ChAnCe stAtt risiko - SRH Holding · Was Social Media leisten können ... Wir lernen am besten mit...

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PERSPEKTIVEN DAS SRH MAGAZIN AUSGABE 4/2012 BILDUNG AKTIV, MOTIVIERT, EFFEKTIV Die neue Art des Lernens CHANCE STATT RISIKO Was Social Media leisten können „DIE FERNHOCHSCHULE IST IDEAL!“ Prof. Dr. David Toumajian schätzt virtuelles Lernen

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PERSPEKTIVENDAS SRH MAGAZIN AUSGABE 4/2012 BIlDuNG

Aktiv, motiviert, effektivDie neue Art des lernens

ChAnCe stAtt risikoWas Social Media leisten können

„Die fernhoChsChule ist iDeAl!“Prof. Dr. David Toumajian schätzt virtuelles lernen

Kinder und Medizin Wissen und Therapie für junge Menschen

den drucK nachhaltig senKenNeues Verfahren hilft bei Hypertonie

christian bleibt aM ball Skoliose-Korrektur für ein aktives Leben

PERSPEKTIVENDAS SRH MAGAZIN AUSGABE 3/2012 GeSuNDHeIT

Liebe Leserin, Lieber Leser,

der griechische Philosoph Heraklit brachte es bereits vor mehr

als 2.500 Jahren auf den Punkt: Bildung sei nicht das Befüllen

von Fässern, sondern das Entzünden von Flammen.

Gleichwohl sind gute Lehre und nachhaltiges Lernen bis heute

eine Herausforderung. Eine Herausforderung, der wir uns als Bil-

dungsdienstleister bewusst stellen. So hat etwa die SRH Hochschule

Heidelberg ein neues Studienmodell entwickelt. Es macht die

Studierenden zu aktiven Bildungspartnern und motiviert sie zu

eigenständigem Lernen. Dabei nutzt die Hochschule Erkenntnisse

aus der modernen Hirnforschung: Wir lernen am besten mit posi-

tiver Einstellung und einem klaren Ziel vor Augen.

Auch die sozialen Medien eröffnen neue Optionen. Für Prof.

Anabel Ternès, Studiengangsleiterin Kommunikationsmanagement

an der SRH Hochschule Berlin, und Prof. David Toumajian von der

SRH FernHochschule Riedlingen sind virtuelle Learning Communi-

tys selbstverständlich – und mit ihren Möglichkeiten zum Aus-

tausch aus der Welt des Lernens nicht mehr wegzudenken.

Menschen mit Behinderung, wie Gerold Kloos, bietet die IT-

und Medienwelt von heute neue Chancen. So kann der 28-Jähri-

ge als Ausbilder für das SRH Berufsbildungswerk Neckargemünd

tätig sein – von zu Hause aus. Und das Projekt für Grundschüler

„Balu und Du“ beweist: Lernen ist überall möglich, Hauptsache,

es macht Spaß. Sie sehen also, die Chance, Lehre und Lernen zu

verbessern, bietet sich immer. Wir müssen sie nur ergreifen.

Ihr

Prof. Klaus Hekking

Vorstandsvorsitzender der SRH Holding

EDIToRIAl _________________________________ 3

fokuS _____________________________________ 4

WISSENSCHAFT

RIcHTIG lERNEN – GEWuSST WIE! 6Unser Gehirn tickt nach eigenen Regeln

„GEMEINSAM füRS lEBEN lERNEN“ 8Interview mit Prof. Dr. Anabel Ternès

MENSCHEN

MEIN BAlu uND IcH 10Wie ein Mädchen und eine Studentin Freunde wurden

„DIE fERNHocHScHulE IST IDEAl“ 12Prof. Dr. David Toumajian schätzt virtuelles Lernen

DEN BlIck IMMER NAcH voRN 14Trotz Handicap startet Gerold Kloos durch

HINTERGRUND

DIE NEuE ART DES lERNENS 16Das Studienmodell der SRH Hochschule Heidelberg

SPRAcHTHERAPIE WIRD AkADEMIScH 20Neues Ausbildungsmodell für Logopäden

REHA loHNT SIcH 22Für jeden investierten Euro fünf Euro Gewinn

AN EINER fREuNDScHAfT WAcHSEN 10

Titelthema der aktuellen PERSPEkTIvEN GESuNDHEIT:Kinder und Medizin

Die neue Ausgabe erscheint im März 2013.

STuDIEREN Auf GANZ NEuE ART 16

www.perspektiven-magazin.de

WISSENSWERTES üBERS lERNEN 6

PERSPEkTIvEN 4/2012 | INHAlT EDIToRIAl | PERSPEkTIvEN 4/2012

2 SRH Magazin SRH Magazin 3

Schüler-Buchprojekt

lEBEN uNTER DEM HAkENkREuZAchtklässler am SRH leonardo da vinci Gymnasium schreiben eigenen Roman

Mannheim, 1944. David ist 14 Jahre alt und Jude. Trotz-dem haben er und seine Familie es bisher geschafft, sich vor den Nationalsozialisten zu verstecken. Doch als ihr Unterschlupf bei einem Bombenangriff zerstört wird, schmieden sie einen riskanten Plan, und David muss sogar seinen Namen ändern …

So beginnt der Roman „Ich bin Thomas. Mein neues Leben unter dem Hakenkreuz“. Das Romanprojekt haben 27 Schüler des SRH Leonardo da Vinci Gymna-siums für Hochbegabte in Neckargemünd gemein-sam mit ihrem Deutschlehrer Sascha Wenski, der Autorin Carola Kupfer und dem Verleger Wolfgang Schröck-Schmidt ins Leben gerufen. Fünf Monate lang haben die Schüler recherchiert, Gedanken formuliert, korrigiert und organisiert. „Der Roman beruht zum Teil auf einer wahren Geschichte, es gab also viel für uns herauszufinden“, erklärt Jakob Kaufmanns, einer der mitwirkenden Schüler.

Auf dem Stundenplan standen statt des herkömmlichen Unterrichts Exkursionen, Workshops und Führungen. „In Geschichte haben die Jugend-lichen Schauplätze und Museen besucht, in Kunst das Buchcover entwickelt, und auch in Musik wurde das Thema Nationalsozialismus bearbeitet“, er-läutert Celia Bernardino, die das Projekt im neuen Schuljahr übernommen hat. „So ein Projekt stärkt die Klassengemeinschaft und fördert das eigen-verantwortliche Arbeiten.“ Auch das Engagement der beteiligten Lehrer ging weit über den Unterricht hinaus.

Lohn der Arbeit: ein 200 Seiten starkes Buch, das seit dem 18. September im Handel erhältlich ist. Aktuell geben die Schüler Lesungen und vermarkten ihr Werk. Den Erlös aus den Verkäufen spenden die Schüler einer Initiative zur Leseförderung. Geld verdienen sie mit ihrem Buch also nicht. Doch stolz sind sie allemal. Denn welcher 14-Jährige kann schon von sich behaup-ten, ein Buch geschrieben zu haben?

Integrationsassessment

ZIElSIcHER IN DEN JoBSRH Berufsförderungswerk Heidelberg entwickelt neues konzept zur beruflichen Wiedereingliederung für die Deutsche Rentenversicherung (DRv)

Nach langer Krankheit wieder in den Beruf einzusteigen ist schwierig. Viele Patienten sind aufgrund ihrer Leiden nach wie vor stark eingeschränkt. Das SRH Berufsförde-rungswerk Heidelberg hat daher für die DRV ein Konzept für Integrationsassess-ment (IAS) entwickelt. Damit können DRV-Berater zielsicher einschätzen, welcher Tätigkeitsbereich für den Betreffenden geeignet ist oder ob weitere vorgelagerte Maßnahmen notwendig sind. „Neu am IAS ist, dass wir das klassische Assessment, also eine Eignungsprüfung, mit einer indi-viduellen Arbeitsmarktprognose kombinie-ren und damit den Teilnehmern zielsicher eine Berufsempfehlung geben können“, erklärt Sozialpädagogin Coline Grobe, die das Projekt betreut. Anders als beim klassi-schen Assessment werden hier vor allem Interessen und Kompetenzen beleuchtet. Auf Basis dieser Soft Skills versuchen die Experten, eine passende Tätigkeit zu fin-den. Des Weiteren werden auch belastende Umfeldeinflüsse besprochen und Hilfemög-lichkeiten aufgezeigt.

Erstmals angewendet wurde die neue Methode nun in der Heilbronner Filiale des SRH Berufsförderungswerks Heidelberg. Dort haben bereits fünf IAS-Maßnahmen mit insgesamt rund 25 Teilnehmern stattge-funden. „Die Rückmeldungen der Teilneh-mer waren sehr positiv“, betont die Sozial-pädagogin. Die Beratung ist intensiv, ein Experte der Filiale kümmert sich um zwei, maximal drei Teilnehmer. Auch der Stellen-markt wird ausführlich mit den Betroffenen besprochen. „Mit der IAS-Methode können wir schnell sowohl den aktuellen Bedarf als auch die Entwicklung der letzten zwölf Monate auf dem regionalen, also dem für den Teilnehmer wichtigen Arbeitsmarkt ermitteln. Dieses Wissen nutzen wir dann, um den Teilnehmern und Beratern der DRV Bewerbungsempfehlungen zu geben. Bereits nach vier Tagen können wir den Teilneh-mern Empfehlungen für die Berufswahl oder weitere Maßnahmen geben“, sagt Grobe. Für dieses und nächstes Jahr sind schon weitere Kurse geplant – auch an anderen Standorten des Berufsförderungs-werks in Baden-Württemberg.

www.ldvg.de/de/news-events/news/

SRH fördert Initiative

INTEGRATIoN lEBENWie ein Projekt der SRH förderstiftung und der Heidelberger Wilckensschule fremde kulturen einander näherbringt

Die Wilckensschule Heidelberg mit ihren Schülerinnen und Schülern aus 26 Län-dern ist der Prototyp für Multikulti. Sol-che Vielfalt kann bereichern – aber nur, wenn sie richtig gelebt wird. Die von der SRH Förderstiftung unterstützte Initi-

ative „Wir leben Integration“, kurz WILI, gibt dafür entscheidende Impulse. Sie möchte Sprachkenntnisse, Leistungsfä-higkeit und Kulturverständnis der Schü-ler fördern und bindet dabei auch die Eltern aktiv mit ein. Diese erhalten Sprachkurse und werden regelmäßig mit dem Lehrstoff vertraut gemacht, etwa im Rahmen eines Elterncafés.

