Contigo 4/2011: Lateinamerika - Freuden und Lasten einer faszinierenden Region

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Lateinamerika - Freuden und Lasten einer faszinierenden Region Nr.4 | 2011 Mitteilungen der evangelischen Werke für die Kirchgemeinden © Heinz Bichsel / mission 21

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Lateinamerika lässt nicht kalt, erst recht nicht kirchlich Engagierte: Fünf persönliche Zugänge zu einem vielfältigen Kontinenten.

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Lateinamerika - Freuden und Lasten einer faszinierenden Region

Nr.4 | 2011Mitteilungen der evangelischen Werke für die Kirchgemeinden

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S4 – 9 DOSSIER Überall, auch in der Region La Paz,

Bolivien, gehören kleine Läden mit ihrem vielfältigen und bunten Angebot zu einer der

Faszinationen von Lateinamerika.

S10 bROt füR allE – Ökumenische Kampagne 12: Geschlechtergerechtigkeit und Hunger

S11 bROt füR allE – Gespräch mit Jeanne Pestalozzi-Racine, neue Präsidentin BFA

S12 bROt füR allE – Bilder vom Fest der Solidarität

S14 HEKS – Projekt AltuM: Wenn Migrantinnen und Migranten älter werden

S15 HEKS – Eine Baumpatenschaft hilft nachhaltig

S17 HEKS – Eine Kuh, ein Stern und andere Ideen für Weihnachtsgeschenke

S18 MISSIOn 21 – Blickpunkt Bolivien: FUNDA- PIM verbessert Gesundheitsversorgung

S19 MISSIOn 21 – Costa Rica: Theologische Universität UBL mit grosser Ausstrahlung

S20 MISSIOn 21 – Neues Kursprogramm als Fenster zur Welt

S22 agEnDa unD MaRKtplatz

INHALT

contigoMitteilungen der evangelischenWerke für die KirchgemeindenHerausgegeben von Brot füralle, HEKS, mission 21 undden OeME-Fachstellen

Erscheint viermal jährlich im März, Juni, September und Dezember

ISSN 1660-3788

Brot für alleMonbijoustrasse 29, Postfach 5621, 3001 BernTel. 031 380 65 65, Fax 031 380 65 64Mail: [email protected], Web: www.brotfueralle.chSpendenkonto: 40-984-9

HEKS – Hilfswerk der Evangelischen Kirchen SchweizSeminarstrasse 28, Postfach, 8042 ZürichTel. 044 360 88 00, Fax 044 360 88 01Mail: [email protected], Web: www.heks.chSpendenkonto: 80-1115-1

mission 21 – evangelisches missionswerk baselMissionsstrasse 21, 4003 BaselTel. 061 260 21 20, Fax 061 260 21 22Mail: [email protected], Web: www.mission-21.orgSpendenkonto: 40-726233-3

OeME-Fachstellen der KantonalkirchenWeb: www.oeme.ch

RedaktionPeter Dettwiler (ped), OeMERichard Geer (rg) mission 21Christine Spirig (cs), HEKSUrs Walter (uw), Brot für alle

RedaktionsleitungUrs Walter Tel. 031 380 65 71Monbijoustrasse 29, Postfach 5621, 3001 BernMail: [email protected]

Layoutgrafik.trieb, 2560 Biel

Druckrubmedia, 3001 Bern

Adressänderungen und AbonnementsverwaltungAdministration Brot für alle Monbijoustrasse 29, Postfach 5621, 3001 BernMail: [email protected] Tel. 031 380 65 65Fax 031 380 65 64

Titelbild: Intensive Farben faszinieren an Lateinamerika. Sie freuen aber auch Delia Condori und ihr Kind, eine bei Fundawi, einer Partnerorganisation von mission 21 in Caranavi in der Region La Paz, tätigen Beraterin

Rückseite: Momente unbeschwerter Freude gehören auch zum Leben der Mädchen in Bucaramanga in Nordkolumbien.

Die reformierten Werke arbeiten mit den unterschied-lichsten Gruppierungen zusammen. Das stärkt auch Ein-zelpersonen, etwa Desideria Claure de Endara, die sich ihr Leben mit einem kleinen Laden verdient. Im Dossier findet sich ein bunter Strauss persönlicher Eindrücke und Einschätzungen – sei es zu Befreiungstheologie, den spi-rituellen andinen Wurzeln oder den Folgen der Ausbeu-tung durch europäische, später US-amerikanische und heute auch chinesische Firmen oder Personen. uw

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3contigo Nr.4 | 2011

liebe leserinnen,

liebe leser

lateinamerika lässt uns

nicht kalt, erst recht nicht

kirchlich Engagierte: Das

menschliche leid ist in

Mittel- und Südamerika

seit mehr als 500 Jahren

gross und noch immer

werden verschiedene ge-

sellschaftsgruppen mar-

ginalisiert, zum beispiel

Indigene. und die Kir-

chen sind leider nicht ganz unbeteiligt an einigen

negativen Entwicklungen. gleichzeitig sprechen uns

Religion und Spiritualität der «latinos» an. Denn

leben und glaube sind bei ihnen nicht voneinander

zu trennen. Der christliche glaube wird dabei oft mit

den noch lebendigen Riten der indigenen Religionen

verwoben. und die theologie der befreiung, die vie-

le Menschen ermutigte, sich für mehr gerechtigkeit

einzusetzen, hat sogar auswirkungen auf die theo-

logie und gemeindepraxis in der Schweiz gezeigt.

lateinamerika ist im umbruch: politisch, gesell-

schaftlich, wirtschaftlich und religiös. Die sozialen

ungleichheiten sind trotz aller Veränderungen geblie-

ben. mission 21, Brot für alle und HEKS sind über

ihre partner mit den Menschen in zwölf ländern der

Region verbunden und setzen sich für die Verbesse-

rung ihrer lebens- und arbeitsbedingungen ein.

für das Dossier zu lateinamerika haben wir uns

für fünf persönliche zugänge zu diesem vielfälti-

gen Erdteil entschieden. Denn geschichte besteht

immer aus geschichten. und die geschichten der

Menschen in lateinamerika bewegen uns.

EDITORIAL

Lateinamerika bewegtMagdalena Zimmermann, Direktorin ad interim mission 21

Die Leiterinnen und Leiter der drei Werke Brot für alle, HEKS und mission 21 sowie der OeME-Fachstellen wechseln sich beim Schreiben des Editorials ab.

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Erst Zufall, dann Schicksal, so fand Hildegard

Willer den Weg von Europa nach Lateinamerika.

Die Faszination teilt sie mit vielen anderen. Heute

«entdeckt» China den aufblühenden Kontinent, um

seinen Hunger nach Ressourcen zu stillen.

Dass ich mit 18 Jahren als junge Freiwillige für ein Jahr nach Venezuela ging und nicht nach China, war Zufall. Dass ich 17 Jahre später als Fachkraft wieder auf den Kontinent zog, war gewollt: das lateinamerikanische Virus hatte mich gepackt. Dies ging vielen Europäern so, die einmal in La-teinamerika waren. Der Halbkontinent war immer ein Sehn-suchtsort, seit Christoph Kolumbus vor über 500 Jahren sei-nen Fuss auf die heutige Dominikanische Republik setzte, ein Ort, an dem es das in Fülle zu geben schien, was zu Hause im alten Europa so schwerlich zu finden war: Die Spanier such-ten nach dem El Dorado, dem Goldland, die Alt-68er in Kuba oder Nicaragua nach der wahren Revolution, Kirchenträume-rinnen wie ich suchten in Brasilien und Peru ideale kirchliche

Basisgemeinschaften, Industrieländer träumen heute wieder von den Gold- , Silber- und Kupferschätzen des Kontients.

Teil der westlichen Welt, doch … Lateinamerika ist deswegen attraktiv, weil es uns Frem-

des und Vertrautes auf besondere Weise verbindet. Das fängt schon bei der Religion an: Lateinamerika ist ein christlicher Kontinent. Die christliche Religion und die iberische Kultur in ihrer spanischen oder portugiesischen Variante ist allen Ländern Lateinamerikas, mit Ausnahme der Karibikinseln, gemein. Lateinamerika ist Teil der westlichen Welt .

Damit ist aber schon die Grenze der Gemeinsamkei-ten erreicht. Wer einen Indigena vom 4000 Meter hoch gelegenen Titicaca-See – Nachfahre der Ureinwohner –, ei-nen schwarzen Bewohner der Dominikanischen Republik – Nachfahre aus Afrika verschleppter Sklaven - und einen weisshäutigen Bewohner von Buenos Aires – Nachfahre ita-lienischer Einwanderer – nebeneinander stellt, wird seine liebe Mühe haben, sie dem gleichen Kulturkreis zuzuordnen. Die Mühe haben auch der Argentinier, der Peruaner und der Dominikaner selbst. Denn obwohl Lateinamerika als mestizischer Kontinent schlechthin gilt, als Kontinent der Rassenmischung, so bestimmt die ethnische Zugehörigkeit auch heute noch die Lebens- und Berufschancen. Die grosse kulturelle Diversität wurde seit den Zeiten der spanischen Kolonie selten als Reichtum und sehr oft als Instrument der Hierarchisierung und Ab- bzw. Aufwertung benutzt. Zwar fasziniert Lateinamerika uns Europäer gerade aufgrund sei-ner kulturellen Vielfalt, nach innen jedoch ist Lateinamerika bis heute ein rassistisch geprägter Kontinent. Zeitungskom-mentare über faule Schwarze und hässliche Indios kann man auch heute noch in peruanischen Zeitungen lesen!

Grosses soziales UngleichgewichtEin weiteres Markenzeichen prägt den amerikanischen

Subkontinent, eines, auf das die Lateinamerikaner keinen Grund haben, stolz zu sein: Lateinamerika ist nicht der ärmste, wohl aber der ungleichste Kontinent weltweit. Um das zu erkennen, braucht man nur offenen Auges durch eine

DOSSIER

AUFBRUCHSTIMMUNGEN

Vielschichtige Faszination von LateinamerikaEine persönliche Annäherung von Hildegard Willer, Lima *

So vielfältig wie die Früchte des Kontinentes sind auch die Freuden und Sorgen.

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der lateinamerikanischen Metropolen zu spazieren. Mo-derne, europäisch oder amerikanisch geprägte Stadtviertel liegen neben Armensiedlungen, in denen die Menschen zu acht in einem Wellblechzimmer hausen. Dabei setzen viele Bewohner der reichen Siedlungen nie in ihrem Leben einen Fuss in die Armenviertel, in denen die Mehrheit der Stadtbe-völkerung lebt. Die Reichen haben ihre eigenen Schulen, ihre eigenen Krankenhäuser, ihre eigenen Universitäten, Clubs und Parks. Die mestizische Gesellschaft Lateinamerikas ist zugleich eine stark segregierte Gesellschaft, in denen die ver-schiedenen Schichten sich kaum treffen.

Die Chance des GoldesWenn man heute ein Dorf in den Anden besucht, trifft

man mit grosser Wahrscheinlichkeit auf Gold- und Kup-fersucher. Die meisten Länder Lateinamerikas sind vom Rohstoffexport abhängig. Dies hat sich seit der Ankunft der ersten Spanier nicht geändert. Oder doch ? Es liegt auch eine Chance im neuen Rohstoff-Boom, denn die grossen Erz- und Ölfunde liegen nicht in den Städten, sondern im Hinterland, wo die meist indigene Bevölkerung ein vergessenes Dasein zweiter Klasse führte. Die indigenen Gemeinschaften haben nun auf einmal eine Macht, die sie vorher nicht hatten: Sie können mit ihren Protesten prestigeträchtige Bergbau- und Infrastrukturprojekte zum Kippen bringen, wie dies al-lenthalben in Lateinamerika geschieht. Zuletzt im brasilia-nischen Belo Monte, wo eine Handvoll Indigenas bis heute

erfolgreich den Bau des grössten Staudammprojektes des Landes verhindert. Dabei geht es sowohl um eine politische Beteiligung der bisher Augeschlossenen als auch um die Be-wahrung der natürlichen Umwelt. Der Kampf darum, ob und wie eine nachhaltige Entwicklung aussehen soll, wird die Länder des Subkontinents noch lange beschäftigen.

Neues SelbstbewusstseinLange Zeit galt Lateinamerika als politischer Hinterhof

der USA. Diese Ära neigt sich ihrem Ende zu. China hat die USA als wichtigster Handelspartner in den meisten Ländern Lateinamerikas abgelöst. Der Handel ist eindeutig: Latein-amerika liefert Rohstoffe, China Konsumgüter. Zugleich steigt Brasilien zur Regionalmacht auf. Dies bedeutet nicht nur eine politische Machtverschiebung, sondern auch neu-en wirtschaftlichen Druck auf das Herz Lateinamerikas, das bisher weitgehend unerschlossene Amazonasgebiet.

Während Europa und die USA von einer Finanzkrise in die nächste taumeln, durchleben die Länder Lateinamerikas eine Hochkonjunkturphase. Ihre Rohstoffe sind nachge-fragt, die Staatshaushalte grossenteils saniert, in vielen Län-dern kümmern sich sozialdemokratische Regierungen um eine bessere Verteilung des neuen Reichtums.

Als Europäerin spüre ich heute in Lateinamerika allent-halben ein neues Selbstbewusstsein und eine Aufbruchstim-mung aufgrund der neuen wirtschaftlichen Stärke. Zugleich hält mir Lateinamerika gerade als Europäerin einen Spiegel vor: Während in meinem Heimatkontinent die Schere zwi-schen Arm und Reich immer mehr auseinanderklafft, gehen chilenische Studierende auf die Strasse um – erfolgreich – für mehr Staat zu protestieren.

* Hildegard Willer arbeitet als freie Journalistin und lebt seit zwölf Jahren

in Lima, Peru

Schlechte Arbeitsbedingungen in der lokalen Coca Cola-Fabrik führten zu einem

Boykottaufruf der Gewerkschaft.

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Raffinerie Barrancabermeja, Kolumbien: Nach fünf Jahren verkauft sie der Schweizer

Rohstoffriese Glencore zurück an die staatliche Ecopetrol.

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6 contigo Nr.4 | 2011 DOSSIER

BEFREIUNGSTHEOLOGIE

Die Glut kommt von unten und heizt an vielen Orten ein

Albert Rieger *

In einer christlichen Basisgemeinde von Kleinbauern

im Nordosten Paraguays nahm ich als junger Theolo-

ge am Umbau einer kolonialen zu einer befreienden

Kirche teil. Im Herzen dieses Projekts stand die

«Option für die Armen».

Ein ökumenisches Stipendium des Weltkirchenrats ver-schaffte mir in den 1970er-Jahren die Möglichkeit, in die soziale, politische und kirchliche Realität Lateinamerikas einzutauchen. Der Sprung brachte einiges gründlich durch-einander. Vieles, was ich an europäischen Universitäten ge-lernt hatte, wurde buchstäblich vom Kopf auf die Füsse ge-stellt. Es waren vor allem zwei neue Entdeckungen, die ich in diesen Jahren - schrittweise - gemacht habe:

Die Neuentdeckung der Gemeinde. In der Basisge-meinde habe ich das «Priestertum aller Gläubigen» neu entdeckt, jene Grunderfahrung der Reformation, die wir bei uns über Jahrhunderte durch die «Pfarrerkirche» ver-gessen und zugeschüttet haben. Neue Dienste und Ämter werden von Laien mit grossem Selbstbewusstsein wahr-genommen. Ein Hauch urgemeindlichen Aufbruchs weht durch die Basisgemeinden.

Die Neuentdeckung der Bibel. Es ist eine umwerfen-de Erfahrung, scheinbar vertraute biblische Geschichten und Texte ganz neu mit den Augen der Armen und Un-terdrückten zu lesen. Sie lesen in der Bibel wie in einem Spiegel und erkennen, dass sie in diesen Texten vorkom-men. «Vom Leben zur Bibel – von der Bibel zum Leben»: Diese kreative Methode in der Auseinandersetzung mit Bibel und Alltagsrealität hat mir kein Theologiestudium, wohl aber das Leben in der Basisgemeinde vermittelt. Die Basisgemeinden auf dem ganzen Kontinent wur-den zum Nährboden einer Theologie der Befreiung, die in der Folge in aller Welt Aufsehen erregen sollte: Eine Theologie, die von unten wächst, und die von der Ver-heissung lebt, dass der biblische Gott «ganz unten» zu suchen und zu finden ist.

Befreiungstheologien wachsen überallAllen politischen und kurialen Repressionen zum Trotz

wurde die Befreiungstheologie in den vergangenen Jahr-zehnten ständig und kreativ weiterentwickelt. Sie hat über Lateinamerika hinaus Kreise gezogen und sich zuneh-mend differenziert und demokratisiert: Die Ureinwohner, die schwarze Bevölkerung, die Frauen und vereinzelt auch Pfingstkirchen in den Elendsquartieren der Städte. Es sind jene Akteure, denen heute in der Entwicklungszusammen-arbeit und in der Zivilgesellschaft eine Schlüsselrolle zu-kommt. Und schrittweise hat sich die Option für die Armen zur Option für die bedrohte Schöpfung, zur Öko-Theologie weiter entwickelt, gerade auch in der industrialisierten Welt. Befreiungstheologien - im Plural - wachsen heute an vielen Orten, sind kontextuell, vielfältig und nie eine fertige Sache.

* Albert Rieger war bis Frühjahr 2011 Leiter der OeME-Fachstelle Bern

Gewohnte Liturgie – ungewohnte Gewänder, das prägt oft die Gottesdienste in Lateinamerika.

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7contigo Nr.4 | 2011 DOSSIER

ANDINE THEOLOGIE

Toda la vida es sagrada – Das ganze Leben ist heilig

Urs Walter

«Toda la vida es sagrada – Das ganze Leben ist

heilig», fasst die Theologin Maria Christina Ventura

die Grundhaltung der andinen Theologie zusammen.

Zugleich finde sich im Leben und damit in ganz

Lateinamerika eine grosse spirituelle Vielfalt.

Jahrhundertelang haben Kolonialmächte und auch Missionare europäische Gedanken und Verhaltensweisen sowie christliche Theologie der indigenen Bevölkerung übergestülpt. «Aber die tiefen Strukturen haben sie damit nicht verändert», betont Ventura. «Die Menschen konnten widerstehen, getragen von der Verbundenheit ihres eigenen Lebens mit dem ganzen Kosmos». Das sei nicht hochflie-gend spirituell gemeint, sondern umfasse das «Eingebettet sein» in eine Ganzheit, die tiefe Gewissheit, mit dem Boden, der Welt und der Gemeinschaft verbunden zu sein, versucht Ventura den Kern der andinen Theologie zu umschreiben.

Mehr Haltung denn Theologie«Doch», präzisiert die Chemikerin und promovierte

Theologin und Pädagogin, «es ist etwas anderes als Theo-logie im europäischen Sinn. Die griechisch und römisch geprägte Vorstellung von Religion ist ein geschlossenes Sys-

tem. Im andinen Denken gehe die Suche nach Wahrheit mit kritischem Hinterfragen und der Suche nach weiteren Mög-lichkeiten einher.» Ausgangspunkt bilde je die persönliche Realität. Darum habe Lateinamerika Theologien, also viele Arten von Denken und Umgang mit Religion.

«Andin ist eine Haltung, weniger ein theologisches Ge-dankengebäude», umschreibt Ventura das, was bei uns als andine Theologie bekannt ist. Sie baue auf einem anderen Grundverständnis als christliche Religionen – reformierte wie katholische. Im Zentrum stehe das Verbindende, das Integrie-rende, eine traditionelle Grundhaltung der indigenen Völker und Gemeinschaften. Wer sich damit befasse, müsse eine kri-tische Offenheit mitbringen und die übliche analytisch-auftei-lende Denkweise aufgeben. «Andin ist eine integrale Mission des Lebens, das umfasst mehr als eine Religion», erläutert Ventura. Ausdruck sei zum Beispiel, dass indigene Gemein-schaften die einzelnen Äcker des Dorfes reihum und gemein-sam bearbeiten. Wer eine Frucht vom Baum pflückt, frage ihn um Erlaubnis – und sage danke.

Bewusstsein einbeziehen«Typisch europäisch» kommentiert Ventura die Frage,

wer noch und wo andine Theologie lebe: Sie gedeihe überall auf der Grundlage der eigenen Kultur(en) und führe zu einer integrierenden Vision von Theologie – und zu verschiedenen Ansätzen, wie feministische oder Befreiungstheologie. «Wer darauf einsteigt, muss aber seine bisherige Denkstruktur weg-legen und sich auf ein ganz anderes Denken einlassen. Andere Werkzeuge und Instrumente sind gefragt. Das betrifft auch die Entwicklungszusammenarbeit.» Im verbundenen Den-ken gehe es nicht um Fortschritt, sondern um Dialog. Nur so zielten die Anstrengungen auf den interkulturellen Austausch und brächten nicht einfach das europäische Paradigma mit. «Auch wer einen Brunnen baut, muss das Bewusstsein der Bevölkerung einbeziehen und gemeinsam die Frage angehen, ›Wie verändert sich die Welt mit diesem Projekt‹?»

Tirsa (Maria Christina) Ventura ist Professorin am Ökumenischen Forschungs- und

Schulungszentrum DEI in San José, Costa Rica. Die 50-Jährige hat zuerst Chemie

abgeschlossen, ehe sie in katholischer Theologie doktorierte.

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Zum Gottesdienst in Quibdo gehört auch der Auftritt der einheimischen Tanzgruppe.

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8 contigo Nr.4 | 2011 DOSSIER

GUATEMALA

«Selbst unter Bitterkeit»

Edith Bitschnau *

«Wer behauptet denn, dass es in Guatemala einen

Völkermord gab?», fragte Otto Perez Molina, Guate-

malas neuer Präsident, in einem Interview während

seines Wahlkampfes. Verschweigen und Nicht-Wahr-

haben der Gräuel gilt noch immer.

Diese Frage könnte auch, einmal mehr, als Drohung ver-standen werden. In jener Zeit, als Oberst Perez Molina für die Region Quiché verantwortlich war, traute sich jedenfalls in Guatemala kaum jemand, über diese Abscheulichkeit öf-fentlich zu reden. So bekam in den achtziger Jahren in Gua-temala, wer sich als Touristin aufhielt, auch als interessierter Mensch, davon nichts Konkretes mit. Die Nachrichten über unzählige Massaker durch die Armee, sickerten erst durch, als guatemaltekische Angehörige von geheimen Menschen-rechts- oder Guerrilla-Organisationen durch die Welt reisten und darüber berichteten.

Wenig öffentliche AufmerksamkeitIch erinnere mich, wie wir damals als Solidaritätsgrup-

pe in der Schweiz, gemeinsam mit anderen solidarischen Menschen versuchten, Öffentlichkeit zu erreichen, um den reisenden Zeugen Gehör zu verschaffen. Doch nur selten fand der Völkermord in Guatemala Beachtung durch die Medien. Während all dieser Jahre teilten wir mit den Men-

schen in Guatemala, die Widerstand leisteten, die Hoff-nung, dass es einmal besser werde, dass die Wahrheit ans Licht käme und die Schuldigen bestraft würden. Solange der Atem bei den guatemaltekischen Aktivistinnen und Aktivisten reichte, trotz der Gefahren, trotz der Verluste, trotz der brutalen Gewalt, wollten auch wir in der Schweiz nicht aufgeben.

Niedergeschlagenheit – und WiderstandWenn ich heute nach Guatemala reise, weiss ich, dass

mir dort eine Stimmung von Bitterkeit und Niedergeschla-genheit begegnet. Viele wollen sich nicht mehr mit den Monstern der Vergangenheit anlegen. Die Menschen sind zu sehr mit der alltäglichen Gewalt der Gegenwart und des Kampfes ums Überleben beschäftigt. Und auch die Angst ist immer noch da. Aber ich treffe auch auf Gruppen und

Organisationen, die weiterhin Widerstand leisten. Sie trot-zen der Ungeheuerlichkeit der Straflosigkeit, wollen nicht schweigen, trotzen weiterhin den Bedingungen. Das bringt auch Erfolge: Die Gemeinden im Ixcan verhindern bis heu-te eine Überflutung ihres Landes für ein Wasserkraftwerk multinationaler Firmen. Die Bevölkerung in San Marcos rebelliert gegen die Ausbeutung einer Goldmine durch eine kanadische Bergbaufirma, weil dadurch ihr Wasser verseucht wird. Oder AGPD, die Selbsthilfeorganisation der Kriegsversehrten, die den Mitgliedern trotz ihrer kör-perlichen Behinderungen eine eigenständige Existenz er-möglicht. So rücken trotz der Wahl von Perez Molina viele Menschen nicht von ihrem Anspruch auf Gerechtigkeit und unversehrtes Leben ab – «selbst unter Bitterkeit» wie der guatemaltekische Dichter Otto Rene Castillo schreibt. Weshalb sollten wir da zurückbleiben?

* Edith Bitschnau arbeitet seit Jahren bei Medico International als Koordinatorin für Guatemala

Ob in den Bergen Perus oder andernorts im Agrarland – Tagbau bedeutet tiefe Wunden und hohe Dämme zum Schutz vor giftigen Abwässern.©

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9contigo Nr.4 | 2011

PERU

Gold darüber oder Gold darunter

Jules Rampini-Stadelmann *

Ein Grossteil der Leute im armen Teil von Cajamarca

verfügt über kein fliessendes Wasser. Dennoch sollen

sie sparen – damit die Folgen des enorme Mengen an

Wasser verschlingenden Bergbaus gemildert werden.

Die moderne Tagbaumine Yanacocha in der Nähe der Stadt Cajamarca im Norden Perus verbraucht täglich rund 480 000 Kubikmeter Wasser, dreimal mehr als die Stadt mit 180 000 Einwohnenden. Das bedroht deren Wasserreserven ernsthaft. Zuerst leidet darunter die Landwirtschaft. Hinzu kommt die Vergiftung. Das Gold wird mit einer Mischung aus Wasser und hochgiftigem Zyanid aus dem gemahlenen Gestein herausgewaschen, beim Kupfer wird Arsen verwen-det. Diese Säuren lösen immer zusätzlich noch Schwermetal-le heraus. Da horrende Mengen Gestein abgebaut werden – in einigen Minen über 200 000 Kubikmeter pro Tag – lässt sich das Versickern der giftigen Rückstände nicht verhindern.

Verseuchtes Wasser «Es muss davon abgeraten werden, das Wasser dieser

Gegend zu trinken», sagte kürzlich die deutsche Umwelt-In-genieurin Eike Humpel in Espinar im Süden Perus. Auf Ein-ladung der Kirche, der Provinzregierung und lokaler Bauern-organisationen nahm sie Wasser- und Bodenproben in der Umgebung der Kupfer-Tagbaumine Tintaya des Schweizer Bergbaukonzerns Xstrata. 7 Milligramm Aluminium, 0.07 mg Arsen, 10 mg Eisen, 0,4 mg Molibdän pro Liter Wasser – Konzentrationen, welche die zugelassenen Höchstwerte ums 10- bis 50-Fache übersteigen. Jetzt haben die Bäuerinnen und Bauern endlich einen Beweis. Bis anhin wurden sie von Xstrata und staatlichen Behörden nur belächelt, wenn sie die zunehmenden Fälle von Fischsterben und verendeten Nutz-tieren auf die Minentätigkeit zurückführten.

Missachtete RechteKönnen sie sich wehren? Gesetzliche Grundlagen und

Richtlinien dazu wären vorhanden, selbst in Peru. Laut Ver-fassung gehören die Rohstoffe unter dem Boden dem Staat, der Boden selber aber den Bauerngemeinschaften. Jede Bergbau-Konzession in solchen Gebieten ist eigentlich ver-fassungswidrig. Zudem schreibt die internationale Arbeits-organisation ILO für solche Fälle ein Konsultationsrecht für indigene und bäuerliche Gemeinschaften vor. Das haben

die letzten, neoliberalen Regierungen mit Dekreten zur In-vestitionsförderung ausgehebelt, welche Enteignungen oder Zwangsumsiedlungen ermöglichen. Die neue Regierung stärkt das Konsultationsrecht und sucht Möglichkeiten, mehr Gewinn aus dem Bergbau der Bevölkerung zukommen zu lassen. Bis jetzt blieben nur drei bis sechs Prozent der astro-nomischen Gewinne der Bergbaukonzerne im Land.

Der traurigen Realität von Beschattungen, Folterungen oder Morden von Bäuerinnen und Bauern im Widerstand stehen auch Hoffnungszeichen gegenüber. Ländliche Provin-zen beschlossen ein Bergbau-Moratorium. Im Norden Perus läuft die Kampagne «Minen im Paradies – Nein!», unterstützt von kirchlichen Instanzen. Schon 2002 lehnten die Leute des Distriktes Tambogrande im Norden in einer Volksabstim-mung überwältigend klar eine Konzession für eine Tagbau-Mine ab. Ein Bauer hatte dort etwas Gold gefunden. Sie sahen ihren Reichtum an tropischen Früchten bedroht, welche sie ins ganze Land liefern, und entschieden sich für das Gold über dem Boden – die goldenen Mangos an ihren Bäumen – und gegen das Gold darunter.

* Jules Rampini-Stadelmann, Bauer im Napfgebiet und ehemaliger Entwicklungshelfer in Peru

Die ansässige Bevölkerung führt oft einen einsamen Widerstand: In Yanacocha stoppt eine

Bäuerin einen Lastwagen, der zur Mine fährt.

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Einst ein klarer Bergbach, plätschert jetzt unterhalb der Mine Yanacocha verseuchtes, rot

verfärbtes Wasser talwärts.

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DOSSIER

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10 contigo Nr.4 | 2011

ÖKUMENISCHEN KAMPAGNE

Mehr Gerechtigkeit bringt weniger Hunger

Urs Walter

Gerechte Entwicklung für alle

leitet die Arbeit von Brot für alle.

Die ökumenische Kampagne

2012 rückt die gerechte Teilhabe

der Geschlechter ins Zentrum.

Seit mehreren Jahren leitet das Recht auf Nahrung den Auftritt der drei Werke Brot für alle, Fastenopfer und Partner sein in der ökumenischen

Kampagne. Hunger betrifft aber Frau-en, Kinder und Männer unterschied-lich. Darum befasst sich die Kampagne 2012 mit dem Einfluss der unterschied-lichen Lebenssituationen von Frauen und Männern auf ihren Zugang zu Nahrung. Sechzig bis siebzig Prozent der Hungernden in der Welt sind Frau-en, geht aus Statistiken der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UNO hervor. Weil Landrechte ans – männliche – Geschlecht geknüpft sind, verlieren verwitwete oder geschiedene Frauen die Lebensgrundlage. Oder, zeigt die Agenda 2012 die Realität der Frauen in Tikaré, Burkina Faso: «Kaum haben wir das Land bearbeitet, für Erosionsschutz gesorgt, gedüngt und, aufgeforstet, werden uns die Parzellen vom Dorfältesten wieder entzogen und einem männlichen Mitglied des Clans zugeteilt», beschreibt Haoua Ouédrao-go, Gemeindeanimatorin und Mutter.

Die ökumenische Kampagne 2012 befasst sich zudem mit den Anstren-gungen im Süden zur Eindämmung der Klimaerwärmung. Als Wettbe-werb werden in der Agenda Projekte aus sechs Ländern vorgestellt, in denen Gendergerechtigkeit, Nachhaltigkeit und am Menschen orientiertes Wirt-schaften modellhaft umgesetzt wird. Die Person hinter dem Siegerprojekt soll es den schweizerischen Behörden und später anlässlich der Klimakon-ferenz Rio+20 (voraussichtlich 4. bis 6. Juni 2012) als «A Voice in Rio», als die Stimme des Südens, vorstellen.

Alle Informationen und Unterlagen zum Herunterladen: www.rechtaufnahrung.ch

LAUSANNE

Spurten für den Süden

Am 31. Wettkampf «20 Kilometer von Lausanne» vom 28. April 2012 ist Brot für alle offizieller Partner der Aktion «Champion solidaire». Teil-nehmende rennen für die Solidarität mit den Menschen im Süden und sind an ihren farbigen Kopftüchern (Banda-nas) erkennbar. Das bringt nicht nur sportlichen Lohn, sondern unterstützt auch die Arbeit von BFA. uw

Information und Anmeldung: www.championsolidaire.ch

Glencore behauptet viel und belegt wenig

Im Zentrum der ökumenischen Kampagne 2011 von Brot für alle und Fastenopfer stand das Verhalten des in Baar ansässigen Rohstoffkonzern Glen-core im Kongo. Die beobachteten Miss-stände dauern an, wie Chantal Peyer von BFA festhält.

Chantal Peyer, bei Brot für alle zu-ständig für Unternehmensverantwor-tung und Menschenrechte, besuchte das Minengebiet im Osten des Landes. Pro-jektpartner von Fastenopfer und kongo-lesische Nichtregierungsorganisationen in der Demokratischen Republik Kongo informierten sie über die aktuellen Akti-vitäten von Glencore Tochter-Unterneh-mungen. Missstände wie Menschen-rechtsverletzungen oder ungerechte Wirtschaftsstrukturen hätten sich nicht verändert, wie Peyer sagt. Die Realitäten seien anders, als im ersten von Glencore veröffentlichen Nachhaltigkeitsbericht stehe. Darum werde Brot für alle weitere Studien mittragen. uw

Brotaktion, Rosenverkauf, TischsetBegleitet wird die ökumenische Kampagne wie jedes Jahr mit der Brotaktion und dem

Rosenverkauf. Mehrere hundert Bäckereien verkaufen «Brot zum Teilen». Für jedes bis

Ostern verkaufte Spezialbrot mit dem Fähnchen fliessen 50 Rappen in Programme und

Projekte von Brot für alle und Fastenopfer.

Der Verkauf der Max Havelaar-Rosen durch Prominente und andere Engagierte findet

2012 am Samstag, 17. März statt. Ziel der nächsten Kampagne ist, dass sich möglichst

viele Leute an der Wahl der «Voice in Rio» beteiligen. Erste Informationen zu den Pro-

jekten finden sich auf den Tischsets – mitsamt dem Hinweis zum Vorgehen zum Wäh-

len. Vielleicht hilft der verbreitete Einsatz der Sets in Kantinen oder Restaurants, das

Anliegen auch ausserhalb der Kirchgemeinden zu verbreiten. uw

Informationen oder Bestellen: www.rechtaufnahrung.ch

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11contigo Nr.4 | 2011

STIFTUNGSRAT BROT FÜR ALLE

Jeanne Pestalozzi-Racine übernimmt das Präsidium

«Unsere Chance ist die Zivilgesellschaft»

Urs Walter

Ab 2012 präsidiert Jeanne Pestalozzi-Racine den

Stiftungsrat von Brot für alle. Ihr Vorgänger, Ulrich

Siegrist, hat das Amt seit 2006 inne. Wichtig und

ein Vorteil von BFA ist für Pestalozzi die Veranke-

rung in der Kirche und in der Zivilgesellschaft.

Vorerst herzliche Gratulation zu Ihrer neuen Aufgabe, Frau Pestalozzi, und vielen Dank für das Engagement. Sie kennen Brot für alle – was wünschen Sie sich für das neue Amt?

Jeanne Pestalozzi-Racine: Dialog und eine klare Stimme: Der Dialog nach innen, wo 2011 drei neue Stif-tungsrätinnen gewählt wurden, aber auch mit den Mit-arbeitenden. Dazu gehört auch das Gespräch mit den evangelischen Partnerwerken und natürlich mit dem Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund SEK. Nach aussen soll unser Werk mit einer klaren Stimme auftreten, bei aktuellen Fragen eine Stimme der Verantwortung ein-bringen und auch der Zuversicht.

Als bewährte Stiftungsrätin kennen sie die Herausforde-rungen von BFA. Welche Themen werden in nächster Zeit be-sonders wichtig?

Nach einer Zeit mit vielen Strukturdiskussionen geht es jetzt wieder mehr um die Inhalte, die wesentlichen The-men. Diese Themen spielen eine grosse Rolle im Gespräch mit den Kirchgemeinden, die Brot für alle in ihrem Enga-gement für eine gerechtere Welt unterstützt. Im Zentrum stehen ebenfalls die Dienstleistungen von BFA für die Part-nerwerke, was den Begünstigten im Weltsüden zugute-kommt. Dies ohne den kirchlichen Aspekt zu verstecken, also Professionalität ohne Berührungsängste mit Spiri-tualität. Ich glaube nicht, dass das heikel ist: Im Zentrum unserer Arbeit stehen immer die Menschen und das Ziel, dass sie in Würde leben können. Mein Traum ist, dass wir als Werk aus unseren Erfahrungen in den Projekten der Entwicklungszusammenarbeit hilfreiche Leitlinien für ein verantwortliches Handeln hier geben können.

Mancherorts wird es schwieriger, die nötige Unterstützung für die drei Aufgaben von Brot für alle – Geld sammeln, ent-wicklungspolitische Anstösse geben und die Informationsauf-gabe – zu sichern?

Es ist so, im Jubiläumsjahr, nach 50 Jahren, wird die Pi-oniergeneration pensioniert. Aber nach wie vor gilt, dass die Zuwendung zu unserer Nächsten und unserem Nächs-ten keine Grenzen kennt. Sie überschreitet immer Grenzen, von der (Kirch-)gemeinde über die Schweiz in die ganze Welt. Wir können nicht Christinnen und Christen sein, ohne das Ganze im Blick zu haben. Darum bin ich sicher, dass wir neue Leute gewinnen, die jetzt Verantwortung tra-gen. Eine grosse Chance ist dabei, dass wir dort wie hier auf der zivilgesellschaftlichen Ebene arbeiten.

Jeanne Pestalozzi-Racine, Präsidentin Stiftungsrat BFA

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FA Die neue PräsidentinJeanne Pestalozzi-Racine war von 1995 bis Oktober 2011 Kirchenrätin

und damit Mitglied der Exekutive der Evangelisch-reformierten Landes-

kirche Zürich. Zuvor hatte die 59-jährige sich in der Zürcher Disputation,

einem Erneuerungs- und Erwachsenenbildungsprojekt, einen Namen

gemacht. Sie hat Romanistik und Altphilologie abgeschlossen, ist Mutter

von vier Kindern und Grossmutter von sechs Enkeln. Seit 2005 gehört

sie dem Stiftungsrat von Brot für alle an. uw

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12 contigo Nr.4 | 2011

FEST DER SOLIDARITÄT

Viele Freiwillige, viel Suppe mit Brot und ein Geschenk

Tausende Freiwillige unterstützen Brot für alle

und Fastenopfer. Ihnen schöpfte Starkoch Anton

Mosimann am Fest zum 50. Geburtstag der Werke

Suppe nach seinem Rezept. Dazu gab es welt-

meisterliches Brot. Mit am Tisch sass Bundesrat

Didier Burkhalter.

Zum Fest der Solidarität am 11.11. 11 in Bern trugen Brot für alle, Fastenopfer und Partner Sein ein «Buch der Solidarität» zusammen. Es zeigt, wie in 250 Schweizer Kirchgemeinden und Pfarreien jedes Jahr Freiwillige kre-ativ und engagiert die Entwicklungszusammenarbeit der Werke unterstützen – oft mit einem Suppezmittag. Ein Buch wurde Bundesrat Didier Burkhalter überreicht. Be-eindruckt zeigte er sich in seiner Rede von der Vielfalt der Arbeiten der Freiwilligen. «Auch zeigt sich darin der Ge-nerationen übergreifende Wunsch, sich für andere Men-schen einzusetzen, die mit schwierigen Lebensumständen zu kämpfen haben.»

Wie die vielen Besucherinnen und Besucher stärkte sich Bundesrat Burkhalter mit Suppe und frischem Brot der jungen Bäckerweltmeister der Bäckerei Aebersold aus

Murten. Als Dank für 50 Jahre Engagement überreichte Burkhalter den Leitern der beiden Werke als Zeichen der Solidarität gebundene Getreideähren. «Sie symbolisieren den Zugang zu Nahrung, können zu Suppe und Brot ver-arbeitet, aber auch gepflanzt werden, auf dass neue Ähren spriessen. In diesem Sinne sind sie auch ein Symbol für die Erneuerung und ein Zeichen für die heranwachsende Ge-neration, die sich in Ihren Reihen engagiert und die Arbeit in den nächsten 50 Jahren mittragen wird.» uw

Bilder, Fernsehbeiträge und ein Film vom Fest, das Buch und die Gruss-worte von Bundesrat Burkhalter finden sich auf www.brotfueralle.ch/50jahre

JUBILÄUMSBUCH

50 Jahre Solidarität und Entwicklung

Wer weder am grossen Fest der Solidarität in Bern noch an einer der anderen Feiern zum 50. Geburtstag von Brot für alle dabei war, kann wenigstens im Jubiläumsbuch schmökern. Oder die Bilder aller Aktionsplakate anschau-en, die Inhalte wie Stil der jeweiligen Zeit widergeben. Der Blick zurück auf 50 Jahre Brot für alle hat der Journalist Christian Zellweger verfasst. Eingebettet wird diese Chro-nik in die kirchlichen und gesellschaftlichen Zusammen-hänge und namentlich in den Kontext von fünf Dekaden Entwicklungsarbeit. uw

Jubiläumsbuch Brot für alle; 128 Seiten (davon 24 farbige Bildseiten), gebunden; 15.- Fr. (plus 2.50 Fr. Versandkosten);

Bestellungen an: [email protected]

«Korn, das aus einer fruchtbaren Erde wächst, ist auch Symbol für Ihre Arbeit, die Sie Tag für

Tag zum Wohl der Menschheit verrichten,» dankte Bundesrat Didier Burkhalter (Mitte) Beat

Dietschy, Zentralsekretär Brot für alle (r.), und Anton Hautle, Direktor Fastenopfer. Das Fest

und die heisse Suppe mit Brot genoss auch Bundesratsgattin Friedrun Sabine Burkhalter.

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Viele trugen zum Buch der Solidarität bei.

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13contigo Nr.4 | 2011

LANDWIRTSCHAFT

Studie zu den Treib-hausgasemissionenLange wurde der Ausstoss der

Landwirtschaft an Treibhausgasen wenig beachtet. Dies muss sich än-dern, macht eine von Brot für alle mit-finanzierte Studie klar. Die Ergebnisse fliessen in die Arbeit der Projektpart-ner in über 60 Ländern ein.

Zwei Ergebnisse der Studie* be-tont Evelyn Kamber, bei Brot für alle für den Bereich Klima und Entwick-lung verantwortlich: «Die System-grenzen der Berechnungen müssen richtig gezogen werden. Es genügt beispielweise nicht, nur die Inland-produktion einzubeziehen. Zu den Schweizer Emissionen gehört auch der Ausstoss an Klimagasen bei An-bau im Ausland und Import von menschlichen Nahrungsmitteln so-wie Kraftfutter und Zusatzstoffen für Tierhaltung und Ackerbau.» Geeig-nete Massnahmen brächten aber be-deutende Entlastung.

Als Zweites müsse der Verbrauch betrachtet werden, fügt Kamber an. «Durch unsachgemässe Lagerung ge-hen im Weltsüden 30 bis 40 Prozent aller hergestellten Lebensmittel ver-loren. Noch skandalöser ist, dass in den Überflussgesellschaften des Nor-dens ein ähnlich hoher Anteil Esswa-ren in den Haushaltungen und Läden weggeworfen wird – beides auch eine unnötige Klimabelastung.» uw

* Studie «Mitigating Greenhouse Gases in Agri-culture – A challenge and opportunity for agricul-tural policies»«Verminderung der Treibhausgase in der Landwirtschaft – Herausforderungen und Chancen für die Landwirtschaftspolitik*»; Bern/Frick 2011. Bezug der Studie (Englisch) und der Zusammenfassung (Deutsch) via www.brotfueralle.ch

Spezialfonds Klima und Entwicklung; Brot für alle/Fastenopfer, 3001 Bern

Spendenkonto: 30-763778-3

Projekt-Nummer: 500.0000

KLIMA

Wati entwickelt sich zur Klimaexpertin

Klimatrainings und die damit ver-bundenen Projektanalysen im Süden sind eine Erfolgsgeschichte von Brot für alle. Mit Wati aus Indonesien wird 2012 erstmals eine Expertin aus dem Süden ein Klimatraining leiten.

In einem Bauerndorf aufgewach-sen, kennt Wati die Sorgen der vom Klimawandel betroffenen Bäuerinnen und Bauern seit ihrer Kindheit. Zu-dem weiss sie um die Schwierigkeiten, generell die Einkommen der Bevölke-rung zu steigern. Mit der Ausbildung zur Klimatrainerin könne sie nun «wirklich etwas machen». Darum freut sich die 32-Jährige, die beide wichtigen Landessprachen, javanisch und indonesisch, – sowie englisch – spricht, die Landbevölkerung in der Bewältigung des Klimawandels zu un-terstützen. Es sei eine «sehr langfris-tige Aufgabe», fügt sie an – und eine, die viel Ausdauer braucht. Erschwe-rend wirke, dass zum Beispiel für das nötige Wiederaufforsten das Land oft nicht jenen gehöre, die es bearbeiten.

Frauenwelt und MännerweltIm Dorf Hilalang Gadang, acht

Kilometer von der nächsten Stadt ent-fernt, beeindruckte Wati kürzlich, wie sich die Sicht der Frauen und Männer auf die Umweltrisiken unterscheiden. «Eine Frau war von den unterschied-lichen Einschätzungen der Männer so beeindruckt, dass sie gleich im zweiten Wirkshop bei den Männern mitmachte und sie mit ihrer Sicht herausforderte.»

Männer befürchten die Folgen der Stürme und der Erdrutsche, Frauen hingegen die Überschwemmungen nach den Starkregen. Ein Grund: Ers-tere verdienen Geld mit der Herstel-lung von Backsteinen, wofür sie die Hänge abgraben – letztere bearbei-ten die Felder in den Ebenen. Erdbe-

ben, wie sie vor zwei und vier Jahren auftraten, beschäftigen beide. Über-einstimmend stellen sie auch fest, dass Regen- und Trockenzeiten seit drei Jahren nicht mehr vorhersehbar eintreten.

Als Indonesierin fällt Wati der wichtige Einbezug der lokalen Gege-benheiten leichter: «Gerade in einem muslimischen Land müssen neben den Betroffenen auch die politischen und religiösen Leader der Dörfer ein-bezogen werden. Nennen die Leute Abhilfemassnahmen gegen den Kli-mawandel, zählen sie ganz selbstver-ständlich ‹beten› auf.» uw

Der Erfolg mit Wati ermutigt, weitere lokale Klimatrainerinnen auszubilden. Kontakte bestehen in Kenia, Expertinnen oder Experten für Brasilien und Südamerika werden gesucht.

Klimatrainings im Rahmen des Südprogrammes 835.8007 Klimawandel und Entwicklung,

Spendenkonto Post 40-984-9

www.brotfueralle.ch/klima

Bodenverbundene Ökonomin

Bernadeta Sutrisnowati, genannt Wati, wurde 1979 in

Yogyakarta (Zentraljava) geboren. Ihr Ökonomiestudium

schloss sie mit einer Arbeit über die Förderung von Klein-

handwerk ab. Künftig soll sie Klimatrainings von Brot für

alle in Asien übernehmen. uw

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14 contigo Nr.4 | 2011

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In der Fremde in Würde altern Christine Spirig

Ein HEKS-Projekt hilft Migrantinnen und Migranten

ab 55 Jahren, sich auf das Leben im Alter in der

Schweiz vorzubereiten. Basis der Arbeit bilden Schlüs-

selpersonen, die als Freiwillige den Kontakt zu den

Migrationsgruppen herstellen.

Von den 1,7 Millionen Menschen mit Migrationshin-tergrund, die in der Schweiz leben, sind über 127 000 älter als 65 Jahre. Viele haben erst spät realisiert, dass die Rück-kehr in die Heimat keine Option mehr ist. Sozial isoliert und nur vage mit den hiesigen Vorsorge- und Versiche-rungseinrichtung vertraut, haben diese Menschen wenig Chancen, ihr Leben im Alter würdevoll zu meistern.

Um Migrantinnen und Migranten auf die Probleme beim Älterwerden aufmerksam zu machen, sie zu beraten und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich zu vernetzen, be-gann die HEKS-Regionalstelle Zürich/Schaffhausen 2006 das Projekt AltuM (Alter und Migration). Den Kontakt zu diesen Gruppen stellen freiwillige Schlüsselpersonen her, die Zugang haben zu Organisationen und Vereinen mit älteren Menschen ab 55 aus anderen Kulturkreisen.

Gemeinsame religiöse Basis hilft Milica Eichenberger ist seit Februar 2011 als freiwilli-

ge Schlüsselperson für AltuM tätig. Die 71-jährige Serbin,

die vor 45 Jahren in die Schweiz kam, gelang die Verknüp-fung beider Kulturen: Sie heiratete einen Schweizer, lehrte mit Mundart und Deutsch Sprache und die Kultur ken-nen. Auch engagiert sie sich in der hiesigen Politik und ist Präsidentin des Vereins serbischer Pensionäre Zürich. Wie sie selbst sind viele Vereinsmitglieder gut integriert. Einen Grund dafür sieht Milica Eichenberger in ihrer Re-ligionszughörigkeit: «Die meisten von uns sind Katholi-ken und teilen die religiöse Basis mit einem Grossteil der Schweizer Bevölkerung.»

Mehr Probleme mit der Integration haben die älte-ren Mitglieder der alawitischen Gemeinde Zürich. Hava Meral, die als freiwillige Schlüsselperson zwischen der Gemeinde und AltuM vermittelt, sieht die Ursache aber nicht in der Andersartigkeit des Glaubens, sondern in der Divergenz zwischen Land und Stadt, Tradition und Moderne. Im Gegensatz zu ihr, die in Istanbul auswuchs, stammen viele ältere Gemeindemitglieder aus abgelege-nen türkischen Dörfern. Sie sind von den Anforderungen des modernen urbanen Lebens überfordert – erst recht in einem anderen Land. Angst, Unsicherheit und mangelnde Sprachkompetenz führen dazu, dass diese Menschen zu-rückgezogen, ohne finanzielle Sicherheiten und gesund-heitliche Betreuung leben.

Gymnastik als Altersprävention Bei AltuM erhalten Migrantinnen und Migranten ge-

zielte Informationen zu wichtigen Themen im Alter und der Altersvorsorge in der Schweiz. Aber auch wer gut integriert ist, nutzt die Angebote und nimmt etwa an den wöchent-lichen Kaffeetreffen teil. Dort wird gemeinsam gesungen, gemalt und Gymnastik gemacht. Letzteres schätzen Mi-lica Eichenberger und die anderen serbischen Pensionäre besonders. Sie sehen es als präventive Massnahme, um die gesundheitlichen Risiken im Alter zu senken.

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Hava Meral

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ENTWICKLUNG LÄNDLICHER GEMEINSCHAFTEN

Baumpatenschaft – eine Hilfe, die Bestand hat

Corina Bosshard

Bäume spielen in vielen Projekten von HEKS eine

zentrale Rolle: Sie ermöglichen ländlichen Gemein-

schaften, auch auf kargen Böden genügend Nah-

rungsmittel anzubauen. Baupatenschaften können

deshalb viel bewirken.

Wichtig für die nachhaltige Entwicklung ländlicher Gemeinschaften ist die Vielfalt der landwirtschaftlichen Produktion. Sie gewährleistet Familien, die sich selbst versorgen müssen, eine ausgewogene Ernährung und er-möglicht ihnen durch Verkauf und Weiterentwicklung der Produkte, ihr Einkommen zu sichern. Dies zeigen die folgenden Beispiele aus fünf verschiedenen Ländern.

Auf den Philippinen werden Kleinbauernfamilien geschult, den Anbau auf ihrem Land – oft ehemalige Ko-kosplantagen – nicht nur mit Grundnahrungsmitteln, sondern auch mit Kakaobäumen zu diversifizieren. Der Verkauf der Kakaobohnen bietet den Menschen ein zu-sätzliches wirtschaftliches Standbein.

In Äthiopien sind Äpfel und Pflaumen interessante Nischenprodukte. Daher erlernen Kleinbauernfamilien im abgelegenen äthiopischen Hochland Anbau- und Kul-tivierungstechniken für Apfel- und Pflaumenkulturen und vermarkten ihr Obst gemeinsam auf städtischen Märkten.

In Niger ist es der Moringabaum, der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern ein überlebenswichtiges Zusatzeinkommen sichert. Mit über neunzig Nährstoffen gelten die Blätter des Moringabaumes als gesündestes Gewächs der Welt. Sie bieten eine Vielzahl von Verwendungs- und Absatzmöglichkeiten; ob als Nahrung, Medizin, Tierfutter oder Pflanzendünger.

In Guatemala erhalten indigene Bauernfamilien Wei-terbildungen und lernen, wie sie ihre Grundnahrungsmit-tel mit Avocado- und Mangobäumen kombinieren können. Die Bäume sind pflegeleicht, ertragreich und ihre Früchte finden auf den lokalen Märkten einen guten Absatz.

In Südarmenien unterstützt HEKS verarmte Bauern-familien bei der Schaffung neuer Verdienstmöglichkeiten mit Bäumen: Sie erhalten Ausbildungen und die Grund-

ausstattung zur Einrichtung von Baumschulen, in denen sie Pfirsich- und Aprikosenbäume für den Verkauf züchten.

Werden Sie Baumpatin oder Baumpate!Die Projektbeispiele sind zahlreich, der Aufwand und

die Kosten gering, die Wirkung hingegen ist riesig. Wer-den Sie Baumpate oder Baumpatin oder verschenken sie eine Baumpatenschaft und unterstützen sie Diversifizie-rungsprojekte weltweit für ein ganzes Jahr. Bezahlen kön-nen Sie die Patenschaft monatlich oder einmal im Jahr, per Einzahlungsschein oder, um die administrativen Kos-ten tief zu halten, per LSV. Neben einem Zertifikat erhält der Baumpate oder die Baumpatin jährlich einen Paten-schaftsbericht, der über unsere vielfältigen Projektaktivi-täten im Bereich der Diversifizierung mit Bäumen infor-miert und die Patenschaft – und vor allem deren Wirkung – so immer wieder in Erinnerung ruft.

Mehr über die Baumpatenschaft erfahren Sie auf der «Hilfe Schenken»-Website www.hilfe-schenken.ch.

Dank Baumpatenschaften wachsen in Niger viele wertvolle Moringa-Bäume.

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16 contigo Nr.4 | 2011

HEKS-SAMMELKAMPAGNE 2011

Entwicklung ermöglichenChristine Spirig

Während Alma Cagat die Auberginen schneidet, huscht ein Lächeln über ihr Gesicht. Behutsam legt sie das Gemüse in einen Korb und geht damit zu ihrem Häuschen. Dass sie zusammen mit ihrer Familie ihr ei-genes Stück Land bewirtschaften kann, macht sie stolz. Stolz und unabhängig. Die selbstbewusste Frau lebt mit ihrem Mann Carlito und ihrem 15-jährigen Sohn Nhor-jaed in Surop, einem kleinen Dorf an der Südspitze der philippinischen Insel Mindanao. Bis vor zwei Jahren waren Alma und Carlito nur Tagelöhner auf einer Ko-kosplantage. Gemeinsam mit den anderen Plantagen-arbeitenden haben sie sich dafür eingesetzt, dass sie ihr eigenes Stück Land erhalten, wie es ihnen gemäss den philippinischen Landreformgesetzen zusteht. Es war ein langer Kampf, der sich aber ausgezahlt hat. Als sie auf der Plantage arbeiteten, hatten sie zu wenig zum Leben. Heute hat sich ihr Einkommen markant verbessert. «Wir konnten uns durch den Verkauf der Auberginen sogar eine Wasserpumpe leisten. Sie ist wie ein Andenken an unser erstes Einkommen», lacht Alma.

Landkampf und ländliche Entwicklung im Fokus Die Geschichte von Alma ist exemplarisch für das

Thema der diesjährigen Sammelkampagne von HEKS:

Der Landkampf und ländliche Entwicklung der landlosen Plantagenarbeitenden auf den Philippinen. Die HEKS-Sammlung dauert von 28. November bis 11. Dezember 2011 und wird durch einen Fernsehspot, Plakate und Pro-spekte unterstützt. Zudem stellt HEKS auf seiner Webseite Informationsmaterial zur Sammelkampagne zur Verfü-gung. Zum zweiten Mal erscheint ein umfangreiches Kam-pagnendossier zum Thema.

Die Materialien zur Kampagne und das Dossier können auf der Homepage (News und Services) heruntergeladen oder telefonisch bestellt werden: 044 360 88 15.

Einst arbeiteten Alma und Carlito Cagat auf den Kokosplantagen im Taglohn, heute verhilft das eigene Stück Land zu einem eigenständigen Leben in Würde.

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Der Film «Der Kampf ist unsere Hoffnung – Land für Landlose auf Mindanao»

Seit 1988 ist auf den Philippinen ein Gesetz zur Landreform in Kraft.

Es verankert den Anspruch von Plantagenarbeitenden auf ein eigenes

Stück Land. Doch die Umverteilung wird von Grossgrundbesitzern

und Behörden vereitelt. Noch immer leben 40 Prozent der Landbe-

völkerung auf der Insel Mindanao unter der Armutsgrenze.

Dieser Film zeigt den Kampf der Landlosen in der Provinz Davao

Oriental um das ihnen rechtmässig zustehende Land. Unterstützt

werden sie von HEKS und der lokalen Partnerorganisation TFM. Nach

erfolgreichem Landkampf lernen die Bäuerinnen und Bauern, wie

sie ihren Boden fruchtbar machen, ihre Erzeugnisse verarbeiten und

vermarkten können. Eindringliche Porträts von Betroffenen machen

diesen Film zum informativen und sehenswerten Erlebnis. cs

DVD-Video, 28 Minuten, zu bestellen unter [email protected].

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17contigo Nr.4 | 2011

Mit den HEKS-Weihnachts-sternen tragen Sie dazu bei, dass ihre Stimmen auch bei uns in den Kirchgemeinden gehört werden. Der HEKS-Weihnachtsstern ist als Bastel-bogen mit Anleitung konzipiert und eignet sich für Kinder ab Schulalter und alle, die gerne kreativ tätig sind. Neben den Aussagen der Begünstig-ten weist der Stern eine leere Fläche zur freien Gestaltung auf. cs

Bestellen:

Sterne unter «Materialien» auf www.heks.ch.

Predigtimpulse zur Kampagne 2011 von Pfarrer

Andreas Fischer und Inspirationen für den Religi-

onsunterricht mit passenden Geschichten können

bestellt oder direkt heruntergeladen werden.

AGENDA

JANUAR 2012 Osteuropatag HEKS

Die Integration der Roma-Bevöl-kerung ist eine der grössten Heraus-forderungen der Staaten in Osteuro-pa. Darum setzt sich HEKS für eine Verbesserung der Situation der Roma ein. Dabei arbeitet HEKS auch mit den Kirchen zusammen. Gemäss László Andor, EU-Kommissar für Beschäf-tigung, Sozialpolitik und Integration, sind die Kirchen «Schlüsselakteure im Bereich der Integration von Roma».

Am Osteuropatag erhalten Sie fundierte Informationen über die He-rausforderung durch die Roma und zu konkreten Beispielen. Daneben bleibt Raum für Begegnungen und Gespräche. cs

Samstag, 21. Januar 2012, 9.15 bis 15.30

Uhr, Kirchgemeindehaus Schwamendingen,

Zürich.Anmeldung bis 6. Januar 2012 unter www.heks.ch/de/news-service/veranstaltungen.

GESCHENKAKTION

Eine Kuh als Weihnachtsgeschenk

Originelle Geschenkideen: Eine

trächtige Kuh, ein Stück Land

oder eine Ladung Backsteine.

Die HEKS-Aktion «Hilfe schen-

ken» verdoppelt die Freude.

Menke wohnt in einem kleinen indischen Dorf. Seit eineinhalb Jah-ren ist sie Mitglied einer Spar- und Kreditgruppe und zahlt wöchentlich einen kleinen Betrag in eine Gemein-schaftskasse ein. Vor kurzem kaufte sie dank einem Kredit von 5000 Ru-pien (etwa 125 Franken) und eigenem Ersparten eine einheimische Kuh. Jeden Monat muss sie 500 Rupien zu-rückbezahlen. Ihre Kuh scheint sich dessen bewusst zu sein, denn brav gibt sie jeden Tag gut vier Liter Milch. Einen Liter trinkt die Grossfamilie selber, den Rest verkauft Menke in der Nachbarschaft. Nach Abzug der Raten und den Kosten für die Kuh bleiben monatlich 2800 Rupien, etwa 70 Franken Ertrag. Damit soll die Tochter später eine gute Schul- und Berufsausbildung erhalten.

Geschenke, die Existenzen sichern

Eine Kuh wie die von Menke kann Existenzen sichern: Sie zieht den Pflug, gibt Mist und Milch. Damit die Hilfe weitergeht, wird die Kuh träch-tig abgegeben. Ihr Kalb bleibt später bei der Empfängerin, die Mutter-kuh wird, sobald sie wieder trächtig ist, an die nächste bedürftige Person oder Familie weitergegeben. Ebenso lange wirken andere neue Geschenk-ideen der Aktion «Hilfe schenken» von HEKS, etwa 30 Enten, ein Not-nagel, 350 Mangroven-Setzlinge, ein Topf Suppe oder ein Wassertank. Be-schenkte erhalten eine Urkunde. cs

Bestellen Sie den Geschenke-Katalog unter der

Telefon-Hotline 044 360 88 99 und wählen Sie

aus 30 sinnvollen Geschenken aus, oder bestellen

Sie auf: www.hilfe-schenken.ch.

SAMMELKAMPAGNE

HEKS wirkt – wirken Sie mit!

Um die Inhalte HEKS-Sammelkam-

pagne auf besinnliche Weise in den

Kirchgemeinden zu thematisieren,

wurde auch dieses Jahr ein speziel-

ler Weihnachtsstern kreiert.

Alma Cagat von den Philippinen, Wilma Consuelo de la Cruz aus Gua-temala, José Aron Rivera Carbrera aus Honduras und Abdou Dione aus Se-negal haben eines gemeinsam: Sie alle haben es dank ihres Mutes und mit der Unterstützung von HEKS geschafft, ihr Leben zum Besseren zu wenden. Was sie stark gemacht hat, war unter anderem das Wissen, dass Menschen aus einem anderen Teil der Erde An-teil an ihrer schwierigen Lage nehmen. Ihre Dankbarkeit und Freude darü-ber sind als Zitate auf dem speziellen HEKS-Weihnachtsstern aufgedruckt.

Der Film «Der Kampf ist unsere Hoffnung – Land für Landlose auf Mindanao»

Seit 1988 ist auf den Philippinen ein Gesetz zur Landreform in Kraft.

Es verankert den Anspruch von Plantagenarbeitenden auf ein eigenes

Stück Land. Doch die Umverteilung wird von Grossgrundbesitzern

und Behörden vereitelt. Noch immer leben 40 Prozent der Landbe-

völkerung auf der Insel Mindanao unter der Armutsgrenze.

Dieser Film zeigt den Kampf der Landlosen in der Provinz Davao

Oriental um das ihnen rechtmässig zustehende Land. Unterstützt

werden sie von HEKS und der lokalen Partnerorganisation TFM. Nach

erfolgreichem Landkampf lernen die Bäuerinnen und Bauern, wie

sie ihren Boden fruchtbar machen, ihre Erzeugnisse verarbeiten und

vermarkten können. Eindringliche Porträts von Betroffenen machen

diesen Film zum informativen und sehenswerten Erlebnis. cs

DVD-Video, 28 Minuten, zu bestellen unter [email protected].

Dank des besonderen Weihnachtsgeschenkes konnte Menke

in Indien eine trächtige Kuh kaufen und so das Lebenden ihrer

Familie verbessern.

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Mocomoco und Chuma gehören zu den ärmsten Dis-

trikten Boliviens. Staatliche Massnahmen erreichten

die Region bisher kaum. Die von mission 21 unter-

stützte Stiftung FUNDAPIM engagiert sich seit vielen

Jahren dafür, diese «Lücke» auszufüllen.

Mocomoco und Chuma im Departement La Paz liegen auf über 3000 Metern Höhe. Die Mehrheit der Bevölkerung gehört zur indigenen Gruppe der Aymara und lebt von der Landwirtschaft. Zusätzliche Einkommensquellen sind selten, weshalb die abgelegene Region stark von Abwande-rung betroffen ist.

Pionierarbeit in der Gesundheitsversorgung FUNDAPIM (Fundación Proyectos Integrales Manco-

munados) hat bei der Gesundheitsversorgung Pionierarbeit geleistet und neun dezentrale Gesundheitszentren sowie ein kleines Spital in Mocomoco aufgebaut. Mobile medi-zinische Teams ergänzen das Angebot durch Hausbesuche in abgelegenen Dörfern. Dadurch konnte die Mütter- und Kindersterblichkeit erheblich gesenkt werden. Das Enga-gement von FUNDAPIM hat Vorbildcharakter: «Im Ge-sundheitsbereich übernimmt nun immer mehr der Staat die Arbeit, die bisher von der Stiftung geleistet wurde», erklärt Jacqueline Hefti, Programmassistentin für Bolivi-en bei mission 21. Das erlaubt FUNDAPIM, die Arbeit im Gesundheitssektor zu reduzieren und sich verstärkt auf den zweiten Tätigkeitsbereich zu konzentrieren, die Entwick-lung der Landwirtschaft.

Die grosse Flexibilität von FUNDAPIM sei ein wich-tiger Schlüssel zu erfolgreicher Arbeit. So würden sich die Projekte der Stiftung immer wieder der sich ändernden Situation anpassen, wie zurzeit mit der Verlagerung des Schwerpunktes auf die Landwirtschaft. «Nur durch eine nachhaltige Entwicklung in der landwirtschaftlichen Pro-duktion lässt sich das Problem der Abwanderung abschwä-chen», fasst Hefti die vitale Bedeutung des landwirtschaft-lichen Sektors für Mocomoco zusammen.

Integrales Denken für mehr NachhaltigkeitFUNDAPIM fördert Multiplikatoren: Sie berät und be-

gleitet schwerpunktmässig fünf Produktionsgemeinschaf-ten, die eine Vorbildfunktion in der Region haben. Viele Produzierende bauen inzwischen eine breitere Palette von landwirtschaftlichen Produkten an, was eine gesündere Ernährung ermöglicht. Die Kleinbauernfamilien müssen weniger Nahrungsmittel dazu kaufen und können auf den lokalen Märkten sogar ein bescheidenes Zusatzeinkommen erzielen. «Andere Familien sehen den Erfolg des Projektes und kommen inzwischen von sich aus in das landwirt-schaftliche Beratungszentrum in Mocomoco, um ebenfalls teilzunehmen», erklärt Jacqueline Hefti.

Das von mission 21 unterstützte Projekt verfolgt einen integralen Ansatz: Verschiedene Aspekte von nachhaltiger Entwicklung wie Gesundheit, landwirtschaftliche Produk-tion und die Wertschätzung der indigenen Kultur gehören in der Projektarbeit von FUNDAPIM zusammen und sind eng miteinander verwoben. Nur so ist in Mocomoco und Chuma Entwicklung möglich.

Projektdienst: Seraina Vetterli, 061 260 23 03, [email protected]

Projekt Nr.: 420.1013

Spendenkonto: 40-726233-2

www.mission-21.org/bolivien

PROJEKT

Nachhaltige Entwicklung in den bolivianischen Anden

Katrin Pilling

René Yujra, Leiter der Landwirtschaftspromotoren von FUNDAPIM, im Gespräch mit Bauern

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Ort der BegegnungDie unterschiedlichen Kulturen, sozialen Fragen und

religiösen Traditionen der einzelnen Länder fliessen in das Studium ein. «Das wird von meinen Studierenden als sehr bereichernd erlebt und macht die Auseinandersetzung mit Fragen des Lebens und Glaubens noch lebendiger», so Gloor. Dass die Studierenden das zu schätzen wissen, zeigen auch Zahlen: Für die universitären Programme des Hauptsitzes der UBL und ihrer Zweigstellen in 14 Ländern sind rund 2300 Personen immatrikuliert.

In einem Umfeld, das zwar in religiöser Hinsicht immer pluralistischer, aber gleichzeitig immer fundamentalisti-scher wird, ist es wichtig, dass die Universidad Bíblica Lati-noamericana ihre ökumenische Offenheit bewahrt. Sie wird damit zum Ort der Begegnung über konfessionelle Grenzen hinweg, zu einem Ort, an dem sich eine Theologie der sozia-len Verantwortung in Wechselwirkung mit den gesellschaft-lichen Realitäten der Länder Lateinamerikas immer weiter entwickelt.

Projektdienst: Seraina Vetterli, 061 260 23 03, [email protected]

Projekt Nr.: 428.1205

Spendenkonto: 40-726233-2

www.mission-21.org/costa-rica

PROJEKT – COSTA RICA

Befreiende Theologie mit grosser Ausstrahlung

Richard Geer

Die Universidad Bíblica Latinoamericana (UBL) ist

eine der wichtigsten theologischen Ausbildungsstät-

ten Lateinamerikas. Sie ist von der Befreiungstheo-

logie geprägt und ruft zum Einsatz für Gerechtig-

keit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung auf.

Die soziale Schere zwischen den verschiedenen ge-sellschaftlichen Schichten und ethnischen Gruppen klafft in vielen Ländern Lateinamerikas weit auseinander. Am unteren Ende stehen zum Beispiel Plantagenarbeiter in Nicaragua, Indigene in Chile, und Kleinbäuerinnen in Ko-lumbien. Sie leiden unter menschenunwürdigen Lebensbe-dingungen und werden diskriminiert oder vertrieben.

Gesellschaftsverändernde KircheDie UBL stellt sich diesen sozialen Entwicklungen.

«Ihre Dozentinnen und Dozenten vertreten eine kritische und sozial engagierte Theologie», erklärt Hansueli Meier, bei mission 21 für das Projekt verantwortlich. Neben der theologischen Grundausbildung gehe es an der UBL auch darum, die angehenden Pfarrerinnen und Pfarrer sowie kirchlich engagierte Laien dafür zu sensibilisieren, Un-gerechtigkeiten wahrzunehmen und sich für deren Über-windung einzusetzen. Professor Jonathan Pimentel von der UBL betont, dass für ihn Theologie nicht pure Theorie sein, sondern «die Einübung des sorgfältigen Umgangs mit dem konkreten Menschen, und zwar aus der Perspek-tive der verarmten Menschen».

Kontinentale AusstrahlungDaniel Gloor, Dozent an der UBL für Neues Testament

und ökumenischer Mitarbeiter von mission 21, nennt die UBL eine «einmalige Institution». Ihr dezentrales Bildungs-modell ermögliche Interessierten aus ganz Lateinamerika, am Theologiestudium teilzunehmen. «Die UBL arbeitet eng mit 14 theologischen Instituten in anderen Ländern Süd- und Mittelamerikas zusammen. Die Studierenden be-ginnen in ihren Heimatländern ihr Studium und werden von lokalen Dozentinnen und Dozenten unterrichtet. Zum Abschluss kommen sie für drei bis fünf zweimonatige In-tensivkurse an die UBL», erklärt Gloor.

Studierende der UBL aus Honduras, Kolumbien und Costa Rica, die ein Stipendium von

mission 21 erhalten haben.

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WELTGEBETSTAG

«Lasst Gerechtigkeit walten!»

Lucy Kumala engagiert sich für

Gerechtigkeit, Motto des Weltge-

betstags vom 2. März 2012. Sie

stammt aus Malaysia, wo auch die

Liturgie erarbeitet wurde.

Lucy Kumala kennt häusliche Ge-walt aus eigener Erfahrung. «Mein Vater hat meine Mutter nicht immer gut behandelt», erzählt die Pfarrerin der Gemeinde in Tenom (Sabah/Ma-laysia), die auch die Frauenarbeit und Fair Trade Projekte der Basel Chris-tian Church of Malaysia (BCCM) koordiniert. Kumala sieht eine ihrer Hauptaufgaben darin, andere Frauen zu stärken und sich gegen die Gewalt einzusetzen, die für viele Frauen in Malaysia traurige Normalität ist. Sie führt daher auch Workshops mit Män-nern durch, um diese für die Probleme der häuslichen Gewalt und der unglei-chen Verteilung der Arbeitslast für Männer und Frauen zu sensibilisieren. Die Hoffnung der beharrlichen Frau ist eine Gesellschaft, in der in allen Be-reichen Gerechtigkeit herrscht, denn «wenn wir nicht gerecht sind, dienen wir Gott nicht», betont die Pfarrerin.

Die Arbeit von Lucy Kumala ist ein Beispiel des Engagements der Partner-kirchen von mission 21 für mehr Ge-rechtigkeit in Malaysia. rg

Informationen zu den Projekten

auf www.mission-21.org/malaysia, zum WGT

und Malaysia auf www.mission-21.org/wgt.

Mit einer Mischung aus Bewährtem

und Neuem macht das Programm

2012 Lust darauf, den eigenen

Horizont zu erweitern - in Basel,

Übersee oder in Ihrer Gemeinde.

Haben Sie Lust zu verreisen? Dann sind Sie hier richtig. mission 21 ist zwar kein Reisebüro, aber unterwegs sein können Sie mit uns auf vielfältige Weise:

Geschichte erfahren – ganz persönlich Mehrere Angebote lassen Ge-

schichte lebendig werden. Das Mis-sionshaus in Basel mit seinem welt-bekannten Archiv ist der ideale Ort dafür, bedeutende Frauen und Män-ner der letzten 200 Jahre kennen zu lernen, ihre Schicksale und Visionen.

Kulturen erleben – ganz überraschend mission 21 ist ein internationa-

ler Treffpunkt. Das Programm lädt

dazu ein, Menschen direkt zu begeg-nen, die aus anderen Kulturen kom-men oder lange im Ausland lebten. Sam Lo zum Beispiel, chinesischer Pfarrer aus Hongkong, gibt Ein-blick in die chinesische Lebenswelt, spricht von Xi Wang (Hoffnung) und erklärt einfache Tai-Chi-Übun-gen. Lassen Sie sich überraschen!

Glaube reflektieren – ganz praktisch In den jungen Kirchen rund um

den Globus ist eine faszinierende Viel-falt an Spiritualität gewachsen. Alte Traditionen wie die Taufe entwickeln eine neue Dynamik. Mehrere unserer Kurse geben Ihnen dazu einen Einblick.

Reisen geniessen – ganz einzigartig2012 bietet mission  21 zwei in-

teressante Begegnungsreisen an. Im Sommer geht es nach Tansania, un-ter anderem nach Sansibar, Dar es Salaam und in den Ruaha-National-park. Im Oktober können Sie China entdecken. Beide Reisen bringen Ih-nen die Schönheiten und Sehenswür-digkeiten des Landes, die Menschen und die lokalen Kirchgemeinden näher. Sie kommen auf einzigartige Weise mit anderen Kulturen in Be-rührung – eine Erfahrung, die Sie in Ihren Alltag zurückbegleitet.

Leben teilen – ganz hautnahMit PEP! (Professionals Exposure

Program) können junge Erwachsene zwischen 22 und 35 Jahren nicht nur für sechs bis zwölf Monate in einer der Partnerkirchen ihr Fachwissen einbringen, sondern auch das Leben mit den Menschen im Süden teilen. Voraussetzung ist eine abgeschlosse-ne Ausbildung oder ein Studium.

Das Bildungsprogramm ist viel-seitig und bietet «schmackhafte Kost» für Jugendliche und Erwach-sene. Lesen Sie es selbst nach – in der Beilage oder auf unserer Website. rg

Information: Christa Debély, 061 260 22 67, [email protected]

www.mission-21.org/baf

BILDUNGSARBEIT

Kursprogramm 2012: Bestseller und Geheimtipps

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AGENDA

JANUAR 2012

OeME/mission 21: Arbeits-tagung für KirchenbasareAn der Tagung erhalten Sie vielfäl-

tige Impulse und Anregungen in The-orie und Praxis für die Basararbeit in den Kirchgemeinden.

Mittwoch 25. Januar 2012, 8.45 - 16.15 Uhr Kirchgemeindehaus Johannes, Wylerstrasse 5, BernInformation: Verena Garcia-König, 031 313 10 20, [email protected]

MÄRZ 2012

Gottesdienst zum WeltgebetstagGemeinsam mit der Basler inner-

städtischen Weltgebetstags-Gruppe ge-stalten Meehyun Chung, Leiterin Stab-stelle Frauen und Gender von mission 21, und Katharina Gfeller, Programm-verantwortliche Malaysia von mission 21, einen Gottesdienst zum Thema des Weltgebetstags aus Malaysia «Lasst Ge-rechtigkeit walten».

Freitag, 2. März 2012, 11 UhrPeterskirche, Peterskirchplatz, BaselInformation: Meehyun Chung, 061 260 22 57, [email protected]

Info- und BegegnungstagHaben Sie ein wenig freie Zeit und

interessieren Sie sich für die internati-onale Arbeit von mission 21 und ihrer Partnerkirchen? Dann sind Sie am Info- und Begegnungstag ganz herzlich will-kommen! Hier erfahren Sie am Beispiel des Themas «Frauen mit einer Mission!» mehr über unsere Arbeit und wie Sie sich ehrenamtlich engagieren können.

Donnerstag, 29. März 2012

mission 21, Missionsstrasse 21, Basel

Information: Judith Gysi, 061 260 23 37,

[email protected]

Ehemaligen-und Pensioniertentag

Berichte über die Arbeit von missi-on 21 im Plenum und in Foren, Zeit für

Austausch und Begegnung.

Freitag, 30. März 2012, 9.30 – 17 Uhr

mission 21, Missionsstrasse 21, Basel

Information und Anmeldung: Christa Debély,

061 260 22 59, [email protected]

NACHRICHTEN

Tür auf beim mission 21 online-AdventskalenderVom 1. bis 24. Dezember auf www.

mission-21.org auf Entdeckungsreise gehen. Jeden Tag finden Sie dort ein Türchen, hinter dem sich eine kleine Überraschung verbirgt: Zum Beispiel ein Lied zum Anhören, ein weihnacht-licher Text oder sogar, wenn Sie ein we-nig Glück haben, eine kostenlose Über-nachtung im hotel bildungszentrum 21 in Basel und weitere kleine Weihnachts-geschenke. Schauen Sie herein!

www.mission-21.org

Produkte-Set von Frauen aus Sabah/Malaysia

Die Kalebasse, das Fair Trade Un-ternehmen von mission  21, hat Pro-dukte aus Sabah/Malaysia zusammen- gestellt, die Sie für Ihren Basar, Sup-pentag oder einen Anlass rund um den Weltgebetstag 2012 bestellen können. Hergestellt werden  die traditionell ge-flochtenen Kunsthandwerksprodukte in Projekten von zwei Partnerkirchen von mission 21.  Der Verkauf der Produk-te fördert den Erhalt der traditionellen Kultur und ermöglicht den Frauen ein Zusatzeinkommen zur Landwirtschaft.

Ab Februar 2012 werden die Sets zu-sammen mit Informationsmaterial über die  Produzentinnen und den kulturel-len Hintergrund der Produkte geliefert. Nicht verkaufte Produkte können Sie an die Kalebasse zurückschicken.

Information und Bestellung:

[email protected]

oder +41 (0)61 260 22 78.

Bildkalender 2012Das Thema des Bildkalenders 2012

ist «Jung und Alt». Zwölf beeindrucken-de Aufnahmen begleiten Sie durchs ganze Jahr – zu Hause, am Arbeits-platz oder in den Räumen Ihrer Kirch-gemeinde. Eine schöne Geschenk- idee für Weihnachten und andere An-lässe. Preis: 8 Franken, Mengenrabatt ab 10 Stück.

Information und Bestellung:

www.mission-21.org/shop

oder [email protected]

Frauen in Afrika und der Schweiz − Rollen und Werte

«revisited»19 Frauen und ein Mann aus Süd

und Nord − ausgewiesene Fachleute von Universitäten, Vertreterinnen af-rikanischer Frauenbewegungen und Frauen aus Migrationsgemein schaften in der Schweiz – erörterten an der von mission 21 und dem Zentrum für Afri-kastudien Basel (ZASB) organisierten internationalen Tagung die Rollen und Anliegen von Frauen in der wechsel-vollen Beziehung und Geschichte zwi-schen Afrika und der Schweiz. Rund 80 Personen, zum grössten Teil Frauen, verfolgten den spannenden Prozess, in dem Handlungsperspektiven heraus-kristallisiert und Netzwerke gestärkt wurden, um Frauen mehr Mitsprache und Anerkennung zu verschaffen. Wer die hochkarätige Tagung nicht selbst besuchen konnte, kann den Tagungs-Reader bestellen. Preis: 15 Franken.

Information und Bestellung: [email protected] oder 061 260 23 06 .©

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Weitere Veranstaltungshinweise auf den Seiten der Werke 10 bis 21

Dezember

Marché de Noël solidaire15. – 17. Dezember Lausanne, Centre Socioculturel Pôle Sud (Quartier Flon)

Zum 5. Mal laden Weltläden und rund 30 andere Anbieter fair gehandel-ter Waren von Kunsthandwerkern und Genossenschaften zum Solidaritäts-Weihnachtsmarkt. Donnerstag und Freitag 17-22 Uhr, Samstag 10-18 Uhr

Details www.fedevaco.ch ➞ Actualités

JANUAr

Osteuropatag HEKS: Thema RomaSamstag, 21. Januar, 9.15 –15.30 Uhr, Schwamendingen, Zürich

Details Seite 18 und Beilage

Der KirchenbasarMittwoch, 25. Januar 8.45 – 16.15 Uhr

Impulse und Anregungen an der Praxistagung von OeME und mission 21.

Details Seite 21

Open Forum Davos 201226.– 28. Januar

Hinweis zum Programm auf www.openforumdavos.ch

Freiwillige für Peace WatchSamstag, 28. Januar, Bern, 13.30 – 16.30 Uhr, AKI, Alpeneggstrasse 5

Informationsanlässe für Interessier-te über die Einsätze von Freiwilligen mit Peace Brigades International in den Kon-fliktregionen Palästina/Israel, Kolumbi-en, Mexiko und Guatemala.

Flyer auf www.heks.ch

FebrUAr

Freiwillige für Peace WatchSamstag, 4. Februar, Zürich, 13.30 – 16.30 Uhr, Kulturhaus Helferei, Kirchgasse 13

Informationsanlässe für Interessierte über die Einsätze von Freiwilligen mit Peace Brigades International in den Konfliktregionen Palästina/Israel, Ko-lumbien, Mexiko und Guatemala.

Flyer auf www.heks.ch

Lesung mit Luis SepúlvedaMittwoch, 29. Februar, Zürich, 20 Uhr Kaufleuten

Der chilenische Autor Sepúlveda liest aus seinem neuen Roman «Der Schatten dessen was wir waren», da-nach Gespräch.

Informationen 044 225 33 00 oder www.kaufleuten.com

märz

Weltgebetstag der FrauenFreitag, 2. März

Frauen in aller Welt feiern mit der Li-turgie aus Malaysia zum Thema «Lasst Gerechtigkeit walten!».Abendgottesdienste an vielen Orten.

Informationen www.wgt.ch

Filmfestival Freiburg24. - 31. März

Am Filmfestival von Freiburg sind Werke von Filmerinnen und Filmern aus Afrika, Asien und Lateinameri-ka zu sehen – Gelegenheit, sich mit Alltag, Wünschen und Träumen der Menschen dort auseinanderzusetzen.

Details www.fiff.ch

Begegnungstag m21Donnerstag, 29. März, Basel

Details zum Informations- und Begegnungstag mit der internationalen Arbeit von mission 21 auf Seite 21

bis 1. JUli 2012

Ausstellung Cotton world – Baumwolle weltweitHistorisches und Völkerkundemuseum St. Gallen

Ob Zuckerrohr, Palmöl oder Baum-wolle, Monokulturen in den Ländern des Südens bringen neben Nutzen Pro-bleme. Die Sonderausstellung rund um Fotografien von Hans Peter Jost und Berichten der Journalistin Christina Kleineidam zeigt, wie Baumwolle heute angepflanzt, weiterverarbeitet und ver-marktet wird – rund um den Globus. Die Ausstellung verknüpft Geschichten um den Rohstoff, der noch immer zu den wichtigsten und profitträchtigsten zählt, mit der Geschichte des einstigen Textilkantons St. Gallen.

Informationen zum Rahmenprogramm und Öffnungszeiten: www.hmsg.ch

…UND AUsserDem:

Erdöl: Reichtum, der arm macht

Bodenschätze und deren Ausbeu-tung haben immer grosse Folgen. Das neue Themenfenster der Arbeitsstelle Bildung und Entwicklung greift die durch die Erdölgewinnung verursach-ten Konflikte auf. Mit Lernmedien, Hintergrundinformationen und Inter-net-Links für den Unterricht.

www.globaleducation.ch ➞ Themenfenster 2/2011oder 031 389 20 20

agEnDa

Die Weltsicht der Erdöl-Exporteur (oben)und Erdöl-Importeure (unten)

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FILM

Operation Teufel

Der katholische Priester Marco

Arana unterstützt Kleinbauern

und -bäuerinnen im Kampf für

mehr Selbstbestimmung und den

Erhalt ihrer Lebensgrundlagen.

Als Mediator zwischen Campe-sinos, Minengesellschaft und Regie-rung werden Marco Arana und seine Verbündeten aus den peruanischen Anden von einer privaten Detektiv-firma bespitzelt (Codename Operation Teufel). Da die Gruppe nicht länger Opfer sein will, entwickelt sie einen Gegenspionage-Plan. Der führt sie zur Goldmine von Yanacocha und deren Haupteigner, die Newmont Mining Corporation aus Colorado. Der Film, im Stil eines dokumentarischen Spi-onage-Thrillers gedreht, begleitet den Widerstand der Bauern und Bäuerin-nen während zehn Jahren.

Der Film macht deutlich, wie kom-plex die angesprochene Thematik und damit die Welt geworden ist. Mit den beiden Erzählsträngen schafft er einen Zusammenhang zwischen Biodiver-sität, Nahrungsmittelversorgung und Klimawandel und greift damit eines der zentralen Themen der Zukunft auf. Peter Meier

Operation Teufel (Devil Operation)

Dokumentarfilm von Stephanie Boyd,

Peru 2010, 52 Minuten (Kurzfassung),

geeignet ab 16 Jahren

Verleih und Verkauf: Bildung und Entwicklung,

031 389 20 21, [email protected],

Fr. 35.-

BUCH

Sicht von Theologinnen

Im Buch «Voices of West African

Women» beschreiben Theologin-

nen aus Nigeria und Kamerun in

zehn Beiträgen aktuelle Problem-

felder westafrikanischer Frauen.

Herausgeberin des Buches ist Pfarrerin Dr. Meehyun Chung, Beauf-tragte bei mission 21 für die Thematik Frauen und Gender. Ihr und den Au-torinnen geht es unter anderem um die Auswirkungen der Polygamie auf Frauen, um HIV/Aids, um Gewalt ge-gen Frauen und um die Frage, warum es immer noch so schwierig für afri-kanische Frauen ist, Führungsrollen zu übernehmen.

Die feministische Theologin Ca-tina Hieber, Biel, schreibt dazu: «In dieser Sammlung kommen Frauen zu Wort, die sonst wenig Gehör finden. Die meisten Artikel sind von nigeri-anischen Theologinnen geschrieben, die in ihrer Kirche zwar schon lange studieren dürfen, aber noch immer nicht ordiniert werden, obwohl einige ihr Studium bereits vor mehr als 20 Jahren abgeschlossen haben. (...) Die aufgenommenen Themen decken also ein breites Spektrum frauenspezifi-

scher Problembereiche ab und lassen den speziellen westafrikanischen Kon-text durchschimmern.»

Bestellung an: Meehyun Chung (mission 21, Stabsstelle Frauen und Gender, 061-260 22 57 oder [email protected], Fr. 15 .-

Engagement zwischen Kritik und Politik

Das Buch «Entwicklungspolitische

Solidarität» bringt eine umfassen-

de Übersicht des Engagements

der Schweizer Dritte-Welt-Bewe-

gung zwischen 1975-1992.

Besonders beobachtet Konrad J. Kuhn auch die kirchlichen und ande-ren grossen Hilfswerke, die sich mit dem Ziel einer globalen Gerechtigkeit im betrachteten Zeitraum zuneh-mend entwicklungspolitisch zu Wort meldeten.

Die veränderte Ausrichtung und kritischere Töne führten zu Konflikten in der öffentlichen Debatte, aber auch zu einer anderen Politik der Schweiz. Zwar wurde die Bankeninitiative 1984 vom Volk abgelehnt, dennoch gewann die Meinung an Gewicht, dass es nicht nur mehr Hilfe brauche, sondern vor allem veränderte wirtschaftliche Beziehungen.

Das reichhaltige 460-Seiten-Werk verschweigt den Spagat auch von kirchlichen Werken zwischen Rück-sichtnahme auf die Meinungsvielfalt ihrer Mitglieder und klarem Enga-gement zugunsten der Menschen im Süden nicht. Gedanken über den Wandel, welcher das zunehmend selbstbewusstere Auftreten von wirt-schaftlich wachsenden Ländern mit sich bringt, weisen auf die Notwendig-keit neuer Modelle für die Entwick-lungszusammenarbeit hin und führen aus der Geschichte in die Zukunft. uw

Konrad J. Kuhn; Entwicklungspolitische Solidarität – Die Dritte-Welt-Bewegung in der Schweiz zwischen Kritik und Politik; Chronos-Verlag 2011, Fr. 58 .-

MEDIEntIpp

Pater Marco Arana wird ausspioniert.

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Nur wer an die Zukunft glaubt, glaubt an die Gegenwart.

Brasilianisches Sprichwort

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