city - das magazin für urbane gestaltung 1/2013

16
2013 März magazin-city.at 12Z039332 M - P.b.b. - Verlagspostamt 1110 Wien 3,10 Home Home Die emotionale und politische Bedeutung des Wohnbaus Chic und Charme Wohntrends 2013 Zwischen Ruhm und Revolte Marseille ist Kulturhauptstadt Form follows emotion Architekt und Designer Hadi Teherani im Interview sweet Vorzeigemodell aus der Zwischenkriegszeit, der Karl-Marx-Hof. Wikimedia _Dreizung Das neu errichtete Veranstaltungszentrum „Villa Méditerranée“ in Marseille, der Kulturhauptstadt 2013 Paul Ladouce

description

Wohnbau / Marseille / Hadi Teherani

Transcript of city - das magazin für urbane gestaltung 1/2013

Page 1: city - das magazin für urbane gestaltung 1/2013

2013März magazin-city.at

12Z039332 M - P.b.b. - Verlagspostamt 1110 Wien € 3,10

Home Home

Die emotionale und politische Bedeutung des Wohnbaus

Chic und CharmeWohntrends 2013

Zwischen Ruhm und Revolte

Marseille ist Kulturhauptstadt

Form follows emotionArchitekt und Designer

Hadi Teherani im Interview

sweet

Vorzeigemodell aus der Zwischenkriegszeit, der Karl-Marx-Hof. Wikimedia _Dreizung

Das neu errichtete Veranstaltungszentrum „Villa Méditerranée“ in Marseille, der Kulturhauptstadt 2013 Paul Ladouce

City 1-2013.indd 01City 1-2013.indd 01 04.03.13 15:5704.03.13 15:57

Verwendete Acrobat Distiller 8.0/8.1 Joboptions
Dieser Report wurde mit Hilfe der Adobe Acrobat Distiller Erweiterung "Distiller Secrets v4.0.0" der IMPRESSED GmbH erstellt.Registrierte Kunden können diese Startup-Datei für die Distiller Versionen 8.0/8.1 kostenlos unter http://www.impressed.de/DistillerSecrets herunterladen.ALLGEMEIN ----------------------------------------Beschreibung: Postyellow-PDF PDF 1.4 + Transparency Colour spaces remain as used Printing resolution for commercial printing up to 2540 dpiDateioptionen: Kompatibilität: PDF 1.4 Komprimierung auf Objektebene: Nur Tags Seiten automatisch drehen: Aus Bund: Links Auflösung: 1200 dpi Alle Seiten Piktogramme einbetten: Nein Für schnelle Web-Anzeige optimieren: NeinPapierformat: Breite: 327.002 Höhe: 450.003 mmKOMPRIMIERUNG ------------------------------------Farbbilder: Neuberechnung: Bikubische Neuberechnung auf 350 ppi (Pixel pro Zoll) für Auflösung über 571 ppi (Pixel pro Zoll) Komprimierung: Automatisch (JPEG) Bildqualität: MaximalGraustufenbilder: Neuberechnung: Bikubische Neuberechnung auf 350 ppi (Pixel pro Zoll) für Auflösung über 571 ppi (Pixel pro Zoll) Komprimierung: Automatisch (JPEG) Bildqualität: MaximalSchwarzweißbilder: Neuberechnung: Aus Komprimierung: CCITT Gruppe 4 Mit Graustufen glätten: AusRichtlinien: Richtlinien für Farbbilder Bei Bildauflösung unter: 150 ppi (Pixel pro Zoll) Ignorieren Richtlinien für Graustufenbilder Bei Bildauflösung unter: 150 ppi (Pixel pro Zoll) Ignorieren Richtlinen für monochrome Bilder Bei Bildauflösung unter: 1200 ppi (Pixel pro Zoll) IgnorierenFONTS --------------------------------------------Alle Schriften einbetten: JaUntergruppen aller eingebetteten Schriften: NeinWenn Einbetten fehlschlägt: AbbrechenEinbetten: Schrift immer einbetten: [ ] Schrift nie einbetten: [ ]FARBE --------------------------------------------Farbmanagement: Einstellungsdatei: None Farbmanagement: Farbe nicht ändern Wiedergabemethode: StandardGeräteabhängige Daten: Unterfarbreduktion und Schwarzaufbau beibehalten: Ja Transferfunktionen: Entfernen Rastereinstellungen beibehalten: NeinERWEITERT ----------------------------------------Optionen: Überschreiben der Adobe PDF-Einstellungen durch PostScript zulassen: Nein PostScript XObjects zulassen: Nein Farbverläufe in Smooth Shades konvertieren: Ja Geglättene Linien in Kurven konvertieren: Nein Level 2 copypage-Semantik beibehalten: Ja Einstellungen für Überdrucken beibehalten: Ja Überdruckstandard ist nicht Null: Ja Adobe PDF-Einstellungen in PDF-Datei speichern: Nein Ursprüngliche JPEG-Bilder wenn möglich in PDF speichern: Ja Portable Job Ticket in PDF-Datei speichern: Nein Prologue.ps und Epilogue.ps verwenden: Nein JDF-Datei (Job Definition Format) erstellen: Nein(DSC) Document Structuring Conventions: DSC-Kommentare verarbeiten: Ja DSC-Warnungen protokollieren: Nein EPS-Info von DSC beibehalten: Ja OPI-Kommentare beibehalten: Nein Dokumentinfo von DSC beibehalten: Ja Für EPS-Dateien Seitengröße ändern und Grafiken zentrieren: JaSTANDARDS ----------------------------------------Standards - Berichterstellung und Kompatibilität: Kompatibilitätsstandard: OhneANDERE -------------------------------------------Distiller-Kern Version: 8000ZIP-Komprimierung verwenden: JaASCII-Format: NeinText und Vektorgrafiken komprimieren: JaMinimale Bittiefe für Farbbild Downsampling: 1Minimale Bittiefe für Graustufenbild Downsampling: 2Farbbilder glätten: NeinGraustufenbilder glätten: NeinFarbbilder beschneiden: NeinGraustufenbilder beschneiden: NeinSchwarzweißbilder beschneiden: NeinBilder (< 257 Farben) in indizierten Farbraum konvertieren: JaBildspeicher: 1048576 ByteOptimierungen deaktivieren: 0Transparenz zulassen: JaICC-Profil Kommentare parsen: JasRGB Arbeitsfarbraum: sRGB IEC61966-2.1DSC-Berichtstufe: 0Flatness-Werte beibehalten: NeinGrenzwert für künstlichen Halbfettstil: 1.0RGB-Repräsentation als verlustfrei betrachten: NeinOptionen für relative Pfade zulassen: NeinIntern: Alle Bilddaten ignorieren: NeinIntern: Optimierungen deaktivieren: 0Intern: Benutzerdefiniertes Einheitensystem verwenden: 0Intern: Pfad-Optimierung deaktivieren: NeinENDE DES REPORTS ---------------------------------Die "Distiller Secrets" Startup-Datei ist eine Entwicklung derIMPRESSED GmbHBahrenfelder Chaussee 4922761 Hamburg, GermanyTel. +49 40 897189-0Fax +49 40 897189-71Email: [email protected]: www.impressed.de
Page 2: city - das magazin für urbane gestaltung 1/2013

02 | Editorial

Home is where the heart is„My home is my castle“ – diese gemeinhin den Briten zugeordnete Floskel hat wohl für uns alle Gültigkeit. Wohnen ist ein menschli-ches Grundbedürfnis, und selbst nomadisie-rende Gesellschaften haben ein Heim, nur eben ein mobiles. Es ist das Bedürfnis nach Geborgenheit, Vertrautheit und Schutz vor der Umwelt, die uns zu Nestbauern gemacht hat. „Unser Heim ist unsere Basis, ein Ort, der uns erdet. Es gibt uns Dauerhaftigkeit und Stabilität und hilft uns, eine Existenz aufzu-bauen“, schreibt der Architekturtheoretiker Edwin Heathcote in seinem neuen Buch „The Meaning of Home“ (Frances Lincoln Publis-hers, ISBN 978-0-7112-3377-5). Oft geben wir unserem Heim, neben dem emotionalen auch einen wirtschaftlichen Wert. Die Finanzkrise – oder derselbe Ex-perte, der uns vorher zum Kauf von Wertpa-pieren geraten hat - hat uns gelehrt, dass Im-mobilien den einzig stabilen Wert in einer unsicheren und volatilen Finanzwelt darstel-len. Wir nehmen freudig Darlehen und damit Verpfl ichtungen auf, die uns manchmal an den Rand des Ruins treiben – nur, um uns ein

Heim und damit die ersehnte Lebensbasis schaffen zu können, auch wenn uns diese bisweilen zur Falle werden kann. Der Wohnbau ist, nicht nur, aber besonders in Wien, seit einem Jahrhundert ein eminent politisches Thema. Die Wiener Sozialdemo-kratie konnte sich in den ersten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts mit Hilfe des kom-munalen Wohnbaus eine verlässliche Basis schaffen, die ihr noch bis in die beginnenden Achtzigerjahre die Treue hielt – aus Dankbar-keit für eine Gemeindewohnung oder in Hoffnung auf eine solche. Heute steuert die Stadt Wien – also die Sozialdemokratie – mit Hilfe der Wohnbauförderung an die Bauträ-ger geschickt die soziale Durchmischung und verhindert damit die in andern Städten übli-che Ghettobildung. Dass dieses Wohnbaumo-dell des roten Wien zum Erfolgsmodell ge-worden ist, wird auch von Kritikern der sozialdemokratischen Allmacht in dieser Stadt anerkannt. Die Wohnbedürfnisse ändern sich allerdings ständig. Genügten im Jahr 1897 Volkswoh-nungen mit einer maximalen Größe von 42

Quadratmetern und fl ießendem Wasser, wird heute im geförderten Wohnbau ein Standard gefordert, der dem von frei fi nanzierten Ei-gentumswohnungen kaum nachsteht – oder ihn manchmal sogar übersteigt. Man darf da-rüber nachdenken, ob das im Sinne der Erfi n-der des kommunalen Wohnbaus ist.

Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen

Roland Kanfer

Arc

hiv

Aus dem Inhalt talk

Immobilientrend Down-Sizing 4Wohn- und Bürokomplex Triiiple 6

planning

Städtebauliches Leitbild Nordbahnhof 7Kunst des Machbaren – Ethouse Award 8Planungsdirektor Madreiter im Interview 9

design

Die Messe-Wohntrends des Frühlings 10Architekt und Designer Hadi Teherani im Interview 12

architecture

Wohnen zwischen Regal und Gewächshaus 13

international

Kulturhauptstadt Marseille –Zwischen Rum und Revolte 15

Über Mehr und WertSTADTIDENTITÄT Keine Stadt der Welt defi -niert sich politisch so stark über den kommunalen Wohnbau wie Wien. Bis heute. Eine Kurskorrektur ist dennoch dringend not-wendig. I ilse huber

Ein Politiker, der für den Wiener Wohnbau zu-ständig ist, hat hohe Karrierechancen. Der

letzte Ex-Wohnbaustadtrat wurde immerhin Bundeskanzler und heißt Werner Faymann. Michael Ludwig beerbte ihn und schon fällt sein Name in den engeren Kandidatenkreis, wenn es um den nächsten Wiener Bürgermeister geht. Der Wohnbau hat also Ge-wicht. Schließlich managt die Stadt über die Einrichtung Wiener Wohnen 220.000 Gemeindewoh-nungen. Hinzukommen noch 200.000 geförderte Einheiten.

Insgesamt leben über die Hälfte aller Wienerinnen und Wiener in einer der zwei Typen. Das erhebt die Bundeshauptstadt weit über internationale Standards hinaus und bewirkt damit eine reiche Durchmischung der Bevölkerung. Ghettobildung, ethnische Parallel-wohnwelten, von Polizei oder Ta-xis gemiedene Viertel gibt es nicht, wird immer stolz betont. Die Geschichte erzählt Erfolge. Und doch kommt das Schiff, man-che nennen es auch Tanker, der Wohnbauförderung ins Trudeln. Denn alles steigt: Die Einwohner-zahl und damit der Bedarf an

Wohnraum, die Lebenshaltungs-kosten, die Grundstückspreise, die Bauansprüche und die Bewoh-nerbedürfnisse. Trotzdem sollen die Mieten aber leistbar bleiben.

