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JAHRESBERICHT 2016 CHANCEN DER DIGITALISIERUNG
Mit ihrer klaren Ausrichtung auf die angewandte
Forschung und ihrer Fokussierung auf zukunfts
relevante Schlüsseltechnologien spielt die Fraunhofer
Gesellschaft eine zentrale Rolle im Innovationsprozess
Deutschlands und Europas. Die Wirkung der ange
wandten Forschung geht über den direkten Nutzen
für die Kunden hinaus: Mit ihrer Forschungs und
Entwicklungsarbeit tragen die FraunhoferInstitute
zur Wettbewerbsfähigkeit der Region, Deutschlands
und Europas bei. Sie fördern Innovationen, stärken
die technologische Leistungsfähigkeit, verbessern
die Akzeptanz moderner Technik und sorgen für
Aus und Weiterbildung des dringend benötigten
wissenschaftlichtechnischen Nachwuchses.
Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bietet die
FraunhoferGesellschaft die Möglichkeit zur fachlichen
und persönlichen Entwicklung für anspruchsvolle
Positionen in ihren Instituten, an Hochschulen, in Wirt
schaft und Gesellschaft. Studierenden eröffnen sich
aufgrund der praxisnahen Ausbildung und Erfahrung
an FraunhoferInstituten hervorragende Einstiegs
und Entwicklungschancen in Unternehmen.
Namensgeber der als gemeinnützig anerkannten
FraunhoferGesellschaft ist der Münchner Gelehrte
Joseph von Fraunhofer (1787–1826). Er war als Forscher,
Erfinder und Unternehmer gleichermaßen erfolgreich.
Stand der Zahlen: Januar 2017
www.fraunhofer.de
Die Fraunhofer-Gesellschaft
Forschen für die Praxis ist die zentrale Aufgabe
der FraunhoferGesellschaft. Die 1949 gegründete
Forschungsorganisation betreibt anwendungsorientierte
Forschung zum Nutzen der Wirtschaft und zum Vorteil
der Gesellschaft. Vertragspartner und Auftraggeber
sind Industrie und Dienstleistungsunternehmen
sowie die öffentliche Hand.
Die FraunhoferGesellschaft betreibt in Deutschland
derzeit 69 Institute und Forschungseinrichtungen.
24 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, überwiegend
mit natur oder ingenieurwissenschaftlicher Ausbil dung,
erarbeiten das jährliche Forschungsvolumen von
2,1 Milliarden Euro. Davon fallen 1,9 Milliarden Euro
auf den Leistungsbereich Vertragsforschung. Mehr als
70 Prozent dieses Leistungsbereichs erwirtschaftet die
FraunhoferGesellschaft mit Aufträgen aus der Industrie
und mit öffentlich finanzierten Forschungsprojekten.
Knapp 30 Prozent werden von Bund und Ländern als
Grundfinanzierung beigesteuert, damit die Institute
Problemlösungen entwickeln können, die erst in fünf
oder zehn Jahren für Wirtschaft und Gesellschaft
aktuell werden.
Internationale Kooperationen mit exzellenten
Forschungspartnern und innovativen Unternehmen
weltweit sorgen für einen direkten Zugang zu
den wichtigsten gegenwärtigen und zukünftigen
Wissenschafts und Wirtschaftsräumen.
JAHRESBERICHT 2016 CHANCEN DER DIGITALISIERUNG
Sehr geehrte Damen und Herren,
Fraunhofer ist auf einem guten Weg. Das Jahr 2016 war ge-
prägt von erfolgsorientierten Veränderungen durch Vorstand
und Präsidium. So haben wir unter anderem die Ver ant -
wor tung der Verbünde gestärkt und Maßnahmen zur Eingren-
zung von Institutsrisiken eingeführt. Das Ergebnis war eine
positive Entwicklung der Institute und damit der ganzen
Fraunhofer-Gesellschaft. Unsere Rolle als führender Techno lo-
giepartner der Wirtschaft konnten wir weiter aus bauen. Mit
einem Budget von deutlich mehr als 2 Mrd € sind wir heute
ein weltweit agierender Player der angewandten Forschung.
Ein wichtiger Erfolg gelang uns bei der Grundfinanzierung:
Mit einem Plus von 67 Mio € von Bund und Ländern
erreichen wir wieder die 30-Prozent-Marke, die wir nach dem
Fraun hofer-Modell anstreben sollen. Diesen Anteil nutzen
wir zur Vorlaufforschung mit dem Ziel, neue Technologien
zur Marktreife zu bringen. Seine Verwendung planen wir mit
aller Sorgfalt, ebenso wie die der rund 280 Mio €, die uns
für das Konzept des Fraunhofer-Verbunds Mikroelektronik
für eine Forschungsfabrik Mikroelektronik Deutschland (FMD)
zur Verfügung gestellt werden.
Die Digitalisierung von Unternehmen und Gesellschaft wird
uns verstärkt beschäftigen. Mit dem Industrial Data Space
reagieren wir auf den Bedarf der Wirtschaft an Datenschutz,
sicherem Datenaustausch und der Souveränität über die
eigenen Daten als Wirtschaftsgut. Dazu haben wir Anfang
2016 den Industrial Data Space e. V. gegründet mit inzwischen
42 Mitgliedern aus vielen Ländern. Wir haben weitere Aspekte
wie den Materials Data Space und den Medical Data Space
eingebunden. Damit stellt die Initiative eine breite Basis für
die weitere Digitalisierung der wirtschaftlichen Prozesse dar.
Fraunhofer passt sich dem gewachsenen Anspruch an. In
einem umfangreichen partizipativen Prozess haben wir 2016
ein neues Leitbild entworfen und verabschiedet. In Mission,
Vision und sechs Leitsätzen beschreiben wir darin, wie wir
uns sehen, wohin wir wollen und welche Grundsätze uns
dabei leiten.
Das Ziel bleibt, unseren wissenschaftlichen und wirtschaft-
lichen Erfolg durch Originalität, disruptive Ansätze und mit-
hilfe systemrelevanter strategischer Projekte kontinuierlich
aus zubauen. Wir antworten damit auf eine stark steigende
Nach frage aus der Industrie nach Fraunhofer-Leistungen, die
durch den Umbau der deutschen Wirtschaft in Richtung
Digitalisierung und Biologisierung mitverursacht wird. Zu einer
nachhaltigen Entwicklung von Forschungsstandorten wird
Fraunhofer mit 17 Leistungszentren beitragen. Sie sollen die
Verwertung wissenschaftlicher Ergebnisse in allen Sektoren
der Wirtschaft optimieren und sich zu nationalen Infrastruk-
turen für Technologietransfer in Deutschland herausbilden.
Das Umfeld der angewandten Forschung ändert sich schnell;
Politik, Märkte und Technologien sind in ständigem Wandel.
Daher schaffen wir Strukturen, die aus sich heraus weiterhin
für Flexibilität und Bewegung sorgen. Mit einer Agenda
Fraunhofer 2022 wollen wir unsere dynamische Entwicklung
verstetigen und zu einer Master-Roadmap ausbauen.
Die Leistungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter be-
stimmen maßgeblich den Erfolg von Fraunhofer. Im Namen
des gesamten Vorstands bedanke ich mich bei ihnen, bei
den Kunden sowie den Kuratoriums- und Senatsmitgliedern
herzlich für das beständige Vertrauen und das große
Engagement.
Ihr
Reimund Neugebauer
Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft
B E R I C H T D E S V O R S T A N D S
8 Der Vorstand
12 Lagebericht 2016
50 Bericht des Senats zum Geschäftsjahr 2016
52 Im Fraunhofer-Senat
A U S D E R F R A U N H O F E R - F O R S C H U N G
58 Daten – Rohstoff für smarte Innovationen
68 Projekte und Ergebnisse 2016
86 Neue Initiativen und Leistungszentren
92 Auszeichnungen 2016
94 Menschen in der Forschung
106 Unternehmen im Fraunhofer-Umfeld
F I N A N Z E N
112 Bilanz zum 31. Dezember 2016
114 Gewinn- und Verlustrechnung für das Geschäftsjahr 2016
116 Zusammenhang zwischen Gewinn- und Verlustrechnung,
Leistungsrechnung und Einnahmen- und Ausgabenrechnung
118 Leistungsrechnung der Fraunhofer-Einrichtungen
124 Auszüge aus dem Anhang
127 Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers
S E R V I C E
130 Struktur der Fraunhofer-Gesellschaft
132 Mitglieder, Organe, Gremien
134 Fraunhofer-Verbünde
135 Fraunhofer-Allianzen
136 Adressen Deutschland
138 Adressen International
140 Impressum
D E R V O R S T A N D
L A G E B E R I C H T 2 0 1 6
B E R I C H T D E S S E N A T S
Z U M G E S C H Ä F T S J A H R 2 0 1 6
I M F R A U N H O F E R - S E N A T
BERICHT DES VORSTANDS
8
DER VORSTAND
Reimund Neugebauer ist Professor für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik
an der TU Chemnitz. Nach leitender Tätigkeit in der Maschinenbauindustrie gründete er 1991
das Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU, das er 21 Jahre
leitete und zu einem internationalen Zentrum der Produktionstechnik ausbaute. Seit 2012 ist
er Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft.
Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. E. h. Dr.-Ing. E. h. mult. Dr. h. c. mult.
Reimund Neugebauer
Präsident, Unternehmenspolitik
9
B E R I C H T D E S V O R S T A N D S
Georg Rosenfeld ist Physiker. Nach seiner Arbeit als Wissenschaftler
am Forschungszentrum Jülich und an der niederländischen Universität Twente
wechselte er zur Fraunhofer-Gesellschaft, wo er u. a. als Hauptabteilungsleiter
Unternehmensentwicklung und als Direktor Forschung wirkte. Im Jahr 2016
berief ihn der Senat zum Mitglied des Vorstands.
Prof. Dr. rer. nat.
Georg Rosenfeld
Vorstand für Technologiemarketing und Geschäftsmodelle
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B E R I C H T D E S V O R S T A N D S
Der Vorstand
Alexander Kurz arbeitete nach seiner juristischen Ausbildung als Rechtsanwalt
und in Management- und Vorstandspositionen für große Forschungsorganisationen
wie das CERN in Genf und das Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Seit 2011
ist er Fraunhofer-Vorstand.
Prof. Dr. rer. publ. ass. iur.
Alexander Kurz
Vorstand für Personal, Recht und Verwertung
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Alfred Gossner absolvierte eine Karriere mit internationalen Stationen bei der Allianz Gruppe.
Vor seinem Wechsel zur Fraunhofer-Gesellschaft im Jahr 2002 war er Mitglied des Vorstands
bei der Allianz Versicherungs-AG.
Prof. (Univ. Stellenbosch) Dr. rer. pol.
Alfred Gossner
Vorstand für Finanzen, Controlling und IT
12
13 Eckdaten: Entwicklung der Fraunhofer-Gesellschaft 2016
14 Strategische Entwicklung
Profil der Fraunhofer-Gesellschaft
Ziele und strategische Initiativen
Strukturelle Weiterentwicklung
Nachhaltigkeit
Wissenschaftspolitische Rahmenbedingungen
21 Wirtschaftsbericht
Wirtschaftliche Rahmenbedingungen
Finanzvolumen
Vertragsforschung
Verteidigungsforschung
Ausbauinvestitionen
Fraunhofer-Verbünde
Finanzlage
Vermögenslage
Beteiligungen, Tochtergesellschaften und Ausgründungen
Internationale Aktivitäten der deutschen Fraunhofer-Institute
Schutzrechtsaktivitäten
41 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Gesamtüberblick
Berufliche Chancengleichheit
Internationalität
46 Risiken und Ausblick
Risikomanagement und Risiken
Ausblick
LAGEBERICHT 2016
13
B E R I C H T D E S V O R S T A N D S
Eckdaten: Entwicklung der Fraunhofer-Gesellschaft 2016
2015 2016 Veränderung
Finanzvolumen in Mio € 2115 2081 – 34 – 2 %
Vertragsforschung 1835 1879 +44 +2 %
Verteidigungsforschung 127 114 – 13 – 10 %
Ausbauinvestitionen 153 88 – 65 – 42 %
Aufwandsstruktur des Finanzvolumens in %
Personalaufwandsquote 55 59 +4
Sachaufwandsquote 29 30 +1
Investitionsquote 16 11 – 5
Finanzierung der Vertragsforschung in Mio €
Projekterträge 1305 1386 +81 +6 %
Wirtschaftserträge 641 682 +41 +6 %
Öffentliche Erträge 1 664 704 +40 +6 %
Zuwendungsbedarf 530 493 – 37 – 7 %
Finanzierungsanteile in der Vertragsforschung in % 2
Projekte 73 74 +1
Wirtschaft 37 37 0
Öffentlich 1 36 37 +1
Internationale Erträge in Mio € 3 291 304 +13 +4 %
Patentanmeldungen pro Jahr 506 608 +102 +20 %
Aktive Patentfamilien zum Jahresende 6573 6762 +189 +3 %
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Jahresende 24 084 24 458 +374 +2 %
1 Öffentlich beinhaltet Bund, Länder und EU-Kommission sowie sonstige Erträge (Forschungsförderung, sonstige FuE, nicht FuE).
2 Anteile an der Finanzierung des Betriebshaushalts inkl. kalkulatorischer Abschreibungen auf Investitionen
(ohne Einrichtungen im Aufbau, ohne Veränderung der Rücklage).
3 Erträge aus der Zusammenarbeit mit internationalen Auftraggebern und Partnern (inkl. Erträge der ausländischen
Tochtergesellschaften mit Dritten).
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STRATEGISCHE ENTWICKLUNG
Profil der Fraunhofer-Gesellschaft
Forschen für die Praxis ist die zentrale Aufgabe der
Fraunhofer-Gesellschaft. Die 1949 gegründete gemeinnützige
Forschungsorganisation mit Sitz in München betreibt deutsch-
landweit in derzeit 69 Fraunhofer-Instituten und -Einrichtungen
anwendungsorientierte Forschung und Entwicklung
(FuE) auf Gebieten der Natur- und Ingenieurwissenschaften,
die für den Standort Deutschland wettbewerbsrelevant sind.
Ihre Mission liegt in der innovationsorientierten Forschung
zum unmittelbaren Nutzen für die Wirtschaft und die
Gesellschaft. Zum Spektrum des Forschungsportfolios
ge hören alle Bereiche, die auch Gegenstand der Hightech-
Strategie der Bundesregierung sind, wie ressourceneffiziente
Produktion, Verkehr und Mobilität, Energie und Wohnen,
Information und Kommunikation, Schutz und Sicherheit
sowie Gesundheit, Ernährung und Umwelt.
24 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, vorwiegend mit
natur- oder ingenieurwissenschaftlicher Ausbildung, erzielen
ein jährliches Finanzvolumen von knapp 2,1 Mrd €. Davon
entfallen rund 1,9 Mrd € auf den Leistungsbereich Vertrags
forschung. Mehr als 70 Prozent dieses Leistungsbereichs
erwirtschaftet Fraunhofer durch Auftragsforschung für die
Wirtschaft und durch öffentlich finanzierte Forschungsprojek-
te. Gemeinsam mit ihren Auftraggebern und Projektpartnern
entwickeln und optimieren die Fraunhofer-Institute Verfahren,
Produkte oder Anlagen bis hin zur Einsatz- oder Marktreife.
Knapp 30 Prozent werden im Finanzierungsverhältnis 90 :10
durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung
(BMBF) und die Länder als Grundfinanzierung bereitgestellt,
vor allem zur Finanzierung der Vorlaufforschung, deren
Er gebnisse für Wirtschaft, Staat und Gesellschaft in Zukunft
relevant sein werden.
Zur Ausrichtung des breiten Forschungsportfolios auf den sich
äußerst dynamisch verändernden Vertragsforschungsmarkt
setzt Fraunhofer qualitätssichernde Planungsprozesse ein. Die
FuE-Strategieplanung findet auf drei Ebenen statt, die sich
gegenseitig beeinflussen.
Die einzelnen Fraunhofer-Institute planen ihre Geschäfts felder
und Kernkompetenzen auf Basis ihres unmittelbaren Markt-
kontakts und ihrer Vernetzung mit der wissenschaftlichen
Fachwelt.
Zur Entwicklung und Abstimmung einer institutsübergreifen-
den Forschungsstrategie kooperieren Institute mit ähnlichen
Kompetenzen auf Ebene der sieben FraunhoferVerbünde:
– IUK-Technologie
– Life Sciences
– Light & Surfaces
– Mikroelektronik
– Produktion
– Werkstoffe, Bauteile – MATERIALS
sowie
– Verteidigungs- und Sicherheitsforschung VVS
Darüber hinaus kooperieren Institute mit komplementären
Kompetenzen in verschiedenen FraunhoferAllianzen, um
ein bestimmtes Geschäftsfeld gemeinsam zu bearbeiten.
Auf Ebene der Gesamtgesellschaft identifiziert Fraunhofer
inno va tive Geschäftsfelder und Technologietrends mit großem
Markt potenzial und hoher gesellschaftlicher Relevanz und
entwickelt diese primär mit internen Forschungsprogrammen,
an denen sich Institutskonsortien auf Basis kompetitiver
Auswahlprozessen beteiligen.
15
B E R I C H T D E S V O R S T A N D S
Lagebericht 2016
Ziele und strategische Initiativen
Die Mission der Fraunhofer-Gesellschaft ist die angewandte
Forschung: Originäre Ideen werden gemeinsam mit Unterneh-
men in Innovationen umgesetzt – zum Wohl der Gesellschaft
und zur Stärkung der deutschen und europäischen Wirtschaft.
Im neuen FraunhoferLeitbild von 2016 hat Fraunhofer
ihre Zielsetzung für die Zukunft formuliert, Innovationstreiber
für strategische Initiativen zur Lösung künftiger Heraus-
forderungen zu sein. Die Leitsätze adressieren daneben u. a.
die weitere Optimierung der Zusammenarbeit mit unseren
Kunden, die interne Kooperation und die Bedeutung
unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den Erfolg der
Fraunhofer-Gesellschaft.
Durch neue Kommunikationsprozesse und Vernetzungs-
instrumente werden die Fraunhofer-Innovationsinitiativen
institutsübergreifend durch eine zentrale Moderation voran-
getrieben. Dazu gehört z. B. die Gründung des »Industrial
Data Space e. V.«. Damit hat Fraunhofer 2016 zusammen
mit inzwischen 42 Mitgliedern aus acht Ländern einen wich-
tigen Schritt zu einer digital vernetzten Industrie vollzogen.
Mit dem Industrial Data Space reagiert Fraunhofer auf die
Nachfrage der Industrie nach einem sicheren Datenaustausch
und der Souveränität über die eigenen Daten als Wirtschafts-
gut. Da r über hinaus hat Fraunhofer zwei weitere verwandte
Anwendungsfelder auf den Weg gebracht, die auf der
Architektur des Industrial Data Space basieren. Der Material
Data Space leistet einen Beitrag zur digitalen Souveränität
in der Wertschöpfungskette und im Produktlebenszyklus.
Der Medical Data Space ist wesentlich bei der Vernetzung
der medizinischen Versorgung mit der Forschung.
Sieben Fraunhofer-Institute bearbeiten auch Forschungs-
themen, die insbesondere im Interesse des Bundesministe -
riums der Verteidigung (BMVg) liegen. Fraunhofer fasst
diese voll umfänglich vom BMVg finanzierten Tätigkeiten als
Leistungsbereich Verteidigungsforschung zusammen.
Die Fraunhofer-Institute stehen in enger Kooperation mit
den Universitäten. Beide Partner besetzen sich ergänzende
Aufgabenfelder, d. h. von Lehre und akademischer Ausbildung
über erkenntnisorientierte Forschung zu Transfer und Auf-
tragsforschung. Nahezu alle Fraunhofer-Institutsleitungen sind
in Personalunion mit Lehrstühlen an Universitäten verbunden.
Fraunhofer engagiert sich daher auch stark in der Ausbildung
des wissenschaftlich-technischen Nachwuchses.
Tochtergesellschaften in Europa, Nord- und Südamerika
sowie Repräsentanzen in Asien und im Nahen Osten bilden
für Fraunhofer eine Brücke zu den wichtigsten gegenwärtigen
und zukünftigen Wissenschafts- und Wirtschaftsräumen.
Weltweit ergänzen zahlreiche strategische Kooperationen
mit exzellenten Partnern das internationale Portfolio von
Fraunhofer.
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B E R I C H T D E S V O R S T A N D S
Lagebericht 2016
Um die wissenschaftliche Exzellenz zu fördern, sind 2016 zum
ersten Mal spezifisch an die Mission von Fraunhofer ange-
passte Wissenschaftsindikatoren eingeführt, erfasst und
intern diskutiert worden. Auch der Stellenwert der Kommu-
nikation als Wertschöpfungsfaktor gewinnt zunehmend an
Bedeutung. Um Effektivität und Effizienz der Maßnahmen
kontinuierlich zu verbessern, werden seit 2016 zu den bereits
bestehenden Zielen aus der Kommunikationsstrategie ge-
eignete Kommunikationsindikatoren und Methoden zur
Erfolgsmessung definiert.
Eine zukunftsfähige Weiterentwicklung des komplexen
und dynamischen FuE-Portfolios von Fraunhofer ist nur mög-
lich, wenn neben der Bottom-up-Strategie der einzelnen
Fraunhofer-Institute auch organisationsübergreifende In stru-
mente und Methoden entwickelt werden, um frühzeitig
FuEThemen mit hohem Potenzial zu identifizieren, sie
zu bewerten und weiterzuentwickeln. Im Jahr 2016 sind da-
durch neue Themen wie die Quantentechnologie, die Aqua-
kultur oder die Programmierbaren Materialien durch die
Zusammenführung von verschiedenen Kernkompetenzen der
Institute angestoßen worden. Ziel ist es, diese konsequent
zu Fraunhofer-Geschäftsfeldern von morgen zu entwickeln.
Neben diesen Themen folgt Fraunhofer auch den großen FuE-
Trends, wie dem der Digitalisierung oder der Biologisierung der
Technik. Hier können im Sinne eines Alleinstellungsmerkmals
die verschiedenen Disziplinen von Fraunhofer zu erfolgreichen
Synergien zusammengeführt werden, z. B. die Life Sciences mit
den Materialwissenschaften im Bereich der Medizintechnik.
Neue interne Fördermodelle unterstützen diese Kooperation.
Neue Impulse für die Auftragsforschung ergeben sich außer-
dem durch strategische Partnerschaften mit Schlüssel
kunden, etwa auf Grundlage eines Matching-Prozesses.
Hier werden in einem strukturierten, abgestimmten Vorgehen
aus den unternehmensspezifischen FuE-Bedarfen Themen
mit hohem Kooperationspotenzial identifiziert und Instituts-
Konsortien für FuE-Projekte initiiert. Die Auftragsforschung
gewinnt zudem, indem erfolgreiche Geschäftsmodelle auf
Corporate Level identifiziert und gefördert werden. Ein Beispiel
hierfür ist der »Embedded Scientist«, bei dem Unternehmen
ihre Entwickler an ein Fraunhofer-Institut entsenden, um dort
gemeinsam an FuE-Bedarfen des Unternehmens zu forschen.
Mit dem »Lernlabor Cybersicherheit« wurde 2016 mit
Unter stützung des BMBF die forschungsnahe Weiterbil
dung bei Fraunhofer in einem für Wirtschaft und Gesellschaft
zukunftskritischen Technologiefeld entschieden ausgebaut.
In Kooperation mit ausgewählten Fachhochschulen bietet die
Fraunhofer Academy Fach- und Führungskräften bundesweit
eine praxisnahe Weiterbildung in der IT-Sicherheit an, die
auf dem aktuellen Stand der Forschung basiert. Unternehmen
und Behörden werden damit unterstützt, die Chancen der
Digitalisierung mit möglichst geringen Risiken nutzen zu
können. Die branchen-, themen- und funktionsspezifischen
Module finden dabei in hochwertigen Labors mit aktueller
IT-Infrastruktur statt.
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Strukturelle Weiterentwicklung
Das Wachstum der Fraunhofer-Gesellschaft basiert auf dem
stetigen Wachstum der Fraunhofer-Institute und auf der
Integration von externen Einrichtungen sowie der Gründung
neuer Projektgruppen. Der Aufbau dieser Gruppen erfolgt
üblicherweise über einen Zeitraum von fünf Jahren. Vor der
anschließenden unbefristeten Aufnahme in die 90 :10-Finan-
zierung von Bund und Ländern wird mittels einer Evaluation
die dauerhafte Eignung für das Fraunhofer-Modell geprüft.
Dabei sind die Passfähigkeit oder strategische Bedeutung
des Kom petenzprofils zum bestehenden Fraunhofer-FuE-
Portfolio ein wesentliches Kriterium. Darüber hinaus muss die
Finanzierung nach dem Fraunhofer-Modell inkl. zusätzlicher
institutioneller Förderung mittelfristig gesichert sein. Im Jahr
2016 wurden fünf Projektgruppen positiv evaluiert:
– die Projektgruppe »Personalisierte Tumortherapie« des
Fraunhofer ITEM in Regensburg
– das »ATZ Entwicklungszentrum – Energie, Rohstoffe, Mate-
rialien« des Fraunhofer UMSICHT in Sulzbach-Rosenberg
– die Projektgruppe »Bearbeitungstechnologien im
Leichtbau« des Fraunhofer IPA in Stuttgart
– das ehemalige Deutsche Kunststoff-Institut (DKI) als neuer
Institutsteil des Fraunhofer LBF in Darmstadt
– die Projektgruppe »Komponenten und Systementwicklung
von elektrischen Energiespeichern« des Fraunhofer IFAM in
Oldenburg
Alle fünf Projektgruppen erhalten ihre Grundfinanzierung aus
der gemeinsamen 90 :10-Finanzierung von Bund und Ländern.
Daneben wurden 2016 zwei Fraunhofer-Institute und eine
Fraunhofer-Einrichtung neu gegründet, die jeweils aus erfolg-
reichen Projektgruppen und Institutsteilen hervorgingen.
Seit Beginn 2016 besteht das Fraunhofer-Institut für Mikro-
struktur von Werkstoffen und Systemen IMWS mit Hauptsitz
in Halle (Saale). Es ging aus einem ehemaligen Institutsteil
des Fraunhofer-Instituts für Werkstoffmechanik IWM hervor,
der sich sehr erfolgreich entwickelte. Das Fraunhofer IMWS
verstärkt den Fraunhofer-Verbund Werkstoffe, Bauteile –
MATERIALS und ist bereits in zahlreichen Fraunhofer-Allianzen
eingebunden.
Im Juli 2016 entstand die eigenständige Fraunhofer-Einrichtung
für Gießerei-, Composite- und Verarbeitungstechnik IGCV mit
Standorten in Augsburg und Garching. Die Fraunhofer IGCV
vereint den früheren Institutsteil »Funktionsintegrierter Leicht-
bau (FIL)« des Fraunhofer-Instituts für Chemische Technologie
ICT, die Projektgruppe »Ressourceneffiziente mechatronische
Verarbeitungsmaschinen (RMV)« des Fraunhofer-Instituts
für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU sowie die
Arbeitsgruppe Gießereiwesen der Technischen Universität
München.
Ein Paradebeispiel für die erfolgreiche Entwicklung einer Pro-
jektgruppe ist das seit 1. Januar 2017 bestehende Fraunhofer-
Institut für Entwurfstechnik Mechatronik IEM in Paderborn. Es
ging aus einer früheren Projektgruppe des Fraunhofer-Instituts
für Produktionstechnologie IPT hervor, die bereits Anfang
2016 – fünf Jahre nach ihrem Start – zu einer eigenständigen
Fraunhofer-Einrichtung ernannt wurde und ein Jahr später den
Status als Fraunhofer-Institut erhielt.
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B E R I C H T D E S V O R S T A N D S
Lagebericht 2016
Nachhaltigkeit
Als wesentlicher Akteur im deutschen und europäischen
Wis sen schaftssystem beteiligt sich Fraunhofer engagiert am
gesellschaftlichen Diskurs über die Wettbewerbs- und
Zu kunfts fähigkeit des Standorts. Im Fokus stehen die Er schlie-
ßung neuer Innovationsfelder, z. B. durch Forschungsbeiträge
zu den Sustainable Development Goals der Vereinten Natio-
nen, sowie die stetige Weiterentwicklung der gesellschaft-
lichen Verantwortung als Organisation und Arbeitgeber im
Sinne einer Corporate Responsibility.
Fraunhofer setzt hierzu auf wissenschaftliche Exzellenz und
Integrität, aktiven Technologie- und Wissenstransfer, Be -
darfs- und Problemorientierung, strategische Initiativen und
Partnerschaften sowie werteorientierte Personalarbeit. Rele-
van te Maß nahmen und Ziele in den Bereichen Wissenschaft,
Wirtschaft, Mitarbeitende, Gesellschaft sowie Ressourcen,
zu denen sich die Fraunhofer-Gesellschaft verpflichtet hat,
wurden 2016 im organisationsweiten Fraunhofer-Nachhal
tig keits bericht offengelegt.
Auch in der deutschen Forschungslandschaft hat sich
Fraunhofer für ein richtungsweisendes Verständnis im Be -
reich Nachhaltigkeitsmanagement engagiert. Im Rahmen
eines BMBF-geförderten Verbundvorhabens entwickelten
Fraunhofer-Experten aus Wissenschaft und Verwaltung
gemeinsam mit der Leibniz- und der Helmholtz-Gemeinschaft
ein forschungsspezifisches Nachhaltigkeitsmanagement.
Das Ergebnis wurde zum Projektabschluss Ende 2016
gemeinsam mit Bundesministerin für Bildung und Forschung
Prof. Dr. Johanna Wanka vorgestellt: Nach dreijähriger
Projektlaufzeit ist eine fundierte Handreichung entstanden, in
der sich die beteiligten Organisationen zu ihrer gesellschaft-
lichen Verantwortung in Sachen Nachhaltigkeit bekennen und
konkrete Wege zu deren Umsetzung aufzeigen.
Weiterhin ist 2016 die strategische Entscheidung gefallen,
die Sichtbarkeit der sozioökonomischen und soziotech
no lo gischen Forschung bei Fraunhofer zu stärken und das
interdisziplinäre Zusammenwirken der beteiligten Fraunhofer-
In stitute weiterzuentwickeln. Die Innovationsforschung im
Bereich der Entstehungs- und Diffusionsprozesse neuer Tech-
nologien hat dabei besondere Relevanz. Mit dem Wissen um
die komplexen Prozesse, die mit der Einführung neuer Tech-
nologien verbunden sind, kann die langfristige Wirkung in
ökonomischer, sozialer, politischer oder auch kultureller Hin-
sicht für Gesellschaft und Wirtschaft aktiv gestaltet werden.
Es geht jedoch nicht nur um die Abschätzung und mögliche
Gestaltung von »Technologiefolgen«, sondern immer mehr
um die gesellschaftlichen Bedingungen zur Steigerung der
Innovationskraft in Deutschland und Europa. In diesem Zusam-
menhang wird zunehmend auf die aktive Einbindung aller am
Innovationsgeschehen Beteiligten gesetzt – und damit auf die
Zivilgesellschaft. An der Schnittstelle zwischen Wissenschaft,
Wirtschaft und Gesellschaft ist Fraunhofer prädestiniert, diese
Einbindung zu gestalten. Unter dem Stichwort Partizipative
Technologiegestaltung hat Fraunhofer 2016 im Rahmen
eines internen Projekts die Erkenntnisse aus den Erfahrungen
ihrer Institute in verschiedenen Partizipationsvorhaben
analysiert. Als Ergebnis wurden Empfehlungen in Form von
Anforderungen an eine systematische Vorgehensweise ab-
geleitet, um die Öffnung des Innovationsprozesses zu fördern
und für alle Beteiligten nutzbringend zu gestalten. Gerade
im Bereich von übergreifenden Energie-, Mobilitäts- oder
Stadtsystemen befördern partizipative Methoden innovative
und gesellschaftlich tragfähige Lösungen.
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Wissenschaftspolitische Rahmenbedingungen
Als Akteur im deutschen Wissenschaftssystem sieht sich die
Fraunhofer-Gesellschaft komplexen wissenschaftspolitischen
Rahmenbedingungen gegenüber.
Im Laufe des Jahres 2016 hat das HightechForum Impulse
zur Umsetzung der aktuellen Hightech-Strategie der Bundes-
regierung gegeben sowie strategische Leitlinien und prioritäre
Handlungsfelder für die Weiterentwicklung der Hightech-
Strategie erarbeitet. Fraunhofer und der Stifterverband für
die Deutsche Wissenschaft e. V. betreiben eine gemeinsame
Geschäftsstelle für das Management des Hightech-Forums.
Durch die Beteiligung bieten sich für Fraunhofer Chancen,
konkrete Handlungsempfehlungen für Programme und Pro-
jekte zu formulieren und Impulse für innovationspolitische
Themenfelder zu geben. Gleichzeitig kann Fraunhofer ihre in-
haltliche und methodische Expertise einbringen und konkrete
Maßnahmen zur Umsetzung der Hightech-Strategie anbieten.
Im Rahmen des Innovationsdialogs tauschen sich die
Bundeskanzlerin und weitere Vertreter der Bundesregierung
bis 2017 zweimal jährlich mit hochrangigen Vertretern der
Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft aus. Fraunhofer-
Präsident Prof. Dr. Reimund Neugebauer ist Mitglied im
Steuerkreis. Das Gremium diskutiert regelmäßig relevante
Zukunftsfragen hinsichtlich effektiver Rahmenbedingungen
für Forschung und Innovation. In den beiden Dialogen 2016
wurden die modernen Formen des Erkenntnis-, Wissens- und
Technologietransfers sowie die Innovationspotenziale der Bio-
technologie vertieft. In der finalen Sitzung des Steuerkreises
im Juni 2017 soll eingehender über mögliche Instrumente
zur Förderung disruptiver Innovationen beraten werden. Die
Mitgliedschaft des Fraunhofer-Präsidenten im Steuerkreis des
Innovationsdialogs ermöglicht es, die Themensetzung und
den Inhalt der Dialoge mitzugestalten.
Anfang 2016 ist der Pakt für Forschung und Innovation III
in Kraft getreten. Darin haben sich die Bundeskanzlerin und
die Ministerpräsidenten der Länder darauf geeinigt, dass
die außeruniversitären Forschungsorganisationen bis 2020
einen Aufwuchs ihrer institutionellen Förderung um jährlich
3 Prozent erhalten. Bis 2016 betrug der Aufwuchs 5 Prozent.
Fraunhofer hat in der Selbstverpflichtungserklärung zur
Fortschreibung des Pakts für Forschung und Innovation III ihre
missionsspezifischen Ziele zu sechs Kernthemen formuliert.
Die Selbstverpflichtungserklärung von Fraunhofer ist unter den
Publikationen auf den Internetseiten der Gemeinsamen Wis-
senschaftskonferenz GWK einzusehen (www.gwk-bonn.de).
Beim Kernthema »Vernetzung im Wissenschaftssystem«
ist bei spielsweise die stärkere Vernetzung und Koopera
tion mit den Universitäten und anderen außeruniversitären
For schungs organisationen ein erklärtes Ziel. Bei einer
gemein samen Veranstaltung der Max-Planck-Gesellschaft
und Fraunhofer-Gesellschaft wurden im Sommer 2016 drei
gemeinsam bearbeitete Forschungsprojekte vorgestellt:
»PowerQuant« – Quanteneffekte in Hochleistungslasern,
»Pompeji« – Neue Restaurierungsverfahren für das Welt-
kulturerbe sowie »Aim Biotech« – Insekten als Vorbild für
die Biotechnologie.
20
B E R I C H T D E S V O R S T A N D S
Lagebericht 2016
Um die Zusammenarbeit mit den Universitäten, auch im
Sinne der Selbstverpflichtungserklärung und der regionalen
Industrie, zu intensivieren, hat Fraunhofer ihr Modell der natio-
nalen Leistungszentren weiter ausgebaut und bundesweit
in zwischen 17 Leistungszentren gestartet. Die Finanzierung
der ak tu ellen Pilotphasen erfolgt partnerschaftlich durch
die Sitz länder, die industriellen Partner und Fraunhofer. Eine
Ver ste ti gung der Finanzierung auch durch Bundesmittel wird
angestrebt.
Der Beitrag der Fraunhofer-Institute zum Erfolg des Innova-
tions standorts Deutschland wird durch die grundfinanzierte
Vorlaufforschung ermöglicht. Da die Steigerung der Grund-
finan zierung in den vergangenen Jahren unterproportional zur
exzellenten Entwicklung der Wirtschaftserträge und der
öffent lichen Projektförderung blieb, reduzierte sich der relative
Grundfinanzierungsanteil deutlich. Ein weiteres Absinken
würde das Fraunhofer-Finanzierungsmodell und somit den
erfolgreichen Forschungsmix gefährden. Deshalb hat die
Bundesregierung Ende 2016 eine Steigerung der Grund
finanzierung für Fraunhofer um 60 Mio € aus Bundesmitteln
beschlossen. Die Länder schließen sich dieser Erhöhung im
Rahmen der 90 :10-Finanzierung an.
Zur Konsolidierung der öffentlichen Haushalte trat 2016 für
den Bund die »Schuldenbremse« in Kraft. Für die Länder folgt
dieser Mechanismus im Jahr 2020. Darüber hinaus ist mit
einer Verlagerung der Prioritäten bei der Vergabe öffentlicher
Mittel zu rechnen. Ausgaben für Beschaffung oder Sanierung
dringend und unmittelbar benötigter öffentlicher Infrastruktur
sowie Ausrüstung (z. B. in den Bereichen öffentliche Sicherheit,
Verteidigung, Straßen- und Schienenwege) könnten zulasten
der öffentlichen Förderung von Forschung und Entwicklung
gehen. Mittelfristig rechnet Fraunhofer deshalb damit, dass
sich die Projektförderung von Bund und Ländern im Ver-
gleich zur positiven Entwicklung der Vorjahre abflachen wird.
Auf EU-Ebene wird gegenwärtig eine Zwischen-Evaluierung
des EU-Rahmenprogramms für Forschung und Innovation
Horizont 2020 durchgeführt, die auch zu Empfehlungen für
die Gestaltung des nächsten Rahmenprogramms führen soll.
Hierbei wird es u. a. darauf ankommen, sowohl die Kosten-
rechnungsmodalitäten (Vollkosten), die neuen Instrumente
(z. B. Europäischer Innovationsrat) und die thematische
Ausrichtung des künftigen Rahmenprogramms für Forschung
und Innovation kritisch zu reflektieren und im Sinne von
Anwendungs- und Transferorientierung zu prägen.
21
WIRTSCHAFTSBERICHT
Wirtschaftliche Rahmenbedingungen
– Deutsche Wirtschaft wächst stetig und solide
– Deutschland erreicht 3 Prozent Forschungsquote
– Bildung und Forschung bleibt ein Schwerpunkt
der Bundesregierung
Die konjunkturelle Lage in Deutschland war auch im
Jahr 2016 durch ein solides und stetiges Wirtschaftswachstum
gekennzeichnet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) verzeich-
nete einen realen Zuwachs von 1,9 Prozent und übertraf die
Steigerungen in den beiden Vorjahren (2015: plus 1,7 Prozent;
2014: plus 1,6 Prozent). Das Wirtschaftswachstum lag damit
erneut über dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre von
1,4 Prozent. Die Staatshaushalte blieben 2016 erfolgreich auf
Konsolidierungskurs. Bund, Länder, Gemeinden und Sozial-
versicherungen erwirtschafteten insgesamt einen Finanzie-
rungsüberschuss in Höhe von 23,7 Mrd €. Der Staat schloss
damit das dritte Jahr in Folge mit einem Überschuss ab.
Das DreiProzentZiel der Europäischen Union, bis 2020
insgesamt 3 Prozent des BIP für Forschung und Entwicklung
auszugeben, hat Deutschland knapp erreicht. In der im
Dezem ber 2016 vorgestellten FuE-Erhebung ermittelt der
Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft für das Vorjahr
2015 eine Forschungsquote von 2,99 Prozent. Triebkraft war
die deutsche Wirtschaft, die ihre Forschungsquote auf
2,1 Prozent steigerte. Die Quote der öffentlichen Forschung
lag mit 0,9 Prozent in etwa auf dem Vorjahresniveau. Einen
neuen Höchstwert gab es auch beim FuE-Personal. Die Anzahl
der FuE-Vollzeitstellen in der Wirtschaft stieg auf 416 000
Beschäftigte – ein Zuwachs von 12 Prozent gegenüber dem
Vorjahr. Die internen FuE-Ausgaben lagen gemäß der FuE-
Erhebung 2015 bei 62,4 Mrd €. Das entspricht einem Zuwachs
von 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr und plus 60 Prozent in
den letzten zehn Jahren. Die Ausgaben für extern vergebene
Forschungsaufträge haben sich im selben Zeitraum sogar
fast verdoppelt und stiegen auf 17,4 Mrd €. Im Vorjahr 2015
wurde das Wachstum vor allem durch die Automobilindustrie
getrieben, die ihre Ausgaben für eigene Forschung und Auf-
tragsforschung gleichermaßen um rund 10 Prozent steigerte.
Die Pharmabranche verzeichnete sogar ein Plus von 25 Prozent
bei der extern vergebenen Auftragsforschung.
Zum starken Wachstum leistete auch der Bund einen
ent scheidenden Anteil. Seine FuE-Ausgaben sind in den ver-
gangenen zehn Jahren um mehr als 60 Prozent gestiegen.
