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Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift Herausgeber: Schweizerische Offiziersgesellschaft Sicherheit Schweiz Nr. 03 – März 2016 –182. Jahrgang WEF-Sperrzone über Davos Wertschätzung junger Offiziere CYBER-Herausforderungen

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Sicherheit Schweiz

Nr. 03 – März 2016 –182. Jahrgang

WEF-Sperrzone über Davos

Wertschätzung junger Offiziere

CYBER-Herausforderungen

3 Andreas Bölsterli

Christian Trottmann

4 NOLDI und SIMBA auf Patrouille

Andreas Bölsterli

8 Herausforderungen an die SIK

Martin von Orelli

10 Der neue sicherheitspolitischeBericht

André Blattmann

11 Das Wort des CdA

Ulrich Schlie

12 NATO: Cyber Defence als Herausforderung

Wolfang Kopp

15 Überlegungen zur Lageder Bundeswehr

Heinrich L. Wirz

17 Bericht aus dem Bundeshaus

Jürgen Hübschen

18 AWACS über der Türkei

Friedrich-Wilhelm Schlomann

21 Nord-Korea am Scheideweg

Daniel Weilenmann

22 Selektion, Ausbildungund Wertschätzung

Stefan Lenz

24 INTERARMES

Eugen Thomann

27 Logistik einsatzbereit

Martin Vögeli, Thomas Huber

28 Ausbildungsmodell mit Zukunft?

Walter Troxler

30 Im Zeichen von «CONEX 15»

Irène Thomann-Baur

32 Stabwechsel bei der Inf Br 5

Hans-Peter Widmer

33 Wie der Aargau die Militärkulturpflegt

34 Denis Froidevaux

Editorial

Aktuelles

Sicherheitspolitik

Einsatz und Ausbildung

SOG Vorstand

Member of the EuropeanMilitary Press Association (EMPA) – ISSN 0002-5925

1

Titelbild

Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

INTERARMES

Ausbildungsmodellmit Zukunft?

Militärische Karriereoder MBA?

24

28

45

Peter Müller

36 Cyber Defence: neuer Ansatz

Marcus Matthias Keupp

38 Vom Bunker zum Zollfreilager

Michael Arnold

40 Wahrscheinlichkeit fürArmee-Einsätze ist gestiegen

Geoff Brown

42 100 Kampfflugzeugeder 5. Generation

Florian T. Wagner

45 Militärische Karriere oder MBA?

Madlaina Niederhauser, Caroline Huber, Hubert Annen

48 Einfluss von Resilienz

Florian Demont

50 Frieden und Militärethik

52 Pascal Kohler, Henrique Schneider

Marcel Serr

56 Der Weg nach Suez

59 Herzlich willkommen

60 Dieter Kläy

64 Andrea Grichting-Zelenka

Luftwaffe

Forschung und Lehre

Internationale Nachrichten

Geschichte

SOG

Vermischtes

Bücher

Höhere Kaderausbildung

Wirtschaft/Rüstung

WEF-EinsatzFoto: VBS

t h a l e s g r oup . c h

Systemlösungen für die Luftverteidigung in der Schweiz

Wann immer es auf Sicherheit ankommt, haben wir die richtige Antwort

Thales beschäftigt in Zürich rund 200 Personen und ist

bestrebt, den Entscheidungsträgern der Schweizer Armee

zeit- und lagegerechte Informationen zu liefern, damit

Einsätze erfolgreich durchgeführt werden können.

CYBER SECURITY IN

DER LUFTVERTEIDIGUNG

AKTIONSPLANUNG

UND- FÜHRUNG

OBJEKT- UND

RAUMSCHUTZ

ERSTELLEN DER

AKTUELLEN LUFTLAGE

ERFASSEN VON

LUFTBEDROHUNGEN

Editorial

3Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Vorgesetzten kennen und beurteilen können, manmuss die Ausbildungsgefässe und deren Inhalte ken-nen und man muss die Ansprüche an die zukünftigenChefs beurteilen können.

Wir alle, die aktiven und die ehemaligen Kom-mandanten und Chefs, die aktiven und ehemaligenVorgesetzten in der Privatwirtschaft können das amBesten beurteilen. An uns liegt es also, zukünftige Ka-der zu überzeugen. An uns liegt es, potenziellen Chefsauch aufzeigen zu können, dass beide Karrieren ge-meinsam parallel geplant und umgesetzt werden kön-nen. Wir als militärische Chefs wissen, dass die Ar-mee die beste praktische Führungsausbildung an -bietet und Sie als zivile Vorgesetzte mit militärischerFührungspraxis können dank der gewonnenen Er-fahrung den zukünftigen Chefs die offensichtlichenSynergien anschaulich und aus Optik der Praxis auf-zeigen.

Die Leser dieser ASMZ sind Kader der SchweizerArmee – aktive und ehemalige. Es liegt also an unsKadern, unser Wissen und unsere Erfahrungen in dieGewinnung von militärischen Chefs einzubringen,

junge Kandidaten abzu-holen und zu überzeu-gen. In den Firmen zuhelfen und dafür einzu-stehen, dass trotz erhöh-tem Druck am Arbeits-platz der Nutzen der mi-litärischen Weiterbildungweiter hilft und Optio-nen schafft. Denn verges-

sen wir eines nicht: In einem Land ohne Sicherheitwird nicht investiert und damit wird die Lage für Ar-beitnehmer noch schwieriger als sie es schon ist. Wirmüssen also dafür Sorge tragen, dass unser Miliz sys -tem gute Vorgesetzte erhält und weiterbilden kann,damit die Sicherheitsreserve dieses Landes auch wei-ter über die besten Chefs verfügt.

Andreas Bölsterli, [email protected]

Liebe Leserin, lieber Leser

«Mitarbeiter sind diewichtigste Ressource»,oder «zufriedene Mitar-beiter machen zufriedeneKunden». Diese Aussagensind sicher unbestritten,aber die Arbeitslosenquo-te im Januar war schonseit sechs Jahren nichtmehr so hoch. Vielerorts

herrscht Unsicherheit, nachdem Firmen vor derÜbernahme durch ausländische Konzerne stehenoder weil Arbeitsplätze aufgrund der Wirtschaftslagein Gefahr sind. Müssen sich Arbeitnehmer neu aus-richten, neue Stellen suchen? Brauchen sie dazu neueKompetenzen und Fähigkeiten? Müssen sie sich neuorientieren?

Keine Angst, Sie lesen immer noch die ASMZ undkeine Wirtschaftszeitung. Aber auch die Armee hatihre personellen Sorgen. Die Armee XXI lässt sichnicht mehr alimentieren,die Suche, insbesonderenach Kadern der StufeBataillon und Abteilung,wird immer schwierigerund schlussendlich suchtdie Armee und die Wirt-schaft die Gleichen, näm-lich die besten Leute alsihre Chefs. Die Ansprü-che an die Kader ab Beginn der WEA (Weiterent-wicklung der Armee) werden steigen, weil die Ausbil-dung besser, aber länger dauern wird, und damit ver-bunden auch die Abwesenheit am Arbeitsplatz zuneh-men wird.

Dann sieht man solche Personalnachrichten plötz-lich aus einer anderen Optik. Man fragt sich dann, obdie potenziellen Kader, die für sich den Besuch einermilitärischen Weiterbildung prüfen, nun nicht nochmehr vor der Frage stehen, ob sie weitermachen sol-len und sich damit allenfalls Probleme am Arbeits-platz einhandeln, oder ob sie auf die weitere militäri-sche Karriere verzichten sollen.

Gewinnung von Führungskräften ist eine derschönsten, aber auch der anspruchsvollsten Aufga-ben von Vorgesetzten – sei es in der Armee oder in derPrivatwirtschaft. Man muss die Ansprüche an die

«In einem Land ohne Sicherheitwird nicht investiert –

damit wird die Lage für Arbeitnehmernoch schwieriger.»

4

dorf telefonisch anmelden. Das KürzelPPR steht für «Prior Permission Re -quired». Hier erhalten sie den zugewie -

jeden Luftfahrzeugs, das sich in die Sperr-zone begibt. Bis auf ein paar wenige Aus-nahmefälle müssen alle betroffenen zivi-len Flugzeuge einen Flugplan aufgebenund sich spätestens 30 Minuten vor ef fek -tivem Start beim PPR-Büro in Düben-

Christian Trottmann

Die Einschränkungen von LS-R 90 gel-ten nicht nur für Flächenflugzeuge undHelikopter, sondern auch für die ande-ren Luftraumbenutzer wie Modellflug-zeuge (inklusive Drohnen), Deltasegleroder Gleitschirme. Insgesamt zehn Flug-verkehrsleiter der Skyguide koordinierensämtlichen zivilen und militärischen Luft-verkehr innerhalb der temporär eingerich-teten Sperrzone während des World Eco-nomic Forum (WEF). Bisher benötigteein Flugzeug im südlichen Teil der Zone,im Raum Bernina, erst ab der Höhe von11000 Fuss (rund 3300 Meter über Meer)eine Flugfreigabe und meldete sich dannüber die Frequenz des militärischen Ra-dars (MIL RADAR). Dies gehört seit demdiesjährigen WEF der Vergangenheit an.Neu muss jedes Luftfahrzeug, welchesdiese Zone zwischen Grund bis FlightLevel FL 195 (rund 6000 Meter) beflie-gen will, im Voraus gemeldet und gebrieftworden sein.

Was bleibt, ist die obligatorische durchdie Polizei geprüfte Akkreditierung eines

NOLDI und SIMBA auf PatrouilleErstmals reichte die Sperrzone LS-R 90 über dem Kongressstandort Davosam diesjährigen World Economic Forum auch im Engadin bis zum Grund. Während für die zivilen Piloten die fliegerischen Prozesse durch diese Anpassung etwas vereinfacht werden konnten, bedeutete es für die Controllerder Bewegung und Koordination (BEWEKO) in der Einsatzzentrale Luftver -teidigung (EZ LUV) in Dübendorf hingegen tendenziell mehr Arbeit als bisher.

Aktuelles

Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

SIMBA 9 unterwegs: In wenigen Minuten

ist die Crew der PC-7 «on station».

Gute Stimmung: Oberst i Gst Alex «Bugs»

Miescher ist stolz auf seine «Bambinis».

5Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

nized Air Picture (RAP) tragen die imRahmen des Sensorverbunds äusserst wert-vollen Beobachtungs- und Nachrichten-posten bei. In der Luft sind es der Pilotsowie der hinten sitzende Bordoperateur,die lückenlos und aufmerksam den Luft-raum überwachen. Im Bedarfsfall kön-nen sie sofort reagieren. Ein zentralerVorteil solcher Luftpatrouillen: Der Pa-ral lelflug mit einem Zielflugzeug erlaubtder PC-7- oder F/A-18-Besatzung direk-ten Einblick ins vermeintlich verdächtigeFlugzeug bzw. ins Cockpit. Unregelmäs-sigkeiten an Bord der Maschine könnenso rasch registriert werden. Dank klarerAbsprachen im Vorfeld und intensiverTrainings sind die Besatzungsmitgliederder PC-7 oder Jets stets in der Lage, ge-eignete Massnahmen treffen zu können.

CAD, NOLDI und SIMBA

Falls es zu einer Identifikation im mitt-leren Luftraum kommt, fliegt die PC-7-Maschine auf Befehl des Chief Air De-fense (CAD) in der EZ LUV zum ent-sprechenden Luftfahrzeug und versuchtüber die Notfrequenz 121,5 MHz, mitdem Piloten Kontakt aufzunehmen.Wäh-rend bisher ein Handzettel mit dem Fre-quenz-Hinweis durch den Bordoperateurhochgehalten werden musste, sind dieseZahlen nun neu am Flugzeugrumpf pro-minent angebracht und ersichtlich.

In dieser Phase der Identifikation wer-den bestimmte Auffälligkeiten am ent-sprechenden Flieger fotografisch doku-mentiert. Gemäss Checkliste werden allewichtigen Merkmale, wie beispielsweiseder Flugzeugtyp, die Immatrikulation oderFarbe festgehalten und dem CAD rappor-tiert. Situativ werden dann zwei F/A-18Hornet aus dem High CAP (FL 250) ge-ordert. Falls sich die Lage zuspitzen sollte,ist es ihre Aufgabe, mittels Wing Rocking(Flügelschwenken) und Flare-Warnschüs -sen zu intervenieren – dies mit dem Ziel,

Beobachten in der Luft

Als letzte Flugzeuge am heutigen Taghaben SIMBA 9 und NOLDI 10 Kursauf ihren jeweilig zugewiesenen Warte-raum genommen. Tagsüber starten abDübendorf und Samedan verschiedenePatrouillen, um über neuralgischen bzw.besonders gefährdeten Einflugtälern ihreCombat Air Patrol (CAP) auf zirka FL 80zu fliegen. Von hier aus können poten-zielle Eindringlinge oder nicht gemeldeteLuftfahrzeuge in mit Radar schwierig zuüberwachenden Sektoren rechtzeitig er-kannt werden. Eine der grossen Heraus-forderungen besteht darin, langsam undtief fliegende Flugzeuge im Gelände mög-lichst rasch zu entdecken. Ebenfalls zurVerdichtung des Luftlagebildes Recog-

Bereit zum CAP: Der Pilot startet zur nächsten

Luft-Patrouille. Bilder: VBS

Sensorverbund Luftwaffe: Sämtliche Flugbe-

wegungen werden auf dem Flugplatz Samedan

beobachtet und in die EZ LUV übermittelt.

senen Transponder-Code und Authen -ticate-Missionsnummer. Anhand dieserIdentifikationsmerkmale kommunizie-ren die BEWEKO-Controller mit sämtli-chen Luftfahrzeugen während deren Flug.Nur wer vor dem Einflug in die Sperrzo-ne mit einem Ra dius von 45 Kilometernüber Davos auf Aufruf des Controllers dieAuthenticate-Nummer bestätigen kann,darf in die Zone einfliegen.

CAP Samedan

NOLDI und SIMBA lauten die takti-schen Rufnamen der Flugzeuge des PC-7-Detachements. Sie kommunizieren wäh-rend der Mission laufend mit der takti-schen Einsatzleitung in der EZ LUV. DerHauptstandort dieser PC-7-Einsätze istDübendorf, von wo aus die NOLDIS imnördlichen Einsatzgebiet patrouillieren.Die SIMBAS, verantwortlich für den süd-lichen Teil, hingegen werden jeweils wäh-rend des WEFs auf den höchstgelegenenFlugplatz von Europa in Samedan, 1700Meter über Meer, verlegt. Rund 15000Flugbewegungen jährlich verzeichnet derHochgebirgsplatz im Engadin. Hier istein achtköpfiges Detachement, bestehendaus Piloten, Bordoperateuren und Me-chanikern stationiert. Oberst i Gst Alex«Bugs» Miescher führt seine «Bambinis»mit klaren Vorstellungen – auf und nebendem Platz. Nebst der eigentlichen militä-rischen Mission legt er grossen Wert aufregelmässigen Austausch mit den benach-barten militärischen Truppen, aber insbe-sondere auch mit den zivilen Partnern.Die Luftwaffe ist in Samedan Freund undHelfer.

6 Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

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Wirtschaftsnotiz

Nicht erst aus Schaden klug werdenNach der Rückkehr aus unse-

ren Ferien bemerkten wir, dass in un ser Haus eingebrochen wordenwar. Die Balkontür war aufge bro -chen, in der Wohnung herrschte eingrosses Durcheinander. Mein Fahr-rad und eine Pendule waren weg.Was zahlt die Versicherung?

F. K. aus K.

Sehr geehrte Frau K., nicht nurSie haben sich auf die Ferienzeitgefreut, sondern leider auch dieEinbrecher. Diese machen dannaber nicht Pause, sondern sindbesonders eifrig auf der Suchenach Häusern, deren Bewohnerin den Ferien weilen. Interna-tional vernetzte Banden meldenaus beliebten Feriendestinatio-nen, welche Autohalter auf Ur-laub sind. Deren Wohnungen eig-nen sich besonders gut für einenungestörten Einbruch. Daher einkleiner Tipp: Als vorbeugende

Massnahme ist es ratsam, bei derMotorfahrzeugkontrolle die Au-tonummer sperren zu lassen. Hilf-reich ist auch, wenn jemand regel-mässig nach der Wohnung schautund zumindest nach einem Ein-bruch gleich Anzeige erstattenkann. Natürlich sind auch bauli-che Massnahmen und Alarmanla-gen zu empfehlen, welche Einbre-chern das Handwerk möglichstschwer machen und sie von ihrerTat abhalten.

Kommt es dennoch zum Ein-bruch, wird der Schaden durchdie Hausratversicherung gedeckt.Bei der Wahl dieser Versicherungsollten Sie darauf achten, ob ne-ben den gestohlenen Gegenstän-den auch die Kosten fürs Auf -räumen und die Reparaturen be-zahlt werden. Ein weiteres Krite-rium ist, ob die Versicherung nurden Zeitwert bezahlt oder denNeuwert zur Wiederbeschaffungder gestohlenen oder beschädig-

ten Gegenstände. Bei Bargeld undKreditkarten sind bei Helvetia bis20 Prozent der Versicherungssum-me, höchstens aber 5000 Frankenversichert. Einige Versicherungenwie etwa Helvetia bezahlen, fallsnötig, sogar einen Beitrag an diepsychologische Betreuung.

Besonders nach grösseren An-schaffungen sollte geprüft wer-den, ob die Versicherungssummeauch tatsächlich dem Wert desHausrats entspricht. Dieser wirdgerne unterschätzt, was dann beider Leistung Kürzungen zur Fol-ge haben kann. Schon bei einemEinper sonen-Haushalt in einerEinzimmerwohnung beträgt derdurchschnittliche Wert des Haus-rats um die 35 000 Franken.156000 Franken gelten als Mit-telwert in einem Vier-Personen-Haushalt in einer Wohnung mitviereinhalb Zimmern. Bei beson-ders kostbaren Gegenständen wieSchmuck oder Uhren sollte eine

Zusatzversicherung geprüft wer-den.

Nicht versichert ist in der her-kömmlichen Hausrat-Versiche-rung der Diebstahl auswärts. Grei-fen Langfinger in den Ferien nachder Kameraausrüstung oder lässtjemand das Fahrrad am Bahnhofmitlaufen, kommt die Versiche-rung nur auf, falls ein Zusatz«Diebstahl auswärts» besteht. Miteiner wei teren Zusatzversicherung,bei Helvetia «all risks» genannt,sind Sie auch versichert, falls IhrReisegepäck verloren geht, oderdie Tiefkühltruhe zu Hause denGeist aufgibt und der Inhalt ver-dirbt.

Weitere Infos erhalten Sie un-ter www.helvetia.ch oder bei derHelvetia-Agentur in Ihrer Nähe.

7Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Aktuelles

und für den Zoneneinflug autorisiert wer-den mussten. Im Rahmen des diesjähri-gen WEFs kam es insgesamt zu zwei Luft-raumverletzungen, wovon eine als «HotMission» deklariert war bzw. die Schwei-zer Luftwaffe intervenieren musste. Aufdie militärischen Flugoperationen hat-te die angepasste Luftraumstruktur überDavos keine besonderen Auswirkungen.Auch dieses Jahr konnte der Auftrag desEinsatzes «ALPA ECO 16» in Zusam-menarbeit mit allen zivilen und militä -rischen Partnern vollumfänglich erfülltwerden. ■

spätestens 15 Minuten vor Nachtbeginngelandet sein. Dann übernehmen dievier Me chaniker des Detachements. Fürsie sind selbst die herrschenden Minus-temperaturen von knapp 30 Grad unterNull im Engadin kein Problem – routi-nemässig warten sie die insgesamt vierPC-7 der Luftwaffe.

Erfahrungen mit LS-R 90

Erste Erkenntnisse zeigen, dass dankder neu gänzlich vom Grund bis FL 195definierten Zone mit eingeschränktemLuftverkehr während des WEFs die Pro-zesse insbesondere für den zivilen Luftver-kehr vereinfacht werden konnten. Gleich-zeitig hatte diese Anpassung des Luftraumsjedoch zur Konsequenz, dass mehr Flug-zeuge als bisher durch die BEWEKO-Controller über Funk mit Transponder-Code und Missionsnummer identifiziert

dass sich der Eindringling schliesslich ko-operativ verhält.

Bei SIMBA 9 und NOLDI 10 ist undbleibt es an diesem späten Nachmittag ru -hig auf dem CAP. Während NOLDI bisnach Einbruch der Nacht auf Patrouillebleibt und dann nach Dübendorf zurück-kehrt, muss SIMBA aufgrund nicht vor-handener Pistenbeleuchtung in Samedan

Oberstlt

Christian Trottmann

C Komm Stab Kdo Ei LW

ARGUS der Presse AG

8180 Bülach

Als Chef des Luftwaffenstabs haben Sie es

sich zu Ihrer Aufgabe gemacht, die Kom-

mandoführung bei Einsätzen der Schwei-

zer Luftwaffe zu optimieren. Weshalb war

dieser Schritt notwendig?

Aus Ressourcengründen haben wir uns inden vergangenen Jahren auf die Optimie-rung des Einsatzführungsprozesses kon-zentriert. Die Volltruppenübung STABAN-TE 15 hat mit der Unterstellung eines art-fremden Bataillons des Heeres schliess-lich zur Erkenntnis geführt, dass der Kom-mandoführungsprozess optimiert wer-den muss. Anders ausgedrückt: Insbe-sondere in JOINT-Operationen ist eineklare und einheitliche Kommandofüh-rung essentiell. Deshalb wurde währenddes diesjährigen WEFs diese und damitauch das Battle Wheel im EinsatzverbandLuft (EVL) konsequent gemäss der Füh-rungs- und Stabsorganisation (FSO) ge-lebt. Dadurch wurde der Führungsrhyth-mus gegenüber früheren Jahren deutlichoptimiert und komplettiert. Die Prozesseund insbesondere der Informationsflusszu den anderen Einsatzverbänden konn-ten effizienter und durchgängiger gestaltetwerden. Kernelement bildete das Lage-verfolgungszentrum (LVZ), welches wäh-rend des Einsatzes aufgebaut und lau-fend verbessert wurde. Das LVZ leistetedank der Erfahrung der Milizoffiziereschon nach kurzer Zeit einen wertvollenBeitrag zur Beschleunigung des Infor -mationsflusses in alle Richtungen. Es wareingebettet in einen Kernstab mit Funktio-

nären aus allen Führungsgrundgebieten(FGG) des Luftwaffenstabes. Dieser Kern-stab auf Stufe Kommando EVL bildete einewich tige Ergänzung zur Einsatzleitung, wel-che für das eigentliche Kerngeschäft derLuftwaffe – die Einsätze mit Wirkung in derdritten Dimension – verantwortlich ist.

Können Sie ein praxisnahes Beispiel des

diesjährigen WEF machen?

In den bisherigen WEF-Einsätzen wurdender Aufmarsch und die Rückführung je-weils von den zuständigen Lehrverbändengeführt und nicht durch den EVL. Erstmalsnun wurden dieses Jahr auch die Anfangs-und Schlussphase des Einsatzes aus einerHand durch den Kommandanten EVL, Di -visionär Bernhard Müller, geführt. Da-mit wird die Anzahl Schnittstellen um ein

Vielfaches reduziert, was die Komplexi-tät dieser zwei Phasen entsprechendvermindert und alle Beteiligten – auchdie Direktunterstellten des Komman-danten EVL – einfacher zu führen waren.Zwecks Planung und Führung dieser Ak-tionen wurde ein Teil des Luftwaffensta-bes als Stab EVL einsatzbezogen geglie-dert und eingesetzt.

Welche Rolle spielt die WEA in dieser Pro-

zessanpassung?

Klar ist, dass die Verringerung von Per -sonal auch die Luftwaffe zu schlankerenund noch effizienteren Strukturen undProzessen zwingt. Hier bedarf es künftigeiner noch genaueren Personalplanung,um für jeden Einsatz der Luftwaffe eineneinsatzfähigen und kompetenten Stab zugewährleisten. Diese Verschlankung bie-tet einige Vorteile. In den letzten Jahrenhat sich die Positionierung der Luftwaf-fe im Gesamtrahmen verändert. Die Luft-lage entwickelt sich weltweit sehr raschund soll ständig neu beurteilt werden.Subsidiäre Einsätze zu Gunsten der Be-hörden im Inland, aber auch Spontan -hilfe im Ausland müssen rasch und effi-zient geleistet werden können. Fast allediese Einsätze haben JOINT-Charakter undbrauchen deshalb eine einheitlich ver-ständliche und kompatible Kommando-führung. Man kann abschliessend fest-stellen, dass die klassischen Stabsfüh-rungs-Disziplinen für die Luftwaffe stetswichtiger werden.

Kommandoführung ist das A und O

Einflug in LS-R 90: Über die Frequenz MIL

RADAR wird der Flugverkehr koordiniert.

Brigadier Werner Epper, Chef Luftwaffenstab.

8 Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Sicherheitspolitik

system wieder aktuell werden. Wie weitkann man bei rückläufigen Zahlen vonStellungspflichtigen und steigenden Zah-len von Zivildienstleistenden an der all-gemeinen Wehrpflicht festhalten? Kannsich die Kommission auch andere Model-le vorstellen?

Der Bericht über die Dienstpflicht stehtnoch aus. Meine persönliche Meinunggeht dahin, dass die Armee weiter alimen-tiert werden muss, das heisst wir brauchengenügend Armeeangehörige und deshalbmuss auch die Wehrpflicht gegenüber all-fälligen anderen Dienstpflichten Prioritäthaben.

Die WEA hat in bürgerlichen Kreisen zuDiskussionen über den Begriff der Vertei-digung geführt. Der Bundesrat hat dieseUmschreibung am 11.11.2015 geändert(siehe Kasten) und den Begriff erweitert.Gegner der WEA monieren ja, die Armeesei nicht nur dazu da, die zivilen Behör-den zu unterstützen, sondern müsse das

Andreas Bölsterli, Chefredaktor

Frau Nationalrätin Eichenberger, herz-liche Gratulation zum Präsidium der Si-cherheitspolitischen Kommission des Na-tionalrats (SiK-N), das sie mit Beginn die-ses Jahres übernommen haben – welchessind die grössten Herausforderungen andie Kommission und den Vorsitz im Jahr2016?

Für das Jahr 2016 stehen sicher dieSchlussberatung und die Schlussabstim-mung für die WEA im Vordergrund unddanach die zeitgerechte Umsetzung, dievon der Sicherheitspolitischen Kommis-sion begleitet wird, aber auch die Zurver-fügungstellung der entsprechenden Mittel.Dann wird es Verordnungen zum neuenNachrichtendienstgesetz geben, die dieSicherheitspolitische Kommission begut-achten wird. Weiter stehen die Diskussiondes Sicherheitspolitischen Berichtes, dieTopprojekte und der Masterplan an. Diesbedeutet, mit der Umsetzung der WEAauch die Ausrüstung und die Modernisie-rung der Waffensysteme voranzutreiben.

Die SiK-N befasst sich ja nicht nur mit derArmee alleine – wie verstehen Sie dieRolle Ihrer Kommission in Sicherheitsfra-gen und Sicherheitsarchitektur auf StufeBund?

In erster Linie ist die Sicherheitspoli -tische Kommission zuständig, die Geset-zesänderungen in diesem Bereich zu be-raten und natürlich auch deren Umset-zung zu begleiten, aber wir beschäftigenuns regelmässig ja auch mit sehr aktuellenThemen und der volatilen Bedrohungsla-ge. So haben wir uns an der letzten Sitzungsehr stark mit der Migration an unserenGrenzen und dem Grenzschutz befasst.

Wir haben Entscheide getroffen, um dieSicherheit an der Grenze zu erhöhen; derBundesrat soll einen Bericht über Perso -nalbestand, Ausrüstung und Arbeits be din -gun gen des Grenzwachtkorps ausfertigen,damit dem schnell wechselnden Druck anden verschiedenen Grenzübergängen bes-ser Rechnung getragen werden kann.

Finanzminister Maurer sagte im Januar,dass der Bund noch mehr sparen müsse.Wenn das Armeebudget erhöht werde,dann müsse das Parlament in anderenBereichen die Ausgaben verringern. Wiebeurteilen Sie die Chancen, dass die Fi-nanzierung der Armee ab 2018 mit ei-nem Budget von 5 Mrd. Franken pro Jahrsichergestellt wird? Sollte die Armee auf-grund der WEA-Entscheide nicht konse-quenterweise von den nächsten Sparrun-den ausgenommen werden?

Ich bin zuversichtlich, dass in der Früh-lingssession die WEA in die Schlussab-stimmung kommt mit dem dazugehöri-gen Finanzbeschluss, der den vierjährigenZahlungsrahmen über 20 Milliarden fest-legt. Ich bin auch überzeugt, dass der Ar-mee ab 1. Januar 2018 und Inkrafttretender WEA die Finanzen in der Höhe von5 Mia. CHF zur Verfügung gestellt werdensollen. Wichtig ist, dass das VBS die ent-sprechenden Projekte zur Vollausrüstungund Modernisierung der Waffensystemebereit hat. Mein Wunsch ist es, dass das VBSvon den nächsten Sparrunden ausgenom-men werden kann, zumal das VBS in denletzten 20 Jahren immer am Meisten zusolchen Sparrunden beitragen musste.

Die Diskussion um die Wehrpflicht wirdspätestens bei der Präsentation der Re-sultate der Studiengruppe Dienstpflicht -

Herausforderungen der Sicherheitspoli-tischen Kommission des Nationalrats Kommissionen wie die SiK-N haben grundsätzlich die Aufgabe, die ihnen zu ge -wiesenen Geschäfte vorzuberaten und ihrem Rat Antrag zu stellen*. Sie arbeiten dabei intensiv mit dem Bundesrat zusammen. Die Kommissionen des National rates setzen sich aus 25 Mitgliedern zusammen. Als weitere Aufgabender Kommissionen nennen die Geschäftsreglemente der Räte, die regelmässige Ver fol gung der gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen sowie dieAusarbeitung von Anregungen zur Problemlösung in den zugewiesenenGeschäften. Die Kommissionen tagen durchschnittlich 3–4 Tage pro Quartal.

«Entscheidend für die Frage, ob es sichum Verteidigung oder einen subsidiärenEinsatz handelt, kann daher nicht nursein, woher ein Angriff erfolgt, mit wel-chen Mitteln er durchgeführt und welcheObjekte oder Bereiche bedroht sind, son-dern insbesondere auch das Ausmassder Bedrohung (Intensität, Ausdehnung).Wenn Intensität und Ausdehnung einerBedrohung in dem Umfang vorliegen,dass die territoriale Integrität, die ge-samte Bevölkerung oder die Ausübungder Staatsgewalt bedroht wären, kannvon einem Verteidigungsfall gesprochenwerden, wobei der Urheber der Bedro-hung nicht notwendigerweise ein Staatsein muss.» Bundesrat, 11.11.15

9Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Sicherheitspolitik

Land verteidigen können.Wie ist die Hal-tung der Präsidentin SiK-N zu diesemThema?

Ich befürworte die neue Fassung desVerteidigungsbegriffes, wie der Bundesratsie festgelegt hat. Im Sicherheitspoliti-schen Bericht wird die Verteidigungsfä-higkeit der Armee auch genannt, ebenVerteidigungseinsätze ohne fremde Hilfedurchführen zu können. Für mich be-steht der Grundauftrag der Armee immernoch im Auftrag, unser Land zu schützenund gegen fremde Angriffe zu verteidi-gen. Gut ist, dass der Bundesrat nun klar-stellt, was Verteidigung genau bedeutet,nämlich dass es nicht unbedingt eine Be-drohung durch einen Staat sein muss, son-dern dass eben auch moderne Bedrohun-gen – ich denke da an den Anschlag inParis vom 13. November – als Verteidi-gungsfall angesehen werden, welche zueiner ausserordentlichen Lage in unseremLande führen können.

Der neue Sicherheitspolitische Bericht istseit letztem November in der Vernehmlas-sung. Es gibt Stimmen die sagen, dieserBericht diene nur der Rechtfertigung derWEA. Teilen Sie diese Auffassung?

Es ist meines Erachtens eine überspitz-te Formulierung. Der Sicherheitspoliti-sche Bericht ist in gewissen zeitlichen Ab -ständen notwendig. Aus meiner Sicht wärees jetzt – wenige Jahre nach dem letztenBericht 2010 – angebracht, einen kürze-ren, konziseren und pointierten Bericht,gewissermassen ein Update vorzulegen.Gerade im Jahre 2015 ist klar ersichtlich,wie schnell sich die Bedrohungslage ver-ändert! Es braucht deshalb eine schnelle-re und klarere Aufdatierung eines Sicher-heitspolitischen Berichtes.

Die Sicherheitspolitische Strategie richtetsich gemäss dem neuen Bericht auf dreiKernbegriffe aus: Selbständigkeit, Koope -ration und Engagement. Sind die Begrif-fe Selbständigkeit und Kooperation nichtein Widerspruch in sich selbst?

Im Entwurf des SicherheitspolitischenBerichtes heisst es explizit, dass sich dieWahrscheinlichkeit eines militärischenKonfliktes in Europa und seiner Peri -pherie erhöht hat, dies hätte auch Konse-quenzen für die Schweiz. Ich persönlichteile diese Auffassung und sehe in Selb-ständigkeit und Kooperation keine Wider-sprüche. Sollte es eine kriegerische Aus -einandersetzung in Europa geben, an derdie Schweiz nicht direkt teilhat, so ist dieSchweiz im Herzen Europas trotzdem be-

troffen und auf Kooperation angewiesen.Dies ist eine Realität. Grundlegend wich-tig ist deshalb, dass die Schweiz eine gutausgerüstete und ausgebildete sowie eigen-ständige Armee hat, damit sie ihren Part-nern auf Augenhöhe begegnen kann.

Die Verbindlichkeit der Sicherheitspoli-tischen Berichte wird immer wieder be-zweifelt. Dies vor allem deshalb, weil dasParlament diese Berichte nur zur Kennt-nis nimmt. Damit haben diese Aussagenkeine Verbindlichkeit für das Sicherheits-politische Handeln des Parlaments. Wa-rum wird der Bericht nicht genehmigtund damit für Bundesrat und Parlamentzwingend für das Handeln?

Das hohe Gut Sicherheit und vor allemdas Bewusstsein für die Sicherheit hat sichin den letzten Monaten in unserem Landsehr erhöht. Es ist den Bürgerinnen undBürgern bewusst geworden, in welch si-cherem Land wir hier leben, obwohl auchdiese Sicherheit relativ ist und die aktuel-len Terrorbedrohungen auch unser Landtreffen können.

Ich bedauere, dass der politische Stel-lenwert des Sicherheitspolitischen Berich-tes immer noch relativ klein ist, weil er nurzur Kenntnis genommen wird und nichtgenehmigt werden kann. Dies müsste ausmeiner Sicht neu überdacht werden. Eswäre ein Vorgehen zu befürworten, in demsich auch das Parlament mehr einbringenkann und nicht nur darüber diskutiert,sondern Anträge stellen kann und den Be-richt genehmigen müsste. Damit würdeder Bericht auch sehr viel verbindlicher.

Weiter soll der Bericht der Umsetzung derErkenntnisse aus der SVU 14 dienen. Hiergeht es insbesondere um die sicherheitspo-litische Führung auf Stufe Bund und Kan-tone. Welcher Handlungsbedarf bestehtim Bereich der Führung auf Stufe Bund?Muss der Bund bei Grossereignissen (Erd-beben, Evakuationen, usw.) vermehrt eineFührungsrolle übernehmen, wenn ja, wel-che?

Heute gilt, dass jedes Departement jenach Krise selbst in der Lage sein muss, dieFührung zu übernehmen. Ich persönlichbin aber der Meinung, dass eine Krise, diezu einer ausserordentlichen Lage führt,zum Beispiel ein Terroranschlag der meh-rere Kantone gleichzeitig betrifft, aus einerHand geführt werden muss. Natürlich ste-hen die betroffenen Kantone dann an vor-derster Front, aber es ist gerade dann wich-tig, dass die Koordination gut läuft undauch die Verantwortung in einer Hand ist.

Häufig monieren Kritiker der Armee undder Sicherheitspolitik, dass zuerst einmaleine richtige Darstellung der Bedrohungnötig sei, bevor Massnahmen beschlossenwerden können. Bildet die aktuelle Ver -sion des Berichts die Risiken und Gefah-ren, denen die Schweiz ausgesetzt ist, rich-tig ab? Sind die aktuellen Gefahren klardargestellt?

Ich bin der klaren Auffassung, dass dieBedrohungen und damit die Risiken undGefahren bekannt sind. Es sind ähnlicheoder die selben wie in unseren Nachbar-ländern. Eine richtige Darstellung der Be-drohung ist gar nicht mehr nötig, diesmacht der Sicherheitspolitische Berichtvollständig und sehr ausführlich.

Sehr geehrte Frau Nationalrätin Eichen-berger, ich danke Ihnen herzlich für diesesInterview und wünsche ihnen in ihrer ver-antwortungsvollen Aufgabe alles Gute. ■

* Armee, Sicherheitsverbund, Polizeiwesen, Nach-richtendienst, Wirtschaftliche Landesversorgung,Abrüstung, Non-Proliferation, Friedensför de rung,usw.

Corina EichenbergerNationalrätin Corina Eichenberger-Wal-ther ist seit 2007 Nationalrätin des Kan-tons Aargau und gehört der Fraktion«FDP – die Liberalen» an. Sie ist Rechts-anwältin und Mediatorin, Mutter von zweierwachsenen Kindern und wohnt in Köl-liken.Neben dem Präsidium der SiK-N arbei-tet sie in folgenden Kommissionen mit:Mitglied der Geschäftsprüfungskommis -sion NR, Vizepräsidentin der Geschäfts-prüfungsdelegation (GPDel-V), Stellver-treterin in der ImmunitätskommissionNR, Mitglied der Delegation bei der par-lamentarischen Versammlung des nord-atlantischen Verteidigungsbündnisses(NATO, NATO-V).

10 Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Sicherheitspolitik

2. ArmeeIm Kapitel 4.7 (Seite 76) wird der «An-

passungsbedarf bei den Instrumenten der Si-cherheitspolitik» angesprochen. Zur Armeeliest man folgendes:

«Mit dem Projekt Weiterentwicklung derArmee wird die Armee umfassend und ent-lang der Aussagen dieses Berichts angepasst.Es befindet sich in der parlamentarischenBeratung. Wenn diese mit einer Zustim-mung zum Projekt endet, ist keine weitereAnpassung für die nächsten Jahre vorzuse-hen. Wenn das Projekt abgelehnt wird, mussdie Planung der künftigen Armee mit allen-falls veränderten Rahmenbedingungen vonGrund auf neu begonnen werden.»

Welches der heutige Stand der WEA inden parlamentarischen Gremien ist, darfals bekannt vorausgesetzt werden. Auf-

merksam wird man aberdie konkreten Schritte sei-tens der Landesregierungund des Parlaments in denkommenden Jahren verfol-gen müssen und zwar imLichte zum Beispiel folgen-der Aussagen:

• «Die Wahrscheinlichkeit eines militäri-schen Konflikts in Europa und seiner Pe-ripherie, der auch Konsequenzen für dieSchweiz hätte, hat sich … erhöht. DieVerteidigungsfähigkeit ist wieder stärkerzu einem sicherheitspolitischen Thema inEuropa geworden.» (S. 30)

• «Die Schweiz muss sich insbesondere dieFähigkeiten bewahren, Verteidigungsein-sätze ohne fremde Hilfe durchführen zukönnen, … (S. 35)

• «Die Schweiz gehört zu den Staaten, wel-che die Armee nicht als ein Instrument zurVerfolgung machtpolitischer Ziele und In-teressen jenseits der Landesgrenzen sehen.Die Armee muss aber für die Verteidigung,die subsidiäre Unterstützung der zivilenBehörden und die militärische Friedens-förderung gut ausgebildet und ausgerüstetsein.» (S. 50)

• «Selbständigkeit heisst, so viel wie realis-tisch möglich selbst für die eigene Sicher-heit zu sorgen, und sich so viel wie nötig

Martin von Orelli

Auf den ersten Blick kommt der neueBericht in bekannter Art daher. Mankönnte annehmen, dass es sich um eineFortschreibung der bisherigen Berichteaus den Jahren 2000 und 2010 handelt.Bei näherer Betrachtung jedoch stellt maneinige Neuerungen fest, die erwähnens-wert sind.

Lektüre des Berichts

Bevor ausgewählte inhaltliche Aspekteangesprochen werden, ein Wort zur Lek-türe des Berichts. Den hie und da erho -benen Vorwurf 2, dass das Papier schwerlesbar sei und unnötige Wiederholun-gen enthalte, kann ich nicht teilen. EinSIPOL B ist kein Roman.Er wird nicht von A–Zchronologisch gelesen. Esgibt Kapitel, die effektivvon vorn bis zum Schlussgelesen werden sollten. An-dere, z.B. das Kapitel 2.3.«Sicherheitspolitisch relevan -te Organisationen und Vereinbarungen»,können je nach Interesse und Informati-onsbedarf einzeln herausgepickt werden.Jedes einzelne dieser Kapitel ist in sichgeschlossen und endet mit Ausführun-gen zu den «Möglichkeiten einer verstärk-ten Mitwirkung der Schweiz»3. Ein weite-res Kapitel, das ebenfalls punktuell kon-sultiert werden kann, ist das Kapitel 4«Die sicherheitspolitischen Instrumente undihr Beitrag zur Bekämpfung der Bedrohun-gen und Gefahren». Jedes Unterkapitel istunterteilt in «Prävention» und «Abwehrund Bewältigung». Im Gegensatz zu frü-heren Berichten, in denen diese Kapitelvornehmlich beschreibenden Charakterhatten, werden die verschiedenen sicher-heitspolitischen Instrumente mit ihrenLeistungen anhand der einzelnen Bedro-hungen und Gefahren dargestellt. DieserFortschritt ist lobenswert; er erhöht dieAussagekraft des SIPOL B ganz erheblich.Die konkrete Beschreibung der verschie-

denen Beiträge und Verantwortlichkeitenkönnte zum Beispiel den sicherheitspoli-tischen Kommissionen von National- undStänderat Hinweise für weitergehende si-cherheitspolitische Diskussionen liefern.

