CHIRURGIE für Chirurgie Mitteilungen der Deutschen ... · Ausgabe 3/2013 Arztsein trotz Ökonomie...

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Ausgabe 3/2013 Arztsein trotz Ökonomie Giovanni Maio über die neue Rolle des Arztes und seine Beziehung zum Patienten Aktuelles Interview Der DGCH-Präsident Joachim Jähne im Gespräch Wissenschafts- förderung Die DGCH sorgt für Vernetzung und Inter- disziplinarität Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie C HIRURGIE

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Ausgabe 3/2013

Arztsein trotz Ökonomie Giovanni Maio über die neue Rolle des Arztes und seine Beziehung zum Patienten

Aktuelles InterviewDer DGCH-Präsident Joachim Jähne imGespräch

Wissenschafts-förderungDie DGCH sorgt für Vernetzung und Inter-disziplinarität

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für ChirurgieCHIRURGIE

Heft 3 • Juli 2013 • 42. Jahrgang • Seite 143̶202

Chirurgie – Mitteilungen der D

GCH

In einer von den verschiedenen Medienentscheidend beeinflussten Zeit kannman sich oftmals nicht des Eindrucks er-wehren, dass in der medizinischen Land-schaft, besonders auch in der Chirurgie,nur „bad news“ eigentlich „good news“mit schlagzeilenträchtigen Berichten dar-stellen. Beiträge wie „Behandlungsfehlerin jedem dritten Kranken bestätigt – dasKünstlerpech der Ärzte“, die Diskussionum korrupte Ärzte oder „PatientenfalleKrankenhaus – unnötige Operationen fürsatte Gewinne?“ oder „Klarer BefundOperationitis“werden in den Mittelpunktgerückt. Im Gegensatz dazu möchte ichhingegen mit positiven Mitteilungen be-ginnen. Der 130. Kongress der DeutschenGesellschaft für Chirurgie mit dem Leit-thema „Chirurgie mit Leidenschaft undAugenmaß“ in München ist äußerst er-folgreich verlaufen, so auch die Eröff-nungsveranstaltung in der traditionsrei-chen Aula der Ludwig-Maximilians-Uni-versität. Insgesamt nahmen mehr als5600 Teilnehmer aus 42 Nationen an die-sem Kongress teil, wobei zahlreiche Besu-cher aus dem Partnerland Österreich ka-men. In der diesjährigen Kongressevalua-tion wurde einmal mehr deutlich, dass zufast 90% der Fortbildungscharakter bzw.der Erwerb neuer klinisch-wissenschaftli-cher Erkenntnisse die Motivation zumKongressbesuch bestimmen. Die Aus-wahl, Zusammenstellung und Aktualitätwährend der Thementage wurde zumehr als 80% als sehr gut oder gut einge-stuft, in etwa 90% wurde die gleiche Be-wertung hinsichtlich des eigenen Er-kenntnisgewinns durch die Besucher an-gegeben. Insgesamt darf man also unse-rem Präsidenten, K.-W. Jauch, und seinemKongressteam um Herrn W. E. Thaslergratulieren und ganz besonderen Dankaussprechen.

Die weitere erfreuliche, allerdings para-medizinische Nachricht bezieht sich aufeine ganz aktuelle Studie der BBC ausGroßbritannien. Bei einer Umfrage unter26000 Menschen aus 25 Ländern überden möglichen positiven Einfluss einesLandes auf die Welt sehen 59% Deutsch-land auf dem 1. Platz, gefolgt von Kanadaund Großbritannien. Die entsprechenden

Kommentare zeigen, dass sich das Bildder Deutschen in der Außendarstellungdeutlich verbessert hat. Der Hinweis aufden derzeit attraktiven Fußball fehltnicht, zudem wird das Lebensgefühl inNorddeutschland – zur Überraschung,aber auch Freude eines Hannoveraners –entsprechend kommentiert: „Hamburg,Hannover or Berlin, where lifestyle isgreat.“

Unter den weniger erfreulichen Problem-komplexen wird die Diskussion im sog.Transplantationsskandal mit daraus re-sultierenden möglichen Konsequenzen,wie der Vorschlag zur Einrichtung einerstaatlichen Stiftung als Kontrollorganbzw. die Reduktion der Lebertransplanta-tionszentren fortgeführt. Des Weiterensteht die Feststellung der zu hohen Opera-tionszahlen in den operativen Fächernunverändert im Fokus. Nach aktuellerOECD-Statistik nimmt die Bundesrepu-blik Deutschland einen Spitzenplatz beider Implantation von Hüftprothesen, inder Behandlung von Oberschenkelfraktu-ren bzw. Operationen von Leistenhernien,Struma nudosa oder der Sigmadivertikuli-tis ein.

In Anlehnung an Paracelsus: „Dosis facitvenenum“ wird die mediengesteuerteDiskussion zu verschiedenen Problemfel-dern im Gesundheitswesen schon fast re-gelmäßig im Zusammenhang mit demDeutschen Ärztetag angefacht, wie auchdurch den Präsidenten der Bundesärzte-kammer in seiner Eröffnungsanspracheangemerkt. In diesem Jahr geht es um dieaktuelle Statistik zu Behandlungsfehler-begutachtungen des medizinischenDienstes der Krankenkassen (MDK), diesich dann in Schlagzeilen wie „Gutachterbestätigen jeden dritten Verdacht aufÄrztepfusch“ niederschlagen. Ähnlichwie bei den oftmals global erscheinendenVorwürfen zur Korruption im Gesund-heitswesen relativieren sich die Zahlen-angaben bei exakter Analyse relativschnell. Auch beim MDK selbst wird beiInterpretation der Daten eingeräumt,dass eine hohe Anzahl an Vorwürfen nichtgleichzusetzen ist mit einer hohen tat-sächlichen Fehlerzahl und Rückschlüsse

auf die Behandlungsqualität insgesamtkaummöglich sind, daweder die Gesamt-zahl der Behandlungen noch die Anzahlaller Behandlungsfehler wirklich bekanntsind. Ingesamt waren 12403 Gutachtenim Jahr 2012 erstellt worden, wobei in31,5% der Fälle ein Behandlungsfehler be-stätigt wurde, davon in 21,7%mit nachge-wiesenem Zusammenhang zur Behand-lung. Bezogen auf die Anzahl der Vorwür-fewurden diemeisten Fehler in der Pflege(58,9%), Zahnmedizin (45,5%) und Gynä-kologie/Geburtshilfe (31,7%) angegeben,während die Quote in der Orthopädie/Un-fallchirurgie bei 29,6% und in der Chirur-gie generell bei 27,4% lag. Angesichts die-ser Zahlen spricht sich S. Gronemeyervom Medizinischen Dienst des GKV-Spit-zenverbandes (MDS) u.a. dafür aus, dasszumindest in den Fällen, in denen gutach-terlicherseits ein Behandlungsfehler be-stätigt wird, zukünftig die Beweislast fürden Patienten erleichtert werden sollte.Außerdem fordert er ein einheitlichesbundesweites Behandlungsfehlerregister,umso mehr, da er davon ausgeht, dassnach Einführung des Patientenrechtege-setzes die Zahl der Behandlungsfehlervor-würfe weiter ansteigen wird.

Mit einem anderen, sicherlich nicht ganzneuen Problem beschäftigte sich auch der

Herausforderungen mutigentgegengehen

Prof. Dr. Dr. h. c. Hans-Joachim Meyer.

Editorial

Chirurgie | Juli 2013 143

116. Deutsche Ärztetag in Hannover,nämlich den demografischen Verände-rungen und den daraus resultierendenNachwuchsproblemen bei Ärzten undPflegefachkräften. Unabhängig von demvon der Bundesregierung initiierten De-mografiegipfel mit 9 Schwerpunktthe-men zur Demografiestrategie ist es be-reits jetzt offensichtlich, dass zwischen2010 und 2025 ein Rückgang des Er-werbspersonenpotenzials von 6MillionenMenschen zu erwarten ist. Die verstärkteAktivierung einheimischer Fachkräftekann nicht ausreichend sein, um den not-wendigen Bedarf in Deutschland zu kom-pensieren. Auch im medizinischen Be-reich werden bis zum Jahr 2020 mehr als70000 Ärzte aus dem aktiven Berufslebenausscheiden, was einem Anteil von etwa20% der derzeit tätigen Ärzte entspricht.Erschwerend kommt hinzu, dass nach ei-ner Onlinebefragung von mehr als 3300Krankenhausärzten nach Aussagen desMarburger Bundes etwa drei Viertel derÄrzte durchschnittlich mehr als 48 Stun-den pro Woche arbeiten. Bei 25% derKrankenhausärzte können die festge-schriebenen durchschnittlichen Höchst-arbeitszeitgrenzen von 60 Stunden nichteingehalten werden. In den Kliniken wirdin 53% der Antworten die Gesamtarbeits-zeit nicht systematisch erfasst und fast je-der fünfte Arzt erhält weder eine Vergü-tung noch einen Freizeitausgleich der an-gefallenen Überstunden. Nach dieser Um-frage haben 71% der Klinikärzte das Ge-fühl, dass durch die Arbeitsgestaltungund -belastung im Krankenhaus die eige-ne Gesundheit beeinträchtigt wird. AlsKonsequenz der hohen Arbeitsdichte unddem inadäquaten Ausgleich der Über-stunden übertrifft die Zahl der ins Aus-land abwandernden Ärzte die Zahl der inDeutschland gemeldeten ausländischenÄrztinnen und Ärzte. Nach dem Facharzt-index 2012 zeigt sich nun, dass sich imGebiet Chirurgie die Bewerbersituationscheinbar etwas entspannt hat. Trotzdemist es weiterhin, besonders in einer Zeitder immer wieder zitierten Generation Yunverzichtbar, die „Ressource Arzt“ sinn-voll und durch zeitgemäßes Personalma-nagement für die Medizin und geradeauch Chirurgie zu begeistern, denn Ärztekönnen ihre Position auf dem Arbeits-markt nutzen und haben gute Bedingun-gen, ihre durchaus nachvollziehbaren For-derungen durchzusetzen. Die sog. Gene-ration Y weiß also die Macht der Demo-grafie hinter sich, wie schon im Jahre2011 beschrieben. Ein Vergleich verschie-

dener Generationen, von der Wirtschafts-wundergeneration über die Babyboomerhin zur Generation X oder Y, zeigt, dassgerade die jüngste Generation dem Credofolgt: „Arbeit ist schön, aber nicht dasganze Leben.“ Trotzdem haben nach einerStudie des Berufsverbandes der Deut-schen Chirurgen 85% dieser Generationsehr wohl ihre Karriereperspektiven vorAugen, wobei sie in 91% ihren Arbeitgebernach der Möglichkeit einer exzellentenWeiterbildung auswählen. Dabei wird ge-rade in diesem Punkt eine verbindlichePlanbarkeit und Struktur mit regelmä-ßigem Feedback gewünscht; in mehr als80% der Befragten wird in den Vorgesetz-ten eine Vorbildfunktion gesehen. Unterdem Aspekt, dass besonders auch in denoperativen Fächern der Anteil an Ärztin-nen zunehmend ansteigt, achten 67% aufeineWork-Life-Balance und in 73% auf Fa-milienfreundlichkeit einer Klinik, um dieangestrebten Ziele der Vereinbarkeit zwi-schen Beruf, Familie und Freizeit realisie-ren zu können. „Die junge Generation Yfordert also nur, was alle anderen Genera-tionen immer wollten“, so der Titel einesBeitrags im Deutschen Ärzteblatt, gilt indieser Aussage nur bedingt, denn die jun-gen KollegenInnen wollen vielmehr selbstgleichzeitig gefordert und gefördert wer-den. Erfahrene Führungskräfte älterer Ge-nerationwerden diese Veränderungen beider derzeitigen klinischen Realität akzep-tieren und umsetzen müssen. Die Mei-nung, dass sich diese Einstellung im na-türlichen Wandel der Generationen vonselbst regulieren oder gar revidieren lässt,ist sicherlich nicht wegweisend, ge-schweige denn einer lösbaren Umsetzungderzeitiger Vorstellungen und Lebensein-stellungen dienlich.

Abschließend zu den aktuell geplantenKooperationen der DGCH mit ausländi-schen wissenschaftlichen Gesellschaften.Während der enge Kontakt zu den Fach-gesellschaften im deutschsprachigen Aus-land schon seit vielen Jahren gepflegtwird, wurde in den letzten Monaten auchdie Verbindung zur Association of PolishSurgeons (APS) und der Japanese SurgicalSociety (JSS) intensiviert bzw. reaktiviert.Mit den polnischen Kollegen wurde ver-einbart, dass neben jungen Chirurgenauch Mitglieder des Präsidiums regel-mäßig an den Jahreskongressen teilneh-men. Die Vorträge sollen nicht in einemseparaten Sitzungsblock präsentiert wer-den, sondern vielmehr themenbezogenin verschiedene Sitzungen integriert wer-

den. Solche Vereinbarungen sollen auchmit den japanischen Kollegen konkreti-siert werden, da die früheren recht engenVerbindungen, auch während der Jahres-kongresse, eher rückläufig sind. Diesesbestätigte sich auch während des dies-jährigen Kongresses in Fukuoka, wo ne-ben 2 Senioren noch 2 Stipendiaten derDGCH teilnahmen, obwohl mittlerweileauch die englische Sprache zur offiziellenKongresssprache gehört. Es ist somitmöglich, gerade von den teilweise hervor-ragenden Videositzungen profitieren zukönnen. Zwar besucht auch jährlich einjüngerer Vertreter der Japanischen Chi-rurgengesellschaft unseren Kongress, an-sonsten tendiert das Interesse der jungenKollegen in Japan mehr zu Ländern mitangloamerikanischer Sprache. Zudem be-stätigte sich auch im persönlichen Ge-spräch, dass in Japan eine deutliche Zu-nahme von Ärztinnen zu beobachten ist,ebenfalls hat die Einstellung der Genera-tion Y Einzug gehalten.

Den aufgezeigten Problemen und Ent-wicklungen müssen wir uns auch vonsei-ten der Deutschen Gesellschaft für Chirur-gie in der nächsten Zeit selbstkritisch,aber auch selbstbewusst stellen. Dabeisollte, so auch bei der angestrebten Ein-heit der deutschen Chirurgie der „nötigeRespekt“ auf allen Seiten vorherrschen;dies wurde nachdrücklich vom Präsiden-ten der Bundesärztekammer Montgome-ry generell für die und in der Ärzteschafteingefordert. Nicht selten hat man näm-lich den Eindruck, dass Respekt im Wortund Verhalten oftmals in den Hintergrundgetreten ist. Bei natürlicher Beachtung al-ter Tugenden ist es dann sehr wohl auchmöglich, dass die Deutsche Gesellschaftweiterhin als Heimat ihrer mittlerweilemehr als 18000 ordentlichen und assozi-ierten Mitglieder anzusehen ist; folgenwir also Demokrit: „Mut steht am Anfangdes Handelns, Glück am Ende.“

Prof. Dr. Dr. h. c. Hans-Joachim MeyerGeneralsekretär

Editorial

144 Chirurgie | Juli 2013

Vorstand

PräsidentProf. Dr. med. J. JähneChefarzt der Klinik für Allgemein- undViszeralchirurgie, Diakoniekrankenhaus,Henriettenstiftung gGmbHMarienstr. 72–90, 30171 HannoverTel.: 0511/2892101, Fax: 0511/2892022

1. VizepräsidentProf. Dr. med. Dr. h. c. mult. K.-W. JauchDirektor der Chirurgischen Klinik undPoliklinik, Klinikum Großhadern der LMUMarchioninistr. 15, 81377 MünchenTel.: 089/709527-90 oder -91,Fax: 089/70958893

2. VizepräsidentProf. Dr. med. Dr. P. VogtDirektor der Klinik für Plastische, Hand- undWiederherstellungschirurgie, MH HannoverCarl-Neuberg-Str. 1, 30625 HannoverTel.: 0511/532-8860, Fax: 0511/532-8890

3. VizepräsidentProf. Dr. med. Gabriele SchackertDirektorin der Klinik und Poliklinik fürNeurochirurgieUniversitätsklinikum DresdenFetscherstr. 74, 01307 DresdenTel.: 0351/458-2883, Fax: 0351/458-4304

SchatzmeisterProf. Dr. med. T. H. K. SchiedeckÄrztlicher Direktor der Klinik für Allgemein-und Viszeralchirurgie, Klinikum LudwigsburgPosilipostr. 4, 71640 LudwigsburgTel.: 07141/9966501, Fax: 07141/9966519

GeneralsekretärProf. Dr. med. Dr. h. c. H.-J. Meyerc/o Geschäftsstelle der DGCHLuisenstr. 58/59, 10117 BerlinTel.: 030/2887-62911, Fax: 030/288-76299

Vertreter der Fachgesellschaften

Deutsche Gesellschaft für Allgemein- undViszeralchirurgie: M. Anthuber, Augsburg

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie /Vertreter Allgemeine Chirurgie: K. Rückert,Hamburg

Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgieund Gefäßmedizin: S. Debus, Hamburg

Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie:J. Fuchs, Tübingen

Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- undGesichtschirurgie: A. Hemprich, Leipzig

Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie:G. Schackert, Dresden

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie undOrthopädische Chirurgie: F. U. Niethard,Aachen

Deutsche Gesellschaft der Plastischen,Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirur-gen: P. Vogt, Hannover

Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- undGefäßchirurgie: J. Cremer, Kiel

Deutsche Gesellschaft für Thoraxchirurgie:B. Passlick, Freiburg

Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie:H. Siebert, Schwäbisch Hall

Berufsverband der Deutschen Chirurgene.V.: H.-P. Bruch, Berlin

Weitere Mitglieder

Leitender Universitätschirurg: C. F. Vahl,Mainz

Leitender Krankenhauschirurg: F. Köckerling,Berlin

Oberarzt in nicht selbstständiger Stellungeiner chirurgischen Universitätsklinik:S. Fichtner-Feigl, Regensburg

Oberärztin in nicht selbstständiger Stellungeiner chirurgischen Krankenhausabteilung:K. Welcker, Bremen

Niedergelassener Arzt für Chirurgie:C. Deindl, Nürnberg

Chirurg aus dem deutschsprachigenAusland: U. T. Laffer, Biel

Vertreter der Sektion ChirurgischeForschung: E. Klar, Rostock

Frühere Präsidenten

R. Gradinger, München 2010

A. Haverich, Hannover 2011

M. W. Büchler, Heidelberg 2012

Gewählte Mitglieder des Senates

N. P. Haas, Berlin

B. Ulrich, Düsseldorf

Senat

F. Kümmerle, Mainz 1974

S. Weller, Tübingen 1982

F. Stelzner, Bonn 1985

H.-J. Peiper, Göttingen 1987

K.-H. Schriefers, Koblenz 1988

H. Hamelmann, Kiel 1989

W. Hartel, Ulm 1991

F. P. Gall, Erlangen 1992

M. Trede, Mannheim 1994

G. Hierholzer, Duisburg 1995

H. Bauer, Altötting 1997

C. Herfarth, Heidelberg 1998

D. Rühland, Singen 1999

A. Encke, Frankfurt 2000

K. Schönleben, Ludwigshafen 2001

J. R. Siewert, München 2002

N. P. Haas, Berlin 2003

B. Ulrich, Düsseldorf 2004

M. Rothmund, Marburg 2005

H. D. Saeger, Dresden 2006

H. U. Steinau, Bochum 2007

K. Junghanns, Ludwigsburg

R. Arbogast, Pforzheim 2008

V. Schumpelick, Aachen 2009

Amtszeit

Die Amtszeit des Präsidiums für2013/2014 endet am 30. Juni 2014.

Präsidium ab 01.07.2013

GeschäftsstelleHerr Prof. Dr. med. Dr. h. c. H.-J. Meyer, GeneralsekretärFrau Dr. rer. pol. R. Nowoiski u. MitarbeiterinnenLuisenstr. 58 /59, 10117 BerlinTel.: 030/28876290, Fax: 030/28876299,E-Mail: [email protected]

BankverbindungenDeutsche Apotheker- und Ärztebank BerlinKto.-Nr.: 0005298393BLZ: 300 606 01Deutsche BankKto.-Nr.: 070161500/BLZ: 100 700 24

Chirurgie | Juli 2013 145

Das aktuelle ThemaInterview mit dem Präsidenten der DGCH

Professor Dr. med. Joachim Jähne hat zum 1. Juli die Präsident-schaft der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie übernommen. ImGespräch mit dieser Ausgabe der „Chirurgie“, den Mitteilungender DGCH, führt der Präsident aus, was ihm in seiner Amtszeit be-sonders wichtig ist.Einen Schwerpunkt legt Prof. Jähne auf die Patientensicherheit.Vor allem bei der Einführung neuer Medizinprodukte und bei Inno-vationen für die Patientenbehandlung sieht Prof. Jähne Verbesse-rungsbedarf. Durch den Austausch mit Politik, Industrie und Pa-tientenselbsthilfegruppen will die DGCH konstruktive Lösungenentwickeln, um deren Anwendungen amMenschen sicherer zu ge-stalten.Auch zum aktuellen Image der Chirurgie, das zuletzt stark durchdie öffentlichen Diskussionen über beispielsweise hohe Interven-tionszahlen geprägt wurde, vertritt Prof. Jähne einen klaren Stand-punkt: faktenorientierte Informationen über das Engagement unddie Aktivitäten von Chirurgen sind der einzige Weg, das Bild in derÖffentlichkeit gerade zu rücken. Außerdem wird Prof. Jähne seineAmtszeit nutzen, um die „Einheit der Chirurgie“ weiter zu fördern.Hier sieht er die Möglichkeit, durch das Zusammenwirken mit ver-schiedenen Fachgesellschaften eine Art Clubwesen zu etablierenund so von Größeneffekten zu profitieren.Nach wie vor spielen Forschung und die Förderung von Innovatio-nen die entscheidende Rolle in der DGCH. In diesem Zusammen-hang betont Prof. Jähne die Bedeutung des DGCH-Studienzen-trums in Heidelberg. Angesichts der anstehenden Bundestagswahlformuliert Prof. Jähne im Chirurgie-Interview klar und pointiert An-liegen an die Politik, um in Medizin und Gesellschaft der Herausfor-derung des demografischenWandels besser begegnen zu können.

Projektgruppe Wissenschaftunverzichtbar für die ChirurgieChirurgische Forschung muss in-tensiv gefördert werden. Beson-ders wichtig in diesem Kontextist es, das Selbstverständnis derGesamtchirurgie immer im Blickzu haben: Daher sieht die DGCHihre Rolle vor allem auch darin,für Vernetzung und Interdiszipli-narität zu sorgen. ▶S. 174

Erste Frau im DGCH VorstandDie Neurochirurgin Professor Dr.med. Gabriele Schackert gilt alseiner der bedeutendsten Spezia-listen für Schädelbasis- und Hirn-tumoren im Kindes- und Erwach-senenalter. 2015 wird sie ihreAmtszeit als Präsidentin derDGCH aufnehmen. Sie ist somitdie erste Frau im Vorstand derDGCH. ▶S. 160

In eigener Sache

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

nach einer Leserumfrage im letzten Jahr haben wir viel positivesFeedback und zahlreiche Anregungen zu den DGCH-Mitteilungenerhalten. Diese haben wir nun in eine modernisierte Mitgliederzeit-schrift einfließen lassen. Künftig wird unsere Zeitschrift durchgän-gig vierfarbig erscheinen. Außerdem haben wir das Innenlayoutdurch Bilder, Kästen, Zwischenüberschriften aufgelockert und lese-freundlicher gestaltet. Zudem trägt unsere Mitgliederzeitschriftkünftig auch einen eigenen Namen. Wir haben uns für den Titel„Chirurgie“ entschieden. Bei all diesen Veränderungen am und imHeft soll die „Chirurgie“ mehr denn je Ihre Mitgliederzeitschriftsein und Plattform für alle, die chirurgisch tätig sind.

IhrProf. Dr. med. Dr. h. c. Hans-Joachim Meyer

146 Chirurgie | Juli 2013

Editorial143 Herausforderungen mutig entgegengehen

H.-J. Meyer

Kongress149 130. Kongress: Chirurgie mit Leidenschaft und Augenmaß

K.-W. Jauch

152 130. Kongress: Rückbesinnung auf eine geringere Anzahlan OperationenS. Post

153 130. Kongress: Grußwort der Deutschen Gesellschaft fürKinderchirurgieJ. Fuchs

154 130. Kongress: Augenmaß und LeidenschaftH.-P. Bruch

155 130. Kongress: Ehrungen, Preisverleihungen und Vergabevon Stipendien

158 130. Kongress: Überblick Vergabe von Preisen, Stipendienund Ehrungen der DGCH

160 Erste Frau im Vorstand: Neurochirurgin Gabriele Schackertwird 2015 Präsidentin der DGCH

161 Kongressimpressionen

162 131. Kongress: Erste EinladungJ. Jähne

163 Ethik und Ökonomie in Einklang bringen

Das aktuelle Thema167 Über die Umprogrammierung der inneren Identität

der Ärzte durch die ÖkonomieG. Maio

Chirurg/-in und Chirurgie174 Die Projektgruppe Wissenschaft der DGCH

H. D. Saeger

176 Empfehlung zu leistungsbezogenen Zielvereinbarungen

Aus der DGCH177 Protokoll der Mitgliederversammlung der Deutschen

Gesellschaft für Chirurgie anlässlich des 130. KongressesK.-W. Jauch, H.-J. Meyer, T. H. K. Schiedeck

178 Tätigkeitsbericht der Sektion CTAC, Mai 2013P. M. Schlag, H. Feußner

180 Protokoll Gremiumssitzung der CAM am 30. April 2013P. M. Schlag, H. Feußner

181 Mitteilungen der Gesellschaft

182 Reisestipendium zum Jahreskongress des AmericanCollege of Surgeons

182 Travelling Fellowship Exchange

184 Spendenaufruf „Bausteine“ für das Langenbeck-Virchow-Haus

185 Bausteine Langenbeck-Virchow-Haus

187 Bericht über das Joint Council Meeting der DGCH mit demRoyal College of SurgeonsW. Thasler, H.-J. Meyer

190 Tagungskalender

Aus Verbänden193 Fusion der Arbeitskreise

Personalia194 80. Geburtstag von Herr Prof. Tscherne

C. Krettek195 Ernennungen und Auszeichnungen196 Wir gedenken unserer verstorbenen Mitglieder197 Änderungen zum Mitgliederverzeichnis

Leserbriefe199 Leserbrief zu „Mitteilungen“ 1/2013: „Die DGCH und der

Chirurg Fritz de Quervain…“H. Haferkamp

199 Leserbrief zu „Mitteilungen“ 2/2013 „Ein Leben langChefarzt?“M. Richter-Turtur

201 Kommentar zum Leserbrief von Herrn Prof. Dr. Richter-Turtur zu „Mitteilungen“ 2/2013 „Ein Leben lang Chef-arzt?“A. Wienke

Buchbesprechung202 Praxis der Kinder- und Jugendtraumatologie H. G. Dietz,

P. Illing, P. P. Schmittenbecher et al.J. Probst

145 Präsidium

202 Impressum

Chirurgie | Juli 2013 147

Chirurgie mit Leidenschaft und Augen-maß als Motto des diesjährigen 130. Chi-rurgenkongresses umschreibt Eigenschaf-ten, die den Chirurgen in seinem tägli-chen Wirken für den Patienten auszeich-nen. Auf der einen Seite der volle Einsatzfür den Hilfe suchenden Patienten. Aufder anderen Seite die rationale sowie mo-ralische Rückbesinnung auf das im Einzel-fall Sinnvolle und Machbare.

Dieses Motto wurde von mir aus meinemSelbstverständnis heraus gewählt, so wieich von meinen chirurgischen Lehrern ge-prägt wurde.

An erster Stelle Georg Heberer, er faszi-nierte alle Mitarbeiter mit seiner über-schäumenden Vitalität und Leidenschaft,die manchen auch leiden ließ, aber er leg-te auch höchsten Wert auf das richtigeMaß – besonders bei der Indikationsfin-dung.

Friedrich Wilhelm Schildberg überzeugtedurch sein klares, überlegtes Handeln inVerantwortung für den Patienten undHans Martin Becker begeisterte durch sei-ne operative Technik verbunden mitHerzblut.

Hirn, Herz und Hand, dieser Dreiklang ausder verantwortungsvollen, patientenge-rechten Indikationsstellung, einer hand-werklich präzisen nach Perfektion stre-benden Operation und der ärztlichen Be-gleitung des Patienten wurde so als Faszi-nosum des Chirurgenberufs vermittelt.Diese Tradition gilt es zu wahren, indemman – frei nach Gustav Mahler – nichtdas Andenken oder die Asche bewahrt,sondern wir das Feuer der Leidenschaftweitergeben.

Zufall oder Intuition mögen Pate bei derWahl des Kongressmottos gestanden ha-ben, da diese Thematik unsere aktuelleHerausforderung am besten wiedergibt.

Das Motto Leidenschaft und Augenmaßwird allgemein Max Weber zugeschrie-ben. In 2 Vorträgen – „Politik als Beruf“und „Wissenschaft als Beruf“ – unweitdieser Aula hat dieser 1919 als Vorraus-setzung für einen Politiker 3 Qualitätenhervorgehoben: sachliche Leidenschaft,Verantwortungsgefühl und distanziertesAugenmaß. Daneben hat Weber die Be-griffe der Gesinnungsethik und der Ver-antwortungsethik geprägt. Er forderte,dass die Verantwortungsethik mit Beden-ken der Folgen des Tuns oder Unterlassensentscheidend sei.

Helmut Schmidt führte 2007 in einerRede zum Ethos des Politikers aus: „invielen Fällen finden Politiker weder Ent-scheidungshilfen im Gesetz, ihrer Religion…, sondern sie sind angewiesen auf ihreeigene Vernunft und ihre eigene Urteils-kraft, und auf ihr eigenes Gewissen. Des-halb habe ich Max Webers Wort von derNotwendigkeit der Verantwortungsethikim Gegensatz zur Gesinnungsethik immerals gültig empfunden.“

Wenn schon für den Politiker dieseGrundsätze gelten, um wie viel eindeuti-ger treffen sie dann die Situation des Chi-rurgen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

Die Chirurgie ist zu Recht die Königsdis-ziplin der Medizin. Heilung, Symptomlin-derung, medizinischer Fortschritt undtechnische Innovation werden hier für je-den Patienten offensichtlich und direkterlebbar. Darauf dürfen wir stolz sein,dies bringt aber auch ganz besondere Ver-antwortung und Verpflichtungen mitsich.

Ärzte führen immer noch die Berufspres-tigeskala an. Dabei prägen Chirurgen be-sonders das Bild in der Öffentlichkeit. ImPositiven bei Beratung und Begleitungdes Patienten, Verantwortungsübernah-me, Belastbarkeit und Entscheidungsfreu-de – wie im Negativen bei Themen wieBoni, zu viele Operationen, Behandlungs-fehlern oder Manipulationen.

In vielen öffentlichen Diskussionen umÜberversorgung steht immer der Chirurgim Mittelpunkt. Dem Chirurgen liefertman sich aus, ihm muss man vertrauenund darauf beruht unsere besondere Stel-lung in der öffentlichen Wahrnehmung.Wir müssen aktuell alles tun, um diesesVertrauen zu erhalten oder auch wiederzu gewinnen, dann können wir auch aufdie Patienten als unsere wichtigsten Part-ner bauen.

Die Entwicklung in der Medizin gerät mitder einseitigen ökonomischen „Gewinn-maximierung“ unter den ungezügeltenMechanismen der freien Marktwirtschaftan ihre Grenzen. Die ursprüngliche Aus-gewogenheit, das Zusammenspiel vonHirn, Herz und Hand geht verloren, ja dieechte Professionalität, das Berufenseinund das Bekennen ist gefährdet. Dieswird erkennbar an der Zunahme vielerEingriffsindikationen und besonders imTransplantationsskandal. Dabei kann die-

130. Kongress: Chirurgie mitLeidenschaft und AugenmaßAnsprache des Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie am 30.04.2013

Präsident der DGCH, Prof. Dr. med. Dr. h. c. mult.Karl-Walter Jauch.

Kongress

Chirurgie | Juli 2013 149

ser Skandal von seinen Eigenschaften alspars pro toto unseres Gesundheitssystemsgesehen werden. Entscheidend ist, ausdiesem Skandal die richtigen Lehren zuziehen, um aus der Defensive in der öf-fentlichen Diskussion herauszukommen,unser gesellschaftliches Ansehen zu er-halten und vor allem das Vertrauen derPatienten in uns Chirurgen zu erhalten,die Grundvoraussetzung für unser Tun.

