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Christine Mohr Edokpolo Fachexpertin Infektionsprävention HFP · 21. Februar 2014, Seite 1...
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21. Februar 2014, Seite 1
Isolation + Wirtschaftlichkeit?
Christine Mohr EdokpoloFachexpertin Infektionsprävention HFP
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Isolationsformen
Abhängig von:
• Erreger – Krankheit
• Lebenssituation
• Gesundheitszustand des Betroffenen
• Aktuellen Entwicklungen/Empfehlungen – BAG
• Regionalen Empfehlungen
Nichts AllesIsolationsmassnahmen
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Richtlinien
• Centers for Disease Control and Prevention (CDC) in Atlanta Guidelines:• 2007 Isolation Precautions: Preventing Transmission of Infectious Agents in Healthcare Settings• 2006 Management of Multidrugresistent Organisms in Healthcare Settings
• Robert Koch Institut (RKI) in BerlinEmpfehlungen:• 1999 Prävention und Kontrolle von MRSA in Krankenhäusern
und anderen medizinischen Einrichtungen• 2005 Infektionsprävention in Heimen• 2012 Hygienemassnahmen bei Infektionen oder Besiedelung
mit multiresistenten gramnegativen Stäbchen
• Swissnoso• Keine spezifischen Empfehlungen• Empfehlungen in verschiedenen Kantonen
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Bis vor wenigen Jahren…
Tröpfchen
Kontakt
Standardhygiene
Aerosol
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Vorteile - Nachteile
• Vorteile:• Einfach zu verstehen• Einfache Umsetzung• Kein aufwendiges nachschlagen
• Nachteile:• Arbeitsintensiv• Unspezifische Massnahmen• Fast immer Einzelzimmer erforderlich• Handschuhe verhindern gute Händehygiene• Sehr belastend für Betroffene
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Neue Konzepte
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Vorteile - Nachteile
• Vorteile:• Spezifische Massnahmen• Weniger Arbeitsbelastung• Mehr Freiheiten für Betroffene• Einfachere Regelungen für Besucher• Bessere Händehygiene
• Nachteile:• Aufwendigeres nachschlagen• Routine fehlt (noch)• Vertrauen zu Massnahmen muss wieder wachsen• Mehr Unterstützung durch Spitalhygiene erforderlich
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Evidenz für/gegen Isolation
• In Niedrigprävalenz-Gebieten ohne klare Evidenz • Diskussion über Standardhygiene anstatt Isolation• Neue Konzepte stärken die Standardhygiene als Basismassnahme• Review 2013 aus Genf:
„Kontaktisolation ist wahrscheinlich die effektivste Methode zur Verhinderung von Übertragungen von Multiresistenten Erregern (MRE).“ 1
• Tübbicke et al Review 20122:• Grundsätzlich protektiver Effekt der Isolation
• Zum Unterbruch von Ausbruchsituationen gut belegt• Flankiert von Flächendesinfektion und forcierter Händehygiene
1 Landelle et al, Virulence. 2013 February 15; 4(2):163-1712 Tübbicke et al, Eur J Clin Microbiol Infect Dis, 2012 Oct;31(10):2497-511
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MRSA
Methicillin Resistenter Staphylococcus aureus
• Resistenzgen
• Häufiger Erreger bei Wund- und Hautinfektionen
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Verbreitung von MRSA am Körper
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Häufigkeit von MRSA in Europa
EARS, annual Report 2011, abgerufen 30.10.2013, 09:30 Uhr
CH 10%(5%)
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Häufigkeit MRSA am KSA
Inzidenzdichte MRSA am KSA
0.06
0.03
0.06
0.12
0.09
0.07
0.06
0.04
0.06
0.03 0.03
0.1
0
0.02
0.04
0.06
0.08
0.1
0.12
0.14
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012
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Empfohlene Massnahmen
• Spital:• Strikte Isolation• Dekolonisation der Betroffenen• Umgebungsabklärung
• Ausserhalb des Spitals• RKI