Inhaltliches

Drei Punkte sollen kurz angesprochenwerden.

1. Sicherheitspolitische Führungin der KriseMit dem Entwurf zum neuen SIPOL B

wird in Sachen Führung in der Krise aufStufe Bund Klarheit geschaffen. Je nachKrise muss jedes Departement in der Lagesein, die Führung zu übernehmen, even-tuell noch verstärkt durch Mittel der an-

deren Departemente. Einen permanentenKrisenstab auf Stufe Bund soll es nichtgeben. Die Begründung dazu ist ein-leuchtend (u.a. identische Führung aufStufe Bund in normalen, besonderen undausserordentlichen Lagen, Respektierungdes departementalen Regierungssystems).Zwingende Voraussetzung, dass dies auchin einer effektiven Krise funktioniert, istaber, dass in allen Departementen im Kri-senmanagement und in der Stabsarbeitunter erhöhtem Druck gründlich geschul-te Personen zur Verfügung stehen. DieBegeisterung, sich schulen zu lassen, istaber nachweislich nicht überall gegeben.Hier besteht grosser Handlungsbedarf,geht es doch darum zu erkennen, dasseine Schulung nicht zwingend nur vonaussen kommen muss. Jede Organisati-onseinheit kann sich selber schulen, je-des Departement muss eine systematische interne Schulungsagenda vorweisen unddiese umsetzen.

Der neue sicherheitspolitische Bericht1

Ende Oktober 2015 ist der Entwurf zum neuen SIPOL B veröffentlicht worden. Bis anhin hat man noch nicht allzu viele Kommentaredazu lesen können. Im nächsten Frühjahr wird das Parlament darüber befinden.

«Je nach Krise muss auf Stufe Bundjedes Departement in der Lage sein,

die Führung zu übernehmen.»

11Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Sicherheitspolitik

auf andere abstützen,… Selbständigkeitbedeutet aber auch, über eigene Mittelund Fähigkeiten zu verfügen und diesezeitgemäss weiterzuentwickeln,…; diesist auch Voraussetzung, um mit anderenkooperieren zu können – nur wer auch eigene Mittel und Fähigkeiten besitzt,kann sich als echter Partner in eine Ko-operation einbringen.» (S. 52).

3. ZivildienstIm bereits erwähnten Kapitel 4 werden

die sicherheitspolitischen Instrumente derSchweiz aufgezählt. Neben der Aussen-politik, der Armee, dem Bevölkerungs-schutz, dem Nachrichtendienst, der Poli-zei, der Wirtschaftspolitik und der Zoll-verwaltung wird der Zivildienst aufgelis-tet. Das war bereits so im SIPOL B 20104.Glaubt man Insidern, die selber am Ent-wurf zum neuen SIPOL B mitgearbeitethaben, dann gab das ganz erhebliche undemotional geführte Diskussionen in derArbeitsgruppe. Aber um des Friedens wil-len und um das zuständige Departementfür Wirtschaft, Bildung und Forschungnicht zu vergrämen, hat man nachgege-ben und den Zivildienst auch weiterhinals sicherheitspolitisches Instrument be-zeichnet. Da kann man nur den Kopfschütteln. Seifenkistenrennen organisie-ren, Waldwege bauen, auf Schulplätzendie Pausenaufsicht sicherstellen, in Spi -tälern und Altersheimen Dienst leistenu.dgl.m5. hat mit Sicherheitspolitik nichtszu tun. Der in der Bundesverfassung fest-geschriebene Grundsatz der Möglichkeiteines Zivildienstes wird seit Jahren immergrosszügiger interpretiert, und von den ge-forderten Gewissensnöten seitens der Ge-suchsteller in Sachen Militärdienst kannin vielen Fällen schon gar nicht mehr dieRede sein. Zahlreiche junge Schweizerbür-ger optimieren ihr persönliches Curri cu -lum ohne jegliche Gewissensnot6. Hier be-steht Handlungs- bzw. Korrekturbedarf imParlament!7 Wie umstritten die Bezeich-nung des Zivildienstes als sicherheitspoliti-sches Instrument bereits im SIPOL B 2010war, geht aus folgender Textstelle hervor:«Gemäss dem Zielkatalog, der im Zivildienst-gesetz festgeschrieben ist, leistet der Zivildienstauch Beiträge im Rahmen der nationalenSicherheitskooperation sowie Beiträge, umdie natürlichen Lebensgrundlagen zu schüt-zen und zu erhalten. Damit ist der Zivil-dienst auch ein Instrument der Sicher heits -politik, wobei über die Frage, welche konkre-ten sicherheitspo litischen Beiträge er leistenkann und soll, noch Unklarheit herrscht.»Wurde diese Unklarheit jemals beseitigt?8

Fazit

Eine erste Lektüre zeigt, dass sich dieAutoren des Berichts nicht einfach an frü-here Berichte angelehnt haben, sonderngewillt waren, aussagekräftiger zu argu-mentieren. Es liegt aber nach wie vor inder Natur der Sache, dass die schweizeri-schen sicherheitspolitischen Berichte denkleinsten gemeinsamen Nenner auf StufeLandesregierung widerspiegeln.

Wollte man mehr Wirkung erzielen,müsste unabdingbar das Parlament ver-bindlicher eingebunden werden. Es sei inErinnerung gerufen, dass das Parlamentden Bericht nicht genehmigt, sondern le-diglich zur Kenntnis nimmt. Über diesenunbefriedigenden Zustand müsste sepa-rat debattiert und zum Beispiel die Anre-gung des verstorbenen Nationalrates Pe-ter Malama (BS, FDP) wieder hervor ge-nommen werden. Es wäre in jedem Fall ander Zeit, die Grundlagen dafür zu schaf-fen, dass sich das Parlament verpflichten-der zum Basisdokument der schweizeri-schen Sicherheitspolitik äussern könntebzw. müsste. ■

1 Bericht des Bundesrates über die Sicherheitspoli-tik der Schweiz, Entwurf vom 26. Oktober 2015.

2 Vgl z.B. B.Lezzi, «Verteidigung neu denken», in:NZZ, 30. Dezember 2015.

3 Interessant ist die Tatsache, dass von einer redu-zierten Mitwirkung nirgends die Rede ist. Geradean die Adresse der nationalkonservativen Kreisekönnte ein entsprechender Hinweis nützlich sein.

4 Vgl Bericht des Bundesrates an die Bundesver-sammlung über die Sicherheitspolitik der Schweiz,vom 23. Juni 2010, Ziff. 5.8 «Zivildienst».

5 Der im Kap. 4.6. (Seite75) erwähnte Einsatz vonZivildienstleistenden mit Spezialkenntnissen istund bleibt eine Ausnahme und dürfte lediglichganz wenige betreffen. Dieser Ausnahmeeinsatzrechtfertigt in keiner Art und Weise die Einrei-hung des Zivildienstes auf die gleiche Stufe wiedie anderen, unbestrittenen sicherheitspolitischenInstrumente der Schweiz.

6 Pro Jahr werden zurzeit 5000–6000 Gesuche umdirekte Einteilung in den Zivildienst bzw. Um-teilung in den Zivildienst eingereicht.

7 Dabei soll dem Bericht der Studiengruppe Dienst-pflichtsystem, die sich mit eventuellen Anpassun-gen des Zivildienstes befasst, nicht vorgegriffenwerden.

8 Und falls jemand noch Zweifel hegt, möge er imSIPOL B 2010 die Ziff. 5.8.2 «Besonderheiten»nachlesen!

Divisionär aD

Martin von Orelli

Dr. phil.

ehem. Stv CdA

7000 Chur

Erinnern Sie sich nochan die Jahresprognose2014 der Neuen Zür-cher Zeitung? Selbstbe-wusst wurden «14 Kri-sen, welche 2014 wichtig werden», be-leuchtet. Nachdenklich mussten wir Ende2014 zur Kenntnis nehmen, dass wederder Krieg in der Ukraine, noch der entste-hende «Islamische Staat» vorhergese-hen wurden. Mit Freude habe ich im De-zember 2015 in derselben Zeitung nunden selbstkritischen Artikel «Jahresrück-blick 2015 – Wo wir falsch lagen» gele-sen. Aus einer Situation gelernt und dasGelernte umgesetzt. Chapeau! Das tunwir noch nicht immer so rasch und sokonsequent.Dass man sich in einer Prognose täu-schen kann, ist menschlich. Allerdingssind die Konsequenzen je nach Verant-wortungsbereich sehr unterschiedlich.In der Armee haben Entscheide oft jah-relange Auswirkungen – oder sind sogarerst dann spürbar. Noch vor einem Jahrwurde auf politischer Stufe entschieden,dass langandauernde subsidiäre Ein-sätze der Armee reduziert werden sol-len. Dafür habe ich vollstes Verständnis.Und doch waren plötzlich wieder mehrKräfte am WEF nötig und es wird überEinsätze der Schweizer Armee gespro-chen, welche bisher kaum ein Themawaren. Stichwort Sonderoperationskräf-te oder Verstärkung des Grenzwacht-korps. Das zeigt, wie wichtig es ist, dasswir breit aufgestellt bleiben und ein umfassendes Leistungsprofil abdeckenkönnen. So, wie es im Armeebericht be-schrieben ist. Nur damit haben wir jenach Lageentwicklung auch die notwen-dige Handlungsfreiheit.Mein Dank gilt dabei vor allem all jenenunter Ihnen, welche täglich ihre Bür-gerpflicht erfüllen und sich dabei seriösfür die Sicherheit in unserem Land ein-setzen.Die Armee ist im Bereich Sicherheit dieeinzige Reserve und es ist eben wie beider Versicherung: Wer die Police in derHand und die Prämie bezahlt hat, kannmit der vereinbarten Leistung rechnen.Bei uns heisst das kämpfen, schützenoder helfen.

Korpskommandant André BlattmannChef der Armee

Prognosen und Verantwortung

Das Wort des CdA

12 Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Sicherheitspolitik

wasserentsorgung, U-Bahnnetze, Hoch-geschwindigkeitsverkehrslinien und Ei-senbahnknotenpunkte: immer erfolgt dieSteuerung auf elektronischem Wege, derAusfall eines Zentralcomputers kann gan-ze Systeme lahmlegen. Gerne von denCyber-Kriminellen ins Visier genommensind Bankbetriebssysteme, deren Kollapsin Zeiten des bargeldlosen Zahlungsver-kehrs enorme volkswirtschaftliche Aus-wirkungen haben kann.

Ulrich Schlie

Die Ziffer 73 der Erklärung der Staats-und Regierungschefs auf dem NATO-Gipfel in Wales vom 5. September 2014steckt voller guter Absichten und weistden Weg nach vorne. Die NATO wirdihre Cyber-Aktivitäten verstärken undnimmt dabei ihre Mitgliedsstaaten in diePflicht. Cyber defence gilt heute überein-stimmend als eine wesentliche Heraus-forderung der Sicherheit. Als eine solcheGefährdung der Sicherheit werden dieBedrohungen aus dem Cyber-Raum wie-derkehrend in politischen Grundsatzdo-kumenten und Reden führender Allianz-politiker identifiziert. Rekapituliert mandie Diskussionen über Cyber im Allianz-rahmen, so zeigen sich die ganzen Schwie-rigkeiten, die ein unzweifelhaft aufwach-sendes, aber gleichwohl schwer fassbaresbegriffliches Thema für die sicherheitspo-litische Gemeinschaft darstellt. Denn zu-nächst hängen die richtigen Antwortenauf die mit dem Politikfeld «Cyber securi -ty» verbundenen Herausforderungen vomBewusstsein der tatsächlichen Dimensionder Gefährdung ab.

Anspruchsvollepolitische Definition

Dies betrifft zuerst und grundlegenddie Frage der politischen Definition, diesschliesst sodann die richtige Form derKommunikation der Bedrohung im poli-tisch-strategischen Diskurs ein und stelltnationale Regierungen vor die organisato-risch-bürokratische Herausforderung, imVerständnis einer gesamtstaatlichen Sicher-heitsvorsorge und ressortübergreifend dierichtigen administrativen Organisations-entscheidungen zu treffen.Wesentlich mit

dieser politisch-administrativen Dimen-sion des Themas verbunden ist die Fragenach der angemessenen rechtlichen, ins-besondere völkerrechtlichen Einstufung.Dies betrifft sowohl die Fortentwicklungdes Völkerrechts als auch die im Allianz-rahmen zu diskutierende Frage, ob Cyber-Attacken den Artikel 5 – Bündnisfall aus-lösen können. Die in Wales 2014 dazugefundene Kompromisslösung, dass derNATO-Rat im Zweifelsfall darüber zu be-finden habe, ist politisch konsequent undstellt gegenüber der bis dahin geltendenvollkommenen Grauzone zumindest einenSchritt nach vorne dar. Doch was genaustellt eine Cyber-Attacke dar? Die Aktivi-täten im Cyber-Raum sind viel di men sio -nal. Cyber-Spionage, Cyber-Verbrechenund Cyber-Krieg können dabei ineinanderübergehen und folgen doch jeweils ganzunterschiedlichen Kalkülen. Kriminellenutzen Sicherheitslücken in den gängigenProgrammen und manipulieren die Soft-ware auf den als Ziel identifizierten Com-putern. Die auf diese Weise gekapertenComputer können systematisch ausgebeu-tet werden, und nicht selten handeln Cy-ber-Kriminelle für staatliche Auftraggeber.

Zu den Schwierigkeiten, die sich beimPolitikfeld der Cyber security ergeben, ge-hört der Umstand, dass hierbei staatli-ches Handeln tief in Domänen eingreifenmuss, die sich zu überwiegenden Teilenin privater Hand befinden. Denn die kri-tische Infrastruktur eines Landes – Strom,Wasser, Telekommunikation, Transport,Krankenhäuser, Banken – bildet naturge-mäss bei Angriffen aus dem Cyber-Raumdas bevorzugte Zielgebiet, und gemein-sam ist diesen Bereichen, dass sie sichin fast allen Ländern ausserhalb der un-mittelbaren Kontrolle des Staates befin-den. Wasser- und Stromversorgung, Ab-

NATO: Cyber Defence alspolitisch-strategische Herausforderung«We are committed to developing further our national cyber defence capabilities, and we will enhance the cyber security of national networksupon which NATO depends for its core tasks, in order to help make theAlliance resilient and fully protected. Close bilateral and multi-nationalcooperation plays a key role in enhancing the cyber defence capabilitiesof the Alliance. We will continue to integrate cyber defence into NATOoperations and operational and contingency planning, and enhance information sharing and situational awareness among allies.»

NATO Cyber Defence Centre

in Tallinn (Estland). Bild: news.err.ee

13Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Sicherheitspolitik

Paradigmenwechsel Internet

Hinzu kommt ein Paradigmenwechsel,der mehr und mehr den Umgang mit demInternet bestimmt. Einst, vor über zweiJahrzehnten, ist das Netz auf der Grund-lage von gegenseitigem Vertrauen aufge-baut worden. In der Zwischenzeit hat diekommerzielle Nutzungsorientierung, derGeheimnisverrat, die Verletzung der Pri-vatsphäre und die fortlaufende Grenz-übertretung beim Schutz intellektuellenEigentums unser Verhältnis zum Netzgrundlegend verändert. Der Ruf nachSchutzwällen und die Bemühungen umeine Ethik des Internets sind ein Gebotder politischen Klugheit. Das Internet istzur Kampfzone mutiert. Als es im Som-mer 2008 nach der Abspaltung Südosse-tiens und Abchasiens zum russisch-geor-gischen Krieg kam, war es nicht zufällig,dass zeitgleich die Homepage der georgi-schen Regierung und die des Staatspräsi-denten Saakaschwili lahm gelegt waren.Der Urheber dieser Distributed Denial ofService-Attacke ist allerdings schwer zulokalisieren. Viele Angriffe werden vor al-lem aus China verzeichnet, doch oft ver-läuft sich die Spur; die geographischeHerkunft des Computers jedenfalls kannam wenigsten als zuverlässiges Indiz aufden Ausgangspunkt des Angriffs betrach-

tet werden. Ähnlich schwierig sind auchRechtsfragen, die sich auf Aspekte der Cy-ber defence und der Cyber security bezie-hen. Gerade die schier unüberschaubarenCyber-Daten verlangen danach, dass inter-nationale Übereinkünfte die Sammlungund den Datenfluss kanalisieren. Regie-rungen müssen den Punkt definieren, abdem ein Eingriff in die Regelungen desCyber-Raums sinnvoll ist, bis wohin dieIndustrie in Eigenständigkeit, aber nachklar definierten Standards selbstregu -lierend tätig werden kann, und wie sichdie Staaten am besten gegen die Sicher-heitsgefährdungen aus dem Cyber-Raumschützen können. Dies beschreibt auchden politischen Rahmen, in dem dieNordatlantische Allianz das Thema Cy-ber-Sicherheit diskutiert.

Cyber-Attacke auf Estland 2007

Spätestens seitdem im Mai 2007 nacheinem Streit über ein sowjetische Kriegs-denkmal eine allmählich aufwachsen-de massive Cyber-Attacke die estnischenComputer-Netze – allen voran die Web-site des Premierministers, der Regierungund einer führenden Supermarktkette –lahm legte, ist das Thema Cyber defenceauf die Tagesordnung der Allianz aufge-rückt. Beweise für eine russische Urheber-

schaft indes konnten nie gefunden wer-den. Es war deshalb folgerichtig, im Mai2008 ausgerechnet in Tallinn ein Centerof Excellence zu begründen. Dort gehtheute entsandtes Personal aus derzeit achtNationen Fragen der Forschung und Aus -bildung im Zusammenhang mit Fragender Cyber defence nach. Den offiziellenEingang in die NATO-Doktrin fand Cy-ber durch das im Herbst 2010 auf demGipfel in Lissabon verabschiedete Strate-gische Konzept. Zu Recht wurden darinCyber-Angriffe als Gefährdung für dietransatlantische Sicherheit und Stabilitäteingestuft. Seit Juni 2011 verfügt die Al-lianz mit der Cyber defence policy überein neues Politikfeld, deren fortlaufendeUmsetzung durch den Cyber DefenceAction Plan sichergestellt ist. Im Falle einer Cyber-Krise obliegt dem Cyber De-fence Management Board die Koordinie-rung der notwendigen Massnahmen so-wie die Steuerung der NATO ComputerIncident Response Capability (NCIRC).Mit dem NCIRC sind eine durchgehen-de zentrale Überwachung aller vorgesehe-nen Netze sowie die Erfassung auch an-spruchsvoller Bedrohungen der NATO-Einrichtungen sichergestellt.

Der Cyber Defence Action Plan hat indes vor allem Auswirkungen auf dieStreitkräftefähigkeiten im Allianzrahmen.In allen Ländern müssen zunächst die in-nerstaatlichen Voraussetzungen geschaffenund die entsprechenden Massnahmen ge-troffen werden, um auf dieser Grundlagedie nationale Mitwirkung auf politisch-strategischer Ebene in den entsprechen-den Foren von NATO und EU ermögli-chen zu können. Dies betrifft insbeson-dere auch die Rolle von Streitkräften. Fra-gen der Cyber defence sind heute schonaufs engste mit Überlegungen der kon -ven tionellen Kriegführung verbunden.Mit nationalen Cyber-Führungselemen-ten kann die Koordinierung des Einsatzesder CNO-Fähigkeiten in einem militä -rischen Einsatz gesteuert und im Bünd-nisrahmen als Teil einer defensiven oderauch offensiven Gesamt-Operationsfüh-rung koordiniert werden. Das Spektrumder Fähigkeiten für Computernetzwerk-Operationen ist heute vorrangig daraufgerichtet, im Rahmen der Bündnisvertei-digung als Landesverteidigung einen be-waffneten Angriff abzuwehren. Dies er-fordert die Befähigung zum Wirken imCyber-Raum. Der Aufbau eines Cyber-Führungselementes als Kernelement mitAufwuchsfähigkeit durch nationale undinternationale Kräfte für Übungen und

14 Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Sicherheitspolitik

den Einsatz ist deshalb folgerichtig. Schondie Verteidigungspolitischen Richtlinienvom Mai 2011 haben mit ihren Vorga-ben, dass die deutschen Streitkräfte einmöglichst breites Fähigkeitsspektrum ab-decken müssen, die Voraussetzungen fürdie Stärkung der CNO-Kräfte als unver-zichtbares Wirkmittel moderner Streit-kräfte sowohl mit Blick auf defensive alsauch auf offensive Massnahmen geschaf-fen. Und die von Deutschland als «deli-verable» für den NATO-Gipfel in Waleskoordinierte Rahmennationen-Initiative(Framework Nations Concept) bildet fürdie Zusammenarbeit bei Cyber-Fähigkei-ten einen wesentlichen Beitrag.

Konflikte werden heute,und erst recht morgen,

auch im Cyber-Raum ausgetragen

Es zählt zu den unausweichlichen Kon-sequenzen, dass durch die Verschärfungder allgemeinen Bedrohungs- und Gefähr-dungslage die politische und wirtschaftli-che Relevanz von Cyber-Sicherheit zuneh-men wird. Bewaffnete Konflikte werdenbereits heute, und erst recht morgen, auchim Cyber-Raum ausgetragen werden. Beieiner Cyber-Krise sind erhöhte Anfor -derungen an die gesamtstaatliche Koor-dination, aber insbesondere auch an dasWirken im Verbund mit Partnern gestellt.Es ist deshalb konsequent, dass Fragen derCyber-Sicherheit in den suprana tio na lenForen an Bedeutung gewinnen werden.In der allgemeinen Wahrnehmung vonCyber-Sicherheit dominierten zunächstdie technischen Aspekte. Die Auswirkun-gen auf Streitkräftefähigkeiten, die zu-nehmende operative Bedeutung des Cy-ber-Raums bei militärischen Auseinander-setzungen scheint erst allmählich ins Be-wusstsein vorzudringen.

Die im Cyber Defence Action Plan festgehaltenen Aufgaben beschreiben denschleichenden Wandel, der insgesamt inden Partnerstaaten der Allianz mit Blickauf die Gefährdungen des Cyber-Raumsstattgefunden hat. Denn in fast allen Part-nerstaaten der Nordatlantischen Allianzwird das Thema Cyber-Verteidigung heu-te über die rein technische IT-Sicherheitund den Schutz der eigenen Systeme hi-naus begriffen. Mit Blick auf das Bewusst-sein und die Umsetzungsmassnahmenfinden sich indes auch unter NATO-Mitgliedstaaten grosse Abweichungen.Es überrascht wenig, dass die VereinigtenStaaten auch beim Thema Cyber defenceund Cyber security tonangebend sind.

Die amerikanischen Streitkräfte verfügenim Cyber Command, das dem StrategicCommand untersteht, über ein Instru-ment, das Aspekte der IT-Sicherheit mitoperationellen Fähigkeiten zusammen -bringt. Die Verantwortlichkeiten für Cy-ber Policy sind im Pentagon zwar nochimmer an verschiedenen Stellen zusam-mengefasst, doch es gibt keinen anderenOrt auf der Welt, in dem Cyber so sehr alspolitisch-strategische Herausforderung er -kannt ist wie in Washington. In Gross -britannien liegt seit November 2011 eineumfassende Cyber Security Strategy vor,die die Bekämpfung der Cyber-Krimi -nalität versieht, die Widerstandsfähigkeitgegen Cyber-Angriffe zum Schutz der bri-tischen Interessen im Cyber-Raum stär-ken möchte und die Gewährleistung einessicher nutzbaren Cyber-Raums als briti-sches nationales Interesse benennt. Auchin Frankreich ist in mehreren Grundsatz-dokumenten der Anspruch auf eine glo-bale Rolle des Landes beim Thema Cyber-Sicherheit erhoben. Mit diesen grundsätz-lichen Betrachtungen geht immer aucheine politische Prioritätensetzung einher.So wurde in Deutschland als vorrangigesThema der Cyber-Sicherheit die Gewähr-leistung sicherer Informationssystemeund eines sicheren Cyber-Raums sowiedie Stärkung der Sicherheit kritischer IT-Netze identifiziert. Es war deshalb kon -sequent, dass in Deutschland im April2011 ein Cyber-Abwehrzentrum einge-richtet wurde, bei dem die Bundesämterfür Sicherheit und Information, Bevölke-rungsschutz und Katastrophenhilfe unddas Bundesamt für Verfassungsschutz ver-trauensvoll zusammenwirken und Bun-deskriminalamt, Bundespolizei, Bundes-nachrichtendienst sowie Bundeswehr Ver-bindungselemente beisteuern. Ebenfallsseit Mai 2011 kommt ein Cyber-Sicher-heitsrat mit Vertretern von mehreren Bun-desministerien – Auswärtiges Amt, Bun-desministerium der Finanzen, des Inne-ren, für Justiz, für Wirtschaft, für Bil-dung und Forschung, der Verteidigung,sowie Vertretern der Bundesländer – zuregelmässigen Arbeitstreffen zusammen.Für eine koordinierende Cyber-Aussen-politik gibt es im Auswärtigen Amt seitAugust 2013 einen Sonderbeauftragtenfür Cyber-Aussenpolitik, und Bundesmi-nisterin von der Leyen hat 2015 in einerStrategischen Leitlinie zum Thema Cyber-Verteidigung die wesentlichen Vorgabenfür den Geschäftsbereich des Bundesmi-nisteriums der Verteidigung zusammen-gefasst.

Fazit

Zu den politischen Zukunftsaufgaben,die sich aus einer aktiven Cyber securitypolicy für die Mitgliedsstaaten der Nord-atlantischen Allianz ergeben, zählt auchder Ausbau der Zusammenarbeit mit derEuropäischen Union. Die Kooperationmit der Europäischen Union bleibt eineder Zukunftsaufgaben, bei der sich dieeuropäischen Mitglieder der NATO umeine engere sicherheitspolitische Verklam-merung, grössere Arbeitsteilung und dieIdentifizierung von verbindlichen gemein-samen Standards verdient machen könnenund zu einem gemeinsamen Verständnisvon Sicherheit gelangen können. Zwar hatsich die Europäische Union im zeitlichenAbstand zur NATO im Februar 2013 eineCyber-Sicherheitsstrategie verpasst. Derenwesentliche Schwerpunkte sind das Ver-hältnis von Sicherheit und Freiheit in derPrävention, abgestufte Widerstandsfähig-keit, öffentlich-private Partnerschaften so-wie die Zusammenarbeit mit Partnernweltweit. Cyber-Verteidigungspolitik undCyber-Verteidigungsfähigkeiten im Rah-men der GSVP gelten als prioritär. Dochdas im Vergleich mit der Allianz deutlichgeringer ausgeprägte sicherheitspolitischeGrundverständnis der Europäischen Uni-on zeigt sich beim Thema Cyber securi-ty besonders deutlich. Von einem echtenBrückenschlag zwischen zivilen und mili-tärischen Ansätzen kann hier noch nichtdie Rede sein, denn eine Betrachtung of-fensiver Cyber-Fähigkeiten ist bislang imRahmen der Europäischen Union nichtvorgesehen. Die Europäische Union be-ansprucht in ihrer Cyber-Sicherheitsstra-tegie für sich allenfalls eine koordinieren-de, mitwirkende Rolle und überlässt dennationalen Regierungen den Vorrang. Be-wusstseinsbildung, politische Kommu-ni kation, Verbreiterung des gesamtstaat- li chen Sicherheitsverständnisses und dieentsprechenden Massnahmen zur Gewähr-leistung der Sicherheit im Cyber-Raumnehmen unsere Staaten in die Pflicht: Par-lamente, Regierungen und deren Appa-rate, insbesondere Streitkräfte, Nachrich-tendienste und Auswärtigen Dienste, sinddaher auf besondere Weise gefordert. ■

Ulrich Schlie

Dr. phil. M.A.

ehemaliger Politischer

Direktor im deutschen

Verteidigungsministerium

Medford M.A., USA

15Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Sicherheitspolitik

Gewollt oder ungewollt hat Deutsch-land wieder einmal seinen politischen Wil-len zu militärischer Zurückhaltung gezeigt,der spätestens seit dem Koalitionsvertragvon 20091 Programm ist. Heute gilt dieBundeswehr in den AufgabenbereichenLogistik und im Sanitätsdienst als beson-ders kompetent. So stellt die Politik ihreStreitkräfte auch besonders gerne dar. Bisin die 90er Jahre war das völlig anders.Bis dahin setzte die Bundeswehr interna-tionale Massstäbe für die eigentlichen mi-litärischen Kernfähigkeiten – den Kampf,das Gefecht und das Zusammenwirkender Truppen auf dem Gefechtsfeld. An-dere Nationen, auch die USA, haben un-sere Ausbildung und deren Grundlagendamals kopiert, es zumindest versucht.Auch die Ausrüstung der Bundeswehrsetzte internationale Massstäbe, die teil-weise bis heute gelten, z.B. der Leopard 2.

Die internationale Anerkennung, dasAnsehen im Bündnis und die Kompetenzsind mittlerweile verloren gegangen. Dasist das Ergebnis der politischen Willens-bildung, deren Ausgangspunkt im Kanz-leramt zu suchen ist. Der politische Wil-le ist es offenbar und das spätestens seit2005, also seit der Ära Merkel, Deutsch-land zur Friedensmacht2 umzugestaltenund damit das Konzept militärischer Zu-rückhaltung zu verbinden. Die beste Aus-rede, wenn man politisch nicht will, istdie, dass man militärisch eigentlich garnicht kann. Dass dies im Kern eine Ver-höhnung des Einsatzwillens der Solda-ten ist, hat die politische Klasse nicht be-griffen, oder – wahrscheinlicher – es istihr egal.

Die Bundeswehr leidetunter einer Unterfinanzierung

Jedenfalls ist zu beobachten, dass diemilitärischen Fähigkeiten seit 2005 vorallem im Bereich «Kampf» rapide abge-

Wolfgang Kopp

Dieses Mehr an Verantwortung kann so-wohl ein Mehr an politischer Verantwor-tung, als auch ein Mehr an militärischemEngagement Deutschlands bedeuten. Die-ses Mehr an Verantwortung bedeutet danngrössere Solidarität im Bündnis und einensoliden militärischen Beitrag. Nur so kannerreicht werden, dass der politischen Ab-sicht im äussersten Fall die Mittel zur Ver-fügung stehen, die ihre Durchsetzung mitmilitärischer Gewalt ermöglichen. DieÜbereinstimmung von politischem Wil-len und militärischen Mitteln zeigte sichim damaligen NATO-Konzept in den Jah-ren bis 1990 besonders beispielhaft. Da-mit wurde letzten Endes auch die politi-sche Wende in Eu ropa möglich.

Betrachtet man die Übung «TridentJuncture», so fällt auf, dass die Bundes-wehr umfangreich beteiligt war. Nebender Übernahme der Führung durch dasMultinationale Hauptquartier in Ulm,das im Kern mit deutschem Personal aus-gestattet ist, engagierte sich Deutschlandmit Schwerpunkt im logistischen Unter-bau der Übung. Daskennzeichnet in ge-wisser Weise die Hal-tung der deutschenPolitik und ihr Ver-ständnis von geleb-ter Solidarität. Logis-tische und sanitäts-dienstliche Kompe-tenz und die Bereit-schaft, Ausbildungs-hilfe zu leisten, sindoffenbar das, was diepolitische Führungs-riege unter dem Mehran Verantwortung imFeld sicherheitspoli-tischer Hardware ver-stehen will.

Betrachtet man dagegen die deutscheÜbungsbeteiligung im Bereich derKampfverbände und -einheiten, so ent-steht ein völlig anderer Eindruck. Hierbegrenzte sich der deutsche Beitrag aufdrei Schiffe, was einen maritimen An-teil von etwa fünf Prozent ausmacht.

Weder das Heer, noch die Luftwaffe wa-ren aber sichtbar. Könnte man beimHeer noch die Ausrede gelten lassen, dassdie Übung in Spanien, Portugal und Ita-lien stattgefunden hat, so gilt dies fürdie fehlende Sichtbarkeit der Luftwaffenicht. Auch beim Heer bleibt es eineAusrede.

Überlegungen zur gegenwärtigen Lageder BundeswehrDer Blick auf die gerade zu Ende gegangene Grossübung der NATO verstärkt die Bedenken zur Einsatzbereitschaft der Bundeswehr.Zugleich werden auch die Vorbehalte deutlicher, was den politischenWillen angeht, besonders wenn es darum geht, die 2013 erhobene Forderung nach der Übernahme von mehr Verantwortung umzusetzen.

«Die beste Ausrede,wenn man politisch

nicht will, ist die, dass manmilitärisch eigentlich

gar nicht kann.»

Mit dem Hägglund geht es auch durch schwerstes Gelände.

Bilder: Facebook-Bundeswehr

16 Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Sicherheitspolitik

baut wurden. Schon seit der Wiederver-einigung litt die Bundeswehr jährlich un-ter einer erheblichen Unterfinanzierung.Stimmte aber der politische Wille um dieJahrtausendwende noch einigermassenmit den Mitteln überein, so ist dieserWille heute nicht mehr erkennbar. AlleSonntagsreden der politischen und – lei-der auch – der militärischen Verantwort-lichen ändern daran nichts. Die militä -rischen Fähigkeiten wurden mittlerweileso zurückgefahren, dass mangels Personal,Ausrüstung und Ausbildung ein glaub-hafter Beitrag zur Bündnisverteidigungzur Zeit nicht möglich ist.

Der Umbau, oder besser der Abbau derBundeswehr durchzieht die Ära Merkelwie ein roter Faden.

Diese Linie der Politik wird deutlicham Beispiel der langjährigen Leugnungdes Kriegszustandes in Afghanistan, derersatzlosen Abschaffung der Wehrpflicht,drastischer Mittelkürzungen, verbunden

mit der Reduzierung von kampfentschei-denden Grossgeräts um rund ein Drittelunterhalb des Solls.

Die Leugnung des kriegsähnlichen Zu-stands in Afghanistan durch die Politikhatte zur Folge, dass der dort eingesetztenTruppe weder ein angemessenes Mandaterteilt, noch eine adäquate Ausstattungzugeteilt wurde. Die Politik war gefangenin der Eigensuggestion des Brunnenboh-rens. Dem Ernst der Lage wurde zunächstnur durch scheibchenweise Nachsteue-rung Rechnung getragen. Erst das Karfrei-tagsgefecht von 2010 und die Gefallenenführten dazu, dass schwere Waffen nachAfghanistan gebracht wurden, Waffen,wie die Panzerhaubitze, die andere Natio-nen schon lange vor der Bundeswehr dorteingesetzt hatten. Man kann es durch-aus als Skandal bewerten, dass die poli-tisch motivierte militärische Zurückhal-tung auf dem Rücken der Truppe ausge-lebt wurde.

Es ist der Verdienst zu Guttenbergs,dass er dafür gesorgt hat, den Konflikt inAfghanistan als Krieg zu begreifen.

Abschaffung der Wehrpflicht,Mangel an Grossgeräten

Die Abschaffung der Wehrpflicht er-folgte ersatzlos ohne Absicherung durchMöglichkeiten, den personellen Bedarf be-sonders auf der Ebene der Mannschafts-dienstgrade auf andere Weise angemessen

decken zu können. Damit wurde der Bun-deswehr die personelle Ressource auchfür die Gewinnung von Unterführer- undFüh rer nachwuchs entzogen. Die Armeewurde auf der Ebene der Mannschafts-dienstgrade quasi abgeschafft. Die Folgensind bis heute spürbar. Ist die Gewinnungvon Nachwuchs für die Offizier- bzw. Un-teroffizierlaufbahn gut bis hinreichendmöglich, so ist sie für die Laufbahn derMannschaftsdienstgrade eher schlecht.Dies gilt vor allem für qualifizierten Nach-wuchs. Der mit der wohl klingenden Be-zeichnung «Dynamisches Verfügbarkeits -management» verschleierte Abbau desGrossgeräts um 30 Prozent unter Soll warverbunden mit einem Einschnitt auchin den Betrieb der Streitkräfte. Die Aus -wirkung unter anderem auf Übungen,Schiessvorhaben und Flugstunden redu-zierte auch nachhaltig die Professionali-tät, das heisst die militärische Leistungs-fähigkeit der Truppe. So ist die Fähigkeitim Heer zum sogenannten «Gefecht derverbundenen Waffen», das heisst zum en-gen Zusammenwirken vieler Truppentei-le unter Gefechtsbedingungen, weitestge-hend verloren gegangen.

Die Reduzierung des Grossgeräts unddie Einschnitte in den Betrieb haben dazugeführt, dass die Bundeswehr für die Lan-des- und Bündnisverteidigung nicht ein-

Soldaten des Gebirgsjägerbataillons 233

beim Häuserkampf.

Fahrzeugkolonne auf dem Weg

zum Camp Nord.

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Sicherheitspolitik

satzbereit ist. Sie ist nicht einsatzbereit,weil sie die auf dem Papier im Orga-nigramm ausgewiesenen Grossverbän-de und Verbände mangels Ausrüstungund Ausbildung nicht zur gleichen Zeiteinsetzen kann.

Waren politische Absicht und militäri-sche Fähigkeiten in der Zeit des KaltenKrieges noch im Einklang, weil die po -litische Absicht mit militärischen Fähig-keiten unterfüttert war, so sind die heuti-gen politischen Phrasen, gerade auch dienach mehr Verantwortung, hohl, weil dieMittel zur Umsetzung fehlen. Die Krim-Krise hat deutlich gezeigt, welcher Stel-lenwert uns sowohl als Nation, als auchals EU zugemessen wird.

Beurteilung des Potenzialsder Bundeswehr

Die Absenkung der konventionellenFähigkeiten auf breiter Front führt abergleichzeitig auch zu einer Absenkung deratomaren Schwelle3. Dieser Zusammen-hang scheint der Politik nicht klar zu sein.Da aber der Einsatz von Atomwaffen wegen der gegenseitigen gesicherten Ver-nichtungsmöglichkeit nach wie vor alsunwahrscheinlich gilt, ist der konventio-nelle Handlungsspielraum für einen ent-sprechend gerüsteten Gegner grösser, zu-mal wenn er das breite Spektrum hybri-der Kriegsführung nutzt.4

Deutschland ist aufgrund der darge-stellten Defizite weit davon entfernt, alsmilitärisches Gewicht wahrgenommen zuwerden. Äussert sich das innerhalb derNATO bestenfalls in Verständnis, oder,für Soldaten weniger erträglich, in ver-ständnisvollem Mitleid, so zeigt das Ver-halten Russlands deutlich, wie unser mi-litärisches Potential dort beurteilt wird.Militärische Zurückhaltung steht als po-litische Linie unserem Land sicher gut an.Daraus aber einen Raubbau an den mili-tärischen Fähigkeiten abzuleiten, führt zueinem Verlust an Glaubwürdigkeit undStellenwert im eigenen Bündnis und beieinem möglichen Gegner.

Die Eigenblendung in Deutschland be-stand und besteht immer noch in der An-nahme, das Zusammenstellen von Kon-tingenten für Einsätze in einem eher be-scheidenen Umfang oder Ausbildungshil-fe seien das Mass an Einsatzbereitschaft,welches ausreicht.

Selbst das Zusammenstellen von Kon-tingenten ist aber nur unter erheblichenProblemen möglich, wie beispielsweise dasZusammenstellen des Panzergrenadier-

bataillons für die Speerspitze der NATOzeigt, das Gerät nahezu aus dem gesam-ten Rest des Heeres ausleihen musste.5

Deutschland hat sich militärisch selberabgeschafft, oder besser gesagt, die deut-sche Politik hat sich ihres ungeliebten mi-litärischen Instruments entledigt.

Soll der Stellenwert und die internatio-nale Anerkennung auf dem Feld militäri-scher Zusammenarbeit wieder gewonnenwerden, so ist ein anderer militärischerBeitrag zu politischer Solidität und zur So-lidarität im Bündnis erforderlich. Sichersind auch Logistik und Sanitätsdienst fürmilitärische Operationen unabdingbarwichtig, aber sie bestimmen nicht denStellenwert. Dieser ergibt sich aus dempolitischen Willen, der Bereitschaft undder glaubwürdigen Fähigkeit, im äussers-ten Fall die westlichen Werte im Kampfzu verteidigen.

Fazit

Die politischen Absichtserklärungenzu Verbesserungen hat man vernommen,wenn auch nicht aus dem Kanzleramt,wohl auch deshalb, weil der derzeitigeStand der dort vorhandenen Absicht ent-spricht. Den verbalen Bekundungen poli-tischen Hilfspersonals sollten jetzt sicht-bare Taten folgen. Diese Nachhaltigkeitwird man mit Interesse beobachten müs-sen. Bis dahin bleibt es dabei, dass dieKluft zwischen Schein und Sein zumNachteil der Bundeswehr und ihrer enga-gierten und motivierten Soldaten beste-hen bleibt.

Zu hoffen ist, dass der NATO-Gipfelin Wales auch das Umdenken in Deutsch-land beschleunigt. ■

1 Koalitionsvertrag 2009, S. 123 f.2 Vgl. Prof. Christian Hacke «Zivilmacht ohne

Zivilcourage», in BPB, APUZ, 39/2011, 21.09.2011.

3 Vgl. Rainer Waterkamp, Sicherheitspolitik zwi-schen Rüstung und Abrüstung, Opladen 1985,S.115 f.

4 Vgl. Helmut Schmidt, Strategie des Gleichge-wichts, 4. Auflage, Stuttgart-Degerloch 1969,S. 73.

5 Vgl. T.Wiegold in «Augen geradeaus» vom 10.03.2015 einschl. der Kommentare.

Brigadegeneral a D

Wolfgang Kopp

D-72488 Sigmaringen

Die Sicherheitspo-litischen Kommis-sionen (SiK) tagtenim Vorfeld der Früh-jahrssession 2016sowie erstmals inder 50. Legislaturund in ihrer neuenZusammensetzung.

