Das 6. Luk - Kolloquium : Fachvortraege · Vorwort Im Jahre 1978, vor 20 Jahren, wurde das...

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Vorwort Im Jahre 1978, vor 20 Jahren, wurde das LuK-Kolloquium aus der Taufe gehoben. Die LuK entschloß sich damals, den Kunden nicht nur Lieferleistung, Qualität und Kreativität anzubieten, sondern die Arbeit in einen konzeptionellen, theoretischen Rahmen einzuordnen. Als Partner der Automobilhersteller wollte man die Basis dafür schaffen, gemeinsam langfristige Tendenzen in der Fahrzeug-Antriebstechnik zu erkennen und zu diskutieren. Die damalige Idee hat überzeugt, wie die große Zahl der diesjährigen Teilnehmer aus dem In- und Ausland wieder beweist. Diese Schrift mit den Vorträgen des 6. LuK-Kolloquiums gibt unsere Sicht der technischen Entwicklungen wieder. Wir freuen uns auf eine offene Diskussion mit unseren kompetenten Kunden. Ernst H. Kohlhage

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Vorwort

Im Jahre 1978, vor 20 Jahren, wurde das LuK-Kolloquium aus der Taufe

gehoben.

Die LuK entschloß sich damals, den Kunden nicht nur Lieferleistung,

Qualität und Kreativität anzubieten, sondern die Arbeit in einen

konzeptionellen, theoretischen Rahmen einzuordnen. Als Partner der

Automobilhersteller wollte man die Basis dafür schaffen, gemeinsam

langfristige Tendenzen in der Fahrzeug-Antriebstechnik zu erkennen und

zu diskutieren.

Die damalige Idee hat überzeugt, wie die große Zahl der diesjährigen

Teilnehmer aus dem In- und Ausland wieder beweist.

Diese Schrift mit den Vorträgen des 6. LuK-Kolloquiums gibt unsere Sicht

der technischen Entwicklungen wieder. Wir freuen uns auf eine offene

Diskussion mit unseren kompetenten Kunden.

Ernst H. Kohlhage

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Inhalt

Die selbsteinstellende Kupplung SAC der 2. Generation 5 - 22

Rupfen - Ursachen und Abhilfen 23 - 46

Kupplung und Betätigung als System 47 - 68

Das Zweimassenschwungrad 69 - 94

Automatisierung von Schaltgetrieben 95 - 121

Der Wandler als System 123 - 158

CVT-Entwicklung bei LuK 159 - 181

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Die selbsteinstellende Kupplung SACder 2. Generation

Dipl.Ing. Karl-Ludwig Kimmig

EinleitungDie selbsteinstellende Kupplung SAC hat sich mittlerweile in fast 1 MillionFahrzeugen ausgezeichnet bewährt. Besonders bei stark motorisiertenFahrzeugen konnte mit der SAC das Betätigen der Kupplung deutlichkomfortabler gestaltet werden. Auch ist mit der SAC das Ziel, mit einerKupplung die gesamte Fahrzeuglebensdauer abzudecken, erreicht.

Trotz des Mehraufwands für die SAC, konnten die Gesamtkosten für dasKupplungssystem (Kupplung + Betätigung) sogar in einigen Fällen redu-ziert werden, z. B. durch:

• Wegfall eines Servoverstärkers

• Reduzierung der Kupplungsgröße

• Reduzierung der Variantenvielfalt bei Kupplung und Betätigungs-system

• Wegfall einer Übertotpunktfeder.

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Bild 1 und 2 zeigen eine Übersicht über die aktuellen SAC-Anwendungenund die erwartete Entwicklung bis zum Jahr 2000.

0

20

40

60

1994 1996 1998 2000Jahr

An

zah

l S

eri

en

pro

jek

te

1996 1998 2000

20

40

60

Bild 1: Entwicklung der Anzahl der SAC-Anwendungen

0

10

20

200 215 230 240 260 300 330 350 400

Kupplungsgröße [mm]

An

zah

l S

eri

en

pro

jekt

e

Bild 2: Erwartete Verteilung der SAC Projekte im Jahr 2000

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Aus der Erfahrung der in Serie befindlichen Projekte kann folgendesResumé gezogen werden:

• Die SAC hat eine hohe Funktionalität und Funktionssicherheit.

• Das System ist trotz hoher Ansprüche an die Einzelteile wie Federn,Nachstellring, Kupplungsdeckel und Belagfederung sowie der komple-xeren Funktion in der Großserie problemlos herstellbar.

• Mit der Einführung der SAC wurden die Pedalkräfte im Vergleich zurkonventionellen Kupplungsdruckplatte deutlich abgesenkt. Jedochkonnten mit den in Serie befindlichen Ausführungen wegen der Dosier-barkeit und der möglichen Rupfanregung, die Pedalkräfte bisher nichtdrastisch abgesenkt werden.

In den vorangegangen Jahren sind nun Ideen entstanden, wie die SAChinsichtlich Pedalkraft und Momentenaufbaukennlinie weiter verbessertwerden kann. Zusätzlich ist ein großes Entwicklungspotential vorhanden,die Material- und Herstellkosten bei vergleichbarer Funktionalität zu redu-zieren.

Nachfolgend werden die verschiedenen Lösungswege näher beschrieben.

Funktionsbeschreibung der SAC (Self AdjustingClutch)Bei konventionellen Kupplungen steigt mit zunehmendem Belagverschleißdie Betätigungskraft an. Bei der SAC wird der Belagverschleiß über einVerschleißnachstellsystem ausgeglichen, so daß keine Veränderung derBetätigungskraft auftritt.

Die SAC unterscheidet sich von der konventionellen Kupplungsdruckplatteim wesentlichen durch eine Nachführung der Tellerfeder bei Verschleiß(Bild 3). Die Nachführung erfolgt so, daß unabhängig vom Verschleiß(hauptsächlich Belagverschleiß), die Winkellage der Tellerfeder und somitdie Betätigungs- und Anpreßkräfte konstant bleiben. Realisiert wird dieserVerschleißausgleich, indem die Haupttellerfeder nicht, wie bei der konven-tionellen Kupplungsdruckplatte, fest am Kupplungsdeckel angenietet oderüber Laschen eingehängt, sondern nur mit einer definierten Kraft (Sensor-kraft) axial gegen den Deckel verspannt wird. Zwischen Tellerfeder undKupplungsdeckel befindet sich ein Rampenring, der in die Rampen desDeckels eingreift und in Umfangrichtung über Druckfedern angetriebenwird.

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Konventionelle KD SAC

Verstellring

Sensor TF

Deckelanschlag

Deckel

Druckfeder

Drahtringe

Bild 3: Vergleich konventionelle Kupplung mit SAC

Die Sensorkraft wird so dimensioniert, daß sie normalerweise der Betäti-gungskraft widerstehen kann. Wird bei Verschleiß der Beläge die Betäti-gungskraft höher und reicht die Sensorkraft als Gegenkraft an der Haupt-tellerfeder nicht mehr aus, bewegt sich die Haupttellerfeder axial in Rich-tung Motor von der Deckelauflage weg. Das dabei entstehende Spiel wirdüber den vorgespannten Rampenmechanismus, der zwischen Tellerfederund Kupplungsdeckel angeordnet ist, ausgeglichen. Der Nachstellvorgangdauert so lange, bis die Betätigungskraft auf die Sensorkraft und damit aufdas gewünschte Niveau abgesunken, und die ursprüngliche Tellerfeder-Winkellage wieder erreicht ist.

Der Vorgang der Verschleißnachstellung ist durch die an der Tellerfederangreifenden Kräfte in den Bildern 4a und 4b schematisch dargestellt.

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MTF

FA

MTF

FA

Bild 4a: Konventionelle KD bei Neuzustand und bei Verschleiß

FSensor

MTF

FA

MTFMTF

FA FA

FSensor FSensor

Bild 4b: SAC bei Neuzustand und bei Verschleiß, vor und nach demNachstellen

In Bild 4a ist die Tellerfeder einer konventionellen Kupplung symbolisch imDrehpunkt fest gelagert dargestellt. Die Tellerfeder liefert ein Drehmoment,was beim Betätigen (Drehen) der Tellerfeder über die Betätigungskraft (FA)an den Tellerfederzungen überwunden wird. Bei Verschleiß ändert sich dieWinkellage der Tellerfeder, was aufgrund der tellerfedertypischen Kennlinieeinen Anstieg des Tellerfederdrehmoments und der Betätigungskraftbedeutet.

Bei der SAC ist die Tellerfeder im Gegensatz zur konventionellen Kupplungnicht fest gelagert, sondern nur axial über die Sensorkraft abgestützt (Bild4b). Im Neuzustand besteht ein Kräftegleichgewicht zwischen Sensorkraftund Betätigungskraft. Bei Verschleiß steigt die Betätigungskraft an unddrückt die Tellerfeder gegen die Sensorkraft nach links, so daß derfedervorgespannte Keil auf der rechten Tellerfederseite entlastet wird undnachstellen kann. Am Ende des Nachstellvorgangs hat die Tellerfeder wie-der die Ausgangswinkellage erreicht, und zwischen Sensorkraft und Betäti-gungskraft besteht wieder ein Kräftegleichgewicht.

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SAC BetätigungskraftkennlinieMit der SAC, wie sie heute bei den verschiedensten Fahrzeugen in Serieläuft, konnten im Vergleich zur konventionellen Kupplung die Pedalkräftedeutlich reduziert und damit der Kupplungskomfort erhöht werden.

Der Betätigungskraftverlauf ist bei der SAC zunächst etwas ungünstiger,weil systembedingt über den Betätigungsweg ein höherer Unterschiedzwischen der maximalen und minimalen Betätigungskraft vorliegt. Des-halb ist eine Anpassung des Ausrücksystems an die geänderteBetätigungskraft-Kennlinie erforderlich.

Betätigungsweg

Kra

ft

SAC

konventionelle KDVerschleiß

Neu

Max

Min

Bild 5: Vergleich der Betätigungskraft-Kennlinienkonventionelle Kupplung zu SAC

Die Ursache für diesen spezifischen Betätigungskraftverlauf läßt sich durchdas Kräftegleichgewicht an der Kupplungstellerfeder erklären. Wird dieTellerfeder freigeschnitten (Bild 6), so erkennt man, daß auf der einenSeite die Kraft der Belagfederung (FBF), der Blattfedern (FB) und derSensortellerfeder (FSF), und entgegengesetzt auf der anderen Seite dieBetätigungskraft wirkt. Die Summe aus Belag,- Blatt- und Sensorfederkann auch als Summensensorkraft (FS) bezeichnet werden, welche dieHöhe der Betätigungskraft begrenzt. Falls beim Ausrücken der Kupplungdie Betätigungskraft größer wird als die Summensensorkraft, was beiVerschleiß auftritt, so wird die Tellerfeder vom Kupplungsdeckel(Rampenring) weggedrückt und der Rampenmechanismus kann nach-stellen.

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Kra

ft

Betätigungsweg

Verschleiß Überweg

Nachstellpunkt

FA

FBF

FSF

FB FS

MTF

FA

Bild 6: Kräfte an der Haupttellerfeder bei der SAC

In Bild 6 ist erkennbar, daß über dem Betätigungsweg grundsätzlich anzwei Stellen ein Überschreiten der Summensensorkraft durch die Betäti-gungskraft möglich ist. Die erste Stelle ist der Verschleißnachstellpunkt.Dieser Punkt liegt in dem Bereich, wo die Belagfederkraft nahezu Nullerreicht. Hier erfolgt die Nachstellung bei Verschleiß. Im weiteren Verlaufdes Ausrückens ergibt sich im Überwegnachstellpunkt noch eine zweiteStelle, ab der ungewolltes Nachstellen auftritt. Bei maximalem Betäti-gungshub muß zum Überwegnachstellpunkt ein genügend großer Abstandvorliegen. Dies kann nur sicher gewährleistet werden, wenn das Betäti-gungskraftminimum deutlich tiefer liegt als die Summensensorkraftund/oder Überweg durch einen Deckalanschlag vermieden wird.

Aus derzeitiger Sicht gibt es bei der SAC zwei technisch realisierbareMöglichkeiten, die Betätigungskraftkennlinie freier zu gestalten, bzw. dieBetätigungskräfte weiter abzusenken.

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SAC mit ZusatzfederEin relativ einfacher Weg zur Erzeugung einer möglichst flachen Betäti-gungskraft-Kennlinie an der Kupplung ist das Zuschalten einer Feder mitlinearer Federkennlinie, die am Kupplungsdeckel aufgenietet wird. DieZusatzfeder hebt, bezogen auf die Betätigungskraft-Kennlinie, die minimaleBetätigungskraft an und führt somit zu einer flacheren Gesamtkennlinie.

Zusatzfeder

eingerückt ausgerückt

Bild 7: SAC mit Zusatzfeder

Die Zusatzfeder, wie sie im Bild 7 dargestellt ist, wirkt direkt auf dasAusrücklager und beeinflußt nur die Betätigungskraft-Kennlinie, nichtjedoch die inneren Kräfte der Kupplung und damit auch nicht denNachstellmechanismus bzw. die Nachstellfunktion der SAC. Bedingt durchdie Wanderung der Tellerfederzungen in Richtung Motor bei Verschleiß,bleibt die maximale Betätigungskraft nur bis ungefähr 1,5 mmBelagverschleiß nahezu konstant. Bei noch größerem Verschleiß, z. B. bei2,5 mm, ist eine leichte Zunahme der Betätigungskraft von ca. 10 %vorhanden.

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Betätigungsweg

Kra

ftVerschleiß Neu

Zusatzfeder

Betätigungskraft

Bild 8: Betätigungskraft-Kennlinien mit Zusatzfeder

Ohne eine zusätzliche Feder kann die gleiche Funktion auch durcheinzelne tiefergerichtete Tellerfederzungen erreicht werden. BeimBetätigen der Kupplung laufen die tiefergerichteten Zungen nach Erreichendes Betätigungskraftmaximums am Deckelanschlag an und werden beiweiterer Betätigung elastisch verspannt.

tiefergerichteteZunge

Zusatzfeder

Bild 9: Vergleich SAC mit tiefergerichteten Zungen zu SAC mitZusatzfeder

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SAC mit Sensorkraftanstieg über dem BetätigungswegDas Zuschalten einer Zusatzfeder bewirkt einen flachen Betätigungskraft-verlauf, indem das Betätigungskraftminimum angehoben wird. Besser wärejedoch, das Maximum abzusenken, um insgesamt noch niedrigereBetätigungskräfte zu erhalten.

Dies kann erreicht werden, wenn durch geänderte Abstimmung der vor-handenen Federelemente, wie Haupttellerfeder, Sensortellerfeder undBlattfedern, die Summensensorkraft nach dem Nachstellpunkt über denBetätigungsweg ansteigt.

Betätigungsweg

Kra

ft Verschleiß Überweg

Nachstellpunkt

FA

FS

MTF

FA

FBF

FSF

FB

Bild 10: Betätigungskraft-Kennlinie bei fallender und bei ansteigenderSummensensorkraft

Die Wirkung zeigt Bild 10. Ausgehend von dem Kräftegleichgewicht an derTellerfeder ergibt sich bei gleicher Überwegsicherheit und gleichem Betä-tigungskraftminimum eine Reduzierung der maximalen Betätigungskraft,wenn die Summensensorkraft zwischen Verschleiß- und Überwegnach-stellpunkt ansteigt. Bei den derzeitigen SACs fällt die Summensensorkraftzwischen dem Verschleiß- und dem Überwegnachstellpunkt leicht ab, damit zunehmenden Betätigungsweg bzw. Abhub die Blattfedern sichentspannen.

Eine ansteigende Sensorkraft in diesem Bereich ist erreichbar, wennanstelle der Blattfedern mit linear ansteigender Kennlinie, Federn mitdegressiver Kennlinie eingesetzt werden.

Gewellte Blattfedern erhalten eine degressive Kennlinie, wenn sie beid-seitig fest am Kupplungsdeckel eingespannt und von der Anpreßplattemittig ausgelenkt werden. Es entsteht dann ein Schnappeffekt, der von derWellung abhängig ist.

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KonventionelleBlattfeder

DegressiveBlattfeder

DegressiveBlattfeder Konventionelle

Blattfeder

Kra

ft

Anpreßplattenweg

Bild 11: Blattfederanordnung mit linearer und degressiver Kennlinie

Der Sensorkraftanstieg über dem Ausrückweg wird zusätzlich nochverstärkt, wenn die Sensortellerfeder mit ansteigender Kraftcharakteristikstatt im Drehpunkt der Haupttellerfeder radial weiter innen an denTellerfederzungen angreift (Bild 12).

Bisher greift die Sensortellerfeder auf dem gleichen Durchmesser wie derNachstellring, im Drehpunkt, an der Haupttellerfeder an. Dadurch bleibt dieAbstützkraft der Sensortellerfeder beim Betätigen der Kupplung konstant.

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FBlattfeder

FSensorTF

bisher neu

FBlattfeder

FSensorTF

Bild 12: Sensorkraftanstieg durch die Sensortellerfederkraft

Im Vergleich zur heutigen SAC ist eine weitere Absenkung derBetätigungskräfte um 20 – 30 % möglich. Der Abfall in derBetätigungskraftkennlinie (Drop off) kann durch den Einsatz vonBlattfedern mit degressiver Kennlinie halbiert werden und ist damitvergleichbar mit konventionellen Kupplungen.