Systemfehler und Fehlverhalten

Dieses Vertrauen wird gefährdet durchFehlverhalten Einzelner, der immer mehrum sich greifenden Skandalisierung unse-res Berufsstands durch dieMedien (Trans-plantationsskandal, Ärztepfusch, Hygie-neskandal etc.) und durchaus gezielterzeitlich genau terminierter Veröffentli-chungen der Kostenträger (Fangprämien,Korruption, Boni und zu viele Operatio-nen, Fehlabrechnung). Wir müssen unsaber vor allem fragen, welche Systemfeh-ler den Skandalen zugrunde liegen, bzw.persönliches Fehlverhalten oder system-immanente Fehler begünstigen oder her-vorrufen. Nur so können wir für uns dierichtigen Konsequenzen ziehen und auchbei der Politik und Selbstverwaltung dieerforderlichen Änderungen und Anpas-sungen einfordern.

Drei Konstanten sind als Ursachen für dieBegünstigung persönlichen Fehlverhal-tens in allen Bereichen ähnlich auszuma-chen.

1: Ungezügelter Wettbewerb –Konkurrenz belebt das Geschäft?

Überall wird Wettbewerb eingeführt –zwischen Kostenträgern, Kliniken undÄrzten – und als Allheilmittel vergöttert.Bei begrenzten Ressourcen wird aus dempositivenWettbewerb jedoch sehr schnellein Verteilungs- und Überlebenskampf.Krankenhäuser kämpfen um „Fälle“, weilsie nur so ihre Betten füllen und überle-ben. Sie optimieren ihre Prozesse, redu-zieren Personal, verdichten die Arbeitund erhöhen den Arbeitsdruck bis Fehlerauftreten. Die kostbare Zeit für das Patien-tengespräch bleibt auf der Strecke.

Im Bereich der Lebertransplantationkonnte Halldorson 2013 in einer Arbeitüber die USA zeigen, dass höherer Kon-kurrenzdruck zu mehr Transplantationenführt. Dies erfolgt jedoch auf Kosten derAkzeptanz einer Negativselektion, indem

selbst besonders kranke Patienten nochbesonders schlechte Organe erhalten. DieFolge ist ein schlechteres Überleben in Re-gionen mit hohem Konkurrenzdruck. InDeutschland haben wir einen besondershohen Konkurrenzdruck. Steht für 10Mil-lionen Einwohner in Großbritannien einLTX-Zentrum zur Verfügung, sind dies inden USA und Kanada 1,5, in Bayern 4. Umdie Zahlen zu steigern, wird unter ökono-mischem Konkurrenzdruck verbundenmit persönlichem Geltungsbedürfnis unddem Antrieb des Helfenwollens die Indi-kation über das gesunde Maß ausgewei-tet.

2: Unzureichende und ineffizienteRessourcenallokation

In einem freien Markt richtet sich derWettbewerb entsprechend den Rahmen-bedingungen nach den Anreizsystemenaus. Seien dies Boni, Fallpauschalen, Zu-satzentgelte oder GOÄ-Punkte. Es gilt da-her Fehlanreize so gut wiemöglich zu ver-meiden. Bei der Leberorganallokationnach dem MELD-Score aus den Wertenfür Bilirubin, INR und Kreatinin werdendie Organe den Patienten mit dem höch-sten Score zugeteilt, um den Tod auf derWarteliste zu minimieren. Aus dem Prin-zip, die Lebern nach demGebot der Dring-lichkeit zu verteilen, wurde bei uns je-doch das Prinzip die Lebern den kränks-ten der Kranken zuzuteilen, selbst wenndiese nur geringe Überlebenschancen ha-ben. In der Folge liegt bei uns die 1-Jah-res-Überlebensrate bei 75% gegenüber90% in den USA oder Großbritannien. Me-dizinische Einsichten werden ignoriert,um Zahlen zu steigern. Die ärztliche Ver-antwortungsethik bleibt auf der Strecke.

So wurden Laborwerte und Angaben zuDialysen manipuliert, Patienten ohne Al-koholkarenz entgegen den Richtliniensystematisch gemeldet und transplan-tiert. Die Regeln wurden subjektiv als un-gerecht und unpassend empfunden, so-dass gleichzeitig zu diesen Manipulatio-nen die betroffenen Kollegen sogar Publi-kationen über die Problematik der Alloka-tion und ihre Patienten veröffentlichten.

3: Mangelnde Professionalität

Dieser Punkt trifft auf die Organisations-strukturen wie auf die beteiligten Perso-nen in der Organspende und Transplanta-tion zu. Fehlverhalten entsteht auf demBoden der Vernachlässigung beruflicher

Grundwerte wie Mitgefühl, Redlichkeit,Wahrhaftigkeit. Persönliches Karriere-streben geht vor der Bereitschaft zum Ein-satz für das Gemeinwohl. Dies trifft abernur ein, wenn die „Atmosphäre“ in einerKlinik dazu verleitet und dies quasi legiti-miert. Generelle Überbetonung von OP-Zahlen vor Patientenwohl, unkritischesDurchwinken von Indikationen im Alltagund innerliche Akzeptanz von Komplika-tionen als schicksalhaft, Koautorenschaf-ten ohne aktive Mitwirkung, Doppelpu-blikationen, Promotionen ohne eigene Er-arbeitung und ähnliche Verhaltensweisenbis hin zu geschönten Zeugnissen lassendie innere Richtschnur für Richtig undFalsch verkümmern.

Der amerikanische SozialwissenschaftlerDan Ariely beschreibt in seinem neuestenBuch mit dem Titel: „Die halbe Wahrheitist die beste Lüge – wie wir andere täu-schen und uns selbst ammeisten“, warumwir alle hin und wieder unehrlich sindund schummeln: bei Steuererklärung,Versicherungspolicen, Kartenspielen oderGolfen; Angler, Sportler, Jäger, Politiker,Banker und Ärzte.

Vom Nobelpreisträger für Ökonomie GaryBecker stammt die Theorie, dass dies einrationales Verhalten darstellt. Nutzen desSchummelns und Risiken der Bestrafungwerden abgewogen und sekundenschnelleine Entscheidung getroffen. Die logischeFolge ist die Forderung nach mehr Kon-trollen und höheren Strafen.

Dan Ariely hält dem entgegen, dass derentscheidende Faktor des Lügens darinbesteht, die Schummelei so zu begrenzen,dass man vor sich selber noch Achtungbewahrt. Dies belegt er in vielfachen Ex-perimenten und großen Feldversuchen,die problemlos auf die Transplantationübertragenwerden können. Unehrlichkeitwird dabei durch Faktoren erhöht wie:Kreativität, Beobachtung der Unehrlich-keit anderer, Kultur der legitimiertenUnehrlichkeit, wiederholte Unehrlichkeitoder einem Benefit anderer durch unsereUnehrlichkeit. Keinen Einfluss habenGeldbeträge und die Wahrscheinlichkeiterwischt zu werden. Vermindern könnenwir die Unehrlichkeit durch Gelöbnisse,moralische Gedächtnisstützen und Beauf-sichtigung.

Der Wiener Soziologe Thomas Druyenprangert die Scheinheiligkeit in unsererheutigen Zeit auf dem Boden des Gel-

Kongress

150 Chirurgie | Juli 2013

tungsdrangs und der Selbstüberschät-zung generell an und apelliert an die tra-ditionellen Tugenden von Mut bis zuRechtschaffenheit und Bescheidenheit.

Forderungen an die Chirurgie und Politik

Akzeptiert man diese Analyse mit dendargestellten Schwachstellen, liegen dieForderungen an die Chirurgie und die Po-litik klar auf der Hand. Ich werde am Frei-tag ausführlich auf die Forderungen ein-gehen, die wir als DGCH schonwiederholtformuliert haben und die sich mit denForderungen von Siewert und Strehl inder FAZ von heute überlappen.1. Rückbesinnung auf ärztliches Handeln

und Vorbildfunktion2. die Politik muss sozial- und gesund-

heitspolitisch gebotene Strukturvorga-ben implementieren, was zwangsläu-fig zu einer Reduktion der Zentrenzahlführt

3. die Organallokation muss mehr anPatientenbenefit und Ergebnisqualitätausgerichtet und die Organisationmuss professionalisiert werden

4. Ergebnisse müssen öffentlich zugäng-lich und einsehbar sein und in einemRegister erfasst werden

5. im Bereich der Transplantationschirur-gie sind durch flache Hierarchien mehrselbstständige Endpositionen zu schaf-fen

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

dieses Thema erschien mir so wichtig fürunsere Profession und unsere Zukunft,dass ich die weiteren Themen nur kurzanreißen kann, wobei ich mich an denThementagen unserer Tagung orientiere.Der demografische Wandel ist jetzt schonin unseren Kliniken und Praxen präsent.Der Anteil der über 70-Jährigen betrug2012 im Patientengut der LMU 22%, beiden Intensivpatienten sogar 39% miteiner höheren Mortalität erst bei über79-Jährigen. Das heißt wir können auchbei älteren Patienten große elektive Ope-rationen mit gleichem Erfolg durchfüh-ren.

Bis 2020 steigt der Anteil der über 80-Jäh-rigen bei den Männern um 83%, bei denFrauen um 31%. Chirurgisch zu behan-delnde Krankheiten wie Krebs, Arterio-sklerose, Arthrose und osteoporotischeFrakturen werden um 14–42% nach Un-tersuchungen von Hofmann et al. zuneh-men, ebenso die Begleiterkrankungen.

Wir müssen uns nicht nur auf mehr älte-re, sondern zudem auch kränkere Patien-ten einstellen. Das Abwägen der Indika-tion und die operative Verfahrenswahlund Strategie wird noch mehr vom Zu-stand und dem Willen des Hochbetagtenbestimmt. Die präoperative Konditionie-rung und die postoperative Pflege und Re-habilitation werden an Bedeutung zuneh-men. Diese Themen einschließlich derwichtiger werdenden Prävention müssenvon der DGCH und uns allen aktiv ange-gangen werden. Outcome und Versor-gungsforschung gerade beim Älteren ver-dienen mehr Aufmerksamkeit.

Zu den hiermit verbundenen Problemenzählt auch der Pflegemangel. Die Akade-misierung eines Teils der Pflege ist einedringlich gebotene Maßnahme, um dieAttraktivität des Pflegeberufs zu steigern.Wir sollten uns der Substitution ärztlicherLeistungen gegenüber offener zeigen undnicht reflexartig Positionen verteidigen,mit denen die Zukunft nicht gemeistertwerden kann.

Lehre undWeiterbildung

Die Attraktivität unseres Berufs wird ent-scheidend von der Lehre, der Arbeitsat-mosphäre und den Arbeitsbedingungenin den Kliniken bestimmt. Nach meinerEinschätzung haben wir kein generellesNachwuchsproblem. Wir sind jedoch fürdie Besten nicht mehr so attraktiv. Daskönnen und müssen wir ändern.

Die Arbeit der ArbeitsgemeinschaftenLehre und Medien haben beispielhafteund vorbildliche Pionierarbeit geleistet,um die Lehre tatsächlich zu verbessern.Die Einrichtung von Skillslab in nahezuallen Fakultäten ist ein erfolgreicher Wegjunge Studenten für die Chirurgie zu be-geistern.

Mit zeitgemäßer Didaktik, Tutorenausbil-dung, Betonung von Kompetenzvermitt-lung nach dem Kanadischen Arztrollen-modell sowie ausreichender Zeit für Lehregewinnen wir motivierte junge Frauenund Männer für unseren Beruf.

Die Lern- und Lehrbedingungen müssenin die Weiterbildung übernommen undunsere Arbeitsbedingungen im Alltag andie Ansprüche der Generation Y ange-passt werden.

Arbeitsplatz Chirurgie, Innovationenund Patientensicherheit

Die oft beklagte Arbeitsverdichtung, derökonomische Druck, hat eine kritischeGrenze überschritten. Wir sind aufgeru-fen, aus diesem Hamsterrad auszusteigen,der Ökonomisierungsfalle zu entrinnenund die Gefahren einer falschen Entwick-lung für unsere Patienten der Öffentlich-keit und der Politik klarzumachen.

Wir haben nicht nur nach meiner Ein-schätzung, sondern basierend auf alleninternationalen Vergleichszahlen zu vieleKliniken und Betten, genug Ärzte diehöchst effizient arbeiten, aber zu viel Ein-griffe durchführen. Es gilt die vorhande-nen Ressourcen verantwortungsvoller zuverteilen und zu nutzen.

Innovationen müssen durch Umvertei-lung finanziert möglich bleiben und unterdem Gesichtspunkt der Patientensicher-heit und des Nutzens klinisch vor ihrerEinführung geprüft werden. Das Netz-werk der DGCH ist hierfür der geborenePartner.

Zukunftsgestaltung

Weder Wahltermine noch Shareholderer-wartungen oder Selbstinteressen ver-schiedenster Gruppen sollten die Strukturunseres Gesundheitssystems in Zukunftentscheidend bestimmen. Wir benötigendringend eine rationale medizinisch be-gründete Strukturplanung mit Überwin-dung ineffizienter Prozesse an den Sekto-rengrenzen.

Indikationsstellungen sind zu überden-ken, um bei weniger Patienten mehr Zeitund Empathie einzubringen.

Auch ein Überdenken der Patientener-wartungen ist notwendig. Oft wird vonübertriebenen Erwartungen ausgegan-gen. Das Risiko einer Erkrankung undmöglicher Gefahren des Spontanverlaufswird überzeichnet, Risiko und Nutzeneines Eingriffs zu positiv dargestellt. Un-realistische Heilserwartungen führendann zwangsweise zu großzügigen Indi-kationsstellungen, um ja jedes natürlicheRisiko zu vermeiden. Wir müssen hierwieder ehrlicher werden im Sinne einerVerantwortungsethik, individuell unserePatienten aufklären und gewisse Risikenohne Operation auch akzeptieren undmittragen. Die Illusion der Gewissheit

Kongress

Chirurgie | Juli 2013 151

muss uns bewusst werden, um im Sinnevon Gerd Gigerenzer bessere Ärzte fürbessere Medizin auszubilden.

Qualitätssicherung, Leitlinien, Zertifizie-rungen und Register bis hin zu Auditie-rung und IQM-Initiative sind allesamt lo-benswert und vorbildlich aber sie opti-mieren nur innerhalb unseres derzeitigenSystems ohne die grundlegende Frage an-zusprechen.

Was ist für den individuellen Patientendas Beste. Die Prägung und Förderungeiner Führungskultur und Verantwor-tungskultur in diesem Sinne bleibt fürmich daher das wichtigste Ziel aller unse-rer Bemühungen.

Einheit der Chirurgie

Die angesprochenen Aufgaben sind nurgemeinsam von allen Fachgesellschaftenund Berufsverbänden zu meistern. DasProjekt Einheit der Chirurgie ist unterWahrung eigener Identität und berechtig-ter Vielfalt auf den Weg gebracht, aberauch in einer kritischen Phase. Die Politikund andere Player im Haifischbecken Ge-sundheitssystem erreichen und überzeu-genwir nur mit einer gemeinsamen Stim-me. Die Erarbeitung gemeinsamer Vor-schläge zur Gestaltung unseres Arbeits-platzes in allen angesprochenen Facettenzum Wohle der Patienten erfordert unse-ren ganzen Einsatz und die Hintanstel-lung mancher Eigeninteressen. Ich bitte

Sie um diesen Einsatz mit Leidenschaftund Augenmaß zugunsten der Patientenund der Chirurgie. Nach Max Weber sindwir alle auch verantwortlich für das waswir nicht tun.

Karl-Walter Jauch(Es gilt das gesprochene Wort)

Prof. Dr. med. Dr. h. c. mult. Karl-Walter JauchDGCH-Präsident 2013Klinik für Allgemeine, Viszeral-, Transplanta-tions-, Gefäß- und Thoraxchirurgie,Universität MünchenMarchioninistraße 1581377 MünchenE-Mail: [email protected]

130. Kongress: Rückbesinnung auf einegeringere Anzahl an OperationenGrußwort des Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie

Verehrter Herr Minister Heubisch,lieber Präsident Karl-Walter Jauch,sehr geehrte Herren Präsidenten undVorstände,liebe Kolleginnen und Kollegen,liebe Gäste,

im Namen der DGAV, die nun zum 15. Malihren Jahreskongress im Rahmen der Jah-restagung der Muttergesellschaft ausrich-ten darf, möchte auch ich Sie herzlich be-grüßen. Ich bedanke mich bei der Deut-schen Gesellschaft für Chirurgie, insbe-sondere Dir Karl und Deinem Team fürdie gute Kooperation und die Möglichkei-ten, unter dem Dach dieses gemeinsamenKongresses unsere inhaltliche Eigenstän-digkeit entfalten zu können.

Angesichts der zahlreichen Grußworteund Verleihungen beschränke ich michauf eine einzige Botschaft. In Fortsetzungund Kurzfassung dessen, was ich in derDGAV-Eröffnung heute Mittag schon aus-geführt habe, darf ich hier und jetzt auchan alle anderen chirurgischen Fachgesell-schaften appellieren:

Wir haben in fast allen operativen Fachge-bieten einMengenproblem: Es wird mehroperiert als in den meisten anderen In-dustrienationen mit großzügigeren Indi-kationsstellungen. Die Mengen und Men-genzuwächse sindweder durch Demogra-fie, Morbidität oder medizinischen Fort-schritt adäquat erklärbar. Ich bin der fes-ten Überzeugung, dass dies auch Aus-druck ist von Überangebot, Konkurrenz-druck, ökonomischen Fehlanreizen undVerkümmerung des ärztlichen Selbstver-ständnisses Einzelner. Wir alle sind alschirurgische Fachgesellschaften gefordert,darauf selbstkritisch hinzuweisen und anGegensteuerungen konstruktiv mitzuar-beiten. Wenn wir das verpassen, drohtein Horrorszenario: Den Chirurgen, diekeine abgewogene Indikationsstellung imInteresse des Patienten mehr leisten, wirddas Recht zur Indikationsstellung ganz ge-nommen. Wer überhaupt operiert wer-den darf, entscheiden dann konservativtätige Kollegen oder gar der MDK. LassenSie uns gemeinsam durch kritische Refle-xion und Aktion darauf hinwirken, dassKostenträger, Politik und Öffentlichkeit

Präsident der DGAV, Prof. Dr. med. Stefan Post.

Kongress

152 Chirurgie | Juli 2013

keinen Grund finden, das Vertrauen inuns Chirurgen und unsere Indikationenzu verlieren.

In diesem Sinne wünsche ich uns alleneinen diskussions- und erlebnisreichenChirurgenkongress. Vielen Dank!

Prof. Dr. med. Stefan PostPräsident der DGAVChirurgische KlinikUniversitätsmedizin MannheimTheodor-Kutzer-Ufer 1–368176 MannheimE-Mail: [email protected]

130. Kongress: Grußwort der Deut-schen Gesellschaft für Kinderchirurgie

Sehr geehrter Herr Präsident,Sehr geehrte Kolleginnen, sehr geehrteKollegen,sehr geehrte Gäste,

im Namen der Deutschen Gesellschaft fürKinderchirurgie darf ich Sie herzlich zum130. Kongress der Deutschen Gesellschaftfür Chirurgie begrüßen.

Dieser Kongress hat für unsere Fachgesell-schaft eine historische Bedeutung, da wirim Jahr des 50-jährigen Bestehens derDGKCH unsere Jahrestagung auf den Chi-rurgenkongress verlagert haben. DerSchritt der Verlagerung unserer Jahresta-gung von der Deutschen Gesellschaft für

Kinder- und Jugendmedizin zur Deut-schen Gesellschaft für Chirurgie wareinerseits politisch nicht einfach zu voll-ziehen, stellt andererseits aber auch einklares Bekenntnis zur „Einheit der Chirur-gie“ innerhalb der Deutschen Gesellschaftfür Chirurgie dar.

Aus meiner persönlichen Sicht demons-trieren wir Kinderchirurgen damit aberauch, dass wir in unserer alltäglichen Ar-beit Chirurgen mit einem besonderen Zu-gang zum Kind sind. Wir werden hin-sichtlich unserer medizinischen Erfolgean der Perfektion unseres Handwerks ge-messen und sollten deshalb alles tun, umdas Fachgebiet Kinderchirurgie gemein-sammit Ihnen zukunftsfähig zu gestalten.

Mein besonderer Dank an diesem Abendgilt dem Präsidenten der DGCH HerrnProf. Jauch für seine außerordentliche Ar-beit und faire Kooperation mit den ande-ren Fachgesellschaften innerhalb seinerAmtsperiode. Er hat für den diesjährigenKongress mit dem Motto „Chirurgie mitLeidenschaft & Augenmaß“ ein sehr aktu-elles Thema gewählt. Die Leidenschaft inunserem Fach ist eine Grundvorausset-zung für Leistungsbereitschaft und Inno-vation. Das Augenmaß soll Selbstkritikund die medizinische, ethische, ja mittler-weile ökonomische Machbarkeit inner-halb der Chirurgie veranschaulichen.

Ich möchte aber auch dem kinderchirur-gischen Kongresspräsidenten Herrn Prof.Rolle für die wissenschaftliche Gestaltungsowie kulturelle Umrahmung des Kon-gresses danken.

Sehr geehrte Kolleginnen, sehr geehrteKollegen, ich wünsche Ihnen einen erfolg-reichen Kongress und abwechslungsrei-che Tage und Abende mit guten Freundenin der schönen bayrischen Hauptstadt.

Prof. Dr. med. Jörg FuchsPräsident der DGKCHKlinik für Kinder- und JugendmedizinUniversität TübingenHoppe-Seyler-Straße 372076 TübingenE-Mail: [email protected]

Präsident der DGKCH, Prof. Dr. med. Jörg Fuchs.

Kongress

Chirurgie | Juli 2013 153

Sehr geehrter Herr Staatsminister, verehr-ter Herr Präsident, lieber Karl, sehr geehr-te Honoratioren, liebe Kolleginnen undKollegen, meine sehr verehrten Damen,meine Herren.

Es ist mir eine große Freude und eine Eh-re, Sie im Namen des BDC und stellvertre-tend im Namen aller chirurgischen Be-rufsverbände herzlich willkommen hei-ßen zu dürfen.

Augenmaß und Leidenschaft – kein Wort-paar dessen Kohärenz sich auf den erstenBlick erschließen würde. Augenmaß heißtquantitatives Schätzen einer Menge oderAusdehnung durch den Augenschein.

Leidenschaft dagegen ist eine das Gemütvollständig ergreifende Emotion.

Man muss schon Carl Gustav Jung bemü-hen, um die Gemeinsamkeit von Augen-maß und Leidenschaft zu erkennen. C.G.Jung war der Überzeugung, dass die Welt-anschauung der Menschen durch Arche-

typen geprägt ist, die über Jahrtausendehinweg wirksam bleiben. Für die berühm-te Schule der Stoa war das Beherrschenvon Leidenschaften höchstes Ziel. DieMäßigung ist eine der platonischen Kardi-naltugenden. Unter dieser Prämisse er-fahren Leidenschaft und Augenmaß einegänzlich andere Bedeutung. Augenmaßwird zur Ermessensentscheidung unterBeachtung der Verhältnismäßigkeit.

Im chirurgischen Handwerk waren undsind die beiden Begriffe seit jeher verbun-den und ihr Sinngehalt ist jedem Chirur-gen bewusst.

Medizin ist aber längst nicht mehr alleinDienst am Patienten. Die Ansprüche derGesellschaft weisen weit über die reineFachlichkeit hinaus. Führung, Organisa-tion, Kommunikation, Qualität, Ökonomieund Wettbewerb müssen Teil des Den-kens und Handelns im Alltag eines jedenArztes sein.

Medizin versus Ökonomie

Und die Ökonomie ist gerade dabei, zuralles bestimmenden quasi religiösenGröße zu mutieren, die sich des abend-ländischen Stereotyps von Schuld undSühne geschickt zu bedienen weiß. Dietradierten Tugenden der Medizin Caritasund Humanitas befinden sich dagegenauf leisem Rückzug – Tugenden, die sichso harmonisch mit Leidenschaft und Au-genmaß verbinden würden.

Bemühen wir noch einmal C.G. Jung:Die Engramme des Unbewussten lassensich in Krisenzeiten am besten erkennen.„Gerade das zunächst Unerwartete, dasbeängstigend Chaotische enthüllt tiefenSinn.“ Es sind imwahrsten Sinne desWor-tes die Bruchstellen in unserem Umfeld,die uns zum Denken und vielleicht zumUmdenken veranlassen.

„Ohne Leid, so C.G. Jung, ändert sichnichts, schon gar nicht die menschlicheNatur.“

Unser Wirtschaftssystem hat seineSchwächen enthüllt. Die Ökonomie imMedizinsystem stößt allenthalben sicht-bar mit Macht an ihre Grenzen.

Das Wachstum und die wirtschaftlicheStärke der zurückliegenden Dekaden ha-ben das Wesen des mehr und mehr öko-nomielastigen Medizinsystems verhüllt.

Die wirtschaftlichen Verwerfungen derletzten Jahre haben dessen Schwäche of-fengelegt.

Zeit also mit Leidenschaft und Augenmaßim archetypischen Sinne Restrukturie-rungen zu beginnen, die sich auf dieGrundlagen eines menschlichen Medizin-systems – Caritas und Humanitas – rück-besinnen müssen!

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen alleneine spannende und erkenntnisreicheWoche in München und unserem Präsi-denten wünsche ich einen erfolgreichenKongress!

Prof. Dr. med. Hans-Peter BruchPräsident Berufsverband der DeutschenChirurgenLangenbeck-Virchow-HausLuisenstraße 58/5910117 BerlinE-Mail: [email protected]

130. Kongress: Augenmaß undLeidenschaftGrußwort des Präsidenten des Berufsverbands der Deutschen Chirurgen

Präsident des BDC, Prof. Dr. med. Hans-Peter Bruch.

Kongress

154 Chirurgie | Juli 2013

130. Kongress: Ehrungen, Preisverlei-hungen und Vergabe von Stipendien

Präsident der BÄK, Professor Dr. med. Frank Montgomery. Blick in die Aula.

Ehrenmitglied Prof. Dr. med. Herbert Imig, Bostelwiebeck. Ehrenmitglied Prof. Dr. med. Dr. h. c. Hans Lippert. Magdeburg.

Ehrenmitglied Prof. Dr. med. Wolf Mutschler, München. Senator Prof. Dr. med. Dr. h. c. Volker Schumpelick, Aachen.

Kongress

Chirurgie | Juli 2013 155

W.-Körte-Medaille in Gold: Dr. med. Annette Güntert und Dr. med. Franz-JosephBartmann, Berlin.

Siegel der DGCH: Ulrich Raebel, Norderstedt.

R.-Zenker-Preis: Prof. Dr. med. Peter Neuhaus, Berlin. B.-v.-Langenbeck-Preis: PD Dr. med. Martin Stockmann, Berlin.

K.-H.-Bauer-Preis: PD Dr. med. Stefan Fritz, Heidelberg. Preis für perioperative Medizin: Prof. Dr. med. Theresia Weber, Ulm.

Kongress

156 Chirurgie | Juli 2013

Preis für rekonstruktive Chirurgie und Orthopädie: Prof. Dr. med. Dr. habil.Rüdiger G. H. Baumeister, München.

F.-Linder-Preis: PD Dr. med. Dalibor Antolovic, Oldenburg.

W.-Müller-Osten-Preis: Prof. Dr. med. Michael D. Menger, Homburg. E.-Ungeheuer-Preis: Prof. Dr. med. Robert Grützmann und Dr. med. MariusDistler, Dresden.

Verleihung der Stipendien in der Mitgliederversammlung. Bundesgesundheitsminister Dr. med. Daniel Bahr mit dem Präsidenten unddem Generalsekretär.

Kongress

Chirurgie | Juli 2013 157

Preis Name/Klinik bzw. Funktion Begründung/Thema

Ehrenmitgliedder DGCH

Prof. Dr. med. Herbert Imig, Bostelwiebeck Engagement in der Etablierung von Qualitätsstandards undZertifizierung sowie Zusammenarbeit von Gefäßchirurgenund der DGCH

Prof. Dr. med. Dr. h. c. Hans Lippert,Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral-und Gefäßchirurgie, Universität Magdeburg

Erfolgreiche Etablierung der flächendeckenden Qualitäts-sicherung und Versorgungsforschung sowie persönlichesWirken im Zusammenwachsen der Chirurgen aus altenund neuen Bundesländern

Prof. Dr. med. Wolf Mutschler,Direktor der chirurgischen Klinik Innenstadt,Klinikum der LMU München

Weiterentwicklung der chirurgischen Lehre und Weiter-bildung mit Einführung neuer didaktischer Methoden,insbesondere auch in der Basisweiterbildung

Senatorauf Lebenszeit

Prof. Dr. med. Dr. h. c. Volker Schumpelick,em. Direktor der Chirurgischen Klinik,RWTH Aachen

Anerkennung und Würdigung seiner langjährigen Verdiens-te um die DGCH, vor allem als ihr Präsident im Jahr 2008/2009

Werner-Körte-Medaille in Gold

Dr. med. Annette Güntert undDr. med. Franz-Joseph Bartmann,Bundesärztekammer Berlin

Partnerschaftliche Kooperation und vielfältige Unterstüt-zung der DGCH, vor allem auch bei der Entwicklung einesinnovativen Modells zur Muster-Weiterbildungsordnung

Siegel Ulrich Raebel, Director Business Relations,Surgical Care, Ethicon/Norderstedt

Langjährige Verdienste um die Förderung der chirurgischenWissenschaft und der qualifizierten Fortbildung jungerChirurginnen und Chirurgen, für die er sich über sein Unter-nehmen eingesetzt hat

Rudolf-Zenker-Preis Prof. Dr. med. Peter Neuhaus,Direktor der Klinik für Allgemein-,Visceral- und Transplantationschirurgie,Universitätsmedizin Berlin/Charité

Herausragende, national und international anerkannte Er-folge in der gesamten Transplantationsmedizin, speziell aufdem Gebiet der Lebertransplantation

Von-Langenbeck-Preis

PD Dr. med. Martin Stockmann,Klinik für Allgemein-, Visceral- undTransplantationschirurgie,Universitätsmedizin Berlin/Charité

„Entwicklung und klinische Validierung eines neuartigenVerfahrens zur Messung der Leberfunktion in der Chirurgie –der LiMAx-Test“

K.-H.-Bauer-Preis PD Dr. med. Stefan Fritz(Coautoren: M. Klauss, F. Bergmann,T. Hackert, W. Hartwig, O. Strobel,B. D. Bundy, M. W. Büchler, J. Werner),Klinik für Allgemein-, Viszeral- undTransplantationschirurgie,Universitätsklinikum Heidelberg

„Small (sendai negative) branch-duct IPMNs: not harmless“

Förderpreis fürperioperativeMedizin

Prof. Dr. med. Theresia Weber(Coautoren: C. Maier-Funk, D. Ohlhauser,A. Hillenbrand, G. Cammerer, T. F. Barth,D. Henne-Bruns, B. O. Boehm, S. V. Reske,M. Luster), Klinik für Allgemein- undViszeralchirurgie, Universitätsklinikum Ulm

„Exakte präoperative Lokalisation von Nebenschilddrüsen-adenomen mittels C-11 Methionin-PET/CT“

130. Kongress: Überblick Vergabevon Preisen, Stipendien und Ehrungender DGCH

Kongress

158 Chirurgie | Juli 2013

Preis Name/Klinik bzw. Funktion Begründung/Thema

Preis für rekons-truktive Chirurgieund Orthopädie

Prof. Dr. med. Dr. habil. Rüdiger G. H.Baumeister, em. Ltr. der Abt. Plastische,Hand- und Mikrochirurgie,Klinikum Großhadern der LMU München

Entwicklung und Ergebnisse der mikrochirurgischenLymphgefäß-Transplantation auf höchstem nationalen undinternationalen Niveau

Fritz-Linder-Preis Dr. med. Marian Grade (Coautoren:M. Spitzner, B. Roesler, C. Bielfeld, G. Emons,J. Gaedcke, M. Rave-Fränk, M. Ghadimi),Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie,Universitätsklinikum Göttingen

„STAT3 is a potential molecular target to sensitize colorectalcancer cells to chemoradiotherapy in-vitro and in-vivo“

Felicien-Steichen-Preis

PD Dr. med. Dalibor Antolovic (Coautoren:8 Studien → s. bitte Arbeiten direkt),Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie,Klinikum Oldenburg

Wissenschaftliche Untersuchungen zu prädikativen Risiko-faktoren bei postoperativen Komplikationen nach Operatio-nen auf dem Gebiet der Allgemein- und Viszeralchirurgie

W.-Müller-Osten-Preis

Prof. Dr. med. Michael D. Menger (Coautoren:M. K. Schilling, H.-J. Schäfers, T. Pohlemann,M. W. Laschke), Institut für klinisch-experimentelle Chirurgie, Universität desSaarlandes Homburg/Saar

„How to ensure the survival of the surgeon-scientist? TheHomburg Program“

Video-Film-Preis Prof. Dr. med. Karl Jürgen Oldhafer,Abt. Chirurgie, Asklepios Klinik, Hamburg-Barmbek (Coautoren: A. Kellersmann undC.-T. Germer, Würzburg)

„Ante situm Leberresektion für Tumore mit Infiltration desLebervenenkonfluens“

Edgar-Ungeheuer-Preis

Prof. Dr. med. Robert Grützmann undDr. med. Marius Distler, Klinik für Viszeral-,Thorax- und Gefäßchirurgie,Universitätsklinikum Dresden

„Transduodenale Papillenresektion“

Stipendium alsFortbildungshilfe

Dr. med. Leila Kolios, Abt. für plastischeund rekonstruktive Chirurgie, BG UnfallklinikLudwigshafen

Forschungsaufenthalt an der plastisch-chirurgischen Klinikdes Chang Gung Memorial Hospital Taipeh

Evangelos Sarantopoulos, Klinik für plastischeChirurgie, Klinikum rechts der Isar derLMU München

Forschungsaufenthalt am Massachusetts General Hospital

Stipendium derHerbert-Junghanns-Stiftung

PD Dr. med. Guido Woeste, Klinik fürAllgemein- und Viszeralchirurgie,Universitätsklinikum Frankfurt/Main

Forschungsaufenthalt in Rochester und Cleveland

Reisestipendiumzum Kongressdes ACS

PD Dr. med. Dr. Matthias Heuer,Klinik für Chirurgie, Klinikum Essen-Mitte

Forschungsaufenthalt in Boston und New York

Reisestipendiumzum JapanischenChirurgenkongress

PD Dr. med. Joachim Andrassy,Klinik und Poliklinik für Chirurgie,Klinikum Großhadern der LMU München

Stipendium fürserbische Chirurgenin Deutschland

Dr. med. Milica Nestrovic, Klinik fürAllgemeinchirurgie, Klinisches Zentrumder Universität Nis (Serbien)

Fortbildungsaufenthalt an der Abteilung ChirurgieKreisklinik Günzburg

Kongress

Chirurgie | Juli 2013 159

Am 1. Juli 2013 hat der neue Vorstand derDeutschen Gesellschaft für Chirurgie sei-ne Arbeit aufgenommen. Zum ersten Malin der mehr als 140-jährigen Geschichteder Fachgesellschaft gehört diesem Gre-mium eine Frau an: Die NeurochirurginProfessor Dr. med. Gabriele Schackert ausDresden wird im Jahr 2015 Präsidentinder DGCH. Schackert gilt als eine der aner-kannten Spezialisten für Schädelbasis-und Hirntumoren im Kindes- und Erwach-senenalter.