• Standardhygiene häufig ausreichend• Bewohner im gleichen Zimmer ohne Risikofaktoren• Soziale Kontakte uneingeschränkt• Wunden verbunden, Katheter abgeleitet• Zur regelmässigen Händehygiene anhalten• Überschürze bei Verbänden, Umgang mit Blasenkatheter usw.• Mund-Nasen-Schutz bei endotrachealem Absaugen unabhängig von MRSA• Pflegeprodukte bewohnerbezogen einsetzten• Tägliche Reinigung und gezielte Desinfektion• Dekolonisation des Betroffenen• Umgebungsabklärung bei Häufung und begründetem Verdacht von Übertragungen
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Empfohlene Massnahmen 2
• Ausserhalb des Spitals• CDC
• Individuelle Situation des Betroffenen und der Institution berücksichtigen• Gesunde, selbständige Bewohner eher in Standardhygiene• Kranke und pflegebedürftige Bewohner eher kontaktisolieren• Bewohner mit Diarrhoe, Wunden, Drainagen Gemeinschaftsaktivitäten ermöglichen• Spitex: Möglichst Einmalmaterial verwenden
• KSA• Kontaktisolation bis zur erfolgreichen Dekolonisation• Falls Dekolonisation nicht möglich individuelle Lösung suchen
• Wichtig: Händehygiene bei Personal und Bewohner
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Wirtschaftlichkeit der Isolation
• Review über Kosteneffektivität in IPS3:• Vergleich von 2 neonatologischen Intensivstationen mit MRSA-Ausbruch:
• Kosten für Überwachungskulturen, Isolation und 1min. Arbeitszeit (An-, Ausziehen Schutzausrüstung) = 48‘617-69‘637 US$
• Zusatzkosten die der Sepsis zugeschrieben werden könnten 19-27 mal höher sein
• Korczak et al4:• Review zur medizinischen und ökonomischen Evaluation von präventiven und Kontroll-
massnahmen bei Kolonisation oder Infektion mit MRSA in Krankenhäusern• Höhere Kosten bei MRSA Infektion auf Intensivstationen von 1‘622 Euro pro Tag (ca. 1‘946
CHF)• Screening wird mehrheitlich als kosteneffektiv beurteilt
3 Thampi et al, Crit Care. 2012; 16(1):2024 Korszak et al, GMS HTA. 2010 Mar 16;6:Doc04
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Wirtschaftlichkeit der Isolation 2
• Cooper et al5:• Review von Isolationsstrategien beim Management von MRSA in Krankenhäusern, mit
epidemiologischem und ökonomischem Modelling
5 Cooper et al, Health Technol Assess. 2003;7(39): 1-194
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Lohnen sich Isolationen bei MRSA-Patienten?
• Im Spital whs. kosteneffizient � in Heimen???
• verhinderte Übertragungen � verhindern Infektionen
• Infektionen verursachen:• AB-Therapie – bei MRE häufig teurer, länger und weniger gut wirksam• Komplikationen – bleibende Schäden bis hin zum Tod• Kosten – für Heim und Bewohner• Zusätzliche Krankenhausaufenthalte
• Zusätzliche, tatsächliche Kosten für Heime stehen verhinderten, möglichen Infektionen und Kosten gegenüber � Berechnung von Präventionsmassnahmen schwierig
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ESBL-Bildner
Extended-Spectrum Beta-Lactamase
• β-Lactamase spaltet Penicillin
• verschiedene Arten der β-Lactamase:• Unterschiedliche Fähigkeit β-Lactamase zu spalten• Unterschiedliche Resistenzmustern
ESBL
TEM SHV
TEM-1 TEM-2
TEM-3
TEM-6 TEM-5
TEM-4
SHV-1 SHV-2
SHV-3 SHV-4
SHV-5 SHV-6
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ESBL-Bildner
• Resistenzinformation auf Plasmiden, die ausgetausch t werden können
• Gramnegative Stäbchen
• häufigste Isolate:
• E. coli
• Klebsiella spp.
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Vorkommen der ESBL-Bildner
• Magen-Darm-Trakt (Reservoir)
• Urin � HWI bis Urosepsis
• Wunden
• selten respiratorische Besiedelung
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Resistenzmuster ESBL-Bildner
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Häufigkeit „ESBL“ in Europa
EARS, annual Report 2011, abgerufen 30.10.2013, 09:30 Uhr
CH 7%
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Häufigkeit MRSA und ESBL am KSA
Inzidenzdichte MRSA und ESBL amb. und stat. am KSA
0.2 0.2 0.2
0.4
0.6
0.06 0.03 0.060.12 0.09 0.07 0.06
0.04 0.06 0.03
0.03
0.1
0
0.1
0.2
0.3
0.4
0.5
0.6
0.7
0.8
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012
pro
1000
Pat
ient
enta
ge
MRSA
ESBL
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Verbreitung ESBL
• Über Lebensmittel insbesondere Fleisch?
