Czernowitz. черновцы. чернівці igor pomerantsev

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Czernowitz. Черновцы. Чернівці Das Buch ist eine Sammlung von Erzählungen und Essays, die direkt und indirekt mit Czernowitz verbunden sind. In lyrisch dichten Assoziationen wird das Leben eines Heranwachsenden in den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts geschildert. Ergänzt wird der 182 Seiten umfassende Band durch eindrucksvolle Untergrund Fotografien aus dieser Epoche. Dem Außenstehenden, speziell aus dem deutschsprachigen Raum, legt es Zeugnis davon ab, dass trotz Holocaust und dem totalitären Kommunismus der Sowjetunion die Tradition einer intensiven literarischen und intellektuellen Auseinandersetzung auch nach 1945 nun vorwiegend in russischer und ukrainischer und teils rumänischer Sprache fortgesetzt wurde, somit für den Rest der Welt im Verborgenen. Rumäniens Nationaldichter Mihail Eminescu lebte ebenso in der habsburgischen Hauptstadt der Bukowina wie mehrere poetische Ikonen der heutigen Ukraine: Olga Kobylanska oder Dmytro Zahul, der in Stalins Gulag umkam. Mit den Worten des Autors: “Zuerst lebte ich in dieser Stadt danach wechselten wir die Seiten: jetzt lebt sie um so vieles länger in mir als ich in ihr. Von Zeit zu Zeit heftet sie sich an meinem Atem fest. Um nicht an ihr zu ersticken muss ich über sie schreiben. Wörter sind das einzige mir zur Verfügung stehende Arbeitsmaterial gibt es etwas, das der Dauer näher kommt als Wörter?” Die Stadt in der Bukowina, heute zur Ukraine gehörend, hat dem russischen Dichter mit britischem Pass ihren Stempel aufgeprägt. “Nicht nur Menschen werden zu Dissidenten, auch Städte können solche sein. Die Czernowitzer Architektur war im sowjetischen Imperium dissidentisch. Wer an diesen Häusern vorbeiging oder in ihnen lebte, der wurde zwangsläufig von ihrem Geist angesteckt. Die Stadt Czernowitz selbst war Dissident, und sie gab uns, ihren Bewohnern, Unterricht in Fragen der Schönheit, Freiheit und Pflicht.”

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Czernowitz. Черновцы. Чернівці

Das Buch ist eine Sammlung von Erzählungen und Essays, die direkt und indirekt mit Czernowitz verbunden sind. In lyrisch dichten Assoziationen wird das Leben eines Heranwachsenden in den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts geschildert. Ergänzt wird der 182 Seiten umfassende Band durch eindrucksvolle Untergrund Fotografien aus dieser Epoche.Dem Außenstehenden, speziell aus dem deutschsprachigen Raum, legt es Zeugnis davon ab, dass trotz Holocaust und dem totalitären Kommunismus der Sowjetunion die Tradition einer intensiven literarischen und intellektuellen Auseinandersetzung auch nach 1945 ­ nun vorwiegend in russischer und ukrainischer und teils rumänischer Sprache fortgesetzt wurde, ­ somit für den Rest der Welt im Verborgenen. Rumäniens Nationaldichter Mihail Eminescu lebte ebenso in der habsburgischen Hauptstadt der Bukowina wie mehrere poetische Ikonen der heutigen Ukraine: Olga Kobylanska oder Dmytro Zahul, der in Stalins Gulag umkam.Mit den Worten des Autors: “Zuerst lebte ich in dieser Stadt ­ danach wechselten wir die Seiten: jetzt lebt sie um so vieles länger in mir als ich in ihr. Von Zeit zu Zeit heftet sie sich an meinem Atem fest. Um nicht an ihr zu ersticken muss ich über sie schreiben. Wörter sind das einzige mir zur Verfügung stehende Arbeitsmaterial ­ gibt es etwas, das der Dauer näher kommt als Wörter?”Die Stadt in der Bukowina, heute zur Ukraine gehörend, hat dem russischen Dichter mit britischem Pass ihren Stempel aufgeprägt. “Nicht nur Menschen werden zu Dissidenten, auch Städte können solche sein. Die Czernowitzer Architektur war im sowjetischen Imperium dissidentisch. Wer an diesen Häusern vorbeiging oder in ihnen lebte, der wurde zwangsläufig von ihrem Geist angesteckt. Die Stadt Czernowitz selbst war Dissident, und sie gab uns, ihren Bewohnern, Unterricht in Fragen der Schönheit, Freiheit und Pflicht.”

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Dirk Schümer, langjähriger FAZ­Korrespondent, dazu: “Für diesen Dichter aus der Ukraine, der in London und Prag lebt, gehören auch Wein und Gespräche, Essen und Poesie, Träume und Geschichten zu dem, was seit der Antike unter einer erfüllten Existenz verstanden wird. Bereits Wörter sind für Pomerantsev Erscheinungsformen des Begehrens, die ihre eigene Schönheit und ihre wilde Geschichte haben. Für jemanden, der aufgewachsen ist in Czernowitz, wirkt diese polymorphe Sprachverliebtheit fast schon selbstverständlich, denn in dieser verwunschenen, geschundenen Stadt atmete (und atmet) man die Luft von Paul Celan, Rose Ausländer, Erwin Chargaff. Ihre geschriebene Zärtlichkeit lebt weiter im Werk von Igor Pomerantsev.”

Igor Pomerantsev, geboren am 11. Januar 1948 in Saratow in der UDSR zog mit seiner Familie im Alter von fünf Jahren nach Czernowitz, wo er nach Besuch der Grundschule englische Philologie und Pädagogik studierte. 1971 begann er seine Tätigkeit als technischer Übersetzer in Kiew. Seine ersten Lyrik­Veröffentlichungen erschienen 1972 in der Moskauer Zeitschrift „Smena“. Er hatte Kontakt zur ukrainischen Bürgerrechtsbewegung. 1978 wurde er durch den KGB aus der Sowjetunion ausgewiesen, Deutschland gewährte ihm Asyl. 1979 Umzug nach London, wo er bei BBC seine Karriere als Radioproduzent von Kultur­ und Featuresendungen in russischer Sprache startete und diese bis heute bei Radio Liberty über London, München, Prag fortgesetzt hat. Der in russischer Sprache arbeitende Dichter und Radiomacher hat sich immer für die Eigenständigkeit der Ukraine und der ukrainischen Sprache eingesetzt.

Bücher (Russisch): "Aubades and Serenades", Russian Roulette Press, London 1985;"Poems of Various Days"; "Sovietskij Pisatel", Sankt Petersburg, 1993; "The Beaufort Scale", Urbi PublishingHouse, Sankt Petersburg, 1997; "News", Fact Publishing House, Kiev, 1998; "Red Dry", NLO Publishing House,Moskau, 2000; "Family Status", O.G.I., Moskau, 2002; "Radio S", MK­Periodika, Moskau, 2002; "Radio Lyrics",NLO, Moskau, 2007; "KGB and Other Poems ...", NLO, Moskau 2010; "Off License", Meridian Czernowitz, 2010;"Czernowitz. Черновцы. Чернівці", Meridian Czernowitz, 2012.Bücher (Ukrainisch): "KGB and Other Poems ...", Verlag Grani­T, Kiew, 2009; "Off License", MeridianCzernowitz, 2011; "Homo Eroticus", Duh i Litera, Kiew 2012

Kontakt: Renate Milena Findeiswww.zeitzug.com [email protected]

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