CFK UND KLEBEFÜGUNGEN IN DER FAHRZEUGSIMULATION · 2020. 9. 10. · 3 Bruchmechanisches Experiment...

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Dr. Monika Gall | Telefon +49 761 5142-218 | [email protected] PD Dr. Jörg Hohe | Telefon +49 761 5142-340 | [email protected] Ansprechpartner FRAUNHOFER-INSTITUT FÜR WERKSTOFFMECHANIK IWM WÖHLERSTRASSE 11 | 79108 FREIBURG CFK UND KLEBEFÜGUNGEN IN DER FAHRZEUGSIMULATION Im Leichtbau mit faserverstärkten Kunststoffen (FVK) weisen Klebefügungen gegenüber mechanischen Verbindungsmitteln einige Vorteile auf. Insbesondere werden durch die Klebung keine Fasern durchtrennt. Ein großes Einsatzgebiet ist der Fahrzeugbau. Hier muss das Trag- und Versagensverhalten der Klebefügungen zur Fahrzeugauslegung vorab zuverlässig analysiert werden können. Die für diesen Zweck in der Fahrzeugsimulation eingesetzten Simulationsmethoden (Kohäsivzonen-Ersatzmodelle, Abbildung 1) müssen möglichst genau und effizient sein. 1 Effizientes Modell eines geklebten DCB-Versuchs mit Schalen- modellierung der CFK-Laminate und Kohäsivzonenmodellierung der Klebschicht. Komplexe Wechselwirkung von Material- und Strukturparametern Aufgrund der stark unterschiedlichen und anisotropen Steifigkeiten der verschiedenen Fügepartner liegen in FVK-Klebefügungen kom- plexe Spannungszustände vor. Die spezifische Versagenslast und das Versagensverhalten der Verbindung werden sowohl durch die Materialeigenschaften des Klebstoffs und der Fügepartner sowie auch durch Struktureigenschaften wie Klebschichtdicke und Sub- stratgeometrie beeinflusst. Je nachdem kann kohäsives Versagen in der Klebschicht, adhäsives Versagen in der Grenzfläche zwischen Klebstoff und Laminat, Versagen in der angrenzenden Laminat- schicht oder eine Kombination auftreten (Abbildung 2). Jede zu bewertende Paarung der Struktur- und Materialparameter muss daher charakterisiert werden. 2 Gemischte Versagensmechanismen einer geklebten CFK-Probe nach dem DCB-Versuch. Experimentelle Charakterisierung von Klebefügungen und effiziente virtuelle Parameterermittlung Eine zuverlässige und systematische Charakterisierung des Trag- und Versagensverhaltens geklebter Fügeverbindungen als Basis für die Fahrzeug- oder Bauteilsimulation erfordert eine abgestimmte experimentelle Versuchsmatrix. So werden am Fraunhofer IWM z.B. die Bruchzähigkeit unterschiedlicher Klebeschichten im Modus I und II im »Double Cantilever Beam« (DCB, Abbildung 3), »End Notch Flexure« (ENF) und Mixed-Mode Versuch bestimmt. Der experimentelle Aufwand kann durch die virtuelle Ermittlung von Kohäsivzonen-Parametern deutlich reduziert werden. Am Fraunhofer IWM wird hierfür ein Homogenisierungsansatz genutzt, der die virtuelle Vorhersage der Kohäsivzonen-Parameter anstelle ihrer experimentellen Bestimmung erlaubt. Die Methodik kohäsives Versagen der Klebschicht Versagen im angrenzenden Laminat adhäsives Versagen im Interface zwischen Laminat und Klebschicht bzw. Bindefehler Kohäsivzonenelemente CFK-Schalenelemte u Last

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Page 1: CFK UND KLEBEFÜGUNGEN IN DER FAHRZEUGSIMULATION · 2020. 9. 10. · 3 Bruchmechanisches Experiment einer geklebten CFK-Probe, die im DCB Test senkrecht zur Klebebene aufgerissen

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CFK UND KLEBEFÜGUNGENIN DER FAHRZEUGSIMULATION

Im Leichtbau mit faserverstärkten Kunststoffen (FVK) weisen

Klebefügungen gegenüber mechanischen Verbindungsmitteln

einige Vorteile auf. Insbesondere werden durch die Klebung keine

Fasern durchtrennt. Ein großes Einsatzgebiet ist der Fahrzeugbau.

Hier muss das Trag- und Versagensverhalten der Klebe fügungen zur

Fahrzeugauslegung vorab zuverlässig analysiert werden können.