Stadt fördert sich selbst Eine kleine europäische Rund-schau ermöglicht den Vergleich von Mietpreisen. Ausgangspunkt ist eine 70m2 große Einheit in Zentrumsnähe. In Paris zahlt man dafür mindestens 1600 Euro ohne Mehrwertssteuer und Betriebs-kosten. In London kriegt man dasselbe immerhin um 200 Euro weniger, doch auch in Mailand

muss man dafür 1100 Euro be-rappen. In München oder Madrid liegen die Nettomietpreise bei 850 Euro. „Solche Wege dürfen in Wien nicht beschritten werden, dass sich Durchschnittsverdiener ein Wohnen im Kernbereich der Städte nicht leisten können“, warnt Karl Wurm, Obmann des Verbandes gemeinnütziger Bau-vereinigungen. Momentan liegen in Wien die Mietkosten bei 600

Vorzeigemodell Karl-Marx-Hof: Die Hälfte aller Wiener lebt im Gemeindebau oder in geförderten Wohnungen. Wikimedia _Dreizung > Die Stadt fördert sich

selbst – und sonst niemanden. <

Hans Jörg Ulreich, Sprecher der gewerblichen Bauträger

credit

City 1-2013.indd 02City 1-2013.indd 02 04.03.13 15:5704.03.13 15:57

Page 3: city - das magazin für urbane gestaltung 1/2013

talk

Euro netto für besagte Wohn-größe. Damit das so bleibt, müs-sen verschiedene Rädchen ge-dreht werden. Welche das sein könnten, sieht je-der Akteur anders. Die Stadtver-antwortlichen lenken mit der Wohnbauförderung das Gesche-hen. Gar nicht damit einverstan-den ist Hans Jörg Ulreich, Spre-cher der gewerblichen Bauträger, die frei fi nanzierte Wohnungen zu Verfügung stellen: „Die Stadt fördert sich selbst – und sonst nie-manden.“ Die Gelder fl ießen sei-ner Meinung nach nur Richtung Wiener Wohnen und Wohnbau-genossenschaften. Seine eigene Bauträgerfi rma ist vor allem in den Gründerzeitvier-teln tätig, deren Häuser immer wieder saniert werden müssen, aber „wegen der restriktiven Mietzinsbegrenzungen ist es im-mer schwieriger geworden Haus-eigentümer von umfangreicheren Sanierungsmaßnahmen zu über-zeugen.“ Und ohne Förderungen tut sich nichts.

Kurskorrektur im sozialen Wohnbau erforderlichDerweil sind die Ansprüche an Bauen und Wohnen in den letz-ten Jahrzehnten stark gestiegen. Waren in den 1970er Jahren noch 30 Prozent der Wohnungen Sub-standard - also Klo am Gang, keine Zentralheizung - so sind dies heute nur mehr vier Prozent, sagt ein Sprecher aus dem Stadt-ratsbüro. Doch mit dem Einbau sanitärer Räume und zentral re-gelbarer Heizungsanlagen ist es längst nicht mehr getan. Da kom-men klimaschutzrelevante Über-legungen mit ins Spiel wie Wär-medämmung, hausgemeinschaftsfördernde Maßnahmen wie spezielle Auf-enthaltsräume, Begrünungsmaß-nahmen und noch viel mehr. Karl Wurm hat schon vergange-nen Herbst darauf hingewiesen, dass „teure Normen eine Kurskor-rektur im sozialen Wohnbau er-fordern.“ Statt ständig höhere An-forderungen zu erfüllen, sollte man sich, so Wurm, „auf die Be-reitstellung kostengünstigen Wohnens rückbesinnen.“ Das geht dann leichter, wenn die

Nachfrage nicht höher als das An-gebot ist. Und da sind sich Karl Wurm und Hans Jörg Ulreich wiederum einig: Wien braucht Bauland, aber Grund und Boden werden immer teurer und mit Umwidmungen wird sehr gezau-dert.

Platz am DachHerbert Ludl, Obmann der Wie-ner Landesgruppe der gemeinnüt-zigen Bauvereinigungen und Vor-stand des gemeinnützigen Wohnbauträgers Sozialbau, hält nichts von Pseudoumwidmungen: „Privaten Investoren würde es nichts bringen, wenn nur soge-nannte Briefmarkenumwidmun-gen beschlossen werden“, also kleine Grundfl ächen, die keinen Platz für nennenswerte Wohn-bauten bieten. Doch wo befi nden sich noch Bau-möglichkeiten? Bauunternehmer Hans Jörg Ulreich präzisiert sei-nen Lösungsvorschlag: „Potenzial gibt es nicht ausschließlich im grünen Umland – was ich sozial und ökologisch für einen Unsinn halte, dort zu bauen – sondern auch im begehrten innerstädti-schen Bereich.“ Theoretisch bie-ten Wiens Dächer Platz für die Einwohner von ganz Graz. Prak-tisch sieht es aber so aus, dass der Flächenwidmungsplan kaum Ausnahmen zur höheren und dichteren Bebauung erlaubt.

Smart oder wie?Seit dem Jahr 2012 gibt es einen konkreten Umdenkprozess. Weil es sich nicht ausgehen kann,

hohe Grundstückspreise und hohe Bauqualitäten mit niedrigen Mieten zu vereinbaren, hat die Stadt Wien das „Smarte Wohnen“ ins Leben gerufen. Im Sonnwend-viertel, in direkter Nachbarschaft zum neuen Hauptbahnhof in Wien 10, entstehen nach einem Wettbewerb die ersten Smart-wohnungen, die sich dadurch auszeichnen, dass sie klein sind, jedoch „großzügige Gemein-schafts- und Freiräume besitzen und eine hohe Anzahl allgemei-ner Nutzräume aufweisen, die zum Teil im gleichen Stockwerk wie die Wohnungen unterge-bracht sind“, so Wohnbaustadtrat Michael Ludwig. Heuer werden die Weichen für insgesamt 2300

smarte Wohnungen gestellt, was ein Drittel aller geförderten Woh-nungen ausmacht, heißt es weiter aus Ludwigs Büro. Die Hälfte all dieser Wohnungen sollen über das Wohnservice Wien vergeben werden. Baumeister Hans Jörg Ulreich er-kennt darin nur einen Teil der smarten Wahrheit: „In die Miete werden ein PKW-Stellplatz, ein Notkamin und einiges mehr mit hineingerechnet“, und das werde nicht gesagt. Schließlich muss laut Wiener Bauordnung nach wie vor pro Wohnung ein Stellplatz errich-tet werden. Der Bau dafür ver-schlingt immerhin „bis zu einem Viertel der gesamten Baukosten“, beanstandet der Sprecher der ge-werblichen Bauunternehmer.

Wichtiges SteuerungsinstrumentLeistbares Wohnen ist eine Forde-rung, die nun die Kreativität der Beteiligten schürt. Karl Wurm vom Verband der gemeinnützigen Bauvereinigungen schlägt eine prinzipiell neue Widmungskate-gorie „Geförderter Wohnbau“ vor. Das soll ein Schritt dahin sein, er-schwingliches Bauland zu mobili-sieren. Für Hans Jörg Ulreich las-sen sich Kostenreduktionen auch dann bewerkstelligen, wenn ein Gebäude bereits in Betrieb ist. Ein Teil der technischen Aufl agen be-nötige eine ständige Wartung, was sich wiederum in den Be-triebskosten niederschlägt.

Plafond erreichtDer Wiener Wohnungsbau hat ei-nen architektonischen, sozialen und ökologischen Plafond er-reicht, der sich sehen lassen kann. Dennoch ist Stadtrat Michael Ludwig davon überzeugt, dass ei-niges geändert werden muss, um das Bewusstsein für dessen Wert zu schärfen. Derzeit fi nden Ver-handlungen mit dem Justizminis-terium über eine Mietrechtsno-velle statt, in der es um eine Kernaussage geht: Mehr Transpa-renz. Wenn sich die Zusammen-setzung der Kosten klar nachvoll-ziehen lässt, könnte sich das Leistbare im Wohnen stärker her-auskristallisieren und die Einspa-rungspotenziale bei der Wartung, in diversen Zuschlägen und letzt-lich bei den Betriebskosten her-vorkommen.

Steuerungsinstrument ist futschDass es ein Vorteil ist, kontinuier-liche Leistungen in Gemeinde-hand zu behalten, beweist die Stadt Dresden. Sie verkaufte 2006 all ihre kommunalen Wohnungen und verlor wichtigen Handlungs-spielraum, sowohl was den Schutz der Mieter als auch was das Gemeindebudget betraf. Der neue Immobilienkonzern scherte sich nicht um die Abmachungen und hatte seinen Gewinn. Ein Ge-richtsverfahren wegen Vertrags-verletzung brachte der Stadt zwar Zusprüche von 40 Millionen Euro. Aber eben nur einmalig und das soziale Steuerungsinstru-ment war futsch. ❙

Wiens Dächer bieten theoretisch Platz für die Einwohner von ganz Graz. Ulreich Bauträger GmBH

Trendumkehr: Smartwohnungen wie im geplanten Sonnwendviertel sollen kleiner und günstiger werden. Hotz/Hoffmann-Wimmer

Die Architekten Sumnitsch, Geiswinkler-Aziz und Geiswinkler mit Wohnbaustadtrat Ludwig und Modellen von Smartwohnungen. PID/Gökmen

> Teure Normen erfor-dern eine Kurskorrektur im sozialen Wohnbau. <Karl Wurm, Verband gemeinnütziger

Bauvereinigungen

credit

City 1-2013.indd 03City 1-2013.indd 03 04.03.13 15:5704.03.13 15:57

Page 4: city - das magazin für urbane gestaltung 1/2013

04 | talk Wiener Immobilien

Down-Sizing ist der neue Trend im Wohnungsmarkt

Stimmen die individuellen Erfahrungen mit jenen der Insider und Immobili-enexperten überein? Zu

Jahresende veröffentlichte der ös-terreichische Verband der Immo-bilienwirtschaft (ÖVI) einen Aus-blick, in dem es heißt, dass die Verunsicherung durch die Finanz- und Eurokrise sowie die Angst vor einer Geldentwertung die Menschen dazu treibt, in reale Werte zu investieren. 2012 waren Immobilien die beliebteste Veran-lagungsform. Doch nicht alle, die wollen, wer-den tatsächlich Besitzer eines Ei-genheims in Wien. Die Nachfrage ist größer als das Angebot, Fazit: die Kaufpreise steigen. Karin Sammer vom ÖVI bestätigt den Trend „zum Down-Sizing“, fi nan-ziell bedingt. So muss man für eine gebrauchte Wiener Eigen-tumswohnung zwischen 1400 bis zu 7000 Euro und mehr pro Qua-dratmeter berappen. Die begehr-testen Wohnbezirke dafür sind die Innere Stadt, Neubau und Wie-den. In Simmering und Favoriten lassen sich die günstigsten ge-brauchten Eigentumswohnungen fi nden.

Heterogenes Gut WohnungIm Bereich des Neubaus ragt auch der erste Bezirk mit durchschnittli-chen Anschaffungskosten von 8200 Euro pro Quadratmeter her-aus, gefolgt vom 4. Bezirk mit 5400 Euro, knapp dahinter der 8. und der 19.Bezirk. Obwohl beim Eigenheimkauf Preise eine große Rolle spielen, „kann man so hete-rogene Güter wie Wohnungen schwer miteinander preislich ver-gleichen“, sagt Karin Sammer vom ÖVI. Denn es kommt auf so viele Parameter an.

Juwel vor BastlerhitAuch wenn sich alles zwischen Preis und Leistungsverhältnissen abspielt, so lässt sich die aktuelle Situation nicht mehr mit der jün-geren Vergangenheit vergleichen: „Dinge, die vor 20 Jahren als Lu-xus galten, sind jetzt Standard“, sagt Rudolf North und präzisiert weiter, „die Nebenräume wie Kü-che und Bad sollen eingerichtet, Boden, Wände und Türen herge-richtet sein.“ Auch auf die tele-kommunikative Grundausstat-tung wird viel Wert gelegt. So musste ein homeworkender Soft-wareentwickler auf ein präferier-tes Eigenheim in Wien verzichten, weil es dort keinerlei Ausbau-pläne für Breitbandverbindungen gab. Prinzipiell lässt sich von allen Be-fragten feststellen, dass die Kun-den lieber eine schöne Wohnung in einer suboptimalen Gegend be-sitzen als eine miese Wohnung in toller Lage. Wenn nicht unmittel-bar für den Eigenbedarf gesucht wird, weil sich die persönlichen Lebensverhältnisse ändern, des-wegen mehr oder weniger Zim-mer benötigt werden, dann steckt man sein Geld lieber in wirkliche Wohnungen als in virtuelle Fi-nanzprodukte: „Eigentumswoh-nungen zu kaufen, ist die einzige Möglichkeit, Vermögen zu anzu-

schaffen, das sich bestenfalls auch noch vermehrt“, sagt Rudolf North von den Wiener Immobi-lien- und Vermögenstreuhändern.

