Ceramic Artist in Residence 2014

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ceramic artist in residence 2014 künstlerhaus stadttöpferei neumünster

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Documentation (60 pages) with photos and artist statements about the "Ceramic Artist in Residence" Programme 2014 at the Künstlerhaus Stadttöpferei Neumünster / Germany

Transcript of Ceramic Artist in Residence 2014

c e r a m i c a r t i s t i n r e s i d e n c e 2 0 1 4

k ü n s t l e r h a u s s ta d t t ö p f e r e i n e u m ü n s t e r

Ceramic Artist in Residence 2014

Künstlerhaus Stadttöpferei Neumünster

Ceramic Artist in Residence 2014

Künstlerhaus Stadttöpferei Neumünster

Herausgegeben von der Dr. Hans Hoch Stiftung

Ceramic Artist in Residence 2014

Künstlerhaus Stadttöpferei Neumünster

Published by Dr. Hans Hoch Stiftung

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Inhalt

Begrüßung 7

Einleitung 8

gastkünstler 2014

17. März – 13. April 2014

Lydia Hardwick (Großbritannien) | 10

Serena Zanardi (Italien)

12. Mai – 7. Juni 2014

Pablo Ponce (Holland) 14 / 18

9. Juni – 6. Juli 2014

Lisa Selby (Großbritannien) | 22 / 26

Dušan Rodic (Holland/Serbien)

1. September – 28. September 2014

Eva Masterman (Großbritannien) | 30 / 34

Tina Zlatina (Bulgarien)

3. November – 30. November 2014

Caroline Tattersall (Großbritannien) | 38 / 42

Jamie Lyn Morrow (USA)

Portraits 50

Contents

Welcome 7

Introduction 8

artist in residence 2014

17. March – 13. April 2014

Lydia Hardwick (UK) | 10

Serena Zanardi (Italy)

12. May – 7. June 2014

Pablo Ponce (Netherlands) 14 / 18

9. June – 6. July 2014

Lisa Selby (UK) | 22 / 26

Dušan Rodic (Netherlands/Serbia)

1. September – 28. September 2014

Eva Masterman (UK) | 30 / 34

Tina Zlatina (Bulgaria)

3. November – 30. November 2014

Caroline Tattersall (UK) | 38 / 42

Jamie Lyn Morrow (USA)

Portraits 50

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Sehr geehrte Damen und Herren,

häufig liefert uns die Begegnung mit Unbekanntem den

ersten Anstoß, über das, was wir als alltäglich und normal

ansehen, kritisch nachzudenken. Wer diesen Katalog liest,

wird feststellen, dass alle Künstlerinnen und Künstler, die

2014 in unserem Artist in Residence-Haus zu Gast waren,

in ihren Arbeiten das scheinbar Alltägliche hinterfragen. Sie

haben das Wohn- und Arbeitsstipendium in Neumünster

genutzt, um die Perspektive zu wechseln: eine neues Land

kennenzulernen, eine neue Sprache, neue Menschen und

Lebensweisen. Viele von ihnen haben bereits zuvor ihr Her-

kunftsland verlassen, um im Ausland zu leben. Sie sind z. B.

von Argentinien in die Niederlande, von Ungarn nach Irland

oder von Serbien nach Deutschland gezogen.

Uns als Besuchern bietet das Programm Artist in Residence

die Chance, mitten in Neumünster junge Kunst aus der ganzen

Welt kennenzulernen und vor allem die Menschen, die diese

herstellen. Die Künstlerinnen und Künstler konfrontieren uns

mit überraschenden Ideen und regen uns an, unsere eigenen

Perspektiven zu überprüfen. So ist die Stadttöpferei mehr als

ein Ort der Kunst, es ist ein Ort der Begegnung, der Inspira-

tion und des kulturellen Austauschs.

Ich danke allen Künstlerinnen und Künstlern, die in diesem

Jahr unsere Stadt mit ihren Ideen bereichert haben, besonders

Danijela Pivaševic-Tenner, die mit großem Engagement und

Erfolg das Artist in Residence-Programm leitet.

Günter Humpe-Waßmuth

1. Stadtrat und Vorsitzender der Dr. Hans Hoch Stiftung

Dear Sir/Madam,

an encounter with a stranger often gives us the impetus to

take a critical look at that, which we view as everyday and

normal. Anyone who reads this catalogue will see that all the

artists, who were our guests in our Artist in Residence house

in 2014, question a life, which is seemingly commonplace.

They have used their living and working scholarships in Neu-

münster to change perspectives: to get to know a new country,

a new language, new people and ways of living. Many of them

had already left their homeland to live abroad. For example,

they have moved from Argentina to the Netherlands, from

Hungary to Ireland or from Serbia to Germany.

As visitors, the Artist in Residence programme offers us the

chance to see modern art from around the world right in

the centre of Neumünster and, specifically, to get to know the

people who create it. The artists confront us with surprising

ideas and inspire us to review our own perspectives. The

Stadttöpferei is thus more than just a place for art. It is a

place for meeting, for inspiration and for cultural exchange.

I would like to thank all artists who have enriched our city with

their ideas this year, in particular, Danijela Pivaševic-Tenner,

who directed the Artist in Residence programme with great

commitment and success.

Günter Humpe-Waßmuth

Head of the Town Council and Representative

of the Dr. Hans Hoch Foundation

8 | c e r a m i c a r t i s t i n r e s i d e n c e 2 0 1 4

Einleitung

Der Rückblick auf ein erfolgreiches, zweites Jahr des Ceramic

Artist in Residence Programms liegt nun in Ihren Händen

und lässt erahnen, wie ereignisreich und intensiv die vergan-

genen Monate waren. Was bleibt sind viele schöne Erinnerun-

gen an Begegnungen und lebhafte Diskussionen zwischen

den Künstlern und dem Publikum – und natürlich die Kunst.

Entstanden ist zum Beispiel die realistische Plastik zweier

Textilarbeiter, für die historische Schwarz-Weiß-Aufnahmen

aus dem Museum „Tuch + Technik“ Vorbild waren. Eine andere

Arbeit mutet an wie abstrakte, farbenfrohe Dekorationen auf

hauchdünnen Wandplatten, wieder andere bilden akustisch

und abstrakt installativ einen Dialog zwischen Mann und

Frau ab, oder inszenieren Bühnenbilder in Miniaturform, die

in massiven Kapseln verborgen sind.

