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Creative Industries in Hessen

Susanne Piesk Report Nr. 758 Wiesbaden 2009

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Eine Veröffentlichung der HA Hessen Agentur GmbH

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Geschäftsführer: Martin H. Herkströter Dr. Dieter Kreuziger

Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit Quellenangabe gestattet. Belegexemplar erbeten.

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HA Hessen Agentur GmbH – Standortentwicklung –

I

Creative Industries in Hessen

Inhalt Seite

Vorbemerkung 1

1 Der Begriff „Kreativwirtschaft“ 2

2 Umsatz und Beschäftigung in den Creative Industries in Hessen 6

2.1 Unternehmen 6

2.2 Umsatz 7

2.3 Beschäftigte 9

2.4 Freiberuflich Tätige und Selbständige in kreativen Berufen 11

3 Entwicklung der Teilmärkte der Creative Industries in Hessen 12

4 Entwicklung der wichtigsten Branchen der Creative Industries 17

4.1 Branchen mit einem eher hohen kreativen Anteil 20

4.2 Branchen mit einem eher geringen kreativen Anteil 28

5 Potenziale der Creative Industries in Hessen 30

5.1 Design, Werbung und PR 31

5.2 Architektur und Innenarchitektur 36

5.3 Film und Medien 39

6 Präsentationsmöglichkeiten für Creative Industries in Hessen 42

6.1 Messen 42

6.2 Offene Arbeitsstätten 49

6.3 Virtuelle Marktplätze 50

6.4 Rahmenbedingungen und Erfordernisse für eine stärkere Messebeteili-gung und Sichtbarmachung der Unternehmen der Creative Industries 50

Abbildungsverzeichnis 54

Tabellenverzeichnis 55

Anhang

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Creative Industries in Hessen

II

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HA Hessen Agentur GmbH – Standortentwicklung –

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Vorbemerkung

Die drei bisher erschienenen Kulturwirtschaftsberichte1 für Hessen basieren auf ei-ner Abgrenzung für die Kulturwirtschaft, die Teilbereiche der Informationstechnolo-gien z.B. die Gamesbranche nicht mit einbezieht. Aus den vorliegenden Kulturwirt-schaftsberichten lassen sich daher keine Aussagen über Strukturen und Entwick-lung des erweiterten Wirtschaftsbereichs der Kreativwirtschaft, die im vorliegenden Bericht als „Creative Industries“ bezeichnet werden soll, und seiner Branchen in Hessen ableiten. Lediglich für die Städte Offenbach und Frankfurt wurden 2007 und 2008 Berichte zur Kreativwirtschaft – mit jeweils unterschiedlichen Abgrenzungen – veröffentlicht.2

Die hier vorliegende Studie soll die bisherige Kulturwirtschaftsberichterstattung er-gänzen und zur Verbesserung der Informationsbasis über die ökonomische Bedeu-tung und Struktur diesen relativ jungen Wirtschaftssektors der Creative Industries in Hessen beitragen.

In der Studie werden Struktur und ökonomische Bedeutung der Creative Industries und ihrer Branchen in Hessen im Zeitraum 2000 bis 2006 bzw. 2007 (je nach Daten-lage) anhand der wichtigsten wirtschaftlichen Kennziffern, d.h. Umsatz und Beschäf-tigung, dargestellt.

Darüber hinaus stellt die Studie Potenziale und Besonderheiten der Creative Indust-ries in Hessen heraus, die zu einem späteren Zeitpunkt gegebenenfalls näher zu beleuchten sind. In diesem Zusammenhang wird auch auf die Rahmenbedingungen und Erfordernisse für eine stärkere Messebeteiligung der Unternehmen der Creative Industries kurz eingegangen.

1 Piesk, Susanne; Werner, Bernd (FEH / Hessen Agentur, 2003): Kulturwirtschaft in Hessen – 1. Hessischer Kulturwirt-

schaftsbericht, Hrsg.: Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung und Hessisches Ministeri-um für Wissenschaft und Kunst, Wiesbaden. Piesk, Susanne; Giebel, Regina (Hessen Agentur, 2005): Kultursponsoring und Mäzenatentum in Hessen – 2. Hessi-scher Kulturwirtschaftsbericht, Hrsg.: Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung und Hessi-sches Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Wiesbaden. Krökel, Karin; Piesk, Susanne (Hessen Agentur, 2008): Kulturwirtschaft stärken – Stadt entwickeln. – 3. Hessischer Kul-turwirtschaftsbericht, Hrsg.: Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung und Hessisches Mi-nisterium für Wissenschaft und Kunst, Wiesbaden.

2 Sailer, Ulrike; Fischer, Christian; Papenheim, Dominik; Matatko, Anja (2007): Kreativwirtschaft in Offenbach, Gutachten im Auftrag der Stadt Offenbach. Berndt, Christian; Goeke, Pascal; Lindner, Peter; Neisen, Vera (2008); Kreativwirtschaftsbericht Frankfurt, Gutachten im Auftrag der Wirtschaftsförderung Frankfurt GmbH.

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Creative Industries in Hessen

2

1 Der Begriff „Kreativwirtschaft“ Neben dem Begriff der „Kulturwirtschaft“ wird in Deutschland der Begriff „Kreativ-wirtschaft“ gebraucht. Nach wie vor existiert jedoch keine einheitliche oder verbindli-che Definition weder für die Kreativwirtschaft noch für die Kulturwirtschaft. Die Krea-tivwirtschaft stellt in der Regel den „erweiterten“ Begriff dar und umfasst im allge-meinen neben Branchen der Kulturwirtschaft zusätzlich Branchen wie Software und Games, manchmal sogar noch weitere Branchen aus dem Forschungs- und Ent-wicklungsbereich.

Der Begriff „Kulturwirtschaft“ spielt in Ländern wie Deutschland mit ausgeprägter staatlicher Kulturförderung eine größere Rolle als z.B. in den Vereinigten Staaten oder in Großbritannien, wo sich der Begriff „Creative Industries“ etabliert hat. Die Kreativwirtschaft trägt überwiegend wirtschaftlichen Aspekten Rechnung und be-fasst sich neben den klassischen Kulturmärkten wie Musik, Kunst, Literatur u.a. mit den Teilmärkten Design, Film, Werbung sowie Software und Gamesindustrie.

In den Kulturwirtschaftsberichten werden häufig auch die Aktivitäten der freien Kul-turszene und die Ausgaben der öffentlichen Hand erfasst, so z.B. in den Kulturwirt-schaftsberichten des Landes Hessen, während sich die Berichte zur Kreativwirt-schaft meist ausschließlich kommerziellen Aktivitäten widmen. Auch der hier vorlie-gende Bericht zu „Creative Industries“ in Hessen beschränkt sich auf die Betrach-tung der kommerziellen Aktivitäten. Die Angaben zum öffentlichen Sektor und zur freien Kulturszene können dem aktuellen 3. Hessischen Kulturwirtschaftsbericht entnommen werden.3

Für Europa, Deutschland, die Schweiz sowie für einzelne Bundesländer und Städte werden auch 2008 noch unterschiedliche Abgrenzungen der Kreativwirtschaft be-nutzt. Dies führt dazu, dass die Branchen, die in den verschiedenen Berichten zur Kreativwirtschaft gezählt werden, zwar zum überwiegenden Teil identisch sind, an den „Rändern“ werden jedoch je nach Auffassung der Fachgutachter Branchen hin-zugenommen oder nicht berücksichtigt. So zum Beispiel die Herstellung von PCs, Mobiltelefonen, MP3-Playern oder das Kunsthandwerk.

Auch die weitere Untergliederung der jeweils definierten Kreativwirtschaft in so ge-nannte „Teilmärkte“, „Arenen“ oder „Bereiche“ ist von Bericht zu Bericht unterschied-lich. Auf EU- oder Länderebene werden zumeist mehr Teilmärkte unterschieden als auf Ebene der Bundesländer oder Städte. Je kleiner die räumliche Bezugsebene ist, d.h. je weniger Daten verarbeitet werden, desto weniger Unternehmen oder Be-schäftigte repräsentieren einen Teilmarkt, was die Aussagekraft auf Stadtebene ein-schränkt.

3 Krökel, Piesk: Kulturwirtschaft fördern – Stadt entwickeln, 3. Hessischer Kulturwirtschaftsbericht, herausgege-

ben vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung und dem Hessischen Ministe-rium für Wissenschaft und Kunst, erschienen in der Reihe „gesellschaftswissenschaften <> praxis“ der Schader Stiftung, Darmstadt 2008.

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Abbildung 1 Was verstehen wir unter „Creative Industries“? - Abgrenzung der Teilmärkte

1 Abgrenzung gemäß des von der EU-Kommission 2006 in Auftrag gegebenen Berichts „The Economy of Culture.“ 2 Die Abgrenzung wurde in der „Untersuchung des ökonomischen Potenzials der creative industries in Wien, erstellt von

Kulturdokumentation, mediacult, wifo, Wien 2004 verwendet. 3 Die Abgrenzungen für die Schweiz und für die Stadt Zürich sind identisch und basieren auf dem Bericht zur Kreativwirt-

schaft der Schweiz; Vgl. Weckerle, Gerig, Söndermann: Kreativwirtschaft Schweiz, Daten, Modelle, Szene; Basel 2007. 4 Der Abgrenzung liegt die „Untersuchung zur Kultur- und Kreativwirtschaft in Deutschland“ zugrunde, die von der Bundes-

regierung beauftragt wurde (siehe Fußnote 2). 5 Die Abgrenzung für Frankfurt wurde im „Kreativwirtschaftsbericht Frankfurt“ verwendet. Er wurde im Auftrag der Wirt-

schaftsförderung Frankfurt GmbH erstellt. Vgl. Berndt, Goeke, Lindner, Neisen (Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Humangeografie): Kreativwirtschaftsbericht Frankfurt, 2008.

Quelle: Hessen Agentur.

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Abbildung 1 macht die unterschiedlichen Abgrenzungen und Untergliederungen der Kreativwirtschaft in Europa, der Schweiz und in Deutschland deutlich. Im Rahmen ihrer Initiative „Kultur- und Kreativwirtschaft“ hat die Bundesregierung eine Untersu-chung zur Kultur- und Kreativwirtschaft in Deutschland4 in Auftrag gegeben. Hier umfasst die Kultur- und Kreativwirtschaft elf Teilmärkte. Der Kulturwirtschaft sind die neun Teilmärkte Musikwirtschaft, Buchmarkt, Kunstmarkt, Filmwirtschaft, Rund-funkwirtschaft, Darstellende Kunst, Designwirtschaft, Architekturmarkt und Presse-markt zugeordnet. Zusätzlich wurden der Werbemarkt und die Games-Industrie als Kreativbranchen mit einbezogen. Der Abschlussbericht erschien im Februar 2009.

Die Abgrenzung der Kreativwirtschaft in Hessen erfolgte in Anlehnung an den Be-richt der Stadt Frankfurt zur Entwicklung der Creative Industries in Frankfurt, der Mitte 2008 vorgelegt wurde. Im Wesentlichen liegen dieselben Branchen (Fünf-Steller der Wirtschaftssystematik 2003) der Abgrenzung zugrunde. Auch die Unter-gliederung in Teilmärkte folgt der Frankfurter Unterteilung in so genannte Arenen. Die dort gewählten Abgrenzungen sind logisch und nachvollziehbar. Daher wurden sie aus Gründen der besseren Vergleichbarkeit nahezu übernommen. Die geringen Abweichungen betreffen die Einteilung der Teilmärkte. Hier wurde in Anlehnung an die Hessischen Kulturwirtschaftsberichte die Branche der (Innen)Architekten zum Teilmarkt Kulturelles Erbe gezählt und nicht wie im Frankfurter Bericht mit der De-signbranche zusammengefasst. Design ist im vorliegenden Bericht um die Wirt-schaftszweige des Kunsthandwerks erweitert, die wiederum im Frankfurter Bericht großenteils überhaupt nicht zu den Creative Industries gezählt werden. Die Abgren-zung der Creative Industries für Hessen unterscheidet sich von jener der Kulturwirt-schaft im Wesentlichen durch das Fehlen des Druckgewerbes im Teilmarkt Literatur, Buch und Presse, durch das Fehlen des Großhandels und durch das Hinzukommen der Branchen Public Relations, Markt- und Meinungsforschung sowie der Software- und Gamesbranche.

Mit der Umstellung der Wirtschaftssystematik im Jahr 2008 (WS 2008) wird aller-dings eine erneute Abgrenzung der Kulturwirtschaft und der Creative Industries auf Basis der Fünf-Steller notwendig werden. Da in der Wirtschaftssystematik 2008 grundlegendere Veränderungen vorgenommen wurden als in den vergangenen Umstellungen der Systematik, ist ab dem Jahr 2008 mit Abweichungen bezogen auf Branchenaussagen zu Umsatz und Beschäftigung zu rechnen.

Die Creative Industries und ihre Teilmärkte setzen sich im hier vorliegenden Bericht wie folgt zusammen.5

4 Büro für Kulturwirtschaftsforschung, Köln (KWF), Prognos AG, Berlin und Creative Business Consult (CBC), Bremen,.

Gesamtwirtschaftliche Perspektiven der Kultur- und Kreativwirtschaft in Deutschland, Hrsg.: Bundesministerium für Wirt-schaft und Technologie, Forschungsbericht Nr. 577, 2009. Am 27. Oktober 2008 wurde über die ersten Zwischenergebnisse in einem Expertenworkshop im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie diskutiert, am 17. Februar 2009 wurde der bericht in Berlin vorgestellt..

5 Eine detaillierte Abgrenzung auf Basis der Fünf-Steller der WS 2003 ist im Anhang beigefügt.

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Tabelle 1 Zusammensetzung der Creative Industries und ihrer Teilmärkte in Hessen

Teilmarkt Branchen

Musik Komponisten, Tonstudios Herstellung, Einzelhandel Musikinstrumente Verlag und Vervielfältigung von bespielten Tonträgern, Musikver-lage

Literatur, Buch und Presse Schriftsteller, Journalisten, Übersetzer etc. Verlagswesen Einzelhandel Bücher, Zeitschriften Bibliotheken, Archive

Kunsthandwerk und Design Kunsthandwerk und –gewerbe (Porzellan, Töpferwaren, Edelme-talle etc.)

Industrie-, Textil-, Schmuck- und Möbeldesign Kunstmarkt Handel mit Antiquitäten und Kunstgegenständen

Museen und Galerien Werbung und Public Relations Markt- und Meinungsforschung

Werbegestaltung und Public Relations Werbemittelverbreitung

Rundfunk, Film und Fernsehen Herstellung von Foto-, Projektionsgeräten sowie Bild- und Daten-trägern

Fotografisches Gewerbe Filmherstellung und -verleih

Darstellende und unterhaltungsbezoge-ne Kunst

Artisten und Bühnenkünstler Opern-, Schauspielhäuser, Varietés, Ensembles, Tanzschulen Dienstleistungen für kulturelle und unterhaltende Leistungen

Kulturelles Erbe (Innen)Architekten, Landschaftsarchitekten Sprach-, Kultur- und Kunstwissenschaften Restauratoren, Denkmalschutz

Software und Games Entwicklung von Software und Internetpräsentationen Einzelhandel mit Software und Computern Softwareberatung

Quelle: Hessen Agentur.

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2 Umsatz und Beschäftigung in den Creative Industries in Hessen

Die Kultur- und Kreativwirtschaft hat in Deutschland im Jahr 2007 einen Umsatz in Höhe von rund 128 Mrd. Euro erzielt,6 das ist rund sechsmal soviel wie in Hessen. Der Umsatz ist damit gegenüber dem Jahr 2006 um mehr als 3 Prozent gewachsen. Weiter gestiegen ist auch die Zahl der Unternehmen und der Erwerbstätigen: 227.000 Unternehmen und 1 Mio. Erwerbstätige sind mittlerweile in diesem Wirt-schaftsbereich tätig. Auch die hessischen Berichte haben gezeigt, dass die Kultur-wirtschaft (KW) ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und ein wichtiges Beschäfti-gungsfeld ist. Dies gilt umso mehr für den erweiterten Begriff der Creative Indust-ries, wie die folgenden Zahlen zeigen.

2.1 Unternehmen

Die Creative Industries in Hessen stellen im Jahr 2006 rund 37.000 Unternehmen, das sind 15 % aller umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen in Hessen (KW 9,6 %). Die Anzahl der Unternehmen steigt dabei bis zum Jahr 2006 beständig an und hat sich 2006 gegenüber dem Jahr 2000 um rund 5.400 erhöht. Das ist ein Zuwachs von +17,2 %, wobei der Zuwachs in den letzten drei Jahren besonders ausgeprägt war. Relativ konstant geblieben ist die Anzahl der Unternehmen nur bei Rundfunk, Film und Fernsehen (+3,8 %). Einen moderaten Anstieg der Anzahl der Unterneh-men gegenüber dem Jahr 2000 verzeichneten die Teilmärkte Musik (+8,3 %), die Darstellende und unterhaltungsbezogene Kunst (+7,8 %) sowie Design und Kunst-handwerk (+7,4 %).

Tabelle 2 Anzahl der Unternehmen nach Teilmärkten

Teilmarkt 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Veränderung 2000/2006

absolut in % Musik 1. 004 983 1. 053 1. 046 1. 046 1. 080 1. 087 83 +8,3Literatur, Buch und Presse 3. 375 3. 420 2. 825 2. 877 3. 013 3. 156 3. 240 - 135 -4,0Design und Kunsthandwerk 2. 706 2. 733 2. 735 2. 660 2. 738 2. 868 2. 907 201 +7,4Kunstmarkt 1. 926 1. 827 1. 776 1. 718 1. 721 1. 663 1. 636 - 290 -15,1

Werbung und Public Relations 8. 512 8. 957 9. 056 9. 045 10. 042 10. 711 11. 426 2. 914 +34,2Rundfunk, Film und Fernsehen 4. 284 4. 334 4. 409 4. 348 4. 360 4. 445 4. 447 163 +3,8Darstellende und unterhaltungsbezoge-ne Kunst 1. 900 1. 938 1. 961 1. 942 1. 895 2. 014 2. 049 149 +7,8Kulturelles Erbe 5. 237 5. 424 5. 518 5. 528 5. 749 5. 942 6. 249 1. 012 +19,3Software und Games 2. 610 2. 889 3. 014 3. 140 3. 462 3. 711 3. 931 1. 321 +50,6Creative Industries 31. 554 32 504 32. 346 32. 304 34. 026 35. 590 36. 972 5. 418 +17,2

Quelle: Hessen Agentur auf Basis von Daten des Hessischen Statistischen Landesamtes.

6 Untersuchung der Bundesregierung zur Kultur- und Kreativwirtschaft.

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Eine seit 2000 stetige und deutliche Zunahme der Zahl der Unternehmen gab es in den Teilmärkten Werbung und Public Relations um knapp 3.000 Unternehmen (+34,2 %) sowie bei Software und Games um rund 1.300 Unternehmen (+50,6 %). Dies ist auf einen Zuwachs an Unternehmen vor allem in der Meinungsforschung (+2.453) und bei Public Relations (+250) sowie Internetpräsentationen und Soft-wareentwicklung (+1.000) zurückzuführen.

