann prozentual einen viel grösse-ren Crash geben.

Welches sind die Warnsignale für einen Crash?Es läuft immer gleich ab: Wenn die Käufer alles gekauft haben, was sie kaufen konn-ten. Dann dreht der Markt. Die Börsen können aber noch jahrelang steigen, wenn die Zentralbanken weiter Geld drucken.

Die Notenbanken spielen heute die zentrale Rolle in den Märkten.Ja. Die Funktion, den Markt zu manipulie-ren, üben jetzt nicht mehr die Kommerz-banken, sondern die Zentralbanken aus. Nur beeinflussen die Notenbanken die Märkte nicht mit Market Making, sondern mit billigem Geld, mit der Schaffung von Liquidität oder mit tiefen Zinsen.

Das kann nicht auf ewig so weitergehen?Das muss zu einem Ende kommen, sonst ist das Geld eines Tages nichts mehr wert. Schauen Sie sich die Bilanzsumme der Schweizerischen Nationalbank an. Die war in kürzester Zeit von 50 Milliarden Fran-ken auf 550 Milliarden Franken angestie-gen. Ich bin erstaunt, dass man das einfach so hingenommen hat.

Die Kursuntergrenze von 1.20 Fran­ken zum Euro schützte doch die Volkswirtschaft?

Die Exportfirmen und den Tourismus. Aber haben Sie sich schon einmal gefragt, wer dafür bezahlte?

Sie und wir …Ja, indem wir überhöhte Importpreise be-zahlen mussten. Von der Politik der SNB profitieren primär diejenigen, die Schulden haben. Ihnen nützen die tiefen Zinssätze.

Für Sie war die Euro­Franken­Kursuntergrenze von Anfang an eine Schnapsidee. War deren Abschaffung nun ein Sieg der Märkte?Es war eine Anpas-sung an die Realität, und der Zentralbank

ist dafür zu gratulieren.

Sie eckten als UBS­CEO bei der SNB an, als Sie sich in der «Too­big­to­fail»­Diskussion für die Banken einsetzten.Ich wehrte mich, weil in der damaligen Expertenkommission die grosse Mehrheit der Mitglieder Nichtfinanzleute waren. Da musste ich Stellung beziehen. Es war eine Stresssituation für die Kommission. Und in solchen Situationen Entscheide zu fällen, ist immer gefährlich.

Weshalb wehren Sie sich auch heute noch klar gegen die Regulierungen bei Banken?Man muss sein Geschäft verteidigen, das ist normal. Und ich lasse mir nicht gerne Vorschriften machen, die gegen meine Überzeugung gehen. Leider wird man dann schnell als «Antiregulierer» abgestempelt. In der Deutschschweiz und in Deutschland haben wir generell eine hohe Behördenhö-rigkeit.

Die Welt nach 2007/2008 ist doch für die Banken eine andere …Das ist so. Aber schauen Sie: Als ich 2007 bei der Credit Suisse ging, sagten mir die Regulatoren: «Ihr Risiko-Management bei der CS ist viel schlechter als das bei der UBS.» Ein Jahr später wurde der Gegen-beweis angetreten. Da sehen Sie, wie sich Regulierer täuschen können.

Aber die Banken entschärfen mit ih­ren Skandalen bei Libor oder Devi­sen die Situation ja auch nicht.Ach, jetzt reden Sie wie alle anderen auch. Man kann auch Skandale erfinden. Man könnte meinen, bei diesen Fällen wur-den Preise festgesetzt, die nichts mit dem Markt zu tun hatten. Das geht ja gar nicht. Sie müssen hinstehen und handeln. Natür-lich, in einem freien Markt will jeder den Preis manipulieren. Aber ich glaube nicht, dass es viele zivile Klagen geben wird. Man kann nicht beweisen, dass der Kurs merk-lich anders gewesen wäre, wenn Händler gewisse Aussagen nicht getätigt hätten. Die Banken sind bestraft worden aufgrund die-ser blöden Händleraussagen.

Verstehen denn die Regulatoren den Markt nicht?Sie verstehen ihn sehr gut, sie sind Teil dieses Marktes. Die grossen Zentralbanken der Welt haben jederzeit genau gewusst, was im Libor-, im Gold- und im Devisen-markt passierte. In einer freien Preisfin-dung versuchen die Käufer, so billig wie möglich zu kaufen, und die Verkäufer, so

«Die heutige Politik der Zentralbanken

muss zu einem Ende kommen. Sonst ist das

Geld eines Tages nichts mehr wert.»

FORTSETZUNG AUF SEITE 10

Nach einer Kindheit in der DDR floh Oswald Grübel (71) in den Westen nach Frankfurt. Dort machte er bei der Deutschen Bank eine Lehre. Es folgten Stationen bei White Weld Securities und CS First Boston. Ab 1998 leitete Grübel für drei Jahre das Private Ban-king der Credit Suisse, von 2003 bis 2007 war er CEO der CS. Bis zu seinem Rücktritt 2011 war er zwei Jahre CEO der UBS.

OSWALD GRÜBELEX-CEO UBS UND CREDIT SUISSE

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INTERVIEW OSWALD GRÜBEL

hoch wie möglich zu verkaufen. Das wird immer so sein.

Hat das Universalbankenmodell überhaupt noch Zukunft?Regulatoren wie die Finma wollen das Mo-dell nicht mehr, weil es für sie zu viele Ri-siken birgt. Sie wollen die Banken indirekt dazu verleiten, das Investmentbanking auszulagern. Dann würde aber das Invest-mentbanking aufgrund der hohen Kapi-talanforderungen stark schrumpfen, und die Finanzierung wäre viel zu teuer. Was uns wieder zum Thema volatile Märkte führt. Es gäbe dann keine grossen Han-delsabteilungen mehr, die im Markt ein-greifen könnten. Folglich würde höchst-wahrscheinlich der Staat aktiv werden und die Börsen schliessen. Das ist eine Be-fürchtung, die ich habe. Und ich bin ziem-lich sicher, dass das einmal passieren wird.

Bringen die Regulierungen denn überhaupt etwas?Die Banken werden viel sicherer gegen Verluste, aber nicht risikolos. Das Bank-geschäft ist immer mit Risiko verbunden. Die Bankenlandschaft wird ziemlich lang-weilig in den kommenden Jahren.

Würden Sie einem jungen Menschen in der heutigen Zeitnoch raten,

eine Banklehre zu machen?Das Bankgeschäft ist interessant, wenn Sie sich wirklich dafür interessieren. Banken sind in die gesamte Wirtschaft involviert. Aber wenn Sie das Bankgeschäft «delever-agen» (entschulden, Anm. der Red.), so wie das nun passiert, dann tangiert dies auch das Wirtschaftswachs-tum. Das scheinen viele nicht verstanden zu haben.

Gab oder gibt es für Sie ein Vorbild als Banker?Ich hatte das Glück, bei der CS schon früh mit Rainer E. Gut zusam-menarbeiten zu kön-nen. Er war der Erste, der die Möglichkeiten der Globalisierung frühzeitig erkannte.

Sie sagten einmal, langfristiges Anle­gen sei dumm. Warum?Also wenn ich das gesagt habe, dann war das dumm, dass ich das so gesagt habe (lacht). Aber es gibt Argumente. Nehmen Sie einen Fonds. Der wird über einen län-geren Zeitraum, das heisst zwischen 10 und 30 Jahren, von sehr unterschiedlichen Leuten gemanagt. Der Fonds steigt und fällt da-

durch. Es ist also unmöglich, abzuschät-zen, wie ein Fonds sich entwickelt. Deshalb sage ich: Es ist Glück, wenn langfristige Prognosen eintreffen.

Also kein Anlagetipp für die nächsten 30 bis 40 Jahre?

Das einzige Invest-ment, das nachweislich seinen Wert über einen längeren Zeitraum hält, ist Gold, und in Zu-kunft sind es vielleicht noch Bitcoins. Bei Gold und Bitcoins ist die Produktion limitiert. Nicht so bei Geld. Die Zentralbanken können unbegrenzt Geld dru-cken und sagen uns das

heute auch ganz klar. Es ist deshalb nicht werthaltig.

Was muss man beim Vermögens­aufbau beachten?Man soll sich nicht auf den Staat verlassen. Vielleicht bezahlt er Ihnen in Zukunft nicht das, was Sie sich heute vorstellen. Jeder sollte Eigeninitiative ergreifen. Beim Anle-gen müssen Sie etwas finden, das begrenzt ist und sich nicht beliebig vermehrt. Bei Gold bewegt sich die Produktion immer um die Marke von 3300 Tonnen pro Jahr. Ak-tien können kurzfristig sehr profitabel sein, und wir sind durch das lange Nachkriegs-Wirtschaftswachstum verwöhnt worden. Aber das kann sich sehr schnell ändern. Und bei den Bonds wundere ich mich, wer sie bei diesen tiefen Renditen noch kauft.

Und Immobilieninvestitionen?Das ist als so genanntes langfristiges In-vestment interessant. Der Nachteil steht im Namen. Immobilien lassen sich nicht immer verkaufen, wenn man will. Der an-dere Nachteil: Der Staat kann Sie jederzeit enteignen.

Sie selber haben offenbar Mühe, Geld auszugeben?Das liegt eher am Lebensstil. Wenn ich et-was kaufen will, dann erledige ich das in allerkürzester Zeit, im Gegensatz zu mei-ner Partnerin (lacht). Ich lasse mir auch nichts aufschwatzen. Insofern bin ich nicht der Traumkunde der Wirtschaftswerbung.

FORTSETZUNG VON SEITE 9

Oswald Grübel (rechts) im Gespräch mit cash-Chefredaktor Daniel Hügli (links) und cash-Redaktor Frédéric Papp (Mitte).

«Das einzige Investment, das seinen Wert über einen längeren Zeitraum hält,

ist Gold.»

Page 11: «cash VALUE Anlegen» 2015

Diese Angaben dienen ausschliesslich Werbezwecken und stellen keine Anlageberatung oder Offerte dar. Alleinverbindliche Grundlage für den Erwerb von Swisscanto Fondssind die jeweiligen veröffentlichen Dokumente (Fondsverträge, Vertragsbedingungen, Prospekte und/oder wesentliche Anlegerinformationen, sowie Geschäftsberichte). Diesekönnen unter www.swisscanto.ch sowie in Papierform bei der Swisscanto Asset Management AG, Nordring 4, Postfach 730, 3000 Bern 25, welche für luxemburgische Fonds die Vertreterin ist, allen Geschäftsstellen der Kantonalbanken in der Schweiz und der Bank Coop AG, Basel, kostenlos bezogen werden. Die mit (LU) bezeichneten Fonds sowie Fonds der Familie Swisscanto SmartCore sind Fonds luxemburgischen Rechts, für welche Zahlstelle die Basler Kantonalbank, Spiegelgasse 2, 4002 Basel ist.

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ANLEGEN DIE BESTEN FONDS 2014

Bei den Schweizer Fonds erreichten 2014 diejenigen Anlagevehikel die besten Renditen, die breit gestreut

Aktien beinhalteten. Die Fondsmanager setzten auf Pharmatitel, solide Versicherungs-aktien oder nichtzyk-lische Konsumgüter. Es sind die gleichen Aktien, die im letzten Jahr den Swiss Mar-ket Index (SMI) zogen: Nestlé, Novartis und Roche. Auch die Zurich-Aktie ist bei den Top-Fonds gut beigemischt. So auch beim zweitbesten Schweizer Aktienfonds 2014, dem «Pictet-Ethos CH Swiss Sustainable

VON MARC FORSTER

DIE BESTEN AKTIENFONDS EINES ERNEUT GUTEN JAHRESDie Aktienfonds konnten 2014 den Schwung des Vorjahres teil-weise mitnehmen. Die Aussichten sind nun etwas unsicherer.

Equities», der als Top-Positionen die gros-sen Pharmatitel sowie Nestlé und Swiss-com hält. Der beste Schweizer Aktienfonds 2014, der «AMG Substanzwerte Schweiz»

des Fondshauses LB Swiss, setzte allerdings auf kleinere und mit-telgrosse Unternehmen wie Vaudoise, Cosmo Pharmaceuticals, IVF Hartmann oder Conz-zeta. Der Fonds, der auf Firmen setzt, die einen

Grossteil ihrer Aktivitäten in der Schweiz haben, erreichte 18,60 Prozent Rendite. Der breit gefasste Swiss Performance Index erreichte 11 Prozent.

Bei den Fonds weltweit steht ein asiati-sches Land zuoberst: Indien-Fonds er-reichten Renditen bis zu 87 Prozent.

Was früher eine Belastung war, ist heute eine ChanceDie Parlamentswahlen in der bevölke-rungsreichsten Demokratie der Welt im letzten Frühling haben das Vertrauen der Investoren deutlich gestärkt. Dem neuen Premierminister Narenda Modi und seiner Regierung wird zugetraut, dass sie Refor-men durchführen und die Wirtschaft an-kurbeln. Fonds, die auf den Ausbau der Infrastruktur in diesem wichtigen Schwel-lenland setzten, profitierten erheblich von der Entwicklung.