Die SRH Förderstiftung stellt Musik-instrumente, Theaterequipment sowie Lehrmaterialien wie Laptops und Lern-software. Außerdem finanziert sie ein Jahr lang Lehrkräfte, die den Eltern Deutschunterricht erteilen, während ihre Kinder die Schulbank drücken. „Wir haben festgestellt, dass vielen Eltern die nötigen Deutschkenntnisse fehlen und sie ihre Kinder daher im schulischen Be-reich, etwa bei den Hausaufgaben, nicht unterstützen können“, erklärt Ulrike Beetz, Rektorin der Wilckensschule.

Einmal im Jahr führen die Kinder zudem ein Musiktheaterstück auf, des-sen Inhalte sie selbst mit entwickeln. Das Stück gebe, so die Rektorin, die kulturelle Vielfalt an der Schule wieder: „So gelingt es uns, das Zusammengehö-rigkeitsgefühl zu stärken und Brücken zwischen den Kulturen zu bauen.“

Neuer Standort

JETZT AucH IN HAMBuRG SRH fernHochschule Riedlingen eröffnet ihr 13. Studienzentrum

Für das erste Wintersemester sind bereits mehr als 50 Studierende immatriku-liert. Besonders der Bachelor-Studiengang „Medien- und Kommunikations-management“ ist stark nachgefragt. Sein Mobile-Learning-Ansatz, den die Hochschule gemeinsam mit Apple entwickelt hat, ist bundesweit bislang einmalig: Zu Studienbeginn erhalten die Studierenden ein iPad, auf dem alle Lerninhalte – Texte, Audio- und Videosequenzen, Vorträge und E-Learning-Module – gespeichert sind. Neben den angehenden Medien- und Kommuni-kationsmanagern werden am neuen Studienzentrum zudem Masterstudie-rende im Studiengang Wirtschaftspsychologie, Leadership und Management fachlich begleitet.

An der staatlich anerkannten SRH FernHochschule Riedlingen sind deutschlandweit über 2.200 Studierende eingeschrieben. Das Studienangebot umfasst insgesamt fünf Master- und sechs Bachelor-Studiengänge.

Medienfachtagung

lEBEN uND lERNEN IM WEBExperten diskutieren im SRH Berufsbildungswerk Neckargemünd über chancen und Risiken der neuen Medien

Lassen sich Social Media und Web 2.0 noch aus Schule und Beruf verbannen, und wäre das überhaupt sinnvoll? Welche digitalen Trends werden sich durchsetzen? Ertrinken wir in der Informationsflut? Oder helfen uns die neuen Medien dabei, den Alltag leichter zu meistern?

Mit diesen und anderen Fragen rund ums Internet beschäftigte sich eine Medienfachtagung des SRH Berufsbildungswerks Neckargemünd Mitte Oktober. Unter dem Motto „united future – digitale (ohn)macht!? leben und lernen im web X.0“ diskutierten Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Medien, Kommunen und Arbeitsverwaltung über Chancen und Risiken der neuen Medien.

Ein Highlight der Veranstaltung war der Vortrag von Raul Krauthausen. Der Gründer von wheelmap.org, einem Internet-Portal für Rollstuhlfahrer und Menschen mit Behinderung, hat zudem die Aktionsgruppe Sozialhelden e.V. mit ins Leben gerufen, die für gesellschaftliche Probleme sensibilisieren will. Er

sprach über die Möglichkeiten, die das Web bietet, um Barrieren zu überwinden. Wie wichtig Sicherheit im Netz ist und wie leicht professionelle Hacker etwa Smartphones manipulieren, erlebten die rund 130 Teilnehmer bei einem Live-Hacking. Abgerundet wurde die Veranstaltung durch die Podiumsdiskussion „Das Netz sind wir – grenzenloses Internet!?“ am zweiten Tag. „Die zahlreichen positiven Rückmeldungen der Teilnehmer spornen uns an, auch in Zukunft interessante und abwechslungsreiche Veranstaltungen auszurichten“, betont Geschäftsführer Joachim Trabold.

Die vorträge waren durchweg spannend; ein Highlight war der Auftritt des

Internetexperten Raul krauthausen (r.).

kinder gestalten und spielen Musiktheater.

PERSPEkTIvEN 4/2012 | fokuS fokuS | PERSPEkTIvEN 4/2012

4 SRH Magazin SRH Magazin 5

RIcHTIG lERNEN – GEWuSST WIE!Unser Gehirn tickt nach eiGenen reGeLn

Doch egal, ob die Studierenden al-leine oder in Gruppen arbeiten, eine Präsentation vorbereiten oder in einem Rollenspiel neue Perspektiven entde-cken: Aufgabe der Dozenten ist, für eine motivierende Lernumgebung zu sorgen. Das erfordert auch von ihnen neue Kompetenzen. So müssen sie beispiels-weise lernen, als Lehrender nicht länger Wege und Lösungen vorzugeben, son-dern den Studierenden mehr Raum für eigenständiges Lernen einzuräumen. „Das verunsichert natürlich, sie wissen ja nie, was dabei herauskommt. Umso wichtiger ist, dass sie den Studierenden Hilfestellung geben, damit diese das Lernziel eigenständig erreichen können“, erklärt Rózsa. Dazu gehöre auch, Lern-ziele transparent zu machen und die Bedeutung der Inhalte klar aufzuzeigen, damit diese für die Studierenden rele-vant werden. „Und weil wir alle anders sind, ist es klug, Lernen zu individuali-sieren. Das heißt, wir müssen jeden Lernenden, seinen Wissensstand, seine Fortschritte individuell betrachten und darauf reagieren. Da ist es hilfreich, eine Vielzahl an Lernmethoden und Prüfungsformen an der Hand zu haben.“ Die Aufgabe, den Dozenten diese auf-zuzeigen, hat an der Hochschule seit 2009 die Akademie für Hochschullehre übernommen.

Und ohne diese gegenseitige Unter-stützung gehe auch nichts, sagt Rózsa. Denn das Ziel, eine neue Art des Ler-nens zu leben, könne nur in einer Um-gebung gelingen, die von gegenseitiger Wertschätzung geprägt ist und in der alle Beteiligten offen und respektvoll miteinander umgehen. „Nur, wenn wir alle Hand in Hand arbeiten, entsteht ein ideales Klima für aktives, eigenständiges und freudiges Lernen“, betont sie. „Hier sind wir Lehrende als Vorbilder gefor-dert. Aber auch die Studierenden müssen Verantwortung übernehmen.“

GabrieLe JörG

Es klingt einfach: Worin wir einen Sinn sehen und was wir mit freude lernen, das verstehen und behalten wir leich-ter. Warum ist das so? und wie lässt sich diese Erkenntnis praktisch umset-zen, etwa im Studium? Die SRH Hoch-schule Heidelberg hat darauf eine eigene Antwort gefunden.

Wer kennt nicht den Spruch „Was Häns-chen nicht lernt, lernt Hans nimmer-mehr“? Doch Lernen ist ein äußerst komplexer Prozess, dessen Erfolg nicht nur vom Alter des Lernenden abhängt. Lernen wir, speichert das Gehirn die neuen Informationen. Dabei bilden sich zwischen den Nervenzellen Verknüp-fungen oder bereits bestehende werden verstärkt. Auf diese Weise verändert sich unser Gehirn ständig. Neurowis-

Wichtige Lernfaktoren„Die Frage nach dem besten Lernalter ist in meinen Augen aber nicht das ent-scheidende Kriterium“, sagt Prof. Dr. Julia Rózsa, Leiterin der Akademie für Hochschullehre an der SRH Hochschule Heidelberg. Vielmehr zeigten Erkennt-nisse aus der Lern- und Hirnforschung, dass sich Lernerfolg aktiv steuern lässt, erklärt die Psychologieprofessorin. Und je mehr Sinne beim Lernen angespro-chen werden, desto besser. Eine wichtige Rolle spielen zudem unsere Emotionen. Während uns Angst blockiert, motiviert uns eine positive Stimmung zum Lernen. Eine Untersuchung am TransferZentrum für Neurowissenschaften und Lernen der Universität Ulm zeigt, warum das so ist: Probanden sahen sich eine Reihe positiver und negativer Bilder an, wäh-

rend gleichzeitig die neuronale Aktivität ihres Gehirns gemessen wurde. Nach jedem Bild wurde ihnen ein neutraler Begriff gezeigt. Am Ende sollten sie alle Begriffe aufschreiben, an die sie sich erinnern konnten. Besser gemerkt hat-ten sie sich solche, die mit positiven Emotionen verknüpft waren. Die Ergeb-nisse der Messungen erklären, warum das so ist: Bei den positiven Bildern war der Hippocampus, die Eingangs-pforte ins Gedächtnis, aktiviert; bei den negativen hingegen das Furcht- und Fluchtzentrum.

Ein weiterer wichtiger Lernfaktor: Betrachten wir Inhalte als bedeutsam und sinnvoll, ist unser Lernerfolg grö-ßer. Da wir in jeder Sekunde unzählige Informationen aufnehmen, das Gehirn aber nur einen kleinen Teil der Eindrü-cke verarbeiten kann, muss es ständig filtern. Es lässt nur das passieren, was für den Einzelnen wichtig ist. Dies hängt jedoch wiederum vom Vorwissen, der Erfahrung und dem Alltag des Betreffen-den ab. Das heißt, Lernen ist so komplex wie die Individuen verschieden sind.

fasziniert von den

leistungen des

menschlichen

Gehirns: Prof. Dr. Julia

Rózsa, leiterin der

Akademie für

Hochschullehre an

der SRH Hochschule

Heidelberg, möchte

das Potenzial des

Gehirns für lehre und

lernen besser nutzen.

senschaftler sprechen von seiner Plasti-zität. Anders als elastisches Material bleibt plastisches nach einer Kraftein-wirkung verformt. Es merkt sich also, was passiert. Übung, Erfahrung, Eindrü-cke, die wir mit all unseren Sinnen aufnehmen, prägen unser Gehirn – ein Leben lang.

Zwar nimmt die Plastizität mit zu-nehmendem Alter ab, was junge Men-schen beim Lernen begünstigt. Aller-dings ist Lernen auch ein assoziativer Prozess, bei dem neue Informationen mit Bekanntem verknüpft werden. Je mehr Schnittstellen vorhanden sind, desto besser wird eine Information ver-ankert und für den Betreffenden abruf-bar. Vorwissen spielt also für das Lernen eine wichtige Rolle – ältere Menschen sind demnach im Vorteil.

