Cloud - Das Magazin der Fernfachhochschule Schweiz

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CLOUD Das Magazin der Fernfachhochschule Schweiz Oktober 15 10 — 12 Auf in die neue Arbeitswelt! Eine Spurensuche 15 — 18 Gefühle & Lernen: Emotion meets Brain 6 — 9 Mehr IT-Nachwuchs durch duales Studium AUFBRUCH AUF ZU NEUEN HORIZONTEN

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«Cloud» richtet sich an Studierende, Dozierende und Mitarbeitende der FFHS sowie Interessierte am Hochschulwesen und am Lebenslangen Lernen. Das Magazin liefert Hintergrundgeschichten aus der FFHS und diskutiert Themen aus Bildung, E-Learning und Innovation. Es erscheint zwei Mal im Jahr. Jede Ausgabe ist einem Fokusthema gewidmet.

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CLOUDDas Magazin der Fernfachhochschule Schweiz Oktober 15

10 — 12Auf in die neue Arbeitswelt!Eine Spurensuche

15 — 18Gefühle & Lernen:Emotion meets Brain

6 — 9Mehr IT-Nachwuchsdurch duales Studium

AUFBRUCHAUF ZU NEUEN HORIZONTEN

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00 – Inhaltsverzeichnis

INHALTFFHS Magazin Oktober - 15

EDITORIAL

Auf zu neuen Ufern! 3

MENSCHEN

Julia Berini plant die Karriere nach der Karriere. 4

FOKUSTHEMA AUFBRUCH

Duales Studium für mehr IT-Nachwuchs: 6 Der neue Weg der FFHS.

Auf in die neue Arbeitswelt! Eine Spurensuche. 10

1 Frage an 3 Personen: 13 Welche Bedeutung haben Aufbrüche in Ihrem Leben?

INNOVATION

Die Neuheit: InnoScore.Schweiz 14

E-LEARNING

Emotion meets Brain 15

DIGITAL

Service: Hilfreiche Apps für Job und Studium 19

MEINUNG

Work Smart: Flexibilität für alle? 20

WEITERBILDUNG

Studienangebot Frühlingssemester 21

SUCCESS STORIES

Meine Abschlussarbeit: 22 Zwei persönliche Erfahrungsberichte.

Alumni David Gemmet lebt und arbeitet 24 im australischen Perth.

RÜCKBLICK

Impressionen der Diplomfeier 2015 26

Medienecho 27

Herausgeberin: Fernfachhochschule Schweiz, Überlandstrasse 12, Postfach 689, 3900 Brig Redaktion: Natascha In-Albon, FFHS und open up, Zürich E-Mail: [email protected] Gestaltung: ID-K, Bern Druck: Mengis Druck, Visp Auflage: 3’500 Exemplare Erscheinung: 2x jährlich

Abo-Bestellung oder Änderung: www.ffhs.ch/cloudmagazin

Bildnachweis: Cover: contrastwerkstatt/www.fotolia.com

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01 – Editorial

AUFBRUCH!«Auf zu neuen Ufern!» – Diese Redensart stammt ursprünglich aus der Seefahrt. Zu einer Zeit, als die Welt noch nicht voll-ständig vermessen und kartiert war, bedeutete ein Aufbruch im wahrsten Sinne eine Fahrt ins Ungewisse und der Beginn eines Abenteuers. Auch wenn wir heute jede Ecke der Welt zu kennen glauben – sind es nicht immer noch die Aufbrüche zu neuen Wegen, die uns weiterbringen, getrieben von Innovati-onslust und Entdeckungsfreude?

Unser neues Magazin «Cloud» soll Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, ein paar unentdeckte Ecken aus der Welt der FFHS zeigen und spannende Geschichten zu Themen aus Bildung, E-Learning und Innovation liefern. Damit ist «Cloud» in seiner ersten Ausgabe gleich selbst ein Neubeginn, und passend dazu haben wir «Aufbruch» als Fokusthema gewählt.

Für Marius Giger bedeutet der Start seines Studiums in Infor-matik ein persönlicher Aufbruch. Marius ist einer der ersten Studenten, die ein Praxisintegriertes Bachelor-Studium (PiBS) in Angriff genommen haben und sagt: «Da ich grundsätzlichnicht für die Schule, sondern für mich lerne, will ich die ge-lernten Inhalte auch umsetzen.» Weshalb die FFHS mit dem dualen Studium einen neuen Weg einschlägt und wie die ersten Erfahrungen von Marius beim Praxispartner Swisscom aussehen, lesen Sie ab Seite 6.

In Aufbruchstimmung begriff en ist auch unsere Arbeitswelt. Unser Leben und Arbeiten verändert sich im Zuge der Digita-lisierung von Grund auf. Alles wird fl exibler, mobiler, digitaler. Gleichzeitig stellt der Umgang der Ressource Wissen neue Anforderungen an die Wirtschaft. Victoria Mirata geht in ihremBeitrag der Frage nach, welche Treiber hier eine Rolle spielen und wie Unternehmen auf die veränderten Bedürfnisse reagie-ren (Seite 10).

Neue Wege gehen ausserdem unsere Forschenden am IFeL, die den Zusammenhang von Emotionen und Lernen am Bild-schirm untersuchen. Eine in der Schweiz einzigartige Anlage macht es möglich, Augenbewegungsmessungen mit der automatischen Erkennung von Gesichtsausdrücken zu kombi-nieren. Lesen Sie mehr im Beitrag von Per Bergamin und Egon Werlen (Seite 16).

Viel Spass mit dem neuen «Cloud» und eine aufregende Lektüre wünscht Ihnen

Prof. Dr. Kurt Grünwald

PROF. DR. KURT GRÜNWALDDirektor der Fernfachhochschule Schweiz

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M it Ballettunterricht im Alter von vier Jahren fing es an. «Ich wollte immer schon zur Bühne, tanzen und singen»,

erzählt Julia Berini. «Mit zehn Jahren habe ich dann «Cats» gesehen. Von da an war klar: Ich will in Musicals tanzen.» Mit der Ausbildung zur Musicaldarstellerin an der Joop van den Ende Academy in Hamburg hat sie ihren Traum verwirklicht. Seit ihrem Abschluss 2003 stand sie für unzählige Produktionen wie «West Side Story», «Grease» und «Ich war noch niemals in New York» auf der Bühne, darunter auch in Dubai, Japan, Brasilien und China. «Der Beruf

Bis März 2016 ist Julia Berini am Landestheater Linz im Ensemble des Musicals «Singing in the Rain» zu sehen.

des Musicaldarstellers ist enorm vielseitig, er-fordert aber hohe Flexibilität und Mobilität, weil man gezwungenermassen oft umziehen muss und ständig unterwegs ist». Je nach Engagement stand sie fast Abend für Abend auf der Bühne, bis zu acht Shows in der Woche. «Man muss jeden Tag emotional und körperlich an die Grenzen gehen», beschreibt die 33-Jährige das Leben für die Kunst. Denn anmutige Bewegungen und eine ausdrucksvolle Stimme sind selbst bei grossem Talent das Ergebnis von ausdauernden Trainings und Disziplin.

Im Showbusiness feiert Julia Berini als Tänzerin, Schauspielerin und Sängerin international Erfolge. Mit dem Studium in Ernährung und Diätetik plant die gebürtige Hamburgerin nun die Karriere nach der Karriere.

MIT LERNHUNGER ZUM ERFOLG

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02 – Menschen

Neue Perspektiven

Ausdauer und Disziplin – beides Eigenschaften, die Julia Berini auch bei ihrer Herausforderung abseits der Bühne dienlich sind: Vor kurzem hat sie das Bachelor-Studium in Ernährung und Diätetik an der FFHS begonnen. «Mit dem Stu- dium möchte ich mir ein zweites Standbein aufbauen, um nach meiner Bühnenkarriere in einem anderen Berufszweig arbeiten zu können. Denn irgendwann kommt der Moment, wo man sich über seine Zukunft Gedanken macht.» Die Bühne steht ihr als Schauspielerin zwar bis ins hohe Alter offen. Doch wünscht sich Julia Berini ein sesshafteres Leben – gemeinsam mit ihrem Ehemann. «Als ich ihn kennenlernte, war auch er Musicaldarsteller. Zeitweise lebten wir in unterschiedlichen Städten, in verschiedenen Welten. Für das Udo Jürgens-Musical «Ich war noch niemals in New York» ging ich beispiels- weise nach Wien, er war damals in Köln im Musical «Hairspray» engagiert. Es war eine Bewährungsprobe – doch jetzt planen wir unser gemeinsames Leben, eine Familie». Bis es aber soweit ist, steht ihr ein straffes Programm bevor: Beruf mit Studium kombinieren. «Die FFHS ist die perfekte Lösung für mich. So kann ich trotz Studium weiter arbeiten und mit meinem Mann zusammenleben». Das enorme Pensum scheint ihr nichts anzuhaben. Im Gegenteil, ihr Lern- hunger sei ungestillt.

Du bist, was du isst.