Die bisher dargestellten Lösungswege ermöglichen eine weitereAbsenkung der Betätigungskräfte, was zum Beispiel bei dreh-momentstarken Motoren oder elektromotorischer Kupplungsbetätigung vonVorteil ist. Es gibt jedoch eine sehr große Anzahl von Anwendungen(Kleinfahrzeuge), wo eine weitere Absenkung der Betätigungskraft imNeuzustand nicht notwendig ist. Jedoch sind auch bei diesen Anwen-dungen die weiteren Vorteile der SAC, wie

• konstante Betätigunskraft über Lebensdauer

• höhere Verschleißreserve

• geringerer axialer Bauraum im Bereich der Tellerfeder-Zungen

ohne nennenswerte Kostenerhöhung im Vergleich zur konventionellenKupplung wünschenswert.

Aus diesem Grund hat die Kostenreduzierung bei der SAC-Weiterent-wicklung einen hohen Stellenwert.

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KostenreduzierungZur Realisierung einer Verschleißnachstellung in einer Kupplung sind imwesentlichen ein Verschleißsensor und ein Nachstellmechanismuserforderlich. Bei der SAC sind deshalb im Vergleich zu einerkonventionellen Kupplung folgende zusätzliche Bauteile bzw. Bauteil-Modifikationen vorhanden.

• Sensortellerfeder

• Nachstellring

• Rampen im Kupplungsdeckel

• Druckfedern zum Verdrehen des Verstellrings

Zusätzlich ist auch die Montage der SAC im Vergleich zur konventionellenKupplung aufwendiger.

Nachstellring

SensorTF

Druckfedern

Bild 13: Zusätzliche Bauteile bei der SAC

Es wurde versucht, die Anzahl der zusätzlichen Teile zu reduzieren undverschiedene Funktionen in den einzelnen Bauteilen zusammenzufassen.

Im folgenden sollen zwei Wege beschrieben werden:

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Sensorkraft aus TangentialblattfedernDie Summensensorkraft im Verschleiß- und Überwegnachstellpunkt wirdbei der SAC im wesentlichen über die Kraft der Sensortellerfeder und denBlattfedern gebildet. Beide Federkräfte werden so abgestimmt, daß überdem Verschleißweg (z. B. 2,5 mm) die Summe aus beiden Federkräftenkonstant verläuft. Da die Blattfederkraft bei Belagverscheiß aufgrund einererhöhten Vorspannung ansteigt, muß die Sensortellerfederkraft mitzunehmendem Verschleißweg (Vorspannweg) abfallen. Die Sensorteller-feder muß somit eine degressive Kennlinie haben. Für die Funktion derVerschleißnachstellung kann die Sensortellerfederkraft in jedem Punkt derHaupttellerfeder angreifen, so daß die Sensortellerfeder auch durchZusatzblattfedern mit degressiver Kennlinie ersetzt werden kann (siehe Bild14).

Kra

ft

VerschleißNeu

Sensorkraft

Zusatz-Blattfeder

DegressiveBlattfeder

Anpreßplattenweg

Bild 14: Sensorkraft aus Blattfedern

Da bei dieser Ausführung die Sensorkraft an der Anpreßplatte angreift,wird damit die Tellerfederkraft reduziert. Dies muß bei der Tellerfeder-Auslegung entsprechend vorgehalten werden. Diese selbsteinstellendeKupplung hat neben den geringeren Kosten auch den Vorteil, durch denWegfall der Sensortellerfeder axial weniger Bauraum zu benötigen.

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Sensorkraft aus der Haupttellerfeder (SAC II)Die erforderliche Sensortellerfederkraft kann auch von einzelnenentsprechend ausgebildeten Tellerfederzungen aufgebracht werden. Damitwird die Haupttellerfeder mit definierter Kraft (Sensorkraft) gegen denDeckel abgestützt (Bild 15).

haarnadelförmigeZungen

FA

FBF

FSZ

FB

MTF

Bild 15: SAC mit Sensorkraft aus der Haupttellerfeder

Bei Verschleiß der Kupplung wird wiederum die erhöhte Betätigungskraftdie Tellerfeder vom Deckel wegdrücken, so daß zwischen Tellerfeder undDeckel der Verschleiß ausgeglichen werden kann.

Damit jedoch über dem Verscheiß die Vorspannung der haarnadelförmigenZungen konstant bleibt, muß die Auflage am Deckel als Rampe ausgeführtsein und die Tellerfeder bei Verschleiß sich entsprechend zum Deckelverdrehen. Das Drehmoment zum Verdrehen der Haupttellerfeder ergibtsich beim Betätigen der Kupplung durch die Radialbewegung derHaarnadelzungen auf der tangential geneigten Deckelrampe.

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haarnadelförmigeZungen

haarnadelförmigeZunge

Deckel

Bild 16: Gleitbewegung der haarnadelförmigen Sensorzungenauf den Deckelrampen

Da bei diesem Prinzip die Tellerfeder sich bei Verschleiß relativ zumDeckel verdreht, können die Druckfedern entfallen, welche bei der SAC amVerstellring eine Vortriebskraft erzeugen. Der Verstellring muß hierzuverdrehfest mit der Tellerfeder verbunden werden.

Gegenüber einer herkömmlichen Kupplung kommt bei der SAC II nebender komplizierten Tellerfeder lediglich ein Rampenring hinzu. Dafür entfal-len die Tellerfederhaltebolzen und die Kippringe.

Drehzahlschwankungen im Antriebsstrang und insbesondere die Ungleich-förmigkeit des Motors erzeugen wechselnde Momente an der Tellerfeder,die bei der SAC II zu ungewolltem Verstellen führen können. Deshalb istdie SAC II in erster Linie für kleine Kupplungen geeignet, bei denen dasMassenträgheitsmoment der Tellerfeder klein gehalten werden kann.

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ZusammenfassungDie verschleißnachstellende Kupplung SAC hat sich bei vielendrehmomentstarken Motoren in der Kupplungsgröße 200 – 300 mm durch-gesetzt. Neben der Beschreibung der Grundfunktion galt es, vor allem dasWeiterentwicklungspotential der SAC aufzuzeigen.

Die Entwicklungsziele sind zum einen die weitere Absenkung der Betäti-gungskraft bzw. die Optimierung des Betätigungskraftverlaufs und zumanderen die Reduzierung der Kosten.

Möglichkeiten und Vorteile der verschiedenen Entwicklungen sind:

SAC mit Zusatzfeder

• Günstigerer Betätigungskraftverlauf

SAC mit ansteigender Sensorkraft

• Niedrigere Betätigungskraft

• Günstigerer Betätigungskraftverlauf

SAC mit Sensorkraft aus Blattfedern

• Geringere Kosten

SAC mit Sensorkraft aus Haupttellerfeder

• Geringere Kosten

Die SAC hat noch ein hohes Weiterentwicklungspotential und wird mitihren Vorteilen auch in der unteren Fahrzeugklasse zum Einsatz kommen.

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Literatur:

[1] Offenlegungsschrift DE 195 10 905

[2] US-Patent 54 50 943

[3] SAE Presentation 1992 „LuK Self-Adjusting Clutch“

[4] LuK-Kolloquium 1994

[5] Albers, A.:Selbsteinstellende Kupplung (SAC) und Zweimassenschwungrad (ZMS) zurVerbesserung des Antriebsstrangkomforts, VDI-Berichte 1175, S. 153 – 168

[6] Offenlegungsschrift DE 43 22 677

[7] Offenlegungsschrift DE 43 06 505

[8] Offenlegungsschrift DE 44 18 026

[9] de Briel, SAE 960981:Self-Adjusting Technology in a Clutch

[10] Offenlegungsschrift DE 42 39 289

[11] VDI-Band Nr. 1323, März 1997: Selbsteinstellende Kupplungen für Kraftfahrzeuge

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Rupfen - Ursachen und Abhilfen

o. Prof. Dr.-Ing. Albert Albers

Dipl.-Ing. Daniel Herbst

Definition RupfenUnter Rupfen sollen per definitionem Schwingungen verstanden werden,die während der Schlupfphase der Kupplung im Antriebsstrang einesKraftfahrzeugs auftreten und im Bereich der Kupplung erzeugt werden.Diese Begriffsbestimmung ist bewußt allgemein gehalten, sie macht keineAussagen über die Ursachen der Schwingungen. Sie wird auch vonanderen Autoren so verwendet [1].

Der Antriebsstrang kann auch bei geschlossener Kupplung in einemähnlichen Frequenzbereich wie beim tatsächlichen Rupfen schwingen.Dieses „Pseudo-Rupfen“ wird z. B. durch extrem niedertouriges Fahren,defekte Motorlager oder schlagartiges Einkuppeln hervorgerufen undhäufig mit dem eigentlichen Rupfen verwechselt.

Entstehung und Erscheinungsform des RupfensRupfen entsteht, wenn bei einer schlupfenden Kupplung periodischeWechseldrehmomente erzeugt werden, die im Eigenfrequenzbereich desdurch die Kupplung dynamisch getrennten Antriebsstrangs liegen. Dieerste Eigenfrequenz von PKW-Antriebssträngen liegt unter diesenBedingungen zwischen 8 und 12 Hz und damit bei einer Motordrehzahl vonca. 480 bis 720 U/min (bei einer Anregung 1. Ordnung).

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4 . F a h r e r s p ü r tS c h w i n g u n g e n

3 . L ä n g s s c h w i n g u n g e nd e s F a h r z e u g s

1 . A n t r i e b s s t r a n g s c h w i n g tw ä h r e n d d e s E i n k u p p e l n s

2 . R a d s c h w i n g tu m D r e h a c h s e

Bild 1: Entstehung und Erscheinungsform des Rupfens

Die Antriebsräder wandeln die Drehschwingungen des Antriebsstrangs ineine Längsschwingung des Fahrzeugs. Das Rupfen äußert sich dann alsSchwingung in Längsrichtung des Fahrzeugs und wird über dieBedienelemente und den Sitz auf den Fahrer übertragen. Dieser empfindetunangenehme Vibrationen und Schwingungen (s. Bild 1), die auch nochmit Geräuschen verbunden sein können.

Im Resonanzbereich reichen schon kleinste Erregungsamplituden aus, umstarke Schwingungen des Antriebsstrangs zu erzeugen. So können z. B.bei bestimmten Antriebssträngen mit einem maximal übertragbarenMoment der Kupplung von 500 Nm schon Amplituden von 1 Nm, also0,2 % (!), Schwingungen anregen und deutlich spürbares Rupfenerzeugen.

Physikalischer Hintergrund der Rupfschwingungsarten

Es gibt zwei unterschiedliche Arten Rupfschwingungen:

• Selbsterregtes Rupfen (Reibschwingungen) und

• zwangserregtes Rupfen

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Ursache des selbsterregten Rupfens ist eine Änderung des Reibwertes inAbhängigkeit von der Gleitgeschwindigkeit. Bild 2 stellt ein Ersatzmodellhierfür dar: Ein Körper wird von seiner Gewichtskraft auf das Bandgedrückt. Dadurch entsteht zwischen Körper und Band Reibung. Wird dasBand in Bewegung gesetzt, nimmt es den Körper aufgrund der Haftreibungmit und lenkt die Feder aus. Ab einer bestimmten Federauslenkung bleibtder Körper stehen, weil die Federkraft der Haftreibung entspricht. ZwischenKörper und dem laufenden Band tritt eine Relativbewegung auf. Ist nun derGleitreibwert des Kontaktes niedriger als der Haftreibwert, sinkt plötzlichdie Reibkraft und die Feder zieht den Körper solange über das Bandzurück, bis wieder Haften auftritt und der Körper erneut nach vornegezogen wird. Der Vorgang beginnt von vorne - der Körper schwingt.

µ (v)

Bild 2: Ersatzmodell für selbsterregte Schwingung

Eine Schwingung kann demnach nur auftreten, wenn der Gleitreibwertniedriger ist als der Haftreibwert bzw. der Gleitreibwert mit zunehmenderGleitgeschwindigkeit abfällt, weil sich sonst ein stationärer Gleich-gewichtszustand ausbildet. Nimmt der Gleitreibwert mit zunehmenderGleitgeschwindigkeit ab, so wirkt der Reibkontakt zusätzlich anregend, dadie Reibkraft - die der Federkraft entgegenwirkt - beim Einsetzen desGleitens absinkt und der Körper durch die Federkraft stärker beschleunigtwird.

Die charakteristische Größe stellt in diesem Fall der Reibwertgradient dar.Er ist definiert als die Steigung des Reibwerts über der Gleit-geschwindigkeit:

µ' = vd

d∆µ

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Es sind drei Fälle möglich (s. Bild 3):

1. Der Reibwert fällt mit zunehmender Gleitgeschwindigkeit: Dem Systemwird beim Ankuppeln Energie zugeführt, d. h. es wird angeregt. DieserFall wurde diskutiert.

2. Der Reibwert ist unabhängig von der Gleitgeschwindigkeit: DerReibkontakt verhält sich neutral, der Körper nimmt sofort einenstationären Gleichgewichtszustand ein

3. Der Reibwert steigt mit zunehmender Gleitgeschwindigkeit: DerReibkontakt dämpft, weil beim Zurückschwingen die Gleitgeschwindig-keit und damit die Reibkraft steigt, die den Körper bremst. Dadurch wirddem System Energie entzogen (bei µH > µG). Auch hier nimmt derKörper einen stationären Gleichgewichtszustand ein.

µ’ > 0

µ’ = 0

µ’ < 0

Dämpfend

Neutral

Anregend !

Gleitgeschwindigkeit ∆v

Re

ibw

ert

µ

Bild 3: Prinzipielle Reibwertverläufe

Zwangserregtes Rupfen ist die Folge einer äußeren Erregerquelle mitperiodischer Anregung. Auch hier kann das Bandmodell zum Verständnisdes Anregungsmechanismus dienen (s. Bild 4). Auf den im Bilddargestellten Körper wirkt eine sich periodisch ändernde Normalkraft.Durch die sich damit ändernde Reibkraft zwischen Körper und Band ändertsich auch die momentane Federkraft und damit die Gleichgewichtslage desKörpers auf dem Band. Der Körper schwingt auf dem Band mit derErregerfrequenz. Ist diese gleich der Eigenfrequenz des Körper-Feder-Systems, kommt es zur Resonanzüberhöhung und damit zu großen

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Schwingungsamplituden des Körpers. Das zwangserregte Rupfen kannnatürlich auch bei neutralem Reibwertverhalten auftreten, da es durch eineäußere Kraftmodulation angeregt wird. Die dämpfende Wirkung des mitder Gleitgeschwindigkeit steigenden Reibwertes ist natürlich wiedergegeben, da sie einer Vergrößerung der Schwingungsamplituden inResonanznähe entgegenwirkt.

F(t) ≈ F·sin( ωt)

Bild 4: Ersatzmodell für erzwungene Schwingung

Rupfen im Fahrzeug

Messung und Bewertung des Rupfens

Die Erfassung von Rupferscheinungen in Fahrzeugen kann durch Messungund subjektive Beurteilung erfolgen.

Bei der objektiven Messung nimmt ein Beschleunigungssensor in der Nähedes Fahrers (z. B. an der Sitzschiene) die Längsschwingungen desFahrzeugs auf. Zugleich erfolgt sinnvollerweise eine Drehzahlmessung vonGetriebeeingang und Motor. Bild 5 zeigt Messungen der Längs-beschleunigung des Fahrzeugs (oberes Diagramm) sowie von Motor- undGetriebedrehzahl (unteres Diagramm). Der Vorteil dieses Verfahrens liegtdarin, daß die Messung unabhängig vom Empfinden des Fahrers ist.

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Längsb

esch

leunigung

2 m / s 2

1 m / s 2

Drehza

hl

2 0 0 0 / m i n

1 0 0 0 / m i n

Bild 5: Längsbeschleunigung Fahrzeug (oben), Motor- und Getriebe-drehzahl (unten)

Unabdingbar ist aber die subjektive Bewertung des Rupfens durch einenerfahrenen Fahrer mit einem Benotungssystem. Der Fahrer vergibt z. B. fürdas Fahrzeug die Noten 1 bis 10, wobei die Note 10 einem absolutrupffreien Fahrzeug entspricht. Die subjektive Bewertung hat den Vorteil,daß sich das Empfinden der Schwingung und der Geräusche auf denFahrer widerspiegelt. Nur dieses subjektive Empfinden ist kundenrelevant.Aufgrund allgemein gestiegener Komfortansprüche und den großenVerbesserungen auf dem gesamten Gebiet des Fahrzeuggeräusch- undSchwingungsverhaltens (NVH) in den letzten Jahren wird die Beurteilungdes Rupfens immer kritischer. Die Bewertungsskala hat sich verschoben.Bei der subjektiven Beurteilung muß natürlich die begrenzte Trennschärfeund die Abhängigkeit vom individuellen Beurteiler berücksichtigt werden.Aussagen müssen daher bei grundlegenden Untersuchungen statistischabgesichert werden. Eine Korrelation von Beschleunigungsmessungen undsubjektiver Beurteilung ist näherungsweise möglich. Die fahrzeug-unabhängige , objektiv vergleichbare Messung von Rupfschwingungen mittatsächlicher Korrelation zum subjektiven Empfinden ist aber bisher nochnicht vollständig gelöst.