Einen leichten Rückgang der Unternehmensanzahl verzeichnet der Teilmarkt Litera-tur, Buch und Presse (-135 bzw. -4 %), insbesondere bei den Verlagen und Über-setzungsbüros. Wesentlich deutlicher ist der Rückgang der Unternehmensanzahl im Kunstmarkt (-290 bzw. -15,1 %), insbesondere im Einzelhandel mit Kunstgegens-tänden, Bildern, kunstgewerblichen Erzeugnissen, Antiquitäten etc.

Die Creative Industries und die Kulturwirtschaft unterscheiden sich nach wie vor grundsätzlich von traditionellen Branchen. Charakteristisch für die Unternehmens-struktur ist der hohe Anteil an 1-Personen-Unternehmen bzw. Mikro- oder Kleinstun-ternehmen auf der einen Seite sowie einigen sehr großen Unternehmen bei Verla-gen und Druckereien, Hörfunk- und Fernsehanstalten auf der anderen Seite.

Tabelle 3 Anteil der Creative Industries (CI) und der Kulturwirtschaft (KW) an der Gesamtwirtschaft Hessens in den Jahren 2000 und 2006 in %

2000

Anteil in % 2006

Anteil in % CI KW CI KW

Steuerpflichtige Unternehmen 13,7 9,8 15,0 9,6 Umsatz in Mrd. Euro 5,0 5,0 5,7 4,1 Beschäftigte 5,5 5,2 6,1 4,8

Quelle: Hessen Agentur auf Basis von Daten des Hessischen Statistischen Landesamtes und der Bundesagentur für Arbeit.

2.2 Umsatz

Die Umsatzentwicklung der Creative Industries folgt seit dem Jahr 2000 bis 2006 im Wesentlichen der Entwicklungslinie der Kulturwirtschaft. Durchschnittlich liegt sie je-des Jahr einige Prozentpunkte über den Werten der Kulturwirtschaft.

Im Jahr 2000 verzeichneten die Creative Industries einen Umsatz von 21,8 Milliar-den Euro (KW 19 Mrd. Euro) und im Jahr 2006 von 21,2 Milliarden Euro (KW 16 Mrd. Euro), was einem Anteil von 5,0 % im Jahr 2000 (KW 5,0 %) bzw. 5,7 % im Jahr 2006 (KW 4,1 %) an der Gesamtwirtschaft Hessen entsprach. Rechnet man die Einnahmen der freiberuflichen Kulturwirtschaftler und selbständigen Künstler in Höhe von rund 125 Millionen Euro hinzu, ergibt dies für das Jahr 2006 ein Gesamt-umsatz von rund 21,35 Milliarden Euro.

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Das Jahr 2000 markierte für die Creative Industries in Hessen mit einem Umsatz von gut 21 Milliarden Euro einen wirtschaftlichen Hochpunkt, das Jahr 2003 den wirtschaftlichen Tiefpunkt, bezogen auf den Zeitraum 2000 bis 2006. In diesem Jahr hatten auch die Creative Industries in Hessen die größten Umsatzeinbußen. 2003 erreichte der Umsatz in den Creative Industries nur noch 18,6 Milliarden Euro. Seit dem Jahr 2004 steigt der Umsatz in den Creative Industries - im Gegensatz zur Kul-turwirtschaft - erfreulicherweise wieder kontinuierlich. Damit liegen Hessens Creati-ve Industries im allgemeinen Trend. Laut Arbeitskreis Kulturstatistik stieg auch der Umsatz von Deutschlands Creative Industries 2004 - nach drei Jahren der Rezessi-on - erstmals wieder an. Hier wuchs insbesondere der Umsatz in der Designwirt-schaft und in der Games-Industrie.

Abbildung 2 Umsatzentwicklung in den Creative Industries, der Kulturwirtschaft und der Gesamtwirtschaft 2000 bis 2006

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2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

Creative Industries Kulturwirtschaft Gesamtwirtschaft

2000 =100

Quelle: Hessen Agentur auf Basis von Daten des Hessischen Statistisches Landesamtes.

Trotzdem führte dieser Umsatzanstieg in Deutschland nur in wenigen Branchen zu einer Steigerung der Einkommen, da die Zahl der Unternehmen fast doppelt so stark stieg wie der Umsatz. Wächst die Zahl der Produzenten jedoch schneller als der Umsatz in einer Branche, so sinkt der Gewinn pro Unternehmen.

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2.3 Beschäftigte

Im Jahr 2000 waren in den Creative Industries in Hessen rund 119.000 sozialversi-cherungspflichtig Beschäftigte tätig, im Jahr 2007 waren es sogar 127.000 sozial-versicherungspflichtig Beschäftigte – das sind gut 6 % aller in der Gesamtwirtschaft Hessen Beschäftigen. Zum Vergleich: In der Kulturwirtschaft waren 2000 rund 112.000 Personen tätig und 2006 rund 100.000. Die Creative Industries verzeichne-ten also – anders als die Kulturwirtschaft - einen erheblichen Beschäftigtenzuwachs, der auf einen Anstieg der Beschäftigten um rund 5.000 Personen (+25 %) in der Software- und Gamesbranche zurückzuführen ist.

Abbildung 3 Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 2000 bis 2006

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2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007

Creative Industries Kulturwirtschaft Gesamtwirtschaft

2000 = 100

Quelle: Hessen Agentur auf Basis von Daten der Bundesagentur für Arbeit.

Trotz zunächst fallender Umsätze bis zum Jahr 2003 ist die Anzahl der sozialversi-cherungspflichtig Beschäftigten in den Creative Industries – im Gegensatz zur Ge-samtwirtschaft, aber auch zur Kulturwirtschaft – nie unter das Niveau des Jahres 2000 gesunken. Die Zahl der Beschäftigten erreichte 2005 mit rund 122.000 sozial-versicherungspflichtig Beschäftigten ihren tiefsten Stand und steigt seit 2005 wieder an.

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Abbildung 4 Umsatz- und Beschäftigtenentwicklung in den Creative Industries in den Jahren 2000 bis 2006

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100

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2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

Umsatz Beschäftigte

2000 =100

Quelle: Hessen Agentur auf Basis von Daten des Hessischen Statistischen Landesamtes und der Bundesagentur für Arbeit.

Tabelle 4 Unternehmen, Umsatz und sozialversicherungspflichtig Beschäftigte 2000 bis 2006 bzw. 2007 in den Creative Industries und der Gesamtwirtschaft in Hessen (gerundete Werte)

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

Veränderung 2006 bzw. 2007 in %

gegenüber

Creative Industries 2000 2005/

2006 Steuerpflichtige Unternehmen 31.554 32.504 32.346 32.304 34.026 35.590 36.972 17,2 3,9 Umsatz in Mrd. Euro 21,8 21,6 19,2 18,6 19,3 20,0 21,2 -2,9 5,8 Svp. Beschäftigte 119.341 127.205 126.391 125.489 124.046 122.206 123.454 127.059 6,5 2,9 Gesamtwirtschaft

Steuerpflichtige Unternehmen 229.419 231.315 232.456 231.692 235.001 240.565 244.700 6,7 1,7 Umsatz in Mrd. Euro 381,4 386,0 370,6 371,7 372,1 391,7 420 10,0 7,1 Svp. Beschäftigte 2.174.680 2.203.298 2.192.552 2.150.806 2.112.654 2.089.523 2.095.917 -3,6 0,3 Quelle: Hessen Agentur auf Basis von Daten des Hessischen Statistischen Landesamtes und der Bundesagentur für Arbeit.

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Im gesamten Zeitraum von 2000 bis 2006 haben sich die Creative Industries in Be-zug auf den Umsatz dennoch schlechter als die Gesamtwirtschaft Hessens entwi-ckelt. Die Creative Industries verzeichneten im Zeitraum 2000 bis 2006 einen Um-satzrückgang von -2,9 % bei einem gleichzeitigen Beschäftigtenzuwachs von 6,5 %. Die Gesamtwirtschaft hingegen wies im gleichen Zeitraum ein Umsatzplus von 10 % aus, allerdings bei einem gleichzeitigen Beschäftigtenrückgang von -3,6 %. Absolut haben die Creative Industries 2006 mit 21,2 Milliarden Euro knapp 0,6 Milliarden Eu-ro weniger erwirtschaftet als im Referenzjahr 2000.

2.4 Freiberuflich Tätige und Selbständige in kreativen Berufen

Die wachsende Bedeutung der Creative Industries und ihrer öffentlichen Wahrneh-mung haben zu einer Aufwertung der selbständigen Kreativberufe und der Kreativ-unternehmen geführt. Die Zahl der Freiberufler sowie der Kleinst- oder Einperso-nenunternehmen wächst in allen Bereichen der Creative Industries, wie empirische Studien belegen.7 Insbesondere die Stärke der Freiberufler und der kleinen Unter-nehmen, Trends zeitnah aufnehmen zu können sowie deren Fähigkeit, schnell und flexibel auf Veränderungen am Markt reagieren zu können, stellt ein wichtiges We-sensmerkmal der Creative Industries dar.

So nimmt die Zahl der Freiberufler in kreativen Berufen und der selbständigen Künstler in Hessen wie in Deutschland generell stetig zu.8 Während in Hessen im Jahr 2000 rund 8.500 Selbständige bei der Künstlersozialkasse gemeldet waren, waren es im Jahr 2006 rund 10.700. Allerdings fällt der Anstieg in Hessen mit 27 % gegenüber dem Bundeswert von +41 % relativ moderat aus. Ursache für diesen Trend ist nicht nur die Tatsache, dass von Kulturinstitutionen vermehrt Stück- und Werkverträge statt Angestelltenverträge abgeschlossen werden. In den Jahren zwi-schen 1995 und 2003 steigt generell die Zahl der Erwerbstätigen in den Kulturberu-fen, insgesamt um 31 Prozent oder durchschnittlich jährlich jeweils um 3,4 Prozent. Das Wachstum der gesamten erwerbstätigen Bevölkerung hingegen stagniert im gleichen Zeitraum. Dadurch ergibt sich eine deutliche Verschiebung des Erwerbstä-tigenpotenzials zugunsten der kreativen Berufe. Die Gruppe der selbstständigen in kreativen Berufen wächst vier mal schneller als die Gesamtgruppe aller Selbststän-digen innerhalb der erwerbstätigen Bevölkerung.9

7 Vgl. Söndermann, Michael (2007): Kulturwirtschaft: was ist das? In: Kulturwirtschaft 2006, Kultur und Kreativität als neue

Wirtschaftsfaktoren, 3. Jahrestagung Kulturwirtschaft, Berlin 2006, Hrsg. Friedrich Naumann Stiftung, Berlin. 8 In der KSK gemeldete freiberuflich tätige Künstler, d. h. ohne jene Künstler, die ein Mikrounternehmen gründen und in

der Unternehmensstatistik erfasst werden. 9 Vgl. Söndermann, M. (2004).

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3 Entwicklung der Teilmärkte der Creative Industries in Hessen

Mit Abstand umsatzstärkster Teilmarkt der Creative Industries ist mit knapp 8,5 Mil-liarden Euro, das sind 41 % des Umsatzes, der Teilmarkt „Werbung und Public Re-lations (PR)“, der insbesondere im Rhein-Main-Gebiet stark ist. Die Bedeutung der Werbebranche, insbesondere am Standort Frankfurt, unterstreicht auch der kürzlich erschienene Bericht zur Kreativwirtschaft in Frankfurt.10

Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass die Frankfurter Werbe-, PR- und Kommu-nikationsbranche vielfältig und herausragend sei, zumal in Frankfurt Agenturen ihre Hauptsitze hätten, die weltweit einzigartig seien. Acht der Top Ten der deutschen Werbe- und PR-Agenturen haben ihren Sitz in Frankfurt. Die Agenturen profitieren von der Wirtschaftsstärke und der hohen Zahl der internationalen Unternehmens-niederlassungen im Rhein-Main-Gebiet.

Abbildung 5 Umsatzanteile der Teilmärkte in den Creative Industries 2006

Quelle: Hessen Agentur auf Basis von Daten des Hessischen Statistischen Landesamtes.

10 Berndt, Goeke, Lindner, Neisen (Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, Institut für Humangeografie): Kreativ-

wirtschaftsbericht Frankfurt, 2008.

Musik2% Literatur, Buch und

Presse15%

Kunsthandwerk und Design

3% Kunstmarkt

2%

Werbung und Public Relations

41%

Rundfunk, Film und Fernsehen

17%

Darstellende Kunst 1%

Kulturelles Erbe 7%

Software und Games12%

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HA Hessen Agentur GmbH – Standortentwicklung –

13

Zweitstärkster Teilmarkt der Creative Industries ist „Rundfunk, Film und Fernsehen“ mit 3,4 Milliarden Umsatz (17 %) und drittstärkster Teilmarkt „Literatur, Buch und Presse“ mit 3,2 Milliarden Euro Umsatz (15 %). Die Stärke des Teilmarktes „Rund-funk, Film und Fernsehen“ wird u.a. bestimmt durch die Filmbranche, in der anders als in der Kulturwirtschaft auch die Branche „Mikroverfilmung“ mit enthalten ist. Den Umsatz im Literatur- Buch- und Pressemarkt bestimmen die Verlage.

Danach folgen in nahezu gleicher Reihenfolge mit 2,6 Milliarden Euro Umsatz der Teilmarkt „Software und Games“ (12 %) sowie mit 1,6 Milliarden Euro Umsatz der Teilmarkt „Kulturelles Erbe“ (7 %). Einen geringeren Stellenwert bezogen auf den Umsatz haben die Teilmärkte „Musik“ mit rund 500 Millionen Euro Umsatz, die „Dar-stellende Kunst“ mit rund 300 Millionen Euro und der „Kunstmarkt“ mit 480 Millionen Euro, der Teilmarkt „Design und Kunsthandwerk“ verzeichnet dagegen im Jahr 2006 immerhin gut 860 Millionen Euro Umsatz.

Was die Beschäftigtenanteile betrifft, so ergibt sich ein anderes Bild. Der umsatz-starke Teilmarkt Werbung und PR stellt nur 12 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, was mit der hohen Anzahl der freiberuflich Tätigen (Freelancer) zu-sammenhängen dürfte.

Tabelle 5 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in den Teilmärkten der Creative Industries in den Jahren 2000 bis 2007

Jahr Veränderung Teilmarkt 2000 2004 2006 2007 absolut 2007 gegenüber

2000 in % 2007 gegenüber

2006 in % Musik 1.103 994 961 910 - 193 -17,5 -5,3 Literatur, Buch und Presse 19.797 18.564 17.708 17.670 - 2.127 -10,7 -0,2 Design und Kunsthandwerk 3.931 3.236 2.937 2.966 - 965 -24,5 1,0 Kunstmarkt 2.801 2.608 2.523 3.024 223 8,0 19,9 Werbung und Public Rela-tions 17.499 16.411 14.586 14.693 - 2.806 -16,0 0,7 Rundfunk, Film und Fern-sehen 22.079 23.294 22.913 24.282 2.203 10,0 6,0 Darstellende und unter-haltungsbezogene Kunst 5.062 5.005 4.882 4.926 - 136 -2,7 0,9 Kulturelles Erbe 20.307 24.203 23.719 25.077 4.770 23,5 5,7 Software und Games 26.762 29.731 33.225 33.511 6.749 25,2 0,9 Creative Industries 119.341 124.046 123.454 127.059 7.718 6,5 2,9 Kulturwirtschaft 112.081 112.444 100.258 100.600 -11.481 -10,2 0,3

Quelle: Hessen Agentur auf Basis von Daten der Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit.

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Creative Industries in Hessen

14

Den größten Beschäftigtenanteil an den Creative Industries weist mit 26 % der Teilmarkt „Software und Games“ auf. Dabei entfallen rund 18.000 Beschäftigte auf die Branche Entwicklung von Software und Internetpräsentationen, rund 11.000 auf die Softwareberatung. Aber auch hier dürften noch etliche freiberuflich Tätige hinzu-zurechnen sein.

Der Teilmarkt „Kulturelles Erbe“, der auch Forschungseinrichtungen und Architekten erfasst, stellt 20 %, Rundfunk, Film und Fernsehen 19 % der Beschäftigten.

Einen Rückgang der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten gegenüber dem Re-ferenzjahr 2000 verzeichneten parallel zur Umsatzentwicklung vor allem die Teil-märkte Design und Kunsthandwerk mit -25 %, die Musikwirtschaft mit -17,5 % und Werbung und PR mit -16 %. Einen Beschäftigtenzuwachs verbuchte der Teilmarkt Software und Games mit +25 % und Rundfunk, Film und Fernsehen mit +10 %, hier allerdings insbesondere bei den Hörfunk- und Fernsehanstalten sowie bei Institutio-nen der Forschung und Entwicklung im Bereich Medien, nicht bei der eigentlichen Filmproduktion.

Abbildung 6 Beschäftigtenanteile der Teilmärkte der Creative Industries 2007

Quelle: Hessen Agentur auf Basis von Daten des Hessischen Statistischen Landesamtes.

Musik1%

Literatur, Buch und Presse

14%

Design und Kunsthandwerk

2% Kunstmarkt

2%

Werbung und Public Relations

12%

Rundfunk, Film und Fernsehen 19%

Darstellende Kunst und unterhaltungsbezogene

Kunst4%

Kulturelles Erbe 20%

Software und Games 26%

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HA Hessen Agentur GmbH – Standortentwicklung –

15

Abbildung 7 Umsatz- und Beschäftigtenentwicklung in den Teilmärkten der Creative Industries 2000 bis 2006 (1)

Quelle: Hessen Agentur auf Basis von Daten des Hessischen Statistischen Landesamtes und der Bundesagentur für Arbeit.

40

50

60

70

80

90

100

110

120

130

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

Musik Literatur, Buch und Presse Rundfunk, Film und Fernsehen

Darstellende Kunst Kulturelles Erbe

Umsatz

70

80

90

100

110

120

130

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007

Musik Literatur, Buch und Presse Rundfunk, Film und Fernsehen Darstellende Kunst Kulturelles Erbe

Beschäftigte

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Creative Industries in Hessen

16

Abbildung 8 Umsatz- und Beschäftigtenentwicklung in den Teilmärkten der Creative Industries 2000 bis 2006 (2)

4

40

50

60

70

80

90

100

110

120

130

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

Design und Kunsthandwerk Kunstmarkt Werbung und Public Relations Software und Games

Quelle: Hessen Agentur auf Basis von Daten des Hessischen Statistischen Landesamtes und der Bundesagentur für Arbeit.

