Cloud Computing

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Seminararbeit im Studiengang M.Sc. IT-Management and Information Systems an der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) Cloud Computing Vorgelegt von: René Büst Prüfer: Prof. Dr. Wilhelm Nüsser Prof. Dr. Eckhardt Koch Eingereicht am: 11. Oktober 2009

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Cloud Computing Einführung, Überblick, Fallbeispiel

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Seminararbeit im StudiengangM.Sc. IT-Management and Information Systems

an derFachhochschule der Wirtschaft (FHDW)

Cloud Computing

Vorgelegt von:

René Büst

Prüfer:

Prof. Dr. Wilhelm Nüsser

Prof. Dr. Eckhardt Koch

Eingereicht am:

11. Oktober 2009

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VERZEICHNISSE i

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis I

Abbildungsverzeichnis III

1 Einleitung 1

2 Historische Entwicklung 32.1 Entwicklung des High Performance Computing . . . . . . . . . . . . . . 3

2.1.1 Supercomputer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42.1.2 Cluster Computing . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52.1.3 Grid Computing . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

2.2 Entwicklung des Business Computing . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112.2.1 Utility Computing . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112.2.2 Service Bureaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122.2.3 Application Service Provider . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

2.3 Definition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

3 Eigenschaften & Hintergründe des Cloud Computing 163.1 Der Begriff der Cloud . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163.2 Cloud Architektur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163.3 Typen der Cloud . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

3.3.1 Private Cloud . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173.3.2 Public Cloud . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183.3.3 Hybrid Cloud . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

3.4 Dienste in der Cloud . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193.4.1 Infrastructure as a Service . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193.4.2 Platform as a Service . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203.4.3 Software as a Service . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

3.5 Klassifikationen der Rollen in der Cloud . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213.6 Nutzen durch Cloud Computing . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223.7 Vorteile des Cloud Computing . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233.8 Nachteile des Cloud Computing . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243.9 Aktuelle Anwendungsbereiche des Cloud Computing . . . . . . . . . . . 26

3.9.1 Prozessverarbeitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263.9.2 Batch Prozessverarbeitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

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VERZEICHNISSE ii

3.9.3 Webseiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27

4 Marktübersicht 284.1 Amazon Web Services . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 284.2 GoGrid . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 294.3 Google . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 294.4 Salesforce.com . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30

5 Fallbeispiel 315.1 Ausgangssituation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 315.2 Analyse der IT-Umgebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 325.3 Handlungskonzept . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33

5.3.1 Einführungsphase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 345.4 Vorteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

5.4.1 Kostenbetrachtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 375.5 Nachteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 385.6 Reflexion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38

6 Reflexion & Ausblick 39

Literatur 43

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VERZEICHNISSE iii

Abbildungsverzeichnis

1 Der Gartner Hypecycle 2009 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Die historische Entwicklung des Cloud Computing . . . . . . . . . . . . 33 Grid Computing . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 Application Service Provider . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145 Cloud Computing - Architektur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176 Die Hybrid Cloud . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 Services im Cloud Computing . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198 Nutzerrollen im Cloud Computing . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219 Ausgangssituation der Spielwaren GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . 3210 Handlungskonzept für die Spielwaren GmbH . . . . . . . . . . . . . . . 3411 Einführungsphase der Migration in die Cloud . . . . . . . . . . . . . . . 3512 Vergleich der Kosten von Google Apps Professional mit einer Microsoft

Exchange Lösung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

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1 EINLEITUNG 1

1 Einleitung

Der Begriff Cloud Computing prägt seit nun mehr zwei Jahren das Bild der Informati-onstechnologie um Dienste und Infrastrukturressourcen über das Internet zu vermieten.

Gartner sieht in Cloud Computing gar als den Hype 2009 - siehe Abbildung 1 - anund prophezeit, dass es sich in den kommenden zwei bis fünf Jahren etabliert und dieWelt der Informationstechnologie grundlegend verändern wird.

Abbildung 1: Der Gartner Hypecycle 2009

Die Idee IT-Ressourcen zu mieten anstatt diese zu kaufen ist nicht neu und blickt auf einelange Geschichte zurück, wie diese Arbeit zeigen wird.

Cloud Computing verspricht kostengünstig und schnell IT-Ressourcen und Dienstezu beziehen, was zunehmend von den Großen der Internetbranche sowie Anbieternvon Software as a Service Diensten, Hostingprodukten und Netz- und Infrastrukturenvorangetrieben wird. Letztendlich ist jedes dieser genannten Angebote aber nur ein Teil

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1 EINLEITUNG 2

dieses großen Puzzles. Nur die (Teil-)Kombination aller genannten Angebote führt amEnde zum Cloud Computing.

Cloud Computing soll zu einer dauerhaften Verbesserung der Kostenstruktur durchKostenreduktion führen, indem die benötigten Leistungen nur nach Bedarf genutzt undanschließend abhängig vom Verbrauch abgerechnet werden. Weitere Vorteile werden inder nachhaltigen Produktivitätssteigerung und Flexibilität einer Organisation gesehen.Aber auch die Anbieter von Cloud Computing Diensten können ihren Profit anhandeiner besseren Auslastung ihrer Ressourcen und die Nutzung von Skaleneffekten steigern.

Neben hellen existieren aber auch immer dunkle Wolken. Sicherheit, Datenschutz(!) undQualitätssicherung sind Themen denen sich Anbieter von Cloud Computing Dienstenstellen und Lösungen finden müssen. Des Weiteren macht Cloud Computing für dieAnbieter nur Sinn, wenn sie ihre Angebote, Abläufe und Prozesse standardisieren.Stellt sich die Frage, ob Unternehmen bereit sind, sich ihre Geschäftsprozesse und dieIT-Infrastruktur bis ins kleinste Detail diktieren zu lassen und die Angebote der Anbieterüberhaupt den Anforderungen der Unternehmen entsprechen.

Aufbau der Arbeit

Die Arbeit beginnt im ersten Kapitel mit der historischen Entwicklung des Cloud Com-puting und leitet daraus eine Definition des Begriffs ab. Das zweite Kapitel beschreibtdie grundlegenden Eigenschaften und zeigt den Hintergrund und die Terminologie umim dritten Kapitel die derzeit größten Anbieter im Cloud Computing Markt vorzustellen.Das Fallbeispiel im vierten Kapitel soll die Möglichkeiten aber auch die Gefahren desCloud Computing aufzeigen um am Ende im fünften Kapitel eine Bewertung sowie einenAusblick der Thematik vorzunehmen.

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2 HISTORISCHE ENTWICKLUNG 3

2 Historische Entwicklung

Um eine Vorstellung davon zu bekommen wie Cloud Computing entstanden ist und einepassende Definition des Begriffs zu finden, sollte zunächst ein Blick auf die historischeEntwicklung der dabei betroffenen Bereiche der Informationstechnologie (bis heute) ge-worfen werden. Die Entwicklung zeigt, dass zwei separate Zeitstrahle siehe Abbildung2, zum Cloud Computing führen. Unter der Betrachtung und Analyse dieser beiden Zeit-strahle wird daraus am Ende eine Definition von Cloud Computing abgeleitet und CloudComputing somit ebenfalls technologisch eingeordnet.

Abbildung 2: Die historische Entwicklung des Cloud Compu-ting

2.1 Entwicklung des High Performance Computing

Die historische Entwicklung beginnt mit der Betrachtung des Zeitstrahls der Entwicklungdes High Performance Computing (technologische Sicht), die von den Supercomputern,über die Computercluster bis hin zum Grid Computing führt.

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2.1.1 Supercomputer

Supercomputer sind Hochleistungsrechner die auf eine sehr hohe Verarbeitungsleistungausgerichtet sind. Sie verfügen über ein Array von Prozessoren, die auf eine gemeinsamePeripherie und einen gemeinsamen Hauptspeicher zugreifen können. Die Aufgabenwerden parallel auf mehrere Prozessoren verteilt und anschließend ebenfalls mit hoherParallelität abgearbeitet. Da das Array dabei aus mehreren tausend Prozessoren bestehenkann, wird damit die Arbeitsgeschwindigkeit erhöht. Die Rechnerarchitektur einesSupercomputers ist dabei speziell für eine bestimmte Anwendung angepasst, um diehöchstmögliche Verarbeitungsgeschwindigkeit zu erreichen. [Adeli]

In den 1970er wurden die ersten Supercomputer von der Firma Cray (benanntnach dem Unternehmensgründer Seymour Cray) hergestellt. Der erste Supercomputerbekam den Namen Cray-1 und verfügte über 250 MegaFLOPS. [WikiSup]

Welche Ziele werden mit Supercomputern verfolgt?

Der Wunsch aufwendige Abbildungen der Realwelt (Simulationen) und immer genaue-re Vorhersagen und aussagekräftige Gesamtergebnisse zu liefern ist in der Vergangenheitdrastisch gewachsen. Hinzu kommt, dass Simulationen immer realitätsnaher werden unddie beiläufigen Neben- und Randbedingungen zunehmen. Damit u.a. solche umfangrei-chen und hochparametrigen numerischen Probleme schnell gelöst werden können undimmer mehr komplexere Zusammenhänge mit einbezogen werden können, sind Systememit extrem schneller und hoher Rechenleistung erforderlich. Für die Lösungen solcherProblemstellungen kommen Supercomputer zum Einsatz. Typischerweise werden Super-computer heute in den folgenden Bereichen eingesetzt.

