Cellonacke als elektrotechnische Isoliermaterialien. Von A. Eichengrün. Sonderdruck aus...

2
[ Zeitschrift fur Neue Bucher angewandte Che& -~ ____ . - - -. 582 - - ~- - - ~- Das Leitvemiigen der Liisungen. VOII P. W a 1 den. I. Teil. (Handbuch der allgemeinen Chemie von W i. 0 s t w a 1 d und C. D r u c k e r, Bd. IV.) X u. 383 S. 25 Fig. im Text. Leipzig 1924. Akadernische Verlagsgesellschaft m. b. H. ' Brosch. G.-M. 17, geb. G.-M. 21 Seit dem Jahre 1887 ist die Lehre vom Leitvermogen so tief in die Theorie der Losungen eingewachsen, daB sie - ge- waltsam abgetrennt - stets fragmentarisch und unvollendet erscheinen rnuB. Wenn nun bloB das erste Drittel der Lehre vorliegt - denn dern ersten werden noch zwei Teile folgen -- so wird man gut tun, vom Verfasser keine abgeschlosseiie Schiltlerung zu verlangen und vom Referenten kein abgeschlos- Penes Urteil. Im Vorwort wird es wieder betant, was schon der Titel erkennen 1aBt: ,,die rnehr theoretischen Fragen, z. B. Ursache und Grad der Dissoziation, Dissoziationskonstanten sollten nur soweit behandelt werden, als fur das Gesamtverstandnis er- forderlich ist". Diese Zuriickdrangung der Dissoziationstheoric ist in der Tat folgerichtig durchgeiuhrt - um so mehr Platz bleibt fur eine andere Theorie, die das Riickgrat der gesamten Darstellung bildet, die allein die gewaltige Fiille von Tatsachen und von vermuteten Tatsachen vor dem Zerstieben und Zer- fallen schutzt - fur die Theorie der Solvate. In einem den1 Leitvermogen gewidmeten Werke wird von den iibrigen Eigen- schaften der Losungen naturgemaa nur beilaufig gesprochen - solange sie fiir die Theorie der SoIvate belanglos sind. Denn wenn es sich urn einen Existenzbeweis der Solvate handelt, so werden auch der Dampfdruck, die Farbe, die Schmelzlturven tier Losungen herangezogen. Ein zweites so vollstandiges Lehr- buch der Theorie der Solvate gibt es nicht; das vorliegende wird wohl ihren Anhangern und ihren Bekampfern gleich will- kommen sein. Noch wertvoller ist das Zahlenmaterial, das hier mit an- erkennungswerter Unparteilichkeit dargeboten wird. Der Leser findet nebeneinander Berechnungen der Ionenradien nach den hydrodynamischen und den molekular-kinetischen Gesetzen, die Wasserstoffionen rnit 0, 0,2, 2,8 H20, die umgekehrte Pro- portionalitat der Leitfahigkeit niit der Quadrat- und rnit der Kubikwurzel aus dem Molekulargewicht - und tjberall lafit Verfasser die Zahlen allein reden, beschrankt sich auf das Minimale, das UnerlaBlichste. Die Temperaturabhangigkeit des Leitverniogens, die Uber- fiihrungszahlen und die Ionenbeweglichlceiten sind die Haupt- themen des Buches. Der zweite Teil sol1 die Zahlenwerte des Leitvermogens bringen, der dritte :,Folgerungen, RegelmiDig- keiten und Anomalien, Anwendungen". Im letzteren werden sich offenbar die Verdiinnungsgesetze, die W e r n e r - M i o - 1 a t i schen Kurven und anderes rnehr einfinden, die man hier verniifit. Ich kann bloD auf eine Arbeit hinweisen, die dem Inhalte nach zweifellos in den nereicti des ersten Teiles