Schon dieser kleine Ausschnitt zeigt die Perfektion des

künstlerischen Umgangs mit Ton und Porzellan. Jeder

Künstler und jede Künstlerin stand am Anfang des Aufent-

halts vor derselben Herausforderung: den Werkstoff den

eigenen Visionen anzupassen. Als Kontrast zu einer zuneh-

mend digital dominierten Umwelt, in der Reproduzierbarkeit,

Schnelligkeit und Funktionalität im Vordergrund stehen,

haben sich die KünstlerInnen während ihres Stipendienauf-

enthaltes Zeit genommen, um zu experimentieren. Frei nach

dem britischen Musiker und Künstler Brian Eno, der meinte:

„Hört auf Kunstwerke als Objekte zu betrachten, sondern als

Introduction

A review of the successful second year of the Ceramic Artist

in Residence programme is now in your hands and it will give

you an idea of how eventful and intensive the past months

have been. What remains are many happy memories of

encounters and lively discussions between the artists and

the audience – and of course, the art.

This gave rise to, for example, the life-like sculpture of two

textile workers which was based on historical black and white

photographs from the “Tuch und Technik” Museum. Another

piece of work looks like abstract, colourful decorations on

wafer-thin panels; others form an acoustic and abstract

installation of a dialogue between a man and woman or

depict stage sets in a miniature form hidden in massive

capsules.

Even this small selection shows the perfection of the artistic

use of clay and porcelain. At the start of the residency, each

artist faced the same challenge: to adapt the materials to

suit their own vision. As a contrast to an increasingly

digitally dominated world in which reproducibility, speed and

functionality are paramount, the artists were able to take

time to experiment during their scholarship period. In the

spirit of the British musician and artist, Brian Eno, who said:

“Stop thinking about art works as objects, and start thinking

about them as triggers for experiences”, the uniqueness of a

piece of art and its origin is also the focus here.

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Auslöser, um Erfahrungen zu sammeln.“ Die Einzigartigkeit

eines Kunstwerks und dessen Entstehung steht auch hier im

Mittelpunkt.

Hinzu kommt, dass sich Keramik als Material nicht so einfach

fassen lässt. Nicht ohne Grund sträubt sich nach Ansicht des

niederländischen Bildhauers und Kunstprofessors Anton

Reijnders Keramik immer wieder gegen die Reduzierung, ledig-

lich den Ideen zu dienen. „Aber ihr Potenzial zieht Künstler

immer wieder an“, stellte er fest. Sich diesem Widerspruch

auszusetzen, macht vielleicht die besondere Faszination von

Keramik aus.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Euch eine interessante

Lektüre und freue mich auf ein baldiges Wiedersehen hier im

Fürsthof.

Danijela Pivaševic-Tenner

Künstlerin und Künstlerische Leiterin

Moreover, ceramic materials are not so easy to handle. It is

not surprising that, according to the Dutch sculptor and

professor of art, Anton Reijnders, ceramics continue to resist

being reduced to only serving ideas. “However, artists are still

attracted by its potential”, he found. To expose this contradic-

tion is possibly the peculiar fascination of ceramics.

With this in mind, I would like to wish you all an interesting

lecture and look forward to seeing you again soon in the

Fürsthof

Danijela Pivaševic-Tenner

Artist and Artistic director of the residency programme

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Ein paar kurze Gedanken zu meiner Zeit in Neumünster:

Tulpen.

Pflastersteine.

Die Freiheit, ohne die üblichen Einschränkungen zu arbeiten.

Der Frosch, der versucht hat, in das Textilmuseum zu gelangen.

„Der Himmel ist blau.“ (Danke Dunja)

Moin Moin.

Der Sonntag, an dem ich mich ausschließlich von Kuchen

ernährte.

(Ich hatte nicht daran gedacht, dass sonntags nur Bäckereien

geöffnet haben.)

Die Flexibilität des Raums/Studios.

Männer beim Boule-Spiel in Rencks Park.

Der Sand in der Bürgergalerie.

Tara Lotte genießt ihr Eis.

Joggen auf der Marienstraße.

WURST in jedem erdenklichen Format.

Brigittes fantastischer Kuchen.

Und das Foto ihres Großvaters mit einem Fisch.

Der Wunsch, dieses alte Gebäude in der Holstenstraße zu

besitzen.

Bücher und Schafe in Urtes und Ulis Haus.

Die Suche nach Curry-Sprühfarbe mit Danijela.

Serenas großartiger Gesang im Studio.

Dunjas künstlerisches Talent (schaut euch diesen Raum an!)

Botticelli Giuliano de’ Medici

Eine WAHNSINNIG lustige Nacht mit Wolfgang & Co.

Zugang zu einem großen Ofen.

Das großartige Glasflaschen-Recycling-System.

Twin Peaks.

Johanna zeigt uns diese verzweigten Bäume in Kiel.

Some short thoughts on my time Neumünster:

Tulips.

Cobbles.

The freedom to make work without the usual constraints.

The frog that tried to get into the Textile Museum.

“Der Himmel ist blau.” (Danke Dunja)

Moin Moin.

The Sunday when I survived solely on cake.

(I forgot that only the bakeries are open on Sunday.)

The flexibility of the space/studios.

Men playing bowls in Rencks-Park.

The sand at Bürgergalerie.

Tara Lotte enjoying her ice cream.

Jogging down Marienstrasse.

WURST in every possible format.

Brigitte’s wonderful cake.

And the photo of her grandfather holding a fish.

Wanting to own that old building on Holstenstraße.

The books and the sheep at Urte and Uli's house.

Finding curry spray paint with Danijela.

Serena’s great singing in the studio.

Dunja’s artistic talents (watch this space!)

Botticelli Giuliano de’ Medici

A VERY fun night with Wolfgang & Co.

Access to a large kiln.

The great glass-bottle recycling system.

Twin Peaks.

Johanna showing us those lumpy trees in Kiel.

Serena liking my risotto (she is Italian).

Danijela and Stefan’s endless generosity.

l y d i a H a r d w i c k

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Serena, die mein Risotto genießt (sie ist Italienerin).

Danijelas und Stefans unendliche Großzügigkeit.

Und schließlich …

Die Rückkehr nach London fällt sehr schwer!

