Contigo 1/2011: Freiwilliges Engagement im Weltsüden

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Freiwilliges Engagement im Weltsüden Nr.1 | 2011 Mitteilungen der evangelischen Werke für die Kirchgemeinden © mission 21

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Themendossier zu Freiwilligenarbeit und Diakonie, ein Interview mit Christoph Sigrist, Zürich, und Erfahrungsberichte aus Indonesien, Lateinamerika und Palästina/Israel.

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Freiwilliges Engagement im Weltsüden

Nr.1 | 2011Mitteilungen der evangelischen Werke für die Kirchgemeinden

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S4 DOSSIER Freiwilligenarbeit und Diakonie,

ein Interview mit Christoph Sigrist, Zürich, und Erfahrungsberichte aus Indonesien,

Lateinamerika und Palästina/Israel.

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S10 bROt füR allE – Ökumenische Kampagne 2011: Gast Brown Motsau im Gespräch

S11 bROt füR allE – Bodenschätze und Ver- antwortung, Augenschein in der DR Kongo und in Indonesien

S13 bROt füR allE – 50 Jahre Brot für alle – wir feiern gemeinsam

S14 HEKS – Hilfe für die Ärmsten im Südsudan

S16 HEKS – Wohnbegleitung führt wieder zum selbständigem Wohnen

S17 HEKS – 2. nationale Integrationswoche « Blickwechsel »

S18 MISSIOn 21 – Elektronikkurse schliessen eine Lücke in der handwerklichen Ausbildung in Indonesien

S19 MISSIOn 21 – Das theologische Institut ISEAT in La Paz pflegt die andine Spiritualität

S20 MISSIOn 21 – Buch der Basler Mission zur Haltung gegen Sklaverei

S22 agEnDa unD MaRKtplatz

INHALT

contigoMitteilungen der evangelischenWerke für die KirchgemeindenHerausgegeben von Brot für alle, HEKS, mission 21 und den OeME-Fachstellen

Erscheint viermal jährlich im März, Juni, September und Dezember

ISSN 1660-3788

Brot für alleMonbijoustrasse 29, Postfach 5621, 3001 BernTel. 031 380 65 65, Fax 031 380 65 64Mail: [email protected], Web: www.brotfueralle.chSpendenkonto: 40-984-9

HEKS – Hilfswerk der Evangelischen Kirchen SchweizSeminarstrasse 28, Postfach, 8042 ZürichTel. 044 360 88 00, Fax 044 360 88 01Mail: [email protected], Web: www.heks.chSpendenkonto: 80-1115-1

mission 21 – evangelisches missionswerk baselMissionsstrasse 21, 4003 BaselTel. 061 260 21 20, Fax 061 260 21 22Mail: [email protected], Web: www.mission-21.orgSpendenkonto: 40-726233-3

OeME-Fachstellen der KantonalkirchenWeb: www.oeme.ch

RedaktionAnna Wegelin, (aw) mission 21Bettina Filacanavo (fb), HEKSPeter Dettwiler (ped), OeMEUrs Walter (uvw), Brot für alle

RedaktionsleitungUrs Walter (verantwortlich)Tel. 031 380 65 71Monbijoustrasse 29, Postfach 5621, 3001 BernMail: [email protected]

Layoutgrafik.trieb, 2560 Biel

DruckRub Graf-Lehmann AG, 3001 Bern

Adressänderungen und AbonnementsverwaltungAdministration Brot für alle Monbijoustrasse 29, Postfach 5621, 3001 BernMail: [email protected] Tel. 031 380 65 65Fax 031 380 65 64

Titelbild: Musikerinnen und Musiker an einem Gottesdienst in Douala, Kamerun. Mit dem musikalischen Gotteslob wird das Lob im Wort zusätzlich untermalt.

Rückseite: Knabe auf dem Nachtmarkt in Surabaja, Indonesien.

Jahr der Freiwilligenarbeit 2011. Auch in der Ent-wicklungszusammenarbeit würde ohne Freiwillige viel weniger erreicht. Wie unterschiedlich die Voraussetzun-gen bei uns und im Weltsüden sind, zeigt der Besuch im Frauenhaus in La Paz oder bei einer Menschenrechtsbe-obachterin in Palästina/Israel. Oft verwischen sich die Grenzen: Im Nähatelier in Banjarmasin in Indonesien, (Bild) lernen die Frauen für den Lebensunterhalt und helfen sich gegenseitig.

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liebe leserinnen,

liebe leser

Ein bedeutender teil

von Ihnen engagiert sich

freiwillig und in den un-

terschiedlichsten berei-

chen für die weltweite

Entwicklungszusammen-

arbeit. Dafür danke ich

Ihnen von Herzen. Sie

leben damit auch das

thema dieser ausgabe

von « contigo »: freiwilli-

genarbeit. Das thema ist weltumspannend, wie Sie

lesen werden, aus gutem grund: unser leben ist

uns geschenkt und Weiterschenken ist eine form

der Dankbarkeit – dem Schöpfer und anderen Men-

schen gegenüber.

Die arbeit unserer Werke wäre ohne Spenden nicht

möglich. Doch diese bestehen nicht nur aus geld.

Viel weniger sichtbar ist, dass wir durch zeitspen-

den – sprich durch freiwilligenarbeit – unterstützt

werden. allein zugunsten von Brot für alle werden

jährlich geschätzte 8500 arbeitstage freiwilligen-

arbeit geleistet. Entsprechend sieht der Einsatz der

freiwilligen bei den Werken mission 21 und HEKS

aus. Ohne Ihre unterstützung würden wir alle viel

weniger erreichen.

arbeit ohne Entgelt für die gemeinschaft und ihre

Entwicklung ist auch im Weltsüden eine Selbstver-

ständlichkeit, wie die Helferinnen im frauenhaus

in El alto in peru oder die betreuer einer Spitala-

potheke in Indonesien zeigen. Wir anerkennen die

vielfältigen arbeiten aller freiwilligen dort wie hier

und schätzen sie sehr – alle tage und nicht nur

wenn das thema im Europäischen Jahr der frei-

willigenarbeit einmal weit oben auf der politischen

agenda steht.

EDITORIAL

Freiwillige vervielfachen unsere ArbeitBeat Dietschy, Zentralsekretär Brot für alle

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Freiwilligenarbeit gehört seit alters zu den Kirchen.

Sie stützt sich auf drei Pfeiler. Dieses Potential bildet

auch die Basis der Menschen im Süden und im Nor-

den, die an der weltweiten Brot- und Betgemeinschaft

bauen, findet der Zürcher Pfarrer Christoph Sigrist.

Die Europäische Union feiert ein Jahr der Freiwilli-genarbeit. Zu Recht?

Christoph Sigrist*: Auf jeden Fall. Ohne freiwilliges En-gagement geht gar nichts. Seit einer oder zwei Generationen verliert der Milizgedanke aber rapide an Boden. Das gilt von der Armee, öffentlichen Ämtern bis zum Sportverein. Darum ist es politisch sehr opportun, das Bewusstsein für den freiwil-ligen Einsatz zu stärken. Das Leben beruht nicht nur auf Staat und wirtschaftlichen Unternehmen.

Und die Kirchen? Freiwillige setzen sich da schon seit dem Urchristentum für ihre Gemeinde und die Menschen ein.

Die Kirche als Institution trägt eine grosse Kultur der Freiwilligenarbeit. Dabei verfügt sie über drei Potentiale: Sie stellt Räume an den besten Lagen zur Verfügung und ihre

DOSSIER

Drei kirchliche Pfeiler für Freiwilligenarbeit

INTERVIEW: URS WALTER

Freiwilligen knüpfen seit Jahrhunderten ein Netz der Soli-darität zugunsten der Benachteiligten. Als drittes Potential sehe ich das christliche Menschenbild, das den Menschen als Selbstzweck sieht und ihn nicht für irgendwelche Zwecke vereinnahmen will. Darum ist die Kirche bei uns wie auch im Weltsüden immer eine ganz wichtige Partnerin…

… und pflegt überall die Diakonie. Was umfasst diese, theologisch gefragt?

Diakonie meint soziales Handeln in Kirche und Ge-sellschaft. Dabei wird mit Gruppen wie mit Einzelnen gearbeitet. Immer geht es um eine Antwort auf die grund-legende Frage: Wem bist Du zum Nächsten geworden? Dieser Einsatz gründet im Evangelium, ob im Gleichnis vom Barmherzigen Samariter im Neuen Testament oder im Psalm 85 im Alten Testament. In der Bibel finden sich viele Mutmacher für den freiwilligen Einsatz.

Das stärkt sicher die vielen ehrenamtlich Tätigen und Frei-willigen in der Kirchgemeinde, im Claro-Laden oder auch in Einsätzen im Weltsüden. Was aber heisst Diakonie im Süden?

Ich habe in Lateinamerika den Einsatz Freiwilliger ken-nen gelernt. Da empfand ich das Engagement noch stärker als in unseren Kirchgemeinden. Allen ist völlig klar, dass kein Geld vorhanden ist. Auch der Pfarrer muss noch ander-weitig arbeiten. Doch viele Frauen und Männer setzen sich aus Überzeugung ein und schreiben eine Geschichte von Humanität und Nachbarschaft.

DOSSIER

Der Einsatz von Freiwilligen hilft uns, in den Kirchgemeinden verankert zu sein, Sen-sibilisierungsarbeit zu leisten und die nötigen

Mittel zu beschaffen. Dafür sind wir sehr dank-bar. Freiwilligeneinsätze sind sowohl im Ausland

als auch in der Schweiz möglich.Ueli Locher, Direktor HEKS

Christoph Sigrist

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Stichwort Geld: Erst kürzlich belegten Studien er-neut, wie viele Millionen Franken die Arbeit der Tausen-den von Freiwilligen in der Schweiz wert ist. Was ist aus christlicher Sicht deren Wert?

In einer zunehmend ökonomisierten Welt ist es wich-tig, die Leistungen der Freiwilligen aufzurechnen. Darum finde ich es gut, wenn Kirchgemeinden wie Hilfswerke die geleisteten Arbeitsstunden aufrechnen und nach aussen ausweisen. Damit wird auch, allerdings mit dem Massstab der Ökonomie, die Wertschätzung ausgedrückt.

Der Schritt zu einer Entschädigung in Geld ist dann aber nicht mehr weit?

Doch, entweder erhalte ich eine Entschädigung oder ich arbeite freiwillig. Der Gegensatz führt mich zu etwas Weiterem: Die Kirche muss sich überlegen, wie sie ihre Mittel neu einsetzt. Es geht um eine Verlagerung der Aus-gaben von den fest Angestellten zu Leuten, die diakonisch mitarbeiten möchten. Sonst schränken wir den Kreis auf Leute aus der Mittel- und Oberschicht ein. Allein erzie-hende Mütter oder Working Poor können sich meist gar nicht leisten, auch noch unbezahlte Arbeit ausserhalb der Familie zu leisten.

Das ist aber ein Phänomen der westeuropäischen Ge-sellschaft. Andernorts ist die Not so gross, dass alle wissen, dass es ohne freiwilliges Engagement gar nicht geht. Solche Nachbarschaftshilfe zeigt sich bei uns höchstens noch in kleinen Gemeinden oder Bergtälern –  oder wenn gros-se Katastrophen wie Überschwemmungen plötzlich den selbstlosen Gemeinsinn wecken.

Im Süden arbeiten in den Projekten der Werke vie-le Leute mit, die als Begünstigte Projektabeit gegen Es-sen, Werkzeuge, Baumaterial oder auch Geld leisten. Wie verdeutlichen Sie diesen Unterschied zu unseren Freiwilligen?

Als Theologie kommt mir das Bild des Wirtshauses in den Sinn (Lukas 10, 25–37). Ich glaube, wir als Kirche sind in der Entwicklungszusammenarbeit weniger Samariter

als vielmehr Wirt. Unsere Wirtschaft im Norden müs-sen wir gut pflegen und damit den Fluss der Gelder für die Entwicklung im Süden sichern. Den eigentlichen Sa-mariterdienst übernehmen viele andere, Leute im Süden wie andere Organisationen. Gemeinsam helfen wir, auch im Süden viele Wirtshäuser aufzubauen. Das bedeutet gemeinsames Schaffen an der weltweiten Lebensgemein-schaft, getragen vom urchristlichen Geist des Teilens.

Religion und Spiritualität wurden lange Zeit zum Tabu in der Entwicklungszusammenarbeit, ebenso das Stichwort Mission. Warum wohl?

Bis vor wenigen Jahrzehnten gehörten Religion und Spiritualität wie selbstverständlich zur Entwicklungszu-sammenarbeit. Brot für alle entstand vor 50 Jahren aus dem christlichen Engagement, das HEKS nach dem 2. Weltkrieg und mission 21 und ihre Vorgängerin, die Bas-ler Mission, haben eine noch längere Tradition. Ein Bruch ergab sich erst, als – zu Recht – Missbräuche aufgedeckt und die Rolle der Entwicklungszusammenarbeit neu de-finiert wurde. Das war sinnvoll und hilft in der Abgren-zung gegen evangelikale Missionsarbeit.