Die für diesen Zweck in der Fahrzeugsimulation eingesetzten

Simulationsmethoden (Kohäsivzonen-Ersatzmodelle, Abbildung 1)

müssen möglichst genau und effizient sein.

1 Effizientes Modell eines geklebten DCB-Versuchs mit Schalen -

model lierung der CFK-Laminate und Kohäsivzonenmodellierung

der Klebschicht.

Komplexe Wechselwirkung von Material- und

Struktur parametern

Aufgrund der stark unterschiedlichen und anisotropen Steifigkeiten

der verschiedenen Fügepartner liegen in FVK-Klebefügungen kom-

plexe Spannungszustände vor. Die spezifische Versagenslast und

das Versagensverhalten der Verbindung werden sowohl durch die

Materialeigenschaften des Klebstoffs und der Fügepartner sowie

auch durch Struktureigenschaften wie Klebschichtdicke und Sub -

stratgeometrie beeinflusst. Je nachdem kann kohäsives Versagen

in der Klebschicht, adhäsives Versagen in der Grenzfläche zwischen

Klebstoff und Laminat, Versagen in der angrenzenden Laminat-

schicht oder eine Kombination auftreten (Abbildung 2). Jede zu

bewertende Paarung der Struktur- und Materialparameter muss

daher charakterisiert werden.

2 Gemischte Versagensmechanismen einer geklebten CFK-Probe nach

dem DCB-Versuch.

Experimentelle Charakterisierung von Klebefügungen

und effiziente virtuelle Parameterermittlung

Eine zuverlässige und systematische Charakterisierung des Trag-

und Versagensverhaltens geklebter Fügeverbindungen als Basis

für die Fahrzeug- oder Bauteilsimulation erfordert eine abgestimmte

experimentelle Versuchsmatrix. So werden am Fraunhofer IWM

z.B. die Bruchzähigkeit unterschiedlicher Klebe schichten im

Modus I und II im »Double Cantilever Beam« (DCB, Abbildung 3),

»End Notch Flexure« (ENF) und Mixed-Mode Versuch bestimmt.

Der experimentelle Aufwand kann durch die virtu elle Ermittlung

von Kohäsivzonen-Parametern deutlich reduziert werden. Am

Fraunhofer IWM wird hierfür ein Homogenisierungsansatz

genutzt, der die virtuelle Vorhersage der Kohäsivzonen-Parameter

anstelle ihrer experimentellen Bestimmung erlaubt. Die Methodik

kohäsives Versagen der Klebschicht

Versagen im angrenzenden Laminat

adhäsives Versagen im Interface zwischen Laminat und Klebschicht bzw. BindefehlerKohäsivzonenelemente

CFK-Schalenelemte

uLast

Page 2: CFK UND KLEBEFÜGUNGEN IN DER FAHRZEUGSIMULATION · 2020. 9. 10. · 3 Bruchmechanisches Experiment einer geklebten CFK-Probe, die im DCB Test senkrecht zur Klebebene aufgerissen

3 Bruchmechanisches Experiment einer geklebten CFK-Probe,

die im DCB Test senkrecht zur Klebebene aufgerissen wird.

basiert auf der Simulation des fortschreitenden Versagens der

Laminatfügung in einem detaillierten, hochaufgelösten Modell mit

kontinuumsmechanischer Modellierung des Schädigungsverhaltens.

Die Steifigkeits- und Schädigungsparameter werden aus Zug- und

Scher-Versuchen an Klebstoff-Substanzproben abgeleitet. Durch

den Homogenisierungsansatz (Abbildung 4) wird das Trag- und

Versagensverhalten des detaillierten Modells der Klebefügung auf

das effiziente Kohäsivzonenmodell abgebildet. Hierdurch wird eine

effiziente Gestaltung und Optimierung von Klebefügungen unter

Berücksichtigung sämtlicher mikromechanischer Effekte ohne

zusätzlichen experimentellen Aufwand möglich.

Danksagung

Dieses Projekt wurde durch das Ministerium für Wissen-

schaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg und

die Baden-Württemberg Stiftung GmbH innerhalb des

Technologieclusters Baden-Württemberg TC² gefördert.

4 Übertragungsansatz vom kontinuumsmechanischen Detailmodell zum effizienten Kohäsivzonenmodell.

CFK-Substrat CFK-Substrat

Klebstoff Kohäsivzone

CFK-Substrat CFK-Substrat