Würze fürs Portfolio lieferten im vergangenen Jahr Fonds mit Aktienwerten aus Indien. © Mariusz Prusaczyk/fotolia

«Fonds setzten auf Pharma, Versicherun-gen und nichtzykli-sche Konsumgüter.»

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DIE BESTEN FONDS 2014 ANLEGEN

Die Infrastruktur ist genau eine der gros-sen Baustellen Indiens: Dort besteht der grösste Reformstau. Das Schwellenland holt jetzt Versäumnisse nach. Im Dreijahresvergleich schneiden die In-dien-Fonds schlechter ab. Denn noch 2013 war Indien eher ein Sorgenkind gewesen. Das Wirtschaftswachstum sank auf fünf Prozent, was sich in den Kursen widerspie-gelte. Jetzt hofft man bereits wieder auf sie-ben bis acht Prozent Wachstum.

2015 wird nach den Prognosen der meis-ten Spezialisten nochmals ein gutes Jahr für Aktien und somit auch für Aktienfonds. Doch die Finanzmärkte haben auch die Risiken ins neue Jahr mitgenommen wie die ungleiche Entwicklung in den grossen Wirtschaftsräumen, mangelnde Reform-bereitschaft in grossen Volkswirtschaften oder hohe Bewertungen. Und 2015 wird wahrscheinlich auch das Jahr der ersten Leitzinserhöhungen in den USA seit 2007.

WELTWEITE AKTIENFONDS – DIE BESTEN 2014Name Valor Rendite

2014 , in %Rendite

3 Jahre, in %Rendite

5 Jahre, in %

Kotak India Mid Cap A GBP Inc 11388857 87,21 – –

Kotak Funds – India Midcap Fund B GBP Acc

11388867 85,36 – –

Robeco Capital Growth Funds – Robeco All Strategy Euro Bonds

14195960 82,60 133,17 –

Comgest Growth India I EUR Acc 22385434 80,86 77,40 –

Amundi Funds Equity India Infrastructure A2U-C Class

19695803 80,15 76,09 - 2,30

Matthews Asia Funds – India Fund I GBP

13363451 78,42 105,82 –

PineBridge Global Funds – India Equity Fund Y 2630552 78,04 91,40 48,33

ACM Bernstein SICAV India Growth Portfolio I 891737 68,50 74,58 22,84

BB Biotech AG 3838999 67,76 296,78 259,56

Goldman Sachs India Equity Port I Acc 4454106 67,17 116,37 61,69

Quelle: cash.ch, Stand: 05.01.2015

SCHWEIZER AKTIENFONDS – DIE BESTEN 2014

Name Valor Rendite 2014, in %

Rendite 3 Jahre, in %

Rendite 5 Jahre, in %

AMG Substanzwerte Schweiz A 1959753 18,60 58,96 69,98

Pictet-Ethos (CH) - Swiss Sustainable Equities I dy Inc

1908724 17,44 – –

Helvetia AST Aktien Schweiz indexiert Inc

1176850 17,20 67,33 53,97

Avadis Aktien Schweiz 935908 16,60 69,59 58,16

zCapital Swiss Small & Mid Cap ZA CHF

22475680 16,44 – –

Pictet CH – Swiss Mid Small Cap-P dy CHF

329958 16,10 87,14 65,75

Swiss Equity Discovery Fund Q 18969729 15,57 – –

SQ Quant Swiss Equities CHF A 4473692 15,54 56,29 41,86

PowerShares FTSE RAFI Switzerland UCITS ETF 3716030 15,29 90,41 –

Moorea Fund Swiss Entrepreneurs RC 10533656 14,85 51,78 38,75

Quelle: cash.ch, Stand: 05.01.2015

«Aufwärtstrend hat sich fortgesetzt»

War 2014 ein gutes Fonds­jahr?Aus volkswirt-schaftlicher Sicht war das Jahr 2014 geprägt von zahl reichen Verunsicherun-gen. Dennoch, oder gerade des-halb, hat sich der Aufwärtstrend bei Fonds überall fortgesetzt: Das welt-weite Fondsvermögen überschritt die Re-kordmarke von 30 Billionen Franken. Nie waren mehr Fondsprodukte registriert und nachgefragt. Dass Fonds weiter Vertrauen gewinnen konnten, ist erfreulich.

Was hat das Schweizer Fondsgesche­hen am stärksten geprägt?Die Schweiz konnte sich den grossen Trends nicht entziehen. Absolut prägend war die asynchrone Entwicklung der Wirtschafts-räume. Die USA wuchsen kräftig, Europa stagnierte und die Schwellenländer ran-gen um Wachstum. Dazu kamen neue geo-politische Krisen. Grossen Einfluss hatte dies auf die Währungen, die sich deutlich auseinander entwickelten. Vor allem aktiv verwaltete Fonds, die sich flexibel positio-nieren, profitierten, etwa Schwellenländer- oder Total-Return-Obligationenfonds.

Was hat Sie am meisten überrascht?Anfang 2014 hat kaum jemand erwartet, dass die Renditen von Anleihen noch wei-ter so deutlich fallen würden. Zudem hat uns das letzte Jahr vor allem wieder an die Unberechenbarkeit von politischen Ent-wicklungen erinnert. Auch mit der Krim-Annexion durch Russland oder dem massi-ven Einbruch des Ölpreises hat wohl kaum jemand gerechnet. Wann und wo es zu sol-chen Ereignissen kommt, ist kaum vorher-zusagen. Hinsichtlich Fonds bedeutet dies, dass flexibel gemanagte Strategien, etwa mit Multi-Asset-Ansatz, schneller greifen, was auch eine steigende Zahl Anleger wie-der zu schätzen weiss.

Michele Porro, Head Continental Europe bei GAM Holding. zvg

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ANLEGEN TRITTBRETTFAHREN

DIE STARINVESTOREN UND IHRE FOLLOWERHobby-Anleger kopieren oft die Taten von Profi-Investoren. Dieses Trittbrettfahren bringt aber nicht immer fette Gewinne.

Um das «Orakel von Omaha», wie US-Starinvestor Warren Buffett von seinen Fans auch genannt

wird, scharen sich unzählige Trittbrettfah-rer. Seine Anlagestrategie wird von einigen Fondsmanagern sogar eins zu eins kopiert. Der Erfolg des 83-jährigen Milliardärs mit seiner kotierten Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway stützt sich auf die strikte Einhaltung von Prinzipien. Zum ei-nen verfolgt Buffett seit je einen langfris-tigen Anlagehorizont. Der US-Amerikaner investiert nur in Unternehmen, deren Ge-schäft er versteht und nachvollziehen kann. Und er sucht nach Aktien, die seiner Mei-nung nach unterbewertet sind – eine of-fene Einladung an Trittbrettfahrer. Buffett blieb diesen Prinzipien immer treu. Inves-tiert ist er zum Beispiel bei der US-Super-marktkette Walmart, bei American Express oder Coca-Cola. Hier hält er gar rund zehn Prozent der umlaufenden Aktien. Nach der Bankenkrise ist er auch bei den arg gebeu-

telten Banken Wells Fargo oder US Ban-corp eingestiegen – ein Investment, das sich bis anhin mehrfach ausbezahlt hat. Doch auch Buffett bewies nicht immer ein glückliches Händchen. So bescherte der Kursrutsch der britischen Supermarkt-kette Tesco dem Börsen-Guru herbe Ver-

luste. Auch seine Beteiligungen an IBM drückte auf die Gesamtperformance. Aber eben: Auf langfristige Sicht gingen Buffetts Wetten mehrheitlich auf. Mit Folgen für die Aktie von Berkshire Hathaway. Sie kostet deutlich über 200 000 Dollar und ist damit die teuerste Aktie weltweit.

Larry Fink

Der 63-jährige Mitgründer von Black-rock, dem grössten Vermögensverwalter

der Welt, gilt als mächtigster Mann der Wall Street. Der Finanzkonzern verwaltet über vier Billionen Dollar. Blackrock-CEO Lawrence D. Fink, wie er mit vollem Namen heisst, nennt Mario Draghi, den Präsidenten der Europäi-schen Zentralbank, seinen Freund. Blackrock stellte vor zwei Jahren mit dem Ex-SNB-Präsi-dent Phi lipp Hildebrand einen Kenner der Notenbankgeldpolitik an. Auch David Blumer, Ex-Anlagechef von Swiss Re, arbeitet mitt-lerweile für Blackrock. Der Konzern sammelt überall auf der Welt Geld von Anlegern ein und investiert es in eigene Anlagefonds. Stark

ist Blackrock auch in der Schweiz investiert. Mit mehreren Dutzend Milliarden Franken An-lagevolumen ist Blackrock der grösste Einzel-investor an der Schweizer Börse, und an jedem der 20 Unternehmen im Swiss Market Index (SMI) ist Blackrock beteiligt. Oft ist Black-rock hier der grösste Einzelaktionär. Eher in-teressant für Trittbrettfahrer sind somit Aktien von kleineren und mittelgrossen Schweizer Unternehmen, an denen Blackrock beteiligt ist: so von Ascom, Comet, GAM, Inficon, Hel-vetia, Sonova, Cembra Money Bank, Partners Group oder Swiss Prime Site. Einige dieser Titel erzielten im Zuge der langjährigen Bör-senhausse schöne Kursgewinne. Allerdings ist Blackrock auch an Transocean beteiligt – der mit Abstand schlechtesten SMI-Aktie 2014.

VON FRÉDÉRIC PAPP

Warren Buffett: Auf den US-Starinvestor schauen viele Privatanleger. Keystone

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Page 15: «cash VALUE Anlegen» 2015

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TRITTBRETFAHREN ANLEGEN

Carl IcahnEr ist der klassische

Firmenschreck. Unter-nehmen fürchten ihn als aktivistischen Investor, der Verwaltungsrat und Ma-nagement Dampf macht. Die Beteiligungen des US-Milliardärs bieten daher immer wieder Nährboden für Spekulationen jeglicher Art. Icahn kauft sich bei Un-ternehmen ein, macht dies publik und versucht dann im Gespann mit anderen Aktionären eine möglichst hohe Divi-dende oder ein milliardenschweres Aktienrückkaufprogramm her-auszupressen. So geschehen bei Dell, Apple oder Transocean. Icahn machte sein Vermögen vor allem in den 1980er-Jahren, indem er Firmen, die sich in einer schwierigen Lage befanden, möglichst günstig kaufte und dann zerschlug. Die profitablen Teile veräusserte er mit hohem Gewinn wieder. Seine skrupellose Vorgehensweise war Regisseur Oliver Stone Anleitung für den Kultfilm «Wall Street». Im Depot des 78-Jährigen liegen bekannte Namen wie Apple, eBay, Herbalife oder Transocean. Doch wie Blackrock verschätzte sich Icahn bei Transocean. Wegen des Ölpreiszerfalls sackten die Aktien des Betreibers von Ölförderplattformen 2014 deutlich ab.

MichaelLarson

Eine relativ unbekannte Grösse in der interna-

tionalen Finanzwelt ist Mi-chael Larson. Gross ist aber sein Portfolio: Larson ist nämlich Vermögensverwal-ter des reichsten Menschen der Welt, nämlich von Mi-crosoft-Gründer Bill Gates. Diversen Quellen zufolge soll Larson das Vermögen von Gates von 5 Milliar-den Dollar im Jahr 1994 auf heute über 83 Milliarden Dollar vermehrt haben. Das entspricht einer Rendite von jährlich elf Prozent. Wie Warren Buffett wird Larson zu den wertorientierten «Buy-and-Hold»-Vertretern ge-zählt. Das heisst: Aktien kaufen und möglichst lange halten. Einige Milliarden Dollar von Larson bzw. von Gates stecken natürlich in Microsoft-Aktien. Einer der grösseren Posten im «Gates-Portfolio» ist auch Berkshire Hathaway (siehe S. 14) . «Dufte» findet Larson auch ein Schweizer Unternehmen, was hiesige Aktien-Nachahmer hellhörig gemacht hat: Beim Riechstoffhersteller Givaudan hält er eine Beteiligung von rund zehn Prozent. Neben diversen Immobi-lieninvestments ist Gates auch in Coca-Cola, Walmart, Exxon Mo-bile oder Canadian National Railway investiert.

Michael Pieper

An ihm orientieren sich viele Schweizer In-

vestoren. Etwas heute kau-fen, um es morgen wieder mit Gewinn zu veräussern, dies ist nicht das Ding von Michael Pieper. Er gilt als klassischer Langfrist-In-vestor. Die Franke-Gruppe ist das Kernstück seiner privaten Artemis Group. In den vergangenen zehn Jah-ren hat Pieper schrittweise Beteiligungen an Firmen aufgebaut, die an der Schweizer Börse kotiert sind: Feintool, Rieter, Forbo, Autoneum, Adval Tech und AFG Arbonia-Forster. Er sieht sich als eine Art Arzt, der ange-schlagene Firmen zur Genesung verhilft – wie zum Beispiel bei Arbonia-Forster. Gleich wie Warren Buffett handelt Pieper nach dem Prinzip «Kaufen, was man versteht und was einem die Verant-wortlichen erklären können». Bislang hat sich diese Strategie aus-bezahlt: Pieper ist laut Forbes knapp 3 Milliarden Franken schwer.

