Chronik Michaeliswoche

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80 JAHRE MICHAELISWOCHE 1930–2010 EINE CHRONIK WWW.MICHAELISWOCHE.DE

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Chronik des Vereins Michaeliswoche Gütersloh e. G.

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80 JAHREMICHAELISWOCHE

1930–2010EINE CHRONIK

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Ein herzlicher Dank gilt den Sponsoren, die mit ihrem Engagement das Erscheinen dieser Chronik ermöglicht haben.

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80 Jahre Michaeliswoche1930–2010

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80 JAHREMICHAELISWOCHE

1930–2010EINE CHRONIK

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Herausgeber Verein Michaeliswoche e.V. | Gütersloh

Texte Johannes Bitter | Hartwig Fischer | Stephan Grimm Giesbert Nunnemann | Christian Schröter

Fotonachweis Stadtarchiv GüterslohPressefotos Stadt Gütersloh | Verein Michaeliswoche e.V. Die Glocke | Neue Westfälische | Westfalen-BlattAlexander Franz Köllner | Renate Köllner Friederike Edler | Henrik Martinschledde

Redaktion Hartwig Fischer | Giesbert Nunnemann | Christian Schröter

Gestaltung und Druck Graphischer Betrieb Rehling GmbH | Rietberg

Copyright Verein Michaeliswoche e.V. | GüterslohFlöttmann Verlag GmbH | Güterslohund die Autoren

ISBN 978-3-924088-13-2

Impressum

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„bis der Landrat kam und den Wa gen be schlag -nahmte, obwohl er mein bester Freund war“.

Damals wie heute gab es Parallelen in derDiskussion über das Für und Wider einer solchenFestwoche und das Argument von 1931, „selbst -verständlich müsse in einer Notzeit jede unnüt -ze Ausgabe vermieden werden, man dür fe abernicht glauben, dass die Wirtschaft allein mitSparmaßnahmen wieder in Fluss zu bringen sei“,hat auch heute nach wie vor seine Gültigkeit.

Die Gütersloher Michaeliswoche und diehie sige Kaufmannschaft haben seit 1931 eini gewirtschaftliche Krisen gemeistert und sind oft -mals gestärkt daraus hervorgegangen. Bei ei nerBündelung aller Kräfte und in Zusammenarbeitmit der Stadt und allen Werbung treibendenAkteuren wird es gelingen, Gütersloh weiter ei -nen hervorragenden Platz im Wirtschafts- undKulturleben der Region zu sichern.

Lieber Leser, liebe Leserin, wir danken al -len, die an dieser Chronik mitgearbeitet ha ben,allen voran Stephan Grimm vom Stadtarchivund dem Redaktionsteam. Außerdem dan kenwir allen Sponsoren, ohne die die Michaelis-woche und alles, was damit zusammenhängtnicht möglich wäre. Ein großer Dank geht auchan die vielen Vereine und Organisationen, diesich an dem Gelingen des Festes mit großemEngagement beteiligen und an August Schnei-der, den „Vater“ der großen Kirmes. Und wirdan ken natürlich Ihnen, dass Sie die Michae-liswoche besuchen, sie erleben und genießen.

Herzliche Grüße vom Vorstand des Vereins Michaeliswoche

Gabriele Conert, Wilhelm Kottmann, Heidi Ostmeier, Christian Schröter und Matthias Trepper

Gütersloh, im September 2011

die Michaeliswoche feiert ihren 80. Ge-burtstag und ist damit das älteste StadtfestGüterslohs. Sie steht für Tradition und hat einebewegte und spannende Geschichte. Alt? Ist siesicher nicht, eher rüstig. In die Jahre gekommen?Ist sie auch nicht, eher traditionell mit einemSchuss Moderne. Langweilig? Ist sie schon garnicht. Denn die Gütersloherinnen und Güters-loher bewegen was! Kurz: Die Mi ch a eliswochehat immer Spaß gemacht und wird immer Spaßmachen. Jede Besucherin und jeder Besuchererinnert sich an die eine oder andere Attraktion,das eine oder andere Erlebnis. Kann etwasdazu im Gespräch beisteuern und denkt im mergerne dran zurück. So ist es unser Ziel, darananzuknüpfen. Getreu dem Spruch: „Tradition istnicht das Halten der Asche, sondern das Wei-tergeben der Flamme“, nach Thomas Morus.

Geboren wurde die Idee einer Oktoberwo-che damals aus der Not heraus. Konkurse undfehlender Konsum, verursacht durch die Welt-wirtschaftskrise, führten auch in Gütersloh zudramatischen Umsatzrückgängen und tiefgrei-fenden wirtschaftlichen Depressionen. Darüberhinaus machten die Nachbargemeinden und-städte Werbung mit der Parole „Kauft am Plat -ze“. Das führte dazu, dass auswärtige Kundennicht mehr in Gütersloh ihren Bedarf deckten.

Die Einzelhändler kamen daher 1930 zudem Ergebnis, dass die Stadt in den letztenJah ren durch zu geringe Werbung an Geltungeingebüßt habe und jetzt verlorene Positionenzurückgewinnen müsse – mit einer Werbewo-che und Ausstellung. Das war die Geburtsstun -de der Gütersloher Michaeliswoche. Schon dieVorbereitung und Durchführung der ersten Ok-tobermesse war aus heutiger Sicht spannendund interessant. So reduzierte die Stadt denStrompreis für die Einzelhändler um 25 Prozent,um die Schaufenster in den Abend stunden zubeleuchten. Für den Pendelverkehr von Wie-denbrück wurde sogar ein Bus angemietet,

Lieber Leser, liebe Leserin,

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Vorwort

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Ihre Prägung und ihre Bedeutung erhielt die Stadt Gütersloh durch das Wirtschafts- undBevöl kerungswachstum im 19. und 20. Jahrhundert. 1825 wurde das Dorf durch den preußischenKönig zur Stadt erhoben, verharrte jedoch vorerst in den dörflichen und kleinräumigen Strukturen.Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts trugen Industrialisierung, Gebietserweiterungen, repräsentativeNeubau ten im öffentlichen und privaten Bereich sowie der Ausbau der Verkehrswege und Infra-strukturen zur Ausbildung eines städtischen Charakters bei. Heute sind in der Stadt rund 80 In-dustrie- und mittel ständische Betriebe angesiedelt. Etwa 97.000 Einwohner verteilen sich aufein Gebiet von rund 112 Quadratkilometer, während die Stadt vor einhundert Jahren nur 1,9Quadratkilometer groß war und etwa 7.400 Bewohner zählte.

Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts lag das damalige Dorf im Schatten der benachbartenRegierungssitze und Verwaltungsmittelpunkte Rheda (Herrschaft Rheda), Wiedenbrück(osnabrücki sches Amt Reckenberg) und Rietberg (Grafschaft Rietberg). Mit dem Ende der welt-lichen und geistlichen Landesherrschaften in den Jahren zwischen 1803 und 1808 nahm auchdie Bedeutung dieser Städte ab. Das Dorf Gütersloh hatte bereits durch ein reges Gewerbe- undHandelsaufkom men eine besondere Bedeutung erlangt. Mit dem Beginn der Selbstverwaltung,zuerst unter franzö sischer, dann unter preußischer Herrschaft, eröffneten sich weitere Chancendes Bedeutungszuwach ses als Wirtschafts- und Verwaltungszentrum in der Region. Die Einwoh-nerzahl stieg kontinuierlich und lag 1818 bereits um das Dreifache höher als in den Nachbar-städten. Umgeben von den größe ren Städten Bielefeld, Münster, Paderborn und Osnabrück konnteGütersloh nicht nur zur Kreisstadt, sondern auch zu einem bedeutenden Wirtschaftsstandort inOstwestfalen aufsteigen.❚

Chronik der Michaeliswoche Stephan Grimm

Die Einwohner -zahl stieg kontinuierlichund lag 1818 bereits um das Dreifachehöher als inden Nachbar-städten

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hier ihre Filialen und Verwaltungssitze. 1825wurde Gütersloh zur Stadt erhoben, 1842 folg-ten die ersten städtischen Verwaltungsstruktu-ren. In den folgenden Jahren und Jahrzehntenstieg die Zahl der Einwohner kontinuierlichdurch zunehmende Arbeitsmöglichkeiten, stei-genden Wohnraum und attraktive Bildungs-möglichkeiten. Dem wachsenden Raumbedarfkonnte durch die Eingemeindung umliegenderOrte begegnet werden. Am 1. April 1910 wur-den die Bauernschaften des Amtes GüterslohPavenstädt, Blankenhagen, Nordhorn und Sun-dern sowie die Bauernschaft Kattenstroth ausdem Amt Reckenberg eingegliedert. Am 1. Ja-nuar 1970 folgten die Gemeinden Isselhorst,Hollen, Ebbesloh, Nie horst, das Amt Aven-wedde mit Fried- richsdorf, Avenweddeund Spexard.

Mittelpunkt des dörflichen – seit1825 städti- schen – Geschehens warder Alte Kirch- platz. Mit dem Neubau

Wirtschaft und Handel im 19. Jahrhundert

Der alte Siedlungskern um die Apostel-kirche erweiterte sich seit dem 17. Jahrhundertspinnenförmig entlang der Berliner Straße,Kirchstraße, Blessenstätte, Münsterstraße undKönigstraße. Hier besaßen die Handwerkerund Händler ihre Werkstätten und Verkaufsge-schäfte. 1819 wurden gezählt: 23 Schneider,15 Bäcker, zwölf Fleischer, 18 Schuhmacher,16 Tischler, fünf Drechsler, fünf Zimmerleute,fünf Hufschmiede, jeweils vier Maurer, Sattlerund Uhrmacher, jeweils drei Glaser, Stellma-cher, Klempner, Böttcher, Messer- oder Büch-senschmiede, zwei Hutmacher, zwei Buchbin-der, ein Glockengießer, ein Kupferschmied undein Seifensieder.

In der durch Garnspinnerei, Viktualienhan-del, Frachtfuhrwesen und Branntweinbrennereigeprägten Stadt siedelten sich im Zuge der zu-nehmenden Mechanisierung und Industriali-sierung viele neue Unternehmen an. Behör-den, Banken und Versicherungen eröffneten

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des Rathauses an der Berliner Straße im Jahr1864, gegenüber der Neuen Kirche (heuteMartin-Luther-Kirche), entstand ein neuer zen-traler Ort für Wochenmärkte und Versammlun-gen. Für die monatlichen Viehmärkte wurdenim Oktober 1877 der Hammelmarkt, späterDreiecksplatz und im Jahr 1878 der Markt-platz im Norden der Stadt (heute Standort desStädtischen Gymnasiums) hergerichtet.

Im Oktober 1875 berichtet der Bürger-meister Mangelsdorf, dass die Stadt „vorzugs-weise eine Handels- und erst in zwei ter Linieeine Ackerstadt“ ist. Der Ackerbau stehe hierzugleich im Dienste des Handels. Es finde ein

lebhafter Handels-verkehr unter ande-rem nach Bielefeld,Minden und Dort-mund mit selbstge-zogenen Pflanzen,Sä mereien und Gar-

tenfrüchten statt. Abgesehen von der Seiden-fabrikation und der Bierbrauerei sei die Indus-trie nicht entwickelt, „obgleich Gütersloh einfür industrielle Anlagen ganz geeigneter Ort zunennen sein dürfte“. Die allgemeine Klageüber Stockungen im Handel und über schlech -te Geschäfte, besonders der Fleischwarenpro-duzenten, hervorgerufen durch die Nachwir-kungen der Überspekulation und Produktionder Jahre 1871 bis 1873, sei auch in Güters-loh zu hören. Die Zahl der Kaufleute habe sichjedenfalls seit dem Jahr 1851 von 41 auf 76und der Kleinhändler von 68 auf 104 erhöht.Die Zahl der Gastwirte stieg von 18 im Jahr1851 auf 32 im Jahr 1878.

Aus dem Jahr 1880 liegt ein Verzeichnisder Industrie- und Handelskammer vor, das 88Betriebe in der Stadt aufführt. Auffällig sind dieBranchenverbindungen der 40 Kaufleute, diein unterschiedlichen Kombinationen mit Vik-tualien, Fettwaren, Kolonialwaren und Landes-

produkten handelten. Auch die Kombinationder 19 Manufakturwarenhandlungen mit Kurz-,Woll-, Weiß-, Galanterie-, Leinen-, Baumwoll-,Putz-, Seiler-, Schreib-, Kolonial- und Eisenwa-ren ist bemerkenswert. Darüber hinaus werdenerwähnt: eine Lohgerberei, zwei Wage n fa bri -ken, eine Holzhandlung, eine Sägemühle, einPferdehandel, drei Agenturen, eine Apotheke,zwei Buchhandlungen, eine Porzellan- undGlaswarenhandlung, eine Glasfabrikation, eineDestillation, eine Destillation und Tabak- undZigarrenhandlung, eine Zigarrenfabrik und Ko-lonial- und Manufakturwarenhandlung, eineBierbrauerei, eine Weinhandlung und Spediti-onsgeschäft, eine Stärkefabrik, ein Mühlenbe-trieb, eine Dampfmühle mit Mehlhandlung,eine Buch- und Kunsthandlung, eine Buch-handlung und Verlagsbuchdruckerei, eine Sei-denfabrik, eine Baumwollwarenfabrik, eineBaumwoll- und Wollwarenfabrik, eine Fabrika-tion von Nessel und gedruckten Zeugen undzwei Seilerwarenfabriken. Ein Betrieb ist ohneBranchenangabe.

Der Vergleich mit den Städten Wieden-brück (50 Firmen), Rheda (46 Firmen), AmtRietberg (24 Firmen), Amt Herzebrock (19 Fir-men), Verl (zehn Firmen) und Amt Reckenberg(sechs Firmen) belegt die herausragende wirt-schaftliche Bedeutung der Stadt Gütersloh imKreisgebiet.

1883 wurde unter dem Vorsitz des Uhr-machermeisters Aloys Pütt (1836 bis 1912)ein Gewerbeverein mit 104 stimmberechtigtenMitgliedern gegründet, dessen Ziel die Stär-kung des Handwerks und des Gewerbes war.Dies sollte erreicht werden durch den Anschlussan den Zentral-Gewerbeverein für Rheinlandund Westfalen in Düsseldorf, durch die Errich-tung einer Zeichenschule für Lehrlinge und Ge-sellen im Jahr 1883, durch die Sammlung von„guten technischen Vorbildern in Zeichnungenund Modellen“, durch die Anschaffung von

Auffälligsind die Bran-chenverbin-dungen der 40 Kaufleute

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Zeitschriften und Büchern für gewerbliche Zwe-cke und durch die Ausstellung von Erzeugnis-sen des hiesigen Handwerks. 1938 gibt derVorsitzende des Heimatvereins, StudienratKellner, einen Auszug aus dem Ausstellungs-katalog von 1883 wieder. Er enthielt 115 Aus-stellungsstücke, von der Mustersammlung ge-bräuchlicher Schriften der Druckerei Ludwig

Flöttmann bis hin zu einem Werkstück desFormschneiders Gronemeyer, von einer Kollek-tion des Buchbinders Carl Kolbe bis zu den bibliophilen Büchern des Carl BertelsmannVerlages, von Uhrenbestandteilen des Uhrma-chers Aloys Pütt über zwei Blätter Marmo ri -mitierung des Malers Brocke bis hin zu einerPfeifensammlung Heckmanns.❚

Michaeliswoche 1973: Fußgruppe der deutsch-griechischen Gesellschaft im Umzug.

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Die wachsende Mechanisierung der Pro -duktion hatte einen härteren Wettbewerb zurFolge, dem die kleineren Betriebe auf Dauerzu unterliegen drohten. Im Handel verschärftedie Konkurrenz der großen Warenhäuser undVersandgeschäfte das Geschäftsklima. Der Land -rat hielt in dem Jahresbericht an den Regie-rungspräsidenten von 1898 fest, dass „die De-tailgeschäfte (Einzelhandelsgeschäfte, S. G.)in kleineren Städten des Kreises zum großenTeil ganz übertrieben hohe Gewinne nehmen

und hierdurch die Ein-wohner zwingen, ihrenBedarf soweit wie mög-lich auswärts zu de-ck en“. Die Handelskam-mer stellte in ihrem Jah -resbericht für 1898/99fest, dass „in den letz-ten Jahren wiederholtKlagen darüber laut ge-worden sind, dass selbst -ständige Gewerbetrei-bende, welche bisherihr Fortkommen durchden in geringerem Um-fange betriebenen Klein -handel sicherten, sich

durch die Konkurrenz kapitalkräftiger Unter-nehmer bedrängt finden. Die von diesen un-terhaltenen großen Warenhäuser, Lager undVersandgeschäfte vermehren sich, wie ausKreisen des Detailhandels geltend gemachtwird, nicht bloß der Zeit nach, sondern ihreAusstattung wird immer großartiger gestaltetund ihr Betrieb durch Ausdehnung auf die ver-schiedensten Warenbranchen und durch Grün-dung von zahlreichen Filialen für den bedroh-ten Kleinhandel in geringem und mittleremUmsatze immer gefährlicher“.

Zur Abwehr der drohenden Gefahren fandsich am 8. Dezember 1891 im Gasthof „West-fälischer Hof“ eine Anzahl von Einzelhändlern

der Stadt zusammen und gründeten einen Ver-ein unter dem Namen „Verein zur Wahrung lo-kaler Handelsinteressen“. Zum Vorsitzendenwurde der Manufaktur- und Modewarenhänd-ler Conrad Vincke gewählt, weitere Vorstands-mitglieder waren die Kaufleute Heinrich Mane -cke, Wilhelm Horstmann, Roggenkamp, Poll-kläsener, Joseph Kirchhoff und Max Daltrop.Mit „Einigkeit und etwas gutem Willen“ wollteman vor allem der „modernen Gewerbefrei-heit“ entgegentreten, soweit sie das „reguläreHausgeschäft benachteilige“.

Während über die Aktivitäten des neuenVereins nichts weiter berichtet wird, setzte derGewerbeverein seine Ausstellungen fort. 1894fand eine achttägige Ausstellung im „Schank-haus zur Krone“ in der Blessenstätte statt, dienur heimische Aussteller zuließ. 60 Gewerbe-treibende stellten ihre Arbeit und ihre Produktevor, vor allem die Leistungen des Kunsthand-werks wurden hervorgehoben. Als Zweigvereindes Zentral-Gewerbevereins für Rheinland undWestfalen blieb er unter dem Vorsitz des Kauf-mannes Carl Stahl bis in das 20. Jahrhundertbestehen.

Den Jahresberichten der Handelskammerund den vierteljährlichen Berichten des Wie-denbrücker Landrates an die Regierung inMinden lässt sich entnehmen, dass erst nacheinigen schwierigen Jahren ab 1895 eine all-gemeine wirtschaftliche Besserung eingetretenwar. Vor dem Hintergrund einer euphorischenAußenpolitik nahm das wirtschaftliche Lebenbis 1913 eine relativ günstige Entwicklung. Je-doch störten starke Preisschwankungen beiGetreide und Fleisch, aber auch in der Seiden-und Baumwollindustrie, um die Jahrhundert-wende das Geschäftsklima. Auch „geübte ein-heimische Arbeitskräfte“, so der Bürgermeisterim Oktober 1900, seien nicht zu haben. Zueiner Wirtschaftsflaute kam es im Kreis Wie-denbrück jedoch nicht. ❚

1894 fandeine acht tägigeAusstellungim „Schank-haus zurKrone“ in derBlessenstättestatt, die nur hei mischeAussteller zuließ

DerVorläuferverein

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Nachdem es bereits 1907 in Bielefeldzur Gründung eines „Detaillistenvereins derTextilbranche“, dem Vorläufer des heutigen Ein-zelhandelverbandes, gekommen war, be -

gannen auch in Gü-tersloh Überlegungenzur Grün dung einer be-rufsständischen Orga-nisation. Am 31. Janu -ar 1910 versammeltensich et wa 50 Ladenin-haber der Stadt, umdie Einführung der„Sonntags ruhe“ undeiner Ladenschlusszeitum 20 Uhr zu erörtern.Lei ter der Versammlungwar der KaufmannHer mann Zumwinkel(„Spie ker“), der dieVorteile eines früherenLadenschlusses für dieAngestellten und dieGeschäftsinhaber aussozialen und familiärenGründen herausstellte.Die Gegner beriefensich auf die örtlichen

Verhältnisse und die arbeitende Be völkerung,die längere Öffnungszeiten erforderlich mach-ten. Eine Kommission wurde gebildet und eineUnterschriften liste angelegt, deren Ziel es war,eine Petition bei den zuständigen Behördeneinzu reichen. Die erforderliche Zweidrittelmehr-heit wurde jedoch verfehlt und das Projekt ver-lief im Sande.

Einige Händ ler gaben jedoch nicht auf.Um den Feierabend und den freien Sonntagzu erreichen, war der Zusammenschluss allerKräfte erforderlich. Am 3. März 1910 trafensich der Uhrmacher Aloys Pütt, der Buchhänd-ler August Goldstein und die Kaufleute Cle-mens Müller, Friedrich Schrewe sen., Hans

Sager, Hermann Zumwinkel, August HeinrichDiekötter und Christian Behrens im LokalGehle an der Bahnhofstraße (heute Eickhoff-straße), um einen Ladeninhaber-Verein zugründen. Zum Vorsitzenden wurde Aloys Pütt,zum zweiten Vorsitzenden Hermann Zumwinkel,zum ersten Schriftführer August H. Diekötter,zum zweiten Schriftführer Clemens Müller undzum Kassierer August Goldstein gewählt. DieHerren Manecke, Schrewe, Sager und Behrensübernahmen die Ausarbeitung der Statuten.Am 7. April 1910 kam der Vorstand erneut zu-sammen, um die Satzung zu beraten. Das Er-gebnis der Zusammenkunft bestand in der Ein-ladung an sämtliche Ladeninhaber, am Abenddes 11. Mai zu einer Generalversammlung inden Saal der Gastwirtschaft Gehle zusammen-zukommen. Dort wurde über die Zweckmäßig-keit des Vereins diskutiert, die Satzung be-kannt gegeben und ein erstes Mitgliederver-zeichnis mit 22 Personen angelegt. Unterihnen befanden sich die Unterzeichner derSatzung: Aloys Pütt, Fr. Schrewe sen., Cle-mens Müller, Hans Sager, August Goldstein,Hermann Zumwinkel, A. H. Diekötter, Chr.Behrens, Heinrich Manecke, Ernst Lachmann,Gottfried Heitmann und Bernhard Daltrop.Der Verein trug den Namen „Verein der La-deninhaber zu Gütersloh und Umgegend“ undwurde am 16. März 1915 in das Vereinsre-gister eingetragen. Er sollte überparteilichund überkonfessionell agieren, die gemein-samen Interessen der Mitglieder vertreten,Missstände im geschäftlichen Verkehr abweh-ren und den Stand der Geschäftsinhaber imAllgemeinen fördern.

Der Jahresbeitrag betrug drei Mark. JedesMitglied verpflichtete sich, bei voller Wahrungder eigenen Interessen die geschäftliche Kon-kurrenz in würdiger und anständiger Weiseauszuüben. Eine Auflösung des Vereins konntenicht erfolgen, solange noch zehn Mitgliederfür den Fortbestand plädierten.❚

Gründung des Ladeninhabervereins

1910

1910

Aloys Pütt – Vorsitzender des Ladeninhaber-Vereins(1910 bis 1912).

Das Ergebnisder Zusam-menkunftbestand in derEinladung ansämtlicheLadeninhaber,am Abend des11. Mai zueiner General-versammlungin den Saalder Gastwirt-schaft Gehlezusammen -zukommen

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Vorbereitet durch die dritte Vorstands-versammlung am 18. Mai 1910 fand zweiTage später die zweite Mitgliederversammlungdes Vereins im Lokal der Gastwirtschaft von Au -gust Gehle statt. In seinen Begrüßungswortensagte der Bürgermeister Gustav Tummes seineUnterstützung zu. Anschließend hielt der Elek-trotechniker und spätere Leiter des städtischenElektrizitätswerkes, Carl Theodor Müller, einenVortrag über die „zweckmäßige Verwendungder Elektrizität für Licht- und Kraftzwecke spe-ziell für Ladeninhaber“. Die Neue GütersloherZeitung würdigte den Vortrag und „seine anre-genden Verhandlungen“ als Beweis, dass derVerein „in vielen Beziehungen für seine Mitglie-der belehrend und aufklärend wirken kann“.

In der Satzung wurdefestgelegt, wie die ge-nannten Ziele erreichtwerden sollten:

Ziele des Vereins

❙ die Überwachung derInnehaltung der für denGewerbe- und Handels-stand gegebenen Gesetze

❙ die Verhinderungschwindelhafter Reklame, unwahrer Angaben, schleuder -hafter Angebote, Auktionen und der -gleichen zum Schutzedes Publikums

❙ die Aufklärung des Publikums durch diePresse

❙ die Regelung des Borgwesens

❙ den Anschluss und das Zusammenwirkenmit Vereinen gleicherBestrebungen

Bald stellten sich die ersten Erfolge derVereinstätigkeit ein. Neben den BereichenSteuerwesen, Arbeits- und Tarifrecht widmetensich die Mitglieder den Themen Kürzung derLadenschlusszeiten und Abschaffung von Son-derrabatten.

Die Forderung, „mit Rücksicht auf dasGeschäft, auf uns selbst, auf unseren Standund auf die der Käufer“ die Schließung derGeschäfte an Sonntagen zu erreichen, wurdeam 21. Oktober 1912 durchgesetzt. Mit 31gegen sechs Stimmen wurde die „Sechs-Tage-Wo che“ für Geschäftsleute beschlossen,1913 schließlich der 8-Uhr-Ladenschluss er-reicht.

Die Jahre von1910 bis 1922

1910 1920

„Gasthof zum Bahnhof“ August Gehle, Gütersloh. (Obstausstellung)

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Im Juni 1913 beschlossen die Inhaber derManufaktur-, Konfektions- und Kurzwarenge-schäfte auf Anregung des Vereins, ab 1. Julikeinen Sonderrabatt zu bewilligen, um den Kun - den eine gerechte Behandlung zuteil werdenzu lassen. Ein Barzahlungsrabatt von maximalvier Prozent wurde allerdings weiterhin einge-räumt. Bei Zuwiderhandlung waren 50 Markan den Verein zu zahlen.

Ein weiteres Thema war die Bitte an dasGütersloher Tageblatt, die Anzeigen auswärtigerFirmen nach Möglichkeit nicht aufzunehmenund bei Bielefelder Firmen nicht um Inseratezu werben. Die Zeitung erklärte sich nach län-geren Verhandlungen bereit, jede „Werbungauswärtiger Inserenten, die den Interessen derGütersloher Ladeninhaber zuwider laufen“, ab-zulehnen. Für auswärtige Inserate sollte einZeilenpreis von 15 Pfennig berechnet werden,die Rabatte für heimische Geschäfte solltennicht gewährt werden.

Am 17. Oktober 1912 wurde durch denTod des ersten Vorsitzenden eine Neuwahl desVorstandes erforderlich. Anstelle des verstor-benen Aloys Pütt wurde Hermann Zumwinkelzum ersten Vorsitzenden, Bernhard Daltrop zumersten Schriftführer und Alfred Köhler zumzweiten Schriftführer gewählt. Das Mitglieder-

verzeichnis des Jahres 1912 enthält 280 Na -men, unter ihnen befanden sich 97 Lebens-mittel- und Kolonialwaren-, 51 Textilwaren-, 22Haushalt- und Eisenwaren-, 19 Schuhwaren-,zehn Buch- und Papierwaren- und zehn Mö-belwarenhändler sowie zehn Schankwirte, dreiBierverleger, fünf Uhrmacher und Goldschmie -de, ein Fotograf und drei Friseure.

Im Jahr 1914 wurde der Verkauf von Brotdurch die Lebensmittelhändler als Konkurrenz-mittel gegen die Konsumvereine und das Fla -sch enpfand eingeführt. Die Mitgliederzahl er-höhte sich auf 127, 1915 fiel sie auf 87. Da-raufhin wurde beschlossen, den Mitglieds bei-trag von drei auf zwei Mark zu senken. Einstim-mig wurde auch der Antrag angenommen, bereits1913 die Einführung des Ladenschlusses pro -bewei se um 20 Uhr einzuführen, dann ab De-zember 1914 die Geschäfte werktags um20 Uhr und samstags um 21 Uhr zu schließenund vom 15. Dezember an die Ladenschluss-zeit werktags um 21 Uhr und samstags um13 Uhr einzuführen.

Neuer Vorsitzender des Vereins wurde1916 der Kaufmann Hans Sager, der einen Ei-senwaren-, Werkzeug-, Haus- und Küchenge-rätehandel in der Berliner Straße Nr. 7 betrieb.In den Notzeiten des Ersten Weltkrieges mit

Zum Wohle: Bürgermeister Heinz Kollmeyer (links) und Stadtdirektor Dr. Gerd Wixforth stoßen auf die Michaeliswoche 1965 an.

1910 1920

Hermann Zumwinkel – Vor-sitzender von 1912 bis 1916.

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knappen Rohstoffen und Bezugsscheinen,Tarif-, Steuer- und Rabattfragen und der sichanschließenden Teuerung und Inflation warenbesondere Fähigkeiten gefragt. Sager meis-terte die Schwierigkeiten zum Wohl des Vereinsund seiner Mitglieder. 1918 musste die Anhe-bung der Umsatzsteuer (heute Mehrwertsteu -er) auf 0,5 Prozent (!) hingenommen werden.Im Februar 1918 begann die Stadtverwaltungmit der Herausgabe von Notgeldscheinen(Kleingeldersatzscheinen) im Nennwert vonzehn, 25 und 50 Pfennig. Am 27. Februar1922 bat der Verein den Kreisausschuss, dasNotgeld einzuziehen, was bis zum 1. Augustdes Jahres auch erfolgte. Bis Ende 1923 sta-bilisierten sich die Verhältnisse auf dem Geld-markt wieder.

Aus finanziellen Gründen war der Vereinnicht bereit, dem Einzelhandelsverband fürRheinland und Westfalen mit Sitz in Düsseldorfbeizutreten. Lediglich im Einzelhandelsaus-schuss der Bielefelder Handelskammer warman durch die Kaufleute Heinrich Maneckeund Johannes Sager vertreten.

In Sachen Ladenschluss fasste die 51-köpfige Mitgliederversammlung am 12. Okto-ber 1922 den einstimmigen Beschluss, dieGeschäfte ab 15. Oktober um 18 Uhr zu schlie -ßen, um die hohen Geschäftskosten für Kohleund Licht zu verringern. Nur an den Sonnaben-den sollen die Läden bis 19 Uhr geöffnet sein,die Mittagschlusszeit von 13 bis 14.30 Uhrsollte beibehalten werden.

Die Zahl der Mitglieder verringerte sichbis 1918 auf 63, stieg jedoch von 110 imJahr 1919 auf 137 an. Diese Entwicklung istein Beleg dafür, dass in schwierigen Zeitender Zusammenhalt wuchs und neue Mitstrei-ter gewonnen werden konnten, wenn es da -rum ging, gegen die wirtschaftliche Not anzu-gehen.❚

Am 5. Januar 1923 übernahm derKaufmann Alfred Köhler (1870 bis 1958)den Vorsitz. Köhler stammte aus Sachsen, be-suchte die höhere Schule in Osterode (Harz),absolvierte eine kaufmännische Lehre ineinem Manufakturwarengeschäft in Northeimund arbeitete als Handlungsgehilfe in Harburg.Nach seiner Militärdienstzeit in Kolmar sowieTätigkeiten in Uelzen und Hamburg kam er1897 nach Gütersloh, wo erals Geschäftsführer, 1898 alsTeilhaber des Manufaktur- undModewarengeschäftes J. H.Grohmann, Berliner Straße Nr.238 (heute: Krönigsche Apo-theke, Nr. 11), fungierte. 1905übernahm er den Betrieb in ei-gener Regie. 1908 wurde erKommissar der Provinzial-Feu-ersozietät in Münster, von 1914bis 1938 war er Mitglied, spä-ter Beiratsmitglied, der Indus-trie- und Handelskammer in Bielefeld undkonn te hier die Interessen des Gütersloher Ein-zelhandels vertreten. Bereits 1921 hatte er alsMitglied des Einzelhandelsverbandes für Rhein -land und West falen an der 1. ordentlichen Ver-bandsversammlung in Düsseldorf teilgenom-men. Das Hauptthema der Veranstaltung wardie Beendigung der Kriegswirtschaftspolitikund die Planung von Widerstands maßnahmengegen den verordneten künstlichen Preisab-bau. Weitere Funktionen übte er als Mitglieddes Gewerbesteuerausschusses des KreisesWiedenbrück aus, seit 1906 war er Mitgliedund später Aufsichtsratsvorsitzender des Gü-tersloher Glasversicherungsvereins. 1932 wur -de er in den Aufsichtsrat der Gütersloher Bank(heute Volksbank) gewählt und 1955 zum Auf-sichtsratsvorsitzenden. Auch als Mitglied meh-rerer Vereine war er eine einflussreiche Per-sönlichkeit der Stadt. Das Geschäft übergaber 1938 seinem Schwiegersohn, HermannSchulte.❚

Der neue Vorsitzende Alfred Köhler

Das Haupt-thema der Veranstaltungwar die Been-digung derKriegswirt-schaftspolitikund die Pla-nung von Wi-derstands-maßnahmengegen denverordnetenkünstlich enPreisabbau

1910 1920

Alfred Köhler – Vorsitzendervon 1923 bis 1935.

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Zu Beginn von Köhlers Leitung stand die Überweisung von 173.250 Mark, die der Einzel-handel für die Notgemeinschaft zusammenbrachte. Im Dezember 1923 waren es bereits 474Billionen. Köhler berichtete später, dass er an einem Tage mit der Tageseinnahme von 200 Mil-lionen Mark nach Bielefeld fuhr, um neue Ware zu holen. Statt des erhofften Erlöses von drei Ku-pons Stoff erhielt er nur ein kleines Stückchen. Täglich kamen die Einzelhändler zusammen undsetzten die Preise nach den Börsenkursen fest. Nach der Inflation kam die Deflation, ehe sichbis 1928 die Verhältnisse stabilisierten. Nach 1928 setzte erneut der Niedergang in der Formvon Arbeitslosigkeit und Geldknappheit ein.

Erfolgreich setzte sich der Verein für die Einrichtung von Omnibuslinien in das Umland unddie Verbesserung der Eisenbahnverbindungen ein. Am 28. September 1925 schloss sich der Ver-ein an das Handwerksamt Gütersloh an, am 21. April 1926 trat man der „Arbeitsgemeinschaftdes Einzelhandels im Handelskammerbezirk Bielefeld“ bei, für die Vertreterversammlung wurdenaus Gütersloh August Goldstein, Alfred Köhler und Clemens Müller benannt. 1927 wurde beimMagistrat die Gründung eines Verkehrsvereins angeregt.

Auf den Vorstandssitzungen und Generalversammlungen des Vereins wurden unter anderemdie Themen „offene Sonntage“, Rabatte für Anzeigen für Vereinsmitglieder in den Lokalzeitungen,Herausgabe einer Weihnachtsausgabe in der Gütersloher Zeitung, zu hohe Strompreise des städ-tischen Elektrizitätswerkes und die Prämiensätze der Gütersloher Spiegelglasversicherung be-sprochen. Ab und zu hielten Gastreferenten Fachvorträge, zum Beispiel der Mittelschulrektor Her-mann Goldstein zum Thema „Schule und Wirtschaft“ und der Syndikus Franz Langmann über„Mittelstand und Versicherungsfragen“.

Ein Blick auf die Statistik zeigt, dass sich die Zahl der Vereinsmitglieder bis 1930 auf 93verringerte. Bis 1933 stieg sie jedoch wieder auf 141 an.❚

Die Anfänge der „Gütersloher Oktobermesse“ als Werbeveranstaltung der heimischen Ge-schäftsleute liegen im Jahr 1930. 1929 bescheinigte das Statistische Landesamt der örtlichenWirtschaft noch einen guten (20.) Platz im Kreis der westfälischen Städte. Doch nach einer wirt-schaftlichen Scheinblüte verschlechterte sich die Lage durch die Weltwirtschaftskrise. Bis Ende1931 stieg die Zahl der Arbeitslosen reichsweit auf 4.887.000 an, 1932 waren es über sechsMillionen. Wegen der Kriegsschulden und Reparationslasten erließ die Regierung unter dem Kanz-ler Brüning zahlreiche Notverordnungen, die unter anderem die Löhne senkten und einen Preis-abbau für Artikel des täglichen Bedarfs zur Folge hatten. Die Stundenlöhne der Tiefbauarbeiterwurden auf 71 Pfennig, die der Maurer auf 1,14 Mark festgesetzt, das bedeutete eine Senkungum zwölf Prozent. Konkurse und fehlender Konsum führten zu dramatischen Umsatzrückgängenim Einzelhandel und zu einer tief greifenden wirtschaftlichen Depression.

In Gütersloh lebten 1931 25.230 Einwohner, die Zahl der Wohnungen betrug 5.529. Mit350 Arbeitslosen (jeder 14. von 1.000 Einwohnern) noch etwas besser als in Westfalen (36 von1.000). Um die heimische Wirtschaft neu zu beleben, war die Eigeninitiative der Geschäftsleute

Aktivitäten 1923 bis 1931

1931: Planungen zur 1. Oktobermesse

1910 1920 19301910 1920 1930

Page 18: Chronik Michaeliswoche

1780 Jahre Michaeliswoche

gefragt. Am 18. März 1930 stellte Köhler in derGeneralversammlung im Hotel Barkey fest,dass gute Schaufenster und gute Bedienungdie Grundbedingungen des Erfolges seien. Inden Städten und Gemeinden des Kreises Wie-denbrück startete die örtliche Wirtschaft mitden Parolen „Kauft am Platze“, mit der Folge,dass die auswärtigen Kunden wegblieben. Be-reits 1929 wurde an den Litfasssäulen dasPlakat „Kauft in Gütersloh“ angebracht, waseine starke Werbekraft besaß. 1930 wurde dieAktion weitergeführt. Doch diese Maßnahmeallein reichte nicht aus. Der Vorstand um denVorsitzenden Alfred Köhler, Willy Eickholt, Au-gust Goldstein, Burghard Müller, Wilhelm Rog-genkamp, Friedrich Schrewe, Alfred Temme,Wilhelm Wagener und Hans Zumwinkel er-kannten, dass die Stadt in den letzten Jahrendurch zu geringe Werbung an Geltung einge-büßt habe und seine verlorene Position wiederzurückgewinnen musste.