Die SiK Nationalrat (NR) gibt der Stan-desinitiative des Kantons Basel-Land-schaft zur Verstärkung des Grenzwacht-korps Folge (GWK; 15.301) und emp-fiehlt der vorprüfenden Finanzkommis-sion NR dasselbe für eine fast gleich -lautende Standesinitiative des Kantons Basel-Stadt (15.311). Sie beauftragt denBundesrat mittels Postulat, «den Auf-trag und den zu dessen Erfüllung not-wendigen Bestand des GWK» angesichtsder sich rasch verändernden Lage ander Grenze zu prüfen und bis Ende MaiBericht zu erstatten unter Einbezug derArmee zur Unterstützung des GWK imAssistenzdienst (16.3005). Die SiK-NRlehnt die Parlamentarische Initiative«Stärkung der Sicherheit – Wiederein-führung und Verstärkung der Grenzkon-trollen» zur Ergänzung der Bundesver-fassung ab: «Die Schweiz kontrolliertihre Grenzen eigenständig und systema -tisch.» (15.443).

Die SiK Ständerat (SR) schliesst sich denEntscheiden des NR in der Wintersessi-on 2015 an. Erstens bei der Änderungdes Militärgesetzes (SR 510.10): sechsanstatt fünf Wiederholungskurse derMannschaft (14.069-1). Zweitens beim«Bundesbeschluss zum Zahlungsrah-men der Armee 2017–2020» (14.069-6),wonach 20 Milliarden Franken bewil-ligt werden, und das VBS «währendder Budgetierung Umschichtungen zwi-schen den eigenen Krediten vornehmenkann». Drittens die «Zusätzliche Be-schaffung von Rüstungsmaterial 2015»von 874 Millionen Franken einschliess-lich des Leichten geländegängigen Last-wagens «Duro I» (15.017; «Rüstungs-programm 2015»). Folgte der Ständeratseiner SiK und damit dem NR, so könntedie sechsteilige Vorlage «Weiterentwick-lung der Armee – Änderung der Rechts-grundlagen» (14.069) am 18. März 2016mittels Schlussabstimmungen parlamen-tarisch verabschiedet werden.

Oberst aD Heinrich L.WirzMilitärpublizist/Bundeshaus-Journalist

3047 Bremgarten BE

Aus dem Bundeshaus

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Sicherheitspolitik

kischen Armee und den Angehörigen derPKK statt.

Offiziell sollen die NATO-Flugzeuge«die Türkei bei der Überwachung ihresLuftraums unterstützen». Inoffiziell giltals Grund des AWACS-Einsatzes der Ab-schuss der russischen SU-24 durch dietürkische Luftwaffe am 24. November2015. Solche Zwischenfälle sollen in Zu-kunft vermieden werden. Die Besatzungender Kampfflugzeuge sind nämlich in die-ser Region in vielen Fällen auf Sichtflugangewiesen, was besonders bei schlechtemWetter ein Problem ist. Es gibt keine mo-dernen Flugleit- und Kontrollverfahren,wie sie nach westlichem Standard üblichsind, weil für viele Bereiche keine leis-tungsfähigen Bodenradar zur Verfügungsehen. Diese Lücke soll AWACS künftigaus der Luft schliessen.

AWACS ist in der Lage, den Kampf derAllianz gegen den IS zu optimieren.

Die Beteiligung Deutschlandsam AWACS-Einsatz in der Türkei

Am 18. Dezember informierte die Bun-desregierung die Ausschüsse des Auswär-tigen Amtes und des Verteidigungsmi -nisteriums, dass ein Einsatz von AWACSüber der Türkei geplant sei und sie die-sem Einsatz zugestimmt habe.

In dem Schreiben begründete die Bun-desregierung auch, warum aus ihrer Sichteine Beteiligung des Deutschen Bundes-tages für diese Mission nicht notwendigsei. Es heisst dazu u. a.: «Ein Bundestags-mandat ist nicht erforderlich … vor allem,weil ein Einsatz von Waffengewalt bei denFlügen derzeit nicht zu erwarten ist».

Nach Ansicht der Regierung bestehtkeine Gefahr, dass die Soldaten in eine be-waffnete Auseinandersetzung verwickeltwerden. Nur in solchen Fällen sei jedochein Bundestagsmandat zwingend erfor-

Jürgen Hübschen

Am 8. Januar 2016 flogen zwei deutscheTornado-Aufklärer ihren ersten Einsatzüber Syrien und dem Nordirak. RechtlicheGrundlage ist ein Beschluss des DeutschenBundestages vom 4. Dezember 2015.

Am 18. Dezember 2015 entschied dieNATO, über der Türkei AWACS-Flug-zeuge einzusetzen, «um die Türkei beider Überwachung ihres Luftraums zu un -terstützen».

Die Bundesregierung stimmte diesemEinsatz, an dem auch deutsche Soldatenbeteiligt sind, am 18. Dezember zu. Aufeine Beteiligung des Deutschen Bundes-tags hatte die Bundesregierung verzichtet.

Ist diese Nicht-Beteiligung des Parla-ments juristisch korrekt und politisch ge-schickt?

Der NATO AWACS-Verbandin Geilenkirchen

Der AWACS-Verband – AWACS stehtfür «Airborne Early Warning and Con-trol System» – ist ein Einsatzverband derNATO-Frühwarnflotte, der seit Ende 1988voll einsatzbereit ist.

Die 14 bis16 Flugzeuge vom Typ E-3A –umgebaute Versionen der Boeing 707 –fliegen Überwachungs- und Leiteinsätzevon ihrem Hauptstützpunkt in Geilen-kirchen oder von sogenannten ForwardOperation Bases (FOBs), Aktion (Preve-sa Griechenland), Trapani (Italien), Konya(Türkei) und Ørland (Norwegen).

Insgesamt gehören 2000 Soldaten undzivile Mitarbeiter aus 15 Nationen zu die-sem internationalen Verband. Auch dieTürkei stellt Personal. Etwa 30% der Ver-bandsangehörigen sind Deutsche, auch beiden fliegerischen Einsätzen.

Die Flugzeuge fliegen in der Regel ineiner Höhe von knapp 9000 m und ha-

ben eine Reichweite von über 9000 km,je nach Flughöhe und Wetterbedingun-gen. Die Maschinen können mit Luft -betankung bis zu 18 Stunden in der Luftbleiben.

Mit Hilfe ihres Radargerätes, dessenAntenne wie ein Pilz oben auf der Ma-schine angebracht ist, können die E-3Abodennahe Ziele bis zu einer Entfernungvon 300 km erkennen und verfolgen.AWACS ist damit in der Lage, quasi alsfliegender Tower zu fungieren, kann also

nicht nur Bewegungen im Luftraum über-wachen, sondern auch koordinieren unddamit praktisch den Luftkampf organi-sieren.

Mit solchen Aufträgen wurden dieE-3A bereits 1994 im Jugoslawienkon-flikt, 2003 während des amerikanischenEinmarsches in den Irak über der Türkeiund 2009 über Afghanistan eingesetzt.An diesen Ein sätzen waren auch deutscheSoldaten beteiligt.

Der AWACS-Einsatzin der Türkei

Für diesen Einsatz sollen die Flugzeugevon Geilenkirchen auf die FOB in Konya,einer Millionenstadt in Zentral-Anatolien,etwa 270 km von Incirlik verlegt werden.

In Konya und Umgebung finden zurZeit heftigste Kämpfe zwischen der tür-

AWACS über der Türkei – ein Einsatzohne Zustimmung des Parlaments?

«Offiziell sollendie NATO-Flugzeuge

‘die Türkei bei der Überwachung ihres

Luftraums unterstützen‚.»

Der Deutsche Bundestag stimmte im Dezember 2015 dem Einsatz vonTornado-Aufklärern der Bundeswehr für Einsätze über Syrien und Nordirak zu. Nun hat die NATO entschieden, die Türkei bei der Kontrolleihres Luftraums mit AWACS-Flugzeugen zu unterstützen. Müsste derDeutsche Bundestag nicht auch ein Mandat für diesen Einsatz beschliessen?

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Sicherheitspolitik

derlich. «Weder verfügt die Terrormiliz ISüber eigene Luftstreitkräfte, noch ist ein po-litischer Wille des Assad-Regimes absehbar,die eigene Luftwaffe gegen die Türkei einzu-setzen.»

Die Opposition beurteilte die Lage völ-lig anders und sieht in der Nichtbeteili-gung des Parlaments einen Verfassungs-bruch.

Das Bundesverfassungsgericht hatte imZusammenhang mit dem AWACS-Einsatzüber der Türkei während des Irak-Krieges,der ohne Parlamentsbeteiligung stattge-funden hatte, in einem Entscheid aus demJahre 2008 festgestellt, dass das Parlamentschon dann über einen Auslandseinsatzabstimmen muss, wenn deutsche Solda-ten «in bewaffnete Auseinandersetzungenverstrickt» werden könnten. Es kommenicht darauf an, ob die Bundeswehr selbstdie Absicht habe, Waffen einzusetzen. Des-wegen wäre für den Einsatz ein Bundes-tagsmandat erforderlich gewesen.

Beurteilung

Zu den aktuellen Tornado-Einsätzensagte ein Sprecher des Verteidigungsmi-nisteriums: «Die Aufklärungsziele sollendem Kampf gegen den IS dienen. Sie dienennatürlich auch als mögliche Ziele für wei -tere Operationen.» Andere, nicht genann-te Experten sind noch wesentlich deutli-cher: «Wir machen da ja keine Landver-messung. Es geht um ‹Targeting›, auch wennman das nicht gerne hört. Wir liefern Ziel-daten für andere, damit die etwas drauf-werfen.» Die Bundesverteidigungsminis-terin spricht sogar von einem Kampfein-satz, vermeidet allerdings das aus meinerSicht angemessene und auch ehrlichereWort «Krieg».

Ein besonderer Aspekt dieses Einsatzesist der Umgang mit den durch die deut-schen Tornados ermittelten Bilder undDaten. Ein Bundeswehr-Sprecher erklär-te zum Thema Daten-Weitergabe: «WasAufklärungswert hat, wird an alle Partnerweitergegeben … Das, was von Nutzen ist,wird in die Datenbank der Anti-IS-Koali-tion eingespeist. Es gibt keinen Grund da-für, dass die Türkei bestimmte Bilder nichtsehen darf.» Die Türkei sei schliesslichnicht nur Teil der Koalition, sondern auchNATO-Partner. Der Sprecher betont aller-dings: «Nicht die Kurden sind Ziele, son-dern der IS.»

Vergleichbare klare Aussagen zu denAWACS-Operationen wurden sorgfältigvermieden, obwohl das, was für den Ein-satz der Tornado-Aufklärer gilt, grund-

sätzlich auch auf die AWACS-Operatio-nen zutrifft. Deshalb sind auch die Pro-bleme, die sich daraus ergeben nicht nurvergleichbar, sondern identisch.

Für den Einsatz der Tornados gibt esein Bundestagsmandat, für die AWACS-Operation dagegen nicht. Warum? Wasunterscheidet eigentlich den geplantenEinsatz der E3-A grundsätzlich von denAufklärungsflügen der deutschen Torna-dos?

Ein Unterschied ist sicherlich das ge-ringere Risiko für die Besatzungen, weilAWACS nicht über einem Gebiet fliegt,in dem die westliche Allianz gegen den ISkämpft.

Aber auch AWACS wird Luftoperatio-nen durchführen und dabei Erkenntnis-se aus und über ein Gebiet gewinnen, dasbis zu 300 km nach Syrien und/oder inden Irak hineinreichen kann. Die dabeigewonnenen Daten über den IS werdensicherlich ebenso allen Partnern der Anti-IS-Allianz zur Verfügung gestellt, wiedas durch die Tornados gewonnene Bild-und Datenmaterial, also auch der Türkei.Darüber hinaus ist AWACS in der Lage,Lufteinsätze zu koordinieren und sogarKampfflugzeuge auf dem sichersten Wegzu ihren Zielen zu leiten.

Im Gegensatz zu den Ergebnissender Tornados stehen die Leistungen vonAWACS nicht nur für bestimmte Einsatz-zeiten zur Verfügung, sondern 24 Stundenpro Tag, wenn entsprechend viele E3-Aan der Operation beteiligt sind.

Man könnte also sagen, dass die Tor -nados taktische Einsätze fliegen, wäh-

rend AWACS eine strategische Missiondurchführt, deren Ergebnisse weit um-fangreicher sein können, als dies bei denTornado Operationen der Fall ist.

Empfehlungen

Wegen der Vergleichbarkeit mit denOperationen der deutschen Tornados undvor dem Hintergrund des Verfassungs -gerichtsurteils aus dem Jahr 2008, solltefür die deutsche Beteiligung am AWACS-Einsatz umgehend ein Mandat des Deut-schen Bundestages eingeholt werden.Selbst wenn es juristisch nicht zwingendsein sollte, politisch klug wäre es allemal.

Unabhängig davon, sollte man überle-gen, ob Konya in der aktuellen Lage derzweckmässigste Standort für den AWACS-Einsatz ist. Konya ist auf Grund derKämpfe zwischen der türkischen Armeeund der PKK unsicher, und ausserdemkönnte die Stationierung mitten im so -genannten Kurden-Gebiet von PräsidentErdogan innenpolitisch missbraucht undebenso wie die gewonnenen AWACS-Da-ten und Informationen für den Kampf ge-gen die kurdische PKK genutzt werden.

Man könnte die E-3As auf Grund ihrerReichweite auch von ihren FOBs in Grie-chenland und Italien einsetzen; gegebe-nenfalls ständen ja auch Möglichkeitenzur Luftbetankung zur Verfügung. ■

E-3 NATO-AWACS mit drei amerikanischen

F-16 Fighting Falcon. Bild: Wikipedia

Oberst i Gst aD

Jürgen Hübschen

Beratung für

Friedenssicherung und

Sicherheitskonzepte

D-48268 Greven

20 Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Eidgenössisches Departement für Verteidi-

gung, Bevölkerungsschutz und Sport VBS

Schweizer Armee - Luftwaffe LW

Die Luftwaffe gehört dem Bereich Verteidigung innerhalb des Departementes für Verteidigung, Bevölke-

rungsschutz und Sport (VBS) an. Der Primärauftrag des LVb Flieger 31 ist die Ausbildung sämtlicher Funk-

tionen der Truppe in den Bereichen Bodenpersonal, Piloten und Drohnenoperateure (Piloten und/oder

Nutzlastoperateure).

Fachlehrer/in Drohnen Pilot Lehrverband Flieger 31

Primär fliegen Sie als Drohnenpilot/in das Flugzeug des Aufklärungsdrohnensystems der Armee, respek-

tive bedienen die Kameras während Einsätzen bei Tag und in der Nacht. Daneben unterstützen Sie die

Ausbildung von Berufs- und Milizdrohnenoperateuren sowie weiteren Funktionen und bewirtschaften

Ausbildungs- und Trainingsunterlagen.

Um diese anspruchsvolle Arbeit erfolgreich ausführen zu können, müssen Sie im Besitze einer Pilotenli-

zenz nach EASA-CPL/IR (A) sein (oder mindestens PPL in Ausbildung zu CPL) und die Offiziersausbildung

mit der Benotung gut abgeschlossen haben. Wir erwarten von Ihnen eine gute Auffassungsgabe und

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21Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Sicherheitspolitik

Friedrich-Wilhelm Schlomann

Der Norden der Halbinsel hatte schon2015 einen ernsthaften Mangel an Le-bensmitteln, hinzu kamen das Ausblei-ben internationaler Hilfe sowie die Sank-tionen gegen seinen Nuklear-Aufbau. Fürdas jetzige Jahr deuteten schon mehrereAnzeichen auf einen noch grösseren Man-gel, der in seiner Krise zu sozialen Proble-men bis zu einem Notstand führen könn-te. Die Lage, erwarteten jene Kreise, wür-de wahrscheinlich sogar noch schlimmerwerden als die Hungersnot in der Mitteder 1990er Jahre, bei der rund zwei Millio-nen Nordkoreaner starben; Ursache warneben internen Misserfolgen die inter -nationale Isolation und auch der Zusam-menbruch der Sowjetunion 1991.

Äussere Stärke um von innerenSchwächen abzulenken

Eine weitere Atom-Aufrüstung und einezugleich erfolgende Verbesserung des all-gemeinen Lebensstandards erscheinen an-gesichts der Verhältnisse in der «Demo-kratischen Volksrepublik Korea» unver-einbar… Ein Weg des Regimes wäre dieweitere Entwicklung seiner Nuklearwaf-fen mit dem Ziel, den Status einer aner-kannten Atom-Macht zu erhalten durchdirekte Verhandlungen mit den USA undseinen Beziehungen zu China. Washing-ton indes hat bisher stets betont, eine der-artige Anerkennung zu verweigern. Grundist nicht zuletzt die Sorge vor einem dannfolgenden Bau von Atombomben auch inJapan, der die Sicherheitslage in Fernostvöllig verändern würde. Ob Peking jenenStatus bejahen würde, dürfte angesichtsseiner Ablehnung der Atom-Politik Pjöng-jang’s zu verneinen sein.

Ein möglicher Ausweg aus dem Dilem-ma wäre auf dem bevorstehenden VII.Kongress der Partei der Arbeiter Ende Maieine Abkehr Kim Jong-uns von der Poli-tik seines Vaters gewesen und stattdessenseine in letzter Zeit häufig dargelegte Vi-sion von der Steigerung des Lebensniveausseiner Untertanen. Eigentlich müsste ihn

die Situation im Lande dazu zwingen:Nord-Korea hat in diesem Jahr mit einemFehlen an Lebensmitteln von rund einerMillion Tonnen zu rechnen, die grössteKnappheit seit Kim Jong-uns Machtan-tritt. Das Land benötigt als Minimumfünf Millionen Tonnen, schon währendder letzten Jahre fehlten bis zu 500000Tonnen. Alljährlich ging die Getreidepro-duktion um zehn Prozent zurück, zudemwaren 2015 die Dürren in Nord-Koreadie schlimmsten seit 100 Jahren. Von Jah-resbeginn bis September letzten Jahres im-portierte Pjöngjang 38000 Tonnen Ge-treide von Peking, ein Rückgang fast umein Drittel der vorangegangenen Zeit –fehlte es an Devisen?

Nach einem kürzlich veröffentlichtenBericht der UN: leiden 70 Prozent der24,6 Millionen Nordkoreaner an Hun-ger; 1,8 Millionen, besonders Kinder undSchwangere, benötigen besondere Lebens-mittel-Zuwendungen, um eine Unterer-nährung zu vermeiden. Schon zu Jahres-ende schrieb «The Wall Street Journal» inNew York einen längeren Artikel mit derÜberschrift «Wie Nord-Korea zur schlech-testen Wirtschaft der Welt wurde».

Wird Nord-Korea zur Atommacht?

Inzwischen, am 5. Januar, hat sich dasnordkoreanische System mit seinem vier-

Nord-Korea am ScheidewegGut informierte Kreise glaubten bereits letzten Herbst, dassdie Führung in Pjöngjang im neuen Jahre vor einem grösserenDilemma stehen würde hinsichtlich seiner gleichzeitigenatomaren Aufrüstung und seiner wirtschaftlichen Situation.

Friedrich-Wilhelm

Schlomann

Dr. iur utriusque

D-53639 Königswinter

ten Atombomben-Test in Punggye Ri (imNordosten des Landes) für die militäri-sche Lösung entschieden. Der Propagan-da Pjöngjang’s zufolge handelte es sich umeine Wasserstoffbombe, deren Sprengkraftdie einer herkömmlichen Atombombe umdas Vielfache übersteigt; deren Existenz in-des von den USA-Stellen bezweifelt wird,doch steht Nord-Korea «an der Schwelledavor».

Peking zeigte bereits seine Missbilligung,seine weitere Haltung wird genau zu be-obachten sein! Weiss man dort doch, dassdas Pjöngjang-Regime wirtschaftlich zu90 Prozent von China abhängig ist! WirdJapan jetzt seine eigene Atombombe bau -en, Tokio benötigt dazu lediglich 90 Tage.In Süd-Korea wurden dieser Tage ersteStimmen laut, selbst nuklear aufzurüsten,und mit der Provokation durch den Startder Langstreckenraketen vom 7. Februarwird die Lage noch angespannter. ■

Darsteller beim Arirang-Festival

im 1.-Mai-Stadion. Bild: Wikipedia

22 Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Einsatz und Ausbildung

Daniel Weilenmann

Qualitativ hochwertige Dienster leb nis - se für Soldaten gibt es nur, wenn die Of-fiziere auf Stufe Einheit eine effizientesowie effektive Aus- und Weiterbildungdurchführen und – vor allem – eine motivierende, kameradschaftliche Atmo-sphäre schaffen können. Der Soldat istder grösste Multiplikator für den Ruf derSchweizer Armee in der Gesellschaft, Wirt-schaft und Politik.

Bei allen Weiterentwicklungen und Ver-änderungen darf eine Tatsache nicht ausserAcht gelassen werden: Die gesellschaftli-che Anerkennung für Offiziere hat sich seitden Neunzigerjahren erheblich verschlech-tert. Heutzutage ist es eine entscheidendeberufliche und private Frage, ob eine Of-fizierslaufbahn im Militär angestrebt wer-den soll. Die Armee muss deshalb alles da-ran setzen, dass die optimalen Vorausset-zungen und Anreize zur Überwindung die-ser Hindernisse geschaffen werden.

Die Weiterentwicklung der Armee(WEA) verbessert grundsätzlich die Se-lektion und Ausbildung der Offiziere aufStufe Einheit – allerdings gibt es weite-re, sehr wichtige Punkte wie beispielsweisedie Wertschätzung gegenüber diesen Of-

fizieren, denen unbedingt Beachtung ge-schenkt werden muss.

Sinnvolle Rückkehr zur bewährtenGrundausbildung zum Leutnant

Damit ein Angehöriger der Armee (AdA)im Ausbildungsmodell der WEA Leut-nant (Offizier 1. Grades) werden kann,muss dieser wieder eine gesamte Rekru-tenschule als Unteroffizier und als Offi-zier abverdienen – ähnlich wie in der Ar-mee 61 und Armee 95.

Die Selektion des Offiziers erfolgt wäh-rend der Kaderschule und während despraktischen Dienstes, womit wieder ge-nügend Zeit für das Kader und die In-struktoren vorhanden ist, um die geeigne-ten Offiziersanwärter auszuwählen. DieseNeuerung bzw. Rückkehr zum bewähr-ten Ausbildungsmodell für die angehen-den Offiziere soll unbedingt exakt so um-gesetzt werden.

Optimierungspotentialbei der Selektion

des Einheitskommandanten

Der Einheitskommandant (Kadi) hateine zentrale Rolle auf Stufe Einheit für

die Umsetzung qualitativ hochwertigerMilitärdienstleistungen und Militärerleb-nisse. Neben seinem fachlichen Könnenist eine herausragende Persönlichkeit ge-fragt: Als «Vater der Kompanie» muss ereinen soliden Charakter sowie ausgepräg-te Führungs- und Sozialkompetenzen auf-weisen. Er muss mental äusserst belastbar,durchwegs integer und in jeder HinsichtVorbild sein.

Um genügend Lebenserfahrung undim privaten Leben geordnete, stabile Ver-hältnisse zu haben, ist ein vorgeschritte-nes Alter, im Vergleich zu seinen Un-terstellten, sinnvoll. Im Normalfall soll-te ein Kadi, wenn er das erste Mal voll -ausgebildet seine Funktion antritt, nichtjünger als 27 Jahre* sein. Aufgrunddes bisherigen Ausbildungsmodells und eines ungeregelten Vorschlagswesensgab es in jüngster Vergangenheit Kadisim Alter von 21 Jahren. Dies soll es inZukunft richtigerweise nicht mehr ge-ben.

Ein Kadi ist dann ein Vorbild, wenn erauch im privaten Leben bereits etwas er-reicht hat. Zusätzlich muss im Rahmender Selektion zwingend die Persönlichkeitsowie der privat-zivile Hintergrund ge-prüft werden.

Selektion, Ausbildungund Wertschätzung der Offiziereauf Stufe Einheit in der WEA

Das Fundament und Rückgrat der Schweizer Armee bilden die Einheiten.Zu den wichtigsten Funktionen der Schweizer Armee gehören folglichdie Offiziere auf Stufe Einheit. Sie gestalten den Dienst, von welchem dieDienstleistenden anschliessend in ihrem Umfeld berichten. Die Zukunftder Armee hängt letztendlich von der Gunst der Bevölkerung und desParlaments ab. Bild: Pz Bat 29

23Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Einsatz und Ausbildung

Verlängerung der Ausbildungszeitverhindert die besten Kadis

Die Ausbildungszeit des Kadis darf imAusbildungsmodell der WEA auf keinenFall verlängert werden. Denn im Alterzwischen 25 und 30 Jahren befinden sichdie geeigneten und qualifizierten Kadi-Anwärter im privaten und beruflichenLeben in einer sehr wichtigen und ent-scheidenden Lebensphase. Im Gegensatzzu einem Zugführer: Im Alter von 20 bis21Jahren sind die zeitlichen Umstände fürdie Studien-, Karriere- und Familienpla-nung noch von eher geringer Bedeutung.

Ein 27-jähriger Mann mit Karriereaus-sichten und privaten Plänen wird sichin der heutigen beruflichen Welt und Ge-sellschaft zweimal fragen, ob er die Bür-de als Kadi wirklich auf sich nehmen will.Hoch qualifizierte Anwärter lassen sichnicht mehr gewinnen, wenn sie statt deraktuell 17-wöchigen Ausbildung neu eine29-wöchige Ausbildung (und damit zumdritten Mal eine ganze RS) absolvierenmüssen. Vor allem auch, weil die Abwesen-heit von mehr als einem Monat von vielenArbeitgebern heutzutage (inoffiziell) nichtmehr toleriert wird.

Arbeitszeugnis und Diplomfür einen ausgebildeten Offizier

mit zivilem Nutzen

Die Armeeführung muss in der WEAMassnahmen treffen und neben dem Aus-bildungsmodell, Anerkennung und Wert-schätzung wieder herbeiführen, analog zufrüheren Zeiten.

Ein Offizier erhält nach erfolgreichemAbschluss seiner Grundausbildung keinArbeitszeugnis und kein Diplom. In jederanderen, zivilen Ausbildung gibt es dies.

Aktuell erhält ein ausgebildeter Offizierzwei Dokumente (Brevet des Lehrverban-des und FUM-Führungsausbildungszer-tifikat), die nicht aussagekräftig und imzivilberuflichen Leben kaum anerkanntsind.

Der ausgebildete Offizier soll ein Ar-beitszeugnis erhalten, welches präzise be-schreibt, was für Führungs-, Sozial- undFachkompetenzen angeeignet wurden.Dazu soll der Bund ein Diplom mit Titel«Offizier der Schweizer Armee» ausstel-len. Mit einem Arbeitszeugnis und dem«diplomierten» Abschluss durch den Bunderhält ein Offizier gesellschaftliche Aner-kennung in der Berufswelt, welche einer-seits immer mehr zertifikats- und diplom -orientiert und andererseits immer weni-ger über die Ausbildungsinhalte der Ar-mee informiert ist.

Würdiges Erscheinungsbilddes Offiziers

Es ist sinnvoll, dass die Felduniform auszweckmässigen Gründen keinen Unter-schied zwischen Kadern und Unterstell-ten zeigen sollte. Die Ausgangsuniformhingegen soll den Offizier klar von denSoldaten unterscheiden, insbesondere inder Öffentlichkeit und bei festlichen An-lässen. Womöglich in keiner anderen Ar-mee der Welt hat der Chef der Armee diegleiche Uniform wie der Rekrut in der ers-ten Woche der Rekrutenschule. Der ak-tuelle Ausgangsanzug für alle AdA kostetkomplett knapp 750 Franken (ohne Schu-he). Mit diesem beachtlichen Betrag soll-te auch eine ansehnliche Offiziersuniformbeschafft werden können. Eine schöne– und würdige – Offiziersuniform würdedie militärische wie auch gesellschaftlicheAnerkennung fördern.

Oberleutnant

Daniel Weilenmann

Anwärter Einh Kdt

Pz Br 11

8645 Jona

Nebst einem angemessenen Erschei-nungsbild sollen die Offiziere sich beimMittagessen nicht ein Plätzchen zwischenden Rekruten suchen müssen, sich nichtspät nachts noch selber die Schuhe put-zen müssen oder sich im Zeughaus zu-hinterst in die Schlange einreihen müs-sen. Dem Offizier gebührt in allen mi -litärischen Institutionen Respekt. Insbe-sondere muss Wertschätzung von der Ar-meeführung kommen, damit Anerken-nung von den Soldaten und der Bevölke-rung aufgebracht wird.

Schlusswort

Durch eine sinnvolle Selektion undAusbildung, unter Berücksichtigung desCharakters und des privaten Hintergrundsder Offiziere, sind auch die richtigen Leu-te dazu befähigt, motivierende, spannen-de und gehaltvolle Diensttage schaffen zukönnen.

Die Anerkennung im Zivilleben kanndurch die Offiziere selbst gefördert wer-den, muss aber mit allen Mitteln durchdie Armeeführung unterstützt werden.Nur so werden heute die richtigen Offi-ziere gefunden, welche in einigen Jahrenunweigerlich auch die zukünftige Armee-spitze bilden. ■

* Gemäss Reglement Qualifikation- und Mutati-onswesen der Armee (QMA).

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24 Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Einsatz und Ausbildung

Stefan Lenz

Das Richtstrahlbataillon 17 hat mit derWanderausstellung «DEINE ARMEE» inAppenzell und Umgebung die modernenTech nologien zur Bevölkerung gebracht.Unser Engagement als Miliztruppe gingaber noch deutlich weiter. Mit pu b li kums -wirksamen Zeremonien bei Standarten-übernahme und -rück gabe, ei nem Besuchder sicherheitspolitischen Kommission desNationalrates, sowie einem Informations-anlass für KMU- Vertreter wurde der Dia-log gesucht und die Öffentlichkeitsarbeitbewusst gefördert.

Eindrücklicher Aufmarschin Herisau

Am Dienstag der ersten WK-Wochefand sich das gesamte Bataillon vor demSportzentrum Herisau ein, um in For -mation zur Standartenübernahme beimSchulhaus Ebnet zu verschieben. Das De-filee setzte sich unter den Blicken zahlrei-cher Zuschauer vormittags um 10 Uhr inBewegung. Die drei Kompanien mit rund700 Soldaten wurden dabei von zweiKommunikationspanzern begleitet. EinSpiel der Militärmusik mit Tambourenführte das Defilee an. Der Plan des Ba-taillonskommandanten ging auf: Er woll-te mit dem Aufmarsch die Bevölkerungauf die Anwesenheit des Ristl Bat 17 auf-merksam machen.

Auch während der anschliessenden Ze-remonie wurde den Gästen etwas ge -boten. Die Reden von Renzo Andreani,dem Gemeindepräsidenten von Herisauund Andrea Caroni, Nationalrat AR, so-wie dem Brigadekommandanten MarcoSchmidlin waren kurz, persönlich ge-prägt und interessant. Die Ansprache vonOberstleutnant Stefan Lenz, als Kom-mandant des Ristl Bat 17 wurde begleitetvon einem ausdrücklichen Dank an seine

Familie. Ohne ihre Unterstützung wäresein Engagement für die Milizarmee ne-ben Beruf und Politik nicht in diesemMasse möglich.

Während dem Lunch, den alle Sol da- ten und Gäste geniessen durften, liess sicherkennen, dass die Akzeptanz des Mili-tärs in Herisau wohl über dem SchweizerDurchschnitt liegt. Die Befragten un -terstützten das Milizsystem ausnahmslos.Auch gab es von Beginnweg nur positive Er-kenntnisse zum Stand-ortbezug – obwohl wirdiesen mit Wachtdienstund Kampfmunitionsicherten. Dieses stär-kere Sicherungsdispo-sitiv fördert die Ord-nung und Disziplin beider Truppe, ohne dassder Kontakt zur Bevöl-kerung negativ beein-flusst wird. Die Gren-zen sind jedoch klar er-kennbar.

Kundenservice für Panzerund die Flab – aus Leidenschaft

Das eigentliche Kerngeschäft einerRichtstrahl-Formation ist die pünktlicheund stabile Bereitstellung von Kommu-nikations-Services für Sprache, Daten undBilder. Dazu nutzen wir unsere IMFS-Komponenten. Das integrierte militä -rische Fernmeldesystem ermöglicht es,solche Services auch in die entlegenstenWinkel der Schweiz oder mehrere Stock-werke unter Boden dem Nutzer an seinemArbeitsplatz zur Verfügung zu stellen.

In der zweiten und dritten Woche un-seres WK waren die Panzerbrigade 11 (PzBr 11) sowie die leichte Flab Lenkwaffen-abteilung 7 (L Flab Lwf Abt7) unsere Leis-tungsbezüger. Abgestimmt auf ihre takti-

schen Einsätze, stellten wir die notwen -digen technischen Infrastrukturen bereit.Die Kommandanten und Stäbe dieserVerbände nutzten unsere Geräte für ihreFührungstätigkeiten. So bauten wir fürdie Pz Br 11 ein Richtstrahl-Netzwerk mitmehr als 15 Standorten im Raum Effre-tikon bis Amriswil auf und änderten dieKonfi guration entsprechend dem Verlaufdes Kampfeinsatzes der Panzerbrigade.

INTERARMES – Kundenservice und Öffentlichkeitsarbeit aus LeidenschaftDas Richtstrahlbataillon 17 ist ein Dienstleister für Kommunikationsservicesim Bereich der Sprach-, Daten- und Bild-Übertragung. Der WK 2015 als«militärische Swisscom» war geprägt von Einsätzen zu Gunsten einer Panzer -brigade und einer Flugabwehr-Abteilung. Ein ebenso starkes Augenmerklag auf der Öffentlichkeitsarbeit.

Kommunikationspanzer beim Aufmarsch in Herisau.

25Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Dabei galt es, die Kampfidee (Absicht)des Leistungsbezügers (Kunden) zu ken-nen und zu verstehen, um unsere Netz-werke und Standorte vorzeitig zu planenund abhängig von möglichen Eventual-planungen auch Alternativen vorzuberei-ten. Damit dieses Zusammenspiel zwi-schen Leistungsbezüger und Leistungser-bringer funktioniert, braucht es eine ab-gestimmte Lagebeurteilung, eine koordi-nierte Konzeption und letztlich den Dia-log auf Augenhöhe. Im zweiten Einsatzfür die L Flab Lwf Abt 7 setzten wir Er-kenntnisse und Lehren aus der Zusam-menarbeit mit der Panzerbrigade direktum und konnten so unsere Leistungsfä-higkeit weiter verbessern. Für den Batail-lonskommandanten beeindruckend war,wie effizient und fokussiert die Standort-bezüge, die Aufbauten der Installationenund die Inbetriebnahme bei beiden Ein-sätzen funktionierte – die Leidenschaftwar spürbar.

Hoher politischer Besuchbeim Ristl Bat 17

Auch der Dialog mit den politischenVertretern im Schweizer Milizsystem wur-de im Verlauf des WK noch deutlich ver-tieft. Bereits am nächsten Tag erhielt dasBataillon hochrangigen politischen Be-such durch eine Delegation der SiK-N(Sicherheitspolitische Kommission desNationalrats). Die zehnköpfige Gruppeerhielt einen Einblick in den WK-Alltagdes Bataillons. Nach einem Rundgang mit

kurzen Referaten durch den Standort desBataillonsstabs besuchte man auch dieKompanien bei der Ausbildung und Ein-satzvorbereitung. Gefordert war dabei ex-plizit kein «politisches Sonderprogramm»,sondern ein praxisnaher Einblick in dasTagesgeschäft einer Milizformation.

In Bernhardzell angekommen, wurdendie Nationalräte durch Hptm ChristophKuert, Kdt der Ristl Kp 17/1, begrüsst.Beim Lunch aus der Gamelle konnten diePolitiker ihren Hunger stillen, sich auf denerlebnisreichen Nachmittag vorbereitenund interessante Gespräche mit Ange hö -rigen der Armee führen. Während NREdith Graf-Litscher (SP, Thurgau) sichmit Brigadier Marco Schmidlin über sei-ne Funktion als Kommandant der Füh-rungsunterstützungsbrigade 41/SKS (FUBr 41/SKS) unterhielt, diskutierten NRJakob Büchler (CVP-EVP, St.Gallen) undHptm Christoph Kuert rege das ThemaWehrpflicht.

Frisch verpflegt, ging es weiter zur Be-sichtigung des Ausbildungstandortes derRistl Kp 17/1, auf welchem die Delegati-on einen tie fe ren Einblick in den Ausbil-

dungs- und Einsatzall-tag erhielt. Sicherlichein Highlight für diePolitiker war die Be-sichtigung der RAP-und KOMPAK-Panzer.Diese multifunktiona-len Kommunikations-geräte auf Basis von Pi-ranha-Radschützenpan-zern sind die Haupt-waffe des Ristl Bat 17.Während sich die meis-ten mit der Begutach-tung des Vermittler-und Funkraumes be-gnügten, liess es sichNR Hans Fehr (SVP,Zürich) nicht nehmen,auch die Führerkabi-ne von innen zu inspi-zieren. Abgeschlossenwurde der Besuch miteiner Diskussionsrun-

de mit Milizangehörigen aller Stufen. So-wohl Soldaten wie auch der Bataillons-kommandant stellten sich den Fragen derNationalräte. Der Dialog war offen undehrlich, kritische Themen wie die Ausbil-dungs- und Ausrüstungslücken der Ar-mee wurden praxisnah diskutiert.

Synergien zwischenPrivatwirtschaft und Milizarmee

Ebenfalls noch in derselben Wochedurfte Bataillonskommandant OberstltStefan Lenz zusammen mit dem Stabschefder FU Br 41/SKS, Oberst i Gst RetoBrunschweiler, zivile Gäste begrüssen. Beidiesem Anlass waren Vertreter von kleinenund mittleren Unternehmen eingeladen.

Pünktlich um 10 Uhr begann das Re-ferat von Brunschweiler. In Anwesenheitvon weiteren Kadern des Ristl Bat 17 ginger insbesondere auf vier Themenpunkteein: die Rolle der Richtstrahlbataillonein der Armee, das konstante Training als Erfolgsfaktor, die Einsätze «INTERAR-MES», sowie die Zukunft der FU Br 41/SKS im Kontext der Weiterentwicklungder Armee (WEA).

Nachdem auch Lenz das Wort ergrif-fen hatte, ging es weiter zur Besichtigungdes Standorts der Ristl Kp 17/2 im «Mi-krodispo». Die Entscheidungsträger ausder Privatwirtschaft erhielten einen Ein-blick ins Leben auf dem Feld. Sie zeigtensich beeindruckt von der ad-hoc erstell-ten Infrastruktur, wie etwa dem Biwak-Dorf, der sanitären Einrichtungen, derWerkstatt, dem grossen KP-Zelt oder demMaterialmagazin.

Nach der technischen Einführung zuden Richtstrahlgeräten und Knoten-Ver-mittlern bei der Besichtigung eines IMFS-Knotens wurden verschiedene Aspektedes Zusammenwirkens von Armee undPrivatwirtschaft beleuchtet. So sprachenMilizoffiziere über den Mehrwert der mi-litärischen Führungsausbildung in derprivatwirtschaftlichen Unternehmensfüh-

Standartenübernahme des Ristl Bat 17.

Besucher bestaunen den schnellen Aufbau

eines Kommunikationspanzers.

26 Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Einsatz und Ausbildung

Oberstlt

Stefan Lenz

Kdt Ristl Bat 17

Executive MBA HSG

Parexa AG

8623 Wetzikon

rung. Auch die ausgeprägten Synergienzwischen privater und militärischer Be-rufspraxis wurden den zivilen Gästen pra-xisnah erläutert.

«DEINE ARMEE» –das «Ristl Bat 17 bi de Lüt»

Bereits am Dienstag der zweiten WK-Woche begann der Aufbau für die Ar mee -ausstellung «DEINE ARMEE» in Appen-zell. Der Publikumsanlass fand mitten imbeschaulichen Dorf auf dem Lands ge mein -de- und dem Brauereiplatz statt. Die impo-santen KOMPAK-Panzer sowie verschie-dene Marktstände wurden für die Infor-mationsvermittlung genutzt. Dabei konn-ten technische Geräte für die Kommuni-kations-Services und Einführungen zu ver-schiedenen Elementen der militärischenAusbildung konkret erläutert werden. DieAusstellung ermöglichte über 1000 Ge-spräche mit der Zivilbevölkerung in nurdrei Tagen.

Die Besucher zeigten grosses Inter essean den einzelnen Informationsständen.Speziell die beiden Kommunikations-Pan-zer waren ein Highlight für die Besucher.Die schweren Geräte wurden in Stellunggefahren und in Betrieb genommen. Sowaren Mobilfunk-Verbindungen in kur-zer Zeit möglich und der praktische Nut-zen wurde erkennbar. Auch der Sanitäts-posten oder die Ausbildung im ABC-Ab-wehr konnte bei den jünge ren Besuchern

punkten. Im Rahmen des Anlasses fandauch eine VIP-Veranstaltung für Politiker,Wirtschaftsvertreter und Verbandsfunk-tionäre statt. Sie wurden von Lenz durchdie Ausstellung geführt und konnten miteinem Apéro den Anlass ausklingen lassen.

Am Fre itag wurde erneut hoher Besucherwartet. Auch Div Melchior Stoller, derstellvertretende Kdt Heer, liess sich die

Ausstellung «DEINE ARMEE» beim RistlBat 17nicht entge hen.

Am Samstag fand abschliessend ein Be-suchstag für die Angehörigen des RistlBat 17 statt. Die Familien und Freundeder AdA waren eingeladen, sich aktuelleEindrücke zu einer modernen Armee auserster Hand zu verschaffen.