Meine Zeit im Künstlerhaus Stadttöpferei Neumünster war

für meine Arbeit unglaublich wertvoll, und ich kann nicht

genug den Leuten danken, die ihre Zeit und Unterstützung

diesem wunderbaren Ort gewidmet haben. Ich hoffe, dass

noch viele andere dieselbe Erfahrung in den kommenden

Jahren machen werden.

And finally …

Not wanting to return to London!

My time at Künstlerhaus Stadttöpferei Neumünster has been

incredibly valuable for my work, and I cannot thank enough

those people who give their time and support to this wonder-

ful place. I hope that many others can have this experience in

the years to come.

ly d i a H a r d w i c k | 13

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Ich beginne meine Arbeit generell mit Fotos, die ich irgendwo

aufgestöbert habe. In der Regel sind dies alte Bilder. Es ist mir

wichtig, in das staubige Bild eintauchen zu können, um die

Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Moment zu lenken,

ihn einzufangen. Ich hoffe, damit bei einer mir unbekannten

Person Gefühle zu wecken. Dabei spielt es für mich weniger

eine Rolle, ob das entstandene Werk perfekt ist; wichtiger

sind für mich die Emotionen, die meine Arbeit bei jemandem,

der mit einer meiner Arbeiten zum ersten Mal in Berührung

kommt, hervorruft. Meine Skulpturen sind nicht nur ein

Abbild des Originals, sondern eher eine Erzählung, die

Menschen verbindet.

Als ich hier ankam, war es schwierig, Fotos zu finden. Da ich

wusste, dass mein Aufenthalt von kurzer Dauer sein würde,

begann ich an einem anderen Projekt, das sich mit Menschen

und Bäumen befasst, zu arbeiten. Nachdem ich einige Zeit

hier in Neumünster verbracht hatte, kamen die Bilder auf

natürlichere Weise zu mir und ich wusste sofort, dass ich ein

komplexeres Projekt über diesen Ort in Angriff nehmen

musste.

Von diesem Moment fing ich an, mit zwei Arten von Bildern

zu arbeiten. Zum einen mit historischen Fotos aus dem

öffentlichen Archiv des Textilmuseums. Damit bot sich mir

die Gelegenheit, ein Werk mit kollektivem Erinnerungswert

für Neumünster zu schaffen. Zum anderen waren das Bilder,

die mir von Menschen übergeben wurden, die ihre Familien-

fotos teilen wollten. Eine sehr nette Dame aus Neumünster,

Brigitte, zeigte mir einige wunderschöne Familienfotos. Aus

diesen Bildern entstanden Ideen für ein Kunstwerk, an dem

My work always takes its starting point from found photo-

graphs. These images are usually old. I feel the need to get

inside a dusty image in order to bring attention to a certain

moment. I hope that, perhaps, this can make a significant

gesture towards someone unknown to me. I don’t care about

presenting a perfect object, but I do care about the meanings

that might be presented to someone who had never experien-

ced this image before. My sculptures inspired by photography

become not only the reproduction of the image itself, but an

extended narrative that creates connections between people.

It was difficult to find photographs when I first arrived, and I

knew that the residency was only for a short time, so I began

working on another project involving people and trees. After

some time here in Neumünster, images started to arrive more

naturally, and I immediately knew that I had to approach a

more complex project in relation to this place.

From this point, I started to work on two types of pictures.

One is from a public archive of historical images at the

Textile Museum. This allowed me to work with a collective

memory for Neumünster. The other images were different,

coming from people who wanted to share photographs of

their family. A very kind local lady, Brigitte, shared with me

some beautiful pictures of her family. From these images I

have started to form some ideas for a body of work that will

no doubt continue when I return to Italy. The project also

includes a video of Brigitte, where she explains her memories

from the chosen shots, that I will eventually turn into

sculptures.

S e r e n a Z a n a r d i

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ich mit Sicherheit weiterarbeiten werde, wenn ich wieder

zurück in Italien bin. Zu dem Projekt gehört auch ein Video,

in dem Brigitte ihre Erinnerungen über die Momente, in

denen die Fotos entstanden, darlegt, und die sich eines Tages

in meinen Skulpturen widerspiegeln werden.

S e r e n a Z a n a r d i | 17

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Wie zügelt man Gefühle? Wie zügelt man Zeit, Momente, die

Realität? Das waren die Fragen, die ich mir bei der Entwick-

lung der Idee zu „Las Capsulas de la Amnesia“ (Kapseln des

Vergessens) stellte, in denen schmerzhafte Erinnerungen und

Lebensabschnitte eingefangen werden. Ereignisse, die viele

Menschen vorgeben, vergessen zu haben. Bei meinem Werk

geht es auch um die Beziehung zwischen Zeit und Raum. Zeit

und Raum sind eng mit Kultur verbunden.

„Las Capsulas de la Amnesia“ war mein Examensprojekt für

das Bachelor-Diplom am Institut für Keramik an der Rietveld

Academy 2012.

Dieses Jahr nahm ich am Artist & Residence Program im

Künstlerhaus Stadttöpferei in Neumünster teil. Mit dem

Programm erhielt ich die Möglichkeit, dieses Konzept weiter

auszuarbeiten. Ich schuf diese drei Stücke. Das Lager des

Neumünsteraner Textilmuseum hat mich zu einer der

Arbeiten, „Fürsthof 11“ inspiriert, mit dem ich eine neue Art

Kapsel erschuf. Zu der von mir verwendeten Technik: Das

Grundmaterial ist Lehm, den ich mit auf der Straße gefunde-

nem Material kombinierte

How to contain sensations? How to contain time, moments,

realities? These are the key questions I asked myself while

developing the idea of “Las Capsulas de la Amnesia” (The

Capsules of Oblivion), in which painful memories and episodes

are kept. Episodes that many people pretend to have forgot-

ten. It is also about the relation between time and space. Time

and space themselves are categories closely linked to culture.

“Las Capsulas de la Amnesia” was my Bachelor Degree

graduation project at the Ceramics Department of the

Rietveld Academy in 2012.

This year I participated in the Artist & Residence Program of

the Künstlerhaus Stadttöpferei in Neumünster, Germany.

The programme gave me the opportunity to continue develo-

ping this concept. I made three new pieces. One of them

wich name is “Fürsthof 11”, I was inspired by the deposit of

the textile museum in Neumünster, and created a new type of

capsule. About the technique I used: the basic material is clay,

in combination with material that I found on the street.