• In der Klimaforschung zur Wettervorhersage.

• Für die Auswertung hochauflösender bewegter Bilder in Echtzeit.

• Für den Einsatz in Verteidigungssystemen als Zentrale Einheit.

• In der Festkörperphysik.

• In der Weltraumforschung.

• Zur Berechnung von Filmsequenzen.

• In den Bereichen der Simulations- und Crashtechnik.

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Wie zu erkennen ist, handelt es sich in den Beispielen um Bereiche, in denen komplexeSysteme oder Teilsysteme untereinander stark verbunden sind. Diese Abhängigkeiten füh-ren dazu, das Veränderungen in einem Teilsystem sich in der Regel auch parallel auf alleweiteren vorhanden Systeme auswirken, was eine hohe Rechenleistungen voraussetzt.

2.1.2 Cluster Computing

Handelte es sich bei Supercomputern zu Beginn noch um Systeme mit spezieller Techno-logie, werden heute in der Regel gängige Servertechnologien eingesetzt. Dabei werdenviele einzelne, in der Regel kostengünstige Server zu einem sogenannten Serverclustervernetzt, um über die Rechenleistung eines Supercomputers zu verfügen.

Die Grundlagen des Cluster Computing legte Gene Amdahl als Computerarchitektbei IBM. In seinem 1967 veröffentlichten Paper zum Thema ’Parallel Processing’ stellteer folgende These auf, die auch als Amdahl’s Law bezeichnet wird und als Basis fürMultiprozessor sowie Clustercomputer gilt.

Das Gesetz besagt, ’... wie sich der nicht parallelisierbare Anteil eines Programms

auf die Gesamtrechenzeit auswirkt ...’[AlLeOb]. Genauer bedeutet dies, dass die Ge-schwindigkeitszunahme in erster Linie durch den sequentiellen Anteil des Algorithmusbeschränkt wird. Das ist darauf zurückzuführen, dass sich die Ausführungszeit nichtdurch Parallelisierung verkleinern lässt.[Amdahl]

Die ersten Ideen einen Computercluster aufzubauen stammen aus den Zeiten, indenen auch die ersten Computernetzwerke aufgebaut wurden. Der Grundgedanke zumAufbau solcher Netzwerke bestand darin, Ressourcen in Form von Computersystemenuntereinander zu verbinden und damit einen quasi Computercluster aufzubauen. Durchdie Einführung der Paket vermittelnden Netzwerke im Jahre 1962 durch die FirmaRAND, wurde auf dieser Grundlage 1969 das ARPANET Projekt gegründet. Diesesgilt als das erste Commodity-Netzwerk auf Basis eines Computercluster, in dem vierunterschiedliche Computercenter miteinander verbunden wurden. Jedes dieser vierComputercenter war für sich selbst wieder ein Computercluster, die aber nur autonom ar-beiteten. Aus dem ARPANET wurde später das Internet, weshalb das Internet auch als die’Mutter’ aller Computercluster gilt, aus dem Grund, das quasi alle Computerressourceninkl. aller bereits bestehenden Cluster zusammengeschlossen werden können.[WikiClus]

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Ein Computercluster beschreibt also eine meist große Anzahl von einzelnen mit-einander vernetzten Computern, die dazu verwendet werden einzelne Teilaufgaben,die zu einer Gesamtaufgabe gehören, parallel zu verarbeiten. Von außen betrachtetwirkt ein Computercluster wie ein einzelnes System. Die jeweiligen Knoten sind dabeiunterneinander über ein schnelles Netzwerk verbunden. Durch den Aufbau solcherServerfarmen wird die Rechenkapazität und Verfügbarkeit deutlich gegenüber eineseinzigen Computers erhöht. Vor allem die Ausfallsicherheit eines solchen Computer-cluster ist ein entscheidener Vorteil gegenüber eines einzelnen Computersystems. Fälltinnerhalb eines Clusterverbunds ein einzelnes System aus, hat das keinen direktenEinfluss auf alle anderen beteiligten Systeme innerhaln des Clusters. Es wird damit alsoeine Redundanz erzielt. Computercluster können am besten für die Verarbeitung vonBatch-Jobs eingesetzt werden, bei denen viele parallele Teilberechnungen durchgeführtwerden. Handelt es sich bei der Verarbeitung jedoch um Teilaufgaben, die im hohenMaße synchronisiert werden müssen, sind Computercluster dafür nicht geeignet, da derKommunikationsoverhead zwischen den einzelnen Systemen den Performancegewinn,der durch die parallele Verarbeitung entsteht, wieder relativiert. [BauMe]

Der erste kommerziel zu erwerbende Computercluster (ARCnet) wurde im Jahr1977 von der Firma Datapoint vorgestellt. Mit dem sogenannten VAXCluster für ihrVAX-System hatte die Firma DEC im Jahr 1983 den ersten richtigen Erfolg im Bereichdes kommerzielen Clustercomputing. [WikiClus]

Arten von Computercluster

Das Ziel des Cluster Computing ist die Bereitstellung einer sehr hohen Rechenleistungbzw. einer besonders ausfallsicheren Rechnerumgebung. Von diesen Zielen ausgehendwerden verschiedene Arten von Computercluster und dadurch auch deren Einsatzfelddefiniert.

Bei Clustersystemen wird grundsätzlich zwischen homogenen und heterogenen Clusternunterschieden. Homogene Cluster zeichnen sich dadurch aus, dass die jeweiligenComputer, die dem Cluster angehören, alle das gleiche Betriebssystem und die gleicheHardware einsetzen. Computer, die zu einem heterogenen Cluster gehören, dürfen überunterschiedliche Betriebssysteme und Hardware verfügen.

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Heutzutage werden drei Arten von Computercluster unterschieden und eingesetzt:

• Hochverfügbarkeit ClusterHochverfügbarkeit Cluster werden verwendet die Verfügbarkeit zu steigern und füreine bessere Ausfallsicherheit zu sorgen. Aus diesem Grund darf die gesamte Hard-ware als auch die Software eines solchen Cluster in keiner Weise über einen Single-Point-of-Failure verfügen, da die Definition und der Zweck diesem wiedersprechenwürde. Im Fehlerfall werden die Dienste von dem defekten Host des Cluster aufeinen anderen Host automatisch übertragen. Einsatzgebiete solcher Clustersystemesind Bereiche, in denen eine Ausfallzeit maximal einige Minuten pro Jahr erlaubt.Eine besondere Art von Hochverfügbarkeit Cluster sind die sogenannten ’stretchedCluster’. In diesem Fall werden einzelne Hosts eines Cluster räumlich getrennt inverschiedene weit voneinander entfernte Rechenzentren untergebracht. Kommt esin einem der Rechenzentren zu einem nicht vorhersagbaren Problem, können dieHosts des anderen Rechenzentrums vollständig die Aufgaben übernehmen.

• Load-Balancing ClusterLoad-Balancing Cluster werden dazu verwendet eine Lastverteilung auf mehrereComputer zu ermöglichen. Aus der Benutzersicht steht ihm nur eine zentrale Einheitgegenüber, die aber logisch gesehen aus mehreren vernetzten Systeme besteht. Umdie Leistung des gesamten Cluster zu erhöhen, werden nicht die einzelnen Hostsfür sich aufgerüstet, sondern ein zusätzlicher Host dem Cluster hinzugefügt. Ein-satzbereiche sind Umgebungen, in denen die Anforderungen an die Rechenleistungextrem hoch sind.

• High Performance Computing ClusterHigh Performance Computing Cluster werden überwiegend dazu verwendet Be-rechnungsverfahren durchzuführen, wobei die Berechnungen auf mehrere Hostsverteilt werden. Hierbei werden zwei unterschiedliche Arten der Aufgabenvertei-lung unterschieden. Eine Möglichkeit besteht darin, die Aufgaben in unterschied-liche Pakete zu verteilen, die dann parallel auf mehreren Hosts ausgeführt werden.Die andere Variante wäre, die Aufgaben auf die einzelnen Hosts direkt zu vertei-len. Einsatzgebiete der High Performance Computing Cluster liegen überwiegendin den wissenschaftlichen Bereichen, aber auch die Serverfarmen für das Rendernvon 3D-Computergrafiken und Computeranimationen gehören zu dieser Art vonCluster.

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2.1.3 Grid Computing

Die Charakteristiken von Computercluster sind das Bereitstellen von reiner Rechnerleis-tung in einem lokalen begrenzten Bereich. Die nächste Herausforderung bestand alsodarin, die Rechenleistung nicht nur lokal, sondern auch global verfügbar zu machen undneben der Rechenleistung z.B. auch Daten und Applikationen bereitzustellen.