Als Künstler wohnt man oft in Hotels, isst aus- wärts. Da ist das Thema Ernährung ständiger Begleiter. «Neben einem schlanken, möglichst makellosen Aussehen stellt das Showbusiness auch hohe Anforderungen an die Fitness. So habe ich viele unterschiedliche Ernährungsweisen ausprobiert und dabei die Auswirkung auf meinen Körper beobachtet. Die Unterschiede, insbeson- dere was meine Leistungsfähigkeit und Konzen-tration betrafen, waren markant.» Erfahrungen, die Julia Berini nun mit fundiertem Wissen an- reichern und dann in Zukunft auch sehr gerne weitergeben will. Sie ist sich sicher: Angesichts des rapiden Anstiegs an zivilisationsbedingten

Krankheiten wie Diabetes, Adipositas oder kardio- vaskuläre Erkrankungen werde der ernährungs-spezifischen Aufklärung an Schulen sowie dem Berufsfeld des Ernährungsberaters in Zukunft eine immer grössere Bedeutung zukommen. «Nahrung ist elementar. Sie hat einen unmittel- baren, direkten Einfluss auf unsere körperlichen wie auch geistigen Leistungen und unser emo- tionales Wohlbefinden. Ich möchte Kindern wie Erwachsenen, Sportlern und auch Künstlern helfen, sich selbst zu helfen und mit Hilfe gesun-der Ernährung Körper wie Geist fit zu halten.»

Marlies Keck

BACHELOR ERNÄHRUNG UND DIÄTETIK

Im Herbst 2015 startete erstmals der Ba-chelor Ernährung und Diätetik an der FFHS mit 50 Studierenden. Es ist der einzige Studiengang dieser Art in der Schweiz, der berufsbegleitend absolviert werden kann. Der Studiengang orientiert sich an den «Abschlusskompetenzen FH Gesundheits-berufe» und ist gleichwertig mit Vollzeit- angeboten anderer Fachhochschulen. Aufbauend auf fundierten Kenntnissen der Ernährungslehre und der Diätetik erwerben die Studierenden in dieser Ausbildung das fundierte physiologische und medizinische Wissen, um gezielte Ernährungstherapien zu entwickeln. Grossen Wert wird auf die Pra-xisorientierung und die Integration interdis- ziplinärer Aspekte gelegt, wie etwa Marke- ting und Öffentlichkeitsarbeit für den allfäl- ligen Weg in die Selbständigkeit. Aufgrund begrenzter Studienplätze durchlaufen Stu- dieninteressierte für den Start im Herbst 2016 eine obligatorische Eignungsabklärung.

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DUALES STUDIUM FÜR MEHR IT-NACHWUCHS

D ie Digitalisierung gehört zu den grössten Herausforderungen unserer Gesellschaft. Unaufhaltsam werden immer mehr

Lebens- und Arbeitsbereiche digitalisiert, dieMenge an weltweit ausgetauschten Daten wächst seit Jahren exponentiell. Trends wie Cloud Computing, Mobile Business, Big Data fordern spezialisiertes und aktuellstes Fachwis-sen. Kurzum: Die Informations- und Kommuni-kationstechnologie (ICT) ist ein hoch dynami-sches und zukunftsträchtiges Arbeitsumfeld. Doch wieso streben so wenige Jugendliche eine Ausbildung in der ICT an? Die Branche klagtseit geraumer Zeit, dass der Nachwuchs fehlt und prophezeit negative Folgen für die Schwei-zer Wirtschaft.

«Ja, wir haben Mühe, off ene Stellen zu besetzen», sagt Urs Baumann, Geschäftsführer von inware, ein auf Webseitenprogrammierung spezialisier-

Der ICT fehlen Nachwuchstalente. Immer noch entscheiden sich zu wenige für eine Informatik-Ausbil-dung. Mit dem erstmals gestarteten dualen Bachelor geht die FFHS nun einen neuen Weg.

Illustration: id-k

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03 – Fokusthema Aufbruch

tes KMU in Zürich. «Es gibt zwar viele Be- werber, aber passende Personen zu finden ist eine grosse Herausforderung.» So tönt es fast überall in der Branche. Offene Positionen für spezialisiertes Know-how kann auch IT-Dienst-leister innobit in Basel teils monatelang nicht besetzen. Laut Catherine Vicente, HR-Verant-wortliche, setze sich das Unternehmen darum umso mehr für die Nachwuchsförderung ein. Doch wie den Nachwuchs begeistern für die Materie «Informatik»?

Die Mär von Geeks und Nerds

Einen Höhepunkt der Ausbildungszahlen gab es Ende der 90er-Jahre, als viele via Lehre in die ICT einstiegen. Doch ab 2004 nahmen die Zahlen wieder ab. Erst seit 2008/09 zeichnet sich wieder ein Anstieg bei den Lehrstellen und an den Hochschulen ab. Frauen sind jedoch kon- stant unterrepräsentiert. Das mangelnde Inte- resse hat wohl auch mit dem Image des Typs Informatiker zu tun, der einsam mit dunklen Augenringen an komplizierten Programmier-codes tüftelt. Dabei ist dieses Bild längst veraltet. Heutige ICT-Berufe verlangen Teamfähigkeit, Kommunikation und ein hohes Mass an Kreati- vität. Doch im Gegensatz zur Berufslehre, wo diese Kompetenzen früh zur Anwendung kom- men, bleibt das Informatikstudium meist theo- retisch und abstrakt. Keine guten Argumente für junge Mädchen und auch nicht für Jugend- liche, die während des Studiums bereits wissen möchten, was sie später in der Berufswelt er- wartet.

Der Ansatz der FFHS, das Hochschulstudium mit Praxis im Unternehmen zu ergänzen, könnte das IT-Studium für eine breitere Masse attraktiv machen. Es zielt auf Gymnasiasten ab, die nach der Matura Berufserfahrung sammeln möch-ten und gleichzeitig einen Hochschulabschluss anstreben. Das Praxisintegrierte Bachelor- Studium (PiBS) in Informatik funktioniert im Prinzip ähnlich wie eine Berufslehre: Der Matu- rand bewirbt sich beim Unternehmen um einen Ausbildungsplatz, sammelt dort praktische Er- fahrung und lernt die Theorie während zwei Tagen die Woche an der Hochschule.

Die Schweizerische Post war der erste Praxis-partner der FFHS und hat das PiBS von Anfang an entscheidend mitgeprägt. «Das neue Modell hilft mit, unseren steigenden Bedarf an Lernenden und Studierenden zu decken. Mit dem Bachelor- Abschluss sind die PiBS-Studierenden eine wertvolle Ergänzung zu unseren Lernenden», sagt Peter Schmid, Ausbildungsleiter technische Berufe bei Berufsbildung Post. «Als Nachwuchs- kräfte können sie in verschiedenen Funktionen eingesetzt werden, was dem Unternehmen mehr Flexibilität ermöglicht.»

Im vergangenen August ist nun der erste PiBS- Jahrgang mit 18 Studierenden an der FFHS gestartet. Die FFHS konnte neben der Post und PostFinance zahlreiche weitere renommierte Firmen wie Swisscom, Schindler, das Inselspital Bern oder das Bundesamt für Informatik und Telekommunikation (BIT) sowie verschiedene KMU als Praxispartner gewinnen.

Fachkräfteinitiative des Bundes

«Das Interesse an einem solchen praxisinte- grierten Studiengang kam nicht zuletzt aus der Wirtschaft», sagt das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI. Der Bund hat den Fachhochschulen mittels einer Revision der Bundesrats- und Departementsver-ordnung den Start solcher Bachelorstudien- gänge im Rahmen der Fachkräfteinitiative ver- suchsweise für drei Jahrgänge bewilligt. Man erhoffe sich durch diese Massnahme eine bes-sere Ausschöpfung des Fachkräftepotenzials in den MINT-Berufen. Bisher mussten gymnasiale Maturanden vor dem FH-Eintritt ein einjähriges Praktikum nachweisen. Diese Hürde fällt nun weg. Ziel ist es, die Verzahnung von Theorie und Praxis zu verstärken. Das Praktikum wird dabei konse-quent mit dem Studium verknüpft. Für die Unter-nehmen bedeutet dies eine massgeschneiderte Ausbildung von Nachwuchskräften und macht die zeitaufwändige Einarbeitung von Hochschul- absolventen hinfällig. Dieser Punkt war für Urs Baumann von inware ausschlaggebend, um PiBS-Praxispartner zu werden: «Wir haben die Möglichkeit junge und motivierte Fachkräfte auszu- bilden und für unser Unternehmen zu gewinnen.»

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03 – Fokusthema Aufbruch

Ganz neu ist die Idee des dualen Studiums nicht. In Deutschland hat die Duale Hochschule Baden-Württemberg DHBW bereits vor 40 Jahren mit den sogenannten Berufsakademien den Grundstein gelegt. Mehr als tausend duale Studiengänge werden heute insgesamt in Deutschland angeboten, die meisten in Wirtschaft, Technik und Informatik. Auch wenn sich noch geringe vier Prozent der Maturan- den für das duale Studium entscheiden: keine andere Studienform wächst dort schneller. Die angebotenen Plätze sind begehrt, laut einer Umfrage des Bundesinstituts für Berufsbildung bewerben sich durchschnittlich 33 Maturanden auf eine Ausbildungsstelle. Rund 90 Prozent der dual Studierenden schaffen auch den Abschluss.