Daneben haben sich die Ausgaben für Bildung im selben
Zeitraum sogar mehr als verdoppelt. 2017 steigt der Etat des
Bundes ministeriums für Bildung und Forschung (BMBF)
auf rund 17,6 Mrd €, ein Plus von knapp 8 Prozent gegenüber
dem Vorjahr. Die Förderung von Bildung und Forschung
bleibt damit ein wichtiger Schwerpunkt der Bundesregierung.
Wirtschaft und öffentlicher Hand ist die zentrale Bedeutung
von Forschung und Innovationen für die zukünftige
Wettbewerbsfähigkeit bewusst. Insgesamt dürfte sich der
Wachstums trend der FuE-Ausgaben damit weiter fortsetzen.
Die steigenden Ausgaben stützen auch die Innovationskraft
deutscher Unternehmen. Gemäß dem »EU Industrial
R&D Investment Scoreboard 2016« liegt Deutschland bei
den FuE-Investitionen auf Platz 3 hinter den USA und Japan.
22
B E R I C H T D E S V O R S T A N D S
Lagebericht 2016
Finanzvolumen der Fraunhofer-Gesellschaft 2012 – 2016
2012 2013 2014 2015 2016
n Ausbauinvestitionen 199 235 226 153 88
n Verteidigungsforschung 113 114 118 127 114
n Vertragsforschung 1614 1661 1716 1835 1879
= Finanzvolumen in Mio € 1926 2010 2060 2115 2081
200
12 13 14 15 16
400
600
800
1000
1200
1400
1600
1800
2000
2200
Mio €
23
Finanzvolumen
– Finanzvolumen mit 2081 Mio € leicht unter Vorjahr
– Kontinuierliches Wachstum der Vertragsforschung
– Vergleichsweise geringe Ausbauinvestitionen
Vertragsforschung
– Forschungsvolumen beträgt knapp 1,9 Mrd €
– Wirtschaftserträge um 6 Prozent gestiegen
– Projektförderung von Bund und Ländern 10 Prozent
über dem Vorjahr
Die Fraunhofer-Gesellschaft erwirtschaftete 2016 ein Finanz-
volumen in Höhe von 2081 Mio €. Gegenüber dem Vorjahr
entspricht dies einem leichten Rückgang um 34 Mio €, der
hauptsächlich durch geringere Ausbauinvestitionen verursacht
ist. Das Finanzvolumen umfasst zum einen alle Personal- und
Sachaufwendungen der Fraunhofer-Gesellschaft im kauf-
männi schen Sinn sowie zum anderen alle ihre Investitionen in
Höhe der Ausgaben zum Anschaffungszeitpunkt. Abschrei-
bungen werden daher im Finanzvolumen nicht berücksichtigt.
Der Haushalt des Leistungsbereichs Vertragsforschung wuchs
2016 um 44 Mio € auf insgesamt 1879 Mio €. In der Vertei-
digungsforschung verringerte sich der Haushalt um 13 Mio €
auf insgesamt 114 Mio €. Investitionen in die Institutsgebäude
und die Erstausstattung von Neu- und Erweiterungsbauten
werden unter den Ausbauinvestitionen ausgewiesen. Diese
lagen 2016 mit insgesamt 88 Mio € deutlich unterhalb ihres
Vorjahreswerts. Im Folgenden werden die Aufwendungen
und Erträge getrennt nach Leistungsbereichen kommentiert.
Die Vertragsforschung umfasst einen Dreiklang aus Auftrags-
forschung für Industrie- und Dienstleistungsunternehmen,
öffentlich geförderten Forschungsprojekten und grundfinan-
zierter Vorlaufforschung. Mit ihrer Auftragsforschung tragen
die Fraunhofer-Institute dazu bei, FuE-Ergebnisse in die Praxis
umzusetzen, und spielen eine zentrale Rolle im Innovations-
prozess der deutschen und europäischen Wirtschaft. Die
öffentlich finanzierten Forschungsprojekte zielen vielfach auf
die Verbesserung bestehender Infrastrukturen, etwa in den
Bedarfsfeldern Energie, Verkehr und Gesundheitsvorsorge.
Überdies leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Vernetzung
innerhalb des öffentlichen Wissenschaftssystems sowie bei der
Innovationsunterstützung von Unternehmen.
Im Jahr 2016 stieg der Haushalt der Vertragsforschung
gegenüber dem Vorjahr um über 2 Prozent auf insgesamt
1879 Mio €. Der Personalaufwand erhöhte sich um 5 Prozent
auf 1118 Mio €. Der Sachaufwand stieg um 2 Prozent auf
591 Mio €. Die Investitionen lagen mit 129 Mio € merklich
unter dem Niveau der Vorjahre. Grund dafür ist u. a. das Aus-
laufen einzelner projektfinanzierter Großinvestitionen. Darüber
hinaus berücksichtigt der Haushalt 2016 eine Erhöhung der
Rücklagen aus Lizenzerträgen für satzungsgemäße Zwecke
um 41 Mio €.
24
B E R I C H T D E S V O R S T A N D S
Lagebericht 2016
Erträge und Aufwendungen in der Vertragsforschung 2012 – 2016
2012 2013 2014 2015 2016
Projekterträge 1137 1200 1272 1305 1386
n Sonstige Erträge 97 99 103 118 111
n EU-Erträge (EU-Kommission) 88 92 106 105 106
n Öffentliche Erträge (Bund und Länder) 382 431 445 441 487
n Wirtschaftserträge 570 578 618 641 682
Zuwendungsbedarf 1 477 461 444 530 493
= Erträge in Mio € 1614 1661 1716 1835 1879
Personalaufwand 868 945 1021 1066 1118
Sachaufwand 543 549 556 580 591
Veränderung Sonderposten »Rücklage Lizenzen«
und Übertragung Stiftungskapital 52 0 – 15 29 41
Investitionen 151 167 154 160 129
= Aufwendungen in Mio € 1614 1661 1716 1835 1879
1 In den Jahren 2012 und 2013 inkl. Mitteln aus den Reserven der Fraunhofer-Gesellschaft.
200
100
300
400
500
600
700
800
900
1100
1300
1000
1200
1400
12 13 14 15 16
Mio €
25
Der Haushalt der Vertragsforschung finanziert sich zu über
zwei Dritteln aus Projekterträgen, die 2016 um 6 Prozent auf
insgesamt 1386 Mio € stiegen. Zu den Projekterträgen zählen
neben den Wirtschaftserträgen auch die Erträge aus der
öffent lichen Projektförderung von Bund, Ländern und EU
so wie sonstige Erträge. Die Wirtschaftserträge stiegen um
6 Prozent auf 682 Mio €. Die Erträge aus der Projektförderung
von Bund und Ländern erhöhten sich 2016 um 10 Prozent auf
487 Mio €. Die Erträge aus der Projektförderung der EU-Kom-
mission lagen mit 106 Mio € leicht über dem Vorjahres niveau.
Die sonstigen Erträge fielen mit 111 Mio € um 6 Prozent
geringer aus als im Vorjahr. Aus der Grundfinanzierung von
Bund und Ländern wurden 2016 rund 493 Mio € verbraucht.
Verteidigungsforschung
– Forschungsvolumen bei 114 Mio €
– Projektfinanzierung niedriger als im Vorjahr
– Grundfinanzierung leicht gestiegen
Im Leistungsbereich Verteidigungsforschung werden die
Forschungstätigkeiten der sieben Fraunhofer-Institute im
Themenbereich Schutz und Sicherheit zusammengefasst, die
durch das Bundesministerium der Verteidigung (BMVg)
finan ziert werden. Ziel dieser Forschung ist es, Menschen,
Infrastrukturen und Umwelt bestmöglich vor dem gesamten
Spektrum an potenziellen Sicherheitsbedrohungen mit mili tä-
rischem bzw. terroristischem Hintergrund zu schützen. Die
verteidigungsbezogenen Institute unterhalten jedoch auch
Vertragsforschungsabteilungen und entwickeln zusammen mit
der Wirtschaft und öffentlichen Auftraggebern gleichermaßen
erfolgreich Lösungen für zivile Anwendungsgebiete. Gleich-
zeitig wird so das Konzept der Dual-Use-Forschung gefördert
und eine ganzheitliche Perspektive auf das Thema »Sicherheit«
ermöglicht.
Der Haushalt der Verteidigungsforschung verringerte sich 2016
um 10 Prozent auf 114 Mio €. Davon entfielen 76 Mio € auf
den Personalaufwand, 28 Mio € auf den Sachaufwand sowie
10 Mio € auf Investitionen. Der Rückgang des Haushalts ist
dadurch bedingt, dass die Projektförderung durch das BMVg
in Höhe von 49 Mio € um rund ein Fünftel geringer ausfiel als
im Vorjahr. Grund dafür ist eine Reduzierung des betreffenden
BMVg-Haushaltstitels auf 250 Mio € im Jahr 2016 gegenüber
300 Mio € im Vorjahr. Die Grundfinanzierung durch das BMVg
lag dagegen mit 65 Mio € leicht über dem Vorjahresniveau.
26
B E R I C H T D E S V O R S T A N D S
Lagebericht 2016
Ausbauinvestitionen
– Vergleichsweise geringe Ausbauinvestitionen
– Viele Großbauprojekte noch in der Planung
Unter den Ausbauinvestitionen erfasst Fraunhofer alle In vesti -
tionen in die Gebäude der Fraunhofer-Institute sowie die Erst-
ausstattung neuer Gebäude mit wissenschaftlichen Geräten
und Mobiliar. Hauptsächlich sind hier alle Großbau pro jekte
zusammengefasst, die als sonderfinanzierte Maßnahmen be-
schlossen werden und Projektvolumina von mehreren Millio-
nen Euro erreichen. Daneben sind auch Kleinbaumaßnahmen
erfasst, die ein Volumen von jeweils unter 1 Mio € haben und
aus der regulären Grundfinanzierung von Bund und Ländern
getragen werden.
Im Jahr 2016 beliefen sich die Ausbauinvestitionen auf
ins ge samt 88 Mio €. Gegenüber den Vorjahren ist dies ein
deutlicher Rückgang, der vor allem darin begründet ist, dass
viele Großbauprojekte noch in der Planungsphase waren und
daher lediglich Planungskosten verursachten. Diese zyklische
Entwicklung ist auch durch die Förderperioden des Europä i-
schen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) der EU beein-
flusst. Die Ausgaben für den Großbau lagen bei insgesamt
62 Mio €, wovon auf Bau und Grunderwerb 36 Mio € und
auf die Erstausstattung 26 Mio € entfielen. Die Kleinbaumaß-
nahmen summierten sich auf 26 Mio € und machten knapp
ein Drittel der Ausbauinvestitionen aus.
Großbauprojekte werden vom Bund und dem jeweils beteilig-
ten Land im Verhältnis 50:50 sonderfinanziert. Häufig stellen
die Länder zusätzliche EFRE-Fördermittel bereit, die den Finan-
zierungsanteil für Bund und Land gleichermaßen verringern.
Kleinbaumaßnahmen werden dagegen aus der gemeinsamen
90 :10-Finanzierung von Bund und Ländern finanziert. Im Jahr
2016 belief sich die gesamte Finanzierung von Bund und
Ländern auf 73 Mio €. Aus EFRE-Mitteln wurden 15 Mio €
bereitgestellt.
Ein großes Projekt, für das 2016 der Spatenstich erfolgte,
ist z. B. der Forschungsneubau der Fraunhofer-Projektgruppe
Bioressourcen in Gießen. Die Kosten in Höhe von 30 Mio €
werden je zur Hälfte vom Bund und vom Land Hessen
finanziert. Davon sind 6,5 Mio € für die Erstausstattung ver-
anschlagt. Rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des
Fraunhofer-Instituts für Molekularbiologie und Angewandte
Oekologie IME werden hier neue Wirkstoffe aus Insekten,
Bakterien und Pilzen erforschen. Langfristig soll hieraus ein
eigenständiges Fraunhofer-Institut für Bioressourcen
entstehen.
27
Ausbauinvestitionen und ihre Finanzierung 2012 – 2016
2012 2013 2014 2015 2016
n Kleinbaumaßnahmen 1 38 45 38 32 26
n Erstausstattung Geräte und Mobiliar 41 61 47 35 26
n Grundstücke, Neu- und Erweiterungsbauten 120 129 141 86 36
= Ausbauinvestitionen in Mio € 199 235 226 153 88
2012 2013 2014 2015 2016
n Europäischer Fonds für regionale Entwicklung 62 71 54 28 15
n Bund und Länder 2 137 164 172 125 73
= Finanzierung der Ausbauinvestitionen in Mio € 199 235 226 153 88
1 Kleine Neu-, Um- und Erweiterungsbauten, Projektvolumen jeweils kleiner 1 Mio €.
2 Inkl. sonstige Einnahmen, 2016: 1 Mio €.
100
200
300
250
150
50
Mio €
12 13 14 15 16
100
200
300
250
150
50
Mio €
12 13 14 15 16
100
200
300
250
150
50
Mio €
12 13 14 15 16
100
200
300
250
150
50
Mio €
12 13 14 15 16
28
B E R I C H T D E S V O R S T A N D S
Lagebericht 2016
Aufwendungen und Erträge der Fraunhofer-Verbünde im Leistungsbereich Vertragsforschung 2016
n Haushalt in Mio € 485 414 266 257 176 156
Betriebshaushalt 445 389 249 247 160 139
Investitionen 40 25 17 10 16 17
n Projekterträge in Mio € 374 315 201 205 128 108
n Wirtschaftserträge 152 191 91 101 56 57
Öffentliche Erträge 1 222 124 110 104 72 51
Zuwachs in %
Haushalt – 1 0 +5 +3 +4 +1
Projekterträge +3 +2 +12 +13 +5 +1
Wirtschaftserträge +6 –1 +4 +21 +13 –7
Öffentliche Erträge 1 +1 +8 +19 +6 0 +11
Finanzierungsanteile in % 2
Projekte 84 81 81 83 80 78
Wirtschaft 34 49 37 41 35 41
Öffentlich 1 50 32 44 42 45 37
1 Öffentlich beinhaltet Bund, Länder und EU-Kommission sowie sonstige Erträge (Forschungsförderung, sonstige FuE, nicht FuE).
2 Finanzierungsanteile der Projekterträge am Betriebshaushalt (ohne Berücksichtigung kalkulatorischer Abschreibungen auf Investitionen).
100
200
300
400
500
450
350
250
150
50
Mio €
Werkstoffe,Bauteile – MATERIALS
Mikro-elektronik
Produktion IUK-Technologie
LifeSciences
Light & Surfaces
29
Der Fraunhofer-Verbund Produktion bündelt 9 Fraunhofer-
Institute, die in den Geschäftsfeldern Produktentwicklung,
Fertigungstechnologien, Fertigungssysteme, Logistik sowie
Produktionsprozesse und Produktionsorganisation ein Leis-
tungsspektrum anbieten, das den gesamten Produktlebens-
zyklus und die gesamte Wertschöpfungskette umfasst. Im
Fokus der Forschung stehen u. a. energie- und rohstoffsparen-
de Produktionstechnologien sowie effiziente Logistikkonzepte.
Der Verbund erhöhte seinen Haushalt 2016 um 5 Prozent
auf 266 Mio €. Das Wachstum wurde getragen durch einen
Anstieg der öffentlichen Erträge um 19 Prozent und der
Wirtschaftserträge um 4 Prozent.
Im Fraunhofer-Verbund IUKTechnologie sind 17 Forschungs-
einrichtungen gebündelt, die in den Geschäftsfeldern Digitale
Medien, E-Business und E Government, IuK-Technologien,
Energie und Nachhaltigkeit, Medizin, Produktion, Sicherheit,
Finanzdienstleistungen und Automobilbau maßgeschneiderte
IT-Lösungen, kompetente Technologieberatung sowie Vorlauf-
forschung für neue Produkte und Dienstleistungen bieten. Zu
den Entwicklungen zählen z. B. bildgebende Verfahren für die
Medizintechnik sowie integrierte Softwarelösungen zur Ver-
netzung verschiedener Medien, aber auch zur Digitalisierung
von historischen Kulturgütern. Im Jahr 2016 realisierte der Ver-
bund einen Haushalt von 257 Mio € und lag damit 3 Prozent
über dem Vorjahreswert. Mit einem Plus von 21 Prozent
realisierte der Verbund den höchsten prozentualen Zuwachs
der Wirtschaftserträge, die einen hohen Finanzierungsanteil
von 41 Prozent erreichten.
Im Fraunhofer-Verbund Life Sciences sind die biologischen,
biomedizinischen, pharmakologischen, toxikologischen und
lebensmitteltechnologischen Kompetenzen der Fraunhofer-
Gesellschaft zusammengefasst. Die 7 Forschungseinrichtungen
des Verbunds bieten ihren Kunden innovatives Know-how
in den Geschäftsfeldern Medizinische Translation und Bio-
medizin technik, Regenerative Medizin, gesunde Lebensmittel,
Biotechnologie sowie Sicherheit bei Prozessen, Chemikalien
Fraunhofer-Verbünde
Die Kooperation in kompetenzbasierten Institutsverbünden
ermöglicht den Fraunhofer-Instituten die Entwicklung
in stitutsübergreifender Forschungsstrategien sowie die ab -
ge stimmte Beschaffung und Nutzung strategischer Geräte-
investitionen. Über die Verbundvorsitzenden können die
Institute zudem in der Steuerung der Fraunhofer-Gesellschaft
mitwirken. Im Leistungsbereich Vertragsforschung koope -
rie ren die Fraunhofer-Institute und -Einrichtungen in sechs
Fraunhofer-Verbünden. Die durch das Bundesministerium
der Verteidigung (BMVg) finanzierten Institute haben sich im
Fraunhofer-Verbund Verteidigungs- und Sicherheitsforschung
VVS zusammengeschlossen.
Mit einem Haushalt von 485 Mio € im Jahr 2016 ist der
Fraunhofer-Verbund Werkstoffe, Bauteile – MATERIALS der
finanziell größte Institutsverbund der Fraunhofer-Gesellschaft.
Er umfasst 15 Institute, deren Kompetenzen sich von der Ent-
wicklung neuer und der Verbesserung bekannter Materialien
über die Charakterisierung von Materialeigenschaften und
die Bewertung ihres Einsatzverhaltens bis hin zur Entwicklung
von Herstellungsverfahren erstrecken. Die Projekterträge des
Verbunds erhöhten sich 2016 um 3 Prozent auf 374 Mio € und
erreichten mit 84 Prozent den höchsten externen Finan zie-
rungs anteil unter allen Verbünden.
Der Fraunhofer-Verbund Mikroelektronik vereint 11 For-
schungseinrichtungen, die in den Geschäftsfeldern Halb leiter-
technologie, Kommunikationstechnik, ambiente Assis tenz -
systeme, energieeffiziente Systeme und E-Mobility, Licht,
Sicherheit und Unterhaltung zukunftsweisende Forschung und
anwendungsorientierte Entwicklungen anbieten. Der Haushalt
des Verbunds lag mit 414 Mio € in etwa auf dem Vorjahres-
niveau. Herausragend ist, dass der Verbund mit 49 Prozent
wie in den Vorjahren unter allen Verbünden den höchsten
Finanzierungsanteil der Wirtschaftserträge erreichte. Im Jahr
2016 gelang zudem eine Steigerung der öffentlichen Erträge
um 8 Prozent.
30
B E R I C H T D E S V O R S T A N D S
Lagebericht 2016
und Pflanzenschutzmitteln. Der Haushalt des Verbunds
erhöhte sich 2016 um 4 Prozent auf 176 Mio €. Eine deutliche
Steigerung um 13 Prozent gelang bei den Wirtschaftserträgen,
die einen Finanzierungsanteil von 35 Prozent erreichten.
Mit 6 Mitgliedsinstituten forscht der Fraunhofer-Verbund
Light & Surfaces an den Schlüsseltechnologien der Photonik
und Oberflächentechnik. Die Kernkompetenzen des Verbunds
bestehen u. a. in der Beschichtung und Oberflächen funktio na-
li sierung, laserbasierten Fertigungsverfahren, der Material be -
arbeitung, der optischen Messtechnik sowie der Entwicklung
von mikrooptischen und präzisionsmechanischen Systemen.
Der Verbund steht in der Tradition des Namens gebers Joseph
von Fraunhofer, dessen Entdeckung zur spektralen Zusammen-
setzung des Sonnenlichts bereits mehr als 200 Jahre zurück-
liegt. Der Haushalt des Verbunds lag mit 156 Mio € leicht über
dem Vorjahresniveau. Eine heraus ragende Steigerung gelang
bei den öffentlichen Erträgen um 11 Prozent auf 51 Mio €.
Die Wirtschaftserträge verzeichneten trotz eines Rückgangs
gegenüber dem Vorjahr erneut einen sehr hohen Finanzie-
rungsanteil von 41 Prozent.
Der Fraunhofer-Verbund Verteidigungs und Sicherheits
forschung VVS umfasst die 7 verteidigungsbezogenen
Fraunhofer-Institute, die ihre Forschungstätigkeiten sowohl
im Leistungsbereich Verteidigungsforschung als auch im
Leistungsbereich Vertragsforschung erbringen. Der Schutz von
Menschen, die Sicherheit von Infrastrukturen, aktives Krisen-
management sowie die Risikoüberwachung im zivilen und im
militärischen Bereich stehen im Zentrum der Forschung. In
Deutschland hat sich der Verbund als treibende Kraft im ge-
samten Verteidigungs- und Sicherheitsbereich etabliert. Auch
auf europäischer Ebene ist der Verbund sehr aktiv und ermög-
licht eine intensive Vernetzung mit gemeinschaftlichen For-
schungsaktivitäten. Der Haushalt des Verbunds lag 2016 bei
223 Mio €. Davon entfielen 114 Mio € auf die Verteidigungs-
forschung und 109 Mio € auf die zivile Vertragsforschung.
Finanzlage
– Externer Finanzierungsanteil erreicht
Allzeithoch von über 74 Prozent
– Grundfinanzierungserhöhung
stabilisiert den Finanzierungsmix
– Heterogene Projektförderung der Länder
Die Finanzierung der Fraunhofer-Gesellschaft basiert auf den
drei Säulen Grundfinanzierung, Auftragsfinanzierung durch
die Wirtschaft sowie der öffentlichen Projektfinanzierung, die
nach dem FraunhoferFinanzierungsmodell jeweils etwa
ein Drittel der Gesamtfinanzierung betragen sollen. Die
Finanzierungsanteile der privaten Auftragsforschung und der
öffentlichen Projektfinanzierung sind gegenüber dem Vorjahr
deutlich angestiegen und bestätigen den anhaltenden Beitrag
der Fraunhofer-Institute zum Erfolg des Innovationsstandorts
Deutschland.
Der Finanzierungsanteil der gesamten Projekterträge am
Betriebshaushalt (inkl. kalkulatorischer Abschreibungen auf
Investitionen) lag zum Bilanzstichtag 2016 bei 74,3 Prozent
(ohne Einrichtungen im Aufbau, ohne Rücklagenveränderung)
und erreichte ein neues Allzeithoch. Der Finanzierungsanteil
der Wirtschaftserträge belief sich auf 37,4 Prozent. Auf den
Finanzierungsanteil der Erträge aus der Projektfinanzierung
von Bund und Ländern entfielen 25,1 Prozent. Die Erträge aus
der Projektfinanzierung der EU-Kommission erreichten einen
Finanzierungsanteil von 5,8 Prozent. Auf die sonstigen Erträge
entfiel ein Finanzierungsanteil von 6,0 Prozent.
31
Da die Steigerung der Grundfinanzierung in den vergangenen
Jahren unterproportional zum Wachstum der Projekterträge
blieb, spiegelt sich in den Finanzierungsanteilen ein tendenziell
rückläufiger Grundfinanzierungsanteil wider. Die Bundes-
regierung hat daher Ende 2016 eine Steigerung der Grund
finanzierung für Fraunhofer um 60 Mio € aus Bundesmitteln
beschlossen, der sich die Länder im Rahmen der 90 :10-Finan-
zierung anschließen. Dank der erhöhten Grundfinanzierung
steht der Finanzierungsmix wieder auf einem soliden
Fundament.
Die öffentliche Projektfinanzierung unterliegt den Regelungen
der Haushaltsordnungen von Bund und Ländern und, soweit
sich diese aus EU-Fördermitteln refinanzieren, zusätzlich den
einschlägigen Verordnungen vonseiten der Europäischen
Union. Letztere sehen neben einer kostenbasierten Förderung
die Anwendung von Pauschalen vor. Der forschungspolitische
Auftrag von Fraunhofer erfordert eine zweckgebundene
Verwendung der institutionellen Mittel für den Ausbau neuer
strategischer Tätigkeitsfelder in der Vorlaufforschung. Un zu -
reichende Förderquoten, nicht vollkostendeckende Finanzie-
rungsformen oder der Höhe nach unzureichende Pauschalen
für Personal- und Gemeinkosten sind insofern problematisch,
als dadurch Mittel der Grundfinanzierung gebunden und
gleichzeitig der Vorlaufforschung entzogen werden. Für die
Projektförderung des Bundesministeriums für Bildung und
Forschung (BMBF) bestehen verbindliche Regeln zur Bemes-
sung von Förderquoten. Diese schließen einen Rückgriff auf
Grundfinanzierungsmittel aus und sehen in der Regel eine voll -
stän dige Finanzierung des Vollkostenaufwands von Fraunhofer
vor. Dieses Vorgehen, das auch bei Verbundprojekten mit
Beteiligung von Unternehmen gilt, hat sich aus Sicht von
Fraunhofer bewährt. Angesichts der Zweckbindung der Grund-
finanzierung und des Finanzierungsmodells von Fraunhofer
besteht die Notwendigkeit für eine analoge Anwendung
dieser Grundsätze auch in den relevanten Forschungspro gram-
men der übrigen Bundesministerien.
Externe Finanzierungsanteile
in der Vertragsforschung 2006 – 2016 1
n Projektfinanzierung (Gesamt)2
74,3 % (Vorjahr: 72,5 %)
n Auftragsfinanzierung Wirtschaft
37,4 % (Vorjahr: 36,5 %)
n Projektfinanzierung Bund und Länder
25,1 % (Vorjahr: 23,4 %)
n Projektfinanzierung EU-Kommission
5,8 % (Vorjahr: 5,9 %)
1 Anteile an der Finanzierung des Betriebshaushalts
inkl. kalkulatorischer Abschreibungen auf Investitionen
(ohne Einrichtungen im Aufbau, ohne Veränderung
der Rücklage).
2 Darin Anteil der sonstigen Projektfinanzierung
von 6,0 Prozent (Vorjahr 6,7 Prozent).
07 08 09 10 11 12 13 14 15 16
5
15
10
25
35
45
55
65
75
70
60
50
40
30
20
%1
32
B E R I C H T D E S V O R S T A N D S
Lagebericht 2016
Die Projektförderung der Länder stellt sich aufgrund unter-
schiedlicher rechtlicher und finanzieller Bedingungen ebenfalls
heterogen dar. Insbesondere im Fall der Refinanzierung aus
dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE)
oder dem Europäischen Sozialfonds (ESF) variiert die
Zuwendungspraxis der Länder. Hierbei reichen die finanziell-
rechtlichen Förderbedingungen der aktuellen EFRE-Periode
(2014–2020) von ungenügenden Pauschalen bis hin zur
weitgehenden Anerkennung der Vollkostenrechnung von
Fraunhofer. In der Konsequenz unterscheiden sich die tat säch-
lichen Finanzierungsquoten weiterhin erheblich und liegen
in Summe deutlich unter 100 Prozent. Angesichts der förder-
politischen Zielsetzung und haushaltsrechtlicher Vor gaben
bedarf die Projektförderung der Länder einer einheit lichen
und flächendeckenden Optimierung der Rah men bedingungen
in Richtung Vollkostenfinanzierung. Die Strukturfondsvor-
schriften ließen dies für den Fall der Refinanzierung aus EU-
Fördermitteln ohne Weiteres zu. Die Grundfinanzierung sollte
uneingeschränkt für die interne Vorlaufforschung verfügbar
bleiben, damit die Fraunhofer-Gesellschaft ihre Innovations-
fähigkeit weiter konsequent ausbauen und ihren Beitrag für
Wachstum und Wohlstand in Deutschland leisten kann.
Vermögenslage
– Bilanzsumme erreicht knapp 3 Mrd €
– Vermögensstruktur zu rund 64 Prozent
von Sachanlagen geprägt
Die Bilanzsumme der Fraunhofer-Gesellschaft belief sich
zum 31. Dezember 2016 auf 2952 Mio € und lag damit
3 Prozent über dem Vorjahresniveau. Das Anlagevermögen
ver rin gerte sich um 3 Prozent auf 1931 Mio €. Davon entfielen
1898 Mio € auf Sachanlagen. Mit einem Anteil von 64 Prozent
an der Bilanzsumme, prägen die Sachanlagen im Wesent -
lichen die Vermögensstruktur von Fraunhofer. Der Wert der
imma te ri ell en Vermögensgegenstände betrug 11 Mio €. Die
Finanzanlagen beliefen sich auf 22 Mio €.
Das Umlaufvermögen erhöhte sich um 19 Prozent auf
1006 Mio €. Darin enthalten ist das Vorratsvermögen, das sich
abzüglich der erhaltenen Anzahlungen auf 31 Mio € belief.
Der Bestand an Forderungen und sonstigen Vermögensgegen-
ständen betrug 592 Mio €. Unter den sonstigen Forderungen
ist der Barwert aus den künftigen Teilzahlungen aus einem
Patentverkauf in Höhe von 78 Mio € angesetzt.
Die Wertpapiere des Umlaufvermögens erhöhten sich um
68 Mio € auf 299 Mio €. Die zur Verfügung stehenden Mittel
waren auch 2016 breit diversifiziert über den Fraunhofer-Fonds
im Geldmarkt, in Renten, in Multi-Asset-Fonds, in Aktien und
in Rohstoffen sowie über Beteiligungen an er neuer baren Ener-
gien angelegt. Die Allokationsvorgaben für den Fraunhofer-
Fonds waren vor dem Hintergrund der Markt unsicherheit
risikoadjustiert ausgelegt. Über eine dynamische und syste-
matische Allokationsanpassung in den Segmenten sowie ein
Risiko-Overlay mit Schwellenwertsteuerung wird das Risiko
aktiv kontrolliert und gesteuert. Der Kassenbestand ein-
schließlich der Bankguthaben für den Zahlungsverkehr der
33
Fraunhofer-Gesellschaft erhöhte sich um 31 Mio € auf
84 Mio €. Zum Jahresende 2016 wurde die Neuausrichtung
der Vermögensverwaltung eingeleitet und die Mittel im
Fraunhofer-Fonds in einer passiven Anlagestrategie reallokiert.
Die Umsetzung erfolgte mittels börsengehandelter Fonds auf
Aktien- und Renten-Indizes und geldmarktnaher Fonds. Die
passive Anlagestrategie ist als Übergangslösung konzipiert.
Der aktive Rechnungsabgrenzungsposten, der in erster
Linie die Vorauszahlungen für Mieten, Wartungsverträge
und Dienstleistungen beinhaltet, lag bei 15 Mio €.
Das Eigenkapital erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr leicht
und belief sich zum Bilanzstichtag auf über 16 Mio €. Neben
den Rücklagen für satzungsgemäße Zwecke in Höhe von
1 Mio € sind 15 Mio € im Vereinskapital erfasst. Das Vereins-
vermögen ist der Teil des Vermögens der Fraunhofer-Gesell-
schaft, der nicht aus öffentlichen Mitteln erworben wurde.
Neben dem Vereinskapital und den Rücklagen für satzungs-
gemäße Zwecke werden der Sonderposten »Rücklage aus
Lizenzerträgen für satzungsgemäße Zwecke« sowie der
Sonderposten »Zuwendungen zum Anlagevermögen« wirt-
schaftlich zum Eigenkapital gerechnet. Der Sonderposten
»Rücklage aus Lizenzerträgen für satzungsgemäße Zwecke«
erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr um 41 Mio € und
betrug zum Bilanzstichtag 299 Mio €. Einem Verbrauch aus
der Rücklage in Höhe von 8 Mio € steht die Zuführung in
Höhe von knapp 49 Mio € gegenüber. Dem Sonderposten zur
Finanzierung des Anlagevermögens werden die für den Er-
werb und die Herstellung des Anlagevermögens verwendeten
Zuwendungen zugeführt; er wird jährlich in Höhe der auf
diese Anlagegegenstände entfallenden Abschreibungen auf-
gelöst. Im Jahr 2016 verringerte sich der Sonderposten um
64 Mio € auf 1915 Mio €.
Bei den zur Finanzierung des Umlaufvermögens verwendeten
Zuwendungen handelt es sich um einen Abgrenzungsposten
für die am Bilanzstichtag noch nicht einzahlungswirksamen
Erträge abzüglich der noch nicht auszahlungswirksamen Auf-
wendungen. Dies entspricht im Wesentlichen der Vorfinan-
zierung, die sich 2016 auf 236 Mio € belief. Der Sonderposten
des Barwerts Teilzahlungen aus Patentverkauf belief sich auf
78 Mio €.
Die Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflichtun-
gen betrugen 9 Mio €. Zur Bewertung der Pensionsrück-
stellungen werden die von der Versicherungsgesellschaft zum
Bilanzstichtag ermittelten Aktivierungswerte im Rahmen einer
Rückdeckungsversicherung herangezogen. Die sonstigen
Rückstellungen erhöhten sich um 6 Mio € auf 143 Mio €. Mit
Ausnahme der Urlaubsrückstellungen ist die Veränderung der
sonstigen Rückstellungen durch die gleichzeitige Änderung
des Sonderpostens zur Finanzierung des Umlaufvermögens
zuwendungsneutral. Für die Pensions- und Urlaubsrückstellun-
gen werden in gleicher Höhe Ausgleichsansprüche aktiviert.
Die Verbindlichkeiten stiegen 2016 um 74 Mio € auf
251 Mio €. Davon entfielen 155 Mio € auf noch zu ver-
wendende Zuschüsse von Bund und Ländern, 84 Mio € auf
Verbindlich keiten aus Lieferungen und Leistungen sowie
knapp 12 Mio € auf sonstige Verbindlichkeiten.
Der passive Rechnungsabgrenzungsposten belief sich auf
4 Mio €. Er beinhaltet im Wesentlichen die zum Bilanzstichtag
noch nicht ertragswirksamen Einmalzahlungen aus der
Lizenzierung der mp3-Technologie.
34
B E R I C H T D E S V O R S T A N D S
Lagebericht 2016
Beteiligungen, Tochtergesellschaften
und Ausgründungen
– Beteiligung an insgesamt 84 Unternehmen
– Hohe Dynamik im Beteiligungsportfolio
– 41 neue Ausgründungsprojekte im Jahr 2016
Die Fraunhofer-Gesellschaft war zum Bilanzstichtag an insge-
samt 84 Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen
beteiligt. Bei 61 Unternehmen des Beteiligungsportfolios steht
der Technologietransfer in die Wirtschaft im Fokus. Weitere
23 Beteiligungen sind strategischer Natur. Im Jahr 2016 gab es
eine hohe Dynamik im Beteiligungsportfolio. Insgesamt inves-
tierte die Fraunhofer-Gesellschaft 1,6 Mio € ins Eigenkapital
der Beteiligungen. Es kamen 7 Unternehmen hinzu, bei denen
sich die Fraunhofer-Gesellschaft am Grund- bzw. Stammkapi-
tal beteiligt. Demgegenüber wurde bei 8 Unternehmen ein
Exit vollzogen. Der Buchwert aller Beteiligungen betrug
dadurch zum Bilanzstichtag 9,7 Mio € und lag in etwa auf dem
Niveau des Vorjahres. Die Exit-Erlöse aus dem Abgang von
Beteiligungen erreichten 2016 einen Wert von 12,3 Mio €.
Zur Steuerung und Durchführung ihrer Forschungs- und
Entwicklungsaktivitäten im Ausland betreibt Fraunhofer vier
ausländische Tochtergesellschaften sowie zwei Stiftungen
und einen Verein, die ihrerseits wiederum eigene Forschungs-
einrichtungen betreiben.
Fraunhofer USA, Inc., mit Sitz in Plymouth, Michigan,
gegründet 1994, ist eine hundertprozentige gemeinnützige
Tochter der Fraunhofer-Gesellschaft. Unter dem rechtlichen
Dach von Fraunhofer USA forschen derzeit sieben Fraunhofer
Center im Auftrag von Industrieunternehmen, öffentlichen
Kunden und akademischen Einrichtungen. Darüber hinaus
ist bei Fraunhofer USA auch die Marketingpräsenz eines
Fraunhofer-Instituts in den USA angesiedelt. Der vorläufige
Betriebshaushalt von Fraunhofer USA betrug 2016 um-
gerechnet rund 37 Mio €. Die vorläufigen Projekterträge von
Fraunhofer USA mit Dritten summierten sich auf umgerechnet
19 Mio €. Umsatzstärkste Einrichtung war mit umgerechnet
5 Mio € Projekterträgen weiterhin das Center for Molecular
Biotechnology CMB.
Die österreichische Tochter Fraunhofer Austria Research
GmbH mit Sitz in Wien hat 2009 die operative Geschäftstätig-
keit aufgenommen. Die Fraunhofer-Gesellschaft ist alleinige
Gesellschafterin der gemeinnützigen GmbH. Unter dem recht-
lichen Dach von Fraunhofer Austria sind in den Geschäfts-
bereichen Produktions- und Logistikmanagement am Standort
Wien und Visual Computing am Standort Graz die Österreich-
Aktivitäten zweier Fraunhofer-Institute untergebracht.
Gemäß den vorläufigen Zahlen lag der Betriebshaushalt von
Fraunhofer Austria 2016 bei 4 Mio €. Die Projekterträge mit
Dritten beliefen sich auf 2,5 Mio €.
Zusammen mit dem Unternehmerverband Südtirol gründete
Fraunhofer im Jahr 2009 die nicht gewinnorientierte
Fraunhofer Italia Research KonsortialGmbH mit Sitz in
Bozen. Die Fraunhofer-Gesellschaft hält an ihr einen Mehr-
heitsanteil von 99 Prozent. Die italienische Tochtergesellschaft
agiert als Rechtsträgerin für in Italien ansässige Fraunhofer
Center wie das bisher entstandene Fraunhofer Innovation
Engineering Center IEC in Bozen, das von der Autonomen
Provinz Bozen – Südtirol grundfinanziert wird. In der laufenden
Zuwendungsphase von 2015 bis 2018 wird das Center etwa
4,9 Mio € als Grundfinanzierung erhalten. Im Jahr 2016 betrug
der Betriebshaushalt von Fraunhofer Italia nach aktuellster
Hochrechnung 1,2 Mio €, wobei Projekterträge in Höhe von
rund 0,5 Mio € generiert wurden.
Die Fraunhofer UK Research Ltd. mit Sitz in Glasgow, Ver-
einigtes Königreich (UK), wurde 2012 als hundertprozentige
Tochter der Fraunhofer-Gesellschaft gegründet. In Zusammen-
arbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkör -
perphysik IAF betreibt sie das Fraunhofer Centre for Applied
Photonics CAP und kooperiert dabei eng mit der University of
35
Strathclyde in Glasgow. Der vorläufige Betriebshaushalt von
Fraunhofer UK betrug 2016 umgerechnet 2,7 Mio €, die vor-
läufigen Projekterträge mit Dritten lagen bei umgerechnet
1,3 Mio €.
Die Fundación Fraunhofer Chile Research mit Sitz in
San tiago de Chile wurde 2010 von der Fraunhofer-Gesellschaft
gegründet und wird in der Rechtsform einer gemeinnützigen
Stiftung geführt. Die Stiftung betreibt zwei Center. Der vor-
läufige Betriebshaushalt von Fraunhofer Chile belief sich 2016
auf umgerechnet 5,0 Mio €, die vorläufigen Projekt erträge mit
Dritten betrugen umgerechnet knapp 0,9 Mio €. Seit 2016
wird Fraunhofer Chile restrukturiert und die Forschungs aktivi-
täten werden neu ausgerichtet.
Die Associação Fraunhofer Portugal Research mit Sitz in
Porto wurde 2008 als Verein portugiesischen Rechts zu sam -
men mit der deutsch-portugiesischen Industrie- und Handels-
kammer (Deutsche Außenhandelskammer – AHK) gegrün-
det. Unter dem Dach des Vereins ist derzeit das Fraunhofer
Portugal Research Center for Assistive Information and Com-
mu nication Solutions AICOS operativ tätig. Gemäß vorläufigen
Zahlen hatte Fraunhofer Portugal 2016 einen Betriebshaushalt
von 2,7 Mio € und Projekterträge mit Dritten in Höhe von
1,4 Mio €.
Gemeinsam mit der Chalmers University, Göteborg, gründete
Fraunhofer 2001 das Stiftelsen Fraunhofer Chalmers Cen
trum för Industrimatematik in Form einer gemein nützigen
Stiftung schwedischen Rechts. Fraunhofer und die Universität
Chalmers haben im Stiftungsrat jeweils gleiche Stimmrechte.
Unter dem Dach der Stiftung wurde in Kooperation mit dem
Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik
ITWM das Fraunhofer-Chalmers Research Centre for Industrial
Mathematics FCC eingerichtet. Nach vorläufigen Zahlen 2016
beliefen sich die Projekterträge mit Dritten auf umgerechnet
3,5 Mio € bei einem Betriebshaushalt von umgerechnet
5,0 Mio €.