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Modellbildung

Der Antriebsstrang von Kraftfahrzeugen kann durch eine Drehschwinger-kette bestehend aus Drehmassen und Kopplungen (Federn, Dämpfer undReibkontakte) dargestellt werden. Daraus läßt sich ein Ersatzmodell aussechs Drehmassen erstellen, das für die Simulation geeignet ist (s. Bild 6).

Die wesentlichen Einflußgrößen sind:

• Motor (Kurbelwellenaxialschwingungen)

• Kupplung mit Betätigung

• Dämpfung im Antriebsstrang

• sämtliche Übertragungselemente zwischen Antriebsstrang undFahrzeug (Reifen, Radaufhängungen, ...)

• Fahrzeugaufbau (als träge Masse)

• Übertragung vom Fahrzeug auf den Fahrer (Sitz, ...)

MotorKupplungs-

scheibe Getriebe Rad Fahrzeug

KupplungTorsions-dämpfer

Antrieb-strang

Reifen,Achse Sitz

Fahrer

Bild 6: Sechs-Massenmodell

Die in den folgenden Abschnitten dargestellten Simulationen wurden mitdem von LuK entwickelten Programm „TORS“ durchgeführt [3]. Bei ihmwerden Drehmassen mit Koppelelementen wie Federn, Dämpfungen undCoulomb’sche Reibung miteinander verbunden. Die Simulationsmodellegeben die das Rupfen auslösenden Erregungsmechanismen im Bereichder Kupplung wider, und bilden die Federungs- und Dämpfungs-eigenschaften sowie die Eigenfrequenzen des Antriebsstrangs ab. Daserlaubt detaillierte Parametervariationen von Kupplung und Antriebsstrang.Gezielt lassen sich einzelne Parameter ohne störende Zusatzeinflüssemodulieren. Die gute Übereinstimmung zwischen Simulation undMeßergebnissen zeigen z. B. Bild 9 und Bild 10.

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Selbsterregtes Rupfen (Belagrupfen)

Wie erläutert, treten selbsterregte Schwingungen auf, wenn beimEinkuppeln während der Rutschphase mit zunehmenderGleitgeschwindigkeit im Reibkontakt der Reibwert abnimmt, derReibwertgradient also negativ ist.

Die Reibwertgradienten heute üblicher Beläge liegen zwischen µ' = 0 s/mund µ' = -0,015 s/m. Das Bild 7 zeigt reale Reibwertverläufe von Kupp-lungsbelägen. Es wird deutlich, daß die hier diskutierten und relevantenReibwertgradienten sehr niedrig sind und keineswegs mit den oft inPrinzipdarstellungen (s. Bild 3) verwendeten Übersteigerungen bewertetwerden dürfen.

Re

ibw

ert

µ [

-]

0,00

0,20

0,40

Gleitgeschwindigkeit ∆v[m/s]

‘µ = -0,008

µ ‘ = 0

0 2 4 6 8 10

Bild 7: Reibwertverläufe

Bei einigen neuentwickelten Belägen werden auch schon positiveGradienten erreicht. In der Praxis haben aber auch die alsrupfunempfindlich geltenden Beläge bei bestimmten Betriebszuständeneinen fallenden Reibwert und damit ein Erregungspotential. Auf deranderen Seite gibt es keine dämpfungsfreien Antriebsstränge. Deshalbliegt immer eine gewisse Restdämpfung vor, so daß ein Belag mit nurleicht fallendem Reibwert zu einem insgesamt rupffreien Fahrzeug führenkann. Für die derzeit gebauten Fahrzeuge mit ihrer Antriebstrangdämpfungist ein leicht negativer Reibwertgradient von µ' = - 0,002 s/m unkritisch.Steigt der Reibwert im relevanten Gleitgeschwindigkeitsbereich stark an,tritt Dämpfung auf, die sogar das zwangsangeregte Rupfen beseitigenkann. Deshalb ist ein stark positiver Reibwertgradient anzustreben.

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Aber selbst in solchen Fällen kann das Verhalten sofort wieder umkippen,wenn Öl, Fett oder Wasser in den Reibkontakt gelangt. Die Wirkung vonFeuchtigkeit läßt sich folgendermaßen erklären: Bei hohenGleitgeschwindigkeiten wird mehr Wärme im Reibkontakt erzeugt. Esbilden sich Dampfblasen, die die Reibpartner aufschwimmen lassen.Dadurch wird der Reibwert vermindert. Die früher verwendeteRostschutzimprägnierung mit Natriumnitrit verhindert zwar das Festrosten,ist aber hygroskopisch. Besonders nach längerem Stillstand bei feuchterWitterung kann dann teilweise starkes Rupfen auftreten, da dasgebundene Kristallwasser plötzlich frei wird. Nach einigen Anfahrten - nachVerdampfen des Wassers - verschwindet das Rupfen wieder. Da dasNatriumnitrit nur an der Oberfläche aufgebracht wird, tritt dieser Effekt beilänger gelaufenen Belägen nicht mehr auf. Es ist zu vermuten, daß beiVerunreinigungen mit Öl oder Fett ein ähnlicher Wirkmechanismus auftrittwie bei Wasser.

-0,002

µ’ [s / m]

Belag A

Belag BBelag C

-0,007

unkritisch

Rupfgefahr

starkes Rupfen

0Belag D

Bild 8: Reibwertgradienten für verschiedene Beläge

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Zeit

Dre

hza

hl

µ´ = -0,010 s/m

µ´ = -0,005 s/m

Motor

Getriebe

Bild 9: Belagrupfen (Simulation)

Zeit

Getriebe

Motor

Dre

hza

hl

Bild 10: Belagrupfen (Meßergebnis)

Bild 9 zeigt die simulierten Drehschwingungen am Getriebeeingang beiReibwerten von µ' = -0,010 s/m und bei µ' = -0,005 s/m. Beim stärkerfallenden Reibwert ist zu erkennen, daß die Amplitude sich immer weiteraufschaukelt, bis sie durch die Motordrehzahl begrenzt wird. BeimReibwertgradienten von µ' = -0,005 s/m halten sich Antriebstrangdämpfungund Belaganregung annähernd im Gleichwicht. Zum Vergleich ist aufBild 10 das nahezu gleiche Meßergebnis einer reibwertinduziertenRupfschwingung dargestellt.

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Zwangserregtes Rupfen

Bauteilabweichungen und Kurbelwellenaxialschwingungen führen zuperiodischen Anpreßkraftschwankungen und damit zu periodischenMomentenschwankungen. Die Folge sind erzwungene Schwingungen.

Um eine Zwangsanregung zu erzeugen, müssen mindestens zweiAbweichungen auftreten.

An einem einfachen Modell (s. Bild 11) soll dies erläutert werden. EineBauteilabweichung - hier als Erhebung der Anpreßplatte dargestellt -, diemit der Antriebsdrehzahl n1 umläuft und auf der abtriebsseitigenKupplungsscheibe mit einer Relativdrehzahl gleitet (s. „oben“, „unten“ inBild 11) , führt noch zu keiner Anpreßkraftschwankung. Kommt noch einezweite Abweichung dazu - als Winkelversatz dargestellt -, schwankt dieAnpreßkraft während der Rutschphase je nach Stellung der Anpreßplatterelativ zur abtriebsseitigen Kupplungsscheibe. Die Abtriebsdrehzahl n2 wirddadurch ungleichförmig.

Eine Abweichung...

... erzeugt kein Rupfen

Zwei Abweichungen...

... erzeugen Rupfen

n2 n2n1 n1

“oben“ “oben“

n1

“unten“ “unten“

n2n1 n2

Bild 11: Modellbetrachtung für zwangserregtes Rupfen

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Je nach Kombination der verschiedenen geometrischen Störungen können

• absolut- (motor-) drehzahlabhängiges

• differenzdrehzahlabhängiges und

• getriebedrehzahlabhängiges

Rupfen erzeugt werden.

Das motordrehzahlabhängige Rupfen wird z. B. verursacht durchKurbelwellenaxialschwingungen oder Schrägstellung der Tellerfeder undschiefes Ausrücken der Kupplung über das Ausrücksystem (s. Bild 12). DieFrequenz der Zwangserregung ergibt sich dabei aus der absolutenMotordrehzahl.

Ein Ausrücklagerweg von ∆s = 0,01 mm führt bei einem maximalübertragbaren Moment der Kupplung von Mmax = 500 Nm zu einerMomentenänderung von ca. 1 Nm (s. Bild 13). Eine Schwankung desAnpreßplattenweges wirkt sich noch stärker aus (s. Bild 14). DieRupfanregung steigt bei gleicher geometrischer Störung mit dem über-tragbaren Moment. Stärker motorisierte Fahrzeuge sind also prinzipiellstärker durch Rupfen gefährdet.

Das motordrehzahlabhängige Rupfen kann während des gesamten Anfahr-vorgangs auftreten (s. Bild 15).

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Bild 12: Geometrische Störungen im Kupplungssystem mit Betätigung:

• Axialschwingungen der Anpreßplatte (gelb);

• periodische Zungenbewegung der Tellerfeder (blau);

• Abstützung am Ausrücklager (grün);

• Parallelitätsabweichungen zwischen Schwungrad und Anpreßplatte(gelb);

• Schiefabhub der Kupplungsscheibe (rot); Lageabweichungen derDrehachsen

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Ausrücklagerweg

Üb

ert

rag

en

es

Mo

me

nt

500 Nm ⇒ ∆s= 0,01 mm ≅ ∆M = 1 Nm

5 mm0 mm

250 Nm ⇒ ∆s= 0,01 mm ≅ ∆M = 0,5 Nm

Bild 13: Abhängigkeit Kupplungsmoment / Ausrücklagerweg

Anpreßp la t ten weg

500 Nm

1m m

250 Nm

Üb

ert

rag

en

es

Mo

me

nt

0 m m

Bild 14: Abhängigkeit Kupplungsmoment / Anpreßplattenweg

Das differenzdrehzahlabhängige Rupfen wird durch Parallelitätsabwei-chungen an der Kupplungsdruckplatte, Abweichungen an der Kuppl-ungsscheibe und Winkelversatz zwischen Kurbelwelle und Getriebe-eingangswelle hervorgerufen (s. Bild 12). Es führt während des Ein-kuppelns nur solange zum Rupfen, wie die Drehzahldifferenz zwischenKupplungsscheibe und Anpreßplatte im Resonanzbereich liegt (s. Bild 16).

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Das getriebedrehzahlabhängige Rupfen tritt nur in Kombination motor-und differenzdrehzahlabhängiger Abweichungen auf. Es stellt von allendrei zwangsangeregten Rupfformen die harmloseste dar, da derResonanzbereich erst bei sehr kleiner Drehzahldifferenz - kurz bevor dieKupplung schließt - durchfahren wird (s. Bild 17).

Die Abweichungen bewegen sich normalerweise innerhalb der z. T. sehreng festgelegten Toleranzbereiche in einer statistischen Verteilung undbeeinflussen sich gegenseitig.

Das zwangsangeregte Rupfen ist daher vor allem als statistisches Problemzu sehen, wie zwei prinzipiell mögliche Extremfälle verdeutlichen sollen:

• Sämtliche Bauteile weichen nur geringfügig vom Idealwert ab. DieWirkungen der Abweichungen summieren sich aber zufällig underzeugen damit starkes Rupfen.

• Einige Abweichungen liegen an der Toleranzgrenze. Die Wirkungenheben sich aber zufällig gegenseitig auf, es tritt kein Rupfen auf.

n ≈ nres

Zeit

Getriebe

Motor

Dre

hza

hl

± 1Nm!

Bild 15: Motordrehzahlabhängiges Rupfen (Meßergebnis)

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ndiff ≈ nres

Zeit

Getriebe

MotorD

reh

zah

l

Bild 16: Differenzdrehzahlabhängiges Rupfen (Meßergebnis)

Zeit

Dre

hza

hl

Getriebe

Motor

nGetr ≈ nres

Bild 17: Getriebedrehzahlabhängiges Rupfen (Simulation)

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Einfluß der Antriebsstrangdämpfung

Eine hohe Dämpfung im Antriebsstrang reduziert die Rupfamplituden beimzwangserregten Rupfen. Im Fall des Belagrupfens kann eine hoheAntriebsstrangdämpfung das Rupfen nahezu vollständig beseitigen(s. Bild 18), wenn der Dämpfungswert die Anregung aus dem Belagüberwiegt. Die Antriebsstrangdämpfung liegt bei heutigen Fahrzeugenzwischen 0,05 und 0,10 Nms. Sie basiert aber wesentlich auf Reibung(Getriebe, Lager, Dichtungen, ...) im gesamten Antriebsstrang. Dadurchsind aber auch die Reibungsverluste höher. Da tendenziell im Kraft-fahrzeugbau der Wirkungsgrad steigen und der Kraftstoffverbrauch sinkensoll, nimmt die Dämpfung im Antriebsstrang immer weiter ab und dieRupfempfindlichkeit zu. Als Beispiel zeigt Bild 19 die Rupfnoten zweierOberklassefahrzeuge gleichen Typs, aber verschiedener Modelljahre, beidenen die Rupfanregung des Systems gleich war. Die deutlicheVerschlechterung der Rupfbenotung und der gemessenen Längs-schwingung bei gleicher Rupfanregung zeigt die gestiegene Rupf-empfindlichkeit.

Dieser Zusammenhang ist bei der Lastenheftdefinition für neueFahrzeugmodelle zu berücksichtigen. Insbesondere muß durch frühzeitigeGesamtbetrachtung des Fahrzeugs und seines Antriebsstrangs die besteLösung gefunden werden, da eine alleinige Optimierung der Kupplungnicht zu einem technisch und wirtschaftlich vertretbaren Ergebnis führt.

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D = 0,10 Nms

D = 0,05 Nms

Getriebe

Motor

Zeit

Dre

hza

hl

Bild 18: Auswirkungen unterschiedlicher Antriebsstrangdämpfung amBeispiel des Belagrupfens mit µ´ = -0,010 s/m (Simulation)

0

1

2

3

4

5

6

7

Rupfnote [-] Längsschwingung [m/s²]

alt neu

alt neu

Bild 19: Vergleich altes und neues Modell gleichen Typs

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Übertragung der Schwingungen auf die Karosserie

Die Schwingungen des Antriebsstrangs übertragen sich auf den Fahrzeug-aufbau. Übertragungselemente sind in Reihenfolge des Kraftflusses (s. Bild20):

• Motorlager

• Getriebelager

• Kardanwellenlager

• Reifen

• Achsaufhängungen

In mehreren Messungen wurde das Übertragungsverhalten zwischenAntriebsstrang und Aufbau verschiedener Fahrzeuge ermittelt. Offen-sichtlich ist die Übertragungsfunktion vom Fahrzeuggewicht abhängig.Außerdem wird sie von den o. g. Elementen beeinflußt, die üblicherweisealle aus Gummiwerkstoffen bestehen. Dadurch ist die Übertragungs-funktion nichtlinear.

Defekte Lager (vor allem Motor- und Kardanwellenlager) verstärken dieRupfneigung wesentlich.

Beim Reifen (s. Bild 21) kommt als weitere wichtige Größe noch derFahrbahnkontakt im Latsch (Reifenaufstandsfläche) hinzu. Dieser wurdebisher für die Torsions- und Längsschwingungsdynamik des Antriebs-strangs oft nicht ausreichend berücksichtigt. Hier liegt noch Forschungs-potential für die nähere Zukunft. Forschungsarbeiten des Instituts fürMaschinenkonstruktionslehre und Kraftfahrzeugbau beschäftigen sich mitdieser Problematik.

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K a r d a n w e l l e n l a g e r

G e t r i e b e l a g e r

R e i f e n

A c h s l a g e r u n gM o t o r l a g e r

Bild 20: Übertragungselemente zwischen Antriebsstrang undFahrzeugaufbau

Bild 21: Übertragungen am Reifen

Schließlich sollte noch erwähnt werden, daß auch die Fahrzeugsitze einengroßen Einfluß durch mehr oder weniger stark dämpfende Eigenschaftenhaben und damit das subjektive Empfinden beeinflussen.

Die vollständige Erfassung des Rupfens und seiner Auswirkungen auf denFahrer kann nur durch weitere Verbesserung der Simulationsmodelle unddurch Betrachtung der Übertragungsfunktion „Mensch“ gelingen.

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Gegenmaßnahmen und ihre Grenzen

Reibwert

Ein Reibbelag mit steigendem Reibwertverlauf über der Gleit-geschwindigkeit hat dämpfende Eigenschaften. Serienmäßig hergestellteReibbeläge weisen aber kein derartiges Verhalten über den gesamtenTemperaturbereich auf.

Hat der Reibwertgradient im relevanten Gleitgeschwindigkeitsbereich einenausgeprägt steigenden positiven Verlauf, läßt sich Rupfen vollkommenvermeiden. Wenn es gelingt, einen solchen Reibbelag zu entwickeln,könnten damit auch die zwangserregten Schwingungen reduziert werden.Es würde kein spürbares Rupfen mehr auftreten.

Die Entwicklung von trockenlaufenden Reibbelägen mit begrenzt positivenReibwertgradienten sollte daher forciert werden. Dafür ist ein genaueresphysikalisches und chemisches Verständnis der Reibpaarung in derKupplung notwendig.