Überdurchschnittliche Motivation

Das FFHS-Partnerunternehmen innobit bildet bereits seit 16 Jahren Studierende in Kooperation mit der DHBW in Lörrach aus. Catherine Vicente sieht definitiv einen Return on Investment: «Zum einen sind die angehenden Studenten nach der Matura persönlich meist schon relativ reif und selbstständig. Zum anderen können wir sie nach der Einarbeitung in spannenden internen Projekten einsetzen». Die Ausbildung von Studier- enden hat innobit deshalb fest in der Personal- politik verankert.

Der Bund will 2019 das Pilotprojekt evaluieren und dann zusammen mit den Kantonen über das weitere Vorgehen entscheiden. «Die Evalua-tion soll gemäss Verordnung insbesondere die Auswirkungen auf die Studierendenzahlen sowie auf die Praxisorientierung der Studierenden in den betroffenen Studiengängen analysieren», lässt sich das SBFI zitieren.

Die ersten Erfahrungen der FFHS-Partnerun-ternehmen stimmen jedenfalls positiv. Die Post habe 32 Bewerbungen erhalten und konnte die zehn angebotenen Stellen gut besetzen, berichtet

Peter Schmid, und dies trotz dem zeitlich be- grenzten Pilotversuch. Er kann sich durchaus vorstellen, dass das Modell auch für andere Berufe in Frage kommt. Und für Vicente ist klar, dass das duale Modell in der Schweiz Zukunft haben muss: «Es bietet sowohl für die Unternehmen als auch für die Studierenden viele Vorteile. Ich sehe es als den goldenen Mittelweg zwischen der klassischen Berufslehre und einem Hochschul- studium. Genau das, was bis anhin in der Schweiz noch gefehlt hatte.»

Natascha In-Albon

Mit dem Praxisintegrierten Bachelor- Studium (PiBS) in Informatik spricht die FFHS gymnasiale Maturanden an, die die Berufsausbildung mit einem Hoch-schulabschluss kombinieren möchten. Dabei sammeln die Studierenden während zwei bis maximal zweieinhalb Tagen in der Woche Praxiserfahrung im Unternehmen und absolvieren daneben das reguläre Bachelor-Studium an der FFHS. In einem Ausbildungs- und Praktikumsvertrag zwischen Studierenden, dem Unternehmen und der FFHS sind die Rahmenbedingungen festgehalten. Die Studierenden kommen im entsprechenden Fachbereich zum Einsatz und erhalten eine monatliche Entschädigung, die etwas über dem regulären Lernenden-lohn liegt. Eine Betreuungsperson im Un- ternehmen stimmt zudem die Tätigkeiten mit den Studieninhalten ab.

www.ffhs.ch/pibs

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03 – Fokusthema Aufbruch

Im August haben Sie bei Swisscom Ihren PiBS-Ausbildungsplatz angetreten. Wie war Ihr Start?

Der Start lief reibungslos. Bevor die Arbeit am eigentlichen Arbeitsplatz begann, führte mich ein sehr gelungenes «First Steps»-Programm gemeinsam mit weiteren Auszubildenden in die Welt von Swisscom ein. Neben Themen wie Werte und Leitbild von Swisscom haben wir auchdas Bewerben trainiert, denn etwa alle sechs Monate soll sich der Auszubildende innerhalbdes Unternehmens weiterbewegen. Man be-wirbt sich dann auf ein neues Projekt, um neue Kompetenzen zu erwerben. Das Vorbereiten des Stoff s auf die erste Vorlesung war eine Her-ausforderung, da die Zeit dafür begrenzt war.Dennoch ist es mir gelungen, Arbeit und Studiumzu harmonisieren und vorbereitet zur Präsenz-veranstaltung zu erscheinen.

Welche ersten Aufgaben konnten Sie im Unternehmen übernehmen?

Nach den First Steps durfte ich im Collab Apps Team beginnen, einem Applikationsentwick-lungsteam, bestehend aus Lernenden, ausge-richtet auf Sharepoint-Apps. Im Selbststudium habe ich die Grundlagen von HTML, CSS und JavaScript erarbeitet. Nach den Basics folgt ein Training-Projekt, bevor ich dann mit der kon-kreten Mitarbeit in einem Kundenprojekt star-ten werde.

Warum haben Sie sich für PiBS ent-schieden?

Als eher praxisversierte Person kam für mich ein Studium, bei dem Praxis und Theorie in-einander verzahnt sind, sehr gelegen. Da ich grundsätzlich nicht für die Schule, sondern für mich lerne, will ich die gelernten Inhalteauch umsetzen. So habe ich einen einfacheren Einstieg in die Berufswelt und kann mir bis zum Ende der Ausbildung bereits einen grossen Erfahrungsschatz aneignen. Ein weiterer Vorteil ist die Anstellung bei Swisscom als renom-miertes Unternehmen und die Chance auf Weiterbeschäftigung. Dazu kommt die teilweise fi nanzielle Unabhängigkeit, die bei einem Hoch-schulstudium nicht gewährleistet ist.

Was fasziniert Sie persönlich an der Informatik?

Noch nie hat sich die Gesellschaft so schnell verändert wie im Informationszeitalter. Die technische Innovation öff net Türen, ist aber be-reits heute unberechenbar, was sie zu einem besonders spannenden Element in unserem Alltag macht. Mich fasziniert die Fülle von Anwen-dungen, die es in der Informatik gibt. Problem-stellungen, die sich der Mensch nicht vorstellen kann, können plötzlich visualisiert werden.

Interview: Natascha In-Albon

INTERVIEW

«GELERNTE INHALTE AUCH UMSETZEN»

9MARIUS GIGERPiBS-Student bei Swisscom

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AUF IN DIE NEUE

ARBEITSWELT!TEXT VICTORIA MIRATA*

FOTOS PETER LÜSCHER

Unsere Arbeitswelten werden flexibler, mobiler und digitaler. Was sind aber die wichtigsten Treiber dieser Veränderungen? Wie wirken sie sich auf

unsere Arbeitswelt aus? Eine Spurensuche.

Brücken zur Wissensarbeit schlagen: adidas Firmengebäude «Laces» in Herzogenaurach.

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03 – Fokusthema Aufbruch

D ie rasant fortschreitende technologi- sche Entwicklung ist im Begriff, unsere Arbeitswelt massgeblich zu verändern.

Daten und Informationen, die früher ausschliess- lich am Arbeitsort in Schränken und Archiven zu finden waren, sind heute digital in Clouds auf Serverfarmen gespeichert und beinah von über- all aus verfügbar. Laptops, Smartphones, mobile Headsets und Tablets sind längst unsere treuen Begleiter und werden immer stärker in den Arbeits- prozess integriert. War eine Zusammenarbeit in einem Projekt früher ausschliesslich in einem physischen Raum denkbar, kann man sich heute mühelos in einem virtuellen Raum treffen, Daten und Informationen teilen und synchron an einem Dokument arbeiten. Virtuelle Kommunikation, virtuelle Meetings sowie digitale Informationen prägen also stark unsere heutige Arbeitswelt, die vernetzter, flexibler und mobiler wird. Doch mit welchen Folgen?

Third Places & Multi Spaces

Heute können wir unseren Tätigkeiten an ver- schiedensten Orten nachgehen. Es entstehen multilokale Arbeitsorte: Wir arbeiten im Home Office und an Third Places wie in Bahnhöfen, Zügen und Cafés. Wir organisieren uns in Co- Working Spaces oder erledigen unsere Aufga-ben in Multi Spaces im Bürogebäude – in der Cafeteria, der Bibliothek oder an informellen Rückzugsorten – wie es in vielen Unternehmen schon heute zum Alltag gehört.

«Das Gebäude selbst ist schon längst zu einer

hochvernetzten Arbeitsumgebung

geworden.»

Das Gebäude selbst ist schon längst zu einer hochvernetzten Arbeitsumgebung geworden.Über elektronische Displays und interaktive Wände werden Informationen visualisiert und

dadurch das unternehmensspezifische Wissen schnell weiterverbreitet – mit dem Ziel Innovati-onsprozesse zu beschleunigen und den effektiven Wissensumsatz bei den Mitarbeitenden zu fördern.

Die Arbeitswelt ist individueller geworden und orientiert sich stärker an den persönlichen Lebensstilen der Arbeitnehmer. Dies öffnet ihnen neue Möglichkeiten zur Gestaltung der persönlichen Work-Life-Balance – gleichzeitig bedeutet die neue Freiheit aber auch eine Herausforderung im eigenverantwortlichen Um-gang mit der Arbeitszeit und der Arbeit selbst. Neue Kompetenzen sind erforderlich, sowohl bei den Mitarbeitenden in Bezug auf Selbstorga-nisation und Selbstverantwortung als auch bei den Führungskräften im Rahmen einer vertrau-ensbasierten Führung. Als Folge entstehen neue Organisationsstrukturen, die nicht mehr auf den hierarchischen Prinzipien beruhen und sich hinsichtlich der Art und Weise, wie wir heute arbeiten, als sinnvoller und effektiver erweisen.