Mitte der 1990er wurde der Begriff des Metacomputing als Möglichkeit zur Erwei-terung von Paralleler Datenverarbeitung und Custer Computing eingeführt. Die Ideebestand darin, große Computersysteme über WAN-Leitungen (Wide Area Network)miteinander zu verbinden. [IWay] Im Jahr 1997 wurden erstmals zwei Supercomputerdes High Performance Computing Center Stuttgart (HLRS) und des Pittsburgh Super-computing Centre (PSC) miteinander verbunden. Trotz der Verfügbarkeit von hohenBandbreiten innerhalb der nationalen und internationalen Forschungsnetzwerke scheitertedas Experiment auf Grund der Latenz. [HLPSC]

Das Metacomputing bezieht sich aber lediglich nur auf Computer (Rechenleistung)im Allgemeinen. Ian Foster und Carl Kesselman stellten im Jahre 1999 ein neues erwei-tertes Konzept mit dem Namen Grid Computing vor, das neben Computer auch andereArten von (IT-)Ressourcen wie Software, Datenbanken, Rechenleistung, Speicherplatzoder spezielle Hardware beinhalten und miteiander vernetzen kann. [TheGrid] Der Be-griff des Grid wird abgeleitet aus dem englischen Wort Electrical Power Grid (Deutsch:Stromnetz), dessen Idee darin besteht, die Ressourcen den Benutzern so zur Verfügung zustellen, als wenn sie den Strom aus der Steckdose bekommen würden. Dabei verfügt dasGrid über standardisierte Schnittstellen, über die der Benutzer seine Anfragen übermittelnkann und ihm die Ressourcen dann automatisiert zugeteilt werden. Die Ressourcen sinddabei über das Internet verteilt und können unterschiedlichen ’virtuellen’ Organisationenangehören. Anhand der Schnittstellen kann der Status der Ressourcen abgefragt und diesedirekt angesprochen werden. Ein entscheidener Vorteil liegt darin, dass der geographischeOrt an dem sich die Ressource befindet nicht mehr von Bedeutung ist - siehe Abbildung3. Auf Grund des beliebigen und weltweiten Zugriffs auf Ressourcen über das Internetgilt das Grid als Generalisierung des World Wide Web. Davon abgeleitet steht dieTechnologie des Grid Computing somit als die Basistechnologie für die Koordination undVerarbeitung organisationsübergreifender Geschäftsprozesse und den gemeinschaftlichenAustausch und die Nutzung von Ressourcen. [BaSch]

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Abbildung 3: Grid ComputingQuelle: [Grid]

Das entscheidende Ziel des Grid Computings bestand also darin, Ressourcen gemein-schaftlich global zu nutzen sowie diese zu koordinieren und darüber hinaus gemeinsamProbleme institutionsübergreifend in dynamischen virtuellen Organisationen zu lösen.Genauer bedeutet dies, dass zu Beginn Formalitäten wie das Abrechnungsschema unddie Zugangsrechte geklärt werden und anschließend der Zugriff auf die Ressourcen wiez.B. Rechnerleistung oder Anwendungen für die gemeinschaftliche Nutzung bereitgestelltwerden. Der Begriff der virtuellen Organisation beschreibt in diesem Fall eine dynami-sche Allianz von Organisationen, die ein gemeinsames Interesse während der Nutzungdes Grids vertreten. [GridAnatomy]

Arten von Grid Computing

Je nachdem wie die Ressourcen miteinander vernetzt sind und um was für ein Anwen-dungsszenario es sich handelt, können Grids in unterschiedliche Arten unterteilt werden.Nachfolgend werden fünf unterschiedliche Arten betrachtet. [BaSch]

• Compute GridsCompute Grids werden verwendet um einem Benutzer Rechnerleistung bzw. Rech-

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nerkapazität, die ihm in seiner eigenen Umgebung nicht zur Verfügung stehen, ver-teilt bereitzustellen. Das Bereitstellen kann hierbei eine derzeit nicht verwendeteRessource - z.B. eine Workstation außerhalb der Geschäftszeiten sein, oder aberauch ein Hochleistungclustersystem.

• Data GridsData Grids werden eingesetzt um große verteilte Datenmengen gemeinsam zu Nut-zen und diese zu verarbeiten. Dabei wird eine sogenannte Data-Federation, eineorganisationübergreifende Sicht auf alle Daten, die beispielsweise einem Projektzugewiesen sind, definiert. Bei so einer Data-Federation handelt es sich um ein de-zentral verwaltetes System, bei dem derjenige, der die Daten in dieser Umgebungzur Verfügung stellt auch die uneingeschränkte Kontrolle über diese Daten behält.

• Application GridsApplication Grids waren der erste Ansatz um virtuelle Organisationen zu etablie-ren und damit die organisationsübergreifende gemeinsame Nutzung von Ressour-cen voranzutreiben. Die Betreiber der Grids sollten dadurch eine höhere Auslas-tung und die Benutzer ein besseres Angebot erfahren. Themen, die innerhalb diesesGrids auftreten, sind sichere und schnelle Datenverbindungen, Authentifikationen,Authorisierungen und Single-Sign-On sowie Accounting und Abbrechnungsmög-lichkeiten.

• Resource GridsResource Grids sind die Erweiterung der Application Grids. Diese definieren einRollenmodell, in dem eindeutig zwischen einem Grid Benutzer, einem Grid Pro-vider und einem Resource Provider unterschieden wird. Die Hierarchie ist logischgeordnert. Ein Grid Benutzer verwendet die Grid Infrastruktur des Grid Provider umdie dort vorhandenen Ressourcen des Resource Providers zu nutzen. Für den GridBenutzer unterscheidet sich die Funktionalität des Application- und des ResourceGrids nicht. Das Konzept der beiden hat aber einen gravierenden Unterschied. Ap-plication Grids werden vertikal integriert, was bedeutet dass der Bedarf an Fremd-leistungen sehr gering gehalten wird und die Komponenten individuell hinzugefügtwerden. Dagegen müssen bei einem Resource Grid alle Schnittstellen definiert undoffen gelegt werden, da jeder Ressource Provider über die Spezifikation der Grid In-frastruktur des Grid Providers informiert sein muss um dort ggf. seine Ressourcenanbieten zu können.

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• Service GridsEin Service Grid verbindet das Konzept der Serviceorientierung mit der Technikder Resource Grids. Ein Service wird in diesem Zusammehang als ein Bündel vonmehreren Komponenten betrachtet, von dem jede einzelne Komponente wiederumals Utility von einem anderen Resource Provider zur Verfügung gestellt wird. Indieser Form des Grids existiert eine übergeordnete Form des Grid Providers, dersogenannte Grid Service Provider, der im direkten Kontakt mit den Grid Benutzernsteht und ihnen einen Komplettservice anbietet. Das bedeutet, dass der Grid Benut-zer nicht darüber informiert ist, welcher Resource Provider ihm welche Ressourcebereitstellt.

2.2 Entwicklung des Business Computing

Die historische Entwicklung wird nun mit der Betrachtung des Zeitstrahls des BusinessComputing (serviceorientierte Sicht) fortgesetzt, der vom Utility Computing über die Ser-vice Bureaus bis hin zu den Application Service Providern führt.

2.2.1 Utility Computing

Bereits 1961 definierte Prof. John McCarthy [WikiMcCarthy] das Time Sharing vonRessourcen wie z.B. die Nutzung von Rechnerleistung oder Anwendungen als Geschäfts-modell. Er stellte sich dabei vor, diese Ressourcen der Öffentlichkeit als ein Public Utilityzur Verfügung zu stellen, also genau so, wie auch Strom, Wasser oder Gas bereitgestelltwird.

Der Begriff Utility Computing wird von [Kircher] wie folgt definiert: ’Utility Computing

beschreibt eine grundlegende Transformation der Bereitstellung und des Managements

von IT-Services - von einem technologieorientierten zu einem geschäftsorientierten

Ansatz. Diese Umstellung erfordert eine äußerst flexible und effizient verwaltete dynami-

sche IT-Infrastruktur mit vollständiger Kostenkontrolle, flexibler Kostenverrechnung und

aktivem SLA-Management.’

Beim Utility Computing bekommt also ein ’Kunde’ von einem ’Serviceanbieter’Rechenkapazität (Ressourcen) und die gesamte Infrastruktur inkl. dessen Management

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zur Verfügung gestellt. Dabei wird der Kunde nach dem Prinzip ’pay per use ’, alsobezahle nur das, was Du tatsächlich verbrauchst, abgerechnet - was auch den ent-scheidenen Ansatz beim Utility Computing ausmacht. Für Utility Computing wird oftauch der Begriff ’On-Demand Computing’ (deutsch: in etwa ’rechnen auf Anfrage’)verwendet. Das Ziel von Utility Computing ist klar: Steigerung der effizienten Nutzungder Computerressorucen und das Senken der dabei anfallenden Nebenkosten (Strom, etc.).

Der große Vorteil von Utility-Computing ist eine bessere Wirtschaftlichkeit, daUnternehmen nur für die Computerressorucen bezahlen, die sie nutzen, wenn sie diesenutzen. Rechenzentren von Unternehmen sind in der meisten Zeit nicht ausgelastet.Server sind in der Regel im Durchschnitt mit 15% ausgelastet, sind also in 85% derZeit im Leerlauf. Unternehmen statten ihre Rechenzentren grundsätzlich mit zu vielenRessourcen aus. Dies ist auf der einen Seiten genau der richtige Ansatz, denn die Systememüssen auch in Spitzenzeiten (z.B. Urlaubszeit bei einem Online Reiseveranstalter aberauch für unvorhersehbare Ereignisse) voll funktionsfähig sein und dürfen nicht plötzlichüberlastet sein und ausfallen. Andererseits sind die Systeme für normale Zeiten totalüberdimensioniert. Um genau diese eben angesprochenen Spitzenzeiten abzufangen istUtility Computing das richtige Konzept, da der Anbieter in der Zeit die (angemietetenSysteme) dynamisch vergrößern kann. Die Kosten sind in den normalen Zeit ’...relativgering und konstant...’ und steigen nur während der Hochkonjunktur, da auch die Systemewachsen.