P a b l o P o n c e

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P a b l o P o n c e | 21

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i m P r e S S i o n e n i m P r e S S i o n S | 23

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i m P r e S S i o n e n i m P r e S S i o n S | 25

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Während ich die Arbeit an gefundenen Objekten beginne,

gestalte ich skulpturale Formen im Endeffekt neu: Unvoll-

kommene Kopien werden von ihren Originalen entfremdet,

Spuren früherer Existenz ausgelöscht und ihre Funktionen

neu definiert. Damit wird das Objekt oder die Person in die

Gegenwart versetzt. Meine Arbeit über die Gegenständlichkeit

von Hausrat und die Prozesse, durch die ein unbelebtes Objekt

oder Raum bedeutend wird, wurde als „britische minimale

Häuslichkeit in Kombination mit Sinnlichkeit“ bezeichnet.

Meine Arbeit berücksichtigt den untrennbaren Zusammen-

hang zwischen Klasse und Geschlecht im privaten Bereich.

Im häuslichen Umfeld werden die Dramen dieser Beziehungen

am deutlichsten ausgetragen. Ich beobachte die intimen

Fragmente von Konflikt, Harmonie und Stille, in denen das

Extremste zu Minimalismus komprimiert und intensiviert

wird.

Das Objekt „Oh and you give me the blues every time you leave

the room“ (Oh, jedes Mal, wenn du den Raum verlässt, werde

ich traurig), wurde aus Porzellan und Edelstahl-Spülfiltern

gefertigt und mit Audio-Elementen untermalt. Dadurch ent-

steht eine emotionale Sehnsucht, Intimität, Zurückweisung,

Stille, Frustration und Harmonie, verdeutlicht durch die

Vermischung der Materialien an deren Verbindungsstellen,

wodurch neue Assoziationen zu neu geformten Haushalts-

objekten angedeutet werden. Die Sänger Natalie Duncan und

Andrew Keys haben die Höhen und Tiefen ihrer Beziehung

vertont. Die Rohre fungieren als Stimmträger, die das Pub-

likum auf intime Art und Weise dazu veranlassen, den

Erzählungen zu folgen. Anstelle von Worten werden die

Erzählungen über die Emotionen, die sich in den Stimmen

Whilst I begin with found objects, sculptural forms are

effectively made anew: imperfect copies are alienated from

their originals, traces of former existence are erased and

their function is redefined. This places the object/person in

the present. My work on the objecthood of domestic arte-

facts and on the processes by which an inanimate object or

space becomes significant, has been described as ‘British

minimal domesticity combined with the emotional’.

My work considers the inextricable link between class and

gender in the personal sphere. The domestic environment

is where the drama of these relationships are played out most

vividly. I look at the intimate fragments of conflict, harmony

and silence where the extremities are condensed in minima-

lism and intensified.

‘Oh and you give me the blues every time you leave the room’,

is made from porcelain, stainless steel sink strainers and

audio. There’s an emotional longing, intimacy, rejection,

silence, frustration and harmony are further referenced

through the scrambled material junctions intimating new

connotations with rearticulated items from the domestic

environment. Singers Natalie Duncan and Andrew Keys

recorded the highs and lows of their relationship. The pipes

act as vessels that project voices, intimately guiding the

audience’s ear to listen to the unfolding narratives. These

narratives are conveyed without the use of words but instead

delivered through the emotions each voice is inflected with.

While both voices are singular, the intersections at which

they overlap evoke a state of emotional turmoil that points

towards the limits of language to communicate. This is in a

universal language, an improvised melody with no word.

l i S a S e l b y

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widerspiegeln, vorgetragen. Die Stimmen sind singulär,

bis auf die Stellen, an denen sie sich überschneiden und an

denen ein Zustand von emotionalem Aufruhr erweckt wird,

der die Grenzen der Sprache in der Kommunikation aufzeigt.

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„Es war einmal eine Zeit, da gab es keine Zeit. Der König und

die Königin hielten die Wasser rein. Für die Menschen war

dies das Goldene Zeitalter.“

Zwei langgestreckte Lehmköpfe auf Sockeln. Die Oberseiten

der Köpfe sind abgetrennt, aber immer noch an ihrem Platz.

Die Augen sind Schrauben, die in das Gesicht und in die Rück-

seite eingefügt sind. Die Augen auf der Vorder- und Rück-

seite sind mit Gummibändern verbunden. Die Nasen sind

mit Messingschrauben eingefasste Löcher. Der Mund ist bei

beiden Köpfen ein Wasserhahn. Beide Köpfe sind funktions-

fähige Wasserfilter.

Die Oberseiten der Köpfe/Wasserfilter sind porös. Wenn man

sie umdreht, fungieren sie als Sieb, das alle Unreinheiten aus

dem Wasser entfernt.

Die Wasserfilter König und Königin sind jeweils mit zwei

ineinander gestellten Töpfen verbunden. „Pot-in-pot“ (Topf im

Topf) fungiert als natürliches Kühlungssystem, das auf

thermodynamischen Prinzipien basiert. Ein Topf steht auf

dem anderen und zwischen beiden befindet sich Sand. Der

innere Topf ist porös und der Sand sollte feucht sein. Beide

Töpfe sollten mit einem nassen Tuch bedeckt sein.

Die Töpfe werden dann mit Gemüse gefüllt. Besucher werden

eingeladen, das von dem König und der Königin reichlich

dargebotene Gemüse mit nach Hause zu nehmen.

Lang leben der König und die Königin!

Vielen Dank an das Künstlerhaus Stadttöpferei Neumünster,

Familie Pivaševic-Tenner und Lisa Selby

“Once upon a time there was no time. The King and Queen

kept the water purified, humans remember it as the Golden

age.”

Two elongated clay heads sit on pedestals. The tops of their

heads are cut off but still lay in their place. Eyes are made of

screws inserted into the face and the back of the head. The

front eyes and back eyes are connected with rubber straps.

Their noses are holes edged with brass bolts. The mouths are

made from water taps. These heads are two functional

water-filtering units.

The tops of their heads/vessels are made porous. Flipping the

top of the heads over, they serve as sieves, removing all of the

impurities in the water.