Herausforderung Wissensmanagement

Wir leben in einer Wissens- und Informations- gesellschaft. Organisationen sind immer mehr von den Wissensressourcen und Kompetenzen ihrer Beschäftigten abhängig. Wissensarbeit ist jedoch eine vollkommen andere Art der Arbeit: Sie ist hoch kommunikativ, teamorientiert und kollaborativ, was entsprechend neue Sozial- und Medienkompetenzen erfordert. Gleichzeitig be- nötigt Wissensarbeit passende Räume, welche die Generierung von Wissen unterstützen und ein optimales Arbeitsumfeld schaffen, sei es für die konzentrierte Einzelarbeit oder intensive Team- Zusammenarbeit. Eine besondere Rolle kommt dabei dem Wissens- management zu. Durch die gesteigerte Innovati-onsdynamik, die zunehmende Digitalisierung und schnelle Verbreitung von Informationen entsteht ein riesiger Pool an Wissen, den es möglichst effektiv zu nutzen gilt. Organisationen sollten die Bedeutung des Wissensmanagements in der neuen Arbeitswelt nicht unterschätzen, denn hier warten grosse Herausforderungen. Schnell droht ein Wissensverfall sowie eine Überforderung der Mitarbeitenden, welche die zunehmende Infor-mationsflut nicht mehr zu bewältigen vermögen.

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03 – Fokusthema Aufbruch

Verbunden mit der gesteigerten Innovationsdy- namik wird Wissensarbeit zudem immer stärker vom «stillen» Wissen, dem Tacit Knowledge, bestimmt, das nur in den Köpfen der Mitarbei-tenden vorhanden und nirgends dokumentiert ist. Daher sind Unternehmen gefordert, sich verstärkt mit der Bereitstellung, Speicherung, Verfügbarkeit und Teilung von Wissen ausei- nanderzusetzen. Immer mehr Organisationen haben den Stellenwert des Wissensmanage-ments für ihren Erfolg erkannt. Sie integrieren das Wissensmanagement in die Firmenphilo- sophie und machen es zum wichtigen Bestand-teil der Unternehmenskultur.

Wer gewinnt den War for Talents?

Durch die altersbedingte Abnahme der geburts- starken Jahrgänge, der sogenannten Baby Boo-mer, schrumpft der Pool an Talenten auf dem Arbeitsmarkt und es entsteht ein zunehmender Mangel an Fach- und Führungskräften. Private und öffentliche Organisationen müssen sich verstärkt mit der Frage auseinandersetzen, wie sie die geeigneten Bewerber in Zukunft finden und diese langfristig binden können. Diesen War for Talents («Kampf um Talente») zu gewinnen, wird nicht einfach sein.

«Die neuen Generationen

stellen ihre eigenen Anforderungen.»

Denn die neuen Generationen – Generation Y gefolgt von den nach 1995 geborenen Digital Natives – stellen ihre eigenen Anforderungen an die Arbeitswelt. Neben erhöhter Flexibilität möchten sie ergebnisorientiert geführt werden und ihre individuellen Projekte verwirklichen. Angetrieben durch das Streben nach Anerken-nung statt materieller Reichtümer gewinnen Netzwerke und neue Formen der Kommunikation für sie immer mehr an Bedeutung.

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass die Arbeitsumgebung bei der neuen Generation ein kritischer Faktor bei der Auswahl der Arbeit-geber ist. Viele Unternehmen arbeiten daher verstärkt an ihrer Arbeitgebermarke und be- ziehen dabei die Gestaltung von Bürogebäuden ein. Denn die Corporate Identity, aber auch die Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitenden, widerspiegelt sich nicht zuletzt in der physi-schen Arbeitsumgebung. Um für die Bewerber und Mitarbeitenden attraktiv zu sein, gewinnt die Gestaltung des Bürogebäudes als intelligente, technikbasierte, medial unterstützte und zu- gleich hochemotionale Arbeitsumgebung immer mehr an Bedeutung. Eine spannende Reise in die neue Arbeitswelt hat erst begonnen. Herzlich willkommen!

* VICTORIA MIRATA ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institut für Fernstudien- und eLearning- forschung (IFeL) der FFHS.

DAS PROJEKT OFFICE 21Wie werden wir in Zukunft arbeiten und leben? Mit dieser Kernfrage beschäftigt sich das Forschungsprojekt «Office 21» des Fraunhofer Instituts IAO, dessen Koope-rationspartner die FFHS seit 2014 ist. Eine Reihe von Best-Practice-Besuchen im Rahmen des Office 21-Projektes zeigt, wie internationale Unternehmen schon heute auf die veränderten Arbeitsgewohnheiten eingehen. Der deutsche Sportartikelher-steller adidas hat in Herzogenaurach ein ganzheitliches «Learning Campus»-Konzept umgesetzt. Dieses beinhaltet eine virtuelle Plattform und einen physischen Raum, um den Wissensaustausch bei den Mitarbei-tenden zu fördern. Die baulichen «Brücken»- Elemente des Gebäudes intensivieren zu-sätzlich den neuen Umgang mit Wissen als wichtige Ressource des Unternehmens (vgl. Bilder S. 10).

www.office21.de

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03 – Fokusthema Aufbruch

JOURI SEMENOVFFHS-Mitarbeiter,Regensdorf

NADINE SCHMIDStudentin BSc Betriebsökonomie, Wettingen

ALEXANDER WINIGERFFHS-Dozent, Urtenen-Schönbühl

1 FRAGE AN 3 PERSONEN

Welche Bedeutung haben Aufbrüchein Ihrem Leben?

Einen Aufbruch sehe ich als Bruch mit dem jetzigen Zustand, was nicht negativ behaftet sein muss. Als gelernter Audio-/Videoelektronikerwar ich gezwungen, mich neu zu orientieren, da es diese Funktion nichtmehr gab. In der Folge habe ich Be-triebswirtschaft an der FFHS studiert und bin heute Fachbereichsleiter undDozent für Projekt- und Beratungsma-nagement. Früher wollte ich keines-falls Lehrer werden, doch vieles im Leben ist nicht vorhersehbar. Ändern kann man sich aber nur, wenn manetwas bricht, was man bisher gemachthat. Deshalb sehe ich meinen Nach-wuchs auch als bisher grösste und schönste Veränderung. Das stellt allesauf den Kopf: neue Verantwortungen, neue Perspektiven. Heute verfolge ichkleine Träume und möchte mir wei-tere motorische und intellektuelle Fertigkeiten aneignen. Träumen sollte man immer, denn ab dem Zeitpunkt, wo man nicht mehr träumt, lebt man nicht mehr.

Der Beginn meines Studiums an der Universität Basel war mein bisher grösster Aufbruch. Insbesondere die Erarbeitung von Computersimula-tionen und mathematischen Aus-wertungen im Bereich der Umwelt-wissenschaften waren für mich sehr prägend. Dank des Masterabschlus-ses kann ich einem Beruf nachgehen, der mich immer wieder neu begeis-tert. Als wissenschaftlicher Mitarbeiteram Laboratory for Web Science (LWS) bin ich an der Entwicklung von IT-Lösungen beteiligt. An einen Aufbruchim eigentlichen Sinne denke ich derzeit nicht, aber ich möchte mich in verschiedene Richtungen weiter-entwickeln, um künftig als Spezialistin Informatik und Mathematik noch weitere spannende Aufgaben anzu-gehen. Dazu gehört, dass ich gerne einmal an einem grösseren internati-onalen Projekt mitwirken möchte, um meine Erfahrungen und mein wissen-schaftliches Netzwerk zu erweitern.

Aufbrüche und Umbrüche bin ich mir gewohnt. Nach der Lehre als Kauf-frau in der öffentlichen Verwaltung habe ich mich zu einem Wechsel in die Bankenbranche entschieden. AlsQuereinsteigerin war damals vieles neu für mich. Dank meinem Studiuman der FFHS konnte ich mich in the-oretischen und praktischen Bereichenweiterentwickeln und neue verant-wortungsvolle Aufgaben übernehmen.Dank meiner Freude am Analysieren und Ideen entwickeln sehe ich mich langfristig mehr im strategischen Bereich. Einen Traum habe ich mir schon vor dem Studium erfüllt, als ich ein halbes Jahr in der Türkei und auf den Kanarischen Inseln als Animateurinarbeiten durfte. Nach meinem Ab-schluss werde ich meine wiedergewon-nene Freizeit voll und ganz mit aben-teuerlichen Reisen, neuen Sportarten und Erlebnissen mit Freunden und Familie geniessen.

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04 – Innovation

Kompetenz & Wissen. Damit werden die verschiedenen Aspekte des In-novationsprozesses in einem Unter-nehmen umfassend erfasst und eine detaillierte Auswertung der Innovati-onsfähigkeit ermöglicht.

Stellt sich beispielsweise aufgrund der Analyse mit InnoScore.Schweiz heraus, dass ein Unternehmen im Bereich der Innovationsprozessge-staltung im Vergleich zu anderen Unternehmen Schwächen aufweist, gibt das Tool erste Hinweise darauf, wie sich gezielt eingreifen liesse, um dieInnovationsfähigkeit zu verbessern.