Anbieter von Utility Computing Diensten profitieren von den Größenvorteilen ihrerSysteme, da sie dieselbe Infrastruktur nutzen können, um damit mehrere Kunden zubedienen.

Wie zuvor im Grid Computing wird auch im Utility Computing der Begriff derVirtuellen Organisation verwendet, mit denen Organisationen Computer Ressourcen indem Moment kaufen oder verkaufen, wenn diese gerade benötigt werden.

2.2.2 Service Bureaus

Ein auf das Utility Computing aufbauendes und daher ebenfalls aus den 1960er stammen-des Geschäftsmodell sind die sogenannten Service Bureaus. Die Idee der Service Bureausbestand darin, die eigenen Ressourcen wie z.B. Computer oder Mitarbeiter für andere

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Unternehmen gegen eine Gebühr zur Verfügung zu stellen. Weitere Dienstleistungen, diedurch Service Bureaus übernommen wurden waren, u.a. die Bereitstellung von Speicher-platz, Datenverarbeitung, individuelle Programmierung, Mietsoftware, die auf den Sys-temen des Service Bureaus betrieben wird, aber auch Bereiche wie Desktop Publishingoder Bildverarbeitung gehörten zum Angebot. Um eine große Anzahl von Kunden zu er-reichen und damit Skaleneffekte zu erzielen, wurden die Dienstleitungen zu Produktenzusammengefasst. Für die Verbindung von den Kunden zu den Service Bureaus wurdeneinfache Wählverbindungen oder private Mietleitungen verwendet. [SBMag]

2.2.3 Application Service Provider

Als die indirekten Nachkommen der Service Bureaus gelten die Application ServiceProvider. Application Service Provider sind Dienstleister, die über eine DatenverbindungAnwendungssoftware wie z.B. ein CRM-System (Customer Relationship Management)anbieten, das von einem Kunden gegen eine Nutzungsgebühr gemietet werden kann -siehe Abbildung 4. Der Vorteil für den Kunden besteht darin, dass er sich nicht mehrum die Administration der Software wie z.B. eine tägliche Datensicherung oder dasEinspielen von Updates kümmern muss. Die Software befindet sich innerhalb derInfrastruktur auf den Servern des Application Service Providers, der sich um die gesamteMaintenance, was auch die Betreuung der Endbenutzer beinhalten kann, kümmert.Bekannte Anwendungen, die über einen Application Service Provider gemietet werdenkönnen, sind z.B. Office Suites, E-Mail Lösungen, CRM-System oder ERP-Systeme(Enterprise Resource Planning). [TamGue]

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Abbildung 4: Application Service ProviderQuelle: [ASP]

In der Anfangszeit der Application Service Provider gab es immer wieder Schwierigkei-ten bei der Umsetzung dieses Modells, da die zu der Zeit vorhandene Hardware und dieTelekommunikationstechnologie nicht leistungsfähig genug und die Mandantenfähigkeitder Software nicht gegeben war.

2.3 Definition

Die beiden Zeitstrahle - siehe dazu auch Abbildung 2 - verdeutlichen die Entwicklungder Bereiche, die zum heutigen Cloud Computing führen. Aus dem Technologiebereichkristallisierte sich das Grid Computing heraus, das einen Ersatz für Hochleistungsrechnerdarstellt und die Möglichkeit bietet verteilte Ressourcen wie z.B. Rechenleistung nachBedarf abzurufen. Der serviceorientierte Bereich hingegen bringt zwei Ideen hervor, dieheutzutage wieder aufgegriffen werden. Das ist zum einen das Utility Computing, beidem IT-Services und Rechenleistung abhängig nach dem Verbrauch abgerechnet werdenund zum anderen die Application Service Provider, die Anwendungssoftware gegen eineNutzungsgebühr bereitstellen und sich dabei um die gesamte Maintenance kümmern.Darüber hinaus wurden mit den Service Grids bereits die serviceorientierten Ansätze desBusiness Computing dem Grid Computing hinzugefügt.

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Werden die Ergebnisse der Zeitstrahle zusammengefasst führt das zur folgenden Definiti-on des Cloud Computing:

Cloud Computing vereinigt die Technologien des Grid Computing mit der Ser-viceorientierung des Business Computing, indem über dynamisch skalierbar verteilteInfrastrukturen Ressourcen wie Hardware und Software von einem oder mehreren An-bietern zugleich bereitgestellt und anhand des Verbrauchs bzw. einer Nutzungsgebührabgerechnet werden.

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3 EIGENSCHAFTEN & HINTERGRÜNDE DES CLOUD COMPUTING 16

3 Eigenschaften & Hintergründe des Cloud Computing

Nachdem im vorherigen Kapitel die historische Entwicklung des Cloud Computing be-schrieben und daraus eine Definition hergeleitet wurde, befasst sich dieses Kapitel mitden Ideen und Konzepten des Cloud Computing und stellt in diesem Zusammenhang diegebräuchlichen Terminologien vor.

3.1 Der Begriff der Cloud

Das Wort Cloud ist aus der Illustration der Netzwerktechnik abgeleitet, in der das Internetimmer als Wolke (Cloud) dargestellt wird. Das hängt damit zusammen, dass es sich beimInternet um ein globales, dezentralisiertes Netz handelt, welches aus vielen lokalen undnationalen Netzen besteht, die miteinander verbunden sind. Wie Daten innerhalb des In-ternets ausgetauscht werden, ist von außen nicht direkt sichtbar. Da auf sämtliche Datenund Anwendungen im Sinne des Cloud Computing über das Internet zugegriffen wird,steckt nun alles in der Wolke.

3.2 Cloud Architektur

Das Schlüsselkonzept des Cloud Computing ist ein riesiges Netzwerk bestehend aus vie-len Servern, die in einem Grid organisiert sind. Alle Server verarbeiten die Anfragen par-allel, indem die Ressourcen aller Beteiligten kombiniert werden um damit die Leistungeines Supercomputers zu erzielen, siehe auch Grid Computing. Die Server werden in die-sem Fall von Dienstleistern betrieben und sind über mehrere Rechenzentren verteilt. DerZugriff auf die Cloud erfolgt dabei über das Internet. Für den Benutzer stellt sich dieCloud nach außen wie eine Anwendung dar. Die gesamte Infrastruktur, die für die Ver-abeitung benötigt wird, ist dabei unsichtbar. Eine abstrakte Sicht der Cloud ComputingArchitektur illustriert Abbildung 5.

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Abbildung 5: Cloud Computing - Architektur

3.3 Typen der Cloud

Generell werden drei Arten von Cloud Computing unterschieden. Dabei kommt es daraufan, wie und von wem die Cloud eingesetzt wird, woraus sich dann auch der Name ableitet.

3.3.1 Private Cloud

Von einer Private Cloud wird gesprochen, wenn Organisationen ihre eigenen Rechenzen-tren betreiben / eigenen Server angemietet haben und ihre Dienste nur für Ihre eigenen(geschäftlichen) Zwecke innerhalb ihrer eigenen privaten Netze verwenden und der All-gemeinheit nicht zur Verfügung stellen. Die Datensicherheit, ’Corporate Governance’ undZuverlässigkeit liegen damit in ihrem eigenen Einflussbereich. Aus diesem Grund werdenPrivate Clouds nur indirekt zum Cloud Computing gezählt.

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3.3.2 Public Cloud

In der Public Cloud dagegen werden die Dienste (Rechenkapazität/ Speicherplatz etc.)gegen Bezahlung oder kostenlos der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt. Die oben ge-nannten Aufgaben, die ein Unternehmen in der Private Cloud vornimmt, werden in derPublic Cloud dann von einem Drittanbieter übernommen. Die Aufgaben und Servicesvon unterschiedlichen Kunden werden dabei auf derselben Infrastruktur (Server, Spei-cher, etc.) gemeinsam gehostet und verarbeitet. Ein einzelner Kunde hat keine Kenntnisdarüber, wessen Dienste ebenfalls auf derselben Infrastruktur gespeichert und verarbeitetwerden.

3.3.3 Hybrid Cloud

Die Hybrid Cloud stellt eine Mischung aus der Private und der Public Cloud dar. Dabeiverfügen Unternehmen zwar über ihre eigene Private Cloud, verwenden aber zusätzlichDienste aus der Public Cloud von externen Anbietern. Die Attraktivität besteht vor allemdarin, dass der externe Anbieter bei Bedarf schneller und kostengünstiger die benötigteInfrastruktur/ Dienste erhöhen bzw. verkleinern kann. Die Dienste werden so in die PrivateCloud integriert, dass der Endanwender nicht merkt, dass er eigentlich woanders arbeitet.Abbildung 6 veranschaulicht das Verständnis einer Hybrid Cloud.