Martin EbnerEinst galt er, zusammen

mit Tito Tettamanti, in der Schweiz als Börsen-guru, der mit dem Slogan «Aktien verändern Ihr Le-ben!» in den 1990er-Jahren ganze Turnhallen füllte. Mit seinen Beteiligungsgesell-schaften, den «Visionen», setzte er Firmen wie Roche unter Druck – bis es Eb-ner selber erwischte. Seine auf Darlehen aufgebauten Investments verloren im Börsencrash 2002 massiv an Wert und mussten dann notverkauft werden. Heute ist Ebner wieder da, und Trittbrettfahrer haben ihn wiederentdeckt. Über seine Beteili-gungsgesellschaft Patinex hält er Beteiligungen an Myriad Group (Handy-Software), Temenos (Banken-Software), Mobilezone (Han-dys) oder Ypsomed (Pharma). Dazu kommen alte Investments in Intershop (Immobilien) und Scor (Rückversicherung). 2006 über-nahm er zudem die Schweizer Fluggesellschaft Helvetic Airways.

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Page 16: «cash VALUE Anlegen» 2015

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GASTBEITRAG UBS FONDS

* Erfahrungswert, basiert auf langfristiger Aktienmarkt-Entwicklung. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für künftige Ergebnisse.

Einfach. Geldeingänge auf Ihr UBS Fondskonto werden automatisch in UBS Anlagefonds Ihrer Wahl investiert.

Flexibel. Zeitpunkt und Beträge Ihres Vermögensaufbaus können Sie selbst bestimmen: Sie können jederzeit Geld einzahlen.

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Wie aus wenig einfach mehr wirdAm wichtigsten für einen erfolgreichen Ver-mögensaufbau ist, dass man früh damit an-fängt. Ein Weg ist die kontinuierliche Ver-mögensbildung mittels Fondskonto. Dieses kombiniert das Sparkonto mit den Vortei-len der Geldanlage. Anders als mit einem herkömmlichen Konto können Sie mit dem UBS Fondskonto an der Entwicklung der Finanzmärkte teilhaben, womit die Er-tragschancen langfristig deutlich steigen. Höhere Renditepotenziale gehen aller-dings Hand in Hand mit Wertschwankun-gen. Deshalb ist es wichtig, dass wir Ihre finanzielle Situation, Ihre Ziele sowie Ihre Risikobereitschaft und Risikofähigkeit ge-nau kennen. Und so einfach funktioniert‘s: Für ein Fondskonto bestimmen Sie mit uns, in welche der UBS Anlagefonds das Geld investiert werden soll. Anschliessend über-weisen Sie Ihren Wunschbetrag. Der Rest geschieht dann von allein.

Regelmässig anlegen statt dem besten Kurs nacheilenBesonders bequem geht der Vermögensauf-bau mit einem Dauerauftrag. Zum einen müssen Sie nicht jedes Mal daran denken, die Zahlung zu veranlassen. Zum ande-ren investieren Sie jedes Mal den gleichen

Betrag – was von Bedeutung für den An-lageerfolg ist. Auf dem Konto werden Ihre monatlichen Zahlungen gesammelt. Sind jeweils 250 Franken beisammen, werden sie ins Depot verschoben und investiert, ungeachtet der Marktentwicklung. Das hat wiederum sein Gutes, denn so bleibt Ihnen die Überlegung erspart, wann der richtige Zeitpunkt zum Anlegen ist. Immer rich-tig zu liegen, ist selbst für Profis ein Ding der Unmöglichkeit. Mit dem Fondskonto investieren Sie regelmässig den gleichen Betrag – und das automatisch. Folglich werden mehr Fondsanteile gekauft, wenn diese günstiger sind, und weniger, wenn sie teurer sind. Der resultierende Durch-

schnittskosten-Effekt erhöht die Chancen auf einen tieferen durchschnittlichen Be-zugspreis. Damit hat das Warten auf den idealen Einstiegszeitpunkt ein Ende.

STEFFEN GLOSUBS

Steffen Glos ist im UBS Global Asset Management tätig.

RECHENBEISPIELE MIT EINEM FONDSKONTO

Ausbildung KindEigenmittel für Wohneigentum

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Monatlich auf die Seite gelegter Betrag (CHF)

100 100 500 500 500 500

Anzahl Jahre 20 25 15 20 35 40

Total der nur auf die Seite gelegten Beiträge

24 000 30 000 90 000 120 000 126 000 144 000

Total der angelegten Beiträge bei 4% Wertgewinn pro Jahr* 36 503 51 051 122 729 182 516 270 858 349 459

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EXOTISCHE WACHSTUMSAKTIEN ANLEGEN

DIESE AKTIEN SIND FAST EINZIGARTIGKünstliche Darmausgänge, Catering, Architekten-Software: Mit Wachstumsaktien europäischer Firmen lässt sich gut verdienen.

Aktien von Unternehmen mit einer guten Position im Konkurrenzum-feld, stabilen Kundenbeziehungen

und kontinuierlich wachsenden Umsatz- und Gewinnzahlen nennt man auch Wachs-tumsaktien. Idealerweise steigen sie über einen längeren Zeitraum und sind geringen Schwankungen ausgesetzt. In Europa gibt es eine Unmenge von Wachstumsaktien, die zum Teil mit nichtalltäglichen Produk-ten erfolgreich sind. Hier eine Auswahl.

bpostDer Staat Belgien besitzt noch 50,01 Pro-zent an der belgischen Post. Die bpost-Ak-tien sind erst seit Mitte 2013 an der Brüs-seler Börse kotiert und haben seither rund 30 Prozent zugelegt. Die bpost-Aktie ist zwar keine typische Wachstumsaktie, aber ein solider Dividendenbringer. Die Rendite beträgt satte 7 Prozent.

CapitaCapita ist eine der grössten Outsourcing-Fir-men in Grossbritannien. Die Firma erledigt auch Jobs, die der Staat nicht gerne selber erledigen kann oder will. So schreibt Capita schon mal im öffentlichen Auftrag SMS an illegale Migranten mit dem Inhalt, das Land sei zu verlassen. Die Firma kümmert sich auch um Polizei-Häftlinge in Grossbritan-nien. Von Mitte 2012 bis Mitte 2014 hat sich der Wert dieser Aktie verdoppelt.

ColoplastDie dänische Firma ist in den Bereichen Inkontinenz, Wundheilung und künstliche Darmausgänge tätig. Coloplast profitiert auch von der demografischen Entwick-lung, dass Menschen immer älter werden. Die Aktie hat ihren Wert in den letzten fünf Jahren verfünffacht.

VON DANIEL HÜGLI

Sodexo füllt Kindern den Bauch – und Anlegern die Kasse. zvg

GrifolsDer spanische Pharmakonzern ist auf Plasma derivate, In-vitro-Therapie und me-dizinische Ausrüstungen spezialisiert. Gri-fols übernahm vor zwei Jahren das Blutdia-gnostikgeschäft von Novartis und ist seither Weltmarktführer in der Transfusionsmedi-zin. Die Aktien sind im spanischen Leit-index Ibex 35 enthalten und hatten in den letzten drei Jahren eine Performance von über 150 Prozent.

NemetschekDas verhältnismässig kleine deutsche Un-ternehmen bietet Software für Architekten und Bauingenieure an und wächst kontinu-ierlich (auch durch Übernahmen). Die Ak-tie ist seit 1999 an der Börse in Frankfurt kotiert und hat ihren Wert in den letzten eineinhalb Jahren verdoppelt.

Schneider Electric Den französischen Konzern gibt es schon seit 1836, er war einst in der Stahlindust-rie tätig. Zwischendurch stellte Schneider auch Artilleriegeschütze und Panzerwagen her. Heute ist Schneider als Elektrotech-nikkonzern in über 190 Ländern vertreten. Die Aktie ist Teil des französischen Leitin-dex CAC 40 und hat in den letzten zweiein-halb Jahren 50 Prozent zugelegt.

SodexoDen Hauptanteil des Umsatzes erzielt der französische Konzern mit Catering und Kantinengastronomie (etwa für Schulen oder Krankenhäuser). Die Aktie ging 1983 mit 1,55 Euro an den Start, mittlerweile kostet sie über 80 Euro. Das entspricht ei-ner durchschnittlichen Jahresrendite von 13 Prozent.

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ANLEGEN «SENIOREN»-FONDS

DIE «GOLDEN AGERS» SIND RENDITEGARANTENEs gibt immer mehr ältere Leute, die viel Geld haben und es auch ausgeben: Diesen Trend haben auch Fondsmanager entdeckt.

Wissen Sie, wie hoch das durch-schnittliche Alter eines Kreuz-fahrttouristen ist? Rund 60 Jah re.

Oder welche Altersklasse sich im ver-gangenen Jahr einen Ferrari leistete? In Japan waren es vorwiegend Leute über 70 Jahre. Ins Bild passt Folgendes: Das Durchschnittalter eines Mercedes-Benz-S-Klasse-Fahrers liegt bei 62. Die Zahlen mögen der Strassensicherheit vielleicht ab-träglich sein, sie zeigen aber, wo aus demo-grafischer Sicht die Kaufkraft liegt: bei den älteren Menschen.Meret Gaugler kennt solche Zahlen. Gaug-ler ist Fondsmanagerin des «Golden-Age»-Fonds von Lombard Odier Investment Managers. Der Fonds wurde Ende 2009 lanciert und brachte den Anlegern seither eine Rendite von über elf Prozent pro Jahr ein. Der Fonds – bislang der einzige seiner Art – investiert ausschliesslich in Unter-nehmen, die einen erheblichen Teil ihrer Umsätze mit dem Thema Bevölkerungsal-terung erzielen. Aktien von Roche, Strau-mann, Estée Lauder oder Royal Caribbean befinden sich in Gauglers Fonds.

Was früher Belastung war, ist heute eine ChanceIn den letzten fünf Jahren habe sich die Wahrnehmung der Überalterung der Ge-sellschaft deut-lich verändert, sagt Gaugler. «Wäh-rend früher primär die Lasten der De-mografie für künf-tige Generationen thematisiert wur-den, sehen heute Investoren verstärkt die Renditechancen, die mit der Kaufkraft der Babyboomer zusammenhängen.» Zur

VON FRÉDÉRIC PAPP

«Golden Agers» bleiben nicht auf ihrem Geld sitzen – sie geben es zunehmend auch aus. © blende40/fotolia.com

Baby boomer-Generation gehört, wer zwi-schen dem Ende des Zweiten Weltkriegs und dem Ende der 1960er-Jahre geboren

wurde. Diese Gene-ration hat das gro-sse Los gezogen. Sie konnte schon früh von der Konsum-neigung einer rasch wohlhabend wer-denden Gesellschaft

profitieren. Sie erhielt oft eine gute Aus-bildung, hatte nach der Schule kein Pro-blem, einen Job zu bekommen – und die

Nachkriegsgeneration profitierte von stei-genden Löhnen.

USA: 70 Prozent der Einkommen sind bei Leuten über 50Mit Folgen: In den USA liegen laut Gaugler 70 Prozent der verfügbaren Einkommen in den Händen von Menschen über 50. In der Schweiz leben rund 140 000 Millionäre, im Schnitt hat jeder 65-Jährige rund 500 000 Franken auf die Seite gelegt. Es handelt sich bei den Babyboomern im wahrsten Sinne des Wortes um eine goldene Genera-tion. «Eine derart vermögende Generation

«Investoren sehen heute verstärkt die Rendite-chancen bei konsum-

freudigen Alten.»

Page 19: «cash VALUE Anlegen» 2015

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«SENIOREN»-FONDS ANLEGEN

bleibt wahrscheinlich eine Ausnahmeer-scheinung», sagt Gaugler. Als Grund nennt die Fondsmanagerin mit-unter die im historischen Vergleich hohe Rendite auf praktisch allen Anlageklassen in den 1980er- und 1990er-Jahren. Zu-dem lebte die Generation vor den besag-ten Babyboomern sparsam und hatte grosse Vermögenswerte weitervererbt. Die ersten Babyboomer haben nun vor fünf Jahren das Pensionsalter erreicht. Nach Gauglers Schätzungen könnte der «Golden-Age»-Trend noch etwa 20 Jahre lang andauern. Logisch, profitieren auch zahlreiche Fir-men von den ausgabefreudigen Alten. Eine wohlhabende Schicht von älteren Menschen ist aber ein Phänomen von In-dustriestaaten. Gaugler reist denn auch regelmässig für Firmenbesuche in die USA oder nach Japan. Vor einem Akti-enkauf eines Unternehmens wird auch die Bewertung des Titels angeschaut. «Wachstum kaufen zu einem vernünftigen Preis», nennt Gaugler das. Auch Treffen mit Managements sind häufig – etwa 150 bis 200 pro Jahr.

