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Comune di Roma Tourismus Comune di Roma Tourismus Via dei Coronari Via Giulia Via dei Condotti Via Sistina Via del Babuino Via des Portikus der Oktavia Via dei Giubbonari Via di Campo Marzio Via dei Cestari Via dei Falegnami/Via dei Delfini Via di Monserrato Via del Governo Vecchio Via Margutta Die Strassen von Rom Ein Spaziergang durch die historischen Strassen der italienischen Hauptstadt Engelsburg - Piazza Pia Trevibrunnen - Via Minghetti Fori Imperiali - Piazza del Tempio della Pace Navona - Piazza delle Cinque Lune Santa Maria Maggiore - Via dell’Olmata Bahnhof Termini - Via Giolitti, 34 (Gleis 24) [geöffnet: 8.00-21.00 Uhr] Piazza Sonnino - Viertel Trastevere Via Nazionale - Bei Palazzo Esposizioni Flughafen Leonardo da Vinci (Fiumicino) - Terminal C TOURISMUSINFORMATIONSZENTREN der Stadt Rom Öffnungszeiten: Mo – So von 9.00 – 19.30 Uhr Referat für die Politischen Angelegenheiten im bereich der Internationalen Förderung des Tourismus Via Leopardi 24 - 00185 Rom Call Center für den Tourismus: Tel.: 0039 06 82059127 Öffnungszeiten: Mo – So von 9.00 – 19.30 Uhr www.comune.roma.it Grafiche Ponticelli Spa - Castrocielo - ord. 3304 del 7/02/06 - cp. 5000 - cod. 4611

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Comune di RomaTourismus

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Via di Monserrato

Via del Governo Vecchio

Via Margutta

Die Strassen von RomEin Spaziergang durch die historischen Strassen der italienischen Hauptstadt

Engelsburg - Piazza Pia Trevibrunnen - Via Minghetti Fori Imperiali - Piazza del Tempio della Pace Navona - Piazza delle Cinque Lune Santa Maria Maggiore - Via dell’Olmata Bahnhof Termini - Via Giolitti, 34 (Gleis 24) [geöffnet: 8.00-21.00 Uhr] Piazza Sonnino - Viertel TrastevereVia Nazionale - Bei Palazzo EsposizioniFlughafen Leonardo da Vinci (Fiumicino) - Terminal C

TOURISMUSINFORMATIONSZENTREN der Stadt Rom

Öffnungszeiten: Mo – So von 9.00 – 19.30 Uhr

Referat für die Politischen Angelegenheiten im bereich der Internationalen Förderung des TourismusVia Leopardi 24 - 00185 RomCall Center für den Tourismus: Tel.: 0039 06 82059127Öffnungszeiten: Mo – So von 9.00 – 19.30 Uhrwww.comune.roma.it

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Tourismus

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Via Sistina

Via del Babuino

Via des Portikus der Oktavia

Via dei Giubbonari

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Via dei Falegnami/Via dei Delfini

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Diese Strasse stellt die erste geradeStrassenachse dar, die Papst Sixtus IV.

anlässlich des großen Jubiläums von 1475 inder mittelalterlichen Stadt als direkteVerbindung zwischen dem Stadtteil Ponte unddem Vatikan erschließen ließ. Der Strassenbauerfolgte im Rahmen des sixtinischen, großangelegten Stadtveränderungsplans, der dieVerbindung zwischen dem dicht besiedeltenzentralen Stadtteil am linken Tiberufer, dasdem antiken Campo Marzio entsprach, undden weiter nördlich auf der gegenüberliegen-den Tiberseite gelegenen Stadtteilen, vorallem mit der Peterskirche verbessern sollte.Der gewaltige Pilgerstrom in RichtungEngelsbrücke, die damals als einzige denZugang zum Vatikan ermöglichte, sollte damitabgezweigt werden.Die Via dei Coronari, die auf den Spuren desletzten Abschnitts der antiken Via Rectaerbaut wurde, war eine der drei Strassen, diesich von der antiken Piazza di Ponte aus, oderTrivium Mensariorum, dem Marktplatz undOrt der Hinrichtungen, bis zur sehr zentralgelegenen Piazza Colonna erstreckten undsomit den gesamten, so genanntenRenaissancestadtteil durchquerten. DieserStadtteil wurde gegen Ende des 15. Jh. städ-tebaulichen und architektonischenVeränderungsmaßnahmen unterzogen, wobeidessen mittelalterliche Grundstruktur miteinem herrlichen Renaissanceüberbau verse-hen wurde. Die Via dei Coronari entwickeltesich rasch zu einem Knotenpunkt innerhalbdes erneuerten Strassennetzes diesesStadtteils, zur Innenarterie im Herzen derUrbs, symbolisch genau zwischen der„Heiligen Stadt“ und dem „HistorischenZentrum“ gelegen. Die Strasse war außerdemeng mit dem neuen Quartier der Banchi ver-bunden, wo sich die wichtigsten, ausländi-schen Banken nieder gelassen hatten. In die-sem Sinne diente die Strasse nicht nur zurDurchquerung, sondern sie stellte zu dieserreinen Händler- und Handwerksgegend aucheine wichtige Verbindung her. Diesen Zweckerfüllt sie noch heute, wo sich an ihr zahlrei-che, renommierte Antiquitätengeschäfte rei-hen. Die Via dei Coronari, „eingefasst“ in diemalerische Gegend um die genauso berühmtePiazza Navona, verdankt ihren Namen geradedem konstanten Pilgerstrom, der besonderswährend der „Anni Santi“, der heiligen Jahre,sehr stark war. Damals zog sie viele Händleran, auch „Paternostrari“ genannt, die religiö-se Gegenstände verkauften. Die Strasse, die

ihren Renaissancestil fast vollständig beibe-halten hat, durchquerte zwei angrenzendeGegenden dieses Stadtteils: die„Scortecchiara“, in der Lederwarenhändlerniedergelassen waren, und die Imago pontis,die ihren Namen von einem aufKirchenliteratur spezialisierten Zeitungskioskerhalten hatte. Zwischen dem 15. und dem16. Jh. festigte sich die Funktion der Strasseals Verbindung zur Stadtmitte mit ihren wich-tigen Herrenhäusern, die oftmals herrlichbemalte oder gravierte Fassaden aufwiesen.Folgt man der Via dei Coronari durch ihregeheimnisvollen und faszinierenden, archi-tektonischen Kulissen hindurch, in denen auchweniger bedeutende Bauwerke und einzelneurbane Bauelemente wichtige Zeugen derarchitektonischen und sozialen Entwicklungder Strasse sind, gelangt man in ein wahresFreiluftmuseum, belebt durch imposanteKirchengebäude und zahlreiche, für Rom typi-sche Zeitungskioske mit Kirchenliteratur.Diese erinnern auf pittoreske Art und Weisean den immerwährenden Fluss von Pilgern,die vor den berühmten „Madonnelle“, denkleinen Madonnenbildnissen, Halt machten,um zu beten.

Palazzo Grossi-Gondi, das Gebäude befindetsich an der Einfahrt zur Via dei Coronari inRichtung Piazza di Tor Sanguigna. Es wurde im16. Jh. im Auftrag der florentinischen FamilieGondi erbaut und befindet sich noch heute inihrem Besitz. Seine Fassaden sind mitFenstern versehen, deren Ornamente amWappen des Geschlechts inspiriert sind. DerBau der Casa Lucci-Mancini wurde im 16 Jh.von der römischen Adelsfamilie beauftragt.Das Gebäude ging später an dieErzbruderschaft Santa Maria in Portico über,die im Innenhof eine ausgesuchteStuckdekorierung anbringen ließ. Die Casadella Confraternita di Santa Maria dell’Orto,das Haus der Bruderschaft der Heiligen Mariades Gemüsegartens, verdankt seinen Bau demreichen Verein der Bewohner von Trastevere,der in der Stadt zahlreiche Liegenschaftenbesaß. Das Merkmal der Casa del Salvatore,das Haus des Heilands, ist eine an derHausfassade angebrachte Büste des Heilands,die im 16. Jh. von der Gesellschaft derEmpfohlenen des Herrns gestiftet wordenwar.Ende des 15. Jh. ließ die einflussreicheFamilie Bonaventura, aus der zahlreicheKardinäle und Senatoren hervorgingen, den

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Palazzetto Bonaventura erbauen. Seine eineeinheitliche Kottofassade weist Lesenen auf,die mit korinthischen Kapitellen versehensind. Der stilvolle Innenhof wurde im 17. Jh.Neuerungen unterzogen. Im 17. Jh. ging dasGebäude zuerst in den Besitz der FamilieLatini, anschließend in den der Diamanti-Valentini über. Die Casa dipinta, das bemalteHaus, befindet sich an der Ecke zur Via dellaMaschera d’Oro. Es ist ein wunderbaresBeispiel der ab Ende des 15 Jh. üblichenTechnik, nach welcher die Fassaden vonWohnhäusern und Palazzi mit einem Hell-und-Dunkel-Effekt veredelt wurden, wobei dermonumentale Charakter der Stadt betontwurde. Die heute stark verblassteFassadendekoration, die einen durchTrophäen und mythologische Figuren belebtenBildzyklus darstellt, soll das Werk von auf die-sem Gebiet gerade in Rom sehr rege tätigenKünstlern des Kalibers eines Maturino daFirenze und eines Polidoro da Caravaggio sein.Der Palazzo Lancellotti, nimmt dieHäusergruppe zwischen der Piazza di SanSimeone und der Piazza San Salvatore in Lauroein. Das monumentale Bauwerk, die einenTeil der ursprünglichen Bauten in sich inte-griert hat, nimmt eine besondere Stellungunter den wichtigen Gebäuden an der Via deiCoronari ein. Es wurde Ende des 16.Jh. vonFrancesco Volterra im Auftrag des KardinalsScipione Lancellotti nach einem aufwendigen,schließlich von Carlo Maderno zu Ende geführ-ten Bauplans errichtet. Auf die präzise undnüchterne Fassade, die in der Mitte durch dasvon Domenichino ausgeführte reichbeschmückte Tor unterbrochen wird, folgt einwunderschöner Innenhof als wahrer architek-

tonischer Höhepunkt des Bauwerks: auf einerSeite wird dieser von einem Säulengang inzweifacher Ordnung umzäunt, auf dessenWänden antike in Stuckrahmen eingefassteReliefs verlaufen. Genauso reich und herr-schaftlich sind die daran angrenzenden Sälemit ihren Fresken von Guercino und AgostinoTassi. Der Palazzetto dell’ex Monte di Pietà,in dem sich das in dieser Funktion gegen Endedes 16. Jh. von Papst Sixtus V. eingerichtete,ehemalige Leihhaus befand, wurde im Jahr1572 von Grund auf neu errichtet, woran diean seiner Frontseite angebrachte Tafelerinnert. Der Palazzo del Drago wurde 1557von den Gebrüdern Paolo, Giorgio undGiampietro del Drago auf einer bereits beste-henden Häusergruppe gebaut, wobei auch diemittelalterliche Kirche San Salvatore deInversis in den Bau mit eingebunden wurde.Das Gebäude fällt durch seine gelungeneFassade mit ihren auf der Höhe des zweitenStockwerks gewölbten und kunstvoll einge-rahmten Fenstern auf. Der im 16. Jh. erbautePalazzo Fioravanti war ursprünglichEigentum der Familie Sala, danach ging er andas Adelsgeschlecht der Fioravanti aus Pistoiaüber. Die Casa dell’Arciconfraternita delGonfalone, der Erzbruderschaft desGonfalone, besser bekannt als das Haus vonFiammetta, stellt eines der seltenen Beispielevon Wohngebäuden aus der ersten Hälfte des15. Jh. dar, das noch heute als mittelalterli-ches Bauwerk erkennbar ist. SeineBerühmtheit verdankt es dem Namen derbekannten Kurtisane und Geliebten vonCesare Borgia. Die Casa di Prospero Mochiwurde 1516 von Pietro Rosselli im Auftrag desGeneralkommissars für Festungsanlagen der

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Stadt Rom erbaut und ist eines der beeindruk-kendsten Bauten der Via dei Coronari. DieCasa Lezzani, oder Haus von Raphael, ist einnüchternes Renaissancegebäude, in dem derÜberlieferung nach der berühmte Malergelebt haben soll. Am Palazzo Vecchiarelli,der in der zweiten Hälfte des 16. Jh. erbautwurde, fällt vor allem ein Altan hervor, derBartolomeo Ammannati zugeschrieben wird.In den Genuss des Anblicks der Kuppel derKirche Santa Maria della Pace kommt manvon den architektonischen Stadtkulissen desVicolo della Volpe aus. An den Tempel, der dasErgebnis verschiedener von Ende des 12. Jh.bis zum 17. Jh. durchgeführtenBaumassnahmen ist, wurde zwischen 1500 und1504 der berühmte von Bramante verwirklich-te Kreuzgang gebaut, der zum antiken Klosterder Domherren des Lateranenser Ordensgehörte. Der Bau desselben ist wiederum ineinen an die Via dei Coronari angrenzendenGebäudekomplex eingebunden. Die KircheSan Salvatore in Lauro, die auf den gleichna-migen Platz ausgerichtet ist, grenzt direkt anden Palazzo Lancellotti an. Seit dem Jahr1177 bekannt, wurde das Gebäude bis in das16. Jahrhundert wiederholt verschiedenerbaulichen Veränderungen unterzogen; 1591wurde es durch einen Brand zerstört, umdanach umgehend nach einem Bauplan vonOttavio Mascherino wieder neu aufgebaut zuwerden. Die harmonisch anmutende Fassadeist ein Werk von Camillo Guglielmetti aus dem19. Jahrhundert. Am Ende des effektvoll inSzene gesetzten Treppengangs in der gleich-namigen Gasse von San Simeone steht diekleine Kirche der Heiligen Simeone undGiuda, die nach wechselndenNutzungszwecken heute entweiht ist. Das seitdem 12. Jh. als Kirche der Heiligen Maria deMonticellis, oder in Monticello, später alsKirche des Monte Johannis Ronzonis bekannteGotteshaus, gehörte im 16. Jh. derAdelsfamilie der Orsini, die den angrenzendenPalazzo di Monte Giordano bewohnten. DieKirche der Heiligen Celso und Giuliano, diean der Via del Banco di Santo Spirito liegt,schließt den religiösen Spaziergang an der Viadei Coronari in Richtung der antiken Piazza diPonte. Die ursprüngliche an jener Stelle ste-hende und im Jahr 1008 zum ersten Malerwähnte Kirche wurde 1509 abgerissen, umgegen Mitte desselben Jahrhunderts erneutaufgebaut und abermals zerstört zu werden.Schließlich wurde sie im Jahr 1735 nach einemBauplan von Carlo de Dominicis wiedererbaut.Die Assunta, Werk eines unbekanntenKünstlers aus dem 18. Jh., erhebt sich maje-stätisch an der Mauer des Palazzo Grossi-

Gondi in Richtung des Tor Sanguigna. Es wirddurch einen großzügigen Stuckrahmen einge-schlossen, der inmitten weicher Wolken tan-zende Engel darstellt und von einem mitBlumengewinden ausgeschmückten, tempel-förmigen Baldachin bedeckt ist. Das Bild derImmacolata Concezione, der UnbeflecktenEmpfängnis Mariae, hängt an der Seite desPalazzo Lancellotti, die in Richtung der Viadegli Amatriciani zeigt. Das Fresko aus dem17.Jh. ist mit einen aus derselben Zeit stam-menden, nüchternen Travertin- undStuckrahmen versehen. Das an der Ecke derQuadersteinmauer des Palazzo Lancellottiangebrachte und auf die davor liegendePiazza ausgerichtete Abbild der MadonnaAddolorata ist mit einem strahlenförmigen,großzügigen Stuckrahmen versehen. Das kost-bare Originalgemälde wird heute im Innerndes Gebäudes aufbewahrt. Das Bild desRedentore, des Erlösers, ist an der Ecke desPalazza Lancellotti angebracht, das inRichtung Via dei Coronari zeigt. Der Rahmenaus dem 18. Jh., der die Reproduktion einesBildes von Raphael Mengs umschließt, ist mitdem des oben erwähnten Bildes vergleichbar,zumal er ebenfalls eine strahlenförmigeStruktur aufweist, auf der kleine Engelsköpfemit einem darüber fliegenden Engel darge-stellt sind und unter ihm ebenfalls eineLaterne aus dem 19.Jh. steht. Die Madonnacol Bambino, die Madonna mit Kind, hängt ineiner Holzstruktur aus dem 19.Jh. an derFassade des Palazzo Lancellotti in RichtungVia dei Coronari. Das Originalbild, ein Ölbildaus dem 18. Jh., wurde durch ein modernesauf Papier ersetzt. Das Bildnis der Madonnadella Pietà ziert die Fassade des Hauses vonFiammetta. Unter dem Bild aus dem 18. Jh.erinnert eine Tafel an die Erzbruderschaft desGonfalone. Die Madonna della Pietà, dasschöne ovale Bildnis, das gegen Ende des 18.Jh. entstand, hängt an der Hausfront desGebäudes, in dem sich ehemals der Sitz desLeihhauses befand. Die Imago pontis ist dasberühmteste unter den Heiligenbildern dieserGegend und wurde in das bossierteEcksteingemäuer des Palazzo Lancellotti zwi-schen der Domizio-Gasse und der Via deiCoronari eingebaut. Mit diesem Bild identifi-zierte sich dieser Strassenabschnitt und derStadtteil insgesamt. Es handelt sich um einenim Jahr 1523 von Antonio da Sangallo, demJüngeren, wieder zusammengesetztenTabernakel um das Fresko der Krönung derHeiligen Jungfrau von Perin del Vaga nacheinem Schema ad edicola, das von demselbenSangallo auch für die Fenster des PalazzoFarnese verwendet wurde.

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Der von Papst Julius II. Della Rovere im Jahr1508 veranlasste Bau der geraden

Strassenachse sollte die Kirche San Giovannidei Fiorentini mit dem Ponte Sisto verbinden,diese Brücke wiederum die Stadtmitte mitTrastevere und dem Vatikan. Sie war alsAlternative zur Via della Lungara gedacht, dievon Papst Julius II als Via Settimiana angelegtworden war. Die Via Giulia, die den Namenihres Auftraggebers trägt, gehört in ihremoberen Abschnitt zum Stadtteil Ponte, imunteren, dem näher beim Ponte Sisto gelege-nen Abschnitt zum Stadtteil Regola. Der vonPapst Sixtus IV. verfügte Wiederaufbau derBrücke anlässlich des Jubiläums von 1475 istein Zeugnis des kulturellen Höhepunkts, dendie Stadt gegen Ende des Jahrhunderts erleb-te. In der Gegend am linken Tiberufer (umden Campo Marzio herum) wurdenStrassenachsen angelegt oder erneuert, diedie wichtigen administrativen und religiösenKnotenpunkte der Stadt miteinander verbin-den sollten. Unter diesen Strassen nahm dieVia Giulia in der von Papst Julius II. eingelei-

teten, urbanen Neugestaltung eine besondereStellung ein. Der auf einer antiken römischenBrücke gebaute Ponte Sisto und die neuerschlossene Strasse gewährleisteten einedoppelte, äußerst wichtige Verbindung zwi-schen dem Vatikan und der Stadtmitte, indenen sich hauptsächlich die wichtigstenTreffen und das rege gesellschaftliche Lebenabspielten. Die Via Giulia stellt überdies dieVerbindung zum „Quartiere dei Banchi“ her,der sich um die Kirche San Giovanni deiFiorentini herum nach der Rückkehr derPäpste aus Avignon und ihrer Niederlassung imVatikan entwickelt hatte. Im antiken Canaledi Ponte, der der heutigen Via del Banco diSanto Spirito entspricht, ließen sich die wich-tigsten ausländischen Banken, besonders dieflorentinischen, nieder. Auf diese Weise ent-stand in diesem Stadtteil eine Wohngegenddes höheren Bürgertums und derAdelsfamilien, insbesondere rund um dieKirche der Nazione fiorentina. Dank derUnterstützung eines reichen toskanischenBanquiers, Agostino Chigi, konnte Papst JuliusII. denn auch die Durchführung seiner ehrgei-zigen städtebaulichen Pläne einleiten, die dieVerbindung zwischen der Peterskirche, denBanchi und dem gegenüberliegendenTiberufer vorsahen. Mit dem Bau des imposan-ten Gebäudes des Kuriengerichts beabsichtig-te Papst Della Rovere die Bedeutung der ViaGiulia als urbanen Knotenpunkt weiter zuunterstreichen. Mit den nie abgeschlossenenArbeiten wurde im Jahr 1508 Bramante beauf-tragt. Die ursprünglichen Baupläne sahen dieErrichtung eines weit angelegten, monumen-talen Baus zwischen dem Vicolo del Cefalound der Via del Gonfalone vor. Davor sollteein genauso repräsentativer Platz angelegtwerden, der nach den Vorstellungen von PapstJulius symbolisch die Funktion des Kapitolsübernehmen sollte. An der Via Giulia, dieauch heute noch eine der elegantestenStrassen Roms ist, ließen zahlreicheMitglieder wichtiger Adelsgeschlechter ihrebeeindruckenden Residenzen erbauen. DieseTendenz setzte sich dank den päpstlichenInitiativen in diesem Bereich in den folgendenJahrhunderten fort: Während des Pontifikatsvon Papst Leo X. begannen die Arbeiten zurErrichtung der berühmten Chiesa deiFiorentini und einige Jahre später ließ PapstPaul III. die Via Paola erschließen, womit dieendgültige Verbindung zur Piazza di Pontegeschaffen war.