Abbildung 6: Die Hybrid Cloud

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3.4 Dienste in der Cloud

Innerhalb der Wolke existieren drei unterschiedliche Möglichkeiten wie Dienstleistungenbereitgestellt werden können. Da sie aufeinander aufbauen wird in diesem Zusammen-hang auch von Schichten (Englisch: layers) gesprochen. Anhand dieses Drei-SchichtenModells ergeben sich neue Möglichkeiten für per pay use Geschäftsmodelle. Abbildung7 von [MSCloud] illustriert die unterschiedlichen Möglichkeiten.

Abbildung 7: Services im Cloud ComputingQuelle: [MSCloud]

3.4.1 Infrastructure as a Service

Infrastructure as a Service (IaaS) ist die unterste Schicht des Modells. Sie bildet dieGrundlage und stellt die grundlegenden Dienste wie Speicherplatz und Rechenkapazitätbereit. In diesem Zusammenhang kann auch von Hardware as a Service (HaaS) gespro-chen werden, da die gesamte Infrastuktur - Server, Speicherplatz, aber auch Router undSwitches - mittels Virtualisierung bereitgestellt und gemietet (i.d.R pay per use) werden.Die gesamte Infrastruktur ist so skaliert, dass sie in Zeiten von Spitzenlast dynamisch er-weitert wird und somit unterschiedlichen Auslastungen angepasst werden kann. Bei IaaSist der Drittanbieter lediglich für die Bereitstellung und Wartung der Hardware zustän-dig. Alle anderen benötigten Ressourcen wie z.B. das Betriebssystem, Anwendungen etc.obligen dem Unternehmen.

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3.4.2 Platform as a Service

Platform as a Service (PaaS) ist die nächste - mittlere - Schicht und geht einen Schrittweiter. Sie ist dafür zuständig eine transparente Entwicklungsumgebung bereitzustellen.Dabei stellt der Drittanbieter eine Plattform zur Verfügung auf der (Web)-Anwendungenentwickelt, getestet und gehostet werden können. Die Anwendungen werden anschlie-ßend auf der Infrastruktur des Anbieters ausgeführt und nutzen dessen Ressourcen. Dervollständige Lebenszyklus einer Anwendung kann darüber vollständig verwaltet werden.Über APIs können die Dienste auf der Plattform des jeweiligen Anbieters angespro-chen werden. Der Vorteil besteht darin, dass vor allem kleine Unternehmen ihre Ent-wicklungsinfrastruktur auf ein Minimum beschränken können. Sie benötigen lediglicheinen Desktop-PC, einen Web-Browser, evtl. eine lokale IDE, eine Internetverbindungund ihr Wissen, um Anwendungen zu entwickeln. Der Rest obligt dem Drittanbieter, derfür die Infrastruktur (Betriebssystem, Webserver, Entwicklungsumgebung etc.) verant-wortlich ist. Auch hier erfolgt die Abrechnung mit dem Prinzip per pay use.

3.4.3 Software as a Service

Software as a Service (SaaS) ist die oberste und letzte Schicht. Sie stellt dem Anwen-der vollständige Anwendungen zur Verfügung. Sie kann als eine Art Distributionsmodellverstanden werden, bei dem die Nutzung von Software (Lizenzen) über das Internet voneinem Drittanbieter angeboten wird. Der Drittanbieter übernimmt dabei u.a. die Wartung/Aktualisierung und das Hosting der Software. Für den Anbieter besteht der Vorteil darin,dass nur eine Instanz einer Software auf den Servern bereitgestellt werden muss, welcheunzählige Anwender gleichzeitig nutzen können. Wird die Software auf einen aktuellenStand gebracht, genügt ein Update Vorgang an zentraler Stelle und die Software ist füralle Anwender gleichzeitig aktuallisiert. Der Vorteil für den Anwender besteht darin, dasslediglich - wie schon bei PaaS - nur ein Desktop-PC, ein Web-Browser und eine Inter-netverbindung ausreicht um z.B. Dienste wie E-Mail, Office Anwendungen oder sogarERP-Systeme nutzen zu können. Die Anschaffung und Wartung großer Serverlandschaf-ten bzw. Softwarepakete entfällt ebenso wie das ’lästige’ Updaten der lokalen Anwen-dungen. Der Drittanbieter sorgt immer für einen aktuellen Stand der Software und stelltdie gesamte Infrastruktur für das Hosting der Software bereit. Dazu gehören auch dasSpeichern von Dateien (Dokumenten) auf den Servern des Anbieters. Der Anbieter istdemnach für alle notwendigen Bereiche des Betriebs, wie Verfügbarkeit, Backup, Redun-

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danzen und auch die Stromversorgung verantwortlich. Auch hier erfolgt die Abrechnungwieder mit pay per use, mit dem kleinen Unterschied, dass die Kosten pro nutzendenAnwender der Software berechnet werden.

3.5 Klassifikationen der Rollen in der Cloud

Im Cloud Computing werden vier Arten von Nutzerrollen unterschieden. Zum einen gibtes die SaaS-Benutzer, also diejenigen Unternehmen, Mitarbeiter aber auch Privatanwen-der, die einen SaaS Dienst verwenden. Des Weiteren wird von den SaaS-Providern ge-sprochen, die den SaaS-Benutzern ihre Dienste bereitstellen. Den SaaS-Providern wirdzugleich die Rolle des Cloud-Benutzers zugesprochen, da von ihnen die Dienste der drit-ten Nutzerrolle, nämlich den Cloud-Providern, in Anspruch genommen wird. Ein Cloud-

Provider steht im eigentlichen Sinne für den Betreiber der Wolke, ihm gehört in der Re-gel das Rechenzentrum und die gesamte Infrastruktur, die dazugehört. Der SaaS-Providerkann das Rechenzentrum nutzen um mittels der Infrastruktur dem SaaS-Benutzer seineDienste zur Verfügung zu stellen. Abbildung 8 veranschaulicht das Konzept nochmals.

Abbildung 8: Nutzerrollen im Cloud ComputingQuelle: [Berkeley]

In einigen Fällen kann der Cloud-Provider gleichzeitig die Rolle des SaaS-Providersübernehmen. Das ist genau dann der Fall, wenn der Betreiber des Rechenzentrums auchSaaS Dienste direkt anbietet. Genauso kann aber auch ein SaaS-Benutzer zusätzlich dieRolle eines Cloud-Benutzers einnehmen, nämlich genau dann, wenn dieser z.B. seine ge-samten Serverkapazitäten (Speicher, Rechenkapazität, etc.) direkt in das Rechenzentrumeines Cloud-Providers auslagert.

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Im Allgemeinen kann man sagen, dass sich die Probleme der jeweiligen Rollen verlagern.Der SaaS-Benutzer verschiebt seine ’Probleme’ in Form von Software und Diensten zumSaaS-Provider, der wiederum seine ’Probleme’ in Form eines Rechenzentrums an denCloud-Provider auslagert.

3.6 Nutzen durch Cloud Computing

Cloud Computing bietet den Anbietern von Cloud Diensten sowie den Anwendern einigeNutzenvorteile. Anbieter von Cloud Services haben Zugriff auf einen unendlich großenPool von Speicherplatzressourcen und Rechenkapazitäten um ihre Anwendungen ausfüh-ren zu lassen. Sie sind nicht mehr durch physikalische Gegebenheiten eingeschränkt, daneue Wege für den Zugriff auf Informationen und die Verarbeitung und Analyse von Da-ten zur Verfügung stehen. Darüber hinaus bestehen damit Möglichkeiten Anwender undRessourcen von jedem beliebigen Ort auf der Erde aus miteinander zu verbinden. EinAnwender ist nicht mehr an einen und denselben Computer gebunden. Webanwendungenund damit auch die Daten sind mit jedem beliebigen Computer erreichbar, unabhängigvom Ort und dem Netzwerk, mit dem er verbunden ist. Daten, die in der Cloud gespei-chert werden, sind immer vorhanden, auch wenn der Computer plötzlich ausfällt. Daserhöht die Datensicherheit. Ein weiterer Nutzen für den Anwender ist die Möglichkeit derglobalen Zusammenarbeit. Anwender/ Mitarbeiter an verschiedenen Standorten könnenzur selben Zeit an der selben Datei arbeiten, was die Effezienz der Zusammenarbeit deut-lich erhöht. Zu guter Letzt senkt Cloud Computing durch effizientes Ressourcensharingdie Kosten. Die Cloud Computing Infrastruktur kann überall vorhanden sein, so dass Un-ternehmen nicht mehr gezwungen sind ihre eigenen Rechenzentren zu betreiben. Darüberhinaus müssen die eigenen IT-Ressourcen nicht mehr überdimensioniert ausgelegt werdenum Spitzenzeiten abzufangen. In Zeiten zu denen z.B. ein Webserver mit vielen parallelenAnfragen überhäuft wird, können Rechenleistung und Service aus der Cloud dynamischbezogen werden, je nachdem, was gerade benötigt wird. Ist die Überlast vorbei, werdendie Ressourcen wieder auf ein Mindestmaß heruntergefahren.