Geboren 1953 in Sinn/Lahn-Dillkreisstudierte Schackert Humanmedizin inHeidelberg. Sie legte 1977 ihr Staatsexa-men ab und erlangte ihre Approbationals Ärztin. Nach der Promotion zum „vas-kulären Neurom Feyrter-Reubi“ absolvier-te sie bis 1984 an den Universitäten Erlan-gen-Nürnberg und Heidelberg ihre Fach-arztausbildung für Neurochirurgie. Nochim selben Jahr wurde sie zur Oberärztinin der Klinik für Neurochirurgie der Uni-versität Heidelberg ernannt. Ein For-schungsstipendium führte sie von 1986bis 1988 an das Department of Cell Biolo-gy im M.D. Anderson Hospital and CancerCenter in Houston/Texas. 1990 habilitier-te sich die Mutter von zwei Söhnen mitdem Thema „Entwicklung eines hämato-genen Hirnmetastasenmodells in derMaus. Untersuchungen zur Biologie undTherapie zerebraler Metastasen im Tier-experiment“. Ein Jahr später erlangte siedie Venia legendi für das Fach Neurochi-rurgie. Im Jahr 1993 nahm Schackert denRuf auf die C4-Professur für Neurochirur-gie an der Technischen Universität Dres-den an. Seitdem leitet sie dort als Direkto-rin die Klinik und Poliklinik für Neurochi-rurgie mit 48 Normal-, 8 Intermediate Ca-re- und 6 Intensivbetten. In drei Opera-tionssälen nehmen Ärzte hier jährlichrund 2000 Operationen vor. Im Jahre1999 erhielt sie den Ruf auf die C4-Profes-sur für Neurochirurgie an der UniversitätHamburg Eppendorf. Sie entschied sichdamals, diesen Ruf nicht anzunehmenund in Dresden zu bleiben.

Zu den klinischen Schwerpunkten vonProfessor Schackert gehören Schädel-basischirurgie, Chirurgie von Tumorendes Gehirns und des Rückenmarks undkindliche Hirntumoren. Im Bereich Neu-roonkologie ist sie Expertin insbesonderefür Gliome und Metastasen. Gerade hierfordert sie „enge interdisziplinäre Zusam-menarbeit zwischen den verschiedenenFachrichtungen“, um für die Patientenweitere Fortschritte zu erzielen. In Dres-den baute sie deshalb ein molekularbiolo-gisches Labor auf, um die Gentherapie alsChance für Patienten mit Glioblastom zuerforschen und voranzubringen. Neuro-chirurgen, Chirurgen, Genetiker, Immu-nologen und Biologen bringen hier ihrWissen ein.

Schackert arbeitet außerdem an und mitneuartigen bildgebenden Verfahren zurDarstellung von Hirnfunktionen, Naviga-tionschirurgie und modernsten spektro-skopischen Gewebsanalysen. Im Jahr2004 eröffnete sie in Dresden ein Epilep-siechirurgisches Zentrum. Professor Scha-ckert ist und war aktives Mitglied undGutachterin in zahlreichen Gremien undKommissionen – etwa im wissenschaftli-chen Beirat der Bundesärztekammer undim Medizintechnischen Ausschuss desBundesministeriums für Bildung und For-schung. Seit 2002 sitzt die Ordinaria derHabilitationskommission der Medizini-schen Fakultät vor. Bis 2014 ist Schackert1. Vorsitzenden der Deutschen Gesell-schaft für Neurochirurgie (DGNC).

Mit der Wahl in den Vorstand der DGCHwird Professor Gabriele Schackert zurdritten Vizepräsidentin der Fachgesell-schaft und damit im Jahr 2015/2016DGCH-Präsidentin. Dem DGCH-Vorstandfür das Jahr 2013/2014 gehört neben Prä-sident Professor Dr. med. Joachim Jähneaus Hannover weiterhin Professor Dr.med. Karl-Walter Jauch aus München alserster Vizepräsident an. Zweiter Vizeprä-sident und damit Präsident für die Amts-periode 2014/2015 ist Professor Dr. med

Peter Vogt, ebenfalls aus Hannover. ZumVorstand gehört auch GeneralsekretärProfessor Dr. med. Dr. h. c. Hans-JoachimMeyer, Hannover. Schatzmeister bleibtProfessor Dr. med. Thomas Schiedeck ausLudwigsburg. Weitere Vorstandsmitglie-der sind Repräsentanten der zehn chirur-gischen Fachgesellschaften, die sich unterdem Dach der DGCH zusammengeschlos-sen haben.

Erste Frau im Vorstand:Neurochirurgin Gabriele Schackertwird 2015 Präsidentin der DGCH

Professor Dr. med. Gabriele Schackert.

Kongress

160 Chirurgie | Juli 2013

Rundgang durch die Industrieausstellung Festabend

130. Kongress: Kongressimpressionen

Stand von Aesculap.

Stand von Ethicon.

Stand von Covidien.

„Laudatio“ der „Blues Brothers“ auf den Präsidenten.

Stimmungsbarometer beim Gesellschaftsabend.

Der verdiente Dank durch den Präsidenten.

Kongress

Chirurgie | Juli 2013 161

Sehr geehrte, liebe Kolleginnenund Kollegen,

im Namen des Präsidiums der DeutschenGesellschaft für Chirurgie lade ich Sieganz herzlich zum 131. Kongress derDeutschen Gesellschaft für Chirurgie vom25. März bis 28. März 2014 nach Berlinein.

Kaum ist der sehr erfolgreiche und gelun-gene Kongress 2013, zu dem ich HerrnProfessor Jauch und seinem Team an die-ser Stelle im Namen aller Chirurginnenund Chirurgen mit einem herzlichen Dan-ke gratuliere, vorbei, wirft der Jahreskon-gress 2014 der Deutschen Gesellschaft fürChirurgie unter veränderten Vorzeichenseine Schatten voraus. Zwei wesentlicheNeuerungen kennzeichnen den Kongress:als erste medizinische Großveranstaltungfindet der Kongress im neu erbauten CityCube Berlin auf dem Messegelände amehemaligen Standort der alten Deutsch-landhalle statt. Wir alle dürfen uns aufeinen hochmodernen Veranstaltungsortfreuen, der architektonisch besonders istund an dem fast alle Sitzungen, Kurseund Workshops einschließlich der Indus-trieausstellung unter einem Dach veran-staltet werden. Bedingt durch die Attrak-tivität dieses neuen Gebäudes und auf-grund von logistischen Erfordernissenfindet der 131. Kongress darüber hinauserst- und einmalig bereits Ende März2014 statt. Ich bitte Sie daher bereits jetzt,sich diesen vorgezogenen Termin zu no-tieren.

Unter dem Kongressmotto „Chirurgiezwischen Faszination, Mut und Demut“möchten wir die vielfältigen Aspekte un-seres Fachgebiets über die verschiedenenchirurgischen Subspezialitäten hinausdarstellen. Zweifelsohne ist die Chirurgiehinsichtlich der chirurgisch-technischenBehandlungsmöglichkeiten ein unverän-dert faszinierendes Arbeitsfeld. ZurDurchführung der Eingriffe in komplexenund herausfordernden Situationen mitder Verschiebung unserer chirurgischenGrenzen gehört ebenso Mut wie zur kriti-schen Auseinandersetzung mit den politi-schen und ökonomischen Zwängen.Gleichzeitig haben wir aber auch zu ak-zeptieren, dass unserem Tun immer wie-

der Grenzen gesetzt werden. Die Aner-kennung dieser Grenzen des chirurgischMachbaren und die Demut gegenüberdem Patienten als Menschen in seinerSchöpfung gehören zu den herausragen-den Eigenschaften einer chirurgischenPersönlichkeit.

In diesem Kontext werden wie in derjüngsten Vergangenheit auch beim 131.Kongress Thementage stattfinden, an de-nen interdisziplinär über alle Fachgesell-schaften hinweg das Motto des Kongres-ses aufgegriffen wird. Der erste Kongress-tag wird sich schwerpunktmäßig mit derFaszination unseres Fachgebietes ausei-nandersetzen. Neben zahlreichen Tech-nik- und Videositzungen werden dieMöglichkeiten der zunehmenden Digitali-sierung Schwerpunkte dieses Tages sein.Darüber hinaus bilden die prophylakti-sche Chirurgie sowie die interprofessio-nelle Zusammenarbeit zwischen Chirur-gie und Pathologie wesentliche Themendieses Tages.

Der zweite Thementag am Mittwoch be-schäftigt sich schwerpunktmäßig mitdem Mut zur und dem Mut in der Chirur-gie. In interdisziplinären Sitzungen sollendie Grenzen der chirurgischen Möglich-keiten ausgelotet und der chirurgischeMut in Grenzsituationen betrachtet wer-den. Ferner werden wir uns mit den poli-tischen und ökonomischen Vorgaben un-seres Faches auseinandersetzen und unsintensiv dem Risiko- und Fehlermanage-ment widmen.

Der dritte Thementag am Donnerstag istder Demut gewidmet. Gerade in der Chi-rurgie schauen wir bevorzugt auf dieunmittelbar postoperativen Ergebnisse,ohne unsere eigenen Langzeitergebnissegenau zu kennen. Dies gilt nicht nur fürdie onkologische Chirurgie, sondern auchbeispielsweise für die Traumatologie undOrthopädie. Wir werden Erkenntnisseder evidenzbasierten Chirurgie und dervergleichenden Effektivitätsforschung so-wie die verstärkte Patientenorientierungim Gesundheitswesen aufgreifen. Ethi-sche und moralische Aufgabenstellungenunseres Berufs werden diesen Thementagabrunden.

Am letzten Kongresstag geht es um dasLeben mit Einschränkungen. Hier möch-ten wir die Ergebnisse zur Lebensqualitätnach chirurgischen Eingriffen diskutieren.Viele Patienten erfahren nach operativenEingriffen eine Einschränkung ihrer bis-herigen Lebensgewohnheiten. Gemein-sam mit unseren Partnern aus der Indus-trie möchten wir Wege aufzeigen, wie Pa-tienten durch Hilfsmittel ihre Lebensqua-lität stabilisieren oder verbessern können.

Unabhängig von den Thementagen wirdsich der Kongress mit der Chirurgie inden Zeiten des Internets unter den Stich-worten „internetbasiertes Lernen“ und„Open Access“ beschäftigen. Wird chirur-gisches Wissen zukünftig ein Allmende-gut, an dem alle teilhaben? Auch beim131. Kongress werden die chirurgischeForschung und die Versorgungsforschungnachdrücklich integriert. Spiegeln sich dieErgebnisse klinischer Studien auch in denErgebnissen der Versorgungsforschungwider? Themenbezogen sollen die Vorträ-ge zur chirurgischen Forschung in die ein-zelnen Sitzungen integriert werden, umeinen Bezug zwischen Grundlagenfor-schung einerseits und klinisch-chirurgi-scher Tätigkeit andererseits herzustellen.

Da eine professionelle Chirurgie nurdurch die enge Zusammenarbeit mit derPflege möglich ist, freue ich mich beson-ders auf die Sitzungen gemeinsam mitdem DBfK am Donnerstag und Freitag derKongresswoche. In diesen Sitzungen sol-len u.a. die zentrale Sterilgutaufberei-tung, ethische Konflikte und deren Lö-sung, weitere Spezialisierungen durchneue Berufe im OP sowie der Stellenwerteiner Pflegekammer als Garant für eineprofessionelle Pflege angesprochen wer-den.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

gemeinsam mit meinem Kongressteamfreue ich mich, wenn Sie sich aktiv an derGestaltung des Kongresses durch die An-meldung von Vorträgen, Videos und Pos-tern beteiligen. Unterstreichen Sie durchIhre möglichst zahlreiche Teilnahme amKongress auch nach außen die Bedeutungunseres Faches! Außerdem freuen wiruns, wenn Sie den Kongress bereits im

131. Kongress: Erste Einladung

Kongress

162 Chirurgie | Juli 2013

Vorfeld unter www.chirurgie2014.de undunter www.facebook.com/chirurgie2014besuchen – auch der Facebook-Auftritt isteine Neuerung dieses Kongresses, um ins-besondere unsere jungen Kolleginnenund Kollegen verstärkt auf den Kongresshinzuweisen und einzuladen. In diesemZusammenhang freue ich mich, für 200Studenten ein Kongressstipendium anbie-ten zu können, das die Teilnahme am ge-samten Kongress ermöglicht. Aus den bis-her mehr als 380 eingegangenen Bewer-bungen werden wir in den nächsten Mo-

naten die Stipendiatinnen und Stipendia-ten auswählen.

Unabhängig davon ist die pulsierendeWeltmetropole Berlin für Sie, ihre Partnerund Freunde sicher ein weiterer Anreizzum Kongressbesuch. Neben dem CityCube hat Berlin so viel zu bieten!

Das Präsidium der Deutschen Gesellschaftfür Chirurgie, mein Kongressteam und ich–wir alle möchten Sie ganz herzlich einla-den!

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. med. Joachim JähnePräsident 2013/2014Klinik für Allgemein- und ViszeralchirurgieDiakoniekrankenhaus HenriettenstiftungMarienstraße 72–9030171 Hannover

Ethik und Ökonomie in EinklangbringenInterview mit Prof. Joachim Jähne, Präsident der DGCH

Professor Dr. med. Joachim Jähne hat zum1. Juli die Präsidentschaft der DeutschenGesellschaft für Chirurgie übernommen.Er folgt damit Professor Dr. med. Karl-Walter Jauch nach, der in den letzten 12Monaten die Geschicke der Gesamtorgani-sation für die Chirurgie mit seinen The-men prägte. In einem aktuellen Interviewmit den Chirurgie Mitteilungen erläutertProfessor Jähne, was ihm in seiner Amts-zeit besonders wichtig ist.

Mitteilungen: Herr Professor Jähne, IhrVorgänger hat sich, zum Teil auch sehr kri-tisch, mit den Themen Transplantations-medizin, OP-Zahlen, leistungsbezogeneVerträge beschäftigt. Welchen Schwer-punktthemen wollen Sie sich in IhrerAmtszeit besonders widmen?

Prof. Jähne: Die von Ihnen angesproche-nen Themen werden uns auch in meinemPräsidentenjahr weiter beschäftigen. DieDGCH wird sich zukünftig dazu sachlich,informativ und zugleich kritisch äußern.Ein weiteres wichtiges Thema wird dieFrage sein, wie neue Medizinprodukteund andere mögliche Innovationen Ein-gang in die Patientenbehandlung finden.Nicht erst seit den Geschehnissen umBrustimplantate ist zu hinterfragen, obein CE-Siegel ausreichend ist, um die An-wendung von Implantaten am Menschenzu rechtfertigen. Möglicherweise sind

wie bei Medikamenten auch für neue Me-dizinprodukte klinische Studien notwen-dig, um ihre Vorteile im Vergleich zu bis-herigen Produkten zu zeigen. Wir stehenhier erst am Anfang unserer Überlegun-gen, und die DGCH wünscht sich einenkonstruktiven Dialog mit den Partnernaus der Industrie, der Politik undnatürlich auch den Patientenselbsthilfe-gruppen, um tragfähige Lösungen für dieZukunft zu schaffen. Klar ist, dass sich die

bisherige Praxis überlebt hat und neueLösungen gefunden werden müssen.

Mitteilungen: Warum ist Ihnen geradedieses Thema so wichtig?

Prof. Jähne: Patientensicherheit ist dashöchste Anliegen jedes Chirurgen. Und essind genau die Anforderungen an die Pa-tientensicherheit, die die genannten The-men relevant werden lassen. Unter allenUmständen sollte zukünftig vermiedenwerden, dass durch nicht hinreichend ab-gesicherte Medizinprodukte Patienteneinen Schaden erleiden. Das ist nicht nurim Interesse der Patienten, sondern ent-spricht auch unserem ureigenen ärztli-chen und chirurgischen Selbstverständ-nis. Um die Patientensicherheit weiter zuverbessern, braucht es jedoch nicht nurgute OP-Techniken und -Materialien, esbedarf auch der für die speziellen Anfor-derungen in einem Operationssaal geeig-neten Menschen. Daher gehört es fürmich – ähnlich wie in der Luftfahrt –auch zur Patientensicherheit, dass wir un-sere zukünftigen Mitarbeiter im OP trotzdes bestehenden Fachkräftemangels sehrsorgfältig auswählen. Dafür benötigenwir Assessment-Verfahren, mit denen ge-prüft wird, ob ein Arzt, eine Schwesteroder ein Pfleger überhaupt für die Arbeitim Operationssaal der oder die Geeigneteist.

Prof. Dr. med. Joachim Jähne

Kongress

Chirurgie | Juli 2013 163

Mitteilungen: Wir erleben zurzeit immerwieder öffentliche Diskussionen über dieRolle des Chirurgen und die Frage, ob zuviel operiert wird. Wie erleben Sie das alsein Chirurg, der täglich am OP-Tischsteht?

Prof. Jähne: Diese Diskussionen machenmich betroffen, weil sie eine unsererwichtigsten Aufgaben als Chirurg, die kri-tische Indikationsstellung, in ein schlech-tes Licht rücken. Ich bin der festen Über-zeugung, dass die weit überwiegendeZahl der deutschen Chirurgen in der Frageder Indikationsstellung behutsam vor-geht. Gleichzeitig müssen wir allerdingsfeststellen: Einerseits wird der Wettbe-werb zwischen den Kliniken gefordert,andererseits werden die durchaus kriti-schen Aspekte diesesWettbewerbs ausge-blendet. Die Bonus-Regelungen in vielenVerträgen sind da nur die Spitze des Eis-bergs. Solange sich die Politik scheut,Krankenhausstrukturen zu modifizierenund eher über die Wirtschaftlichkeit unddie finanzielle Ausstattung der Klinikeneine Bereinigung des Krankenhausmark-tes billigend in Kauf nimmt, solange wer-den wir mit möglicherweise steigendenInterventionszahlen konfrontiert werden.Die dazu notwendigen Diskussionen, dieauch innerhalb der DGCH intensiv geführtwerden, tragen hoffentlich dazu bei, eineVersachlichung in diesem Spannungsfeldherbeizuführen.

Mitteilungen: Das Typische dieser öffentli-chen Diskussionen ist häufig, dass sie miteinem wahren Kern beginnen, die ernst-

haften Fragen aber leider der medialenÜberspitzung zum Opfer fallen. Was kannundwird die DGCH tun, um hier das Bild inder Öffentlichkeit wieder zurechtzurü-cken?

Prof. Jähne: Der Weg zu einer realisti-schen Darstellung der Gegebenheitenführt nach Überzeugung der DGCH nurüber eine kritische und mit Zahlen beleg-bare Information, in die alle in der DGCHvereinten Fachgesellschaften und auchder BDC eingebunden sein müssen. Nurdadurch wird es möglich sein, die über-spitzte Berichterstattung zu relativieren.Dies ist eine nicht ganz leichte Aufgabe,da es sich um eine sehr brisante Angele-genheit handelt. Ich hoffe, dass uns diesgelingt.

Mitteilungen: Jenseits der öffentlichenDiskussionen – Sie sprachen es geradean: Es gibt im gesamten Gesundheitswe-sen ein Spannungsfeld zwischen Ethikund Ökonomie. Wo sehen Sie hier Hand-lungsbedarf?

Prof. Jähne: Zunächst einmal schließensich nach meiner Überzeugung Ethik undÖkonomie nicht aus. Die Finanzkrise hatverdeutlicht, dass unethisches Verhaltenin ökonomischen Fragen zu schwerenVerwerfungen führt, die unsere Staatenauf die nächsten Jahre hin belasten. In die-sem Kontext plädiere ich für eine sinnvol-le Verknüpfung von Ethik und Ökonomieauch in medizinischen Fragestellungen.Wenn wir uns ärztlich ethisch verhaltenund immer die Sicht des Patienten unter

dem Stichwort „Primum nil nocere“ ein-nehmen, halte ich den vermeintlichenKonflikt zwischen Ethik und Ökonomiefür lösbar. Mit anderen Worten: Wennwir Patienten leitliniengerecht unter indi-vidueller Beachtung der konkreten Pa-tientensituation und den individuellenVorstellungen des Patienten behandeln,bin ich überzeugt, dass eine hohe Behand-lungsqualität resultiert, die dann auchökonomisch sinnvoll ist. Dazu gehörender gewissenhafte Umgang mit den zurVerfügung gestellten Ressourcen und na-türlich wiederum die kritische Indikationzu eventuellen Behandlungsmaßnahmen.

Mitteilungen: Schaut man sich nicht zu-letzt diese Herausforderungen an, ist eswichtig, dass die Chirurgie ihre Kräftebündelt. Ein Thema, das innerhalb der Chi-rurgie und den chirurgischen Fachgesell-schaften seit Jahren diskutiert wird, istder Einheitsgedanke. Unter dem Dach derDGCH sind derzeit 10 chirurgische Fachge-sellschaften versammelt: Wie wollen Siedas Selbstverständnis der Gesamtchirur-gie unter dem DGCH-Dach stärken?

Prof. Jähne: Ein wesentliches Bestrebendes nächsten Jahres wird es sein, den be-gonnenen Weg zur „Einheit der Chirur-gie“ weiterzugehen. Die letzten Jahre ha-ben gezeigt, dass es intensiver Diskussio-nen und ein sorgfältiges Abwägen erfor-dert, um alle Interessen zu berücksichti-gen. Ein Präsidentenjahr ist viel zu kurz,um diese Aufgabe umfassend und ab-schließend zu erfüllen. Mir schwebt vor,dass wir in Analogie zu anderen Gemein-schaftsorganisationen den Clubgedankeneruieren: Einige gehen mit gemeinsamenZielen voran, um Synergien zu schaffen,während andere erst später dazu stoßen.Dadurch kann esmöglichwerden, die Ein-heit zu verwirklichen. Denken Sie nur andie EU: Bei allen gegenwärtigen Schwie-rigkeiten ist sie eine Erfolgsgeschichte,die uns Frieden seit vielen Jahrzehntenbeschert hat. Aber nicht alle machen z.B.bei der gemeinsamen Währung oderdem Schengen-Abkommen mit. Ähnli-ches kann ich mir auch für die DGCH unddie in ihr vereinten Fachgesellschaftenvorstellen.

Mitteilungen: Und welche Querschnitts-aufgaben seitens der DGCH halten Sie indiesem Zusammenhang für besonderswichtig?

Kongress

164 Chirurgie | Juli 2013

Prof. Jähne: Das sind die Aufgaben, die dieDGCH schon seit vielen Jahren mit stei-gender Intensität und auch Professionali-tät mit und für die chirurgischen Fächerbetreibt. Dazu gehören allem voran dieForschung und die Förderung von Innova-tionen. Eine wichtige Initiative ist in die-sem Zusammenhang unser Studienzen-trum in Heidelberg, in dem wir vor allemsolche Studien durchführen, die ein höhe-res Maß an Patientensicherheit möglichmachen. Erst mit Studien dieser Art lässtsich feststellen, ob Innovationen wirklicheinen Fortschritt darstellen oder ob dasNeue möglicherweise gar keine Verbesse-rung für den Patienten mit sich bringt. Ineinem zweiten Schritt kümmern wir unsseitens der DGCH intensiv um den Wis-senstransfer – insbesondere wenn es da-rum geht, neue Erkenntnisse mit den da-für notwendigen Fähigkeiten und wissen-schaftlichen Bewertungen in die Anwen-dung der Klinik zu transportieren. Des-halb engagieren wir uns nicht nur in derWeiterbildung, sondern auch in der konti-nuierlichen Fortbildung. Ein wichtigerBaustein ist hierbei natürlich der Chirur-genkongress, mit dem wir allen in derChirurgie Aktiven eine Plattform schaffen,sich auszutauschen, voneinander zu ler-nen und gemeinsam die richtigen Be-handlungswege zu diskutieren. Eine drit-te Säule, für die sich die DGCH starkmacht, ist die Öffentlichkeitsarbeit. Diesehaben wir in den letzten Jahren immerweiter ausgebaut und entwickelt. DerDGCH gelingt es regelmäßig, genau dieThemenmedial zu vermitteln, die das chi-rurgische Handeln ausmachen. Dazu ge-hört es natürlich auch, dass wir ab undan den Finger in die Wunde legen undselbstkritisch das eigene Handeln be-leuchten. Das ist wichtig, richtig und not-wendig, auch wenn die Medien damitnicht immer angemessen umgehen. Wirmüssen weiterhin die für die Gesamtchi-rurgie wichtigen Botschaften an die Poli-tik, aber auch an die Bevölkerung heran-tragen, damit die „Entscheider“ – wozuich auch unsere Patienten zähle – wissen,was unser Fach zu leisten vermag.

Mitteilungen: Immer wieder wird auchüber den mangelnden Nachwuchs – gera-de in den chirurgischen Fächern – geklagt.Worauf kommt es hierbei in der Zukunftvor allem an?

Prof. Jähne: Wir wissen heute sehr genau,was die nachwachsende Generation, ins-besondere die sog. Generation Y, von der

Arbeitswelt und damit auch vom Arbeitenim Krankenhaus erwartet: Familien-freundliche Strukturen sind mittelfristigunverzichtbar. Dazu zählen vor allemplanbare und flexiblere Arbeitszeiten.Wir müssen außerdem neue Weiterbil-dungskonzepte entwickeln, die sich eben-falls an denWerten dieser Generation ori-entieren. Es muss beispielsweise möglichsein, während der Weiterbildung eine Fa-milie zu gründen und Elternzeit zu neh-men. Das ist heute fast noch ein Ding derUnmöglichkeit, aber künftig muss auchWeiterbildung in Teilzeit stattfinden kön-nen. Das sind wir unseren jungen Ärztenschuldig, aber selbstverständlich auch un-seren Patienten, damit sie künftig voneiner ausreichenden Zahl gut ausgebilde-ter Chirurgen versorgt werden.

Mitteilungen: In Ihre Amtszeit fällt auchdie Novellierung der Musterweiterbil-dung – zumindest die Diskussionen darü-ber. Wie muss aus Ihrer Sicht eine verbes-serte Weiterbildung gerade in der Chirur-gie aussehen?

Prof. Jähne: Das erste, was wir benötigen,sind realistische OP-Kataloge. Es bringtnichts, beispielsweise Anforderungen anOP-Zahlen zu stellen, die kaum einerwährend der Weiterbildung erfüllenkann. Wir müssen künftig sicher sein,dass die in der Weiterbildung gefordertenFähigkeiten und Fertigkeiten tatsächlichauch erworben werden können. Dahersollten wir auch Verbundlösungen zwi-schen Kliniken anstreben, um voneinan-der zu profitieren. Wichtig ist in diesemZusammenhang auch die Etablierung vonTrainingsmodellen, durch die Teile deroperativen Ausbildung zunächst am Mo-dell erlernt werden, bevor der junge As-sistent/die junge Assistentin unter fach-ärztlicher Anleitung den Eingriff erstmalsam Patienten durchführt. Die Simulationin Skill-Laps wird zukünftig ein entschei-dender Baustein einer zeitgerechten Wei-terbildung sein. Die Entwicklung der elek-tronischen Medien kommt uns bei demAnliegen einer modernen Weiterbildungsehr entgegen: Durch die Möglichkeitendes webbasierten Lernens wird der Wei-terzubildende unabhängiger von der Kli-nik. Denn er kann sich zu jeder Zeit, an je-dem beliebigen Ort um seine Weiterbil-dung kümmern.

Mitteilungen: Welche Rolle übernimmthierbei die DGCH als Dach aller chirurgi-schen Fachgesellschaften?

Prof. Jähne: Wir verstehen uns hier alsModerator und gemeinsammit den ande-ren chirurgischen Fachgesellschaften alsGestalter. Für die Bundesärztekammer istes wichtig, in der DGCH einen festen An-sprechpartner zu haben, mit dem sieeinen intensiven Gedankenaustausch be-züglich der Weiterbildung in der Chirur-gie pflegen kann. Nur so lassen sich dannauch realistische und mehrheitsfähigeVorschläge entwickeln und am Ende um-setzen.

Mitteilungen: Die DGCH ist vor allem einewissenschaftliche Fachgesellschaft, diesich zunehmend auch mit politischen Ge-gebenheiten auseinandersetzen muss.Gerade angesichts des demografischenWandels, des medizinischen Fortschrittsund des wachsenden Kostendrucks wer-den die Fragen, welche Operationen fürwen wann die richtigen sind und wie sichKomplikationen vermeiden lassen, immerdrängender. In welchen Bereichen müs-sen Ihrer Meinung nach besondere For-schungsanstrengungen unternommenwerden?

Prof. Jähne: Ich verspreche mir hier vielvon der individualisierten Medizin –einem Gebiet, auf dem es bereits hochin-teressante Ansätze gibt, auf dem aberauch noch sehr viel Forschung notwendigist. Wir wissen heute schon sehr viel ge-nauer, welche Therapie bei welchem Pa-tienten sinnvoll ist und welche nicht. ImRahmen dieser Entwicklung werden dieunterschiedlichen Fächer – insbesondereChirurgie und Innere Medizin – deutlichenger zusammenarbeiten. Eine ganzheit-liche Sicht auf den Patienten wird meinesErachtens immer wichtiger. Zur indivi-dualisierten Medizin gehört es für michauch, bei der Indikationsstellung sehr ge-

Kongress

Chirurgie | Juli 2013 165

nau die momentane Lebenssituation desPatienten, seine Lebensqualität und dieErwartungen daran zu berücksichtigen.Durch zunehmende Erkenntnisse aus derVersorgungsforschung lassen sich solcheindividuellen Bewertungen zukünftigdann wissenschaftlich abgesichert nochgenauer einordnen. Wichtig wäre es au-ßerdem, ein konsequentes Risikomanage-ment systematisch, klinik- und fachüber-greifend zu initiieren, um daraus die not-wendigen Impulse für Forschung, Innova-tion und kontinuierliche Verbesserungenzu bekommen.

