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CORPORATE SOCIAL RESPONSIBILITY EINE ORIENTIERUNG AUS UMWELTSICHT

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CORPORATE SOCIAL RESPONSIBILITYEINE ORIENTIERUNG AUS UMWELTSICHT

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Impressum

Herausgeber: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)

Referat Öffentlichkeitsarbeit

11055 Berlin

E-Mail: [email protected]

www.bmu.de

Projektbetreuung: Peter Franz, Dr. Stefanie Pfahl

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)

Bearbeitung: Sabine Braun

future e.V.

Ickstattstraße 26

80469 München

E-Mail: [email protected]

www.future-ev.de

Thomas Loew

Institute 4 Sustainability

Ystader Straße 11

10437 Berlin

E-Mail: [email protected]

www.4sustainability.org

Gestaltung: Artelier, München

Druck: Denkmayr Druck & Design, Holzkirchen

Fotos: Titel: Falk Heller, München

Seite 8, 9, 15: Photocase.com

Stand: März 2006

1. Auflage: 2.000 Stück

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die Wirtschaft beein-flusst alle Bereiche desgesellschaftlichenLebens. Vom Handeln der Unternehmen hängtes entscheidend ab, wieviel Zukunftschancen derEinzelne hat und ob diePotenziale einer Gesell-schaft optimal genutztwerden, diese zukunfts-fähig zu gestalten. Demunternehmerischen Han-deln kommt deshalb von

jeher eine wichtige Verantwortung für die gesell-schaftliche Entwicklung zu. Diese Verantwortung istjedoch mehr als Shareholder Value. Unternehmen sindTeil der Gesellschaft und ihr Handeln muss sich dengesellschaftlichen Herausforderungen als Ganzes stellen. Deshalb wird in der Öffentlichkeit und zuneh-mend auf den Finanzmärkten nicht mehr nur danachgefragt, was Unternehmen mit ihren Gewinnenmachen, sondern wie sie ihre Gewinne erzielen. DieZukunft wird deshalb den Unternehmen gehören, dieeinen aktiven Beitrag zur ethischen und nachhaltigenUnternehmensführung in ihrem Land, aber auch anden internationalen Standorten leisten. Zukunftsfähi-ge Unternehmen beweisen „Sustainability Leader-ship“. Maßnahmen wie die Einführung von Umwelt-und Nachhaltigkeitsmanagement und eine regelmäßi-ge Nachhaltigkeitsberichterstattung zeugen davon,dass sich Unternehmen diesen Herausforderungenstellen.

Mit Corporate Social Responsibility (CSR) kann einewirtschaftlich tragfähige Entwicklung, soziale Verant-wortung und die Schonung von Umweltressourcenintelligent verbunden werden. Ich möchte Unterneh-men darin bestärken, ihrer Verantwortung für Umweltund Gesellschaft gerecht zu werden, und ermutigen,auf freiwilliger Basis CSR umfassend in ihre Kernge-schäfte einzubinden. Das ist nicht nur wichtig für dengesellschaftlichen Zusammenhalt, sondern auch gutfürs Geschäft. Denn unstrittig ist, dass Unternehmen,die CSR integrieren, die Akzeptanz ihres Handelnssichern und ihre internationale Reputation erhöhen.Damit können sie sich auch neue Marktchancenerschließen, ihre Innovationskraft und Wettbewerbs-fähigkeit steigern sowie Arbeitsplätze schaffen.

Um eine Verständigung darüber zu erreichen, wie CSR-Strategien umgesetzt werden können und welcheErwartungen seitens der Gesellschaft bestehen, hat dasBundesumweltministerium einen Dialog mit Vertre-tern von Unternehmen zentraler Branchen, Gewerk-schaften, Verbraucher- und Wirtschaftsverbändensowie von Nichtregierungsorganisationen zum ThemaCSR geführt. Dabei ist deutlich geworden, dass CSRgleichermaßen soziale und ökologische Aspekteumfasst und einen wichtigen Beitrag für eine nachhal-tige Entwicklung liefern kann. Mit dieser Broschüresoll für ein anspruchsvolles Verständnis von CSRgeworben und zugleich eine Brücke geschlagen wer-den zu den bekannten und etablierten Maßnahmendes betrieblichen und produktbezogenen Umwelt-schutzes, bei denen die deutsche Wirtschaft weltweitals vorbildlich gilt.

Die Broschüre zeigt auf, in welchen HandlungsfeldernUnternehmen gefordert sind, wenn sie CSR im Kernge-schäft verankern wollen. Sie reichen vom betrieblichenUmweltschutz über die Berücksichtigung der Mitarbei-terinteressen bis hin zur Verantwortung für die Zulie-ferkette.

Es gibt bereits Erfahrungen, wie Unternehmen CSRaufgreifen und in die Unternehmensorganisation inte-grieren können. Die Broschüre enthält praktische Hin-weise, wie Unternehmen heute dieses breite Spektruman Herausforderungen effizient managen können undsoll damit zur Nachahmung anregen.

Ich bin davon überzeugt, dass eine anspruchsvolle CSRzu einer guten Unternehmensführung gehört und vonden Unternehmen künftig systematisch gemanagtwerden muss, auch um wettbewerbsfähig zu bleiben.Dabei halte ich die Verbindlichkeit eines nachvollzieh-baren und überprüfbaren Managements für notwen-dig, um Glaubwürdigkeit in der Gesellschaft undgegenüber der Politik zu bewahren.