Kalkulierbare ErhaltungskostenIst die Immobilie gediegen gebaut und mit hochwertigen Materia-lien ausgestattet, dann spricht sie eine bestimmte Klientel an, die eben „geölte Holzböden oder Ei-chenschiffböden gegenüber Kle-beparketten oder Fliesen bevor-zugt“, resümiert Karin Sammer vom ÖVI. Dass sich eine qualitativ hochwertige Bausubstanz direkt auf das Geldbörsel auswirkt, be-merkt auch der Geschäftsführer der Vermögenstreuhänder: „Seit 1.Dezember ist es Gesetz, den Heizwärmebedarf (HWB) einer Immobilie beim Inserat anzufüh-ren. Diese Kennzahl hat sich zwar noch nicht so in die Köpfe der Verbraucher eingraviert wie der Treibstoffverbrauch auf 100 Kilo-meter für PKWs, ist aber dennoch ein aussagekräftiger und vor al-lem vergleichbarer Richtwert für die Konsumenten.“

Ein Niedrigenergiehaus hat einen HWB-Wert von rund 35 kWh/m2 und Jahr. So kann man sich an-nähernd ausrechnen, wie viel Geld für die Heizung und für die Warmwasseraufbereitung not-wendig ist. „Findet die Wohnung Gefallen, so rückt dieser Aspekt aber an die zweite Stelle“, sagt Rudolf North.

Bezug zum FreienDass die Menschen prinzipiell lie-ber in oberen Stockwerken woh-nen als im Erdgeschoß, trifft nicht mehr zu. Wichtig ist ein Stück Freiraum in Form eines Balkons, einer Terrasse oder eines Gartens. Wenn sich diese Elemente noch dazu in einem alten Zinshaus be-fi nden, dann wird dieser Typ sehr stark nachgefragt, so Karin Sam-mer: „Die Wiener Zinshäuser sind sehr begehrt.“ Das gilt besonders dann, wenn die Erdgeschoßzone durch Innenhofbegrünung attrak-tiv ist und nicht gleich „jeder Vor-beigehende dem Nutzer in die Suppenschüssel schauen kann“, so Sammer. Wohnen wird dann wirklich zur Insel der Träume... ❙

Kunden ziehen eine schöne Wohnung in suboptimaler Gegend einer miesen in toller Lage vor. media wien

Was früher als Luxus galt, wird heute selbstverständlich von einer Eigentums-wohnung erwartet. Joka

Sie suchen oder bieten?

Dann sind Sie hier richtig!

w w w.wiener-immobilienmesse.atfacebook/immobilienmesse

Häuschen im Grünen, Loft in der Cit y, Familienwohnung in der Vorstadt, schmuckes Reihenhaus, Apar tment im Studentenvier tel, elegante Altersresidenz, Baugrund, Mietshaus, Vorsorgewohnung oder eine Finanzierung?

Ticket gilt auch für die

16.–17. März 2013 Messe Wien Congress Center

Sa 10-18, So 10-17U2-Station: Messe-Prater

IMMOBILIEN waren 2012 die beliebteste Veranlagungsform. Um kostengünstig Besitzer eines Wiener Eigen heimes zu werden, braucht man jedoch starke Nerven. I ilse huber

City 1-2013.indd 04City 1-2013.indd 04 04.03.13 15:5704.03.13 15:57

Page 5: city - das magazin für urbane gestaltung 1/2013

talk | 05

Apartments – easy oder classic6B47 REAL ESTATE INVESTORS plant und errichtet zwei Wohn projekte unterschiedlicher Art: Moderne Apartments in unmittelbarer Praternähe und einen renovierten Altbau in bester Anbindung in das Zentrum.

FIFTY FOUR easy apartmentsDie 54 Einheiten haben Wohnnutzfl ächen zwischen 34 und 141 m² und werden bis An-fang 2014 schlüsselfertig übergeben. Das Ge-bäude befi ndet sich in der Haussteinstraße im zweiten Bezirk. Dieser hat sich auf Grund sei-ner guten Infrastruktur und der hervorragen-den Anbindung an das öffentliche Verkehrs-netz, sowie seiner zentralen Lage zu einem der

meistgefragten Wohnbezirke in Wien entwickelt. Darüber hinaus ist der Prater ein idea-les Naherholungsgebiet.Mit Raumhöhen bis zu 3 Me-ter, einem Tageslicht durchfl u-teten Stiegenhaus, 2 Aufzü-gen, Fußbodenheizung, kontrollierter Wohnraumlüf-tung, eigenem Tiefgaragen-Stellplatz und begrüntem In-nenhof erfüllen die Wohnungen auch die gehobe-nen Ansprüche an modernes Wohnen.

FünfundZwanzig classic apartments augartenGanz anders präsentiert sich das klassische Wiener Zins-haus in der Karajangasse im 20. Bezirk. In diesem aufwen-

dig und anspruchsvoll renovierten Altbau ent-stehen insgesamt 25 Wohneinheiten. Mit der Neuaufteilung der Geschoße ist es gelungen, eine Symbiose des Flairs des typischen Wiener Zinshauses und moderner Bedürfnisse zu er-langen. Von der 45 m²-Zweizimmer Wohnung, teilweise mit Loggia, über die 56 m²-Wohnung mit kleinem Garten, bis zur 115 m²-Dachterrassen wohnung für höchste Ansprü-

che. Gerade die Dachwohnungen zeichnen sich neben einem unverbauba-ren Blick über die Dächer Wiens durch lichtdurchfl utete Räume auf zwei Ebe-nen aus. Bei der Planung des Projektes wurde auf individuelle Bedürf-nisse der Menschen Rücksicht genom-men. So verfügt das Haus über eine ei-gene Fahrradgarage und über eine Lade-station für E-Bikes. In wenigen Gehminuten erreicht man die Straßenbahnlinie 33, die eine direkte und rasche Anbindung ans Zentrum gewähr-leistet. Das Erho-lungs- und Freizeit-zentrum Augarten ist lediglich einen Häu-serblock entfernt. ❙www.6B47.com

54 moderne Apartments in Praternähe. 6B47

25 Wohneinheiten entstehen in diesem klassischen Altbau. 6B47 Pro

mo

tio

n

City 1-2013.indd 05City 1-2013.indd 05 04.03.13 15:5704.03.13 15:57

Page 6: city - das magazin für urbane gestaltung 1/2013

06 | talk Immobilienmesse

Besuchen Sie unseren Stand C05B

Tel. +43 1 512 12 [email protected] www.piment.at

Exklusivverkauf:

DIE ETWAS ANDERE ART,PROJEKTE ZU ENTWICKELN.

Hochwertige Ausstattung mit Balkonen

und Terrassen

Ab 34 m2 Wohnfläche

Penthousewohnungen mit Terrassen auf Wohnebene

Tiefgarage im Haus

Bezugsfertig Frühjahr 2014

FIFTY FOUR easy apartments

1020 Wien, Haussteinstraße 2

Topsanierter Altbau von 45 m2 bis 85 m2,

teilweise mit Loggia

Moderne Dachgeschoßwohnungen

von 86 m2 bis 115 m2, zzgl. Terrassen

Bezugsfertig Dezember 2013

FünfundZwanzig classic apartments

1200 Wien, Karajangasse 19

WOHNIMMOBILIEN WEITERDENKEN. Jedes Projekt ist anders, deshalb genießt jedes Projekt die gleiche

Aufmerksamkeit. 6B47 ist der Immobilienentwickler mit lokaler Kompetenz in Österreich und Deutschland.

Unsere Teams vor Ort verfügen über langjährige Erfahrung und stets aktuelle Expertisen. www.6B47.com

Neues Leben im ZollamtZENTRALE GRÜNLAGE Das von ARE Development und Soravia Group gemeinsam entwickelte Projekt „Triiiple“ will mit attraktiver Lage zwischen City, Donaukanal und Wiener Prater punkten.I anna klerdorf

Das ehemalige Hauptzoll-amt in der Schnirchgasse in Wien-Landstraße hat ausgedient. Anstelle des

Stahlbeton-Skelettbaus aus den sieb-ziger Jahren wird ein Büro-, Ge-werbe- und Wohnhauskomplex nach den Plänen der Architekten Dieter Henke und Marta Schreieck errich-tet. Ab Ende 2014 soll bei optimalem Projektverlauf etappenweise mit der Errichtung der drei Türme mit rund 70.000 Quadratmeter Nutzfl äche be-gonnen werden. Das Team Henke Schreieck setzte sich in einem geladenen Gestaltungs-wettbewerb gegen sieben weitere Entwürfe durch. Das Konzept der Architekten setzt auf differenzierte Außen- und Innenräume und visu-elle Durchlässigkeit des Business-Standortes TownTown zum Grün-raum des Praters, die über eine angedachte Brücke miteinander ver-bunden werden sollen. „Das städte-bauliche Konzept beruht auf vier im Dialog zueinander stehenden skulp-tural stark ausgeprägten Einzelbau-körpern“, erklärt Architekt Henke. Wohnungen und Büros werden in

unterschiedlichen Grundrisskonfi guratio-nen angeboten. Aus diesem Grund wird es Wohnungen in allen Größenordnungen ge-ben, von der 2-Zimmer-Wohnung bis zum Loft.

Wie und in welchem Material die Fassaden der 90 bis 100 Meter hohen Baukörper ausgeführt werden, ist noch ebenso unklar wie das Verhältnis zwischen der Anzahl an Wohnungen – geplant sind 800 bis 1.000 - und Büros. „Dieses außergewöhnliche ar-

chitektonische Konzept berücksichtigt alle Nutzungen und lässt viele Möglichkeiten offen. Das wird ohne Zweifel positive Aus-wirkungen auf den Stellenwert des Projekts am Wiener Immobilienmarkt haben“, hofft

Erwin Soravia, der das Projekt gemeinsam mit der ARE (Austrian Real Estate), einer Tochter der Bundesimmobiliengesellschaft, entwickelt. Die geplanten Gesamtinvestiti-onskosten liegen zwischen 250 und 300 Millionen Euro. ❙

Vier Baukörper im Dialog. Architektur. Henke und Schreieck Projektgesellschaft Ehemaliges Zollamt

Wohnung mit Aussicht: differenzierte Außen- und Innenräume und visuelle Durchlässigkeit Projektgesellschaft Ehemaliges Zollamt

Lebenszyklusorientiertes Planen, Bauen und Betreiben am Beispiel aspern IQ David Bohmann / PID

Aufruf zur Teilnahme IG LEBENSZYKLUS HOCHBAU: Startschuss für ersten Leitfaden.

Im Herbst 2013 soll mit einem prozess-orientierten Leitfaden erstmals ein konkretes Management-Instrument vorliegen, das aufzeigt, wie lebenszyk-

lusorientiertes Planen, Bauen und Betrei-ben von Gebäuden im privaten und öffent-lichen Sektor funktionieren kann. Herausgeber ist die IG Lebenszyklus Hoch-bau, in der sich alle am Lebenszyklus einer Immobilie beteiligten Gruppen zusammen-fi nden, um gemeinsam Lösungen zu entwi-ckeln, die unter anderem den Vorgaben des nationalen Aktionsplans für nachhaltige Beschaffung (NAP) entsprechen.

Innerhalb der vier Arbeitsgruppen Planung, Errichtung, Finanzierung und Betrieb wer-den die Bedürfnisse und Ansprüche von Bauherren, Nutzern, Planern, Errichtern, Investoren, fi nanzierenden Banken, Betrei-bern und Facility Managern defi niert sowie sechs Abwicklungsmodelle entwickelt, die eine ganzheitliche, lebenszyklusorientierte Verfahrensweise bei unterschiedlicher Ver-antwortungs- und Risikoteilung ermögli-chen.

Infos: www.ig-lebenszyklus.at

City 1-2013.indd 06City 1-2013.indd 06 04.03.13 15:5704.03.13 15:57

Page 7: city - das magazin für urbane gestaltung 1/2013

planning

Zukunftsweisende Ideen für historisches Gelände

DAS WIENER NORDBAHNHOF-AREAL im 2. Bezirk wird bis 2030 kontinuierlich weiterentwickelt. Ein neues städtebauliches Leitbild für ein noch nicht bebautes 30 Hektar großes Gebiet soll dem Standort mit tausenden Wohnungen und Arbeitsplätzen Identität und städtischen Grünraum geben. Das Siegerprojekt von Studiovlay bin-det das geschichtsträchtige Areal des ehemaligen k.u.k.-Bahnhofs an die anliegenden Bezirke an. I roland kanfer

Der im maurischen Stil erbaute Nordbahnhof war von seiner Eröff-nung im Jahr 1865 bis

zum Ende der österreichisch-un-garischen Monarchie einer der bedeutendsten Bahnhöfe Euro-pas, aber vor allem der wichtigste Knotenpunkt Wiens für die Ver-bindungen in die Kronländer und in die k.u.k.-Hauptstadt. Unmit-telbar neben dem Bahnhofsge-bäude befand sich ein riesiger Frachtenbahnhof, wo die für die Wiener Bevölkerung benötigte Kohle von den Zügen aus Böh-men kommend entladen wurden. Später im 20. Jahrhundert diente der Frachtenbahnhof als Zug-bilde- und Verschubbahnhof.

