Circular Economy: Werte schöpfen, Kreisläufe schließen · C D. 3 Beispiele für...

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25. Januar 2016, Berlin Dr. Martin R. Stuchtey Circular Economy: Werte schöpfen, Kreisläufe schließen

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25. Januar 2016, BerlinDr. Martin R. Stuchtey

Circular Economy: Werte schöpfen, Kreisläufe schließen

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"Diese Vorschläge senden ein positives Signal an all jene, die darauf warten, in die Kreislauf-

wirtschaft zu investieren. Heute können wir sagen, dass Europa der beste Standort ist, um ein

nachhaltiges, umwelt-freundliches Unternehmen

aufzubauen."

Vizepräsident Katainen

Das neue EU Paket zur Kreislaufwirtschaft – ein Paradigmenwechsel?

"Die Umstellung von einer Linear- zu einer

Kreislaufwirtschaft ist nicht einfach nur die richtige

Entscheidung für unsere Umwelt; es ist auch für Europa ein intelligenter

Schritt."

Erster Vizepräsident Timmermans

Lebenszyklusübergreifender Ansatz: Design, Geschäftsmodell,KEIN Abfallmanagement

Vorgestellt am 02.12.2015 von Kommissionsmitgliedern, NICHT nur dem Umweltkommissar

Umfassender Konsultationsprozess(noch) KEINE Richtline!

Zusätzliche Finanzierung durch den europäischen Struktur und Investitionsfonds(650 Mio. EUR)

Quelle: Eröffnungsrede des Ersten Vizepräsidenten Timmermans und des Vizepräsidenten Katainen anlässlich der Präsentation des Vorschlagspakets zurKreislaufwirtschaft, Brüssel, 2. Dezember 2015; Fotos: EC Audiovisual Service

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Wert produzierter Güter, in Prozent des BIP, EU1,2, 2012

0

5

10

15

20

10 401550 3530

Ressourcennutzung heute: Nach einem einzigen Nutzungszyklus haben unsere Güter bereits 95% ihres Rohstoffwerts eingebüßt

Produktlebenszyklus, in Jahren seit der Produktion

Ungenutzt Genutzt Durch die Abfall- und Recycling-industrie wiederhergestellter Wert

1 Ausgangswert Jahr 0 basierend auf der Mehrwertschöpfung der Industrie hinsichtlich des Rohstoffeinsatzes in der europäischen Produktion; lineare Abschreibung angenommen bei einer durchschnittlichen Lebensdauer von 40 Jahren für Gebäude, 15 Jahren für Maschinen und Ausrüstung, 10 Jahren für Transportmittel, 8 Jahren für Möbel, 7 Jahren für Metall-erzeugnisse und 5 Jahren für elektrische und elektronische Geräte; 2 EU27 ohne Vereinigtes Königreich, Portugal, Bulgarien, Irland, Luxemburg und Malta; 3 Indikativ, basierend auf dem europäischen Fußabdruck pro Kopf im Vergleich zur Pro-Kopf-Kapazität der Erde; 4 Nach dem Wert gewichtete durchschnittliche Lebensdauer; 5 Diese Quote der Werterhaltung von Materialien ist definiert als der geschätzte Material- und Energie-Ausstoß des europäischen Abfall- und Recyclingsektors, geteilt durch den Ausstoß des Rohstoffsektors (bereinigt um Nettoimporte von Primärressourcen und 30% inhärenter Ressourcenwert in den netto importierten Produkten).

Quelle: Eurostat; Global Footprint Network; International Footprint Consortium

▪ Für die Herstellung unserer Produkte übernutzen wir unsere Ressourcen um einen Faktor von 1,5 im Vergleich zur Regenerationsrate3

▪ Während des produktiven Lebenszyklus sind unsere Güter und Produkte sehr gering ausgelastet: so beläuft sich die Auslastung von Autos z.B. auf 8%, die von Büros auf unter 40%

▪ Nach dem ersten Nutzungszyklus werden nur 5%5 des Rohstoffwerts wiederhergestellt

▪ In Europa werden 60% aller verbrauchten Materialien nicht recycelt, kompostiert oder wiederverwendet

A

B

▪ Wir nutzen unsere Produkte durchschnittlich nur ~28 Jahre4 bzw. ~9 Jahre, wenn man Gebäude ausnimmt

C

D

3

Beispiele für Einsparpotenziale – Haushalte können bis zu 80% Kosten sparenJährliche Gesamtausgaben pro EU Haushalt; Analyse der 3 Lebensbereiche, auf die 60% der Haushaltsausgaben entfallen, EU-Durchschnitt 2012, EUR, Optimierungspotenzial für 2050