Mitteilungen: Und nun doch noch einmalzurück zur Politik: In wenigen Wochen istBundestagswahl. Was wünschen Sie sichvon einer neuen Bundesregierung? Waskönnte diese anders oder künftig bessermachen, um die Chirurgie im Interesseder Patienten zu stärken?

Prof. Jähne: Grundsätzlich war die bishe-rige Gesundheitspolitik der jetzigen Bun-desregierung nicht schlecht und auch dasWissen der Politiker um Fragen der Ge-sundheit und die Herausforderungen derZukunft ist – über alle Fraktionen hinweg

– durchaus hoch.Wünschenswert wäre inder nächsten Legislaturperiode eine bun-desweite Angleichung der Landesbasis-Fallwerte, damit wirklich eine gleiche Er-lössituation für alle Krankenhäuser be-steht. Ferner wäre wünschenswert, fürUniversitätskliniken und Maximalversor-ger auskömmliche finanzielle Regelungenzu finden, die der Bedeutung dieser Ein-richtungen für die Patientenversorgunggerade in der Spezialisierung auf komple-xe Krankheitsbilder widerspiegelt. Politiksollte auch die Entwicklung von zertifi-zierten Behandlungszentren sowie ande-re sinnvolle Maßnahmen zur Qualitätssi-cherung in unserem Gesundheitssystemstärker unterstützen. Dazu könnte esauch gehören, die Etablierung von ein-heitlichen Risikomanagementsystemenzu fördern. Das heißt: Genau die Dingezu unterstützen, die unseren Patientenunmittelbar zugutekommen.Die größte Herausforderung für uns alle –die gesamte Gesellschaft und damit allenvoran die Politik – ist der demografischeWandel: Politik muss die Rahmenbedin-gungen im Gesundheitswesen so verän-dern, dass sie einer zunehmend alterndenPatientenpopulation gerecht werden. Das

fängt beim medizinischen Nachwuchs an,der ausreichend vorhanden und sehr gutausgebildet sein muss. Hier wäre es wich-tig, Finanzierungskonzepte für dieWeiter-bildung von jungen Fachärzten zu haben.Wir brauchen aber auch eine öffentlicheDiskussion darüber, was Gesundheit je-dem einzelnen Bürger künftig wert ist.Beitragsstabilität kann kein legitimes An-liegen einer rationalen Gesundheitspoli-tik sein. Politik sollte auch nicht weiterdarüber nachdenken, wie mehr Geld indas System gebracht werden kann. Dennwir haben keine Kostenexplosion, son-dern eine Einnahmenimplosion, da sichder GKV-Beitrag an der seit Jahren nahezuunveränderten Grundlohnsumme orien-tiert. Im Grunde haben wir genügendGeld im System – denken Sie nur an densog. zweiten und dritten Gesundheits-markt. Entscheidend wird sein, wie dasGeld vernünftig eingesetzt wird, damitwir unser quantitativ und qualitativ leis-tungsfähiges Gesundheitswesen zu-kunftsfest gestalten. Hier bieten sich dieDGCH und die in ihr vereinigten Fachge-sellschaften als Gesprächspartner für diePolitik bzw. die Selbstverwaltungsorganeförmlich an.

Kongress

166 Chirurgie | Juli 2013

Ökonomische Maßstäbe in der Medizin

Wir leben in einer Zeit, in der die Politikselbst nicht die Verantwortung überneh-men möchte für die Frage, wo ein Kran-kenhaus stehen soll und wo nicht. Für diePolitik ist es das Einfachste, die Frage nachder Notwendigkeit von Krankenhäusernunbeantwortet zu lassen und es stattdes-sen demMarkt zu überlassen, wowelchesKrankenhaus übrig bleibt oder nicht. Aufdiese Weise werden rein ökonomischeParameter ausschlaggebend, und so istder Politiker entlastet, weil eine Schlie-ßung eines Krankenhauses eben dann„selbst verschuldet“ ist. Diese politischeZurückhaltung aber ist gefährlich, weilauf diese Weise die Krankenhäuser ein-fach ihrem ökonomischen Schicksal über-lassen werden und sie alle um ihre Zu-kunft bangen müssen, wenn sie nichtschwarze Zahlen schreiben. Natürlich istes notwendig, dass Krankenhäuser wirt-schaftlich arbeiten, aber die Güte einesHauses darf sich nicht allein an wirt-schaftlichen Parametern festmachen, son-dern an der medizinischen Qualität derBehandlung und der Sorge. Heute aberwird das Schreiben schwarzer Zahlenzum neuen Qualitätsmerkmal der Kran-kenhäuser, und nicht etwa die gute Ver-sorgung von Patienten. Wenn somit dieganze Existenz des Krankenhauses alleinvom Schreiben schwarzer Zahlen ab-hängt, dann wird klar, dass das Diktat derEinsparung, das Diktat der schnellenDurchschleusung von Patienten, das Dik-tat der Beschränkung auf das Formale im-mer mehr zum leitenden Paradigmawird.Wir haben also eine Situation, in der reinformal die Medizin zwar alles Notwendi-ge zur Verfügung stellt, aber in der kon-kreten Ausgestaltung des Notwendigenwird die Medizin immer mehr dazu ange-halten, eine subtile Unterversorgung inKauf zu nehmen, weil es letzten Endes

die Bilanzen sind, die über dieWeiterexis-tenz des Hauses entscheiden.

Effizienz und Effektivität alsEntscheidungskriterien

Als Einstieg in diese Thematik möchte ichdie Aussage eines Assistenzarztes in derChirurgie zitieren, der in einer Interview-studie Folgendes zu Protokoll gegebenhat: „Das Problem, was ich sehe, ist nichtso, dass ich jetzt sage, wir machen eineKatastrophenmedizin, und wir macheneine schlechte Medizin, wir operieren dieLeute nicht richtig, oder wir haben dafürkeine Ressourcen. Das ist es nicht! Aberes ist eben so, dass ich bei der Aufnahmemir überlegen muss:…Wowird die mitt-lere Verweildauer für Herrn Meyer lie-gen? Oder ich bekomme jemanden, woich im Prinzip sagen muss, der ist kosten-mäßig schon, nehmen wir das böse Wort,verbrannt‘, da ist so viel an Diagnostik ge-laufen, dass man den eigentlich ökono-misch gar nicht mehr operieren kann.Dann hat man natürlich nicht viel Spiel-raum.“ (Klinke 2008, S. 207f.) – An diesemZitat ist klar zu erkennen, wie subtil sichein neues Denken einschleicht, das ebendie Behandlung von Patienten unter neu-en Kategorien erscheinen lässt, dass nichtmehr allein der Bedarf des Patienten re-flektiert wird, sondern dieser Bedarf im-mer in Abgleich gebracht wird mit demRessourcenverbrauch und der Rentabilitätder Diagnose. Das ist die leise Form derUnterminierung rein ärztlicher Entschei-dungskategorien durch betriebswirt-schaftliches Denken. Vor allem dort, woteure Diagnostiken und Therapien anste-hen, hat der Unternehmer, also die Kran-kenhausleitung und die Kostenträger einbesonderes Interesse daran, diese Ausga-ben zu kontrollieren, sie so zu managen,dass sie steuerbar erscheinen, um keinemVerlustrisiko aufzusitzen. Das Manage-

ment hat die Aufgabe, diese Kontrolleund Vorhersagbarkeit zu realisieren. AberManagement ist nichts anderes als eineBürokratie, die eine ökonomisch-rationa-le Herrschaft erzeugt. Durch das Manage-ment dominieren die Funktionserforder-nisse und es wird die Kreativität erstickt,es wird die Rolle des Arztes als individuelldienende Person unterminiert. Aus derSicht des Unternehmens ist das natürlichvernünftig, hier zu steuern.

Ärzte im Zielkonflikt

Aber wenn diese Logik des Unternehmenssehr wirkmächtig wird, dann gerät dieseLogik in ein Spannungsfeld mit der ärzt-lichen Logik. Der Arzt hat ja die Aufgabe,für seinen Patienten undmit ihm die best-mögliche Behandlung auszuwählen; ihmgeht es um das beste Resultat für denPatienten. Hierbei ist der Arzt selbst-verständlich angehalten, jedwede Ver-schwendung zu vermeiden, also dort kos-tengünstiger zu behandeln, wo damit dergleiche Effekt evoziert wird wie mit auf-wendig teuren Verfahren. Wenn aber dasEinsparen dazu führte, dass die Versor-gung des Patienten Einschnitte erführe,dann bereitet so eine Entscheidung demArzt vom Prinzip her Bauchschmerzen;er bekommt ein schlechtes Gewissen,weil er als Arzt sich primär als Verant-wortlicher für das Wohl der Patientenverstehen möchte und nicht primär alsVerantwortlicher für die ausgeglicheneBilanz. In der gegenwärtigen Situationder Krankenhäuser aber nimmt der Druckauf die Ärzte so zu, dass sie täglich spüren,ihrem eigentlichen Ziel, Anwalt des Pa-tientenwohls zu sein, nicht mehr gerechtwerden können. Sie haben oft, so wird ih-nen suggeriert, gar keine Wahl. Sie müs-sen dafür sorgen, dass die Bilanzen stim-men, weil sie ansonsten um die Zukunftdes Hauses bangen müssen. Und wenn

Über die Umprogrammierung derinneren Identität der Ärzte durch dieÖkonomie1Auch vor der Medizin macht die Ökonomisierung keinen Halt. Sparzwänge und Haushaltsdefizite habenernste Konsequenzen für die Rolle des Arztes und seine Beziehung zum Patienten

Das aktuelle Thema

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den Ärzten dieses Szenario oft genug aus-gemalt wird, dann beugen sie sich undhandeln so wie es die Unternehmensfüh-rung erwartet. Das System funktioniertaber ganz ohne Druck. Das ist das Gefähr-liche daran. Die Krankenkassen und dieKrankenhausleitungen, sie machen keineklaren Vorgaben, aber durch die Abtei-lungsbudgets und durch die Transparenzder Erlösewerden die einzelnen Abteilun-gen automatisch und subschwellig unterDruck gesetzt (Braun et al. 2009, S. 236).Man erpresst sie sozusagen, sagt aber,dass letztendlich die Ärzte selbst ent-scheiden sollen. Es ist also eine vorgegau-kelte ärztliche Freiheit, die sukzessivedurch die Rahmenbedingungen ausge-höhlt wird, ohne dies aber zuzugeben.Man tut so, als würde jeder Arzt doch ei-genverantwortlich entscheiden, aber ih-nen bleibt durch das Korsett oft keine an-dere Wahl. Mehr noch: das Präsenthaltender ökonomischen Ziffernwird sukzessiveso zur Selbstverständlichkeit, dass dieÄrzte es gar nicht mehr merken, dass siedurch das System innerlich sozusagenumgepolt worden sind. Das ist vielleichtdie folgenschwerste Veränderung durchdie Ökonomisierung, dass die Ärzte sichinnerlich verändern und Zug um Zug dieeigentlich fremde Logik der Ökonomie zuihrer eigenen Logik machen. Ganz ohneäußere Verordnung übernehmen die Ärz-te die ökonomische Logik und werden aufdiese Weise von der Ökonomie innerlichgekapert. Die Ärzte werden gekapert,weil sie vorher durch die strukturellenEntscheidungen und die neuen Machtver-hältnisse in die Situation einer strukturel-len Entmündigung gebracht worden sind.

Ökonomie in der Medizin –ein Dilemma?

Nun muss man ja zunächst konstatieren,dass das Ziel der Unternehmensführung,den Fortbestand des Krankenhausesdurch ein gutes Wirtschaften zu sichern,ein hehres Ziel ist, und viele Häuser, diezunächst darum bangen müssen, ggf. ver-kauft oder gar aufgelöst zu werden, siesind ja den neuen Krankenhausleitungen,ihren Geschäftsführern überaus dankbar,wenn sie mit ihrem Sachverstand dasHaus aus den roten Zahlen führen. DieserSachverstand ist für viele Häuser die letz-te Rettung. Daher kann es nicht darum ge-hen, das ökonomische Denken zu verteu-feln. Das ökonomische Denken ist eineNotwendigkeit und auch im Interesse derBeitragszahler. Aber man muss sich darü-

ber im Klaren sein, dass das ökonomischeDenken einer ihm eigenen Logik folgt unddass die Logik der Ökonomie in einenKonflikt geraten kann mit der Logik derMedizin. Oder sagen wir so: in der kon-kreten Ausgestaltung erweist sich geradeam Krankenbett die Logik der Ökonomieals eine der Medizin fremde Logik, weildie Medizin eben nicht Ökonomie ist, son-dern eine soziale Praxis, und weil die Me-dizin es nicht mit Käufern zu tun hat, son-dern mit hilfsbedürftigen Menschen, dienichts kaufen wollen und die sich nichtsaussuchen wollen, sondern die händerin-gend nach einem Menschen suchen, dersie aus ihrer krankheitsbedingten Kriseherausführt. Das heißt also, dass die Logikder Ökonomie sich vor allem dort ausbrei-ten kann, wo es um die Optimierung derProzesse geht, dort wo es um den günsti-gen Einkauf geht, dort eben, wo die Arzt-Patient-Beziehung oder auch die Pflege-Patient-Beziehung nicht das Entscheiden-de ist. Je patientennäher aber der Bereichist, auf den die Ökonomie Einfluss nimmt,desto größer wird die Gefahr der Kollisionzweier verschiedener Logiken, die danneben in einen Wettstreit geraten undDilemmasituationen herbeiführen, diefür die Vertreter einer medizinischen Lo-gik, einer Fürsorgelogik dann zu Gewis-sensproblemen führen. Je mehr also dasfür sich genommen notwendige ökono-mische Denken auch dort als das ent-scheidende Denken sich breit macht, woeigentlich ein anderes Denken naturge-mäß seinen Raum beanspruchte, destomehr entfremdet sich die Medizin von ih-rem eigentlichen Ziel. Und desto mehrwird die Medizin dazu verleitet, sichnach Kriterien zu orientieren, die sie alsMedizin und damit als Anwältin des Pa-tienten sonst nicht wählen würde. Wieaber sieht diese Gefährdung der medizini-schen Logik nun konkret aus? Wie mani-festiert sich diese Kollision von ökonomi-scher Rationalität und ärztlich-fürsorgen-der Identität?

1. Aufnahme: Kategorisierung derPatienten nach ökonomischen Kriterien

Wie wir bereits am ersten Zitat des Assis-tenzarztes gesehen haben, besteht unterdem Einfluss der DRG-Abrechnung dieTendenz, Patienten in ökonomische Kate-gorien aufzuteilen. Sowird heute den Ärz-ten subschwellig beigebracht, bei jedemPatienten stets mitzureflektieren, welcheBilanz er verspricht. Eine schlechte Bilanzversprechen vor allem chronisch Kranke,

Patienten mit Mehrfacherkrankungen,Patienten mit Komplikationsrisiken, Pa-tienten mit hohem Versorgungsaufwand.Zu den unbeliebten gehören nicht nurdiese oft alten und schwer kranken Pa-tienten, sondern auch die Patienten mitunklarer Diagnose. Solche Patienten ver-sucht man eher zu meiden, weil sie eineunkalkulierbare Verweildauer und einenoffenen Ausgang haben. Der Patient alsoin Not, er wird nicht mehr ausschließlichaus der Perspektive betrachtet, was seineNot erfordert, sondern zusätzlich und da-mit auch manchmal konkurrierend auchaus der Perspektive, welche Bilanz er ver-spricht. Auf diese Weise kehrt sich aberdie ärztliche Logik um. Eine Medizin hates mit schwachen Patienten zu tun, unddeswegen ist die Antwort der Medizinauf diese Schwachheit die Selbstverständ-lichkeit der Hilfe, der Unterstützung, letz-ten Endes des professionellen Ausgleichsdieser Not. Wenn aber der Patient nun inder ökonomischen Logik unter dem Blick-winkel betrachtet wird, welche Bilanz erverspricht, dann ist das eine komplett an-dere Logik, denn diese sucht nicht primärnach dem Ausgleich der Not, sondern be-nutzt die Not dazu, um gute Zahlen damitzu machen. Das heißt ja nicht weniger, alsdass der Patient, der nur noch so gesehenwird, im Grunde benutzt wird zur Steige-rung der Bilanzen. In letzter Konsequenzbedeutet das, dass ab dem Moment, wodie ökonomische Logik allein herrschte,der Patient komplett funktionalisiert, jain gewisser Weise gar verwertet werdenwürde. Subtil also schleicht sich im Zeit-alter der wirtschaftlichen Bedrohung allerHäuser sukzessive ein Denken ein, das amEnde die medizinische Logik auf den Kopfstellt. Denn nach der medizinischen Logikist der Arzt für den Patienten da und nichtder Patient für die Bilanz.

Diese Umorientierung des Denkens voll-zieht sich aber so subtil, dass sie eben nurwenig „stört“, weil sie fast unbemerktbleibt, sich eben „nur“ in den Köpfen, imBewusstsein abspielt. Hinzu kommt, dassökonomisch motivierte Entscheidungennicht kenntlich gemacht werden. Statt-dessen werden dort, wo ökonomischeKriterien eine Rolle bei der Entscheidungspielen, vielmehr medizinische Gründevorgegeben. Die ökonomisch motivierteEntscheidung erfolgt also verdeckt, wo-durch eine leise Form der subtilen Täu-schung des Patienten vorgenommenwird.Ein Chefarzt bringt in einer Interviewstu-die Folgendes zu Protokoll: „Ja, man darf

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sagen, dass ich zu einer Art von Medizi-nalbeamten gemacht worden bin, unddass ich gezwungen bin, Punktlandungzu machen und letztendlich unter einerbestimmten Form der Beugung medizini-scher Sachverhalte, und unter Inkaufnah-me von dem, was man so als medizini-sches Unrecht bezeichnen darf. Also ichmuss mir überlegen, ob ich nicht dochmit– in Anführungsstrichen – fadenschei-nigen ‚medizinischen‘ Überlegungen be-stimmte Patienten ablehne, was man nurals wirklich tief Eingeweihter mitbe-kommt, einer bestimmten Form von Ra-tionierung entspricht und nicht mehr nurauf Grund von reinen, glasharten, medizi-nischen Kriterien ausgesprochen wird.“(Simon 2001, S. 82)

An dieser Aussage lässt sich unschwer einEindringen ökonomischen Denkens in dasärztliche Entscheiden feststellen, und eswird deutlich, dass diese Gewichtungökonomischer Kriterien dem Arzt Gewis-sensbisse bereitet und dass der Arzt hierim Grunde nur contre coeur handelt; erbeugt sich einer fremden Logik, weil erdas Gefühl hat, es sich nicht leisten zukönnen, eine Entscheidung gegen dieökonomische Rationalität zu fällen. Undviele Befragungen zeigen, dass die Ärztedeswegen so handeln, weil ihnen auchsuggeriert wird, dass, wenn die Zahlennicht stimmen, die Existenz des Klini-kums auf Dauer gefährdet sei. Durch denHinweis auf die Abhängigkeit der Existenzdes Hauses von den eigenen medizini-schen Entscheidungen werden die Ärztein gewisser Weise erpresst. All dies führtdazu, dass eine Verschiebung stattfindet,in der medizinisch motivierte Entschei-dungen durch ökonomisch motivierteEntscheidungen ersetzt werden. Geradebei der Aufnahme zeigt sich das, weilman aus Geldgründen dazu neigt, lieberrelativ gesunde Patienten aufzunehmenund zugleich bei kränkeren Menschenmit hohem Versorgungsaufwand einenDruck auszuüben, dass sie schnellstmög-lich entlassen oder verlegt werden. Derkranke Mensch wird hier erstmals nichtprimär als Auftrag gesehen, hier zu inves-tieren, sondern je kränker der Mensch,desto mehr wird er als Gefahr gesehen,als mögliche Bedrohung der Bilanzen.

2. Diagnostik: Parallelität von Über-und Unterdiagnostik

Nicht nur die Aufnahmeentscheidungen,sondern auch die diagnostischen Ent-

scheidungen unterliegen einer subtilenVeränderung. So kann man eine Paralleli-tät von diagnostischer Unter- und Über-versorgung feststellen (Braun et al. S.196). Während viele befragte Ärzte ange-ben, dass bei Privatversicherten tenden-ziell eine Überdiagnostik stattfinde, ver-weisen sie zugleich darauf, dass bei DRG-relevanten Patienten eine Tendenz zurUnterdiagnostik besteht. Die Unterdiag-nostik erfolgt aber nicht in der Art, dassman einfach eine notwendige Diagnostiknicht macht. Man geht vielmehr dazuüber, Befunde nicht nochmal zu überprü-fen und sichert sich bei Entscheidungennicht in dem Maße diagnostisch ab wiedas früher der Fall war. Ein Oberarzt hatdas wie folgt zu Protokoll gegeben:„Wenn Sie 5-mal von Ihrem Chef gesagtbekommen, wir machen zu viele CTs,dann machen Sie beim nächsten Zugangkeinen CT mehr“ (zit. in Braun et al. S.196). Man gibt sich oft mit weniger Diag-nostik zufrieden und konzentriert sichdabei oft auf konservative Untersu-chungsmethoden. Gerade wenn es umteuere Diagnostik geht, neigt man dazu,auf diese zu verzichten, was gerade fürjunge Ärzte eine Belastung darstellt. Ins-gesamt lässt sich sagen, dass die Abrech-nung nach DRGs am Ende schnelle Ent-scheidungen begünstigt. Eine weitereStrategie, teuere Diagnostik zu sparen, be-steht darin, diese auf den ambulanten Be-reich abzuwälzen. Man geht also dazuüber, mehr prästationäre Diagnostik vor-zunehmen, dies einerseits, um Ressour-cen zu sparen, andererseits, um die Ver-weildauer niedrig zu halten.

Noch eine weitere Auswirkung der DRGsbezogen auf die Diagnostik ist feststellbar.Da nur eine Diagnose abgerechnet wer-den kann, neigt man dazu, sich diagnos-tisch auf die Hauptdiagnose zu konzen-trieren, und man nimmt eine weitgehen-de Ausblendung der weiteren Krankhei-ten in Kauf. Ein Oberarzt der Inneren Me-dizin hat das wie folgt ausgedrückt: – „Derhat Zucker und sonst was, und was derPatient alles noch hat, interessiert unsnicht. Wir machen jetzt das, weswegener hierher kommt, und dann soll den Restmal der Hausarzt machen“ (zit. in Braunet al. S. 207). Insgesamt führt das zueinem Verlust der Ganzheitlichkeit, undoft werden Zusammenhänge nicht er-kannt, weil der Patient als ganzer Menschnicht mehr in den Blick kommt. Ein Assis-tenzarzt bringt das wie folgt auf denPunkt „Wir müssen nur die Diagnose gu-

cken, warum der Patient da ist, und alleswas daneben steht, das spielt keine Rolle,und dawird der Patient als Krankheitsbildweiterbehandelt, leider, nicht als eine Per-son…“ (zit. in Braun et al. S. 198).

3. Therapie: Fraktionierung undZiffer im Kopf

Die Tatsache, dass nur eine DRG alsHauptdiagnose abgerechnet werdenkann, hat auch auf die Therapie Auswir-kungen. Das führt nämlich zu einer Frag-mentierung der Behandlungen. Aus reinökonomischer Sicht lohnt es sich für dasHaus nicht mehr, verschiedene Krankhei-ten gleichzeitig zu behandeln. Das führtzu einer Zerstückelung der Behandlun-gen. Statt einer längeren Aufenthaltsdau-er wird der Patient entlassen und wiederaufgenommen; er muss dann mehrerekürzere Aufenthalte in Kauf nehmen. Da-rüber hinaus besteht ein Anreiz, dass imZweifelsfall die Ärzte die Behandlungsme-thode wählen, die dem Krankenhaus ammeisten Geld bringt. In einer Interview-studie hat ein Assistenzarzt wie folgt aus-gedrückt: „Wir haben auch die Ziffer imKopf, und dann sagt man, okay, anstattdas zu machen, machen wir das andere,denn das wird im DRG-System ja viel bes-ser belohnt.“ (zit. in Braun et al. S. 195)

4. Entlassung: Kein sanftesHinausbegleiten

Zunächst einmal zeigen die Studien, dassdie Ärzte sich bei den Entlassungen nichtprimär an das DRG-System halten, son-dern daran, was medizinisch sinnvoll istund auf diese Weise sie eben schon Rück-sicht nehmen auf das Patientenwohl. Diegefürchteten blutigen Entlassungen, dasist nicht die primäre Folge, weil Ärzte Ver-antwortung übernehmen und keinen Pa-tienten entlassen, von dem sie wissen,dass der Behandlungserfolg gefährdet ist.So entscheiden Ärzte nicht; das belegendie empirischen Befunde (Braun et al.2009, S. 218f.). Aber es verändert sichdennoch viel bei der Entlassung, und diesauch auf Kosten des Patienten, nur vielsubtiler. Ein Beispiel ist die Pflege; so ver-weisen viele Pflegende und Ärzte in denverschiedenen Befragungen darauf, dassz.B. die mobilisierende Pflege aus Zeit-gründen oft nicht mehr geleistet wird,was im Grunde eine Herabsenkung desVersorgungsniveaus der Patienten bedeu-tet (Braun et al. 2009, S. 235).

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Ein folgenschwerer Effekt der DRG-Ein-führung liegt darin, dass die Betreuung,die Anweisung der Angehörigen wenigerintensiv erfolgt. Viele Kommentare bele-gen, dass Ärzte und auch Pflegende sichimmer weniger Zeit nehmen können, diePatienten durch zwischenmenschlicheGespräche so auf die Entlassung vorzube-reiten, dass der Übergang in den ambu-lanten Bereich auch reibungslos verläuft.Es sind dann die schwachen Patienten,die alten, die Pflegebedürftigen, die hierzu kurz kommen, weil sie mehr Erklärun-gen brauchen als der formalisierte Zeit-takt zulässt. Gerade bei der Entlassungzeigt sich dieses Manko; so fühlen sichheute sehr viele Patienten schlecht aufihre Entlassung vorbereitet, weil mansich nicht genügend Zeit dafür nehmenkann, ihnen Hilfestellungen zu geben undRatschläge (Braun et al. 2009, S. 228ff.).Der Arzt, der Ratschläge gibt, der den Pa-tienten sozusagen hinausbegleitet ausdem Krankenhaus, damit er zu Hause gutweiterleben kann, dieser Arzt wird zu-nehmend abgeschafft. – Genau diese undähnliche Situationen aber bereiten geradevielen Ärzten zunehmend Bauchschmer-zen, und viele Studien belegen, dass sehrviele Ärzte in diesem System immer wie-der ein schlechtes Gewissen bekommen,weil sie das Gefühl haben, ihrer ärztlichenAufgabe nicht richtig gerecht gewordenzu sein (Braun et al. 2009, S. 161).

5. Patientenkontakt: Handwerklich-technische Qualität vor Beziehungs-qualität

Die Ökonomisierung der Medizin, wie siedurch die DRG-Einführung zur Geltunggebracht wird, bringt einen Trend zur Re-duzierung der Personalkosten mit sichund damit unweigerlich eine starke Ar-beitsverdichtung für alle Beschäftigten.Eine Arbeitsverdichtung, die auch da-durch begründet ist, dass administrativeAufgaben in Form der DRG-Codierungund der Bürokratie der Qualitätssiche-rung zusätzlich dem Arzt aufgebürdetwerden ohne dass er an anderer StelleEntlastung fände. Durch diese Verdich-tung der Arbeit laufen die patientenbezo-genen Arbeiten, die Gesprächemit Patien-ten immer mehr in den Zeiten, in denendie Ärzte ihr Arbeitspensum erledigt ha-ben, und dies eben oft genug außerhalbder eigentlichen Arbeitszeit. Sowird deut-lich, dass in der modernen Medizin nichtdadurch gespart wird, dass Patienten not-wendige Behandlungen nicht bekommen,

sondern es wird dadurch gespart, dassman angehalten wird, sich auf das Hand-werklich-technische zu beschränken undalles andere für weniger wichtig zu hal-ten. Das ist die neue Wertehierarchie, diesukzessive etabliert wird durch die Über-macht betriebswirtschaftlichen Denkens,was nichts anderes ist als eine betriebs-wirtschaftliche Überformung der Medi-zin. Sukzessive und ohne das explizit ge-macht zu haben, wird die psychosozialeBetreuung des Patienten Zug um Zug zu-rückgefahren, aber in einer so subtilenForm, dass das zunächst kaum auffällt.Das heißt also, dass man implizit dazu an-geleitet wird, die Beziehungsqualität zuvernachlässigen.

Das Problem liegt aber nicht allein in derReduktion der Kontaktzeit mit den Pa-tienten; hinzu kommt, dass die sozialenKontakte zum Patienten durch die ökono-mische Logik komplett getaktet werden(Klinke 2008). Sie sind geradezu striktvorgegeben. Es ergibt sich dadurch kaumeine Möglichkeit, spontan zu reagieren,sich auch mal mehr Zeit zu nehmen. DieZeitkontingente sind so vorgegeben, dassman dazu angehalten wird, die Patientensozusagen schablonenartig hineinzupres-sen. Es sind dann die schwachen Patien-ten, die alten, die Pflegebedürftigen, diehier zu kurz kommen, weil sie mehr Er-klärungen brauchen als der Zeittakt zu-lässt. In einer aufwendigen 2007 erfolgtenaufwendigen Befragung von Ärzten gabennur 11% an, dass „die soziale und emotio-nale Zuwendung“ zum Patienten voll ge-währleistet sei; 36% der Ärzte gaben an,dass eine psychosoziale Versorgung ehernicht oder gar nicht gewährleistet sei,während die restlichen 53% eher ambiva-lent ankreuzten (Braun et al. S. 200).

Die ökonomische Rationalität führt somitindirekt zu einer leisen Absenkung desVersorgungsniveaus, indem sie eine neueHerrschaft etabliert, und zwar eine Herr-schaft des Formalistischen, eine Herr-schaft der Funktionserfordernisse (Kühn2008). Dadurch wird sukzessive die für-sorgende und empathische Zwischen-menschbeziehung ersetzt durch den Stan-dard der Unpersönlichkeit. Wir haben eshier zu tun mit einer Auslagerung rele-vanter Entscheidungen aus der konkretenArzt-Patient-Beziehung, in der Weise,dass die formalen Vorgaben so aufgebautwerden, dass dem Arzt am Ende kaummehr eigene ärztliche Entscheidungs-spielräume gelassen werden. Es wird

nicht weniger als eine technisch-rationaleBürokratie etabliert. So sollen, nach denVorstellungen der Leitungsstrukturen,die Entscheidungen des Arztes eher an-hand von Angestellten eines Manage-ments über Checklisten getroffen werdenund nicht mehr primär im Angesicht desindividuellen kranken Menschen und derihn betreffenden einzigartigen Situations-lage. Es ist eben eine Art rationale Büro-kratie, die hier sukzessive etabliert wird,eine Bürokratisierung, die dann eineganz andere Beziehung zum Patientenauf den Weg bringen soll. Eine Beziehung,die gespickt ist mit Unpersönlichkeit, diegetragen ist von der Dominanz techni-scher Rationalität und die dadurch funk-tionieren soll, dass den Ärzten ein Befol-gen von abstrakten Regeln beigebrachtwird.

Deutlich wird also, dass in der modernenMedizin nicht dadurch gespart, dass Pa-tienten notwendige Medikamente nichtbekommen, sondern es wird dadurch ge-spart, dass man sich auf das Handwerk-lich-technische beschränkt und alles an-dere eben wegrationiert. Das ist die neueWertehierarchie, die subschwellig etab-liert wird über die Übermacht betriebs-wirtschaftlichen Denkens, durch die be-triebswirtschaftliche Überformung derMedizin. Es wird einfach die psychosozia-le Betreuung des Patienten zurückgefah-ren und das führt zum Verlust der Ganz-heitlichkeit; ein Assistenzarzt der Chirur-gie hat das wie folgt zu Protokoll gegeben:„Je älter, je weniger artikulationsfähigund je weniger sozial eingebunden derPatient ist, da bin ich überzeugt von, destohöher ist die Gefahr, dass das, was Medi-zin letztendlich ausmacht, dass man sichnämlich mit dem Menschen beschäftigtund nicht mit der Fraktur in Zimmer 730,dass das untergeht“ (Braun et al. S. 190).Das heißt also, man wird dazu angeleitet,auf die handwerklich-technische Qualitätzu fokussieren und die Beziehungsquali-tät zu vernachlässigen.