InnoScore.Schweiz befindet sich momentan in der Aufbauphase, das heisst mit den Daten der ersten Teil-nehmer wird die Grundlage für den Benchmarking-Vergleich gelegt. Die Online-Umfrage dauert etwa 15 Mi-nuten. Die Daten fl iessen in anony-misierter Form in die Berechnung eines Durchschnittswertes pro InnoScore-Indikator ein. Sobald 60 Unternehmen an der Umfrage teil-genommen haben, steht ein verläss-licher Wert für den Benchmark-Vergleich zur Verfügung. Zukünftig Teilnehmende erhalten dann eine sofortige Auswertung nach dem Aus-füllen des Online-Fragebogens.

Das Benchmarkingtool InnoScore.Schweiz fi nden Sie unter www.ff hs.ch/innoscore

D urch zunehmenden globalen Wettbewerb, demografi sche Entwicklung, Strukturwan-

del, technologische Sprünge und die jüngsten Währungsturbulenzen ist es für viele Unternehmen zur Realität geworden, innovative Produkte und Dienstleistungen in immer kürzeren Zeitabständen hervorzubringen. Um dem gestiegenen Wettbewerbsdruck entsprechen zu können, müssen die Innovationsprozesse kontinuierlich überprüft, gegebenenfalls angepasst und manchmal gar strategisch radikal neu ausgerichtet werden.

Doch wie können KMU ihr eigenes Innovationsmanagement objektiv bewerten und wo stehen sie im Ver-gleich zu anderen Unternehmen? Mit InnoScore.Schweiz präsentiert das Institut für Management und Innovation (IMI) der FFHS in Zusam-menarbeit mit dem Fraunhofer In-stitut IAO ein neues Benchmarking-tool für eine direkte Analyse der eigenen Innovationsfähigkeit.

Das Online-Tool bietet die Möglich-keit, das eigene Unternehmen direkt mit anderen Schweizer KMU zu ver-gleichen und Verbesserungspotenziale im Innovationsmanagement aufzu-decken. Der Vergleich erfolgt anhand von 42 InnoScore-Indikatoren, die neun Gestaltungsfeldern zugeordnet sind. Dazu gehören Themen wie Inno-vationsstrategie, Innovationskultur und

DIE NEUHEIT:

INNOSCORE.SCHWEIZ Innovation ist eine wichtige Voraussetzung für nachhaltigen Unternehmens-erfolg. Doch wie lässt sich die eigene Innovationsfähigkeit objektiv beurteilen? InnoScore.Schweiz ist ein neues Benchmarkingtool, mit dem Unternehmen einfach und schnell ihre Innovationsprozesse analysieren können.

DR. HAGEN WORCHist Wissenschaftlicher Projektleiteram Institut für Management & Innovation (IMI) der FFHS und doziert im Master-Studiengang Innovation Management. Seine Forschungs-schwerpunkte sind in den Bereichen Innovationsmanagement, Innovati-onsökonomik, Firmenwachstum und Management von Kompetenzen in Firmen.

hagen.worch@ff hs.ch

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05 – E-Learning

W er kennt die Situation nicht? In ein paar Minuten beginnt ein wichtiger Test. Ich fühle mich angespannt,

müde und nervös. Ich denke an nichts anderes als das mögliche Resultat. Gedanklich gehe ich immer wieder das Gelernte durch. Allerdings wollen mir bestimmte Dinge nicht mehr ein-fallen. Mein Herz fängt an zu klopfen und meine Hände werden feucht. Ich sitze da, wie gelähmt. Am liebsten würde ich aufstehen und den Raum

EMOTION MEETS BRAINTEXT PER BERGAMIN UND EGON WERLEN*

Emotionen sind zentraler Bestandteil unseres Lebens. Sie machen unser Leben lebenswert und helfen uns beim Bewerten von Situationen, um in diesen entsprechend zu reagieren. Auch beim Lernen zeigen sich viele

Einfl üsse der Emotionen. Deren Erforschung könnte helfen, Lernumwelten zu optimieren. Doch wie lassen sich Emotionen messen?

verlassen. Ein Unbeteiligter, der fälschlicher-weise den Raum betritt, würde meinen Zustand sofort wahrnehmen: die geweiteten Augen, die angespannte Körperhaltung oder meine zittrige Stimme. Solche und ähnliche Gefühle beein-fl ussen unsere Lernleistungen, unser Verhalten während des Lernens und machen sich körper-lich bemerkbar. Doch was sind das für Emotionenund wie können wir deren Einfl uss auf das Lernenuntersuchen?

Illustration: id-k

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Emotionen einteilen und interpretieren

Emotionen haben zwei herausragende Merkmale: Sie laufen automatisch ab, lassen sich also nur sehr schwer verändern, und sie sind subjektiv, das heisst für jeden Menschen gefühlsmässigunterschiedlich gefärbt. Dies macht deren Er-forschung relativ schwierig. Im Allgemeinen geht man heute von folgenden grundlegenden emotionsbezogenen Komponenten aus: dem Erleben, physiologischen Zuständen und dem Verhalten. Diesen lassen sich entsprechende Messmethoden zuordnen. Dieselben Komponen-ten finden sich auch im Zusammenhang mit dem Lernen. Um die Emotionen im Lernkontext einzuteilen, lassen sich unterschiedliche Kon-zeptionen heranziehen.

Zum einen können Emotionen in verschiedene Dimensionen unterteilt werden. So beurteilenwir die gefühlsmässige Färbung, die sogenannteValenz, die positiv oder negativ ausfällt. Sehr vereinfacht ausgedrückt fördern positive Valen-zen das Lernen, während negative Valenzen das Lernen behindern. Allerdings wird in derneueren Forschung eine zusätzliche Unterschei-

1 ÜBERRASCHUNG 2 EKEL

dung, die Gefühlslage «neutral», immer wichtiger. Eine weitere Dimension betriff t die Unterschei-dung des Gefühlszustands zwischen starker und schwacher Erregung (Arousal). Ein dunkler Raum etwa kann zu einer hohen Erregung oder auch zur Beruhigung führen. Im Lernkontext gilt, wiederum vereinfacht ausgedrückt, dass je nach Art der Aufgabe eine optimales Mass an Erregung am lernförderlichsten ist. In vielen Fällen bedeutet dies ein mittleres Arousal.

«Kulturübergreifend werden sechs Basis-

emotionen gezählt: Überraschung, Ekel, Freude, Ärger, Trauer

und Angst.»

05 – E-Learning

3 FREUDE

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4 ÄRGER 6 ANGST

Ein anderes Konzept klassifi ziert Emotionen, indem sie nach eindeutig abgrenzbaren Gefühls-lagen unterschieden werden. Eines der bekann-testen stammt von Paul Ekman, der Gesichts-ausdrücke in verschiedenen Kulturen unter-sucht hat. Er konnte die gefundenen Ausdrücke in sechs Basisemotionen einteilen, die in allen Kulturen vorkamen: Überraschung, Ekel, Freude,Ärger, Trauer, Angst. Heute nimmt man oft bei entsprechenden Messungen noch als siebte Klasse die Emotion «neutral» hinzu. Im Rahmen dieser Konzeption, auch distinkte Emotionen genannt, wurde vor allem der Zusammenhang von Angst und Lernen sehr oft untersucht.

Emotionen messen

Wie nun aber lassen sich Emotionen im Lern-kontext am besten messen? Gerade bei der Messung von Emotionen stellen sich die for-schungskritischen Fragen: Wie zuverlässig ist die Messmethode beziehungsweise misst sie das, was gemessen werden soll? Wie genau istsie? Wie schwierig ist die Durchführung der Messung? Führt die Messung zu Verzerrungen?

Eine Möglichkeit ist es, die Testpersonen selber einschätzen zu lassen, welche Emotionen sie gerade erleben respektive erlebt haben. Befra-gungen eignen sich relativ gut und sind heute im Allgemeinen zuverlässig und genügend sensibel. Sie haben aber einen gravierenden Nachteil: Sie unterbrechen jeweils den Lern-prozess oder müssen zuvor und danach einge-setzt werden. Ein Wechsel in der Gefühlslage (Emotionsregulation) während des Lernpro-zesses kann also nur sehr unbefriedigend gemessen werden. Hier haben physiologische Messmethoden oder Verhaltensmessungen einen eindeutigen Vorteil. Veränderungen der physiologischen Parameter, wie zum Beispiel des Blutdruckes oder elektrischer Wellen im Gehirn, werden sofort registriert (bis hin zum Millisekundenbereich). Auch die Messung der Augenbewegungen gibt ein relativ genaues Bild ab. Doch den körperlichen Messmethoden sind ebenso Grenzen gesetzt. So können beispiels-weise die Hautleitwerte, je nachdem was eineVersuchsperson vor einem Experiment geges-sen hat, sehr unterschiedlich ausfallen.

Gesichtsausdrücke zu Ekmans sechs Basisemotionen

05 – E-Learning

5 TRAUER

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Alle diese Methoden benötigen zudem entspre-chende Apparaturen, sind mit hohem Aufwand verbunden und können meist nicht in Alltags-situationen eingesetzt werden.