fallt und dennoch nicht besprochen ist: die von Bru ner und S a h b i I 1 iiber den Einfluf3 der Reinipng auf die Lcitflhigkeit des Nitrobenzols (vgl. S. 22). Hesser ist es manchen anderen Arbeiten und Meinungen gegangen, die wiederholt besprochen sind - utid fast rnit den- selben Worten. Po ist die Retrachtung iiber die Leitfahigkeit der wasserfreien Schwefelsaure auf S. 14 nochnials auf S. 18 abgedruckt, die Tabelle der Ionenradien irn Methylalkohol wird auch zweimal (S. 147 und 203) angegeben. Druckfehler sind scheinbar nicht zahlreich; zu den schlimmsten gehoren die ,,MolekulargefaBe" (statt -gesetze) nuf S. 98 und chemische For- meln auf S. 346. Hoffentlich werden die folgenden Teile noch sorgfaltiger zusammengesetzt und herausgegeben werden. Man wird sie mit Ungeduld nicht nur um ihres eigenen Wertes willen er- warten, sondern weil sie auch den Wert des ersten Teiles ver- mehren werden: er ist mit keinem Register versehen, das offen- bar dem letzten Rand beiliegen wird. Hikerrncln. [ED. 129.1 Cellonlarke als elektroteehnisehe Isoliermaterialien. Von A. E i c h e n g r ii n. Sonderdruck nus ,,Isolierstoffe der Tech- nik". Vortragsreihe, veranstiiltet von der Techn. Hochschule Berlin und dem Elaktrotechnisrhen Verein E. V. Rerlin. Herausgeg. im Auftrage dieses Vereins von Prof. Dr. 11. S c h e r i n g. Berlin. Verlng J. Springer. Die Acetylcellulose hat als Isolntionsstoff erst wlhrend des Krieges pofiere Bedeutung erlangt, als man sich nach einem Ersatzstoff fur altbewlhrte Isoliermaterialien umsehen muDte. Dabei wurdcn an ihr soviel werLvolle Eigenschaften entdeckt, dn8 schon langst empfundene Liicken der Isolationstechnik aus- pfiillt werden konnten: der Ersatzstoff machte sich unent- behrlich und sicherte sich dauernde Verwendung. Uie C e 11 o n 1 a c k e bilden diejenige Anwendungsforni, in der die Acetylcellulose ihre grBRte I3edeutung 31s Isolier- material erlangt hat. das C e I I u - 1 o id , stellte wohl seiner grofien Festigkeit, Zhigkeit, He- arbeitungsfiihigkeit und seines Isolationsvermogens wegen einen idealen Isolationsstoff dar, wenn es nicht so auDerordentlich Peuergefahrlich ware. Das C e 1 1 o n ist nach seinem luBeren Ansehen, seinen Eigenschaften, seiner Verarbeitungsweise und seinen Anwendungsgebieten ebenfalls als ein Celluloid anzu- sprechen - es is1 nur etwas biegsamer und vor allem voll- kommen ungefalirlich, denn es brennt iiberhaupt nicht oder in einzelnen Qualitlten nur wie etwa Holz. Cellon ist ein RUS Acetylcellulose und Campherersatzmi tleln hergestelltes celluloid- iihnliches und trotzdem vom Celluloid verschiedenes Material. Es gibt verschiedenartige Acetylcellulosen von durchaus vcrschidenen Eigenschaften; ihre Hauptreprasentanten sind das sogenannte chloroformlosliche Cellulosetriacetat und die aceton- loslichen Cellulosehydrwcetate (Cellit der Farbenfabriken vorm. Bayer Rr Co.). In Chloroformlosung ist das Triacetat viel- fach als Isolierstoff benutzt worden, doch konnte auf diesem Wege kein befriedigendes Resultat erreicht