The King and Queen water filtering vessels are each accompa-

nied by two pots, one inside of the other. ‘Pot-in-pot’ works as

a natural cooling system, based on principles of thermodyna-

mics. One pot is placed into another and sand is placed

in-between. The pot inside is made porous and the sand

should be wet. Both pots should be covered with a wet cloth.

Pots are then filled with vegetables.

Visitors are invited to take the vegetables offered by the King

and Queen of plenty, to their homes.

Long live King and Queen of plenty!

Thank you : Künstlerhaus Stadttöpferei Neumünster, Family

Pivaševic-Tenner and Lisa Selby.

d u š a n r o d i c

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Als Künstlerin reise ich viel, besuche verschiedene Orte und

Länder und werde vor Ort durch die verschiedenen Kulturen

und Umgebungen inspiriert. Meine Erfahrung in Neumünster

verhalf mir zu genau der Inspiration, die ich von einem neuen

Ort erwartet hatte, und ich erfuhr allerlei über Norddeutsch-

land. Darüber hinaus hatte ich die Möglichkeit, Zeit mit

einer Künstlerin mit anderem Hintergrund zu verbringen. Die

Zeit, die ich mit Eva verbringen durfte, war wunderbar. Ich

entdeckte eine völlig neue kulinarische Welt und wir ver-

brachten lange Abende miteinander, erfüllt mit Gesprächen

über Gott und die Welt. Es brachte mir große Freude zu

beobachten, wie bei der gemeinsamen Abschlussausstellung

ihre Kunst mit meinen Werken kommunizierte.

Ich nutzte die Zeit und die gut ausgestatteten Einrichtungen

im Künstlerhaus Stadttöpferei Neumünster, um mit zarten

handgearbeiteten Keramikformen, inspiriert von der örtlichen

Atmosphäre, zu experimentieren. Ich fand Neumünster sehr

reizvoll. Die Stadt ist zwar klein, aber dennoch sehr lebhaft,

und die Menschen sind sehr freundlich und hilfsbereit. Wie in

vielen Städten waren die Markttage sehr farbenfroh und

voller Leben und es gab eine Vielzahl an Produkten. Ich erfuhr,

dass die Stadt eine lange Geschichte in der Textilindustrie

hat, und war vom Museum, von dem ein Teil immer noch als

Textilfabrik dient, begeistert.

Nicht zuletzt beeindruckte mich Neumünster aufgrund seiner

außergewöhnlichen Stadtplanung mit nur einer Ampel

entlang der gesamten Hauptstraße. Mir hat Neumünster sehr

gefallen und ich komme auf alle Fälle wieder.

As an artist I travel a lot, visiting different places and coun-

tries and getting local inspiration by the different cultures

and environment. The experience I had at Neumünster gave

me what I expected in terms of local inspiration as well as

knowledge about Northern Germany, but it also gave me the

opportunity to spend some time with another artist, which

came from a different background than mine. The time I spent

with Eva was just wonderful, discovering a whole new culinary

world and enjoying long evenings chatting on almost every

subject. I was also very happy to see how well her artworks

communicated to my pieces when we exhibited them in a

common final presentation.

I used the time and well equipped facilities at Künstlerhaus

Stadttöpferei Neumünster to experiment creating fine

handmade ceramic shapes, inspired by the local atmosphere.

Neumünster, I found very charming. Though small in size

town, it was vivid, with friendly and helpful people. Market

days, as in most towns, were full of life and colours, with a big

variety of products on display. I learned that the town had a

long history in textile industry and was greatly impressed by

the museum, a part of which was still running as a factory and

producing fabrics.

Last but not least, Neumünster impressed me for it had the

most extraordinary city plan I’d ever seen, having just one

traffic light for crossing the entire main street. I did like

Neumünster and I will definitely come back.

t i n a Z l a t i n a

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Die konzeptionellen Elemente meiner Arbeit sind eng mit

den Verfahren Gießen, Keramik und Zeichnen verbunden.

Mich interessieren die Beziehungen zwischen der zweidimen-

sionalen Zeichnung und dem dreidimensionalen Objekt, die

Informationen, die vom einen zum anderen übermittelt

werden und wie eines die Entstehung des anderen sogar erst

ermöglicht.

Das Werk entstand aus einer Zeichnung mit einer einzigen

Linie, die zwei geografische Punkte in London miteinander

verbindet. Der eine Punkt ist der Ort, an dem ich momentan

lebe, der andere ist der Ort, an dem mein Großvater und meine

Großtante aufwuchsen. Ich wollte an der Idee der Zeit als

eine unendliche Linie zwischen Vergangenheit und Gegen-

wart mit mehreren Verbindungen arbeiten.

Diese Linien sind im Raum, in dem wir leben, verankert.

Meine Großtante, selbst Bildhauerin, war die erste Person, die

mir Lehm in die Hand drückte und mich das Modellieren

lehrte. Somit stellte ich mir bei Beginn der Arbeit an diesem

Werk die Frage: Wäre ich heute Künstlerin, wenn ich diesen

Nachmittag vor all diesen Jahren nicht im Studio meiner

Großtante verbracht hätte?

Im Laufe dieses Monats machte ich sehr bereichernde und

wichtige Erfahrungen. Bei meiner Rückkehr nach Großbritan-

nien werde ich mit einem zweijährigen Studium zum Magister

Artium am Royal College of Art beginnen. Die Zeit, die ich

hier hatte, um mich meiner Kunst zu widmen, war äußerst

wertvoll für mich. Neumünster ist eine ruhige Stadt, was

nicht nur gut für meine Konzentrationsfähigkeit war,

The conceptual elements of my practice are tied in with the

processes used: casting, ceramic and drawing. I am interes-

ted in the relationship between the 2d line and the 3d object,

how one can inform, or even produce, the other.

The work originated from a single line drawing based on

two geographical points in London, depicting where I live

now and where my grandfather and great aunt grew up in. I

wanted to explore the idea of time as an infinite line with

multiple connections running through from past to present,

anchored by the spaces we inhabit. My great aunt, a sculptor

herself, was the first person to hand me clay and teach me

mould making, so this work started with a personal question:

would I be an artist now if I had not had that afternoon in her

studio, all those years ago?