Auf der Generalversammlung vom 11. No-vember 1930 im Hotel Kaiserhof brachtenHans Zumwinkel und Alfred Köhler ihre Idee

zur Sprache, in Gütersloh eine Werbewochenach Lippstädter Vorbild zu veranstalten. Am17. November trafen sich die Mitglieder erneutund hörten die Berichte über die Herbstwochein Lippstadt, die Bielefelder „Rot-Weiß-Woche“und Reklameaktionen in Wiedenbrück. Ein-stimmig beschlossen sie, „im kommenden Jahreine Werbewoche zu veranstalten“. Der Terminwurde auf die Zeit vom 10. bis 18. Oktober1931 festgelegt, um eine Überschneidung mitder Wiedenbrücker Kirmes am 1. Sonntag undMontag des Monats zu vermeiden.

Bis zu diesem Termin fan-den 15 weitere Sitzungen desVorstandes und der Mitgliederstatt, in denen vor allem dasProgramm und die begleiten-den Werbeaktionen beratenwurden. Mit Musikkapellen aufLeiterwagen ging es hinaus indie Dörfer. Ein Autobus wurdeangemietet, der im Pendelver-kehr zwischen Gütersloh undWiedenbrück Besucher für 50

Die Organisatoren der 1. Oktobermesse 1931.

Bereits 1929 wurdean den Litfasssäulendas Plakat„Kauft in Gütersloh“ angebracht,was einestarke Wer be -kraft besaß

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Pfennige in die Stadt brachte, „bis der Landratkam und den Wagen beschlagnahmte, obwohler mein bester Freund war“, so der Vorsitzende inseinen Erinnerungen 25 Jahre später. Im August1931 äußerte sich Köhler auf einer Mitglieder-versammlung zum Thema „Sparen in Notzeiten“:„Selbstverständlich müsse in einer Notzeit je deunnütze Ausgabe vermieden werden, man dürfeaber doch nicht glauben, dass die Wirtschaft al-lein mit Sparmaßnahmen wieder in Fluss zubringen sei. Es sei auch unsinnig, alle Festeausfallen zu lassen. Durch solche übertriebeneRücksichtnahme auf die gegenwärtigen Ver-hältnisse würden viele Volks ge nos sen brotlos“.Aufkommenden Stimmen gegen die geplanteWerbewoche begegnete Köhler mit dem Satz:„Dem Mutigen gehört die Welt“. In einer Notzeitsei Sparen zwar gut, so Köhler, jedoch sei einreger Umsatz für den Einzelhändler selbst undim Interesse der Gesamtwirtschaft immer be-grüßenswert. Zur Belebung des Geschäfts könneman nicht die Hände in den Schoß legen undden Ereignissen tatenlos abwartend zusehen.

Die Messe bot den Firmen, Handwerks-betrieben und Einzelhändlern der Stadt dieMöglichkeit, mit eigenen Ständen auf ihreProdukte und Leistungen hinzuweisen und zuwerben. Voraussetzung für eine Erfolg verspre-chende Durchführung war allerdings die fi-nanzielle Unterstützung durch die Stadt.Diese sagte zu, den Strompreis auf 25 Pro-zent zu reduzieren, die öffentlichen Gebäude,besonders das Rathaus, zu beleuchten, dieSätze der Vergnügungssteuer zu senken undden Marktplatz an der Schulstraße kostenlosbereitzustellen.

Die Gesamtleitung der Veranstaltung über-nahm Dr. Franz Langmann, der das Messebüroin seiner Dienststelle, dem Handwerks- undGewerbeamt in der Roonstraße Nr. 2, einrich-tete. Er erhielt für seine Tätigkeit ein Honorarvon 350 Mark. Die Gesamtkosten der Veran-staltung wurden mit 1.500 Mark veranschlagtund je zur Hälfte vom Ladeninhaberverein undvom Wirteverein getragen.

Hotel Kaiserhof um 1930.

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Der Leiter der Fortbildungsschule, Bickne -se, wurde mit der Ausschreibung eines werbe-wirksamen Plakats beauftragt, die eingehen-den Schülerarbeiten sollten mit Geldpreisenprämiert werden. Aus der Reihe der vorgelegtenEntwürfe fand schließlich das Messeplakat derDruckerei Ludwig Flöttmann mit den drei Kirch-türmen einstimmige Zustimmung und wurde ineiner Auflage von 1.500 Stück gedruckt.

In Sachen Veranstaltungswerbung war Fol-gendes geplant: Die Fliegerschule in Münsterwurde gebeten, Plakate abzuwerfen, Reklame-autos mit Musik unter Führung des „Spieker-Autos“ sollten durch die weitere Umgegendfahren, dazu Luftballons in den städtischenFarben grün und weiß zum Preis von acht Pfen-nigen verkauft werden, die neben der Firmen-werbung die Aufschrift „Werbe-Woche“ trugen.Am Bahnhof sollte ein Transparent mit einemWillkommensgruß und eines von vier Werbe-transparenten mit der Aufschrift „10.–18. Ok-tobermesse“ angebracht werden. Weitere Trans -

parente befanden sich an den Eingängen zurInnenstadt: an der Berliner Straße in der Näheder Gaststätte „Handelshof“, Unter den Ulmenund an Spiekers Ecke (J. F. Zumwinkel) an derHohenzollernstraße.

Für einen Stand auf dem Marktplatz soll-ten nur diejenigen Schausteller eine Genehmi-gung erhalten, die das „Gütersloher Handwerkund Gewerbe nicht schädigen“. Über die Zulas -sung von Buden, Karussells, Hippodrom (Reit-schule) und Zirkus entschied der Vereinsvor-stand. Jeden Tag sollte nachmittags ab 15.30Uhr ein Kirmestreiben auf dem Marktplatzstattfinden. Der Wirteverein beabsichtigte, einZelt von rund 250 Quadratmetern aufzustellen.Die Kinos wurden gebeten, in der Woche einbesonders zugkräftiges Programm anzubieten.Verbilligte Busverbindungen zur Messe wurdenebenso angeboten, wie verkaufsoffene Ge-schäfte an den beiden Sonntagen von 11.30bis 17.30 Uhr. Auf dem Dreiecksplatz soll fürturnerische Vorführungen ein Podium errichtetwerden, für den Donnerstag war eine Moden-schau im Saal der Gesellschaft „Eintracht“ undam Freitag bei dem Wirt Schettler im HotelBarkey vorgesehen. Models und Moderationstellte das Bielefelder Stadttheater.

Geplant war darüber hinaus ein Schaufen s -terwettbewerb mit Preisausschreiben, das Auf -steigen eines Freiballons durch den Flugverein,ein Reiterfest des Landwirtschaftlichen Vereins,Möbel- und Bilderausstellungen im Evangeli-schen und Katholischen Vereinshaus, im SaalGehle, in der (alte Töchterschule) Moltkestraßeund im Hotel Barkey, darüber hinaus Vorträge vonReferenten der Landwirtschaftskammer Müns-ter. Auch eine Besichtigung der Mielewer ke soll -te für auswärtige Gruppen angeboten werden.Die Gütersloher Zeitung bot an, jeden Abendum 19 Uhr die neuesten politischen Tagesmel-dungen per Lautsprecher an der Geschäfts -stelle in der Kökerstraße bekannt zu geben.❚

Für eine reibungslose Organisation wur-den verschiedene Kommissionen gewählt:

Die Kommissionen

❙ die Etatkommission, bestehend aus denKaufleuten Vogt, Goldstein, Eickholt, Maneckeund Eisenstein, Thümmel und Westerbarkeyals Vertreter der Zeitungen, Dr. Franz Lang-mann, Syndikus des Handwerksamtes, dieBerufsvertretung des selbstständigen Hand-werks und der städtische VerwaltungsdirektorHermann Schumann

❙ die Ausschmückungskommission mit denHerren Lenzen, Brockmann und Temme

❙ eine Verkehrskommission

❙ eine Platzkommission (Ordnungskommis-sion), der die Herren Langmann, Manecke,Zumwinkel jr., Jäger und Nitsch angehörten.Sie sollten während ihrer Tätigkeit auf demMarktplatz mit grün-weißen Armbinden ver -sehen werden

Am Bahnhofsollte einTransparentmit einemWillkommens-gruß undeines von vierWerbetrans-parenten angebrachtwerden

1980 Jahre Michaeliswoche1910 1920 1930

Page 21: Chronik Michaeliswoche

Am Samstag, 10. Oktober 1931, be-gann um 16 Uhr die erste „Gütersloher Oktober -messe“ mit Kirmesrummel. Um 18 Uhr wurdedie Messewoche offiziell mit einem Konzert aufdem Rathausplatz eröffnet. In seinem Geleitwortstellte der Bürgermeister Gustav Tummes (1908bis 1934) heraus, dass „der Erfolg der Messenicht nur darin bestehen soll, dass viele Ein-käufe gemacht werden, sondern vor allemdarin, dass durch die Messe die alte Kund-schaft zufrieden gestellt und recht viele neueKundschaft gewonnen wird […] Der Wagemutunserer Kaufmannschaft zeige, dass sie sichnicht unterkriegen lassen will und verzagt denKopf hängen lässt“.

Der Sonntag begann um 11 Uhr mit ei -nem Platzkonzert vor dem Rathaus, am Nach-mittag fanden sportliche Wettkämpfe (Fußball,Handball, Reiten), am Abend ein „elektrischesKeulenschwingen mit Konzert“ auf dem Dreiecks -platz statt. Montag, den 12. Oktober, 15 Uhrgab es ein erneutes Platzkonzert, abends fandeine Tagung des Gütersloher Handels und Ge-werbes statt. Am Dienstagvormittag versam-melten sich die Fachgruppen des Einzelhandels,am Abend führten die Niederdeutschen Hei-matspiele im Evangelischen Vereinshaus, Molt-

Durchführung der 1. Oktobermesse

Bürgermeister Gustav Tummes – (1908 bis 1935).

kestraße, das Stück „Dä Student van Mönster“auf. Der Mittwoch war mit Fachversammlungenam Vormittag, Schülerkonzerten am Nachmit-tag und verbilligtem Kinobesuch für Vereins-mitglieder am Abend ausgefüllt. Am Donners-tag, 15. Oktober, fand unter anderem eine Ta-gung der „Hausfrauen aus Stadt und Land“ imKatholischen Vereinshaus statt. Das Thema derVeranstaltung lautete: „Wie kann die Frau zumAbsatz deutscher Erzeugnisse beitragen?“ DerFreitag, 16. Oktober, war vorgesehen für Fach-versammlungen, der Sonnabend für Kinderbe-lustigungen, Konzert und Kinobesuch.

Am letzten Samstag wurde von 15 bis16.30 Uhr auf dem Schulhof der Altstadt-schule eine „Kinderunterhaltungsstunde“ mitKasperletheater veranstaltet, die mit einemFestzug mit Lampions durch die Stadt endete.Der letzte Messetag, Sonntag, der 18. Oktober,endete mit sportlichen Veranstaltungen, unteranderem mit dem Staffellauf „Quer durch Gü-tersloh“, dem Gaufechtertag des Turnvereinsvon 1879 in den Wiltmannschen Sälen, einemGesangsfest des Vereins „Harmonie“ im Schüt-zenhof, einer Blumenkorsofahrt durch dieStadt und einem Familienabend des Güters-loher Einzelhandels im Hotel Barkey.

Wiltmannsche Festsäle.

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Die Schlussbilanz der 1. Gütersloher Ok-tobermesse wurde als „insgesamt befriedi-gend“ bezeichnet. Auch wenn nicht alle Erwar-tungen erfüllt wurden, habe die Oktobermessedoch gezeigt, „dass mutige Tat die GespensterResignation und Wirtschaftsmüdigkeit ver-scheucht“. Der moralische Gewinn sei größerals der finanzielle gewesen, resümierte die Gü-tersloher Zeitung. Rund 40.000, das heißt täg-lich 5.000 Auswärtige, hätten die Stadt be-sucht, bei einer Ausgabe von 2,50 Mark proPerson seien 100.000 Mark hereingekommen,rechnete Hans Zumwinkel vor. Andere Quellennennen ca. 60.000 Besucher, die zu einer Um-satzsteigerung von etwa 500.000 Mark gegen-über den Vorwochen geführt hatten. 100 Ar-beitslosen sei durch die Messe Lohn und Brotverschafft worden. Bemängelt wurden haupt-sächlich die unzureichenden Verkehrsverbin-dungen und Umleitungen. Zufrieden konnteder Vorsitzende den Zuwachs von 50 neuenMitgliedern bekannt geben. Auch die Zusam-menarbeit mit der Presse verlief positiv, dieGütersloher Zeitung veröffentlichte eine Son-derbeilage. Der Verlauf der Messe habe ge-zeigt, so Alfred Köhler, „dass dem Mutigen dieWelt gehöre“.

Der Jahresrückblick des Kassierers AugustGoldstein am 3. März 1932 verzeichnete einenAnstieg der Mitgliederzahlen von 127 im Jahr1912 auf 142 im Jahr 1932. Immer noch dis-kutiert wurde über die im Februar 1932 er-folgte Gründung eines Rabattsparvereins, dersich allerdings auf den Lebensmittelhandelund die Bäckereien beschränkte. Die Planungverkaufsfreier Sonntage und die Einheitsbe-wertung der Gebäude und Grundstücke be-schäftigte die Mitglieder bis zur Planung dernächsten Messewoche.

Auf der Generalversammlung vom 25. No-vember 1931 wurde bereits einstimmig be-schlossen, im nächsten Jahr erneut eine Ok-

tobermesse durchzuführen. In der Zeit zuneh-mender Schwierigkeiten und starker Umsatz-rückgänge wuchs jedoch die Zahl der ableh-nenden Stimmen, auch im Vorstand. In der Ge-neralversammlung vom 11. Juli 1932 im HotelBarkey sprach der Syndikus des Handwerks-und Gewerbeamtes, Dr. Hans Bertram (1899bis 1935), von einer „vaterländischen Pflicht“,die es zu erfüllen gelte und befürwortete dieerneute Abhaltung einer Werbewoche mit demSlogan „Verkehr schafft Verkehr“. Es kam zueiner erneuten Abstimmung, die sich mit 32gegen 13 Stimmen bei drei Enthaltungen für ei -ne Neuauflage der Oktobermesse aussprach.

Hotel Barkey.

2180 Jahre Michaeliswoche1910 1920 1930

Page 23: Chronik Michaeliswoche

Eine weitere Maßnahme zur „Anhebungdes Verkehrs“ bestand in der Aufstellung desersten Telefonhäuschens in der Stadt. Auf demRathausplatz wurde die Reklamesäule derwestdeutschen Lichtreklame entfernt und am24. Dezember der erste öffentliche Fernspre-

cher in Betrieb genommen. Für die Beleuch-tung zahlte die Post zehn Reichsmark jährlichan die Stadt, die den Anschluss an das elek-trische Leitungsnetz herstellte. Etwas späterwurde in dem Häuschen ein Briefmarkenauto-mat angebracht.❚

Werbung zur ersten Oktobermesse 1931.

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1932

Plakat der Oktobermesse 1932.

Die Einwoh-nerzahl stiegkontinuierlichund lag 1818 bereits um das Dreifachehöher als inden Nachbar-städten

Am 19. Juli 1932 wurde Dr. Bertram alsNachfolger von Dr. Langmann Geschäftsführerder Ok to bermesse. Er übte diese Tätigkeit bis1934 aus. Am 1. Januar 1935 übernahm er dieGeschäftsfüh rung der KreishandwerkerschaftLübbecke. Am 30. Januar 1935 ereilte ihn einplötzlicher Unfalltod.

Am 26. Juli wurden auf einer Vorstands-und Kommissionssitzung in Anwesenheit allerMitglieder die Komitees für die Ausschmü-ckung, Werbung, Platz, Verlosung, Theater undSaal, Konzert und Kinderbelustigung, Ausstel-lung, Modenschau und Sportvereine gewählt.Erstmals wurde ein Mes seführer herausgege-ben, der über die Einzelheiten der Stände unddes Begleitprogramms informierte und für 20Pfennig verkauft werden sollte. 53 heimischeAus steller verteilten sich auf das EvangelischeVereinshaus, Katholisches Vereinshaus undBerufsschule mit Turnhalle und ehemaliger Töch -terschule. Schwerpunkt im Kath. Vereinshauswar „der elektrische Haushalt“. Die Ein ze l kar -ten sollten je Ausstellungsgebäude zehn Pfen-nig, Schulklassen pauschal eine Mark kosten.

Am Samstag, 8. Oktober, wurden die Aus-stellungen um 15 Uhr eröffnet, die täglich von10 bis 21 Uhr zu besichtigen waren. Ein Her -renabend des Vorstandes mit Rundgang aufdem Rummelplatz war für 20.30 Uhr geplant.

Der Sonntag begann mit einem Herbstge-ländelauf des „Gaues Ravensberg im West-deutschen Spielverband“ mit Start und Ziel imHeidewald, es folgte ein „Reklame-Festzug“der Gütersloher Wirtschaft, das Fußball-Ver-bandsspiel Sportvereinigung gegen Fußballver-ein Wittekind-Enger auf dem Platz der Sport-vereinigung am Stadtgarten und ein Heimat-abend des Heimatvereins im Bahnhofs-HotelGehle. Der Vorsitzende, Dr. Hans Richter, hielteine Ansprache, der Volkstanzkreis Güterslohund ein gemischtes Doppelquartett unter der

Leitung von Paul Bröder trugen Volksweisenund eine altwestfälische Bauernhochzeit vonKarl Wagenfeld vor.

Wie schon im letzten Jahr fand eine Wirt-schaftstagung im Hotel Barkey statt, auf wel-cher der Syndikus Dr. Holzapfel von der Hand-werkskammer Bielefeld am Montag, 10. Ok-tober, zum Thema „Der Wiederaufstieg derdeutschen Wirtschaft“ sprach.

Für den vierten und fünften Messetagwaren jeweils zwei Wiener Modenschauen imHotel Gehle vorgesehen, die von der WienerMode-Gesellschaft unter Beteiligung Güterslo-her Firmen mit Kabarett, Musik und Tanzeinla-gen präsentiert wurden.

In den neu eröffneten Stadttheater-Licht-spielen in der Bahnhofstraße (heute Eickhoff-straße) fand am 13. Oktober eine Sondervor-stellung statt. Ein Gastspiel der „Konzerthaus-

2380 Jahre Michaeliswoche1910 1920 1930

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Künstlerspiele Bielefeld“, Kabarett, die „neu-este tönende Wo che der UFA“, und zum Ab-schluss der Film „Lie beskommando“ mit DollyHaas, Gustav Fröhlich und Anton Pointner. DerLogenpreis betrug 1,50, Balkon 1,20, ersterPlatz eine und zweiter Platz 0,70 Reichsmark.Am Freitag trat bei Gehle eine 15-köpfigeSpielgruppe der Inselbewohner von Spieker-oog mit dem ostfriesischen, plattdeutschenHeimatspiel „De verlorne Söhns“ auf.

Am achten Messetag fand wieder ein Kin-derfest statt, um 17 Uhr startete am Bahnhofder Staffellauf durch die Stadt, um 18.30 Uhrgab es den Kinder-Fackelzug unter Mitwirkungder Kapelle des Evangelischen Jünglings- undMännervereins. Um 20 Uhr wiederholte derHeimatverein seinen Heimatabend.

Der Schlusstag der zweiten Oktobermesse(16. Oktober) begann um 11 Uhr mit demHand ball-Verbandsspiel der 1. Mannschaftendes DSC gegen Spiel und Sport Bielefeld aufdem Sportplatz am Bockskrug, um 13.30 Uhrfolgte das Spiel der Sportvereinigung gegenden Deutschen Sportclub. Auf dem gleichenPlatz fand um 15 Uhr der „Verbandsfußball-kampf der beiden Ortsrivalen Spiel und Sportgegen Sportvereinigung“ statt. Um 20 Uhr gabes den abschließenden Gesellschaftsabendfür die Veranstalter und Teilnehmer.

Das Ergebnis der Messewoche übertraftrotz der schlechten Witterung, besonders

während der letzten beiden Tage, die Erwartun-gen. Es konnte sogar ein Überschuss von1.871,70 Reichsmark verbucht werden, derals eiserne Reserve angelegt wurde, um imFalle zukünftiger Fehlschläge, zum Beispielwegen schlechter Witterung, gerüstet zu sein.Man konnte feststellen, dass sich die Zahl aus-wärtiger Besucher vergrößert hat. Von zahlrei-chen Verkehrsämtern und Wirtschaftsgruppenbis nach Schlesien und Sachsen gingen Anfra-gen nach dem Erfolgsrezept der Veranstaltungein und ermutigten den Vorstand, den einge-schlagenen Weg fortzusetzen.

Trotzdem machte sich der GeschäftsführerDr. Betram in der Presse Gedanken über dieZukunft der Trägerschaft. Im Januar 1933 regteer öffentlich die Gründung eines Verkehrsver-eins an. Weil nur ein Teil der heimischen Wirt-schaft Träger der Oktobermesse sei, müssenach dem „erfolgreichen Verlauf der beidenbisherigen Messen das Streben dahin gehen,die Gesamtheit der heimischen Wirtschaft, In-dustrie, Handel, Handwerk, Gewerbe und Land-wirtschaft zum gemeinsamen Träger und För-derer dieses Heimatfestes zu gewinnen“. Erstellte sich vor, dass der bereits bestehendeVerschönerungsverein „Taufpate“ des Vereinswerden könne. Ein aus dem Verkehrsverein ge-bildeter Arbeitsausschuss könnte die „prakti-schen Aufgaben“ übernehmen und ein größe-rer Kreis des Arbeitsausschusses den ge-schäftsführenden Vorstand bilden, der daserforderliche Verkehrsamt betreut.❚

Michaeliswoche 1934: Wagen und Fußgruppe der Schule Kattenstroth-Nord als Zigeuner.

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Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler Reichskanzler, am 27. Februar setzte die Notver-ordnung zum „Schutz von Volk und Staat“ die bürgerlichen und persönlichen Freiheiten außerKraft. Aus den Reichstagswahlen am 5. März gingen die Nationalsozialisten als Sieger hervor.Erste Boykotte gegen jüdische Geschäfte, eine schrittweise Zentralisierung des öffentlichen Lebensund die Auflösung der föderalen Reichsverfassung durch das Ermächtigungsgesetz vom 31. Märzveränderten das politische und gesellschaftliche Leben. Das Ende der Parteien und Gewerkschaf-ten wurde bis Ende Juni vollzogen. Bis Mitte August sanken die Arbeitslosenzahlen, ein Milliar-denkredit des Staates für ein Arbeitsbeschaffungsprogramm wurde der Wirtschaft bereitgestellt.

Hinsichtlich des verordneten Boykotttages gegen jüdische Geschäfte am 1. April 1933 ver-einbarte der Vereinsvorstand mit dem Führer der SA, dass Beschädigungen und das Beschreibender Schaufenster und Häuser hiesiger Geschäftsleute vermieden werden sollten. SA und SS sag-ten die Vermeidung von Plünderungen und „persönliche Belästigungen der Geschäfte“ zu. DieUnkosten der SA und SS sollten durch eine Sammlung bei nichtjüdischen Geschäften gedecktwerden. Der Verein zog es jedoch vor, die entstandenen Kosten von 110 Mark aus dem Über-schuss der letztjährigen Oktobermesse zu bestreiten.

Am 5. Mai hielt der Ortskommissar des Kampfbundes für den ge-werblichen Mittelstand, Fritz Hahne, einen Vortrag im Hotel Barkey, umfür die Nebenorganisation der NSDAP zu werben. Keine Berufs gruppedürfe etwas gegen den Führer unternehmen, so der Redner, daher seidas bevorstehende Zugabeverbot und das Verbot zur Errichtung neuerGewerbetriebe als Schutzmaßnahme des „bodenständigen Deutsch-tums“ anzusehen. Die Einstellung der Schank- und Lebensmittelverkäufein den Warenhäusern, ein Gesetz über Filialsteuer und Warenhaussteuersei in Vorbereitung. Alles diene der Existenzsicherung des Einzelnen,auch die kommende Neufas sung des Arbeitsrechtes würde keinesfallsden Mittelständler und die Unternehmer schädigen. Nach dem Endedes Vortrags meldeten sich fast alle Vereinsmitglieder als Mitglieder imKampfbund an.

Widerstand gegen die neue Entwicklung meldete der Kaufmann undHeimatdichter Fritz Steinhaus („Kiek süh“) schriftlich an, in dem er die„hanebüchenen Grobheiten“ und „tölpelhaft unverschämten“ Äußerun-gen des Werbeleiters und Leiter des Kampfbundes für den gewerblichenMittelstand, Heinrich Birkenhake, anprangerte. Dieser hatte in einem öf-fentlichen Aufruf an alle Bürger auf den Notstand der örtlichen Wirtschafthingewiesen und kundgetan, dass er „im Falle eines eintretenden Preis-wuchers dafür bürge, dass er den Schuldigen sofort unschäd lich und dasGeschäft äußerlich kennzeichnen lassen werde“. Die verzwei felte Lage vie -ler Mitbürger zwinge ihn, „scharf darüber wachen zu lassen, wer unge-achtet dieses Aufrufes seine Einkäufe weiterhin auswärts tätigt. Er werde„ohne Ansehen der Person“ an einer ihm „geeignet erscheinen den Stellemoralisch richten, der nicht sein Geld in den Mauern Güterslohs lässt“.❚

„Die neue Zeit“ 1933

Mitgliederversammlung desVereins Michaeliswoche am1. Oktober 1982 im Bocks-

krug. Ehrenvorsitzender Jür-gen Hintzler erhält ein süßes Dankeschön von Schausteller

August Schneider (rechts).

2580 Jahre Michaeliswoche1910 1920 1930

Page 27: Chronik Michaeliswoche

„Die 3. Gütersloher Oktober-Messe fälltin eine neue Zeit, die dem gesunden Optimis-mus, dem zuversichtlichen Vertrauen in diedeutsche Wirtschaft und in den einigen deut-schen Aufbauwillen Raum gibt“, frohlockte dieGütersloher Zeitung.

Im Januar des Jahres gab der Verein all-gemeine Richtlinien für die Wiederholung einerOktobermesse heraus. Die Messe sollte amersten Sonnabend des Oktober beginnen undrechtzeitig angekündigt werden. Die Vorberei-tungssitzungen sollten möglichst bei allen Wir-ten stattfinden, auch dürfe die Repräsentationnicht dem Vorsitzenden allein aufgebürdet wer-den. Die Geschäftsführung müsse sich denBeschlüssen des Vorstandes anpassen, alle

Unternehmungen undAnschaffungen soll-ten vorher finanziellfestgestellt werdenum nachträgliche Üb -erforderungen zu ver-meiden. Haupt an lie -gen sei es, dass „vonvornherein zum Aus-druck gebracht wer-den muss, dass dieOktobermesse Allge-meingut der Güters-

loher sein muss, das jeder mit Interesse hegtund pflegt. Der Verein der Ladeninhaber wirktja nur als Veranstalter“.

Gemeinsam mit dem Innungsausschussdes Handwerks wurde die diesjährige Oktober-messe organisiert. Der Ladeninhaber-Vereinstellte den Vorsitzenden und den Kassierer,das Handwerksamt den Geschäftsführer,Schirmherr war der Oberpräsident der ProvinzWestfalen, Freiherr von Lüninck, der zum Be-dauern der Veranstalter die Stadt nicht be-suchte. Den Ehrenausschuss bildeten LandratKlein, Bürgermeister Thummes, der Präsident

der Handwerkskammer Bielefeld, Ernst Pott-hoff, der Präsident der Industrie- und Handels-kammer Bielefeld, Oberschelp, der Kreisleiterder NSDAP, Kreisbaumeister Fritz Horn und derOrtsgruppenleiter der NSDAP, Albert Feigel. DieMesseleitung bestand aus: Alfred Köhler (Vor-sitzender), Dr. Hans Bertram (Geschäftsführer)vom Handwerks- und Gewerbeamt, HermannZumwinkel, Willi Wagener, Heinrich Eickholtund August Goldstein für den Einzelhandel,Hermann Fritzenkötter, Fritz Maas jr., WalterSieg, Heinrich Breenkötter und Fritz Jacke fürdas Handwerk, Gustav Rehm, Kreisleiter derNationalsozialistischen Handwerks- Handel-und Gewerbeorganisation (NS-Hago) und Ver-treter der Wirte und Heinrich Birkenhake alsOrts-Hagoleiter.

Auf der Generalversammlung vom 11.September stand nicht nur die Vorstellung desProgramms für den 1. bis 8. Oktober auf derTagesordnung, sondern auch eine Erörterungdes Verhältnisses der Nachbarstädte Wieden-brück und Gütersloh. In jedem Fall werde einfriedliches Miteinander begrüßt, daher solleeine Pause am ersten Messemontag eingelegtwerden, um allen Bürgern den Besuch der Aus-stellungen in Wiedenbrück zu ermöglichen. Dieebenfalls angeschnittene Frage nach einerTrennung von Handwerk und Einzelhandel(„Ständische Gliederung“) wurde dahingehendbeantwortet, dass beide organisch gewach-sen seien. In Gütersloh gebe es bei der Durch-führung des ständischen Gedankens keineSchwie rigkeiten, da fast 99 Prozent aller Ein-zelhändler im Ladeninhaberverein zusammen-geschlossen seien.

Einige Schwachpunkte, die bei der letztenMesse festgestellt wurden, sollten dieses Malabgestellt werden: die geringe Ausschmückungund Beflaggung der Häuser, die unzureichendePlakatierung in der Umgebung, die mangel-hafte Organisation der Musikveranstaltungen

1933

Der Wagen -umzug mitvier Märchen -bildern undetwa 2.000 mit BlumengeschmücktenKindern durchdie ganzeStadt war ein großer Erfolg

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und die Einteilung der Ausstellungsboxen. DieZahl der Aussteller und der Sonderausstellun-gen erhöhte sich auf 67, die Ausstellungsflä-chen mussten entsprechend erweitert werden.Neben dem Evangelischen Vereinshaus wur-den der „Messehof“ und der Schulhof nebender Berufsschule Moltkestraße, die Turnhalleder Berufsschule, die Altstadtschule und derMarktplatz selbst für eine Geflügel-Ausstellungvorgesehen.

Neben den Wirtschaftstagungen („UnsereStellung in der Wiederaufbau-Front“), Moden-schauen, Heimatabenden des Heimatvereins,plattdeutschen Theateraufführungen („Klüngel-kamps Heinrich“) und Platzkonzerten wurdenerstmals zwei Messe-Festzüge der GütersloherWirtschaft, Rundflüge über die Stadt und meh-rere Radrennen im Adolf-Hitler-Stadion, heuteHeidewaldstadion, durchgeführt. Unter ande-rem fand der Endlauf der Gütersloher Stadt-meisterschaft und ein Wettbewerb nach demVorbild der Sechstagerennen statt. Der Wa -gen umzug mit vier Märchenbildern und etwa2.000 mit Blumen geschmückten Kinderndurch die ganze Stadt war ein großer Erfolg.Die Fassade des Rathauses wurde besondershergerichtet. Neben den vielfarbigen Lichter-ketten erhielten die acht „vogelähnlichen Fi-guren“ auf den beiden Rathaustürmen jeweilseine Fassung in den Schnabel, um vor ihrem„etwaigen Fortzuge noch einmal ihr Lichtleuchten zu lassen“.

Die Stadt selbst war wie immer mit Fah-nen, Werbeschildern und Transparenten ge-schmückt, die Schaufenster waren aufwendigdekoriert, besonders der wenig ansehnlicheSchulhof zwischen den beiden Berufsschulenan der Moltkestraße war als Messehof in einegärtnerische Anlage mit Rasen und Strauchpy-ramiden verwandelt worden, in deren Mitte ein„deutscher Adler“ auf einem Obelisken ste-hend, seine Schwingen ausbreitete.

Festumzug in der Berliner Straße.

2780 Jahre Michaeliswoche1910 1920 1930

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Ein besonderer Höhepunkt war die Taufedes zweiten selbstgebauten Segelflugzeugs derGütersloher Segelfluggruppe im Deutschen Se-gelflieger-Verein. Auf dem Rathausvorplatz hieltder Führer der Untergruppe Minden Ravens-berg und stellvertretende Landesführer desdeutschen Luftsportverbandes, von Fabrice ausBad Oeyn hausen, die Taufrede und verlieh denNamen des legendären Weltkriegspiloten „Man -fred von Richthofen“.

Der zweite Vorsitzende, Hermann Zumwin-kel, wies in seinem Rückblick darauf hin, dassdie Messe durch neue Ideen vor Wiederholun-gen und Veraltung bewahrt werden müsse. Die-ses sei in diesem Jahr „sehr wohl“ gelungen.Für die kommende Veranstaltung schlage erdie Prämierung des Häuserschmuckes, eineZusammenlegung von Außen- und Geschäfts-reklame und die Werbung von Verein zu Vereinvor.❚

Das Ausstellerverzeichnis 1933.

28 80 Jahre Michaeliswoche 1910 1920 19301910 1920 1930

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Im Februar 1934 verabschiedete sichZumwinkel aufgrund seines Wegzuges nachHiddesen aus der Vorstands- und Vereinsar-beit, sein Sohn Hans rückte an seine Stellenach. Mit ihm erhielten auch Hans Zumwinkelsen. und Friedrich Schrewe sen. die Ehrenmit-gliedschaft. Zum Abschied wurde ihm ein Bilddes Kunstmalers Paul Westerfrölke überreicht,das die Stadt Gütersloh zeigt.

Die Stimmung des Einzelhandels war indiesem Jahr geprägt von dem Willen „am wirt-schaftlichen Wiederaufbau des deutschen Va-terlandes“ mitzuarbeiten. Schlagworte wie„Gemeinnutz geht vor Eigennutz“, „Gemein-schaftsgeist“, „kulturelles Streben“ und „Volks-gemeinschaft“ waren die zentralen Begriffe imVorwort des Programmheftes. Offiziell hieß dieVeranstaltung jetzt „Oktoberwoche“. Als Vertre-ter Alfred Köhlers leitete Willy Eickholt die Vor-bereitungssitzungen. Am 21. September 1934gab er auf der Generalversammlung im HotelKaiserhof bekannt, dass das Institut für Wirt-schaftspropaganda die selbstständige Abhal-tung der Oktoberwoche genehmigt habe. DerVorstand, bestehend aus den Herren Köhler,Goldstein, Roggenkamp, Schrewe sen., Eick-holt, Temme, Wagener, Hans Zumwinkel, Dr.Bertram, 25 Vereinsmitgliedern, Vertreter derGütersloher Zeitung, der Gütersloher Volkszei-tung, des Gütersloher Stadtanzeigers, EduardScheck von der Wirtevereinigung, HeinrichBreenkötter als Vertreter der Ausschmückungs-kommission, Anton Kees vom Elektrizitätswerkund Sturmbannführer Wilhelm Johanningmeierals Vertreter der Polizei beschlossen das Pro-gramm.

Die diesjährige Veranstaltung fand vom 6.bis zum 14. Oktober statt und stand unter derSchirmherrschaft des RegierungspräsidentenFreiherr von Oeynhausen. Sie trug das Motto„Stadt im Licht“. Alle Beteiligten, die Ge-schäftsinhaber, die Hauseigentümer sowie die

Stadtverwaltung trugen zur Beleuchtung derStraßen und Plätze bei. Bei dem zentralenGroßereignis der Herbstwoche zeigte sich, wiedie politischen Ereignisse das Fest beeinfluss-ten. Am Sonntagabend, den 7. Oktober, fandim Adolf-Hitler-Stadion ein Riesenfeuerwerkstatt, das als Umrahmung einer groß angeleg-ten Saarkundgebung (im Januar 1935 solltedie Saarbevölkerung über ihre Zugehörigkeitzu Deutschland oder Frankreich abstimmen)gedacht war. Die Gütersloher Zeitung, kün-digte begeistert an: „Bomben (!) über Güters-loh […] Es werden Spezialbomben abge-schossen wie auf dem diesjährigen Parteitagder NSDAP, ebenso die ‚Königin der Nacht‘,die über 50 Pfund schwer ist. In achtzig MeterBreite wird der Saarspruch aufleuchten: Wirwollen zurück zur Heimat. Riesenbomben voneinem halben Zentner Gewicht werden eineHöhe von 150 Metern erreichen, während Re-klamebomben über den Nachbargemeindenplatzen und je 6.000 Flugzettel in die Lüfteflattern lassen …“

Das bereits traditionelle Programm, beste-hend aus Konzert und Theater, Wirtschaftsta-gung, viermaliger Modenschau, Festzug, Kin-dertag und die Staffel „Quer durch Gütersloh“wurde ergänzt durch die Sonderschau „Bäuer-liches Kulturgut“ in der Altstadtschule. Siesollte zeigen, dass sich „der Bauer seiner Ver-gangenheit und Vorfahren nicht zu schämenbraucht“. Verschiedene Abteilungen wie „Vor-zeit“, „Ahnen“, „Erbhof“, „Trachten“, „Bäuer-liche Wohnstube und Küche“ und eine Darstel-lung landwirtschaftlicher Veredelungsproduktewaren unter Mithilfe der LandesbauernschaftMünster, des Heimatvereins und des Ortsbau-ernführers Barkey zusammengestellt worden.Erstmals wurde ein Werbefestzug der Güters-loher Wirtschaft veranstaltet, der am Schluss-tag um 14 Uhr an der Tankstelle Schmäling inder Berliner Straße begann und unter Musik-begleitung der Kapellen der freiwilligen Feuer-

1934

Hans Zumwinkel(*1904 – † 1956).