Quelle: Interviews mit Unternehmen und Experten, McKinsey Analysen

Share

Optimise

Loop

Virtualise

Exchange

REgenerate

Einsparpotenzial

Mobilität Lebensmittel Wohnraum

Heutige Kosten

Gesamtersparnis, in Prozent

4

Eliminierung systemexterner Effekte

Minimierung und letztendlich Aussetzen des Verbrauchs natürlicher Ressourcen

Maximierung der Nutzung physischer Ressourcen

Das Prinzip der Kreislaufwirtschaft erfordert ein konsequentes Umdenken bei Ressourcen, Produkten und Geschäftsmodellen

Hersteller Produkt

Dienstleister

Hersteller Teile

Minimierung systematischer Sickerverluste und negativer externer Effekte

Sammeln Sammeln

Materialien ersetzen

Endliche Materialien

Erneuerbare Materialien

Verbraucher Nutzer

Sanierung/Wieder-aufarbeitung

Recycling

Wiederverwendung/Neuverkauf

Teilen

Bestandsmanagement

Wieder-herstellen

Virtuali-sieren

TechnischeZyklen

Instandhalten/Verlängerung Lebensdauer

Biochemische Ausgangsstoffe

Kaskaden

Extraktion biochemischer

Ausgangsstoffe

Regene-ration

Biogas

Anbau/ Ernte

Regenieren

Biologische Zyklen

Steuerung des Flusses erneuerbarer Materialien

Biosphäre

Quelle: Ellen MacArthur Foundation & McKinsey Center for Buiness & Environment, nach Braungart & McDonough Cradle to Cradle (C2C)

1

Prinzip

2

3

5

6 Hebel helfen bei der Verminderung struktureller Verschwendung –die meisten zahlen sich für Unternehmen direkt ökonomisch aus

Quelle: Ellen MacArthur Foundation & McKinsey Center for Buiness & Environment

REgenerate

▪ Umstellung auf erneuerbare Energie und Materialien▪ Regeneration, Erhalt und Wiederherstellung der Gesundheit der Ökosysteme▪ Zurückführung zurückgewonnener Ressourcen in die Biosphäre

Share

▪ Gemeinsame Nutzung (z.B. Autos, Räumlichkeiten, Geräte)▪ Wiederverwendung/Secondhand▪ Verlängerung der Lebensdauer durch Instandhaltung; auf Langlebigkeit/Ausbau-

fähigkeit ausgelegtes Design etc.

Optimise

▪ Steigerung der Leistungsfähigkeit/Effizienz von Produkten▪ Eliminierung von Verschwendung in Produktion und Lieferkette▪ Effiziente Nutzung von Big Data, Automatisierung, Fernerkundung und -steuerung

Loop

▪ Wiederaufarbeitung von Produkten und Komponenten▪ Recycling von Materialien▪ Anaerobe Vergärung▪ Extraktion biochemischer Ausgangsstoffe aus organischem Abfall

Virtualise

▪ Bücher, Musik, Reisen etc.▪ Online-Shopping▪ Autonome Fahrzeuge▪ Etc.

Exchange

▪ Austausch alter durch fortschrittliche, nicht erneuerbare Materialien▪ Anwendung neuer Technologien (z.B. 3D-Druck)▪ Auswahl neuer Produkte/Services (z.B. multimodaler Transport)

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Aktueller Entwicklungspfad Szenario der Kreislaufwirtschaft

Wohnraum

Lebens-mittel

Mobilität

Das Szenario der Kreislaufwirtschaft geht über rein technologische Verbesserungen hinaus

Quelle: McKinsey & Company

Unabhängige Optimierung der Elemente im System/Szenario der disruptiven Technologie

Optimierung der Elemente und ihrer Verflech-tungen zur Entwicklung eines widerstands-fähigen Systems

▪ Stärkere Intensivierung und Spezialisierung

▪ Keine Wiedernutzbarmachung von Flächen, keine Nährstoffrückgewinnung

▪ Keine Messbaren positiven Gesundheitseffekte

▪ Geschlossener Nährstoffkreislauf

▪ Bewahrtes und saniertes Natur-kapital

▪ Gesündere Lebensmittel und Ernährung

▪ Effizientere Wertschöpfungskette

▪ Energieeffizienz

▪ Verstärkte Verbreitung/Inanspruchnahme von Flächen

▪ Intelligente Stadtplanung durch Nutzung erschließbarer Flächen in Städten

▪ Modulare und gemeinsam nutzbare Gebäude

▪ Privates "Fahrzeug mit Topausstattung" als vorherrschendes Transportmittel

▪ Rebound-Effekt: Verkehrsüberbelastung, Druck auf Ressourcen

▪ Multimodale Mobilität

▪ Gemeinsam genutztes, bei Bedarf angefordertes "Fahrzeug mit Topausstattung", dessen Design auf Langlebigkeit ausgelegt ist