„Viele Bereiche unseres Bildungssystems ignorieren diese Tatsache. Lernen wird schlicht als das Aufnehmen von Infor-mation verstanden, die zu einem be-stimmten Zeitpunkt abgerufen werden muss – eine Art Bulimie-Lernen. Das ist aber viel zu kurz gedacht“, erklärt Julia Rózsa. Sie beschäftigt sich daher seit Langem mit der Frage, worauf es beim Lernen ankommt und wie Studium ge-staltet sein muss, damit die Lernenden genau das Wissen und die Kompetenzen erwerben, die sie für Beruf und Leben benötigen. Aus diesen Überlegungen heraus hat sich auch das neue Studien-modell der Hochschule entwickelt (siehe Artikel Seite 16).

Lösungen selbst erarbeiten „Bei aktivierendem Lernen geht es im Kern darum, den Lernenden geeignete Methoden und Strategien für effizientes Lernen an die Hand zu geben – und nicht einfach nur Inhalte und Lösungen zu vermitteln. Die sollen sich die Studie-renden selbst erarbeiten“, sagt Rózsa. „Frei nach Konfuzius: Tell me and I will forget, Show me and I will remember, Involve me and I will understand, Step back and I will act.“ Denn tatsächlich bleiben auf diese Weise Dinge viel bes-ser im Gedächtnis haften als etwas, das wir nur reproduzieren. „Wenn ich selbst auf eine Lösung gekommen bin, und wenn auch nur auf Umwegen, ist das ein Erfolgserlebnis, das mir keiner mehr nehmen kann. Und das motiviert enorm.“

Die Motivation und Kreativität Ler-nender lässt sich auch durch das Arbei-ten in Gruppen fördern. Jedes Teammit-glied hat die Chance, sich mit anderen auszutauschen, eigene Ideen einzubrin-gen und unmittelbar Rückmeldung zu erhalten. Ein weiterer wichtiger Aspekt: Teamarbeit schult soziale Kompetenzen. „Man muss sich zusammenraufen, Kom-promisse schließen und Verantwortung übernehmen“, betont Rózsa. „Und indem man als Dozent den fachlich versierteren Studierenden die Verantwortung für die Schwächeren überträgt, sorgt man dafür, dass beide Seiten zusätzlich profitieren: die einen durch das Wissen der ande-ren, die anderen dadurch, dass sie ihre Kenntnisse zusätzlich vertiefen können und ihre Verantwortung sie zusätzlich anspornt.“

Informationen und Tipps zum lernenfinden Sie unter diesem QR-code oder unter der Adresse:www.perspektiven-magazin.de/richtig-lernen/

PERSPEkTIvEN 4/2012 | WISSENScHAfT WISSENScHAfT | PERSPEkTIvEN 4/2012

6 SRH Magazin SRH Magazin 7

kommunikation hat viele facetten. Die gestenreiche Sprache von Anabel Ternès, Studiengangsleiterin

kommunikationsmanagement an der SRH Hochschule Berlin, ist der beste Beweis.

laut der aktuellen onlinestudie von ARD und ZDf sind drei von vier Deutschen online, drei viertel davon bewegen sich in sozialen Medien. Prof. Dr. Anabel Ternès, Studiengangs-leiterin kommunikationsmanagement an der SRH Hochschule Berlin, sieht in Blogs, Wikis und Social Networks auch große chancen für eine neue Art der Wissensvermittlung.

■ frau Prof. Ternès, welches Potenzial haben soziale Medien?

Soziale Medien haben das Potenzial, unsere Gesellschaft zu beeinflussen und zu verändern. Das zeigte sich beispielsweise eindrucksvoll im Arabischen Frühling 2011. Ich habe mit ägyptischen Managern gesprochen, die berichteten, dass das Internet zu Beginn der Proteste zwei Tage nicht funktionierte. Obgleich Facebook und Twitter bei der Organisation der Mas-sendemonstrationen unersetzbar schienen, hatte das Web die Menschen bereits so zusammengeschmiedet, dass diese die digitalen Verbindungen real werden ließen und ihre Botschaf-ten innerhalb weniger Stunden auf die Straße trugen. Das zeigt: Soziale Medien haben das Potenzial zu großen politischen Umwälzungen. Im Alltag vieler Menschen sind sie inzwischen unverzichtbare Informationskanäle.

■ Wo und wie sind die veränderungen am stärksten spürbar?

Beim virtuellen Einkauf, bei der Restaurantwahl, bei der Recherche für wissenschaftliche Arbeiten – eigentlich überall. Das Web 2.0 ist ein Mitmach-Internet. Via Wikis, Blogs, Video-

Plattformen oder sozialen Netzwerken wie Facebook kann jeder Nutzer Informationen abrufen und einspeisen. Das birgt Chancen und Risiken. So sind beispielsweise Wikipedia-Infor-mationen im Gegensatz zum herkömmlichen Lexikon nicht unbedingt wissenschaftlich abgesichert, dafür aber meistens topaktuell. Restauranttipps auf Qype oder produktbezogene Bewertungen in Shoppingportalen fundieren oft nicht nur auf Fakten, sondern auch auf subjektiven Eindrücken oder bewusst wertenden Stellungnahmen, die nützen oder schaden sollen – und sind entsprechend mit Vorsicht zu genießen. Durch die Weisheit der Vielen, auch Schwarmintelligenz ge-nannt, kann ein Beitrag genauer werden; der Vertrauenseffekt kann allerdings auch zum kollektiven Fehler führen, wie bei der Finanzkrise. Gleichzeitig profitieren wir als Lehrende und Lernende davon, dass Informationen jederzeit und überall verfügbar sind. Ich kann mich gut erinnern, wie ich früher mit Büchern beladen aus der Bibliothek nach Hause kam und auf Fernleihen bis zu vier Wochen warten musste. Heute kann ich mich mit meinen Kollegen aus Sydney problemlos zu einem Meeting per Bildtelefon treffen, zum Beispiel über Skype.

■ Also profitieren auch lehre und lernen von Social Media?

Natürlich. Schließlich erschließen sie nicht nur den Zugang zu einem regelrechten Informations-Eldorado, sie fördern auch Medienkompetenz und Medienbildung. Heute geht es primär nicht mehr darum, Informationen zu verarbeiten,

sondern zu erarbeiten. Wurden früher Zahlen, Daten und Fak-ten aus Büchern oder Lern-CDs in Eigenarbeit destilliert und mental abgespeichert, bringen Facebook, Twitter und Co. Ler-nende und Lehrende auf der ganzen Welt zusammen. Man profitiert von der Arbeit der anderen und baut darauf auf, erweitert oder ergänzt den kollektiven Wissensstand. Soziale Medien transformieren traditionelle Lernprozesse: Statt sich Informationen allein im stillen Kämmerlein anzueignen, tau-schen sich Studierende heute in ihrer „Learning Community“ per Mausklick aus. Das eröffnet großartige Möglichkeiten. Denn neue Ideen entspringen fast immer dem direkten Aus-tausch zwischen Menschen.

■ Die Rolle der lehrenden wandelt sich ebenfalls. Sie haben

in einer umfrage Studierende nach ihren Erwartungen an die

Dozenten gefragt. Was kam dabei heraus?

Studierende wünschen sich Dozenten, die nicht nur Wissen vermitteln. Vielmehr sollen sie die Funktion eines Trainers, Moderators, Beraters und Managers übernehmen. Statt theo-retische Informationen passiv zu konsumieren, erwarten Stu-dierende einen klaren Praxisbezug. Sie möchten sicher sein, dass das, was sie lernen, relevant für später ist – egal, ob es sich dabei um harte Fakten oder sogenannte Soft Skills han-delt. Studierende wollen schreiben, reden lernen, teamfähig werden, Orientierung bekommen. Um ihre Absolventen opti-mal auf das Berufsleben vorzubereiten, müssen Dozenten also nicht nur Inhalte, sondern auch weiterführende Kompe-tenzen vermitteln. Schließlich suchen Wirtschaft und Industrie zunehmend nach Fachkräften, die konzeptionelle und strate-

gische Managementkompetenzen mit Fachwissen und prakti-schen Erfahrungen verbinden. Umso wichtiger finde ich es deshalb, dass Lehrende ihren Studierenden auf Augenhöhe begegnen – vor allem in Sachen moderner Technologien und sozialer Medien.

■ Was sind die konsequenzen für Hochschulen?

Eine Hochschule sollte auch online überzeugen. Und zwar auch dort, wo die Studierenden sind, also auf Facebook eben-so wie in anderen sozialen Netzen. Zudem ist es wichtig, dass bereitgestellte Inhalte stimmig sind und Studierende sich auch in der virtuellen Hochschulwelt zurechtfinden. Hoch-schulen, die herkömmliche Strukturen durch E-Learning- Angebote und Fernunterricht ergänzen, optimieren Lernpro-zesse, erhöhen die Mobilität und erleichtern so den Einstieg ins Berufsleben.

■ Trotzdem warnen kritiker immer öfter davor, der ständige

online-Betrieb könne das lernen behindern oder gar zu digitaler

Demenz führen? Ist da etwas dran?

Die Gefahr besteht sicherlich. Das Verarbeiten von Information kostet Kraft. Auch wenn wir vieles bewusst nicht aufnehmen, unser Unterbewusstsein reagiert darauf und filtert. Das kann durchaus zu einer Art „digitalem Burn-out“ führen. Umso wichtiger ist es, ab und an auch mal den Stecker zu ziehen, Dinge vertieft zu bearbeiten und in realen Gruppen in der direkten Auseinandersetzung mit anderen zu arbeiten. Dafür gibt es keinen Ersatz. GeorG haiber

„GEMEINSAM füRS lEBEN lERNEN“ intervieW Mit Prof. Dr. anabeL ternès

WISSENScHAfT | PERSPEkTIvEN 4/2012

SRH Magazin 98 SRH Magazin

PERSPEkTIvEN 4/2012 | WISSENScHAfT

MEIN BAlu uND IcHWie ein MäDchen UnD eine stUDentin freUnDe WUrDen

nicht geschafft, zusätzlich zum Studium auch noch ein Kind in Gera zu betreuen.“ Auf der Suche nach geeigneten „Moglis“ besuchte Kirsten Lamschus daher nicht nur Grundschulen in Gera, sondern auch im Landkreis Greiz. So wurde sie auf Eileen aufmerksam. Das Mädchen ist sehr aktiv, hat aber ein paar schulische Probleme und wurde daher von ihrer Klassen-lehrerin für das Programm vorgeschlagen.