Als einzige inländische Tochter betreibt Fraunhofer die Pro
duktinformationsstelle Altersvorsorge gemein nützige
GmbH (PIA gGmbH) mit Sitz in Kaiserslautern. Seit Anfang
2017 müssen Verbraucher vor Abschluss eines Altersvor-
sorgevertrags mit einem standardisierten Informationsblatt
informiert werden, um ihnen einen leicht verständlichen
Produkt vergleich zu ermöglichen. Die PIA wurde 2015 als
hundertprozentige Tochter von Fraunhofer gegründet und
übernimmt im Auftrag des Bundesministeriums der Finanzen
als neutrale Stelle die Chancen-Risiko-Klassifizierung der
Altersvorsorgeprodukte. Auf Basis vorläufiger Zahlen erwirt-
schaftete die PIA 2016 Umsatzerlöse von 1,0 Mio €.
Neben ihren Tochtergesellschaften beteiligt sich die
Fraunhofer-Gesellschaft regelmäßig an hauseigenen Aus grün-
dungen und übernimmt aus vielfältigen Motiven Minderheits-
beteiligungen.
Ausgründungen sind ein sehr wichtiger Bestandteil der
Verwertungsaktivitäten bei Fraunhofer. Typischerweise
unterstützt die Fraunhofer-Gesellschaft über die Abteilung
Fraunhofer Venture die Gründer bei der Vorbereitung einer
Ausgründung; im Einzelfall beteiligt sich Fraunhofer gesell-
schaftsrechtlich im Rahmen des Technologietransfers. Neben
der Generierung von Rückflüssen aus dem Technologietransfer
fördern Ausgründungen unternehmerisches Denken und
kooperative Netzwerke im wirtschaftlichen Umfeld der
Fraunhofer-Gesellschaft. Darüber hinaus sind Ausgründungen
von hohem volkswirtschaftlichem Nutzen, da durch sie neue
Arbeitsplätze entstehen und durch innovative Produkte die
Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands gestärkt wird. Im Jahr
2016 unterstützte Fraunhofer Venture 41 neue Ausgründungs-
projekte; es gingen 22 Spin-offs aus der Fraunhofer-Gesell-
schaft hervor.
36
B E R I C H T D E S V O R S T A N D S
Lagebericht 2016
Innerhalb des Fraunhofer-Ausgründungsförderungspro -
gramms »FFE – Fraunhofer fördert Entrepreneure« wurden im
Jahr 2016 zehn Ausgründungsprojekte mit einem Volumen von
0,5 Mio € bewilligt. Aus dem Programm »FFM – Fraunhofer
fördert Management« erhielten 2016 sieben Beteiligungen
der Fraunhofer-Gesellschaft in Summe 0,3 Mio €. Ziel des
Programms ist, die Management-Kompetenzen in Fraunhofer-
Beteiligungen zu erhöhen.
Insgesamt geht die Fraunhofer-Gesellschaft mittelfristig von
einer weiterhin positiven Entwicklung ihrer Ausgründung s-
aktivitäten aus. Proaktiv wird dies durch das Förderprogramm
»FDays« unterstützt; es ist ein verwertungsoffener Beschleuni-
gungsmodus für ausgewählte, unternehmerische Mitar beite -
r innen und Mitarbeiter, in dem systematisch Geschäfts modelle
erstellt und kritische Unsicherheiten abgebaut werden. Die be-
reits im Vorjahr eingeführte Ausgründungsprämie wurde 2016
fortgeführt. Sie schafft Anreize für die Fraunhofer-Institute,
diesen Weg des Technologietransfers trotz der damit oft
verbundenen Unsicherheiten zu beschreiten.
Internationale Aktivitäten
der deutschen Fraunhofer-Institute
– Auslandserträge setzen Wachstumstrend fort
– Neue strategische Kooperationen gestartet
Wissenschaftliche Wertschöpfung für Fraunhofer und positive
Effekte sowohl für Deutschland als auch das jeweilige Partner-
land sind die Grundsätze der Internationalisierungsstrategie
von Fraunhofer. Durch die Kooperation mit den weltweit
Besten gelingt es Fraunhofer, den globalen Herausforderungen
mit innovativen Antworten und zukunftsfähigen Lösungen zu
begegnen. In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich Fraunhofer
im internationalen Wettbewerb zu einem weltweit gefragten
Kooperationspartner entwickelt.
Im Jahr 2016 stiegen die mit internationalen Partnern erwirt-
schafteten Auslandserträge um 5 Prozent und erreichten ein
Gesamtvolumen in Höhe von 304 Mio € (ohne Lizenzerträge).
Davon entfallen 275 Mio € auf Erträge, die von den Frauhofer-
Instituten international erzielt wurden. Darüber hinaus sind
in den Auslandserträgen auch 29 Mio € enthalten, die von
den ausländischen Töchtern mit Dritten erwirtschaftet wurden.
Die in Europa erwirtschafteten Auslandserträge wuchsen
2016 um 3 Prozent auf insgesamt 212 Mio €. Davon entfielen
106 Mio € mit einem Plus von 5 Prozent auf Erträge, die mit
Auftraggebern aus dem europäischen Ausland erzielt wur-
den. Mit einem Ertragsvolumen von 22 Mio € ist die Schweiz
der wichtigste europäische Markt für Fraunhofer, gefolgt von
Österreich mit 16 Mio € und Frankreich mit 9 Mio €. Darüber
hinaus ist die EU-Kommission eine wichtige öffentliche Finan-
zierungsquelle für Fraunhofer-Forschungsprojekte. 2016 lagen
die Erträge aus der Projektförderung der EU mit 106 Mio €
auf dem Niveau der Vorjahre. Im European Research Ranking,
einer Evaluierung auf Basis der von der EUKommission
37
Erträge aus der Zusammenarbeit mit internationalen Auftraggebern und Partnern 2012 – 2016
2012 2013 2014 2015 2016
n Asien 24 29 30 40 44
n Nord- und Südamerika 35 38 44 44 47
n Europäische Länder 84 90 94 101 106
n EU-Erträge (EU-Kommission) 88 92 106 105 106
Übrige Länder 2 1 2 1 1
= Auslandserträge 1 in Mio € 233 250 276 291 304
1 Inkl. Erträge der ausländischen Tochtergesellschaften mit Dritten, 2016: 29 Mio €.
12 13 14 15 16
25
50
75
100
125
150
175
200
225
250
275
300
325
Mio €
38
B E R I C H T D E S V O R S T A N D S
Lagebericht 2016
herausgegebenen Kennzahlen, ist Fraunhofer nach den drei
Kriterien »Funding & Projects«, »Networking« und »Diversity«
seit 2007 jedes Jahr der erfolgreichste deutsche Teilnehmer an
den Forschungsförderprogrammen.
Im Herbst 2016 eröffnete in Stockholm das »Powertrain
Manufacturing for Heavy Vehicles Application Lab« mit den
Schwerpunkten Technologieentwicklung für die Antriebs-
strangfertigung für Lkw und Nutzfahrzeuge sowie die
Aus- und Weiterbildung hoch qualifizierter Ingenieurinnen
und Ingenieure. Das Gründungs-Konsortium besteht aus drei
Fraunhofer-Instituten, dem Fraunhofer-Chalmers Research
Centre for Industrial Mathematics FCC, der Technischen Hoch-
schule Chalmers und der Königlichen Technischen Hochschule,
zwei Instituten des schwedischen Forschungsnetzwerks RISE
sowie drei schwedischen Industrieunternehmen.
Das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT und
die Dublin City University (DCU) initiierten Ende 2016 eine
langfristige Zusammenarbeit im Bereich »Lab-on-Chip« und
»Bioanalytic Systems«. In Irland wird dazu eine neue FuE-
Abteilung an der DCU entstehen, das »Fraunhofer Project
Centre for Embedded Bioanalytical Systems«. Mit der Verbin-
dung aus produktionstechnischer Fraunhofer-Kompetenz und
mobilen Bioanalyseverfahren wollen die Partner gemeinsam
neue Anwendungsfelder und Kunden adressieren.
Mit Projekten in Nord und Südamerika erreichte Fraunhofer
2016 Erträge in Höhe von 47 Mio €; dies ent spricht einer
Steigerung von 7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Allein in
den USA wurden 41 Mio € erzielt, wovon 19 Mio € auf die
Tochtergesellschaft Fraunhofer USA, Inc., entfielen. Dahinter
folgt Brasilien als wichtigster südamerikanischer Markt mit
2,0 Mio €.
Das Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie ICT
und die University of Western Ontario beschlossen 2016, das
Fraunhofer Project Centre for Composites Research in Kanada
für weitere fünf Jahre fortzuführen. Das Centre wurde
bereits 2011 gegründet und entwickelte sich inzwischen zum
modernsten Leichtbau-Forschungszentrum in Nordamerika.
Auch von deutschen und europäischen Unternehmen wird es
genutzt und befürwortet.
In Asien erzielte Fraunhofer 2016 ein Wachstum der Erträge
um 10 Prozent auf insgesamt 44 Mio €. Japan und China
liegen mit einem Ertragsvolumen in Höhe von 16 Mio € bzw.
14 Mio € wieder weit vor den anderen asiatischen Märkten. An
dritter Stelle folgt Südkorea mit 4 Mio €. Das Ertragsvolumen
in Ländern im Nahen Osten lag 2016 bei insgesamt 4 Mio €.
Das Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie ICT
etablierte 2016 das Fraunhofer Project Center for Composites
Research am Ulsan National Institute of Science and Tech-
nology (UNIST) in Südkorea. Der Forschungsschwerpunkt des
Project Centers wird auf Verarbeitungsprozessen für Faser-
verbundwerkstoffe, neuen Werkstofflösungen und der
Überführung von Leichtbaulösungen in die Großserie liegen.
UNIST ist eine junge Universität, hat aber bereits beachtliches
Renommee in den Materialwissenschaften erlangt. Durch die
Kooperation in Südkorea erhält das Fraunhofer ICT Zugang zu
einem innovativen Wachstumszentrum der Automobilindustrie
in Asien.
39
Schutzrechtsaktivitäten
– Mehr als drei Erfindungen pro Arbeitstag
– Mehr als zwei Patentanmeldungen pro Arbeitstag
– Fraunhofer erneut unter den »Top 100 Global Innovators«
Fraunhofer behauptete 2016 unter allen deutschen For-
schungseinrichtungen die Spitzenposition bei der Zahl der
Erfindungen, der Patentanmeldungen und der Gesamtzahl der
gewerblichen Schutzrechte. Auch im Vergleich zu Industrie-
unternehmen besetzt Fraunhofer eine hervorragende Stellung.
In den letzten zehn Jahren gehörte Fraunhofer stets zu den
10 bis 20 größten Patentanmeldern beim Deutschen Patent-
und Markenamt, bei den Marken rangierte Fraunhofer sogar
jeweils zwischen Platz 5 und 10. Auch beim Europä ischen
Patentamt zählt Fraunhofer seit Jahren zu den aktivsten
Patent anmeldern und belegte 2016 Rang 45.
Im Jahr 2016 meldeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der
Fraunhofer-Gesellschaft 798 Erfindungen, bisher die größte
Zahl an neuen Erfindungen in einem Jahr. Davon wurden 608
als prioritätsbegründende Patentanmeldungen bei den
Patentämtern eingereicht, also mehr als zwei Patentanmeldun-
gen pro Arbeitstag. Der Bestand an aktiven Patenten und Ge-
brauchsmustern sowie laufenden Patentanmeldungen erhöhte
sich nach einem leichten Rückgang im letzten Jahr auf 6762
Patentfamilien. Die Gesamtzahl der in Deutschland erteilten
Patente stieg auf 3114 an. Im Jahr 2016 schloss Fraunhofer
401 neue Lizenzverträge ab. Die Gesamtzahl der aktiven Ver-
träge erhöhte sich damit auf 3210 aktive Verträge. Die Lizenz-
erträge stiegen gegenüber dem Vorjahr um 4 Prozent auf
143 Mio €.
Vor diesem Hintergrund erhielt Fraunhofer im Jahr 2016 zum
vierten Mal in Folge die Auszeichnung als Top 100 Global
Innovator. Der Medienkonzern Thomson Reuters vergibt
diesen Preis an Unternehmen und Organisationen auf Basis
ihrer Patentaktivitäten, wobei sowohl deren Quantität als auch
Qualität ausschlaggebend sind. Neben Fraunhofer wurden
2016 drei weitere Unternehmen aus Deutschland ausgezeich-
net. Fraunhofer ist bisher der einzige Vertreter aus Deutsch-
land, der vier Mal in Folge diese Auszeichnung erhielt.
Um die Verwertung von Schutzrechten kontinuierlich voran-
zutreiben, werden verstärkt institutsübergreifende Patentport-
folios gestaltet und ausgewählten Unternehmen angeboten.
Daraus ergeben sich zusätzliche Einnahmechancen in Form
von Lizenzen und FuE-Projekten. Im Jahr 2016 wurden
Schutz rechtsportfolios beispielsweise zu »Glas«, »Bionik«,
»Smart Home« und »eHealth« aufgebaut, die aus thematisch
zueinander passenden und sich ergänzenden Patentfamilien
mehrerer Institute bestehen. Vorab wurden jeweils die wirt-
schaft liche Relevanz der Technologien und die Vertragslage
geprüft.
In ausgewählten Fällen erscheint die Verwertung von Schutz-
rechten über Europa hinaus sinnvoll. Der Zugang zu Märkten
in den USA und im asiatischen Raum wurde dabei durch
die langjährige Zusammenarbeit mit externen Verwertungs
partnern vereinfacht. Im Jahr 2016 erfolgten beispielsweise
über US- und kanadische Partner Kooperationen in den Berei-
chen Patentverkauf (2 Projekte), Verletzungsfälle (4 Projekte)
und aktive Lizenzierung (5 Projekte). Über die zusätzlichen
Einnahmen hinaus profitiert Fraunhofer dabei von der Er-
schließung lokaler Netzwerke, Branchenkenntnissen sowie
Erfahrungen bei den rechtlichen Besonderheiten der Länder.
Ein weiteres Instrument zur Steigerung der Verwertung von
Fraunhofer-Technologien ist die Fraunhofer-Zukunftsstiftung.
Sie fördert Eigenforschungsvorhaben der Fraunhofer-Gesell-
schaft, die eine besondere Marktrelevanz und Nachfrage-
dynamik erwarten lassen. Die Forschungsergebnisse werden
über den Weg der Lizenzierung an technologieorientierte
Unternehmen beschleunigt in Anwendungen umgesetzt.
Dabei können solche Unternehmen zu diesem Zweck eigens
gegründet werden
40
B E R I C H T D E S V O R S T A N D S
Lagebericht 2016
Erfindungen und Patentanmeldungen der Fraunhofer-Gesellschaft 2012 – 2016
2012 2013 2014 2015 2016
n Aktive Erfindungsfälle 1 6103 6407 6625 6573 6762
n davon Patente mit Wirkung in Deutschland 2794 2847 2955 3001 3114
2012 2013 2014 2015 2016
n Erfindungsmeldungen pro Jahr 696 733 736 670 798
n Patentanmeldungen pro Jahr 499 616 563 506 608
1 Bestand an aktiven Patenten und Gebrauchsmustern sowie laufenden Patentanmeldungen zum Jahresende.
1000
2000
3000
4000
5000
6000
7000
8000
Anzahl
12 13 14 15 16
1000
2000
3000
4000
5000
6000
7000
8000
Anzahl
12 13 14 15 16
1000
2000
3000
4000
5000
6000
7000
8000
Anzahl
12 13 14 15 16
1000
2000
3000
4000
5000
6000
7000
8000
Anzahl
12 13 14 15 16
41
MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER
Gesamtüberblick
– Personalwachstum um knapp 400 Beschäftigte
– Hohe Arbeitgeberattraktivität
– Umfassende Förderung des MINT-Nachwuchses
– Ausgezeichnete Karriereperspektiven mit Fraunhofer
Zum 31. Dezember 2016 waren bei Fraunhofer 24 458
Mit arbeiterinnen und Mitarbeiter, überwiegend mit natur-
oder ingenieurwissenschaftlicher Ausbildung, beschäftigt.
Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Zuwachs
um knapp 400 Beschäftigte bzw. einem Personalwachstum
um 1,6 Prozent.
Die Arbeitgeberattraktivität ist für Fraunhofer eine wichtige
Rückkopplung mit dem Arbeitsmarkt. Positiv ist daher die aus-
gezeichnete Platzierung in externen Arbeitgeber-Rankings zu
bewerten. Bei der im September 2016 veröffentlichten Univer-
sum-Studie beispielsweise konnte sich Fraunhofer gegen über
dem Vorjahr in allen relevanten Fächergruppen verbessern.
Hervorzuheben ist die TOP-3-Platzierung als einer der belieb-
testen Arbeitgeber für Studierende der Naturwissenschaften.
Neben attraktiven Forschungsthemen, hoher Eigenverant-
wortung und exzellenter Infrastruktur spielt zunehmend auch
die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben eine wichtige
Rolle in der Bewertung der Arbeitgeber. In der glassdoor-
Studie 2016 rangiert Fraunhofer unter den TOP-3-Arbeitgebern
mit der besten Work-Life-Balance vor Unternehmen wie Bosch,
BMW und SAP. Darüber hinaus haben die Zeitschrift »Eltern«
und Statista die »Besten Unternehmen für Familien 2016« aus-
gezeichnet. Fraunhofer ist auf der Bestenliste in der Kategorie
»Personaldienstleistung, Beratung, Agenturen, Naturwissen-
schaft und Technik« vertreten.
Die hohe Arbeitgeberattraktivität zeigte sich 2016 auch bei
der beruflichen Ausbildung. Gegenüber dem Vorjahr
erhöhte sich die Zahl der Auszubildenden wieder deutlich.
Zum 31. Dezember 2016 waren bei Fraunhofer 472 Auszu-
bildende in dualer Berufsausbildung oder im dualen Studium
beschäftigt. Der Anteil der weiblichen Auszubildenden liegt
mit 37 Prozent auf einem Höchstwert. Da Fraunhofer ihre
Nachwuchskräfte für den Eigenbedarf ausbildet, ist positiv
festzustellen, dass 2016 trotz sinkender Bewerberzahlen fast
alle Ausbildungsplätze besetzt werden konnten. Erfreulich
ist auch die Tendenz, dass die jungen Leute nach ihrer Aus-
bildung in der Regel an ihrem Fraunhofer-Institut verbleiben.
Auch jene, die sich für ein weiterführendes Studium entschei-
den, bleiben häufig als studentische Hilfskraft dem Institut
verbunden.
Zur Förderung des MINTNachwuchses bietet Fraunhofer
viele zentrale Programme entlang der gesamten Bildungs- kette – angefangen mit »kids kreativ!« im Kindergartenalter
bis hin zu studienbegleitenden Angeboten. Der Erfolg dieser
Programme hielt 2016 weiter an. So haben beispielsweise
seit ihrer Gründung im Jahr 2006 fast 2400 Jugendliche eine
»Fraunhofer Talent School« besucht, und das Programm
»Talent Take Off« zur Studienorientierung konnte 2016 den
achthundertsten Teilnehmenden begrüßen. In den drei Modu-
len »Einsteigen«, »Durchstarten« und »Vernetzen« begleitet
Fraunhofer die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von der
Studien wahl über die Studieneingangsphase bis in höhere
Semester. Fünfzig Prozent der Teilnehmenden sind weiblich.
Die zentralen Programme werden ergänzt durch indivi -
duelle Initiativen und Programme der Fraunhofer-Institute.
So ist z. B. die seit 14 Jahren bestehende Initiative Roberta
des Fraunhofer-Instituts für Intelligente Analyse- und Infor -
ma tions systeme IAIS zu nennen, die 2016 in Kooperation mit
Google den weiteren Ausbau ihrer Aktivitäten verkündete.
Mit einer bundesweiten »MINT-Coding«-Initiative wollen
das Fraunhofer IAIS und Google die kostenfreie Programmier-
plattform »Open Roberta« flächendeckend an deutschen
Schulen und Lernorten einsetzen und die digitalen Kompe-
tenzen fördern.
42
B E R I C H T D E S V O R S T A N D S
Lagebericht 2016
Karriere mit Fraunhofer
Fraunhofer –
interne Karrierewege
Sprungbrettkarrieren
Führungs-
karriere
Fach-
karriere
Spin-
off
Wissen-
schaft
Wirt-
schaft
Fraunhofer
MINT-Nachwuchsprogramme entlang der Bildungskette bis zum Studium
Kita
▼kids kreativ!-Wettbewerb
Grundschule
▼
Der Entdecker-Campus / Spiel im Internet
Romy, Julian und der Superverstärker / Buch
Forsche(r) Kids
SEK I
▼
Junior-Akademie
Junior-Ingenieur-Akademie
Girls’ Day
Jugend forscht
BoGy / BoRs
SEK II
▼
Fraunhofer Talent School
Europäische Talent Akademie
Jugend forscht
Fraunhofer MINT-EC-Talent
▼ Talent Take Off Modul I–III
Studium
▼Wissenschaftscampus (national / international)
Hiwi-Day
Portal m
yTalent
43
»Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gestalten die
Zukunft – in anspruchsvollen Positionen bei Fraunhofer oder
auch in anderen Bereichen der Wissenschaft und Wirtschaft.
Daher legt die Fraunhofer-Gesellschaft höchsten Wert auf
deren fachliche und persönliche Förderung und Entwicklung.«
Dieser Auszug aus dem 2016 erneuerten Leitbild der
Fraunhofer-Gesellschaft verdeutlicht, dass die Zeit bei
Fraunhofer als Qualifizierungsphase für die individuelle
Karriere zu verstehen ist. Jährlich verlassen rund 10 Prozent der
Beschäftigten die Fraunhofer-Gesellschaft und setzen ihre
Karriere in einem Spin-off der Fraunhofer-Institute, in der Wis-
sen schaft oder in der Wirtschaft fort. Für jene, die ihre Karriere
Fraunhofer-intern weiterentwickeln möchten, wurde 2016
neben der etablierten »Führungskarriere« ein Rahmenkonzept
für die »Fachkarriere« erarbeitet. Die ersten Fraunhofer-Insti-
tute haben diesen Karrierepfad bereits eingeführt.
Motivierte und gesunde Mitarbeitende sind für Fraunhofer
ein wichtiger Erfolgsfaktor. Das Gesundheitsmanagement
bei Fraunhofer hat zum Ziel, physische und psychische Belas-
tungen zu minimieren und die betrieblichen und individuellen
Ressourcen zu stärken. Dazu hat Fraunhofer vier Handlungs-
felder definiert:
− Unternehmenskultur und Führung
− Arbeitsplatzgestaltung
− Betrieblicher Gesundheitsschutz
− Individuelle Qualifizierung und Lernen
In diesen Handlungsfeldern werden Fraunhofer-weit Maß-
nahmen und Konzepte entwickelt, die die Gesundheit der
Mitarbeitenden unterstützen. Im neu entwickelten Fraunhofer-
Führungsleitbild wurde die Achtsamkeit auf gesundheitsrele-
vante Einflüsse aufgenommen. Ergänzend wurde mit internen
und externen Experten ein Leitfaden zur Durchführung der
Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen erarbeitet
und 2016 den Fraunhofer-Instituten zur Verfügung gestellt.
Berufliche Chancengleichheit
– Chancengleichheit ist wichtiges Ziel
des Diversity-Managements bei Fraunhofer
– Unconscious Bias als neues Fokusthema
Mehr Frauen für die angewandte Forschung zu gewinnen ist
ein wichtiges Ziel der Fraunhofer-Gesellschaft. Dafür steht das
Fraunhofer-spezifische Kaskadenmodell, das klare Ziele für
den Anteil an Wissenschaftlerinnen und weiblichen Führungs-
kräften für alle Leitungsebenen vorsieht. Das zentrale Karriere
programm TALENTA unterstützt die Fraunhofer-Institute
dabei, den Anteil der Wissenschaftlerinnen über alle Karriere-
stufen hinweg anzuheben.
Anhand der Daten aus der Fraunhofer-weiten Mitarbeiter-
befragung 2015 wurde die wahrgenommene Chancen
gleichheit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei
Fraunhofer analysiert. Im Fokus standen die wahrgenommene
Arbeitgeberattraktivität und deren Einflussfaktoren während
der Zeit bei Fraunhofer. Mit Blick auf das Halten und Ent-
wickeln von Wissenschaftlerinnen bei Fraunhofer legen die
Ergebnisse nahe, dass die Kriterien der wahrgenommenen
Arbeitgeberattraktivität weitgehend geschlechts- und situa-
tions unabhängig sind. Hier gilt es, die bei Frauen und Männern
gleichermaßen als wichtig identifizierten Karrierechancen zu
verbessern und die berufliche Entwicklung zu fördern.
44
B E R I C H T D E S V O R S T A N D S
Lagebericht 2016
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Fraunhofer-Gesellschaft 2012 – 2016
2012 2013 2014 2015 2016
n Auszubildende 470 494 480 452 472
n Diplomanden, Studenten, Schüler 6403 6694 6619 6554 6654
n Wissenschaftliches, technisches
und administratives Personal
15 220 16 048 16 687 17 078 17 332
= Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 22 093 23 236 23 786 24 084 24 458
12
10
20
4
2
14
5
16
22
24
26
8
18
Tsd.
1615141312
45
Es zeigt sich aber auch, dass die Kulturveränderung hin zu
einer gelebten Chancengleichheit noch weiter unterstützt
werden kann. Im Rahmen des Diversity-Managements
fokussiert Fraunhofer daher seit 2016 unter dem Stichwort
Unconscious Bias unbewusste Denkmuster, Wahrnehmungs-
verzerrungen und Rollenbilder, die Einfluss auf Kultur und
Organisationen haben. Neben Leitfäden zu einer genderge-
rechten Personalauswahl und -beurteilung arbeitet Fraunhofer
mit geschlechtsspezifischen Auswertungskriterien, um mög-
liche Ungleichheiten bei Personal- und Leistungsbewertung,
Befristungen, Einstellungen und monetären Zulagen sichtbar
zu machen. Derzeit entwickelt Fraunhofer ein eigenes
Weiterbildungskonzept zum Thema Unconscious Bias. Dazu
zählen eine Informationsplattform im Fraunhofer-Intranet
sowie Weiterbildungsbausteine, die Einzug in die Fraunhofer-
interne Führungskräfte-Qualifikation halten, wie z. B. ein
Online-Training, das gemeinsam mit der Initiative Chefsache
entwickelt wurde (initiative-chefsache.de).
Internationalität
– EU-Logo »HR Excellence in Research« beantragt
– Internationale HR-Strategie
Fraunhofer hat bereits im Jahr 2013 die »Europäische Charta
für Forscher und Verhaltenskodex für die Einstellung
von Forschern« unterzeichnet und hierdurch dies auch nach
außen hin deutlich gemacht. Die Empfehlungen der Charta
sind seit vielen Jahren bei Fraunhofer umgesetzt.
Um die Bestätigung der Qualität der Personalarbeit von
Fraunhofer auch auf europäischer Ebene zu erhalten, hat
Fraunhofer als eine der ersten außeruniversitären
Forschungs einrichtungen im Jahr 2016 das europäische Logo
HR Excellence in Research beantragt. Hiermit sind u. a.
die Entwick lung einer HR-Strategy for Researchers und deren
Implementierung verbunden. Nach vier Jahren spätestens
erfolgt nach Vergabe des Logos dann eine externe Evalu ie -
rung durch die EU-Kommission.
Nicht zuletzt trägt auch die internationale Ausrichtung der
Fraunhofer-Forschung maßgeblich zur Qualifizierung für an-
spruchsvolle Aufgaben in der global ausgerichteten Wirtschaft
und Wissenschaft bei. Der steigende Anteil an Auslandspro-
jek ten, sowohl bilateral für einen internationalen Auftraggeber
als auch multilateral z. B. in EU-geförderten Projekten, ermög-
licht den Fraunhofer-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern,
profunde Praxiserfahrung in internationalen Märkten und mit
ausländischen Partnern zu sammeln.
46
RISIKEN UND AUSBLICK
Risikomanagement und Risiken
– Kontinuierliche Überwachung der Risikosituation
– Keine Auffälligkeiten in der Gesamtsicht
Fraunhofer betreibt anwendungsorientierte Forschung und
geht bewusst Risiken ein, um originäre Ideen zum Wohl
der Gesellschaft und zur Stärkung der deutschen und euro -
pä ischen Wirtschaft umzusetzen. Unter dem Begriff Risiko
versteht Fraunhofer alle internen und externen Ereignisse und
Entwicklungen, die den Erfolg der Gesellschaft gefährden
können. Hierzu zählen sowohl direkt monetär fassbare Risiken
als auch qualitative Risiken.
Das Risikomanagement hat das Ziel, vorhandene und poten-
zielle Risiken frühzeitig zu identifizieren und durch geeignete
Maßnahmen so zu steuern, dass der Risikoeintritt entweder
abgewendet werden kann oder keine Folgen entfaltet, welche
die Erfüllung des satzungsgemäßen Auftrags bzw. den Erfolg
der Gesellschaft gefährden. Die Fachabteilungen informieren
den Vorstand im Rahmen bestehender Berichtswege regel-
mäßig bzw. anlassbezogen über relevante Risikoentwicklungen.
Einmal jährlich führt Fraunhofer eine systematische Befragung
der Risikoexperten durch. Die Ergebnisse werden in einem
ge sonderten Risikobericht zusammengefasst und priorisiert.
Den Rahmen für die Expertenbefragung und Risikobericht-
erstattung bildet die Kategorisierung in Fraunhofer-spezifische
Risikothemen, die den vier Risikofeldern Geschäftsmodell,
Finanzen, Ressourcen und Operatives Geschäft zugeordnet
sind. Struktur und Prozess des Risikomanagements in der
Fraunhofer-Gesellschaft sind im Risikomanagement-Handbuch
geregelt.
Das Risikofeld Geschäftsmodell umfasst Risikothemen,
welche die Fortführung und Weiterentwicklung des
Fraunhofer-Modells gefährden können. Dies betrifft sowohl
wichtige externe Rahmenbedingungen als auch Risiken hin-
sichtlich der internen Ausgestaltung des Fraunhofer-Modells.
Als gemeinnütziger Verein und Zuwendungsempfänger ver-
folgt Fraunhofer die Entwicklung der beihilfe und steuer
rechtlichen Rahmenbedingungen intensiv und bewertet
diese laufend hinsichtlich möglicher Auswirkungen auf die
Geschäftstätigkeit und deren Finanzierung. Die Konformität
des Fraunhofer-Modells mit dem geltenden Beihilferecht
wird durch geeignete Anpassungen im Dialog mit den Zu wen-
dungs gebern bei Bund, Ländern und EU sichergestellt. Der
Bau einer Pilotanlage zur Kunststoffherstellung in Bayreuth ist
ein beihilferechtlicher Spezialfall, da die Anlage zu einem nicht
unerheblichen Anteil an einen Industriekunden vermietet wird.
Gemeinsam mit den öffentlichen Zuwen dungs gebern konnte
2016 eine Beihilfe-konforme Umsetzung für das Projekt
erarbeitet werden.
Etablierte Strategieprozesse erlauben eine permanente
Rückkopplung mit relevanten Marktteilnehmern im Inland, in
Europa und weltweit und stellen eine kontinuierliche Weiter-
entwicklung des diversifizierten Forschungsportfolios sicher.
Fraunhofer bringt in bereits bestehende oder neu gegründete
Unternehmen Forschungsergebnisse z. B. in Form von
Patenten bzw. Nutzungsrechten ein, um durch einen späteren
Verkauf der Unternehmensanteile oder im Rahmen von
Forschungsaufträgen Rückflüsse für Fraunhofer zu generieren.
Die Entwicklung der Beteiligungen wird zeitnah durch das
Controlling überwacht.
Aus Haftungs- und Leistungsrisiken der ausländischen
Tochtergesellschaften können finanzielle Risiken für die
Fraunhofer-Gesellschaft erwachsen, soweit langfristige ver-
tragliche Verpflichtungen gegenüber den Töchtern bestehen.
Derzeit steht die Tochtergesellschaft Fraunhofer USA, Inc.,
wegen der Verletzung von Nutzungsrechten in einem
Rechtsstreit mit einem US-Unternehmen. Der Prozessverlauf
47
B E R I C H T D E S V O R S T A N D S
Lagebericht 2016
wird von Fraunhofer USA in Abstimmung mit der Fraunhofer-
Gesellschaft begleitet.
Die Ergebnis- und Liquiditätsentwicklung der Fraunhofer-Ein-
heiten im Ausland wird zeitnah durch das Finanzcontrolling
verfolgt. Die Steuerung der internationalen Aktivitäten
wird unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen im
In- und Ausland bedarfsgerecht weiterentwickelt.
Im Fokus des Risikofelds Finanzen stehen Risikothemen,
die die Finanzierung der Forschungstätigkeit bzw. die
Zahlungsfähigkeit von Fraunhofer bedrohen können.
Die institutionelle Förderung durch Bund und Länder stellt
eine der drei wesentlichen Finanzierungssäulen der Gesell-
schaft dar. Einem möglichen Rückgang des Anteils der institu-
tionellen Förderung an der Gesamtfinanzierung begegnet
Fraunhofer durch vorausschauendes Wachstumsmanagement
und Werben um eine missionsgerechte, erfolgsbasierte
institutionelle Förderung von Bund und Ländern.
Im Bereich der öffentlichen Projektförderung sieht
sich Fraunhofer den sich wandelnden Förderthemen und
-instrumenten gegenüber, u. a. beim europäischen Forschungs-
rahmenprogramm. Zu Mindereinnahmen können auch ge-
änderte Förderrichtlinien bzw. deren nachteilige Auslegung
führen. Die Fraunhofer-Gesellschaft stellt über regelmäßige
Prüfungen und laufende Verbesserungen sicher, dass die an
die Kostenerstattung gestellten Anforderungen erfüllt sind,
und setzt sich auf europäischer wie nationaler Ebene für die
Anerkennung ihrer Kalkulationsgrundlagen ein.
Einem möglichen Rückgang der Projekterträge in der Auf
tragsforschung mit der Industrie begegnet Fraunhofer
durch die marktorientierte Weiterentwicklung von For-
schungs themen und Kooperationsmodellen sowie den
strategischen Ausbau der Akquisitions- und Kundenbindungs-
aktivitäten, insbesondere auf institutsübergreifender Ebene.
Die Entwicklung der Aufwands und Ertragssituation der
einzelnen Forschungsinstitute wird durch das zentrale Insti tuts-
controlling systematisch beobachtet. Regelmäßige Hoch rech-
nun gen der Institutsergebnisse bilden die Grundlage dafür, dass
im Falle negativer Entwicklungen frühzeitig Maßnahmen zur
Gegensteuerung entwickelt und umgesetzt werden können.
Das Kreditrisiko, das im Wesentlichen in der Vorfinanzierung
von Projekten bzw. möglichen Forderungsausfällen begründet
liegt, wird durch eine zeitnahe Überwachung von Vorfinanzie-
rungen und Außenständen, verbunden mit einem effektiven
Mahnwesen und vertraglich geregelten Zahlungsbedingungen,
möglichst gering gehalten.
Das Risikofeld Ressourcen umfasst Risiken, die eine
Bedrohung der materiellen und immateriellen Ressourcen für
die erfolgreiche Forschungstätigkeit darstellen können.
Der Erhalt und die Ausweitung der Forschungskompetenzen
der Fraunhofer-Gesellschaft basieren auf der Gewinnung
hoch qualifizierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und
deren Bindung an Fraunhofer. Dem Risiko eines potenziellen
Fachkräftemangels begegnet Fraunhofer durch eine enge Ver-
zahnung mit Universitäten bei der Gewinnung qualifizierter
Nachwuchskräfte sowie durch eine nachhaltige und langfristig
orientierte Personalpolitik.
Die Sicherung und Weiterentwicklung der IPBasis stellt
einen kritischen Erfolgsfaktor für Fraunhofer dar und ist
Voraus setzung für die Verwertung von Forschungsergebnis-
sen. Fraunhofer beobachtet und bewertet laufend Initiativen
aus dem regulativen Umfeld im Hinblick auf nachteilige
Änderungen der Rahmenbedingungen für die Sicherung
und Verwertung von IP.
Aus der renditeorientierten Anlage des Vereins und Rück
lagevermögens können Kapitalmarktrisiken resultieren. Die
Anlagen sind über ein Spezial-Sondervermögen nach dem
48
B E R I C H T D E S V O R S T A N D S
Lagebericht 2016
Investmentgesetz und Kommanditbeteiligungen gebündelt.
Im Rahmen einer breit diversifizierten Anlagepolitik steht die
Risikolage wegen der unsicheren Entwicklung an den Geld-
und Kapitalmärkten unter ständiger Beobachtung.
Im Risikofeld Operatives Geschäft sind Risiken zusammen-
gefasst, die aus den Prozessen in Forschung und Verwaltung
bzw. der Durchführung von konkreten Forschungsvorhaben
erwachsen können.
In Projekten aus der Auftragsforschung mit in- und auslän-
dischen Geschäftspartnern ist Fraunhofer Haftungs und
Leistungsrisiken wie Produkthaftung und Gewährleistung
ausgesetzt, die sie durch geeignete Haftungsbeschränkungen
in ihren allgemeinen Geschäftsbedingungen bzw. Musterver-
trägen sowie durch ein abgestuftes Genehmigungsverfahren
auf Basis kompetenter juristischer Begutachtung steuert.
Der sichere Umgang mit Informationen stellt für die nach-
haltige Geschäftstätigkeit einer wissensbasierten Forschungs-
gesellschaft eine elementare Voraussetzung dar. Mögliche
Risiken im Bereich Informationssicherheit werden durch
gezielte Maßnahmen begrenzt, die in einem verbindlichen
Informationssicherheitshandbuch beschrieben werden.
Durch kontinuierliche Optimierung der Abläufe und Regelun-
gen stellt Fraunhofer vor dem Hintergrund steigender Anfor-
derungen die gesetzes- und regelkonforme Gestaltung und
Durchführung von Geschäftsprozessen sicher. Eine systema-
tische Betrachtung des Themas Regelungen und Regeleinhal-
tung erfolgt durch das Compliance-Management-System. Die
Innenrevision überprüft planmäßig sowie anlassgesteuert die
Einhaltung der internen Regeln und Kontrollmechanismen.
Die Gesamtbewertung der Risikosituation zeigt derzeit keine
nachhaltige Gefährdung der Fraunhofer-Gesellschaft.
Ausblick
Die Fraunhofer-Gesellschaft wächst auch im Jahr 2017,
basierend auf soliden wirtschaftlichen Grundlagen. Die
Finanzierung zeigt eine gute Balance zwischen den Wirt-
schafts erträgen, der öffentlichen Projektförderung und der
institutionellen Förderung. Gerade der Anteil der institutio-
nellen Förderung stabilisiert sich 2017 wieder auf einem Wert
oberhalb von 30 Prozent aufgrund der Ende 2016 beschlos-
senen zusätzlichen jährlichen Grundfinanzierung außerhalb
der regulären Erhöhungen auf Basis des Pakts für Forschung
und Innovation. Dank des gewonnenen Finanzierungsspiel-
raums kann in zusätzliche Vorlaufforschung und die Entwick-
lung system relevanter Innovationen investiert werden. Der
vertraglich gesicherte Auftragsbestand für 2017 liegt über den
Vergleichswerten der Vorjahre, sodass Fraunhofer mit einem
moderaten Wachstum von rund 4 Prozent für die Projekt -
er träge in der Vertragsforschung rechnet.
Bei den Ausbauinvestitionen erwartet Fraunhofer 2017 ein
deutliches Plus. Zum einen werden die Investitionen in Groß-
bauprojekte wieder steigen. Zum anderen beginnt Fraunhofer
den Aufbau einer institutsübergreifenden Forschungsfabrik
Mikroelektronik Deutschland (FMD), die vom BMBF in
den nächsten Jahren mit rund 300 Mio € gefördert wird. Mit
der FMD wird die Geräteinfrastruktur zur Mikroelektronik-
forschung langfristig erneuert und eine deutsche Schlüssel-
industrie gestärkt. An der FMD sind 11 Fraunhofer-Institute
und 2 Leibniz-Institute beteiligt.
49
Die im Pakt für Forschung und Innovation dargestellten Ent-
wicklungen bis 2020 werden zielstrebig verfolgt. Dazu gehört
eine Unternehmensentwicklung, die die Kooperation über
mehrere Fraunhofer-Institute fördert, thematische Profillinien
im Fraunhofer-Portfolio stärkt und Aspekte der gesellschaft-
lichen Verantwortung systematisch berücksichtigt.
Aufbauend auf dem langfristig orientierten Leitbild entwickelt
Fraunhofer eine Agenda Fraunhofer 2022, um mittelfristig
die wissenschaftliche Exzellenz und wirtschaftliche Wirk-
samkeit weiter zu steigern. Unter Beteiligung des Präsidiums
wird über alle Vorstandsbereiche hinweg ein Masterplan
zur Entwicklung der Fraunhofer-Gesellschaft erstellt. Darin
werden die aktuellen und geplanten strategischen Projekte mit
einer signifikanten Bedeutung bis zum Jahr 2022 dargestellt.
Zu diesen Projekten gehören die Weiterentwicklung des
Fraunhofer-Forschungsportfolios, die internationale Strategie
sowie die Erschließung neuer Finanzierungsquellen. Das
Präsidium der Fraunhofer-Gesellschaft begleitet die Agenda
Fraunhofer 2022 durch ein kontinuierliches Qualitäts-Moni-
toring und passt sie ggf. an aktuelle Erfordernisse an.