Imposanter Schlusspunkt

Der WK wurde am Mittwoch der letz-ten Woche schliesslich noch durch eineStandartenrückgabe abgerundet. Der fei-erliche Anlass wurde auf dem geschichts -trächtigen St.Galler Klosterplatz durch-geführt. Zahlreiche zivile, politische undmilitärische Gäste blickten zurück aufdie vergangenen drei Wochen und berei-cherten ihren Auftritt mit persönlichenErinnerungen.

Die Aufbauarbeiten zur Standarten-rückgabe begannen schon am Mittwoch-vormittag. Das Rednerpult, die Kantons-wappen und weitere zur Dekoration ver-wendete Ausrüstungsgegenstände, bei-spielsweise einige R-905 Richtstrahlgerä-te, wurden platziert. Als es dann zur Mit-tagsstunde losging, setzte sich auf demÜbungsplatz Breitfeld ein ganzes motori-siertes Defilee in Gang. An der AFG-Are-na vorbei, ging es über die Zürcherstrassein Richtung St.Galler Innenstadt. Dortangelangt, marschierte das ganze Batail-lon vom Gallusplatz an der Kathedra-

le vorbei und auf denKlosterplatz. Als dieTruppe ihre Formati-on eingenommen hat-te, begrüsste Lenz dieBesucher, die Gästeund seine Truppe beifestlicher Atmosphäre.

Die Gastredner ausder Politik waren dies-mal Alt-BundesratHans-Rudolf Merz(FDP) und NR WalterMüller (FDP). AuchOberstlt i Gst RicoRandegger, Komman-dant des FU Bat 11,

war als Vertreter des Kunden Pz Br 11 aufPlatz.Während Merz die Menge mit eini-gen Anekdoten aus seiner eigenen Dienst-zeit bei der Infanterie unterhielt, betonteMüller die sicherheitspolitische Relevanzdes Militärdiensts für die Schweizer Ge-sellschaft. Randegger schien sehr zufriedenmit den Dienstleistungen des Ristl Bat 17während der Truppenübung «NEPTUN

FU 11». Auch Lenz selbst bedankte sichanschliessend herzlich bei allen Angehö-rigen seines Bataillons für die gezeigteDisziplin und die besondere Leistungsbe-reitschaft.

Zum Abschluss der Zeremonie nahmenalle anwesenden Angehörigen der Armeedie Achtungsstellung ein, während zu-nächst die Nationalhymne ertönte. DieStandarte verliess anschliessend begleitetvom Fahnenmarsch den Klosterplatz.

Die Gäste des Ristl Bat 17 kamen nachder Standartenrückgabe in den Genusseines Apéros, während sich der Rummelauf dem Klosterplatz langsam wieder leg-te und die letzten Überbleibsel von Deko-ration und Infrastruktur wieder auf dieDuros verladen wurden.

Genau so ging es schliesslich für dasRistl Bat 17 auch nach der Zeremonie wei-ter. Die verbleibenden Tage standen ganzim Zeichen der WEMA, wodurch auf allen Standorten gleichzeitig Aufbruchs-und Abbaustimmung herrschte. ■

Kennzahl Werte 2015

Anzahl geleistete Diensttage 13 970

Anzahl persönliche Urlaubstage 459

Anzahl gefahrene Kilometer 154 000

Anzahl Liter Treibstoff (inkl. Aggregate) 27 000

Anzahl Flüge mit LW 2

Anzahl Schuss Mun verbraucht 25 307

Anzahl Portionen gegessen 12 852

Anzahl Defekte am Material 25

Material-Verfügbarkeit per Ende WK 98%

Wert des Materials im Ristl Bat 17 in CHF 41 883 751.65

Vergütung an Gemeinden für Stao/Ukft in CHF 138 315.95

Ein Richtstrahl-Standort «bi dä Lüt».

Kinder und Jugendliche sind begeistert

mit dabei. Bild: Ristl Bat 17

27Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Einsatz und Ausbildung

Eugen Thomann, Redaktor ASMZ

Ein halbes Jahr nach der Übernahmeder «spannendsten und komplexesten Auf-gabe» umriss Div Kaiser am 14. Januar inBern vor 350 Angehörigen des mittlerenund höheren Kaders der LBA und 120Gästen, wo die nun von ihm geführte LBAsteht und worauf sie sich vorbereitet. ZuWort kamen ferner der Berner Grossrats-präsident Marc Jost, der Schwyzer Stände-rat Alex Kuprecht mit einer gründlichenAnalyse der letzten Armeereformen, derbereits erwähnte Kommandant der Terri-torialregion 4; Div Kellerhals zeigte span-nend, scharfsinnig und geistreich auf,wie militärische Partner die LBA erfahrenund wie die LBA ihr Handeln noch besserauf die Bedürfnisse der Miliz abstimmenkann. Zuletzt berichtete CEO Peter Galli-ker über sein ziviles Logistikunternehmen.

Offensichtlich stimmt Kaisers von derArmeeleitung und den Partnern geteilterGesamteindruck: Die LBA ist heute ein-satzbereit und für die Zukunft gerüstet,die Weiterentwicklung der Armee anzu-packen und den entscheidenden über-nächsten Jahreswechsel ohne grosse Frik-tionen zu überstehen. Dafür spricht eingewaltiges Arbeitspensum mit jährlich1200 Fassungen und Rücknahmen vonMaterial, 49000 Fahrzeugreparaturen,4000 Revisionen von Truppenbuchhal-tungen, – um nur einige Zahlen heraus-zugreifen. Zehn Urheber von besonderseindrück li chen Einzelleistungen ehrte derChef LBA, und einer der Ausgezeichnetengrüsste aus Yale, wo Hptm Michael Zim-mermann als Dozent wirkt. Für die Qua-lität des Arbeitsklimas sprechen sodanndie vielen guten Begegnungen, die Kaiserin den letzten Monaten erlebte.

Die schwere Krise, die vor einem Jahr-zehnt mit einem unvernünftigen Entzugvon Ressourcen ausgerechnet währendeines Umbaus der Armee begann, hat die

LBA überwunden. Da und dort machensich Anzeichen von Überlast bemerkbar;nicht weniger als jährlich elf Tage bleibendie Mitarbeiter der LBA im Durchschnittder Arbeit fern. Zu diesem vergleichswei-se hohen Arbeitszeitverlust trägt wahr-

scheinlich der grosse Anteil älterer Mitar-beiter bei. Dass 2015 der Tod von elf An-gestellten zu beklagen war, erlaubt keinestatistische Aussage und gibt trotzdem zudenken.

Ermunterungen

Die Wahrscheinlichkeit, aus dem Standeinen ungeplanten Einsatz bewältigen zumüssen, dürfte gewachsen sein. Vor allemterroristische Ereignisse riefen in unsererNachbarschaft bereits nach massiver mili-tärischer Unterstützung. Vor diesem Hin -tergrund gilt es jederzeit, Silomauern zwi -schen den einzelnen Bereichen einzureis-sen, aktiv den Kräfteausgleich anzustreben.

Überall ist Innovation unentbehrlich,und den Spürsinn, vielleicht auch die Bereitschaft dafür findet Kaiser noch zu wenig entwickelt. Wer neue Wege sucht,darf das mit Gelassenheit tun. Denn waskann schon passieren? – Günstigere Lö-sungen tun immer wieder not, wenn die

Effizienz wachsen soll. Darauf kommtkünftig ebenso viel an wie auf die Polyva-lenz des Einzelnen.

Gelassenheit kann auch helfen, die Feh-lerkultur zu verbessern. Wo Fehler einmalunterlaufen, schadet der Versuch, sie fürmöglichst lange Zeit unter den Teppichzu kehren. Das hindert die Organisationnur daran, zu lernen und künftig denFehler zu vermeiden. Ganz fehlerlos undbar jeder Verbesserungsmöglichkeit kannmenschliches Handeln nun einmal kaumsein.

Düstere Aussichten?

Die Weiterentwicklung bedeutet einentiefgreifenden Umbau der Armee. Das for-dert – die bittere jüngere Erfahrung solltedas endlich lehren – die Logistik ganz be-sonders. Man denke nur an den Aufbaueines neuen Mobilmachungssystems oderan das gerade in der Umbauphase unver-gleichlich aufwändigere Materialwesen.Nur wenig braucht sich die Lage weiter zuändern, und schon bekommt der Eigen-schutz beim Bewirtschaften der vielen ab-gelegenen Depots einen viel höheren Stel -lenwert, der erhebliche Ressourcen bin-det. Die LBA kann bei alldem auf die Un-terstützung der Miliztruppe zählen, dochgleicht diese den Aufgabenzuwachs nichtaus.

Würde das vom Bundesrat in die Ver-nehmlassung gegebene «Stabilisierungs-programm 2017–2019» unverändert Ge -setz, so stünde der LBA der Verlust von250 ihrer 3200 Vollzeitstellen bevor. Dazukäme der Abstrich von 130 Millionen anjähr lichen Betriebskosten. Alles müssteEf fizienzsteigerung auffangen, da Leis-tungsabbau oder Auslagerung ausser Be-tracht fällt. Sehen so die Rahmenbedin-gungen zum Erfüllen der verfassungsmäs-sigen Aufgaben aus, welche die Politikdoch der Armee schuldet? ■

Logistik einsatzbereit –Stossen wir sie in eine neue Krise?Kritische Zufriedenheit, auch Freude klang an, als Divisionär ThomasKaiser seine Logistikbasis der Armee (LBA) am Jahresrapport musterte.Den Blick in den Spiegel, den Divisionär Hans Peter Kellerhals den Logistikern vorhielt, brauchten sie nicht zu scheuen. Indes droht neuerSpardruck.

Div Thomas Kaiser vor dem Motto der LBA:

«Machen – verbessern – gewinnen».

Bild: VBS

28 Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Einsatz und Ausbildung

Martin Vögeli, Thomas Huber

Bereits zum dritten Mal nach 2011und 2013 führte die Infanteriebrigade 7(Inf Br 7) ihren Taktischen Kurs (TK2015) in Frauenfeld durch. Mit dem Ent-wicklungsschritt 08/11 wurde die Inf Br 7zu einem Reserveverband bzw. zu einerKaderbrigade. Das bedeutet, dass einzignoch die eingeteilten Offiziere wenigeDiensttage pro Jahr leisten.

Neues Ausbildungsmodell

Mit der Umwandlung zur Kaderbri -gade entstand für die Inf Br 7 der Bedarf,neue Ausbildungsmodelle für ihre Kaderzu entwickeln. Die TK der früheren Ar-meeorganisationen (TO 61, A95) wurdenals geeignetes und anpassungsfähiges Aus-bildungsinstrument erkannt. Ein Kern-

stab entwickelte ein Kursmodell, das innert kurzer Zeit und mit überschauba-rem materiellem und zeitlichem Aufwandmessbare Ausbildungsresultate liefert.2011 fand der erste TK statt.

Kursauftakt

Am ersten Kurstag des TK 2015 ab -solvierten die Kommandanten des Füh-rungsunterstützungsbataillons 7, der dreiAufklärungsbataillone 7, 9 und 12, derbeiden Gebirgsinfanteriebataillone 72und 91 sowie der Artillerieabteilung 47mit ihren Stäben, insgesamt über 90 Of-fiziere und höhere Unteroffiziere, einenmilitärischen Eintrittstest und ein Pis-tolenschiessen. Im Anschluss daran er-folgte die Befehlsausgabe zur Übung«FRONTERA» durch den Kommandan-ten der Inf Br 7. Die Stäbe der Truppen-körper wurden während des ganzen TK2015 durch erfahrene Stabscoaches be-gleitet.

Zusammenarbeit Armee –zivile Behörden

Die Übung «FRONTERA» beinhaltetdie Zusammenarbeit zwischen der Armeeund zivilen Behörden in Sicherungsein-sätzen, in diesem Fall unter anderem auchmit dem Grenzwachtkorps. Vorbereitung,Planung und Durchführung der Übungdauerten sechs Jahre, vom Projektauftragdes Kommandanten Heer bis zum TK2015 gerechnet. Im fünf Tage dauerndenTK 2015 wurden die Kommandanten undStäbe stark gefordert: die Auffrischung dertheoretischen Kenntnisse, die Fachdienst-ausbildung und die Schulung im Stabs -arbeitsprozess forderten die Kursteilneh-mer stark. Dabei kam der laufenden Aus-wertung der erzielten Resultate grosse Be-deutung zu.13 Klassenlehrer und ein ChefAuswertung waren eingesetzt.

Ziele des TK 2015

Die Ziele des TK 2015 waren wie folgtumschrieben: Die Truppenkörperkom-mandanten führen mit ihren Stäben denAktionsplanungsprozess (APP) bis undmit Revision der Pläne zeit- und lage ge -recht gemäss den Führungsprozessen vonFSO 17 und BFT unter enger Einbindungder Einheitskommandanten und die Ent-schlussfassung durch. Sie setzen die Vor-gaben der neuen Reglemente Infanterie imRahmen ihrer Entschlussfassung um undbilden ihre Unterstellten in hoher Inten-sität und mit klaren Forderungen stufen-gerecht weiter.

Anforderungenan die Truppenkörperstäbe

Die Offiziere und höheren Unteroffi-ziere der Truppenkörperstäbe wenden dieFührungstätigkeiten- und -instrumentegemäss den Führungsprozessen von FSO17 und BFT situativ richtig an. Die Stabs-

Taktische Kurse als Ausbildungsmodellmit Zukunft?Die Infanteriebrigade 7 führte – als einziger Grosser Verband der SchweizerArmee – vom 14. bis 18. September 2015 auf dem Waffenplatz Auenfeldin Frauenfeld ihren Taktischen Kurs durch und übte die Zusammenarbeitmit zivilen Behörden. Ein Erfahrungsbericht.

Absprache zwischen ziviler Behörde,

hier GWK, und der Armee im Gelände.

29Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Einsatz und Ausbildung

mitarbeiter der Truppenkörperstäbe gene-rieren im Rahmen der Lagebeurteilung,der Entschlussfassung und der Befehlsge-bung aus ihren Fachbereichen Mehrwertfür den Kommandanten.

Die Einheitskommandanten bringensich im APP der Truppenkörper ein undverbessern so die Entschlussfassung. Siewenden die Vorgaben der neuen Regle-mente Infanterie im Rahmen ihrer Ent-schlussfassung an und festigen ihr Wissenin den Fachbereichen.

Szenario «FRONTERA»

Das Übungsszenario «FRONTERA»geht auf Grund einer Massenimmigrationunterschiedlicher Personengruppen voneiner Verschärfung der Situation in un-serem Land aus. Unter anderem zählenzu den Akteuren bewaffnete Gruppen derhier lebenden Diaspora, welche in Schutz-gelderpressungen, Geldwäsche, Waffen-handel oder in die Liquidation von Schlüs-selpersonen verwickelt sind. Hinzu kom-men Sprengstoffanschläge und Sabotage-akte von Ökoterroristen auf wichtige In-frastrukturen in unserem Land. Die Leis-tungsgrenze der zivilen Sicherheitsorganeder Kantone und des Bundes ist damitseit einiger Zeit erreicht. Die Armee un-terstützt die zivilen Sicherheitsorgane inihrer Aufgabenerfüllung seit langem mitMitteln der Militärischen Sicherheit (Mil

Sich). Der Bundesrat entschied, Teile derArmee zu mobilisieren und im Aktiv-dienst einzusetzen. Die Bundesversamm-lung bewilligte den subsidiären Einsatz.

Übungsthemen

In der Übung «FRONTERA» ging esdarum, mit einem Infanteriebataillon dasGrenzwachtkorps Region II entlang dernordöstlichen Landesgrenze subsidiär zuunterstützen und sich bereit zu halten,in einem Eskalationsfall die Raumver -antwortung vom GWK zu übernehmen.Im weiteren ging es darum, mit Aufklä-rungs- und Infanterieverbänden beson-ders bezeichnete Objekte der kritischenInfrastruktur in den Kantonen Zürich,Thurgau und Schaffhausen zu schützenund die Hauptverkehrsträger zu überwa-chen.

Kursablauf

Der TK 2015 gliederte sich in meh-rere Phasen: Befehlsausgabe durch denKommandanten Infanteriebrigade 7 andie Truppenkörperkommandanten, Ak-tionsplanungsprozess mit Problemerfas-sung und Auftragsanalyse, Erkundungim Gelände bzw. am Objekt, Absprache -rapporte mit den zivilen Beteiligten, Ent-schlussfassung und schliesslich Befehlsge-bungsrapporte der Truppenkörperkom-mandanten am Geländemodell, Abgabeder Befehlspakete an die Einheitskom-mandanten und Taktischer Dialog 1.

Auswertung

Im TK 2015 wie auch in den TK 2011und 2013 ging es darum, die Leistungenaller Teilnehmer einheitlich zu erfassenund zu beurteilen. Dadurch erhielten dieTeilnehmer ein Feedback, welches einenVergleich mit den übrigen Teilnehmern undStäben zuliess. Dem Kdt der Inf Br 7 ver-schaffte die Auswertung einen objektivenÜberblick über den Ausbildungsstand sei-ner DU-Stäbe sowie über deren Leistungs-kurve in und über die drei TK gesehen.

Präsentationen und Produkte wurdenim Rahmen von Zwischenbesprechungensystematisch durch die Coaches, alles er-fahrene ehemalige Trp Kö Kdt aus demStab der Inf Br 7, beurteilt. Dabei ging esprimär um Inhalt, aber auch um Form,Auftritt und Gesamtbeurteilung. Mit demjeweils erarbeiteten «Nagel» und der Wie-derholung von Sequenzen wurde der kon-tinuierliche Verbesserungsprozess (KVP)über die drei TK sichergestellt.

Erkenntnisse

Die Übung «FRONTERA» lieferte ei nerseits wertvolle Erkenntnisse zur Zu-sammenarbeit der Armee mit dem Grenz-wachtkorps und mit anderen zivilen Be-teiligten.

Mit dem TK 2015 wurden andererseitsdie Führungsfähigkeit und die Führungsbe-reitschaft der Stäbe geschult und weiterent-wickelt. Insgesamt bewegen wir uns mit un-seren Milizstäben auf sehr hohem Niveau.

Die Inf Br 7 bietet massgeschneiderteDienstleistungen für im Berufsleben starkengagierte Offiziere. Wir sind überzeugt,dass die Armee auch in Zukunft einenzusätzlichen, führungsfähigen und füh-rungsbereiten Stab braucht, der nicht nurüber ein wertvolles Ausbildungsgefäss wieden TK 2015 verfügt, sondern im Bedarfs-fall auch Ablösungen von Stäben GrosserVerbände übernehmen kann. ■

Brigadier

Martin Vögeli

Kommandant

Infanteriebrigade 7

8401 Winterhur

Oberstlt i Gst

Thomas Huber

Gr C FLG II / SLG I

Projektleiter TK 2015

HKA/ZS

6000 Luzern 30

Entschlussfassung am Geländemodell.

Bilder: Inf Br 7

30 Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Einsatz und Ausbildung

Walter Troxler, Redaktor ASMZ

Der neue Kommandant begrüsste vieleGäste aus Politik, Wirtschaft und Armee.Der rote Faden das Rapportes bildete dieLage in Europa und der Welt und die da-raus hervorgehende Bedeutung für dieSicherheit der Schweiz. Obwohl die Be-drohung sich verändert und entwickelt,bleiben gewisse Konstanten doch erhal-ten. Dies betonte der Kommandant inseinen einleitenden Worten ebenso wieder neue Chef Militärischer Nachrich-tendienst (MND) Brigadier Alain Vuitel.Oberst i Gst Markus Näf als Stellvertre-

ter des Kommandanten liess die Übung«CONEX 15» Revue passieren und derKommandant Heer, KorpskommandantAndrey, zeigte die Möglichkeiten auf, mitwelchen die Armee auf die neuen Heraus-forderungen reagieren kann. Alle Vorträ-ge bezogen sich auf das Bild der hybridenBedrohung und leiteten daraus die Kon-sequenzen für die Sicherheit und derenSchutz ab.

Aktuelle Lage

Kriege und Konflikte sind ein allgegen-wärtiges Zeichen einer Machtpolitik, dievermehrt wieder als solche wahrgenom-men wird. Gerade weil die Machtmittelsehr subtil eingesetzt werden – siehe Krim

und Ukraine – bedeuten sie eine grosseBedrohung. Der heraufbeschworene Kon-flikt wird rasch auch mit robusten Mittelngeführt. Viele «player» versuchen auf die-se Art, ihre politischen oder wirtschaftli-chen Interessen durchzusetzen. Eine gros-se Gefahr besteht darin, dass solche Aktio-nen einen Domino-Effekt auslösen kön-nen, wodurch die Lage ausser Kontrollegerät. Diese Destabilisierung führt zu Kri-sen und in letzter Konsequenz zu Flücht-lingen. Diese Herausforderung nimmt fastunlösbare Ausmasse an, was sich daranermessen lässt, dass selbst EU-MitgliederGrenzzäune errichten.

Das Wachstum der Rüstungsindustrieist ein deutlicher Hinweis auf die zuneh-mende Unsicherheit, wobei Waffenkäufe

Jahresrapport im Zeichenvon «CONEX 15»Der Rapport der Territorialregion 2 (Ter Reg 2) in Liestal vom 15. Januar 2016stand trotz des Wechsels im Kommando, seit Anfang Jahr führt DivisionärHans-Peter Walser diesen Verband, ganz im Zeichen der Übung «CONEX 15».Mit dieser Übung hatte die Ter Reg 2 im vergangenen September positiveSchlagzeilen gemacht: Seit langem wieder eine grosse Volltruppenübungund dazu noch mitten in der Bevölkerung!

Interessierte Rapportteilnehmer.

Bilder: Ter Reg 2

31Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Einsatz und Ausbildung

– je nachdem wer sie tätigt – sowohl zurSicherheit als auch zur Unsicherheit bei-tragen. Ein weiterer Hinweis auf die Un-berechenbarkeit bestehender oder neuerKrisensituationen sind die Anstrengun-gen der NATO, einerseits die Bündnisver-teidigung zu stärken, anderseits die Reak-tionszeiten massiv zu verkürzen.

Im Weiteren drohen auch Gefahrenvon nichtstaatlichen Akteuren – als Bei-spiele Paris und Brüssel – denen jedes Mit-tel recht ist. Solche Attacken stellen bisherunbestrittene Werte und Konventionen inFrage. Da wird Sicherheit wieder ein sehrgefragtes Gut. Leider mussten auch eu -ropäische Staaten zur Kenntnis nehmen,dass solche Situationen die Kräfte der zi-vilen Sicherheitsorgane übersteigen.

Dass die Schweiz in Sachen ziviler Si-cherheitskräfte schwach ist, wurde schonvor Jahresfrist in der Tagespresse gedruckt.Gemäss UNO sollte eine Demokratie etwa300 Polizisten pro 100000 Ein wohner ha-ben, was für die Schweiz etwa 24000 Per-sonen ergäbe; zurzeit sind es nur knapp18000, also ein Fehlbestand von etwa6000.

Armee

Also wird auf die Armee als Reserve zu-rückgegriffen. Um dieser Rolle bei Bedarfgerecht zu werden, muss die Armee aus-gerüstet und ausgebildet sein. Ausbildungmeint in diesem Fall nicht nur das Kön-nen an sich, sondern eben das Gelernteanzuwenden, je nach Situation im Ver-bund mit anderen Partnern. Um da Er-folg zu haben, muss regelmässig geübtwerden und zwar im Verbund mit mög-lichst vielen Beteiligten.

Genau das hat die Ter Reg 2 mit ver-schiedenen Truppen und Partnern in derÜbung «CONEX 15» erfolgreich gemacht(Vgl. ASMZ 12/2015). Dass dabei nichtalles geklappt hat, erstaunt wenig. Dennes sind schon einige Jahre her, dass manÜbungen in dieser Grösse durchgeführt.Wichtig ist es nun, die Lehren zur Kennt-nis zu nehmen und erneut zu üben, wasauch bereits angekündigt worden ist.

Üben

Die angenommene Lage war nicht hy-pothetisch, sondern stellte eine möglicheEskalation der aktuellen Situation dar.Mittlerweile ist diese Eskalation leiderschon fast zur Alltäglichkeit in Europa ge-worden! Die darin von der Armee wahr-genommenen Aufgaben entsprachen den

Grundsätzen des Armeeauftrages gemässder Verfassung. Die Lehren aus der Übungmüssen in weiteren Übungen, wo wiede -rum Partner wie Grenzwachtkorps, Poli-zei und Betreiber kritischer Infrastrukturdabei sind, zum Tragen kommen. Die TerReg 2 hat als wenig oder gar unbekanntenPartner das Technische Hilfswerk (THW)aus Deutschland einbezogen, was einer-seits die Wichtigkeit der grenzüberschrei-tenden Zusammenarbeit betont, anderer-seits eine zusätzliche Herausforderung dar-stellte.

Lehren

Das Umfeld der «CONEX 15» zeigtemit grosse Deutlichkeit, dass dem Schutzder eigenen Mittel – Personen und Sa-chen – sehr grosse Bedeutung zukommt.Die Leistungsfähigkeit der einzelnen Ba-taillone ist hoch, aber die Zusammenarbeitzwischen ihnen muss verbessert werden.Die Kader aller Stufen müssen Proble-me erkennen und möglichst selbstständig lösen. Wichtig ist der Informationsaus-tausch, dass sowohl die höhere Stufe, wieauch das Umfeld, ein möglichst zutreffen-des, aktuelles Gesamtbild der Lage haben.

Führungsinfrastruktur und Verbindun-gen müssen auch unter erschwerten Be-dingungen funktionieren. In Krisenlagenist es durchaus möglich, dass gewisse zi -vile Infrastruktur nur noch sehr bedingtfunktioniert, also muss die Armee in die-sen Bereichen sich auf eigene Mittel ab-stützen und eine gewisse Autonomie aus-weisen können.

Kader wie Soldaten sind darauf zu sen-sibilisieren, dass präzises Arbeiten sowohlin der Führung als auch in der Handha-bung des Materials notwendig ist. DerErfolg hängt zunehmend von Spezialis-ten ab, die zwingend im Truppendienstanwesend sein müssen. Notfalls muss ne-ben der Erstfunktion eine Zweit- odergar Drittfunktion ausgebildet werden,um fle xibel zu bleiben. Dazu muss dasArmeematerial regelmässig erneuert wer-den, um technisch aktuell zu sein.

Schlusspunkte

• Die Ter Reg 2 hat das Richtige richtiggeübt;

• Die Weiterentwicklung der Armee istnotwendig, aber sie braucht gesicherteFinanzen;

• Der Wert der Sicherheit muss der Be-völkerung wieder bewusst gemacht wer-den. ■

Div Hans-Peter Walser verdankt die Gruss-

botschaft von Regierungsrat Isaac Reber (BL).

Div Hans-Peter Walser spricht zu den

Herausforderungen von 2016.

Oberst i Gst Markus Näf, Kommandant

Stellvertreter Ter Reg 2, spricht über

«CONEX 15».

32 Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Einsatz und Ausbildung

Irène Thomann-Baur*

Auch Br Alexander Kohli, der vom Bun-desrat gerade noch rechtzeitig bestellteneue Kommandant, würdigte zu Beginndes Rapportes seinen Vorgänger.

Einen besonderen Höhepunkt bildet je-weils das von der Kommunikationsgrup-pe gedrehte Video des vergangenen Jahresmit Ausschnitten aus den WK aller acht

Truppenkörper (auf der Website der InfBr 5 einsehbar). Insgesamt erreichten die-se die drei weiterhin geltenden Ziele,«stetig besser werden, konsequent han-deln, auf Anhieb erfüllen».

Den Kadernachwuchspflegen und die Armee zeigen

Neben einer systematischen Arbeitsvor-bereitung bildet die Kaderausbildung denSchlüssel zum Erfolg. Die Ausbildung ori-entiert sich schwergewichtig an der Ver-bandsschulung und ist auf die Volltrup-penübung der dritten WK-Woche ausge-richtet. Die Kader zu fördern, ge höre zuden zentralen Aufgaben der Kommandan-ten aller Stufen, betonte Kohli. Im Ge-winnen von Kadernachwuchs glänzt dieInf Br 5 übrigens schon seit Jahren. Er-freulich ist, dass die Bereitschaft, mehr zuleisten, gestiegen ist und im zivilen wieberuflichen Umfeld auf wachsendes Ver-ständnis stösst.

Im vergangenen Jahr hat die Brigademit Besuchs- und Behördentagen über-durchschnittlich viel Öffentlichkeitsarbeitgeleistet. Unter dem Motto «PRÄSENZ15», zeigte das FU Bat 5 sich und die Ar-mee mitten in Wohlen und bot der Be-völkerung Informationen, Erlebnisse undEmotionen. Einen hervorragenden Ein-druck hat die Art Abt 10 beim Empfangder ausländischen Militärattachés auf demSimplon hinterlassen.

Einsätze der Armeewerden wahrscheinlicher

Der vom Bundesrat umfassend verstan-dene Verteidigungsbegriff bildet künftigdie Grundlage für den Einsatz der Inf Br5. Die Vernetzung der Gesellschaft führtgleichzeitig zu mehr Verletzlichkeit. Da-rum sind zuerst empfindliche zivile undmilitärische Infrastrukturen zu schützen.

Aufgrund der allgemeinen Lage hat dieArmeeführung vor dem Jahreswechsel eineerhöhte Bereitschaft beschlossen. Nebenden Berufsformationen wie der Militäri-schen Sicherheit und Bereitschaftsverbän-den der Durchdiener sollen WK-Truppenden zivilen Behörden permanent zur Ver-fügung stehen können. Dies hat zu einerAnpassung des Dienstleistungsplanes auchder Inf Br 5 geführt. Angesichts der stei-

genden Risiken sind der Eigenschutz undder Schutz von sensitivem Material zu in-tensivieren. Über den Einsatz von Kampf-munition im Wachtdienst entscheidet dieArmee selbst.

WEA ist richtig und wichtig

Glaubwürdigkeit, Stabilität und Durch-haltefähigkeit haben die Angehörigen derInf Br 5 im vergangen Jahr bewiesen unddamit die Erwartungen erfüllt, wie DivMelchior Stoller, Stv Kdt Heer, lobend be-merkte. Die WEA verbessert Bereitschaft,Kaderausbildung, Ausrüstung und vertieftdie regionale Verankerung. Die Inf Br 5wird mit der neuen Armeeordnung aufge-löst, ihre Inf Bat werden ab 2018 den TerDiv unterstellt. Die Infanterie als grössteTruppengattung muss für das ganze Be-drohungsspektrum einsetzbar bleiben.

Schonungslos analysiere der Entwurfzum Sicherheitspolitischen Bericht die ak-tuelle Lage, stellte Susanne Hochuli, Land-ammann des Kantons Aargau und Gotteder Inf Br 5, fest. Die Schweiz ist keineInsel, auch sie muss ihre Sicherheit über-prüfen. Die WEA gebe dazu richtige Ant-worten und den Kantonen genügend Mit-tel für Katastrophen und Notlagen.

Der Luzerner Regierungsrat Paul Wini-ker, Vorsteher des Justiz- und Sicherheits-departements und als Oberstlt ehemalsAngehöriger des Brigadestabs, wies daraufhin, dass der Echteinsatz gelegentlich vonden Reglementen abzuweichen pflege. Daprofitiert die Milizarmee von der zivilenBerufserfahrung und der Phantasie ihrerAngehörigen. Den Kadern legte er ansHerz nicht zu vergessen, dass sie Bürgerführen. Mit diesen sei vorbildlich und re -spektvoll umzugehen.

Den perfekt orchestrierten Jahresrap-port in der voll besetzten Aarauer Scha-chenhalle umrahmte das Spiel der Mili-tärmusik-Rekrutenschule unter Leitungvon Oblt Gian Walker. ■

* Journalistin, Hptm, zuletzt im Info Rgt1, ehemalsGeneralsekretärin der SOG, Winterthur.

Stabwechsel bei der Infanteriebrigade 5Zwei Jahre führte Brigadier Hans Schatzmann die Infanteriebrigade 5,seit anfangs Jahr kommandiert er die Militärische Sicherheit. Mit einemtosenden und lang anhaltenden Applaus feierten die Teilnehmer am Brigaderapport den ehemaligen Kommandanten.

Br Schatzmann (rechts) mit Nachfolger

Br Kohli. Bild: Inf Br 5

33Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Einsatz und Ausbildung

Hans-Peter Widmer

Der Aargau liess seine Offiziere, die aufJahresende aus der Wehrpflicht entlassenwurden, nicht sang- und klanglos ziehen.An einer Feier im Grossratssaal, die Kreis-kommandant Oberst Rolf Stäuble zumsiebten Mal organisierte, dankte die kan-tonale Militärdirektorin und gegenwärtigeFrau Landammann Susanne Hochuli den52 erschienenen Offizieren, unter ihneneine Frau, für die geleisteten Dienste. DieReihe der Abtretenden führte DivisionäraD Andreas Bölsterli an, der bis Ende 2015Kommandant der Territorial Region2 war.Sein Nachfolger, Divisionär Hans-PeterWalser, betonte in einem Grusswort, Of-fizier sei man nicht nur in Uniform, manbleibe es ein Leben lang.

45766 Diensttage

Die aus den militärischen Pflichten ent-lassenen Kader leisteten insgesamt 45766Diensttage, im Durchschnitt 880 Tageoder ungefähr zweieinhalbJahre, wie RegierungsrätinHochuli mit Respekt vor-rechnete. Dieser aus Pflicht-gefühl erbrachte Beitrag zurSicherheit und Stabilität desLandes mache sie stolz. Un -ser Milizsystem sei auf Men-schen ange wiesen, die Ver-antwortung übernehmen. Wer befehlenwolle, so ein Sprichwort, müsse aber erstgehorchen lernen. Im Wort «gehorchen»sei der Ausdruck «horchen» enthalten –gut zuhören. Diese Eigenschaft zeichneFührungspersonen nebst Einfühlungs-und Durchhaltevermögen, Teamfähigkeitund Disziplin aus. Deshalb sei die Aus-bildung in der Armee eine Lebensschule,von der man nicht nur im militärischenBereich profitieren könne.

Divisionär Hans-Peter Walser bat dieAbtretenden, Botschafter der Milizarmeezu bleiben. Diese lebe nicht von Lippen-bekenntnissen, sondern vom umfassen-

den Tatbeweis, der nun von Politik, Wirt-schaft und Gesellschaft gefordert werde.Die Weiterentwicklung der Armee sei dieNagelprobe, um in der Ausbildung undAusrüstung einen notwendigen Schrittvorwärts zu kommen. – Die Entlassungs-

feier endete mit der Nationalhymne, in -toniert vom Aarauer Rekrutenspiel 16-3,und einem Apéro riche im Grossrats-keller.

«Fahnenmarsch»

Dazwischen wurde im Foyer des Gross-ratsgebäudes eine von Thomas Frei vomMuseum Aargau kuratierte temporäreAusstellung «Fahnenmarsch» eröffnet. Siezeige, wie bedeutend Fahnen und Feld-zeichen sein können, erklärte Grossrats-präsident Marco Hardmeier. Ihre Sym-bolkraft verdeutlicht zum Beispiel die

Legende des Zofinger Fähnrichs NiklausThut, der in der Schlacht bei Sempach1486 das Stadtbanner verschluckte, da-

mit es nicht in die Händedes Feines fiel.

Den Anstoss zu der klei-nen Fahnenschau gaben Be-mühungen von alt Regie-rungs- und Ständerat Tho-mas Pfisterer, Aarau, für einegesicherte Aufbewahrungvon Feldzeichen aufgelös-

ter Einheiten der ehemaligen Grenzbri-gade 5 und der Felddivision 5. Die His -torische Sammlung des Museums Aargaunimmt sich dieser Zeugnisse an. Ein Teildavon wird im Grossratsgebäude, in ver-schiedenen Gemeinden sowie im Militär-musem Full ausgestellt. ■

Wie der Aargau die Militärkultur pflegtIm Grossratssaal in Aarau verabschiedete Militärdirektorin Susanne Hochuli 52 Aargauer Offiziere, vom Oberleutnant bis zum Divisionär aD.Anschliessend dokumentierte eine Ausstellung im Parlamentsgebäude,dass für die Aufbewahrung der Feldzeichen von aufgelösten Truppeneine Lösung gefunden wurde.

Wachtmeister

Hans-Peter Widmer

Redaktor i.R.

Journalist und Buchautor

5212 Hausen

Zur Verabschiedung versammelte

Offiziere im Grossratssaal. Bild: Autor

«Unser Milizsystem ist aufMenschen angewiesen,

die Verantwortung übernehmen.»

SOG Vorstand

34 Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Initiative zur Abschaffung der Wehrpflicht,operative Leitung der Gripen-Kampagne,starkes Engagement für das Projekt Wei-terentwicklung der Armee (WEA), Erstel-lung eines internen und externen Kom-munikationskonzepts, Organisation der75-Jahr-Gedenkfeier zum Rütli-Rapportvom 25. Juli 1940, Mitwirkung in derStudiengruppe Dienstpflichtsysteme, Ein-satz für die Verteidigung des notwendi-gen Gleichgewichts zwischen Leistungenund Ressourcen, Gründung der Stiftungder Offiziere der Schweizer Armee und Si-cherung der Finanzierung unserer Tätig-keiten.

Ausschuss und Vorstand der SOG wa-ren somit über die vergangenen vier Jah-re mit viel Hingabe und Durchhaltewillebei der Arbeit. Im Grunde hatten wir an-gesichts der politischen Realität auch garkeine andere Wahl, zumal das Thema Si-cherheit in den Jahren 2010 bis 2015 von

Br Denis Froidevaux, Präsident SOG

Noch nie zuvor wardie SOG mit so vielenund so komplexen He-rausforderungen kon-frontiert gewesen. Oderanders gesagt: Nie zu-vor wurde die SOGin finanzieller, strategi-

scher und operativer Hinsicht derart ge-fordert. Um diesen Herausforderungenzu begegnen, haben wir uns in unsererTätigkeit auf folgende vier Schwerpunktekonzentriert:1. Die Homogenität und den Zusammen-

halt in der SOG zu bewahren – trotzder stark divergierenden Strömungen,welche die Gesellschaft insbesonderein Zeiten von Reformen oder Abstim-mungen bewegen;

2. Die Glaubwürdigkeit der SOG durcheine Modernisierung ihrer permanen-ten Strukturen und eine dynamischeund proaktive Kommunikationspoli-tik zu stärken;

3. Dort zu handeln, wo Handlungsbedarfbesteht, und uns stets vor Augen zuhalten, dass die SOG von unten nachoben organisiert ist;

4. Das Lobbying zugunsten unserer Si-cherheitspolitik im Allgemeinen undunserer Milizarmee im Besonderen zustärken.

Positive Schlussbilanznach vier Jahren

Dank eines dynamischen und engagier-ten Vorstands und eines äusserst effizien-ten Sekretariats konnten wir unter ande-rem die folgenden wichtigen Projekte an-gehen:

Schaffung eines Generalsekretariats,Modernisierung des Auftritts nach aus-sen (mit neuem Logo, Auftritt und Web-site), operative Leitung und Hauptfinan-zierung der Kampagne gegen die GSoA-

den politischen Parteien weitgehend ver-nachlässigt wurde. So sah sich die SOGgezwungen, hier in die Bresche zu sprin-gen und während der jeweiligen Abstim-mungskampagnen eine gewichtige Posi -tion einzunehmen. Die SOG hat sichalso im Lauf der letzten Jahre von einer Networking-Vereinigung zu einer echten politischen Kraft entwickelt, ist in ihrenGrundfesten aber unpolitisch geblieben.

Die schwerfälligenSOG-Strukturen anpassen

Intern war dies für die SOG keine einfache Entwicklung, zumal die Struk-tur und Organisation einiger kantonalerSektionen nicht dazu geeignet ist, Funk-tionen und Aufgaben auf regionaler Ebe-ne zu unterstützen. Nicht einfach ist auchder Umgang mit entgegengesetzten Kräf-ten innerhalb unserer Gesellschaft: auf

«Seul on va vite, ensemble on va loin!»Es gehört sich nicht für einen Präsidenten, selbst eine Beurteilung seines Wirkens vorzunehmen. Darüber hinaus verbieten es mir Anstandund gute Umgangsformen, mich hier in Selbstzufriedenheit zu ergehen. Am Ende meiner Amtszeit erlaube ich mir lediglich, auf meinevierjährige Präsidentschaft zurückzublicken, die alles andere alsruhig und gleichförmig verlief.

09.00 Begrüssungskaffee

10.00 Saalöffnung

10.15 MeldungGrussadressen:KKdt André Blattmann, CdAChristian Rathgeb, RegierungsratUrs Marti, Stadtpräsident ChurOberstlt Urs Fetz, PräsidentBündner Offiziersgesellschaft

12.20 Referat Bundesrat Guy Parmelin,Chef VBS

Apéro und Führung im Neubaudes Bündner Kunstmuseums

14.15 Mittagessen im Hotel Stern

16.00 Ende der Tagung

Traktanden statutarischer Teil

1. Wahl der Stimmenzähler2. Protokoll der DV, 14. März 20153. Jahresbericht 20154. Jahresrechnung 2015,

Revisorenbericht5. Wahlen

5.1. Präsident5.2. Vorstand5.3. Revisoren

6. Statutenänderung(Anhang zu den SOG Statuten:1. Mitgliederbeitrag)

7. Budget 20168. Sicherheitspolitische Themen9. Verabschiedungen

10. Varia

Delegiertenversammlung 2016 der SOG

Samstag, 12. März 2016Grossratssaal, Masanserstrasse 3, 7000 Chur

Programm

SOG Vorstand

35Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

für das subtile Zusammenspiel von Un-terstützung und Kritik. Ich habe stets ge-fordert, dass die SOG bei ihrem Handelndie Institutionen respektiert, ohne aggres-siv, beleidigend oder drohend aufzutreten,

sich dabei aber beharrlich zeigt und auchhinnimmt, dass sie ab und zu für einen«Schwächling» gehalten wird. Vielleichtist es ja typisch für uns Welsche, stets ru-hig, respektvoll, gelassen und besonnenzu handeln. Ich möchte hier auch auf dieguten Beziehungen hinweisen, die wir zuunseren Partnern und Ansprechpersonen– zum Beispiel dem CdA oder dem VBS-Chef – aufbauen konnten. Obwohl wir

der einen Seite die Nostalgiker, die einerWelt nachhängen, die es nicht mehr gibt,und auf der anderen Seite die Träumer,die in einer Welt leben, die es noch nichtgibt. Es ist auch nicht einfach, Kameradendavon zu überzeugen, im Rahmen gewis-ser politischer Kampagnen Risiken einzu-gehen.