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In einer Kreislaufwirtschaft könnten in Deutschland die Kosten für Mobilität, Wohnraum und Lebensmittel um 25% sinken

Kosten Primärressourcen1 Sonstige anfallende Ausgaben2 Externe Effekte3

Jährliche Kosten für Primärressourcen, sonstige anfallende Ausgaben und negative externe Effekte, Deutschlandin 1.000 Mrd. EUR

Quelle: Interviews mit Unternehmen und Experten, McKinsey Analysen

1 Zu den Primärressourcen zählen Neumaterialien für die Automobil- und Baubranche, neue synthetische Düngemittel, Pestizide, Nutzung von Agrarland und Wasser, Brennstoff, Land für Wohn- und Bürogebäude, Strom aus nicht erneuerbaren 2 Zu den sonstigen anfallenden Ausgaben zählen alle Haushalts- und Regierungsaufwendungen für Mobilität, Lebensmittel, Wohn- und Bürogebäude ohne die Aufwendungen für PrimärressourcenZu den externen Effekten zählen CO2 (29 EUR/Tonne), Verkehrsüberbelastung, mit Barmitteln nicht darzustellende Folgen von Unfällen, Umweltverschmutzung und Lärm,

Opportunitäts-kosten für genutzte Flächen, Opportunitätskosten in Verbindung mit Übergewichtigkeit, negative gesundheitliche Folgen bedingt durch Aufenthalt in geschlossenen Räumen und Fahrzeiten (bezieht sich auf Stadtplanung)

<0,1

<0,1

8

Verfügbares Einkommen der HaushalteDeutschland, indiziert (2012 = 100)

Die Kreislaufwirtschaft hat positive Effekte auf Haushalte und die GesamtwirtschaftDeutschland, indiziert (2012 = 100)

125

107

141

116

2050

2030

115

104

125

1102030

2050

Kreislaufwirtschaft:Zusätzlich +0,3 Prozentpunkte BIP-Wachstum pro Jahr(EU 0,4 Prozentpunkte)

Durchschnittliche BIPWachstumsrate aller28 EU Länder von 2004-2014: +1,1 Prozentpunktepro Jahr

0,5 pp p.a.

Szenario der aktuellen Entwicklung Szenario der Kreislaufwirtschaft

BIPDeutschland, indiziert (2012 = 100)

Jährlicher Wachstumsschub in Prozentpunkten

Quelle: McKinsey & Company

0,4 pp p.a.

0,3 pp p.a.

0,3 pp p.a.

9

Die Kreislaufwirtschaft wirkt sich positive auf die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und umweltrelevanten Ziele ausDeutschland: Ausgaben, Verbrauch Kosten, Ausstoß für Mobilität, Lebensmittel und Wohnraum indiziert (2012 = 100)

7390

5881

20502030

56

85

34

68

2030 2050

35

66

14

51

2030 2050

5877

4768

2030 2050

Ausgaben Direktnutzer

Gesellschaftliche Kosten2 CO2-Emissionen

Verbrauch von Primärmaterialien1

Szenario der aktuellen Entwicklung Szenario der Kreislaufwirtschaft

Quelle: McKinsey & Company

1 Inkl. Neumaterial für die Automobil- und Baubranche, neue synthetische Düngemittel, Pestizide, Nutzung von Agrarland und Wasser, Brennstoff für Fahrzeuge und Heizen, Land für Wohn- und Bürogebäude, Strom aus nicht erneuerbaren Energien

2 Inkl. anfallende Aufwendungen (z.B. Gesundheitskosten, Governance, Infrastruktur) und externe Effekte

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5 Thesen zur Kreislaufwirtschaft in Deutschland

▪ Angesichts seiner wirtschaftlichen Struktur ist Deutschland gut aufgestellt, um überproportional von einer Kreislaufwirtschaft zu profitieren. Die hohe Ressourcen-abhängigkeit und das "vernetzte Innovationsmodell" Deutschlands versprechen einen positiven Impuls für die deutsche Wettbewerbsfähigkeit

▪ Deutschland ist weiterhin bei vielen der für eine Kreislaufwirtschaft notwendigen Technologien führend im Markt und rangiert auf Platz 3 des europäischen Eco-Innovation Index.

▪ Bisher hat Deutschland die sich bietenden Gelegenheiten noch nicht umfassend genutzt. Vergleichsweise wenige deutsche Unternehmen oder Regionen nutzen das Kreislaufprinzip als Differenzierungsmerkmal, das Ressourcenmanagement fokussiert weiterhin auf die Einhaltung von Grenzwerten und das Management der Energieeffizienz

▪ Die Kreislaufwirtschaft und die zu Grunde liegenden Treiber dürfen von der deutschen Wirtschaft nicht ignoriert werden. Der Wandel von einer produkt- zu einer leistungsorientierten Wirtschaft erfordert es insbesondere von Unternehmen in der Automobil-, Geräte- oder Unterhaltungselektronikbranche, ihre Geschäftsmodelle auszubauen.