Ein boomender Windeln­Markt für Senioren in JapanVon solchen Reisen bringt Gaugler immer wieder Anekdoten mit, wie etwa diese: «Es mag erstaunen, aber beim Verbrauch von Windeln liegen in Japan die Senioren ge-genüber Babys klar vorn.» Auch werden in Japan alte Menschen bereits von Roboter-Krankenschwestern gepflegt. Das Land hat 10 Millionen Menschen, die über 80 Jahre alt sind, aber gerade einmal 300 000 Al-tersheimplätze. Dazu lässt Japan weiterhin sehr wenig Immigration zu. Die Robotik könnte laut Gaugler somit eines der nächs-ten grossen Investitionsthemen werden.

«Ein erfolgreicher Investor braucht eine gute Portion Menschenkenntnis»

Meret Gaugler, Sie haben Physik an der ETH Zürich studiert und zu Parkinson doktoriert. Weshalb der Wechsel in die Finanzbranche?Forschung ist auf lange Sicht sehr span-nend, aber der Alltag kann manchmal auch langwierig sein, gerade in monatelangen Experimentierphasen in der biologisch-medizinischen Forschung. Bei den Finanz-märkten hingegen ist gerade das Gegenteil der Fall.

Greifen Sie in Ihrer Arbeit oft auf Ihr naturwissenschaftliches Wissen zurück? Ja, vor allem bei möglichen Investments im Gesundheitsbereich. Man ist schneller, wenn man Fachwissen hat. Und dies hebt einen von Generalisten ab, welche oft die Kommentare der grossen Brokerhäuser ab-warten. Fachwissen und eine analytische Denkweise genügen aber nicht. Am Markt spielt man mit vielen anderen Playern zu-sammen, daher braucht ein erfolgreicher Investor auch eine gute Portion Menschen-kenntnis.

Wie sieht ein Tag bei Ihnen aus?Man kann seinen Tag nicht richtig pla-nen, und auch in den Ferien ist Abschalten schwierig. Denn Unternehmensnews oder makroökonomische Richtungsentscheide können jederzeit eintreffen. Das kann mit-unter zwar stressig sein, zugleich aber auch spannend. Wichtig ist, möglichst oft einen kühlen Kopf zu bewahren, auch wenn der Markt nervös reagiert.

Royal CaribbeanRoyal Caribbean ist eine internationale Kreuz-fahrtmarke. Das ame-rikanisch-norwegische Unternehmen verfügt über 23 Kreuzfahrt-schiffe, darunter auch das weltweit grösste, die «Oasis of the Sea». Im letzten Jahr klet-terte die Aktie über 70 Prozent.

RocheDas fünftgrösste Pharmaunternehmen der Welt ist bei Krebsmedi-kamenten Weltmarkt-führer, bewegt sich aber auch vermehrt auf andere Gebiete wie zum Beispiel altersbedingte Augenkrankheiten. Der Genussschein stieg 2014 gut 8 Prozent.

Estée LauderDas New Yorker Kosme-tikunternehmen bietet Produkte im Luxusseg-ment an. Die Luxusgü-terhersteller bekundeten im vergangenen Jahr allerdings mehrheitlich Mühe. Die Aktien von Estée Lauder verteuerten sich ledliglich um rund 2 Prozent.

DREI ANLAGE-IDEEN AUS DEM «GOLDEN-AGE»-FONDS

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Wie sind Sie denn persönlich investiert? Die Privatbank Lombard Odier ist streng mit Eigengeschäften. Das «Golden-Age»-Team darf aber in den Anlagefonds inves-tieren, den es selber managt. Und ganz ehrlich gesagt, ist es mir wohl, in etwas in-vestieren zu können, das ich selber mitver-antworte.

Meret Gaugler ist seit März 2012 zusammen mit Johan Utterman für den «LO Funds – Golden Age» von Lombard Odier Investment Managers verantwortlich. Sie schloss 2004 ihr naturwissenschaftliches Studium an der ETH Zürich ab und doktorierte 2010 an der ETH Lausanne in Neurowissenschaften. Sie ist seit vier Jahren für Lombard Odier tätig.

MERET GAUGLERFONDSMANAGERIN

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ANLEGEN RISIKO

JEDEM INVESTOR SEIN EIGENES RISIKOPROFILWollen Sie einen grösseren Geldbetrag anlegen? Beachten Sie die Aussichten an den Börsen, aber auch Ihr Risikoprofil.

Angenommen, Sie besitzen 100 000 Franken und möchten diesen Be-trag über die nächsten fünf Jahre

anlegen. Wer sich einen solchen Anlageho-rizont setzt, muss sich zuallererst die wirt-schaftlichen Aussichten vor Augen halten. Das passiert untenstehend in den Punkten 1 bis 3. Daraus leiten sich das eigene Ri-sikoprofil und dann die individuelle Port-folio-Zusammenstellung ab.

1. WirtschaftsentwicklungDie Organisation für wirtschaftliche Zu-sammenarbeit und Entwicklung (OECD) erwartet für 2015 von den 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländern ein BIP-Wachstum von 3,7 Prozent. Für die Euro-Zone wird mit einem Wert von 1,1 Prozent und für die Schweiz mit 1,5 Prozent ge-rechnet.

2. Zinsen2015 wird wohl das Jahr der Zinswende. Denn die wichtigste Notenbank der Welt, die US-amerikanische Federal Reserve, wird die Leitzinsen mutmasslich erhöhen. Um eine allzu grosse Zinsdifferenz zwi-schen den USA und Europa zu vermeiden, werde die Europäische Zentralbank 2016 nachziehen, sagen Experten. Auch die Schweizerische Nationalbank wird dann nachziehen müssen.

3. InflationNeben den wirtschaftlichen Aussichten und den Entwicklungen an der Zinsfront spielt insbesondere für langfristig orien-tierte Anleger die Inflationsprognose eine wichtige Rolle. In der Theorie steigen mit höheren Preisen (Inflation) auch die Ge-winne der Unternehmen und ihre Dividen-den. Doch davon ist Europa derzeit weit

VON IVO RUCH

Anlegen als Balanceakt zwischen Risikobereitschaft und -fähigkeit. © Chlorophylle/fotolia.com

Ein Risikoprofil für Finanzanlagen lässt sich durch die beiden Grössen Risikofähigkeit und Risikobereitschaft errechnen. Risikofähigkeit beruht auf Fakten. Das sind zum Beispiel der Anlagehorizont des Investors, der Kapitalauf-bau und -verzehr über die Jahre, der Anteil des liquiden Vermögens am Gesamtvermögen oder

vorhandene oder nicht vorhandene Alters-vorsorge. Risikobereitschaft hingegen beruht weitgehend auf Emotionen des Anlegers und hängt unter anderem von den Anlagezielen und der Anlageerfahrung des Investors ab. Das errechnete Risikoprofil ist auch die Basis für individuelle und zielgerichtete Beratung.

WAS IST EIN RISIKOPROFIL?

Page 21: «cash VALUE Anlegen» 2015

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RISIKO ANLEGEN

entfernt. Die anhaltend tiefen Inflations-raten von 0,3 Prozent erhöhen vielmehr die Angst vor Deflation. Anders das Bild in den USA: Dort beträgt die Inflationsrate 1,7 Prozent und liegt viel näher beim Ziel der amerikanischen Notenbank.

Aus diesem ökonomi-schen Zukunftsszena-rio ergeben sich drei Portfolio-Varianten – je nach Risikoprofil.

1. Defensives PortfolioGrundsätzlich gilt: je zurückhaltender ein Anleger, desto tiefer der Aktienanteil. Diverse Banken raten in ihrem Musterportfolio mit dem tiefsten Risikoprofil nicht zu Aktien. Einige Anla-geprofis gehen sogar so weit, dass sie Ak-tieninvestments erst ab einem Anlagehori-zont ab zehn Jahren empfehlen.Es gibt aber auch Gründe, die in jedem Fall für einen – wenn auch geringen – Ak-tienanteil sprechen. Allerdings nimmt das Portfolio-Risiko ab einem Aktienanteil von zehn Prozent schon deutlich zu, sagt etwa Stephan Meschenmoser, Anlagestratege bei Blackrock. Am Schweizer Aktienmarkt gibt es indessen Titel wie Swisscom, die über ihre konstant hohe Dividende auch in einem defensiven Portfolio Platz haben. Eine weitere Alternative zu Aktien kann auch ein einfaches Sparkonto sein. Auch wenn die Sparzinsen derzeit überall sehr tief sind, lohnt sich ein Vergleich.Weniger risikoreich sind Obligationen. Sie dienen als Absicherung gegen das Aktien-risiko sowie als Stabilisator und Anker in einem Portfolio. Zudem werfen Obligatio-nen einen konstanten Zins ab. Allerdings gilt auch hier Vorsicht bei der Auswahl: Anleihen mit einem Rating, das tiefer ist als BBB, sind nicht zu empfehlen. Und Obligationen von stabilen Ländern werfen kaum mehr Rendite ab. Um die Auswahl zu erleichtern, bieten sich Obligationen-fonds an.

2. Ausgewogenes PortfolioWer etwas mehr Risiko eingehen will, kann den Aktienanteil in seinem Portfolio er-höhen. Die St. Galler Kantonalbank und Raiffeisen etwa empfehlen ihren Kunden

eine Quote von rund 45 Prozent. Gleich-zeitig wird der Anteil von Obligationen re-duziert. Bei der Auswahl der Aktien muss allerdings vorsichtig vorgegangen werden. Eine sorgfältige und regelmässige Infor-mation ist unabdingbar. Defensive Aktien

wie Roche, Nestlé oder Novartis brauchen we-niger «Pflege» als kon-junkturabhängige Titel, bringen im Normalfall aber auch weniger Ren-dite. Eine weitere Mög-lichkeit ist das passive Investieren über einen börsenkotierten Index-fonds (ETF).Im Risikoprofil «Aus-

gewogen» können zudem alternative An-lagen wie Immobilien, Edelmetalle oder Rohstoffe im Gesamtumfang von maximal 15 Prozent ins Auge gefasst werden. Ge-rade Immobilien können ein Portfolio wei-ter diversifizieren helfen. Gold gilt eher als Katastrophenschutz denn als Mittel zur Wertgenerierung.

3. Risikofreudiges PortfolioBei der Jagd nach hohen Renditen kommt man also an einem hohen Aktienanteil zwi-schen 60 und 100 Prozent nicht vorbei – allerdings mit dem entsprechenden Risiko für Kursschwankungen. In Erwartung wei-terhin tiefer Zinsen in nächster Zeit feh-len vielen institutionellen Investoren (Ver-sicherungen, Pensionskassen etc.) aber die Alternativen – was für Aktienanlagen spricht. Anleger sollten bei der Auswahl vorsichtig vorgehen. Sektoren und Regio-nen zum Beispiel gilt es breit zu streuen. In wachstumsstarken Märkten kann durchaus ein Übergewicht angepeilt werden.Im Bereich der Obligationen kommen Schwellenländer- und Hochzinsanleihen infrage. Und zur Diversifizierung der her-kömmlichen Anlageklassen können auch Investitionen in Hedgefonds oder Derivate berücksichtigt werden.

Was für alle Anleger gilt: Ein regelmässi-ges Überprüfen des Portfolios ist in jedem Fall Pflicht, und zwar unabhängig vom ge-wählten Risikoprofil. Denn je nach Verän-derung der persönlichen Situation des An-legers steht auch die Portfolio-Strategie auf dem Prüfstand.

Bei einem Aktien-anteil ab zehn

Prozent im Portfolio nehmen die Risiken für Anleger schon

deutlich zu.

«Billig-Fonds» sind die bessere Wahl

G ebühren trüben bei aktiv gemanagten Fonds die Rendite. Börsengehandelte

Indexfonds bringen Anlegern dagegen weit mehr ein. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des US-Fondshauses Vanguard auf-grund von Daten von rund 8000 Fonds, die Investoren in der Schweiz zugänglich sind. Bei Schweizer Aktien erreichten aktiv ge-managte Fonds im Jahr 2013 eine Rendite von 5,21 Prozent, während die billigeren, indexbasierten Fonds, also Exchange Tra-ded Funds (ETF), 6,84 Prozent einbrach-ten. Vanguard ist der drittgrösste Anbieter von ETF in den USA.

Computer schlagen Menschen

Auch die Hedgefonds, die für Aussen-stehende oft schwer nachvollziehbare

Investitionen in fast alle Anlageklassen tätigen, werden von der Computerisierung des Handels überrollt. Denn diejenigen Hedgefonds, welche Computerprogramme im Handel einsetzten, haben im letzten Jahr die höchsten Erträge der Branche erzielt. Die von Mathematikern oder In-genieuren entwickelten Programme ent-decken Preisunterschiede auf verschie-denen Märkten und nutzen diese aus. Sie verdienten 2014 vor allem viel Geld mit dem fallenden Ölpreis und mit Staatsan-leihen, die viele (menschliche) Händler mieden.

Menschen haben gegenüber Computern oft das Nachsehen. © alphaspirit/fotolia.com

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INTERVIEW JOACHIM GOLDBERG

«DER ZUFALL SPIELT AN DEN MÄRKTEN EINE GROSSE ROLLE»Joachim Goldberg, der bekannteste deutsche «Börsenpsychologe», gibt Tipps für Anleger und erklärt deren Fehlverhalten.