werden, da die Acetat-Isolierung nach einiper Zeit vollkommen briickig wurde und abblatterte. Andere Losungsmittel kommen fiir dieses Acetat nicht in Frage, d:i sie entweder atzend oder giftig sind. Ganz andere Eigenschaften besitzt nun die acetonlosliche Acetyl- cellulose, die, cheniisch betrachtet, eine niedrigere Acetylie- rungsstufe als das chloroformlosliche Acetat darstellt. Sie last sirh in ganz anderen, neutral rengierenden. nicht giftigen Liisungsniitteln, ist vollkonimen slabil, besitzt ini Gegensatz zum chloroformloslichen Acetat die wertvolle Eigcnschnft, rnit ver- schiedenen Erweichunpsmitteln plastische Massen zu geben und stellt einen :iusqezeirhneten Isolierstoff dar. Verfasser fnnd nun ein Verfahren, nnch dem sich die Pa- brikntion des Cellons im grosen ermiiglichen lie& Erhitzt man acetonl6sliclie Acetylcellulose in einem Alkohol-Renzol-Gernisch. so geht sie darin augenblicklich in Losung; in jedem allein ist sie vollkommen unloslich. Wenn man nun vor dem Erkalten ein Camp1ierers;itzmitlel zusetzt. so erstarrt das (innze zu ciner gelatinosen Masse. In diesem Zustande kann es nun rnit den gleirhen Iniisc,hinellen Einrichtungen wie das Celluloid ver- arbeitet werden. Die Anwendungsgebietc des festen Cellons sind auBer- ordentlich mannigfach: z. 13. hiit nian nus ihni die Windsrhutz- srheiben der Fliegersitze und der Zeppelingondeln, Gasmnsken- brillenglaser u. a. hergestellt. Die 1,osiingen des festen Cellons, (lie C: e 11 o n 1 a r k e , unterscheidtn sich von allen in der Elektrotechnik gebrluch- lichen 1solierl:iclten gxnz wesentlich. Die S p I' i t 1 :I c k e besitzen nur ein .gutes Isolationsvennogen, wenn sie auf einer festen Unterlage haften untl keiner mechanischen Beanspruchung aus- gcsetzt sid. ebenso die L e i n 6 1 I ii c k e , die hauptsachlich zur Imprlgnieruny von Geweben geeignet sind. Ganz nnders die Cellonlarke. 1)iese konnen schon fur sich filmiirtiyc Srliichten bildeih die die daniit behandelten Gcgenstande nicht nur isolieren, sondwn auch infolge ihrer Oberflarhenbarte schiitzen. Vor den Leinollarlceii besitzen sic nuf3erdcni den groaen Vorteil, dafi sie iiicht im Trockenofen bci holier Tem- peratur Zuni Erstarren gebracht werden miissen. sondern bei gewiihnlicher odcr weriig erhohter Temperatur einfach durrh Verdunsten dcs Liisungsmittels eintroclrnen. TnfoIgedessen IaBt sich rnit Cellonlack die 1-1 e r s t e 11 u n g f e r t i g i s o 1 i e r - t e r , u in s 1) o ti II e n e r I) r 1 h t e fur die. Ankerwickelei be- werlstclligcn. 1)er umsponnene h a h t w i d durch ein Cellon- bad hindurchgefiihrt, abgestreift und bei 50--6@" getrorknet. Je scharfer dcr LarkiiberschuB i!bgestreift wird, desto schneller geht die Trocknung vor sich. Die Cellonliicke sind niit dr.n versrhiedennrtigsten Eigen- schnften in bczug nuf I'iscositat. l'rockiiuri~sgescliu.indigkeit untl I5 ndringunqsvermogen herstellbar. und BUS diesen 1,acken lassen sich wiederum Schichten von den verschiedenartigsten Eigen- Die am meisten bekannte plastische Masse,