2980 Jahre Michaeliswoche1910 1920 1930

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wehr und des Stahlhelm (NS-Frontkämpferbund) die Königstraße, Hindenburgstraße (heute Feld-straße), Blessenstätte, Domhof, Kirchstraße, Wilhelmstraße (heute Carl-Bertelsmann-Straße),Kaiserstraße, Kökerstraße, Königstraße, Moltkestraße und Bismarckstraße passierte.

In der abschließenden Bewertung der Messe konnte festgestellt werden, dass die erneut er-folgreich verlaufene Woche aus dem Veranstaltungsleben der Stadt nicht mehr wegzudenken war.Es sollten jedoch Anstrengungen unternommen werden, eine große Ausstellungshalle zu errichten,um „endlich Gütersloh zum Wirtschaftszentrum unseres Heimatbezirkes zu machen“. Die Okto-berwoche sei inzwischen eine Angelegenheit der Gesamtbevölkerung geworden, 70.601 Ausstel-lungsbesucher, davon 16.138 am letzten (verregneten) Sonntag sowie 20.000 Besucher beidem Großfeuerwerk hätten den erhofften Zustrom gebracht. Für die einheitliche Ausschmückungder Straßen wurde den verantwortlichen Fritz Husemann und Heinrich Breenkötter gedankt.❚

Am 4. Februar 1935 kam der Vorstand im Lokal Barkey zusammen und gedachte des tödlichverunglückten Messe-Geschäftsführers Dr. Bertram. Sein Nachfolger wurde der Syndikus derKreis handwerkerschaft, Heinz Lamkemeyer. Ebenfalls erinnert wurde an die Gründung des Vereinsvor 25 Jahren. Hans Zumwinkelsen wurde mit der Herausgabe einer Festschrift beauftragt. DenText ver fasste der bereits im April 1935 verstorbene Redaktionssekretär der Gütersloher Zeitung,Hans Lerch.

Am 30. März fand die Jubiläumsfeier im Katholischen Vereinshaus statt, unter den 133 Teil-nehmern waren auch die jüdischen Kaufleute Bernhard Daltrop, Benjamin Eisenstein und OttoGottschalk. Jedes Vereinsmitglied erhielt auf Anforderung zwei Essenkarten gratis. Zur Unterhaltungspielten vier Musiker, die Spielgruppe des Schuhmachermeisters und Laien-Theaterspielers FritzWalger führten das Bühnenstück „Heartens-Fännand“ („Herzens-Ferdinand“) auf. Der Gesamtvor-stand ließ ein Gruppenfoto anfertigen, Fritz Steinhaus verfasste in plattdeutscher Sprache das inder Festschrift abgedruckte Jubiläumsgedicht „An use Ladenkauplüe-Härns“ („An unsere HerrenLadenkaufleute“, S. G.). Die Ehrenmitgliedschaft wurde den Mitgliedern Hermann Zumwinkel undHans Sager verliehen, Ehrendiplome erhielten Christian Behrens, Friedrich Schrewe sen., AugustGoldstein und Clemens Müller.❚

Den Auftrag zur Leitung der diesjährigen Oktoberwoche vom 21. bis 29. September er-hielt der zweite Vorsitzende, Willy Eickholt, sein Stellvertreter war der Baumeister HeinrichBreenkötter. Der Termin wurde in den September verlegt, um eine Überschneidung mit demWiedenbrücker Pfer de markt am 6. und 7. Oktober zu vermeiden. Als Besonderheit wurde diesesJahr eine Gemäldeausstellung ins Programm genommen, die unter der Leitung von Paul Wes-terfrölke stand, der selbst eine Reihe seiner Werke ausstellte. In der Turnhalle des Hindenburg-Lyzeums (heute Elly-Heuss-Knapp- Realschule) wurden unter anderem zwei Gemälde des hol-ländischen Ma lers Jan Steen aus dem 17. Jahrhundert gezeigt. Die Gütersloher Zeitung merktedazu an, dass „von den lebenden Malern nur solche Wer ke angenommen worden waren, die

Feier des 25-jährigen

Vereinsjubiläums

1935

Auf Anfor -derung zweiEssenkartengratis

30 80 Jahre Michaeliswoche 1910 1920 19301910 1920 1930

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im Besitz des Scheines der Reichskulturkam-mer seien“.

41 Stände verteilten sich auf die GebäudeEvangelisches Vereinshaus, Berufsschule IMolt kestraße 11, Berufsschule II am Schulhofund Turn halle Moltkestraße, neu hinzugekom-men war der neue Wochenmarktplatz an derStrengerstraße.

Das Rahmenprogramm bot neben The a -ter aufführungen, Konzerten, Modenschauen,Schau fensterwettbewerb und Kreiswirtschafts-tagung den „August-Kraak-Gedächtnisstaffel-lauf“, benannt nach dem früh verstorbenenLeiter der Leichtathletikabteilung des DeutschenSportclubs Gütersloh, August Kraak (1902-1934). Der „musikalische Mittwoch“ (11. Sep -tem ber) bot neben einigen Drehorgeln eine sin - gende Edelstahlsäge, mit der ein arbeitsloserArtist Schlager intonierte. Der Presse war zu ent -nehmen, dass sein Begleiter auf der Ziehhar mo -nika seiner Aufgabe nicht ganz gewachsen war,„sonst hätten wir tatsächlich einen vollendetenOhrenschmaus gehabt“. Außer dem Werbefest-zug der Gütersloher Wirtschaft fand am Freitag,27. September, um 14 Uhr ein Kinderfestzug mitanschließendem Kinderfest (für die Jungen aufdem Schulhof der Altstadt schu le, für die Mäd-chen auf dem Lyzeumsschulhof) statt. 3.000Kinder traten mit ihren geschmückten Fahrrä-dern, Rollern und Puppenwagen vom Gymna-sium bis zum Johanneum in der Hindenburg-straße (heute Feldstraße) an und marschiertenunter Begleitung von zwei Kapellen und zweiTrommlerkorps durch die Innenstadt.

Die Schlussbilanz war erneut positiv. DieZahl der verkauften Messeführer konnte von13.000 auf 14.500 gesteigert werden, die ge-glückte Verbindung von Wirtschaft und Heimat-gedanke wurde hervorgehoben. Die Moden-schauen verbuchten die Rekordzahl von 2.334Besuchern.❚

Die Unabhängigkeit des Vereins passtenicht in die nationalsozialistischen Gleich-schaltungsbestrebungen. Der Beitritt in einegesetzliche Pflichtorganisation musste dem-nach möglichst bald erfolgen. Im August 1935versuchte die Nationalsozialistische Hand-werks-, Handel- und Gewerbeorganisation (NS-Hago), amtliche und parteiliche Hilfe zur Auf-lösung des Ladeninhabervereins zu erhalten.Der Kreisleiter stimmte dem Ansinnen grund-sätzlich zu, wollte jedoch erst den Abschlussder Oktoberwoche abwarten.

Mit der Selbstauflösung auf der General-versammlung vom 24. Oktober 1935 kam derVerein diesem Verfahren zuvor. Vor Eröffnungder Zusammenkunft fand auf Vereinskosten eingemeinsames Pfefferpotthast-Essen statt, da -zu gab es Wein aus der frisch gekürten Wein-Patenstadt Lorch am Rhein. Hans Zumwinkelsen. referierte über die Geschichte des Vereins,dessen Arbeit mit dem Leitspruch „Leistung,Fortschritt, Erfolg“ zur Sanierung der Güterslo-her Geschäftsverhältnisse beigetragen habe.Er würdigte besonders die Verdienste des Vor-sitzenden Alfred Köhler, auf dessen Schulterndie meiste Arbeit gelegen habe.

Anschließend wurde die Auflösung des La-deninhabervereins zum 25. Oktober 1935 undgleichzeitig die Gründung der „Ortsgruppe Gü-tersloh der Wirtschaftsgruppe Einzelhandel“beschlossen. Damit wurde der Übergang ineine überörtliche Einzelhandelsorganisationvollzogen. In der jetzt neu gegründeten Orts-gruppe wurden Alfred Köhler zum Leiter undWilhelm Eickholt zu seinem Stellvertreter be-rufen. Der alte Vorstand blieb als Beirat für dieOrtsgruppe bestehen. Er bestand aus denKaufleuten Goldstein (Kassierer), Wagener(Schriftführer), Roggenkamp, Temme, Zumwin-kel und Burghard Müller. Die Ortsgruppe ge-hörte der Untergruppe Ostwestfalen-Lippe unddamit dem Bezirksverband Westfalen an. Die

Kurator der ersten Gütersloher Kunstaus -stellung, Paul Westerfrölke.

Auflösung des Vereins

3180 Jahre Michaeliswoche1910 1920 1930

Page 33: Chronik Michaeliswoche

Weinstand der Patenstadt Lorch vor dem Rathaus.

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Geschäftsstelle befand sich in Dortmund. DieLeitung der Wirtschaftsgruppe Einzelhandel

Umbenennung der „Oktoberwoche“ in „Michaeliswoche“

Das „Gütersloher Micheel-Lied“.

auf Reichsgebiet hatte Dr. Heiler, Berlin,inne.❚

Einig waren sich alle Beteiligten überihren Erhalt. Da jedoch nicht sichergestellt wer-den konnte, dass der erste Messesonntag imOktober in die Messewoche fällt, sah man sich„wohl oder übel“ gezwungen, „die Werbewochein die letzte Septemberwoche zu verlegen“.Eine Namensänderung war des halb nicht zuvermeiden. Der 29. September gilt als der Tagdes heiligen Erzengels Mich ael oder Michaelis-tag, an dem in früherer Zeit die jährliche Pacht-abgabe an den Grundherrn und das Messe-korn für die Unterhaltung der Pfarrer fälligwurde. Vermutlich noch aus der Zeit vor der Re-formation stammte das von Kindern gesun-gene Ansingelied „Micheel, Micheel is en Hil-gesmann“, das nach Erkenntnissen des Hei-matforschers Paul Eickhoff (1850 bis 1931)nur in Gütersloh gesungen wurde und einevolkskundliche Besonderheit in Westfalen dar-stellt. In Anlehnung an dieses Lied wurden dieOktoberwoche in die für Gütersloh typische„Michaeliswoche“ und der Budenmarkt mitKirmes in „Michaelismarkt“ umbenannt.

Die Stadt selbst erlebte in diesem Jahrzwei besondere Ereignisse. Die Einwohnerzahlüberstieg die Marke von 27.000 und der seit1908 amtierende Bürgermeister Gustav Thum-mes schied mit Erreichen der Altersgrenze zumEnde des Jahres aus dem Amt. An seine Stelletrat bereits im Oktober der ehemalige Bürger-meister von Rheda, Josef Bauer. Am 1. Novem-ber wurde Gütersloh nach intensiven Bemü-hungen der Verwaltungsspitze Garnisonstadt,eine Luftnachrichtenkompanie zog in die neu-erbaute Kaserne an der Verler Straße ein.❚

3380 Jahre Michaeliswoche1910 1920 1930

Page 35: Chronik Michaeliswoche

20. September, begann um 15 Uhr an derJahn-Turnhalle, Bismarckstraße, der historischeFest zug „Gütersloh und Soldaten“. Der „Hei -matfest zug“ sollte in Uniformen und Verklei -dun gen die Geschichte der Stadt darstellen, inder sich „das Schicksal ganz Deutschlandsspiegelt“. Er bestand aus den 14 Gruppen St.Michael, Germa nischer Jagdzug, Römerzug,die Franken, Erbfol gestreit um Rheda, der Os-nabrücker Einfall 1549, der 30-jährige Krieg,der siebenjährige Krieg, Franzosenzeit, Krieg imFrieden (preußische Sol daten als Einquartie-rungen), der deutsch-franzö sische Krieg, Aus-bruch des Weltkrieges, das Offi ziers-Gefan -genen-Lager und die neue Garnison.

Am Sonnabend, den 26. September, gabes Manöverbälle unter aktiver Beteiligung derWehrmacht in den Sälen des Katholischen Ver-einshauses und der Gesellschaft „Eintracht“,die die Verbundenheit der Bevölkerung mit denin Gütersloh stationierten Soldaten zum Aus-druck brachten. Unter dem Motto „Die Heimatim Bild“ stellten 46 Amateurfotografen imEvan geli sch en Vereinshaus mehr als 500 Fo -tos aus Güters loh und dem Kreis Wiedenbrückaus, in der Turn halle des Städtischen Lyzeumszeigte die West fälische Künstler-Vereinigungauf Einladung Paul Westerfrölkes die Gemälde-ausstellung „Die Schanze“.

Gemeinsam mit der Weinpatenstadt Lorcham Rhein („Frohe Stimmung in Güterslorch“)wurde wie im Vorjahr das „Fest des deutschenWeines und der Traube“ durchgeführt.

Trotz der hochgesteckten Ziele spielte dasWetter vor allem am letzten Wochenende nichtmit. Der Redakteur der Gütersloher Zeitung,Hellmuth H. Führing, kommentierte in der Mon-tagsausgabe wie folgt: „Berstenvolle Manöver-ball-Säle und Großverkehr in allen Lokalen […]Von heute ab wird Gütersloh wieder solide. Eshat es stellenweise außerordentlich nötig“.❚

In diesem Jahr legte Alfred Köhler dieMesseleitung in jüngere Hände. Der Inhaberdes Tapeten-, Farben-, Teppich- und Gardinen-handels an der Berliner Straße Nr. 114, Wil-helm Eickholt, übernahm diese Aufgabe.

Durch die organisatorischen Veränderun-gen versprach man sich neue Ideen und grö-ßere Gemeinsamkeit bei der Ausstellungsge-staltung und des Werbeumzugs. Die wenigergut besuchten Heimatabende sollten durchdie Einbeziehung der NS-Gemeinschaft „Kraftdurch Freude“ belebt werden. War in den An-fangsjahren die Selbsthilfe der Händler undHandwerker der Beweggrund der Werbewoche,traten jetzt, nach dem Ende der wirtschaftli-chen Notzeiten, Heimatpflege („Dienst an derHeimat“) und politische Kundgebungen in denVordergrund. Die neu aufgenommenen Pro-grammpunkte spiegelten die zunehmende Be-deutung des kriegerischen und nationalsozia-

listischen Gedanken-gutes wider.

Nach der Eröff-nung der 6. Michaelis-woche am 19. Septem -ber im Sitzungssaal desRathauses fand im SaalGehle ein RheinischerAbend statt, veranstal-tet von der Organisa-tion „Kraft durch Freu -de“, gleichzeitig wurdeim Katholischen Ver-einshaus ein Fest derLuftsport-OrtsgruppeGütersloh unter Mitwir -kung der Fliegerhorst-Kapelle Lippstadt ver-anstaltet.

Nach dem Staf -fel lauf am Sonntag,

1936

Plakat und Ausstellungsführer der Michaeliswoche 1936.

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Page 36: Chronik Michaeliswoche

Der Leiter der Michaeliswoche, Willy Eickholt, gab in einem Interview zur diesjährigen Ver-anstaltung zu verstehen, dass Gütersloh infolge der Motorisierung aus dem Einkaufsbereich derLandbevölkerung geraten sei und diese wegen der besseren Verkehrsanbindung andere Einkauf-zentren aufsuche. Daher sei die Werbewoche notwendig und unverzichtbar. Auch sei die Stadtseit dem Dienstantritt Bürgermeister Bauers stärker in die Leitung und Organisation eingebunden.Über die Bereitstellung von Lichtquellen hinaus sei sie an der Gestaltung der Ausstellungen be-teiligt und habe sich für die Aufnahme des diesjährigen Michaelismarktes in das Messe- undMärkteverzeichnis des Oberpräsidenten eingesetzt.

Eine stärkere Betonung des heimischen Einzelhandels und der Handwerkerschaft wurdedurch die Ausstellung „Das schöne Heim“, unter Mitwirkung der Kreishandwerkerschaft und derDeutschen Arbeitsfront erzielt. Auch der Festzug wurde in diesem Jahr ganz auf das Handwerkund den Einzelhandel abgestimmt. Den 16 Innungsgruppen schlossen sich Gruppen des Einzel-handels, der Industrie und sonstiger Gewerbe an. Beginn und Ende des Zuges war bei der Tank-stelle Schmäling, Berliner Straße 148, Ecke Kaiserstraße.

Die Modenschauen wurden in diesem Jahr nicht von der Damenschneiderinnung, sondernvom Textileinzelhandel getragen. Die bekannte Filmschauspielerin Gerda Maurus („Die Frau imMond“) war am 22. September persönlich anwesend, gab Autogramme und „wartete mit einigencharmanten Vorträgen auf“.

Die Messewoche vom 18. bis zum 26. September endete erstmals mit einem Festzug derSchulen zum „Tag des deutschen Volkstums“, gleichzeitig ein „Fest der deutschen Schule“. Beistrahlendem Sonnenschein zogen etwa 2.400 Jugendliche durch die Straßen, die durch Trachten,Wagen und Bildtafeln an die Geschichte und das Leben der im Ausland wohnenden Deutschenerinnerten.❚

„Die Veranstaltung legt Zeugnis ab von dem hohen Können unseres Handwerks, der Reg-samkeit des Gewerbes und der Mannigfaltigkeit, Güte und Preiswürdigkeit Gütersloher Erzeug-nisse. Sie ist eine wertvolle Maßnahme zur Hebung von Handel und Verkehr und eine nicht mehrwegzudenkende Bereicherung des Wirtschaftslebens unserer Stadt, deren uneingeschränktenFörderung sie sich erfreut“, stellte der Bürgermeister in dem Verwaltungsbericht der Stadt von1932 bis 1938 fest. Keiner der Beteiligten ahnte, dass es die letzte Werbewoche vor dem ZweitenWeltkrieg sein würde.

Am 2. September 1938 trafen sich die Mitglieder der Wirtschaftsgruppe Einzelhandel im Ho -tel Barkey, um einstimmig die Herbstwoche vom 17. bis zum 25. des Monats zu beschließen. Im Bei -sein des Bürgermeisters Bauer, des Geschäftsführers der Wirtschaftsgruppe, Dr. Wirth aus Bielefeldund dem Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, Boshoff, wurde das Programm festgelegt.

Am Eröffnungstag wurde in der Turnhalle des Lyzeums die Ausstellung „Kunst und Handwerkim Kreis Wiedenbrück“ durch den Landesleiter der Reichskammer der Bildenden Künste eröffnet.

1937

1938

Werbung des Schuhmachers Fritz Walger zur Michaeliswoche 1936.

3580 Jahre Michaeliswoche1910 1920 1930

Page 37: Chronik Michaeliswoche

Sie war in diesem Jahr dem Gedenken an den1830 in Herzebrock geborenen Bildhauer Cas-par Zumbusch gewidmet, der als Direktor derWiener Kunstakademie 1880 das Beethoven-Denkmal auf dem Christinenplatz und 1888das Denkmal Maria Theresias geschaffen hat -te. Darüber hinaus waren unter anderem Wer -ke von Heinz Beck, Walter Lüns, Heinrich undWilly Repke, Hans Schmidt, Paul Westerfrölke,

Otto Winkelsträter und Hans Witte zu besichti-gen. Am Abend veranstaltete die NS-Gemein-schaft „Kraft durch Freude“ im Saal des Ka-tholischen Vereinshauses ein abendlichesGroßvarieté, auf dem Marktplatz fand das be-kannte Kirmestreiben statt.

Am Sonntag startete der Festzug der Gü-tersloher Schulen unter dem Thema „EineReise durch Großdeutschland“, in dem sich inForm von 20 Trachtengruppen „alle Zeiten undalle Gaue unseres Vaterlandes ein Stelldich-ein“ gaben. 40.000 Besucher wohnten demSpektakel bei. In der Gütersloher Zeitung wirdder Reporter eines Prager Rundfunksenders zi-tiert, dem beim Gang durch die Stadt „Knabenim Alter von zwölf bis 15 Jahren, in Uniformeneingekleidet, mit Helm und Waffen“ begegne-ten, „so weit ist es also in Deutschland gekom-men, dass man selbst die Kinder zum Milita-rismus heranholt …“ Die Gütersloher Zeitungstellte ironisch fest, dass die Prager Meldungstimme, „vermutlich die erste wahre Meldungdieses lügenhaften Lufterschütterers“. Der Be-richterstatter habe den Charakter des Festzu-ges völlig verkannt, erst wenn man „dem Trei-ben einige Zeit zugeschaut hat, merkt man,wel che Unsumme von Arbeit, körperlicher undgeistiger, in einem solchen Festzug enthaltenist […] ein großer Gedanke muss da sein, derden gesamten Zug zusammenhält“.

Im August 1939 wurden aufgrund des sichabzeichnenden Kriegsbeginns die Vorbereitun-gen für die „Herbstwoche“ abgebrochen und fürdie Dauer des Krieges untersagt. Die Umstellungauf die Kriegswirtschaft und die Einführung derLebensmittelkarten für die Bevölkerung (bis1950) veränderten die Rahmenbedingungen.Die Geschäfte entwickelten sich notgedrungenzu Warenverteilern. Ein normales Geschäftsle-ben fand nicht mehr statt. Auch wurden durchdie Kriegseinwirkungen und Bomben viele Ex is -tenzen zugrunde gerichtet.❚

Plakat der Herbstwoche 1938.

36 80 Jahre Michaeliswoche 1910 1920 19301910 1920 1930

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3780 Jahre Michaeliswoche

Nach Kriegsende, Neuordnung und Be-ginn des Wiederaufbaues bedeuteten die Auf-hebung der Zwangswirtschaft und die Wäh-rungsreform im Juni 1948 die wichtigstenSchritte zur Normalisierung des wirtschaftli-chen und öffentlichen Lebens. Nach einer Zeitdes Tauschhandels und der Kompensationentrat allmählich eine spürbare Verbesserung derVersorgung mit Lebensmitteln, Kleidung undGebrauchsgegenständen ein. Viele Geschäfts-leute konnten ihren bis dahin zurückgehalte-nen Warenbestand auffüllen und in den Schau -fenstern präsentieren. Die Bewirtschaftung vonEisen- und Metallwaren, zum Beispiel Fahrrä-der, Nähmaschinen und Besteck, Holz-, Glas-und Keramikwaren wurde aufgehoben. Für Tex-til- und Lederwaren wurden neben den Lebens -mittelkarten Punktkarten ausgestellt, wo beijeder Erwachsene 20 Punkte für Textilien undzwei Punkte für Schuhe zugeteilt bekam.

Die bisherige überörtliche Organisations-form wurde beibehalten, um eine starke Vertre -tung gegenüber den zentralen Wirtschafts- undRegierungsstellen zu gewährleisten. Aus der„Wirt schaftsgruppe Einzelhandel“ wurde der Ein -zelhandelsverband Ostwestfalen, OrtsvereinigungGütersloh, deren Vorsitz der Kaufmann CarlJanssen und die Geschäftsführung der Rechts-anwalt Dr. Walter Hiersemann übernahm.

1948 erreichte den inzwischen 78-jähri-gen Alfred Köhler die Bitte des StadtdirektorsThönes, nach Möglichkeit mitzuhelfen, „damit

Gütersloh seine Michaeliswoche wiederbe-kommt“. Der Vorsitzende des Verbandes, CarlJanssen, rief daraufhin eine größere Zahl vonInteressenten zusammen, um über das Vorha-ben zu beraten. Thöne wies darauf hin, dassseit 1945 immer wieder das Aufleben deralten Michaelis-Messe gefordert wurde. „Wennauch die heutige wirtschaftliche Lage und derverlorene Krieg es verbieten, große Ausstellun-gen aufzuziehen und Festzüge zu veranstalten,so sollte doch der Einzelhandel im Rahmeneiner solchen Veranstaltung nach Maßgabeder heutigen Gegebenheiten werbend für sich,aber gleichzeitig auch für die aufstrebendeStadt vor die Öffentlichkeit tre-ten“. Auch wollte man nichthinter den anderen Städtenund Gemeinden in der Umge-bung zurückstehen, die die al -ten Messen wieder ins Lebengerufen hätten. „Güterslohdür fe nicht in einem Dornrös-chenschlaf verharren“, bekräf-tigte der Drogist Walter Hoff-schildt. Ein Arbeitsausschusswurde gebildet, dem für den Einzelhandel Wal-ter Hoffschildt und Wilhelm Wagener sen., fürdas Handwerk Dr. Wilhelm Roggenkamp undHeinrich Breenkötter, Gastwirt Friedrich Sun-dermann („Zur Deutschen Eiche“) und LudwigGrabemann als Vertreter der Industrie ange-hörten. Ebenfalls beteiligt waren aufgrund ihrerlangjährigen Erfahrungen Alfred Köhler undAugust Goldstein.❚

Neubeginn 1948

1949Bürgermeister Hans Hossius (1948 bis

1951) sagte den Antragstellern die Unterstüt-zung der Stadt zu. Für die Michaeliswochevom 1. bis zum 9. Oktober wurde eine Aus-nahmegenehmigung erteilt, um Straßen undSchaufenster hell zu beleuchten. Das Messe-büro wur de im Reise- und Verkehrsbüro Sattler,

Strengerstraße 1, untergebracht, die Ge-schäftsführung hatte der Syndikus der Kreis-handwerkerschaft, Dr. Roggenkamp, inne.

Die Leitung der Michaeliswoche oblagdem Kaufmann und Drogisten, Walter Hoff-schildt (1907 bis 1978). Er war seit 1926 in

Gütersloh dür fe nicht ineinem Dorn-röschenschlafverharren

1910 1920 1930 1940

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38 80 Jahre Michaeliswoche

der väterlichen „Löwen-Drogerie“ an der Berli-ner Straße tätig, die er ab 1944 gemeinsammit seinem Bruder Ernst führte. Bereits vordem Krieg war Walter Hoffschildt an der Pla-nung der „Gütersloher Oktoberwoche“ betei-ligt, seit 1954 als Vorsitzender des Verkehrs-vereins und als zweiter Vorsitzender im Einzel-handelsverband Ostwestfalen, OrtsvereinigungGütersloh. Ebenso aktiv war Hoffschildt alsRatsherr der CDU im Finanz-, Kultur-, Rech-nungsprüfungs- und Verkehrsausschuss von1952 bis 1961.

Mit der Wiederbelebung der Werbewochesollte der Versuch unternommen werden, dassGütersloh „nicht nur ein leistungsfähiger Wirt-schaftsstandort, sondern auch eine Stadt ist,wo sich künstlerisches Leben mit starken Im-pulsen entfaltet“. Die Firma Ludwig Flöttmanndruckte 10.000 Exemplare des ersten Nach-kriegs-„Messeführers“, der eine Mark kostete.Auf 118 Seiten wurden die 84 Firmen aufge-listet, die sich an der Ausstellung „SchaffendesGütersloh“ beteiligten. Beiträge zur Geschichteund zu den charakteristischen Besonderheitender Stadt rundeten das Heft ab. Die Ausstel-lung war in den Räumen des EvangelischenVereinshauses, der Altstadtschule, im Mäd-chengymnasium und im Hof der Altstadtschulezu sehen. In der Turnhalle des Mädchengym-nasiums wurden Werke der einheimischenKünstler Paul Westerfrölke, Siegfried Korte-meier, Wilhelm Ohlbrock, Prof. Gerhard Ulrich,Heinz Beck, Woldemar Winkler, Hertha Ulrich-Rühmkorf, Temme, Benno Misiak, Bretschnei-der, Hans Brune und Bruno Schmitz gezeigt.

Der Eröffnung durch den Bürgermeisteram 1. Oktober wohnten unter anderem ein Ver-treter des Regierungspräsidenten, der Ober-bürgermeister von Herford, Landrat Verhoff,Oberkreisdirektor Kluthe und der stellvertre-tende Stadtdirektor, Walter Wixforth, bei. AmNachmittag fand ein Festkonzert des Musik-

korps der Freiwilligen Feuerwehr auf dem Rat-hausplatz statt, um 19 Uhr das Michaelissin-gen der Gütersloher Jugend auf dem Alten Kirch -platz, am Dreiecksplatz, Rathausplatz und vorder Städt. Sparkasse. Anschließend folgte einFackelzug durch die Stadt und um 20.45 Uhrein großes Feuerwerk, dessen Erlös der Tbc-Hilfe zukam. Der Sport war durch den traditio-nellen August-Kraak-Gedächtnis-Staffellaufder Gütersloher Leichtathleten, mit einem Stra-ßen-Radrennen des RV Möwe durch die Stadtund ein Bahn-Radrennen des SV Spexard imHeidewaldstadion vertreten. Heimatabende,Theateraufführungen, ein Kabarettabend mitOtto Franz Krauss, Modenschauen, Hausfrau-ennachmittag, Tagungen der Wirtschaft imKreis Wiedenbrück, des LandwirtschaftlichenVereins, der Kreishandwerker und der Land-frauen rundeten das Programm ab.

Das im Programmheft als „Vergnügungs-park“ ausgewiesene Gelände zwischen Moltke-,

1. Michaeliswoche nach dem Zweiten Weltkrieg.

10.000 Exem-plare des ersten Nach-kriegs-„Mes-seführers“,der eine Markkostete

1910 1920 1930 1940

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3980 Jahre Michaeliswoche

Bismarck- und Schulstraße (alter Marktplatz,heute Städtisches Gymnasium) war für dasKirmesvergnügen vorgesehen, das bereits dertraditionsreiche Schaustellerbetrieb von AugustSchneider organisierte. Bis in die Gegenwartist der in Gütersloh und Lippstadt beheimateteBetrieb Veranstalter der Michaeliskirmes.

Das als Wagnis begonnene Unternehmenendete mit einem großen Erfolg. 150.000 Be-sucher waren der Beweis, dass eine Fortset-zung der Michaeliswoche gewünscht wird. Al-

fred Köhler hatte sich erneut als „Vater der Mi-chaeliswoche“ erwiesen, der beim Betreten desAusstellungsraumes im Evangelischen Vereins-haus ausgerufen haben soll: „Gütersloh istwieder da“. Noch im Oktober wurde er vomAusschuss der Michaeliswoche zum Ehrenprä-sidenten ernannt.

Drei Wochen nach ihrem Ende durfte diefünf Jahre zuvor eingestellte Gütersloher Zei-tung wieder erscheinen und von den Ereignis-sen der Festwoche berichten.❚

1950 bis 1951

Michaeliswoche 1932: Schon damals war August Schneider mit seinen Fahrgeschäften auf dem Festplatz vertreten.

Am 11. Mai 1950 wurde der 40. Grün-dungstag des Vereins der Ladeninhaber be gan gen. Aus diesem Anlass fand im Ka -tho lischen Vereinshaus die Jahreshauptver -sammlung mit einem Vortrag des neuen Ge - schäftsführers Gröndahl von der Hauptgemein-schaft des Deut schen Einzelhandels in Frank furtstatt. In einem Pressetext der Geschäftsstelledes Einzelhandelsverbandes für Gütersloh und

Wiedenbrück werden die Bemühungen desVereins hervorge hoben, die wirtschaftliche,städtebauliche und verkehrsmäßige Entwick-lung der Stadt zu fördern. Auch sei die Entwick-lung der Mitgliederzahlen der OrtsvereinigungGütersloh auf 270 sehr positiv. Den verdientenMitgliedern Alfred Köhler und August Goldsteinwurde darüber hinaus die Ehrenmitgliedschaftverliehen.

1910 1920 1930 1940 1950

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40 80 Jahre Michaeliswoche

Über die Michaeliswoche und das Vereins-jubiläum hinaus beschäftigte sich die Ortsver-einigung des Einzelhandelsverbandes mit wei-teren Themen. So sei eine wirksamere Gewer-bekontrolle erforderlich, da es nach Angabendes Geschäftsführers, Dr. Hiersemann, in Gü-tersloh Bäckereien gebe, die ohne Genehmi-

gung Schokolade und Süßwaren verkauften,Fleischer, die mit Butter und Margarine handel-ten und Schneider, die auch Herrenwäsche an-boten. Mit der Berufsschule sollte über die ein-geführten Unterrichtsstunden an Nachmittagenverhandelt werden, da dies für einige Geschäf -te zu Schwierigkeiten geführt habe.❚

Zehnte Michaeliswoche

vom 7. bis zum 15. Oktober 1950

Die Lokal-presse lobtedas „Fest derFreude undder Leistung“

Der Erfolg des Vorjahres führte zu der so-wohl von den Veranstaltern als auch von derBevölkerung gewünschten Neuauflage. 85 Aus -steller zeigten ihre Leistungen, sie spiegelten denOptimismus der Wiederaufbauzeit wieder. Gü-terslohs gesunde Wirtschaftsstruktur zog weite -re Arbeitskräfte in die Stadt und führte zu einemAnstieg der Bevölkerung auf über 42.000. Diebritische Militärregierung musste wegen derkatastrophalen Lage auf dem Wohnungsmarkteine Zugangssperre verhängen.

Die Ausstellungen im Mädchengymnasi -um Moltkestraße, Evangelischen Vereinshaus,Berufsschulgebäude I und II an der Moltke-straße, Altstadtschule und auf dem Freigelän -de des Schulhofes trugen wie im Vorjahr dasMotto „Schaffendes Gütersloh“. Die Stän deder Firmen wurden erstmals nicht nach Bran-chen, sondern gemischt angeordnet. Die Gast-stätten zeigten erstmals eine Ge mein schafts -schau. Besondere Anziehungspunkte bildetenein Riesen-Fußball von 1,50 Meter Durchmes-ser bei den Sportgeräten, ein unsinkbaresGummiboot mit eingebau ten Luftschläuchenund unsinkbare Badeanzüge für Nichtschwim-mer mit eingewebten Luftkanälen. TechnischeNeuheiten wie die aus zieh bare Daunendecke,die gläserne Waschmaschine und der All-zweck-Bulldog für den Landwirt gab es ebensozu bestaunen wie den „Wasch-Roboter“, dereinen „Ehemann mit aufgekrempelten Hemds-ärmeln, Schlips und Kragen zeigt, der sichstundenlang an einem Waschbrett müht“.

Gab es als gutes Vorzeichen am Eröffnungs -abend noch das „Riesen-Brillant-FeuerwerkMohns Park in Flammen“, fiel nach drei Tagendie gesamte Stromversorgung in der Stadtaus. Eine der drei Hauptversorgungsleitungender Vereinigten Elektrizitätswerke versagte, dieFolge war das automatische Abschalten eini-ger Transformatoren. Der allgemein guten Stim-mung tat der Vorfall jedoch keinen Abbruch.

Die Tagung des Bäckerhandwerks, die Wirt-schaftstagung „Droht eine neue Inflation?“ unddie Modenschauen wurden begleitet von der Kir - mes auf dem Marktplatz, dem „großen Werbekor -so der heimischen Wirtschaft“, vom Radren nen,dem Staffellauf, dem Fackelzug der Jugend miteinem abendlichen Michaelisfeuer auf Bar keysHof, einem Hausfrauennachmittag und dem ost -deutschen Heimatabend. Operetten- und The a -teraufführungen sowie das Volks- und Heimat -lie dersingen heimischer Männerchöre auf demRat hausplatz ergänzten das reichhaltige Pro-gramm.Das 125-jährige Stadtjubiläum fand, bisauf eine kleine Chronik und eine kurze „heimat -ge schichtliche Betrachtung“ des städtischenVerwaltungsdirektors a. D. Hermann Schumann,im Festprogramm des Messeführers keine Be-rücksichtigung.

Die Lokalpresse lobte das „Fest der Freu -de und der Leistung“. Bemerkenswert war diegro ße Zahl der Ball- und Tanzveranstaltungen:Ball der Radsportler, Tanzabend mit Dirigen-ten-Wett streit, Tanzabend für Jung und Alt

1910 1920 1930 1940 1950

Page 42: Chronik Michaeliswoche

Mit den bisherigen Erfolgen gab sich dieLeitung der Michaeliswoche nicht zufrieden.„Der Name von Gütersloh ist durch Qualitäts-erzeugnisse weithin bekannt geworden, dochnoch nicht in dem Maße wie es für unsere auf-strebende Stadt wünschenswert wäre“, heißtes im Vorwort zum diesjährigen Programmheft.

„Unter dem Aspekt der Tradition sei Gü-tersloh arm“, so der Geschäftsführer, Dr. Rog-genkamp, „weder bedeutende historische Bau-ten noch große geschichtliche Ereignisse wür-den einen Fremden bewegen, nach hier zukommen. Vom Standpunkt der allmählichenHinleitung der Michaeliswoche zu einem Volks-und Heimatfest habe jedoch die Traditionimmer noch eine große Bedeutung […] Einwahres Volksfest müsse auf Dauer die ganzeStadt in ihren Bann ziehen und allmählich denCharakter eines multiplizierten Dorfes verwi-schen, den Gütersloh heute in vielen Dingennoch aufweise“.

Wegen des Neubaus der Berufsschule ander Wiesenstraße wurde der BerufsschullehrerFriedrich Roggenkamp von der Organisationund Leitung der Ausstellung „Schaffendes Gü-tersloh 1951“ abgelöst und durch den Archi-tekten Walter Wegner ersetzt. Über 20.000 Be-sucher, davon 6.000 am ersten Sonntag, be-sichtigten die 40 Stände, die erstmals nichtmehr in den Schulen der Innenstadt, sondern insechs zusammengestellten Zelten auf dem neu -en Marktplatz, Eingang Marktstraße/Bismarck-straße, aufgebaut waren. Die Fußball- und Rad -sportveranstaltungen, das Wettfliegen von 2.000Luftballons, der Fackelzug der Jugend durch dieStadt, eine Korsofahrt mit der Reiterabteilungder Reitschule Gütersloh E. Mattejat, Motorrä-dern, dem RV Möve und der Rollschuh-Wettlaufauf der erstmals asphaltierten Berliner Straßetrugen zum Erfolg der Festwoche bei. Auch dieneu eröffnete Raubvogelwarte an der Spielwie -se im Stadtpark zog neue Besucher an.