Herr Goldberg, oft hat man das Ge­fühl, an den Börsen regiere nur der Herdentrieb.Das ist zeitweise sicher so. Die Menschen bewegen sich nun mal gerne in Herden, damit sie die Normen ausloten können. Die Menschen wollen sich an anderen Menschen orientieren, vor allem am Erfolg anderer Menschen. Und sie wollen diesen Erfolg kopieren.

Daher gibt es Börsen­Gurus wie etwa Warren Buffett?Der soziale Vergleich ist für die Menschen wichtig. Vor allem der Blick nach oben ist häufig von Neid begleitet. Auf der Welt gibt es zig Millionäre und Milliardäre wie Buf-fett. Der hatte wohl das Glück, zur rich-tigen Zeit am richtigen Ort am richtigen Hebel gewesen zu sein. Milliardär zu sein hat auch viel mit Zufall zu tun. Der Zufall spielt an den Märkten eine grosse Rolle.

Welches sind die grössten Fehler, wel­che den Anlegern unterlaufen?Ich sträube mich etwas dagegen, den Zei-gefinger hochzuheben. Aber der grösste Feind unserer Entscheidungen ist das Be-dauern. Das heisst: In dem Moment, da ich eine Entscheidung getroffen habe, fängt so-fort auch das Bedauern an, daer Gedanke, etwas falsch gemacht haben.

Das hemmt dann auch künftige Ent­scheidungen?Ja. Wir machen die künftigen Entschei-dungen vom Erfolg und Misserfolg vergan-gener Taten abhängig. Eine Aktie springt nach dem Kauf selten gleich fünf Prozent hoch. Viele Anleger werden schnell ner-vös, wenn eine Aktie nicht gleich deut-

INTERVIEW: DANIEL HÜGLI

BILDER: DIRK HOY

Joachim Goldberg: «Die Politik der Zentralbanken bewirkt einen Teufelskreis. Wenn nicht ein Wunder geschieht, wird uns dies eines Tages um die Ohren fliegen.»

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JOACHIM GOLDBERG INTERVIEW

lich steigt. Oder sie verkaufen sie auch zu schnell bei kleinen Gewinnen. Das Mo-ment, Recht gehabt zu haben, ist für viele Menschen extrem wichtig. Das ist sogar noch wichtiger, als Geld zu verdienen. Die Menschen wollen ja gar nicht ganz grosse Gewinne machen.

Wie bitte?Fragen Sie jemanden: «Wollen Sie lieber fünfmal einen Euro verdienen oder einmal fünf Euro?», wollen die meisten das Erste. Es geht um die Häufigkeit der Gewinne. Bei den Verlusten ist es genau umgekehrt. Die Men-schen möchten keine kleinen Verluste. Einen Gewinn in Aussicht ge-stellt zu bekommen ist ein viel dramatische-rer Vorgang als der Empfan eines Gewinnes.

Was war denn Ihre beste Entschei­dung an den Märkten?Ich war früher Devisenhändler und han-delte mit einem eigenen Computermodell. Vor einem Feiertag im Jahr 1989 hatte ich eine grosse Dollar-Position. Dann fiel der Dollar in der Nacht auf den Feiertag um zehn Pfennig. Ich wusste nicht, ob ich die Dollar-Position gegen die Empfehlung des Computers mit Verlust verkaufen sollte. Ich tat das nicht. Am Feiertag begannen die Studentenproteste in China, und der Dollar stieg wieder um zehn Prozent. Das war eine grosse Lehre: Die Nerven in solchen Situ-ationen nicht zu verlieren und an einem Plan und Modell festzuhalten, auch wenn die menschliche Intuition dagegen spricht.

Ihr grösster Fehler?Fehler habe ich viele gemacht. Selbstrecht-fertigungen etwa, oder das zu lange Fest-halten an Engagements. Das ist Sturheit.

Viele Leute setzen «Spielgeld» ein, um kurzfristige Gewinne an der Börse zu erzielen. Geht das auf?Der Markt ist heute sehr viel schwieriger als etwa vor 20 Jahren. Heute werden Ma-schinen eingesetzt, es gibt Hochfrequenz-händler. Da muss man mit Stop-Loss-Aufträgen arbeiten, also mit der engen Begrenzung von Verlusten. Das Problem ist

aber meistens, dass die Gewinne nicht weit genug laufen gelassen werden. Gewinne mitnehmen ist ein Dürfen, Verluste reali-sieren ein Müssen.

Und die oft zitierte Strategie «Buy­and­Hold»?Da hat man keine Verlustbegrenzung, man nimmt aber auch die Gewinne nicht mit. Diese Strategie ist im Zug des Hoch-

frequenzhandels bei Anlegern wieder be-liebter geworden. Das Problem dabei: Die Märkte wachsen heute nicht mehr so linear wie früher. Man kann mit Kaufen und langem Halten die Ineffizienz der Märkte auch nicht ausnutzen. Allerdings

schaffen es nur wenige aktive Fondsmana-ger, einen Index über einen Zeitraum von 10 oder 15 Jahren zu schlagen.

Herdentrieb haben wir vor allem bei Blasen und Börsencrashs. Eine aus­weglose Situation für Anleger?Als Anleger darf man gar nicht in eine sol-che Situation geraten. Vor einem Engage-ment muss man sich überlegen: Was unter-nehme ich, wenn die Dinge nicht so laufen wie geplant? Wenn Anleger zum Beispiel bereits zehn Prozent oder mehr verloren haben, dann rührt das daher, dass sie ihre Verluste nicht frühzeitig realisiert haben. Es fehlt oft ein Notfallplan.

Die breite Masse von Anlegern ist nicht wirklich zurück bei Aktienenga­gements. Ändert sich das wieder? Eine Aktienkultur entstand bei uns bloss in wirklich steigenden Märkten. Anleger, wel-che die Crashs 2002 und 2008 schmerz-haft miterlebt haben, kommen so schnell nicht zurück. Es ist aber etwas seltsam, dass die Leute ihr Geld nicht anderswo als bei Tagesgeld oder dem Sparkonto investie-ren. Denn dort verlieren sie real Geld.

Aber weshalb sind denn die Anleger noch immer so misstrauisch?Sie trauen der Markthausse nicht, die wir seit 2008 sehen. Das hat mit der Politik der Zentralbanken zu tun. Diese drucken im-mer wieder Geld, sobald es an den Börsen

«Das Moment, Recht gehabt zu haben, ist für viele Menschen extrem wichtig. Es

ist noch wichtiger, als Geld zu verdienen.»

runtergeht. Das ist ein Teufelskreis. Wenn nicht ein Wunder geschieht, wird uns dies eines Tages um die Ohren fliegen.

Wie legen Sie Ihr Geld an?Ich verbrauche es (lacht). Nun, ich habe ja auch fünf Kinder. Immobilien-Engage-ments habe ich keine mehr. Ich bin sehr breit gestreut, auch in Aktien, wobei ich keine Anlageklasse besonders bevorzuge. In den nächsten Jahren steht generell eher der Kapitalerhalt im Vordergrund.

Eine Frage, die bei Ihrem Nachna­men kommen muss: Investieren Sie in Gold?Gold habe ich schon lange alles verkauft. Gold ist sicher ein Wertaufbewahrungsmit-tel und gut im Krisenfall. Aber es ist ein Trugschluss, zu glauben, dass man mit ei-ner bestimmten Anlageklasse todsicher durch eine Krise kommt.

Die wichtigsten Tipps für Anleger?Sie müssen vor dem Investieren einen Plan haben. Der sollte auch schriftlich verfüg-bar sein. Darin soll stehen: Was passiert, wenn es nicht so geht, wie ich will? Wann realisiere ich frühestens die ersten Ge-winne? Die Anleger sollten an den Finanz-märkten, wenn alles gut zu gehen scheint, auch nicht zu stark den eigenen Fähigkei-ten und Kompetenzen vertrauen. Das führt zu Nachlässigkeit.

Der Deutsche Joachim Goldberg (58) ar-beitete nach einer Banklehre 25 Jahre bei der Deutschen Bank. In den 90er-Jahren begann er sich mit «Behavioral Finance» (verhaltens orientierte Finanzmarkttheorie) zu beschäftigen und schrieb Bücher wie etwa «Genial einfach entscheiden» (2013).

JOACHIM GOLDBERGFINANZANALYST UND BÖRSENPSYCHOLOGE

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Unsere Werte: Familienbesitz & Tradition

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MÄRKTE ANLEGEN

WIE ANLEGER AN ILLIQUIDEN MÄRKTEN HANDELNBei wenig gehandelten Aktien können sich Investoren schon mal die Finger verbrennen. Das sind die wichtigsten Tipps.

So genannte Nebenwerte sorgen am Schweizer Aktienmarkt immer wie-der für Aufsehen. Mit Kursgewinnen

von 100 Prozent und mehr gehörten Titel wie Norinvest, Myriad oder Santhera 2014 zu den allerbesten Aktien. Kein Wunder, dass solche Renditen bei Anlegern regel-mässig für glänzende Augen sorgen.Doch neben satten Gewinnen können Ne-benwerte auch ein grosses Risiko mit sich bringen. Umso wichtiger ist es, dass sich interessierte Anleger gut über ein Unter-nehmen informieren und nicht auf kurz-fristige Kursexplosionen schielen.

Bei tiefen Volumen stets mit Limiten arbeiten«Am besten macht sich ein Anleger selbst ein Bild eines Titels und beschränkt sich dabei auf gewisse Kennzahlen», sagt An-dré Spillmann, Experte für Schweizer Ak-tien und ausserbörslichen Handel bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Eine wich-tige erste Anlaufstelle bei kleinen, aber kotierten Aktien ist das Orderbuch. «Sind dort wenige Aufträge verzeichnet, deutet das auf fehlende Market-Maker hin», so Spillmann. Das könne wiederum ein Hin-weis auf fehlende Liquidität sein und zu unerwarteten Kurssprüngen führen. Zu-dem könne das Orderbuch Hinweise auf ausbleibende Käufer geben. Grundsätzlich rät der ZKB-Experte von so genannten Bestens-Aufträgen ab. Damit wird ein Börsenauftrag bezeichnet, der ohne Preislimit erteilt wird. Ein Vorteil ist zwar, dass der Auftrag ohne Limite schneller über die Bühne geht. Ein gewichtiger Nachteil kann aber sein, dass die Aktie zu einem zu tiefen Preis verkauft wird – eine Gefahr, die vor allem bei Aktien mit wenig Handelsvo-lumen besteht. «Je kleiner ein Titel, desto

VON IVO RUCH

Kaufen und Verkaufen: Heikle Sache an illiquiden Märkten. © fotogestoeber/fotolia.com

gefährlicher ist dieses Vorgehen», warnt Spillmann. «Bei illiquiden Titeln sollten Anleger stets mit Limiten arbeiten.»Wer im ausserbörslichen Handel auf Ak-tiensuche geht, hat in der Regel weniger Informationen zu einer Firma zur Verfü-gung. Denn diese werden kaum von Akti-enanalysten abgedeckt. In diesem Fall ist der Geschäftsbericht eines Unternehmens die unverzichtbare Informationsgrundlage für Anleger. Eine fehlende Analystenabde-ckung für eine Aktie kann aber auch ein Vorteil sein. Denn so entfernt man sich von der breiten Anlegermasse.

Die Wahl der Handelsplattform kann entscheidend seinAuch im ausserbörslichen Handel sieht Spillmann generell «sehr interessante Titel mit guter Substanz und interessanter Di-

vidende». Als Beispiele nennt er die Ak-tien von Auto Holding, Bernexpo Holding oder Wasserwerke Zug. Diese Titel kön-nen zum Beispiel bei den ausserbörslichen Handelsplattformen der ZKB oder der Ber-ner Kantonalbank gehandelt werden. Ein Unternehmen kann auf mehreren solcher Plattformen vertreten sein. Das ist jeweils ein gutes Zeichen für die Liquidität des Ti-tels.Die Wahl der Plattform könne beim Handel mit nicht kotierten Nebenwerten aber ent-scheidend sein, sagt Spillmann. Denn die Aktie kann zu unterschiedlichen Preisen gehandelt werden. Allgemein gilt: Aktien mit tiefen Handelsvolumen eignen sich vor allem für längerfristig orientierte Anleger. Denn laut Spillmann zahlt sich ein Neben-werte-Engagement unter Umständen erst nach mehreren Jahren aus.

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ANLEGEN DIVIDENDEN

DAS MÜSSEN ANLEGER ÜBER DIVIDENDEN WISSENAuch 2015 sind Ausschüttungen der Firmen ein Top-Thema für Investoren. Bei Dividenden gibt es aber viele Details zu beachten.