Transcript of Cellonacke als elektrotechnische Isoliermaterialien. Von A. Eichengrün. Sonderdruck aus...

[ Zeitschrift fur Neue Bucher angewandte Che&

-~ _ _ _ _ . - - - .

582 - - ~- - - ~-

Das Leitvemiigen der Liisungen. VOII P. W a 1 d e n . I . Teil. (Handbuch der allgemeinen Chemie von W i. 0 s t w a 1 d und C. D r u c k e r , Bd. IV.) X u. 383 S. 25 Fig. im Text. Leipzig 1924. Akadernische Verlagsgesellschaft m. b. H. '

Brosch. G.-M. 17, geb. G.-M. 21 Seit dem Jahre 1887 ist die Lehre vom Leitvermogen so

tief in die Theorie der Losungen eingewachsen, daB sie - ge- waltsam abgetrennt - stets fragmentarisch und unvollendet erscheinen rnuB. Wenn nun bloB das erste Drittel der Lehre vorliegt - denn dern ersten werden noch zwei Teile folgen --

so wird man gut tun, vom Verfasser keine abgeschlosseiie Schiltlerung zu verlangen und vom Referenten kein abgeschlos- Penes Urteil.

Im Vorwort wird es wieder betant, was schon der Titel erkennen 1aBt: ,,die rnehr theoretischen Fragen, z. B. Ursache und Grad der Dissoziation, Dissoziationskonstanten sollten nur soweit behandelt werden, als fur das Gesamtverstandnis er- forderlich ist". Diese Zuriickdrangung der Dissoziationstheoric ist in der Tat folgerichtig durchgeiuhrt - um so mehr Platz bleibt fur eine andere Theorie, die das Riickgrat der gesamten Darstellung bildet, die allein die gewaltige Fiille von Tatsachen und von vermuteten Tatsachen vor dem Zerstieben und Zer- fallen schutzt - fur die Theorie der Solvate. In einem den1 Leitvermogen gewidmeten Werke wird von den iibrigen Eigen- schaften der Losungen naturgemaa nur beilaufig gesprochen - solange sie fiir die Theorie der SoIvate belanglos sind. Denn wenn es sich urn einen Existenzbeweis der Solvate handelt, so werden auch der Dampfdruck, die Farbe, die Schmelzlturven tier Losungen herangezogen. Ein zweites so vollstandiges Lehr- buch der Theorie der Solvate gibt es nicht; das vorliegende wird wohl ihren Anhangern und ihren Bekampfern gleich will- kommen sein.

Noch wertvoller ist das Zahlenmaterial, das hier mit an- erkennungswerter Unparteilichkeit dargeboten wird. Der Leser findet nebeneinander Berechnungen der Ionenradien nach den hydrodynamischen und den molekular-kinetischen Gesetzen, die Wasserstoffionen rnit 0, 0,2, 2,8 H20, die umgekehrte Pro- portionalitat der Leitfahigkeit niit der Quadrat- und rnit der Kubikwurzel aus dem Molekulargewicht - und tjberall lafit Verfasser die Zahlen allein reden, beschrankt sich auf das Minimale, das UnerlaBlichste.

Die Temperaturabhangigkeit des Leitverniogens, die Uber- fiihrungszahlen und die Ionenbeweglichlceiten sind die Haupt- themen des Buches. Der zweite Teil sol1 die Zahlenwerte des Leitvermogens bringen, der dritte :,Folgerungen, RegelmiDig- keiten und Anomalien, Anwendungen". Im letzteren werden sich offenbar die Verdiinnungsgesetze, die W e r n e r - M i o - 1 a t i schen Kurven und anderes rnehr einfinden, die man hier verniifit. Ich kann bloD auf eine Arbeit hinweisen, die dem Inhalte nach zweifellos in den nereicti des ersten Teiles fallt und dennoch nicht besprochen ist: die von B r u n e r und S a h b i I 1 iiber den Einfluf3 der R e i n i p n g auf die Lcitflhigkeit des Nitrobenzols (vgl. S. 22).

Hesser ist es manchen anderen Arbeiten und Meinungen gegangen, die wiederholt besprochen sind - utid fast rnit den- selben Worten. Po ist die Retrachtung iiber die Leitfahigkeit der wasserfreien Schwefelsaure auf S. 14 nochnials auf S. 18 abgedruckt, die Tabelle der Ionenradien irn Methylalkohol wird auch zweimal (S. 147 und 203) angegeben. Druckfehler sind scheinbar nicht zahlreich; zu den schlimmsten gehoren die ,,MolekulargefaBe" (statt -gesetze) nuf S. 98 und chemische For- meln auf S. 346.

Hoffentlich werden die folgenden Teile noch sorgfaltiger zusammengesetzt und herausgegeben werden. Man wird sie mit Ungeduld nicht nur um ihres eigenen Wertes willen er- warten, sondern weil sie auch den Wert des ersten Teiles ver- mehren werden: er ist mit keinem Register versehen, das offen- bar dem letzten Rand beiliegen wird. Hikerrncln. [ED. 129.1

Cellonlarke als elektroteehnisehe Isoliermaterialien. Von A. E i c h e n g r ii n. Sonderdruck nus ,,Isolierstoffe der Tech- nik". Vortragsreihe, veranstiiltet von der Techn. Hochschule Berlin und dem Elaktrotechnisrhen Verein E. V. Rerlin. Herausgeg. im Auftrage dieses Vereins von Prof. Dr. 11. S c h e r i n g. Berlin. Verlng J. Springer.