Weitere Einengung der Fertigungstoleranzen

Mit einer weiteren Einengung der Fertigungstoleranzen lassen sich nur diedurch geometrische Bauteilabweichungen angeregten Schwingungensenken. Diese Methode verteuert den Fertigungsprozeß, weil eine Vielzahlvon Toleranzen, die Einfluß auf das Rupfen haben, extrem verringertwerden müssen, um zum gewünschten Ergebnis zu führen. Dabei kanndiese Maßnahme das Rupfen nur mildern, aber nicht verhindern, sofern einBelag mit rupfempfindlicher Qualität verwendet wird, weil damit nur daszwangserregte Rupfen reduziert wird.

Bei heutigen Kupplungen beträgt normalerweise die Geradheit in Umfangs-richtung für die Lauffläche der Anpreßplatte 0,1 mm. Eine Reduzierungdieses Wertes bedeutet einen erheblichen zusätzlichen Fertigungs-aufwand, z. B. durch Schleifen der Oberflächen.

Weichere Belagfederung

Eine weichere Kennlinie der Belagfederung in der Kupplungsscheibe führtbei geometrischen Abweichungen der Kontaktpartner zu einer geringerenVariation der Anpreßkraft und damit des übertragenen Drehmomentes(s. Bild 22). Es ist also möglich, für gegebene Geometrieabweichungen diedadurch erzeugte Rupfanregung zu verringern. Die weichere Kennliniekann mit Rücksicht auf die geometrischen Verhältnisse und die letztendlich

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aufzunehmende Anpreßkraft nur in Teilbereichen realisiert werden. DieAuswirkungen auf das sonstige Systemverhalten der Kupplung muß be-rücksichtigt werden.

Federweg

Kra

ft

hart

weich

∆s

∆ F

2

∆ F

1

Bild 22: Kennlinien von Belagfedern

Dämpfung im Antriebsstrang

Eine hohe Dämpfung im Antriebstrang kann das Belagrupfen vollkommenbeseitigen und das zwangserregte Rupfen mildern. EineDämpfungserhöhung durch z. B. höherviskose Getriebeschmierstoffe wirdaus Wirkungsgradgründen nicht realisiert.

Die Rupfschwingungen treten nur während der Schlupfphase der Kupplungauf. Daher ist es überlegenswert, einen zuschaltbaren Schwingungs-dämpfer zu integrieren. Vorstellbar wäre hier eine Wirbelstrombremse, dieelektronisch gesteuert wird. Die Entwicklung wird jedoch durch die Lasten-heftvorgabe (Bauraum, Gewicht, Kosten) erschwert.

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Konstruktive Maßnahmen

Weiterhin ist auch ein Drehschwingungstilger im Antriebsstrang denkbar.

Das elektromotorisch dämpfende Schwungrad kann keine Verbesserungdes Rupfens erreichen, da es durch die schlupfende Kupplung dynamischvom schwingenden Triebstrang getrennt ist.

Montageseitige Maßnahmen

Montageseitig läßt sich das zwangserregte Rupfen wirkungsvollverringern. Hier sind alle Maßnahmen von Bedeutung, die Eigen-spannungen und Verformungen toleranzbehafteter Bauteile reduzieren. Diekraftfreie Aufschraubung der Druckplatte kann - wie in mehreren konkretenAnwendungsfällen nachgewiesen - die geometrischen Störungen immontierten Kupplungssystem entscheidend verbessern.

ZusammenfassungDas Rupfen tritt nur während der Schlupfphase der Kupplung auf und wirdin zwei verschiedene Arten unterteilt:

• das reibwertinduzierte selbsterregte Belagrupfen

• das zwangserregte Rupfen als Folge von Bauteilabweichungen undAxialschwingungen

Die Bedeutung des Belagrupfens nimmt eher ab, weil die Beläge besserwerden. Dafür tritt vermehrt zwangserregtes Rupfen auf, weil ausWirkungsgradgründen die Antriebsstrangdämpfung moderner Kraft-fahrzeuge immer weiter absinkt und deshalb immer kleinereSchwankungen des Drehmomentes im Bereich der Kupplung zu Rupf-problemen im Fahrzeug führen. Zusätzlich steigen im Mittel die Motor-leistungen, wodurch die Kupplungen größere Momente übertragen müssenund damit die Drehmomentenschwankungen zunehmen. Letztlich wirddurch die steigenden Komfortansprüche und die in den letzten Jahrenerreichte deutliche Verbesserung des allgemeinen Geräusch- undSchwingungsverhaltens der Fahrzeuge auch ein sporadisch auftretendesgeringfügiges Rupfen kundenrelevanter.

Die Rupfschwingungen werden nicht nur von der Kupplung und demBetätigungssystem selbst beeinflußt, sondern auch vom Motor, demAntriebsstrang, den Antriebsrädern, der Achsaufhängung und demFahrzeugaufbau. Alle Übertragungselemente beeinflussen die Rupf-empfindlichkeit und müssen in die Betrachtung mit einbezogen werden.

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Eine rupfunempfindliche Kupplung ohne zusätzliche, neue Bauteile oderBaugruppen läßt sich nach heutigem Kenntnisstand erreichen, wenn:

• der Belag einen steigenden Reibwertgradienten hat

• eine weiche Belagfederung eingebaut ist

• die Fertigungstoleranzen sinnvoll eingeengt werden und

• bei der Montage Eigenspannungen vermieden werden

Das Verständnis für Ursache, Übertragung und Wirkung von Rupf-schwingungen in Bezug auf das Gesamtsystem Kraftfahrzeug muß durchentsprechende Forschungsarbeiten noch weiter verbessert werden, umdadurch bereits bei der Entwicklung neuer Fahrzeuge das Rupfen best-möglich zu vermeiden bzw. zu bekämpfen.

Abschließend ist festzustellen, daß das Rupfen nicht durch isolierteMaßnahmen an einem Teilsystem des Fahrzeugs - wie z. B. der Kupp-lung -, sondern nur durch eine Betrachtung und Abstimmung des Gesamt-systems Kraftfahrzeug nachhaltig und auf Dauer erfolgreich vermiedenwerden kann.

Literatur

[1] Winkelmann, S.; Harmuth, H.:Schaltbare Reibkupplungen, Konstruktionsbücher Band 34; 1985

[2] Pfeiffer, F.:Das Phänomen der selbsterregten Schwingungen,VDI-Berichte Nr. 957 (1992), S. 1

[3] Seebacher, R.; Fischer, R.:Triebstrangabstimmung mit Simulationsunterstützung,VDI-Berichte Nr. 1285 (1996), S. 395

[4] Maucher, P.:Kupplungsrupfen, Möglichkeiten zur Vermeidung,4. LuK-Kolloquium 1990

[5] Albers, A.:Elektronisches Kupplungsmanagement die mitdenkende Kupplung,4. LuK-Kolloquium 1990

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Kupplung und Betätigung als System

Dipl.-Ing. Matthias Zink

Dipl.-Ing. René Shead

EinleitungNeue Technologien sowie steigende Komfortansprüche bedingen auch imBereich Kupplung und Kupplungsbetätigung ein verstärktes Gesamt-systemdenken. Zudem werden von der Automobilindustrie auch aufdiesem Gebiet Systemlieferanten gefordert, die die Funktionskette sinnvolloptimieren.

LuK hat sich die Aufgabe gestellt, den Kupplungsvorgang in seiner Wirk-weise einschließlich der Dynamik theoretisch zu erfassen und vom Fuß-pedal bis zum Getriebeeingang zu verbessern.

Es werden in diesem Vortrag die einzelnen kraftführenden Komponentenuntersucht und es wird gezeigt, wie das Anfahrverhalten durch abge-stimmtes Zusammenspiel verbessert und die Betätigungskraft reduziertwerden kann.

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Allgemeine ZielsetzungVom Kupplungshersteller wird gefordert, mit den Parametern der Kupplungeine optimale Lösung am Fußpedal zu schaffen (Bild 1).

M o t o r

K o p p l u n g

F a h r z e u g

Bild 1: Aufbau Kupplung / Betätigung

Dies soll für den Fahrer zu einem Fahrzeug führen, dessen Kupplung

• ein einwandfreies Trennverhalten,

• eine betätigungsfreundliche Pedalkraft- und Pedalwegcharakteristik,

• eine geräusch- und vibrationsfreie Betätigung und

• ein gutes Modulationsverhalten bei Anfahr- und Umschaltvorgängen

garantiert.

Der Kupplungshersteller kann für die Erfüllung der obigen Ansprüche nureinen Teil der maßgebenden Parameter beeinflussen.

Es leuchtet daher ein, daß eine optimale Funktion nur erreicht wird, wenndie gesamte Funktionskette betrachtet wird.

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Bild 2 : Bisherige Ausrücksystembetrachtung durch denKupplungshersteller

Nur wenn alle Teilfunktionen des Kupplungssystems sinnvoll aufeinanderabgestimmt sind und auch noch Einflüsse von Motor und Fahrgestell be-rücksichtigt werden, ist eine erstklassige Gesamtfunktion des Kupplungs-systems zu erwarten.

Durch diese Systembetrachtung muß die gesamthafte Sicht garantiert wer-den, die bisher durch die unterschiedlichen Verantwortungen beim Auto-mobilkunden für Motor, Getriebe und Fahrgestell erschwert wurde.

Bild 3: Ausrücksystembetrachtung durch LuK

Die bisherige Black-Box "Ausrücksystem" (Bild 2) soll im folgenden mitdem Ziel aufgebrochen werden, das Potential von Kupplung undBetätigung besser auszuschöpfen und damit das System gesamthaft zuoptimieren. Bei LuK wurde deshalb vor einigen Jahren eine Arbeitsgruppemit fünf Ingenieuren gegründet, die sich diese Aufgabe vorgenommen undeine Reihe neuer Effekte gefunden hat. Im folgenden werden diewichtigsten Parameter, die das Gesamtsystem beeinflussen,zusammenfassend behandelt.

Black Box

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Elastizitäten im System Kupplung/BetätigungBild 4 zeigt die Wegübertragungsfunktion „Ausrückweg über Pedalweg“eines Betätigungssystems. Dargestellt sind der ideale Verlauf sowie eineMessung bei Raumtemperatur (grüne Kurve) und im betriebswarmen Zu-stand (rote Kurve); Abweichungen vom idealen Verlauf stellen die Weg-verluste des Ausrücksystems dar. Die Zunahme der Elastizität des Aus-rücksystems als Funktion der Temperatur führt zu einer deutlichen Ver-schiebung des Trennpunktes der Kupplung in Richtung Pedalwegende.

0

10

0 150

Pedalweg [mm]

Aus

rück

weg

[mm

]

kaltwarm

∆s

ideal

Bild 4: Ausrückwegmessung kalt / warm

Grundsätzlich läßt sich die Übertragungsfunktion des gesamten Ausrück-systems durch eine einzige Übersetzung und eine Nachgiebigkeit be-schreiben.

Um jedoch die Verlustanteile der einzelnen Betätigungskomponentensowie deren Temperaturabhängigkeit zu ermitteln, wird bei derGesamtsystemanalyse die in Bild 5 aufgeführte Darstellung verwendet.

Hierbei sind die bei definierter Ausrückkraft an der Kupplung (y-Achse) vor-liegenden Verlustwege am Pedal (x-Achse) dargestellt. So wächst beimaximaler Ausrückkraft der Verlustweg von 30 % des Gesamtpedalwegesauf 55 % im warmen Zustand.

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warm

Σ 55%

Schlauch+

Leitung

Nehmer-zylinder

Geber-zylinder

PedalGabel+

Lager

Tellerfeder-zungen

VerlustwegAusrückkraft

m i m i m i m i m m

Pedalweg [%]

Aus

rück

kraf

t

Pedalweg [%]

Aus

rück

kraf

t

0 100

kalt

Σ 30%

0 100

Bild 5: Elastizitäten (auf Pedalweg reduziert, Deckelsteifigkeit nichtdargestellt)

Die Darstellung der auf den Pedalweg reduzierten Einzelelastizitäten zeigt,welche Elastizitäten den Gesamtverlustweg am stärksten beeinflussen.

Je nach Güte des Systems beträgt der Verlustweg bis zur Hälfte desPedalweges. Die auf hohem Kraftniveau und niedriger Übersetzungsstufebefindlichen Bauteile (Tellerfederzungen, Ausrückgabel) haben dengrößten Einfluß auf die Lage der Kuppelpunkte, das heißt auf den Beginndes Momentenaufbaus bzw. auf das Trennverhalten. Gleichzeitig wirdsichtbar, wie sich die Elastizitäten unter Temperatur verändern. Im obigenBeispiel zeigen die Bauteile Nehmerzylinder und Hydraulikleitung dasgrößte Verbesserungspotential.

Mit dieser Darstellung ist auch eine sinnvolle Beurteilung derverschiedenen Elastizitäten in Mechanik, Semihydraulik bzw. Zentral-hydraulik möglich.

Eine vergleichende Betrachtung kann ebenfalls mit den Reibungen imGesamtsystem durchgeführt werden. Die Kombination beider Be-trachtungen ermöglicht die Untersuchung der Einflüsse von Kraft- undWeghysteresen.

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Schwingungen im System Kupplung und BetätigungFür kaum ein anderes Phänomen sind die Bezeichnungen variantenreicherals für Pedalvibrationen und Betätigungsgeräusche (z. B. Eak, Whoop,Kribbeln, etc.). Dies gibt einen deutlichen Hinweis darauf, daß in einemderart komplexen System die Arten der Anregung und der Schwingungs-übertragung vielfältig sind.

Beispiele für Anregungen von Schwingungen im System Kupplung undBetätigung:

• Axial- oder Biegeschwingungen von Kurbelwelle und Schwungrad

• Schiefstellung des Ausrücklagers

• Schwingungen des Motor-Getriebeverbandes

• Versatz Motor zu Getriebe

• Versatz Betätigung

Um das ganze schwingungsfähige System zu verstehen, dieverschiedenen Einflußgrößen zu trennen und entsprechende Abhilfemaß-nahmen rechnerisch und in der Praxis darstellen zu können, wurde bei LuKdas Gesamtsystem als Schwingungsmodell aufgebaut.

Schwungrad

Zungen hydraulischeLeitung

Pedal

Anpreßplatte

Nehmer-zylinder

1m

Kurbelwelle

② ③ ④

⑤ ⑥ i ⑦ i⑧ ⑨

Deckel

hydraulische Strecke

Bild 6: Schwingungsmodell

Stellvertretend für viele Probleme, die damit gelöst werden konnten, wirddie Aussagekraft dieses Modells am folgenden Fall unter Beweis gestellt.

An einem Fahrzeug trat ein starkes, hochfrequentes und pedalwegabhän-giges Betätigungsgeräusch auf.

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Eine Eigenfrequenzanalyse am Schwingungsmodell ergibt eine Überein-stimmung der Deckeleigenfrequenz und der Frequenz einer stehendenWelle in der Fluidsäule der hydraulischen Strecke, was zu einer guten Ge-räuschübertragung im Ausrücksystem führt.

E i g e n f o r m " S c h a l l w e l l e " f = 1 1 0 0 H z

2 3 4 5 6 7 8 91M a s s e :

E i g e n f o r m K u p p l u n g s d e c k e l f = 1 1 0 0 H z

Bild 7: Eigenformen Ausrücksystem

Die Eigenform dieser stehenden Schallwelle in der Flüssigkeit entspricht inder Mechanik einer beidseitig eingespannten Saite.

Bild 8: Eigenform einer eingespannten Saite

Theoretisch läßt sich diese Übereinstimmung durch Verstimmen derbeiden Frequenzen, also durch Verändern der Deckelsteifigkeit oder derLänge der Hydraulikleitung vermeiden. Im vorliegenden Fall wurde alseinfachste Lösung die Stahlhydraulikleitung um ca. 20 cm verlängert. Diesbeseitigte die Betätigungsgeräusche vollständig, ohne die Elastizität imAusrücksystem zu verschlechtern.

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Dieses Beispiel zeigt, wie mit diesem SimulationsprogrammSchwingungen, die in Kupplung und Ausrücksystem angeregt bzw.übertragen werden, beschrieben und Verbesserungen erarbeitet werdenkönnen. Es werden die kritischen Bereiche der einzelnen Bauteileaufgezeigt. Das Simulationsprogramm berücksichtigt auch, daß z. B. fürdie Anpreßplatte durch die umgebenden Federn eine vom Ausrückwegabhängige Eigenfrequenz entsteht. Über eine "weiche Anbindung" derAnpreßplatte können je nach Problemfall Abhilfemaßnahmen dargestelltwerden.

Die Auswirkungen der Kurbelwellendynamik (Axial-, Biegeschwingungen)oder Anregungen durch schiefstehende Ausrücklager ("Schieflage der Tel-lerfeder") auf das Betätigungssystem ergeben Reaktionen am Kupplungs-pedal, die durch Simulationen im Zeitbereich erkannt und damit auch ver-hindert werden können.

Es wird damit möglich, die Einflüsse von Reibung und Dämpfungdarzustellen. Durch die Simulation wird die Auslegung von Dämpf-elementen für die Anpreßplatte ebenso wie die Dimensionierung von Reib-und Dämpfungseinrichtungen im hydraulischen oder mechanischenBetätigungssystem ermöglicht.

Ebenfalls kann der Vorgang "schnelles Einkuppeln" simuliert werden. Hierspielt neben Reibungen und Dämpfungen insbesondere die Verteilung derMassen und Übersetzungen im Ausrücksystem eine entscheidende Rolle.

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Kupplungsmodulation beim AnfahrvorgangÄnderungen der Fahrprofile durch höheren Anteil von Stadt- und Staufahrt,aber auch massive Veränderungen am Gesamtfahrzeug haben bei vielenFahrzeugen zu einer kritischen Bewertung des Anfahrverhaltens, insbe-sondere im Leergas, geführt.

Als markante Änderungen am Gesamtfahrzeug, die die Kupplungs- bzw.Ausrücksystemauslegung hinsichtlich Modulation erschweren, könnenfolgende Punkte genannt werden:

• Kleinvolumige, aufgeladene Motoren erreichen hohe Maximalmomente,jedoch geringe Drehmomente im Leerlauf.

• Höhere maximale Motordrehmomente bedingen höhere Kupplungs-momente und höhere Ausrückkräfte.

• Die Absenkung der Leerlaufdrehzahl sowie die Verkleinerung dermotorseitigen Schwungmassen verringern die Schwungenergie beimAnfahrvorgang.

• Neue Einspritztechnologien (insbesondere bei Dieselmotoren)verändern die Drehzahlstabilität beim Anfahrvorgang.

• Kraftreduzierte Kupplungssysteme bieten Potential zurBaugruppenvereinheitlichung im Bereich Kupplung und Ausrücksystemmit kleineren Ausrücksystemübersetzungen.

• Die Einführung längerer Achsen ergibt eine Erhöhung der effektiven,auf die Getriebeeingangswelle reduzierten Fahrzeugmasse.

Erschwerend kommt hinzu, daß Fahrzeuge bisher überwiegend subjektiv ingut anfahrbar oder schlecht anfahrbar klassifiziert werden, da keineobjektiven Kenngrößen und keine hinreichenden Meß- und Simulations-möglichkeiten zur Beschreibung von Anfahrvorgängen vorhanden sind.

Probleme während des Anfahrvorganges werden in den meisten Fällenpauschal der Kupplung zugeordnet, da sie die „drehende Masse Motor“und die „stehende Masse Fahrzeug“ verbindet. Wie vielfältig die Einfluß-faktoren während des Anfahrvorganges jedoch sind, und wie diese perMessung und Simulation analysiert und gewichtet werden können, wirdnachfolgend gezeigt.

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Die am Anfahrvorgang beteiligten Größen können entsprechend Bild 9eingeordnet werden:

M o t o r

K u p p l u n g

G e t r i e b eA n t r i e b s s t r a n g

A u s r ü c k s y s t e m

F a h r e r

F a h r z e u g

Bild 9 : Einflußparameter beim Anfahrvorgang

In der Praxis zeigt sich fast immer, daß die Kupplung nur einen Teil derEinflußgrößen darstellt. Um diese einzelnen Faktoren und ihr Zusammen-wirken besser zu verstehen, zu wichten und um positive Änderungen be-wirken zu können, wurden bei LuK verschiedene Meß- und Simulations-möglichkeiten erarbeitet.

Beispielhaft für diese systematische Vorgehensweise wird nachfolgend dieAnfahrbarkeit von drei Fahrzeugen vergleichend untersucht.

Dazu werden die Fahrzeuge A, B und C in die entsprechendenTeilsysteme (Kupplung, Ausrücksystem, Motor, Fahrzeug) zerlegt. Eshandelt sich um drei verschiedene, jedoch hubraumähnliche Fahrzeuge mitunterschiedlichen Betätigungssystemen.

Zunächst wird die Kupplung betrachtet. Dies entspricht dem bisherigen„klassischen“ Aufgabenumfang eines Kupplungsherstellers sowie dessenMöglichkeiten zur Einflußnahme auf den Anfahrvorgang.

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150

0

300

600

0 3 6Ausrückweg [mm]

Mo

men

t [N

m]

A B C

Bild 10 : Kupplungsmoment als Funktion des Ausrückweges

Bild 10 zeigt die drei grundsätzlich verschiedenen Kupplungsmomenten-verläufe (A, B, C), die alle auf das gleiche maximale Kupplungsmoment beigleichem Ausrückweg führen.

Kupplung C zeigt hier im für das Anfahren entscheidenden Momentenbe-reich (≤ 150 Nm) den steilsten, Kupplung A den weichsten Momenten-aufbau. Somit würde also Kupplung A zunächst als am besten dosierbareingestuft.

Diese drei Kupplungen wurden in die zugehörigen Fahrzeuge verbaut undvermessen (siehe Bild 11).

Bild 11 : Ermittlung von Kennwerten beim Einkuppeln zur Beschreibungdes Ausrücksystems

Um den Einfluß des Betätigungssystems zu ermitteln, wird die Kupplungüber eine Spindeleinheit, die am Kupplungspedal angreift, geschlossen;das Fahrzeug ist über eine Kraftmeßdose fixiert. Diese Kraftmeßdoseliefert den Momentenaufbau der Kupplung als Funktion des Pedalweges,der durch die Übersetzung und die Elastizität des Ausrücksystems ent-

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sprechend beeinflußt wird. Gleichzeitig wird bei dieser Messung dieMotordrehzahl erfaßt. Das Verhalten des Motors sowie die Höhe des er-reichten Abwürgemomentes im Leergas beim Schließen der Kupplung mitverschiedenen Geschwindigkeiten gibt Aufschluß über die Güte des Motorsbzw. der Motorregelung.

0

100

0 100Pedalweg [mm]

Mom

ent

[Nm

]

A B C

Pedal

≈0

100

Ausrückweg [mm]

Mom

ent

[Nm

]

A B C

Kupplung

4 70

Bild 12: Kupplungsmoment über Ausrückweg und Pedalweg

Die in Bild 12 (rechts) dargestellten Verläufe A, B und C der drei verschie-denen Kupplungen mit den entsprechenden Ausrücksystemen in denFahrzeugen zeigen nun die Dosierwege für das Kupplungsmoment amPedal. Alle drei Verläufe sind auf den gleichen Greifpunkt normiert, siehaben also alle den gleichen Pedalweg bei Moment Null. Die Kurve verläuftüber dem Pedalweg bis zum im Leerlauf erreichbaren "STALL-Moment",bei dem der Motor abgewürgt wird. Dieser Wert ist durch einen dickenPunkt gekennzeichnet.

System A zeigt weiterhin über dem Pedalweg den weichsten Momenten-verlauf. Die Momentenverläufe B und C sind aufgrund der größeren Aus-rücksystemübersetzung von Fahrzeug C über dem Pedalweg nahezu iden-tisch. Somit stellen System B und C nun an den Fahrer bzw. an den Motoridentische Anforderungen, obwohl die zugehörigen Kupplungen über demAusrückweg (siehe Bild 12, links) stark unterschiedlich ausgelegt sind.

Die Einflüsse der Motoren ergeben sich aus dem im Leerlauf erreichtenSTALL-Moment. Das Fahrzeug C stellt im Leergas das höchste Motormo-ment zur Verfügung, Fahrzeug B erreicht nur die Hälfte dieses Wertes undkann deshalb beim Anfahren leichter abgewürgt werden.

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P e d a l g e s c h w i n d i g k e i t

Bild 13 : Anfahrmessungen

Dies wird durch den Anfahrversuch bestätigt (Bild 13), bei dem die Kupp-lung ebenfalls über eine Spindeleinheit am Kupplungspedal geschlossenwird, das Fahrzeug jedoch nicht fixiert ist. Die hierbei ermittelte Grenzein-kuppelgeschwindigkeit am Kupplungspedal (PGEG), bei der das Fahrzeugim Leergas gerade noch anfährt, liefert einen Kennwert, anhand dessenFahrzeuge bezüglich der Anfahrbarkeit objektiv verglichen werden können.

Bisherige Untersuchungen von LuK an 20 verschiedenen Fahrzeugenhaben ergeben, daß eine subjektiv gute Bewertung (> Note 6) ab einerGrenzeinkuppelgeschwindigkeit von 25 mm/s erreicht wird. Bei nochhöheren Grenzeinkuppelgeschwindigkeiten läßt sich das Fahrzeug absolutproblemlos anfahren.

0

300

600

0 3 6Ausrückweg [mm]

Mo

men

t [N

m]

A B C

Kupplung

A B C

Fahrzeug

25

v P

edal

[mm

/s]

Bild 14: Vergleich Kupplungsmoment, Abwürgegeschwindigkeit

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Bild 14 zeigt die maximal möglichen Einkuppelgeschwindigkeiten amKupplungspedal der drei Vergleichsfahrzeuge. Fahrzeug C wurde hierbeisubjektiv mit Note 10, Fahrzeug B mit Note 3, Fahrzeug A mit Note 7 be-wertet; also entspricht der erreichte Kennwert der subjektiven Bewertung.

Das Ergebnis ist zunächst überraschend, denn anhand der Kupplungs-kennlinien hätte man in Fahrzeug A eine bessere Anfahrbarkeit als in Cerwartet. Hier zeigt sich erneut, daß die Auslegung der Einzelkomponentenohne Betrachtung des Gesamtfahrzeuges falsch ist.

Die Bandbreite aller bisher gemessenen Grenzanfahrgeschwindigkeitenvon 5 mm/s bis 60 mm/s bzw. von Note 1 bis Note 10 bei verschiedenenFahrzeugen zeigt, daß hier Handlungsbedarf ist.

Die durch diese Messungen gewonnenen Informationen reichen aus, umFahrzeuge systematisch vergleichen zu können und sich von dem subjekti-ven Bewertungsschema zu lösen.

Um das Verhalten des realen Fahrers bzw. dessen reale Betätigungsge-schwindigkeit am Kupplungspedal nachzubilden, wurden bei LuK Grund-satzbetrachtungen durchgeführt. Hierbei wurde untersucht, inwieweit ergo-nomische Gesichtspunkte bzw. die Charakteristik der Pedalkraftkennlinieden Einkuppelvorgang beeinflussen.

Man denke an folgendes einfache Experiment (Bild 15).

Bild 15 : Einfache Ergonomiebetrachtung

Obwohl in beiden Fällen gleiche Verschiebekräfte erforderlich sind, ist beider Sitzposition links subjektiv eine geringere Kraftanstrengung nötig alsrechts. Aus dieser biomechanischen Überlegung wurde für die folgendeBetrachtung die zur Betätigung notwendige "Stellgröße" nicht alsPedalkraft am Fuß, sondern als Drehmoment im Hüftpunkt angesetzt.

Insofern ist also das Bein des Fahrers ein Teil des Ausrücksystems; dasGewicht des Beines wirkt als Vorlast auf das Pedal.

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In Bild 16 ist eine Studie zur Fahrersitzposition dargestellt. Die verglei-chende Betrachtung zweier unterschiedlicher Sitzpositionen zeigt, inwieweitdieses Drehmoment bei gleicher Pedalkraftkennung durch ergonomischeGesichtspunkte beeinflußt wird. Sitzposition 1 führt zu einem starken"Drop-off" in der Momentenkennlinie. Es ist leicht vorstellbar, daß derFahrer das Pedal mit diesem stark fallenden bzw. steigenden Gradientenschlechter dosieren kann als mit einem horizontalen Momentenverlauf.

Die Sitzposition muß also in Zukunft ebenfalls mitbetrachtet werden.

-20

50

-20

50Moment Hüftpunkt [Nm]

0

100

0 100

Pedalkraft

Kra

ft [

N]

Weg [mm]

Fpedal

M

0

100

0 100

Kra

ft [

N]

Weg [mm]

Sit

zpo

siti

on

1S

itzp

osi

tio

n 2

Bild 16 : einfaches Fahrermodell

All die beschriebenen Einflußparameter von der Drehzahlregelung desMotors über die Kupplung, das Ausrücksystem bis hin zum Antriebsstrangwurden von LuK in einem einzigen Simulationsprogramm zusammenge-faßt. Als Basis diente das bewährte Torsionsschwingungsberechnungs-programm. Damit konnte ein wichtiger Schritt zur Simulation von realenAnfahrvorgängen vollzogen werden. Mit diesem Simulationswerkzeug istes nun möglich, jede der in Bild 9 angeführten, den Anfahrvorgangbeeinflussenden Größen, zu variieren und zu bewerten.

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Kopplung

Drehzahl-regler

Motor Fahrzeug

Ausrückweg

Mom

ent

Pedalweg

Au

srüc

kweg

Zeit

Ped

alw

eg

Schrittmotor

realer Fahrer

nSOLL

M nIST- e

Drehzahl-filter

Motor-kennfeld

K Tn

Motor

RC

Bild 17 : Simulationsmodell Anfahrvorgang

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Bild 17 zeigt die einzelnen Module des Programmes. Die Reibungs-kopplung RC beschreibt die Schnittstelle von Motor und Fahrzeug, sie stelltsomit die Funktion von Kupplung, Ausrücksystem und Fahrer dar. Andieser Stelle werden Elastizitäten, Übersetzungen und Reibungen desAusrücksystems integriert.

Die Kupplung wird also vom Fahrer bzw. von einem Spindelsystem (vgl.Messung) am Pedal über die Vorgabe „Pedalweg über Zeit“ geschlossen.Diese Funktion kann ebenfalls beliebige Verläufe annehmen, beispiels-weise kann der Einfluß von Kraft- und Weghysteresen bei Umkehr derPedalbewegungsrichtung auf das Anfahrverhalten sichtbar gemachtwerden.

Die Regelung der Motordrehzahl kann auf zwei unterschiedlichen Wegenerfolgen. Zum einen kann die Drehzahl über einen PI- bzw. PID-Regler ge-regelt werden, zum anderen über das reale Motorkennfeld; hier wird derRegler den im Kennfeld vorgegebenen Abhängigkeiten vonLasthebelstellung, Drehzahl und Moment unterworfen.

Derzeit werden die Daten für die Nachbildung der Motorregelungen imSimulationsmodell am Fahrzeug durch einen einfachen Versuchgewonnen. Hierzu wird, ähnlich wie bei der Zugkraftmessung in Bild 11, dieReaktion des Motors bei Beaufschlagung mit definierten Momenten-sprüngen vermessen. Dies ermöglicht außerdem eine kupplungs-unabhängige vergleichende Betrachtung von Motorregelungen.

Bild 18 und Bild 19 zeigen zwei Beispiele. Aus den Reaktionen des Motorsauf die Momentensprünge kann auf die Güte der Motorregelung geschlos-sen werden. Bild 18 zeigt nach jedem Momentensprung starke Schwingun-gen der Motordrehzahl. Der Motor in Bild 19 weist nur kurze Einbrüche inder Drehzahl auf, regelt dann aber sofort nach.

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0

1000

0 10 20 30 40Zeit [s]

Mo

tord

reh

zah

l

0

200

Mo

men

t [N

m][m

in-1

]

Bild 18: Identifikation Leerlaufregler (Fahrzeug 1)

0

1000

0 10 20 30 40Zeit [s]

Mo

tord

reh

zah

l

0

200

Mo

men

t [N

m]

[min

-1]

Bild 19: Identifikation Leerlaufregler (Fahrzeug 2)

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Sicherlich kann auf diesem Wege die Motorregelung mit all ihren Spezial-fällen nur mit eingeschränkter Genauigkeit abgebildet und beeinflußtwerden; trotzdem können ausgehend von den Simulationen konkreteVorschläge erarbeitet werden, wie die Anfahrbarkeit eines Fahrzeugesverbessert werden kann.

Die anderen Einflüsse aus Antriebsstrang und Ausrücksystem können sehrexakt simuliert und hinsichtlich ihrer Einflüsse gewertet werden.

Von Bild 20 bis Bild 22 sind einige Beispiele dargestellt. Als Basis dienteein reales Fahrzeug. Zusätzlich wurden bei den Variationen drei verschie-dene Motorregelungen simuliert.

Bewertet wird die Grenzeinkuppelgeschwindigkeit am Kupplungspedal(PGEG), die in den Balkendiagrammen als y-Achse aufgetragen ist undüber dem Grenzwert von 25 mm/s liegen sollte, damit der Motor beim Ein-kuppeln nicht zu leicht abgewürgt werden kann.

0

25

50

75

Kennlinie a (progressiv)

Kennlinie b (Basis)

Kennlinie c (linear)

PG

EG

[m

m/s

]

REGLER IREGLER IIREGLER IIIGrenze

0

200

0 5Ausrückweg [mm]

Mom

ent [

Nm

]

abc

Bild 20: Variation Kupplungsmomentenverlauf

Bild 20 zeigt den Einfluß verschiedener Kupplungsmomentenverläufe. Indiesem Fall wäre selbst der sehr weiche Momentenverlauf von Kennlinie anur mit den Regelparametern von Regler III zu beherrschen.

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0

25

50

75

klein mittel groß

PG

EG

[m

m/s

]

REGLER IREGLER IIREGLER IIIGrenze

FahrzeugJ

Bild 21: Variation der reduzierten Fahrzeugmasse

Bild 21 zeigt den Einfluß der auf die Getriebeeingangswelle reduziertenFahrzeugmasse. Dabei wird die translatorische Fahrzeugmasse mit derGetriebe- und Differentialübersetzung sowie dem Rollradius der Reifen ineine rotatorische Masse umgerechnet. Insbesondere eine „lange Achse“,die zu großen reduzierten Massenträgheitsmomenten des Fahrzeugs führt,wird hier zu Anfahrproblemen führen, sofern dies andere Parameter nichtkompensieren.

Bild 22 zeigt den Einfluß der motorseitigen Schwungmassen auf die An-fahrgeschwindigkeit eines Fahrzeuges; je geringer die motorseitigeSchwungmasse wird, desto geringer ist auch die zur Verfügung stehendeSchwungenergie für den Anfahrvorgang.