Dividenden stehen in guten Börsen-zeiten selten im Vordergrund bei Anlegern. Wenn die Märkte aber

anspruchsvoller werden, wie es für 2015 viele Experten erwarten, oder wenn die Leitzinsen tief bleiben, dann werden di-videndenstarke Titel bei Anlegern wieder beliebter. So zahlen die börsenkotierten Unterneh-men in der Schweiz seit mehreren Jahren im Durchschnitt Dividenden aus, die höher sind als der Zins der Schweizer Bundesob-ligationen. Anleger, die auf Titel mit attrak-tiven Dividenden setzen möchten, müssen aber einiges beachten. Das sind die wich-tigsten Punkte:

VON IVO RUCH

Wieviel Geld erhält der Aktionär für sein Investment? Die Dividende ist ein entscheidender Faktor für die Anlagerendite. Keystone

1. Ex­Dividend­DayDer Zeitpunkt des Aktienkaufs im Hin-blick auf die Dividende kann entscheidend sein. Dabei ist das Auszahlungsdatum der Dividende von Bedeutung. Die Saison der Generalversammlungen (GV), an denen die Höhe der Ausschüttung abgesegnet wird, fällt in der Schweiz in der Regel auf die Monate März und April. Wenige Tage nach den Aktionärsversammlungen, am sogenannten Ex-Dividend-Day, wird dann die Dividende an die Aktionäre ausbe-zahlt. Anspruch auf eine Dividende haben nur Anleger, die am Stichtag im Besitz der Aktien sind. Wer sich die Dividende noch ergattern und auf Nummer

sicher gehen will, kauft sich die Aktien am besten noch vor der GV. Mit dem Nachteil, dass die Aktie wegen der Aussicht auf Bar-ausschüttung schon von vielen Anlegern gekauft wurde und daher gestiegen ist.

2. Dividende geht vom Kurs wegDie Aktien sinken am Ex-Dividend-Day um den Frankenwert der Dividende. Ein Beispiel: Eine Firma zahlt eine Di-vidende von 5 Franken aus, und die Ak-tie dieser Firma steht am Vorabend der Auszahlung bei 235 Franken. Dann star-tet diese Aktie am Ex-Divi-

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DIVIDENDEN ANLEGEN

dend-Day 5 Franken tiefer in den Handel, also bei 230 Franken.Kauft man einen Titel also kurz vor dem Stichtag und stösst ihn gleich wieder ab, kann man zwar die Dividende einstreichen. Diese wird aber durch den anschliessen-den Kursrückgang gleich wieder wegge-fressen.

3. Nach der Dividendenauszahlung einsteigenEine hohe Dividende kann daher auch ein Grund sein, dass An-leger die Aktie nach der Auszahlung kau-fen. Denn je höher die Dividende, desto grös-ser der Abschlag – und desto höher auch das Aufholpotenzial der betreffenden Aktie nach dem Dividenden-Knick. In einem positi-ven Börsenumfeld ste-hen die Chancen ganz allgemein gut, dass der Abschlag wieder aufgeholt wird, sagt Martin Hüsler, Teamleiter Aktienresearch bei der Zürcher Kantonalbank. Viele An-leger benutzen den Dividendenknick als Kniff – nämlich zum Einsteigen. Dafür spricht auch die tiefere Bewertung. Denn rein rechnerisch passt sich bei einem Wertverlust der Aktie auch das Kurs-Ge-winn-Verhältnis nach unten an – die Aktie wird günstiger und für Anleger attraktiv.

4. Steuern und GebührenWeil die Dividende wie ein Einkommen versteuert werden muss, kann das unter Umständen ins Geld gehen. Wer beispiels-weise in der Stadt Zürich 100 000 Franken verdient, ledig und konfessionslos ist, ver-steuert eine Dividende von 1000 Franken mit 138 Franken – für verheiratete Per-sonen sind es 108 Franken. Weil bei Ak-tientransaktionen immer auch Gebühren anfallen, kann die Dividendenzahlung so vollends zum Nullsummenspiel werden.

5. Steuerbefreite DividendeVerschiedene Firmen zahlen den Anle-gern steuerbefreite Dividenden in Form von Kapitalrückzahlungen aus. Dies ist dank der Unternehmenssteuerreform II seit 2011 möglich. Davon können Anleger auch 2015 bei verschiedenen Titeln profi-tieren. Laut Schätzungen werden in diesem Jahr rund ein Drittel der Ausschüttungen der 100 grössten Schweizer Firmen für das Geschäftsjahr 2014 steuerfrei fliessen. So etwa bei Actelion, ABB, Aryzta, Clariant, Credit Suisse, Holcim, Lonza, Swiss Life oder Zurich Insurance.

6. Was noch zu beachten istDer Dividendentitel schlechthin im SMI ist Swisscom. Aber auch die defensiven Schwergewichte Roche, Nestlé oder Novar-

tis sind beliebt, ebenso die Versicherungswerte Swiss Re und Zurich. Die Dividende darf in-des nicht isoliert be-trachtet, sondern muss in einem zukünftigen Kontext bewertet wer-den. Eine hohe Aus-schüttung ist nur at-traktiv, wenn sie auf einer gesunden Bilanz

und einer weiterhin stabilen Cashflow-Ent-wicklung basiert, wie das etwa bei Swiss-com der Fall ist.Wer sich in Sachen Dividende nicht mit Einzeltiteln und Einstiegsgelegenheiten auseinandersetzen möchte, sollte den Kauf eines Dividendenfonds erwägen. So kann nicht nur das Risiko verteilt, sondern auch die Dividendenbesteuerung umgangen werden. Allerdings fallen bei Anlagefonds Gebühren an.

DIE HÖCHSTEN DIVIDENDEN

TitelDiv. Rend.

in %Perf. 2014

in %

Transocean 14 –58

Swiss Re 10 2

Walter Meier 7 –29

Bellevue Group 7 6

Intersport 6 –11

Cie. Fin. Tradition 6 –13

BCV 6 11

Carlo Gavazzi 6 1

Kardex 6 18

Intershop 6 6

Quelle: cash, Stand: 31.12.2014

Dividendenperlen im SMI

Im Swiss Market Index (SMI) wies die Aktie des Ölserviceunternehmens Transocean Ende 2014 die mit Abstand höchste Dividenden-rendite aus (siehe Tabelle links). Doch hohe Renditen sind blosse Momentaufnahmen. So drohen Transocean wegen des gefalle-nen Ölpreises und Überkapazitäten massive Dividendenkürzungen. Beste Aussichten für steigende Dividenden geben Experten dem SMI-Unternehmen Givaudan (Bild). Mögliche Sonderdividenden machen die Aktien von

UBS und Swiss Re attraktiv. Stabile und bes-tenfalls leicht steigende Dividenden sind bei Nestlé, Roche und Novartis zu erwarten.

Dividendenperlen im SPI

Sie treten kaum je ins Rampenlicht. Doch auch kleinere und mittelgrosse Schweizer Firmen im Swiss Performance Index (SPI) weisen konstant hohe Dividendenrenditen von über fünf Prozent bei stabilem Geschäfts-verlauf aus. Zu nennen sind insbesondere Burkhalter (Elektrotechnik), Valora (Handel), Cembra Money Bank (Kreditbank) oder Swiss Prime Site (Immobilien).

Dividendenperlen in Europa

Solide finanzierte Unternehmen mit Dividen-denrenditen von über fünf Prozent finden sich in Europa vor allem in Skandinavien. Spitzen-reiter sind die Finanzhäuser Swedbank und Nordea (Renditen über sieben Prozent). An-dere interessante Dividendenbringer sind To-tal (Versorger), Deutsche Telekom (Telecom), Allianz (Versicherung) oder Imperial Tobacco (Tabak).

Dividendenperlen der Zukunft

Diese Schweizer Firmen könnten in Zukunft mit höheren Dividenden überraschen: Adec-co (Arbeitsvermittler), Swatch und Riche-mont (Luxus, Uhren) sowie Lindt & Sprüngli (Schokolade). In Europa könnten dies sein: Heineken und SABMiller (Bier), Continental (Reifen) oder Bayer (Chemie). dhü

DIVIDENDEN: HIER GIBTS VIEL BARES

Key

ston

e

In einem positiven Börsenumfeld stehen die Chancen gut, dass

die Aktie den Ab-schlag der Dividende

aufholen kann.

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ANLEGEN FONDSTRENDS

DER VERDRÄNGUNGSKAMPF GEHT IN EINE NEUE RUNDEMehr Nischenprodukte und weitere Preissenkungen bei Exchange Traded Funds: das sind die Fondstrends für dieses Jahr.

Auf den ersten Blick bleibt alles beim alten: Tiefe Zinsen machen Anleihefonds unattraktiv, und das

billige Zentralbankgeld kurbelt die Aktien-märkte und so auch Aktienfonds an – wenn denn 2015 und darüber hinaus alles so bleibt, wie es ist. Deswegen werden auch Fondsmanager weiterhin sämtliche Rauch-wölkchen im Auge behalten, die über den Zentralbanken aufsteigen werden.Bei den traditionellen Anleihefonds dürfte Geld abfliessen. Nur sehr aktiv verwaltete Anleihefonds, die das absolute Rendite-ziel im Auge behalten, haben eine Chance, wie Matthias Weber vom Zürcher Fondsre-search-Haus ifund services sagt. Daneben richtet sich das Augenmerk der Anleger mehr auf Nischenprodukte: Weber nennt etwa Cat Bonds oder Mikrofinanz.

«Man kann die verrücktesten Dinge kombinieren»Der traditionelle Obligationenfonds habe angesichts der tiefen Zinsen eigentlich kaum eine «Daseinsberechtigung», sagt auch Rolf Maurer, Partner bei Bevag Better Value. Eine Kombination verschiedenster Obligationenstrategien und -segmente in einem einzigen Fonds könne jedoch nach wie vor attraktiv sein.Fondsmanager mischen laut Maurer immer mehr Anlagen: «Man kann die verrücktes-ten Dinge kombinieren: Long-Only-Strate-gien mit Hedgefonds-Konstruktionen, ein Mix verschiedener Schuldnerkategorien, also die Kombination völlig unterschied-licher Alpha-Quellen. Auch Absolute-Re-turn-Strategien spielen eine wichtige Rolle und dürften als Ersatz für klassische Obli-gationen an Bedeutung gewinnen.»Tiefe Zinsen und hohe Bewertungen dämp-fen die Renditeerwartungen bei Aktien-

VON MARC FORSTER

Ein Tajine-Laden in Marokko: Immer mehr Anlage-Fonds investieren im Bereich Mikro-finanz. © piccaya/fotolia.com

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Die Fonds mit den meisten Geldern

Die zehn grössten Fonds der Welt ver-walten Kundengelder in der Höhe von

mehr als zwei Billionen Franken. Allein der schwerste Fonds der Welt, der «Vanguard Total Stock Market Index», vereinigt etwa 350 Milliarden Franken auf sich. Das Pro-dukt von Vanguard ist ein Exchange Traded Fund. Ebenfalls ein börsenkotierter Index-fonds liegt auf Platz zwei der Rangliste der weltgrössten Fonds: Der «SPDR S&P 500 ETF Trust» des Anbieters State Street. Platz drei geht an den «Vanguard 500 In-dex Fund». Auf Platz fünf abgerutscht ist der legendäre «Pimco Total Return Fund». Der Fonds lag in den fünf Jahren vor 2013 jeweils an der Spitze. Er wurde gemanagt von «Obligationen-König» Bill Gross, der 2014 zu Janus Capital wechselte.

Der grösste Fonds ist 350 Milliarden Fran-ken schwer. © Luftbildfotograf/fotolia.com

FONDSTRENDS ANLEGEN

fonds. So werden die Kunden die Kosten-frage stellen. Das mache sich vor allem bei aktiv gemanagten Fonds bemerkbar, so Matthias Weber: «Die Asset Manager lan-cieren neue Anlageklassen für Kunden mit Beratungs- und Vermögensverwaltungs-mandaten. Damit werden aktive Fonds im Vergleich zu ETF günstiger, weil Vertriebs-kommissionen durch Beratungsgebühren ersetzt werden. Letztere sind für aktive Fonds und ETF meist gleich hoch.»

Der Siegeszug der ETF wird sich fortsetzenStichwort ETF (Exchange Traded Funds): Kaum ein Experte bezweifelt, dass der Trend zu indexbasier-ten Fonds unterbrochen werden könnte – zumal gerade die tiefen Ge-bühren diese Anlage-klasse, welche Indizes wie etwa den SMI nach-zeichnet, so erfolgreich macht. Auch die breite Diversifikation und die leichte und preiswerte Handelbarkeit blieben grundlegende Argumente für ETF, sagt An-dreas Homberger vom auf ETF speziali-sierten Vermögensverwalter Hinder Asset Management. Zudem seien ETF in Europa trotz des starken Wachstums der letzten Jahre immer noch wenig verbreitet. In den USA sind sie ein Massengeschäft.