6. Subtilität einer Disziplinierung derÄrzte durch die Kostenträger

Die Ökonomisierung der Medizin hat eineVerschiebung des Kräfteverhältnisses aufden Weg gebracht, was sich darin äußert,dass die Kostenträger enorm an Steue-rungsmacht gewonnen haben und dieEntscheidungsmacht des Arztes dem ge-genüber deutlich eingebüßt hat. Aberauch dieser Trend vollzieht sich sehr sub-

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til. Die Macht der Kostenträger schlägtdurch über den Medizinischen Dienst derKrankenkassen. Diese Machtzunahmezeigt sich nicht direkt. So nimmt derMDK nicht direkt Einfluss auf die Ent-scheidungen der Ärzte. Das geschieht vielsubtiler, indem der MDK immer wiederAnfragen schickt. Anfragen, die schriftlichbeantwortet werden müssen, Anfragen,die Zeit erfordern. In 70% der Fälle be-kommen dann die Ärzte auch Recht(Braun et al. 2009, S. 88). Sie haben zwarrichtig entschieden, aber sie müssen Re-chenschaft ablegen, und dieses Rechen-schaftablegen stört den ganzen Ablauf,weil es einfach aufwendig ist. Aber genaudas möchte man auch erreichen, dass dieAnfragen aufwendig sind. Denn je auf-wendiger die Anfragen sind, desto mehrwerden die Ärzte dann von sich aus allestun, um solche Anfragen schon im Vorhi-nein zu vermeiden. Die Macht der Kran-kenkassen wird also nicht durchgesetztdurch feste Direktiven, sondern ganz sub-til durch die Drohung von Mehrarbeit fürdie Ärzte.Wenn die Ärzte Entscheidungentreffen, die nicht glasklar sind und Raumfür Rückfragen lassen, dann werden diesemutigen Ärzte eben bestraft, durch Pa-pierarbeit. Diese Strategie der Gefügigma-chung der Ärzte durch die Krankenkassenfunktioniert. Studien belegen, dass dieÄrzte als Folge dieser Strategie in voraus-eilendem Gehorsam alles tun, um Nach-fragen des MDK zu vermeiden. Manmöchte sich eben Frustrationen ersparen,den ein zusätzlicher Arbeitsaufwand mit-bringt, und so entscheiden Ärzte dann oftpräventiv schon so wie es die Kranken-kassen gerne sehen möchten. Manchmalwerden dadurch auch sinnvolle Leistun-gen dann unterlassen, wenn nicht klarist, ob das die Krankenkasse auch tatsäch-lich übernimmt (Braun et al. 2009, S. 89f.).Das heißt also, wir haben es hier mit einerVermeidungsstrategie der Ärzte zu tun,die dazu führt, dass die Ärzte sukzessivedazu gebracht werden, sich weniger fürihre Patienten und für eine patientenge-rechte und individuelle Behandlung ein-zusetzen, weil sie Sanktionen in Formvon Mehrarbeit befürchten müssen. Kon-sequenz dieser impliziten Disziplinierungder Ärzte ist also die Bestrafung ärztlichenEngagements und damit nicht weniger alseine Demotivierung der Ärzte.

7. Erstickung der ärztlichen Idealedurch das ökonomische Denken

Durch die ökonomische Überformungkommt es zu einer Aushöhlung des medi-zinischen Ethos und damit zu einer mora-lischen Dissonanz, die den Ärzten dieFreude an ihrer Arbeit raubt und das Sinn-stiftende des ärztlichen Berufs untermi-niert. Vor allen Dingen verändern sich dieinneren Einstellungen zum ärztlichen Be-ruf. Durch die Zunahme der Kontrolle unddie vielen Vorgaben besteht die Gefahreiner Abnahme der intrinsischen Motiva-tion. So ist bei manchen Ärzten eine Ten-denz erkennbar, nach der die Bereitschaftzum persönlichen Einsatz abnimmt. DieStrategie der Politik und der Kassen, ausder Profession Arzt einen bloßen Leis-tungserbringer zumachen, diese Strategieder Profanisierung des Arztberufs hat zu-weilen zur Folge, dass die Ärzte selbstdann auch nicht mehr einsehen, warumsie mehr tun sollen als vorgesehen. Wirhaben es hier mit einer zunehmenden Ge-fährdung der Motivation mancher Ärztezu tun, sich über das vertraglich Einklag-bare hinaus für ihre Patienten zu engagie-ren. Wenn Ärzte nur danach bewertetwerden, was sie dokumentieren können,wird damit nicht in Anschlag gebracht,dass das Eigentliche der ärztlichen Quali-tät nicht in dem aufgeht, was man doku-mentiert. Das Eigentliche ärztlicher, ur-ärztlicher Entscheidungen lässt sich nichtso einfach abbilden, es lässt sich nichtüberführen in Algorithmen, weil dasEigentliche der ärztlichen Arbeit sich inden vielen informellen Gesprächen, indem Nachdenkprozess, in dem Einbrin-gen von Erfahrung und Intuition nieder-schlägt. Die Entscheidungen über die Be-handlung ist das Resultat vieler Gesprä-che, vieler Erfahrungsmomente, vielerauch informeller Gespräche und nichtnur Resultat einer sozusagen logischenAnwendung einer Leitlinie. Wenn abernun Ärzte nur noch danach bewertet wer-den, was sie dokumentieren können,dann sind die Ärzte logischerweise frus-triert, weil je mehr sie investieren in diePatientengeschichte, desto mehr erschei-nen sie als betriebswirtschaftlich unver-nünftig.

Das aber führt sukzessive zu einem Moti-vationsverlust und zuweilen auch zu demGefühl, in gewisser Weise gegängelt zuwerden (Manzeschke 2009). Man kann esauch so sagen: je mehr kontrolliert wird,desto weniger ist man motiviert, je mehr

Zeiterfassungssysteme etabliert werden,desto weniger ist man bereit, mehr zutun als vorgegeben. Je mehr gemessenwird, desto weniger gilt als selbstver-ständlich, und manwird implizit angehal-ten, nur das zu tun, was auch dokumen-tiert werden kann. Das ist eine subtileForm der ideellen Rationierung, weil manauf diese Weise die Ärzte nur implizitdazu erzieht, sich auf das Pflichtgemäßezu beschränken und sich gerade nichtpersönlich über das Vorgegebene hinauszu engagieren. Natürlich muss man kos-tengünstig arbeiten, aber immer mehrwird eben die ärztliche Qualität primärund nicht nur sekundär an diesem Para-meter festgemacht. Auf dieseWeise findeteine ideelle Deformation statt. Das reinauf Erlös orientierte Arbeiten „schwächtdie Eigenmotivation und somit die eigent-liche Stärke in diesem menschennahenBeruf“ (Wild 2011, S. 38). Das ist fatal,weil für viele Ärzte es gerade der Kontaktzum Patienten ist, aus dem sie Motivationbeziehen und „Kraft schöpfen, um den an-strengenden Beruf auszuüben“ (ebd.);und je mehr dieser Kontakt eben abge-wertet wird, desto mehr erleben dann dieÄrzte ihren Beruf als zunehmend sinnent-leert. Es findet auf diese Weise nicht we-niger statt als eine Entfremdung der Ärztevon ihrem Beruf.

8. Vertrauen in die Integrität derMedizin als öffentliches Gut

Insgesamt lässt sich sagen, dass die öko-nomischen Imperative die fachliche undethische Orientierung am Wohl des Pa-tienten in eine Verantwortung für die Bi-lanzen und damit für das Wohl des Unter-nehmens transformieren. Mit dieser be-schriebenen Entwicklung aber wird dasöffentliche Vertrauen in die Humanitätder modernen Medizin erschüttert. Den-ken wir an die ganze Korruptionsdebatte,die deswegen so vehement war, weil dieVorstellung, dass ein Arzt nicht primärdem Patienten dient, die Bevölkerung zu-tiefst verstört. Darin sehe ich die größteGefahr der modernen Ausrichtung, dasses zu einem Vertrauensverlust kommt, zueinem Verlust des Vertrauens in die Hu-manität und in den humanen Auftrag derMedizin. Daher muss alles getan werden,damit die Medizin ihr Vertrauen bewahrtoder zurückgewinnt. Denn das Vertrauender Bevölkerung in die Medizin als einervertrauenswürdigen sozialen Praxis isteine Art „öffentliches Gut“ (Kühn 2008, S.300). Ein Gut, auf das jeder Bürger ange-

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wiesen ist, um Lebensqualität zu spüren.Wenn der Bürger nicht in das Medizinsys-tem vertrauen kann, dann ist er in einerausweglosen Situation, weil er dann imKrankheitsfall und im Fall der Hilfsbe-dürftigkeit auch noch auf der Hut seinmüsste. Keine Gesellschaft kann sich dasleisten, Menschen auch in ihrer Not, diedurch eigene Krankheit evoziert wird,mit einem sozialen System in Berührungzu kommen, dem sie nicht mehr oder we-niger blind vertrauen können. Daher istdas Vertrauen in die moralische Integritätder Medizin ein öffentliches Gut, das nichtgeopfert werden darf. Es sind eben keinegeschäftlichen, sondern soziale Beziehun-gen, die den Patienten mit dem Arzt bin-den. Es sind Beziehungen in Kontextender Fragilität, denn es geht in der Medizinmeist um eine zerbrechliche Existenz. Dasheißt, dass die Beziehung zwischen Arztund Patient eine soziale Beziehung blei-ben muss und von ihremWesen her nichtdie Eigenschaft einer privaten Geschäfts-beziehung je annehmen darf. Der eigent-liche Anlass dafür, dass die Patienten eineBeziehung mit dem Krankenhaus einge-hen, ist die Situation des Krankseins. Ausdieser Situation heraus suchen sie ebenkeine Geschäftsbeziehung, sondern sie er-warten eine Sorgebeziehung, eine zwi-schenmenschliche Vertrauensbeziehung(Maio 2012).

Der Arzt hat zwar auch dem Gemeinwohlzu dienen, aber er ist nicht primär Anwaltdes Gemeinwohls, sondern primär ist erHelfer des einzelnen kranken Menschen,und diesen kranken Menschen darf derArzt nicht hintanstellen. Das heißt also,dass, wenn Ärzte in ihren Beziehungenzum Patienten den ökonomischen Anrei-zenmehr folgen als der medizinischen Lo-gik (dem Gesichtspunkt des Wohls fürden Patienten), dann sind sie in diesemMoment eigentlich gar keine Ärzte mehr,weil sie die Anwaltschaft für den Patien-ten aufgegeben haben. Wenn die Arzt-Pa-tient-Beziehung ein Ort wird, an demnicht mehr der Patient, sondern das öko-nomische Interesse des individuellen Arz-tes oder des Klinikums oder der Praxis lei-tender Gesichtspunkt ist, dann hat derArzt nicht weniger als die in seiner Be-rufsbezeichnung bereits eingeschriebeneLoyalitätspflicht gegenüber dem Patien-ten verraten. Er mag dies nun aus überge-ordneten Gesichtspunkten tun, aber defacto verhält er sich in diesem Momenteben nicht mehr loyal dem Patienten ge-genüber, sondern eben eher loyal der Kli-

nik gegenüber. Ich meine aber, dass esschon strukturell unverantwortlich ist,den Arzt überhaupt in diese Konfliktlagezu bringen, weil deutlich sein muss, dassdiese Konfliktlage sich eben im Zweifels-fall gegen das Vertrauensverhältnis wen-det, und das ist für alle Patienten und Ärz-te der denkbar schlechteste Ausgang.

9. Notwendige moralische Anreizefür eine Beziehungsmedizin

Und so kommen wir auf den Anfang zu-rück. Der Kontakt des Arztes zum Patien-ten, das Gespräch mit ihnen ist ebennicht, wie implizit suggeriert wird, ein be-triebswirtschaftlicher Luxus, sondern esist der Kern ärztlicher Tätigkeit, weil nurdas Gespräch am Ende eine Entscheidungdarüber ermöglicht, was gut für den Pa-tienten ist und nur das Gespräch kannden Weg bahnen für das weitere Vorge-hen. Wenn die moderne Medizin implizitangehalten wird, am Gespräch zu sparen,dann ist das Resultat eines Missverständ-nisses in Bezug auf den eigentlichen Auf-trag der Medizin und daher eine unver-antwortliche Sparmaßnahme. Deswegenwäre es unabdingbar notwendig, nachMöglichkeiten zu suchen, wie dieses Ge-spräch und die psychosoziale Betreuungdes Patienten wieder gestärkt werdenkann, wie es aufgewertet werden kann,damit die Ärzte, die ihren Beruf als Dienstam Menschen begreifen und den Berufmit Hingabe ausüben, dass diese Ärztenicht auch noch sanktioniert werden,sondern schon vom System her gewert-schätzt werden dafür, dass sie sich mitHingabe der Betreuung der ihnen anver-trauten hilfsbedürftigen Menschen wid-men. Gerade weil Patienten vulnerable,angewiesene Wesen sind, darf die Bezie-hung zu ihnen nicht einer Herrschaft desbloßen Formalismus und der betriebli-chen Unpersönlichkeit geopfert werden.Der einzelne Arzt ist nicht nur ein Funk-tionsträger, er ist immer zugleich in einerzwischenmenschlichen Beziehung zumPatienten. Daher muss eine neue Kulturder Sorge gefördert werden, durch dieauch und gerade den jungen Ärzten neuvermittelt wird, dass sie in jeder Begeg-nung mit dem hilfsbedürftigen Menscheneine wunderbare Gelegenheit erhalten,Sinn zu stiften durch die Verbindung vonprofessionellem Können und gelebterMitmenschlichkeit.

1Überarbeitete Fassung des Vortrags aufder Tagung „Quo vadis chirurgia“, am 15.Februar 2013 in Berlin.

Literatur

Braun B, Buhr P, Klinke S, Müller R, RosenbrockR. Pauschalpatienten, Kurzlieger und Drauf-zahler– Auswirkungen der DRGs auf Versor-gungsqualität und Arbeitsbedingungen imKrankenhaus. Bern: Huber Verlag; 2009

Klinke S. Ordnungspolitischer Wandel im sta-tionären Sektor. 30 Jahre Gesundheitsre-form, DRG-Fallpauschalensystem und ärztli-ches Handeln im Krankenhaus. Berlin: ProBusiness; 2008

Kühn H. Soziale Verantwortung und Ökonomi-sierung im Krankenhaus. In: Kolb S, BondeI, Gerhardt M, Kaiser T, Hrsg. Medizin undGewissen – Im Streit zwischen Markt undSolidarität. Frankfurt a.M.: Mabuse Verlag;2008: 285–328

Manzeschke A. „Zum Einfluss der DRG auf Rolleund Professionsverständnis der Ärztinnenund Ärzte“. In: Schweizerische Gesellschaftfür Biomedizinische Ethik, Hrsg. SGBEbulle-tinSSEB No. 59, September 2009: 11–13

Maio G. Mittelpunkt Mensch – Ethik in der Me-dizin. Eine Einführung. Stuttgart: Schattau-er; 2012

Simon M. Die Ökonomisierung des Kranken-hauses. Der wachsende Einfluss ökonomi-scher Ziele auf patientenbezogene Entschei-dungen. Wissenschaftszentrum Berlin fürSozialforschung; 2001

Wild V. Arbeiten unter DRG-Bedingungen. In:Wild V, Pfister E, Biller-Andorno N, Hrsg.DRG und Ethik. Basel: EMH SchweizerischerÄrzte-Verlag; 2011: 35–40

Prof. Dr. med. Giovanni Maio, M.A. phil.Lehrstuhl für MedizinethikInstitut für Ethik und Geschichte der MedizinStefan-Meier-Straße 2679104 Freiburg i.Br.E-Mail: [email protected]

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172 Chirurgie | Juli 2013

Forschung ist einwesentlicher Bestandteilder Chirurgie. Anlässlich verschiedenerKongresse kann man sich immer wiederdavon überzeugen. Auch in der Retro-spektive beeindrucken chirurgische For-schungsleistungen der letzten Jahrzehnte.Allerdings haben besonders klinische Stu-dien in der Chirurgie in Deutschland imVergleich zu anderen Fachgebieten undanderen Ländern eine untergeordneteRolle gespielt. Um diese Situation zu ver-bessern, wurde bereits 2003 mit Förde-rung des BMBF das Studienzentrum derDeutschen Gesellschaft für Chirurgie mitSitz in Heidelberg gegründet. Im Jahre2006 folgte nach Ausschreibung und in-ternationaler Begutachtung die Erweite-rung der Studienlandschaft durch Etablie-rung eines Netzwerks von inzwischen 8chirurgischen Studienzentren, das CHIR-Net. Die Erfolgsgeschichte dieser Initiativeist sowohl der Darstellung der Patienten-rekrutierung (▶Abb.1) als auch den da-raus entstandenen Publikationen in inter-nationalen Wissenschaftsjournalen zuentnehmen, die periodisch in der Zeit-schrift „Der Chirurg“ zusammengefasstveröffentlicht werden.

Chirurgische Forschung undÖffentlichkeit

Wird chirurgische Forschung in der Öf-fentlichkeit nicht adäquat wahrgenom-men oder besteht tatsächlich ein Defizit?Wahrscheinlich trifft beides zu. Siehtman in die Jahresberichte der Institutio-nen für Wissenschaftsförderung, fließenseit Jahren vergleichsweise geringe Sum-men in chirurgische Forschungsprojekte.Gleichzeitig ist die Mittelvergabe für Wis-senschaftsförderung insgesamt – andersals die Finanzierung im Gesundheitswe-sen – während der letzten 10 Jahre deut-lich gestiegen: im Zeitraum von 2005–2008 haben allein die DFG und die EUihre Fördermittel um 47,3 bzw. 77% ge-steigert (G. Adler, J. v. d. Knesebeck, Bun-desgesetzblatt 2009). Davon ist in der Chi-rurgie zu wenig angekommen.

Förderung durch Wissenschaftsressort

Im Herbst 2011 wurde einWissenschafts-ressort der Deutschen Gesellschaft fürChirurgie gegründet. Wie andere Ressortsauch, soll es den Prozess im Rahmen dervon der DGCH mit ihren Fachgesellschaf-ten und dem BDC getragenen Initiative„Einheit der Chirurgie“ voranbringen. DieProjektgruppe kann das bestehende Po-

tenzial verschiedener Gruppen koordinie-ren (▶Tab.1) und als wissenschaftlicherInformationsdienst (WID) fungieren, da-mit die chirurgische Wissenschaftsland-schaft stärken und speziell den wissen-schaftlich interessierten Nachwuchs inder Chirurgie fördern.

Vernetzung zur Kompetenzsteigerung

Eine Projektgruppe mit Vertretern allerFachgebiete hat in einer Konsensfindungbeschlossen, die in ▶Tab.2 gelisteten Be-reiche der Chirurgie zu bearbeiten. Primärwollen wir uns gemeinsam dem Fokus„Implantate“ widmen. Von der Idee über

Die Projektgruppe Wissenschaftder DGCHVernetzung und Interdisziplinarität in der Chirurgie

█ Sektion Chirurgische Forschung

█ Studienzentrum der Deutschen Gesell-

schaft für Chirurgie (SDGC)

█ CHIR-Net

█ Akademien/Institute der Fachgesell-

schaften

█ Exzellenzakademie des Konvents der

Viszeralchirurgie

█ Klinische Register

Tab.1 Beispiele existierender Institutionen inner-halb der DGCH zur Förderung der Forschung in derChirurgie.

█ Experimentelle Chirurgie

█ Translationale Forschung

█ Klinische Studien

█ Innovationsforschung und -bewertung

█ Versorgungsforschung

Tab.2 Struktur der Forschung in der Chirurgie.

*Studie beendet; (tatsächliche/geplante Patientenzahlen)

2011

2013

2012

2008

2007

2010

2009

6274

4844

3158

2198

1596

1200

888

BaFo (615/613)*ABC (22/470)*CLIVIT (496/500)*CONTINT (124/120)*DAMAGE-CONTROL (35/140)*DISPACT (442/450)*GAST-05 (385/360)*

HASTA (330/320)*INSECT (625/600)*ISAW (8/251)*ORCHID (183/560)*Perfusionsstudie (150/150)*PRIMA (460/460)*PROUD (1222/1200)*

RecoPanc (440/438)*TOPAR-PILOT (100/100)*AWARE (64/636)Chro Pac (239/250)DiaFu (100/464)DOESAKpN1 (98/600)EPO in burns (117/150)

PERCAT 01 (2/40)ProNaviC I (3/100)SAWHI-V.A.C. (138/600)SYNCHRONOUS (90/800)

Abb.1 Patientenrekrutierung SDGC und CHIR-Net für diverse klinische Studien 2007–06/2013.

Chirurg/-in und Chirurgie

174 Chirurgie | Juli 2013

die Grundlagenforschung und die kon-trollierte Überprüfung in der Klinik biszur prospektiv randomisierten Studiekann die Entwicklung und Einführungvon Innovationen durch chirurgische Ex-perten wissenschaftlich begleitet werden.Primäres Ziel ist die Gewährleistung vonPatientensicherheit bei gleichzeitiger Be-förderung der Verfügbarkeit echter Fort-schritte.

Dazu bedarf es eines Netzwerks, das dieIdentifikation von Kompetenz der chirur-gischen Fachgebiete, jeweils in ihrer Spe-zialität, erlaubt. Die Deutsche Gesellschaftfür Orthopädie und Unfallchirurgie(DGOU) hat der DGCH bereits einen so-eben erarbeiteten, detaillierten For-schungskatalog ihrer Fachgebiete zuge-stellt. Die anderen Fachgesellschaftensind gebeten, entsprechende Informatio-nen zusammenzustellen, um schließlichallen Interessierten eine „ChirurgischeForschungslandkarte Deutschland“ vorle-gen und so interdisziplinäre Kontakteund Kooperationen für Wissenschaftlerund Unternehmen herstellen zu können.

Die Chirurgische Forschungslandkartekönnte sich strukturell am bereits beste-henden SDGC und CHIR-Net orientieren.In das Netzwerk sollen nach dem bisheri-gen Muster Universitätsklinika, nicht uni-versitäre Kliniken, Krankenhäuser undniedergelassene Ärzte eingebunden sein.Für die Integration bisher im CHIR-Netnicht vertretener Fachgebiete muss dieOrganisationsform erweitert und spezifi-ziert werden. Das neue Netzwerk kannsomit auf der bisherigen Erfolgsgeschich-te aufbauen, sollte aber durch die Na-mensgebung CHIR-Net + die Schaffungeines neuen Forschungsbündnisses klar-stellen. Während des 130. Kongresses derDeutschen Gesellschaft für Chirurgie inMünchen 2013 wurden alle Fachgebieteeingeladen, dem Wissenschaftsressortüber die Geschäftsstelle der DGCH-Ver-treter für die gemeinsame Arbeit zu be-nennen. Die 9-jährige Förderung desSDGC und die 6-jährige Förderung desCHIR-Net durch das BMBF laufen im Sep-tember dieses Jahres aus. Eine kostenneu-trale Verlängerung der Förderung für alleRegionalzentren des CHIR-Nets bis März2014 ist beantragt. Um die in dieser Zeiterzielten Erfolge für die Forschung in derChirurgie fortzusetzen, ergibt sich somitdie Möglichkeit eines Neubeginns auf be-währtem Fundament. Hersteller von Me-dizinprodukten sollen für die Innova-

tionsforschung und -bewertung in Koope-ration mit SDGC und CHIR-Net + einge-bunden werden.

Projektideen

Gleichzeitig wurde eine Sammlung vonProjektideen initiiert, die zum Ziel hat,chirurgische Forschung in ein Schwer-punktprogramm münden zu lassen. Zuden übergreifenden Themen: Immunolo-gie, Onkologie, Entzündung, Regenerationund Transplantation haben sich interdis-ziplinäre Gruppen wissenschaftlich akti-ver Chirurgen gebildet, die ihre bisher inWorkshops erarbeiteten Konzepte beim130. Kongress der DGCH mit folgendenZwischenergebnissen vorgestellt haben:während sich ein chirurgisch geleitetesSchwerpunktprogramm „Immunologie“als derzeit nicht realisierbar herausge-stellt hat, werden die anderen Gruppenweiterarbeiten. Chirurgen aus bishernicht beteiligten Fachgesellschaften wer-den hiermit nochmals herzlich zur Mit-wirkung eingeladen. Kontakte zu denGruppensprechern werden über das Wis-senschaftsressort, die Sektion Chirurgi-sche Forschung oder die weiteren, untenangegebenen Stellen und Personen ver-mittelt.

Die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie istkeine Forschungsinstitution, wohl abereine Vereinigung hochspezialisierterFachgesellschaften mit eigenen wissen-schaftlichen Kompetenzen und Struktu-ren. Lassen Sie uns die Chance der Etablie-rung eines interdisziplinären Wissens-„marktes“ zur Stärkung der chirurgischenWissenschaftslandschaft in Deutschlandgemeinsam nutzen.

Kontaktadressen

Wissenschaftsressort der DGCHProf. Dr. H. D. Saeger (Leiter)Prof. Dr. A. Haverich (stellv. Leiter)Geschäftsstelle der Deutschen Gesell-schaft für ChirurgieLuisenstraße 58/59, 10117 BerlinTel.: 0 30/28 87-62 90E-Mail: [email protected]; [email protected]

Studienzentrum der DeutschenGesellschaft für Chirurgie (SDGC)PD Dr. M. Diener (Ärztlicher Leiter)Chirurgische KlinikUniversitätsklinikum Heidelberg

Im Neuenheimer Feld 11069120 HeidelbergTel.: 0 62 21/56-69 86E-Mail: [email protected];[email protected]

CHIR-NetPD Dr. Jens Neudecker (Sprecher)Klinik für Allgemein-, Viszeral-,Gefäß- und ThoraxchirurgieCharité Universitätsmedizin BerlinCampus MitteCharitéplatz 1, 10117 BerlinTel.: 0 30/4 50 50E-Mail: [email protected]

Sektion Chirurgische ForschungProf. Dr. E. Klar (Vorsitzender)Chirurgische Klinik und PoliklinikUniversitätsklinikum RostockSchillingallee 35, 18057 RostockTel.: 03 81/4 94-60 01E-Mail: [email protected]

Experimentelle ChirurgieProf. Dr. M. MengerInstitut für klinisch-experimentelleChirurgieUniversität des SaarlandesKirrberger Straße, 66421 HomburgTel.: 0 68 41/1 62-65 50E-Mail: [email protected]

Translationale ForschungProf. Dr. B. VollmarInstitut für Experimentelle ChirurgieMedizinische Fakultät, UniversitätRostockSchillingallee 69a, 18057 RostockTel.: 03 81/4 94-25 00E-Mail: [email protected]

VersorgungsforschungProf. Dr. E. Neugebauer (Direktor)IFOM – Institut für Forschung in derOperativen MedizinUniversität Witten/Herdecke gGmbhOstmerheimer Straße 20051109 KölnTel.: 02 21/9 89 57-0E-Mail: [email protected]

Prof. Dr. H. D. SaegerWaldparkstraße 601309 DresdenE-Mail: [email protected]

Chirurg/-in und Chirurgie

Chirurgie | Juli 2013 175

Gemäß §136a SGB V fördert die DeutscheKrankenhausgesellschaft (DKG) im Rah-men ihrer Aufgaben die Qualität der Ver-sorgung im Krankenhaus. Hierzu gibt sieim Einvernehmen mit der Bundesärzte-kammer (BÄK) folgende Empfehlungenzur Berücksichtigung bei Verträgen mitleitenden Abteilungsärzten (im Folgen-den: Chefärzte) ab. Das Einvernehmender BÄK ergeht lediglich auf der Grundla-ge des §136a SGB V und erstreckt sichnicht auch auf die Beratungs- und Formu-lierungshilfen der DKG für Verträge derKrankenhäuser mit leitenden Ärzten:1. Chefärzte sind in ihrer Verantwortung

für die Diagnostik und Therapie deseinzelnen Behandlungsfalls unabhän-gig und keinen Weisungen des Kran-kenhausträgers unterworfen. DasWohl der Patienten und die Versor-

gung der Bevölkerung mit medizinischnotwendigen Leistungen müssen stetsim Vordergrund stehen.

2. Zielvereinbarungen zwischen Kran-kenhausträgern und Chefärzten mitökonomischen Inhalten sind unterder Beachtung der berufsrechtlichenRegelungen (insbesondere § 23 Abs. 2MBO-Ä) grundsätzlich legitim undsachgerecht, was auch vom Gesetz-geber anerkannt wird.

3. Zielvereinbarungen im Krankenhausmüssen stets mit der notwendigenSensibilität gehandhabt werden. Die zuvereinbarenden Ziele sind mit Augen-maß so auszuwählen, dass der Chefarztdurch eigene Anstrengungen maßgeb-lichen Einfluss auf die Zielerreichungausüben kann.

4. Finanzielle Anreize für einzelne Ope-rationen/Eingriffe oder Leistungendürfen nicht vereinbart werden, umdie Unabhängigkeit der medizinischenEntscheidung zu sichern.

Berlin, den 24.04.2013

Bundesärztekammer

Deutsche Krankenhausgesellschaft

Empfehlung zu leistungsbezogenenZielvereinbarungenVon der BÄK und der DKG

Chirurg/-in und Chirurgie

176 Chirurgie | Juli 2013

TOP 1: Eröffnung durch den Präsidenten

Der Präsident eröffnet die Versammlung.Es wurde ordnungsgemäß rechtzeitig un-ter Angabe der Tagesordnung durch zwei-malige Veröffentlichung in den „Mittei-lungen“ eingeladen. Änderungsanträgesind nicht eingegangen. Laut Satzung be-steht bei jeder ordnungsgemäß einbe-rufenen Mitgliederversammlung ohneRücksicht auf die Zahl der erschienenenMitglieder Beschlussfähigkeit.

TOP 2: Satzungsänderung

Der Vorschlag des Präsidiums der DGCHauf Änderung des §5 der bestehendenSatzung wurde ebenfalls in den „Mittei-lungen“ publiziert, indem ein Auszug ausder bestehenden Satzung sowie der Ände-rungsvorschlag abgedruckt wurden. Mit-tels Folien präsentiert der Generalsekre-tär diese Passagen noch einmal (Anlage).Er bittet um das Handzeichen zur Abstim-mung. Die Änderung wird ohne Gegen-stimmen oder Enthaltungen angenom-men.

TOP 3: Wahlen

An den Eingängen zum Saal war die Legi-timation der Teilnehmer der Mitglieder-versammlung überprüft und jedem or-dentlichen Mitglied ein Stimmzettel fürdie anstehenden Wahlen ausgehändigtworden. Den Mitgliedsgesellschaften wa-ren rechtzeitig Stimmzettel für die assozi-ierten Mitglieder zugeleitet worden, aufdenen zur Festlegung einer Vollstimmeeine Stimmrechtsübertragung von maxi-mal 19 anderen assoziierten Mitgliedernvorgenommenwerden konnte.

Der Generalsekretär erläutert die sat-zungsgemäßen unterschiedlichen Vorga-ben zur Betätigung bzw. Wahl von Mit-gliedern des geschäftsführenden Vor-stands bzw. des Präsidiums und stellt die

Kandidaten vor, wie sie bereits in den„Mitteilungen“ veröffentlich worden wa-ren. Für die Wahl unter 2. bis 4. warenweitere Vorschläge nicht eingegangen:1. 3. Vizepräsidentin 2013/2014 und

Präsidentin 2015/2016: Frau Prof.Dr. med. Gabriele Schackert, Dresden

2. Vertreter der niedergelassenen Chirur-gen Herr Dr. med. Christian Deindl,Nürnberg

3. Vertreter der Oberärzte Universitäts-klinika Herr Prof. Dr. med. StefanFichtner-Feigl, Regensburg

4. Vertreter aus dem deutschsprachigenAusland Herr Prof. Dr. med. Urban T.Laffer, Biel (Schweiz)

Zum Wahlleiter wird Herr Prof. Dr. med.Karsten Ridwelski, Magdeburg, vorge-schlagen und bestätigt. Nach Betätigung,dass nur Mitglieder im Saal seien unddem Schließen der Türen, erfolgt dieWahl mittels Einsammeln der ausgefüll-ten Wahlzettel in Urnen durch mehrereWahlhelfer. Nach Überprüfung und Fest-stellung, dass der Wahlvorgang abge-schlossen sei, werden die Türen wiedergeöffnet.