Erstes Leitbild 1994In den Neunzigerjahren des vori-gen Jahrhunderts erkannte die Stadt Wien das Potenzial des Nordbahnhofgeländes. 85 Hektar Fläche an der Achse zwischen In-nenstadt und Donaucity – das konnte man nicht einfach brach liegen lassen. Bereits 1979 war von den ÖBB als Grundeigentü-mer ein 200 Meter breiter Streifen entlang der Lassallestraße zur Be-

bauung freigegeben worden, der mittlerweile vollständig mit Büro-gebäuden bebaut ist.Im 1994 beschlossenen städtebau-lichen Leitbild Nordbahnhof wurde eine Bebauung mit 10.000 Wohnungen, 20.000 Arbeitsplät-zen sowie der notwendigen Infra-struktur geplant. Die Entwicklung des Nordbahnhofs sollte nach fol-genden Grundsätzen erfolgen:Optimale Nutzung des Standorts im Hinblick auf die ausgezeich-nete Erschließung und die inner-städtische Lage, Minimierung des Grünlandverbrauchs, Integration in die bestehende Stadtstruktur sowohl im funktionellen als auch im gestalterischen Sinn, Verfol-gung einer für den dicht bebauten Bereich Wiens typischen gemisch-ten städtebaulichen Struktur, Be-rücksichtigung ökologischer As-pekte im Städtebau und Umweltverträglichkeit.

Standort mit IdentitätHeute ist das Gelände des Nord-bahnhofs eine der größten und be-deutendsten innerstädtischen Ent-wicklungszonen Wiens. Allerdings war das Leitbild mehr als 15 Jahre alt und überholungsbedürftig.

Aus diesem Grund schrieben die Stadt Wien und die ÖBB-Immobi-lienmanagement GmbH 2011 ei-nen städtebaulichen Ideenwettbe-werb aus. Ende November 2012 stand das Siegerprojekt fest: Gewonnen hat das Wiener Planungsbüro Stu-diovlay von Architekt und Stadt-planer Bernd Vlay, der, so die Jury in ihrer Begründung, das Areal des Nordbahnhofs als Chance für die Anbindung der umliegenden Viertel des 2. und des 20. Bezirks an den vom Bahn-gelände hinterlassenen, großzügi-gen und geschichtsträchtigen Freiraum versteht. Mit der vorge-schlagenen Bebauung an den Rändern dieses Freiraums werde das Nordbahnhofgelände damit den beiden Bezirken zurückgege-ben und präge diese im Wiener Kontext als einmaligen Standort mit sehr hohem Identitätsgrad, meinen die Juroren. Außerdem werden durch diese Lösung die notwendigen Erschließungsanla-gen massiv reduziert.

Archipel grüner InselnLobend erwähnt wird von der Jury unter anderem auch die Tat-sache, dass im Entwurf von Stu-diovlay der Bahndamm keinen Fremdkörper bildet, sondern sich wie selbstverständlich in die Park-landschaft des ehemaligen Bahnge ländes einfügt und die Bö-schungen der Bahntrasse sowie der zen trale Parkraum land-schafts ökologisch aufgewertet werden. Besonders attraktiv er-scheint der Jury der öffentliche Grünraum, der mit eingelagerten platzartigen Zonen anstelle eines zentralen Quartiersplatzes in Erscheinung tritt.

Große städtische Grünräume wie der Augarten, die Donauinsel, die zukünftige grüne Mitte am Nord-westbahnhof und der zentrale Parkraum des Nordbahnhofs wer-den im neuen Leitbild miteinan-der verbunden und können so ein Archipel grüner Inseln bilden, die innerstädtische Lebensqualität ga-rantieren. Hier wird die Ge-schichte des Ortes aufgegriffen und der Stadt durch eine kom-pakte, urbane Bebauung ein un-gewöhnlich großer Freiraum zu-rückgegeben. Dieses Modell stellt bei der Umsetzung hohe Ansprü-che an die Stadt Wien, die ÖBB und die künftigen Bauträger. Wir haben es mit einem komplexen Städtebau zu tun, aber für einen neuen, lebendigen Stadtteil braucht es eben auch ein hohes Engagement in der Realisierung. 2030 soll das gesamte Gelände des ehemaligen Nordbahnhofs fertig entwickelt sein. ❙

+ + city PEOPLE + + + city PEOPLE + + + city PEOPLE + + + city PEOPLE + + +

Win-Win-Situation

Das Nordbahn-hof-Areal ist eines der wichtigsten innerstädtischen Entwicklungsge-biete der Stadt Wien. Das Leitbild

Nordbahnhof stammt aus dem Jahr 1994. In den letzten Jahren haben sich wesentliche städtebauliche Rah-menbedingungen geändert. Deshalb hat die Stadt Wien (Magistratsabtei-lung 21A) gemeinsam mit der ÖBB-Immobilienmanagement GmbH einen EU-weiten, anonymen, zweistufi gen, städtebaulichen Ideenwettbewerb für das noch nicht bebaute 30 Hektar große Gebiet ausgelobt.

Herbert Logar, Geschäftsführer ÖBB-Immobilien-management GmbH: „Wir freuen uns, dass wir jene Liegenschaften, die wir für den Bahnbetrieb nicht mehr benötigen, dank der guten Zusam-menarbeit mit der Stadt Wien hoch-wertig verwerten können. Das ist eine echte Win-Win- Situation, die Stadt Wien kann damit neuen, hoch-wertigen innerstädtischen Lebens-raum schaffen. Gemeinsam mit der Immobilienprojektentwicklung am Wiener Hauptbahnhof demonstrieren die beiden Großprojekte, wie durch professionelle Zusammenarbeit hoch-wertige Stadtviertel geschaffen wer-den können.“

Foto: ÖBB/Step

han

Hu

ger

Bike-City, Interkulturelles Wohnen und Co.

Erste Stadtentwicklungs-impulse am Gelände des ehemaligen Nordbahnhofs setzte die Bebauung der Remise Vorgartenstraße mit 580 Miet- und Eigentumswohnungen, Büros, Geschäften, einem Tagesmutter-Zent-rum, Kaffeehaus, Kindertagesheim und einem Gesundheitszentrum. Im Jahr 2003 schrieben die Stadt Wien und deren Wohnbauträger Gesiba zwei städtebauliche Wettbewerbe für den Bereich rund um die Alte Busgarage aus, die als Grundlage eines Flächen-widmungs- und Bebauungsplans für Wohnprojekte wie die Bike-City, Woh-nen am Park, das Pfl egewohnhaus Leopoldstadt oder die Bauträgerwett-bewerbe Junges und kostengünstiges Wohnen sowie Interkulturelles Wohnen dienten. Der Rudolf- Bednar-Park wurde nach einem europaweiten Gestaltungs-wettbewerb im Herbst 2008 fertig gestellt.

2030 soll der ehemalige Nordbahnhof mit Wohnungen, Büros, einem Bildungs-campus und einem Park fertig entwickelt sein. STUDIOVLAY

Nordbahnhof Ansicht um1900 Wikimedia Commons. Quelle Wien Museum

Grün: Fläche, die seit 1996 neu bebaut wurde. Gelb: Areal des städtebaulichen Ideenwettbewerbes aus 2011 ÖBB-Immobilienmanagement GmbH

City 1-2013.indd 07City 1-2013.indd 07 04.03.13 15:5704.03.13 15:57

Page 8: city - das magazin für urbane gestaltung 1/2013

08 | planning

Die Kunst des MachbarenDER ETHOUSE AWARD zeichnet jedes Jahr Gebäude aus, die energetische Sanierung mit architektonischer Leistung verbinden. I anna klerdorf

Wer glaubt, in der Architektur gehe es ausschließlich um Kreativität,

Kunst und die Verwirklichung ge-stalterischer Visionen, kennt die Realität in 99 Prozent aller Archi-tekturbüros nicht. Nicht nur der Neubau, auch Sanierungen, Neu-adaptionen und Umnutzungen von Bestandsbauten sind eine komplexe Bauaufgabe und müs-sen von Planern architektonisch, bautechnisch und vor allem ener-getisch gelöst werden. In dicht verbauten urbanen Räu-men wie beispielsweise in Wien sind 85 Prozent der Gebäude älter als dreißig Jahre. Österreichweit wurden allein zwischen 1945 und 1980 rund 1,5 Millionen Woh-nungen errichtet, ein Großteil un-ter den Rahmenbedingungen des Wiederaufbaus, der Wohnbauför-derung von 1968 und den niedri-gen thermischen Anforderungen dieser Zeit.

Eine Sanierung dieses Bestands geht in der Regel über den Einsatz von Wärmedämmverbundsyste-

men (WDVS) an der Fassade. Das Wissen über gestalterische Mög-lichkeiten moderner WDVS er-möglicht architektonische Lösun-gen, die weit über das reine „Verpacken“ des Gebäudes hin-ausgehen. Es bietet Möglichkeiten der gestalterischen Neuinszenie-rung und der Schaffung hochwer-tiger und energieeffi zienter Archi-tektur.

ETHOUSE Award würdigt energetische Sanierung und ArchitekturEin Architekturpreis, der Gebäu-desanierungen prämiert, die eine kreative, auf Nachhaltigkeit aus-gerichtete Herangehensweise an das Thema Energieeffi zienz unter Beweis stellen, ist der ETHOUSE Award der Qualitätsgruppe Wär-medämmsysteme (QG WDS). Das ist der einzige Preis in Österreich, der ausschließlich thermisch sa-nierte Bestandsbauten auszeich-net und die hohen Ansprüche an planerische Sorgfalt, Material und Ausführung würdigt. Die Juroren beurteilen einerseits, ob es sich bei der thermischen Sanierung von Wohngebäuden um eine öko-logisch sinnvolle Maßnahme han-delt, aber auch wie diese Maß-nahme gestalterisch umgesetzt wurde. Alle Siegerprojekte zeigen ein-drucksvoll, dass die thermische Sanierung mit architektonischer Leistung verbunden ist. Den Pla-nern ist es gelungen, Gebäude so umzugestalten, dass dessen Ener-giebedarf erheblich gesenkt wer-den konnte – was Ressourcen schont und CO

2-Emissionen redu-

ziert – und für die Bewohner ein behagliches Wohlfühlklima ge-schaffen wurde. Denn letztlich geht es - neben der Architektur und Energieeffi zienz - um die Be-

nutzer der sanierten Gebäude. In ihrer Lebensqualität und ihrem Wohlbefi nden offenbart sich der eigentliche Wert eines Sanie-rungsprojekts. Der Einsatz von Wärmedämmverbundsystemen spielt dabei eine wesentliche Rolle. Die jeweiligen Energie- und Nachhaltigkeitskonzepte der Ge-bäude weisen im Mittel eine Re-duktion des Heizwärmebedarfs von rund siebzig Prozent auf, der Spitzenwert liegt bei knapp neun-zig Prozent. Zusätzliche Maßnah-men wie der Einbau einer Lüf-tungsanlage, die Nutzung von Sonnenkollektoren und/oder Photovoltaik und weiterer erneu-erbarer Energien zeigen nur im Ansatz die Möglichkeiten auf.

Der SiegerDas Siegerprojekt des Ethouse Awards 2012 in der Kategorie „Wohnbau“ kommt aus Niederös-terreich: Ein Einfamilienhaus in Eichgraben, St. Pölten. Architek-tur: Franz ZT GmbH, Wien.Das Haus aus den 30er Jahren wurde thermisch saniert, die Grundform blieb erhalten. Mit dem Zubau aus Glas und Holz wurde die Wohnnutzfl äche erwei-tert. Das Haus wird künftig als Mehrgenerationshaus dienen. So-wohl das sanierte Gebäude mit seiner Vollwärmeschutzfassade als auch der Zubau sind einfach und klar. ❙

Das Siegerprojekt des Ethouse Awards 2012 in der Kategorie „Wohnbau“, Architektur: Franz ZT GmbH, Wien. Kurt Kuball

Zahlen I Daten I Fakten

Die Qualitätsgruppe Wärme-dämmsysteme vereint fünf Anbieter von Wärmedämmverbundsystemen in Österreich: Baumit, Capatect, Röfi x, Sto und Weber-Terranova. Ziel der QG WDS ist es, private und öffentliche Bau-herren über die Vorzüge von Wärme-dämmverbundsystemen zu informieren und die Verarbeitungsqualität zu stei-gern. Der ETHOUSE Award würdigt ar-chitektonische Qualität im Bereich ther-mischer Sanierung.

www.waermedaemmsysteme.at

Frühere Siegerprojekte der Kategorie „Wohnbau“

2011 gewann der Projekt Buckal-gasse der gemeinnützigen Bau- und Wohnungsgenossenschaft „Wien Süd“. Das Gebäude der Wien-Süd aus 1958 wurde umfassend saniert. 45° schräge Fensterlaibungen schaffen erhöhten Lichteinfall in die Wohnun-gen. Neueste LED-Lampentechnik im Außen- und Stiegenbereich spart Energie und reduziert Instandhal-tungskosten. Die gebäudeintegrier-ten Photovoltaik-Paneele dienen als Balkonverkleidung, erzeugen ca. 4.000 kWh Strom (CO

2-neutral) und

tragen wesentlich zum positiven Er-scheinungsbild des Gebäudes bei.