Bereits beim ersten Treffen mit ihrem Mogli war Katja Jung schnell klar: Nur stillsitzen, das ist nichts für Eileen. „Daher versuche ich bei unseren Treffen immer, ihr die Möglichkeit zu geben, sich auszutoben. Manchmal ist das natürlich anstren-gend. Aber mir macht es sehr viel Spaß, mit ihr unterwegs zu sein.“ Das sieht Eileen genauso. Sie mag es am liebsten, mit „ihrer“ Katja ins Schwimmbad oder auf den Spielplatz zu gehen. Und dann fällt ihr noch etwas ein: „Ich war sogar schon bei Katjas Eltern zu Hause“, erzählt sie stolz.

Im „Dschungelbuch“ von Rudyard kipling nimmt der Bär Balu den Jungen Mogli unter seine fittiche. Das literarische Gespann war vorbild für das bundesweite Mentorenprojekt „Balu und Du“, dessen Ziel es ist, Grundschüler zu fördern. Hier hat auch die siebenjährige Eileen ihren ganz eigenen Balu gefunden – katja Jung, eine Studentin der SRH fach-hochschule für Gesundheit Gera.

Aufgeregt hüpft Eileen neben Katja Jung her. Als das Ziegen-gehege des Parks in Sicht kommt, ist die Siebenjährige nicht mehr zu halten. Sie rennt zum Zaun und lockt die Tiere mit Grasbüscheln. „Katja, guck mal“, ruft das Mädchen seiner Begleiterin zu. Die Studentin geht in die Hocke, und gemein-sam streicheln die beiden die herankommenden Ziegen. Doch bald schon will Eileen weiter. „Katja, komm, zu den Kaninchen und dann zum Spielplatz“, ruft sie, während sie weiterstürmt. Die 22-Jährige schaut ihr lächelnd hinterher. „Für Eileen ist es toll, wenn sie sich so richtig austoben kann“, sagt sie, während sie sich bemüht, mit ihrem Schützling Schritt zu halten.

Gemeinsam spaß habenEin halbes Jahr kennen sich die Grundschülerin und die Stu-dentin für interdisziplinäre Frühförderung nun schon. Und sie verstehen sich prächtig. „Natürlich mussten wir uns erst anei-nander gewöhnen“, erinnert sich Katja Jung. „Aber inzwi-schen ist unser Verhältnis echt locker, wir unterhalten uns über vieles. Und obwohl Eileen ihren eigenen Kopf hat, hört sie meistens auf mich.“ Einmal pro Woche holt die Studentin das Mädchen von der Schule ab und bringt sie abends nach Hause; die Termine bespricht sie mit Eileens Mutter.

Entstanden ist der Kontakt im Rahmen des Projekts „Balu und Du“ (siehe Kasten), an dem die SRH Fachhochschule für Gesundheit Gera seit März 2012 teilnimmt. Katja Jung ist eine von zehn Studierenden, die sich nun ein Jahr lang um Grund-schüler kümmern, die zusätzlich gefördert werden sollen. „Das Programm wirkt sich positiv auf die kindliche Entwicklung aus. Und unsere Studierenden sammeln wichtige praktische Erfahrungen im Umgang mit Kindern, die einen erhöhten För-derbedarf haben, und übernehmen Verantwortung“, sagt Kirsten Lamschus, Projektleiterin und wissenschaftliche Mitarbeiterin der Hochschule. Die Dozenten begleiten das Projekt eng. So gibt es unter anderem alle zwei Wochen ein verbindliches Re-flexionsseminar für alle Balus. Einmal im Jahr findet zudem ein thüringenweites Balu-Treffen statt. Hier können sich diese austauschen und thematische Workshops besuchen, etwa zu den Themen Kindeswohlgefährdung oder kreative Spielideen.

„Als ich von ‚Balu und Du‘ erfuhr, hatte ich sofort Lust, mit-zumachen. Es ist ein tolles Projekt für die Kinder, aber auch für uns Balus. Und es bringt mir natürlich auch viel fürs Studium und meinen späteren Beruf“, erzählt Katja Jung. „Aber da ich in Greiz lebe, etwa 35 Kilometer von Gera entfernt, hätte ich es

MIT SPASS föRDERN

2002 ging das ehrenamtliche Mentorenprogramm „balu

und Du“ an den start. träger ist der gleichnamige ge-

meinnützige verein mit sitz in osnabrück. seither ist ein

bundesweites netzwerk an mehr als 50 standorten ent-

standen, über 4.000 Grundschüler haben bereits

einen Paten gefunden. Ziel ist es, sie über familie und

schule hinaus zu fördern und Lernfreude zu wecken.

Mindestens ein Jahr lang sollen sie von ihren Mentoren –

engagierten Menschen im alter zwischen 17 und 30 Jah-

ren – begleitet werden. Durch das Programm, das von der

Universität osnabrück wissenschaftlich begleitet wird,

sollen die kinder neue erfahrungen machen und außer-

schulische Lernanregungen erhalten.

www.balu-und-du.de/

einmal im Mittelpunkt stehenLachend saust Eileen die Kinderseilbahn hin und her, mit ihren Füßen wirbelt sie Staub auf. „Katja, du musst mich anschubsen, sonst wird’s langweilig“, ruft sie. Gesagt, getan. Geduldig läuft die Studentin neben dem Mädchen her, schiebt sie immer wieder an. Doch bald hat Eileen eine neue Idee. „Wir schauen, wer von uns höher schaukeln kann“, ruft sie und ist schon bei der Schaukel. „Katja, du kannst das be-stimmt nicht stehend.“ „Klar kann ich das. Ich hab’ schließ-lich schon viel von dir gelernt.“

Solange sie herumtoben kann, ist Eileen in ihrem Element. Sie fährt gerne Fahrrad, macht Karate. „Sie hat total viel Energie, klettert wie ein Äffchen“, erzählt Katja Jung. Lesen hingegen liegt Eileen da zum Beispiel schon sehr viel weniger. „Darin ist sie nicht so gut. Sie wird schnell ungeduldig, wenn sie Fehler macht. Daher hat mich ihre Lehrerin gebeten, ab und an mit ihr zu üben“, berichtet die Studentin.

Dennoch geht es bei „Balu und Du“ nicht um Nachhilfe. Wichtiger ist, dass die Kinder etwas Neues erleben, das ihre Neugier anregt. „Die Lehrerin hat Eileen auch deshalb vorge-schlagen, weil sie anderen Kindern gegenüber sehr schüchtern ist“, sagt Katja Jung. „Bei den Treffen mit mir soll sie einfach einmal im Mittelpunkt stehen und dadurch an Selbstvertrauen gewinnen.“

Gewachsenes vertrauenEileen stürmt weiter, ins Naturkundehaus neben dem Spiel-platz. Hier gibt es jede Menge Schaukästen mit Insekten und ausgestopften Tieren. „Iiih, guck mal, Katja, eine Schlange“, ruft das Mädchen. Dann entdeckt sie den Fühlkasten. „Was ist das?“, fragt Eileen. „Da musst du hineingreifen und ertasten, was in den Fächern liegt.“ Doch Eileen zögert: „Ich trau mich nicht.“ Al-so nimmt Katja Jung Eileens Hand in ihre, und ge-meinsam ertasten sie nacheinander Federn, Kastani-en, Steine. Das Mädchen errät fast alles richtig. Dann hält sie etwas Grün-Braunes hoch, mit Stacheln. „Was ist das?“, will sie wissen. „Bucheckern, die kann man sogar essen, schme-cken so ähnlich wie Nüsse“, erklärt ihr Katja Jung.

Zehn Euro bekommt die Studentin monatlich, etwa für Ein-trittsgelder, die sie für Eileen bezahlt. Ihre eigenen Kosten trägt sie selbst. „Das ist okay“, findet sie. Immerhin gehört Eileen inzwischen schon fast zur Familie. „Sogar mein Freund kommt manchmal mit. Das hätte ich vorher nie gedacht. Aber die bei-den verstehen sich wirklich super. Eileen ist ein sehr aufge-wecktes Mädchen: offen, unkompliziert und ehrlich. Wir kön-nen beide so sein, wie wir sind. Und wir sind uns in vielerlei Hinsicht sehr ähnlich.“ Kein Wunder also, dass sich sowohl die Schülerin als auch die Studentin auf jedes Treffen freuen. Und wer weiß, vielleicht hält ihre Freundschaft ja über das geplante Jahr hinaus – eben so wie bei Balu und Mogli.

GabrieLe JörG

Einmal pro Woche holt katja

Jung (r.) ihren Schützling

Eileen von der Schule ab.

Dann geht‘s meistens in den

Park oder auf den Spielplatz.

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„DIE fERNHocHScHulE IST IDEAl“ Prof. DaviD toUMaJian schätZt virtUeLLes Lernen

fasziniert mich“, erzählt Toumajian begeistert. Als Studienfach ist Konsum-verhalten in Europa noch nicht weit verbreitet. Die SRH FernHochschule Riedlingen ist eine der wenigen Hoch-schulen, die das Fach anbieten. „Über-haupt ist die Hochschule zukunftsorien-tiert und innovativ, sowohl bei den Themen als auch beim Wissenstransfer“, bestätigt Toumajian. „Und sie verbindet die Vorteile von virtueller und Präsenz-universität.“ Viele Studieninhalte werden mittels neuer Technologien wie Pod-casts, Videos und Voice-Chat anschau-lich vermittelt. Dadurch können die Stu-dierenden selbst bestimmen, wann sie lernen, ob nach Feierabend oder am Wochenende. „Gerade in Deutschland, wo viele Menschen Vollzeit arbeiten und das lebensbegleitende Lernen im-mer wichtiger wird, ist die Fernhoch-schule ideal“, sagt Toumajian. Dennoch braucht kein Student auf das Gemein-schaftserlebnis zu verzichten. An vier Wochenenden pro Semester wird Prä-senzunterricht angeboten. Hinzu kom-men virtuelle Veranstaltungen, die nach 19 Uhr stattfinden.