Sigmar GabrielBundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

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LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,

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3 DIE GESELLSCHAFTLICHE VERANTWORTUNG VON UNTERNEHMEN UND DIE ROLLE DES UMWELTMANAGEMENTS ................................................................................................................05Die Wurzeln von CSR Umweltschutz und Nachhaltigkeit Der europäische CSR-Begriff CSR in Deutschland Handlungsfelder für Unternehmen Verantwortung teilen, Verbindlichkeit schaffen

3 NACH ANSPRUCHSVOLLEN PRINZIPIEN HANDELN ........................................................................................................................................09Die OECD-Leitsätze für multinationale UnternehmenEin verbindlicher und verlässlicher RahmenAls Richtschnur für das CSR-Management nutzen

3 STEUERUNG UND MANAGEMENT GESTALTEN ....................................................................................................................................................11Verankerung in der AufbauorganisationErstellung von Leitbild und ProgrammCSR organisieren, Arbeitnehmervertreter einbeziehen

3 VERANTWORTUNG IN DER LIEFERKETTE LEBEN .............................................................................................................................................12Verhaltenskodizes und ihre GrenzenDer Vorteil von BranchenlösungenEinen Beitrag zur Global Governance leisten

3 VERTRAUEN DURCH KOMMUNIKATION SCHAFFEN .........................................................................................................................................13Im Dialog mit den AnspruchsgruppenAnforderungen an die BerichterstattungDer Kapitalmarkt als wichtige ZielgruppeLeistungen darstellen, Transparenz bieten

3 FAZIT ..................................................................................................................................................................................................................................14

INHALTSVERZEICHNIS

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DIE GESELLSCHAFTLICHE VERANTWORTUNG VON UNTERNEHMEN UND DIE ROLLE DES UMWELTMANAGEMENTSDie Globalisierung mit ihren vielfältigen Auswirkun-gen auf die nationalen Wirtschafts- und Sozialsystemeund das Leben der Bürger hat die Erwartungen an dieUnternehmen verstärkt. Ihre Anspruchsgruppen –Kunden und Verbraucher, Investoren, Mitarbeiter,Behörden, Geschäftspartner und Nichtregierungs-organisationen – verlangen, dass sie Verantwortungübernehmen.

Unternehmen, die einen substanziellen Beitrag leistenzum Umweltschutz, zum Wohlergehen ihrer Mitarbei-ter sowie zur nachhaltigen Entwicklung unserer Gesell-schaft, begegnen damit nicht nur den Erwartungenihrer Anspruchsgruppen. Sie tun dies vielmehr auchaus einem ganz vitalen Eigeninteresse heraus: Siemachen sich dadurch fit für die Herausforderungender Zukunft, die durch einen raschen Wandel derStrukturen – beispielsweise in den Absatz- und Beschaf-fungsmärkten oder der Bevölkerung – gekennzeichnetsind. Unternehmen, die sich auf diese Entwicklungenund die damit verknüpften Erwartungen in ihremUmfeld frühzeitig einstellen, erhöhen die Akzeptanzihres Handelns, erschließen sich Wettbewerbsvorteile,mindern ihre Risiken und sichern so den Bestand ihresUnternehmens.

Nachhaltige Unternehmensleistungen gelten damit als wichtige Voraussetzung für den langfristigen wirt-schaftlichen Erfolg. Die Unternehmensführungensehen sich heute mit weit anspruchsvolleren Anforde-rungen konfrontiert, als dies noch vor zehn bis 15 Jah-ren der Fall war.

Fällt die Leistungsbewertung in diesem Bereich negativ aus, gilt dies immer mehr als Beleg für eineUnternehmensführung, die gegenüber „nichtfinan-ziellen Aspekten“ gleichgültig ist und dadurch Ge-schäftsrisiken offenbart. Vor diesem Hintergrundwächst auch in den Finanzmärkten die Aufmerksam-keit für Konzepte wie Corporate Social Responsibility(CSR), nachhaltiges Wirtschaften und Socially Respon-sible Investment (SRI). Seitdem mehrere SRI-Indizeseine überdurchschnittlich gute Performance aufwei-sen, berücksichtigen zunehmend auch konventionelleInvestoren ökologisch-soziale Unternehmensbewer-tungen, um das Anlagerisiko zu reduzieren.

Die Wurzeln von CSRDie Wurzeln von CSR liegen wesentlich in den freiwilli-gen Leistungen, mit denen verantwortliche Unterneh-mer ab Ende des 19. Jahrhunderts in der industrialisier-

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, ÜBERDURCHSCHNITTLICHE PERFORMANCE DES DOW JONES SUSTAINABILITY INDEX

330

280

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80

12/93 8/94 4/95 12/95 8/96 4/97 12/97 8/98 4/99 12/99 8/00 4/01 12/01 8/02 4/03 12/03 8/04 4/05 12/05

MSCI World (in US-Dollar)DJSI World (in US-Dollar)

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ten Welt auf soziale Missstände und die damit ver-bundenen Forderungen der Arbeiterbewegungen reagierten. Beispielsweise durch den Bau von Wohn-siedlungen und Krankenhäusern verbesserten sie dieLebensbedingungen ihrer Arbeitnehmer und erreich-ten so eine Steigerung der Arbeitsmoral und eine sinkende Fluktuation.

In Großbritannien ergriffen Unternehmen in den1980er Jahren freiwillig soziale Maßnahmen, nach-dem die Wirtschaftspolitik der damaligen Regierungzunächst zu einem sprunghaften Anstieg der Arbeits-losigkeit führte. Krawalle arbeitloser Jugendlicher inbritischen Städten veranlassten die Unternehmen, sichum die soziale Stabilität im Land zu sorgen und sich fürbessere Lebensbedingungen in ihrem Umfeld einzu-setzen. Heute gelten den britischen Unternehmen dieAnforderungen der verschiedenen gesellschaftlichenGruppen als eine wichtige Leitplanke bei der Ausge-staltung eines verantwortungsbewussten Wirtschaf-tens, das Vertrauen und Akzeptanz schafft.