Die Acetylcellulose hat als Isolntionsstoff erst wlhrend des Krieges pofiere Bedeutung erlangt, als man sich nach einem

Ersatzstoff fur altbewlhrte Isoliermaterialien umsehen muDte. Dabei wurdcn an ihr soviel werLvolle Eigenschaften entdeckt, dn8 schon langst empfundene Liicken der Isolationstechnik aus- pfiillt werden konnten: der Ersatzstoff machte sich unent- behrlich und sicherte sich dauernde Verwendung.

Uie C e 11 o n 1 a c k e bilden diejenige Anwendungsforni, in der die Acetylcellulose ihre grBRte I3edeutung 31s Isolier- material erlangt hat.

das C e I I u - 1 o i d , stellte wohl seiner grofien Festigkeit, Zhigkei t , He- arbeitungsfiihigkeit und seines Isolationsvermogens wegen einen idealen Isolationsstoff dar, wenn es nicht so auDerordentlich Peuergefahrlich ware. Das C e 1 1 o n ist nach seinem luBeren Ansehen, seinen Eigenschaften, seiner Verarbeitungsweise und seinen Anwendungsgebieten ebenfalls als ein Celluloid anzu- sprechen - es is1 nur etwas biegsamer und vor allem voll- kommen ungefalirlich, denn es brennt iiberhaupt nicht oder in einzelnen Qualitlten nur wie etwa Holz. Cellon ist ein RUS Acetylcellulose und Campherersatzmi tleln hergestelltes celluloid- iihnliches und trotzdem vom Celluloid verschiedenes Material.

Es gibt verschiedenartige Acetylcellulosen von durchaus vcrschidenen Eigenschaften; ihre Hauptreprasentanten sind das sogenannte chloroformlosliche Cellulosetriacetat und die aceton- loslichen Cellulosehydrwcetate (Cellit der Farbenfabriken vorm. Bayer Rr Co.). In Chloroformlosung ist das Triacetat viel- fach als Isolierstoff benutzt worden, doch konnte auf diesem Wege kein befriedigendes Resultat erreicht werden, da die Acetat-Isolierung nach einiper Zeit vollkommen briickig wurde und abblatterte. Andere Losungsmittel kommen fiir dieses Acetat nicht in Frage, d:i sie entweder atzend oder giftig sind. Ganz andere Eigenschaften besitzt nun die acetonlosliche Acetyl- cellulose, die, cheniisch betrachtet, eine niedrigere Acetylie- rungsstufe als das chloroformlosliche Acetat darstellt. Sie last sirh in ganz anderen, neutral rengierenden. nicht giftigen Liisungsniitteln, ist vollkonimen slabil, besitzt ini Gegensatz zum chloroformloslichen Acetat die wertvolle Eigcnschnft, rnit ver- schiedenen Erweichunpsmitteln plastische Massen zu geben und stellt einen :iusqezeirhneten Isolierstoff dar.

Verfasser fnnd nun ein Verfahren, nnch dem sich die Pa- brikntion des Cellons im grosen ermiiglichen lie& Erhitzt man acetonl6sliclie Acetylcellulose in einem Alkohol-Renzol-Gernisch. so geht sie darin augenblicklich in Losung; in jedem allein ist sie vollkommen unloslich. Wenn man nun vor dem Erkalten ein Camp1ierers;itzmitlel zusetzt. so erstarrt das (innze zu ciner gelatinosen Masse. In diesem Zustande kann es nun rnit den gleirhen Iniisc,hinellen Einrichtungen wie das Celluloid ver- arbeitet werden.

Die Anwendungsgebietc des festen Cellons sind auBer- ordentlich mannigfach: z. 13. hiit nian nus ihni die Windsrhutz- srheiben der Fliegersitze und der Zeppelingondeln, Gasmnsken- brillenglaser u. a. hergestellt.