Das alles muss gut vorbereitet sein. Rund zehn Stunden täglich verbringt Toumajian daher am PC und Telefon. „Tätigkeiten wie Kurse vorbereiten, Ar-beiten korrigieren, Studenten betreuen und Verwaltungsaufgaben – das ist sehr viel Arbeit, aber es macht auch sehr viel Spaß“, sagt der SRH Neuling. Er pflegt den für die USA typischen informellen und pragmatischen Stil: Es gibt keine festen Sprechzeiten, er hat immer ein offenes Ohr für seine Studenten. Zudem ist er bestens mit den Anforderungen eines Bachelor- und Masterstudien-gangs vertraut. „Ich will, dass die Stu-dierenden von meinen Erfahrungen profitieren“, wünscht sich Toumajian. Und für sich hofft er, dass er nach der intensiven Eingewöhnungsphase mal wieder Zeit für seine Hobbys hat: Rock-musik machen und Golf spielen. heike Link

von San francisco nach oberschwaben: für die meisten führt der Weg ins Glück eher in die umgekehrte Richtung. Nicht so für David Toumajian. Ihm bietet die Professur an der SRH fernHochschule Riedlingen das ideale umfeld, sich seinen persönlichen und beruflichen lebenstraum zu erfüllen.

Fettnäpfchen gibt es in Schwaben für Nicht-Einheimische zuhauf. Vor allem wenn sie, wie David Toumajian, aus Kalifornien kommen. „Am Anfang war ich zu lässig und habe beispielsweise auch fremde Menschen einfach geduzt. Noch jetzt bin ich nicht ganz sicher, wann ich Du oder Sie sagen soll“, erzählt der frischgebackene SRH Professor in perfektem Deutsch und lacht. Der 37-jährige Professor für Internationales Management und Marketing fühlt sich trotz des Kulturschocks pudelwohl in Oberschwaben. Denn mit dem Wechsel an die SRH FernHochschule Riedlingen kann er seine beiden großen Leiden-schaften – Familie und Beruf – ideal miteinander vereinbaren.

„Das Schöne an der Hochschule ist die Flexibilität. Es ist egal, wo man wohnt und wann man sich in die Lehr-veranstaltungen einloggt“, erklärt Toumajian. Denn gelehrt und gelernt wird hauptsächlich online. Über das In-ternet stehen Video-Vorlesungen sowie Lernmaterial zum Download bereit, oder die Daten werden per E-Mail an die Studenten verschickt. Dadurch lässt sich der Studienalltag eigenverantwort-lich organisieren und besser in die per-sönliche Lebenssituation integrieren. Denn nur Prüfungen und bestimmte Kurse finden in einem der 13 Studien-zentren der Hochschule statt.

Auch für Toumajian bringt das Vor-teile mit sich: Aufgaben wie Studien-briefe samt Fallstudien und Übungen erstellen, Studierende betreuen oder virtuelle Seminare vorbereiten – das klappt alles von zu Hause aus. So kann er fast jeden Tag bei seiner Familie in

Würzburg verbringen, sich um die fünf-jährige Tochter und den zweijährigen Sohn kümmern.

akademisches WanderlebenDass der 37-Jährige samt Familie über-haupt nach Deutschland zog, lag am Heimweh seiner deutschstämmigen Frau: Nach rund acht Jahren USA-Auf-enthalt wollte sie wieder näher bei ihrer Familie wohnen. Außerdem sollen die beiden Kinder hier die Schule besuchen. „Im Vergleich zu den kalifornischen Public Schools sind die deutschen Bil-dungseinrichtungen besser“, ist Touma-jian überzeugt. Allerdings nur bis zur Universität. Dort gehe es seiner Mei-nung nach häufig noch zu hierarchisch und wenig dynamisch zu.

Der Marketingprofessor mit armeni-schen Vorfahren weiß, wovon er spricht. Jahrelang führte er ein akademisches Wanderleben: Nach dem Collegebesuch in den USA machte er im spanischen Granada seinen Bachelorabschluss. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Deutschland unterrichtete er zwei Jahre an einer amerikanischen Grundschule. Doch der Wissensdurst war größer: In Reutlingen absolvierte er ein MBA-Stu-dium und arbeitete gleichzeitig bei Hewlett-Packard in Böblingen im Be-reich International Sales & Marketing. Während seiner Berufstätigkeit, unter anderem als Marketing Manager in Salt Lake City, schrieb er seine Doktorarbeit und wurde 2005 an der University of Utah promoviert. Danach lehrte er an der süddänischen Universität Odense und anschließend an der Dominican University of California, rund 20 Kilo-meter nördlich von San Francisco.

chat und Webinar statt audimaxToumajians Spezialgebiet ist das Kon-sumverhalten: Warum kaufen Kunden das, was sie kaufen? Wie definieren sich Menschen durch Marken und Produkte? „Der interdisziplinäre Ansatz aus Sozio-logie, Psychologie und Anthropologie

Prof. Toumajian hat in Dänemark, Deutschland, Spanien und in den uSA

studiert und gelehrt. Er liebt die amerikanische und die deutsche kultur

gleichermaßen. Entschieden hat er sich letztlich für Deutschland – nicht

zuletzt wegen der SRH fernHochschule Riedlingen, die es ihm ermöglicht,

familie und Job optimal unter einen Hut zu bringen.

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DEN BlIck IMMER NAcH voRNtrotZ hanDicaP startet GeroLD kLoos DUrch

verlieh ihm das BBW den Fichtner-Preis. Er wird vergeben an Absolventen, denen es trotz ihrer Behinderung gelingt, das Ausbildungsziel zu erreichen. Die Ausbilder und Lehrer waren fasziniert von Kloos’ herausragenden Leistungen, von seiner ruhigen Art sowie seiner Zielstrebigkeit und boten ihm nach seinem Abschluss eine Stelle als Mitarbeiter der virtuellen Ausbildung für technisches Produktdesign an. „Ich überlegte nicht lange und startete durch“, berichtet Kloos. Heute ver-bringt er insgesamt 20 Stunden pro Woche mit Vorbereitung und virtuellem Unterricht. „Anfangs konnte ich mir nicht so recht vorstellen, wie das Ganze funktionieren sollte. Aber die Abläufe haben sich immer besser eingespielt.“ Die Ausbil-dung und die fachliche Betreuung kann er bequem von zu Hause aus erledigen. Der Job gefällt ihm ausgesprochen gut, und auch seine Auszubildenden arbeiten gerne mit ihm zusammen. Das spornt ihn zusätzlich an. „Es ist ein schönes Gefühl, anderen etwas beizubringen und helfen zu können. Erst recht, wenn man sonst selbst auf Hilfe angewiesen ist“, sagt Gerold Kloos.

Die familie ist für ihn daZur Morgentoilette und zum Ankleiden kommen jeden Morgen Betreuer der Sozialstation ins Haus. Sein großer Halt aber ist die Familie, die stets für ihn da ist. Die Mutter hat nach seinem Unfall ihren Halbtagesjob in einem Möbelhaus aufgegeben. Seine ältere Schwester sowie die Geschwister der Eltern woh-nen nahezu alle im näheren Umkreis. Durch den Unfall ist die Familie noch mehr zusammengerückt; man trifft sich regelmäßig, mit Vorliebe auf der Terrasse im Garten von Fami-lie Kloos.

Vor zwei Jahren beschloss die Familie, ein neues Haus zu bauen. Bis auf wenige Ausnahmen, etwa die Pläne für die Abwasserleitungen, hat Gerold Kloos das Haus in Eigenregie entworfen: „Ich habe mir genau überlegt: Welche Räume brauche ich? Und wie sollen diese gestaltet sein?“ Er hat jeden Anschluss genauestens durchdacht und geplant, etwa für Lampen, Steckdosen und Schalter. „Hier kommt halt meine Leidenschaft für alles Technische durch; da kann ich nichts dem Zufall überlassen, da muss alles bis auf den Millimeter stimmen“, sagt er. Besonderen Wert legte er auf die Einrich-tung des Heimkinos im Keller, sagt er und lacht verschmitzt.

Dort sieht er sich vor allem die Fußballspiele „seines“ VfB Stuttgart an. Leider ist es ihm nicht möglich, die Spiele live im Stadion zu erleben. Da durch den Unfall seine Temperaturrege-lung gestört ist, schwitzt er nicht und darf sich deshalb nicht in der Sonne aufhalten. Aber bei der Bildschirmgröße und der Qualität der Akustik ist es in seinem Heimkino fast, als würde man selbst im Fanblock stehen. Apropos Akustik: Wenn er nicht gerade Fußball oder seinen Lieblingsfilm „Lucky Number Slevin“ schaut, sieht er sich auch ganz gerne Konzerte auf dem Bildschirm an. Nur bei seinem absoluten Lieblings-musiker sollte es keine Konserve sein. Den 6. Juli 2013 hat er sich deshalb schon dick im Kalender eingetragen, denn dann kommt Mark Knopfler, der Leader der Dire Straits, mit seiner Band in die Hanns-Martin-Schleyer-Halle nach Stuttgart.

Auch beruflich möchte Gerold Kloos sich weiterentwickeln. „Gerne würde ich die Lehrtätigkeit noch ausbauen, und mein absoluter Traum wäre es, irgendwann einmal an einem größe-ren Projekt mitzuwirken.“

GeorG haiber

Im Sommer 2012 schloss Gerold kloos im SRH Berufsbildungs-werk Neckargemünd seine Ausbildung zum technischen Zeichner ab. Bereits wenige Wochen später bot die SRH dem 28-Jährigen aus Sindelfingen bei Stuttgart eine Stelle als virtueller Ausbilder an. Das glückliche Ende eines Weges, der nicht immer gerade verlief.

Es gibt gute und schlechte Tage. Und es gibt Tage, an denen man abergläubisch werden könnte. Freitag, der 13. Juni 2003, war so ein Tag. Gerold Kloos hatte sich so sehr auf das Wo-chenende und diesen Abend gefreut. Gemeinsam mit einem Freund war er unterwegs nach Holzgerlingen. In einer Kurve geriet das Auto ins Schleudern, kam von der Straße ab und prallte mit der Beifahrerseite gegen einen Baum. Während der Freund unversehrt blieb, war Gerold Kloos schwer verletzt. Nach einer längeren Operation war klar: Er würde unterhalb des vierten Halswirbels gelähmt bleiben und für den Rest seines Lebens an den Rollstuhl gefesselt sein.