▪ Das von der EU verabschiedete Maßnahmenpaket verbessert das Wettbewerbs-umfeld auch für andere neue Technologien. Insbesondere Internet der Dinge, intelligente Chemikalien, vernetztes Fahren, Energietechnologien der nächsten Generation und Umweltdienste werden stark vom Trend zur Kreislaufwirtschaft profitieren.

1

3

5

2

4

11

Angesichts seiner wirtschaftlichen Struktur ist Deutschland gut aufgestellt, um überproportional von einer Kreislaufwirtschaft zu profitieren

GesamtimportMillionen Tonnen, 2014, EU28 top 10 Importeure

221 8

568 22

155 5

127 4

176 5

644 23

268 10

193 9

232 5

312 3

271

312

Niederlande

605

Polen

75Schweden

82

272

Österreich

120

Spanien 230

Belgien 243

Italien

UK

Frankreich

360

Deutschland

Nichtmetalllische MineralienMetalerzeBiomasse Fossile Energien

Importe pro EUR BIP t/Mio. EUR

Importe pro Kopft/kopf

Deutschland ist europaweit der stärkste Importeur

1

Quelle: Eurostat; McKinsey analysis

12

Deutschland ist Marktführer bei vielen für eine Kreislaufwirtschaftnotwendigen Technologien

Quelle: Eurostat

Eco-Innovation Index, 2013

384243

4752

5761

63666667

717274

7991

9595

101106108109110

122129

132138138

Ungarn

Griechenland

Slowenien

Tschech. Rep.Malta

NiederlandeItalienIrland

Portugal

Rumänien

Litauen

Estland

Belgien

Vereinigt. Königr.

Deutschland

Schweden

LuxemburgFrankreichÖsterreich

Dänemark

Finnland

Spanien

ZypernSlowakeiLettlandKroatien

BulgarienPolen Ø EU28: 100

2

Der Eco-Innovation Index basiert auf 16 Indikatoren in 5 Bereichen ▪ Investitionen in

Öko-Innovationen▪ Aktivitäten im Bereich

Öko-Innovationen▪ Ergebnisse von

Öko-Innovationen▪ Umweltrelevante

Ergebnisse▪ Sozialwirtschaftliche

Ergebnisse

13

United Kingdom

United Kingdom

United Kingdom

Bisher hat Deutschland die sich bietenden Gelegenheiten noch nicht umfassend genutzt

3

United Kingdom

Frankreich

Niederlande

BEISPIELE

United KingdomDänemark

Die Zusammenarbeit zwischen Regierungs- und Verwaltungsbehörden und privatenUnternehmen funktioniert in vielen Ländern besser

▪ Greater London Authority

▪ The Scottish Government

▪ London Waste & Recycling Board

▪ Kingfisher▪ ARUP

▪ Carlsberg▪ Maersk▪ City of Copenhagen▪ Danish Business

Authority▪ Ministry of Environment

and Food of Denmark

▪ Desso▪ Delta▪ DSM▪ The Netherlands

Circular Hotspot▪ Phillips▪ Cradle to Cradle

▪ Mairie de Paris▪ Renault▪ Suez▪ Veolia

Quelle: Ellen MacArthur Foundation

14

Heute:Erträge aus dem traditionellen AutomobilgeschäftÜberwiegend Fahrzeugverkauf

2030:Erträge aus neuartigem AutomobilgeschäftDeutlicher Anstieg wiederkehrender Erträge

SZENARIOMIT HOHEMDISRUPTIONSGRAD

4 disruptive Technologietrends Elektrifizierung

Konnektivität

Autonomes Fahren

Diverse Mobilitätslösungen

Die Kreislaufwirtschaft und die zu Grunde liegenden Treiber sollten von der deutschen Wirtschaft nicht ignoriert werden

Quelle: McKinsey & Company

4

72030

2,750

1,500

~ 3,500

~ 6,700

+30%

EinmaligerFahrzeugverkauf

Aftermarket

4,000

4.4% p.a.

1,200

Wiederkehrende Erträge (gemeinsame Fahrzeugnutzung)

Kreislaufwirtschaft kann die Umsätze der Automobilindustrie signifikant steigern

15

Das von der EU verabschiedete Maßnahmenpaket verbessert das Wettbewerbsumfeld

5

2. Generation Biomaterialien

Sharing

Organische Photovoltaik

Funktionale Metalle

Chemische Kennzeichnung

Anaerobe Gärung

Autonomes Fahren