Umweltschutz und NachhaltigkeitIn Deutschland entwickelte sich seit Ende der 1970erJahre der Umweltschutz zu einem der wichtigstengesellschaftlichen Anliegen. Verstärkt seit Anfang der

1990er Jahre reagierten insbesondere größere Unter-nehmen auf die gesellschaftlichen Erwartungen,indem sie freiwillig Umweltberichte und betrieblichesowie produktbezogene Ökobilanzen erstellten. Dieeuropäische Öko-Audit-Verordnung für die freiwilligeEinrichtung eines Umweltmanagementsystems (EMAS)wurde von der deutschen Wirtschaft in den 1990er Jahren konsequenter als in anderen europäischen Staaten umgesetzt. Auf dieser Basis griffen viele um-weltengagierte Unternehmen in der Folge auch dasLeitbild Nachhaltigkeit auf – als eine Strategie der Ressourcenschonung und des langfristigen Erhalts der eigenen Existenzgrundlagen.

Der europäische CSR-Begriff Da eine Reihe von ökologischen und gesellschaftlichenProblemen sich nicht oder kaum effizient über Regulie-rung bewältigen lässt, hat die Europäische Kommissionergänzend die freiwillige Verantwortung von Unter-nehmen zu einem neuen Politikansatz weiterentwi-ckelt. In ihrem Grünbuch von 2001 definiert sie CSR als ein Konzept, „das den Unternehmen als Grundlagedient, auf freiwilliger Basis soziale Belange und Um-weltbelange in ihre Unternehmenstätigkeit und in ihre Wechselbeziehungen mit den Stakeholdern zuintegrieren“.

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, DAS VERHÄLTNIS VON CSR UND NACHHALTIGER ENTWICKLUNG

Makro-Ebene:Volkswirtschaft

Mikro-Ebene:Unternehmen

Nahhaltige Entwicklung

Beitrag des Unternehmens

Corporate SustainabilityCorporate Citizenship

Quelle: Loew et. al 2004

Corporate Social

Responsibility

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Für die Europäische Kommission umfasst CSR alle frei-willigen Leistungen, mit denen die Unternehmen inihrem Kerngeschäft zu einer nachhaltigen Entwick-lung beitragen (vgl. Abbildung). Dazu zählen vor allemfreiwillige, über gesetzliche Vorgaben hinausgehendeAktivitäten im Bereich der Arbeitsbedingungen sowiedes Umweltschutzes. Für die Praxis stellt sich CSR da-mit als weitgehend identisch mit einer nachhaltigenUnternehmensführung dar.

Ergänzend sind zu CSR auch Spenden-, Sponsoring-und Stiftungsaktivitäten sowie die Förderung des frei-willigen gemeinnützigen Einsatzes von Mitarbeiternzu zählen – Aktivitäten, die in Deutschland als bürger-schaftliches Engagement von Unternehmen bezie-hungsweise Corporate Citizenship bezeichnet werden.

CSR in DeutschlandDas Grundverständnis der CSR-Definition der Europäi-schen Kommission wird von der Bundesregierung, derMehrzahl der deutschen Wirtschaftsverbände und denGewerkschaften geteilt. Die konkrete Umsetzung und

Kommunikation von CSR durch die Unternehmenzeigt jedoch, dass bei diesen unterschiedliche Auffas-sungen von CSR bestehen. Oft werden verkürzt nur ein-zelne Aspekte wie das karitative Engagement oder dieVerbesserung der Arbeitsbedingungen hervorgehoben.

Dabei haben gerade deutsche Unternehmen besondersviel zu bieten, wenn man das umfassende CSR-Ver-ständnis zugrunde legt. Denn bis heute ist der Umwelt-schutz neben den vergleichsweise anspruchsvollensozialgesetzlichen Rahmenbedingungen ein starkerTreiber für den kontinuierlichen, auch an den Anforde-rungen der Stakeholder und des Gesetzgebers orien-tierten Verbesserungsprozess in den Unternehmen. Inden meisten Unternehmen sind die Grundlagen für dieUmsetzung eines umfassenden CSR-Konzepts daher inAnsätzen vorhanden, zudem gibt es schon eine Viel-zahl vorbildlicher Aktivitäten. Auf Basis bestehenderUmweltmanagementsysteme verfügen die deutschenKonzerne ebenso wie die kleinen und mittelständi-schen Betriebe über die besten Voraussetzungen, denCSR-Ansatz aufzugreifen und in ihre Unternehmens-

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, HANDLUNGSFELDER VON CSR

Governance undManagementsysteme

Vision und Strategie

Betrieblicher Umweltschutz

Umweltschutz in der Supply Chain

Ökologische Produktverantwortung/ integrierte Produktpolitik

Interessen der Mitarbeiter

Arbeitsbedingungen und Menschenrechte in der Supply Chain

Verbraucherschutz und Kundeninteressen

Kommunikation mit internen und externen Stakeholdern

Umweltmanagement Management der sozialen Handlungsfelder von CSR

Handlungsfelder in zentralen Geschäftsprozessen

Handlungsfelder der Verantwortung im Umfeld

Bürgerschaftliches Engagement: Spenden, Sponsoring, Freistellung von

Mitarbeitern (Volunteering) etc.

Mitwirkung am Ordnungsrahmen (z.B. Lobbyarbeit), Antikorruption

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strategie zu integrieren. Dadurch eröffnet sich ihnenauch die Möglichkeit, sich im internationalen Wettbe-werb gegenüber Konkurrenten als glaubwürdig undinnovativ auszuzeichnen.