This month has been a very enriching and important experi-

ence for me. When I return to the UK, I start a two year MA

at the Royal College of Art, and having this time to reconnect

to my work has been invaluable. Neumünster is a quiet town

and that only helped my concentration, allowing me to settle

into the rhythm of making again. Having produced a body

of work that is centred round a point in the past, it seems

poetic to say that I see Stadttöpferei as the beginning of my

future.

e v a m a S t e r m a n

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sondern mir auch dabei half, meinen produktiven Arbeits-

rhythmus zu finden. Angesichts dessen, dass ich ein Kunst-

werk geschaffen habe, dass sich um einen Punkt in der

Vergangenheit dreht, scheint es poetisch zu sagen, dass ich

die Stadttöpferei als den Anfangspunkt meiner Zukunft

sehe.

e v a m a S t e r m a n | 41

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Die Möglichkeit, mich vier Wochen ohne alltägliche Unter-

brechungen auf meine Arbeit konzentrieren zu können, war

ausschlaggebend bei meiner Bewerbung für einen Aufenthalt

in der Stadttöpferei. Der Aufenthalt gab mir nicht nur die

Zeit, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren, sondern auch,

um Neumünster zu erleben und mit Jamie und Danijela Seite

an Seite zu arbeiten und ein besseres Verständnis ihrer Kultur

und ihrer Keramikkunst zu erlangen. Während meines Auf-

enthalts hier wurde ich herzlich aufgenommen und Danijela,

ihre Familie und die Einwohner von Neumünster sorgten

dafür, dass ich mich wie zu Hause fühlte.

Ich kam mit einem klaren Plan, wie ich meine Zeit hier ver-

bringen wollte. Seit meiner Rückkehr aus Chile beschäftigte

ich mich mit einer Arbeit, zu der ich während meines Aufent-

halts im Land und von den Geysiren im Norden des Landes

inspiriert wurde. Die heißen, schwefelhaltigen Gase gelangen

über den nassen, mineralhaltigen Lehm an die Oberfläche.

Die Erde brodelte und spuckte, wodurch strukturierte und

farbreiche Formationen an den Seiten entstanden. Die wört-

liche Übersetzung von „Geysir“ aus dem Isländischen bedeutet

„herausbrechen“. Ich wollte meine Zeit in Neumünster damit

verbringen, dieses Erlebnis zu erkunden und einzufangen.

Meine Zeit hier verbrachte ich mit Experimentieren und

Erforschen. Ich reise ab mit erfüllter Arbeit und vielen Ideen

und Möglichkeiten, wie ich mein Projekt in Zukunft voran-

bringen kann

The reason I applied for the residency at Stadttöpferei was

that I saw it as a perfect opportunity to have four weeks to

focus on my work without the distractions of everyday life.

The residency has provided me not only with the time to

focus on my work but has also given me time to experience

Neumünster and work alongside Jamie and Danijela and have

a broader understanding of their cultures and of their

approach to ceramics. During my time here I have been

welcomed and been made to feel at home by both Danijela

and her family and by the people of Neumünster.

I proposed a clear plan of how I wanted to spend my time

here. I have been focusing on a process that was inspired by

recent trip to Chile and to the geysers in the north of the

country. Here the hot sulfurous gases surfaced through mine-

ral rich watery clay. The earth bubbled and spat landing

around the sides of the opening creating textured, colourful

formations. The work Icelandic word “geyser” literally

translates as “breaking out” I wanted to spend my time in

Neumünster exploring and capturing my experience.

My time here has been one of experimentation and explora-

tion. I leave with the work that I have achieved and with many

ideas and possibilities of where I will take the project next

c a r o l i n e t a t t e r S a l l

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Meine dreimonatige Auslandsreise, die mich in drei verschie-

dene Länder führte, hat mir einen Einblick in ein mir bis

dahin unvorstellbares Leben eröffnet. Sobald ich aus dem

Flugzeug stieg, wurde mir klar, dass ich meine Komfortzone

komplett verlassen hatte. Um das Maß dieses Mutes wider-

zuspiegeln, wählte ich verletzliche Teile von Tieren, die ich

auf meinen Reisen durch Italien, die Schweiz und Deutschland

fand. Die Verbindung, die Menschen sofort mit Tieren her-

stellen, ist einzigartig. Daher sind die Elemente der Verletz-

lichkeit in ihrem Nebeneinander bei Mensch und Tier so

faszinierend.

Bei diesem Projekt wollte ich Verzierungstechniken anwen-

den, die ich bis dahin noch nie in meinen handgefertigten

Skulpturen verwendet hatte. Ein Gedanke, der immer

wiederkam, war der an die Herausforderung so wenig Zeit zu

haben, um neues Vertrauen in meinen Prozess und meine

Konzepte zu gewinnen, während sich meine Konzentration

stärker fokussieren musste. Solch ein Selbstvertrauen wieder

zu spüren und meinen Komfort wiederzuerlangen, war eine

unglaublich wichtige Lektion, die ich zu lernen hatte.

Einer der wichtigsten Aspekte meines Aufenthalts in der

Stadttöpferei war, dass ich mit einer anderen Künstlerin

nicht nur im Studio zusammenarbeiten konnte, sondern auch

mit ihr zusammen lebte. Wir sind sogar verrückt nach den

gleichen deutschen Spezialitäten! Wir führten viele tief-

gründige Gespräche bei hausgemachten Mahlzeiten in der

Küche, arbeiteten eng im Studio zusammen und verbrachten

gesellige Bierabende in der örtlichen Kneipe. Ich schätze

mich sehr glücklich, Caroline Tattersall kennengelernt zu

haben.

Traveling abroad for three months in three different coun-

tries has allowed for a glimpse into a life that I wouldn’t have

ever imagined. The moment I stepped off the plane it was

clear to me that I was completely out of my comfort zone.

I chose to represent this measurement of courage through

the use of exposing the most vulnerable parts of specific

animals that I encountered in my travels from Italy, Switzer-

land, and Germany. The instantaneous bond that human

forms with animal is very unique. Therefore, the intrigue lies

in the elements of vulnerability in its juxtaposition of animal

and humankind.

With this project I wanted to try different detailing techniques

that I have never used before in my hand built sculptures. A

reoccurring thought was the challenge of having such little

time which allowed me to establish a new trust in my own

process and concepts, all while gaining a more focused con-

centration. Feeling such confidence and starting to regain

my comfort was an incredibly significant lesson to learn.