Der Spielraum für Preissenkungen ist geringer gewordenTrotz allem wird sich der Preiskampf bei den ETF auch hierzulande fortsetzen. Die-ser wird heftiger, weil auf dem Markt für ETF der Verdrängungswettbewerb zu-nimmt. Mehr und mehr dürften die ETF-Hauptmärkte von wenigen Anbietern do-miniert werden, heisst es bei Hinder Asset Management. Der Spielraum für Kosten-senkungen ist allerdings deutlich geringer geworden. Laut Homberger sind die Preise bei den indexbasierten Anlagefonds schon stark zurückgenommen worden: «Die Preise in Europa haben sich den amerika-nischen Preisen schon stark angenähert.» Bei Hinder beobachtet man mehrere Trends im ETF-Markt. Zum einen werde das Spektrum breiter, sagt Homberger: So gebe es inzwischen auch ETF auf chinesi-

sche A-Shares, also in Yuan gehandelte, an chinesischen Börsen kotierte und für Aus-länder beschränkt erhältliche Aktien, wozu einige ETF aber direkten Zugang haben. Ein zweiter Bereich seien Spezialsegmente des Obligationenmarktes.

«ETF mit Währungsabsicherung sind stark im Kommen»Der zweite Trend entspringt der Volatilität der Devisenmärkte: «ETF mit Währungs-absicherung sind stark im Kommen», so Homberger. Ein dritter Trend spiele sich im Bereich «Alternative Beta» ab, wo es darum gehe, ETF auf Indizes mit anderen Gewichtungsmethoden anzubieten: Der

«Standard» bei einem indexbasierten Fonds ist die Gewichtung der enthaltenen Aktien nach Marktkapitali-sierung. Bei alterna-tiven Verfahren richte sich die Fondszusam-mensetzung nach dem Bruttoinlandprodukt, oder es würden alle Ti-tel oder deren Anteil

am Gesamtrisiko gleich gewichtet. «Wir stehen dieser Entwicklung eher skeptisch gegenüber», so Homberger.

Vor allem kleinere ETF haben keine einfache Zukunft vor sichETF gewinnbringend zu vertreiben, ist für kleine Anbieter nicht einfach, vor allem, wenn eine physische Replikation erfolgt, wenn also ein Index vollständig nachgebil-det wird. So hat auch beim grossen Asset Manager Blackrock eine Konsolidierung von Fonds stattgefunden. Am Markt wird davon gesprochen, dass ein ETF-Anbieter mindestens 20 Milliarden Dollar Vermö-gen benötigt, um das Geschäft profitabel zu betreiben. Die kleinen ETF drohen ange-sichts dieser Situation unterzugehen.Bei der Kostenfrage «im Sandwich» sind vor allem semiaktive Fonds, die nahe am Index hängen. Diese würden, sagt Matthias Weber von ifund services, kaum die Ge-bühren senken – das habe sich schon in der Vergangenheit gezeigt. Als Folge davon würden die Manager entweder die entspre-chenden Fonds schliessen oder dann die Gebühren besser rechtfertigen, indem sie die Anlagepolitik aktiver gestalteten.

Breite Diversifikation sowie leichte und

preiswerte Handel-barkeit sprechen

weiter für Exchange Traded Funds.

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ANLEGEN OBLIGATIONEN

ANLEGER VON OBLIGATIONEN MÜSSEN NUN AUFPASSENWie verhalten sich Obligationenanlagen bei steigenden Zinsen? Ein Blick zurück bringt überraschende Erkenntnisse.

Das Jahr 2014 war ein Jahr der Re-kordtiefs bei den Marktzinsen. Eine nachhaltige Trendwende ist

nicht in Sicht, im Gegenteil. Eher drohen weiter sinkende Preise und Zinsen und da-mit Deflation statt Inflation. Dennoch sicher ist: Die Zinsen werden über kurz oder lang wieder steigen – be-sonders dann, wenn es niemand erwartet. Vorausschauende Anleger machen sich da-her jetzt schon die Zusammenhänge zwi-schen Marktzins- und Wertentwicklung von Obligationenanlagen bewusst.

AAA­Firmenanleihen verlieren bei ZinsanstiegWelton Investment hat nachgerechnet und für den US-Markt untersucht, wie sich Zinserhöhungen in der Vergangenheit auf den Wert von Obligationen ausgewirkt ha-ben. Die Resultate erlauben durchaus auch Rückschlüsse auf das Verhalten in anderen Märkten.Seit 1920 gab es acht Phasen, in denen sich die Zinsen deutlich nach oben be-wegt haben. Obligationen gleich welcher Art verlieren bei steigenden Marktzinsen immer an Wert (siehe Erklärung, Kasten rechts). Die Studie hat den Preiseffekt bei AAA-Unternehmensobligationen, also sol-chen mit bester Kreditqualität, genauer berechnet. In der Spitze liegen die Verluste innerhalb dieser Zinsanstiegsperioden bei AAA-Firmenanleihen zwischen 7 und 24 Prozent – je nach Stärke und Länge des Zinsanstiegs. Eine so hohe Verlustmöglichkeit selbst für erstklassige Obligationen überrascht. Betrachtet man die gravierendsten Pha-sen, so war der maximale Verlust 2,2- bis 4,5-mal grösser als der durchschnittliche Gewinn, der sich dank den regelmässigen

VON DANIEL DUBACH

Ein Anlegertraum: Die Zinskurve mit sanfter Gewalt umdrehen. © bramgino/fotolia.com

Weshalb fallen die Obligationenpreise, wenn die Marktzinsen steigen, und umgekehrt? Die Rendite einer Obligation setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: aus einem jährli-chen Zinscoupon und aus einem Kapitalge-winn oder Verlust durch Bewertungsänderun-gen. Wenn eine Obligation herausgegeben wird, entspricht die Höhe des Zinscoupons meist mehr oder weniger dem aktuellen Marktzins-niveau. Steigen nun die Marktzinsen an, ver-liert die Obligation an Wert, weil ein Investor, der in neu ausgegebene Obligationen investie-ren würde, nun einen höheren Coupon erzielen könnte. Die bereits laufende Obligation mit tie-

ferem Coupon verliert demnach an Attraktivi-tät. Sie wird im Sekundärmarkt nur wieder ge-kauft, wenn sich die Bewertung entsprechend nach unten anpasst, das heisst, die Obligation sinkt im Preis. Genau umgekehrt verhält es sich, wenn die Marktzinsen sinken. Dann steigen nämlich die Preise der sich bereits im Umlauf befinden-den Obligationen. Dieser positive Werteffekt war in den vergangenen 20 Jahren mit mehr oder weniger stetig fallenden Zinsen zu beob-achten. Zwischen dem Wert einer bereits lau-fenden Obligation einerseits und den Markt-zinsen andererseits besteht also ein inverses Verhältnis.

OBLIGATIONENPREIS UND ZINSÄNDERUNGEN

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OBLIGATIONEN ANLEGEN

Zinscoupons realisieren liess. Insbeson-dere die 1970er- und 1980er-Jahre wa-ren gekennzeichnet durch scharfe Zins-anstiege in relativ kurzer Zeit, während in den 1950er- und 1960er-Jahren ein schleichender Zinsanstieg über lange Zeit stattfand.

Entscheidend ist das Ausgangsniveau bei den ZinsenAus heutiger Sicht mit rekordtiefen Zinsen ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man zukünftig mit Obligationenportfolios jahre-lang im Minus liegt. Entscheidend für die Länge der Verlustperiode ist nämlich nicht in erster Linie der absolute Zinsanstieg, sondern das Ausgangsniveau. Sind die Zinsen bereits hoch, führt ein wei-terer Zinsanstieg zu einer kürzeren Verlust-periode, weil die hohen, ausbezahlten Zinscou-pons besser die Kurs-verluste kompensieren. Sind die Marktzinsen vor dem Anstieg dage-gen wie heute sehr tief, vermögen die mickri-gen Zinscoupons die negativen Kurseffekte viel schlechter zu kom-pensieren, was zu län-geren Verlustphasen für Obligationen führt. Deshalb litten Obligationenportfo-lios zwischen 1954 und 1963 am längsten, da der Ausgangszins lediglich 2,85 Prozent betrug. Umgekehrt Ende der 1970er-Jahre, als ein starker Zinsanstieg ab bereits hohem

ZINSENTWICKLUNG UND OBLIGATIONENPREISE

ZinsanstiegsszenarioZinsanstieg und Dauer

Jährlicher Wert-verlust Obliga-

tionenportfolio* BemerkungLangsamer Zinsan-stieg (wie Ende 1950er-Jahre)

+1,8% über 69 Monate

0,03% Minimale Verluste, da Coupon-zinsen Wertverluste kompensieren

Schneller Zinsanstieg (wie 1987/88)

+2,2% über 7 Monate

43,6% Grosse Wertverluste innerhalb kurzer Zeit. Couponzinsen können Geschwindigkeit des negativen Preiseffekts nicht kompensieren

Durchschnittsszenario (aufgrund der letzten 90 Jahre)

+3,0% über 35 Monate

7,3% Grosse Wertverluste über eine längere Zeitperiode. Coupon-zinsen vermögen negativen Preiseffekt nicht zu kompensieren

*Errechneter Wertverlust für ein Portfolio, das aus AAA-Unternehmensanleihen besteht.

Verhilft zu guter Rendite: Novartis. bloom

Dringlicher denn je gilt: Anleger müssen ihr Portfolio breiter auf verschiedene Anlageklassen diversifizieren.

Marktzinsniveau von 7,9 Prozent über hohe Coupons schneller wettgemacht wer-den konnte.

Zukünftige Verlusterwartungen für ObligationenportfoliosWelche Effekte haben solche Szenarien auf ein heutiges Obligationenportfolio? Im Schnitt ergibt sich über rund drei Jahre ein jährlicher Verlust von 7,3 Prozent. Steigen die Zinsen wie 1987/88 sehr schnell an, verliert ein AAA-Firmenanleihen-Portfolio in einem Jahr über 40 Prozent. Nur wenn die Zinsen wie Ende der 1950er-Jahre langsam steigen, ist der Verlust auf Jahresbasis gering. Man verdient aber auch während praktisch sechs Jahren nichts. Selbst ganz sachte steigende Zinsen führen zu Verlusten. Weil die Zinsen heute

auf Rekordtiefs liegen, ist der negative Effekt von Marktzinserhöhun-gen also so ausgeprägt wie kaum je zuvor. Es ist deshalb dring-licher denn je, das Portfolio breiter auf verschiedene Anlage-klassen zu diversifizie-ren. Einzelobligationen aus Emission kaufen

und bis zum Verfall halten ist eine Option. Man verdient damit wenigstens den Cou-pon und braucht sich nicht um die Preis-entwicklung zu kümmern. Voraussetzung ist allerdings, dass man das Geld in der Zwischenzeit nicht braucht. Man bindet es also für die Laufzeit der Obligation.

Die besten Schweizer Langzeit-Fonds

Der Schweizer Aktienfonds mit der besten Performance über die letzten

zehn Jahre ist der «Raiffeisen Swiss Stock Futura A». Seit 2004 erzielte er eine Ren-dite von 230 Prozent. Das zeigen Daten von Lipper. Die beiden grössten Positio-nen im Fonds sind die Pharmaunterneh-men Roche und Novartis. Auf Platz zwei der besten Langzeit-Fonds kommt der «Deka Schweiz» mit einer Rendite von 190 Prozent. Die Bronzemedaillie geht an den «UBAM Swiss Equity AC CHF» von UBP. Er brachte den Anlegern 175 Pro-zent ein.

Auf das setzen Anleger 2015 Laut einer Umfrage des Zentrums für

Europäische Wirtschaftsforschung (ZWE) gelten unter Finanzmarktexperten vor allem Aktien und Rohstoffe als loh-nende Investitionen für das Jahr 2015. Staats- und Unternehmensanleihen sind am wenigsten begehrt. Das waren vor al-lem Staatsanleihen allerdings schon bei der gleichen Umfrage Ende 2013, und trotzdem erzielten «Sovereign Bonds» im letzten Jahr stattliche Renditen. Auch Ak-tien rentierten 2014 gut; nun wird dieser Anlageklasse erneut viel zugetraut. Roh-stoffen, der zweitbeliebtesten Anlage-klasse, wird nach dem schwachen 2014 einiges an Erholung prophezeiht.

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ANLEGEN STOLPERFALLEN

DAS SIND DIE ZEHN GRÖSSTEN FEHLER DER ANLEGERGier, Panik, Desinformation: Anleger machen Fehler zuhauf, gerade Einsteiger. cash nennt die gröbsten Stolperfallen.

1. Wertpapiere handeln ohne BasiswissenStürzen Sie sich nicht Hals über Kopf in den Handel mit Wertpapieren. Jede Anla-gekategorie hat ihr eigenes Chancen-Ri-siko-Profil. So sind zum Beispiel Aktien in der Regel risikoreicher als Fonds oder Anleihen. Informieren Sie sich über zent-rale Grundbegriffe und die wichtigsten Re-geln des Handels. So bleiben Ihnen böse Überraschungen in Form von unerwarteten Kosten und Verlusten erspart. Einige Han-delsplattformen bieten günstige Trading-Gebühren in Form von Einheitstarifen an.

2. Auf Pump investierenAuf keinen Fall sollten Sie mit geliehenem Geld in Wertpapiere investieren. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Kapital von ei-ner Bank oder dem Bekanntenkreis kommt. Haben Sie noch nicht genügend Startkapi-tal zusammen, dann legen Sie regelmässig einen «Batzen» auf die Seite. Geld, das Sie an den Finanzmärkten anlegen, sollte bei Verlust nicht an einem anderen Ort fehlen. Mit anderen Worten: Nur Geld investieren, auf das man bei einem Totalverlust prob-lemlos verzichten könnte.