Facial Action Coding

Einen grossen Vorteil bieten hier die Audio- und Videobeobachtung sowie Sprachanalysen. So können die Versuchspersonen beispielsweise beim Lernen gefi lmt werden. Die Gesichtsaus-drücke werden codiert und im Zusammenhang mit den oben dargestellten Konzeptionen inter-pretiert. Neuere Verfahren führen dazu automa-tische Codierungen mittels Facial Action Coding durch: Die gefi lmten Gesichtsausdrücke werden in Bewegungseinheiten, etwa Veränderungen der Gesichtsmuskeln, «zerlegt». Diese werden mit verschiedenen Computermodellen vergli-chen, einer bestimmten Gefühlslage zugeordnet und interpretiert. Die Beobachtung von zirka 20 solchen Einheiten ergeben zumeist gut nutzbareResultate. In neuesten Untersuchungen werden Personen sogar über Laptop-Kameras oder über Webcams von Smartphones beim Lernen

aufgenommen. So bleibt die Testperson beim Lernen ungestört und gleichzeitig werden Daten zur emotionalen Verarbeitung von Informationenerhoben.

Jede dieser Messmethoden hat ihre Vor- und Nachteile. Um möglichst präzise Informationen zu erhalten, werden deshalb in der heutigen Kognitions- und Emotionsforschung die verschie-denen Messformen kombiniert angewandt.

* PROF. PER BERGAMIN ist Leiter des Forschungsteams Fernstudien didaktik und E-Learning am Institut für Fernstudien- und eLearningforschung (IFeL) der FFHS.

DR. EGON WERLEN arbeitet als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am IFeL mit Schwerpunkt E-Learning und Medienkompetenz.

SCHWEIZWEIT EINZIGARTIGE UNTERSUCHUNGSANLAGE

Unter der Leitung von Prof. Bergamin erforscht die Gruppe des Instituts für Fernstudien- und eLearningforschung (IFeL) der FFHS unterschied-liche Elemente des selbstregulierten, perso-nalisierten, adaptiven und mobilen Lernens in digitalen Lernumwelten. Einer der Schwer-punkte liegt in der Erforschung von kognitiven und emotionalen Aspekten des Lernens am Bildschirm. Dazu wurde im institutseigenen Usability-Labor eine bislang in der Schweiz einzigartige Untersuchungsanlage aufgebaut. Sie macht es möglich, Augenbewegungsmes-

sungen mit der automatischen Erkennung von Gesichtsausdrücken zu kombinieren. Emotionenund Informationsverarbeitungsprozesse könnenauf diese Weise diskret untersucht und verglichenwerden. Ziel dabei ist die Verbesserung und Optimierung von Lernumwelten und Lernmate-rialien. So soll sich zum Beispiel ein Lernsystem der Gefühlslage der Lernenden anpassen oder im umgekehrten Fall emotionale Strategien wie beispielsweise die Modulierung der Erregungoder Angst gefördert respektive trainiert werden.

05 – E-Learning

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06 – Digital

DIGITAL SERVICE

Die App simpliClean hilft mit ver-schiedenen Funktionen, das Smart-phone oder Tablet so zu bereinigen, dass es schneller läuft. Beispiele dafürsind «System beschleunigen», wo man sofort sieht, welche App oder Funktion den Akku am meisten be-lastet. Alle überflüssigen Prozesse werden nach dem Beschleunigen beendet. Oder «Speicher bereinigen» hilft, Speicher freizugeben und Apps zu deinstallieren. Der grosse Vorteil der App: Sie ist sehr einfach zu bedie-nen und selbsterklärend. simpliClean ist gratis im Google Play Store für Android erhältlich.

Die Post hat eine App entwickelt, mit der kostenlos Postkarten verschickt werden können. In der App PostCard Creator kann man eine Karte selber gestalten und mit einem Text verse-hen. Die Post übernimmt Druck und Versand per A-Post. Da die App und der Versand der Postkarten in der Schweiz und Liechtenstein kostenlossind, wird ein kurzer Werbetext der Post mit aufgedruckt. PostCard Creatorist sowohl im App-Store fürs iPhone als auch für Android im Google Play Store gratis erhältlich.

Schnell mal einen Chatverlauf ver-schicken? Was einfach klingt, ist am iPhone ganz schön kompliziert. Screenshots lassen sich nämlich nur vom aktuell sichtbaren Inhalt an-fertigen. Möchte man einen längeren Chatverlauf abfotografi eren, muss man mehrere Screenshots machen und sie anschliessend mühsam aneinan-derfügen. Diese Arbeit kann man aberauch eine App machen lassen, die mehrere Screenshots automatisch an-einander fügt. Die App Tailor ist gratis im App-Store fürs iPhone erhältlich.

Addition, Subtraktion, Division und Multiplikation – das kann jeder Taschenrechner. RealCalc Scientifi c Calculator macht aus dem Smart-phone aber einen echten wissenschaft-lichen Taschenrechner. Neben alge-braischen Berechnungen beherrscht der Taschenrechner zudem das Um-rechnen von Einheiten, etwa Meilen in Kilometer, Liter in Galonen und Fahrenheit in Celsius. Auch Prozent-rechnen oder Trigonometrie sind kein Problem. RealCalc Scientifi c ist gratis im Google Play Store für Android erhältlich.

Notizblock+ ist eine App zum Notie-ren, Zeichnen, Schreiben und Skizzierendirekt auf dem Smartphone oder Tablet. Die App enthält Stifte und Text-marker in verschiedenen Farben und Linienstärken. Es können beliebig vieleNotizbücher und Zeichenhefte erstelltsowie abgespeichert werden. Die Notizen können per Mail versendet, in der Galerie gespeichert oder in an-deren Apps geöff net werden. Mit einem Passwort lassen sie sich zudem schüt-zen. Notizblock+ ist sowohl im App-Store fürs iPad als auch für Android im Google Play Store kostenlos erhältlich.

Tailorautomatisch mehrere Screenshots miteinander verbinden

RealCalc Scientifi c eine Taschenrechner-App für Anspruchsvolle

Notziblock+ kurz notiert und skizziert

simpliCleaneinfach das Smartphone aufräumen

PostCard Creator Postkarten selber machen und verschicken

Fünf Tipps zu Apps und Tools, die im Berufs- und Studienalltag nützlich sind. Oder Spass machen.

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07 – Meinung

Jeden Morgen, jeden Abend wird es eng im öff entlichen Verkehr. Ausserhalb der Hauptver-kehrszeiten aber sind die Züge bei weitem nicht ausgelastet. Wenn also möglichst viele «Büro-listen» dank fl exiblen Arbeitsformen ab und zu die Stosszeiten meiden, haben alle mehr Platzund Ruhe in den Zügen. Zudem müsste unser Verkehrssystem nicht endlos und teuer ausge-baut werden.

Ein Bekannter von mir empfi ndet übrigens Zug-fahren und die vorbeiziehenden Landschaften als besonders inspirierend. Er kauft sich manch-mal eine Tageskarte und nutzt den Zug einen Tag lang als Büro. Seinem Arbeitgeber dankt er es mit innovativen und kreativen Lösungen.

A ls Yahoo-CEO Marissa Mayer vor zwei Jahren und unlängst auch die UBS damit Schlagzeilen machten, die Home

Off ice Worker wieder an die kürzere Leine zu nehmen, ging fast schon ein Aufatmen durch die Reihen. Die vermeintliche Erkenntnis: Es ist eben doch besser, wenn alle in der gleichen Galeere sitzen, statt dass jeder zu Hause nach eigenem Rhythmus vor sich herrudert.

Die Angst um den Austausch mit Kollegen so-wie den Teamzusammenhalt liegt einer falschen Annahme zugrunde. Wenn man die Mitarbei-tenden entscheiden lässt, wann und wo sie arbei-ten, führt das nicht automatisch dazu, dass sie das Büro meiden. Im Gegenteil – die meisten Mit-arbeitenden haben ein grosses Bedürfnis, sichmit Arbeitskollegen abzustimmen und einen Bei-trag an die Unternehmenskultur zu leisten. Wir dürfen ruhig etwas mehr Vertrauen haben, dass Autonomie nicht unbedingt zu Rückzug führt.

Flexible Arbeits-formen sind mehr als Home Off ice.

Flexible Arbeitsformen sind mehr als Home Off ice. Mitarbeitende sollen arbeiten, wo und wann es am besten passt. Flexible Arbeitsfor-men sind ein Angebot und kein «Muss». Wenn ein Unternehmen seine Mitarbeitenden nachZielen führt und fl exibles Arbeiten anbietet,zeugt das von Vertrauen. Weil es um die Eigen-verantwortung und nicht die Präsenz geht, werden fl exible Mitarbeitende zu Mitunterneh-mern. Sie sind im Gegenzug auch eher bereit, mal einen Sondereff ort zu leisten. Klar, der Um-gang mit der «neuen» Freiheit will gelernt sein: Wann bin ich eigentlich am produktivsten? Wel-che Arbeit erledige ich am besten unterwegs im Zug? Welche Umgebung inspiriert mich zu Kreativität?