Dank unseres unbedingten Willens, eineglaubwürdige und konsequente Haltungeinzunehmen, ist es uns aber in den meis-ten Fällen gelungen, realistische und prak-tikable Lösungen zu finden. So haben wirzum Beispiel das Projekt WEA (Weiter-entwicklung der Armee) unterstützt, da-bei aber gegen den Willen des Bundesrats– der vor dem Parlament schliesslich eineNiederlage erlitt – umfangreiche Anpas-sungen verlangt. Als Beispiel kann in diesem Zusammenhang die Anzahl unddie Dauer der Wiederholungskurse (WK)oder die Streichung des Plafonds von fünfMillionen Diensttagen jährlich erwähntwerden. Das Projekt WEA sah insgesamtfünf WK zu je zwei Wochen Dauer vor,und die SOG forderte umgehend sechsWK zu je drei Wochen – eine Forderung,die wir schliesslich im Parlament durch-setzen konnten! Das ist nur ein Beispiel

nicht immer einer Meinung waren, konn-ten wir stets miteinander reden, und dasist das Wichtigste!

Ich möchte mich bei allen für ihr Mit-wirken herzlich bedanken. Ebenfalls un-terstreichen möchte ich die guten Bezie-hungen zur Presse. Dennoch ist nicht al-les perfekt, und die SOG muss sich wei-terentwickeln.

Aus meiner Sicht sollte sie in den nächs-ten Jahren• ihre Finanzen sichern (wiederkehrende

Kosten und spezifische Massnahmen);• die interne Kommunikation moderni-

sieren;• auf eine dynamischere Rekrutierungs-

politik hinarbeiten;• und ihre Publikationsorgane ASMZ,

RMS und RMSI näher zusammenbrin-gen.

Die Werte der SOG heissen Glaubwür-digkeit, Loyalität, Hingabe und Selbst -losigkeit, und ich bin überzeugt, dass derVorstand auch unter dem neuen Präsidi-um diese Werte hochhalten wird, genau-so wie es unsere Vorgänger während des180-jährigen Bestehens der SOG getanhaben. Je pars! ■

«Dank unserer glaubwurdigen und

konsequenten Haltung,ist es uns gelungen,

realistische und praktikableLösungen zu finden.»

UNUS PRO OMNIBUS,OMNES PRO UNO –EINER FÜR ALLE, ALLEFÜR EINEN.

Stiftung der Offi ziere der Schweizer Armee

Mit Ihrer Unterstützung stärken Sie das

Milizsystem, die Milizarmee und eine glaub-

würdige Sicherheits politik der Schweiz.

Die Stiftung ist steuerbefreit. Jeder Beitrag zählt!

Bankverbindung: UBS AG

IBAN: CH380026226210411901K

Weitere Informationen unter:

www.offi ziersstiftung.ch

Stiftung der Offi ziere der Schweizer Armee

117-119 avenue Général Guisan,

Case postale 212, CH-1009 Pully

info@offi ziersstiftung.ch

www.offi ziersstiftung.ch

36 Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Wirtschaft/Rüstung

Peter Müller, Redaktor ASMZ

Peter Müller: RUAG Defence hat kürz-lich in Bern erste Ausbildungen in Ihrerneuen «Cyber Training Range» durchge-führt. Welche Auslöser stehen hinter die-sem Angebot und welches Zielpublikumwird angesprochen?

Florian Schütz: Mit unserer Ausbildungrichten wir uns an Spezialisten, technischeOperatoren, aber auch an Führungskräfteund Supportorganisationen. Unser Trai-ning hat zum Ziel, das operationelle Ver-halten zu verbessern, um sowohl das Ver-ständnis als auch die spezifischen Fähig-keiten in Zusammenhang mit zukünftigenSicherheitsanforderungen zu optimieren.

Durch die zunehmende Verschmelzungvon Technologie mit dem Alltag ist dieTrennlinie zwischen Cyber- und anderenSicherheitsthemen unschärfer geworden.

In unserer Tätigkeit haben wir festgestellt,dass generell das Verständnis, gerade auchder nicht technischen Faktoren, ungenü-gend und nicht weitreichend genug ist.Genau dieses Verständnis aber ist es, waseinen effizienten und effektiven Sicher-heitszuwachs erst ermöglicht. Dieses unge-nutzte Potential wollen wir unseren Kun-den vermitteln.

Klickt man im Internet auf «Cyber Se -curity Training», so ergeben sich rund 36Mio. Treffer. Das sieht nicht nach einemNischenprodukt aus. Folgt die RUAG so-mit einem grossen Markttrend oder bietenSie spezifische Einzigartigkeiten an?

Die meisten Konkurrenten bieten reintechnische Ausbildungen oder reine Füh-rungstrainings an. Des Weiteren beziehensich die Angebote in der Regel sehr starkauf theoretische Grundlagen. Das Erlern-te kann demnach nicht vertieft werden.

Andere Konkurrenten bieten Hacker-spiele an, bei denen Teams von echten An-greifern attackiert werden. Dieses Angebotgeneriert aber einen eher geringen Mehr-wert, da die Szenarien nicht reproduzier-bar sind und die Performance stark vonden einzelnen Kursteilnehmern abhängt.Wir haben eine Trainingsmethodik ent-wickelt, welche die positiven Elementeder beiden genannten Ausbildungen ge-samtheitlich miteinander verknüpft undrepetierbar ist. Darüber hinaus haben wirdie Möglichkeit, Führungskräfte, techni-sche Operatoren und Spezialisten im Ver-bund zu trainieren.

Im Zentrum Ihres neuen Angebots stehtder sogenannte «RUAG Traffic Analyzer(RTA)». Können Sie uns dessen Funk -tionsweise sowie die Darstellung der Er-gebnisse kurz erläutern? Gibt es leicht er-kennbare, typische Formen von Netzwerk-anomalien?

Der RUAG Traffic Analyzer verwendetMethoden wie beispielsweise statistischeAnalysen, um Anomalien im Datenver-

kehr zu erkennen. Dies im Gegensatz zuden meisten Erkennungsmethoden, diebereits bekannte Muster zur Detektionvon Angriffen verwenden. Der RUAGTraffic Analyzer ist somit in der Lage,schnell mutierende und noch unbekannteAngriffe zu erkennen. Dabei ist es wichtigzu verstehen, dass eine Anomalie immerdurch den Kontext definiert wird. Ein Bei-spiel: In einer Client-Server-Architektur,also wenn Sie Mediendaten über Internet-TV von einem Anbieter beziehen, fliessenviele Daten vom Anbieter zu Ihnen. BeiPeer-to-Peer-Netzwerken, wie sie oft fürdas meist illegale Tauschen von Musik undFilmen verwendet werden, ist hingegenjeder Teilnehmer Anbieter und Konsu-ment gleichzeitig. Der Verkehr fliesst alsoin etwa gleichmässig in beide Richtungen.Eine allfällige Anomalie ergibt sich dem-nach aus der Art Ihrer Organisation. WennSie als Unternehmen keine Peer-to-Peer-Programme zulassen, wäre das Vorkom-men eines solchen Verkehrs konsequenter-weise eine Anomalie. Leider ist dies in derPraxis meistens deutlich komplexer undnicht immer eindeutig zu bestimmen. Un-sere Stärke liegt im Anpassen der Techno-logie an die individuellen Kundenbedürf-nisse und im Erkennen global gültigerAnomaliemuster.

Gemäss Ihrem Anspruch wollen Sie «zu-künftige Bedrohungen mit hoher Wahr-scheinlichkeit erkennen». Dem stehen dieInnovationsgeschwindigkeit sowie die Me -thodenvielfalt das heisst die stets neuenund unbekannten Arten von Cyber-An-

Cyber Defence: Ein neuer AnsatzZivile und militärische Computer-Netzwerke sind ständigen Angriffenausgesetzt. Die Methodenvielfalt stellt eine grosse Herausforderung dar.Frühzeitiges Erkennen von Anomalien im Datenverkehr liefert einenmöglichen Sicherheitsansatz. Florian Schütz, Business DeveloperCyber & Intelligence, stellt das neue Instrument von RUAG Defence ineinen grösseren Zusammenhang.

Zusammenarbeit?Eine effiziente Cyber Defence bedingt dieenge Zusammenarbeit zwischen Staatund Wirtschaft. Es mutet deshalb etwaseigenartig an, dass die zuständige Stelleim VBS über das neue Produkt der RUAGweder orientiert noch involviert ist.

RUAG Traffic AnalyzerDer RUAG Traffic Analyzer ist eine hoch-moderne Lösung zur Erkennung einerkundenseitigen Infizierung durch Ana -lyse der vorgelagert generierten Daten.Er ermöglicht eine benutzerorientierteSichtbarkeit, ungeachtet der Endgeräte-plattform. Dank nahtloser Integration –da bestehende Protokolle genutzt wer-den, ist keine Installation von Sensorennotwendig – werden folgende Ereignis-se mit hoher Zuverlässigkeit entdeckt:• Infektiöse Malware: Spambots, Zom-

bie Hosts, Viren-/Würmer-Propagie-rung und verdeckte Kanäle;

• Ab- und eingehender (Distributed) De -nial of Service;

• Session-Hijacking, Phishing-Attackenund andere Hacking-Techniken;

• Drive-by-, E-Mail- und CSS-Vektoren;• Ungewöhnliche Nutzung von Applika-

tionen;• Ungewöhnliche Aufforderung zur Res-

sourcenfreigabe.

Quelle: RUAG Defence

37Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Wirtschaft/Rüstung

griffen gegenüber. Wie begegnet die RUAGdiesem Dilemma?

Der Fehler, der oft gemacht wird, ist,dass man sich zu sehr auf die Angriffe fo-kussiert. Es ist korrekt, dass diese immeranders aussehen und der Innovationskraftvon Gegnern kaum Grenzen gesetzt sind.Verschiebt man jedoch diesen Fokus aufden Angreifer und dessen Motivation,dann ergeben sich auf einmal Konstan-ten. Kombiniert man dies mit abstraktenMustern aus bekannten Angriffen undgibt noch etwas Mathematik, in Formvon Statistik oder Machine-Learning hin-zu, kann man wesentlich mehr erkennen.Wir kennen dies bereits von konventio-nellen, physikalischen Angriffen. Ein Bei-spiel: Eine Nation wird mit einem Flug-körper beschossen. Der Angriff ist also klarerkennbar. Es spielt aber eine sekundäreRolle, mit welcher Waffe der Angriff er-folgt, zumal die Attacke sowieso Schadenanrichten wird.

Die Auffassung scheint weit verbreitet, dassdie Umsetzung einer umfassenden Cyber-Sicherheitsstrategie, eine sichere IT-Archi-tektur sowie eine gewissenhafte Schulungdes Personals jeden Cyber-Angriff ins Leerelaufen lassen.Täuscht dieses Sicherheits-empfinden?

Definitiv. Man muss sich von der Ideeperfekter Sicherheit verabschieden. Abso-lut ist im Cyberspace gar nichts. Es gibtkeinen totalen Schutz; es gibt nur adäqua-ten Schutz. Aber alles, was getan wird, er-höht die Überlebensfähigkeit im Cyber-space. Das Spektrum reicht vom Verhin-

dern, dass man sich in Gefahr begibt oderentdeckt wird, bis zum schnellen Wieder-herstellen nach einem vernichtenden An-griff. Dies entspricht klassischen militäri-schen Operationen.

Mit der Erkennung von sicherheitsrelevan-ten Benutzeraktivitäten und der Identi-fikation von infizierten Endgeräten tauchtirgendwie das Bild von «big brother» und«gläsernen Mitarbeitenden» auf. Entste-hen daraus keine Konflikte zum Daten-und Persönlichkeitsschutz?

Konflikte entstehen, wenn man den Ein-satzraum nicht differenziert betrachtet. Jenach Einsatzraum, Ort, Art und Gefähr-dungslage gelten unterschiedliche gesetz-liche Bestimmungen. Diese sind bei derPlanung mit zu beachten. Des Weiterengibt es ethische und moralische Faktoren,die abhängig vom Einsatzort und -zweckzu beachten sind. Wir Schweizer legen bei-spielsweise grossen Wert auf die Privat-sphäre und sie ist ein wichtiger Pfeiler un-serer Gesellschaft. Die Briten sind da libe-raler. Es ist also wichtig, sensibel zu seinund darauf zu achten, dass die Mitarbei-tenden nicht gegen das System arbeitenund so die Sicherheit negativ beeinflussen.Wir bei der RUAG sind uns dieses Ba -lanceaktes bewusst. So schützen wir beider Datenverkehrsanalyse mit dem TrafficAnalyzer die Privatsphäre maximal, indemwir zur Identifikation von Anomalien vorallem auf technische Parameter setzen.

Die Diskussionen um eine nationale Cy-ber-Defence-Strategie machten deutlich:Die einen befürworten die Übernahmevon (Mit-)Verantwortung der öffentlichenBehörden; die andern appellieren an die Eigenverantwortung der Unternehmen so-wie der Nutzer. Welches Vorgehen befür-wortet die RUAG?

Der Bund verfolgt mit der nationalenStrategie zum Schutz der Schweiz vor Cy-ber-Risiken (NCS) drei Hauptziele. Dazugehören die frühzeitige Erkennung derBedrohungen und Gefahren im Cyber-Bereich, die Erhöhung der Widerstands-fähigkeit kritischer Infrastrukturen sowiedie wirksame Reduktion der Risiken. Umdiese Aufgabe in einer hoch vernetztenGesellschaft zu bewältigen, braucht es eineklare Aufgabenteilung und eine enge Zu-sammenarbeit zwischen Staat und Wirt-schaft. Der Staat kann vor allem in den Be-reichen Risikobeurteilung und Lageein-schätzungen die Wirtschaft, die Betreiberkritischer Infrastrukturen und die Behör-den unterstützen. Dazu wird ein intensi-ver und systematischer Informationsaus-tausch vorausgesetzt. Die systemrelevan-ten Unternehmen unterliegen bereits heu -te spezifischen Regeln und haben einenauferlegten Handlungsbedarf. Viele dergrösseren Unternehmen sind sich der Pro-blemstellung bewusst und handeln heutein eigener Verantwortung. In der Schweizgibt es aber sehr viele kleinere und mitt-lere Unternehmen mit beschränkten fi-nanziellen Mitteln. Diese sind auf siche-re kommerzielle Sicherheitsinfrastruk tu -ren und die Unterstützung durch diebranchenspezifischen Verbände angewie-sen.

Zum Abschluss noch ein kurzer Blick indie Zukunft: RUAG entwickelt zurzeit einCyber Security Management Informati-onssystem. Was wird dieses Instrument be-inhalten und wann sollte es voraussicht-lich verfügbar sein?

Die RUAG wird mittelfristig ein CyberSecurity Management Informationssystemauf den Markt bringen, das speziell aufdie Bedürfnisse des Top-Managements zu-geschnitten ist. Ziel des Systems ist, dasssich nicht nur Cyber-Experten, sonderneben auch das Management, innert kürzes-ter Zeit einen Überblick verschaffen kön-nen und dadurch erkennen, in welchemStadium sich die interne Cyber Securitybefindet. Dies ist ein weiterer Schritt, umdie cyberspezifische Sicherheit innerhalbder Organisationen sukzessive zu opti-mieren. ■

Cyber Security: Erkennen von Anomalien

im Datenverkehr. Bild RUAG Defence

38 Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Wirtschaft/Rüstung

bare Vermögen der high net worth in-di viduals – das heisst von Personen mit einem Nettovermögen von mindestens1 Mio. US$ – weiter wachsen und unteranderem in Sachgüter wie Wein, Kunst,

Marcus Matthias Keupp

Solche Waren befinden sich abgaben-rechtlich nicht im schweizerischen Zoll-gebiet, sodass solange keine Zölle, Steu-ern und sonstige Abgaben anfallen, bisdie Waren definitiv importiert werden.Beim Reexport in ein ausländisches Zoll-freilager fallen ebenfalls keine Abgabenan, weder in der Schweiz noch im Ex-portland. Diese Organisationsform eignetsich somit hervorragend für höchstwerti-ge oder stark abgabenbelastete Güter, diefür eine bestimmte Zeit in der Schweiz sicher gelagert werden sollen, ohne dasssie dafür notwendigerweise ins schweize-rische Zollgebiet importiert werden müs-sen.Vor allem im internationalen Kunst-handel ist dieses Instrument unabdingbargeworden, da sich ein Zollfreilager idealals showroom nutzen lässt, um Kunstge-genstände internationalen Interessentenzu präsentieren, ohne die hohen Transak-tionskosten einer im Zollgebiet befind -lichen Galerie oder eines Ladengeschäftsin Spitzenlage sowie die anfallenden Im-portabgaben bezahlen zu müssen. Zwarkönnen die Waren das Territorium desZollfreilagers nicht verlassen, aber oftmalsist dies gar nicht erwünscht. Im Gegen-teil reisen die wertvollen Waren entwederzwischen den Zollfreilagern abgabenfreium die Welt, oder sie bleiben physischauf lange Zeit in einem bestimmten Zoll-freilager, während lediglich das Eigentumper Urkundengeschäft übertragen wird.

Genf und Singapurals global führende Standorte

für Zollfreilager

Der Neuen Zürcher Zeitung vom 31.Januar 2014 lassen sich einige Statistikenzu diesem Geschäftsmodell entnehmen: Sosind die Städte Genf (Ports Francs et Entre-pôts de Genève) und Singapur (The Singa-

pore Freeport) die global führenden Stand-orte für Zollfreilager, wobei Luxembourgund Peking seit 2015 verstärkt in diesesGeschäftsmodell investieren – nicht ver-wunderlich angesichts geschätzter Wachs-tumsraten von 10% pro Jahr. Gleichzei-tig prognostiziert man, dass das verfüg -

Konversion von Armee-Immobilien:Vom Bunker zum ZollfreilagerZollfreilager sind auf schweizerischem Staatsgebiet befindlicheWarenlager, in denen unverzollte und unversteuerte Waren zeitlichunbeschränkt aufbewahrt werden können. Diese Lager liegenunter amtlichen Zollverschluss, das bedeutet sie werden vom Zollzugelassen und überwacht.

Stollen Festung Reuenthal. Bild: Wikipedia

39Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Wirtschaft/Rüstung

Antiquitäten, Schmuck, Edelsteine undUhren investiert werden wird, insbeson-dere bei hohen Inflations- und niedrigenRenditeerwartungen. In Zukunft wer-den sowohl der Flächenbedarf für Zoll -frei lager als auch das Bedürfnis nach phy-sischem Schutz für die in ihnen eingela-gerten Wertgegenstände deutlich zuneh-men.

Geeignete Standortefür Zollfreilager gesucht

Nicht jedes Gelände eignet sich jedochals Standort für ein Zollfreilager: Je hoch-wertiger die Waren, desto mehr rückenphysische und politische Schutzaspektein den Vordergrund. Ange-sichts der Tatsache, dass dieStadt Genf von drei Seitenvon dem sich im wirtschaft-lichen Niedergang befind-lichen französischen Staatumschlossen ist und ihreGeschichte fünfzehn Jahreunfreiwilliger napoleonischer Annexiondokumentiert, könnten sen si ti ve Inves -toren die langfris tige Stand ortsicherheitbezweifeln. Nicht zuletzt im Erbschafts-steuerstreit und im Streit um die Unter-nehmensbesteuerung im schweizerischenTeil des Euroairport Basel-Mulhouse hatFrankreich massiven politischen Druckauf die Schweiz ausgeübt und u.a. mitder temporären Blockade des regionalenGrenzverkehrs gedroht. Ähnlich liegt derFall bei Singapur, dessen exponierte Lagezur See an einem der Engpässe der glo -balen Handelsschifffahrt – man bedenkedie Eroberung und Annexion Singapursdurch japanische Kräfte im ZweitenWelt-krieg – sowie die dauerhafte Abhängig-keit von Trinkwasserimporten aus Malay-sia langfristige strategische Verwundbar-keiten darstellen. Zudem stellt das tropi-sche Klima hohe Anforderungen an dieVerlässlichkeit einer technisch zu erzeu-genden Reduktion von Feuchtigkeit undTemperatur – gerade für die langfristigeLagerung von Kunstwerken oder Spitzen-weinen stellt dies jedoch einen Risikofak-tor dar.

Bunker – geeigneter Standortfür Zollfreilager?

Im Dispositionsbestand der schweizeri-schen Armee-Immobilien finden sich Ob -jekte, die nicht nur von solchen Stand-ortproblemen wenig bis gar nicht betrof-fen sind, sondern auch ohne grossen In-

vestitionsaufwand als Zollfreilager umge-nutzt werden könnten. Sie bilden einenschwer replizierbaren, durch die Topogra-fie des Geländes verbürgten Standortvor-teil, der physischen Schutz in geradezuidealer Weise bieten kann. Sowohl ver -tikale als auch horizontale verbunkerteStrukturen in den Bergen bieten nahezuvollständige Abschirmung gegen Alpha-,Beta-, Gamma-, Röntgen- und Neutro-nenstrahlung. Viele dieser Objekte sindABC-geschützt, massiv gebaut, getarnt,für Fahrzeuge zugänglich, mit leicht zukontrollierenden Zufahrtswegen versehenund selbst durch längeres konventionel-les Bombardement kaum physisch zu zer-stören. Zudem herrscht in diesen Struk-

turen ein ausserordentlich stabiles Mikro-klima mit einer konstanten, jahreszeiten-unabhängigen Temperatur und Luftfeuch-tigkeit sowie fast vollständiger Keim- undStaubfreiheit. Würde man die Eigenschaf-ten dieser Objekte, die ohnehin zur Ver-äusserung bzw. Schliessung vorgesehensind, mit dem Geschäftsmodell Zollfrei-lager in Verbindung bringen, liesse sichdie Disposition nicht nur gewinnbringenddurchführen, sondern es könnten auch dieeinzigartigen Standortvorteile, die solcheInfrastrukturen in den Bergen bieten, in-ternational vermarktet werden. Dies giltumso mehr, als solche Strukturen heuteaufgrund umweltschutz- und raumpla-nungsrechtlicher Vorgaben gar nicht mehrgebaut werden dürften, die Opportuni-tätskosten eines Neubaus also prohibitivhoch wären.

Neue Wege sind gesucht

Leider beschränkt sich die derzeitigeStrategie der armasuisse Immobilien aufden Hinweis, dass Spezialbauten wie z.B.Bunker oft nicht den heutigen zivilen An-forderungen entsprächen und mehrheit-lich ausserhalb der Bauzone lägen, somitpraktisch auch keiner zivilen Nutzungzugeführt oder verkauft werden könnten.Dieses Argument mag zwar zutreffen, so-fern eine Konversion zu Wohnimmobi-lien angestrebt wird, es greift jedoch zukurz, da die zitierten Nachteile als ent-scheidende physische Schutzaspekte eines

Zollfreilagers vermarktet werden könn-ten. Natürlich ist bei der Ausschreibungdie Kooperation der Gemeinde hinsicht-lich Zonenkonformität, Wegerecht undöffentlichem Vorkaufsrecht erforderlich,aber die Gemeinden sollten angesichtsder zu erwartenden Investitionen und derSchaffung von Arbeitsplätzen durch denBetreiber eines Zollfreilagers sehr an Ko-operation interessiert sein. Auch public-private-Partnerships in der Form, dass dieGemeinde das physische Eigentum er-wirbt, den Betrieb aber an einen Investorverpachtet, sind vorstellbar.

Jedenfalls sollte man sich bei der Aus-schreibung bewusst sein, dass die hier zi-tierten physischen Standortvorteile nur

an sehr wenigen Orten derWelt ausserhalb der Schweizvorhanden sind, von Han-dels- und Verkehrsinfra-struktur und politischer Sta-bilität ganz zu schweigen.Bei der Ausschreibung soll-te also darauf geachtet wer-

den, nicht von möglichen Investoren mitdem Argument, die Strukturen seien wert-los und kaum anderweitig zu vermarkten,über den Tisch gezogen zu werden.

Das Potenzial ist fraglos vorhanden –die Frage ist vielmehr, ob international einBewusstsein für dieses Potenzial besteht.Die armasuisse Immobilien ist zwar breitund tief in den Regionen der Schweizverankert, international jedoch wenig be-kannt und mit gerade zwei Verbindungs-büros in Washington D.C. und Brüsselpersonell und materiell kaum wahrnehm-bar. Andererseits sind den wenigsten highnet worth individuals die hier beschriebe-nen physischen Standortvorteile der ver-bunkerten Strukturen in den SchweizerBergen bewusst. Die internationale Visi-bilität sollte daher deutlich gesteigert wer-den. Idealerweise könnte in Zusammen-arbeit mit dem schweizerischen Zollfrei-lager-Verband ein attraktives Standort-marketing aufgebaut werden. Da die Stra-tegie der armasuisse Immobilien «lang-fristiges ökonomisches Denken» als Kern-element definiert, würde ein solches Vor-gehen direkt zur Stärkung dieses Elementsbeitragen. ■

«In Zukunft wird sowohl der Flächenbedarffür Zollfreilager als auch das Bedürfnis

nach deren Schutz zunehmen.»

Marcus M. Keupp

PD Dr. oec. HSG

Dozent Militärökonomie

MILAK

8903 Birmensdorf

Höhere Kaderausbildung

Michael Arnold, Stv. Chefredaktor ASMZ

Am 14. Januar 2016 war es wieder so-weit: Über 300 Mitarbeitende der HKAund Gäste versammelten sich zum Jah-resrapport der HKA. Wie deren Kom-mandant, Divisionär Philippe Rebord, inder Einladung betonte, konnte auf einreich befrachtetes Jahr 2015 zurück ge-blickt werden: Das gemeinsam Erreich-te gelte es zu würdigen, da es Vorausset-zung dazu sei, die kommenden Heraus-forderungen mit Erfolg zu bewältigen.«Als stolzer Finalist des ESPRIX SwissAward for Excellence liegt die Spannungbezüglich der definitiven Platzierung inder Luft. Dies bestärkt uns, weiterhinLeistungen auf hohem Niveau zu erbrin-gen.»

Regierungsrätliche Freudeam «Marschbefehl» der HKA

Regierungsrat Paul Winiker überbrach-te nicht nur die Grüsse der Luzerner Re-gierung, sondern er brach inseiner viel beachteten An-sprache eine Lanze für diegemeinsame Aufgabe undArbeit beim Thema Sicher-heit. Die Gründung desBundesstaates 1848 sei we-sentlich aus Sicherheitsbe-dürfnissen zustande gekom-men. Sicherheit sei Voraus-setzung für Wirtschaft und Wohlstand,betreffe alle, habe aber entsprechend ih-ren Preis. Die Kosten für einen bankrot-ten «failed state» seien allerdings unver-gleichbar höher, da das ganze Volksver-mögen vernichtet werde. Trotz Sparmass-nahmen bei Bund und Kantonen, dürfe

deshalb die Sicherheit nicht angetastetwerden.

Wie vom Chef der Armee am voran -gegangenen Gesamtrapport Verteidigungeindringlich aufgezeigt, sei die Wahr-scheinlichkeit für Einsätze der Armee, in-

klusive Mobilmachung von Truppenver-bänden, deutlich gestiegen. Ohne grosseVorwarnzeit könne eine konkrete Bedro-hung auch auf unser Land überschwap-pen. Wie schnell dann ein grösseres Po -lizeikorps an die Leistungsgrenze kom-me, zeigte er anhand der Luzerner Polizei

mit rund 800 Angehörigen auf: Müsstengleichzeitig mehrere grössere Ereignissebewältig werden, betrage die Durchhalte-fähigkeit ganze zwei Tage.

Dieser nüchterne Befund erstaunte eini-ge Rapportteilnehmer. Doch der Vorsteherdes Luzerner Justiz- und Sicherheitsdepar-tementes lieferte gleich mehrere beden-kenswerte Ansätze, wie die Sicherheit an-gepasst bzw. gestärkt werden könne:• Optimierte Zusammenarbeit der Sicher-

heitsinstrumente von Bund und Kanto-nen;

• Ausbau der interkantonalen Koopera-tionen;

• Fokussierung auf Kernkompetenzen,auch bei der Armee;

• Intensivieren von Übungen auf allenStufen und mit allen nötigen Partnern;

• Beibehaltung des hohen Niveaus derKaderausbildung an der HKA.

Gerne folge er deshalb dem «Marschbe-fehl» für die Simulationsübung der Geb InfBr 12 im März an der Generalstabsschule

in Kriens. Schon als Krien-ser Gemeindepräsident ha-be er bei Simulationen denRegierungsrat gespielt, nunsei es auch für ihn «Ernst-fall» geworden mit der po-litischen Einsatzverantwor-tung gegenüber der Armee.

Der grosse Applaus fürRegierungsrat Winiker zeig-

te zweierlei auf: Erstens fühlten sich dieMitarbeitenden der HKA in ihrer Auf -gabe politisch getragen und ausdrücklichder Wertschätzung versichert. Zweitenswurde zum Ausdruck gebracht, dass derStandortkanton nicht nur zum Armee-Ausbildungszentrum auf der Luzerner All-

Die Wahrscheinlichkeit für Einsätzeder Armee ist gestiegenDie Terror-Anschläge im nahen Paris haben auch uns aufgeschreckt.Sicherheit ist ein kostbares Gut, ohne sie gibt es keinen Wohlstand.Sicherheit ist eine Verbundsleistung, und letztlich ohne Armee nicht zugarantieren. Die zivilen Sicherheitsorgane sind in ausserordentlichen Lagen nicht lange durchhaltefähig. Die Ausbildung der militärischenKader ist somit gleich doppelt gefordert: Es gilt, Führung richtigzu vermitteln und inhaltlich das Richtige mit den Partnern zu üben.Denn der Ernstfall ist näher gerückt.

40 Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Regierungsrat Paul Winiker. Zum Dank gab’s

den Marsch VIVAT LUCERNA. Fotos: HKA

«Die Gene sind maximal Bleistift und Papier,aber die Geschichte schreiben wir selber.»

Prof. Dr. Markus Hengstschläger, Gastreferent zum Thema

«Ist Exzellenz in den Genen oder brauchen wir Peaks und Freaks?»

41Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Höhere Kaderausbildung

mend steht, sondern diese Infrastrukturauch tatsächlich in Schuss halten will –und einen echten Dialog anbietet.

Die HKA unterwegs mit der WEA

Der eindrucksvolle Rückblick des Kom-mandanten HKA zeigte eine Institutionauf, die sich nicht nur als Ausbildungs-stätte mit rund 100 Lehrgängen, Kursenund Simulationen versteht, sondern auchals Denk- und Impulsstätte. Der Stabund die fünf unterstelltenSchulen leisten viel, immeröfter aber unter erschwer-ten Bedingungen. Zu Letz-teren zählen nicht nur dasäusserst knapp gehaltene(Lehr-) Personal, sondernauch die zunehmendenTransformationsleistungenim Hinblick auf die WEA.Die HKA ist in aufwändigen Projek-ten gefordert. Sie verliert überdies Quer-schnittsbereiche, weil sie nicht mehr demCdA direkt unterstellt sein wird, sonderndem neuen Ausbildungskommando, dasnoch nicht operationell ist. Die Überfüh-rung ist einmal mehr eine komplexe An-gelegenheit, welche die Betroffenen be-lastet.

Die Ausbildungszeiten werden zudemteilweise verkürzt (ZS). Es gilt, neue Lehr-gangskonzepte mit höheren «Eintritts-hürden» (vordienstliche Vorbereitung) zu

schaffen. Zu alledem müssen Konsequen-zen aus einem armeeweiten negativenTrend gezogen werden: Den Lehrgangs-teilnehmern mangelt es immer mehr amVerständnis für das Gefecht der verbun-denen Waffen, an taktischem Wissen undan der Vorstellung einer moderenen Be-drohung. Dies hat vielfältige Gründe: Siereichen von einer gewissen «sicherheits-politischen Verwöhnung» seit 1989 überden ständigen Abbau der Armee bis hinzur Orientierungslosigkeit in Sachen «Ver-

teidigung» und was wir darunter verste-hen wollen.

Der Bundesrat hat im November 2015in einem Aussprachepapier geklärt, wasdie Verfassung unter «Verteidigung» inder aktuellen sicherheitspolitischen Lage versteht. Der «Verteidigungsfall» kann inhybriden Konfliktszenarien, wie sie aufder ganzen Welt zu sehen sind, viel frühereintreten als wir meinen. Einleitende An-griffe im Cyber- und Informationsraumsind die Regel. Zivile und militärische Mit-tel haben je nach Eskalation gemeinsam

und in politisch vorgegebenen Zuständender Verantwortung die Sicherheit auf-recht zu erhalten. Dies schlägt auf unse-re Doktrin durch, klärt die inhaltlicheGrundlage der Ausbildung – und wurdewesentlich an der HKA vorgedacht. Ent-sprechende taktische Rahmenwerke undLehrübungen sind an der HKA in Arbeit.

Und mit den positiven Nachrichtengeht es weiter: Die Zentralschule als gröss-te Organistionseinheit der HKA geht miteinem Angebot von 77 Lehrgängen und

Kursen ins Jahr 2016. Die-se grosse Zahl drückt aus,wie sehr eine fundierte Ka-derausbildung nachgefragtwird. An der Generalstabs-schule werden aktuell 31Generalstabsoffiziersanwär-ter ausgebildet, davon zweiDrittel Milizoffiziere. Eswerden auch wieder mehr

dringend benötigte Berufsmilitärs an derMilitärakademie (an der ETH) und ander Berufsunteroffiziersschule (in Heris -au) ausgebildet. Nicht zuletzt sorgt eineneue Schulungsagenda auf operativer Stu-fe für ein regelmässiges, inhaltlich fun-diertes Training höherer Stäbe und dieentsprechende Weiterausbildung Höhe-rer Stabsoffiziere.

Botschaften des KommandantenHKA für 2016

Divisionär Rebord forderte Führungs-kräfte und Lehrkörper auf, auftragsorien-tiert und konsequent auf sinnvolle undqualitativ hoch stehende Produkte hinzu-steuern. Zur vorbildlichen Führung ge-höre auch, Veränderungsprozesse zu ge-stalten und die Kultur der ständigen Ver-besserung zu pflegen. Zweitens solle dasKerngeschäft der militärische Ausbildungweiter optimiert werden. Dabei sei nichtnur der Schulterschluss zum entstehendenAusbildungskommando ein kritischer Er-folgsfaktor, sondern auch die inhaltlich-doktrinale Ausrichtung der Lehrgänge undSimulationen auf die neuen, von der HKAmit verfassten Doktrinvorschriften der Armee (Reglemente OF, TF) und insbe-sondere auf das neue taktische Rahmen-werk der HKA mit Namen LUCERNA.Drittens gehe es darum, die Miliz wo im-mer möglich zu stärken, beispielsweisedurch die Anerkennung der militärischenFührungsausbildung in Studiengängenan Hochschulen. Viertens solle dem Be-rufspersonal der HKA ein motivierendesArbeitsumfeld geboten werden. ■

Fünf Sterne für die Höhere Kaderausbildung der Armee

Der Kommandant HKA ehrt den Projekt lei ter

Zertifizierung, Armin Steudler.

Mit der Auszeichnung «Recognised for Excellence 5 Sterne» erreichte die Höhe-re Kaderausbildung der Armee (HKA) diehöchste Anerkennungsstufe nach demeuropäisch anerkannten Standard derEFQM. Zeitgleich mit der Rezertifizierungbewarb sich die HKA für die Auszeich-nung «ESPRIX Swiss Award for Excellen-ce» und wurde offiziell nominiert. Die Zer-tifizierung erfolgte nach dem internatio-nalen Modell «European Foundation forQuality Management» (EFQM). Das As-sessment 2015 wurde durch die unab-hängige Stiftung ESPRIX Excellence Suissevorgenommen.Die HKA festigt durch diese Bewertungund die Nominierung ihre Position unterden führenden Schweizer Bildungsinsti-tutionen und zeigt, dass es ihr gelungenist, sich als Kompetenzzentrum für Füh-rungsausbildung zu etablieren und kon -tinuierlich weiter zu entwickeln. Die HKAerbringt Spitzenleistungen und kann sich

sowohl mit herausragenden Bildungsor-ganisationen in der Schweiz als auch ver-gleichbaren internationalen Organisatio-nen messen.An der öffentlichen Verleihung des «ESPRIXSwiss Award for Excellence» am 10. März2016 im Kultur- und Kongresszentrum Luzern wird die definitive Rangierung be-kanntgegeben.

«Es gibt eigentlich keine Atheisten, und Dingewie Glaube und Familie werden wirklich wichtig.»

Oberst i G Axel Schneider, Gastreferent zum Thema

«Teamführung in Extremsituationen (Geiselhaft)»

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und Überwachung der Seewege spielt dieAP-3C Orion eine wichtige Rolle. Ihr Ersatz, die P-8 Poseidon wird zusammenmit der bewaffneten Triton-Drohne dieMöglichkeiten zum Schutz des maritimenVorgeländes Australiens noch einmal er-weitern.

LuftangriffDie Fähigkeit, bezeichnete Ziele mit

Präzision, Effektivität und Letalität angrei-fen zu können, ist eines der kritischstenElemente, welche die Luftwaffe in denteilstreitkräfteübergreifenden Kampf ein-bringt. Dabei ist der Luftangriff norma-lerweise die am besten sichtbare Aktivitätin jedwelchem Konflikt, er hat den gröss-ten Effekt auf die gegnerischen Kampffä-higkeiten. Abstandswaffen, wie die AGM158 Joint air-to-Surface Missile (JASSM)reduzieren das Risiko für die Trägerplatt-form und ermöglichen es, eine Reihe vonZielen in der strategischen Umgebungvon Australien aus der Distanz zu be-kämpfen. Zusammen mit der AGM 154Joint Stand off Weapon (JSOW) ermögli-chen sie eine bedeutende Fähigkeitsstei-gerung für die australischen Kampfflug-zeuge und vermögen die Kräfteverhält-nisse in der Region zu Gunsten Austra-liens zu beeinflussen.

Kontrolle der Operationssphäre LuftZu guter Letzt bleibt jedoch der wich-

tigste Auftrag für eine Luftwaffe, die Kon-trolle der Operationssphäre Luft. Ohnediese Kontrolle werden alle Operationenzu Land, zu Wasser und in der Luft einemsubstantiellen Risiko ausgesetzt. Die Kon-trolle der Operationssphäre Luft war schonimmer die primäre Rolle von Luftmacht.Nur der Schutz des Luftraumes sichert dieManövrierfreiheit und die Angriffsmög-lichkeiten der Land- und Seestreitkräfte.

Ich wurde oft gefragt, wieso ein Kampf-flugzeug der fünften Generation so wich-tig für Australiens Sicherheit sei. Den letz-ten Krieg zu planen, war schon immer ein

stürme oder Naturkatastrophen, die RoyalAustralian Air Force (RAAF) verfügt übereine lange Geschichte der Krisenreakti-on, welche einen raschen Transport vonMensch und Material über lange Distan-zen erforderte. Mit den Transportflugzeu-

gen C-17 Globemaster, C-130J Hercules,C-27J Spartan und dem Multirole Tan-ker-Transporter MRTT verfügt die RAAFüber das ganze Spektrum der Lufttrans-portfähigkeiten, um die Bedürfnisse deraustralischen Regierung abzudecken.

Nachrichtenbeschaffung, Luftaufklärungund -überwachung

Eine durch die ISR-Mittel der RAAFgelieferte, umfassende Übersicht über dieSituation auf allen Stufen unterstütztnicht nur die Aktivitäten in der Luft, sieist fundamental für alle militärischenOperationen, ob zu Land, zur See oder inder Luft sowie auch für manch andereRegierungsaktivitäten. Die RAAF verfügtüber eine Anzahl Schlüsselsysteme, umdas Gefechtsfeld zu bewältigen. Mit demVigilaire-Luftverteidigungssystem werden45 land-, luft- und weltraumbasierte Sys-teme mit insgesamt 245 verschiedenen Inputs fusioniert. Dabei bedeutet dasFrühwarnflugzeug Boeing E-7A Wedge-tail einen bedeutenden Schritt vorwärtsim Bereich der luftgestützten Überwa-chungstechnologie und ist gleichzeitigein Quantensprung im Bereich der Ge-fechtsfeldüberwachung. Für die Sicherung

Geoff Brown

Als Regionalmacht muss Australien inder Lage sein, sein sicherheitspolitischesUmfeld formen zu können. Eine Luftwaf-fe muss fähig sein, auf aktuelle Ereignisseantworten zu können undso aufgestellt sein, dass sieauch künftige Herausfor de -run gen meistern kann. DieHaupt auf gaben des Kom-mandanten der Luftwaffesind dabei, Struktur undAufstellung seiner Truppeso auszubalancieren, dass siesowohl für die gegenwärti-gen als auch die zukünfti-gen Aufgaben ihrer Regie-rung fit ist. Natürlich kanndie Zukunft nicht vorhergesehen werden,Australien hat jedoch immer versucht,seine Unabhängigkeit in der Entscheidfin-dung zu wahren und seine strategischenPrioritäten umzusetzen.

Vier Kernaufgaben

Eine Luftwaffe hat vier Kernaufgaben.Erstens bewegt sie Dinge durch die Luft(Lufttransport, international: Air Mobili-ty), zweitens beobachtet sie Dinge in derLuft und am Boden (Nachrichtenbeschaf-fung, Luftaufklärung und -überwachung,international: Intelligence, Surveillance andReconnaissance (ISR)) und drittens bringtsie Effekte auf den Boden und auf das Was-ser (Luftangriff, international: Attack oderCounter-surface force operations). Am wich-tigsten jedoch, was eine Luftwaffe in einenKonflikt einbringt, ist die Fähigkeit, dieOperationssphäre Luft zu kontrollierenund zu beherrschen (Kontrolle der Ope-rationssphäre Luft, international: Controlof the Air).