• Stiftung Warentest 17.10.2013:Hühnerfleisch im Test: riskante Keime entdeckt
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2011: 399 Hühnerfleisch-Abstriche (Supermärkte, Biomärkte), davon 175 (44%) positiv für ESBL
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Empfohlene Massnahmen
• Spital:• RKI Hygienemassnahmen bei Infektion oder Besiedelung mit multiresistenten gramnegativen
Stäbchen:
• CDC:• Standardhygiene oder Kontaktisolation je nach regionalen Empfehlungen6
• Swissnoso:• Empfehlung ist in Bearbeitung
6 2007 Isolation Precautions: Preventing Transmission of Infectious Agents in Healthcare Settings
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Empfohlene Massnahmen 2
• Heime:• RKI:
• In der Regel Standardhygiene angemessen
• CDC:• Gleiche Empfehlung wie bei MRSA, keine Unterscheidung6
• KSA:• Individuelle Lösung• So wenig Einschränkung wie möglich
7 2006 Management of Multidrugresistent Organisms in Healthcare Settings
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Wirtschaftlichkeit der Isolation
• Keine Studien/Daten für ESBL
• Überlegungen wie bei MRSA:• Umweltresistenz MRSA > ESBL• Übertragbarkeit MRSA > ESBL• Bei Infektion gleiche Überlegung:
• AB-Therapie – bei MRE häufig teurer, länger und weniger gut wirksam• Mortalität gegenüber sensiblen Stämmen erhöht• Kosten – für Heim und Bewohner• Zusätzliche Krankenhausaufenthalte
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Wirtschaftlichkeit der Isolation 2
• Ausbruchsituation:• Dokumentierte gehäufte nosokomiale Übertragungen• Ausbruch medizinische Intensivstation 2008:
• 12 Patienten betroffen• Bettensperrungen (3 für 54 Tg, 2 für 30 Tg.)• Kosten für gesperrte Betten, Verlegung von Patienten wegen gesperrter Betten (90),
Screening Umgebung und ein- und austretende Patienten, Isolationsmaterial: ca. 400‘000 CHF in 4 Monaten
• Quelle wurde nie gefunden
• Lohnt sich der Aufwand und die Kosten im Heim?• In Ausbruchsituationen ja• Bei vereinzelten kolonisierten Bewohnern steht Lebensqualität im Vordergrund
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Multi- und panresistente Erreger
• Multiresistenz• 3/5 Antibiotikaklassen resistent
• Panresistenz• 5/5 Antibiotikaklassen resistent
IIIIII
MR
SA
E. c
oli
KP
C
A. b
aum
anii
MR
SA
E. c
oli
KP
C
A. b
aum
anii
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Empfohlene Massnahmen
• Spital:• RKI Hygienemassnahmen bei Infektion oder Besiedelung mit multiresistenten gramnegativen
Stäbchen:
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Empfohlene Massnahmen 2
• Spital:• CDC:
• Gleiche Empfehlung wie bei MRSA, keine Unterscheidung6
• Standardhygiene oder Kontaktisolation je nach regionalen Empfehlungen7
• Swissnoso:• Empfehlung ist in Bearbeitung
• Heime:• RKI:
• In der Regel Standardhygiene angemessen
• CDC:• Gleiche Empfehlung wie bei MRSA, keine Unterscheidung
• KSA:• Individuelle Lösung• So wenig Einschränkung wie möglich
6 2006 Management of Multidrugresistent Organisms in Healthcare Settings7 2007 Isolation Precautions: Preventing Transmission of Infectious Agents in Healthcare Settings
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Wirtschaftlichkeit der Isolation
• Keine Studien/Daten für MRE/PRE
• Überlegungen wie bei MRSA und ESBL:• Umweltresistenz abhängig von Erreger• Übertragbarkeit abhängig von Erreger• Bei Infektion gleiche Überlegung:
• AB-Therapie • MRE häufig teurer, länger und weniger gut wirksam• PRE kaum möglich, wesentlich schlechtere Wirksamkeit
• Mortalität gegenüber sensiblen Stämmen erhöht• Kosten – für Heim und Bewohner• Zusätzliche Krankenhausaufenthalte
21. Februar 2014, Seite 34
Wirtschaftlichkeit der Isolation 2
• Ausbruchsituation:• Dokumentierte gehäufte nosokomiale Übertragungen
• Lohnt sich der Aufwand und die Kosten im Heim?• In Ausbruchsituationen ja• Bei vereinzelten kolonisierten Bewohnern steht Lebensqualität im Vordergrund
� individuelle Lösungen in Zusammenarbeit Heim/Spitalhygiene
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Zusammenfassung MRE
Erreger Hygienemassnahmen
ausserhalb Spital
MRSA Isolation angepasst an Lebenssituation bis zur
Dekolonisation
ESBL Standardhygiene,
Ausbruchsituation verschärfte
Hygienemassnahmen
Multiresistente
gramnegative Erreger
Standardhygiene, Einzelzimmer wenn möglich
Ausbruchsituation verschärfte
Hygienemassnahmen
Panresistente Errege
z.B. A. baumanii
Individuelle Lösungen, Einzelzimmer
Ausbruchsituation verschärfte
Hygienemassnahmen
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Fazit
• Ungenügende Empfehlungen für Heime• Kosteneffektivität der Isolation ist nur für MRSA im Spital
belegt• Deshalb Händehygiene, denn: