Chronik Selchow 1242-2012

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Allgemeine Einführung in die Geschichte von BrandenburgDas Land BrandenburgDas Land Brandenburg entstand im 12. Jh. durch Schwert und Pflug im Namen des Kaisers Lothar durch die Angehörigen des sächsischen Hauses Askanien, hpts. durch Albrecht den Bären, einem Grafen von Ballenstedt.

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Die Chronik von Selchow 1242–2012

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Geleitwort

Mit der vorliegenden Chronik von Selchow wurde der Reigen von acht Ortschroniken, die wir uns seit Jahren zum Ziel gesetzt haben, fast vollendet. Begonnen hatte seinerzeit alles mit der Waltersdorfer Dorfchronik, die Herr Erich Sychold, Schuldirektor a.D., in jahrelanger Arbeit zusammengestellt hatte. Danach folgte die Chronik des Ortes Diepensee, eine Gemeinde, die hier in Schönefeld aufgehört hat zu existieren, weil sie dem neuen Berlin Brandenburger Großflughafen Willy Brandt“ vollständig weichen musste und an an-derer Stelle wieder neu aufgebaut wurde. Die Waßmannsdorfer, Rotberger, Kiekebuscher und Schönefelder Chronik folgten und konnten in den darauffolgenden Jahren einer breiten Leserschaft vorgelegt werden. In diesem Jahr konnte Frau Sigrid Weise nunmehr ihre dritte Chronik, d.h. die Selchower Chronik, die sie in mü-hevoller Fleißarbeit geschrieben und zusammengetragen hat, vollenden. Das ist für unsere Großgemeinde Schönefeld ein weiteres, überaus wichtiges Teilstück für eine irgendwann in der Zukunft zu schreibende Gesamtchronik der neuen Gemeinde Schönefeld, die seit 2003 existiert und die bis dato ohne eigenstän-dige Geschichtsschreibung ist. Einen Chronisten für diese Gesamtgemeinde konnten wir noch nicht finden, um ihn in eine solche Funktion zu berufen. Alles das, was heute in den einzelnen Ortsteilen passiert, wird noch immer von den Ortschronisten aufgezeichnet, die sich speziell auf ihren Ortsteil in der neuen Großge-meinde spezialisiert haben. Die vorliegende Chronik ist das Ergebnis systematischer Aufarbeitung der Zeit-geschichte sowie die Zusammenstellung von vielen historischen Abläufen, Ereignissen und Vorkommnissen. Die Autorin S. Weise wurde insbesondere von Herrn Karl-Heinz Stippekohl, Christel Mette, Inge Valentin und Ortsvorsteher Alfred Mann unterstützt, denen an dieser Stelle ein besonderer Dank gebührt. Natür-lich darf ihr Selchower Vorgänger“, Ortschronist Joachim Wolf, nicht unerwähnt bleiben. War er es doch, der einen bedeutenden Grundstock für diese Heimatgeschichte gelegt und insbesondere die Geschichte der Neukölln-Mittenwalder Eisenbahn zu dieser Chronik beigesteuert hat. Durch eine gute Zusammenarbeit mit diesen Helfern, mit Unterstützung des Pfarrers Reiff, mit einem interessierten Selchower Zuhörerkreis, der die Vorab-Lesungen kritisch begleitete und der mit Fotos diese Chronik in einigen Teilen sehr bereicherte, gelang es Frau Sigrid Weise, in einem relativ kurzen Zeitraum die Geschichte dieser ehemals selbständigen Gemeinde aufzuzeichnen. Dafür möchte ich Frau Weise meinen besonderen Dank sagen und ihr für die vie-len Jahre guter Zusammenarbeit Lob zollen und meine besondere Anerkennung aussprechen. Das, was hier von ihr geleistet wurde, wird eines Tages von Menschen zu beurteilen sein, die sicherlich sehr dankbar dafür sind, dass sich jemand so engagiert und für die Ortsgeschichte eingesetzt hat. Denn alles das, was wir heute nicht niederschreiben und aufzeichnen, wird in einigen Jahren vergessen sein und es wird niemand mehr in dieser Form zusammentragen können. Zudem verändert sich Schönefeld überaus rasant. So wird man auch das Antlitz Selchows in wenigen Jahren nicht mehr wiedererkennen. Hier entsteht gegenwärtig ein hochmo-derner Messestandort, eine Messe mit direktem Zugang zum Flughafen. Die Internationale Luft- und Rau-fahrtausstellung hat in Selchow für die nächsten Jahre eine neue Heimstatt gefunden. Die Fluggesellschaft Air Berlin plant in Selchow erste Erweiterungen. Andere Firmen stehen bereit, um sich hier anzusiedeln. Noch nie wurde und wird ein Ort so schnell und so grundlegend verändert wie Selchow. Die Fortschreibung der Geschichte ist in Zukunft ein Muss und ganz wichtig war und ist es, heute und mit dieser Chronik ein Bild dieses Ortes festzuhalten, welches sich dem Betrachter gegenwärtig bietet und welches man in einigen Jahren so nicht mehr finden wird.Ich wünsche auch dieser Chronik viele interessierte Leser und vor allem Menschen, denen das, was hier aufgezeichnet wurde, wichtig ist und die sich für die vielen historischen Fakten der Geschichte Selchows begeistern können.

Bürgermeister Dr.Udo Haase

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Vorwort der Chronistin

Die Gemeinde Selchow kann 2012 die 770. Wiederkehr ihrer ersten urkundlichen Erwähnung aus dem Jahr 1242 begehen. Selchow war zu allen Zeiten ein durch Landwirtschaft geprägter Ort mit einem Gut. Die Chro-nik von Selchow ist geordnet nach Jahren und ist eine Darstellung der Geschichte des Ortes an Hand von Fakten, Ereignissen, Statistiken, betriebswirtschaftlichen Angaben und staatlichen Anweisungen.Das Gut war seit 1927 ein Berliner Stadtgut und gehörte ab 1961 zum VEG Kombinat“ Waßmannsdorf. Für das VEG Kombinat“ Waßmannsdorf war das Gut Selchow mit seinem Gutshaus mit Gästezimmern und gro-ßer Gutsküche sowie dem Gutspark der Mittelpunkt seiner kulturellen und sportlichen Veranstaltungen.Durch den Bau der Flughafens BER“ und der ILA wird Selchow eine große Veränderung erfahren und sei-nen Dorfcharakter verlieren. Es ist daher wichtig, viele Einzelheiten aus der Geschichte des Dorfes und des Gutes und seiner Bewohner zu erforschen und aufzuschreiben. Daher werden Einzelheiten in dieser Chronik auftauchen, die man sonst weglässt z.B. Aufstellungen über verpachtetes Jagdland oder Statistiken zur Pro-duktion des Guts oder Einzelheiten aus den Protokollen der Gemeindevertretung.Bei der Zusammenstellung der Daten und Ereignisse zur Chronik von Selchow war das Material sehr hilf-reich, das von Karl-Joachim Wolff aus Selchow gesammelt und zusammengestellt wurde und mir zur Verfü-gung stand. Ohne die Hilfe und Unterstützung mit Bildern, Dokumenten und Auskünften von Alfred Mann, Herrn Stippekohl, Frau Valentin, Frau Sauerwald, Frau Mette und allen Teilnehmern bei den Vorträgen zur Chronik wäre die Arbeit viel schwerer gewesen. Diesem Personenkreis gilt mein besonderer Dank. Herr Stip-pekohl half mir bei der Einsicht in das Kirchenbuch von Selchow.Auch Frau Oppermann aus dem Archiv Königs Wusterhausen und Frau Göbel aus dem Archiv Schönefeld haben mich bei der Arbeit unterstützt. Ohne ihre unbürokratische Hilfe hätte die Sichtung der Akten einen längeren Zeitraum in Anspruch genommen. Das gilt aber auch für die Mitarbeiterinnen im Landeshauptar-chiv Brandenburg in Potsdam-Bornim.Wie bereits bei der Chronik von Waßmannsdorf und Rotberg unterstützte mich auch Herr Klar aus Lichten-rade mit Kopien alter Akten und mit Fotos aus seiner Privatsammlung.Ich muss aber auch erwähnen, dass mir Herr Kirschke von den Weißenseer Heimatfreunden e.V. bei der Ein-fügung der Bilder und dem Layout half und dass mein Ehemann mich zu den Archiven fuhr.Die Chronik von Selchow ist nicht vollständig und abgeschlossen, es gibt noch unerforschte Quellen, wie z.B. das Kirchenbuch oder Einzelheiten aus der Geschichte der alten Bauernfamilien oder der Arbeit der Gemein-devertreter. Ein Verein zur Erforschung der Geschichte von Selchow hätte noch viel Arbeit.

Sigrid Weiseim November 2011

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Die Chronik von Selchow 1242–2012

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InhaltGeleitwort ................................................................................................................................................ 2Vorwort der Chronistin ......................................................................................................................... 3Lehniner Copialbuch 1208–1580 .......................................................................................................... 6Allgemeine Einführung in die Geschichte von Brandenburg .......................................................... 7

Das Land Brandenburg ...................................................................................................................... 7Die märkische Ritterschaft ............................................................................................................... 7Der Teltow ........................................................................................................................................... 8

Einzelheiten zur Geschichte der Besiedlung der Mark Brandenburg .................................................................... 8Der Landkreis Teltow ....................................................................................................................................................................... 8Die Verwaltung des Kreises Teltow .......................................................................................................................................... 9Der Kreis Teltow 1925 ...................................................................................................................................................................10Die Sparkasse .....................................................................................................................................................................................10Die alte Poststraße ..........................................................................................................................................................................11

Chronik der Gemeinde Selchow .......................................................................................................... 12Die Jahre 1242 bis 1932 ................................................................................................................... 12

Die Herkunft des Namens .......................................................................................................................................................... 12Erste urkundliche Erwähnung und weitere Spuren aus dem Mittelalter.......................................................... 12Die Schreibweise des Namens des Dorfes Selchow ...................................................................................................... 12Flächenangaben zu Selchow ......................................................................................................................................................13Entwicklung der Einwohnerzahl..............................................................................................................................................13Landverteilung im Dorf und Beschreibungen des Dorfes ..........................................................................................14

Beschreibung des Dorfes durch unterschiedliche Autoren im Zeitraum 1857 bis 2010........ 15Besiedlung und Besitzverhältnisse der Bewohner ...................................................................... 17

Die einzelnen Teile des Dorfes ..................................................................................................................................................18Entwicklung des Dorfes und des Gutes – soziale Struktur ab 1373 ......................................... 19

Selchow bis 1933 ..............................................................................................................................................................................19Selchow von 1933 bis 1945 ........................................................................................................................................................ 32

Die Gemeinde Selchow vom 9.5.1945 bis 1989 ............................................................................. 37Das Jahr 1945 .................................................................................................................................................................................... 37Die Bodenreform von 1945 bis 1949 ..................................................................................................................................... 38Gemeindeleben und Gemeindearbeit von 1945 bis 1989 ........................................................................................... 40Die Jahre 1946 bis 1948 ............................................................................................................................................................... 42Bautätigkeit 1946 ........................................................................................................................... 43Die Gemeinde und die Besatzungsmacht ........................................................................................................................... 44Das Jahr 1949 .................................................................................................................................................................................... 46Das Jahr 1950 .................................................................................................................................................................................... 46Das Jahr 1951 .....................................................................................................................................................................................47Das Jahr 1952 .................................................................................................................................................................................... 48Das Jahr 1953 .....................................................................................................................................................................................49Die Jahre 1954 – 1961 ....................................................................................................................................................................49Die Jahre 1962/63 .............................................................................................................................................................................51Die Jahre 1964 – 1969 ................................................................................................................................................................... 52Die Jahre 1970 – 1975 ................................................................................................................................................................... 54Die Jahre 1976 – 1980 ................................................................................................................................................................... 55Die Jahre 1981 – 1985 ................................................................................................................................................................... 57Die Jahre 1986 – 1989 ................................................................................................................................................................... 58

Die Gemeinde Selchow nach der politischen Wende ...................................................................60Die Jahre 1989 – 1995 ................................................................................................................................................................... 60Die Jahre 1996 – 2000 .................................................................................................................................................................. 63Die Jahre 2001 – 2005 .................................................................................................................................................................. 64Die Jahre 2006 – 2011 .................................................................................................................................................................. 64

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Einzeldarstellungen zur Geschichte Selchows ................................................................................ 68Flughafen Schönefeld ...................................................................................................................... 68

Kleine Chronik vom Bau des Flughafens BER und des ILA–Geländes ............................................................... 69Der Kindergarten in Selchow ......................................................................................................... 70Die Kirche und der Friedhof von Selchow .................................................................................... 71

Beschreibung der Kirche nach Dieter Mehlhardt .......................................................................................................... 71Zeittafel zur Geschichte der Kirche und der Kirchengemeinde .............................................................................. 72Der Friedhof in Selchow ...............................................................................................................................................................76Die Evangelischen Pfarrer im Pfarrsprengel Selchow .................................................................................................76Der Streit um die Kirchendisziplin in Selchow ............................................................................................................... 77„Kirchen-Disziplin in Selchow“ ................................................................................................... 77Die Schule von Selchow im Jahre 1810 ............................................................................................................................... 80Die Schule in Selchow von 1810 bis 1945 .......................................................................................................................... 80Die Schule von Selchow nach dem 8.5.1945 ..................................................................................................................... 84

Selchow an der Neuköllner-Mittenwalder-Eisenbahn (NME) ...................................................84Personen und Familien auf dem Bahnhof .......................................................................................................................... 87Fahrpreise von Neukölln nach Mittenwalde im Mai 1929 ....................................................................................... 88Zeittafel Neuköllner-Mittenwalder-Eisenbahn ............................................................................................................... 88

Die Feuerwehr von Selchow ............................................................................................................90Die Freiwillige Feuerwehr von 1945 bis 1989 ..................................................................................................................91Die Freiwillige Feuerwehr von 1990 bis 2011 ................................................................................................................. 94

Das Gut in Selchow: Rittergut, Stadtgut, Volksgut und wieder Stadtgut ............................... 98Das Gut in den Jahren 1928 – 1945 .....................................................................................................................................100Das Gut nach dem 9.5.1945 ...................................................................................................................................................... 101Die Lehrausbildung auf dem Gut Selchow ......................................................................................................................104Der Gut Selchow nach 1990 .....................................................................................................................................................107Die Schafzucht auf dem Gut in Selchow bis 1993 ........................................................................................................109Feste im Gutspark in den 70er und 80er Jahren – Impressionen ......................................................................... 111Langjährige Gutsarbeiter ......................................................................................................................................................... 111

Die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) Selchow ................................... 113Krüger Krope – Einzelheiten aus der Familiengeschichte ...................................................................................... 117Aus der Geschichte der Gaststätte Lehmann ................................................................................................................. 118Wirtshaus zum Stern–Richard Grabow .............................................................................................................................120

Familien und Personen in Selchow .................................................................................................. 121Der erste Selchower .....................................................................................................................................................................121Die Ritterguts- und Gutsbesitzer ..........................................................................................................................................121Die Bauern und Bürger von Selchow ..................................................................................................................................122Die Handwerker und die Gewerbetreibenden .................................................................................................................126

Vereine, Organisationen und Kommissionen .................................................................................128Sportvereine ....................................................................................................................................128

Die Betriebssportgemeinschaft WSZ–Waßmannsdorf-Selchow-Ziethen ........................................................128Der Landsportverein Selchow ......................................................................................................128Kommissionen.................................................................................................................................128

Die Schiedskommission .............................................................................................................................................................128Die Wohnungskommission der Gemeinde Selchow ....................................................................................................129

Anlagen & Quellen .............................................................................................................................130Ein Spaziergang durch Selchow .......................................................................................................138Impressum ...........................................................................................................................................152

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Die erste Erwähnung von Selchow erfolgte 1242 im Copialbuch des Klosters Lehnin, in dem ein Heinricus de Selchow bei einer "Vereignung“ (Übereignung) von "Arendsee, Tribustdorf, Bredewisch, Wandlitz, Stolzenhagen, Neuenhof, Walters-dorf, Klosterfelde, Schönerlinde, Sommerfeld und Arnstorf an das Kloster Lehnin durch die Markgrafen Johann und Otto beim zweiten Zusammentreffen gemeinsam mit Rothgerus, Bischof von Brandenburg, Petrus, ein Jurist am Ort, Rodericus, Abt von Cenna, der Probst Henricus de Nauen, Johannes, Notar der Curie, Bertholdus de Velberg, Willikinus de Tornow, Conradus de Widesee, Geradus de Kerkow, Cristoforus Meise, Conradus Meise und Theodericus, Advokat aus Spandau“ anwesend war.

Lehniner Copialbuch 1208–1580

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Allgemeine Einführung in die Geschichte von BrandenburgDas Land BrandenburgDas Land Brandenburg entstand im 12. Jh. durch Schwert und Pflug im Namen des Kaisers Lothar durch die Angehörigen des sächsischen Hauses Askanien, hpts. durch Albrecht den Bären, einem Grafen von Bal-lenstedt.Sie eroberten die zu dieser Zeit hauptsächlich durch Slawen besiedelten Gebiete, vertrieben oder vernich-teten sie und kolonisierten das eroberte Gebiet mit deutschen Siedlern. Durch sie und ihre Nachkommen erfolgte die wirtschaftliche Erschließung des eroberten Landes. Sie gründeten Städte und Dörfer wie z.B.:

• Berlin 1237• Brandenburg 9. Jh. durch die Heveller-Fürsten• Teltow 1232• Mittenwalde 1239• Zossen 1320• Königs Wusterhausen 1320• Diepensee 1348• Großziethen 1300• Kleinziethen 1375• Kiekebusch 1318• Rotberg 1318• Schönefeld 1375• Selchow 1242• Waltersdorf 1352• Waßmannsdorf 1338

Die märkische RitterschaftDie Askanier kamen mit großem Gefolge in das neue Gebiet. Uwe Michas beschreibt in der Zeitschrift „Die Mark“ die militärischen Begleiter der Initiatoren der Eroberungskriege: „Die Hauptlast der Eroberungen trugen die späteren Angehörigen des Ritterstandes. Der überwiegende Teil dieses Standes ging aus unfreien Dienstmannen, so genannten Ministerialen, hervor, die mit den Askaniern aus den Gebieten westlich der Elbe kamen. Sie waren ursprünglich eine Oberschicht unfreier Haus- und Hofdiener, die von ihren Herren für den Haus-, Verwaltungs- und Kriegsdienst verwendet wurden. Sie hoben sich von ihren Standesgenossen durch besondere Leistungen, hauptsächlich beim Kriegsdienst, ab und näherten sich dadurch dem Adels-stand. Später anerkannte man ihre Lehnfähigkeit und gab ihnen einen Platz in der „Heerschildordnung“. Es wanderten aber auch freie Ritter in die Mark ein. Aber im Verlauf des 13. Jahrhunderts gerieten diese Adli-gen in die Abhängigkeit der Markgrafen. In der Mark Brandenburg verwischte sich allmählich der Unter-schied zwischen den freien Vasallen und Ministerialien. Aus beiden Gruppen entwickelte sich der märkische Ritterstand (Aus der Bezeichnung „ministeriales“ wurde“ miles“, was Ritter bedeutet). Der märkische Ritter erhielt, um in Friedenszeiten wirtschaftlich abgesichert zu sein, ein steuerfreies Lehen von 6 Hufen. Dafür war er verpflichtet, zu jeder Zeit Kriegsdienste zu leisten. Sie wurden aber auch als Vasallen des Landesherren auf Burgen als Burgwarte und Vögte eingesetzt. Zu den Burgen oder Schlössern gehörte auch ein großer Land-besitz. Die Bewohner hießen „Schlossgesessene“. Im Zuge der Entwicklung des Landes vergab der Landes-herr die Burgen als erbliches Lehen.Innerhalb des Adels gab es aber damals schon große Unterschiede. Es gab den niederen Adel, der nur einen geringen unbefestigten Wohnraum beanspruchen durfte. Aus diesen oft armen Adligen wurden die märki-schen Raubritter. Das heutige Land Brandenburg in seiner jetzigen Gestalt ist im Wesentlichen identisch mit der früheren preußischen Provinz Brandenburg. Ohne die Gebiete östlich von Oder und Neiße wurde die von 1945 – 1947 bestehende Provinz Mark Brandenburg und das 1949 bis 1952 konstituierte Land Brandenburg.

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Der TeltowSelchow ist eine Gemeinde auf dem Teltow. Seit dem 13.Jh. ist der Name Teltow überliefert. Das Gebiet des Teltow ist waldreich, leicht hügelig und liegt zwischen den Flüssen Spree, Dahme, Nuthe und Havel. Der Namen „Teltow“ ist slawischen Ursprungs. Die Teltow-Landschaft ist in der Endphase der Eiszeit vor ca. 20.000 Jahren entstanden. Um 1200 wurde das Gebiet von Deutschen Kolonisten besiedelt und fiel unter das askanische Herrschaftsgebiet. Die Erwerbszweige der Kolonisten waren Ackerbau, Fischfang und Holzver-arbeitung. Zu den ältesten Adelsfamilien, die auf dem Teltow ihre Güter bewirtschafteten, gehören die von Gröbern, Britzke, Beeren, Liepe, von Otterstedt, Schlabrendorf, von Hake und von Schlieben. Die ältesten größeren Siedlungen sind die alte Kreisstadt Teltow, Trebbin, Mittenwalde, Zossen und Teupitz.Der Namen der Gemeinde Selchow kommt aus dem Slawischen und bedeutet „Dorf des Zelichow, der den Frieden liebt oder begehrt“. Den Beweis dafür, dass wirklich Slawen in der Mark Brandenburg, und besonders im Raum Selchow siedelten, erbrachten die Ausgrabungen beim Bau des BER. Man fand Reste einer slawischen Gehöft-gruppe, die um 1000 u. Z. hier existierte. Sie bestand aus ca. 10 Personen, die auf einer Sandinsel inmitten einer feuchten Wiese lebten. Die ebenfalls gefundenen Grabreste, Pfeilspitzen aus Feuerstein und Keramiken, die 4000 Jahre im Selchower Sand lagen, beweisen, dass bereits eine Besiedlung durch jungsteinzeitliche Bauern erfolgte.

Einzelheiten zur Geschichte der Besiedlung der Mark BrandenburgZur Zeit der Besiedlung der Mark Brandenburg durch die Askanier, durch Albrecht den Bären und seine Nachkommen, herrschte im Land das Markgrafentum. Darunter ist ein königliches Amtslehen, dass dem Inhalt nach die Ausübung der Reichsgewalt durch den Markgrafen als Stellvertreter des Königs in dem ihm zugeteiltem Markgebiet zu verstehen. Der Name Brandenburg kommt von der im Teltow gelegenen Burg Brennabor des Slawenfürsten Pribislaw, der zum christlichen Glauben übergetreten war und sich dann Heinrich nannte. Er gehörte zum Slawenstamm der Heveller. Am 11.6.1157 eroberte Albrecht die Burg. Das Datum der Eroberung ist das Geburtsdatum der Mark Brandenburg.

Der Landkreis TeltowDer Teltow ist geographisch eine Hochfläche mit Niederungen und Plateauinseln. Der Name Teltow wurde erstmalig schriftlich in einer Urkunde der brandenburgischen Markgrafen, den Enkeln von Albrecht dem Bären, Johann I. und Otto III., aus dem Jahre 1232 als „terra Teltowe“ erwähnt. Der Name könnte von dem Fließ „Telte“ abgeleitet worden sein. Im Teltow sprach man das Telsche (Teltower) Platt, eine niederdeutsche Sprache. Der Landkreis Teltow war die älteste territoriale Einheit des brandenburgischen Verwaltungssys-tems. Er war auch der größte und reichste Kreis im Land Brandenburg. Durch seine Nähe zu Berlin verlor er 1861 die Landgemeinden Schöneberg, Tempelhof und den Gutsbezirk Tiergarten. 1877 schieden die Stadt Charlottenburg, 1898 Rixdorf, 1899 der Rest von Schöneberg und Wilmersdorf aus dem Kreis Teltow aus. Der Sitz des Landtages war bis 1871 in der eigentlich unbedeutenden Stadt Teltow. Die Landräte hießen bis 1701 Kreiskommissare danach erst Landräte. Bis 1820 fanden die Sitzungen des Kreistages Teltow im Hause der Mittelmärkischen Stände, Leipziger Straße 9, dann in Berliner Hotels statt. 1847 bis 1861 tagte man im Gasthaus „Schwarzer Adler“ in Teltow , ab 1871 zog man in die Matthäkirchstraße 21 in Berlin, danach in die Körnerstraße in Berlin, ab 1891 in die Viktoriastraße 17a und 18, ab 1945 wieder nach Teltow. 1750 hatte der Kreis Teltow 24.000 Einwohner, davon lebten in den Städten 6.800 und auf dem Lande 17.200 Menschen. 1800 hatte der Kreis 32.000 Einwohner, in den Städten 9.340 und auf dem Lande 22.660. 1850 hatte sich die Einwohnerzahl mit 70.000 Bürgern mehr als verdoppelt, in den Städten lebten 18.900 und auf dem Lande 51.100 Menschen. Der Kreis Teltow bestand aus dem Hauptkreis mit den Städten Teltow und Mittenwalde, den Ämterkreisen Zossen und Trebbin und den Herrschaften Wusterhausen und Teupitz. Von 1652 bis 1945 war der Teltow ein Landkreis der Provinz Brandenburg im Land Preußen, ab 1800 Bestandteil des Regie-rungsbezirkes Potsdam, von 1945 bis 1949 Sowjetische Besatzungszone im Land Brandenburg, zwischen 1949 und 1952 das Land Brandenburg in der DDR und von 1953 bis 1990 der Bezirk Potsdam, der wiederum in die Kreise Königs Wusterhausen und Zossen zerfiel.Die Gemeinde Selchow gehörte seit 1953 zum Kreis Königs Wusterhausen. Bis 1701 hießen die Landräte Kreiskommissare. Es waren Adlige, die die Aufgaben als Landrat von ihrem Rittergut aus erledigten. Ein Landratsbüro wurde erst 1822 in Teltow in der Titterstraße eingerichtet. So wurde die Stadt Teltow Kreis-stadt. 1822 wurden die Amtsbezirke gebildet.

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Die Landräte Regierungszeit:Otto von Hake zu Machnow 1655 – 1682Cuno Hans von Wilmersdorf, 1682 – 1712der älteste Sohn von Cuno von Wilmersdorf 1712 – 1714Otto Ludwig von Otterstedt 1714 – 1717Hans Georg von Otterstedt, 1717 – 1749Johann Otto von Wilmersdorf 1749 – 1769Gustav Alexander von der Liepe zu Blankenfelde 1770 – 1790Wilhelm von Hake auf Genshagen 1791 – 1819Ernst Friedrich Wilhelm von Bandemer zu und auf Diedersdorf, 1819 – 1821er richtete in der Ritterstraße 22 in Teltow das Landratsbüro einLeopold von Albrecht 1822 – 1850von Schlotheim 1850 – 1853Leo von Knesebek auf Jünsdorf 1853 – 1862Freiherr Ernst von Gayl 1862 – 1870Prinz Nikolaus von Handjery 1870 – 1885zog mit dem Landratsamt nach 1871 nach BerlinErnst von Stubenrauch, 1885 – 1908Dr. Adolf von Achenbach 1908 – 1931Wilhelm von Narhusius 1931 – 1933Hans Koennecke 1933 – 1936Dr. Helmuth Börnicke 1936 – 1938Dr. Ernst Ihnen 1938 – 1945Richard Meschkat, Amt in Mahlow 1945 – 1946Carl Siebenpfeiffer 1947 – 1952Dr. Steinhoff, Provinzialregierung Brandenburg 1945 – 1952Vors. des Rates des Bezirks Potsdam, Vors. des Rates des Kreises 1953

1920 wurde der Kreis Teltow durch die Eingemeindung von einer Stadt, 25 Landgemeinden und 9 Gutsbe-zirken mit einer Fläche von 32.780 ha nach Berlin, entsprechend verkleinert. Dem Kreis Teltow verblieben 5 Städte, 105 Landgemeinden und 55 Gutsbezirke mit einer Fläche von 129.160 Hektar. Das Grenzgebiet zu Groß-Berlin bildeten die Gemeinden Zeuthen, Eichwalde, Schönefeld, Waßmannsdorf, Mahlow usw. Die Kreisstadt Teltow hatte 1920 5.413 Einwohner.

Die Verwaltung des Kreises TeltowDer Historiker Spatz schreibt in seinem Werk zur Geschichte des Teltow über das Entstehen der Kreisver-waltung folgendes: Vier Jahre nach Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde mit dem Aufbau einer Kreisver-waltung begonnen. Am 17.2.1652 trafen sich 12 Rittergutsbesitzer auf dem Rittergut der Familie von Flaß in Großziethen. Die Zusammenkunft hatte das Ziel, Wege zu finden, um mehr Abgaben für die Beseitigung der Kriegsschäden von den Bauern zu erzwingen. Man beschloss auch eine Verwaltung aufzubauen. 1655 wurde Otto von Hake zu Machnow Kommissar des Kreises.Bis 1690 fanden die Sitzungen auf dem Gut des Kommissars des Kreises statt. Die Teltower Kreisverwal-tung war in Berlin, Viktoriastraße 17 und 18 ansässig. Der Kreis Teltow war in Preußen das größte und das wohlhabendste Gebiet. Seit der Gründung des Kreises im 17. Jh. lagen die Verwaltungsgebäude im heutigen Berlin.

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Der Kreis Teltow 1925Die Teltower Kreisverwaltung hatte ihren Sitz im Kreishaus in Berlin W 10 in der Viktoriastraße 18.Zur Kreisverwaltung gehörten:• Der Kreisausschuss• 32 Kreistagsabgeordnete• Kreiskommunalkasse• 1 Kreissparkasse mit 13 Nebenkassen und 35 Nebenstellen in 35 Ortschaften• 1 Girokasse• 2 Kreistierärzte• 1 Gerichtsarztdas Kreisjugendamt mit 10 Mitgliedern und 6 Mitgliedern mit beratener Stimme.Zur Kreisverwaltung gehörten 5 Landjägerabteilungen. Die Gemeinde Selchow gehörte zur Landjägerabtei-lung Eichwalde und war Landjägeramt mit dem Landjägermeister Stropp aus Selchow.Flächeninhalt 129.166 haEinwohnerzahl 124.475Der Kreis umfasste 6 Städte, 104 Landgemeinden, 52 Gutsbezirke.Landrat war Dr. von Achenbach.Die Kreisdeputierten waren:• von Badewitz; Rittergutsbesitzer in Siethen• Jacob, Wilhelm, Porzellandreher aus TeltowDem Kreisausschuss gehörten an:von Achenbach, Landrat, Vorsitzender• Dr.Wirth, Otto, Bürgermeister Zossen• Wauer, Gustav, Kaufmann, Thyrow• Henecke, Ernst, Landwirt, Nächstneuendorf• Rose, Albert, Stadtrat, Nowawes• Rosenthal, Walter, Erster Bürgermeister Nowawes• Machate, Otto, Zimmerer, Nowawes• Der Kreistag hatte 32 Abgeordnete.• Karl Wrede war aus der Umgebung von Selchow, Amtsvorsteher aus Diepensee, Kreistagsabgeordneter.

Die SparkasseDie Nebenstellen der Sparkasse, die für Selchow relevant waren, befanden sich in Königs Wusterhausen am Schloßplatz 8 und je eine Filiale in Mahlow, Mittenwalde, Schönefeld, Wildau und Zeuthen. Die Haupt-kasse lag in der Viktoriastraße 17, es gab 13 Nebenkassen, 38 Nebenstellen, davon eine in Schönefeld, 1 in Mahlow, 1 in Wildau und 1 in Zeuthen. Laut Verzeichnis der AOK war Selchow ein Kassenbezirk mit Gut. Die Zahlstelle befand sich bei Gastwirt Grabow. Für das Gut Selchow gab es eine Betriebskrankenkasse und eine Gärtnerkrankenkasse mit Zahlstelle in Waßmannsdorf bei Kaufmann Schuck.Gutsvorsteher bzw. Gutsbesitzer in der Umgebung von Selchow:• Selchow Adolf Neuhauß, Landwirt und Gutsbesitzer• Boddinsfelde Alfons König, Rechnungsführer• Brusendorf Joachim Badewitz, Rittergutsbesitzer• DWH Johann Witt, Administrator• Diepensee Karl Wrede, Rittergutsbesitzer• Großziethen Carl Feistkorn, Administrator• Karlshof Rudolf Zacher, Domänenpächter• Kleinziethen Friedrich Oehler, Administrator• Rotzis Rudolf Zacher, Domänenpächter• Schönefeld Willi Busse ,Gutspächter• Waltersdorf Emil Bleiß, GutspächterIm Kreis Teltow gab es 101 Schulen in den Landgemeinden. Selchow hatte 1920 2 Lehrer für 55 Kinder.

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Die alte PoststraßeDie alte Poststraße führte von Berlin, ab Dönhofplatz über Selchow, Mittenwalde, Baruth und endete in Dresden. Der Tollkrug (Zollkrug), bei Rotberg, 3 km von Selchow entfernt, war eine Poststation mit Gast-wirtschaft, die später einen sehr anrüchigen Ruf bekam. Das Gebäude des Kruges ist heute ein Wohnhaus. An der Landstraße von Tollkrug nach Brusendorf steht noch eine Postsäule aus der Postkutschenzeit. In der Gemeinde Selchow lebte Wilhelm Lobeth, einst Postkutschenfahrer, der die Post in die umliegenden Orte fuhr. Sein Sohn Karl, damals 18 Jahre alt, trug dann die Post zu Fuß von Selchow nach Kleinziethen. Nach dem Bau der Eisenbahnstrecke Berlin–Dresden fuhr die Postkutsche nur noch nach Mahlow. Später wurde die Verbindung ganz eingestellt. Ab 1914/18 wurde im Hause des Schneiders Stelldinger eine Poststelle eingerichtet. Ab 1960 wurde die Post mit einem Lieferwagen nach Selchow gebracht und vom Postboten ausgetragen.Der Kreis Königs Wusterhausen / Landkreis Dahme-SpreewaldDer Kreis Königs Wusterhausen wurde im Zuge der Verwaltungsreform in der DDR gebildet. Der Kreis gehörte zum Bezirk Potsdam. Er wurde aus Orten des Kreises Teltow, Beeskow-Storkow, Fürstenwalde und Lübben gebildet. Die Kreisstadt Königs Wusterhausen hatte ca. 12.000 Einwohner und liegt nahe der Mün-dung der Notte in die Dahme. Im 18.Jh. entstand aus einer slawischen Burgsiedlung der Flecken Wendisch Wusterhausen, ab 1734 Königs Wusterhausen. Das Wahrzeichen des Kreises waren die Funktürme des Deutschlandsenders. Der Kreis bestand aus 4 Städten, 56 Landgemeinden und hatte eine Fläche von 723 km2. Mit der Neugründung des Landes Brandenburg 1990 wurden ab 1992 die Kreise und Gemeinden durch Zusammenschlüsse neu gegliedert. Der Kreis Königs Wusterhausen und seine Gemeinden gehören seit 1993 zum Landkreis Dahme-Spreewald.

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Chronik der Gemeinde Selchowvon der ersten urkundlichen Erwähnung 1242 bis zum Jahr 2012

Die Jahre 1242 bis 1932

Die Herkunft des NamensDer Name des Dorfes stammt von einem Personennamen, von Heinricus de Selchow. Da Selchow von Slaven besiedelt wurde, ist der Name wahrscheinlich von dem slawischen Namen „Zelichow“, „der den Frieden Be-gehrende“, herzuleiten oder auch vom Besitzdorf des Zelich.

Erste urkundliche Erwähnung und weitere Spuren aus dem MittelalterDie erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1242 im Zusammenhang mit dem Namen Hein-ricus de Selchow. Die Markgrafen Johann I. und Otto III. übereigneten dem Kloster Lehnin Arendsee und Tribusdorf, Bredewich, Stolzenhagen, Neuendorf, Waltersdorf, Klosterfelde, Schönerlinde, Sommerfeld und Arnstorf bei Anwesenheit von Persönlichkeiten, darunter auch Heinricus de Selchow, der wahrscheinlich der Gründer von Selchow war. Die Urkunde befindet sich in der Übersetzung am Anfang der Chronik.1338 war auf einer Schenkungsurkunde des Rates zu Cöln, die durch Markgraf Ludwig bestätigt wurde, als

Zeugen genannt: u.a. die Knappen Johannes von Wachmestorp und Nicolaus von Selchow.1372 erhält Wibold von Kummelitz die Lehnsherrschaft über 5 Hufe und eine Rente von Henning von

Schönefeld in Selchow.1373, am 29. August, wurde Selchow in das Landbuch Kaiser Karl IV. eingetragen.Im Text wurden Pacht- und Zinsforderungen für das Dorf festgestellt.

Die Schreibweise des Namens des Dorfes SelchowDie Schreibweise des Namens des Dorfes Selchow veränderte sich im Laufe der Jahrhunderte.Quelle: aus Beiträgen zur Namensfindung von H. Bielfeldt u. T. Witkowski, Bereich Sprachgeschichte des Zentralinstitutes für Sprachwissenschaft der Deutschen Akademie der Wissenschaften, Weimar 1972, Teil 3 von Gerhard Schlimpert.• 1242 de Selchow• 1373 in dem dorffe zu Selchow• 1375 Selchow, Selecho, Selechow, auch Selchow• 1450 Selchow (lt. Schoßregister)• 1480 Szelgow• 1564 Sellichow (lt. Bürgerbücher Cölln)

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• 1624 Selchow (lt. Schoßkataster)• 1775 SelchowZel-chow , Ort des Zel-chZelech – Zelislaw, gehört zu dem urslawischen Wort „zeleti“ und bedeutet wünschen, begehren.In der einschlägigen Literatur wird der Name Selchow mit „der den Frieden Begehrende“ übersetzt.

Flächenangaben zu Selchow1858 das Gut hatte 2.205 Morgen (Mg), 551 ha1860 das Dorf hatte 1592 Mg = 398 ha davon waren 20 Mg Gehöfte, 37 Mg Gartenland, 1257 Mg Acker, 158 Mg Wiese und 120

Morgen Wald Das Gut hatte 2209 Mg = 442 ha davon 4 Mg Gehöfte, 43 Mg Gartenland, 1711 Mg Acker,

11 Mg Wiese, 101 Mg Weide und 239 Mg Wald1900–1931 das Dorf hatte 412 ha, das Gut 622 ha, insgesamt also 1.034 ha1955 wurde 56,9 % der Landwirtschaftlichen Fläche von einem sozialistischen Betrieb (VEG) und

43,1 von Privatbetrieben bzw. Einzelbauernwirtschaften bewirtschaftet.1959 wurden 309 ha von Privatbetrieben bewirtschaftet.

Entwicklung der Einwohnerzahl1624 1001734 1811772 1521775 2801801 1711817 1671840 2491856 2891858 2801871 404*1875 392*1800 438*1885 415*1890 439*1895 473/497*1900 507*1905 545*1910 587*, weitere Angabe: die Gemeinde hatte 309 Einwohner, das Gut 239 Bewohner1918 284 im Dorf und 239 im Gut1924 274 im Dorf1925 5141933 483 (514)1939 485 (491)1941 48001.07.1945 56530.10.1945 561 davon 377 ortsansässige Bürger und 182 aufgenommene Flüchtlinge31.01.1946 565, davon 371 ortsansässige Bürger und 194 aufgenommene Flüchtlinge19.02 1946 537, davon 376 ortsansässige Bürger und 161 aufgenommene Flüchtlinge15.03.1946 54501.04.1946 537, 220 Männer, 317 Frauen15.04.1947 5771959 650, 307 männliche und 343 weibliche Bewohner1961 5821964 5221969 530

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1971 4791985 386, 174 männliche und 212 weibliche Bewohner1989 361, 165 männliche und 196 weibliche BewohnerJeweils per 31.12.:1990 3521991 3511992 3431993 3341994 3321995 2971996 3151997 3081998 2951999 2872000 2842011 211

*Angaben aus der Chronik von Horst Haufschildt, 1962;andere Jahre: Angabe nach Fidicin; ab 1990: Angaben der Gemeinde Schönefeld

Landverteilung im Dorf und Beschreibungen des DorfesSelchow wurde, nachdem die Slawen vertrieben waren, von deutschen Kolonisten besiedelt. Die Gründung erfolgte wahrscheinlich schon vor 1242, aus diesem Jahr stammt jedoch die erste urkundliche Erwähnung. Selchow wurde als Straßendorf angelegt, wurde aber auch als durch Gutsbildung deformiertes Straßendorf bezeichnet.

Die Landverteilung in Selchow laut Schoßregister:a) Angaben aus dem Jahr 1480• der Pfarrer hatte 2 Hufen• der Krüger hatte 8 Hufen• Hüfner Czurß 4 Hufen• Hüfner Linow 5 Hufen• Hüfner Mewes 4 Hufen• Hüfner Paul 3 Hufen• Hüfner Pluchmeister 5 Hufen Hüfner• Hüfner Schuler 2 Hufen• Hüfner Hans Wecker 5 Hufen• Hüfnerjunge Wecker 6 Hufen• ein wüster Hof mit 5 Hufen• 11 Hüfner mit 57 Hufen und 5 Kossäthenb) Angaben aus dem Jahr 1610die Gutsherrschaft 5 freie Hufen, ohne Abgaben• der Pfarrer 2 Hufen• 2 Sechshüfner 12 Hufen• 1 Fünfhüfner 5 Hufen• 4Sechshüfner 24 Hufen• 4 Dreihüfner 12 Hufen• 11 Hüfner mit 53 Bauernhufen und 6 KossätenNach 14 Jahren hatte sich der Landbesitz zu Gunsten der Gutsherrschaft verschoben,von 5 Freihufen auf 22 Freihufen.

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c) Angaben aus dem Jahr 1624die Gutsherrschaft 22 freie Hufender Pfarrer 2 Hufen8 Hüfner 36 Hufen und es gab 6 Kossäthen und einen Müller

d) Angaben von 1801Im Dorf gab es 26 Feuerstellen, 25 Haushalte, 10 Bauern, 6 Kossäthen, 9 andere Familien, insgesamt 171 Seelen.

e) Angaben von 1856Es waren vorhanden: 22 Wohnhäuser, 48 andere Gebäude, 7 Bauern, 6 Kossäthen, keine anderen Fami-lien, 289 Seelen. Das Dorf gehörte zum Haus-Fidei- Commißgut der Hohenzollern, d.h. zum Sonder-vermögen der Königlichen Familie.

Beschreibung des Dorfes durch unterschiedliche Autoren im Zeitraum 1857 bis 2010

1857 beschrieb E. Fidicin, Archivar der Stadt Berlin, Selchow mit folgenden Worten: „Selchow ist ein zum Amte Königs Wusterhausen gehöriges Kirchdorf, 1 ½ Meilen nordöstlich von Mittenwalde, mit einem Vorwerk, dessen Besitzer Friedrich Schneider ist.“

1905 schrieb Willy Spatz über Selchow: „...das Vorwerk Selchow zeichnet sich durch sehr schöne Eichen an Wiesen und in dem Garten aus.“

1917 beschrieb Reinhold Jülichen in der Zeitschrift „Die Mark“ Märkischen Wanderungen durch die Teltowdör-fer: „Von Kienitz ging es nach Waßmanndorf, wo man ‚teuerhaft‘ in der Wirtschaft speiste. Dann ging es die Chaussee entlang nach Selchow, wo man eine sehr alte Kirche mit einem Feldsteinturm, der im obersten Teil allseitig mit Bretten verkleidet war, sah. Da man beim Vorläuten war, konnten die Wanderer in die offene Kir-chentür sehen und erblickten ein ansprechendes Innern, eine hübsch bemalte Empore, große alte Fahnen hinter dem Altar. An den Seiten trug der Altar, mit der Kanzel verbunden, nette Holzschnitzereien, seine Decke wurde mit 2 gewundenen Säulen getragen, die von blau- und gold-bemalten Weinranken mit dicken Trauben umfaßt waren. Nach der Besichtigung des Dorfes ging die Wandergruppe nach Rotzis.“

1925 wurde Selchow im Adreßbuch beschrieben: „die 3 (6) Gutsteile wechselten in der Folgezeit häufig ihre Besitzer, von denen wohl die von Bardeleben den größten Einfluß ausübten, 1624 einen großen Teil des Hufenlandes aufgesogen hatten und sich lange nach dem 30jährigen Krieg hinaus, bis 1740, be-haupteten. Den Bauern und Kossäten war es in dieser Zeit schlecht ergangen, Kaspar Mittelstraß war der einzige überlebende Bauer, und von den Kossäten hatten sich auch nur 2 auf ihren Höfen halten können“ ... „Zur Zeit der Franzosenherrschaft vor den Befreiungskriegen, als Preußen am Rande des Unterganges war, neben vielen anderen Gütern auch Selchow veräußert werden mußte, kam das Ge-lände 1811 an den ehemaligen Erbpächter Friedrich Schneider, 1890 erwarb die im Teltow bekannte Familie Neuhauß das prächtige Gut.“

1929 schrieb die Zeitschrift „Heimat und Ferne“: „Trotzig blickt die in ihrem ältesten Teilen sicher aus der askanischen Kolonisierung des 13. Jh. stammende wehrhafte Kirche mit ihrem breiten Satteldach gekrönten Turm hernieder. Das Innere hat einen besonders formenreichen barocken Kanzelaltar von 1718 mit einem besonderen Schmuck“.

1932 wanderte eine Gruppe von Wildau nach Miersdorf, danach zur Selchower- Mittenwalder Chaussee zum Wustmarker Forst, zum Tollkrug, zum Bahnhof nach Groß Kienitz um sich dann die Freude zu gönnen, mit der Bimmelbahn nach Selchow zu fahren und mit dem Autobus zur Straßenbahn 27 nach Buckow-West zu fahren.

Vor 1933 (Quelle unbekannt) wurde Selchow so beschrieben: „Selchow ist sehenswert durch seine aus schweren Granitquadern aufgeführte Kirche, mit einem reich geschnitzten Barockaltar und der Patronatsloge derer von Bardeleben und Thümen. In der Umgebung von Selchow und Rotzis liegt der Hünerberg, von dem die Sage erzählt, daß sich in seinem Innern ein gewaltiges Königsgrab befindet, in dem ein Steinwurf entfernt mit dem Müggelriesen gefallener Riesenkönig ruht, und zwar in einem goldenen Sarg, den man in einen silbernen stellte und ihn mit einem eisernen umgab.“

1961 beschreibt der damalige Bürgermeister Wollschläger die Gemeinde Selchow für die Erarbeitung eines Strukturplanes wie folgt: „Die Gemeinde Selchow war eine Gemeinde ohne Industrie mit offener Bauweise

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und hat eine Einwohnerzahl von 600 Personen. Im Ort befindet sich das volkseigenes Gut mit 120 Beschäf-tigten einschließlich Lehrlingen. Alle Stallungen liegen zentral auf den Gutshof mit rund 750 Schweinen, 450 Rindern, 25 Pferden und 1.000 Stück Geflügel. Weiterhin sind in der individuellen Hauswirtschaft der Genossenschaft ‚12. März‘ 460 Schweine, 160 Rinder, 15 Pferde untergebracht. Das Gut ist in der Gemeinde der wichtigste Betrieb, dass geschlossen am Südausgang des Dorfes an der Straße nach Mittenwalde liegt. Die genossenschaftliche Viehhaltung besteht nur aus 20 Mastbullen in einem kleineren Stall. Die Löschwasserver-sorgung des Dorfes ist durch Tiefbrunnen gesichert; sie befinden sich in der Dorfstraße 21, vor dem Gebäude Mette und Bahnhofstraße, vor dem Gebäude der Poststelle und Dorfstraße vor dem Eingang des Gutes. Die einzige Fahrverbindung ist eine Busverbindung von Grünau nach Potsdam über Selchow. Eine Signalanlage ist nicht vorhanden. Es gibt ein Horn beim Gastwirt und beim Wehrleiter Blümke.“

Als 1979 Kurt Dombrowski erfuhr, daß S. Weise Daten über die Geschichte der Stadtgüter sammelte, über-gab er ihr seine Notizen zur Geschichte von Selchow. In seinen Aufzeichnungen hieß es: „Selchow ist eine slawische Siedlung, deren Anfang in das 1. Jh. zurückreicht. Am Dorfplatz ist der slawische Rundling der Siedlungsform noch erkennbar. Der Name geht auf das slawische ‚Czilsche‘ zurück, was auf die Benennung für den Sitz bzw. die Anwesenheit eines Anführers oder Unterfürsten hinweist. Im 12. Jh. kam Selchow unter die Herrschaft der in Tempelhof sitzenden Tempelritter“. Die Quelle für diesen Abschnitt konnte nicht ermittelt werden. Weiter heißt es dann: „in der Mitte des 19. Jh. war das Gut im Besitz der Familie Schneider, durch verwandtschaftliche Bindung an den amtierenden Ortsgeistlichen wurde der größte und beste Teil des Gutsackers in den Besitz der Familie Schneider gebracht. Die Arbeiter auf dem Gut hatten miserable Löhne und schlechte Wohnungen. Der letzte Besitzer Neuhauss hatte den Ruf eines tüchtigen Landwirtes. Infolge von Erbauseinandersetzungen wurde das Gut 1927 an den Magistrat von Berlin verkauft. Ein Teil der Fläche wurde zu Rieselfeldern umgestaltet. Die administrative Leitung lag in den Hän-den eines Administrators. Im Selchow war der Administrator ein Freund des Oberbürgermeisters von Berlin, Bleß. Es zeichnete sich auch in Selchow eine Modernisierung ab, d.h. durch moderne Maschinen, Überholung der Wirtschaftsgebäude und Wohnungen. Im April 1945 marschierten Soldaten der Roten Armee in Selchow ein. Sie kamen aus Richtung der Schinderfichten. Die SS hatte sich ein paar Tage vorher in Selchow einquar-tiert, verließen aber schnell den Ort. In den ersten Monaten lag die Versorgung der Belegschaft in den Händen der Wirtschaftseinheit der Roten Armee. Eine Versorgungsküche wurde eingerichtet und jeder bekam seinen gerechten Anteil. Die erste Ernte wurde gemeinsam mit den Rotarmisten eingebracht und die Herbstbestellung organisiert. Die Ernte 1945 war bei Kartoffeln und Getreide mäßig, bei Futterpflanzen mangelhaft. Es machte sich der Raubbau während der Kriegsjahre bemerkbar. Am 1.1.1946 wurde das Gut dem Berliner Magistrat übergeben. Ohne die Soldaten zeigte sich der große Arbeitskräftemangel. Das Gut wurde von Marienfelde aus geleitet. Bis 1949 wechselten die Betriebsleiter sehr häufig zum Schaden des Gutes. 1953 wurde der Betrieb mit Investitionsmitteln für das Anlegen von Spargelfeldern, Obstplantagen und den Anbau von Gemüsekulturen versorgt“.

2010 wurde das Dorf im Schönefelder Gemeindeanzeiger von Frau A. Hypsier folgendermaßen beschrieben: „Selchow hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Es ist ruhig geworden. Seit 1990 hat Selchow ein Drittel seiner Einwohner verloren. Auf den Straßen trifft man nur Einheimische, es gibt keinen Durchgangsverkehr mehr. Das wird sich ändern, wenn der Flughafen im nächsten Jahr seinen Betrieb aufnimmt. Jetzt ist es stau-big, dann wird es laut, das befürchten die Bürger und sind besorgt. Ein Teil der Bürger wurde umgesiedelt und die Verbliebenen wissen nicht, was genau auf sie zukommt. Das bringt natürlich Unruhe und Unsicherheit. Alfred Mann ist Ortsvorsteher in Selchow und kümmert sich um die Nöte und Sorgen seiner Einwohner. Er möchte, dass Selchow als lebenswerter Ortsteil erhalten wird.“

1954: Helmut Gläser aus Königs Wusterhausen berichtete über seine Zeit in Selchow: (Kurzfassung des Briefes von Herrn Gläser an die Chronistin) „1954, ich war gerade 24 Jahre alt, wurde ich von der FDJ-Kreisleitung als Bürgermeisterkandidat für Selchow

oder Rotberg vorgeschlagen. Da meine Familie in Neukölln wohnte, wählte ich Selchow, da es näher zur Fami-lie war. Nach den Sommerferien begann meine Zeit als Bürgermeister in Selchow. Ich war zu dieser Zeit der jüngste Bürgermeister im Kreis König Wusterhausen. Ich wurde auf der ersten Sitzung der Gemeindevertreter zwar akzeptiert, aber nicht gewählt, konnte aber als Bürgermeister ungestört arbeiten und machte mich keiner Seite untertan. Die Gaststätte Lehmann war damals allgemeiner Treffpunkt der jungen Leute, mit denen ich guten Kontakt hatte, aber auch im Lehrlingswohnheim war ich oft, die Erzieher, Ausbilder und auch besonders Manfred Exner waren in meinem Alter und wir fanden viele Gemeinsamkeiten bei der Arbeit. Meine Kontakte zu den Bauern waren auch gut. In Selchow wohnte ich zuerst bei Bauer Blümel und danach beim Bauern Boss-

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ling am Dorfplatz.“ Helmut Gläser beschreibt das Dorf im Jahr 1954: „Das Dorf war zweigeteilt. Es gab das Volksgut, geleitet vom Direktor und der VVG, wo der Bürgermeister nichts zu sagen hatte und die Bauern, die vom Bürgermeister regiert wurden. Der Rest der Bevölkerung war ohne Bedeutung. In der Gemeindevertretung waren 50 % Bauern und 50 % Landarbeiter vom Gut. Zuerst war auch der Vorsitzende der Gemeindever-tretung ein Mitarbeiter des Gutes. Das änderte sich aber bald, so war der Bürgermeister auch Vorsitzender der Gemeindevertretung. Bürgermeister Gläser veranlasste in seiner Amtszeit eine Busverbindung mit der Bushaltestelle am Ortseingang und viele Arbeitseinsätze.“ Eine Anekdote aus dieser Zeit; aufgeschrieben von Herrn Gläser: „Unter den 18 Bauern war einer der hieß Kiekebusch. Er kam im Gemeinderat vorbei und bestellte einen Traktor samt Gerät bei der MTS, was ich für ihn tat, da er kein Telefon hatte. Die Bestellung hieß für den Bauer Kiekebusch aus Selchow. Nach 2 Stunden war immer noch kein Traktorist da. Die Entschul-digung hieß, im Ort Kiekebusch gibt es keinen Bauer Selchow. Nach der Klärung der Verwechslung ging alles dann seinen geregelten Gang“. Herr Gläser wechselte 1957 als Heimleiter in das Lehrlingswohnheim der LPG Schönefeld.

Besiedlung und Besitzverhältnisse der BewohnerDorf und Gut Selchow hatten äußerst komplizierte Besitzverhältnisse. Wenn man von 1242 bis 1740 die Eigentümer des Dorfes und Berechtigte von Abgaben zählt, kommt man auf eine stattliche Zahl von Namen.Das Dorf war im Besitz des Markgrafen, die Bede zahlten die Hüfner (Bauern). Ab 1375 zerfiel das Dorf erst in 3 Teile, dann in 6 Teile.

Die ersten umfangreichen Auskünfte über die Existenz eines Dorfes Selchow gibt die Eintragung am 29. August 1373 in das Landbuch Kaiser Karl IV. mit folgendem Text nach E. Fidicin, Stadt-archivar von Berlin:„Selchow habe 57 Hufe, wovon der Pfarrer 2 besitze. An Pacht hatten 17 Hufe jede 6 Scheffel Roggen, 3 Scheffel Gerste und 6 Scheffel Hafer zu entrichten und andere 9 Hufe ebensoviel, sie waren zur Zeit aber wüst. Von die-sen 26 Hufen hatte der Markgraf ( Markgraf Wenzel aus dem Haus Luxenburg) die Bede (Steuern), welche zum Schlosse Wusterhausen gehörte, nämlich von jeder Hufe 1 Viert Roggen, 1 Viert Gerste und ½ Scheffel Hafer. Als Zins zahlten 10 Hufen jeglich 1 Schilling. Die übrigen Hufen hatten keine Bede zu entrichten. 2 Hufen zahl-ten der Ehefrau Kerstian Buschows zum Leibgedinge (Leibrente) 8 Schillinge als Pacht, Zins und Bede. Dieselbe Ehefrau hatte mit Einschluß obiger 26 Schillinge überhaupt 3 1/2 Stück Geldes und 6 Schilling als Leibgedinge. Es hieß, daß nach Ableben derselben diese Abgaben an den älteren Henning Schönfeld fallen solle. Kerstian und Henning der jüngere Schönfeld hatten 9 Hufen Pacht und Zins. Der ältere Henning Schönfeld hatten von 9 Hufen Pacht von; Herr Johannes Luckow von 3 Hufen 16 Scheffel Roggen; Dolewitz Pacht und Zins von 4 Hufen, Beteke (Dietrich) Dyrike von 4 Hufen die Pacht, Claus Selchow in Nauen von 6 Hufen, vom Merkgraf. Es waren 8 Kossäthen , welche theils Geld theils Hühner zu entrichten hatten. Der Krug gab nicht mehr als ein Huhn. Das obere Gericht hatten die vorgenannten Schonefeld, Dyrike und Selchow. Die Wagendienste gehörten zum Schlosse Wusterhausen, und von jedem Hause, mit Ausnahme der befreiten , wurden 5 Eier und 1 Huhn entrichtet. Freihufen oder ein Rittersitz waren nicht vorhanden und Vasallendienste waren nicht zu leisten.

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Die einzelnen Teile des Dorfes1. Teil des Dorfes:Von 1242 bis vor 1375 war das Dorf Selchow im Besitz (Lehn) von Henricus de Selchow, wahrscheinlich

war er der erste Kolonist in Selchow. Am 23.12.1338 war Nicolaus von Selchow Zeuge bei der Bestä-tigung einer Schenkung vom Rat zu Cöln für einen Altar in der Petrikirche durch Markgraf Ludwig.

1375 bis 1450 waren Selchow, Schönefeld und Dyrike im Besitz des Dorfes, sie waren Gerichtsherren. Bede und Wagendienst gehörten der Burg Wusterhausen.

1450 bis 1536 folgten von der Lype, Henning Strobant und Hoppenrade.Vor 1536 bis 1580 bekam der Bürger Mittelstraß zu Bernau Zins und Rente von 4 Hüfnern, dem Krüger,

dem Küsterhof, ab 1551 auch von den Bardeleben aus dem 5. Teil des Dorfes.1580–1589 war Guden (Göde) Eigentümer der Güter des Mittelstraß.1589–1740 kam von Bardeleben in den Besitz der Güter von Guden, Trebbow und Bardnick. Er hatte zur

Hälfte die obere und untere Gerichtsbarkeit sowie die Hälfte des Patronats. Er hatte einen freien Sitz mit 7 freien Hufen. Er besaß auch die Güter von Barfuß und die Einkünfte der von Liepe.

1740–1872 war Selchow im Besitz der Herrschaft König Wusterhausen.1811–1859 war Schneider Erbpächter, dann Besitzer, ab 1859 Neuhaus.2. Teil des Dorfes war in folgendem Besitz:Vor 1518: Peter Kettlitz, er war Hausvogt bei Kurfürst Joachim I.1518–1589: Barfuß1589: Bardeleben3. Teil:Vor 1430 bis nach 1472: Bürger Bergholz zu CöllnUm 1518: Prüner1519 bis 1554: RademannDanach: Bardeleben4. Teil:Vor 1450 bis 1710: von der Liepe1710: die von Bardeleben5. Teil:Vor 1450 bis 1544: Bürger Strobant aus Berlin1544: Termo, Amtmann zum Mühlenhof1545: von Bardeleben6. Teil:1451–1551: von Bardeleben1551: Mittelstraß

Fazit: Die Bardeleben waren während der Regierungszeit des Kurfürsten Johann Georg (1571 – 1598) im Besitz des ganzen Dorfes mit sämtlichen Abgaben der „Untersassen“ und der gutsherrlichen Rechte. Es war bereits ein Rittersitz vorhanden. Der Anfang wurde mit der schon zur Zeit des Kurfürsten Joachim II. bestandenen Schäferei gemacht, neben der ein Vorwerk aus eingezogenen Bauernhufen angelegt wurde.

1613 wurden 13 Hufen mit 2 Höfen freigewillt, 4 weitere Hufe wurden dem Gut noch beigefügt und 1616 auch freigewillt, d.h. von Abgaben befreit.

Ab 1624 werden nur noch 36 schoßbare (grundsteuerpflichtige) Bauernhufe genannt; dagegen 22 herr-schaftliche Freihufen, d.h. gegenüber dem Jahr 1480 wurden den Bauern 17 Hufen zu Ungunsten des bäuerlichen Besitzstandes vermindert.

1740 erwarb Friedrich Wilhelm I. das Dorf für 27.000 Taler vom letzten Besitzer Hans Christoph Bardeleben für die Herrschaft Wusterhausen. Das Vorwerk wurde abgezweigt und dem langjährigen Generalpäch-ter Friedrich Schneider verpachtet und später verkauft.

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Entwicklung des Dorfes und des Gutes – soziale Struktur ab 1373

Selchow bis 1933Eine ZeittafelAm 29.8.1373 wurde Selchow in das Landbuch Kaiser Karl IV. für die von Kummelitz eingetragen. Die

Kummelitzer bekamen die Lehnsherrschaft auf 5 Hufen und eine Rente von Hennig von Schönefeld in Selchow.

1375 hatte das Dorf 57 Hufe, davon hatte der Pfarrer 2 Hufe, die Kirche in Selchow hatte 6 Hufe, 9 Hufe waren wüst. Der Krug und 8 Kossäthen verfügten über 40 Hufe. Gerichtsherren waren die von Schönefeld.

1430 hieß der Krüger Kulemey, ein Hüfner hieß Tewe. Beide leisteten lt. Urkunde vom 29.9.1430 Abgaben an den Cölner Bürger Benedictus Birckholtz. Der Name des Besitzers eines Grashofes war Lucas.

1440 verschrieb Markgraf Johann der ehelichen Hausfrau des Benedikt Birkholz, Margarete, die Abgaben, die dieser aus Selchow erhielt. Am 6.2.1440 gab Kurfürst Friedrich II. der Frau des Berliner Bürgers Krewitz Güter, Zinsen und Renten als Leibgedinge. Hans Krewitz war laut Lehnbrief im Genuss erheb-licher Abgaben. Benedikt Birkholz besaß in Selchow 2/3 am halben oberen und unteren Gericht sowie vom Kirchlehen. Diese Einkünfte verschrieb Markgraf Johann der Ehefrau Margarete Birkholz.

1440 erhielt der Berliner Bürger Strobant vom Markgrafen die Belehnung mit 8 Stück Geld.1450 waren 60 Hufe vorhanden, davon hatte der Pfarrer 2 Hufe, 2 ½ Hufe waren wüst. In Selchow lebten 4

Kossäten.1451 wurden als Vasallen des Markgrafen Henning Strobant und Hoppenrade als die Lypener genannt. Aus

dem gleichen Jahr wurde überliefert, das eine Mühle vorhanden war.1472 erhielt Hans Krewitz vom Hofe des Lüdicke je 2 Wispel Roggen und Hafer.1474 erhielten die Vettern von Liepe durch Markgraf Albrecht Achilles die Hälfte der oberen Gerichtsbar-

keit und die Dienste und das Kirchenlehn als Lehen.1480 hatte das Dorf 60 Hufe, davon hatte der Pfarrer 2 Hufe. Von 58 Hufen mussten Zinsen gezahlt werden.

Es zahlten der Krüger, der Schulze und 10 Hüfner (Bauern). 5 Kossäthen lebten im Dorf. Namen der ansässigen Bauern waren Valtin Schuler, Jacob Wilken, Laurenz Linow, Junge Wecker, Vincetz Paul, Mattis Czurß, Hans Pluchmeister, Hans Wecker, Paul Mewes.

1536 wurde der Hof des von Bardeleben mit 8 Hufen und eine freie Schäferei erwähnt.Um 1542, wenn die Selchower nach Köpenick wollten, mussten sie ein „Brückenbrod“ an den Stadtdiener

zahlen, der die Brücke öffnete und schloss. Das Einkommen des Stadtdieners setze sich aus Geld und Naturalien zusammen. 12 Selchower Bauern und Kossäthen zahlten jeder jährlich 1 Pfennig. Die Zahlung ergab sich daraus, dass einige Teltower Dörfer dem Amt Köpenick bzw. ihrer Gutsherrschaft unterstanden und Abgaben leisten mussten.

1564 zog der Zimmerer Laurentz Liedicke von Selchow nach Berlin.1571 haben die Mittelstraß‘ einen freien Sitz mit 5 freien Hufen. Es gab eine Schäfereigerechtigkeit.1587 zog der Leineweber Matthis Henick von Selchow nach Berlin.1589 gab es den freien Sitz der Bardeleben mit 7 freien Hufen, die Schäfereigerechtigkeit, 12 Hüfner, dar-

unter der Müller und der Krüger, 4 Kossäten, 1 Schmied, 1 Schneider und 1 Leineweber.

Die Hüfner/Bauern hatten folgenden Besitz:1 Bauern und der Krüger hatten einen Hof mit je 6 Hufen3 Bauern hatten einen Hof mit je 5 Hufen4 Bauern und der Müller hatten einen Hof mit je 4 Hufen2 Bauern hatten einen Hof mit je 3 HufenIm Dorf lebten 4 Kossäten, 1 Schmied, 1 Schneider und 1 Leineweber.

1605 verpflichtete sich Jacob von Bardeleben laut Vertrag der Stadt Berlin 10 Ohm blanken (weiß) und 1 Ohm roten Selchowischen Wein zu liefern. Der Weingarten lag an der heutigen Straße von Selchow nach Glasow auf dem Hügel (Weinhügel).

1608 wurde durch die Gutsherren eine Schäferei angelegt. Es wurden 13 und 4 bäuerliche Hufe ausgekauft (Nachweis von Bauernlegen). Die Witwe des Jakob Bardeleben erreichte 1613 und 1616, dass sie auf diese Hufe keine Steuern zahlen musste.

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1616 hatten die Hüfner folgenden Besitz:6 Hüfner hatten einen Sechshufenhof 36 Hufe1 Fünfhufenhof 5 Hufe4 Dreihufenfhof 12 Hufe 53 Hufe

Vor 1624 lebten in Selchow 12 Bauern und 6 Kossäthen.1624 waren nach Fidicin die Hufen wie folgt aufgeteilt: die Gutsherrschaft hatte 22 freie Hufen der Pfarrer hatte 2 Hufen 8 Hüfner hatten 36 Hufen Gesamt: 60 Hufen 6 Kossäthen, 1 Müller und eine Mühle Die Anzahl der Bauernhufe verringerten sich bis 1624 zu Gunsten der Hufe für die Gutsherrschaft. Die

Seelenzahl betrug 100. Es wurden 7 Bauernhöfe und 4 Kossäthenhöfe wüst. Es zogen 5 Wirthe nach Selchow. Der Frau von Bardeleben gehörten 2 Höfe und 17 freie Hufen.

1632 lebte in Selchow ( „Heimat und Ferne“ Nr. 10 von 1935) folgende männliche Bevölkerung: Peter Rahne, Schulze in Selchow, stammt aus Kleinziethen, 30 Jahre

•Hanß Zach, dessen Knecht, von Klein-Krußnick aus dem Wendischen, 20 Jahre•Friedrich Nagell, von Stanßdorf unter Otto von Hake, 60 Jahre•Martin Nagell, auch dessen Sohn, 22 Jahre•Peter Nagell, auch dessen Sohn, 20 Jahre•Caspar Mittelstraß, alhier bürtig, 43 Jahre•Gurge Schlauß, dessen Stiefsohn, 17 Jahre, Cossäth•Martin Ullrich, von Ragow, 32 Jahre•Gurge Bühne, sein Dienstjunge, alhie geboren, 16 Jahre•Burchardt Nagell, von Stanßdorf unter Otto von Hake, 57 Jahre•Jurge Bernow von Waßmannsdorf unter Manaße von Schlabberndorf, 54 Jahre•Hanß Schmedecke, alhie bürtig, 57 Jahre•Bartel Schmedecke, von Roceß, 30 Jahre•Michel Schmedecke, von Roceß, 44 Jahre

Während des 30jährigen Krieges wurden 11 Bauernhöfe und 4 Kossäthenhöfe wüst. Nach 1624 waren 6 Hofbesitzer von außerhalb zugezogen.1641 tobte der 30jährige Krieg bereits 23 Jahre. Auch die Ortschaften des Teltows waren durch den Krieg

betroffen. Durch Plünderungen und Brände wurden nicht nur die Bewohner direkt betroffen, sondern auch die Gründungsurkunden der Dörfer und die Kirchenbücher vernichtet.

1641 wurden in den Dörfern 1.500 Stück Vieh und sämtliche Vorräte geplündert. Da die Söldnerscharen oft keinen Sold erhielten, plünderten sie die Bevölkerung aus. In Selchow ritten

Söldner der Kompanie des Oberleutnants Goldacker während des Gottesdienstes zum Plündern in die Kirche. Das Ende des 30jährigen Krieges 1648 erlebte nur einer von 8 Hüfnern (Bauern). 7 Bauernhöfe und 4 Kossäthenstellen waren wüst.

1652 berichtete der Teltowische Landreiter: Um 1652 waren nur 3 Hüfnerstellen und 6 Kossäthenstellen wieder besetzt worden. Das waren der Selchower Bauer Casper Mittelstraß, der Schulze Peter Rahme (Nehme) aus Kleinziethen und der Bauer Friedrich Nagel aus Stahnsdorf mir seinem 17jährigen Sohn. Weiterhin waren 6 Kossäthen mit einem Jungen wieder im Dorf, davon waren nur 2 aus Selchow: Hanß und Michel Schmedicke. Die anderen Kossäthen kamen von außerhalb und hießen Burchardt Nagell, Gurge Bernow, Bartel Schmedicke und Martin Ullrich.

Um 1653 wird im Kirchenbuch als Vogt in Selchow Christof Dunker genannt.Um 1659 war Petrus Krüger Schulze in Selchow. Er heiratete am 16.1.1659 die Tochter des Vogts, Elise

Walter.1701 zog der Schneider Theophilius Schönejahn von Selchow nach Berlin.1702 Folgende Flurnamen aus dem Kontributionsregister wurden überliefert: Großes Feld; Birkholzfeld:

Gehre (Gerste) beim großen Feld, ist Beiland; Larchen Feld: von Lauch, Niederland, hohe Stück von Weingarten, Bergstett, Schump Plörde, Viehwit Berg, Krumme Stück, Seepkow.

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1703 zog der Tagelöhner Georg Schmäcke nach Berlin.1711 wurden 36 Hufe auf der Abgabenliste registriert. Im Dorf waren 4 Hüfner, 4 Kossäthen, ein Schmied,

1 Hirte, ein Schäfer, der Großknecht, der Kleinknecht und der Müller.1740 nach dem Tode Hans Christoph Bardelebens, 1738, erwarb Friedrich Wilhelm I. das Dorf für 25.000

Taler und legte das es zur Herrschaft Wusterhausen.1743 wurde Petrus Krüger, Schulze in Selchow, begraben. Sein Vater war Christoph Krüger. Dorothea Krü-

ger war verheiratet mit dem Bauern Peter Kiekebusch.1745 lebten im Dorf 7 Bauern und 6 Kossäthen. Das Dorf hatte 1 Krug, 1 Windmühle und das Vorwerk/Gut.1750 wurde das Herrenhaus in Selchow erbaut.1771 hatte das Dorf 36 und das Gut 25 Hufe. In Selchow gab es 12 Giebel, 26 Feuerstellen. Im Dorf lebten

der Müller, der Schmied, der Hirte, 3 Paar Hausleute, der Schäfer, der Großknecht und der Kleinknecht.1775 war die Domäne Selchow unter Friedrich II. an Böckel, einstmals Forstmeister in Hinterpommern,

verpachtet. 1775 fand im Selchower Herrenhaus die Hochzeit der Großmutter von Fürst Otto von Bis-marck statt. Sie war eine geborene Johanna Elisabeth Böckel und heiratete den Leiter einer Tabaksfa-brik zu Potsdam, Pierre Schock. Er starb früh und Bismarcks Großmutter heiratete den Kabinettsse-kretär Menken, den Großvater von Bismarck. In diesem Jahr zählte das Dorf 280 Einwohner. Es gab 59 Pferde, 144 Rinder und 1010 Schafe. Es wurden 366 Taler Grundsteuer und 7 Taler Gewerbesteuer gezahlt. Im Dorf lebte ein Schmied, das Dorf hatte einen Krug und eine Windmühle.

1783 fielen 4 Bauern dem Bauernlegen zum Opfer.1800 lag die gutsherrliche Gerechtsame bei der Herrschaft Wusterhausen. Selchow hatte 171 Einwohner

mit 25 Haushaltungen, davon waren 10 Bauern und 6 Kossäthen, es gab 26 Feuerstellen.1801 nennt die Statistik 26 Hufe und 25 Hufe. Das Dorf hatte 10 Ganzbauern, 6 Ganzkossäten, 2 Büdner, 4

Einlieger, 3 andere Familien, insgesamt lebten in Selchow 171 Seelen. Es gab eine Schmiede, einen Krug und eine Windmühle. Der Amtssitz befand sich auf den Vorwerk/Gut.

1805 wohnten in Dorf und „Amtsitzvorwerk“ 10 Ganzbauern, 6 Ganzkossäthen, 2 Büdner und 4 Einlieger, insgesamt 171 Menschen. Die Selchower zahlten 207 Taler und 11 Groschen Steuern, 104 Taler Kaval-leriegeld, 15 Taler und 8 Groschen Kriegs- und Metzkorngeld.

1806 begann die Herausbildung der Guts- und Gemeindebezirke. Die Güter und Gemeinden bekamen eine besondere öffentlich-rechtliche Stellung, nachdem die Gutsuntertänigkeit gesetzlich aufgehoben wor-den war.

1807 wurde der freie Gebrauch des Grundeigentums geregelt.Ab 29.5.1810 erhielten die Bauern die Höfe als Eigentum. Sie zahlten das 25fache der auf den Flurstücken

stehenden Abgaben.1811 wurde das Gut Eigentum der Familie Friedrich Schneider, ehemalige Erbpächter des Gutes. Die Guts-

herrschaft Königs Wusterhausen und das Domänenamt Selchow wurden aufgelöst.1811/1812 wurden im Amtsblatt der königlichen churmärkischen Regierung viele Neuerungen bekanntge-

geben, wie z.B.:Am 28.10.1810 wurde bekannt gegeben, dass die bisherige Generalpacht des Domänenamtes Zossen, Kö-

nigs Wusterhausen und Selchow aufgelöst wurde. Jedes bisherige Amt bekam einen eigenen Etat und behielt seinen Namen. Die Zahlungen und Akten und alle Angelegenheiten wurden an den Regierung-sassessor Decker gegeben, mit Wohnsitz in Zossen. Er löste auch den damaligen Actuarius Rötsch als Gerichtsschreiber ab.

Es wurde eine Verordnung zur Vorbeugung gegen Milzbrand erlassen. Für Brennereien wurde ein Brennbuch eingeführt, „für die Nachweisung des gestatteten Branntweinbren-

nens aus „Erdtoffeln“ und für die Festsetzung des Zinses für den Destillateurs.“Die Maße bekamen einheitliche Festlegungen: 1.000 Metres sind gleich 1.498 Berliner Ellen oder 1.736 Breslauer Ellen oder 3.186 Rheinländische Ellen1.000 Hecktolitres sind gleich 1.827 ½ Berliner Scheffel oder 1.351 ½ Breslauer ScheffelDie Berichte über die Landschulen hatten folgende Angaben zu enthalten:•Hatten sich das Schulhaus, die Schulutensilien und Lehrer verbessert?•Wie benimmt sich der Schulvorstand gegenüber der Schule?•Ist der Lehrapparat vollständig?•Zeigt die Gemeinde Interesse an der Schule?•Macht die Ausbildung der Lehrer Fortschritte?

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•Wurden die Lehrmethoden verbessert?•Wie ist die Disziplin?•Welche Mängel gibt es?

Die Schule in Selchow wurde im April 1810 nach diesem Muster visitiert.1811 wurden die ersten Chausseen gebaut, die die einzelnen „Landschaften“ verbinden sollten. Beim Bau

der Chaussee Mittenwalde-Baruth verzichtete die Gemeinde Selchow auf Grundstücksentschädigun-gen, machte aber kein Angebot auf freiwillige Leistungen.

1817 veröffentlichte das Amtsblatt des Regierungsbezirkes Potsdam die Geschenke an Kirchen und Schu-len. Die Kirche in Selchow erhielt vom Gutsbesitzer Schneider, dem Prediger und der Gemeinde eine hellblaue Atlasdecke auf Altar und Altarlehnen, sowie auf das Kanzelpult, desgleichen eine weiße Decke. Vom Kaufmann Karl Lange kam ein gläserner Kronleuchter.

Der Müllermeister mit Namen „Eylenfeld“ beabsichtigte in Selchow einen Acker zu kaufen.1822 hatte Selchow eine Rentei- und Polizeiverwaltung, die im gleichen Jahr mit den Verwaltungen von

Königs Wusterhausen, Machnow und Gallun zu einem Amt vereinigt wurde und den Sitz in Königs Wusterhausen nahm. Rentbeamter (Kassenverwalter)war der Forstrendant Klezschke. Auch die Forst-kasse blieb unter seiner Verwaltung.

1830 wurde im Amtsblatt der Regierung Potsdam veröffentlicht, dass auf Grund von Pferdediebstählen verordnet wurde, dass Atteste über den Pferdebesitz weder der Dorfschulze, das Dorfgericht oder die Dorfgeschworenen ausstellen dürfen, sondern nur die Polizeibehörde.

1831 brach in Preußen die asiatische Cholera aus. Es wurde eine Durchgangssperre wegen der Cholera durch die Orte verhängt, die im September 1831 wieder aufgehoben wurde.

Am 5.7.1831 wurde folgende Anordnung erlassen: „Leute, die moralisch unwürdig sind, nicht im stehenden Heer dienen dürfen, müssen dafür Arbeit in einer besonderen Abteilung leisten“.

1831 erfolgte noch der Huldigungseid der bäuerlichen Grundherren an den König mit folgenden Worten: „Ich schwöre, daß ich den König unterstütze, treu und gehorsam bin, Gesetze befolge und zum Wohl des Staates wirke“.

16.1.1835 bestätigten die Gemeindevertreter die Abgaben in Naturalien an den Pfarrer. Gemeindevertreter waren der Bauer Rochow als Kirchenvorstand, der Bauer Johann Wilhelm Voigt und der Prediger Carl Eduard Krause, Pfarrer in Selchow.

1840 hatten das Dorf und das Gut zusammen 27 Wohnhäuser.1844 wurde die Gastwirtschaft der Familie Krope erwähnt.1848 wurde in einer Akte der Gemeinde (KW 37, Nr. 1038) Selchow folgendes festgehalten: „Auf Verlangen

des Königlichen Fidei-Kommiß haben wir im Januar zum Abschluß der ‚Enterprize Contraites‘ als Bevoll-mächtigte den Gerichtsmann Gotthelf Sauerwald, auch Mitglied des Schulvorstandes, den Bauer Michael Lobeth, den Gerichtsmann Carl Spiegel gewählt.“ Unterschrieben hatte der Rittergutsbesitzer Schneider. Frei unterschrieben hatten: Lobeth, G. Sauerwald, Michael Lobeth, auch Schulvorstand, Christoph Lobeth, Michael Sauerwald, Kitzing, auch Mitglied des Schulvorstandes. Mit Handzeichen stimmten der Bauer Schultze, Kossäth F… (unleserlich wahrscheinlich Fietze) und Wilhelm Lobeth zu. Ebenfalls anwesend war Friedrich Kiekebusch als Bevollmächtigter des Kirchenverbandes und Dorfschulze.

1848 pachteten der Krüger Krope und der Bauer Lobeth von der königlichen Hofkammer Straßenland an der Dorfstraße zum Bau eines Stalls bzw. von einem Wohnhaus.

1850 waren die Marktfahrten der Selchower Bauern, die ihr Frühgemüse in die Stadt brachten, zu einem abenteuerlichen Unternehmen über sehr schlechte Wege geworden. Man fuhr in Kolonne, an der Spitze fuhr der Gastwirt, der oft auch Bauer war. Aus den Ereignissen dieser Fahrten entstand die Sage vom „Bunten Kalb“ in Selchow.

1853 war der Rittergutsbesitzer Schneider im Besitz der Windmühle zu Selchow. Für diese Windmühle haf-tete auf dem Königs Wusterhausener Forst eine Laubholzlieferung für die Schule von Selchow. Durch einen Rezeß, d.h. einer juristischen Verhandlung am 1.7.1853 über die Ablösung dieser Verpflichtung, wurde mit dem Oberförster Mesow der königlichen Familiengüter und Schneider verhandelt, mit dem Ergebnis, das der Rittergutsbesitzer für die Aufgabe der Laubholzlieferung an ihn eine Abfindung von 600 Talern erhielt.

1853 waren August Lobeth, Carl Bossling und Johann Friedrich Bossling Schmiedemeister in Selchow.1855 erfolgte die Ablösung der gegenseitigen Lasten zwischen dem Schmiedemeister Johann Friedrich

Bossling und den Bauern. Zu dieser Zeit war der Bauer August Kiekebusch Dorfschulze in Selchow.

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Die Bezahlung der Leistung des Schmiedes durch die Bauern erfolgte durch „Schärfkorn“ (Korn für das Schärfen der Geräte). Gezahlt wurde jeweils zu Martini. Man zahlte aber auch durch Transport-leistungen. Nach der Ablösung wurde die Leistung der Einzelnen mit Geld vergütet. Das galt auch für den Gutsherren.

1856 erfolgte die Ablösung des Schulholzgeldes für den Lehrer. Das Holzgeld war ein Teil des Lohnes von den Bauern für den Lehrer. Das Protokoll dazu unterschrieben der Rittergutsbesitzer Schneider, der Rittergutsbesitzer Heydemann aus Diepensee, weiterhin Pfarrer Wapler, Küster und Lehrer Ziegen-hirt, der Schulze Kiekebusch, Kossäth und Schulvorstand Spiegel, die Bauern Michael Lobeth, Karl Sauerwald und Friedrich Hansche sowie die Kossäthen Christof Sauerwald und Wilhelm Sauerwald.

1858 gab es im Dorf 13 Hofeigentümer mit 25 Knechten und Mägden, 6 nebengewerbliche Landwirte und 1 Arbeiter. Die 19 Besitzungen teilten sich wie folgt auf:13 von 30 bis 300 Morgen = 1537 Morgen3 von 5 bis 30 Morgen = 27 Morgen3 unter 5 Morgen = 8 Morgen

Als Handwerker im Dorf waren anwesend 1 Schneidermeister und Büdner aus der Familie Lobeth, 1 Zimmergeselle mit Namen G. Tismer, 1 Maurergeselle,1 Grobschmiedemeister und 3 Gesellen, 1 Krü-ger, 1 Rentier, 2 Arme.

1858 war Schneider der Gutseigentümer mit 18 Knechten und Mägden und 90 Tagelöhnern. Das Gut hatte 2205 Morgen.

1860 war der Großgrundbesitz im Besitz des Haus-Fideikommiß, die Polizeigewalt lag beim Amt Königs Wusterhausen. Das Dorf hatte 3 öffentliche Gebäude, 21 Wohn- und 42 Wirtschaftsgebäude. Das Gut hatte 8 Wohn- und 30 Wirtschaftsgebäude, darunter eine Getreidemühle, die dem Müller Wernitz gehörte, Selchow hatte 280 Einwohner. Es gab 59 Pferde, 144 Stück Rindvieh, 1010 Schafe.

An Steuern wurde gezahlt: 366 Taler Grundsteuer, 220 Taler Klassensteuer, 7 Taler Gewerbesteuer.

Bis 1862 war Carl Bossling Schmiedemeister, Nachfolger war sein Schwiegersohn Pusch, Ehegatte der Tochter Luise.

1866 hatten die Dorfbewohner lt. Viehzählung, veröffentlicht im Amtsblatt, 52 Pferde und 155 Rinder. Im März 1868 wurde zwischen dem Rentmeister der königlichen Güter, Brückert, und 6 Bauern aus

Selchow ein Pachtvertrag auf 50 Jahre, vom 1.1.1868 bis 31.12.1917, abgeschlossen. Der Vertrag bein-haltet, dass die Bauern als Pächter auf der Pachtfläche nur Vorgärten anlegen dürfen, die mit einem Zaun umgeben werden müssen. Auf dem Pachtland durfte kein Gebäude errichtet werden. Die Grund-stücke lagen an der Dorfstraße.

In amtlichen Angelegenheiten wurde die Gemeinde Selchow durch den Bauern und Dorfschulzen Friedrich August Kiekebusch, den Bauern und Gerichtsmann Ludwig Michael Lobeth, den Bauern Carl August Sauerwald, den Bauern Paul Sauerwald, den Kossäth August Schramm, den Büdnern Wilhelm Hahn und Friedrich Beschedsnick vertreten.

1869 stellten sich der Rittergutsbesitzer Neuhauß, der Kossätengutsbesitzer Spiegel und der Schulze Kie-kebusch zur Wahl als Abgeordnete des Reichstages des Norddeutschen Bundes. Zum Mitglied des Hauses der Abgeordneten wurde am 19.4.1869 der Kossätengutsbesitzer Spiegel gewählt.

Am 31.7.1869 brannte in Selchow eine Scheune ab, dabei starben die Dienstmagd Wilhelmine Schalke und der Arbeiter Boddin.

Ab 21.6.1869 gab es für den Norddeutschen Bund eine neue Gewerbeordnung. Der Norddeutsche Bund, dem 22 Staaten angehörten, existierte von 1866 bis 1871 und war ein Vorläufer des Deutschen Reiches.

1870 wurde die Straße zwischen Selchow und Kleinziethen gepflastert.1870 berichtete das Teltower Kreisblatt über Selchow. Landrat im Kreis Teltow war 1862 bis 1870

Freiherr Ernst von Gayl. Als sein Nachfolger wurde 1870 Prinz Hardjery genannt. Die Gemeinde hatte für die Landratswahl 395 Wähler.

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Prinz Handjery erhielt aus Selchow ein öffentliches Willkommen durch den Schulzen Kiekebusch, die Gemeinde wurde vertreten durch die Kossäthen L. Spiegel, W. Sauerwald und Christian Sauerwald, durch Frl. Lobeth, Heinrich Hansche, A. Lobeth, Carl Sauerwald, M. Lobeth, Gastwirt Krope, Schramm und Hahn.

Im März 1870 wurde durch den Landrat die Pockenschutzimpfung angeordnet.1871 spendeten Gutsbesitzer Neuhauß und Kossäth Spiegel, Ortsvorsteher in Selchow, jeweils 5 Taler für

die Empfangsfeierlichkeiten des Teltower Landwehrbataillons.Nach 1871 wurde Max Wernitz als Besitzer der Mühle erwähnt. Er war auch Gemeindevertreter. Die Mühle

bestand wahrscheinlich bis 1900. Max Wernitz wurde bis 1925 als Landwirt in der Sternstraße 2 im Adressbuch erwähnt. Noch 1944 war er Jagdlandverpächter.

1871 wurde auch das Kaufhaus von Hans Lang erwähnt.1872 wurde die Polizei nicht mehr vom Haus-Fideikommiß-Amt Königs Wusterhausen verwaltet. Die Be-

ziehungen zu Königs Wusterhausen lösten sich auf.1874 werden August Hagen als Amtsmeier und Amtskutscher und Friedrich Markert als Amtskutscher

erwähnt.1875 wurde der Arbeiter Knobba von der Gemeinde zum Nachtwächter ernannt. Es erfolgte die Ablösung der

Lieferung von Schärfkorn zwischen dem Schmied und dem Gutsbesitzer.1876 errichtete Schlächtermeister Stechert in Selchow eine Fleischerei. Er übte auch das Amt des Schulvor-

standes aus.

Folgende Annonce stand am 22.7.1876 im Teltower Kreisblatt:

1877/1878 wurden auf dem Acker des Bauerngutsbesitzer Carl Lobeth durch August Schramm Ziegel ge-brannt.

Selchow: historische Ansicht mit Mühle

BekanntmachungDer Schlächtermeister Stechert beabsichtigt auf seinem zu Selchow belegenen, im Grundbuch von Selchow ,Vol.III.No 10, verzeichneten Grundstücke nach Maßgabe der eingereichten Zeichnungen und Beschreibungen eine Schlächterei zu errichten. Dieses Vorgaben bringe ich hierdurch mit der Aufforderung zur öffentlichen Kennt-nis, etwaige Einwendungen gegen dasselbe binnen 14 Tage bei mir anzubringen. Nach Ablauf dieser Frist können Einwendungen in dem Verfahren nicht mehr angebracht werden. Die Zeichnungen und Beschreibungen liegen während der Dienststunden in meinem Bureau hierselbst, Mattaikirchstraße Nr. 21 zur Einsicht aus.Berlin, 20.7.1876Der Königliche Landrath des Teltw schen Kreises Prinz Handjery.

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30.7.1878 erfolgte ein Aufruf an die Wähler zum Reichstag. Die Wähler von Selchow, waren im Teltower Kreisblatt aufgeführt. Es waren: Wapler, Hansche, W. Sauerwald, A. Punch, Christ. Sauerwald, August Mertens, Carl Sauerwald, Ferdinant Hansche, A. Schramm, A. Lobeth, F. Schulze, Friedrich Lobeth, Friedrich Stechert, F. Kitzing, Hahn, Krause, W. Grabow, C. Bossling, J. Wernitz, C. Miers, A. Kitzing und Beschebsnick.

1878 wurde von den Gemeinden Selchow und Waßmannsdorf festgelegt, dass beim Ausbruch einer Tierseu-che für die Einleitung entsprechender Maßnahmen der Bauer Lehne aus Waßmannsdorf verantwort-lich war.

1880 war der Gemeindevorsteher Spiegel der Vertrauensmann des Teltower Kreisvereins. In seiner Funktion als Gemeindevorsteher war er auch Jagdvorsteher der Gemeinde. In dieser Funktion wurde durch ihn veröffentlicht: „Ca. 1.600 Morgen, Acker, Wiese, Busch, Heide und Gräben wurden ab 1.8.1880 zur Neuver-pachtung angeboten. In der Annonce hieß es: Zur anderweitigen öffentlichen meist derselben auf 6 hinterei-nander folgenden Jahre habe ich einen Termin auf Montag den 2.8. nachmittags 2 Uhr im Gasthof der Frau Witwe Krope, hierselbst anberaumt. Zu welchem Pachtfreudige hiermit eingeladen werden. Die Bedingungen werden im Termin bekannt gemacht. Das Jagdterrain ist in 1 1/2 Stunden von Berlin per Chaussee und in 20 Minuten vom Bahnhof Mahlow zu erreichen.

Selchow, den 19.7.1880, der Gemeindevorsteher Spiegel.“1881 wurde im Amtsblatt der Regierung Potsdam, Abt. Inneres veröffentlicht, dass ein toller Hund, dessen

Eigentümer nicht ermittelt wurde, am 1.1.1881 in Selchow getötet wurde.Am 14.9.1882 erhielt die Gemeinde auf Anordnung des Kaiserlichen Postdirektors Tybusch eine Postagen-

tur. Ab 5.12.1882 war auf dem Gute in Selchow die Maul- und Klauenseuche (MKS) erloschen.1887 besuchte der Landwirtschaftsminister des Landes Brandenburg die Bauern in Selchow. Es gründete

sich der Männergesangsverein.

Ein besonderes Ereignis in SelchowIm Jahr 1877, in der vorletzten Februarwoche, 2000 Schritt vom Dorf entfernt, beim Umgraben eines sich vom Norden nach Süden erstreckenden Hügels, auch Hünengrab genannt, kamen Totenurnen zum Vorschein. Nach bekannt werden des Fundes veranlasste von Neuhauß, Gutsbesitzer in Selchow, die Ausgrabungen, die sein Sohn Richard Neuhauß daraufhin überwachte. In der Zeitschrift „Der Bär“ von 1878 wurde folgender Bericht vom 15.4.1877 von Richard Neuhauß veröffentlicht:„Es waren knochenführende Urnen, mehr als hundert. Nur in die Erde gebettet, waren sie mit dem oberen Rand oft kaum 2 dcm von der Oberfläche entfernt. 54 alte Brandstellen bezeichneten die Plätze, wo sie sich vorfan-den. Die Urnen waren roh gearbeitet, einige innen und außen geglättet, teilweise durch Striche und erbsenartige Vertiefungen verziert. Die Mehrzahl zerfielen, die anderen zerschlugen die Arbeiter, weil sie Geld vermuteten. Das größte zerschlagende Gefäß hatte ein Durchmesser von 45 cm. 6 Urnen wurden gerettet. Sie enthielten Menschenknochen, Eisen- und Bronzegerät und Bruchstücke von Tränennäpfen. Ein zehnjähriges Kind war in einer verzierten Urne. Weiterhin fand man: 1 Steinbeil mit Bohrungen, 1 weiteres Steinbeil, 1 Bronzering ging entzwei. Im zweiten Teil des Hünengrabes fand man große Mengen Scherben. Man fand Steine und Feu-ersteinsplitter. Es waren flache Töpfe zum täglichen Gebrauch. Die Wirkung des Feuers war zu erkennen. Man konnte aus den Scherben eine kleine zierliche Schale und ein großes dickwandiges Gefäß herstellen. 2 Zähne und Knochensplitter von Kindern kamen zum Vorschein. Es wurden 16 Scherbenhaufen gefunden. An der Stelle des Hünengrabes ist der Boden nicht angeschwemmt oder durch Flugsand erhöht. Es war eine Brandstätte (Brand-bestattung). Es wurden Vertiefungen gegraben. Die gefundene Kohle war von Laubholz, Eiche. 1878 fand man in der Nähe des Hünenberges, beim Ausbaggern eines Pfuhls, einen versunkenen Eichenwald“.

NachtragDie Verbrennung fand an einem dazu bestimmten Platz statt. Die ausgeglühten, zerkleinerten Gebeine wurden gesammelt und mit einem Teil der Holzasche des Scheiterhaufens nach der Beisetzungsstelle gebracht. In die Urne wurden die Knochen und die Schädelknochen nach oben gelegt und mit Brandres-ten aufgefüllt .Die Urne wurde mit Erde umhüllt. Man vermied bei der Beisetzung andere Urnen zu be-schädigen. Die Urnenstellen wurden mit der Zeit unkenntlich. Der Urnenplatz deutete auf Wohnplätze oder Feuerungsanlagen hin. Man fand geschliffene Werkzeuge. Auf dem Friedhof standen „gemeine“ Kiefern.Die Funde aus Selchow befinden sich im Königlichen Museum in Berlin und dem Märkischen Museum.Zu erwähnen sind 2 Steinbeile und eine Fibula mit durch Rost unkenntlicher Verzierung.

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1888 wurde das einjährige Bestehen des Männer-gesangvereins gefeiert. Der Kossäth August Kitzing versteigerte das Inventar seines Kos-säthengutes. Aus einer unvollständigen to-pographischen Akte waren folgende Grund-stückseigentümer aus dem Jahr 1888 zu ersehen: Waldemar Lobeth Nr. 9, Gerhard Han-sche Nr. 19.

1889 ließ sich in Selchow Frau Marie Noak als Heb-amme nieder. Rittergutsbesitzer Neuhauss wurde zum Amtsvorsteher ernannt. Das Amt Selchow bestand aus den Gemeinden Waß-mannsdorf und Selchow. Das Gut wurde durch seinen Besitzer zum Spezialbetrieb für Kartof-feln und Hafer entwickelt. Neuhauss ließ die Dorfstraße mit auf den Feldern gesammelten Steinen pflastern. Der Arbeiter Robert Stephan wurde zum Nachtwächter ernannt

Am 2.8.1891 wurden die Einwohner von Selchow vom Gastwirt Krope zu einer großen Tanz- und Musikveranstaltung eingeladen. Für die Jugend gab es ein großes Sternschießen.

1891/1892 beinhaltete ein Bericht des Regierungs-bezirkes Potsdam folgende Ausgaben über die Landgemeinde Selchow:Kostenposition RMGemeindeverwaltung 455,47Polizei u. Standesamt 193,97Schulwesen 418,50Kirchhofverwaltung 0Armenverwaltung 37,50Bauten und Wege 6,15Feuerwehr 7,50sonstige Kosten 72,29einmalige Kosten 1.436,55gesamt 3.889,98

Die Einkommenssteuerliste von Selchow wurde von dem Gemeindevorsteher Schuck aus Waßmanns-

dorf und die Einkommensteuerliste von Waßmannsdorf wurde von dem Gemeindevorsteher aus Sel-chow Spiegel erarbeitet. Die Gemeinde hatte 273 Einwohner. Der Amtsvorsteher war G. H. Neuhauß mit Wohnung in Selchow. Selchow war auch Standesamtsbezirk, Standesbeamter war Kiekebusch aus Selchow.

Der Superintendent aus Königs Wusterhausen war Kreisschulinspektor, Lokalschulinspektorin für Selchow war der Pfarrer aus Selchow. Für die Selchower war das Amtsgericht und das Katasteramt in Berlin II zuständig.

Die Bauern in der Gemeinde hatten 53 Pferde, dafür mussten sie 3,60 M Steuern an die Landeskasse zahlen. Darüber hinaus hatte jeder Bauer 0,11 M Hebegebühren zu entrichten.

Der Rittergutsbesitzer Neuhauß aus Selchow war Mitglied der Wegekommission und verantwortlich für die Gemeinden Selchow, Großziethen, Kleinziethen, Glasow, Waßmannsdorf und Groß Kienitz.

1892 wurde das Farbengeschäft von Otto Bossling eröffnet. Schmiedemeister Carl Bossling wurde zum Schöffen und August Kiekebusch wiederum zum Standesbeamten ernannt.

1893 wurde Rittergutsbesitzer und Leutnant der Reserve Neuhauß Mitglied der Kommission Landwirt-schaft und der Feuersocietät des Kreistages Teltow, die Gutsvorstehergeschäfte nahm in Selchow der Gutsbesitzer selbst wahr.

Das Geschäft von Otto Bossling in Selchow

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1894 starben der Bauerngutsbesitzer Lobeth II. und der Brennermeister Kirchner. Der Kossäth Schramm wurde zum Schöffen ernannt.

1895 starb der Landesökonomierat Gustav Neuhauß. Neuer Pfarrer in Selchow wurde Karl Albert Handt-mann. In Selchow wurde ein Männerturnverein gegründet.

1896 wurde der Männerturnverein „Eiche“ gegründet. Die Selchower folgten damit dem neuen Trend, ge-meinsam Sport zu treiben, lag doch die Wiege des deutschen Turnens in der Hasenheide im Kreis Teltow, wo 1811 der erste Turnverein durch Friedrich Ludwig Jahn gegründet wurde. Die Turnvereine zeichneten sich durch politische und religiöse Neutralität aus. Die Provinz Brandenburg bildete zu dieser Zeit den deutschen Turnerkreis III b der Deutschen Turnerschaft, der 22 Gaue angehörten, davon 4 im Kreis Teltow. Im Umkreis von Selchow gab es die Turnvereine „Jahn“ in Schönefeld und Waltersdorf.

1897 erschien zu Ehren des 100. Geburtstages von Kaiser Wilhelm I, geb. am 22.3.1797 gest. am 9.3.1888, eine Postkarte mit Selchower Motiven und dem Kaiserdenkmal, die der Kriegerverein mit unten ste-hendem Text herstellen ließ.

„Zum Andenken an den 100 jährigen Geburtstag Kaiser Wilhelm den Großen März 1897 Gewidmet vom Krie-gerverein Selchow“.

Am 27.1.1897 erfolgte die Gründung des Krieger- und Landwehrvereins Selchow. Der Verein hatte 1900 bereits 40 Mitglieder. Vereinsvorsitzender war Lobeth I., Schriftführer war Grabow, Kassenwart Sauerwald. Selchow bekam die erste Feuerlöschordnung.

1897 hatte die Gemeindevertretung folgende Mitglieder:Gemeindevertreter Beruf/FunktionNeuhauß; RittergutsbesitzerLobeth; Karl I., BauerSauerwald II., Karl BauerKiekebusch, August KossäthKrope, Karl GastwirtKitzing, August SchöffeSauerwald I BauerWalf, GotthelfSchramm, FranzStechert, FriedrichSpiegel, LudwigBossling, Carl SchmiedemeisterBossling, Otto KaufmannHandtmamm PfarrerLehmann GastwirtPusch SchmiedKrieg Lehrer

Eine Bekanntmachung der Bezirksausschüsse (Amtsblatt):„Nachdem der Lokalbahn – Bau – Betriebsgesellschaft Vering & Wächter zu Berlin durch Verfügung des Kö-niglichen Regierungspräsidenten zu Potsdam vom 18.10.1895 die Erlaubnis zur Vornahme der Vorarbeiten für die Herstellung einer Kleinbahn von Rixdorf über Britz, Buckow, Rudow, Groß- und Kleinziethen, Waßmanns-dorf und Selchow nach Mittenwalde erteilt worden ist; wird auf Grund des §5 des Enteignungsgesetzes vom 11.6.1874 hiermit angeordnet , daß jeder Besitzer auf seinen Grundstück Handlungen, welche zur Vorbereitung des Unternehmens erforderlich ist, geschehen lassen muß.

Handlungen, welche das Zerstören von Baulichkeiten oder das Fällen von Bäumen zum Gegenstand haben , sind indessen ohne vorherige Erlaubnis der unterzeichneten Behörde unstatthaft. Das Betreten der Gebäude, sowie eingefriedeter Hof – und Gartenräumen ist nur mit Einwilligung der Besitzer, in deren Ermangelung nur nach erteilter Erlaubnis der Ortspolizeibehörde zulässig.1895, der Bezirksausschuß , von Meusel

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1898 wurde das 2. Stiftungsfest des Turnvereins „Ei-che“ gefeiert. Der Bauer August Kitzing wurde zum Schöffen ernannt.

1899 starb der Gemeindevorsteher Kiekebusch, sein Nachfolger wurde der Kossäth Wilhelm Sauer-wald. Die Selchower nahmen am Gauturnfest des Großbeerener Schlachtfeldgaues teil.

1899 starb Schmiedemeister Carl Bossling, die Schmiede übernahm sein Schwiegersohn, Schmiedemeister Pusch. Der Landwirt August Ribbecke wurde zum Schöffen ernannt.

1900 wurde Carl Sauerwald zum Schöffen ernannt. Das Dorf hatte 31 Häuser und das Gut 11 Häu-ser. Das erste elektrische Licht leuchtete in den Ställen des Gutes. Selchow hatte 508 Ein-wohner mit 44 Wohnhäusern und 90 Haushal-tungen.

1901 war Carl Krope Besitzer der Gastwirtschaft in Selchow, seine Mutter starb 1901.

1902 wurde das Gauturnfest zum 7. Stiftungsfest vom Männerturnverein „Eiche“ mit einer Fah-nenweihe durchgeführt. Im gleichen Jahr fei-erte auch der Kriegerverein sein 5. Stiftungs-fest.

1903 entstand das Dampfsägewerk von Gustav Her-mann Neuhaus, Besitzer des Gutes. Otto Boss-ling verkaufte in Selchow „Storks Erika-Fahr-räder“. Der Praktische Arzt Dr. Rousseau ließ sich in Selchow nieder. Büdner August Rogatz wurde 30 Jahre nach seinem Tode verschart in seinem Garten gefunden.

1910 hatte die Gemeinde Selchow 309 Einwohner. Es gab 50 Wohnhäuser und 101 Haushalte. Die Poststelle in Selchow erhielt das erste Telefon, danach das Gut, dann der Kaufmann Bossling, später weitere Ein-wohner. Die Poststelle befand sich im Hause des Schneiders Stelldinger, Dorfstraße. Das Standesamt für Selchow war in Waßmannsdorf, das Katasteramt und Amtsgericht in Rixdorf.

1912 betrug die Gemarkungsgröße von Selchow 1.034 ha. Der Großgrundbesitz war im Besitz von Gustav Neuhauß. Das Gut hatte eine Fläche von 622 ha und 239 Bewohner. Das zuständige Amtsgericht war in Neukölln und das zuständige Landgericht in Berlin. Die Fleischerei bewirtschaftete Otto Stechert jun., geb. 17.12.1885 in Selchow.

1918 lebten in Selchow 284 Personen, davon waren 124 weiblich und 160 männlich. Die Gemeinde hatte eine Postanstalt, die Kleinbahnstrecke Mittenwalde-Neukölln, einen Schmied mit Namen Karl Klewe, eine Mühle im Besitz von Max Wernitz, ein Gasthaus im Besitz von Karl Lehmann und ein Kolonial-warengeschäft im Besitz der Familie Bossling in der Dorfstraße.

1919/20 erhielt Selchow einen Gasanschluss zu Heiz- und Beleuchtungszwecken aus Berlin. In Selchow zogen während des Kapp-Putsches im Frühjahr 1919 Truppen ein. Sie quartierten sich in der Schule ein. Die Selchower gründeten nach Beendigung des 1. Weltkrieges zum Schutze des Ortes eine Wehr-gruppe. (nach Dombrowski)

Am 2.4.1920 erschreckte folgende Nachricht die Selchower Bürger: „Auf den Kienitzer Bergen kam es am 2. 4. 1920 zu einem Schußwechsel zwischen pflichtbewussten Männern

und 2 brutalen Wilddieben. Dabei kam der Selchower Gutsförster Paul Schulz und sein Bruder Willi und ein Wilddieb ums Leben“. Zum Gedenken an diese Tat wurde 1926 durch den Pfarrer Matzke das Förster-denkmal an der Stelle der Tat eingeweiht“.

1920 hatte Selchow 50 Wohnhäuser und 101 Haushalte.1921 wurde der für alle gültige Arbeiter-Tarif-Vertrag für eine 4 köpfige Familie des Landkreises Teltow

veröffentlicht. Darin waren auch die Wohnbedingungen enthalten: Eine große Küche, 2-3 Stuben,

Historische Postkarte aus Selchow

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Keller und Boden, Stallungen für 4 Schweine, 2 Ziegen, Hühner und Kaninchen, Heuboden. Die Miete sollte maximal 250 M je Jahr betra-gen.

1923 erhielten die Wohnhäuser und Gebäude in Sel-chow elektrisches Licht. Damit waren Voraus-setzungen geschaffen, die Gutsarbeit zu me-chanisieren.

1924/25 war der Landwirt Reinhold Ramm Ortsvor-steher. Zum Amtsbezirk gehörten die Gemein-den Selchow und Waßmannsdorf mit Sitz in Selchow. Das Katasteramt war in Zossen, das zuständige Amtsgericht in Neukölln. Selchow gehörte zum Schauamt-Bezirk IV zur Körung von Zuchttieren gemeinsam mit Karlshof, Kiekebusch, Kleinkienitz, Rotzis, Schönefeld, Telz und Waßmannsdorf. Die Anbaufläche (LN) der bäuerlichen Betriebe betrug 412 ha. Im Gutsbezirk lebten 127 Männer und 114 Frauen, insgesamt 241 Personen. Das Dorf hatte 274 Einwohner, insgesamt lebten also in der Gemeinde 515 Einwohner. Die Anbau-fläche (LN) des Gutes betrug 352 ha. Selchow hatte eine Bahnstation der Eisenbahnstrecke Neukölln-Mittenwalde. Die Gemeinde hatte einen Kreisverein, mit Kaufmann Schuck aus Waßmannsdorf als Vorsitzenden. Selchow war Postanstalt, Amtsbezirk mit Sitz in Selchow. Standesamt und Katasteramt befanden sich in Zossen. Selchow gehörte zum Bezirk IV der Kriegsbeschädigten- und Kriegshinterbliebe-nenfürsorge.

Aus dem Adressbuch des Kreises TeltowNamen der Bewohner Selchowsin alphabethischer Reihenfolge:• Albert; Oswald, Bankbeamter, Sternstraße 8• Antczak, Josef, Arbeiter, Sternstraße 8• Beschedsnik, Karl, Lehrer in Rotberg, Dorfstraße 6• Bossling, Karl, Landwirt ,Sternstraße 1• Bossling, Otto, Kaufmann Dorfstraße 22/23 mit

Telefon• Bossling, Otto, Landwirt, Dorfstraße 13• Brabant, Auguste, Arbeiterin, Dorfstraße 16• Dahm, Hermann, Arbeiter, Sternstraße 6a• Dahm, Minna, Witwe, Dorfstraße 14• Eggert, Paul, Lehrer, Dorfstraße 2• Ewald, Klara, Witwe, Sternstraße 4• Franke, Hermann, Arbeiter, Dorfstraße 16• Franke, Paul, Arbeiter, Sternstraße 3• Gladhorn, Franz, Lehrer, i.R., Schulhaus• Grabow, Richard, Gastwirt, Sternstraße 5 mit Telefon• Grundmann, Paul, Hausschlächter, Sternstraße 4a• Hansche, Herrmann, Landwirt, Dorfstraße 21 mit Telefon

Selchow in historischen Ansichten

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• Heider, Karl, Arbeiter, Sternstr.1• Hinz, Gustav, Frisörgehilfe, Dorfstraße 15• Hinze, Adolf, Landwirt, Sternstraße 3• Kämpfer, Hermann, Wachtmeister a. D., Dorfstraße 19• Kiekebusch, Hermann, Bauerngutsbesitzer, Dorfstraße 7, mit Telefon• Kiekebusch, Otto, Arbeiter, Sternstr. 4• Kitzing, Paul, Bauerngutsbesitzer, Dorfstr. 18• Kitzing, Wilhelm, Landwirt, Dorfstraße 4• Klewe, Karl, Schmied, Sternstraße 7• Kowalewski, Otto, Arbeiter, Dorfstraße 6• Krüger, Berthold, Arbeiter, Dorfstraßen16• Lang, Carl, Kaufmann, Sternstr.6a• Lehmann, Carl, Gastwirt, Dorfstraße 17 mit Telefon• Lobeth, Pauline, Witwe, Sternstraße 4• Lobeth, Waldemar, Bauerngutsbesitzer, Dorfstraße 9• Lobeth, Wilhelm, Landwirt, Ober – Briefträger a D., Dorfstraße 19a• Lobeth, Willi, Landwirt, Dorfstraße 10, mit Telefon• Loof, Max, Arbeiter, Dorfstraße 12• Matzke, Johannes, Pfarrer, Dorfstraße 24• Miersch, Johanna, Sternstraße 6• Noack, August, Wegewärter a. D., Dorfstraße 16• Nugk, Gustav, Stellmacher, Dorfstraße 14• Punanz, Emil, Kraftwagenführer, Dorfstraße 15a• Pubanz, Gottfried, Arbeiter, Dorfsr.14• Pusch, Friedrich, Landwirt, Dorfstraße 15a• Pusch, Hermann, Arbeiter, Landwirt, Dorfstraße 12• Ramm, Reinhold, Landwirt und Gemeindevorsteher, Dorfstraße 8• Rechenberg, Gotthelf, Nachtwächter, a, D. Dorfstraße 1• Rehpennig, Gustav, Arbeiter, Sternstraße• Ribbecke, August, Landwirt, Dorfstraße 3• Sauerwald, Helene, Landwirtin, Dorfstraße 11• Sauerwald, Reinhold, Landwirt, Dorfstraße 20 mit Telefon• Sauerwald; Willhelm, Landwirt, Dorfstraße 15• Schade, Ernst, Arbeiter, Sternstraße 6• Schiereck, Carl, Bäcker, Dorfstraße 16• Schüler, Adolf, Frisör u. Gemischtwarenhandlung, Dorfstr.16• Schultze, Emil, Bäcker, Sternstraße 7• Schulz, Fritz, Arbeiter, Sternstraße 4• Schulze, Otto, Schneider, Sternstr.6• Schuster, Adolf, Stationsvorsteher, Bahnhof• Spiegel, Ludwig, Landwirt, Dorfstr. 13• Stechert, Otto, Schlächtermeister Dorfstraße 5• Stelldinger, Hermann, Schneidermeister, Sternstraße 7b,öffentliche Sprechstelle• Stiebert, Otto, Nachtwächter, Dorfstraße 1• Stippekohl, Otto, Maurer, Sternstraße• Stippekohl, Willy, Landwirt, Dorfstraße 5• Stropp, Friedrich, Ober – Landjäger, Dorfstraße 16• Teschke, Luise, Witwe, Dorfstraße 23• Teutloff, Albert, Monteur, Sternstraße 7b• Teutschbein, Arthur, Monteur, Sternstraße 7b• Uchdorf, Martha, Näherin, Dorfstraße 16• Wernitz, Max, Landwirt, Sternstraße 2• Zastrow, Wilhelm, Druckrohraufseher, Sternstraße 7a• Weitere Gemeindemitglieder, die auf dem Gut arbeiten, sind im Abschnitt „Gut“ aufgeführt.

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Gewerbebetriebe in Selchow 1925/27:• Bossling, Otto in der Dorfstraße 22/23 mit Telephon Mahlow 20• Handel mit Kolonialwaren, Düngemittel, Sämereien, Brennmaterialien, Benzinstation „Stellin“• Grabow , Richard in der Sternstraße 5 mit Telephon Mahlow 30, Gastwirt• Lange, Carl in der Sternstraße 6a, Kurzwaren• Lehmann, Karl in der Dorfstraße 17 mit Telephon Mahlow 22, Gastwirt• Noak, Marie in der Dorfstraße 16, Hebamme• Schüler, Adolf in der Dorfstraße 16, Frisör und Gemischtwarenhandlung• Stechert, Otto in der Dorfstraße 5, Schlächtermeister• Stelldinger, Wilhelm in der Sternstraße 7b, Herren – u. Damenschneiderei mit öffentliche Fernsprech-

stelle

1927 wurde das Gut Selchow an die Stadt Berlin verkauft und zum Rieselgut entwickelt. Das Adressbuch von 1927 weist folgende Statistik des Gutsbezirkes aus: 445 ha Ackerland, 45 ha Wiesen, 22 ha Gartenland u. Hausgärten, 87 ha Forsten u. Holzungen, 6 ha

Haus- u. Hofräume, 16 ha Wege, insgesamt also 621 ha.1929 berichtete die Zeitschrift „Heimat und Ferne“ über einen Wandertag des Vereins „Volksbund und Na-

turschutz e.V.“ mit Sitz in Berlin Ende April 1929 über Selchow, Großkienitz und Rangsdorf: „Die Wanderer kamen um 10.00 Uhr in Selchow mit der Kleinbahn an. Der Lehrer Jungnitsch aus Mahlow

machte die Führung. Selchow wurde besichtigt, danach ging es zu den Selchower Teichen und von dort zu den Groß Kienitzer Bergen, wo das Denkmal von 1926 des 1920 von Wilddieben erschossenen Förster Schulz und seinem jungen Bruder besichtigt wurde“.

1930 wurde nach der Besichtigung der Schule durch den Kreisarzt das Nachtwächterhaus besichtigt, nach-dem eine Anzeige erfolgt war. Nachtwächter war Otto Stiebert. Es wurde festgestellt, dass in einem 15 m2 großen Raum 8 Personen, Mann, Frau, ein 16jähriges Kind, ein 14jähriges Kind, 2 schulpflichtige Kinder, 1 Kind 1 Jahr, 1 Kind 8 Monate alt lebten. Die Küche war unbeleuchtet, es war eine schwarze Küche mit einem offenen Schornstein, die Öfen waren schadhaft. Obgleich die Gemeinde eine Woh-nung hatte, wurde der Familie keine Wohnung angeboten.Hans Bossling als Schulvorstand und Gemeindevorsteher war für diesen Mangel verantwortlich.Das Dorf hatte 53 Wohnhäuser.Folgende Jagdgenossen aus Selchow erhielten 1931 für ihre Jagdverpachtung an die Gemeinde Die-pensee, bzw. an den Gutsbesitzer Wrede für 14,6 ha insgesamt 87 RM: ha RMLobeth , Willi 1,1905 9,60Kitzing, Wilhelm 2,0430 11,52Lobeth, Wilhelm 1,2033 6,52Sauerwald, Walter 2.0410 17,66Ribbecke, August 1,2770 9,21Lehmann, Karl 1,2760 9,21Stippekohl, Karl 1,4860 7,29Sauerwald II, Wilhelm 0,5110 3,84Ramm, Reinhold 1,1340 9,21Stippekohl, Henriette 2,4663 13,82gesamt 14,6263 97,88

1931 wurde über eine Heimatwanderung folgendes berichtet: „Am 7.6.1931 kam um 10.28 Uhr der Zug in Selchow an. Die Wanderer wurden von den Lehrern Karmann und

Garnatz aus Großkienitz begrüßt. Auch Frau Rittergutsbesitzer Neuhauß kam zu den Gästen. Es ging zur Kir-che wo Pfarrer Matzke und Amtsvorsteher Ramm warteten. Sie besichtigten das 1931 aufgestellt Ehrenmal der im 1. Weltkrieg Gefallenen. Es war aus Sandstein, darauf war ein Baum, der die Kriegsgräber und die Namen beschattete. Dann ging es zur Kirche, die an der alten Heerstraße Berlin Dresden lag. Die Glocken waren von 1668 und 1828.

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Auf der Glocke von 16168 stand: „Campana Selchowiensis reparata est“ „Die Selchower Glocke ist wieder hergestellt“. Hilfe zur Reparatur durch den Patron, Nobilissimus ad Stremissimus Joachim de Bardeleben und Nobilissima Dorothea Chatarina de Beeren stand auf der Glocke“. Die Besucher hatten den Eindruck; daß die Kirchenerde wachse, da durch den Bauschutt und durch das Auffüllen der Grabhügel der Kirchhof angehöht wurde. Man besichtigte den Stein der gefallenen Freiheitskämpfer von 1813. 1815 und 1914 – 1918 und den Stein von Le Petit, Pfarrer in Selchow, gestorben am 18.1.1841. Weiter wurde ein Granitblock mit geschliffener Platte besichtigt, auf dem stand: „Dem treuen Diener Karl Friedrich Wilhelm Lucke aus Dankbarkeit , geb. 14.1.1811 in Ruhlsdorf gestorben am 11.1.1875“ Karl Lucke war Diener beim alten Neuhauß: Der Weg führte weiter zum Dorfplatz: Auf dem Dorfplatz stand 1931 ein mächtiger Granitblock – Findling und ein Wilhelm-stein, aufgestellt zum 100. Geburtstag vom Kaiser Wilhelm I. Danach ging es zum Gut. Das Gutstor war mit steinernen Pfeilern mit den Anfangsbuchstaben des Herrn von Bardeleben und seiner Gemahlin eingefaßt. Die Witwe Neuhauß bewirtete die Gäste am Ort, denn sie wohnte seit dem Verkauf des Gutes noch im Gutshaus. Die Heimatwanderer setzten ihre Wanderung fort.“

1932 begann in Selchow die systematische Beobachtung der Störche.

Selchow von 1933 bis 1945Aus dem Leben der Gemeinde von 1933 bis 1945 sind nur wenige Dokumente erhalten geblieben. Es sind hauptsäch-lich Unterlagen der Jagdgenossenschaft.

1934 wurde erstmals eine NSDAP-Ortsgruppe in Selchow erwähnt. Als NS-Organisator wurde Schneider-meister Hermann Stelldinger genannt, als Kontrolleur der Partei Hermann Kämpfer, DUF war der Kraftfahrer Bernhard Plesse.

Zum Jagdrecht 1934 bis 1944Das Jagdrecht war mit dem Eigentum an Grund und Boden verknüpft. Es entsprach dem Willen des Gesetz-gebers, dass gemeinschaftliche Jagdbezirke von ortansässigen Landwirten gepachtet werden. Die Jagdge-nossenschaft hatte die freie Verfügung über das Jagdrecht. Ein unerwünschter Jagdpächter durfte nicht aufgezwungen werden. Die Jagdpacht ist freihändig abzuschließen. Im Jagdvertrag konnte mit schriftlicher Genehmigung des Kreisjägermeisters die Jagdverpachtung auf Einheimische beschränkt bleiben. Diese Ein-schränkung musste in der öffentlichen Ausschreibung bekannt gegeben werden. Bei allen übrigen öffent-lichen meistbietenden Verpachtungen hatte grundsätzlich der Höchstbietende den Zuschlag zu erhalten, unabhängig davon, ob er Einheimischer oder Auswärtiger war.Die Gemeinde Selchow war ein gemeinschaftlicher Jagdbezirk. Der Gemeindevorsteher Ramm war von 1932 bis 1943 Jagdvorsteher und Vertreter der Jagdgenossenschaft in Selchow. 1944 wurde Herr Stelldinger Jagd-vorsteher.Der Jagdverpachtungsverteilungsplan im Pachtjahr 1932 für den gemeinschaftlichen Jagdbezirk in der Feld-mark Selchow beinhaltete Einnahmen von 900 RM, Ausgaben von 18 RM, zum Verteilen standen demnach 882 RM zur Verfügung. Verpachtet wurden 409 ha, auf den Quadratmeter entfielen 0,02 Pfennige. Emp-fangsberechtigter Wohnort war Selchow.Der Jagdverteilungsplan von 1934 für den gemeinschaftlichen Jagdbezirk in der Gemeinde-Feld-mark Selchow: Auf den Quadratmeter entfielen 1,677 Pf. Der Pachtverteilungsplan lag vom 15. bis 29. Juli 1934 im Gemeindehaus öffentlich aus. Am 30.7.1934 wurde der Plan bestätigt.Die Abrechnung ergab folgendes:50 Verpächter erhielten für 409,7004 ha 687,04 RMder Gemeindeschulze Rammm erhielt 6,48 RMder Steuererheber Bossling erhielt 6,48 RMgesamt 700,00 RM

In Auswertung der Zusammenstellung der Verpächter im Vergleich von 1934 zu 1944 fehlen die Verpächter Paul Kitzing, Franz Krüger, Franz Kiekebusch , dafür ist als Verpächter Alfred Mette mit 50,6794 ha aufge-führt.

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Liste der Empfangsberechtigten entsprechend der verpachteten Fläche 1934 und 1944Name Wohnort beteiligt mit einem dafür1934 Verpächter 1934 Flächeninhalt in ha RM Verpächter 19441. August Nugk Selchow 1,2820 2,15 Paul Nugk2. Karl Schulz Treptow 2,2697 3,80 Hermann Schulz aus Berlin3. Hermann Hansche Selchow 23,0772 38,70 Lydia Hansche4. Reinhold Sauerwald Selchow 30,7064 51,49 Luise Sauerwald5. Adolf Hinze Selchow 3,2602 5,47 Adolf Hinze6. Paul Kitzing Selchow 42,0180 70,46 Alfred Mette7. Karl Lehmann Selchow 7,9714 13,37 Karl Lehmann8. Wilhelm Sauerwald Selchow 18,0767 30,37 Wilhelm Sauerwald9. Otto Bossling Selchow 16,7454 28,08 Otto Bossling10. Walter Sauerwald Selchow 18,1108 30,37 Walter Sauerwald11. Willi Lobeth Selchow 47,1329 79,04 Willi Lobeth12. Walter Lobeth Selchow 39,4655 66,18 Waldemar Lobeht13. Reinhold Ramm Selchow 19,5140 32,72 Reinhold Ramm14. Bernhard. Dannefelzer Selchow 37,3461 62,63 B. Dannefelzer15. August Ribbecke Selchow 7,7648 13,12 Max Ribbecke16. Franz Krüger Selchow 0,4457 0,75 Alfred Mette17. Max Wernitz Selchow 5,6453 9,47 Max Wernitz18. Karl Bossling Selchow 8,6614 14,53 Alfred Mette19. Otwin Albert Selchow 2,6099 4,38 Emma Albert20. Elisabeth Schuck Waßmannsdorf 4,1823 7,01 Elisabeth Schuck geb. Rammhold21. Ch, Gutschmidt Selchow 4,8979 8,21 Karl Ziegler22. Willi Schramm Selchow 0,6203 1,04 Willi Schramm23. Reinhold Lehne Selchow 0,6203 1,04 Emma Lehne24. August Stippekohl Selchow 2,0575 3,45 Gustav Stippekohl25. Paul Schramm Selchow 2,0523 3,44 Paul Schramm26. Hermann Stippekohl Selchow 1,5413 2,58 Robert Stippekohl27. Elise Lobeth Selchow 4,6094 7,73 Elise Lobeth28. Max Stöcker Selchow 1,0850 1,82 Max Stöcker29. Otto Mette Selchow 3,1159 5,22 Otto Mette30. Paul Schinke Rotzis 4,0852 6,85 Paul Schinke31. Hermann Vetter Rotzis 5,2650 8,83 Hermann Vetter32. Otto Schüler Rotzis 5,2650 8,83 Otto Schüler33. Hermann Franke Selchow 0,6413 1,08 Hermann Franke34. Karl Klewe Selchow 0,6412 1,08 Karl Klewe35. Franz Kiekebusch Berlin 2,0334 3,4136. Neuköllner-Mittenwalder Eisenbahn 1,6747 2,81 wie 193437. Reinhold Grabow Selchow 1,5195 2,55 Richard Grabow38. Hans Bossling Selchow 3,9399 6,61 Hans Boßling39. Wilhelm Lobeth Selchow 1,4549 2,44 Karl Lobeth40. Otto Stechert Selchow 1,4758 2,47 Karl Stechert41. Wilhelm Zastrow Selchow 0,6342 1,06 Wilhelm Zastro42. Fritz Wäsche Selchow 0,5120 0,86 Waldemar Lobeth43. Luise Wäsche Selchow 1,3076 2,19 Luise Teschke44. Otto Stippekohl Selchow 0,2580 0,43 Otto Stippekohl45. Gemeinde Selchow 13,5037 22,65 wie 193446. Pfarre Selchow 0,8450 1,42 wie 193447. Schule Selchow 1,1402 1,91 wie 193448. Willi Stippekohl Selchow 2,2777 3,82 Karl Stippekohl49. Alwin Stengel Großziethen 1,7873 3,00 Alma Stengel50. Kohs Rotzis 2,5532 4,28 Wilhelm Kohs

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Die Pachtsumme betrug 1934 und 1944 je 700 RM.Die Liste zeigt die Struktur und Größe der Bauernwirtschaften.Das Jagdrevier hatte 409 ha, davon 319 ha Feld, 36 ha Wald und 44 ha Wiese. Dem Jagdpächter war für 1934 gestattet, 1 jagdbaren Bock, 1 Ricke und 1 weibliches Kitz abzuschießen. Am 1.4.34 wurde ein Bestand von 10 jagdbaren Böcken, 5 geringe Böcke, 35 Ricken und 20 Großtrappen ausgewiesen. Herr Sauerwald als Jagd-pächter hatte aber den Abschuss von 5 jagdbaren Böcken und 5 Ricken beantragt. Ihm wurde der Jagdvertrag wieder gekündigt. Die Kreisjagdsteuer für die Ausübung des Jagdrechtes in Selchow betrug 1934 insgesamt 170,00 RM, der Anteil der Gemeinde lag bei 50 %, also 85,00 RM, die 5 % Verwaltungskosten beliefen sich auf 5 %, also 4,25 RM.Der Jagdvorsteher und Gemeindevorsteher Ramm verpachtete dem Weingroßhändler Max Gruban aus Ber-lin NO 18, Große Frankfurter 120, für 700 RM im Jahr, ab 1.4.1934 bis zum 31.3.1943 die gesamte Jagdnut-zung des Jagdbezirk Selchow. Die Fläche war 409 ha groß. Ausgeschlossen waren die Gebiete um die Gärten und die Straßen.Der Jagdverteilungsplan für 1935 des Selchower Jagdrevieres lag vom 17.4.1935 bis 1.5.1935 zur Einsicht beim Jagdvorsteher aus. Einspruch konnte beim Kreisjägermeister des Kreisens Teltow, in Berlin in der Vik-toriastraße 18 erhoben werden.Dem Jagdvertrag stimmten zu: Gustav Nugk, Richard Grabow, Hermann Hansche, Hans Bossling, Reinhard Sauerwald, Wilhelm Lobeth, Adolf Hinze, Otto Stecher, Paul Kitzing, Wilhelm Zastrow, Wilhelm Sauerwald, Luise Teschke, Otto Bossling, Willi Stippekohl, Walter Sauerwald, Pfarrer Matzke, Willi Lobeth, Karl Leh-mann.Nicht unterschrieben wurde der Vertrag von Waldemar Lobeth, Karl Klewe, Bernhard Dannefelzer, August Ribbecke, Franz Krüger, Max Wernitz, Karl Bossling, Oswald Albert, Hermann Franke.Die oben genannten waren die Grundbesitzer in Selchow.Der Abschussplan vom 1.4.1935 bis zum 31.3.1938 für den Jagdausübungsberechtigten Max Gruban betrug:Rehwild beantragt genehmigt1935 13 31936 13 31937 15 3

1935 feierte Hans Bossling das 50jährige Bestehen seines Handelshauses, ein Haus des täglichen Bedarfs, das 1885 gegründet wurde.

1937/38 war Hans Bossling Bürgermeister in Selchow. Der Gendarm hieß Hauptwachtmeister Ruch.

Beschreibung des Naturschutzgebietes „Torfbusch“Abschrift eines Artikels von 1938Quelle: Heimat und Ferne. Text von W. Heinelt, Kreisbeauftragter für Naturschutz Bilder von Dr. Waldenburg aus Berlin.„Am 6.1.1937 wurde durch Verordnung des Regierungspräsidenten auf Vorschlag der Naturschutzstelle des Kreises Teltow der „Torfbusch“ unter Naturschutz gestellt Das Naturschutzgebiet liegt 2 km südwestlich der Ortschaft Sel-chow und ist im Besitz der Stadt Berlin. Es hat eine Größe von 46 ha. Seine Ausdehnung und Begrenzung ist aus der nachstehenden Übersichtskarte ersichtlich…Es handelt sich um ein Gebiet in Hinblick auf die unmittelbare Nähe zur Reichshauptstadt, daß als äußerst selten anzutreffen ist. In der Zeit des Marxismus (Weimarer Republik) drohte dem Torfbusch seine ureigene Form verloren zu gehen, da ein als Apostel der Freikörperkultur bekannter Lehrer (Adolf Koch) dieses Gebiet von der Stadt Berlin gepachtet und Einrichtungen geschaffen hatte:Auch wurde in dieser Zeit (um 1931) ein großer Teil der herrlichen Blau – Rot – und Weißtannen des Torfbusches teils als Schmuckreisig, teils als Weihnachtsbäume auf unredliche Weise nach Berlin gebracht.Der Torfbusch stellt mit seinen schönen und einzigartigen Mischwaldpartien, die mit dichtem Unterholz durchsetzt sind, in Verbindung mit seinem lieblichen See, von dem allerdings der westliche Zipfel bereits stark verlandet ist und heute ein Wildenten–Eldorado bildet, noch eine äußerst interessante Landschaft dar. Während besonders der nord-östliche Teil des Torfbusches einzelne außerordentlich wüchsige und starke Eichen im Mischwald aufweist, besteht die Uferzone des Sees aus Bruchwald. Im westlichen Abschnitt des Torfbusches ist reiner Kiefernwald vorherrschend. Sehr reizvolle Baumpartien finden sich am westlichen Rande des verlandeten Seeteils in einem mehr oder weniger breiten Gürtel vor. Hier sind entweder Baumgruppen von schlanken Fichten, teilweise mit Astwerk bis auf den Bo-

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den reichend, teilweise einzelne Exemplare in lichterem Bestand, langschäftige in einwandfreier, maibaumgerechter Wuchsform, vereinzelt bis in die Kronen von wildem Hopfen eingestrickt, die gemeinsam mit Lärchen, Blau – und Weißtannen und einem dichten Gewirr von Brombeergerank und Unterholz eine herrliche Symphonie ergeben. Lei-der sind die einzelnen hier im Wald, See und Sumpf vorkommenden Pflanzen listenmäßig noch nicht erfasst. Es kann aber verraten werden, dass es sich um ein Gemengsel handelt, an dem nicht nur Naturwanderer, sondern auch Botaniker ihre helle Freude haben. Für den Ornithologen wie für den Jäger bietet der Torfbusch ebenfalls viel Inte-ressantes: Die heimische Tierwelt scheint vollständig vertreten zu sein. Auch stellte man ein Einzelexemplar einer Sumpfschildkröte fest. Es ist nicht sicher, ob das immerhin seltene Tier tatsächlich hier heimisch ist oder ob es sich bei dem festgestellten Einzelexemplar nur um einen Zufallstreffer handelt, soll vorläufig dahingestellt bleiben. Eins steht fest, dass der Torfbusch auch ohne seine Sumpfschildkröte ein Naturschutzgebiet darstellt, auf daß wir stolz sein kön-nen. Hoffentlich gelingt es auch, wenigstens den urwüchsigen Teil des Gebietes vor in forstwirtschaftlicher Hinsicht notwendig erscheinenden Eingriffen zu schützen.“

Jahresrechnung der Gemeinde Selchow für das Rechnungsjahr 1938Kreis Teltow, Regierungsbezirk Potsdam:Ist der Gesamteinnahme 24.224,62 RMIst der Gesamtausgaben 20.159,14 RMÜberschuß 4.159,48 RM

Im Einzelnen in RM Einnahmen AusgabenAllgemeine Verwaltung 337,00 4.164,84Polizei 0 1.012,00Schulwesen 484,66 4.358,90Volksbildung, Heimatpflege, Kirche 820,40Wohlfahrtswesen 1.257,95 2.777,41Straßenwesen 527,54 646,95Wirtschaftsförderung 158,95Anstalten u. Einrichtungen 100,00 618,05GemeindebetriebeFinanzverwaltung 21.517,47 5.601,64gesamt 24.224,62 20.159,14

Im Mai 1938 wurde der Kreisrevierförster Langeloh aus Jünsdof, laut Waldbrandverordnung vom 18.6.1937, als höhere Forstaufsichtsbehörde eingesetzt und auch ermächtigt, für die von der Gemeinde zu bestimmen-den Gefahrenbezirke, Beauftragte und deren Vertreter zu benennen. Der Beauftragte war in allen Fragen der Waldbrandverhütung und Bekämpfung zuständig. Bei allen Waldbränden innerhalb von Selchow war er sofort zu benachrichtigen. In Selchow und Umgebung herrschte seit längerer Zeit eine Kaninchenplage. Zur Bekämpfung waren aber nur die Jagdausübungsberechtigten ermächtigt, durch Abschuss der wilden Kanin-chen diese Plage zu beenden. Die Anweisung an die Gemeinde Selchow kam vom Landrat des Kreises Teltow.1939 wurde im Teltower Kreiskalender veröffentlicht, dass bereits 500 Jahre vor Chr. der germanische Stamm der Sweben bei Selchow siedelten. Den Beweis erbrachte ein unsachgemäß ausgegrabenes Hünen-grab. Später siedelten in diesem Gebiet die Semnonen.

Angaben zur Größe der landwirtschaftlichen Betriebe nach der damaligen geltenden Statistik:1 Betrieb hatte mehr als 100 ha Land9 Betriebe hatten zwischen 20 und 100 ha Land4 Betriebe hatten zwischen 10 und 20 ha Land1 Betrieb hatte zwischen 5 und 10 ha Land5 Betriebe hatte zwischen 0,5 bis 5 ha Land

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Bautätigkeit 1939 bis 1945Im Juni 1939 wurden die Bausachen Borowitzki und

Ella Lau verschoben.Im Januar 1941 bekam das Gut die Erlaubnis, eine

Feuerlöschzisterne mit folgender Einschrän-kung zu bauen: Es durften nur Arbeitskräfte eingesetzt werden, die infolge ihres Alters und beschränkter Arbeitseinsatzfähigkeit keine andere Verwendung fanden. Sie mussten aber eine ausreichende Ausbildung und Übung be-sitzen. Bei Fertigstellung war die Ortspolizei-behörde zu benachrichtigen. Das städtische Bauamt Berlin überwachte den Bau.

Im Januar 1942 bekam Emil Schultze die Erlaubnis, den abgebrannten Dachstuhl des Stallgebäu-des wieder aufzubauen. Die Einschränkungen bei Arbeitskräften galten wie im Januar 1941.

Im August 1942 wurde die Gemeinde aufgefordert, Grund und Boden für den Bau von Kartoffella-gerräumen zur Verfügung zu stellen.

Im November 1942 erhielt Karl Stippekohl die Er-laubnis zum Neubau eines Geräteschuppens.

Am 20.2.1943 erfolgte die Genehmigung für das Gut Selchow zum Anbau eines Montagerau-mes.

Am 13.9.1943 konnte Hermann Schulze einen be-helfsmäßigen Geräteschuppen in der Straße nach Rotberg anbauen. Herr H. Schulze wohnte in Berlin, SW 68, Ritterstr. 3.

1940 gab es in der Mark Brandenburg 24 Naturschutzgebiete, die Nr. 8 war der Torfbusch in Selchow.1941 hatte Selchow 480 Einwohner. Gemeindeleiter war der Bauer Reinhold Ramm. Selchow war mit Waß-

mannsdorf Amtsbezirk mit Standesamt (1939 noch in Waßmannsdorf). Das zuständige Amtsgericht war in Neukölln und das Katasteramt in Teltow. In einem Artikel über die Geschichte des Nottekanals wurde erwähnt, dass bereits zur Zeit Friedrich des Großen beabsichtigt wurde, auch Selchow bei der Meliorierung der Niedrungen der Notte zu berücksichtigen.

Angaben zur Jagd in SelchowVom 1.4.1938 bis zum 31.3.1941 war für die Gutsjagd Selchow der Jagdausübungsberechtigte Adolf Beck-mann aus Berlin-Wilmersdorf und Herr Seerig zuständig. Das Revier hatte eine Größe von 587 ha, davon 75 ha Wald, 497 ha Feld, 12 ha Wiese und 3 ha Wasser. Der Wildbestand an Rehwild betrug 1938: 8 starke Böcke, 17 schwache Böcke, 28 Ricken. Folgende Abschüsse wurden genehmigt: 6 Böcke und 6 Ricken, 6 Böcke und 6 Ricken, 6 Böcke und 6 Ricken, 12 Böcke und 12 Ricken.1941 beschwerte sich Hans Bossling beim Jagdvorsteher, dass das Rehwild seine in diesem Jahr gepflanz-

ten Obstbäume verbissen hatte. Nach dem Reichsjagdgesetz war dieser Schaden ersatzpflichtig. Doch die Jagdpächter weigerten sich zu zahlen.

1942 erhielten die Bürgermeister der Gemeinden die Aufforderung, bei feindlicher Einwirkung oder Flak-beschuss die Schäden zu melden. Die Kosten für die Reparatur werden vom Reich getragen, wenn die Bürgermeister die Schäden beim Landrat einreichen.

1942 wurden Forschungen zu Giebelzeichen von Dehmow veröffentlich. Sie ergaben, dass auch Selchow bei der Umgestaltung der Dörfer das Giebelzeichen „Donner...“ benutzte.

1944 gehörten zum Amtsbezirk Selchow (Kreis Teltow) die Gemeinden Selchow und Waßmannsdorf. Amts-vorsteher war Herr Stelldinger, stellv. Amtsvorsteher war Herr Stippekohl aus Waßmannsdorf, Amts-ausschussmitglieder waren der stellv. des Amtsvorstehers Thiecke, Schönefeld, Bürgermeister Stippe-kohl, Waßmannsdorf und die Beigeordneten Sauerwald aus Selchow und Schötz aus Waßmannsdorf.

Arbeitsbuch von Luise Sauerwald

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Haushaltsplan der Gemeinde für das Rechnungsjahr 1944 im Vergleich mit 1943 und 1942Einnahmen in RM 1944 1943 1942Überschuß aus 1943 1.267,00 1.426,00 859,35Zuschüsse, Strafen, Gebühren 990,00 580,00 1.052,40Amtsbezirksumlage 1.217,00 2.435,00 2.435,00Einnahmen gesamt 3.474,00 4.441,00 4.346,75Ausgaben in RMVerwaltungskosten 3.131,00 3.591,00 2.355,08Polizeikosten 343,00 850,00 698,39Ausgaben gesamt 3.474,00 4.441,00 3.053,47Davon sind Kosten für:PersonalEntschädigung des Amtsvorstehers 600,00 750,00 600,00Amtssekretär 1.400,00 1.650,00 1.279,00Amtsdiener 120,00 120,00Sozialversicherungsbeiträge 175,00 200,00 65,50Sachkosten 47,30 42,30 49,60

Aus der Akte 1660 des Landeshauptarchivs Brandenburg zum Schulwesen war zu entnehmen, dass der Erb-hofbauer Dannefelzer auf seinem Hof den Polen Josef Mularczyk beschäftigte. Er beantragte beim zustän-digem Schulamt für die Kinder Erika, 1932 geboren, und Senno, 1936 geboren, der Familie Mularczyk einen Schulplatz, was aber abgelehnt wurde. Josef Mularczyk war seit 1922 Saisonarbeiter in Deutschland und dachte daher, dass seine Kinder in Deutschland auch zur Schule gehen könnten, was ein Irrtum war.

Die Gemeinde Selchow vom 9.5.1945 bis 1989

Das Jahr 1945

Der Frühling begann 1945 mit der Beräumung zerstörter Gebäude. In den letzten Apriltagen wurden Trup-pen der Deutschen Wehrmacht von Berlin nach Selchow verlegt. Zum Glück für das Dorf und seinen Einwoh-nern fanden keine Kämpfe mehr statt.Am 27.4.1945 wurde das Dorf von der sowjetischen Armee besetzt. Das Stadtgut wurde ein Versorgungsgut

der Roten Armee, aber 1946 bereits wieder verlassen. Das Gut wurde enteignet, wurde ein volkseige-nes Gut und von der Stadt Berlin weiterhin kommunal genutzt. Die bisherige Gemeindevertretung hatte die Arbeit niedergelegt. Die sowjetische Militärverwaltung setzte Herrn Erich Drobbe als Bür-germeister ein. Er übte dieses Amt bis zur Wahl 1946 aus. Danach war er noch bis 1951 gewählter Gemeindevertreter und arbeitete in Kommissionen mit.

Am 1.7.1945 meldete der Bürgermeister an die Kreisverwaltung, dass Selchow 1939 484 Einwohner hatte.Am 1.7.1945 waren es 565 Einwohner, davon waren per 15.10.1945 als Umsiedler aus den ehemaligen deut-

schen Gebieten 50 Männer, 75 Frauen und 65 Kinder registriert. 29 Männer kamen aus der Gefangen-schaft. 1 Mann war vorher evakuiert worden und kam zurück. Das galt auch für 1 Frau.

Kriegszerstörungen in Selchow im Jahre 1945

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Am 21.8.1945 wurde durch die Gemeinde eine Einwohnerliste angefertigt, auf der 383 Personen mit Beruf oder Familienstand aufgeführt wurden. Da nach Kriegsende die Einwohnerzahl sich täglich verän-derte, da Kriegsteilnehmer nach Hause kamen und die Flüchtlinge in Selchow eine Bleibe suchten und wieder wegzogen, ist die folgende Aufstellung nur eine Momentaufnahme.

Einwohner 1945 nach Berufen ohne Angehörige.1. Die Namen der Bauern: O. Bossling, B. Dannefelzer, W. Lobeth, H. Lobeth, K. Lehmann, A. Mette, M.

Ribbecke, Walter. Sauerwald, Wilhelm Sauerwald, K. Schindler, K. Stippekohl, M. Wernitz,2. Die Namen der landwirtschaftliche Hilfskräfte bzw. Landarbeiter: Helga Bagschass, Ernst

und Martha Grosskopf, Jutta Seeger, Renate Voigt, Ruth Preuss, Hubert Hoffmann, Berta und Karl Weissenberger, Marie und Willi Lobeth, August Weitkuss, Erika Kuhlig, Eva Naujobat, Jutta See-ger, Renate Voigt, Hubert Hoffmann, Gerda-Marie Hilscher, Franz Scheusener, Horst Plundke, Gustav Rehpfennig, Edith Flemming, Charlotte Unstrer, Alfred Becker, Emil Schwinke, Ruth Kumelis, Maria Freese, Michael Rambisch, Ingeborg Schmidt, Otto Stiebert, Margot Gawad, Hildegard Klink, Sieg-fried Schwalbe, Therese Arndt, Erna Wodtke.

3. Gärtner Kurt Antrak4. Hauptwachtmeister Richard Adolf5. Hausangestellte Ursula Naujobat, Margarete Kluge6. Schneiderin Luzi Dombrowski7. Schneider Otto Schulze , Wilhelm und Hermann Stelldinger, Fritz Kühn8. Motorenschlosser Siegfried Friedrich9. Kraftfahrer Erich Drobbe10. Bahnarbeiter11. Treckerfahrer Rudolf Kricke, Emil Krüger12. Industriearbeiter Otto Kiekebusch13. Lehrerin Luise Krending14. Maurer Georg Lutsch, Ernst Labrenz15. Schusterlehrling Werner Langer16. Zimmererlehrling Werner Rehpennig17. Optikerlehrling H. J. Bossling18. Landwirtschaftslehrling Heinz Kupsch19. Gutsverwalter Wilhelm Lüth20. Stenotypistin Edith Rump, Hildegard Schiereck21. Bäckermeister Emil Schulze, Berthold Teschke22. Flugzeugnieter August Langer23. Eisenbahnassistent Horst Labrenz24. Bäckergeselle Erwin Pfahl25. Kaufmann Hans Bossling26. Fleischermeister Otto Stechert27. Reichsbahnjunghelfer Rudolf Stiebert28. Bahnassistent Willi Stolze29. Pfarrer Karl Tscheuschner30. Hausangestellte Lia Maiwald31. Schlosser und Gemeindediener Otto Kowalewski32. Landvorarbeiter Max Valentin

Die Bodenreform von 1945 bis 1949

Die Bodenreform von 1945 bedeutete zunächst die Entmachtung und Enteignung der Großgrundbesitzer. Die Vergabe von Grund und Boden an landlose und land-arme Bauern, an Umsiedler und Flüchtlinge sollte diesen Menschen wieder oder endlich eine Perspektive geben. Die Bodenreform erfolgte auf der Grundlage des Befehls 209 der Sowjetischen Militäradministration. Am 22.8.1945 verabschiedete das ZK der KPD eine Direktive über die Durchführung einer Bodenreform in der sowjetischen Besatzungszone bis Ende 1945.Die Hauptmaßnahmen der Bodenreform waren die entschädigungslose Enteignung des privaten Großgrund-

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besitzes über 100 ha und der Höfe der Naziaktivisten und Kriegsverbrecher unabhängig der Größe der Höfe, die Bildung eines staatlichen Bodenfonds aus den enteigneten Betrieben und den staatlichen Domänen, Auf-teilung des größten Teils des Bodenreformlandes als Privateigentum. Die neuen Bauernstellen erhielten bei gutem bis mittleren Boden 5 ha LN, bei schlechtem Boden 8 bis 10 ha LN. Die Verteilung von Vieh, Maschi-nen, Geräten und Werkstätten erfolgte über Ausschüsse der gegenseitigen Bauernhilfe. Die Dorfbevölkerung sollte die Bodenreform in die eigenen Hände nehmen. Dazu wurde Gemeindekommissionen gegründet. In Selchow stand nur Land des Berliner Stadtgutes Selchow zur Verfügung. Berlin hatte 2000 ha Land dem Bodenreformfond zur Verfügung gestellt, davon 40,25 ha vom Berliner Stadtgut Selchow für die Bauern in Selchow.In Selchow erhielten 16 Wirtschaften bis 1 ha (insgesamt 4 ha), zur Abrundung ihrer Wirtschaften 8 Wirtschaften 1 bis 5 ha Land (insgesamt 27 ha). Darüber hinaus erhielten 2 Altbauern zusammen 5 ha zur Aufstockung ihrer Wirtschaften.

Aufstellung lt. Ortslexikon von Brandenburg nur 36.0 ha

Die Mitglieder der Bauernkommission in Selchow waren Krüger, Emil (geb. am 19.9.1896, wohnte in Selchow, Landarbeiter, vor und nach 1945 keine Parteizugehörigkeit, ohne eigenes Land), Dahm, Hermann (geb. am 5.8.1898, wohnte in Selchow, Hilfspolizist, vor und nach 1945 keine Parteizugehörigkeit, ohne eigenes Land), Janke, Richard (geb. 9.10.1884, wohnte in Selchow, Landarbeiter, vor und nach 1945 keine Parteizugehö-rigkeit, ohne eigenes Land), Drobbe, Erich (geb. am 19.12.1907, wohnte in Selchow, Landarbeiter, vor 1945 keine Parteizugehörigkeit, nach 1945 Mitglied der KPD), Franke, Paul (geb. 1.10.1896, wohnte in Selchow, Landarbei-ter, vor und nach 1945 keine Parteizugehörigkeit, ohne eigenes Land) und Valentin, Max (geb. 3.5.1889, wohnte in Selchow, Landarbeiter, vor und nach 1945 keine Parteizugehörigkeit, ohne eigenes Land).

Aufteilungsprotokoll der Bodenreform in Selchow vom 22.8.1946Name Vorname Beruf Alter Altbesitz zugeteilt gezahlter Preis

ha ha DM1. Lobeth Karl Bauer 48 1,63 2,0 420,-2. Bossling Hans Kaufmann 48 1,97 3,0 630,-3. Drobbe Erich Bauer 39 0 4,0 840,-4. Dahm Hermann Bauer 48 0 4,0 840,-5. Nugk Paul Bauer 40 0 4,0 840,-6. Teschke Luise Bauer 67 1,30 3,0 630,-7. Kiekebusch Otto Bauer 47 0 4,0 840,-8. Streich Friedrich Bauer 39 0 4,0 840,-9. Grundmann Paul Bauer 49 0 4,0 840,-10. Lau Ella Bäuerin 41 0 4,0 840,-11. Janke Richard Landarbeiter 62 0 0,25 50,-12. Kluge Herman Landarbeiter 59 0 0,25 50,-13. Lüdtke Wille Landarbeiter 40 0 0,25 50,-14. Schwinke Emil Landarbeiter 47 0 0,25 50,-15. Krüger Emil Landarbeiter 50 0 0,25 50,-16. Drobbe Reinhard Landarbeiter 50 0 0,25 50,-17. Wichmann Sigismund Landarbeiter 41 0 0,25 50,-18. Meier Georg Landarbeiter 41 0 025 50,-19. Stiebert Otto Landarbeiter 62 0 0,25 50,-20. Lüdtke Otto Landarbeiter 39 0 0,25 50,-21. Waldow Paul Landarbeiter 39 0 0,25 50,-22. Kaläne Hermann Landarbeiter 46 0 0,25 50,-23. Kricke Rudolf Landarbeiter 38 0 0,25 50,-24. Valentin Max Landarbeiter 57 0 0,25 50,-25. Kusma Hedwig Landarbeiter 47 0 0,25 50,-26. Dombrowski Kurt Landarbeiter 39 0 0,25 50,-27. Hulke Max Landarbeiter 55 0 0,25 50,- gesamt 4,90 40,25 8.410,-

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Die entsprechenden Flurkarten wurden gegen Unterschrift im Juni 1946 ausgehändigt. Der Preis wurde von allen gleich bezahlt. Die Böden der Beisitzer Nr. 11 bis 27 war Sandboden. Die Kreiskommission zur Boden-reform bestätigte die Aufteilung. Unterschrieben wurde die Aufteilung am 13.6.1946 vom Bürgermeister Schüler und den Bürgern Stippekohl und Drobbe.

Am 17.10.1945 hatte die Gemeinde Selchow die Ausführungsbestimmung Nr. 7 zur Durchführung der Bodenreform und der Bildung von Ausschüssen der gegenseitigen Bauernhilfe erhalten, die folgen-den Inhalt hatte: Allgemeine Bestimmungen: Der Aufteilung unterliegen alle Produktionsmittel und sonstiges landwirtschaftliches Vermögen der im Zuge der Bodenreform enteigneten Betriebe mit Ausnahme solcher Betriebe, die gemäß Artikel IV; Ziffer 14, zur Organisierung von Mustergütern und anderen wichtigen Zwecken auf Grund besonderer Benennung durch die Provinzialverwaltung bereitgestellt sind. Das landwirtschaftliche Inventar, große Maschinen, werden den Ausschüssen der gegenseitigen Bauernhilfe unentgeltlich übereignet. Geräte für die Bodenbearbeitung mit Pferden und Handgeräte für die Tierzucht werden den bedürftigen Bauern unentgeltlich übergeben. Das Vieh wird den bedürftigen Neubauern übergeben. Das Erntegut der beschlagnahmten Betriebe wird für die Pflichtablieferung genommen, als Saatgut verwendet und an die Landarbeiter verteilt, die auf dem Betrieb seit Frühjahr 1945 arbeiteten. Kleine Anlagen für die Verarbeitung von landwirt-schaftlichen Produkten gehen in den Besitz der Gemeinde über. Werkswohnungen gehen in das Eigentum der Landarbeiter über. Sie erhalten dafür das entsprechende Dokument. Wirtschaftsge-bäude, Wohnhäuser, Gärten, Obstanlagen werden Eigentum der Gemeinde. Die Anordnung traf in Selchow nur bedingt zu.

Gemeindeleben und Gemeindearbeit von 1945 bis 1989In den folgenden Abschnitten wird das Gemeindeleben und die Gemeindearbeit von 1945 bis 1989 über-wiegend an Hand der Protokolle der Gemeindevertretung und der Ratstagungen als Zusammenfassung der Ereignisse, Beschlüsse und Maßnahmen chronologisch dargestellt.In der Regel fanden die Gemeindevertretersitzungen in der Schule, im Kindergarten aber auch in der Gast-stätte Lehmann statt. Die Vorbereitung der Beratung lag in den Händen des Rates der Gemeinde. Die Ver-sammlungsleitung wechselte. Die Rats-Gemeindevertretersitzung wurde im Allgemeinen mit der Einschät-zung der internationalen Lage begonnen. Hauptthema waren aber die Tagesaufgaben der Gemeinde. Der Ablauf erfolgte nach einem festen Muster: Die Gemeindevertreter wurden schriftlich eingeladen. Die Ge-meindevertretersitzung wurde durch eine Ratssitzung vorbereitet. Die Gemeindevertreter bestimmten für die nächste Sitzung die Tagesleitung. Von jeder Sitzung wurde ein Protokoll angefertigt, wobei nicht alle Protokolle vollständig erhalten sind. Auf der Gemeindevertreterversammlung zu Beginn eines Jahres wur-den der Haushaltsplan, der Jugend- und Frauenförderungsplan und das Wettbewerbsprogramm beschlossen. Zu bestimmten Anlässen, wie 1. Mai, 8. März, 7. Oktober aber auch zu Weinachten fanden jährlich festliche Veranstaltungen in Selchow oder in der Gaststätte in Waßmannsdorf statt.

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Die Verwaltungsaufgaben der Gemeindeverwaltung in den Jahre 1945 bis 1948Erfassung des Zustandes der Gebäude durch die GemeindeNamen Vornamen Wohnungen Scheunen Ställe Adresse zerstört in % zerstört in % zerstört in %Lobeth Karl 100 100Stöcker Max 100 100 Bahnhofstr. 12Teschke Berthold 100 100 100 Dorfstr. 23Dahm Hermann 100 100 Sternstr. 6aGrabow Reinhold 100 100 100 Sternstr. 5Hansche Herbert 20 Dorfstr.Kamin 50Kiekebusch Otto 50 Sternstr. 4Bossling Else 20 100Bossling Otto 100 50 Dorfstr.Lehmann Karl 20 100 50 Dorfstr. 19Lobeth Waldemar 20 100 Dorfstr. 9Lobeth Willi 20 100 50 Dorfstr 10.Sauerwald Walter 20 100Sauerwald Wilhelm 100 Dorfstr.Sauerwald Waltraut 50Nugk Paul 20 50 Dorfstr. 14Dannefelzer Bernhard 100 Dorfstr. 7Stippekohl Karl 100 50 Dorfstr. 16Mette Alfred 100 50 Dorfstr. 16Ribbecke Max 100Schindler Karl 50 50Blum 50Wernitz Max 20 50Krüger Emil 20Eckert 50Gemeindehaus 20 50 Dorfstr. 17

Statistische Angaben zur Aufnahme von FlüchtlingenDie Gemeinden waren verpflichtet, auf Grund des Befehls Nr. 52 Marschall Schukows, folgende Meldungen an die festgelegte Behörde zu geben.

Gesamtzahl der in der Gemeinde untergebrachten Evakuierten und Heimkehrer aus der Gefan-genschaft: In Selchow waren das am 1.10.1945 200 Personen. Am 1.7.1945 Am 3.11.1945 5.1.1946Evakuierte aus Westdeutschland 1 Mann 1 Mann 1 Frau 1 FrauUmsiedler aus ehemals deutschen Gebieten 50 Männer 38 Männer 50 Männer 75 Frauen 78 Frauen 75 Frauen 65 Kinder 64 Kinder 65 KinderHeimkehrer aus Gefangenschaft 29 Personen 18 Personen 25 Personen

Durch die Verwaltung, Bezirksbürgermeister in Blankenfelde, wurde angewiesen, keine Flüchtlinge abzu-weisen. Es war so zu verfahren, dass zu dem Friedensstand von 1939 bis zu 60 % Flüchtlinge gerechnet wer-den müssen. Am 15.2.1945 waren in Selchow 221 Evakuierte und Heimkehrer untergebracht.

Meldung von Ausländergräbern:Die Unterlagen von 7 Personen polnischer Staatsbürgerschaft, die bei einem Bombenangriff ums Leben ka-men, wurden beim Einmarsch der Roten Armee vernichtet. Daher waren die Namen nicht bekannt.

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Bautätigkeit 1945Am 22.1.1945 erhielten die Berliner Stadtgüter in Selchow die Erlaubnis zum Bau eines Mehrzweckbehelfs-

baues von Typ Lab.702/3Im Dezember 1945 wurde die Instandsetzung und Erhöhung des Wohnhauses in der Bahnhofstraße für

Hermann Dahm genehmigt.

Die Jahre 1946 bis 1948

Am 22.1.1946 wurde eine Verordnung zur Verwendung von brachliegenden landwirtschaftlichen Nutzflä-chen in der Provinz Mark Brandenburg durch die Provinzialverwaltung erlassen. Darin wurde ver-ordnet, dass Brachliegende LN genutzt werden muss, Grundbesitzern, die das Land nicht bebauten, drohte ein vorübergehender Entzug des Nutzungsrechts. Die gegenseitige Bauernhilfesollte hatte diese Grundstücke pachtweise für 6 bis 12 Jahre für eine Pacht von 8 – 10 RM je ha zu übernehmen. Das Land konnte aber weiterverpachtet werden. Die gegenseitige Bauernhilfe musste eine Aufstellung der Pachtgrundstücke machen, die Pacht beantragen, die Eigentümer informieren und das Schrift-stück vom Ortsausschuss der gegenseitigen Bauernhilfe unterschreiben lassen. Die Ortsausschüsse mussten die Verwertung des Brachlandes öffentlich aushängen. Die Eigentümer konnten Einspruch erheben. Die Ortsausschüsse mussten invaliden Personen, alleinstehenden Frauen, die von ihrem Land leben mussten, bei der Bestellung des Ackerlandes helfen. Die Anordnung war unterschrieben von Präsident Dr. Steinhoff, Vizepräsident Bechler, Rau, Rückert, Schleusener.

Haushaltspläne, später Volkswirtschaftspläne, wurden auf der Grundlage von Direktiven des Kreises erarbeitet.

Haushaltsplan 1946 Einnahmen AusgabenAllgemeine Verwaltung 180 4.870Polizei 1.980Schulwesen 520 940Volksbildung, Kunst 150Fürsorge u. Jugendhilfe 3.000Gesundheitswesen 300Öffentliche Einrichtungen 360Finanzen, Steuern 29.600 18.700gesamt 30.300 30.300

Am 15.9.1946 fanden Gemeindewahlen statt. Dem Wahlvorstand gehörten als Wahlvorsteher Paul Nugk, als Stellvertreter Erich Drobbe und als Beisitzer Kurt Dombrowski, Karl Stippekohl, Waldemar Lobeth sowie Bernhard Dannefelzer an.

Aufstellung der Kandidaten der SED zur Gemeindewahl, Liste 1Drobbe, Erich geb. am 12.12.1907 Neubauer *Krüger, Emil geb. am 19.09.1896 Arbeiter *Stippekohl, Karl geb. am 13.01.1899 Bauer *Boßling, Hans geb. am 12.10.1898 Neubauer und Kaufmann *Lüdtke, Frieda geb. am 18.05.1906 Landarbeiterin *Dombrowaki, Kurt geb. am 12.08.1907 Gärtner *Ribbecke, Wally geb. am 08.07.1910 BäuerinTeschke, Berthold geb. am 27.05.1912 Bäckermeister, parteilosStiebert, Erwin geb. am 26.05.1910 Maurer, parteilosOtter, Heinrich geb. am 23.041888 Bauer, parteilosKonieczny, Max geb. am 26.05.1901 Dachdecker

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Aufstellung der Kandidaten der LDP zur Gemeindewahl, Liste 3Mette, Alfred geb. am 27.02.1911 Bauer *Meissner, Richard geb. am 19.12.1875 pensionierter Lehrer, parteilos *Lobeth, Waldemar geb. am 26.06.1887 Bauer *Kiekebusch, Otto geb. am 12.09.1899 Neubauer, parteilos *Hansche, Herbert geb. am 27.07.1920 Bauer *Lobeth, Willi geb. am 01.02.1885 Bauer, parteilos *Streich, Friedrich geb. am 15.05.11907 Neubauer, parteilosDannefelzer, Bernhard geb. am 07.09.1888 BauerKitzing, Georg geb. am 28.10.1884 Kaufmann, parteilosLutsch, Georg geb. am 23.01. 1912 Maurer, parteilosLobeth, Karl geb. m 28.05.1898 Kleinbauer, parteilosEs wurden 6 Kandidaten von jeder Partei gewählt.

* Namen der gewählten GemeindevertreterWahlniederschrift309 Stimmzettel309 Wahlberechtigte133 Stimmen für List 1 6 Sitze159 Stimmen für List 3 6 Sitze292 gültige Stimmen, 17 ungültige Stimmen

Bautätigkeit 1946

Die Bauscheine waren gebührenpflichtig. Die Baumaterialien wurden entsprechend der Bauscheinebei der VdgB beantragt.

Januar 1946 Neubau einer Wagenremise für Herbert Hansche, Dorfstr. März 1946 Wiederaufbau der Scheune von Wilhelm Sauerwald, Dorfstr. April 1946 Wiederaufbau des Stallgebäudes von Hans Bossling, Dorfstr. April 1946 Antrag von Otto Stöcker, Bahnhofstraße 12, auf Wiederherstellung des Wohnhauses April 1946 Neubau eines Stalles von Frau Ella Lau, Dorfstr. 6 Mai 1946 Anbau eines Essenraumes, einer Knechtekammer u. einem Maschinenschuppen, He-

lene Sauerwald, Berliner Str. Mai 1946 Wiederaufbau der Scheune von Bernhard Dannenfelzer, Dorfstraße 7 Mai 1946 Aufstellung eines Geräteschuppens mit Wohngelegenheiten für Melinda Ritter aus

Neukölln. Wiederherstellung des Bühnenanbaues und Neubau einer Scheune für Karl Lehmann, Dorfstraße 19

Juni 1946 Neubau einer Scheune von Willi Lobeth , Dorfstraße 1946 Wiederaufbau einer Scheune von Walter Sauerwald, Dorfstraße Juni 1946 Erweiterung der Nebenanlagen für Wohnzwecke von Albert Teutloff, Bahnhofstraße Juli 1946 Gebrauchsabnahme des Bürogebäudes, Dorfstr. 17, Gemeinde Juli 1946 Umbau und Instandsetzung des Wohnhauses von Karl Lobeth, Berliner Straße August 1946 Erneuerung des Scheunendaches von Karl Stippekohl Dorfstr. 16 . August 1946 Wiederaufbau der Scheune von Otto Bossling August 1946 Wiederherstellung des Außenputzes des Wohnhauses von Luise Sauerwald, Dorfstr.September 1946 Neubau eines Wohnhauses sowie Be- und Entwässerung in der Bahnhofstr. 6 von Ella LauSeptember 1946 Luise Sauerwald erhielt einen Rohbauabnahmeschein.

Grundstückverkäufe 1946Frau Margarete Schindler, geb. Boßling, aus Britz, verkaufte an die Eheleute Otto Siering 2.500 qm Land in Selchow und an die Eheleute Dimitrius Ritter aus Neukölln 2.500 qm für die Aufschließung von Wohnsied-lungsgebieten.

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Die Gemeinde und die BesatzungsmachtEs gibt aus dem Jahre 1946 zahlreiche Dokumente zu Arbeitseinsätzen für die Besatzungsmacht. So wurden beispielsweise am 16.5.1946 durch das Arbeitsamt Teltow an den Gemeindevorsteher auf Befehl der sowjeti-schen Besatzungsbehörden und auf Anordnung der Kreiskommandantur des Kreises Teltow 15 volleinsatz-fähige männliche Arbeitskräfte für den 17.5.46 angefordert. Sie mussten sich ab 8.00 Uhr in der Bürgermeis-terei Waßmannsdorf zum Abtransport nach Schönefeld einfinden. Weigerungen wurden bestraft. Weiterhin wurde mitgeteilt, dass nach Tariflohn gezahlt wird, dass Lebensmittelkarten mitzubringen sind, damit diese in Schwerstarbeiterkarten umgetauscht werden konnten. Außerdem hatte sich jeder eine Schlafgelegenheit mitzubringen, da ein Quartier zur Verfügung stand und ein täglicher An- und Abtransport von und zur Ar-beitsstelle aber nicht erfolgte. Gekocht wurde in einer Gemeinschaftsküche. Die angeforderten 15 Männer mussten zur Arbeit auf dem Flugplatz Schönefeld. Ein weiteres Dokument sagt aber aus, dass doch jeden Tag nach Selchow zurückgefahren wurde. Nach Schönefeld fuhren damals Hermann Stelldinger, Waldemar Lobeth, Otto Stöcker, Willi Lobeth, Herbert Hansche, Walter Sauerwald, Bernhard Dannefelser, Karl Stippe-kohl, Luise Sauerwald, Paul Nugk, Karl Lobeth, Otto Bossling, Karl Schindler, Max Ribbecke, Alfred Mette.Laut einer Liste waren in Selchow 53 Frauen und 16 Männer ab 18 Jahre nicht beschäftigt. Die Geburtsjahre der Frauen lagen zwischen 1867 und 1924, die der Männer zwischen 1864 und 1917. Ein weiterer Runder-lass des Landrates des Kreises Teltow Siebenpfeiffer forderte die Gemeinden auf, da ein großer Mangel an Arbeitskräften für die vordringlichsten Versorgungsarbeiten herrschte, das zuständige Arbeitsamt zu unter-stützen und die geforderten Arbeitskräfte für die notwendigen Arbeiten zu schicken. Dabei war zu berück-sichtigen, dass auch aus Frisörgeschäften, Schreibwarengeschäften, Gaststättenbetrieben ohne Mittagstisch und anderen Bereichen Personen zu schicken waren. Scheinarbeitsverhältnisse waren zu überprüfen. Unent-schuldigtes Fehlen wurde bestraft. Zur Pflichtablieferung von pflanzlichen Produkten der 26 produzieren-den Bauern gehörten Getreide Ölfrüchte, Kartoffeln und Gemüse.1947 waren aus dem Branchen- und Adressbuch von Groß-Berlin folgende Informationen über die

Gemeinde Selchow zu entnehmen:• Einwohner 560 Personen• Amtsgericht Teltow• Fernsprechamt Mahlow• Bürgermeister Paul NugkGewerbebetriebe:• Bossling, Hans Gemischtwarenhandlung• Kitzling, August Gemischtwarenhandlung• Lehmann, Karl Gastwirtschaft• Schüler, Adolf Tabakgroßhandlung• Schultze, Emil Bäckerei• Schulze, Otto Schneider• Stechert, Otto Fleischerei• Steldinger, Hermann Schneider

Am 21. 4.1947 wurde durch die Gemeindevertreter der ordentliche Haushaltsplan für 1947 beschlossen. Er galt bis zum 1.4.1948. Er sah Einnahmen und Ausgaben von 32.858 RM vor.

Am 11.6.1947 fand eine Neuwahl des Vorsitzenden der VdgB statt. Der ehemalige Vorsitzende der VdgB, Karl Stippekohl, eröffnete die Versammlung.

Bautätigkeit 1947(Bauscheine waren verbunden mit Zuweisung von Baumaterial)Januar 1947 wurde das Bürogebäude, Dorfstraße 17, mit Bauschein 53/45, von der Kreispolizei abgenom-

men.März 1947 erhielt Herr Siegfried Friedrich, Bahnhofstraße 2, eine Ansiedlungsgenehmigung mit einem

Neubau eines Wohnhauses (Behördenkosten 100 RM).Im April 1947 stellte Frau Emma Albert den Antrag auf Baumaterialien für das im Krieg zerstörte Wohn-

haus.Im August 1947 erhielt Herr Emil Schwinke eine Ansiedlungsgenehmigung für den Bau eines Wohnhau-

ses „Am Rötepfuhl“ (Behördenkosten 105 RM).

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Im September 1947 erhielt Frau Ella Lau ein Ansiedlungsgenehmigung und die Genehmigung zum Neubau eines Wohnhauses (Behördenkosten 120,00 RM). Die Anträge auf den Wiederaufbau einer Scheune und den Bau eines neuen Getreidelagerraumes für Waldemar Lobeth (Lagerraum für Getreide war ausreichen vorhanden) wurden abgelehnt.

1947 wurde eine Baukommission gegründet der Erich Drobbe (Neubauer), Emil Krüger (Vors. der Bo-denkommission), Hermann Dahm (Vorsitzender der VdgB), Waldemar Lobeth (Vorsitzender LDP) und Emil Schwinke (SED-Mitglied) angehörten. Die Bauleitung übernahm der Bürgermeister.

Die Neubauern hatten folgende Bauvorhaben: Dahm, Hermann: Stallscheune mit Keller; Drobbe, Erich: Scheune; Kiekebusch, Otto: Stall; Lau, Paul: Scheune; Lüdtke, Willi: Bau eines Wohnhauses (erhielt 0,2615 ha Ackerland aus dem Bodenreformfond als alteingesessener Selchower).Angaben zur Bevölkerungsstatistik in Selchow 1945–1948Am 27. Juni 1946Jetzige Standbevölkerung 395 PersonenZahl der Umsiedler 152 PersonenZahl der aufgenommenen Berliner keineAnzahl der Umsiedlerfamilien mit festem Wohnsitz 24Anzahl der Umsiedlerfamilien ohne festen Wohnsitz 15Grad der zerstörten Wohnungen 10 %Am 8.10.1946 wurden an das Sozialamt gemeldetEinwohner gesamt 556davon Frauen 169Kinder bis 14 Jahre 146Kinder 14 bis 18 Jahre 38Erwerbstätige Frauen 46Schwangere Frauen 4Mütter mit Kindern 12Anhanglose Frauen 11Jugendliche gesamt 38männlich 16weiblich 22allein stehend keine

Bevölkerungsstatistik 18.12.1945 31-5.1946 30.11.1946 3.2.1947 6.8.19471. Ortsansässige Bevölkerung 371 394 392 389 389Kinder bis 14 Jahremännlich 51 52 54 54 45weiblich 46 48 47 45 39gesamt 97 100 101 99 84Jugendl. 14 – 18 Jahremännlich 12 12 10 10 12weiblich 12 9 7 7 14gesamt 24 21 17 17 26Erwachsene 18 – 50 Jahremännlich 88 61 62 62 72weiblich 162 115 115 114 98gesamt 250 176 167 176 170Erwachsene über 50 Jahremännlich 41 40 40 37weiblich 56 57 57 522. wohnberechtigte Umsiedler 194 97 160 162 250Kinder bis 14 Jahremännlich 35 33 31 32 37weiblich 30 15 18 18 32gesamt: 65 48 49 50 69

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Jugendliche 14 – 18 Jahremännlich 13 7 7 8 13weiblich 5 3 5 6 8gesamt: 18 10 12 14 21Erwachsene über 18 Jahre bzw. bis 50 Jahremännlich 32 61 27 25 35weiblich 79 115 41 42 79gesamt 111 176 68 67 114Erwachsene übe 50 Jahremännlich 15 15 15 37weiblich 16 16 16 52gesamt: 31 31 31 8 9Gesamt 565 543 552 551 619

Das Jahr 1949

1949 wurde der Feldwege von Waßmannsdorf nach Selchow zur festen Straße, der F 96, ausgebaut und die Straße mit einer Teerdecke überzogen. Im gleichen Jahr brannte der 1761 aus Feld–und Backsteinen erbaute Schafstall, in alten Unterlagen als Schafscheune bezeichnet, ab. Der Stall wurde wieder aufgebaut.Der Haushaltsplan für das Jahr 1949 wurde am 2.3.1949 bestätigt.Bautätigkeit 1949An den Rat des Kreises Teltow wurde folgende Liste für die Zuteilung von Baustoffen gestellt, die auch be-willigt wurden:1. Tscheuschner, Karl, für Reparaturen am Wohnhaus, Dorfstr. 362. Teutloff, Albert, Bahnhofstraße, für die Instandsetzung des Wohnhauses3. Stelldinger, Marie, Bahnhofstraße, für Reparatur am Wohnhaus4. Eckert, Walter, Dorfstraße 12, für Reparatur am WohnhausNach einer Wirtschaftsflächenerhebung von 1949 hatten in Selchow 31 private Betriebe eine Betriebsgröße zwischen 0,07 ha und 44,43 ha.

Das Jahr 1950

Anfang 1950 wurde eine demokratische Gemeindeordnung für die sowjetische Besatzungszone Deutschland erlassen, die folgenden Inhalt hatte: Die Gemeinden werden selbst verwaltet, die Gemeinden sind Teil des Kreiskommunalverbandes, die Gemeinden haben öffentliche Aufgaben zu erfüllen, das sind soziale, kul-turelle und wirtschaftliche Aufgaben, sie sorgen für die öffentliche Ordnung und Sicherheit, sie erlassen ortspolizeiliche Aufgaben, Auftragsangelegenheiten werden der Gemeinde durch Gesetz und Anordnung der Landesverwaltung zugewiesen. Gemeindeangehörige sind alle Personen, die ihren Wohnsitz im Gemeinde-gebiet haben.Ehrenamtlich tätige Gemeindeangestellte, Gemeindevertreter und unbesoldete Mitglieder des Gemein-derates haben Anspruch auf Ersatz barer Auslagen und entgangener Arbeitsverdienste in angemessenen Grenzen. Die Vertretung der Gemeindeangehörigen erfolgt durch die gewählte Gemeindevertretung. An der Spitze steht der Bürgermeister. Die Gemeinde gibt sich ihre Geschäftsordnung und Ortssatzung selbst. Das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr. Sie kann Steuern und Abgaben nach gesetzlichen Vorschriften erheben. Für die Gemeinde ist der Kreistag das übergeordnete Organ.

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Haushaltsplan für 1950:Einnahmen 43.969 MDNAusgaben 43.960 MDNSteuern/Grundsteuern betrugen:für land- und forstwirtschaftliche Betriebe 250 von H.für Grundstücke 300 von H.Gewerbesteuer 450 von H.Vergnügungssteuer 25 von H:Getränkesteuer 20 von H.Hundesteuerfür den ersten Hund 3,- MDNfür den 2. Hund 20,- MDNfür weitere Hunde 50,- MDN

Beispiel eines Gewerbesteuerbescheides aus dem Jahre 1950Herr Wilhelm St. erhielt im Oktober 1950 für das Jahr 1949 folgenden Gewerbesteuermessbescheid:Der Gewinn aus dem Gewerbebetrieb betrug 2.458 MDN, die Steuer betrug 12 MDN.Herr Otto Sch. erhielt im Oktober 1950 für das Jahr 1949 folgenden Gewerbesteuermessbescheid:Der Gewinn aus dem Gewerbebetrieb betrug 2.601 MDN, die Steuer betrug 16 MDN.Beide Gewerbetriebe zahlten keine Steuern auf das Gewerbekapital.Seit dem 1.3.1950 bis 1979 war Hans Käding Schmiedemeister in der Sternstraße, heute Mittenwalderstr., ansässig.

Am 1.11.1950 fanden die Wahl der Gemeindevertretung und die Zusammensetzung der Kommissionen statt:Name Vorname Funktion Kommission vor dem 1.11.1950GemeinderatNugk Paul BürgermeisterMette Alfred stellv. Bürgermeister WohnungsausschussKrüger EmilLobeth Waldemar WohnungsausschussMeißner Charlotte Schriftführerin WohnungsausschussDombrowski Kurt stellv. Schriftführer Sozialkommission, WohnungsausschussGemeindevertreterLobeth Willi Schadenskommission, OrtberaterDrobbe ErichSchulz Richard WohnungsausschussHansche Herbert Ernährung und LandwirtschaftOtter Heinrich WohnungsausschussKiekebusch OttoKonieczny Max

Durch folgende ehrenamtliche Kommissionsmitglieder wurden die Gemeindevertreter unterstützt:Karl Krüger, Hans Käding, Otto Grabow, Hildegard Stolze. Im Dezember 1950 verließ Karl Stippekohl die DDR. Er besaß einen Landwirtschaftsbetrieb von 12,12 ha und 0,25 ha Wiese, weiterhin 1,40 ha gepachtetes Rieselland vom VEG Kleinziethen. Am 15.12.1950 übernahm Fritz Lindemann aus Selchow von der Wirt-schaft Stippekohl 11,10 ha Land in Pacht. Frau Stippekohl bewirtschaftete noch 0,25 ha Land. Im Dezember 1951 verließen Robert und Lina Aust die DDR. Die zurückgelassenen Gegenstände wurden verkauft, das Geld kam auf ein Sperrkonto. Per 15.12.1950 erhielten 31 Bürger in Selchow Umsiedlerkredite.

Das Jahr 1951

Im Januar 1951 betrug die Ackerfläche für die abgabenpflichtigen Betriebe 362,28 ha.Am 4.1. 1951 fand in der Gemeindevertretung die Neuaufstellung der Kommissionen satt. Notwendig ge-worden waren sie, da am 1.1.1950 die Gemeindevertreter Ch. Meißner, Otto Kiekebusch, Erich Drobbe, Willi Lobeth und Heinrich Otter als Gemeindevertreter ausgeschieden waren.

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Die Neubestzung der Kommissionen hatte folgendes Ergebnis:Sozialkommission: Bernhard Dannefelzer,Kurt DombrowskyGewerbe, Schule, Jugend: Kurt Antrak, Willi LüdtkeFriedenskomitee: Max Konieczny,Waldemar LobethOrtsberater und Beiratfür Landwirtschaft: Alfred Mette,Herbert HanscheWohnungsausschuss: Otto Redlich,Emil Krüger, Paul NugkSchadenskomitee: Alfred Mette, Paul Nugk, Max Konieczny,

Der Kassenverwalter Herr Gerhard Schüler wurde als zweite Kraft in das Gemeindebüro übernommen.Am 28.2.1951 wurde auf der öffentlichen Einwoh-nerversammlung der neue Bürgermeister Paul Karge von Emil Krüger vorgestellt. Paul Nugk, bisheriger Bürgermeister, wurde verabschiedet. Er blieb aber noch in der Gemeindevertretung bis zum 14.11.1951. Akten und Inventar wurden vom alten Bürgermeister im Beisein der Ratsmitglieder Emil Krüger und Wal-demar Lobeth dem neuen Bürgermeister übergeben. Paul Karge übernahm: 1 Tisch, 4 Stühle, 1 Bank, 1 Rollschrank, 1 Maschinentisch, 1 Aktenregal, 1 Wanduhr, 1 Papierkorb, 1 Schreibmaschine, 1 Wahlurne, 1 Fahne, 2 Bilder und ein Zerstäubungsgerät.Im März 1951 fand eine Bauernversammlung mit 84 Teilnehmern statt.Die Diskussion ergab: Die am 4.1. aufgestellten Kommissionen wurden bestätigt. Es wurde der Antrag auf Senkung des Pachtpreises für Rieselfelder von 285 DM auf 200 DM je ha an das VEG gestellt. In den Ge-meindevertretersitzungen wurden Probleme der Bauern beraten. Es wurden keine weiteren Schweinemast-verträge abgeschlossen, da den Bauern Futter, Stallplätze und Kohle fehlten. Konsumgetreide musste in Hochzuchtsaatgut umgetauscht und gute Saatkartoffeln beschafft werden. Die Geflügelzucht musste ver-bessert werden und es sollten Bruteier für die Medizin abgeliefert werden. Die Bauern mussten verstärkt Maßnahmen gegen Felddiebstähle einleiten.Der Gemeindebote Otto Kowalewski erhielt von Paul Franke das ihm zustehende Ackerstück zurück.Im November herrschte die Maul- und Klauenseuche.

Das Jahr 1952

Die Einwohnerzahl Selchows betrug 620. Für das Haushaltsjahr 1952 waren für Einnahmen und Ausgaben je 34.430 MDN geplant. Aufgrund des Chausseebaues veränderte sich die Betriebsfläche der Bauern. Bei Waldemar Lobeth von 24,11 ha auf 24,08 ha, bei Karl Schindler von 24,26 ha auf 24,17 ha, bei Wilhelm Sauerwald von 22,19 ha auf 22,18 ha, bei Otto Boßling von 19,86 ha auf 19,80 ha und beim VEG Selchow von 447,33 ha auf 446,92 ha. Das VEG Selchow wurde Patenbetrieb für die Schule. Es wurden Aktionen zur Beräumung von Wegen, Gräben und des Kirchhofes durchgeführt. Am 18.5. fand die Flurbegehung statt. Die Einwohner mussten den Kartoffelkäfer bekämpfen.Beim Rat der Gemeinde wurden folgende Anträge positiv beschieden:Die Verpachtung des Grundstückes von Ritter an Otto Stippekohl, die Verpachtung des Gartens von Willmann an Frau Lutsch, die Verpachtung des Grundstückes Ritter an Herr und Frau Gora von 1.1.53 bis 31.12.1959 für 20 MDN pro Jahr, die Verpachtung des Grundstückes Herbricht, 0,25 ha, an Fritz Krüger vom 1.1.53 bis 31.12.1959. Die Sicherung der Vermögenswerte des Westbesitzes war durch die Richtlinie für Städte und Gemeinden; GBL der DDR Nr: 100, Seite 615, geregelt.Die Einnahmen aus Pacht oder Vermietung kam auf ein Verwahrkonto. Am 8.10. wurde in der Gaststätte Lehmann mit ca. 70 Personen der Tag der Republik gefeiert.

Blick in die Selchower Dorfstraße

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Das Jahr 1953

Die Rationierung von Textilien und Schuhen wurde 1953 aufgehoben. Von nun an konnte man sie ohne Be-zugschein im Einzelhandel kaufen. Im August übernahm Herr Helmut Gläser kommissarisch das Amt des Bürgermeisters. Er stammte aus Deutsch Wusterhausen. Paul Karge und danach Max Konieczny hatten das Amt niedergelegt. Gläser zur Seite standen die Mitglieder des Rates der Gemeinde und der Gemeindever-tretung, die am 11.12.1953 gewählt wurden: Paul Nugk, Kurt Dombrowski, R. Blümke, Manfred Exner, Max Valentin und als Gemeindevertreter Erich Juretz, Fritz Hofmann.Die Kreissparkasse unterstützte auch die Umsiedler mit Krediten. Die Allgemeine Kredithilfe war am 8.9.1950 von der Volkskammer beschlossen worden und gewährte Wohnbedarfskredite bis zu einer Höhe von 1000,00 MDN. In Selchow wurden diese zinslosen Kredite von 32 Familien in Anspruch genommen. Die Auszahlung erfolgte über Kreditscheine. Die Gemeinde bewältigte mit Hilfe des „Nationalen Aufbauwerks“ (NAW) die Verschönerung des Dorfes, die Gestaltung des Tanzplatzes, den Bau eines Kinderbuddelkastens, das Anpflanzen von Bäumen und Sträuchern.In Selchow gab es noch 3 Ruinen, die zu Wohnungen ausgebaut wurden. Darüber hinaus wurde die Straßen-beleuchtung instand gesetzt. Dabei unterstützten die Bauern und das VEG die Gemeinde mit Technik undArbeitskräften. Aktionstage des NAW waren der 15.11. und 11.12.1953.Am 17.12.1953 fand eine Versammlung des Demokratischen Blocks statt. Koll. Rusch leitete die Versamm-lung und Koll. Konieczny gab seine Kündigung vom August öffentlich bekannt, da in der Gemeinde Unklar-heit über die Besetzung der Position des Bürgermeisters herrschte.Zur Erklärung: Koll. Konieczny war Bürgermeister in Selchow und gleichzeitig Stellmacher auf den VEG. Das VEG Selchow hatte Max Konieczny gekündigt und er selbst hatte seinen Bürgermeisterposten beim Rat des Kreises KW gekündigt. Begründung: die Arbeit für zwei Funktionen wurde nicht bewältigt. Die Gemein-devertreter waren der Meinung, dass Herr Konnieczny die Arbeit als Bürgermeister in Selchow bewältigen kann, das VEG meinte aber, er sei als Bürgermeister ausgelastet.

Eine Monatsgehaltsliste vom 14.4.1953 mit Beispiel der Versteuerung:

Name Soz. Vers. Unfallumlage Brutto Soz. Vers. Lohnsteuer Netto des Betriebes Betrieb Beschäftigte Konieczny, Max 33,00 0,99 330,00 33,00 34,20 262,80BürgermeisterSchüler, Gerhard 27,30 0,82 273,00 9,30 —— 263,70AngestellterKrüger, Hannelore 12,32 0,37 123,20 12,32 —— 110,88SchreibhilfeKowalewski, Otto 17,60 0,53 176,00 17,60 —— 158,40GemeindearbeiterHannemann, Selma 5,00 0,00 50,00 5,00 —— 45,00SchulreinigungLanger, Berta 1,50 0,00 15,00 15,00 —— ——BüroreinigungSchüler, Grete 5,00 0,00 50,00 5,00 —— 45,00Kassenverwaltergesamt 101,72 2,71 1.017,20 82,22 34,20 900,78

Der Bürgermeister erhielt als Aufwandsentschädigung monatlich 30,0 MDN.

Die Jahre 1954 – 1961

25 bis 30 Ferienkinder konnten für 3 Ferienwochen mit dem VEG Selchow zu deren Patenbetrieb nach Münchhofe fahren. 15 Kinder machten gemeinsam mit den Kindern aus Rotberg eine Spreewaldfahrt.Alle Bürger wurden aufgefordert, an der Kartoffelkäferaktion teilzunehmen.Am 1.1.1957 übergab Otto Kiekebusch 4,17 ha Ackerland an das VEG Selchow.

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Am 21.6.1957 wurde folgender Haushaltsplan für das Jahr 1957 beschlossen:eigene Einnahmen 47.800 MDNIst-Überschuss aus dem Vorjahr 1.200 MDNGesamt 49.000 MDNAusgaben 36.790 MDNAbführung an den Kreis 12.210 MDNGesamt 49.000 MDNSollüberschuss 1.590 MDNFür die gesellschaftliche Entwicklung der Gemeindewurden folgende Mittel aufgewendet:Kommunale Wirtschaft 8.250 MDNSozialwesen 1.900 MDNVolksbildung 5.060 MDNVerwaltung 19.360 MDN

Im Kreis Königs Wusterhausen existierten per Nov. 1958 bereits 37 LPGen, davon 29 vom Typ III.1958 verkaufte Hans Bossling an Paul Nugk 3,07 ha Ackerland. Frau Streich (Witwe) übergab 3,99 ha an das VEG Selchow. Die Wirtschaft von Erich Drobbe (4,17 ha Bodenreformland) ging zu 1,25 ha an Paul Lau und zu 2,92 ha an Berthold Teschke. Die Wirtschaft wurde zum 1.1.1959 aufgelöst.Am 31.12.1959 hatte die Gemeinde eine Fläche von 7 km². Die Einwohnerzahl betrug 652 Personen, davon waren 307 männlich und 345 weiblich.Im Nationalen Aufbauwerk (NAW) wurden von den Einwohnern 5054 Stunden unentgeltliche Arbeit geleis-tet, die einen Wert von 16.420 Mark hatten. D.h., das pro wahlberechtigten Selchower Bürger ein Wert von 41,78 MDN erwirtschaftet wurde, 1958 waren das noch 37,99 MDN.1958/59 gehörte Selchow zum MTS-Bereich Dahlewitz. Das Gut bewirtschaftete 61,3 % der LN und die selb-ständigen Bauern 38,7 % der LN. Insgesamt erstreckte sich die LN auf 571 ha, davon waren 515 ha Ackerland und 48 ha Grünland. Von den Bauern wurden auf 11 ha Gemüse, 2 ha Zuckerrüben und 2 ha Frühkartoffeln angebaut. Je 100 ha wurden 61,6 Rinder, davon 30,1 Kühe und 155,2 Schweine, davon 16,2 Zuchtsauen sowie 8,1 Schafe gehalten.

Flächennachweis der Landwirtschaft in Selchow (ohne Gut) 1949 1956 1957 1958 1959LN 403,79 279,04 266,43 260,48 247,37AL 366,31 240,84 231,53 219,38Grünland 33,84 25,59 28,95 27,99Viehbestand der Landwirtschaft in Selchow (ohne Gut) 3.12.1955 31.12.56 31.12.1957 31.12.1958Pferde 37 40 38 34Rinder ges. 213 217 206 200dar. Kühe 110 115 119 95Schweine ges. 488 447 431 341dar. Sauen 53 42 35 21Schafe ges. 50 64 58 53Legehennen 671 615 612 566

Das Buswartehäuschen wurde 1963 erbaut.

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1956 wurde im Durchschnitt aller Betriebe (ohne Gut)je Kuh 1.769 kg Milch, je Schwein ein Lebendgewicht von 112 kg, je Rind ohne Kalb ein Lebendgewicht von 323 kg erzeugt.Die Vergleichszahlen für 1958 lauten: gesamt Erfassung AufkaufSchweinefleisch in dz 354,25 173,06 181,19Rindfleisch in dz 196,24 84,18 112,06Milch in dz 2006,48 1.039,59 966,81Eier in St. 41.461 30.445 11.016Wolle in kg 213,9 181,30 32,60

Mit „Erfassung“ war der Umfang der Pflichtablieferung der einzelnen Wirtschaften gemeint. „Auf-kauf“ entsprach dem freien Verkauf. Die Preise waren staatlich festgesetzt. Diese Aufteilung bezog sich auf alle Produkte. Wobei der freie Verkauf, damals „Freie Spitzen“ genannt, erst nach Erfüllung der Pflichtablieferung erfolgen durfte. Somit war ein Teil der Produkte für die Versorgung der Bevöl-kerung gesichert und der Verkauf, oft Schwarzhandel, bei offener Grenze, eingeschränkt.

1960 lebten in der Gemeinde 648 Personen, davon 306 männliche und 342 weibliche Personen. Die Sel-chower leisteten im NAW für die Gemeinde 2.520 Stunden unentgeltlicher Arbeit im Wert von 16.420 MDN. Am 12.3.1960 gründete sich die LPG aus 14 Bauernwirtschaften. Weitere Informationen zur LPG sind in einem extra Abschnitt zusammengestellt.

1961 wurden in die neue Gemeindevertretung gewählt: Horst Haufschildt, als Bürgermeister, er kam aus Blankenfelde; Manfred Exner, als stellv. Bürgermeister, er war Erzieher im LWH; Kurt Dombrowski, Gärtnermeister im VEG; Rudolf Blümke, Genossenschaftsbauer, Erwin Gacki; Gutsdirektor und ABV Kutzner. Sekretärin des Rates der Gemeinde war Frau Grabs, Heinrich Otter war Gemeindebote. Selchow hatte 582 Einwohner, 2 Verkaufsstellen (Kaufhaus von Bossling und Kitzing), 1 Gasthaus (Gasthaus Lehmann), 1 Bäcker (Schultze), 1 Schmied (Hans Käding), 1 Schneider und 1 Fuhrunternehmer.Am 10.9.1961 durchfuhr der 2. sowjetische Weltraumkosmonaut, Major German Titow, der in Berlin zu Gast war, die Gemeinde Selchow. Die Friedenfahrer durchfuhren im Mai auf der F 96 die Gemeinde Selchow.

Die Jahre 1962/63

Statistische Angaben: 1962 1963Fläche 9 km² 9 km²Wohnbevölkerung 623 613dar. männlich 291 285Lebensmittelgeschäfte 3 3POS 1 1LPG I 1 1Beschäftigte in der LPG 32 33Privatbauern 2 (mit 18 ha)

Nach der Einstellung des Eisenbahnverkehrs wurden die Bürger von Selchow mit Bussen transportiert. Ab 1951 fuhr der Bus von Teltow über Selchow nach Grünau, ab 1962 von Teltow über Selchow nach Schönefeld.

1963 baute die Gemeinde eine Bushaltestelle mit einem Wartehäuschen. Am 20.10.1963 fanden Volkskammerwahlen und Wahlen zum Bezirkstag statt. Das Wahllokal war

in der Schule. Zur Vorbereitung der Wahl wurde eine Wahlkommission eingesetzt. Sie war dafür verantwortlich, dass die Wählerlisten vom 19.8. bis 29.9.1963 aufgestellt werden. Weiterhin wurden die Wahlbezirke eingeteilt. Drei Bürger aus Selchow wurden als Wählervertreter gewählt, die die Gemeinde auf Wahlveranstaltungen vertraten. Der Wahlvorstand setzte sich aus 4 Mitgliedern der SED, 2 Mitgliedern der Blockparteien und 3 Parteilosen zusammen. In Vorbereitung der Wahl wur-den 12 Versammlungen mit 212 Teilnehmern durchgeführt. Dabei wurde auch Kritik geübt. So zum Beispiel von den Genossenschaftsbauern, die sich darüber beschwerten, dass das VEG Waßmannsdorf die langjährige Pacht für 50 ha Rieselland nicht verlängern will, da sie die Fläche für die Futterver-sorgung ihrer Tiere selbst benötigt. Die LPG befürchtete, dass ihre Rinderbestände wegen fehlen-den Futters zurückgingen. Genossenschaftsbauer Finke bekam den Wählerauftrag, mit dem VEG das

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angesprochene Problem zu klären. Weiterhin wurde kritisiert, dass für die Buslinie noch kein Fahrplan vorhanden war, dass die Dorfju-gend keinen eigenen Raum hatte, dass der von den Kindern gesammelte Schrott noch nicht abgeholt worden war, dass der MTS-Tarif für das Mähen der Wiesen zu hoch sei und dass die Wohnungsprobleme schneller gelöst wer-den müssten.

1963 hatte die Gemeinde 11 Jungwähler. Selchow hatte 348 Wahlberechtigte, 345 Stimmen wurden abgegeben, das waren 99,13 %. Alle Stimmen waren gültig.

Die Jahre 1964 – 1969

Am 6.2.1965 schrieb der Bürgermeister von Selchow, Herr Horst Haufschildt, folgenden Brief an die Abtei-lung Innere Angelegenheiten des Kreises, in dem er Auskunft über die Kriegsopfer in der Gemeinde gab:„Bei einem Bombenangriff Ende November 1943 kamen 7 polnische Zivilarbeiter (verschleppte) ums Leben. Sie wurden am 3.12.1943 auf den Selchower Friedhof bei-gesetzt. Bis 1964 waren die Namen unbekannt. Im Jahre 1962 wurde durch uns das Gemeinschaftsgrab mit einer Grabumfassung und Grabstein versehen. Die Inschrift lautete: ‚Hier ruhen 7 unbekannte polnische Staatsbür-ger, gestorben 1944‘. Diese Auskunft erhielten wir von Einwohnern unserer Gemeinde. Durch weitere Nachfor-schungen erhielten wir durch das katholische Pfarramt Blankenfelde die sieben Namen und deren damaliges Al-ter. Nähere Auskünfte, wo sie zum Beispiel herstammten, konnten wir nicht erfahren.“In einem 2. Brief an den Kreis stand: „Alle polnischen Bürger waren Zivilarbeiter in Selchow“. Ihre Namen lau-teten Schändibyl, Ludwig (41 Jahre), Schändibyl, Le-okardia (43 Jahre), Grabowski, Marie (37 Jahre), Löks, Eugenius (12 Jahre), Miela, Edek (14 Jahre), Miela, Czeslaw (12 Jahre) und Kortas, Kasemier (19 Jahre). Die jährlichen Kosten für die Pflege der Gräber bis 1964 beliefen sich auf 180 M, ab 1965 auf 120 M.Auf dem Selchower Friedhof sind auch die deut-schen Wehrmachtsangehörigen Engel, Wilhelm (To-destag 16.4.1945), Hupperts, Heinz, Krämer, Heinz (21.4.1945) und Lind (29.4.1945) beerdigt.Am 23.6.1965 ereignete sich ein tragisches Eisen-

bahnunglück auf der Gemarkung von Selchow. Der Zug kam aus Potsdam, mehrere Wagen entgleisten. Es gab 9 Tote und 13 Schwer-verletzte. Ursache war eine Gleisverwerfung durch Hitzeeinwirkung.

Am 10.10.1965 wurde die Gemeindevertretung für die Wahlperiode 1965 bis 1969 gewählt. Es wurden 22 Kandidaten, davon 4 Nachfolgekandidaten aufgestellt. Die Mandate wurden wie folgt verteilt: 10 % DBD, 35 % FDGB und VdgB, 30 % übrige Einwohner.

Selchow in den 1960er Jahren

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Vorschläge als Gemeindevertreter für die Wahlperiode 1965–1969 am 10.10.1965 (* wurden gewählt)1. Gacki, Ruth* Lehrerin und Kreistagsabgeordnete, geb. 5.12.1926, für NF2. Langer, Vera* Gen. Bäuerin, geb. 15.10.1938, für VdgB3. Exner, Manfred* Lehrer; geb. 15.5.1931, für DBD4. Schultze, Helmuth* Bäckermeister; geb. 1.6.1908, für NF5. Hansche, Herbert* LPG-Vorsitzender; geb. 27.7.191920, für SED6. Mette, Alfred* LPG-Bauer; geb. 27.2.1911, für VdgB7. Dombrowski, Kurt* Gärtnermeister im VEG; geb. 12.8.1907, für SED8. Otter, Karl* Rieselwärter; geb. 1.9.1912, für FDGB9. Liepold, Harri* Viehpfleger- Melker, VEG; geb. 3.5.1933, für FDGB10. Manzek, Winfried* Arbeiter, geb. 19.12.1930, für NF11. Jach, Georg* Angestellter VP; gelernter Maurer12. Habernick, Bruno Eisenbahner, geb. 5.8.1914, für NF13. Blümke, Rudolf* LPG-Bauer, geb. 15.11.1920, für SED14. Hanzlik, Peter Kraftfahrer15. Schwadtke, Hermann* Kraftfahrer, geb. 29.7.1909, für SED16. Reimann, Franz* Schmiedemeister, VEG, geb.28.1.1905, für FDGB17. Haufschild, Host Angestellter, geb. 4.5.1926, für SED18. Schröder, Karl* Feldbaumeister; geb. 19.1.1908, für FDGB19. Janowski, Franz Rieselwärter20. Knop, Paul Traktorist21. Bossling, Waltraud* LPG-Bäuerin, geb. 25.10.1928, für VdgB22. Valentin, Max* Maurer, geb. 4.6.1921, für FDGB23. Labrenz, Horst* Arbeiter, 6.3.1928, für NF24. Lobeth, Dorothea LPG-Bäuerin, geb. 16.3.1925, für NF25. Hantsch, Günter*26. Valentin, Erika* dafür Gerda HankeWährend der Wahlvorbereitung schieden als Kandidaten aus: Paul Knop, Bruno Habernik, dafür Erika Valen-tin, Franz Janowski, dafür Max Drobbe*, Horst Haufschild, dafür Rudolf Schilke*, er wurde als Bürgermeister gewählt.

WahlergebnisWahlberechtigte 332Abgegebene Stimmen 326Wahlbeteiligung 98,1 %Zahl der gültigen Stimmen 326für den Vorschlag der NF 326 Stimmen

1965 wurden 22 Eingaben eingereicht, davon eine schriftliche, 19 mündliche und 2 Eingaben an den Staats-rat. Die Eingaben betrafen hauptsächlich Wohnungsangelegenheiten und wurden auch beantwortet.Am 2.7.1966 beschloss die Gemeindevertretung von Selchow eine neue Geschäftsordnung.

1967 wurde auf Initiative vom Bürgermeister Schilke durch die Gemeinde auf dem Grundstück Dorfstraße 16 eine alte Scheune zu einem Wohnhaus umgebaut. Das Wohnhaus hatte 4 Wohnungen mit fließen-dem Wasser, Bad und Gasanschluss.

Am 10. und 11. Juni feierte die Gemeinde im Gutspark ein Parkfest mit sportlichen Wettkämpfen, Tanz im Freien, einem Lampion-Umzug und Filmvorführungen. Vorbereitet wurde das Parkfest von den Jugendlichen des LWH und des Dorfes.

Am 21.7.1967 schieden Günther Hansche und Ruth Gacki aus der Gemeindevertretung aus, dafür rück-ten Horst Labrenz und Hari Liepold nach.

Frau Kamin verkaufte ihr Grundstück an Edmund Labrenz statt an die Gemeinde. Ab 1.9.67 ging ein Teil der Selchower Klassen nach Schönefeld zur Schule.Zusammenfassung der Gemeindearbeit 19681968 wurde auf dem Grundstück Dorfstr. 16 das Stallgebäude zu 2 Wohnungen mit Bad, Toilette und Gasan-

schluss, einem Bibliotheksraum und 2 Räume für die Gemeindeverwaltung ausgebaut. Die Gemeinde

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organisierte eine Veranstaltung für die Gemeindevertreter mit ihren Ehepartnern. Frau Graps wurde für ihre Arbeit ausgezeichnet. Die Gemeinde gewann im Wettbewerb 25.000 M.

Am 11.12.1968 wurde auf der Tagung des Kooperationsrates eine gemeinsame Kulturarbeit beschlos-sen, z.B. gemeinsame Tanzveranstaltungen, Rentnerveranstaltungen, Kinderfeste, Verstärkung der Volkstanzgruppe Schönefeld und des gemischten Chores.

Die Gemeindebibliothek hatte 70 ständige Leser. Die Bücher wurden regelmäßig durch die Kreisbib-liothek ausgetauscht.

1969 richtete die Gemeinde einen neuen Bibliotheksraum ein. Am 25.3.1969 wurde zwischen dem Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb KW und der ZBO ein Nut-

zungsvertrag zur Ausbeutung einer Kiesgrube in der Gemarkung der Gemeinde Selchow, Holzung Hünengrab, abgeschlossen. Da die Gemeinde darüber nicht informiert war und Einspruch erhob, musste das Gelände wieder in den alten Zustand gebracht werden. Die Schwesternstation zog in das ehemalige Gemeindebüro. Die Räume wurden durch das Landambulatorium in Schönefeld angemie-tet. Zuständiger Arzt war Dr. Schmutzler, unterstützt durch die Gemeindeschwester Gisela.

Die Jahre 1970 – 1975

Das Jahr 1970 war bestimmt durch die Rechenschaftslegungen in Vorbereitung der Wahlen am 22.3.1970. Dazu wurden am 10.2. eine Wahlkommission und der Wahlvorstand gewählt. Am Wahltag hatte die Gemeinde Selchow 349 Wahlberechtigte, die alle ihre Stimme abgaben. Am 23.4.1970 wählte die neue Gemeindevertretung den Bürgermeister und die Mitglieder des Rates. Bürgermeister wurde Rudolf Schilke, sein Stellvertreter Kurt Dombrowski, Karl Schröder wurde zum Sekretär des Rates gewählt. Weitere Ratsmitglieder waren Karl Otter, Waltraud Bossling, Georg Jach und Vera Langer. Am 27.4. wählte die Gemeindevertretung die neue Schiedskommission, der Christel Domnik, Helene Vach, Lo-beth und Günter Olschewski angehörten. Frau Grabs beendete ihre Arbeit als Haushaltssachbearbeite-rin, Nachfolgerin wurde Ingrid Ritter. Zur Grabenschaukommission gehörten Karl Otter, Alfred Mette, Herbert Hansche, Willi Sauerwald, Otto Bossling, Walter Sauerwald und Otto Domke. 17 Bürger aus Selchow waren bereit, als Zähler bei der Personen-, Wohnungs- und Gebäudezählung mitzuarbeiten.

1971 beschloss die Hausgemeinschaft Dorfstr.16 in eigener Regie das Wohnumfeld zu verbessern. Und zwar durch das Ausheben des Abflussgrabens, das Pflanzen von Bäumen, Sträuchern und Blumen, die Einrichtung eines Sandkastens, die Vergrößerung des Wäscheplatzes, die Renovierung der Wasch-küche und aller Wohnungen. Gemeinsam sollte beim Umbau der Wohnung Rusch geholfen werden. Im gleichen Jahr beschlossen die Gemeindevertreter das Statut des Zweckverbandes der Gemeinden Waßmannsdorf, Selchow, Schönefeld und Großziethen. Aus dem Volksvertreterfond wurden Reparatu-ren an der Straßenbeleuchtung und die Fertigstellung des Feuerwehrhäuschens finanziert. Mitglieder der Gemeindewahlkommission zur Volkskammer- und Bezirkstagswahl waren Rudolf Schilke, Kurt Dombrowski, Vera Langer, Horst Labrenz, Karl Schröder, Hermann Schwadke und Waltraud Bossling. Waltraud Bossling und Horst Labrenz wurden zur Kreiswählerkonferenz delegiert. Zum Schutz der Bevölkerung bei Katastrophen wurde beschlossen, einen Schutzraum zu errichten. Kritisiert wurde u.a., dass die Zerstörung der Schaukästen und des Buswartehäuschens durch die Gemeindeverwal-tung nicht verhindert wurde, dass durch die Ungleichheit des Unterrichtsschlusses die Schüler zu lange auf die Heimfahrt mit dem Schulbus warten mussten, die Verzögerungen beim Bau der Wasser- und Entwässerungsleitungen, das Fehlen einer Gaststätte im Dorf, das Ausbleiben des Fischwagens sowie das Fehlen eines Veranstaltungsraumes. Insgesamt wurden in diesem Jahr 18 mündliche Ein-gaben gemacht, wovon 15 erledigt wurden.

1972 wurde das Haus Dorfstr. 18 komplett rekonstruiert und der Schulsportplatz erneuert. Die Volkssolida-rität organisierte einen Ausflug mit 51 Rentnern nach Marienlust in Köpenick.

Die Gemeinde gab 1972 für soziale Unterstützung 5.580,- M aus. Insgesamt standen der Gemeinde 50,2 TM zur Verfügung.

1973 wurde die KAP Diepensee gegründet. Leiter war Martin Becker, vorher Direktor des VEG Waßmanns-dorf. Die LPG Selchow und LPG Waßmnnsdorf schlossen sich zusammen. Der Bodenreformacker von O. Stiebert wurde seiner Tochter Herta Bock, wohnhaft in Bohnsdorf, übertragen. Da die LPG das Land bewirtschaftete durfte es weder verkauft noch verpachtet werden. Ein geplanter Zusammen-schluss der Gemeinden Selchow und Waßmannsdorf wurde von den Bürgern abgelehnt. Heinrich Otter und Friedrich Zach wurden auf der Festveranstaltung zum 7. Oktober für ihre Leistungen für

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die Gemeinde mit einen Prämie und der Ehrennadel der NF ausgezeichnet. Probleme gab es bei der Getreideernte. Das Getreide musste nass geerntet und daher regelmäßig bewegt werden.

Der Haushaltsplan der Gemeinde sah Einnahmen und Ausgaben von 82,7 TM vor. Aus dem Staathaus-halt erhielt die Gemeinde einen Zuschuss von 36,2 TM.

Die Wohnungen in der Dorfstr., die noch kein Innen-WC und Bad hatten, sollten diese 1974 erhalten. Die Mittel dafür waren vorhanden. Die Grünfuttermahd musste laut einer Verordnung zum Schutz der Großtrappen zwischen dem 20.4. und 30.6. mit größter Vorsicht erfolgen. Flächen, auf denen die Großtrappen brüten, durften erst nach der Schlupf bearbeitet werden. Ausgemähte Gelege waren zu melden. Für gerettete Gelege zahlte der Bezirksnaturschutz zwischen und 20,- und 100,- M. Das Aus-bringen von Pflanzenschutzmitteln und künstliche Beregnung im Schongebiet war verboten.

Am 1.1.1974 wurde der Gemeindeverband Schönefeld durch die Gemeinden Großziethen, Selchow, Schöne-feld und Waßmannsdorf gegründet. Zum Gründungskomitee gehörten die Bürgermeister jeder Ge-meinde, je 1 Ratsmitglied und 2 Gemeindevertreter. Am 19.5.1974 fanden die Kommunalwahlen für die Wahlperiode 1974/79 statt. In Selchow waren 354 Bürger wahlberechtigt. Rudolf Schilke wurde wieder zum Bürgermeister gewählt. Sein Stellvertreter war Bruno Domnik, Sekretär des Rates Herbert Hansche. Außerdem gehörten dem Rat Waltraut Bossling, Vera Langer, Rudolf Blümke, Karl Otter, Max Valentin, Walter Ritter, Horst Labrenz, Elfriede Lau, Gisela Janke, Gerda Hiltner, Georg Jach, Heinz Schulz, Werner Drobbe, Harri Liepold und Joachim Kranzusch an. Ersatzkandidaten waren Renate Riebesel, Friedrich Wilhelm Felten, Hildegard Sauerwald, Alfred Mann und Max Ribbecke jun.

Rudolf Schülke und Heinz Schulz wurden in den Gemeindeverband gewählt. Der Volksvertreterfond in Höhe von 3.890,-M wurde für die Werterhaltung des Hauses Dorfstr. 18

eingesetzt. 2 Familien mit je 4 Kindern erhielten je Familie 300,- M für Anschaffungen und Schulspei-sung aus Mitteln der Gemeinde.

1974 wurden 12 mündliche und 2 schriftliche Eingaben registriert. Die Kritik bezog sich auf ständige Rohr-brüche der Wasserleitung und Entwässerungsleitung, die von Waßmannsdorf nach Selchow führte. Auch konnte der Reitunterricht für Kinder vom VEG Waßmannsdorf nicht planmäßig durchgeführt werden, da ein Übungsleiter fehlte. In insgesamt 4 Wohnungen konnten Bäder und Innentoiletten ein-gebaut werden. Ein Sechsfamilienhaus erhielt eine Generalwerterhaltung. Für ehrenamtliche Arbeit in der Gemeinde wurden 1974 Kurt Dombrowski, Karl Schröder, Koll. Scheer, Rudolf Blümke, Gisela Janke und Heinz Schulz ausgezeichnet. Ende 1974 gab sich die Gemeinde eine neue Arbeitsordnung. Darin wurden u. a. die Verantwortlichkeiten innerhalb der Verwaltung festgelegt. Demnach fielen ZV, Ordnung, Sicherheit, Verkehrswesen und Brandschutz in die Zuständigkeit des Bürgermeisters. Der Stellvertreter war verantwortlich für Jugendfragen, Kultur und Sport. Der Sekretär des Rates war zu-sätzlich verantwortlich für Versorgungswirtschaft, Landwirtschaft, Umweltschutz und Wasserwirt-schaft, ein weiteres Ratsmitglied für Wohnungspolitik und Wohnungswesen und ein Ratsmitglied für Finanzen, Gesundheit und Soziales.

1975 schied Rudolf Schilke als Bürgermeister aus, Nachfolgerin wurde Ingrid Ritter. Die Poststelle zog in die Räume des Gemeindebüros in der Dorfstr. 16. Die Gemeinde stattete den Raum mit Lampen, Regalen, Schreibtisch, Stühlen und Gardinen aus. Die Miete für die Post einschließlich Strom kostete 144,- M. Der Mietsvertrag galt ab 1.12.1975.

1975 wurden alle Gemeinden angewiesen, alle Gräber gefallener Soldaten in einen ordentlichen Zustand zu versetzen. Den Selchower Bürgern gereichte es zur Ehre, dass sie zu jeder Zeit die Gräber der Solda-ten und der polnischen Bürger auf dem Friedhof gepflegt hatten. 1975 feierten die Gemeinden Waß-mannsdorf und Selchow gemeinsam den Jahrestag der Befreiung vom Faschismus.

Die Gemeinde stellte für Bauvorhaben auf dem Grundstück Lobeth 30,- TM zur Verfügung.

Die Jahre 1976 – 1980

1976 standen der Gemeinde im Haushaltsplan für Einnahmen und Ausgaben 69,9 TM zur Verfügung. Der Rat der Gemeinde beantragte für die Gemeinde die Installation eines Münzfernsprechers und die Ver-legung des Nebenanschlusses Mittenwalder Straße 7 in die Glasower Straße 13. Die Gemeinde wollte die Schachtarbeiten selbst ausführen, doch es fehlte an Material, so dass Anfang 1990 immer noch kein Fernsprechapparat vorhanden war. Das Sechsfamilienhaus, Dorfstr. 8, wurde nach der Rekonst-ruktion wieder bezogen. Die Gemeinde beantragte bei der Stadt- und Gemeindewirtschaft Wildau die Übernahme der Müll- und Fäkalienabfuhr. Dem Antrag wurde stattgegeben. Der Abfuhrpreis betrug

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6,10 M je cbm. In die Arbeitsgruppen des Gemeindeverbandes wurden aus Selchow folgende Personen gewählt: Ordnung und Sicherheit: Walter Ritter; Verkehrsaktiv: Otto Domke; Preise: Elli Bossling und Brandschutz: Dieter Streich. Der Konsum bekam neues Personal. Frau Drobbe wurde Verkaufsstel-lenleiterin und Frau Krüger übernahm ganztägig den Verkauf. Der Konsum wurde renoviert und neu ausgestattet. Die Selbstbedienung wurde abgeschafft.

Joachim Kranzusch wurde auf Beschluss der Gemeindevertretung neues Ratsmitglied. Es gab 11 Eingaben, die sich auf die Werterhaltung von Wohnraum, das Straßenwesen und den Ver-

kehr bezogen. An den Gemeindeverband wurden laut Beschluss 30 % des Rücklagefonds der Gemeinde überwiesen.

1977 beschäftigten sich die Ratsmitglieder mit der Nutzung von Splitterflächen. Splitterflächen waren Flä-chen, die eine ungünstige Lage hatten oder zu klein waren, um von den ansässigen Landwirtschafts-betrieben genutzt zu werden. Sie konnten individuell für die Erzeugung von Obst, Gemüse und Futter vergeben werden. Die Bebauung mit Eigenheimen war ebenfalls möglich. Eigentümer von Kleinstflä-chen waren hauptsächlich das VEG, die LPG und die Gemeinde. Die Vergabe erfolgte in Abstimmung mit den Eigentümern. Es war untersagt Splitterfläche als Lagerplatz für Schutt u.a. zu nutzen. Über die Nutzung von Reserveflächen wurde ein jährlicher Bericht angefertigt.

Folgende Personen pachteten Flächen von der Gemeinde: Max Valentin 1.875 m², Jürgen Valentin 1.250 m², Karl-Heinz Valentin 1.250 m², Arno Apel 4.320 m², Max Drobbe sen. 900 m², Max Drobbe jun. 1.250 m², Ella Gäckle 120 m², Rudi Sauerwald und Elfriede Lau 1.875 m².

Die Gemeinde beschloss, 30 % des Rücklagefonds an den Gemeindeverband zur weiteren Verwendung zu überweisen. Am 29.11.1977 gab die Gemeinde ihre Zustimmung zum Bauvorhaben, Umbau Bahn-hof Berlin-Schönefeld. Konkret betraf das die Elektrifizierung der Bahn-Strecken Dresden-Berlin und Halle-Berlin, für die die Gemeinde Selchow Land zur Verfügung stellte.

Frau Langen schenkte der Gemeinde das Haus, in dem sich die Schwesternstation befand. Es war das frühere Haus, Dorfstr. 14, des Gutsstellmachers Gustav Nugk.

Im Oktober wurde mit dem Bau der Leichenhalle begonnen. Ebenfalls im Oktober wurde festgestellt, dass es in der Gemeinde keine Kriminalität gab. Durch einen Sturm wurden 3 Eiben am Dorfanger und eine Pappel am Glasower Weg vernichtet. Die

Gemeinde-Bibliothek hatte einen Bestand von 400 Büchern und 40 ständige Leser. Das Ortsbild Selchows wurde kritisiert. Die Bürger waren mit dem Erscheinungsbild ihres Dorfes sehr

unzufrieden. Die Mehrzahl der Bürger fühlte sich nur verantwortlich für ihr eigenes Grundstück aber nicht für die Gemeindeanlagen. Daher wurden ab März Bänke und Schaukästen gestrichen, das Bus-wartehäuschen repariert und die allgemeine Sauberkeit wieder hergestellt.

1978 wurde Kurt Dombrowski Denkmal- und Naturschutzbeauftragter der Gemeinde. Der Frühjahresputz sah einen Neuanstrich des Buswartehäuschens, das Zaunsetzen am alten Sportplatz und die Pflege des Dorfplatzes vor. Im März begannen die Selchower mit den Erdarbeiten für eine neue Straßenbe-leuchtung. Die KAP Diepensee wurde zu einem juristisch selbständigen VEG der Pflanzenproduktion umgebildet. Die individuellen Flächen der Genossenschafts-Bauern und die Flächen der nebenberuf-lichen Landwirte wurden davon nicht berührt. Sie lieferten weiterhin Obst und Gemüse, Eier und Fleisch an den staatlichen Handel. Im April erhielt die Gemeinde das Angebot, die fahrbare Annah-mestelle des Dienstleistungsbetriebes Königs Wusterhausen (Textilreinigung, Waschen von Haus-haltswäsche, Reparatur von elektrischen Haushaltsgeräten und Schirmreparaturen) zu nutzen. Das Angebot wurde angenommen.

Mit dem Angebot des Konsums waren die Bürger von Selchow auch 1978 sehr unzufrieden. Da Sel-chow keine Gastwirtschaft hatte, wurde vor dem Konsum Bier getrunken, was dem Erscheinungsbild des Dorfes schadete.

Im Mai 1979 fanden Kreistags- und Kommunalwahlen statt. In deren Vorbereitung fanden 34 Versamm-lungen mit 455 Teilnehmern statt. Auf den Versammlungen stellten sich die Kandidaten vor. Die Gemeinde hatte 310 wahlberechtigte Bürger und 307 Wahlteilnehmer. 304 Wähler stimmten für die Kandidaten.

Ingried Ritter wurde zur Bürgermeisterin, Bruno Domnik zu ihrem Stellvertreter und Luise Dorow zur Sekretärin des Gemeinde-Rates gewählt. Die anderen Ratsmitglieder waren Waltraud Bossling und Volker Teschke.

Am 22.6.1979 fand die konstituierende Tagung der Gemeindevertretung statt. 6 Selchower Bürger

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nahmen als Gäste daran teil. Die Kommissionen des Rates wurden nun von folgenden Personen gelei-tet: Ordnung, Sicherheit u. Verkehr: Ingrid Ritter, Kultur, Jugend, Sport: Volker Teschke, Wohnungswe-sen, Bauwesen sowie Land- und Wasserwirtschaft: Bruno Domnik, Handel u. Versorgung: Luise Do-row. Für das Verkehrsaktiv wurde Otto Domke als Leiter gewonnen. Ingrid Ritter, Bruno Domnik und Gabriele Liepold (Kommission Kultur) wurden in den Gemeindeverband Schönefeld delegiert. 1979 waren 2 Eigenheime in Bau, der geplante Bauablauf konnte aber nicht eingehalten werden. Für die Lehrlinge des Lehrlingswohnheimes standen eine Reitsportanlage, eine Diskothek, eine Kegelbahn, ein Volleyballplatz und eine Tischtennisplatte zur Verfügung, die aber nur selten genutzt wurden. Im Mai 1979 wurde der Anbau an die Schule für einen Kidergarten mit 18 Plätzen beschlossen. Folgende Änderungen der Besitzverhältnisse gab es: Lutz Ribbecke erhielt das Haus Rock mit der Wohnung Bossling geschenkt. Norbert Hansche kaufte das Haus von der Familie Kiekebusch.Am 4.10.1979 er-hielt Herr Wolff eine Anerkennung für seine Ehrenamtliche Arbeit beim Wettbewerb „Schöner unsere Städte und Gemeinden“. Herr Wolff legte den Grundstock für die Selchower Dorfchronik.

1980 wurde die Gemeinde an die zentrale Müllabfuhr und an das Berliner Erdgasnetz angeschlossen. Frau Streich wurde als Naturschutzbeauftragte ernannt. Der Jugendclub bekam seine Registrierung. Daraufhin wurde eine Disco in der Dorfstr 2, in der Zeit

von 18.00 bis 20.00 Uhr unter Verantwortung von Burkhard Hiltner, durchgeführt. Die Gemeinde erhielt für ihre Bemühungen um ein schöneres Dorf, für die Durchsetzung von Ord-

nung und Sicherheit im Rahmen des Wettbewerbs des Kreises eine Auszeichnung.

Die Jahre 1981 – 1985

1981 erhielten 5 Familien und 2 Einzelpersonen eine neue oder andere Wohnung. Die Mieter der Dorfstraße 14 bauten sich Garagen.

Im Laufe des Jahres wurden wieder Unsauberkeiten im Dorf zugelassen. Die Rotbergerstraße war verschmutzt und auf den Grundstücken der Eigenheimbauer herrschte Unordnung. Darüber hinaus kamen LPG und VEG als Anlieger ihren Pflichten zur Sauberkeit nicht nach.

Am 14.6 1981 fanden Wahlen zum Bezirkstag und der Volkskammer statt. Die individuelle Landwirtschaft lieferten in diesem Jahr 30 t Fleisch und 74 Stück Eier an den staatli-

chen Handel ab.1982 hatte die Gemeinde weder Steuer- noch Mietschuldner. 784 kg Papier, 648 kg Alttextilien, 4.161 Fla-

schen 2.700 Gläser und 5.0 t Schrott wurden dem Altstoffhandel zugeführt. Mit der Vermessung zum Bau des Wasseranschlusses an das zentrale Wassernetz wurde begonnen. Dach- und Fußbodenrepara-turen wurden durchgeführt.

1983 Der Haushaltsplan für 1983 umfasste Einnahmen und Ausgaben von 80,4 TM, der Volksvertreterfond betrug 7,- TM.

Am 6. Mai 1984 fanden Wahlen zur Gemeindevertretung für die Wahlperiode 1984/98 statt. 301 Bürger waren wahlberechtigt, davon wählten 297 Bürger die Kandidaten. Als Abgeordnete schieden Rudolf Blümke, Kurt Bossling, Rudi Sauerwald, Herlinde Wuttke, Erich Müller, Dieter Jacob, Elfriede Lau, Volker Teschke und Georg Jach als Gemeindevertreter aus. Als neue Ratsmitglieder wurden Ger-linde Schröder, Bruno Domnik, Alfred Mann, Bruno Burghardt und Waltraud Bossling gewählt. Der neuen Gemeindevertretung gehörten Peter Apel, Ingrid Ritter, Christel Domnik, Bettina Hoffmann, Gisela Janke, Gerda Hiltner, Frank Guschall, Klaus Melich, Karin Drobbe, Hildegard Sauerwald, Heinz Schulz, Karin Stier, Marita Koffke, Luise Dorow, Christa Otter, Barbara Streich, Monika Zelma und Elli Bossling an. Am 24.5.1984 konstituierte sich die Gemeindevertretung und bildete die ständigen Kommissionen. In die Schiedskommission wurden Manfred Janke, Marita Koffke, Günter Olschewski, Willi Lobeth gewählt. Am 29.9.1984 organisierte die Gemeinde ein Fest im Gutspark mit Kinderspie-len, Kuchenbasar und Verkauf von Getränken, Bockwurst und Schwein vom Spieß, Kutschfahrten für Kinder, Musik zur Kaffeezeit, einer Verkaufsshow des Kaufhauses Blankenfelde, Kegeln, Tombola, einem Fackelzug mit dem Spielmannszug aus Mittenwalde und Tanz.

1985 beteiligten sich die Selchower an zahlreichen freiwilligen Arbeiten in der Gemeinde. Das waren zum Beispiel die Renovierungen des Kindergartens und des Postraumes, die Beschneidung der Bäume in der Dorfstraße, die Reinigung des Dorfplatzes, Kleinreparaturen in den Gemeindewohnungen und die Pflege des Vorgartens der Schwesterstation. In der Dorfstraße wurde ein Zaun gesetzt und Abwas-serrohre gemeinsam eingesetzt. Am 21. März wurde eine Reihenröntgenuntersuchung durchgeführt.

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Familie E. Labrenz baute sich in diesem Jahr ein Eigenheim. Die Gemeinde verwaltete 24 volkseigene Wohnungen, davon waren 6 Wohnungen ohne Innen-WC und Wasserleitung.

Es wurden verstärkt Anträge auf Erwerb von Wochenendgrundstücken an die Gemeinde gestellt, die aber abgelehnt wurden.

Der Gemeinde wurden durch Diebstahl von Milchflaschen, Zerstörungen von Plakaten und Aushän-gen, Verschmutzung des Müllplatzes Schaden zugefügt. Der Jugendclub beendete seine Arbeit.

Die Probleme mit Wasser und Abwasser spitzten sich weiter zu.

Die Jahre 1986 – 1989

1987 wurden 5 Familien mit 3, eine Familie mit 4 und eine Familie mit 5 Kindern offiziell von der Gemeinde sozial betreut. Dazu gehörte die finanzielle Unterstützung beim Kauf von Kinderbekleidung, Wäsche und Möbeln. Darüber hinaus gab es finanzielle Hilfen für die Jugendweihe, die Einschulung und die Teilnahme an Ferienlagern sowie Zuschüsse für Sport- und Kulturveranstaltung und für Kinderspei-sung und Milch in der Schule.

In der Gemeinde war kein Betrieb mit Hauptsitz ansässig, Selchow war ein Betriebsteil des VEG Waß-mannsdorf und Diepensee.

Die Gemeinde verfügte über einen Kindergarten und hatte eine Konsumfiliale. Die Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde, der Volkssolidarität, der Nationale Front und dem DFD

wurde als gut eingeschätzt. Die finanzielle Unterstützung der Gemeinde durch das VEG „T“ Waßmannsdorf und das VEG „P“ Die-

pensee wurde durch einen Kommunalvertrag geregelt. Schwerpunkt der Arbeit der Bürgermeisterin Gerlinde Busse war die Schaffung besserer Wohnver-

hältnisse durch die Förderung des Eigenheimbaues sowie schnellere Reparaturen und Rekonstruk-tionen in den Gemeindewohnungen. Bis zum Jahresende konnten bei 2 Familien neue Öfen gesetzt werden, eine Familie bekam eine Zentralheizung. In weiteren Wohnungen wurden neue Badeöfen und Gasherde installiert.

Am 3.3.1987 feierten die Rentner von Selchow in den Räumen der ehemaligen Schule Fasching. Die Kindergartenkinder feierten in ihren Faschingskostümen mit. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Volkssolidarität.

Am 5.9. 1987 fand ein Fest im Gutspark mit einem Kegelturnier, einer Tombola, und mit Kinderbelus-tigung statt. Ein Trödelmarkt wurde organisiert, auf dem private Händler Drechsel- und Gipsarbeiten, Lederwaren und Schmuck anboten.

Anlässlich der Feierstunde zum 38. Jahrestag der DDR wurde Rudolf Blümke für seine 50jährige Mit-gliedschaft in der Freiwilligen Feuerwehr Selchow ausgezeichnet.

Am 27.11.1987 erhielt die Gemeinde vom Rat des Kreises die Aufforderung, private Gewerbetätigkeit im Handel und der Gastronomie zu unterstützen. Volker Teschke eröffnete daraufhin einen Getränke-stützpunkt, für den er am 5.7.1988 die Gewerbegenehmigung erhielt. Rudi Sauerwald eröffnete eine Gärtnerei auf seinem Hof.

1988 erhielt die Gemeinde für das Haushaltsjahr 89,9 TM, davon 29.8 TM aus dem Staatshaushalt. Am 14.1. 1988 wurde Bürgermeisterin Gerlinde Busse auf eigenen Wunsch von ihrer Funktion abbe-

rufen. Die langjährige Sachbearbeiterin schied im Mai 1988 aus, Herr Guschall legte wegen Wegzugs sein Mandat als Gemeindevertreter nieder. Ingrid Ritter übernahm kommissarisch die Funktion der Bürgermeisterin. Die geplanten Bauvorhaben wie z.B. die Verlegung der Wasserleitung im Ausbau, der Anschluss der letzten Haushalte an das zentrale Wassernetz und die Reparatur der Dorfstraße wurden beendet. Im März 1988 beantragten die Bürger von Selchow Trauerfeiern in der Halle der Kirche abzuhalten, dieser Antrag wurde von der Kirchengemeinde abgelehnt, da sie keine weltliche Trauerfeier in der Kirche wünschte.

Am 22.3.1989 fand eine öffentliche Einwohnerversammlung in Selchow statt. Dazu eingeladen hatte der Vorsitzende der Nationalen Front, Alfred Mann. 24 Kandidaten für den Ortsausschuss sollten ge-wählt werden. Als Gast war Herr Illner, Mandatsträger der VdgB, anwesend. Spitzenkandidat war Herr Grünack von der DBD. Schon seit Jahren gab es in Selchow Eingaben und Beschwerden die Ab-wasserentsorgung betreffend. In einem Schreiben vom 26.4.1989 gab die Abteilung Umweltschutz, Wasserwirtschaft und Erholungswesen des Kreises KW folgende Informationen: Das Abwasser aus dem Territorium Selchow sollte perspektivisch zum Klärwerk Waßmannsdorf übergeleitet werden.

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Ein Teilprojekt für das Kanalnetz und das er-forderliche Abwasserpumpwerk wäre bereits erarbeitet. Die Gesamtmaßnahme des Gemein-deverbandes Schönefeld musste aber erst zum Abschluss gebracht werden, um mit der Rea-lisierung zu beginnen. Im Mai 1989 fanden Kommunalwahlen statt. Die Unterlagen dar-über sind nicht vollständig erhalten. Als Bür-germeister wurde Uwe Grünack gewählt. Am 11.7.1989 fand eine Gemeindevertretersitzung statt. Im Bericht hieß es, dass die Bauarbeiten am Bahnhof, der Bad-Anbau in der Dorfstr.6 und der Eigenheimbau von Familie Apel been-det seien. Die FFw. belegte beim Leistungsver-gleich den 1. Platz. Im Kindergarten beginnt eine Absolventin zu arbeiten, die vom Perso-nal des Kindergartens unterstützt werden soll. Diese Absolventin sollte die Wohnung Oll-schewski erhalten, die aber noch nicht frei war.

Der Anschluss an das Trinkwassernetz in der Mittenwalder Str. verzögerte sich weiter, da Material fehlte. Am 9.11.1989 fand eine wei-tere Einwohnerversammlung statt. Anwe-send waren Bürgermeister Uwe Grünack, die Ratsmitglieder Alfred Mann und Sieglinde Zimmermann, die Abgeordneten G. Jahnke, G. Hiltner, H. Schulz, die ehemalige Bürger-meisterin I. Ritter und K. H. Lüpke. Auf dieser Einwohnerversammlung wurden alle Mängel diskutiert, die schon seit Jahren bestanden. So zum Beispiel die stockende Erweiterung des Trinkwassernetzes, die mangelnde Entsorgung der Fäkalien und die notwendige Reduzierung des Fluglärmes durch eine Veränderung der Flugschneise.

Die Einwohnerversammlung formulierte entsprechende Vorschläge und Forderungen um die Miss-stände zu beheben. So sollte zum Beispiel eine ambulante Fleisch- und Fischversorgung organisier, die Gehwege nach Beendigung der Bauarbeiten gepflastert und eine Jugendforum organisiert werden. Des Weiteren sollte kein Mineraldünger mehr auf dem Feld gelagert werden, da dadurch die Bäume zerstört würden. Die Subventionierung von Mieten musste zwischen volkseigenen und privaten Woh-nungen geklärt werden. Auf allen Ebenen sollten freie Wahlen stattfinden. Für die kommunalpoliti-schen Aufgaben war ein konkreter Maßnahmenplan zu erarbeiten.

Am 8.11.1989 wurde die Hauptversammlung der Interflug zu einer Aussprache wegen des Fluglärms zum Bürgermeister eingeladen.

Im Dezember lag dem Rat der Gemeinde ein Antrag auf ein Gewerbe zur Abfuhr von Fäkalien vor. Da die Voraussetzungen vorhanden waren (Traktor und Fass) wurde diesem zugestimmt.

Am 31.12.1989 hatte Selchow 165 männliche und 196 weibliche Einwohner. Von 1985 bis 1989 hatte sich die Bevölkerungszahl also um 25 Personen verringert. Zwischen 1985 und 1989 wurden 17 Kin-der geboren, 27 Personen verstarben. Je 100 Einwohner hatte die Gemeinde Selchow 16,3 Kinder, 63,7 Bürger im arbeitsfähigem Alter und 22,4 Rentner. Konkret hieß das: 50 Kinder, 220 arbeitsfähige Bürger und 81 Rentner. Der Kindergarten hatte 18 Plätze, davon wurden im Durchschnitt des Jahres 8 Plätze in Anspruch genommen.

Das 2. Fest im Gutspark wurde 5.9.1987 gefeiert.

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Die Gemeinde Selchow nach der politischen WendeQuelle: Schönefelder Gemeindeanzeiger und Akten aus dem Schönefelder Archiv

Die folgenden Ausführungen sind eine Zusammenfassung von Ereignissen, Vorhaben und Aktivitäten in der Gemeinde Selchow in Zusammenhang mit der Entwicklung der Großgemeinde Schönefeld.

Die Jahre 1989 – 1995

1989 Am 9.11 1989 ging eine Einladung zum „Dialog im Rathaus“ an alle Bürger Selchows. Darin wurde versprochen, dass soweit wie möglich jede Frage beantwortet würde, auch die unangenehme. Kein Thema sollte Tabu sein. Die Bürger Selchows wurden zum offenen, freien und ungezwungenen Streit-gespräch aufgefordert.

1990 Am 11.1.1990 fand eine weitere Einwohnerversammlung statt. Daran nahmen M. Becker, Aufbauleiter in Kleinziethen, zuständig für die Verregnung geklärter Abwässer in Selchow, Diepensee und Rotberg und die Kollegen Gabel und Deckert von der Hauptverwaltung der zivilen Luftfahrt des Ministerium für Verkehrswesen und 80 Einwohner aus Selchow und Rotberg teil. Die Bürger Selchows forderten eine schriftliche Mitteilung über die festgeschriebene Flugschneise, Maßnahmen zum Lärmschutz, Unterstützung beim Einbau von Lärmschutzfenstern und Aufklärung über den Ausbau des Flugha-fens Schönefeld.

Der Vertreter der Interflug versprach, sofort Messungen über einen längeren Zeitraum durchführen zu lassen. Die Selchower Bürger lehnten die Verregnung der in 3. Stufe geklärten Abwässer ab, da die Baukapazitäten für eine Trink- und Abwasserleitung nicht vorhanden waren. Es bildete sich eine Bür-gerinitiative unter Leitung von Pfarrer Karl-Heinz Lüpke. Daraufhin trafen sich 20 Bürger regelmäßig und stellten eine Kandidatenliste für eine neue Gemeindevertretung auf.

Am 21.1.1990 fand eine Demonstration von 200 Bürgern statt. Sie verlangten Aufklärung über die Flugrouten über Selchow und die Erweiterung des Flughafens Schönefeld. Außerdem forderten sie eine Verbesserung der Trinkwasserversorgung, die Realisierung einer Abwasserentsorgung durch den Anschluss an das Klärwerk Waßmannsdorf, die Einstellung der Begüllung, keinen Bau einer Verregnungsanlage für die Abwässer in Selchow vom Klärwerk und Trinkwasseranschlüsse für alle Haushalte.

Am 20.2.1990 wurde beschlossen, am 18. März 1990 eine neue Gemeindevertretung zu wählen. Am 6.3.1990 tagte wiederum die Bürgerinitiative. Hauptthema war die schlechte Qualität des Trink-

wassers durch die Nitratverseuchung des Grundwassers. Vom VEG Waßmannsdorf wurde die Einstel-lung der Begüllung der Felder und ein Verbot des Baus einer Verregnungsanlage für die Abwässer gefordert. Weitere Forderungen waren der Anschluss der Gemeinde Selchow an das Abwassersystems des Klärwerkes Waßmannsdorf, die Schaffung von Trinkwasseranschlüssen für alle Haushalte, die Rückerstattung der zusätzlichen finanziellen Aufwendungen für Mineralwasser und die Stillegung des Güllegrabens in den Schinderfichten.

Am 13.3.1990 fand eine Sitzung des Runden Tisches statt. Dabei stellten sich 15 Kandidaten für eine Aktionsgemeinschaft „territoriale Organe – IF“ zur Verfügung. Außerdem stellten sich die Kandi-daten der Liste 1 „Bürgerkomitee“ für die neue Gemeindevertretung vor. Das waren Marita Exner, Lutz Hornke, Regina Jacob, Lutz Ribbecke, Bernd Schultze, Rainer Schulz, Ewald Selent und Sylvia Zimmermann. Zur Bürgermeisterin wurden schließlich Frau Sylvia Zimmermann gewählt und zum Vorsitzender der Gemeindevertretung Pfarren Karl-Heinz Lüpke.

(Quelle waren die Ausweise für Gemeindevertreter 1990 bis 1994) Zu den ersten Beschlüssen der neuen Gemeindevertretung gehörten die Überprüfung aller Gemeinde-

vertreter auf Mitarbeit beim MfS (dazu wurde ein Antrag an den Staatsanwalt gestellt) und das Vor-kaufsrecht für Selchower Bürger beim Verkauf von Häusern. Ab sofort entfiel die kostenlose Essens-versorgung der Kinder im Kindergarten Selchow und in der Kinderkrippe Waßmannsdorf. Bedürftige konnten aber einen Antrag auf Unterstützung beim Sozialamt in Königs Wusterhausen stellen. Die Kosten für die Müllabfuhr mussten ab sofort von den Mietern selbst gezahlt werden. Die Abfuhr der Fäkalien wurde ebenfalls den Mietern in Rechnung gestellt.

Am 1.2.1990 erhielt die Gemeinde Selchow vom Rat des Kreises die Mitteilung, dass sie sich bis 31.3.1990 bei Straßenunterhaltungsaufgaben eigenverantwortlich um Verträge mit den Straßenun-terhaltungsbetrieben bemühen muss. Die Eigentümer von Grundstücken konnten Verträge über eine

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regelmäßige Fäkalienabfuhr mit der Firma Ewald Selent, in Selchow, abschließen. Ein Krippenplatz in Waßmannsdorf kostete nun 3 M am Tag, früher musste nur das Essen bezahlt werden.

Ursel Münch beantragte einen Wohnberechtigungsschein für 5 Personen. Frau Münch wohnte im Haus Dorfstraße 9, dessen Besitzer in den Westen gegangen war. Das VEG Waßmannsdorf übernahm und rekonstruierte das Haus. Der Alteigentümer bekam das Haus schließlich zurück.

Ab 16.7.1990 verlangte das VEG Waßmannsdorf für ein Betriebsessen 2,00 DM. Der Runde Tisch Selchow stellte einen Aktionsplan zur Flughafenproblematik auf. Darin

wurde ein regelmäßiger Informationsaustausch über das Verhalten der Interflug, Schadensersatz für flugbedingte Gebäudeschäden, Lärmüberwachung, Schallschwingungsmessungen, die Kontrolle der Einhaltung der Flugschneisen und Steuerermäßigungen gefordert. Außerdem sollten die Rundflüge an den Wochenenden eingestellt und Luftschadstoffe gemessen und die Messergebnisse bekannt ge-ben werden. Außerdem wollten die Selchower darüber Informiert werden, wo Treibstoff vor der Lan-dung abgelassen werde. Verlangt wurden zudem der Einsatz von leisen und sparsamen Flugzeugen und die Einstellung von unrentablen Flügen.

Bereits am 31.1.1990 erhielt die Gemeinde Selchow eine Anfrage von der Gemeinde Reichshof nach einer Partnerschaft. Der Nordrhein-Westfälischer Städte- und Gemeindebund bot der Gemeinde Sel-chow Hilfe bei der kommunalen Selbstverwaltung an. Die TU Berlin stellte der Gemeinde Material zu, das sich mit den Grundsätzen der Naherholung und Tourismus Ost/West beschäftigte

Die MAZ berichtete 1990 unter dem Titel: „Berliner Stadtgut muß Ordnung schaffen“. „Die Landwirtschaft in Selchow war in den letzten Jahrzehnten vom ehemaligen Volksgut geprägt. Davon

zeugen die Stall- und Lagerkomplexe am Ortsrand. Einen optimistischen Eindruck machen sie nicht. Die Rück-führung der Geschäfte und die Verwaltung der Berliner Stadtgüter verliefen nicht schmerzfrei und haben ihre Spuren hinterlassen. Der Technik-Friedhof am Ortseingang aus Richtung Mittenwalde ist nur eine der Altlas-ten. Ein neuer Gutsverwalter hat kürzlich in Waßmannsdorf die Leitung übernommen. Von ihm erhofft die Bürgermeisterin Sylvia Zimmermann bessere Kontakte und eine dem Gemeinwohl dienende Zusammenarbeit. Die Kommune würde schon gerne wissen, ob beispielweise die Brennerei wieder in Betrieb geht, was aus dem LWH wird, in dem zur Zeit Fremdarbeiter untergebracht sind und ob der schöne Park auf dem Gutsgelände erhalten bleibt. Als größere Investitionsbremse für die Gemeinde im Nordkreis erweist sich gegenwärtig der Entscheidungsmangel darüber, was aus dem Schönefelder Flughafen wird.

Sylvia Zimmermann: ‚Davon hängt unser Schicksal ab. Zur Zeit stehen wir Gewehr bei Fuß und warten, wie die Verhandlungen in Berlin und Potsdam ausgehen. Deshalb sind in Selchow nur bei Arbeiten unter der Erde die größten Fortschritte erkennbar. Telekom ist durch und gegenwärtig verlegt die Energieversorgung Weser- Ems AG die Gasleitungen‘.“

Das VEG T Waßmannsdorf/Diepensee beabsichtigte 1990, die Verwaltung des Gutes in das alte Her-

renhaus nach Selchow zu verlegen. Die Entwürfe für den Umbau lagen schon vor. Es sollte aber anders kommen. Die Produktion des Betriebes wurde durch Anordnung des Berliner Senats eingeschränkt, viele Mitarbeiter wurden entlassen, die Lehrlingsausbildung wurde eingestellt. Das Haus wurde schließlich leer geräumt. Es steht auch 2011 noch leer und verkommt.

Am 22.9.1990 feierten die Selchower Bürger ein Dorffest. Die Einnahmen von 1.361 M und wurden dem Kindergarten zur Verfügung gestellt.

Auch auf dem Stadtgut Selchow erfolgten 1990 erhebliche Veränderungen, die nicht unwe-sentlich Einfluss auf das Leben im Ort hatten.

Am 1.9.1990 ging am ehemaligen Standort der Rindermast ein Reitstall in Betrieb. Mietern, die nicht im Gut arbeiteten wurden die Werkswohnungen gekündigt. Die finanzielle Unterstützung für die Fe-rienobjekte fiel weg.

Die Schafherde von Selchow wurde zum Betriebsteil Deutsch Wusterhausen verlegt, die Reitpferde des Betriebes verkauft, die Besamung im Kuhstall Selchow eingestellt und die Schweinezucht ver-pachtet. Die Barzahlungen an die Mitarbeiter wurden eingestellt.

Ab 11.9.1990 wurden die Mitarbeiter des Stadtgutes nach dem West-Manteltarifvertrag bezahlt. Der umgebaute Rinderstall wurde als Boxenstall für 40 Pensionspferde genutzt. Die Boxen wurden

vermietet. Leiter des Stalles war Herwig Labrenz, er hatte 2 Mitarbeiter. Die Sektion Pferdesport, bzw. der Fahr- und Reitverein Selchow, begann mit Kinderreiten für 15 DM/Stunde.

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Im Juli 1991 begannen die Diskussionen um den Ausbau des Flughafens Schönefeld. In der Gaststätte in Rotberg fand mit Vertretern der Landesregierung die erste Anhörung zum Ausbau des Flughafens statt. Pfarrer Lüpke schätzte das Ergebnis so ein: „Wir sind nicht so blauäugig als Gemeindevertreter und glauben, dass der Flughafen Schönefeld verschwindet. Wir haben uns auch damit abgefunden, dass die Flug-gastkapazität auf 25 Mio. pro Jahr ansteigen wird. Aber 13 Gemeinden haben sich an die Landesregierung mit der Ablehnung eines Großflughafens gewandt, aber keine Antwort erhalten.“

1992 wurde das Amt Schönefeld aus den Gemeinden Diepensee mit 272 Einwohnern, Großziethen mit 5.698 Einwohnern, Kiekebusch mit 207 Einwohnern, Schönefeld mit 2.856 Einwohnern, Selchow mit 297 Einwohnern, Waltersdorf und Rotberg mit zusammen 1.768 Einwohnern sowie Waßmannsdorf mit 872 Einwohnern durch freiwilligen Zusammenschluss gebildet.

Am 28.6.1992 erfolgte die Bestätigung des Zusammenschlusses durch den Kreistag. Zur feierlichen Amtseröffnung hatten sich am selben Tag im Hof des neuen Amtssitzes in Schönefeld, Schwalbenweg 8, Vertreter der Kreisverwaltung, die zum neuen Amt gehörenden Bürgermeister, sowie Gemeinde-vertreter, Mitglieder des Amtsausschusses, Handwerker, Gewerbetreibende und Investoren sowie die festen Mitarbeiter des neuen Amtes eingefunden.1992 kehrte eine Traditionsfahne nach Selchow zurück, die an eine Veranstaltung des Teltower Bau-ernvereins im März 1871 erinnerte. Sie trägt die Aufschrift „Gott mit uns“. Die Fahne war in den 70er Jahren beim Aufräumen in der Kirche gefunden worden. Sie ging als Leihgabe zum Rat des Kreises. Als die Kreisverwaltung 1991 umzog, gab man die Fahne der Gemeinde zurück. Die Fahne befindet sich seit 2010 in der Kirche.1992 wurden die 15 kommunalen Wohnungen an die zentrale Trinkwasser- und Abwassernetz ange-schlossen. Im Mai 1992 wurde die Gasversorgung in Selchow von Stadtgas auf Erdgas umgestellt.Ab 1.7.1992 hatte die gemeinsame Amtsverwaltung ihren Sitz in Schönefeld, Schwalbenweg 8.Die Sitzungen des Amtsausschusses waren öffentlich.Das neue Amt hatte folgende Personalstruktur: Hauptamt: Leiter Dr. Udo Haase, Waßmannsdorf; Finanzverwaltung: Leiter Gerhard Temmel, Schönefeld; Ordnungsamt: Leiter Dieter Trebbin, Walters-dorf; Schul- und Sozialamt: Leiter Hans-Peter Griephan; Bauamt: Leiter Hans-Georg Springer, Groß-ziethen.Dem Vorstand des Amtsausschusses gehörten als Vorsitzender Karl-Heinz Lüpke aus Selchow, als stellvertretende Vorsitzende Reinhold Lehne aus Waßmannsdorf und Detlef Bertram aus Kiekebusch an. Durch die Amtsbildung ergab sich die Notwendigkeit, eine neue Buslinie, die das Amt Schönefeld mit allen 8 Gemeinden verbindet, aufzubauen.In Selchow wurden durch die Einschränkung der Produktion im VEG Waßmannsdorf, BT Selchow, viele Mitarbeiter entlassen. Es entstand ein Vakuum bei der Leitung des Betriebes, so dass die Ord-nung im Betrieb vernachlässigt wurde. So wurden z.B. schrottreife Landmaschinen am Feldrand ab-gestellt, die das Ortsbild in Selchow verschandelten.

Offen war, was aus dem ehemaligen Lehrlingswohnheim werden würde, in dem zu dieser Zeit Fremd-arbeiter wohnten. Unklarheiten herrschten auch über die Erhaltung des Parks und der Zukunft des Gutes.

Zu den Sorgen der Selchower Bürger gehörte auch der steigenden Fluglärm und der wachsende Fahr-zeugverkehr, der durch das Dorf raste. Befürchtet wurde, dass Investoren den Ort dadurch meiden würden. Eine Bürgerinitiative gegen den Fluglärm wurde von Frau Lawrenz gegründet. Es fanden zahlreiche Veranstaltungen statt, an denen auch Einwohner der umliegenden Dörfer teilnahmen. Ein Ergebnis dieser Veranstaltungen war die Forderung, dass beim Ausbau des Flughafens Schutzmaß-nahmen gegen den Lärm eingeleitet werden müssen.

In einer Scheune auf dem Bauernhof Sauerwald gründete sich die „Depot Fenster GmbH“. Betreiber waren Dieter Dell und Klaus-Dieter Potratz.

Ein Investor aus Amsterdam erwarb eine Fläche von 16.000 qm an der Dorfstraße, um dort einen Bür-gerpark mit Restaurant und Einkaufsmöglichkeiten für die Bürger des Ortes zu errichten.

Im August fand auf dem Gutshof Selchow ein Bikertreffen der Deutschen Bikerunion statt.Ab 1993 gehörte Selchow durch die Kreisgebietsreform im Land Brandenburg zum Landkreis Dahme-Spree-

wald.Am 5.12.1993 fanden Kommunalwahlen statt. In Selchow wurde Lutz Ribbecke zum Bürgermeister

und Regina Jakob, Heinz Schulz, Alfred Mann, Katrin Labrenz, Marita Exner, Hans-Joachim Bossling,

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Ewald Selent sowie Karl-Heinz Stippekohl in die Gemeindevertretung gewählt. Die Wahlbeteiligung lag bei 68,40 %. 1993 zahlten die Einwohner von Selchow für den Anschluss an das Abwassernetz 5.000 DM je Grundstück. Die Sammelgruben entlang der Trasse waren nun Vergangenheit.

Am 19.10.1993 erschien in der KW-Rundschau ein Beitrag zur Zukunft der Landwirtschaft in Selchow. Hier eine Passage: „Frau Mette schätzte ein, dass man zur Zeit und in Zukunft nicht von der Landwirtschaft, auch als Nebenerwerb, leben kann. Die Kunden wollen den Preis für die mit Hand geernteten Kartoffeln und für das vorzügliche Gemüse nicht bezahlen. Auch der Gewinn aus der Schweinemast ist gering. Familie Mette hält 40 Mastschweine, Hühner, Gänse und Enten. Da der Erlös aus dem Gemüsebau zu gering und die Arbeit ohne Technik zu schwer ist, werden 1994 statt 4 ha nur noch 1 ha mit Gemüse angebaut. Familie Labrenz sieht ihre Zukunft in dem Nebenerwerb durch ihren Pferdehof, der noch ausgebaut werden soll. Frau Labrenz arbeitete als Lehrerin und Herr Labrenz war noch Schlosser.“ Einige Jahre später baute Familie Labrenz das Gut Boddinsfelde zum großen Pferdehof aus. Die Wohnungen im Gutshaus wurden aus-gebaut.

1993 eröffnete Lutz Ribbecke eine Landschänke, Rudi Sauerwald erweiterte seine landwirtschaftliche Produktion und eröffnete seinen Hofladen.

Im Februar 1994 skizzierte Bürgermeister Lutz Ribbecke seine Vorstellungen von der Entwicklung Sel-chows. Danach sollte das Dorf ein ortstypisches, schönes Bild bekommen und kleine und mittelstän-dische Gewerbe angesiedelt werden. Im Gutshaus und im Dorfkern sollten Wohnungen entstehen. Selchow sollte in die Lärmschutzzone I aufgenommen werden, aber auch vom Flughafen durch Neu-ansiedlungen profitieren.

Laut Haushaltssatzung der Gemeinde waren für das Jahr Einnahmen und Ausgaben von 586.875 DM vorgesehen. Die Einnahmen und Ausgaben im Vermögenshaushalt betrugen 50.422 DM.

Am 2.5.1994 eröffnete Irma Valentin einen Backshop mit Qualitätsprodukten von DahlBack in Sel-chow. Der Backshop wurde im November 1997 wieder geschlossen.

Im Juli erhielt der Kindergarten in Selchow den Namen „Wichtelstein“. Die 16 Kinder boten zur Na-mensweihe ein lustiges Programm für Eltern und Einwohner.

1994 gab Investor Rembert Faesser der MAZ ein Interview, in dem er seine Pläne umriss: „In Selchow entsteht zur Zeit ein High Tech Medienzentrum. Der Standort wurde wegen der Nähe zum Flug-

hafen Schönefeld, wegen des direkten Anschlusses zur Autobahn, zum Intercity und zur Berliner Innenstadt gewählt. Bis 1995 sollen 6 Gewerbehäuser und 20 zwei-etagige, dem dörflichen Charakter angepasste Gebäude mit ausgebauten Dächern und ein kleines Business-Hotel entstehen. Weiterhin entstand zwischen Mitten-walder und Rotberger Straße an der Spitze eines Felder-Dreiecks ein Neubau für Firmen aus dem Druck- und Reproduktionsgewerbe. Durch diese Vorhaben sollen in Selchow einmal 1000 Menschen Arbeit finden.“

1995 wurden in einem Werbeprospekt der Immobilien Projekt Gesellschaft mbH Eigentumswohnungen vorgestellt, die in Selchow gebaut werden sollen. Das Gutshaus wurde zwischenzeitlich von der Te-lekom genutzt. Am High Tech Printmedienzentrum wurde Richtfest gefeiert. Der Investor des High Tech Printmedienzentrum versprach Selchow ein neues Gerätehaus für die Feuerwehr. Der Dahme-Kurier der MAZ berichtete am 28.7.1995: „Bereits die achte buntgeflochtene Richtkrone flatterte gestern Nachmittag im Selchower High Tech Printmedienzentrum, während aus dem Leierkasten die Märkische Heide orgelte. Stolz ließ sich die Münchener Bauherren-Familie Gaa neben der Richtkrone ablichten.“

Bereits am Vortag war der begrenzte Ausbau des Flughafens Schönefeld beschlossen worden. Bis Juli 1995 waren in Selchow 250 Arbeitsplätze entstanden, 2000 sollten es noch werden.

Die Jahre 1996 – 2000

Am 23.1.1996 wurde im Schönefelder Amtsanzeiger die Hauptsatzung der Gemeinde Schönefeld veröf-fentlicht. Am 21.3.1996 schrieb der Heimatkurier: „5 Häuser sind im Medienpark fertig und an Gewerbe vermietet… Das Wirtshaus Selchow mit 400 qm Fläche ist ebenfalls fertig; es gibt preiswertes Essen.“

Ende November war auch die Berliner Zeitung auf Selchow aufmerksam geworden: „Das Medienhotel ist mit 12 Doppelzimmer durch Bauarbeiter und Monteure ausgelastet, 24 Zimmer sollen es einmal werden. Der Mak-ler Norbert Uhlig bemerkte aber, daß die Unsicherheit um den Fluhhafen auch andere verunsichert. So sind von den 8 bezugsfähigen Häusern mit je 3.000 qm Gewerbefläche noch 40 % nicht vermietet.“

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Am 27.9.1998 fanden Gemeindevertreter- und Kreistagswahlen statt. Für Selchow wurde folgendes Wahl-ergebnis ermittelt:Gemeindevertreterwahl nach Parteien, Politischen Vereinigungen und Einzelbewerbern: Stimmen Anteil in % SitzeCDU 412 71,26 6EinzelbewerberAlfred Mann 66 11,42 1EinzelbewerberK. H. Stippekohl 100 17,30 1

Folgende Bewerber und Bewerberinnen wurden schließlich gewählt: Für die CDU Regina Jacob, Katrin Labrenz, David Exner, Alfred Mette, Kerstin Ribbecke und Ilona Boßling sowie die Einzelbewerber Alfred Mann und Karl-Heinz Stippekohl.

Die Wahlbeteiligung bei der Kommunalwahl lag bei 82,4 %. Lutz Ribbecke erhielt mit 68 Stimmen, 11,76 % der gesamten Stimmen. Da er auch zum Bürgermeister der Gemeinde Selchow gewählt wurde, nahm er das Mandat als Gemeindevertreter nicht an.

Die Wahlbeteiligung bei der Kreistagswahl 1998 lag bei 77,6 %. In Selchow stimmten 48,27 % für die SPD, 27,69 % für die CDU, 8,93 % für die PDS, 3,46 % für die FDP, 6,74 % für Bündnis90/Grüne und 4,92 % für die Listenvereinigung.

Die Angaben zur Wahl 1998 sind dem Schönefelder Amtsanzeiger entnommen.Am 31.12.2000 hatte die Gemeinde Schönefeld 11.524 Einwohner. 284 davon lebten in Selchow. Die Grundschulen befanden sich in Großziethen und Schönefeld.

Die Jahre 2001 – 20052003 fanden Kommunalwahlen statt. Dr. Udo Haase wurde für die Wählervereinigung „Alle für Eine“ mit

54,4 % der abgegebenen Stimmen zum Bürgermeister der Gemeinde Schönefeld gewählt. Kein Kan-didat aus Selchow schaffte es in die Gemeindevertretung Schönefeld. Als Ersatzperson wurde Alfred Mann und Lutz Ribbecke mit je 116 Stimmen (2,59 %) gewählt.

2004 wurde im „Heimatkalender KW und Dahmeland“ folgendes veröffentlicht: „Am 1.5.2002 entdeckte Herr Fischer aus Zeuthen im Aushub einer kleinen Baustelle neben der Kirche mo-

derne Haushaltsabfälle. Es war der Aushub aus der Abfallgrube der alten Dorfschule. In der Grube lagen Scherben von alten Haushaltsgefäßen, die von Herrn Fischer zeichnerisch zusammengesetzt wurden und 64 Haushaltsgeräte und einen knöchernen Kamm ergaben. Die Haushaltsgefäße ergaben, dass sie aus dem be-scheidenen Haushalt des Dorfschullehrers stammten. Es waren Töpfe, Teller, kleine Henkeltöpfe, 1 Schüssel und eine Waschschüssel mit Seifenablage. Auf den Scherben wurden Inschriften und Marken gefunden, die darauf schließen lassen, dass die Scherben zwischen 1838 und 1850 vergraben wurden. Die meisten Gefäße stammen wahrscheinlich aus den benachbarten Töpfereien.“

2005 siedelten 35 Personen aus 13 Haushalten aus Selchow nach Großziethen um. Die Senioren/innen aus Selchow erhielten ihren eigenen Club im Anbau der alten Schule.

Die Jahre 2006 – 2011Am 23.7.2007 beschloss die Gemeinde Schönefeld für alle Ortsteile eine neue Ortssatzung. Im Juli betrafen Beschlüsse der Gemeindevertretung Selchow. Konkret ging es um die Verwertung

oder Sanierung kommunaler Wohnungen. Außerdem wurde beschlossen, die neuen Mitglieder der Feuerwehr einzukleiden.

Am 18.10.2007 fand in der Gaststätte Dymke in Waßmannsdorf eine Informationsveranstaltung für Selchower Bürger zur Antragstellung für den Lärmschutz für Häuser und Wohnungen im Rahmen des Flughafenbaus statt.

Am 30.11.2007 fand in der Kirche Selchow ein Konzert statt. Im Dezember 2007 stießen Mitarbeiter des Landesdenkmalamtes auf eine 50 m lange Grabanlage

aus der Jungsteinzeit. Der Fund befand sich an der Stelle, wo das Bahngleis des unterirdischen Bahn-hofs des Flughafens BER liegt. 4 Gräber wurden entdeckt, die knapp 4000 Jahre im märkischen Sand

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verborgen waren. Darin lagen 3 Skelette von einem Knaben, einer Frau und einem Mann. Im 4. Grab lagen die Reste einer Frau. In Nachbarschaft der Gräber wurden die Reste einer slawischen Gehöft-Gruppe gefunden. Außerdem wurden Grabbeigaben wie Pfeilspitzen, Feuersteine und Keramiken ge-funden. Der Selchower Fund ist besonders bedeutsam, da er das Wissen um das Leben und Sterben der jungzeitlichen Bauern in Brandenburg dokumentiert.

Im März 2008 erfolgte die Schließung der Straße zwischen Tollkrug und Selchow. Der Ausbau der Straßen und Straßentrassen in Selchow und Waßmannsdorf begann.Am 23. Mai wurde der Autobahnabschnitt Schönefeld- Berlin eingeweiht.Ende Mai fand die ILA statt. Vom 28.4. bis 27.8.2008 fand eine Volksabstimmung für ein Sozialticket in Brandenburg statt. Für Schönefeld wurde die Tarifzone von B auf C verändert, das bedeutete eine Fahrpreiserhöhung um 0,70 Cent. Die alte Tarifzone galt seit 1996. Im Juni wurden die Bauarbeiten am BBI für die Selchower besonders spürbar. Fast täglich bewegte sich eine große Staubwolke von der Baustelle auf Selchow zu. Am 28.9.2008 fanden Kommunalwahlen statt. Das Wahllokal befand sich im Feuerwehrgebäude von Selchow in der Mittenwalder Str. 1. Alfred Mann und Lutz Ribbecke kan-didierten für Selchow auf der Liste der Bürgervereinigung „Alle für Eine“. Für den Kreistag Dahme-Spreewald gab es aus Selchow keinen Kandidaten.

Das Wahlergebnis:Die gültigen Stimmen und Sitze in der Gemeindevertretung Schönefeld verteilen sich wie folgt: Stimmen SitzeSPD 1.929 4CDU 2.777 5Die Linke 1.218 2FDP 313 1Alle für Eine 4.059 8Einzelvorschlag Holz 199 0Bürgerinitiative Schönefeld 991 2gesamt 11.486 22In die Gemeindevertretung Schönefeld wurde kein Kandidat aus Selchow gewählt.

Alle 302 gültigen Stimmen zur Wahl des Ortsbeirates Selchow gingen an die Kandidaten der Bür-gervereinigung „Alle für Eine“. Das waren Alfred Mann mit 115 Stimmen, Lutz Ribbecke mit 85 Stimmen und Sabine Kinscher mit 102 Stimmen. Alfred Mann wurde Ortsvorsteher in Selchow. Der 1946 geborene Alfred Mann ist Ingenieur für Landtechnik und lebt seit 1969 in Selchow. Seit 1974 ist er Abgeordneter der Ortsvertretung und Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr und heute Gemeinde-brandmeister der Gemeinde Schönefeld.Am 16.7.2008 beschloss die Gemeindevertretung die Aufstellung der Klarstellungs- und Ergänzungs-satzung für die Ortslage Selchow. Im Oktober war die Teilumsiedlung Selchows auf Grund des Flug-hafenbaus abgeschlossen. Im Dezember wurde der Ankauf einer Teilfläche im Ortsteil Selchow für ein gemeindliches Vorhaben beschlossen. Im November legte Gemeindebrandmeister Alfred Mann gemeinsam mit dem Architekten und Vertretern der Gemeinde den Grundstein für ein neues Feu-erwehrhaus in Großziethen. Am 27.12.2008 veranstaltete die FFw an der Feuerwehr in Selchow das traditionelle Jahreswendefeuer.

2009 wurden Tiefbaumaßnahmen für eine neue Straßenbeleuchtung in der Rotberger Straße durchgeführt. Das Gebäude der FFw und viele Privathaushalte erhielten Schallschutzfenster, außerdem wurde ein Schallschutzprojekt entwickelt. Die Planungen für die ILA begannen, ebenso wie die für einen Rad-weg von Glasow nach Selchow und weiter nach Waßmannsdorf.2009 führte die Regionale Verkehrsgesellschaft Dahme-Spreewald eine Befragung zum Busverkehr durch. In Kleinziethen, Waßmannsdorf und Selchow beteiligten sich daran 30 Bürger. Positiv wurden die Freundlichkeit, die Pünktlichkeit, die Fahrplaneinhaltung und der Schülerverkehr bewertet. Nega-tiv bewertet wurden dagegen das Taktangebot, der Wochenend- und Abendverkehr, die Betriebszeiten, die fehlenden Anschlüsse an andere Verkehrsmittel und die fehlenden Verbindungen nach Lichtenrade und Rudow. Im Mai konnte die zeitweise Austrocknung der Brunnen in Selchow, die durch die Grund-wasserabsenkung durch die Bahn und den Flughafen verursacht worden waren, behoben werden.

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Die Chronik von Selchow 1242–2012

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Der Bau der Radwege von Selchow nach Tollkrug und von Selchow nach Waßmannsdorf wurde begon-nen. Ab 31.8.2009 gab es in Auswertung der oben beschriebenen Umfrage Verbesserungen im Busver-kehr. Die Linie Schönefeld – Waßmannsdorf – Selchow – Kleinziethen–Großziethen fuhr nun montags bis freitags stündlich und an den Wochenenden alle 90 Minuten. Die Verbindung Selchow – Mahlow verkehrte nun 2mal wochentäglich.Am 7.10.2009 beschloss die Gemeindevertretung die Aufstellung des Bebauungsplanes für eine Re-cyclinganlage in Selchow. Die Selchower Kinder, die bis zum 30.9.2010 das 6. Lebensjahr vollendet hatten, gehörten zum Einzugsbereich der Astrid-Lindgren-Grundschule Schönefeld und mussten vom 12. bis 14. 1.2010 dort angemeldet sein. Noch im Jahr 2009 wurde zur gewerblichen Entwicklung von Selchow – Waßmannsdorf die Bauvorhaben für den S-Bahnhaltepunkt und für eine Veranstaltungs-fläche in der Gemeindevertretung beschlossen.

Anfang Januar 2010 nahm Wolfgang Dietrich seine Arbeit als Ombudsmann zur Klärung von Fragen und Problemen zwischen Flughafen und Anwohnern im Schönefelder Rathaus auf.

Am 25.3.2010 fand eine Gemeindevertreterversammlung statt auf der gleich mehrere für Selchow relevante Beschlüsse gefasst wurden. Wie zum Beispiel die Bildung eines eigenen Standesamtsbe-zirkes, die KITA-Satzung für die Inanspruchnahme von kommunalen Kinderbetreuungsleistungen in Kindertagesstätten, Tagespflegestellen sowie die Erhebung von Elternbeiträgen und die Jugendord-nung für die Gemeindejugendfeuerwehr. Demnach können Kinder ab 6 Jahre in die Jugendfeuerwehr aufgenommen werden, mit 16 Jahren besteht bei Eignung die Möglichkeit der Aufnahme in die Ge-meindefeuerwehr.

Am 4.6.2010 beschloss das Präsidium des Bundes der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie, Schönefeld/ OT Selchow als künftigen Standort für die Messe ILA und andere Messen und Ausstellun-gen auszubauen. Die Messe soll unter dem Gesichtspunkt „Veranstaltungsgelände mit historischen Ortskern“ ausgebaut werden. Dementsprechende Planungen wurden nun auch in Selchow forciert.

Im Juli wurden beim „Treffpunkt Bürgermeister“ in Selchow den Bürgerinnen und Bürgern durch Frau Compans von der Messe Berlin die Bebauungspläne „Veranstaltungsgelände“ und „Historischer Ortskern“ überreicht.

In Selchow wurde eine Immissionsschutzwand gegen den Bodenlärm der Baustelle des BER, gegen den Flugsand und andere Immissionen errichtet und bepflanzt.

Am 21.6.2010 verunglückte der historische Rosinenbomber mit 28 Menschen an Bord auf einem Acker in Selchow. Kurz nach dem Start war das linke Triebwerk ausgefallen. Der Pilot drehte die Maschine, die sich zu diesem Zeitpunkt über den Dächern von Selchow befand und brachte sie auf unbewohntem Gebiet zu Boden. Hinter der Umgehungsstraße schlitterte sie mehr als 100 m über den Acker, ehe sie zum Stehen kam. Es gab 6 Verletzte. Der Unfall aktivierte den Ehrenvorsitzenden des flughafenkri-tischen Bürgervereins Brandenburg-Berlin zur Forderung einer „Absiedlung“ aller Wohnhäuser im Umkreis von 5 Kilometern.

Im August begannen die Bauarbeiten am Radweg von Glasow über Selchow nach Waßmannsdorf. Die Firma LTS Halbe erneuerte kurzfristig den Bürgersteig, die Straßen und die Straßenbeleuchtung. Zur Einhaltung der Verkehrssicherungspflicht wurden Bäume in der Glasower Straße gefällt und an-

sonsten Baumpflegearbeiten durchgeführt. Die aktuellen Bodenrichtwerte für Selchow lagen 2010 bei 40 Euro je Quadratmeter für gemischte Bauflächen, für Ackerland zwischen 0,35 und 0,50 Euro, für Grünland bei 0,40 Euro und für Forstland bei 0,25 Euro.

Am 10.1.2011 lebten In der Gemeinde Schönefeld 13.562 Bürger, 207 davon in Selchow. Am 27.1.2011 fand unter dem Motto „Die Weichen für die Zukunft werden heute gestellt“ eine Bera-

tung zum Bebauungsplan in Selchow statt. Diskutiert wurde der Bau einer neuen Straße. Auch wurde von den Selchowern die Einsicht in den Bauablaufplan und Informationen über die Verkehrsführung während der Bauarbeiten für die ILA verlangt. In Selchow gibt es einen Stammtisch mit den Bürgern von Selchow und der Messe Berlin. Trotz kontroverser Meinungen wurde versucht, auf die Belange der Selchower einzugehen. Ein Ergebnis der gemeinsamen Bemühungen ist, dass der Gutspark für 1 Mio. Euro als Ersatz für die versiegelten Flächen neu gestaltet wird. Die Bewohner von Selchow, Re-gina Jakob, Sabine Kinscher und Marianne Mehlis möchten in Selchow wohnen bleiben, aber sehen der Zukunft mit Skepsis entgegen.

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Im Juni 2011 wurden die neuen und sich im Bau befindlichen Tiefbauprojekte vorgestellt. Für Selchow waren das der grundhafte Ausbau der Alten Selchower Dorfstraße (Ortdurchfahrt Selchow, 2. BA), der Neubau des Kreisverkehrs, der grundhafte Ausbau der Glasower Straße (1. BA), der Ausbau des Rad-weges von Selchow nach Waßmannsdorf und der Neubau eines Löschbrunnens.

Zur allgemeinen Situation in Selchow äußerte sich der Ortsbeirat im Schönefelder Gemeindean-zeiger wie folgt: „Die Lage in Selchow ist sehr zwiespältig. Es gibt Bürger, die sofort weg möchten, aber zu vernünftigen Bedingungen, dann gibt es diejenigen, die in Selchow geboren sind, gebaut haben und bleiben möchten und zuletzt diejenigen, die abwarten. Der Ort ist aber nicht zerstritten.

Was wird aus Selchow, dem 770 Jahre alten Dorf. Messe, Flughafen und Gewerbegebiete werden sich um den Ort herum entwickeln und bis ins Dorfinnere vordringen. Besonderen Unmut erregte auf einer Versammlung im Dezember 2010, dass es kein gangbares Verkehrskonzept gibt, besonders für die 6 Wochen der ILA. Es ist für den Ortsvorsteher unvorstellbar, dass die Ortseinfahrt 6 Wochen geschlossen werden soll. Am 10.11.2010 wurde die Messeimmobilien Selchow GmbH gegründet, ohne ein Mitglied aus Selchow. Die Selchower werden in naher Zukunft Lärm und Staub ertragen müssen, sie wollen aber auf keinem Fall in einer von Gewerbege-bieten umzingelten Enklave leben.“

Wappen und Ortsübersicht von Selchow

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Einzeldarstellungen zur Geschichte SelchowsDie nun folgenden Beiträge befassen sich mit einzelnen Aspekten der Selchower Ortsgeschichte wie der Kirche, der Schule und den Kindergärten, der Infrastruktur, dem Gut und der Landwirtschaft sowie der Feu-erwehr.

Flughafen SchönefeldGemäß dem Planfeststellungsbeschluss vom 13.08.2004 wird der Flughafen Schönefeld zum Air-port Berlin-Brandenburg ausgebaut.Was bedeutet das für die Gemeinde Selchow? Selchow liegt direkt an der Grenze zu den Start- und Landebah-nen des Flughafens Schönefeld. Mit dem Ausbau des Flughafen Schönefeld zum BER und der Verlagerung der ILA wird sich das Dorf noch sehr verändern. Mit dem Bekanntwerden des Vorhabens „Großflughafen“ haben sich zahlreiche Bürgerinitiativen gegen den Ausbau des Flughafens gegründet.Im Folgenden wird das komplizierte Verhältnis von Selchow zum Flughafen Schönefeld anhand von Zei-tungsartikeln beleuchtet:„Flugzeuge machen Lärm und Lärm macht krank. Doch gegen die Lärmbelästigung gibt es Lärmschutzmaßnahmen, die in 3 Zonen eingeteilt werden. Selchow ist ein kleines Dorf und Lärm ist an jeder Ecke, jeder muss in den Genuss von Lärmschutz kommen und zwar für alle Bürger die Lärmzone II.“Heimatkurier am 10.9.1992, Artikel der Bürgerinitiative „Selchower gegen den Fluglärm“, von K. Labrenz

„Bürgerforum in Schönefeld, veranstaltet von der SPD aus 5 Gemeinden. Dabei kam heraus, dass die Einwohner Lärmschutzmaßnahen erhalten.“ Berliner Zeitung 19.11.1992„Die Unsicherheit der Zukunft des Flughafens Schönefeld behindert die infrastrukturelle Entwicklung in Selchow.“ Märkische Allgemeine am 15.12.1993

Mit der Losung: „BÜRGERMEISTER KONTRA AUSBAU FLUGHAFEN SCHÖNEFELD“ kämpfte eine kommunale Initiative der Gemeinden Blankenfelde, Dahlewitz, Diedersdorf, Diepensee, Eichwalde, Groß-Kienitz, Jünsdorf, Mahlow, Rotberg, Schulzendorf, Selchow, Waltersdorf, Zeuthen und der Berliner Bezirke Köpenick, Neukölln, Treptow gegen den Bau des BBI mir folgenden Losungen:Wir sind das Schutzgut Mensch und wir wehren uns!Wir wehren uns gegen jede Polemik zur Aushöhlung des Verfahrens!Wir sind gegen den schleichenden Ausbau des Flughafens Schönefeld!Wir wehren uns gegen die weitere Verschlechterung der Lebensqualität in unserer Region durch Fluglärm, Schadstoffe, Katastrophenrisiko und Nachtflug!Wir sind gegen die Vernichtung von Dörfern und die Vertreibung der Einwohner!Wir wollen den Naherholungswert unserer Region für Berliner und Brandenburger erhalten!Wir fordern eine schnelle politische Entscheidung für das Schutzgut Mensch!„FLUGHAFENSTANDORT SCHÖNEFELD–MIT UNS NICHT !“

In einem offenen Brief vom Schönefelder Bürgermeister Dr. Udo Haase an den Ministerpräsiden-ten von Brandenburg Matthias Platzeck vom 18.5.2011 hieß es:„Was in Sachen Flugrouten und Lärmverteilung geschieht, ist vor allem für die Kiekebuscher, Rotberger und Walters-dorfer Bürger so nicht mehr zu verstehen.“ Weiter erwähnt Dr. Haase dann die Umsiedlungen vieler Bürger in dem betroffenen Territorium, die durch die neuen Flugrouten wiederum durch Fluglärm betroffen werden.„Man sollte die Variante, die jahrelang vorgestellt und diskutiert wurden, beibehalten und sollte Einfluss darauf nehmen, dass auch auf der Südbahn der Geradeausflug zum größten Teil eingehalten wird, was mit einem Mehr von Fluglotsen auch machbar wäre…In der Hoffnung auf Ihre Unterstützung verbleibe ich mit freundlichen Grüßen Dr. U. Haase“.Im November 2011 nahmen die Proteste gegen die neuen Abflugrouten weiter zu. Es wurde eine Bürgerini-tiative „Flughafengemeinden Schönefeld“ gegründet.

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Kleine Chronik vom Bau des Flughafens BER und des ILA–Geländes Dezember 1991 Die Flughafen Holding Berlin Brandenburg wird gegründet. Gesellschafter sind das

Land Berlin und Brandenburg und der Bund. Mai 1994 Das Raumordnungsverfahren für den Flughafen wird eröffnet. Geprüft werden die

Standorte Schönefeld, Sperenberg und Jüterbog. Juni 1996 Die Gesellschafter entscheiden sich für Schönefeld. August 2004 Die Umsiedlung bzw. Teilumsiedlung der Gemeinden Diepensee, Selchow und Kien-

berg-Nord (später ganz Kienberg) wird beschlossen. April 2005 Das Bundesverwaltungsgericht verhängt auf Grund von Eilanträgen von Anwoh-

nern einen Baustopp. März 2006 Das Bundesverwaltungsgericht genehmigt den Bau des BER unter verschärften

Lärmschutzauflagen. Juli 2007 Baubeginn für den sechsgleisigen unterirdischen BER-Bahnhof. November 2007 Eröffnung des BER-Infotowers. Juli 2008 Startschuss für die Bauarbeiten am Terminal. April 2009 Das „Non Aviarion Management“ stellt die zu vermietenden 150 Flächen mit

20.000 m² Fläche für Parkflächen, Einrichtungen der Gastronomie und des Einzel-handels vor.

Mai 2009 Mit einem Fest werden 1000 Tage Baustelle gefeiert. Richtfest für die Energiezent-rale.

12.6.2009 Auftakt zum Bau des Businessparks in Kienberg. 23.7.2009 Symbolischer Rammschlag zum Bau der Kienberger Brücke. 13.10.2009 Anschlussleitung der Trinkwasserversorgung zum künftigen Terminal des BER

fertiggestellt. 30.10.2009 Umspannwerk wird in Betrieb gesetzt. 7.5 2010 Das Richtfest für neuen Terminal wird gefeiert. 8.6.2010 ILA 2010 findet noch auf dem Gelände in Schönefeld statt. 6.9.2010 Die Deutsche Flugsicherung stellt der Fluglärmkommission die Flugrouten vor.

Über die Fluglärmbelastungen für Selchow, Waltersdorf und Waßmannsdorf gibt es noch keine Aussage.

Juli 2011 Die Flugsicherung legt einen ersten Flugroutenvorschlag vor. Weitere Klagen ge-gen die Flugrouten.

18.8. 2011 Erster Spatenstich für das künftige Messegelände, auf dem 2012 die nächste ILA stattfinden soll.

September 2011 Mündliche Verhandlung beim Bundesverwaltungsgericht. Anwohner fordern ein komplettes Nachtflugverbot.

13.10.2011 Das Bundesverwaltungsgericht gestattet nächtliche Flüge in den Randzeiten. Juli 2012 Die ILA findet auf dem neuen Gelände auf der Flur der Gemeinde Selchow statt.

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Der Kindergarten in Selchow1955 richtete das VEG Selchow im Gutshaus einen Erntekindergarten ein. Die Gemeinde eröffnete erst am 1.9.1981 einen ganzjährigen Kindergarten. Da-für wurde ein Anbau an der Schule errichtet. Dieser Raum diente auch als Versammlungsraum für die Gemeinde. Beim Bau halfen Eltern, LPG und VEG tatkräftig mit.Am 8.3 1983 wurde die Inbetriebnahme des Kinder-garten durch die staatliche Bauaufsicht bestätigt. Der Kindergarten war eine Einrichtung des Rates des Kreises, Abteilung Volksbildung, die auch die Kosten trug. Der Kindergarten hatte einen Gruppenraum von 66 m², einen Spielplatz, war ausgestattet mit einer Zentralheizung und Sanitäranlagen. Die Kindergar-tenkinder wurden regelmäßig ärztlich untersucht. Die Kosten für die Eltern betrugen nur 55 Pfennige für Mittagessen je Kind und Tag. Alle anderen Kos-ten übernahm der Staat.Die Kinder wurden von liebevollen Kindergärtnerin-nen betreut. Erste Leiterin war Frau Stier. Danach von August 1981 bis 31.8.1982 Fräulein Assmann, vom 1.9.1982 bis 331.7.1988 Karin Thom, vom 1.1.1982 bis 31.8.1997 Dorothea Hansche, vom 9.8.1982 bis 31.12.1997 Marianne Langer und vom 1.2.1990 bis 31.8.1997 Katrin Nowatzeck. Als Vertretung wurden Margit Müller und Veronika Protz eingesetzt.Das Mittagessen wurde in der Küche des Gutes ge-kocht. Frühstück und Vesper bekamen die Kinder in der Regel von zu Hause mit. Der Kindergarten hatte 18 Plätze, die aber nie richtig ausgelastet waren.1992 wurden 19 Kindergartenkinder und 2 Hortkin-der betreut. Die Finanzierung erfolgte noch durch das Land Brandenburg. Die Kosten für einen Kinder-gartenplatz waren abhängig vom Einkommen der Eltern. Die Kosten für die Tagesverpflegung betrug je Kind für Frühstück, Vesper je Tag und Kind 1,30 DM, für Zellstoff je Kind und Monat 0,50 DM und Mittagessen je Kind und Tag 1,50 DM + Zuschuss der Gemeinde. Der Kindergarten war von 6.00 Uhr bis 18.00 Uhr geöffnet.1,6 Kindergärtnerinnen waren mit der Betreuung beschäftigt, 2 vollbeschäftigte Betreuerinnen wären notwendig gewesen. Darüber hinaus arbeitete eine technische Kraft im Kindergarten.Der Kindergarten wurde 1997 wegen Kindermangels geschlossen.Das Gebäude wird seitdem als Begegnungsstätte für die Gemeinde genutzt. Höhepunkte des Kindergarten-alltages waren die jährlichen Faschingsfeiern, die Feiern zum Kindertag, das Schultütenfest für die Gruppe, die ab 1.9. des jeweiligen Jahres zur Schule kam, die Weihnachtsfeiern und die Ausflüge.Die Fotos aus dem Fotoalbum des Kindergartens veranschaulichen den Kindergartenalltag.

Eingang zum Kindergarten Selchow

Die letzte Gruppe mit Frau Christen 1997

1988 wird Kindertag gefeiert

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Die Kirche und der Friedhof von SelchowDie Kirche von Selchow bestimmt mit ihrem markan-ten Westturm das Ortsbild. Sie wurde zwischen 1280 und 1300 als Wehrkirche erbaut und ist damit das älteste Gebäude des Ortes. Sie liegt auf dem mit einer Feldsteinmauer umgebenen Friedhof an der Dorfaue.Wehrkirchen waren bei Gefahr Zufluchtsstätten für die Dorfbewohner. Die Dotierung der Pfarre mit nur 2 Hufen weist auf eine sehr frühe Gründung hin, denn die anderen Kirchen in der Region bekamen mehr Hufe (Land) zugewiesen, z. B. Rotberg, Groß Kienitz je 3 Hufe, Waßmannsdorf 4 Hufe. Diese Angaben stammen aus den Jahren 1375, 1450, 1480, und 1541. Aus dem Jahr 1541 ist bekannt, dass der Pfarrer von 58 Hufen Abgaben erhielt.Die Kirche von Selchow steht heute unter Denkmal-schutz.

Beschreibung der Kirche nach Dieter MehlhardtDie Kirche von Selchow war aus großen bearbeiteten Feldsteinen gefügt.„Der Grundriß lässt uns vermuten, dass der obere Teil des Kirchenschiffs, Chor und Turm – zur glei-chen Zeit errichtet wurden und zwar bis zur jetzt noch deutlich erkennbaren Traufhöhe. Als der Bau so weit gediehen war, mußte eine Unterbrechung einge-treten sein. Vielleicht nutze man die kleinere Kirche bereits zum Gottesdienst und baute später weiter. Der wuchtige Turm hat die volle Breite des Kirchen-schiffes. Das Portal ist spitzbogig. Die vier Schallöff-nungen wirken in der breiten Wandfläche sehr klein. Die Kirche war eine Wehrkirche, diente als Zufluchtsstätte und bot bei dieser Bauart bei Gefahr eine geringe Angriffsfläche. Später, als keine Gefahr mehr drohte, wurde an der Kirche weitergebaut. Man versetzte die kleinen romanischen Fenster und schuf große Flachbogenfenster mit Ziegelrahmen. Im frühen 18. Jh. wurde an der Südwand des Chores ein Anbau vorgenommen, der eine Gruft und im Obergeschoß eine Herrschafts-loge enthielt. 1973 erhielt die Kirche eine Spende von 10.000 M, wovon die Kirche wieder grünlich instand gesetzt wurde. Am 23.9.1973 wurde die renovierte Kirche eingeweiht. Die flachen Balkendecken über Schiff und Chor sind im hellen Rehbraun, das Gestühl ist sandsteinfarbig“.Die Kirche hat 2 Bankreihen mit je 9 Bänken.„Der barocke Kanzelaltar datiert aus dem Jahr 1710. Er ist überwiegend in Weiß-, Gelb- und Goldtönen gehalten. Er hat geschnitzte Akanthusrahmen. Die rundbogigen Bilder des Kanzelkorbes zeigen in der Mitte den Gekreuzigten und die Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes über dem von Voluten geschmückten Schalldeckel. Links vom Altar steht die alte Taufe von 1710, rechts seit 1974 ein Engel als eine große Leuchterfigur von der Keramikerin Gertrud Möhwald aus Halle…“Zurzeit Friedrich II. war die Domäne Selchow an Herrn Böckel, einen Forstmeister aus Hinterpommern, ver-pachtet. Seine Tochter Johanna Elisabeth von Böckel heiratete 1775 den Leiter der Potsdamer Tabakfabrik Pierre Schock. Die Hochzeit wurde im Selchower Gutshaus gefeiert, die Trauung erfolgte in der Selchower Kirche. Pierre Schock verstarb sehr früh und so heiratete die Witwe den Kabinettssekretär von Mencken, den Großvater des späteren Reichskanzlers Bismarck.

Der markante Westturm der Selchower Kirche

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Zeittafel zur Geschichte der Kirche und der Kirchengemeinde 1500 war der Sitz der Kirche Selchow in Mittenwalde. Im April 1539 beschlossen die Adligen des Kreises Teltow in der Stadt Teltow im Hause von Joachim

von Schwanebeck im Beisein des Bischofs Matthias von Jagow, die reine Lehre des Evangeliums anzunehmen und sich öffentlich dazu zu bekennen.

Am 1.11.1539 erfolgte dann der Übertritt von Joachim II., Kurfürst von Brandenburg, zum evangeli-schen Glauben. Danach wurde die Reformation im ganzen Kreis durchgeführt. Ab sofort konnten Gemeindemitglieder das „liebe Wort Gottes in Teutscher Sprache lesen“.

1540 zog die Reformation in Selchow ein. Der erste evangelische Pfarrer war nachweisbar Otto Ranfuß.

1541 (bis 1900) wurde die Kirche Selchow als Mutterkirche mit Tochterkirche in Waßmannsdorf ge-nannt.

1541 fand eine Kirchenvisitation zur Feststellung des Besitzes der Kirche statt. Aufgelistet wurden 1 Kelch, Pacem mit Kreuz und eine Monstranz in Silber.

Bis 1575 war Paul Ingolstädt Pfarrer in Selchow. 1592 (bis 1613) wurde der in Selchow geborene Sohn von Paul Ingolstädt, Georg Ingolstädt , Pfarrer in

Selchow. Seit 1613 wurde ein Kirchenbuch geführt. Von 1613 bis 1635 war der nächste Georg Ingolstädt

Pfarrer in Selchow. Ab 1634 war der Sitz der Kircheninspektion in Cölln. 1635 bis 1639 war der Magister Johann Krautheim Pfarrer in Selchow. Gleichzeitig war er Seelsorger

in Rotzis. Ab 1640 war Mathäus Daberkow Pfarrer in Selchow. Von 1704–1713 war Andreas Christian Dame Pfarrer in Selchow. 1710 erfolgte der Umbau bzw. eine Instandsetzung des Kanzelaltars und der Taufe durch D.

Matzmann aus Potsdam. Von 1713–1758 war Andreas Hintze Pfarrer in Selchow. 1756 bis 1779 war Siegismund Fürstenou Küster und wahrscheinlich auch Lehrer in Selchow. Ab 1800 war der Sitz des Superintendenten in Königs Wusterhausen. Ab 1824 fanden die Konfirmationen der Groß Kienitzer Kinder in der Kirche in Selchow statt. Die

Kirche Groß Kienitz ist eine Tochterkirche von Selchow, auch Rotzis wurde mitkuriert. 1826 wurde Andreas Gottlob Ferdinant Lepetit Pfarrer in Selchow. Er starb am 18.1.1841 in

Selchow. Er ordinierte am 22.9.1811 an der Universität Halle, wurde 1812 Diakon in Storkow, 1816 Pfarrer in Kiekebusch, danach kam er nach Selchow.

Ab 1830 wurden alle 3 Jahre eine Kirchenvisitation durchgeführt. Kirchen- und Schulamt waren eine Einheit.

Im Juni 1830 fand an einem Sonntag eine solche Kirchenvisitation statt. Dazu musste der Patron der Kirche eingeladen werden und die Visitation musste von der Kanzel herab der Ge-meinde angekündigt werden. Das Pfarramt in Selchow stand unter der Diözyöse der königlichen Hofkammer der königlichen Familiengüter

1842 kam Julius Heinrich Wapler aus Zauchwitz als Pfarrer nach Selchow. Er hatte das Pfarr-amt bis 1885 inne.

1855 wurde das Schulhaus auch als Küsterhaus erwähnt. 1861 forderte der Rittergutsbesitzer die Ablösung der Hütung für 2 Kühe und 1 Stück Jung-

vieh für den Pfarrer, die seit 1812 für die Pfarrei auf der Selchower Feldmark bestand. 1869 gab es in Selchow einen Streit um die Neuausstattung der Kirche mit Kirchstühlen und

die neuen Sitzordnung. 1872 feierte der Prediger Wapler sein 50jähriges Dienstjubiläum. Von seinen 50 Dienstjahren

war er 43 Jahre in Selchow tätig. Bei seiner Pensionierung erhielt er ein Jahresruhegeld von 2.667 Mark.

Am 30.9.1873 verkauften die Herren Kitzing, Schramm und Lobeth als Vertreter der Schulgemeinde den Schulacker an die Herren Spiegel, Bossling und Sauerwald.

1876 erfolgte die Ablösung der Abgaben des Gutes an die geistlichen Institute in Selchow (Kirche und Schule).

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1878 fand ein Kirchenraub statt. 1871 war der Kossäth Kitzing Schul-

vorsteher. 1882 wurden die Reallasten der Bau-

ern abgelöst. (Unterlagen nicht vorhanden)

1883 wurde das 11. Missionsfest nach 5-jähriger Pause veranstaltet.

1884 wurde von der Königlichen Hof-kammer Königs Wusterhausen dem Pfarrer Wapler für das Pfarr-amt in Selchow ein Einkommen ohne Wohnung von 3.233 RM/Jahr veranschlagt.

1886 wurde Karl Otto Ferdinant Wil-delau neuer Pfarrer in Selchow. Er kam aus Krausnick und ging 1894 nach Blankenfelde.

1888 wurde das Pfarrhaus umgebaut. Zum Kirchenrat gehörten Ge-meindevorstand Spiegel, Pfar-rer Wildelau, Kirchenältester Hansche und Rittergutsbesitzer Stuhlmann aus Waßmannsdorf.

1895 wurde Karl Albert Handmann Pfarrer in Selchow. Er blieb bis 1907 und ging als Diakon nach Schwedt.

1897 wurde die Kirche restauriert. 1902 wurde Schulland, ohne es öf-

fentlich bekannt zu geben, vom Pfarrer Handtmann verkauft. Ein Bewerber für das Land war der Bauer Wilhelm Hansche, der sich daraufhin beschwerte.

1908 kam Karl Ludwig Richard Johannes Matzke als Pfarrer nach Selchow. Er war vorher Hilfs-pfarrer. Er wandte sich am 14.10.1908 an die Regierung in Potsdam mit der Bitte, der zur Pfarrei gehörigen Ortschaft Selchow einen Zuschuss zu gewähren, da sie die Steuern nicht bezahlen kann. Ein Zuschuss wurde durch den Regierungspräsidenten gewährt.

1917 wurden 2 Glocken aus Stahlguss in Apolda für die Kirche gegossen. Die alten mussten zu Kriegszwecke abgeliefert werden.

1926 wurden der Kirchenturm und das Kirchenschiff für einen Jahresbeitrag von 22,50 RM versichert.

1931 wurde Karl Teutschner als Pfarrer in Selchow berufen. Der Genannte hatte die deutsche Reichsangehörigkeit, besaß ein zum Studium an einer deutschen Universität berechtig-tes Reifezeugnis und hatte ein theologisches Studium an einer staatlichen Hochschule absolviert.

1942 übernahm Karl Tscheusner das Amt des Pfarrers in Selchow. 1972 erhielt die Kirche eine Spende von 10.000 M für Renovierungen von dem Ehepaar Bra-

bant. Am 3.9.1973 wurde die Kirche wieder eingeweiht. Zur Erinnerung an diese groß-zügige Spende wurde im Vorraum der Kirche eine Gedächtnistafel mit folgendem Text angebracht: „Diese Kirche wurde durch das hochherzige Opfer des Ehepaars E. und J. Brabant vor dem Verfall gerettet“.

Teilnehmer an der Konfirmation in der Kirche in Selchow am 28.3.1920: Auf den Stufen des Pfarrhauses stehend von links nach rechts: die Mädchen: Mariechen Ewald, Frieda Lau, Anna Selig, Martha Melis, Martha Nitschke, Helene Horst, Pfarrer Johannes Matzke, Martha Mietling und die Jungen Paul Schötz, Richard Gernt, Erich Stippekohl, Willy Lüdke, Georg Maier, Paul Nugk, Richard Kaufmann, Otto Liebitz

Konfirmation am 7.Mai 1950von links nach rechts: Fritz Koster, Christa Käding, Gisela Preuss, Mannfred Glimpel, Gisela Kowalski, Helga Lüdtke,Siegfried Richter, Karl Heinz Schüler, Pfarrer Karl Tscheuss-ner, Günter Triebeß, Heinz Schwadtke, Eberhardt Schulz, Name unbekannt, Hans Dombrowski

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1978 wurden folgende Angaben durch die Gemeindeverwaltung ge-macht: Selchow hatte einen kirchlichen Friedhof, Größe 0,25 ha, jährlich fand im Durchschnitt eine weltliche Trauerfeier statt, es gab im Durchschnitt 12 Ster-befälle im Jahr, Selchow hatte keine Trauerhalle, eine Leichen-halle war seit diesem Jahr vor-handen, die Anlage eines neuen Friedhofes war vorgesehen, der Friedhof war seit 1875 in Betrieb, er sollte 1990 geschlossen wer-den.

1982 wurde durch den Rat der Ge-meinde ein Antrag an die Kir-chengemeinde gestellt, eine Leichenhalle auf dem kirchen-eigenen Friedhof zu bauen. Die Kirchengemeinde stimmte zu. Sie war aber der Meinung, dass die bisherige Regelung der Auf-bahrung der Leichen in der Kir-che und der Durchführung der Trauerfeier in der Kirche bei-behalten werden soll. Der Bau der Leichenhalle war Sache der Gemeinde. Eine finanzielle Be-teiligung seitens der Kirchenge-meinde und deren Beteiligung am Bau wurden abgelehnt. Die Kirchengemeinde war auch der Meinung, dass nach dem Bau der Leichenhalle über wechselseitige Straßenreinigung vor dem Fried-hof geredet werden muss. Von der Gemeinde wurde der Bau der Lei-chenhalle für 1984 angemeldet.

In einem Brief der Bürgermeis-terin an den Rat des Kreises hieß es: „Der Friedhof gehört der Kir-chengemeinde. Auf diesem ist keine Leichenhalle. Früher wurde diese vom Schafstall aus ausgebaut und von uns erhalten. Sie liegt unmittel-bar an der Straße. Für die Kirchenmitglieder wurde in der Kirche ein Raum geschaffen. Wir erhielten nun vom VEG Waßmannsdorf das Angebot uns Material für 1983 für den Bau zur Verfügung zu stellen. Die Kirche stellt den Platz zur Verfügung. Wir bitten den Rat des Kreises, uns Geldmittel zur Verfügung zu stellen, um durch den Bau, besonders für die Genossen und Nichtkirchenmitglieder, einen gebührenden Raum zu schaffen.“

„Der geschnitzte Altar ist eine Besonderheit. Hinter dem Altaraufsatz hängt eine schwarz–weiße Fahne mit der Aufschrift „ Gott mit uns „ Selchow 1848. Diese Fahne er-innert an die Revolution 1848 und an die Stellungnahme der Teltower Bauernschaft, insbesondere des Teltower Bau-ernvereins. Die zweite Fahne, schwarz – weiß – rot, hat die Inschrift „Gott mit uns“ zur Feier am 22.3.1871 – Selchow“Beschreibung des Kanzelaltars von 1718, Teltower Kreiska-lenderDer Gemeindevorsteher von Waltersdorf, Damm, gab 1927 den mündlichen Bericht seines Vaters, dem Kreisschulzen Johann Christian Ludwig Damm (1828 – 1916) wieder: „Nach dem 18. und 19. März 1848 schlossen sich die Bau-ern zu einem ‚Teltower Bauern-Verein‘ zusammen. Der Verein hatte die Aufgabe, die Dörfer vor dem plündernden Pöbel zu schützen und dem bedrängten König zu Hilfe zu ziehen. 025_Altar Sie zogen auch von Teltow nach Potsdam mit einer weiß-schwarzen Fahne, die auf weißem Feld eine Krone und die verschlungenen Buchstaben FWR hatte. Das schwarze Feld trug die Inschrift ‚Teltower Bauern- Verein‘. Der Schaft der Fahne wurde von einem eisernen Adler ge-krönt. Die Fahne wurde von den Selchower als Preußenfah-ne bezeichnet.“„Heimat und Ferne“ Nr. 31 von 1931

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Im Sommer 1985 konnte die Gemeinde eine kleine Orgel erwerben. Diese Orgel wurde von der Firma Schuke aus Potsdam für den Erman-Saal im französischen Dom gebaut. Als sie dort nicht mehr gebraucht wurde, konnte die Gemeinde sie erwerben. Am 24.12.1985 er-klang zum ersten Mal die Orgel in der Kirche. Die Orgel wurde im Dezember von dem Orgelbauer Katenhusen und Rohr von der Firma Schuke auf der Empore der Selchower Kirche aufgestellt. Die Orgel kostete 18.000 Mark.

1987/88 wurden der Kanzelaltar und die Traufe von Dr. Christian-Ulrich Baugatz hervorragend restau-riert.

1990 feierte die evangelische Kirche die 450. Wiederkehr der Reforma-tion.

1992 Das evangelische Konsortium Berlin-Brandenburg erließ am 7.11.1992 ein Kirchengesetz für Friedhöfe, die in Trägerschaft einer zur Kirche gehörenden Kör-perschaft stehen und von ihr ver-waltet werden.

1999/2000 begann die Sanierung der Kirche in Selchow. Es wurden 350.000 DM benötigt. Die Sanierung erfolgte unter Leitung des Ar-chitekten Joachim Kämpfer, der 1930 in Selchow geboren wurde.

Im März 2009 fand in der Selchower Kirche um ein Konzert des Paul-Robeson-Chores statt.

Die Kirche von Selchow – eine historische Ansicht

Die 8 Grabsteine der Familie Neuhauß sind Findlinge aus der Feldmark von Selchow

Grabstein der Pfarrersfamilie Wapler

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Der Friedhof in SelchowEin Friedhof ist wie ein Geschichtsbuch einer Ge-meinde. Es lohnt sich, es zu lesen!Beschreibung des Friedhofes nach einem Bericht von Frau Wally Mette:„Ende des 19. Jh. (1878) entstand der heutig Friedhof in der Mittenwalder Straße. Seit dem 13. Jh. wurden die Ein-wohner an der Kirche beerdigt. Der heutige Friedhof war früher nur Acker. Nach Anlegen des Friedhofes wurde ein Mädchen aus der Familie Kitzing als Erste beigesetzt. Die Begräbnisstelle war zuerst nur klein, da das noch reifende Getreide erst abgemäht werden musste. Später entstand das Erbbegräbnis der Familie Kitzing in der unmittelba-ren Nähe des ersten Grabs.“Seit 1985 verwaltet Heinz Schulz ehrenamtlich den Friedhof. Er erhält Unterstützung durch die Kirchen-gemeinde.Der Friedhof in Selchow ist ein kleines aber sehr gepflegtes Areal, das durch hohe Gedenksteine der Erbbegräbnisse eingerahmt wird. Es sind die Fami-liengräber von Kitzings, Mettes, Kiekebuschs, Sauer-walds, Stippekohls, Bosslings.Auf dem Friedhof liegt auch der Schmiedemeister Käding begraben, der vor Heinz Schulz Friedhofsver-walter war.

Die Evangelischen Pfarrer im Pfarrsprengel Selchow 1540 Otto Ranfuß bis 1575 Paul Ingolstädt 1592 – 1613 Georg Ingolstädt 1613–1635 Georg Ingolstädt 1635–1639 Magister Johan Joachim Krautheim 1640 – 1660 Matthäus Daberkow 1660 – 1703 Kaspar Schönjahn, 1711 in Selchow begraben 1704 – 1713 Andreas Christian Dame 1713 – 1759 Andreas Hintze 1760 – 1813 Ernst Gotthilf Schneider, 1813 in Selchow begraben 1813 – 1826 unbekannt, Wilke 1826 – 1841 Andreas Gottlob Ferdinant Le Petit, 1841 in Selchow begraben 1842 – 1885 Julius Heinrich Wappler, ist am 16.5.1887 in Selchow verstorben und begraben 1872 Henri Dupré kam aus Guben, wurde Ortsschulinspektor 1844 Carl Eduard Krause als Prediger benannt 1886 – 1894 Karl Otto Ferdinant Wildelau 1895 – 1907 Karl Albert Handtmann, bekam ab 2.4.1908 eine Diakoniestelle in Schwedt 1908 – 1942 Karl Ludwig Richard Johannes Matzke, kam aus Stettin 1942 – 1953 Karl Tscheusner, geb.am 3.3.1903 in Bentschen Kreis Meseritz 1953 – 1969 Otto Haertel 1969 – 1979 Jürgen Riebesel 1980 bis 8.1991 Karl-Heinz Lüpke

Grabmal der polnischen Zwangsarbeiter, die Ende Novem-ber 1944 ums Leben kamen und am 3.12.1944 beigesetzt wurden.

Grabstein einer der ältesten Bauernfamilien in Selchow,Familie Hansche

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ab 1991 Hartmut Hochbaum 2002 Johannes ReiffDie Namen der Küster in Selchow im Kirchenbuch gefunden: 1640 – 1769 Gottfried Hempel, der alte Küster,

1757 verstorben 1756 – 1779 Siegesmund Fürsteno, verheira-

tet, 2 Kinder.Die folgenden Küster werden im Kapitel Schule ge-nannt, da sie auch Lehrer waren.

Der Streit um die Kirchendisziplin in Selchow

„Kirchen-Disziplin in Selchow“

„In Selchow waren in diesem Sommer die Kirchensitze erneuert, und dabei mehrere neue Sitze geschaffen. Die-se sollte der Prediger Wapler mit dem Kirchenvorstan-de vertheilen. Der größte Theil der Bauern verlangte bei dieser Gelegenheit, da nur Bauern unter ihres Gleichen sitzend sich erbauen und auch in strenger Rangordnung ferner zum Abendmahl gehen dürfen, daß ihnen alle vorderen Plätze eingeräumt werden sollten. Damit noch nicht zufrieden, wurde auch von dem Gutsbesitzer Herrn Neuhauß verlangt, zwei ihm seit undenklichen Zeiten ge-hörige Sitzbänke, neben dem Altare, abzutreten, da dort die Hofofficianten nicht hingehörten. Dieser närrischen Auffassung wollte Herr Neuhauß nicht nachgeben, trat zur Herstellung der friedlichen Einigung seine vorderen Sitze in der Reihe zur Vertheilung ab, erklärte aber, daß die beiden Sitze neben dem Altare , wie bisher, verbleiben müßten.Was geschieht!Am Sonntage, den 25. des Monats, läutet es zur Kirche ein, ein Theil der Mädchen vom Gutshofe geht zur in den Kirche, setzt sich wie bisher in den so genannten herr-schaftlichen Beichtstuhl. Der Herr Kossäthengutsbesit-zer Spiegel, ein intimer Freund des Herrn Pastors, wel-cher diesen Stuhl für seine Familie haben wollte, ruft den Mädchen von Chore herab zu, sie sollten den Stuhl räumen. Die Mädchen folgen einer so unmotivierten und unpassenden Äußerung nicht gleich, worauf der Herr Kossäthenguts-besitzer Spiegel nach dem Stuhle geht und den Mädchen Strafe androht, wenn sie nicht sogleich den Stuhl verlassen würden. Die verblüfften 3 Mädchen haben nicht den Muth zu antworten, da ergreift der Herr Kossäthengutsbesitzer Spiegel mit Gewalt den Arm der Mädchen, wirft, trotzdem der Kirchenbeginn eingeläutet war, die strammen Mädchen , eine nach der anderen , aus dem Stuhl, welche darauf die Kirche verlassen.Der Bauer Hansche, der dieser neuen Kirchenordnung sich auch nicht fügen wollte, zumal ja auch der Büdner und Schneider Lobeth, Schwager des Schulzen, seinen Kirchensitz unter den Bauern behalten sollte, weil er ein Bauern-stammgut besitzt – hatte seinen alten Platz eingenommen, wird vor der Kirchentür gleich nach dem Gottesdienste in einem dem hiesigen, streng christlichen, Pfarrer Wapler eigenthümlichen aufgezogenen Tone darüber zur Rede gestellt, weshalb er sich zur Partei des Neuhauß bekenne, und weshalb er ihm letzthin abgeschlagen, ferner in seinem Backofen Brot backen zu dürfen. Der erstaunte Bauer erklärte dem sanftmütigen Seelenhirten , daß er keiner Partei angehöre, Neuhauß wohl sein Interesse ohne ihn vertrete, und so thue auch er, die Gefälligkeit mit dem Backofen habe er ihn entziehen müssen, weil der Prediger zuerst ingefällig gegen ihn gewesen – So wird 2 Meilen von Berlin Ordnung, Friede und Andacht in Kirchen gehalten.“Aus dem Teltower Kreisblatt vom 28.04.1869

Pfarrhaus 1987

Skizze der Bestuhlung vor der Neubestuhlung

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„An den Einsender des Inserats betreffend die Kirchen-Disziplin in Selchow“„Wir Endunterzeichnende würden es gar nicht würdi-gen, da wir sehr gut wissen, der Mühe werth gehalten haben, den Schmierer des oben bezeichneten Pasquils einer Antwort zu würdigen, da wir sehr gut wissen, daß, wer Pech angreift, sich die Finger besudelt, wenn nicht leider die Lüge so sehr leicht Glauben fände und unsere Namen nicht in so weitem Kreise bekannt wären. Wir müssen deshalb zur Steuer der Wahrheit folgendes er-klären: Es ist zunächst eine Lüge, daß die Sitze in der hiesigen Kirche im Laufe des Sommers erneuert wor-den sind, es ist dies vielmehr im Laufe des vergangenen Jahres geschehen. Es ist ferner eine Lüge, daß wir nur die hinzugekommenen Sitze verteilen sollten, sondern die Verteilung sollte vorgenommen werden soweit sie durch den Neubau nothwendig geworden sei, und war es unserem Urteil überlassen, wie weit diese Nothwen-digkeit sich erstrecken sollte. Es ist eine Lüge, daß die hiesigen Bauern die vordersten Sitzplätze verlangt hat-ten, sie sind ihnen vom Kirchenvorstand zugewiesen worden, weil sie ihnen nach unserer Ansicht von Gott und Rechtswegen zukamen. Es ist eine Lüge, daß von Herrn Rittergutsbesitzer Neuhauß eine Abtretung der erwähnten Sitzplätze verlangt worden sei, wir hatten nicht nötig , denselben darum zu befragen, sondern auss Höflichkeitsrücksichtenhaben wir den Versuch ge-macht, uns mit ihm zu verständigen, und da dieser Ver-such mißglückte , so haben wir die Sache so abgemacht, wie wir sie unserer vorgesetzten Behörde gegenüber verant-worten werden. Es ist ferner eine ganz infame Lüge, daß der Kirchenvorsteher Kossäth Spiegel die Gutsmädchen aus dem Stuhl geworfen habe, er hat dieselben nur, nachdem sie der wiederholten Aufforderung , die betreffenden Plätze zu räumen, keine Folge gegeben, und nachdem sie erklärt hatten, sie seien von ihrer Herrschaft angewiesen worden, sich den Anordnungen des Kirchenvorstandes zu widersetzen , durch Anfassen am Arm zum Aufstehen veranlaßt, worauf dieselben sofort den Stuhl und die Kirche verließen; unsere Aufforderung zu motivieren hatten wir nicht nötig, und wenn der Schreiber jener Lügenschrift sagt, dieselbe sei unpassend gewesen, so wollen wir ihm diese Äußerung gern seiner Dummheit zu Gute rechnen.Gelogen ist ferner, daß der Kirchenvorsteher Spiegel den betreffenden Stuhl für seine Familie haben wollte, derselbe war vielmehr der Familie des Herrn Predigers zugewiesen, trotzdem derselbe sich gegen die Annahme sträubte. Wenn der Verfasser jenes sauberen Schriftstückes dem Kirchenvorsteher Spiegel einen Vorwurf daraus machen will, daß derselbe ein intimer Freund des Herrn Predigers sei, so diene ihm zur Nachricht, daß derselbe sich dies zur Ehre rech-net, daß er es aber für die größte Schande halten würde, der Freund eines solchen absichtlichen Lügners zu sein, wie der Schreiber dieses Schriftstückes es ist.Was endlich den Vorfall vor der Kirchentür anbelangt, so sind und die dort gewechselten Worte nicht mehr genau erinnerlich, da wir durch den Auftritt in der Kirche so aufgeregt waren, daß wir auf solche Nebensachen nicht weiter achteten und überhaupt nicht Willens waren, uns dort noch auf weitläufige Auseinandersetzungen einzulassen. Da aber alles andere nichts als Lügen und Verleumdungen sind, so wird es mit dem, was darüber berichtet worden ist, wohl auch nicht viel besser sein. Die Entziehung des Backofens von Seiten des Zweihüfner Hansche ist erfolgt, weil der Herr Prediger den Wünschen desselben in Betreff deß Kirchensitzes nicht nachgekommen war, weil dieselben von unserer Seite für unzulässig befunden wurden. So wird über Kirchenangelegenheiten berichtet und gelogen, von Leuten, die jedenfalls kein Wort verlieren würden, wenn die gesamte Kirchenverwaltung vom Obersten Geistlichen biß zum letzten Kirchendiener morgen zum Lande hinauß gejagt, und die Kanzeln zum Tummelplatz politischer Agita-tion benutzt würden, von Leuten, die nicht einmal den Muth haben, ihren Gegnern frei ins Auge zu sehen und ihre Verleumdungen mit ihren Namen öffentlich zu vertreten.Karl Kitzing, Kirchen-Vorsteher, K. Spiegel, Kirchen-Vorsteher in Selchow“

Skizze der Bestuhlung nach der Neubestuhlung

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Aus dem Teltower Kreisblatt vom 5.5.1869Die Schule von SelchowBis zum Jahr 1250 gab es in der Mark Brandenburg nur Klosterschulen. Es wurde Latein, Lesen, Gesang und kirchliche Festreden unterrichtet. Das sich ent-wickelnde Bürgertum verlangte eigene Schulen und so wurden zwischen 1250 und 1520 auch Schulen nach Vorstellungen des Bürgertums eingerichtet. Mit der Reformation entstanden dann Stadtschulen. Schulen standen aber nur adligen und begüterten Fa-milien zur Verfügung. Schulbildung für die Kinder der Bauern, der Tagelöhner und Landarbeiter war in den Dörfern bis zur Mitte des 18. Jh. unbekannt. Be-reits 1573 wurde durch den Kürfürsten Johann Georg die Aufforderung erteilt, dass die Küster am Sonntag den Kindern und Erwachsenen den Katechismus vor-lesen sollten, auch sollte das Beten gelernt werden. Ob in Selchow diese Aufforderung befolgt wurde, ist nicht überliefert. Nachdem Friedrich Wilhelm I. 1662 fast ohne Erfolg die Schulpflicht in der Mark Brandenburg eingeführt hatte, wurde ab 1717 die Schulpflicht bis zum 12. Lebensjahr der Kinder an-geordnet. Laut dieser Anordnung sollte jedes Kind zwischen 5 und 12 Jahren zur Schule gehen, „gegen 2 Dreier wöchentlichen Schulgeldes“. Und zwar im Winter täglich und im Sommer, wenn bei den Eltern geholfen werden musste, ein- oder zweimal in der Woche. Wer arm war, sollte die 2 Dreier aus dem Ort als Almosen bekommen. Eine Kommission des Königs prüfte die Realisierung dieser Anordnung.Das Edikt galt jedoch nur für die königlichen Domä-nen, die adligen Gutsbesitzer waren nicht verpflich-tet es zu befolgen. Friedrich II. reformierte das Edikt und verlängerte die Schulzeit auf 8 Jahre, damit begann die Zeit des Volksschulwesens. 1717 gab es Preußen gerade einmal 320, 1740 aber bereits 1.480 Dorfschulen. Es dauerte aber mehr als 100 Jahre, ehe jedes Dorf eine Schule hatte.Die Entwicklung des Schulwesens ging auch an den Dörfern, die jetzt zur Großgemeinde Schönefeld gehören, nicht vorbei und es entstanden die ersten Schulgebäude. Die Gemeinden waren im 18. u. 19. Jh. für den Schulbau, die Lehrerwohnung, für Lern- und Lehrmittel und die Bezahlung der Lehrer selbst ver-antwortlich. Mitte des 19. Jahrhunderts trugen die Gemeinden 75 % der Kosten für die Schule, der Staat beteiligte sich zu 5%, das Schulgeld der Eltern deckte die restlichen 20 %. Erst ab 1888 gab es eine Schul-geldfreiheit für die Volksschulen.

Schule und Kirche von Selchow

Die alte Schule

Die alte Schule von 1900

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Die ersten Schulgebäude wurden errichtet:Diepensee erst 1945, vorher gingen die Kinder in Selchow zur SchuleGroßziethen 1910Kiekebusch 1779Rotberg 1818Schönefeld 1812Selchow vor 1810Waltersdorf 1829Waßmannsdorf 1841

Die Schule von Selchow im Jahre 1810

Die Geschichte der Schule in Selchow beginnt in dieser Chronik mit dem Vorhandensein eines Schulgebäu-des und eines Lehrers, der gleichzeitig auch Küster und Organist war. Mit dem Beginn des regelmäßigen Schulunterrichtes wurden auch Schulvorstände im Amtsbezirk und in der Gemeinde gegründet, im Kreis wurden Schulinspektoren eingesetzt. In der Dorfgemeinde war meistens der Pfarrer als Ortsschulinspektor eingesetzt. Seit der Einführung der Schulpflicht wurden regelmäßig Schulvisitationen, mindestens einmal jährlich, durchgeführt und darüber Protokoll geführt. Den Protokollen der Visitation verdanken wir einen Überblick über den Zustand der Schule in Selchow ab 1810.In den Beständen des Landeshauptarchivs Brandenburg befindet sich in der Akte 1658 zur Kirchen- und Schulverwaltung in Selchow ein Bericht über eine Schulvisitation vom 5.4.1810. Dieser Bericht bestätigt, dass Selchow bereits vor 1810 ein eigenes Schulgebäude hatte und die Schüler im Dorf regelmäßig unter-richtet wurden.Folgender Bericht des Lehrers Fürstenau schildert den Schulalltag in Selchow im April 1810: „Es werden täglich 6 Stunden Unterricht erteilt. Des Morgens von 8 – 11 Uhr und des Nachmittags von 1 – 4 Uhr. Es ist der Ordnung gemäß, wenn die Kinder in die Schule kommen, so müssen sie reinlich gewaschen und gekämmt erschei-nen. Ihrem Lehrer die gewöhnliche Zeit bieten und sich auf ihren angewiesenen Ort setzen. Sind die Kinder so ziemlich alle versammelt, mit gehöriger Stille, so wird der Anfang mit einem Morgen Liede deutlich und laut etwa 2- 4 Verse vorgesagt und gesungen, nach dem wird der Morgen Segen von einem Kinde laut gebetet, als dann werden Gebete für die Jugend von Kindern und dessen Wohlstand gebetet, als dann ein Hauptstück aus dem Katechismus frei auf jeden Tag auswendig herzusagen, mit nötiger Erklärung, wie auch nützliche Bibelsprüche herzusagen und so dann das Gebet des Tages zu sagen.“Der Tagesverlauf sah folgendermaßen aus: Die erste Klasse, es waren die ältesten Kinder, las aus der Bibel, dem Neuen Testament und aus Hübners biblischen Historienbuche. Danach wurde Schreiben unterrichtet.Die zweite Klasse übt Buchstabieren und Lesen. Dann übte die dritte Klasse das Buchstabieren. Die Kleinen, die 4. Klasse, lernten die Buchstaben. Dann wurde die Schule vormittags mit einem Gebet und Gesang been-det. Der Nachmittag begann mit Gesang und Gebet. Danach wurden die monatlich ausgewählten Lieder und Psalmen vom Lehrer oder einem Knaben, welcher deutlich lesen konnte, vorgesagt. Es wurden die 12 Monate gelernt. Danach wurde das Einmaleins, Schreiben und Kopfrechnen geübt. Den Kleinen wurde, wenn noch Zeit war, Zahlen und Ziffern gelehrt. Die Schule wurde mit Gesang und Gebet beendet.

Die Schule in Selchow von 1810 bis 1945

Von 1819 liegt ebenfalls ein Bericht über den Zustand der Schule vor. Danach hatte sich seit 1818 am Schulgebäude, im Lehrerzimmer und bei den Schulutensilien nichts verändert. Weiter heißt es: „Der Lehrapparat war nach den Bedürfnissen der Schule vollständig vorhanden, in guter Beschaffenheit und aus der Schulkasse angeschafft“. Es wurde vermerkt; dass der Schulvorstand sich der Schule angenommen und den Schulbesuch befördert hatte und dass die Gemeinde an der Schule Interesse zeige. Der Schulbesuch der Kinder der Bauern und Kossäthen hatte sich sehr gebessert. Beanstandet wurde der Schulbesuch der Kinder der Tagelöhner. Die größeren Kinder mussten auf die Kleineren aufpassen, wenn die Eltern zur Arbeit gingen. Eine Schulbesuchsliste wurde regelmäßig geführt.“

Über Lehrer Fürstenau wurde berichtet, dass er 63 Jahre alt war, dass auf Grund seines Alters bei seiner Weiterbildung keine Veränderung eintreten werde, daher war er für die Gemeinde ein überflüs-siger und teurer Lehrer.

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Die Schule in Selchow war 1819 ausgestattet mit einer schwarzen Wandtafel, 20 Schiefertafeln, einer Stephanische Wandfibel und 12 Exemplaren des Lesebuchs „Der brandenburgische Kinderfreund“.

Mindestens seit 1834 war in allen Schulen des Kreises ein Ortsschulvorstand vorhanden, der Einfluss auf den Schulunterricht nehmen konnte. Lt. Bericht von 1819 über die Selchower Schule gab es bereits 1818 einen Schulvorstand im Ort. Im Vorstand waren der Pfarrer, der Lehrer, der Gemeindevorsteher und die Gemeinderäte. Sie beschlossen Anschaffungen, Bauvorhaben und sollten die Lehrtätigkeit überprüfen. Durch das Schul- und Kirchenamt wurden regelmäßig Visitationen durchgeführt und ein Protokoll der Ergebnisse angefertigt. Die Beseitigung von festgestellten Mängeln bei den Visitationen und die Beschaffung von finanziellen Mitteln dauerten aber sehr lange.

1820 gingen die Waßmannsdorfer Kinder in die Schule von Selchow.1842 kam Lehrer Füllgraf nach Selchow, er musste von der Gemeinde das Schulholzgeld einfordern, das

ihm nach dem Rentamt des königlichen Fidei-Kommis zustand.1852 verließ Füllgraf Selchow und ging nach Blankenfelde.1861 brachte die Schulvisitation folgende Ergebnisse: Aus Selchow gingen 55 Kinder in die Schule und aus

den Nachbarorten Diepensee und Waltersdorf kamen 14 Kinder. In der Schule wurden insgesamt 69 Kinder unterrichtet. Im Sommer wurde der Unterricht in 2 Räumen abgehalten. Die Kinder waren in 2 Abteilungen eingeteilt. Zur Abteilung I gehörten 31 Kinder. Im Sommer erhielten diese Schüler wöchentlich 12 Unterrichtsstunden in der Zeit von 6.00 bis 8.00 Uhr, im Winter 30 Unterrichtwochen-stunden in der Zeit von 8.00 bis 11.00 Uhr und von 13.00 bis 16.00 Uhr. Zur Abteilung II gehörten 38 Kinder. Im Sommer erhielten sie wöchentlich 18 Unterrichtsstunden in der Zeit von 9.00 bis 11.00 Uhr. Im Winter erhielten sie ebenfalls 30 Unterrichtsstunden in der Zeit von 8.00 – 11.00 Uhr und 13.00 – 16.00 Uhr.

Die Schule hatte wie gefordert einen Unterrichtsplan. Folgende Fächer wurden unterrichtet: Religion mit biblischer Geschichte, Katechismus, Kirchenlied und Gesang, Lesen, Deutsche Sprache und Sch-reiben, Rechnen, Gesang, Zeichnen, Vaterlandskunde, Naturkunde und Geographie.

Das Wissen wurde mit befriedigend bis genügend von den Visitatoren bewertet. Die „Schulzucht“, d.h. Disziplin, wurde nicht beanstandet, d.h. die Erziehung erfolgte mit Strenge und oft mit Prügelstrafen, die aber in Selchow nicht aktenkundig wurden. Der Schulbesuch erfolgte regelmäßig. Die Bewertung der Lehrerwohnung, des „Schullocals“, des Lehrapparates und der Schulaufsicht durch den Schulvor-stand war befriedigend.

Typisches Klassenzimmer des 19. Jahrhunderts

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1875 gingen laut Visitationsbericht 70 Kinder in die Schule. Das Einkommen des Lehrers betrug zu dieser Zeit jährlich 872,50 M, darin waren 261 M aus dem Reinertrag von 3 Morgen und 160 Ruthen Acker-land für den Ertrag von Roggen und den Ertrag von 3 Morgen Wiese enthalten. Dazu kamen Zuwen-dungen aus dem Schulgeld von 255 M, Gemeindezulagen und verschiedene andere Einnahmen. Der Lehrer hätte bis zu 900 M verdienen können.

Der Schulvorstand 1880 hatte folgende Zusammensetzung: Gemeindevorstand war Ludwig Spiegel, Mitglieder waren die Gerichtsmänner Karl und Wilhelm Sauerwald, die Bauern Friedrich Lobeth, Ferdinand Hansche, August Kiekebusch, Wilhelm Hansche, die Kossäthen Christian Sauerwald und August Kitzing sowie die Büdner August Mertens, Karl Boßling und Wilhelm Hahn.

1885 war der Kossäth Spiegel Ortsschulvorstand und der Bauer Hansche Schulinspektor. Lehrer Ziegenhirt musste 3 x täglich kostenlos die Kirchenglocken zu läuten. Er musste aber auch der Gesetze kundig sein.

1889 kam Lehrer Krieg aus Großmachnow nach Selchow. Er begann seinen Dienst am 1.11.1889. Der vor-herige Lehrer Ziegenhirt wurde am 31. Oktober mit 65 Jahren pensioniert. In diesem Jahr gingen 31 Knaben und 32 Mädchen in die Selchower Schule.

1894 erhielten die Schüler 32 Wochenstunden Unterricht. In die Unterstufe gingen 47 Schüler und in die Oberstufe 42 Schüler. Die Schule war eine Halbtagsschule.

1895 wurde der Bau des heute noch bestehenden großen Schulgebäudes endgültig beschlossen und um 1900 realisiert. Dieses Gebäude hatten 2 Klassenzimmer und eine Wohnung. Die alte kleine Schule von vor 1810 wurde zu einer Wohnung umgebaut. In der Akte KW 37 Nr.1297 von 1859 ist durch eine Zeichnung überliefert, dass bereits in diesem Jahr der Neubau einer Schule, die an der Dorfstraße gegenüber dem „Amtshof“ liegen sollte, geplant war.

Die Verwaltung des Pfarramtes Selchow und damit der Schule unterstand der Dioziöse Königs Wus-terhausen und der königlichen Hofkammer der königlichen Familiengüter.

1898 herrschte in Selchow eine Scharlachepidemie. Die Schule blieb 4 Wochen geschlossen1900 wurde die neue Schule eingeweiht. 50 % der Baukosten trug der Gutsherr Neuhauss, 50 % die Ge-

meinde, die dafür einen Kredit aufnahm. 50 % der Zinsen der Gemeinde übernahm ebenfalls der Guts-herr, 50 % die Gemeinde und die Gründerväter.

1904 wurde der Lehrer Herrmann Krieg nach Kyritz versetzt. Die Schule war wegen Infektionen bis Novem-ber geschlossen.

Im Januar 1905 kam Alexander Wolf aus Waldow, Kreis Luckau, als Lehrer nach Selchow. Als zweiter Lehrer wurde Paul Eggert aus Zabelsdorf eingestellt.

1906 gingen 83 Kinder in die Schule. Die Schule war eine Halbtagsschule, sie hatte einen Lehrer und eine Handarbeitslehrerin. Der Lehrer war 24 Jahre alt und hieß Paul Eggert. Er hatte 2 Lehrerprüfungen vorzuweisen. Im Nebenamt war er Küster und Organist.

Die Leistungen der Schüler wurden wie folgt eingeschätzt: Biblische Geschichte, Katechismus, Ge-bete, Sprüche und Lieder: gut; Lesen und Deutsche Sprache: befriedigend; Handschrift: genügend; Kopfrechnen und Tafelrechnen: gut; Geschichte: gut; Erdbeschreibung: befriedigend; Choralgesang, Gesang von Volkslieder, Chorgesang: befriedigend; Zeichnen: gut bis befriedigend; Handarbeit unter-richtet Frau Rittmeister Dorenthal mit Erfolg; Turnen wird geübt.

Alle Schüler hatten saubere Hefte. Die Handhabung der Schulzucht seitens des Lehrers war gut. Die Schule und die Lehrerwohnung waren im guten Zustand, die Ferien wurden nach Vorschrift durchge-führt.

1907 erhielt der Pastor Dupré die Ortsschulaufsicht über die Schulen von Selchow, Groß-Kienitz und Waß-mannsdorf.

1908 erhielt der Pfarrer Matzke die Oberschulaufsicht für die Schule von Selchow, Großkienitz und Waß-mannsdorf.

1909 wurde ein zweiter Lehrer, Ernst Schröder, eingesetzt.1912 hatte sich die Schülerzahl in Selchow auf 109 Kinder erhöht. Es unterrichteten 2 Lehrer: Paul Eggert

und Ernst Schröder.1913 wurde die Schule ab 2.Juli wegen Masern geschlossen. Lehrer Ernst Schröder verließ Selchow. Artur

Nossack aus Zeuthen bewarb sich um die freie Stelle als Lehrer in Selchow und wurde eingestellt.1914 gingen 100 Kinder in die Schule.1916 gingen 83 Kinder in die Schule.

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Die Chronik von Selchow 1242–2012

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1918 hatten die Schüler durch eine Grippeepidemie im November Grippeferien.1918 wurde die geistliche Ortsschulaufsicht aufgehoben und die ersten Elternbeiräte gewählt.1919 wurde das gesamte Schulwesen unter Aufsicht des Staates gestellt. Die Gemeinden konnten daran

beteiligt werden.1921 erfolgte die Ablösung der niederen Küsterdienste. Gutsbesitzer Neuhauß stellte am 8.10.1921 den

Antrag an die Schuldirektion, die Herbstferien zu verlängern, da die Kartoffelernte noch nicht abge-schlossen war und Frostgefahr bestand. Die Kinder sollten bei der Ernte mithelfen.

1922 wandte sich Schulverbandsvorstand Neuhauß an die Regierung/Schulwesen wegen der schlechten Schulzustände in Selchow. Er berichtete: der Lehrer Herr Eggert habe zu Beginn der Pfingstferien 3 Monate Urlaub genommen, der 2. Lehrer Nossack war an Gelbsucht erkrankt. Die zuständige Ver-tretung aus Waßmannsdorf, Giesecke und Pfennig, haben den Unterricht nicht übernommen. Der zu-ständige Schulrat aus Tempelhof war entlassen worden, so dass ein Chaos in der Schule herrschte. Die Selchower sind aber anständige, fleißige Leute und verlangen den Schulunterricht. Eine schnelle Lösung wurde nicht gefunden.

1923 hatte eine Besichtigung der Schule ein erschreckendes Ergebnis: die Fenster in allen Etagen waren defekt, viele Scheiben waren zerbrochen, der Fußboden war beschädigt, die Öfen mussten umgesetzt werden und die Bohlen in den Aborten waren beschädigt. Die Wohnung des Lehrers war ebenfalls beschädigt, das Gebäude hatte Feuchtigkeit in allen Ecken, es gab große Putzschäden, die Wasserab-flussrohre funktionierten nicht, das Dach war beschädigt und der Keller war nass.

1924 beantragte der Lehrer Nossack seine Versetzung. In die Schule gingen 59 Kinder. Die Gemeinde meinte, für 59 Kinder nur einen Lehrer zu benötigen und wollte dadurch die Ausgaben für die zweite Lehrerstelle sparen. Die freiwerdenden Mittel sollten für die Reparatur des Schulgebäudes eingesetzt werden.

1925 war die 1924 begonnene Reparatur der Schule abgeschlossen.1926 unterrichtete in Selchow nur noch ein Lehrer.1927 erhielt Kurt Zastrow eine Hilfslehrerstelle in Selchow.1928 kam für Lehrer Zastrow Gerhard König aus Pasewalk nach Selchow.1930 kam Walter Jähnichen als Lehrer nach Selchow. Keine 2 Wochen nach seinem Dienstantritt wurde er

wieder entlassen.1930 wurde Herr Hobel Lehrer in Selchow, aber schon am 1.1.1931 wieder versetzt. Der Kreisarzt stellte fest,

dass das Wasser aus dem Brunnen für die Schule ungenießbar war.1931 wurde wieder eine 2. Lehrerstelle beantragt.1932 ergab die Visitation, dass in Selchow 59 Kinder zur Schule gehen, aber nur für 52 Kinder Platz vorhan-

den ist. Daraufhin wurde eine Halbtagsschule beantragt und genehmigt.1935 mussten 65 Kinder unterrichtet werden. Die größeren Schüler erhielten 33 Unterrichtsstunden, die

kleineren Schüler 26 Unterrichtsstunden.1935 unterrichtete die Lehrerin Lehmmann 41 Schüler, Lehrer Eggert 24 Schüler.1936 unterrichtete Käthe Genetat die Selchower Schüler. Sie wurde 1938 nach Zernsdorf versetzt.1936 wurde folgender Erlass des Reichs- und Preußischen Ministers für Wissenschaft, Erziehung und

Volksbildung herausgegeben: „In Einvernehmen mit dem Herrn Preußischen Finanzminister und nach Be-nehmen mit den Herrn Kassenanwalt der Landesschulkasse genehmige ich, dass die ruhende Lehrerstelle in der evangelischen Volksschule Selchow wieder zu verwalten und zu besetzen ist.“

1938 kam Käthe Laub als Lehrerin nach Selchow, sie ging 1939 nach Perleberg.1941 benötigte die Gemeinde 4.700 RM für die Reparatur der Schule und beantragte dafür einen Zuschuss

bei der Regierung von 3.000 RM, erhielt aber nur 1.230 RM.

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Die Schule von Selchow nach dem 8.5.1945Unmittelbar nach dem Kriegsende ruhte der Schulunterricht. Es begann wie in vielen Orten des Kreises ein provisorischer Schulunterricht. Dieser Unterricht war aber mehr eine Betreuung, denn die Voraussetzungen für einen Unterricht waren noch nicht vorhanden. Man bedenke auch, dass durch die Flüchtlingskinder die Klassenkapazitäten nicht ausreichten. Mit dem Befehl Nr. 40 der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) vom 25.10.1945 wurde die allgemeine Schuleröffnung in der Sowjetischen Besatzungszone ange-ordnet. Es ist also anzunehmen, dass auch in Selchow am 1.10.45 mit den Schulunterricht wieder begonnen wurde.Staatliche Anordnungen vom 1.10.1945 bis zur SchulreformZur Überwindung der ein–und zweiklassigen Schulen auf dem Lande wurde ab 1.9.1946 die Bildung von Zentralschulen vorbereitet. Die Lehrergehälter wurden aus dem Staatshaushalt des Kreises gezahlt.In den 50er Jahren entwickelten sich die ersten Mittelschulen mit den Klassen 9 und 10 im Kreis Teltow.1958 wurde der Polytechnische Unterricht eingeführt. Am 2. Dezember 1959 beschloss die Volkskammer die Einführung einer 10-klassigen allgemeinbildenden polytechnischen Oberschule (POS).Ab der 9. Klasse war eine vierjährige Erweiterte Oberschule, EOS, vorgesehen. Für alle Kinder galt eine 12-jährige Schulpflicht, Berufsschule oder Oberschule oder Berufsausbildung mit Abitur.1945 waren Frau Lüderitz und Frau Luise Krending Lehrerinen in Selchow.1946 hatte die Gemeinde 520 RM Einnahmen (Mieten) und 920 RM Ausgaben für die Schule und 150 RM

Ausgaben für Volksbildung/Kunst.1950 bekam die Schule ihren Sportplatz zurück. Die noch vorhandenen Turngeräte wurden repariert und

ein Handball gekauft. Die Bürger Lobeth, Hansche und Mette richteten für die Schüler den Schulhof her. Die Schulspeisung wurde eingeführt. Eine Lehrerwohnung wurde in ein Pionierzimmer umge-staltet. Die Ausgaben der Gemeinde für die Volksbildung betrugen 1.950 DM.

1952 wurden von der Gemeinde für die Volksbildung 4.960 DM und für außerschulische Erziehung 1.630 DM ausgegeben. Das VEG Selchow wurde Patenbetrieb der Schule in Selchow.

1958 gab die Gemeinde 3.2270 DM für die Volksbildung aus.Ab 1959 ist die Schule in Selchow eine Polytechnische Oberschule (lt. Statistik von 1962).1961 wurde Frau Gacki Lehrerin und Schulleiterin in Selchow. Zweite Lehrerin war Frau Lüderitz.1964 erhielt die Schule für 18.000 Mark eine moderne Toilettenanlage.Ab 1968 wurde in Selchow nur noch die Klassen 1 bis 4 unterrichtet. Die Klassen 5 bis 8 und 9 bis 10 wurden

in Schönefeld unterrichtet.1969 wurde die kulturelle Betreuung der Schüler, die Feriengestaltung und Versorgung mit Lehrmitteln

über Schönefeld geplant.1973 gab die Gemeinde für außerschulische Erziehung 5,4 TM aus.1974 wurde der Schulbetrieb eingestellt. Das Schulgebäude wurde weiter als Wohnhaus genutzt.

Selchow an der Neuköllner-Mittenwalder-Eisenbahn (NME)Eine Besonderheit in der Gemeinde Selchow war die Einbindung des Dorfes in das Streckennetz der Neuköll-ner-Mittenwalder-Eisenbahn, die vom 17.9.1900 bis 21.3.1951 existierte. Der Bau der Kleinbahn entsprang dem Bedürfnis der Teltower Städte und Dörfer, ihre Wirtschaftsgüter von und nach Berlin möglichst schnell zu transportieren. Die Eisenbahn war zu dieser Zeit das schnellste Transportmittel und so kam es, dass sich besonders die Großgrundbesitzer für den Bau einer Kleinbahn einsetzten. 1895 gründete sich ein „Eisen-bahnbau-Comite“ für den Bau einer Eisenbahnstrecke von Neukölln bis Mittenwalde. Die geschätzten Kos-ten betrugen 2 Millionen Mark, die aber die Mitglieder nicht aufbringen konnten. So suchte man Partner, bzw. Investoren und fand sie in der Firma Vering & Waechter, die 50 % der Kosten übernahm. Das „Comite“ übertrug der Firma die Planung und Koordinierung des Bauprojektes.

Das Grundkapital der Gesellschaft waren 1.000 Stammaktien (A) zu je 1.000 Mark, also 1.000.000 Mark. 170 Aktien (B) wurden zu je 1.000 Mark gezeichnet, das waren 170.000 Mark. Die zur Deckung verbleibenden 830 TM wurden durch die Preußische Pfandbriefbank gegen entsprechende Zinsen aufgebracht.

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Aktien hatten gezeichnet: Aktie A Aktie B gesamt in M in M in M Gemeinde Britz 40.000 24.000 64.000 Gemeinde Brusendorf 5.000 6.000 11.000 Gemeinde Buckow 50.000 18.000 68.000 Gemeinde Gr. Kienitz 20.000 6.000 26.000 Mittenwalde 30.000 10.000 40.000 Gemeinde Rudow 60.000 15.000 75.000 Gemeinde Schönefeld 40.000 12.000 52.000 Gemeinde Selchow 20,000 4.000 24.000 Die Rittergutsbesitzer Badewitz 8.000 8.000 v. Benda 10.000 3.000 13.000 Neuhauß, Selchow 30.000 8.000 38.000 Karl Wrede, Schönefeld 60.000 3.000 63.000 Otto Wrede 100.000 47.000 147.000 Vering & Wächter 335.000 6.000 341.000 Kreis Teltow 200.000 200.00 gesamt 1.000.000 170.000 1.170.000

Den Vorstand der Gesellschaft bildeten Eisenbahn/Bau- und Betriebsinspektor Albrecht aus Charlottenburg, Kreissyndikus Borgmann und Rittergutsbesitzer Neuhauß aus Selchow.Folgende Bahnhöfe wurden auf der Strecke angelegt: Hermannstraße, Britz, Buckow, Rudow West, Rudow Süd, Schönefeld, Selchow, Groß-Kienitz, Brusendorf, Mittenwalde Nord und Mittenwalde Ost. Alle Statio-nen bekamen einen Bahnhof. Der Bahnbau/Streckenbau begann im Hebst 1899 von Mittenwalde aus. Am 25.9.1900, vormittags, wurde die Strecke durch den Regierungspräsidenten aus Potsdam mit Gefolge das erste Mal bereist, alle Bedingungen wurden erfüllt und der Betrieb freigegeben.

Stammaktie der Neuköllner-Mittenwalder Eisenbahn

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Am 27.9.1900 erfolgte mit die Abfahrt des Festzu-ges die feierliche Eröffnung des Bahnbetriebes. Da-ran nahmen die Bürgermeister der Anliegergemein-den teil. Die Lokomotive und die Personenwaggons waren festlich geschmückt. Das Einzugsgebiet der NME war der östliche Teil des Kreises Teltow. Viele Dörfer an der Strecke, z.B. Waßmannsdorf, Brusen-dorf, Schönefeld und auch Selchow, besaßen Ritter-güter mit intensiver Landwirtschaft. Die Residenz-stadt Berlin bot sich als nah gelegener Absatzmarkt hervorragend an. Um Mittenwalde herum gab es ab-baufähige Tonlagerungen und zahlreiche Ziegeleien die für den Bauboom in Berlin nützlich waren.Die Betriebsrechte wurden der Firma Vering & Waechter und den an der Strecke liegenden Gemein-den übertragen. Die Finanzierung erfolgte über die Baufirma, die Provinz Brandenburg, den Kreis Tel-tow und die anliegenden Gemeinden.Bei Betriebseröffnung standen der Bahn folgende Betriebsmittel zur Verfügung: 2 zweiachsige Ten-derlokomotiven mit 20 t Dienstmasse, 1 dreiachsige Tenderlokomotive mit 30 t Dienstmasse, 4 zweiach-sige Personenwagen II./III. Klasse, 6 zweiachsige Personenwagen III. Klasse, 2 vereinigte Post- und Gepäckwagen, 5 bedeckte Güterwagen, 20 offene Gü-terwagen, 2 Bahndienstwagen und 1 Draisine.Die Betriebsführung oblag der Firma Vering & Waechter, die 64 % der Einnahmen erhalten sollte. Das Betreiben der Bahn verlief aber nicht problem-los. Es gab häufig Unfälle mit Pferdefuhrwerken an Bahnübergängen. Auch Verspätungen durch lange Rangiermanöver waren an der Tagesordnung. Ein Zug benötigte 1907 für die 27 km lange Strecke 70 Minuten, 1919 sogar 90 Minuten. Die Bahn beför-derte Personen und Güter. Nach Schöneiche wurde Müll aus Berlin mit der Bahn transportiert, auf der Rückfahrt wurden Ziegel nach Berlin mitgenommen. Die Strecke erhielt bis zum Jahr 1933 auch Neben-gleise.Nach dem Krieg wurde auf der Strecke bereits am 1.6.1945 der Personenverkehr wieder aufgenommen. Außerdem fuhren Kohlezüge bis nach Senftenberg. Ab 1948 wurde die Teilstrecke zwischen Schönefeld und Mittenwalde abgebaut. Am 1.3.1955 wurde der Personenverkehr eingestellt.Der Bahnhof von Selchow befand sich am Kilometer 16,8 der Strecke. Das Bahnhofsgebäude hatte vergli-chen mit den anderen Unterwegsbauten eine stattli-che Größe. Es wurde zwischen 1899 und 1900 erbaut.Es waren vorhanden: 4 Gleise (Gleis 3 140 m mit La-destraße mit Seitenrampe von 17 m, Gleis 1 mit 800 m, Gleis 2 mit 750 m, Gleis 4 mit 50m, Anschlussgleis zum Gut) und ein Bahnsteig mit einer Länge von 78 m.Das Bahnhofsgebäude bot Platz für 2 Dienstwohnungen, den Dienstraum des Fahrdienstleiters im Erdge-schoss, in dem sich die Fahrkartenausgabe befand, die Güterabfertigung und das Stellwerk.

Die Neuköllner-Mittenwalder Eisen-bahn verkehrte von 1900 bis 1951.

Karl-Joachim Wolff vor dem Bahnhofsgebäude Selchow

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Weiterhin gab es einen Warteraum, einen Güterboden für Stückgut, eine Holzpumpe, eine Abortanlage, 3 Bahnsteiglampen, 1 Waschhaus und 1 Seitenrampe. Ein in den 1930er Jahren errichteter Anbau am Haupt-haus wurde als Güterboden mit Rampe genutzt.Die Beleuchtung auf dem Bahnhof wurde bis 1919 mit Petroleum betrieben, danach wurden Gasanschlüsse gelegt und das Berliner Stadtgas zum Leuchten genutzt.1900 wurde in Selchow zwar das erste elektrische Licht verlegt, aber nur für die Stallungen des Gutes. Das Herrenhaus, die Dorfstraße, Bahnhofstraße und der Bahnhof bekamen erst 1923 elektrisches Licht (3x220 Volt der Oberleitung). Der alte Güterboden wurde in den 30er Jahren abgerissen und durch einen Flachbau ergänzt.Im Jahr 1994 waren die Bahnsteigkante und der Beleuchtungsmast zwar eingewachsen aber noch vorhan-den. Der Bahnhof hatte 3 Gleise, heute sind dort gepflegte Kleingärten. Das Bahnhofsgelände war noch bis 1994 gut erhalten. Das Bahnhofsgebäude wurde nach der Einstellung des Fahrbetriebes zum zweigeschossi-gen Wohnhaus umfunktioniert. Das gesamte Gebäude und alle Anlagen mussten wegen des Flughafenbaus weichen und wurden abgerissen.

Personen und Familien auf dem BahnhofAdolf Schuster war vor 1925 Stationsvorsteher auf dem Bahnhof in Selchow.Familie Teutloff wohnte seit den 20er Jahren bis März 1950 in der Wohnung im Bahnhof. Albert Teutloff

war 1925 Stationsmeister in Selchow und seine Frau Paula verrichtete noch den Fahrkartenverkauf bis 1947. Albert Teutloff starb 1945. Frau Teutloff zog 1950 mit den Töchtern Erika und Annika in das Dorf. Sie starb 1982.

Familie Stolze mit 2 Kindern wohnte im Bahnhof von 1942 bis zum Juni 1952. Willi Stolze war Bahnhofs-vorsteher bis zur Stilllegung des Bahnhofs im März 1951. Danach war er Kassenverwalter im Bahnhof Mittenwalde Nord und später Berufschullehrer bei der Reichsbahndirektion Berlin. Familie Stolze zog 1952 nach Mittenwalde und im Juli 1956 nach Berlin.

Familie Krüger wohnte von April 1950 bis Juli 1956 im Bahnhof. Fritz Krüger war seit 1919 bei der NME als Lockheizer tätig, danach als Weichenwärter und Fahrdienstleiter im Bahnhof Selchow beschäftigt. Nach Auflösung auf dem SAB (BAR) Stellwerk B2 Bahnhof Waßmannsdorf war er Fahrdienstleiter, im Juli 1956 erfolgte der Umzug nach Mittenwalde. Später war er auf dem Bahnhof Grünau tätig (RB-Überwachung-Zuglauf). 1961 hatte ein Teil der Familie Krüger die DDR verlassen. Frau Liselotte Krüger (1921 geb.) war als Schrankenwärterin in Königs Wusterhausen und später in Mittenwalde beim VEB Untergrundspeicher Mittenwalde in der Materialausgabe tätig.

Familie Karl-Joachim Wolff arbeitet vom 27.1.1949 bis Juni 1949 im Bahnhof Selchow als Weichenwärter. Von Juli 1949 bis 1952 war er als Fahrdienstleiter auf den Bahnhöfen Schönefeld und Schenkendorf tätig. Er fertigte am 21.3.1951 den letzten Zug ab. Ab 7.8.1952 arbeitete er im Streckenbereich Bhf. Mittenwalde – Bhf. Schönefeld als Bahnunterhaltungsarbeiter. Danach war K. J. Wolff bei der DR in den Stellwerken Waßmannsdorf, Berlin – Schöneweide beschäftigt, danach bis 1965 in Berlin – Rum-melsburg als Fahrmeister. Dann folgten bis 1990 weitere Tätigkeiten bei der DR. Dann begann der Vorruhestand mit Unterbrechungen. Endgültig ging er 1994 in den Ruhestand.

Familie Blochies wohnte mit 3 Kindern im Erdgeschoß. Kurt Blochies wurde 1921 geboren und starb 1978. Kurt Blochies war ebenfalls bei der DR beschäftigt.

Familie Bruno Habernik wohnte seit 1955 im Anbau. Bruno Habernik wurde 1914 geboren und ist 1988 verstorben. Er war ebenfalls bei der DR als Fahrdienstleiter beschäftigt.

Zusammenfassung ab 1950 Willi Stolze Bahnhofsvorsteher, wohnhaft in Selchow Fritz Krüger Fahrdienstleiter, wohnhaft in Selchow Walter Bienge Fahrdienstleiter, wohnhaft in MittenwaldeKarl-Joachim Wolff Fahrdienstleiter Viktor Klemm Weichenwärter, wohnhaft in Mittenwalde Herr Boeck Weichenwärter, Wohnhaft in Mittenwalde

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Fahrpreise von Neukölln nach Mittenwalde im Mai 1929einfache Fahrkarten (sonntags kein Zugverkehr)Von Neukölln nach RM 2. Kl. RM 3. Kl.Britz 0,30 0,20Buckow 0,30 0,20Rudow 0,30 0,20Schönefeld 0,60 0,40Selchow 0,75 0,50Gr. Kienitz 0,90 0,60Brusendorf 1,00 0,65Mittenwalde 1,20 0,80Einfache Fahrkarten galten nur am Lösungstag, Doppelfahrkarten galten 4 Tage einschließlich des Lö-sungstages. Monatskarten kosteten den 20fachen Betrag, Schülermonatskarten kosteten die Hälfte und Wo-chenkarten den 4. Teil einer Monatskarte.Bei Gesellschaftsfahrten ab 30 Personen wurde eine Ermäßigung von 50 % gewährt.

Zeittafel Neuköllner-Mittenwalder-EisenbahnAm 28.9.1900 wurde der Personen- und Güterverkehr eröffnet.Am 5.9.1901 wurde der Weiterbau der Linie vom Bahnhof Mittenwalde nach dem Schöneicher Plan be-

schlossen, wegen eines Anschlusses an die Ziegeleien, der Nutzung der Torflöcher als Abladeplatz für Müll, Vergrößerung des Güterverkehrs.

1903 Eröffnung der Strecke Mittenwalde–Schöneiche1906/07 wurde der Bahnhof Teltowkanal errichtet.1908 wurden für die NME Nebengleise gebaut: nach Tempelhof, zur Kanalstraße in Rudow, zum Gaswerk Britz.1933 führte ein Gleis zum Flughafen Tempelhof.1936 wurde ein vierachsiger Triebwagen von der Waggonfabrik Christof u. Unmack und ein zweiachsiger

Triebwagen der Firma WUMAG in Dienst gestellt. Beide Triebwagen boten den Fahrgästen einen höheren Komfort.

1937 kam ein zweiter vierachsiger Triebwagen dazu, ein Nebengleis führte zu den Henschelwerken nach Diepensee.

1945 wurde die Brücke der NME über den Teltowkanal beim Rückzug der Wehrmacht gesprengt.Am 2.5.1945 beseitigten 35 Belegschaftsmitglieder der DR die Schäden an den Fahrzeugen und Anlagen.

Durch Pioniere der Roten Armee wurde am 17.5.1945 die Strecke wieder hergestellt. Nach Erledigung der Formalitäten bei der sowjetischen Administration fuhren wieder 2 Züge vom Bahnhof Teltowka-nal bis Mittenwalde Nord und zurück.

Am 1.6.1945 wurde der Personenverkehr zwischen Neukölln und Mittenwalde aufgenommen, außerdem fuhren „Kohlenzüge“ nach Senftenberg.

Am 5.10.1947 übernahm die Generaldirektion der Landesbahnen Brandenburg die Betriebsanlagen der NME in der sowjetischen Besatzungszone. Die Strecke wurde unterbrochen, die Hermannstraße lag im Westen, Schönefeld im Osten und so wurde das Personal ausgewechselt und eine Aufenthaltszeit von 10 Minuten eingebaut.

Seit 1948 gab es Telefon und Fernschreiber.Am 1.1.1950 wurden die Strecken der Kleinbahnen von der Deutschen Reichsbahn übernommen.Am 21.3.1951 fuhr der letzte Zug.Ab 1952 wurde der Bahnhof demontiert, d.h. die gut erhaltenen Schienen wurden andernorts als Rangier-

gleise verlegt und Holzbohlen abgefahren.1955 wurden die Gleise an der Grenze zum Westsektor abgerissen.Am 8. Juli 1965 wurden die Gebäude des Bahnhofs Selchow durch den Rat der Gemeinde Selchow übernom-

men. Die Miete für die Wohnungen und andere Gebäude wurden ab sofort an die Gemeinde Selchow überwiesen. Die Bahnhofstraße wurde in Rothberger Straße umbenannt.

1981 wohnten im Bahnhofsgebäude die Familie Wolff, Bloschies, Habernik. Es wurde der Bau von neuen Schuppen geplant.

1998 erinnerte nur noch wenig an den ehemaligen Bahnhof.2004 lebten 3 Familien im Bahnhofsgebäude, die mit dem Bau des BER umziehen mussten.

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Zum Abschluss der kurzen Geschichte ein Ausschnitt aus einer Beschreibung von Klaus Teickner:„Geruhsame Fahrt durch märkische Landschaft. Einst mit 20 km/h unterwegs nach Mittenwalde. Die etwa 33 km lange Strecke nahm am Bahnhof Neukölln, Hermannstraße ihren Anfang, führte dann nach Süden über den Teltow-kanal, über Britz, Buckow, nach Schönefeld. Dieser Bahnhof „Schönefeld Dorf“ lag gegenüber dem letztem Haus am Ortsausgang südlich der Straße nach Waßmannsdorf. Von Schönefeld führte die Strecke dann weiter über Selchow nach Mittenwalde.Die NME hatte mehr als 20 Privatanschlüsse. Der Fahrzeugbestand betrug um 1930 9 Dampflokomotiven, 46 Perso-nenwagen, 4 Gepäckwagen und 122 Güterwagen. 1930 wurde auch der gemeinsame Betrieb mit der „Königs Wuster-hausen – Mittenwalde – Töpchiner Kleinbahn“ aufgenommen. Durch den Bau von Verbindungskurven war dann ein durchgehender Zugbetrieb von Neukölln bis zu den Seebädern Motzen und Töpchin möglich.“

Ortschronist Karl-Joachim Wolff dokumentierte die Geschichte des Selchower Bahnhofs.

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Die Feuerwehr von SelchowIn den märkischen Dörfern brannte es genau so oft, wie in anderen Regionen. Die meisten Häuser waren mit Stroh gedeckt, bei Bränden wurde nur mit Was-ser gefüllten Eimern gelöscht. Es gab zwar schon Feuerleitern, Feuerhaken und kleine Handspritzen, doch der Erfolg blieb oft aus.Um sich einen Überblick zum Brandschutz in den Dörfern der Herrschaft Wusterhausen zu verschaffen wurde am 1.8.1743 eine Visitation der Feuerlösch-geräte durchgeführt. In vielen Orten der Herrschaft Wusterhausen gab es demnach überhaupt keine Löschgeräte, im Bereich der Herrschaft Königs Wus-terhausen war nur eine große Schlauchspritze, die in der Stadt stand, vorhanden. Nach dieser Visitation stellte die Prinzliche Gesamtkammer 215 Taler für eine Anschaffung der notwendigsten Geräte, also kleine Feuerlöschgeräte, zur Verfügung.Am 2.8.1752 wurde angeordnet: jeder Wirt muss eine Feuerleiter, einen Feuerhaken und einen Ei-mer nach der Straße hin anhängen. Er soll auch eine Handspritze haben. Jedes Dorf musste 2 große Wasser-Türme aufstellen. Zu erwähnen ist, dass zur Herrschaft Wusterhausen 13 Ämter, 50 Vorwerke, 2 Städte und 60 Dörfer gehörten und 1763 erst 5 Feu-erspritzen vorhanden waren. 1767 standen weitere 7 Amtsspritzen zur Verfügung, darunter auch in Selchow. Aber es fehlte an Löschwasser.Für den Brandschutz in Selchow galt ab 1769 folgende Verordnung des Prinzlichen Amtes Wusterhausen, welche die Untertanen zu beachten hatten (gekürzt): Wenn Feuer ausbricht, war es mit Geschrei kund zu tun. In der Nacht musste der Nachtwächter an die Türen klopfen, die Kirchenglocken waren vom Küster oder Lehrer Sturm zu läuten.Die Untertanen waren verpflichtet, an den Ort des Feuers ihre Gerätschaften mitzunehmen.Sollte ein Feuer auf den Dörfern ausbrechen, ist das Amt Königs Wusterhausen und die Orte mit Amtsspritze zu Fuß oder zu Pferde zu benachrichtigen. Die Frauen und Kinder waren verpflichtet, Wasser zu tragen. Zuschauer waren unerwünscht.1739 wurde die Feuerversicherung eingeführt aber auf dem „platten Lande“ erst 1839. Jeder männliche Dorfbewohner war zum Löschdienst, oft ohne Ausbildung, verpflichtet. Diese Pflicht des Dienstes in der „Pflichtfeuerwehr“ wurde Ende des 19. Jh./Anfang des 20. Jh. durch die Gründung der „Freiwilligen Feuer-wehren“ aufgehoben. Die erste als „Freiwillige Feuerwehr“ bezeichnete Wehr wurde im Kreis Teltow 1876 in Köpenick gegründet. Eine Brandschutzordnung aus dem Jahr 1869 liegt von der Gemeinde Waßmannsdorf im Rathausarchiv Neukölln im Original vor.Die Feuerwehr von Selchow wurde am 16.6.1926 gegründet. Mitbegründer war der Bäckermeister Helmut Schultze, geb. am 1.6.1908. Sicher ist aber, dass bereits um 1850 auch in Selchow ein Brandschutz funkti-onierte, bei dem die Bauern und Handwerker zusammenarbeiteten. Wahrscheinlich gab es auch eine Guts-feuerwehr, vielleicht auch schon eine Ortsfeuerwehr bzw. eine Spritzenmannschaft. Belege dafür fehlen allerdings. Überliefert ist aber das Organisationssystem der Bauernwehr in Selchow, deren Gründungster-min unbekannt ist. Rainer Schulz, ein Ortswehrführer von Selchow berichtete folgendes: „Jede Woche war ein Bauer oder Handwerker abwechselnd mit dem Bereitschaftsdienst an der Reihe. Er musste immer Vorspannpferde für den Notfall bereithalten. Das war ein Organisationssystem, das schnell an seine Grenzen stieß, da es öfters in den Dörfern brannte. Bei einem Bauern in der Scheune wurde daraufhin ein Depot für Löschmittel eingerichtet und der Pumpwagen eingestellt. Alle Brandhelfer hatten somit eine Anlauf- und Sammelstelle. Es war üblich, dass jede Familie ein Mitglied der FFW stellte“.Unterlagen über die Feuerwehr von 1926 bis 1945 sind nicht erhalten geblieben. Das gilt mit wenigen Aus-nahmen auch für die Zeit bis 1960.

Die Freiwillige Feuerwehr Selchow in der DDR-Zeit

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Die Freiwillige Feuerwehr von 1945 bis 1989Im II. Quartal 1946 stellte die Gemeinde aus ihrem Haushalt für die Unterhaltung des Feuerwehrgebäudes

60 RM und für die Ausrüstung 300 RM zur Verfügung.Im Jahr 1961 feierte die Gemeine 35 Jahre Freiwillige Feuerwehr in Selchow. Einem Bericht aus dem Jahr

1961 ist zu entnehmen, dass die Wehr für die Gemeinde 600 Arbeitsstunden leistete. Der Wehrleiter appellierte an die Gemeindeverwaltung, den Brandschutz zu verbessern und die nöti-

gen Ausrüstungsgegenstände bereitzustellen.

Mitglieder der FFW Selchow 1962 waren:Name DienstgradBlümke, Rudolf LöschmeisterFriedrich, Egbert LöschmeisterRibbecke, Alfred LöschmeisterSchultze, Helmut BrandmeisterLehmann, Karl HauptfeuerwehrmannMette, Alfred II HauptfeuerwehrmannLanger, Harald OberfeuerwehrmannValentin, Joachim HauptfeuerwehrmannLau, Bernhard HauptfeuerwehrmannReinicke, Horst HauptfeuerwehrmannApel, Arno OberfeuerwehrmannKnop, Günter OberfeuerwehrmannKnop, Erwin OberfeuerwehrmannZander, Eckhard OberfeuerwehrmannLanger, Hans-Jürgen OberfeuerwehrmannMette, Manfred OberfeuerwehrmannConrad, Hermann OberfeuerwehrmannPervölz, Bruno OberfeuerwehrmannLiepold, Harry OberfeuerwehrmannLobeth, Willi OberfeuerwehrmannSchüler, Gerhard OberfeuerwehrmannFelten, Fr. Wilhelm

1962 hatte die Wehr durchschnittlich eine Stärke von 22 Feuerwehrmännern. Es fanden 6 Schulungen statt. Sie hatte nur 2 Einsätze im Jahr.

1963 beantragte der Wehrleiter Rudolf Blümke seine Ablösung wegen beruflicher Überlastung. Als neuer Wehrleiter wurde der Löschmeister Alfred Ribbecke berufen. Die Gemeinde wurde aufgefordert ihre Alarmeinrichtungen zu verbessern und für eine ausreichende Beleuchtung des Feuerwehrdepots zu sorgen.

1966 leistete die FFW für die Gemeinde 250 Arbeitsstunden im Wert von 650 M. Die FFW hatte eine Stärke von 23 Mann, das Soll betrug 31 Feuerwehrmänner.

1968 erhielt die Feuerwehr vom Rat des Kreises einen neuen TSA-Anhänger. Er wurde im Feuerwehrhaus untergestellt. Für das Fahrzeug war der Gerätewart verantwortlich. Eigentümer wurde die Gemeinde Selchow.

1969 erhielt die FFW Selchow für ihre Arbeit eine Leistungsstufe III zuerkannt und eine Urkunde des Rates des Kreisen und der Nationalen Front für hervorragende Leistungen. Eine Belobigung für hervorra-gende Leistungen erhielt Kamerad Alfred Ribbecke. Von der Feuerwehr wurden 50 Stunden im Natio-nalen Aufbauwerk geleistet. Im Juli zerstörte ein Fahrzeug der Roten Armee einen Feuerlöschbrunnen in Selchow. Die Feuerwehr plante den Bau eines Gerätehauses.

In den 70er Jahren wurde ein kleines Feuerwehrdepot in Eigenleistung gebaut. Ein Löschfahrzeug stand zur Verfügung. Eine Brandschutzbegehung auf 7 Höfen im Oktober 1970 ergab, dass alle Feuerlöscher ohne Plomben, die Beschilderung mangelhaft und alle E-Anlagen zu beanstanden waren. Des Weite-ren wurden die schlechte Lagerung der Schmier- und Treibstoffe sowie die nicht ordentlich unterge-brachte Technik beanstandet. Schornsteine in der Dorfstr. 6 mussten gesperrt werden.

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1970 erhielt die FFW aus dem Volksvertreterfond von der Gemeinde 100 M für fehlende Ausrüstung.1971 wurde zwischen der Gemeinde Selchow und dem VEG Waßmannsdorf vereinbart, dass die Betriebs-

löschgruppe des VEG Waßmannsdorf mit ihrer Technik und Ausrüstung den Schutz der Gemeinden in der Zeit von 7.00 bis 16.30 Uhr übernimmt, danach sollte die FFW Selchow zuständig sein.

1972 brannte in der SZ-Anlage in Selchow ein Zuchtstall durch einen Kabeldefekt aus. Die Wehr musste die ganze Nacht löschen. Die Anlage wurde gerettet, aber 30 Schweine verbrannten.

1973 wurde Fr. W. Felten Wehrleiter in Selchow.1976 feierte Selchow den 50. Jahrestag der Gründung der FFW. Der Rat der Gemeinde überreichte der Wehr

eine Urkunde als Dank für die bisherige Arbeit im Brandschutz. Zwischen der Gemeinde Selchow und Waßmannsdorf wurde folgende Vereinbarung zum Brandschutz getroffen: Die Gemeinde Waßmanns-dorf übernahm mit ihrer Technik und Ausrüstung den Schutz der Gemeinden von 7:00 Uhr bis 16:00 Uhr. Die Betriebsfeuerwehr in Waßmannsdorf unter Leitung von Horst Labrenz wurde aufgelöst. Von 16:00 bis 7:00 Uhr übernahmen beide Gemeinden jeweils den Schutz ihres Territoriums. Die beiden Wehren arbeiten in Sachen Brandschutz grundsätzlich zusammen.

Im September fand die staatliche Brandschutzkontrolle statt, bei der festgestellt wurde, dass weder die Spritze noch das Depot in einem guten Zustand waren. Beim Probealarm war nur ein Feuerwehrmann am Ort. Die Bürgermeisterin erwog, die Ablösung des Wehrleiters zu diskutieren.

1977 erhielt die Feuerwehr eine Motorsäge, die gegen Gebühr ausgeliehen werden konnte. Die Wehr hatte trotz Personalschwierigkeiten das Feuerwehrhaus aufgeräumt, die Fenster vergittert, eine Fahnen-stange eingesetzt und einige Übungen durchgeführt. Kamerad Müller absolvierte eine Ausbildung als Gruppenleiter und wurde zum Hauptfeuerwehrmann befördert.

1979 erhielt das Kollektiv der FFW Selchow anlässlich des 30. Jahrestages der DDR eine Urkunde für her-vorragende Leistungen durch den Nationalrat der Nationalen Front der DDR.

1980 wurde die FFW Selchow durch 5 Frauen verstärkt. Es konnten 40 Haushalte auf Einhaltung des Brand-schutzes kontrolliert werden. Im Laufe des Jahres bildete sich ein gutes Kollektiv heraus. Bei Übungen im Wirkungsbereich konnten die Selchower wieder erste Plätze erreichen. Mängel waren die verstell-ten Hydranten und eine zu schwache Sirene, die nicht zu hören war. 3 Jugendliche konnten für die FFW gewonnen werden. Die Wehr kritisierte, dass der notwendige Löschbrunnen noch nicht gebaut war, dass Hydranten und Vorspanndienst fehlten.

1981 erreichte die Selchower Wehr beim Wirkungsbereichsausscheid Schönefeld den 2. Platz beim Aus-scheid „Kampfsport“. Die Kameraden der Feuerwehr organisierten im Juni ein Sommerfest für die Gemeinde.

1982 wurde eine Arbeitsgemeinschaft „Junge Brandschutzhelfer“ mit 10 Mitgliedern gegründet. Die AG wurde von Frank Guschall und Lutz Ribbecke geleitet.

1982 wurde mit dem Bau des Trockenturmes begonnen. Zur Verbesserung der Brandbekämpfungsmaßnah-men im Territorium wurde zwischen den Gemeinden Selchow und Waßmannsdorf sowie dem Klär-

Vorn im Bild sind zu sehen: Alfred Ribbecke, Manfred Lehmann, Manfred Mette, Ewald Selend, Harald Langer, Jürgen Müller, Herbert Hansche. Hinten im Bild: Willi Lehmann, Hermann Konrad, Dieter Streich, Friedhelm Felten

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werk Waßmannsdorf eine Vereinbarung mit folgendem Inhalt abgeschlossen: Die FFW von Waßmannsdorf übernimmt mit ihrer Technik und Ausrüstung den Schutz der Gemeinden Waßmannsdorf und Selchow von 7:00 Uhr bis 16:00 Uhr, von 16:00 Uhr bis 7:00 übernehmen die Gemeinden selbst den Brandschutz, es fin-den gemeinsame Beratungen statt.

Die Leitung der Wehren Selchow und Waß-mannsdorf sind für ihre technische Ausrüs-tung eigenverantwortlich. Das Klärwerk un-terschrieb die Vereinbarung nicht.

1983 wurde in der Wehrleitung eine Umbesetzung vorgenommen. Kamerad Lutz Ribbecke wurde Stellv. für EAW. Kamerad Mann wurde von diesem Posten entlastet. Das Tor zum Gerä-tehaus wurde gestrichen.

1984 gab es keine Brände in Selchow. Beim Wir-kungsbereichsausscheid belegte die Wehr von Selchow den 2. Platz in der Disziplin „Lösch-angriff“. Die Kameraden Marianne Arlt, Max Ribbecke und Andreas Manzek wurden wegen Inaktivität ausgeschlossen.

1986 hatte die FFW Selchow eine Stärke von 20 Personen. Sie war im Besitz eines Trag-kraftspritzenanhängers, von 14 D-Schläuchen, 4 C-Schläuchen, 18 Atemschutzmasken, 20 Dienstuniformen, 18 Feuerwehrschutzanzü-gen, 18 Feuerschutzhelmen und 18 Haken-gurten. Probleme waren lt. Wehrleiter Dieter Streich die Realisierung des Vorspanndiens-tes, die Erlangung der Sollstärke und die Wer-bung um Mitgliedschaft von Frauen.

1988 ergab die Prüfung der Feuerlöschgeräte wie-derum eine Bestnote.

1989 wurden auf Grund gezeigter Leistungen Lutz Ribbecke zum Wehrleiter und Rainer Schulz um stellv. Wehrleiter der FFW Selchow be-rufen. Die Wehr erreichte den 1. Platz in der Disziplin „Löschangriff“. Die Kameraden er-hielten eine Prämie von 84 M für die Instand-setzung des Tiefbrunnens. Die FFW Selchow erhielt von der Gemeinde, von der amtieren-den Bürgermeisterin Frau Müller, eine Prämie von 100 M für die Unterstützung beim „Mach mit“–Wettbewerb. Die FFW Selchow führte wie jedes Jahr ihre Brandschutzkontrollen in den Wohnungen durch. Das Ergebnis war sehr gut.

Eine sowjetische Passagiermaschine vom Typ IL62 war beim Startversuch über die Start-bahn gerollt und brennend erst kurz vor dem Dorf zum Stehen gekommen Die Menschen mussten gerettet und eine Löschwasserleitung von Waßmannsdorf nach Selchow gelegt werden.

Auf dem zweiten Amtsfeuerwehrtag 1996

Das Osterfeuer 1993 wurde von der FFW veranstaltet.

Die Selckower Jugendfeuerwehr 1995

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Jugendfeuerwehr vor dem Feuerwehrdepot

1998 mussten in Selchow zwei Brände gelöscht werden.

Die Freiwillige Feuerwehr von 1990 bis 20111990 wurden die bisher geltenden Bedingungen für

die Aufnahme in die FFW vom Rat des Kreises aufgehoben.

1992 wurde das Einsatzfahrzeug der FFW Selchow (Barkas) in Dabendorf repariert. Die Gemeinde Selchow erhielt von der Gemeinde Hohen-stein ein gebrauchtes Löschfahrzeug LF 8 ge-schenkt.

1993 veranstalteten die Kameraden der FFW ein Osterfeuer für die Gemeinde. Eine neue Feuer-wehrsatzung wurde beschlossen.

1994: Die Mitglieder der FFW Selchow waren Nico Lange, Frank Schultze, Andreas Jacob, Andrea Mann, Roy Mix, Heiko Zimmermann, Sebas-tian Mette, Sabrina Schultze, Steffi Has, Janin Langer, Ricardo Hansche, Benny Ribbecke, Anja Schade, David Grabowski, Enrico Has und Tommy Ribbecke.

1995 organisierte die Selchower Feuerwehr das Sommerfest der Gemeinde.

Am 21.5.1995 fand ein Ausscheid der Amtsfeuer-wehren in Schönefeld statt. Die FFW Selchow belegte in der Disziplin „Löschangriff Nass“ den 3. Platz. Auch die Selchower Jugendfeuer-wehr war erfolgreich. Beim 1.Wettkampf der Jugendfeuerwehren in Großziethen war sie erfolgreich beim „Löschangriff-Nass“ und er-reichte einen 3. Platz beim Geländelauf. Beim Hindernislauf mit „Schläuche koppeln“ wur-den die Selchower sogar erster.

1996 wurde Alfred Mann Amtsbrandmeister. Er löste Dieter Heinrich aus Großziethen ab. Al-fred Mann war seit 1974 Mitglied der FFW, 5 Jahre davon Ortswehrführer. Die Jugendfeuer-wehr belegte beim 2. Wettkampf der Jugend-feuerwehren in Großziethen den 10. Platz im Geländelauf und den 11. Platz beim „Löschan-griff Nass“. Im September gewannen die Sel-chower den 1. Platz beim „Löschangriff“. Beim Amtsausscheid errang die FFW Selchow im „Löschangriff“ den 3. Platz.

1997 beschloss die FFW Selchow mit Zustimmung der Gemeinde Selchow eine Chronik zu erstel-len. Als Chronistin war Kerstin Ribbecke tätig. In einer neuen Ausrückordnung wurde fest-gelegt, dass im Süden Waltersdorf die Haupt-last trägt und im Norden Waßmannsdorf und Großziethen. In den anderen 5 Gemeinden ist zwischen 6:00 Uhr und 17:00 Uhr keiner zu er-reichen. Im Mai fand ein Kameradschaftsaus-flug in den Spreewald statt.

1998 wurden unter der Leitung von Ortswehrführer Frank Ribbecke 2 Brände in einem leerstehen

Stehend von links: Alfred Mann, Sylvia Zimmermann, René Krebs, Willi Ribbecke, Sven Neubacher, Frank Schultze, Dieter Streich, Ronny Valentin. Sitzend von links: Rainer Schulz, Manuel Mann, Anneliese Thoben, Frank Ribbecke

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Wohnhaus und einer Scheune gelöscht. Zur Brandbekämpfung waren Wehren von Waß-mannsdorf, Mahlow, Großziethen, Rotberg und Selchow im Einsatz. Am 15.3.1998 fand der Amtsfeuerwehrtag in Waltersdorf statt. 187 Kameraden nahmen daran teil. Die Jugendfeu-erwehr von Selchow nahm am 4. Jugendfeu-erwehrtag am 28.9.98 in Großziethen teil und erreichte beim Geländespiel den 1. Platz.

1999 fand der Amtsfeuerwehrtag in Waltersdorf statt. Es gab drei Einsätze der FFW Selchow – alle auf Grund von Verkehrsunfällen. Frank Ribbecke erhielt vom Land Brandenburg, Mi-nister des Innern, in Anerkennung für 10jäh-rige treue Pflichterfüllung eine Urkunde und die Medaille in Kupfer. Am 29.10.1999 wurde der Schlauchturm erneuert.

2000 hatte die Jugendfeuerwehr Selchow folgende Mitglieder: René Lange, Benny Ribbecke, Anja Schade, Tommy Ribbecke, Christoph La-brenz, Maik Lange, Patrick Teschke, Kenneth Tietzsch, Adrian Reinke, Pierre Ribbecke, Mar-tin Labrenz und Julian Pfeifer. Beim Amtsaus-scheid der 7 Jugendwehren belegte Selchow den 3. Platz in der Altersgruppe 10 bis 13 Jahre.

2001 musste die FFW die Durchspülung des Regen-wasserrohres in der Dorfstraße in Glasow vor-nehmen. Der Höhepunkt des Jahres war das Fest zum 75. Gründungsjahre der Freiwilligen Feuerwehr. Das Fest fand auf dem Gelände des Stadtgutes statt.

Das Programm zum 75. Geburtstag der FFW Selchow: 13.7. 19.00 Uhr Blasmusik in der Kirche, Festakt 20.00 Uhr Lampionumzug von der Kirche zum Festplatz 20.30 Uhr Lagerfeuer mit Live-Band 14.7. 8.30 Uhr Parade von 42 Feuerwehrautos 9.00 Uhr Appell der Kameraden, dann Grundsteinlegung für das neue Feuerwehrgerätehaus 10.00 Uhr Feuerwehr-Wettkämpfe anlässlich des 7. Amtsausscheides, Festumzug aller Feuerwehren Abschließend Feuerwehrball mit Live-Musik 15.7. 9.00 Uhr Gottesdienst 10.00 Uhr Frühschoppen und Musikalische Unterhaltung

Der Schönefelder Amtsanzeiger berichtete am 21.10. über die Arbeit der FFW Selchow folgendes: „Brände sind in Selchow eher selten. Die Feuerwehrleute haben es meist mit Unfällen zu. Manchmal bitten auch Tierschützer um Hilfe. Im Juli musste ein junger Schwan auf dem Selchower See aus einer Angelsehne befreit werden. Zurzeit gibt es 9 aktive Feuerwehrleute und 10 Jugendliche. Die technischen Geräte sind auch nicht auf dem neuesten Stand. Das Löschfahrzeug ist ein 30 Jahre alter Opel-Blitz, ein Geschenk einer Partnerfeuerwehr. Es wird aber immer schwieriger, für das Auto Ersatzteile zu finden. Die Gemeinde hat mit großer Anstrengung die 360.000 DM für ein neues Feuer-wehrgebäude aufgebracht.“

Die Grundsteinlegung des neuen Feuerwehrgerätehauses

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2002 waren die folgenden Personen Mitglieder der FFW Selchow: Ortswehrführer Rainer Schulz, Stellvertreter Frank Ribbecke, Gerätewart David Exner, Volker Teschke, Ronny Valentin, René Krebs, Sven Neubacher, Manuel Mann, Frank Schultze, Benny Ribbecke, Sylvia Zim-mermann, Andrea Mann und Anja Schade. Passive Mitglieder waren Alfred Mette, Die-ter Streich, Werner Lobeth, Anneliese Thoben und Ingrid Valentin. Am 11.03. nahm die FFW Selchow an der Notfallübung „Crash 2002“ in Schönefeld teil. Am 13.5. fand in Diepensee die Frühjahrsübung der Jugendwehren des Altkreises KW statt. 21 Mannschaften nah-men teil. Die Selchower belegten den 5. Platz. Am 15.06. wurden das Dorffest und die Ein-weihung des Depots mit Kaffee und Kuchen, Gulaschsuppe und Getränken gefeiert.

2003 bekam die Selchower FFW ein modernes Ein-satzfahrzeug, es löste den alten „Opel Blitz“ ab. Es bekam von den Frauen der Wehr den Namen „Resi“. Am 3. Mai fand in Diepensee die Frühjahrsübung der Jugendfeuerwehren statt. 21 Mannschaften waren am Start. Selchow er-reichte den 5. Platz und nahm am 22.6. erfolgreich am Kreispokallauf in Brusendorf teil. Am 23.07. wurde in Selchow Dorffest gefeiert. Aus diesem Anlass wurde auch das neue Feuerwehrgebäude ein-geweiht. Das Gebäude wurde ohne Kredit und Sponsorengelder erbaut. Anlässlich des 95. Gründungs-tags der FFW Schönefeld am 12.9. trugen die Feuerwehren in Schönefeld einen Wettbewerb aus. Der Wettkampf wurde mit einem Korso der Fahrzeuge der amtsansässigen Gemeinden eröffnet. In der Nacht zum 13.9. Ging ein Einsatzalarm bei der FFW Selchow ein: Suchen einer Person, danach Brand in Selchow. Für alle wird diese Nacht unvergesslich bleiben.

2004 erreichte die Jugendfeuerwehr Selchow den 5. Platz beim Wettbewerb, der anlässlich des 85. Grün-dungsjahres der FFW in Großziethen.

2009 hatte die FFW der Gemeinde Schönefeld 129 aktive Kameraden, davon 27 Frauen. An 63 Einsätzen von 379 Einsätzen insgesamt nahm die Selchower FFW teil. Sie sicherte Osterfeuer, half bei Dorffesten und Umzügen. Am 3.7 und 4.7. fand in Waßmannsdorf der 1. Berufsfeuerwehrtag für die Jugendfeuer-wehren statt. Aufgabe war es, in Selchow einen umgefallenen Gefahrenguttransport zu sichern, d.h. die jungen Feuerwehrleute mussten die Gefahren erkennen und die richtigen Maßnahmen zur Gefah-renbeseitigung erkennen. David Exner von der Selchower Feuerwehr fuhr die Gruppe zum Einsatzort und gab Hilfestellung.

2010 plante die Gemeinde Schönefeld, einen Rüstwagen anzuschaffen, die Feuerwache in Großziethen fer-tig zu stellen, den Feuerwehrneubau in Schönefeld zu beginnen und das alte Großziethener Feuer-wehrgebäude auf dem Dorfanger so zu gestalten, dass darin alte, aber erhaltungswerte Technik der Feuerwehren aufbewahrt und erhalten werden kann. Die Amtsfeuerwehr hatte 129 aktive Kameraden, davon 13 aus Selchow.

Beschreibung des neuen Feuerwehrgebäudes(Das alte Haus hatte eine Fläche von 40 m²)Baubeginn: September 2001Einweihung: April 2002Kosten: 300 TDM von der Gemeinde SchönefeldMit Gemeinschaftsraum, Büro, Teeküche, Umkleideräumen für Damen und Herren, Sanitätsräumen für Damen und Herren, Technikraum und Garage. Im Außenbereich befin-det sich ein gepflasterter Parkplatz.

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Der Schönefelder Gemeindeanzeiger hatte im März 2010 die Selchower Ortswehr im Blickpunkt: „Ein wichtiger Faktor im Leben des inzwischen auf 200 Einwohner geschrumpften Ortsteils ist die Freiwillige

Feuerwehr. Sie ist das kulturelle Zentrum und hält das Leben an dem von der Flughafenbaustelle besonders betroffenen Ortsteil am Leben. Alfred Mann war 12 Jahre lang Brandmeister in der Gemeinde und weiß, dass die Kameradinnen und Kameraden in den Ortswehren in ihrer Freizeit nicht nur für die Sicherheit der Bürger sorgen, sondern dass die Ortswehr auch wichtig für die soziale Zusammenarbeit ist. Ortswehrführer Frank Ribbecke wohnt inzwischen nicht mehr in Selchow, ist aber der Selchower Feuerwehr treu geblieben aus guter Tradition und wegen des Zusammenhalts. Er wurde 1989 Mitglied der Feuerwehr, einer Familientradition fol-gend. Auch David Exner wohnt nicht mehr in Selchow, aber sein Herz schlägt für die Selchower Feuerwehr und er verbringt einen großen Teil seiner Freizeit bei der Ausbildung und den Einsätzen… Die Selchower Feuerwehr hat eine lange Tradition, auf die die Kameradinnen und Kameraden stolz sind. Sie wurde 1926 gegründet. In 4 großen Ordnern sind die Jubiläen und wichtigsten Abschnitte der Geschichte aufbewahrt“.

Am 30.12.2010 lud die FFW Selchow die Bürger zum Jahreswendefeuer vor die Feuerwache ein. Die FFW Selchow hat 2010 folgende Mitglieder: Frank Ribbecke (Ortswehrführer), David Exner (Stell-

vertreter des Ortswehrführers), Cindy- Ann Apel (Jugendwart), Pierre Ribbecke (stellvertretender Ju-gendwart), Alfred Mann, Silvia Zimmermann, Volker Teschke, Patrik Teschke, Sven Neubacher, Frank Schultze und Antje Neubacher.

Der Jugendfeuerwehr gehören an: Antonia Pristaff, Jennifer Albrecht, Xenia Markiewicz, Gina Sa-lemon, Marina Jacobi, Paul Langer, Christian Boßling und Marvin Knop.

Die Mitglieder der Jugendfeuerwehr treffen sich jeden Freitag von 16.30 Uhr bis 18.00 Uhr zur Ausbil-dung. Das Alter liegt zwischen 7 und 16 Jahren. Zahlreiche Urkunden zeugen von einem guten Ausbil-dungsstand. Beim 1. Rescue Day in der Gemeinde Schönefeld errangen die Männer im „Löschangriff Nass“ den 3. Platz. Die Jungen (14 – 17 Jahre) wurden zweiter.

2011 blickt die Selchower freiwillige Feuerwehr auf 85 Jahre zurück.

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Das Gut in Selchow: Rittergut, Stadtgut, Volksgut und wieder StadtgutBei der Gründung der Dörfer in Brandenburg wurden in der Regel bis zu 11 Hufen als Ritterhufe reserviert. Das bedeutet aber nicht, dass sofort ein Gutsbetrieb eingerichtet wurde. In Selchow ist nicht eindeutig fest-zustellen, ab wann Ritterhufe bewirtschaftetet wurden. Folgendes aber ist überliefert:1242 – 1440 ist Heinrich von Selchow/Henricus de Selchow in Selchow.1338 wurde auf einer durch Markgraf Ludwig bestätigten Schenkungsurkunde des Rates zu Cölln Johannes

aus Waßmannsdorf und Nicolaus von Selchow als Knappen und Zeugen genannt.1373 erhielt Wibold von Kummelitz die Lehnanwartschaft für 5 Hufen in Selchow.1430 erhält der Berliner Bürgermeister Hennig II. Strobant die Anwartschaft auf das Lehngut Selchow,

danach seine Söhne.1536 hatte der Hof von Bardeleben 8 Hufen und eine freie Schäferei.1571 hatte Albrecht Mittelstraß einen freien Sitz mit 5 freien Hufen in Selchow und die Schäfereigerechtigkeit.1609 wurde unter Markgraf Joachim II. durch den Gutsherren von Bardeleben in Selchow eine Schäferei

angelegt.1610 schrieb Landreiter Biener, dass Selchow ein Rittersitz der von Bardeleben ist.1610 steht im Bericht des Landreiters Biener: Jacob von Bardelebens Erbe zu Selchow ist ein Rittersitz.Um 1670 ist Joachim von Bardeleben Erbherr auf Selchow und besitzt 17 Hufen. Er wurde am 15.1.1637 in

Selchow geboren und starb am 15.12.1692.1730/39 waren Carl Gustav von Bardeleben und Friedrich Leopold von Bardeleben, Erben des Christoph von

Bardeleben, die letzten Besitzer von Selchow.1740 verkauften sie das Dorf mit allen Gütern und Rechten an König Friedrich Wilhelm I. für 27.000 Taler.

Der Besitz wurde „Domäne“ der Herrschaft Königs Wusterhausen.1745 wurde der frühere Fuhrmann in Wartenberg, Christian Friedrich Lindenberg, Arrendator, d. h Verwal-

ter, von Gut Selchow.Um 1750 wurde das erste Gutshaus errichtet.1761 wurde aus Feld- und Backsteinen die „Schafscheune“ gebaut. Sie brannte 1949 ab und wurde im glei-

chen Jahr wieder aufgebaut.1770 war die Domäne an Charlotte Elisabeth Müller, die mit dem Forstmeister und Arrendator zu Stecklin,

Wilhelm Reinhard Böcker verheiratet war, verpachtet. Beider Sohn, der Forstmeister und Amtmann Carl Reinhard Böckel, wurde Pächter des Domänenamtes.

1804 starb Charlotte Elisabeth Müller, geborene Sentzke, in Selchow.

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1811 verkaufte Preußen das Gut an den früheren Erbpächter Friedrich Schneider.1858 wurde Friedrich Schneider Besitzer des Guts. In dieser Zeit arbeiteten 90 Tagelöhner auf dem Gut. Das

Gut war teilweise verpachtet.1859 erwarb der königliche Ökonomierat Gustav Neuhauß (1825/1895) das Gut Selchow.1860 hatte das Gut 2.209 Morgen Land, davon waren 4 Morgen Gehöfte, 43 Morgen Gartenland, 1.711 Mor-

gen Ackerland, 11 Morgen Wiese, 101 Morgen Weide, 239 Morgen Wald.1862 veranlasste Neuhaus den Bau einer Ziegelei in der Nähe von Selchow. 1869 verkaufte das Gut Steine,

die in dieser Ziegelei gebrannt wurden.1870 brach auf dem Gut die MKS aus.1876 wurde überliefert, dass der Rittergutsbesitzer Gustav Neuhauß für das Gut 823,99 M Grundsteuern

zahlte. Wirtschaftsinspektor war A. Deegener. Neuhauß entwickelte das Gut zu einen Mustergut für die Pflanzenzucht.

Neuhauß veröffentlichte folgendes: „Es ist mein Bestreben, auf märkischen Sandboden Getreidesorten he-ranzuzüchten, die möglichst genügsam in Bezug auf Bodenansprüche sind, dabei aber die höchsten Erträge geben. Durch Pflanzen- und Ährenauswahl und durch Entnahme des Saatgutes vom leichtesten Sandboden ist es mir gelungen, Hafer- und Gerstensorten heranzuzüchten. Durch weitere züchterische Arbeit wurden später, mittelspäte und ganz frühe Kartoffeln für den Sandboden gezüchtet. Die Preise verstanden sich ab Station Selchow. Ein Zentnersack kostete 30 Pfennige.“

1878 war Herr Wegener Inspektor auf dem Gut von Neuhauß.Ab 1879 traten verstärkt Krankheiten in den Tierbeständen auf. So veröffentlichte 1879 das Amtsblatt, dass

bei den Schafen des Rittergutsbesitzers Neuhauss die Pocken ausgebrochen waren.1884 war unter den Milchkühen die MKS ausgebrochen. Ab Juli 1889 und im Mai 1890 brach in den ge-

samten Rinderbeständen die MKS aus. Das Gut stand daher bis zum 23.12.1893 unter Quarantäne. In dieser Zeit wurde die Pflaumenallee neu verpachtet.

1890 wurde Gustav Herrmann Neuhauß zum Amtsvorsteher für Selchow, Waßmannsdorf und Diepensee berufen.

1894 hatte der Gutsbezirk eine Größe von 621,764 ha.1895 starb Gustav Neuhauß in Selchow. Es ist aber anzunehmen, dass sein Sohn Gustav Herrmann Neu-

hauß zu dieser Zeit das Gut bereits übernommen hatte.1897 brach in Selchow mehrmals die MKS aus.1900 gab es in den Ställen des Gutes das erste Licht im Dorf.1905 wurde der Administrator Karl Kaufmann zum stellvertretenden Gutsvorsteher ernannt.1906 war Wilhelm Griesert (1845/29.5.1906) Gutsmeier in Selchow.1909 war Kirchner (1830/1.12.1909) Brennermeister in Selchow.1911 wurde Gustav Schulze (1867 – 1941) Oberinspektor und Wirtschaftsmeier. Gutsmeier war zu dieser

Zeit Karl Franke.1920 waren folgende Personen nachweislich auf dem Gut angestellt: Gutsinspektor Gustav Schulz, Gutsförs-

ter Paul Schulz (1889/3.4.1920), wurde von Wilddieben erschossen, Rentmeister Artur Sonnenburg, Oberschweizer Johannes Koller und Feldhüter, später Gutsförster, Karl Kirchner (starb am 30.6.1925 in Selchow). Der Gutsbezirk hatte 243 Einwohner, 621,8 ha Fläche.

In der Nacht vom 13. zum 14. Januar brach ein Großbrand aus.1922 ging die Brennerei in Betrieb. Sie produzierte bis 1944.1924 starb Gutsbesitzer Gustav Hermann Neuhauß. Seine Frau, Louise Neuhauß, geb. Steiger, wollte das

Gut verkauften und bot es der Stadt Berlin an. Die Verhandlungen dauerten bis 1927. Zur Sicherung der Arbeit auf dem Gut wurde der Landwirt Adolf Neuhauß am 17.6.1924 zum Gutsvor-

steher bzw. Administrator bestellt. Das Gut hatte 610 ha LN bzw. Betriebsfläche, davon waren 14 ha Hofraum und Garten, 3 ha Wiese und

73 ha Wald. Gutsförster war Wilhelm Köhler.1927 übernahm die Stadt Berlin das Gut Selchow. Noch bis Dezember wurde über den Kauf des Gutes ver-

handelt. Die Stadt Berlin erwarb das Gut mit Brennerei schließlich für 1,5 Mio. M. Das Gut wurde zum Rieselgut entwickelt.

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Am 16.9.1927 wurde der Administrator Vin-cent Loska noch zum stellv. Gutsvorsteher durch die Familie Neuhauß bestellt, er wurde nach dem Verkauf des Gutes Verwalter des Gutes für die Stadt Berlin. Gut Selchow be-kam noch 1927 ein neues Heugebläse und eine elektrische Förderanlage.

Das Gut hatte folgende Fläche: gesamt 602 ha, davon 459 ha Ackerland, 24 ha Wiese, 93 ha Holzung sowie 26 ha Ödland und Wege. An Tierbeständen waren 43 Pferde, 182 Rinder und 189 Schweine vorhanden.

(Quelle: Statistisches Jahrbuch)

Nach dem Anlegen der Rieselfelder lag fol-gende Flächenbilanz vor: Von den 599 ha Ge-samtfläche waren 36 ha Rieselland, 5 ha Rie-selfeldwege- und Gräben, 558 ha Naturland, 7 ha Hofraum und Garten, 6 ha Wasser sowie 7 ha Naturwege. Das Stadtgut Selchow war Eigentum der Stadtentwässerung von Berlin und wurde durch den Eigenbetrieb Berliner Stadtgüter bewirtschaftet.

Das Gut in den Jahren 1928 – 19451928 wurde der Gutsbezirk Selchow auf der Grundlage des Staatsministerbeschlusses vom 16.10.1928 in

den Gemeindebezirk eingegliedert. Das bedeutete, dass die Wege, die vorher im Gutsbesitz waren, Eigentum der Gemeinde wurden. Die Stadt Berlin als Gutsbesitzer erhielt das Recht, unentgeltlich Leitungen, Gleise und Kanalisationsanlagen u.a. zu verlegen.

Im Wirtschaftsjahr 1928/29 traten in Selchow im Kuhbestand verstärkt Krankheiten auf. Die Schwei-nebestände litten unter der MKS. Aber die Brennerei lief gut. Im Wirtschaftsjahr 1929/30 erkrankten die Pferde an der Brustseuche. Weiterer Schaden entstand durch einen Brand. Er vernichtete ein Vier-familienhaus. Der Schaden betrug 14.400 RM.

1930 erhielt das Gut 2 Mähdrescher mit Strohpresse. Die Mähdrescher wurden durch einen Bulldog gezo-gen. Die Mähdrescher waren noch bis 1960 in Dienst, dann wurden sie durch modernere Mähdrescher ersetzt.

1931 überließen die Berliner Stadtgüter der Gemeinde das Spritzenhaus mit Feuerlöschgerätschaften auf dem Gutsgelände für eine Entschädigung von jährlich 100 RM.

1932 wurde der Jagdaufseher Lothar von Schmudde zum Feld- und Jagdhüter ernannt.1933 wurde Herr Trewer Verwalter bzw. Administrator auf dem Gut. Er erhielt von der Berliner Stadtgüter

GmbH die Vollmacht, gegenüber der Zollbehörde die Kartoffelbrennerei des Gutes Selchow bei allen Amtshandlungen zu vertreten. Zu dieser Zeit war Ernst Seydlitz Brennereiverwalter bzw. Brenner-meister.

1936 hatte das Gut eine LN von 598,81 ha. Die Gutsverwaltung Selchow erhielt neue Wasseranschlüsse, die Milchkühlanlage wurde umgebaut.

1937/38 arbeiteten auf dem Gut 52 Arbeiter, 30 Arbeiterinnen und 5 männliche Angestellte. Betriebsleiter war der Landwirtschaftliche Oberinspektor Trewert. Landwirtschaftlicher Hilfsinspektor war Herr Arndt, Rechnungsführer Schneider und Bürogehilfe Herr Wolff. Es wurde ein neuer Feuerlöschbrun-nen und Brennereibrunnen gebohrt, 2 Zweifamilienhäuser wurden gebaut, an 5 Häusern wurde das Dach neu gedeckt, das Gutshaus erhielt einen neuen Putz und Anstrich. Im Wirtschaftsjahr 1938/39 umfasste der Viehbestand 39 Pferde und 197 Rinder. Schweine und Schafe waren nicht vorhanden.

Das alte Gutshaus und der Gutspark von Selchow

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1936–1938 erhöhten sich die Kälberverluste von 13 % auf 31 %, obwohl der Betrieb seuchenfrei war. Das Stammkapital des Betriebes betrug 125 TRM.

1941 wurde auf dem Gut Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Mais, Kartoffeln, Zuckerrüben, Raps und Obst angebaut. Außerdem wurden Wein-geist und Fuselöl produziert. An Viehbestän-den waren Nutzrinder und Zugochsen vorhan-den. 98 ha Wald wurden zur Bewirtschaftung der Forstwirtschaft übergeben. Die Größe des Gutes betrug 499,74 ha.

1942/43 wurde u.a. ein Kleinviehstall gebaut.1944 hatte das Gut eine LN von 501,7 ha.1943/45 wurde das Gut mehrfach durch Bomben-

abwürfe beschädigt. Am 2.12.1943 wurden bei einem Bombenangriff die Wohnungen von Janke, Litsch, Lieschke, Valentin und Rehpfennig beschädigt. Die Unterkunft der polnischen Familien wurde vollkommen ver-nichtet, ebenso wie die Scheune von Sitza, der Maistrockenschuppen, der Schuppen am Kuh-stall und ein Kartoffellagerhaus. Schwer be-schädigt wurden die Wohnungen von Krüger, Wichmann, Schwadtke, Kricke, Labrenz, Glimpel und Kluge. Der Fliegerangriff am 29.1.1944 hatte Schäden am Lager der sowjetischen Gefangenen (in den Akten „Russenlager“ genannt), am alten Schweinestall, am Fohlenstall und der Küche des Deputantenhauses zur Folge.

Am 1.1.1945 wurden durch einen Bombenangriff das Gutshaus, der Kuhstall, die Scheune am Hofspeicher sowie 5 Wohnhäuser getroffen. Der Gesamtschaden am 1.1.1945 betrug 90.000 RM.

Das Gut nach dem 9.5.19451945 wurde das Dorf von der sowjetischen Armee besetzt und war bis 1946 ein Versorgungsgut bzw. eine

„sowjetische Wirtschaftseinheit der Roten Armee“. Ein Hauptmann und einige Soldaten wohnten ge-meinsam mit Umsiedlern im Gutshaus.

Bis 1945 lebte Frau Louise Neuhauß, letzte Besitzerin bis 1927, noch im Gutshaus.1945 lag die Versorgung der Belegschaft in Händen der Wirtschaftseinheit, die sofort eine Versorgungskü-

che einrichtete. Das Gut wurde ein volkseigenes Gut und kommunal durch Berlin genutzt. Es hatte 1946 eine Betriebs-

größe von 601,62 ha. Im Rahmen der Bodenreform gingen 36 ha in den Bodenreformfond. Aus einer Akte vom 29.10.1945 ging hervor, dass die Gemeinde aus dem Bodenreformfond der Berliner Stadtgü-ter vom Gut Selchow 140 ha LN forderte, 40 ha wurden genehmigt, 36 ha aufgeteilt.

Gutsverwalter in Selchow war Wilhelm Lüth.Am 1.1.1946 wurde das Gut der deutschen Verwaltung, dem Berliner Magistrat, zurückgegeben. Die Ver-

waltung des Stadtgutes Selchow erfolgte von Marienfelde aus. Als Fläche wurden 461 ha außerhalb von Berlin angegeben, 63 ha wurden verpachtet.

Folgende Viehbestände waren vorhanden: 30.6.1945 30.6.1946 Pferd 2 1 Fohlen 2 2 Zugochsen 2 2 Kühe 0 2

Im Wirtschaftsjahr 1944/45 erwirtschaftete die GV Selchow einen Verlust von 13,9 TDM und im Wirtschaftsjahr 1945/46 einen Verlust von 117,2 TDM.

Luise Neuhaus

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1947 war für das Gut Selchow der Administrator Kupsch verantwortlich.

Im Wirtschaftsjahr 1946/47 wurden angebaut und geerntetFruchtart Fläche in ha Ertrag dt/haWeizen 5,0 7,85Roggen 50,0 19,39Gerste 76,6 15,20Hafer 22,0 21,39Erbsen 6,5 10,20Lupinen 15,0 4,97Raps 24,0 2,72Kartoffeln 67,0 83,49Zuckerrüben 17,0 128,95Futterrüben 5,0 319,82

1949 wurden 507,1 ha LN angegeben. Betriebsleiter war ab 28.2.1949 Koll. Mohnwitz. Sein Vorgänger war Günther Hauswald.

Am 1.7.1950 wurde Koll. Preuss neuer Betriebsleiter. Eine Überprüfung des Gutes durch die Güterverwal-tung ergab, dass die Betriebsleitung schlecht arbeitete, weder Tagebuch, Stallbuch, Handwerksbuch geführt noch Belege abgezeichnet wurden. Es erfolgte keine Abstimmung zwischen Geld u. Natu-ralien, es wurde kein Pferderegister geführt, die Mieten nicht festgesetzt und durch Unordnung der Kornkäfer eingeschleppt.

1951 erhielt das Gut von der Volkspolizei 2 Pferde für die Arbeit zugeteilt. Die volkseigenen Güter hatten wie die Bauern eine „Pflichtablieferung landwirtschaftlicher Produkte“ entsprechend ihrer Ackerflä-che abzuliefern. Was darüber hinus produziert wurde, konnte als „Freie Spitzen“ zu höheren Aufkauf-preisen verkauft werden. 1951 wurde eine neue Schweinezuchtanlage erbaut.

Betriebsleitung 1950 und 1951Funktion Name im Betrieb seit bisBetriebsleiter Koll. Preuss 01.07.1950 31.12.1951Betriebsleiter Koll. Körner 01.12.1951 20.06.195Inspektor Karl Krüger 15.01.1950Oberbuchhalter Koll. Zeidler 01.01.1951Rechnungsführer Koll. Selk 01.02.1950 31.12.1950Bilanzbuchhalter Karl Taenzer 17.10.1950 28.01.1951Bilanzbuchhalterin Gertrud Selk 01.11.1950Lohnbuchhalterin Gisela Meier 01.05.1948 (davor Brunhilde Preuß und Frau Huss)BGL-Vorsitzender Max Koniszczki 01.08.1950

Folgende Feldfrüchte wurden angebaut:Wintergerste 166,20 haSommergerste 74,34 haHackfrüchte 108,69 haFeldfutter 40,82 haTobinambur 2,50 hagesamt 392,55 ha

1952/1953 wechselten die Betriebsleiter sehr häufig. Sie verschwanden ohne Abmeldung nachts und nah-men wichtige Betriebsmittel z.B. Saatgut und Pferde mit. 1952 erhielt das VEG 30 TDM für den Bau von 2 Zweifamilienhäusern.

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Tierbestände 1951/1952, EndbeständeTierart ME 1951 1952 1953Zuchtpferde St. 18 22 27Hengst St. 1 0 0Fohlen St. 11 7 0Kühe St. 56 78 85Bulle St. 1 1 0sonstige Rinder St. 109 101 0Rinder ges. 217Muttern St. 0 222 239Jährlinge St. 0 127Lämmer St. 0 158Böcke St. 0 4Mastschafe St 0 152Schafe ges. 746Sauen St. 55 66 65Eber St. 2 2 2Ferkel St. 153 227Läufer St. 174 120Mastschweine St. 50 138Schweine ges. 821

Arbeitskräfte 1952 Personen Plan Durchschnittin der Produktion 92 86Gutsleitung 9 7Lehrlinge 20 1gesamt 121 94

1953 wurden die ersten Spargelfelder und die Obstanlage angelegt. Es wurde verstärkt Gemüse angebaut und mit der Möhrensamenvermehrung begonnen. Im Wirtschaftsjahr 1952/53 wurde durch die VVG für das VEG Selchow für die Ausstattung des Kulturraumes im Gutshaus 10,7 TDM und für die Aus-stattung des Schafstalles 24 TDM ausgegeben.

1954 wurde auf Ministerratsbeschluss das VEG Selchow der Güterverwaltung Potsdam übergeben. Das Gut erhielt die ersten modernen Maschinen, wie Mähdrescher, Kartoffelrodemaschinen, Rübenroder, moderne Traktoren und Anbaugeräte.

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Die Chronik von Selchow 1242–2012

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Die Lehrausbildung auf dem Gut SelchowIm Juli 1954 wurde im Gutshaus mit der

Lehrausbildung begonnen. Am 1.8.1954 übernahm Manfred Exner die Lehraus-bildung. Nach der Auflösung der Lehr-lingswohnheime in Gussow und Schöne-feld wurde das Gutshaus als Internat und Schule genutzt.

Manfred Exner berichtete: Der Unter-richt wurde in 3 Klassenräumen durch-geführt. Es begann mit 15 Gärtner-lehrlingen unter der Leitung von Kurt Dombrowski und 15 Rinderzuchtlehrlin-gen unter der Leitung von Karl Gehrke sen. und ca. 50 Feldbaulehrlingen unter Leitung des Brigadiers Karl Schröder. Auch Horst Labrenz wurde Lehrausbil-der. Da im Gutshaus noch 3 Familien im oberen Stockwerk wohnten, mussten für sie kurzfristig andere Wohnungen gefunden werden. Die Lehrlinge trugen einheitliche Kleidung mit dem Emblem „DFD“ (Dienst für Deutschland).

Bis 1955 hatten alle Lehrlinge einen Lehrver-trag. 10 Jugendliche waren „Staatskin-der“, also Kinder ohne familiäre Bindung oder Waisen. Alle Lehrlinge waren Mitglieder der FDJ, DSF und des FDGB. Die GST, Gesellschaft für Sport und Technik, spielte in der Freizeit eine große Rolle. So waren die Lehrlinge aus Sel-chow 1954 die Besten beim Kreisausscheid in Königs Wusterhausen.

1962 wurde die Berufsschule aus Groß Köris nach Selchow verlegt, so dass jährlich 100 Lehrlinge ausgebildet werden konnten. Die Berufsschule in Selchow war eine Außenstelle der ABS Schul-zendorf unter Leitung von Herrn Nielsen, dem Vater von Bärbel Domke, die seit 1967 in Selchow lebte. 1965 wurde die Außenstelle aufgelöst und die Ausbildung der Lehrlinge erfolgte je nach Fachrichtung in Wentow, Groß Kreutz, Großbeuthen und Königs Wusterhausen. Das Gutshaus war bis 1991 ein Lehrlingswohnheim, je nach Bedarf ein Gästehaus und Zentrum aller sportli-chen und betrieblichen Veranstaltungen des Gesamtbetriebes. Im Gutshaus befand sich die Kü-che für die Versorgung der Lehrlinge, der Belegschaft des Gutes und später für die Versorgung des Gesamtbetriebes.

Ab 1968 wurde ein Landarbeiterhaus zum Ledigenheim umgebaut.

1960 war das letzte Jahr der Selbständigkeit. Es wurde mit den Bau des Rinderoffenstalles und der Schwei-nezuchtanlage begonnen. Das Gut hatte zu dieser Zeit eine Betriebsgröße von 487 ha LN, davon 441 ha Ackerland. Es gab die Milchproduktion, Schweinezucht, Schafzucht und Geflügelhaltung. Im VEG arbeiteten 99 Personen.

Am 1.1.1961 erfolgte der Zusammenschluss des VEG Waßmannsdorf, des VEG Selchow, des VEG Klein-ziethen und des VEG Geflügelkombinat Großziethen zum VEG „Kombinat“ Waßmannsdorf mit Sitz in Waßmannsdorf. Direktor wurde Erwin Gacki. Im Rahmen der Kombinatsleitung Waßmannsdorf wurde Armin Schmidt zum Abteilungsleiter in Selchow ernannt. Der Zusammenschluss der 4 VEG erfolgte durch Übernahme der Betriebsflächen, der Gutshöfe mit Parkanlagen, der Betriebsanlagen und der Betriebswohnungen. Alle Betriebsangehörigen wurden in den neuen Betrieb übernommen. Die Festlegungen aus den Betriebskollektivverträgen wurden in den gemeinsamen BKV überführt. Die Bezahlung erfolgte nach VEG-Tarif.

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Zur Leitung des neuen Betriebsteils Selchow gehörten der Brigadier im Gartenbau Kurt Dombrowski, Melkermeister Karl Gehrke sen., Feldbaubrigadier Karl Schröder, Schweine-meister Bruno Dommisch, Schmiedemeister Franz Reimann, Schäfermeister Karl Apel, der Leiter des Lehrlingswohnheims Kurt Bre-mer, Hofmeister E. Krüger und der Parteise-kretär Erwin Zimmer.

1961 wurden noch die angefangenen Bauvorhaben des alten VEG Selchow (1 Abferkelstall mit 20 Sauenplätzen in der neuen Schweinezucht und der Jungviehstall mit 120 Plätzen) fertig gestellt. Im BT Selchow wurde Bernburger Futterroggen als Saatgut geerntet und nach England exportiert.

Der Viehbestand 1961Rinder ges. 400 Stückdavon Kühe 100 StückSchweine ges. 921 Stückdavon Sauen 140 StückLäuferproduktion 1.476 Stück

1964 wurde mit dem Bau einer modernen Schweine-zuchtanlage in Selchow begonnen. Es wurden 9 Ställe, 1 Futterhaus und ein Sozialgebäude mit Sanitäranlagen errichtet.

Ab 1965 wurde das Mittagsessen auf das Feld ge-bracht. Für alle Betriebsangehörigen wurden Theaterbesuche über den Betrieb organisiert. In Betriebsteil Selchow wurde die Kabarett-gruppe „Die Mücken“ gegründet.

Die Schweinezucht Selchow wurde ein Lehr-lingsobjekt.

1966 wurde die Zentralküche für das Kombinat im Souterrain des Gutshauses seiner Bestim-mung übergeben. Die Küche kochte für die Be-legschaft des Kombinates, für die Belegschaft des Klärwerkes und die umliegenden Kinder-gärten. Das Gutshaus wurde zum kulturellen Mittelpunkt des Betriebes.

1968 gründete das Kombinat Waßmannsdorf in Sel-chow die Sektion Pferdesport der BSG WSZ.

Der Betriebsteil Selchow wurde bis 1990 zum Zentrum des Pferdesportes und der Pferdezucht.

1969/71 wurde der Rinderoffenstall neu ausgerüstet. Die Lehrlinge in der Schweinezucht Selchow nahmen 1971 an der „Messe der Meister von Morgen“ (MMM) in Königs Wusterhausen teil. Sie stellten erste Ergebnisse aus der Kreuzung des Veredelten Landschweins mit dem Pietrain-Schwein vor. Bei der Durchführung dieses Projektes mussten sie sich auch mit Planung und Abrechnung beschäftigen.

Die Lehrlinge im Lehrlingswohnheim hatten verschiedene Freizeitangebote, wie z.B. in der Sektion Reitsport und beim Fußball, im Kabarett, im Fotozirkel, beim Tischtennis, Schach oder Volleyball. Außerdem konnten sie kochen lernen. Die Jugendarbeit wurde aus dem Kultur- und Sozialfond des Betriebes finanziert.

Lehrlingsheim

Schweinezucht im SZ-Selchow

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1972 bildete sich die Kooperative Abteilung Planzenproduktion (KAP) Diepensee mit Sitz in Diepensee. Das Ackerland des VEG Waßmannsdorf, des VEG Diepensees und der Genossenschaften aus Selchow, Waßmannsdorf, Groß- und Kleinziethen, Schönefeld, Waltersdorf und Bohnsdorf wurde mit der ent-sprechenden Technik durch die KAP bewirtschaftet. Die alten Wirtschaftshöfe des VEG Diepensee, Kleinziethen und teilweise Selchow wurden nun von der KAP Diepensee genutzt. Durch die Gründung der KAP veränderte sich im Betriebsteil Selchow erstmal nichts.

1973 war die Getreideernte die erste Bewährungsprobe der KAP. Geerntet wurde Gerste, Roggen, Hafer, Gemenge, Weizen, Lupinen und Rotklee.

Ab 1974 wurde das VEG von der BD VEG Potsdam verwaltet und geleitet. Alle Volksgüter, die in den Bezir-ken Potsdam und Frankfurt/O lagen, schieden aus der Verwaltung des Berliner Magistrats aus.

Ab 1975 wurde Treueurlaub gewährt. Ab dem 11. Jahr der ununterbrochenen Tätigkeit gab es 1 Tag, ab dem 16. Jahr 2 Tage und ab dem 21. Jahr 3 Tage Treueurlaub.

1978 wurde mit dem Bau einer modernen industriemäßigen Rindermastanlage in Selchow begonnen.Ende 1979 feierte das VEG Kombinat Waßmannsdorf mit allen Betriebsangehörigen in der Gaststätte

Rangsdorf den 30. Geburtstag als VEG. Der Betrieb konnte 1979 auf ein sehr erfolgreiches Jahr zu-rückblicken.

1981 wurde die Rindermastanlage (RMA) mit 3000 Plätzen für Mastbullen in Betrieb genommen.1982 kam Herr Ribbecke als ungelernter Tierpfleger in die RMA, nach Facharbeiterlehre und Meisterschule

wurde er 1990 Anlagenleiter. 1982/83 wurde der Ferkelstall in der Schweinezuchtanlage umgebaut. Die Zentralküche im LWH erhielt ein Kühlhaus. Frau Dorow war 1982 Teilnehmerin des Internationa-len Bauernkongresses.

Ende 1983 wurde der Kuhstall in Selchow wieder in Betrieb genommen.Am 2.6.1985 fand im Gutspark in Selchow das gemeinsame Sportfest mit dem VEG „Pflanzenproduktion“

(P) Diepensee, der LPG Wildau und der LPG Großziethen statt.1986 steigerte die Schweinezucht Selchow ihre Ferkelaufzuchtergebnisse von 19,4 Ferkeln je Sau auf 20,0

Ferkel je Sau, senkte den Futterverbrauch um 8 % und stellte 1.400 Läufer mehr für die Schweinemast zur Verfügung.

Lehrunterweisung

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1987 erreichte der Kuhstall Selchow mit 5.246 kg die höchste Milchleistung der 3 Kuhställe im VEG. Die RMA erreichte 631g Tageszunahme je Tier. Die Pferdezucht in Selchow wurde von dem Koll. Koglin, dann von der Kollg. Weise geleitet. Auf der früheren Obstplantage wurde für die Pferde eine Tagesweide eingerichtet. Im Pferdestall arbeiteten eigenverantwortlich Herwig Labrenz als Leiter sowie die Mitarbei-ter Ragna Michael und Koll. von Boden.

1989 hatte das VEG „P“ Waßmannsdorf/Diepensee 5 Abteilungen der Schweinezucht. Die besten Ergebnisse erzielte die Abteilung Boddins-felde, gefolgt von der SZ Selchow und Kien-berg.

Die Schweinezucht Selchow beendete das Jahr 1989 mit folgenden Ergebnissen:Endbestand Schweine 2.434 StückSchweine, Durchschnitt 2.248 Stückdavon Sauen 250 Stückgeborene Ferkel 5.370 Stückaufgezogene Ferkel 5.046 StückFerkelverluste 6% (324 Stück)Es wurden 2.970 Läufer mit einem Durchschnittsge-wicht von 35,38 kg verkauft. 705 Schweine verende-ten oder wurden notgeschlachtet. Die Schweinezucht Selchow wurde vom Kollegen Schäfe geleitet.

Ergebnisse der Milchproduktion per 31.12.1989:Endbestand Küheø Bestand Kühe 112ø Bestand Färsen 7ø Bestand Kälber 8Milchleistung/Kuh u. Jahr 5.016 kgKälbergeburten 113 St.Kälberverluste 1,7 %23 Rinder verendeten und wurden notgeschlachtet. Melkermeister war der Koll. Schmollmann.Die Rindermast in der RMA konnte folgendes Jahresergebnis vorweisen:Endbestand am 31.12.1989 2.390 StückDurchschnittsbestand 2.392 StückAblieferungsgewicht 453 kgLMZ je Tier/Tag 639 gIn der RMA verendeten 12 Rinder, 88 wurden notgeschlachtet.Für die in Selchow stationierte Sektion Pferdesport der BSG WSZ musste das VEG 1989 insgesamt 154 TM aufbringen.

Der Gut Selchow nach 1990Am 22.1.1990 lag die letzte betriebswirtschaftliche Abrechnung von 1989 für den BT Selchow des VEG „P“

Waßmannsdorf/Diepensee vor. Das VEG Waßmannsdorf hatte in Selchow 57 betriebseigene Wohnungen. Bereits 1990 wurde mit

dem Umbau des alten Rinderoffenstalls zu einem Pferdestall für Pensionspferde begonnen. Die Sek-tion Pferdesport wurde aufgelöst und der Fahr- und Reitverein e.V. Selchow gegründet.

Am 1.7.1990 wurden mit der Drucksache 1/15 auf Beschluss der Stadtverordnetenversammlung die ehemaligen Stadtgüter von Berlin der Treuhand unterstellt und in Etappen dem Land Berlin als Ei-

Rinderzucht in Selchow

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genbetrieb übergeben. Der Eigenbetrieb bestand vom 1.7.1990 bis zum 4.2.1992, danach wurde die Be-triebsgesellschaft Berliner Stadtgüter GmbH gegründet. Mit der Gründung der Betriebsgesellschaft veränderten sich die Aufgaben der Güter. Die Hauptaufgabe bestand jetzt darin, die Flächen für das Land Berlin zu bevorraten, zu verwalten und zu pflegen. Die bisherige Aufgabe, landwirtschaftliche Produkte zu erzeugen, trat in den Hintergrund. Die Produktion wurde noch nicht eingestellt, aber die Einstellung bereits vorbereitet.

Diese Planungen galten auch für das Gut Selchow, das noch immer ein Betriebsteil des Gutes Waß-mannsdorf war. Trotz der vorgesehenen Einstellung der Produktion auf den Gütern wurde zur Ent-wicklung der einzelnen Güter eine Konzeption erarbeitet, die aber im Fall Selchow nur teilweise rea-lisiert wurde.

Bis zum 30.6.1990 war die vorgesetzte Dienststelle des VEG Waßmannsdorf die Güterdirektion des Landes Brandenburg.

Die Beschlüsse der Betriebsleitung bzw. der Stadtgüterverwaltung beim Berliner Senat ab 1.7.1990 hatten für das Gut Selchow viele gravierende Folgen.

Ab 16.7.1990 wurde die künstliche Besamung im Kuhstall Selchow und Diepensee eingestellt. Damit wurde die Einstellung der Milchproduktion vorbereitet.

Ab sofort erfolgten die Lohnzahlungen nicht mehr in bar. In allen Abteilungen des Betriebes wurde Kurzarbeit eingeführt. Ab 1.9.1990 galt ein neuer Manteltarifvertrag für alle Werktätigen. Der SV-Ausweis verlor seine Gültigkeit, jeder Werktätige musste sich eine eigene Krankenkasse suchen.

Zum 26.10.1990 wurde der neue Pferdestall in Selchow mit Pensionspferden belegt. Herwig Labrenz wurde Leiter der Pferdehaltung. Pferdepfleger waren Herwig Labrenz, Ragna Michael und Koll. von Boden.

Die Schafherde von Selchow wurde noch im November 1990 nach Deutsch Wusterhausen verlegt. Die betriebseigenen Pferde mussten noch 1990 auf Anordnung der Güterverwaltung verkauft werden. Ab 7.12.1990 gehörte das VEG Waßmannsdorf zum öffentlichen Dienst, seit Juni 1990 bereits zum

Eigenbetrieb Berliner Stadtgüter. Am 31.12.1990 sollte die Schweinezucht Selchow geschlossen werden.1992 waren folgende Maßnahmen für das Gut Selchow geplant: Die Rekonstruktion der RMA und Einstel-

lung von 2.700 Kälbern zur Mast aus Albertshof, Birkholz, Schönerlinde und Lanke. Die Milchproduktion sollte eingestellt und die Pferdehöfe privatisiert werden. 250 Sauen zur Fer-

kelaufzucht sollten im Gut verbleiben. Die Schafhaltung sollte sich auf 350 Muttern zur Landschafts-pflege beschränken. Am Standort der RMA wurde eine Brennerei gebaut. Sie produzierte 1994 1.496 hl Weingeist. Der Personalbestand sollte reduziert werden.

1992 waren noch 541 Schafe und 244 Zuchtsauen im Bestand, die je Sau 17,5 Ferkel aufgezogen. Läufer waren im Wert von 193,5 TM verkauft worden. Leiter der RMA war der Kollege Lutz Ribbecke.Im Mai wurde der Haushaltstag für die werktätigen Frauen abgeschafft. Die Brennerei in Gallun wurde stillgelegt und das Brennrecht auf den Betriebsteil Selchow übertragen.

Selchow war ein Zentrum der Pferdezucht.

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1993 wurde in Selchow in einem neuen Gebäude gebrannt. Die Investition betrug 1 Mio. DM. In der Bren-nerei arbeiteten 3 Produktionsarbeiter. Leiter war Günther Arndt.

1993 wurden die Schafzucht und die Schweinezucht eingestellt. Die Anlage wurde verpachtet. Das Gutshaus wurde leer geräumt. Das LWH wurde ab 29.12.1993 an die Telekom als Unterkunft für Mitarbeiter vermietet.

1995 wurde die RMA von der Rindermast auf Färsenaufzucht umgestellt.1996 wurden die Schweinezuchtanlage, der alte Kuhstall und das alte Kartoffellager, später der Schafstall

und der Speicher abgerissen. 3000 qm auf dem Gutshof wurden an die Preussag, eine Lagerhalle an die Gemeinde und der alte Speicher an Herwig Lawrenz vermietet.

2005 wurde die RMA an die holländische Familie Els/Arts verkauft. Der Gutshof mit dem Gutshaus wurde 1991 stillgelegt und verwahrloste.

Zusammenfassung der Zugehörigkeit des Gutes von 1927 bis 1991Das Gut Selchow gehörte:Ab 1927 bis 1935 zur Berliner Stadtgüter GmbH1935 bis 1945 zum Eigenbetrieb Berliner Stadtgüter1945/46 VEG Selchow, bzw. Wirtschaftseinheit der Roten ArmeeAb 1946 unterstand das Gut der Abteilung Ernährung, Dezernat Landwirtschaftdes Berliner Magistrats.1949 wurde der Eigenbetrieb juristisch aufgelöst. Das VEG Selchow gehörte zur Vereinigung

Volkseigener Güter Berlin, dann Verwaltung Volkseigener Güter Berlin (VVGB).Ab 1954 gehörte das VEG Selchow zur Potsdamer Verwaltung.Ab 1964 zur Bezirksdirektion Volkseigener Güter BerlinAb 1974 zur Bezirksdirektion Volkseigener Güter PotsdamAb Februar 1990 wieder zum Eigenbetrieb BerlinAb 18.11.1991 zur Betriebsgesellschaft Berliner Stadtgüter GmbH und wurde sofort stillgelegt.

Die Schafzucht auf dem Gut in Selchow bis 1993Die Schafzucht in Selchow konnte bis 1993 auf eine lange Tradition zurückblicken. Die erste urkundliche Er-wähnung erfolgte 1536. Die von Bardeleben hatten einen Hof mit 8 Hufen und eine freie Schäferei. 1571/1589 wurde erwähnt, dass die Mittelstraß‘ die Schäfereigerechtigkeit besaßen. Von 1624 bis 1711 wurde in den alten Akten 1 Hirte bzw. 1 Hirtenknecht genannt, was darauf schließen lässt, das eine Schafherde vorhan-den war. Die Schäfereigerechtigkeit war ein hoheitliches Recht, dass erlaubte, auf der Flur bzw. auf fremden Eigentum Schafe mit eigenem Schäfer zu halten bzw. Schafe auf der Gemeindeweide zu weiden.Im Kirchenbuch wird eine Reihe von Schäfern genannt. Sie arbeiteten für die Bauern oder für den Gutsherrn als Hirte, oder hatten eine eigene Herde. 1613 Hans Albhorn und Peter Balcke vor 1642 Hans Dunker vor 1651 Gürgen Tietze vor 1730 Martin Brose 1856 Carl RaubmannDie Angaben zur Schafzucht unter Gutsbesitzer Neuhauß sind spärlich. Bekannt ist lediglich, dass der Schaf-stall, auch Schafscheune genannt, 1771 gebaut wurde. 1879 brach unter den Schafen des Rittergutes Neuh-auss die Pockenseuche aus.Angaben zur Schafzucht von 1927 bis 1945 sind nicht vorhanden.Erst für die Zeit nach 1945 verfügen wir wieder über Angaben zur Schafzucht in Selchow.Ab 1952 wurden auf dem Gut wieder Schafe gehalten. Der Schafstall bestand aus mehreren Einzelställen. Der erste Schäfermeister war Koll. Holz. Die Herde bestand aus 663 Tieren, davon 222 Muttern, 127

Jährlinge, 158 Lämmer, 4 Böcke und 152 Mastschafe.1953 fanden von der Verwaltung organisierte Fachtagungen zur Schafzucht statt, an der der Schäfermeis-

ter, die Gehilfen und Lehrlinge aus den VEG teilnahmen. In Selchow betreute zu dieser Zeit 1 Schäfer 268 Schafe.

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1954 übernahm Schäfermeister Willi Apel die Schafherde. Er blieb bis März 1961 im VEG Selchow. Schäfergehilfe war von 1954 bis 1958 Arno Apel.

1961 übernahm Schäfermeister Walter Ritter die Schafherde mit 190 Mutterschafen. Wal-ter Ritter übernahm die Schafherde, als sich das VEG Kombinat Waßmannsdorf gründete. Von den zusammengeschlossenen Betrieben brachte nur Selchow eine Schafherde in den Betrieb ein. Außer Wolle und Fleisch wurden auch Lämmer, Muttern, Zibben und Hammel als Zucht- und Nutzvieh verkauft.

1963: Im Durchschnitt wurden 190 Muttern gehal-ten, je Mutterschaf wurden 1,22 Lämmer auf-gezogen.

Ab 1965 war die Selchower Herde eine Stammherde deren Zuchtlämmer begehrt waren. Walter Ritter war bis 1975 Schäfermeister in Selchow. Er schied wegen Krankheit aus und sein Sohn Lutz Ritter über-nahm die Herde und blieb bis 1983.

1983 übernahm Erhard Krätsch die Herde mit seiner Frau Anna und erzielte im gleichen Jahr im bezirkli-chen Leistungsvergleich der Herdbuchzuchten einen 3. Platz.

1985 erzielte die Schafzucht Selchow im Leistungsvergleich der Betriebe den 4. Platz im Bezirk Potsdam.

1989/1991 erzielte die Schafzucht in Selchow vor ihrer Auflösung folgende Ergebnisse: 31.12.89 31.12.1991

Schafe gesamt 526 StDurchschnittbestand Mutterschafe 358 St. 383Lämmergeburten 654 St. 582je 100 Muttern 152aufgezogene Lämmer 629 St.Lämmerverluste 25 St. 3,8 %aufgez. Lämmer 1,15 je MutterVerkaufte weibliche Lämmer 291 StückAbsatz Reinwolle 25,61 dtGewinn 130 TDM

Schäfer Erhard Krätsch mit seiner Herde

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Die Chronik von Selchow 1242–2012

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Feste im Gutspark in den 70er und 80er Jahren – Impressionen

Langjährige Gutsarbeiter

Es sollen einige der Gutsarbeiter genannt werden, die schon vor 1925 auf dem Gut beschäftigt waren und noch einige Jahre im VEG Selchow arbeiteten.Vor 1945 war Ernst Labrenz als Maurer auf dem Gut tätig, danach Horst und Edmund und deren Kinder, Her-wig als Pferdezüchter und Regina als kaufmännische Angestellte. Horst Labrenz war aktiv in der Gemein-devertretung tätig, war Lehrausbilder und viele Jahre Hof- und Speichermeister sowie einige Zeit Vorsitzen-der der Nationalen Front. Edmund Lawrenz war ein zuverlässiger Kraftfahrer, der sein Fahrzeug sorgfältig pflegte.Vor 1925 war Vincent Dombrowski als Kraftfahrer beschäftigt. Ab 1946 war Kurt Dombrowski erst als Mel-ker, dann als Gärtnermeister beschäftigt. Er war bis 1970 als Gemeindevertreter ehrenamtlich tätig.Richard Janke arbeitet ebenfalls vor 1945 auf dem Gut.Auch Hermann und Luise Kaläne sind langjährige Gutsarbeiter.Max Valentin arbeitete bis zur Rente auf dem Gut als Maurer, Er war seit 1978 Gastgeber für Jandag, Direk-tor des Staatsgutes Bornuur aus der Mongolei. Zur Belegschaft gehörten weiterhin Bärbel und Otto Domke, Max, Werner und Karin Drobbe, Christel und Bruno Dommisch, Karl Gehrke, die Köchinnen Frau Hulke und Frau Selent, Paul Kaläne, Emil Krüger, Fritz Pawlowski sen. und jun., Walter Ritter, Karl Schröder und Max Valentin.

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Die Chronik von Selchow 1242–2012

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Administratoren, Direktoren auf den Gut Selchow nach dem Verkauf an Berlin 1925 Administrator Adolph Neuhauß Rechnungsführer Wilhelm zum Bock 1927 Verwalter war Vincent Loska 1933 Verwalter Frewert 1945 Administrator Wilhelm Lüth 1947 Administrator Kupsch danach Verwalter Hauswald 28.02.1949 Betriebsleiter Mohnwitz 01.07.1950/31.12.1951 Betriebsleiter Preußer 1951 Oberbuchhalter Koll. SWelk 18.8.1951 Betriebsleiter Pieper 01.01.1952/31.03.1952 Betriebsleiter Brenzel 11.04.1952/31.10.1952 Betriebsleiter Noack 01.12.1952/20.06.1953 Betriebsleiter Körner 15.10.1953 Betriebsleiter Eilbert Prusat 1953 Oberbuchhalter Max Zeidler seit 1.8.50 im Betrieb Karl Schröder Betriebsleiter seit Nov.1953 bis 1954 ab 1954 Betriebsleiter Gacki 1961 Zusammenschluss mit dem VEG Waßmannsdorf und Großziethen zum VEG Kombinat Waßmannsdorf 1.1.1954 /63 Direktor Erwin Gacki Abteilungsleiter in Selchow Armin Schmidt 1963/ 67 Direktor Josef Kotzian 1967/73 Direktor Martin Becker 1974/31.12.1990 Direktor Wilfried Kind Abteilungsbetreuer in Selchow Otto Domke

Angaben zum GutshausDas Gutshaus der von Bardeleben ist nicht erhalten geblieben. Das heutige Gutshaus soll aus dem 19. Jahr-hundert stammen und von der Familien Schneider im italienischen Villenstil erbaut worden sein. Den Bau-akten nach geht das heutige Aussehen auf das Jahr 1922 zurück. Nach 1991 wurde das Haus leergeräumt und verwahrloste.Das Gutshaus hat eine Nutzfläche von 1.430 m². Es hat 2 oberirdische Geschosse und ein Souterrain mit Drempel. Das Gebäude hat eine rechteckige Grundfläche, ein Ziegelmauerwerk und ist unterkellert. Der hohe Dachboden ist ungenutzt. Das Dach besteht aus einer Sparren-Pfetten-Kronkonstruktion. Das Dach ist ein Pult- bzw. Satteldach. Die Wirtschaftsgebäude wie der Pferdestall wurden bis 1991 für die landwirtschaftli-che Produktion genutzt. Dann erfolgte der Abriss, so dass von den alten Anlagen nichts übrig geblieben ist. Das Gutshaus war, wie an anderer Stelle schon erwähnt, Lehrlingswohnheim, Gästehaus und Treffpunkt für Betriebsfeiern. Besonders beliebt waren die Feiern der Rentner des Betriebes. Organisiert wurden die Feiern ab 1969 von der Wirtschaftsleiterin Bärbel Domke, gekocht und gebacken wurde durch das Küchenpersonal. Das waren Frau Hulke und Frau Selent. Den Gutspark nutzte die Sektion Pferdesport und bei Betriebsfesten die gesamte Belegschaft.Der Park hat einen sehr alten Baumbestand und einen leider verunreinigten Teich.2011 wurden finanzielle Mittel mit dem Bau der ILA für die Wiederherstellung des Parks nach altem Vorbild zur Verfügung gestellt.

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Die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) Selchow1959 gab es im Kreis Königs Wusterhausen 39 Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften. Ende

1960 waren es bereits 97 Genossenschaften. In einigen Gemeinden gründeten sich sogar 2 und mehr Betriebe.

Am 12.3.1960 schlossen sich alle Bauern in Selchow zur LPG „12.März“ zusammen. Der Name der Ge-nossenschaft bezieht sich auf ihr Gründungsdatum. Nicht alle Bauern sahen in der Genossenschafts-gründung den richtigen Weg. An den Gründungsversammlungen nahmen 15 werktätige Bauern und als Gäste Bürgermeister Leo Wollschläger, der Direktor des VEG Erwin Gacki, Rudolf Kröhl und Wer-ner Graf von der SED-Kreisleitung sowie der Kreistagsabgeordnete Paul Krüger teil.

Folgende Bauern wurden lt. Gründungsprotokoll Mitglieder der Genossenschaft:Name LNF in haHerber Hansche 19,80Paul Nugk 9,99Hermann Dahm 6,14Walter Sauerwald 18,78Fritz Hoffmann 9,73Berthold Teschke 9,39Karl Lobeth 5,27Karl Lehmann 12,83Rudolf Blümke 20,50Paul Lau 7,93Willi Lobeth 34,58Kurt Bossling 13,92Max Ribbecke 14,39Alfred Mette 41,06gesamt 232,00

Die Ehefrauen der Bauern wurden ebenfalls Mitglieder der Genossenschaft. Alfred Mette machte seine Mitgliedschaft davon abhängig, ob er seine Zulassung für den Traktor bis zum 16.3.1960 zurück erhält. Die Selchower Bauern gründeten eine LPG vom Typ I. Typ I beinhaltet nur die gemeinsame Feldwirtschaft. Das lebende und tote Inventar blieb in privater Nutzung der Bauern.

Die gemeinsame Arbeit wurde nach dem Musterstatut für LPG des Typs I organisiert. Es beinhal-tete folgende Grundsätze: Beim Eintritt in die Genossenschaft bleibt der Grund und Boden Eigentum des Besitzers. Wirtschaftsgebäude werden der Genossenschaft nur für die Produktion zur Verfügung gestellt. Nach gemeinsamer Beratung wurden Fritz Hoffmann, Willi Lobeth, Berthold Teschke, Hil-degard Nugk und Alfred Mette in den Vorstand gewählt. Zum Vorsitzenden wurde Berthold Teschke gewählt. Die Aufgaben der Revisionskommission übernahmen Paul Lau, Kurt Bossling und Hildegard Lehmann.

Auf der Mitgliederversammlung am 26.4.1960 wurden freiwillig folgende Ergänzungen zum Muster-statut beschlossen:

Die Mitgliederversammlung bestätigt im Rahmen ihres Perspektivplanes allmählich den Übergang zu Typ III durch die Anschaffung von genossenschaftlichen Geräten und Tiergruppen zu schaffen.

Der Grundmittelfond wird in Höhe von 25 % der Einnahmen aus Getreide und Kartoffeln gebildet. Der Kulturfond wird in Höhe von 2 % der Einnahmen festgelegt. Am 22.6.1960 wurde die Genossenschaft in das Genossenschaftsregister unter der Nummer 68 ein-

getragen. Die Arbeit der Genossenschaft war bereits in den ersten Jahren erfolgreich. Sie erfüllte vertragsmäßig ihren Betriebsplan.

1961 beschloss die Vollversammlung die Bauern Herbert Hansche und Walter Sauerwald zusätzlich in den Vorstand aufzunehmen. Trotz immer noch anhaltender Vorbehalte gegen die LPG wurde mit der ge-nossenschaftlichen Viehhaltung begonnen (Mast von 25 Bullen).

1962 wurde die Bullenmast auf 50 Tiere erweitert. Aus der Tierproduktion der Bäuerlichen Produktion wurden Milch, Eier, Schweinefleisch, Rindfleisch und Geflügel abgeliefert. Die Erträge bei Getreide betrugen 22 dt/ha.

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Auf der Vollversammlung am 27.6.1962 wurde der neue Vorstand gewählt. 10 Kandidaten stellten sich für 7 Vorstandsposten zur Wahl. Der neue Vorstand bestand aus Herbert Hansche (neuer Vorsitzender), Fritz Hoffmann, Trautchen Bossling, Hildegard Nugk, Willi Lobeth, Rudolf Blümke und Paul Nugk.

Statistische Angaben zur Genossenschaft 1961/65 ME 1961 1962 1963 1964 1965 1966LN ha 232 232 248 248 227dar. AL ha 206 206 219 219 200Beschäftigt VbE 35 41 33 32 32Traktoren St. 2 4 3 5 5Es wurden angebaut:Getreide ha 83 98Kartoffeln ha 39 37Feldfutter ha 26 21Viehbestände Endbestände:Rinder ges. St: 210 233 267 268 201Schweine ges. St. 334 401 408 371 286Schafe ges. St 7 8 16 163 3Legehennen St. 1.542 1.582 1.715 1.199 326Pferde St. 24 23 19

1965 besaß die Genossenschaft 4 Traktoren, 5 Hänger, 1 Binder, 1 Siebkettenroder, Kartoffelrodemaschinen und einen Mähdrescher gemeinsam mit der LPG Waßmannsdorf.

In der Zeitung Märkische Volksstimme wurden die Selchower Genossenschaftsbauern wegen ihrer guten Arbeit und Übererfüllung des Staatlichen Aufkommens hoch gelobt.

Die Milchleistung der individuellen Milchkuhhaltung betrug 1965 im Durchschnitt 2.424 kg. In der Schweineproduktion waren die Voraussetzungen für eine Erhöhung der Fleischproduktion durch feh-lende Zuchtsauen nicht gegeben, der Bestand war von 31 auf 18 gesunken. Der Bau eines Schweine-stalles für 200 Tiere wurde geplant.

1966 begannen die Genossenschaften in Waßmannsdorf, Selchow und Großziethen durch die Gründung der „Kooperation Nord“ enger zusammenzuarbeiten.

1967 wurde auf der Mitgliedervollversammlung am 22.2. der Übergang zur LPG Typ II beschlossen. Zur Begründung hieß es: „Ab 1.1.1967 wird neben der bisherigen genossenschaftlichen Bewirtschaftung des Ackerlandes auch das gesamte Grünland genossenschaftlich bewirtschaftet, sämtliche motorischen Zugkräfte und ein Teil der noch vorhandenen Pferde sind Eigentum der Genossenschaft. Die genossenschaftliche Viehhal-tung hat sich von der Bullenmast auf die Kuh- und Jungviehhaltung erweitert und wird zum Jahresende 50% der gesamten Rinderhaltung erreichen. Der Beschluss der Vollversammlung wurde dem Kreislandwirtschafts-rat mitgeteilt.“

Am 23.3.1967 erfolgte die Neuwahl der Kommissionen und des Vorsitzenden, die Eintragung ins Ge-nossenschaftsregister dann am 11.4.1967.

Anfang 1968 schlossen sich die LPG „Aurora“ Typ I Waßmannsdorf und die LPG „12. März“ Typ I Selchow zur LPG „Aurora“ Typ III Waßmannsdorf mit Sitz in Waßmannsdorf, zusammen. Die Genossenschaft hatte jetzt 43 Mitglieder. Nach der ersten Vollversammlung konstituierte sich der Vorstand aus fol-genden Mitgliedern: Vorsitzender wurde Josef Kotzian, sein Stellvertreter war Friedrich Finke (beide aus Waßmannsdorf). Vorstandsmitglieder waren Kurt Bossling, Elfriede Lau, Rudolf Blümke, Doro-thea Lobeth, Hilde Sauerwald (alle aus Selchow) sowie Karl Schukat, Hedwig Göppel und Walter Smolinski (aus Waßmannsdorf).

In Selchow erfolgte die genossenschaftliche Viehhaltung auf den Höfen Kiekebusch (30 Kühe) und Sauerwald (22 Kühe).

1969 wurde in der KOP Nord darüber beraten, ab 1970 mit der gemeinsamen Feldwirtschaft zu beginnen und die Schläge so zusammenzulegen, um schwere Technik einsetzen zu können. In der Tierproduk-tion sollte die Rinderproduktion weiterentwickelt werden. Die gemeinsame Pflanzenproduktion bei der Kartoffelernte mit einem gemeinsamen Traktorenkomplex wurde bereits getestet.

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Mit dem Übergang zur LPG Typ III zahlte die LPG weniger Steuern an die Gemeinde. Der Ausfall für die Gemeinde wurde durch den Staatshaushalt ausgeglichen.

Anfang 1970 fanden Neuwahlen des Vorstandes statt. Als Vorsitzender wurde Josef Kotzian bestätigt, sein Stellvertreter war Walter Bolz aus Bohnsdorf. In den Vorstand wurden Kurt Bossling, Herrmann Stip-pekohl, Heinz Sprenger, Waldemar Schmudde, Karl Schukat, Trautchen Boßilng, Hildegard Sauerwald und Dorothea Lobeth gewählt.

Am 15.8.1970 wurde Josef Kotzian als Vorsitzende der Genossenschaft abgelöst und durch Willi Heck ersetzt. Sein Stellvertreter wurde Herrmann Stippekohl, Walter Bolz wurde Vorsitzender der LPG Berlin Bohnsdorf. Die Genossenschaft baute auf 55,0 ha Kartoffeln an. Aus der Ernte wurden die Ein-kellerungskartoffeln für die Gemeinden zur Verfügung gestellt.

1971 gehörte die LPG „Aurora“ Waßmannsdorf/Selchow im Kreis Königs Wusterhausen zu den Genossen-schaften mit niedrigem Produktionsniveau. Aus diesem Grunde wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, die den Zustand schnellstmöglich verbessern sollte. Die Schwerpunkte der Arbeit waren die Steige-rung der Produktion, die Senkung der Kosten, die Verbesserung der Arbeitsdisziplin, die bessere Ein-beziehung der Genossenschafts-Bauern in die Leitung sowie die Sicherung der Planerfüllung.

In der Genossenschaft wurden 1971 verstärkt Anstrengungen unternommen, um Arbeitskräfte und Lehrlinge für den Betrieb zu gewinnen. Außerdem sollten mehr Genossenschaftsbauern an der Er-wachsenenqualifizierung teilnehmen.

Im Mai 1971 herrschte eine große Trockenheit. Es bestand die Gefahr des Futtermangels. Einige Kulturen mussten umgebrochen werden. Der Rat des Kreises schlug vor, in Absprache mit den Förs-tereien, Waldwiesen abzumähen. Zusätzliches Saatgut und Pumpenaggregate konnten beim RLN an-gefordert werden. Eine zusätzliche Bewässerung der Gemüseflächen konnte mit Hilfe der Feuerwehr organisiert werden. Der Brandschutz durfte dabei aber nicht vernachlässigt werden.

Im Mai 1971 beschloss der 10. Bauernkongress, dass durch die Räte der Landwirtschaft und Nah-rungsgüterwirtschaft der Kreise die weitere Entwicklung der Kooperationsbeziehungen zwischen den Landwirtschaftsbetrieben zu unterstützen sei.

Konkret hieß das für die Mitglieder der KOG Großziethen, Schönefeld, Waßmannsdorf/Selchow und für das Kombinat Waßmannsdorf den komplexen Einsatz der Mähdrescher und der schweren Technik bei der Strohbergung, die gemeinsame Herbstbestellung, die Beibehaltung des Kartoffelanbaues in der Fläche und dem Ziel 250 – 280 dt/ha zu ernten und gemeinsam aufzubereiten und die Ausdehnung der Getreidefläche auf 50% der Ackerfläche mit dem Ziel 35 dt/ha zu ernten. Außerdem sollte der Möhrenanbau bei Anwendung moderner Technologie weiter konzentriert und gemeinsame Investitio-nen untereinander abgestimmt werden. Die Schafherde in Schönefeld sollte erhalten und die Herde in Großziethen erweitert werden.

Im Juni 1971 wurde die Gemeinde Selchow in den Tollwutsperrbezirk einbezogen. Es bestand ab so-fort Hunde- und Katzensperre. Verboten waren die Ausfuhr von Hunden sowie Veranstaltungen mit Tieren durchzuführen. Die Sperre dauerte 3 Monate.

1973 schlossen sich die LPG „Aurora“ Waßmannsdorf mit der LPG „Einigkeit“ Großziethen zusammen. Der gemeinsame Namen war LPG „Einigkeit“ mit Sitz in Großziethen.

1974 wurde ein neuer Vorstand gewählt. Willi Heck von der LPG Großziethen wurde Vorsitzender, Dietrich Eyermann ebenfalls von der LPG Großziethen sein Stellvertreter. Aus Selchow gehörten Kurt Boßling, Herbert Hansche und Hilde Sauerwald dem neuen Vorstand an.

Die kooperative Arbeit in der Pflanzenproduktion zwischen LPG und VEG erfolgte ab 1973 mit den Be-trieben LPG „Aurora“ Waßmannsdorf, VEG Waßmannsdorf, LPG „Einheit“ Schönefeld, LPG „Thomas Münzer“ Bohnsdorf und LPG „Einigkeit“ Großziethen. Die Kooperation wurde durch einen Kooperati-onsrat geregelt, der aus Mitgliedern der beteiligten Betriebe bestand und monatlich tagte.

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Bei einer Befragung alter Genossenschaftsbauern im Jahr 2005 nach den besten Jahren der Zusam-menarbeit in der Genossenschaft wurden eindeutig die Jahre 1963 bis 1973 genannt, also die Zeit vor dem Zusammenschluss mit der LPG Großziethen.

Die Gemeinde Selchow, besonders die Familie Ribbecke, unterstützte die neu gegründete KAP Die-pensee bei der Kartoffelernte und bei der Ausgabe der Einkellerungskartoffeln. Alle zusätzlichen Ar-beitskräfte, die die Gemeinen mobilisierten, wurden in der Gemüseproduktion eingesetzt. Damit die Unterstützung der Landwirtschaftsbetriebe durch die Gemeinden mit Arbeitskräften in Spitzenzeiten aus der nichtarbeitenden Bevölkerung planmäßig verlaufen konnte, wurden Festlegungen im jährli-chen Kommunalvertrag getroffen.

Die KAP Diepensee hatte die Aufgabe, das Futter für die Tiere aller angeschlossenen Genossenschaf-ten und des VEG zu produzieren und an die Ställe zu fahren. Allein 1977 mussten 1.200 Rinder und 1.800 Mastschweine versorgt werden. Produziert wurden 4.299 dt Schlachtrind, 4.530 dt Schlacht-schwein und 5.600 dt Milch. Außerdem wurden 1.275,30 t Gemüse produziert.

1978 wurde die KAP Diepensee ein juristisch selbständiger Betrieb. Der Kooperationsrat als Kontrollorgan blieb bestehen, denn das Land war weiterhin Eigentum der beteiligten Betriebe, bzw. Eigentum der Genossenschafts-Bauern, die das Land in die LPG eingebracht haben.

1989 wurde die Trennung von Tier- und Pflanzenproduktion in den VEG Waßmannsdorf und Diepensee aufgehoben. Aus dem VEG „T“ Waßmannsdorf und dem VEG „P“ Diepensee wurde das VEG „P“ Waß-mannsdorf/Diepensee. Das vom VEG „P“ Diepensee bewirtschaftete Ackerland der LPGen wurde wei-terhin kooperativ bewirtschaftet.

Per 31.12.1990 wurden die Flächen der LPGen ausgegliedert. Die Genossenschaften erhielten entsprechend der Arbeitsfläche Grundmittel und materielle Umlaufmittel zurück. Die Flächenrückgabe erfolgte im Mai 1990. Bestehende Verträge, z. B. mit dem ACZ oder den Saatgutbetrieben wurden miteinander abgestimmt. Das ehemals genossenschaftlich genutzte Ackerland wurde wieder zurückgegeben und von den Besitzern verpachtet oder verkauft.

Ab 1990 klagten die Selchower Bauern gegen die Leitung der Landwirtschaftlichen Genossenschaft Großziethen, um die korrekte Auszahlung des Genossenschaftsvermögens an die Mitglieder zu errei-chen.

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Die Dorfkrüge in SelchowZum Trinken schafft Gott Wein und BierZum Saufen nicht – das merke Dir1375 wurde in alten Akten ein Krug in Selchow er-

wähnt. Der Name des Krügers und der Standort des Kruges wurden nicht genannt. Sicher ist aber, dass der Krug an der belebten Dorfstraße lag, denn durch Selchow führte die Heerstraße Berlin – Dresden. Selchow war ein Straßendorf in dem der Krug in Reih und Glied mit den Häusern lag. In alten Abgabenlisten wurde der Krug in Selchow in den Jahren: 1375, 1480, 1747, 1801, 1858 und 1861 erwähnt. Das be-deutet, dass durchgehend eine Gaststätte vor-handen war. Die Krüger hatten (nach Spatz) an den Gerichtsherren oder Haupthebungsbe-rechtigten Abgaben in Geld oder in Naturalien zu entrichten.

1480 hieß der Krüger in Selchow Kulmey und hatte 8 Hufen Land als Lehen und gab 1 Huhn als Bede.

Die Biersteuer ist die älteste Steuer, die an die Obrigkeit gezahlt werden musste. Aus dem erhaltenen Biergeldregister von 1545 ist zu ersehen, wie viel Biergeld, auch Bierziese ge-nannt, für das Bierbrauen im Jahr gezahlt wer-den musste. Für Berlin waren das 1245, für Brandenburg 6742 und für Mittenwalde 1030 Gulden. Dörfer zahlten ihre Bierziese in Gro-schen. Während für Groß Beeren 32 Groschen anfielen, waren es für Selchow nur 6.

1871 wurde den Gast- und Schankwirten untersagt, in ihren „Localen“ bei stattfindenden Tanzlustbarkeiten schulpflichtige Kinder zu dulden. Bei Zuwider-handlung drohte eine Strafe.

Alte Akten zur Dorfgeschichte von Selchow weisen im 19. Jahrhundert 3 Gastwirte aus: nämlich den Krüger Krope und den Gastwirt Grabow sowie Karl Lehmann, der noch bis 1974 die Gaststätte bewirtschaftete. Eine alte Postkarte von Selchow zeigt einen Gasthof Rademann, über den aber die Akten keinerlei Auskunft geben. Nach 1975 hatte Selchow keine Gaststätte mehr, bis 1993 Lutz Ribbecke die Tradition einer Dorfgaststätte wieder fortzuführen begann.

Krüger Krope – Einzelheiten aus der FamiliengeschichteDie Familie Krope ist vor 1784 nach Selchow gekommen. Das Grundstück lag an der Dorfstraße 18. Eine Postkarte weist den Gasthof mit dem „Telephonanschluß Mahlow 22“ aus.1815 wurde Ludwig Krope in Selchow geboren. Als Büdner und Besitzer eines Kruges wurde er 1844 als Ge-meindevertreter erwähnt und 1870 im Teltower Kreisblatt als Krüger genannt. Im Oktober 1844 beantragten die Eheleute Johann Christoph Ludwig Krope bei der königlichen Hofkammer der königlichen Familiengüter die Baustelle einer Scheune mit der Größe von 6 ¼ QR (Quadratruten) erwerben bzw. pachten zu dürfen. Die Baustelle war 30 Fuß lang und 30 Fuß breit und lag zwischen seinem Gehöft und seinem Garten, neben der Baustelle von Sauerwald an der Dorfstraße. Daneben lag der herrschaftliche Garten und das Gehöft des Webers Mertens. Krope erhielt 1848 vom Ministerium des königlichen Hauses die Genehmigung bzw. den Vertrag, für 50 Jahre auf dem beantragten Land ein wirtschaftliches Gebäude gegen einen jährlichen Pacht-zins von 7 ½ Silbergroschen zu errichten. Ludwig Krope war zu dieser Zeit bereits Witwer. Im Vertrag war festgeschrieben, dass, wenn die Pacht beendet wird, alle Gebäude und Baulichkeiten wieder entfernt werden müssen. Das Grundstück musste in das Hypothekenbuch auf eigene Kosten eingetragen werden. Sein Sohn

Historische Postkarte mit dem Gasthof der Familie Krope.

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Karl wurde 1889 und 1900 als Nachfolger genannt. Er war ebenfalls Gemeindevertreter. Karl Krope hatte 1 Tochter Emma, die 1883 geboren wurde. Sie heira-tete Paul Kitzing, der am 2.4.1879 in Selchow gebo-ren wurde. Sie starb 1966 und Paul Kitzing 1961. Das Grundstück übernahm die Familie Mette. Das ge-naue Datum der Schließung der Gaststätte ist nicht bekannt.

Aus der Geschichte der Gaststätte LehmannDie folgenden Informationen über die Lehmanns in Selchow sind aus den Eintragungen im Kirchenbuch Selchows aus den Jahren 1640 bis 1769 entnommen.Andreas Lehmann heiratete am 25.10.1640 Maria Eckert. In zweiter Ehe war sie ab 1642 mit Caspar Mittelstraß verheiratet. Hans Lehmann, ein Müller, heiratete Anna Rahms, die aber 1647 bereits starb. Gallus Lehmann war um 1647 Weinmeister in Sel-chow. Friedrich Lehmann wurden zwischen 1744 und 1747 2 Kinder geboren. Johann Friedrich Lehmann war ein Schifferssohn aus Berlin. Sein Vater Georg hatte nach Waßmannsdorf geheiratet. Johann Fried-rich Lehmann heiratete 1766 Maria Lowisa oder Lou-isa Steffe. Der Vater von Lowisa, Johann Steffe, war Schulze in Selchow. Georg Lehmann wurde 2.10.1767 geboren. Ihm folgte Mathias Lehmann, dessen Vater ein Krüger aus Sachsen war. Er heiratete in Selchow die Tochter von Gottlieb Luch, „Jungfer Euphrosina“.

Die Gaststätte Lehman trug die Bezeichnung: Landgasthof mit Saal und befand sich in der Dorfstraße 19.

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Zur GaststätteDie Gaststätte wurde 1845 von Karl Lehmann sen. eröffnet. Er war gleichzeitig Bauer. Erben waren Karl Leh-mann, am 4.11.1882 in Selchow geboren, gest. 1945 in Selchow und Karl Lehmann, am 2.7.1923 in Selchow geboren, Erbe der Gastwirtschaft.Die Gaststätte wurde 1845 von Karl Lehmann in der Dorfstraße 19 eröffnet. Das Lokal bestand aus einem Schankraum, 2 Gaststuben und einem Saal, der später angebaut wurde. Karl Lehmann war seit 1.2.1934 Mit-glied des Reichseinheitsverbandes des deutschen Gaststättengewerbes. In der Gaststätte waren von 1936 bis 1945 zwei Familienmitglieder und der Inhaber beschäftigt.Der Umsatz der Gaststätte betrug 1943 15.200 RM und 1944 10.000 RM.Die gewerblich genutzten Räume hatten eine Größe von 70 m². 1945 war die Gaststätte geschlossen. Karl Lehmann wurde auf einer Liste der Gemeinde als Bauer aufgeführt. 1949 wurde lt. Wirtschaftsflächenerhe-bung für den Hof von Karl Lehmann 14,87 ha Betriebsfläche angegeben.Der Notar Arthur Prinz verhandelte und beglaubigte am 23.3.1945 die Verpachtung der Gaststätte von Karl Lehmann in der Dorfstraße 19 an seinen Sohn. Das Inventar wurde mitverpachtet. Der Pachtzins betrug 100 M im Monat. Eine Unterverpachtung wurde ausgeschlossen.Karl Lehmann erhielt am 20.2.1946 vom Landrat des Kreises Teltow eine vorläufige Schankgenehmigung, die bis Juni/September 1946 und dann bis Juni 1947 verlängert wurde. 1947 wurde ein Umsatz von 37.986 RM für Bier und Schnaps erzielt. Der Reingewinn betrug 5.719 RM.Am 10.11.1974 wurde aus hygienischen Gründen die Gastwirtschaft Lehmann geschlossen. Hinzu kam, dass Herr Lehmann keine Konzession zur Führung einer Gaststätte hatte.In der Begründung der Abteilung Handel und Versorgung an Karl Lehmann heißt es: „Die erteilte Gewerbe-erlaubnis gilt auf ihren Namen. Auf Grund Ihres Gesundheitszustandes sind sie zur Zeit nicht mehr in der Lage, die Tätigkeit eines Gastwirtes auszuüben. Sie haben deshalb eine andere Tätigkeit aufgenommen, die in keiner Verbin-dung zur Leitung der Gaststätte steht. Es ist nicht zulässig, diese Gewerbegenehmigung ohne neue Genehmigung auf andere Personen einschließlich Ehepartner, zu übertragen.“Die Gaststätte hatte dringend Werterhaltungsmaßnahmen nötig, der Saal war nicht nutzbar, aber Herr Leh-mann wollte nicht verpachten und einen Kredit aufnehmen, sondert das ganze Haus als Wohnung nutzen. Herr Lehmann schenkte aber trotz Schließung und zum Ärger der Landwirtschaftsbetriebe, weiterhin alko-holische Getränke aus. Seit dieser Zeit hatte Selchow keine Gaststätte mehr.

Skizze des Landgasthofes von 1946

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Wirtshaus zum Stern–Richard Grabow1876 eröffnete Richard Grabow das Wirtshaus zum Stern. Es erhielt diesen Namen aber erst 1932. Die Gaststätte hatte einen Garten, einen Schankraum, ei-nen Gastraum und einen Saal. Am 6.1.1903 wurde die Gewerbeerlaubnis verlängert.1881 war Richard Grabow Kirchenältester und ab 1897 Vorsitzender des Krieger- und Landwehrvereins in Selchow. Am 13.10.1901 wurde sein Sohn Otto ge-boren. Er war unverheiratet und arbeitete bis zum Kriegsbeginn 1939 in der Gastwirtschaft seines Va-ters. Insgesamt arbeiteten 3 Personen im Wirtshaus. 1943 musste die Gaststätte wegen der Kriegsein-wirkungen geschlossen werden. Die Gaststätte war durch Bomben schwer beschädigt worden.Otto Grabow war vom 26.8.1939 bis 1.5.1945 in Großenhain im Fliegerhorst stationiert und vom 20.5.1945 bis 23.5.1947 in Kriegsgefangenschaft. 1945 starb Richard Grabow.Am 28.10.1947 beantragte Otto Grabow beim Landrat eine Gewerbeerlaubnis zum Betrieb der Gastwirt-schaft seines verstorbenen Vaters für den Ausschank von Kaffee, alkoholfreien Getränken, Bier, Wein und Spirituosen. Da Kriegsschäden vorhanden waren, musste die Fläche auf 417,23 m² verkleinert werden. Dem Antrag auf Weiterbetreiben der Gastwirtschaft stimmte der Gemeinderat zu, aber der Landrat des Krei-ses Teltow lehnte ab. Mit der Gewerbegenehmigung war auch eine Baugenehmigung zur Beseitigung der Kriegsschäden verbunden, die mit der Begründung abgelehnt wurde, dass in Selchow bereits eine Gastwirt-schaft bestehe und ehe eine zerstörte Gastwirtschaft wieder aufgebaut würde, müssten erst die Neubauern und die übrige Bevölkerung genügend Wohnraum haben.Bürgermeister Drobbe und Waldemar Lobeth schrieben nach der Ablehnung am 28.8.1947 an den Landrat:„Der Gastwirt Karl Lehmann, dessen Sohn jetzt die Gaststätte gehört, war Mitglied der NSDAP, sein Sohn zwar nicht, aber Otto Grabow ist Heimkehrer, der alles verloren hat und dessen einzige Einnahmequelle seine Gastwirtschaft wäre. Herr Lehmann dagegen hat noch eine Landwirtschaft von 11,75 ha. Außerdem wurde das Lokal von Richard Grabow 1943 wegen antinationaler Haltung des Inhabers geschlossen.“Die Gastwirtschaft wurde wohl nicht eröffnet. Im Adressbuch von 1947 wird sie auf jeden Fall nicht mehr erwähnt. Ein Nachkommen der Familie, Frank Grabow, wohnt noch heute in der Dorfstraße 9 in Selchow.

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Familien und Personen in SelchowDurch den 30jährigen Krieg wurden fast alle Urkunden über die Dorfgründungen und den Besitz der Siedler vernichtet. Für die Nachwelt blieben nur Namen erhalten, die im Landbuch Kaiser Karl VI. als Begünstigte bei Abgaben genannt werden. 1430 wurden in einer Urkunde erwähnt, dass der Krüger Kulmey, vom Hof des Tewes und des Grashofes des Lucas erhebliche Abgaben eintrieb. Das Register von 1480 erwähnt die Bauern Valtin Schuler, Jacob Wilken, Laurenz Linow, Junge Wecker, Vincentz Paul, Mattis Czurß, Hans Pluchmeis-ter, Hans Wecker und Paul Mewes. Nach dem 30jährigen Krieg war nur der Bauer Mittelstraß aus Selchow übrig geblieben, die übrigen Bauern wie der Schulze Peter Rahme und Friedrich Nagell stammten nicht aus Selchow. Als Kossäthen wurden Hanß und Michel Schedicke aus Selchow genannt. Außerdem Burchardt Nagell, Gurge Bernow, Bartel Schmedicke und Martin Ullrich, die aber von außerhalb durch den Krieg nach Selchow gekommen waren. Die Namen der Bauern, die sich in Selchow im 18. Jahrhundert ansiedelten fin-den wir erst wieder im Selchower Kirchenbuch.Zur Geschichte des Dorfes gehören die Bauern und deren Mägde und Knechte, die Tagelöhner und Angestell-ten des Gutes, Handwerker und Kaufleute, Pfarrer, Lehrer und die Gutsbesitzer. Bauernfamilien und die ande-ren Dorfbewohner betrieben keine Familiengeschichte und bewahrten nicht ihre alten Unterlagen bewusst auf, so dass für diese Chronik nur Bruchstücke der Geschichte der Bewohner gefunden wurden.

Der erste Selchower

Der erste Name der in Selchow 1242 genannt wurde war „Heinricus de Selchow“. 1338 erscheint auf einer Schenkungsurkunde der Name Nicolaus von Selchow als Knappe des Markgrafen. 1372 sitzt Heinrich (Heyne) von Selchow auf einem Hof mit 11 Freihufen in Waßmannsdorf. Dieser Heinrich von Selchow ver-starb zwischen 1372 und 1375, denn seine Witwe erhielt ein Leibgedinge, also eine Rente.Heyne von Selchow, sein Sohn, gehörte zu den 30 Rittern, die dem Markgrafen lehndienstlich verpflichtet waren. 1394 wurde ein Mathes von Selchow auf Waßmnnsdorf genannt. Dann verlieren sich die Spuren bis 1859, wo auf dem Gut in Güterfelde die Ackerwirtschaft und die Brennerei von dem Administrator Wilhelm Gottlieb Carl Selchow betrieben wurde. Er war Amtmann in Großziethen, 1785 in Großziethen geboren und 1868 verstorben.

Die Ritterguts- und Gutsbesitzer

Die von StrobantHenning II. von Strobant erhält 1430 die Anwartschaft auf das Lehnsgut Selchow. Er wurde 1380 geboren und ist am 20.2.1455 gestorben. Er war verheiratet mit Anna Glinicke, die 1385 geboren wurde und am 20.4.1446 starb. Nachfolger wurde sein Sohn Heinrich Strobant, ein Berliner Bürger, geb. um 1410, gest. vor 1472, verheiratet mit N. Wilmersdorf. Er verliert seine Natureinkünfte durch den „Berliner Unwillen“, erhält sie aber 1451 zurück.

Die von BardelebenSeit 1492 besaßen die Bardeleben einen Anteil an Selchow. 1552 veräußerte Friedrich Trebbow seinen Anteil an die von Bardeleben. Sie besaßen die Abgaben und Dienste von 7 Höfen mit 30 Hufen, das halbe Ober- und Niedergericht und die Schäfergerechtigkeit. Ab 1589 erwarben sie die Anteile von denen von Barfuß, so dass sie die andere Hälfte der oberen und unteren Gerichtsbarkeit und die Abgaben von 6 Bauernhöfen mit 23 Hufen und von 5 Kossäthen in Besitz hatten. Damit waren die von Bardeleben im Besitz des ganzen Dorfes mit sämtlichen Abgaben der Untersassen (Untertanen) und der Gutsherrlichen Rechte. Aber erst 1608 wurde in einem Bericht des Landreiters ein Rittersitz erwähnt. Das bedeutet, dass vorher wahrscheinlich schon ein Herrenhaus vorhanden war. Zur Bewirtschaftung des Rittersitzes gehörte die schon bestandene Schäferei. Daneben entstand ein Vorwerk aus eingezogenen (Bauernlegen) Bauernhufen. 1613 erhielt die Witwe des Ja-cob von Bardeleben bescheinigt, dass ihr 13 Hufe mit 2 Höfen freigewillt (Abgaben frei) wären, später kamen noch 4 freie Hufen dazu. Für die 17 Freihufen mussten die Bardeleben Vasallendienste leisten und wurden dazu mit einem Pferde hinzugezogen. 1738 verstarb der letzte Besitzer von Dorf und Vorwerk Selchow, Hans Christoph von Bardeleben. Sein Vater Joachim von Bardeleben verstarb bereits 1705. Den Besitz, das Dorf mit allen Gütern und Rechten, erwarb der König 1740 für 27.000 Taler für die Herrschaft Königs Wusterhausen.

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Besitz der von Bardeleben in Selchow nach dem Ortslexikon des Landes BrandenburgBesitz am 1. Teil 1589 – 1740 Güter von Guben, TrebbowBesitz am 2. Teil 1589 Güter von BarfußBesitz am 3. Teil 1589 Güter von RademannBesitz am 4. Teil 1710 Güter von der Liepe(wurde durch Markgraf Albrecht Achilles belehnt)Besitz am 5. Teil 1545 Güter von StrobantBesitz am 6. Teil vor 1416 – 1551, der 6. Teil ging 1551 an Mittelstraß.

Familie NeuhaußGustav Neuhauß war seit 1859 Königlicher Oeconomierat, geb. am 22.02.1825, gest. am 28.01.1895 in Sel-chow. Er kaufte das Gut Selchow 1859 vom Amtmann Schneider, Erbpächter 1811 – 1859.Er war verheiratet mit N.N. Naetebus.Gustav Herrmann Neuhauß, Sohn von Gustav Neuhauß, war Hauptmann und der letzte Besitzer von Gut Selchow. Er übernahm das Gut 1889. Er war ein Saatgutzüchter. Neuhauß wurde am 3.11.1863 geboren und starb am 2.10.1924 mit 64 Jahren. Ehefrau war Louise, geb. Steiger.Weitere Kinder der Familie Neuhaus waren Richard Gotthold Erich Neuhaus, geb. 09.09.1892, gest. 26.09.1892 mit 3 Wochen, Ernst Friedrich Neuhaus, geb. 04.09.1854, gest. 10.05.1869 mit 15 Jahren, Paul Gustav Neu-haus, geb. 19.04.1861, gest. 20.03.1869 mit 8 Jahren und Ernst Paul Neuhaus geb. 25.11.1871, gest. 08.09.1873 mit 2 Jahren.Der Rittergutsbesitzer wählte für sich einen Stein aus der Selchower Feldmark als Grabstein.1893 war G. Neuhaus Mitglied der Kreiskommission für Landwirtschaft und Feuersozietät, er war zu dieser Zeit Leutnant der Reserve.

Die Bauern und Bürger von SelchowDie ältesten Familien, deren Namen noch im Gedächtnis der Bürger sind, haben sich wahrscheinlich An-fang 18. Jh./19. Jh. angesiedelt oder bestehende Bauernhöfe übernommen bzw. ein Handwerk oder Handel betrieben. Es sind die Bosslings, Hansches, Kitzings, Kiekebuschs, Sauerwalds, Lobeths, später die Mettes, Ribbeckes, Stippekohls.Nach den Eintragungen im Kirchenbuch ist die Familie Kiekebusch die älteste Familie, deren Namen erhal-ten geblieben ist, denn Dorothea, verheiratete Kiekebusch wurde 1690 geboren.Die Angaben zu den Familien in Selchow wurden aus Gemeindeakten, Kirchen- und Schulakten des Landes-hauptarchivs Potsdam und dem Kirchenbuch Selchow zusammengestellt. Sie enthalten das Jahr der Erwäh-nung, den Beruf und die ehrenamtlichen Funktionen in der Gemeinde.

Familie Bossling-, eine Hugenottenfamilie in SelchowDer Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg (Calvinistischen Glaubens) erließ zwischen dem 29 10. und 8.11.1685 das Edikt von Potsdam, auch Toleranzedikt genannt. Er bot seinen in Frankreich wegen ihrer Religion verfolgten Glaubensgenossen, den Hugenotten, freie und sichere Niederlassung in Branden-burg an. Die Flüchtlinge erhielten großzügige Privilegien, Befreiung von Steuern und Zöllen. Es kamen etwa 20.000 Menschen nach Brandenburg, darunter war die Familie Bossling. Sie waren Schmiede, Kaufleute und Landwirte in Selchow. Wann die Familie nach Selchow kam, kann nicht mehr festgestellt werden, es war aber vor 1747.So viel lässt sich allerdings aus alten Akten und dem Kirchenbuch von Selchow rekonstruieren:1747 heiratete Johann Friedrich Gottlieb Bossling Christine Sophia Junkeretz. Zwischen 1749 und 1763 wur-den dem Ehepaar 8 Kinder geboren: 23.11.1749 Johann Friedrich, 01.10.1752 Wilhelmina Sophia, 21.07.1755 Carl Friedrich, 22.04.1758 Dorothea Elisa, 24.04.1759 Maria Elisa, 25.01.1761 Friedrich Gottlieb, 26.01.1761 „Zwilling, gleich gestorben“ und 19.08.1763 Maria Elisa.Da die Vornamen vom Vater auf den Erstgeborenen übertragen wurden, ist anzunehmen, dass die Carl Boss-lings, Schmiedemeister, die Johann Friedrich Bosslings Bauern und die Otto Boßlings Kaufleute wurden.

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Die Tätigkeit in der Gemeinde:1855: Johann Friedrich Bossling, Bauer, Gemeindevertreter1855/98: Karl Bossling, Schmiedemeister, Gemeindevertreter, Schulvorstand1885: Eröffnung des Kaufhauses als Haus des täglichen Bedarfs durch Otto Bossling.1892/97: Otto Bossling, Kaufmann, Gemeindevertreter, Dorfstr. 22/231930/44: Hans Bossling, Landwirt, Gemeindevertreter u. Schulvorstand1925/31: Otto Bossling, Landwirt, Gemeindevertreter1925: Karl Bossling, Landwirt, Arnold Bossling (gefallen 1939/45)1945: H.J. Bossling. Optikerlehrling1946/50: Hans Bossling, Neubauer u. Kaufmann, Gemeindevertreter, geb. 12.10.1898.1965/89: Waltraud Bossling, geb. 25.10.1928, Bäuerin, Gemeindevertreterin1979/84: Kurt Bossling, Traktorist, Genossenschafts-Bauer, geb. 20.11.1922, gest. 10.10.19981984/89: Elli Bossling, Hausfrau, Gemeindevertreterin

Ein Werbeslogan von 1897 lautete: „Otto Bosslings – Warenhaus sieht man schon von Groß-Kienitz aus“.Angeboten wurden Landmaschinen, Maschinen, Pferdegeschirre, Fahrräder, Futtermittel, Kolonialwaren.1964 wurde der Laden vom Konsum übernommen und blieb bis 1992 in Betrieb.

Familie HanscheIn den Akten werden die Mitglieder der Familie folgendermaßen erwähnt:1856/80: Friedrich Hansche, Bauer1870: Heinrich Hansche, Gemeindevertreter1879: Hermann Hansche, Bauerngutsbesitzer, 1931 Gemeindevertreter, geb. 1.6.1879, gest. 7.7.19351880/88: Ferdinant Hansche, Bauer, Gemeindekirchenrat, Gemeindevertreter, Schulvorstand, Kirchenäl-

tester1882: Lydia Hansche, geb. Kitzing, geb. 21.8.1882, gest. 21.12.19631880/96: Wilhelm Hansche, Bauer, Schulvorstand1919: Frieda Hansche, geb. 1.12.1919, gest. 23.3.19961920: Herbert Hansche, geb. 27.7.1920, gest. 19.9.1988, Altbauer, Gemeindevertreter, LPG-Vorsitzen-

der1949: Ingrid Hansche geboren1985: D. Hansche, (8 Personen) wohnten in der Dorfstr. 241985: Norbert Hansche, (4 Personen), Rotbergerstr. 4

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Familie KiekebuschGurge und Hanß Kiekebusch wurden 1652 im Landbuch des Kurfürsten Friedrich Wilhelm bereits als ansäs-sig in Waßmannsdorf erwähnt. Die erste Eintragung eines Kiekebusch im Kirchenbuch von Selchow stammt aus dem Jahr 1720. Darin stand, dass Peter Kiekebusch am 1.5. geboren wurde. Sein Vater war Martin Kie-kebusch. Peter Kiekebusch heiratete Dorothea Krüger, die Tochter des Dorfschulzen Christian Krüger. Sie hatten 7 Kinder, die zwischen 1750 und 1767 geboren wurden. Dorothea Kiekebusch, die alte Witwe, Mutter von Peter Kiekebusch starb mit 72 Jahren in Selchow.Weitere Informationen über die Familie lauten:1758: wurde Christian Kiekebusch in Selchow beerdigt.1762: starb Hans Kiekebusch jun., er war Bauer.Am 17.4.1767: wurde dem Arendator Christian Kiekebusch und seiner Frau Catharina ein Sohn geboren. Er

wurde am 24.4.1767 auf den Namen Johann Wilhelm getauft. Seine Paten waren (wörtliche Wiedergabe der Eintragung):

Herr Daniel Schultze aus Berlin Frau Maria Elisabeth Kü(ie)kebusch, Arendant auf der Feldmark Frau Sophia Lehmanin aus Großziethen Sein Bruder Peter Kü(ie)busch, Bauer in Selchow Maistra Sigermann Fürsenow, Küster in Selchow Jungfer Dorothea, Elisabeth Kü(ie)busch as Selchow1835: ist Friedrich Kiekebusch Kossäth, Dorfschulze und Gemeindevertreter.1852: ist August Kiekebusch Bauer, Dorfschulze, Schulvorstand und Gemeindevertreter (gest. 1899,

Ehefrau Sophie).1898: ist Otto Kiekebusch Arbeiter, Neubauer, Gemeindevertreter (1898 geboren).1925: ist Hermann Kiekebusch Bauerngutsbesitzer.

Familie KitzingDie Kitzings waren Bauern, Schmiede und Kaufleute, sie wohnten in der Dorfstr. 4 und 18.In Akten wird folgendes erwähnt:1836: Dem Landwirt (Kossäth) Carl Ludwig Kitzing und seiner Ehefrau Anna-Luise, geb. Grund,

wurde am 11.10.1836 der Sohn Carl Ludwig geboren.1848: August Kitzing, Kossäth, Gemeindevertreter1871: Ferdinant Kitzing, Kossäth, Schulvorsteher1879: Paul Kitzing, Bauerngutsbesitzer, geb. 21.4.1879, gest. 18.10.1961, verheiratet mit Emma, geb.

Krope, geb. 15.3.1883, gest. 8.11.19661880/1900: August Kitzing, Kossäth, Schulvorstand, Schöffe1884: Georg Kitzing, Kaufmann, geb. 28.10.18841888: Das Kossäthengut von August Kitzing wird versteigert.1889: Karl Kitzing, Bauer, Gerichtsmann, Schulvorstand, geb. 18361925: Wilhelm, Kitzing, Landwirt1931: Karl Kitzing, Schmied, GemeindevertreterDie Wirtschaft Kitzing ging in den Besitz der Waßmannsdorfer Mettes.

Familie LobethIn der Familie gab es Schmiedemeister, Schneider und Landwirte. Das Selchower Kirchenbuch weist Hans Gürgen Lobeth 1757 als Dorfschulzen in Selchow aus. Er heiratete am 7.11.1757 Maria Elisabeth Hamann, geb. am 13.1.1730. Ihr Vater war Gürgen Hamann. Die Geburtsdaten der Kinder: 17.02.1757 Christofel, 17.08.1759 Johann Friedrich, 29.11.1761 Dorothea Elisabeth, 12.03.1765 Maria Elisabeth, 03.10.1767 Michael und 09.09.1769 „Sohn, tot“.Aus alten Akten geht folgendes hervor:vor 1757: Hans Gürgen Lobeth, Dorfschulzevor 1847: Lobeth, Bauer, Gemeindevertreter, Kirchenvorstand, Dorfschulze, er starb 1847, sein Sohn war

Carl August.1848: pachtete der Bauer Lobeth Land zum Bau eines Stalls.1853: August Lobeth, Schmiedemeister

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vor 1855: Johann Friedrich Lobeth, Schmied, Tochter Marie Luise heiratet den Schmied Pusch.1869: Ein Büdner und Schneider Lobeth werden erwähnt.1870: A. Lobeth, Gemeindevertreter, Vorsitzender des Krieger-Landwehrvereins1878: Friedericke Lobeth, geb. 18781885: Willi Lobeth, geb. 1.2.18851888/94: Karl Lobeth II, Bauer, Gerichtsmann, gest. 18941896: Karl Lobeth, Bauer1887: Waldemar Lobeth, geb. 26.6.1887, Altbauer1897: Karl Lobeth I, geb. 1897, Bauer1898: Karl Lobeth II, geb. 28.5.18981925: Pauline Lobeth, Sternstr. 41925: Wilhelm Lobeth, Oberbriefträger, Dorfstr. 9a1931: Reinhold Lobeth II, Bauer, Gemeindevertreter1934: Wilhelm Lobeth, verpachtet Land für die Jagd.1925/85: Willi und Marie Lobeth, landwirtschaftl. Arbeiter, Dorfstr. 11944: Karl Lobeth verpachtet Jagdland.1945: Dorothea Lobeth, Bäuerin1945: H. Lobeth, Bauer1949: Werner Lobeth geboren1951: wurde Karl Loneth geboren, zog 1983 nach Kiekebusch, Mitarbeiter der Interflug.1949: Werner Lobeth geboren1974: Willi Lobeth, Mitglied der Schiedskommission1985: Willi und Werner Lobeth wohnten in der Dorfstr. 10.

Von der Familie Wendt zur Familie RibbeckeDie erste Eintragung über die Familie Wendt im Kirchenbuch ist das Taufdatum von Michael Wendt am 8.10.1727. Sein Vater war Kossäth. Die Bauernwirtschaft von Max Ribbecke gehörte zu den ältesten des Dorfes. „Um das Jahr 1790 kaufte ein gewisse Bauer Wendt die Wirtschaft in der Dorfstraße 3 und nannte sie sein eigen.“ Er verlor aber alles und so kaufte ein von außerhalb kommender Bauer Huhn die Wirtschaft, danach übernahm Bauer Schade den Hof. Um die Jahrhundertwende heiratete Bauer August Ribbecke die Tochter des Bauern Schade. Der Hof Ribbecke blieb bis heute in der Familie. Als das Ehepaar August Ribbecke ver-starb, erbte Sohn Max den Hof.In alten Akten ist folgendes zu lesen:1790: kauft Georg Wendt einen Hof in der Dorfstr. 3 und verkauft ihn dem Georg Wendt und seiner

Frau Anna, geb. Liedke.1823: wurde Luise Auguste Wilhelmine geboren.1899: August Ribbecke, in Selchow als Bauer in der Dorfstr. 3 erwähnt, 1915 gefallen.1905: Max Ribbecke, geb. 13.1.1905, gest. 22.5.1976, Gemeindevertreter, Sohn Max Ribbecke, hatte

3 Kinder. Er war 1974/79 Gemeindevertreter und arbeitete ehrenamtlich in der Kommission Landwirtschaft/Umwelt.

1910: Wally Ribbecke, geborene Kunz, geb. 8.7.1910, gest. 25.3.1991. Zur Familie gehörte Paula Kunz, geb. 12.11.1880, gest. 29.6.1957.

1950: Barbara Ribbecke geboren.1960: wurde der Bauer Max Ribbecke Mitglied der LPG in Selchow.3.11.1961: Lutz Ribbecke, Sohn von Max, Anlagenleiter der RMA, wohnte in der Rotbergerstr. 3 und war

von Mai 1989–März 1990 Gemeindevertreter, Bürgermeister, Ortsvorsteher und seit 2008 stellv. Ortsvorsteher. Ingrid Ribbecke, wohnte in der Rotbergerstr. 10. In einem Interview mit der Märkische Volksstimmen wird berichtet: „Alfred Ribbecke wurde nicht Bauer, sondern Eisenbahner und zwar Streckenwärter. Er betreute die 20 km lange Strecke von Schönefeld nach Spindlersfeld, eine wirklich gefährliche Arbeit. Denn auf dieser Strecke fahren 400 Züge in 24 Stunden. Für A. Ribbecke war diese Arbeit eine Arbeit mit viel Verantwortung für die Sicherheit des Bahnverkehrs. In seinen 18 Dienstjahren war er zweimal um die Erde gelaufen. Alfred Ribbecke war Facharbeiter für Eisenbahn-bautechnik, Kranführer aller Klassen und Schienenkleinwagenfahrer. Er war Vater von 4 Kindern.“

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Von der Familie Sauerwald zur Familie TeschkeIn den Akten finden sich folgende Informationen über die Familie:1809: Gottfried Sauerwald wurde Hofbesitzer.1848: Gotthelf Sauerwald, Bauer, Gerichtsmann, Schulvorstand, Gemeindevertreter1848: Michael Sauerwald, Gemeindevertreter1855: Carl Sauerwald, geb. 5.4.1855, gest. 29.4.1917, Ehefrau Marie, geb. Lobeth, geb. 25.12.1848, gest.

30.7.19001856: Christof Sauerwald, Kossäth1856/1901: Wilhelm Sauerwald, Kossäth, Schulvorstand, Gerichtsmann, Gemeindevorsteher 18991856/1901: Karl Sauerwald, Bauer, Gerichtsmann/Schöffe1868: Paul Sauerwald, Gemeindevertreter1870: Gottfried Sauerwald, Altsitzer, Gemeindevertreter1871/80: Christian Sauerwald, Kossäth, Gemeindevertreter, Kassenwart des Krieger- u. Landwehrvereins1878/80: Reinhold Sauerwald,1879: Luise Sauerwald, geb. 13.4.1879, gest. 1.10.1960, verheiratet mit Gotthelf Teschke, gefallen 19141881: Emma Sauerwald, geb. 3.8.1881, gest. 14.12.19611883: Reinhold Sauerwald, geb. 12.1.1883, gest. 4.8.1941, Erbhofbauer, Ehefrau Luise, geb. Vetter, geb.

26.11.1891, gest. 29.1.19811899: Walter Sauerwald, geb. 17.8.1899, gest. 11.2.1987, Ehefrau Elisabeth, geb. Stippekohl, geb.

14.2.1901, gest. 14.5.19791904: Charlotte Sauerwald, geb. 15.11.1904, gest. 2.4.1996 Schwester von Walter verheiratet mit Fritz Lindenau, geb. 10.11.1899, gest. 27.6.19581912: Sohn Berthold Teschke geb. 27.5.1912, gest. 2002, Bäckermeister1920: Erika Sauerwald geboren.1921: Hilde Teschke, geb. 15.6.1921, gest. 1.9.20021927: Walter Sauerwald jun., geb. 6.6.1927, gest. 6.12.19931931/35: Reinhold Sauerwald, Landwirt, Gemeinderat1945: Walter Sauerwald, Bauer, Rudi Sauerwald, Gärtner, ab 1979 Gemeindevertreter1961: Berthold Teschke 1. LPG-Vorsitzender1979/84: Volker Teschke, Gemeindevertreter von 1979–1984 , Kommission Finanzen und Soziales

Familie StippekohlFamilie Stippekohl stammt ursprünglich aus Waßmannsdorf. Frieda Stippekohl wurde am 5.2.1904 geboren und starb am 5.2.1989. Karl Stippekohl war Bauer und von 1946–1950 Gemeindevertreter in Selchow. 1925 lebte Otto Stippekohl in der Sternstraße. Er war Maurer. Willy Stippekohl wohnte in der Dorfstraße 5 und war Bauer. Otto, Willy und Karl Stippekohl waren von 1934–1944 Jagdlandverpächter. Karl-Heinz Stippe-kohl, wohnt in Selchow, war langjähriger Mitarbeiter der Interflug und seit 1974 im Gemeindekirchenrat.

Die Handwerker und die Gewerbetreibenden

Die Schmiede in SelchowIn Selchow wurde bereits 1589 ein Schmied, 1711 ein Grobschmied und 1801 wieder ein Schmied erwähnt. In alten Akten wurden 1853 der Schmied August Lobeth und der Schmiedemeister Johann Friedrich Boss-ling, 1856 Schmiedemeister Hermann Henning und 1862 Schmiedemeister Carl Bossling aufgeführt. Alle sind Mitglieder der seit dem 18. Jh. in Selchow ansässigen Bauernfamilien. Sie übten den für ein Dorf so wichtigen Beruf aus, da nicht jeder Sohn Hoferbe werden konnte. Liest man im Kirchenbuch, findet man wei-tere Schmiede in Selchow, ob als Schmied auf dem Gut oder als selbstständiger Schmiedemeister im Dorf. Martin Brose war 1640 verheiratet in Selchow und arbeitete als Schmied. Peter Dienitz, einem Grobschmie-demeister, wurde am 7.9.1685 die Tochter Anna geboren. 1691 heiratete Schmiedemeister Johann Naldow in Selchow. Hans Hempel war Schmiedemeister bis 1721 in Selchow, er war verheiratet mit Maria, geb. Nickel. Er starb 1721. Dem Schmiedemeister Hans Ernst wurden zwischen 1723–1733 drei Kinder geboren. 1758 wird ein Schmiedemeister Friedrich Kerner begraben. Über die Schmiedemeister Klewe und Käding wissen wir mehr.

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Der Schmied Karl KleweEr war bereits vor 1925 in Selchow als Schmied tätig und wohnte in der Sternstraße 7. Karl Klewe war 1931 Gemeindevertreter. Er war auch Jagdgebietsverpächter (1934 – 1944). Weitere Familienmitglieder waren Jo-hanna Klewe, geb. Bahrs, geb. 29.7.1921, gest. 14.3.1989 und Werner Klewe, geb. 15.3.1921, gest. 30.10.2004.Die Schmiede wurde bis 1947 geführt, danach als Fuhrunternehmen mit Verantwortlichkeit für den Schrott-handel.1985 wohnte die Familie Klewe mit 5 Personen in der Rotbergerstr 12.

Der Schmied Hans KädingHans Käding kam erst nach Kriegsende nach Selchow. Er wurde am 2.4.1908 in Sokolowo geboren und wohnte zuerst in der Bahnhofstraße 11 (jetzt Rotbergerstraße). Seine Ausbildung als Schmied erhielt er von 1924 bis 1927. 1934 wurde er Schmiedemeister in Potsdam. Er war Huf- und Wagenschmied. Er starb 1986, seine Frau Gertrud 1990. 1985 wohnte die Familie Käding mit 5 Personen in der Rotbergerstr. 11. Hans Käding betrieb die Schmiede in der Rotbergerstraße von 1950 bis 1979. Die Werkstatt befand sich auf dem Grundstück.

Die Schneider in Selchow1589 wird bereits ein Schneider in Selchow erwähnt, danach erst wieder 1858. 1869 war der Büdner Lobeth auch Schneidermeister in Selchow. Von 1925 bis 1947 war Otto Schulze Schneider in Selchow. Er wohnte in der Sternstraße 6 (jetzt Mittenwalderstraße). Er wurde am 27.5.1899 geboren. 1985 wohnte die Familie Schulze mit 6 Personen in der Mittenwaldestraße 5. Vor 1925 war Hermann Steldinger Schneidermeister in Selchow. Er war im Gemeinderat tätig und ab 1944 Amtsvorsitzender in Selchow und Waßmannsdorf.

Familie Otto StechertDie Fleischerei/Schlächterei von Friedrich Stechert wurde 1876 eröffnet. Der Gründer betrieb sie bis 1911 und übergab sie dann seinem Sohn Otto Stechert jun. Otto Stechert wurde am 17.12.1885 in Selchow ge-boren. Er erhielt vom Landrat 1912 die Gewerbeerlaubnis als Fleischermeister. Der Umsatz betrug in den Jahren 1943 und 1944 jeweils 25.000 RM. In der Fleischerei arbeiteten nur Familienangehörige. Die Flei-scherei blieb auch während der Wirren nach Kriegsende geöffnet, die Gewerbeerlaubnis wurde am 5.7.1945 erneuert. Stechert war Mitglied der Fleischerinnung Teltow. Die Fleischerei hatte einen Arbeitsraum und ein Schlachthaus. Der Fleischerei stand 1 Pferd mit Wagen zur Verfügung. Die Fleischerei in Selchow wurde bis 1969 geführt.

Familie Emil Schultze1880: Emil Schultze, geb. 27.7.1880, gest. 6.4.1955, Bäckermeister1955: Helmut Schulze, Neffe, geb. 1.6.1908, gest. 8.6.1998Helmut Schultze war ab 1965 Gemeindevertreter und arbeitete ehrenamtlich in den Kommissionen Brand-schutz und Handel und Versorgung. Die Bäckerei von Emil Schultze wurde 1905 in der Bahnhofstraße 7 eröffnet. Er war Mitglied der Bäckerinnung des Kreises Teltow. Die Bäckerei hatte 1943 einen Umsatz von 26.791 RM und 1944 von 27.189 RM. 1943/44 betrug das Einkommen 4.373 RM. In der Bäckerei wurden 2 weibliche und 2 männliche Personen beschäftigt, davon 2 Familienangehörige. Die Bäckerei arbeitete nach Kriegsende sofort weiter. Die Fortführung des Gewerbes wurde im Juli 1945 genehmigt. Im Juli 1955 über-nahm Helmuth Schultze, ein Neffe von Emil Schultze, die Bäckerei bis 1974 als Bäckermeister. Helmuth Schultze wurde am 1.6.1908 als Sohn des Schmiedemeisters Heinrich Schultze in Berlin geboren. Mit 3 Jah-ren, 1908, kam er zu seinem Onkel Emil Schultze, ging in Selchow von 1914 – 1922 zur Schule, wurde 1925 Bäckergeselle. Er ging dann zur Handelsschule in Königs Wusterhausen, ging nach Berlin und kam wieder zurück nach Selchow. 1937 legte er die Prüfung zum Bäckermeister ab, wurde 1939 Soldat. Er kam 1947 aus der Gefangenschaft nach Selchow und arbeitete in der Bäckerei. Es war der Wunsch von Emil Schultze, dass sein Neffe die Bäckerei übernimmt. Er wurde 21.7.1955 in die Handwerks/Gewerberolle eingetragen. Die Bäckerei wurde bis 1974 betrieben.

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Vereine, Organisationen und KommissionenAm 27.1.1897 wurde in Selchow der Krieger- und Landwehrverein gegründet. Er hatte 40 Mitglieder, Vorsit-zender war Lobeth, Schriftführer Grabow und Kassierer Sauerwald (Vornamen wurden nicht genannt).

Sportvereine

Die Betriebssportgemeinschaft WSZ–Waßmannsdorf-Selchow-ZiethenDie BSG WSZ wurde am 1.5.1955 als Fußballverein in Waßmannsdorf gegründet. Die Finanzierung des Vereins erfolgte über das VEG Waßmannsdorf. Ein Förderer war der Direktor des VEG Selchow, Erwin Gacki.Der Verein hatte bei seiner Gründung noch keinen Sportplatz. Ab 1959 wurde auf einen Platz am Pflau-menweg, ab 1961 in Schönefeld und ab 1966 auf dem Sportplatz in Waßmannsdorf gespielt. 1968 hatte der Sportverein 61 Mitglieder.1968 wurde die Sektion Pferdesport gegründet. Sie stand unter der Leitung vom damaligen Direktor Martin Becker und hatte mit Wilfried Kind, dem Direktor ab 1973, einen großen Förderer. Von 1972 bis 1975 tat sich nicht viel in der Sektion, so dass sogar eine Auflösung erwogen wurde.1978 übernahm Horst Knuth mit nur 4 Pferden die Sektion und leitete sie bis 1989 sehr erfolgreich. In dieser Zeit wurde der Tierbestand auf 24 Pferde erweitert. In der Sektion war eine Kinder-Voltigier-Gruppe aktiv. Die Sektion verfügte über einen Kremser, eine Kutsche, einen Schlitten und die notwendigen Reitutensi-lien. Eine ehemalige Gemeinschaftswaschküche diente als Aufenthaltsraum. Der Park stand der Sektion als Übungsplatz zur Verfügung. Dort fanden auch Spring- und Dressurwettkämpfe statt. Die Mitglieder der Sektion hielten den Park durch Arbeitseinsätze in Ordnung. Die Sektion war mit ihren Darbietungen ein Teil der Betriebsveranstaltungen.Die noch heute vorhandenen Koppeln von 6,5 ha Fläche wurden erst nach 1974 eingerichtet. Für die Pflege der Tiere waren 2 Arbeitskräfte eingestellt: Herwig Labrenz und Ragna Michael.Bis 1990 wurden die Kosten für den Pferdesport durch das VEG Waßmannsdorf getragen. Auf Anweisung des Berliner Senats wurden die Pferde 1991 verkauft. Da die bisherigen Reiter der Pferde die Tiere kaufen konnten, wurde die Sektion Pferdesport in den Reit- und Fahrverein umbenannt. Der Verein ist Pächter des Parks, der Koppeln und der Gebäude. Die Leitung des Vereins oblag bis 2005 bei Horst Knuth.

Der Landsportverein SelchowNachdem die Betriebssportgemeinschaft WSZ ihre Tätigkeit eingestellt hatte, benötigte die Gemeinde eine neue Sportorganisation. So wurde im Mai 1995 der Landsportverein Selchow gegründet. Er hatte 20 Mit-glieder. Hauptbetätigungsfelder waren Fußball, Tennis und Tischtennis. Für den Fußball stand ein proviso-rischer Fußballplatz an der Mittenwalder Straße zur Verfügung. Der Verein wurde wieder aufgelöst.

Kommissionen

Die SchiedskommissionVor 1945 war Otto Bossling Schiedsmann in Selchow und Waßmannsdorf. In den 1930er Jahren wurde meist wegen Beleidigung, Körperverletzung und Tätlichkeit verhandelt. Die Verhandlungsgründe von 1943 bis 1945 sind nicht bekannt. Die Verhandlungen der Schiedskommission wurden vom Amtsgericht Charlotten-burg geprüft und bestätigt.Nach 1945 wurde die gemeinsame Schiedskommission von Selchow und Waßmannsdorf beibehalten. Erster Vorsitzender der Schiedskommission war Herr Lehne aus Waßmannsdorf, danach Herr Stange ebenfalls aus Waßmannsdorf. Die Verhandlungsgründe von 1947 bis 1956 waren ebenfalls Beleidigungen, Tätlichkeiten und Körperverletzungen.Beispiele aus Selchow 1948 bis 1952:Beim Erscheinen vor der Schiedskommission mussten die Beteiligten ihren Personalausweis vorzeigen.September 1948: Frau M. beschuldigte Frau P. sie würde sie des Kartoffeldiebstahles bezichtigen, was nicht stimmte. Man einigte sich und teilte sich die Kosten.September 1948: Frl. A. beschuldigte Frau M. sie zu verdächtigen, mit deren Ehemann ein Verhältnis zu haben, was aber nicht stimmte. Man nahm die Beschuldigungen zurück.

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April 1949: Frl. P. beschuldigte Herrn W., sie auf der Straße geschlagen zu haben. Herr W. gab die Tat zu.März 1952: Herr K. beschuldigte Herrn N. ihn beleidigt zu haben, da er behauptet habe, er poussiere mit jungen Mädchen. Herr N. nahm die Beleidigung zurück und machte die Entschuldigung öffentlich.Die Kosten betrugen im allgemeinem 8,00 M + Schreibgebühr von 1,20 M + 0,80 M Botenlohn.1978 musste sich die Schiedskommission mehrmals mit der Einhaltung der Ordnung, Sauberkeit und Sicher-heit vor der Konsumfiliale und dem Wohnhaus der Familie Bossling beschäftigen. In regelmäßigen Abstän-den trafen sich Einheimische und Fremde vor der Konsum-Verkaufsstelle zu Trinkgelagen. Die Trinker saßen auf dem Fahrradständer und belästigten die Vorbeigehenden und Vorbeifahrenden durch Schreien und Joh-len. Durch den Alkohol enthemmt, fanden Ringkämpfe im Sand statt, die Blumen wurden zertrampelt. Man verwechselte die Wand des Hauses mit einer Toilette. Der Anblick der Trinker und ihr Verhalten schädigte das Ansehen der Gemeinde erheblich. Aussprachen mit den Verursachern durch die Schiedskommission wa-ren über einen längeren Zeitraum ergebnislos.Durch das Einwirken des ABV, der Bürgermeisterin und der Leitung des Konsums wurde das Trinken vor dem Konsum eingeschränkt.

Die Wohnungskommission der Gemeinde SelchowDie Gemeinde bewirtschaftete zu DDR-Zeiten alle in der Gemeinde vorhandenen Wohnungen, einschließlich der in Privatbesitz. Die Wohnungskommission hatte die Aufgabe, die Gemeinde Selchow bei der gerechten Verteilung der Wohnungen, der Wohnraumlenkung, zu unterstützen.In Selchow gab es Wohnhäuser der alten ansässigen Bauern mit zugewiesenen Mietern, Mietwohnungen der Gemeinde, Betriebswohnungen des VEG und Eigenheime aus unterschiedlichen Zeiten ohne zusätzliche Mieter.Die Wohnungskommissionen arbeiteten auf der Grundlage der Verordnung über die Lenkung des Wohn-raumes vom 14.9.1967, GBL II Nr.105. In der Wohnungskommission arbeiteten von 1949 bis 1989 gewählte Gemeindevertreter und ehrenamtlich arbeitende Bürger. Sie hatten die Aufgabe den begrenzten Wohnraum gerecht zu verteilen oder durch Wohnungstausch für die Familien mit Kindern bessere Wohnbedingungen zu schaffen. In der Wohnungskommission oder dem Wohnungsausschuss arbeiteten zwischen 1949 und 1989 folgende Bürger:Gerlinde Busse, Max Drobbe, Kurt Dombrowski, Luise Dorow, Otto Grabow, Gerda Hiltner, Gisela Janke, Emil Krüger, Charlotte Meißner, Richard Schulz, Norbert Zimmermann, Alfred Mann, Alfred Mette, Paul Nugk, Heinrich Otter, Richard Otter, Otto Redlich, Hildegard Stolze, Waldemar Lobeth, Heinz Schulz und Rosema-rie Wiesner.

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AnlagenEin Steckbrief von Selchow im Zeitraum 1242 bis 2012 770 Jahre Geschichte

ab bisErste urkundliche Erwähnung 1242Teilung in Gutsbezirke und Gemeindebezirk 1806 1928Die Kirche 1280Das Pfarrhaus nach 1280Der Krug 1375 1974Die Schäferei 1536/1608 1991Die Mühle 1624 nach 1871Die Schule vor 1810 1974Der Rittersitz wahrscheinlich ab 1571 1927Erstes Gutshaus 1571Zweites Gutshaus 1882/1922 Umbau noch vorhandenGründung Männerturnverein 1886Gründung Männergesangsverein 1886Erste Hebamme in Selchow 1889Gründung Krieger- Landwehrverein 27.1.1897 Das Volksgut 1945/49 1991Das Stadtgut 1927 1949Erste Straßenbefestigung 1870 von Selchow nach KleinziethenErste Beleuchtung 1900, die Ställe des GutesErrichtung des Kriegerdenkmals 1931Erste Postagentur 1882Poststelle um 1910, dann 1976, Dorfstraße 16Telephon 1910, Gemeinde, Gut und der Kaufmann BosslingErntekindergarten 1955 im VEGKindergarten 1981 1997LPG 1960 1990Bibliothek 1968, Dorfstraße 16 1990Jugendclub 1980 1987Erste Feuerlöschordnung 1891Feuerwehr 1926Eisenbahn 27.9.1900 bis 21.3.1951Bahnhofsgebäude 1900 ab 1953 in Wohnungen umgebautKonsum 1964 im Haus Boßling Dez. 1992Bus von Teltow nach Grünau 1951Bus von Teltow nach Schönefeld 1962erste Buswartehäuschen 1957Zentrale Wasserleitung Baubeginn 1987Zentrale Abwasserleitung Baubeginn 1987Rieselfelder ab 1928 1988Pferdesport ab 1968Gründung des Gemeindeverbandes 1974

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Gedenken der Toten aus den 2 Weltkriegen in Selchow

1919 wurde für die im ersten Weltkrieg (1914 bis 1918) gefallenen Bürger von Selchow ein Gedenk-stein eingeweiht. Dieses Ehrenmal steht an der Kirchhofmauer. Die Inschrift lautet:„Sie zogen für das Vaterland in den Krieg“

Im ersten Weltkrieg in Russland und Frankreichsind gefallen:1914 Gustav Schulz Wilhelm Stelldinger Gotthelf Teschke Willi Stephan1915 August Ribbecke Paul Schade Otto Höhnow Gustav Wiese Ernst Horn Gustav Dommisch Paul Worreschk1916 August Paul Max Wolf Otto Hesse Wilhelm Schröder1917 Richard Meier Richard Schulz Paul Meier Gustav Meier Gustav Schneider Robert Selig Hermann Lobeth Emil Brabant

Die Toten des zweiten Weltkrieges 1939 bis 1945 aus Selchow: Arnold Boßling Rudi Kämpfer Otto Lüdke Waldemar Kusmar Alwies Seel Herrmann Kaläne, Rieselwärter Werner Pawlowski Glimpel Velten Ernst Labrenz Georg Meier Leo Wiechmann Oskar Wiechmann Siegesmund Wiechmann Gerda Bagschas Reda Preuß

Gedenkstein für die im 1. Weltkrieg gefallenen Selchower

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Maße und Gewichte

Am 1.1.1840 beschloss der Deutsche Zollverein:1 Zentner sind 100 Pfund, 1 Pfund sind 30 LotAb 1884 galten: 1 Meter, m², dm, 1 kg, g, dz, t und hl1 hl Weizen waren 76,5 kg1 hl Roggen waren 72,75 kg1 hl Gerste waren 63,0 kg1 hl Hafer waren 45,25Alte Maße:1 Fuß = 12 Zoll, 12 Limen1 Fuß = 314 mm1 preußische Elle = 677 mm1 deutsche oder geographische Meile waren = 7.240,438 m1 Seemeile sind = 1.854,965 m1 preußischen Morgen waren = 25,5322 a1 badischer Morgen waren = 36 a1 bayrisches Tagwerk war = 34 a1 Magdeburger Morgen waren = 2.5553,22 qm1 Wispel = 2 Malter = 24 Scheffel = 384 Metzen entspricht ca. 2.500 Liter1 Last Gerste/Hafer = 2 Wispel1 Last Roggen/Weizen = 6 Wispel1 Metze = 6,5 Liter l1 Schock = 60 Stück1 Viertel = 25,90 l1 Hufe = 7 – 15 ha = 28 – 60 Morgen (Umfang des Landes, das eine Familie zu ihrer eigenen Ernährung be-nötigte und allein bewirtschaften konnte. Die Größe war abhängig von der Bodenqualität.)1 Hektar = 4 Morgen1 Morgen = 2.500 qm = 180 Quadratruten = 25,23 ar1 ar = 100 m²1 Scheffel Land waren 112,5 Quadratruten

Märchen und Sagennach A. Kuhn

Das bunte Kalb von SelchowEin Bauer und ein Gastwirt fuhren einmal mit Frühgemüse nach Berlin. Der Bauer fuhr dicht vor dem Gast-wirt. Als sie an den Rötepfuhl kamen, der vor Selchow rechts am Wege liegt, blieben auf einmal die Pferde stehen, denn quer über den Wagengleisen lag ein buntes Kalb. Der Bauer glaubte, ein Schlächter hätte es verloren. Er stieg ab, um es auf seinen Wagen zu heben. Da fing das Kalb plötzlich an zu reden, es rief: „Um-kehren musst du, und wenn du der Schulze von Ragow wärst!“Entsetzt sprang der Bauer auf seinen Wagen, beide Fuhrwerke wendeten schnell und fuhren eilig zurück. Da sahen die beiden Männer noch, wie sich das Kalb erhob und nach der Selchower Mühle flog. Es hatte auf einmal die Gestalt eines Drachen.

Das Grab des RiesenkönigsZwischen den Riesen auf den Müggelbergen und den Riesen bei der Dörfern Ziethen, Selchow und Rotzis ist vor langen, langen Jahren einmal ein gewaltiger Kampf gewesen. Sie haben sich mit großen Feldsteinen beworfen. Einige liegen noch heute bei den Dörfern. In dem Kampfe ist dann der Riesenkönig gefallen. Seine Gebeine wurden in einem goldenen Sarg gelegt, den hat man in einen silbernen gestellt und diesen dann in einen eisernen. Nun wurde der Riesenkönig in einem nahen Berg begraben. Dort liegt er heute noch. Der Berg heißt bis auf diesen Tag der Hünerberg, die kleinen runden Teiche an seiner Seite haben den Namen Hünepfühle.

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Die Chronik von Selchow 1242–2012

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Begriffserklärung

Ablösung von Lasten: Ablösung von Abgaben der Bauern an den Schmied, den Gutsherren, die Kirche und die Schule

Actuarius: GerichtsschreiberAltsitzer: Bauer nach Übergabe des Anwesens an den Erben, Nutznießer des AltenteilsArrendator: VerwalterBede: Bitte, Steuern, eine Steuer von denen, die königliches Gut als Lehen oder als Bau-

ernhufe innehatten, ursprünglich Hilfe und Unterstützung des Geschützten für den Schutzherren, daraus wurde Zwang.

Büttner: Dorfbewohner ohne eigenes Land, landloser KleinbauerFideikommis: Sondervermögen, das als unveräußerliches und unteilbares Erbgut einer feststehen-

den Erbfolge unterworfen ist, 1919 abgeschafft.Freihufe: von Abgaben freie HufeFreigewillt: Frei von AbgabenGerechtsame: Recht auf Nutzung von bestimmten EigentumGrundherr: im Mittelalter eine Bezeichnung für den Besitzer von Grund und Boden, auch Fron-

herr und Feudalherr.Grundherrschaft: organisierte Form feudalen Grundbesitzes, bei dem die Feudalgüter nicht vom

Grundherrn selbst bewirtschaftet wurden, sondern an ökonomisch und juristisch abhängige Bauern gegen Natural-, Geld- und Fronleistungen gegeben wurden.

Hebung: Einnahme von SteuernHufe(Hube–Hof): Einheitsmaß ab 13. Jahrhundert.Hüfner: BauerKossäth: Landarmer BauerMarkgraf,Markgrafentum: Das Markgrafentum war ein königliches Amtslehen, das dem Inhaber als Stellver-

treter des Königs die Ausübung der Reichsgewalt in dem ihm zugeteilten Markge-biet zuwies.

Mark: eingegrenztes GebietLehen: Im Mittelalter vom Lehnherren übergebener Grundbesitz gegen Leistung (geliehe-

ner Grundbesitz)Rentamt: Behörde im späten MittelalterRendant: KassenverwalterSchärfkorn: ist ein Deputat an Getreide, welches dem Schmied für das Schärfen der Ackergeräte

vom Bauern geliefert wurde.Schoß: Grundsteuer, die von allen Grundstücken auch den kirchlichen gezahlt werden

mussteSeparation: Neueinteilung des Ackerlandes, Flächen der Bauern, Domänen, und Gutsbesitzer

wurden voneinander getrennt.Vorwerk: 1. Gut im Dorf 2. Ein zum Hauptgut gehörendes GutZins im Mittelalter: der Bauer hatte als Nutznießer des Ackers dem Obereigentümer Korn oder Geld zu

zahlen.Zehnt: je Huf musste gezahlt werden, 5-6 Scheffel Roggen, 4 Scheffel Hafer 1 Scheffel

Gerste.

Begriffe, Abkürzungen nach 1945, DDRABV AbschnittsbevollmächtigterAL AckerlandBHG Bäuerliche HandelsgenossenschaftBKV Betriebskollektivvertrag, ein Vertrag zwischen Gewerkschaft und Betriebsleitung

zur Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Werktätigen.BSG / WSZ Betriebssportgemeinschaft Waßmannsdorf Selchow Ziethen

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Die Chronik von Selchow 1242–2012

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CDU Christlich Demokratische UnionDFD Demokratischer Frauenbund DeutschlandDBD Demokratische Bauernpartei DeutschlandEOS Erweiterte Oberschulefreier Aufkauf nach 1945, landw. Produkte, die nach der Pflichtablieferung zu höheren Preisen ver-

kauft werden konnten, auch „freie Spitzen“GBL GesetzblattGL GrünlandGST Gesellschaft für Sport und TechnikKW Königs WusterhausenKWV Kommunale WohnungsverwaltungKoll. KollegeKollg. KolleginLDP Liberal Demokratische ParteiLPG Landwirtschaftliche ProfuktionsgenossenschaftLN Landwirtschaftliche NutzflächeLWH LehrlingswohnheimLKW LastkraftwagenMAS MaschinenausleihstationMTS Maschinen- TraktorenstationMMM Messe der Meister von MorgenNF Nationale FrontNAW Nationales AufbauwerkReko RekonstruktionRMA RindermastanlageSED Sozialistische Einheitspartei DeutschlandTAN Technische ArbeitsnormPOS Polytechnische OberschuleVbE Vollbeschäftigte ArbeitseinheitVEG Volkseigenes GutVKSK Verein der Kleingärtner Siedler und KleintierzüchterVP VolkspolizeiVS Volkssolidarität

Gemeindevertreter in Selchow/Schönefeld ab 1990nach dem Alphabet (Bm = Bürgermeister; Gv = Gemeindevertreter)Gemeindevertreter in Selchow nach 1945

Gemeindevertreter / Schulvorstand / Kirchenvorstand bis 1945Name, Vorname von/bis Stellung FunktionenBagschas 1935 GemeinderatBeschetznick, Friedrich 1868 BüdnerBossling, Joh. Friedrich 1855Bossling, Otto 1892/97 Kaufmann GemeindevertreterBossling, Karl 1855/98 Schmiedemeister Gemeindevertreter, Schulvorstand,Bossling, Otto 1931 Landwirt GemeindevertreterBossling, Hans 1930/44 Landwirt Schulvorstand, GemeindevertreterDietze 1896 GemeindevertreterEggert, Paul 1906 Lehrer/Küster SchulvorstandFranke, Herrmann 1931 Arbeiter GemeindevertreterFrevert 1935 GemeinderatGrabow, Richard 1881 Gastwirt KirchenältesterHansche, Friedrich 1856/80 Bauer Schulinspektor

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Hansche, Ferdinant 1880/88 Bauer Gemeindekirchenrat, Gemeindevertreter, SchulvorstandHansche, Heinrich 1870 GemeindevertreterHansche, Wilhelm 1880/96 Bauer SchulvorstandHansche, Hermann 1931 Bauer GemeindevertreterHahn, Wilhelm 1868/80 Büdner Schulvorstand, GemeindevertreterKämpfer, Herrmann 1931 Wachtmeister SchulvorstandKiekebusch, Friedrich 1848 Kossäth Dorfschulze, Kirchenvorstand, GemeindevertreterKiekebusch, August 1852/1900 Bauer Dorfschulze, Schulvorstand, GemeindevertreterKitzing, August 1848 Kosäth GemeindevertreterKitzing, Ferdinant 1878 KossäthKitzing, August 1880/00 Kossäth Schulvorstand, SchöffeKitzing, Karl 1889 Bauer Gerichtsmann, SchulvorstandKitzing, Karl 1931 Schmied GemeindevertreterKitzing, W o. P 1935 Bauer GemeinderatKitzing, August 1880/88/00 Kossäth Schulvorstand, SchöffeKlewe, Karl 1931 Schmied GemeindevertreterKrieg, Hermann 1896/00 Lehrer GemeindevertreterLehmann, Karl 1898 Gastwirt Schöffe, starb 1945Krope, Ludwig 1844 Krüger GemeindevertreterKrope, Karl 1889/00 Gastwirt GemeindevertreterLabrenz, Max 1935 Maurer GemeinderatLobeth, Michael 1844/00 Bauer Gerichtsmann, SchulvorstandLobeth, Wilhelm 1847 Bauer Gemeindevertreter, Kirchenvorstand, Schulze bis 1847Gemeindevertreter / Schulvorstand / Kirchenvorstand bis 1945Name, Vorname von/bis Stellung FunktionenLobeth, Karl August 1870 Bauer Gemeindevertreter,Lobeth, Fräulein 1870 GemeindevertretungLobeth, Karl 1888/94 Bauer GerichtsmannLobeth II, Reinhold 1931 Bauer GemeindevertreterLobeth, Karl 1888/96 Bauer Gerichtsmann, K. L. II starb 1894Mertens 1853 Weber GemeindevertretungMertens, August 1880 Büdner SchulvorstandMiers, Johannes 1854 GärtnerPusch nach 1862 Schmiedemeister GemeindevertreterRamm, Reinhold 1926/31 Bauer Bürgermeister, SchulverbandsvorsitzenderRibbecke, August 1899 Bauer SchöffeSchramm, August 1868 Kossäth GemeindevertreterSchramm, Franz 1889/00 Kossäth Schöffe, GemeindevertreterSchramm, August 1900 Kossärh GemeindevertreterSauerwald, Gotthelf 1848 Bauer Gerichtsmann, Schulvorstand, GemeindevertreterSauerwald, Michael 1848 GemeindevertreterSauerwald, Wilhelm 1856/96/01 Kossäth Schulvorstand, Gerichtmann, Gemeindevorsteher 1899Sauerwald, Karl 1856/80/00 Bauer Gerichtsmann, SchöffeSauerwald, Wilhelm 1868/80 GerichtsmannSauerwald, Paul 1868 Bauer GemeindevertreterSauerwald, Gottfried 1870 Altsitzer GemeindevertreterSauerwald, Christoph 1856 Kossäth Gemeindevertreter

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Die Chronik von Selchow 1242–2012

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Sauerwald, Christian 1878/80 Kossäth Gemeindevertreter, (Kassenwart)Sauerwald, Reinhold 1931/35 Landwirt GemeinderatSauerwald, Paul 1868 BauerSpiegel, Carl 1848 Bauer GerichtsmannSpiegel, August 1856/00 Bauer Ortschulvorstand, Schulze, Kirchenältester, KirchenratSpiegel, Ludwig 1870/89 Kossäth Kirchenvorstand, GemeindevertreterStechert, Friedrich 1876/98 Fleischermeister SchulvorstandStelldinger, Herrmann 1935 Schneidermeister Gemeinderat, Amtsvors .1944Valentin, Max 1931 Maurer GemeindevertreterVoigt, Johann Wilhelm 1835 Bauer KirchenvorstandWapler, Julius 1861 Prediger Local-SchulinspektorWernitz, Max 1900 Mühlenmeister GemeindevertreterWalf, Gotthilf 1897/00 GemeindevertreterWildenau, K.O. Ferdinant 1886/94 Pfarrer Kirchenrat, SchulinspektorZasrow, Wilhelm 1935 Druckrohrwächter GemeinderatZiegenhirt 1852 Lehrer/Küster

Dorfschulze; Gemeindevorsteher, Bürgermeister, Ortsvorsteher 1646 Schulte Gürgen Barthold 1652 Schulte Peter Rahme aus Kleinziethen mit einem Knecht 1767 Johann Steffen vor 1847 Schulze Lobeth, 1847 verstorben vor 1848 bis 1852 Kiekebusch Friedrich, auch Kirchenvorstand 1852 bis 1870 Kiekebusch, August (Akte I A/A R.170, 2587; Geheimarchiv Berlin) 1870 wurde Kiekebusch als Dorfschulze im Kreisblatt erwähnt 1871/89 Kossäth Spiegel bis 1899 Kiekebusch ab 1899 Kossäth Wilhelm Sauerwald 1924 bis 1936 Ramm, Reinhold, Landwirt und Gemeindevorsteher 1937/38 Hans Bossling 1938 bis 1945 Reinhold Ramm, Amtsvorsteher, Bürgermeister und Ortspolizeibehörde

Herr Stelldinger 27.4.1945 bis 1946 Erich Drobbe 1946 bis 22.2.1951 Paul Nugk 21.2.1951/53 Emil Karbe 1953 bis August 1953 Max Kornieczny August 1953 bis 1957 Helmut Gläser 2. März 1961 Wollschläger 1961 bis 1965 Horst Haufschildt 1965 – Jan. 1976 Rudolf Schilke ab Februar 1976/31.3.1984 Ingrid Ritter ab 1.4.1984 bis 15.1.1988 Gerlinde Schröder/Busse ab 16.1.1988 kommissarische Bürgermeisterin Ingrid Ritter Dez. 1988/April 1989 amt. Bürgermeister Müller 7. Mai 1989/Februar 91 Uwe Grünack März 1991/93 Sylvia Zimmerman 5.12.1993/2003 Lutz Ribbecke 2003 bis 2008 Dr. Udo Haase für die Gemeinde Schönefeld, OT Selchow 2003–2008 Lutz Ribbecke Ortsvorsteher für Selchow seit 2008 Alfred Mann, Ortvorsteher

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Nachtwächter in Selchow1825 der Arbeiter Gottfried Knobba1890 Robert Stephan1925 Nachtwächter a .D. Rechenberg, Gotthelf, Dorfstr. 1 Nachtwächter im Amt, Stiebert, Otto, Dorfstraße 1

Quellen

Akten der ArchiveLandesarchiv Berlin Rep o6, StadtgüterLandeshauptarchiv Brandenburg, Akten Pr.Br.Rep 2 A; Regierung Potsdam, Nr. 1651 -1666 Rep 37 Königs WusterhausenArchiv des Landesgeschichtlichen Vereins für die Mark Brandenburg Amtsblatt Regierung Potsdam 1811, 1822, 1823, 1831, 1838, 1860, 1879, 1881, 1882, 1884, 1889, 1895 Teltower Kreisblatt Teltower ZeitungArchiv der Gemeinde SchönefeldArchiv der Gemeinde Selchow bzw. des Ortsteiles Selchow der Gemeinde SchönefeldArchiv des VEG WaßmannsdorfAmtsgericht Potsdam

ZeitschriftenHeimatkalener KW und Dahmeland 1999, 2002, 2004, 2007, 2009, 2010Schönefelder Gemeindeanzeiger ab 1993 bis 2011Teltower Kreiskalender, Kopien von Herrn Klar bzw. Archiv des VereinsTeltower Kreiskalender, 1928 kirchliches LebenDie Mark Nr. 1917, 1924, 1932, 1940

BücherFeuerwehr, von Rainer Crummert, 2002Geschichte der Brandenburgischen Landtage, von Kurt Adamy und Kristina Hübener, 1998Heimatgeschichte aus dem Teltow, Siegfried Wietstuk

Auskünfte zu Personen:Das Kirchenbuch der Kirchengemeinde SELCHOWAkten, KW 37,DES Landeshauptarchiv Brandenburg

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Nr. 1 unbewohnt, das NachtwächterhausHaus 2011 abgerissen

Nr. 2 ehemalige Schule und Kindergarten, von 1900 Nr. 2a ehemalige Wohnungen für Leh-rer, erstes Schulgebäude von vor 1810

Nr. 2a vom Dorfplatz Blick zur Kirche Nr. 2a Denkmal, 1. Weltkrieg

Nr. 3 Max Ribbecke Nr. 4 Otto Kneuer

Ein Spaziergang durch Selchow

„Dorfstraße“

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evangelische Kirche 13. Jahrhundert Nr. 22 Hertha Lobeth

Nr. 5 Max Valentin FA Jürgen Valentin Nr. 7 FA Wolfgang Möhr, Erbaut 1865

Nr. 8 Arno Schindler

Nr. 10 Dorchen Lobeth und Werner LobethNr. 9 Frank Grabow

Nr. 8 Ausbau

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Nr. 23 Annemarie Thoben

Nr. 16 Gemeinde

Nr. 18 Gemeinde

Nr. 17 Dr. Krispin

Nr. 17 Vera Westphal

Nr. 13 a Udo BosslingNr. 13 Kurt Bossling Das Wohnhaus besteht seit 1761

Nr. 16 Gärtnerei Rudi Sauerwald

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Nr. 1 Regina Jacob / Gerda Labrenz Nr. 2 Manfred Janke

Nr. 4 Norbert Hansche Nr. 4a Alfred Mann

Ein Spaziergang durch Selchow

Bahnhofstraße / Rotberger Straße

Nr. 24 Dieter Hansche Nr. 25 Eigentümer Elli Bossling,

Nr. 26 Tietzsch

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Nr. 3 seit 1980 Lutz Ribbecke zu Nr. 3 Nach Baumaßnahmen 1980Feuerwehr Amt Schönefeld

Nr. 3 Nach Baumaßnahmen 1980 Zur Landschänke Nr. 7 Klaus Drobbe

Nr. 8 Elfriede Lau / Silvia Zimmermann Nr. 4b Edmund Labrenz

Nr. 5 Erhard Czichewitz und Karin geborene Nugk Max Wernitz, Fam. Hoffmann, Fam. Schade

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Nr. 9a Erbaut : E. Selent Gewerbegebiet von Mittenwalder Straße aus 1992

Nr. 10 Erbaut 1947 S. FriedrichA. Ribbecke jetzt F. Ribbecke

Nr. 11 erbaut 1937 H. Käding – Schmiedemeister -jetzt M. Venz

Nr. 12 Erbaut 1932 Fam. Klewe Nr. 2 Erbaut 1947/48 Ausbau M. Juritz

Nr. 13 M. Exner Stallung Ausbau 1978 Erbaut 1928 von Fam. Stippekohl

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D. Streich Nr 14 Erbaut 1899/1900 ehemaliges Bahn-hofsgebäude Bahnsteigseite

Nr. 9a Ewald Salmt Heinz Schulz

Nr. 1 Karl – Heinz Stippekohl

Nr. 1a Albrecht Nr. 2 Ingo Kinscher

Ein Spaziergang durch Selchow

Mittenwalder Straße

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Die Chronik von Selchow 1242–2012

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Friedhof

Nr. 3 Dieter Stelldinger Nr. 4 Otter

Nr. 5 Bernd Schulze Nr. 6 Hardy Reinke und Frau Annerose geborene Mette

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Erbaut 1947/48 Fam. Schwinke jetzt Fam. Mertins Erbaut 1947/48 von W. Lüdtke jetzt M. Schulz

Röthepfuhl Erbaut 1947 von P. Waldow jetzt B. Burghardt

Gelbsandweg Nr. 11 Magrit Venz erbaut 1937

Nr. 10 Frank Ribbecke Eingang Mastanlage

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Mastanlage

Panorama Dorfplatz

Erbaut 1947/48 von E. Krüger jetzt H. Müller

Wirtschaftsgebäude Stadtgut

Ein Spaziergang durch Selchow

Mittenwalder Straße

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Dorfplatz Bushaltestelle Richtung Schönefeld

Nr 4 und 5 Zum Stadtgut Nr. 3a Hans Schwadtke

Nr. 5a Zum Stadtgut Nr. 6a Erich Müller

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Zum Stadtgut

Zum Stadtgut Wirtschaftsgebäude erbaut 1816

Zum Stadtgut Wirtschaftsgebäude Giebelseite

Nr. 7 Zum Stadtgut

Nr. 8a Torsten Apel

Nr. 11 Wohnhaus vom Stadtgut

Nr. 11a Wohnhaus des Stadtgut

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Die Chronik von Selchow 1242–2012

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Nr. 13 Gerhard Arlt (Doris Maencke)

Nr. 12 Hans Pawlowski Nr. 12a Mario

Nr. 2 ehemaliges Pfarrhaus

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Nr. 1 Herrenhaus „Dornröschen“

Wohnungen Ledigenheim und Durchgang zum Gutshaus

Schornstein von ehemaliger Gärtnerei

Wirtschaftsgebäude und alter Speicher

Ein Spaziergang durch Selchow

Stadtgut

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Impressum

Verfasser:

Sigrid Weise

Herausgeber:

Gemeinde SchönefeldHans-Grade-Allee 1112529 Schönefeld

Gesamtherstellung:

ELRO Verlagsgesellschaft mbHEichenallee 8 15711 Königs Wusterhausenwww.elro-verlag.de