Lufttransportist Eckpfeiler in jeder Militärstrategie.

Von der Berliner Luftbrücke über Wirbel-

100 Kampfflugzeuge der 5. Generation –fundamental für die Sicherheit AustraliensSeit seiner Einführung als militärisches Instrument vor beinahe hundert Jahren hat Luftmacht in jedem Konflikt, in welchem Australieninvolviert war, eine entscheidende Rolle gespielt. Für Australiens nationale Sicherheit ist Luftmacht wichtiger als je zuvor.

Luftwaffe

Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

F/A-18 F Superhornet der RAAF. Bild: RAAF

43Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Luftwaffe

Frappante Überlegenheit

Mein bestes Beispiel dazu, was umfas-sende Situationsanalyse bedeutet, erleb-te ich, als ich das Privileg hatte, an einerRED FLAG-Übung in Nellis teilzuneh-men. RED FLAG ist eine grossangelegteLuftwaffenübung, um den teilnehmendenBesatzungen eine möglichst realitätsnaheErfahrung für die ersten fünf Kampfmis-

drei der vier Hauptaufgaben einer Luft-waffe, bemannte Aufklärung im nicht-per-missiven Umfeld, Luftangriff und Luft-verteidigung, zumindest teilweise abzu-decken. Dabei kommt der Stealth Tech-nologie zwar eine gewisse Bedeutung zu,noch wichtiger aber ist eine möglichstumfassende Situationsanalyse, welchedurch so ein modernes System ermög-licht wird.

fataler Fehler für jedes Land. Die RAAFbenötigt ein Kampfsystem, welches fähigist, die Kontrolle und Sicherung des Luft-raumes als seine Hauptaufgabe wahrzu-nehmen. Dies wird durch ein modernesMehrzweckkampfflugzeug über das gan-ze Spektrum der Konflikte ermöglicht.Kampfflugzeuge der fünften Generation,wie beispielsweise der F-35 Joint StrikeFighter (JSF) ermöglichen es, gleichzeitig

Interview mit Air Marshal Geoff Brown, Chief of Air Force Royal AustralianAir Force 2011–2015ASMZ: Air Marshal, was sind die Gemein-

samkeiten zwischen der RAAF und der

Schweizer Luftwaffe?

Air Marshal G. Brown: Die Kernfunktionenund Anforderungen sind die gleichen undbeide Luftwaffen sind beauftragt, die Luft-überlegenheit über dem Luftraum ihresLandes zu gewährleisten. Die Schweiz verfügt über sehr leistungsfähige F/A-18C/D Hornet und ältere, weniger fähigeF-5 E/F Tiger. In beiden Ländern wurdendie F/A-18 kampfwertgesteigert, um ihreKampfkraft trotz ihres Alters auf höchs-tem Niveau zu erhalten. In beiden Län-dern sind die Kampfflugzeugflotten schonetwas in die Jahre gekommen und müssenmit neuster Technologie ersetzt werden.

Wie beurteilen Sie die Herausforderungenan die Luftwaffen Europas, wie beispiels-weise die Schweizer Luftwaffe?Die meisten Länder Europas haben ihreVerteidigungsbudgets nach dem Ende desKalten Krieges drastisch gekürzt und da-mit auch Grösse und Fähigkeiten ihrer Luft-waffen abgebaut. In meinen Augen sindsie deswegen momentan schlecht auf -gestellt, um mit einer unsicheren Zukunftfertig zu werden. Wir konnten in den letz-ten Jahren ein Ausmass an russischem Ex -pansionismus feststellen, welcher mancheinen westlichen Beobachter erstaunt hat.Russland hat weitreichende Reformen indie Wege geleitet, um in Zukunft mit gutausgerüsteten, schlagkräftigen und hochprofessionellen Einheiten rasch in robus-ten Einsätzen im Ausland operieren zukönnen.

Wie beurteilen Sie die aktuellen Fähig -keiten der Schweizer Luftwaffe und ihreHerausforderungen für die Zukunft?Die Schweizer Armee kann auf eine langeund stolze Geschichte der bewaffnetenNeutralität zurückschauen. Der Abbauder Fähigkeiten ihrer Luftwaffe nach demEnde des Kalten Krieges machen es für siejedoch schwierig, ihre wichtigste Aufgabe,

die Kontrolle der Operationssphäre Luft,jederzeit und in allen Lagen wahrzuneh-men. Obwohl nach dem Upgrade 25 dieF/A-18 sehr leistungsfähig sind, ist es fürdie kleine Flugzeugflotte schwierig, Aus-bildung, Training und die geforderten Luft-polizeieinsätze rund um die Uhr abzu -decken, da immer ein Teil der Flugzeugedurch Maintenance, Reparaturen und Mo-dernisierung blockiert sein wird. Die heu-te verfügbaren, weitreichenden Lenkwaf-fen und Präzisionswaffen bedeuten, dasses mit Flugzeugen wie dem F-5 Tiger nichtmöglich ist, einen herannahenden Gegner

zu stoppen. Die Schweizer Luftwaffe be-nötigt dringend ein modernes Mehrzweck-Kampfflugzeug in genügender Anzahl.

Wie erklärt sich die RAAF ihrer Bevölke-rung? Muss sie dies überhaupt tun?Die RAAF hat eine lange, stolze Geschich-te und war in jedem Konflikt immer zuvor-derst involviert. Die Luftmacht-Fähigkei-ten wurden immer als wichtigster Pfeilerin der Verteidigung Australiens anerkannt.Seit 1990 haben dies alle australischenVerteidigungs-Weissbücher prominent her-vorgehoben. Die australische Bevölkerungist aber auch stolz darauf, dass die RAAFmit ihren Transportflugzeugen eine be-deutende Rolle in vielen Hilfsoperationennach Naturkatastrophen in der pazifischenRegion spielt. Die RAAF präsentiert sich anfast allen wichtigen öffentlichen Veranstal-tungen entweder mit ihrem Vorführteamoder mit operationellen Flugzeugen. Zu-dem betreut die RAAF in ganz Australienauch rund 7000 13- bis 17-jährige Kadet-ten in 160 Einheiten.

Welcher Prozentsatz der australischenVerteidigungsausgaben wird für die RAAFeingesetzt?Die Luftwaffe erhält in der Regel etwa einenDrittel des australischen Verteidigungs-budgets. Auf Grund des grossen Erneue-rungsbedarfes hat die RAAF in den letztenzehn Jahren jeweils mehr als die Hälf-te des Budgets erhalten. Damit konnten insgesamt 24 Super Hornets, 12 E/A-18Growlers, und 72 F-35 JSF Kampfflugzeu-ge mit 7 KC-30 Tankflugzeugen, 8 C-17 Glo-bemaster und 10 C-27 Spartan Transport-flugzeuge, nebst 6 Wedgetail Frühwarn-flugzeuge und 8 P-8 Poseidon Seeüber-wachungsflugzeuge, sowie 7 Triton Droh-nen und 49 PC-21 Trainingsflugzeuge be-schafft werden. Daneben wurde auch dasmehrschichtige Vigilaire-Luftverteidigungs -system aufgebaut, welches durch JORN-Radars, mit der Fähigkeit über den Hori-zont zu sehen, ergänzt wurde.

Air Marshal Geoff Brown trat 1980 indie RAAF ein und wurde 1981 zum Pi-loten brevetiert. Er flog CH-47 Heli-kopter, PC-9 und F-111 und komman-dierte eine F/A-18-Staffel, bevor eralle australischen Hornet-Operatio-nen in Iraqi Freedom kommandierte.Nach Einsätzen im Centre for Defenceand Strategic Studies, kommandierteer die Air Combat Group und wurdeschliesslich 2011 Chief of Air Force.Air Marshal Geoff Brown war Ende Oktober 2015 Gast in der Schweiz,wo er Gelegenheit hatte, mit demRüstungs chef und dem Kdt LW zusprechen und die Firmen RUAG Avia-tion und PILATUS zu besichtigen.

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Luftwaffe

Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

sionen mitzugeben. Ich hatte die Möglich-keit, auf der Agressorseite in einer F-15Dmit hochentwickelten elektronischen Stör-möglichkeiten mitzufliegen. Nachdem ichfrüher bereits einige Jahre auf der «be -übten» Seite mitgemacht hatte, erwarte-te ich, der üblichen Abnützungsschlachtbeizuwohnen. Stattdessen erlebte ich eineDemonstration der Überlegenheit einesKampfflugzeuges der fünften Generation.Die Agressoren wurden durch die achtEskortflugzeuge des Typs F-22 geradezudezimiert und mussten von der Möglich-keit des Wiedereinstieges in den Kampfnach einem Abschuss profitieren.

Was war passiert? Bei der ersten Bereit-stellung wurden wir bereits 75 km nachdem Einflug in das Übungsgebiet abge-schossen und hatten keine Ah-nung, was unser Ableben ver-ursacht hatte. Wir durften wie-der in den Kampf einsteigenund stiessen bloss etwa 35 kmvor, bevor wir wieder abge-schossen wurden. Insgesamtstiegen wir fünfmal erneut inden Kampf ein und jedes Malkonnten wir maximal 35 kmvorstossen und wurden abge-schossen, ohne je ernsthaft inden Kampf eingreifen zu kön-nen. Nach dem Flug hatte ichdie Gelegenheit, im Debrief ingdem Kampf aus der Sicht derüberlegenen F-22 beizuwoh-nen. Die Piloten der F-22 hat-ten jederzeit eine kompletteÜbersicht über das Kampfge-schehen und der Unterschiedzwischen einem Kampfflugzeugder fünften und einem der vier-ten Generation war frappant.

Ich stimme der alten Weis-heit völlig zu, dass es auch mitder Kontrolle über die Opera-tionssphäre Luft sein kann, dassman nicht gewinnt, aber ohnediese Kontrolle wird man mit grosser Wahr-scheinlichkeit verlieren. General GeorgeKenny, der Kommandant des Einsatzver-bandes Luft von General Douglas MacArthur sagte einmal, «Luftwaffen sindwie Pokerkarten. Die zweitbesten Kartensind wie keine Karten – sie kosten dichviel, aber du gewinnst nichts damit.»

Ressourcenintensive Luftraumsicherung

Das qualitativ beste Flugzeug ist jedochnicht das einzige Mittel zum Erfolg, die

nötige Quantität ist ebenso wichtig. ImEinsatz zählt die aus der Quantität undQualität resultierende Kapazität, wie manaus der Operation Iraqi Freedom 2003 ab-leiten konnte. Das Schlüsselelement Kon-trolle des Luftraumes war notwendig, umISR-Mittel und Mari -ne einheiten zu schüt-zen, sowie den Boden-truppen zu ermöglichen,ihre Ziele zu erreichen.Ich war in der Opera -tionsplanung involviertund wir waren über-zeugt, dass es jederzeit– Tag und Nacht –mindestens drei com-bat air patrols (CAP)

mit je vier Flugzeugen brauchte. Austra-liens Beitrag zu dieser Operation waren14 F/A-18 Hornet und unsere Aufgabewar es, den östlichen CAP während achtStunden pro Tag abzudecken. Dies benö-tigte täglich zwölf einsatzbereite Flugzeu-ge und zwei Reserveflugzeuge. Man beden-ke, dass es sich hier nur um einen der dreiCAPs während eines Drittels der gesam-ten Zeit handelte. Um die Kontrolle desLuftraumes 24/7 abdecken zu können,benötigte die Koalition insgesamt 155Kampfflugzeuge! Kontrolle des Luftrau-mes ist wahrlich eine hungrige Aufgabe.

Man bedenke nun, wie viele Kampf-flugzeuge es benötigen würde, die vitalenationale Infrastruktur Australiens abzu-decken und zusätzlich Flugzeuge für diedirekte und indirekte Unterstützung derBodentruppen zur Verfügung zu haben.

Wenn man die Bedürfnisse für Unter-halt, Reparaturen, Modernisierungspro-gramme und Training mit einbezieht,sieht man, dass es noch zusätzliche Flug -zeuge benötigt, als nur jene für die eigent-liche Operation.

Investition in die Zukunftbereits heute

Was Australien betrifft, so würden we-niger als 100 Joint Strike Fighter die Op-tionen der Regierung und der Armee dras-tisch einschränken. Wir würden höchs-tens über eine limitierte Fähigkeit zur Si-cherung des Luftraumes und Unterstüt-zung der Bodentruppen verfügen.

Das australische Volk ist stolz auf unserLand und schätzt unsere Lebensart, wel-che durch Handel ermöglicht und in letz-ter Konsequenz durch die australische Ar-mee gesichert wird. Entscheide in der Si-cherheitspolitik werden für die nächsten30 Jahre gefällt. Deshalb müssen wir dieInvestitionen in die Verteidigung von mor-gen bereits heute tätigen. Die australischenRegierungen waren stets bereit, diese In-vestitionen, welche wir unseren Kindernschulden, zu bezahlen und konsequenter-weise verfügt Australien östlich von Indienund südlich von China heute über die fähigste Luftwaffe und ist auf absehbareZukunft für die sicherheitspolitischen He-rausforderungen bereit. ■

F-35 Joint Strike Fighter der RAAF.

Bild: USAF, Staff Sgt Timothy Boyer

F-35 Joint Strike Fighter der RAAF.

Bild: USAF, Senior Airman James Hensley

Erstflug eines australischen Piloten mit dem F-35 JSF.

Bild: USAF, Senior Airman Devante William

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Forschung und Lehre

• Business Englisch: die Fertigkeit, sichversiert in der Geschäftssprache Nr. 1der westlichen Welt auszudrücken;

• Innovationsmanagement: Neue Mög-lichkeiten erschliessen und Erfolgsfak-toren miteinander verknüpfen, um einerUnternehmung kompetitive Vorteile zuverschaffen (der «Blick in die nächsteGeländekammer»). Einzigartige Ideenvorstellen, kreative Ideen in die Praxisumsetzen und unterschiedliche Denk-ansätze fördern;

• Lernagilität: «Learning Agility» ist einKonstrukt aus der angewandten Wis-senschaft und beschreibt die Fähigkeit,aus Erfahrungen zu lernen und diese«lessons learned» in neuartigen Situa-tionen erfolgreich anzuwenden. Lern -agilität ist zudem einer der besten Prä-diktoren für Führungspotential (Dai,Tang, Fell, 2014; Dai, Swisher, 2014).

Aber auch «gängigere» Kompetenzen neh-men an Bedeutung zu:• Strategie- und gleichzeitiges Finanzver-

ständnis: Zukünftige Möglichkeitenvorhersehen und diesbezügliche bahn-brechende Strategien entwickeln. Da-bei wichtige Finanzkennzahlen richtig

Florian T. Wagner

Junge Nachwuchskräfte aus der Gene-ration der «Digital Natives» zieht es heutenicht mehr primär zur Armee, wenn siesich für eine Karriere fit machen möch-ten. Ganz im Gegenteil zu den Genera-tionen vor ihnen, die viel auf die Ausbil-dung und erworbenen militärischen Gra-de gaben. Die militärische Ausbildung wareiner der Schlüssel zu Führungsetagen undberuflichen Netzwerken. Ein Blick in dieheutigen Managementetagen von Schwei-zer und in der Schweiz ansässigen inter-nationalen Firmen genügt, um festzu -stellen: Die Träger eines MBA-Titels oderanderer ziviler Führungszertifikate sindquantitativ betrachtet denen mit einer militärischen Führungsausbildung über-legen. Dennoch lohnt sich gerade in derheutigen Zeit wieder ein Blick auf die mi-litärische Ausbildung.

Megatrends und VUCA-Welt

Die einzige Konstante war schon im-mer die Veränderung. Die Megatrends derheutigen Zeit, zum Beispiel die Globali-sierung, demographische Veränderungenund die Digitale Revolution, führen zuneuen Anforderungen an die Arbeitskräf-te der modernen Wirtschaft (EY, 2015;PWC, 2014). Vieles, was auch in Bezugauf notwendige Führungs- und Mana ge -mentkompetenzen bis in die späten 1990-er Jahre Gültigkeit hatte, wird auf denKopf gestellt. Dazu kommen die Charak-teristika der heutigen VUCA-Welt. VUCAist eine englische Abkürzung, stammt ausdem militärischen Kontext und bedeu-tet: volatile (volatil), uncertain (unsicher),complex (komplex), ambiguous (zweideu-tig). VUCA beschreibt verworrene Gege-benheiten, wie sie in feindlichen Ausei-nandersetzungen auf dem modernen Ge-

fechtsfeld wie auch in hoch komplexenBusiness-Situationen der heutigen Zeitauftreten (Cashman, 2012).

Heutige, relevanteSchlüsselkompetenzen

Die erwähnten Megatrends wie auchdie heutige VUCA-Welt, insbesondere diedurch die Digitalisierung erhöhte Ge-schwindigkeit, erfordern spezifische Kom-petenzen, um den aktuellen Herausfor-derungen im Geschäftsalltag erfolgreichzu begegnen. Die angewandte Forschungzeigt diesbezüglich Kompetenzen auf wie(Barnfield, Dal, Jouve, Orr, Sneltjes, Stor -fer, 2014):• Technologiegewandtheit: Innovationen

auf dem Gebiet der digitalen Unter-nehmensanwendungen antizipieren undeinführen. Die Auswirkungen neuerTechnologien frühzeitig erkennen undentsprechende Anpassungen vorneh-men;

• Globale Perspektive: Probleme aus ei-nem weltumspannenden Blickwinkelbetrachten und die Auswirkungen glo-baler Trends auf das Unternehmen an-tizipieren;

Militärische Karriere oder MBA?In der Karriere heutiger Führungskräfte spielt ein MBA oft einezentrale Rolle. Doch auch die Schweizer Armee vermittelt nach wievor Führungskompetenzen, welche gerade im aktuellen volatilenBusiness-Umfeld wieder an Bedeutung gewinnen. Heute erforderlicheKompetenzen und drei Führungsgrundsätze auf dem Prüfstand.

Führungspersönlichkeit im Einsatz.

Bild: Autor

46 Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

interpretieren, um in der durch Kosten-druck geprägten Zeit einer Firma einenkompetitiven Vorteil zu verschaffen.

Die erwähnten Kompetenzen sinddurchaus teilweise, einzelne sogar voll-umfänglich, in militärischen Führungs-ausbildungen zu erlernen. Doch führen-de internationale Masters-Programme inBusiness Administration oder Manage-ment sind zielgerichteter auf das Aneignendieser Kompetenzen im Businesskontextausgerichtet.

Bewährte militärische Führungsgrundsätze

Die militärische Führungsausbildung,welche sich im Kern nicht von der zivilenunterscheidet und durch den Schweizeri-schen Verband für Führungsausbildungzertifiziert ist, bildet jedoch ein äusserstsolides Fundament für dasErlernen von bewährtenFührungsgrundsätzen.Vie-le davon lassen sich 1:1 indie Privatwirtschaft über-tragen und können nirgend-wo sonst so schon in jun-gen Jahren praktisch erfahren werden.Die Armee hat früh erkannt, dass «trans -formationale Führung»* und nicht «Ma-nagement» im Zentrum der Ausbildungvon Menschen stehen muss (Steiger, 2013,Goleman, 1995, 2011):• «MMMM». «Man Muss Menschen

Mögen» prägt bis heute den Schwei -zerischen Militärischen Führungsalltag(Steiger, 2013). Die Freude am Um-gang mit Menschen, das Interesse anden verschiedenartigen Motivatoren,Erfahrungen, Verhaltensweisen undPersönlichkeitseigenschaften sollen imZentrum für effektive Führungsarbeitstehen;

• Auftragstaktik. General Pattons Aus -sage: «Never tell people how to do

things, tell them what to do and theywill surprise you with their ingenuity»,erklärt dies treffend (Province, 1995).Das Ziel soll vorgegeben werden, nichtjedoch jeder einzelne Schritt auf demWeg dorthin. Dem Unterstellen sollteein Maximum an Handlungsfreiheitim Rahmen der Absicht des Vorgeset-zen gewährt werden, um einen Auftragzu erfüllen (FSO XXII). Mehr Frei-heitsgrade in der Umsetzung ermögli-chen zudem die Entfaltung der Talenteder Mitarbeiter;

• Führungstätigkeiten gegliedert in Pro -b lemerfassung, Beurteilung der Lage,Entschlussfassung, Planentwicklungund Auftragserteilung. Es ist dies ein sys-tematischer Prozess, welcher es erlaubt,unter hohem Zeitdruck, in VUCA-Si-

tuationen eine Entscheidungsfindungsowie die Umsetzung von getroffenenMassnahmen umfassend und insbeson-dere überlegt sicherzustellen (TF XXI).Beiden Elementen, der Planung undder Führung (einer Aktion) wird dabeiRechnung getragen. Dies wirkt einemzu langen Verharren im Status quo(«analysis-paralysis») auf der einen so-wie einem zu schnellen Handeln (blin-der Aktionismus) auf der anderen Seiteentgegen.

Die Kombination von militärischerund ziviler Führungsausbildung

Über sämtliche Ausbildungsinstitutio-nen hinweg betrachtet, bildet die Kader-

ausbildung der Schweizer Armee nach wievor eines der besten Gefässe, um die zu-vor beschriebenen Inhalte «im Feld» an-zuwenden. Wenige andere Länder könnenauf diesen kompetitiven Vorteil der prak-tischen Schulung von Führungsgrundsät-zen, die später der Wirtschaft zugänglichgemacht werden, zurückgreifen. Deshalbkann es sich auch für die Digital Nativeslohnen, sich den Wert einer militärischenKaderlaufbahn in der Schweiz nochmalsvor Augen zu führen. On top ist dieseAusbildung im Gegensatz zu den meisteninternationalen Elite-Universitäten auchnoch vom Staat finanziert.

«Tempora mutantur, nos et mutamurin illis»: Die Zeiten ändern sich und wiruns in ihnen. Die Kenntnis und das An-wenden von einzelnen bewährten Füh-rungsgrundsätzen reichen wohl nichtmehr aus, um in der heutigen VUCA-Welt erfolgreich zu sein. Es braucht zu-sätzliche Kompetenzen, für deren Schu-lung und Entwicklung das Schweizer Mi-litär jedoch nicht verantwortlich ist. Die-se Fertigkeiten können in anderen Insti-tutionen erlernt werden. Gleichzeitig ent-wickelt sich die militärische Führungs-ausbildung stetig weiter und integriertneue Konzepte in ihre Lehrpläne. Auchdie US-Streitkräfte haben zum Beispieldie Relevanz von Lernagilität erkannt(De Meuse, Dai, Hallenbeck, 2010). Siezeigen grosses Interesse an der frühenIdentifikation und auch Weiterentwick-lung von lernagilen Führungskräften.

Lern agi lität ist heute fes-ter Bestandteil von TalentMa nagement-Programmenführender Personalbera-tungsunternehmen. So be-fruchten sich beide Sei-ten (Armee und Privat-

wirtschaft) und es findet ein enger Know-how-Austausch statt.

Auch die Schweizer Armee positioniertsich bezüglich modernsten Instrumentenfür Führungsausbildung und -unterstüt-zung an vorderster Front. So stellt derPsychologisch-Pädagogische Dienst derArmee angehenden Kompaniekomman-danten neben vielen anderen Massnah-men hoch kompetente und erfahreneCoaches zur Verfügung. Diese begleitenund beraten die abverdienenden Kom-mandanten bei Führungsfragestellungenund fördern gezielte Selbstreflektion, da-mit sich die Kommandanten persönlichund als Führungskräfte weiterentwickelnkönnen. Coaching als wertvoller, inte-grierter Bestandteil der Führungsentwick-

Megatrends erfordern Kompetenzen, erlernt

in der Führungsausbildung.

«Rare militärische Führungsausbildungin den Teppichetagen.»

Bild: Geb Inf Br 12, (VBS)

Forschung und Lehre

lung: ein Idealzustand, der das SchweizerMilitär seit geraumer Zeit erfolgreich lebtund den viele führende Unternehmen inder Privatwirtschaft nach wie vor an -streben. Viele Firmen können diesbezüg-lich von der bestehenden «People De -velopment Kultur» der Schweizer Armeelernen.

Einzigartiges«Schweizer Modell»

Zusammenfassend kann festgehaltenwerden, dass sich internationale Ma -nagementausbildungen an Top-Adressenund das Erlernen von immer noch gül -tigen militärischen Führungsprinzipienwunderbar ergänzen und den SchweizerNachwuchskräften ein einzigartiges Aus-bildungsmodell zur Verfügung steht.Dies bietet dem Platz Schweiz einen unschlagbaren Mehrwert im globalenBusinesskontext. Es kann also durchaussein, dass berufliche Netzwerke in Zu-kunft zumindest qualitativ betrachtetwieder vermehrt durch Zugehörigkeit zuAlumni-Organisationen von Kaderschu-len der Schweizer Armee geprägt seinkönnten. ■

* Transformationale Führung beschreibt einen Füh-rungsstil, bei dem durch das Transformieren vonWerten und Einstellungen der Geführten – hin-weg von egoistischen, individuellen Zielen, inRichtung langfristiger, übergeordneter Ziele –eine Leistungssteigerung stattfindet. Transfor -mationale Führungskräfte motivieren ihre Mitar-beiter intrinsisch, indem sie attraktive Visionenvermitteln, den gemeinsamen Weg zur Zielerrei-chung kommunizieren, als Vorbild auftreten unddie individuelle Entwicklung der Mitarbeiter un-terstützen. Die Geführten empfinden Vertrauen,Respekt, Loyalität und Bewunderung gegenüberder Führungskraft. Dadurch erbringen sie über-durchschnittliche Leistungen und sind motiviert,eine gemeinsame Vision für den Erfolg einer Or-ganisation zu verwirklichen.

LiteraturverzeichnisBarnfield, H., Dal G., Jouve, M., Orr. J.E., Snelt-jes, C., Storfer, P. Define. 2014. «Distill. Deploy.Adopting 21st-century competencies for high-im-pact talent». The Korn Ferry Institute: Los Angeles.www.kornferryinstitute.comCashman, K. 2012. The Pause Principle: Step backto Lead Forward. San Francisco: Berrett-KoehlerPublishers, Inc.Dai, G., Swisher, V. «The agile enterprise. Takingstock of learning agility to gauge the fit of the talentpool to the strategy.» The Korn Ferry Institute: LosAngeles. www.kornferryinstitute.comDai, G., Tang, K., Fell, J. «Fast rising talent. Highlylearning agile people get promoted at double speed».The Korn Ferry Institute: Los Angeles. www.korn-ferryinstitute.com

De Meuse, K., Dai G., Hallenbeck, G. 2010. Learn -ing Agility: a construct whose time has come. Con-sulting Psychology Journal: Practice and Research,Vo. 62, No. 2, 119-130.EY: Megatrends 2015. Available: http://www.ey.com/Publication/vwLUAssets/ey-megatrends-re-port-2015/$FILE/ey-megatrends-report-2015.pdfFSO XXI: Führungs- und Stabsorganisation derArmee. 2004. Reglement 52.054. Goleman, D. 2005: Emotional Intelligence: WhyIt Can Matter More Than IQ. New York: BantamDell.Goleman, D., Boytzis, R., McKee A. 2013: Leader-ship. Unleashing the Power of Emotional Intelligence.Boston: Harvard Business School Publishing. Province, C. 1995. Tactical Leadership Skills forBusiness Managers. Patton’s One-Minute Messages.New York: Presidio Press.PWC: Global Annual Review 2014. Available:http://www.pwc.com/gx/en/issues/megatrends/in-dex.jhtmlSteiger, R. 2013. Menschenorientierte Führung.22 Thesen für den Führungsalltag. Frauenfeld: Hu -ber Verlag. 16. ergänzte Auflage.TF XXI: Taktische Führung XXI. 2004. Reglement51.020 d.

Major

Florian T. Wagner

lic. phil. I, MBA

Senior Consultant

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48 Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Forschung und Lehre

immerhin ein tendenziell positiver Ein-fluss auf die militärischen Qualifikatio-nen feststellen. Das Weitermachen kannauf alle drei untersuchten Persönlichkeits-variablen zurückgeführt werden, wobeisich die Resilienz als stärkster Prädiktorerweist. Im Hinblick auf das Ausscheidenaus der Rekrutenschule besitzt einzig dieResilienz eine bedeutsame Vorhersage-kraft, womit die Bedeutung dieses Faktorsdeutlich unterstrichen wird.

Es lässt sich also festhalten, dass beihoch resilienten Rekruten die Wahrschein-lichkeit, aus der militärischen Grundaus-bildung auszuscheiden, deutlich geringerist. Zudem schlagen diese eher eine Kader-laufbahn ein und haben in der Tendenzeine bessere militärische Qualifikationals weniger resiliente Rekruten. Wederdie Dienst- oder Wehrmotivation, nochsystematische Unterschiede in der Vor -gesetztenbeurteilung konnten diese Zu-sammenhänge schmälern. Es ist vielmehrdavon auszugehen, dass die erwähnten Ef-

Madlaina Niederhauser, Caroline Huber,Hubert Annen

Anlässlich des Gesamtrapports Vertei-digung vom 11. Januar 2016 hat der Chefder Armee, Korpskommandant AndréBlattmann, darauf hingewiesen, wie wich-tig es ist, dass möglichst alle Rekrutendie Rekrutenschule beenden. Denn wiedie Armeeauszählung 2015 zu Tage führt,liegt die personelle Alimentierung der Ar-mee bei unbefriedigenden 93%, was un-ter anderem auf Abgänge während derGrundausbildung zurückzuführen ist.Hinzu kommt, dass Austritte nebst dempersonellen Verlust mit beträchtlichemadministrativem Aufwand und entspre-chenden Kosten verbunden sind. Davonausgehend war es das Ziel der vorliegen-den Forschungsarbeit1 zu untersuchen,inwiefern bestimmte Persönlichkeitsfak-toren der Rekruten einen Einfluss auf ar-meerelevante Leistungsindikatoren haben.

Methode

Die Studie beruht auf dem Datensatzdes Kooperationsprojekts PROGRESS(siehe Kasten). Nach der für wissenschaft-liche Arbeiten unabdingbaren Qualitäts-kontrolle konnten je nach Berechnung Da-ten von 359 bis 523 männlichen, deutsch-sprachigen Rekruten ausgewertet werden.

Als Messgrössen für militärische Leis-tung wurden die militärische Qualifikati-on, das heisst die individuelle Beurteilungdurch den Zugführer, der Abbruch derRekrutenschule sowie das Weitermachen,das heisst das Einschlagen einer Laufbahnals Milizkader, berücksichtigt.

Die untersuchten Persönlichkeitsfakto-ren waren die Leistungsmotivation2, dieStressreaktivität3 sowie die Resilienz4. Leis-

tungsmotivation basiert auf dem regelmäs-sig auftauchenden Wunsch, sich mit Leis-tungsstandards auseinanderzusetzen unddiese ab und an auch zu übertreffen sowieauf der Bereitschaft, sich dafür anzustren-gen. Stressreaktivität beschreibt die Veran-lagung des Einzelnen, auf Belastungen mitstarken und länger andauernden Stress -reaktionen zu antworten. Resilienz um-schreibt schliesslich die psychische Wider-standsfähigkeit und bezieht sich auf einenerfolgreichen Umgang mit belastenden Si-tuationen durch Nutzung internaler undexternaler Ressourcen. Für alle drei Fakto-ren gibt es bereits Hinweise auf einen Zu-sammenhang zur Leistung, wobei sich diebetreffende Forschung vor allem auf denzivilen Bereich bezieht.

Ergebnisse

Die militärische Leistung konnte ledig-lich durch die Leistungsmotivation vorher-gesagt werden, bei der Resilienz liess sich

Der Einfluss von Resilienzauf die militärische LeistungIn der verhältnismässig kurzen Zeit, die für die militärische Grundaus bildung zur Verfügung steht, sollte ein möglichst grosser Ausbildungserfolg erzielt werden. Entsprechend hilfreich istes zu wissen, welche Persönlichkeitsfaktoren seitens Rekruteneinen bedeutsamen Einfluss auf deren Leistung haben.Dieser Frage wurde im Rahmen eines umfassenden Forschungs-projekts nachgegangen.

Forschungsprojekt PROGRESS6,7

Das Forschungsprojekt PROGRESS ist einein den Jahren 2011 und 2012 beim In fan -te rie Durchdiener Kommando (Inf DD Kdo14) in Aarau durchgeführte längsschnitt-liche Interventionsstudie, das heisst eswurden Datenerhebungen zu vier ver-schiedenen Zeitpunkten an über 600 Re-kruten vorgenommen. Die in Kooperationvon Sportwissenschaftlern der Eidgenös-sischen Hochschule für Sport (EHSM) so-wie Psychologen der Militärakademie ander ETH Zürich (MILAK/ETHZ) und der Uni-versität Zürich angelegte Untersuchunghatte zum Ziel, den Einfluss progressiv ge-steigerter physischer Belastungen auf di-verse Leistungsindikatoren zu messen.

Daneben wurden aus psychologischer Sichtneben biologischen Stressparametern wieAlpha-Amylase, EKG-Daten und Haarcorti -sol auch Selbsteinschätzungen der Rekru-ten erhoben. Als eine der Haupterkenntnis-se stellte sich heraus, dass erlebter Stresseine angemessene Reaktion auf eine aku-te Belastungssituation behindert und mithöherer Wahrscheinlichkeit zu einen RS-Abbruch führt. Ausserdem zeigte sich ein-mal mehr der grosse Einfluss von Persön-lichkeitsmerkmalen auf die Stresswahrneh-mung und deren Folgen in der Rekruten-schule. Allerdings wurde auch deutlich,dass solchen Effekten mit einem guten Füh-rungsstil entgegen gewirkt werden kann.

49Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Forschung und Lehre

fekte eher unterschätzt werden, da durchdie Selektion in der Rekrutierung unddurch frühe Dropouts wenig resilienteund hoch stressreaktive Stellungspflichti-ge schon vor der Datenerhebung ausge-schieden sind.

Die Bedeutung von Resilienz

Der oben berichtete bedeutsame Ein-fluss von Resilienz steht im Einklang mitder bisherigen Resilienzforschung im mi-litärischen Kontext. Solche Studien fan-den beispielsweise, dass resiliente Solda-ten mit grösserer Wahrscheinlichkeit dasBasistraining beenden, einen geringerenDrogenkonsum aufweisen und wenigerVerbrechen begehen. Eine stark ausge-prägte Resilienz korrelierte ausserdem mitdem erreichten militärischen Rang undder Beförderung zum Brigadier.

Ausserdem hängt Resilienz mit Fakto-ren zusammen, die sich generell positivauf die militärische Auftragserfüllung aus-wirken. So sind resiliente im Vergleich zuweniger resilienten Personen in der Lage,flexibler auf Bedrohungen zu reagieren,sie zeigen erfolgversprechendere Problem-lösestrategien, verfügen über bessere so-ziale Beziehungen und eine stabilere phy-sische und psychische Gesundheit. Resi-liente Personen zeigen sich überdies en-gagierter bei der Arbeit und weisen einhöheres organisationales Vertrauen auf.

Angesichts der Relevanz dieses Per -sönlichkeitsmerkmals ergibt es Sinn, sichnicht nur mit dessen Erfassung und dessenAuswirkungen zu befassen, zumal – wieoben beschrieben – letztere bereits mehr-fach haben nachgewiesen werden können.So gibt es beispielsweise im Rahmen des

betrieblichen Gesundheitsmanagementskonkrete Ansätze zum Training von Re -silienz. Die konsequenteste Umsetzungfindet sich jedoch im militärischen Kon-text. Das Comprehensive Soldier and Fa-mily Fitness Programm (CSF2) der U.S.Army zielt darauf ab, mittels eines umfas-senden Online-Tests bei den Armeeange-hörigen die wesentlichen Merkmale vonResilienz zu messen und schon dort indi-viduelle Hinweise zu deren Optimierunganzubieten. Als weiterer zentraler Bestand-teil von CSF2 werden ausgewählte Offi-ziere und Unteroffiziere zu so genanntenMaster Resilience Trainern ausgebildet,um dann in ihren Einheiten gezielt Ausbil-dungsmodule durchführen und ihren Ka-meraden als Coaches zur Verfügung ste-hen zu können5. Man möchte dadurch dieArmeeangehörigen grundsätzlich resilien -ter machen, sodass sie mit den diversentypischen Belastungen des Soldatenlebenserfolgreich umgehen können. Gleichzei-tig wird mit diesem Programm vermit-telt, dass man psychische Stärke ähnlichwie physische Stärke trainieren kann, umso auch einen sachlicheren Umgang mitpsychologischen Aspekten zu bewirken.

Ausblick

Ein aktuelles Forschungsprojekt an derMilitärakademie (MILAK/ETHZ) nimmtsich der Frage an, inwiefern bewährte Ele-mente des Resilienztrainings für die Aus-bildung in der Schweizer Armee übernom-men und gewinnbringend umgesetzt wer-

den können. Konkret geht es darum, aus-gewählte Module des CSF2-Programmsan die Zielsetzungen und Rahmenbedin-gungen einer Offiziersschule anzupassen.Durch die praxisnahe Förderung der Re-silienz der Offiziersanwärter soll ihr Um-gang mit Stress und Belastungen sowieihre mentale Stabilität verbessert werden.Auf dieser Basis dürften sie zudem als Füh-rungspersonen gelassener auftreten unddank persönlicher Stärke weniger zu unan-gemessenen Handlungen neigen. Da sichResilienz auch im Rahmen einer zivilen(Führungs-)Laufbahn positiv auswirkt,wird damit ein weiterer Beitrag zur At-traktivität der militärischen Kaderausbil-dung geleistet. ■

1 Huber, C. (2015). Wie beeinflussen Resilienz,Leistungsmotivation und emotionale Stress-Re-aktivität verschiedene Parameter der militäri-schen Leistung. Zürich: Unveröffentlichte Mas-terarbeit an der Universität Zürich.

2 Schuler, H. & Prochaska, M. (2000). Leistungs-motivationsinventar (LMI). Göttingen: Hogrefe.

3 Schulz, P., Jansen, L.J., & Schlotz, W. (2005).Stressreaktivität: Theoretisches Konzept und Mes-sung. Diagnostica, 51(3), 124-133.

4 Schumacher, J., Leppert, K., Gunzelmann, T.,Strauss, B., & Brähler, E. (2005). Die Resilienz-skala – Ein Fragebogen zur Erfassung der psy-chischen Widerstandsfähigkeit als Persönlich-keitsmerkmal. Zeitschrift für Klinische Psycho-logie, Psychiatrie und Psychotherapie, 53(1),16 -39.

5 Reivich, K.J., Seligman, M.E.P., & McBride, S.(2011). Master Resilience Training in the U.S.Army. American Psychologist, 66(1), 25-34.

6 Wyss, Th. & Annen, H. (2013). Studie PRO-GRESS. Magglingen/Birmensdorf: Interner For-schungsbericht.

7 Müller, M. (2013). Der Zusammenhang zwi-schen chronischem Stress und Depressivität: DieSuche nach Moderatoren. Zürich: Unveröffent-lichte Masterarbeit an der Universität Zürich.

Oberst

Hubert Annen

Dr. phil., Dozent Militär -

psychologie und Militär -

pädagogik, MILAK/ETHZ

6300 Zug

Madlaina Niederhauser

M. Sc.

Projektmitarbeiterin

MILAK an der ETH Zürich

8108 Dällikon

Caroline Huber

M. Sc.

8052 Zürich

Einfluss von Persönlichkeitsmerkmalen

auf relevante Indikatoren der militärischen

Leistung.

50 Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Forschung und Lehre

seinen Bürgerinnen und Bürgern erlauben,Notwehr und Notwehrhilfe zu betreiben?Weshalb sollte es in einer Gemeinschaftvon Staaten möglich sein, dass sich einzel -ne Staaten selbst verteidigen? Man könn-

Florian Demont

Mit seinem Buch Killing in War hatder Ethiker Jeff McMahan die Revisioneiniger zentraler Punkte der traditionel-len Theorien des Gerechten Krieges kriti-siert.1 Das wesentliche Grundelement vonMcMahans Vorschlag besteht in einerAnalyse der Notwehr, laut der Gewalt-anwendung mit moralischer Verantwor-tung verknüpft wird: wer für eine tödli-che Bedrohung verantwortlich ist, kannmit tödlicher Gewalt bekämpft werden,falls diese zweite Gewaltanwendung not-wendig und proportional ist.2

Wichtig ist hierbei, dass es McMahanum moralische Verantwortung geht. Nichtnur wer eine tödliche Bedrohung ver -ursacht, kann mit tödlicher Gewalt be-kämpft werden, wenn diese notwendigund proportional ist. Aus McMahansTheorie ergibt sich auch, dass jemandunter Umständen mit Gewalt bekämpftwerden darf, der eine tödliche Bedrohungnicht direkt verursacht hat, aber dennochmoralisch dafür verantwortlich ist.

Wichtige Konsequenzen aus McMa-hans Vorschlag sind, dass die Gründe füreinen Kriegseintritt sehr viel wichtigerwerden, dass den Drahtziehern hinter einer tödlichen Bedrohung schwerwiegen-dere Konsequenzen drohen und dass Fra-gen der Proportionalität (insbesondere beieiner Gefährdung von zivilem Leben undEinrichtungen) präziser bewertet werdenkönnen. Diese Errungenschaften helfenExperten auch bei der Beantwortung vonErmessensfragen und beim Durchleuch-ten von Grauzonen im Bereich des völ-kerrechtlichen Rahmens militärischer Ge-waltanwendungen.

Vor dem Hintergrund der Leistung vonMcMahan und seinen Mitstreitern ist esnicht verwunderlich, dass internationalführende Militärethiker sich in ihrer For-

schung auf die Analyse der Notwehr undauf die Anwendung solcher Analysen aufdie konkreten militärethischen Problemeunserer Zeit konzentrieren.