Umsatz

70

80

90

100

110

120

130

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007

Design und Kunsthandwerk Kunstmarkt Werbung und Public Relations Software und Games

Beschäftigte

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HA Hessen Agentur GmbH – Standortentwicklung –

17

4 Entwicklung der wichtigsten Branchen der Creative Industries

Da die Stärke der einzelnen Teilmärkte abhängig ist von ihrer jeweiligen Abgren-zung bzw. Zusammenfassung von Branchen, ist ein Blick auf die wesentlichen Branchen der Creative Industries noch aussagekräftiger. In der Regel bilden mehre-re Branchen einen Teilmarkt, Ausnahmen stellen die in folgenden aufgeführten Branchen Musik, der Kunstmarkt und die Darstellende und unterhaltungsbezogene Kunst dar. Hier sind Branche und Teilmarkt identisch.

Abbildung 9 Umsätze der wichtigsten Branchen der Creative Industries 2006

Quelle: Hessen Agentur auf Basis von Daten des Hessischen Statistischen Landesamtes.

Die mit Abstand wirtschaftlich stärkste Branche ist mit mehr als 4 Milliarden Euro Umsatz die Markt- und Meinungsforschung, die allerdings bei weitem nicht die meis-

0 500 1.000 1.500 2.000 2.500 3.000 3.500 4.000 4.500

Vervielfältigung von Bild- und Datenträgern

Kunsthandwerk und Kunstgewerbe

Rundfunk und Fernsehen

Herstellung und Handel von Uhren und Schmuck

Design

Darstellende und unterhaltungsbezogene Kunst

Kunstmarkt

Musikwirtschaft

Filmherstellung

Presse und Nachrichten

Herstellung v. Kameras, Foto-, Projektions- u. Kinogeräten

Architekten

Softwareverlag, -handel und -beratung

Mikroverfilmung

Entwicklung von Software und Internetpräsentationen

Werbemittelverbreitung

Verlagsgewerbe

Werbegestaltung und PR

Markt- u. Meinungsforschung

in Millionen Euro

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Creative Industries in Hessen

18

ten Beschäftigten aufweist. Insbesondere in Frankfurt sind zahlreiche Forschungsin-stitute und Organisationen ansässig, die sich mit Markt-, Medien- und Sozialfor-schung beschäftigen.

Danach folgen die Werbegestaltung und PR, das Verlagsgewerbe, die Werbemittel-verbreitung, die Entwicklung von Software und Internetpräsentationen und die Mik-roverfilmung. Die klassischen kreativen Branchen wie Filmproduktion, Musik, Kunst und Design weisen dagegen wesentlich niedrigere Umsätze auf. Eine unbedeuten-de Rolle spielt in Hessen die Vervielfältigung von Bild- und Datenträgern, sowohl im Hinblick auf Umsatz als auch auf Beschäftigung.

Abbildung 10 Beschäftigte in den wichtigsten Branchen der Creative Industries 2007

0 2.000 4.000 6.000 8.000 10.000 12.000 14.000 16.000 18.000 20.000

Vervielfältigung v. Bild- u. Datenträgern

Kunsthandwerk und Kunstgewerbe

Mikroverfilmung

Design

Musikwirtschaft

Herstellung und Handel v.Uhren und Schmuck

Presse und Nachrichten

Filmherstellung

Herstellung v. Kameras, Foto-, Projektions- u. Kinogeräten

Markt- u. Meinungsforschung

Werbemittelverbreitung

Kunstmarkt

Rundfunk und Fernsehen

Architekten

Darstellende und unterhaltungsbezogene Kunst

Werbegestaltung und PR

Verlagsgewerbe

Softwareverlag, -handel und -beratung

Entwicklung von Software und Internetpräsentationen

absolut

Quelle: Hessen Agentur auf Basis von Daten der Bundesagentur für Arbeit.

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HA Hessen Agentur GmbH – Standortentwicklung –

19

Mit über 18.000 Personen weist hingegen die Branche Entwicklung von Software und Internetpräsentationen die meisten Beschäftigten auf. Hohe Beschäftigtenzah-len haben darüber hinaus auch die Branchen Softwareverlag, -handel und -beratung, das Verlagsgewerbe und Werbegestaltung/PR.

Im Folgenden wird die Entwicklung der einzelnen Branchen vorgestellt, wobei nach Branchen mit eher hohem kreativen Anteil und Branchen mit geringerem kreativem Anteil unterschieden wird.

Tabelle 6 Umsätze in den wichtigsten Branchen der Creative Industries 2006

Branchen Umsatz 2006 in Millionen Euro

Mit hohem kreativen Anteil

Werbegestaltung/Public relations 2.735

Verlagsgewerbe 2.377

Entwicklung von Software und Internetpräsentationen 1.655

Architekten 792

Presse und Nachrichten 586

Filmproduktion 522

Musik 498

Kunstmarkt 474

Darstellende und unterhaltungsbezogene Kunst 308

Design 307

Rundfunk und Fernsehen 116

Kunsthandwerk und Kunstgewerbe 96

Mit geringerem kreativen Anteil

Markt- u. Meinungsforschung 4.005

Werbemittelverbreitung 1.744

Mikroverfilmung 1.459

Softwareverlag, -handel und -beratung 963

Herstellung v. Kameras, Foto-, Projektions- u. Kinogeräten 729

Herstellung und Handel von Uhren und Schmuck 241

Vervielfältigung von Bild- und Datenträgern 17

Summe 19.624

Creative Industries insgesamt 21.211

Quelle: Hessen Agentur auf Basis von Daten des Hessischen Statistischen Landesamtes.

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Creative Industries in Hessen

20

4.1 Branchen mit einem eher hohen kreativen Anteil

Zu den Branchen mit einem eher hohen kreativen Anteil gehören

Werbegestaltung und PR (Teilmarkt Werbung und PR),

Verlagsgewerbe (Teilmarkt Literatur, Buch und Presse),

Entwicklung von Software und Internetpräsentationen (Teilmarkt Software und Games),

Presse und Nachrichten (Teilmarkt Literatur, Buch und Presse),

Filmproduktion (Teilmarkt Rundfunk, Film und Fernsehen),

Architektur (Teilmarkt Kulturelles Erbe),

Design (Teilmarkt Design und Kunsthandwerk),

Rundfunk und Fernsehen (Teilmarkt Rundfunk, Film und Fernsehen),

Kunsthandwerk und Kunstgewerbe (Teilmarkt Design und Kunsthandwerk)

sowie die mit den relativ kleinen Teilmärkten identischen Branchen Musik, Kunst-markt sowie Darstellende und unterhaltungsbezogene Kunst.

Werbegestaltung und PR

Etwa gleich umsatzstark sind Werbegestaltung und PR und das Verlagsgewerbe mit 2,7 bzw. 2,4 Milliarden Euro Umsatz. Werbegestaltung und PR umfassen im We-sentlichen die klassischen Werbeagenturen. Unternehmensberatungen sind darin kaum enthalten, da sie einem eigenen 5-Steller in der Wirtschaftssystematik zuge-ordnet sind, der bei der Abgrenzung der Creative Industries nicht berücksichtigt wurde. Somit stellt Werbegestaltung und PR die umsatzstärkste der Branchen mit hohem kreativem Anteil dar. Die Umsätze sind seit dem Jahr 2000 um rund 48 % gestiegen, während der Anstieg der Unternehmen nur 18 % betrug, d.h. die einzel-nen Unternehmen verzeichneten im Durchschnitt einen deutlichen Umsatzzuwachs. Pro Beschäftigtem weist die Branche einen Umsatz von knapp 290.000 Euro aus. Der Umsatz pro Beschäftigtem entspricht damit dem Umsatz in der Branche Presse und Nachrichten, die jedoch absolut nur 22 % des Umsatzes der Werbebranche er-wirtschaftet.

Die Werbebranche hatte nach erheblichen Umsatzsteigerungen in den 90er Jahren mit dem Ende des Umsatz-Hypes in den Jahren 2001 bis 2003 starke Umsatzein-bußen hinzunehmen (von 1,85 Milliarden Euro im Jahr 2000 auf 1,55 Milliarden Eu-ro im Jahr 2003). Mit dem Jahr 2004 setzte jedoch ein beachtlicher Erholungspro-zess ein, so dass der Umsatz im Jahr 2006 mit 2,7 Milliarden Euro das Niveau des Jahres 2000 deutlich übertrifft.

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HA Hessen Agentur GmbH – Standortentwicklung –

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Etwas zeitversetzt zum Umsatzeinbruch sind die Beschäftigtenzahlen in der Werbe-branche bis einschließlich 2004 gesunken, stiegen dann aber erst ab 2006 leicht an. Waren im Jahr noch 17.500 Beschäftigte in der Branche tätig, so ging ihre Anzahl 2005 und 2006 auf rund 14.600 zurück und stieg 2007 nur leicht auf rund 14.700 Beschäftigte an. Der erhebliche Umsatzanstieg wurde also mit deutlich weniger so-zialversicherungspflichtig Beschäftigten realisiert. Inwieweit die Zahl der Selbständi-gen und Freelancer in der Werbebranche in den letzten Jahren zugenommen hat, lässt sich nicht exakt ermitteln. Ein Zuwachs ist aber wie bei den kreativen Berufen insgesamt sehr wahrscheinlich.

Die Zuwachsrate der Werbeausgaben der Wirtschaft war 2006 mit gut +2 Prozent etwa doppelt so hoch wie in den beiden Jahren zuvor. 2007 verlor die Werbekon-junktur jedoch wieder an Schwung. Wie der Zentralverband der Deutschen Werbe-wirtschaft (ZAW) berichtete, erzielten die Werbeausgaben im letzten Jahr nur noch ein Wachstum von +1,8 Prozent. Für das Jahr 2008 sieht der ZAW sogar die Gefahr einer Stagnation.11

Da die Werbegestaltung in der Regel stark auf ihr zuarbeitende spezialisierte freie Dienstleister angewiesen ist und selbst keine sehr hohe „Fertigungstiefe“ aufweist, ist sie mit anderen Branchen der Creative Industries wie Design, Software- und Gamesbranche oder Filmwirtschaft vernetzt, z.B. über Medienagenturen oder Wer-be- und Imagefilmunternehmen. Der „Metropolenfaktor“ spielt daher gerade für Werbeagenturen eine wichtige Rolle. Hamburg, Frankfurt, Berlin, München, Düssel-dorf, Stuttgart sind die „Hauptstädte“ der Agenturen. Der Standort Frankfurt wird insbesondere durch große deutschlandweit oder international tätige Agenturen ge-prägt, während in Hamburg häufig kleinere flexible Agenturen zu finden sind, die den „Pulsschlag“ in der Branche bestimmen. Am Standort Berlin scheint nach Bran-chenaussagen die Etablierung einer langfristig wirtschaftlich tragfähigen Existenz eher schwieriger zu sein – bedingt durch die etwas „abseitige“ Lage der Stadt und einen nur sehr kleinen potenziellen Kundenkreis aufgrund der relativ geringen An-zahl an Unternehmenszentralen. Nach einigen Jahren Berufserfahrung in Berlin mit überregionalem Kontaktaufbau expandieren kleine Agenturen und lassen sich wie-der an Standorten wie Hamburg oder Frankfurt nieder. Der Vorzug der Rhein-Main-Region besteht in den Niederlassungen zahlreicher internationaler Unternehmen, sie bietet daher mehr potenzielle Auftraggeber, der Markt ist nicht gesättigt.

Design

Die eng mit der Werbebranche vernetzte Designbranche mit rund 300 Millionen Eu-ro Umsatz unterscheidet je nach Art der erbrachten Leistung „Produktdesign“ (Kon-sumgüter, vor allem Mode, Textilien, Möbel, Objekte und sonstige Industriegüter)

11 Vgl. Jahresberichte 2006 sowie 2007/2008 des Bundesverbands Druck und Medien (bvdm).

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Creative Industries in Hessen

22

und „Kommunikationsdesign“ (Präsentationsdesign, vor allem Werbegestaltung, Grafik- und Fotodesign, Webdesign, Multimedia-Design, CI-Design, Messegestal-tung). Hinzu kommen Kleinbetriebe bzw. Ateliers für Mode, Textilien, Schmuck, die ihre Produkte nicht nur entwerfen, sondern auch selbst vermarkten.

Obwohl in der Designbranche nur rund 300 Millionen Euro umgesetzt werden, spielt sie in Hessen eine wichtige Rolle, weil sie inhaltlich sehr eng mit der stärksten krea-tiven Branche - Werbegestaltung und PR - verflochten ist.

Beide Branchen Werbung und PR wie auch Design sind in Hessen mit einer ausge-zeichneten und vielfältigen Hochschullandschaft vor allem im Rhein-Main-Gebiet un-terlegt. Hier werden eine Vielzahl von Studiengängen im Bereich Werbung, Design und Innenarchitektur angeboten. Zu nennen sind vor allem die Hochschulen in Of-fenbach, Darmstadt, Wiesbaden und Mainz, ergänzt um Ausbildungsmöglichkeiten an zahlreichen privaten Akademien z.B. die Frankfurter Akademie für Kommunikati-on und Design oder das Institut für Marketing und Kommunikation (IMK) in Wiesba-den. Darüber hinaus haben zahlreiche Kompetenzzentren aus den Bereichen Wer-bung und Design, und (Innen-) Architektur z.B. Hessen Design e.V. sowie branchen-bezogene Vereine und Netzwerke wie der Deutsche Designer Club (DDC), der Ge-samtverband Kommunikationsagenturen (GWA), die Gesellschaft Public Relations Agenturen, der Marketing Club Frankfurt etc., wie auch die Fachzeitschrift HORI-ZONT ihren Sitz im Rhein-Main-Gebiet. (vgl. Tabelle 8 Seite 32).

Verlagswesen

Das Verlagsgewerbe mit rund 2,4 Milliarden Euro Umsatz stellt nach Werbegestal-tung und PR innerhalb der Creative Industries die zweitstärkste Branche mit hohem kreativem Anteil dar. Die Branche umfasst Verlage von Tageszeitungen, Fachzeit-schriften und sonstigen Zeitschriften, wird aber in Hessen von einer sehr großen Anzahl renommierter Buch bzw. Literaturverlage dominiert. In der Verlagsstadt Frankfurt sind u.a. der Suhrkamp-Verlag, die S. Fischer Verlagsgruppe, der Campus Verlag, die Eichborn AG, der Schöffling Verlag, der Stroemfeld Verlag, die FAZ-Gruppe und der Sozietäts Verlag ansässig. Neun Verlage in Hessen (davon 7 in Frankfurt) zählten 2006 zu den hundert umsatzstärksten der deutschsprachigen Verlagslandschaft in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Verlagsmetro-polen in Deutschland sind Berlin (153 Verlage) und München (151), es folgen Stutt-gart (91), Hamburg (79), Köln (77) und etwa gleich auf Frankfurt (71).12

Stärken der Buchmessestadt Frankfurt liegen im Rechte- und Lizenzhandel. Bei in-ternationalen Lizenzgeschäften und dem Handel mit Verwertungsrechten für die

12 www.buchreport.de, Mediadaten 2006.

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verschiedensten Verwertungsformen ist die Frankfurter Buchmesse für Verlage und Literaturagenten die wichtigste Branchenplattform.

Die wichtigsten nationalen Standorte des Literatur- und Buchmarktes sind derzeit München, Berlin, Hamburg, Stuttgart, Köln, vor Frankfurt und Leipzig. Berlin war bis zum Ende der Weimarer Republik die deutsche Verlagsmetropole und ist heute zweitpublikationsstärkster deutscher Verlagsstandort hinter München, welches wie-derum die zweitgrößte Verlagsmetropole der Welt ist. Hamburg hat vor allem eine Vorrangstellung im Pressewesen.

Im Verlagswesen ging die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Hessen von gut 14.000 im Jahr 2000 auf knapp 10.900 im Jahr 2007 zurück. Dabei sind die Beschäftigtenzahlen aller Verlagsarten kontinuierlich gesunken. Eine Aus-nahme stellen die Verlage für Fachzeitschriften, wo die Beschäftigtenzahlen seit 2004 wieder moderat steigen.

Verzeichneten Verlage und Buchhandel in 2007 noch ein Umsatzplus von 3,5 % so wies das 3. Quartal 2008 einen Umsatzrückgang von -1,9 % auf. Weitere Umsatz-einbußen werden auch durch die zunehmende Verbreitung von e-books befürchtet. (E-books sind digitale Bücher, quasi Literatur auf dem Bildschirm, die sich insbe-sondere anstelle des Kaufs von Fachliteratur anbieten. Neue Technologien ermögli-chen mittlerweile eine Buchstabenqualität, die so scharf ist wie beim Kupfertief-druck.)

Entwicklung von Software und Internetpräsentationen

Ähnlich umsatzstark ist die Branche der Entwicklung von Software und Internetprä-sentationen mit knapp 1,7 Milliarden Euro im Jahr 2006, ein Teilbereich des Soft-ware- und Games-Marktes. Verflechtungen der Branche bestehen mit der Filmwirt-schaft und der Werbung z.B. über Werbe- und Imagefilmunternehmen und Medien-agenturen. Software- und Gamesentwickler arbeiten in der Regel nicht allein, son-dern sind zur Erfüllung ihrer Aufträge eingebunden in Netzwerke spezialisierter Dienstleister. Die Computer- und Videospielindustrie wird von Fachleuten derzeit als eine rasant wachsende Branche in Deutschland eingeschätzt, die in Hessen jedoch seit dem Jahr 2000 relativ stabil ist, was den Umsatz betrifft. Allein die Zahl der so-zialversicherungspflichtig Beschäftigten ist von gut 15.000 Personen im Jahr 2000 auf rund 18.700 im Jahr 2006 gestiegen.

Das Rhein-Main-Gebiet zeichnet sich als Standort zahlreicher Unternehmen und Freelancer aus, die Dichte an Entwicklern und Publishern ist sehr hoch. Eine wichti-ge Rolle spielt die Initiative GAMEplaces, die sich als branchenübergreifende Kom-

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Creative Industries in Hessen

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munikationsplattform versteht.13 Darüber hinaus finden sich im Rhein-Main-Gebiet zahlreiche weitere Initiativen rund um die Gamesbranche.

Vergleicht man jedoch den Umsatz pro sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in den Branchen, in denen das Verhältnis von sozialversicherungspflichtig Beschäftig-ten zu Freelancern etwa vergleichbar sein dürfte, so fällt auf, dass der Wert bei der Entwicklung von Software und Internetpräsentationen mit 88.000 Euro sehr niedrig liegt. In der Filmproduktion beträgt der Umsatz pro Beschäftigtem beispielsweise 219.000 Euro, in der Werbegestaltung/PR und bei Presse und Nachrichten jeweils 290.000 Euro.

Filmproduktion

Die eigentliche Filmproduktion (ohne Mikroverfilmung und Herstellung von Kameras, Foto-, Projektions- u. Kinogeräten) erfährt nach einem wirtschaftlich sehr erfolgrei-chen Jahr 2001 mit knapp 1 Milliarde Euro Umsatz im Folgejahr 2002 einen deutli-chen Umsatzeinbruch und weist nur noch 566 Millionen Euro Umsatz auf. Von die-sem Einbruch hat sie sich bis zum Jahr 2006, in dem sie einen Umsatz von 522 Mil-lionen Euro aufweist, nicht wieder erholt. Im Gegenteil: die Umsatzziffern sind sogar jährlich bis zum Jahr 2005 weiter leicht gesunken und stagnierten 2006.