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Die Kirche der in Rom niedergelassenenFlorentiner, dem Heiligen San GiovanniBattista, Johannes dem Täufer, demSchutzpatron von Florenz, gewidmet, ist daserste wichtige Gebäude, das direkt an derEinfahrt in die Via Giulia steht und durch diekleine Piazza dell’Oro mit ihr verbunden ist.Die Kirche stammt aus dem 12. Jh. und warursprünglich San Pantaleo gewidmet. Endedes 13. Jh. ging die Kirche an die Compagniadella Pietà über, die 1508 von Papst Julius II.die Genehmigung erhielt, ein neuesGotteshaus zu errichten. Elf Jahre spätergewann Jacopo Sansovino die Ausschreibungfür den Kirchenbau, um umgehend vonAntonio da Sangallo, dem Jüngeren, in diesemAmte abgelöst zu werden. Nach einer erstenUnterbrechung der Arbeiten, nahmen die bei-den Architekten den Bau gemeinsam wiederauf. Doch durch den „Sacco di Roma“, diePlünderung Roms im Jahre 1527 wurden dieseerneut unterbrochen. Gegen Mitte desselbenJahrhunderts beauftragten die Florentinereinen Künstler des Kalibers von Michelangelomit der Durchführung des Projekts, dasjedoch nie zu Ende geführt wurde. Erst Endedes 16. Jh. wurden die Arbeiten unter derFührung von Giacomo Della Porta, der nachden Plänen von Sangallo die Innenschiffeerrichten ließ, wieder aufgenommen. ZuBeginn des darauf folgenden Jahrhundertswar Carlo Maderna an der Reihe. Von diesemsind das Querschiff, das Tonnengewölbe imInnern und die spitze, lang gezogene Kuppel,die im Volksmund „confetto succhiato“,Schleckstängel genannt wurde. DieTravertinfassade wurde 1734 von AlessandroGalilei (auch die beeindruckende Fassade derpatriarchalischen Basilika von San Giovanni istsein Werk) erschaffen. Im Innern bietet sicheinem eine richtige Anthologie der römischenKunst, darunter Namen wie Bernini, Algardiund Borromini (letzterer wurde zusammenmit dem Architekten Maderno in der Kirchebegraben, wie es die Grabinschrift auf derdritten Säule links bezeugt. Danach biegt manin die Via Giulia ein, in der jedes einzelneGebäude und jede Kirche nähereErläuterungen verdienen würde. Nach derGebäudegruppe aus dem 15. Jh. befindet sichan der Via Giulia, 82, an der Ecke zur Via deiCimatori, eines der interessantestenRenaissancegebäude der Strasse, das sichdurch bogenförmige Fenster mit Travertin-Rahmen und Spuren antiker Malverzierungenhervorhebt. Die Hausnummer 79 gehört zumPalazzo Medici Clarelli, auch Haus desKonsuls von Florenz genannt. Es wurde vonAntonio da Sangallo dem Jüngeren in der

ersten Hälfte des 16. Jh. erbaut (später vonder Stadt Rom aufgekauft, befindet sich dortheute der Sitz der Stadtkreisverwaltung I(Municipio I) und ist eines der interessante-sten Bauwerke, das die toskanische Gemeindeerrichten ließ. Auch in diesem Fall ist dasGebäude mit einer reich bemalten Fassadeversehen, als weiteres Beispiel der gegenEnde des 15 Jh. in Rom herrschenden Mode,die herrschaftlichen Patrizierhäuser mitMalereien und Gravierungen zu veredeln.Zeugnisse hierfür treten an der Via Giulia undin ihrer nächsten Umgebung besonders häufigauf. Eines der wichtigsten Gebäude derStrasse ist der Palazzo Sacchetti, an derHausnummer 66. Auch dieses Gebäude wurdevom Architekten Sangallo zu seinen eigenenWohnzwecken erbaut und von seinem SohnOrazio an den Kardinal Giovanni Ricci daMontepulciano verkauft, der den ArchitektenNanni di Baccio Bigio mit der Durchführungvon Ausbauarbeiten beauftragte. Dieser ver-sah das Gebäude denn auch mit seiner jetzi-gen, imposanten Gestalt. Von Salvati wurdenhingegen die Fresken im Salon ausgeführt,welche von der damaligen Kritik hoch gelobtwurden. Die Ceulis, die das Gebäude im 17.Jh. erwarben, ließen die wunderschöne Logemit Blick auf den Tiber errichten. Weiter wirdauf die Kirche des San Biagio della Pagnottaund auf das anliegende Hotel Cardinal, an derVia Giulia 64. aufmerksam gemacht. DasHotel hat seinen Sitz in einem ehemaligenKloster, das seinerseits auf die Grundmauerndes Kuriengerichts gebaut worden war. Diekleine, mittelalterliche Kirche, „della pagnot-ta“, des Brotlaibs, wurde augrund der Sitte,am Fest des Heiligen Brot an die Armen zuverteilen, so genannt. Ihre heutige Gestalterhielt sie 1730. TiefgreifendenVeränderungsmaßnahmen wurde sie 1832unterzogen, als der Architekt Filippo Navonevom Armenischen Hospiz (Venerando Ospiziodegli Armeni) beauftragt wurde, das anliegen-de auf den imposantenQuadersteinmauerresten des Gerichteserbaute Gebäude in ein Kloster umzubauen(das unvollendete Werk wurde später von derCompagnia dei Bresciani aufgekauft). Vomgrandiosen Bauwerk sind nur die enormen,rustikalen Quadersteinblöcke, welche diemassive Bodenstruktur bildeten, übrig geblie-ben, so wie sie an der Ecke Via Giulia, Via delGonfalone zu sehen sind: sie ragen so weitheraus, dass man sich auf die „Sofas der ViaGiulia“, wie sie genannt wurden, setzen konn-te. Im Jahr 1870 wurde der Gebäudekomplexvom Neuen Einheitsstaat erworben und zubürgerlichen Zwecken verwendet, während

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im Hinblick auf das Heilige Jahr 1975 dasArmenische Hospiz San Biagio in das HotelCardinal umgebaut wurde. Anschließend wen-den wir uns der Kirche der Santa Maria delSuffragio zu. Dieses im 15. Jh. von CarloRainaldi errichtete Kirchengebäude war derSitz der gleichnamigen, den guten Taten fürdas Seelenheil der Verstorbenen gewidmetenErzbruderschaft. Wenn man in die Via delGonfalone einbiegt, befindet sich an derHausnummer 29, in Richtung desLungotevere, das Oratorium des Gonfalone,das mit der gleichnamigen Erzbruderschaft,die in der Armenfürsorge tätig war, verbundenist. Mitte des 16. Jh. auf den Überresten derantiken Kirche der Santa Maria in Xenodochioerrichtet, bewahrt das kleine Gebäude in sei-nem Innern eine Reihe von Gemälden ver-schiedener, bekannter Künstler des römischenManierismus. Es folgen die Carceri Nuove, dieneuen Gefängnisse, an der Via Giulia 52.Mitte des 16. Jh. beauftragte Papst InnozenzX. Antonio del Grande mit dem Bau derGefängnisse, die diejenigen der Tor di Nonaund der Corte Savella ersetzen sollten. DieFassade des Gefängnisgebäudes aus dem19.Jh., in dem heute das Museum derKriminologie untergebracht ist, ist ein Werkvon Giuseppe Valadier.

Die Kreuzung mit der Via dei Banchi Vecchibildet die Grenze zu den Quartieren Ponteund Regola in einem Punkt, der ursprünglichvom Abzugskanal von Santa Lucia durchquertwurde. Von der Gebäudegruppe an der Eckehebt sich die Casa della Confraternita dellePiaghe di Cristo, das Haus der Erzbruderschaftder Wunden Christi, hervor, in dessen Innernsich die im Jahr 1728 von Filippo Raguzzinirestaurierte Kirche von San Filippo Neri,besser bekannt unter dem Namen von SanFilippino, befindet. Nach dem berühmtenGymnasium Virgilio, an der Via Giulia 38, dasin den Gemäuern des Collegio Ghisleri ausdem 17. Jahrhundert eingerichtet wurde,gelangt man zur Kirche des Santo Spirito deiNapoletani, welche von der gleichnamigenErzbruderschaft im Jahr 1584 auf den Überre-sten der Kirche von Sant’Aurea errichtetwurde und die im Laufe des 18. Jh. tief grei-fenden Umbaumaßnahmen unterzogenwurde. Nach dem Palazzo del CollegioSpagnolo, an der Via Giulia 151, der vomArchitekten Antonio Sarti im Jahr 1862 erbautwurde, befindet sich die von Paolo Posi imJahr 1762 verwirklichte, konkave Fassade derKirche der Santa Caterina da Siena. Ihr gege-nüber liegt der Palazzo Varese mit derHausnummer 16, der nach einem Plan von

Carlo Maderno im Jahr 1618 errichtet wurde.Weiter vorne erschließt sich dem Besuchereiner der malerischsten Abschnitte der ViaGiulia, der sich durch den Bogen auszeichnet,der den Palazzo Farnese mit den so genannten„Camerini Farnesi“, den Ankleideräumen derFarnesi, verbindet. Bevor wir uns diesenzuwenden, sei auf den Riesenbau des aus dem17.Jh. stammenden Palazzo Falconieri (dieFassade ist das Werk von FrancescoBorromini, der auch den Ausbau derInnenräumlichkeiten übernahm; seit 1927 ister Sitz der Ungarischen Akademie), der sichneben der Kirche der Santa Mariadell’Orazione e Morte, an der Via Giulia 1,erhebt. Diese wurde im Jahr 1737 vonFerdinando Fuga auf den Grundmauern derantiken Kirche aus dem 16.Jh. erbaut, die dergleichnamigen Bruderschaft gehörte. DieKongregation kümmerte sich um dieBestattung von sich ausgesetzten Toten undwidmete sich dem Gebet für ihr Seelenheil.Auf der Höhe der Hausnummer 186 befindetsich das Hintertor des sehr berühmten PalazzoFarnese. Gegenüber liegt das in seinem Stileinfachere Gebäude der quattro Camerini,der vier Ankleideräume, mit denHausnummern 253-260. Nach dem vonKardinal Odoardo Farnese beauftragtenBogenbau, wurden die Räumlichkeiten mitFresken von bekannten Künstlern wieAnnibale Carracci, Domenichino undLanfranco verziert, die dann bereits Mitte des17.Jh. entfernt wurden. Der Blickfang dernachfolgenden, malerischen kleinen Piazza istdie Fontana del Mascherone, ein Brunnen,der im Jahr 1903 an seine heutige Stellegesetzt wurde. Die Via Giulia mündet schließ-lich in die Piazza San Vincenzo Pallotti, diesich auf der Höhe des Ponte Sisto aus dem 15.Jh. erschließt. An der kleinen Piazza standeinst die monumentale Fontana dell’AcquaPaola, die den szenischen Hintergrund der ViaGiulia ausmachte und später an ihren heuti-gen Standort jenseits des Tibers verlegtwurde, nachdem die Gegend dort im 19.Jahrhundert einer eingehenden städtebauli-chen Sanierung unterzogen worden war.Heute wird die Piazza vom Ospizio deiMendicanti dominiert, dem Bettlerhospiz,auch unter dem Namen „Ospizio dei CentoPreti“, Hospiz der hundert Priester bekannt,das Ende des 16. Jh. im Auftrag von PapstSixtus V. von Domenico Fontana erbautwurde. Der auf den Tiber ausgerichteteSäulengang, der zum Gebäudekomplex desConservatorio delle Zoccolette gehört, wurdevon Antonio Parisi Ende des 19. Jh. wiederaufgebaut.

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Die Strasse verbindet die Via del Corso unddie Piazza di Spagna in einem rechten

Winkel und setzt sich wie ein richtiges, opti-sches Fernrohr vor dem Hintergrund derSantissima Trinità dei Monti ab. Sie wurde imJahr 1554 im Auftrag von Papst Paul III.Farnese gebaut, wobei sie den Namen ViaTrinitatis erhielt und in der Piazza Nicosiabegann. Ihr Verlauf ging quer durch denCampo Marzio und entsprach somit den heu-tigen Via del Clementino, Via di FontanellaBorghese und der Via dei Condotti. DieStrasse entstand im Herzen eines Stadtteils,in dem die Verstädterung Ende des 14. Jh.smit dem Bau des Krankenhauses San Giacomoin Augusta ihren Anfang nahm. Später wurdesie dank der päpstlichen Baumaßnahmen, diedie Verkehrsverbindungen zwischen demVatikan und der Stadtmitte verbessern soll-ten, weiter ausgebaut. Das Interesse für die-sen Stadtteil erreichte unter Medici-PapstLeo X. seinen Höhepunkt, als dieser im Jahr1517 den Strassenbaumeistern BartolomeoDella Valle und Raimondo Capodiferro mit derAufgabe betraute, die Trasse zwischen derPorta del Popolo und dem Vatikan zu regulie-ren. Derselbe Papst ließ neben dem Corso dieVia Leonina, zukünftige Via di Ripetta,erschließen, die nach seinen Plänen die ViaGiulia als Mittelpunkt der urbanenEntwicklung hätte ablösen sollen. Hierzu warein entsprechender Plan ausgearbeitet wor-den zu dessen Umsetzung zwei hochrangigeKünstler wie Antonio da Sangallo der Jüngereund Raffaello Sanzio hinzugezogen wordenwaren, was auf die große Bedeutung, diedem Projekt beigemessen wurde, schließenlässt. Dieses sollte nur die Einleitung zueinem der großartigsten städtebaulichenUnternehmen aller Zeiten, des Dreizacks,sein, der zu einem späteren Zeitpunkt mitder Erschließung der Via Clementia, der heu-tigen Via del Babuino, Form annehmen sollte.Unter Papst Paul III. erfolgte die Erneuerungdes Corso und die Vollendung der Via delBabuino. Durch die Via Trinitatis wurde derDreizack mit der Kirche Trinità dei Monti ver-bunden und quer in Richtung Tiber ausgerich-tet. Ein besonderes urbanistisches Merkmalunter den Farnese war die Erschaffung vonauf Bauobjekte ausgerichteten Geraden, diediese effektvoll in Szene setzen sollten. Diesgalt z.B. im Fall der Via dei Condotti, die aufderselben geraden Achse auf die Fassade der

Trinità dei Monti zuläuft. Ihre weitere gesell-schaftliche und bauliche Entwicklung ver-dankt diese Gegend der aufgeklärten Politikvon „Baumeisterpäpsten“ wie Gregor XIII.und Sixtus V. Der eine förderte die Sanierungdes Aquädukts der Acqua Virgo und den Bauvon öffentlichen Brunnen, die zum wunder-schönen Stadtbild beitrugen, der andere ließden Obelisk als symbolischenVerbindungspunkt der drei Strassenachsen andie Piazza del Popolo verlegen. Der heutigeStrassennamen ist denn auch auf dieLeitungen des monumentalen Aquädukts derAqua Virgo zurückzuführen, die an ihr ent-lang führten, um den unteren Stadtteil mitLeitungswasser zu versorgen. DieseWasserleitungen wurden im Rahmen einesgroß angelegten Projekts verwirklicht, mitdessen Ausführung Giacomo Dalla Portabeauftragt wurde. Dieser Aquädukt ist dereinzige der elf Hauptaquädukte des AltenRom, der seit der Zeit von Kaiser Augustus, zuder er erbaut wurde, bis heute in Betriebgeblieben ist. Das gestiegene Ansehen, dasdiese Gegend genoss, bewegte einige der ein-flussreichsten Patrizierfamilien dazu, in derGegend um den Dreizack ihre vornehmenHerrschaftshäuser errichten zu lassen. Diesführte zur Entstehung eines Stadtzentrums,in dem sich ein Grossteil der hervorragendenKunstdenkmäler der Stadt befindet. Im 18.Jahrhundert wurde die Gegend weiter durchdie monumentalen Bauelemente des Porto diRipetta und der Treppe zur Trinità dei Montibereichert, die eben durch dieRichtungsgerade der Via Trinitatis gewährlei-stet wurde. Die Via dei Condotti ist heute fürihre wichtigen Bauwerke und die elegante-sten Boutiquen der Hauptstadt berühmt,sowie für einige der traditionellen Künstler-und Intellektuellentreffpunkte, die das kos-mopolitische Flair dieses Stadtteils und derStrasse ausmachen.

Die erste Etappe des Spaziergangs an der Viadei Condotti, der am Largo Goldoni beginnt,ist die unter einem geschichtlichen undkünstlerischen Aspekt für die Beziehungendes Vatikans zu den katholischen Ländernwichtige Kirche der SS.Trinità dei Spagnoli,der Hl. Dreifaltigkeit der Spanier. Der Gebäudekomplex im oberenStrassenabschnitt, der durch seine Fassadeauffällt, wurde im zweiten Viertel des

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18.Jh.s im Auftrag von Diego Morcillo, einemhochrangigen Vertreter des Trinitarierordens,errichtet. Der Orden finanzierte den Baueiner Kirche und eines Klosters für seineMitbrüder, zumal ein solcher Sitz in Rom nochfehlte. Während einer ersten Bauphase im Jahr 1732entstand der Palazzo, in dem das Hospiz ein-gerichtet wurde, das Jahrhunderte lang wei-ter bestehen sollte und das auf den Corsoausgerichtet ist. In den Jahren von 1741 bis1750 wurden an der Via dei Condotti 36 nacheinem umfassenden und vom portugiesischenArchitekten Emanuel Rodriguez Dos Santosumgesetzten Bauplan die Kirche und das

Kloster erbaut. Als Bauherr stand ihmGiuseppe Sardi zur Seite, während für dieInnenausstattung der Kirche José Hermosillay Sandoval hinzugezogen wurde. Im Jahr 1734wurde der Gebäudekomplex, eines derschönsten Beispiele des römischen Rokoko,unter den Schutz von König Philip V. vonSpanien gestellt, der an die Kirchen- undKlostertore die königlichen Schutzschilderund Waffen anbringen liess, so wie sie heutenoch zu sehen sind. Das durch interessanteGemälde belebte Kircheninnere, das nochdurch die im Kloster aufbewahrten Ölgemäl-de von Preciado und Velàsquez bereichertwird, weist einen elliptischen Grundriss mitseitlich angelegten Kappellen auf, je drei aufbeiden Seiten. Diese sind durch Bögen undein kuppelförmiges Deckengewölbe verbun-den. Was am Bauwerk jedoch am meistenauffällt, ist seine perfekte architektonischeAnpassung an seine nächste Umgebung, dasder gelungenen Wahl einer konkavenFassade, die mit plastischen an der heiligstenDreifaltigkeit inspirierten Motiven verziert istund dem Eckbalkon des Hospiz’ zu verdankenist. Im Jahr 1841 wurden die Gebäude vomfranzösischen Staat konfisziert und dasHospiz versteigert. Gegen Ende desselbenJahrhunderts ging die Zahl der Trinitarierstark zurück und die Spanischen Dominikanerder Heiligsten Trinität für die spanischenMissionen der Dominikaner auf den Filippinenhielten ihren Einzug. Der Trinitätsorden, derim XII. Jahrhundert von Giovanni De Mathaund Felice Di Valois mit dem Zweck gegrün-det wurde, die von den Muslimen versklavtenChristen zu befreien, verlor im Laufe der Zeitseinen ursprünglichen Daseinszweck. DerPalazzo Ansellini, Hausnummer 55-57, stehtan der Ecke zur antiken Strada Serena, derheutigen Via Belsiana; die Hausnummer 21gehört zum Palazzo Avogadri Negri Arnoldi.Zur selben Gebäudegruppe gehört auch derPalazzo dei marchesi Arconati, der Palazzoder Markgrafen Arconati (Eingang an der ViaBocca di Leone, 21). Auf der Höhe derHausnummer 61, steht der Palazzo DellaPorta Negroni Caffarelli, der in der zweitenHälfte des 17. Jh.s erbaut und im Laufe derersten Hälfte des 19. Jh.s im auffälligen Stilder Neurenaissance unter Papst Pius IX. voll-kommen neu erbaut wurde.Vom Haupteingang an der Via dei Condotti,eingebunden in eine monumentale Fassademit einem kunstvollen doppelsäuligenKranzgesims, gelangt man in einen hübschen

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Innenhof mit einem Brunnen aus dem 18.Jh.,der durch einen Ausgang mit der Via Bocca diLeone verbunden ist, an die auch dieRückseite des Gebäudes angrenzt. WeitereInnenhöfe, in denen zur Zeit eleganteBoutiquen ihren Sitz haben, befinden sich aufdem Erdgeschoss. An der Via dei Condotti 68,steht man vor einem der wichtigstenGebäude der Strasse, dem Palazzo desSouveränen Militärordens derGerosolimitaner, wie es aus der an der Eckezwischen der Via dei Condotti und der ViaBocca di Leone angebrachten Tafel hervor-geht. Das Gebäude ist Teil einesBaukomplexes aus dem späten 15.Jahrhundert, der ursprünglich unter demNamen Palazzo Provani bekannt war. Im16.Jh. wurde das Gebäude von GiacomoBosio, einem Ritter des Malteserordens vonRom erworben. Danach ging es in den Besitzvon Antonio Bosio über, ein bekannterArchäologe und eifriger Erforscher derKatakomben mit dem bezeichnendenBeinamen „il Colombo della Roma sotterra-nea“, der Täuberich des unterirdischen Rom.Nachdem dieser die Liegenschaft durch denErwerb des anliegenden hinterenBauelements mit Ausgang auf die Via Bocca diLeone vergrößert hatte, hinterließ er dorteine reiche Sammlung von Grabsteinen,Marmorelementen und antiken Inschriften.Die an den Malteserorden von ihm vermachteLiegenschaft ging nach seinem Tod im Jahr1629 in den Besitz desselben Ordens über, derdort seinen römischen Sitz einrichtete. DerSouveräne Ritter- und Hospitalorden vom Hl.Johannes zu Jerusalem, genannt von Rhodos,genannt von Malta (und zwar nach der end-gültigen Übersiedlung des Ordens auf dieInsel Malta im Jahr 1527) wurde im Jahr 1100von Gerard zu Jerusalem nach derAugustinusregel als Hilfsorden gegründet.Dank Carlo Aldobrandini, der für die religiö-sen Aktivitäten des Ordens zuständig war,gelang der Zusammenschluss der beidenGebäude in ihrer heutigen Struktur. DieAusschmückung des Hofes, die Aufstockungdes Gebäudes mit einer zusätzlichen Etageund der Bau eines Pferdestalls wurden im 18.Jh. vom Botschafter des Ordens beim Vatikanverfügt. Im Jahr 1834 wurde der Sitz desSouveränen Rats von Malta nach Rom in dasGebäude an der Via dei Condotti verlegt. Inder zweiten Hälfte desselben Jahrhundertswurde das Gebäude (es wird noch immer alsKanzleigebäude des Ordens benutzt) einer

grundlegenden Renovierung unterzogen.Gegenüber steht das ältere Bauwerk desPalazzo Nuñez mit der Hausnummer 20. Eswurde von Giovanni Anotnio de Rossi zwi-schen 1658 und 1660 erbaut (derHaupteingang liegt an der Via Bocca diLeone, während der Eingang an der Via deiCondotti heute als Schaufenster genutztwird). Im 19. Jh. wurde die Liegenschaft vonder Familie Torlonia erworben, die diese unddie kleine Piazza davor von dem ArchitektenAntonio Sarti renovieren und einenGästetrakt bauen ließ. Später sollte dasGebäude als Sitz des Albergo- d’Inghilterradienen. Weiter gelangt man zum PalazzoMaruscelli Leprì mit der Hausnummer 11,das an der Ecke zur Via Mario de’ Fiori in derzweiten Hälfte des 17. Jh.s von einem unbe-kannten Architekten erbaut wurde, wobeieinige Arbeiten möglicherweise AlessandroSpecchi zuzuschreiben sind. Das Gebäude istdurch einen ungewöhnlichen Grundriss undeine schöne Fassade charakterisiert, dieebenfalls durch eine eher seltene Gestaltungauffällt: die Fenster stehen in Dreiergruppenzusammen und werden durch einen einzigenRahmen zusammengehalten. Nachdem dasGebäude in der zweiten Hälfte des 19. Jh.sunter der Leitung des Architekten VirginioVespignani renoviert worden war, wurde esvom französischen Schriftsteller Henri Beyle,besser bekannt unter dem Namen Stendhal,bewohnt. Auf der gegenüberliegenden Seitedes Gebäudes mit der Hausnummer 9, in demsich das ehemalige Kloster von San Silvestroin Capite befand und das heute durch dieSchaufenster der berühmten Marke Bulgaridie Aufmerksamkeit erregt, liegt an der Viadei Condotti 86 eines der bekanntesten Cafésder Stadt, das Caffé Greco. Der Tafel nebendem Geschäftsschild zufolge wurde das Caféim Jahr 1760 eröffnet und entwickelte sichAnfang des 19. Jh.s zu einem der beliebte-sten Treffpunkte der Stadt. Um dieJahrhundertwende wurde das Café nebst ver-schiedenen Mitgliedern europäischerKönigshäuser und Patrioten wie Silvio Pellicoinsbesondere von bekannten Literaten, wieGogol, Stendhal, Leopardi, den KomponistenBerlioz und Wagner und Künstlern wieThorvaldsen und den Künstlern des GrandTour besucht. Dank den Künstlern derRömischen Schule und Schriftstellern wieEnnio Flaiano und Vitaliano Brancati, um nureinige zu nennen, blieb dem Café auch in derNachkriegszeit sein Ruf erhalten.

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Die frühere Via Felice ist Bestandteil derlangen, von Papst Sixtus V. im Jahr 1593

erschlossenen geraden Strassenachse, die dieKirche Santissima Trinità dei Monti mit denBasiliken Santa Maria Maggiore und SantaCroce in Gerusalemme verbinden sollte. Trotzseines kurzen Pontifikats ging Papst Sixtus V.,dessen bürgerlicher Name Felice PerettiMontalto (1585 – 1590) war, als einer derPäpste in die Geschichte ein, die am meistenzur baulichen und städtebaulichen GestaltungRoms beigetragen haben. Insbesondere istihm die Ausarbeitung eines aufgeklärtenBauplans für die Renovierung der großenrömischen Basiliken und die Verwirklichungeines Strassennetzes zur Verbindung letzterer,das sich auch jenseits der AurelianischenMauern erstrecken sollte, zu verdanken. PapstSixtus ließ systematisch in der ganzen Stadtdurch seinen Vertrauensarchitekten, demTessiner Domenico Fontana, großartigeBauprojekte verwirklichen. Fontana setztedas Renaissance-Prinzip der geradenStrassenachse perfekt um und schuf ein neuesUrbanistik-Konzept, das auf der Herstellungvon Verkehrsverbindungen zwischen den reli-giösen, zur Abhaltung von Festlichkeitengenutzten, den monumentalen und zivilenStadtzentren beruhte. Damit legte er dieWeichen für die moderne Stadt und eineInfrastruktur, die nach der italienischenVereinigung im 19. Jh. die Grundlage für diespätere Städteplanung der neuen Hauptstadtbilden würde. Der entscheidende Beitrag dersixtinischen Bautätigkeit wurde von derEinführung außergewöhnlicher Jubiläenbegleitet und durch eine „sichtbareVerbindung“ der zur Zierde desStrassennetzes aufgestellten Obeliskenbetont. Diese Obelisken hatten außerdem dieFunktion, von weitem den Blick auf die ein-zelnen Heiligtümer vor dem fernrohrähn-lichen Hintergrund der Strassenkulissen zulenken. Vier der dreizehn Obelisken Romswurden unter Papst Sixtus V. aufgestellt: amPetersplatz, am Esquilin, an der Piazza delPopolo und an der Piazza San Giovanni inLaterano. Die erste von Papst Sixtus erschlos-sene Strasse war die Strada Felice. Diese ent-sprach den heutigen Via Sistina, Via delleQuattro Fontane, Via De Pretis und der ViaCarlo Felice, die zu Ehren desselben Papstesseinen Namen trug. Die Strasse schneidetrechtwinklig die Via Pia, die den heutigen Viadel Quirinale und der Via XX Settembre ent-

spricht, an der Kreuzung der QuattroFontane, um sich konkret und bezeichnender-weise wieder mit der im Jahr 1561 von PapstPius IV. erbauten Strasse zu verbinden. Diepersönliche Strasse von Papst Sixtus V. erfüll-te demnach als wahres Rückgrat des neuenStrassennetzes sowohl konkret als auch sym-bolisch eine wichtige Aufgabe, zumal durchdie Strasse drei herausragende religiöseZentren miteinander verbunden wurden unddie wunderschöne Papstresidenz, das erstaun-liche architektonische Bauwerk der VillaPeretti Montalto, an einer zentralen Lage derStrada Felice ihren Sitz hatte. DerGebäudekomplex, der im Zuge der Arbeitenzum Bau des Termini-Bahnhofs und derNeugestaltung der umliegenden Gegend abge-rissen wurde, stand in der Nähe der patriar-chalischen Liberianischen Basilika, der wich-tigsten Marianischen Kirche Roms, um diePapst Sixtus V. unter Aufsicht des ArchitektenFontana die bedeutendsten städtebaulichenArbeiten durchführen ließ: die Kirche SantaMaria Maggiore galt als wichtiger Knotenpunktinnerhalb des sternförmigen vom„Baumeister-Papst“ angelegtenStrassennetzes. Unter diesenVoraussetzungen entwickelte sich die ViaSistina auch in den nachfolgendenJahrhunderten zum Mittelpunkt desWachstums dieses Stadtteils, insbesonderenach der Fertigstellung des imposantenTreppenbauwerks vor der Kirche Trinità deiMonti, die im Jahr 1723 durch Francesco deSanctis erfolgte. Nach der Proklamation Romszur Hauptstadt von Italien im Jahr 1870 rük-kten neue städtebauliche Bedürfnisse in denVordergrund. So wurde zum Beispiel dieBautätigkeit in der damals vom internationa-len Tourismus bevorzugten Gegend desDreizacks und längs derselben Via Sistinastark vermehrt. Dabei hat sich die Traditiondieses Stadtteils als die von den Touristenbevorzugte Gegend dank ihrer herrschaft-lichen Bauwerke und exklusiven Hotels bisheute fortgesetzt.

Die Via Sistina beginnt bei der Kirche Trinitàdei Monti und schließt an die gleichnamigeStrasse, an die Viale Trinità dei Monti an undist durch ein historisch und architektonischbedeutsames Bauwerk gekennzeichnet: dieVilla Medici. Auf der ursprünglichen durchden Erwerb eines angrenzenden Grundstücksvon den Mönchen der Santa Maria del Popolo

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erweiterten Liegenschaft aus dem Jahr 1540ließ im Jahr 1572 Kardinal Giovanni Ricci daMontepulciano durch die Architekten Nanni diBaccio Bigio und Annibale Lippi ein neuesGebäudes errichten.Als die Villa vier Jahre später in den Besitzdes Kardinals Ferdinando de Medici überging,wurde Bartolomeo Ammannati mit derVergrößerung des Gebäudes betraut. Von die-sem stammt der zentrale Teil, der wunder-schöne mit Stuckaturen verzierte Säulengangzum Garten, dessen üppige Verzierungen inscharfem Gegensatz zu der gegenüberliegen-den nüchternen Fassade und dem südlich aus-gerichteten Turm stehen. Zur selben Zeitwurde auch der herrliche Garten angelegt,der sein ursprüngliches Gefüge bis heutebewahrt hat. Seit 1884 ist die Villa Sitz derFranzösischen Akademie, die 1666 von LudwigXIV. gegründet wurde, um jungen französi-schen Künstlern einen römischenFortbildungsaufenthalt zu ermöglichen. Aufdem kleinen Platz vor der Villa steht der bek-kenförmige Brunnen, der 1587 von AnnibaleLippi mittels eines von Ferdinando de Medicibei den Mönchen von San Salvatore in Lauroerworbenen Beckens errichtet worden war.Gespeist wurde der Brunnen durch das Wasser

des Acqua-Felice-Aquädukts. Die Renovierungdes Aquädukts ist ein weiteres der bewun-dernswerten Unterfangen von Papst Sixtus V.im Rahmen seiner umfassenden Bautätigkeit.Neben dem Park der Villa steht derGebäudekomplex des Sacro Cuore, dessenKlosteranlage und Institut dort stehen, wo inder Antike die Villa von Lukull, besser unterder Bezeichnung Horti Luculliani bekannt,ihren Sitz hatte. Diese Villa war eine der vie-len suburbanen Villen der Antike innerhalbder „Grünen Stadt“, die sich frei zwischenden Hügeln Pincio, Quirinal und Esquilin ent-wickelt hatte. Danach erreichen wir die klei-ne hübsche Piazza della Trinità dei Monti,die im Jahr 1586 im Auftrag von Kardinal Ricciangelegt, bepflastert und an den Endteil derVia Felice angeschlossen wurde. Auf ihrerMitte steht der aus der nahe gelegenen archä-ologischen Stätte der Horti Sallustiani stam-mende Obelisk, den Papst Pius IV. im Jahr1789 symbolisch zwischen die beiden berühm-ten sixtinischen Obelisken, dem auf derFlaminia und dem auf dem Esquilin, aufstel-len ließ. Dahinter erhebt sich imposant dieFassade der Kirche der Santissima Trinità deiMonti, die eine effektvolle Baukulisse für dieberühmteste Treppeninszenierung bildet, diein der genauso berühmten Piazza di Spagnaihren gebührenden Abschluss findet. DieKirche wurde von den Königen Frankreichsgefördert, protegiert und finanziert und warseit jeher Eigentum der Mitglieder des franzö-sischen Ordens des Hl. Franziskus von Paola,dem Gründer des Ordens der „Minimen“, deran Ludwig XI. gebunden war. Im Jahr 1494erwarb der Sohn des letzteren ein Grundstückauf dem Pincio, das für den Bau eines religiö-sen Gebäudekomplexes bestimmt war. DieArbeiten hierzu wurden um dieJahrhundertwende eingeleitet. Das durch dasgroße Rippengewölbe des langen Querschiffs,die Spitzbogen und das spitzbogigeDeckengewölbe in seiner Form gotischeGotteshaus wurde im Jahr 1550 fertiggestellt. Einige Jahre später wurden derKreuzgang und das Kloster errichtet. Im Laufeder zweiten Hälfte des 16. Jh. wurde dieFassade, begrenzt von zwei Seitentürmen undeiner anliegenden kleinen Kapelle imErdgeschoss, beendet. Davor wurde nach demVorbild der berühmten Rampe vonMichelangelo im Senatsgebäude auf demKapitol eine auf zwei Bahnen verlaufendeAuffahrt gebaut, die im Auftrag von Sixtus V.(seine Wappen sind an den Säulen ange-bracht) einmal mehr von seinemLieblingsarchitekten Domenico Fontana ver-

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wirklicht wurde.Die Arbeiten am französischen Gebäude setz-ten sich mit einigen Unterbrechungen bisEnde des 18. Jh.s mit der Errichtung derSakristei und der Renovierung desDeckengewölbes fort (die ursprüngliche amgotischen Stil inspirierte Decke wurde durcheine neue Decke nach einem Plan vonGiovanni Pannini ersetzt). Nach erneuten im19. Jh. durchgeführten Baumassnahmen – dar-unter eine nochmalige Erneuerung desDeckengewölbes, wurde die Kirche 1828Eigentum der Schwestern des Sacro Cuore,die das Gotteshaus auch heute noch besitzen.Der folgende Abschnitt der Via Sistina wirddurch zwei der bekanntesten und exklusivstenrömischen Hotels belebt: das Hassler VillaMedici, mit der Hausnummer 6 direkt an derPiazza und das Hotel De La Ville an der ViaSistina mit den Hausnummern 69 – 75. Beidesind Zeugen des kosmopolitischen Flairs, dasdiesen Stadtteil mit seinen Lokalen, Hotelsund Wohnhäusern ausländischer Künstler wiez.B. die berühmten Akteure des Grand Tourzu einem internationalen Schmelztiegelmachte. Das erstgenannte Hotel entstand imJahr 1885 im Auftrag von Albert Hassler aufdem Grundstück, auf dem einst der kleinePalazzo der Santarelli stand. Nach einer teil-weisen von Albert Hassler vorgenommenenRenovierung im Jahr 1892, wurde dasGebäude 1944 von seinem neuen Eigentümer,Oscar Wirth, einer grundlegenden Erneuerungunterzogen. Seine elegante heutige Gestaltverdankt das Gebäude Wirth, der wie seinVorgänger gebürtiger Schweizer war.Hochrangige Persönlichkeiten aus der Politik,von Truman bis Kennedy, und aus demShowgeschäft, wie, um nur einige zu nennen,Charlie Chaplin und Marlene Dietrich warendie illustren Gäste dieses Hotels. Das Hotel De La Ville wurde hingegen vomungarischen Architekten Joseph Vago im Jahr1924 an der Stelle erbaut, wo sich einst einRestaurant befand, welches wiederum imehemaligen Wohngebäude „einquartiert“gewesen war, das dem venezianischen MalerGiuseppe Zucchi und seiner Frau, der berühm-ten Schweizer Malerin Angelica Kaufmann,gehörte. Das Gebäude zwischen dem PalazzoZuccai an der Via Gregoriana 30 und derPiazza Trinità dei Monti 14 war 1592 vonFederico Zuccai als Sitz einer Malakademiegeplant worden. Sein Inneres wurde von dem-selben Künstler mit Hilfe seines BrudersTaddeo ausgeschmückt. Die auf die ViaGregoriana ausgerichtete Fassade fällt durchihre Fenster auf, die von fantasievoll ausge-

führten Maskaronen umrahmt werden. DasBauwerk ist ein beeindruckendes Beispiel ver-spielter Architektur, in diesem Fall das Werkeines der wichtigsten Vertreter des römischenManierismus. Der Säulengang ist das Werk vonFilippo Juvara aus dem 18. Jahrhundert.Daneben erhebt sich mit Ausblick auf die ViaSistina der Palazzo Stroganoff mit derHausnummer 59, der Ende des 19. Jh.s im Stilder Neurenaissance renoviert wurde undheute Sitz der Bibliotheca Hertziana ist. DieHausnummern 123-125 gehören zum PalazzoDotti, der Ende des 18. Jh.s erbaut wurde.Hier sei daran erinnert, dass in diesemGebäude der berühmte russischeSchriftsteller Nikolaj Gogol zu Gast war.Weiter, an der Via Sistina 128 – 131, liegt dasrenommierte römische Teatro della Rivistaitaliana, das Mitte des 20. Jh.s von MarcelloPiacentini, wichtiger Vertreter der römischenArchitektur in den Jahren der römischenStatthalterei, erbaut wurde. Es handelt sichhierbei um das einzige große römischeTheater der Nachkriegszeit und wurde aufden Überresten der Kirche Santa FrancescaRomana erbaut. Am Ende der Strasse steht dieKirche der Heiligen Idelfonso und Tommasoda Villanova, welche 1619 von den spani-schen Barfüßler-Augustinermönchen des Hl.Augustinus, auch Rekollekten des Hl.Augustinus genannt, Mitglieder des strengenOrdens von Luis de Léon, errichtet wurde.Die Kirche, die ursprünglich aus einem kleinenBetsaal mit angrenzendem Hospiz bestand,wurde 1666 mit der Bewilligung von PapstAlexander VII. erweitert. Vorher musstenjedoch noch die Einwände seitens der spani-schen Trinitarier, die in der nahe gelegenenund später abgerissenen Kirche SantaFrancesca Romana ihre Messen abhielten,überwunden werden. Der DominikanermönchGiuseppe Paglia erstellte die Baupläne für denvon Seitenkappellen flankierten Längssaalund ein Rippengewölbe, das an demjenigender nahe gelegenen Propaganda Fide vonBorromini inspiriert war. Die Fassade hingegenist ein Werk des Francesco Ferrari aus demJahr 1725. Der Verlauf der alten Via Feliceendet heute an der Piazza Barberini, die derberühmte barocke Bernini-Brunnen aus demJahr 1643 ziert. Das wirkliche, heute jedocheher symbolische Ende der Strasse bildet dasherrliche Bauwerk der Basilika Santa MariaMaggiore sowie die etwas diskretere, abernicht minder bedeutende von der HeiligenHelena, der Mutter von Konstantin demGrossen, gegründete Basilika Santa Croce inGerusalemme.

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Die Via del Babuino ist eine der dreiStrassen, die sich fächerförmig von der

Piazza del Popolo aus erstrecken. Sie stellt dieSeitenarterie des so genannten Dreizacks unddie Verbindungsachse zwischen zwei derberühmtesten Plätze Roms dar. Die Strassedurchquert den äußersten Bereich desCampus Martius, im alten Rom eine Flächezwischen dem ersten Abschnitt der antikenVia Flaminia, dem heutigen Corso, und zweiweiteren klassischen an ihrem Anfang mit jeeiner Meta, gigantisches pyramidalesGrabdenkmal, versehenen Strassenachsen.Eines der beiden Grabdenkmäler blieb bisMitte des 16. Jahrhunderts erhalten. Eine Art„Dreizack“ existierte demnach bereits in derAntike, obschon ein noch nicht reguliertes.Nach der Errichtung des Krankenhauses SanGiacomo in Augusta Ende des 14. Jh.s, die derVerstädterung des Stadtteils einen grundle-genden Ansporn gab, und nach demWiederaufbau der Kirche Santa Maria delPopolo, die Sixtus V. im Hinblick auf dasJubiläumsjahr 1475 erbauen ließ und dieneben der Porta Flaminia, demHaupteingangstor, im nördlichen Teil derStadt ein sehr wichtiges Bauwerk darstellt,wurde Anfang des 16. Jh.s eine umfassendeBautätigkeit in die Wege geleitet. Im Rahmendieser städtebaulichen Arbeiten sollte derDreizack definiert werden. Sie begannenunter Papst Leo X. Medici, der im Jahr 1517Antonio di Sangallo dem Jüngeren den Auftragerteilte, eine der antiken Strassenachsenneben dem Corso, die Via Leonina, die derheutigen Via di Ripetta entspricht, zu regula-risieren. Anlässlich des Jubiläums von 1525nahm Papst Clemens VII. Medici das Projektseines Cousins wieder auf und verfügte dieVerwirklichung der dritten Strassenachse, dievon ihm ihren Namen Via Clementia erhielt.Im Jahr 1543 wurde die Strasse von Papst PaulIII. Farnese fertig gestellt und umgetauft inVia Paulina Trifaria, der heutigen Via delBabuino. Auf diese Art und Weise wurde derDreizack vor allem dank dem übereinstim-menden Willen der beiden Medici-Päpste fest-gelegt und durch den Ende des 16. Jh.s amOrt des symbolischen Zusammentreffens derdrei Strassen auf der Piazza del Popolo unterPapst Sixtus V. aufgestellten Obelisken end-gültig verankert. Nach der im 17.Jh. erfolgtenRenovierung der Porta del Popolo wurde mitder Umsetzung des Projekts des ArchitektenRinaldi für den Bau der „Zwillingskirchen“,

die wie richtige heilige Propyläen an die anti-ken Metae erinnern, am Eingang derSeitenstrassen begonnen. Und von einer die-ser Kirchen, der Santa Maria dei Carmelitanider sizilianischen Provinz Montesanto, beginntdie Via del Babuino, eine der elegantestenund bezeichnendsten Strassen des äußerstzentral gelegenen Bezirks Campus Martius. Ihrderzeitiger Strassenname ist auf eine Skulpturzurück zu führen, die einen auf einer ArtFüllhorn abgestützten Satyr mit Dudelsackdarstellt, der aufgrund seiner Gesichtszügevom Volk eben „babbuino“, Pavian, genanntund später in „Babuino“ korrigiert wurde. Andieser Strasse stand der kleine Palazzo ausdem 16. Jh. von Alessandro de Grandis, derals erster bereits im Jahr 1571 denWasseranschluss an den Aquädukt der AcquaVirgo erhielt, nachdem Papst Gregor XIII. dieRenovierung dieses Aquädukts hatte vorneh-men lassen (eine der Leitungen war in die Viadel Babuino abgezweigt worden). DasGebäude sollte später in den größerenGebäudekomplex der Familie Boncompagnieingebunden werden, auf dessen Fassade der-selbe Papst im Jahr 1576 die antike Skulpturanbringen ließ. Diese wurde ein erstes Mal imJahr 1887 in eine portalförmige Nische an derFassade desselben Gebäudes umverlegt,wobei gleichzeitig das untenstehende Beckenvor den Palazzo von Papst Pius IV. an der ViaFlaminia gebracht und als Brunnen genutztwurde. Der Silen wurde 1957 an die Mauerneben der Fassade der Kirche Sant’Atanasioder Griechen angebracht, wo die ihrem Rufnach „sprechende Statue“ noch heute steht.Wie die berühmte Statue von Pasquino, dien-te auch der „Babbuino“ als Empfänger anony-mer, nicht selten giftiger Sprüche, die an dieKirche und an die Politiker gerichtet warenund damals „babbuinate“, Babbuino-Botschaften, genannt wurden.

Der Spaziergang an der Via del Babuino, deran einigen der exklusivstenAntiquitätengeschäfte Roms vorbei führt,beginnt an der Kreuzung mit der Via SanSebastianello, die steigendeVerbindungsstrasse zur Trinità dei Monti, vonder aus der „Nicchione“, die optisch gekonntangebrachte „Nische“ am Ende der Via dellaCroce zu sehen ist. Die malerische Struktur wurde im 16. Jh. ander Rückseite der Mauer verwirklicht, an derfrüher einmal eine kleine Kappelle stand, in

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deren Innern ein Bild von San Sebastiano auf-bewahrt wurde. Es ist ein Werk des FrancescoDe Sanctis, der auch das szenisch sehr effekt-volle Treppenbauwerk an der nahe gelegenenPiazza di Spagna konzipiert hatte; die konka-ve Nischenwand, die 1728 abgerissen und1733 vermutlich nach einem Plan von FilippoRaguzzini wieder neu errichtet wurde, ziertein schöner Stuckrahmen, der von einer Kroneund Palmenzweigen als den Symbolen desMartyriums überragt wird. Früher befand sichin jenem Rahmen eine Abbildung desHeiligen, dem die Strasse geweiht ist. Zurückan der Via del Babuino 92, steht an der Eckezur Via Alibert der Palazzetto Raffaelli, derim Jahr 1826 von Giuseppe Valadier imAuftrag des Gesandten des Zaren beimVatikan erbaut wurde. Die Hausnummer 89

gehört zum Palazzetto Valadier, der in dieHäusergruppe an der Ecke zur Via Alibert, Viadel Babuino und der Via Margutta eingeschlos-sen ist. Das in der ersten Hälfte des 19. Jh.sin zwei Bauphasen von dem ArchitektenAntonio Sarti errichtete Bauwerk ist vor allemdeshalb so berühmt, weil es lange von dembekannten römischen Künstler GiuseppeValadier, u.a. Architekt der HeiligenApostolischen Palazzi und Professor an derAkademie von San Luca, bewohnt wurde.Valadier, der auch in diesem Gebäude ver-starb, ist auch die herrliche Gestaltung derPiazza del Popolo und des oberhalb der Piazzaliegenden Pincio-Hügels im Stil des 19.Jh.s zuverdanken. Auf der gegenüberliegenden Seitebeginnt die Via Vittoria, aus derenHäuserreihen sich die Baukulissen der heuteentweihten Kirche der Santi Giuseppe eOrsola und des angrenzenden Klosters abhe-ben. Der Gebäudekomplex, Eigentum derUrsulinerinnen, wurde im Jahr 1680 vonCamilla Orsini Borghese und von LauraManinozzi d’Este als Mädchenpensionatgegründet. Das Kirchengebäude ist heute Sitzder Theaterschule der Nationalen Akademiefür Schauspielkunst „Silvio D’Amico“, wäh-rend sich im ehemaligen Kloster seit 1870 dieNationale Musikakademie und dasKonservatorium von Santa Cecilia befinden.Etwas weiter steht an der Via del Babuino 149das Gebäude, in dem sich das Collegio Grecobefindet und das durch eine pittoreske Über-führung mit der Kirche von Sant’Atanasio deiGreci verbunden ist. Das Pensionat wurde1576 von Papst Gregor XIII. gegründet undsollte für die Aufnahme der in Rom niederge-lassenen aus Kleinasien stammendenGriechen und die Betreuung der religiösenMinderheiten der griechisch-albanischenKatholiken genutzt werden. Das Gebäudesteht auf einem Grundstück von TommasoManriquez und wurde im Auftrag von PapstClemens XIII. 1769 durch den ArchitektenCarlo Puri De Marchis, dessen Werk auch dieFassade an der Via del Babuino ist, renoviert.Ursprünglich war das Gebäude im Besitz derJesuiten, heute jedoch wird es von derKonföderation der Benediktiner vonChevetogne verwaltet.Neben der berühmten Fontana del Babuinoerhebt sich die Backsteinfassade der Kirche,die dem Heiligen zu Alexandria bei Ägyptengeweiht ist. Der ursprünglicheKirchengrundriss aus dem Jahr 1588 ist einWerk des Giacomo Della Porta. DasKircheninnere mit einem für die römischeBaukunst sehr ungewöhnlichen, in der orien-

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talischen Architektur jedoch stark verbreite-ten Grundriss mit drei an den jeweils dreiAltarseiten errichteten Apsiden wird voneiner Ikonostasis, die für griechisch-orthodo-xe katholische Kirchen typische dreitürigeBilderwand, abgegrenzt. Auf der gegenüber-liegenden Seite der Kirche steht eines derwichtigsten Gebäude der Via del Babuino, derPalazzo Boncompagni Cerasi mit denHausnummern 51 – 52, der im Jahr 1738 unterEingliederung der existierenden Gebäude ausdem 16. Jh. neu erbaut wurde. Die schöneFassade wird von zwei Portalen begrenzt, vondenen eines mit einem Balkon überdacht istund das andere von einem gespaltenenTympanum überragt wird; auf beiden ist dieWappenfigur des Drachens der Boncompagniabgebildet, wie sie auch auf den Fenstern derHerrschaftsetage abgebildet ist. DasAdelsgeschlecht der Boncompagni, dem PapstGregor XIII. angehörte, war es auch, das 1576den berühmten „babbuino“ anbringen ließ.Im Jahr 1858 ging die Liegenschaft in denBesitz des Grafen Antonio Cerasi über, der esdurch den Architekten Rodolfo Lanciani umeine Etage aufstocken ließ. An der Via delBabuino 38-41 befindet sich der PalazzoSterbini, erkennbar an den Nischen mitBüsten von Feldherren, welche die Fassadeausschmücken. Ein wenig weiter steht dieAnglikanische Kirche Ognissanti, derAllerheiligen, ein Kirchenbau in neugotischemStil, der Ende des 19. Jahrhunderts auf demGrundstück der Villa von Flavio Orsini nacheinem Bauplan von George Edmund Street,einem der wichtigsten Vertreter des GhoticRevival der viktorianischen Architektur,erbaut wurde. Die offensichtlich großeSorgfalt in der Farbenwahl beim Kirchenbauaus roten Backsteinen und Travertin isttypisch für die Bewegung der Arts and Craftssowie für den Stil von Street, der einer ihrerwichtigsten Vertreter war. Die ungewöhnlicheNote wurde dem Gotteshaus dadurch verlie-hen, dass die auf die Via del Babuino ausge-richtete Seite nicht die Kirchenfassade, son-dern die Apsis ist, wobei der Kircheneingangnach dieser Gestaltung unter den achteckigenTurm verlegt wurde. Das ausgeschmiegtePortal in der angrenzenden Via di Gesù eMaria führt hingegen in das linkeKirchenschiff. An der Via del Babuino 151, ander Ecke zur Via San Giacomo, stoßen wir aufeine der vielen römischen „Madonnelle“, klei-ne Madonnenbildnisse, pittoreske Zeugnisseder volkstümlichen, im 18. Jh. weit verbreite-ten Madonnenverehrung. Ein einfacherMarmorrahmen in Form eines Tabernakels

umschließt das Relief-Bildnis der Jungfrau mitdem Kinde, Werk eines unbekanntenKünstlers aus dem 19. Jahrhundert. Auf derHöhe der Hausnummer 169 steht der im Stilder Neurenaissance erbaute Palazzo Emiliani,der aus der Zusammenlegung verschiedenerGebäude hervorgegangen ist. DerGebäudekomplex wurde im Jahr 1869 nacheinem Bauplan von Luca Carimini verwirk-licht. Am Ende der Via del Babuino fallen dieGebäude zweier berühmter Hotels auf, diesich gegenüber stehen: das Hotel Piranesi mitden Hausnummern 195 – 197 und das HotelDe Russie mit der Hausnummer 9. Erstereshat seinen Sitz im Palazzo Nainer, der um dasJahr 1821 von dem Architekten GiuseppeValadier auf einem Teil des Augustiner-Klosters gebaut wurde. Zum Kloster gehörteauch ein großflächiger Garten, der sich bis zurKirche von Santa Maria di Montesanto erstrek-kte, an die die Liegenschaft aus dem 19. Jh.noch heute angrenzt. Das Kloster wurdezunächst von den französischen Truppenbesetzt, später wurden darin sowohl auf derSeite zum Corso als auch zur Via del Babuinohin Privatwohnungen eingerichtet (1811). ImRahmen der städtebaulichen Baumassnahmenan der Piazza del Popolo übernahm Valadierauch die Renovierung der Gebäude nebendem großen Tor und neben den so genannten„Zwillingskirchen“ mit dem Ziel, der Piazzaund den umliegenden Häusern eine einheitli-che, harmonische Gestalt zu verleihen. DasGebäude, in dem sich das Hotel Piranesiheute befindet, wurde im Jahr 1872 im Zugeder großen Restaurierungsarbeiten nach derProklamation von Rom zur Hauptstadt Italienswieder aufgebaut. Damals wurden in diesemStadtteil zahlreiche Baumassnahmen durch-geführt, die vom „umbertinischen“ Bauwesengefördert wurden. Hierbei erlebte insbeson-dere die Gegend innerhalb des Dreizacks, dieseit einiger Zeit vom internationalenTourismus bevorzugt wurde, einen Bauboomvor allem in Bezug auf Hotels und touristischeDienstleistungseinrichtungen. Auf der gegen-überliegenden Seite steht das exklusive HotelDe Russie, das in der ersten Hälfte des 19.Jh.s innerhalb eines umfassendenBaukomplexes der Familie Torlonia erbautwurde. Auch in diesem Fall wirkte ArchitektGiuseppe Valadier mit. Zwischen 1870 und1872 wurde das Gebäude im Hinblick auf sei-nen Verwendungszweck als Luxushotel (eswurde nach seiner exklusiven Klientel auchdas Hotel der Könige genannt) nach einemProjekt von Nicola Carnevali durch zwei letz-te Etagen aufgestockt.