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3.7 Vorteile des Cloud Computing

• Geringere Kosten für ArbeitsplatzrechnerFür die Nutzung von Cloud Computing Applikationen werden keine leistungsfä-higen Arbeitsplatzrechner mehr benötigt. Die Anwendungen befinden sich in derCloud und nicht mehr lokal auf dem Computer und werden über einen Webbrowserbedient. Dadurch ist eine hohe Rechenleistung und Speicherplatz auf dem lokalenSystem nicht mehr notwendig.

• LeistungssteigerungDas Arbeiten mit lokalen Systemen wird durch die Nutzung von Cloud ComputingAnwendungen beschleunigt. Die Software und Daten der Anwender werden nichtmehr lokal gespeichert, wodurch das System entlastet wird.

• Geringere Kosten der IT-InfrastrukturUnternehmen können darauf verzichten in eine Vielzahl eigener leistungsstarkerServer zu investieren und stattdessen die Rechenleistung etc. aus der Cloud bezie-hen. Interessant ist dies vor allem für Unternehmen, die saisonale Hochzeiten aus-gleichen müssen und aus diesem Zweck ihre Systeme überdimensionieren müssen.

• Geringere InstandhaltungskostenDurch die Reduzierung der eigenen Serverfarm sinken die Instandhaltungskosten.Die Instandhaltungskosten der Software entfallen praktisch komplett, da diesesdurch einen externen Anbieter übernommen wird.

• Geringere Kosten für SoftwareAnstatt für jeden Arbeitsplatz einzelne Softwarepakete zu kaufen, besteht die Mög-lichkeit nur diejenigen Mitarbeiter die Software in der Cloud nutzen zu lassen, diediese auch benötigen. Selbst wenn die Kosten einer webbasierten Anwendung imVergleich zu herkömmlicher Software gleich wären, würde die IT-Abteilung durchfehlende Installation und Wartung der webbasierten Software Kosten einsparenkönnen.

• Software Updates on DemandWebbasierte Anwendungen können zentral und praktisch auf die Minute ausge-tauscht werden. Die Software ist zu jeder Zeit auf dem aktuellen Stand, egal wannder Benutzer sich anmeldet.

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• Höhere RechenleistungDurch den Einsatz von Cloud Computing haben Unternehmen zu jeder Zeit denZugriff auf die gesamten Ressourcen der Cloud und sind nicht mehr auf die Ge-schwindigkeiten beschränkt, die ihr eigenes Rechenzentrum ihnen bietet. Dadurchhaben sie die Möglichkeit ihre Daten wie von einem Supercomputer verarbeiten zulassen.

• Unbegrenzter SpeicherplatzIm Vergleich zu einem Arbeitsplatzrechner oder einem Storage in einem Rechen-zentrum ist der Speicherplatz in der Cloud praktisch unbegrenzt. Unternehmen ha-ben dadurch den Vorteil ihren Speicherplatz dynamisch zu beziehen. Der angemie-tete Speicherplatz in der Cloud wächst also mit den Daten, die dort abgelegt werden.

• Höhere DatensicherheitDaten werden in der Cloud redundant (über mehrere Standorte) gespeichert, einDatenverlust ist dadurch im Prinzip ausgeschlossen. Sollte ein Arbeitsplatzrechnerabstürzen, sind die Daten davon nicht mehr betroffen. Lokale Datensicherungenkönnen dadurch entfallen.

• Einfachere ZusammenarbeitDer klassische Dokumentenaustausch funktioniert so, dass die Daten auf einem Ser-ver im Netzwerk abgelegt oder per E-Mail an den Kollegen verschickt werden. Da-bei konnte immer nur ein Benutzer zur Zeit an dem Dokument arbeiten. Durch dasAblegen der Daten in der Cloud können nun mehrere Benutzer - auch standortüber-greifend - gleichzeitig auf ein Dokument zugreifen und dieses ebenfalls zur selbenZeit bearbeiten. Die Zusammenarbeit innerhalb eines Projekts wird dadurch verbes-sert.

• MobilitätWerden die Daten in der Cloud gespeichert, kann weltweit von jedem Ort, mit jedemEndgerät auf diese Daten zugegriffen werden - vorausgesetzt eine Internetverbin-dung ist vorhanden.

3.8 Nachteile des Cloud Computing

• Konstante InternetverbindungCloud Computing ist nur möglich, wenn eine Internetverbindung verfügbar ist. Da-

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durch ergibt sich hiermit schon ein Single-Point-of-Failure.

• Langsame VerbindungenUm Cloud Computing akzeptal einsetzen zu können, bedarf es einer schnellen In-ternetverbindung. Es kann sonst sehr lange dauern, bis die Seiten in einem großenDokument durchgesehen werden können.

• GeschwindigkeitsproblemeTrotz einer schnellen Internetverbindung können webbasierte Anwendungen lang-samer sein als die auf dem lokalen System. Das liegt an der Zeit, die der Transferbenötigt, um die Daten zwischen der Cloud und dem Arbeitsplatzrechner auszutau-schen.

• Schutz der gespeicherten DatenBeim Cloud Computing werden alle(!) Daten in der Cloud gespeichert. Dadurchergeben sich natürlich die Fragen: Wie sicher ist die Cloud? Haben andere, mögli-cherweise unauthorisierte Benutzer Zugriff auf meine Daten?

• Datenverlust durch die CloudIm Prinzip sind die Daten durch das Speichern über mehrere Server und Standortehinweg redundant vor Verlust geschützt. Sollten die Daten nun aber doch aus ir-gendeinem Grund verloren gehen, existiert kein physikalisches bzw. lokales Backupdieser Daten. Die Daten sind dann einfach weg. Das kann umgangen werden, indemregelmäßig Backups aus der Cloud auf einen lokalen Rechner abgelegt werden, wasaber nicht im Sinne des Cloud Computings wäre.

• AbhängigkeitUnternehmen machen sich zunehmend abhängig von ihren Dienstleistern. WurdenTeile der Infrastruktur einmal in die Cloud migriert, ist der Weg zurück nicht mehrso einfach. Die Dienstleister bieten Utilities um die Daten vom Unternehmen in dieCloud zu vereinfachen. Programme um die Daten wieder aus der Cloud heraus zumigrieren existieren aber bisher noch nicht. Genau so wenig existieren Program-me um die Daten zwischen unterschiedlichen Anbietern zu übertragen, was daranliegen mag, dass jeder Anbieter mit unterschiedlichen Standards arbeitet. Da bleibtdie Frage offen: Einmal Cloud - immer Cloud bzw. immer dieselbe Cloud?

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3.9 Aktuelle Anwendungsbereiche des Cloud Computing

Cloud Computing wird heute schon in zahlreichen Bereichen eingesetzt. Die folgendenSzenarien - vgl. [AWS] - beziehen sich auf die im Prinzip unendlich verfügbare Rechen-leistung durch das Cloud Computing. Die Szenarien gehen dabei von einer Datenmengevon mehreren Millionen Datensätzen (Dokumente, Bilder, etc.) aus.

3.9.1 Prozessverarbeitung

• DokumentenverarbeitungDie Konvertierung von hunderttausend Word Dokumenten in das PDF-Format

• BildverarbeitungDas Erstellen von millionen Thumbnails

• VideoverarbeitungDie Transformation von AVI Dateien und MPEG Videos

• IndizierungDie Erstellung eines Index aus einer Websuche

• Data MiningDie Suche innerhalb von millionen von Datensätzen

3.9.2 Batch Prozessverarbeitung

• Back-Office AnwendungenAnwendungen zur Berechnung im Finanzen- und Versicherungsbereich

• Analyse von Log-EinträgenAnalyse und Generierung von Tages-/ Wochen- und Montasberichten

• Nightly BuildsParallele automatisierte Erzeugung von Code aus dem Repository

• Unit TestsAutomatisierte nächtliche Tests und Deployments anhand unterschiedlicher Konfi-gurationen

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3.9.3 Webseiten

• Automatische Skalierung am TagWebseiten befinden sich in der Nacht im Leerlauf und passen sich am Tag denAnforderungen an.

• Webseiten für EventsWebseiten, die nur einmal im Jahr einen massiven Besucherzufluss erfahren undsich sonst im Leerlauf befinden, z.B. Super Bowl Webseite.

• Saisonbedingte WebseitenWebseiten, die z.B. zur Weihnachtszeit oder der Ferienzeit gut besucht sind.

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4 Marktübersicht

Der Markt der Cloud Computing Angebote ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Füreinen kleinen Überblick werden in diesem Kapitel vier bekannte Anbieter vorgestellt.

4.1 Amazon Web Services

Die Amazon Web Services (http://aws.amazon.com) zählen zu den IaaS Providern undbieten - basierend auf der skalierbaren Infrastruktur von Amazon.com - aus einer Samm-lung unterschiedlicher Webservices Dienste für das Cloud Computing an. Neben Rechen-leistung und Speicherplatz werden viele weitere Services angeboten, die angemietet undauf einer pay per use Basis abgerechnet werden. Die folgenden Dienste werden von Ama-zon Web Services angeboten:

• Amazon Elastic Compute Cloud (EC2)Stellt die Grundlage der jeweiligen angemieteten Infrastruktur auf Basis virtuellerServer bereit und ist für die Rechenleistung verantwortlich.

• Amazon SimpleDBDient als verteilte Datenbank und ist für das Indizieren und Suchen innerhalb vonAmazons Cloud verantwortlich.