Fraunhofer hat unterschiedliche Instrumente, um neue
Themen von der Grundlagenforschung (Technology Readiness
Level TRL 2) bis hin zur Pilotanwendung (TRL 8) zu entwickeln;
dabei werden risikoreiche Ideen ebenso unterstützt wie
die Verwertung von Schutzrechten oder der institutsüber-
greifende Aufbau neuer Geschäftsfelder. Dabei spielt die
institutsübergreifende Vernetzung und Kooperation
eine zunehmende Schlüsselrolle. So plant Fraunhofer den
Aufbau sogenannter Fraunhofer-Forschungscluster, bei denen
auf Basis einer gemeinsamen Roadmap mehrere Fraunhofer-
Institute ein Thema mit disruptivem Potenzial zusammen
be arbeiten. Die Fraunhofer-Forschungscluster wirken struktur-
bildend an interdisziplinären Schnittstellen und nutzen
Synergiepotenziale, um systemrelevante Innovationen effizient
zu entwickeln.
Im Personalmanagement ist ein Ziel, Wissenschaftlerinnen
so weit zu qualifizieren, dass sie berufungsfähig für eine
Professur werden. Daneben wird eine steigende Zahl von
Nach wuchswissenschaftlerinnen angestrebt. Dazu gibt es
spezifische Programme und Aktivitäten der Fraunhofer-Gesell-
schaft, die bereits in der Schule und in den Universitäten
ansetzen.
Fraunhofer hat einen ausgewogenen, stabilen Finanzierungs-
mix und viele effektive Instrumente, um das Forschungs-
portfolio dynamisch an die wechselnden Herausforderungen
der Umwelt anzupassen. Ebenso ist Fraunhofer eng mit ihren
Stakeholdern vernetzt, sei es die Politik, die Wirtschaft oder
die Gesellschaft. Fraunhofer wird deshalb auch in Zukunft ex-
zellente Forschung verantwortlich betreiben und ein wichtiger
Impulsgeber und starker Innovationspartner für Wirtschaft,
Staat und Gesellschaft sein.
Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung
der angewandten Forschung e. V.
Der Vorstand
Prof. Dr.-Ing. Reimund Neugebauer
Prof. (Univ. Stellenbosch) Dr. rer. pol. Alfred Gossner
Prof. Dr. rer. publ. ass. iur. Alexander Kurz
Prof. Dr. rer. nat. Georg Rosenfeld
50
Das Jahr 2016 stand für Fraunhofer unter dem Zeichen erfolgs-
orientierter Veränderungen von Struktur und Geschäfts politik:
Stärkere Verantwortung für die Verbünde und die Eingrenzung
der Institutsrisiken haben sich positiv auf Portfolio und Per for-
mance ausgewirkt. Zudem gelang es, die Grund fi nan zie rung
durch Bund und Länder wieder in den ursprünglich im
Fraunhofer-Modell vorgesehenen Bereich von 30 Prozent des
Gesamtbudgets zu heben.
Die solide Bilanz der Fraunhofer-Gesellschaft erhielt im vergan-
genen Jahr erneut den uneingeschränkten Bestätigungs ver merk
der Wirtschaftsprüfer.
Der Senat nahm im Jahr 2016 die ihm nach der Satzung
der Fraunhofer-Gesellschaft obliegenden Aufgaben wahr.
Er tagte im Geschäftsjahr 2016 zwei Mal: am 10. Mai
im Colosseum-Theater in Essen und am 11. Oktober im
Fraunhofer-Forum in Berlin.
Wesentliche satzungsgemäße Beschlüsse betrafen Struktur
und Vorstandsangelegenheiten der Fraunhofer-Gesellschaft:
– Der Senat beschloss die Gründung der selbstständigen
»Fraunhofer-Einrichtung für Gießerei-, Composite- und
Verarbeitungstechnik IGCV« zum 1. Juli 2016. Diese geht aus
den bereits in Augsburg etablierten Fraunhofer-Insti tuts -
teilen »Funktionsintegrierter Leichtbau« und »Ressourcen-
effiziente mechatronische Verarbeitungsmaschinen«
hervor und wird ergänzt um eine dritte Abteilung »Gießerei-
tech nik« in Garching bei München. Die Einrichtung steht
unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Gunther Reinhart,
Prof. Dr.-Ing. Klaus Drechsler und Prof. Dr.-Ing. Wolfram Volk.
Mit der Gründung der Einrichtung begegnet Fraunhofer
dem wirtschaftlich relevanten Forschungsbedarf im
Bereich Leichtbau – insbesondere an der Schnittstelle der
Fach disziplinen Guss, Verbundwerkstoffe und intelligente
Automa tisierung.
– Das »Fraunhofer-Anwendungszentrum für Großstrukturen
in der Produktionstechnik« des Fraunhofer-Instituts für
Produktionstechnik und Automatisierung IPA wurde zum
1. Januar 2017 in eine selbstständige Fraunhofer-Einrichtung
überführt. Mit ihrem fachlichen Schwerpunkt hat die
»Fraunhofer-Einrichtung für Großstrukturen in der Produk-
tionstechnik« klare Alleinstellungsmerkmale und ergänzt
das Fraunhofer-Forschungs-Portfolio in idealer Weise.
Wirtschaftlich und personell hatte sich das Anwendungs-
zentrum in den vergangenen Jahren sehr gut entwickelt.
BERICHT DES SENATS ZUM GESCHÄFTSJAHR 2016
51
– Prof. Dr. rer. nat. Georg Rosenfeld wurde vom Senat
einstimmig als neues Vorstandsmitglied für den Bereich
»Technologiemarketing und Geschäftsmodelle« für
die Zeit vom 1. April 2016 bis 31. März 2021 gewählt.
– Durch Wiederwahl im Amt bestätigt wurden
Prof. Dr.-Ing. Reimund Neugebauer als Präsident für
die Zeit vom 1. Oktober 2017 bis 30. September 2022
und Prof. (Univ. Stellenbosch) Dr. rer. pol. Alfred Gossner,
Vorstandsressort »Finanzen, Controlling und IT«, für
den Zeitraum 1. September 2017 bis 28. Februar 2019.
Zum Ende 2016 schied der langjährige stellvertretende
Vor sitzende, Prof. Dr. phil. nat. Hermann Requardt, satzungs-
gemäß aus dem Senat aus. In der Sitzung am 11. Oktober
wurde er in Anerkennung seines großen Engagements und
zum Zeichen der Verbundenheit mit der »Fraunhofer-Münze«
geehrt. Als neue stellvertretende Vorsitzende wählte der
Senat mit Wirkung zum 1. Januar 2017 Prof. Dr. phil. Dr.-Ing.
Birgit Spanner-Ulmer und Prof. Dr.-Ing. Hubert Waltl.
Der Senat dankt dem Vorstand sowie allen Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern der Fraunhofer-Gesellschaft für ihr Engage-
ment und die erfolgreiche Arbeit im Geschäftsjahr 2016.
Prof. Dr.-Ing. Heinz Jörg Fuhrmann
Vorsitzender des Senats der Fraunhofer-Gesellschaft
IM FRAUNHOFER-SENAT
53
B E R I C H T D E S V O R S T A N D S
Mit Jahresbeginn 2017 ist Tankred Schipanski, Mitglied
des Deutschen Bundestags und der CDU/CSU-Bundestags-
fraktion, als Senator der Fraunhofer-Gesellschaft tätig.
Im Jahr 2002 schloss Tankred Schipanski das Studium der
Rechtswissenschaften an den Universitäten von Bayreuth und
Wien mit dem ersten Staatsexamen ab. Nach den Zusatzstu-
dien als Wirtschaftsjurist und als Verwaltungsjurist absolvierte
er das Referendariat in Mainz, im Jahr 2005 folgte das zweite
Staatsexamen. Danach arbeitete er als wissenschaftlicher
Mitarbeiter an der Technischen Universität Ilmenau im Fach-
gebiet Öffentliches Recht, insbesondere Medienrecht, ab
2006 auch als Rechtsanwalt. Seit 2009 ist Tankred Schipanski
Mitglied des Deutschen Bundestags. Hier wirkt er neben
seiner Funktion als Mitglied des Ausschusses für Bildung,
Forschung und Technikfolgenabschätzung u. a. im Ausschuss
Digitale Agenda und im NSA-Untersuchungsausschuss.
TANKRED SCHIPANSKI MDB
»Forschung ist der Schlüssel, um innovativ und wett-
bewerbsfähig zu bleiben und Antworten auf drängende
Zukunfts fragen zu finden. Mit ihrer Praxisorientierung
und ihrer klaren Ausrichtung auf angewandte Forschung
leistet die Fraunhofer-Gesellschaft einen wichtigen
Beitrag zum Innovationsprozess in Deutschland. Als
Forschungs- und Digitalpolitiker schätze ich die Expertise
der Fraunhofer-Institute und -Einrichtungen und freue
mich daher sehr auf die Arbeit im Senat.«
Die Mitglieder der Fraunhofer-Gesellschaft wählen auf ihrer jährlichen Versammlung
im Rahmen der Jahrestagung Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Wirtschaft
und öffentlichem Leben für eine Amtszeit von drei Jahren in den Fraunhofer-Senat.
Neu gewählte Mitglieder und Veränderungen im Vorsitz des Senats werden hier dargestellt.
54
B E R I C H T D E S V O R S T A N D S
Im FraunhoferSenat
Zum 1. Januar 2017 trat Siegfried Russwurm in den
Fraunhofer-Senat ein.
Siegfried Russwurm war bis zum 31. März 2017 Mitglied
des Vorstands der Siemens AG. Nach dem Studium der
Fertigungs technik begann Russwurm seine Karriere bei
Siemens 1992 als Fertigungsplaner und Projektleiter im
Bereich Medizinische Technik. Es folgten zahlreiche zentrale
Führungspositionen im In- und Ausland, darunter die Leitung
des Geschäftsgebiets Motion Control Systems. Ab 2006
war Russwurm Mitglied des Bereichsvorstands von Siemens
Medical Solutions. 2008 wurde er als Leiter Corporate Human
Resources und Arbeits direktor in den Vorstand der Siemens
AG berufen. 2010 übernahm Russwurm die Leitung des
Sektors Industry. 2014 wurde er zum Chief Technology Officer
und Leiter Corporate Technology benannt. Zudem war er im
Vorstand verantwortlich für die Regionen Mittlerer Osten
und Russland/GUS sowie das Healthcare-Geschäft.
Im Jahr 2009 übernahm Siegfried Russwurm eine
Honorar professur für das Fachgebiet Mechatronik an der
Universität Erlangen-Nürnberg. Zudem ist er seit 2012
Mitglied des Hochschulrats der RWTH Aachen.
PROF. DR.-ING. SIEGFRIED RUSSWURM
»Die Fraunhofer-Gesellschaft setzt sich seit Jahr -
zehnten für den erfolgreichen Brückenschlag zwischen
Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft ein. Die
Institute setzen mit ihrer zweckgerichteten Forschung
und der Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse
in die Praxis einen bewussten Gegenpol zur – genauso
wertvollen und wichtigen – Grundlagenforschung.
Ich freue mich, als Senatsmitglied an dieser Aufgabe
mitwirken zu können – zum Wohle der Gesellschaft
und der Wirtschaft unseres Landes.«
55
D A T E N – R O H S T O F F
F Ü R S M A R T E I N N O V A T I O N E N
P R O J E K T E U N D E R G E B N I S S E 2 0 1 6
N E U E I N I T I A T I V E N
U N D L E I S T U N G S Z E N T R E N
A U S Z E I C H N U N G E N 2 0 1 6
M E N S C H E N I N D E R F O R S C H U N G
U N T E R N E H M E N
I M F R A U N H O F E R - U M F E L D
AUS DER FRAUNHOFER-FORSCHUNG
A U S D E R F R A U N H O F E R - F O R S C H U N G
59
Albert Heuberger, Boris Otto, Michael Waidner
Bei der Konzeption, Planung und Steuerung industrieller
Prozesse spielen digitale Daten eine entscheidende Rolle.
Sie werden nicht nur benötigt, sondern auch in großer Menge
erzeugt und können zur Entwicklung neuer Produkte, Services
und Geschäftsmodelle verwendet werden. Die Fraunhofer-
Gesellschaft entwickelt in Kooperation mit zahlreichen
Unternehmen Konzepte und Verfahren, um den digitalen
Datenschatz in einem sicheren Umfeld nutzbar zu machen
und damit die Wertschöpfung industrieller Prozesse
weiter zu erhöhen.
Neue Geschäftsmodelle
Björn Heinze hat es wie immer eilig. Gerade kam eine
Anfrage für eine Besprechung herein, in zwei Stunden muss
er kurz fristig von Bonn nach Köln fahren. Sein Auto hat der
Ingenieur schon vor einiger Zeit abgeschafft, in der Bonner
Innenstadt gibt es ohnehin kaum Parkplätze. Mit dem
Smartphone bucht er über eine Carsharing-Plattform ein
Elektrofahrzeug, das autonom zu ihm fährt und ihn abholt.
Sein Nutzerprofil hat er bereits hinterlegt, deshalb geht es
schnell. Die Fahrt dürfte dagegen eine Geduldsprobe werden,
denn auf den Straßen nach Köln herrscht wie immer Stau.
Zum Glück findet das Navi dynamisch eine Ausweichroute,
die der Wagen autonom fährt – pünktlich und ausgeruht
rollt Heinze beim Kunden auf den Hof.
Zugegeben: Dieses Beispiel ist erfunden und liegt noch etwas
in der Zukunft. Ganz real sind dagegen die geschilderten
Abläufe: Termin vereinbaren, Fahrzeug buchen und bezahlen,
Positionsbestimmung, Ausweichroute berechnen, das Fahrzeug
am Ziel in Köln an der Stromtankstelle anschließen – denn für
die Rückfahrt wird die Batterieladung des Elektro autos vielleicht
nicht reichen –, und dann den genutzten Strom abrechnen.
Auch wenn der Protagonist dieser kleinen Story davon nichts
mitbekommt: Im Hintergrund werden jede Menge Daten
bewegt, vom Carsharing-Anbieter, vom Parkplatzbetreiber,
vom Energie versorger mit seiner Lade infrastruktur, vom Anbieter
der Staudaten, vom gemieteten Fahrzeug und natürlich von
Björn Heinze selbst.
Ökonomie der Daten
Die Mobilität ist im Umbruch. Die Automobilhersteller haben
erkannt, dass der Verkauf von Fahrzeugen als Geschäftsmodell
der Zukunft nicht mehr ausreicht, sie müssen sich vielmehr
zum Anbieter von Mobilität wandeln. Die Branche diskutiert
darüber, ob die Wertschöpfung mit digitalen Dienstleistungen
in nicht allzu ferner Zukunft die Wertschöpfung mit dem
Verkauf der Fahrzeuge übertreffen wird. Gleiches gilt für
viele andere Industrien, auch für die Medizintechnik oder den
Maschinenbau, wo die Maschinen immer weniger kosten und
Dienstleistungen wie die vorausschauende Wartung wach sende
Beiträge zur Wertschöpfung erbringen. Von einer Ökonomie
der Dinge wandelt sich unsere Wirtschaft in eine Ökonomie
der Daten – mit weitreichenden Folgen. Welche das sind und
wie die Industrie den größten Nutzen daraus ziehen kann,
untersuchen zahlreiche Fraunhofer-Institute.
DATEN – ROHSTOFF FÜR SMARTE INNOVATIONEN
60
A U S D E R F R A U N H O F E R - F O R S C H U N G
Daten – Rohstoff für smarte Innovationen
Die Zunahme von datengetriebenen Geschäftsmodellen
sorgt z. T. für starke Veränderungen in Unternehmen und
in unternehmensübergreifenden Wertschöpfungsketten.
Wo Techniker früher Anlagen mühsam konfigurierten,
er mög lichen Sensoren heute die automatische Erfassung
von menschlichem Know-how, das der Urheber jedoch sicher
vertraulich halten möchte. Auf der anderen Seite gewinnen
etwa im Onlinehandel viele Daten erst durch Austausch
und Verknüpfung an Wert. Dies kommt einem Paradigmen-
wechsel beim Datenmanagement gleich:
– Daten sind ein Wirtschaftsgut, das verstärkt produziert
und gehandelt, aber auch manipuliert und gestohlen wird.
– Akteure erzeugen Daten z. T. gemeinsam und teilen diese,
statt sie unter Verschluss zu halten.
– Eigentum und Nutzungsrechte von Daten sind oft unklar und
müssen erst unter den Beteiligten ausgehandelt werden.
– Daten stammen aus vielfältigen Quellen und sind über
eine Plattform verbunden – sie sind dabei oft personen-
bezogen oder auf Personen beziehbar.
Daten sind für Unternehmen kostbar, weil sie zum einen
als Grundlage neuer Geschäftsmodelle künftig immer mehr
an Wert gewinnen, andererseits verbrauchen sie selbst
zu nehmend Ressourcen – etwa wenn die Energiekosten für
die Datenhaltung und -organisation in Zeiten von Big Data
steigen. Aber wie bestimmt man den Wert von Daten?
Das Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik
ISST in Dortmund beschäftigt sich seit einigen Jahren
mit dieser Frage.
Unternehmen können den Wert der Daten bemessen
– an den Kosten, die das Unternehmen aufbringen muss,
um in den Besitz der Daten zu gelangen und die
Daten sätze zu pflegen.
– am Nutzwert, der mit den Daten zu erzielen ist.
Ein Nutzwert ist z. B. die vorausschauende Wartung,
die Kosten einspart, weil sie Defekte einer Anlage
früh erkennt und Stillstände verhindert.
– am Marktwert. Man kann z. B. Nutzerdaten verkaufen
und schauen, was der Käufer dafür zu zahlen bereit ist.
Doch was bedeutet das für personenbezogene Daten,
die z. B. in Deutschland besonderen Schutz genießen? Wie
definiert sich der Wert der medizinischen Daten in Kranken-
häusern und Arztpraxen, von denen im hohen Maße die
Gesundheit der Bürger abhängt? Wie verhält es sich mit
hoheitlichen Daten, die ein Staat erhebt, um ein funktionieren-
des Staatswesen zu gewährleisten? Welchen Wert besitzen die
Daten aus kritischen Infrastrukturen wie dem Stromnetz oder
der Internet-Infrastruktur, ohne die ganze Märkte oder das
gesellschaft liche Leben insgesamt zusammenbrechen könn-
ten? Die Liste der Fragen macht deutlich, dass der Wert und
die Nutzungsmöglichkeiten von Daten verschiedene Rechtsgü-
ter berühren, wobei unterschiedliche Interessen
nicht selten auch über Län der grenzen hinweg zu beachten
und ggf. auszugleichen sind.
Digitale Schätze: Finden, sammeln, nutzbar machen
Viele Unternehmen im industriellen Sektor verfolgen seit
dem Aufkommen von Industrie 4.0 die »Data Lake«-Strategie:
Erst einmal alle Daten, die man im Unternehmen findet,
in einen großen »See« kippen – was man damit machen kann,
sieht man dann später. Doch diese Strategie muss nicht
aufgehen. Quereinsteiger können in die Lücke stoßen und
mit den Daten, die sie gar nicht erzeugt haben, Geld verdie-
61
nen. Wer diese Quereinsteiger sein könnten, ist leicht zu erra-
ten: Insbeson dere IT-Unternehmen aus den USA, allen voran
Google und Amazon, versuchen ihre Kompetenz bei der intel-
ligenten Verarbeitung großer Informationsmengen auf andere
Branchen auszuweiten. So nutzt Google frei verfügbare Daten
oder kauft mit Hochdruck Firmen auf, die Daten erzeugen.
Bekanntestes Beispiel ist Nest, ein Hersteller von intelligenten
Heizungsreglern. Google geht es dabei nicht um den Verkauf
der Hardware, sondern um die digitalen Dienste, die man
auf den Daten aufsetzen kann, die aus den Heizungen und
Smartphones der Nutzer – künftig auch aus anderen Smart-
Home-Anwendungen – an Google übermittelt werden.
Und das auch noch kostenlos.
Für die deutsche Industrie bieten sich ähnliche Chancen,
denn sie hat schon viele Daten. Sie fallen beim Betrieb der
Maschinen und Fahrzeuge »made in Germany«, aber auch
in der Kommunikation mit dem Kunden an. Neue IoT(Internet
of Things)-Technologien ermöglichen die Sammlung von
sehr vielen Daten. So kann z. B. die LPWA(Low Power Wide
Area)-Networktechnologie MIOTY ® des Fraunhofer-Instituts
für Integrierte Schaltungen IIS mit einem Empfänger Millionen
von Sensordaten aus der Umwelt, der Produktion oder dem
Verkehr im Umkreis von vielen Kilometern einsammeln. Dies
alles erfolgt sehr energieeffizient und kostengünstig. Über die
weiterführenden Data-Analytics-Methoden des Fraunhofer IIS
wie Machine Learning werden dann Sensor- und Lokalisie-
rungsdaten für neue IoT-Anwendungen zugänglich gemacht.
Bisher machen die Unternehmen noch zu wenig aus diesen
Möglichkeiten. Fraunhofer hat sich auf die Fahne geschrieben,
sie bei der Nutzung ihrer Datenschätze zu unterstützen. Dabei
fokussieren sich viele Institute traditionell auf den technischen
Teil, wo es immer noch viel zu tun gibt. Zunehmend suchen
die Unternehmen aber auch nach Unterstützung bei der Be-
wertung und dem Schutz von Daten sowie bei der Erstellung
digitaler Geschäftsmodelle.
Hier bietet das Fraunhofer IIS mit seiner Arbeitsgruppe für
Supply Chain Services SCS aus Nürnberg Unterstützung mit
Methoden zur Service- und Geschäftsmodellentwicklung.
Denn oft sind zwar Daten im Unternehmen vorhanden;
welche davon tatsächlich nützlich sind und welche vielleicht
noch fehlen und zusätzlich erhoben werden müssten, steht
aber auf einem anderen Blatt. Im Zeitalter der Digitalisierung
können mikroelektronische Elemente genutzt werden, um
aus physischen Objekten, z. B. Behältern in einer Produktion,
cyberphysische Systeme (CPS) zu kreieren. CPS sind verteilte,
miteinander vernetzte und in Echtzeit kommunizierende,
eingebettete Systeme, die eindeutig identifiziert werden
können. Ihre Position kann in Prozessen bestimmt werden,
und mittels Sensoren können sie Umgebungsparameter in
physischen Prozessen überwachen. Durch eine eigenständige
Datenver arbeitung können sie steuernd bzw. regulierend auf
Prozesse einwirken und mit anderen Parteien kommunizieren.
Dabei generieren sie vielfältige Daten, die mit den bereits
in Unternehmen vorhandenen Daten verknüpft und genutzt
werden können.
Wertschöpfung durch neue Geschäftsmodelle
Die Fraunhofer-Arbeitsgruppe für Supply Chain Services SCS
entwickelt nun seit einigen Jahren Services und Geschäfts-
modelle für Unternehmen, die auf der Verwertung von Daten
basieren. Dabei geht es nicht nur um die Erarbeitung der
eigenen prozessbezogenen internen Bedarfe, sondern auch
um die Ermittlung und Berücksichtigung der Bedarfe der
Kunden, um daraus neue Services und Geschäftsmodelle
zu entwickeln. Bis heute wurden dafür in vielen Projekten
Datenwertschöpfungsprozesse von der Erhebung, der Analyse
und Aufbereitung bis zur Verwertung entworfen und in
Geschäftsmodelle in der digitalen Welt übersetzt.
62
A U S D E R F R A U N H O F E R - F O R S C H U N G
Daten – Rohstoff für smarte Innovationen
DIGITALISIERTE LEISTUNGSERSTELLUNG
DIGITALISIERTESLEISTUNGSANGEBOT
KUNDEDATEN- SCHARNIER
Öffentliche Daten
Mensch-Maschine- Kooperation
Ende-zu-Ende- Prozess
Produktions- netzwerk
Kommerzielle Dienste
Logistik- netzwerk
Industrielle Dienste
Autonomisierung Ecosystem
Vernetzung Individualisierung
Internet der Dinge Ubiquität
Daten aus derWertschöpfungskette
Informationsfluss Güterfluss
SMART DATA MANAGEMENT
Daten als Bindglied zwischen Smart-Service-Welt und Industrie 4.0
Smart Data Management
1
63
Da Konzeption und Umsetzung von Geschäftsmodellen in
der digitalen Welt mit vielfältigen betriebswirtschaftlichen
Fragestellungen verbunden sind, betreibt das Fraunhofer IIS
über seine Arbeitsgruppe SCS in Kooperation mit der Otto-
Friedrich-Universität Bamberg seit 2014 zusätzlich das
Kompetenzzentrum für Geschäftsmodelle in der digitalen
Welt (www.geschaeftsmodelle.org). Dort unterstützt die
Arbeitsgruppe SCS in einem sechsstufigen, strukturierten
Transformationsprozess Unternehmen bei der digitalen Trans-
formation ihrer Geschäftsmodelle. Die Nutzung von Daten
steht dabei vom Definieren der eigenen Potenziale über die
Analyse der aktuellen Nutzungsgrade bis zur Szenario-Entwick-
lung für die Unternehmen an vorderster Stelle. Beim Erstellen
von Trans formationsstrategien für das eigene Unternehmen
werden konkrete Anwendungsfälle behandelt. Diese können
dann in der Fraunhofer-IIS-eigenen Infrastruktur umgesetzt
und ge testet werden, etwa im Test- und Anwendungszentrum
L.I.N.K. für Lokalisierungs-, Identifikations-, Navigations- und
Kommunikationslösungen. Eine andere Möglichkeit dafür ist
das offene Innovationslabor JOSEPHS®, ein richtiges Laden-
geschäft in der Nürnberger Innenstadt, in dem Unternehmen
potenzielle Kunden direkt in die eigenen Entwicklungs- und
Testprozesse für ihre neuen Services und Produkte einbinden
können. Dabei gilt jedoch immer: Die digitale Transformation
des Geschäftsmodells durch die Nutzung von Daten muss
einen Mehrwert für den Endkunden haben! Deswegen setzt
die Arbeitsgruppe SCS auf eine strukturierte Risikoanalyse und
ein Management, das die datenbasierten Geschäftsmodelle
unterstützt.
Auch das Fraunhofer ISST beschäftigt sich mit Methoden,
digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln. Das Institut hat mit
»Digital Business Engineering« eine Art Kochrezept dafür
entwickelt und auch schon mit Erfolg in einigen Anwendungs-
studien erprobt. Ein nächster Schritt wäre, diese Methode in
mehr Anwendungen auszurollen und einen Werkzeug kasten
zu entwickeln, mit dem Unternehmen ihr digitales Geschäfts-
modell nach bewährten Prinzipien erstellen können. Vieles ist
hier Neuland, und deshalb gilt es, entsprechende Grundlagen
zu schaffen. Doch man kann darauf warten, dass in den
Geschäftsberichten großer Unternehmen neben Anlagever-
mögen und Umlaufvermögen bald auch das Datenvermögen
bilanziert wird. Und eines Tages können Start-ups zur Bank
gehen und ihren Datenbesitz als Sicherheit in die Waagschale
werfen. Wer das heute versucht, wird vom Bankberater
noch kein Verständnis erwarten können. Aber das wird sich
ganz sicher ändern.
Das Ziel: Digitale Souveränität
Eine wichtige Voraussetzung dafür ist jedoch, dass stets klar
ist, wem die Daten gehören. In industriellen Anwendungen ist
das meist geregelt, etwa bei der vorausschauenden Wartung.
Die Informationen, die eine Maschine während des Betriebs
erzeugt, gehören dem Nutzer der Maschine. Der Hersteller darf
die Informationen aber zu sich übertragen und damit Prognosen
für die vorausschauende Wartung stellen und das Produkt
verbessern. Eine weitere wirtschaftliche Nutzung ist typischer-
weise ausgeschlossen.
Die Besitzer von Daten sind bei der Bewirtschaftung derselben
in einem Dilemma. Je mehr sie ihre Daten nutzen und tauschen,
umso wertvoller werden diese. Allerdings steigt damit auch das
Schutzbedürfnis. Was eigentlich bedeutet, dass man seine Daten
besser unter Verschluss halten sollte. Diesen Widerspruch zu lösen
ist eine der großen Herausforderungen der digitalen Wirtschaft.
Es geht darum, freigiebig mit Daten umzugehen, ohne aller-
dings jemals die Kontrolle darüber zu verlieren. Das Stichwort,
das sich hier etabliert hat, lautet: digitale Souveränität.
64
A U S D E R F R A U N H O F E R - F O R S C H U N G
Daten – Rohstoff für smarte Innovationen
1
Ein Beispiel: Als Ende der 1990er-Jahre die ersten Online-
Marktplätze für die Beschaffung von Zulieferteilen aufkamen,
stellten die Zulieferer ihre Produkte bereitwillig online, weil
sie auf zusätzliches Geschäft hofften. Als ihre Kunden – etwa
die Automobilhersteller – auch noch verlangten, dass die Zu-
liefe rer kundenindividuelle Preise mit auf diese elektronischen
Marktplätze lieferten, weigerten diese sich. Die Zulie ferer woll-
ten diese Daten nicht auf Plattformen stellen, die von Dritten
betrieben wurden, sie wollten die Souveränität über diesen
Teil ihrer Daten nicht preisgeben. Das gilt auch für viele
andere Beispiele: Daten sind unterschiedlich sensibel und
schützenswert.
Fraunhofer-Forscher arbeiten an Konzepten dafür, Daten
so zu verpacken, zu schützen und zu veredeln, dass sie die
Anforderungen an die Souveränität erfüllen.
Einige Maßnahmen sind
– Datenaustausch nur bei Bedarf, kein zwingendes
Sammeln der Daten in zentralen »Datenseen«,
– Entwickeln von Konnektoren des Industrial Data Space
(siehe unten), um diesen bedingten Datenaustausch
zu organisieren,
– Mitführen von Restriktionen an den Daten, die über
ihre Nutzungsbedingungen Auskunft geben,
– Nutzung verteilter Datenhaltungstechnologien wie
Blockchain zur Aufzeichnung von Datentransaktionen,
– Nutzung von Vokabularen zur Steigerung der Interope ra-
bilität beim Austausch zwischen Cloud-Plattformen,
– Maßnahmen, um Nutzer transparent über den Umgang
mit ihren Daten zu informieren, ihnen selbstbestimmte
Kontrolle über ihre Daten zu geben.
Dabei ist digitale Souveränität kein statischer Zustand,
man kann sie sich vielmehr als eine Art Waage vorstellen,
die in Balance gebracht werden muss. In der einen Waagschale
liegen die Interessen des Eigentümers an Privatheit und
Sicherheit seiner Daten und der Wert der Daten. In der an-
deren Waagschale liegen die Interessen der Anwender nach
Austausch, Nutzen und Teilen der Daten. Die Balance ist für
jeden Fall unterschiedlich. Die genannten Konzepte sollen
den Besitzer der Daten stets in die Lage versetzen, für diesen
Zielkonflikt die für ihn passende Balance zu finden. Dies ist
eine Schlüsselfähigkeit für den Erfolg in der Datenökonomie.
Die Lösung: Der Industrial Data Space
Was für eine erfolgreiche Digitalisierung bisher fehlte,
ist demnach eine Technologie, die es Unternehmen ermög-
licht, Daten souverän auszutauschen und auf dieser Basis
Geschäfts modelle zu entwickeln. Ob die Daten ein Preisschild
tragen oder kostenlos sind, entscheidet der Inhaber der Daten.
Der kann sich darauf verlassen, dass er immer die Hoheit
darüber behält und dass ein Nutzer der Daten wirklich der ist,
für den er sich ausgibt. Kurz gesagt: Diese Technologie sorgt
für die digitale Souveränität jedes Teilnehmers, ohne die
Kreativität der Partner zu beschneiden.
Genau diese Idee liegt dem Industrial Data Space zugrunde.
Gleich zwölf Fraunhofer-Institute arbeiten an dieser sicheren
Datenplattform für die deutsche Industrie (www.industrial-
dataspace.org). Das Forschungsvorhaben ist im Oktober 2015
an den Start gegangen und wird vom Bundesministerium für
Bildung und Forschung gefördert. Ziel ist ein gemeinsamer
Datenraum, in dem sich Unternehmen über standardisierte
Schnittstellen sicher miteinander vernetzen können und dabei
absolute Souveränität über ihre Daten behalten. Flankiert
wird das Forschungsprojekt von einem Anwenderverein mit
derzeit 42 Mitgliedern aus Industrie und Handel, darunter
thyssenkrupp, Bayer, Allianz und Rewe. Auch die Fraun hofer-
Gesellschaft ist Vereinsmitglied. In dem Verein definieren
die Mitglieder eine Referenzarchitektur und erproben sie mit
Anwendungsfällen.
65
GOVERNANCEgemeinschaftlicheSpielregeln
SICHERHEITDatenaustausch
SKALIERUNGflexible Erweiterbarkeit
SOUVERÄNITÄTDatengüter
DEZENTRALITÄTföderaleArchitektur
VERTRAUENS-SCHUTZzertifizierte Teilnehmer
OFFENHEITneutral und anwender-getrieben
NETZWERK-EFFEKTEPlattformenund Dienste
Schlüsselmerkmale des Industrial Data Space
Der Industrial Data Space im Überblick
66
A U S D E R F R A U N H O F E R - F O R S C H U N G
Daten – Rohstoff für smarte Innovationen
Dass sich so schnell so viele Mitglieder für den Verein
gefunden haben, liegt an der Überzeugung der Unternehmen,
dass das Thema Datensouveränität im Industrial Data Space
großgeschrieben wird. Deutsche Unternehmen möchten nicht
die Einschränkung der eigenen Handlungsfähigkeit riskieren,
weil sie sich von zentralen Cloud-Dienstleistern wie Amazon
oder Google abhängig gemacht haben. Die Ansprüche bei
der Kon trolle essenzieller Dienste und Daten sind dement-
sprechend hoch.
Die Verbindung zwischen den Unternehmen und dem
Indus trial Data Space übernimmt ein sogenannter Konnektor.
Er dient als Schnittstelle zwischen den Unternehmen und
unter stützt viele Protokolle etwa von Webdiensten und für das
Internet der Dinge. Er verknüpft die Daten des Unternehmens
und verteilt sie auf Wunsch im Industrial Data Space, um ge kehrt
leitet er Anfragen von dort an die Systeme im eigenen Unter-
nehmen weiter. Die Konnektoren können um unterschiedliche
Apps ergänzt werden, die Daten filtern, trans for mieren und
für Geschäftsprozesse bereitstellen. Im Projekt wollen die
Fraunhofer-Forscher einige Konnektoren und Apps für die
Referenzarchitektur prototypisch entwickeln und anhand von
beispielhaften Anwendungsfällen deren Nutzung darstellen.
Die thyssenkrupp AG betreibt im Logistik-Pilotprojekt einen
solchen Konnektor, der auf Unternehmensseite mit dem
Abfertigungsmanagement für die Werkstore verknüpft ist.
Der Disponent sieht in einer Tabelle sofort, wenn einer der Lkw
mit Stahlteilen zu früh oder verspätet ist, und kann umplanen.
Für eine Verknüpfung mit der realen Welt der Logistik sorgt
der Konnektor, der über den Industrial Data Space entweder
direkt mit den Apps auf den Smartphones der Lkw-Fahrer
verbunden ist oder mit den Transportmanagementsystemen
großer Logistikdienstleister. Das Projekt soll helfen, Zeitfenster
für das Be- und Entladen zu optimieren und Zeit und
Kosten zu sparen.
Herausforderung Datensicherheit
Trotz aller Diskussionen um den Wert und die Sicherheit
von Daten und die Souveränität der Dateninhaber sollte
man nicht vergessen, dass die Digitalisierung auch weiterhin
eine große technologische Herausforderung ist. Zahlreiche
Fraunhofer-Institute arbeiten eng mit der Industrie zusammen
und ent wickeln gemeinsam Lösungen, etwa das Fraunhofer-
Institut für Sichere Informationstechnologie SIT für das
Thema Cybersecurity, den Schutz von Daten gegen Diebstahl
und Hackerangriffe. Der Industrial Data Space ist ein gutes
Beispiel, wie solche Technologien mit Geschäftsmodellen
Hand in Hand gehen.
Ähnliches ist auch im Fahrzeugkontext möglich: So entwickelt
das Fraunhofer SIT geeignete Schutzmaßnahmen für Daten,
die von Beginn an in Systeme integriert werden können. Ohne
solche Schutzmaßnahmen könnte im Beispiel des autonom
fahrenden Carsharing-Fahrzeugs ein Angreifer sicherheits-
kritische Systeme wie die Bremsen beeinflussen und so Leib
und Leben der Insassen gefährden. Eine weitere Bedrohung be-
steht durch die Analyse der Fahrzeugdaten, um beispielsweise
Bewegungs- oder Persönlichkeitsprofile basierend auf dem
Nutzungsverhalten zu erstellen. Oft lassen sich aus scheinbar
unbedeutenden Daten unvermutete Rückschlüsse ziehen.
So bieten einige Versicherungen bereits Kfz-Tarife an, deren
Konditionen vom Fahrverhalten abhängen. Bei diesen Angeboten
wird z. B. über ein Geschwindigkeitsprofil das Fahr verhalten
analysiert. Jedoch lassen sich mit diesem Geschwin digkeitsprofil
auch potenziell Bewegungsprofile erstellen. Das Fraunhofer
SIT arbeitet deshalb an datenschutzfreundlichen Lösungen,
die dem Nutzer Transparenz über die Nutzung »seiner Daten«
durch Dritte geben und mit denen er die Nutzung seiner
Daten kontrollieren kann.
1
67
Entscheidend beim Thema Cybersecurity ist die Sicherstellung,
dass Systeme keine Schwachstellen aufweisen. Hierzu betreibt
das Fraunhofer SIT ein Testlabor, in dem Sicherheitsanalysen
von Systemen durchgeführt werden. Dies können einzelne
eingebettete Systeme, ein komplexeres System wie eine ganze
Bordnetzarchitektur eines Fahrzeugs, aber auch Infrastrukturen
oder Cloud-Dienste sein.
Smarte Innovationen brauchen 5G
Um die Daten bedarfsgerecht sammeln zu können, ist eine
flexible Übertragungstechnologie elementar. Eine wesentliche
Grundlage hierfür bietet 5G, die nächste Generation des
Mobilfunks. Das Ziel von 5G ist es, einen universellen Über-
tragungsstandard für unterschiedliche vertikale Märkte wie
Industrie 4.0, Automotive, das Internet der Dinge oder Smart
Grid zu schaffen. Zentrale Aspekte sind ultrakurze Latenz-
zeiten von unter einer Millisekunde, hohe Datenraten, geringer
Stromverbrauch sowie Konvergenz von unterschiedlichen
Übertragungsstandards. An den Fraunhofer-Instituten für
Integrierte Schaltungen IIS, für Nachrichtentechnik, Heinrich-
Hertz-Institut, HHI und für Offene Kommunikationssysteme
FOKUS wird daran gearbeitet, diese Aufgaben zu lösen.
Damit wird der neue Standard mehr sein als nur eine weitere
Generation Mobilfunk. Ziel ist ein universeller Funkstandard,
der als Basis für Zukunftsthemen wie Internet of Things (IoT)
und automatisiertes Fahren dienen soll und zu relevanten
Fortschritten bei der Gesundheitsversorgung durch
Tele me di zin, beim smarten Wohnen für beeinträchtigte
Menschen und auch bei der Energiewende auf Basis von
Smart Grids führen soll.
Dabei stellt sich die Frage, wo die Daten aufbewahrt und
verarbeitet werden. In der Cloud? Das kommt Unternehmen
entgegen, die nach dem »Data Lake«-Prinzip möglichst viele
Daten sammeln wollen. Dies steht allerdings im Widerspruch
zum Konzept dezentraler und weitgehend autonomer
cyberphysischer Systeme im Sinne von Industrie 4.0.
Dagegen steht das Edge Computing, bei dem die Daten auf
intelli genten Endgeräten bleiben. Doch darunter leidet die
Option, möglichst viele Daten miteinander zu kreuzen und so
zu neuen Erkenntnissen zu gelangen. Die Wahrheit wird
ver mutlich in der Mitte liegen. Fraunhofer-Institute arbeiten
deshalb an hybriden Konzepten, welche die Vorteile beider
Positionen verbinden.
Ausblick
Die genannten Beispiele zeigen: Digitalisierung ist ein Thema,
das sowohl technische als auch organisatorische, wirtschaft liche
und gesellschaftliche Aspekte umfasst. Es ist die in dus tri elle
Revolution, die wie keine andere unser Leben bestim men
und verändern wird. Diese industrielle Revolution sollten die
Unternehmen aktiv gestalten. Die Fraunhofer-Ge sell s chaft
mit ihrem ganzheitlichen und anwendungs orien tierten Ansatz
ist der ideale Partner, um diese Entwicklung für Wirtschaft,
Gesellschaft und die Nutzer erfolgreich zu gestalten.
Prof. Dr.-Ing. Albert Heuberger ist Leiter des Fraunhofer-
Instituts für Integrierte Schaltungen IIS in Erlangen.
Prof. Dr. Boris Otto ist Leiter des Fraunhofer-Instituts
für Software und Systemtechnik ISST in Dortmund.
Prof. Dr. Michael Waidner ist Leiter des Fraunhofer-Instituts
für Sichere Informationstechnologie SIT in Darmstadt.
68
GESUNDHEIT UND UMWELT
PROJEKTE UND ERGEBNISSE 2016
Wissenschaftspreis des Stifterverbands
Strahlentherapie nach Maß
Die Strahlenbehandlung stellt neben Chirurgie und System-
therapie das bedeutendste Therapiekonzept gegen Krebs dar.