Flexible Arbeitsformen bergen noch einen ganzanderen, nämlich gesamtwirtschaftlichen Nutzen.

WORK SMART:

FLEXIBILITÄT FÜR ALLE?

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NADIA STILLHART arbeitet bei der SBB im Team Nach-haltigkeit und ist Projektleiterin der Work Smart Initiative, welche fl exibles Arbeiten in der Schweiz fördert. Sie hat Kommunikationswissenschaften studiert und eine Weiterbildung in Corporate Social Resposability absol-viert. Nach mehreren Jahren in der Entwicklungszusammenarbeit in der Schweiz und in Afrika ist sie seit 2007 bei der SBB in verschiedenen Funkti-onen tätig. Frau Stillhart arbeitet und wohnt mit ihrem Mann und ihren zweikleinen Kindern in Bern.

www.work-smart-initiative.ch

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07 – Meinung 08 – Weiterbildung

WEITERBILDUNG

WEITERBILDUNGEN MIT START FRÜHLING 2016

ICT & E-BUSINESS

MAS Business- und IT-Consulting

MAS Web4Business

DAS Data Science

DAS Applikationsentwicklung

CAS Business Management

CAS Managerial Capacity

CAS Communication & Collaboration

CAS Project Management

CAS Business Process Management

CAS Change & Service Management

CAS Information System Engineering

CAS Internet Economy & Social Media

CAS Business Information Management

CAS IT Security

CAS Web Science Grundlagen

CAS Big Data & Information Retrieval

CAS Data Analysis

CAS E-Business

GESUNDHEIT

MAS Gesundheitsförderung

CAS Betriebliche Gesundheitsförderung

WIRTSCHAFT, MANAGEMENT & RECHT

MAS Business Law

Executive MBA

CAS Employment Law & Leadership

CAS IT & Law

CAS Intellectual Property

CAS Recruiting

DIDAKTIK & E-LEARNING

CAS eDidactics

CAS Intellectual Property

Das neue «CAS Intellectual Property» an der FFHS bietet eine kompakte Weiterbildung im Bereich des Immate- rialgüterrechts. Es behandelt wichtige Kernfragen des Geistigen Eigentums, erweitert dabei die juristischen Kenntnisse und greift aktuelle Problemstellungen auf. Im Zentrum stehen dabei die Themenbereiche Urheberrecht und Unlauterer Wettbewerb, IT-Recht und IP-Steuerfragen/ IP-Bewertung sowie Registerrechte mit Schwerpunkt Marken- und Patentrecht. Anmeldeschluss für den Start im Februar 2016 ist der 15. Dezember 2015.

CAS IT & Law

Fach- oder Führungskräfte sind je länger je mehr konfron-tiert mit Rechtsfragen im IT-Bereich. Der Bedarf an um-fassendem Wissen zu Themenfeldern wie Datenschutz, Urheberrecht, Online-Handel oder Internet-Kriminalität steigt. Im Mittelpunkt des neuen «CAS IT & Law» stehen Rechtsfragen, die sich im Geschäftsalltag im Zusammen-hang mit der Anwendung von Informationstechnologien ergeben. Kaderleute erhalten damit praxisrelevantes Wissen zu rechtlichen Aspekten der IT. Anmeldeschluss für den Start im Februar 2016 ist der 30. November 2015.

Der Anmeldeschluss für die Weiterbildungen mit Start im Februar 2016 ist der 15. Dezember 2015 (sofern nicht anders vermerkt). Weitere Infos unter www.ffhs.ch

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09 – Success Stories

Die grössten Herausforderungen waren einer-seits das Sammeln und Abgrenzen der Literatur und andererseits das Design des Online-Experi- ments, da dabei viele Faktoren eine Rolle spielten. Eine Hauptaussage meiner Resultate ist, dass die Äusserung von Ärger, auch wenn dieser gezielt eingesetzt wird, für weibliche Führungsper- sonen Nachteile bringt. Doch nebst den Emoti- onen ist natürlich auch das generelle Führungs- verhalten ein wichtiger Punkt. Denn wie diverse Wissenschaftler festhalten, haben sich die An-sprüche an eine gute Führungsperson im Laufe der Zeit geändert. Diese Veränderung könnte den weiblichen Führungspersonen in Zukunft Vorteile bringen. Meine Arbeit hat mir gezeigt, dass die Gründe der Unterbesetzung von Frauen weitaus komplexer sind als anfänglich ange-nommen. Meiner Meinung nach lässt sich dies nicht einfach durch die Einführung einer Quote «beheben». Die Unternehmen müssen sich den unterschiedlichen Einflussfaktoren bewusst werden, um das Thema «Frauen in der Führung» erfolgreich für sich zu nutzen.

Die festzustellende Unterbesetzung von Frauen in Führungspositionen gab die Initiative zur Er-stellung meiner Bachelor-Arbeit. Dieses Thema war auch für mich sehr aktuell, denn ich durfte selbst vor knapp zwei Jahren eine Führungsfunk- tion übernehmen und arbeite seit rund zehn Jahren in der Bankenbrache, in welcher die Frauen in leitenden Positionen ziemlich stark unter-besetzt sind. Einerseits wollte ich mit meiner Arbeit allgemein mögliche Erklärungen suchen, weshalb diese Unterbesetzung überhaupt existiert und andererseits wollte ich in diesem Zusammenhang spezifisch untersuchen, welche Auswirkung die Äusserung von bestimmten Emotionen auf die Wahrnehmung der Führungs- personen in Abhängigkeit von ihrem Geschlecht hat. Nach intensiven Literaturrecherchen unter- suchte ich deshalb, welchen Einfluss die Äusse- rung der Emotion «Ärger» in einer Verhand-lungssituation auf das wahrgenommene Selbst- bewusstsein, die wahrgenommene Angemes-senheit der Reaktion und die wahrgenommene Kompetenz der Führungsperson hat. Zudem wollte ich wissen, wie stark man der Führungs- person in einer Verhandlungssituation ent- gegenkommt. Diesen Einfluss erforschte ich anhand eines fiktiven Verhandlungsdialoges in einem Online-Experiment. Ich erstellte Dialoge für zwei unterschiedliche Situationen. Anschlies- send beurteilten die Teilnehmenden die vorge- setzte Person in Bezug auf die unterschiedli-chen Variablen.

Die Bachelor-Thesis ist der krönende Abschluss des Studiums. Zuvor gilt es aber, tief ins Thema einzutauchen, dem Zeitdruck standzuhalten und

Resultate adäquat zu Papier zu bringen. Zwei Absolventen berichten über ihre persönliche Erfahrung mit ihrer Abschlussarbeit.

* SORAYDA HÄNGGI schrieb ihre Thesis im Bachelor Betriebsöko- nomie zum Thema «Der Einfluss des Ge- schlechtes auf die Wahrnehmung der Führungs- kraft in Verhandlungssituationen».

MEINE

ABSCHLUSSARBEIT TEXTE SORAYDA HÄNGGI UND ALEXANDER VENZKE *

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09 – Success Stories

Digitalisierung oder die digitale Transformation ist in aller Munde. Die Auswirkungen auf die Geschäftswelt werden als Revolution, als eine radikale Veränderung bezeichnet. Dazu bieten zahlreiche Firmen verschiedenste Lösungen an,um Unternehmen dafür fi t zu machen. Ich wollteuntersuchen, ob es sich um einen Hype handelt und welche Lösungen vornehmlich Beratungs-unternehmen anbieten. Dazu musste ich erst mal feststellen, was als Ursache gesehen wird und welche der zahl-reichen Nennungen die tatsächlichen Treiber dieser Transformation sind. Welche Auswir-kungen sind bereits konkret in meiner berufl ichenBranche zu erkennen und was wird als mög-liche Handlungsempfehlung gesehen? Daher habe ich in einer Literaturarbeit entsprechende Studien, Bücher und Veröff entlichungen von ein-schlägigen Lösungsanbietern und Beratungs-häusern analysiert. Einige Faktoren sind technologischer Natur, wie Smartphones, hohe Internetbandbreite, Minia-turisierung und das Verschwinden der Grenzen zwischen physischen und digitalen Gütern. Es spielen jedoch auch weiche Faktoren wie soziale Netzwerke, gestiegene Transparenz, das Ver-schwimmen von Unternehmensgrenzen durch Crowdsourcing, gestiegene Markttransparenz und günstigere Herstellungsprozesse eine Rolle.

Dabei musste ich auch feststellen, dass das von Beratungshäusern präferierte Vorgehensmodell des Try & Error-Ansatzes kritisch hinterfragt werden muss. Genau hier entsteht ein Dissens, denn das von Beratungsunternehmen vorge-schlagene und präferierte Try & Error widersprichtdem klassischen Vorgehensmodell des strate-gischen Managements.

Gerade weil dieses Thema erst in den letzten Jahren aufgekommen ist, war die grösste Heraus-forderung, vor allem bei entsprechenden Unter-nehmensstudien, reine Marketing-Aussagen von gehaltvollen und substanziellen Aussagen zu unterscheiden. Ich wühlte mich durch über 360 Quellen und nicht alle lieferten einen entspre-chenden Beitrag.