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VIA DES PORTIKUS DER OKTAVIA

Es s ist die wichtigste Verkehrsader desrömischen Stadtviertels Sant’Angelo und

kennzeichnet den Weg von Santa Maria delPianto und dem Bau des Marcellus-Theatersbis hin zum Monte Savello. Die Strasse bildetdie Verlängerung der Via del Pianto, welchedas antike Stadtviertel, auch de caccabariisgenannt, und die Platea ludea, also dieGegend, wo das seit dem 2. Jh. von der jüdi-schen Bevölkerung bewohnte Stadtviertelbeginnt, durchquert. Die Straße erhielt ihrenheutigen Namen nach der Bekanntmachungvon Rom als Hauptstadt im Jahre 1870, alsviele städtische Gebiete, einige sogar in derNamengebung, neu formuliert wurden. Davorwurde sie Via di Sant’Angelo in Pescheriagenannt und der Platz, auf den sie mündete,hieß Forum pecium, wegen des wichtigstenrömischen Fischmarktes, der dort seit demMittelalter abgehalten wurde. Der Verkauffand auf dem kleinen, davor gelegenen Platzund innerhalb der Struktur des Portikus derOktavia selbst statt, wo sich die Steinebefanden, auf denen der Fisch dargebotenwurde: die Platten, auf einer Reihe vonSteinen gelegt, gehörten Adelsfamilien, diesie in Miete gaben. Besonders an diesem, vonHandelsgeist geprägtem Stadtviertel, war diestarke Präsenz einiger der bekanntestenrömischen Bruderschaften, unter denen dieCorporazione dei Pescivendoli mit Sitz in derKirche Sant’Angelo in Pescheria, hervorragte.In dieser Gegend sind wichtigeMonumentalbauten konzentriert, und fastalle enden beim Portikus der Oktavia, derzum paradigmatischen Element und zumBezugspunkt des gesamten Stadtviertelsgeworden war. Direkt mit dieser Strasse ver-bunden waren auch der Circo Flaminio, derim Jahre 221 v. Chr. von C. Flaminius Neposerrichtet wurde, demselben, dem auch dieVia Flaminia zu verdanken ist, und der impo-sante Bau des Marcellus-Theaters. Der ein-drucksvolle Hintergrund der Strasse, auf derSeite in Richtung Fluss, ist von einem weite-ren bedeutenden architektonischen Werkgebildet, das 62 v. Chr. von Lucio Fabriciovorangetrieben wurde: Pons Judaeorum,oder Fabricio–Brücke (auch bekannt unterdem Namen Ponte Quattro Capi, wegen derzwei vierköpfigen Hermes-Stelen des Janus),die bis zur Errichtung der Sixtus Brücke(1475) die wichtigste Verbindung mitTrastevere darstellte. Der Name, der noch

heute die Brücke bezeichnet, steht mit denzahlreichen jüdischen Niederlassungen in derGegend um den Portikus der Oktavia und demMarcellus-Theater in Verbindung, wohin sie,nach über tausendjähriger Ansässigkeit imTrastevere-Viertel, schon im 13. Jh. gezogenwaren, und wo sie später durch den Bau desGhettos stigmatisiert wurden. Im Jahre 1555ordnete nämlich Papst Paul IV. den Bau hoherMauern mit zwei Zugängen rund um diesesGebiet an, um die Juden von den Christen zutrennen; die Bauarbeiten gab er demSilvestro Peruzzi, Sohn des bekannterenBaldassarre in Auftrag. Später wurde einedritte Öffnung hinzugefügt: DerHaupteingang befand sich in Piazza Giudea,der zweite Zugang lag bei Sant’Angelo inPescheria und der dritte vor der KircheGregorio della Divina Pietà, auf der Höhe, aufder sich heute die Synagoge erhebt. Ende des16. Jh. wurde die Erweiterung des Ghettosvon Papst Sixtus V. veranlasst und von seinemVertrauensarchitekten Domenico Fontantadurchgeführt, der dem Ghetto zwei weitereZugänge eröffnete. Letztendlich wurde dasGhetto im Jahre 1848 aufgelöst und 1887vollständig niedergeschlagen, als auch PiazzaGiudea zerstört wurde. Das Straßennetz umVia del Portico d’Ottavia, und die Straßeselbst, ist von außerordentlichen Gebäudengesäumt, die von bedeutendenPatrizierfamilien gefördert wurden, welchedie umliegenden antiken Monumente regel-recht als Steinbrüche für die neuen Bautenbenützten, wobei sie zuweilen die eigenenWohnhäuser an die vorher bestehendenBauten lehnten. Diese Gewohnheit hattenicht nur einen funktionellen Aspekt, son-dern eine tief symbolische Bedeutung, zumalder reiche Bürgerstand, der in diesem Viertelwohnte, in der augusteischen Zeit ein wiederzu belebendes Ideal identifizierte.

Das erste Gebäude, auf dass man auf der Viadel Portico d’Ottavia von der Via del Piantoaus stößt, ist das Haus des Lorenzo Manili,im Jahre 1468 in seinen Grundmauernerbaut. Hervortretende Besonderheit dieseskleinen Gebäudes ist der lange Streifen, derüber die gesamte Fassade verläuft und einelateinische Inschrift mit griechischen Wortenenthält und mit antiken Hochreliefs verziertist, die den Bau des Gebäudes darstellen. Inder eleganten Komposition der Schrift wur-

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den Formeln, Archaismen und epigraphischeBuchstaben der augusteischen Zeit verwen-det; darin erscheint außerdem das Datum2221 ab Urbe condita, also das Baujahr mitBezug auf die Gründung Roms.Auf der linken Seite des Hauses der Manili,also Richtung Piazza Costaguti, Platz, derursprünglich Zugang zum Getto war, liegt dersogenannte Tempietto del Carmelo, der klei-ne Carmelo-Tempel, ein eindrucksvoller Bau,der, halb Kapelle, halb typisch römischeHeiligenkirche, 1759 zu Ehren der SantaMaria del Carmelo, sogenannte del MonteLibano, errichtet worden war. Mit halbellipti-schem Grundriss und äußeren robustenSäulen, die sich an der Vorhalle der KircheSanta Maria della Pace orientieren, stellt ereine bedeutende Entwicklung derVotivkapelle mit dem Madonnenbildnis zumonumentalen Formen dar. Die malerischekleine Kapelle war für die „prediche coatte“,die Zwangspredigten, bestimmt, die zu demZweck dienten, die Juden in die katholischeReligion einzubeziehen. Die Nummer 13 wardas Haus der Fabi aus dem 16. Jh., das soge-nannte casa cinquecentesca dei Fabi, wel-ches von einer Loggia gekrönt und mit einemschönen, von Arkaden gezierten Hof ausge-stattet ist. Die Familie Fabi di Pescaria wareine zeitlang Besitzer des Marcellus-Theaters. Unter den Bauwerken, die den Wegkennzeichnen, ist der Portikus der Oktaviamit Sicherheit das Bedeutendste, dem dieStraße selbst auch ihre Namengebung ver-

dankt. Der Portikus bestand aus einer doppel-ten Säulenreihe, die sich nach hellenistischerArt um zwei Tempel herum erhob: der Tempeldes Giove Statore und der Tempel, derGiunone Regina gewidmet war. Veranlasstwurde der Bau 146 v. Chr. von Cecilio MetelloMacedonico, der den ArchitektenHermodoros di Salamina dafür beauftragte.Zwischen 27 und 23 v. Chr. ließ Augustus ihnerneuern und seiner Schwester Oktavia wei-hen; später wurden neue Bauarbeiten, vonSettimio Severo und auch von Caracalla ver-anlasst, auf den sich die Inschrift auf demTympanon der Zugangspropyläen bezieht.Dieser besteht aus einer großen Säulenhallemit korinthischen Säulen. Links vom Portikusliegt die Pescheria, die im Mittelalter solchgroße Bedeutung hatte, dass sie für dieGestaltung des Stadtviertel-Wappens aus-schlaggebend war: ein silberner Fisch, derden alten Fischmarkt symbolisiert. DieVerkaufsstände, malerisch zwischen denSäulen des Portikus der Oktavia gelegen, blie-ben bis zum Jahre 1880 in Betrieb. Auf derRückseite, unter Nummer 25 von Via diPescheria, erhebt sich ein mittelalterlicherTurm, der auf das 13. Jh. zurückzuführen istund den Familien Grassi und Particappagehört hatte. An der Via del Portico d’Ottaviabefindet sich auch die wichtigste Kirche desViertels, zwischen der Säulenhalle desPortikus „eingefasst“, nämlich die KircheSant’Angelo in Pescheria. Ursprünglich SanktPaul gewidmet, wurde sie im Jahre 755errichtet, wovon das wertvolle, auf der lin-ken Eingangswand eingemauerte Epigraphzeugt. Zusammen mit der neuen Widmung fürSant’Angelo im Jahre 1192, kam der Zusatz inforo piscium hinzu. Die Struktur des Tempels,nach einer dreischiffigen Basilikenanlageerbaut, wurde mehrmals restauriert. ZuerstEnde des 16. Jh. mit den Arbeiten, mit denendie Università dei Pescivendoli (Universitätder Fischverkäufer) Martino Longhi il Vecchiobeauftragte; danach wurde sie im Jahre 1599vollständig von Giacomo della Porta restau-riert. Ihr heutiges Aussehen erhielt die Kircheschließlich durch die vollkommen neueWiederherstellung, die Pius IX. im Jahre 1864veranlasste, und die der Architekt AlessandroBetocchi durchführte. Bedeutenden Werthaben auch die Werke, die im Inneren derKirche aufbewahrt werden, darunter ganzbesonders die reiche Verzierung der kleinenKapelle Sant’Andrea dei Pescivendoli.Architektonisch der Kirche anliegend steht

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das Gebäude, in dem sich das OratoriumOratorio di Sant’Andrea dei Pescivendolibefindet, dessen Fassade ein Hochreliefschmückt, das ein schönes Bild des Apostolopescatore darstellt. Die antike „Universitàdei Pescivendoli“, die schon seit dem 10. Jh.unter Schirmherrschaft der Heiligen Pietround Andrea bestand, hatte seit dem 16. Jhihren Sitz in der Kirche Sant’Angelo, wo sievon einer eigenen Kapelle (die vonSant’Andrea) Gebrauch machen konnte. Alsdie Universität im Jahre 1687 Bruderschaftwurde, erhielt sie das Benutzungsrecht eini-ger, der Kirche anliegenden Räume, mit derErlaubnis, anstelle der sich darin befinden-den Werkstätten, ein Oratorium zu bauen. Soentstand das Oratorio di Sant’Andrea deiPescivendoli, das im Jahre 1689 vomArchitekten Filippo Tittoni gebaut wurde.Neben dem Portikus erhebt sich unter denHausnummern 28-29 der ausgeglichene undharmonische Bau des Häuschens der Vallati,der sogenannten casina dei Vallati, dessenName von der Familie stammt, die vieleBesitztümer im Stadtviertel ihr Eigen nannteund ihre Familienkapelle in der KircheSant’Angelo in Pescheria besaß. DasGebäude, heute Sitz der Aufsichtsbehörde fürDenkmalschutz der Gemeinde von Rom, hatsowohl wegen seiner architektonischenStruktur als auch wegen der gut erhaltenenmittelalterlichen Mauerwerke eine großeBedeutung. Es kam im Laufe der von denArchitekten Alberto Calza Bini und PaoloFidenzoni 1926 durchgeführten Grabungenfür die Freilegung und Restaurationsarbeitendes nahe gelegenen Theaters ans Licht. DerBau besteht aus zwei Gebäuden, die jeweilsauf das 14. Jh. und auf das 16. Jh. zurückrei-chen, jedoch Teil eines einzigenWohnkomplexes sind (der ältere Teil ist derneben der Kurve des Theaters). Das Torneben dem Häuschen gibt einen wunderschö-nen Blick auf die Arkaden des Theaters undauf die Säulenteile des Apollo SosianoTempels und des Tempels der Bellona, sowieauf den mittelalterlichen Bau des Albergodella Catena frei. Auf der Höhe von einemder Ghettozugänge wurde Ende des 19. Jh.der Tempio Maggiore della ComunitàEbraica, die Synagoge, errichtet. Das großar-tige Gebäude in Form eines griechischenKreuzes, von einer padiglionförmigen Kuppelbeherrscht, wurde von den ArchitektenVincenzo Costa und Osvaldo Armanni imMittelpunkt eines Gartens erbaut, in dem

verschiedene Steine aus der Zeit des Ghettosaufbewahrt werden. Das letzte Stück der Viadel Portico d’Ottavia, auf der dem Tiber hin-gelegenen Seite, führt an den großartigenResten des Marcellus-Theaters entlang. VonCaesar begonnen, der ein dem PompeiusTheater ähnliches Bauwerk schaffen wollte,wurde es von Augustus vollendet, der es sei-nem Neffen Marcellus, Sohn der SchwesterOktavia, widmete. Der Bau des Theaters, dasaus zwei Arkadenreihen aus Travertinbesteht, unterbrach das umliegendenStraßennetzes (der der Pietas geweihteTempel wurde zerstört), dennoch entstandmit ihm ein wichtiger, sowohl wirtschaft-licher als auch kultureller Verbindungspunktzwischen dem Stadtviertel Sant’Angelo unddem Kapitol. In den Strukturen des Theaters,auf den Ruinen der Bühne und der Cavea,wurde eine außerordentliche Adelsresidenzgeschaffen, die als Palazzo Orsini unter derNr. 30 der Via di Monte Savello in dieGeschichte einging. Die im Mittelalter ent-standene Festung gehörte zuerst der FamiliePierleoni, dann der Familie Savelli undschließlich, ab 1716 der Familie Orsini. Aufdem mittelalterlichen Kern desBaukomplexes, direkt über den äußerenArkadengängen der Cavea des Theaters, ließdie vornehme Familie Savelli ihren Palast(daher der heutige Name Monte Savello),vom beruehmten sienesischen ArchitektenBaldassarre Peruzzi zwischen 1523 und 1527errichten. Weitere Bauarbeiten wurden im18. Jh. mit dem Einzug der Orsini unternom-men. Am Ende der Via del Portico d’Ottavia stehtdie Kirche von San Gregorio Magno dellaDivina Pietà ai Quattro Capi, die sich, iso-liert und elegant, vor der Fabricio-Brückeerhebt (sie war auch als San Gregoriettobekannt, um sie von der größeren Kirche SanGergorio al Celio, de ponte Judaerom zuunterscheiden). Antiken Ursprungs, wahr-scheinlich aus dem 11. Jh., wurde die Kirchezu Beginn des 18. Jh. nach dem Projekt vonFilippo Barigioni neu formuliert und Mitte desdarauf folgenden Jahrhunderts entschiedenrestauriert. Im Jahr 1934 wurde eine Apsishinzugefügt. Die schöne Fassade wirdgeschmückt von einem Oval mit einem raffi-nierten Fresko von Stefano Parrocel aus dem18. Jh. Von der Sakristei gelangt man in dieRäume der Krypta, deren Reste denStrukturen des nahe gelegenen Theatersangehören.

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Der heutige Name, der sich schon seitdem16. Jh. eingebürgert hatte, stammt

von den “gipponari”, den Jackenschneidern,die sich dort zahlreich mit den eigenenWerkstätten niedergelassen hatten. DieStraße, deren eine Seite zum StadtviertelRegola, und deren andere Seite zumStadtviertel Parione gehört, war davor unterdem noch älteren Namen Via „Pelamantelli“bekannt, wobei sich auch dieser aufTätigkeiten im Bekleidungsbereich bezog,nämlich die der „repezzori“ (die Flicker) unddie der „stramazzatori“ (die Rohseide-Händler): Mit dieser antiken Tradition verbun-den, ist die Via dei Giubbonari auch nochheute von zahlreichen Kleidungs- undStoffgeschäften durchzogen. Doch die Straßewar auch bekannt unter dem Namen Via diSanta Barbara, nach der dort stehendengleichnamigen Kirche, die in engerVerbindung zu der Confraternita dei Librari(Bruderschaft der Buchhändler) stand.Zuweilen wurde die Straße auch unter demNamen Via Florida erwähnt. Sie entsprichteiner antiken Arkadenstraße, der porticusmaxima und stellte die natürlicheVerlängerung der Via del Pellegrino, die ViaFlorida oder Florea genannt wurde, dar. IhrName wurde allgemein auf die Verkehrsadererweitert, die von der Engelsbrücke bis zurKirche Santa Maria del Pianto führte, und wel-che den heutigen Straßen Via dei BanchiVecchi, Via del Pellegrino, Piazza Campo deiFiori und Via dei Giubbonari entspricht. Eshandelte sich um die Via Peregrinorum, dieStraße, welche die Pilger auf dem Weg zumVatikan entlang pilgerten, und aufgrund dererdort zahlreiche Herbergen undHandwerksbetriebe entstanden. Zwischen Viadei Giubbonari und Via dei Balestrari erinnerteine eingemauerte Inschrift an die Eröffnungder heutigen Via del Pellegrino durch PapstSixtus IV., der auch die Instandsetzung vonPiazza Campo dei Fiori wollte. Via deiGiubbonari ist eine der bekanntesten Straßender Gegend zwischen den beiden historischenStadtvierteln, ist seit jeher mit derHandelstätigkeit verbunden und wird als daswahre Herz des Handels und des Handwerksder Stadt betrachtet. Diese vorwiegendeTendenz führte dazu, dass viele Zünfte undHandwerkerbruderschaften diesen Ort für dieeigenen Hauptsitze auswählten, und dasswichtige Patrizierfamilien sich innerhalb die-ses weiten und bunten städtischen Gefügesniederließen. Die Straße liegt nämlich an

einem Knotenpunkt des Straßennetzes dieserGegend, nur ein paar Schritte von der Brückeentfernt, die Papst Sixtus IV. anlässlich desJubiläums des Jahres 1475 hatte errichtenlassen und nahe der Straßenachsen, die diegroßen Mittelpunkte der Verwaltung und derReligion zwischen dem Vatikan und dem anti-ken Campo Marzio miteinander verbanden.Die Straße verläuft außerdem in der Näheeiniger der wichtigsten Sozialeinrichtungender alten Stadt: die Compagnia dellaSantissima Trinità dei Pellegrini eConvalescenti (Gesellschaft der HeiligenDreifaltigkeit der Pilgerer und derGenesenden), die des Ospizio dei Cento Preti(Heim der Hundert Priester), das ehemaligeOspedale dei mendicanti (Krankenhaus derBettler), welches Sixtus V. Ende des 16. Jh.hatte errichten lassen, und das mit demConservatorio delle Zoccolette (Pension fürHuren) verbundene povere mendicanti deiSanti Clemente e Crescentino (armeBettlerinnen des Ordens der Heiligen Clemensund Crescentino). Die Straße, der die moder-nen Straßenschilder nicht den alten Reizhaben nehmen können, liegt zwischen demmodernen Largo Cairoli und der berühmtenPiazza Campo dei Fiori, oder auch PlateaCampi Forum, ein Ort für Märkte (zur Zeit vonPapst Paul II. wurde dort der Markt fürLebensmittel abgehalten) und Hinrichtungen.Via dei Giubbonari, deren Name die volkstüm-liche und malerische Wirklichkeit einer gan-zen Epoche wachruft, verläuft im Herzeneines Gebiets, das durch die Niederlassungansehnlicher Familien berühmt wurde. Dasadelige Geschlecht wurde von den architekto-nischen und symbolischen Bauten des PalazzoFarnese und des Palazzo Spada angezogen,die sich wiederum in einem Stadtteil befan-den, das mit der ältesten Geschichte Romsverbunden ist. Nicht zu vergessen, dass dieStraße am Ort vorbeiführte, an dem dasPompeius-Theater stand. Es handelt sich umdas erste beständige Theater Roms, theatrummarmoreum, Es war überdies das größte derStadt und wurde von Pompeius zwischen denJahren 61 und 55 v. Chr. erbaut. Der römischeGeneral ließ zuerst den Tempel der VenereVincitrice bauen, auf dem Mitte des 15. Jh.der Orsini Pio Righetti Palast errichtet wurde,und danach das Theater, dessen runde Formheutzutage am Verlauf der Via di Grottapintazu erkennen ist. Das erste bedeutende Gebäude, auf dass manin Via dei Giubbonari auf Seiten des Viertels

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Regola stößt, ist der Palazzo Barberini, derPalast der Barberini, Hausnummer 41,gekennzeichnet durch das unverwechselbareBienen-Symbol, welches das Wappenemblemder mächtigen Familie darstellt. Das Gebäudewurde auf dem von den Häusern der Scapuccibesetzten Gebiet erbaut, eine mit den Orsiniverbundene Patrizierfamilie, deren HäuserMonsignor Francesco Barberini im Jahre 1581erwarb. Der Palast, dem der Bauherr die Formeiner richtigen Festung verleihen wollte,umfasste einen großen Hof, die Ställe undeine Reihe von Werkstätten. Der Besitzerweiterte sich überdies auf die architekto-nisch anliegenden Häuser. Bei der Bauleitungfolgten verschiedene Architekten aufeinan-der, allesamt von großer Berühmtheit, die siein der damaligen Zeit auszeichnete: FlaminioPonzio, Fabrizio Breccioli, Carlo Maderno. DasGebäude wurde später auf Wunsch von CarloBarberini erweitert, dem es von seinembekannteren Bruder Maffeo, der den päpst-lichen Stuhl mit dem Namen Urban VIII.bestiegen hatte, im Jahre 1623 überlassenworden war. Zwischen 1640 und 1644 leiteteder von Taddeo Barberini beauftragte römi-sche Architekt Francesco Contini dieErweiterungsarbeiten gen Via dei Pettinariund baute den neuen Eingang auf der SeiteRichtung Piazza del Monte di Pietà. Das Domusmagna der Barberini wurde endgültig Mittedes 18. Jh. fertig gestellt, als es, nachdem esals Ordenshaus der Barfüßigen Karmelitengedient hatte, von dem Monte di Pietà erwor-ben wurde. Der vom neuen Besitzer geförder-ten, weiteren Vergrößerung, entspricht dasvon Nicola Giansimoni gebaute ovale Atrium

mit der Haupttreppe und der Bau des Bogensauf der Rückseite der Straße, die eben des-wegen Via dell’Arco del Monte heißt. Von derVia dei Giubbonari hat man einen wunder-schönen Blick auf diesen Bogen. Auf dem Wegentlang der Straße hat man die Möglichkeit,an einigen der schönsten und bedeutendstenKirchen der Stadt Halt zu machen, von deneneine genau in der Mitte der Straße steht: Eshandelt sich um die kleine Kirche namensChiesa di Santa Barbara, sogenannte aberauch dei Librari, also der Buchhändler. Inalten Zeiten gegründet, ist ihr Namenszusatzauf die Tatsache zurückzuführen, dass sie imJahre 1601 der Confraternita dei Librari, derBruderschaft der Buchhändler, beziehungs-weise dem Verband, der die Buchhändler, dieDrucker und die Buchbinder vereinte, überge-ben wurde, deren Werkstätten sich in diesemStadtteil befanden. Die ursprüngliche Kirchevon Santa Barbara entstand kurz nach dem10. Jh. in einem Bogen des dahinter gelege-nen Pompeius-Theaters, noch innerhalb desStadtviertels dei Satiri (in der Zeit wurde dieKirche auch in Satro genannt), welches dasGebiet bis hin zu den heutigen Straßen Via deiChiavari und Via di Grottapinta umfasste.Nach dem Aufenthalt der Jesuiten, die dortEnde des 16. Jh. eine zeitlang denGottesdienst zelebrierten, erfuhr die Kirchezu Beginn des darauf folgenden Jahrhundertseine erste radikale Restaurierung, die derKirche die heutigen barocken Formen verlieh.Nach einem weiteren Eingriff, Mitte des 19.Jh., wurde die Kirche 1879 von der „PiaUnione per il suffragio dei trapassati“ über-nommen, welche anstelle der vorhergehen-den Bruderschaft getreten war, die sich inzwi-schen aufgelöst hatte. Nach einer recht dun-klen Zeit, während der die Kirche von SantaBarbara sogar entweiht und als Lagerhaus ver-wendet worden war, wurde sie erneut restau-riert und dem Gottesdienst eröffnet. Der klei-ne und harmonische Platz vor der Kirche wirdvon ihrer hellen Fassade, Werk des römischenMalers Giuseppe Passeri, beherrscht, derenSpitze von einer Statue aus Travertin derHeiligen Eponima krönt. Das Kircheninnere,auf dem Grundriss eines griechischen Kreuzesangelegt, ist von einer Vierung bedeckt, dievon einer reichen und elegantenStuckverzierung um Freskenovale durchzogenist. Die Öffnung auf der Via dell’Arco delMonte, genau vor Largo dei Librari, gibt denBlick auf einen Teil des Palastes des altenMonte di Pietà frei, heutiger Sitz der römi-schen Bank „Banca di Roma“, in dessenInnerem sich eines der besten Beispiele des

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spätrömischen Barocks befindet: Die Cappelladella Santissima Trinità, Kapelle der HeiligenDreifaltigkeit. Dieses monumentale Gebäude,dessen ursprünglicher Kern aus dem 16. Jh.stammt, und auf dem Carlo Maderno im Jahre1604 weiterbaute, schließt die von FrancescoPaparelli zwischen 1639 und 1642 geplanteKapelle mit ein. Sie wurde als Monument ent-worfen, um die Geschichte und die wohltäti-gen Zwecke des Institutes Monte di Pietà zupreisen. Das Institut Monte di Pietà wurde1539 vom Minorit Matteo Calvi gegründet mitdem Ziel, Geld zu sehr geringen Zinssätzen zuverleihen, um der sozialen Plage des WuchersEinhalt zu gebieten. Es wurde später, imJahre 1798 von der französischen Verwaltungabgeschafft. Nach etlichen Begebenheitenwurde es schließlich ab 1937 in die römischenSparkasse „Cassa di Risparmio di Roma“, derheutigen Banca di Roma, aufgenommen. DieKapelle belebt eine sehr reichhaltigeDekoration aus wertvollen Skulpturen, die vonkostbaren bunten Marmorbildwerken undVergoldungen besonders hervorgehoben wird.Der Entwurf der Innendekoration, zwischen1600 und 1670 von Giovanni Antonio De Rossigeschaffen, sah auch strukturelleVeränderungen vor und wurde Ende desselbenJahrhunderts von Carlo Bizzaccheri vollendet.Auf der Straße Via dell’Arco del Monte,erhebt sich die Kapelle Cappella dellaMadonna del Soccorso, eigentlich eine brei-te, von Gittern abgeschirmte Nische, die imJahre 1759 erbaut wurde, als Monte di Pietàdas neben dem eigenen Palazzo gelegeneGebäude erworben hatte, bereits Sitz derBarfüßigen Karmeliten, die es ihrerseits vonder Barberini Familie erhalten hatten.Eigentum der Barberini war außerdem dasHaus aus dem 16. Jh., das sogenannte casacinquecentesca, Hausnummer 47. Seine har-monisch gestaltete Fassade wird von elegantumrahmten Fenstern unterbrochen, unterdenen ganz besonders die mit prunkvollenRosetten besetzten, umwölbten und mitTragbalken verzierten Fenster hervortreten(Vasari schreibt dieses Werk einemArchitekten des Kalibers Baldassarre Peruzzizu). Die wunderschöne Fassade war überdiesmit einer großen, heute sehr verblasstenFassadenmalerei versehen, im Einklang mitder im 15. und 16. Jh. in Rom eingeführtenMode, die Fassaden der adeligen Paläste mitMalereien und Sgraffiti zu verzieren. Die darinenthaltenen Darstellungen wurden meist derMythologie entnommen und zielten darauf,den Ruhm der Eigentümerfamilie desGebäudes hervorzuheben. Kurz danach biegt

man in die Gasse Vicolo delle Grotte, schonder Krypten, so genannt wegen derWandelgänge des Pompeius-Theaters, die spä-ter als Werkstätten benützt wurden. Unterden, sich auf der Seite der Via dei Giubbonari,die noch zum Stadtviertel Parione gehörtbefindlichen Gebäuden, tritt besonders derbarocke Bau des Palazzo Ghetti, Nr. 89 her-vor, der sich als Eckhaus zwischen Via deiGiubbonari und Via dei Chiavari erhebt unddessen schönes Eingangstor mit Balkon insAuge sticht. Letzte Haltestelle auf demSpaziergang durch diese Straße ist die KircheChiesa di San Carlo ai Cantinari, wahrhafti-ges Meisterwerk des Stadtteils. Sie befindetsich an der Mündung der Straße in RichtungVia Arenula. Ihr Ursprung reicht auf das Endedes 16. Jh. zurück, als sich die Gemeinschaftder Barbaniti, die Kongregation derGeistlichen, die in Mailand von Sant’AntonioMaria Zaccaria gegründet wurde, in Rom beider Kirche von San Biagio de Anulo niederließ,welche sich zwischen der heutigen GasseVicolo dei Chiodaroli und der Straße Via deiMonti della Farina befindet. Die Geistlichenbegannen alsbald die umliegendenGrundstücke aufzukaufen, in denen die soge-nannten „catinari“, also die Töpfer, ihren Sitzhatten. Später erhielten sie die Erlaubnis,neben dem alten Pompeius-Theater eine neuegroße Kirche zu bauen, die Kirche von SanCarlo Borromeo, großer Bewunderer desBarnabita Ordens. Die Bauarbeiten begannenAnfang des 17. Jh. nach dem Projekt des ausden Marken stammenden Architekten RosatoRosati und zogen sich, wenngleich in abwech-selnden Phasen, bis zur Mitte desJahrhunderts hinaus. Aus dam Jahr 1638stammt die wunderschöne Fassade vonGiovan Battista Soria: Das Oval oberhalb desmittleren Eingangstors beinhaltete dieMalerei von Guido Reni, welche den San Carloin preghiera, den Heiligen Karl im Gebet, dar-stellte. Heute ist sie im hinteren Teil desChores der Kirche zu sehen. Ganz besondersan dem Bau ist jedoch das Rippengewölbe,das auf einer sehr hohen Trommel stützt undvon insgesamt zwölf kleinen Fensternbeleuchtet wird. Eine für die Tradition derrömischen Baukunst kühne und innovativeStruktur. Auch das Kircheninnere stellt sichwie eine wahrhaftig ausgewählte Sammlungder Malerei aus der Zeit zwischen dem 17.und dem 19. Jh. Darunter stechen besondersdie Werke der Maler des Kalibers von GiovanniLanfranco und des Domenichino hervor,Schöpfer der wunderschönen Fresken derKuppel.

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VIA DI CAMPO MARZIO

Diese Strasse verbindet die Via degli Ufficidel Vicario (Sitz der Notariatsbüros des

Gerichtshofes) und die Piazza di San Lorenzoin Lucina (im Herzen einer Gegend, durch diedie Grenze zwischen dem gleichnamigenBezirk Campo Marzio und dem Bezirk Colonnalief). Sie war auch als Via di Santa Maria inCampo Marzio bekannt, aufgrund des syrisch-antiochenischen Klosters, das sich am nahe-liegenden Platz (ebenfalls Campo Marziobezeichnet) befindet. Die Strasse nimmteinen beschränkten, aber eindrucksvollenAbschnitt des alten Campo Marzio (desMarsfeldes) ein. Dieser wurde als das weitge-hende, ebene Gelände identifiziert, das fürdie Kriegsvorbereitungen der römischenLegionen bestimmt war und wo ein dem Mars(röm. Kriegsgott) geweihtes Heiligtum errich-tet wurde. Aus dem Campo Marzio ergabensich übrigens die nachherigen Ortsnamen. Aufdiesem Acker entstanden in kurzerEntfernung und kurz aufeinander einige derprominentesten Denkmalkomplexe derAntike, viele von denen umgeben heute nochdas durch die gegenwärtige Via di CampoMarzio durchquerte Areal, wie das Pantheonauf der naheliegenden Piazza della Rotondaund das Hadrianeum auf der Piazza di Pietra.Ein für die Verstädterung dieses Gebiets ent-scheidendes Ereignis war im Mittelalter dieGründung des Konvents von Santa Maria dellaConcezione in Campo Marzio, das höchstwahrscheinlich bereits im Jahre 806 um diegleichnamige Kirche entstand, die ihrerseitsum die Mitte des 8. Jahrhunderts von PapstZacharias einer Gruppe von Basilianernonnenzugewiesen wurde. Das ehemalige Kloster,heute Dependance der Abgeordnetenkammer,umfasst auch die Kirche von San GregorioNazanzieno, die 795 als Oratorium entstandund im 12. Jh. mit einem Glockenturm berei-chert wurde. Die Kirche Santa Maria in CampoMarzio wurde an ihrer gegenwärtigen Stelle1563 auf Entwurf von Giacomo Della Portagebaut, dem im Laufe der Zeit Carlo Madernound Francesco Paparelli folgten. Sie wurde1668 – 1685 von Giovanni Antonio De Rossiumgestaltet und erhielt letzten Endesdadurch ihre barocken Züge. Beide Kirchenwurden 1563 in denselben Klosterkomplexeingegliedert. Um dieses Gebiet war bereitsim 12. Jh. ein ziemlich dichtes Baugewerbe zuverzeichnen, vor allem wegen der zahlreichenBesitztümer des Klosters und des angrenzen-

den Baubestandes. Seit der Renaissance lie-ßen sich hier wichtige Adelsfamilien nieder,die den Bau der eigenen Palazzetti in dieserGegend förderten: In der Via del CampoMarzio wohnte die drittwichtigste Familie desBezirkes, die Contis. Im Laufe der folgendenJahrhunderten gipfelte diese Tendenz in derAusführung von prominenten Bauwerken wiePalazzo Chigi und insbesondere PalazzoMontecitorio auf den naheliegenden bzw.gleichnamigen Plätzen. Gleichzeitig wurdenim Zuge der großartigen städtebaulichenStrukturierung, die in der ersten Hälfte des16. Jh.s zur Definition vom Tridente führte,gezielte Maßnahmen zur Rationalisierung derumliegenden Strassen und Plätze getroffen.Mitte des 17. Jh.s wurde auf Veranlassung vonPapst Alexander VII. Chigi die Regulierung derStrasse vorgenommen, die von San Lorenzo inLucina zum Marsfeld führte. Diese Vorkehrungfand Widerhall im Wappen desPapstgeschlechts, das von drei Hügeln imRelief gekennzeichnet ist, und an der Eckezwischen dem ehemaligen Caracciolini Klosterund Via di Campo Marzio zu sehen ist. Dasheutige Gefüge dieses Areals geht auf dieMaßnahmen der Zeit nach der EinigungItaliens zurück, letzteren ist auch dieEinweihung von der Piazza del Parlamentozuzuschreiben, die städtebaulich als würdigerZugang zum Parlament sowie zum naheliegen-den Banco di Santo Spirito konzipiert wurde.

Via di Campo Marzio, ursprünglich bekanntdurch die berühmten Kurzwaren- undGarngeschäfte, die sie flankierten, beginntvon der Via degli Uffici del Vicario mit einemBauwerk aus dem 18. Jh., Palazzo Orlandi,an der Hausnummer 1. Dieser ist an der Eckemit einer eindrucksvollen heiligen Nische(Ädikula der Maria) verziert, einer der vielen„Madonnelle“ (Madonnenbilder) so typisch fürRom, die dazu bestimmt waren, den jeweili-gen Bezirk bzw. die entsprechende Strasse zuschützen. Die Ergebenheit des Volkes findet indiesem Falle ihren Ausdruck in einer bemal-ten Statue aus Terrakotta, die die JungfrauMaria mit Schlange darstellt. Sie ist in einemraffinierten, ovalen Stuckrahmen zu sehen,umgeben von fliegenden Engeln und einemBaldachin. Sie ist auf den Beginn des 18. Jh.s zu datie-ren. Die Nische ist ein kostbares Exemplar desRokokostils, wobei die Statue von einem

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unbekannten Bildhauer des 19. Jh.s stammt.An der Hausnummer 74 ist die Druckerei derAbgeordnetenkammer zu finden, die am sel-ben Ort entstand, wo sich einmal das Klosterder Padri della Missione aus dem 17. Jh.befand. Die Kongregation der Signori dellaMissione, der sogenannten Lazaristen, wurdein Paris vom Hl. Vincenzo de Paoli gegründet.Dieser erwarb 1659 den Palast vom KardinalToschi neben Montecitorio mit dem Absicht,daraus seine Wohnstätte zu machen. Im aus-gedehnten Areal zwischen der heutigen Viadella Missione, Via degli Uffici del Vicario undVia di Campo Marzio wurde dank derGroßzügigkeit der Herzogin D’Anguillon MariaMagdalena De Vignarod ein großartigerKomplex gebaut, der die kleine Chiesa dellaSantissima Trinità (Kirche der Hl.Dreifaltigkeit), ein Wohngebäude und aucheinen Garten umfasste. Mitte des 18. Jh.swurden sowohl das Gotteshaus als auch dieWohnstätte umgebaut (der erste Entwurf vonBernardo Della Torre ist heute komplett ver-ändert). Daraufhin, 1876-1914, wurde derganze Komplex enteignet. Der ursprünglicheEingang des Wohngebäudes, dem ein Portalaus dem XV. Jh. mit nachherigen Ergänzungeneingefügt ist, befindet sich in der Via degliUffici del Vicario Hausnummer 17, wobei derEingang zur Kirche in der Via della MissioneHausnumer 1 zu finden ist. Im Laufe derBauarbeiten zur Vollendung des Complessodella Missione kamen Überreste der Ustrinader Antonini Herrscher (d.h. der Stellen, andenen die Mitglieder der kaiserlichen Familieverbrannt wurden) ans Tageslicht. Am selbenOrt befand sich in der Antike die monolithi-sche Säule aus rotem Granit, die 105-106 zuEhren des göttlichen Antoninus Pius errichtetwurde. Ausgegraben im Jahre 1705 wurde sieunter Papst Pius VI. zerteilt und zurInstandsetzung von Obelisken und anderenantiken Kunststücken wiederverwendet. Nurder kostbare Säulenfuß aus wertvollem, itali-schem Marmor blieb erhalten. Dieser befandsich eine Zeitlang auf der Piazza Montecitorio,wohin er auf Veranlassung von Papst BenediktXIV. im Zuge von Restaurierungen durchFerdinando Fuga gelangt war, und wurdedanach im Cortile delle Corazze im Vatikanaufgestellt. Nach einem Gebäude aus dem16. Jh., mit den Hausnummern 72-73, des-sen Fassade durch künstlerischeGurtgesimsleisten rhythmisiert ist, gelangtman zu einem der bedeutendsten Bauwerkendieser Strasse, Palazzo Marescotti, mit den

Hausnummer 69, wonach ursprünglich einAbschnitt der heutigen Via di Campo Marziobenannt wurde. Es handelt sich allerWahrscheinlichkeit nach um denselben Palastder Portugiesischen Botschaft, der in denPlänen von Rom aus dem 18. Jh. erwähntwird. Hier ließ sich die vornehme Familie desBotschafters nieder, die in Rom seit dem 15.Jh. anwesend war und mit den mächtigenGeschlechtern der Orsini, Farnese und Ruspoliverwandt war. Die Fassade ist in der Mitte miteinem imposanten Portal aus dem 17. Jh.geschmückt, auf dem das Wappen derMarescotti zu sehen ist, (mit einem auf denHinterbeinen stehenden Panther, auf dem eingekrönter Adler ragt). Daneben erhob sich derinzwischen zerstörte Palazzo Rondinini, derim 16. Jh. gebaut und danach verlassenwurde, als die gleichnamige Familie in dasnaheliegende Gebäude an den Corso umzog.Am Ende des Largo dell’Impresa, dessenName darauf zurückzuführen war, dass hierdas Impresa del Lotto seinen Sitz hatte, wardie Casa degli Agostiniani di Santa Maria delPopolo, mit der Hausnummer 3, die 1748wiedererrichtet wurde. An der Mauer, die sichin Richtung Via in Lucina hinzieht, ist eineTafel angebracht, die an die Auffindung desObelisk von Psammetikh II. erinnert, der aufWunsch von Augustus aus Heliopolis nach Romgebracht worden war und auf dem Marsfeldals Schattenstab einer riesengroßenSonnenuhr diente. Aufgefunden wurde er1587 von Domenico Fontana, aber vollständigausgegraben wurde er erst im Jahre 1789während des Pontifikats von Pius VI. Daraufhinwurde er mit Teilen der Colonna Antoninarestauriert und schließlich an der Piazza diMontecitorio durch den Architekten GiovanniAntinori aufgestellt. Unterhalb desFundaments eines Gebäudes aus dem 18. Jh.an der Hausnummer 48 in der Via del CampoMarzio, dessen Fassade von einer ornamenta-len Stuckverzierung gekennzeichnet ist, wur-den im Hof Spuren des Strassenpflasters auf-gefunden, wo griechische Inschriften ausbronzenen Buchstaben betreffend dieSonnenuhr von Augustus mit Angabe derTierkreiszeichen sowie des Sternbildes derVenus eingefügt sind. Als nächstes ist PalazzoMagnani, mit Hausnummer 46, zu bewun-dern. Dieser war der ehemalige Sitz derAccademia Filodrammatica Romana, die GrafGiuliano Caprinica Del Grillo als Vorstandführte. Das Gebäude ist mit einer harmoni-schen Fassade aus dem XVIII Jh. versehen, die

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mit kostbaren Stuckverzierungen, rhythmischabwechselnden Fenstern mit elegantenUmrahmungen, einem zentralen Eingang miteinem bogenförmigen Hauptgesims, undkünstlerisch wertvollen, großen Konsolen ver-ziert ist. Etwa in der Mitte von Via di CampoMarzio öffnet sich der Raum zur trapezförmi-gen Piazza del Parlamento, auf dem sich derPalazzo del Parlamento und das Gebäudedes Banco di Santo Spirito befinden. Dererste wurde 1903-1927 von Ernesto Basileerrichtet. Der Architekt lehnte den neuenGebäudeteil an den hinteren Bauabschnittdes Palazzo di Montecitorio. Das sich darausergebende gewaltige, viereckige Bauwerkeinverleibte den Saal Camotto, der seiner-seits Ende des 19. Jh.s vom Hof des antikenPalazzo della Curia Innocenziana, d.h. vomPalazzo di Montecitorio (seit 1871 Sitz der

Abgeordnetenkammer) gewonnen wordenwar. Der Architekt aus Palermo schuf eineeffektvolle Fassade, die er mit Anregungendes Liberty-Stils belebte und von einer„monumental-grandiosen“ Tendenz inspiriertwar. Diese Tendenz war typisch für die römi-sche Architektur in den Jahren derVorbereitung der Weltausstellung im Jahre1911, die als Verherrlichung des 50. Jubiläumsder Proklamation von Rom zur HauptstadtItaliens gedacht war. Auf der Fassade zeich-nen sich die von Domenico Trentacoste ange-fertigten allegorischen plastischen Gruppenab, die auf die Wiedererweckung und auf denTriumph des italienischen Volkes hindeuten.Der neue Parlamentssitzungssaal, der demklassischen Vorbild der römischen Theaterfolgt, wurde mit einer strahlenförmig verzier-ten Glasdecke mit einer markanten Liberty-Prägung versehen, deren Innenseite GiulioAristide Sartorio schmückte. Sartorio führteden langen Verzierungsfries aus, der dieAllegorien der Zivilisation und der GeschichteItaliens zeigt. Der naheliegende Palast an derHausnummer 18, ehemaliger Sitz der Bancad’Italia, wurde 1918 – 1923 infolge desAbbruchs der vorherigen Strukturen - darun-ter auch Bauten wie der Palast der FamilieChigi und der Palast der Grafen vonPalombara - von Marcello Piacentini (einer derprominentesten Figuren der römischenArchitektur in den Jahren des sog.Governatorato) in klassizistischer Formerbaut.Die Strasse endet mit dem Gebäudekomplexan der Ecke zwischen der Via di Campo Marziound der Piazza di San Lorenzo in Lucina.Dieser war in vergangenen Zeiten der Sitz desKlosters der Chierici Regolari Minori di SanFrancesco Caracciolo, auch Caraccilinibenannt. Der Orden wurde 1588 in Neapelgegründet; die Messen wurden in der angren-zenden Chiesa di San Lorenzo in Lucina zele-briert, die 1606 den Ordensbrüdern von PapstPaul V. zugewiesen wurde. Das Gebäudebeherbergt heute eine höchst repräsentativeCarabinieri-Kaserne, aber es wurde zwischen1663 und 1665 auf Entwurf von Carlo Rainaldiwiedergebaut und zum Kloster umgewandelt.Der Architekt arbeitete am bereits bestehen-den Bauwerk aus dem vorherigen Jahrhundert(Palast und Garten der Familie Acquaviva),wobei der hintere Flügel, der auf den Piazzadel Parlamento blickt, 1690-1700 vonFrancesco Carlo Bizzaccheri ausgeführtwurde.

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Die Via dei Cestari ist die Strasse, die diePiazza della Minerva mit dem Largo di Torre

Argentina verbindet und das Herz des histori-schen Bezirks Pigna (ital. Pinienzapfen) in zweiHälfen teilt. Der Name dieser Gegend geht aufden enormen, bronzenen Pinienzapfen zurück,der ursprünglich als Verzierung eines Brunnensder Thermen von Agrippa gedacht war und spä-ter im Hof des Belvedere im Vatikan aufgestelltwurde. Auf diesen gehen übrigens die wieder-kehrenden Darstellungen von Pinienzapfen wiez.B. der Pinienzapfen am kleinenBezirksbrunnen auf der Piazza San Marcozurück. Für diesen Bezirk ist auch eine ganzandere Ausstattung typisch, nämlich eine inder Zeit gewachsene, zusammengesetzt ausantiken Fundstücken sowie anderer klein-dimensionierten Elementen wie Wappen,Nischen, Tafeln, Stützbalken, die an denjeweiligen Gebäudemauern angebracht wur-den. Der Bezirksteil, der von der Via deiCestari unterteilt wird, hat das städtebaulicheGefüge erhalten, das im Laufe des 16. und 17.Jh.s entstand, als die Strassenverläufe der Viadei Cestari sowie von vielen anderen Strassenin der Nähe begradigt wurden. Vor der städte-baulichen Regulierung, die kurz nach derProklamation von Rom zur Hauptstadt Italiens1870 eingeleitet wurde, d.h. vor derEinweihung des Corso Vittorio Emanuele,gelangte die Strasse bis zur Via dell’Arco dellaCiambella, die sich ihrerseits auf den Überre-sten des kreisförmigen Saals der Thermen vonAgrippa (die ältesten Thermen in Rom, die dasAreal einnahmen, das sich derzeit zwischen Viadei Cestari, Torre Argentina und dem Pantheonerstreckt) befand. Neben den antiken Thermenwar das Stagnum Agrippae, ein großes Becken,das durch den Acquedotto della Vergine(Aquädukt der Acqua Virgo) versorgt wurde.Von der römischen Anlage sind heute einigeimposante Elemente aus Ziegelsteinen erhal-ten, die in das Bauszenarium der Via dell’Arcodella Ciambella eingefügt sind. Diese Strasse,die durch die Zerstörung des Rundsaals derThermen verwirklicht und 1621 von PapstGregor XV. eingeweiht wurde, zweigt rechtwin-kelig von der Via dei Cestari ab. Letztere ver-dankt ihren Namen den Herstellern undVerkäufern von Körben (ital. Cesto) undKörbchen, die oft ihre Lager und Läden hierhatten. Derselben Tätigkeit war der angren-zende Vicolo delle Ceste gewidmet, der zuerstVicolo dei Porcari hieß, nach der Familiebenannt, die die insula zwischen der Via und

der Piazza della Pigna, Via dei Cestari undVicolo delle Ceste besaß. Die heutigeBezeichnung (eben Via delle Ceste) erhielt sie1871 als Folge der Revision der Ortsnamen inrömischer Mundart und deren Anpassung anden toskanischen Sprachmodus, wie vomPiemontesischen Ausschuss für Ortsnamen inder Zeit nach der Einigung verfügt worden war.Vom antiken Palazzo dei Porcari ist ein Portalaus dem 14. Jh. sowie einige Elemente desHofes von einem Gebäude im Vicolo erhalten.Die Via dei Cestari war auch als via dell’Arcodei Leni bekannt, weil dort ein mit einemArchitrav versehener Durchgang (der zu denThermen von Agrippa gehörte) unterhalb einesWachtturmes vom Baukomplex der FamilieLeni zu finden war. Der genannte Durchgangwurde 1577 niedergerissen, um eine breitereStraße gestalten zu können. Zusammen mit derVia di San Nicola de’ Cesarini bildete die Viadei Cestari die antike Strada dei Calcarari, diePiazza Mattei mit Piazza della Minerva ver-band. Diese alte Bezeichnung bezog sich aufdie gesamte Gegend zwischen Piazza dell’Olmound Santa Lucia dei Ginnasi bis hin zur Chiesadelle Sacre Stimmate di San Francesco. DasGotteshaus, das die Via dei Cestari zur PiazzaArgentina hin abschließt, war ursprünglich denSanti Quaranta Martiri (den Vierzig HeiligenMärtyrern) geweiht und mit Bezug auf die sichdort damals befindenden Brennereien zurGewinnung und Herstellung vom Kalk aus anti-ken Marmorbruchstücken „ai Calcarari“benannt. Die Via dei Cestari beginnt bei derkleinen, harmonisch gegliederten Piazza dellaMinerva, in deren Mitte sich der berühmteElefant von Bernini befindet, der nach einerInspiration des Werkes des Polifilo (verfasst1499 von Francesco Colonna) entworfen und1667 von Ercole Ferrata angefertigt wurde – alsStütze bzw. Sockel für einen der 13 in Rom zufindenden Obelisken. Die pittoreske und schat-tige Strasse entfaltet sich innerhalb des kaumübersehbaren Gewirrs von Plätzen, Gassen undStrassen, flankiert beiderseits von einmaligenBaukulissen, die sich aus einigen der wichtig-sten adeligen Palästen bzw. Gebäuden derStadt zusammensetzen. Die Strasse durchquertein prominentes Stadtgebiet, in dem einigevornehme römische Familien ihren Wohnsitzwählten, da sich hier die wichtigstenOrdensgemeinschaften befanden, wie z.B. dieDominikaner, das Kloster der Minerva, dieJesuiten (verantwortlich für die großartigeStiftung des Collegio Romano – eben einst

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Kolleg des Jesuitenordens - und für die Chiesadi Sant’Ignazio) und dadurch in unmittelbarerNähe des überwältigenden und symbolisch ein-maligen Pantheons. Der Beginn der Strasse istan der rechten Flanke vom Palazzo Fonsecagekennzeichnet, der das angesehene HotelMinerva beherbergt und eine eleganteReihenfolge von Arkaden zeigt. Das monumen-tale Gebäude wurde Anfang des 17. Jh.s vonder gleichnamigen Familie portugiesischerHerkunft errichtet, wobei die bis dahin beste-henden Bauwerke, die ursprünglich im Besitzder Familie Porcari waren, miteinbezogen wur-den. Der Palazzo wurde 1841 vom französi-schen Unternehmer Giuseppe Sauve erworbenund es erfolgte eine radikale Umstrukturierungdurch Enrico Calderari (einen von derGemeinde angestellten und von GiuseppeValadier hoch geschätzten Architekt).Calderari fügte die unterschiedlichenBauwerke zu einem einheitlichen Bauensemblezusammen, in dessen Zentrum sich derAdelspalast aus dem 17. Jh. sowie der dazuge-hörige wunderschöne zu einem Wintergartenumgewandelte Innenhof befinden. Die moder-ne und zugleich effiziente Baustruktur wurdedamals schon ausschließlich als Hotel verwen-det, was heute noch der Fall ist. Die beidenHaupteingänge, die auf die Piazza dellaMinerva (Hausnummer 69) blicken, halten diekanonische Ordnung ein: bossiertes Portal, dar-auf liegender Balkon, gestützt von Säulen imEinklang mit der im 16. Jh. für die römischenAdelspaläste so typischen Formel. Die berühm-testen Beispiele hierfür sind der imposante

Eingang des „Dado Farnese“ („Farnese Würfel“d.h. Palazzo Farnese) sowie das „Portale diCarbognano“ (Zugang zu Palazzo SciarraColonna al Corso), die als eine der elegante-sten Sehenswürdigkeiten Roms gelten. Auf deranderen Strassenseite entwickelt sich der seit-liche Bauteil des großen Gebäude SeminarioFrancese: Das Pont. Seminarium Gallicumerwarb 1856 das der Kirche Santa Chiaraangrenzende Konvent, das antike Kloster CasaPia (wie dem Namen zu entnehmen ist, war esPapst Pius IV. geweiht). Dies entstand nachdemKarl Borromäus 1562 den Franziskanerinneneinige Gebäude in der Gegend der antikenThermen von Agrippa zugewiesen hatte, damitdiese daraus einen Konventkomplex errichtenkonnten. Die Restaurierung der Kirche wurdegenehmigt. Daraufhin beauftragte dasFranzösische Seminar Luca Carmini, Architektder Fassade von Santa Chiara, mit dem Umbaudes Konvents. Carmini kümmerte sich zuerstmit der Erneuerung des Innenhofes unddanach, 1885, mit der Umstrukturierung desgesamten Baublocks. Das Konventgebäude ent-lehnt seine eklektischen Formen demRenaissance-Stil, setzt sich aus drei Etagen undaus einem zusätzlichen, nachträglich hinzuge-fügten Überbau zusammen. Nach dem HotelMinerva und der anliegenden Gasse, Vicolodelle Ceste, erreicht man wenig weiter denBlock von Häusern der Familie Porcari ausdem XV. Jh., dessen Fassade auf die Via dellaPigna Hausnummer 19 blickt und dessenBauteile im 19. Jh. in einen Gebäudekomplexeinverleibt wurden. Die einzige Bezeugung derursprünglichen Anlage ist ein schönes, inzwi-schen zugemauertes Marmorportal in der Viadelle Ceste an der Hausnummer 25. Über demgenannten Portal wurde Ende des 19. Jh.s eineGedenktafel zu Ehren von Stefano Porcariangebracht, anstatt der hier vorher beherr-schenden Büste des Catos (berühmten Ahnesder Familie Porcari). Hinter dem Baukomplexist eine der bedeutendsten Kirchen diesesBezirkes zu bewundern: die Chiesa di SanGiovanni della Pigna, bereits im 10. Jh. alsSan Ioannis in Pinea bekannt, alsNebengebäude des Convento di San Silvestro inCapite. 1584 wurde die Kirche derErzbruderschaft der Pietà dei Carcerati zuge-wiesen, die wenigen Jahren zuvor mit einerBulle von Gregor XIII. gestiftet worden war.Dieser Papst förderte die Errichtung der Kircheund betraute 1624 mit deren Ausführung denArchitekten Angelo Torroni. Das Gotteshauswurde im 18. Jh. restauriert. Im Zuge der weit-gehenden Arbeiten wurde die Anlage neufor-muliert: Daraus ergab sich eine einschiffige

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Kirche, die von Virginio Vespignani 1838 erneutrevidiert wurde. An der Seite des Gebäudes inRichtung Vicolo della Minerva ist eine heiligeNische (Ädikula der Maria) mit einem raffinier-ten Marmorrahmen mit der Darstellung desPinienzapfens als Symbol des Bezirkes zusehen. In der Mitte sticht ein Freskogemäldeeines unbekannten Malers von der Wende zwi-schen dem 17. und dem 18. Jh. hervor. Es stelltMaria mit dem Kinde zwischen den HeiligenPetrus und Paulus dar. Eine andere kostbareNische dieser Gegend, die übrigens auch vonder Via dei Cestari aus bewundert werdenkann, wurde in der Via dell’Arco dellaCiambella an den Hausnummern 9-10 wieder-aufgestellt. Diese befindet sich am Widerlagereines römischen Bogens der Thermenanlageund wird von einem ausgefeilten Stuckrahmenumrahmt. Das Gemälde stellt Maria mit demRosenkranz dar und stammt vom PietroCampofiorito aus dem späten 19. Jh.. Danachfolgt an der Hausnummer 21 ein gewaltigesBauwerk, der Palazzo Maffei Merescotti, -eine bewundernswürdige Demonstration desTalents von Giacomo della Porta. Das großarti-ge Gebäude, dessen Hauptfassade auf die Viadella Pigna (Hausnummer 13A) blickt, wurdeab 1580 im Auftrag vom Kardinal MarcantonioMaffei gebaut, der zum Zwecke der Errichtungseines Palastes die bis dahin bestehendenAdelsburgen niederreißen ließ.

Infolge einer Unterbrechung der Arbeiten imZusammenhang mit dem Ableben des

Purpurträgers erbte der Palast am Ende dessel-ben Jh.s Camilla Peretti, Schwester des dama-ligen Papstes Sixtus V., die somit in einem derrepräsentativsten Bauwerkes von Giacomodella Porta ihren Wohnsitz hatte. Eine ein-trächtige, ausgeglichene Komposition kenn-zeichnet sowohl die Hauptfassade als auch dieSeite an der Via die Cestari. Den jeweiligenEigentumsübertragungen, die aufeinanderfolgten, entsprachen ebenso viele architekto-nische Umwandlungen, speziell was den Hofbetrifft. Besonders hervorzuheben ist dieAnpassung durch Ferdinando Fuga, denArchitekten der Palazzi Apostolici, Mitte des18. Jh.s. Das Portal an der Via dei Cestari istvon Lisenen mit Kompositkapitellen inAnlehnung an eine im 19. Jh. höchst wahr-scheinlich von Andrea Sarti (der diesesBauwerk zu Ende brachte) ausgearbeiteteKomposition flankiert. Das Gebäude wurde imLaufe der Zeit Besitztum des Heiligen Stuhlsund ist heute als solches Sitz der AzioneCattolica. Diesem gegenüber ragt ein knapperaber dafür eleganter Bau empor, der PalazzoMuti Sacchetti, nachher Savorelli Papazzurri

e Pesci, an der Hausnummer 34, benannt.Dieser wurde Mitte des 19. Jh.s von VirginioVespignani auf der Anlage aus dem 17. Jh.errichtet, die dem Kardinal Ottavio Paravicinigehörte. Architektonisch angrenzend istPalazzo Strozzi Besso in Largo delleStimmate Hausnummer 26, dessenHauptfassade auf den Largo di TorreArgentina (Hausnummer 11) blickt. Seinursprünglicher Aufbau geht auf das 16. Jh.zurück, als das Gebäude zuerst Wohnstätte derRustici und nachher der Olgiati war. Es wurdeim Laufe der Zeit von Carlo Maderno umstruk-turiert, der es mit dem wunderschönenMarmorportal hin zur Chiesa delle Stimmateausstattete, das die Umbaumaßnahmen imspäten 18. Jh. überstand. Mitte des 19. Jh.süberging der Besitz an die Familie Strozzi, biszum Jahre 1907, als das Gebäude zugunstenvon Marco Besso veräußert wurde. Es ist heutenoch Sitz der gleichnamigen Stiftung, die zurAufrechterhaltung und weiteren Ergänzung derumfassenden Familienbibliothek bestimmt ist.1882 wurde das Gebäude enteignet, um dieÖffnung der neuen umbertinischenVerkehrsader, Corso Vittorio Emanuele, zuerlauben. Aus diesem Grund wurde der pracht-volle Innenhof beseitigt und ein Großteil derursprünglichen Baustruktur kompromittiert.Am Ende der Via dei Cestari befindet sich dieKirche, die den Wundmalen vom Hl.Franziskus geweiht ist und sich gegenüber derbereits geschilderten Seite vom Palazzo Bessoerhebt. Diese entstand auf den Ruinen einesälteren Gotteshauses, das den Hl. VierzigMärtyrer von Senaste geweiht war (ursprüng-lich Chiesa de Calcarario und nachher, ab dem16. Jh. Chiesa die Santi Quaranta de Lenis -Kirche Hl. Vierzig de Lenis) bezeichnet. 1597wurde die Kirche umbenannt, als sie derBruderschaft der Heiligen Wundmale zugewie-sen wurde. Sie erhielt das gegenwärtigeGefüge 1714 - 1721 auf Entwurf von GiovanniBattista Contini, der der Innenseite ihre sehrausgeglichene Beschaffenheit borrominiani-scher Abstammung mit Tonnengewölbedeckungverlieh (das Kirchenschiff wurde Anfang des19. Jh.s von Giuseppe Valadier verziert). DieFassade mit Bogengang wurde nach demVorbild der Fassade der Chiesa di Santa Mariain Via (Pietro di Cortona) von AntonioCannevari verwirklicht. Das Bogenfeld nachder syrischen Art beinhaltet eine beeindruk-kende Darstellung vom Hl. Franziskus mit denWundmalen. Das Hauptgesims ist vomMonumento Petrachia – einem Kunstwerk vom19. Jh. von Adamo Tadolini, einem Bildhaueraus Bologna - unterbrochen.

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VIA DEI FALEGNAMI e VIA DEI DELFINI

Die erstere, die den Herstellern vonHolztöpfen und Geschirrwaren ihren

Ortsnamen verdankt, die ihre Läden in die-sem Gebiet hatten, entspricht der Strasse,die im republikanischen Zeitalter den heuti-gen Largo Arenula mit dem Kapitol verband.Bis zum Jahre 1539 gehörten dieHolzschnitzer zur Zunft der Maurer. Imerwähnten Jahr kam es zwischen 30Handwerkern und ebenso vielen anderenMitgliedern desselben Vereins zu einemZwist, so dass die einen eine selbstständigeBruderschaft stifteten, die dem Hl. Josefgeweiht war. Die Bruderschaft hatte nachhereine andere Bezugskirche, nämlich die Chiesadi San Pietro al Carcere Mamertino an denHängen des Kapitol, die seitdem Chiesa di SanGiuseppe dei Falegnami benannt ist. Nachherkam es zur Universitas carpentariorum,fabrorum et lignariorum. Die Holzschnitzerstellten unter anderem auch die sogenannten„arche“, große Holztruhen her; daraus ergabsich der Name Via degli Arcari. DieBruderschaft umfasste Fassbinder, Böttcher,Hersteller von Cembalos, Lautenmacher,Hersteller von Behältern, Kunsttischler,Kutschenmacher, Trommelhersteller,Mustermacher, Einschnitzer,Blasebalgmacher, Holzhändler, Kastenmacher,Stuhlmacher, Sägewerker,Kerbeneinschnitzer, Waschböttcher, Dreher,Holzschuhmacher, Waschschüsselhersteller:Auf die letzten ist der Beiname zurückzufüh-ren, das den eigentlichen Namen der nahelie-genden Chiesa di San Carlo ergänzt. Die Viadei Falegnami, die heutzutage Via Arenulamit Piazza Mattei verbindet, begann in derZeit nach der Einigung Italiens bei der Chiesadei Barnabiti und war als Via dei Catinari(Straße der Waschschüsselhersteller)bekannt. Damals stellte sie den natürlichenLauf der alten Via Peregrinorum bzw. der vonden Pilgern zur Peterskirche zurücklegtenStrecke dar. Die Via dei Funari - die Straßeder Seilendreher, die nach Verlassen der altenWerkstätten in der Via di Tor de Specchi inalten Zeiten auch als Via „del Merangolo“oder Via „della Torre del Merangolo“ bekannthierher zogen – verknüpft die Via deiFalegnami zur Via dei Delfini, derenOrtsname von der vornehmen Familiestammt, die hier ihre Adelsburg erbauen ließ.Beide Strassen stellten wichtigeVerkehrsadern innerhalb des BezirksSant’Angelo sowie des alten Judenviertels

dar. Diese Gegend war nämlich durch eineMauer begrenzt, die Papst Paul IV. 1555errichten ließ, um die römischen, vonTrastevere Ende des 13. Jh.s hierher umgezo-genen Juden dazu zu zwingen, hier zu woh-nen. Der Verlauf der Via dei Falegnami, derVia dei Funari und der Via dei Delfini über-nimmt einen Teil des Gebiets, worauf sich dasCastrum Aureum - der alte Circus Flaminius,den 221 wie unter anderem auch die ViaFlaminia C. Flaminius Nepos verwirklichenließ – befand. Diese Strassen bildeten dieAder einer Gegend, in der vom Mittelalter andas Gewerbe der Wiederverwendung vomantiken Material aus der umliegenden archä-ologischen Stätten besonders verbreitet war.Hier ließen sich einige der vornehmsten römi-schen Familien ihre Adelsburgen errichten.Sie wussten die einmalige Schönheit dermonumentalen archäologischen Reste desCircus, der Crypta Balbi, des Portikus derOctavia und des majestätischen Marcellus-Theaters zu schätzen. Als Kernpunkt dieserStrecke gilt der kleine, elegante, derAdelsfamilie Mattei gewidmete Platz. DiesePiazza bietet den Rahmen für einen derschönsten römischen Brunnen: Er ist unterdem Beinamen „fontana delle tartarughe“(Schildkrötenbrunnen) bekannt und wurde1581 auf Entwurf des „Architekten desRömischen Volkes“, Giacomo Della Porta,geschaffen. Er gehörte zu den 18 Brunnen,die 1570 infolge der von Papst Gregor XIII.veranlassten Restaurierung des Aquädukts derJungfrau mit dem Ziel geschaffen wurden,das Marsfeld mit Wasser zu versorgen. DerBrunnen der Piazza Mattei unterscheidet sichvon den anderen della-portianischen Brunnendurch die Betonung der bildhauerischenAusstattung von Taddeo Landini, ein anmuti-ges, bewegtes Spiel von wunderschönenJünglingen und Delphinen. In der Mitte desfolgenden Jh.s wurde der Brunnen restau-riert. Bei dieser Gelegenheit wurden dieSchildkröten hinzugefügt, die seither zumKennzeichen des Brunnens sowie des Platzesselbst wurden (die dort angebrachtenSchildkröten sind Kopien; die Originale, wahr-scheinlich von Bernini, sind in denKapitolinischen Museen zu sehen). Zum sel-ben Plan gehörte auch der Brunnen der PiazzaGiudea. Auch dieser wurde von Della Portaentworfen und infolge der städtebaulichenRegulierung dieser Gegend im 19. Jh. an seineheutige Stelle in der Piazza delle Cinque

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Scole aufgestellt. Der Strassenverlauf, der mit der Via deiFalegnami beginnt und in Piazza Margheritaendet, lädt dazu ein, am Anfang der Streckein der Nähe der Via Arenula zu verweilen.Hier steht eine charakteristische Kirche derGegend, Santa Maria in Publicolis, derenHauptfassade zur Piazza Costaguti zeigt. Vondem ursprünglichen Tempel ist heute nichtsmehr erhalten. Über den ehemaligenGrundmauern wurde die Kirche aus dem 17.Jh. errichtet. Der Architekt war GiovanniAntonio De Rossi und der Baumeister AlessioDe Rossi, wobei der Auftraggeber Msgr.Marcello Stantacroce war. Die Errichtung derKirche dauerte bis 1645 und sie wurde in derForm einer Adelskapelle der FamilieSantacroce errichtet, die ihren Palast gleichgegenüber hatte. Die schöne Fassade, diesich hinter dem Tor, das auf die ersten Jahredes 20. Jh.s zurückgeht, befindet, ist miteinem Fresko verziert, das die Aufnahme derJungfrau in den Himmel darstellt. Sie wirdvon einem von Pelikanen gestütztenRundgiebel bekrönt. Diese Pelikane sind dasSymbol für das Geschlecht von Santacroce.Dieses Motiv tritt auch in der Innendekorationauf. Etwas weiter kommt man zum gewalti-gen Palazzo Boccapaduli (Hausnummer 10-15), der aus dem 16. Jh. stammt und im 17.Jh. umgebaut wurde. Auf einem der erstenGebäude der Strasse, Hausnummer 17-18, isteine typische „Ädikula romana“ (Nische)angebracht, die in diesem Fall die Madonnadell’Orto aus dem 18. Jh. darstellt und voneinem unbekannten Maler stammt. Auf derNummer 10 der Piazza Mattei steht derPalazzo Costaguti, der einen der malerisch-sten Winkel der Piazza delle Tartarughe ein-nimmt. Er wurde in der Mitte des 16. Jh.s vonCostanzo Patrizi errichtet und ging im darauf-folgenden Jh. an die Costaguti, eine reicheBankiersfamilie aus Genua, die sich 1585 inRom niederließ. Die Costaguti ließen denPalast durch Carlo Lombardi erweitern.Während der Umbauarbeiten wurde dieKirche San Leonardo de platea Judei abgeris-sen. Die Säle im ersten Stock weisen bedeu-tende Fresken auf, die aus der Zeit stammen,in der der Palast der Familie der Patrizigehörte. Diese Fresken werden Künstler wiebeispielsweise Federico und Taddeo Zuccari,Lanfranco, Agostino Tassi und dem Cavalierd’Arpino zugeschrieben. Der Platz wird vomPalazzo di Giacomo Mattei aus dem 16. Jh.städtebaulich dominiert. Er hat dieHausnummer 17-19 und gehörte der erwähn-ten Familie, die im 16. Jh. den gesamten

Häuserblock zwischen der Via dei Funari, Viadelle Botteghe Oscure, Via Caetani und ViaPaganica besaß. Es handelt sich um die soge-nannte insula Mattei, die sich auf dem Gebietbefand, wo früher das Theater des Balbusstand. Der Palast, der auch einen Innenhofmit Portikus aufweist, wurde in der Mitte desJahrhunderts von Nanni di Baccio Pigio umge-baut. In dem imposanten Gebäudekomplexwar auch der berühmte Palazzo Mattei diGiove enthalten. Der Eingang befindet sichauf der Via Caetani Nummer 32. Die Familieder Mattei, die unter den verschiedenenTiteln, die sie hatten, auch den der Herzögevon Giove aufwiesen, ließen hier gleich fünfPaläste errichten. Darunter sticht der mit derFassade auf der Via Caetani hervor, der zwi-schen 1598 und 1618 von Carlo Maderna reno-viert wurde. Die elegante Fassade diesesGebäudes wird durch die Wappen der FamilieMattei und durch die der Familie Gonzaga(das Geschlecht, aus dem die Gemahlin vonAstrubale Mattei, Herzog von Giove stammte)verziert. Dieses prächtige Gebäude ging inder Folge an die Familie Antici Mattei, dieVerwandte von Giacomo Leopardi waren.Dieser berühmter Dichter wohnte 1822 imdritten Stock. Die verschiedenenGebäudeteile sind um den wunderbarenInnenhof angeordnet, dessen Freskenschmuckvon Maderno zu Beginn des 17. Jh.s entwor-fen wurde. Auf die glatten Felder folgenSarkophagvorderseiten aus klassischer Zeit,Grabreliefs, Architekturteile, die aus demumliegenden archäologischen Gebiet stam-men. Die Büsten sind in harmonischenNischen untergebracht, vonBarockstuckornamenten verziert. Die neunMännerstatuen, die auf den Pilastern stehen,wurden im 16. Jh. in die Gestalt von Kaisernumgearbeitet. Sie stammen aus der wunder-baren Villa, die die Mattei auf dem Palatinbesaßen. Die Gewölbe der Säle sind mitWandbildern aus dem 17. Jh. geschmückt, dievon Künstlern wie Lanfranco, Domenichinound Francesco Albani stammen. Der Palazzowurde 1938 vom Staat erworben. Hier befin-den sich heute das Centro Studi Americani,das Istituto Storico Italiano per l’Età Modernae Contemporanea und die Discoteca di Stato.

Geht man von der Via dei Funari zur Via deiDelfini weiter, trifft man auf der Nummer 12auf den gewaltigen Palazzo Patrizi a SantaCaterina. Er wurde Ende des 16. Jh.s auf derStelle erbaut, wo die Torre del Merangolo stand (Via Funarihieß früher Via del Merangolo). Der Turm

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wurde teilweise in den damaligen Neubaumiteinbezogen. Vom Staat erworben, ist derPalazzo heute Sitz der Sovrintendenza per iBeni Ambientali ed Architettonici del Lazio.Den Seildrehern ist die anschließende KircheSanta Caterina dei Funari gewidmet. ImMittelalter stand hier eine dreischiffigeBasilika, die Santa Maria de donna Rosa inCastro Aureo hieß. Sie wurde im 9. Jh. ein-schiffig errichtet, der Hl. Catarina vonAlexandria gewidmet, aber auch SantaCatarina donne Rosae, oder auch SantaCatarina in castro aureo genannt. DieserName wurde später auf Santa Caterina dellaRosa oder Santa Caterina dei Funari verein-facht. Die Kirche ist ein vernachlässigtesMeisterwerk des römischen Spätmanierismus.Sie wurde in der zweiten Hälfte des 16. Jh.sabgerissen und auf Geheiß vom KardinalFederico Cesi (Beschützer der Bruderschaftvon Santa Catarina) zusammen mit demanschließenden Kloster neu errichtet. Dieeinzigartige Renaissance-Fassade ist ein Werkvon Guidetto Guidetti und steht auf einemdreieckigen Platz. (Die Kulisse dieses Platzeswar einst eher ein merkwürdigesArrangement, bestehend aus der Südseite derCrypta Balbi, aus einem Gebäude, das an denPortico di Filippo anschloss, und aus der Eckedes Portikus der Octavia.) Das Innere wird

durch einen von einer Tonnengewölbe über-spannten Saal charakterisiert. Besonders wei-sen wir auf die Capella Ruiz hin. Sie wurdevon Vignola entworfen. Die Fresken stammenvon Annibale Carracci. Die Pfeiler wurden vonFederico Zuccari mit Fresken dekoriert unddie Gemälde sind auf Raffaellino da Reggiozurückzuführen, der damals in Rom imUmkreis des Raffaels tätig war. DasHauptgebäude der Via dei Delfini ist zweifel-los der gleichnamige Palast auf der Nummer16. Mario Delfini ließ ihn Anfang des 16. Jh.sauf bereits vorher bestehenden Strukturenerrichten. Diese gehörten seiner eigenenFamilie und der der Frangipane.Erwähnenswert ist die Loggia, die sich imersten Geschoss öffnet. Sie ist mit wunderba-ren grotesken Malereien ausgestattet. Auchder Garten, der sich hinter dem Palast befin-det, in dem die Delfini eine kostbareSammlung antiker Kunst zusammengetragenhatten, ist eine echte Sehenswürdigkeit. Aufder Nummer 21 befindet sich in der Mauer,die den Zugang zum Vicolo dei Polacchiabschließt, eine weitere malerische „Ädiku-la“ der römischen Tradition. Das Bild aus dem19. Jh. stellt die Madonna del Rosario(Madonna mit dem Rosenkranz) dar und ist ineinem Holzrahmen eingeschlossen. DieStrasse mündet in einen der städtebaulicheindrucksvollsten Plätze der Ewigen Stadt,nämlich Piazza Margana. Diese wird vomPalazzo Maccarani Odescalchi, auf derNummer 19, beherrscht, der aus dem 17. Jh.stammt, und von der Torre dei Margani, (aufNummer 40). Der im 14. Jh. errichtete Turmwurde von Giovanni Margani (der einerAdelsfamilie aus dem benachbarten ViertelCampitelli entstammte) in einen größerenHäuserkomplex miteinbezogen, den er 1305von der Familie der Mellini erwarb. Er selbstwurde in der prächtigen Basilika Santa Mariain Ara Coeli beigesetzt. Im gleichenHäuserblock steht der gleichnamige PalazzoMargani. Sein Eingang befindet sich in derVia dell’Ara Coeli auf der Nummer 11-13.Besonders fallen in der Fassade des Turmeseine Säule mit einem ionischen Kapitell unddie typischen Steinrundscheiben auf, diesogenannten „Aquiloni“. Die beiden Portalesind mit bemerkenswertenArchitekturelementen aus Marmor verziert.Das ist ein Beispiel für die systematische unddurch einen gewissen Stolz auf die antikeVergangenheit charakterisierteWiederverwendung von Spolienmaterial inneuen Gebäuden und zur Ausschmückung vonPlätzen.

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Die Via di Monserrato ist eine der elegan-testen und charakteristischsten Strassen

des Viertels Regola. Ihre Lage und derOrtsname hängen mit der Kirche Santa Mariadi Monserrato zusammen. Die Kirche heißtso nach der Madonna des katalanischenHeiligtums von Monserrat. Eines der bedeu-tendsten Ereignisse in der Geschichte derStrasse war die Gründung desGebäudekomplexes auf Initiative der JacobaFernanda aus Katolonien, die im Jahre 1354ein kleines Haus in diesem Bezirk erwarb,um hier ein Spital zu gründen. Es hieß SanNicola dei Catalani und wurde Ende des glei-chen Jahrhunderts errichtet. Nach derGründung der Confraternita degli Spagnoliim Jahre 1495 wurde das Spital an ein ande-res katalanisches Wohlfahrtsinstitut ange-schlossen. In der Kapelle von San Nicolò ließsich die neu gegründete Bruderschaft von

Santa Maria di Monserrato nieder. EinigeJahre später begann die Errichtung dergleichnamigen Kirche dank derHinterlassenschaft von König Ferdinand II.und dem Ankauf von Grundstücken, die andas antike Hospiz angrenzten. Es folgte dieErrichtung eines neuen Spitals in der Via diMonserrato. Die Anlage folgte der Sitte, diesich am Ende des Quattrocento verbreitethatte, nämlich den Pilgern (insbesondereden Spaniern und Deutschen) eine besonde-re Betreuung angedeihen zu lassen. Das warauf die Verbindung zu Spanien des damali-gen Pontifex Alexander VI., der in Jativa(Valencia) geboren war, zurückzuführen. DasJubeljahr 1500 und die Wahl eines ausländi-schen Papstes zusammen mit derEntdeckung von Amerika veranlasste dieKirche, ihre apostolischen Grenzen zuerweitern. In dieses Klima der Erneuerungfügt sich der Gebäudekomplex vonMonserrato ein. Vorher hieß die Strasse „Viadella Chiavica a Corte Savella“ (Strasse desAbwasserkanals des Gerichtes Savella). DerName wies auf die Chiavica di Santa Luciaoder Chiavica di Ponte (Kanal von SantaLucia oder Kanal von Ponte) hin, einenPunkt, in dem die Via del Pellegrino, Via deiBanchi Vecchi und die heutige Via diMonserrato zusammenkamen. Diese antike“Chiavica” war eine der wichtigsten vonRom und bezeichnete die symbolischeGrenze von drei Bezirken: Ponte, Parioneund Regola. Die Strasse hieß jedoch damals„Via di Corte Savella“ nach dem Palast dergleichnamigen Familie, in dem das Gerichtund die Carceri del Maresciallo der römi-schen Kurie ihren Sitz hatten. Die ViaMonserrato durchquert ein Gebiet, dasschon immer mit Handelsaktivitäten verbun-den war. Sie wurde als das wirtschaftlicheund handwerkliche Herz der Stadt angese-hen. Diese Charakteristik veranlasste vieleZünfte und Bruderschaften, hier ihren Sitzaufzuschlagen. In diesem komplexen undbunten Stadtgebiet wohnten auch bedeu-tende Adelsfamilien. Viele von ihnen errich-teten ihre prächtigen Residenzen genau inder Via di Monserrato. Die Strasse liegt tat-sächlich in einem Knotenpunkt des urbani-stischen Stadtgefüges besonders hinsichtlichder Verkehrsadern, die die großenVerwaltungs- und religiösen Zentren zwi-

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schen dem Vatikan und dem antikenMarsfeld verbanden. Sie beginnt bei einem der bedeutendstenhistorischen Plätze der Stadt. Diesererinnert an die Macht der Familie Farnese.Aus diesem Geschlecht stammte derKardinal Alexander Farnese, der später alsPaul III. (1534-1549) Papst war. Er drücktediesem Stadtviertel seinen unauslöschlichenStempel auf, indem er einen neuenMonumentalpalast errichtete, der mit derZeit ein wahrer architektonischerBezugspunkt wurde: Der „Farnese-Würfel“gehört zu den Sehenswürdigkeiten derEwigen Stadt. Paul III. war der letzte großeRenaissance-Papst. Seine städtebaulichePolitik war auf die Aufwertung der päpst-lichen Macht durch eine echte Neugründungder Stadt gerichtet. Ein Beweis dafür wardie Eröffnung schnurgerader Strassen mitarchitektonischem Hintergrund, wie die Viadei Baullari und die Fassade vom PalazzoFarnese. Dieses Unternehmen stellte denSchlussakt bei der Regulierung dieser Zonedar. Der Einfluss des Papstes konnte sichsomit in einem der größten wirtschaftlichenZentren der Stadt, das zu einer echtenZitadelle der Farnese wurde, durchsetzen.

Bei der Einmündung der Via di Monserratomit der Via del Pellegrino ist auf derNummer 2 das Haus von Pietro Paolo„della Zecca“ aus der Spätrenaissance zusehen. Er war Leiter der Münzprägeanstaltunter Paul II. Bemerkenswert sind auf derFassade Reste von Fresken aus demCinquecento, die von Künstlern wie bei-spielsweise Polidoro da Caravaggio undMaturino da Firenze stammen. Sie sind einwunderbares Beispiel der Mode am Ende desQuattrocento in Rom, nämlich die Fassadender Adelspaläste mit Graffitos undWandbildern zu verzieren. So wurde dieStadt zu einem wahren Museum im Freien.Danach kommt man auf der Nummer 154-152 zum Palazzo Bossi, errichtet am Endedes !6. Jh., und zum Palazzo degliIncoronati de Planca aus dem Ende desQuattrocento. Dieser wurde von einer spani-schen Adelsfamilie errichtet. Man kommtzur Nummer 149 zum Palazzo d’Aste, derin der zweiten Hälfte des Seicento auf demvorher von Palazzo Orsini eingenommenenPlatz (der gleiche Platz, auf dem dasGebäude steht, hieß ursprünglich nach die-ser Adelsfamilie) entstand. Die kleine

Platzerweiterung hat ihren heutigen Namenvom Palazzo Ricci, der Ende des 15. Jh.s fürdie Familie Calcagni erbaut wurde. Auchseine Fassade wurde Jahre 1525 vonPolidoro und Maturino mit Fresken versehen.Die beiden Künstler waren damals in Romam Höhepunkt ihres Wirkens. Das Gebäudewurde später durch die Einverleibung vonNachbarhäusern erweitert und kam schließ-lich im Jahre 1576 in den Besitz der Ricci,die im Ottocento Luigi Fontana mit derRestaurierung beauftragten. Dieser ließ aufder Fassade in den beiden letzten Stöckeneine Wanddekoration ex novo malen.Gegenüber erhebt sich auf dem Platz derPalazzo Podocotari auf Nummer 20. Erwurde im 15. Jh. für den Bischof von Nicosiaerrichtet und ging dann an die Orsini. Hinterdem Palazzo Ricci befindet sich die kleineund antike Kirche von San Giovanni inAyno, heute entweiht. Sie existiert hier seit1186. Auf der anderen Seite der Strasse aufNummer 25 steht ein kleiner von PaoloMaderno für den Kardinal Rocci errichteterPalast. Auf Nummer 34 kommt man zumPalazzo Capponi, der im Cinquecentoerrichtet wurde und im Ottocento vonVirginio Vespignani von Grund auf umgebautwurde. Hier erreichen wir eine Stelle, die zuden bedeutendsten und charakteristischstenPunkten der Strasse zählt: die Kirche derSpanischen Nation und Santa Maria diMonserrato geweiht. Das ursprünglicheProjekt verfasste ab 1518 Antonio daSangallo d. Jüngere. Er war Architekt derFarnese und entwarf den nahegelegenenprächtigen Palast wie eine Festung in der Arteines Schlosses. Zum ursprünglichen Projektgehörte das Hauptgebäude mit der anschlie-ßenden Sakristei. Dieses wurde erweitert,als die daneben liegende Kirche Sant’AndreaNazareth entweiht wurde. Auf 1577 geht dieErrichtung des neuen Spitals zurück, dieBernardino Valperga besorgte. Dieser nahmauch die Arbeiten an der Kirche nach demProjekt von Sangallo auf. 1582 wurde dieFassade von Francesco da Volterra gebaut,die erst 1929 von Salvatore Rebecchini ver-vollständigt wurde. Der einschiffigen Anlagefügte Giovanni Dosio am Ende des Jh.s dieSeitenkapelle hinzu, als er über den Raumder Kirche Sant’Andrea vollständig verfügenkonnte. Die malerische Ausschmückung imInneren stammt aus dem Ottocento und istein Werk von Giuseppe Camporese. Dazwischen erkennt man Wandbilder aus

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dem Seicento, allen voran die von AnnibaleCarracci in der ersten Kapelle rechts. ImKonferenzsaal des dazugehörenden CollegioSpagnolo sticht das Grabmal von KardinalMontoya hervor, das 1621 von Bernini ent-worfen wurde. Nach einer weiteren eben-falls von bemerkenswerten Bauwerkenabgeriegelten Strecke kommt man auf derHausnummer 43 zum Palazzo del CollegioInglese, der zum selben Gebäudekomplexwie die Chiesa di San Tommaso diCanterbury gehört. Die Fassade desKollegiums aus dem 17. Jh. kennzeichnetdas Gebäude, in dem die Corte Savella, dasGericht samt Kerker aus dem Quattrocento,ihren Sitz hatte (das Gebäude in der Via diMonserrato stand im Besitztum der FamilieSavelli). Als das Kollegium infolge derErrichtung der neuen Kerker aufVeranlassung von Innozenz X. in der nahelie-genden Via Giulia abgeschaffen wurde,wurde der Palast vom Collegio Ingleseerworben, das in Entsprechung mit denneuen Bedürfnissen umbauen ließ. Dieangrenzende Kirche, die schon seit dem XII.Jh. unter dem Namen „di Santissima Trinitàdegli Scozzesi“ bekannt war, wurde im XIV.Jh. mit einem Hospiz für englische Pilgerbeschenkt. Darauf hin wurde die Kircheumgewidmet. Das Gotteshaus wurde imLaufe des Seicento im Zusammenhang mitden Arbeiten am Collegio von Grund aufrestauriert und de facto auch im Ottocentoaufs neue wiedergebaut. An der anderenStrassenseite öffnet sich eine kleine Piazza,an der die beiden letzten Kirchen der Via diMonserrato stehen: Santa Caterina dellaRota und San Girolamo della Carità. Dieerste war schon im XI Jh. mit der Widmungan Santa Marieae in Catenariis dokumen-tiert; sie wurde dann im XVI. Jh. SantaCaterina d’Alessandria, auch als inCathenieri benannt, geweiht, imZusammenhang mit dem Anfang derRestaurierungen durch Ottavio Mascherino.Die neue Widmung war darauf zurückzufüh-ren, dass die Sklaven, nachdem sie befreitund im naheliegenden Spital gepflegt wur-den, ihre Ketten an den Altar der Maria als„ex voto“ deponierten. 1630 wurde dieKirche samt dazugehörigem Konventumstrukturiert; die Fassade wurde hingegenerst Anfang des folgenden Jh.s geschaffen.1932 wurde sie der Erzbruderschaft derPalafrenieri zugewiesen, die hierher von derChiesa di Sant’Anna in Borgo umsiedelte.

Das jeweilige Konvent hat seinen Eingang ander angrenzenden Via di San Girolamo dellaCarità, wo das Gebäude des gleichnamigenHospizes seinen Sitz aufgeschlagen hatte.Dieses wurde durch Paparelli 1632 umstruk-turiert. An der linken Seite der kleinenPiazza erhebt sich mit der Fassade inRichtung Via di Monserrato die kleine, ural-te Kirche, die ursprünglich San Girolamogeweiht war. In der ersten Hälfte desQuattrocento gestattete Papst Martin V. denPadri Minori Conventuali, ein Spital in derVia di Monserrato zu erbauen. Der Komplex,zu dem auch das Konvent zählte, wurde inder unmittelbaren Nähe der kleinen Kircheerrichtet, die spät im selben Jh. umgebautund unter Bezugnahme auf die hier ansässi-gen Erzbruderschaft della Carità wieder SanGirolamo della Carità gewidmet wurde.Inzwischen hatten die Minori ihren Sitz hierund ebenfalls hier wohnte 1551 der Hl.Filippo Neri, der die Erbauung desOratoriums innerhalb der Kirche förderte.Infolge eines verhängnisvollen Brandes mus-ste das Gotteshaus 1660 wiederaufgebautwerden. Die Errichtung des Bauwerkeserfolgte durch den tessinischen ArchitektenDomenico Castelle, die Fassade wurde vonCarlo Rainaldi entworfen. In der Kircheselbst sind kostbare Kunstwerke gesammelt:Darunter ist die Capelle Altamoro hervorzu-heben, die im Seicento von Filippo Juvarageschaffen wurde. Ein wahres Meisterwerkist aber die Familienkapelle der Spada, die1657 von Francesco Borromini für PaterVirgilio Spada vollendet wurde. Der kleineRaum links des Haupteingangs der Kirchewurde als prismatische Hülle konzipiert, inder sich die Wände in der Marmorverzierungauflösen, indem sie das Webewerk desDamastes wiedergeben. Der durch Illusions-, Scheineffekte, für die Barockkunst so typi-sche Geschmack ist durch die Figuren derVerstorbenen sowie durch die das Altartuchtragende Engel bekräftigt. Die Via diMonserrato endet mit einem gewaltigenBau, Palazzo Fioravanti de Cadilhac aufder Nummer 61, das seine majestätischenLinien dem benachbarten Palazzo Farneseentleiht. Das Bauwerk ist an der Ecke durcheine typische „Ädikula der Maria“ (heiligeNische) geschmückt. Diese besteht auseinem einfachen Stuckrahmen, der ein Bildder Maria mit dem Kinde aus dem Seicentoenthält (gemischte Technik aufSchieferplatte).

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VIA DEL GOVERNO VECCHIO

Die Via del Governo Vecchio ist die Strasse,die die Piazza dell’Orologio zur Piazza di

Pasquino verbindet und dabei eine der beein-druckendsten Gebiete der Ewigen Stadt mit-ten in den historischen Bezirke Parione undPonte durchquert. Diese Gegend entwickeltsich ihrerseits um den in der Welt wohlberühmtesten Stadtteil, nämlich um diePiazza Navona. (Diese entstand auf denResten des von Kaiser Domitian im Jahre 86 n.Chr. errichteten Stadions, das als Bühne fürdie agonistischen Spiele bzw. Wettkämpfediente. Sie wurde in der Zeit von Innozenz X.der Familie Pamphili zum Schauplatz desbarocken Rom). Daher leitete die Via delGoverno Veccchio bis Ende des 18. Jh.s ihrenNamen vom Viertel ab und war als Via diParione bekannt (sowie auch die heutigePiazza di Pasquino, die damals Piazza diParione benannt war). Wie auch die heutigenVia del Banco di Santo Spirito, Via dei BanchiNuovi und die Piazza Pasquino war sie einAbschnitt der älteren Via Papalis. DieseStrasse wurde Ende des 15. Jh.s von PapstSixtus IV. (Della Rovere) angelegt: Sie verliefvon der Piazza di Ponte über das Kapitol undam Kolosseum vorbei bis zum Lateran und wardazu bestimmt, den am feierlichen Tag des„Besitzes der Laterani“ von den Päpstenbegangenen Weg zu unterstreichen. Nach derWahl zum Heiligen Stuhl ging der neue Bischofvon Rom von der Peterskirche bis zu SanGiovanni in Laterano, um dort dieBesitznahme der Lateranbasilika zu zelebrie-ren. Bei der Rückkehr marschierte der feierli-che Zug des Papstes hingegen über die PiazzaCampo dei Fiori. Die Strasse, die vor derEinweihung von Corso Vittorio Emanuele (dieumbertinische Verkehrsader) bis zur Chiesa diSant’Andrea della Valle verlief und dabeiPalazzo Massimo alle Colonne flankierte,bekam ihren heutigen Namen ab 1741 vomGoverno Vecchio. An diesem Datum wurde derSitz des Governatorato di Roma auf Geheißvon Papst Benediktus XIV. von Palazzo Nardini(1473 an der Via Papale errichtet) in dennaheliegenden Palazzo Madama versetzt. DieVia del Governo Vecchio galt als eine derwichtigsten Strassenader des Viertels und wardirekt mit der ebenso berühmten Via delPellegrino (die durch die sogenannten „romei“bzw. Rompilger auf ihrem Weg zum Vatikanbenutzte Strasse, ebenfalls von Papst SixtusIV. konzipiert) verbunden. Dazwischen öffnensich rechtwinkelig pittoreske Strassen. Durch

den kleinen Slargo di Pasquino (einen kleinenPlatz) kommt die Via del Governo Vecchioübrigens mit der absolut zentralgelegenenPiazza Navona in Berührung. Das Viertel undsomit auch die alte Via di Parione wurden abdem 15. Jh. dank der geschicktenStädtebaupolitik von Papst Della Rovere (demechten „Erneuerer“ und „Restauratoren“ derEwigen Stadt) mit einer bewundernswürdigenBaukulisse versehen. Papst Paul III. (Farnese)verstand sich als Nachfolger der großenProjekte aus dem 15. Jh. und handelte dem-entsprechend. Er zielte darauf ab, eine AlmaRoma zu schaffen, die er am Vorabend desJubiläums des Jahres 1550 der römisch-katho-lischen Welt präsentieren wollte. Zu diesemZweck arbeitete er ein umfassendes Projektaus, in dem die Via Papale weitgehend mitein-bezogen war. Dieser Projekt der städtebau-lichen Entwicklung erreichte seinen GipfelMitte des 17.Jh.s, als Innozenz X. eine wahreund echte Insula der Familie Pamphili schuf,in der die Häuser der Familie in monumenta-ler Form erbaut wurden, während derenursprünglicher Kern sich in Piazza Pasquinobefand. Zum großen Ansehen, das die Via delGoverno Vecchio heute noch charakterisiert,leisteten einen wichtigen Beitrag die altenvolkstümlichen und pittoresken Messen undMärkte, die in der angrenzenden PiazzaNavona abgehalten wurden, und die pikantenSzenen aus dem alltäglichen sowie aus dempolitischen Leben, die durch die Anwesenheitdes Pasquino, der berühmtesten der „spre-chenden Statuen“ Roms, weiten Widerhallfanden.