Kloos war damals 18 Jahre alt und im zweiten Lehrjahr auf dem Weg zum Industriemechaniker. Sein Traum: wie sein Vater als Techniker zu arbeiten. Der Unfall durchkreuzte diese Pläne jäh; er konnte jedoch nicht Kloos’ Liebe zur Technik brechen. Sein unbedingter Wille, später in einem technischen Beruf tätig zu sein, trieb ihn an. Aber bis zum angestrebten Ziel war es ein langer Weg. Nach Klinikaufenthalt, Reha und vielen Hundert Physio- und Ergotherapiesitzungen kämpfte sich Gerold Kloos Schritt für Schritt zurück ins Leben. Anfangs konnte er nur den Kopf bewegen. Aber er gab nicht auf, und nach intensivem Training konnte er – wenn auch nur sehr eingeschränkt – seine Arme wieder bewegen. Heute ist er immerhin in der Lage, mit den Knöcheln seiner Finger die Tastatur am Computer zu bedienen.

viele enttäuschungen – ein Glücksfall„Ich bin jemand, der nach vorne blickt und immer versucht, das Beste aus der Situation zu machen. Ich weiß, dass ich technisch begabt bin. Daher wollte ich unbedingt etwas in der Richtung machen“, sagt Kloos. Aber alle Bemühungen um einen Ausbildungsplatz schienen vergebens. Entweder waren die Räumlichkeiten bei den angefragten Firmen nicht roll-stuhlgeeignet, oder die Betriebe hatten keinerlei Erfahrungen mit der Ausbildung von Menschen mit Behinderung und scheuten das Risiko, ihn einzustellen. Als Glücksfall entpuppte sich letztlich ein Hinweis der Bundesagentur für Arbeit. Das SRH Berufsbildungswerk Neckargemünd (BBW) bietet seit dem Jahr 2000 Menschen mit Behinderung die Möglichkeit, sich virtuell ausbilden und beschulen zu lassen. Ganz neu im Programm war die Ausbildung zum technischen Zeichner. Gerold Kloos sah seine Chance gekommen und hat sie ge-nutzt. „Es hat auf Anhieb für beide Seiten prima gepasst, und im Mai 2009 hatte ich meinen Ausbildungsvertrag in der Tasche. Das war für mich ein Glücksfall“, sagt Kloos. Der Un-terricht und die Ausbildung liefen virtuell von zu Hause aus. Und zu den Prüfungen sind die Prüfer zu ihm nach Hause gekommen. „Die Ausbildung hat mir sehr viel Spaß gemacht und mich in meiner Entscheidung bestärkt“, betont Kloos.

Dank seines Engagements und seiner sehr guten Zwischen-prüfung konnte er bereits nach drei statt den vorgesehenen dreieinhalb Jahren zur Abschlussprüfung antreten. Und er meisterte auch diese Hürde mit Bestnote. Für seinen Abschluss

Was Gerold kloos vor dem unfall mit seinen

Händen gefertigt hat, entwirft er heute am

computer. Das SRH Berufsbildungswerk hat

seine Talente entdeckt und ihn als virtuellen

Ausbilder angestellt. und wenn er nicht

unterrichtet, hält er sich am liebsten im

Heimkino auf.

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DIE NEuE ART DES lERNENS Das stUDienMoDeLL Der srh hochschULe heiDeLberG

Hochschule anders denken und leben – dieser Anspruch ist an der SRH Hochschule Heidelberg Wirklichkeit geworden. Seit oktober 2012 studieren alle Neuimmatrikulierten nach dem coRE-Prinzip. Das neue Studienmodell rückt aktives und eigenverantwortliches lernen in den Mittelpunkt – und verbindet eine neue Zeitstruktur, vielfältige lehr- und lern-formen und die freude am lernen.

Dienstagmorgen, 8.30 Uhr. Die Master-Studierenden im Sport-management der SRH Hochschule Heidelberg treffen sich zu einer Projektbesprechung im Fach Sponsoring. Seit drei Wo-chen arbeiten sie in Zweierteams an einer komplexen Aufgabe. Das Ziel ist klar vorgegeben: Sie sollen eine Akquisepräsenta-tion eines Fußball-, Basketball- oder Eishockeyklubs vorberei-ten, um einen neuen Sponsoringpartner zu gewinnen. Je nach Team handelt es sich dabei um eine Lebensmittelkette, einen Reiseanbieter oder eine Bank. Das Entscheidende dabei: Die Studierenden müssen alle Lehrinhalte, die ihnen in den

begleitenden Seminarsitzungen vermittelt werden, in einen praktischen Kontext transferieren. So wird aus Sponsoring-theorie gelebte Sponsoringpraxis. Es gilt, den eigenen Verein zu positionieren, ein passendes Leistungsangebot zu definie-ren, dieses zu bepreisen sowie das Gesamtpaket in einer stringenten Präsentation zu verpacken, die den potenziellen Partner mit stichhaltigen Argumenten überzeugt. Da muss die Frage nach Zielen und Interessen des Sponsors vor allen anderen Überlegungen stehen.

„Uns ist es wichtig, dass die Studierenden Zusammenhänge ganzheitlich verstehen – sowohl innerhalb einer Disziplin als auch zwischen den einzelnen Studienfächern“, erläutert Prof. Dr. Christian Keller, Studiendekan Sportmanagement. „Das setzt aber voraus, dass wir uns fokussieren. Die Studierenden sollen die Chance erhalten, ein komplexes Thema inhaltlich durchdringen zu können, ohne parellel fünf oder sechs Lehrveranstaltungen besuchen zu müssen“, so der Professor. Keller spricht aus Erfahrung, er kennt das neue Studienmodell

sehr gut. Denn im Master-Studiengang Sportmanagement wird es bereits seit Oktober 2010 umgesetzt – mit großem Erfolg. Nun ist es an allen Fakultäten für jeden Stu diengang gestartet.

aktivierendes Lernen und LehrenZiel der SRH Hochschule Heidelberg ist, dass ihre Studieren-den nicht nur etwas wissen, sondern es auch anwenden kön-nen. „Wir wollen unseren Studierenden genau die Kompeten-zen vermitteln, die sie für einen erfolgreichen Berufseinstieg benötigen. Daher war es unser Ziel, mit einem neuen Studien-modell ideale Rahmenbedingungen für kompetenzorientiertes Lernen und Forschen zu schaffen“, erklärt Rektor Prof. Dr. Jörg Winterberg. Seit 2009 arbeitete die SRH Akademie für Hoch-schullehre (siehe auch Artikel Seite 6) gemeinsam mit der Hochschulleitung intensiv an der Entwicklung. Dazu holte sich das Projektteam – obwohl selbst Experten in Sachen Lehre und Lernen – zusätzlich Rat bei externen Wissenschaftlern, verglich die Modelle anderer Hochschulen im In- und Ausland und diskutierte deren Vor- und Nachteile.

So ist das CORE-Prinzip entstanden. CORE steht dabei für Competence Oriented Research and Education. Anders als herkömmliche Modelle setzt das neue Studienmodell nicht auf die passive Rezeption von Informationen, sondern auf ei-genverantwortliches Lernen. Die jeweiligen Ziele eines Stu-diengangs, eines Moduls sowie einer Lehrveranstaltung wer-den klar definiert und kommuniziert.

DIE QuAlITäTEN DES coRE-PRINZIPS

kompetenzorientiert lernen – Unsere absolventen

sollen nicht nur etwas wissen, sondern es auch an-

wenden können.

effizient organisiert – Das studium gliedert sich in

fünf-Wochen-blöcke, in denen sich die studierenden

intensiv mit praxisnahen aufgaben befassen.

offen kommunizieren – Wir wollen eine atmo-

sphäre schaffen, die zum Lernen motiviert. Unsere

kommunikation ist stets offen, direkt und wert-

schätzend.

im team stark – Wir gehen aufeinander zu und

unterstützen uns gegenseitig. Unsere Dozenten

begleiten die studierenden fachlich intensiv.

Unser erfolg ist messbar – Lehr-, Lern- und Prü-

fungsform wählen wir passend zum thema. so ge-

lingt es uns, bestmöglich zu überprüfen, was wirklich

bei den studierenden angekommen ist.

Eigenverantwortlich

arbeiten – unter enger

fachlicher Begleitung.

Wenn sich die Studieren-

den die lösung selbst

erarbeiten, motiviert sie

das enorm.

Teamarbeit fördert die Motivation und

kreativität der lernenden. Darüber hinaus

trainieren sie so ganz nebenbei soziale

kompetenzen.

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„Auch in der praktischen Umsetzung achten wir auf eine konsequente Kompetenzorientierung“, macht Keller deutlich. Dafür ist die geballte Vermittlung von Wissen in Form von Vorlesungen im Regelfall nicht effektiv. Deshalb hat sich an der Hochschule auch die Methodik des Lehrens drastisch verändert – und zwar hin zu aktivierenden Lernformen. So lernen die Studierenden unter anderem im Rahmen von Fall-studien, Seminaren, Gruppenarbeiten, Präsentationen und Rollenspielen, eigenverantwortlich zu arbeiten und sich zu organisieren. Welche Lehr- und Lernform letztlich zum Zuge kommt, richtet sich konsequent nach dem jeweiligen Lernziel.

Zudem wird an der Hochschule nicht in Semestern oder Trimestern, sondern in ganzen Studienjahren gedacht. Statt mehrere Kurse über lange Zeit parallel abzuhalten, werden sie im neuen Studienmodell in kurzen, intensiven Fünf- Wochen-Blöcken zusammengefasst, die inhaltlich aufeinander aufbauen. Die Studierenden beschäftigen sich mit einem Problem oder einem Projekt, das umfassend betrachtet und behandelt wird.

Der Gesamtauftritt ist entscheidendFür die Sportmanagement-Studierenden heißt es nun in Sachen Sponsoring noch einmal richtig Gas geben. In einer Woche stehen die Prüfungen für diesen Block an. „Sie bestehen aus einer Akquisepräsentation und deren Vorstellung im Rollen-spiel beim potenziellen Sponsor. Bewertet werden Struktur und Inhalt des Angebots, Layout und Form sowie der persön-

liche Auftritt“, erklärt Keller. Es geht also nicht nur darum, schön gestaltete Folien zu zeigen. Wichtig ist der Gesamtauf-tritt, der möglichst realitätsnah sein soll. Dabei kommt es auf ein angemessenes Äußeres, die Gesprächsführung und die Fähigkeit an, eine emotionale Beziehung zum Gegenüber herzustellen. Der besondere Nervenkitzel: Die Präsentationen finden nicht nur vor Professoren und Kommilitonen statt. Häufig sind auch Praxisvertreter anwesend, die den Studie-renden hinterher wertvolle Tipps geben.