Dabei wird durch Bestrahlung Energie ins Gewebe übertragen,
welche die DNA der Krebszellen schädigt. Den Therapieablauf
optimal zu planen ist jedoch eine hochkomplexe Aufgabe. Die
Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Karl-Heinz Küfer vom Fraun hofer-
Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik ITWM,
bestehend aus Dr. Michael Bortz, Dr. Alexander Scherrer,
Dr. Philipp Süss und Dr. Katrin Teichert, entwickelte zusammen
mit Prof. Dr. Thomas Bortfeld vom Massachusetts General
Hospital, Prof. Dr. Dr. Jürgen Debus vom Universitätsklinikum
Heidelberg, Prof. Dr. Wolfgang Schlegel vom Deutschen
Krebsforschungszentrum in Heidelberg und Dr. Dr. Christian
Thieke vom Klinikum der Universität München eine Lösung:
Es ent stand eine Planungssoftware, die es auch technisch uner -
fah renen Physikern und Ärzten ermöglicht, deutlich schneller
als bisher den für den Patienten besten Behandlungsplan
zu erstellen. Eine frühzeitige Patentstrategie sichert die wirt-
schaft liche Verwertbarkeit und sorgt dafür, dass die neue
Technologie auf mehr als 60 Prozent der Therapieplanungs-
plätze weltweit zur Verfügung stehen wird. Für ihre Leistung
erhielten die Teammitglieder den Wissenschaftspreis des
Stifter verbands 2016.
Haltbar ohne Hitze 1
Verbraucher wünschen sich naturbelassene Lebensmittel,
möglichst ohne künstliche Zusätze oder Konservierungsmittel.
Aber haltbar sollen sie auch sein. Die Konservierung durch
Hitze kann jedoch den Geschmack, die Inhaltsstoffe und das
Aussehen der Nahrungsmittel beeinträchtigen. Am Fraun hofer-
Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB wurde
69
jetzt die Druckwechseltechnologie für Flüssigkeiten zur
Anwen dungsreife gebracht. Dabei werden die Zellen rein
phy sikalisch zerstört, wobei Proteine, Vitamine und andere
wertvolle Sub stanzen in ihrer Funktion voll erhalten bleiben.
Das Verfahren eignet sich u. a. für Frucht- und Gemüsesäfte,
alkoholische Getränke, Milchprodukte, pflanzliche Extrakte
und wirkstoffhaltige Suspensionen.
Sensoren auf der Sportbekleidung
Bewegung ist gesund. Immer mehr Menschen nutzen
»Wearable Technologies«, um ihr Training mit Informationen
zu unterstützen. Die Fraunhofer-Institute für Silicatforschung
ISC und für Siliziumtechnologie ISIT entwickeln gemeinsam
ein Shirt mit integrierten Sensoren, die Druck, Verformung,
Temperatur und Annäherung messen können. Auch eine
trainingsunterstützende Kontrolle von Bewegungsabläufen
könnten Sensoren in funktionellen Kleidungsstücken künftig
leisten. Transparenz und Flexibilität des Sensormaterials
gewährleistet die Designfreiheit bei Textilien in Bezug
auf Farbe und Form. Die Kontrolle von Körpertemperatur
und Atmung von bettlägerigen Patienten oder Babys ist
mit der Technologie ebenfalls denkbar.
Gülle zu Geld
Pro Jahr produzieren Schweine, Rinder und Geflügel in
Europa etwa 1,8 Milliarden Kubikmeter Gülle. Ein Großteil
davon fällt in Mastbetrieben an, in deren Umgebung es nicht
genug Acker flächen für eine umweltgerechte Entsorgung gibt –
so kommt es zu Millionen von Transporten mit Tanklastern.
Bereitet man aber die Gülle zu definierten Düngerkomponen-
ten auf, wird aus dem Problemstoff ein wertvoller Rohstoff.
Am Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrens-
technik IGB entstand ein entsprechendes Verfahren, das sich
inzwischen in einer im Rahmen des EU-Projekts BioEcoSim
entwickelten Pilotanlage bewährt hat. Drei dabei entstehende
Produkte sind Ammoniumsulfat, Phosphatsalze und humus-
bildende Boden ver besserer. Deren Masse macht rund vier
Prozent der ursprüng lichen Gülle aus. Das vereinfacht Trans-
port und Handling, erübrigt die energieintensive Produktion
von synthetischem Dünger und spart damit Geld.
Seetang als Salzersatz
Salz ist ein lebensnotwendiger Bestandteil unserer Ernährung.
Zudem bestimmt es stark den Geschmack der Speisen. Zu viel
davon schadet aber der Gesundheit. 77 Prozent der Salzauf-
nahme erfolgt durch industriell hergestellte Lebensmittel wie
Brot, Käse, Wurst und Fertiggerichte. Am Fraunhofer-Institut
für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV forscht man nach
möglichen Ersatzstoffen. Dabei nehmen die Experten vor
allem Seetang unter die Lupe. Die Herausforderung dabei ist,
evtl. störende geschmackliche und geruchliche Eigenschaften
der Algen bei der Aufbereitung zu entfernen und den salzigen
Geschmack so zu erhalten, dass insgesamt ein geringerer Salz-
gehalt im Lebensmittel erreicht werden kann. So entstand am
Fraunhofer IVV das Herstellungsverfahren für ein Algenpulver,
das im Endeffekt das Salz nicht ganz, aber doch teilweise
ersetzen kann.
1
70
A U S D E R F R A U N H O F E R - F O R S C H U N G
Projekte und Ergebnisse 2016
Nanoteilchen in Umweltproben
Nanopartikel besitzen chemische und physikalische Eigen -
schaf ten, die deutlich von denen von Festkörpern oder größeren
Partikeln abweichen. Sie werden deshalb in Produkten einge-
setzt, um ihnen besondere, z. B. optische, Eigenschaften zu
verleihen. Wie Nanomaterialien auf Organismen wirken,
ist in vielen Fällen noch nicht ausreichend geklärt. Ihre Konzen-
tration ist zudem meist so gering, dass sie nur schwer nach-
zuweisen ist. Das Projekt NanoUmwelt soll Abhilfe schaffen.
Es wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung
(BMBF) gefördert. Daran beteiligt sind die Fraunhofer-Institute
für Biomedizinische Technik IBMT und für Molekularbiologie
und Angewandte Oekologie IME. Zum Nachweis der Nano-
partikel in Umwelt- und Humanproben adaptiert man die
Feldflussfraktionierung, mit deren Hilfe es möglich ist, kom-
plexe, heterogene Stoffgemische aus verschiedenen flüssigen
Matrizes und Partikeln in ihre Einzelteile aufzutrennen und
dabei die festen Bestandteile nach ihrer Größe zu sortieren
und zu quantifizieren.
Hugo-Geiger-Preis
Datenanalyse unterstützt Entscheidungen 1
Die Menge der weltweit generierten Daten steigt
exponentiell an, und damit auch der Bedarf, diese Daten
sinnvoll zu analysieren und für die Entscheidungsunterstützung
zu nutzen. Dr.-Ing. Jürgen Bernard vom Fraunhofer-Institut
für Graphische Datenverarbeitung IGD beschäftigte sich in
seiner Dissertation mit der Analyse von Zeitseriendaten. Dabei
zeigte er, wie Entwickler explorativer Suchsysteme im Rahmen
eines benutzerzentrierten Designprozesses gemeinsam mit
Domänenexperten leistungsfähige und anwendungsorientierte
Datenanalyse lösungen kreieren können. Sein wichtigstes
Anwendungsfeld lag dabei in der medizinischen Forschung.
Zeitbasierte Muster spielen bei Krankheitsverläufen, Blutbildern
und Therapien eine wesentliche Rolle. Bei der Erforschung des
Prostatakrebses konnte er gemeinsam mit der Martini-Klinik
in Hamburg die Datenanalyse entscheidend erweitern. Weitere
Anwen dun gen liegen u. a. in der Analyse der erneuerbaren
Energien in Bezug auf aktuelle und geplante Energienetze
sowie in der Vorhersage der Ausfallwahrscheinlichkeiten von
Tele kommu ni kations netzen. Für die Entwicklung erhielt der
Forscher den Hugo-Geiger-Preis 2016.
1
71
KOMMUNIKATION UND WISSEN
Joseph-von-Fraunhofer-Preis
Digitalradio für die Welt 2
Der digitale Rundfunk ist heute schon in vielen Teilen der
Welt in Betrieb. Für seinen Durchbruch waren umfangreiche
und komplexe technische Entwicklungen nötig. Seit vielen
Jahren werden am Fraunhofer-Institut für Integrierte Schal tun-
gen IIS die grundlegenden Technologien für den Betrieb, die
Ausstrahlung, den Empfang und die Wiedergabe digitaler
Radiosignale wie DAB (Digital Audio Broadcasting) und DRM
(Digital Radio Mondiale) entwickelt. Dipl.-Ing. Alexander Zink
MBA (l.) und Dipl.-Ing. Martin Speitel (M.) waren an der
System definition und Einführung von Digital radio standards
beteiligt. Zu sam men mit anderen Mitarbeitenden des Instituts
ent wickelten sie Technologien für die Sende- und Empfangs-
seite. Dipl.-Ing. Max Neuendorf (r.) zeichnet für die Entwick-
lung des Audio codierverfahrens xHE-AAC verant wortlich, das
die Grund lage für das Digital radio system DRM bildet. Er trug
entscheidend zur Vereinigung von Sprach- und Audiocodie-
rung bei. Für ihre Entwicklung erhielten die Forscher den
Joseph-von-Fraunhofer-Preis 2016.
Joseph-von-Fraunhofer-Preis
Kleine Projektoren mit großer Leistung
Moderne Licht- und Projektionssysteme haben den Bereich
einfacher Beleuchtungen oder Präsentationen bereits ver lassen.
Gestützt von einer stetigen Verbesserung der Leistung bei
gleichzeitiger Reduktion der Baumaße, erschließen solche
Systeme neue, hochinteressante Anwendungsfelder.
Die Diplom-Physiker Dr. Peter Schreiber, Marcel Sieler und
Dr. Peter Dannberg vom Fraunhofer-Institut für Angewandte
Optik und Feinmechanik IOF sind seit 2009 damit befasst,
LED-Beleuchtungsmodule für verschiedenste Anwendungs-
gebie te weiterzuentwickeln. Mit der Neukonstruktion einer
2
72
A U S D E R F R A U N H O F E R - F O R S C H U N G
Projekte und Ergebnisse 2016
Arrayprojektion – im Gegensatz zur bis dahin üblichen Ein-
kanalprojektion – gelang es den Forschern, den Zusammenhang
zwischen Baugröße der Systeme und Beleuchtungsstärke so
weit zu entkoppeln, dass maßgeschneiderte Lichtlösungen
auch mit ultradünnen Projektionssystemen möglich werden.
In nur sechs Jahren führte das Team die Arrayprojektion von
der ersten Idee zur industriellen Umsetzung. Den innovativen
und attraktiven Charakter solcher Beleuchtungssysteme
belegt auch der Einsatz als Lichtteppich in Automobilen der
Premiumklasse. Für ihre Arbeit erhielten die Forscher den
Joseph-von-Fraunhofer-Preis 2016.
Display und Sensor für Datenbrillen
Mikrodisplays aus organischen Leuchtdioden (OLED) können
ein essenzieller Bestandteil von Datenbrillen sein. Besonders
vielversprechend ist die Kombination von Display und Bild-
sensor, weil so die Darstellung auf dem miniaturisierten Bild-
schirm mithilfe der Augenbewegung gesteuert werden kann.
Solche bidirektionalen OLED-Mikrodisplays entstanden am
Fraunhofer-Institut für Organische Elektronik, Elektronenstrahl-
und Plasmatechnik FEP. Sie können je nach Einsatzzweck sehr
stromsparend konstruiert sein und lassen sich hervorragend
für Augmented-Reality-Anwendungen nutzen, bei denen der
Benutzer die Hände frei haben und sie nicht zur Bedienung
des Systems einsetzen muss. Ein mögliches Einsatzfeld ist eine
Kommunikations- und Unterhaltungsplattform für ALS-Patienten.
Aber auch industrielle Anwendungen sind denkbar, bei denen
der Nutzer die Hände bspw. zum Prüfen von elektronischen
Bauteilen frei haben muss. Die Datenbrille entstand in dem
vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
geförderten Projekt FAIR, das dieses Jahr erfolgreich
abgeschlossen werden konnte.
Virtuelle Realität für Konferenz und Film
Einen Menschen zu filmen und damit zu digitalisieren ist heute
relativ einfach. Kompliziert wird es, ihn in allen Bewegungen,
bis hin zur feinsinnigen Mimik, dreidimensional und von allen
Seiten zu erfassen und in die digitale Welt zu übertragen.
Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Nachrichtentechnik,
Heinrich-Hertz-Institut, HHI in Berlin haben mit der »3D Human
Body Reconstruction«-Technologie eine Methode entwickelt,
mit der man das realistische Abbild eines Menschen auf diese
Weise digitalisieren kann. Sie verwenden dazu 20 im Halbrund
angeordnete Stereokameras, die jeweils das menschliche Augen-
paar imitieren. Aus den gewonnenen 3D-Tiefeninforma tionen
setzen komplexe Algorithmen schließlich ein sich natürlich
bewegendes, dynamisches 3D-Abbild der Person zusammen.
Das ist viel Aufwand, aber es ergeben sich auch hochinteres-
sante Einsatzmöglichkeiten: eine dreidimen sionale Übertragung
in Videokonferenzen etwa oder eine – gegenüber dem bisher
üblichen Motion-Tracking-Verfahren – deutlich verbesserte und
beschleunigte digitale Einfügung von Schauspielern in
Filmproduktionen.
73
Höchstgeschwindigkeiten für heterogene Netze 1
Der neue 5G-Mobilfunkstandard soll für die schnelle, energie-
effiziente Übertragung von Daten ab 2020 sorgen. Dafür sind
neue Technologien nötig, denn schon heute gibt es mehr als
8 Milliarden über Mobilfunk vernetzte mobile Geräte, und
das pro Nutzer übertragene Datenvolumen steigt exponentiell.
5G vereint neben neuen Mobilfunktechnologien auch feste
Zugangsnetze in einer virtualisierten, d. h. softwarebasierten
Netzwelt. An der Gesamt-Standardisierung sowie an der
Entwicklung von ineinandergreifenden Einzeltechnologien
sind neben den Fraunhofer-Instituten für Nachrichtentechnik,
Heinrich-Hertz-Institut, HHI, für Integrierte Schaltungen IIS,
für Angewandte Festkörperphysik IAF sowie für Offene Kom-
mu nikationssysteme FOKUS zahlreiche weitere Fraun hofer-
Institute beteiligt. Bisher sind es vor allem Menschen, die
drahtlos über das Internet miteinander kommunizieren.
Zukünftig kommen Autos, Geräte oder Produktionsmaschinen
dazu. Aus Kosten- und Umweltgründen muss zugleich der
Energieverbrauch pro übertragene Informationseinheit stark
sinken. Für diese enorm wachsenden Anforderungen an den
Mobilfunk baut das Fraunhofer-Institut für Angewandte
Festkörperphysik IAF neue Hochfrequenz-Leistungsverstärker
aus Galliumnitrid, denn dieser Halbleiter eignet sich besonders
gut für die extremen Anforderungen der künftigen
Übertragungstechnik.
Gemeinsam die Zukunft gestalten
Eine Technologie kann nur erfolgreich sein, wenn sie den
Wünschen und Anforderungen der Benutzer entspricht.
Die angewandte Forschung tut daher gut daran, immer ein
Ohr für die Menschen zu haben. Doch bislang fehlt es an
Prozessen, wie Bürgerinnen und Bürger sich mit Forschenden
dazu austauschen können. Das Center for Responsible
Research and Innovation (CeRRI) am Fraunhofer-Institut für
Arbeitswirtschaft und Organisation IAO hat im Projekt
»Shaping Future« ein Vorgehensmodell entwickelt, das genau
diesen Austausch ermöglicht: Menschen können ihre Wünsche
und Anliegen an technische Zukunftslösungen artikulieren,
Technologie bedarfe beschreiben und diese mit Experten und
Expertinnen der Fraunhofer-Gesellschaft diskutieren. Das Projekt
wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
ge fördert. Aus den Impulsen der Bürgerinnen und Bürger ent-
wickelten zahlreiche Fraunhofer-Institute bereits ver schiedene
Technologie-Roadmaps – gleichsam Blaupausen für neue
Forschungsprojekte oder Produktinnovationen.
3D-Sound für die Oper 2
In modernen Operninszenierungen werden neben den
direkten akustischen Darbietungen auch Soundeffekte aus
Lautsprechersystemen eingesetzt. Klassische Audioanlagen
stoßen dabei aber schnell an Grenzen. Im Opernhaus Zürich
hat das Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie
IDMT eine Anlage installiert, die mithilfe der SpatialSound-
Wavetechnologie dreidimensionale Klangwelten und jede
gewünschte Raumakustik schafft, ohne dass man dazu die
Räumlichkeiten tatsächlich ändern muss. Die Lautsprecher
werden über ein komplexes System individuell angesteuert.
Die Soundquellen werden unabhängig von der tatsächlichen
Lautsprecherposition virtuell im Raum positioniert, sodass der
Zuhörer ein besonderes räumliches Klangbild erleben kann.
Die Effekte können dabei innerhalb oder auch außerhalb
des Wiedergaberaums akustisch platziert werden. Zudem
können sie im Live-Betrieb spontan angepasst werden. Dem
Regisseur bieten sich so neue kreative Möglichkeiten für
seine Inszenierungen.
1 2
74
A U S D E R F R A U N H O F E R - F O R S C H U N G
Projekte und Ergebnisse 2016
SCHUTZ UND SICHERHEIT
Hugo-Geiger-Preis
Sicherheit durch Brandgasmelder 1
Gegenwärtig werden überwiegend Rauchmelder zur Brand-
erkennung eingesetzt. Rauch entsteht aber meist spät im
Brandverlauf oder gar nicht, etwa bei Schwelbränden. Erst die
Detektion von Brandgasen bietet die Chance, Brände bereits in
der Phase ihrer Entstehung zu entdecken. In ihrer Dissertation
liefert Dr.-Ing. Carolin Pannek vom Fraunhofer-Institut für
Physikalische Messtechnik IPM die Grundlagen für einen gaso-
chromen Sensor und stellt damit erstmals eine ernsthafte
Alter native zu den herkömmlichen Gassensoren in Aussicht,
die hinsichtlich Empfindlichkeit und Haltbarkeit nicht den
Anforderungen entsprechen: Die neuen Sensoren können sich
durch einen geringen Energieverbrauch sowie durch höhere
Empfindlichkeit und Selektivität auszeichnen. Das wellenleiter-
basierte Messverfahren verspricht zudem eine kostengünstige
Herstellung und eine Lebensdauer des Mess systems von fünf
Jahren ohne Batteriewechsel. Für ihre Entwicklung erhielt die
Forscherin den Hugo-Geiger-Preis 2016.
1
75
Maschine erkennt kritischen Nutzerzustand
Menschen machen Fehler. Idealerweise sollte eine Maschine
in der Lage sein, Menschen bei der Arbeit so zu unterstützen,
dass Fehler vermieden werden. Dazu muss das System erken-
nen, wie es dem Menschen geht: Wie stark ist er beansprucht?
Wie steht es mit Konzentration und Motivation? Ist er müde?
Wie ist sein emotionaler Zustand? Am Fraunhofer-Institut für
Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie
FKIE entstand eine Diagnoseschnittstelle, die anhand mehrerer
gemessener Parameter in Echtzeit erkennt, wann einzelne
Einflussfaktoren kritische Werte erreichen, und das Ergebnis
der Maschine mitteilt. Automatisierte Systeme erhalten so
genaue Informationen über die aktuelle Leistungsfähigkeit des
Nutzers und können darauf reagieren. Mögliche Einsatzgebiete
finden sich bei allen hochautomatisierten Aufgaben, in denen
kritische Nutzerzustände ein Sicherheitsrisiko darstellen,
beispielsweise bei hoher mentaler Beanspruchung des Nutzers
oder monotonen Überwachungsaufgaben.
Fraunhofer-Zukunftsstiftung
Sicherheit vor Allergien
Nicht jedes Essen ist mit Genuss verbunden, denn Lebens-
mittelallergien nehmen seit Jahren zu. Für Patienten gibt es
derzeit nur eine Lösung: Allergieauslösende Produkte müssen
vermieden werden. Vor allem Erdnüsse, Fisch, Milch, Eier,
Sellerie, Krebstiere, Schalenfrüchte, Senf, Sesamsamen und
Sojaproteine können spezifische Reaktionen auslösen.
Mit dem Projekt FoodAllergen will Fraunhofer Abhilfe schaffen:
Die Fraunhofer-Institute für Verfahrenstechnik und Ver packung
IVV, für Zelltherapie und Immunologie IZI, für Molekularbio logie
und Angewandte Oekologie IME arbeiten gemeinsam an
neuartigen Analysen von Lebensmittelallergien, der sicheren
Bewertung von Allergenen, der Verringerung des allergenen
Potenzials von Nahrungsmitteln sowie an exakten
Nachweisverfahren.
Bomben auf dem Meeresboden 2
Vor den Küsten in Nord- und Ostsee sind die Weltkriege
noch nicht beendet. Mehr als 1,6 Millionen Tonnen Munition
lagern dort. Sie wurden versenkt, um sie loszuwerden; doch
heute stellen sie ein großes Sicherheitsproblem dar: Viele sind
noch explosionsfähig, Strömungen haben die Bomben und
Granaten z. T. weitertransportiert, und beim Bau von Offshore-
Windkraftanlagen kann es zu Unfällen kommen. Das Netzwerk
Munitect sucht nach Lösungen zur Detektion dieser Gefahren-
stoffe in Nord- und Ostsee. Es ist ein Zusammenschluss von
Unternehmen und Forschungseinrichtungen mit dem Ziel,
die Entwicklung und den Einsatz wirtschaftlich effektiver
Munitionsdetektionssysteme für den Unterwasser einsatz
voranzutreiben. Die beteiligten Partner wollen einen Beitrag
zur Sicherheit bei der wirtschaftlichen Nutzung der Nord- und
Ostsee leisten. Die Koordination übernimmt das Fraunhofer-
Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD.
2
76
A U S D E R F R A U N H O F E R - F O R S C H U N G
Projekte und Ergebnisse 2016
Schnelltest auf Erreger
Bakterien, Pilze oder Viren lassen sich in der Regel nur mit
aufwendigen Labortests oder Tierversuchen sicher nach weisen.
Am Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrens-
technik IGB entwickeln die Forschenden deshalb einen Stick,
der wie ein Schwangerschaftstest funktioniert und schnell ein
Ergebnis liefert. Im Rahmen des Fraunhofer-Discover-Programms
werden Projekte für ein Jahr unterstützt, mit denen die Mach-
barkeit einer Technologie gezeigt werden soll. Am Beispiel
des Bakterien-Pyrogens LPS gelang dies. Das neue Verfahren
soll im anwendungsfertigen Zustand schnelle Sicher heit
bieten in Bereichen, in denen es auf strenge Hygiene ankommt,
also z. B. in der Lebensmittel- und Phar ma industrie sowie
auf Intensivstationen.
Biologischer Trick gegen Schädlinge 1
Südamerika kämpft gegen Tigermücken, die Gelbfieber,
Denguefieber und das Zika-Virus übertragen. In Mitteleuropa
fürchten Wein- und Obstbauern wegen der Kirschessigfliegen
um ihre Ernte. Herkömmliche Bekämpfungsmethoden versagen
zunehmend oder zeigen zu starke Umweltschäden. Deswegen
entwickelt man in der Projektgruppe für Bio-Ressourcen des
Fraunhofer-Instituts für Molekularbiologie und Angewandte
Oekologie IME in Gießen neue Strategien gegen Schadinsekten,
die frei sind von umweltschädlichen Giften und zugleich
art spezifisch wirken. Dazu gehört die Sterile-Insekten-Technik.
Hierbei wird die Genetik der männlichen Insekten so verändert,
dass sie unfruchtbar sind und die sterilen Paarungen zu keinen
Nachkommen führen. Die gezüchteten Tiere können aber durch
einen Futterzusatz, der den sterilisierenden Effekt vorüber-
gehend ausschaltet, dennoch in der notwendigen Menge
hergestellt werden.
Biotest mit wenig Aufwand
Bei der Bewertung der Umweltgefährdung von Chemikalien stellt
der Biokonzentrationsfaktor (BCF) das maßgebliche Kriterium
für die Bioakkumulation dar. Er reflektiert die Aufnahme einer
Substanz in den Organismus aus dem umgebenden Medium.
BCF-Werte werden üblicherweise anhand von Durchflussstudien
mit Fischen nach OECD-Richtlinie 305 bestimmt. Solche Studien
sind zeitaufwendig, teuer und haben einen hohen Bedarf an
Ver suchstieren. Studien im Fraunhofer-Institut für Moleku lar-
biologie und Angewandte Oekologie IME haben gezeigt, dass
der Mexikanische Flohkrebs Hyalella azteca Fische als Versuchs-
tiere für Biokonzentrationsstudien ersetzen kann: Die Studien
mit den wirbellosen Tieren führen zu vergleichbaren Ergebnissen,
jedoch können Aufwand und Kosten erheblich gesenkt werden.
Durch die geringere Menge benötigter Testsubstanz können
Studien mit Hyalella azteca zudem schon in einem früheren
Stadium der Chemikalienentwicklung durchgeführt werden.
1
77
MOBILITÄT UND TRANSPORT
Hugo-Geiger-Preis
Telemetrie für das Internet der Dinge
Unter Telemetrie versteht man heute die drahtlose Über tragung
von Messwerten eines Sensors zu einer räumlich getrennten
Stelle. Für das Internet der Dinge stellt dies eine unentbehrliche
Basistechnologie dar. Funktionalität und Reichweite der Systeme
werden bisher vor allem durch den Energiebedarf des Senders
eingeschränkt. Dr.-Ing. Gerd Kilian vom Fraunhofer-Institut
für Integrierte Schaltungen IIS gelang es im Rahmen seiner
Doktorarbeit, solche Telemetriesysteme durch ein neues Konzept
erheblich effizienter zu machen. Dabei werden die einzelnen
Telegramme durch Fragmen tierung in kleinere Teilpakete zerlegt,
die zeitlich verzögert verschickt werden. Damit lassen sich
sowohl die Reichweite als auch die Übertragungssicherheit
der Systeme signifikant steigern. Diese Optimierungsansätze
können grundsätzlich auch bei anderen paketbasierten
Datenübertragungssystemen angewendet werden. Aus den
Forschungsarbeiten entstanden bereits mehrere Erfindungen,
die zu deutschen und inter nationalen Patent anmeldungen
geführt haben. Für seine Entwicklung erhielt der Forscher den
Hugo-Geiger-Preis 2016.
Licht ohne Blendung: Pixelscheinwerfer 2
Die Qualität der Beleuchtung eines Fahrzeugs entscheidet
darüber, ob eine Nachtfahrt entspannt ablaufen kann oder
anstrengend bis gefährlich wird. Für den Fahrer soll die Um -
gebung optimal ausgeleuchtet werden, für den Gegen verkehr
darf keine Blendung entstehen. Ein deutscher Forschungs-
verbund hat die Grundlagen für einen intelligenten LED-Fahr-
zeug scheinwerfer mit hoher Auflösung entwickelt, der das
sogenannte adaptive Fahrlicht in eine neue Dimension bringt.
Das Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointe-
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78
A U S D E R F R A U N H O F E R - F O R S C H U N G
Projekte und Ergebnisse 2016
gration IZM hat gemeinsam mit Infineon, Osram, Hella und
Daimler ein adaptives Frontbeleuchtungssystem aufgebaut,
das die Lichtverteilung bis ins kleinste Detail steuern kann. Das
Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik IAF in
Freiburg hat eine neue Technologie zur Reparatur von Defekten
der LEDs während des laufenden Herstellungsverfahrens bei-
gesteuert, mit der die Lebensdauer der Beleuchtungseinheit
stark erhöht wird. Das Projekt wurde vom Bundesministerium
für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
Bessere Luft in der Flugkabine
Mit rund 20 Prozent Feuchtigkeit wird die Luft in einer Flug-
kabine sehr trocken gehalten. Man will damit die Bildung von
Kondensat an der Außenhaut verhindern. Für die Passagiere
hat es den Nachteil, dass trockene Luft als unangenehm
em pfunden wird und die Schleimhäute austrocknet. Eine neue
Technologie aus dem Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP soll
dieses Problem künftig lösen. Ein Wirbelringgenerator, platziert
in der Rücklehne des Vordersitzes, reichert die Luft speziell im
Atembereich der Passagiere gezielt mit Feuchtigkeit an und
sorgt somit für eine größere Behaglichkeit, ohne die Feuchtig-
keit im gesamten Innenraum nennenswert zu erhöhen. Diese
klimatische Verbesserung kann sich auf das Wohlbefinden
der Passagiere positiv auswirken.
U-Boot vom Fließband 1
Der Meeresboden rückt immer mehr ins Interesse von For-
schung und Industrie. Öl- und Rohstoffsuche stehen eben so
auf dem Programm wie Bodenerkundungen für das Verlegen
von Tiefseekabeln oder das Verankern von schwimmenden
Einheiten wie Bohranlagen oder Windkraftanlagen. Forschen de
aus dem Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und
Bildauswertung IOSB haben deshalb ein robustes, leichtes
und leistungsfähiges autonomes Unterwasserfahrzeug (auto-
nomous underwater vehicle, kurz AUV) entwickelt, das in Serie
hergestellt werden soll. Solche autonomen U-Boote sind bisher
meist teure, schwere und kompliziert gebaute Einzelanferti-
gun gen, deren Handhabung mühsam erlernt werden muss.
Die Fraunhofer-Konstruktion mit dem Namen DEDAVE (Deep
Diving AUV for Exploration) ist leicht, nur dreieinhalb Meter
groß und mit einem CAN-BUS-System ausgestattet, mit dem
das Daten-Handling vergleichsweise sehr einfach ist.
Schonprogramm für Batterien
Die Elektromobilität ist ein unausweichlicher Trend, vor allem
wegen seiner großen technologischen Vorteile. Dem steht
aber noch die Leistungsfähigkeit des Energiespeichersystems
im Weg. Um die Batteriesysteme im Stop-and-go-Betrieb
zu schonen, starteten die Forschenden am Fraunhofer-Institut
für Produktionstechnik und Automatisierung IPA das vom
Bun desministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geför-
derte Projekt »Superkondensatoren als Puffersysteme zur
Speicherung von elektrischer Energie in Automobilanwen dun gen
(SkiPper)«. Solche Kondensatoren sollen besonders im Stadt-
verkehr die häufig anfallende Bremsenergie aufnehmen und
deren Einsatz für ebenso oft verlangte Leistungsspitzen bei
der Beschleunigung bewerkstelligen – ohne dass die Batterie
dabei belastet wird. So lässt sich die Lebensdauer der Batterie
eines Elektroautos verdoppeln.
1
79
Sensoren für sicheres Fahren
Das automatisierte Fahren stellt enorme Anforderungen an
die Sicherheitssysteme der Fahrzeuge. Sie müssen bessere
»Augen« haben als ein menschlicher Fahrer. Menschen sind
– neben der Akustik – besonders auf optische Informationen
eingestellt. Selbstfahrende Autos haben mehr Möglichkeiten,
z. B. Radarsensoren oder eine Laserabtastung der Umgebung.
Am Fraunhofer-Institut für Mikroelektronische Schaltungen
und Systeme IMS setzt die Forschung auf die LiDAR-Technolo-
gie, bei der gepulste Laserstrahlen die Umgebung abtasten
und aus den Daten Abstand, Position und Geschwindigkeit
von Fahrzeugen, Radfahrern, Passanten oder Baustellen
errechnen. Eine Neuentwicklung des Fraunhofer IMS ist der
Flash-LiDAR, der jeweils die ganze Szenerie mit einem Laser-
Blitz beleuchtet. Sensor und Auswertelektronik sind auf nur
einem Chip verbaut. Dadurch fällt das System besonders
klein und flach aus. Automobilhersteller können es daher
problemlos hinter der Windschutzscheibe oder dem Schein-
werfer verbauen. Ziel der Forschung ist es, mit Flash-LiDAR
eine Entfernung von bis zu 100 Metern abzudecken.
Vibrationen aktiv dämpfen 2
Motoren vibrieren. Das kann nicht nur lästig sein, sondern
auch gefährlich, denn die Erschütterungen, beispielsweise in
Schiffen, greifen mit der Zeit auch Materialien und Strukturen
an. Die Dämpfung der Vibrationsbewegung ist deshalb ein
Ziel der Ingenieure. Adaptronische Systeme helfen dabei.
Um die Dämpfungselemente an den richtigen Stellen und mit
den richtigen Eigenschaften vorzusehen, ist exakte Planung
wichtig. Am Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und
Systemzuverlässigkeit LBF entstand jetzt mit der »Mechanical
Simulation Toolbox« eine Software, mit deren Hilfe solche
adaptronischen Systeme effizient entwickelt werden können.
Die Systeme können gleich von Anfang an optimal ausgelegt
werden; das spart Zeit und Kosten für teure Prototypen.
Verschleißschutz für Motorteile 3
Reibung wirkt in Motoren auf vielfältige Weise schädlich:
Der Verschleiß reduziert die Lebensdauer und der Kraftstoff-
verbrauch erhöht die Betriebskosten und belastet die Umwelt.
Mithilfe des am Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahl-
technik IWS in Dresden entwickelten Laser-Arc-Verfahrens
können auf bewegte Teile des Motors superhar te Kohlen stoff-
schichten aufgetragen werden. Damit wird die Reibung
erheblich reduziert. Das Verfahren wird bereits von den großen
Autoherstellern getestet oder übernommen. Das Fraunhofer
IWS erhielt dafür den EARTO Innovationspreis 2016.
2 3
80
A U S D E R F R A U N H O F E R - F O R S C H U N G
Projekte und Ergebnisse 2016
PRODUKTION UND DIENSTLEISTUNG
Schutzschicht für 3D-Bauteile
Im Einsatz sind Bauteile oftmals extremen Belastungen
aus gesetzt, da z. B. bei höheren Temperaturen und Drücken
der Wirkungsgrad von Maschinen verbessert werden kann.
Beschichtungen spielen für die Funktionalität und Belastbarkeit
von Bauteilen eine wesentliche Rolle. Leistungsfähige Schicht-
aufbauten schützen Bauteile vor Verschleiß, chemischer und
thermischer Degradation oder minimieren Reibungsverluste
in bewegten Systemen. Um auch komplexe dreidimensionale
Bauteile beschichten zu können, hat das Fraunhofer-Institut für
Organische Elektronik, Elektronenstrahl- und Plasmatechnik FEP
in Zusammenarbeit mit der CREAVAG GmbH die Versuchs-
anlage NOVELLA entwickelt und aufgebaut. Die Anlage bietet
mit ihren hohen Beschichtungsraten den Forschungspartnern
und Industriekunden eine einzigartige Möglichkeit, Mach-
barkeitsstudien und Materialentwicklungen im Bereich von
Beschichtungen durchzuführen.
Produktionstechnik für die Medizin 1
Der Mensch ist ein Individuum – auch in der Medizin.
Jeder rea giert anders, hat andere Bedarfe und benötigt auch
in vielen Fällen maßgeschneiderte Behandlungstechnik oder
»Ersatzteile«. Dazu gehören z. B. Knochenimplantate, Zahn-
ersatz, chirurgische Werkzeuge oder Mikroreaktoren. Die
Forschung entwickelte jetzt ein besonders flexibles additives
Fertigungsverfahren, mit dem sich solche therapeutischen
Materialien in nahezu beliebigem Design für den individuellen
Bedarf herstellen lassen. Das von der Europäischen Union
geförderte Forschungsprojekt CerAMfacturing startete im
Oktober 2015 und läuft insgesamt drei Jahre. Partner aus
Industrie und Forschung arbeiten gemeinsam an Instrumenten
und Bauteilen für die personalisierte Medizin. Sie entwickeln
chirurgische Werkzeuge wie Greifer und Zangen, Implantate
für Knie und Rückenwirbel sowie beheizbare Behandlungs-
mittel für individualisierte Gelenktherapien.
81
Das Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und
Systeme IKTS in Dresden koordiniert das Projekt und ist
u. a. für die Entwicklung von additiven Fertigungsverfahren
verantwortlich.
Mehr Roboter für Mittelständler
Roboter sind aus der Produktion kaum noch wegzudenken.
Hohe Variantenvielfalt und Qualitätsanforderungen sowie
kleine Losgrößen erschweren allerdings bislang den wirt-
schaftlichen Einsatz »klassischer« Robotersysteme in kleinen
und mittleren Unternehmen (KMU). Die Robotersysteme
passen mit der aufwendigen Einrichtung, dem hohen Platz-
bedarf getrennt vom Menschen und der unflexiblen Program-
mierung nicht zur kundenorientierten Produktionsweise in
KMU. Um diesen Unternehmen mehr Automatisierung zu
ermöglichen, hat die SMErobotics-Initiative speziell auf deren
Bedürfnisse zugeschnittene intelligente Robotersysteme ent-
wickelt. Sie arbeiten ohne trennende Schutzeinrichtungen mit
und neben ihren menschlichen Kollegen. Neue Technologien
zur intuitiven Programmierung sowie zur robusten sensor-
überwachten Programmausführung erlauben Unternehmen,
Robotersysteme auch bei vielen Produktvarianten effizient
einzusetzen und den Durchsatz und die Qualität ihrer Pro-
dukte weiter zu verbessern. Das vom Fraunhofer-Institut für
Produktionstechnik und Automatisierung IPA koordinierte
EU-Projekt entwickelte Technologiebausteine für System inte-
gratoren und Ausrüster innovativer Robotersysteme sowie
direkt einsetzbare Anwendungen für den Mittelstand.
Glatt bis in den letzten Winkel
Auch kompliziert geformte Bauteile müssen geschliffen,
abgerundet und entgratet werden – außen wie innen.
Das kann Werkstücke aus metallischem 3D-Druck betreffen,
medizinische Implantate, Einspritzdüsen im Automobil,
Kühlkanäle in Turbinenschaufeln oder Werkzeuge, bei denen
eine Erodierschicht zu entfernen ist. Strömungsschleifen ist
dafür gut geeignet. Bei kompliziert geformten Innenbereichen
können dabei jedoch Totflusszonen entstehen. Abhilfe
schafft jetzt das magneto-rheologische Strömungsschleifen,
das am Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik IWM
entstand in einem BMBF-geförderten Verbundprojekt mit
Industrie partnern und den Fraunhofer-Instituten IPK und IKTS.
Dabei werden die Schleifpartikel nicht nur vom Strömungs-
druck, sondern auch durch magnetische Felder bewegt.
Die Gesamtwirkung können die Forscher mit ausgefeilten
Simulations programmen steuern und planen.
Maschine erntet Blumenkohl 2
Wenn Maschinen Gemüse ernten, nehmen sie normalerweise
alles mit – beim Blumenkohl würden sie auch unreife Köpfe
ernten. Daher übernehmen bisher stets menschliche Helfer
diese mühsame Aufgabe. Gerade Blumenkohl zu ernten ist
aufwendig, denn der weiße Blütenstand versteckt sich unter
mehreren Blättern. Die Erntehelfer müssen daher jedes Mal
die Blätter zur Seite biegen und dann entscheiden, ob der Kopf
reif ist. Im Abstand von zwei bis drei Tagen durchkämmen sie
bis zu fünf Mal das Feld, bis auch der letzte Kohlkopf geerntet
ist. Künftig soll die Maschine VitaPanther die selektive Ernte
vollautomatisch ermöglichen. Sie wird vom Fraunhofer-Institut
für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF zusammen mit der
ai-solution GmbH und fünf weiteren Kooperationspartnern
entwickelt. Mit Hyperspektralkameras erkennt die Maschine
den Reifegrad der Pflanze an den Deckblättern und kann die
Ernteentscheidung treffen. Die Entwicklung weiterer speziali-
sierter Erntemaschinen für andere Gemüsearten ist geplant.
1 2
82
A U S D E R F R A U N H O F E R - F O R S C H U N G
Projekte und Ergebnisse 2016
Kosten sparen beim Turbinenbau 1
Beim Triebwerk- und Turbinenbau werden oft »Blisks« (Blade
integrated Disks) eingesetzt, bei denen Schaufeln und Disk durch
Fräsen aus einem Teil hergestellt werden. Solche inte grierten
Bauweisen führen zu deutlich komplexeren Geo me trien und
anspruchsvolleren Bearbeitungsaufgaben. Ebenso erfordert die
Anwendung neuer Werkstoffe eine ständige Weiterentwicklung
der Fertigungsverfahren. Um deren Wirtschaftlichkeit abzusichern,
müssen die Anwen dungs möglich keiten der Verfahren immer
wieder überprüft und die Kosten miteinander verglichen werden.
Forscher des Fraunhofer-In stituts für Produktionstechnologie
IPT in Aachen verglichen verschiedene Prozessketten in wirt-
schaftlicher und technolo gischer Hinsicht – gemeinsam mit
ihren Kollegen des Werkzeugmaschinenlabors WZL der RWTH
Aachen und der EMAG ECM GmbH. Eine eigens entwickelte
Software ermöglicht es, den Ressourcenbedarf zu berechnen.
Somit lassen sich nicht nur die Herstellungskosten, sondern
auch der Primärenergiebedarf und die CO2-Bilanz bestimmen.
Der Vergleich zeigt: Je nach Stückzahl könnten bei einer inno-
vativen Prozesskette die Kosten um die Hälfte reduziert werden.
Laser stempelt Mikrostrukturen
Nano- oder Mikrostrukturen auf der Oberfläche können die
Eigenschaften von Bauteilen oder Produkten erheblich verän-
dern. Je nach Material und Anforderungen kommen in der
Herstellung funktionaler Oberflächen sehr unterschiedliche
Verfahren zum Einsatz. Laser bieten hier eine große Flexibilität.