Die 1,osiingen des festen Cellons, (lie C: e 11 o n 1 a r k e , unterscheidtn sich von allen in der Elektrotechnik gebrluch- lichen 1solierl:iclten gxnz wesentlich. Die S p I' i t 1 :I c k e besitzen nur ein .gutes Isolationsvennogen, wenn sie auf einer festen Unterlage haften untl keiner mechanischen Beanspruchung aus- gcsetzt s id . ebenso die L e i n 6 1 I ii c k e , die hauptsachlich zur Imprlgnieruny von Geweben geeignet sind. Ganz nnders die Cellonlarke. 1)iese konnen schon fur sich filmiirtiyc Srliichten bildeih die die daniit behandelten Gcgenstande nicht nur isolieren, sondwn auch infolge ihrer Oberflarhenbarte schiitzen. Vor den Leinollarlceii besitzen sic nuf3erdcni den groaen Vorteil, dafi sie iiicht im Trockenofen bci holier Tem- peratur Zuni Erstarren gebracht werden miissen. sondern bei gewiihnlicher odcr weriig erhohter Temperatur einfach durrh Verdunsten dcs Liisungsmittels eintroclrnen. TnfoIgedessen IaBt sich rnit Cellonlack die 1-1 e r s t e 11 u n g f e r t i g i s o 1 i e r - t e r , u i n s 1) o ti II e n e r I) r 1 h t e fur die. Ankerwickelei be- werlstclligcn. 1)er umsponnene h a h t w i d durch ein Cellon- bad hindurchgefiihrt, abgestreift und bei 50--6@" getrorknet. J e scharfer dcr LarkiiberschuB i!bgestreift wird, desto schneller geht die Trocknung vor sich.

Die Cellonliicke sind niit dr.n versrhiedennrtigsten Eigen- schnften in bczug nuf I'iscositat. l'rockiiuri~sgescliu.indigkeit untl I5 ndringunqsvermogen herstellbar. und BUS diesen 1,acken lassen sich wiederum Schichten von den verschiedenartigsten Eigen-

Die am meisten bekannte plastische Masse,

schaiten, besonders was Schichtdiclie, Harte, Festigkeit und Uehnbarkeit anbelangt, erzeugen.

Je weicher nun die Cellonschicht ist, desto geringer wird ihre Isolationsflhigkeit, aber desto grofier dia Dehnbarkeit; ain harter Cellonlack wiirde einen Leitungsdraht in hervorrageti- der Weise isolieren, aber beim Umknicken des Drahtes reifien. Celloniert man jedoch zuerst niit einem weichen Cellonlack und dann mit einem harten, so erhalt man eine Uoppelschicht von groDer Uehnbarkeit einerseits und grofier Isolationsfahig- keit und Oberillchenharte anderseits.

Aus dem grofien Anwendungsbereich der Cellonlacke sei noch einiges herausgegriffen : Sie eignen sich zur Reparatur durchgebrannter Motoren, zum Rostschutz von Hochspannungs- leitungen, zum Isolieren ganzer Anker durch Taucher beweg- licher Kabel, zur Herstellung isolierter feinster Kupferdrlihte und zu anderem. Ein stark gefullter, dicktlussiger Lack kommt als Cellonkitt in den Handel. Er dient zum Ausgleich von Un- ebenheiten und als Unterlage fur den eigentlichen Cellonlack.

Wie kommt es nun, dal5 bei all diesen Vorziigen die Ein- fuhrung der Cellonlacke in die Technik so langsani vonstatten gegangen ist? Es lie@ dies wohl an Vorkommnissen, die jetzt in der Hauptsache der Vergangenheit angehoren und teils auf unrichtiger Anwendung der Praparate selbst, teils auf Nicht- beachtung der Vorschriften fur die Vorbereitung des zu cellonie- renden Materials zuriickzufiihreii sind. Zusammmenfassend kann gesagt werden, dafi die Cellonlacke in der Elektrotechnik alt- gewohnte Isoliermaterialien wie Schellack und Gunimi deshalb collkommen verdrangt haben, weil sie sich bei zuverllissiger GleichmiiBigkeit und Reinheit fur die betreffenden Spezial- zweeke besser eignen. Jugme. [BB. 95.1

Die Kohlenwirtschaft RuBlands in und nach dem Kriege. Von Dr. W. H e n r i c i. Mit 2 Ubersichtskarten. Berlin 1924. Ver-