• Amazon Simple Storage Service (S3)Der Speicherdienst der Amazon Web Services.

• Amazon CloudFrontDas Content Delivery Network der Amazon Web Services. Synchronisiert die Datenvon mehreren S3-Standorten (z.B. USA und Europa) miteinander.

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4 MARKTÜBERSICHT 29

4.2 GoGrid

GoGrid (www.gogrid.com) ist ein IaaS Provider, bei dem die eigene Cloud Infrastrukturnach dem ’Baukastenprinzip’ zusammengestellt werden kann. Die grundlegenden Bau-steine können nach Belieben mit Windows oder Linux Betriebssystemen und eigenerAnwendungssoftware ausgestattet werden. Der Baukasten besteht aus folgenden Kom-ponenten.

• Load Balancer

• Datenbankserver

• Web-/ Anwendungsserver

• Speicherplatz

4.3 Google

Google bietet mit seinen Diensten Google Apps (http://www.google.com/apps) und derGoogle AppEngine (http://code.google.com/appengine) Cloud-Dienste im Bereich SaaSbzw. PaaS an. Mit Google Apps stehen unterschiedliche Anwendungen zur Verfügung,auf die über ein Webbrowser zugegriffen wird.

• Google MailE-Mail Client

• Google KalenderKalender

• Google Text & TabellenTextverarbeitung, Tabellenkalkulation und Präsentation. Dabei kann mit anderenBenutzern in Echtzeit an den erstellten Dokumenten gearbeitet werden.

• Google SitesWiki Lösung von Google

Bekannte Kunden der Google Apps Lösung sind u.a. Unternehmen wie Motorola, Procter& Gamble, Valeo, Guardian und Twitter.

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4 MARKTÜBERSICHT 30

Die Google App Engine ist das Platform as a Service Angebot von Google undbietet Softwareentwicklern die Entwicklung und das Hosting ihrer Anwendungen auf derInfrastruktur von Google an. Der Service ist bis zu einem bestimmten Grad kostenlos.Folgende Richtlinien müssen eingehalten werden, um den Dienst kostenlos nutzen zudürfen:

• Seitenaufruf einer Anwendung: max. 1.300.00 mal pro Tag und max. 7.400 mal proMinute

• Pro Anwender dürfen max. 10 Applikationen erstellt werden.

• Max. Versand von E-Mails über die entsprechende API: 2.000 pro Tag

• Ein-/ und ausgehender Datentransfer max. 1 GB am Tag und max. 56 MB pro Mi-nute

• Pro Tag darf eine Applikation max. 6,5 CPU-Stunden nutzen

4.4 Salesforce.com

Salesforce.com wurde im Jahr 1999 gegründet und bietet Unternehmensanwendungenauf Software as a Service Basis an, die über das Internet bezogen werden können. NebenAnwendungen für das Customer Relationship Management gehören ebenfalls Vertriebs-,Marketing-, Kundendienst-, Partnerbeziehungsmanagement- und Innovationsmanege-mentanwendungen zu den Angeboten. Mit AppExchange stellt Salesforce.com einenOnline-Marktplatz für CRM- und Geschäftsanwendungen bereit, die von Drittanbieternfür Salesforce.com entwickelt werden und von den Kunden zusätzlich erworben und zuihrer Salesforce Umgebung hinzugefügt werden können.

Zu Salesforce Kunden zählen Unternehmen wie Dell, Canon, Dow Jones oder MorgenStanley.

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5 FALLBEISPIEL 31

5 Fallbeispiel

Um die Möglichkeiten des Cloud Computing im Unternehmenseinsatz darzustellen, wirdam Beispiel der fiktiven Spielwaren GmbH die IT-Infrastruktur analysiert und ein Hand-lungskonzept für die Migration in die Cloud vorgestellt.

5.1 Ausgangssituation

Die Spielwaren GmbH ist ein weltweit agierendes Unternehmen mit vier Standorten inDeutschland, den USA, China und Indien. Das Unternehmen erzielt mit seinen knapp3.500 Mitarbeitern weltweit einen Umsatz von ca. 1 Milliarde US Dollar pro Jahr. DieIT-Umgebung des Unternehmens wurde in den letzten Jahren weitestgehend nur dannaktualisiert, wenn die Notwendigkeit durch Ausfall eines Servers oder ähnliches bestand.Die Systemumgebung setzt sich wie folgt zusammen.

• Customer Relationship Management: Microsoft Dynamics CRM

• Enterprise Resource Planing: Microsoft Navision

• Verzeichnisdienst/ Domain Controller: Microsoft Active Directory Services(ADS)

• Kommunikationsserver/ E-Mail-Server: Microsoft Exchange 2000

• Applicationserver: Microsoft Windows 2000 Server

• Fileserver: Microsoft Windows 2000 Server (für Office Dokumente)

• Webserver: Microsoft Internet Information Server

• Betriebssysteme: Windows 2000 Professional

• Anwendungssoftware: Microsoft Office 2000

Die Kommunikation der Standorte findet über SDSL VPN-Verbindungen statt. Die be-schriebene Systemumgebung gilt für jeden Standort. Eine Skizze der IT-Infrastruktur istin Abbildung 9 illustriert.

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5 FALLBEISPIEL 32

Abbildung 9: Ausgangssituation der Spielwaren GmbH

5.2 Analyse der IT-Umgebung

Eine Analyse der IT-Infrastruktur führte zu folgendem Ergebnis.

• Microsoft Dynamics CRM: ok

• Microsoft Navision: veraltet

• Microsoft Active Directory Services: ok

• Microsoft Exchange 2000: veraltet, die Maintenance durch Microsoft endet im Juli2010, Lizenzen können nicht mehr nachbestellt werden.

• Microsoft Windows 2000 Server: veraltet, die Maintenance durch Microsoft endetim Juli 2010, Lizenzen können nicht mehr nachbestellt werden.

• Webserver: überdimensioniert, Erweiterungen ohne Konzept, Jahresdurchschnittca. 15% Belastung, Hauptzeiten: 80% Zuwachs

• Windows 2000 Professional: veraltet, die Maintenance durch Microsoft endet imJuli 2010, Lizenzen können nicht mehr nachbestellt werden.

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5 FALLBEISPIEL 33

• Microsoft Office 2000: veraltet, die Maintenance durch Microsoft endet im Juli2010, Lizenzen können nicht mehr nachbestellt werden.

• Arbeitsplatzrechner: überwiegend veraltete Systeme, die in den nächsten ein biszwei Jahren ausgetauscht werden müssen(!)

• VPN-Verbindungen: instabil(!), der Datenverkehr nimmt durch steigende Syn-chronisationen zu

Generell gilt für die vorhandenen Rechenzentren: Die Hardware bei 80% der Server istam Limit bzw. veraltet und muss dringend augetauscht werden.

5.3 Handlungskonzept

Auf Basis der Analyse und der Sondierung des Marktes in Kapitel 4 erhält die SpielwarenGmbH folgende Handlungsempfehlung

• Microsoft Dynamics CRM: Ablösung durch Salesforce.com

• Microsoft Navision: Ablösung durch Salesforce.com

• Microsoft Active Directory Services: Migration zu Google Apps mittels Directory

Sync, Integration von Salesforce.com in Google Apps Professional mittels Salesfor-

ce for Google Apps

• Microsoft Exchange 2000: Ablösung durch Google Apps Professional (Mail &Kalender)

• Microsoft Windows 2000 Server: können entfallen, da sämtliche Office Doku-mente auf Google Apps abgelegt werden, ggf. können auf GoGrid Fileserver an-gemietet und über entsprechende APIs mit Salesforce und Google Apps verbundenwerden.

• Webserver: Go Grid Server (Baukastensystem bestehend aus Load Balancer, Da-tenbankserver, Webserver und Speicherplatz) auf Linux oder Windows Basis

• Windows 2000 Professional: Kann durch eine Linux Distribution z.B. Ubuntu Li-nux ausgetauscht werden

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5 FALLBEISPIEL 34

• Microsoft Office 2000: Ablösung durch Google Apps Professional (Text & Tabel-len)

• Arbeitsplatzrechner: Schrittweise Ablösung der Fat-Clients durch Thin-Clients

• VPN-Verbindungen: Die SDSL Leitungen bleiben vorhanden, die Kommunikati-on erfolgt vollständig über die Cloud

Die beschriebene Handlungsempfehlung gilt für die gesamte IT-Umgebung derSpielwaren GmbH, wodurch alle Standort betroffen sind. Eine Skizze der möglichenIT-Infrastruktur nach Umsetzung der Handlungsempfehlung ist in Abbildung 10 illustiert.

Abbildung 10: Handlungskonzept für die Spielwaren GmbH

5.3.1 Einführungsphase

Für die Migration, die einen Zeitraum von ca. 2 bis 3 Jahren benötigen wird, sind folgendeSchritte in dieser Reihenfolge zu berücksichtigen.