Daraus wird deutlich, dass sich in Heidelberg auch die Art der Prüfung verändert hat. An die Stelle geballter Prüfungs-phasen sind kontinuierliche Leistungsnachweise getreten. Neue Prüfungsformen sollen die Studierenden motivieren, über ein reines Auswendiglernen hinauszugehen und beim Lernen ein vertieftes Verständnis des Stoffes anzustreben. Dazu stehen vielfältige Möglichkeiten wie Präsentation, Kollo-quium, Studien- oder Projektarbeit, Referat, Recherche und Dokumentation, Rollenspiel, Fallarbeit, Essay, Exposé, münd-liche Prüfung, Lerntagebuch oder Portfolioprüfung zur Verfü-gung. Die Form selbst richtet sich dabei nach Ziel und Thema eines Moduls. „Nur so können wir herausfinden, was wirklich bei den Studierenden angekommen ist. Erfolg wird so direkt messbar“, betont Christian Keller. Ein weiterer Vorteil: Durch dieses Vorgehen vermeidet die Hochschule den wenig pro-duktiven Klausurstress, der normalerweise am Ende eines Semesters oder Trimesters entsteht und die Studierenden allzu oft am vertieften, kompetenzorientierten Lernen hindert.

Diese Vorgehensweise kommt auch gut bei den Dozenten an: „Ich kann im Jahresverlauf sehen, wie sich jeder Einzelne steigert – die ideale Grundlage für individuelle Förderung“, sagt Keller. Dazu gehört auch, die Selbst- und Sozialkompe-tenz jedes Studierenden zu unterstützen. Die Rolle des Leh-renden hat sich dabei vom Wissensvermittler zum Moderator von Lernprozessen gewandelt. „Wir Dozenten müssen uns im-mer bewusst sein, dass wir Vorbilder sind. Und als Mentoren und Coaches begleiten wir die Studierenden eng – fachlich, organisatorisch und persönlich“, erzählt Keller. „Bei uns ist Bildungspartnerschaft nicht nur eine Worthülse, sondern gelebter Alltag.“ Dazu tragen auch sehr kleine Lerngruppen bei, die ein zentrales Element des Lehrkonzeptes der SRH Hochschule Heidelberg sind. Die maximale Gruppenstärke beträgt 35 Teilnehmer in den Bachelor-Studiengängen sowie 25 in den Master-Studiengängen.

Praxistest bestandenDie angehenden Sportmanager haben es nun fast geschafft, jetzt steht nur noch eine Feedbackrunde aus. „Die ist enorm wichtig, denn hier bekommen sie über die Note hinaus eine umfassende Rückmeldung zu ihrem aktuellen Leistungsstand“, so der Studiendekan. Es gilt zu reflektieren, ob sie die vorher definierten Kompetenzen und das angestrebte Wissen erwor-ben haben. Schritt für Schritt erarbeiten sie sich so alles, was sie für ihren späteren Beruf brauchen: Wissen, Können und Schlüsselqualifikationen. „Entscheidend ist die Fähigkeit, nach dem Studium in der Praxis zu bestehen“, sagt Christian Keller. Deshalb stellt die ausgeprägte Praxisorientierung in jedem Studiengang an der SRH Hochschule Heidelberg das zentrale Ausbildungsmerkmal dar. Oberstes Ziel ist die effektive und gründliche Vorbereitung der Studierenden auf den Beruf. Dafür pflegt die Privathochschule enge Kontakte zu Unter-nehmen und Berufsständen und vermittelt Praktika. „Wir bekommen regelmäßig Lob für unsere Praktikanten. Das zeigt mir: Unser Konzept geht auf“, freut sich Studiendekan Christian Keller.

Jetzt gilt es, den Erfolg des Piloten auf die anderen Fach-bereiche der Hochschule zu übertragen. Dabei werde es natürlich auch Reibungspunkte geben, sagt Rektor Winterberg. Denn dahinter stecke ein organisatorischer Kraftakt. „Das CORE-Prinzip ist ein grundlegender Kulturwandel in Sachen Lernen. Umso wichtiger ist, dass wir alle offen miteinander sprechen und uns gegenseitig helfen. Aufgrund der positiven Erfahrungen im Sport management bin ich sicher, dass wir schon jetzt sagen können: Wir machen Bologna richtig.“ GabrieLe JörG/GeorG haiber

offEN, DIREkT uND WERTScHäTZEND

Drei fragen an Prof. Dr. Jörg M. Winterberg, rektor der

srh hochschule heidelberg, zum neuen studienmodell.

Alle Studiengänge umzustrukturieren ist ein gewalti-

ger kraftakt. Was hat Sie dazu bewogen?

nachdem wir im Zuge der bologna-reform alte strukturen

durch bachelor- und Master-

studiengänge abgelöst hatten,

stellten wir uns die frage, ob

und wie wir den Lehrstoff noch

besser vermitteln können – ins-

besondere unter dem aspekt

der konsequenten kompetenz-

orientierung. Das hat einen re-

gelrechten Para digmen wechsel in Lehre und studium an-

gestoßen, und wir haben angefangen, hochschullehre

ganz neu zu denken und zu gestalten.

Wodurch unterscheidet sich das coRE-Prinzip von

anderen Ansätzen?

bei unserem Modell sind die studierenden gefordert, aktiv

und eigenverantwortlich zu lernen. erkenntnisse der

Lernforschung zeigen, dass sich Wissen nicht linear ver-

mitteln lässt. Das heißt: Was Dozenten in vorlesungen

lehren, kommt bei den Lernenden nicht zwangsläufig an.

Wir begreifen Lernen deshalb als einen Prozess, der vor

allem vom Lernenden selbst gesteuert wird. Lehren bedeu-

tet für uns demzufolge das „ermöglichen von Lernen“.

und wie ermöglichen Sie es Ihren Studierenden,

zu lernen?

für den Lernerfolg entscheidend sind neben sinnvollen

inhalten und adäquaten Praxisbeispielen auch geeignete

rahmenbedingungen. Die Lernumgebung muss also so

gestaltet werden, dass sie Lernen möglich macht. Dabei

spielt übrigens das kommunikationsklima eine wesent-

liche rolle. Unsere kommunikation – egal ob unter kolle-

gen, zwischen studierenden und Dozenten oder nach

außen hin – ist deshalb immer offen, direkt und wert-

schätzend. Zu den weiteren bausteinen, die zu einer ent-

sprechenden Lernkultur beitragen, zählen selbstorganisa-

tion, eigenverantwortung und Persönlichkeitsförderung.

Das lernziel bestimmt die

Prüfungsform. Dazu

gehört es auch, Inhalte

sauber vorzubereiten und

zu präsentieren.

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18 SRH Magazin SRH Magazin 19

SPRAcHTHERAPIE WIRD AkADEMIScHneUes aUsbiLDUnGsMoDeLL für LoGoPäDen

Ein neuer Studiengang für logopädie verbindet die praktische lehre mit dem Bachelor-Abschluss. Möglich wird dies durch eine kooperation der SRH fachschulen mit der SRH fachhoch-schule für Gesundheit Gera.

Ausbildung oder Studium? Eine Frage, die sich inzwischen immer häufiger stellt. Gerade im Gesundheitssektor sorgt die von Fachkräften geforderte Akade-misierung dafür, dass sich die Angebote der klassischen Ausbildungsberufe der Konkurrenz mit einem Studium stellen müssen. Absolventen, die praktische Kompetenz mit wissenschaftlichem Know-how verbinden, sind im Arbeits-markt gefragt.

Ein Trend, den die SRH Fachschulen erkannt haben. Als Einzige in Deutsch-land bieten sie den in die Fachschulaus-bildung Logopädie integrierten Bachelor-Studiengang an. Dazu kooperieren sie mit der SRH Fachhochschule für Ge-sundheit Gera. Auf diese Weise sind sie in der Lage, einen Studiengang anzubie-

ten, der in die Ausbildung eingebunden ist und den Studierenden Zeit und Geld spart. Ausbildung und Studium finden an einem Ort statt, die Hochschuldozen-ten kommen an den Ort der Fachschule. Nach dreieinhalb Jahren haben die Absolventen zusätzlich zur staatlichen Anerkennung den akademischen Ab-schluss in der Tasche.

hohes ausbildungsniveauIm Oktober 2011 gingen in Karlsruhe die ersten Logopädie-Studierenden an den Start, die vom integrierten Ausbil-dungsmodell profitieren; im Juli und Oktober 2012 folgten Heidelberg, Düs-seldorf und Bonn. „Die Ausbildung der Logopäden in Deutschland war schon immer auf einem sehr hohen Niveau, vergleichbar mit einem Logopädie- Studium im Ausland. Nur wird der Ab-schluss an unseren Schulen auf europä-ischer Ebene nicht als gleichwertig an-erkannt. Das hat uns bewogen, Ausbildung und Studium zu kombinie-ren“, sagt Prof. Dr. Raimund Böckler, der maßgeblich an der Konzeption des Studiengangs beteiligt war. Auch die Geschäftsführer der beiden betroffenen

Einrichtungen, Andreas Schimmer, Ge-schäftsführer der SRH Fachschulen, und Kai Metzner, Geschäftsführer der SRH Fachhochschule für Gesundheit in Ge-ra, begrüßen den Schritt: „Im engen fachlichen Austausch konnten wir das Ministerium und die Akkreditierungs-gesellschaft von unserem Konzept über-zeugen. Die Kompetenzen und Netz-werke waren bereits da. Wir haben uns nur angeschaut, wie man diese am bes-ten verknüpfen kann. Immerhin ging es für uns beide darum, Mehrwerte für die Schüler und Studierenden zu schaffen.“

Therapiefelder wie Schluckstörun-gen, Demenzerkrankungen und Sprach-förderung für Kinder rücken immer stärker in den Vordergrund, und dafür entstehen neue Diagnostik- und Behand-lungsmethoden. „Die akademische Aus-bildung vermittelt die nötige Kompe-tenz, mit diesen Methoden zu arbeiten“, erklärt Gerlinde Bauer, Schulleiterin der Fachschule für Logopädie in Karlsruhe. Um beispielsweise standardisierte Tests zu beurteilen oder die Effizienz von Therapien nachzuweisen, müssten Lo-gopäden wissenschaftliche Studien ver-stehen und wissenschaftlich arbeiten

den Lerneinheiten auf dem Programm stehen. Seit dem 1. Oktober 2012 ist Frau Professor Dr. Claudia Wahn Stu-diengangsleiterin für das neue Studien-angebot.