Um deren Leistung bei der Strukturierung zu erhöhen, nutzt
das Forscherteam um Prof. Andrés Lasagni vom Fraunhofer-
Institut für Werkstoff- und Strahltechnik IWS Interferenzmuster
mehrerer Laserstrahlen. So lassen sich mit einem »Schuss«
Millio nen bis Milliarden kleiner Strukturen auf einmal erzeugen.
Für dieses neuartige Verfahren erhielt er zusammen mit
Prof. Frank Mücklich von der Universität des Saarlandes den
2. Preis des Berthold Leibinger Innovationspreises 2016.
1
83
ENERGIE UND ROHSTOFFE
Joseph-von-Fraunhofer-Preis
Technologiewandel bei Solarzellen 2
Die Photovoltaik ist heute weltweit etabliert und dient als
wichtige Säule einer nachhaltigen Energieversorgung auf Basis
erneuerbarer Energien. Um die Stromgestehungskosten zu
senken, werden höhere Solarzellenwirkungsgrade und niedrigere
Produktionskosten angestrebt. Derzeit wird weltweit mit der
»Passivated Emitter and Rear Cell (PERC)«-Technologie eine
neue Generation hocheffizienter Siliziumsolarzellen in die Pro-
duktion überführt. Dr.-Ing. Ralf Preu (r.) und Dr. Jan Nekarda (l.)
vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesystem ISE haben
dazu ein hocheffizientes Verfahren zur Erzeugung lokaler Kon-
takte – den »Laser Fired Contact (LFC)«-Prozess – erfunden
und zur Industriereife entwickelt. Dabei wird die Rückseiten-
elektrode mittels einzelner Laserpulse lokal auf ge schmolzen
und durch eine etwa 120 Nanometer dünne Isola tionsschicht
hindurch mit dem Siliziumwafer elektrisch verbunden. Als
Schlüsselprozess ermöglichte dieses Verfahren im Jahr 2012
die erste Massenproduktion einer PERC-Solarzelle und bereitete
damit den Weg für den heute statt findenden globalen Techno-
logiewandel. Für ihre Entwicklung erhielten die Forscher den
Joseph-von-Fraunhofer-Preis 2016.
Wasserstoff aus Abwärme
Bei pyroelektrischen Kristallen führen von außen zugeführ te
Temperaturänderungen zu einer elektrischen Aufladung der
Kristalloberflächen. Dabei kann die Aufnahme von Ladungs -
trägern aus der Umgebung zur Kompensation der Ober-
flächen ladungen ausgenutzt werden, um Wasserstoff aus
Wasser zu erzeugen. Am Fraunhofer-Technologiezentrum
Halb leiter materialien THM in Freiberg verfolgt der Forscher
Rico Belitz den Ansatz, zu diesem Zweck pyro elek tri sche
Kristalle im direkten Kontakt mit Wasser einem Tempe ra tur-
wechsel auszusetzen und so industrielle oder heizungs tech-
nische Restwärme zur Wasserstoffer zeugung zu nutzen.
2
84
A U S D E R F R A U N H O F E R - F O R S C H U N G
Projekte und Ergebnisse 2016
Als pyroelektrisches Material wählte er Bariumtitanat (BaTiO3),
das in einem Temperaturfenster von 0 bis 120 °C in der
pyroelektrisch wirkenden, tetragonalen Kristallphase vorliegt,
sodass es sehr gut zum Temperaturniveau industrieller Abwärme
in Rückkühlanlagen oder dem Rücklauf von Heizungssystemen
passt. Für die Demonstration dieses Wirk prinzips auf der
Frühjahrstagung der European Materials Research Society
erhielt er dafür einen »Best Poster Award«.
Biogas aus Stroh 1
Stroh galt bislang als schwer verwertbar in Biogasanlagen.
Dabei gehört dieser biologische Abfallstoff als Einsatzmaterial
für Biogasanlagen neben klassischen Wirtschaftsdüngern
potenziell zu den nachhaltigsten, preiswertesten und mit jähr-
lich mindestens 8 Millionen Tonnen auch zu den umfangreich
verfügbaren Biomassen. Stroh könnte zudem in Biogas -
an lagen viel wirkungsvoller und umweltfreundlicher genutzt
werden als bei Verbrennungsprozessen. Allerdings neigt es
in den Fermentern zur Bildung von Schwimmschichten, was
den Bio gas prozess behindert. Kostensteigernd beim Transport
des Strohs vom Feld zur Anlage ist zudem das ungünstige
Masse-Raum-Verhältnis der voluminösen Strohballen. Die am
Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme
IKTS in Dresden entwickelten Biogaspellets aus Stroh werden
chemisch und physikalisch stark verdichtet und lösen so diese
Probleme. Sie stellen künftig ein alternatives Inputsubstrat
für Biogasanlagen dar. Für diese erfolgreiche Entwicklungs-
arbeit im Rahmen des Forschungsprojekts EFFIGEST erhielt
Björn Schwarz vom Fraunhofer IKTS den mit 10 000 € dotier-
ten Biogas-Innovationspreis der deutschen Landwirtschaft
2016 in der Kategorie Wissenschaft.
Sichere Nutzung von Wasserstoff
Wasserstoff spielt in der Energiewende eine wichtige Rolle:
Er kann als Speichermedium dienen und Schwankungen
aus gleichen, die beim Energieverbrauch und bei der Energie-
produktion entstehen. Damit er seine Stärke als Energiepuffer
(»Power-to-Gas«) entfalten und zur Versorgungssicherheit bei-
tragen kann, ist eine zuverlässige und sichere technische Infra-
struktur aus Rohrleitungen und Anlagentechnik nötig. Es wäre
natürlich von Vorteil, bestehende Erdgaspipelines und -speicher
für die Verteilung und Speicherung von Wasserstoff mitzu-
nutzen. Das Problem dabei ist, dass Wasserstoff auf Dauer die
Festigkeit und Zähigkeit von Werkstoffen herab setzen kann.
Bei der sogenannten Wasserstoffversprödung dringt atomarer
Wasserstoff in das Gefüge von Metallen ein und schwächt die
Bindungen, was zu Rissen und Brüchen führen kann. Gemein-
sam mit Partnern entwickelt daher das Fraun hofer-Institut
für Werkstoffmechanik IWM das Aus legungs-, Bewertungs-
und Überwachungssystem PIMS.
1
85
Gute Prognose – stabiles Stromnetz
Sonne und Wind liefern viel Energie, aber nicht regelmäßig.
Ein Problem für das Stromnetz, in dem das Stromangebot
immer gleich der Stromnachfrage sein muss. Die Übertra-
gungsnetzbetreiber wissen zwar recht genau, wann und wie
viel Strom die Verbraucher im Tageslauf benötigen. Wie viel
Strom Photovoltaik- und Windkraftanlagen jedoch einspeisen,
lässt sich nur annäherungsweise vorhersagen. Eine Möglichkeit,
dieses Problem zu entschärfen, ist also eine zuverlässige
Prognose über die energierelevanten Wetterbedingungen,
kritische Wettersituationen wie Hochnebelfelder und Tief-
druckgebiete und wie viel Wind- und Solarstrom an welchem
Netzknoten eingespeichert wird, weil man dann die anderen
Lieferanten entsprechend anpassen bzw. vorbereiten kann.
Im Projekt EWeLiNE arbeiten daher das Fraunhofer-Institut für
Windenergie und Energiesystemtechnik IWES in Kassel und
der Deutsche Wetterdienst an besseren Prognosemodellen für
die Stromerzeugung der erneuerbaren Energien.
Leichtbau für Rotorblätter 2
Offshore-Windräder werden immer größer. Windräder mit bis
zu 80 Meter langen Rotorblättern und einem Rotordurchmesser
von über 160 Metern sollen für maximale Energieausbeute
sorgen. Da die Länge der Blätter durch ihr Gewicht begrenzt
wird, müssen leichte Systeme mit großer Materialfestigkeit
entwickelt werden. Die Reduktion von Gewicht erleichtert die
Montage, den Abbau sowie die Stabilität der Anlagen auf See.
Fraunhofer-Forscher entwickeln gemeinsam mit Industrie part-
nern hochbelastbare thermoplastische Schäume und Ver bund-
werkstoffe, die die Blätter leichter und recycelbar machen.
Im WALiD-Projekt verfolgt man am Fraunhofer-Institut für
Chemische Technologie ICT ein völlig neues Blattkonzept.
Für die Rotorblätter werden erstmals thermoplastische,
schmelzbare Kunststoffe verwendet, die mit automatisierten
Fertigungsanlagen effizient verarbeitet werden können.
Ziel ist es, die enthaltenen Glas- und Kohlenstofffasern zu
separieren und das thermoplastische Matrixmaterial am
Ende wiederzuverwerten.
Energiespeicher unter Wasser
Eine wichtige Aufgabe bei der Nutzung regenerativer
Energien ist es, die Stromerzeugung zeitlich an den Verbrauch
anzupassen. Die Professoren Horst Schmidt-Böcking von der
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main und
Gerhard Luther von der Universität Saarbrücken erfanden
ein neu artiges Speichersystem. Kugelförmige Pumpspeicher-
kraftwerke können in großen Wassertiefen den Wasserdruck
nutzen, um mit überschüssigem Strom große Hohlkörper
leer zu pumpen und bei Bedarf das mit hohem Druck wieder
einfließende Wasser zur Stromerzeugung zu nutzen. Im Rahmen
des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi)
geförderten Projekts StEnSea (Stored Energy in the Sea)
entwickelte das Fraunhofer-Institut für Windenergie und Ener-
giesystemtechnik IWES in Kassel die Idee zur Anwen dungs reife.
Ende 2016 wurde das System in einem Modell versuch im
Bodensee erfolgreich getestet.
2
86
Industrial Data Space e. V.
Digitale Innovationen fördern
Die fortschreitende Digitalisierung aller Lebens- und Geschäfts-
bereiche erzeugt eine wissenschaftliche und wirtschaftliche
Dynamik, die sich aus den Potenzialen der Datenvernetzung
und der Big-Data-Analytik speist. Damit steigt auch das
Be dürf nis nach Datenschutz, sicherem Daten austausch und der
Souveränität über die eigenen Daten als Wirtschaftsgut. Als
systematischen Lösungsansatz fördert das Bundes mini sterium
für Bildung und Forschung (BMBF) in diesem Spannungsfeld
den »Industrial Data Space« der Fraunhofer-Gesellschaft.
Die Initiative zielt ab auf einen sicheren und selbstbestimmten
Datenaustausch als Voraussetzung für das Angebot digitaler
Dienstleistungen (Smart Services) und innovativer Geschäfts-
modelle. Die Grundlage dazu stellt ein zu entwickelndes
Referenzarchitekturmodell dar – die sogenannte Blaupause –,
das die Konzepte für die Umsetzung in der Praxis in Use-Case-
Szenarien pilotiert. Diese bringen Industriepartner ein, die sich
im Industrial Data Space e. V. organisieren. Der Verein wurde
am 26. Januar 2016 in Berlin gegründet und hat mittlerweile
42 Mitglieder aus acht Ländern. Organisator und Ansprech-
partner ist Prof. Dr. Boris Otto vom Fraunhofer-Institut für
Software und Systemtechnik ISST. Das gemeinsam erar beitete
White Paper wurde auf der CEBIT 2016 an die Bundes for-
schungs ministerin Prof. Dr. Johanna Wanka übergeben.
Inzwischen hat Fraunhofer additiv weitere Aspekte wie den
Materials Data Space und den Medical Data Space entwickelt
und eingebunden. Damit stellt die Initiative eine breite Basis
für die weitere Digitalisierung der industriellen Prozesse dar.
Forschungsfabrik Mikroelektronik Deutschland
Schubkraft für die Halbleiter- und Elektronikindustrie
Die Mikro- und Nanotechnologie ist eine Schlüsseltechnologie
für fast alle relevanten Industriebranchen in Deutschland und
Europa und muss deshalb auf höchstem wissenschaft lichem
Niveau gehalten werden. Die Bundesregierung hat für die
deutsche Wirtschaft ein »Important Project of Common Euro-
pean Interest (IPCEI)« mit auf den Weg gebracht.
Der Fraunhofer-Verbund Mikroelektronik legte bereits im
Januar 2016 eine Strategie zur langfristigen Erneuerung der
Mikroelektronik-Infrastruktur vor. Zusammen mit dem
Leibniz-Institut für innovative Mikroelektronik (IHP) und dem
Ferdinand-Braun-Institut, Leibniz-Institut für Höchstfrequenz-
technik (FBH), entwickelte man diese Strategie zu einem
Gesamt konzept für die apparative Ausstattung der wirt-
schaftsnahen mikroelektronischen Forschungseinrichtungen in
Deutschland. Die neue, auf Kundenbedarfe optimierte Orga ni-
sation agiert ab dem 6. April 2017 als »Forschungsfabrik
Mikro elektronik Deutschland (FMD)«. Während das IPCEI auf
den Aufbau von industriellen Produktionskapazitäten fokus-
siert ist, werden Fraunhofer und Leibniz mithilfe der For-
schungsfabrik Mikroelektronik Deutschland die begleitende
Forschung und Entwicklung zur Verfügung stellen. Das
Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt die
dazu nötigen Investitionen mit 280 Mio € für Fraunhofer und
70 Mio € für Leibniz.
Die institutsübergreifende Arbeit konzentriert sich auf vier
zukunftsrelevante Technologiebereiche – »Silizium-basierte
Technologien«, »Verbindungshalbleiter und Sondersubstrate«,
»Heterointegration« und »Design, Test und Zuverlässigkeit«.
NEUE INITIATIVEN UND LEISTUNGSZENTREN
87
Leistungszentren
Optimale Verwertung von Forschung
Mit den Leistungszentren will Fraunhofer zu einer nach-
haltigen Entwicklung von Forschungsstandorten mit starken
Universitäten im Kern beitragen. Sie sollen den Schulter schluss
der universitären und außeruniversitären Forschung zur Wirt-
schaft organisieren und durchgängige Roadmaps der betei lig ten
Partner für die Bereiche Forschung und Lehre, Aus- und Weiter-
bildung, Karrierewege und Nachwuchs förderung, Infrastruktur,
Innovation und Transfer anstreben. Leistungs zentren optimieren
die Verwertung wissenschaft licher Ergebnisse in allen Sektoren
der Wirtschaft, wobei Aus gründungen und junge Technologie-
firmen, aber auch kleine und mittlere Unternehmen besonders
vom Austausch mit der Forschung profitieren.
Nach der Pilotphase mit den Leistungszentren in Freiburg,
Erlangen und Dresden im Jahr 2015 haben 2016 zwölf weitere
Leistungszentren ihre Arbeit aufgenommen. Sie werden im
Folgenden vorgestellt.
Digitale Vernetzung
Ziel des Leistungszentrums Digitale Vernetzung ist es, Berlin
als Standort mit seiner abgegrenzten und strategisch wichtigen
Kernkompetenz der digitalen Vernetzung in Deutschland und
international als führend zu etablieren. Das Leistungszen trum
bietet eine anwendungsorientierte, inter- und transdisziplinär
ausgerichtete Plattform für branchen- und themenüber grei fende,
systemische Forschung und Zusammenarbeit mit den regional
und überregional tätigen Unternehmen in den von der Digita-
lisierung betroffenen Schwerpunktbereichen Produktion und
Industrie 4.0, Mobilität, Gesundheit und Medizin, kritische
Infrastrukturen und Energie. Vier Trans ferzentren dienen dabei
der Demonstration von prototypisch umgesetzten Szenarien.
Photonik
Das Leistungszentrum Photonik in Jena soll eine branchenüber-
greifende Zusammenarbeit in den Bereichen IuK, Produktion,
Automotive, Luft- und Raumfahrt, Sicherheit und Verteidigung
auf dem Gebiet der Photonik ermöglichen. Kern der Aktivitäten
ist die Zusammenarbeit von Universität, Indus trieunter nehmen
und dem Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Fein-
mechanik IOF in Verbundforschungsprojekten mit den Themen
Faserlaser, hochdynamische optische Sensorik sowie Projektions-
und Abbildungssysteme der Zukunft. Das Leistungszentrum
verbindet exzellente Forschung mit Lehre, Aus- und Weiter bil-
dung in einer Fraunhofer Graduate Research School for Applied
Photonics. Diese ermöglicht den interdisziplinären Austausch
zwischen den Lebenswissen schaften und der Photonik
in Pilotprojekten.
88
A U S D E R F R A U N H O F E R - F O R S C H U N G
Neue Initiativen und Leistungszentren
Chemie- und Biosystemtechnik
Die strategischen Ziele des Leistungszentrums Chemie- und
Biosystemtechnik in Halle und Leipzig sind die Erforschung
und Optimierung verfahrenstechnischer Prozessketten der
Kunststoff verarbeitenden, chemischen, biotechnologischen
und biomedizinischen Industrie – vom Rohstoff bis zum Produkt.
Es gilt, Synergien in der gemeinsamen Basis der Chemie,
der chemischen Verfahrenstechnik, der Biotechnologie und
der Biosystemtechnik zu schaffen.
Mobilitätssysteme 1
Das Leistungszentrum Mobilitätssysteme in Karlsruhe
steht für die Entwicklung und Umsetzung von Technologien
und Methoden für zukunftsweisende Mobilitätslösungen,
die in der Region ihre Praxistauglichkeit beweisen werden
und weltweit adaptierbar sind. Dazu gehören das vernetzte,
kooperative Fahren sowie die automatisierte und autonome
Mobilität. Ein neuartiges Ausbildungskonzept auf dem Gebiet
der Mobilität stärkt die Anziehungskraft von Karlsruhe und
soll diese Stadt zu einem herausragenden Lehr-, Aus- und
Weiterbildungsstandort auf dem Gebiet der Mobilität machen.
Sichere Vernetzte Systeme
Mit dem Leistungszentrum Sichere Vernetzte Systeme soll
die Metropolregion München zu einem herausragenden
Zentrum für das Internet der Dinge ausgebaut werden.
Den Unternehmen eröffnet das Leistungszentrum eine Platt-
form für branchen- und themenübergreifende Forschung
und Zusammenarbeit in von der Digitalisierung betroffenen
Schwerpunktbereichen. Die wesentlichen Forschungssäulen
des Leistungszentrums sind intelligente Sensorik, taktile
Vernetzung, Datenanalyse und Verarbeitung sowie integrierte
Sicherheit. Es sollen Konzepte zur Konstruktion nachweislich
sicherer cyberphysischer Systeme erforscht und entwickelt
werden. Die Projekte sind in die gesellschaftlich wichtigen
Felder Industrie 4.0, vernetzte Mobilität sowie altersgerechtes
Leben gegliedert.
89
Simulations- und Software-basierte Innovation
Das Leistungszentrum Simulations- und Software-basierte
Innovation in Kaiserslautern stellt eine anwendungsorientierte,
inter- und transdisziplinär ausgerichtete Plattform für vorwett-
bewerbliche branchenübergreifende Forschung und Zusam-
men arbeit mit regionaler Industrie dar. Dabei adressieren
Anwenderzentren wie die MSO-basierte Verfahrens technik die
Branchen Chemie/Pharma/Umwelt, das Zentrum für Digitale
Nutzfahrzeugindustrie die Fahrzeugindustrie sowie den
Maschinenbau und die Smart Ecosystems schließlich den Ener-
giesektor sowie IuK-Technologien. FuE-Labs zu den Themen
»Applied System Modeling«, »High-Performance Computing
und Big Data« oder »Algorithmen und Software systeme«
unterstützen die Anwenderdomänen dabei als Kompetenz-
zentren. Das Leistungszentrum bietet große Potenziale zur
Erzeugung von werthaltigem geistigem Eigentum und ermög-
licht die Stärkung der regionalen Wirtschaft durch Hightech-
orientierte Ausgründungen.
Smart Production
Das in Gründung befindliche Leistungszentrum Smart Pro-
duction in Chemnitz wird unter Einbeziehung von Akteuren
der sächsischen Produktionsforschung, der Werkstoff- und
Leichtbauforschung sowie der elektronischen Nanosysteme
bei der Ausgestaltung strategischer Forschungsschwer punkte
auf eine interdisziplinäre, profilbildende Clusterung
fokus sieren und sich auch international nachhaltig sichtbar
positionieren. Als Handlungsfelder wurden u. a. 3D-Fertigungs-
tech nologien zur Funktionsintegration, selbstadaptierende,
autonome Systeme und die produktorientierte Selbstkon-
figuration von Produktionsketten identifiziert. Das Leistungs-
zentrum Smart Production stellt einen inhaltlich konzentrierten
und perspektivisch weiter ausgestaltbaren Rahmen für die
Produktionsforschung in Sachsen und insbesondere am Stand-
ort Chemnitz dar, der die Ausrichtung grundlagenorientierter
Forschung und den Transfer erfolgreicher Ansätze in die Pro-
duktionspraxis wesentlich unterstützt. Mit breiter Strahlkraft
wird es als zentrale Anlaufstelle und Inkubator für die regio-
nale Wirtschaft, insbesondere für klein- und mittelständische
Unternehmen, fungieren.
1
90
A U S D E R F R A U N H O F E R - F O R S C H U N G
Neue Initiativen und Leistungszentren
DYNAFLEX – Dynamische, adaptive und flexible Prozesse
und Technologien für die Energie- und Rohstoffwende
Mit dem Leistungszentrum DYNAFLEX soll die Metropolregion
Ruhrgebiet zur führenden nationalen Plattform für Prozess-
dynamik und Adaptivität in der Energie- und Rohstoffwende
ausgebaut werden. Exzellente Forschung, gemeinsame Stake-
holderdialoge, Roadmapping, neue Verwertungsstrategien
und Impulse sowie eine neue Ausrichtung der Lehre bilden
dabei die Basis für eine langfristig angelegte strategische Part-
nerschaft zwischen den starken Partnern aus Wissenschaft
und Industrie, die zugleich wichtige Akteure der Energie- und
Rohstoffwende sind. Die Forschungsarbeiten fokussieren
auf eine Grund lagen- und Methodenplattform »DYNAFLEX
Fundamentals« und einen applikationsorientierten Projekt-
bereich »DYNAFLEX Application«. Durch mathematische
Modellierung und Simu lation soll erreicht werden, dass
Energie- und Rohstoff ver sorgungssysteme unter fluktuieren-
den Randbedingungen verstanden werden und besser zu
planen und zu betreiben sind.
Logistik und IT
Im Leistungszentrum Logistik und IT sollen zwei Pilotprojekte
als fachliche Forschungsprojekte durchgeführt werden:
»Digitalisierung« und »Autonome Systeme«. Ersteres betrifft
die Informationslogistik. Hier sollen im Rahmen eines gemein-
samen Enterprise Labs auf Basis des Architekturmodells des
Industrial Data Space® informationslogistische Use Cases zu
den Themen »Real Life Evidence Data« und »Compliance für
hoch dezentralisierte Supply Chains« identifiziert, prototypisch
entwickelt und in Testbeds umgesetzt werden. Letzteres
fokussiert inhaltlich auf agile Ad-hoc-Intralogistiksysteme, die
den Logistik-Hub der Zukunft beschreiben. Dieser besteht aus
hochflexiblen Transport-, Lager- und Handhabungskomponenten,
die mit neuartigen Softwaretechnologien zu wandelbaren
Intralogistiksystemen orchestriert werden.
Vernetzte Adaptive Produktion 1
Der Schwerpunkt des Leistungszentrums Vernetzte Adaptive
Produktion liegt in der Entwicklung, systematischen Einfüh-
rung und Nutzung moderner Digitalisierungstechnologien für
zukunftsfähige, industrielle Produktionssysteme und Wert-
schöpfungsketten im Sinne der Industrie 4.0. Im Rahmen eines
übergreifenden FuE-Moduls »Digitalisierung und Vernetzung«
erarbeitet das Leistungszentrum in den Themenfeldern »Smart
Manufacturing Platform«, »Big Data«, »Adaptive Pro zess kette«
und »Prozesssimulation und -modellierung« Konzepte für eine
vollständig vernetzte, adaptive Produktion. Alle Entwicklungen
werden in sechs Pilotlinien in den Bereichen Energie, Mobilität
und Gesundheit anhand repräsentativer Prozessketten vali -
diert und beispielhaft umgesetzt. Die Einbindung sicherer und
gleich zeitig kommerziell unabhängiger Cloud-Systeme wie
dem »Virtual Fort Knox« sowie offener Kommunikationsstan-
dards wie OPC-UA schafft Anreiz für Industrieunternehmen,
sich an den Entwicklungsarbeiten zu beteiligen.
1
91
Sicherheit und Datenschutz in der digitalen Welt
Durch das Internet der Dinge und Dienste wächst das
Be droh ungspotenzial von Cyberangriffen. Der bisherige
technische Entwicklungsprozess orientiert sich meist nur an
funktionalen Aspekten, während Fragen zu Cybersicherheit
oder Privatsphärenschutz erst zu einem späteren Zeitpunkt
berücksichtigt werden. Dies führt dazu, dass die Produkte und
Dienste nicht sicher genug sind oder Cybersicherheit viel teurer
als not wendig wird. Ein wesentliches Ziel des Leistungszentrums
Sicherheit und Datenschutz in der digitalen Welt (LZSD) besteht
deshalb darin, Cybersicherheit und Datenschutz frühzeitig
bei der Entwicklung von Anwendungen zu berück sich tigen.
Hierzu wird das LZSD mit Vertretern aus der Wirtschaft und
auch mit anderen Forschungseinrichtungen interdisziplinär
und synergetisch kooperieren.
Translationale Medizintechnik 2
Das Land Niedersachsen hat für die Region Hannover-Braun-
schweig eine Schwerpunktsetzung für Medizintechnik vorge-
nommen. Mit der »Translationsallianz in Niedersachsen (TRAIN)«
wurde ein lokales Kooperationsformat für geschlossene
Kompetenz- und Wertschöpfungsketten geschaffen, das klini-
sche Ideen über Experimente, Technologie und Qualifizierung
beschleunigt in die klinische Prüfung und damit zur Marktreife
bringt. Als Forschungsdienstleister mit hoher Industrieakzeptanz
hat sich das Leistungszentrum Transla tionale Medizintechnik
zum Ziel gesetzt, die Translationskette durch »Konformitäts-
gerechte Fertigung und Prüfverfahrensentwicklung« zu kom-
plettieren. Besonderes Augenmerk soll dabei kombinierten
Produkten gelten, in denen Medizinpro duk te mit Pharmaka
verschmelzen und die aus regulatorischer Sicht deshalb
Neuland darstellen.
2
92
AUSZEICHNUNGEN 2016
ERC Starting Grant Sicherheitstechnik
passt sich dem Menschen an
Der Europäische Forschungsrat hat es sich zur Aufgabe
gemacht, hochwertige Forschung in Europa durch
attraktive Förderprogramme zu stärken. Das Ziel ist es, die
europäische Spitzenposition in Forschung und Wissenschaft
zu unter stützen und auszubauen. Prof. Dr. Matthew Smith
vom Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informations-
verarbeitung und Ergonomie FKIE in Bonn und Wachtberg
und vom Institut für Informatik der Universität Bonn erhält
den ERC Starting Grant, verbunden mit 1,5 Mio € Forschungs-
mitteln aus dem Fonds des Europäischen Forschungsrats,
um IT-Sicherheit benutz barer zu machen.
Matthew Smith beschäftigt sich mit »Usable Security«,
der Nutzerfreundlichkeit von IT-Sicherheit. Mit dem neuen
Forschungsprojekt will er die bestehenden Grenzen der
Bedienbarkeit von Computersystemen erweitern. Im Fokus
stehen dabei Entwickler und Administratoren. Entgegen
bisherigen Ansätzen rückt Matthew Smith den »Faktor
Mensch« in den Mittelpunkt des Interesses. Er arbeitet daran,
für Nutzer sicherheitsrelevante Informationen so ergonomisch
dar zustellen, dass die Handlungsfähigkeit und der Schutz
im Cyberspace das höchstmögliche Niveau erreichen.
Die aktuell am Markt etablierten SIEM(Security Information
and Event Management)-Lösungen sind sehr komplex und
unübersichtlich. Ein Hauptziel ist es daher, die Handlungs-
fähigkeit von Systemadministratoren zu erhöhen, indem
die Daten, die jetzt schon vorhanden sind, visuell aufbereitet
werden. Um Fehler in Zukunft zu vermeiden, soll sich die
Technik dem Menschen anpassen, nicht umgekehrt.
Neben zahlreichen Preisen für erstklassige
wissenschaftliche Leistungen erhielten Forscherinnen
und Forscher der Fraunhofer-Gesellschaft einige
besonders bedeutende nationale und internationale
Auszeichnungen für Fortschritte in der angewandten
Forschung. Wir wollen sie an dieser Stelle würdigen.
93
A U S D E R F R A U N H O F E R - F O R S C H U N G
Deutscher IT-Sicherheitspreis
Schutz für mobile Geräte
Mit insgesamt 200 000 € zählt der Deutsche IT-Sicherheits-
preis zu den höchstdotierten privat gestifteten Wirtschafts-
preisen in Deutschland. Die Jury besteht aus anerkannten
IT-Sicherheitsfachleuten der Wissenschaft und Wirtschaft.
Die Horst Görtz Stiftung möchte mit dieser Auszeichnung
dazu beitragen, die Position von IT-Sicherheit »made in
Germany« zu festigen und zu fördern.
Den Deutschen IT-Sicherheitspreis 2016 erhielten (von links)
Dr. Steven Arzt, Dr. Siegfried Rasthofer und Marc
Miltenberger vom Fraun hofer-Institut für Sichere
Informationstechnologie SIT und von der Technischen
Universität Darmstadt sowie Prof. Dr. Eric Bodden vom
Fraunhofer-Institut für Entwurfs-technik Mechatronik IEM
und dem Heinz Nixdorf Institut der Universität Paderborn.
Ihre Software »Harvester« unterstützt die Erstellung eines
Sicherheitslagebilds, indem es vollautomatisch
sicherheitsrelevante Informationen aus Android-Apps
extrahiert – und zwar selbst aus solchen Apps, die sich durch
Verschleierungstechniken aktiv vor einer Analyse schützen.
Endnutzer können sich mithilfe von Harvester-Analysetechnik
beispielsweise darüber informieren, mit welchen Servern
sich eine App verbindet und wie sie Internetverbindungen
verschlüsselt. Aber auch Sicherheitsanalysten und Strafverfolger
können die Software nutzen, um beispielsweise effektiver
Kommunikationsmuster von Apps aufzuspüren. Die Erkenntnisse
aus solchen Analysen helfen, bösartige Apps im Netz schneller
zu erkennen und damit den Diebstahl personen bezogener
Daten einzudämmen.
2
MENSCHEN IN DER FORSCHUNG
95
A U S D E R F R A U N H O F E R - F O R S C H U N G
DIPL. RER. COM. SABRINA LAMBERTH-COCCA
DiplomKommunikationswissenschaftlerin | Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Projektleiterin
am Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in Stuttgart
Kommunikation ist ein hochdynamischer Prozess und verlangt
Flexibilität. Dass die Beweglichkeit von Körper und Geist mit-
einander zusammenhängt, war den Menschen schon in der
Antike klar. Sabrina Lamberth-Cocca lebt diese Erkenntnis in
jeder Hinsicht, weil, wie sie sagt, Bewegung auch »den Denk-
apparat geschmeidig hält«: Privat gehören Tanzen, Musik und
Sport jeglicher Art zu ihren Aktivitäten, und im Berufsleben
schlägt sie lieber ungewöhnliche, fordernde und kreative
Wege ein, als bekannten Trampelpfaden zu folgen. Insofern
war es nur konsequent, dass sie Kommunikationswissenschaft
studierte, ein Fach, in dem vor allem ein hohes Maß an
persönlicher Dynamik zum Erfolg führt.
Schon während des Studiums an der Universität Hohenheim
konnte Sabrina Lamberth-Cocca einer weiteren Leidenschaft
frönen, dem Erlernen von Sprachen. Ein Auslandssemester
an der Universität Jyväskylä in Finnland gab ihr dabei die
Gelegenheit, ein besonderes Interesse an der finnischen und
an den skandinavischen Sprachen zu entwickeln. Was für viele
Menschen eine Pflichtübung zur Verbesserung der beruflichen
Optionen ist, dient ihr in erster Linie als ambitioniertes,
den Geist trainierendes Hobby.
Kommunikation hat heute einen starken technischen Aspekt,
denn die Digitaltechnik spielt eine entscheidende Rolle. So
vertiefte Sabrina Lamberth-Cocca ihre Kompetenzen Richtung
Informations- und Kommunikationstechnik – was ihr den ersten
Kontakt zum Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und
Organisation IAO verschaffte. Das Interesse wurde erwidert,
und so folgte eine Diplomarbeit am Fraunhofer IAO zum
Thema Cloud Computing und anschließend der Job als wissen-
schaftliche Mitarbeiterin, erst am Institut für Arbeitswissen-
schaft und Technologiemanagement (IAT) der Universität
Stuttgart und dann am Partnerinstitut, dem Fraunhofer IAO.
Im Kompetenzteam »Dienstleistungsentwicklung« arbeitet sie
heute in den Bereichen Service Engineering, Dienstleistungen
für Elektromobilität und agile Entwicklungsmethoden.
Sabrina Lamberth-Cocca schätzt an Fraunhofer genau das,
was hier auch gern gesehen und gefördert wird: »Mir gefällt
der Raum für Ideen und Innovationen. Gerade länger laufende
Projekte bieten einen guten Rahmen dafür, beispielsweise eine
neue Forschungsmethode oder innovative Herangehensweisen
auszuprobieren.« Eine davon ist die Scrum-Methode – eine
Zusatzqualifikation, die Sabrina Lamberth-Cocca erworben hat.
Sie beruht auf der Erfahrung, dass gerade komplexe Projekte
selten sinnvoll im Detail vorauszuplanen sind. Zwischener-
gebnisse dienen vielmehr zur Neuorientierung und führen so
zu einem insgesamt wesentlich effizienteren Ablauf.
Auch bei solchen Arbeitsinnovationen muss man jederzeit
bereit sein, neue Wege einzuschlagen. Beweglichkeit ist besser
als starres Festhalten an früheren Planungen. Ein Verfahren, das
wie geschaffen ist für Menschen wie Sabrina Lamberth-Cocca,
die ihre ganze Lebensweise auf das bewegungsorientierte
Training von Körper und Geist ausgerichtet haben.
Begeisterung und Kompetenz begründen unseren Erfolg: Sechs Forscherinnen und Forscher stellen wir Ihnen vor –
in Vertretung für die vielen anderen, die exzellente Arbeit leisten und erstklassige Ergebnisse liefern.
96
A U S D E R F R A U N H O F E R - F O R S C H U N G
Menschen in der Forschung
PROF. DR.-ING. HABIL. STEFAN HIERMAIER
DiplomIngenieur für Luft und Raumfahrttechnik | Leiter des Fraunhofer Instituts für Kurzzeit
dynamik, ErnstMachInstitut, EMI in Freiburg und Direktor des Instituts für Nachhaltige Technische
Systeme (INATECH) an der Technischen Fakultät der AlbertLudwigsUniversität Freiburg
Sicherheitstechnik hat viele Aspekte. Besonders faszinierend
ist dabei das Anwendungsfeld Raumfahrt. Hier sind technische
Aufgaben zu bewältigen, die so nur unter Weltraumbedin g un gen
auftreten. Schrottpartikel z. B. bewegen sich im Orbit um
ein Mehrfaches schneller als die Mündungsgeschwindigkeit
von Schusswaffen. Eine brisante Gefahr für Satelliten und
Raumfahrzeuge – und genau die richtige Herausforderung
für den Ingenieur Stefan Hiermaier.
Stefan Hiermaier studierte Luft- und Raumfahrttechnik an
der Universität der Bundeswehr München. In seiner Dissertation
machte er bereits die fatale Wirkung von Weltraummüll auf
Raumfahrzeuge zu seinem Thema. Das Fraunhofer-Institut
für Kurzzeitdynamik, Ernst-Mach-Institut, EMI verfügt über die
besten Anlagen der Welt, um solche Prozesse experimentell
zu untersuchen, und so war der Weg des Hochdynamik-
Spezia listen zu Fraunhofer vorgezeichnet. Seit 1996 arbeitet
er am Fraunhofer EMI, seit 1998 als stellvertretender Instituts-
leiter. Im Jahr 2008 erhielt Stefan Hiermaier einen Ruf auf die
Pro fessur für Hochdynamik an der Universität der Bundeswehr
München – die erste ihrer Art überhaupt. 2015 übernahm er
die Gesamtleitung des Fraunhofer EMI. Ein echtes Highlight
seiner Arbeit war hier die Entwicklung eines Schutzschilds
für die Internationale Raumstation (ISS). Zusammen mit der
italienischen Firma Alenia Spazio entwickelte sein Team eine
Leichtbaukonstruktion, die Weltraumschrott bis zu einem
Durchmesser von 5 Zentimetern und einer Geschwindigkeit
von 20 Kilometern pro Sekunde – 72 000 Stundenkilometer –
auffängt. Das System wurde gebaut und fliegt jetzt um die Erde.
Hochdynamische Prozesse als berufliche Lebensaufgabe –
das klingt nicht nur spannend, es ist auch außerordentlich
viel fältig. Denn hier auf der Erde hat jeder von uns potenziell
mit solchen Vorgängen zu tun. Die Stoßabsorption bei Unfällen
gehört dazu, die am Fraunhofer EMI im Auftrag der Industrie
genau untersucht wird. Hierzu hat Stefan Hiermaier ein
Röntgenverfahren für die Gesamtfahrzeug-Forschungscrash-
anlage des In stituts entwickelt. Damit können Aufnahmen von
einzelnen Teilen im Innern des Fahrzeugs während der Ver-
formung gemacht werden. Die Hersteller wollen so zu mehr
Sicherheit bei weniger Fahrzeuggewicht kommen. Und dieser
Aspekt hat, wegen der Reduktion des Gewichts, auch etwas
mit Spritsparen zu tun – womit ein weiterer Schwerpunkt von
Stefan Hiermaiers Arbeit angesprochen wird: die Nachhaltig-
keit. Seit 2015 ist er auch Direktor des neu gegründeten
Instituts für Nachhaltige Technische Systeme (INATECH) an der
Technischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.
Damit schlägt Stefan Hiermaier einen Pflock am anderen Ende
der Geschwindigkeitsskala dynamischer Prozesse ein, denn
im Bereich der Nachhaltigkeit läuft alles viel langfristiger ab.
Mitunter bekommt man das Ergebnis – Umweltverän de rungen,
Ozonloch, Klimawandel – erst nach Jahren oder gar Menschen-
generationen zu sehen und zu spüren. Für ihn als Vater einer
Tochter ist das eine zusätzliche Motivation, beruflich etwas in
die richtige Richtung zu bewegen.
A U S D E R F R A U N H O F E R - F O R S C H U N G
Menschen in der Forschung
99
PROF. DR. RER. NAT. HABIL. RALF B. WEHRSPOHN
DiplomPhysiker | Leiter des Fraunhofer Instituts für Mikrostruktur von Werkstoffen und
Systemen IMWS in Halle und Inhaber des Lehrstuhls für Mikrostrukturbasiertes Materialdesign
an der MartinLutherUniversität HalleWittenberg
Ist Ungeduld eine Tugend? Manche sagen, Ungeduldige strapa-
zieren ihr soziales Umfeld, andere schätzen es, wenn um trie bige
Menschen Dinge vorantreiben und Bewegung in Projekte und
Strukturen bringen. Ralf Wehrspohn sieht sowohl die Vorteile
als auch die Nachteile, und er muss es wissen, denn er schätzt
sich selbst als ziemlich ungeduldig ein.
Fragt man die Mitarbeitenden und das Kollegium des Wissen-
schaftlers, erhält man eine klare Antwort: Ralf Wehrspohn,
Leiter des Fraunhofer-Instituts für Mikrostruktur von Werk stof fen
und Systemen IMWS, ist genau der Richtige auf seinem Posten.
Denn er bringt das Institut nach vorn. Struktur und Portfolio
werden angepasst – und der Erfolg lässt nicht auf sich warten.
Seit der Physiker die Verantwortung trägt, hat sich die wirt-
schaftliche Perspektive des Instituts hervorragend entwickelt
und die Belegschaft verdreifacht.
Auch für Ralf Wehrspohn selbst zahlt sich sein unermüdlicher
Einsatz aus: Eine Promotion an der höchst renommierten
École Polytechnique in Frankreich, die Entwicklung der ersten
Flachbildschirme bei Philips in England, die Habilitation an
der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, die Professur
an der Universität Paderborn, die Wahl unter die »101 inno -
va tivsten Köpfe in Deutschland« im Ranking der »Financial
Times Deutschland« und der Heinz Maier-Leibnitz-Preis der
Deutschen Forschungsgemeinschaft sorgten bei dem aufstre-
benden Physiker für einen zusätzlichen Motivationsschub.
Und dann die Leitung eines Fraunhofer-Instituts, als jüngster
Institutsleiter – Ralf Wehrspohn kennt dazu eine Anekdote:
»Mein Vorgänger Professor Katzer pries diese Position damals mit
dem Bonmot an, das sei der schönste Job nach dem des Papstes.
Ich erwiderte, dass ich Protestant bin und dass es dann wohl der
schönste Job überhaupt sein müsse. Und so ist es auch.«
Ralf Wehrspohns Hauptarbeitsgebiet ist die Werkstoffforschung –
ein Thema, das aus seiner Sicht in Wissenschaft und Öffentlichkeit
zu wenig Aufmerksamkeit erfährt. Das will er ändern, denn 70 Pro-
zent aller Innovationen in Deutschland sind werkstoffbasiert.