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0

25

50

75

klein mittel groß

PG

EG

[m

m/s

]

REGLER IREGLER IIREGLER IIIGrenze

motorseitigJ

Bild 22: Variation der motorseitigen Schwungmasse

Diese Beispiele sollen zeigen, daß die Wirkung aller wesentlichen Para-meter durch die Simulation erfaßt wird und damit Vorhersagen getätigtwerden können.

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ZusammenfassungDie Erfahrungen der letzten Jahre bei LuK haben gezeigt, daß eine starreTrennung von Kupplung und Ausrücksystem nicht zu einer technisch opti-malen Lösung führen kann.

Nur durch genaue Analyse aller im Kraftfluß von Kupplung und Ausrückungbefindlichen Elemente unter Beachtung bestimmter Fahrzeug- und Motor-daten ist eine optimale Funktion der Kupplung gewährleistet, so daß sicheine Systembetrachtung nahezu aufdrängt.

In Zukunft sollte daher bei allen Optimierungen und Neuauslegungen vonKupplungen ein Projektmanagement dafür einstehen, daß alle Elemente inder Funktionskette richtig aufeinander abgestimmt sind.

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Das Zweimassenschwungrad

Dr.-Ing. Wolfgang Reik

Dipl.-Ing. Roland Seebacher

Dr.-Ing. Ad Kooy

EinleitungUm 1985 gingen zum erstenmal in der Automobilgeschichte Zweimassen-schwungräder (ZMS) in Serie. Ein kurzer geschichtlicher Rückblick (Bild 1)zeigt die Entwicklung des ZMS. Zu Beginn handelte es sich um nicht-geschmierte Dämpfer, deren schwere und weit außenliegende Federneinige Verschleißprobleme aufwiesen. Um 1987 kamen die ersten fett-geschmierten ZMS zum Einsatz, bei denen die Lebensdauer kein Themamehr ist.

Den Durchbruch schaffte das ZMS um 1989 mit der Einführung desBogenfederdämpfers, der mit einem Schlag fast alle ZMS-Resonanz-probleme löste [1 – 4]. Zudem konnten die Kosten kontinuierlich gesenktwerden. Zunächst bestand die primäre Schwungmasse noch aus Guß oderSchmiedestahl. Später gelang es den Umformspezialisten der LuK, alleTeile bis auf die Sekundärschwungmasse aus Blechumformteilen zugestalten. Für die Erhöhung des primären Massenträgheitsmomentswurden aus Blech gefaltete Massen, sogenannte Faltmassen, entwickelt(1995). Somit war die Basis geschaffen für einen breiten Einsatz des ZMS.Der Lohn für diese intensive Detailarbeit war ein starker Anstieg der ZMS-Produktion (Bild 2).

Bei einem geschätzten Produktionsvolumen von ca. 2 Millionen ZMS für1998 wird in Europa bereits bei jedem fünften Auto mit Handschaltgetriebedas Geräusch- und Komfortverhalten mit einem ZMS verbessert. Bild 3zeigt die Aufteilung nach Hubraum und Otto/Diesel-Motorisierung.Auffallend ist, daß Motorisierungen über 2,0 Liter Hubraum und hierinsbesondere Ottomotoren weitgehend mit ZMS ausgerüstet sind. Beimittlerer Motorisierung hat der ZMS-Einsatz erst vor wenigen Jahrenbegonnen. Unter 1,6 Liter Hubraum gibt es zur Zeit erst einige Projekte.

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70

1985 1987

1989 1995

voraussichtlich 2000

Bild 1: Entwicklungsgeschichte des ZMS

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0

1

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1985 1990 1995 Jahr

Bild 2: Entwicklung der ZMS-Produktion

0

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2

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unter 1,6 l von 1,6 - 2,0 l über 2,0 l

Hubraum

Stü

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hl in

Mill

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Benzin

Diesel

Benzin

Benzin

Diesel

Diesel

ZMS-Anteil17 % 21 % 75 % 67 %

Bild 3: Anteil der Fahrzeuge mit ZMS für verschiedene MotorisierungenPKW und NFZ für die deutsche Automobilindustrie (1997)

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LuK erwartet, daß in einigen Jahren die Durchdringung zumindest beimittlerer Motorisierung ähnlich hoch sein wird wie heute bei den starkenMotoren, denn ein ZMS zeigt seine Vorteile in allen Fahrzeugen. Wegender in der Vergangenheit noch zu hohen Kosten wurde es jedoch bis jetztbei den kleineren Fahrzeugen nicht eingesetzt.

Deshalb liegt ein Schwergewicht der ZMS-Entwicklung auf der Kosten-reduzierung. Darüber wird später berichtet.

Vorteile des ZMSObwohl das ZMS wegen der damit verbundenen Kosten noch nicht vonallen gewünscht wird, sind die erzielbaren Verbesserungen so deutlich,daß es sich bei großen Fahrzeugen weitgehend durchgesetzt hat.Nachfolgend sollen die wichtigsten Vorteile noch einmal dargestellt werden.

Isolation von Torsionsschwingungen

Die herausragende Eigenschaft des ZMS ist die fast vollständige Isolationvon Torsionsschwingungen. Dies ist in früheren Beiträgen ausführlichdiskutiert worden und soll hier nur noch einmal zusammenfassendwiederholt werden.

Bild 4 zeigt die Winkelbeschleunigungen am Getriebeeingang für einkonventionelles System mit Torsionsdämpfer in der Kupplungsscheibe(links) im Vergleich zu einem ZMS (rechts). Mit dem Torsionsdämpfer inder Kupplungsscheibe läßt sich bei niedrigen Drehzahlen keinenennenswerte Schwingungsisolation erreichen. Man ist schon zufrieden,wenn durch geeignete Wahl der Dämpfung die Resonanz vermieden wird.

Das ZMS dagegen filtert die Ungleichförmigkeit des Motors fast vollständigheraus. Resonanzen treten im Fahrbereich normalerweise nicht mehr auf.Der fast gleichförmige Lauf der sekundären Schwungradseite und damitauch der Getriebeeingangswelle läßt Getrieberasseln erst gar nicht mehrentstehen. Auch lästiges Brummen kann damit weitgehend beseitigtwerden.

Die Ungleichförmigkeit des Motors selbst wird mit ZMS größer, weil dieprimäre Schwungmasse kleiner ist als die des konventionellenSchwungrads mit Kupplung. Deshalb müssen Riementriebe gelegentlichneu abgestimmt werden. Die kleinere primäre Schwungmasse zeigt aberauch Vorteile, wie später ausgeführt wird.

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Die gute Schwingungsisolation gerade beim niedertourigen Fahren führt invielen Fällen zu einer verbrauchsgünstigen Fahrweise, bei der durch dievorwiegend genutzten niedrigen Drehzahlen Kraftstoff eingespart wird.

Viele moderne Motoren mit einem relativ flachen Drehmomentenverlaufbegünstigen diese verbrauchsmindernde Fahrweise.

1000 2000 3000

0

10000

20000

1000 2000 3000

Win

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de [1

/s²]

Drehzahl [U/min] Drehzahl [U/min]

konventionelles System ZMS

Motor

Getriebe

Motor

Getriebe

Bild 4: Vergleich der Schwingungsisolation eines konventionellenSystems mit einem System mit Zweimassenschwungrad

Getriebeentlastung

Ein weiterer positiver Effekt ergibt sich durch die Getriebeentlastung. DerAntriebsstrang und damit auch das Getriebe werden durch die wegfallendeUngleichförmigkeit des Motors deutlich entlastet.

Bild 5 zeigt die Vollastkennlinie eines typischen Dieselmotors. Für einenkonventionellen Antriebsstrang sind die dynamischen Zusatzmomenteinfolge der Ungleichförmigkeit überlagert. Sie können je nach Drehzahlmehr als 10 % Zusatzbeanspruchung ergeben.

Das ZMS beseitigt die hochfrequenten Zusatzmomente fast völlig. Da dasGetriebe somit entlastet wird, kann insbesondere bei Dieselmotoren mitZMS bei unverändertem Getriebe ein höheres statisches Moment über-tragen werden (Bild 6).

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1000 2000 3000

Drehzahl [U/min]

400

200

0

VollastkennlinieMo

men

t [N

m]

Bild 5: Erhöhung des tatsächlich wirksamen Moments im Getriebe durchdie Motorungleichförmigkeit

konventionell 100 % 100 %

ZMS105 % 110 %

Benzin Diesel

Bild 6: Erhöhung der zulässigen Getriebebelastung bei Einsatz einesZMS. Die Belastungsfähigkeit für den konventionellen Antriebs-strang ist für Benzin- und Dieselfahrzeuge jeweils als 100 %angenommen.

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Kurbelwellenentlastung

Das ZMS verändert das Schwingungssystem der Kurbelwelle nachhaltig.Beim konventionellen System ist das schwere Schwungrad einschließlichKupplung starr mit der Kurbelwelle verbunden. Die große Masse desSchwungrads erzeugt hohe Reaktionskräfte auf die Kurbelwelle.

Das ZMS-System verhält sich günstiger, weil für Biegebeanspruchung diesekundäre Schwungmasse vernachlässigt werden kann, da sie sowohlüber den Torsionsdämpfer als auch über das Wälzlager nur sehr weich andie primäre Schwungmasse angekoppelt ist und deshalb praktisch keineRückwirkungen ergibt.

Die primäre Schwungmasse ist sehr viel leichter als ein konventionellesSchwungrad und darüber hinaus auch - wie eine Flexplate beim Wandler -biegeelastisch.

Biege- und Torsionseigenform verändern sich mit dem ZMS gegenübereinem herkömmlichen System. Die Kurbelwelle wird zumeist entlastet.

Bild 7 zeigt ein gemessenes Beispiel. Sowohl Torsions- als auchBiegeschwingungen sind mit ZMS geringer. Im Einzelfall ist zuentscheiden, ob der Kurbelwellentilger weggelassen oder ein einfachererWerkstoff für die Kurbelwelle benutzt werden kann, zum Beispiel Guß.

LuK empfiehlt, diese Optimierungschancen bei der Fahrzeug-weiterentwicklung zu nutzen. Es können dadurch erhebliche Kosteneingespart werden. LuK ist überzeugt, daß heute schon durch das ZMSEinsparungen möglich sind, wenn man die Sekundäreffektemitberücksichtigt.

Gewährleistung

Einer dieser Sekundäreffekte ist die Gewährleistung. Das ZMS wurde vonBeginn an auf volle Motorlebensdauer ausgelegt. Tatsächlich sind dieErsatzteillieferungen für das ZMS verschwindend gering. Das ZMS ist alsoeine ausgereifte Komponente für den Antriebsstrang von Kraftfahrzeugen.

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Meßstelle

0

200

600

1000

1400

2000 4000Drehzahl [U/min]

To

rsio

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bzw

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ge-

mo

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t [N

m]

Torsion

Biegung

mit ZMS

konventionellesSystem

Bild 7: Reduzierung der Torsions- und Biegeschwingungen in derKurbelwelle durch ZMS

Bild 8a zeigt die Feldbeanstandungen für ein Fahrzeug mit konven-tionellem Antriebsstrang. Auffallend ist der unverhältnismäßig hohe Anteilan Beanstandungen im Kupplungsbereich, für die die eigentliche Kupplungnicht Ursache ist. Dies ist darauf zurückzuführen, daß häufigTorsionsdämpfer in Kupplungsscheiben mitsamt der ganzen Kupplunggewechselt werden, weil sich der Kunde über Getrieberasseln beschwertund die Werkstatt, die keine Lösung hat, zur Beschwichtigung des Kundendas ganze System austauscht. Im allgemeinen bleibt durch den Austauschder Erfolg aus. Teilweise werden Kupplungsscheiben deshalb sogarmehrfach gewechselt. Da nicht nur die Kosten für die ausgetauschtenTeile, sondern - häufig aus Kulanz - auch noch die viel größeren Umbau-kosten getragen werden, kommen auf die Gewährleistung horrende Kostenzu, die umgerechnet auf die Gesamtproduktion teilweise an die Kosten fürdas Kupplungsneuteil heranreichen.

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Umfeld (Kupplung niO) zum Beispiel:Mißbrauch

Kein Fehler feststellbar (Kupplung i.O.)zum Beispiel:Getrieberasseln, Karosseriedröhnen

gesamte Feldbean-standungen

15000 PPM

davonLuK-Anteil 90 PPM

Bild 8a: Feldbeanstandungen an einem Fahrzeug mit konventionellemAntriebsstrang

Mit dieser Unsitte macht das ZMS gründlich Schluß (Bild 8b). Die Bean-standungen dieser Art sind so stark gesunken, daß man sich endlich umdie tatsächlichen Schadensfälle kümmern und gegebenenfalls auch vor OrtUntersuchungen anstellen kann.

gesamteFeldbean-standungen

davonLuK-Anteil

1. Modelljahr 2. Modelljahr 3. Modelljahr

ZMS und Umfeldoptimierungkonven-tionellesSystem

2000 PPM

80 PPM

1000 PPM

70 PPM

500 PPM

60 PPM

15000 PPM

90 PPM

Bild 8b: Verbesserung der Feldbeanstandungen nach Einsatz eines ZMS

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Einige Hersteller berücksichtigen diesen Kosteneffekt bereits bei derWirtschaftlichkeitsberechnung, wenn es darum geht, ob ein ZMS einge-setzt werden soll oder nicht.

Das ZMS ist also ein ausgereiftes Produkt, trotzdem gibt es auch hierWeiterentwicklungen.

Über zwei Aspekte soll im folgenden berichtet werden.

Motorstart

Bereits in den allerersten Anfängen der ZMS-Entwicklung stand dieProblematik des Resonanzdurchgangs beim Starten des Motors imVordergrund. Die gute Schwingungsisolation des ZMS im Fahrbetrieb wirddadurch erreicht, daß die Resonanzfrequenz durch die große sekundäreSchwungmasse in den Bereich unterhalb der Leerlaufdrehzahl verschobenwird.

Bei jedem Start des Motors aber muß die Resonanzfrequenz durchlaufenwerden. Das kann wegen der großen Massen zu hohen Momenten führen.Die ZMS-Entwicklung war deshalb durch einen steten Kampf gegen dieResonanzamplituden gekennzeichnet.

Es ist bekannt, daß die Resonanzamplituden umso größer sind, je höherdie Anregung durch den Motor ist. Dieselmotoren mit nur vier oder gar dreiZylindern stellen deshalb die höchsten Anforderungen an ein ZMS. Günstigwirkt jede Art von Dämpfung wie Grundreibung, gesteuerte Zusatzreibung,Bogenfederreibung. Da diese Dämpfungen aber auch die Isolation mehroder weniger stark verschlechtern, sind natürlich Grenzen gesetzt.

Wir erhalten jetzt jedoch eine entscheidende Hilfe, da viele neuere,elektronisch geregelte Motoren ein verbessertes Startverhalten aufweisen.Als wesentlicher, für die Ausbildung der Resonanz bestimmender Faktorhat sich inzwischen das Startmoment des Motors herausgestellt. Das istdas Moment, mit dem der Motor aus der Anlasserdrehzahl herausbeschleunigt. Je schneller die Resonanzdrehzahl durchlaufen wird, destoweniger können sich die Massen aufschwingen.

Bild 9 zeigt Simulationen eines schlechten Startverhaltens als Drehzahlüber der Zeit.

Kritisch sind all die Fälle (wie in Bild 9), bei denen der Motor längere Zeit inder Resonanz verharrt oder überhaupt nicht aus eigener Kraft hochdreht.Dies ist immer dann der Fall, wenn die Leistung des Motors bei Start-drehzahl so gering ist, daß die ganze Energie durch das stark schwingendeSystem geschluckt wird und zum Hochbeschleunigen nichts mehr übrig-bleibt.

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Dieser Zustand wird auch als Starthänger bezeichnet und muß beim ZMSunbedingt vermieden werden, da die lang anhaltenden, hohen Amplitudenzu mechanischen Schäden an den Bauteilen führen.

Zeit [s]

Mo

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zah

l [U

/min

]

1500

1000

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0 0.5 1

Bild 9: Schlechtes Startverhalten (Starthänger)

2 0

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2 0 0 3 0 0 4 0 0 5 0 0D r e h m o m e n t a m p l i t u d e [ N m ]

Startmomen

t [N

m]

8 0

Bild 10a: Einfluß von Drehmomentamplitude (Ungleichförmigkeit) und Startmoment auf das Startverhalten

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In Bild 10a sind mehrere Startsimulationsrechnungen in einer Matrixzusammengestellt. Nach oben wächst das Startmoment, nach rechts dieDrehmomentamplitude.

Die Matrix zeigt deutlich, wie der Motor bei höheren Startmomenten gutstartet und selbst stark ungleichförmige Motoren noch beherrscht werden.

Zwischen diesem guten und einem nicht akzeptablem Startverhalten läßtsich eine diagonale Trennlinie ziehen, die in Bild 10b noch einmal wieder-holt wird. Der für das Starten sichere Bereich liegt oberhalb der Trennlinie.

Bleibt der Starter bis über die Resonanzdrehzahl eingespurt, wird alsoverhindert, daß der Starter bei kurzem Antippen des Zündschlüssels sofortwieder ausspurt, ergeben sich noch günstigere Verhältnisse. Die Grenzezwischen gutem und schlechtem Startverhalten verschiebt sich nach untenzu kleineren Startmomenten. Das große (auf die Kurbelwelle reduzierte)Massenträgheitsmoment des Starters reduziert die Ungleichförmigkeit desMotors.