Sieger in der Kategorie Wohnbau im Jahr 2010 wurde das Gründerzeit-haus Neubergenstraße, Wien. Archi-tektur: Gassner & Partner Bauma-nagementAus dem Gründerzeithaus im 15. Wiener Gemeindebezirk entstand ein attraktives Gebäude, das die gesamte Gegend aufwertet. Über dem Voll-wärmeschutz kamen Holz, Edelputz und weitere hochwertige Materialien zum Einsatz. Es entstand eine leben-dig strukturierte Oberfl äche, die dem Haus seinen historischen Charme be-lässt und es zugleich zum modernen „Wohlfühlbau“ umgestaltet.

Sieger 2011: Wohnprojekt Buckalgasse. Bauträger: Wien Süd Wien Süd

Sieger 2010: Wohnprojekt Neubergenstraße. Bauträger: Gassner & Partner Baumanagement Ulreich Bauträger GmbH

City 1-2013.indd 08City 1-2013.indd 08 04.03.13 15:5704.03.13 15:57

Page 9: city - das magazin für urbane gestaltung 1/2013

planning | 09

Der Weg zur klimaneutralen StadtINTERVIEW Der neue Wiener Planungsdirektor Thomas Madreiter möchte Wien schrittweise in die Ära der modernen Smart City führen.

: Was versteht man unter einer Smart City?Madreiter: Smart City bezeichnet eine Stadt, die mit schlauen und intelligen-ten Ideen den Weg Richtung klimaneut-raler Stadt beschreitet. Unser Ziel ist, den CO

2-Ausstoß so gering wie nur

möglich zu halten.

: Welche Grundpfeiler sind maß-geblich für eine Smart City?Madreiter: Energie, Mobilität, Sied-lungswesen, moderne Kommunikati-onsmethoden und auch die soziale Verträglichkeit dieser neuen Lösungen sind die wichtigsten technischen Säu-len. Es geht im Kern darum, wie wir in Zukunft leben und arbeiten. Netto-Null-Energie-Gebäude scheinen jetzt noch ferne Zukunftsvisionen zu sein. Das sind sie aber nicht. Diese Gebäude sind bereits in Planung und werden nicht mehr Energie verbrauchen als sie generieren. Auch die Mobilität ist im Begriff sich zu verändern. Der Anteil

des Individualverkehrs wird weiter sin-ken, für Radfahrer und Fußgänger wird es gut vernetzte Wege und ge-nerell mehr Freiraum geben. Wir müs-sen uns auch die Frage stellen, welche städtischen Formen neue Siedlungen haben müssen. Das alleinstehende Haus ist nämlich nicht mehr in Ein-klang mit dem CO

2-Ausstoß zu brin-

gen.

: Hat das Einfamilienhaus in den Stadtentwicklungsgebieten somit aus-gedient?Madreiter: Wir setzen auf kompaktere Siedlungsformen. Das bedeutet kürzere Wege und hat auch bautechnisch ei-nen großen Vorteil. Weniger Außenfl ä-chen bedeuten auch weniger Energie-verbrauch. Zudem kommen ausschließlich intelligente Energiesys-teme unter Verwendung erneuerbarer Energien, wie etwa Photovoltaikanla-gen, zum Einsatz. Diese Gesamtsysteme können dann auch erneuerbare Ener-

gie speichern. So kann man je nach Be-darf auch in anderen Stadtquartieren für einen Energieausgleich sorgen.

: Welche Verbesserungen sollen die künftigen Energie- und Verkehrs-maßnahmen für die Bewohner in den Zielgebieten der Stadtentwick-lung bringen?Madreiter: In Smart City Gebieten wird der Energieverbrauch durch intelligente Systeme massiv reduziert. Weniger Au-tos bedeuten auch weniger Lärm und Schadstoffemissionen. Und vor allem – das ist quer durch die Stadt heute un-ser aller Kernproblem - werden Autos dank Carsharing Modellen künftig nicht mehr die Straßen verstellen. Wir müs-sen Fahrzeuge nämlich nicht besitzen, um sie zu nutzen. Ein Carsharing Auto steht aufgrund der kurzen Pro-Tag-Nut-zungsdauer von Privatwägen für sieben übliche Fahrzeuge. Darin liegt ein enor-mes Einsparungspotenzial. Durch die Fülle dieser Maßnahmen wird die Le-

bensqualität nachhaltig verbessert.

: Geplant ist die Rea-lisierung der Smart City Ziele in Wien bis 2050. Was sieht der aktuelle Ak-tionsplan bis 2015 vor?Madreiter: Im Bereich Neubau wird die Seestadt Aspern bereits als Smart City Musterstadt aufge-baut. Aber auch die Ver-besserungsmöglichkeiten in der bereits dicht besie-delten Stadt sind ein gro-ßes Thema. Hier geht es um die optimierte Nutzung von beste-henden Gebäuden. Zudem arbeiten wir eng mit der Smart City Agentur TINA VIENNA zusammen. Diese unter-stützt die Stadt Wien bei allen Aktivitä-ten im Bereich „Smart City Wien“. ❙

PID

Planung, Raum und ZeitREAL CORP 2013: 18. internationale Konferenz zu Stadtplanung und Regionalentwicklung

Das Verhältnis zwischen Raum und Zeit wurde in den unter-schiedlichsten Pla-

nungstheorien thematisiert und fasziniert die Menschheit seit Anbeginn. Wenn wir unsere Städte planen, wenn wir Projekte defi nieren, die die Rahmenbedin-gungen für die Gesellschaft ver-bessern, wenn wir Entscheidungs-prozesse angehen, die den Raum

um uns herum betreffen, wenn wir Techniken anwenden, um die Entwicklung zu fördern – das Ver-hältnis zwischen Raum und Zeit ist etwas, womit wir beständig in Berührung sind. Im Mai 2013 wird die REAL CORP das Verhältnis zwischen Zeit und Raum ergründen: Wie gehen Theorie und Praxis der Pla-nung mit dieser komplexen Syn-ergie um? Wichtige ausgewählte

Themen und Fragestellungen wie „Umwelt, Raum und Zeit“, „Lang-same oder schnelle Wirtschaft?“, „Zeit und Gesellschaft“, „Bewe-gung in der Zeit“ und „Wie die Zeit vergeht ... die unendliche Ge-schichte der (Unter-)Entwick-lung“ werden aufbereitet und dis-kutiert. Thematisiert werden Fragen wie: Wie sollen wir planen und dabei Zeit – Vergangenheit und zukünftige Entwicklungen – mit einbeziehen? Wie werden wir mit Zeit umgehen, die nicht planbar ist, beispielsweise bei langen Ent-scheidungsprozessen oder (spon-tanen) Echtzeit-Entscheidungen?

Internationales Netzwerken REAL-CORP-Konferenzen fi nden seit 1996 jährlich statt. Etwa 500 Fachleute aus aller Welt, vor-nehmlich aus den Bereichen Stadtplanung, Verkehrsplanung, Informations- und Kommunikati-onstechnologie, Architektur, So-zial- und Umweltwissenschaften, Immobilienwirtschaft, GIS, Geo-däsie und Fernerkundung, Multi-media-Techniken etc. diskutieren Projekte und Lösungsansätze zu aktuellen Themen der Stadtpla-nung, Regionalentwicklung und

Informationsgesellschaft auf die-ser internationalen und stark in-terdisziplinär ausgerichteten Kon-ferenz. Rund 180 Vorträge und Workshops werden an den vier Konferenztagen angeboten. Das Konferenzprogramm besteht aus Fachvorträgen, Workshops, Podiumsdiskussionen, Exkursio-nen und Abendveranstaltungen. Durch das große internationale Fachpublikum sollen ein angereg-ter Diskurs entstehen und neue Ideen für die besonderen Heraus-forderungen und Auswirkungen der Strategien, Konzepte und Technologien zur Planung in Raum und Zeit, ihrer Entwick-lung und ihre innovativen Prob-lemlösungsansätze erörtert wer-den.

Konferenzsprachen sind Englisch, Italienisch und Deutsch.

20.-23. Mai 2013 Haus der Architektur

Piazza Manfredo Fanti, 47, 00185 Rom, Italien

Weitere Informationen erhalten Sie unter www.corp.at.

Eröffnung der REAL CORP 2012 in Schwechat (v.l.n.r.): Manfred Schrenk (Geschäftsführer CEIT - Central European Instiute of Technology), Andreas Schieder (Staatssekretär im Finanzministerium) und Hannes Fazekas (Bürgermeister von Schwechat) CEIT

Impressum: Herausgeber Bohmann Druck und Verlag Ges.m.b.H. & Co. KG, KR Dr. Rudolf Bohmann Geschäftsführung Drin. Gabriele Ambros, Gerhard Milletich Verleger Bohmann Druck und Verlag, GesmbH & Co. KG, A-1110 Wien, Leberstraße 122 Verlagsleitung Mag. Patrick Lenhart Chefredaktion Roland Kanfer Autorinnen DI Ilse Huber, DI Barbara Jahn-Rösel, Anna Klerdorf, Dr.  Iris Meder, Lektorat: Roland Kanfer Anzeigenleitung: Peter Mayer ([email protected]), T +43 1 74095-560, +43 664 5029658 Redaktionsassis tenz Michaela Kern ([email protected]; Tel. 740 95-556) Vertriebsleitung Angelika Stola ([email protected]; Tel. 740 95-462) Aboverwaltung [email protected]; Tel. 740 95-466 Layout & Produktion Thomas Weber Hersteller Druckerei Berger, Wienerstraße 80, A-3580 Horn. Die Zeitschrift City ist ein unabhängiges Medium für Architektur, Stadtentwicklung, Design und Urbanität. Nachdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung. Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten.

Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: Medieninhaber: Bohmann Druck und Verlag Gesellschaft m.b.H. & Co. KG. Sitz: 1110 Wien, Leberstraße 122. Unternehmensgegenstand: Die Herstellung, der Verlag und Vertrieb von Druckschriften aller Art, insbesondere Fachzeitschriften. Buch-, Zeitschriften-, Kunst- und Musikalienhandel. Handel mit Waren aller Art. Organisation von Veranstaltungen. Geschäftsführer: Dr. Gabriele Ambros, Gerhard Milletich Beteiligungsverhältnisse: Dietrich Medien Holding Gesellschaft m.b.H. 90,91 %, Bohmann Druck und Verlag Gesellschaft m.b.H. 9,09 %. Geschäftsführender Gesellschafter: Bohmann Druck und Verlag Gesellschaft m.b.H.Die Bohmann Druck und Verlag Gesellschaft m.b.H. & Co. KG. ist im Sinne des § 25 Mediengesetz beteiligt an:D & R Verlagsgesellschaft m.b.H. Nfg. KG mit dem Sitz in Wien. Unternehmensgegenstand: Herstellung, Verlag und Vertrieb von Druckschriften aller Art, insbesondere Fach- und Servicezeitschriften / Verlag Holzhausen GmbH mit Sitz in Wien. Unternehmens-gegenstand: Sachbuch- und Fachbuchverlag in den Bereichen: Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Gesundheit sowie Kunst, Architektur und Kultur / Norbert Jakob Schmid Verlagsgesellschaft m.b.H. mit dem Sitz in Wien. Unternehmensgegenstand: Buch- und Zeit-schriftenverlag / V & R Verlagsgesellschaft m.b.H. mit dem Sitz in Wien. Unternehmensgegenstand: Redaktion / Repro-Media Druckgesellschaft m.b.H. Nfg.KG mit dem Sitz in Wien. Unternehmensgegenstand: Atelier für Werbegrafi k, Erzeugung und der Handel mit Vorstufenprodukten / Schau Media Wien Ges.m.b.H. mit dem Sitz in Wien. Unternehmensgegenstand: Beteiligung an Medien. Geschäftsführender Gesellschafter: Gerhard Milletich. Beteiligungsverhältnisse: 50 % Gabriele Ambros, 50 % Gerhard Milletich

Grundlegende Richtung der Zeitschrift City: Fachberichterstattung zu Architektur, Stadtentwicklung, Design und Urbanität

City 1-2013.indd 09City 1-2013.indd 09 04.03.13 15:5704.03.13 15:57

Page 10: city - das magazin für urbane gestaltung 1/2013

design

Chic, Charme und ChancenZ

uerst am Rhein, dann an der Seine und schon demnächst in Wien: Der Möbel-Catwalk ist eröff-

net. Schon die ersten Vorboten verraten, dass dieses ein Jahr des Sich-Sammelns wird. Keine marktschreierischen Eintagsfl ie-gen, keine schrillen Farben, son-dern vor allem eines: Möbelmode, die sich auf etwas vorbereitet, was noch nicht so genau defi niert wer-den kann. Eine kreative Pause hat eingesetzt, und mit ihr kommt die Lust auf das Einrichten zurück.