Wer hier die Forschung intensiviert, kann also viel für Wirtschaft
und Gesellschaft tun. Wehrspohns Ideen in diesem Bereich finden
noch mehr Gehör, seit er auch stellvertretender Vorsitzender
des Fraunhofer-Verbunds Werkstoffe, Bauteile – MATERIALS
und Sprecher der Initiative Materials Data Space geworden ist.
Der Draht zur Öffentlichkeit ist dem Materialforscher sehr wichtig:
In der Kommunikation engagiert er sich nicht nur beruflich,
sondern auch ehrenamtlich. So wirkte er bei science2public daran
mit, den Kurzfilm als neues Genre für die Wissenschafts kom-
mu nikation zu erschließen und mehrere Filmfestivals rund um
diesen Themenbereich zu etablieren. Aktuell arbeitet er daran,
Wissen schaft und Kunst innerhalb der Fraunhofer-Gesellschaft
als Allianz zu etablieren, etwa mit der Veranstaltung »Kunst und
Wissenschaft im Dialog«, die im Juni 2016 im Fraunhofer-
Forum stattfand.Ralf Wehrspohns energie geladene Arbeits-
weise zeigt also weit über sein Institut hinaus positive Wirkung –
womit die anfängliche Frage, zumindest bezogen auf seine
Person, beantwortet ist.
100
A U S D E R F R A U N H O F E R - F O R S C H U N G
Menschen in der Forschung
PROF. DR.-ING. INA SCHIEFERDECKER
DiplomMathematikerin | Leiterin des FraunhoferInstituts für Offene Kommunikationssysteme FOKUS
in Berlin, Inhaberin des Lehrstuhls für Quality Engineering of Open Distributed Systems (QDS) an der
Technischen Universität Berlin
Egal ob sie nun als Evolution oder Revolution bezeichnet wird –
die Digitalisierung verändert unser Leben. Sie hat Einfluss
auf unsere Arbeitswelt, schafft neue Geschäftsmodelle oder
revolutioniert unseren Verkehr. Für Ina Schieferdecker gibt es
aber auch noch eine ethische Dimension der Digitalisierung.
Sie plädiert mit ihrer Forderung nach einem Digitalisierungsrat
für eine interdisziplinäre Auseinandersetzung mit den Aus-
wirkungen der Digitalisierung.
Die Karriere der Wissenschaftlerin begann mit einem Studium
der mathematischen Informatik. Ihre Diplomarbeit wurde mit
dem Tiburtius-Preis ausgezeichnet – gleichsam eine Empfeh-
lung für das Graduiertenkolleg »Kommunikationsbasierte
Systeme« der Berliner Universitäten. Ihre erste Professur an der
TU Berlin und ihre Forschungsarbeiten wurden stark durch den
Alfried Krupp-Förderpreis für junge Hochschullehrer befördert,
was Ina Schieferdecker über eine Professur an der FU Berlin
wieder zurück an die TU Berlin geführt hat – diesmal in Ver-
bindung mit der Institutsleitung beim Fraunhofer FOKUS, wo
sie zuvor Leiterin mehrerer Kompetenzzentren war. Hier kann
sie ihre vielfältige Erfahrung – die sie auch während ihrer
Auslandsaufenthalte in den USA, Norwegen und Australien
sammelte – wirkungsvoll einbringen. Ina Schieferdecker wurde
2016 mit dem EUREKA Innovation Award ausgezeichnet, den
sie als Leiterin des Projekts DIAMONDS entgegennahm. In
zahlreichen Fallstudien hat DIAMONDS automatisierte Sicher-
heitstestverfahren von industrieller Relevanz für sicherheits-
kritische Systeme entwickelt.
Ina Schieferdecker weiß, dass Funktionalität und Sicherheit
von digitalen Systemen schon lange keine Frage einzelner
Branchen oder Hersteller mehr ist; wesentliche Infrastrukturen
werden von solchen Systemen gesteuert und verwaltet.
Industrie 4.0, Energie- und Versorgungsnetze, Kommunikation
und urbane Infrastrukturen müssen stets zuverlässig funktio-
nieren. Deren Resilienz – ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber
Störungen, Ausfällen oder Angriffen – ist für technikbasierte
Zivilisationen eine existenzielle Frage geworden. Daher baut
die Wissenschaftlerin den Schwerpunkt ihrer Forschung am
Institut als integralen Bestandteil der Institutsstrategie weiter
aus und punktet mit Initiativen wie BSI CertLab oder SINTEG
WindNODE. Ihre Aufgabe sieht sie auch im gesellschaftlichen
Zusammenhang: »Die digitale Transformation ist so grund-
legend, dass wir noch deutlicher auf ihre bewusste Gestaltung
entlang demokratischen und ethischen Prinzipien der Gesell-
schaft hinwirken müssen.«
Seit Oktober 2016 ist Ina Schieferdecker Mitglied im Wissen-
schaftlichen Beirat der Bundesregierung zu globalen Umwelt-
veränderungen. Hier wird sie die Aktivitäten des Fraunhofer
FOKUS in diesem Sinne einbringen. Aktuell arbeitet sie an
einem Vorschlag für das Bundesministerium für Bildung und
Forschung (BMBF) zur Gründung eines in Deutschland ange-
siedelten Internet-Instituts; es soll sich den gesellschaftlichen,
soziotechnischen und politischen Fragestellungen der digitalen
Transformation stellen – und wird nach ihren Vorstellungen
programmatisch und personell Vielfalt signalisieren. Auch die
interdisziplinäre Auseinandersetzung mit ethischen Fragen
würde im Institut sicher nicht zu kurz kommen.
A U S D E R F R A U N H O F E R - F O R S C H U N G
Menschen in der Forschung
103
PROF. DR. RER. NAT. HABIL. ALEXANDER BÖKER
DiplomChemiker | Leiter des FraunhoferInstituts für Angewandte Polymerforschung IAP in Potsdam und
Inhaber des Lehrstuhls für Polymermaterialien und Polymertechnologien an der Universität Potsdam
Polymere werden für einen ambitionierten Wissenschaftler leicht
zur Lebensaufgabe, denn ihre Bedeutung kann man gar nicht
überschätzen. Fast alles, was man als Kunststoff bezeichnet,
besteht aus Polymeren: Verpackung, Spielzeug, Autoteile, Geräte.
Damit aber nicht genug: Auch Lignin, Zellulose, Stärke und
Chitin sind Polymere. Die Natur nutzt sie zum Bau und zur
Strukturierung von Organismen. Selbst Proteine sind polymer
gebaut, also aus vielen identischen kleineren Einheiten zusam-
mengesetzt. Kein Wunder also, dass ein kreativer Chemiker
wie Alexander Böker von der Polymerchemie begeistert ist.
Sie formt und gestaltet die natürliche und technische Umwelt,
und entsprechend groß ist der eigene Einfluss, wenn man
hier etwas Neues entwickelt.
Nach dem Chemiestudium an der Johannes Gutenberg-
Uni ver sität Mainz und an der Cornell University in Ithaca im
Staat New York promovierte Alexander Böker an der Uni versität
Bayreuth. Einen weiteren Forschungsaufenthalt in den USA
erlebte der Chemiker als so fruchtbar, dass er sich – trotz
Angeboten aus der Industrie – für eine wissenschaftliche Lauf-
bahn und die Habilitation entschied. Es folgte eine Lichtenberg-
Professur für Kolloidchemie in Bayreuth – ein Meilenstein in
der Wissenschaftlerkarriere. Sieben Jahre als stellvertretender
Wissenschaftlicher Direktor des DWI – Leibniz-Institut für
Interaktive Materialien e. V. und als Inhaber des Lehrstuhls
für Makromolekulare Materialien und Oberflächen an der
RWTH Aachen profilierten den Chemiker als Wissenschaftler
und Forschungsmanager.
Die Affinität zur Anwendung lag bei Alexander Böker aufgrund
der universellen Bedeutung seines Arbeitsfelds Polymerchemie
gleichsam im System, und als er das Angebot bekam, das
Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP zu
leiten, musste er nicht lange überlegen. Fraunhofer ist für ihn
ein optimales Wirkungsfeld: »Sieht man von dem all gegen-
wärtigen Akquisedruck ab, ist das Fraunhofer-Umfeld großartig.
Die Möglichkeiten, Ideen umzusetzen, und der Gestaltungs-
spielraum sind unvergleichlich.«
Die Begeisterung für die Arbeit teilt Alexander Böker mit
seinem ganzen Institut. Das liegt auch an dem Einfluss, den die
Polymerchemie hat: Maßgeschneiderte Polymere stecken in
nahezu allem, was wir täglich kaufen, nutzen und ver brau chen.
Am Fraunhofer IAP plant man, Polymere noch spezifischer zu
machen. Ein Weg dahin ist es, Moleküle identisch zu replizieren,
so wie es die Natur bei der DNA vormacht. Denn auch dieses
Molekül, das in seiner Struktur die gesamte In formation eines
lebenden Organismus trägt, ist ein hoch spezia lisiertes Polymer,
das sich selbst replizieren kann. So erzeugte kolloidale Polymere
leiten Lichtstrahlen einer einzigen Wellenlänge nur in einer
Richtung weiter – ein Effekt, den man etwa zum Speichern und
Steuern von Informationen nutzen kann. Damit könnte man
im Rahmen der vierten in dustriellen Revolution sehr effizient
Bauteile für Displays und Speicher medien herstellen. Dieses
riesige Potenzial überzeugte auch das European Research
Council: Alexander Böker erhielt 2015 den mit 1,9 Mio € For-
schungsgeld dotierten ERC Consolidator Grant – eine großartige
Bestätigung für das Potenzial des Forschers und seiner Ideen.
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A U S D E R F R A U N H O F E R - F O R S C H U N G
Menschen in der Forschung
DR. RER. NAT. KATRIN TEICHERT
DiplomMathematikerin | Wissenschaftlerin am Fraunhofer Institut
für Techno und Wirtschafts mathematik ITWM in Kaiserslautern
Nutzen und Schaden liegen oft nahe beieinander. Ärzte kennen
das besonders gut, denn sie müssen stets abwägen zwischen
dem therapeutischen Erfolg und den Neben wir kun gen eines
Eingriffs oder Medikaments. So ist es beispielsweise bei der
Strahlentherapie: Dabei wird durch Bestrahlung Energie ins
Gewebe übertragen, welche die DNA der Krebszellen schädigt.
Das kranke Gewebe soll zerstört, das gesunde aber möglichst
geschont werden.
Katrin Teichert kennt das Problem – und sie kennt auch den
Weg zur Lösung. Denn sie ist Mathematikerin am Fraunhofer-
Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik ITWM und
hat an einem ausgezeichneten Softwareprodukt mitgearbeitet,
das genau in diesem Bereich den Ärzten eine sehr große Hilfe
ist. Den Therapieablauf optimal zu planen ist nämlich eine
hochkomplexe Aufgabe, bei der es gilt, einzelne Parameter
des Eingriffs zu modifizieren und die jeweilige Änderung der
Wirkung abzuschätzen. Das Ergebnis war eine Planungssoft-
ware zur multikriteriellen Therapieplanung, die es auch in
dieser Technik unerfahrenen Physikern und Ärzten ermöglicht,
deutlich schneller als bisher den für den Patienten besten
Behandlungsplan zu erstellen.
Katrin Teichert studierte Mathematik an der Technischen
Universität Dresden. Die Frage, warum sie die mathematische
Wissenschaft zum Beruf gemacht habe, erklärt sie mit
lako nischem Humor: »Mein Vater ist Physiker, meine Mutter
Mathematikerin, ich hatte also keine Wahl …«
Zu Fraunhofer kam sie nach dem Studium auf indirektem Weg.
Ein Praktikum am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf im
Themenfeld Medizinische Bildgebung fand sie so bereichernd,
dass die Arbeit an einem Forschungsinstitut zu ihrem Ziel wurde.
Die Projekte am Fraunhofer ITWM, die auf einer Internetseite
dargestellt waren, zogen Katrin Teichert dann aber ganz
besonders an. Und die Forscher am Fraun hofer-Institut suchten
nach einer engagierten Doktorandin, die sowohl in Mathematik
versiert war als auch sich in medi zinischen Anwendungen
bereits auskannte.
Man fand sich also, und die Zusammenarbeit war außer ordent-
lich fruchtbar. Für Katrin Teichert führte sie zu einer sehr guten
Promotionsarbeit, und das gesamte neunköpfige Forschungs-
team aus den Teilnehmern Fraunhofer ITWM, Massachusetts
General Hospital, Universitätsklinikum Heidelberg, Deutsches
Krebsforschungszentrum und Klinikum der Universität München
konnte ein außergewöhnlich erfolg reiches Projekt entwickeln
und erhielt als Krönung am Ende den Wissenschaftspreis des
Stifterverbands. Die Software wird heute weltweit vermarktet
und soll bald an 60 Prozent der Therapieplanungsplätze
weltweit zur Verfügung stehen.
Für Katrin Teichert ist das Projekt aber noch nicht abgeschlossen.
Sie arbeitet weiter an der Integration der multikriteriellen
Planung in das System des industriellen Auftraggebers. Und
das ist ein Aspekt der Arbeit bei Fraunhofer, der ihr besonders
zusagt: der direkte Kontakt zur Anwendung und zum
Kunden aus der Industrie.
UNTERNEHMEN IM FRAUNHOFER-UMFELD
Die Institute der FraunhoferGesellschaft werden von Wirtschaft und Politik
als Keimzellen für Unternehmensansiedlungen und gründungen geschätzt.
Mehr als 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Fraunhofer-Instituten
machen sich pro Jahr mit hier erarbeitetem Knowhow selbstständig. Wir stellen
einige Unternehmen vor, die von FraunhoferMitarbeitern gegründet wurden.
107
A U S D E R F R A U N H O F E R - F O R S C H U N G
Betterspace GmbH
Hotels effizienter heizen
Das Hotelfenster steht auf, und die Heizung läuft auf vollen
Touren? Für Hoteliers ist das eine ärgerliche Sache, schließlich
ent steht da im Lauf der Zeit einiges an Energiekosten und
Umweltbelastung. Die Betterspace GmbH, ein Spin-off des
Fraunhofer-In stituts für Windenergie und Energiesystem-
technik IWES, bietet hier eine Lösung: Ihre Software erkennt
über intelligente Algorithmen, ob das Fenster offen steht, und
regelt die Heizleistung in diesem Fall entsprechend herunter.
Wird das Fenster geschlossen, steigt die Heizleistung wieder.
Die Algorithmen binden auch die Wetterprognose mit ein:
So wird dafür gesorgt, dass die Zimmer dem Belegungsplan
entsprechend vorausschauend geheizt werden, wenn eine
Kaltfront näherrückt. Zwar lenkt die Software all dies vollauto-
matisch, jedoch können Hotelier und Gast die Heizung jeder-
zeit auch selbst nach Belieben einstellen. Die Software wird
an die vorhandene Hotelsoftware angebunden. Wie groß das
Hotel ist, spielt dabei keine Rolle, das System ist unbegrenzt
skalierbar. Das heißt, die Software läuft bei kleinen Hotels mit
17 Zimmern ebenso wie bei großen mit 130 Räumen. Mit ihr
lassen sich selbst verschiedene Hotels einer Kette zentral von
einem Energiemanager steuern.
Im Oktober 2016 fusionierte die Betterspace GmbH mit
dem Unternehmen SD Concept GmbH. Während Betterspace
für intelligente Energieeffizienz-Lösungen steht, bringt die
Firma SD Concept GmbH innovative Informationssysteme wie
digitale Gästemappen und Lobbydisplays ein. Auf jedem
Zimmer steht ein Display, welches den Gast über Hotelneuig-
keiten, regionale Ausflugstipps und Entertainment-Angebote
informiert. Mehrere Tausend Funkthermostate und Tablets
sind bereits im Einsatz.
Dispendix GmbH
Kleinste Flüssigkeitsmengen präzise abfüllen
In biochemischen Laboren werden die Probenvolumen
immer kleiner. Dies hat zwei Gründe: Zum einen laufen die
bio chemischen Reaktionen in kleinen Volumen oftmals besser
ab, zum anderen ist es kostengünstiger, da weniger Material
verbraucht wird. Klassisch misst man die Volumen mit einer
Pipette ab, die in die Lösung getaucht wird und die entspre-
chende Flüssigkeitsmenge in sich hineinsaugt. Bei etwa einem
Mikroliter ist jedoch Schluss: Geringere Mengen lassen sich
per Pipette nicht abmessen, das Ergebnis ist dann nicht mehr
präzise. Es gibt daher eine große Nachfrage nach Verfahren,
mit denen sich auch Nanoliter akkurat abmessen lassen.
Diese Marktlücke füllt die Dispendix GmbH, ein Spin-off des
Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Auto mati sie-
rung IPA. Der Clou: Die Methode ist berührungslos und vermeidet
damit Verunreinigungen, zudem ist sie extrem genau. Als Dosier-
kopf dient eine 96er Dosierplatte – eine kleine Kunst stoffplatte,
in der 96 winzige Töpfchen aneinander-gereiht sind. In jedes
dieser Töpfchen haben die Forscher ein Loch gebohrt, nicht
größer als ein Haar. Dennoch dringt keine Flüssigkeit hindurch,
die Kapillarkraft dichtet das Loch ab. Erst ein Druckluftstempel
treibt über einen Druckimpuls genau dosierte Flüssigkeitstropfen
von zwei Nanolitern durch das »Leck«. Bis zu 400 Impulse
kann dieser Stempel pro Sekunde geben, für größere Flüssig-
keitsmengen gibt das System entsprechend viele Tropfen ab.
Drei solche Geräte sind bereits im Einsatz, weitere werden
in Kürze folgen. Die Dispendix GmbH, an der sich auch
die Fraunhofer-Gesellschaft beteiligt, beschäftigt derzeit
fünf Mitarbeiter
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A U S D E R F R A U N H O F E R - F O R S C H U N G
Unternehmen im Fraunhofer-Umfeld
Vibrosonic GmbH
Kontaktlinse fürs Ohr
»Wie bitte? Kannst du mal ein bisschen lauter reden?« Viele
schwerhörige Menschen scheuen sich davor, ein Hörgerät
zu tragen, schließlich will man ja nicht als »alt« gelten. Denn
Hörgeräte zu tragen gilt nach wie vor als Stigma. Zudem
verfälschen die Hörhilfen vielfach das Klangerlebnis – Stimmen
und andere Geräusche klingen teilweise verzerrt.
Künftig sollen diese Mankos ausgemerzt sein – zumindest
ist dies das erklärte Ziel der Vibrosonic GmbH, eines Spin-offs
des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Auto-
matisierung IPA und des Universitätsklinikums Tübingen. Die
Mitarbeiter der GmbH entwickeln nämlich eine Kontaktlinse
fürs Ohr. Diese hat nicht nur eine deutlich bessere Klangqualität
als herkömmliche Geräte, sie ist zudem von außen nicht sicht-
bar. Die Hörkontaktlinse sitzt direkt auf dem Trommel fell, und
auch Akku und Mikrophon sollen so klein gestaltet werden,
dass sie im Gehörgang verschwinden. Beide Teile sollen vom
Arzt eingesetzt werden und permanent im Ohr ver bleiben.
Die Linse selbst besteht dabei aus einem Silizium-Chip, auf den
ein piezoelektrisches Material aufgebracht wurde. Legt man
eine Spannung an, verformt sich dieses Material und erzeugt
Schwingungen, die über ein Silikonkissen direkt auf das
Trommelfell übertragen werden.
Die Entwicklungen der Vibrosonic GmbH werden bis Mitte 2017
über das Exist-Programm des Bundeswirtschaftsminis teriums
gefördert, konkrete Verhandlungen mit Investoren zur Anschluss-
finanzierung laufen bereits. Anfang 2018 wollen die Mitarbeiter
der Vibrosonic GmbH die Hörkontaktlinse erstmals an Pilot-
patienten testen, für 2020 ist die Markteinführung geplant.
VirtualAds
Kundenspezifische Werbung fürs Fernsehen
Die Werbung im Internet ist längst personalisiert: Rufen zwei
Menschen die gleiche Internetseite auf, so erscheinen rechts im
Banner bei dem einen Vorschläge für Urlaubsreisen, während
bei dem anderen Bücher angepriesen werden. Im Fernsehen
blicken jedoch bislang alle Zuschauer auf die gleiche Werbung.
Noch – könnte man sagen. Denn das in Basel ansässige
Unternehmen VirtualAds möchte dies ändern, zumindest was
die Live-Übertragung von Sportveranstaltungen angeht.
Schließlich gewinnen diese zunehmend an Bedeutung, und
über die personalisierte Werbung lassen sich Sportevents
gleich mehrfach vermarkten. Im Zentrum des Interesses stehen
dabei LED-Banden am Spielfeldrand. Mit Software wird auf
diesen eine Art Blue Screen erzeugt und so die im Stadion
angezeigte Werbungvirtuell für den Sportfan daheim ange-
passt, und zwar spezifisch nach Region, Land oder individuell
seinen Interessen entsprechend. Der Zuschauer sieht dabei
keinen Unterschied zwischen realer und virtueller Werbung.
Konkurrenzanbieter lässt das Unternehmen VirtualAds hinter
sich: Seine Technologie ist der weltweit aktuelle Sieger bei ver-
schiedenen Tests für virtuelle Werbetechnologien auf LED-Banden.
Bei diversen Sportveranstaltungen wurde die personalisierte
Werbung von VirtualAds bereits erfolgreich eingesetzt. 2017
erfolgt nun die volle Kommerzialisierung mit Start in Hongkong,
Indien und den USA. Die Fraunhofer-Gesell schaft ist als
Ko-Investor langfristig bei VirtualAds integriert.
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watttron GmbH
Material einsparen bei Joghurtbechern und Co.
Der typische Joghurtbecher ist oben vergleichsweise dick, am
Boden aber eher dünn. Der Grund liegt in der Produktion.
Die Becher werden aus einer Kunststofffolie hergestellt, die er-
wärmt und in die gewünschte Form gedrückt wird. In Be rei chen
starker Verformung wird die Folie entsprechend dünner. Die
mechanischen Eigenschaften sind daher nicht so gut, wie sie
sein könnten. Zudem müssen die Hersteller recht dicke Folien
verwenden, damit die Wandstärke am Boden noch ausreicht.
Das zieht höhere Kosten nach sich.
Die watttron GmbH – ein Spin-off der Technischen Universität
Dresden und des Fraunhofer-Instituts für Verfahrenstechnik
und Verpackung IVV in Dresden – bringt nun eine Technologie
auf den Markt, mit der sich die Wandstärkenverteilung erstmals
steuern lässt. Die Kunststofffolie wird dabei nicht wie bisher
gleichmäßig erwärmt, sondern gezielt. Bereiche starker
Ver formung bleiben kühler und dünnen daher weniger aus.
Die Wanddicke des Bechers wird gleichmäßiger, sodass man,
bei Beibehaltung der mechanischen Eigenschaften, dünnere
Ausgangsmaterialien einsetzen kann. So lassen sich bis zu
30 Prozent Material einsparen. Möglich macht das eine kera-
mische Heizung. Sie besteht aus 40 mal 40 Millimeter großen
Modulen, die wiederum aus 5 mal 5 Millimeter großen Pixeln
bestehen. Die Temperatur der Heiz-Pixel lässt sich individuell
regeln. Die Oberfläche der Heizung kann beliebig groß gestaltet
werden, indem man mehrere Module aneinanderfügt.
Momentan führt diewatttron GmbH Machbarkeitsstudien
durch. Anfang 2018 soll die neuartige Heizung vorserienmäßig
erwerbbar sein. Das kleine Unternehmen mit mittlerweile zehn
Mitarbei tenden wird durch das Programm »Exist Forschungs-
transfer« des Bundeswirtschaftsministeriums gefördert.
B I L A N Z Z U M 3 1 . D E Z E M B E R 2 0 1 6
G E W I N N - U N D V E R L U S T R E C H N U N G
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Z U S A M M E N H A N G Z W I S C H E N
G E W I N N - U N D V E R L U S T R E C H N U N G ,
L E I S T U N G S R E C H N U N G U N D
E I N N A H M E N - U N D A U S G A B E N -
R E C H N U N G
L E I S T U N G S R E C H N U N G D E R
F R A U N H O F E R - E I N R I C H T U N G E N
A U S Z Ü G E A U S D E M A N H A N G
B E S T Ä T I G U N G S V E R M E R K
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FINANZEN
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AKTIVA 2016 Vorjahr€ € € T€
A. Anlagevermögen
I. Immaterielle Vermögensgegenstände1. Konzessionen, gewerbliche Schutzrechte
und ähnliche Rechte und Werte 10.059.527,39 10.7402. Geleistete Anzahlungen 551.049,10 1.142
10.610.576,49 11.882II. Sachanlagen
1. Grundstücke, grundstücksgleiche Rechte und Bauteneinschließlich der Bauten auf fremden Grundstücken 1.258.992.422,99 1.205.991
2. Technische Anlagen und Maschinen 480.099.369,28 515.8563. Andere Anlagen, Betriebs- und Geschäftsausstattung 31.882.830,24 33.8674. Geleistete Anzahlungen und Anlagen im Bau 127.325.153,81 205.686
1.898.299.776,32 1.961.400III. Finanzanlagen
1. Anteile an verbundenen Unternehmen 92.781,82 932. Beteiligungen 9.732.031,70 9.6843. Wertpapiere des Anlagevermögens 12.284.939,19 11.2854. Sonstige Ausleihungen 15.210,79 22
22.124.963,50 21.084 1.931.035.316,31 1.994.366
B. Umlaufvermögen
I. Vorräte1. Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe 212. Unfertige Leistungen 378.478.834,34 377.636
– erhaltene Anzahlungen – 347.356.434,01 –356.62431.122.400,33 21.012
3. Geleistete Anzahlungen 234.038,24 1031.356.438,57 21.043
II. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände1. Forderungen aus Lieferungen und Leistungen 240.190.407,68 210.6812. Ausgleichsansprüche und Forderungen an Bund
und Ländera) aus der institutionellen Förderung 35.568.023,65 29.163b) aus Projektabrechnungen
einschließlich Aufträgen 118.199.214,08 121.620c) wegen Pensions- und
Urlaubsrückstellungen 62.378.700,00 62.001 216.145.937,73 212.784
3. Forderungen gegen verbundene Unternehmen 13.451.740,66 3834. Sonstige Vermögensgegenstände 122.235.380,21 117.932
592.023.466,28 541.780
III. Sonstige Wertpapiere 298.871.662,72 231.202
IV. Kassenbestand, Bundesbankguthaben und Guthaben bei Kreditinstituten 83.586.418,76 53.006 1.005.837.986,33 847.031
C. Rechnungsabgrenzungsposten 14.785.938,33 14.427
2.951.659.240,97 2.855.824
Treuhandvermögen 58.969.402,13 51.056
BILANZ ZUM 31. DEZEMBER 2016
FRAUNHOFER-GESELLSCHAFT
ZUR FÖRDERUNG DER ANGEWANDTEN FORSCHUNG E. V., MÜNCHEN
113
F I N A N Z E N
113
PASSIVA 2016 Vorjahr € € € T€A. Eigenkapital
I. Vereinskapital Vortrag 14.927.984,68 14.693 Jahresergebnis 220.743,77 235 15.148.728,45 14.928 Rücklagen für satzungsgemäße Zwecke Vortrag 1.342.614,12 1.156 Entnahme – –5 Einstellung 29.118,39 192 1.371.732,51 1.343 16.520.460,96 16.271
B. Sonderposten
1. Rücklage aus Lizenzerträgen für satzungsgemäße Zwecke 298.908.285,76 258.208 2. Zuwendungen zum Anlagevermögen 1.914.730.030,17 1.978.909 3. Zur Finanzierung des Umlaufvermögens verwendete Zuwendungen 236.056.227,61 194.479 4. Barwert Teilzahlungen aus Patentverkauf 78.050.541,90 79.869 2.527.745.085,44 2.511.465
C. Rückstellungen
1. Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen 9.378.700,00 9.550 2. Sonstige Rückstellungen 143.261.494,00 137.008 152.640.194,00 146.558
D. Verbindlichkeiten
1. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 84.080.975,36 72.626 2. Noch zu verwendende Zuschüsse von Bund und Ländern a) aus der institutionellen Förderung 119.105.548,32 55.153 b) aus Projektabrechnungen 36.031.730,14 38.470 155.137.278,46 93.623 3. Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen – 189 4. Sonstige Verbindlichkeiten 11.299.335,02 10.422 250.517.588,84 176.860
E. Rechnungsabgrenzungsposten 4.235.911,73 4.670
2.951.659.240,97 2.855.824
Treuhandverbindlichkeiten 58.969.402,13 51.056
114114
2016 Vorjahr€ € € T€
1. Erträge aus institutioneller Förderung
1.1 Bund 583.593.147,23 580.9001.2 Länder 87.991.565,42 109.797
671.584.712,65 690.6972. Eigene Erträge
2.1 Erlöse aus Forschung und Entwicklung2.1.1 Bund: Projektförderung 370.684.814,74 357.068
Aufträge 9.901.893,41 9.7762.1.2 Länder: Projektförderung 149.134.313,18 174.605
Aufträge 2.183.190,64 8132.1.3 Industrie, Wirtschaft und Wirtschaftsverbände 668.460.722,42 640.7052.1.4 Einrichtungen der Forschungsförderung
und Sonstige 197.535.937,20 181.066 1.397.900.871,59 1.364.033
2.2 Sonstige Erlöse 15.071.150,39 14.268 Summe Umsatzerlöse 1.412.972.021,98 1.378.301
2.3 Erhöhung des Bestandes an unfertigen Leistungen (Vorjahr: Verminderung) 842.431,40 –12.892
2.4 Andere aktivierte Eigenleistungen 7.257.725,04 8.7032.5 Sonstige betriebliche Erträge 17.749.543,89 22.2022.6 Erträge aus Beteiligungen 12.955.567,42 1.8892.7 Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge 50.320,41 2
38.855.588,16 19.904
Summe Zuwendungen und eigene Erträge 2.123.412.322,79 2.088.902
3. Veränderung der Sonderposten
3.1 Rücklage aus Lizenzerträgen für satzungsgemäße Zwecke3.1.1 Einstellung – 49.228.291,58 – 40.0033.1.2 Verbrauch 8.528.291,58 10.8033.2 Zuwendungen zum Anlagevermögen3.2.1 Einstellung (betrifft Investitionen) – 227.984.029,36 – 332.2263.2.2 Auflösung (betrifft Abschreibungen) 288.598.898,97 296.2703.3 Zur Finanzierung des Umlaufvermögens verwendete Zuwendungen
(Vorjahr: Aus der Finanzierung des Umlaufvermögens freigewordene Zuwendungen) – 41.577.213,83 26.876
– 21.662.344,22 – 38.2804. Für die Aufwandsdeckung zur Verfügung stehende Zuwendungen
und eigene Erträge 2.101.749.978,57 2.050.622
GEWINN- UND VERLUSTRECHNUNG FÜR DAS GESCHÄFTSJAHR 2016
FRAUNHOFER-GESELLSCHAFT
ZUR FÖRDERUNG DER ANGEWANDTEN FORSCHUNG E.V., MÜNCHEN
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F I N A N Z E N
115
2016 Vorjahr € € € T€
Übertrag 2.101.749.978,57 2.050.622
5. Materialaufwand
5.1 Aufwendungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe 165.059.006,67 169.521 5.2 Aufwendungen für bezogene Forschungs- und Entwicklungsleistungen 171.082.272,81 167.371 336.141.279,48 336.8926. Personalaufwand
6.1 Gehälter 970.898.402,27 928.212 6.2 Soziale Abgaben und Aufwendungen für Altersversorgung und für Unterstützung davon für Altersversorgung: € 49.242.659,55 (Vorjahr: T€ 47.211) 210.695.655,44 202.001 1.181.594.057,71 1.130.213
7. Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände des Anlagevermögens und Sachanlagen 287.192.579,51 295.407
8. Sonstige betriebliche Aufwendungen 294.595.108,85 285.556
9. Abschreibungen auf Finanzanlagen und auf Wertpapiere des Umlaufvermögens 1.566.482,61 1.097
10. Zinsen und ähnliche Aufwendungen 410.608,25 1.035
Summe der Aufwendungen 2.101.500.116,41 2.050.200
11. Jahresüberschuss 249.862,16 422
12. Entnahme aus den Rücklagen – 5
13. Einstellung in die Rücklagen – 29.118,39 – 192
14. Jahresergebnis 220.743,77 235
15. Zuführung zum Vereinskapital – 220.743,77 – 235
– –
116116
Erträge/Einnahmen Leistungs- Vereins- Überleitungs- Gewinn- undrechnung vermögen posten Verlustrechnung
€ € € €
Erträge/Einnahmenaus institutioneller Förderung 671.206.496,65 378.216,00 671.584.712,65aus Forschung und Entwicklung 1.412.210.175,91 – 14.309.304,32 1.397.900.871,59aus sonstigen Erlösen 382.374,58 14.688.775,81 15.071.150,39
Erhöhung des Bestandes an unfertigen Leistungen 842.431,40 842.431,40
Andere aktivierte Eigenleistungen 7.257.725,04 7.257.725,04
Sonstige betriebliche Erträge 31.404.464,85 572.869,76 – 1.221.902,89 30.755.431,72
Einnahmen- und Ausgabenrechnung 2.122.461.237,03
Veränderung der SonderpostenRücklage aus Lizenzerträgen fürsatzungsgemäße Zwecke – 40.700.000,00 – 40.700.000,00
Zuwendungen zum Anlagevermögen Einstellung in den Sonderposten(betrifft Investitionen) – 227.984.029,36 – 227.984.029,36Auflösung des Sonderpostens(betrifft Abschreibungen) 43.762,92 288.555.136,05 288.598.898,97
Zur Finanzierung des Umlaufvermögens verwendete Zuwendungen – 41.577.213,83 – 41.577.213,83
Veränderung der Ausgleichsansprüche wegenPensions- und Urlaubsrückstellungen 378.216,00 – 378.216,00
Finanzvolumen 2.081.262.239,20 616.632,68 19.871.106,69 2.101.749.978,57
ZUSAMMENHANG ZWISCHEN GEWINN- UND VERLUSTRECHNUNG, LEISTUNGSRECHNUNG UND EINNAHMEN- UND AUSGABENRECHNUNG
117
F I N A N Z E N
117
Aufwendungen/Ausgaben Leistungs- Vereins- Überleitungs- Gewinn- und rechnung vermögen posten Verlustrechnung € € € €
Aufwendungen /Ausgaben Materialaufwand 306.439.901,71 25.748,12 29.675.629,65 336.141.279,48 Personalaufwand 1.193.421.591,37 640,00 – 11.828.173,66 1.181.594.057,71 Abschreibungen auf Anlagevermögen 195.964,77 286.996.614,74 287.192.579,51 Sonstige betriebliche Aufwendungen 312.709.095,76 144.417,63 – 16.281.313,68 296.572.199,71 Aufwand lt. Gewinn- und Verlustrechnung 2.101.500.116,41
Veränderung des Sonderpostens Rücklage aus Lizenzerträgen für satzungsgemäße Zwecke 40.700.000,00 – 40.700.000,00
Investitionen (laufende Investitionen und Ausbauinvestitionen) 227.991.650,36 – 227.991.650,36
Jahresüberschuss 249.862,16 249.862,16 Finanzvolumen 2.081.262.239,20 616.632,68 19.871.106,69 2.101.749.978,57
118118
Verbund IUK-TechnologieAlgorithmen und Wissen- schaftliches Rechnen SCAI Sankt AugustinAngewandte Informations- technik FIT Sankt AugustinAngewandte und Integrierte
Sicherheit AISEC GarchingArbeitswirtschaft und
Organisation IAO StuttgartBildgestützte Medizin Bremen,
MEVIS LübeckDigitale Medientechnologie Ilmenau, IDMT OldenburgEingebettete Systeme und
Kommunikationstechnik ESK MünchenExperimentelles Software
Engineering IESE KaiserslauternGraphische Datenverar- Darmstadt,
beitung IGD RostockIntelligente Analyse- und
Informationssysteme IAIS Sankt AugustinKommunikation, Informations- verarbeitung und Ergonomie FKIE WachtbergOffene Kommunikations- systeme FOKUS BerlinOptronik, Systemtechnik und Karlsruhe,
Bildauswertung IOSB EttlingenSichere Informations- technologie SIT DarmstadtSoftware- und Systemtechnik ISST DortmundTechno- und Wirtschafts- mathematik ITWM KaiserslauternVerkehrs- und Infrastruktur- systeme IVI Dresden
Fraunhofer-Institut / Aufwendungen Erträge -Einrichtung für Betriebshaushalt Investitionen Externe Erträge Institutionelle
Förderung
2015 2016 2015 2016 2015 2016 2015 2016T€ T€ T€ T€ T€ T€ T€ T€
10.562,7 10.509,6 234,7 361,7 7.003,8 7.707,1 3.793,5 3.164,2
12.346,8 14.040,5 263,7 620,3 10.659,8 12.683,4 1.950,7 1.977,4
6.701,6 6.963,3 215,8 246,0 5.618,9 6.505,4 1.298,4 703,9
29.120,1 30.296,5 1.301,4 693,4 25.115,3 26.170,6 5.306,2 4.819,3
8.951,5 8.917,1 206,9 406,6 4.625,1 4.338,0 4.533,3 4.985,8
13.698,6 13.102,4 293,4 214,2 10.214,5 9.380,3 3.777,5 3.936,4
5.848,7 5.191,1 286,6 192,6 4.150,5 3.619,5 1.984,8 1.764,2
12.056,9 12.279,9 750,0 423,2 9.721,0 9.795,4 3.085,9 2.907,7
17.178,8 16.784,6 1.237,5 964,5 11.275,1 23.695,4 7.141,3 – 5.946,3
14.482,5 15.985,1 843,9 883,1 12.319,3 15.641,8 3.007,1 1.226,3
6.623,6 7.648,0 205,1 352,5 6.021,4 6.572,0 807,2 1.428,6
29.267,3 30.138,9 676,2 837,6 20.266,8 22.234,6 9.676,7 8.741,9
27.882,6 29.975,4 1.802,1 2.461,1 22.569,2 22.881,7 7.115,5 9.554,7
10.338,1 10.692,3 220,8 292,4 8.580,3 8.027,9 1.978,6 2.956,8 3.630,8 3.466,2 8,6 126,9 1.152,0 2.279,5 2.487,4 1.313,6
21.008,9 21.454,5 905,1 558,0 14.375,8 15.946,5 7.538,2 6.066,0
9.216,2 9.062,7 1.264,3 914,7 8.094,0 7.784,5 2.386,5 2.192,9
LEISTUNGSRECHNUNG DER FRAUNHOFER-EINRICHTUNGEN
119
F I N A N Z E N
119
Verbund Life SciencesBiomedizinische Technik IBMT St. IngbertGrenzflächen- und Stuttgart,
Bioverfahrenstechnik IGB LeunaMarine Biotechnologie und
Zelltechnik EMB LübeckMolekularbiologie und Aachen, Angewandte Oekologie IME SchmallenbergToxikologie und Experimentelle
Medizin ITEM HannoverVerfahrenstechnik und Freising,
Verpackung IVV DresdenZelltherapie und Immunologie IZI Leipzig,
Potsdam-Golm
Verbund Light & SurfacesAngewandte Optik und
Feinmechanik IOF JenaOrganische Elektronik, Elektronen-strahl- und Plasmatechnik FEP DresdenLasertechnik ILT AachenPhysikalische Messtechnik IPM FreiburgSchicht- und Oberflächen- technik IST BraunschweigWerkstoff- und Strahltechnik IWS Dresden
Fraunhofer-Institut / Aufwendungen Erträge -Einrichtung für Betriebshaushalt Investitionen Externe Erträge Institutionelle
Förderung
2015 2016 2015 2016 2015 2016 2015 2016T€ T€ T€ T€ T€ T€ T€ T€
15.203,5 14.340,8 798,3 547,3 10.830,4 8.636,9 5.171,4 6.251,2
26.037,3 26.535,9 1.834,7 2.889,3 19.660,4 20.073,0 8.211,7 9.352,2
3.169,4 2.643,9 102,8 20,3 1.127,4 1.519,9 2.144,8 1.144,3
33.856,0 40.332,2 8.066,1 8.739,1 34.341,8 40.286,4 7.580,3 8.784,9
25.418,2 28.432,5 2.479,5 1.709,3 18.685,7 20.869,4 9.212,1 9.272,3
16.228,3 17.694,3 2.189,2 925,2 12.503,7 13.506,9 5.913,8 5.112,7
26.911,2 29.914,7 5.896,9 1.028,1 24.360,5 23.146,7 8.447,7 7.796,1
24.646,7 26.810,9 4.780,8 7.762,1 21.457,7 25.661,1 7.969,7 8.911,9
24.416,8 22.734,2 3.393,5 1.616,2 17.350,6 15.967,8 10.459,7 8.382,6 30.960,6 32.082,0 4.635,9 4.018,5 24.069,3 25.618,6 11.527,2 10.481,9 17.043,8 16.738,9 667,9 962,0 12.433,0 11.589,8 5.278,8 6.111,1
12.425,4 12.216,8 523,2 602,1 9.447,1 8.071,5 3.501,6 4.747,4 27.446,6 28.368,8 3.576,8 2.527,4 22.145,3 20.781,7 8.878,1 10.114,6
120
F I N A N Z E N
Leistungsrechnung
der Fraunhofer Einrichtungen
120
Verbund MikroelektronikAngewandte Festkörperphysik IAF FreiburgElektronische Nanosysteme ENAS ChemnitzHochfrequenzphysik und
Radartechnik FHR WachtbergIntegrierte Schaltungen IIS Erlangen,
Nürnberg,Dresden
Integrierte Systeme und Bauelementetechnologie IISB ErlangenMikroelektronische Schaltungen und Systeme IMS DuisburgMikrosysteme und Festkörper- Technologien EMFT MünchenNachrichtentechnik, Heinrich-Hertz-Institut, HHI Berlin, GoslarPhotonische Mikrosysteme IPMS DresdenSiliziumtechnologie ISIT ItzehoeZuverlässigkeit und Berlin,
Mikrointegration IZM Dresden
Fraunhofer-Institut / Aufwendungen Erträge -Einrichtung für Betriebshaushalt Investitionen Externe Erträge Institutionelle
Förderung
2015 2016 2015 2016 2015 2016 2015 2016T€ T€ T€ T€ T€ T€ T€ T€
10.375,9 11.714,0 2.895,6 1.631,6 8.322,4 9.347,1 4.949,2 3.998,5 12.653,4 12.411,3 2.019,2 1.889,6 10.327,9 10.430,5 4.344,8 3.870,4
13.283,7 12.412,3 724,8 695,0 14.113,4 11.278,6 – 104,8 1.828,7
154.594,9 156.188,3 8.849,8 6.742,2 129.477,0 123.864,9 33.967,7 39.065,7
22.378,4 22.939,9 2.971,4 3.776,2 19.998,7 22.308,8 5.351,0 4.407,3
28.195,9 27.119,6 2.713,5 831,3 20.937,2 20.322,9 9.972,2 7.628,0
10.561,5 11.603,6 196,4 173,7 7.688,2 8.301,1 3.069,7 3.476,2
43.047,9 45.615,2 6.164,7 5.615,5 36.939,0 39.577,5 12.273,6 11.653,1 32.530,7 34.818,4 3.111,2 1.516,4 22.880,4 25.535,1 12.761,5 10.799,7 24.893,4 24.747,5 1.012,0 846,4 16.514,9 18.721,0 9.390,4 6.873,0
28.132,5 29.469,8 1.836,0 1.336,3 21.548,0 25.272,8 8.420,5 5.533,3
121121
Verbund ProduktionFabrikbetrieb und -automatisierung IFF MagdeburgGießerei-, Composite- und Augsburg, Verarbeitungstechnik IGCV Garching Materialfluss und Logistik IML DortmundProduktionsanlagen und Konstruktionstechnik IPK BerlinProduktionstechnik und Automatisierung IPA StuttgartProduktionstechnologie IPT AachenEntwurfstechnik Mechatronik IEM PaderbornUmwelt-, Sicherheits- und Oberhausen, Energietechnik UMSICHT Sulzbach- RosenbergWerkzeugmaschinen und Chemnitz, Umformtechnik IWU Augsburg
Verbund Verteidigungs- und Sicherheitsforschung VVSAngewandte Festkörperphysik IAF FreiburgChemische Technologie ICT, Teilinstitut für Chemische Energieträger PfinztalHochfrequenzphysik und Radartechnik FHR WachtbergKommunikation, Informations- verarbeitung und Ergonomie FKIE WachtbergKurzzeitdynamik, Ernst-Mach-Institut, EMI FreiburgNaturwissenschaftlich- Technische Trendanalysen INT EuskirchenOptronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB, Teilinstitut Ettlingen Ettlingen
Fraunhofer-Institut / Aufwendungen Erträge -Einrichtung für Betriebshaushalt Investitionen Externe Erträge Institutionelle Förderung
2015 2016 2015 2016 2015 2016 2015 2016 T€ T€ T€ T€ T€ T€ T€ T€
17.749,9 19.051,2 862,3 597,1 12.296,1 16.005,0 6.316,0 3.643,3
9.080,1 1.696,0 9.736,2 1.039,9 25.548,5 27.316,9 1.010,0 1.089,7 19.094,1 20.469,1 7.464,4 7.937,5
17.357,3 18.771,9 2.754,0 1.071,7 12.101,7 14.440,0 8.009,6 5.403,6
64.167,2 67.522,4 4.042,4 3.892,5 49.969,1 54.684,7 18.240,5 16.730,2 33.026,5 27.858,6 4.334,9 2.038,7 26.561,4 20.940,6 10.800,0 8.956,6 7.583,2 274,8 6.758,4 1.099,6
36.463,8 35.602,9 2.659,5 3.218,2 29.268,3 31.519,8 9.855,0 7.301,3
39.589,5 36.254,8 4.536,1 2.864,9 30.807,4 26.476,2 13.318,2 12.643,4
15.145,4 14.101,7 4.775,9 2.083,6 10.940,8 7.269,1 8.980,5 8.916,2
13.469,0 12.326,5 1.168,1 1.584,2 4.394,2 3.818,8 10.242,9 10.091,8
14.440,0 14.634,0 2.449,5 1.494,2 6.109,2 5.046,6 10.780,3 11.081,6
23.369,9 23.331,2 2.435,5 2.224,1 13.834,5 12.892,7 11.970,9 12.662,6
15.391,9 14.872,0 3.447,4 1.108,1 8.626,9 5.375,5 10.212,4 10.604,6
6.186,9 5.636,6 1.007,2 447,8 2.407,6 1.542,5 4.786,4 4.541,9
20.452,2 18.745,9 3.216,9 1.146,2 17.399,1 13.443,8 6.270,0 6.448,2
122
F I N A N Z E N
Leistungsrechnung
der Fraunhofer Einrichtungen
122
16.350,6 19.400,7 1.323,3 871,2 10.779,6 14.154,0 6.894,3 6.117,9
27.629,2 27.710,6 3.056,4 2.107,6 22.307,7 21.565,0 8.377,9 8.253,2
30.069,5 27.737,8 1.664,1 1.237,8 22.032,3 21.993,7 9.701,3 6.981,9
41.524,9 37.906,7 3.282,5 2.459,3 34.983,7 32.377,6 9.823,6 7.988,3
41.481,2 42.730,7 3.177,1 4.187,0 34.252,8 35.206,2 10.405,4 11.711,4
13.105,7 14.416,3 981,8 2.869,6 11.036,8 12.641,2 3.050,8 4.644,8
48.818,3 50.617,6 5.357,7 3.020,7 36.148,1 38.796,0 18.027,8 14.842,2
8.002,2 8.414,4 459,2 572,0 6.596,8 6.534,2 1.864,6 2.452,2
19.568,2 1.713,7 16.027,1 5.254,7
29.834,7 29.855,3 5.265,4 2.600,2 22.484,6 22.306,2 12.615,4 10.149,3 73.160,2 73.725,5 10.831,9 8.441,5 67.802,8 69.912,4 16.189,3 12.254,6
20.644,5 22.497,8 228,2 303,7 15.419,1 19.013,4 5.453,7 3.788,1 40.073,9 19.299,6 3.998,0 983,7 30.278,3 14.267,3 13.793,7 6.016,1
34.685,7 37.590,7 11.158,3 8.203,3 38.725,8 40.979,8 7.118,2 4.814,1
13.867,0 13.844,7 1.154,9 548,0 9.564,1 7.822,5 5.457,8 6.570,1
Verbund Werkstoffe, Bauteile – MATERIALS Angewandte Polymer- forschung IAP Potsdam-GolmBauphysik IBP Stuttgart, HolzkirchenBetriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit LBF DarmstadtChemische Technologie ICT, Pfinztal, Teilinstitut für Polymertechnik KarlsruheFertigungstechnik und Angewandte Material- Bremen, forschung IFAM Dresden, StadeHolzforschung, Wilhelm-Klauditz Institut, WKI BraunschweigKeramische Technologien und Dresden, Systeme IKTS HermsdorfKurzzeitdynamik, Ernst-Mach-Institut, EMI FreiburgMikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS HalleSilicatforschung ISC Würzburg, Bronnbach, BayreuthSolare Energiesysteme ISE FreiburgSystem- und Innovations- forschung ISI KarlsruheWerkstoffmechanik IWM FreiburgWindenergie und Energie- Bremerhaven, systemtechnik IWES KasselZerstörungsfreie Prüfverfahren IZFP Saarbrücken
Fraunhofer-Institut / Aufwendungen Erträge -Einrichtung für Betriebshaushalt Investitionen Externe Erträge Institutionelle Förderung
2015 2016 2015 2016 2015 2016 2015 2016 T€ T€ T€ T€ T€ T€ T€ T€
123123
4.601,1 4.983,9 75,9 81,2 2.055,9 2.547,4 2.621,1 2.517,7
2.456,5 3.278,0 109,0 101,2 2.118,4 1.916,7 447,1 1.462,5
3.830,5 0,0 351,4 0,0 2.808,7 0,0 1.373,2 0,0
7.210,7 7.023,0 123,3 57,2 2.557,8 2.766,6 4.776,2 4.313,6
23.204,4 25.196,0 3.518,8 2.401,7 3.039,7 3.318,1 23.683,5 24.279,5
243,5 2,3 0,0 0,0 0,0 0,0 243,5 2,3
989,6 863,0 27,3 73,5 261,1 149,0 755,8 787,5 – 15,5 – 146,0 346,8 339,1 37,1 29,3 294,2 163,8 55.359,4 79.669,7 1.624,7 670,8 30.386,6 44.683,5 26.597,5 35.657,0
153.260,9 88.366,5 29.061,7 15.874,8 124.199,3 72.491,6
1.782.813,1 1.853.270,6 332.232,8 227.991,7 1.397.472,5 1.451.254,7 717.573,4 630.007,5
Institute außerhalbvon VerbündenZentrum für Internationales Management und Wissensökonomie IMW LeipzigNaturwissenschaftlich- Technische Trend- analysen INT EuskirchenPolymermaterialien und Composite PYCO TeltowInformationszentrum Raum und Bau IRB Stuttgart
Zentrale Stellen Fraunhofer-Zentrale MünchenFraunhofer-Institut für Integrierte Publikations- und Informationssysteme DarmstadtInstitutszentrum Birlinghoven Sankt AugustinInstitutszentrum Stuttgart StuttgartZentrale Kosten
Ausbauinvestitionen Leistungsrechnung
Fraunhofer-Institut / Aufwendungen Erträge -Einrichtung für Betriebshaushalt Investitionen Externe Erträge Institutionelle Förderung
2015 2016 2015 2016 2015 2016 2015 2016 T€ T€ T€ T€ T€ T€ T€ T€
124124
I . Allgemeine Erläuterungen
Die Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten
Forschung e. V. mit Sitz in München wird im Vereinsregister
des Amtsgerichts München unter der Registernummer VR 4461
geführt.