2 0 0 3 0 0 4 0 0 5 0 0D r e h m o m e n t a m p l i t u d e [ N m ]

Startmoment [N

m]

g u t e sS t a r t v e r h a l t e n

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A n l a s s e r b l e i b t l a n g e e i n g e s p u r t

2 0

4 0

6 0

8 0

A n l a s s e r n u r k u r z z e i t i g e i n g e s p u r t

Bild 10b: Grenzlinien für ein gutes (links oben) und schlechtes (rechts unten) Startverhalten

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Moderne Motoren zeigen häufig ein Startmoment um 70 - 80 Nm, währendfrüher nur ca. 40 Nm üblich waren. Daher arbeiten heutige ZMS-Konzepteauch bei vielen Dreizylindermotoren ohne Schwierigkeiten, obgleich diesevon der Ungleichförmigkeit her gesehen kritisch erscheinen.

Das Startverhalten kann durch die in Bild 11 genannten Maßnahmen ver-bessert werden.

• Hohes Startmoment des Motors

• Starter bis über Resonanzdrehzahleingespurt

• Hohe Starterdrehzahl

• Dämpfung (Reibungshysterese im ZMS)

• Große Primärschwungmasse

• Kleine Sekundärschwungmasse

• Flache Federrate der Verdrehkennlinie

Bild 11: Maßnahmen zur Verbesserung des Startverhaltens

In den ersten Jahren der ZMS-Entwicklung stand die hohe Belastung derBauteile durch den Resonanzdurchgang im Vordergrund. Da die Kompo-nenten im Vergleich zu einer konventionellen Kupplungsscheibe starküberdimensioniert wurden, man denke zum Beispiel an die Flansche,erkannte man eine andere Ursache für Übermomente relativ spät. Erst alsdie Resonanzerscheinungen nach und nach immer besser in den Griff zubekommen waren und man daran ging, die Bauteile aus Kostengründenetwas weniger massiv auszuführen, entdeckte man, daß eine schlagartigeBeanspruchung ähnlich hohe Spitzenmomente erzeugt wie o.g. Resonanz-erscheinungen.

Beim sehr schnellen Schließen der Kupplung entstehen Stöße, dieImpacts, wenn Motor und Getriebewelle große Drehzahlunterschiede auf-weisen. Solche schnellen Schließvorgänge treten beim sehr sportlichen,schnellen Schalten, aber auch bei Fehlbedienungen, zum BeispielAbrutschen vom Kupplungspedal, auf.

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Was dabei geschieht, ist in Bild 12 in mehreren Phasen gezeigt. Derbesseren Übersicht wegen wird die Rotationsbewegung des Antriebs-strangs als lineares Modell dargestellt.

Angenommen, die beiden Schwungmassen des ZMS, die über den ZMS-Torsionsdämpfer miteinander gekoppelt sind, bewegen sich mit einergroßen Geschwindigkeit nach rechts. Der restliche Antriebsstrang stehtstill. Schlagartig wird die Kupplung geschlossen. Die sekundäre Schwung-masse wird dadurch schnell abgebremst, während die primäre Schwung-masse wegen des sehr weichen Torsionsdämpfers erst verspätet verzögertwird. Zwischen den beiden Schwungmassen tritt deshalb eine Relativ-bewegung auf, die so groß werden kann, daß die Massen mit großerGeschwindigkeit aufeinanderstoßen. Dabei können dann sehr hoheSpitzenmomente auftreten.

primäre Masse sekundäre Masse Fahrzeug

v

Bild 12: Impactbeanspruchung nach schnellem Einkuppeln

Bild 13 zeigt die unmittelbar nach dem Schließen der Kupplung zwischenden Schwungmassen auftretenden Momente, wie sie sich für einen idealenTorsionsdämpfer mit sehr langer Kennlinie ohne Anschlag ergebenwürden. Diese können je nach Massenaufteilung mehr als das doppeltedes Motormoments betragen.

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Typischerweise endet die Kennlinie eines ZMS-Torsionsdämpfers bei etwadem 1,3fachen Motormoment. Dann geht der Dämpfer auf Block, und estritt ein Schlag auf, der das 20fache Motormoment erreichen kann.

0,00 0,04 0,08Zeit [s]

Mo

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ax. M

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2

1

maximales Moment ~ 20 x max. Motormoment

Kennlinien-anschlag

reale Kennlinie

ideale Kennlinie

Bild 13: Momentenverlauf zwischen primärer und sekundärer Schwung-masse nach schnellem Einkuppeln; für ideale, unendlich langeTorsionskennlinie sowie für reale Torsionskennlinie mit einemAnschlagmoment von ca. 1,3fachem Motormoment

Bild 14 zeigt den Einfluß der Einkuppelzeit und des Anschlagmoments aufdie Spitzenmomente. Als Parameter wurde die Einkuppelzeit variiert. DasBild zeigt, daß die Spitzenmomente sehr stark von diesen Parametern ab-hängen. Bei langsamem Einkuppeln und/oder hohen Anschlagmomentenlassen sich Impact-Stöße praktisch vermeiden. Man wird deshalb bestrebtsein, die Einkuppelzeit zu verlängern, zum Beispiel durch Einbau einerDrossel im hydraulischen Ausrücksystem.

Dazu eignen sich sogenannte Peak Torque Limiter, die als einseitigwirkende Drossel die Impactmomente stark abbauen.

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0 ms

200 ms

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Anschlagmoment / Motormoment

Einkuppelzeiten

Bild 14: Einfluß von Anschlagmoment und Einkuppelzeit auf dieSpitzenmomente

Zeit [ms]

• Mechanisches Ausrücksystemmit Stahlpedal 15 - 20

• Mechanisches Ausrücksystemmit Kunststoffpedal 3 - 7

• Hydraulisches Ausrücksystembetriebswarm 30 - 70

• Hydraulisches Ausrücksystemkalt 400 - 1000

• Hydraulisches Ausrücksystembetriebswarm, mit Dämpfung 100 - 250

Bild 15: Typische Einkuppelzeiten für mechanische und hydraulischeAusrücksysteme

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Bild 15 zeigt typische Einkuppelzeiten beim schnellen Einkuppeln. Völligungebremst können mechanische Ausrücksysteme einkuppeln, insbeson-dere wenn sie ein leichtes Kunststoffpedal besitzen. Schon ein schwereresStahlpedal reduziert die Spitzenmomente nennenswert. Die günstigstenminimalen, d.h. langen Einkuppelzeiten zeigen hydraulische Ausrück-systeme.

Falls die Spitzenmomente nicht über die Einkuppelzeit begrenzt werdenkönnen, müssen andere Maßnahmen ergriffen werden. In Bild 16 sind diebekannten Maßnahmen zusammengefaßt. Als äußerst wirkungsvoll hatsich zum Beispiel eine Drehmomentbegrenzung erwiesen, die zum ZMS-Dämpfer in Reihe geschaltet ist.

• Anschlagmoment hoch

• Peak Torque Limiter im Ausrücksystem

• Federsteigung hoch (Winkel verkürzt)

• Drehmomentbegrenzung

• Kupplungsmoment reduziert

• Automatisierte Kupplung anstellekonventioneller Kupplung

Bild 16: Maßnahmen zur Verringerung von Spitzenmomenten beischnellem Einkuppeln

Neue GenerationenZu Beginn wurde darauf hingewiesen, daß bei allen Fahrzeugen ein ZMSeine deutliche Geräusch- und Komfortverbesserung bringen würde. Diescheinbaren Mehrkosten verhinderten bisher aber besonders bei kleinerenFahrzeugen noch einen breiten Einsatz von ZMS, weil die vielfältigenSekundärvorteile nicht berücksichtigt wurden.

Deshalb standen Kostenreduzierungen im Mittelpunkt der Entwicklungender letzten Jahre. Über die wichtigsten soll hier berichtet werden.

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Allgemeine Kostenreduzierungen

Neben Verbesserung der Umformverfahren bei den Blechumformteilen, diedazu führten, daß bei neueren Konstruktionen kaum mehr mechanischeNachbearbeitung notwendig ist, wurden auch durch FEM-Berechnung undoptimale Werkstoffauswahl weitere Kostenreduzierungen erzielt.

Schwierig war die Einführung des kleinen Kugellagers, das sich im Serien-einsatz inzwischen bewährt hat (Bild 17). Wegen der Kurbelwellen-verschraubung (entweder innerhalb oder außerhalb des Lagers) gibt eszwischen dem großen und dem kleinen Lager keine Zwischengröße. Manmußte deshalb einen großen Schritt tun, was vielen Kunden schwerfiel.

Serien-ZMS kostenreduziertes ZMS

Bild 17: Kostenreduziertes ZMS mit kleinem Lager

Darüber hinaus wurden für verschiedene Kunden Baukastensystemeentwickelt, bei denen für die einzelnen Motorisierungen lediglich kleineModifikationen einzelner ZMS-Bauteile, wie zum Beispiel Bogenfedern oderReibeinrichtungen, vorgenommen werden müssen. Die werkzeug-intensiven Blechteile bleiben größtenteils unbeeinflußt.

Solche Baukastenlösungen erfordern aber auch die Mithilfe der Fahrzeug-hersteller, die ebenfalls einige Standardisierungen vornehmen müssen,zum Beispiel bezüglich der Zahnkranzlage.

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Gleitlager

Eine weitere Reduzierung der Kosten werden Gleitlager bringen (Bild 18).Dabei erscheint es uns unabdingbar zu sein, dieses Gleitlager innerhalbder Kurbelwellenverschraubung anzuordnen. Beim Ausrücken derKupplung muß die gesamte Ausrückkraft über das Gleitlager aufgefangenwerden. In Verbindung mit einem großen Reibradius entstünde ein zuhohes Reibmoment, das die Isolation verschlechtert. Deshalb empfiehltLuK nachdrücklich, das Gleitlager auf kleinstem Durchmesser anzuordnen.

Kugellager Gleitlager

Bild 18: ZMS mit Gleitlager

Bisher durchgeführte Versuche mit verschiedenen Gleitlagerausführungensind vielversprechend und lassen befriedigende Lebensdauer beiausreichender Zentriergenauigkeit erwarten.

ZMS mit trockenem Dämpfer

Zu Beginn der ZMS-Entwicklung wurde versucht, den Torsionsdämpferähnlich wie bei Kupplungsscheiben auszuführen. Da der ZMS-Torsions-dämpfer eine wesentlich bessere Schwingungsisolation aufweist als einTorsionsdämpfer der Kupplungsscheibe, müssen die Federn im ZMSgrößere Relativschwingwinkel ausführen.

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Der damit verbundene höhere Verschleiß an den Federführungen zwang,auf fettgeschmierte Dämpfer überzugehen.

Wegen der mit der Schmierung verbundenen Kosten für Fett, Abdichtungusw. unternimmt LuK einen erneuten Versuch, für ZMS einen trocken-laufenden Dämpfer zu entwickeln.

Noch können wir nicht mit letzter Sicherheit sagen, daß die Lebensdauererreicht wird. Aber es gibt Gründe, warum unsere Chancen heute höhereinzuschätzen sind als 1985: LuK verfügt heute über bessere theoretischeund versuchstechnische Hilfsmittel, eine nichtgeschmierte Federführung zuanalysieren und Maßnahmen gegen Verschleiß einzuführen.

Durch optimale Gestaltung der Federführung, also von Fenstern undFederendwindungen, kann zum Beispiel, wie in Bild 19 gezeigt, dieReibarbeit und damit der Verschleiß beträchtlich reduziert werden.

Mo

men

t [N

m]

Winkel [°]

Reale Feder-/Fenstergeometrie Ideale Feder-/Fenstergeometrie

40

-40

20-20

40

-40

20-20

Mo

men

t [N

m]

Winkel [°]

Bild 19: Hystereseschleifen durch Reibung der Druckfedern beimMomentenwechsel

Eine weitere Verbesserung wird erzielt, wenn die Federn auf möglichstkleinem Durchmesser angeordnet werden, um die Fliehkraft geringzu-halten. Damit wird auch unter Berücksichtigung der Erfahrungen aus derAnfangszeit der ZMS-Entwicklung eine ausreichende Lebensdauer destrockenen Torsionsdämpfers im ZMS erwartet. Der ZMS-Aufbau wird sichdurch den Wegfall der Fettschmierung deutlich vereinfachen.

Faßt man alle Einsparpotentiale zusammen, so ergibt sich ein ZMS, wie esin Bild 20 gezeigt ist. Die innenliegenden Druckfedern lassen zwar nichtmehr die gewohnt flachen Kennlinien zu, aber Überprüfungen in einigenFahrzeugen haben ergeben, daß diese ZMS-Variante für Vier- undSechszylinder-Benzinmotoren gute Schwingungsisolation zeigt.

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Für Vierzylinder-Dieselmotoren scheint die realisierbare Federrate nichtauszureichen. Für solche Motorisierungen erscheint das Trocken-ZMS indieser Form zur Zeit noch nicht möglich.

Gleitlager

nichtgeschmierter "trockener"Torsionsdämpfer

Bild 20: ZMS mit nichtgeschmiertem Torsionsdämpfer

Alternative Möglichkeiten zur Beseitigung vonTorsionsschwingungen im AntriebsstrangSelbstverständlich wird – auch bei LuK – immer wieder nach Alternativenzum ZMS gesucht.

Zum Beispiel können über eine schlupfende Kupplung die Torsions-schwingungen herausgefiltert werden. Damit wird aber, wie Bild 21 zeigt,nicht die Schwingungsisolation des ZMS erreicht. In dem Vortrag überAutomatisierung von Kupplungen wird darüber berichtet [5].

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Auf eine weitere, theoretisch sehr interessante Möglichkeit, die in letzterZeit in der populärwissenschaftlichen Presse auf große Resonanzgestoßen ist, soll noch eingegangen werden [7, 8].

1000 2000 3000

0

10000

20000

Drehzahl [U/min]

Win

kelb

esch

leun

igun

gsam

plitu

de [1

/s²]

Schlupf

ZMS

Motor

Bild 21: Vergleich der Schwingungsisolation eines Zweimassenschwung-rads mit einer schlupfgeregelten Kupplung

Es handelt sich dabei um die Möglichkeit, durch gezieltes Erzeugen vonGegenmomenten mit einer elektrischen Maschine die Momenten-schwankungen abzubauen. Dies erscheint zunächst einmal naheliegend,wenn – aus ganz anderen Gründen – ein sogenannter Kurbelwellen-startergenerator eingesetzt werden soll. Diese Kurbelwellenstarter-generatoren, die von verschiedenen Firmen entwickelt werden, vereinenStarter und Lichtmaschine in einer elektrischen Maschine, die anstelle desSchwungrads zwischen Motor und Getriebe angebracht wird (Bild 22).Solch eine elektrische Maschine könnte immer dann, wenn derVerbrennungsmotor nach der Zündung ein Überschußmoment liefert, alsLichtmaschine arbeiten und ein entsprechendes Moment von derKurbelwelle abziehen, um es dann während der Kompressionsphase alsElektromotor wieder zurückzuliefern. Theoretisch könnte eine vollkommeneGlättung des Momentenverlaufs erreicht werden.

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MotorelektrischeMaschine

Kupplung

Getriebe

Rotor + Schwungrad

Bild 22: Schematische Darstellung des Kurbelwellenstartergenerators

In Bild 23 ist für einen Vierzylinder-Dieselmotor der Momentenverlauf überdem Kurbelwellenwinkel dargestellt. Basierend auf einer Drehzahl von1.500 U/min ist ein Kurbelwellenwinkel für eine halbe Umdrehungzugrundegelegt.

Anhand der Flächen ober- und unterhalb der mittleren Momentenlinie istersichtlich, welche Energien erfaßt werden müssen.

-500

0

500

1000

1500

90° 180°

Kurbelwellenwinkel

Mo

men

t [N

m]

mittleres Moment

Bild 23: Momentenverlauf über Kurbelwellenwinkel

Die beim Überschußmoment durch die Stromerzeugung abzuführendeEnergie ist durch die rote Fläche dargestellt. Diese muß kurzzeitig, zumBeispiel in einem Kondensator, zwischengespeichert werden.

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Während der Kompressionsphase wird diese Energie über den Elektro-motor wieder zurückgeliefert (grüne Fläche).

Um abzuschätzen, welche Energiebeträge dabei im Spiel sind, wurde auchdie dem mittleren Moment entsprechende Fläche, die der Arbeit desVerbrennungsmotors entspricht, schraffiert.

Ein einfacher Größenvergleich zeigt:

Die elektrischen Leistungen, die hin- und hertransportiert werden müssen,erreichen die gleiche Größenordnung wie die mittlere Leistung desVerbrennungsmotors. Mit anderen Worten: einige 10 KW werdenpermanent in der Elektromaschine erzeugt, gleichgerichtet, in einenKondensator geladen, wieder entladen, durch einen Wechselrichtergeschickt, um dann den Elektromotor anzutreiben. Selbst wenn man fürjeden dieser einzelnen Schritte phantastisch gute Wirkungsgrade von 98 %annimmt, wäre der Gesamtwirkungsgrad nur etwa 88 %. Das heißt, 12 %der hin- und herzutransportierenden elektrischen Leistung, die ja in derGrößenordnung der Verbrennungsmotorenleistung ist, also einige KW,würden sinnlos verheizt.