Der Anfang der berühmten kapitolinischenStrasse an der Piazza dell’Orologio d.h. andem noch dem Bezirk Ponte gehörendenAbschnitt wird gleich von einem außerge-wöhnlichen Bauwerk gekennzeichnet, PalazzoBoncompagni-Corcos an der Hausnummer 3.Das Gebäude wurde Ende des Cinquecentovon den Corcos, einer Familie jüdischerAbstammung, erbaut, die auf Initiative vonSalomon zum Katholizismus übertraten. DerGenannte wurde von den Padri Filippini unter-wiesen, getauft und übernahm denNachnamen und das Wappen von Papst GregorXIII. Boncompagni: Anstatt von Kapitellenbekrönen die den Haupteingang zum Palazzoflankierenden Säulen die heraldischenDrachen, die am Wappen zu sehen sind.Bemerkenswerte religiöse Bauten durchsetzen

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den Verlauf der Via del Governo Vecchio, allenvoran das berühmte Convento dei Filippini,das auf die Piazza dell’Orologio blickt. Esgehört nämlich zu einem weitreichendenBaukomplex, der von Francesco Borrominiunter Mithilfe von Maruscelli ab 1637 erschaf-fen wurde. Die Schlichtheit dieses gewaltigenBauwerks wird an der Ecke zur Via delGoverno Vecchio unterbrochen, nämlich andem Abschnitt, der 1647 vom tessinischenArchitekten ausgearbeitet wurde undGegenstand seiner besonderenAufmerksamkeit war. An dieser Seite ragt sichder Torre dell’Orologio (der Turm mit derWanduhr) empor, von dem die Piazza ihrenNamen bekam. Der Turm wurde 1648 aufge-baut, ist von einer charakteristischenArchitekturverzierung aus Schmiedeeisenbekrönt und an der Vorderseite mit einemMosaik der Madonna Vallicelliana geschmückt.An derselben Ecke zwischen dem Platz undder Via del Governo Vecchio ist eine der vie-len „Ädikulä Mariane“ der Stadt zu bemerken.Diese wurde 1756 von Tommaso Righi undAntonio Bicchierai angefertigt. Das Fresko miteiner Darstellung der Maria mit dem Kindewird von einem überladenen von Engelngestützten Rahmen umgeben. Wenn man dieVia del Governo Vecchio entlanggeht, ist dieVersuchung groß, bei jedem einzelnenBauwerk zu verweilen. Tatsächlich stellenauch die „weniger wichtigen“ Architekturen,die die faszinierende Baukulisse dieser Strassebilden, einen künstlerisch bedeutsamenAusdruck dar. Auf den Nummern 12-13 befin-det sich ein Haus aus dem 15.Jh. mit einerganz entzückenden Außenfront. Danachgelangt man zu einem Gebäude aus demCinquecento – an den Hausnummern 14-17,das von einer eleganten Hauptfassade ausBossenwerk sowie von einer bemerkenswertenLoggia gekennzeichnet wird. Diese ist vonalternierenden Bögen und bogenförmigenFenstern charakterisiert und durch kleineionische Pfeiler gegliedert. Eine ähnlichearchitektonische Komposition ist auch an derletzten Etage zu sehen. Hier sind aber dieFenster rechteckig und die Pfeiler mit raffi-nierten Kompositkapitellen bekrönt. Auf das17. Jh. ist ein schöner mit Stuckausstattungverzierter Altan zu datieren, der sich amWinkelblock zwischen der Via del GovernoVecchio und dem Vicolo dell’Avila erhebt. Hierwurde 1830 Pietro Cossa, berühmterDramaturg und beliebter Linksliberaler, gebo-ren, der übrigens auch der Anstifter desDenkmals an Giordano Bruno in der nahelie-

genden Piazza Campo dei Fiori war. An derKreuzung mit Via del Corallo sind die Tabellenaus dem 18. Jh. zu sehen, die auf die Grenzezwischen dem Viertel Ponte und dem ViertelParione hinweisen. Diese wurden in der Zeitvon Papst Benedikt XIV. angebracht, deranlässlich des Jubiläums des Jahres 1750 eineNeudefinierung der Grenzen zwischen den 14historischen Bezirken vornahm. Der PalazzoNardini, auf der Nummer 39, ist eine derbedeutendsten Bauwerke dieser Straße undwurde ab 1473 auf Veranlassung von StefanoNardini, Erzbischof von Mailand undGouverneur von Rom, erbaut. Der älteste Teildes Gebäudes, auf die Via della Fossa blic-kend, bezog teilweise die vorher bestehendenBauten ein. Der besagte Teil wurde nach zweiJahren fertiggestellt, wie der Inschrift aufeinem Architrav im Innenhof zu entnehmenist, wobei die Hauptfassade zwischen 1477und 1478 vollendet wurde, wie die Inschriftenan den Fenstern bezeugen. Der Baukomplex,ursprünglich um drei Höfe gruppiert und mitebenso vielen Wachtürmen ausgestattet,wurde 1480 der Compagnia dell’OspedaleLateranense del Salvatore geschenkt - wie dasBild Christi (ein Beispiel der Graffitomalerei)an der Hauptfassade an der Via del GovernoVecchio, bezeugt -, um hier ein Kollegium fürhumanistische Studien unterzubringen. Anderselben Front ist das vornehmeMarmorportal, das mit dem Wappen derFamilie Nardini verziert ist, nicht zu überse-hen. 1624 wurde der Palazzo von Papst UrbanVII. dazu bestimmt, den Sitz der StatthaltereiRoma zu beherbergen. Diese Funktion hattedas Gebäude bis zum Jahre 1741 inne. 1870ging der Palast in den Besitz des Staates überund war bis 1964 Sitz des Zivilamtsgerichtes;danach wurde er schließlich der GemeindeRom übergeben. Gegenüber dem PalazzoNardini ist auf der Hausnummer 124 PalazzoTurci zu bewundern. Seine schlichte aberdafür raffinierte Fassade ist ein Widerhall derFassade des benachbarten Palazzo dellaCancelleria. An der Hausnummer 48 stichtder Palazzo Sassi aus dem 15. Jh. hervor, derin der Folge an die Fornari überging, wie vomzweigeteilten Wappen (zur Hälfte mit Streifenund zur Hälfte mit einem Löwenkopf verse-hen) zu erkennen ist, das das Portal bekrönt.Hier brachte die Familie Sassi eine wertvolleSammlung antiker Statuen unter, die nachherin den Palazzo Farnese gebracht wurde. In der Mitte der Strasse öffnet sich die Via diParione, die wegen der angrenzenden, gleich-namigen Kirche als Via di San Tommaso in

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Parione bekannt war. Das kleine Gotteshaus,geweiht im Jahre 1139, wurde Mitte des 15.Jh.s der Compagnia degli Scrittori e Copistigeschenkt und im Laufe der Zeit zurTitelkirche erhoben. 1582 wurde sie aufEntwurf von Francesco da Volterra und Geheißvon zwei Mitgliedern der Familie Cerrini prak-tisch ex novo wiedergebaut. 1825 wurde sienochmals restauriert, nachdem sie derConfraternita della Santissima Addoloratazugewiesen worden war. Gegenüber des schö-nen Wohngebäudes aus dem Ende des 15.Jh.s, das durch eine bemalte und graffitover-zierte Außenfront gekennzeichnet ist (imEinklang mit der eindrucksvollen römischenMode in der Renaissance-Zeit, wie auch vonanderen architektonischen Beispielenbezeugt, nämlich im Vicolo del GovernoVecchio, Hausnummer 52 und in der anliegen-den Piazza Ricci), steht Palazzo Mignanelli-Fonseca auf der Nummer 62. Der ursprüngli-che Nukleus des Bauwerks aus dem 15. Jh.,den die Familie Mignanelli aus Siena hatteerrichten lassen, wurde im 17.Jh. auf Wunschdes neuen Besitzers, Gabriele Fonseca, denPapstarzt, neuformuliert, der Orazio Torrianimit den Arbeiten betraute. An der Nummer84, an der Ecke mit der Via dei Leutari, lenktdas Palazzetto, das seinerzeit den Perretti(das Geschlecht von Papst Sixstus V.) gehörte,unsere Aufmerksamkeit auf sich. Dieses wurdeEnde des 16. Jh.s von Domenico Fontanarestauriert. In der Folge geht man an weiteren

historischen Bauten vorbei und gelangt dannzur Piazza Pasquino, die an allen Seiten vonbemerkenswerten Bauwerken umgeben ist:Palazzo Braschi, die rückseitige Fassade desaußergewöhnlichen Palazzo Pamphili, PalazzoBonadies-Lancellotti und die Chiesa dellaNatività di Nostro Signore Gesù Cristodell’Archiconfraternita degli Agonizzanti.Diese Kirche wurde 1692 im Auftrag dergleichnamigen Kongregation erbaut, die sichdie Aufgabe stellte, für Sterbende und zumTode Verurteilte zu beten, und auf Entwurfvon Giovan Battista Contini ausgeführt. DerArchitekt errichtete das Gebäude aus einemvorher bestehenden Bau, dessen Außengestalter unberührt ließ. Daraufhin übernahm 1708Alessandro Gaulli, Sohn des berühmterenGiovan Battista Gaulli, die Arbeiten. Diesemfolgte nach einigen Jahren Paolo Zampa, derdas einschiffige Gefüge aufrechterhielt. Derkirchlichen Anlage fügte er die Sakristeihinzu, die aber im Zuge der Restaurierungenum das Jahr 1748 revidiert wurde. Demgezielten Eingriff von Andrea Busiri Vici, 1861,sind das heutige Aussehen der Kirche, die har-monische und elegante Fassade, die bis dahinnoch fehlte, und die neue Gestaltung derInnendekoration zuzuschreiben. Dieser urba-nistische Abschnitt sowie sein heutigerOrtsname verdanken ihre Berühmtheit derStatue des Pasquino, die 1501 auf Initiativevon Kardinal Oliviero Carafa in der Nähe desPalazzo Orsini aufgestellt wurde. Dasursprüngliche Bauwerk, in dem damals dergenannte Purpurträger ansässig war, wurde imLaufe der Zeit von Architekten des Formatsvon Bramante und Antonio da Sangallo d.Jüngeren restauriert. Es wurde 1791 von PiusVI. Braschi niedergerissen, der einWohngebäude für seine Neffen erbauen ließ.Die Statue, die im Zuge der Errichtung desPalazzo Orsini aufgefunden wurde, ist inWirklichkeit ein Fragment einer antikenStatuengruppe, die ihrerseits Kopie einer anti-keren Skulptur des Menelaos, der denPatroklus hält (240-230 v. Chr.) ist. Der Sockel,auf dem „der Torso von Parione“ angebrachtwurde, wurde gleich als Basis benutzt, umdarauf anonyme, oft scharfe, bissige Witzeund Mottos hauptsächlich gegen die Kirchebzw. gegen die Politiker anzuschlagen, dieeben „Pasquinate“ bezeichnet wurden.Gegenüber der mächtigen Ecke des PalazzoBraschi aus Bossenwerk „spricht“ Pasquinoheute noch zum Volk mittels einer Unmengevon kleinen Zetteln, die an seinem Sockelhängen.

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Via Margutta ist die Strasse, die Ende des16. Jh.s zur Vervollständigung des

Gebietes des Tridente konzipiert wurde. Siewird vom sehr zentralgelegenen ViertelMarsfeld eingeschlossen. Der Name dieserStrasse bezeichnet eine der beeindruckend-sten Strassen der italienischen Hauptstadt,die schlechthin das Synonym für Faszinationund Kunst ist. Im Vergleich zu denVerkehrsadern des Tridente ist sie etwasabseits gelegen, aber dafür von besonderspittoresken Strassenzügen gekennzeichnet.Tatsächlich galt die Via Margutta als innova-tive Wohnstätte für zahlreiche Künstler: Ab1600 haben unzählige Maler und Bildhauer,sogar ganze Generationen von Künstlern,diese lange und enge Strasse als idealen Ortfür ihre Ateliers und ihren Wohnsitzgewählt. Sie haben ihr somit den internatio-nalen Bohèmiencharakter verliehen, der sieheute immer noch kennzeichnet und unter-scheidet. Via Margutta gehört zum Gebiet,das von den drei Strassen vom Tridente defi-niert ist, die von der Piazza del Popolofächerförmig ausstrahlen und über diejeweiligen in der ersten Hälfte des 16. Jh.sfestgesetzten Verläufe in Piazza Veneziamünden. Diese außerordentliche urbanisti-sche Konstellation begann mit der Via delCorso (die teilweise den Verlauf der altenVia Flaminia überlappt). Darauf folgten dieVia Leonina (heute Via di Ripetta) und dieVia Paolina (heute Via del Babuino) imZusammenhang mit einem Strassengefüge,das nachher mit der Eröffnung der ViaTrinitatis (heute Via dei Condotti) vervoll-ständig wurde. Als Katalysator für die städ-tebauliche Entwicklung dieses Teils desalten Marsfeldes fungierte 1399 dieErrichtung des Ospedale di San Giacomo inAugusta. Dies stellte die Weichen für eineweitere Urbanisierung, für die Errichtungvon Läden, für die Belebung des Handels.Ein nicht zu übersehener Boom in dieserRichtung kam durch die päpstliche Politik imAllgemeinen zustande, die diesem Gebietbesondere Aufmerksamkeit schenkte, undinsbesondere mit dem Wiederaufbau derChiesa di Santa Maria del Popolo hinsichtlichdes großen Jubiläums von 1475 aufVeranlassung von Papst Sixstus IV. Das galtals entscheidender Ansporn für das von die-sem Zeitpunkt an schnelle Wachstum diesesViertels. Nach der Vollendung des Tridentein diesem Stadtteil, wo meist die „horti“von Religionsgemeinschaften sowie von

wichtigen Adelsfamilien zu finden waren,begann ein Parzellierungsprozess, der mitder entgültigen Umwandlung dieses Arealsabschloss. Insbesondere an der Westflankedes Pincio entlang (d.h. entlang der Flankezwischen Via del Corso e Via Margutta)dehnten sich die horti und Gärten derFamilien Massimi, Naro e Grandi aus. Umzumindest teilweise das Problem derUnterkünfte für die Pilgerscharen, die sichanlässlich der Jubiläumsjahre in die HeiligeStadt begaben, zu lösen, parzellierte PapstPaul III. Mitte des 16. Jh.s den großenWeingarten von Domenico Massimo. Ein Teildavon wurde in die Güter des Ospedale diSan Giacomo einbezogen. Einen anderen Teildavon wurde von dem Coiffeur Marguterworben: Nach ihm trägt die Strasse ihrenheutigen Namen. Zum ersten Mal erschiendieser Ortsname in einem 1576 von Cartaroabgefassten Stadtplan. Neben denBesitztümern der Familie Massimi waren dievon Alessandro Grandi, einem Adeligen ausFerrara, sowie die von Orazio Naro zu fin-den. Letzterer verkaufte 1565 verschiedeneTeile seines Grundstückes an der ViaMargutta, die für Bauzwecke verwendetwurden. In der Nähe des Flusses lebte derweniger begüterte Stand, der den sich demHafenhandel widmete, wobei in demStreifen zwischen dem Hügel und der Via delCorso eine sehr raffinierte Schar vonAusländern und Künstlern niederließ. Infolgeder entgültigen Vollendung des Tridentewurde die städtebauliche Tätigkeit in dieserGegend weiterhin ausgebaut. Es ergab sichein urbanistisches Phänomen, das erst Endedes Ottocento zu Ende war und weitgehenddie Via Margutta betraf. Die Strasse, die vonkleineren Palazzetti aus dem 18. Jh. flan-kiert war, ist immer noch von einemGrünstreifen gesegnet, der dem Restteil deralten horti der Familie Naro, desWeingartens der Brüder von Santa Maria delPopolo und, am Ende des Verlaufs, desGartens der Familie Cenci entspricht. Imausgedehnten Gebiet am Eingang zur ViaMargutta, nämlich am Ort wo sich dieNausomachie * befand entstand derBaukomplex De Merode, dem der Bau einesder bekanntesten römischen Theater, desTheaters Alibert, vorging. Die Strasse wareben durch die Anwesenheit von vornehmenAdelsbauten und von den Wohngebäudenvon vielen Mäzenen, die ihrerseits Künstleranzogen, sowie durch die Konzentration an

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Unterhaltungs- und Aufführungslokaleberühmt.Der Verlauf der Via Margutta beginnt beimGebäudeblock an der Ecke zwischen ViaAlibert, Via del Babuino und Via Margutta,der das Haus von Giuseppe Valadier mitEingang auf der Nummer 89 der Via delBabuino umfasst. Hier verstarb Valadier1839. Der Palazzetto, der in zwei Etappen inder ersten Hälfte des Ottocento von AntonioSarti ausgeführt wurde, verdankt seinen Rufder Tatsache, dass hier der berühmte römi-sche Architekt wohnte, dem ein Großteil derUmwandlungen dieses Gebiets im 19.Jahrhundert, allen voran der Regulierung dernaheliegenden Piazza del Popolo, zuzusch-reiben sind. Auf der Hausnummer 3 der klei-nen Via Alibert, wo sich die Via Marguttaerstreckt, erhebt sich das gewaltigeGebäude aus Bosswerk, in dem der Sitz einesTeils des Komplexes De Merode zu finden ist,der zwischen 1900 und 1903 auf dem Areal inder Nähe des Teatro Alibert (an der Eckezwischen der gleichnamigen Strasse und derVia Margutta) von Tullio Passarelli errichtetwurde. Das Teatro Alibert war im 18. Jh.eines der schönsten Roms. Es wurde vonAntonio d’Alibert am Anfang des Jh.s auf

dem Ort erbaut, wo sich der von seinemVater Giacomo 1660 erbauten Palazzettobefand. Sein Vater war seinerseits derAnstifter des Teatro di Tor di Nona gewesen.Infolge von mehrerenRestaurierungseingriffen, zu denen auch dieUmstrukturierung des berühmtenArchitekten Ferdinando Fuga zählt und dieden jeweiligen Besitzübergängen entspra-chen, wurde das Theater von der FamilieTorlonia erworben, die Nicola Carnevali mitdessen Wiederbau betrauten. Das Gebäude,das dank der vom Metastasio im vorherigenJh. ad hoc für diesen Ort verfasstenTheaterstücke berühmt war, wurde 1863entgültig beseitigt. Der Komplex De Merodeübernimmt den Großteil des Blocks zwischender Via Alibert, der Via di San Sebastianellound der Piazza di Spagna (der Haupteingangbefindet sich an der Hausnummer 3 derPiazza im ehemaligen Palazzo Ceccarelli)und setzt sich vom Collegio San Giuseppe,vom Istituto San Francesco Saverio DeMerode und von der Chiesa di San GiovanniBattista de La Salle, die von den Fratellidelle Schuole Cristiane oder Lasallianigeführt werden, fort. Die Bruderschaft,die1684 in Frankerich mit dem Zweck ent-stand, die Kinder der minderbemitteltenKlasse kostenlos zu erziehen und zu unter-weisen, kam im nachherigen Jh. auch nachRom. 1850 entstand die Schule für die Kinderder französischen, in Rom stationiertenOffiziere. Daraus entwickelte sich dasCollegio San Giuseppe, das seinen heutigenSitz im Jahre 1885 übernahm. Der Komplexdes Kollegiums, der im 19. Jh. von Da CiriacoSalvatori Baschieri auf dem von der FamilieTorlonia erworbenen Areal errichtet wurde,bestand aus einem großen Bauwerk, das sichum den mit Portikus ausgestatteten unddurch Säulen aus rosafarbigem Granitrhythmisierten Innenhof entfaltete. Anfangdes folgenden Jh.s wurde auf Entwurf vonPasserelli das Gebäude des Istituto DeMerode erbaut. Die einzige Kirche, die vonder Via Margutta zu sehen ist, ist dem Hl.Giovanni Battista de La Salle gewidmet,deren Scheinfassade (es handelt sich inWirklichkeit um die rechte Seite) auf die ViaAlibert links des Istituto De Merode blickt.Das ursprünglich dem Hl. Josef geweihteGotteshaus wurde vom eklektischenArchitekten Ciriaco Salvadori Baschieri in derStilrichtung des Cinquecento errichtet.Dieser ist auch als Autor des Gebäudes desKollegiums erwähnenswert, das er in denletzten zwanzig Jahren des 19. Jh.s erbaute.

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Die Kirche hat ein einschiffiges Gefüge. DasKirchenschiff setzt sich aus drei Spannweitenzusammen, wobei jede davon durch einKreuzgewölbe überspannt ist, und wirddurch eine Apsis vollendet, die in der selbenneumittelalterlichen Stilrichtung vereinfachtist, die in der Galerie zum Ausdruck kommt.Eine Tafel am Eingang zelebriert den PrinzenAlessanddro Torlonia, der das Grundstückzum Zwecke der Errichtung der Kirche spen-dete, sowie seine Tochter Annamaria, dieeinen wichtigen Beitrag zur reichenInnendekoration leistete. Der Familie Alibertgehörte auch der Palazzetto an derHausnummer 60 der Via Margutta, der imLaufe der Zeit in den Besitz der Torlonia ging(deren Wappen an der Fassade zu sehen ist)und somit der Lasalliani. Wenn man inRichtung Piazza del Popolo weitergeht,erkennt man an der Seite der Via Marguttazum Pincio, d.h. an der Seite, die immernoch von vielen Innenhöfen und Gärten defi-niert ist, den „fontanella rionale“(Bezirksbrünnlein) , der in den Jahren desGovernatorato vom Architekten PietroLombardi geschaffen wurde. Der kleineMauerbrunnen, an dem die Inschrift mit demDatum MCMXXVII (1927) zu sehen ist, istdurch zwei großen Masken verziert, die instilisierter Form von den Instrumentenumrahmen sind, die auf die für diese Strassetypische künstlerischen Tätigkeiten hinwei-sen. Er wurde anlässlich des 1925 von derGemeinde Rom ausgeschriebenenWettbewerbs entworfen, der eben vonLombardi, Autor von anderen berühmtenBezirksbrunnen, gewonnen wurde.Weiterhin, auf der Nummer 54, sticht dasGitterwerk von Palazzo Patrizzi hervor. Dabeihandelt es sich um verschiedene Bauten ausverschiedenen Zeiten, die den großenInnenhof umrahmen, dessen einmaligerHintergrund von der Baumkulisse des darü-ber liegenden Pincio gekennzeichnet ist. Ander linken Seite steht das Gebäude, das denSitz des Circolo degli Artisti (desKünstlerklubs) – eine Erbschaft der glanzvol-len Vergangenheit der Via Margutta – beher-bergt. Auf der anderen Seite erhebt sich eingroßes Bauwerk aus den ersten Jahren des20. Jh.s. An der gegenüberliegenden Flankebefindet sich ein moderner Bau, in dem der-zeit das in Italien angesehensteAuktionshaus, „Finarte-Semenzato“, seinenSitz hat. Dieses hat übrigens einen wichtigenBeitrag zur Verbreitung der Kunst geleistetund steht seit längerer Zeit mit der ViaMargutta in Verbindung. Der Familie Patrizi

gehören auch die folgenden Gebäude: Daserste, an der Hausnummer 53, ist durch ele-gante, umgerahmte Fenster gegliedert undvon einer zierlichen Loge in der Mitte verse-hen, die 1858 zu datieren ist. Danach; anden Nummern 51-53 ist ein Eingang mit dreiGittern, die mit Schmiedeeisenspitzengeschmückt sind. Durch diesen Eingangkommt man zu den von Antonio Bonfigli fürden Herzog Francesco Patrizi entworfenenRäume. Dieser wollte daraus Malerei- undBildhauereiateliers machen. Gegenüber demGebäude, das Sitz der Accademia Inglesewar, ist ein großes, ovalförmiges Becken, dasseitlich von römischen Kapitellen flankiertist. Schließlich an der Nummer 53a, nacheinem mit zwei Brunnen ausgestattetenGartenhof, ist ein vierstöckiges Bauwerk zuerkennen, dessen Fassade von Gipsbüstenitalienischer Künstler charakterisiert wird.Auch dieser Palazzetto aus dem 19. Jh., dersich an der Hausnumer 51 a befindet, hat ander Rückseite einen malerischen Blick aufdie großen und kleinen Treppen, die sich andie Hängen des Pincio schmiegen. Auch die-ser Palazzetto beherbergte in denRäumlichkeiten im Erdgeschoss Kunstateliers(er gehört derzeit zum Istituto per CiechiSant’Alessio). Der Verlauf der Via Margutta,der an der Seite zum Tridente von einermeist im Settecento entstandenenBaukulisse und an der Seite zum Hügel vonmalerischen Bäumen und Grünflächengekennzeichnet wird, endet amHintereingang des Palazzo BoncompagniCerasi an der Nummer 90, dessen vorzügli-che Hauptfassade auf die parallele Via delBabuino blickt. Der ursprüngliche Baunukleusaus dem 16. Jh. ist im Haus von Alessandrode Grandis zu erkennen, das den folgendenBauwerken einverleibt wurde. Es handeltsich um das erste Privathaus, das 1571 denAnschluss an die Acqua Vergine bekam: Anseiner Fassade wurde 1576 der berühmteBrunnen des Babuino aufgesellt. Die Strassewird in der Nähe der Piazza del Popolo voneiner Gruppe von Wohngebäuden abgesch-lossen, die dem sogenannten Borghettozugeordnet wurden: Die gleichnamige Gassekreuzt die Via Margutta und hat denBeinamen „pidocchioso“ (lausig), weil hier invergangenen Zeiten die Häuser ärmererLeute zu finden waren, entlang der Mauer,die sich bis zur Chiesa di Santa Maria delPopolo hinzog.

ROBERTO DEL SIGNOREOberintendanz für Kulturgüter

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