3. Anlagetipps blind vertrauenIn der Börsenwelt kur-sieren unzählige Bör-senbriefe, Finanzweb-siten oder E-Mails mit Anlagetipps, die him-melhohe Renditen ver-sprechen. Oft werden dabei die Risiken ver-niedlicht. Vertrauen Sie diesen oft selbst ernannten Experten nicht blind und informieren Sie sich gründlich über ein Investment, bevor Sie zugreifen.

VON IVO RUCH

Ein Tipp: Suchen Sie nach Informationen, die auch gegen ein Investment – zum Bei-spiel in eine empfohlene Aktie – sprechen.

4. Alles auf eine Karte setzenInvestieren Sie nicht Ihr gesamtes Kapital in ein einziges Wertpapier. Zwar sind die Gewinnchancen höher, wenn es sich um eine mögliche «Dauer-

Boom-Aktie» handelt. Doch ein Stim-mungsumschwung an den Börsen kann das Gegenteil bewirken. Verteilen Sie da-

Börseneinsteiger, aufgepasst: Die Investments können bei Unwissen und Anlagefeh-lern rasch im Nichts verschwinden. © fotomek/fotolia.com

her Ihr Kapital auf verschiedene Branchen innerhalb der Aktienallokation. Halten Sie auch Cash bereit, damit Sie bei gesunke-nen Kursen dazukaufen können.

5. Produkte aus einem HauseLassen Sie sich von Ihrem Bankberater keine bankeigenen Produkte «aufschnor-ren». An diesen Produkten verdienen die Banken natürlich mehr. Holen Sie sich mehrere Meinungen ein und informieren Sie sich auf spezialisierten Finanzporta-len. Kaufen Sie nur etwas dazu, das in Ihr Depot passt. Oder kaufen Sie Produkte von verschiedenen Banken.

«Nur Geld investieren, auf das man bei Totalverlust verzichten kann.»

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STOLPERFALLEN ANLEGEN

6. Ohne Anlagestrategie handelnHandeln mit Wertpapieren sollte nicht zu einem Glücksspiel verkommen. Wählen Sie Ihre Investments mit Bedacht aus und verfolgen Sie eine Strategie über einen län-geren Zeitraum, auch wenn zeitweise ein Verlust auf Ihren Anlagen resultieren mag. Denn häufiges Wechseln der Strategie ver-ursacht hohe Transaktionskosten und geht zu Lasten der Rendite. Fragen Sie sich vor dem Aktienkauf immer: Warum gerade dieses Investment, und warum jetzt und wie lange?

7. Die Verluste ins Bodenlose fallen lassenAuch wenn Sie Ausdauer haben, schauen Sie nicht tatenlos zu, wenn zum Beispiel der Kurs einer von Ihnen gekauften Ak-tie stetig an Wert verliert – und dies viel-leicht sogar über Jahre. Handeln Sie nach Plan, das heisst: Überlegen Sie sich vor dem Kauf eines Wertpapiers, welches Ihre persönliche Schmerzgrenze ist, und set-

zen Sie an diesem Punkt eine Stop-Loss-Marke. Bei einem Stop-Loss-Auftrag be-stimmt der Anleger einen Kurs unterhalb der aktuellen Notierung, bei dem ein Ver-kaufsauftrag für das Wertpapier ausgelöst werden soll. Steigt der Preis des Wertpa-piers dagegen regelmässig an, ist die Stop-Loss-Marke ebenfalls anzupassen, und zwar nach oben.

8. Emotionale AnlageentscheideGier, Angst und Panik sind an den Finanz-märkten in jedem Fall schlechte Ratge-ber. Lassen Sie Ihre Emotionen, so gut es geht, aussen vor und handeln Sie strikt nach möglichst rationalen Regeln, obwohl die Märkte oft irrational sind. Immer wie-der übertreiben die Finanzmärkte kurzfris-tig, aber langfristig kommt die «Wahrheit» über ein Investment ans Licht. Geraten Sie nicht in Panik, wenn eine Verkaufswelle die Märkte erfasst. Wenn Sie schon verkau-fen, dann seien Sie wenigstens der Erste, der dies tut.

9. Teure Aktien kaufenMeiden Sie Aktien, die teuer sind, auch wenn sie attraktiv sind. Achten Sie stets auf ein vernünftiges Kurs-Gewinn-Verhält-nis (KGV). Das KGV ist ein Wert, der das Verhältnis des geschätzten Gewinns je Ak-tie zu ihrem aktuellen Marktkurs darstellt. Ein hohes KGV macht eine Aktie empfind-lich für Kursrückschläge, sollten sich die Gewinnerwartungen des Unternehmens nicht erfüllen. Ein sehr tiefes KGV weist auf mögliche Probleme der Firma bezüg-lich Profitabilität hin. Als Faustregel gilt: Aktien, deren KGV klar über 20 liegt, soll-ten Sie nur kaufen, wenn andere sehr gute Kaufargumente dafür sprechen.

10. Dividenden vernachlässigenViele Schweizer Firmen zahlen seit Jahren eine nachhaltige und attraktive Dividende. Das gilt es auszunützen, gerade im heuti-gen Tiefzinsumfeld. Dividendenstarke Titel sind oft weniger hohen Kursschwankungen ausgesetzt (siehe auch Seite 26 und 27).

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INTERVIEW PHILIPP SCHWANDER

Der St. Galler Philipp Schwander (49) ab-solvierte eine Lehre als Textilkaufmann und stieg früh in die Weinszene ein. Seit 2003 ist er Inhaber der Selection Schwander in Zürich und einer der grössten Weinimpor-teure der Schweiz. Zudem bestand er als einziger Schweizer die härteste Weinprüfung der Welt, den «Master of Wine».

PHILIPP SCHWANDERWEINHÄNDLER

«BEIM INVESTIEREN AUF BORDEAUX SETZEN»Der Wein-Profi Philipp Schwander über Weinanlagen, Weinpreise und die spannendsten Anbauregionen der Schweiz.

Welchen Tipp geben Sie Leuten, die in Wein investieren wollen?Nur die berühmtesten Weine der besten Jahrgänge kaufen. Aber ich würde noch zu-warten, weil die Preise weiter sinken wer-den. Der chinesische Markt, der in den letzten Jahren fast 80 Prozent der berühm-ten Crus Classés abgenommen hat, ist zu-sammengebrochen. Da dürfte es noch wei-tere Reduktionen geben. Beim Investment würde ich einen Schwerpunkt auf Bor-deaux legen. Sie sind sehr gut haltbar.

Gibt es Weine, die deutlich unterbe­wertet sind?Wer hervorragende Qualität zu einem tiefen Preis kaufen möchte, sollte Spanien unter die Lupe nehmen. Der Inlandkonsum hat sich dort innerhalb von zehn Jahren hal-biert. Das übt einen extremen Preisdruck auf die Winzer aus. Allerdings eignen sich diese Weine meistens nicht als Investition.

Und ein Weintrend für die Zukunft?In den Ex-Ostblockländern gibt es viele hervorragende Weinregionen, die noch kaum Beachtung finden. Wenigen Schwei-zern ist auch bewusst, dass die Qualität der deutschen Rotweine markant gestiegen ist.

Welcher Wein wird überschätzt?Die weissen Burgunder aus Puligny-Mon-trachet, Meursault und andere berühmte Appellationen. Die wenigsten reifen wirk-lich gut, und es gibt nicht viele, die wirk-lich hervorragend sind. Die Preise sind, zu-rückhaltend formuliert, völlig überrissen.

Welches ist der häufigste Fehler beim Weinkauf?Meist kauft man Wein an Degustationen. Dies birgt bei Laien eine grosse Gefahr,

INTERVIEW: IVO RUCH

weil der Wein zusammen mit Speisen völlig anders schmeckt. Deshalb sollte man un-bedingt einen Test zuhause mit verschie-denen Speisen machen.

Wie viel darf ein Alltagswein höchs­tens kosten?Ich persönlich würde schauen, dass ich 15 Franken nicht überschreite, bei einigen Konsumenten darf der Alltagswein sogar bis 20 Franken kosten. Unter 12 Franken sinkt die Qualität häufig überproportional, weil gewisse Arbeiten wie eine Fassreifung nicht mehr vorgenommen werden können.

Hat Schweizer Wein Potenzial?Das ist noch lange nicht ausgeschöpft. Ich glaube, die Erfolgsgeschichte des Schwei-zer Weinbaus beginnt erst. Was auch wichtig ist: Die

Ausbildung der Schweizer Winzer und die Kellerei-Einrichtungen sind hervorragend. Einzig jene Winzer, die Dienst nach Vor-schrift leisten und keine besonderen An-strengungen unternehmen, werden Prob-leme bekommen.

Gibt es eine Schweizer Region, die grosse Fortschritte gemacht hat?Neuenburg mit seinen Pinots Noirs ist eine sehr spannende Gegend, immer mehr aber kommen auch interessante Weine aus Zü-rich und dem Thurgau. Die Bündner Herr-schaft, das Wallis und Tessin arbeiten schon seit längerem sehr gut. Das Waadt-land bringt zwar hervorragende Chasselas hervor, glänzt aber nicht mit Innovation.

Ihre Firma gibt es seit über zehn Jah­ren. Was muss ein erfolgreicher Un­ternehmer mitbringen?In meinem Fall war es sicher meine lang-jährige Erfahrung als Weineinkäufer. Aus-serdem ist es wichtig, den Mut zu haben, neue Wege zu beschreiten und nicht ein-fach das zu machen, was alle machen. Ent-scheidend ist auch, dass die Mitarbeiter Freude an ihrer Arbeit haben. Und, das darf man auf keinen Fall vergessen, es ge-hört immer auch eine Portion Glück dazu.

Weinhandel ist ein beliebtes Hobby. Profitieren die Konsumenten davon?Für den Weinliebhaber ist die Schweiz ein Eldorado. Sie zählt zu den wettbewerbsin-tensivsten Märkten der Welt, und man ge-winnt wirklich den Eindruck, dass es Mode geworden ist, Weinhändler zu werden. Bei einer Bevölkerung von 8 Millionen haben wir rund 3300 Weinhandlungen. Wer sei-nen Job nicht gut macht, geht schnell un-ter.

zvg

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Trendfolgefonds BFI C-QUADRAT ARTS

Baloise Fund Invest (Lux) ist eine Fondsgesellschaft luxemburgischen Rechts. Allein verbindliche Grundlage für den Erwerb von Fondsanteilen ist der aktuelle Verkaufsprospekt (erhältlichunter www.baloise-fund-invest.com). Frühere Wertentwicklungen, Simulationen oder Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung. Mit jeder Anlage sindRisiken, insbesondere Wert- und Ertragsschwankungen, verbunden. Anteile dieses Fonds dürfen weder innerhalb der USA noch an US-steuerpflichtige Personen ausserhalb der USA angebotenverkauft oder ausgeliefert werden. Der ausführliche Verkaufsprospekt, die wesentlichen Anlegerinformationen (KIID), die Statuten sowie die Jahres- und Halbjahresberichte können kostenlosangefordert werden, beim Vertreter in der Schweiz, Acolin Fund Services AG, Stadelhoferstrasse 18, CH-8001 Zürich, sowie bei der schweizerischen Zahlstelle, Baloise Bank SoBa AG,Amtshausplatz 4, CH-4500 Solothurn.

Chancen nutzen, Verluste begrenzen – und in jeder Marktphase gelassen bleiben

→ Die Anleger sind weltweit in den Märkten und Branchen mit den höchsten Renditechancen investiert.→ In Zeiten sinkender Aktienkurse kann der Aktienanteil bis auf 0% reduziert werden.

Deshalb können die Anleger in jeder Marktphase vergleichsweise gelassen bleiben.

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max. 60% Aktien Lipper Mixed AssetBalanced CHF

max. 100% Aktien Lipper Mixed AssetDynamic CHF

Total 22.68% 12.45% 24.88% 17.33% 24.78% 22.61%

p.a. 7.86% 4.44% 8.57% 6.09% 8.54% 7.83%

*Quelle: Lipper; alle Angaben in CHF; 18.04.2012 – 31.12.2014

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Das Leben ist zu kurz, um nicht langfristig zu denken.

Ausführliche Hinweise zu Chancen und Risiken entnehmen Sie bitte dem letztgültigen Verkaufsprospekt. Massgeblich sind die Angaben im Verkaufsprospekt sowie der aktuelle Halbjahres- und Jahresbericht. Den Verkaufsprospekt, die Berichte sowie die Wesentlichen Anlegerinformationen erhalten Sie kostenlos bei der Verwaltungsgesellscha� ETHENEA Independent Investors S.A., 9a, rue Gabriel Lippmann, L-5365 Munsbach oder bei der Vertreterin in der Schweiz IPConcept (Schweiz) AG, In Gassen 6, CH-8022 Zürich. Zahlstelle in der Schweiz ist die DZ PRIVATBANK (Schweiz) AG, Münsterhof 12, Postfach, CH-8022 Zürich.

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