Nach abgeschlossener Auszählung danktder Präsident dem Wahlleiter und gibtdas Wahlergebnis bekannt:Es wurden alle 4 Kandidaten mit „über-wältigender Mehrheit“ gewählt:1. Bestätigung durch die Mitglieder-

versammlung:Auf Frau Schackert als 3. Vizepräsiden-tin und Präsidentin 2015/2016 entfie-len von 100 abgegebenen gültigenStimmen 91 Jastimmen (91%) bei4 Neinstimmen und 5 Enthaltungen.

2. Wahl durch die Mitgliederversamm-lung:Auf Herrn Deindl als Vertreter derniedergelassenen Chirurgen entfielenvon 100 abgegebenen gültigen Stim-men 90 (90%) bei 4 Neinstimmen und6 Enthaltungen.

Auf Herrn Fichtner-Feigl als Vertreterder Oberärzte Universitätsklinika ent-fielen von 100 abgegebenen gültigenStimmen 87 (87 %) bei 7 Neinstimmenund 6 Enthaltungen.Auf Herrn Laffer als Vertreter aus demdeutschsprachigen Ausland entfielenvon 100 abgegebenen gültigen Stim-men 93 (93 %) bei 3 Neinstimmen und4 Enthaltungen.

Die Gewählten bedanken sich für das Ver-trauen und nehmen die Wahl an:Der Präsident stellt damit den erfolgrei-chen Abschluss des Wahlvorgangs fest.

TOP 4: Bericht des Präsidenten

Der Präsident informiert über den bishe-rigen sehr erfolgreichen Kongressablauf.Er dankt Herrn Büchler, Herrn Bauer unddem Generalsekretär für die Unterstüt-zung in seinem Amt und bei der Vorberei-tung des 130. Chirurgenkongresses. DasKonzept der Thementage wurde erfolg-reich weitergeführt. Es sei ein Jahr mitbrisanten wissenschaftlichen und politi-schen Themen gewesen. Es sei Anliegender DGCH, die Chirurgie als Partner fürdie Patienten noch mehr in den Fokusder Öffentlichkeit zu bringen. Darauf wer-de er auch nach seiner Zeit als Präsidentsein Augenmerk legen. Als Schwerpunktenannte er█ die weitere Stabilisierung und den

Ausbau des SDGC und des CHIR-Net█ die Forschungsförderung im Verbund

mit allen Fachgesellschaften█ ein „Weißbuch“ zur Struktur der chi-

rurgischen Versorgung zu erstellen

Auf Befragung keine weitere Diskussion.Der Wahlakt ist abgeschlossen. Der Gene-ralsekretär erlaubt die Öffnung der Türen.

Protokoll der Mitgliederversammlungder Deutschen Gesellschaft für Chirur-gie anlässlich des 130. KongressesDonnerstag, 02.05.2013, 12:45–14:00 Uhr in München, ICM, Saal 1

Aus der DGCH

Chirurgie | Juli 2013 177

TOP 5: Bericht des Generalsekretärs

Der Bericht des Generalsekretärs wurdedurch eine umfangreiche Folienpräsenta-tion hinterlegt. Der komplette Foliensatzder Mitgliederversammlung ist auf derHomepage der DGCH (www.dgch.de) imMitgliederbereich einsehbar. FolgendeBerichtspunkte wurden u.a. ausgeführt:█ Mitgliederstand der Gesellschaft: Die

DGCH hat aktuell 6586 ordentlicheMitglieder. Assoziierte Mitglieder dereinzelnen Fachgesellschaften: 12314,damit Vertretung von insgesamt18830 Chirurginnen und Chirurgen.

█ Erläuterung der neuen Website derDGCH

█ Novellierung der Muster-Weiterbil-dungsordnung

█ SDGC und CHIR-Net█ Sektionen, Arbeitsgemeinschaften und

Kommissionen█ Projektgruppen in der Initiativgruppe

„Einheit der deutschen Chirurgie“█ Aktuelle Mitteilungen█ Langenbeck-Virchow-Haus

Der Generalsekretär bedankt sich beimVorstand, Präsidium, den Fachgesellschaf-ten, den Damen der Geschäftsstelle undallen Mitgliedern für die Unterstützungseiner Tätigkeit.

Auf Befragung keine weitere Diskussionzum Bericht des Generalsekretärs.

TOP 6: Bericht des Schatzmeisters

Der Schatzmeister berichtet über die Aus-gaben und Einnahmen im Jahr 2012 (Fo-lien s. Präsentation). Der vollständige Jah-resabschluss für das Jahr 2012 und dervorgestellte Haushaltsplan für das Jahr2013 liegen auch in der Geschäftstellewährend des Kongresses zur Einsicht aus.

Der Präsident bittet die Kassenprüfer umihren Bericht. Herr Germer, Würzburg,bestätigt, auch im Namen von Herrn We-nisch, Potsdam, nach Prüfung des von derWirtschaftsprüferin FrauWestermeier er-stellten Berichts regelrechte und sparsa-me Geschäftsführung und empfiehlt denMitgliedern, den Jahresabschluss 2012 zuverabschieden und den Vorstand zu ent-lasten. Das geschieht per Handzeichenund einstimmig bei Enthaltung des ge-schäftsführenden Vorstands. Damit istder Jahresabschluss genehmigt.

Nach der Vorstellung des Haushaltsplans2013 wird – ebenfalls per Handzeichen –über die vorgesehenen Einnahmen undAusgaben abgestimmt. Auch der Haus-haltsplan für 2013 wird einstimmig ver-abschiedet. Nach Befragung durch denPräsidenten erteilen die Mitglieder beiStimmenthaltung der Vorstandsmitglie-der dem Vorstand inkl. Schatzmeister ein-stimmig die Entlastung.

Der Präsident dankt dem Schatzmeisterfür seine verdienstvolle Arbeit.

TOP 7: Vergabe der Stipendien

Präsident und Generalsekretär bitten dieStipendiaten, deren Namen projiziertwerden, auf die Bühne und überreichenihnen unter dem Beifall der Mitgliederihre Urkunden. Die Namenwerdenmit al-len anderen Preisträgern wieder in den„Mitteilungen“ veröffentlicht.

TOP 8: Verschiedenes

Zu diesem TOP sind keine Anträge einge-gangen, sodass der Präsident die Mitglie-derversammlung mit einem Dank an alleBeteiligten um 14:00 Uhr schließt.

Berlin, 02.05.2013

Prof. Dr. Dr. h. c. mult. K.-W. Jauch,Präsident

Prof. Dr. Dr. h. c. H.-J. Meyer,Generalsekretär

Prof. Dr. T. H. K. Schiedeck, Schatzmeister

Tätigkeitsbericht der Sektion CTAC,Mai 20131. Bericht über die Veranstaltungendes letzten Jahres

a) Herbsttagung 2012, Düsseldorf

Die Herbsttagung fand in der Zeit vom 15.bis 16. November 2012 back-to-back zurCURAC im Rahmen der Medica in Düssel-dorf statt. Wie geplant wurde diesmal dieEntwicklung „Chirurgie 2025“ unter dem

Gesichtspunkt der aktuell laufenden For-schungsprojekte betrachtet, wobei u.a.die beiden DFG-Projekte „Kognitive Chi-rurgie“ (SFB Heidelberg) sowie „NeuePlattformen für Single-Port und NOTES“(München) und das BMBF-Projekt „OR.NET“ vorgestellt wurde. Anschließend er-folgte eine lebhafte Diskussion zur Chirur-gie 2025 aus der Sicht der „jungen“ Chi-rurgen.

Die Einzelheiten sind in einem Artikel inder CHAZ 14(4) dargelegt.

b) Hands-on-Intensivkurs für Ingenieure

Eine echte Innovation in der Geschichteder CTAC stellte der im Berichtszeitraumerstmals in Zusammenarbeit mit derDeutschen Gesellschaft für Biomedizini-sche Technik (DGBMT) veranstaltete

Aus der DGCH

178 Chirurgie | Juli 2013

Hands-on-Kurs Chirurgie für Wissen-schaftler und Ingenieure dar. Die prakti-sche Durchführung wurde durch die For-schungsgruppe MITI am Klinikum rechtsder Isar der TU München übernommen.Das Ziel der Veranstaltung ist es, Inge-nieure, Informatiker und Grundlagenwis-senschaftler an die Wissensdomäne Chi-rurgie heranzuführen. Das Echo auf dasKursangebot war außerordentlich groß,sodass die insgesamt 16 Teilnehmerplätzesehr rasch besetzt waren und eine langeWarteliste angelegt werden musste. Da-her wurde ein zweiter Kurs im Dezember2012 angeboten, der ebenso positiv ver-lief. Die Fortsetzung ist geplant (http://www.miti.med.tum.de/index.php?id=66&tx_ttnews%5Btt_news%5D=34&cHash=a5ab4245362d63e8518e2b74947f3d0d).

c) Frühjahrstagung 2013, München

Bereits zum dritten Mal führte die CTAC2013 ihre Frühjahrstagung zusammenmit der DGE-BV im Westin Grand Hotelin München am 15. März 2013 durch.Thematisch beherrschend waren diesmalwiederum mechatronische Plattformen.Wie bereits die vergangenen beiden Malewaren die Sitzungen durch ein hohes wis-senschaftliches Niveau gekennzeichnet.Entsprechend großwar auch der interdis-ziplinäre Zuhörerkreis.

Die regelmäßige Einbindung der CTAC indie interdisziplinäre Deutsche Gesell-schaft für Endoskopie und BildgebendeVerfahren hat maßgeblich dazu beigetra-gen, die Außenwahrnehmung der CTACzu verbessern.

d) Sitzungen der CTAC im Rahmen des130. Kongresses der DGCH (unmittelbarim Anschluss an die Mitgliederversamm-lung) am 02. Mai 2013

In der ersten Nachmittagssitzung, mode-riert von G. Rau/Dachau und H. Feußner/München wurden Schlüsseltechnologienund wissenschaftliche Vorhaben in derZukunft abgehandelt. Die darauffolgendeSitzung unter dem Vorsitz von B. Müller/Heidelberg und C. Schlötelburg/Frankfurthatte das Thema „Wie viel Technikbraucht die Chirurgie?“

2. Berichte aus den Arbeitsgruppen

Bildgebung

Die Bedeutung der Thematik wächst wei-ter insbesondere auch die intraoperativemolekulare Bildgebung für die individua-lisierte chirurgische Therapie. PD Dr. Wil-helm hat zur intraoperativen Diagnostikim Berichtszeitraum das BMBF-geförderteProjekt „Colonview“ erfolgreich abge-schlossen. PD Dr. Kleemann kann sichkünftig wieder in vollem Maß in die Ar-beit der AG einbringen.

Mechatronische Instrumente undSupportsysteme

Die bereits im vergangenen Berichtszeit-raum begonnene klinische Evaluation desKameraführungssystems SoloAssist wur-de erfolgreich fortgeführt. Die Ergebnissewurden auf einem Poster während desdiesjährigen Chirurgenkongresses vorge-stellt. Die Ergebnisse einer um Prof.Fürst/Regensburg durchgeführten ver-gleichenden Evaluation sind zur Veröf-fentlichung bei Surgical Endoscopy einge-reicht.

Mechatronische Instrumente und Sup-portsysteme sind auch ein Gegenstanddes im vergangenen Jahr bewilligten SFB„Kognitive Chirurgie“ (Heidelberg, Karls-ruhe). Mit mechatronischen Plattformenfür Single-Port-Chirurgie und NOTES istdie DFG-geförderte Forschergruppe inMünchen und Karlsruhe aktiv. Nach derPhase eines gewissen Stillstands ist somitauf diesem Forschungsgebiet wieder eineerfreuliche Dynamik festzustellen.

Simulation

Nachdem in den vergangenen Jahren Vir-tual-Reality-Trainer ganz im Vordergrunddes Interesses gestanden haben, rückenjetzt wieder analoge und hybride Trai-ningssysteme in den Vordergrund.

Modellbasierte Chirurgie und Telematik

Mehrere Arbeitsgruppen fokussieren sichderzeit auf die Workflow-Analyse bei chi-rurgischen Eingriffen. Darüber hinaus ist

ein breit angelegtes, interdisziplinäreswissenschaftliches Projekt zur intelligen-ten Vernetzung im OP angelaufen.

Sensorik

Im Berichtszeitraum wurden z.B. dasNeuromonitoring, aber auch die Sensorikim OP bearbeitet.

3. Planung 2013/2014

Hands-on-Ingenieurkurs für Ingenieure

Der nächste, bereits unter Punkt 1 darge-stellte Kurs findet am 16./17. Mai 2013 inMünchen statt. Aufgrund der eher nochanwachsenden Warteliste ist der vierteKurs dieser Art für Dezember 2013 ge-plant.

Herbsttagung im Rahmen der CURAC,November 2014, Innsbruck

Die Arbeit an dem Langzeitprojekt „Chi-rurgie 2025“wird fortgesetzt.

Frühjahrstagung im Rahmen der DGE-BV,April 2014, Hamburg

Inhaltliche Schwerpunkte werden im Jahr2014 Monoport-Chirurgie und NOTESsein.

4. Verschiedenes

Mitgliederzahlen

Auch 2012/2013 ist trotz einiger Abmel-dungen ein leichter Mitgliederzuwachszu verzeichnen.

Kooperation mit thematisch verwandten,nichtviszeralchirurgischen Arbeitsge-meinschaften: vorrangiges Ziel für 2013/2014

München, 14. Mai 2013/sst

Univ.-Prof. Dr. Dr. h. c. P. M. Schlag,Prof. Dr. H. Feußner

Aus der DGCH

Chirurgie | Juli 2013 179

Protokoll Gremiumssitzung der CAMam 30. April 2013Teilnehmer:PD Dr. Kersting, Prof. Meyer, Dr. Beckers,Prof. Bumm, Dr. Klopp, Prof. Prokop, Dr.Schiffer, Dr. Weber, J. Rodrian, F. Janßen,P. Loch

zur Kenntnis:Dr. Ansorg, Prof. Hermann, Prof. Ritz, Prof.Schackert, PD Dr. Voss, Prof. Witzel, Prof.Zachariou

1. Status quo

█ Umsatz im Jahr 2012: 25108 €.█ Das 1. Quartal 2013 bleibt hinter dem

Vergleichsquartal 2012 zurück.█ Steigerung der Besucherzahlen auf der

Website um 12000 Besuche zu 2011.█ Es konnten 51 Filme seit dem letzten

DGCH-Kongress aufgenommen wer-den, 5 davon in Kooperation mit demZentralblatt für Chirurgie.

2. Marketing Mediathek

█ Mailing des neuen Gesamtkatalogs2013/2014 an die aktiven Mitgliederder Deutschen und ÖsterreichischenGesellschaft für Chirurgie.→ AesculapAkademie

█ Auftritt der Mediathek auf dem ÖGC-Chirurgenkongress 2013 in Wien

█ Bewerbung des Angebots der Media-thek durch die verschiedenen Fachge-sellschaften und deren Tagungen –Bitte Übersicht der Termine an P. Loch→ Alle

█ Einrichtung eines Klinikabonnementsin den Kliniken der CAM-Mitglieder.→ Alle

█ Mailing an die Ordinariate zur neuenunfallchirurgischen Kooperation.→ Prof. Prokop/Dr. Kersting/AesculapAkademie

█ Mailing an deutsche Dekanate undUnibibliotheken.→ Aesculap Akademie

3. Edgar-Ungeheuer Preis 2013

Der von der Aesculap Akademie und B.Braun Aesculap gesponserte, mit 3000Euro dotierte Edgar-Ungeheuer-Preiswurde im Jahr 2013 jeweils zu einer Hälf-te an Herrn Prof. Dr. Grützmann undHerrn Dr. Distler verliehen. Mit IhremFilm „Transduodenale Papillenresektion“haben Sie einen hervorragenden Beitragfür die Mediathek geleistet.

4. 131. DGCH-Chirurgenkongress 2014in Berlin

█ Mindestens wieder 2 evtl. jedoch 8Timeslots mit Videopräsentationenund technischer Sitzung (Videogestal-tung etc).

█ CAM-Gremiums-Sitzung

5. Verschiedenes

█ Neue Kooperation mit der „Zeitschriftfür Orthopädie und Unfallchirurgie“.Es wird eine Videorubrik wie im „Zen-tralblatt für Chirurgie“ geben. Das ersteHeft soll zum Kongress der DKOU er-scheinen.

█ Vorstellung des Mediathek‘s Pro-gramm 2013/2014 mit moderner Ge-staltung und verbesserter Übersicht-lichkeit

█ Es wird der Katalog als Flip-Book aufder Internetseite bereitgestellt.→ Aesculap Akademie

█ Eine gezielte Identifizierung von feh-lenden Themen/nicht ausreichendabgedeckten Themenbereichen wirddurchgeführt. Außerdem sollen dieBeiträge identifiziert werden, beiwelchen es einer Neuauflage bedarf.→ Alle für den eigener Fachbereich

█ Es wird ein Video zum Thema „Wiedrehe ich einen Film“ erstellt. Das„How to do it“-Video, wird auf derWebsite bereitgestellt, um möglichenInteressenten die Angst und das Un-wissen zu nehmen und zu einer einfa-chen aber qualitativen Filmproduktionanzuleiten.→ J. Rodrian/AesculapAkademie

6. Zukunft

Aufruf von Herrn Dr. Kersting: Sollten Siees im letzten Jahr nicht geschafft haben,sich aktiv an der Gremiumsarbeit zu be-teiligen, möchten wir Sie bitten, darübernachzudenken, ob Sie die Mediathek inZukunft weiter mitgestalten möchtenund die dafür notwendige Zeit zusätzlichzu Ihrer eigentlichen Tätigkeit aufbringenkönnen. Die im kommenden Jahr für jedesGremiumsmitglied anfallenden Aufgabenkurz im Überblick:█ Sichtung der bereitgestellten Filme in-

nerhalb von 2 Wochen + Rückmeldungan Dr. Kersting und Fr. Loch.

█ Die Anwerbung/Eigenproduktion vonmind. 3 Filmen pro Jahr für die vertre-tene Kategorie (Chirurgenkongress bisnächster Chirurgenkongress) Bewer-bung der Mediathek und Ihres Ange-botes Kommunikation undWeitergabevon interessanten Informationen andas Gremium oder an Frau Loch fürden Gremiumsnewsletter.

█ Teilnahme an der Gremiumssitzung.

Bitte geben Sie uns in einer formlosen E-Mail ([email protected] und [email protected]) Bescheid, ob wir weiterhin aufSie zählen können. Wir bitten um Rück-meldung bis zum 11.06.2013. Über alljene die die Mediathek weiterhin unter-stützen, vorantreiben und aktiv mitge-stalten möchten, freuen wir uns sehr.

Aus der DGCH

180 Chirurgie | Juli 2013

Mitteilungen der GesellschaftDie Deutsche Gesellschaft für Chirurgievergibt im Jahr 2012 die nachfolgend auf-geführten Preise und Stipendien.

Ihre Bewerbungen erbitten spätestens biszum 30.09.2013 an dieDeutsche Gesellschaft für ChirurgieGeneralsekretär Herrn Prof. Dr. med.Dr. h. c. H.-J. MeyerLuisenstraße 58/5910117 Berlin

Preise

B.-von-Langenbeck-PreisAuszeichnung für besondere wissen-schaftliche Leistungen auf dem Gebietder Chirurgie. Bewerben können sichOberärzte und Assistenten.Dotierung: € 10500

Chirurgischer Förderpreis für periopera-tive Medizin, gestiftet von der Fresenius-StiftungVergabe für die Weiterentwicklung undklinische Forschung auf dem Gebiet derklinischen Intensivmedizin.Dotierung: € 5000

W.-Müller-Osten-PreisAuszeichnung für hervorragende Leistun-gen auf dem Gebiet der chirurgisch-inter-disziplinären Arbeit oder der Zukunfts-entwicklung des Faches Chirurgie.Dotierung: € 7700

F.-Steichen-Preis, gestiftet von CovidienDeutschland GmbHVergabe für besondere Leistungen aufdem Gebiet der Klammernahttechnikund Endoskopie.Dotierung: € 5000

E.-Ungeheuer-Preis, gestiftet von derAesculap AkademieVerleihung für Neuaufnahmen von beson-derem wissenschaftlichen und didakti-schen Wert in die Mediathek der DGCH.Dotierung: € 3000

FilmpreisDer Preis wird verliehen für Filme bzw.Videos über die Chirurgie und ihre Teilge-biete, die neue wissenschaftliche oderoperationstechnische Kenntnisse vermit-teln sowie als Lehr- oder Unterrichtsfilmeangemeldet werden.Dotierung: € 1500

PosterpreisGegenstand soll die Darstellung der neu-esten Ergebnisse aus der klinischen undexperimentellen Chirurgie sein.Dotierung: € 1500

F.-Linder-PreisWird an den Erstautor des besten Vortra-ges innerhalb der Fritz-Linder-Sitzungenzur chirurgischen Forschung vergeben.Dotierung: € 2500Bitte einsenden anHerrn Prof. Dr. med. E. KlarDirektor der Klinik für Gefäß- undTransplantationschirurgieUniversitätsklinikum RostockSchillingallee 3518055 Rostock

Stipendien

Stipendium als FortbildungshilfeBeihilfe zu einer Forschungsreise zwecksFortbildung in der allgemeinen Chirurgieoder einem Spezialgebiet der Chirurgie.Dotierung: € 5000

Reisestipendium der H.-Junghanns-StiftungDie nach unserem früheren Präsidentenund langjährigen Generalsekretär be-nannte Herbert-Junghanns-Stiftung ver-leiht ein Reisestipendium, bevorzugt aneinen Krankenhauschirurgen. Vorausset-zung ist Facharztstatus und die Mitglied-schaft in der DGCH.Dotierung: € 5000

W.-Müller-Osten-StipendiumZur Förderung wissenschaftlicher Arbei-ten über die Geschichte der Chirurgie, dieErhaltung von Substanz und Einheit so-

wie der Zukunftsentwicklung der Chirur-gie, der Qualitätssicherung der chirurgi-schen Tätigkeit in Krankenhaus und Pra-xis und den wissenschaftlichen und ethi-schen Grundlagen des chirurgischen Be-rufes.Dotierung: € 5000

W.-Müller-Osten-Stipendium für ausländi-sche HospitantenWird ausgeschrieben zur Weiterbildungdurch Hospitation an einer selbst gewähl-ten deutschen chirurgischen Klinik.Dotierung: € 5000

Reisestipendium zum Japanischen Chirur-genkongressIn Abstimmung mit der Japanischen Ge-sellschaft für Chirurgie wird die aktiveTeilnahme am Japanischen Chirurgen-kongress mit anschließender Hospitationin japanischen Zentren unterstützt.

Internationales Gaststipendium der DGCHWird verliehen an junge Chirurgen, dieihre Weiterbildung zum Facharzt für Chi-rurgie (oder entsprechende Qualifikation)in ihrem Heimatland absolviert habenund anschließend zur Ausübung ihres Be-rufes dorthin zurückkehren.Dotierung: € 5000

Reisestipendium für deutsche und serbi-sche ChirurgenBeihilfe zur Teilnahme serbischer Chirur-gen an den Jahreskongressen der DGCHund damit zusammenhängend zur Hospi-tation an einer oder mehreren deutschenKliniken/en oder zur Finanzierung einerVortragsreise oder eines Weiterbildungs-aufenthaltes eines deutschen Chirurgenan serbischen Kliniken.Dotierung: € 5000

Die Bestimmungen für die Verleihung derPreise und die Vergabe von Stipendien fin-den Sie im Internet unterwww.dgch.de

Sie können auch in der Geschäftsstelle(030/28876290) abgefordert werden.

Aus der DGCH

Chirurgie | Juli 2013 181

Reisestipendium zum Jahreskongressdes American College of SurgeonsDas American College of Surgeons (ACS)und die Deutsche Gesellschaft für Chirur-gie (DGCH) haben ein Reisestipendiumfür wissenschaftlich engagierte junge Chi-rurginnen/Chirurgen vereinbart. Im Rah-men dieses Programms ist die Teilnahmeam Jahreskongress des ACS vorgesehen.Dabei wird auch Gelegenheit zur Präsen-tation und Diskussion des eigenen wis-senschaftlichen Arbeitsgebiets und derErgebnisse gegeben. Vor oder nach demKongress soll im Rahmen eines insgesamt2-wöchigen Aufenthalts der Besuch eini-ger für die eigene Forschung relevanterZentren organisiert werden.

Für die/den Stipendiatin/Stipendiatenwerden bei freier Kongressregistrationdie Reisekosten von der jeweiligen Gesell-schaft übernommen. Die Reiseplanungmit Auswahl der zu besuchenden Zentren(im Regelfall zwei) erfolgt in Abstimmungzwischen der/dem Stipendiatin/Stipen-diaten und dem International RelationsCommittee des ACS und dem GermanACS Chapter.

Das nächste Reisestipendiumwird für denBesuch des Jahreskongresses vom 26.10.bis 30.10.2014 in San Francisco vergeben.Anträge von Bewerberinnen/Bewerbern(Alter unter 45 Jahren, Mitgliedschaft inder DGCH ist Voraussetzung) mit nachfol-

gend genannten Angaben sind bis 30. Sep-tember 2013 an den Generalsekretär zurichten. Die Auswahl trifft der Geschäfts-führende Vorstand der DGCH in Abstim-mung mit dem German Chapter des ACS.

In 5-facher Ausfertigung erforderliche Un-terlagen:█ Lebenslauf█ Angabe des Schwerpunkts der wissen-

schaftlichen Arbeit und Publikations-verzeichnis

█ Angabe der Zentren, die im Rahmendes Reisestipendiums besucht werdensollen

█ Beurteilung durch den Klinikdirektorbzw. Institutsleiter oder Chefarzt

Travelling Fellowship Exchange:offered by the American College of Surgeons (ACS) and the German Society of Surgery (GSS)

The international Relations Committee ofthe ACS is delighted to announce a travel-ling fellow exchange with the GSS and theGerman Chapter of the College. For thisprogram, a North American Fellow willtravel to Germany to attend and partici-pate in the annual meeting of the GSS inMarch 2014, and a German surgeon willattend and participate in the Clinical Con-gress of the ACS from October 26, to 30,2014 in San Francisco.

Description, Administration an Costs forGerman Applicants:The GSS will select a German surgeon toattend the annual Clinical Congress of theACS, then visit several surgical centers inNorth America. Awardees are required tosubmit a report upon completion of thetravel exchange, which will be providedto the appropriate officer. The ACS agreesto play an active role in planning the itin-erary for the German Traveller, including

a place on the program of the annualmeeting of the ACS in which to discusshis/her work.

The GSS will bear the costs of the Germantraveller.

Application deadline: September 30, 2013

Aus der DGCH

182 Chirurgie | Juli 2013

Langenbeck-Virchow-HausSpendenaufruf an die Mitglieder

der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Das Langenbeck-Virchow-Haus wurde nach erfolgreicher „Revitalisierung“ am01.10.2005 offiziell seiner Bestimmung übergeben. Der historische Hörsaal, dieEingangshalle und der Treppenaufgang sind stilgerecht renoviert, die Büroräumenach dem vorzeitigen Auszug der Charité der neuen Nutzung angepasst. UnsereGesellschaft hatte dabei einen erheblichen Eigenanteil zu tragen. Weitere Belas-tungen brachte die aufwendige Restaurierung des Gründerbildes. Die Geschäfts-stelle, unsere Bibliothek und Archiv sowie Hallen und Flure des Hauses bedürfeneiner verbesserten Ausstattung. Die Mieterlöse, die beiden Trägergesellschaftenzugute kommen, werden für die langfristige Refinanzierung benötigt.Das Präsidium unserer Gesellschaft hat auf seiner Sitzung am 07.10.2005 beschlos-sen, sich mit einem Spendenaufruf an die Mitglieder zu wenden.Mit „Bausteinen“ in Bronze (ab 500 €), in Silber (ab 1500 €) und Gold (ab 5000 €),die in Form von Plaketten seitlich im Eingangsflur angebracht werden, sollen dieSpender gewürdigt werden. Sie werden auch in den „Mitteilungen“ bekannt gege-ben.Überweisungenmit Angabe von Namen und Adresse des Spenders werden erbetenauf das Konto der DGCH bei der Deutschen Apotheker- und Ärztebank Berlin, Kto.-Nr. 0005298393, BLZ 300 606 01 unter dem Kennwort „Baustein LVH“. Eine Spen-denbescheinigung wird Ihnen umgehend zugesandt.Wir würden uns über eine rege Spendenbeteiligung als Ausdruck der Identifika-tion unserer Mitglieder mit ihrem traditionsreichen Haus sehr freuen.

Prof. Dr. J. Jähne Prof. Dr. Dr. h.c. H.-J. Meyer Prof. Dr. T. SchiedeckPräsident Generalsekretär Schatzmeister

Aus der DGCH

184 Chirurgie | Juli 2013

Die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie dankt Spendern,die mit ihren Bausteinen zur Ausgestaltung und zum Unterhalt

des Langenbeck-Virchow-Hauses beigetragen haben.