Die (hauptsächlich) durch McMahaneingeleiteten Revisionen der Theorien desGerechten Krieges haben aber auch eineeher unglückliche Entwicklung zur Folge.Weshalb sollte es ein Staat denn überhaupt

Frieden und MilitärethikDie internationale militärethische Forschung hat in den letztenJahren viel Raum eingenommen. Dabei ging es nicht nur darum, die bestehenden Prinzipien legitimer militärischer Gewalt -anwendung auf gegenwärtige Probleme anzuwenden. Es wurdenauch grundsätzliche Fragen gestellt und zentrale Punkte dertraditionellen Theorien des Gerechten Krieges verworfen.Dabei ist aber auch eine Lücke entstanden: Was ist das eigent-li che Ziel militärischer Gewaltanwendung?

Aurelius Augustinus, Mitbegründer

der Tradition des Gerechten Krieges,

gemalt von Botticelli. Bild: Autor

51Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Forschung und Lehre

te vielleicht der Meinung sein, dass es in-nerstaatliche oder internationale Gewalt-monopole geben sollte, die absolut sindund keine Ausnahmen dulden. Diese Art

von Frage wird in den gegenwärtigen De-batten nicht behandelt. Trotzdem sind siewichtig, weil nur Antworten auf diese Fra-gen wirklich erklären können, ob es sinn-volle Gewaltanwendung überhaupt gibt.

Eine wichtige Idee aus der klassischenTheorie des Gerechten Krieges bestehtdarin, einen Wert zu bestimmen, der alsMesslatte für sinnvolle Gewaltanwendungdienen kann.

Laut Platon und Augustinus ist derFriede als Ziel militärischer Aktionen, der

einzige Wert, der diese Anfor derung er-füllen kann.3 Für beide ist der Friede ineinem Staat (und auch gegen aussen) da-durch bestimmt, dass er das Ende desKrieges darstellt und der Begriff des Krie-ges denjenigen der friedlichen Gesell-schaftsordnung voraussetzt. Für Augus -tinus besteht «der Friede aller Dinge inder Ruhe der Ordnung. Ordnung aberist die Verteilung gleicher und ungleicherDinge, die jedem den gebührenden Platzanweist.»4 Dieser Ansatz kann auch einesäkulare Bedarfsgerechtigkeit aufnehmenund Bedingungen für eine friedliche Ord-nung definieren, welche durch militäri-sche Massnahmen entweder nicht gefähr-det werden darf oder sogar herbeigeführtwerden soll.5

Es ist an der militärischen Forschung,diesen Ansatz auszuarbeiten. Dabei müs-sen insbesondere die Rolle der Notwehrund der Notwehrhilfe für die Ordnunginnerhalb eines Staates und die Rolle ihrerGegenstücke im zwischenstaatlichen Be-reich genau analysiert werden. Erst wenndie entsprechenden Analysen der Exper-ten auf dem Tisch liegen, können wir prä-zise sagen, inwiefern sinnvolle und ethisch

vertretbare Anwendungen möglich sind.Solche Ergebnisse liegen nicht in weiterZukunft und viele Meilensteine fliessenschon heute in die militärische Praxis ver-schiedener Streitkräfte ein. ■

1 Jeff McMahan 2009. Killing in War (Oxford:Oxford University Press).

2 Konsequenzen für die Notwehrhilfe lassen sichdirekt von der Notwehr ableiten.

3 Siehe Kapitel 11–14, Buch XIX in: Aurelius Augustinus 1997. Vom Gottesstaat (München:Deutscher Taschenbuch Verlag) und Die Ge -setze, 628d und 829a in: Platon 1982. Sämtli-che Werke (Heidelberg: Lambert Schneider).

4 Augustinus 1997: Buch XIX, S. 552.5 Die Idee der Nicht-Gefährdung findet sich bei-

spielsweise im Lieber Code von 1863 (Art. 16);http://avalon.law.yale.edu/19th_century/lieber.asp;11-01-2016. Der zweite Ansatz ist natürlich schonbei Platon und Augustinus vorhanden.

Florian Demont

Dr. phil.

Wissenschaftlicher

Assistent

MILAK an der ETH

8903 Birmensdorf

«Wer für einetödliche Bedrohungverantwortlich ist,

kann mit tödlicher Gewaltbekämpft werden.»

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52 Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Internationale Nachrichten

Eine halbe Milliarde Euromehr für die Armee underster F-35 ausgeliefert

Nach den Anschlägen inParis möchte auch Italien seinSicherheitsetat anpassen. Vonder durch Premier Matteo Ren -zi versprochenen Aufstockungsollen 500 Mio. an die Armeegehen, 150 Mio. im BereichCyber aufgewendet werdenund zusätzlich 350 Mio. derkonsequent unterfinanziertenPolizei zukommen. Diese «Si-cherheitsmilliarde» wird miteiner zusätzlichen «Kulturmil-liarde» ergänzt, welche bei-spielsweise Theatergutscheinefür Jugendliche vorsieht. So-weit Renzis Plan. Bisher wur-den aber insbesondere bei derArmee noch keine Zahlungenbemerkt, denn das Geld warbis Ende 2015 noch nicht frei-gegeben. Derzeit erwarten di-

Italien

Nachwuchsprobleme,41-Stunden-Woche,

Ter ro rismusbekämpfung,Mannschaftstransporter

Im Jahr 2015 liessen sich12% weniger Deutsche fürden freiwilligen Wehrdienstrekrutieren, total etwa 9000.Zählt man davon die ca. 2100während der Probezeit (auf eigenen Wunsch) oder man-gels Fähigkeit entlassenen Sol-daten ab, ist fast jede(r) Vier-te nicht mehr dabei. Gemässdem Wehrbeauftragten derBundesregierung, Hans-PeterBartels, geben diese Zahlen je-doch keinen Anlass zur Beun-ruhigung, sie entsprechen dembranchenübergreifenden Bildim Land. Viel wichtiger seies, die Bundeswehr als Arbeit -geber attraktiver zu machen.Derzeit erhielten nur knappdie Hälfte aller Rekruten eineZusage auf einen festen Dienst-posten, der Rest hat also keinefest zugeteilte Aufgabe. Dies

entspricht dann eher einemlängeren Praktikum, schliesstBartels. Noch interessanterdürfte aber die per 2016 neueingeführte Arbeitszeitverord-nung für Soldaten sein. Dazuder stellvertretende Inspekteurder deutschen Marine, Kon-teradmiral Brinkmann: «die41-Stunden-Woche dreht dasGrundverständnis des solda -tischen Dienens auf links». Damit nach den jüngsten Er -eignissen in Europa auch diedeutsche Terrorabwehr ver-stärkt wird, stellte Mitte De-zember 2015 Innenministerde Maizière eine nach mili -tärischen Standards mit Lang-waffen und gepanzerten Fahr-zeugen ausgerüstete «Beweis-sicherungs- und Festnahme-einheit plus» (BFE+) genannteBundespolizeieinheit auf. Da-für sind 250 Stellen vorgese-hen, wovon 50 Polizisten (alsein Team) unmittelbar einge-setzt und 4 weitere Teams imVerlauf des Jahres aufgebaut

werden. Nahe zur Antiterror-einheit GSG 9, soll die BFE+vor allem aber im «Tagesge-schäft», das heisst länger an-haltenden Fahndungen einge-setzt werden können. Gleich-zeitig wurde im Bundestagdie Beschaffung von zusätz -lichen 131 gepanzerten Trans-port-Kraftfahrzeugen (GTK)BOXER für ca. 650 Millionenbeschlossen. Geplant ist, damit

ab 2017 den TransportpanzerFUCHS abzulösen. Von denderzeit 200 verfügbaren Rad-schützenpanzern des Typs BO -XER sind gemäss dem «Berichtzur materiellen Einsatzbereit-schaft der Hauptwaffensyste-me der Bundeswehr» derzeitlediglich 70 einsatzbereit, wasaber laut diesem Dokumentden Ausbildungs- und Einsatz-bedürfnissen absolut genüge.

Deutschland

Polen

verse Truppenkörper dringendeine Aufstockung ihres Bud-gets. Die Luftwaffe beispiels-weise muss diverses Flugge-rät kannibalisieren, um des-sen Einsatzfähigkeit aufrechtzu erhalten. Beinahe paradoxwirkt es deshalb, wenn fastgleichzeitig der erste gänzlich

in Italien fertiggestellte F-35offiziell an die Aeronautica Mi-litare ausgeliefert wird. Das alsAL-1 immatrikulierte Tarnkap-pen-Mehrzweckflugzeug wirdper Februar zu Ausbildungs-zwecken auf die Luke Air ForceBase in Arizona, USA transfe-riert.

Chef der Luftwaffe, Generalleutnant Preziosa bei der Übergabe des

ersten F-35. Bild: Lockheed Martin

GTK BOXER im Afghanistan-Einsatz. Bild: Krauss-Maffei Wegmann

Spionageabwehr-Zentrum «übernommen»

Kaum im Amt, bestellte derneue polnische Verteidigungs-minister Macierewicz in einerNacht- und Nebelaktion einenneuen Chef für das neu ge-gründete NATO-Spionageab-wehr-Kompetenzzentrum. DasZentrum wurde offiziell imSeptember 2015 mit der Un-terzeichnung eines Memoran-dum of Understanding zwi-schen der NATO, Polen undder Slowakei, unter Beisein vonacht weiteren NATO-Ländernins Leben gerufen.

Am 18. Dezember 2015wurde dann der noch vomehemaligen Verteidigungsmi-nister Siemoniak ernannteChef des Zentrums, OberstDusza während einer nächt -lichen Aktion um 01 Uhr 30durch die Militärpo lizei seines

53Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Internationale Nachrichten

Lebensendedes Merkava Mark II

Nach 33 Jahren Dienst inder IDF (Israel Defense Force)wird der Kampfpanzer MER-KAVA Mark II bei den akti-ven Kampfverbänden per EndeJahr ausser Dienst gestellt. Bis1989 produzierte Israel etwa580 Stück dieses Panzers. Gros-se Teile der Flotte sollen nunzu gepanzerten Mannschaft-transportern umgerüstet wer-den. Jetzt schon wurde, soOberstleutnant Dvir Edri, dieAusbildung auf dem Mark IIbeendet. Neue Rekruten wer-den nur noch auf Panzern desTyps Mark III und höher aus-gebildet. Die Ausbildungsin-frastruktur im Negev und dieSimulatoren wurden dafür be-reits erneuert. Alles in allem

wird nun die Qualität der Aus-bildung und damit auch derErfolg von Kampfeinsätzen ge-steigert, so Edri weiter. Dennfür ihn, als Kommandant derIDF-Panzerschulen steht fest,dass die Panzerschlachten voneinst der Vergangenheit an -gehören. Heutzutage geht esdarum, der asymmetrischenKriegsführung entgegenzutre-ten. Und da diese beinahe aus-schliesslich im überbauten Ge-lände stattfindet, ist dem Ei-genschutz der Kampfpanzer eingrosser Stellenwert beizumes-sen. Der MERKAVA MarkIV verfügt beispielsweise überdas abstandsaktive TROPHYSchutzsystem, welches ankom-mende Geschosse und (Pan-zerabwehr-)Raketen vor demEinschlagen erkennt und zer-stört. Gemäss Oberstleutnant

Edri wird aber auch die Zu-sammenarbeit mit der Infante-rie immer wichtiger. Aber letzt-endlich, so der israelische Of-fizier, hängt der Erfolg einerOperation immer auch voneiner funktionierenden Vernet-zung innerhalb des digitalen

Führungssystems ab. Und ge-nau das kann nun bereits mitallen Rekruten während derAusbildung in enger Zusam-menarbeit mit der Luftwaf-fe und Infanterie sowie denNachrichten- und Aufklärungs-formationen trainiert werden.

Israel

Amtes enthoben. Das polni-sche Verteidigungsministeri-um erklärte darauf, dass sichder nunmehr ehe malige Chefweigerte, seinen Posten zu ver-lassen. Deswegen sei es nötiggewesen, den als designiertenNachfolger bestimmten Obers-ten Robert Bala mit Hilfe derMilitär polizei (und der Ver-

wendung von nachgemachtenSchlüsseln) nächtens in dessenAmt einzusetzen.

Seitens der NATO gibt eskeine Weisungen, wie die per-sonelle Besetzung der unter-stützten Kompetenzzentren zuerfolgen hat, stehen diese dochlediglich unter der Schirm-herrschaft der Nordatlantik -

allianz. Die Verwaltung erfolgtinsofern autonom und in Ab-sprache zwischen den verschie-denen Partnernationen. Dasaggressive Verhalten in dieserSache zeigt die Entschlossen-heit der seit November 2015amtierenden neuen polni-schen Regierung auf, ihre In -teressen durchzusetzen. In die-

sem Kontext fasste der ehema-lige polnische Verteidigungs-minister Siemoniak dannauch die Vorgänge zusammen:«Wahrscheinlich zum erstenMal in der Geschichte derNATO wurde eine Einrich-tung der Allianz durch einesseiner Mitglieder angegrif-fen.»

Ausgemusterte Merkava Mark II. Bild: imgur.com

Neue Drohnensysteme

Um auf internationalemNiveau Schritt halten zu kön-nen, beabsichtigt Russland bisins Jahr 2020, für geschätzte9 Mia. US Dollar seine Droh-nenflotte aufzurüsten. Um denzukünftigen Anforderungendes Gefechtsfeldes, insbeson-dere den ISR-Bedürfnissen ge-recht zu werden, sollen die der-zeit zumeist aus israelischerProduktion stammenden 500unbemannten Flugzeuge durchneue, in russischer Eigenfer -tigung gebaute Systeme er-gänzt werden. Das Bedürfnisentspringt nicht alleine den

sicherheitspolitischen Verstri-ckungen der letzten Monate,sondern gründet vielmehr inder gesteigerten Notwendig-

keit, kritische In-frastruktur wie bei-spielsweise Öl- undGaspipelines oderauch Versorgungs-wege zur See kos-teneffizient über-wachen zu kön-nen. Tatsache ist,dass Russland inden vergangenenMonaten mehreremilitärische Stütz-punkte weit inner-halb des Polarkrei-

ses mit moderner Luftabwehr(PANTSIR-1, S-300, S-400)aufgerüstet hat oder neue Ope-rationsbasen fertigstellte und

Russland

unter anderem darauf zählt,wie Präsident Putin Ende Dezember 2015 erklärte, die(trotz dem internationalenSeerechtsabkommen von 1982territorial umstrittenen) ark -tischen Ölvorkommnisse viadie Nord-Ost-Passage zu be-wirtschaften. In diesem Kon-text kann die möglicherwei-se unbeabsichtigte Veröffent-lichung von geheimen Plänenzu einem STATUS-6 genann-ten Unterwasserdrohnenpro-jekt der russischen Marine gesehen werden, welche imNovember 2015 den Weg andie Öffentlichkeit fanden.Das System hat offenbar eine

Projekt STATUS-6, absichtlich den Medien

präsentiert? Bild: youtube.com

54 Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Internationale Nachrichten

Neues Antiterrorgesetz

Peking hat ein neues Anti-Terror-Gesetz verabschiedet.Milde fällt es nicht aus. DasMilitär darf im In- und Aus-land Terroristen jagen. Behör-den dürfen sich im Inland Zu-gang zu verschlüsselter Soft-ware auch von Auslandsfir-men verschaffen. Die Unter-nehmen müssen dabei sogarhelfen.

Nachdem der NationaleVolkskongress vier Jahre langüber ein Antiterrorgesetz de-battiert hatte, wurde es nunverabschiedet – wenige Tage,bevor es am 1. Januar in Krafttreten wird. Und der brichtmit einem wichtigen Tabu:

China

Die Armee des Landes darfkünftig auch im Ausland ein-gesetzt werden. Reguläre Trup-pen, Einheiten der bewaffne-ten Polizei und Sonderkom-mandos können auch ausser-halb der Grenzen der Volksre-publik und ohne Mandat derVereinten Nationen Terroris-ten bekämpfen.

Bisher hatten sich chinesi-sche Soldaten und Polizistennur unter dem Kommando derVereinten Nationen an Aus-landseinsätzen wie Blauhelm-missionen oder an der inter-nationalen Bekämpfung derPiraterie vor der soma li schenKüste beteiligt. Nun dürfensie mit Einverständnis des be-troffenen Landes und nachGenehmigung des Pekinger

Staatsrats und im Fall der Ar-mee auch der Zentralen Mili-tärkommission selbst bewaff-nete Auslandsaktionen durch-führen.

Das Gesetz ist auch inner-halb Chinas umstritten, weiles die Bekämpfung des Terro-rismus zu einer Querschnitts-aufgabe macht und sie einerneu geschaffenen mächtigenZentralgruppe unterstellt, deralle Ministerien zuarbeitenmüssen. Die neue Stelle kannzahlreiche Bürgerrechte, da-runter auch die Freiheit derMedien, empfindlich ein-schränken – solange es demAntiterrorkampf dient. Undnun kommt der Haken: wasgenau als Terrorismus gilt, de-finiert China nur vage.

Reichweite von mehr als10000 km, soll ferngesteuertin bis zu einem KilometerTiefe die NATO-Warnsys -teme umschiffen und würde

mit einem Einsatz nachhal ti genukleare Zerstörung mit sichbringen, so Dmitry Peskov,Pressesprecher des russischenPräsidenten. Ob sich diese Plä-

ne jedoch verwirklichen wer-den oder ob die Veröffentli-chung ein medienwirksamerCoup war, bleibt ungeklärt.Die Thematik wäre indes nicht

neu, unbemannte Unterwas-serfahrzeuge werden von ver-schiedenen Nationen, auch zi-vil, bereits heute rege einge-setzt.

Manöver USA – Asien

Das grösste alljährliche Mi-litärmanöver der USA undder Länder Asiens «CobraGold – 2016» findet vom 9.bis 20. Februar zum 35. Malin Thailand statt, teilt derSender des Hauptstabs derLandstreitkräfte des Landesunter Berufung auf die ständi-ge Vertretung des US-Militär-kommandos in Bangkok fürmilitärische Zusammenarbeit(JUSMAG) mit.

Ursprünglich in den Jahrendes Kalten Krieges als gemein-sames Manöver der amerika-nischen und thailändischenStreitkräfte ins Leben geru-fen, entwickelte sich «CobraGold» mit den Jahren zum

USA /Asien

Transpazifik

Transpazifische Partnerschaft

Ein Dutzend Pazifik-Anrai-ner haben sich auf ein jahre-lang angestrebtes Handelsab-kommen geeinigt. Die neuenPartner repräsentieren 40 Pro-zent der Weltwirtschaft. Erfor-derlich ist nun, dass die Parla-

mente der Mitgliedsstaaten zu-stimmen.

Das Transpazifische Part-nerschaftsabkommen TTP derUSA mit 11 anderen Staatender Region wird grosse Aus-wirkungen auf die Weltwirt-schaft haben. Die Verhandlun-gen dazu begannen im Jahr2008. Im Oktober 2015 un-

terzeichneten die USA, Kana-da, Mexiko, Peru, Chile, Aus -tralien, Brunei, Neuseeland, Japan, Vietnam, Malaysia undSingapur. Weitere Interessen-ten sind Südkorea, Philippinenund Indonesien unter ande-rem. Heute sind dies die wahr-scheinlich wichtigsten Ver -handlungen über den inter -

nationalen Handel,seitdem die Welt-handelsorganisati-on 1995 ihre Arbeitaufgenommen hat.

Beim TPP gehtes vorrangig umökonomische Inte-ressen. Aber politi-sche Schwerpunk-te und geostrate -gische Über le gun -gen spielen aucheine Rolle. Chinasoll beispielsweiseder Or ganisation

zu einem späteren Zeitpunktbeitreten (können). Freilichgeht es primär um den chine-sischen Markt. Sekundär gehtes aber auch um die Einbin-dung des lokalen Hegemons,um ihn wenn nicht friedlicher,dann zumindest dialogwilligerzu machen. So lauten mindes-tens die Absichten der USA,Japans, Bruneis und Viet nams.

Die Debatte um TTP wirdin der EU mit grossem Inte-resse verfolgt. Denn mit Eu -ro pa verhandeln die USA der-zeit über das Freihandelsab-kommen TTIP. Es ist in derEU stark umstritten. HeftigeKritik gibt es vor allem am ge-planten Investitionsschutz fürUnternehmen. Pikant: Sollteauch die Schweiz einen Wegins TTIP finden, würde auchChina – durch das Freihan-delsabkommen – davon profi-tieren.TTP-Staaten, Interessenten und potenzielle Partner. Bild: Wikimedia

55Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Internationale Nachrichten

Mexiko

Luftwaffe von Mexiko

In Anbetracht der Grössedes Landes nehmen die mexi-kanischen Luftstreitkräfte eher

bescheiden aus. Es ist nicht nurso, dass nur wenig über sie be-richtet wird. Es gibt nämlichnicht viel zu berichten.

Erst in den 1980er Jah-ren erfolgten Modernisierungs-schritte, die unter anderem inder Beschaffung von 12 Jagd-bombern des Typs F-5 E/F,88 Pilatus Trainern PC-7, 30Bell AB-212 Helikoptern undeinem Transportflugzeug C-130A Hercules ihren Nieder-schlag fanden. Viele dieser Flug-zeuge stehen bis heute im Ein-satz. Zum Zeitpunkt vor derModernisierung lag der Fokusder Einsätze der Luftwaffe aufTerrorbekämpfung – ja: inder 1970ern und 1980ern ein welt weites Problem – auf demSchutz der Erdölförderung so-wie auf die Bekämpfung der

aufkeimenden Drogenindus-trie.

Damals war die Luftwaffeeher eine Heeresfliegerkraft.Mittlerweile haben sich die Pri -

oritäten verscho-ben. Die einstigenAufgaben bleiben,doch die Luftwaf-fe fliegt zusätzlichauch Kata stro -phen hil fe einsätzeund in humani tä -ren Hilfsoperatio-nen.

Auf der Basis ei-ner Entscheidungder mexikanischenRegierung kam dieArmee 2006 für

die Bekämpfung ausufernderKriminalität zum Einsatz. Wo-für wiederholt Unterstützungdurch die Luftwaffe angefor-dert wurde. Dann wurden dieMängel ihrer Ausrüstung aufeinmal bewusst und bekannt.Seit den 1990ern fanden näm-liche keine neueren Beschaf-fungen statt.

Mexiko reagierte und be-schaffte leichte TransporterCasa C-295 und Alenia C-27JSpartan sowie vier Boeing737.Die jüngsten Beschaffungensind zwölf Cougar EC-725 vonBoeing. Auch bezüglich demKauf eines TransportflugzeugsA 400M stehen Mexiko undBoeing in Verbindung.

Pascal Kohler,Henrique Schneider

USA

Militär und Rule of Law

Das US-amerikanischeOberkommando, die JointChiefs of Staff, machen sichGedanken über die Einsatz-doktrin für Auslandseinsätze.Während es immer noch Ver-treter der Idee «Militärs kämp-fen – Zivile bauen auf» gibt,will das JCF eine Doktrinauch für jene Fälle, in denendie Rollenaufteilung nicht soklar ist.

Als sich die Operation «En-during Freedom» in Afghanis-tan von einer kämpferischen zueiner militärischen Unterstüt-zungsoperation änderte, glaub-ten viele, die militärischen Ein-sätze der USA in Übersee wür-den zurückgehen. Doch wegender Komplexität und Flüchtig-keit von Beziehungen zwischenden Staaten sowie des Anstei-

gens von feindlichen trans -nationalen Gruppen scheintes, als ob die USA weiterhinauf der internationalen Büh-ne mit ihren Soldaten vertre-ten bleiben.

Als Teil ihrer Strategie fürzukünftige internationale Ein-sätze müssen sich die US-Streitkräfte deshalb eine Dok-trin bezüglich der Interaktionvon Militäreinsatz und Ruleof Law geben. Es wird dabeidifferenziert zwischen labilenStaaten, untergegangenen Staa-ten, und de-facto aufgelösterStaatsgewalt. Darüber hinaussind die Interaktionen mit in-ternationalen Organisationen,multinationalen Einsatzkräf-ten und nichtstaatlichen Ak-teuren zu berücksichtigen. Dasentsprechende Arbeitspapierdes JCS wird im Frühjahr 2016erwartet.

Ja es gibt sie, die mexikanische Luftwaffe.

Bild: Fueza Aerea Mexicana

US Marines im zivilen Umfeld? Bild: Wikimedia

bedeutenden internationalenEreignis in der Region. Indiesem Jahr nehmen Vertre-ter von mehr als 20 Ländernan diesem Militärmanöverteil.

«Cobra Gold – 2016» istdem Training des Zusammen-wirkens des Militärs der USAund der Länder Asiens bei gemeinsamen Kampfeinsät-zen gegen Piraten, bei der Erweisung von humanitärerHilfe für die Zivilbevölkerung

sowie bei der Beseitigung derFolgen von Naturkatastrophen

gewidmet, heisstes in der Mel-dung.

Es wird nichtgenannt, wie vie-le Militärangehö-rige an diesemMilitärmanöverteilnehmen wer-den. In früherenJahren erreichteallein die Zahl

der an «Cobra Gold» teilneh-menden amerikanischen Sol-

daten, Matrosen und Offizie-re 7000 bis 8000 Mann. Dochim Mai 2014 hatten die USAim Zusammenhang mit demMilitärputsch in Thailand dieEinstellung ihrer Militärhilfefür dieses Land und die Redu-zierung des US-Militärkontin -gents bei den alljährlichen Ma-növern erklärt.

Im Jahr 2014 nahmen 5000US-Militärangehörige an demManöver teil, 2015 waren es4000.

Cobra Gold. Bild: JUSMAG

56

Geschichte

Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Marcel Serr

Dieses Jahres jährt sich der Ausbruchdes Sinai-Feldzugs im Oktober 1956 zum60. Mal. Dies gibt Anlass, die Gescheh-nisse, die zum Ausbruch des Krieges ge-führt haben, Revue passieren zu lassen.

Der Weg zum Sinai-Feldzug

Israels sicherheitspolitische Lage war inden Jahren nach 1949 prekär geblieben.Ägypten blockierte die Nutzung des Suez-kanals sowie der Strasse von Tiran für is-raelische Schiffe. Darüber hinaus erwiessich die Infiltration durch Araber, die imKrieg 1948/49 geflohen waren und nunin den arabischen Anrainerstaaten leb-ten, als bestimmendes Sicherheitspro-blem. Israel reagierte darauf mit militä -rischen Vergeltungsschlägen gegen dieNachbar staaten.

Am 28. Februar 1955 löste ein solcherÜberfall Israels auf den Gazastreifen eineEskalationsspirale aus, die letztlich zumSinai-Feldzug führen sollte. Die Leichtig-keit, mit der es den Israel Defense Forces(IDF) gelungen war, das ägyptische Mili-tär in diesem nächtlichen Angriff zu über-rumpeln, war eine schwere Demütigungfür das Militärregime unter Gamal Ab-del Nasser. Als Reaktion darauf baute derägyptische Geheimdienst eine Guerilla-truppe aus palästinensischen Flüchtlingenauf (sog. Fedajin), die ab Sommer 1955Operationen im israelischen Grenzgebietdurchführte. Darüber hinaus rüstete Kairodurch Waffenlieferungen aus der Tsche-choslowakei in bisher ungekanntem Mas -se auf.

Israel sah sich genötigt, Gegenmassnah-men zu ergreifen. Zum einen bemühtesich Jerusalem um neue Waffen. Dabeiwurde man in Paris fündig. Zum anderenwurden konkrete Pläne für einen Angriff

in Algerien. Mit der Verstaatlichung desSuezkanals war das Mass voll. Immerhinstellte der Kanal den schnellsten Seewegfür Öltransporte vom Persischen Golfnach Europa dar. Daher begannen Parisund London mit der Planung einer Mili-täroperation.

In dieser Situation sah Jerusalem dieChance, Ägypten gemeinsam mit europäi -schen Mächten anzugreifen. Eine Koope -ration bot erhebliche Vorteile: Die Kon-zentration französischer und britischerTruppen im Mittelmeer zog ägyp tischeKräfte aus dem Sinai ab. Auf der diploma-tischen Ebene versprach sich Israel denals notwendig erachteten internationalenRückhalt bei einer Militäroperation.

Israel intensiviertezunächst die Bezie-hungen zu Frank-reich, das die Schlüs-selrolle in der trilatera-len Anti-Nasser-Alli-anz spielen sollte. Zu-nächst musste Gross-britannien überzeugtwerden. Aufgrund derkolonialen Vergangen-heit und den Bünd-nisverpflichtungen inder arabischen Weltstand London denarabischen Staatengrundsätzlich näherals Israel und wolltedaher nicht offen mitdem jüdischen Staatkooperieren. Deshalbbestand London aufeine geheime Über-einkunft. Letztlichüberzeugte der stell-vertretende französi-sche Stabschef Mau-rice Challe Grossbri-

Der Weg nach Suez –Israels Sinai-Feldzug 1956Im israelischen Unabhängigkeitskrieg 1948/49 hatte der jüdischeStaat den arabischen Nachbarstaaten eine schwere Niederlage beigebracht. Würden die arabischen Staaten eine solche Demütigungauf sich sitzen lassen? Israels Führung war skeptisch. Tatsächlich deutete sich schon Mitte der 1950er Jahre eine «zweite Runde»im arabisch-israelischen Konflikt an.

Bild: Wikipedia; Department of History, U.S. Military Academy.

auf Ägypten geschmiedet. Doch letztlichentschied sich Israels Führung im Janu-ar 1956 vorerst gegen einen Angriff. Zuschwer wog die Befürchtung, dass eine sol-che Aktion die westlichen Mächte (unddamit Israels Waffenlieferanten) gegen denjüdischen Staat aufbringen würden.

Nassers Verstaatlichung des Suezkanalsam 26. Juli 1956 rief jedoch Grossbritan-nien und Frankreich auf den Plan – diemehrheitlichen Anteilseigner der Betrei-bergesellschaft. Nasser war Paris und London ohnehin ein Dorn im Auge. FürGrossbritannien war dessen Panarabismuseine Gefahr der eigenen Interessen im Na-hen Osten. Frankreich missbilligte KairosWaffenlieferungen an die Aufständischen

57Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Mannstärke aus. Den Grossteil der IDFstellten die Reservisten. 1956 war die IDFin der Lage, innerhalb von 12 Stunden60000 Männer und Frauen zu mobili -sieren und innerhalb von 48 Stunden250000.

Die gesellschaftliche Verankerung derIDF und das hohe Prestige der Streitkräf-te trugen zur aussergewöhnlichen Moralder israelischen Soldaten bei. Dies gepaartmit hohen Ausbildungsstandards machtedie israelischen Streitkräfte zu einer aus-serordentlich schlagkräftigen Streitmacht.

Die Performance der ägyptischen Streit-kräfte im vorangegangenen Waffengangmit Israel 1948/49 war unbefriedigendgewesen. Der Putsch der Freien Offiziereum Nasser und die Errichtung des Mili-tärregimes 1952 hatte weitreichende Fol-gen für Ägyptens Streitkräfte. Die obersteRiege des Militärs wurde ausgetauscht.Die frei gewordenen Posten wurden mitloyalen Anhängern besetzt. MilitärischeKompetenz spielte dabei eine unterge-ordnete Rolle. Darüber hinaus waren derAusbildungstand, die Motivation und dieMoral der Soldaten unterdurchschnittlich.Insgesamt waren die ägyptischen Streit-kräfte den IDF daher qualitativ deutlichunterlegen.

Hinsichtlich des militärischen Mate -rials verfügte Ägypten durch die Ankunftder sowjetischen Waffensysteme 1955/56für eine kurze Zeit über deutliche Vortei-le. Allerdings mussten die neuen Waffen-systeme zunächst von den Streitkräften ab-sorbiert werden. So mussten beispielswei-se Piloten und Techniker an den MiG-15 ausgebildet werden, bevor sie einsetzbar waren. Angesichts des niedrigen Ausbil-dungsstandards der ägyptischen Streitkräf-te stellte dies ein langwieriges Unterfangendar. Im Herbst 1956 waren die neu er-

worbenen Kampfmittel daher zum Gross-teil noch nicht einsatzbereit.

Gleichzeitig verdoppelte Israel seine Ver-teidigungsausgaben und rüstete mit fran-zösischer Hilfe massiv auf. Nach Ankunftder französischen Waffen waren die IDFden Streitkräften Ägyptens materiell wie-der ebenbürtig.

Für den Sinai-Feldzug sollte Israel rund50000 Mann und 200–250 Panzer zumEinsatz bringen. Ägypten hatte gewöhn-lich den Grossteil seiner Streitkräfte auf derSinaihalbinsel stationiert (60000 Mann).In der Folge der Verstaatlichung des Suez-kanals und der Konzentration britischerund französischer Truppen in Malta undZypern zog Nasser jedoch die Hälfte derTruppen ab und brachte sie im Nildeltain Stellung. Im Oktober 1956 waren da-her lediglich rund 30000 ägyptische Sol-daten und 150–200 Panzer im Sinai sta-tioniert.

Kriegsverlauf

Am 29. Oktober startete Israel den An-griff auf Ägypten (Operation Kadesh). DieOffensive begann mit dem Absprung vonFallschirmjägern über dem Mitla Pass,rund 50 km östlich des Suezkanals. Eineweitere IDF-Kampfgruppe griff derweildie schwer gesicherten ägyptischen Posi-tionen bei Umm Katef-Abu Ageilah imZentrum der Sinai-Front an.

Am 30. Oktober stellten Grossbritan-nien und Frankreich das abgesprocheneUltimatum an Israel und Ägypten. Erwar-tungsgemäss lehnte es Ägypten ab, wo-raufhin die Alliierten am Abend des 31.Oktober mit dem Bombardement der

tanniens Premierminister Anthony Eden,dass ein Einfall Israels im Sinai den idea-len Vorwand für eine britisch-französi-sche Besetzung des Suezkanals liefernwürde. Doch Israels Regierungschef Da-vid Ben-Gurion blieb bezüglich einer Zu-sammenarbeit mit Grossbritannien äus-serst skeptisch. Seinem Misstrauen gegen-über London war es geschuldet, dass diegeheimen Bündnisabsprachen im franzö-sischen Sèvres zwischen dem 22. und 24.Oktober 1956 in einem Vertrag schrift-lich fixiert und unterzeichnet wurden. Eswurde beschlossen, dass Israel in den Sinaieinfällt. Die britische und französischeRegierung würde Ägypten und Israel inForm eines Ultimatums dazu auffordern,die Kriegshandlungen einzustellen undeine temporäre Besetzung des Kanalsdurch britisch-französische Truppen zuakzeptieren, um die fortwährende Pas -sage des Kanals zu gewährleisten. Israelwürde die Forderungen annehmen, wäh-rend Nasser sie sehr wahrscheinlich ab-lehnen würde. Dies würden britische undfranzösische Truppen als Vorwand nutzen,um den Suezkanal einzunehmen.

Während London und Paris das Zielverfolgten, Nassers Regime zu stürzen undden Suez-Kanal wieder unter Kontrolle zubekommen, konzentrierte sich Israels In-teresse auf den Sinai. Aufgrund der man-gelnden strategischen Tiefe Israels bot dieHalbinsel, die dreimal grösser ist als Isra-els Staatsgebiet, eine hervorragende Puf-ferzone. Zudem würde der Suezkanal denGrenzschutz vereinfachen, da der Kanaleine natürliche Barriere darstellt und dieLänge der Grenze von rund 270 auf 160Kilometer verkürzt. Ferner würde eine Er-oberung des Sinai die Kontrolle der Stras-se von Tiran ermöglichen. Gleiches gilt fürden Gazastreifen – eine der Hauptquel-len palästinensischer Infiltration und Aus-gangsbasis für die ägyptischen Guerillas.

Die militärischen FähigkeitenIsraels und Ägyptens

In den Jahren nach dem Unabhängig-keitskrieg 1948/49 waren die israelischenStreitkräfte zu einer professionellen Armeeausgebaut worden. Den Kern bildete einezahlenmässig kleine Gruppe von Berufs-soldaten (1956 ca. 11000 Mann), die dieLeitung, Planung, Organisation und Aus-bildung der Streitkräfte übernahmen sowiedie Mehrheit in den technisch anspruchs -volleren Waffengattungen Luftwaffe undMarine stellten. Die Wehrpflichtigenmachten etwa 30 Prozent der verfügbaren

Israelisch-ägyptische Grenze bei Nizzana/

Israel. Bild: Autor

58

Geschichte

Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

den entlang des Kanals vor. Da die Ägyp-ter den Weg entlang des Suezkanals nichtwesentlich blockiert hatten, konnten bri-tische Panzerverbände bis al-Kap nach Sü-den vordringen. Erst politischer Druck ausden USA führt zum Stopp des Vormar-sches und zu einem Waffenstillstand am7. November.

Die Folgen

Aufgrund massiven Drucks der USAund unverhohlenen Drohungen der So -wjetunion mussten sich die IDF wiederaus dem Sinai zurückziehen. In Jerusalemwar man von der Reaktion Washingtonsüberrascht. Doch im Weissen Haus be-fürchtete man, dass die Besetzung des Suezkanals die arabische Welt in die Armeder Sowjetunion treiben würde. Schliess-lich wurde im März 1957 eine UN-Peace-keeping-Truppe im Sinai stationiert. Ägyp-ten bewilligte deren Einsatz, behielt sichaber das Recht vor, jederzeit den Abzugzu verlangen.

Israels Bilanz des Sinai-Feldzugs fälltgemischt aus. Der IDF war ein beeindru-ckender militärischer Erfolg gelungen.Obgleich die ägyptische Armee aufgrund

ihres Rückzuges nicht vernichtend ge-schlagen worden war, konsolidierten dieIDF ihren Ruf als schlagkräftigste Streit-kraft der Region. Zudem war die Strassevon Tiran für israelische Schiffe geöffnetworden. Mit dem Einsatz der UN wurdedie Halbinsel de facto demilitarisiert. Da-durch genoss Israel eine Dekade relativerRuhe an der Front zu Ägypten.

Doch der politische Mehrwert der Kam-pagne hielt sich in Grenzen. Weder führteder Feldzug zur Absetzung Nassers nochzur langfristigen territorialen Expansion.Im Gegenteil: Nasser nutzte die Gunst derStunde, um sich als heroischen Wider-standskämpfer gegen den westlich-israeli-schen «Imperialismus» zu inszenieren, wassein Prestige in der arabischen Welt erheb-lich vergrösserte. Insofern ging Israels ge-fährlichster Gegner sogar gestärkt aus demKonflikt hervor. ■

ägyptischen Luftwaffenstützpunkte be-gannen. Nasser verstand, dass den Luft-schlägen ein amphibischer Angriff folgenwürde und ordnete am 1. November denRückzug der Truppen vom Sinai an, umseine Streitkräfte in Kairo und am Suez-kanal zu konzentrieren. Der Befehl lösteChaos aus, sodass die Israelis den unge-ordnet fliehenden Ägyptern schwere Ver-luste beibringen konnten.

Währenddessen griffen die IDF den Ga-zastreifen und die Gegend um El-Arischan, um dann an der Mittelmeerküste genSuezkanal vorzudringen. Am östlichenUfer des Sinai setzten sich die IDF Rich-tung Sharm El-Sheikh in Bewegung. Mitder Einnahme dieser Südspitze des Sinaiam 5. November endete Israels Feldzug. In-nerhalb von 100 Stunden hatten die IDFdie gesamte Halbinsel und den Gazastrei-fen besetzt und den Ägyptern schwere Ver-luste zugefügt: 1000 Gefallene, 4000 Ver-wundete, 6000 Gefangene. Die Israelishatten dagegen 189 Gefallene sowie 900Verwundete zu beklagen.