Handlungsfelder für UnternehmenEine glaubwürdige unternehmerische CSR-Politikberücksichtigt alle Unternehmensbereiche und -funk-tionen. Schließlich geht es darum, in den Kernge-schäftsprozessen innovative, wirtschaftlich tragfähigeund vorsorgende Lösungen zur Verbesserung desUmweltschutzes und der Arbeitsbedingungen zu ent-wickeln und die Interessen der Gesellschaft wahrzu-nehmen. Gleichzeitig kann der gezielte Blick auf diegesellschaftliche Rolle von Unternehmen die notwen-dige Weiterentwicklung der Kerngeschäftsprozesseunterstützen und erleichtern. Im Wesentlichenumfasst CSR

• den betrieblichen Umweltschutz, • die Berücksichtigung von Arbeitnehmerinteressen,• die Beachtung des Umweltschutzes und menschen-

würdiger Arbeitsbedingungen in der Zulieferkette, • eine integrierte Produktpolitik und • den Verbraucherschutz (vgl. Abbildung, Seite 7).

Weiterhin können Unternehmen auch über ihre Kern-geschäftsprozesse hinaus Verantwortung für ihrUmfeld wahrnehmen. Zur „Umfeld-Verantwortung“zählen nicht nur karitative und bürgerschaftlicheEngagements, sondern auch der Beitrag, den einUnternehmen zum Ordnungsrahmen leistet. Beispieledafür sind eine konstruktive, am Gemeinwohl orien-tierte Zusammenarbeit mit Behörden bei der Entwick-lung von Gesetzen und Normen oder die entschiedeneVermeidung von Korruption und Bestechung.

Im Sinne einer nachhaltigen Unternehmensführungsollten die Aktivitäten in den verschiedenen Hand-lungsfeldern zentral gesteuert werden. Für denUmweltbereich bieten die sowohl in den großen alsauch in mittelständischen und kleineren Unterneh-men seit Jahren etablierten Umweltmanagement-systeme, beispielsweise EMAS, eine gute Basis. Und sosind es vielfach die Umweltabteilungen beziehungs-weise die Umweltbeauftragten, die mit der Aufgabebetraut werden, CSR im Unternehmen zu koordinie-ren. Aber ebenso sind Unternehmen bekannt, die sichCSR von der sozialen Seite genähert haben. Dort laufendann beispielsweise in der Personalabteilung oder beiden Diversity-Verantwortlichen die Fäden zusammen.

Verantwortung teilen, Verbindlichkeit schaffenIn einer Welt der zunehmenden wirtschaftlichen Globalisierung und der gleichzeitig abnehmenden Einflussmöglichkeiten von Nationalstaaten kann dieVerantwortung von Unternehmen nicht an Staats-grenzen oder an Werkstoren enden. Mit den neuenwirtschaftlichen und technischen Möglichkeiten, diesich ihnen auftun, wächst ihr Einflussbereich unddamit auch ihre Verantwortung.

Im Rahmen des CSR-Ansatzes ist von den Unterneh-men deshalb ein klares Bekenntnis zu freiwilligen,über das Gesetz hinausgehenden Leistungen fürUmwelt und Gesellschaft gefordert. Denn nur so tragen sie zu einer verlässlichen Grundlage für dasgemeinsame Handeln von Wirtschaft und Staat beiund schaffen damit – im eigenen Interesse – den Rah-men für eine zukunftsorientierte wirtschaftliche undgesellschaftliche Entwicklung.

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Weitere Informationen

3 European Multistakeholder Forum on CSR (Hg.):Final Results and Recommendations (Download):http://europa.eu.int/comm/employment_social/soc-dial/csr/

3 Europäische Kommission (Hg.):Implementing the Partnership for Growth and Jobs:Making Europe a Pole of Excellence on Corporate Social Responsibility (Download):http://europa.eu.int/comm/enterprise/csr/policy.htm

3 Loew, T.; Ankele, K.; Braun, S.; Clausen, J.: Bedeutung der internationalen CSR-Diskussion fürNachhaltigkeit und die sich daraus ergebendenAnforderungen an Unternehmen (Download):www.future-ev.de

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Für eine gesellschaftlich verantwortungsbewussteUnternehmensführung existieren bereits eine Reihevon Prinzipien oder Leitlinien, beispielsweise die zehnPrinzipien des Global Compact der Vereinten Nationenoder die Global Sullivan Principles, zu deren Einhal-tung sich Unternehmen per Unterschrift verpflichtethaben. Während die Anerkennung der beiden genann-ten Vereinbarungen jedem Unternehmen weltweitoffen steht, existieren daneben auch Leitlinien, die sich Unternehmen einer bestimmten Branche odereines Landes gegeben haben. Beispiele dafür sind die „Responsible Care-Grundsätze“ der chemischen Industrie oder das CSR-Leitbild der österreichischen Wirtschaft.

Die OECD-Leitsätze für multinationale UnternehmenDas am weitesten ausgearbeitete und umfassendsteRegelwerk für eine gesellschaftlich verantwortlicheund umweltbewusste Unternehmensführung sind die

Leitsätze der Organisation for Economic Co-operationand Development (OECD) für multinationale Unter-nehmen. Die im Jahr 2000 aktualisierten OECD-Leit-sätze beinhalten Empfehlungen zu zentralen Verant-wortungsbereichen von Unternehmen.

Ein verbindlicher und verlässlicher RahmenDie Leitsätze zeichnen sich im Vergleich zu anderenVorgaben wie beispielsweise den Global Compact-Prinzipien durch einen höheren Detaillierungsgrad

aus und zeigen Ansätze zur operativen Umsetzung auf.Anerkannt von allen 30 OECD-Mitgliedsstaaten sowiebisher neun Nichtmitgliedsstaaten stellen sie den einzigen umfassenden, auf multilateraler Ebene angenommenen Kodex für verantwortungsbewusstesWirtschaften dar. Deutschland hat sich gemeinsammit den anderen OECD-Staaten zur Förderung der Leitsätze verpflichtet.

Aufgrund der staatlichen Anerkennung und der Möglichkeit, bei Verstößen nationale Kontaktstellenanzusprechen, besitzen die Leitsätze eine größere Ver-bindlichkeit als die meisten anderen Prinzipien. DieKontaktstellen sind in der Regel bei den Wirtschafts-ministerien angesiedelt und vermitteln auch bei Konflikten mit Nichtregierungsorganisationen aufneutrale Weise.

NACH ANSPRUCHSVOLLEN PRINZIPIEN HANDELN

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Inhalt der OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen

3 Grundpflichten von UnternehmenNachhaltige Entwicklung, Einhaltung von Menschen-rechten, Förderung lokaler Kapazitäten etc.

3 InformationspolitikHerausgabe eines Geschäftsberichts, Offenlegung von Informationen zu sozialen und umweltrelevanten Fragen etc.

3 BeschäftigungspolitikEinhaltung der Kernarbeitsnormen der Internationa-len Arbeitsorganisation (ILO) etc.

3 UmweltpolitikErrichtung von Umweltmanagementsystemen undGewährleistung einer transparenten Umweltbericht-erstattung, Orientierung am Vorsorgeprinzip etc.

3 Korruptionsbekämpfung Ablehnung von Bestechungsgeldern, Transparenz zuden Maßnahmen der Korruptionsbekämpfung etc.

3 VerbraucherinteressenGewährleistung fairer Geschäfts-, Vermarktungs- undWerbepraktiken sowie von Sicherheit und Qualitätder Güter und Dienstleistungen etc.

3 Wissenschaft und TechnologieSchutz des geistigen Eigentums, Know-how-Transfer

3 WettbewerbBeachtung der Regeln des fairen Wettbewerbs, Ver-zicht auf Errichtung wettbewerbswidriger Kartelleetc.

3 BesteuerungBeitrag zu öffentlichen Finanzen der Gastländer leisten, Einhaltung von Steuergesetzen etc.

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, ANERKENNUNG DER OECD-LEITSÄTZE FÜR MULTINATIONALE UNTERNEHMEN

Alle OECD-Mitgliedsländer Nichtmitgliedsländer, die die Leitsätze anerkannt haben

Weitere Informationen

3 Global Compact: www.globalcompact.org 3 Global Sullivan Principles:

www.globalsullivanprinciples.org3 Responsible Care Initiative der chemischen Industrie:

www.responsiblecare.org3 CSR-Leitlinien der österreichischen Wirtschaft:

www.respact.at3 OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen:

www.oecd.org/daf/investment/guidelines3 OECD (Hg.): Umwelt und OECD-Leitsätze für

multinationale Unternehmen – Betriebliche Instru-mente und Konzepte (Download):www.oecd.org/env/investment

Als Richtschnur für das CSR-Management nutzenFür Unternehmen ist das Bekenntnis zu den OECD-Leitsätzen freiwillig. Da sich die Leitsätze explizit anmultinationale Unternehmen wenden, sind sie bei mittelständischen und auf den heimischen Markt konzentrierte Firmen bislang kaum bekannt.

Dennoch können die Leitsätze eine Hilfestellung beider Einführung von CSR-Strategien in kleineren Unter-nehmen bieten, denn die anspruchsvollen, aber durch-aus realistischen Anforderungen werden vielfach vonden Unternehmen längst erfüllt. Schließlich ist für einverantwortliches Management die Vermeidung vonDiskriminierung, Korruption und wettbewerbswidri-gen Absprachen ebenso selbstverständlich wie die Ein-richtung eines anspruchsvollen Umweltmanagement-systems, beispielsweise EMAS, und die Reduzierungder Umweltbelastungen.

Unternehmen, die ihre gesellschaftliche Verantwor-tung ernst nehmen, sollten ihrem Wirtschaften dieOECD-Leitsätze als Mindeststandard zugrunde legen

und sich gegenüber ihren Anspruchsgruppen zu derenEinhaltung klar bekennen. Damit wird nicht ausge-schlossen, dass Unternehmen eigene Akzente bei derEntwicklung ihres spezifischen CSR-Ansatzes setzen.

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STEUERUNG UND MANAGEMENT GESTALTEN

Für die Umsetzung anspruchsvoller CSR-Leistungen istdas klare und dauerhafte Bekenntnis durch die Unter-nehmensleitung unverzichtbar. Davon hängt wesent-lich ab, wie konsequent eine entsprechende Aufbau-organisation im Unternehmen ausgestaltet wird.

Verankerung in der AufbauorganisationCSR stellt eine Querschnittsaufgabe dar, die mehrereHandlungsfelder und damit auch verschiedene Unter-nehmensbereiche (Personal, Einkauf, Produktion etc.)betrifft. Die Integration von CSR in die Kerngeschäfts-prozesse gelingt deshalb nur, wenn die betroffenenBereiche so eingebunden sind, dass sie die geplantenMaßnahmen befürworten und mittragen. Die zentraleKoordination der CSR-Aufgaben obliegt meistens einerfür Nachhaltigkeit zuständigen Stabsabteilung sowieeinem Querschnittsgremium (z.B. Sustainability Council, Nachhaltigkeitsrat, CR-Komitee), das sich ausVertretern unterschiedlicher Bereiche oder aus CSR-Verantwortlichen verschiedener Teilgesellschaftenzusammensetzt. Je klarer die Ansprechpartner in denunterschiedlichen Unternehmensbereichen sowiegegebenenfalls in den verschiedenen Teilgesellschaf-ten benannt sind, desto effektiver lässt sich die Koordi-nation gestalten. Das bestehende Umweltmanagementist dabei als eine zentrale Säule einzubeziehen.

Um das Thema CSR bei großen Aktiengesellschaftenwirksam in der Unternehmensführung zu verankern,sollte CSR in der Zuständigkeit eines einzelnen Vor-standsmitglieds liegen. Dies erleichtert der koordinie-renden Stabsabteilung den Zugang zur Unterneh-mensleitung und beschleunigt damit die operativenEntscheidungen.

Erstellung von Leitbild und ProgrammWenn CSR mehr sein soll als Imagepflege und Reputa-tionsmanagement, müssen unternehmensspezifischeökologische, soziale und ethische Werte verbindlich in die Strategie und die Ziele des Unternehmens integriert werden. Dies sollte über die Formulierungvon Leitlinien oder über die Integration dieser Wertein das bestehende Unternehmensleitbild erfolgen.Schon dieser Prozess allein ist hilfreich für die Veran-kerung von CSR in der Organisation. Denn die Erarbei-tung unternehmensspezifischer CSR-Werte stößt inden einbezogenen Leitungsebenen meist eine intensi-ve Diskussion an, die zur Bewusstseinsbildung beiträgt.

Um einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess zuinitiieren, ist die Erstellung eines CSR-Programms mitkonkreten Zielen und Maßnahmen unverzichtbar. Für

die Koordinatoren in den Unternehmen stellt ein ein-vernehmlich beschlossenes Programm ein wichtigesManagementinstrument bei der Erfüllung ihrer Auf-gabe dar. Gleichzeitig gewährleistet es quer durch dieOrganisation, dass gute Vorsätze nicht im Tagesge-schäft untergehen. Gegenüber Mitarbeitern, Eigen-tümern, Kunden und kritischen Anspruchsgruppengilt ein ambitioniertes Programm schließlich als über-zeugendster Beleg dafür, dass das Unternehmen seineVerantwortung für Umwelt und Gesellschaft ernstnimmt. Audits und Monitoringsysteme stellen sicher,dass das CSR-Leitbild und das Programm umgesetztwerden. Diese freiwillige (Selbst-)überwachung hatsich bewährt und fördert organisationale Lernprozesse.

CSR organisieren, Arbeitnehmervertreter einbeziehenUm verantwortliches Handeln in den Geschäftsprozes-sen so auszugestalten, dass nicht nur Risiken vermie-den, sondern auch Chancen für eine nachhaltige Entwicklung genutzt werden, bedarf es eines systema-tischen Managements der CSR-Anforderungen. Unter-nehmen müssen dafür nicht nur die erforderlichenorganisatorischen Ablaufprozesse schaffen, sondernsollten auch die entsprechenden Personalkapazitätenund Mittel bereitstellen.

Da das Umweltmanagement eine vergleichbare Quer-schnittsfunktion wie CSR erfüllt, bietet es sich in Unter-nehmen mit relevanten Umweltaspekten an, die Orga-nisation von CSR aus dem Umweltmanagementsystemheraus zu entwickeln. Das europäische Öko-Audit-System EMAS ist dafür besonders gut geeignet.

Zu den wichtigen Handlungsfeldern von CSR zählendie Arbeitsbedingungen der eigenen Mitarbeiter undzunehmend auch bei den Lieferanten. Die Arbeitneh-mervertreter sind neben den Mitarbeitern der Perso-nalabteilungen die „natürlichen“ Experten für diesesHandlungsfeld und sollten daher in arbeitnehmer-bezogene CSR–Projekte einbezogen werden.

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Weitere Informationen

3 Loew, T.; Braun, S.: Organisatorische Umsetzung von CSR. Vom Umwelt-management zur Sustainable Corporate Governance?(Download): www.4sustainability.org

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Dass in den Zulieferketten des Handels und der großenIndustrieunternehmen ökologische und soziale Miss-stände anzutreffen sind, ist nicht neu: Seit Jahren wer-den Kinderarbeit bei der Teppichfertigung, Raubbauan ökologisch wertvollen Wäldern sowie unfaireLöhne beim Anbau von Tee, Kaffee und Kakao oder bei der Bekleidungsproduktion thematisiert.

Die Globalisierung der Märkte hat den Wettbewerbverschärft. Damit dies nicht auf dem Rücken derSchwächsten ausgetragen wird, sehen Nichtregie-rungsorganisationen und kritische Kunden vor allemdie großen Konzerne in der Pflicht. Sie sollen sicher-stellen, dass bei der Rohstoffgewinnung und der Her-stellung zugekaufter Produkte und Komponentenmenschenwürdige Arbeitsbedingungen gewahrt undgravierende Umweltbelastungen vermieden werden.Ausgelöst durch Kampagnen von Nichtregierungsor-ganisationen, die meist einzelne Unternehmen gezieltunter Druck setzten, wurden beispielsweise in der Textil- und in der Papierbranche Fortschritte erzielt. So gibt es dort schon recht wirksame Ansätze zur Ver-besserung der Arbeitsbedingungen und des Umwelt-schutzes in der Lieferantenkette.

Inzwischen erfährt das Thema „Supply Chain Manage-ment“ branchenübergreifend zunehmende Beach-tung. Vor allem die großen Markenunternehmensehen Reputationsrisiken durch gezielte Kampagnenund beginnen ihre Zulieferketten auf Schwachstellenzu untersuchen und sich durch die Übertragung ihrerVerantwortung auf die Lieferanten abzusichern. Diesträgt nicht zuletzt auch zur Verringerung von klassi-schen Unternehmensrisiken wie Lieferanten- undFinanzierungsrisiken bei.

Verhaltenskodizes und ihre GrenzenKern der meisten Lösungen ist ein Verhaltenskodex,der entweder für das eigene Unternehmen entwickeltauf die Lieferanten übertragen oder in einer Brancheeigens für die Zulieferkette erarbeitet wird. Der vomBundesministerium für wirtschaftliche Zusammenar-beit und Entwicklung (BMZ) initiierte „Runde TischVerhaltenskodizes“ hat einen Leitfaden erstellt, der dieErarbeitung von Lieferantenkodizes unterstützt. DieBekanntgabe eines solchen Kodex allein reicht jedochnicht aus. Damit er wirksam ist, muss die Umsetzungauf Dauer sichergestellt werden. Manche Unterneh-men integrieren eine Prüfung in ohnehin bestehendeLieferantenaudits der Qualitätssicherung. Anderehaben dafür eigene Auditteams eingerichtet oderbeauftragen externe Auditoren.

VERANTWORTUNG IN DER LIEFERKETTE LEBEN

Ein schlüssiges Branchenmodell hat erstmals dieAußenhandelsvereinigung des Deutschen Einzelhan-dels (AVE) in Zusammenarbeit mit mehreren Einzel-handelsunternehmen auf Basis eines gemeinsamenVerhaltenskodex entwickelt. Dessen Einhaltung wirdseit 2003 von gemeinsam finanzierten Auditorenteamsüberprüft. Diese in mehrfacher Hinsicht effizienteBrancheninitiative wurde inzwischen in die europä-ische „Business Social Compliance Initiative“ (BSCI)überführt.

Der Vorteil von BranchenlösungenAuch für andere Branchen sind wirkungsvolle Lösun-gen für die spezifischen Problemlagen nach diesemVorbild anzustreben. Wo keine Verständigung inner-halb der Branche in Sicht ist, sollten sich Unternehmennicht davon abhalten lassen, eigene Ansätze entwi-ckeln.

Einen Beitrag zur Global Governance leistenNatürlich liegt die Einhaltung der von der ILO festge-schriebenen Bedingungen sowie von Umweltschutz-standards primär in der Verantwortung der Lieferan-ten in den betreffenden Ländern. EntsprechendeGesetze sind zwar vielfach vorhanden, doch kommendie Behörden ihrer Überwachungspflicht oft nur un-genügend nach. Dies kann allein aus Gründen der Risikominimierung aber nicht im Interesse der inter-national tätigen Unternehmen liegen. Zusammen mitRegierungen und internationalen Institutionen wieden Vereinten Nationen sollten sie deshalb unter an-derem auf eine stärkere Beachtung der Gesetze undauf Rechtsstaatlichkeit in den Ländern hinwirken, indenen sie tätig sind.

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Weitere Informationen

3 Runder Tisch Verhaltenskodizes (Hg.): Ratgeber Verhaltenskodizes zu Sozialstandards(Download): www.coc-runder-tisch.de

3 Loew ,T.: CSR in der Supply Chain. Herausforderungen undAnsatzpunkte für Unternehmen (Download): www.4sustainability.org

3 Business Social Compliance Initiative: www.bsci-eu.org

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VERTRAUEN DURCH KOMMUNIKATION SCHAFFEN

Zahlreiche große Unternehmen veröffentlichen regel-mäßig Berichte über ihre Auswirkungen auf Umweltund Gesellschaft und die damit verbundenen ökologi-schen und sozialen Aktivitäten. Auch wenn die Titelvariieren – von Nachhaltigkeitsbericht über CorporateResponsibility-Bericht bis hin zu Umwelt- und Sozial-bericht – ist das Anliegen der Publikationen dasselbe:Das Vertrauen der Gesellschaft in das unternehme-rische Handeln soll durch regelmäßige, umfassendeund transparente Informationen gestärkt werden.Selbst einzelne kleine und mittelständische Unter-nehmen legen regelmäßig Umwelterklärungen oderauch Nachhaltigkeitsberichte vor.

Im Dialog mit den AnspruchsgruppenDa die Anspruchsgruppen an die Unternehmen hoheErwartungen hinsichtlich ihrer ökologischen undsozialen Verantwortung stellen, muss das CSR-Management durch konsistente Prozesse für eine Übereinstimmung zwischen externen Anforderungen,Unternehmensleitlinien und -handlungen sorgen. Auf-gabe der Berichterstattung ist es, die Konsistenz diesesHandelns gegenüber den Anspruchsgruppen trans-parent und glaubwürdig darzustellen. Dies kann nurgelingen, wenn sich die Berichterstattung an an-spruchsvollen Maßstäben ausrichtet und die zentralenErwartungen der Anspruchsgruppen aufgreift.

Um diese zu kennen, müssen Unternehmen intensiverin den Dialog mit ihren Anspruchsgruppen treten. Siesollten deren Anforderungen regelmäßig erfassen undbewerten, um daraus gegebenenfalls Handlungsbe-darf abzuleiten. Eine stärkere Einbeziehung externerSichtweisen bei der Weiterentwicklung der Unter-nehmensstrategie hilft zudem, Risiken und Chancenfrühzeitig zu erkennen. Dieser Effekt tritt auch bei der Erstellung eines Berichts zutage: Die dafür er-forderliche systematische Bestandsaufnahme zeigtSchwachstellen auf und regt das Management zu Verbesserungen an.

Anforderungen an die BerichterstattungFür die Erarbeitung von CSR-/Nachhaltigkeitsberichtenhat die Global Reporting Initiative (GRI) Leitlinien ent-wickelt, die von zahlreichen Großunternehmen welt-weit bereits angewendet wurden. Anforderungen an„gute“ CSR-/Nachhaltigkeitsberichte formuliertenauch future e.V. – Umweltinitiative von Unternehmen –und das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung(IÖW) für das Ranking der Nachhaltigkeitsberichte.Beide Anforderungskataloge decken sowohl weiteTeile der OECD-Leitsätze als auch die eingangs darge-

stellten Handlungsfelder für eine verantwortlicheUnternehmensführung ab und stellen einen aner-kannten und notwendigen Maßstab für die Berichter-stattung dar. Unternehmen, die diese Anforderungs-kataloge bei der Berichtserstellung zugrunde legen,erzielen eine höhere Glaubwürdigkeit und – aufgrundder anspruchsvollen und systematischen Vorgehens-weise – auch einen größeren internen Nutzen.

Der Kapitalmarkt als wichtige ZielgruppeEine wichtige Zielgruppe, die von den Unternehmenausführliche Informationen über ihre Nachhaltigkeits-leistungen fordert, sind inzwischen Analysten undInvestoren. Sie haben erkannt, dass eine nachhaltigeUnternehmensführung wesentlich zur Risikominimie-rung beitragen kann, und berücksichtigen bei Empfeh-lungen beziehungsweise Investments zunehmend öko-logische, soziale und ethische Aspekte. Unternehmen,die CSR systematisch in ihrem Management verankerthaben und eine anspruchsvolle CSR-/Nachhaltigkeits-berichterstattung betreiben, können entsprechendeAnfragen bei ihren Investor Relations-Abteilungenschneller und überzeugender beantworten.

Leistungen darstellen, Transparenz bietenNoch geben knapp zwei Drittel der 150 größten deut-schen Unternehmen keine Auskunft über ihre öko-logischen und sozialen Auswirkungen. Doch, wer als großes Unternehmen mit tausenden Mitarbeitern,zahlreichen Standorten und einem hohen Ressourcen-durchsatz seine Verantwortung für Umwelt undGesellschaft ernst nimmt, sollte seine diesbezüglichenLeistungen auch transparent machen und darf denVergleich mit anderen nicht scheuen – durch regel-mäßige CSR-/Nachhaltigkeitsberichterstattung, diesich an anspruchsvollen Vorgaben orientiert.

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Weitere Informationen

3 Global Reporting Initiative (Hg.): Sustainability Reporting Guidelines (Download): www.globalreporting.org

3 future e.V., IÖW (Hg.): Kriterien und Bewertungsskala zur Beurteilung vonNachhaltigkeitsberichten (Download): www.ranking-nachhaltigkeitsberichte.de

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Mit der Globalisierung hat sich der Einfluss von Unter-nehmen auf die Entwicklung der Volkswirtschaftenerhöht, während die Gestaltungsmöglichkeiten natio-naler Regierungen eher abnehmen. Daher sieht dieÖffentlichkeit die Unternehmen heute mehr denn je inder Pflicht, gesellschaftlich verantwortlich zu handeln.

Im Rahmen des CSR-Konzepts will die Politik die Wirt-schaft anregen und unterstützen, diese Herausforde-rung anzunehmen. Denn CSR leistet einen wesent-lichen Beitrag zur langfristigen Wettbewerbsfähigkeitvon Unternehmen und zählt zu einer „guten Unter-nehmensführung“. Damit sind keine grundsätzlichneuen Aufgaben für die Unternehmen verbunden.Vielmehr baut CSR auf vorhandenen Konzepten ver-antwortlichen Wirtschaftens wie nachhaltige Unter-nehmensführung, Umweltmanagement und inte-grierte Produktpolitik auf.

Ausschlaggebend ist, dass • CSR zwar auf freiwillige Maßnahmen fokussiert,

jedoch – schon aus unternehmerischem Eigen-interesse – nicht beliebig und konzeptionslos seinkann;

• CSR strategisch verankert und in ein systematischesManagement eingebunden wird, um gezielt Chancen zu erschließen und Risiken zu vermeiden;

• CSR in den Kerngeschäftsprozessen des Unter-nehmens die ökologischen und sozialen Problem-lagen im eigenen Interesse aufgreift und ein Beitrag zu ihrer Lösung leistet.

FAZIT

Auch wenn das CSR-Konzept derzeit vorwiegend ingroßen Unternehmen diskutiert wird, richtet es sichauch an den Mittelstand. Kleine und mittlere Unter-nehmen sollen die Anregungen, die hier gegeben werden, auf ihre Erfordernisse anpassen.

Gute Voraussetzungen bietet die europäische Öko-Audit-Verordnung (EMAS) für ein systematischesManagement. Zunehmend wird systematischen Programmen mit Zielen und Maßnahmen, Leitliniensowie internen und externen Audits eine hohe Bedeu-tung für die Leistungsfähigkeit und die Glaubwürdig-keit unternehmerischen Handelns zugemessen.

Allen Unternehmen ist eine stärkere Beachtung derOECD-Leitsätze zu empfehlen, die derzeit in der Wirt-schaft leider noch zu wenig Beachtung finden. Dennsie stellen eine gute und hilfreiche Richtschnur für einanspruchsvolles CSR-Management dar.

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„Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen ...“

Grundgesetz, Artikel 20 A

Kontakt:Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und ReaktorsicherheitReferat ÖffentlichkeitsarbeitD - 11055 BerlinFax: (01888) 3 05 - 20 44Internet: www.bmu.deE-Mail: [email protected]

Diese Broschüre ist Teil der Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung.Sie wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt.Der Druck erfolgt auf Recyclingpapier aus 100 % Altpapier.