Baustein in Gold

Vereinigung Mittelrheinischer Chirurgen

Herr Prof. Dr. med. Hans-Jürgen Peiper, Göttingeninmemoriam Prof. Dr. med. Herbert Peiper, Berlin undMainz

Herr Prof. Dr. med. Dr. h. c. Karl-Walter Jauch, Münchenin memoriam Prof. Dr. med. Georg Heberer, München

Herr Prof. Dr. med. Reiner Gradinger, München

Berufsverband der Deutschen Chirurgen e.V.in memoriam Prof. Dr. med. Jens Witte

AO Deutschland, Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen,Berlin

Herr Prof. Dr. med. Axel Haverich, Hannover

Herr Prof. Dr. med. Markus Büchler, Heidelberg

DGTHG – 1971mit Dank an die Gründungsmitglieder

Herr Prof. Dr. med. Joachim Jähne, Hannoverin memoriam Manfred und Helmi Jähne, Essen

Herr Prof. Dr. med. Uwe Klinge, Aachen

Herr Prof. Dr. med. Erhard Kiffner, Karlsruhein memoriam Prof. Dr. W. Brendel, Prof. R. Zenker,Dr. R. Kiffner

AIOD Deutschland e.V., Düsseldorf

Baustein in Silber

Herr Prof. Dr. med. Leonhard Schweiberer, München

Herr Prof. Dr. med. Klaus Junghanns, Ludwigsburg

Herr Prof. Dr. med. Hartwig Bauer, Neuötting

Herr Prof. Dr. med. Hendrik Dienemann,Thoraxklinik Heidelberg

Herr Prof. Dr. med. habil. Dr.-Ing. Dr. med. h.c. Michael Unge-thüm, Tuttlingen

Herr Prof. Dr. med. Hartmut Siebert, Schwäbisch-Hall

Herr Prof. Dr. med. Karl Herbert Welsch, München

Herr Prof. Dr. med. Stefan Wysocki, Heidelberg

Herr Dr. med. Jürgen Meier zu Eissen, Hannover

Herr Prof. Dr. med. Stefan Post, Mannheim

Herr Prof. Dr. med. Wolf Mutschler, München

Frau Prof. Dr. med. Ursula Schmidt-Tintemann, Vaterstetten

Herr Prof. Dr. med. Matthias Rothmund, Marburg

Herr Prof. Dr. med. Christian H. Siebert, Hannover

Herr Prof. Dr. med. Volker Bühren, Murnau

Herr Dr. med. Abdullah Mury, Heide

Herr Dr. med. Andreas Ungeheuer, München

Herr Prof. Dr. med. Wolf Schellerer, Bamberg

Herr Prof. Dr. med. Tilman Mischkowsky, Berlin

Herr Prof. Dr. med. Hans-JoachimWiendl, Bamberg

Herr Prof. Dr. med. Klaus Roosen, Würzburg

Herr Prof. Dr. med. Dr. h. c. Gert Carstensen, Mülheim

Herr Prof. Dr. med. Peter M. Vogt, Hannover

Herr Prof. Dr. med. Fritz L. Rueff, München

Herr Prof. Dr. med. Karl-Joseph Paquet, Bad Kissingen

Herr Prof. Dr. med. Dr. h. c. Volker Schumpelick, Aachen

Herr Prof. Dr. med. Yoshiki Hiki, Tokio/ Japan

Herr Prof. Dr. med. Hans-Bernd Reith, Konstanz

Herr Dr. med. Goswin von Mallinckrodt, München

Herr Prof. Dr. med. Lothar Kinzl, Ulm

Frau Ingrid und Herr Dr. med. Robert Raus, Riedlingen

Frau Dr. med. Ursula Engel, Hamburg

Enddarm-Zentrum Bietigheim,Herr Dr. med. Wolfgang Pfeiffer,Herr Dr. med. Markus Piro-Noack,Herr Dr. med. Edgar Kraft

Herr Prof. Dr. med. Thomas Rüedi, Maienfeld /Schweizin memoriam Prof. Dr. med. Martin Allgöwer, Chur /Schweiz

Herr Prof. Dr. med. Gert Specht, Berlin

Herr Prof. Dr. med. Henning Weidemann, Berlin

Herr Prof. Dr. med. Otto Scheibe, Stuttgartin memoriam Prof. Dr. med. Helmut Remé, Lübeck

Herr Prof. Dr. med. Stephan Langer, Mönchengladbach

Herr Dr. med. José Luis Narro, Köln

Herr Prof. Dr. med. Wolfgang Ulf Wayand, Linz

Herr Prof. Dr. med. Werner Grill, Starnberg

Herr Prof. Dr. med. Fritz Kümmerle, Mainz

Herr Prof. Dr. med. Dr. h. c. mult. Friedrich Stelzner, Bonn

Bausteine Langenbeck-Virchow-Haus

Aus der DGCH

Chirurgie | Juli 2013 185

Herr Prof. Dr. med. Günther Vetter, Bad Vilbelin memoriam Prof. Dr. med. Hans-Bernhard Sprung, Dresden

Frau Dr. med. Eva Böhlau, Bad Soden

1991–2011 DGT in memoriam Prof. Dr. med. Ingolf Vogt-Moy-kopf zum 80. Geburtstag

Herrn Prof. Dr. med. Gerhard Krönung, Wiesbaden

In memoriam Prof. Dr. med. Johannes Christian Dobroschke,Regensburg(Herr Prof. Dr. med. Alois Fürst, Herr Dr. med. Arthur Heili-gensetzer, Herr Dr. med. Peter Sauer, Herr Dr. med. BernfriedPikal, Herr Dr. med. Johannes Winfried Pruy)

Herr Prof. Dr. med. Christian Müller, Hamburg

Herr Dr. med. Friedrich Klee, Heidelberg

Herr Prof. Dr. med. Karl Dinstl, WienIn memoriam Prof. Dr. K. Keminger

Herr Prof. Dr. med. Axel Richter, Hildesheim

Herr Prof. Dr. med. Ernst Teubner, Göppingen

Herr Prof. Dr. med. Martin Büsing, Recklinghausen;Herr Dr. med. Helge Stölzer, Stuttgart

In memoriam Prof. Dr. med. Gerhard Köveker, Sindelfingenund Böblingen

Herr Dr. med. Friedemann Schreiter, Hamburg

Baustein in Bronze

Herr Dr. med. Holger Barenthin, Celle

Herr Prof. Dr. med. Gernot Feifel, Homburg

Herr Prof. Dr. med. Alfred Lamesch, Gotzingen/Luxemburg

Herr Prof. Dr. med. Jakob R. Izbicki, Hamburg

Herr Prof. Dr. med. Hans Zwipp, Dresden

Herr Dr. med. Dusan Dragojevic, Isernhagen

Herr Prof. Dr. med. G. Heinz Engelhardt, Wuppertal

Proktologische Praxis Kiel,Herr Dr. med. Johannes Jongen,Herr Dr. med. Hans-Günter PeleikisHerr Dr. med. Volker Kahlke

Herr Dr. med. Wolfgang Hermes, Bremen

Herr Dr. med. Wolf-Dieter Hirsch, Grimma

Herr Dr. med. Holger Herzing, Höchstadt /Aisch

Herr Dr. med. Michael-Alexander Reinke, Plettenberg

Herr Dr. med. Winfried Hölter, Monheim

Herr Dr. med. Matthias Becker, Possendorf

Frau Dr. med. Martina Mittag-Bonsch, Crailsheim

Zur Erinnerung an den Virchow-Schüler Paul Langerhans,Berlin und Madeira.Seine Familie

Herr Prof. Dr. med. Stefan Riedl, Göppingen

Herr Dr. med. Gerwin Alexander Bernhardt, Voitsberg/Österreich

Aus der DGCH

186 Chirurgie | Juli 2013

Es ist mittlerweile fast eine gute Tradition,dass sich in regelmäßigen Abständen imRahmen von gegenseitigen Besuchen undgemeinsamen Sitzungen die DeutscheGesellschaft für Chirurgie mit dem RoyalCollege of Surgeons austauscht. Aktuellfand am 15.03.2013 in London, in denehrwürdigen Räumlichkeiten des RoyalCollege of Surgeons, ein Joint-Meeting derPräsidien beider Gesellschaften statt. Ge-rade unter dem Eindruck und der aktuel-len Diskussion zur Einheit der Chirurgie inDeutschland beeindruckte insbesonderedie Struktur, Wirkung und Durchdrin-gung des Royal College of Surgeons sowohlim chirurgischen Alltag als auch in der öf-fentlichen, besonders politischen Wahr-nehmung.

Am Vorabend des 15.03.13 wurde zueinem Empfang und Dinner im House ofLords – eine vor britischer Tradition ganztypisch geprägten Örtlichkeit – durch denderzeitigen Präsidenten des Royal Collegeof Surgeons, Prof. Norman Williams, gela-den. Dies war eine gute Gelegenheit, sichim persönlichen Gespräch und mit Blickauf die Themse auszutauschen, näherkennenzulernen bzw. alte Freundschaftenzu pflegen.

In der Vormittagssitzung des 15.03.2013standen Vorträge und Diskussionen zumnationalen und europäischen Berufsfeld,die Zusammenarbeit und Einbettung derchirurgischen Gesellschaften in die Politiksowie Aspekte der Aus- und Weiterbil-dung im Vordergrund. Zunächst legteHerrn Post eine Übersicht über die Zu-sammenarbeit und Weiterbildungsrege-lung in Europa unter dem Dach der UEMSdar. Eines der Ziele dieser Zusammenar-beit ist die gegenseitige Anerkennungvon Berufsqualifikationen. Gerade in die-sem Zusammenhang spielen weiterhinArbeitszeitregelungen und Arbeitszufrie-denheit eine wichtige Rolle.

Frau Jo Revill, Director of Strategic Com-munications des Royal College of Surgeonsstellte dann die strategischen Pläne undUmsetzungen des Royal College of Sur-geons der letzten Jahre hinsichtlich derÖffentlichkeitsarbeit dar. Es ist beeindru-ckend, mit welcher Professionalität undStringenz eine Fachgesellschaft bzw. be-rufsständische Vertretung aktiv in die Öf-fentlichkeit tritt. Neben einer dezidiertenLobbyarbeit zu Journalisten und Mei-nungsbildnern ist es das vordringlicheZiel, dass das Royal College of Surgeonsselbst mit seiner Abteilung „StrategicCommunications“ (mit 4 hauptamtlichenfachlich versierten Mitarbeitern) dieHauptquelle von Informationen im chirur-gischen Umfeld (beispielsweise zur Pa-tientenversorgung, Ausbildung und For-schung) ist, indem Informationsnetzwer-ke und Beziehungen zu Schlüsseljourna-listen in der Gesundheitssparte geknüpftwerden, wobei noch gezielt versuchtwird, die Gesundheitspolitik zu beeinflus-sen. Ein weiterer strategischer Punkt istdie gezielte Kommunikation und Aufar-beitung von wissenschaftlichen Outcome-Studien, um möglichst ein positives Bildder Chirurgie in der Öffentlichkeit zu ge-nerieren. Dabei hält man Schritt mit derrasanten Veränderung technischer Mög-lichkeiten in der Kommunikation undnutzt u.a. Soziale Netzwerke, Internet,Twitter und Facebook als Kommunika-tionsmedien. Im Zusammenhang mit deröffentlichen Wahrnehmung wurden an-schließend auch Themen wie Arbeitszeit-schutzgesetzdirektiven, v.a. aus der EU-Legislative sowie Qualitätsaspekte disku-tiert.

Herr Jähne legte in seinem Referat dieSicht der Deutschen Gesellschaft für Chi-rurgie hinsichtlich ihrer berufspolitischenVerantwortung und Standesvertretunggegenüber Politik und verantwortlichenMinisterien dar. Dabei stehen die Themenbzw. Konflikte wie Überalterung der Ge-

sellschaft, Kostendruck in der medizi-nisch-chirurgischen Versorgung vor allembezüglich der wachsenden Erwartungenan die Medizintechnologie bei sinkendemfinanziellen Beitrag aufgrund der demo-grafischen Veränderungen im Vorder-grund. Als weiterer kritischer Punkt wur-de angesprochen, dass immer wenigerjunge Ärzte die Chirurgie als attraktives,erstrebenswertes Fach sehen, vor allemim Bereich der Nachwuchsaus- und wei-terbildung. Dieser Aspekt wurde in Folgeaus britischer Sicht von Herrn MichaelHorrogs, Vice President and Council Mem-ber des Royal College of Surgeons, umfas-send dargestellt. Hier zeigt sich das RoyalCollege of Surgeons als führendes natio-nales und internationales Zentrum fürdie chirurgische Weiterbildung. Imdeutsch-britischen Vergleich wird diedeutlich inhomogenere (diversifizierte)Situation mit allen resultierendenSchwierigkeiten offensichtlich. Denn inunserem Land sind die Weiterbildungs-vorgaben bei den Landesärztekammernangesiedelt und die jeweiligen Fachgesell-schaften haben lediglich beratende Funk-tion und somit nur indirekten Einfluss.Dabei sieht sich das Royal College of Sur-geons unabhängig von dem klinischen All-tag in der Verantwortung, hochqualitativeLern- und Ausbildungsorte zu schaffen.Das Royal College of Surgeons in Londonist selbst eine solche Ausbildungsstätte,welche vor Ort praktische Kurse anbietet,an anatomischen Präparaten sowie Mo-dellsimulationen, vor allem für die lapa-roskopischen Eingriffe. Auch währendder Tagung am 15.03.2013 waren 40 Mili-tärchirurgen in den Kellerräumen desRoyal College im praktischen Training zuchirurgischen Techniken anwesend. Diesezentrale Rolle, die das Royal College of Sur-geons als berufsständische Vertretung,Weiterbildungsinstitution, Akkreditie-rungs- und Koordinierungseinheit undEntscheidungsgremium in England spielt,

Bericht über das Joint Council Meetingder DGCH mit dem Royal College ofSurgeonsLondon, 14. bis 16.03.2013

Aus der DGCH

Chirurgie | Juli 2013 187

kann also in keiner Weise mit der Situa-tion in Deutschland verglichen werden.

Nach einer kurzen Lunchpause in der re-nommierten und eindrucksvollen Biblio-thek des Royal College of Surgeonsmit sei-ner außerordentlichen Sammlung medi-zinischer und chirurgischer Literatur,welche bis in das 15. Jahrhundert zurück-reicht, wurde nachmittags die Joint Ses-sion mit Themen zu Qualitätsmanage-ment und Qualitätssicherung sowie For-schung und klinisches Studienmanage-ment fortgesetzt.

Zuvor noch einige Anmerkungen zur Bi-bliothek: Sie ist von historisch-nationalerBedeutung, da sie eine kontinuierlicheSammlung der Dokumente britischer Chi-rurgie seit dem 18. Jahrhundert in sämt-lichen Drucksammlungen, Zeichnungenund Schriftenverzeichnissen darstellt.Ihre Bedeutung wurde bereits 1836 durcheinen Artikel in der Zeitschrift „The Lan-cet“ festgehalten, dass es sich um eine he-rausragende Sammlung der medizini-schen Literatur von internationalem Ranghandelte. Die „Library“ ist jedoch nichtnur ein historisches Zeitdokument, son-dern ist bis in die Neuzeit bibliografischaktiv. Seit 2003 werden über die Library

des Royal College of Surgeons elektroni-sche Journale bereitgestellt, welche beiden Mitgliedern höchst beliebt sind undsehr häufig genutzt werden.

Mr. John Ghetty, Senior Vice President undChair of Professional Standards and Regu-lation Board, stellte in einem Übersichts-vortrag den aktuellen Stand der Qualitäts-sicherung, v.a. hinsichtlich der Ausbil-dungsprogramme und Ausbildungsstan-dards, dar. In Großbritannien haben Qua-litätssicherungsprozesse in den letztenJahren eine kontinuierliche Verbesserungerfahren. In den 90er-Jahren wurde be-reits eine Institution „Quality AssuranceAgency for Higher Education“ (QAA) initi-iert, die über Qualität und Standards hin-sichtlich der akademischen Forschungs-abschlüsse wacht. Darüber hinaus wur-den verschiedene Akkreditierungspro-gramme und Institutionen ins Leben ge-rufen, die Lizenzen und Qualifikationenfür die Ausbildung erteilen. Davon ist dasRoyal College of Surgeons eine der wich-tigsten Institutionen. Mittlerweile habensich diese Qualitätssicherungsmaßnah-men in Europa, gerade auch infolge derBologna-Deklaration etabliert. Die QAA-Initiativen in Großbritannien waren dafürbeispielhaft. Im Anschluss wurde einknapper Überblick über die Qualitätssi-cherung des Royal College of Surgeons ge-geben.

Das Konzept umfasst 4 wesentliche Punk-te:Das Royal College of Surgeons█ etabliert und unterhält Standards so-

wohl in der klinischen Praxis der Chi-rurgie als auch in der Weiterbildung.

█ ist der Hauptanbieter der chirurgi-schen Weiterbildung und sieht sich als„Leuchtturm“ hinsichtlich der Qualitätdieser Weiterbildung.

█ sieht es als seine zentrale Aufgabe, dieKontrolle, das Monitoring und das Re-view von Kursen der chirurgischenWeiterbildung hinsichtlich Qualitätund Standards selbst durchzuführen.

█ sieht sich zudem als Katalysator, umeinen kontinuierlichen Verbesserungs-prozess in der chirurgischen Praxisund Weiterbildung zu gewährleisten.

In diesen 4 Punkten beschränken sich dieAktivitäten des Royal College of Surgeonsnicht nur auf Großbritannien, sondernmittlerweile auch auf andere Staaten, v.a.in Asien (zwei Zentren wurden in China2012 akkreditiert). Ein Online-Kurs wur-

Aus der DGCH

188 Chirurgie | Juli 2013

de sowohl in chinesischer als auch engli-scher Sprache etabliert.

Im Spiegel dazu wurden von Herrn Vogtaus deutscher Sicht Qualitätssicherungs-maßnahmen in der Weiterbildung darge-stellt. Hierbei wurde klar diskutiert, dassgerade in der Weiterbildung des GebietesChirurgie eine Qualitätssicherung miteinem größeren und komplexeren Auf-wand zu erfolgen hat als in anderen Dis-ziplinen.

Im zweiten Teil der Nachmittagssitzung,der der Forschung und klinischen Studi-enlandschaft in der Chirurgie vorbehaltenwar, wurden zunächst von Herrn DavidCromwell, Direktor des Clinical Effective-ness Unit des Royal College of Surgeons,diese Aspekte in einer interessanten Prä-sentation vorgestellt. Strukturell hat dasRoyal College of Surgeons ein Forschungs-department, welches Fellowships vergibtund klinische Forschung projektbezogenfördert.

Darüber hinaus gibt es 3 verschiedeneForschungseinheiten, die am College an-gesiedelt sind:█ eine Clinical Effectiveness Unit█ ein Center for Evidence in Transplanta-

tion Surgery█ eine Research Unit for Surgical Clinical

Trials

Hauptaufgabe der Clinical EffectivenessUnit ist es, die Forschung auf die chirurgi-sche Tätigkeit zu fokussieren, Outcome-Forschung zu betreiben und im chirurgi-schen Kontext prospektive Kohortenstu-dien zu entwerfen. Darüber hinaus siehtsich diese Einheit auch in der Weiter-und Fortbildungsverpflichtung bezüglichverschiedener Forschungs- und statisti-scher Methoden. Gerade die Vermittlungvon methodischen Fähigkeiten hinsicht-lich Messung und Darstellung von Daten-sammlungen und Analysen spielen dabeieine wichtige Rolle. Darüber hinaus wer-den von dieser Einheit nationale Auditsim Sinne von Registern zum Kolorektal-,Ösophagus- und Magenkarzinom, Gefäß-chirurgie und Transplantationschirurgiedurchgeführt. Allgemeiner Konsens be-stand in der Analyse, dass die Anzahl kli-nischer Studien im Vergleich der unter-schiedlichen Fachdisziplinen in der Chi-rurgie deutlich unterrepräsentiert ist. Dieklare Konsequenz daraus ist, dass geradeaus der Fachgesellschaft Institutionenetabliert und stabilisiert werden müssen,

die sich der Durchführung von chirur-gisch-klinischen Fragestellungen und kli-nischen Studien widmen. Interessant warder Abgleich der Initiativen des Royal Col-lege of Surgeons mit dem Studienzentrumder DGCH, welches in einem Übersichts-vortrag hinsichtlich der aktuellen Situati-on von Herrn Büchler vorgestellt wurde.In einem zusätzlichen Vortrag von HerrnKlar wurde die Rolle der chirurgischenForschung im Sinne eines Brückenschlagszwischen Grundlagenforschung und Chi-rurgie verdeutlicht.

Zusammenfassend war dieser Gedanken-austausch und Abgleich verschiedenerThemenbereiche zwischen den zwei wis-senschaftlichen Fachgesellschaften füralle Beteiligten ein großer Gewinn. Auchwenn man aus der Sicht der DeutschenGesellschaft für Chirurgie beeindruckt istvon der historischen Bedeutung und derbritischen Traditionskultur, so sind dochin beiden Gesellschaften die Probleme,Analysen und Zukunftskonzepte ver-gleichbar. Trotzdem ist auch erneut klargeworden, dass es in Deutschland auf-grund der doch unterschiedlichen Struk-turen für die DGCH derzeit nicht möglichsein wird, eine solche dominierende Rollewie das Royal College of Surgeons in naherZukunft erreichen zu können.

Prof. Dr. W. ThaslerProf. Dr. Dr. h. c. H.-J. Meyer

Prof. Dr. med. Wolfgang E. ThaslerKongress-Sekretär DGCH 2012/2013Stellv. leitender Oberarzt der Klinik fürAllgemeine, Viszeral-, Transplantations-,Gefäß- und ThoraxchirurgieBereichsleiter Allgemein-, Minimalinvasive undKolorektale ChirurgieLudwig-Maximilians-Universität MünchenMarchioninistraße 1581377 MünchenTel.: +49-89-7095-3560Fax: +49-89-7095-6436E-Mail: [email protected]

Aus der DGCH

Chirurgie | Juli 2013 189

Juli 2013

5. Tegernseer Schulter- und Ellenbogenkurs17.–20.07.2013Hanns-Seidel-StiftungBildungszentrum Wildbad Kreuth83708 Wildbad KreuthWiss. Leitung: Prof. Dr. U. Brunner

Prof. Dr. E. WiedemannThemen: Ellenbogen

RotatorenmanschetteSchulterinstabilitätProtheseFrakturen

Informationen: www.tese-kurs.deIntercongress GmbHTel.: 07 61/6 96 99-0Fax: 07 61/6 96 99-11E-Mail: [email protected]

August 2013

International Surgical Week ISW 201325.–29.08.2013Helsinki/FinnlandWiss. Leitung: Prof. Dr. G. Akerström

Prof. Dr. A. LeppäniemiInformationen: www.isw2013.org

September 2013

38. Berliner Chirurgentreffen(Berliner Chirurgische Gesellschaft/Vereinigung der ChirurgenBerlins und Brandenburgs)05./06.09.2013Wellnesshotel Hafendorf RheinsbergHafendorfstraße 116831 RheinsbergWiss. Leitung: Dr. J. Burghardt

PD Dr. habil. A. DomagkThema: Chirurgie des AlltagsAnmeldung: www.bchirg.deInformationen: MCE – Frau G. Sponholz

Tel.: 01 60 8 45 95 02

44. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen,Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC) und18. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC)12.–14.09.2013Messe- und Congress-Centrum Halle MünsterlandMünsterWiss. Leitung: Dr. A. Krause-Bergmann

Dr. W. D. LuerßenThemen: – Rekonstruktion und ästhetische Behandlung

von Gesicht und Brust– Deckung von Weichteildefekten

Informationen: www.dgpraec-tagung.deConventus GmbHTel.: 0 36 41/3 11-63 05Fax: 0 36 41/3 11-62 43E-Mail: [email protected]

101. Jahrestagung der Vereinigung Mittelrheinischer Chirurgen26./27.09.2013Universitätsklinikum TübingenHoppe-Seyler-Straße 372076 TübingenWiss. Leitung: Prof. Dr. A. Königsrainer

Prof. Dr. J. FuchsProf. Dr. U. Stöckle

Themen: Kolorektale ChirurgiePeritonealkarzinoseLeberchirurgie und portale HypertensionChronisch-entzündliche Darmerkrankungen„Von jungen Chirurgen für junge Chirurgen“ u.a.

Informationen: www.mittelrheinischechirurgenvereinigung.dePD Dr. J. GlatzleTel.: 0 70 71/2 98-12 22Fax: 0 70 71/2 94-7 95E-Mail: [email protected]

41st Meeting International Society for Pediatric Neurosurgery29.09.–03.10.2013Congress Centrum MainzKurfürstliches SchlossPeter-Altmeier-Allee55116 MainzWiss. Leitung: Prof. Dr. W. WagnerInformationen: www.ispn2013.org

Porstmann Kongresse GmbHTel.: 0 30/28 44-9 90Fax: 0 30/28 44-99 11E-Mail: [email protected]

Tagungskalender

Aus der DGCH

190 Chirurgie | Juli 2013

Oktober 2013

17. Chirurgische Forschungstage04./05.10.2013Campus der Universität Frankfurt/MainHauptgebäude Campus WestGrüneburgplatz 160323 Frankfurt/MainWiss. Leitung: Prof. Dr. Th. Schmitz-Rixen

Prof. Dr. I. MarziAnmeldung: www.forschungstage2013.deInformationen: wikonect GmbH

WiesbadenS. TheisTel.: 06 11/20 48 09-25Fax: 06 11/20 48 09-10E-Mail: [email protected]

22. Jahrestagung der Deutschen Transplantationsgesellschaft(DTG)24.–26.10.2013Sheraton Airport Hotel Conference CenterFrankfurt/MainWiss. Leitung: Frau Prof. Dr. I. A. Hauser

PD Dr. F. UlrichInformationen: www.dtg2013.de

DTG-GeschäftsstelleTel.: 09 41/9 44-73 24Fax: 09 41/9 44-71 97E-Mail: [email protected]

Gemeinsame Jahrestagung der Deutschen, Österreichischenund Schweizerischen Gesellschaft für Thoraxchirurgie (DACH2013)24.–26.10.2013Congress CenterCH – BaselAnmeldung: www.dach2013.chInformationen: Meister ConCept GmbH

CH – AarauFrau E. PolsombatTel.: 00 41/62/8 36-20 90E-Mail: [email protected]

November 2013

13. Hildesheimer Nahtkurs01./02.11.2013Klinikum HildesheimSenator-Braun-Allee 3331135 HildesheimWiss. Leitung: Prof. Dr. A. RichterThema: Kurs für gastrointestinale, laproskopische, gefäß-

chirurgische, unfallchirurgische und plastischeChirurgie

Anmeldung: www.nahtkurs-hildesheim.de

Informationen: Sekretariat der Klinik für Allgemein-, Visceral-,Gefäß- und ThoraxchirurgieFrau C. SchulzTel.: 0 51 21/8 94-21 02Fax: 0 51 21/8 94-21 05E-Mail: [email protected]

8. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für InterdisziplinäreNotfall- und Akutmedizin (DGINA) e.V.07.–09.11.2013CCH – Congress Center HamburgAm Dammtor/Marseiller Straße20355 HamburgWiss. Leitung: Dr. M. Wünning

Dr. B. HoganThemen: Aktuelle wissenschaftliche Studien

Spezielle Patientengruppen in der NotaufnahmeOrganisation und ManagementAusbildung nach Curriculum der EuSEM u.a.

Informationen: www.dgina-kongress.deConventus GmbHTel.: 0 36 41/3 11-63 20Fax: 0 36 41/3 11-62 41E-Mail: [email protected]

180. Tagung der Vereinigung Niederrheinisch-WestfälischerChirurgen28./29.11.2013Heilig-Geist-Krankenhaus KölnWiss. Leitung: Prof Dr. E. EypaschThemen: – Technische Innovationen: Alternativen und

Perspektiven für die Viszeralchirurgie– Onkologische Chirurgie: Organzentren,

Zertifizierung, Studien– Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen:

interdisziplinäre Kooperation– Traumanetzwerke: Polytrauma-Management

u.a.Informationen: INTERPLAN AG

Frau D. ÖzgülTel.: 0 40/32 50-92 53Fax: 0 40/32 50-92 44E-Mail: [email protected]

endo-update 201329./30.11.2013Kongress am ParkAugsburgWiss. Leitung: Prof. Dr. H. Messmann

Prof. Dr. H.-D. AllescherInformationen: www.endoupdate.de

COCS GmbHTel.: 0 89/89 06 77-0Fax: 0 89/89 06 77-77E-Mail: [email protected]

Aus der DGCH

Chirurgie | Juli 2013 191

2. Jahreskongress der Deutschen Kniegesellschaft29./30.11.2013Radisson BluHamburgWiss. Leitung: Prof. Dr. H. O. Mayr

Prof. Dr. K. H. FroschThema: Komplexe KniechirurgieAnmeldung: www.knie-komplex.de

www.deutsche-kniegesellschaft.deIntercongress GmbHTel.: 07 61/6 96 99-0Fax: 07 61/6 96 99-11E-Mail: [email protected]

Aus der DGCH

192 Chirurgie | Juli 2013

In Absprache zwischen den Vorständenvon ADSiMED e.V. und ADAWIS e.V. –Arbeitskreis Deutsch als Wissenschafts-sprache (www.adawis.de) – und denADSiMED-Mitgliedern erfolgte zum 01.Januar 2013 eine Fusion der beiden Ar-beitskreise. Die administrativen Notwen-digkeiten sind abgeschlossen, und zahl-reiche ADSiMED-Mitglieder haben ihrenADAWiS-Beitritt vollzogen. Diese Fusionsoll einer stärkeren Förderung der deut-schenWissenschaftssprache in Lehre, For-schung und Gesellschaft dienen. Es bedarfkeiner Diskussion, dass die englischeSprache auf internationalen Veranstal-tungen in Deutschland zu akzeptieren ist.Wird die Veranstaltung jedoch haupt-sächlich für deutsche Mediziner durchge-

führt, sollte die Tagungssprache die Lan-dessprache sein. Für ausländische Gästesollten Simultanübersetzungen ins Engli-sche bereitgestellt werden, die aus demEtat des Bundesministeriums für Bildungund Forschung finanziert werden könn-ten. Auf diese Weise könnte verhindertwerden, dass Teilnehmer aus der Bundes-republik, Österreich und der Schweiz vonder Fortbildung und Diskussion ausge-schlossen sind.

Auch im Bereich der Erfassung und desErhalts der historischen und aktuellenPublikationsdaten sowie der Nutzung desImpaktfaktors besteht ein hoher Hand-lungs- bzw. Diskussionsbedarf.

Wir bitten alle Kolleginnen und Kollegensehr um ihre Unterstützung.

Für den ehemaligen ADSiMED-VorstandFür den ADAWIS Vorstand

Prof. Dr. med. W. HaßeProf. i.R. der FU BerlinFriedrichshaller Str.7b14199 BerlinTel.: +49/30/801-72 13Fax: +49/30/80 58 90 78

Prof. Dr. med. R. MocikatImmunologe, MünchenFrühlingstraße 2882131 GautingTel.: +49/89/89 30-96 66

Fusion ADSiMED und ADAWiSDeutsch als Wissenschaftssprache

Aus Verbänden

Chirurgie | Juli 2013 193

Der Name Harald Tscherne steht für dieUnfallchirurgie. Kaum ein Name ist soeng mit diesem Fach verbunden wie sei-ner.

Das gilt nicht nur im deutschsprachigenRaum. Sein Schaffen hat viele geprägtund noch mehr inspiriert. Sein persönli-cher Erfolg ist dabei eng verbunden mitder Medizinischen Hochschule Hannover(MHH). In dieser universitären Neugrün-dung der 1960er-Jahre entstand der ersteLehrstuhl für Unfallchirurgie. Der Herz-chirurg Hans Borst initiierte damals dieGliederung chirurgischer Disziplinen inZentren nach Schwerpunkten, ein zu je-ner Zeit einzigartiges Konzept. Anfangsvon vielen zunächst belächelt oder be-zweifelt, dann als vorbildhaft wahrge-nommen, ist es heute flächendeckendverbreitet. In der Anzeige von 1969 aus„Der Chirurg“ wurden „Bewerber um denausgeschriebenen Lehrstuhl“ gesucht und„soll[t]en eine allgemeine chirurgischeVorbildung besitzen und darüber hinausalle modernen traumatologischen Verfah-ren einschließlich der Osteosynthese unddie Handchirurgie aus eigener breiter Er-fahrung beherrschen. Sie soll[t]en dasFach Unfallchirurgie in Krankenversor-gung, Forschung und Lehre eigenständigund unabhängig vertreten“. Es war daserste Mal, dass ein Ordinariat öffentlichausgeschriebenwurde. Nach nur 4-mona-

tigemBerufungsverfahren konnte sich derdamals erst 37-jährige Harald Tscherneaus Graz durchsetzen und trat am 01. No-vember 1970 seine Arbeit in Hannover an.

Seine Passion für die Medizin aber begannbereits viel früher. Schon als Kind hatte ersich als Schüler sehr für Medizin undErste Hilfe interessiert und den Wunsch,einmal Chirurg zu werden, dann konse-quent verfolgt. Der Weg in die Unfallchi-rurgie war aber durch Zufälle geprägt.Nach 20-monatiger Tätigkeit am GrazerUnfallkrankenhaus begann er an der Uni-versitätsklinik von Graz die chirurgischeWeiterbildung, wo er – 2 Jahre später –nach dem plötzlichen Weggang des Ober-arztes schlagartig „der erfahrenste Unfall-chirurg im Haus“ war. So war er „…ohnees unbedingt zu wollen, in die Unfallchi-rurgie geschlittert…“.

Mit Engagement und Mut konnte HaraldTscherne die Chance nutzen, in Hannovermit seinem Team passionierter Mitarbei-ter und nahezu unbegrenzten Ressourcenein national und international anerkann-tes Behandlungs- und Forschungszen-trum für schwer verletzte Patienten zuetablieren. Harald Tscherne hat die Ent-wicklung der Unfallchirurgie hin zu ihrerjetzigen Form nicht nur erlebt, er konntesie stets aktiv mitgestalten. In Hannoverhat er mit Hingabe und großer Konse-quenz eine einheitliche „Schule“ geschaf-fen. Diese beruhte auf der „kompromiss-losen Suche nach der optimalen Behand-lung im weitläufigen Spektrum der Un-fallchirurgie“.

Die deutschsprachige Unfallchirurgie warauch Vorbild für den Aufbau unfallchirur-gischer Versorgungsstrukturen in vielenanderen Ländern, insbesondere auch inNordamerika. Der bilaterale Gedanken-austausch und enge Kontakt zu Kollegin-nen und Kollegen im In- und Ausland wa-ren für Harald Tscherne stets besonderswichtig. So haben sich in den 30 Jahrenseiner Ägide 1700 Ärzte aus 56 Nationenals Besucher, Gastärzte oder Stipendiatenan der MHH aufgehalten.

In Deutschland war er Gründungsmit-glied der deutschen Sektion der AO am19.11.1970, deren Prinzipien und Arbeiter stets begleitet und mitgestaltet hat. Er

war über viele Jahre Herausgeber derZeitschriften „Der Unfallchirurg“ (1975)und „Der Orthopäde“ (1983). Unter seinerÄgide und gegen den anfänglichenWider-stand vieler entwickelte sich „Der Unfall-chirurg“ aus der „Monatsschrift für Un-fallheilkunde, Versicherungs-, Versor-gungs- und Verkehrsmedizin“ zur „wis-senschaftlichen und standespolitischenHeimat der deutschen Unfallchirurgie“.