Blaue FantasienEine bestimmte Farbe macht 2013 ganz klar das Rennen. Und nicht etwa, weil sie so außergewöhn-lich wäre. Ganz im Gegenteil. Un-aufdringlich und leise kommt sie einem entgegen und taucht ganze Möbelstücke, aber manchmal auch nur Teile davon in eine ge-heimnisvolle Tiefe, die beruhi-gend und entspannend wirkt: Blau. Ein relaxtes Ausspannen zuhause soll damit bezweckt wer-den, die Farbexperten fühlen sich

damit auch bestätigt. Ganz egal, ob Bübchen-Blau oder Petrol, Türkis oder Mitternachts-Blau – es werden sämtliche Oktaven der Blautöne rauf und runter gespielt.

Frisch, fröhlich, FeierabendDer Feierabend kann also kom-men, aber nicht nur in Blau. Die zart-bunten Fünfziger Jahre neh-men wieder einen neuen Anlauf ins Wohnzimmer – Vanille, Zu-ckerwatterosa und Mint sind zu-rück. Dazu gibt es auch mal ein kräftiges Lila oder Orange, wenn nicht gerade Holz in Natur Vor-rang hat. Und den hat es unbe-stritten. Selten noch hat die Mes-

sestände soviel Gemasertes gefüllt wie dieses Jahr. Keineswegs lang-weilig, sondern durchaus gewieft mit dem speziellen Etwas. So gibt es zum Beispiel Bürostühle ganz aus Holz, in die ein Wippmecha-nismus eingearbeitet ist, der aber nicht zu sehen ist. Holzbeine an allen Ecken und Enden, es wim-melt nur so davon. Und natürlich alles andere auch, was nur aus Holz sein kann.

Natur purVon allen Bäumen, die derzeit für die immer nachhaltigere Möbel-produktion in Frage kommen, hat ganz klar die Eiche die Nase vorne. Sie ist im Moment in allen Varianten der letzte Schrei. Das neue Umweltbewusstsein mani-festiert sich aber auch in der ver-stärkten Verwendung von Leder. Wobei die Kuhhaut endlich auch ihre Lebensgeschichte mit allen

Insektenstichen erzählen und der Baum seine ehemaligen Zweige zur Schau tragen darf. Bisher war das nicht der Fall, denn alles, was nicht nach Retorte aussah, war untragbar und wurde gleich wie-der entsorgt. Dieser Trend verlegt sich sogar auf den Boden, und zwar so stark, dass die Äste noch verstärkt herausgearbeitet wer-den, um ein noch intensiveres haptisches Gefühl unter den Fü-ßen zu erzeugen.

Gute ZukunftMan hat eindeutig dazu gelernt. Der Weg weg von den geklonten Makellos-Produkten ist einer, der schon sehnlichst erwartet wurde. Die Möbel dürfen menscheln und werden nach ganz anderen Krite-rien beurteilt. Das erklärt auch die ungebrochen starke Renaissance von Designklassikern, die immer noch tonnenweise aus den Archi-ven gekramt werden. Der Ge-danke „Was alt ist, ist nicht mehr gut“ ist endgültig gekippt. Recyc-ling in theoretischer und in prak-tischer Form ist das Gebot der Stunde, eine direkte Konsequenz davon sind Used Look und Shabby Chic, Trends, die eine ganze Gene-ration von Kon-sumenten zu be-geistern wissen. Das ganze Auf-

Alt-Trimmen kann man sich je-doch eigentlich sparen, wenn man nur lange genug mit einem Möbelstück leben darf. Aussitzen ist die Devise. Und das erfordert Qualität.

Ein langes LebenQualität wird deshalb wieder ganz groß geschrieben – auch die in-haltliche. Einrichtungsstücke er-zählen ihre eigene Geschichte, vor allem aber die wahre. Das be-zieht sich auch auf die österreichi-schen Hersteller, die in Köln ihren großen Auftritt hatten. Viele da-von präsentieren sich auch auf der Wohnen & Interieur, ein Fix-punkt auf dem österreichischen

Messekalender, wo alle Bereiche des Wohnens hautnah erlebt wer-den können. Sie haben es ge-schafft, mit ihren Manufakturen und Traditionen einen Level zu halten, den andere erst wieder er-reichen müssen. Die Österreichi-sche Möbelindustrie bringt es auf den Punkt: „ ‚Made in Austria‘ ist

nicht nur eine Herkunfts-bezeichnung, sondern gilt mittlerweile bei vielen Verbrauchern als Orientie-rung in einem Markt, der immer globaler und teils auch unübersichtlicher wird. Der österreichischen

Möbelindustrie ist vielfach gelun-gen, bei kritischen Konsumenten ein positives Image zu gewinnen, die auf langlebige Qualität und zeitlos gestaltete Produkte Wert legen. Diese Form der Nachhaltig-keit ist ein übergreifender Trend, mit dem verantwortungsbewusste Verbraucher die Möbelhersteller einerseits in die Pfl icht nehmen, ihnen aber andererseits auch Möglichkeiten zur Entwicklung und zu mehr Wettbewerbsfähig-keit eröffnen.“

EintauchenMit der IMM cologne hat sich das diesjährige Messekarussel in Be-wegung gesetzt. Und nach der Pa-riser Maison & Objet dürfen nun endlich die Österreicher in Wien bei der Wohnen & Interieur den frischen blautonigen Wind erle-ben, der unter anderem stark nach Holz duftet. Auch die eige-nen Kisten am Dachboden kön-nen im Vorfeld – ganz dem Trend, ja man möchte fast schon sagen, dem Zeitgeist entsprechend - gerne gesichtet werden. Das Lili-enporzellan von Oma sollte man sich jedenfalls schon einmal bereit legen. Die neuen Wohnwelten la-den ein, sich fallen zu lassen, tief durchzuatmen, sich zurück zu lehnen und vor allem sich zu-hause zu fühlen. Der Perfektionis-mus kann – zumindest in diesem Jahr – bleiben, wo er ist. Denn die Möbelbranche hat eines gelernt: Man kann auch top sein, ohne sich selbst ständig neu erfi nden zu müssen. Endlich! ❙

Zahlen I Daten I Fakten

Die „Wohnen & Interieur“ läuft noch bis Samstag, 16. März, täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr und am Sonn-tag, 17. März 2013, von 10.00 bis 17.00 Uhr. Für die ganz jungen Besu-cher steht während der gesamten Mes-sedauer der Messe-Kindergarten mit professioneller Betreuung vor Ort kos-tenfrei zur Verfügung.

www.imm-cologne.comwww.wohnen-interieur.at

Petrol, Türkis oder Mitternachts-Blau: Blautöne machen 2013 das Rennen. VDM / freistil Rolf Benz

DER DESIGN-FRÜH-LING KOMMT und mit ihm sämtliche Einrich-tungsmessen, die uns sagen, wo die Reise hin-geht. Nach den ersten Lokalaugenscheinen in Köln und Paris kommt man hier zu einer Con-clusio: Wenig Neues, dafür viel Charmantes. Das ist aber erst der Anfang, denn 2013 ist ja noch jung. I barbara jahn

Möbel dürfen menscheln und werden aus den Archiven gekramt. Reed Exhibitions Messe Wien Alex Schlacher

Synchro und Area von Pabneu Skloib.

Tischgruppe Alva von Gruber & Schlager.

Area von Pabneu Skloib.

Fino Kollektion von Anrei Reisinger.

Modell Vida von Ewe.

Marea de Luxe von Joka

Modulküche von steininger.designers.

City 1-2013.indd 10City 1-2013.indd 10 04.03.13 15:5704.03.13 15:57

Page 11: city - das magazin für urbane gestaltung 1/2013

design | 11

Messe-Highlights: GartenDesign GenussMarkt UnikateWelt Design_Raum_Kunst Living.Trends.International

Ihr Wohnstil wartet auf Sie!

Österreichs größte Messe für Wohn(t)räume, Design, Accessoires, Home Entertainment und Garten.

Mit internationalen Wohn- und Gartentrends.

9. – 17. März 2013 Messe Wien

täglich ab 10 UhrU2-Stationen: Messe-Prater + Krieau

www.wohnen-interieur.at

/ wohnenmesse

Seid

enbl

use,

Wes

te, L

eder

rock

by M

ANGO

. Sc

hmuc

k by

JON

ES.

Leuchtenserie IN-EI ISSEY MIYAKE

Artemide präsentiert neue Leuchten der Kollektion IN-EI ISSEY MIYAKE, die von Issey Miyake und seinem Reality

Lab. entwickelt wurden. Konzeption und Technologie der neuartigen Leuchten ge-hen dabei auf das im Jahre 2010 vom Miy-ake Design Studio (Reality Lab.) entwi-ckelte Projekt „132 5. ISSEY MIYAKE“ zurück. Dieses Projekt bezeichnet ein auf 3D-Geometrie basierendes Mathematikpro-gramm zur Herstellung von Kleidung. Das Ergebnis ist ein Kleidungsstück aus einem Stück Stoff, das sowohl fl ach gefaltet wer-den kann als auch dreidimensionale For-men annehmen kann.

Miyakes einzigartige Falttechnik kreiert skulpturale Formen mit gleichzeitig ausrei-chender Stabilität. Die Struktur des recycel-ten Gewebes erhält eine zusätzliche Ober-fl ächenbehandlung und garantiert eine perfekte Formstabilität, ohne dass ein zu-sätzlicher Rahmen benötigt wird. Die ur-sprüngliche Form kann bei Bedarf jederzeit wieder hergestellt werden. Die Leuchten-schirme können nach Gebrauch fl ach zu-sammengefaltet und energiesparend trans-portiert und platzsparend aufbewahrt werden.Der Kern des Projekts ist ein vollkommen aus recycelten Materialien hergestelltes Ge-webe, das das Licht auf sehr interessante Weise streut. Es handelt sich um eine Faser, die durch die Verarbeitung von PET-Fla-schen gewonnen wird. Die Flaschen wer-den dafür mittels einer innovativen Tech-nik verarbeitet, die den Energieverbrauch und die CO

2-Emissionen im Vergleich zur

Produktion neuer Materialien um bis zu 40 % reduziert. Artemide belebt diese nach-haltigen Artefakte anschließend mit neues-ter LED-Technologie.Die Leuchtenkollektion IN-EI ISSEY MIY-AKE umfasst Tisch- und Stehleuchten so-wie Pendel- und Deckenleuchten.