Am Morgen des 5. November landetendie britischen und französischen Truppenin Port Said und Port Fuad am nördlichenEnde des Suezkanals und rückten gen Sü-

Marcel Serr

Magister Artium

IL-Jerusalem/Israel

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SOG

Aargau: Bühler Noel, Hauri Simon,Hug Raphael, Hunziker Patrick, Leh-mann Kevin, Mayer Kai, Meier Stefan,Németh Daniel, Rey Livio, RoggwillerCedric, Ruef Francis, Schaller Nicolas,Schatzmann Thiery, Suter Lukas, UrbenAndreas, Weber Luca, Wolff Leonard,Wunderlin Dennis, Hutter Tobias, Sac -chet Maximilian, Schoch Kenneth, vanHaaften Joel / Bern: Affolter Silvio, AuerNicolas, Bär Oliver Lukas, BergmannMatthias, Bieri Christof, BlindenbacherOlivier Eric, Bürki Eric Markus, BurriJulien, Cosi Fabio, Dänzer Manuel, De-meny Peter, Duppenthaler Florian, DussMirko, Feller Michael, Frautschi Sebas -tian, Froidevaux Michel Ulysse, FundDaniel Fabian, Gagnebin Régis, HadornThomas, Hagmann Mirco, HostettlerFabian, Isler Michel, Jung Denis, Kins-bergen Maurits Joseph, Krebs Pascal Do-minique, Küchler Stefanie, Marti Chris-tian, Masshardt Patric, Müller Jakob,Nardella Vincent, Ott Thomas Herbert,Pauli Raphael, Pfister Nathan, ProbstLouis Leonard, Reber Erik, Reber Luzia,Rösli Marie-Louise, Rufener Michael,Salas Ramos Mario Carlos, Schober Ben-jamin Björn, Schweizer Richard Peter,Steiner Benjamin Micha, Strate MarcoAndreas, Strebel Andreas Peter, StuckiStefan Friedrich, Verdon Aurélien, vonGrünigen Sebas tian, Wettstein YannickThomas, Wieck Lukas Mathis / Basel-Land: Bolliger Lukas, Doppmann Pascal,Düblin Natha nael, Glatz Jonas, Gsell Raphael, Hürlimann Kilian, Jauslin Lu-kas / Basel-Stadt: Balmer Bruno, ImhoffDominik, Mon giat Michel, Nold Caspar,Ott Michael, Özhan Erdal, Sarasin Ben-jamin, Schaller Cyrill / Freiburg: BarbeyArnaud, Brügger Mischa, Cerruela Ni -colas, Dousse Chloé, Genoud Gaëtan,Handschin Jean-Louis Joseph, HerrenDaniel, Ryser Yannis, Schwaller Lukas

Emanuel, Wiederkehr Philipp / Genf:Akaaboune Mohamed, Baechler Santia-go, Bürki Fédéric, Cheneval Robin, GaudJean-Louis, Golay Kevin, Hagemann Gabriel, Perdikis Konstantinos, RenaudJulien, Tanner Mathias / Graubünden:Brechbühler Luca, Graf Pascal, LauenerFrancis, Schmid San dro, Schwarz Sascha,Stecher Gian-Luca, Thevalakattu Sibin /Jura: Girardin Stéphanie / Luzern: BajorDavid, Berger Sebastian, Bitterli Silvan,Cerri Sandro, Fuchs Lea, Glaus Marcel,Graber Sven, Grüter Alain, Günter Joel,Huber Fabian, Marti Noah, Müller Lino,Odermatt Sebastian, SchwestermannSteven / Neuenburg: Houriet Jean-Félix,Kühni Fabian, Tardy Arnaud / Nidwal-den: Allgäuer Julius, Steiner Sandro,Zumbühl Adrian / Obwalden: Wolf Ke - vin / Sankt Gallen: Bernhardsgrütter Joël,Bruggmann Yves, Eisenring Silvan, En-derlin Andreas, Fornasier Sandro, GauraHaris, Hafner Moritz, Hanselmann Joel,Hollenstein Samuel, John Yannik, MelzerPhilip, Nadig Silvan, Rutishauser Dave,Schneider Josua, Schreyer Jean François,Sutter Lewin, Thalparpan Nino, Tschal-lener Manuel, Wegmann Kai, Zimmer-mann Luca / Schaffhausen: BiedermannPatrick, Kiarostami Pascal, Müller CyrillAramis, Pfister Mathias Sebastian, StorrerLuca / Solothurn: Adler Dominik, Baum-gartner David, Bühlmann Cédric, ErnstBenjamin, Ernst Janine, Imperiali Luc,Kaufmann Géral dine, Njezic Bojan, Nün-list Stefan, Nussbaumer Kilian, PalermoAlessio, Panzeri Dario, Schuler Stephan,Stanossek Yves, Witzig Willy, ZieglerRick / Schwyz: Bolli Colin, Gössi Flavio,Hüppin Matthias Alois, Pollock Bruce,Rada Mario Dino / Thurgau: BosshardMarc, Hotz Felix, Huber Domenik, Müller Andreas, Neuenschwander Mar-cel, Raimann Christian, Ueltschi Joel /Tessin: Antognoli Luca, Broggi Carlo,

Caglioti Marco, Dick Fabio, FilippiniEnea, Giovanelli Davide, Hak Pascal,Heller Ian, Luppi Alessandro, MoorMarco, Romanelli Alessandro, SauerChristian, Schär Nicola, Tengattini Ce -sare, Zaccheo Axel / Uri: Schuler David /Waadt: Aeby Logan, Beck Thibaud,Bergaz Sébastien, Bongard Julien, DemalSacha, Dizerens Guillaume, Falk Gré -gory, Gheller Franco, Gilliand Loris,Guillemin Xavier, Gysler Fabio, Heini-ger Jérémie, Hugonnet Jeremy, LämmlerBartimée, Lüdi Urs, Luppi Matteo, Mon-nin Alexandre, Moreillon Léonhard, No-vello Valentin, Regazzoni Dario, RibeiroDaniel, Ribotel Mike, Sauvain Raphaël, Sebastiani Alexandre, Strambaci Ales-sandro, Vonnez Lucie, Waldmeyer Da-mien, Widmer Matthieu / Wallis: BotanaJuan José, Dubuis Jean-Baptiste, MonnetJean-Marc, Moulin Juan, Pepaj Berat, Pereira Felix, Prüter Caroline, RochatVincent, Santos Reginaldo, Schmid Si-mon, Siegfried Boris / Zug: Buzzi Ra -phael, Gertsch Roman, Jung Benedict,Koch Adrian, Meier Michele / Zürich:Afuzi Arben, Badertscher Dominik, BenzJonathan, Bilkei Martin, Buovac Ra-fael, Delay Cyrill, Dondras Karlo, DürigAlexander, Ehrensperger Gian, ForsterAlexander, Freudiger Raphael, GerberPatrick, Heckendorn Florian, Huber Lu-kas, Huldi Thomas, Kistler Daniel, KläySimon, Klö ti Simon, Lisibach Felix, Lüthi Cédric, Maag Corsin, Meier Ben -jamin, Meier Simon, Merseburger Lu-kas, Müller Patrick, Mürner Lorenz,Raiser Sandro, Rösti Dominik, Ruf Fa-bienne, Sandtner Cedric, Schoch Alexan-der, Schwegler Niklaus, Senn Michael,Strehler Yannik, Theurillat Tim Ruwen,Vetsch Olivier, Vogler Michael, VontobelJan, Watkins Dylan, Weber David, Wink-ler Manuel, Wolf Nikolas, Ziereisen Mi-chael, Zufferey Roch ■

Zwischen September 2015 und Februar 2016 wurden die unten -stehenden Angehörigen der Armee zu Leutnants brevetiert. Präsident und Vorstand der Schweizerischen Offiziersgesellschaftsowie Redaktion und Verlag der ASMZ gratulieren ganz herzlichund wünschen diesen Offizieren viel Erfolg und Befriedigungin ihrer Offizierslaufbahn. Wir freuen uns natürlich ganz beson ders darauf, dass viele von ihnen Mitglied einer Offiziers gesellschaftund sehr bald zu regelmässigen Lesern der ASMZ werden. BOA

Herzlich willkommen!

60 Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Vermischtes

Per 1. April wird Korpskom-mandant Dominique Andreymilitärischer Berater Chef VBS.Andrey hat an der EPFL Lau-sanne technische Wissenschaf-ten studiert und promoviertezum diplomierten Bauingeni -eur EPFL und anschliessendzum Doktor ès sciences tech-niques. 1987 trat er in das In-struktionskorps der Festungs-truppen ein und kommandier-te ab 1996 die Festungsartille-rie-Rekrutenschulen in Sitten.Von 1998 bis 1999 besuchteAndrey das Collège interar-mées de Défense in Paris, umanschliessend von 1999–2000im Planungsteam der Armee

XXI in der Untergruppe Pla-nung des Generalstabes ein -gesetzt zu werden. Im Jahre

2000 war er Kommandant derFestungsoffiziersschule in St.Mau rice. Von 2001 bis 2003

wurde er als Referent für dasHeer beim Chef VBS einge-setzt. Andrey war von 2004bis 2005 Chef des Heeressta-bes. Auf den 1. Januar 2006wurde er zum Chef des Per -sonellen der Armee (J1) imFührungsstab der Armee er-nannt unter gleichzeitiger Be-förderung zum Brigadier. Per1. Januar 2008 erfolgte die Er-nennung zum KommandantHeer unter gleichzeitiger Be-förderung zum Korpskom-mandanten. Auf den 1. Janu-ar 2012 wurde ihm zusätzlichzur Funktion KommandantHeer die Stellvertretung desChefs der Armee übertragen.

Als Militärischer Berater desChef VBS wird Korpskom-mandant Andrey den Depar-tementsvorsteher VBS in denwichtigsten Geschäften der Ar-mee, den laufenden Grosspro-jekten sowie sicherheitspoli ti -schen Fragestellungen persön-lich beraten. Die mit seinerErnennung vakant werdendeFunktion des Kommandan-ten Heer und die Stellvertre-tung des Chefs der Armee wer-den vom Bundesrat zu einemspäteren Zeitpunkt und unterder Berücksichtigung sämtli-cher Aspekte der Weiterent-wicklung der Armee (WEA)geregelt. dk

Kkdt Dominique Andrey militärischer Berater des Chefs VBS

Kkdt Dominique Andrey.

Bild VBS-DDPS

Der Einsatz der Armee imRahmen der Sicherheitsmass-nahmen rund um das WEF2016 verlief reibungslos undohne gravierende Zwischen-fälle oder Unfälle. Der Einsatzverlief zur vollen Zufrieden-heit der zivilen Behörden. DieLuftwaffe verzeichnete zweiRegelwidrigkeiten im ein ge -schränk ten Luftraum in derSchweiz. Sämtliche Aufträgein der Luft und am Bodenkonnten jederzeit erfüllt wer-den. Erneut konnten Busi-nessjets direkt den Militär-flugplatz Dübendorf anflie-gen. Dabei wurden 23 Jets

mit rund 70 Passagieren ab -gefertigt.

Seit dem 15. Januar 2016standen durchschnittlich 4124Milizangehörige der Armee zuGunsten des Kantons Grau-bünden im Assistenzdienst.«Die Armee hat einen unver-zichtbaren Beitrag zum Ge-lingen des WEF-Jahrestref-fens geleistet», dankt Chris -tian Rathgeb, Regierungs -präsident des Kantons Grau-bünden. Die Truppen hättenihren Einsatz zur vollen Zu-friedenheit der zivilen Behör-den geleistet. Oberst WalterSchlegel, Kommandant der

Kantonspolizei Graubündenund Gesamteinsatzleiter, hebtdie auf allen Stufen reibungs-lose Zusammenarbeit hervor:«Der gemeinsame Einsatz vonPolizeikräften aus der ganzenSchweiz und der Armee ist einausgezeichnetes Beispiel desgelebten Sicherheitsverbun-des.» Auch Divisionär Jean-Marc Halter, Kommandantdes subsidiären Sicherungs-einsatzes der Armee, ziehteine positive Bilanz: «UnsereSoldaten haben ausgezeichnetgearbeitet. Sie waren konzen-triert bei der Sache und habenmit Kopf und Herz die Leis-

tungsfähigkeit unserer Miliz-armee bewiesen. Dieses po -sitive Gesamtbild wird auchdurch den bedauerlichen Dro-genmissbrauch einiger weni-ger Armeeangehöriger nichtgetrübt.»

Die Luftwaffe führte nebstdem Luftpolizeidienst auchÜberwachungsflüge und Luft-transporte durch. Die Boden-truppen erbrachten insbeson-dere Leistungen im Aufbauund Betrieb der Sicherheitsin-frastruktur, im Personenschutz,für die Zutrittskontrollen, inder Logistik und in der Füh-rungsunterstützung. dk

Positive Bilanz zum Sicherungs einsatz am WEF 2016

Für bestimmte Personenka-tegorien wie Staatspersonen desAuslands sowie gewisse Perso-nen innerhalb und ausserhalbder Bundesverwaltung (z.B.Bundesrat, PräsidentInnen derBundesgerichte, PräsidentIn-nen des National- und Stän -derates) und ausschliesslich zuRepräsentationszwecken, kön-nen heute gepanzerte Fahrzeu-ge (sogenannte Sonderschutz-fahrzeuge) mit speziell ausge-

bildeten und mit der Dienst-waffe ausgerüsteten Militärpo -lizisten eingesetzt werden. Inder Regel verfügen die dafürzuständigen Kantone selbst we-der über eigene Sonderschutz-fahrzeuge noch über entspre-chend ausgebildete Fahrzeug-führende. Durch die Verord-nungsrevision werden die be-rechtigten Personenkategoriensowie der Verwendungszweckausgebaut. Ausnahmsweise

und nur bei aussergewöhnli-chen Gefahrenlagen kann derBundessicherheitsdienst neufür alle besonders gefährdetenPersonen im Verantwortungs-bereich des Bundes und auchohne RepräsentationszweckSonderschutzfahrzeuge einset-zen. Dies allerdings ausschliess -lich dann, wenn es die Lage un-bedingt erfordert und die pri-mär dafür zuständigen kanto-nalen Behörden solche Trans-

porte nicht selbst wahrneh-men können.

Die Transporte erhöhendie objektive Sicher heit undgleichzeitig auch das subjek -tive Sicherheitsgefühl der betroffenen Schutzperson. Esliegt im Interesse des Bun-des, dass bei allen gefährde-ten Schutz personen in seinemVerantwortungsbereich sichereTransporte durchgeführt wer-den können. dk

Änderung der Verordnung über die Fahrzeuge des Bundes

61Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Vermischtes

In Erfüllung eines Postula-tes der SicherheitspolitischenKommission des Ständeratesvom 4. Juli 2011 hat der Bun-desrat einen Bericht zur Zu-kunft der Artillerie vorgelegt.Dieser Bericht stellt in allge-meiner Form Wirkung und Be-deutung des indirekten Feuersauf dem modernen Gefechts-feld dar. Zudem beschreibt erdas Gesamtsystem Artillerie,welches diese Wirkungen er-bringt, und für die Schweiz bedeutende Entwicklungsten-denzen ausländischer Streit-kräfte. Vor diesem Hinter-grund wird die Weiterentwick-lung der Artillerie der Schwei-zer Armee dargelegt: zuerst diezu berücksichtigenden Rah-menbedingungen, anschlies-send die möglichen einzu-schlagenden Richtungen. DerAuftrag der Sicherheitspoliti-schen Kommission des Stän-

Bericht zur Zukunft der Artilleriederats stand im Zusammen-hang mit der Ratifikation desÜbereinkommens über Streu-munition, und die Kommis -sion wünschte Auskunft überdie Perspektiven zur Entwick-lung der Artillerie. Der Bun-desrat erachtete es als notwen-dig, das für die Armee bedeu-tende Thema der indirektenFeuerunterstützung eingehen-der darzustellen, als dies in derBotschaft zur Weiterentwick-lung der Armee möglich ge-wesen wäre, und hat deshalbeinen separaten Bericht ver-fasst. Dieser hat einen zeitli-chen und inhaltlichen Zu-sammenhang mit dem Rüs-tungsprogramm 2016 als Teilder Armeebotschaft 2016,in dem die Beschaffung einesMörser-Systems beantragtwird. dk

www.vtg.admin.ch

Anfang Februar ist in dergesamten Schweiz der jährli-che Sirenentest durchgeführtworden. Mehr als 98 Prozentder Sirenen funktionieren ein-wandfrei. Bei den fehlerhaf-ten Sirenen werden die Män-gel behoben. Die Alarmierungder Bevölkerung bei einer Ka-tastrophe bleibt sichergestellt.

In der Schweiz gibt es zumSchutz der Bevölkerung rund7800 Sirenen für den Allge -meinen Alarm; davon sindca. 5000 Sirenen stationär undca. 2800 Sirenen mobil einge-setzt. Von den stationären Si-renen werden ca. 570 als «Kom-bisirenen» gleichzeitig für denAllgemeinen Alarm und denWasseralarm eingesetzt. Dankdem neuen SteuerungssystemPOLYALERT können die Er-gebnisse des Sirenentests erst-

mals vollständig, einheitlichund zentral erhoben werden.Die erste Auswertung des Bun-desamtes für Bevölkerungs-schutz BABS zeigt, dass 98,3%der getesteten stationären Sire -nen einwandfrei funktionierthaben. Bei insgesamt 81 Si -renen sind Fehler festgestelltworden. Dieses Ergebnis liegtim Bereich der Vorjahresergeb-nisse. Damit steht fest, dass dieMigration auf das neue Steue-rungssystem POLYALERT er-folgreich umgesetzt worden ist.Kantone und Gemeinden re-parieren bzw. ersetzen die de-fekten Anlagen umgehend. Dadie Sirenen jedes Jahr getestetund festgestellte Mängel imAnschluss behoben werden,kann die Funktionssicherheitauf sehr hohem Niveau gehal-ten werden. dk

Alarmierung bei Katastrophe sichergestellt

Echo aus der Leserschaft

Die WEA – kein faules Ei!In der letzten ASMZ (Vermisch-tes) hat Willi Vollenweider eineBrand rede gegen die WEA ge-halten, die allerdings so vieleVerdrehungen enthält, dass sienicht einfach im Raum stehengelassen werden darf.

1. Bei der WEA handelt es sichnicht um eine Armee-Hal-bierung. Halbiert wird derSollbestand der Armee. Die-ser ist eine Planungsgrös-se, der alle Funktionen derArmee umfasst (z.B. Kdt InfKp x/y). Zu berücksichtigenist aber auch der Effektiv -bestand: die in der Armeetatsächlich eingeteilten undDienst leistenden AdA (z.B.Hptm Muster). Der Effektiv-bestand wird künftig rund140 000 AdA umfassen.So wird sichergestellt, dass100 000 Sollbestandesplät-ze im WK und in Einsätzen

alimentiert werden und dieArmee ihre Leistungen er-bringen kann;

2. Die heutige Armee ist mas-siv unteralimentiert. GemässArmeeauszählung umfass-te der Effektivbestand 2015rund 170 000 AdA; derjeni-ge der aktiven Komponenteder Armee (exkl. Reserve)lag mit rund 129 000 AdAnoch tiefer. Damit lassensich die heutigen Verbändenicht ausreichend alimentie-ren; Unterbestände in denWK sind die Folge. Wird die-se Entwicklung nicht korri-giert, so wird sich die Situa-tion in Zukunft weiter ver-schärfen;

3. Die Behauptung, es sei vor-gesehen, die LW dem HEzu unterstellen, entbehrt je -glicher Grundlage. Die LWwird – gleich wie die ande-ren Gs Vb – dem Komman-

do Operationen unterstellt.Dieses stellt die operativeFührung sicher; die unter-stellten Verbände führentaktisch;

4. Auch in der Armee 61 wares nicht möglich, «das Grosder Armee innert einem biszwei Tagen» zu mobilisie-ren. Der eigentlichen Mo -bilmachung gingen längerevorsorgliche Massnahmen(CAPO) voraus. Die WEA da-gegen sieht vor, bei überra-schend eintretenden Ereig-nissen bis 35 000 AdA in-nert zehn Tagen aufzubie-ten und einzusetzen: ausdem Stand! Zudem dauertes nicht zehn Tage, bis dieersten AdA einrücken, son-dern Aufgebot und Einrü-cken der Truppen erfolgenschrittweise. Ein bewaff-ne ter Konflikt wäre sicher-lich nicht ein völlig überra-

schend eintretendes Ereig-nis, bei dem mit der Moberst begonnen würde, wennder Gegner schon an derGrenze steht.

Die Weiterentwicklung der Ar-mee hat sich mit Realitätenauseinanderzusetzen. DieseRealitäten schlagen sich in derLagebeurteilung nieder. Rele-vante Faktoren sind u.a. dasverfügbare Personal und nichtzuletzt die Finanzmittel, mitdenen realistischerweise ge-rechnet werden darf. Als Offi-ziere sind wir, wie bei jederProblemstellung, angehalten,die relevanten Faktoren seriöszu beurteilen und daraus dienötigen Konsequenzen abzu-leiten. Polemiken helfen nichtweiter!

Oberstlt Peter Braun3007 Bern

62

Vermischtes

An der Generalversammlungder kantonalen Offiziersgesell-schaft Zürich überbrachtengleich vier Rednerinnen undRedner die Grussworte von Be-hörden und Organisationen.Die amtierende Zürcher Kan-tonsratspräsidentin TheresWe-ber dankte allen anwesendenOffizieren und der KOG fürihren Einsatz. Seit den Ereig-nissen in Paris vergangenes Jahrsei Sicherheit kein leeres Wortmehr. Als grosszügiger Gast-geber zeigte sich einmal mehrdie Credit-Suisse, in derenRäumlichkeiten die General-versammlung mit weit überhundert Teilnehmenden statt-fand. Roger Zubler machte einen Tour d’horizon überdas Vorsorgegeschäft. Für dieSchweizerische Offiziersgesell-schaft SOG überbrachte dasVorstandsmitglied Oberstlt iGst Markus Ernst die Grüsseund stellte die Ziele der SOGfür 2016 vor. In erster Liniegeht es darum, der Weiterent-wicklung der Armee WEA, dieeinige Verbesserungen erzielthat, zum Durchbruch zu ver-helfen. Das zweite Thema, demsich die SOG verstärkt widmenwill, ist der Zivildienst. Ein Be-stand von rund zwei Bataillo-nen geht der Armee jährlich anden Zivildienst verloren. KkdtAldo Schellenberg, Komman-dant der Luftwaffe, überbrach-

te die besten Grüsse der Armee-führung und erinnerte, dass dieArmee sämtliche Aufträge er-fülle, aktuell während des WEFin Davos.

KOG-Präsident Oberst iGst Joel Gieringer führte zü-gig durch die Traktandenlisteund orientierte unter anderemüber das Strategiepapier zumVerhalten der KOG und ihrerSektionen bei Abstimmungenund Wahlen. Alle Vorstands-mitglieder und die beiden Re-visoren stellen sich für eine wei-tere Amtsdauer zur Verfügung.Lediglich beim Stiftungsrat derZürcherischen Winkelriedstif-tung steht eine Ablösung bevor.Nach 34 Jahren grossen Enga-gements hat Adj Uof LorenzStrickler seinen Rücktritt an-gekündigt.

In seinem Hauptreferat er-läuterte der Zürcher Sicher-heitsdirektor RegierungsratMario Fehr die aktuelle Sicher-heitslage im Kanton. Sicher-heit sei das wichtigste Gut füreine Gesellschaft. Das Themawerde zu einem der wichtigs-ten in den kommenden Jah-ren. Sein Referat endete er mit einem Aufruf, die WEA unddas Nachrichtendienstgesetzzu unterstützen. Auf beidesseien die Kantone angewie-sen. dk

www.kogzh.ch

GV KOG Zürichim Zeichen der Sicherheitslage

Der Bundesrat hat NathalieFalcone per 1. Februar 2016zur neuen Generalsekretärindes Eidgenössischen Departe-mentes für Verteidigung, Be-völkerungsschutz und Sport(VBS) ernannt. Sie folgt aufBrigitte Rindlisbacher, welchein den vorzeitigen Ruhestandtritt. Falcone hat an der Philo-sophischen Fakultät der Uni-versität Fribourg Altphilo -logie, Geschichte und Archäo -logie studiert und 1990 mitdem Lizenziat abgeschlossen.1992 trat sie als Wissenschaft -liche Mitarbeiterin ins da-malige Eidgenössische Ver-kehrs- und Energiewirtschafts-departement ein, wo sie Ende1994 die Funktion der Stell-vertretenden Generalsekretä-rin übernahm. Nach einemÜbertritt per 1996 ins Eidge-nössische Volkswirtschaftsde-partement wurde ihr 1998 dieFunktion als StellvertretendeGeneralsekretärin im Eidge-nössischen Departement fürWirtschaft, Bildung und For-

schung übertragen. In den Jah-ren 2008 bis 2012 war sie zu-dem Delegierte des Bundesra-tes für die Einführung eineseinheitlichen elektronischenGeschäftsverwaltungssystems(GEVER Programm) in derBundesverwaltung. Falconeverfügt neben der fundiertenAusbildung über eine erfolg-reiche Berufs- und Führungs-erfahrung in der Bundes ver -waltung und über sehr guteKenntnisse der politischen Pro-zesse. Sie spricht neben ihrerfranzösischen Muttersprachedeutsch, italienisch und eng-lisch. dk

Nathalie Falconeneue Generalsekretärin VBS

Per 1. Januar 2016 hat dieVerordnung vom 5. Dezember2003 über das Schiesswesenausser Dienst (Schiessverord-nung) geändert. Die Schiess-verordnung regelt die ausser-dienstliche Schiesspflicht so-wie die Durchführung von aus-serdienstlichen Ausbildungs-kursen und freiwilligen Schiess-übungen mit Ordonnanzwaf-fen und Ordonnanzmunition.Mit dieser Änderung wirddas Jungschützenalter auf das15. Altersjahr gesenkt und dieDurchführung und Unterstüt-zung der historischen Schies-sen geregelt. Damit erfolgteine Anpassung an die Zulas-sungskriterien für die ausser-dienstlichen Tätigkeiten. Bis-her konnten Schweizerinnenund Schweizer ab dem Jahr,

in dem sie das 17. Altersjahrvoll enden, zu Jungschützen-kursen zugelassen werden. Dieunter 17-jährigen Jungschüt-zinnen und Jungschützen dür-fen die Leihwaffe nicht mitnach Hause nehmen. DieSchiessvereine sind für die si-chere Aufbewahrung der Waf-fe verantwortlich. Zudem wirddem VBS die Kompetenz er-teilt, die Voraussetzungen fürdie Durchführung und dieUnterstützung von histori-schen Schiessen (z.B. Morgar-tenschiessen) zu regeln. Diesebeliebten Schiessanlässe erin-nern an ein wichtiges Ereig-nis aus der Geschichte derSchweizerischen Eidgenossen-schaft und werden von Verei-nen organisiert und durchge-führt. dk

Änderung der Schiessverordnung

Auch im Jahr 2016 wer-den die vier Display Teamsder Schweizer Luftwaffe – Pa-trouille Suisse, PC-7 TEAM,Super Puma Display Team undSwiss Hornet Solo Display –im In- und Ausland Präsenzmarkieren.

Die Patrouille Suisse und dasPC-7 TEAM werden von neu-en Kommandanten geführt.

Nach der Pensionierung vonOberstleutnant Daniel Hösliübernahm Oberstleutnant NilsHämmerli per 1. Januar 2016das Kommando über das Jet-Team der Patrouille Suisse. So-wohl die Piloten als auch dieSpeaker bleiben der PatrouilleSuisse erhalten. Neu dazu stösstOberleutnant Lukas Nanni-ni, der als Reservepilot auf

Vorführteams der Schweizer Luftwaffe auch 2016 präsent

Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Bild: VBS

63Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Vermischtes

die Northrop F-5 Tiger um-geschult wird. Die PatrouilleSuisse fliegt Ende April nachihrem zweiwöchigen Trainings-kurs die erste Vorführung ander Patrouille des Glaciers.Insgesamt fliegt die PatrouilleSuisse dieses Jahr 15 Auftritte,vier davon im Ausland.

Das PC-7 TEAM fliegt an-lässlich zweier Skirennen in al-ter Besetzung, bevor das Kom-mando zu Beginn des Trai-ningskurses am 18. April vonOberst Werner Hoffmann zuOberstleutnant Daniel Stämp -fli übergeht. Gleichzeitig trittder erste Solist, Hauptmann

Christoph Schneider, zurück.Neu zum Team stösst auf derPosition «Turbo 3» Haupt-mann Matthew Leavy. Haupt-mann Marius Krüsi fliegt künf-tig als erster Solist, HauptmannMario Thöni wird zweiter Solist. Für das PC-7 TEAMstehen zwölf Vorführungenin al len Sprachregionen derSchweiz auf dem Programm.Dazu kommen drei Ausland-einsätze.

Nach zwei Neueintritten imletzten Jahr bestreitet das Su-per Puma Display Team dieSaison 2016 in unveränder-ter Besetzung. Das Team um

Leader Oberstleutnant LukasRechsteiner absolviert seinenTrainingskurs vom 28. Märzbis am 1. April in Alpnach undzeigt am 23. April am Heli-Weekend in Grenchen zumersten Mal sein Können. Diedrei Pilotenduos des SuperPuma Display Teams fliegendieses Jahr über ein DutzendShows in der Schweiz sowiedrei im Ausland. Wann immermöglich, landet das Team vorOrt und steht dem Publikumfür Fragen zur Verfügung.

Auch beim vierten Vorführ-team der Schweizer Luftwaf-fe gibt es keine Veränderung.

Hauptmann Julien Meisterfliegt 2016 bereits seine drit-te Saison als Pilot des SwissHornet Solo Display. DerWaadtländer, welcher bei derFliegerstaffel 17 in Payerneeingeteilt ist, ist in der kom-menden Saison mit seinerF/A-18 in der Romandie zusehen: so unter anderem inBex und Murten. Dazu kom-men zwei Auftritte in derDeutschschweiz und fünf imAusland. dk

www.lw.admin.ch

Echo aus der Leserschaft

ASMZ 01/02/2016: Welche Strategie für die EU?Der Artikel zur globalen Stra -tegie der EU wirft drei Fragenauf: Zentralismusgefahr, He-gemonialstreben und sicher-heitspolitischer Kompetenz derEU. Einige Passagen deuten aufeine Verstärkung zentralis-tisch-autoritativer Züge derEU hin. Mit mehr Zentralisie-rung «von oben», bei gleich-zeitig beobachtbarer Zunah-me der zentrifugalen Kräfte«von unten» könnte die EUaber plötzlich zum sicherheits-

politischen Risiko für Europawerden. Wenn zweitens die GSVP derEU explizit die reine Sicher-heitspolitik verlassen will, umsich auf eine erweiterte Aus-senpolitik wie die Weltord-nungspolitik zu konzentrieren,klingt da Hegemonialität an. –Was heisst das für die Unab-hängigkeit der Schweiz? Undsind die ungewollten Konse-quenzen erweiterter Aussen-politik der EU gegenüber derUkraine vergessen?

Drittens stellt sich generelldie Frage der sicherheitspo-li tischen Kompetenz der EUfür die Region Europa. Euro -krise und ungeschicktes Agie-ren der EU in Migrationsfra-gen lassen gegenwärtig ge-fährliche Gelüste auf Wohl-stand und Lebensraum an-derer Staaten aufkommen:Verteilkämpfe um Steuersub-strat, Sozialleistungen, Hoheitüber Grenzregulierung unddie Forderung von Rechtsset-zungs- und Gerichtskompetenz

bei EU-Nichtmitgliedern sinddie konfliktuösen Folgen. DieEU spielt dabei eine sicher-heitspolitisch problematischeRolle. Zweifellos ist es sinnvoll, wennEuropa eine Strategie zur Ab-wehr sicherheitspolitischer Be-drohungen hat. Eine ganz an-dere Frage ist jedoch, ob essinnvoll ist, damit die EU zubeauftragen.

Hermann Dür,Oberleutnant a.D., Burgdorf

Sicherheit Schweiz

Verlag Equi-Media AG, Brunnenstrasse 7, 8604 Volketswil

Telefon 044 908 45 65, Fax 044 908 45 40

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Allgemeine Schweizerische MilitärzeitschriftHerausgeber: Schweizerische Offiziersgesellschaft

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64 Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016

Bücher

Mihran Dabag/Kristin Platt

Verlust und VermächtnisÜberlebende des Genozids an den Armeniern erinnern sich

Paderborn: Ferdinand Schöningh, 2015, ISBN: 978-3-506-78148-2

Der Hauptteil des Buchesist den Berichten von Über -lebenden des Genozids anden Armeniern während des1. Weltkrieges gewidmet. Sieberichten von Deportationen,Todesmärschen, Hunger, un-vorstellbarer Gewalt und bit-teren Verlusten. Es sind er-schütternde Schilderungen,welche die Grausamkeit auf-zeigen, die an den Armeniernim Osmanischen Reich inden Jahren 1915/1916 verübtwurden. Ein Genozid umfasstHandlungen, die darauf zie-len, eine nationale, ethnische,rassische oder religiöse Grup-pe ganz oder zum Teil zu ver-nichten. Der Völkermord anden Armeniern war einer derersten systematischen Genozi-de des 20. Jahrhunderts. Die

Armenier wurden zunächst inihren Hauptsiedlungen ent-weder gleich dort von türki-schen Polizisten oder kurdi-schen Hilfstruppen ermordetoder auf Todesmärsche überunwegsames Gebirge RichtungAleppo geschickt. Die Jung-türken, eine politische Bewe-gung des Osmanischen Rei-ches, betrieben die systemati-sche Vernichtung von Arme-niern, welche als das ältestechristliche Volk der Welt imGebiet zwischen dem Hoch-land Ostanatolien und demSüdkaukasus heimisch waren.Zugleich sind die Armenierheute die Titularnation derheutigen Republik Armenien.Der Untertitel des Bucheskennzeichnet die Schilderun-gen der Überlebenden, die aus

ihren Erinnerungen ein leben-diges Zeugnis des Völkermor-des ermöglichen.

Der Anhang zum Buch istfür das Verständnis des Gesche-hens von grosser Bedeutung.Zu den autobiographischen Er-innerungsberichten werden diebefragten Personen kurz por-trätiert.

Der historische Rahmenschildert zuerst die Geschich-te der Armenier vor 1915 so-wie die Geschichte des Völ-kermordes von 1915/1916. Ineinem ausführlichen Glossarwerden Erläuterungen zu al-len verwendeten Begriffen ge-geben, gefolgt von einem Ver-zeichnis aller Abbildungen, diedas Buch illustrativ bereichern.Schliesslich können auf einerKarte des Osmanischen Rei-

ches die Todesmärsche der Be-fragten mit Kilometerangabenverfolgt werden.

Als persönliche Wertungmöchte ich die Bedeutung desBuches für die historisch ge-treue Nachbetrachtung des Völ-kermordes an den Armeniernhervorheben. Die Ergebnisseder Befragungen von betrof -fenen Männern und Frauenzeichnen ein Bild, das uns denGenozid mit seinen grausams-ten Methoden vor hundert Jah-ren aufzeigt und uns unwei-gerlich an den Völkermord anden Juden in der Zeit des Na-tionalsozialismus während des2.Weltkrieges erinnert. Wer ausder Geschichte nichts lernt, istdazu verdammt, sie zu wieder-holen.

Gregor Anton Roos

Rüdiger Wenzke

«Damit hatten wir die Initiativeverloren»Berlin: Ch. Links-Verlag, 2014, ISBN 978-3-86153-809-7

Die wohl grösste Frage desDDR-Zusammenbruchs ist,warum die SED-Führung vordem Einsatz militärischer Ge-walt zurückschreckte, obwohlihre bewaffneten Organe nochdurchaus funktionsfähig wa-ren. Tiefere Ursache war, dassdiese vor dem Hintergrund deszerbrechenden Ostblocks sichbereits in einer starken Sinnkri-se befanden; ihre Stimmungwar durch Ernüchterung undzunehmende Desillusionierunggekennzeichnet. Offiziere han-delten nicht ohne Befehl, selbstderen Führung zauderte, Ver-antwortung über Einsätze ge-gen die Demonstranten zuübernehmen. Das Ende be-gann bereits im Oktober 1989in Leipzig, wo eine bisher

nie gekannte Menschenmen-ge von 70000 Demonstran-ten in absoluter Friedfertig-keit die Armee und Polizeizurückdrängte und zugleichein Blutbad verhinderte. Dienach dem Fall der Mauer vomZK der KPdSU durchgeführ-ten Umfragen unter der So w -jetarmee in der DDR kamenzu der Einschätzung, diese sei«unter moralisch-psychologi-schen Gesichtspunkten nichtzum bewaffneten Einsatz ge-gen die Zivilbevölkerung derDDR bereit». Man mag dies be-zweifeln. Tatsache aber bleibt:ohne ihr Eingreifen brach dieDDR wie ein Kartenhaus zu-sammen.

Friedrich-Wilhelm Schlomann

Georg Pichler

Gegenwart der VergangenheitDie Kontroverse um Bürgerkrieg und Diktatur in Spanien

Zürich: Rotpunktverlag, 2013, ISBN 978-3-85869-476-8

Lange Zeit galt der gesell-schaftliche und von allen wich-tigen politischen Kräften ge-tragene Pakt, der nach FrancosTod 1975 die friedliche Trans-formation des Systems garan-tierte, als vorbildhaft. Erst imZug einer verstärkten Ausei-nandersetzung mit dem Erbeder Vergangenheit verlor auchdie transición ihren Nimbusdes Tadellosen. Die im Jahr2000 initiierten Öffnungenvon Massengräbern des Bürger-kriegs und der unmittelbarenNachkriegszeit sind wohl diebekannteste Seite der spani-schen Auseinandersetzungenum das kollektive Gedächtnis.Erinnerungsorte und identi-tätsstiftende Symbole wie derNationalkatholizismus oder das

von republikanischen Gefange-nen für Franco errich tete Vallede los Caídos (Tal der Gefalle-nen) auf der einen, die langeunterdrückte Erinnerung andas Exil oder der Widerstandinnerhalb Spaniens auf der an-deren Seite sind weitere Aspek-te, auf die sich das gesellschaft-liche Gedächtnis stützt.

Georg Pichler trägt in seinemBuch die Debatten der letztenJahrzehnte zusammen. Aus me-thodischer Sicht sind zwei Din-ge bemerkenswert: der über-durchschnittlich häufige Ge-brauch von Pressemate rial unddie Verwendung von Interviewszur Darstellung ganz unter-schiedlicher Haltungen zur Ver-gangenheit.

Philippe Müller

Bücher

Nr. 03 – März 2016 182. Jahrgang

ImpressumPräsident Kommission ASMZChristoph Grossmann, Oberst i Gst aD,Dr. oec. HSG

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RedaktionOberst i Gst Andreas Cantoni (ac)Andrea Grichting Zelenka, lic. phil. (ga)Oberst Dieter Kläy, Dr. phil. I (dk)Major Pascal Kohler (pk)Hptm Christoph Meier (cm)Major Peter Müller, Dr. rer. pol. (pm)Hptm Daniel Ritschard, lic.oec.HSG (DR)Henrique Schneider, Prof. Dr. (Sc)Major Markus Schuler (M.S.)Oberstlt Jürg Studer (St)Oberstlt Eugen Thomann, lic. iur. (ET)Major Walter Troxler, Dr. phil. (Tr)

HerausgeberSchweizerische Offiziersgesellschaft

VerlagVerlag Equi-Media AGBrunnenstrasse 7, CH-8604 Volketswil

Verleger: Christian Jaques

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Layout: Stefan Sonderegger

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Druck: galledia ag, 9230 Flawil

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Nächste Ausgabe: 4. April 2016

Franziska Rogger

«Gebt den Schweizerinnen ihre Geschichte!»Marthe Gosteli, ihr Archiv und der übersehene Kampf ums Frauenstimmrecht

Zürich: NZZ-Libro, 2015, ISBN 978-3-03810-006-5

Franziska Rogger legt dieGeschichte der Schweizer Frau-en anhand von Archivalien undPrimärquellen gut fundiert unddank stimmigem Bildmaterialüberaus anschaulich dar. DieGeschehnisse werden ohneideologischen Unterton dar-gelegt, denn es kommen be-wusst sowohl Frauen wie Män-ner zu Wort. Der Inhalt ist indrei grössere Teile gegliedert:Der erste Teil befasst sich mitdem politischen Kampf derFrauen für ihr Wahl- undStimmrecht. Der zweite Teil

widmet sich dem Leben derPionierin Marthe Gosteli. DasBuch schliesst mit der Ent-wicklung der Frauen vom engeingebundenen Mitglied desFamilienverbands zur indivi-duellen Persönlichkeit. Diedrei Teile stehen nicht isoliertvoneinander, sondern werdendurch die Person Marthe Gos-teli, die sich wie ein roter Fa-den durch das Buch hindurchzieht, zusammengehalten. Rog-ger will nicht faktisches Wis-sen vermitteln. Vielmehr be-müht sie sich darum, ihrer

Leserschaft die Geschehnisserund um die Entwicklungdieses Unabhängigkeitskamp-fes und der Forderung nachSelbstbestimmung durch dievielen Zitate sowie Beispielekonkreter Personen näherzu-bringen. Die teilweise einge-streuten Exkurse beleuchtenjeweils spezifische Aspekte derFrauengeschichte, wie zumBeispiel den Bund Schwei -zerischer FrauenorganisationBSF.

Florence Schacher

Willi Birri

Vom Himmel vergessenLenzburg: Merker im Effingerhof, 2012, ISBN 978-3-85648-143-8

«Herr wo schaust DU hinwenn unsere Lungen berstenim Gas, DIR unser Todesschreientgegenhallt?»

Vor einem Vierteljahrhun-dert massakrierte der iraki-sche Diktator Saddam Hus-sein Kurden mit Giftgas in

Halabja. In diesem Jahr 2013starben Syrer durch Giftgasin Zamalka. Und in anderenOrtschaften. Willi Birris ein-dringliche lyrische Auseinan-dersetzung mit dem Krieg undmit seinen Schrecken könntenicht zeitgemässer sein. Werdenkt, humanitäres Engage-

ment sei sinnlos, wer glaubt,wir hätten in unserer Schweiznichts zu verteidigen, weil wirja von Freunden umzingelt sei-en, greife zu diesem eindring-lichen Alterswerk des Aargau-er Dichters und gehe in sich.

Jürg Stüssi-Lauterburg

Anne Applebaum

Der Eiserne VorhangMünchen: Sieder, 2013, ISBN 978-3-8275-0030-4

Anhand vieler erstmals zu-gänglicher Quellen und un-zähliger Gespräche mit Zeit-zeugen beschreibt die mit demPulitzer-Preis ausgezeichneteAu torin überaus detailliert,mit welchen Methoden derKreml in den osteuropäischenLändern nach der Besetzungbei Kriegsende die Sowjetisie-rung durchführte. Sieht manvon den Verfolgten der NS-Zeit ab, war für die allgemeine

Bevölkerung diese Zeit «nurder Beginn einer neuen Be -setzung». Die allzu laue Hal-tung der West-Alliierten beider Eingliederung annektier-ter Gebiete in die Sowjetuni -on verschweigt das Buch kei -nes wegs. 1948 mussten dieKommunisten einsehen, dassihr Versuch, durch Wahlen dieMacht friedlich zu erreichen,gescheitert war. Staatsstreiche,Verhaftungen Andersdenken-

der und Terror führten zum an-gestrebten Ziel. Stalin glaub te,durch kommunistische Propa -ganda und Erziehung könn-te die Schaffung eines HomoSowieticus möglich sein. Statt-dessen wur de die Kluft zwi-schen Ideo logie und rauerWahrheit nur grösser undführte schliesslich zum Zu-sammenbruch der UdSSR.

Friedrich-Wilhelm Schlomann

Schwergewicht:

• Neue Rubrik WEA• Neue Generalstabsoffiziere• Lehren aus Einsatz ISAF• Aufklärer der Zukunft

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Gemeinsam grosse Ziele anvisieren. In verschiedensten Disziplinen erfolgreich.Wir wünschen allen Teilnehmenden viel Erfolg bei den Winterwettkämpfen WIWA 2016 in Andermatt.