1979 war Harald Tscherne Präsident derDeutschen Gesellschaft für Unfallchirur-gie, die Tagung fand in Wien statt undwar hervorragend strukturiert und orga-nisiert. Ein weiterer, ganz wichtiger Mei-lenstein war die Entwicklung und Grün-dung der European Trauma Society, die erinitiiert und mitbegründet hat. Die erstePräsidentschaft im Jahre 2000 war einwunderbarer Abschluss seiner Ausnah-mekarriere. Heute ist er Ehrenmitgliedder Deutschen Gesellschaft für Unfallchi-rurgie und Deutschen Gesellschaft fürOrthopädie und Unfallchirurgie sowieder Deutschen Gesellschaft für Chirurgie.In der Danksagung wird seine Leistungals „herausragend“ gewürdigt und sein„klinisch ausgerichtetes wissenschaftli-ches Werk international richtungweisendfür die Entwicklung der Unfallchirurgie“geschildert. Weitere Belege dieser Leis-tung sind die zahlreichen Ehrungen, dieHarald Tscherne über die Jahre zuteilwur-den. Unter ihnen der Erich-Lexer-Preisder Deutschen Gesellschaft für Chirurgie,der Deutsche Preis der präklinischen Not-fallmedizin, die Johann-Friedrich-Dieffen-bach-Büste der Deutschen Gesellschaftfür Unfallchirurgie, die Lorenz-Böhler-Medaille der Österreichischen Gesell-schaft für Unfallchirurgie, der GeorgePennal/Robert Judet Award und derHans-Dietrich-Genscher-Preis für beson-dere Verdienste in der Notfallrettung undRettungsmedizin. Die größte Ehre wurdeihm 1998 mit der Verleihung des Bundes-verdienstkreuzes Erster Klasse für sein Le-benswerk zuteil.

Doch an Preisen und Ehrungen allein lässtsich der Verdienst Harald Tschernes fürdie Entwicklung der Unfallchirurgie nichtmessen. Auch nicht an der Vielzahl anwissenschaftlichen Publikationen und 24Büchern, die in seinen 30 Jahren als Ordi-narius an der MHH entstanden.

80. Geburtstag von Herr Prof. Tscherne

Prof. Harald Tscherne

Personalia

194 Chirurgie | Juli 2013

Die größte und nachhaltigste Prägung un-seres Faches erfolgte wohl durch die Men-schen die er klinisch und akademisch ge-fördert und gefordert, geformt, aus- undweitergebildet hat. Führen durch Vorbildund Vorlebenwar bei ihm nicht nurWort-hülse, sondern inhaltliches Programm.Insgesamt 46 Habilitierte, 55 Chefärzteund 14 Ordinarien im In- und Ausland ha-ben seine Konzepte verbreitet und konti-nuierlich weiterentwickelt. Ganz im Sinne

von Harald Tscherne, der Tradition nie als„die Anbetung der Asche“, sondern im-mer als die „Weitergabe des Feuers“ ver-standen hat.

In ihrer Laudatio im voll besetzten Hör-saal der MHH nannte die Bundesministe-rin für Familie und Arbeit, Frau Dr. Ursulavon der Leyen Harald Tscherne einen „…Glücksfall für die MHH und einen Glücks-fall für ganz Deutschland…“. Nicht nur

das, Harald Tscherne war und ist auch einGlücksfall für die gesamte Unfallchirurgie.Nicht nur in Deutschland.

Prof. Dr. med. Christian KrettekFRACS, FRCSEdUnfallchirurgische Klinik der MHHCarl-Neuberg-Straße 130625 HannoverE-Mail: [email protected]

Ernennungen und Auszeichnungen(Mitglieder der DGCH)

Herr Professor Dr. med. Hartwig Bauer, Neuötting, langjähriger Generalsekretär der DGCH, wurde auf der Tagung des Konvents derLeitenden Krankenhauschirurgen mit der Ehrenmitgliedschaft geehrt.Die Deutsche Gesellschaft für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie verlieh ihm auf ihrer Jahrestagung die Rudolf-Nissen-Plakette.

Herr Professor Dr. med. Dr. h. c. Norbert P. Haas, Direktor des Zentrums für muskuloskeletale Chirurgie, Klinik für Orthopädie, Klinikfür Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsmedizin Berlin, Charité, Campus Virchow, erhielt auf dem Kongress derDGU und DGOOC die Ehrenmitgliedschaft der DGOU.

Herr Professor Dr. med. Björn Brücher, Medical Director Peritoneal SurfaceMalignancies Center of Excellence & Chief Division of Can-cer Research, Bremo (Richmond), wurde vom NewWestminster College in Vancouver mit der Distinguished Fellowship und Profes-sorship of Ethical Leadership geehrt.

Springer Medizin verlieh den Leserpreis von „Der Chirurg 2013“ für den Leitthemenbeitrag „Aktuelle S3-Leitlinie zur Chirurgie desMagenkarzinoms“ an Herrn Professor Dr. med. Dr. h. c. Hans-JoachimMeyer, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Chirur-gie

Personalia

Chirurgie | Juli 2013 195

†Wir gedenken unserer verstorbenen Mitglieder

Herr Dr. med. Heinz-Gerhard Braick, Hermeskeil * 06.11.1948 † 21.06.2012

Herr Dr. med. Klaus Köppel, Weimar * 29.01.1938 † 30.07.2012

Herr Dr. med. Georg Hoppe, Bonn * 31.01.1933 † 04.12.2012

Herr Dr. med. Edgar Auerbach, Neustadt * 21.05.1931 † 15.12.2012

Herr Dr. medic (RO) Octavian Bud, Zwiesel * 02.04.1965 † 22.01.2013

Herr Dr. med. Kurt Felkl, Vallendar * 07.10.1918 † 19.02.2013

Herr Prof. Dr. med. Hans-Eberhard Hoffmeister, Tübingen * 27.04.1928 † 03.03.2013

Herr Dr. med. Walter Klengel, Goslar * 15.05.1922 † 06.03.2013

Herr Dr. med. Anton Peter, München * 18.12.1921 † 18.03.2013

Herr Prof. Dr. med. Gerhard Köveker, Böblingen * 15.07.1950 † 13.04.2013

Herr Bernhard Steubing, Sinn * 02.09.1946 † 09.05.2013

Herr Klaus-Heinrich Diemer, Bingen * 27.10.1966 † 20.05.2013

Herr Dr. med. Jörg Konzert-Wenzel, München * 23.12.1944 † 22.05.2013

Herr Prof. Dr. med. Fritz Lechner, Garmisch-Partenkirchen * 22.04.1921 † 25.05.2013

Herr Dr. med. Bodo Fleischer, Göttingen * 02.01.1946 † 06.06.2013

Herr Prof. Dr. med. Albrecht Gläser, Leipzig * 27.07.1928 † 07.06.2013

Personalia

196 Chirurgie | Juli 2013

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie– Geschäftsstelle –Luisenstraße 58/59

10117 Berlin

Mitglieds-Nummer: _____________________

Meine Daten haben sich geändert:

Titel und Name: _____________________________________________________________________

Vorname: _____________________________________________________________________

Dienstliche Stellung: _____________________________________________________________________

Arbeitsstelle: _____________________________________________________________________

Straße: _____________________________________________________________________

PLZ/Ort: _____________________________________________________________________

Telefon: ________________ Telefax: __________________ E-Mail: _________________________

Privatanschrift: _____________________________________________________________________

Telefon: _____________________________________________________________________

Kontonummer: __________________________ BLZ: _______________________________________

– Bitte Maschinenschrift oder Druckbuchstaben –

Mithilfe dieses Formulars können Sie die Geschäftsstelle der Deutschen Gesellschaft für Chi-rurgie über mögliche Änderungen Ihrer Anschrift unterrichten. Bitte senden Sie Ihre Nach-richt an obige Anschrift.

Personalia

Chirurgie | Juli 2013 197

Der Beitrag von N. Hardt über den Einsatzvon Fritz de Quervain für die nach demErsten Weltkrieg international geächteteDeutsche Gesellschaft für Chirurgie istspannend, hervorragend recherchiertund dem ist eigentlich nichts hinzuzufü-gen.

Es sei mir dennoch eine kleine, aber dochnicht ganz unwichtige Korrektur erlaubt:

In Abb. 6 wird August Bier gezeigt mitdem Hinweis: Direktor der 1. Chirurgi-schen Universitätsklinik (Charité) Berlin.

August Bier hat nie an der Charité ge-wirkt, er war in der Tat Direktor der 1.Chirurgischen Universitätsklinik abernicht an der Charité, sondern in der Zie-gelstraße.

GleichesMissverständnis gilt auch für denebenfalls hervorragenden Beitrag von H. J.C. Wenisch über Ernst Gustav Benjaminvon Bergmann (Mitteilungen DGCH 02/12). Hier wird zwar die Ziegelstraße er-wähnt, diese aber mit Ernst v. Bergmanneinschließlich seines Vorgängers Bern-hard von Langenbeck wiederum der Cha-rité zugeschlagen.

Bei der Gründung der Berliner Universität1810 durch den preußischen König Fried-rich-Wilhelm III erschien Wilhelm vonHumboldt die damals schon 100 Jahre be-stehende Charité für eine akademischeAusbildung von Chirurgen nicht geeignetund hat deshalb den 1. ChirurgischenLehrstuhl der Universität Berlin in der Zie-gelstraße eingerichtet. Die Charité folgteerst 1817 als 2. Chirurgischer Lehrstuhl.

Die Geschichte der Ziegelstraße und derCharité sind getrennt zu sehen, sie stan-den gewissermaßen in Konkurrenz, wo-bei aus medizinhistorischer Sicht der Zie-gelstraße mit den dort wirkenden Chirur-gen Ferdinand v. Graefe, Johann-FriedrichDieffenbach, Bernhardt v. Langenbeck,Ernst v. Bergmann und nicht zuletzt Au-gust Bier die größere Bedeutung zuge-sprochen werden muss.

Dies kommt allein schon dadurch zumAusdruck, dass Ferdinand Sauerbruch1928 bei seinem Wechsel von Münchennach Berlin die Ziegelstraße favorisierte.Dies scheiterte daran, dass August Biernoch bis 1932 im Amt blieb. Sauerbruchwurde die Charité angeboten mit der Op-tion, ggf. in die Ziegelstraße nach entspre-

chenden baulichenMaßnahmen zuwech-seln. Wie wir wissen, ist es dazu nie ge-kommen.

Mit der Übernahme der Ziegelstraßedurch die Nazis 1933 endet die Geschichtedieser so bedeutenden chirurgischen Kli-nik in einer Katastrophe. Mit Sauerbruchhingegen beginnt der Aufstieg der Charitéals bedeutendste chirurgische Klinik inDeutschland.

In der DDR wurde die Ziegelstraße danntatsächlich aus verwaltungstechnischenGründen in die Charité integriert.

Es erscheint mir jedoch nicht richtig, des-halb die Geschichte der Ziegelstraße, de-ren Protagonisten die deutsche Chirurgiezur Weltgeltung brachten, zu unterschla-gen bzw. mit einem falschen Etikett zuversehen.

Dr. med. Horst HaferkampAdolfstraße 2834121 KasselTel.: 05 61/2 24 79E-Mail: [email protected]

Leserbrief zu „Mitteilungen“ 2/2013 „Ein Leben lang Chefarzt?“

Sehr geehrter Herr Kollege Meyer,

besten Dank für die Veröffentlichung desArtikels „Ein Leben lang Chefarzt?“ in denMitteilungen 02/2013 der DGCH.

Ichwürde dazu gerne folgende Leserbrief-Bemerkungen machen:Ihnen, Herr Dr. Wienke, gebührt großerDank für die interessanten arbeitsrechtli-chen Betrachtungen in Hinblick auf denKündigungsschutz für Chefärzte. Gestat-ten Sie, dass ich als Betroffener noch eini-ge Aspekte hinzufüge:

Das arbeitsrechtliche „Instrument“ deraußerordentlichen, fristlosen Kündigungkann jederzeit über einen beruflich nochso untadeligen, aber aus welchen Grün-den auch immer unliebsamen Chefarzt

hereinbrechen. Zum Zeitpunkt des „Raus-schmisses“muss dem Betroffenen vonsei-ten des Dienstherrn noch nicht einmal einGrund genannt werden. Erst innerhalbvon 2 Wochen hat der Gekündigte imPrinzip das Recht darauf zu erfahren, wasman ihm vorwirft. Aber selbst wenn auchnach 2 Wochen der Grund nicht genanntwird, wird er sich schwer tun, das Rechtauf Offenlegung einzuklagen.

Die fristlose Kündigung ist in der Regelbegleitet von einem sofortigen Hausver-bot. In meinem Fall (Kreisklinik Wolfrats-hausen) erhielt ich nach 12 Jahren unta-deliger Arbeit eine Frist von 30 Minuten,mein Büro und das Gebäude des Kranken-hauses zu verlassen. Die Benutzung einesTelefons innerhalb des Gebäudes wurdemir vom Geschäftsführer untersagt. In be-

greiflicher Panikstimmung denkt man insolch einem Moment vermutlich nichtdaran, alle wichtigen Aktenordner, diemöglicherweise relevante Briefwechsel,Sitzungsprotokolle und andere persönli-che Unterlagen beinhalten, mitzuneh-men. Der spätere Zugriff ist einem jedochvom Moment an verwehrt. Ohne dieseUnterlagen ist man aber in den folgendenarbeitsrechtlichen Auseinandersetzungenwehrlos den absurdesten Anschuldigun-gen ausgesetzt, es sei denn man kannsich dagegenmit für das Gericht justiziab-len Beweisen wehren.

Ich bekam es dann zu tun mit einem sog.„Spezialisten für Chefärzte“. Das sind An-wälte, die sich darauf spezialisiert haben,Chefärzten arbeitsrechtliche Fallen zustellen, bzw. völlig absurde Kündigungs-

Leserbrief zu „Mitteilungen“ 1/2013:„Die DGCH und der Chirurg Fritz de Quervain…“

Leserbriefe

Chirurgie | Juli 2013 199

gründe an den Haaren herbeizuziehen.Solche Anwälte durchsuchen das durchHausverbot verwaiste Chefarztbüro nachverfänglichen Unterlagen. Mein Dienst-computer wurde ebenfalls auch in Hin-blick auf meine persönlichen Dateiendurchforstet, meine Sekretärin wurde un-ter Androhung arbeitsrechtlicher Konse-quenzen gezwungen, ein Passwort preis-zugeben. Arbeitsrechtlich vermutlich un-zulässig, aber wie will sich der Entlassenegegen solche Machenschaften wehren?

Das erste arbeitsrechtliche Debakel erlebt,wer als außerordentlich Gekündigtereinen Antrag auf Einstweilige Verfügungzur sofortigen Weiterbeschäftigung stellt.Nur für Piloten gibt es ein höchstrichterli-ches Urteil, das die Fortsetzung der Be-rufspraxis höher schätzt als das Risikodes Dienstherrn, einen vielleicht doch zuRecht Gekündigten vorerst weiterzube-schäftigen. Chirurgen und anderen Ärztenmutet man vonseiten des Gerichts dochlieber zu, Däumchen zu drehen und aufden endgültigen Ausgang des Prozesseszu warten. Dies freut den Dienstherrn be-sonders, denn je länger der Prozess dau-ert, desto unwahrscheinlicher ist dieRückkehr des Gekündigten an seinen Ar-beitsplatz.

Dabei rührt die Dauer eines Prozesses kei-nen der beteiligten Juristen! Meine ersteKündigung (wegen der absurden Vorhal-tung eines betrieblichen Geheimnisverra-tes!) wurde nach einer Prozessdauer von1 Jahr (!) vom Arbeitsgericht in Münchenals nicht rechtens bewertet. Ein Schelm,wer sich zu diesem Zeitpunkt als glückli-chen Sieger des Kündigungsprozesseswähnen würde! Schon Monate vorherhatte der „Spezialist für Chefärzte“ beimDurchschnüffelnmeines Computers einenweiteren Kündigungsgrund entdeckt: Un-zulässiger Pressekontakt! Chefärzte sindzwar gern gesehen in ihrer positiven Mar-ketingwirkung in Hinblick auf die Presse.Wehe aber, wenn sie es auch wagen, sichkritisch zu äußern. Dann wird die Keuledes Alleinvertretungsrechts gegenüberder Öffentlichkeit vom Geschäftsführerhervorgeholt. Arbeitsrechtlich, liebe Chef-arztkollegen, ist hier Vorsicht geboten!Die Schutzfunktion des Whistleblower-Urteils zumindest war zu meiner Zeitnoch nicht gegeben. Und so dauerte derProzess trotz gewonnener erster Kündi-gung mit der zweiten Kündigung weiteran.

Nach über 2 Jahren Prozessdauer wirdauch der hartnäckigste um seine Existenzund seinen Ruf gebrachte Chefarzt mürbe.Jedes Gericht hat in diesem Spiel ein Ziel:einen Vergleich der Prozessgegner herbei-zuführen. Das erspart die Mühe einer Ur-teilsfindung. Dazu kommt noch etwas,das im Falle des herbeigesehnten Urteilsbedacht sein sollte:

Fällt das Urteil gegen den Kläger aus, hater alles verloren, bekommt keinerlei Ab-findung undmuss auch noch die komplet-ten Prozesskosten bezahlen. Fällt das Ur-teil für den Kläger aus, bedeutet das nichtetwa die sichere Rückkehr an seinen Ar-beitsplatz als Chefarzt. Da gibt es nämlichnoch die perfide Möglichkeit, dass derDienstherr einen Antrag auf Auflösungdes Arbeitsverhältnisses stellt.

Schließlich hat man nun über Monateoder sogar Jahre gegeneinander prozes-siert. Welches Gericht wollte da nicht an-erkennen, dass das Vertrauensverhältnisdoch grundlegend gestört sei und mandaher dem Wunsch des Dienstherrnnachkomme, das Arbeitsverhältnis vonGerichts wegen aufzulösen. Das Gerichtlegt dann auch gleich die Höhe der Ent-schädigung fest, die in aller Regel einemhalben Monatsgehalt pro gearbeitetemDienstjahr entspricht. Das bedeutet also,dass der gekündigte Chefarzt – trotz ge-wonnenem Arbeitsgerichtsprozess – sogut wie leer ausgeht. So sieht die gnaden-lose Realität unseres vermeintlichen Kün-digungsschutzrechts aus.

Der eigentliche Grund meiner Kündigung,nämlich meine Weigerung als ÄrztlicherDirektor, einen nachweislich betrügeri-schen Wirtschaftsgutachter und dessenHandlungsanweisungen als Zielvorgabenzu akzeptieren, blieb bei all dem arbeits-rechtlichen Geplänkel völlig außer Acht.

Dieses Debakel, liebe Kolleginnen undKollegen, dass Chefärzte mehr und mehrzu Freiwild von Klinikgeschäftsleitungenwerden, wie Herr Wienke richtig festge-stellt hat, liegt meiner Erfahrung nachaber auch an etwas ganz anderem:Als Berufsgruppe mangelt es uns Ärztenin erschreckender Weise an kollegialerSolidarität. Die Hoffnung, dass die Kolle-gen, für die man sich gerade noch insZeug gelegt hat, Widerstand gegen dieWillkür einer Geschäftsleitung leisten, er-weist sich als völlige Illusion. Die einen –obgleich Duzfreunde – erhoffen sich of-

fenbar einen Vorteil für das eigene Fort-kommen, die anderen erfreuen sich insge-heim am Schaden des ungeliebten Vorge-setzten, die nächsten haben Angst um dieeigene Stelle und so weiter. Keiner jedochbedenkt, dass dieser Mangel an berufs-ständischer Zusammengehörigkeit beinächster Gelegenheit auch sie selber tref-fen kann.

Es scheint mir unsere eigene Aufgabe –nicht die von Arbeitsrechtlern –, die Si-cherheit unserer Arbeitsplätze durchTeamgeist und Loyalität zu verbessern. Eswäre außerdem an der Zeit, aus unsereneigenen Reihen eine Art kollegialer An-laufstelle zu bilden, die einem betroffenenKollegen in dieser äußerst prekären undbedrohlichen Situation mit Beratung undVermittlung zur Seite stehen könnte. Viel-leicht ließe sich damit manchmal vonVornherein die Verwicklung in die fataleund frustrane Mühle eines Arbeitsge-richts vermeiden.

Professor Dr. med. Dr. med. habil.Matthias Richter-TurturEhem. Chefarzt und Ärztlicher DirektorHoffischerweg 582541 MünsingE-Mail: [email protected]

Leserbriefe

200 Chirurgie | Juli 2013

Die sehr emotionale und notwendiger-weise von subjektiven Eindrücken ge-prägte Stellungnahme von Herrn Prof.Richter-Turtur zum Beitrag in den Mittei-lungen 02/2013 „Ein Leben lang Chef-arzt?“ ist aus Sicht des Autors in mehrererHinsicht bemerkenswert:1. Die von Herrn Prof. Richter-Turtur dar-

gestellten Umstände im Zusammen-hang mit arbeitsrechtlichen und ar-beitsgerichtlichen Auseinandersetzun-gen zwischen Krankenhausträgernund Chefärzten entsprechen durchausder auch hier bekannten und immerwieder erlebten Beratungspraxis.Ohne Rücksicht auf vertragliche Ver-einbarungen und/oder arbeitsrechtli-che Gepflogenheiten sowie die aktuel-le arbeitsgerichtliche Rechtsprechungdes Bundesarbeitsgerichts werden im-mer wieder vonseiten der Vorständeund Geschäftsführungen von Kranken-hausträgern Umstände und Situatio-nen geschaffen, die es häufig genug fürChefärzte unzumutbar machen, an derBeziehung festzuhalten. Mancherortswerden nach Ausspruch einer bewusstrechtswidrigen Kündigung eines frü-her auf Lebzeiten angelegten Arbeits-verhältnisses echte Kündigungsgründegesucht und nachgeschoben, wie diesauch von Herrn Prof. Richter-Turtur an-schaulich beschrieben wird. Auchwenn sich nach Abschluss einer ar-beitsrechtlichen und arbeitsgerichtli-chen Auseinandersetzung über meh-rere Instanzen herausstellen sollte,dass die von Arbeitgeberseite ergriffe-nen arbeitsrechtlichen Maßnahmenbis hin zur Kündigung unwirksamwa-ren, kann ein Chefarzt heutzutage einesolche Latenzzeit kaum unbeschadetüberstehen. Hintergrund dieser Um-stände, die es auch in anderen gesell-schaftlichen Bereichen durchaus gibt,ist der Umstand, dass die Chefarztpo-sition heute keine Lebenszeitstellungmehr ist. Betriebswirtschaftlich undpersonalwirtschaftlich werden Chef-ärzte heutzutage dem mittleren Ma-nagement zugeordnet. Dieses musssich dann auch den in diesem Bereichüblichen arbeitsrechtlichen Umgangunterordnen.

2. Auch Vorstände und Geschäftsführun-gen von Krankenhäusern stehen heut-zutage unter einem enormen wirt-

schaftlichen Erfolgsdruck. Es ist dahergrundsätzlich nachvollziehbar, dassdiese Entscheidungsträger den sie be-lastenden Erfolgsdruck nach untenweitergeben und insoweit andere Ver-antwortliche ausmachen wollen. Dasfrühere Miteinander von ärztlicherund medizinisch-wissenschaftlicherLeitung einerseits und Verwaltungs-leitung andererseits wird heute nichtmehr von dem Begriff der Administra-tion (administrare = verwalten, aus-führen, besorgen) getragen. DiesesVerhältnis hat sich nahezu umgekehrtin dem Sinne, dass heutzutage dieärztlichen Abteilungsleiter dafür Sorgetragen müssen, dass sowohl in der vonihnen geleiteten Abteilung, aber auchim Gesamtklinikum ein wirtschaftli-cher Erfolg erzielt wird. Kann diesnicht oder nicht im erwarteten Um-fang gewährleistet werden, werdenden Chefärzten die Daumenschraubenangelegt. Außerdem erfahren sie per-sönliche wirtschaftliche Nachteile da-durch, dass die vereinbarte variableVergütung an das Wohl und Wehe desGesamtklinikums gebunden ist, einwirtschaftliches Kriterium, welches dieeinzelnen Chefärzte schlechterdingsnicht beeinflussen können.

3. Daneben gibt es wenige Einzelfälle, diezeigen, dass mit hohem Durchhalte-vermögen Chefärzte arbeitsrechtlicheund arbeitsgerichtliche Auseinander-setzungen gut überstehen können. Sosetzte sich vor einigen Jahren ein Chef-arzt durch drei Instanzen gegen meh-rere ordentliche und außerordentlicheKündigungen seines Arbeitgebers er-folgreich zur Wehr. Im Folgeprozesserstritt er Schadensersatzansprüchegegen seinen ehemaligen Arbeitgeber,der ihn während der 5-jährigen Pro-zessdauer freigestellt hatte. Die Höhedes Schadensersatzes bemaß sich ander Höhe der durchschnittlichen Erlö-se aus privatärztlicher ambulanter undstationärer Tätigkeit, die der Chefarztin den letzten fünf Jahren seiner akti-ven Tätigkeit erzielt hatte. Dies machteeinen erklecklichen Betrag aus undkonnte jedenfalls wirtschaftlich denrechtswidrigen Verlust des Arbeits-platzes kompensieren. Ein andererChefarzt wehrte sich erfolgreich durchdrei arbeitsgerichtliche Instanzen ge-

gen seine vorzeitige Entlassung wegeneines Verstoßes gegen die Altersdiskri-minierung. Auch er erhielt nachträg-lich einen wirtschaftlichen Ausgleich,sah das Krankenhaus von innen aberauch nie wieder.

4. Solche Fälle werden jedoch auch zu-künftig die Ausnahme bilden. Das Kli-ma an Krankenhäusern und universi-tären Einrichtungen der Hochschul-medizin ist in den vergangenen Jahrenrauer geworden. Es wäre sehr zu wün-schen, den Arztberuf generell aus derökonomischen Ecke zu holen und diemenschliche und soziale Zuwendungzum Patienten auch für Chefärzte wie-der in den Vordergrund zu rücken.WieGiovanni Maio jüngst völlig zu Rechtgefordert hat, muss sich die Medizinauf ihre soziale Grundidentität besin-nen und für eine solche Implementie-rung ökonomischen Denkens eintre-ten, die es ihr ermöglicht, dass zu blei-ben, was sie aus Sicht der Patientensein muss: Eine Disziplin der authen-tischen Sorge für den ganzen Men-schen (Forschung und Lehre, Heft 04/2013, S. 261).

Rechtsanwalt Dr. A. WienkeFachanwalt für MedizinrechtSachsenring 650677 KölnTel.: 02 21/37 65-3 10Fax: 02 21/37 65-3 12E-Mail: [email protected]: www.kanzlei-wbk.de

Kommentar zum Leserbrief von Herrn Prof. Dr. Richter-Turtur zu „Mitteilungen“2/2013 „Ein Leben lang Chefarzt?“

Leserbriefe

Chirurgie | Juli 2013 201

Praxis der Kinder- undJugendtraumatologieH. G. Dietz, P. Illing,P. P. Schmittenbecher,Th. Slongo, D. W. Som-merfeldt (Hrsg.)2011. XIV, 554 Seiten,1278 großteils farbigeAbbildungen, 88 Ta-bellen, Hardcover

(D) € 149,95/(A) 154,15/CHF 201,00Springer-Verlag, HeidelbergISBN 978-3-642-12934-6

Gegenwärtig findet das kindliche Trauma– insbesondere als Verkehrsunfall – einegesteigerte Beachtung in den Medien. Diegegenüber dem globalen Bereich verhält-nismäßig geringe Inzidenz mindert nichtdas Erschrecken über die realen Opfer-zahlen im eigenen Land. Umso mehr istes zu begrüßen, dass sich (nach langerZeit) wieder eine umfassende Publikationausschließlichmit dieser Patientengruppebefasst. Zu Recht fordern die Herausgeberdie Vorhaltung entsprechender klinischerEinrichtungen mit speziellen strukturel-len wie personellen Voraussetzungen. EinGroßteil der verletzten Kinder wird nebender Kinderchirurgie (die nicht ausschließ-lich traumatologisch ausgerichtet ist) inder Unfallchirurgie/Orthopädie und auchin der Klinik und Praxis der Allgemeinchi-rurgie erst- und weiterversorgt. Für die-sen Kreis ist die auch auf scheinbare Ne-benerscheinungen ausgedehnte Abruf-barkeit der aktuellen diagnostischen undtherapeutischen Standards mitentschei-dend für das fernere Lebensschicksal derjungen Verletzten. Diesen Vorsatz habensich die 28 Autoren zu eigen gemachtund auf ebenso überzeugende wie an-spruchsvolle Weise ausgefüllt. Die Beson-derheiten des Kindes und des kindlichenTraumas einschließlich der Grundlagender konservativen, der operativen undder reponierenden Frakturbehandlungsowie das wichtige Kapitel der Wachs-tumsphänomene und der Korrekturme-chanismen des wachsenden Skeletts sindin einem allgemeinen Teil dargestellt. Diespeziellen Kapitel Höhlen- und Stamm-skelettverletzungen stellen folgerichtigdie Besonderheiten des Kindesalters vo-ran; hier wird konsequenterweise der Be-trachtung der physiologischen/pathophy-siologischen Bedingungen des Kindesal-ters gebührende Aufmerksamkeit zuge-wandt, spielen diese doch eine hinsicht-lich der Morbidität und Letalität einenoch bedeutendere Rolle als beim Er-

wachsenen. Einen großen Raum nehmendie Kapitel Frakturen und Luxationen derExtremitäten ein. Die speziellen kinder-chirurgischen Osteosynthesen, die in In-dikationen und OP-Techniken z.T. deut-lich abweichen von der Erwachsenenbe-handlung, finden sehr gut abgewogeneDarstellungen, die durch eingängige sche-matische Abbildungen und eine Vielzahlüberzeugender Röntgen- und MRT-Auf-nahmen veranschaulicht werden. BeideKapitel sind etagenmäßig stark unterglie-dert, was einer allzu verallgemeinerndenRezeptur entgegenwirkt, vielmehr diespeziellen lokalen Mitwirkungsfaktorenin den Vordergrund stellt. Thermischenund Weichteilverletzungen, Kindesmiss-handlungen, Geburtstrauma und patholo-gischen Frakturen, die gerade in der allge-meinchirurgischen Praxis häufig auftre-ten, sind eigene Kapitel gewidmet. Ge-kennzeichnet ist das Gesamtwerk durcheine große Zahl gut ausgewählter instruk-tiver Abbildungen, die den ohnehin ge-strafften Text wirkungsvoll ergänzen. Füreine spätere Auflage sollten die Herausge-ber ein Kapitel Amputation und Rekon-struktion hinzufügen sowie auch Grund-sätze der Rehabilitation beschreiben. Ins-gesamt darf dieses Werk ohne Vorbehaltals großer Wurf bewertet werden. JederChirurg sollte sich mit ihm vertraut ma-chen, um die Wiederherstellung ad in-tegrum, für die sich bei Kindern großeMöglichkeiten bieten, zu fördern.

J. Probst, Murnau

Impressum

Chirurgie –Mitteilungen der DGCH

Herausgegeben im Auftrag derDeutschen Gesellschaft für Chirurgie

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Verlag:Georg Thieme Verlag KGRüdigerstr. 14, 70469 StuttgartTel.: 0711/8931-615, Fax: 0711/8931-499Verantwortlich für den Anzeigenteil:Thieme.media, Pharmedia Anzeigen- undVerlagsservice GmbHVerkaufs- und Anzeigenleitung: Christine VolppE-Mail: [email protected]: Maisch, DitzingenDruck: AZ Druck und Datentechnik GmbH,Kempten

Bezugsbedingungen:Jedes Mitglied der Deutschen Gesellschaft fürChirurgie erhält regelmäßig die Mitteilungen.Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitragabgegolten. Erscheinungsweise: 4-mal jährlichJahresabonnement (4 Hefte) 100,– € inkl. 7%Mehrwertsteuer zzgl. Versandkosten. Die Bezugs-dauer verlängert sich um ein Jahr, wenn bis 3 Mo-nate zum Jahresende keine Abbestellung erfolgtist. Anzeigenpreisliste vom 1. Oktober 2012.Alle Rechte, insbesondere das Recht der Verbrei-tung, Vervielfältigung und Mikrofotografie sowiedas Recht der Übersetzung in Fremdsprachen,bleiben für alle veröffentlichten Beiträge vorbe-halten.Nicht alle Veröffentlichungen in den „Mitteilun-gen“ der Deutschen Gesellschaft für Chirurgiegeben unbedingt die Meinung des Präsidiumsoder des Redakteurs wieder. Sie waren dann auchweder Gegenstand einer Meinungsbildung nocheiner Beschlussfassung der „Organe“ der Gesell-schaft (Mitgliederversammlung, Präsidium, Vor-stand).ISSN 2197-0548

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