One of the most influential aspects of the residency at Stadt-

töpferei has been sharing not only the studio space with

another ceramic artist, but the living space as well. We even

share an infatuation of specific cultural food from Germany!

There have been many profound exchanges over home cooked

meals in the kitchen, helping one another in the studio, and

grabbing a couple beers at a local pub. I feel incredibly

fortunate to have met Caroline Tattersall.

J a m i e l y n m o r r o w

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Die aus London stammende lydia hardwick hat 2013

ihren Master in Keramik und Glas am Royal College of Art in

London abgeschlossen. Im Fokus ihrer keramischen Arbeiten

steht die Auseinandersetzung mit Mustern, die Oberflächen-

gestaltung mit akzentuierten Formen und Farben. Für ihre

flächigen Arbeiten benutzt sie flüssiges Porzellan, das sie

schichtweise aufträgt und mit anderen Materialien kombi-

niert, um einzigartige Oberflächenstrukturen zu schaffen.

www.lydiahardwick.co.uk

lydia hardwick comes from London and completed her

Masters degree in Ceramics and Glass at the Royal College of

Art in London in 2013. The focus of her ceramic work is the

conflict between patterns, the surface design with accentua-

ted shapes and colours. For her two-dimensional works she

uses liquid porcelain which she applies in layers and combi-

nes with other materials to create unique surface structures.

P O R T R A I T S P O R T R A I T S

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Mit Keramik setzt serena zanardi eindrucksvolle

Skulpturen um. Inspiriert wird sie von alten Portraitfotos,

die sie auf Flohmärkten und in alten Familienalben gefunden

hat. Zweidimensionale Fotos in eine räumliche Form zu über-

führen und die Zeichen der damaligen Zeit detailliert darzu-

stellen, faszinieren sie besonders. Die visuell arbeitende

Künstlerin kommt aus dem Küstenstädtchen Lavagna, unweit

von Genua in Norditalien. Zuvor hat sie an der Accademia

Carrara Bildhauerei studiert.

serena zanardi creates impressive sculptures in ceramics.

She is inspired by old portrait photos found at flea markets

and in old family albums. She finds the transfer of two-dimen-

sional photos into a solid form and the representation of the

characteristics of that time in a detailed form particularly

fascinating. The visual artist comes from the small coastal

town of Lavagna, near Genoa in northern Italy. She previously

studied sculpture at the Accademia Carrara.

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Momentaufnahmen unserer Welt fängt der Argentinier

pablo ponce ein. Seine aufgebahrten Kapseln oder

Container aus Keramik und Porzellan beherbergen in ihrem

Inneren Miniaturen oder Projektionen. Sie zeigen einen

Ausschnitt der Gesellschaft in unterschiedlichen Ländern,

Zeiten und Kontexten mitunter als schmerzhafte Erinnerun-

gen, die viele vergessen geglaubt haben. Pablo Ponce hat in

Buenos Aires Szenografie studiert, bevor er sich an der Gerrit

Rietvald Academy in Amsterdam der Keramik widmete.

www.pablo-ponce.com

The Argentinian pablo ponce captures snapshots of our

world. His laid-out capsules or containers made of ceramic or

porcelain conceal miniatures or projections within. They

show an excerpt of society in different countries, times and

contexts, occasionally as painful memories which many

believed were forgotten. Pablo Ponce studied Scenography in

Buenos Aires before he devoted himself to ceramics at the

Gerrit Rietvald Academy in Amsterdam.

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Hauchdünne, filigrane Werke, in denen Licht und Typografie

im Vordergund stehen, kennzeichnen die jüngsten Arbeiten

von melinda zsiri dempsey . Die in Ungarn aufgewach-

sene Künstlerin hat ihr Masterstudium an der Moholy-Nagy

Kunstuniversität in Budapest zur Keramikdesignerin und

Kunstlehrerin abgeschlossen, bevor sie ins Ausland ging.

Mittlerweile lebt und arbeitet sie in Irland. Zu Hause ist sie

dort in Cork, der zweitgrößten Stadt des Landes, wo sie nun

in der irischen Keramikszene neue Akzente setzt.

www.giraffeceramics.weebly.com

Wafer-thin, delicate works that focus on light and typography

characterise the latest pieces by melinda zsiri dempsey.

The artist, who grew up in Hungary, completed her Masters

degree at the Moholy-Nagy University of Art in Budapest to

become a ceramics designer and art teacher before she

moved abroad. In the meantime she lives and works in

Ireland. Her home is in Cork, the second largest city in the

country, where she has introduced new accents to the Irish

ceramics scene.

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Mit Ton und Tönen beschäftigt sich lisa selby , denn

Keramik aus gegossenen Gefäßen und darin erzeugte Klänge

lassen sich auf beeindruckende Weise verbinden. 2011 hat die

Künstlerin ihren Master der Bildenden Künste an einer der

weltweit bedeutendsten Kunstakademien, dem Goldsmiths

der University of London abgeschlossen. Seitdem hat sie

an zahlreichen Ausstellungen teilgenommen und erhielt 2013

den Bursary Award der renommierten Royal British Society

of Sculptor.

www.lisaselby.com

lisa selby works with clay and sounds; ceramics from

cast vessels and the sounds produced therein can be linked

in an awe-inspiring way. In 2011, the artist completed her

Masters degree in Fine Art at one of the most important art

academies in the world, Goldsmiths, at the University of

London. Since then she has taken part in numerous exhibi-

tions and, in 2013, received the Bursary Award from the

renowned Royal British Society of Sculpture.

´ ´

P o r t r a i t S | 55

Räumliche Interventionen, in denen keramische Materialien

und geometrische Formen bestimmend sind, prägen die

Arbeiten von dušan rodic . Aktuell beschäftigt ihn die

ursprüngliche Verwendung von Keramik für Nahrung oder

Wasser. Aufgewachsen ist er in Serbien und war dort in

Werbung und politischem Aktivismus aktiv. Nach seinem

Studium an Belgrads Kunstakademie ging er 2006 an die

Gerrit Rietveld Academie Amsterdam und studierte ab 2011

an der Rijksakademie van Beeldende Kunsten in Amsterdam.

www.dusanrodic.com

Spatial interventions in which ceramic materials and

geometric shapes are dominant characterise the work of

dušan rodic . He is currently working on the original use

of ceramics for food or water. He grew up in Serbia where he

worked in advertising and political activism. After studying

at Belgrade's Academy of Art, he moved to the Gerrit Rietveld

Academie in Amsterdam in 2006 and, from 2011, studied at

the Rijksakademie van Beeldende Kunsten in Amsterdam.

