Dahl Foto: TU-Gründungsservice · 2014. 3. 20. · Dahl »Beim Business geht es nicht um Leben und...

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  • »Beim Business geht es nicht um Leben und Tod.«Dr. Robert Klöpper und Tomasz GingoldResonic

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    Ein abendlicher Skype-Chat – und die Welt von Robert Klöpper und Tomasz Gingold begann sich langsam aber sicher zu verändern. Erste-rer arbeitete in Japan nach seiner Promotion als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Tokyo Institute of Technology, letzterer in einer Un-ternehmensberatung in Deutschland. Die bei-den Berliner kannten sich schon 15 Jahre vom Triathlon und waren »lose in Kontakt«, wie Gin-gold sagt. »Beim Skypen erzählte mir Robert begeistert von einer Er�ndung, die er gemacht hatte – und war danach erst einmal wieder für zwei Wochen im Labor verschwunden.« Diese »Er�ndung« ist ein Verfahren, mit dem man die vollständigen Trägheitseigenschaften mechanischer Strukturen und damit den Zu-sammenhang zwischen Kräften und Bewegun-gen messen kann. Klingt für Laien zunächst un-verständlich, ist aber ein Quantensprung in der Messtechnik. Die Innovation ist die Geschäfts-grundlage der Firma Resonic, die heute im »Chic« – dem Charlottenburger Innovations-Centrum – in zwei Räumen und einer kleinen Werkstatt arbeitet. »Mit unseren Messständen sind wir technologisch weit vorne«, erzählt Robert Klöpper, der sein Grundstudium an der TU Berlin in Maschinenbau beendet hat und danach ein deutsch-französisches Doppel-

    diplom in Karlsruhe, Paris und Metz sowie sei-nen Doktor in Tokio gemacht hat. »Mit der bisher vorherrschenden Technologie, dem Pen-delverfahren, benötigt man mehrere Tage bis zu einer Woche, um die Werte zu erhalten. Wir scha�en die zehn erforderlichen Parameter in 20 Sekunden: also die Masse, die drei Koordina-ten der Schwerpunktlage sowie den Trägheits-tensor, der aus jeweils drei Trägheitsmomenten und Trägheitsprodukten besteht.«

    reduzierung von motorschwingungen Zum besseren Verständnis hierzu ein Anwen-dungsbeispiel: Bei der Neuentwicklung von Motoren müssen Autohersteller die Motorauf-hängung optimal einstellen, damit möglichst geringe Vibrationen vom Motor auf die Ka-rosserie übertragen werden. Für die Erhebung der hierfür benötigten Trägheitsparameter gab es bisher zwei gängige Verfahren. Die Ermitt-lung dieser Parameter dauert mit dem Pendel-verfahren sehr lange. Mit der zweiten gängigen Methode, bei der die Zahlen aus CAD-Model-len abgeleitet werden, erhält man ungenaue Werte. Das heißt, man hatte bisher die Wahl zwischen einem hohen Arbeitsaufwand beim Messen (Pendelmethode) oder nicht optimal ausgelegten Motorauf hängungen (wegen un-

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    genauer Werte bei der CAD-Methode). »Mit unserer Methode sind wir nun schneller als das Pendel- und genauer als das CAD-Verfahren.«, erklärt Tomasz Gingold, der an der TU Berlin Technische Informatik studierte. Dazu legen die Ingenieure den Motorblock auf eine federnd gelagerte Aluminiumplatte, die in einen weißen Stahlrahmen eingespannt ist. »Mit einer Hand stößt man den Motor leicht an, und die Schwingungen werden über die Federn und die Elektronik mit Hilfe unserer Algorith-men in einen Rechner übertragen und dort ana-lysiert.« Die Arbeit daran startete Klöpper am Tokyo Institute of Technology, das auch noch einen Teil des Patents besitzt. Ihre Weiterent-wicklung der Er�ndung patentierten die beiden Gründer in Deutschland. »Ich habe hier einfach die besten Chancen gesehen, mit dem Produkt an den Markt zu kommen«, begründet Robert Klöpper die Standortentscheidung. »Hier sind wir nah dran an den wichtigen Kunden. Zudem wäre es als Deutscher in Japan nicht so einfach gewesen, diesen Markt zu erobern.«

    preisfindung eine kunst für sich Das Geschäftsmodell der zwei Gründer entwickelt sich gerade noch. »Es ist zum Beispiel wahnsin-nig schwierig, die richtigen Preise zu �nden«,

    erzählt Gingold. »Wir dürfen ja nicht zu teuer werden, weil dann doch wieder die alten Mess-techniken attraktiv werden – aber auch nicht zu niedrig rangehen, um die Preise nicht für die Zukunft zu verderben.« Noch führen die beiden die Firma mit sehr geringen Gehältern. Gewin-ne stecken sie in die Entwicklung, gleichzeitig bringen sie sehr viel Arbeitszeit ein. Drei ihrer Messgeräte stehen derzeit bei Kun-den – abgerechnet wird per Einzelmessung oder Jahres�atrate. Zudem misst Resonic selbst bei den Firmen. »Da müssen wir dann für ein paar Tage mit dem Gerät hinfahren, auf bauen, messen, auswerten, abbauen.« Zwei weitere Messstände stehen dafür zur Verfügung. Für die Zukunft peilen die Gründer Kooperati-onen mit größeren Testcentern und eine Aus-weitung ins Ausland an. In Italien und Großbri-tannien haben sie bereits Kunden, der nächste größere Schritt wird wahrscheinlich in Rich-tung Japan gehen.Die Vielfalt der Möglichkeiten ihrer Techno-logie stimmt sie optimistisch. »Wir haben bis-her Motorblöcke, Rennmotorräder oder große Lkw-Reifen vermessen«, sagt Gingold, während er in der kleinen Werkstatt auf den Messstand zeigt. »Wenn wir hochskalieren, können wir ganze Hubschrauber oder Lkw analysieren.«

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    unternehmen Resonic GmbH www.resonic.de

    brancheMaschinenbau

    jahr der gründung 2011

    mitarbeiter / innen bis zu 5

    zum teamTomasz Gingold,

    Dr. Robert Klöpper

    studiengang (abschluss)

    Technische Informatik (2006)

    unser rat an gründungsinteressierte

    Lasst euch beraten, lernt von den Guten. Gründen kann extreme

    Belastungen mit sich führen, sorgt für ausreichend Ausgleich.