Die hessische Filmbranche ist überwiegend im Rhein-Main-Gebiet angesiedelt. Rund um Werbeagenturen, die Industriefilme und Werbespots drehen oder in Auf-trag geben, haben sich in den letzten Jahren zahlreiche Dienstleister angesiedelt, so z. B. Postproduction-Unternehmen, die zum Teil auch international gefragt sind. Sie arbeiten zwar überwiegend für die Werbebranche, aber in Einzelfällen auch für hochwertige internationale Filmproduktionen. So entstanden beispielsweise die Ef-fekte für die 2008 mit dem Oscar als bester fremdsprachiger Film prämierte Produk-tion „Die Fälscher“ und das aufwändige Action-Fantasy-Abenteuer „Dungeon Siege – Schwerter des Königs“ in Frankfurt. Beide Produktionen wurden von HessenIn-vestFilm gefördert. Aber im Rhein-Main-Gebiet sind auch Filmproduktionsfirmen zu Hause, die für den Fernsehmarkt und für das Kino arbeiten, insbesondere im Seg-ment Dokumentationen. Die meisten von HessenInvestFilm mitfinanzierten Filme werden zwar im Ausland produziert, viele Dienstleistungen im Bereich der Postpro-duktion, insbesondere VEX Visual Effects, Tonbearbeitung, Musik etc. werden je-doch in Hessen geleistet und sorgen hier für positive Beschäftigungseffekte. In Hessen wird darüber hinaus auch zunehmend gedreht – Beispiele sind die Spielfil-me „Ich bin die Andere“, „Die Wolke“ oder „Madonnen“ sowie einige indische "Bol-

13 Vgl. HA Hessen Agentur GmbH / Weber Networking GmbH: Die Gamesbranche. Ein ernst zu nehmender Wachstums-

markt, Hessen-Media Band 59, Hrsg. Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung, 2007.

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HA Hessen Agentur GmbH – Standortentwicklung –

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lywood"-Filme.14 Begehrter Drehort für letztere ist die hessische Bergstraße, wo be-reits eine Deutsch-Indische Filmagentur mit Sitz in Heppenheim gegründet wurde.

Zu den großen Arbeit- und Auftraggebern gehören der Hessische Rundfunk und die Degeto Film GmbH, aber insbesondere das ZDF in Mainz, das im Gegensatz zum hr viele Produktionen nach außen vergibt. Hinzu kommen im Rhein-Main-Gebiet ei-ne Reihe von Tonstudios, Kameraleuten, Gerätevermietern, ein Kopierwerk und an-dere Unternehmen der Wertschöpfungskette „Filmproduktion“.15

Der Film- und Medienstandort Hessen hat auch durch seine Institutionen und Ver-bände im Bereich Film sowie durch zahlreiche Filmfestivals, Programmkinos und Events wie die „Kinosommer“ nationale und internationale Bekanntheit erlangt. Filmkunsttheater, Programmkinos und Kommunale Kinos in Hessen tragen zur viel-fältigen Filmkultur bei. Die mittelständischen Kinos sind jedoch einem starken Wett-bewerb ausgesetzt, dem die meisten nur schwer finanziell standhalten können. Mo-dernisierung, d. h. Digitalisierung, ein attraktives Programmprofil, aber vor allem Weiterentwicklung zu einem Treffpunkt mit zusätzlichen Angeboten sind notwendig, um sie zu erhalten und zukunftsfähig zu machen.

Eng verknüpft mit der Filmproduktion ist der Bereich Rundfunk und Fernsehen mit rund 116 Millionen Euro Umsatz (ohne öffentlich-rechtliche Fernseh- und Rundfunk-anstalten).

Architektur

Betrachtet man die übrigen in der Tabelle 6 aufgeführten Branchen, so sind unter jenen mit einem hohen kreativen Anteil auch die Architekten mit rund 800 Millionen Euro Umsatz zu nennen.

Die Architektur- und Ingenieurbüros verzeichneten seit dem Jahr 2001 bis zum Jahr 2005 stetig sinkende Umsätze, was auf die anhaltend schlechte Konjunktur in der Baubranche im Betrachtungszeitraum zurückzuführen war. Erst 2006 war eine Erho-lung mit einer deutlichen Umsatzsteigerung um rund 90 Millionen Euro (+13 %) ge-genüber 2005 erkennbar, die sich nach den Aussagen der Architekten- und Stadt-planerkammer Hessen und des Ifo-Instituts 2007 fortgesetzt haben könnte.

Trotzdem erfolgte bei den Architekten und Ingenieuren ein kontinuierlicher zum Um-satzeinbruch zeitversetzter Beschäftigtenabbau ab dem Jahr 2004. Seitdem sinken

14 Synonym für die indische Filmindustrie, das sich aus den Begriffen Bombay und Hollywood zusammensetzt. 15 Zur Filmbranche in der Rhein-Main-Region vgl. auch “Film in FrankfurtRheinMain, Bewegende Bilder, bewegende Bran-

che“ von Maria Wismeth, Geschäftsführerin der Hessischen Filmförderung Frankfurt in: IHK Wirtschaftsforum 07-08 2007.

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Creative Industries in Hessen

26

die Beschäftigtenzahlen. 2007 waren bei den Architekten und Ingenieuren 4.900 Personen beschäftigt, im Jahr 2000 waren es noch rund 7.400 Personen.

Betrug der Umsatz im Jahr 2001 noch rund 1 Milliarde Euro, so waren es 2005 nur noch 700 Millionen Euro, 2006 erreichte die Branche einen leicht gestiegenen Um-satz von knapp 800 Millionen Euro.

Ende 2006 lag das geschätzte Bauvolumen in Deutschland nach Mitteilungen der Architekten- und Stadtplanerkammer16 Hessen aus den neu abgeschlossenen Ver-trägen (Neubauten ohne Planungsleistungen im Bestand) gut ein Drittel über dem Niveau des Vorquartals. Diese Entwicklung war auch in Hessen positiv spürbar. Al-lerdings waren bereits Anfang 2007 die von öffentlichen Auftraggebern vergebenen Planungsarbeiten – nach einer Verdoppelung der Auftragseingänge im Verlauf der letzten beiden Quartale – wieder rückläufig.

Was die Ingenieurunternehmen angeht, so ergab auch die Konjunkturumfrage des Verbandes Beratender Ingenieure VBI, an der sich 500 Ingenieurunternehmen be-teiligten und die im März 2008 veröffentlicht wurde, dass deren Umsätze gestiegen waren, ihre wirtschaftliche Gesamtsituation sich aber nicht entscheidend verbesser-te. Die von den Planungsbüros erzielten Honorare waren nach wie vor zu niedrig, als dass die Unternehmen nach der langen wirtschaftlichen Durststrecke der ver-gangenen Jahre Rücklagen bilden oder ausreichend in die Weiterbildung ihrer Mit-arbeiter investieren könnten. Analog zur erwarteten Umsatzentwicklung planten 34 % der antwortenden VBI-Unternehmen im Jahr 2008 neue Arbeitsplätze zu schaffen; 60 % gingen von einem konstanten Mitarbeiterstamm aus. Nur noch 5 % planten Entlassungen. Allein die 34 % der 500 befragten VBI-Unternehmen wollten 2008 insgesamt über 400 Ingenieure einstellen. Bezogen auf die Gesamtbranche war für 2008 von einem erheblichen Personalaufbau im vier- bis fünfstelligen Be-reich zu rechnen.

Allerdings gestaltete sich die Personalsuche schwierig: 63 % der Unternehmen ge-ben an, Ingenieurstellen nicht schnell und qualifiziert besetzen zu können. Der für die kommenden Jahre prognostizierte Ingenieurmangel zeichnet sich also bereits ab.

Presse und Nachrichten

Die Branche „Presse und Nachrichten“ ist mit rund 590 Millionen Umsatz etwa ver-gleichbar mit der Musikwirtschaft und dem Kunstmarkt in Hessen mit jeweils rund 500 Millionen Euro Umsatz. Die Unternehmens-Datenbank von Creditreform listet über 80 Unternehmen in Hessen auf, von denen rund 40 in Frankfurt und viele an-

16 www.akh.de, Geschäftsklima bei den freischaffenden Architekten zu Beginn des 1. Quartals 2007 sichtlich verbessert,

27.04.2007.

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dere im übrigen Rhein-Main-Gebiet ansässig sind. 15 Unternehmen erwirtschaften jeweils einen Umsatz von über einer Million, allein auf die Agentur Reuters in Frank-furt entfallen hiervon rund 100 Millionen Euro.

Kunstmarkt

Der Kunstmarkt verzeichnete im Jahr 2006 ein Umsatz von rund 480 Millionen Euro, ein Rückgang um 11 Prozent gegenüber dem Jahr 2000. Betrachtet man den ei-gentlichen Kunsthandel, d.h. ohne Museen und Steinbildhauerei, so liegt der Um-satz etwa bei 300 Millionen Euro. Zu den bekannten Standorten des Kunstmarktes zählen in Deutschland Köln, Berlin, München, Düsseldorf, Frankfurt und Hamburg. Hier haben neben bedeutenden Museen viele in Verbänden organisierte Galerien und Auktionshäuser ihren Standort. In der jüngeren Vergangenheit hat sich insbe-sondere Berlin als Standort einen Namen gemacht, was u. a. zu einer Verlagerung von Galerien aus anderen Regionen nach Berlin geführt hat. Hessen zeichnet sich insbesondere durch die Museumslandschaft Kassel und das Museumsufer in Frank-furt aus. Der Kunsthandel selbst spielt im Vergleich zu den anderen genannten Standorten eine geringere Rolle.

2006 stagnierte oder schrumpfte der Umsatz im Kunstmarkt, und dies nicht nur in Hessen bzw. Deutschland, sondern auch in anderen Märkten in Europa. Der Kunstmarkt Europas ist im Vergleich zu USA oder Asien nicht mehr weltweit füh-rend.

Weitere Branchen

Zu den Branchen mit hohem kreativen Anteil, die in Hessen bezogen auf ihren Um-satz eine untergeordnete Rolle spielen, zählt darüber hinaus mit rund 300 Millionen Euro Umsatz im Jahr 2006 die Darstellende und unterhaltungsbezogene Kunst. Hier werden nur private Einrichtungen und Unternehmen erfasst, öffentliche Theater und andere öffentliche Einrichtungen sind nicht darin enthalten.

Bezogen auf den Umsatz spielen Rundfunk und Fernsehen (ohne öffentlich recht-liche Anstalten) mit einem Umsatz im Jahr 2006 um die 100 Millionen Euro in Hes-sen im Vergleich z.B. zu NRW mit dem Medienstandort Köln eher eine untergeord-nete Rolle. Einen sehr geringen Umsatzanteil an den Creative Industries haben auch Kunsthandwerk und Kunstgewerbe mit 96 Millionen Euro.

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Creative Industries in Hessen

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4.2 Branchen mit einem eher geringen kreativen Anteil

Zu den Branchen mit einem eher geringen kreativen Anteil gehören

Markt- und Meinungsforschung (Teilmarkt Literatur, Buch und Presse),

Werbemittelverbreitung (Teilmarkt Werbung und PR),

Softwareverlag, -handel und -beratung (Teilmarkt Software und Games),

Herstellung von Kameras, Foto-, Projektions- u. Kinogeräten,

Vervielfältigung von Bild- und Datenträgern (beide Teilmarkt Rundfunk, Film und Fernsehen) sowie

Herstellung und der Handel mit Uhren und Schmuck (Teilmarkt Kunsthandwerk und Design).

Markt- und Meinungsforschung

Umsatzstärkste Branche der Creative Industries insgesamt ist 2006 mit deutlichem Vorsprung die Branche Markt- und Meinungsforschung mit rund 4 Milliarden Euro. Allerdings ist die Umsatzentwicklung seit dem Jahr 2000 nahezu konstant geblieben (-2 %), d.h. die deutliche Zunahme der Unternehmen in diesem Bereich seit dem Jahr 2000 (+47 %) ging nicht mit Umsatzsteigerungen im gleichen Zeitraum einher. Die Umsätze pro Unternehmen sind also gesunken. Trotzdem weist diese Branche der Creative Industries mit 1,65 Millionen Euro den zweithöchsten Umsatz pro sozi-alversicherungspflichtig Beschäftigtem auf, was jedoch auf den hohen Anteil an frei-beruflich Beschäftigten zurückzuführen sein dürfte. In dieser Branche dürfte der kre-ative Anteil sehr gering sein, da es sich hier vielfach um Unternehmen handelt, die telefonische Umfragen, etwa zum Konsumverhalten, durchführen, des weiteren um Unternehmen, die Daten von Meinungsumfragen auswerten etc.

Werbemittelverbreitung

Eine weitere umsatzstarke Branche in den Creative Industries ist die Werbemittel-verbreitung, die wie die Branche Werbegestaltung / PR zum Teilmarkt Werbung und PR zählt, allerdings einen wesentlich geringeren kreativen Anteil aufweist. Sie hatte 2006 einen Umsatz von 1,7 Milliarden Euro.

Mikroverfilmung

Ebenfalls Umsätze über der Milliardengrenze verzeichnet die Branche Mikroverfil-mung mit 1,5 Milliarden Euro. Seit dem Jahr 2000 konnte sie in Hessen ihre Umsät-ze um 85 % steigern, dies bei leicht abnehmender Zahl der Unternehmen.

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Mikroverfilmung beschäftigt sich u.a. mit der Bewahrung des kulturellen Gedächt-nisses durch die Verfilmung von Büchern, Zeitungen und Zeitschriften. Da Bibliothe-ken häufig über Platzprobleme klagen, sind sie auf die Mikroverfilmung angewiesen, was jedoch oftmals mit der Vernichtung des verfilmten Materials einhergeht. Aber auch in allen anderen Wissenschaftsbereichen und in der Medizin ist Mikroverfil-mung von Unterlagen üblich.

Die Standortwahl von Unternehmen, die die Mikroverfilmung von Daten anbieten, wird u.a. auch bestimmt durch das jeweilige Landesrecht bzw. die Regelungen zum Datenschutz. Die externe Mikroverfilmung von Behandlungsdaten z.B. von nur noch selten oder nicht mehr benötigten Krankenakten ist in Hessen beispielsweise zuläs-sig, in anderen Bundesländern wie Bayern nicht.

Weitere Branchen

Die Branche Softwareverlag, -handel und -beratung wies 2006 knapp eine Milliarde Euro Umsatz auf, mit der Herstellung von Kameras, Foto-, Projektions- u. Kinogerä-ten wurden rund 730 Millionen Euro Umsatz gemacht, mit der Herstellung und dem Handel von Uhren und Schmuck 241 Millionen Euro und mit der Vervielfältigung von Bild- und Datenträgern 17 Millionen Euro.

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Creative Industries in Hessen

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5 Potenziale der Creative Industries in Hessen

In Hessen, respektive im Rhein-Main-Gebiet sind folgende Bereiche der Creative Industries überdurchschnittlich gut durch Umsatz- und Unternehmensstärke, durch renommierte Veranstaltungen und Messen sowie durch eine breite Ausbildungs-landschaft und zahlreiche Netzwerke positioniert:

Verlagswesen

Werbung und Public Relations

Design

Film und Medien

Architektur, Innenarchitektur

Das Verlagswesen ist eine Branche, deren Unternehmen in der Regel dem Mit-telstand zuzurechnen sind und die ihre Messeaktivitäten überwiegend bereits profi-liert haben. Unter dem Aspekt der besonderen Wirtschafts- und Messeförderung steht diese Branche daher hier nicht im Vordergrund. Es sind vor allem die Absol-venten, Gründer, Freiberufler und Kleinstunternehmen in den Bereichen Werbung und PR, Design (Produkt-, Kommunikations- und Modedesign), Film und Medien (Postproduction, Gamesbranche, Dokumentarfilm) sowie der Architektur und Innen-architektur, die in Hessen das zu stärkende Potenzial der Creative Industries dar-stellen. Diese Branchen sind bereits zum Teil stark vernetzt, weshalb sie hier im Folgenden im Zusammenhang betrachtet werden.

Diese Bereiche der Creative Industries weisen im Vergleich zu anderen Sektoren eine bemerkenswert hohe Flexibilität und eine wirtschaftliche Dynamik auf, sie zeichnen sich durch geringe Betriebsgrößen und durch eine Vielzahl von Neugrün-dungen aus sowie überwiegend durch tätige Inhaber. Ihre Tätigkeiten spielen vor al-lem eine Rolle bei der Vermittlung von Inhalten ("content") sowie für die Lancierung von Innovationen in komplexen Märkten. Darüber hinaus verfügen sie über eine ho-he Kompetenz und große Offenheit im Umgang und bei der Integration neuer Tech-nologien und bauen zunehmend grenzüberschreitende Kooperationsbeziehungen in Europa auf. In einer Studie, die die wirtschaftliche Bedeutung von Kultur und Creati-ve Industries in Wien17 untersucht, werden Werbung, Architektur, Grafik, Mode und Design neben Musik, Literatur, Verlag und Print, IT und Multimedia ebenfalls als Kernbereiche der Creative Industries identifiziert.

Die Stärke dieser Bereiche der Creative Industries liegt in Hessen insbesondere in ihrem hohen künstlerisch-kreativen Potenzial, das nicht nur durch Talent, sondern

17 Kulturdokumentation, mediacult, wifo, Untersuchung des ökonomischen Potenzials der creative industries in Wien, Wien

2004.

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auch vor allem durch die Ausbildung begründet ist. Zumal dann, wenn es wie im Rhein-Main-Gebiet und in Nordhessen nicht nur ein sehr ausgeprägtes urbanes und kulturelles Milieu gibt, sondern gleichzeitig eine hohe Dichte an Ausbildungsstätten in Frankfurt, Offenbach, Hanau, Darmstadt, Wiesbaden und Kassel sowie in Mainz. Dies trifft auf den universitären wie auch auf außeruniversitären Bereich zu.

Die Zahl der erfolgreichen Absolventen in kreativen Disziplinen schwankte im Zehn-jahreszeitraum von 1996 bis 2006 und hatte im Jahr 2006 etwa das Niveau von 1996. Stärkste Gruppen sind die Architekten mit rund 660 Abschlüssen pro Jahr sowie die Designer mit rund 330 Abschlüssen. Während die Zahl der Architekten in dem 10-Jahreszeitraum relativ konstant blieb, fällt auf, dass sich die Abschlusszah-len im Bereich Gestaltung deutlich erhöht haben. Hier stieg die Zahl der erfolgrei-chen Absolventen um 50 % von 218 auf 327.