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Inspiriert von Landschaften entwirft die aus dem walisischen

Cardiff stammende eva masterman in ihren jüngsten

Arbeiten vielschichtige, topographische Skulpturen. Aus

Wegen und Linien entstehen zunächst zweidimensionale

Grafiken, die sie in eine dreidimensionale Geländedarstellung

überträgt. Die heute in London lebende Künstlerin hat an

der dortigen Kingston University Bildende Kunst studiert.

www.evamasterman.co.uk

Inspired by landscapes, eva masterman from Cardiff in

Wales, creates multi-layered, topographical sculptures for

her latest works. Two-dimensional graphics are first created

from tracks and lines and they are then transferred to a three-

dimensional terrain representation. The artist, who today

lives in London, studied Fine Art at Kingston University, also

in London.

P o r t r a i t S | 57

Die Form ist entscheidend für tina zlatina . Die aus Sofia

stammende Künstlerin hat beobachtet, dass Kunst zuneh-

mend von Ideen und immer weniger von Form und Aussehen

bestimmt wird. Die äußere Erscheinung und der Vorgang des

Formens ist jedoch weiterhin maßgeblich für ihre Inspiratio-

nen aus Keramik und Mixed Media. Nach ihrem Masterab-

schluss an der Kunstakademie in Sofia, konnte sie bereits im

European Ceramic Workcentre EKWC in Hertogenbosch in

Holland Erfahrungen als Gastkünstlerin sammeln.

www.tinazlatina.com

Shape is all-important for tina zlatina . The Sofia-born

artist observed that art is increasingly determined by ideas

and less by shape and appearance. However, the external

appearance and the shaping process are still crucial for her

inspirations which are created in ceramics and mixed media.

After completing her Masters degree at the Academy of Art

in Sofia, she was able to gain experience as a guest artist

at the European Ceramic Workcentre EKWC in Hertogenbosch

in Holland.

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In ihren installativen Arbeiten aus einer Vielzahl keramischer

Gegenstände setzt sich caroline tattersall immer

wieder mit den Grenzen des Materials auseinander. Das

Experiment spielt beim Entstehungsprozess ihrer oft räum-

lichen Arbeiten eine wichtige Rolle. Caroline Tattersall hat

2008 am Royal College of Arts in London einen Master in Kera-

mik und Glas erworben und zuvor ihren Bachelor in Keramik

an der Universität in Cardiff abgeschlossen. 2014 erhielt

sie den Förderpreis im Rahmen des 13. Westerwaldpreises

„keramik europas“ des Keramikmuseums in

Höhr-Grenzhausen.

www.carolinetattersall.com

In her installation works, caroline tat tersall often

uses a variety of ceramic objects to address the limitations

of the material. The experiment plays an important role in the

creation process of her works, which are often spatial.

Caroline Tattersall graduated from the Royal College of Arts

in 2008 with a Masters degree in Ceramics and Glass and

previously completed a Bachelors degree in Ceramics at the

University of Cardiff. In 2014, she won the advancement award

which is part of the 13th Westerwald Prize “ceramics of

europa” from the Ceramics Museum in Höhr-Grenzhausen.

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Tiere sind die neuesten Studienobjekte von jamie lyn

morrow . Detailliert hat sie den Aufbau des Skeletts, die

Anordnung der Muskeln und die sie umgebene Haut studiert.

Die aus Michigan in den USA stammende, junge Künstlerin

setzt daraus teils sehr lebensechte, teils verfremdete

Skulpturen um. Oft konzentriert sie sich dabei auf aus-

sterbende Arten. Beim Aufbau ergänzt sie manchmal

Funktionen, die das Ableben verhindern oder aber Auslöser

für das Verschwinden dieser Rasse sein könnten. 2014

schloss sie ihr Studium mit einem Bachelor of Fine Arts an

der Northern Michigan University ab.

www.jamielynmorrow.com

Animals are the latest objects of study for jamie lyn

morrow . She has studied in detail the structure of the

skeleton, the arrangement of muscles and the skin that

covers them. The young artist, who comes from Michigan in

the USA, then creates sculptures which are sometimes very

life-like, sometimes alienated. She often concentrates on

species that are dying out. During the creation process, she

sometimes amplifies functions which could prevent extinc-

tion or which could be a trigger for this race dying out.

She graduated with a Bachelors of Fine Arts in 2014 from

Northern Michigan University.

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Impressum

Ceramic Artist in Residence 2014Künstlerhaus Stadttöpferei Neumünster

Herausgegeben von der Dr. Hans Hoch Stiftung

Idee & Konzept/ idea & conception: Danijela Pivaševic-Tenner

Fotos / photos: Stefan Tenner

© Texte und Bilder liegen bei den Text- und Bildautoren /© text and pictures by the authors of text and pictures

Jury 2014:· Dr. Brigitte Kölle: Direktorin, Galerie der Gegenwart, Kunsthalle Hamburg / Director, Gallery of Contemporary Art, Kunsthalle Hamburg· Dr. Susanne Schwertfeger: Kunsthistorisches Institut, Christian-Albrecht- Universität zu Kiel / Institut of Art History, University of Kiel· Johanna Göb: Leiterin des Kulturbüros der Stadt Neumünster / Head of the Cultural Office, City of Neumünster· Günter Humpe-Waßmuth: Vorsitzender der Dr. Hans Hoch Stiftung, Erster Stadtrat der Stadt Neumünster / Head of the Dr. Hans Hoch Foundation, 1st City Council, City of Neumünster· Danijela Pivaševic-Tenner: Künstlerin und künstlerische Leiterin des Programms „Ceramic Artist in Residence“ / Artist and Artistic Director of the programme “Ceramic Artist in Residence”

Übersetzung / translation: Eule Lokalisierung GmbH, Kiel

Layout / layout: Herold / typografikdesign, Heiligenstedtenwww.typografikdesign.de

Künstlerhaus Stadttöpferei NeumünsterFürsthof 8, 24534 Neumünster, DeutschlandTel. +49 (0) 43 21 – 2 52 15 [email protected]

© 2015

Dank an die Förderer der Stadttöpferei / thanks to the supporter