Im Vergleich zu reinen Fachschülern haben Absolventen des ausbildungsinte-grierten Studiums bessere Chancen, später in Führungspositionen aufzustei-gen und beispielsweise die Leitung logopädischer Abteilungen zu überneh-men. Außerdem bringen sie alle Kom-petenzen mit, um in der Forschung oder in der Lehre zu arbeiten. Tatsäch-lich ist bei immer mehr Stellen ein aka-demischer Abschluss erwünscht oder sogar Voraussetzung. Vor allem in der Lehre und Forschung ist der akademi-sche Abschluss obligatorisch. Damit können die Absolventen auch im Aus-land arbeiten. „Mit dem Bachelor in Lo-gopädie sind sie auf dem europäischen Arbeitsmarkt mehr als konkurrenzfähig“, betont Gerlinde Bauer. „Denn in unse-ren Nachbarländern ist ein akademi-scher Abschluss für Logopäden bereits Standard.“

Das neue Angebot sei an allen vier Standorten gut angenommen worden, berichtet sie. Jeder zweite Einsteiger entscheide sich für die Kombination aus Ausbildung und Studium. „Ich erwarte, dass sich der Anteil künftig sogar noch erhöht, wenn das Studium bekannter geworden ist.“ Insgesamt haben 2012 in Karlsruhe, Heidelberg, Düsseldorf und Bonn knapp 70 Logopädie-Studierende mit dem Studium begonnen. Die Koope-

ration mit der Fachhochschule läuft laut Bauer sehr gut. Manche Prozesse müss-ten sich eben am Anfang noch einspie-len, etwa wenn es um Entscheidungen oder Abstimmungen ginge. Ebenso mussten das Thüringer Hochschulrecht und die Ausbildungs- und Prüfungsord-nung der Logopäden miteinander in Einklang gebracht werden. Aber nicht nur für die Studierenden, auch für die Mitarbeiter sei die Kooperation berei-chernd, so Bauer: „Wir können einfach viel voneinander lernen.“

Für die Zukunft ist geplant, gemein-same Arbeitskreise zu entwickeln, in denen sich die Mitarbeiter auf der fach-lichen sowie der Verwaltungsebene aus-tauschen können. Bei diesen Treffen werden die Lerninhalte überprüft und neue Schwerpunkte und Akzente gesetzt. Doch nicht nur das Logopädie-Studium wird weiterentwickelt.

Auch für den Fachbereich Physio-therapie ist das bundesweit einzigartige Integrationsmodell von Fachschulaus-bildung und Bachelor-Studium inzwi-schen übernommen worden. Beide Stu-diengänge sind für die Ausbildungsorte Heidelberg, Karlsruhe, Bonn, Düssel-dorf und Leverkusen akkreditiert und vom Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur genehmigt worden. Im nächsten Schritt wird nun eine Ausweitung des Modells geprüft – und zwar in Physiotherapie für den Standort Stuttgart und im Fachbereich Ergotherapie für Düsseldorf. JULia koch

können. Gleichzeitig aber sollen die Logopäden von morgen auch die prak-tischen Fähigkeiten beherrschen, die in der klassischen Ausbildung vermittelt werden. Darauf legen die SRH Fach-schulen Wert. Der vergleichsweise hohe Praxisanteil sei ein klarer Vorteil, meint Logopädie-Student Jan Hauptmann. „Es geht ja nicht allein darum, über ver-schiedene Therapien etwas zu wissen, wir müssen das Gelernte auch anwen-den können.“

aus zwei mach einsNach sechs Semestern haben die SRH Studierenden die staatliche Anerken-nung und damit die Berufserlaubnis als Logopäde in der Tasche, nach sieben zusätzlich den Bachelor of Science. Die Inhalte von Studium und Ausbildung ergänzen sich sinnvoll. Während sich die Teilnehmer in der Ausbildung bei-spielsweise mit Anatomie und Psycholo-gie beschäftigen, erlernen sie im Stu-dium unternehmerisches Handeln und Qualitätsmanagement. Darüber hinaus erwerben sie Kenntnisse in den Neuro-wissenschaften und werden mit Themen wie Medizinrecht, Organisationspsycho-logie und Projektmanagement vertraut gemacht. Die Studierenden profitieren dabei von der engen fachlichen Betreu-ung an den SRH Einrichtungen. Die Dozenten der Hochschule Gera kommen nach Karlsruhe, wenn die entsprechen-

Absolventen des neuen

Ausbildungsmodells

bringen sowohl die

praktische Erfahrung

einer Ausbildung als

auch wissenschaftliches

know-how aus dem

Studium mit – und

damit alles, was sie zur

effektiven Behandlung

von Sprachproblemen

benötigen.

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Herausgeber: SRH Holding (SdbR), Bonhoefferstraße 1, 69123 Heidelberg, Internet: www.srh.de chefredaktion und kontakt: Lieselotte Last, SRH Holding, Telefon: (0 62 21) 82 23-119, Fax: (0 62 21) 82 23-176, E-Mail: [email protected] Redaktion: Dr. Georg Haiber, Gabriele Jörg, Heike Link, Julia Koch Redaktion, Gestaltung und Produktion: SIGNUM, Mannheim, Internet: www.signum-web.de Druck: abcdruck GmbH, Heidelberg, Internet: www.abcdruck.de Bildnachweise: Timo Volz, Mannheim: Titel, S. 2, S. 6, S. 10–11, S. 14, S. 20–21; Michael Danner, Berlin: S. 8–9; Thomas Berberich, Schweinfurt: S. 13; Gina Schöler, Mannheim: S. 16–18; SRH Hochschule Heidelberg: S. 3, S. 16–19; Wilckensschule Heidelberg: S. 4; SRH Berufsbildungswerk Neckargemünd: S. 4; SRH Leonardo da Vinci Gymnasium Neckargemünd: S. 5; Deutsche Rentenversicherung Bund: S. 22 Jährliche Erscheinungs weise und Auf lage: zwei Ausgaben „PERSPEKTIVEN Bildung“ (10.000 Exemplare); zwei Ausgaben „PERSPEKTIVEN Gesundheit“ (16.000 Exemplare).

Alle Rechte vorbehalten. Reproduktion nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Herausgebers und der Redaktion. Für unverlangt eingesandtes Material übernimmt die Redaktion keine Gewähr.

Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 31. Oktober 2012. Die nächste Ausgabe „PERSPEKTIVEN Bildung“ erscheint im Juni 2013. „PERSPEKTIVEN Gesundheit“ erscheint im März 2013.

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Mehr Menschen brauchen eine Rehabilitation, aber die Mittel der Rentenversicherung sind gedeckelt. Das folgende Interview mit Dr. Axel Reimann, Direktor der Deutschen Rentenversicherung Bund, erschien in „zukunft jetzt“, dem Magazin der Deutschen Rentenversicherung.

■ Welche Bedeutung hat die Rehabilitation für unsere

Wirtschaft?

Dank medizinischer und beruflicher Rehabilitation können Beschäftigte trotz chronischer Krankheit oder anderer ge-sundheitlicher Beeinträchtigungen im Erwerbsleben bleiben beziehungsweise wieder eine Arbeit aufnehmen. Der Wirt-schaft bleiben so wichtige Fachkräfte erhalten.

■ kann man das in cent und Euro ausdrücken?

Die rund 5,5 Milliarden Euro, die die Rentenversicherung jährlich für Rehabilitation ausgibt, rechnen sich allein dadurch, dass Erwerbsminderungsrenten vermieden oder zumindest hinausgeschoben werden. In der gesamten Volks-wirtschaft stehen jedem für Rehabilitation ausgegebenen Euro fünf Euro als Gewinn gegenüber, hat die Prognos AG errechnet.

■ versicherte, Arbeitgeber, Rentenversicherung – wo liegen die

gemeinsamen Interessen bei der Reha?

Erfolgreiche Rehabilitation hilft allen: Die Versicherten profi-tieren gesundheitlich und können weiterarbeiten – ohne Erwerbsminderungsrenten oder staatliche Hilfen. Den Arbeit-gebern bleiben dringend benötigte Fachkräfte erhalten. Und die Rentenversicherung erhält weiter Beiträge, statt Renten zahlen zu müssen.

■ Die Reha-leistungen sind gesetzlich gedeckelt. Weshalb ist

mehr Geld für die Reha nötig?

Der Reha-Bedarf steigt: Wegen des demografischen Wandels und der in den letzten 20 Jahren wirksam gewordenen Maß-nahmen zur Anhebung der Altersgrenzen kommen mehr Versicherte in ein Alter, in dem man häufig Rehabilitation braucht. Daher reicht das sogenannte Reha-Budget, also die Geldsumme, welche die Rentenversicherung jährlich für Rehabilitation ausgeben darf, nicht mehr aus, obwohl wir umfassend Einsparmöglichkeiten ausgeschöpft haben und weiter ausschöpfen werden.

■ Wie lassen sich Erfolg und Wirksamkeit der Reha messen?

Im Rahmen unserer Reha-Qualitätssicherung analysieren wir regelmäßig, wie viele Versicherte nach der Reha wieder arbei-ten. Obwohl die Erwerbsfähigkeit der Rehabilitanden zum Zeitpunkt der Antragstellung gemindert oder erheblich ge-fährdet war, bleiben gut 80 Prozent in den beiden Jahren nach einer medizinischen Reha im Erwerbsleben.

■ Wo kann die Reha ihr Potenzial noch ausbauen?

Zum einen schneiden wir die Reha stärker auf die beruflichen Anforderungen zu, um die für den Erhalt oder die Wiederher-stellung der Erwerbsfähigkeit notwendigen Instrumente und Verfahren noch zielgenauer einzusetzen. Zum anderen wollen wir im Zusammenwirken mit den Betrieben so früh wie mög-lich auf Gefährdungen der Leistungsfähigkeit reagieren: mit präventiv orientierten, in der Regel ambulanten Maßnahmen.

■ Welche Rolle spielt die Reha für die Rente ab 67?

Wenn die Beschäftigten länger als bisher arbeiten sollen, dann müssen sie dazu auch gesundheitlich in der Lage sein. Rehabilitation trägt dazu bei.

REHA loHNT SIcHfür JeDen investierten eUro fünf eUro GeWinn

Dr. Axel Reimann ist seit 2005

Mit glied des Direktoriums der

Deutschen Rentenversicherung

Bund.

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