11. Michaeliswoche vom 6. bis zum 14. Oktober 1951

1950 – 125 Jahre Stadt Gütersloh.

„Wie’s früher war – wie’s heute ist“, „Grinzingin Gütersloh“, Künstler-Ball und der Michae -lisschluss ball mit Luftballon-Schlacht.

Es gab einige Regentage, die – besondersam Schlusstag – die Besucherzahlen drücktenund auch Kritik an der Dauer und der Gestal-tung der Ausstellungsräume laut werden lie-ßen. Der Strom ausfall verhinderte nicht nur dieKür einer „Michaeliskönigin“, sondern hatteauch die Zahl der Fahrraddiebstähle ansteigenlassen. Konstatiert wurde ein enormer Anstiegder Polizeieinsätze.❚

4180 Jahre Michaeliswoche1910 1920 1930 1940 1950

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Eine besondere Freude erlebte der 46-jährige Tischlermeister Heinrich Wiltmann aus Vers-mold: als 20.000. Ausstellungsbesucher wurde ihm eine fabrikneue Schreibmaschine der FirmaThiesbrummel, eine Nähleuchte der Firma Wulfhorst und fünf Kilo Margarine-Kokosfett des Bä-ckereibedarfsgeschäftes Rech überreicht.❚

Zum Beginn des Jahres 1952 kam es in der Ortsvereinigung des Einzelhandelsverbandes zueinem Wechsel im Vorstand. Kommissarisch er Nachfolger von Carl Janssen wurde bis zur Jahres-hauptversammlung am 18. April 1952 Walter Hoffschildt, der wiederum von dem Inha ber des Tex-tilkaufhauses Otto Honcamp Nachf., Heinrich Laufenberg (1898 bis 1966) abgelöst wurde. Nach-folger Laufenbergs wurde 1959 der Lederwarenhändler Carl Schlink (1905 bis 1986), der diesesAmt bis 1974 ausübte.

Am 19 Mai 1952 versammelten sich einige der Mitglieder in der Gaststätte „Bremer Schlüs-sel“, Am Domhof 2, um den Verein „Michaeliswoche Gütersloh“ zu gründen: SchuhmachermeisterHeinrich Breenkötter (1894 bis 1983), Gastwirt Julius Grebe jun. (1911 bis 1982), RechtsanwaltDr. Walter Hiersemann (1913 bis 1989), Drogist Walter Hoffschildt (1907 bis 1978), KaufmannHeinz Laufenberg (1898 bis 1966), Syndikus Dr. Wilhelm Roggenkamp (1895 bis 1953), Instal-lationsmeister Gustav Schulte zur Oven (1908 bis 1978), Gastwirt Fritz Sundermann (1901 bis

Weshalb – Wieso – Warum? Michaeliswoche 1951.

1952 Gründung des Vereins

„Michaeliswoche Gütersloh“

42 80 Jahre Michaeliswoche 1910 1920 1930 1940 1950

Page 44: Chronik Michaeliswoche

1969), Stadtkämmerer Walter Wixforth (1904bis 1965) und der Rechtsanwalt und NotarOtto Dustmann. Zum Vorsitzenden wurde ein-stimmig Walter Hoffschildt, zum stellvertreten-den Vorsitzenden Gustav Schulte zur Oven undFritz Sundermann (1901 bis 1969), zumGeschäfts führer Dr. Roggenkamp gewählt. Diejährliche Durchführung der Michaeliswocheund die auf Wirtschaftswerbung konzentriertenAktivitäten erforderten einen Aufwand, der sicham besten durch die Gründung eines entspre-chenden Vereins bewältigen ließ. Der neue Ver-ein war gleich sam als Kind des Einzelhandels-verbandes Gütersloh anzusehen, der in inhalt-licher und personeller Hinsicht mehrfacheÜberschneidungen mit der „Mutterorganisa-tion“ besaß.

In einem Artikel der Glocke vom 27. Sep -tember 1952 reagierte der Rechtsanwalt Dr.Walter Hiersemann auf die kritischen Stimmenzur Michaeliswoche. Er vermutete eine „bedau-erliche Entfremdung eines Teiles unserer Be-völkerung von den Trägern des wirtschaftlichenLebens“. Verständnis brachte der Autor der Kri-tik am Rummel entgegen, die „Lenkung und Er -ziehung der Jugend“ werde dadurch erschwert,fehlende Nacht- und Sonntagsruhe, unnötigeGeldausgaben und die „Neigung unserer Zeitzur Oberflächlichkeit und Zerstreuung“ würdenda durch gefördert. Keinesfalls sollte die Mich a - eliswoche grundsätzlich in Frage gestellt werden,Überlegungen zur Vermeidung von Auswü chsenmüssten jedoch angestellt werden. We gen dergeringen Akzeptanz der „kulturellen, erziehe -rischen und heimatlichen Belange“ sollte der Ge - danke der Heimatpflege, ggf. in Verbindung mitdem kirchlichen Erntedankfest, verstärkt werden.

Gegenüber dem Vorjahr gab es eine be-sondere Programmänderung. Nachdem derWerbe-Festzug der Wirtschaft 1951 bereits ge-ringer ausgefallen war, wurde er in diesem Jahrganz gestrichen. Wie bereits in der Ausgabedes Vorjahres reicherten die Veranstalter dasProgrammheft mit Fotos an, die städtebaulicheVeränderungen der Innenstadt zeigten und war -ben auf diese Weise für ein fortschrittliches Gü -tersloh. Das Heft erschien in einer Auflage von10.000 Stück und kostete inkl. einer Eintritts-karte für die große Ausstellung eine Mark.

Die Festansprache zur Eröffnung hielt derKünstler Prof. Gerhard Ulrich, der sich wie auchder Bürgermeister Vogelsang (1951 bis 1952)für eine Ausdehnung des kulturellen Lebens inweitere Bevölkerungskreise und eine Weiter-entwicklung der Veranstaltung zu einer „echtenHeimatwoche“ aussprach. Anschließend fand einRundgang durch die Ausstellung in der Paul-Thöne-Halle mit dem Künstler Siegfried Korte-meier statt. Mit einem Bus wurden die Ehren-

Zwölfte Michaeliswoche vom 27. September bis zum 5. Oktober 1952

In der Satzung wurde die Aufgabe desneuen Vereins festgelegt:

Die Aufgaben des Vereins

❙ „Stadtwerbung zu betreiben und den Ge-meinsinn in der Bürgerschaft zu förderndurch Unterstützung und Zusammenfassungvon Maßnahmen und Veranstaltungen Dritterauf kulturellem, heimatlichem, sportlichemund geselligem Gebiet sowie auf dem Gebietder Wirtschaftswerbung“ (§ 1 Abs. 3). Mit -glieder konnten Vertreter von in Gütersloh tätigen Vereinen, Verbänden und sonstigenOrganisationen werden, ebenso „Personen,die die Zwecke des Vereins in besonderemMaße fördern können“ (§ 2 Abs. 1, 2 ).

Walter Hoffschildt – 1. Vorsitzender des VereinsMichaeliswoche(1952 bis 1965).

Neben dem vierköpfigen Vorstand undfünf Beisitzern wurde ein Beirat gebildet, derfür die Vorbereitung und die Durchführung derMichaeliswoche vorgesehen war. Die Mitglie-derversammlung wurde jährlich für die Entge-gennahme des Kassen- und Prüfungsberich-tes oder für besondere Angelegenheiten ein-berufen.❚

4380 Jahre Michaeliswoche1910 1920 1930 1940 1950

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gäste zum Marktplatz gebracht, wo die Gewer-beausstellung und die „Messe-Ausstellung“der Küchengerätehersteller besichtigt wurden.

72 Aussteller freuten sich über den Be-such von über 15.000 Gästen. Nach witte-

rungsbedingten Programmverschiebungenklang die Woche mit dem Fackelzug der Ju-gend und einer abendlichen Abschlussfeier vordem Stiftischen Gymnasium aus. Das Gebäu -de wurde eigens zu diesem Zweck in den Lan-des- und Stadtfarben erleuchtet.❚

1953

Karl-Ernst Strothmann – Bürgermeister von Gütersloh (1985 bis 1994) und Geschäftsführer des Vereins Michaeliswoche (1953 bis 1973).

Während der Vorbereitungen zur dies-jährigen Michaeliswoche verstarb der Geschäfts -führer Dr. Roggenkamp. Walter Hoffschildt undder Kaufmann Hans Diekötter (1908 bis1974), Inhaber des Modehauses A. H. Dieköt-ter, Berliner Straße 47, leiteten in diesem Jahrdie Woche. Am 30. Januar 1953 übernahmdie Geschäftsführung der IndustriekaufmannKarl-Ernst Strothmann (geboren 1928), dergleichzeitig auch der neue Geschäftsführer desEinzelhandelsverbandes war.

Im Zentrum der Werbewoche vom 26. Sep - tember bis zum 4. Oktober stand in diesem Jahrdie Verschönerung und Ausschmückung desStadtbildes. Das Verbot von Transparenten überden Straßen, Fahnen und Girlanden am Bahn-hof und in den Straßen, ein mit Blumen undgrün-weißer Festbeleuchtung geschmücktesRathaus, ein Ehrenbogen mit anschließenderFahnenallee vor dem Eingang zum Ausstellungs -gelände sollten zeigen, dass Gütersloh eine se-henswerte Stadt ist. Die wiederum von demHaupt lehrer und späteren Rektor der SchuleKattenstroth, Ewald Kissing, redigierte Festschriftbetonte noch stärker als in den Vorjahren denCharakter der Heimatwoche. Alte und neue Ge-schichten und Bilder von „Gütersloher Origina-len“, der Kirchen, der Gütersloher Bühne, die Ge -schichte einer Spinnlehrerin aus Gütersloh inEidinghausen, Kreis Minden, sowie eine platt-deutsche Erzählung sind nur einige Beispiele.

Nach den Plänen des Architekten Wegnerkonnten sich die Besucher in neun Zelten mit

40 Ausstellungsboxen wegen des benachbar-ten Lunaparks ohne Freigelände einen Über-blick über den Leistungsstand der Stadt ver-schaffen. Besonderheiten waren eine Zigarren-macherei, ein historischer Webstuhl desWeberhauses Horstkotte-Winkler und das Son-derzelt der Rundfunkfachhändler Femmer,Pauli, Upmann und Amtenbrink. Auf 300 Qua-dratmetern wurden hier die Neuheiten der letz-ten Rundfunk-, Phono- und Fernsehausstel-lung in Düsseldorf gezeigt, insbesondere dieVorführung des Fernsehers.

Im Hinblick auf die vielen nach dem Kriegzugezogenen Neubürger sollte der Gedankeder Bürgergemeinschaft verstärkt werden. Durchso genannte „Nachbarschaftszusammenkünf -te“ hatten die Bewohner bestimmter Straßenzü -ge die Gelegenheit, sich näher kennen zu lernenund bestehende Ressentiments abzubauen.

Am 30. September fand der „Tag der Ju-gend“ statt. Eingeleitet durch einen Festzug derSchulen und ostdeutscher Jugendgruppen(„Das deutsche Lied im Bild“) gab es einVolksliedsingen auf der Freilichtbühne MohnsPark. Am 1. Oktober veranstaltete der Bund dervertriebenen Deutschen, Ortsverband Güters-loh, den „Tag der ostdeutschen Landsmann-schaften“. Der darauf folgende Tag war dem„Tag der Gütersloher Bühne“ gewidmet. DenAbschluss bildete am Sonntag, den 4. Okto-ber, der „Tag des Erntedankes“, den die beidenKirchengemeinden gestalteten. Während derMichaeliswoche 1953 fand auch ein Motor-

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radrennen, der „Große Preis der Michaeliswo-che“, im Heidewald statt. Gewinner war WernerStrathoff auf Matchless.

Die abschließenden Kommentare der Glo-cke: „Flammende Lichter – flammende Hei-matliebe“ und der „Freien Presse“: „Michae-liswoche wie nie zuvor“ belegten den heraus-ragenden Erfolg der Festwoche, die sich mehrund mehr zu einem „echten Heimatfest“ ent-wickelte.❚

Professor Dr. Ernst Schrewe aus Ham-burg hielt in diesem Jahr den Eröffnungsvor-trag zur 14. Michaeliswoche, die vom 25. Sep-tember bis zum 3. Oktober stattfand. DasThema lautete: „Soziale Sicherheit aus persön-licher Verantwortung – eine kritische Stellung-nahme zu den wirtschafts- und sozialpoliti-schen Ordnungsfragen der Gegenwart“. Er gingdabei auf das aktuelle Sicherheitsbedürfnisder Menschen ein, die durch eine mangelhafteSelbstständigkeit auf der Suche nach heimat-licher Gebundenheit seien. „Vom Wirtschaftli-chen her könne dem Menschen die ange-strebte Sicherheit nicht gegeben werden, dennim Streben nach Fortschritt stecke schon dieUnsicherheit dadurch, dass Gutes ständigdurch Besseres ersetzt werde, Dieser dynami-sche Prozess der Entwicklung verhindere diekontinuierliche Sicherheit …“

Der Eröffnungsabend auf der Freilicht-bühne Mohns Park wurde durch den Güterslo-her Turnverein von 1879 gestaltet, 2.000 Lich-ter auf der Festwiese, Feuerschwingen von 50Realschülern, Männerchöre und Turnvorführun-gen füllten den Abend. Am 26. September tra-fen sich 27 Spielmannszüge des Regierungs-bezirks Detmold zu ihrem Bezirkstreffen in derStadt. Um 9 Uhr begann ein Wettbewerb derSolo-Trommler und Solo-Flötisten, der wegen

Dauerregens in das Zelt am Festplatz verlegtwerden musste. Am Nachmittag fand einSternmarsch zum Rathausplatz statt, anschlie-ßend intonierten 400 Musiker den Marsch„Preußens Gloria“ und der Festmarsch setztesich in Richtung Festzelt in Bewegung, wo esum die besten Züge und Tambourmajore ging.

Der Festzug der Volks- und Realschulenmit 14 Festwagen am 29. September trug dasMotto „Wer will das fleißige Handwerk sehen?“Um 17 Uhr fand das „Tonn’bandrennen derBüsker“ zwischen der Gaststätte „Handelshof“und der Dalke-Apotheke (heute Rats-Apo-theke) statt. Am Abend wurde die Winterspiel-zeit der Gütersloher Bühne mit den „Nibelun-gen“ von Frau Hebbel eröffnet.

Zum ersten Male fand am Montag nachdem offiziellen Ende der Ausstellung ein Fest-konzert in den Stadttheater-Lichtspielen, Eick-hoffstraße, statt. Die Nordwestdeutsche Phil-harmonie und der Chor des Städtischen Mu-sikvereins spielten unter Leitung von MatthiasBüchel Werke von W. A. Mozart, Philipp Mohlerund Peter Tschaikowsky.

Das Ausstellungsgelände war durch denGartenarchitekten Reuter besonders gestaltetworden. Als Vorgarten diente ein künstlicher

1954

Festumzug 1954 mit den Volks- und Realschulen.

4580 Jahre Michaeliswoche1910 1920 1930 1940 1950

Page 47: Chronik Michaeliswoche

ne „junge blondhaarige Dame zeigt, wie man ausunförmigen Tonklumpen allerlei Tongerät macht“.

In Dezember verstarb der Mitbegründerund ehemalige stellvertretende Vorsitzendedes Ladeninhabervereins und Leiter der Okto-berwoche, Kaufmann Wilhelm Eickholt (1894bis 1954). Als waschechter „Büsker“ hatte erdas elterliche Tapeten- und Teppichgeschäft ander Berliner Straße zu einem bekannten Groß-und Einzelhandel ausgeweitet. Er entwickeltedie Festwoche in den 1930er Jahren mehr undmehr zu einer Heimatwoche.❚

1955

Michaeliswoche 1932: Kirmesvergnügen auf der modernen „Schnellbahn“.

Teich mit Springbrunnen und Wasser speien-dem Seehund. Darüber hinaus gab es einenUrwelts-Mammutbaum, eine Schirmtanne, ei -nen Bächerblattbaum (eine Kreuzung aus Laub-und Nadelgehölz) und die nördlichste Zwerg-birke aus der Polargegend zu sehen.

Über die Präsentationen von 45 Ausstel-lern hinaus konnten die Besucher eine „denken -de Nähmaschine“, eine Weltzeituhr, eine Mini a -tur des Oerlinghauser Flugplatzes, einen Kana -rienvogelstand, eine Eisenbahnmodellschauund einen Töpferstand bestaunen, an dem ei -

Zum letzten Mal fand die Michaeliswo-che vom 1. bis 10. Oktober unter der Leitungvon Hans Diekötter statt. Das Ausstellungsge-lände wurde von 2.200 auf 4.250 Quadrat-meter erweitert. Die Zahl der Aussteller vergrö-ßerte sich auf 51. Erstmals wurde das Festzeltan der Prekerstraße in das Ausstellungsge-lände einbezogen. Hier befand sich an einerSeitenwand eine „Wasserorgel“, die so genann -ten Tanzenden Fontänen, die zehnmal täglichvorgeführt wurden und auch nach Ausstel-lungsschluss zu besichtigen waren. In einembesonderen Rundfunk- und Fernsehraumwurde ein eigener Fernsehsender aufgestellt,dessen Bildschirm das Treiben in der Stadtund bei den Veranstaltungen zeigte.

Den Eröffnungsvortrag „Zur wirtschaftspo-litischen Situation“ in der Paul-Thöne-Hallehielt der aus Gütersloh stammende Ministeri-

aldirektor im Bundeswirtschaftsministerium,Ludwig Kattenstroth. Er beschrieb ein weitge-hend positives Bild der wirtschaftlichen Ent-wicklung seit 1948. Er erinnerte auch an dieSchattenseiten der Hochkonjunktur: fehlendeArbeitskräfte, wirtschaftsschädigende Abwer-bemanöver von Unternehmern, gefährlicheLohn-Preis-Spirale und das Außerachtlassender sozialen Verantwortung.

An dem Abschlussfest am 10. Oktobernahmen im Katholischen Vereinshaus als Eh-rengäste Bürgermeister Ibrügger, StadtdirektorDiestelmeier und die beiden Gründungsmit-glieder Alfred Köhler und August Goldstein teil.28.600 Personen hatten die Ausstellung be-sucht. „Das harmonische Miteinander von Wirt -schaft und Kultur“, so der Realschullehrer Frie-del Maaß, „werde erreichen, dass das aufstre-bende Gütersloh im Kranz der blühenden

46 80 Jahre Michaeliswoche 1910 1920 1930 1940 1950

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deutschen Städte den ihm gebührenden Platzeinnimmt“. Der Rektor der Overbergschule,Anton Meschede, rief anlässlich der Abend-feier auf dem Schulhof des Evangelisch-Stifti-schen-Gymnasiums die Jugend auf, der Mi-chaeliswoche neben dem Sinn der wirtschaft-lichen Werbung mehr Bedeutung als eineKultur und Heimatwoche zu geben. „EchteVolksbräuche müssten wieder Begleiter desMenschen von Wiege bis zur Bahre sein“.❚

Auf der Mitgliederversammlung am25. April 1956 wurde für Walter Hoffschildt,der den Vorsitz des Verkehrsvereins übernahm,der Textilkaufmann Hans Diekötter zum Vorsit-zenden gewählt. Nachfolger des verstorbenenDr. Wilhelm Roggenkamp wurde der bereits alsGeschäftsführer tätige Karl-Ernst Strothmann(geboren 1928) aus Bielefeld. Strothmannwurde 1961 für die CDU in den GütersloherRat gewählt und war von 1985 bis 1994 Bür-germeister. Die bisherigen stellvertretendenVorsitzenden Gustav Schulte zur Oven und FritzSundermann wurden wiedergewählt. Die Ver-änderung wurde am 8. Juni 1956 in das Ver-

1956einsregister des Amtsgerichtes eingetragen.Festzustellen ist jedoch, dass Walter Hoff-schildt seinen Wunsch auszuscheiden, spätes-tens 1959 wieder rückgängig machte und bis1965 weiter amtierte.

Zum 25-jährigen Jubiläum der Michaelis-woche veröffentlichte das Gütersloher Morgen-blatt (heute Westfalen-Blatt) in seiner Sonder-beilage Auszüge einer „Plauderei mit AlfredKöhler“. Der 86-Jährige wusste „munter wie einWiesel“ von den Anfängen 1931 zu erzählen.Er erinnerte sich an den Martinszug, den ereinmal in Düsseldorf gesehen habe. Für Gü-

Festumzug 1956: von Gütersloh in die Welt –das Flagschiff des Carl-Bertelsmann-Verlags.

Gewerbeausstellung 1956.

4780 Jahre Michaeliswoche1910 1920 1930 1940 1950

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Plakat 1956 „25 Jahre Michaeliswoche“.

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tersloh habe er die Anregung in die Tat umge-setzt. Die wechselvollen Jahre bis zur Gegen-wart verliefen nicht ohne persönliche Anfein-dungen, „doch haben wir mit der Zeit alle untereinen Hut gebracht, auch wenn es manchmalnicht ganz leicht war“.

Der Mitbegründer der Michaeliswoche,Textilkaufmann Wilhelm Wagener (1894 bis1959), beging in diesem Jahr das 25-jährigeJubiläum als Schriftführer des Vereins. Der „immer fröhliche und mit erheiterndem Humorausgestattete Ur-Büsker“ galt als einer derwichtigsten Förderer und Mitarbeiter der Mi-chaeliswoche. Als Vorsitzender des Ausschus-ses für die Ausschmückung der Stadt leisteteer wertvolle Arbeit. Die Glocke resümierte, dassdie Leitung der Michaeliswoche „nie auf ihnwird verzichten können“.

Anlässlich der Eröffnung der 16. Michae-liswoche am 29. September erhielten Köhlerund Wagener aus der Hand des VorsitzendenDiekötter Ehrendiplome des Vereins für ihreverdienstvolle Tätigkeit. Der Eröffnungsvortragdes Hauptlehrers Ewald Kissing stellte einenAbriss der Geschichte der Stadt dar – von denbronzezeitlichen Funden südlich der Wapel biszur gegenwärtigen Amtszeit des Bürgermeisters

August Ibrügger und des Stadtdirektors Dies-telmeier. „Die Michaeliswoche als Heimatwo-che soll nicht nur Freude, sondern auch Be-sinnung auf die Heimat und ihre Geschichtesein“, lautete die Botschaft.

Bis zum 8. Oktober fanden 40 Veranstal-tungen statt, die eine Mischung aus Gewerbe-ausstellung, Vergnügungspark, Konzerten, buntenNachmittagen, Bällen, Topfblumenwettbewerb,plattdeutschem Heimatabend, Modenschauenund den Sportveranstaltungen Boxen, Ringen,Radrennen und August-Kraak-Gedächtnis-Staffellauf darstellten. Weitere Höhepunktewaren die Einweihung des zweiten Sportplat-zes im Heidewald und das Konzert des Kanto-reiorchesters mit einer Bläservereinigung vonAltschülern zugunsten des Wiederaufbauver-eins des Evangelisch-Stiftischen-Gymnasiums.

Tausende Schaulustige sahen den Festzugder Gütersloher Schulen „Von Gütersloh in dieWelt“, den Sternmarsch mit Fackelzug von2.000 Schülern und die Michaelis-Abendfeierauf dem alten Marktplatz mit dem Abschluss -choral „Ich bete an die Macht der Liebe“, ge-spielt von den drei Musikzügen der Feuerwehr-kapelle Gütersloh, Spexard und der Gymnasi-alkapelle. ❚

1957

Die Warnungvor dem Sogder benach-barten Groß-städte bliebungehört

Für die Festwoche vom 28. Septemberbis zum 6. Oktober gab es in diesem Jahr we -der eine Ausstellung noch ein Programmheft.Alles Beschwören der Tradition blieb verge-bens, wegen der stark zurückgegangenen Zahlder Aussteller und des festgestellten Missver-hältnisses von Aufwand und Ergebnis bliebden Verantwortlichen keine andere Wahl, alsbeide Projekte abzusagen. Die Warnung vordem Sog der benachbarten Großstädte bliebungehört. Hans Diekötter gab jedoch zu ver-stehen, dass die Gewerbeausstellung nicht „für

immer ausgeklammert, sondern später beson-ders interessant und ansprechend neu gestal-tet wird“. Die Diskussion um eine grundsätzli-che Neugestaltung hatte jedoch begonnen.

Wie in den Vorjahren wurden die Geschäf -te und die Straßen festlich geschmückt. Durchdie Stadt fuhren bunt geschmückte Wagen, dieallerdings für den Besuch einer Ausstellung inder Nachbarschaft warben. Das Programm be-inhaltete Tagungen und Vortragsveranstaltungender Gütersloher Frauenverbände („Die Frau an

4980 Jahre Michaeliswoche1910 1920 1930 1940 1950

Page 51: Chronik Michaeliswoche

der Schwelle des Atomzeitalters“), des Kulturkreises der Wirtschaft („Der Sinn des Lebens und dieFreizeit – menschliche Probleme der Arbeitszeitverkürzung“) und des Obst- und Gemüsebauver-bandes für Westfalen und Lippe, eine Blumenschau der Schulkinder, ein Konzert des Bundes wehr- Musikkorps im Mohns Park, als besondere Attraktion das Baier-Eisballett, einen platt deutschenHeimatabend mit Wilm Bökenholt, den Ostdeutschen Abend des Ortsverbandes des Bundes ver-triebener Deutscher, Theateraufführungen, Modenschauen der Fir ma Alfred Köhler Nachf. unddes Pelzhauses Schnatmeyer, Sportveranstaltungen und als Finale den Fackelzug der Jugend.

Als Festredner war der Leiter der Presse- und Informationsstelle der Hohen Behörde der Eu-ropäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (Montanunion), Georg Streiter aus Luxemburg, ein-geladen worden. In seinem Vortrag beschäftigte er sich mit dem Thema „Gemeinsamer Marktund Euratom“.

Das eindrücklichste Erlebnis für die Einheimischen war die Vorführung des Farbfilmes „Afri-kafahrt“ von Pastor Vollrath Müller in der Au la des Evangelisch-Stiftischen-Gymnasiums.❚

Am 9. Februar verstarb der „Vater der Michaeliswoche“, Alfred Köhler. Mit allen ihm zur Ver-fügung stehenden Möglichkeiten hatte er sich, zuletzt als Berater, für den Erfolg und den Erhaltder Michaeliswoche eingesetzt und den Interessen des Gütersloher Einzelhandels eine Stimmegegeben.

Bei einer Zusammenkunft des Vorstandes in der Gaststätte „Deutsche Eiche“ bestand Einig-keit darüber, die Ausstellung wieder durchzuführen. Wilhelm Wagener warnte, die Michaeliswochein eine Michaeliskirmes abgleiten zu lassen. Seine Mahnung blieb ungehört, denn mitten in dieVorbereitungen platzte Ende Juli der Beschluss einer außerordentlichen Mitgliederversammlung,in diesem Jahr keine Michaeliswoche zu veranstalten, weil die Voraussetzungen für eine Durch-führung sich geändert hätten. Stattdessen wurde vom 27. September bis zum 5. Oktober lediglicheine Kirmes (Luna-Park) veranstaltet. Die Attraktionen wurden dafür zu einem „fast großstädti-schen Rahmen“ ausgeweitet: Achterbahn, Auto-Skooter, Schiffschaukeln, Turmflieger, Cortina-Bob-Bahn, Amor-Bahn und ein Riesenrad wie im Prater … hinzu kamen Varieté-Schauen, dieAuto-Steilwand „Thies Motor-Drom“, ein Velodrom, Wahrsageautomat und Ladenstraßen. Nachanfänglichen Versuchen intensiver Vorbereitungen gab es eine zwar nicht in allen Fällen unbe-gründete, aber dennoch für die Bevölkerung enttäuschende Absage. Der erhoffte schwungvolleStart in das zweite Vierteljahrhundert endete in einem luftleeren Raum.

Die Tradition hielt die 1954 ins Leben gerufene „Plattdütske Voeinigung“ aufrecht. Sie veran stal -tete am 3. Oktober als eine Art Heimatabend, den so genannten Michaelisabend im Katholischen Ver -einshaus. Aufgeführt wurde das Bühnenstück „Piepenbrinks up Briutschau“ von Eduard Schoneweg.

Trotz der fehlenden Gewerbeschau war die Berliner Straße von der Strengerstraße bis zumRathausplatz mit Girlanden geschmückt und die Schaufenster der Geschäfte präsentierten sichin neuer Gestalt.❚

1958

Lediglich eineKirmes (Luna-Park)veranstaltet

50 80 Jahre Michaeliswoche 1910 1920 1930 1940 1950

Page 52: Chronik Michaeliswoche

Wilhelm Wagener, einer der Mitbegrün-der und damals jüngstes Mitglied des Laden-inhabervereins, verstarb am 2. August. Es warihm nicht mehr vergönnt, die „neue“ Michae-liswoche mitzuerleben.

Überraschend stellte sich Walter Hoff-schildt im Programmheft als Vorsitzender derMichaeliswoche vor. Er nahm das Amt kommis-sarisch bis zur Neuwahl des Vorsitzenden imJahr 1965 wahr. Bereits im März war eine Sat-zungsänderung erfolgt, die bestimmte, dassdie Leitung der Michaeliswoche dem Beiratobliegt, der jährlich den Leiter der Michaelis-woche im Einvernehmen mit dem Vorstandwählt. In einer Zeit, die alle Menschen stark inAnspruch nahm, sollte jährlich eine neue Per-sönlichkeit mit der Leitung der Woche betrautwerden. In diesem Jahr war es der Realschul-lehrer und Vorsitzende der „Platt dütsken Vo-einigung“, Walter Sundermann, der die Leitungder Michaeliswoche vom 25. September biszum 4. Oktober übernommen und unter dasMotto „Heimat und Heimatpflege“ gestellt hat -te. Ihm zur Seite standen Oberstudienrat Kell-ner, Studienrat Dr. Strenger, Verwaltungsdirek-tor i. R. Schumann, Betriebsleiter i. R. LudwigGrabemann, Rektor Ewald Kissing und Rektor

1959

Ausstellung 1959 auf dem neuen Marktplatz.

i. R. Siegfried Drewniok. Den Entwurf zum dies-jährigen Plakat der „Werbe-, Fest- und Heimat-woche“ entwarf der Oberprimaner des Evange-lisch-Stiftischen-Gymnasiums, Lothar Binger.

An dem Festzug der Fahnen und Wimpeldurch die Stadt am Eröffnungstag beteiligtensich 37 Vereine, Verbände und Jugendorgani-sationen.

Den Festvortrag am Freitag, 25. Septem-ber, hielt der Geschäftsführer des Westfäli-schen Heimatbundes, Dr. Hans Riepenhausen,zum Thema: „Der deutsche Mensch von heutezwischen Tradition und Fortschritt“. Auf demtraditionellen Frühschoppen des GütersloherEinzelhandels im Café Ridder (heute Stadtca -fé) erlebten die Teilnehmer eine temperament-volle Ansprache des Bundestagsabgeordnetenund Fraktionsvorsitzenden der CDU/CSU imBundestag, Dr. Rainer Barzel, über „Mittel-standspolitik im Gemeinsamen Markt“.

Im diesjährigen Weltflüchtlingsjahr ge-dachten während des „Tages der Ostdeut-schen Landsmannschaften“ im KatholischenVereinshaus auch die in Gütersloh wohnhaftenOstvertriebenen und Sowjetzonenflüchtlinge

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ihrer Heimat. Sie machten ungefähr ein Viertelder rund 53.000 Einwohner Güterslohs aus.Am Sonnabend, 3. Oktober, fand im neuerbau ten Verwaltungsgebäude der Stadt eineAusstell ung des im Aufbau begriffenen Stadt-archivs und der Heimatbücherei statt. DerHauptlehrer der Eichendorffschule, Drewniok,zeigte eine Auswahl heimatkundlicher Bücherund Schriften.

Nach zweijähriger Pause gab es auf demneuen Marktplatz an der Prekerstraße/Blüch er -straße wieder eine Ausstellung von Handel,Handwerk und Gewerbe. Viele Einzelhändlermussten jedoch absagen, weil sie keine Mög-lichkeit sahen, ihre Stände auf dem Marktplatzaufzubauen und eine Woche lang zu betreuen.Mehr als 700 Besucher kamen am Eröffnungs-tag (vor zwei Jahren waren es 450), 5.000 amdarauf folgenden Sonntag und belohnten sodie Bemühungen der rund 40 Aussteller. AmEnde wurden 20.041 Besucher (1956: 19.768Be sucher) gezählt, zusammen mit den 30 Ver-anstaltungen übertraf der Erfolg die Erwartun-gen der Veranstalter. Auch die unter der Betei-ligung der Kunstmaler Paul Westerfrölke, Jo-hannes Misiak und Heinz Beck gestalteteAusstellung „Gütersloher Künstler sehen ihreHeimat“ beeindruckte das Publikum. Die 16-jährige Helga Franke präsentierte beispiels-weise ein Modell der Städtischen Sparkasse,das sie in 68 Stunden aus rund 9.300 Streich -hölzern zusammengesetzt hatte. Schüler derPestalozzischule fertigten eine Nachbildungder Stadt von 1822 und 1959 an. In der „We-berstube“ des Ausstellungszeltes trug die Blü-cherschule unter Leitung von Rektor Sunder-mann Lieder auf Platt, Tänze in Holzschuhenund das Spiel „Spinn, spinn“ vor. In dem über-füllten Saal des Katholischen Vereinshausesunterhielten Schülerinnen und Schüler die Zu-schauer mit Geschichten des HeimatdichtersFritz Steinhaus und mit der „Viärlske Quadrille“(Verler Quadrille).

Der Heimatabend unter der Leitung desOberstudienrates Kellner erinnerte in Textenund szenischen Darstellungen an „merkwür-dige Begebenheiten aus der Geschichte Gü-terslohs“. Mitglieder des Heimatvereins stellteneine Szene vor dem Goding (Gerichtssitzung)um 1400 nach, traten als Landsknechte desJahres 1549 auf, die im Kirchspiel wütetenoder gaben einen Eindruck von einer Visitationder alten Kirche (Apostelkirche) durch den Ge-neralvikar Lucenius.

Eine Briefmarkenausstellung der Philate-listen mit Sonderpostamt im Schalterraum derSparkasse und drei Maschinen der heimi-schen Flugsportvereine, die für Rundflüge überdie Stadt gebucht werden konnten, rundetendas Programm ab.

Den Schlussakzent setzte ein plattdeut-scher Gottesdienst zum Erntedankfest in derApostelkirche durch den in Schwerte tätigenPfarrer Dr. Kleßmann. Anerkennung fandenauch die Bemühungen der Stadt, seit der letz-ten Michaeliswoche die Verkehrsengpässe zubeseitigen: der Abriss der Kapelle des St.-Eli-sabeth-Hospitals an der Dalkestraße, EckeDomhof, das Eckhaus an der Kreuzung Bles-senstätte/Unter den Ulmen, der Ausbau derKirchstraße zur Wiederinbetriebnahme des Ho-tels „Kaiserhof“, der Ausbau der Hohenzollern-und Eickhoffstraße und der Beginn des Aus-baus der Moltkestraße.

Ende des Jahres beschlossen die Mitglie-der des Vereins, dass im kommenden Jahr derSport den Schwerpunkt bilden sollte. In Ab-stimmung mit dem Stadtverband für Leibes-übungen wurden der Studienrat des Evange-lisch-Stiftischen-Gymnasiums, Hermann Meyer,zum Leiter der Michaeliswoche 1960 und derVorsitzende des Radsportvereins Gütersloh-Spexard, Engelbert Mörchen, zu seinem Vertre-ter gewählt.❚

Ausstellung„GütersloherKünstlersehen ihreHeimat“

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In diesem Jahr beging der GütersloherEinzelhandelsverband unter der Leitung vonCarl Schlink sein 50-jähriges Bestehen. In sei-ner Festrede im Saal Teismann am 13. Juniwürdigte er die Michaeliswoche als „ein Ereig-nis von überragender Bedeutung“. Sie sei in-zwischen zu einer echten Heimatwoche gewor-den und aus dem Jahresablauf nicht mehrwegzudenken.

Passend zu den Olympischen Spielen inRom lautete das Thema der diesjährigen Mi-chaeliswoche: „Leibesübungen und Sport“. DieEröffnung des Hallenbades am 2. April, dieEin weihung des neuen Sportplatzes zwischenSchle debrück- und Schalückstraße (Ludwig-Wolker-Platz), die Fertigstellung der Turnhallen

für die Schulen Sundern und Kattenstroth unddie Fertigstellung der Minigolfanlage im Stadt-park zeigten den Willen der Stadt, den Brei-tensport zu fördern. Die neuen Sportstättenwurden sofort in das Veranstaltungsprogrammintegriert.

Erstmals wurden die Turn- und Sportver-eine an der Planung und Durchführung der Fest -woche beteiligt. Sie fand vom 24. Septemberbis zum 2. Oktober statt. Walter Hoffschildt dank -te dem Leiter der Gewerbeausstellung, ArchitektWegner, und dem Leiter der Schülerausstel-lung, Studienrat Bretschneider, für ihren Einsatz.Zahlreiche Schülerinnen und Schüler hattenZeichnungen und Bastelarbeiten zum Thema an -gefertigt, von denen die besten prämiert wurden.

Besondere Zugkraft besaß das Forumge-spräch über den Fünfjahresplan des Landes-sportbundes, an dem dessen Vorsitzender undInnenminister des Landes Nordrhein-Westfa-len, Willi Weyer, teilnahm.

In der Eröffnungsveranstaltung im ange-strahlten Mohns Park führte Engelbert Mör-chen durch das Programm: Tischsprünge des„Eichenkreuzes“ im CVJM, lustige Schuhplattlerin Trachten, vorgetragen vom Skiverein, Vorfüh-rungen von sechs- bis siebenjährigen Mitglie-dern der Judoabteilung des Sportclubs „Ein-tracht“, Fechtübungen des Gütersloher Turnver-eins unter der Leitung von Hermann Alte -wischer und zum Abschluss die Kunstradfahrerdes Radsportvereins „Möve“.