Rufiland gehort nicht zu den kohlenreichen Landern. Sein Gesamtkohlenvorrat wird nach sehr vzrschiedenen Schatzungen mit 234-474 Milliarden t angegeben, wovon als sichtbare Vor- rate nur 69 Millionen t Kohle gelten; vorn Weltkohlenvorrat verfiigt Ruijland nur iiber 3,l yo. Die wichtigsten Kohlenlager, welche, auf weite Landstrecken verieilt, schwer verwertbar sind, befiiiden sich im siidrussischeii Donezgebiet mit dem Schwerpunkt am Asowschen Meer und in Zentralrufiland bei Moskan, wo eine sehr aschen- und schwefelreiche, leicht zer- fallende Kohle gefordert wird. Andere Kohlenvorkommen liegen in den Regierungsbezirken Kiew, Cherson, Jekaterinos- law, am Nordabhang des Kaukasus, in der Kirgisensteppe, im westsibirischen Kusnetz- und Minussinsbecken, in Turltestan und auf Sachalin. Braunkohle von begrenzter Giite findet sich ostlich vom Ural, westlich von Krassnojarsk und bei Irkutsk.

Von der russischen Vorkriegskohlenforderung lieferte das europaische Rufiland 93 yo, der Rest verteilte sich auf Sibirien und Turkestan. Im Jahre 1922 war die Forderung rund eiii Drittel des letzten Friedensjahres; iiber 70 Yo entfielen allein auf das Donezbecken. Im Friedeii schon war die wirtschaftliche Lage des russischen Kohlenbergbaues gekennzeichnet durch standige Verteuerung der Forderkosten, welche durch die nicht einfache Lagerung der Floze, deren geringe Machtigkeit und grofie Tiefe, die weite Ausdehnung der Reviere und anderes mehr verursicht war. Haupthenimungen des Bergwerksbetriebs lagen jedoch im stkindigen Arbeitermangel, in der Ernahrungs- frage sowie den Schwierigkeiten der Kapital- und Betriebs- mit telbeschaff ung.

Ruijland besitzt keinen sefihaften, bodenstandigen Berg- arbeiterstand; aus seiner nomadenhaft wandernden Arbeiter- hevollrerung laBt sich keine geschulte Belegschaft mit plan- mafiiger Heranbildung, zureichender Schulung der Hauer und Erfahrung mit den ortlichen Verhaltnissen ausbilden. Im russischen Kohlenbergbau spielen belgisches und franzosisches Kapital die Hauptrolle; 70 O,& der Unternehniungen waren 1917 in auslandischen Handen. Bei sich standig mindernder Forder- leistung und dem eingetretenen Verfall der Eisenbahnen konn'e selbst eine planmaBige Verteilung und zeitweilig weitgehende Beschlagnahmung den dringendsten Bedarf der zu beliefernden Kriegswirtschaft nicht befriedigen. Besonders seit der Revo- lution im April 1917 wurden die Arbeiterfrage und die immer schwieriger sich gestaltende Ernahrungslage des Inlands stark

lag J. Springer. (3.-M. 3,60

fuhlbar ; willkiirliche Stillegungen, verkiirzte Arbeitszeit, haufige Verwaltungsschwierigkeiten, Mangel an Cirubenholz, Porder- wagen und sonstigen Betriebsmitteln zeitigten groSen Kohlen- mangel. In den Jahren 1918-1920 drohten Kohlenforderung, Landwirtschaft und Handel ganz stillzustehen. Auch die kurze deutsche Verwaltung von Fruhjahr bis Oktober 1918 konnte der wachsenden Lebensmittelnot nicht abbelfen.