Infos: www.artemide.at

Tragbare Geschichten

Können wir uns überhaupt vor-stellen, was es heißt, dass eine Blume „vom Aussterben be-droht“ ist? Sie ist dann ver-

schwunden von unserem Planeten. Namen wie „Adonisröschen“, „Mäusedorn“ oder „Sonnentau“ klingen schon heute wie Phantasiegebilde. Sie stehen für Blumen, die keiner mehr kennt. Und sie stehen auf der Liste des WWF für gefährdete Pfl anzen. Wir können schon damit etwas für sie tun, indem wir an sie denken: sie in unserem Herzen tragen. Und warum nicht am Hand-gelenk oder um den Hals? Als sichtbares

Zeichen unseres Wunsches, das zu beschüt-zen, was wir lieben: Vielfalt. Schönheit. Le-ben.Das Münchener Label lassy fair der gebürti-gen Grazerin Sabine Zechner steht für kon-turbetonte Schmuckstücke, die eine neue Sprache sprechen: Geschichten in Material geschnitten – Schmuck, der erzählt.lassy fair erhältlich bei Ready-made by Sal-ner, 4., Kettenbrückengasse 14 (Eingang Ecke Grüngasse), Wien und im Online Shop

www.lassy-fair.deFaltbarer Lampenschirm Artemide

Schmuck, der erzählt lassy fair

City 1-2013.indd 11City 1-2013.indd 11 04.03.13 15:5804.03.13 15:58

Page 12: city - das magazin für urbane gestaltung 1/2013

12 | design

Offenheit als MottoHADI TEHERANI ist ein kreativer Tausendsassa. Es gibt kaum eine gestalterische Disziplin, die ihm fremd ist. Als ausgebildeter Architekt hat er zunächst als Modedesigner die Menschen für sich gewonnen – erst in Hamburg und dann auf der ganzen Welt. I barbara jahn

city: Würden Sie sagen, dass es einen Teherani-Stil gibt?Teherani: Es gibt vielleicht einen Stil, den man aus meiner Arbeitsweise able-sen kann. Ich möchte aber trotzdem nach oben hin immer eine offene Range haben, damit ich mich selbst noch in verschiedenen Richtungen wei-terentwickeln kann. In einem ganz so festen Korsett möchte ich eigentlich nicht gesehen werden, denn das würde nicht zu meiner Philosophie pas-sen. Alle Aufgaben sind unterschiedlich und brauchen deshalb auch unter-schiedliche Antworten. Das möchte ich nicht in das Dogma eines Stils hinein-

pressen. Des-

halb halte ich meine Range offen, weil ich mich so am wohlsten fühle.

city: Wo würden Sie denn die Schnitt-stelle zwischen Architektur und De-sign ansetzen?Teherani: Nun, es gibt einmal eine physische Schnittstelle. Wenn man ein Gebäude baut, gibt es sehr viele De-tails, die zu designen sind. Lichtschalter, Türgriff, Stühle, Tische – egal, was es ist: Hier sind die beiden stark miteinander verbunden. Deswegen habe ich mich

auch entschlossen - weil ich ganz-heitlich denke - nicht bei den Raum-wänden aufzuhören zu denken, sondern auch daran zu denken,

wie es weitergeht. Das inter-essiert mich, auch zum

Beispiel die Frage, wie man bessere Arbeitsplätze schafft. Da muss man vom Raum ins Möbel gehen. Und genau an dieser Stelle

kommt man zum Design. So hat es

sich für mich entwickelt, dass es wie ein Fluss ist, wie eine Kette, die ich gerne ganz besitzen will, weil das zu meiner Auffassung gehört.

city: Darf man sich Ihrer Meinung nach als Kreativer eigentlich einem Trend unterwerfen?Teherani: Das sind Dinge, die nicht im eigenen Einfl uss stehen. Sobald man eine Arbeit gemacht hat und die Men-schen das sehen, machen diese daraus einen Trend. Aber das ist nicht gewollt. Man kann natürlich strategisch heran-gehen und sagen: Ich suche mir eine geometrische Form aus und entwickle alles unter diesem geometrischen As-

pekt. Da ist schnell eine Li-

nie, ein Brand herauszulesen. Der

Brand trägt dann die eigene Handschrift. Bei mir ist das ein bisschen schwieriger, weil ich eine offene Skala habe. Ich möchte jedes Mal

eine andere Antwort schöpfen. So ist es bei mir natürlich nicht so leicht, die Linie sofort zu sehen. Wenn ich ein Brand sein möchte, muss sich dieser aus der Qualität meiner Arbeit heraus-kristallisieren.

city: Wie stehen Sie dem Aspekt ge-genüber, Architekten würden vor-schreiben, wie man leben soll, und Designer, was zu gefallen hat?Teherani: Wir wachsen in einer Gesell-schaft auf, die uns formt. Architekten und Designer setzen diese Form fort. Wir entwickeln das weiter, was wir ge-fühlt haben, die Proportionen, die wir gesehen haben, und geben es der Ge-sellschaft wieder zurück. Insofern ist es ein Kreislauf, keinesfalls aber ist es ein Diktat, sondern eine Bildung, mit der man Dinge sieht, erfährt und schließlich auch ausdrücken kann.

city: Würden Sie sagen, dass Ihr Interi-eurdesign und Ihre Möbel Ihre Archi-tektur noch zusätzlich emotionalisie-ren?Teherani: Vielleicht durch den Be-kanntheitsgrad, den ich erreicht habe.

Aber ein Teppich oder ein Stuhl kann jetzt nicht so viel bewirken, dass das Gebäude eine ganz andere Atmo-sphäre erhält. Es können vielleicht zu-sätzliche Elemente sein, die das Bild ab-runden, aber die Emotion muss jedes Produkt für sich selbst tragen.

city: Was bedeuten Architektur und Design für Sie persönlich?Teherani: Für mich ist Design Architek-tur im Kleinen. Ich habe kein Problem mit „Designer“ angesprochen zu wer-den. Für viele Architekten wäre dies ein Schimpfwort. Für mich gilt die engli-sche Bedeutung von Design, denn wir sind Entwerfer, Kreative auf der Suche nach Lösungen. Was im Design pas-siert, ist für mich auch Architektur.

city: Was bereitet Ihnen bei Ihrer Ar-beit am meisten Freude?Teherani: Immer etwas Neues zu ent-decken, an aktuellen Designs arbeiten, sich zu vernetzen und über die Gren-zen springen – national wie internatio-nal, aber auch inhaltlich. Wenn etwas Neues auf mich zukommt, fi nde ich es immer spannend, daraus einen Mehr-wert zu schaffen, wenn man Dinge mit-einander verbindet und etwas Neues kreiert.

Zahlen I Daten I Fakten

Hadi Teherani (* 2. Februar 1954) ist ein in Hamburg lebender deutscher Architekt und Designer iranischer Her-kunft. Er studierte von 1977 bis 1984 Architektur an der Technischen Univer-sität Braunschweig. 1991 gründete Teherani zusammen mit Jens Bothe und Kai Richter das Architekturbüro BRT Architekten in Hamburg. 2012 übernahm Teherani von beiden die Geschäftsanteile an BRT.

www.haditeherani.dewww.brt.de

Architekt und Designer Hadi Teherani. Roger Mandt

Badserie Flow Keramag

Konferenztisch S8000 Thonet

Armlehnstuhl t-ray Walter Knoll

E-Bike herskind & herskind

Teppich Projection Vorwerk

Bürostuhl Silver Interstuhl

City 1-2013.indd 12City 1-2013.indd 12 04.03.13 15:5804.03.13 15:58

Page 13: city - das magazin für urbane gestaltung 1/2013

architecture

Wohnen zwischen Regal und Gewächshaus

Zwischen 16 und 42 m² Nutzfläche hatten die 1897 von Theodor Bach und Leopold Simony ge-

planten Wohnungen der „Kaiser Franz Josef I. Jubiläums-Stiftung für Volkswohnungen und Wohl-fahrtseinrichtungen“. Alle mit Wasser, manche mit Innen-WC. Bebaut waren statt der erlaubten 85% nur 45% der Grundfl äche rund um einen großen begrünten Hof. Für Zimmer-Küche waren fünf Bewohner erlaubt, für Zim-mer-Küche-Kabinett sieben, bei zwei Zimmern elf.

Klappmöbel und KernhäuserErst das „Rote Wien“ setzte Wohnbau als öffentliche Aufgabe auf breiter Basis um. Vereinzelt waren Experimente wie Anton Brenners 1924 gebautes Wohn-haus Rauchfangkehrergasse mög-lich, wo die Kleinwohnungen mit platzsparenden Klapp- und Ein-baumöbeln ausgestattet waren. Der Architekt bezog mit seiner Familie selbst eine der Wohnun-gen. Im Siedlerverband entwi-ckelte die junge Margarete Li-hotzky billige „Kernhäuser“, die mit der Familie und den Finanzen der Siedler mitwachsen konnten.In den 1950er Jahren versuchte man, Hoch- und Flachbau und verschiedene Bevölkerungsgrup-pen zu mischen, etwa beim von Franz Schuster entworfenen ers-ten Bauteil der Siedlung Am Schöpfwerk, der Punkthochhäu-ser neben ebenerdige „Wohnstät-ten für alte Menschen“ mit ge-deckten Vorhöfen stellte. Ausgangspunkt der Planungen blieb aber meist die konventio-nelle Kleinfamilie. Auf der Suche nach neuen Kon-zepten wurden 1968 in den öster-reichischen Bundesländern die „Wohnen morgen“-Wettbewerbe ausgeschrieben, die auch Fragen

der Flexibilität mit teilbaren Woh-nungen oder Arbeiten zu Hause thematisierten. In den folgenden Jahren realisierten u. a. Ottokar Uhl und Josef Weber das Mitbe-stimmungsprojekt Wohnen mor-gen Hollabrunn.

Wohnformen jenseits der KleinfamilieZunehmend fanden sich auch als eigenverantwortliche Bauherren auftretende Baugruppen zusam-men. Ein Wiener Pilotprojekt war die 1996 vom Architekturbüro BKK-2 mitinitiierte und geplante „Sargfabrik“. Teil des Konzeptes, das baulich auf einem zweistöcki-gen Modul von 42 m² basiert und dieses in unterschiedlichen For-men von der Kleinwohnung bis zur Groß-WG umsetzt, ist das in-tegrative Wohnen mit Behinder-ten. Laubengänge und Balkone sind kommunikationsfördernde Freiräume, öffentliche Einrich-

tungen wie Beisl, Konzertsaal und Bad kommen dazu, außerdem seit 2000 ein Wohnheim mit tempo-rär vermieteten Garçonnièren, Ateliers und Home Offi ces.

Kleingärten hinter LärmschutzwandAuf fl exible Lösungen setzt im Wiener Wohnbau auch der Archi-tekt Helmut Wimmer, z. B. mit seinen 1999 kostengünstig aus Betonfertigteilen gebauten „Wohnregalen“. Größen und Un-terteilungen der Wohnungen, die sich um einen festen Kern mit Sa-nitäranlagen entwickeln, sind va-riabel. Das Äußere der achtstöcki-gen „Regale“ bestimmen 2 m tiefe Balkone auf der privaten und Laubengänge auf der Erschlie-ßungsseite mit Vorgärten, offenen Vorzimmern und Loggien. 2003 schaffte Wimmer mit der „gesta-pelten Kleingartensiedlung“ den Spagat zwischen einer 120 m lan-

gen Lärmschutzfront mit Lauben-gang-Erschließung an einer stark befahrenen Ausfallstraße und ei-ner quer zur Straße auf mehreren Ebenen entwickelten „Kleingar-tenanlage“ mit Wohnhöfen, Ter-rassen und Gärtchen an der Ge-bäuderückseite.Qualitätvolle Lösungen im engen Kostenrahmen des geförderten Wohnbaus lieferte mit dem 2003 gebauten Wohnhaus Siccards-burggasse auch die Architektin Patricia Zacek. Der auch im Detail sorgfältig gestaltete Bau punktet mit lichtdurchfl uteten, offen und variabel angelegten Wohnungen mit Schiebewänden rund um ei-nen Garten mit Wasserbecken, Sitzstufen und Spielplatz. Ein viel-versprechendes Beispiel aus jüngster Zeit ist das von mehreren Architekturbüros realisierte Wohnprojekt OASE 22. Es geht mit fl exiblen Wohnungsformen und unterschiedlich nutzbaren

Siedlung Am Schöpfwerk: Punkthochhäuser neben Erdgeschoßwohnungen. Architekt Franz Schuster Wikimedia Commons, Thomas Ledl

Lärmschutzwand nach vorne, Kleingärten nach hinten. Gestapelte Kleingartensiedlung, Breitenfurt. Architekt Helmut Wimmer, 2003 Bernhard Weinberger (li.) Andreas Gabriel (re.)

WOHNBAU war früher Wohnbau reine Privat-sache. Im besten Fall stellten Fabrikanten ihrer Belegschaft Wohnraum zur Verfügung. Seit dem Beginn des 20. Jahrhun-derts wird Wohnbau als öffentliche Aufgabe begriffen. Heute besteht die Herausforderung im Eingehen auf sich än-dernde gesellschaftliche Bedingungen. I iris meder

City 1-2013.indd 13City 1-2013.indd 13 04.03.13 15:5804.03.13 15:58

Page 14: city - das magazin für urbane gestaltung 1/2013

14 | architecture

Gemeinschaftsfl ächen auf die sich wandelnde Gesellschaft und ihre Wohnansprüche ein, etwa was die architek-tonisch immer noch zu selten berücksichtigten Themen Wohnen und Arbeiten oder sich än-dernde Partnerschaften und Familienverhält-nisse angeht.

Lofts im FertigbauSeine Lösung für güns-tigen, fl exiblen Wohn-bau ließ sich der Archi-tekt Heidulf Gerngroß 1994 sogar patentieren. Das zuerst im Wohn-bau Wiethestraße reali-sierte „Wiener Loft“ beruht auf einem seri-ell hergestellten fi xen

Installationskern mit Stiege als Zentrum. Das auch in der Vertikalen offene Raumangebot von bis zu vier nutzbaren Ebenen wird durch die Bewohner individuell ausgebaut. Gern-groß‘ 1997 in Ziegelbauweise mit Holzfenstern errichtete „Wiener Loftsiedlung“, bei der die Decke des Installationskerns die zweite Woh-nebene bildet, war der kostengünstigste Wohn-bau Wiens.