An der Spitze des Festzuges, der am25. September zum Heidewaldstadion mar-schierte, ging der Vorsitzende des Stadtsport-verbandes, der Ratsherr und Buchhändler Wer-ner Reinhardt, der sich bis zu seinem Tod1961 unermüdlich für den Bau von Sportstät-ten, Turnhallen und Schwimmbädern einge-setzt hat.

1960

Das diesmal besonders umfangreicheSportprogramm sah wie folgt aus:

Das Sportprogramm

❙ Internationales Volleyballturnier mit einer tür-kischen und einer lettischen Mannschaft, ver-anstaltet vom Eichenkreuz im CVJM in derTurnhalle Sundern

❙ ADAC-Gauausscheidungsturnier im Geschick-lichkeitsfahren

❙ Badminton-Turnier

❙ Kreismeisterschaften der Schwimmer

❙ Sportfest der im Stadtverband für Leibes-übungen zusammengeschlossenen Vereineim Heidewaldstadion

❙ Fußball-Freundschaftsspiel SVA Güterslohgegen Meidericher SV

❙ Boxabend SVA Gütersloh gegen eine Ostwest-falen-Auswahl im Festzelt auf dem Marktplatz

❙ Fußballspiel der Westfälisch-LippischenLandjugenden des Kreises Wiedenbrückgegen den Kreis Unna auf dem neuen Sport-platz an der Schledebrückstraße

❙ Ringer-Freundschaftskampf des KSV 02gegen den Norddeutschen Meister VfL Wolfs-burg im Festzelt

❙ Straßen-Radrennen um den „Großen Michae-lispreis von Gütersloh“

Eröffnungsver-anstaltung imangestrahltenMohns Park

1910 1920 1930 1940 1950 1960

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Der Dichter Manfred Hausmann, dessenSchauspiel „Die Zauberin von Buxtehude“ am30. September im Evangelischen Vereinshausaufgeführt wurde, hielt am 1. Oktober in derAula des Evangelisch-Stiftischen-Gymnasiumsden Festvortrag zum Thema „Spiegel des Le-bens“. Er zeigte an mehreren Beispielen dieVerflechtungen zwischen Leib und Seele auf.Beim Fußballspiel sind es die Regeln und dieMannschaft, die den Einzelnen zur Selbstzucht

und zum Aufbau der Persönlichkeit führen. „Diehärteste Strafe für einen Spieler, der Feldver-weis, entspricht der Todesstrafe im Gemein-schaftsleben, das Urteil kann nicht widerrufenwerden“.

Neben der Ausstellung „Blumen – Bienen –Früchte“ in der Paul-Thöne-Halle präsentierten40 Aussteller, darunter erstmals auch auswär-tige Firmen, ihr Warenangebot auf einer auf3.300 Quadratmeter erweiterten Fläche aufdem neuen Marktplatz. Die Resonanz war ge-ringer als im Vorjahr, da die „heimischen Ge-schäfte in Gestalt ihrer Läden und Fenster überderart gute Ausstellungsflächen verfügten, dassdas Publikum ständig auf dem Laufenden istund nicht auf einer Ausstellung erst darüberbelehrt werden muss“.

In der Presse wurden Stimmen laut, dassauch die ungünstige Jahreszeit und die Kälteim Festzelt zu dem Besucherschwund beige-tragen hätten. Auch die bereits 1955 gezeigteWasserorgel mit dem musikalisch untermaltenFontänenspiel konnte den Besucherschwundnicht aufhalten. Das Gütersloher Morgenblattglaubte, dass die Michaeliswoche „nur dannüber den Rahmen einer üblichen Werbewochehinausgeht, wenn sie Mittelpunkt des allge-mein geselligen Lebens der Stadt ist und nichtsein Saisonabschluss“. „Es kann auch nichtim Interesse des heimischen Einzelhandelssein“, so die Gütersloher Zeitung, „die Ausstel-lung durch auswärtige Aussteller zu vergrößernoder gar zu erhalten. Da sich die Zeiten gegen-über 1931 geändert haben, müssen in ande-ren Zeiten neue Wege und Formen gesuchtwerden, um die Fest- oder Michaeliswoche zuorganisieren und durchzuführen“.

Viel Beifall gab es für den plattdeutschenAbend im Katholischen Vereinshaus, wo zu we-nige Plätze für die zahlreichen Besucher vor-handen waren. Der Vorsitzende, Walter Sunder-

1960: Sportfest im Heidewald.

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mann, nutzte die Gelegenheit und unterstrichdie Forderung nach dem Bau einer Stadthalle.

Einen Zwischenfall besonderer Art gab esbei dem Michaelis-Radrennen am Schlusstag.Entgegen der Absprache starteten Radsportleraus der Sowjetzone (Leipzig und Berlin) mitden sichtbaren Emblemen der DDR, Hammerund Zirkel mit Ährenkranz, auf den Rennhosen.Das Zeigen der Symbole war aufgrund einerVerordnung des Innenministeriums in Nord-rhein-Westfalen verboten. Es hatte nicht ge-nügt, lediglich die Embleme auf den Trikots mit

den Startnummern zu verdecken. Die Sportler,darunter die Weltmeister Gustav Adolf Schurund Bernhard Eckstein, weigerten sich, die be-anstandeten Symbole zu verdecken. Mit einemAufgebot an Polizei und Bundesgrenzschutzwurde ihnen Startverbot erteilt. Heftige Reak-tionen in der ostdeutschen Presse waren dieFolge. Der Vorsitzende des Gütersloher Rad-sportvereins wandte sich Hilfe suchend an denPräsidenten des Deutschen Sportbundes, WilliDaume, der sich jedoch „außer Stande sah,der Drohung des CDU-Innenministers zu be-gegnen“.❚

1961 bis 1964

Modenschau anlässlich der Michaeliswoche 1956.

Wegen der fehlenden Ausstellung und,wie die Gütersloher Zeitung feststellte, „wegendes überall fühlbaren Personalmangels“ wurde1961 keine Michaeliswoche durchgeführt. Am18. Mai 1961 gibt der Vorstand bekannt, dass„das Interesse an einer Ausstellung, wie sie bis -her war, sowohl bei den Ausstellern als auch bei

den Besuchern gering ist. Die Ausstellung durchAussteller von auswärts zu vergrößern, bzw.überhaupt erst möglich zu machen, liegt nichtim Interesse des heimischen Einzelhandels“.

Am 23. September begann die Michaelis-kirmes, die traditionell von der Firma August

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Schneider ausgerichtet wurde. Bis zum 1. Ok-tober zogen 17 Fahrgeschäfte, 15 Verlosungenund 15 Verkaufsbuden auf dem Marktplatz dieBesucher an.

Der Heimatverein, der sich im Februar mitder „Plattdütsken Voeinigung“ zusammenge-schlossen hatte, begann sein Veranstaltungs-programm für das kommende Winterhalbjahrmit der Einstudierung des Michaelisabends imKatholischen Vereinshaus. Kurzspiele, Gedich -te und Chorvorträge des Werkmeistergesang-vereins bildeten das Programm.

Das es wieder „rummelt“ auf dem neuemMarktplatz, war den Lokalzeitungen im Sep-tember 1962 eine Schlagzeile wert. Etwas be-scheidener warf die „Freie Presse“ in ihrem Ar-tikel zur Michaeliskirmes vom 22. bis zum 30.September 1962 die Frage auf: „Ist die Gü -ters loher Michaeliswoche tot?“

Bürgermeister Brune, Stadtdirektor Dies -tel meier, Walter Sundermann und zahlreicheEinwohner bedauerten den erneuten Ausfall.Walter Hoffschildt und Carl Schlink führten dieAbsagen auf Personalmangel bei den Ausstel-lern zurück. Das Hauptproblem schien jedochdie Ge wichtung von Heimat- und Werbewochezu sein.

Einzig der Heimatverein setzte sein Ver-anstaltungsprogramm in Form des Michaelis-abends am 29. September dem Michaelistag,fort. Auch das Rundstreckenrennen des Rad-sportvereins (Michaelisradrennen) fand statt.

Auch 1963 blieb es bei der Kirmes vom28. September bis zum 6. Oktober auf demneuen Marktplatz. Als Besonderheit gab es ein„Gütersloher Oktoberfest“ mit großem Bierzeltund Bayern-Kapelle. 35 Fahrgeschäfte, Schieß-,Schau- und Losbuden, 17 Verkaufs- und vierSchankbuden waren aufgebaut.

Während Lou van Burg am 1. Oktober1964 in den Stadttheater-Lichtspielen in einerAusgabe seiner Spiel- und Quizshow den Bun-desliga-Experten suchte, wartete die Kirmesmit neuen Überraschungen auf. Vom 26. Sep-tember bis zum 4. Oktober gab es für Vergnü-gungslustige Neuheiten wie den „Sputnik“,„Baion“, „Air- Lift“, „Großglocknerbahn“, „ Rau-penbahn“, „Elektro- Turmflieger” und „Auto-selbstfahrer mit Automatik”.

Nach wie vor vermisst wurde die „alte“ Mi-chaeliswoche mit Beteiligung der Schulen undder Vereine. Sollte man daher nicht besser die„Michaeliswoche“ in „Michaeliskirmes“ umbe-nennen?❚

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Startaufstellung zum traditionellen Michaelis-radrennen am 2. Oktober1960. Links im Bild: Organisator und Modera-tor Engelbert Mörchen.Start- und Zielplatz warunter den Ulmen.

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In der Mitgliederversammlung am 22.März 1965 im Katholischen Vereinshauswurde einstimmig der Sparkassendirektor Jür-gen Hintzler (1904 bis 2002) zum neuen Vor-sitzenden gewählt. Vorgänger Walter Hoffschildtmeinte dazu: „Hier haben wir sicherlich denMann gefunden, der in der Lage ist, wirksamdie gesamte Bevölkerung anzusprechen“. Derneue Vorsitzende hoffte, dass die Michaeliswo-che wieder zu einer Traditionsveranstaltung inGütersloh erhoben werden könne. Die Mitar-beit aller sei dazu allerdings erforderlich. Zumstellvertretenden Vorsitzenden wurden derGastwirt Fritz Sundermann und der Verkaufs-leiter Engelbert Mörchen gewählt. Geschäfts-führer blieb Karl-Ernst Strothmann. Beisitzerwurden eine noch zu benennende Vertreterindes Hausfrauenbundes, Manfred Flöttmann(Vorsitzender des Stadtjugendringes), WalterSundermann (Heimatverein), August Godejo-hann (Männergesangvereine) und ein Vertreterder örtlichen Gewerkschaft. Kassenprüferwaren Carl Schlink und Hans Beckord (Vorsit-zender des Stadtverbandes für Leibesübun-gen). Auf der von der „Glocke“ als Wiedergrün-dungsversammlung bezeichneten Zusammen-kunft wurde auch die Satzung geändert: Die„ideellen Träger des Vereins sind die in Güters-loh tätigen Vereine, Verbände und sonstigenOrganisationen, soweit sie auf einem Gebiettätig sind, das dem Vereinszweck entspricht“.Auf Anregung von Fritz Sundermann wurde derPassus eingefügt, dass der jeweilige Bürger-meister der Stadt Gütersloh gebeten werdensoll, die Schirmherrschaft über die Michaelis-woche zu übernehmen. Mitgliedsbeiträge wer-den nicht erhoben.

Unter der Schirmherrschaft des 1964 ge-wählten Bürgermeisters Heinz Kollmeyer („DieMichaeliswoche soll eine Volksveranstaltungwerden“) wurde die inzwischen 20. Michaelis-woche wieder belebt. Nach fünfjähriger Pausesollte in der Zeit vom 25. September bis zum

3. Oktober wieder eine Ausstellung stattfinden.Erstmals wurde sie von einer auswärtigen Fir -ma, der Firma Bauer-Goldberg aus Bad Hon-nef, ausgerichtet. Der Geschäftsführer Stroth-mann hatte vorher deutlich gemacht, dass eswichtiger sei, überhaupt etwas zu veranstalten,was die Menschen aus der weiteren Umge-bung anzieht, als die Beteiligung auswärtigerUnternehmen in Frage zu stellen.

An dem Freitag vor Beginn der Festwochewurde das Mädchengymnasium auf dem Ge-lände des früheren alten Marktplatzes an derSchulstraße eingeweiht. Am darauf folgendenSamstag wurde in der Aula der Schule die Mi-chaeliswoche eröffnet. Den Festvortrag hieltder Schriftsteller Anton Zischka über das The -ma: „War es ein Wunder?“ Damit meinte er al-lerdings den Wiederaufstieg Deutschlands inden Jahren von 1945 bis 1965. Unter den Eh-rengästen befanden sich der britische KonsulHaiger und Group Captain Evans von der RoyalAir Force.

Während des Vortrages verfolgte eineMenschenmenge am Bahnhof die Ankunfteines roten Doppeldeckerbusses mit Fahrernaus Gateshead/England und einem „Bobby“aus London. Der Bus transportierte acht Tagelang in 114 Fahrten rund 9.000 Menschenvom Bahnhof zum Messegelände. Er war mitWerbebeschriftungen heimischer Unterneh-men versehen. Nachdem bereits im Mai diebritische Königin Elizabeth II. die Stadt be-sucht hatte, sollte durch Vermittlung des briti-schen Generalkonsulates und des „Board ofTrade“ auf Anregung des Anglo-German-Clubsdadurch die Teilnahme der englischen Freundean dem Geschehen der Stadt unter Beweis ge-stellt werden. Anschließend wurden die Aus-stellungen der Hilfe leistenden Verbände (unteranderem Technisches Hilfswerk, Rotes Kreuz)und der hauswirtschaftlichen Ausstellung „Sie+ Er“ eröffnet. Neben den zahlreichen Sport-

1965

Sparkassendirektor Jürgen Hintzler, Vorsitzenderder Michaeliswoche von 1965 bis 1982.

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veranstaltungen bildete der „Britische Tag“ miteiner Fallschirmspringer- und Hubschrauber-schau auf dem Hof Wixforth, einem Platzkon-zert der Royal Force Central Band auf dem Rat-hausplatz und der Originalfassung des Musi-cals „West Side Story“ im „Bambi-Kino“ einenbesonderen Höhepunkt.

Tausende von Besuchern erlebten trotz zu-nehmenden Regens den Festzug am Sonntag-nachmittag „Musik, Trachten, Sport“ mit zumTeil auswärtigen Fanfaren- und Spielmannszü-gen, Volkstanz- und Sportlergruppen. AmSchluss des Zuges fuhr der mit Kindern voll-besetzte Doppeldeckerbus aus England.

Ein Feuerwerk beendete am Mittwoch-abend, 29. September, die Schau „Musik undSport“ auf der Freilichtbühne im Mohns Park.3.200 Zuschauer (2.897 zahlende, 350 Mit-wirkende) begeisterten sich an den Darbietun-gen der Turner, Sänger und Fackelschwinger.

Auch der traditionelle Heimatabend (Mi-chaelisabend) des Heimatvereins, unter ande-rem mit dem plattdeutschen Theaterstück von

Ludwig Grabemann („De Giergenschlag“) zogmehr Besucher an, als der Saal des Katholi-schen Vereinshauses fassen konnte.

Veranstalter, Aussteller und Gäste zogeneine positive Schlussbilanz. Mit 120.000 Be-suchern an 80 Ständen erlebte die Ausstel-lung „Sie + Er“ einen Rekordbesuch. Der ein-geschlagene Weg zum Überregionalen und In-ternationalen sei richtig und weiterzuverfolgen.„Der Aufwand habe sich gelohnt, die Bürgerhaben mitgemacht und das gibt uns den Mut,die Sache weiter fortzusetzen“, meinte der Vor-sitzende Jürgen Hintzler.

48 Stunden nach Beendigung der Wochewurde in der Gaststätte „Pankoke“ für dasnächste Jahr eine Neuauflage geplant, 1967sollte eine Pause eingelegt werden. Hintzlerund Strothmann waren der Meinung, dass dashohe Niveau nicht jedes Jahr gehalten werdenkönne. Die hauswirtschaftliche Ausstellungsollte stets mit der Michaeliswoche gekoppeltwerden. Eine zweijährige Veranstaltungsfolgeerreiche eine größere Aufmerksamkeit undsollte ab 1968 eingeführt werden.❚

Bürgermeister Heinz Kollmeyer(1964 bis 1979).

Ausstellung „Sie + Er“ 1965.

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Am 23. September wurde die 21. Mi-chaeliswoche in der Aula des Mädchengymna-siums eröffnet. Den Festvortrag hielt Prof. Ri-chard Behrendt von der Freien Universität Ber-lin über die „Probleme und Möglichkeiten desMen schen in der dynamischen Gesellschaft“.„Der Mensch in dynamischer Gesellschaftmuss verantwortlich lernen, sich aus demBann einengender Traditionen zu lösen, neueWege suchen, Überkommenes nicht als Normhinnehmen, sondern mithelfen, die Welt soeinzurichten, dass möglichst viele Menschenfrei und menschenwürdig darin leben können,“lautete eine der Kernaussagen des Redners.

Die Ausstellung „Sie und Er“ öffnete am24. September ihre Pforten auf dem neuenMarktplatz zum kostenlosen Besuch. Die Aus-stellungsfläche war um 1.500 Quadratmeterauf 4.500 Quadratmeter vergrößert worden,erstmals waren auch ausländische Unterneh-men vertreten. Von den rund 100 ausstellen-den Firmen kamen zwei Drittel aus Gütersloh.Eine viel beachtete Neuheit war der Trocken-rasierer, der „an Ort und Stelle von einer jun-gen Dame bei den Kaufinteressenten auspro-biert wurde“.

Die niederländische Botschaft veranstal-tete in Verbindung mit dem Lions-Club die Aus-stellung „Die Niederlande – Land und Leute“. Imneuen Verwaltungsgebäude gab es auch mo-derne niederländische Literatur zu sehen. AmAbend fand eine Wachparade und feierlicheFlaggenhissung der an der Michaeliswoche be-teiligten Nationen Dänemark, Belgien, Frank-reich, England, Niederlande und Deutschland)statt, die unter den Klängen der Nationalhym-nen vor dem Rathaus hochgezogen wurden.

Aus dem Rahmenprogramm sind zu nen-nen: der Jugend-Tanzabend mit den „Rockets“im Festzelt, der erste Auftritt des Albert-Man-gelsdorff-Quintetts in Gütersloh (Stadttheater-

Lichtspiele) und die Wiederholung der Abend-veranstaltung „Musik und Sport“ mit abschlie-ßendem Großfeuerwerk. Nicht nur der großeFestzug, sondern auch der Lampionzug derGütersloher Kinder brachte Tausende von Zu-schauern auf die Beine. Zum ersten Mal in derGeschichte der Kinderfestzüge ritt der heiligeMichael in Kettenhemd und Kettenhose mit.Das lange blonde Haar, der purpurrote Umhangund ein „kunstvolles“ Schwert an seiner Seitewiesen ihn als Beschützer der Jugend aus. AmSchlusstag startete um 14 Uhr das humorvolle„Michaelisradrennen für Prominente“, einehalbe Stunde später das „Kriterium der Asse“,das Straßenrennen über 100 Kilometer. Unterden 30 männlichen Prominenten befand sichmit Eva Meinerts die einzige Frau, die ihre Vor-gabe mit weiblichem Geschick nutzte und sichvon dem Vorsitzenden des Radsportvereins„Sturmvogel“, Mertens, als Siegerin über dieZiellinie schieben ließ. Knapp dahinter folgteBürgermeister Kollmeyer. Die Glocke berich-tete, dass der Kreishandwerksmeister MartinDodt, Reverend Howard John und Jochen Sun-dermann vom Anglo-German-Club als Kava-liere zurückstanden. Dem Letzten winkte eineFlasche Schnaps, die der PolizeiobermeisterBenno Bobe auf seinem Hochrad erhielt!

Zum zweiten Mal konnte der neue Vor-stand eine erfolgreiche Michaeliswoche un -ter seiner Regie verbuchen. Ein Rekord von180.000 Ausstellungsbesuchern wurde ver-bucht. Großen Anteil daran hatte der Jac -quard-Webstuhl an dem Stand der Bandwe-berei Güth & Wolf, dessen Arbeitsabläufe durchLochkarten gesteuert wurden.

Vom 23. September bis zum 1. Oktober1967 fand nur die Michaeliskirmes statt. Mit38 Fahrgeschäften, Schieß- und Losbudensowie 30 Verkaufs- und Schankbuden hattesie in etwa die gleiche Größe wie die des Vor-jahres.❚

1966

Zum zweitenMal konnteder neue Vorstand eineerfolgreicheMichaelis -woche un terseiner Regieverbuchen

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Festumzug „Musik, Trachten, Sport“ 1966.

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6180 Jahre Michaeliswoche

„Vom Dirndlkleid bis zum Automobil istbei uns alles vertreten“, sagte der Chef derGoldberg-Austellungen, Heinz L. Bauer, zur Er-öffnung der Hauswirtschaftsausstellung „Sieund Er“ am 28. September 1968. Auf 5.000Quadratmeter wuchs die Ausstellungsflächean, die von den Eingängen Blücherstraße undvom Kirmesplatz aus betreten werden konnte.

Erstmals war das Bundesministerium fürGesamtdeutsche Fragen mit einer 60 Quadrat-meter großen Informationsschau über die Pro-blematik und Geschichte der Wiedervereini-gungsbemühungen vertreten. In der Aula desMädchengymnasiums warnte der frühere Kul-tusminister des Landes Nordrhein-Westfalen,Prof. Dr. Paul Mikat, in seinem Vortrag „DerSport als gesellschaftspolitische Aufgabe“ da -v or, den Sport zum Lebensziel zu stempeln. Ersei vielmehr als Ausgleich und Lebenshilfe zuverstehen, der dem Menschen helfe, Schwä-chen zu überwinden.

Im neuen Rathausgebäude zeigte der Li -ons-Club durch Vermittlung der niederländi-schen Botschaft in Bonn eine Ausstellung überden Maler Vincent van Gogh. Die Bundesposteröffnete in den Räumen der Städtischen Spar -kasse die erste Gütersloher Postwertzeichen-Ausstellung „Güposta“ mit ihrem begehrtenSonderstempel. Die Aquarienfreunde Güterslohpräsentierten in der Blücherschule 40 Aquarienund Terrarien mit „tropischen Attraktionen“, die

Kanarienzucht- und Vogelliebhaber waren inder Turnhalle der Altstadtschule vertreten.

Ein deutsch-holländischer Gottesdienst inder Heilig-Geist-Kirche, ein Erntedank-Gottes-dienst mit plattdeutscher Predigt in der Apos-telkirche, Sportveranstaltungen, der kilometer-lange Michaelisfestzug der Vereine und Kapellen,der Lampionzug der Kinder, die publikumswirk-same Abendveranstaltung „Musik und Sport“in Mohns Park, der wiederum zugkräftige Mi-chaelisabend des Heimatvereins mit Tanz undUnterhaltung im Katholischen Vereinshaus, Bäl -le, Platzkonzerte, ein Volksmusikabend in derAula des Mädchengymnasiums, Fachvorträgeund ein Hausfrauennachmittag unter Mitwir-kung von Künstlern des Landes -theaters Detmold bildeten dasumfangreiche Programm. Ein be -sonderes Ereignis war der Tur-niersieg des Ehepaars Neitzkeauf dem Michaelisball des Tanz -turnierclubs Grün-Weiß-Casino.Auf der Kirmes boten die vierBrüder Kroll auf ihren Motorrä-dern in einem Stahlkäfig von fünfMetern Durchmesser atembe-raubende Kunststücke als „flie-gende Menschen“. Die Festwo-che endete am 6. Oktober.

Im Jahr 1969 fand vom 27. September bis5. Oktober nur eine Kirmes („Luna-Park“) statt.❚

1968

1970Nach der Eingemeindung der Ortschaf-

ten Isselhorst, Hollen, Ebbesloh, Niehorst, Frie d -richsdorf, Avenwedde und Spexard am 1. Janu -ar 1970 stieg die Bevölkerungszahl auf 80.400,das Stadtgebiet vergrößerte sich auf 111,95Quadratkilometer. Nicht nur die Aufgaben derStadt, auch die des Vereins nahmen zu. Zur Ent -lastung des Geschäftsführers Karl-Ernst Stroth -mann wurde am 5. Mai 1970 der Stadtober-

amtmann Rudolf Schreiber (1925 bis 2001)mit den Aufgaben als Organisator und Verbin-dungsmann für die Stadt beauftragt. Als Beisit -zer fungierten Walter Sundermann (Heimatver-ein), Albert Ramforth (Sängerbezirk), GüntherSchandert (DGB-Geschäftsführer), Erna Diek-mann (Deutscher Hausfrauenbund), HelmutFlöttmann (Stadtjugendring), Paul Kaldenbach(Sportabzeichen-Obmann) und Erwin Kühnl.

1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970

Die „Sparefroh’s“ von derSparkasse im Festzug 1968.

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Die Gütersloher Grafikerin Ute Lore Ho-mann-Kasper entwarf das neue Plakat der Mi-chaeliswoche, das auch auf der Titelseite desProgrammheftes erschien. An zehn buntenLuftballons, die auf Veranstaltungen der Fest-woche hinwiesen, stieg das traditionelle Symbolder Michaeliswoche mit den drei roten Kirchtür -men in den gegenübergestellten, schwarz-wei-ßen Buchstaben MW, in den blauen Himmel.

In seiner Eröffnungsrede hob der Vorsit-zende Hintzler den Bürgersinn hervor, der inder Vergangenheit wurzelt, in der Gegenwartaufgeschlossen ist und in der Zukunft auf dieBewältigung aller Probleme vertraut.

An dem Eröffnungsakt vor dem alten Rat-haus wurden unter den Klängen der jeweiligenNationalhymnen die Flaggen von zehn betei-ligten Nationen gehisst. Nach einer Musikschaudes Fürstlichen Trompeterkorps Rheda und „TheQueen’s Dragoon Guards“ erklang zum Schluss,gemeinsam mit der Kapelle der freiwilligenFeuerwehr, der Marsch „Alte Kameraden“.

Gleichsam als Willkommensgeschenk ver-anstaltete die Volkshochschule Isselhorst imKatholischen Vereinshaus einen dörflichen Hei -matabend mit dem Titel „Isselhorst grüßt Güters -loh“. Die „Westfälischen Nachtigallen“, ein be -kann ter Mädchenchor aus Ahlen, waren der Hö -hepunkt des Volksmusikabends in der Aula des

Mädchengymnasiums. Der Realschullehrer Frie -del Maaß bot zum Preis von fünf Mark eine gro -ße Stadtrundfahrt durch Gütersloh an, inklusiveKaffee und Kuchen. Auf dem Ausstellungsge-lände lockte der Stand der Molkerei H. Stroth-mann mit bekannten Sportlern, die zur Förde-rung der Stiftung „Deutsche Sporthilfe“ einge-laden wurden: Weltrekordschwimmer GerhardHetz, Zehnkämpfer und Goldmedaillengewinnerder Olympischen Spiele von Tokio, Willi Hol-dorf, Hans-Peter Lanig, sechs facher DeutscherMeister im Abfahrtslauf und Silbermedaillen-gewinner aus Sqaw Valley, der AltbundestrainerSepp Herberger, der Ehrenspielführer der Deut-schen Fußballnationalmannschaft und Fuß-ballweltmeister 1954, Fritz Walter, der Fußball-nationalspieler Reinhard „Stan“ Libuda vonSchalke 04, Dr. Rainer Klimke und die Fünf-kampf-Olympiasiegerin Ingrid Mickler-Becker.

Vom 26. September bis zum 4. Oktoberwurde die Michaeliswoche mit ihren bekann-ten Ausstellungen („Sie + Er“, Aquarienausstel-lung, Briefmarkenausstellung, Kanarienzucht)abgehalten. Hinzugekommen war die Sonder-ausstellung „Bauen + Wohnen”. Der Lunaparkauf dem Marktplatz war täglich von 15 bis23 Uhr geöffnet und hatte sich auf insgesamt61 Geschäfte und Buden vergrößert. Die Wit-terung blieb ein Sorgenkind der Veranstalter.Die Schau „Musik und Sport“ fiel zum wieder-holten Mal förmlich ins Wasser und reduzierte

In seiner Er-öffnungsredehob der VorsitzendeHintzler denBürgersinnhervor

Nach der Gemeindereformnehmen auch die Turner des TV Isselhorst mit ihremVorsitzenden Heinrich Stert-kamp am Festzug 1970 teil.

1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970

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die Einnahmen. Lediglich das Abschlussfeuer-werk war ein Lichtblick.

Anfang Dezember beschloss die Mitglie-derversammlung, 1971 wieder eine Michae-

liswoche durchzuführen und dann zum zwei-jährigen Turnus zurückzukehren. Der Grund lagdarin, dass 1975, dem Jahr des 150-jährigenStadtjubiläums, auf eine Michaeliswoche nichtverzichtet werden sollte.❚

Michaelis-Woche 1970.

6380 Jahre Michaeliswoche1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970

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Vierzig Jahre nach der ersten Oktober-messe hat sich die Gütersloher Michaeliswo-che von einer Werbewoche über Verkaufsför-derung zu einer Festwoche entwickelt. JürgenHintzler stellte zutreffend fest, dass sie derSelbstdarstellung der Stadt diene. In ihr reprä-sentiere sich das vielfältige bürgerschaftlicheund gesellschaftliche Leben. Als Termin wurdein diesem Jahr der 25. September bis zum 3.Oktober festgelegt.

Die inzwischen fünfte hauswirtschaftlicheAusstellung „Sie + Er”, bestehend aus 100 Aus -stellern, lockte rund 110.000 Besucher an. DieMode war durch einen Sonderstand des Tex-tilbüros Gütersloh vertreten. Dessen Vorsitzen-der, Dr. Günter Maßmann, durchschnitt das Er-öffnungsband für die Ehrengäste, der FabrikantHerbert Niemöller sprach die Begrüßungs-worte. Conférencier Heinz Wessel aus Senne-stadt führte durch die anschließende Modere-vue mit Mannequins und zwei Dressmen.

Das Festzelt wurde erstmals an der Bis-marckstraße aufgestellt, was zu Irritationenführte, weil einige Gütersloher das Zelt nichtfanden. Als Festwirt wurde der Gastwirt KurtKerstingjohänner (Waldgasthof Schloß Holte)engagiert. Die Neue Westfälische beobachtetehier die „Internationale Künstlerparade derSpitzenklasse“ mit Musical- und Komikerstars,die mit „Beifallsgeplätscher“ begann und ineinem „Schunkelsturm“ endete.

Es wurden Ausstellungen der AOK zur Ge-sundheit, der Johanniter-Unfallhilfe auf demBüskerplatz, des Kanarienzuchtvereins in derTurnhalle der Altstadtschule und die bekannteAquarien- und Terrarienschau in der Blücher-schule gezeigt.

40.000 Zuschauer erlebten den Michae-lisfestzug durch das Stadtzentrum. Unter den61 Festwagen befanden sich 21 Kapellen, Spiel -

mannszüge und Fanfarenkorps, die zum Teilaus Holland, Jugoslawien, Griechenland, Lett-land und Belgien stammten. Der stellv. Vorsit-zende Engelbert Mörchen kommentierte vomalten Rathaus die vorbeiziehenden Gruppender Vereine DJK, SVA, GTV, TV Isselhorst, Gü-tersloher Skifreunde, Radsportverein, Faltboot-gilde, DLRG, Schwimmverein, Reitervereine,Azolla-Zierfischfreunde, Imkerverein und Gü-tersloher Schützenverein. Die Aquarienliebha-ber feierten übrigens mit ihren Aktionen ihr 50-jähriges Vereinsjubiläum. Vermisst wurde eineBeteiligung des Gütersloher Handels, lediglichzwei Kaufhäuser, ein Möbelhaus und eine Sa-nitärfirma waren mit einem Wagen vertreten.

Auf dem Jahnplatz (GTV-Sportplatz) imMohns Park sahen 2.000 Zuschauer eine zumersten Mal veranstaltete „Internationale Musik-und Trachtenschau“, an der sich zwölf Musik-,Spielmanns- und Fanfarenzüge sowie neunTrachtengruppen beteiligten.

Im Katholischen Vereinshaus versetzten derZauberer Brunetti, der ehemalige Mainzer Hof-sänger Alfred Ysner und WDR-Rundfunkspre-cher Tommy Ric mit seinen Witzen die Teilneh-merinnen des von der Stadtsparkasse veran-stalteten Hausfrauennachmittages in eineheitere Stimmung.

Seine Premiere feierte der Flohmarkt inder Berliner Straße. Die erforderliche Sperrungdes mittleren Straßenabschnittes für den Ver-kehr gab einen positiven Vorgeschmack auf diefür das kommende Jahr vorgesehene Eröffnungder Fußgängerzone zwischen Köker- und Stren-gerstraße.

Am 5. November 1971 trafen sich die Ver-anstalter und die Vertreter der Vereine im„Bockskrug“ und hielten Rückschau. Gut doku -mentiert wurden die Ereignisse durch den Far b -film des Friseurmeisters Reinhard Schwenner.

1971

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40.000 Zu-schauer erleb-ten den Mi-chaelisfestzugdurch dasStadtzentrum

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Rudolf Schreiber (3. Reihe links), Geschäftsführer 1973 bis 19891. Reihe: Bürgermeister Heinz Kollmeyer, Stellvertreter Günther Schandert; 2. Reihe: Paul Kaldenbach, Engelbert Mörchen;3. Reihe: Willy Eichberg (rechts) bei der Eröffnung der Michaeliswoche 1973.

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Die Veranstaltungskosten von rund 36.000Mark konnten gedeckt werden, alle Veranstal-tungen waren fast immer ausverkauft, trotzmancher Verbesserungsvorschläge sprachenalle Beteiligten von einer gelungenen Festwo-che.

Vom 23. September bis zum 1. Oktober1972 wurde die Michaeliskirmes veranstaltet,die mit 37 Fahrgeschäften, Schieß-, Schau-und Verlosungsbuden, 28 Verkaufsbuden undsechs sonstigen Ständen (Ausschank) eineweitere Steigerung verzeichnete.❚

1973Am 9. Februar 1973 wählte die Mitglie-

derversammlung des Vereins an Stelle des1969 verstorbenen Walter Sundermann denbisherigen Geschäftsführer Karl-Ernst Stroth-mann zum stellvertretenden Vorsitzenden.Strothmann musste seinen Dienstsitz nachBielefeld verlagern und konnte seine Aufgabennicht mehr im bisherigen Umfang wahrneh-men. Zum Geschäftsführer wurde RudolfSchreiber gewählt. Der geschäftsführende Vor-stand bestand aus folgenden Personen: JürgenHintzler, erster Vorsitzender, Engelbert Mörchenund Karl-Ernst Strothmann, stellvertretenderVorsitzender, Rudolf Schreiber, Geschäftsfüh-rer. Als Beisitzer fungierten Helmut Flöttmann,

Stadtjugendring, Erich Diekmann, DeutscherGewerkschaftsbund, Else Smuda (später Pop-penburg), Hausfrauenbund, Paul Kaldenbachund Erwin Kühnl.

Mit einem neuen Titel konnte die Stadtzur diesjährigen Michaeliswoche einladen. Mitdem Inkrafttreten des so genannten Bielefeld-Geset zes am 1. Januar 1973 wurde GüterslohKreisstadt. Erstmals fand die Eröffnung mit derFlag genhissung der zehn teilnehmenden Na-tionen vor dem neuen Rathaus statt. Vorsit-zender Hintzler würdigte den „uneigennützigenBürgersinn und den ausdauernden Leistungs-willen“.

Höhepunkte der vom vom 22. bis zum 30. September1973 durchgeführten Festwoche waren:

Die Höhepunkte

❙ der Bunte Abend („Musik-Humor-Sport“), ein internationalesKünstlerprogramm mit Tanz im Festzelt am Eröffnungsabend

❙ das große Unterhaltungsprogramm des Werkmeister-Gesangs-verein in der Aula des Städtischen Gymnasiums, unter anderemmit den „Queen’s Royal Irish Hussars“ unter der Leitung vonPeter B. Smith

❙ in der neuen Fußgängerzone „Centrum mit Herz“ begeisterte der 1,97 Meter große Cherokese Silkirtis Nichols alias „BuffaloChild Long Lance“ die Kinder mit indianischen Tänzen

❙ die Stadtrundfahrt für Senioren unter der Leitung von FriedelMaaß und der Altennachmittag mit dem Westdeutschen Rund-funk „Aus der guten alten Zeit“

❙ Dalke-Fete der Jugend im Jugendheim Wiesenstraße

❙ Michaelis-Ball und der öffentliche Ball der Schützen im Katholi-schen Vereinshaus

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Autogrammstunde mit Michael Zeisner, Olympiateilnehmer 1972 im Schießen.

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Das Festzelt wurde wieder direkt auf demMarktplatz platziert und bot täglich ab 14 UhrMusik und Unterhaltungsveranstaltungen mitTanz.

Auf dem Informationsstand der Stadtwer -ke im Ausstellungszelt wurde gemeinsam mitder Fa. Siemens der Film „Technik für Ol ym pia72“ gezeigt. Er beschrieb den Einsatz der Tech -nik bei den Olympischen Spielen in München1972. Michael Zeisner aus Gütersloh, Olym-piateilnehmer im Schießen, Disziplin „laufen-der Keiler“, gab an zwei Abenden Autogramme.

Die Gütersloher Gruppe von „Amnesty In-ternational“ und ihr Sekretär, Dr. Dietrich Me-venkamp, nutzten erstmals die Gelegenheit

und informierten über Folterungen in 28 Staa-ten der Welt. Im Ausstellungszelt „Sie + Er“baten sie an ihrem Stand um Unterschriften.

Alles in allem war man am Ende zufriedenmit dem Ergebnis der Woche. Kritik gab es ander Einseitigkeit der Ausstellung, die als zu we -nig werbewirksam eingestuft wurde. Verkaufs-und Informationsstände sollten getrennt werden.Zu der Organisation des Hausfrauennachmittags,des Festzuges und des Kinderlampionzugesgab es ebenfalls Verbesserungsvorschläge.

Vom 28. September bis zum 6. Oktober1974 fand die Michaeliskirmes statt, die in-zwischen auf 72 Buden und Fahrgeschäfte er-weitert wurde.❚

Am 17. März gab der erste Vorsitzendedes Stadtjugendringes, Helmut Flöttmann, inder Vorstandssitzung in der Gaststätte Beckordseinen Rücktritt bekannt. Zu seinem Nachfol-

ger wurde Dietrich Falk gewählt. In der Mitglie-derversammlung vom 9. Juni teilte Bürger-meister Kollmeyer mit, dass die Michaeliswo-che nicht als offizielle Jubiläumswoche der

1975

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Am Festzug zum 150-jährigen Stadtjubiläum 1975 nehmen auch „Marten“ und „Miele“ teil.

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ordneten für die ständische Vertretung der Pro-vinz Westfalen wählen konnten. Das 2.400-Seelen-Dorf Gütersloh gehörte dazu und durftesich fortan als Stadt bezeichnen.

Bereits im Januar begannen die Vorberei-tungen für die Michaeliswoche, die vom 27.September bis zum 5. Oktober gefeiert wurde.Als Hauptveranstaltungsort wurde der Markt-platz um das benachbarte Sportgelände er-weitert. Dank städtischer Unterstützung vergrö-ßerte sich die Ausstellungsfläche von 3.500auf 6.000 Quadratmeter und einem Freige-lände von 1.200 Quadratmeter. An die Stelleder hauswirtschaftlichen Ausstellung „Sie + Er“trat die Gütersloher Wirtschaftsausstellung GÜ-WA ’75, die von dem Unternehmen Hans-Joa-chim Saniter aus Hannover betreut wurde.Erstmals wurde ein Eintrittsgeld von einer Markfür Erwachsene und 50 Pfennig für Kinder er-hoben. Damit war beabsichtigt, das die „un-liebsamen Begleiterscheinungen früherer kos-tenloser Besuche fortfallen“. Der heimischeGrafik-Designer Helmut Richter entwarf einneues Werbeplakat, das auch für die Titelseitedes Programmheftes verwandt wurde. Es zeigteine von der Städtischen Sparkasse heraus-gegebene Goldmedaille mit Motiven aus Alt-und Neu-Gütersloh.

Im Programm fand das Stadtjubiläum sei -ne Berücksichtigung durch den Festzug. 100.000Menschen sahen den mit 116 Wagen, mit Spiel -manns-, Musik- und Fanfarenzügen bisher längs -ten Zug in der Geschichte der Michaeliswoche.In Biedermeierkostümen, Bauerntrachten um1900, altertümlichen Automobilen und drei inden 1930er Jahren gebauten Motorrädern(„Pättkenschnüwer“) aus dem Museum derFirma Miele wurde die Vergangenheit lebendig.Kontrovers waren dagegen die Meinungen überdie Teilnahme von fünf auf Wagen befestigtenhistorischen Kanonen der britischen Stationie-rungskräfte.

Stadt gefeiert wird, für den Herbst sei eine ei-gene Veranstaltung zum Stadtjubiläum ge-plant. Jürgen Hintzler stellte klar, dass dasMotto „150 Jahre Stadt Gütersloh“ lediglich zuWerbezwecken verwendet werde. Das Jubiläumberuht auf einer Verordnung des preu ßi schenKönigs Friedrich Wilhelm III. vom 14. November1825. Darin wurde festgelegt, welche Orte zuden Städten gerechnet wurden, die ei nen Abge-

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Plakat für 1975 von Grafik-Designer Helmut Richter.

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265 Kinder beteiligten sich auf demSchulhof der Altstadtschule an der Pflasterma-lerei zum Thema „Festzug und Kirmes“.

Eine Uraufführung besonderer Art präsen-tierten die Bläser der Feuerwehrkapelle unterder Leitung von Kurt Glass: den von Wilm Zu-ijdervelt aus Gütersloh komponierten „Güters-loher Jubiläumsmarsch“.

Dem langjährigen Betreiber des Vergnü-gungsparks, August Schneider, wurde vom Bür-germeister Kollmeyer für seine 50-jährige Ver-bundenheit mit der Stadt Gütersloh ein Stichvon Alt-Gütersloh überreicht.

Vom 25. September bis zum 3. Oktober1976 fand die Michaeliskirmes statt.❚

Im Mai veranstaltete die Werbegemein-schaft Gütersloher Einzelhändler zum erstenMal den „City-Treff“. Nach 1978, 1979 und1980 fand das Innenstadtfest nur noch allezwei Jahre, im Wechsel mit der Michaeliswo-che, statt. Die Geschäftsleute der Innenstadterhofften sich von der Frühjahrsveranstaltungweitere wirtschaftliche Erfolge.

Für die Michaeliswoche vom 23. Septem-ber bis zum 2. Oktober erklärten sich Vereine,Verbände, Handel, Handwerk und Industriewieder bereit, unter der Leitung des geschäfts-führenden Vorstandes sowohl bei der GÜ-WA’77 als auch beim Festprogramm mitzuwirken.In diesem Jahr stand der Abschluss der Städ-tepartnerschaft mit der französischen StadtChâteauroux am 23. September 1977 im Vor-

1977

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Seit 1925 organisiert die Familie Schneider die Michaeliskirmes in Gütersloh.

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dergrund. Am Abend wurde die Michaeliswo-che mit der Flaggenhissung und dem Abspielender Nationalhymnen vor dem Rathaus eröffnet,anschließend tanzte unter anderem eine Fol -kloregruppe aus Châteauroux unter der Beglei-tung von Radleier- und Dudelsackklängen.

Die aufkeimenden wirtschaftlichen Bezie-hungen dokumentierte ein 145 Quadratmetergro ßer Stand der französischen Delegation auf derGÜ-WA, vor dem der Vorsitzende Hintzler auchdie offizielle Ausstellungseröffnung vornahm.Die Franzosen warben mit Köstlichkeiten ausder Stadt und dem Departement Indre. Der Ver -ein für Philatelie bot aus Anlass der Partnerschaftim Sonderpostamt im Rathaus einen Sonder-stempel mit den Wappen beider Städte an.

Erstmals kreiste über der Stadt ein Flug-zeug mit einem Gütersloher Werbetransparent.Die Stadtwerke setzten während des Festum-zuges 16 Großraumbusse ein, die kostenloszwischen der Innenstadt und den Parkplätzenam Stadtrand pendelten.

Das Theater der Stadt organisierte einen„Theaterrummel und Tag der offenen Tür“ mit

Jazzfrühschoppen, Puppentheater, Kostümba-sar, öffentlichen Proben, Westernfilmen mitJohn Wayne, Aktionen wie „Gütersloher Künst-ler signieren Theaterplakate“, „Schminken fürZuschauer“, einem „musischen Flohmarkt“ und„Tingeltangel mit Musik“ mit Mitgliedern desOsnabrücker Theaters.

Als Neuheit gab es ein Stelldichein tierlie-bender Kinder mit ihren Lieblingstieren (aus-genommen Hunde) beim Kinderzoo auf demRathausplatz unter dem Glockenspiel.

Bei dem traditionellen Michaelisball desTanzturnierclubs „Grün-Weiß-Casino“ im Kath.Vereinshaus gewannen die Gütersloher Dr. Wal-ter und Elisabeth Topperzer zum zweiten Maldie Grün-Weiß-Trophy und erhielten darüber hi-naus den Ehrenteller der Stadt.

Überfüllt war der Folkloreabend der 1971gegründeten Portugiesischen Vereinigung imSaal Teismann. Der anwesende Botschafterder Republik Portugal stellte fest, dass er inDeutschland seit langem keine so stark be-suchte und gelungene Veranstaltung miterlebthabe.❚

70 80 Jahre Michaeliswoche 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970

Erstmals auf der Michaelis-woche 1977 präsentiert sich die Partnerstadt Châteauroux/Frankreich.

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1978 war die Michaeliskirmes mit 93Fahrgeschäften, Verkaufs-, Schieß-, Schank-und Losbuden die bisher größte in ihrer Ge-schichte. Sie fand vom 23. September bis zum1. Oktober 1978 statt.

Am 6. April 1979 wurde eine weitere Part-nerschaft mit der englischen Stadt Broxtowegeschlossen. Etwa 250 Bürger aus beidenStädten nahmen an der Michaeliswoche teil.Im Programmheft wurden zum ersten Mal dieGrußworte in drei Sprachen gedruckt, auchstellten sich Vorstand und Beirat mit den Zie-len des Vereins kurz vor. Der Eröffnung am 21.September folgte am Sonnabend, 22. Sep-tember, die Eröffnung der Aquarienschau, dieAusstellung „Gütersloh und seine Umwelt –Natur- und Umweltschutz im Kreis Gütersloh“im Heimathaus am Domhof 5, der GÜ-WA ’79und die Michaeliskirmes. Die GÜ-WA war mit9.000 Quadratmetern, davon 6.500 Quadrat-meter überdacht, noch nie so groß wie in die-sem Jahr. Der Verkehrsverein war, wie die Stadtselbst, erstmals mit einem Stand vertreten. EinFestzelt wurde nicht aufgebaut, daher fandenviele Veranstaltungen in der am 7. September1979 eröffneten Stadthalle statt.

Zum letzten Male nahm der BürgermeisterHeinz Kollmeyer die Eröffnung vor, am 16. Ok-tober 1979 wurde der CDU-Ratsherr AdolfGräwe zu seinem Nachfolger gewählt. Das Pro-grammheft „Michaelisführer“ wurde in einerAuflage von 12.000 Exemplaren gedruckt undführte rund 200 Aussteller auf, die Hälfte vonihnen aus dem Kreis Gütersloh.

Der Festzug trug das Motto „Gütersloh –Partner in Europa“ und enthielt 36 Musikgrup-pen, acht Folkloregruppen und rund 50 Fest-wagen beziehungsweise Fußgruppen. Die Selbst -darstellung der Vereine und die Vielfalt der sport -lichen Aktionen begeisterten erneut die Zu- schauer, die zu Tausenden die Straßen säumten.

Der Musikzug der freiwilligen Feuerwehr,der am 19. September sein 100-jähriges Ju-biläum beging, demonstrierte mit von Handgezogenen Spritzen und von Pferden gezoge-nen Schlauch- und Leiterwagen aus dem vori-gen Jahrhundert sowie einer kombiniertenSchaum- und Wasserkanone den technischenFortschritt im Feuerlöschwesen.

750 Gäste konnte SparkassendirektorBennewitz zum Hausfrauennachmittag in derStadthalle begrüßen. Die aus 130 Mitgliedernbestehende Sing- und Spielgruppe Marienfeldtrug Lieder aus deutschen Landen, aus derTaiga, aus Südamerika und Westernsongs vor.Höhepunkt der Veranstaltung war der ZaubererBrunetti, der eine „schwebende Jungfrau“ prä-sentierte.

Am Donnerstag, dem 27. September, sen -dete Radio Luxemburg (RTL) live aus der Gütersloher Stadthalle („12 Uhr mittags“).300 Zuschauer applau dierten unter anderemden Schlagerstars Cindy & Bert und PeterRubin.

Die Abschlussveranstaltung „Musik – Ge-sang – Sport – großer Zapfenstreich – Feuer-werk“ am 30. September im Heidewald war„gut, aber kurz“, wie die Glocke kommentierte.Von 64 Sportvereinen der Stadt nahmen nurder Gütersloher Turnverein und der TuS Fried-richsdorf teil. Dafür intonierte ein Großchor, be-stehend aus den Männergesangvereinen Har-monie Gütersloh, Buchfinken, Turnergesangver-ein und Werkmeister-Gesangverein unter derLeitung von Carl-Theodor Hütterott unter an-deren das Lied „Wohlauf in Gottes schöneWelt“. Der Große Zapfenstreich mit Deutsch-landlied leitete über zum abschließenden Feu-erwerk.

1980 fand die Michaeliskirmes vom 27.September bis zum 5. Oktober statt.❚

1979

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Der Festzugtrug dasMotto „Gütersloh –Partner in Europa“

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Zum 50-jährigen Jubiläum der Michae-liswoche verfasste der Redakteur Fritz Gemppeinen historischen Rückblick für das neu ge-staltete Programmheft. Der Grafiker Bunne-mann entwarf ein neues Plakatmotiv, das unterdem Titel „50 Jahre Michaeliswoche Güters-loh“ auf dem neuen Heft erschien. Das tradi-tionelle „Wappen“ der Michaeliswoche warverschwunden, die Buchstaben M und W bil-deten jetzt als Schatten den Hintergrund fürdrei schwarze Kirchtürme, die vor einem wei-ßen Hintergrund mit einem grün-weiß-rotenLängsbalken aufragten.

Das Programm vom 25. September biszum 4. Oktober fiel noch reichhaltiger als imVorjahr aus. Die inzwischen 29. Festwoche seitder 1. Oktobermesse 1931 präsentierte nebender GÜ-WA ’81 und der Aquarienschau weitereAusstellungen: Die Sparkasse informierte inihren Räumen über „Korallenriffe des RotenMeeres“, der Heimatverein stellte im Heimat-haus „Häuser – Gesichter unserer Stadt“ vor,der Kunstverein zeigte im Veerhoffhaus „Gra-phik aus der Barockzeit“, die Deutsche Ver-kehrswacht war mit einem Seh- und Rettungs-wagen sowie mit abendlichen Filmaufführun-gen an der Rathauswand vertreten.

Die Patenschaft mit der Weinstadt Lorchim Rheingau wurde neu belebt, auf dem Ber-liner Platz baute das Kaufhaus Hertie in Ver-bindung mit der Stadt Lorch ein „Weindorf“ mitWeinbrunnen auf, in dem es neben acht Wein-sorten aus Lorch auch einen besonderen Mi-chaelisfestwein zu kaufen gab. Die GütersloherEinzelhändler führten eine Verlosung durch, beider „Gütersloher Spezialitäten-Päckchen“ mitPumpernickel, Wurstwaren, Schnaps und Frot-tierwaren zu gewinnen waren.

Mehr als 200 Geschäftsleute und Firmenbeteiligten sich an der Wirtschaftsausstellung,davon 65 aus dem Stadtgebiet. Erstmals

waren das Land Nordrhein-Westfalen und derKreis Gütersloh mit Informationsständen ver-treten. An die 300 Bürger aus Châteauroux,darunter der stellvertretende Bürgermeister Dr.Pierre Gasnier, weilten in Gütersloh, um an derFestwoche teilzunehmen.

Nach der offiziellen Eröffnung veranstal-tete der Verein am Freitagabend, 25. Septem-ber, im Katholischen Vereinshaus einen Kom-mers aus Anlass seines 50-jährigen Beste-hens.

Der ebenfalls 1931 gegründete Radsport-verein (RSV) Gütersloh organisierte im Jubilä-umsjahr neben einer ganzen Reihe von Veran-staltungen am 3. und 4. Oktober das „Interna-tionale Zwei-Etappen-Radrennen“ um den neugestifteten Wanderpreis der Michaeliswoche.Engelbert Möhrchen, stellvertretender Vorsit-zender des Vereins und launiger Kommentatorzahlreicher Veranstaltungen, amtierte bereitsseit 1953.

Der Verein für Philatelie führte am Sonn-tag, dem 27. September die erste Heißballon-fahrt mit Postbeförderung durch. Extra zu die-sem Zweck hergestellte Sonderschmuckum-schläge konnten erworben und versehen mitSonderstempeln befördert werden. Der Post-sack wurde über Gütersloher Gebiet abgewor-fen und von der Post weiterbefördert.

Mittelpunkt der Herbstwoche war wie-derum der Festzug. 36 Musikgruppen, vierFolkloregruppen, 18 Sportvereine, 17 Interes-sengruppen und Liebhabervereine, vier Schüt-zenvereine sowie, 16 Gewerbe- und Industrie-betriebe stellten Wagen oder Fußgruppen.

Die Internationale Musikschau im Heide-wald, ein Abend mit Harald Juhnke in derStadthalle, ein Straßenmalwettbewerb aufdem Pausenhof des Städtischen Gymnasiums,

1981

Großes Jubiläum: 50 Jahre Michaelis-Woche Gütersloh

72 80 Jahre Michaeliswoche 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980

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7380 Jahre Michaeliswoche

die „Hit-Rakete“ mit Chris Howland, BernhardBrink, Chris Roberts, Hoffmann & Hoffmann,Goombay Dance Band und Siw Inger in derStadthalle, der Kinderlampionzug mit Feuer-werk auf dem Schulhof der Altstadtschule, dasInternationale Tanzturnier „Grand Prix d’Eu ro -pe“ mit der Kapelle Hugo Strasser in der Stadt -halle und die Abschlussveranstaltung „Musik-Sport-Tanz-Feuerwerk“ waren weitere High-lights des Jubiläumsprogramms.

77 Schausteller luden im Jubiläumsjahrzur Kirmes ein, die vom SchaustellerverbandGütersloh-Lippstadt unter dem Vorsitz von Au-gust Schneider und W. Lemoine organisiertwurde. Vor der Großschaukel „Alte Liebe“ fandam 26. September die Eröffnung und eine Eh-rung der Schausteller statt, die seit über 25Jahren nach Gütersloh kommen. Anschließendgab es für 30 Minuten freie Fahrt auf allen Ka-russells und Bahnen.❚

In der Vorstandssitzung vom 28. Mai1982 teilte Jürgen Hintzler mit, dass er denWunsch habe, mit nunmehr 78 Jahren vomAmt des ersten Vorsitzenden zurückzutreten. Zuseinem Nachfolger wurde einstimmig der seit1963 in Gütersloh wohnhafte Sparkassendi-rektor Rolf Bennewitz (geboren 1927) gewählt.Hintzler wurde zum Ehrenvorsitzenden des Ver-eins ernannt. Bürgermeister Gräwe, AugustSchneider vom Schaustellerverband, Ausstel-lungsleiter Hans-Joachim Saniter und Karl-Ernst Strothmann dankten ihm für gelungenezehn Festwochen und 17 Jahre Vorstandstä-tigkeit.

Am 17. Januar verstarb im Alter von 77Jahren der Lehrer und engagierte Mitarbeiterdes Vereins, Friedel Maaß. Besonders seineStadtrundfahrten während der Michaeliswo-chen erfreuten sich großer Beliebtheit. Am 29.Dezember verstarb die Vertreterin des Deut-schen Hausfrauenbundes im Beirat, Else Pop-penburg. Für sie rückte Erika Laubner nach.

Mit zuverlässiger Genauigkeit hielt der Ge-schäftsführer Rudolf Schreiber fest, dass ander Kirmes vom 25. September bis zum 3. Ok-tober 1982 zehn Fahrgeschäfte, fünf Vergnü-gungsbetriebe, 14 Ausspielungsbetriebe, fünfSchießwagen und 40 Verkaufsstände beteiligtwaren.❚

1982

Sparkassendirektor Rolf BennewitzVorsitzender der Michaeliswoche von 1982 bis 2003.

1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980

Kinder am Michaelisabend 1955 beim Sam-meln und Singen des Michaelisliedes an denHaustüren der Stadt.

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74 80 Jahre Michaeliswoche

Vom 24. September bis zum 2. Oktoberfand die Michaeliswoche mit der fünften Gü-tersloher Wirtschaftsausstellung GÜ-WA statt.Die Eintrittspreise wurden von drei auf 3,50 Markfür Erwachsene und von einer auf 1,50 Mark fürKinder erhöht. Trotzdem wurden mehr Besuchergegenüber 1981 gezählt. Ausstellungszelteund Kirmesbetrieb teilten sich wie bisher dieFläche auf dem Marktplatz. Auf rund 10.000Qua dratmetern Ausstellungsfläche konntentrotz weiterer Anmeldungen nur 200 Ausstellerberücksichtigt werden. Ein besonderer Akzentlag auf den Bereichen „Bauen + Wohnen“ sowiedem Einsparen von Energie. Der Bürgermeisterder französischen Partnerstadt, Daniel Bernadet,freute sich darüber, dass die Stände von Gü-tersloh und Châteauroux „wie Zwillinge“ neben -einander stehen, der französische Ausdruck fürPartnerschaft „jumelage“ komme von „jumeaux“(Zwillinge). Die Landesregierung war mit einemInformationsstand zum Thema „Frau en in Nord -rhein-Westfalen“ vertreten und sollte die Frauen -politik des Kabinetts um Johannes Rau verdeut -lichen. Prominentester Besucher der Ausstellungwar der Minister für Wissenschaft und For -sch ung in Nordrhein-Westfalen, Hans Schwier.

Der Flöttmann-Verlag stellte das neue„Heimat-Jahrbuch Kreis Gütersloh 1984“ vor,das mehr als 40 Beiträge zur Geschichte, Kul-tur, Wirtschaft, Natur und Landschaft, Platt-deutsches und Anekdoten enthielt. Herausge-ber war der Kreis Gütersloh in Zusammenar-beit mit den Heimatvereinen.

Der Kinderlampionzug wurde auf denSonntagabend, 2. Oktober, vorverlegt, an des-sen Schluss ein Feuerwerk auf dem Rathaus-vorplatz abgebrannt wurde.

Zur Eröffnung erklangen lediglich die Na-tionalhymnen der Partnerstädte aus Englandund Frankreich, die Flaggen der anderen be-teiligten Nationen wurden beim Abspielen der

deutschen Hymne aufgezogen. Besonders ge-lobt wurde der Auftritt der Ballettgruppe des Turn -vereins Isselhorst während der Eröffnungsfeier.An der Musikschau im Heidewaldstadion nah-men 16 Gruppen aus den Niederlanden, Frank -reich, Belgien, Großbritannien und Deutsch-land teil. Die Zahl der zahlenden Zuschauerübertraf die aller bisherigen Veranstaltungen.

An dem sonntäglichen Festzug nahmen108 Musik- und Fußgruppen teil. Angeführtwurde der Zug von der „Eastwood ArcadiansShowband“ aus Broxtowe, den Schluss bildeteein Truck mit dem Country-Club. Schätzungs-weise 100.000 Zuschauer aus ganz Ostwest-falen wohnten dem Spektakel bei.

Das Kaufhaus Hertie eröffnete am erstenSonntag in Zusammenarbeit mit der WeinstadtLorch auf dem Berliner Platz die „Lorcher Wein-Schänke“. Am Donnerstag, 29. September,stellte die Band „Ina & F.A.N“ aus Langenbergauf dem Podium des Berliner Platzes ihre ersteLangspielplatte vor.

Das Freundschaftsspiel im Heidewaldsta-dion gegen den Zweitligisten FC Schalke 04(unter anderem mit Dietz, Täuber, Opitz, Abelund Abramczik) gewann der FC Gütersloh (u.a.mit Graul, Fuhsy und Castillo) mit 4 : 0.

Nach dem erfolgreichen Abschluss derFestwoche gab der stellvertretende Vorsitzen de,Engelbert Mörchen, im November 1983 aus per -sönlichen Gründen seinen Rücktritt bekannt.

Trotz zahlreicher Veranstaltungen im Rah-men der 800-Jahr-Feier (die erste urkundlicheErwähnung Güterslohs stammt aus dem Jahr1184) der Stadt 1984 fand keine zusätzlicheMichaeliswoche statt.

Vom 29. September bis zum 7. Oktober wardie Michaeliskirmes das Ereignis im Herbst.❚

1981

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Schätzungs-weise100.000 Zuschaueraus ganz Ostwestfalenwohnten demSpektakel bei

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Nicht nur die erste Erwähnung vor 800Jahren, auch die Eröffnung der neuen Stadt-bibliothek und des Bürgerzentrums „Alte We-berei“ wurden in der Stadt gefeiert. Beide Ins -titutionen wurden in das diesjährige Programmeinbezogen. Ein Folkkonzert in der „Alten We-berei“, ein „Tag der offenen Tür“, Lesungen, dieAusstellungen „Hobby-Künstler“ und „Grün Ka-putt – Landschaft und Gärten der Deutschen“sowie ein Gespräch von Schülern mit alten Gü-terslohern zum Thema „Gütersloher erzählenGeschichte“ in den Räumen der Stadtbiblio-thek bereicherten das bekannte und bewährteProgramm. Keine Berücksichtigung fand das75-jährige Bestehen des Einzelhandelsverban-des, der sein Jubiläum bereits in der erstenSeptemberwoche gefeiert hatte. Von Seitendes Vorstandes wurde bedauert, dass die Be-teiligung des Einzelhandels zu wünschen übrigließ. Festzustellen ist, dass sich die Michaelis-woche im Lauf ihrer Geschichte von einer Wer-beveranstaltung einzelner Interessengruppen,besonders des Einzelhandels und des Hand-

werks, zu einer Selbstdarstellung der zahlrei-chen und vielfältigen Interessengemeinschaf-ten der Stadt entwickelt hatte.

Die 26. Michaeliswoche fand vom 27.September bis zum 6. Oktober statt. Die Eröff-nung nahm der am 25. Januar 1985 zum Bür-germeister gewählte Karl Ernst Strothmann vor.Der nach der Kommunalwahl 1984 gewählteBürgermeister Adolf Gräwe (gestorben 1986)war aus gesundheitlichen Gründen zurückge-treten.

Die Behindertensportgemeinschaft Gü-tersloh feierte während der Festwoche ihr 30-jähriges Bestehen mit einem Bosselturnier, ei -nem Prellball- und einem Sitzballturnier. Erst-mals wurde am Sonnabend, dem 5. Oktoberam Rathaus ein 1.000-Kilometer-Non-Stop-Lauf in die Partnerstadt Châteauroux gestartet,der von der Laufgemeinschaft des Postsport -ver eins veranstaltet wurde. Die GütersloherSchützengesellschaft führte die gesamte Fest-

1985

Veranstaltungen zur Michaeliswoche locken immer viele Zuschauer an. Hier eine Aufnahme aus dem Jahre 1965 nach dem Platzkonzert einer englischen Militärkapelle vor dem Rathaus. Völkerverständigung demonstrieren auf der Straße ein englischerBobby und ein deutscher Polizist.

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woche hindurch einen internationalen Schieß-sportwettbewerb durch. Der 6. Oktober war mitmehreren Veranstaltungen dem 25-jährigenBestehen des Hallenbades an der Herzebro-cker Straße gewidmet. Der Kneipp-Verein ludam 28. September um 19 Uhr zu einer „Hal-loween-Mondscheinwanderung“ ein.

Die 6. Gütersloher WirtschaftsausstellungGÜ-WA ’85 hatte den gleichen Umfang wir vorzwei Jahren. Stadt und Verkehrsverein hatteneinen gemeinsamen Stand unter dem Motto„Künstlercafé Stadt Gütersloh“. Auf dem Standder Landesregierung wurde für sieben Tage dasseit 1980 in Nordrhein-Westfalen eingerich-tete „Grüne Telefon“ für Umweltschutzfrageninstalliert. Die Sparkasse stellte in ihren Ge-schäftsräumen ihre Notgeldsammlung vor undanimierte 7.000 Teilnehmer zur Beteiligungan dem erstmals veranstalteten Gewinnspiel„Sparkassen-Roulette“. Der Erlös kam demVerein Le bens hilfe zugute. Der Fotograf Ydo Soldokumentierte das im Januar 1984 eröffneteBürgerzentrum „Alte Weberei“ und der Vereinfür Phi latelie widmete sich in der Stadtbiblio-thek dem Thema „Die Umwelt des Menschen“.Die Aqu arienschau mit mehr als 40 Aquarienin der Stadthalle rundete den Ausstellungsrei-gen ab.

Die traditionelle Trachten- und Musikschauam ersten Michaelissonntag wurde aus dem

Heidewaldstadion in die Fußgängerzone ver-legt und hielt die Besucher in der Innenstadt. DerFestzug am Nachmittag brach alle Rekorde.Mit 117 Wagen, Musik- und Fußgruppen war erso lang wie nie zuvor. Wie bereits beim Festzug1983 schrieb die Sparkasse ein Gewinnspielaus, das die Zuschauer zur Bewertung der Wa -gen und Gruppen des Festzuges aufrief. Dies-jähriger Gewinner war der Kattenstrother Kar-nevalsclub. Der 17. Hausfrauennachmittagder Sparkasse und der Ortsgruppe des Haus-frauenbundes unter der Moderation von ErwinKühnl begeisterte die 650 Teilnehmerinnenebenso wie der Unterhaltungsnachmittag fürSenioren („Ein bunter Herbststrauß“) in derStadthalle. Der Plattdeutsche Abend des Hei-matvereins in der Aula des Städtischen Gym-nasiums, der Kulturabend der Heimatvertrie-benen „Vor 40 Jahren aus der Heimat vertrie-ben – 40 Jahre in Gütersloh zu Hause“, derKinder-Flohmarkt auf dem Berliner Platz undder Kinderlampionzug waren ebenfalls erfolg-reiche Veranstaltungen.

Anlässlich des 50-jährigen Bestehens derWeinpatenschaft mit der Stadt Lorch nahm derBegründer der Patenschaft, der GütersloherEhrenbürger Carl Miele, im Lorcher Weindorfauf dem Berliner Platz einen Jubiläumspaten-wein (1984er Rheingauer Riesling) entgegen.Überreicht wurde er von der Weinprinzessinvon 1935, Luise Wolf.❚

Im April 1987 verstarb das Beiratsmit-glied Erwin Kühnl. Seit 1958 arbeitete er imVe rein mit, vor allem als Mitglied des Beirates.Kühnl wurde nicht nur als Planer, sondern auchals Gestalter von Veranstaltungen geschätzt. Aufeigenen Wunsch schied Erich Diekmann aus, derseit 1971 als Vertreter des Deutschen Gewerk-schaftsbundes im Beirat aktiv war. Für ihn rückteHorst Kurt Bednarzik nach. Dem Vorstand ge-

hörten danach noch sieben Personen an: Vor-sitzender Rolf Bennewitz, Sparkassendirektori. R., stellvertretender Vorsitzender Karl-ErnstStrothmann, Verbandsgeschäftsführer, Geschäfts -führer Rudolf Schreiber, städtischer Oberver-waltungsrat, Beirat: Horst Bednarzik, Posthaupt -sekretär, Dietrich Falk, Architekt, Paul Kalden-bach, Geschäftsführer i. R. (Sonopress), ErikaLaubner, Hauswirtschaftsmeisterin.

1987

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Rund 10.000QuadratmeterAusstellungs-fläche reich-ten für dieZahl der Anmeldungennicht aus

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Unmittelbar nach dem Ende der Michae-liskirmes am 5. Oktober 1986 begann der Vor-stand mit den Beratungen zum Programm derMichaeliswoche 1987, die vom 25. Septemberbis zum 4. Oktober 1987 stattfand. In diesemJahr wurde das zehnjährige Bestehen derStädtepartnerschaft mit Châteauroux und mitBroxtowe im Jahr 1988 gefeiert. Nahezu 800Gäste aus den Partnerstädten beteiligten sichan den Veranstaltungen. Die Kirmes und die 7.GÜ-WA ’87 teilten sich wieder das Marktplatz-gelände, die rund 10.000 Quadratmeter Aus-stellungsfläche reichten für die Zahl der An-meldungen nicht aus. Erstmals war die StadtLorch mit einem Stand vertreten. Der Verkehrs-verein bot die schon zur Tradition gewordene„Michaelis-Stadtrundfahrt“ an und informierteüber die für 1988 geplanten Aktionen „Güters-loher Sommer“, Gütersloher Kunsthandwer -kermarkt, Stadtparkbeleuchtung und Martins-zug am 11. November. Am Ende wurden85.000 Besucher gezählt, zur Zufriedenheitvon Ausstellungsleiter Saniter und der 186Aussteller.

130 Fahnen wurden im Stadtgebiet ange-bracht, dazu das Stadtwappen und das Mi-chaeliswochen-Emblem in leuchtenden Far-ben. Die Spar- und Darlehnskasse zeigte inihren Geschäftsräumen an der MoltkestraßeFotos aus der Partnerstadt Châteauroux, dieStadtbibliothek stellte ihre Räume für dieAusstellungen „Wir Sonntagsmaler, Güterslo-her Hobbykünstler stellen sich vor“ und „Jahr-marktslebkuchen, Firma Heinrich SchulteBorgholzhausen“ zur Verfügung.

Die Gütersloher Schützengesellschaft ver-anstaltete die dritten Internationalen Schieß-sporttage im Heidewald, die Werbegemeinschaftorganisierte einen Michaelis-Luftballonwettflugin der Fußgängerzone. Zum 18. Mal fand derHausfrauennachmittag statt, das Motto lautete„Von der Waterkant bis Gütersloh“.

Von den 62 Musikgruppen des Festzugeslag die Militärkapelle Châteauroux in der Zu-schauergunst vorne, bei den Festwagen gewannder Kleingärtnerverein „Stiller Friede“ und beiden Vereinen der TV Isselhorst den Wettbewerbder Sparkasse um den schönsten Beitrag.

In der Vorstandssitzung vom 24. Oktober1988 im Gasthof „Haus Niemuth“ gab der Vor-sitzende bekannt, dass der GeschäftsführerRudolf Schreiber Ende September 1988 ausdem aktiven Dienst der Stadt Gütersloh aus-geschieden sei und deshalb auch die Tätigkeit

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Das illuminierte Symbol der Michaeliswoche 1987.

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im Vorstand aufgeben wolle. Zu seinem Nach-folger wurde in der Mitgliederversammlungvom 16. Januar 1989 Giesbert Nunnemann,Mitarbeiter des Hauptamtes der Stadt Güter -sloh, gewählt. Rudolf Schreiber wurde zum

stellvertretenden Geschäftsführer, Paul Kal-denbach zum zweiten stellvertretenden Vorsit-zenden gewählt. Der Leiter des Jugend- undSport amtes, Udo Mauritz, erklärte sich bereit,im Beirat mitzuarbeiten.❚

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Das Plakat zur Festwoche 1989.

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7980 Jahre Michaeliswoche

Für die diesjährige Festwoche vom 22.September bis zum 1. Oktober 1989 wurdeein neues Plakat aufgelegt, dem der Original-entwurf der Firma Flöttmann zur ersten Mi-chaeliswoche nach dem Krieg von 1949 zu-grunde lag.

Am 22. September wurde im Rathaus diePartnerschaftsurkunde mit der polnischen StadtGrudziadz (Graudenz) unterzeichnet. Eine De-legation unter der Leitung des Ratsvorsitzen-den Zygmunt Bona und des StadtpräsidentenBoleslaw Tafelski nahm an der Eröffnung teil.Die Vertreter der Partnerstädte sprachen Gruß-worte. Am Abend des Eröffnungstages starteteam Rathaus der zweite Gütersloher Stadtlauf(Michaelislauf) um den Preis der Stadt Güter -sloh. Teilnahmeberechtigt waren die Bürgerin-nen und Bürger aller Altersklassen.

Besuchermagnet war erneut der kilome-terlange Festumzug mit mehr als 100 Festwagen,Musikzügen und Fußgruppen aus ganz Europa.Die Internationale Musikshow am Sonntag-morgen, 24. September, litt unter dem Dauer-regen, die 80.000 Zuschauer des Festzugeskonnten zumindest zeitweilig ihre Regenschir -me zuspannen. Neben der Kirmes war die mo-bile Hai-Show eine besondere Attraktion, beider junge Taucherinnen zu den Raubfischen indas Panzerglasbecken kletterten.

In einem Pavillon des Städtischen Gym-nasiums zeigte der Amateur-Radio-Club Gü-tersloh die Ausstellung „40 Jahre Amateurfunkin Gütersloh“ und nahm weltweite Verbindungenmit Funkamateuren auf. Die Stadtbibliothekhatte wieder eine Ausstellung von GütersloherFreizeitkünstlern im Programm. Die fünften In-ternationalen Schießsporttage, das DFB-Po-kalspiel des FC Gütersloh gegen den VfB Stutt-gart (Endergebnis 0 : 2 nach Verlängerung), dieMichaeliswanderung ins Blaue, ein fröhlicherTrimm-Trab für jedermann im Stadtpark unddie Pättkesfahrt „Gütersloh – romantisch undhistorisch“ des Kneipp-Vereins, die erste Gü-tersloher Stadtmeisterschaft um den Potthoff-Cup im Skateboard fahren für Amateure aufder Halfpipe im Mohns Park, das Michaelis-Bosselturnier der Behindertensportgemein-schaft, eine Fahrradrallye des Stadtjugendrin-ges waren die sportlichen Highlights der Fest-woche.

Der abschließende Kinder-Lampionzugunter Mitwirkung von zehn Musik-, Fanfaren-und Spielmannszügen schlängelte sich erst-mals von der Dalkestraße durch das Bach-schemm und den Tunnel des einstigen Müh-lenpättkens, um zur Wiese am Stadtparkteichzu gelangen. Ein stimmungsvolles Feuerwerkdes Pyrotechnikers Busch aus Bielefeld setzteden Schlusspunkt.❚

1989

1991Für den Vorstand des Vereins war es

immer wieder eine Herausforderung, neue Ak-zente und Themen zu finden, um die Michae-liswoche anziehend und abwechslungsreich zugestalten. In diesem Jahr stand das erste Wo-chenende vom 27. September bis zum 6. Ok-tober 1991 ganz im Zeichen des Schützenwe-sens. Am 28. und 29. September waren derHeidewald und der Schießstand der St.-Se-bastianus-Schützenbruderschaft Avenwedde

Austragungsorte des Bundeskönigsschießens,an dem mehr als 30.000 Schützen aus demBundesgebiet teilnahmen. Aus diesem Grundhatte der Verein auch auf den traditionellenFestzug verzichtet.

Die Werbeagentur Bunnemann entwarf einneues Plakat mit drei stilisierten Kirchtürmen,die in bunter Strichzeichnung von den in blaugehaltenen, einander gegenübergestellten

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Gisbert Nunnemann,Geschäftsführer 1989 bis 2003.