Tabelle 7 Erfolgreich absolvierte Prüfungen in den Prüfungsjahren1996, 2000 und 2006 an hessischen staatlich anerkannten Hochschulen nach ausgewählten Studienbereichen

Studienbereiche Anzahl Studierende Entwicklung 1996 2000 2006 1996 zu 2006 Architektur, Innenarchitektur 675 625 661 -2,1 Gestaltung 218 223 327 +50,0 Musik, Musikwissenschaft 183 177 185 +1,1 Kunst, Kunstwissenschaft allg. 260 136 148 -43,1 Darstellende Kunst, Film, Fernsehen, Theaterwissenschaften 31 28 72 +132,3 Raumplanung 92 33 43 -53,3 Bildende Kunst 23 21 21 -8,7 Summe 1.482 1.243 1.467 -1,0

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt.

5.1 Design, Werbung und PR

Die Metropolregion Rhein-Main-Gebiet besetzt bei Gestaltung und künstlerischem Handwerk eine national und international wichtige Position und stützt sich dabei auf eine lange Tradition. Genannt sei die 1899 gegründete Darmstädter Künstlerkolonie Mathildenhöhe, damals das europäische Zentrum des „Neuen Stils“, ferner die Frankfurter Adlerwerke mit Design von Walter Gropius,18 die Architekten und Desig-ner Ernst May, Ferdinand Kramer, Grete Schütte-Lihotzky als Repräsentanten für angewandte Kunst und Design im Bereich Stadtplanung und Wohnungsbau in den

18 Die Frankfurter Adlerwerke nahmen um die Jahrhundertwende die Produktion von Motorfahrzeugen auf. 1927 ging mit

dem »Adler Standard 6« der erste deutsche Serienwagen in Produktion. Für die Gestaltung des »Standard 8« verpflichtete Adler den renommierten Direktor des Dessauer Bauhauses Walter Gropius. Er verhalf der Frankfurter Automobilproduktion zu einer enormen Steigerung des Bekanntheitsgrads. Das stilisierte Adler-Logo, ab 1930 auf den Kühlerhauben aller Adler-Wagen, stammt ebenfalls aus seiner Feder.

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1920er Jahren, schließlich 1953 die Gründung des „Rat für Formgebung“ mit der heute größten Design-Bibliothek Deutschlands, die „Praunheimer Werkstätten“ in Frankfurt oder Einzelpersönlichkeiten wie Dieter Rams, der seit 1955 Produktgestal-ter der Firma Braun in Kronberg war.

In den siebziger und achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts entstanden im Rhein-Main-Gebiet zahlreiche erfolgreiche Werbeagenturen und Gestaltungsbüros, die bis heute häufig international tätig sind. Sie entstanden in der Folge der “Standortent-scheidungen großer US-amerikanischer Unternehmen in den 1960er und 1970er Jahren. Sie folgten wie die in Frankfurt ansässigen US-Banken ihren amerikani-schen Industriekunden und halfen diesen bei der Erschließung der neuen Märkte in Deutschland und Europa. Heute gibt es neben diesen großen Netzwerkagenturen eine Vielzahl von kleineren, meist inhabergeführten Agenturen.“19 Sie sind mehrheit-lich in den 1990er Jahren – vielfach als Ausgründungen – entstanden.

Hessen verfügt heute über eine beeindruckende Landschaft an Ausbildungsstätten, Kompetenzzentren, Institutionen und Verbänden im Bereich Werbung und Design, aber auch über zahlreiche Einrichtungen, die das traditionelle künstlerische Hand-werk in Hessen fördern und bewahren. Über das Portal www.kultur.frankfurt.de er-hält man in den Rubriken „Design“ und „Neue Medien“ einen nahezu umfassenden Überblick über Historie, Verbände, Initiativen und Institutionen, Preise, Veranstal-tungen und Ausstellungen etc. in der Region Frankfurt/Rhein-Main.

Tabelle 8 Kompetenzzentren Gestaltung, künstlerisches Handwerk* und Werbung

Universitäten Ausbildungs- / Tätigkeitsbereiche Hochschule Darmstadt, University of Applied Sciences Industriedesign, Kommunikationsdesign Staatliche Hochschule für Bildende Künste Städelschule Frankfurt

Freie Bildende Kunst, Institut für Kunstkritik

Kunsthochschule in der Universität Gesamthochschule Kassel Produkt Design, Visuelle Kommunikation Philipps Universität Marburg Kunst, Musik und Medien: Organisation und Vermittlung, Kunstge-

schichte Hochschule für Gestaltung Offenbach Visuelle Kommunikation, Produktgestaltung Fachhochschule Wiesbaden Kommunikationsdesign Weitere Ausbildungsstätten Private Fachhochschule Nordhessen, Bad Sooden-Allendorf Dress and Beauty Frankfurter Schule für Bekleidung und Mode Bekleidungsgestaltung, Bekleidungstechnik Academy of Visual Arts Frankfurt Achtsemestriges, staatlich anerkanntes Studium.

Studienschwerpunkte: Grafikdesign, Illustration, Fotografie, Raumges-taltung, Produktentwicklung, Interaktive Medien und Film/Video.

Schule für Mode Grafik Design Offenbach Zielgruppe: Hochschulbewerber, Weiterbildung, Kunst-, Design- und Modeinteressierte. Design & Kunst Kurse, Zeichenkurse, Modezeich-nen, Typografie & Collage, Malerei, Plastisches Gestalten, Druckverfah-ren, Fotografie, Hut-Design.

Staatliche Zeichenakademie Hanau Die Akademie wurde 1772 gegründet und ist eine der ältesten deut-schen Aus- und Weiterbildungsstätten für das Gold- und Silberschmie-dehandwerk.

19 Berndt, Goeke, Lindner, Neisen (Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, Institut für Humangeografie) (2008):

Kreativwirtschaftsbericht Frankfurt, Seite 109.

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Wiesbadener Freie Kunstschule wfk Erwachsenenbildung, Hochschulvorbereitung. Kunsttheorien (Komposi-tionslehre, Synthetisches Zeichnen, Farbenlehre, Kunstgeschichte, Objektive Werkanalyse, Semantisierungsschule).Handwerklich-künstlerische Disziplinen (Malerei, Zeichnen, Künstlerische Fotografie, Video als künstlerisches Medium), Technikstudium (Malerei/Zeichnen).

IMK, Privates Institut für Marketing und Kommunikation GmbH Wiesbaden

Ausbildung zum Werbekaufmann und Kommunikationswirt.

Institutionen / Stiftungen/ Verbände/ Vereine Hessen Design e.V., Darmstadt Förderung der Entwicklung und Verbreitung guten Designs als integrier-

ter Bestandteil vorbildlicher Industrie- und Handwerkskultur, Design- und Wissenstransfer, Designforschung, Aufbau von Sammlungen zur Wirtschaftsgeschichte, Wirtschaftsförderung. Das Kompetenz-Zentrum gibt Designern und Unternehmen gezielte Informationen und Orientie-rung über Design, neutrale Beratung in der effizienteren Anwendung von Design und Förderung des fachübergreifenden Erfahrungsaus-tauschs aller an Design- und Innovationsprozessen Beteiligten.

Institut Mathildenhöhe Darmstadt Kultureinrichtung der Stadt Darmstadt. Zur Arbeit des Instituts gehören die Organisation und Konzeption von Wechselausstellungen zu The-men der Kunst-, Kultur- und Designgeschichte.

Werkbund, Frankfurt Einsatz für Gestaltungsqualität, Arbeitsbereiche: 1. Erhaltung der Lebensgrundlagen 2. Schonung der Ressourcen 3. Raum- und Stadtplanung 4. Gestaltung von Produkten und Kommunikationsmitteln

Themen: Architektur, Design, Grafik, Fotografie, Kunsthandwerk, Städtebau, Stadtentwicklung und Landschaft, darüber hinaus Themen aus Soziologie, Philosophie und anderen Wissenschaften.

Rat für Formgebung (Stiftung), Frankfurt Kompetenzzentrum für Kommunikation und Wissenstransfer im Bereich Design. Förderung des Designs als künstlerisch bedeutsamer Bestand-teil der angewandten Kunst und der Alltagskultur, Stärkung der Qualität der Hochschulausbildung. Repräsentanz des Designs im In- und Ausland. Weltweit führendes Kompetenzzentrum für Kommunikation und Wissenstransfer im Bereich Design. Wettbewerbe, Ausstellungen, Konferenzen, Beratungsleistungen, Recherchen und Publikationen.

Institut für Neue Technische Form e.V., Darmstadt (INTEF) Das Institut ist 1952 von Prinz Ludwig von Hessen und bei Rhein und der Stadt Darmstadt als erstes deutsches Designinstitut gegründet worden.

Institut für Neue Medien, Frankfurt (INM) Das INM wird seit 1994 als autonome Plattform im Aufgabengebiet Neue Medien Forschung und Entwicklung und Internet Anwendungen und Lösungen geführt. Gegründet wurde es bereits 1989 als An-Institut der Städelschule.

Deutscher Designer Club (DDC), Frankfurt Gegründet wurde der DDC 1989 von sieben Personen. Ziel war es, eine Plattform für Produktdesign zu schaffen. Heute hat sich der Club zu einer Plattform mit interdisziplinärem Ansatz entwickelt.

Gesamtverband Kommunikationsagenturen GWA e.V., Frank-furt

Der GWA spricht für die Agenturbranche gegenüber Wirtschaft, Politik und Öffentlichkeit. Er verdeutlicht die Funktion von Wirtschaftskommu-nikation, Werbung und Agenturen in der Marktwirtschaft, national und international. Er vertritt die Interessen seiner Mitglieder, die zu den besten Kommunikationsagenturen der Branche gehören, den Markt-partnern gegenüber.

Gesellschaft Public Relations Agenturen e.V. (GPRA), Frankfurt Die GPRA ist der Wirtschafts-Verband führender PR-Agenturen Deutschlands.

Marketing Club Frankfurt Der Marketing Club Frankfurt wurde 1954 gegründet. Er ist der älteste und mitgliederstärkste Marketing Club Deutschlands und Marktführer unter den 66 Clubs, die sich im Deutschen Marketing-Verband, Düssel-dorf, zusammengeschlossen haben. Der Marketing Club Frankfurt ist anerkannter Berufsverband des Marketing-Managements.

Bundesverband Kunsthandwerk, Berufsverband Handwerk Kunst Design e.V. (BK), Frankfurt

Die wirtschaftliche und kulturelle Förderung des Kunsthandwerks ist eines der vorrangigen Ziele der Arbeit des BK, darüber hinaus fördert er die Diskussion zu Themen des zeitgenössischen Kunsthandwerks.

Angewandte Kunst Hessen e.V., Frankfurt Berufsverband, in dem sich zur Zeit ca. 120 Vertreter unterschiedlicher Gewerke zusammengeschlossen haben.

Kunstgewerbeverein Frankfurt Main e.V. / Der Verein fördert das Museum für Angewandte Kunst. Die Stiftung

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Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main e.V. unterstützt die ästhetische Erziehung in Kunst und Musik. In Kunst und Kultur fördert sie sowohl etablierte Institutionen als auch die freie Szene. Als kulturelles Erbe werden Objekte von herausragender kultureller Bedeutung mit engem historischen Bezug zur Stadt gepflegt.

Deutsches Werbemuseum e. V., Frankfurt Das Deutsche Werbemuseum e. V. bietet als virtuelle Plattform im Internet Informationen rund um das Thema Werbung an und organisiert temporäre Ausstellungen zu Themen über Werbung.

Gesellschaft für Goldschmiedekunst e.V. Hanau Förderung und Unterstützung der zeitgenössischen Schmuck- und Gerätegestaltung, Schaffen eines Forums in der Öffentlichkeit für junge Schmuck- und Gerätegestalter durch Wettbewerbe, Ausstellungen und Publikationen, Verbreitung und Akzeptanz des Künstlerschmucks, des Schmucks in Kleinserie oder als Schmuckunikat.

Cassel Creative Competence e.V., Kassel Transparenz und Vernetzung der Kreativregionen, Förderung der Aus- und Weiterbildung von Kreativen, Präsentation von Entwürfen und Erzeugnissen des Gewerbes, der freien Berufe, der Hochschulen, Veranstaltung von Wettbewerben, Designveranstaltung und Ausstellun-gen in Nordhessen.

“Access All Areas” Initiative, Wiesbaden www.aaa-wiesbaden.de

Zielgruppe: Öffentlichkeit, potenzielle Auftraggeber, Agenturen und Bewerber aus der Kreativbranche (u.a. Besucher der see conference). Die Teilnehmer profitieren von Networking, Standortmarketing, Akquirie-rung von Personal, sie sollen in Wiesbaden ansässig sein und sich selbst zum Creative Business zählen (bspw. Agenturen, Architekturbü-ros, Fotografen, Künstler, Illustratoren, Produkt-, Grafik-, Web-, Schmuck-, Mode-, Porzellan-, Film-, Sounddesigner etc.)

Aus- und Weiterbildung Kasseler Werkakademie für Gestaltung Träger ist die Handwerkskammer. Zweijährige Zusatzausbildung im

Bereich Gestaltung für Handwerker. Holzfachschule, Bad Wildungen Bildungs- und Informationszentrum der Holzwirtschaft mit umfangrei-

chem Aus- und Weiterbildungsangebot für Handwerk und Industrie. Träger der Fachschule ist ein eingetragener Verein mit ca. 200 Mitglie-dern aus der Holzwirtschaft und deren Zulieferindustrie. Die Schule ist staatlich anerkannt und wird rein privatwirtschaftlich geführt.

Museen 50-er Jahre Museum, Büdingen Dokumentation, Sammlung und Präsentation der Alltagskultur der 50er

Jahre; Träger ist der 50er-Jahre-Museumsverein. Museum Künstlerkolonie Darmstadt Sammlung, Dokumentation und Ausstellungen zur Jugendstilkolonie

Mathildenhöhe. Deutsches Elfenbeinmuseum, Erbach Spezialmuseum für Elfenbein, vom Werkstoff bis zum Kunstwerk;

Elfenbeinkunst aus verschiedenen Epochen und Ländern und Kontinen-ten– vom Mittelalter bis Gegenwart.

Museum für Angewandte Kunst, Frankfurt 1877 Gründung des Mitteldeutschen Kunstgewerbevereins als Träger eines Museums und einer Fachschule; Ausstellung von herausragen-den Zeugnissen handwerklichen und künstlerischen Schaffens vor dem Hintergrund der zunehmenden industriellen Produktion im 19. Jahrhun-dert; Vermittlung kulturgeschichtlicher Zusammenhänge.

Institution Werkbundarchiv - Museum der Dinge, Frankfurt Das Werkbundarchiv – Museum der Dinge ist Museum der Sachkultur des 20. und 21.Jahrhunderts, die von der industriellen Massen- und Warenproduktion geprägt ist.

Museum für Kommunikation, Frankfurt Träger der vier Museen für Kommunikation in Berlin, Hamburg, Frank-furt am Main und Nürnberg ist die in Berlin ansässige Museumsstiftung Post und Kommunikation. Sammlung, Erschließung und Darstellung der gesamten Entwicklung der Nachrichtenübermittlung in den Bereichen Post und Telekommunikation.

Deutsches Goldschmiedehaus Hanau Das Deutsche Goldschmiedehaus Hanau gehört zu den bedeutendsten Ausstellungszentren der Gold- und Silberschmiedekunst in Deutsch-land. Die Ausstellungen beinhalten u.a. Retrospektiven einzelner Schmuck- und Gerätegestalter und thematische Präsentationen unter-schiedlicher Künstlergruppen und wichtiger Ausbildungsstätten.

Eisenkunstgussmuseum, Hirzenhain Das Museum ist an die Gießerei Buderus GmbH angeschlossen und bietet einen Überblick des Kunstgusses von der Vergangenheit bis in die Gegenwart. Ausgestellt werden Schmuckstücke, Medaillons, Alltagsgegenstände wie Brieföffner, Schalen und Teller sowie Plastiken, Reliefs und Skulpturen.

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Porzellanmuseum Höchst Figuren, Geschirre und Prunkvasen dokumentieren die Geschichte der zweitältesten Porzellanmanufaktur Deutschlands aus allen Schaffens-perioden.

Glasmuseum Immenhausen Sammlung zum Gebrauchsglasdesign seit 1890, Sammlung mit Informationen und Werken zur Entwicklung der Glas-kunst in der Gegenwart, Überblick über die regionale Glasherstellung.

Klingspor-Museum, Offenbach Museum für Buch- und Schriftkunst des 20. Jahrhunderts. Deutsches Ledermuseum Offenbach Drei Museen: das Deutsche Schuhmuseum mit internationaler Fußbe-

kleidung aus vier Jahrtausenden und Kunstgalerie, das Museum für Angewandte Kunst mit Kunsthandwerk und Design vom Mittelalter bis in die Gegenwart mit dem Schwerpunkt Leder sowie das Ethnologische Museum mit den Abteilungen Afrika, Asien und Amerika.

Manufakturen Höchster Porzellan-Manufaktur GmbH Seit 1746 Herstellung von Hartporzellan (Biskuitporzellan, weiß glasier-

tes Porzellan und farbig bemaltes Porzellan) in den Bereichen Ge-schenke und Accessoires, Figuren und Skulpturen, Service. Reproduk-tion historischer Porzellankunst, Design und Sonderentwicklungen, limitierte Editionen und Sammelstücke, zeitgenössische Porzellankunst.

Süssmuth Glasmanufaktur GmbH & Co KG, Immenhausen Hersteller von Tafelglas, geblasenem Glas, handgefertigtem Glas.

Marburger Tapetenfabrik , J.B. Schaefer GmbH & Co KG, Kirchhain

Seit 1845 als Fachgeschäft für Innenausstattung gegründet, ab 1879 Herstellung von Tapeten und Wandbelägen.

Wächtersbacher Keramik Seit 1832, Otto Friedrich Fürst zu Ysenburg und Büdingen GmbH. Messen Bright Skateboarding Tradeshow, Frankfurt Messe im alten Polizeipräsidium Frankfurt. The Design Annual, Frankfurt The Showcase for high-end Design präsentiert sich künftig im jährlichen

Rhythmus auf dem Konsumgüter-Event Frankfurt 4 all Seasons. * = ohne Anspruch auf Vollständigkeit

Quelle: Hessen Agentur.

Nur im Zusammenwirken dieser Akteure kann eine spürbare Profilierung und Positi-onierung dieses „Clusters“ sowie eine darauf angepasste Wirtschaftsförderung er-folgreich sein.