Anregungen vom GewächshausbauNach wie vor ist die Bereitstellung leistbaren, sozial durchmischten Wohnraums in Verbin-dung mit ökologisch sinnvoller Sanierung und

Neubau gefordert. International haben sich um preisgünstigen, architektonisch innovati-ven sozialen Wohnbau die französischen Ar-chitekten Anne Lacaton und Jean-Philippe Vassal verdient gemacht. Legendär sind die 14 Einfamilienhaus-Einheiten, die sie im Rahmen eines mit mehreren anderen Architekten 2005 im elsässischen Mulhouse realisierten Wohn-baus planten. Auch hier heißt das Prinzip Loft: Um den auf einem Sockel aus vorgefertigten Betonelementen sitzenden zweigeschoßigen Wohnkern mit Isolierverglasung legt sich eine vom Gewächshausbau übernommene, indust-riell produzierte Stahlrahmen-Konstruktion, die, mit Polycarbonat ausgefacht, eine gebäu-dehohe wintergartenartige Pufferzone bildet. Zum selben Preis wurde so das Doppelte an Wohnraum geschaffen.Jüngst realisierten Lacaton & Vassal eine nicht minder ver-blüffende Hochhaussanie-rung in einer Pariser Banli-eue. Der 16-stöckige Sechziger-Jahre-Bau mit 96 Sozialwohnungen sollte ab-gerissen werden, bis sie ihr Konzept eines kostengünsti-gen Umbaus vorlegten: Die Fassaden des energetisch nicht mehr zeitgemäßen Hochhauses wurden entfernt und der gesamte Bau mit ei-ner neuen Glashülle umge-ben, die den Wohnungen großzügige Loggien als zu-sätzlichen Wohnraum gibt. Der Einsatz vorgefertigter Elemente erlaubte es den

Bewohnern, während der Sanierung in ihren Wohnungen zu bleiben.In England bemühen sich die Architekten Jo-nathan Sergison und Stephen Bates um quali-tätvollen sozialen Wohnbau, etwa mit dem Wohnbau Finsbury Park, der 2009 mit dem re-nommierten RIBA Award ausgezeichnet wurde. Nach einem Wettbewerbssieg realisie-ren Sergison Bates derzeit gemeinsam mit Werner Neuwirth und dem Zürcher Büro von Balmoos Krucker einen Wohnbau mit 100 Einheiten am Wiener Nordbahnhof. Ihr Kon-zept umfasst ein lebendiges Konglomerat aus miteinender verfl ochtenen, unterschiedlich großen Wohnungen mit Loggia und Balkon, teils auf mehreren Ebenen und mit gemeinsa-mer Dachterrasse. Man darf gespannt sein! ❙

Lichtdurchfl utete Wohnungen rund um einen Garten: Siccardsburg-gasse, Favoriten. Architektin Patricia Zacek. Patricia Zacek

Neue Fassade und Loggien für Pariser Plattenbau von Lacaton & Vassal Architekten. Druot, Lacaton & Vassal

EXKLUSIVES WOHNEN DIREKT VOM BAUTRÄGERAN DEN SCHÖNSTEN PLÄTZEN ÖSTERREICHS

SEElust Wohnanlage mit Seeblickin Auen/Velden am Wörthersee

Traumhafter Seeblick, Garten oder Dachterrasse, 200 m bis zum See,

Golfplatznähe, vor Baubeginn

Traumhafte Ruhelage, Garten oder Dachterrasse, 5 min. vom

Mödlinger Stadtzentrum entfernt, in Kürze beziehbar

Wohnanlage in Traumruhelage in Hinterbrühl/Mödling WALDlust

DIREKT VOM BAUTRÄGER, PROVISIONSFREI: Information 0699/11 32 00 68, [email protected]

GEWI Immobilienverwertungs-GmbH, Industriestraße B3, 2345 Brunn am Gebirge

City 1-2013.indd 14City 1-2013.indd 14 04.03.13 15:5804.03.13 15:58

Page 15: city - das magazin für urbane gestaltung 1/2013

international

Zwischen Ruhm und RevolteMARSEILLE–KULTURHAUPTSTADT 2013 Der französische Spagat zwischen leuchtender Kulturmetropole und verglühendem Handelsstern ist ein zu übender. I ilse huber

Allons enfants de la pa-trie, le jour de gloire est arrivé!“ schallte es vor mehr als 200 Jah-

ren durch die Straßen von Paris. Die bürgerliche Revolution von 1789 war schon einige Jahre im Gange als Soldaten aus Marseille anlässlich des Förderationsfestes jenes Lied sangen, das eigentlich im elsässischen Straßburg verfasst wurde, wo der Krieg gegen Öster-reich und andere Koalitions-mächte begann. Aus diesem Gas-senhauer wurde zwei Jahre später die Nationalhymne Marseillaise, die auch heute noch erklingt, wenn französische Feierlichkeiten stattfi nden. So auch am 12. und 13. Jänner. Da wurde in Marseille das europäische Kulturhaupt-stadtjahr eingeweiht. Neben der ostslowakischen Stadt Kosice konzentriert sich das euro-kultu-relle Geschehen heuer auf Süd-frankreich. Nach Lille im Jahr 2004 kommt nun die älteste und zweitgrößte Stadt Frankreichs zum Zug, die auch schon tristere Zeiten durchlebt hatte. Aber mit dem Kulturhauptstadtjahr will man die schlechten wirtschaftli-chen Phasen hinter sich lassen und zum kulturellen Aufbruch blasen, ganz im Sinne des wohl berühmtesten Revolutionsliedes, dessen Refrain lautet: „Aux ar-mes, citoyens, formez vos batail-lons, marchons, marchons!“

Kunst statt SalvenDie Bürgerinnen und Bürger ste-hen auch heuer im Mittelpunkt, allerdings greifen sie zu anderen Waffen als zu Gewehren, um auf sich aufmerksam zu machen. Es

ist die europäische Marketingma-schinerie, die großfl ächig Kultur-fördermittel verteilt. Mit Trom-melwirbel leiten „les Culture Pilots“ durch die Stadt am Mittel-meer. Zwölf Immigrantinnen füh-ren durch unbekannte Stadtvier-tel, zeigen ein Alltagsleben aus ihrem Blickwinkel, was nicht wei-ter wundert, eint sie doch ihre Arbeit in der Union des Centres Sociaux. Es vermitteln keine ge-prüften Fremdenführer histori-sches Wissen, sondern Menschen mit verschiedenen Herkünften beleuchten das gegenwärtige Le-ben der Stadt.

Stadterneuerungsprojekt Kulturelle Partizipation und Bür-gerbeteiligung werden heuer in der gesamten Provence und spezi-ell in Marseille groß geschrieben. Denn die Kunst soll die Herzen der multiethnischen Gesellschaft erreichen, indem sie den Alltag durchdringt. Überall auf den Stra-ßen, Wegen und Parks fi nden mehr oder weniger auffallende Interventionen statt. Der öffentli-che Raum ist auch eines der Hauptthemen. Ein Raum, der nach dem Zweiten Weltkrieg stark eingebüßt hat. So schreibt Mau-rice Schönert über die sozialgeo-graphischen Herausforderungen in Marseille, „dass großfl ächige Innenstadt- und Hafenbereiche in ihrer Bausubstanz degradierten und massive Arbeitsplatzverluste zu verzeichnen waren.“ Viele zo-gen weg, im ehemals blühenden Handelszentrum Marseille plät-terte der Lack ab, das sprühende Leben wich deprimierenden Zu-ständen.

Das neu errichtete Veranstaltungszentrum „Villa Méditerranée“ ist die Hauptattraktion der Kulturhauptstadt Marseille (Architekt Stefano Boeri). Paul Ladouce

Kriegerdenkmal für die Gefallenen der franz. Orientarmee, La Corniche. iStockphotos

Zahlen I Daten I Fakten

www.mp2013.fr

City 1-2013.indd 15City 1-2013.indd 15 04.03.13 15:5804.03.13 15:58

Page 16: city - das magazin für urbane gestaltung 1/2013

16 | international

Doch nun sieht sich die Region Marseille-Provence als Plattform für Kreative und als Treffpunkt des Austausches. „Euromediterra-née“ heißt das 1989 begonnene Stadterneuerungsprojekt in Mar-seille. Es verbindet nicht nur die Region von Nordafrika mit Süd-frankreich, sondern benennt auch gleich ein neues schickes Ge-schäftsviertel zwischen dem ehe-maligen Industriehafen und dem Bahnhof in Marseille. Mittendrin befi ndet sich das neue Museum der Mittelmeerzivilisationen (MU-CEM). Der Deutsche Ulrich Fuchs, der auch schon für Linz09 tätig war, lädt für das Programm auch Künstler und Blogger des arabischen Frühlings ein.

Echt oder gehyped?Einen Winter vor den Aktivitäten rund um das Kulturhauptstadt-jahr berichtet ein deutscher Stu-dent über sein Auslandssemester über die Atmosphäre in der Stadt: „Anfangs war ich ziemlich ge-stresst von den lauten Straßen (vor allem von den Rollerfahrern, die gerne nachts, ohne Licht, ohne Helm, jedoch mit absägtem Auspuff unterwegs sind), vom Dreck (Ratten! Kakerlaken!) und von der Ansammlung so vieler verschiedener Kulturen an einem Ort. Allerdings habe ich mich ge-gen Ende wirklich wohl gefühlt in dem Chaos.“ Worin liegt also der Reiz einer Kulturhauptstadt, die eigentlich genauso lebt wie im-

mer, nur unter großem medialen Interesse? Die Frage wird sich je-der Besucher wohl selbst beant-worten, je nachdem, was er auf-sucht. Tanz, Theater, Musik, Ausstellung oder ganz einfach je-ner Flair, den das Gemisch aus Menschen ausmacht.

Okzident und OrientDas Ziel der Veranstalter ist ein klares: Vernetzung des europäi-schen Mittelmeerraumes mit dem afrikanischen. „Marseille ist das Tor zur Welt, Marseille ist die Schwelle der Völker. Marseille ist Okzident und Orient“, schrieb der Schriftsteller Joseph Roth schon 1925. Dass aus dem kulturellen Kochtopf ein neues Selbstver-

ständnis wachsen soll, das sich in steigenden Touristenzahlen ge-nauso manifestiert wie auch in der zunehmenden Prosperität der Region, ist der reale Hinterge-danke für die Wahl zur europäi-schen Kulturhauptstadt. Denn in-terethnische Konfl ikte gibt es genauso wie vernachlässigte Stadtviertel und den unterreprä-sentierten öffentlichen Verkehr. Damit aber ansprechende Bilder einer sich transformierenden Re-gion um die Welt geschickt wer-den, braucht es Leuchtturm-Ob-jekte namhafter Architekten, die sich mitunter in jenen Vierteln fi nden, die bis dato eher verkom-men waren. ❙

MARSEILLE Normalerweise verlangen Ho-telgäste ein „Zimmer mit Aussicht“. Das Sofi -tel Marseille „Vieux Port“ (Alter Hafen) bietet als Ganzes einen einzigartigen Rundblick.

In unmittelbarer Nachbar-schaft steht der Pharo Palast, 1852 als Residenz für Napo-leon Bonaparte errichtet. Die

St. Nikolas-Zitadelle, die König Ludwig der 14. als Schutz für den Hafen von Marseille bauen ließ, liegt ebenfalls ganz in der Nähe. Und von ferne wacht die Basilika Notre-Dame-de-la-Garde über die Stadt. Schönheit wartet also hin-ter jedem Fenster.Das Sofi tel Marseille „Vieux Port“ bietet seinen Besuchern nicht nur

diese prächtige Um-gebung. Die Lage eignet sich hervor-ragend als Reisesta-tion zwischen der Riviera, der Ca-margue und der Re-gion Luberon. Die Inspiration für das Hotel holten sich die Pariser Architekten Marc Hertrich und Nicolas Adnet von dieser herausragenden Lage und dem atemberaubenden Pano-

rama. Zeitgenössische Architektur und ausgewählte Dekorationen im permanenten Wechselspiel von Innen und Außen bringen

den alten Hafen von Marseille und die luxuriöse Welt der Jach-ten in das Hotelinnere. ❙

Zahlen I Daten I Fakten

Sofi tel Marseille Vieux Port 36 Boulevard Charles Livon13 007 Marseille

Buchungen: (+33)4 91 15 59 50so-spa.marseille@sofi tel.comwww.sofi tel.com

Schönheit wartet hinter jedem Fenster: Sofi tel Marseille. Sofi tel

Das Museum der europäischen und mediterranen Zivilisationen MuCEM (Architektur: Rudy Ricciotti und Roland Carta) Agence Rudy Ricciotti

„Vieux Port“, der „Alte Hafen“ von Marseille Ville de Marseille Die dunkle Seite von Marseille. iStockphotos

Zimmer mit Aussicht

Pro

mo

tio

n

City 1-2013.indd 16City 1-2013.indd 16 04.03.13 15:5804.03.13 15:58