Die Aufstellung des Jahresabschlusses zum 31. Dezember 2016
erfolgt freiwillig unter Beachtung der Vorschriften des Handels-
gesetzbuches für große Kapitalgesellschaften in der Fassung
des Bilanzrichtlinie-Umsetzungsgesetz (BilRUG). Bei Umgliede-
rungen aufgrund der Neuregelungen nach BilRUG wurden die
Vorjahreswerte angepasst.
Kernstück der Rechnungslegung der Fraunhofer-Gesellschaft
ist die Leistungsrechnung, aus der sich nach Überleitung der
kaufmännische Jahresabschluss ergibt.
Die Leistungsrechnung ist den Anforderungen der öffentlichen
Zuwendungsgeber in Gliederung und Überleitung angepasst.
Sie beinhaltet Betriebs- und Investitionshaushalte auf den
Ebenen der Institute, der Zentrale und der Gesamtgesellschaft.
Die Zahlen des Betriebshaushalts sind im kaufmännischen
Sinn als Aufwand und Ertrag dargestellt. Die Investitionen in
die Sach- und Finanzanlagen hingegen werden in Höhe
der Ausgaben zum Zeitpunkt der Anschaffung dargestellt.
Abschreibungen sind daher im Betriebshaushalt nicht
enthalten.
Für die Abrechnung gegenüber den Zuwendungsgebern
wird die Leistungsrechnung der Gesamtgesellschaft durch
Neutralisierung von nicht kassenwirksamen Erträgen
und Aufwendungen zur kameralistischen Einnahmen- und
Ausgabenrechnung übergeleitet. Die Gewinn- und Verlust-
rechnung enthält diese erfolgswirksamen Veränderungen der
Forderungen und Verbindlichkeiten gegenüber dem Vorjahr
sowie die Abschreibungen. In der Bilanz werden diese Über-
leitungen unter der Position Sonderposten »Zur Finanzierung
des Umlaufvermögens verwendete Zuwendungen« ausge-
wiesen bzw. im Sonderposten »Zuwendungen zum Anlage-
vermögen« mit berücksichtigt.
Darstellung der
Jahresrechnung der
Fraunhofer-Gesellschaft
Jahresabschluss der Fraunhofer-Gesellschaft Überleitung auf kameralistische Einnahmen- und Ausgabenrechnung
Bilanz
Anhang
Lagebericht
Gewinn- und Verlustrechnung
Überleitung auf kaufmännische Rechnungslegung
Leistungsrechnung
Betriebs-und Investitionshaushalt auf Ebene Fraunhofer-Gesellschaft »Finanzvolumen«
Einzelabschlüsse der Institute / Zentrale
Betrieb Investitionen
Aufwand (ohne AfA) Ausgaben
Ertrag Ertrag
AUSZÜGE AUS DEM ANHANG
125
F I N A N Z E N
125
I I . Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden
Immaterielle Vermögensgegenstände und Sachanlagen
sind zu Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten vermindert
um planmäßige lineare Abschreibungen bewertet.
Die Finanzanlagen sind zu Anschaffungskosten bzw. mit
dem niedrigeren beizulegenden Wert angesetzt.
Da das Anlagevermögen der Ordentlichen Rechnung zu wen-
dungsfinanziert ist, erfolgt eine Auflösung des Sonder postens
für »Zuwendungen zum Anlagevermögen« in Höhe der
Abschreibungen, sodass die Anpassungen erfolgsneutral sind.
Die Bewertung der unfertigen Leistungen erfolgt zu Herstel-
lungskosten bzw. zum niedrigeren beizulegenden Wert.
Die Herstellungskosten umfassen Personal- und Sacheinzel-
kosten, Gemeinkosten sowie Abschreibungen. Die erhaltenen
Anzahlungen (einschließlich Umsatzsteuer) sind unter den
Vorräten offen abgesetzt.
Forderungen aus Lieferungen und Leistungen und sonstige
Vermögensgegenstände werden mit dem Nominalwert an-
gesetzt. Uneinbringliche Forderungen werden zum Stichtag
wertberichtigt. Das allgemeine Forderungsrisiko wird durch
eine pauschale Wertberichtigung in Höhe von 2 Prozent des
Forderungsbestands berücksichtigt.
Wertpapiere des Umlaufvermögens sind zu Anschaffungs-
kosten bzw. sind zum Stichtag mit dem niedrigeren beizu-
legenden Wert angesetzt.
Die liquiden Mittel sind zu Nominalwerten angesetzt.
Geleistete Ausgaben vor dem Bilanzstichtag, die erst nach
dem Bilanzstichtag aufwandswirksam werden, werden als
Rechnungsabgrenzungsposten aktiviert.
126
F I N A N Z E N
Auszüge aus dem Anhang
126
Die Fraunhofer-Gesellschaft nutzt das im Rahmen ihrer
Bewirtschaftungsgrundsätze verfügbare Instrument der Rück-
lagenbildung, um im Wesentlichen die Einnahmen aus der
Lizenzierung von Audiocodierungs-Technologien mittelfristig
gezielt zur Förderung ihrer eigenen Vorlaufforschung nutzen
zu können.
Die zur Finanzierung des Anlagevermögens verwendeten
Zuwendungen werden dem Sonderposten für »Zuwendungen
zum Anlagevermögen« zugeführt. Die zur Finanzierung des
Umlaufvermögens verwendeten Zuwendungen sind in einem
eigenen Sonderposten eingestellt.
Die Bewertung der Pensionsrückstellungen bei bestehender
Rückdeckungsversicherung erfolgt zum Bilanzstichtag mit den
von der Versicherungsgesellschaft ermittelten Aktivierungs-
werten. Besteht keine Rückdeckungsversicherung bzw. ist
der Erfüllungsbetrag der Pensionsverpflichtung höher als der
Aktivierungswert der Rückdeckungsversicherung, wird eine
Bewertung in Höhe des Betrags der Pensionsverpflichtung laut
versicherungsmathematischem Gutachten vorgenommen.
Die sonstigen Rückstellungen berücksichtigen alle erkennba-
ren Risiken und ungewissen Verbindlichkeiten. Die Bewertung
der sonstigen Rückstellungen erfolgt gemäß § 253 Abs. 1 HGB
mit dem nach vernünftiger kaufmännischer Beurteilung not-
wendigen Erfüllungsbetrag. Sonstige Rückstellungen mit einer
Laufzeit von mehr als einem Jahr wurden gemäß § 253 Abs. 2
HGB mit den von der Deutschen Bundesbank im Dezember 2016
ermittelten laufzeitabhängigen durchschnittlichen Markt-
zinssätzen abgezinst.
Die Verbindlichkeiten sind mit dem Erfüllungsbetrag angesetzt.
Nicht ertragswirksame Einnahmen vor dem Bilanzstichtag wer-
den als passiver Rechnungsabgrenzungsposten ausgewiesen.
Geschäftsvorfälle in fremder Währung werden mit den je wei-
ligen Sicherungskursen in Ansatz gebracht. Fremd wäh rungs-
konten werden im Jahresabschluss mit dem am Bilanzstichtag
geltenden Devisenkassamittelkurs umgerechnet.
Durchlaufende Posten sind als Treuhandvermögen bzw.
Treuhandverbindlichkeiten unter der Bilanz der Fraunhofer-
Gesellschaft vermerkt.
127127
Wir haben den Jahresabschluss – bestehend aus Bilanz,
Gewinn- und Verlustrechnung sowie Anhang – unter Ein be-
ziehung der Buchführung und den Lagebericht der Fraunhofer-
Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e. V.,
München, für das Geschäftsjahr vom 1. Januar 2016 bis
zum 31. Dezember 2016 geprüft. Die Buch führung und die
Aufstellung von Jahresabschluss und Lagebericht nach den
deutschen handelsrechtlichen Vorschriften und den ergänzenden
Bestimmungen der Satzung liegen in der Verantwortung der
gesetzlichen Vertreter des Vereins. Unsere Aufgabe ist es,
auf der Grundlage der von uns durchgeführten Prüfung eine
Beur teilung über den Jahresabschluss unter Einbeziehung
der Buchführung und über den Lage bericht abzugeben.
Wir haben unsere Jahresabschlussprüfung nach § 317 HGB
unter Beachtung der vom Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW)
festgestellten deutschen Grundsätze ordnungsmäßiger Ab-
schlussprüfung vorgenommen. Danach ist die Prüfung so zu
planen und durchzuführen, dass Unrichtigkeiten und Verstöße,
die sich auf die Darstellung des durch den Jahresabschluss
unter Beachtung der Grundsätze ordnungsmäßiger Buch-
führung und durch den Lagebericht vermittelten Bildes der
Vermögens-, Finanz- und Ertragslage wesentlich auswirken,
mit hinreichender Sicherheit erkannt werden. Bei der Fest-
legung der Prüfungshandlungen werden die Kenntnisse über
die Geschäftstätigkeit und über das wirtschaftliche und
rechtliche Umfeld des Vereins sowie die Erwartungen über
mögliche Fehler berücksichtigt. Im Rahmen der Prüfung
werden die Wirksamkeit des rechnungslegungsbezogenen
internen Kontrollsystems sowie Nachweise für die Angaben
in Buchführung, Jahresabschluss und Lagebericht überwie-
gend auf der Basis von Stichproben beurteilt. Die Prüfung
umfasst die Beurteilung der angewandten Bilanzierungsgrund-
sätze und der wesentlichen Einschätzungen der gesetzlichen
Vertreter sowie die Würdigung der Gesamtdarstellung des
Jahresabschlusses und des Lageberichts. Wir sind der Auffas-
sung, dass unsere Prüfung eine hinreichend sichere Grundlage
für unsere Beurteilung bildet.
Unsere Prüfung hat zu keinen Einwendungen geführt.
Nach unserer Beurteilung aufgrund der bei der Prüfung
gewonnenen Erkenntnisse entspricht der Jahresabschluss den
gesetzlichen Vorschriften und den ergänzenden Bestimmun-
gen der Vereinssatzung und vermittelt unter Beachtung
der Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung ein den tat-
sächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-,
Finanz- und Ertragslage des Vereins. Der Lagebericht steht im
Einklang mit dem Jahresabschluss, entspricht den gesetzlichen
Vorschriften, vermittelt insgesamt ein zutreffendes Bild von
der Lage des Vereins und stellt die Chancen und Risiken der
zukünftigen Entwicklung zutreffend dar.
Nürnberg, den 22. März 2017
Rödl & Partner GmbH
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Steuerberatungsgesellschaft
gez. Vogel gez. Hahn
Wirtschaftsprüfer Wirtschaftsprüferr
BESTÄTIGUNGSVERMERK DES ABSCHLUSSPRÜFERS
S T R U K T U R D E R
F R A U N H O F E R - G E S E L L S C H A F T
M I T G L I E D E R , O R G A N E , G R E M I E N
F R A U N H O F E R - V E R B Ü N D E
F R A U N H O F E R - A L L I A N Z E N
A D R E S S E N D E U T S C H L A N D
A D R E S S E N I N T E R N A T I O N A L
I M P R E S S U M
SERVICE
130
STRUKTUR DER FRAUNHOFER-GESELLSCHAFT
Einrichtungen und Aufgaben
Der Vorstand besteht aus dem Präsidenten und weiteren
hauptamtlichen Mitgliedern. Zu seinen Aufgaben zählen die
Geschäftsführung, die Vertretung der Fraunhofer-Gesellschaft
nach innen und außen, die Erarbeitung der Grundzüge der
Wissenschafts- und Forschungspolitik, die Ausbau- und Finanz-
planung, die Akquisition der Grundfinanzierung und ihre Ver-
teilung auf die Institute sowie die Berufung der Institutsleiter.
Unter dem Dach von Fraunhofer arbeiten 69 Institute und
Forschungseinrichtungen an Standorten in ganz Deutsch-
land. Sie agieren selbstständig auf dem Markt und
wirtschaften eigenverantwortlich. Sie sind in sieben
thematisch orientierten FraunhoferVerbünden organisiert.
Deren Ziele sind die fachliche Abstimmung innerhalb der
Fraunhofer-Gesellschaft und ein gemeinsames Auftreten am
Markt. Die Sprecher
der Verbünde bilden zusammen mit dem Vorstand das
Präsidium der Fraunhofer-Gesellschaft. Das Präsidium beteiligt
sich an der Entscheidungsfindung des Vorstands und hat ein
Vorschlags-, Empfehlungs- und Anhörungsrecht.
Der Senat umfasst etwa 30 Mitglieder; es sind Persönlich-
keiten aus Wissenschaft, Wirtschaft und öffentlichem Leben,
Vertreter des Bundes und der Länder sowie Mitglieder des
Wissenschaftlich-Technischen Rats (WTR). Der Senat beruft
den Vorstand und legt die Grundzüge der Wissenschafts- und
Forschungspolitik fest. Er beschließt Errichtungen, Wand-
lungen oder Auflösungen von Einrichtungen der Fraunhofer-
Gesellschaft.
Die Mitgliederversammlung besteht aus den Mitgliedern
der Fraunhofer-Gesellschaft. Mitglieder von Amts wegen sind
die Senatoren, der Vorstand, die Institutsleiter und die Kurato-
ren. Ordentliche Mitglieder können natürliche und juristische
Personen werden, die die Arbeit der Fraunhofer-Gesellschaft
fördern wollen. Forscher und Förderer der Gesellschaft
können für besondere Verdienste zu Ehrenmitgliedern ernannt
werden. Die Mitgliederversammlung wählt die Senatoren,
entlastet den Vorstand und beschließt Satzungsänderungen.
Der WissenschaftlichTechnische Rat (WTR) ist ein internes
Beratungsorgan. Zu ihm gehören die Institutsleitungen und pro
Institut ein vom wissenschaftlichen und technischen Per so nal
gewählter Vertreter. Der WTR berät den Vorstand und die
übrigen Organe bei Fragen von grundsätzlicher Be deu tung. Er
spricht Empfehlungen bezüglich der Forschungs- und Perso nal-
politik aus, nimmt zu Institutsgründungen und -schließungen
Stellung und wirkt bei der Berufung von Institutsleitern mit.
Die Kuratorien sind externe Beratungsorgane der Institute.
Sie umfassen Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und
öffentlichem Leben. Die etwa zwölf Mitglieder pro Institut
werden vom Vorstand im Einvernehmen mit der Instituts-
leitung berufen. Die Kuratorien beraten die Institutsleitung
und den Vorstand in Fragen der fachlichen Ausrichtung und
strukturellen Veränderung des Instituts.
S E R V I C E
131
Die Fraunhofer-Gesellschaft
ist dezentral organisiert, weist aber
auch Strukturen auf, die eine
strategische Ausrichtung und
wirksame Steuerung von zentraler
Seite aus möglich machen.
Verschiedene Organe und Gremien
sorgen unternehmensweit
für Koordination, Beratung und
Führung.
Struktur der Fraunhofer-Gesellschaft
beraten
beruft
wählt entlastet
stellen
Senat
Mitgliederversammlung
7 Verbünde
IUK-Technologie
Life Sciences
Light & Surfaces
Mikroelektronik
Produktion
Verteidigungs- und
Sicherheitsforschung
VVS
Werkstoffe, Bauteile –
MATERIALS
berät
stellen
Wissenschaftlich-
Technischer Rat
(WTR)
69 Fraunhofer-Institute
und Forschungseinrich-
tungen
Präsidium
Vorstand
Verbundvorsitzende
Kuratorien beraten
132
MITGLIEDER, ORGANE, GREMIEN
Mitglieder
Die Fraunhofer-Gesellschaft
zählt 1125 Mitglieder, die sich
aus 212 ordentlichen Mitglie-
dern, 902 Mitgliedern von Amts
wegen, 2 Ehrensenatoren und
11 Ehrenmitgliedern zusammen-
setzen. Einige Mitglieder haben
mehrere Funktionen.
Ehrenmitglieder
– Dr.-Ing. Peter Draheim
– Dr. h. c. mult. Dipl.-Ing.
Hermann Franz (†)
– Dr. Alfred Hauff
– Dr. Axel Homburg
– Dr.-Ing. Horst Nasko
– Dr. Dirk-Meints Polter
– Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E. h.
Dr. h. c. Ekkehard D. Schulz
– Prof. Dr. rer. nat.
Erwin Sommer
– Prof. Klaus-Dieter Vöhringer
– Prof. em. Dr.-Ing.
Prof. h. c mult. Dr. h. c. mult.
Dr.-Ing. E. h.
Hans-Jürgen Warnecke
– Dr. rer. pol. Hans-Ulrich Wiese
Senat
Mitglieder aus Wissenschaft,
Wirtschaft und öffentlichem
Leben
– Prof. Dr.-Ing.
Heinz Jörg Fuhrmann
Vorsitzender des Senats der
Fraunhofer-Gesellschaft,
Vorstandsvorsitzender
der Salzgitter AG
– Prof. Dr. phil. habil. Dr.-Ing.
Birgit Spanner-Ulmer
stellvertretende Vorsitzende
des Senats der
Fraunhofer-Gesellschaft,
Direktorin Produktion und
Technik des Bayerischen
Rundfunks
– Prof. Dr.-Ing. Hubert Waltl
stellvertretender Vorsitzender
des Senats der
Fraunhofer-Gesellschaft
Vorstand für Produktion und
Logistik der Audi AG
– Dr. Lutz Bertling
ehem. Präsident der Bombar-
dier Transportation GmbH
– Dr.-Ing. E. h. Michael von Bronk
Mitglied des Vorstands
Lausitz Energie Bergbau AG
– Prof. Dr.-Ing. habil.
Prof. e. h. mult. Dr. h. c. mult.
Hans-Jörg Bullinger
Professor für Arbeitswissen-
schaft und Technologie-
management der Universität
Stuttgart
– Dr. Sabine Herlitschka
Vorsitzende des Vorstands
der Infineon Technologies
Austria AG
– Dr. Nicola Leibinger-
Kammüller
Vorsitzende der Geschäftsfüh-
rung TRUMPF GmbH & Co. KG
– Dr.-Ing. E. h. Friedhelm Loh
Inhaber und Vorsitzender
der Friedhelm Loh Group
– Hildegard Müller
Vorstand Netz und Infra-
struktur der innogy SE
– Prof. Dr.-Ing. E. h.
Hans J. Naumann
Geschäftsführender Gesell-
schafter der NILES-SIMMONS
Industrieanlagen GmbH
– Prof. Dr. Siegfried Russwurm
Mitglied des Vorstands
der Siemens AG
– Tankred Schipanski
Mitglied des Deutschen
Bundestags, CDU/CSU-
Bundestagsfraktion
– Carsten Schneider
Mitglied des Deutschen
Bundestags, SPD-Bundestags-
fraktion
– Prof. Dr. Wiltrud Treffenfeldt
Chief Technology Officer
Europe, Middle East, Africa
and India der Dow Europe
GmbH
– Prof. Dr. rer. nat.
Christiane Vaeßen
Geschäftsführerin des Zweck-
verbands Region Aachen
– Michael Vassiliadis
Vorsitzender der IG Bergbau,
Chemie, Energie
– Prof. Dr. Dr. h. c. mult.
Martin Winterkorn
Mitglieder aus dem
staatlichen Bereich
– Staatssekretär
Dr. Thomas Grünewald
Ministerium für Innovation,
Wissenschaft und Forschung
des Landes Nordrhein-
Westfalen
– MinDirig
Hans-Joachim Hennings
Ministerium für Wissenschaft
und Wirtschaft des Landes
Sachsen-Anhalt
– MinDirig Dr. Ole Janssen
Bundesministerium für
Wirtschaft und Energie
(BMWi)
– Parl. Staatssekretär
Thomas Rachel
Bundesministerium für Bil-
dung und Forschung (BMBF)
S E R V I C E
133
Ständige Gäste
– MinDirig Dr. Rolf Bernhardt
Hessisches Ministerium für
Wissenschaft und Kunst
– Prof. Dr. Pascale Ehrenfreund
Vorsitzende des Vorstands des
Deutschen Zentrums für Luft-
und Raumfahrt e. V. (DLR)
– Dipl.-Ing. Wolfgang Lux
stellvertretender Vorsitzender
des Gesamtbetriebsrats
der Fraunhofer-Gesellschaft
– Prof. Dr. Manfred Prenzel
Vorsitzender des
Wissenschaftsrats
– Staatssekretär
Dr. Hans Reckers
Senatsverwaltung für
Wirtschaft, Technologie
und Forschung, Berlin
– Manfred Scheifele
Vorsitzender des
Gesamtbetriebsrats der
Fraunhofer-Gesellschaft
– Prof. Dr. Martin Stratmann
Präsident der Max-Planck-
Gesellschaft zur Förderung
der Wissenschaften e. V.
Kuratorien
Für die Institute der Gesellschaft
sind 788 Kuratorinnen und
Kuratoren tätig; einige davon
gehören mehreren Instituts-
kuratorien zugleich an.
– Harald Stein
Präsident des Bundesamtes
für Ausrüstung, Informations-
technik und Nutzung der
Bundeswehr
– MDirig. Dr. Manfred Wolter
Bayerisches Staatsministerium
für Wirtschaft und Medien,
Energie und Technologie
Mitglieder aus dem
Wissenschaftlich-Technischen
Rat (WTR)
– Prof. Dr. rer. nat. habil.
Andreas Tünnermann
Vorsitzender des WTR,
Leiter des Fraunhofer-Instituts
für Angewandte Optik und
Feinmechanik IOF
– Dipl.-Ing. Stefan Schmidt
Fraunhofer-Institut für
Materialfluss und Logistik IML
stellvertretender Vorsitzender
des WTR
– Prof. Dr. Peter Gumbsch
Leiter des Fraunhofer-Instituts
für Werkstoffmechanik IWM
Ehrensenator
– Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E. h.
Dr. h. c. Ekkehard D. Schulz
– Prof. em. Dr.-Ing.
Prof. h. c mult. Dr. h. c. mult.
Dr.-Ing. E. h.
Hans-Jürgen Warnecke
Wissenschaftlich-
Technischer Rat (WTR)
Der WTR zählt 150 Mitglieder,
85 davon als Mitglieder der
In stitutsleitungen und 65 als
gewählte Vertretungen der
wissenschaftlichen und tech-
nischen Mitarbeitenden.
Vorsitzender des WTR:
– Prof. Dr. rer. nat. habil.
Andreas Tünnermann
Leiter des Fraunhofer-Instituts
für Angewandte Optik und
Feinmechanik IOF
Präsidium
Das Präsidium der Fraunhofer-
Gesellschaft besteht aus den Vor-
ständen und den im Folgenden
aufgeführten sieben Sprechern
der Fraunhofer-Verbünde:
– Prof. Dr.-Ing. Peter Elsner
Fraunhofer-Institut für
Chemische Technologie ICT
– Prof. Dr. techn.
Dieter W. Fellner
Fraunhofer-Institut für Graphi-
sche Datenverarbeitung IGD
– Prof. Dr. Rainer Fischer
Fraunhofer-Institut für
Molekularbiologie und
Angewandte Oekologie IME
– Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Phys.
Hubert Lakner
Fraunhofer-Institut für Photo-
nische Mikrosysteme IPMS
– Prof. Dr. rer. nat.
Reinhart Poprawe
Fraunhofer-Institut
für Lasertechnik ILT
– Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. e. h.
Dr. h. c. mult. Michael Schenk
Fraunhofer-Institut für
Fabrikbetrieb und Automa-
tisierung IFF
– Prof. Dr.-Ing. Jürgen Beyerer
(Gastmitglied)
Fraunhofer-Institut für
Optronik, Systemtechnik und
Bildauswertung IOSB
Vorstand
– Prof. Dr.-Ing. habil.
Prof. E. h. Dr.-Ing. E. h.mult.
Dr. h. c. mult.
Reimund Neugebauer
(Präsident)
– Prof. (Univ. Stellenbosch)
Dr. rer. pol. Alfred Gossner
– Prof. Dr. rer. publ. ass. iur.
Alexander Kurz
– Prof. Dr. rer. nat.
Georg Rosenfeld
(seit 1. April 2016)
Auflistung der Gremienmitglieder
mit Stand: 1. Januar 2017
134
FRAUNHOFER-VERBÜNDE
Fachlich verwandte Fraunhofer-Institute organisieren sich in
Forschungsverbünden und treten gemeinsam auf dem Markt
für Forschungs- und Entwicklungsdienstleistungen auf. Sie
wirken in der Unternehmenspolitik sowie bei der Umsetzung
des Funktions- und Finanzierungsmodells der Fraunhofer-
Gesellschaft mit.
Nähere Informationen zu den Fraunhofer-Verbünden
finden Sie im Internet unter
www.fraunhofer.de
– Fraunhofer-Verbund IUK-Technologie
www.iuk.fraunhofer.de
– Fraunhofer-Verbund Life Sciences
www.lifesciences.fraunhofer.de
– Fraunhofer-Verbund Light & Surfaces
www.light-and-surfaces.fraunhofer.de
– Fraunhofer-Verbund Mikroelektronik
www.mikroelektronik.fraunhofer.de
– Fraunhofer-Verbund Produktion
www.produktion.fraunhofer.de
– Fraunhofer-Verbund Verteidigungs- und
Sicherheitsforschung VVS
www.vvs.fraunhofer.de
– Fraunhofer-Verbund Werkstoffe,
Bauteile – MATERIALS
www.vwb.fraunhofer.de
135
FRAUNHOFER-ALLIANZEN
Fraunhofer-Institute oder Abteilungen von Fraunhofer-
Instituten mit unterschiedlichen Kompetenzen
kooperieren in Fraunhofer-Allianzen, um ein Geschäftsfeld
gemeinsam zu bearbeiten und zu vermarkten.
Nähere Informationen zu den Fraunhofer-Allianzen
finden Sie im Internet unter
www.fraunhofer.de
Fraunhofer-Allianz Adaptronik
Fraunhofer-Allianz AdvanCer
Fraunhofer-Allianz Ambient Assisted Living AAL
Fraunhofer-Allianz AutoMOBILproduktion
Fraunhofer-Allianz Batterien
Fraunhofer-Allianz Bau
Fraunhofer-Allianz Big Data
Fraunhofer-Allianz Cloud Computing
Fraunhofer-Allianz Digital Media
Fraunhofer-Allianz Embedded Systems
Fraunhofer-Allianz Energie
Fraunhofer-Allianz Food Chain Management
Fraunhofer-Allianz Generative Fertigung
Fraunhofer-Allianz Leichtbau
Fraunhofer-Allianz Nanotechnologie
Fraunhofer-Allianz Photokatalyse
Fraunhofer-Allianz Polymere Oberflächen POLO®
Fraunhofer-Allianz Reinigungstechnik
Fraunhofer-Allianz Simulation
Fraunhofer-Allianz Space
Fraunhofer-Allianz SysWasser
Fraunhofer-Allianz Textil
Fraunhofer-Allianz Verkehr
Fraunhofer-Allianz Vision
S E R V I C E
136
137
Die Fraunhofer-Gesellschaft
Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e. V.
Postanschrift
Postfach 20 07 33
80007 München
Telefon +49 89 1205-0
Fax +49 89 1205-7531
Besucheradresse
Hansastraße 27 c
80686 München
Historische
Fraunhofer-Glashütte
Fraunhoferstraße 1
83671 Benediktbeuern
Vorstand
Präsident, Unternehmenspolitik:
Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. E. h. Dr.-Ing. E. h. mult.
Dr. h. c. mult. Reimund Neugebauer
Technologiemarketing und Geschäftsmodelle:
Prof. Dr. rer. nat. Georg Rosenfeld
Finanzen, Controlling und IT:
Prof. (Univ. Stellenbosch) Dr. rer. pol. Alfred Gossner
Personal, Recht und Verwertung:
Prof. Dr. rer. publ. ass. iur. Alexander Kurz
Forschungsfelder und Kontaktadressen aller
Fraunhofer-Institute und Fraunhofer-Verbünde sowie der
Ansprechpartner in der Zentrale sind in englischer und
deutscher Sprache über das Internet abrufbar:
www.fraunhofer.de
ADRESSEN DEUTSCHLAND
S E R V I C E
138
Fraunhofer International
Ansprechpartner in
Deutschland
Fraunhofer-Gesellschaft
International Business Development
Thomas Dickert
Telefon +49 89 1205-4700
Fax +49 89 1205-77-4700
Hansastraße 27 c
80686 München
Ansprechpartner in Brüssel
Fraunhofer-Gesellschaft
Büro Brüssel
Mathias Rauch
Telefon +32 2 50642-42
Fax +32 2 50642-49
http://bruessel.fraunhofer.de
Rue Royale 94
1000 Brüssel, Belgien
Die Fraunhofer-Gesellschaft betreibt
Tochtergesellschaften in Europa und in
Nord- und Südamerika. Weltweit bilden
Fraunhofer Representative Offices und
Fraunhofer Senior Advisors die Brücke
zu den lokalen Märkten. Ein Büro in
Brüssel fungiert als Schnittstelle zwischen
Fraunhofer und den europäischen
Institutionen. Die Kontaktadressen
sind über das Internet abrufbar:
www.fraunhofer.de
139
ADRESSEN INTERNATIONAL
140
Impressum
Redaktion
Dr. Martin Thum (verantw.)
Markus Jürgens (Bild)
Produktion
Jürgen Mosler
Gestaltung
Markus Jürgens
Jürgen Mosler
vsp | vogt | sedlmeir | pfeiffer
Layout
vsp | vogt | sedlmeir | pfeiffer
Forschungsfelder und Kontakt-
adressen aller Fraunhofer-Institute
und Fraunhofer-Verbünde sind in
englischer und deutscher Sprache
über das Internet abrufbar:
www.fraunhofer.de
You can call up the addresses,
focal fields of research, and
contacts for all Fraunhofer Insti-
tutes and Groups in English
or German on the Internet:
www.fraunhofer.de
Anschrift der Redaktion
Fraunhofer-Gesellschaft
Hansastraße 27 c
80686 München
Dr. Martin Thum
Interne und Externe
Kommunikation
Telefon +49 89 1205-1367
Bei Abdruck ist die Einwilligung
der Redaktion erforderlich.
Bildquellen
Titel, Seite 6/7, 56/57, 58, 67,
69, 76, 91, 106, 110/111,
128/129: iStockphoto
Seite 5/6: Fotolia
Seite 8, 9 ,10, 11:
Bernhard Huber
Seite 51: Frank Bierstedt
Seite 52: Tobias Koch
Seite 56: Peter Rigaud
Seite 70: Fraunhofer / Marc Müller
Seite 71: Fraunhofer / Dirk Mahler
Seite 73: Opernhaus Zürich
Seite 74: Kai-Uwe Wudtke
Seite 75: Baltic Taucherei- und
Bergungsbetrieb Rostock GmbH
Seite 76: Shutterstock
Seite 77: Osram
Seite 78: Manfred Zentsch, indigo
Seite 81: ai-solution GmbH Seite
83: Dirk Mahler
Seite 92: privat
Seite 93: Mareike Schaaf
Seite 94, 97, 98, 101, 102, 105:
Jürgen Lösel
Alle übrigen Abbildungen:
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© Fraunhofer-Gesellschaft
zur Förderung der angewandten
Forschung e. V., München 2017