Ungeachtet dieser Tradition wandern kreative Youngster verstärkt auf die „große kreative Spielwiese Berlin“ ab, und erst wenn sie einigermaßen etabliert sind, kom-men sie – eventuell nach einer Zwischenstation in Hamburg - nach Frankfurt zurück. Es gelingt in Hessen also nicht, das hoch kreative Potenzial der Absolventen der o.a. kreativen Studiengänge (immerhin rund 1.500 pro Jahr) in der Region zu halten. Ein Grund dafür ist das unzureichende Angebot an finanziell günstigen Arbeitsräu-men mit entsprechendem Ambiente - insbesondere in Frankfurt - wie sie altindus-trielle Liegenschaften und historische Gewerbebauten oder aber Szenestadtviertel aufweisen, die beispielsweise in Berlin zahlreich vorhanden sind.20

Auf der anderen Seite ist festzustellen, dass die etablierten Agenturen und Unter-nehmen der Branche vermehrt Schwierigkeiten haben, geeignete Bewerber zu fin-den, aber gleichzeitig nur wenig Kontakt zu den Ausbildungsstätten des Rhein-Main-Gebiets unterhalten. Die Kommunikation zwischen Hochschulen und Wirtschaft ist also noch verbesserungsbedürftig. Sie erfolgt bisher eher punktuell, ist jedoch nicht

20 Vgl. Kulturwirtschaft fördern – Stadt entwickeln, 3. Hessischer Kulturwirtschaftsbericht.

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strategisch und effektiv organisiert. Einige Netzwerke und Initiativen existieren je-doch – zum Beispiel das Gründernetzwerk „Route 66“ oder das Zentrum Hessen Design in Darmstadt.

5.2 Architektur und Innenarchitektur

Wie für Werbung und Design ist auch in diesem Bereich eine große Anzahl an Aus-bildungsstätten und Absolventen vorhanden. Allein im Verzeichnis der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen (AKH) finden sich mittlerweile über 600 Büros. Es fehlt jedoch die Verknüpfung von Stadtentwicklung und Baukultur auf der einen Sei-te und eine Innovations-, Wirtschafts- und Gründerförderung zur Stärkung jener Mi-lieus, die sich in den Schnittmengen zwischen den Fachdisziplinen Architektur, In-nenarchitektur, Landschaftsarchitektur, Bauingenieurwesen, Städtebau, Kunst und Design herausbilden. Die Einbeziehung der Kreativität und Kompetenz von jungen Absolventen und jungen Architekten bzw. Innenarchitekten in die strukturpolitischen Bemühungen von Land, Regionen und Kommunen ist zu intensivieren.

Dabei muss nicht unbedingt die direkte Generierung von Beschäftigung im Vorder-grund stehen, sondern die Steigerung der Nachfrage nach qualifizierten Architekten-leistungen. Mit der Gründung der Landesinitiative +Baukultur in Hessen soll erreicht werden, dass bei der alltäglichen Kultur des Bauens Funktionalität und Schönheit, Kostenbewusstsein und Nachhaltigkeit, aber auch baukulturelles Erbe und moderne Gestaltung – also „Baukultur“ im Land Hessen – in Zukunft stärker ins Blickfeld aller beteiligten Akteure rücken. Baukultur gibt den Städten und Gemeinden ein „Ge-sicht“, schafft bessere Räume zum Leben und prägt unsere Lebensqualität im All-tag. Baukultur ist kein Luxus, sondern dient der Standortqualifizierung Hessens.

Die im Jahr 2008 ins Leben gerufene Landesinitiative hat das Ziel, innovative und experimentelle Projekte durchzuführen, hohe Gestaltungsqualität in Kombination mit Kostenbewusstsein, Verfahrenseffizienz und Nutzerorientierung, innovative Pla-nungsverfahren, ausgewählte bestehende Initiativen und Projekte in Hessen zu un-terstützen, durch Publikation von Best-practice-Beispielen Anreize für Bauherren und Investoren zu geben und Ideen für zukunftsfähige Baukultur in Hessen zu ent-wickeln. Die Geschäftsstelle +Baukultur in Hessen wird federführend vom Land Hessen getragen.

Die Initiative +Baukultur in Hessen leistet hier bereits einen Beitrag zur Kommunika-tion, Netzwerkbildung und Wirtschaftsförderung im Bereich (Innen)Architektur in Hessen. Zahlreiche Angebote und Initiativen sind vorhanden, eine noch stärkere Bündelung im Sinne von „Synergieeffekten“ oder z.B. ein zentraler Informationszu-gang sind darüber hinaus wünschenswert.

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Tabelle 9 Kompetenzzentren im Bereich Architektur und Bauen

Universitäten Ausbildungs- / Tätigkeitsbereiche Technische Universität Darmstadt Architektur, Stadtplanung, Landschaftsplanung Hochschule Darmstadt, University of Applied Sciences Architektur, Innenarchitektur Institut für Materialwissenschaften der TU Darmstadt Im Zentrum der Forschung steht die Materialmodellierung als theo-

retisches Instrument der Materialentwicklung, um künftige Ingeni-euranwendungen gezielt zu unterstützen.

Fachhochschule Frankfurt am Main Architektur, Masterstudiengang "Urban Agglomerations" Staatliche Hochschule für Bildende Künste Städelschule, Frankfurt Aufbaustudium Architektur Fachhochschule Gießen-Friedberg Architektur Universität Kassel Architektur, Stadtplanung Fachhochschule Wiesbaden Architektur, Innenarchitektur Institutionen / Vereine / Verbände Verein Darmstädter Architektursommer, Darmstadt Darmstadt hat die höchste Architektendichte Europas und eine

reiche baukulturelle und künstlerische Tradition. Ziel ist es, durch Veranstaltungen Potenziale der Stadt zu wecken und im Sinne der Baukultur ein weit reichendes Netzwerk aufzubauen.

Bund Deutscher Architekten, Landesgruppe, Frankfurt Vereinigung freiberuflich tätiger Architektinnen und Architekten. Der BDA fördert die Kultur des Planens und Bauens, um mit funktional und ästhetisch gestalteten Gebäuden, Plätzen und Städten den Lebensraum und die Lebensqualität aller zu bereichern.

Bund Deutscher Innenarchitekten, Landesgruppe, Frankfurt Berufsverband der Innenarchitekten. Darüber hinaus versteht sich der BDIA als Plattform für Information, Kommunikation und Erfah-rungsaustausch.

Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure e.V., Landesgruppe, Frankfurt

Berufsverband, der u.a. das gezielte und verantwortungsbewusste Zusammenwirken von Architekten, Bauingenieuren und Unterneh-mern bei der Planung, Vorbereitung und Ausführung von Bauvorha-ben fördert.

DAI Dachverband der Architekten- und Ingenieurvereine e.V., Landesgruppe Hessen Frankfurt

Der DAI führt die Interessensgebiet und Tätigkeitsfelder von Archi-tekten und Ingenieuren zusammen und will damit einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Baukultur leisten.

Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen, Wiesbaden Förderung und Vertretung des Gesamtinteresses des Berufs-standes unter Berücksichtigung des Gemeinwohlinteresses durch vielfältige Aktivitäten.

SRL Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplanung, Regionalgruppe Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland

Die SRL ist Ansprechpartner zu allen Belangen des Berufsstands und sie wirkt bei der Gesetzgebung, in den Kammern und bei der Aus- und Fortbildung mit. Darüber hinaus bietet sie Gelegenheit, Erfahrungen und Ideen auszutauschen, über Trends in der berufli-chen Praxis zu diskutieren und sich mit Entwicklungen der regiona-len Planungskultur kritisch auseinander zusetzen.

DWB Deutscher Werkbund ernst-may-gesellschaft e.V., Frankfurt Die Initiative entstand, um das bauliche und ideelle Erbe des

»Neuen Frankfurt« dauerhaft zu sichern, zu bewahren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Institut für Stadtgeschichte, Karmeliterkloster Frankfurt Das Institut für Stadtgeschichte, früher „Stadtarchiv“, ist eines der bedeutendsten deutschen Kommunalarchive. Es sammelt, er-schließt und vermittelt Schrift- und Bildquellen zur Frankfurter Stadtgeschichte.

Aus- und Weiterbildung Propstei Johannesberg gGmbH, Fulda Die Fortbildung in Denkmalpflege und Altbauerneuerung ist eine

Fortbildungseinrichtung für alle in der Denkmalpflege und Altbausa-nierung Tätigen.

Messen und Events Light+Building, Frankfurt Internationale Fachmesse für Architektur und Technik Luminale, Frankfurt Lichtkultur-Festival in Frankfurt und der Region zwischen Rheintal

und Karlsruhe, Wiesbaden und Aschaffenburg, parallel zur Light+Building

Wolkenkratzerfestival, Frankfurt Die Veranstalter Landesbank Hessen-Thüringen, Frankfurter Allgemeine Zeitung und Hit Radio FFH öffnen rund 15 Türme für

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Creative Industries in Hessen

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interessierte Besucher. Tag der Architektur, Hessen Seit 1994. Der Tag der Architektur wird von der Kammer ausge-

richtet und ist die größte öffentlichkeitswirksame Veranstaltung des Berufsstands.

Museen /Kompetenzzentren Deutsches Architekturmuseum Frankfurt Das DAM ist das „Deutsche Architekturmuseum“ und nationales

Zentrum für Architekturdebatten. mdw Museum der Weltkulturen, Frankfurt Die Ausstellungen und Veranstaltungen des mdw setzen sich mit

Strukturen von Gesellschaften und den vielfältigen Möglichkeiten des Zusammenlebens von Menschen weltweit – von Frauen und Männern, Alten und Jungen, multikulturellen Gemeinschaften – auseinander. Themen sind u.a. künstlerische Ausdrucksformen.

Freilichtmuseum Hessenpark, Neu-Anspach Der Hessenpark wurde 1974 als zentrales hessisches Freilichtmu-seum gegründet. Über 100 Gebäude, vom nordhessischen Gutshof, einem mittelhessischen Tagelöhnerhaus bis zum südhessischen Wirtshaus zeigen die ländliche Entwicklung Hessens im Handwerk und beim Bauen in den letzten 400 Jahren.

Sonstiges Planungsverband Ballungsraum Frankfurt Rhein-Main, Frankfurt Der Planungsverband als einziges verfasstes Organ der Rhein-

Main-Region führt auf zentralen Handlungsfeldern die Interessen seiner 75 Mitgliedsstädte und -gemeinden zusammen und stimmt sie mit regionalplanerischen Belangen ab. Seine beiden Hauptauf-gaben sind es, einen Regionalen Flächennutzungsplan sowie einen Landschaftsplan zu erstellen, er ist aber z.B. auch verantwortlich für das Projekt „Route der Industriekultur“.

* = ohne Anspruch auf Vollständigkeit

Quelle: Hessen Agentur.

Die Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen deckt bereits viele Arbeitsfelder ab, könnte hier jedoch durchaus weitere Geschäftsfelder erschließen insbesondere in Zusammenarbeit mit den Hochschulen und den großen Städten des Rhein-Main-Gebiets. Viele Hochschulen bieten interessante Vortragsveranstaltungen und Semi-nare an, Städte wie Wiesbaden veranstalten Sehgänge, im Sommer finden entlang der Route der Industriekultur Projekte statt, ausgerichtet vom Planungsverband, ei-nem weiteren Akteur im Feld Planung und Architektur. Zu nennen ist auch der Darmstädter Architektursommer, der 2008 erstmals stattfand und auf große Reso-nanz stieß. Derzeit wird darüber hinaus über eine Internationale Bauausstellung im Rhein-Main-Gebiet nachgedacht.

Darmstädter Architektursommer 2008 das2008 – Perspektiven ändern, Stadt entdecken 2008 fand von Mai bis Oktober die Premiere des „Darmstädter Architektur-sommers“ statt. Bei zahlreichen Veranstaltungen zum Thema Baukultur wurden grundsätzliche und aktuelle Aspekte von Architektur, Freiraumges-taltung und Stadtentwicklung diskutiert und kommuniziert. Insgesamt 91 Veranstaltungen, darunter Ausstellungen, Führungen, Installationen, Tagungen, Vorträge und Workshops, gehörten zum mehrmonatigen Pro-gramm des ersten Darmstädter Architektursommers.

Foto: Eicken und Mack

Ziel des Architektursommers war es, die Vielfalt und den Wert qualitätvoller Architektur für die Umwelt einer breiten Öffent-lichkeit zugänglich zu machen. Dazu gab es unter anderem Projekte mit und für Kinder und Jugendliche.

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Initiatoren des Darmstädter Architektursommers sind die Mitglieder des Bundes Deutscher Architekten Darmstadt, des mittel-rheinischen Architekten- und Ingenieurvereins Darmstadt, der Technischen Universität Darmstadt und der Hochschule Darm-stadt sowie der Verein Darmstädter Architektursommer.

Einen zentralen Informationszugang zu diesen und anderen Angeboten und Aktivitä-ten gibt es nicht. Lediglich Frankfurt am Main hat unter www.kultur-frankfurt.de eine eigene Rubrik „Architektur“. Auf Landesebene existiert das Kulturportal Hessen (www.kultur-hessen.de), ebenfalls mit einer Rubrik für Architektur. Ein eigenes Fo-rum für Architektur im Internet, welches einen Überblick über Fachveranstaltungen, über Ausstellungen etc. in Hessen gibt, existiert nicht.

Auch werden die architektonischen Stärken der hessischen Städte z.B. im Rahmen des Kulturtourismus nicht ausgeschöpft und ausreichend vermarktet. Man denke nur an den Jugendstil in Darmstadt (Mathildenhöhe), in Bad Nauheim und Wiesbaden, an das Neue Bauen in Frankfurt, an die autogerechte Stadt Rüsselsheim, die 50erJahre-Architektur in Kassel etc. So findet sich beispielsweise lediglich Bad Nauheim im „réseau art nouveau network“ (www.artnouveaux-net.eu) mit Städten wie Brüssel, Riga, Nancy, Barcelona oder Wien. Darmstadt oder Wiesbaden fehlen.

5.3 Film und Medien

Die Filmwirtschaft wird in Hessen seit Jahren gefördert. Um Hessen zu einem wett-bewerbs- und zukunftsfähigen Film- und Medienstandort weiterzuentwickeln, unter-stützt das Land bereits seit einigen Jahren auf vielfältige Weise den Standort und die Entwicklung der hessischen Filmwirtschaft, die jedoch trotzdem seit dem wirt-schaftlichen Einbruch im Jahr 2002 auf niedrigem Umsatzniveau stagniert. Inhaltli-che Schwerpunkte in Hessen sind Postproduction und Gamesentwicklung, wo wie-derum mehrere kreative Disziplinen verschmelzen, aber auch der Dokumentarfilm.

In Hessen finden darüber hinaus rund 25 Filmfestivals jährlich statt und rund 20 Or-ganisationen, Verbände und sonstige Institutionen der Filmwirtschaft sind vor allem in Frankfurt und Wiesbaden ansässig. Neben ihrer kulturellen Bedeutung haben die hessischen Filmfestivals als Standortfaktor, der Arbeitsplätze sichert, ebenfalls ein wirtschaftliches Gewicht. Vor allem lokale und regionale Unternehmen profitieren von Aufträgen für Filmkopien und technische Ausstattungen, Druckerzeugnisse, Ca-tering und Hotelbuchungen. In dem im Jahr 2000 gegründeten „Verbund Filmfesti-vals Hessen“ haben sich 14 hessische Festivals eine gemeinsame Plattform ge-schaffen. Dieses im Film- und Kinobüro Hessen angesiedelte Netzwerk ist auch Ausdruck der über viele Jahre gewachsenen Festivalkultur in Hessen. Die gemein-same Präsentation und Öffentlichkeitsarbeit wirbt so national und international für den Filmstandort Hessen.21 Mit dem Bau des geplanten Filmhauses 2008 in Wies-

21 www.filmfestivals-hessen.de

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Creative Industries in Hessen

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baden sollen die Schwerpunkte zum Thema Film weiter gebündelt werden.22 Aber auch der Standort Kassel mit seinem Schwerpunkt Dokumentarfilm und dem Doku-mentarfilmfestival sollte weiter gestärkt werden.

Tabelle 10 Filmfestivals in Hessen

Festival Ort Kurzbeschreibung Africa alive Frankfurt Veranstaltet vom Kino im Deutschen Filmmuseum Frankfurt und Filmforum Höchst. Neben Highlights des

panafrikanischen Festivals in Burkina Faso gibt es Länder- und Themenschwerpunkte, Lesungen und Ausstellungen.

Cuba im Film Frankfurt Cuba im Film wird seit 1995 jährlich vom Filmforum Höchst veranstaltet. Aktuelles, Retroperspektiven und musikalische Programme.

Hessische Jugendfilmtage

Frankfurt Die Vorstellung der aktuellen Produktionen von Kindern und Jugendlichen ist der zentrale Bestandteil des Festivals. Die Hessischen Jugendfilmtage wollen möglichst viele Jugendliche anregen und motivieren, sich über Medien auszudrücken.

Frankfurter Filmschau Frankfurt Die Filmschau Frankfurt, eine Veranstaltung des Film- und Kinobüros Hessen, präsentiert neue Filme und Videos aus Hessen, darunter die aktuellen, mit Mitteln der Hessischen Filmförderung ausgezeichneten Preisträger.

Nippon connection Frankfurt Eine Veranstaltung des Nippon Connection e.V. Sie präsentiert junges japanisches Kino, darunter viele Premieren ergänzt durch diverse Events.

Lucas Frankfurt Langjähriges internationales Kinder- und Jugendfilmfestival. Es zeigt Filme für Kinder und Jugendliche, die auch Erwachsene ansprechen. Träger sind das Deutsche Filmmuseum Frankfurt, das Kinder- und Jugendfilmzentrum in Deutschland und der Bundesverband Jugend und Film.

Werkstatt für junge Filmer

Frankfurt Die Werkstatt für junge Filmer des Bundesverbandes Jugend und Film ist der Treffpunkt für den Filmnachwuchs bis 27 Jahre. Die Filmvorführungen werden begleitet von Workshops und Gesprächen.

Wetterfest° Frankfurt Internationales Wetterfilmfestival im Mal Sehn' Kino. Partner: Deutscher Wetterdienst (DWD) und Kinothek Asta Nielsen e. V. Schirmherr: Dr. Gunter Tiersch (Wetterredaktion ZDF).

eDIT filmmakers festival

Frankfurt 2008 fand das Festival zum 11. Mal statt. Veranstalter sind das Land Hessen sowie die Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (LPR).

Festival del Cine Venezolano

Frankfurt Initiative für den lateinamerikanischen Film. Im Filmforum Hoechst der VHS werden rund 10 Filme venezuelanischer Filmemacher, die zwischen 1996 und 2006 entstanden sind, gezeigt. Einige der Filmemacher sind auch vor Ort, um ihre Werke zu präsentieren und Stellung zu nehmen.

Türkisches Filmfestival

Frankfurt Im April 2000 fanden die ersten Türkischen Filmtage in Frankfurt statt. Hauptintention war es, den deutsch-türkischen Kulturaustausch durch die Präsentation der türkischen Filmkunst zu unterstützen.

Lichter- Filmtage Frankfurt Die erste Ausgabe von Lichter – Filmtage Frankfurt fand vom 13. bis 16. März 2008 in den Räumen des Atelierfrankfurt statt. Das Filmfest ist eine neue Plattform zur verstärkten Wahrnehmung der Filmproduktion in Hessen. Veranstaltet und organisiert wird Lichter – Filmtage von einer Gruppe Filmschaffender (Absolventen und Studierende der Hochschule für Gestaltung (HfG) Offenbach).