• 1. Migration der Active Directory: nach Google Apps Professional

• 1.1 Migration E-Mail Konten: nach Google Apps Professional

• 1.1.1 Migration der CRM/ ERP Daten: nach Salesforce.com

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5 FALLBEISPIEL 35

• 1.1.2 Migration der Office Dokumente : nach Google Apps Professional

• 1.2 Umstellung der E-Mail Kommunikation: nach Google Apps Professional

• 3. Migration der Webserver: nach GoGrid

• 4. Desktop PCs schrittweise ablösen: von Fat-Client auf Thin-Clients

Die Reihenfolge der Zahlen soll grob verdeutlichen, welche Schritte voneinander abhän-gen. Die Migration der E-Mail Konten kann frühestens starten, wenn die Hälfte der ActiveDirectory Migration abgeschlossen ist. Die Umstellung der E-Mail Kommunikation kannerst erfolgen, wenn die E-Mail Konten vollständig migriert sind. Dagegen kann die Mi-gration der CRM/ EPR Daten und Office Dokumente bereits beginnen, wenn die ActiveDirectory vollständig migriert und die Hälfte der E-Mail Konten übertragen wurden. DieMigration der Webserver und das Ablösen der Desktop PCs ist völlig unabhängig vonallen anderen Schritten und kann für sich selbst durchgeführt werden. Eine graphischeDarstellung in Abbildung 11 verdeutlicht die vorgeschlagene Einführungsphase.

Abbildung 11: Einführungsphase der Migration in die Cloud

5.4 Vorteile

Die Migration würde der Spielwaren GmbH folgende Nutzen bringen.

• Reduzierung der Kosten- Lizenzkosten für Software- Hardwarekosten (Server, Desktop)

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- Maintenance-Kosten- Personalkosten

• Erhöhung der Datensicherheit- Automatisierte Durchführung von Backups durch den Anbietern

• Optimierung der Zusammenarbeit- Standortübergreifende Zusammenarbeit durch Web-Kollaboration

• Automatisierung der Softwarewartung- die Anwendungssoftware ist immer auf dem aktuellen Stand

• Steigerung der Flexibilität- Mitarbeiterverwaltung- Hinzufügen neuer Anwendungen

• Mobilität- Mitarbeiter können von überall arbeiten- Zugriff auf alle Daten von überall

• Konzentration auf Kernkompetenzen- Erhöhung der Investitionen in das Kerngeschäft

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5 FALLBEISPIEL 37

5.4.1 Kostenbetrachtung

Um den finaziellen Vorteil mit Zahlen zu verdeutlichen, wird die vorgeschlagende GoogleApps Professional dem vergleichbaren Microsoft Exchange Server gegenüber gestellt.Die Aufstellung der Kosten ist in Abbildung 12 nachzuvollziehen.

Abbildung 12: Vergleich der Kosten von Google Apps Profes-sional mit einer Microsoft Exchange Lösung

Quelle: [ASP]

Der Vergleich zeigt den deutlichen finanziellen Vorteil durch den Einsatz der GoogleApps Professional Lösung. Über einen Zeitraum von drei Jahren liegen die Ersparnissepro Benutzer bei ca. 62,00 EUR im Vergleich zur Microsoft Exchange Lösung. Dasliegt zum einen an den geringeren Lizenzkosten der Google Lösung (Ersparnis: 98.000EUR), zum anderen an den geringeren Wartungs- (Ersparnis: 53.000 EUR) und Admi-nistrationskosten (Erspanis: 68.000 EUR) sowie an den fehlenden Investitionskosten ineine eigene Infrastruktur für die Server (Ersparnis: 20.400 EUR). Werden die gesamtenWartungs-, Administrations und Infrastrukturkosten herausgerechnet (letzte Zeile), liegtder Kostenvorteil der Google Lösung über einen Zeitraum von drei Jahren nur noch beica. 8,00 EUR pro Mitarbeiter.

Dieser Vergleich zeigt, wie die Infrastruktur- und Wartungskosten durch den Ein-satz von Cloud Computing signifikant gesenkt werden können.

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5 FALLBEISPIEL 38

5.5 Nachteile

Neben den Nutzen birgt die Migration aber auch einige Gefahren, die aufgezeigt werdenmüssen.

• Politische Einflüsse: Politische Spionage/ Einschränkungen über die Internetver-bindungen (z.B. China)

• Single point of failure: Internetverbindung (kann durch Backupleitungen abgesi-chert werden)

• Ausfall eines Anbieters

• Datensicherheit(!)(!)(!)Alle unternehmenskritischen Informationen befinden sich auf fremden Servern

• Standorte der ServerIst in der Cloud nicht transparent

• AbhängigkeitDie Standards der Anbieter müssen eingehalten werden

5.6 Reflexion

Die Handlungsempfehlungen, die für dieses Beispiel gewählt wurden, sind bewusst einwenig extrem und aber sollen gleichzeitig verdeutlichen, was bereits heute mit dem CloudComputing für Möglichkeiten bestehen. Ein Unternehmen muss sich gut überlegen, obes seine Infrastruktur bzw. die unternehmenskritischen Daten in der Form so auslagernmöchte. Zu groß ist z.B. das Risiko der Datensicherheit. Werden auf der anderen Sei-te aber die Kunden von Google (Motorola und Procter & Gamble) und Salesforce.com(Dell, Dow Jones und Morgen Stanley) herangezogen, sollte die Attraktivität dieses Out-sourcingmodells nicht vernachlässigt werden. Zu so einer Entscheidung gehört auch im-mer eine subjektive Betrachtung, bei der die Kosten eine immer größer werdene Variablein der Gleichung werden. Aus diesem Grund müssen auch Kompromisse geschlossenwerden, wenn Kosten gesenkt werden sollen. Ob die Datensicherheit dabei zweitrangigbehandelt werden darf bleibt fraglich.

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6 REFLEXION & AUSBLICK 39

Eine Kostenbetrachtung für dieses Beispiel konnte nicht vollständig vorgenommen wer-den, da es sich um ein rein fiktives Beispiel handelt. Im Normalfall hätten u.a. auch Kostenfür die Bereiche Migration, Consulting, Training und Support betrachtet werden müssen.

6 Reflexion & Ausblick

Die grundlegenden Ideen und Konzepte des Cloud Computing reichen bis in die 1960erzurück. Schon damals wurde die Idee entwickelt Rechenleistung und Anwendungen alsUtility der Öffentlichkeit gegen eine Nutzungsgebühr bereitzustellen. Dass der Durch-bruch erst heute bevorsteht, hängt mit den technischen Voraussetzungen zusammen, diezur damaligen Zeit einfach noch nicht gegeben waren.

Cloud Computing symbolisiert den service- und anwendungsorientierten Trend derheutigen Informationstechnologie, bei dem verteilte und hoch skalierbare Infrastrukturenüber das Internet adaptiert werden können und Anwendungen und Dienste an jedem Ortund zu jeder Zeit verfügbar sind.

Unternehmen können durch den Einsatz von Cloud Computing ihre IT-Gesamtausgabendeutlich reduzieren und die Qualität, Sicherheit aber vor allem ihre Arbeitsabläufe mess-bar steigern. Cloud Computing Anbieter können Skaleneffekte nutzen, indem sie ihreKosten über eine große Anzahl von Kunden verteilen und haben damit die Möglichkeitdie Investitionen in den Betrieb und die Sicherheit (Daten- und Zugangssicherheit) ihrerRechenzentren im Vergleich zu herkömmlichen Rechenzentrums Betreibern zu erhöhen.

Ob sich der Ansatz der Public Cloud durchsetzen wird, hängt von dem Bewusst-sein jedes einzelnen zum Thema Datensicherheit(!) ab. Vorstellbar wäre, dass sichhauptsächlich eine hybride Variante aus Private Cloud und Public Cloud durchsetzenwird. Unternehmen werden für unternehmenskritische Daten ihre eigenen ’kleinen’Rechenzentrenen betreiben und weitergehende Dienste und Anwendungen aus einerPublic Cloud beziehen. Für Startups kann zu Beginn der Nutzen einer Public Cloud vonbesonderem Interesse sein. Die Kosten sind leicht zu kalkulieren und die IT-Infrastrukturwächst dynamisch mit dem Unternehmen.

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6 REFLEXION & AUSBLICK 40

Vor dem Hintergrund, dass die meisten Anbieter von Cloud Computing Diensten ihreeigenen Standards innerhalb der Infrastrukturen einsetzen, sind für die Zukunft nochFragen offen, die geklärt werden müssen. Wie komme ich aus der Cloud wieder zurück?

und Wie wechsle ich von der Cloud eines Anbieters in die Cloud eines anderen Anbieters?

Das zeigt, dass offene Standards signifikant für die Akzeptanz und Weiterentwicklungdes Cloud Computing sind.

Zu guter Letzt müssen auch die Internetprovider und Telekommunikationsanbietersich verpflichtet fühlen ihren Teil zum Erfolg des Cloud Computing beizutragen. Sind dieaktuellen Angebote für Unternehmen sehr attraktiv, haben private Anwender fast keineMöglichkeit Dienste, wie z.B. Cloud Storage (Speicherplatz im Internet) in Anspruchzu nehmen. Die Uploadraten herkömmlicher Internetanschlüsse sind für diese Art vonDienst einfach zu langsam und können und werden dadurch auch nicht genutzt werden.Bessern die Anbieter in diesem Sektor ihre Angebote im Hinblick auf die Technikund den Preis nicht nach, besteht die Möglichkeit, dass wir im Privatbereich dieselbeProblematik erleben werden wie in den 1960er.

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