Der kommunistischen Ylanwirtschaft gelang durch allsr- hand Verstaatlichungsplane in k u n e r Zeit die Zertriimmerung der kapitalistischen Privatwirtschaft ; doch konnte sie infolge allgemeiner Unordnung, eines des Wirklichkeitssinnes entbeh- renden Bureaukratismus und Mangel an zielbewuBter Fiihrung den dauernden Arbeitermangel und die grofien Ernahrungs- schwierigkeiten nicht beheben. Der aussichtslose Versuch des Kommunismus, nicht nur das biirgerliche Eigentum zu ver- nichten, sondern Markt und Handel in zwangsweise vorgeschrie- bene Wege zu leiten, und die freie Preisbildung zu unterbinden, mufite scheitern. Zwischen Land und Stadt horte der not- wendige Giiteraustausch auf : eine zugrunde gerichtete Land- wirtschaft stellte die Eneugung ein, und die technischen Lei- stungen der Groijgewerbe sanken. Langsam mildert seit dem Jahre 1921 die Sowjetregierung die vollige Nationalisierung der Betriebe durch Wiederzulassung privater Unternehmungstatig- keit, Heranziehung von Einzelpersonen in fiihrende Stellungen und ausliindischen Kapitals fiir die Betriebe. Uber den fehl- geschlagenen Solidarismus des kommunistischen Arbeiters, strengsten Zwang der Gutererzeugung und -verteilung, der mili- tarisierten Arbeitspflicht geht heute Rufiland, im Kreislauf wirt- schaftlicher Methoden, iiber zur freier! Arbeiternachfrage, zur freien M'irtschaft und zum freien Bandel.

Sls Iiiickgrat der russischen Volkswirtschaft ist der Bauer anzusehen. Die Kernfrage des beginnenden Wiederaufbaus liegt im russischen Ackerbau, dessen allniahliche Gesundung im ausgleichenden Spiel der freien Krafte, auf natiirliche Weise ohne aufieren Zwang, auch dem neueii Aufschwung der dar- niederliegenden russischen Kohlenwirtschaft dienen wird.

In dem besprochenen kleinen Uuch rollt H e n r i c i in ge- drlngter iibersichtlicher Darstellung dieses Bild der wichtigsten Grundlagen und Entwicklungsstufen russischer Kohlenwirtscha ft auf. Eine kurze, am SchluD gegebene Zusammenstellung deutscher und russischer Literalur ermoglicht dem Suchendeii eingehendere Studien auf dieseni Gebiete. Ober Versaud und Verteilung der Brennstoffe und die ortliche Lage einzelner Kohlengebiete innerhalb des russischen Reichs geben Uber- sichtstafeln Aufklarungen. Jedeni, der sich iiber die bisherige wechselvolle Entwicklung, den neuerei: Fortschritt und den heu- tigen Stand der russischen Kohlenwirtschaft belehren lassen will, kann das kleine beachtenswerte Buch warmstens empfoh- len werden. Faber. [BB. 141.1

Fiinf Vortrage aus den Jahren 1920-1923. Uber die Darstellung des Ammoniaks aus Stickstoff und Wasserstoff. - Die Chemie im Kriege. - Das Zeitalter der Chemie. - Neue Arbeits- weisen. - Zur Geschichte des Gaskrieges. Von F. H a b e r.

Das R. W i 11 s t a t t e r gewidmete, schon ausgestattete Biichlein enthllt Gegenstande, die nicht nur chemisch, sondern auch kulturhistorisch von grofiem Interesse sind. Sie werden von allen Chemikern freudig begriiijt werden, weil sie teils Bekanntes erganzen und in schoner Form zusammenfassen, und weil sie auf andere Gegenstande Lichter werfen, die sie in neuer Beleuchtung zeigen. Man erlebt ein Stuck moderner Kulturgeschichte bei ihrer Lektiire. Der erste Vortrag iiber die D a r s t e l l u n g d e s A m m o n i a k s wurde beim Empfang des Nobelpreises am 2. Juni 1920 gehalten. Er fesselt auch den, der das Thema schon naher kennt, durch die Darstellung der Entwicklung vom Laboratoriumversuch bis zum groijindu- striellen Verfahren und durch viele interessante Einzelheiten. - Der zweite Vortrag: ,,D i e C h e m i e i m K r i e g e" wurde am 11. November 1920 vor den Offizieren des Reichswehrministe- riums gehalten und diirfte vielen Neues bieten. Wir sehen hier, wie die fuhrenden Chemiker und die Industrie es ver- standen haben, sich neuen, selbst von den Militars nie geahnten Forderungen rasch und vollkommen anzupassen und wie so gleichsam hinter den Kulissen jene GroBtaten entstanden sind, die die Welt bewunderte und fiirchtete. Besonders formvollen-

Berlin 1924. Verlag J. Springer. G.-M. 2,70