Verso Sud- Frankfurt Festival des italienischen Films. Das seit 1994 veranstaltete Festival des italienischen Films Verso Sud gibt den Besuchern Gelegenheit, sich einen Eindruck über den italienischen Film zu verschaffen. In jedem Jahr wird eine Auswahl der neuesten italienischen Produktionen im Original mit Untertitel vorgestellt, die Regisseure sind häufig selbst anwesend, um mit dem Publikum ihre Arbeit zu diskutieren.

visionale Frankfurt Die visionale hatte 2007 20jähriges Jubiläum und ist das größte Medienfestival für junge Leute. CineLatino Frankfurt,

Heidelberg, Stuttgart, Tübingen

CineLatino hat sich in seinem zehnjährigen Bestehen zum wichtigsten Forum für lateinamerikanische Filmkultur in Deutschland entwickelt und findet als einziges Festival fast zeitgleich in vier deutschen Städten statt.

frischfilm 2008 Hessisches Fernsehen

Nacht der Hochschulfilme mit Beiträgen der Hochschulen Darmstadt, Kassel, Offenbach und Wiesbaden

Dokumentarfilm- und Videofest

Kassel Das Festival wird vom Filmladen Kassel veranstaltet und zeigt seit 16 Jahren neue Dokumentarfilme und Videos.

Open Eyes Filmfest Marburg-Amöneburg

Das Festival wird vom soziokulturellen Zentrum “Café Trauma” veranstaltet, präsentiert im Kino und Open Air alle Facetten des Kurzfilmspektrums, darunter auch Amateurfilme.

Final Cut Marburg Das Marburger Kinder- und Jugendfilmfestival wurde 2006 ins Leben gerufen. Veranstalter sind die Stadt Marburg und Cineplex Marburg. Es findet im Cineplex statt.

Shorts at moonlight Rhein-Main- Shorts at Moonlight ist ein KurzFilmFestival, das in Burgen, Schlössern und Parks der Region

22 Quelle: www.kulturportal-hessen.de/de/Themen/Hessische_Kulturpolitik.

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Region FrankfurtRheinMain stattfindet. Es möchte in Sommernächten als Open Air Programm die besten Kurzfilme Deutschlands und die schönsten Veranstaltungsstätten der Region präsentieren.

Rüsselsheimer Filmtage

Rüsselsheim Die Filmtage werden ausgerichtet von der Stiftung Cinema Concetta, die einen Wettbewerb unter satirischen Kurzfilmen mit Publikumspreis veranstaltet.

Open air Filmfest Weiterstadt Das Open Air Filmfest Weiterstadt – seit über 25 Jahren vom Kommunalen Kino Weiterstadt veranstaltet – bietet ein umfassendes Kurzfilmprogramm vor allem aus der deutschen Kurzfilmszene, ergänzt durch lange Spiel- und Dokumentarfilme.

Queer – schwul – lesbische Filmwoche

Weiterstadt Schwul-lesbische Filmtage im Kommunalen Kino.

GoEast Wiesbaden 2001 erfolgreich etabliertes Festival des mittel- und osteuropäischen Films, veranstaltet vom Deutschen Filminstitut – DIF, ergänzt durch ein wissenschaftliches Symposium. Hauptthema ist die politische, soziale und psychologische Situation in den Ländern Mittel- und Osteuropas.

Exground Filmfestival Wiesbaden Das Festival fand 2007 zum 20. Mal statt. Schwerpunkt sind American Independents und internationale Kurzfilme. Es ist auch Filmtest für neue, außergewöhnliche, skurrile und spannende Produktionen. Es wird vom Verein „Wiesbadener Kinofestival“ organisiert. Neben dem Filmprogramm finden Konzerte und andere Veranstaltungen statt.

Interationales Trickfilmwochenende

Wiesbaden Das Trickfilmfest wird von den „Freunden der Filme im Schloss“ in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Stadt Wiesbaden und der Filmbewertungsstelle Wiesbaden veranstaltet. Es zeigt eine Auswahl der besten aktuell produzierten ausländischen Trickfilme.

FernsehKrimi-Festival Wiesbaden 2008 fand zum vierten Mal das FernsehKrimi-Festival statt. Die für den Deutschen FernsehKrimi-Preis nominierten Krimis konkurrieren um die Auszeichnung, die mit 1.000 Litern Rheingauer Wein dotiert ist.

Quelle: Hessen Agentur.

Die Zusammenführung von kultureller und wirtschaftlicher Filmförderung wie auch die Einrichtung des FilmFinanzierungsFonds Hessen bieten der Filmbranche inte-ressante Perspektiven. Die Verleihung des Hessischen Filmpreises im Rahmen der Frankfurter Buchmesse hat diesem „Event“ einen international beachteten Stellen-wert beschert.

Die Umsatz- und Beschäftigtenentwicklung macht deutlich, dass auch weiterhin die besonderen Potenziale dieses Wirtschaftsbereichs intensiver verknüpft und die Leis-tungen des Medienstandorts Hessen stärker herausgestellt werden müssen. Aber auch der Förderung von Existenzgründungen und kreativen Geschäftsideen kommt in den nächsten Jahren vor allem im Rhein-Main-Gebiet eine hohe Bedeutung zu.

Auch die Erweiterung der Fördermöglichkeiten für den Filmbereich durch die am 1. Januar 2004 in Kraft getretene 8. Novelle zum Filmförderungsgesetz muss sich in Zukunft noch positiv auswirken. Die Fördermöglichkeiten wurden so z. B. durch eine an filmkünstlerische Erfolge geknüpfte Referenzfilmförderung23 und eine verstärkte Marketingförderung für den Filmabsatz erweitert.

23 Referenzfilmförderung wird dem Hersteller eines Programm füllenden Films als Zuschuss gewährt, wenn der Film eine

bestimmte Anzahl von Referenzpunkten erreicht hat (Referenzfilm). Die Referenzpunkte werden aus dem Zuschauererfolg und dem Erfolg bei international bedeutsamen Festivals und Preisen ermittelt (http://bundesrecht.juris.de Stichwort Referenzfilm).

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Creative Industries in Hessen

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6 Präsentationsmöglichkeiten für Creative Industries in Hessen

6.1 Messen

Ein Instrument zur Profilierung von Standortpotenzialen sind Messen. Messen zeichnen sich dadurch aus, dass sie als Instrument des Standortmarketings auf un-terschiedliche Art und Weise einsetzbar sind. Sie dienen dem Standort als Marken-zeichen und firmieren mit dem Namen der Stadt, deren Bekanntheitsgrad sie zudem durch ihre eigene, messebezogene Öffentlichkeitsarbeit und Werbung erhöhen. Darüber hinaus hat der Messebetrieb auch Beschäftigungs- und Einkommenseffek-te für die jeweilige Kommune und ihren Wirtschaftsraum. Schließlich dient eine Messe den teilnehmenden Unternehmen.

Auch die Schaffung neuer und nachhaltiger Kooperationen zwischen Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft sowie zwischen Kreativen und Unternehmen ande-rer Branchen geschieht häufig über Messen und Konferenzen. Zunehmend fungie-ren aber gerade im kreativen Bereich auch virtuelle Marktplätze oder sogenannte „Tage der offenen Tür“ als „Messen“ für Unternehmen der Creative Industries.

Messen, Runde Tischen oder Online-Foren spielen im Gegensatz zu schriftlichen oder telefonischen Kontakten und Einzelgesprächen für den Informationsaustausch der Creative Industries mit ihren Zulieferern, Dienstleistern und Kunden bisher nur eine untergeordnete Rolle, wie eine Online-Befragung im Rahmen des Frankfurter Kreativwirtschaftsberichtes ergab.

Abbildung 11 Art des Informationsaustauschs mit Zulieferern/Dienstleistern und Kunden (Mehrfachnennungen möglich)

Quelle: Kreativwirtschaftsbericht Frankfurt 2008, Online-Umfrage.

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Begegnungen auf Messen oder an Runden Tischen spielen für durchschnittlich 25 Prozent der befragten Unternehmen eine Rolle, virtuelle Austauschforen nur für rund 5 Prozent.

Die Creative Industries bewerten den Standort Frankfurt hinsichtlich fast aller harten und weichen Standortfaktoren positiv. Den Creative Industries gefällt es also insge-samt gut am Standort Frankfurt. Besonders gut schneidet die Finanzinfrastruktur mit 1,8 ab. Was den Standortfaktor Messe angeht, so wird dieser – wie auch die Ver-kehrsinfrastruktur - am Standort Frankfurt mit der Note 1,7 ebenfalls sehr gut beno-tet.

Die grundsätzliche Bedeutung der Standortfaktoren „Verfügbarkeit von Arbeitskräf-ten“, „verkehrsinfrastrukturelle Anbindung“, „Image des Standorts“, „Verfügbarkeit geeigneter Räumlichkeiten“ und „tolerantes offenes Stadtklima“ mit Noten von 1,7 bis 2,4 ist jedoch für die Creative Industries höher als die des Standortfaktors Messe (Note 2,6).

Abbildung 12 Standortfaktoren aus der Sicht der Creative Industries

Quelle: Kreativwirtschaftsbericht Frankfurt 2008, Online-Umfrage.

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Creative Industries in Hessen

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Ungeachtet der niedrigeren grundsätzlichen Bedeutung des Standortfaktors Messe heißt dies jedoch nicht, dass Messen für die Creative Industries generell von gerin-gem Interesse wären. Das Internet-Portal auma-messen.de, welches Messen aus dem Auslandsmesseprogramm des Bundes sowie Eigenveranstaltungen von inter-nationalen Messegesellschaften auflistet, findet allein unter den Stichworten, die für den Bereich der Creative Industries relevant sind, mehr als 500 Messen (und noch mehr Messetermine) für das Jahr 2009 weltweit. Dabei sind durchaus Mehrfach-nennungen möglich. Beispielhaft wurden folgende Stichworte eingegeben:

Antiquitäten + Kunsthandel 46 Messen Archivwesen, Bibliotheken + Buch 14 Messen Design, Marketing + Werbung 94 Messen Film- + Fototechnik (Multimedia) 30 Messen Kommunikation + Computergrafik 42 Messen Kunsthandwerk 34 Messen Innengestaltung 80 Messen Musikalien 59 Messen Unterhaltungselektronik 87 Messen

Gibt man diese Stichworte für das Bundesland Hessen ein, so werden für 2009 le-diglich folgende 6 Messen – ausnahmslos in Frankfurt - gelistet:

Ambiente - Internationale Frankfurter Messe

Prolight + Sound - Internationale Fachmesse für Veranstaltungs- und Kommunikationstechnik, AV-Produktion und Entertainment

Musikmesse - Internationale Fachmesse für Musikinstrumente, Musiksoft-ware und Computerhardware, Noten und Zubehör

Marketing Services - Display, Fachmesse für P.O.S.-Marketing

Tendence - Internationale Frankfurter Herbstmesse

Frankfurter Buchmesse

Ausschließlich diese Messen werden im Rahmen der hessischen Messeförderung berücksichtigt. Nicht im auma-Portal gelistet werden kleine alternative oder relativ neue Messen, die für die Creative Industries durchaus interessant sein können. Stellvertretend hierfür seien hier die drei hessischen Veranstaltungen Bright Skate-boarding Tradeshow, The design annual und die Fachkonferenz GAMEplaces Inter-national in Frankfurt sowie die Messe bild.sprachen08 in Gelsenkirchen, die GRAS-SIMESSE in Leipzig oder im europäischen Ausland die Vienna Design Week in Wien genannt.

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Da jedoch die im auma-Portal nicht gelisteten Messen im Rahmen der Messeförde-rung keine Beachtung finden, könnte die Teilnahme eines Kreativunternehmens an diesen Messen auch nicht finanziell unterstützt werden.

Quelle: Erläuterungen zu den Richtlinien des Landes Hessen zur Gründungs- und Mittelstandsförderung vom

12.12.2001, Beteiligung an Messen und Ausstellungen.

Im Folgenden werden die o.g., nicht im Internetportal www.auma-messen.de geliste-ten Messen, die jedoch für die Creative Industries relevant sind, kurz vorgestellt.

Bright Skateboarding Tradeshow, 260 Aussteller, 4.150 Besucher

Frankfurt hat sich durch Frühjahrs- und Herbstmessen zu einem wichtigen internati-onalen Treffpunkt für Designer und designorientierte Wirtschafts-unternehmen ent-wickelt. Auch kleinere alternative Messen wie die Bright Skateboarding Tradeshow, eine europäische Modemesse für Streetwear, Sneakers, Mode und Skateboard-sport, die seit Jahren im leer stehenden ehemaligen Polizeipräsidium stattfindet, ist hier zu nennen. Dieses Beispiel belegt zudem, wie sehr sich leer stehende Liegen-schaften als Location für Messezwecke eignen, sofern Atmosphäre und Ambiente stimmen.24

Bright Tradeshow im ehemaligen Polizeipräsidium, Frankfurt am Main

24 http://www.brighttradeshow.com/.

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60 Aussteller, rund 8.500 Besucher

Die Messe Frankfurt hat im Jahr 2006 in Kooperation mit Stylepark ein neues und bisher so noch nicht existierendes Format etabliert: The Design Annual. Es handelt sich um eine jährlich stattfindende internationale Veranstaltung für High-End Design aus den Bereichen Möbel und Außenmöbel, Textilien und Bodenbeläge, Bad und Küchen, Büromöbel, Leuchten, Accessoires, Bestecke, Elektroinstallationen und Home Entertainment. Die Veranstaltung beschränkt sich deshalb bewusst nicht auf das Ausstellen von Produkten oder Objekten, sondern reflektiert Design als Teil ei-nes gesamtgesellschaftlichen Gestaltungsprozesses und macht einzelne Facetten eines solchen Nachdenkens sichtbar.

Während 2006 unter dem Stichwort „inside: urban“ Phänomene städti-scher Lebensformen aufgegriffen und deren Einfluss auf Design dis-kutiert wurden, wurde 2007 unter dem Stichwort „inside: private iden-tity“ das Thema aufgegriffen, auf

welche Weise Objekte „programmiert“, also mit Bedeutung aufgeladen werden kön-nen.“ Im Juli 2008 wurde mit „inside: showtime“ das Sichtbarmachen, das Zeigen und Inszenieren von Produkten, des Designs selbst und seiner Protagonisten the-matisiert.

GAMEplaces International

Im Mai 2008 fand die zweite ‘GAMEplaces International – Konferenz für Game-Entwickler, Producer und Publisher’ in der Messe Frankfurt statt. ‘GAMEplaces In-ternational’ ist eine Veranstaltung der Wirtschaftsförderung Frankfurt GmbH, des Bundesverbands Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) sowie der Weber Networ-king GmbH. Partner der Fachkonferenz sind das Niederländische Generalkonsulat Frankfurt, Hessen-IT, die Messe Frankfurt und Red Carpet Event.

In sechs international besetzten Seminaren thematisierte ‘GAMEplaces Internatio-nal’ die neuesten Trends aus der wachsenden Branche: Technologische, inhaltliche und unternehmerische Anforderungen wurden diskutiert und Entwicklungstenden-zen aufgezeigt. Auf diese Weise will die Fachkonferenz einen internationalen Wis-senstransfer initiieren und die Vernetzung europäischer Unternehmen gezielt för-dern. Im Fokus stehen dabei die Niederlande, die besonders stark in der Entwick-lung von Online-, Konsolen- und Serious Games sind.

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2008 bot die Konferenz erstmals auch Ausstellungsflächen im Sinne einer klassi-schen Messe an, insbesondere für Interessenten, die während der Fachkonferenz ihr Unternehmen, ihre Produkte oder Services präsentieren wollten.

bild.sprachen08 - Messe für angewandte Fotografie 110 Aussteller

Die Messe in Gelsenkirchen wendet sich an Nutzer hochwertiger Fotografie, also Pressestellen, Werbeagenturen, Verlage, Art Direktoren und Kuratoren und bringt Profifotografen und Bildnutzer zusammen. Sie fand am 21. und 22. November 2008 im Wissenschaftspark Gelsenkirchen erstmalig statt. Aussteller aus dem gesamten Bundesgebiet präsentierten ihre Fotografien, Dienstleistungen und Stile. Die Besu-cher entdeckten auf der Messe neue Bildsprachen für ihre Arbeit an Katalogen oder Broschüren, Internetseiten oder Geschäftsberichten und konnten Kontakte zu den professionellen Anbietern knüpfen.

GRASSIMESSE – Leipzig Rund 85 Aussteller, 15.000 Besucher

Die GRASSIMESSE ist ein internationales Forum für Angewandte Kunst und Pro-duktdesign. Sie steht in der Tradition der 1920 begründeten und als „Treffpunkt der Moderne“ berühmt gewordenen historischen GRASSIMESSEN. Seit ihrer Neugrün-dung 1997 findet sie einmal jährlich am letzten Oktoberwochenende statt.

Kunsthandwerker, Designer und Firmen bieten Unikate, Kleinserien und beispielhaf-te Industrieerzeugnisse u.a. aus den Bereichen Textil, Mode, Schmuck, Keramik, Glas, Möbel, Metall, Leder, Papier und Spielzeug an. Thema und Anliegen der Mes-se ist die Auslese und Förderung von Qualität. Die Messe soll die Ideenvielfalt zeit-genössischer angewandter Kunst reflektieren, künstlerische Entwicklungen fördern und das Bewusstsein für gestalterische Qualität schärfen. Ihre internationale Aus-richtung ermöglicht einen umfassenden Blick auf Innovationen und Tendenzen, aber auch auf langfristige Entwicklungen. Veranstalter ist das GRASSI Museum für An-gewandte Kunst. Die Messe erstreckt sich über drei Ausstellungsräume mit insge-samt ca. 1.200 qm.

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Creative Industries in Hessen

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Vienna Design Week 60 Veranstaltungen, 44 Locations, rund 18.000 Besucher

Die VIENNA DESIGN WEEK unterstützt das neue Image der österreichischen De-signszene. Immer mehr traditionelle Unternehmen am Standort Wien setzen auf die Zusammenarbeit mit jungen Designern. Diese Kooperation zu fördern sowie Design für jeden zugänglicher zu machen sind die Anliegen der VIENNA DESIGN WEEK. Sie ist mittlerweile zu einer international beachteten Plattform für den intensiven Austausch zwischen Kreativen, Konsumenten und Unternehmen geworden.

2009 wird die VIENNA DESIGN WEEK im Oktober zum dritten Mal stattfinden. Ge-plant ist eine Neuauflage der Designkonferenz „Design 09“ an der Universität für angewandte Kunst Wien.

vlow!08 – Bregenz Neue Netzwerke zwischen Kommunikation, Design und Architektur

Beispiel für eine Messe, die durch die Entwicklung eines internationalen Kongresses für ausgewählte Branchen der Creative Industries einen Weiterbildungs- und Ver-netzungsimpuls geben will und dies vor allem für die anbietenden und nachfragen-den Unternehmen einer Region in Verbindung mit der Präsentation von internationa-lem Spitzen Know-how in Kommunikation, Design und Architektur vor allem für die in der Region ansässigen Betriebe, ist die vlow! in Bregrenz. Sie sei als Beispiel für die Stärkung eines Wirtschaftsstandorts und der dort ansässigen Creative Industries erwähnt und kann eventuell als Vorbild für die Stärkung der Messelandschaft im Rhein-Main-Gebiet dienen.