Ich hoff e meine Arbeit hilft Versicherungsunter-nehmen, die für sie relevanten Kerntreiber zu identifi zieren, deren Zusammenhang zu ver-stehen und die Auswirkungen für ihr jeweiliges Unternehmen korrekt einzuschätzen.

* «Digitale Transformation der Versicherungs- wirtschaft – Auswirkungen und Veränderun- gen» heisst die Thesis von ALEXANDER VENZKE, die er im Bachelor Wirtschaftsin- formatik verfasste.

Illustration: id-k

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09 – Success Stories

«OHNE DIE FFHS WÄRE ICH HEUTE NICHT IN AUSTRALIEN»

In seinem Alltag sticht die kulturelle Vielfalt heraus, die ihn immer wieder aufs Neue heraus- fordert. Er führt bis zu 20 Leute, wobei Mitar-beitende je nach Herkunft komplett verschieden an Probleme herangehen. Das sei sehr spannend und lehrreich. «Auch nach über zwei Jahren fühle ich mich sehr stark mit Schweizer Werten wie Stabilität und Qualität sowie unserem Demokra- tieverständnis verbunden. Diese prägen meine Arbeitsweise», erzählt Gemmet.

Im Vergleich zum Dienstleistungsland Schweiz ist in Perth der industrielle Sektor die treibende Wirtschaftskraft. Die Schweizer haben zwar den Ruf, viel zu arbeiten, doch die Australier seien keineswegs weniger fleissig. Allerdings seien die Work-Life-Balance und die soziale Kompo- nente in Australien charakteristischer als in der Schweiz. «Während man die ersten zehn Minu-ten eines Meetings in Socialising investiert, kommt der Schweizer stets direkt zur Sache», erläutert Gemmet einen weiteren Unterschied.

Von der FFHS nach AustralienDie Studienzeit an der FFHS empfand Gemmet als sehr anspruchsvoll, aber sie gab ihm auch wichtige Fähigkeiten wie die Belastbarkeit und die Fähigkeit zu priorisieren mit auf den Karrie-reweg. Ohne das flexible Studienmodell, ist er überzeugt, hätte er parallel zur Hochschule keine wertvolle Praxiserfahrung sammeln können. Diese war für ihn wegweisend, um sich beruflich im Ausland zu etablieren, denn in Australien

I m Grunde war David Gemmet nie ein gros- ser Freund von Fremdsprachen, er setzte sich während seiner Schulzeit andere

fachliche Prioritäten. Und im Studium hätte er sich nie erträumt, beruflich einmal im Ausland tätig zu sein. Wie so oft kommt alles ganz anders als man denkt. Während seines Wirtschafts- studiums in Richtung Finance/Taxation and Business Information Systems an der FFHS arbeitete er bei der SBB. Der anschliessende Master an der HSG ermöglichte ihm einen MBA-Austausch in Sydney. «Beim Reisen in Australien hat die Stadt Perth mein Herz erobert», erzählt Gemmet. Spontan bewarb er sich für einige Stellen und arbeitet nun seit 2013 an der australischen Westküste.

Kulturelle Herausforderungen

Bei SMS Management & Technology, einem in Asien und im Pazifikraum tätigen Bera- tungsunternehmen, unterstützt Gemmet vor allem Kunden aus der Rohstoffindustrie (Öl-, Gas- und Rohstoffabbau) in Management- und Technologiefragen. Als Projektleiter sind seine Tätigkeiten hauptsächlich betriebswirtschaft-licher Natur. Der ökonomische Aufschwung in Westaustralien ist durch milliardenschwere Grossprojekte geprägt, die unter anderem den Bau einer der weltweit bedeutendsten Gasplatt- formen beinhaltet. Für Gemmet ist die Führung von Projekten mit einem Budget von mehreren Millionen Schweizer Franken deshalb keine Seltenheit.

Australien ist eine klassische Feriendestination mit wunderschönen Stränden und einer artenreichen Tierwelt. Dass es sich dort aber auch erfolgreich arbeiten lässt, zeigt FFHS-Alumni David Gemmet. Der gebürtige Walliser arbeitet seit zweieinhalb Jahren in Perth als Unternehmensberater im IT-Bereich.

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09 – Success Stories

wird die Arbeitserfahrung höher gewichtet als der akademische Hintergrund. Den FFHS-Studie-renden empfiehlt er, sich insbesondere während zeitintensiven Phasen daran zu erinnern, dass diese Belastung nur temporär sei und sich die Investition ins Studium auszahlen wird, auch wenn man den Erfolg erst später sieht.

«Perth ist die perfekte Kombination zwischen Grossstadt und Natur.»

Perth verfügt über eine hohe Lebensqualität. «Die junge Stadt ist noch keine 200 Jahre alt und noch immer daran, ihre eigene Identität zu entwickeln», meint Gemmet. Trotz ihrer rund zwei Millionen Einwohnern sieht er in Perth die perfekte Kombination von Grossstadt und Natur. In zehn Minuten ist er am Strand und in einer halben Stunde in der Natur, was der Oberwalliser aus Ried-Brig für sehr wichtig empfindet. Um abzuschalten zieht er sich gerne in den Kings Park zurück, der auf einem Hügel mit schöner Aussicht auf die Stadt liegt. Da geht

er auch hin, wenn er etwas Heimweh verspürt, denn er ist stark verwurzelt und sieht die Schweiz noch immer als sein Zuhause.

Pläne und Träume

Gemmet pflegt stets einen sehr engen Kontakt zu Freunden und Familie in der Schweiz, die er bisher jedes Jahr besucht hat. Er kann sich auch gut vorstellen, in ein bis zwei Jahren beruflich für eine gewisse Zeit zurückzukehren. Auf alle Fälle möchte er sich gerne in seinem nächsten beruflichen Abschnitt unternehmerischen Pro- jekten zwischen Australien und der Schweiz widmen. Das Reisen in Asien und Australien, wo er noch lange nicht alles gesehen hat, steht auch auf seiner Agenda. Viele Ideen und Träume, doch durch Pläne möchte er sich nicht zu stark einschränken. Stillstand kommt für den 30-Jähri- gen jedenfalls nicht in Frage: «Für mich war und ist es noch immer wichtig, Neues zu wagen. Engagement und Innovationsdenken wurden mir von meinen Eltern als wichtige Werte auf den Lebensweg mitgegeben. Diese versuche ich heute zu leben.»

Mario Schuler

Der Walliser David Gemmet lebt und arbeitet seit 2013 im australischen Perth.

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10 – Rückblick

Anlässlich der jährlichen Abschlussfeier der FFHS in der Simplonhalle in Brig konnten am 12. September 247 Absolventinnen und Absolventen ihr Diplom entgegennehmen. Armin Walpen, FFHS-Stiftungsrats- mitglied und ehemaliger SRG-Generaldirektor, lobte in seiner Gastrede die herausragende Leistung der Diplomanden.

DIPLOMFEIER 2015

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Neue «Lehre» an Fachhochschulen

«Das praxisintegrierte Bachelor-Studium soll das Schweizer Nachwuchsproblem in den Technikberufen beseitigen. […] Dessen Ziel ist es in erster Linie, Ma-turanden einen direkteren Einstieg in die Arbeitswelt und gleichzeitig den Erwerb eines Hochschulabschlusses zu ermög-lichen.»

Handelszeitung, 26. März 2015

Fernfachhochschule Schweiz: Neuer Lehrgang CAS Intellectual Property

«Der Schutz des geistigen Eigentums hat eine hohe Priorität und ist im Zeitalter der Digitalisierung nochmals anspruchs-voller und weitreichender geworden. Der neue Zertifikatslehrgang ‹CAS In- tellectual Property› an der Fernfach-hochschule Schweiz (FFHS) behandelt alle juristischen Fragen rund um das geistige Eigentum.»

Aus- und Weiterbildung (Tages Anzeiger), 24. August 2015

Ein Drittel mehr Studierende

«Zum Start des Herbstsemesters ver- zeichnet die Fernfachhochschule Schweiz (FFHS) 619 neue Studierende. Das sind ein Drittel mehr Neuimmatri- kulationen als im Vorjahr. Verteilt auf die Regionalzentren Zürich, Bern, Basel und Brig starten 490 neue Bachelor- oder Master-Studierende ins Herbst-semester. 129 Personen beginnen eine Weiterbildung. Dies entspricht einer Zunahme von über 30 Prozent gegen-über dem Vorjahr.»

Basler Zeitung, 24. August 2015

FFHS MAGAZIN

MEDIENECHO

Fotos: Christian Pfammatter

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Die Fernfachhochschule Schweiz (FFHS) ist eine eidgenössisch anerkannte Fachhochschule und bietet berufsbegleitende Bachelor- und Master-Studiengänge sowie Weiterbildungen an. Mit über 15 Jahren Erfahrung im Fernstudium ist sie die führende E-Hochschule der Schweiz und eine Alternative für all jene, die Berufstätigkeit, Familie und Studium kombinieren möchten.

Fernfachhochschule Schweiz – FFHS Zürich Basel Bern Brig Tel. +41 (0)27 922 39 00

www.ffhs.ch

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