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Buchstaben M und W, eingerahmt wurden.Hinzu kam ein dreiteiliges Logo, das die Ver-bindung von GÜ-WA, Michaeliswoche und Kir-mes deutlich macht.

Die neunte Gütersloher Wirtschaftsaus-stellung GÜ-WA ’91 bot in zwei großen recht-eckigen Zelthallen über 200 Ausstellern dieMöglichkeit der Selbstdarstellung. Der Schwer-punkt lag auf dem Thema „Bauen – Renovie-ren – Energiesparen – Wohnen“. Stadt undKreis Gütersloh informierten auf einem ge-meinsamen Stand über Umweltfragen, Eigen-kompostierung und die „umweltfreundlicheSchultasche“.

Ein Verkehrsinformationsbus des Straßen-verkehrsamtes lud zu Fahrsimulationen ein, dieKreispolizeibehörde zeigte Geräte zur Ver-kehrssicherheit, zum Beispiel ein Radargerät,ein Alcotestgerät und ein Funkrad. Die RegionLausitz stellte sich durch die Partnerkreise Senf -tenberg, Cottbus und Hoyerswerda mit sorbi-schen Trachten, Kunsthandwerk, Vorführungenam Spinnrad und Informationen zur Wirtschaftund Landschaft vor.

In der Kökerstraße zeigte das Stadtmu-seum im Rahmen der Sonderausstellung „Ab-gestaubt“ Teile aus den Beständen des Muse-

ums. Auf dem Berliner Platz war das Amt fürUmweltschutz, der Landesbausparkasse undder Sparkasse Gütersloh mit der Informations-ausstellung „Gesunde Umwelt – schöne Wohn-welt“ vertreten.

Bei der Eröffnung der Michaeliswochewurde bei der Flaggenhissung auf das Abspie-len der Nationalhymnen verzichtet und erst-mals die Europafanfare gespielt. Während amAbend der Gütersloher Stadtlauf (Citylauf)veranstaltet wurde, spielten in der StadthalleRockgruppen aus der Region, unter anderemdie Thunderbirds, Berry & The Backbeats undTomcat. Hoch her ging es auch bei der Super-fete zur Deutschen Nacht des CDU-Kreisver-bandes Gütersloh in der Stadthalle und aufdem Aktionstag des Reifenhauses GerhardPott in der Scharnhorststraße.

Zu den herausragenden Veranstaltungengehörte das große Michaeliskonzert, zu demdie Musikschule Ligensa eingeladen hatte. DerWerkmeister-Gesangverein, das von Ligensagegründete Akkordeonorchester, der Musikzugder freiwilligen Feuerwehr unter Peter BernhardSmith, die Gardegrenadiere Altenbeken undeine Volkstanzgruppe aus Châteauroux boteneinen abwechslungsreichen Musikabend inder Stadthalle.❚

In der Vorstands- und Beiratssitzungam 30. August 1993 wurde der Geschäftsfüh-rer des Jugendkulturringes, Frank Mertens, ein-stimmig zum neuen Beiratsmitglied gewählt. Inden Beirat wurde ebenfalls Manfred Kleine -rüschkamp als Vertreter des Stadtsportverban-des aufgenommen.

Bereits 1991 war darüber beraten wor-den, wegen der räumlichen Enge auf demMarktplatz Kirmes und GÜ-WA zeitgleich, je-

doch räumlich getrennt, durchzuführen. DieStadtverwaltung genehmigte den Antrag, Teileder Kirmes in Form einer Straßenkirmes überdie Bismarckstraße, Friedrich-Ebert-Straßeund Berliner Straße bis zum Parkplatz vor derSparkasse in die Stadt hineinzuziehen. DieGÜ-WA konnte dadurch wie bisher auf derwestlichen Platzhälfte des Marktplatzes durch-geführt werden. Da der Rathausvorplatz nichtmehr zur Verfügung stand, wurde der Theodor-Heuss-Platz (Stadthallenvorplatz) für die Eröff-

1993

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Zu den her -ausragendenVeranstaltun-gen gehörtedas große Michaelis-konzert

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nungsveranstaltung gewählt. Vom 24. Septem-ber bis zum 3. Oktober 1993 zogen wiederTausende in die Stadt, um sowohl den neuen,als auch den bekannten Veranstaltungen derinzwischen 35. Festwoche beizuwohnen.

Neben der zehnten Gütersloher Wirt-schaftsausstellung GÜ-WA ’93, der Kirmes undder Ausstellung Gütersloher Freizeitkünstler inder Stadtbibliothek stellte die Filiale der Citi-bank in ihren Geschäftsräumen „BedrohteNatur unserer Heimat“ vor. Die KünstlerinBeate Freier stellte in der Galerie Grabenhein-rich „Golfbilder“ aus. Hauptereignisse warendie neunten Internationalen Schießsporttage,der Gütersloher Stadtlauf um den Preis derStadt, veranstaltet vom Gütersloher Schwimm-verein, der Michaelisball des TTC Blau Gold,die Michaelisstadtrundfahrt des Verkehrsver-eins, der Festumzug mit 30 Festwagen undmehr als 25 Musikzügen und Trachtengruppen,

der Seniorennachmittag mit Pat & Paul, dem„Gesangsduo des Nordens“ und einer Volks-tanzgruppe aus der erstmals in Gütersloh ver-tretenen schwedischen Stadt Falun, der Kin-derflohmarkt und der abschließende Kinder-lampionzug. Neu war das Oktoberfest derInteressengemeinschaft Busch/Obere BerlinerStraße.

Auf der GÜ-WA ’93 gelang es dem Aus-stellungsleiter Saniter, neue regionale und lo-kale Aspekte zur Geltung zu bringen. Eine Au-tomobilausstellung mit hiesigen Händlern, täg-liche Berichte durch den 1991 in Betriebgenommenen Lokalsender Radio Güterslohsowie ein Biergarten und eine Cafeteria imFreigelände waren die Publikumsmagneten.Die Lokalpresse wertete die von 100.000 Gäs-ten besuchte Ausstellung als die bisher erfolg-reichste Messe in der Wirtschaftsgeschichteder Stadt.❚

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Michaeliswoche 2003: derGütersloher Turnverein mitseinem bunten Festwagen.

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In der Mitgliederversammlung vom 12.September stellte der Vorsitzende, Rolf Benne-witz, fest, dass die Imagewerbung für die Stadtnicht allein von den drei werbetreibenden Ver-einen Verkehrsverein, Werbegemeinschaft undMichaeliswoche betrieben werden könne. Aneine Fusion sei nicht gedacht, jedoch an eineMitarbeit bei einer möglichen Institution mitder Bezeichnung „Stadtmarketing“.

Aufgrund finanzieller Probleme der Fa. Sa-niter wurde die Durchführung der elften GÜ-WA ’95 an die Firma DEAG aus Düsseldorf ver-geben. 150 Firmen stellten auf 10.000 Qua-dratmetern direkt neben dem Kirmesplatz aus.Eröffnet wurde sie von der am 4. November1994 gewählten Bürgermeisterin Maria Unger.Der Stand von Stadt und Verkehrsverein trugdas Motto „Gütersloh in Europa – Kultur in Gü-tersloh“. Auf einer elektronischen Europakartekonnten Besucher mit einem Griffel die ausKupferrohr hergestellte Route zu den Partner-städten „abfahren“. Dem fehlerlosen Fahrerwinkte ein Preis.

Der Schausteller August Schneider konntefür den Aufbau der Kirmes die linke Seite derFriedrich-Ebert-Straße von der Prekerstraße biszur Feuerwehr und einen Teil der Bismarck-straße nutzen.

Beim Michaelisball des TTC Blau-Gold Gü-tersloh spielte das Jochen-Brauer-Sextett auf,die Schülervertretung der Michaelisschule ver-anstaltete einen Tanzabend. Der Michaelis-festzug durch die Innenstadt startete unter derFührung des viel fotografierten Gütersloher Fuhr -mannes erstmals vom Güterbahnhof am Lan-gen Weg aus. Während der Festwoche wurdenerstmals der Berliner Platz und der Konrad-Adenauer-Platz für Wochenmärkte freigegeben.

Nahezu 100 Wagen und Gruppen verbrei-teten internationales Flair auf dem Michaeli-sumzug. „Bonbons im Regen galt der Jubel“,titelte die Glocke.

Die Foto- und Textdokumentation „Frauenin der Computerwelt“ wurde im Gebäude der

1995

In der vom 22. September bis zum 1. Oktober 1995 veranstalteten Festwo-che gab es einige Neuheiten:

Die Neuigkeiten

❙ „Partnerschaftsolympiade“ mit Mannschaftender Partnerstädte Châteauroux, Falun, Grau-denz und Valmiera

❙ Bayerische Nacht als erstes Gütersloher Ok-toberfest, veranstaltet von der Stadthalle

❙ „Hamburger Fischmarkt“ auf dem BerlinerPlatz

❙ historische Dampfzugfahrt von Ibbenbürennach Gütersloh (Samba-Fahrt mit Tanzwagen)auf der Strecke der Teutoburger Wald-Eisen-bahn

❙ „Grand-Prix de Junior“, der Große Preis derSparkasse Gütersloh, Europas einzige Kinder-Motor-Show auf dem Konrad-Adenauer-Platz

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Führt 1995 den Umzug an: der Gütersloher Fuhrmann.

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Volkshochschule gezeigt, Gouachen, Farbholz-schnitte und Klappraden der HolzschneiderinEditha Pröbstle im Veerhoffhaus. Zeichnungender türkischen Malerin Meryen Metin („… dass

jeder des anderen Sprache verstehe!“) undSkulpturen des portugiesischen Bildhauers Au-reliano de Aguiar konnten in der Weberei-Ga-lerie besichtigt werden.❚

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Die Partnerstadt Falun stelltsich 1995 auf der GÜ-WA vor.

Rolf Bennewitz eröffnet die Festwoche und GÜ-WA ’95.

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Nachdem Ende 1995 das Beiratsmit-glied Erika Laubner wegen der Auflösung desHausfrauenbundes ausgeschieden war, setztesich der Vorstand des Vereins aus folgendenPer sonen zusammen: Ehrenvorsitzender JürgenHintzler, Vorsitzender Rolf Bennewitz, stellver-tretender Vorsitzender Karl Ernst Strothmann,Geschäftsführer Giesbert Nunnemann, Beirats-mitglieder Horst Bednarzik, Dietrich Falk, HelmutFlöttmann, Manfred Kleinerüschkamp, UdoMauritz, Frank Mertens und Rudolf Schreiber.

Bei der Festwoche vom 26. September biszum 5. Oktober 1997 kam es zu einigen Ände -rungen. Die traditionellen Veranstaltungen Fest -umzug, Kindernachmittag und Seniorennach-mittag blieben erhalten. Die Eröffnungsveran-staltung konnte nicht mehr durchgeführt werden,da die Freiflächen Berliner Platz und AdenauerPlatz durch Märkte belegt waren und ein Po-dium mit Zeltdach als Witterungsschutz für dieelektrischen Anlagen nicht aufgebaut werdenkonnte. Die Musikschau, die vor zwei Jahren

noch vor der Stadthalle stattfand, wurde we -gen mangelnden Zuschauerzuspruchs abge-sagt. Nach dem Einspruch einer Eigentümerinund aus ordnungsrechtlichen Gründen konnteder Lampionzug mit Feuerwerk ebenfalls nichtmehr durchgeführt werden.

Rund 100 Schausteller waren auf der Mi-chaeliskirmes vertreten, welche die Besucherunter anderem zu den Neuheiten „Tal der Kö-nige“ und die Salto mortale-Attraktion „TopSkan“ einlud. Die Friedrich-Ebert-Straße bliebdiesmal wieder „kirmesfrei“. Am 27. Septem-ber wurde das „Volksfest für die ganze Fami-lie“, so Veranstalter August Schneider, am Rie-senrad durch die Bürgermeisterin Maria Ungereröffnet.

Die herausragende Bedeutung der Städ-tepartnerschaften zeigte sich im Programm derdiesjährigen Michaeliswoche. Zum 20-jährigenJubiläum der Partnerschaften mit Châteaurouxund Broxtowe taten sich der Anglo-German-

1997

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Die Schützen im Michaelisumzug 2003.

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Club und der TTC Blau-Gold zusammen undveranstalteten gemeinsam den Michaelisball„Europa tanzt in der Stadthalle“. Für 28 MarkEintritt konnte jeder dabei sein. Das Showpro-gramm wurde von Almuth Wessel und FriedelBeckmann moderiert.

Die zwölfte GÜ-WA organisierte die FirmaJansen International aus Tönisvorst bei Kre-feld. Der Projektleiter, Detlef Fuhrmann, hattedie Firma gewechselt und war erneut für dieDurchführung verantwortlich. Der Eintrittspreiswurde um eine Mark gegenüber 1995 auf fünfMark gesenkt. Auf 6.400 Quadratmetern zeig-ten 156 Aussteller ihre Leistungen und Produk -te, nur 17 von ihnen kamen nicht aus Gütersloh.Die Stadt war zum ersten Mal auf ei nem Ge-meinschaftsstand mit ihren Partner städten Brox -towe, Châteauroux, Falun und Grudziadz ver-treten. Wein, Käse und Schokolade aus Frank-reich lockten die Besucher ebenso wie dieInformationsstände der anderen Städte und diePräsentation der neuen Internetseiten unter„www.stadt.guetersloh.de“. Eine neue (15.)Ausgabe der Gästezeitschrift Gütersloher Fuhr-mannspostille wurde von der Stadt und demVerkehrsverein verteilt. Der Volleyball-Förder-verein, die Sportvereine Tanzclub Royal, Box-club, Kraftsportverein 02, Flugverein Gütersloh,Gütersloher Turnverein von 1879, die Turnver-eine aus Friedrichsdorf und Isselhorst und derFC Gütersloh waren auf einem Stand vertreten.Letzterer präsentierte sich mit Demonstratio-nen der Jugendabteilung, Torwandschießenund Gesprächen mit dem Trainer Hannes Lin-ßen und Torwart Matysek. Erstmals war dieStadthalle mit einem eigenen, 640 Quadrat-meter großen Veranstaltungsbereich dabei. Vonhier aus übertrug auch Radio Gütersloh seineLivesendungen. Mit rund 40.000 Besuchernhatte die GÜ-WA ’97 eine gute Resonanz.

Neben der GÜ-WA waren in der Stadtbib -liothek eine Hobby-Kunstausstellung und die

Kunstausstellung „Durchgedreht“ der Rietber-ger Künstlerin Christel Schulte-Hanhardt undin den Räumen der Volksbank, Friedrich-Ebert-Straße die Fotoausstellung „Rundgang durchGrudziadz (Graudenz)“ mit Fotos von PiotrBilski und Gerard Szukay zu sehen.

Der Ibbenbürener Verein Eisenbahn-Traditionbot am 3. Oktober Dampfzugfahrten in his to ri -schen Wagen auf der TWE-Strecke von Ibben -büren nach Gütersloh an, der Modellflugsport-verein Albatros Gütersloh feierte sein 25-jäh-riges Bestehen und zeigte auf dem Fluggelän dean der Paderborner Straße zwischen Friedrichs -dorf und Verl seine ferngesteuerten Modelle.

Weberei, Kulturamt, Volkshochschule unddie Tanzschule Stüwe-Weissenberg trugen miteigenen Veranstaltungen zu einem abwechs-lungsreichen und gelungenen Programm bei.

Mehr als 50.000 Zuschauer verfolgtenden Festumzug durch die Innenstadt, eine Mi-schung aus Heimatverbundenheit, Folklore,Vereinsleben, Sport und Musik. 3.000 Aktivein 90 Gruppen, davon 30 Musikkapellen wa -ren mit von der Partie, den Schluss bildeten diePipers und Drummers aus Schottland. HöchstePunktzahl im Publikumswettbewerb bei den 35Festwagen erreichte der LandfrauenverbandAvenwedde, bei den Fußgruppen war es dieVolkstanzgruppe Marienfeld und bei den Mu-sikkapellen die Showband Gifhorn. Bereitszum achten Mal lobte die Sparkasse Preise fürdie schönsten Festwagen, Fußgruppen undMusikkapellen aus.

Die Abschlussveranstaltung auf der Frei-lichtbühne im Mohns Park wurde von dem Ju-gendmusikkorps Avenwedde/Stadt Güterslohgestaltet. Ein Musikfeuerwerk, choreographiertzu einem Musikschnitt aus der Feuerwerksmu-sik von Händel, beendete den Abend und einegut besuchte Festwoche.❚

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Mehr als50.000 Zuschauerverfolgten denFestumzugdurch die Innenstadt

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95.000 Einwohner zählte die Stadt 1999,seit dem Neustart der Michaeliswoche nachdem Krieg hatte sich diese Zahl mehr als ver-doppelt. Entsprechend groß dimensioniert wardie auf 7.000 Quadratmeter erweiterte Aus-stellungsfläche der 13. GÜ-WA ’99. Sie beher-bergte 168 Aussteller überwiegend aus Güters -loh, ein Beleg für die Bedeutung und Vielfaltdes heimischen Handels und Gewerbes. Orga-nisiert wurde die Ausstellung von Detlef Fuhr-mann mit seiner neuen Firma Fuhrmann Mes -se und Veranstaltungen GmbH (FMV). Das Er-

scheinungsbild der GÜ-WA wurde modernisiert,statt nackter Bretterböden gab es auf denGängen graue Auslegware, statt selbst gezim-merter Buden präsentierten sich die Firmen,Vereine und Organisationen in freundlich undmodern gestalteten Messeständen.

Unter dem Slogan „Freu dich auf Gütersloh“lockten vom 25. September bis zum 3. Oktober1999 Wirtschaftsausstellung, Kirmes und zahl-reiche größere und kleinere VeranstaltungenMen schen in die Stadt. Eingeweiht wurde derneu gestaltete Berliner Platz und die neu herge -richtete Kirchstraße. Die InteressengemeinschaftStadtkern Gütersloh lud zur Eröffnung am 2. Ok -tober mit Livemusik, Künstlern, historischen Fil -men, Münzprägungen und einem Malwettbewerbzu einem Straßenfest am Alten Kirchplatz ein.

Wegen der umfangreichen Bauarbeiten inder Innenstadt (Kolbeplatz) wurde der tradi-tionelle Festumzug abgesagt und im Jahr2000, dem Jahr des 175-jährigen Stadtjubi-läums, nachgeholt.

Im Vorfeld des Stadtjubiläums präsen-tierte die Stadt auf ihrem Stand ein neues Lo -go, dessen Farben grün und blau mit Bodypain -ting und Brushing-Aktionen „hautnah“ vorgestelltwurden. Eine Zeitreise in Bildern und Plänenzum Thema „175 Jahre Stadtentwicklung“sowie die Dokumentation „Gütersloh im Bild –eine Reise durch 100 Jahre Fotogeschichte“,wurden gemeinsam von Stadtarchiv und Ver-kehrsverein zusammengestellt. Die Ergebnisseeines Senioren-Fotowettbewerbs zum Interna-tionalen Jahr der Senioren 1999 konnten aufdem Stand der Stadt Stiftung bewundert wer-den, darunter waren auch preisgekrönte Auf-nahmen von Teilnehmern aus den Partnerstäd-ten von Gütersloh (ohne Broxtowe).

Sein 25-jähriges Bestehen feierte der SMCNautilus Gütersloh mit einer Schiffsmodellaus-

1999

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Das Plakat zur Festwoche 1999.

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stellung im Parkbad. Der Kunstverein war mitObjekten und Installationen (tubes) der Künst-lerin Margarete Hesse im Veerhoffhaus vertreten.Die Kunsthandlung Grabenheinrich, seit 1993im Veranstaltungsprogramm vertreten, feierteihr 20-jähriges Bestehen mit einer Ausstellungvon Werken der Künstler Otto Beckmann, Man-fred Billinger, Norbert Murken und Fritz Wutz-dorff. Das Stadtmuseum zeigte zum 100-jäh-rigen Bestehen der Firma Miele eine Ausstel-lung zu den Wechselwirkungen zwischen derStadt und ihrem ersten industriellen „Weltun-ternehmen“. Die Sparkasse Gütersloh präsen-tierte am 2. und 3. Oktober in der Haupt stelleam Konrad-Adenauer-Platz eine Neuauflageihrer erfolgreichen Immobilienausstellung.

Wegen einer Panne fiel das Abschlussfeu-erwerk im Mohns Park aus. Trotzdem waren der

Vorsitzende Rolf Bennewitz, der Geschäftsfüh-rer Giesbert Nunnemann sowie der Messeor-ganisator Fuhrmann mit dem Verlauf sehr zu-frieden. 54.000 Messebesucher honoriertendie Bemühungen der Aussteller, die sich eben-falls zufrieden äußerten.

Nach Abschluss der Michaeliswoche wur -de das Beiratsmitglied Rudolf Schreiber ausdem Verein verabschiedet. Bis zu seiner Pen-sionierung als Leiter des städtischen Haupt-amtes im Jahr 1988 hatte er mehr als zehnJahre lang die Geschäftsführung des Vereinsinne.

Unter seiner Leitung wurden zehn Michae-liswochen durchgeführt, denen er einen Groß-teil seiner Freizeit opferte. Anschließend arbei-tete er noch elf Jahre lang im Beirat mit.❚

Ein imposanter Zugbeitragim Michaelisumzug 2003:

eine Gruppe Stelzenläufer inhistorischen Kostümen.

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Im September wurde der Leiter der Spar-kasse Gütersloh, Hans-Hermann Kirschner, inden Beirat des Vereins aufgenommen. Mit ein-deutiger Mehrheit sprach sich die Mitglieder-versammlung am 17. September 2001 im Gü-tersloher Brauhaus dafür aus, trotz der An-schläge vom 11. September in New York, dieMichaeliswoche vom 28. September bis zum7. Oktober, jedoch ohne Feuerwerk, stattfindenzu lassen.

Auf die Herausgabe eines Veranstaltungs-programms mit GÜ-WA-Ausstellerverzeichniswurde in diesem Jahr verzichtet. Das Güters-loher Stadtmagazin GT-INFO veröffentlichte dieGrußworte und alle notwendigen Informatio-nen in seiner Oktoberausgabe.

Die Eröffnungsveranstaltung auf dem Ber-liner Platz gestaltete die Wolfgang Petry-Showmit Double Dirk Maron und Big John Russel.Der Michaelisumzug durch die Innenstadt, dieSenioren- und Kindernachmittage, eine Neu-auflage des Shantykonzertes in der Stadthalle,die Präsentationen Gütersloher Vereine auf der14. Gütersloher Wirtschaftsausstellung, Musik-und Showprogramme in der Aktionshalle der

GÜ-WA und nicht zuletzt der verkaufsoffeneSonntag am 7. Oktober lockte scharenweisedie Besucher in die Stadt.

Schausteller August Schneider schätztedie Zahl der Kirmesbesucher auf 350.000. Inzwei großen Zelten fand die GÜ-WA mit 165Ausstellern statt, mehr als 90 Prozent stamm-ten aus Gütersloh. Erstmals richtete der Vereindie GÜ-WA in Eigenregie aus und trug deshalbselbst das wirtschaftliche Risiko.

In der Eröffnungsveranstaltung fasziniertedie 25-jährige Tänzerin Delphine Pasquet ausChâteauroux die Gäste, als sie mit ihrem Part-ner eine Hommage an ihren vor 20 Jahren ver-storbenen Großvater, Henri Pasquet, darbot.Henri Pasquet war Gründervater der Partner-schaft zwischen Gütersloh und Châteauroux,der im August 1976 den Abschluss der Städ-tepartnerschaft vorschlug.

Ein gemeinsamer Stand der insgesamt 20Gemeinden der evangelischen und katholi-schen Kirche stellte die Zusammengehörigkeitder Christen in Gütersloh heraus, deren ge-meinsame Wurzel in der ersten schriftlichen Er-

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2001

Geballter Frohsinn schon im Spätsommer: der Elferrat des Kattenstrother Karnevalsclubs im Michaelisumzug.

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wähnung des Kirchspiels vor 800 Jahren do-kumentiert wurde. Am 29. und 30. Septemberboten die „Eine-Welt-Kreise“ beider Kirchendie Produkte ihrer Weltläden an. Die Kolpings-familie, der Sozialdienst Katholischer Frauen,die konfessionellen Kindergärten, der Förder-verein historischer Kirchen und der Verband„Christen in der Wirtschaft“ stellten sich vor.

Auf dem Stand der Verkehrswacht erhieltder Dummy „Fliegolin“ seinen Namen, der Kin-dertag am 5. Oktober begeisterte unter dem Mo -derator Peter Clark mit dem „Till Eulenspiegel-Tanz“ des RWG-Kinderballets ebenso, wie dieSchminkaktionen, das wandelnde Maskottchen„Euro-Eddy“ und das Mitmach-Programm derKinderabteilung des TuS Friedrichsdorf.

Die Stadtwerke präsentierten mit ihrerTochtergesellschaft GTelnet auf 90 Quadratme-tern ihre Dienstleistungen Strom, Gas, Trink-wasser, Bäder, öffentlicher Verkehr, Energiebe-ratung und Telekommunikation.

Mit 70.000 Besuchern war die Ausstel-lung ein voller Erfolg. Vielfach gelobt wurde dieQualität der Zelte und der Stände. Nach den Wor -ten des Geschäftsführers Nunnemann habe sichdie Investition in die Ausstattung ausgezahlt.

Der Rekordbesuch bei der GÜ-WA, einMassenandrang auf der Kirmes und die mitMenschen gefüllte Innenstadt am verkaufsof-fenen Sonntag ließ nicht nur wegen des son-nigen Wetters die Gesichter strahlen.❚

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Im März 2002 verstarb das Beiratsmit-glied Manfred Kleinerüschkamp. Seit 1995hatte er als Vorsitzender des Stadtsportverban-des und als sachkundiger Bürger im Sportaus-schuss, in beiden Funktionen seit 1991, imVerein und zuletzt bei der GÜ-WA 2001 aktivmitgearbeitet. Sein Nachfolger wurde WolfgangReckeweg, der im Dezember 2002 im Alter von44 Jahren starb. Auch das Beiratsmitglied UdoMauritz, Leiter der Gütersloher Bäderbetriebe,schied aus, für ihn rückte der Leiter des Fach-bereichs Sport in der Stadtverwaltung, WilhelmKottmann, nach.

Im Februar 2003 wurde der langjährigeVorsitzende, Rolf Bennewitz, durch Hans-Her-mann Kirschner (geboren 1958) abgelöst, dereinstimmig zum neuen Vorsitzenden gewähltwurde. Kirschner ist, wie seine Vorgänger Hintz-ler und Bennewitz, Direktor der Sparkasse Gü-tersloh. Bennewitz blieb dem Verein jedoch alszweiter Vorsitzender erhalten. Seinen Postenals stellvertretender Vorsitzender gab der Alt-bürgermeister Karl Ernst Strothmann auf. Rolf

Bennewitz dankte dem seit 1954 im Verein tä-tigen Strothmann für seine Treue: „Sie habenden Verein zu dem gemacht, was er jetzt ist,nämlich ein Verein, der hohes Ansehen ge-nießt“. Neu in den Beirat gewählt wurde MartinBalkausky, Wirtschaftsförderer der Stadt. AusKrankheitsgründen gab Horst Bednarzik seineFunktion als Mitglied des Beirates auf. Der Ge-schäftsführer, Giesbert Nunnemann, kündigtean, nach der diesjährigen Michaeliswoche dieGeschäftsführung abgeben zu wollen. SeinNachfolger wurde der in diesem Jahr zum Lei-ter des Stadtmarketings berufene Jörg Konken.

Vom 26. September bis 5. Oktober 2003fand erneut eine gemeinsame Veranstaltungvon Michaeliswoche und GÜ-WA statt. Neben155 Ausstellern wurde erstmals ein OWL-Dorfaufgebaut und Spezialitäten aus der Regionvorgestellt. Neu hinzu kam eine Bühne für Auf-führungen und Karaokevorstellungen. Unterdem Titel „Gütersloh spezial“ präsentierte dieStadt einen Querschnitt von Gütersloher Be-sonderheiten: das Nachtsanggeläut, den Bo-

2002 bis 2003

Sparkassendirektor Hans-Hermann Kirschner,Vorsitzender des Vereins Michaeliswoche seit 2003.

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tanischen Garten, die „langenachtderkunst“oder die Nachbildung der Skulptur „Hunu“ alsTeil des Fabelpfades des Künstlers ManfredBillinger. Das Palmengarten-Café bot lukulli-sche Spezialitäten an, verschiedene Einrich-

tungen wie Stadtmuseum, Förderverein Bota-nischer Garten, Stadtbibliothek, FachbereichJugend oder Ausländer- und Seniorenbeiratstellten ihre Aktivitäten vor. Der traditionelleMichaelisumzug begeisterte rund 50.000 Zu-

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Das Plakat zur Festwoche 2003.

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schauer, mehr als 80 Gruppen und 3.500 Teil-nehmer sorgten für eine bunte und vielfältigeAbwechslung.

Der Verkauf von Ansteckherzen mit demMotto „Gütersloh zeigt Herz“ erfüllte nicht ganzdie angestrebte Zahl von 15.000 verkauftenExemplaren, knapp 11.000 wurden zum Preisvon sechs Euro veräußert. Insgesamt konnte

der Etat von 500.000 Euro durch die Einnah-men der GÜ-WA und durch Sponsoren gedecktwerden. Aus dem Erlös wurden 10.000 Euroan zwanzig Kindergärten überreicht, die aneinem Malwettbewerb teilgenommen hatten.Der GÜ-WA-Organisator Detlev Fuhrmann zogeine zufrieden stellende Bilanz: „Wir habenunser Ziel erreicht, die heimische Wirtschaftgut zu präsentieren und anzukurbeln“.❚

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Nach dem Ausscheiden von Jörg Konkenals Chef des Stadtmarketings 2004 übernahmder bisherige Leiter des Jugendkulturrings undVorsitzende des Anglo-German-Clubs, FrankMertens, das Amt. Am 21. Februar 2005 trater die Nachfolge von Giesbert Nunnemann alsGeschäftsführer des Vereins an. Mertens warbereits seit 1997 Mitglied des Beirates. Unterseiner Mitwirkung erfolgten bereits die Planun-gen für die kommende Festwoche vom 23.September bis zum 3. Oktober 2005.

„Überraschend, anders, gut!“ – so lautetein diesem Jahr das Motto der Festwoche. Undin der Tat kam die Michaeliswoche 2005 etwasanders als gewohnt daher.

Gestartet wurde mit einer „Mordsgaudi“,dem 1. Gütersloher Oktoberfest. Festwirt An-dreas Kerkhoff vom Hotel-Restaurant Appel-baum sorgte mit seinem Team im zünftig bay-risch geschmückten GÜ-WA-Festzelt auf demMarktplatz für deftige Wiesnstimmung. Eröff-net wurde das Oktoberfest mit dem Fass -anstich durch Bürgermeisterin Maria Unger. Ty-pisch bayrische Leckerbissen, eine zünftigeMaß und die wiesnerprobte Band „BavariaExpress“ sorgten für ausgelassenes bajuwari-sches Treiben. An den beiden Veranstaltungs-tagen haben insgesamt mehr als 3.000 Ost-westfalen ihre Oktoberfesttauglichkeit be-wiesen.

Rund ging es auch auf der Michaeliskir-mes, die traditionsgemäß von BürgermeisterinMaria Unger am Riesenrad eröffnet wurde.Mehr als 100 Fahrgeschäfte und Buden war-teten auf die kleinen und großen Besucher.Auch in diesem Jahr war es dem OrganisatorAugust Schnei der gelungen, mit den Fahrge-schäften „Techno-Power“, „Hard-Rock-Drive“und „Po wer- Welle“ für besondere Attraktionenzu sorgen. Selbstverständlich fehlten auch Kir-mesklassiker wie Auto-Scooter und Geister-bahn nicht.

Besinnlicher ging es an dem ersten Wo-chenende der Michaeliswoche beim erstenGütersloher Kirchentag in den GÜ-WA-Hallen1 bis 5 zu: „Wir wollen die Kirche mitten in dieStadt bringen“, so Pastor Hans-Günter Simonund Pfarrer Andreas Walczak-Detert, die fürden Christenrat mit seinen sieben Mitglieds-gemeinden diese Veranstaltung organisierthatten. Unter dem Motto „Wer ist Michael?“wurde mit Konzerten, Theater, Comedy, Info-Ständen und verschiedenen Aktionen „Kirchezum Anfassen“ geboten.

In der GÜ-WA-Halle 6 stellten 50 Künstlerund Künstlerinnen aus dem Kreis Gütersloherstmals im Rahmen der Michaeliswoche eineAuswahl ihrer Werke vor. Abgerundet wurdediese Ausstellung mit ihrer vielseitigen Auswahlan Kunstwerken durch Tanz-, Sprach- und Mu-

2004 bis 2005

Gestartetwurde miteiner „Mords-gaudi“, dem 1. GütersloherOktoberfest

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siktheater und einer Podiumsdiskussion zumThema „Kunst und Gesundheit“.

„run + fun“ – unter diesem Motto fiel zumAuftakt der Michaeliswoche der Startschuss fürdie dritten Sparkassen-City-Classics. Mehr als1.000 Breiten- und Spitzensportler zeigten andiesem Abend in der Innenstadt ihr Können.Die Percussion-Formation „Sambacana“ undDJ Tom sorgten während der Läufe und nachder Siegerehrung für prächtige Stimmung.

Neu in diesem Jahr war das alte ostwest-fälische Bauerndorf auf dem Kolbeplatz. Hand-werker, Händler und Gaukler sorgten hier dreiTage lang für ein buntes, mittelalterlichesMarkttreiben.

Mit 100 Festwagen, Fuß- und Musikgrup-pen bahnte sich der traditionelle Michaelisum-zug wieder seine Bahn durch die Innenstadt.Von A wie Auto-Pavillion bis Z wie Zucht-, Reit-und Fahrverein Gütersloh waren viele Vereine,Verbände, Unternehmen und Firmen, aberauch Schulen und Kindergärten vertreten undboten den zigtausenden Besuchern ein bun-tes, mehrstündiges Spektakel.

Am letzten Wochenende öffnete die GÜ-WA ihre Pforten – organisiert unter der Federfüh -rung der Gütersloh Marketing GmbH vom Part-nerunternehmen MWV unter der Leitung vonDetlef Fuhrmann. Komprimiert auf vier Öffnungs -tage boten 120 Aussteller in sieben Zelten miteiner Grundfläche von rund 6.000 Quadratme -

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Tatjana Wanner, AndreasKerkhoff, Hans-HermannKirschner, Rainer Kerner undFrank Mertens.

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tern ihre Produkte und Dienstleistungen an. Zuden Themenbereichen gehörten u.a. Bauen undWohnen, Neue Technologien und Kommunika-tion, Garten und Umwelt, Gesundheit und Well-ness. Ein Highlight bei dem anspruchsvollenBühnenprogramm, das die Ausstellung begleite -te, war sicher der Meisterschaftskampf im Rin-gen, KSV Gütersloh gegen Germania Krefeld.

Da nicht alle Ausstellungsflächen vermark-tet werden konnten, war der für den Vereinwichtige wirtschaftliche Erfolg dieser Messenicht gegeben.

Einen Tag vor Beginn der GÜ-WA präsen-tierte sich das offene Forum „gtogether – Un-ternehmen vor Ort“ in den Messehallen. AufInitiative des Wirtschaftsförderers der Stadt,Martin Balkausky, hatten sich kleine und mitt-lere Firmen aus Stadt und Kreis zum Netzwerk„gtogether“ zusammengeschlossen, die andiesem Tag ihr breitgefächertes Leistungsspek-trum vorstellten. Abgerundet wurde dieser Tagdurch die offizielle Eröffnung der GÜ-WA im

Rahmen des Mittelstandsempfangs der Stadtin Anwesenheit der Regierungspräsidentin Ma-rianne Thomann-Stahl.

Zum verkaufsoffenen Sonntag, der wiederZigtausenden aus Stadt und Land Shopping-spaß bescherte, veranstaltete der HegeringGütersloh auf dem Berliner Platz eine große In-formationsveranstaltung, bei der sich die Be-sucher über die unterschiedlichsten Aspekteder Jagd, aber auch über Hege und Pflege in-formieren konnten. Begleitet wurde die Veran-staltung von den Jagdhornbläsern „HubertusWiedenbrück“.

Ein besonderes Highlight der diesjährigenFestwoche war das 1. Gütersloher DekaBankCity-Karting, bei dem 19 lokale Teams auf ei -ner 700 Meter langen Rennstrecke in der In-nenstadt um Pole-Position und Pokale kämpf-ten. Für einen Tag vermittelten das freie Training,das Qualifying und das zweistündige Rennen –natürlich ohne Tempolimit – Formel-1-Atmos -phäre in Gütersloh.❚

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Der Gütersloher Fuhrmannist traditionell beim Umzug

immer mit dabei.

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Der bisherige Geschäftsführer der Gü-tersloh Marketing GmbH, Frank Mertens, warAnfang des Jahres aus seinem Amt ausge-schieden und hatte neue Aufgaben innerhalbder Stadtverwaltung Güterslohs übernommen.Auf eigenen Wunsch wurde Herr Mertens auchvon den Aufgaben als Geschäftsführer des Ver-eins Michaeliswoche entbunden. Auf der Mit-gliederversammlung am 27. März 2006 wurdeals neue Geschäftsführerin Marianne Nunne-mann gewählt.

Da kaum vermittelbar ist, dass – wie in denvergangenen Jahren – die Michaeliswoche nuralle zwei Jahre in den ungeraden Jahren durch-geführt wird, wurde auf Vorschlag von Hans-Hermann Kirschner in der gleichen Sitzung be-schlossen, die Michaeliswoche auch in den ge-raden Jahren nicht nur mit der Kirmes, sondernmit besonderen Programmpunkten stattfindenzu lassen. Die Wiederholung der erfolgreichenVeranstaltungen, wie Oktoberfest und City-Kar-ting wurden gewünscht. Da für das Oktoberfestauf dem Marktplatz bereits die Anmietung ei nes

Großzeltes erforderlich war, wurde aus Gründender Kostenreduzierung als sinnvolle Nachnut-zung die Durchführung der Wirtschaftsausstel-lung GÜ-WA in kleinerer Form beschlossen.

Weiter wurde beschlossen, die Kooperationmit der Gütersloh Marketing GmbH, die bis Mittedes Jahres durch den InterimsgeschäftsführerFrank Heinze vertreten wurde, fortzusetzen.Aufgrund der Umbruchsituation und der Neu-ausrichtung der Marketing GmbH war eine Zu-sammenarbeit allerdings in diesem Jahr nichtmöglich. Es wurde jedoch vereinbart, dass dieMichaeliswoche Gütersloh und die GüterslohMarkting GmbH – entsprechend den Vorgabenaus der Kommunalpolitik – zukünftig intensiverkooperieren werden mit dem Ziel, Aufgaben imRahmen der Durchführung der Michaeliswocheder Gütersloh Marketing GmbH zu übertragen.Am 1. Juli hat Jan-Erik Weinekötter das Amtdes Geschäftsführers der Gütersloh MarketingGmbH übernommen, so dass die Gesprächeüber die beabsichtigte Kooperation in den Fol-gemonaten fortgesetzt werden konnten.

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2006

Trotz der Kürze der zur Verfügung stehendenZeit wurden zur „kleinen“ Michaeliswoche

neben der traditionellen Kirmes folgende Ver-anstaltungen durchgeführt:

Die Veranstaltungen

❙ das zweite Gütersloher Oktoberfest mit einemnoch höheren Besucherzuspruch als bei derPremiere im Vorjahr

❙ die Sparkassen-City-Classics als Auftaktver -anstaltung, ebenfalls mit einer Steigerung beiden Teilnehmerzahlen auf insgesamt 1.300 aktive Läufer

❙ das Tiroler Dorf auf dem Kolbe-Platz mit seinem breit gefächerten Spezialitäten ausdem Alpenraum als zentraler Treffpunkt wäh-rend der Festwoche

❙ der Mittelaltermarkt rund um die Apostelkirche

❙ das zweite SWG-City-Karting, das mit 28 teil-nehmenden Teams ausgebucht war. Die verän-

derte Streckenführung mit der Verlegung desFahrerlagers vom Berliner Platz auf den Konrad- Adenauer-Platz hatte sich bewährt. Besondersdie 180-Grad-Kehre vor dem Rathaus des nun-mehr 880 Meter langen Rundkurses war beiden mehr als 30.000 Besuchern sehr beliebt

❙ die „kleine“ GÜ-WA auf dem Marktplatz, die beieinem kostenlosen Eintritt für fünf Tage ihrePforten geöffnet hatte. Besonders beeindrucktwaren Aussteller und Besucher von der Ausstat-tung der Messehalle, die in Kooperation mitder Firma creative&deko, Gütersloh, erstelltworden war. Aufgrund der Kürze der Zeit war je-doch eine 100-prozentige Auslastung der Aus-stellungsflächen nicht gegeben.

Die Wiederho-lung der erfolgreichenVeranstal - t ungen wie Oktoberfestund City-Kar-ting wurdengewünscht

Page 96: Chronik Michaeliswoche

Mit der Organisation der GÜ-WA und derMärkte in der Innenstadt zur Michaeliswochewar wieder die MWV GmbH beauftragt worden.Aufgrund verschiedener organisatorischerMängel wurde der Kooperationsvertrag im Juligekündigt und die Durchführung der Veranstal-tungen in Eigenregie übernommen.

Ein wenig überschattet wurde die Michae-liswoche durch Veröffentlichungen der MWV

GmbH wegen angeblicher Unregelmäßigkeitenbeim Verein. Die sich andeutenden juristischenAuseinandersetzungen sollten sich bis 2008hinziehen.

Zum Abschluss des Jahres beteiligte sichder Verein erstmals mit einem „Tiroler Weih-nachtsdorf“ auf dem Vorplatz der Martin-Lu-ther-Kirche am Weihnachtsmarkt der Werbege-meinschaft Gütersloh.❚

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O’ zapft is! Bürgermeis terinMaria Unger,

Hans-Hermann Kirschner und Andreas Kerkhoff.

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Bei den Planungen für die Michaeliswo-che war von vornherein klar, dass es sich der Ver -ein nicht mehr leisten konnte, die GÜ-WA erneutmit einem Defizit abzuschließen. Da trotz um-fangreicher Akquisetätigkeit und bundesweiterBewerbung der Veranstaltung im Mai nur eineVermarktung von 65 Prozent der Ausstellungs-flächen – von den vorliegenden 120 Anmeldun -gen waren 50 Prozent Neuaussteller – gegebenwar, wurde wegen des bestehenden wirtschaft-lichen Restrisikos aus rein kaufmännischenÜberlegungen die Ausstellung abgesagt.

Trotz der Absage der GÜ-WA wurde auchin diesem Jahr wieder ein umfangreiches Ver-anstaltungspaket geschnürt. Um der traditio-nellen Michaeliskirmes den entsprechendenRaum zu geben, wurden die Veranstaltungenim Festzelt um zwei Wochen vorgezogen. Sobegann die Michaeliswoche bereits am 14.September 2007 mit einer neuen Attraktion,dem „Spektakel im Zelt“. Geboten wurden vonAndreas Kerkhoff und seinem „Appelbaum-Team“ eine faszinierende Show auf der Bühne

und zwischendurch verblüffende Attraktionenan Tischen, garniert mit einem exzellenten Vier-Gänge-Menü als Top-Act.

Eine Woche später folgte die dritte Auflagedes mittlerweile etablierten Gütersloher Okto-berfestes mit seinem bayerischen Frühschop-pen; eine Veranstaltung, die Jahr für Jahrimmer mehr Besucher für ein Wochenende inihren Bann zieht.

Innerhalb von 24 Stunden war die 2.700Quadratmeter umfassende Zeltanlage abge-baut und der Platz für die Schausteller herge-richtet, so dass die Kirmes pünktlich mit dreiBöllerschüssen durch Bürgermeisterin MariaUnger eröffnet werden konnte.

Die fünften Sparkassen-City-Classics,mittlerweile auch zur Tradition gewordene Lauf-veranstaltung im Rahmen der Michaeliswoche,zog mehr als 1.500 aktive Läuferinnen undLäufer an. Daniela Schlimm und Matthias Trep-per von der ausrichtenden Sparkasse Güters-

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2007

Beste Stimmung bei vollem Haus.

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loh zeigten sich zufrieden mit dieser Resonanzund dem großen Rahmenprogramm, das denTeilnehmern und Besuchern im Start- und Ziel-bereich geboten wurde.

Der große Festumzug – die Organisationdieses Programmmoduls war der GüterslohMarketing GmbH übertragen worden – zog zig-tausende Besucher in die Innenstadt, die von80 Festwagen, Musik- und Fußgruppen be-geistert waren. Auch die offiziellen Vertreter ausden Partnerstädten Broxtowe, Châteauroux,Falun und Graudenz genossen in ihren offenenKutschen bei herrlichem Wetter diese beson-dere Stadtrundfahrt.

Neben dem verkaufsoffenen Sonntaglockte die Innenstadt auch mit den Michaelis-märkten in Form des Tiroler Dorfes auf demKolbeplatz und dem mittelalterlichen Marktrund um die Apostelkirche.

Bewährtes Highlight war wieder die dritteAuflage des SWG-City-Kartings am Tag derDeutschen Einheit. Mehr als 20.000 Men-schen verfolgten die verschiedenen Läufe aufder bewährten Rennstrecke durch die Innen-stadt. Bei den Amateuren belegten das TeamWöstmann-Markenmöbel den ersten Platz, ge-folgt von der Teamgemeinschft Manke-Plast/N& B Projektentwicklung und AVIA-Franke. Sie-ger beim Sponsorenrennen wurde GertSchmidt von der Bertelsmann AG.

Abgerundet wurde die Michaeliswoche2007 durch einen ökumenischen Gottesdienstder Kirchengemeinden der Innenstadt in derMartin-Luther-Kirche. Im Mittelpunkt stand derErzengel Michael. Die musikalische Gestaltunghatte die Choralsingschule unter Leitung vonKirchenmusikdirektor Sigmund Bothmannübernommen. Laut Pfarrer Elmar Quante wardie Besucherresonanz „sehr ermutigend“ fürweitere Veranstaltung dieser Art.❚

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Jugend in Aktion beim Schülerlauf.

Roland Stüwe, Marketingleiter der Stadtwerke, Dr. Dirk von Lojewski, Geschäftsführer der Stadtwerke Gütersloh GmbH, Marc Leberg, Kartbahn Harsewinkel, Marianne Nunnemann, Verein Michaeliswoche.

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In abgesicherter Bahn durch die Innenstadt.

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Neu zur Michaeliswoche war die Mi-chaelishütte Bar & Café auf dem Vorplatz derMartin-Luther-Kirche als zentraler Treffpunktmit täglich wechselnden Programmpunkten.

Das vierte SWG-City-Karting durch die Gü-tersloher Innenstadt lockte wieder mehr als20.000 Besucher in die City. Von den gestar-teten 18 Teams gewann das dreistündigeHauptrennen nach 144 Runden (126 Kilome-ter) das Phone-House-Team vor den Mann-schaften des Huxohl Sägewerkes und der Avia-Tankstelle Franke. Das Prominentenrennenentschied Elmar Höddinghaus von Radio Gü-tersloh für sich.

Für eine Schrecksekunde sorgte ein Kart-pilot, der in einer scharfen Kurve frontal in dieAbsperrung fuhr. Dabei trug eine Zuschauerinleichte Blessuren davon. Nach medizinischerVersorgung der Leichtverletzten und der Wie-derherrichtung der Sicherheitsbegrenzungkonnte das Rennen ohne weitere Zwischenfällezu Ende gefahren werden.

Weitere Bestandteile der Michaeliswochewa ren der ökumenische Gottesdienst in derMartin-Luther-Kirche, der Seniorennachmittagmit Kaffee, Kuchen und musikalischem Rah-menprogramm und der traditionelle verkaufs-offene Sonntag.

Die juristischen Auseinandersetzungen mitder inzwischen insolventen MWV GmbH konntenbeendet werden. Dabei ist bestätigt worden,dass die Kündigung des Vertragsverhältnissesmit der MWV GmbH im Jahr 2006 rechtmäßigwar, alle erhobenen Anschuldigungen unbe-gründet und haltlos waren und sich der Vereinin allen Belangen korrekt verhalten hatte. Alleanhängigen Verfahren wurden eingestellt be-ziehungsweise abgewiesen.

Kommunalpolitisch so gewollt wurdenaufgrund der Vereinbarung aus dem Jahr2006 die Aufgaben des Vereins Michaeliswo-che im Bereich des Veranstaltungsmanage-ments der Gütersloh Marketing GmbH über-tragen.❚

2008

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Plakat MiWo 2008.

Das vierteSWG-City-Karting durchdie Güterslo-her Innenstadtlockte wiedermehr als20.000 Besucher indie City

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Unter dem Namen „Michaelis“ wurde einneues Konzept mit dem Ziel erstellt, Traditionund Moderne zu verbinden. Mit 60.000 Euro ausdem Förderprogramm des Landes „Ab in dieMitte“ wurde die mehrwöchige Veranstaltungs-reihe unterstützt. Da Kirmesveranstaltungen nichtBestandteil des geförderten Gesamtprogrammssein durften, musste die Veranstaltungsreihe zuBeginn der eigentlichen Michaeliswoche been-det werden. Bestandteile von Michaelis warendas Straßentheaterfestival Platzwechsel, derTag der Gütersloher Vereine, Chöre und Initia-tiven auf dem Berliner Platz, der traditionelleSeniorennachmittag in der Stadthalle, die Licht- Kinder-Aktion an der Mar tin-Luther-Kir che, dasLate-Night-Shopping „Güte Nacht“, die Licht-aktion im und am Stadt museum und ein ge-nerationenübergreifendes Tanzprojekt mit Laienin der Aula des Städtischen Gymnasiums.

Die Michaeliskirmes konnte ihr 60-jähri-ges Bestehen feiern. Begonnen hatte alles imJahr 1949 mit drei Fahrgeschäften. Heute zähltdie Kir mes, stets von den Schaustellerfamilien

Schnei der erfolgreich organisiert, mit zu dengröß ten Volksfesten in Ostwestfalen-Lippe. AusAnlass des Jubiläums gab es für einen Tag anallen Fahr geschäften und Ständen ermäßigtePreise.

Das für die Michaeliswoche geplante fünf -te City-Kart-Rennen musste wegen mangeln-der Anmeldezahlen abgesagt werden. „Umechtes Rennfeeling aufkommen zu lassen“, soGütersloh Marketing GmbH-Chef Jan-Erik Wei-nekötter, „bedarf es auch einer entsprechen-den Anzahl an Teams. Dies war bei Melde-schluss nicht gegeben, so dass wir leider dieseEntscheidung treffen mussten“.

Ihren krönenden Abschluss fand „Michae-lis“ 2009 mit einem großartig inszeniertenFeuerwerk auf dem Konrad-Adenauer-Platz.Eine Bielefelder Firma, die beispielsweise wäh-rend der Tina-Turner-Tour im selben Jahr fürtolle Effekte gesorgt hatte, hat speziell für Gü-tersloh eine atemberaubende Inszenierung mitFeuer, Licht und Performance konzipiert.❚

2009

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Das Tanzprojekt – ein beeindruckender Erfolg.

Ihren krönen-den Abschlussfand „Michae-lis“ 2009 mit einemgroß artig ins zenierten Feuerwerk

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Großartiges Feuerwerk auf dem Konrad-Adenauer-Platz zum Abschluss des »Michaelis« 2009.

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102 80 Jahre Michaeliswoche

Auf der Mitgliederversammlung am 2.August 2010 wurden einstimmig Gabriele Co-nert zur Vorsitzenden und Matthias Trepper undWilhelm Kottmann zu stellvertretenden Vorsit-zenden gewählt.

Die Wahl eines Geschäftsführers wurde ver -schoben, da zuvor die Satzung des Vereins nochüberarbeitet werden sollte und zudem dasope ra tive Geschäft von der Gütersloh Marke-

ting GmbH wahrgenommen wird. Der bisherigeVorstand hatte auf eine erneute Kandidaturverzichtet.

Für die Michaeliswoche 2010 war unterder Federführung der Gütersloh MarketingGmbH wieder eine große Auswahl an Veran-staltungen für Jung und Alt vorbereitet worden.Gestartet wurde mit den Sparkassen-City-Classics, gefolgt von dem Tag der Vereine, Ver-

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2010

Beim »Tag der Vereine« prä-sentierten sich zahlreiche Ver-

eine auf dem Berliner Platz.

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bände, Chöre und Initiativen auf dem BerlinerPlatz.

Nicht fehlen durfte der Generationennach-mittag, in diesem Jahr im neuen Theater derStadt, in dem nach Kaffee und Kuchen auf derStudiobühne ein Programm mit Kabarett, Ar-tistik und Jonglage für alle Altersklassen gebo-ten wurde. Kinder erlebten bei der Lichterfüh-rung einen ganz besonderen Stadtrundgang.

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Abgerundet wurde das Programm mit der Prä-sentation des Netzwerkes „gtogether – Unter-nehmen vor Ort“ vor der Martin-Luther-Kircheund dem Tag der Vereine auf dem BerlinerPlatz.

Selbstverständlich waren auch die Mi-chaeliskirmes und der verkaufsoffene Sonntagals Traditionsveranstaltungen Bestandteile desProgramms.❚

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104 80 Jahre Michaeliswoche

Für das Jahr 2011 sind seitens der Gü-tersloh Marketing GmbH wieder die bewährtenVeranstaltungen der vergangenen Jahre wie der„Tag der Vereine“, der Generationennachmittagund die täglichen Kinder-Lichterführungen vomRathaus bis zur Kirmes vorgesehen. Nach Kaf-fee und Kuchen im Foyer des Theaters gibt esbeim Generationennachmittag auf der Studio-bühne eine aufregende Show mit Kabarett, Ar-tistik und Jonglage für alle Altersklassen.

Der in den vergangenen Jahren erfolgrei-che „Tag der Vereine“ findet erstmals auf demTheatervorplatz statt. Mehr als 50 GütersloherVereine, Chöre und Initiativen präsentierensich hier den Besuchern mit Ständen und

einem umfangreichen Bühnenprogramm. Zeit-gleich findet ein Tag der offenen Tür im TheaterGütersloh statt. Aber auch die Michaeliskir-mes und der verkaufsoffene Sonntag fehlennicht.

Abgerundet wird die Veranstaltungswochedurch die Ausstellung „80 Jahre Michaeliswo-che“ im Stadtmuseum. Die Ausstellung zeigtdie Entwicklung von der Oktobermesse zumTraditionsvolksfest Michaeliswoche. Beschrie-ben wird neben der Geschichte des Vereins Mi-chaeliswoche auch der Weg des organisiertenEinzelhandels vom Ladeninhaberverein vor100 Jahren über den Einzelhandelsverbandzur Werbegemeinschaft.❚

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2011

Die Michaeliswoche 2011wird auch mit Tablett -unterlagen bei McDonald’sbeworben.

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1933 Dritte Gütersloher Oktobermesse vom1. bis zum 8. Oktober.

1934 Aus der Oktobermesse wird offizielldie Gütersloher Oktoberwoche, die zum viertenMal in der Zeit vom 6. bis zum 14. Oktober ver-anstaltet wird.

1935 25 Jahre Ladeninhaberverein Güters-loh und 5. Oktoberwoche vom 21. bis zum 29.September, um eine Überschneidung mit demWiedenbrücker Pferdemarkt zu vermeiden. Dadie Unabhängigkeit des Landeninhabervereinsnicht mit den nationalsozialistischen Gleich-schaltungsbestrebungen übereinstimmte, be-schloss die Generalversammlung am 24. Ok-tober die Selbstauflösung und die gleichzeitigeGündung der „Ortsgruppe Gütersloh der Wirt-schaftsgruppe Einzelhandel“. Alfred Köhlerwurde zum Leiter der neugegründeten Orts-gruppe berufen. Aus der Oktoberwoche wirdkünftig die Michaeliswoche und aus dem Bu-denmarkt der Michaelismarkt.

80 Jahre Michaeliswoche im ÜberblickJohannes Bitter – Hartwig Fischer – Giesbert Nunnemann

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Michaeliswoche 1934:Wagen und Fußgruppe

der Schule Kattenstroth-Nord als Zigeuner.

1910 Gütersloher Kaufleute gründen denLadeninhaberverein und wählen Aloys Püttzum Vorsitzenden.

1912 Hermann Zumwinkel wird Nachfolgervon Aloys Pütt.

1916 Neuer Vorsitzender wird KaufmannHans Sager.

1923 Alfred Köhler wird zum Vorsitzendengewählt.

1930 Alfred Köhler und Hans Zumwinkelbringen die Idee zur Sprache, eine Werbewo-che nach dem Vorbild der Lippstädter Herbst-woche zu veranstalten.

1931 Erste Gütersloher Oktobermesse vom10. bis zum 18. Oktober mit 40.000 Besu-chern; 100 Arbeitslose erhalten durch dieMesse Lohn und Brot.

1932 Zweite Gütersloher Oktobermessevom 8. bis zum 16. Oktober erwirtschafteteinen Überschuss von 1.871,70 Reichsmark.

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1936 Alfred Köhler überträgt die Messelei-tung auf Wilhelm Eickholt. Die sechste Michae-liswoche findet vom 19. bis zum 27. Septem-ber statt.

1937 Siebte Michaeliswoche vom 18. biszum 26. September mit einem Festzug derSchulen zum „Tag des deutschen Volkstums“.

1938 Achte Michaeliswoche vom 17. biszum 25. September mit einem Festzug derSchulen unter dem Thema „Eine Reise durchGroßdeutschland“.

1939 Die Vorbereitungen der Herbstwochewurden auf Grund des sich abzeichnendenKrieges abgebrochen und die Veranstaltung fürdie Dauer des Krieges untersagt.

1948 Aus der Wirtschaftsgruppe Einzelhan-del wurde der Einzelhandelsverband Ostwest-falen, Ortsvereinigung Gütersloh. Den Vorsitzübernahm Kaufmann Carl Janssen und dieGeschäftsführung Rechtsanwalt Dr. WalterHiersemann. Erste Pläne, die Michaeliswocheneu zu beleben.

1949 Ausnahmegenehmigung zur erstenMichaeliswoche nach dem Krieg, die vom 1.bis zum 9. Oktober veranstaltet wurde und150.000 Besucher zählte.

1950 40. Gründungstag des Ladeninhaber-vereins und zehnte Michaeliswoche vom 7. biszum 15. Oktober; 125-jähriges Stadtjubiläumvon Gütersloh.

1951 11. Michaeliswoche vom 6. bis zum14. Oktober und der Ausstellung „SchaffendesGütersloh 1951“ mit mehr als 20.000 Besu-chern.

1952 Kommissarischer Nachfolger von CarlJanssen im Einzelhandelsverband Güterslohwurde Walter Hoffschildt und am 18. AprilHeinrich Laufenberg. Am 19. Mai wird der Ver-ein Michaeliswoche gegründet und Walter Hoff-schildt zum Vorsitzenden gewählt. Zwölfte Mi-chaeliswoche vom 27. September bis zum 5.Oktober ohne „Werbe-Festzug“.

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Michaeliswoche 1932:Schon damals war August Schneider mit seinen Fahrgeschäften aufdem Festplatz vertreten.

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Michaeliswoche 1953:Berliner Straße

mit Fahnenschmuck.

1953 Karl-Ernst Strothmann übernimmt alsGeschäftsführer des Einzelhandelsverbandesauch die Geschäftsführung im Verein Michae-liswoche. Die 13. Michaeliswoche findet vom26. September bis zum 4. Oktober statt.

1954 14. Michaeliswoche vom 25. Septem-ber bis zum 3. Oktober mit einem Festzug derVolks- und Realschulen unter dem Motto „Werwill das fleißige Handwerk sehen?“

1955 15. Michaeliswoche vom 1. bis zum10. Oktober mit einer Vergrößerung des Aus-stellungsgeländes auf 4.250 Quadratmeterund 51 Aussteller. 28.600 Ausstellungsbesu-cher.

1956 Hans Diekötter wird als Nachfolgervon Walter Hoffschildt Vorsitzender des VereinsMichaeliswoche. 16. Festwoche vom 29. Sep-tember bis zum 8. Oktober mit 40 Veranstal-tungen und dem Festzug der GütersloherSchulen zum Thema „Von Gütersloh in dieWelt“.

1957 17. Michaeliswoche vom 28. Septem-ber bis zum 6. Oktober erstmals ohne Ausstel-lung und Programmheft aufgrund zu hoherKosten.

1958 Am 9. Februar verstarb der „Vater derMichaeliswoche“, Alfred Köhler. Auf einer au-ßerordentlichen Mitgliederversammlung wurdebeschlossen, in diesem Jahr keine Michaelis-woche durchzuführen, sondern lediglich einen„Luna-Park“, eine Kirmes vom 27. Septemberbis zum 5. Oktober, zu veranstalten.

1959 Überraschend präsentierte sich wie-der Walter Hoffschildt als Vorsitzender der Mi-chaeliswoche. Die 18. Festwoche fand vom25. September bis zum 4. Oktober wieder miteiner Ausstellung mit 40 Ausstellern undeinem Festzug mit 37 Vereinen statt.

1960 19. Michaeliswoche vom 24. Septem-ber bis zum 2. Oktober mit Festzug und einerAusstellung, an der erstmals auswärtige Fir-men teilnehmen konnten.

1961 und in den Jahren bis 1964 fandkeine Michaeliswoche, sondern nur eine Kir-mes auf dem Marktplatz statt.

1965 Sparkassendirektor Jürgen Hintzlerwurde als Nachfolger von Walter Hoffschildtzum neuen Vorsitzenden des Vereins Michae-liswoche gewählt. Nach fünfjähriger Pause fanddie 20. Michaeliswoche wieder mit einer Aus-stellung und einem Festzug statt. Die Ausstel-lung „Sie + Er“ mit 80 Ausstellern besuchten120.000 Interessenten.

1966 21. Michaeliswoche vom 23. Septem-ber bis zum 1. Oktober mit der 4.500 Quadrat-meter großen Ausstellung „Sie + Er“ und 100ausstellenden Firmen sowie einem Festumzug.

1968 22. Michaeliswoche vom 28. Septem-ber bis zum 6. Oktober mit einer 5.000 Qua-dratmeter großen Ausstellungsfläche undeinem kilometerlangen Festzug.

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1970 Nach der kommunalen Gebietsreformfindet die 23. Michaeliswoche vom 26. Sep-tember bis zum 4. Oktober wieder mit der Aus-stellung „Sie + Er“ und einem Festzug statt.Die Mitgliederversammlung beschließt, auch1971 eine Festwoche durchzuführen und dannzum zweijährigen Turnus zurückzukehren.Grund dafür ist das 150-jährige Stadtjubiläumim Jahr 1975.

1971 40 Jahre nach der 1. Oktoberwochefindet die 24. Michaeliswoche vom 25. Sep-tember bis zum 3. Oktober statt. 100 Ausstel-ler locken 110.000 Besucher in die Ausstel-lung und den Festzug erleben 40.000 Zu-schauer.

1973 Rudolf Schreiber wird als Nachfolgervon Karl-Ernst Strothmann neuer Geschäfts-führer der Michaeliswoche. Gütersloh wird am1. Januar Kreisstadt und die 24. Festwochefindet vom 22. bis zum 30. September statt.

1975 Die 25. Michaeliswoche vom 27. Sep-tember bis zum 5. Oktober stand ganz im Zei-chen des 150-jährigen Stadtjubiläums. Die haus -wirtschaftliche Ausstellung „Sie + Er“ wurdeabgelöst durch die Gütersloher Wirtschaftsaus-stellung GÜ-WA; die Ausstellungsfläche wurdeauf 6.000 Quadratmeter und ein Freigeländevon 1.200 Quadratmetern vergrößert; den Fest -umzug sahen 100.000 Menschen. AugustSchneider, Veranstalter der Kirmes, wurde fürseine 50-jährige Verbundenheit zur Stadt Gü-tersloh geehrt.

1977 26. Michaeliswoche vom 23. Septem-ber bis 2. Oktober mit dem Abschluss der Städ -t epartnerschaft mit der französischen StadtChâteauroux, der GÜ-WA und einem Festzug.

1979 27. Michaeliswoche vom 21. bis zum29. September und den neuen StädtepartnerBroxtowe aus England. Die GÜ-WA präsentiertesich auf 9.000 Quadratmetern mit 200 Aus-stellern. Die Veranstaltungen fanden erstmalsin der am 7. September eröffneten Stadthallestatt.

1981 28. Festwoche vom 25. Septemberbis zum 4. Oktober unter dem Motto „50 JahreMichaeliswoche Gütersloh“ und einem neuenSignet. Die Weinpatenschaft mit der StadtLorch wurde neu belebt; die GÜ-WA präsen-tiert 200 Aussteller und der Festzug bestehtaus 95 Musik-, Sport- und Folkloregruppen.77 Schausteller laden zur Kirmes ein.

1982 Als Nachfolger von Jürgen Hintzlerwird Sparkassendirektor Rolf Bennewitz zumVorsitzenden der Michaeliswoche gewählt;Hintzler wird zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

1983 Die 29. Michaeliswoche und fünfteGÜ-WA finden vom 24. September bis zum 2.Oktober statt. Die Ausstellungsfläche wird auf10.000 Quadratmeter vergrößert und 100.000Besucher säumten die Straßen beim Festum-zug.

1984 Zur 800-Jahr-Feier von Güterslohfand keine Michaeliswoche statt.

1985 30. Michaeliswoche vom 27. Septem-ber bis zum 6. Oktober mit der sechsten GÜ-WA, dem 17. Hausfrauennachmittag undeinem Festzug, der alle Rekorde brach.

1987 31. Michaeliswoche vom 25. Septem-ber bis zum 4. Oktober und dem zehnjährigenBestehen der Städtepartnerschaft mit Châ-teauroux. Die GÜ-WA mit 186 Ausstellern be-suchten 85.000 Menschen. Giesbert Nunne-mann übernahm die Geschäftsführung desVerein von Rudolf Schreiber.

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jedoch ohne ein Feuerwerk zum Abschluss. Die14. GÜ-WA wurde erstmals in der Regie desVereins durchgeführt und war mit 70.000 Be-suchern ein Erfolg. Die Kirmes verbuchte mitschätzungsweise 350.000 Gästen einenneuen Rekord und der Umzug lockte scharen-weise die Besucher in die Stadt.

2003 Sparkassendirektor Hans-HermannKirschner übernimmt von Rolf Bennewitz dasAmt des ersten Vorsitzenden. Die 39. Festwo-che findet mit GÜ-WA und Festumzug vom 26.September bis zum 5. Oktober statt. DerUmzug mit 3.500 Teilnehmern begeisterte50.000 Besucher und auch der Ausstellungs-organisator Detlev Fuhrmann zog eine zufrie-denstellende Bilanz. Giesbert Nunnemannübergibt die Geschäftsführung des Vereins anJörg Konken, Geschäftsführer der GüterslohMarketing GmbH.

2005 70 Jahre nach den ersten Ideen füreine Werbewoche in Gütersloh wird die 40. Mi-chaeliswoche vom 23. September bis zum 3.Oktober mit einigen Neuerungen und einemneuen Geschäftsführer veranstaltet. Neu isteine auf vier Tage verkürzte Ausstellung und dieerstmalige Ausrichtung eines „Gütersloher Ok-toberfestes“ durch Andreas Kerkhoff vomHotel-Restaurant Appelbaum.

2006 Marianne Nunnemann wurde auf derMitgliederversammlung am 27. März 2006 alsNachfolgerin von Frank Mertens auf der Mit-gliederversammlung am 27. März 2006 zurneuen Geschäftsführerin gewählt. Gleichzeitigwurde beschlossen, die Festwoche anstelle imbisherigen zweijährigen Turnus künftig jährlichstattfinden zu lassen. Ebenso sollen die Ver-handlungen über die angestrebte Kooperationmit der Gütersloh Marketing GmbH fortgesetztwerden. Die Michaeliswoche fand vom 22.September bis zum 3. Oktober 2006 mit dentraditionellen Veranstaltungen statt. Zudem

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1989 32. Michaeliswoche vom 22. Septem-ber bis zum 1. Oktober mit der Unterzeichnungder Partnerschaftsurkunde mit der polnischenStadt Grudziadz (Graudenz), der GÜ-WA unddem Festzug mit 80.000 Zuschauern.

1990 33. Festwoche vom 27. Septemberbis zum 6. Oktober mit der neunten GÜ-WA.Auf einen Festumzug wurde zugunsten einesUmzuges der historischen katholischen Schüt-zenbruderschaften mit 30.000 Teilnehmernverzichtet.

1993 34. Michaeliswoche vom 24. Septem-ber bis zum 3. Oktober mit 100.000 Besu-chern der GÜ-WA und erstmals einer Kirmesin der Innenstadt. Die neue Partnerstadt Falunaus Schweden stellte sich mit einer Volkstanz-gruppe im Festzug vor.

1994 Die 35. Michaeliswoche mit der GÜ-WA und dem Festumzug findet vom 22. Sep-tember bis zum 1. Oktober statt. Die Kirmesist wieder auf den Straßen vom Ausstellungs-zelt bis zur Innenstadt.

1997 Mehr als 100 Schausteller waren aufder Kirmes der 36. Michaeliswoche vom 26.September bis zum 5. Oktober vertreten; dieGÜ-WA besuchten 40.000 Interessenten und50.000 Zuschauer verfolgten den Festumzug.

1998 Die 37. Michaeliswoche vom 25. Sep-tember bis zum 3. Oktober fand aufgrund um-fangreicher Bauarbeiten in der Innenstadtohne einen Festumzug statt. Die GÜ-WA prä-sentierte auf 7.000 Quadratmetern 168 Aus-steller und wurde von 54.000 Menschen be-sucht.

2001 Trotz der Terroranschläge in New Yorksprach sich die Mitgliederversammlung dafüraus, die 38. Michaeliswoche vom 28. Septem-ber bis zum 7. Oktober stattfinden zu lassen,

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wurde eine „kleine“ GÜ-WA mit kostenlosemEintritt veranstaltet. Der Verein beteiligte sicherstmals am Weihnachtsmarkt der Werbege-meinschaft Gütersloh.

2007 Die Michaeliswoche mit der bishergrößten Anzahl an Veranstaltungen fand vom14. September bis zum 7. Oktober 2007 statt.Aufgrund der Vielzahl an Attraktionen war eineAusweitung des Veranstaltungszeitraumes umzwei weitere Wochen erforderlich. Aus reinkaufmännischen Überlegungen musste dieGÜ-WA abgesagt werden.

2008 Die „kleine“ Michaeliswoche wurdevom 26. September bis zum 5. Oktober 2008durchgeführt. Hauptattraktion war dabei dasvierte SWG-City-Karting, zu dem mehr als20.000 Besucher in die Innenstadt kamen.Die Aufgaben im Bereich des Veranstaltungs-managements wurden der Gütersloh MarketingGmbH übertragen.

2009 Unter dem Namen „Michaelis“ wurdevon der Gütersloh Marketing GmbH vom 26.September bis zum 4. Oktober 2009 eine um-

fangreiche Veranstaltungsreihe zur Michaelis-woche organisiert. Die Michaeliskirmes feierteihr 60-jähriges Bestehen. Das fünfte City-Kart-Rennen musste wegen zu geringer Beteiligungabgesagt werden.

2010 Auf der Mitgliederversammlung am 2.August 2010 wurde mit Gabriele Conert alsVorsitzende und Matthias Trepper und WilhelmKottmann als stellvertretenden Vorsitzendenein neuer Vorstand gewählt. Die Organisationder Michaeliswoche vom 25. September biszum 3. Oktober 2010 hatte die Gütersloh Mar-keting GmbH übernommen. Neben traditionel-len Veranstaltungen gab es verschiedeneNeuerungen.

2011 Die Michaeliswoche wird vom 24.September bis zum 3. Oktober 2011 wiedervon der Gütersloh Marketing GmbH organisiertund orientiert sich an den bewährten Veran-staltungen der vergangenen Jahre. Ergänzt wirddas Programm durch die Ausstellung im Stadt-museum Gütersloh aus Anlass des 80-jährigenBestehens des Vereins.

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❚ Chronik der Stadt Gütersloh 1818–1890

❚ Werner Freitag (Hrsg.), Geschichte derStadt Gütersloh, Bielefeld 2001

❚ Johannes Blotenberg, Gesunde Vielfalt in Industrie und Handel, Schriftenreihe„Monographie des Landkreises Wieden-brück“, Gütersloh 1966

❚ Martin Pollklas, Der Kreis Wiedenbrück1933–1936 in den geheimen Lagebe-richten des Landrates. Veröffentlichungenaus dem Kreisarchiv Gütersloh, Band 6,Bielefeld 2002

❚ Einwohnerbuch für Gütersloh und Umge-gend 1903, 1907, 1911, 1921, 1925,1932, 1937, 1953

❚ Jahresberichte über die Verwaltung undden Stand der Gemeindeangelegenheitender Stadt Gütersloh für die Jahre1874/75 und 1875/76

❚ Verwaltungsberichte der Stadt Güterslohfür die Zeit vom 1. Januar 1931 bis 31. Dezember 1931 beziehungsweise 31. März 1932, vom 1. April 1932 bis 31. März 1938

❚ Festschrift „25 Jahre Gütersloher Ladeninhaberverein 1910–1935“

❚ Protokolle von Vorstands- und Generalver-sammlungen des Ladeninhabervereins1912–1915, Schriftwechsel bis 1919,Stadtarchiv Gütersloh (StadtAGT) Akten S 45

❚ Satzung des Vereins der LadeninhaberGütersloh vom 16. März 1915

❚ Durchführung der Oktobermessen, Herbstwoche und Michaeliswochen 1931–1938, StadtAGT Akten D 757

❚ Protokollbuch des Ladeninhaber-vereins Nr. 3 vom 18. März 1930 bis 21. April 1937

❚ Schriftwechsel des Ladeninhabervereins1920–1921, StadtAGT Akten S 46

❚ Schriftwechsel des Ladeninhabervereins1922–1925, StadtAGT Akten S 47

❚ Schriftwechsel des Ladeninhabervereins1926–1928, StadtAGT Akten S 48

❚ Schriftwechsel des Ladeninhabervereins1929–1932, StadtAGT Akten S 49

❚ Schriftwechsel des Ladeninhabervereins1933–1936, StadtAGT Akten S 50

❚ Schriftwechsel des Einzelhandelsverban-des 1948–1972, StadtAGT Akten S 51

❚ Einladungen und Protokolle des Vorstandes 1970–2011

❚ Einladungen und Protokolle der Mitgliederversammlungen 1970–2011

❚ Ausschnitte und Sonderbeilagen der West-fälischen Zeitung (Gütersloher Zeitung),Westfälische Neueste Nachrichten, FreiePresse, Die Glocke, Gütersloher Morgen-blatt, Neue Westfälische, Westfalen-Blatt

❚ Zeitungsausschnittsammlung (ZAS) desStadtarchivs Gütersloh

❚ Messe-Führer 1932, 1933, 1934, 1935,1936, 1937, 1938

❚ Programme der Michaeliswochen 1949,1950, 1951, 1952, 1953, 1954, 1955,1956, 1959, 1960, 1968, 1970, 1971,1973, 1975, 1977, 1979, 1981, 1983,1985, 1987, 1989, 1991, 1993, 1995,1997, 1999, 2001, 2003, 2005, 2007,2008, 2009, 2010, 2011

❚ GT-INFO, 26. Jahrgang, Nr. 303, Oktober 2001

Benutzte Quellen

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Ein herzlicher Dank gilt den Sponsoren, die mit ihrem Engagement das Erscheinen dieser Chronik ermöglicht haben.

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1930–2010EINE CHRONIK

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