Die vlow! Ist eine Plattform, auf der sich arrivierte Spezialisten und Nachwuchskräfte begegnen, sich austauschen und für eventuelle Kooperationen kennen lernen. Darüber hinaus dient die Messe der Stärkung des Wirtschaftsstandortes Bodensee im Bereich Creative Industries u.a. durch die Etablierung eines internationalen Symposiums im Bregenzer Festspielhaus mit allen tagungstouristischen Effekten für die Stadt.

Diese Veranstaltung spezialisiert sich langfristig auf die Vorstellung, Reflexion und Diskussion von Kooperationsmodellen zwischen den kreativen Kompetenzen:

• Neue Prozesse: Wie ist erfolgreiche Zusammenarbeit organisiert?

• Neue Projekte: Ergebnisse, Beispiele interdisziplinärer Zusammenarbeit

• Innovationseffekte durch Kooperation zwischen den kreativen Disziplinen.

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Zielgruppe sind Grafikdesigner, Werbeexperten, Medientechniker, Produktgestalter (Industriedesigner) und Architekten, ferner Entscheidungsträger bzw. Auftraggeber kreativer Leistungen wie Bauträger, Marketingleiter, Designabteilungsleiter, Werbe-leiter in Gewerbe- und Industriebetrieben.

6.2 Offene Arbeitsstätten

Veranstaltungen wie die „Nacht der offenen Museen“ oder die „Nacht der offenen Galerien“ sind in vielen Städten in Hessen schon zu einer festen kulturellen Einrich-tung geworden. Darüber hinaus macht z.B. in Wiesbaden auch die „Nacht der offe-nen Kirchen“ Schule, in der Kirchen zu Konzertsälen werden. Auch Aktionen wie „Offene Gärten“ werden landesweit immer beliebter.

In Wiesbaden gibt es nun auch die „Tage der offenen Agenturen“, eine Initiative des Netzwerks AAA (Acces All Areas).

Ziel der Tage der offenen Agenturen, die vom Arbeitskreis „Creative Business in Wiesbaden“ organisiert werden, ist es, das vorhandene Angebot bekannter zu ma-chen, die Identifikation der Creative Industries mit ihrem Umfeld zu fördern und den Standort Wiesbaden mit seiner Kompetenz in Creative Industries zu profilieren. Initi-iert und begleitet wird AAA von der städtischen Wirtschaftsförderung unter Beteili-gung der Fachhochschule Wiesbaden. 2008 haben zum zweiten Mal Agenturen ei-nen Tag der offenen Tür unter dem Motto „Access All Areas“ organisiert, bei dem Teilnehmer der „see-conference“, dem Branchentreff der Kreativen in Wiesbaden, aber auch interessierte Bürger Zutritt zu den Agenturbüros hatten.

Ähnliche Veranstaltungen werden bereits in München (Designparcours) und Berlin (Designmai) durchgeführt. Auch der Offenbacher Bericht zur Kreativwirtschaft25 schlägt in Anlehnung an die Salzburger Creativ Days Kreativtage für Offenbach vor.

25 Sailer, U.; Fischer, Chr. u.a., Kultur- und Regionalgeographie Universität Trier (2008): Kreativwirtschaft in Offenbach.

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Creative Industries in Hessen

50

6.3 Virtuelle Marktplätze

Ein weiterer Trend sind so genannte virtuelle Marktplätze. Innerhalb der Creative In-dustries sind diese vor allem für den Kunsthandel und weniger für die hier heraus-gestellten Bereiche Werbung, Design, Architektur von Bedeutung. Galerien und Kunsthändler schließen sich in letzter Zeit verstärkt zusammen, um sich auch au-ßerhalb der Galerie und des Messegeschäfts durch neue Organisationsformen zu positionieren: Neben internationalen Internet-Plattformen gibt es inzwischen regio-nale Plattformen wie www.eart.de oder www.extralot.com. Darüber hinaus existieren virtuelle Kunstmessen, die junge Künstler/innen neuen Nachfragegruppen außer-halb des Hochpreissegmentes bekannt machen wollen. Da dem Kunstmarkt in Hes-sen jedoch keine so hohe Bedeutung zukommt wie in anderen Bundesländern, ist auch die Unterstützung dieser Plattformen und Netzwerke als Instrument der Wirt-schaftsförderung von untergeordneter Bedeutung.

6.4 Rahmenbedingungen und Erfordernisse für eine stärkere Messebeteili-gung und Sichtbarmachung der Unternehmen der Creative Industries

Messeförderung

Für größere und etablierte Unternehmen kommt durchaus eine Messeförderung in Frage. Welche Messeteilnahme gefördert wird oder nicht, sollte jedoch nicht von dem Kriterium abhängen, ob die Messe in einem bestimmten Portal gelistet ist, son-dern vielmehr davon, ob es für die Branche bzw. das Unternehmen sinnvoll ist, sich dort zu präsentieren. Die Messeförderung muss also individuell auf den Bedarf und das Profil der Unternehmen ausgerichtet sein, d.h. es muss eine Einzelfallprüfung erfolgen.

In der im Februar 2009 erschienenen Studie des Bundes zur Kultur- und Kreativ-wirtschaft wird zur gezielten Förderung der Internationalisierung der Unternehmen dieser Branche ebenfalls die Anpassung der Messeförderung empfohlen. Die Gut-achter schlagen darüber hinaus vor, zu prüfen, inwieweit die in den Programmen gelisteten Messen für die Kultur- und Krativwirtschaft relevant sind.26

Plattformen und Foren

In den verschiedenen vorliegenden Kreativwirtschaftsberichten der Städte werden darüber hinaus zur Förderung der Creative Industries Maßnahmen genannt, die vor allem des Sichtbarmachens der Creative Industries und der Vernetzung der Bran-che vor Ort dienen sowie der Standortwerbung allgemein. Dies sind Vorschläge wie

26 Büro für Kulturwirtschaftsforschung, Köln (KWF), Prognos AG, Berlin und Creative Business Consult (CBC), Bremen,. Gesamtwirtschaftliche Perspektiven der Kultur- und Kreativwirtschaft in Deutschland, Hrsg.: Bundesministerium für Wirt-schaft und Technologie, Forschungsbericht Nr. 577, 2009, Kurzfassung Seite 9

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z.B. für Offenbach die Schaffung einer zentralen Anlaufstelle für die Kreativwirt-schaft, die Einrichtung eines „kreativen Donnerstags“ als Diskussionsrunde oder die Entwicklung eines Web-Auftritts der Kreativwirtschaft der Stadt. Darüber hinaus werden auch neue Plattformen installiert, z.B. eine eigenständige Wirtschaftsförde-rung und Servicestelle für Unternehmen der Creative Industries in der österreichi-schen Hauptstadt Wien.

Departure27 Die Stadt Wien hat mit der Gründung von departure rechtzeitig erkannt, welches Potenzial in den kreativen Unternehmern der Stadt steckt und dass diese nicht nur ein Lifestyle-, sondern auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor sind. Departure wurde 2003 gegründet und gilt inzwischen europaweit als erfolgreiches Modell der Innovationsförderung auf Wett-bewerbsbasis. Seit dem Start des Förderprogramms wurden 151 Unternehmen mit rund 10,8 Mio. Euro gefördert und zahlrei-che qualifizierte Arbeitsplätze neu geschaffen oder gesichert. Departure als Unternehmensförderer ist eine Tochtergesell-schaft des Wiener Wirtschaftsförderungsfonds und Teil des Wirtschaftsressorts der Stadt Wien. Die Förderungen ersetzen daher auch in keiner Weise Kulturförderungen oder Subventionen. Inhaltliches Ziel der Aktivitäten ist die Integration von kulturellem Schaffen in das Wirtschaftsgeschehen Wiens und Öster-reichs, indem die Zahl der Unternehmensgründungen in den Creative Industries-Bereichen Mode, Musik, Audiovision, Multi-media, Design, Verlagswesen, Kunstmarkt und Architektur erhöht und kleineren und mittleren Unternehmen durch gezielte Fördermaßnahmen Wachstum und Expansion ermöglicht wird. Dazu stehen den Wiener Kreativunternehmen insgesamt vier Förderprogramme zur Verfügung: departure_classic und depar-ture_focus sind als klassische Projektförderungen konzipiert und richten sich gleichermaßen an bereits etablierte Unterneh-men und Unternehmensgründer. Die Maximalförderung beträgt 200.000 Euro. departure_experts ist für schon bestehende Unternehmen konzipiert, die Experten-Know-how benötigen, um ein konkretes Vorhaben zu realisieren – wobei das Ziel die-ses Vorhabens wirtschaftliches Wachstum sein muss. departure_pioneer ist für Jungunternehmer und Unternehmensgründer gedacht. Die Förderempfehlungen für die neuen Programme experts und pioneer trifft departure unter Hinzuziehung externer Experten. Die Maximalförderung beträgt 15.000 Euro.

Arbeits- und Schaffensräume

Ein weiteres wichtiges Maßnahmenbündel zur Unterstützung der Creative Industries zielt auf die Bereitstellung von preisgünstigen Arbeits- und Schaffensräumen. Diese Vorschläge dürften insbesondere den Mikrounternehmen der Creative Industries nutzen.

Steigerung der Nachfrage

Ein weiterer grundsätzlicher Ansatz zur Förderung der Creative Industries besteht in der Steigerung der Nachfrage nach kreativen und künstlerischen Leistungen. Dies fordert auch die Enquete-Kommission der Bundesregierung zur Kultur- und Kreativ-wirtschaft in Deutschland und empfiehlt den Ländern, über eine Stärkung der kultu-rellen Bildung auch die Nachfrage nach Produkten der Kultur- und Kreativwirtschaft zu fördern.28

27 www.departure.at 28 Fesel, Bernd, Zusammenfassung der Handlungsempfehlungen der Enquete-Kommission, Abschlussbericht "Kultur in

Deutschland", www.kulturpolitik-kulturwirtschaft.de.

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Creative Industries in Hessen

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So sollten z.B. Unternehmen verstärkt in Fragen des "Design" oder der „Baukultur“ beraten und begleitet werden (Designmanagement). Wie die Allianz Deutscher De-signer e.V. feststellt, muss z.B. die Bedeutung des Innovationsmotors „Design“ der Mehrzahl der deutschen Unternehmen erst erklärt und nahe gebracht werden.29

Die Steigerung der Nachfrage zur Förderung privatwirtschaftlicher Kulturproduktion und –vermittlung wiederum erfordert Maßnahmen wie

• die verstärkte Verbreitung von Kunst und Kulturgut z.B. wiederum durch Messen, aber auch durch TV-Sender, Zeitungen und Ausstellungshäuser,

• die dauerhafte Beibehaltung der abgesenkten Mehrwertsteuer von 7 % auf Bücher und Kunstgegenstände,

• Qualitätsoffensiven von Verbänden und Ländern wie derzeit zum Thema Baukultur in zahlreichen Bundesländern, die langfristig eine verstärkte Nach-frage nach Architektenleistungen hervorrufen und

• eine verstärkte Verankerung von kreativen Disziplinen, von Kunst und Kultur im Bereich der Schulbildung.

Neben der Steigerung der Nachfrage nach Leistungen und Produkten der Kreativwirtschaft im Inland spielen auch die Erschließung von Auslandsmärkten und der internationale Dialog für die Creative Industries eine wichtige Rolle. Es existieren eine Reihe von Instrumenten und Partnern zur Auslandsförderung von Kultur, deren Aufgaben, Potenziale und Wirkungsweise in einer aktuellen Publikation des Auswärtigen Amtes und der UNESCO “Kulturwirtschaft in der Auslandsförderung von Kultur”30 ausführlich dargestellt werden. Die Studie zeigt darüber hinaus anhand von Best-practise-Beispielen erfolgversprechende Strategien der Auslandsförderung für ausgewählte Branchen wie Architektur, Film, Literatur auf. Neben dem Abbau von Markt-Intransparenzen z.B. durch Dossiers zur Marktforschung, durch Rechte- und Vertriebsdatenbanken etc. spielt der Aufbau verlässlicher Vereinbarungen z.B. durch Kulturzentren wie dem Goethe-Institut oder durch Vertretungen von German Films, durch nichtstaatliche Kooperationen von Institutionen z.B. Messen, Festivals, Preisverleihungen etc. eine wichtige Rolle. Daneben werden in der Studie Maßnahmen zur Verbesserung der Medienresonanz im Ausland sowie die Intensivierung der zielgruppenspezifischen Kommunikation mit ausländischen Akteuren in Zwischenmärkten vorgeschlagen.

Kunst und Kultur kommunizieren

Design und künstlerisches Handwerk z.B. in der Glaskunst, in der Porzellan- und Keramikherstellung, in der Lederwarenherstellung etc. sind ein wichtiges endogenes

29 Allianz Deutscher Designer e.V., www.agd.de, Boris Buchholz / Jürgen Grothues, Stärkung der Designwirtschaft, 15 For-

derungen, November 2007. 30 Bernd Fesel, Kulturwirtschaft in der Auslandsförderung von Kultur, Hrsg.: Deutsche UNESCO Kommission e.V., gefördert

durch das Auswärtige Amt, Bonn 2007. Detaillierte bibliografische Daten unter: http//dnb.ddb.de.

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Potenzial in Hessen. Ganz allgemein ist eine verstärkte Aufklärung über unterschiedliche hessische Produkte und Manufakturen, über Materialien, Techniken und Design notwendig. All dies muss als Kulturgut begriffen und kommuniziert werden, z.B im Kunst- oder Geografieunterricht an Schulen, in themenbezogenen Sendungen und Beiträgen in Radio- und Fernsehsendern wie hr oder arte, durch verstärkte Ausstellungstätigkeit regionaler Museen oder durch “Tage der offenen Tür” bei Ateliers und Manufakturen.

Initiative für mehr Qualität im Alltag

Farben, Formen, Proportionen und Materialien spielen bei zahlreichen Unternehmen der Creative Industries und bei fast allen Herstellungsprozessen eine Rolle, sind jedoch nur selten im gelungenen Zusammenspiel anzutreffen. Dies geschieht zumeist aus Unkenntnis oder fehlendem ästhetischen Gefühl der am Produktionsprozess Beteiligten und der Kunden. Für verschiedene Zielgruppen sind zugängliche und finanziell erschwingliche Angebote zur “Qualifizierung” der Bevölkerung zu konzipieren, die mittelbar wiederum den Unternehmen der Creative Industries zugute kommen. Nur durch einen gehobenen Anspruch an Schönheit, Qualität und an das Funktionieren von Alltagsgegenständen, von Architektur und Kunstgegenständen kann langfristig die Nachfrage nach kreativen Leistungen in allen Wirtschaftsbereichen und im Alltag gesteigert werden. Beispielhaft sind hier die bereits erwähnte Initiative “+Baukultur in Hessen”, die “Tage der Architektur” und die Initiative “Kunst privat” (Unternehmenskunstsammlungen, die an einem Som-merwochenende der Öffentlichkeit zugänglich sind) in Hessen zu nennen oder die “Sehgänge”, die die Stadt Wiebaden als Führungen durch die gebaute Umwelt veranstaltet. Die öffentliche Hand als Bauherr könnte beispielsweise eine Qualitäts-Charta auflegen, die eine Hilfestellung und Information bei der Auswahl von Architekturentwürfen, von Designelementen, von Materialien, Farben, Einrichtungs-gegenständen etc. sein könnte.

Im Rahmen dieser Studie wurden nur erste Empfehlungen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen und Erfordernisse für eine stärkere Messebeteiligung und Sichtbarmachung der Unternehmen der Creative Industries gegeben.

Die gezielte Förderung der Bereiche Design, Architektur und Film in Hessen bedarf zunächst einer umfassenden Analyse der Potenziale und Risiken unter Einbeziehung der vorhandenen Kompetenzzentren und Schlüsselakteure. Dies kann zum Beispiel im Rahmen der Fortführung der Kulturwirschaftsberichterstattung des Landes erfolgen.

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Creative Industries in Hessen

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Abbildungsverzeichnis

Abbildung Seite

1 Was verstehen wir unter „Creative Industries“? - Abgrenzung der Teilmärkte 3

2 Umsatzentwicklung in den Creatives Industries, der Kulturwirtschaft und der Gesamtwirtschaft 2000 bis 2006 8

3 Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 2000 bis 2006 9

4 Umsatz- und Beschäftigtenentwicklung in den Creative Industries in den Jahren 2000 bis 2006 10

5 Umsatzanteile der Teilmärkte in den Creative Industries 2006 12

6 Beschäftigtenanteile der Teilmärkte der Creative Industries 2007 14

7 Umsatz- und Beschäftigtenentwicklung in den Teilmärkten der Creative Industries in den Jahren 2000 bis 2006 (1) 15

8 Umsatz- und Beschäftigtenentwicklung in den Teilmärkten der Creative Industries in den Jahren 2000 bis 2006 (2) 16

9 Umsätze der wichtigsten Branchen der Creative Industries 2006 17

10 Beschäftigte in den wichtigsten Branchen der Creative Industries 2007 18

11 Art des Infromationsaustauschs mit Zulieferern/Dienstleistern und Kunden (Mehrfachnennungen möglich) 42

12 Standortfaktoren aus der Sicht der Creative Industries 2007 43

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Tabellenverzeichnis

Tabelle Seite

1 Zusammensetzung der Creative Industries und ihrer Teilmärkte in Hessen 5

2 Anzahl der Unternehmen nach Teilmärkten 6

3 Anteil der Creative Industries (CI) und der Kulturwirtschaft (KW) an der Gesamt- wirtschaft Hessens in den Jahren 2000 und 2006 in % 7

4 Unternehmen, Umsatz und sozialversicherungspflichtig Beschäftigte 2000 bis 2006 bzw. 2007 in den Creative Industries und der Gesamtwirtschaft in Hessen (gerundete Werte) 10

5 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in den Teilmärkten der Creative Industries in den Jahren 2000 bis 2007 13

6 Umsätze in den wichtigsten Branchen der Creative Industries 2006 19

7 Erfolgreich absolvierte Prüfungen in den Prüfungsjahren 1996, 2000 und 2006 an hessischen staatlich anerkannten Hochschulen nach ausgewählten Studien-bereichen 31

8 Kompetenzzentren Gestaltung, künstlerisches Handwerk* und Werbung 32

9 Kompetenzzentren im Bereich Architektur und Bauen 37

10 Filmfestivals in Hessen 40

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HA Hessen Agentur GmbH – Standortentwicklung –

Anhang

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Creative Industries in Hessen

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