Doch dann wurde gleich jeder Gedanke an Religion tabuisiert. Dabei sind Religion und Spiritualität Ausdruck von Erfahrungsbezogenheit. Zudem sehe ich, dass diese Tabuisierung vorwiegend die Leute im Norden und in den Organisationen beschäftigt und weniger die Leute im Sü-den. Darum sollten die religiösen Aspekte gerade in den kirchlichen Hilfswerken wieder ihren Platz finden. Erst mit diesem Geist arbeiten sie an der weltweiten Brot- und Betgemeinschaft.

*Christoph SigristChristoph Sigrist bezeichnet Diakonie in all ihren Formen als sein Herzensanliegen. Er schrieb darüber seine Dissertation – oder pflegt sie als Pfarrer am Zürcher Grossmünster. Seit 1999 hat der 48-jährige Sigrist eine Dozentur für Diakoniewissenschaft an der theologischen Fakultät der Universität Bern inne.

DOSSIER

Zu Freiwilligenarbeit gehören Suppen-zmittage, das Sammeln von Unterschriften,

der Verkauf der Rosen, Unterrichten und vieles mehr bei uns ebenso wie freiwillige Mitarbeit

in den Projektländern. Einen enormen Teil davon leisten Frauen – da ist noch keine Ge-

schlechterbalance erreicht.Beat Dietschy , Zentralsekretär Brot für alle

Wir sind dankbar, dass sich so viele Menschen ehrenamtlich in den Kirchen in Europa und

Übersee engagieren und sie dadurch bereichern. Wo möglich bieten wir ihnen dafür qualifizierte Weiterbildung. Besonders für die vielen freiwilli-gen Frauen in unseren Partnerkirchen ist persön-

liche Stärkung und Wertschätzung wichtig.Martin Breitenfeldt, mission 21

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Viviendo en harmonia – es geht nur gemeinsam

Peter Dettwiler

Es geht nur gemeinsam: Männer und Frauen, Profis

und Freiwillige. Sie ergänzen einander mit ihren je

eigenen Berufungen und Fähigkeiten. Das wurde auf

Dienstreise im vergangenen Oktober nach Peru und

Bolivien deutlich.

Die Leiterin des Frauenhauses in El Alto, Ana Maria Vargas Benito, beeindruckt die kleine Schweizer Delegation durch ihr inneres Feuer und ihre Klarheit bei der Präsenta-tion von Suma Jakaña, einem Zufluchtsort für geschlagene Frauen. Viele Familien aus den armen Bergregionen werden hier auf dem Hochplateau oberhalb von La Paz auf 4000 m auf der Suche nach einem besseren Leben angeschwemmt. Die Entwurzelung und der Kampf ums Überleben führen häufig zu Gewalt gegen Frauen und Kinder. Mit einem be-scheidenen Budget hat Ana Maria mit einem Team von frei-willigen Helferinnen und Helfern unter einfachsten Bedin-gungen mit dem Motto « Viviendo en harmonia – Leben in Harmonie » eine kleine Oase der Ruhe und der Hoffnung für die jungen Frauen und Mütter geschaffen.

Aber garantieren Freiwillige auch die nötige Qualität eines Projektes? Heinz Bichsel, langjähriger Programm-beauftragte für Bolivien von mission 21, hätte für die psy-

chologische Betreuung lieber gut ausgebildete und bezahlte Arbeitskräfte. Sie würden auch mehr Stabilität gewähren, während die Freiwilligen als Studienabgänger sich nur vo-rübergehend engagieren. So geht wertvolles Wissen wieder verloren. Dafür ergibt sich ein gewisser Multiplikationsef-fekt, indem die Abgänger das Projekt in ihren Kreisen be-kannt machen.

Profis und Freiwillige Hand in HandDoch Männer und Frauen, Profis und Freiwillige ergän-

zen einander mit ihren je eigenen Berufungen und Fähigkei-ten. Das zeigt sich auch im Projekt « Mocomoco » deutlich. Das Team von « Proyecto Integral Mocomoco » leistet unter der indigenen Bevölkerung in den armen Bergregionen der

bolivianischen Kordilleren ambulante medizinische Betreu-ung und landwirtschaftliche Beratung. Studierende der Me-dizin und Agronomie, teilweise aus der Gegend stammend, leisten unter einfachsten Bedingungen und für ein bescheide-nes Entgelt ihr Praktikum. Geleitet wird das « Proyecto » aber von einem Profi. Kompetenz und strategisches Geschick von Socrates Custodio Claure mit seinem kleinen Stab von Mitar-beitenden haben uns ebenfalls überzeugt. Das hat einen Preis aber auch seine Berechtigung: Die Leitung einer komplexen Institution mit Angestellten, Ehrenamtlichen und Freiwilli-gen verlangt grosse fachliche Kenntnis und Erfahrung sowie Gewandtheit im Umgang mit den Behörden.

So ist es in Bolivien nicht anders als in der Schweiz: Erst im Zusammenspiel von Freiwilligen, Ehrenamtlichen und Professionellen ergibt sich ein effizientes Netzwerk von Men-schen, welche in gegenseitiger Ergänzung und Achtung nach-haltige Entwicklung ermöglichen.

Im Zentrum der Evangelisch-lutherischen Kirche in La Paz, Bolivien, lernen Aymara-Frauen aus den Bergen neue Handarbeiten kennen. Das Wissen vermitteln sie den Frauen ihres Dorfes und ermöglichen so allen einen Zusatzverdienst.

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Ein Zeichen des Friedens setzen

Bettina Filacanavo

Die Präsenz von freiwilligen Menschenrechtsbe-

obachterinnen und -beobachter in Palästina/Israel

schützt die Bevölkerung der West Bank oder in

Jerusalem vor Übergriffen und stärkt sie in ihrem

Engagement für den Frieden.

Auch die Journalistin Rosmarie Kayser aus Luzern war für drei Monate als freiwillige Menschenrechtsbeobachte-rin im Westjordanland im Einsatz. Von Mitte Oktober bis Ende Dezember 2010 lebte sie in Yanoun, einem kleinen Dorf südöstlich von Nablus. Dort geht es vor allem um die Präsenz vor Ort. Das Dorf ist umgeben von Aussenposten der israelischen Siedlung Itamar, die wenige Kilometer ent-fernt liegt. Vor rund zehn Jahren wurden die Siedler immer aggressiver: Sie griffen die Menschen im Dorf an, sie droh-ten ihnen, schossen gar auf sie. Im Oktober 2002 hielten es die Leute im Dorf nicht mehr aus und flohen.

Aufmerksamkeit als HilfeIm gleichen Jahr lancierte der Ökumenische Rat der

Kirchen (ÖRK) das « Ecumenical Accompaniment Pro-gramme in Palestine and Israel » (EAPPI). Unter dem Patronat des Schweizerischen Evangelischen Kirchen-bundes ist das HEKS verantwortlich für die Schweizer Beteiligung. Es beauftragt den Verein für internationale Menschenrechtsbeobachtung Peace Watch Switzerland mit Auswahl, Vorbereitung und Begleitung der Freiwil-ligen aus der Schweiz. Nur dank internationaler Präsenz wagten sich auch in Yanoun die Dorfbewohnerinnen und –bewohner wieder in ihre Häuser zurück. Ständig sind im Dorf ausländische Beobachter unterwegs, seit 2003 je-weils ein Team von EAPPI.

Rosmarie Kayser hat sich immer schon für die Situ-ation in Israel/Palästina interessiert. Ihr war bewusst, dass vieles, worüber hier im Westen berichtet wird, im besten Fall oberflächlich ist. « Man hört und liest von ei-nem Konflikt und vergisst dabei die Menschen, die unter der Besatzung leiden, die in ihrer Bewegungsfreiheit und in ihren Entwicklungsmöglichkeiten stark eingeschränkt werden », sagt sie. Irgendwann wollte sie mit eigenen Au-gen sehen, was vor Ort geschieht.

Kontakt zu den Menschen Neben der Präsenz in Yanoun besuchte sie auch an-

dere Dörfer in der Umgebung. Sie ging mit ihrem Team regelmässig ins Jordantal, wo der Druck von Siedlern und

Armee auf die einheimische Bevölkerung besonders gross ist. « Wir besuchten Leute, hörten ihre Geschichten an, schrieben Berichte, um in unseren jeweiligen Heimatlän-dern auf die israelische Besatzung und deren Auswirkun-gen auf die betroffenen Menschen aufmerksam zu ma-chen », sagt Rosmarie Kayser. Mehrmals seien sie gerufen worden, als die israelische Armee in Dörfern Wohnhäuser und andere Gebäude von Einheimischen zerstörte.

Vorteil der FreiwilligkeitAus ihrer Sicht sind solche Einsätze nur auf freiwil-

liger Basis möglich. « Wären wir dafür bezahlt worden, hätten wir sicher viel mehr Output liefern müssen, und wir hätten kaum die Zeit gehabt, die Menschen im Dorf in ihrem Alltag kennenzulernen oder mit ihnen bei Kaffee oder Tee zusammenzusitzen. » Aber genau das sei nötig, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was wirklich pas-siert. Natürlich bedeute Freiwilligenarbeit, etwas zu ge-ben, sich uneigennützig für andere einzusetzen mit dem Wunsch, Gutes zu tun. Rosmarie Kayser hat den Einsatz aber auch für sich selber gemacht, aus dem Interesse he-raus, das Westjordanland kennen zu lernen. « Es hat sich für mich auf jeden Fall gelohnt », sagt sie. Besonders be-eindruckt haben sie die Offenheit und Freundlichkeit der Menschen, ihr Durchhaltewille und ihre Fähigkeit, die ungerechten Verhältnisse zu ertragen, ohne blindem Hass zu verfallen oder gewalttätig zu werden.

Auch Israeli und PalästinenserinnenAber nicht nur Menschenrechtsbeobachter/innen aus

dem Ausland engagieren sich in Palästina, sondern auch Israelis und Palästinenserinnen, die selbst ihren schwie-

Das Team von Rosmarie Kayser (vierte von links).

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Berufsfrau mit Berufung

Anna Wegelin

Yuanita Awiasi ist eine vielbeschäftigte und en-

gagierte Frau. Kaum vorstellbar, wie sie Job, Frei-

willigenengagement und Familie unter einen Hut

bekommt. Ein Nähkurs-Projekt liegt ihr besonders

am Herzen.

Yuanita Awiasi (47) ist ausgebildete Englischlehrerin, hat drei erwachsene Töchter und lebt in Banjarmasin, der Hauptstadt der indonesischen Provinz Südkalimantan. Ihr Mann ist Pastor der Evangelischen Kirche GKE (Ge-reja Kalimantan Evangelis). Geld sei üblicherweise genug da, erzählt sie. Yuanita Awiasi arbeitet seit zehn Jahren im Auftrag der GKE in einem Programm für Gesundheitsvor-sorge und wirtschaftliche Unabhängigkeit in ländlichen Gebieten Kalimantans von Montag bis Samstag. Ein zu-sätzliches Einkommen erzielt sie u.a. durch den An- und Verkauf von Körperpflegeprodukten.

« Soziale » Arbeit für FrauenYuanita Awiasi engagiert sich für die Sache der Frau-

en (in der Kirche). Diese Tätigkeit bezeichnet sie nicht als freiwillige, sondern als « soziale » Arbeit. Als Sekretärin der GKE-Frauenkommission ist sie « Frau für alles », darunter Redaktorin einer Hauszeitschrift und verantwortlich für die externe Kommunikation. « Mein Traum wäre es, das Bulletin auf Englisch zu übersetzen », erzählt sie. Aber sie komme aus zeitlichen Gründen nicht dazu.

Weiter leitet sie seit 2003 das von mission 21 unterstützte Projekt Frauen-Nähkurse: Basis für wirtschaftliche Unab-hängigkeit. Awiasi hat das Projekt zusammen mit anderen Frauen praktisch aus dem Nichts ins Leben gerufen. Am Anfang standen gerade mal zwölf private Nähmaschinen gratis zur Verfügung. Heute erarbeiten Frauen und auch Männer dank selbst genähten Handtaschen, Laptophüllen, Flaggen, Souvenirs u.Ä. ein Zusatzeinkommen.

Das Nährkurs-Projekt liegt Yuanita Awiasi besonders am Herzen: Ihr Vater starb, als sie 15 war. Ihre Mutter konnte ihre sechs Kinder nur dank Nähaufträgen versor-gen. Ausserdem seien die Frauen mit dieser beruflichen Fertigkeit nicht von den Launen der grossen Ökonomie ab-hängig, erklärt die Kirchenfrau.

Das Prinzip des « gotong royong »Sich gegenseitig helfen ist stark verankert in der indo-

nesischen Gesellschaft. Gemäss Yuanita Awiasi funktio-niert dieses Prinzip des « gotong royong » (siehe Zweitarti-

rigen Lebensalltag im besetzten Gebiet bestreiten müs-sen. Eine sehr eindrückliche Begegnung hatte Rosmarie Kayser mit einer Israelin, die für die Friedensorganisati-on Combatants for Peace arbeitet. Die Frau war mit einer Gruppe von Israelis und Palästinensern nach Yanoun ge-kommen, um bei der Olivenernte zu helfen und damit ein Zeichen des Friedens zu setzen. Sie leiste viel unbezahlte Arbeit für ihre Organisation, weil sie etwas tun wolle gegen die Besatzung, und gegen « rassistische und antidemokrati-sche Strömungen » in ihrem Land, wie sie sagte.

Im Jordantal hat Rosmarie Kayser auch mit der Jordan Valley Solidarity Campaign zusammengearbeitet. Diese vorwiegend palästinensische Gruppe unterstützt Men-schen beim Wiederaufbau von zerstörten Häusern. Als sie in einem Dorf ohne Genehmigung eine Schule bauten, konnte diese erst dank internationaler Unterstützung ste-hen bleiben. Die Einheimischen, die mit dieser Gruppe ar-beiten, seien sehr engagiert und riskierten einiges, so Ros-marie Kayser.

« Ich bin überzeugt, dass unsere Präsenz den Menschen hilft, schwierige Situationen durchzustehen und ihren All-tag zu bewältigen », blickt Kayser zurück. Immer wieder hätten die Leute gesagt, dass sie froh seien um die Anwe-senheit des EAPPI-Teams. « Der Dorfvorsteher Raschid Murar betonte mehrmals, dass die aggressiven Siedler un-sere Kameras mehr fürchten als ein Maschinengewehr. »

Voraussetzungen für einen Einsatz Psychische Belastbarkeit, Englischkenntnisse, Team- und gute Kommunikationsfähigkeiten, Teilnahme am Training zur Vorbereitung sowie Bereitschaft zu Öffentlichkeitsarbeit nach der Rückkehr in die Schweiz. Mindestalter ist 23 Jahre. Informationen und Anmeldung für Interessierte: [email protected], www.peacewatch.ch

Rosmarie Kayser spricht mit einem Bauern aus dem Dorf Khirbet Tana, kurz nachdem alles im Dorf von Bulldozern der israelischen Armee zerstört worden war.

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kel) nach wie vor sehr gut, vor allem auf dem Land, wo 80 Prozent der Bevölkerung von Landwirtschaft leben. Bei der Dajak-Urbevölkerung in Kalimantan bedeutet « handep », dass sich Nachbarn gegenseitig bei der Reisernte helfen. Dies sei effizient und spart die Kosten für externe Tagelöh-ner. In den grossen Städten wie Jakarta und Surabaya ist laut Yuanita Awiasi dagegen der gegenseitige Konkurrenz-kampf gross und alle sorgen in erster Linie für sich selbst und die allernächsten Verwandten.

Ist Freiwilligentätigkeit ausschliesslich eine Sache der Gebildeten und Vermögenden? Keineswegs, meint Yuani-ta Awiasi. « Für traditionelle, ländliche Gemeinschaften ist es eine Ehrensache, sich für die geistliche Arbeit zu enga-gieren. » Jung und Alt engagiere sich in der Kirchgemeinde für diakonische Arbeit (z.B. Gesundheitscheck oder Kin-deranlässe), in Kommissionen oder im Gottesdienst (z.B. Instrumentalbegleitung). Freiwilligenarbeit in der Kirche sei hauptsächlich Frauensache, so Yuanita – auch wenn das nirgends schwarz auf weiss geschrieben stehe. Männer sei-en eher interessiert, sich in anderen öffentlichen Sektoren zu engagieren.

Pflege im Heim statt DaheimDie Unterscheidung zwischen bezahlter und unbezahl-

ter Arbeit und die Diskussion rund um die « Sozialzeit », wie sie in der Schweiz geführt wird, sei in Indonesien of-fiziell kein Thema, sagt Yuanita Awiasi. Doch die Men-schen beschäftige dies sehr wohl: « Mir persönlich ist es sehr wichtig, dass ich mich zusammen mit meinem Mann um unsere Kinder und Eltern kümmere. » Leider würden immer mehr Vermögende und Vielbeschäftigte ihre Eltern eher in Alters- und Pflegeheime schicken. − Die Zeiten än-dern sich, auch in Indonesien.

Yuanita Awiasi (links) im engagiert sich auch im interreligiösen Dialog.

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« Mapalus » oder « Gotong royong » heissen Dienste am Gemeinwohl

Esther Stähelin*

Die Menschen in den ländlichen Gebieten der

Minahasa-Region sind in Sulawesi, Indonesien, fest

eingebunden in (Gross-)Familie, Dorfgemeinschaft

und Kirchgemeinde. Niemand ist versichert. Die

gegenseitige Hilfe bedeutet soziale Sicherheit.

In Indonesien habe ich zwei Formen der gegenseitigen unbezahlten Hilfe erlebt:

« Mapalus » − in Indonesien geläufiger als « Gotong roy-ong » − heisst, gemeinsam eine Arbeit verrichten, sei es bei der Reisernte, dem Hausbau oder bei Hochzeiten. Diese Frei-willigengruppen funktionieren nach ungeschriebenen Ge-setzen und haben ihre ganz eigenen Rituale. Die Teilnahme ist freiwillig, aber verbindlich. Wer die Regeln nicht einhält, muss mit Sanktionen rechnen, von der Geldstrafe bis zum Ausschluss aus der Gruppe.

« Kerja bakti‘ » (wörtlich: ohne Bezahlung) heisst der Dienst fürs Gemeinschaftswohl. Die « obligatorische Frei-willigenarbeit » existiert in allen Institutionen: Eine Strasse muss repariert werden, das Gemeindehaus gestrichen, der Rasen ums Schulhaus geschnitten, im Spital geputzt werden. Das bedeutet nicht nur Mühsal, sondern auch gemeinsames Essen und viel Gaudi, Singen, Lachen, Scherzen. Kein Wun-der, ist Kerja bakti‘ so beliebt.

Die Bevölkerung in der Minahasa ist überwiegend christlich. Das soziale Leben spielt sich in den kirchlichen Gemeinden ab. Die Kirche ist oft ihre einzige Freizeitbe-schäftigung, Freiwilligentätigkeit ist « heilige Pflicht ». Die Bevölkerung in der Minahasa ist überwiegend christlich. Das soziale Leben spielt sich in den kirchlichen Gemeinden ab. Die Kirche ist oft ihre einzige Freizeitbeschäftigung, Frei-willigentätigkeit ist « heilige Pflicht ».

Der Gesundheitsdienst der Minahasa-Kirche hat bereits Ende der Siebziger Jahre begonnen, freiwillige Mitarbeiten-de in den Dörfern für die lokale Gesundheitsprävention und -förderung auszubilden: zu WC-Bau über gesunde Ernäh-rung bis zu Familienplanung. Ihr «Lohn» sind regelmässige Weiterbildung und Ansehen im Dorf. Aufzeichnung: aw

*Esther Stähelin (60) ist Apothekerin und lebt ins Basel. Sie war 1984−2002 für die Ostasien-Mission (SOAM) im Norden der indonesischen Insel Sulawesi tätig. Sie leitete in der Stadt Tomohon die Spitalapotheke des Gesundheitsdienstes der Evangelischen Minahasa-Kirche (GMIM). Daraus hat sich das Projekt « Traditionelle Naturheilmittel » entwickelt, das von mission 21 unterstützt wird. Heute ist sie Vorstandsmitglied der Kirchgemeinde St. Leonhard.

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KAMPAGNE

KAMPAGNENGAST BRoWN MoTSAU

Kaum Schritte zu besseren Bedingungen im Bergbau

Mit Fakten rund um das Verhalten der Bergbaukon-

zerne macht Bench Marks Foundation (BMF) auf

die Not rund um die Minen aufmerksam. Regeln der

Firmen wie Gesetze bleiben meistens Papier und

verbessern wenig, urteilt Brown Motsau von BMF.

Bergbau schafft viel Leid und Elend, wie die Studie von BMF belegt. Welche Folgen bedrücken Sie am meisten?

Mich bedrückt, dass die negativen Folgen bis jetzt nicht gemildert werden. Sie betreffen das gesamte Leben der Be-völkerung: Boden, Wasser und Luft, aber ebenso die sozia-len und wirtschaftlichen Bedingungen. Becken voller giftiger Laugen, mit denen die Metalle aus dem Erz gelöst werden, sind bedrohlich. Sickerwasser verschmutzt Grundwasser, Staub der Sprengungen führt zu saurem Regen, Abraum be-

deckt fruchtbares Land und zwingt die Bevölkerung zum Anlegen neuer Äcker oder zum Umzug. Stossend finde ich, wenn etwa beim Abbau ohne Respekt alte Grabstätten weg-geräumt werden.

Hinweise auf Besserung finden sich wenige … Leider ändern erst ganz wenige Bergbauunternehmen,

die wir unter die Lupe genommen haben, ihre Geschäftspo-litik. Regeln für Corporate Social Responsibility (CSR) hel-fen immerhin, beim Management auf die Einhaltung der Standards zu pochen. Das gilt vor allem auf der Ebene der Dachfirmen oder einer ausländischen Holding. Im Alltag garantiert ein CSR-Papier meistens gar nichts. Auch nach der Fussballweltmeisterschaft beobachteten wir im Verhal-ten der Unternehmen keine Veränderung.

Was sind die Ursachen für die Missstände?Die Gier nach Gewinn ist enorm. Gesetze allein vermö-

gen nichts gegen die Korruption auszurichten. Ein weiterer Grund ist das enorme Ungleichgewicht der Macht. So bleibt der Bergbau ein beliebtes Feld für Politiker, sich Pfründe zu sichern. Ungenügende Mindeststandards für die Firmen werden nicht erhöht, griffige Gesetze zugunsten einer Ent-wicklung und mehr Wohlstand für die Bevölkerung fehlen.

Das Kampagnenthema 2011 ist der Bergbau. Was hilft das?Wir danken Brot für alle und Fastenopfer für diesen

Entscheid. Das gibt uns eine Stimme und spornt an, uns in der Organisation wie auch Betroffene, denen – wie die Stu-die Beispiele nennt – mit Lügen und falschen Versprechen die Lebensgrundlage weggenommen wurde. Oft werden Menschen von den Kapitänen der Industrie mit Halbwahr-heiten dazu gebracht, ihr Land zu verlassen und so den Weg für die Bergbaufirmen frei zu machen. Dank der Unterstüt-zung aus der Schweiz können wir weiter kämpfen. uw

Langes Interview auf www.rechtaufnahrung.ch

© B

MF

Motsau: Viele Interessen, sieben SprachenAlle nennen den 33-jährigen Brown Thakong Moses Motsau kurz

Brown. Seit 2005 arbeitet er für Bench Marks Foundation (BMF),

vorwiegend für das Monitoring Programm, die Ausbildung von Frau-

en und Männern zur Beobachtung der Bergbauunternehmen (sie-

he Seite 11). Der in Johannesburg geborene Brown Motsau bringt

breites Wissen ein: Ausbildung in Computertechnik und Betriebs-

wirtschaft, nach dem Diplom Arbeit als Journalist und Industrie-

seelsorger – und immer Entwicklungsfragen. Der Vater eines Kindes

spricht sieben Sprachen – allerdings nicht Deutsch.

Ökumenische Kampagne 2011, 9. März bis 24. AprilBrot zum Teilen: Als kleines Zeichen von Solidarität verkaufen Bä-

ckereien « Brot zum Teilen », Brote mit 50 Rappen Aufpreis für Pro-

jekte und Programme von Brot für alle und Fastenopfer, bei denen

das Recht auf Nahrung im Vordergrund steht. Liste der beteiligten

Bäckereien auf www.oekumenischekampagne.ch/brot.

Rosenaktion 2.April: Bekannte Personen aus Politik, Wirtschaft, Kul-

tur und Sport verkaufen mit hunderten von engagierten Verkäuferin-

nen und Verkäufern Max Havelaar-Rosen. Liste der Verkaufspunkte

auf www.oekumenischekampagne.ch/rosen.

Petition: Hinweis siehe Seite 12

Spenden auf Postkonto 40-984-9, Brot für alle, 3001 Bern

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KAMPAGNE

STUDIE DER BENCH MARKS FoUNDATIoN*

Nach Missständen muss im Kongo nicht tief geschürft werden

Handy, Computer und weitere technische Geräte be-

nötigen Bodenschätze. Rund um die Minen z. B. im

Kongo leiden aber viele Menschen, wie eine Studie

von Bench Marks Foundation (BMF) zeigt, südafri-

kanische Partnerin von Brot für alle.

Die Folgen der Bodenschätze unter der kongolesischen Erde sind gravierend: Nach der belgischen Kolonialmacht be-reicherte sich der Diktator Mobutu und seine Entourage bis zum Sturz 1997. Dann folgte der « Afrikanische Weltkrieg » 1998 bis 2003, der neun Länder mit über 50 Millionen Ein-wohnerinnen und Einwohner betraf. Das brachte die Demo-kratische Republik Kongo (DR Kongo), einst zweitgrösste Wirtschaftsmacht Afrikas, an den Rand des Ruins. Geblieben sind Leid und vielfältige negative Auswirkungen. Die Studie von BMF zum Start der ökumenischen Kampagne 2011 von Brot für alle und Fastenopfer zeigt klar: « Der Bergbau führt in der DR Kongo zu Konflikten ». Da sind die Gefahren der grossen Becken voll ätzender Lauge oder die Staubbelastung. Geklagt wird auch über die Arbeitsbedingungen, etwa bei Katanga Mining Ltd. (KML) in der gleichnamigen Provinz im Süden der DR Kongo, wo rund dreissig Prozent der Be-schäftigten über Unterakkordanten verpflichtet sind.

Viele Worte, wenig HandelnMitspieler im Geschäft sind die staatliche Minengesell-

schaft Gécamine (La Générale des Carrières et des Mines), aber auch Konzerne wie Glencore International in Zug. Letzte-rer fördert und handelt weltweit mit Metallen, Mineralien und Energieträgern sowie Agrarprodukten. Eine der Glencore- Tochterfirmen ist KML. Im gleichen Gebiet ist auch Xstrata – zu 35 Prozent im Besitz von Glencore – im Kupfergeschäft tätig. Viele andere Weltkonzerne beuten in der DR Kongo Bo-denschätze aus. Überall fehlt die Transparenz, wie sie in der Petition von Brot für alle gefordert wird: « So bleiben CSR- und andere Richtlinien Papier. »

Viele schürfen auf eigene Faust Neben dem industriellen Bergbau schürfen viele Leu-

te illegal und unter prekärsten Bedingungen – Schmuggel und Korruption inbegriffen. Polizei wie Minenbehörden knüpfen ihnen Geld ab. Im Becken von Luilu, wo Glen-core die Lizenz zum Abbau besitzt, waren es im Oktober

2010 rund 5000 Personen. « Ein Ende des illegalen Abbaus könnte zum sozialen Pulverfass werden », wird in der Stu-die ausgeführt. Unklar bleibe, wie das illegal geförderte Metall über Mittelsmänner aus China, dem Libanon oder Pakistan bis zu den grossen Minen- und Handelsfirmen wie Glencore weiter verkauft werde. uw

*) Glencore: Studie zur sozialen Verantwortung der Bergbauunternehmen am Beispiel der DR Kongo, Chantal Peyer, Yvan Maillard Ardenti, Feldstudie Bench Marks Foundation (siehe www.oekumenischekampagne.ch)

Genau hinschauen und Missstände veröffentlichenBench Marks Foundation (BMF), eine Stiftung in Johannesburg be-

schäftigt 13 Personen. «Ermuntert wurden wir durch Erzbischof Tutu

und der Aufbruchstimmung in Südafrika nach dem Ende der Apart-

heid», blickt der Programmverantwortliche Brown Motsau zurück

(Interview Seite 10). Seit 2009 laufe das Monitoring Action Project.

Junge arbeitslose Menschen werden zu Monitoringaktivistinnen und

-aktivisten ausgebildet. Jedes Jahr durchlaufen 15 Lernende die zehn

Monate dauernde Ausbildung.

Sie beschreiben die Zustände in den Minen und die Auswirkungen

auf die Menschen, die dort leben und arbeiten, sowie die Umwelt.

Berichte, Bilder und Videos über das Ausmass von Abfallhalden, der

Verschmutzung von Wasser und der Luft veröffentlichen sie im Inter-

net (http://sites.google.com/site/monitoringaction/). Derzeit werden

Platin-, Gold- und Uranminen beobachtet, bald auch Kohle- und

Eisenerzbergwerke. «Wir zeigen, was geschieht und wo, belegen die

Verstösse und nennen die Schuldigen», sagt Brown.

Bench Marks Foundation (www.bench-marks.org.za) wird im Rahmen des

Südprogramms von Brot für alle unterstützt:

Programm Nr. 835.8001, Spenden auf Konto 40-984-9

Die Umweltbelastung rund um eine Mine dauert weit über das Ende des Abbaus hinaus. Auch vor der Haustüre von Bench Marks Foundation, im Central Basin unter Johannesburg, sammelt sich aus bis 120 Jahre alten Minen Wasser so sauer wie Essig. Der Pegel steigt und nach heftigen Regenfällen tritt der Saft aus dem Boden.

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PROJEKT

Kohle-Abbau bedroht die Lebensgrundlagen

Miges Baumann

Die Schätze der Insel Kalimantan (Borneo) werden

seit Jahren hemmungslos geplündert, erst der

Urwald, nun die Bodenschätze. In Hunderten von

Minen wird Kohle gefördert und exportiert. Den Men-

schen bleiben Zerstörung, Gifte, Unrecht und Armut.

Wir sind schon einige Stunden durch die Provinz Süd-Kalimantan gefahren. Es ist finstere Nacht. Plötzlich kommen wir auf eine Brücke. Erstaunt stellen wir fest, dass darunter nicht etwa ein ruhiger Fluss, sondern eine gespenstisch anmu-tende Strasse liegt, auf der in beide Richtungen ausschliesslich riesige Lastwagen fahren. Eine endlose Zahl, ein nicht abbre-chendes Brummen, wie ein riesiges langsames Fliessband, das von den Schweinwerfern der Fahrzeuge beleuchtet wird. Es ist eine rund 80km lange Privatstrasse einer der vielen hier tätigen Kohlegesellschaften. Die Kohle wird auf Lastwagen zum Fluss transportiert, dort auf Lastkähne verladen und exportiert.

Am nächsten Tag erfassen wir mit der Bevölkerung von Tamiang Layang die Lebens- und Umweltprobleme des Städtchens an der Grenze von Mittel- zu Südkaliman-tan. Weitaus die grössten Probleme bereiten die Kohle-

minen und Überschwemmungen. Der Kohlenschlamm zerstört die Nutzpflanzen, die Privatstrassen zerschneiden Dörfer und der Staub verursacht schwere Umwelt- und Gesundheitsprobleme.

Überschwemmungen stehen an zweiter Stelle. Über Jahrzehnte ist der Urwald Kalimantans von Holzfirmen kahl geschlagen worden. Die tropischen Regenmengen können nicht mehr wie früher vom Wald zurückgehalten werden. Und der Klimawandel beschert noch intensivere Regenfälle. Die Abwässer aus den Minen, normalerweise in grossen Be-cken gelagert, werden während den immer häufigeren Über-flutungen mitgeschwemmt und aufs Land und die Felder der Bauern verfrachtet. Der giftige Schlamm versiegelt die Bö-den, zerstört Reisfelder, Frucht- und Gummibäume bringen keinen Ertrag mehr.

Landhunger bringt KonflikteDer Landhunger der Firma PT Adaro, eine der drei

grössten Kohlefirmen in Südkalimantan, ist unersättlich. Riesige landwirtschaftliche Flächen werden zerstört. Andi-rias Misran, ein Aktivist aus Warukin, erklärt: « Die Preise für Land steigen ständig. Es kommt zu Konflikten im Dorf zwischen Personen, die Land an das Minenunternehmen verkaufen und jenen, die weiterhin Landwirtschaft betreiben wollen. Klar, jene die bei PT Adaro arbeiten, können sich mit ihren Löhnen etwas leisten, Motorräder zum Beispiel. Neue Minenfelder und die Transport-Strassen der Minen zerstö-ren die Gummibaum-Pflanzungen und damit das Hauptein-kommen des Dorfes. »

Der Staub der Strasse legt sich überall ab und das Berg-bauunternehmen rückt immer näher zum Dorf. Andirias Misran ist erbost, verkaufe doch PT Adaro ihre Kohle als besonders umweltfreundlich. « Die Firma hat vom Provinz-gouverneur sogar Preise für ihre Entwicklungs- und Kultur-förderungsprogramme erhalten. »

Die Projekte von Brot für alle zu Klimawandel und Entwicklung sind Teil des Südprogramms (Projekt Nr. 835.8007/Projektheft 2011, Seite 37).

Petition der ökumenischen Kampagne: Schweizer Firmen in die Pflicht nehmen

Von der Schweiz aus arbeiten viele Weltkonzerne, darunter Rohstoff-

unternehmen wie Glencore, Xstrata oder Metalor. Doch die Gesetz-

gebung ermöglicht den Unternehmen, Gewinne aus Drittstaaten in

die Schweiz zu verschieben, statt diese vor Ort zu versteuern. Bei uns

fehlen die politischen Bemühungen, Firmen auf ihre soziale Verant-

wortung zu verpflichten. Gerade transnationale Rohstoffkonzerne ar-

beiten oft in Ländern mit schwachen Regierungen oder Konflikten.

Darum fordern Brot für alle und Fastenopfer den Schweizer Bundesrat

zu einer kohärenten Aussen- und Wirtschaftspolitik auf, die auch die

Unternehmen in die Pflicht nimmt, die Menschenrechte zu respektieren.

Konzerne sollen ihre Finanzflüsse pro Land öffentlich machen und be-

kanntgeben, was sie in den Ländern bezahlen. Weiter soll der Bundesrat

die Sorgfaltspflicht von Unternehmensleitungen gesetzlich verankern.

Weiteres zu Petition und Unterschriftsbogen auf www.rechtaufnahrung.ch/petition

Tag und Nacht brummen die Motoren der grossen Lastwagen der Kohlemine in Kalimantan, Indonesien. Wie ein Fliessband führen sie die Kohle für den Export ab, der Bevölkerung bleiben Staub, giftige Abwässer und verlorener Boden.

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JUBILÄUM

Brot für alle feiert 50 Jahre Engagement

Brot für alle wird 50. Die

Gründer sahen die Vision einer

gerechteren Welt und wollten

den Ursachen von Not und Un-

gerechtigkeit zu Leibe rücken.

Fünfzig Jahre später präsentiert sich das evangelische Werk mit einem geschärften Profil: Brot für alle hat sich als entwicklungspolitische Stimme und Kampagnenwerk der Kirchen eta-bliert. Das Jubiläum nehmen wir zum Anlass, dankbar zurückzuschauen und mit neuem Schwung an die heutigen Herausforderungen heranzugehen. Mit seinen Kampagnen hat das Werk schon unzählige Menschen in der Schweiz bewegt und zum Handeln motiviert, Frauen wie Männer, ist anzumerken. So wurde aus dem einstigen Werk Brot für Brüder das moderne Brot für alle.

Mit beispielhaften Projekten hilft das aktuelle entwicklungspolitische Engagement von Brot für alle, dass international tätige Unternehmen Menschenrechts- und Umweltnor-men beachten, Länder ihre illegitimen Schulden vermindern können, das Menschenrecht auf Nahrung nicht ein-fach durch Mächtige und die Globali-

sierung beiseitegeschoben wird oder in Klimaworkshops die lokale Bevölke-rung lernt, mit den bedrohlichen Fol-gen der Klimaerwärmung umzugehen und Gegenmassnahmen in ihre Ent-wicklungsanstrengungen einzubauen.

Brot für alle hat in den vergangenen Jahrzehnten mit seinen Kampagnen die Öffentlichkeit bewegt und ist als entwicklungspolitische Stimme der evangelischen Kirchen der Schweiz wahrgenommen worden. Diese Sen-sibilisierungsarbeit wird auch in Zu-kunft eine grosse Herausforderung bleiben. Sie ist Teil des kirchlichen Auf-trags in der weltweiten Diakonie und stärkt das Engagement der Schweiz in der Entwicklungszusammenarbeit!. uw

Wir feiern gemeinsamOhne die Mitarbeit vieler Freiwil-

ligen und der breiten Unterstützung durch Spenderinnen und Spender hätte Brot für alle nie so viel erreicht. Dafür danken wir im Jubiläumsjahr 2011 besonders und laden Sie ein, mitzufeiern:

Misa Criolla von Ariel Ramirez (Argentinien)Die Kreolische Messe von Ariel Ra-mirez ist heute weltweit bekannt. Die Misa Criolla für Tenor, gemischten Chor, Schlagzeug, Klavier und tradi-tionelle Instrumente aus den Anden beruht auf dem spanischen Text der Heiligen Messe.

Jodlermesse (St. Johanner Messe) von Peter RothMit der « St. Johanner Messe » verbin-det der Toggenburger Komponist Peter Roth Chor und Naturjodel a cappella mit lateinischen Texten aus dem Ordi-narium. Obertonreiche Jodelsoli wer-den mit Chorälen unterlegt. Der Klang schafft Raum für eigene spirituelle Erfahrungen.

Südafrikanische geistliche LiederIn den geistlichen Liedern Südafrikas verbindet sich afrikanische Polyrhyth-mik mit eingängigen Melodien und Harmonien christlicher Choräle. Mit Malcolm Green steht dem Projekt ein authentischer Sänger dieses Stils zur Verfügung.

Aufführungen

26.5. Lausanne: Chapelle Vocale aus Romainmôtier (Leitung Michel Jordan)

3.9. Teufen: Chorprojekt St. Gallen (Leitung Peter Roth)

4.9. Genf: Chapelle Vocale

4.9. Schaffhausen: Chorprojekt

17.9. Zürich: Chorprojekt

11.9. Bern: Jubiläumsfeier von Brot für alle, am Morgen ein Gottesdienst im Münster, am Abend ein Konzert in der Eglise Française

11.11. Bern: In Anlehnung an den traditionellen Suppentag feiern wir ein grosses Fest der Solidarität, gemein- sam mit Fastenopfer, dem Partner in der ökumenischen Kampagne.

Aktuelle Angaben und weitere Informationen zum Jubiläum im Internet: www.brotfueralle.ch/50jahre

NACHRICHT

Neue Stiftungsrätin

Pfarrerin Kristin Rossier Buri ist als Vertreterin des SEK in den Stif-tungsrat von Brot für alle gewählt worden. Sie ist seit 2005 Mitglied des Rates SEK. Kristin Rossier Buri ist bei der Église évangélique réformée du canton de Vaud für Ausbildung und Begleitung der Räte zuständig. uvw

Gesucht: Engagierte, die seit 50 Jahre Brot für alle unterstützen

Zum Geburtstag möchten wir auch zurückblicken und hören, wie Engagierte damals unser

Anliegen unterstützt haben. Haben Sie schon vor 50 Jahren im Topf für ein Suppezmittag

gerührt, Aufrufe veröffentlicht oder in Ihrer Kirchgemeinde das Thema Teilen und Entwi-

ckeln eingebracht? Darüber möchten wir in « contigo » berichten.

Bitte melden Sie sich oder vermitteln Sie uns einen Kontakt. Gerne würden wir ein Ge-

spräch führen, von Ihren Erfahrungen hören und auch vom Wandel in der Entwicklungszu-

sammenarbeit. Besten Dank!

Urs Walter, Brot für alle, Redaktion « contigo », Telefon 031 380 65 71 oder [email protected]

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Seit mehr als zwei Jahrzehnten leidet der Sudan

unter einem schlimmen Bürgerkrieg. Millionen von

Menschen starben oder wurden in die Flucht getrie-

ben. HEKS unterstützt die Bevölkerung des armen

Südsudans seit mehreren Jahren.

Der Bürgerkrieg im Sudan trieb die Menschen in eine Hungerkrise. Rund zwei Millionen Menschen starben und weitere vier Millionen mussten fliehen. Der Krieg führte auch zur Zerstörung der Infrastruktur und der Grundver-sorgung. Mit Hilfe der Unterstützung der internationalen Gemeinschaft wurde im Januar 2005 ein Friedensabkom-men zwischen den beiden Kriegsparteien unterzeichnet. Vereinbart wurde auch, dass die Bevölkerung des Südsu-dans über ihre Unabhängigkeit und die Bildung eines

eigenen Staates abstimmen darf. In der Abstimmung im Januar 2011 befürworteten fast alle Menschen im Süden die Unabhängigkeit.

HEKS unterstützt die Bevölkerung des Südsudans seit mehreren Jahren und engagiert sich mit den Partneror-ganisationen in den Gebieten von Central und Western Equatoria. HEKS setzt sich ein für den Zugang zu sauberem Trinkwasser sowie Zugang zu verbesserter medizinischer Betreuung. Weiter unterstützt HEKS die ländliche Bevölke-rung und ermöglicht spezifische Ausbildungen in den Berei-chen Vieh- und Fischzucht sowie im Gemüseanbau. So soll die Bevölkerung nicht nur ihren eigenen Bedarf decken, son-dern auch ein kleines Einkommen generieren, wenn sie die Produkte auf den lokalen Märkten verkaufen kann.

Einkommen dank LandwirtschaftBesta Modo zum Beispiel ist Mitglied einer Frauengrup-

pe, die von der HEKS-Partnerorganisation Mugwo Com-munity Development Forum (MCDF) unterstützt wird. Sie lebt im Dorf Ligi in Central Equatoria und hat drei Kinder. Besta Modo und ihr Mann bewirtschaften zusammen ein Stück Land. Dank HEKS und seiner Partnerorganisation MCDF haben sie Saatgut für Zwiebeln, Tomaten, Maniok und Sesam erhalten und in Kursen gelernt, diese Pflanzen zu kultivieren und auf dem lokalen Markt zu verkaufen. « Ob-wohl wir gerade genug verdienen, um zu überleben, freuen wir uns jedes Mal über die Früchte, die auf unserem kleinen Feld wachsen », sagt Besta Modo. Ihr grösster Wunsch sei es, die Kinder zur Schule zu schicken. Darum möchte sie sich in den Kursen von MCDF weiterbilden, um noch besser wirt-schaften und mehr Ertrag erzielen zu können.

Sauberes TrinkwasserIn den Bezirken Layina und Yei ist Trinkwasser das

wichtigste Gut. Zu jeder Tageszeit sieht man Kinder und Frauen mit Wasserbehältern auf ihren Köpfen, die sie oft ki-lometerweit tragen müssen. Rose Akujo aus Mugwo musste früher ebenfalls viele Stunden laufen, um sauberes Wasser zu holen. Sie hat sechs Kinder zwischen 2 und 18 Jahren. Ihr Mann musste in den Krieg und kam nie mehr zurück. Rose Akujos Einkommen reichte nicht, um die ganze Fami-lie zu ernähren, worauf ihr Bruder vier der Kinder bei sich in der Stadt Yei aufnahm. Um Geld zu verdienen, eröffne-te sie einen kleinen Imbissstand. Jeden Tag kämpft sie um ihr Einkommen und ist glücklich, wenn sie genug Geld ver-dient, um das Essen und die Schulutensilien ihrer zu Hause gebliebenen Kinder zu bezahlen. Eine grosse Erleichterung war für Rose Akujo der Bau des Brunnens in Mugwo. Sie profitiert heute wie viele andere Menschen in der Region vom sauberen Wasser im Dorfbrunnen, den HEKS mit der Partnerorganisation SUHA erstellte. Heute muss sie nicht mehr stundenlang gehen, um sauberes Wasser zu besorgen, sondern kann an ihrem Imbissstand arbeiten und Geld für die Familie verdienen.

Alice Nyangi (Mitte) wurde vor der Abstimmung von der Regierung beauftragt, andere

Frauen über das Abstimmungsverfahren aufzuklären.

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PROJEKT

Herausforderung SüdsudanBettina Filacanavo (Text) und Claudia Niederer (Fotos)

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contigo Nr.1 | 2011

NACHRICHTEN

osteuropatag in BernÜber 200 Interessierte haben am diesjährigen Osteuro-

patag in Bern teilgenommen. Christoph Ammann, Oberas-sistent am Institut für Sozialethik der Universität Zürich, hielt am Morgen ein Impulsreferat zum Thema « Die Krise innerchristlicher Solidarität ». Am Mittag fanden Work-shops zu verschiedenen Themen statt. Und anschliessend wurde der langjährige Osteuropa-Beauftragte Andreas Hess verabschiedet, der nach 24 Jahren bei HEKS in den Ruhestand tritt, und sein Nachfolger Matthias Herren begrüsst. Anfang Jahr hat Matthias Herren als Nachfolger von Andreas Hess bei HEKS seine Tätigkeit begonnen.

Herren arbeitete während elf Jahren als Pfarrer in Rafz, leitete später als Redaktor den « Zürcher Kirchenboten » re-spektive die Nachfolgepublikation « reformiert. » und war die letzten anderthalb Jahre wiederum als Pfarrer tätig. Andreas Hess arbeitete für 24 Jahre als Beauftragter für die Zwischenkirchliche Hilfe des HEKS in Osteuropa. Für eini-ge Jahre war er Teamleiter des Europa-Dienstes, später des Asien- und Europa-Teams. Andreas Hess bleibt weiterhin aktiv als Synodaler, als Kirchenpfleger und in verschiedenen Kommissionen seiner Heimatkirche Schaffhausen.

Zwischenkirchliche HilfeHEKS arbeitet an einem neuen Konzept für die Zwi-

schenkirchliche Hilfe. Die Vernehmlassung dazu ist abge-schlossen. Mehr Informationen dazu folgen später.

Neue StiftungsrätinDer neue Rat des SEK hat an seiner ersten Sitzung 2011 Pfar-

rerin Kristin Rossier Buri, aus Lutry (VD), für die Amtsdauer 2011 bis 2014 als neues Mitglied des Stiftungsrates des HEKS gewählt. Sie ist seit 2005 Mitglied des Rates SEK. Beruflich ist Rossier Buri bei der Église évangélique réformée du canton de Vaud für Ausbildung und Begleitung der Räte zuständig.

HEKS heisst Kristin Rossier Buri herzlich willkommen und dankt ihr im Voraus für ihren Einsatz.

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Bildung fördernWeitere Schwerpunkte der HEKS-Arbeit im Südsudan

sind die Berufsbildung, Alphabetisierung und Friedensför-derung. HEKS und seine Partnerorganisationen legen einen speziellen Fokus auf die Ausbildung und Alphabetisierung von Frauen und Mädchen. Zudem werden sie in ihren Be-mühungen unterstützt, mit einem kleinen Gewerbe ein Ein-kommen zu erzielen. Auch Alice Nyangi kann nicht lesen und schreiben. Sie lebt in Mvolo in Western Equatoria, wo HEKS mit seiner Partnerorganisation Sudan Evangelical Mission (SEM) Alphabetisierungskurse für Erwachsene an-bietet. Während des Bürgerkrieges war Alice Nyangi auf der Flucht mit ihren drei Kindern, zog von einem Ort zum an-dern. Ihr Mann verlor im Krieg das Leben.

Vor zwei Jahren hat sie wieder geheiratet. Seit kurzem ist sie Verbindungsfrau zwischen der Übergangsregierung im Südsudan und verschiedenen Frauenorganisationen. Sie ist glücklich, hat sie doch eine Aufgabe erhalten, welche sie als enorm wichtig erachtet: Sie ist die eigentliche Repräsentan-tin der Frauen gegenüber den Lokalbehörden. Ihre Aufgabe ist es, spezifische Anliegen der Frauen zu vertreten und zu schauen, dass ihnen auch Gehör verschafft wird. Alice Nyan-gi hat mit dem Alphabetisierungskurs, welcher von SEM an-geboten wird, im April 2010 begonnen. Diese Kurse dauern zwei Stunden pro Tag, viermal die Woche. Sie ist froh, dass sie diese Möglichkeit wahrnehmen kann, denn Lesen und Schreiben werden für ihre Aufgabe als Frauenbeauftragte wichtig sein.

In der Schweiz verantwortlich: HEKS, Seminarstrasse 28, 8042 Zürich

Programmbeauftragte Georgien: Claudia Niederer, Tel.: 044 360 88 72

Kirchgemeinden, die dieses Projekt unterstützen möchten, erhalten Auskunft bei: Annelies Hegnauer Tel.: 044 360 88 06

Spendenkonto: PC 80-1115-1

Weitere Informationen unter www.heks.ch

Ein Junge, der dank dem neuen Dorfbrunnen nicht mehr viele Kilometer weit zur nächsten Wasserstelle gehen muss.

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Andreas Hess (links) und Matthias Herren

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Page 16: Contigo 1/2011: Freiwilliges Engagement im Weltsüden

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Immer mehr Menschen mit psychischen Erkrankun-

gen oder Suchtproblemen leben isoliert und können

den Alltag nicht mehr bewältigen. Verwahrlosung

und Obdachlosigkeit drohen. Das Projekt HEKS-

Wohnen unterstützt sie mit einer Wohnbegleitung.

Basel, St. Johann-Quartier. Hier wohnt seit August 2010 der 46-jährige Roger P. in einer Einzimmerwohnung: Ein Bett, ein kleiner Beistelltisch mit gefülltem Aschenbecher, ein Gestell mit Büchern, ein weiteres mit Computerspie-len für die Playstation, ein verspiegelter Kleiderschrank, eine Kommode und ein Arbeitsbereich, der mit viel Papier überstellt ist, Küche und Bad. Vor zwei Tagen verliess er das Gefängnis. Elf Tage musste er absitzen, wegen unbezahlter Rechnungen. In der Zeit mit regelmässigem Heroinkonsum geriet er in die Schuldenfalle. Heute hat er 180‘000 Franken Schulden und immer noch flattern Mahnungen und Betrei-bungen ins Haus. Der Gang zum Briefkasten war für ihn jah-relang eine Tortur. Das hat sich geändert, seit Rick Skelton, sein Wohnbetreuer und Leiter von HEKS Wohnen beider Basel, ihm hilft. Zusammen begutachten sie jeweils die Schr-eiben und schauen, was wann erledigt werden muss.

Rund 50 Klientinnen und Klienten begleitet HEKS-Wohnen beider Basel. Unterschiedlichste Menschen kom-men mit ihrer Wohnsituation nicht klar. Die meisten haben

Drogenprobleme oder leiden an psychischen Erkrankungen und leben weitgehend isoliert. Wohnbetreuer Rick Skelton begleitet aber auch Menschen, die vor wenigen Jahren noch ein ganz normales Leben führten: Job, eigene Wohnung, sie bezahlten Steuern. Dennoch sind sie innert kurzer Zeit prak-tisch auf der Strasse gelandet.

Nachfrage nimmt zuAuch im Kanton Aargau gibt es das Projekt Wohnen.

Beat Küng, Projektleiter von HEKS-Wohnen Aargau, stellt fest, dass die Nachfrage nach Wohnbegleitung stark zu-nimmt: « In der stark individualisierten Gesellschaft findet man kaum noch alte traditionelle Familiensysteme. Heute ist es für Familienmitglieder mit Problemen eher schwierig, im Rahmen der Familie aufgefangen zu werden. »

An beiden Orten bestehen lange Wartelisten, beide bau-en ihr Angebot laufend aus. HEKS-Wohnen Aargau betreut heute mit 495 Stellenprozent 85 Personen in 46 Wohnungen. Die Klientel hat sich in den letzten Jahren verändert. Frü-her waren es fast nur Menschen mit Suchtproblemen, heute oft solche mit psychischen Erkrankungen. Zudem betreut HEKS Wohnen Aargau auch vier Familien und bietet neu in Zusammenarbeit mit dem Verein « 16plus » Wohnbegleitung für Jugendliche in Ausbildung an. Die meisten kommen aus schwierigen Familienverhältnissen.

Schritte in die SelbständigkeitDas Ziel der Wohnbegleitung ist in erster Linie, das Dach

über dem Kopf sicherzustellen. Danach sollen die Menschen wieder in die Selbständigkeit geführt werden. Das ist bei den einen ein realistisches Ziel, bei anderen bleibt es ein Wunsch. Häufig sind die Schritte Richtung Selbständigkeit klein. Auf Erfolge folgen Rückschläge. Trotzdem gibt es Menschen, die diesen Schritt schaffen und eines Tages ohne Wohnbeglei-tung auskommen. Andere brauchen weiterhin Begleitung, damit sich ihre Verwahrlosung nicht verschlimmert. Roger P. würde gerne eines Tages ohne Wohnbegleitung leben. Doch noch schätzt, ja braucht er die regelmässigen Besuche seines Wohnbegleiters. Zurzeit lebt er von der Sozialhilfe, 860 Franken bleiben ihm nach allen Abzügen. Doch er ist gewillt, sein Leben zu ändern. Auch sein Wohnbegleiter Rick Skelton ist zuversichtlich, dass dieser den Schritt zurück in die Selbständigkeit schaffen wird. Roger P. sei sehr motiviert, an Abmachungen halte er sich.

HEKS-Wohnen beider Basel Programmleitung: Rick Skelton, Tel.: 061 367 94 10E-Mail: [email protected]: http://wohnen-basel.heks.ch

HEKS-Wohnen AargauProgrammleitung: Beat Küng, Tel.: 062 836 30 27E-Mail: [email protected]: http://wohnen-aargau.heks.chSpenden: PC 80-1115-1

www.heks.ch

Roger P. und sein Wohnbegleiter Rick Skelton schauen gemeinsam die Post durch.

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PROJEKT – WOHNEN

Aus der Obdachlosigkeit zum selbständigen Wohnen

Bettina Filacanavo

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AKTION

Barrieren abbauen – Begegnungen ermöglichen

Vom 21. bis 26. März 2011 findet zum zweiten Mal

die nationale Integrationswoche « Blickwechsel »

von HEKS statt.

Die vielfältigen Aspekte der sozialen Integration, die zahl-reichen Herausforderungen und Probleme, mit denen sozial benachteiligte Menschen konfrontiert sind, aber auch die meist unspektakuläre und langfristige Arbeit von Hilfswerken und staatlichen Akteuren werden von einer breiten Öffent-lichkeit kaum wahrgenommen. Deshalb führt HEKS in der Woche vom 21. bis 26. März 2011 unter dem Motto « Blick-wechsel » zum zweiten Mal eine Integrationswoche durch. Ziel dieser Woche ist es, den sozial benachteiligten Menschen, mit denen HEKS in der Schweiz arbeitet, eine Stimme zu geben und auf ihre Situation aufmerksam zu machen.

HEKS betreibt in der Schweiz sechs Regionalstellen mit über vierzig Projekten. In allen sechs Regionen der Schweiz finden auch dieses Jahr verschiedene « Blickwechsel » – Be-gegnungen zwischen prominenten Persönlichkeiten und Teilnehmenden von HEKS-Integrationsprojekten – statt. Es machen u.a. mit:

der Schriftsteller Pedro Lenz, der junge Slampoet Simon Libsig, der Trainer des FC St. Gallen Uli Forte, der bekannte französische Radiomoderator und Animator Étienne Ferna-gut, der Präsident des FC Zürich Ancillo Canepa. Zudem wer-den die HEKS-Regionalstellen diverse andere Aktionen und Anlässe zum Thema soziale Integration veranstalten.

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Regionale VeranstaltungenAARGAU / SoLoTHURN « INTEGRATIoN – EINE BEGEGNUNG AUF AUGENHÖHE »Geschichten, Bilder und Poesie von Simon Libsig, Bühnenautor und

Slampoet. Ausschnitte aus seinem Soloprogramm ergänzt er mit Er-

fahrungen aus der HEKS « Blickwechsel »-Aktion.

24. März, 19 Uhr, Ort: Bullingerhaus, Jurastrasse 13, Aarau.

BASEL « BLICKWECHSEL & WoRTWECHSEL »Die HEKS-Regionalstelle beider Basel gewährt während der Inte-

grationswoche an jedem Tag Einblicke in die konkrete Arbeit der

regionalen Projekte und Programme. Dabei wird überall Gelegenheit

geboten, mit Projektteilnehmenden – Flüchtlingen, Migrantinnen und

Migranten, sozial benachteiligten Menschen – sowie mit HEKS-Mitar-

beitenden ins Gespräch zu kommen.

21. bis 26. März 2011, Orte: Siehe detaillierte Ausschreibung.

BERN « BLICK- UND STIMMENWECHSEL »Dialogische Lesung mit Pedro Lenz, Rapper Knackeboul und Tigist

Haile. Die HEKS-Regionalstelle Bern veranstaltet im Rahmen der

Integrationswoche eine dialogische Lesung im Kornhaus, an der der

Dichter und Schriftsteller Pedro Lenz und der Rapper Knackeboul ge-

meinsam mit der Asylsuchenden Tigist Haile Texte lesen.

23. März, 18.30 Uhr, Ort: Kornhaus, Kornhausplatz 18, Bern.

LAUSANNE HEKS-INTEGRATIoNSWoCHE « BLICKWECHSEL »Improvisationstheater zum Thema soziale Integration mit der Theater-

gruppe Avracavabrac.

24. März 19 Uhr, Ort: Café-théâtre Le Bourg, Lausanne.

oSTSCHWEIZ « GELEBTE INTEGRATIoN AUF STÖR IN DEN HEKS-RäUMEN »Gemeinsam mit Projektteilnehmenden von « TG job » in der Stör-Flicki

alte Velos in Schuss bringen? Oder besser noch bei HEKS in-fra ei-

nen Blitz-Sprachkurs in Thailändisch belegen? Während der Integrati-

onswoche können Sie mit Projektleitenden und Teilnehmenden in die

jeweiligen HEKS-Projekte in der Ostschweiz eintauchen.

21. März, 18–20 Uhr, 22.März, 10–12 Uhr, 23.März, 14–16 Uhr, Ort: HEKS, Tellstrasse 4, St. Gallen.

ZüRICH « qUARTIER SoCIAL »Der HEKS-Hauptsitz an der Seminarstrasse in Zürich wird zu einer

fiktiven Stadt, die einzelnen Büroräume verwandeln sich in Quartie-

re. Sie sind herzlich eingeladen, einen Stadtplan zu nehmen und sich

auf verschiedenen Routen durch die Quartiere mit ihren jeweiligen

HEKS-Projekten führen zu lassen.

22. März, 9–12 Uhr, 24. März, 16–19 Uhr, Ort: HEKS Regionalstelle Zürich/Schaffhausen, Seminarstrasse 28

Detailprogramm unter www.heks.ch/handeln.

Page 18: Contigo 1/2011: Freiwilliges Engagement im Weltsüden

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Junge Erwachsene in Indonesien sind von der hohen

Arbeitslosigkeit besonders betroffen. Die Christliche

Pasundan-Kirche (GKP) in Westjava bietet ihnen eine

praxisbezogene Ausbildung. Das Projekt von mission

21 erleichtert ihnen den Einstieg ins Berufsleben.

Ein grosser Teil der Bevölkerung Indonesiens ist arbeits-los. Besonders betroffen sind junge Erwachsene. Da die El-tern bereits für die Grundschule hohe Schulgebühren zahlen müssen, können nur privilegierte Schichten ihren Kindern eine weiterführende Berufsausbildung finanzieren. Ohne spezifische Qualifikationen endet die Suche junger Men-schen nach einem Arbeitsplatz meist erfolglos. Praxisbezo-gene Berufsausbildungen werden vom Staat weder gefördert noch angeboten. Handwerksberufe geniessen in der indone-sischen Gesellschaft wenig Anerkennung.

Ein Jahr Praxis und TheorieAus diesem Grund bietet die Schule Berkat Elektronik

in der Stadt Sukabumi in Westjava jungen Erwachsenen ab 18 Jahren ein Jahr dauernde Elektronikkurse an. Integriert ist Arbeit in einem Werkstattbetrieb. Die Ausbildungsstätte gehört zur Christlichen Pasundan-Kirche (GKP), einer Part-nerkirche von mission 21. Im theoretischen Teil erwerben

die Studierenden elektronisches Knowhow sowie Grund-kenntnisse in Betriebsführung und Buchhaltung. Im prak-tischen Teil reparieren sie Radio-, Video- und Fernsehgeräte, warten Kühlschränke, Klimageräte und Waschmaschinen und nehmen einfache Elektroinstallationen vor.

Das Projekt von mission 21 füllt eine wichtige Lücke in der handwerklichen Ausbildung in Indonesien und wird deshalb von den staatlichen Behörden toleriert. Zudem schärft das Angebot das Umweltbewusstsein in der Be-völkerung: Sie sieht, dass defekte Elektrogeräte repariert werden können.

Abgänger mehrfach qualifiziertDie Absolventen, grösstenteils junge Männer, haben

dank der erworbenen Kenntnisse mehr Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Die sechs einheimischen Lehrkräfte der Ber-kat-Schule, die sich fachlich und didaktisch kontinuierlich weiterbilden, ebnen jedes Jahr 35 bis 40 jungen Erwachsenen den Weg zu einer Anstellung als Servicetechniker in einem Industriebetrieb. Wer den Elektronikkurs erfolgreich been-det, kann aber auch eine eigene kleine Reparaturwerkstatt für elektronische und elektrische Haushaltgeräte aufbauen oder an einer Hochschule weiterstudieren.

Auslandeinsatz für junge BerufsleuteAn der Berkat-Schule in Sukabumi sind auch junge Ta-

lente aus der Schweiz im Rahmen des Professionals Expo-sure Program (PEP!) tätig. Dieses Weiterbildungsprogramm von mission 21 bietet jungen Berufleuten die Möglichkeit, ihr fachliches Knowhow in Auslandeinsätzen weiterzugeben und interkulturelle Sozialkompetenz zu erwerben.

Silas Schluchter hat diese Möglichkeit genutzt und war im Rahmen seines Zivildiensteinsatzes ein halbes Jahr als Lehrer an der Berkat-Schule engagiert. Der junge Schweizer Automatiker unterstützte die indonesischen Lehrkräfte des Kollegiums im Unterricht und stellte ein neues Modul zum Thema Audiotechnik auf die Beine. Er erläuterte den Stu-dierenden verschiedene Arten von Lautsprechern und liess sie selber welche bauen, was insbesondere in der Automo-bilbranche gefragt sei. « Ich konnte dazu beitragen, dass we-niger Privilegierte ihre beruflichen Chancen für die Zukunft verbessern », blickt er auf seinen Auslandaufenthalt zurück.

Und was hat er selber während seines Einsatzes in Indo-nesien gelernt? « In einer fremden Kultur zu leben bedeutet, Menschen mit anderen Denkweisen besser zu verstehen », antwortet Silas Schluchter: «Und ich habe auch gelernt, nicht zu viel grünes Sambal in den Reis zu mischen ».

In der Schweiz verantwortlich: mission 21, Missionsstr. 21, 4003 Basel; Christian Wagner, Programmverantwortlicher Indonesien

Auskunft für Kirchgemeinden: Projektdienst, Seraina Vetterli, Tel. 061 260 23 03, [email protected], Projekt-Nr. 225.1010

Spendenkonto: 40-726233-2

www.mission-21.org

PROJEKTINDoNESIEN

Berufliche Chancen verbessernOlivier Schmid

Die Schule Berkat Elektronik in der Stadt Sukabumi, Westjava, ebnet jedes Jahr 35 bis 40

jungen Erwachsenen den Weg zu einer Anstellung in einem indonesischen Industriebetrieb.

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seit dem Amtsantritt von Präsident Morales vor gut fünf Jah-ren erfasst hat. Die Ausbildungsstätte bietet Gewerkschaf-ten, lokalen Behörden und Organisationen Knowhow zum Verhältnis zwischen Religion und Entwicklung an. Denn nur, wenn die Menschen für die indigene Religiosität und die christliche Tradition im Land sensibilisiert werden und diese Kräfte in die gesellschaftlichen und politischen Pro-zesse miteinbezogen werden, wird sich etwas bewegen, weiss Heinz Bichsel, bis Ende Februar Programmverantwortlicher für Bolivien bei mission 21.

« Religiöse Kräfte formen Entwicklung », ist der Theo-loge überzeugt. Das ISEAT hat diesen Ansatz weiterent-wickelt: 2008 veröffentlichte das theologische Institut eine Studie zum Zusammenhang zwischen Religion, Spiritua-lität und Entwicklungszusammenarbeit. Ein Jahr später fand auf seine Initiative in La Paz das Symposium « Soziale Bewegungen und Theologie in Lateinamerika » mit inter-nationaler Reichweite statt.

Neu Pädagogik und EntwicklungDas ISEAT entwickelt sich weiter und plant zwei wei-

tere zusätzliche Fakultäten: interkulturelle Pädagogik und interkulturelle Entwicklungsstudien. So kann das theo-logische Institut auch in anderen Bereichen der bolivia-nischen Gesellschaft, in der die indigene Bevölkerungs-mehrheit (ca. 60 Prozent) erst seit 2005 eine angemessene politische Vertretung hat, einen wichtigen Beitrag zu Frie-de und Gerechtigkeit leisten. Dieser Weg erweist sich üb-rigens auch in ökonomischer Hinsicht als richtig: mission 21 leistet zwar nach wie vor einen wichtigen Beitrag an das ISEAT, doch die Eigenleistungen des Instituts in La Paz nehmen stetig zu. aw

In der Schweiz verantwortlich: mission 21, Missionsstr. 21, 4003 Basel;N.N., Programmverantwortlicher Bolivien

Auskunft für Kirchgemeinden: Projektdienst, Seraina Vetterli, Telefon061 260 23 03, [email protected], Projekt-Nr. 420.1005

Spendenkonto: PC 40-726233-2

www.mission-21.org

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Bolivien befindet sich mit Präsident Evo Morales in

einem Aufbruch, der viele Herausforderungen in sich

birgt. Das theologische Institut ISEAT in La Paz leis-

tet einen wichtigen Beitrag zum ökumenischen und

interkulturellen Dialog im Andenstaat.

« Die theologische Ausbildung in ökumenischer Offenheit ist für die evangelischen Kirchen unverzichtbar und im latein-amerikanischen Kontext hochaktuell. » Dies hat Peter Dettwi-ler von der Fachstelle für Ökumene, Mission und Entwicklung (OeME) der Zürcher Landeskirche als besonders wichtige Er-kenntnis von einer Reise nach Lateinamerika mit dem Besuch von theologischen Projekten mitgenommen. Die Ökumene stecke in Lateinamerika noch in den Kinderschuhen. Es gehö-re zum « Kernauftrag » von mission 21, diese Arbeit zu unter-stützen, sagt Peter Dettwiler.

Weiter erinnert er sich insbesondere an die kirchliche Ver-wurzelung der Projekte bzw. die christliche Motivation ihrer Mitarbeitenden. Der OeME-Beauftragte begleitete im vergan-genen Oktober eine siebenköpfige Delegation mit mission 21 -Direktor Martin Breitenfeldt. Die Gruppe besuchte zehn Pro-jekte des Missionswerkes in Peru und Bolivien.

Keine konfessionellen GrenzenBesonders beeindruckt war die Reisegruppe von der Ar-

beit des Höheren Ökumenischen Instituts für Andine Theo-logie ISEAT (Instituto Superior Ecuménico Andino de Teo-logia) in der bolivianischen Hauptstadt La Paz. Das Institut steht Studierenden aller Kirchen offen. Am ISEAT werde « zu-kunftsweisende ökumenische, interkulturelle und umweltori-entierte Arbeit » geleistet, erzählt Peter Dettwiler.

Die beiden Hauptangebote sind die Pfarrausbildung und eine bibelkundliche und seelsorgerliche Grundausbildung für die Gemeindearbeit. « Die Partnerkirchen von mission 21 sind auf eine gute theologische Ausbildung im umfassenden Sinn angewiesen », so Peter Dettwiler. Der Ansatz ist ganzheitlich: Alle Studienprogramme berücksichtigen die ethnische, kultu-relle und religiöse Vielfalt der Andenregion und sind der in-terkonfessionellen Ökumene und dem interkulturellen Dialog verpflichtet. Das bedeutet auch, dass Seminare zur andinen Spiritualität selbstverständlich sind.

Entwicklung nur mit ReligionDas ISEAT genügt nicht sich selbst, sondern beteiligt

sich aktiv am Aufbruch, der die bolivianische Gesellschaft

PROJEKTBoLIVIEN

Wegweisender Think-Tank

Was bedeutet sozio-religiöse Interaktion? − Mitglieder der lokalen Behörden und sozialen

Organisationen im bolivianischen Capayque in einem Kurs von ISEAT, dem Höheren

Ökumenischen Institut für Andine Theologie in der bolivianischen Hauptstadt La Paz.

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NACHRICHTEN

FriedensinitiativeÜber 100 Kirchgemeinden und der

Verband Aargauer Muslime (VAM) un-terstützen das interreligiöse, ökumeni-sche Programm « Religion in Freiheit und Würde » von mission 21 in Zusammenar-beit mit sieben Kantonalkirchen. Am 3. Februar hat aus diesem Anlass eine Feier im Missionshaus Basel stattgefunden.

Mit ihrer Spende unterstützen die Kirchgemeinden während zwei Jahren zwei bestehende und zwei neu entwi-ckelte Friedensprojekte zur Versöhnung der christlichen und der muslimischen Bevölkerung in Indonesien und Nige-ria, die das evangelische missionswerk basel mit ihren Partnern vor Ort um-setzen. Ausführliche Informationen zu « Religion in Freiheit und Würde » auf www.mission-21.org. aw

10 Jahre mission 21mission 21 feiert dieses Jahr in Ba-

sel den 10. Geburtstag im Rahmen des Missionsfestes. Der Festtag am Sonntag, 19. Juni beginnt mit einem Gottesdienst in der Peterskirche und wird im Missionshausgarten mit At-traktionen für Jung und Alt fortgesetzt. Mehr dazu in der Beilage. Ausführli-che Informationen zum Jubiläum mit Missionsfest in den nächsten « conti-go »-Mitteilungen oder in Kürze auf www.mission-21.org. aw

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BUCH

Gegen den Sklavenhandel

Im Herbst 1815, nach den beweg-ten Jahren der französischen Revolu-tion und der napoleonischen Kriege, wurde in Basel das Missionsinstitut gegründet, aus dem später die Basler Mission hervorging. Der promovierte Theologe Hanns Walter Huppenbauer, 1930 in Basel in eine seit ca. 1830 mit der Mission verbundene Familie ge-boren, stellt aufgrund von Berichten und handschriftlichen Dokumenten im Archiv der Basler Mission dar, wel-che Motive und Ziele die Gründerväter bewegten.

Huppenbauer stellt fest: « Für den ersten Inspektor der Missionsge-sellschaft, Christian Gottlieb Blum-hardt, und seine „Zöglinge“ sind nicht ein Bekehrungseifer, sondern Liebe zu den Menschen und zu Gott der Grund für die Missionstätigkeit. » Und: « Wie andere Schweizer Städte profitierte auch Basel durch die Han-delsbeziehungen der örtlichen Un-ternehmen vom Sklavenhandel. » Für Blumhardt sei es eines der Ziele der Mission gewesen, dieses Unrecht, das « Menschen, die sich Christen nen-nen » an ihren Mitmenschen began-gen hatten, wieder gut zu machen. Die Quintessenz: Auch die Basler Mis-sion hat sich aus der internationalen Bewegung gegen den Sklavenhandel entwickelt! aw

Buch:Hanns Walter Huppenbauer: «Menschenliebe und Wiedergutmachung». 210 Seiten, Verlag Otto Lembeck, Frankfurt am Main. Fr. 36.50

ANGEBOT

INFoRMATIoNEN

Gefragter ProjektdienstNeuer Rekord beim Projektdienst

von mission 21: 296 Anfragen von Kirchgemeinden und Einzelpersonen haben Seraina Vetterli und Team im Jahr 2010 bearbeitet. Am häufigsten wurden Projekte in den Bereichen Bil-dung, Armutsbekämpfung, HIV/Aids, ländliche Entwicklung, Gesundheit und Friedensarbeit verlangt. Auf einem der ersten Plätze des Rankings stand zum siebten Mal das Projekt «Frauen, Gesundheit und indigene Bevölkerung in Chile» (Projekt-Nr. 426.1010).

Seraina Vetterli, Verantwortliche für den Projektdienst, stellt Ihnen ger-ne individuell abgestimmte Projekt-unterlagen und Fotomaterial zusam-men. Darüber hinaus gewährleistet der Projektdienst, dass Informations-material auf dem aktuellsten Stand ist. Hierzu überarbeitet er regelmässig in Kooperation mit den jeweiligen Pro-grammverantwortlichen die Projekt-blätter und Bildserien anhand der neuesten Informationen.

Zögern Sie nicht und wenden Sie sich an Seraina Vetterli. Sie freut sich, Ihnen die Projekte von mission 21 ge-nauer vorzustellen: Telefon 061 260 23 03, [email protected] aw/Seraina Vetterli

REFERENTENVERMITTLUNG

Besuch aus überseePfingstgeist wirkt in der Kirche,

wenn Mitte Juni die Vertreterinnen und Vertreter unserer Geschwisterkir-chen aus fernen Ländern für die Abge-ordnetenversammlung von mission 21 bei uns zu Besuch sind. Sie findet vom Donnerstag, 16. bis Samstag, 18. Juni in Basel statt und endet am Sonntag, 19. Juni mit dem Missionsfest.

Am Sonntag, 12. Juni besuchen die internationalen Delegierten aus

Der Autor Hanns Walter Huppenbauer

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V.l.: Monika Hirt, Kirchenratspräsidentin ZG;

Brigitte Friedli, Synodalrätin SO;

Magdalena Zimmermann, stv. Direktorin mission 21;

Gottfried Locher, Präsident Kirchenbund SEK;

Claudia Bandixen, Kirchenratspräsidentin AG;

Halim Duran, Präsident Muslimverband AG.

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von mission  21. Sie entstand aus der Aufbauarbeit der Basler Mission und ist seit 1957 unabhängig. Zwei gleich-zeitig stattfindende Informationsan-lässe am Abend des 18. Juni stellen zwei unterschiedliche Reisen nach Kamerun vor zum 50-Jahr-Jubiläum der PCC-Frauenarbeit.

Die Begenungsreise mit mission 21 führt zu Frauen in verschiedenen Po-sitionen und mit unterschiedlichsten Geschichten und Hintergründen. Mit Sightseeing zu Kultur und Natur in Kamerun. 17. November bis 5. De-zember 2011; mit Magdalena Zimmer-mann und Rita Käslin.

Die Teilnehmenden der zweiten Reise, die von PCC-Frauen organi-siert wird, sind vertraut mit der PCC-Frauenarbeit. Anreise und Visum werden individuell organisiert, Mit-gestaltung des Reiseprogramms ist erwünscht. 12.–30. November 2011; mit Tabea Müller und einem Mitglied der Christian Women’s Fellowship. aw

Informationen erhalten Sie bei Christa Debély-Leisinger, Tel. 061 260 22 59, [email protected]

AGENDA

MäRZ 2011Info- und Begegnungstag

Zur Frauenarbeit der Presbyterian Church in Cameroon (PCC), Partner-kirche von mission 21, die 2011 ihren 50. Geburtstag feiert. Für Menschen, die sich mit Zeit- oder Geldspenden für die Anliegen der Mission engagie-ren und mehr über mission 21 erfah-ren möchten.

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Asien, Afrika und Lateinamerika ger-ne Ihre Kirchgemeinde und wirken im Gottesdienst mit. Sie sprechen vie-le verschiedene Sprachen, dazu auch Englisch oder Spanisch. Auf Wunsch kann auch eine Übersetzung ange-boten werden – wenn diese nicht als Willkommensgeste in der Gemeinde selber übernommen werden kann. Shabnam Edith Barth

Asien: - Mrs. Tjioe Lan Lie alias Lucy Kumala, Basel Christian Church of Malaysia (BCCM), Malaysia- Dr. Nicolaas Gara, Dozent für Theologie an der christlichen Universität in Tomohon, Indonesien- Junita Politon, Jugendleiterin der Evangelischen Minahasa-Kirche (GMIM: Gereja Masehi Injili Minahasa) in Nordsulawesi, Indonesien

Afrika:- Beatrice Ngeh, Women’s Department der Presbyterianischen Kirche PCC, Kamerun- Zakaria Bulus, Kirche der Geschwister EYN, Nigeria- Samuel Ayete Nyampong, Presbyterian Church of Ghana (PCG), Ghana

Lateinamerika:- Prof. Edwin Mora Guevara, Universidad Bíblica Latinoamericana (UBL), Costa Rica, Präsident der internat. Missionssynode- Janett Rojas Huerta, Universidad Bíblica Latinoamericana (UBL), Peru- Luzmira Marín Mamani, Proyecto Integral Mocomoco (PIM), Bolivien

Wurde Ihr Interesse geweckt? Für die Vermittlung eines Gastes oder bei Fragen hilft die Referentenvermittlung von mission 21 gerne: Shabnam Edith Barth, 061 260 22 31 [email protected] Alle Referentinnen und Referenten aktualisiert: www.mission-21.org

Begrenzte Zahl Vermittlungsmöglichkeiten, bitte bis Ende März melden.

KAMERUN – REISE50 Jahre PCC-Frauenarbeit

Die Presbyterian Church in Ca-meroon (PCC) ist eine Partnerkirche

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Frauen der Presbyterianischen Kirche in Kamerun.

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Donnerstag, 31. März, 9.30–17 Uhr, hotel bildungszentrum 21, BaselAnmeldung: Judith Gysi, Tel. 061 260 23 37, [email protected]

APRIL 2011Vortrag «Gender und Mission»

Pfarrerin Meehyun Chung und Guy Thomas zur Frage der «Frauen in der Mission mit dem Schwerpunkt Afrika».

Donnerstag 14. April, 18.30 Uhr, Tahuna Saal, hotel bildungszentrum 21, BaselGemeinsam mit der Akademikerinnen-Vereinigung Basel

Veranstaltung: Ehemaligen- und Pensioniertentag

Workshop und Buchvernissage (14 Uhr) mit Pfarrer Hanns-Walter Hup-penbauer (Rezension Seite 20).

Freitag, 15. April, 9.30–17 Uhr, hotel bildungszentrum 21, BaselAnmeldung für Workshop: Kerstin Schmidt, Tel. 061 260 23 19, [email protected]

JUNI 201150 Jahre Women’s Fellowship

in Kamerun«Zu ihrem Gedächtnis – Frauen in der Mission»: Veranstaltung zu 50 Jahre Christian Women’s Fellowship (CWF) der Presbyterian Church in Cameroon (PCC), Partnerkirche von mission 21. Gastreferentin Beatrice Ngeh, natio-nale Koordinatorin CWF

Samstag, 18. Juni 2011, 14–17 Uhr, hotel bildungszentrum 21, Basel

JULI 2011Ferien für MissionsinteressierteFerien für freiwillig Mitarbeitende und interessierte Spendende. Thema: Kirchliche und gesellschaftliche Ent-wicklungen in China und Hongkong.

18.−25. Juli, Kloster Kirchberg, Sulz/NeckarAuskunft Pia Müller, Basler Mission, 061 260 22 53, [email protected]

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Weitere Veranstaltungshinweise auf den Seiten der Werke 10 bis 21

MÄRZ

Ökumenische Kampagne 2011ab 9. März, Brot zum Teilen

Als Teil der diesjährigen ökume-nischen Kampagne «Des einen Schatz, des andern Leid: Bodenschätze und Menschenrechte» vom 9. März bis 24. April 2011 verkaufen viele Bäckereien «Brot zum Teilen», Brote mit 50 Rap-pen Aufpreis. Das Geld geht an Pro-jekte und Programme von Brot für alle und Fastenopfer bei denen das Recht auf Nahrung im Vordergrund steht.

Informationen und « Liste der Verkaufs-standorte » www.rechtaufnahrung.ch/brot

HEKS-Integrationswoche21. bis 26. März

Zum 2. Mal findet die HEKS-Integrationswoche statt. Informati-onen zum „Blickwechsel“ und den Veranstaltungen in den Regionen auf www.heks.ch/blickwechsel

Begegnung mit Agnes Lisulo Mittwoch 16.. März, 19.30 Uhr, Flamatt

Die Weltgemeinschaft Reformier-ter Kirchen verleiht 2011 zum zweiten Mal nach 2009 in Zusammenarbeit mit den Präsidentinnen der Reformierten Landeskirchen der Schweiz den «Syl-via-Michel-Preis». Preisträgerin des mit 5000 US-Dollar dotierten Preises ist Agnes Lisulo aus Senanga, Sambia.

Begegnungsabend mit Agnes Lisulo und Hedwig Schneider; Begegnungszentrum Flamatt, Kontakt: Martina Zurkinden [email protected]

Poesie und Musik: Grupo Sal und Ernesto CardenalSonntag, 27. März, 17 Uhr, Basel

Ernesto Cardenal, Poet und Befrei-ungstheologe aus Nicaragua, liest tiefgründige Texte über den Kampf

gegen die Ausbeutung und die Un-terdrückung der Armen. Und über allem die Vision, dass die Erde Got-tes Geschenk ist. Seine Poesie wird umschlungen von Musik von Grupo Sal, einer sechsköpfigen Band, die mit Leidenschaft Rhythmen, Melo-dien und Lebensgeschichten aus La-teinamerika zum Leben erweckt

Predigerkirche Basel, Totentanz 19; Eintritt 30 Fr. (15 Fr. für Menschen in Ausbildung und auf Arbeitssuche); Vorverkauf Buchhandlungen Ganzoni, Spalenvorstadt 45, und Dr. Vetter, Schneidergasse 2, Basel; www.rechtaufnahrung.ch/aktuell

APRIL

Ökumenische Kampagne 2011 2. April, Rosenverkauf

Am 2.April 2011 findet im Rahmen der ökumenischen Kampagne 2011 (siehe auch Seiten 10-13) wieder die Rosenaktion statt. Bekannte Personen aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport verkaufen mit hunderten von engagierten Verkäuferinnen und Ver-käufern 160 000 Max Havelaar-Rosen.

Liste der Verkaufspunkte auf www.oekumenischekampagne.ch/rose

Freude am Fairtrade Frühstück

Vom 25. April bis 15. Mai findet die Aktion Fairtrade Breakfast 2011 statt. Die Aktion wurde 2009 von Max Ha-velaar, claro fair trade und anderen Fairtrade-Pionieren lanciert. Die Ak-tion Fairtrade Breakfast will weltweit das Bewusstsein für fairen Handel fördern.

Daten und Informationen www.fairtradebreakfast.ch oder www.swissfairtrade.ch

OeME-Tagung Befreiende TheologieFreitag 29. April

«Auf das ihr lebt» - OeME-Früh-jahrstagung zu «Befreiende Theologien für das 21. Jahrhundert. Begegnungen mit Rifa’at Lenzin, René Krüger, Mitri

Raheb, Jakob Schädelin, Park Seong-Won – und Abschied von Albert Rieger.

9.15 – 17.45 Uhr, Kipferhaus, HinterkappelenAnmeldung bis 16. 4. an [email protected], Information www.refbejuso.ch/agenda

MAI

Schweizerische Frauensynode21. Mai 2011, Zürich

Der ökumenisch getragene Ver-ein Frauen-Kirchen Synode Schweiz führt am 21. Mai die 5. Schweizer Frauensynode zum Thema « Wert-Schöpfung. Wirtschaft anders denken mitten im Finanzplatz Zürich » durch.

Informationen www.frauensynode.ch

JUNI

10 Jahre mission 21: Missionsfest 2011Sonntag, 19. Juni,

mission 21 feiert dieses Jahr ihr 10-jähriges Bestehen im Rahmen des Missionsfestes. Der Festtag beginnt mit einem Gottesdienst in der Peters-kirche und wird im Garten des Missi-onshauses mit einem vielfältigen Pro-gramm für Jung und Alt fortgesetzt.

Mehr Informationen im beiliegen-den Flyer.

hotel bildungszentrum 21, Missionsstrasse 21, Basel, Details siehe beiliegender Flyer

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Ein Kompass zum fairen Beschaffen

Die Einkaufsmacht der Konsumen-tinnen und Konsumenten lässt sich auch in der Kirchgemeinde einsetzen: Jede öffentliche Beschaffung kann be-wusst erfolgen. Um fair, sozialverträg-lich und nachhaltig hergestellte Pro-dukte und Dienstleistungen zu wählen, finden sie alle nötigen Informationen auf der Informationsplattform Kom-pass Nachhaltigkeit.

KOMPASS NACHHALTIGKEIT www.kompass-nachhaltigkeit.ch

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FILM

Head WindMeinungsvielfalt und Demokratie

Satellitenfernsehen ist im Iran verboten, gleichzeitig aber für viele Menschen zu einem wichtigen Me-dium für Information und Unter-haltung geworden. Seit das kleine Dorf Makhoonik im Osten Irans ans Stromnetz angeschlossen ist, finden sich auch immer mehr Parabolanten-nen. Aus Angst stellen die Leute ihre Antennen nur nachts draussen auf. Wer dort Satellitenfernsehen sieht, preist die Vorzüge von frei zugängli-chen Informationen und Filmen. Der Imam hingegen warnt eindringlich vor Sittenzerfall und Sünde.

Rund um die „Schüsseln“ wächst eine florierende Schattenwirtschaft, auch wenn die Installateure sich und ihre Familien mit ihrer subversiven Aktivität grossen Risiken aussetzen.

Head-Wind ist eine Reise voller Humor und Energie quer durch Iran. Der Film zeigt eindrücklich, wie sich die iranische Bevölkerung für ihr Recht auf Meinungsvielfalt und Zu-gang zu Informationen einsetzt, und wie es ihr gelingt, mit Hartnäckigkeit und zivilem Ungehorsam die Staats-doktrin zu unterlaufen. Peter Meier

Head-Wind (Bad-e-daboor)Dokumentarfilm von Mohammad Rasoulof, Iran, 2008, 44 Minuten, 45 Fr., ab 14 Jahren; Teil der DVD «Medien verändern die Welt», auf der sich auch der Film «Magic Radio» befindet.

Verleih und Verkauf: Stelle Bildung und Entwicklung 031 389 20 21, [email protected]

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MUSIK

Yes we can – Songs about leaving Africa

Nicht Weltmusik sondern Pop, Rapp, Hip-Hop oder Beat, das bringt die von der britischen Journalistin Rose Skelton zusammengestellte CD. 15 sehr unterschiedliche Lieder erzählen Ge-schichten von Hoffnungen, Erwartun-gen, aber auch Enttäuschungen und bit-teren Realitäten. Die Sänger oder ihre Freunde stammen aus verschiedenen af-rikanischen Grossstädten und leben in unterschiedlichen Ländern – oder sind wieder nach Hause zurückgekehrt. uw

outhere records 2010 OH 017, www.outhere.de

BüCHER

Gottesbegegnungen im Gefängnis

Der Schweizer Theologe Tobias Brandner ist ein spannender Mensch mit der Gabe, seine beruflichen Be-gegnungen mit inhaftierten Menschen auf anschauliche Weise nahezubrin-gen. Sein Buch «Gottesbegegnungen im Gefängnis» befasst sich mit der verborgenen Welt und dem religiösen Leben hinter Gittern. Der Autor unter-nimmt eine spirituelle Reise an Orte, wo zentrale Aspekte des Mensch-seins – Freiheit, Sinn, Vergebung und Zugehörigkeit – überlebenswichtig sind und wo sich die Fragen nach Ge-rechtigkeit und Gleichheit mit hoher Dringlichkeit stellen. Die Schilderun-gen zeigen, wie die harte Haftzeit zum Ausgangpunkt werden kann, um sich dem Geheimnis des Lebens neu an-

zunähern. Die Publikation entwickelt Ansätze theologischen Nachdenkens, pastoraler Praxis und seelsorgerischen Gesprächs, die aus solcher Verlust- und Leidenserfahrung herausführen. Sie lässt auch als ein stilles Manifest für das Gute im Menschen sehen. aw

Tobias Brandner, Verlag Otto Lembeck, ISBN 978-3-87476-588-6, 286 S., 23 Fotos, 37,90 Fr.

Handbuch zum Migrationsrecht

Am 1. Januar 2008 ist das Aus-ländergesetz in Kraft getreten, für Personen aus der EU gilt seit Jahren das Freizügigkeitsabkommen. Das Buch bringt eine übersichtliche, für Laien verständliche und praxistaug-liche Darstellung des aktuellen Mi-grationsrechts und Einblick in das System der schweizerischen Migra-tionspolitik. Dank der aktuellsten Rechtsprechung des Bundesgerichts dient es ebenso den Fachleuten.

Marc Spescha, Antonia Kerland, Peter Bolzli Orell Füssli Verlag, ISBN 978-3-280-07257-8, 343 S., 64 Fr.

Reisen im BuchDer Andere Literaturklub

Seit fünfundzwanzig Jahren exis-tiert der Andere Literaturklub, getra-gen von der Gesellschaft zur Förderung der Literatur aus Afrika, Asien und La-teinamerika litprom in Frankfurt und von artlink (vor 2007 die Erklärung von Bern). Mit Erstübersetzungen er-schliesst er diese Literatur auf Deutsch. Programm 2011:Omair Ahmad, Indien: GeschichtenerzählerJuan Gabriel Vásquez (Kolumbien): Die geheime Geschichte CostaguanasMahi Binebine, Marokko: Die Engel von Sidi MoumenLuis Sepúlveda, Chile: Unser eigener Schatten

www.literaturklub.ch, Mitgliedschaft 120 Fr. pro Jahr für vier Bücher, vier Ausgaben der Zeitschrift « Literaturnachrichten », mindestens eine Einladung zu einer Lesung.

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Im Iran floriert die Schattenwirtschaft mit

Satellitenschüsseln.

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« In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst. »

Tibetisches Sprichwort

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