Selbst wenn man annimmt, daß eine vollständige Kompensation derMomente nicht notwendig ist, weil auch das ZMS die Schwingungen nichtvollständig beseitigen kann, würde die Energiebilanz einer entsprechendenelektrischen Maschine bei einem Dieselmotor noch extrem ungünstig aus-fallen.

Benzinmotoren liegen hier zwar günstiger (Bild 24), trotzdem ändert dasnichts an der Tatsache, daß beim aktiven Dämpfen der Torsionsanregungdurch eine elektrische Maschine enorm hohe elektrische Verlusteentstehen.

Fahrzeug

Leerlauf Zug bei 1500 U/min

Vierzylinder Diesel 300 700

Sechszylinder Diesel 280 700

Vierzylinder Benziner 35 290

Sechszylinder Benziner 35 300

Amplitude der Drehmomentschwankungen (Nm)

Bild 24: Typische Momentenamplituden an der Kurbelwelle

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Dagegen erreicht das ZMS in dieser Hinsicht traumhafte Werte. Durch dieSchwingwinkel innerhalb des ZMS wird wegen der parallel geschaltetenReibung zwar auch etwas Energie vernichtet. Für den ungünstigsten Falleines Vierzylinder-Dieselmotors bei 1.500 U/min ergibt sich die Verlust-leistung aus der Hystereseschleife für den entsprechenden Schwingwinkel.Näherungsweise sind das 50 Watt, also etwa um einen Faktor 100geringere Verluste als mit der oben beschriebenen aktiven Dämpfung.

LuK geht deshalb davon aus, daß bei Kurbelwellenstartergeneratoren einmechanisches Dämpfungssystem ähnlich dem ZMS zum Einsatz kommt.

ZusammenfassungDas ZMS hat sich in Europa in der PKW-Oberklasse weitgehend durch-gesetzt und ist gerade dabei, die mittlere Klasse zu durchdringen.Entwicklungen bei kleineren Motoren unter 1,6 Liter Hubraum lassenerwarten, daß in einigen Jahren auch hierfür viele ZMS zum Einsatzkommen.

Das ZMS liefert die beste Schwingungsisolation, wie sie heute von keinemanderen System geboten werden kann. Neben den bekannten Vorteilenwie Beseitigung von Getriebegeräuschen und Brummen sind auch weitereVorteile vorhanden, die teilweise in der Vergangenheit weniger beachtetwurden.

Das Herausfiltern der wechselnden Drehmomentanteile läßt insbesonderebei Dieselmotoren eine geringere Getriebebelastung erwarten. Kurbel-wellenschwingungen (Torsion und Biegung) werden verringert. Diesermöglicht eine neue Auslegung der Kurbelwelle. Allerdings muß daraufhingewiesen werden, daß die Ungleichförmigkeit des Motors wegen dergeringen Schwungmasse des ZMS eher zunimmt.

Die Beseitigung des Getrieberasselns verhindert viele Reklamationen vonKunden, die sonst befürchten, ihr Getriebe könnte beschädigt sein, unddeshalb während der Garantiezeit einen teuren Umbau fordern.

Kraftstoffverbrauch und Emissionen werden durch Fahren im niedrigerenDrehzahlbereich reduziert.

Die Systemkosten eines optimierten ZMS liegen heute noch höher als beieiner konventionellen Lösung. Mit den Sekundärvorteilen sind heute schonviele ZMS kostenneutral.

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Trotzdem unternimmt LuK große Anstrengungen, um das ZMS weiter zuverbilligen. Dadurch sollen neue Anwendungsfelder erschlossen werden.Neben den üblichen Rationalisierungsmaßnahmen und Entfeinerungenwird in den nächsten Jahren ein Übergang vom Wälzlager auf ein Gleit-lager erwartet. Außerdem wird an trockenen ZMS-Dämpfern gearbeitet, diezwar nicht für kritische Motorisierungen gedacht sind, für einen Großteil derFahrzeuge aber noch ein kostengünstiges ZMS-Konzept erwarten lassen.

Literatur

[1] Reik, W.; Albers A.; Schnurr M. u.a.:Torsionsschwingungen im Antriebsstrang, LuK-Kolloquium 1990

[2] Albers, A.:Das Zweimassenschwungrad der dritten Generation – Optimierung derKomforteigenschaften von PKW-Antriebssträngen, Antriebstechnisches Kolloquium1991, Verlag TÜV-Rheinland, 1991

[3] Reik, W.:Schwingungsverhalten eines PKW-Antriebsstrangs mit Zweimassenschwungrad, VDI-Bericht 697, S. 173 – 194

[4] Albers, A.:Fortschritte beim ZMS – Geräuschkomfort für moderne Fahrzeuge, LuK-Kolloquium1994

[5] Albers, A.:Selbsteinstellende Kupplung und Zweimassenschwungrad zur Verbesserung desAntriebsstrangkomforts, VDI-Bericht 1175 von 1995, Seite 153

[6] Fischer, R.:Automatisierung von Schaltgetrieben, LuK-Kolloquium 1998

[7] Bartsch, C.:Von separaten Aggregaten zum Schwungradgenerator, Antriebstechnik 37 (1998)Nr. 1, Seite 48

[8] Kuhn, L.:Auf der Überholspur, Wirtschaftswoche Nr. 4, 15.01.1998

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Automatisierung von Schaltgetrieben

Dr. techn. Robert Fischer

Dr.-Ing. Reinhard Berger

EinleitungDie steigende Verkehrsdichte, eine wachsende Zahl von Vorschriften sowiedie höheren Treibstoffpreise werden von vielen Bürgern beklagt. All diesdeutet darauf hin, daß die Automatisierung des Antriebsstrangeszunehmen wird. Die sich durchsetzenden Automatisierungslösungenwerden davon abhängen, wie preisgünstig und komfortabel die ent-wickelten Systeme sind. Die Automatisierung des Handschaltgetriebesverspricht, eine kostengünstige, verbrauchsgünstige und komfortableLösung zu sein.

In welchen Marktsegmenten wird sich die Automatisierung des Hand-schaltgetriebes unserer Ansicht nach durchsetzen?

Beim Elektronischen Kupplungsmanagement (EKM) gibt der Fahrer selbstden Schaltzeitpunkt und Ablauf des Gangwechsels vor. Insofern ist dasVerhalten dem eines konventionellen Handschaltgetriebes sehr ähnlich.Die Kupplungsstrategien werden von LuK für alle Fahrzeug- undMomentenklassen beherrscht. So könnte das EKM für Fahrer, die gerneselbst schalten, in jeder Drehmomentklasse angeboten werden.

Beim Automatisierten Schaltgetriebe (ASG) erfolgt der Gangwechselautomatisch und im Gegensatz zum Stufenautomaten prinzipbedingt mitZugkraftunterbrechung. Diese ist um so deutlicher spürbar, je höher dieZugkraft, die unterbrochen wird, ist. Wir vermuten deshalb, daß sich dasASG vor allem bei Kleinfahrzeugen durchsetzen wird. Der zunehmendeEinsatz von E-Gas erleichtert außerdem die Einführung des ASG.

Dieser Bericht gliedert sich in drei wesentliche Blöcke. Zunächst wird deraktuelle Serienstand des Elektronischen Kupplungsmanagements vor-gestellt. Der zweite Abschnitt behandelt die Weiterentwicklungen diesesSystems. Im dritten Teil wird über das Automatisierte Schaltgetriebeberichtet.

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Elektronisches Kupplungsmanagement:Serienstand

Prinzipaufbau

Bild 1 zeigt den Prinzipaufbau des elektromotorischen EKM. Dieses Bildwurde bereits auf dem letzten Kolloquium [1] präsentiert und zeigte damalsdie Entwicklungsrichtung auf. Basis des EKM’s ist hier die selbst-nachstellende, kraftreduzierte Kupplung (SAC) [2], die in Kombination mitder Momentennachführung (siehe Kapitel 2.3) einen kleinen Elektromotorals Stellantrieb ermöglicht. Dieser kleine Elektromotor hat eine geringeWärmeentwicklung, so daß Stellantrieb und Steuergerät zu einem„intelligenten Aktor“ integriert werden können. Dieser ersetzt dasKupplungspedal und liefert höchsten Kupplungskomfort. Änderungen amAusrücksystem und am Getriebe sind nicht notwendig. Als Zusatzaufwandsind nur Sensoren zur Detektion der Schaltabsicht bzw. zurGangerkennung erforderlich. Alle anderen Signale sind im Fahrzeugbereits vorhanden.

Selbsteinstellende Kupplung (SAC)

Gangerkennung

"intelligenter Aktor"

vorhandeneSensoren

Drehzahl-sensor(vorhanden)

Bild 1: Systemübersicht: elektromotorisches EKM

Bei der EKM-Entwicklung ist LuK eine Kooperation mit BOSCH ein-gegangen, wobei LuK die Gesamtsystem-Verantwortung hat.

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Aufwandsminimierung

Ein sehr wichtiges Ziel bei der Entwicklung des EKM’s war dieAufwandsminimierung. Das System sollte ein reines Add-On-System sein,d. h., Änderungen an Getriebe, Schaltung und Ausrücksystem solltenvermieden werden. Hinzu kommt die Beschränkung auf eine möglichstkleine Anzahl von Sensoren und die Reduzierung desVerkabelungsaufwands, siehe Bild 2. So wurde festgelegt, daß auf denKupplungswegsensor verzichtet wird, ebenso entfällt der Getriebe-eingangsdrehzahlsensor. Bei der Schaltabsicht wurde als Ziel gesetzt,ohne Änderung am Schaltgefühl durch eine aufgeklipste Wegmessung dieSchaltabsicht des Fahrers zu detektieren und keine Modifikation amSchalthebel zu benötigen. All dies konnte durch intelligenteSoftwarestrategien realisiert werden [3].

KupplungswegSensor

Verkabelung

Verkabelung

Getriebedrehzahl-sensor

Getriebe-modifikation

Kraftsensor

Schalthebel-modifikation

Wegmessung

Ausrücksystem-modifikation

Bild 2: Add-On EKM: Aufwandsminimierung

Ein weiterer Punkt ist die bereits erwähnte Integration von Stellantrieb undSteuergerät.

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Momentennachführung

Wichtige Basis für schnelle Kuppelzeiten trotz kleinem Elektromotor und fürguten Lastwechselkomfort ist die Momentennachführung, deren Funk-tionsweise anhand von Bild 3 erläutert wird.

Mo

me

nt

Zeit

max. mögliches Kupplungsmoment

momentanes Kupplungsmoment

momentanes Motormoment

max. mögliches Motormoment

Bild 3: Zeitverlauf Momentennachführung

Eine Kupplung muß das Motormoment auch im ungünstigsten Fall sicherübertragen können und deshalb eine ausreichende Zusatzreserve bieten.In der Praxis kann eine völlig geschlossene Kupplung das 1,2- bis2,5-fache des maximal möglichen Motormoments übertragen. DieMomentennachführung basiert auf der Grundidee, das Kupplungsmomentdem momentanen Motormoment anzupassen und nur eine kleineSicherheit zu lassen.

Den Vorteil bei einem Schaltvorgang zeigt Bild 4. Bei einemkonventionellen System ohne Momentennachführung liegt das Kupp-lungsmoment weit über dem Motormoment. Will der Fahrer schalten undgeht vom Gas, fällt das Motormoment. Bei Betätigung des Schalthebelswird die Schaltabsicht ausgelöst und die Kupplung muß nun von “ganzgeschlossen” bis “ganz geöffnet” verfahren werden. Das definiert dieAuskuppelzeit. Diese darf nicht zu lang sein, sonst überträgt die Kupplungwährend der Synchronisierung des nächsten Ganges noch Moment, waszu Getrieberatschen oder Getriebeschäden führen kann.

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Bild 4b zeigt den gleichen Vorgang mit Momentennachführung. DasKupplungsmoment liegt nur knapp über dem Motormoment. Dadurch istschon der Weg bis “ganz geöffnet” deutlich geringer als beimkonventionellen Ablauf. Geht nun der Fahrer vom Gas, weil er schaltenmöchte, sinkt das Motormoment und damit sofort auch das Kupp-lungsmoment. Bei Auslösung der Schaltabsicht ist die Kupplung somitschon fast geöffnet und das restliche Auskuppeln erfolgt sehr schnell. Auchgerissene Schaltungen sind damit ohne Getriebegeräusch oderGetriebebeschädigungen möglich.

Kupplung

Signal Schaltwunsch

Drossel-klappe

Signal Schaltwunsch

Mo

men

t in

Nm

Zeit in s

Zeit in s

Zeit in s

Zeit in s

9 10 11

9 10 11 9 10 11

9 10 11

100

50

0

100

50

0

500

0

-500

500

0

-500

% Drossel-klappe

∆t Auskuppelzeit∆t Auskuppelzeit

Schaltweg Schaltweg

Kupplung

MotorMotor Mo

men

t in

Nm

%

a) b)

Bild 4: Schaltvorgang a) ohne Momentennachführung undb) mit Momentennachführung

Die Alternative zum elektromotorischen EKM ist das hydraulische. Einsolches System wurde von LuK bereits in Serie gebaut. Es ist wesentlichaufwendiger als das elektromotorische, theoretisch dafür schneller. Durchdie Momentennachführung sind jedoch auch elektromotorisch extrem kurzeKuppelzeiten möglich, die der hydraulischen Lösung nicht nachstehen.

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Ein weiterer Vorteil der Momentennachführung ergibt sich bei Last-wechseln. Ein schneller Gasstoß erzeugt Momentenspitzen und damitRuckelschwingungen, welche je nach Fahrzeug unterschiedlich starkausfallen (Bild 5a). Diese werden bei der Momentennachführung durcheine sehr kurze Schlupfphase, die für Verbrauch und Verschleiß nichtrelevant ist, verhindert.

-1000

100200300

0 2 4

Mo

men

t [N

m]

-0,20

0,20,40,6

0 2 4

MotorGetriebe

Motor

Kupplung Kupplung

a) b)

Motor

01000200030004000

0 2 4

Dre

hza

hl

[U/m

in]

-1000

100200300

0 2 4

Zeit [s]

4000

2000

00 2 4

0 2 4

Zeit [s]

0 2 4

Zeit [s]

-1000

100

300

-1000

100

300

0 2 4Zeit [s]

-0,20

0,2

0,6

-0,20

0,20,40,6

0 2 4

Bes

chle

un

.[m

/s²]

0 2 4Zeit [s]

-0,20

0,2

0,6

MotorGetriebe

01000200030004000

0 2 4

4000

2000

00 2 4

Zeit [s]

Bild 5: Lastwechsel a) ohne Momentennachführung und b) mitMomentennachführung

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Auch die Beanspruchung des Triebstranges wird durch EKM mitMomentennachführung begrenzt:

• Bei Knallstart gibt es keine Stöße durch plötzliches Zuschnappen derKupplung (gilt für jedes EKM).

• Die maximale Momentenübertragungsreserve der Kupplung wird ge-wöhnlich nicht genutzt, die Kupplung wirkt als eine Dreh-momentenbegrenzung.

• Deshalb wird auch bei abtriebsseitigen Stößen die Momenten-überhöhung reduziert.

• Der Kupplungsverschleiß ist tendenziell geringer als bei Pedal-betätigung, da die Elektronik im Gegensatz zum Fahrer in jederSituation optimal agiert (gilt für jedes EKM).

Der Triebstrang könnte bei 100 % EKM-Einsatz demnach schwächerdimensioniert werden.

Aufgrund der Momentennachführung steht das Ausrücksystem mit seinenDichtungen, Leitungen und dem Ausrücklager ständig unter Last. Es hatsich in den mehr als 4 Mio. Erprobungskilometern gezeigt, daß dies ausfolgenden Gründen nicht kritisch ist:

• Die geringe Ausrückkraft der SAC führt zu einer vergleichsweisenniedrigen Maximallast.

• Durch die verkürzten Betätigungswege beim Öffnen der Kupplungwerden die Zusatzwege bei Modulation des Kupplungsmomentskompensiert, so daß die Summe der Betätigungswege nicht größer alsbeim konventionellen System ist.

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Serienausführung

Bild 6 zeigt die heutigen Serienkomponenten, den intelligenten Kupp-lungsaktor, der das Kupplungspedal ersetzt, die ausrückkraftreduzierteselbstnachstellende Kupplung (SAC) und die als Add-On angebrachtenSensoren für Schaltabsicht und Gangerkennung.

" i n t e l l i g e n t e r " K u p p l u n g s a k t o r

S e n s o rS c h a l t a b s i c h t

S e n s o r e nG a n g e r k e n n u n g

S e l b s t n a c h s t e l l e n d eK u p p l u n g ( S A C )

Bild 6: Add-On EKM: Komponenten

Der Kupplungsaktor beinhaltet den sonst im Pedalbock integriertenGeberzylinder. Er könnte statt dem hydraulischen Ausrücksystem mitZentralausrücker auch ein semihydraulisches bedienen. Mit geringfügigenModifikationen ließe er sich auch an eine rein mechanische Kupp-lungsbetätigung anpassen.

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Die Einfachheit der gezeigten Komponenten läßt hohe Funktionssicherheiterwarten. Die Komponenten sind auch deshalb so einfach, weil durchgroßen Software-Entwicklungsaufwand auf zusätzliche Sensoren, wie zumBeispiel Getriebeeingangs-Drehzahlsensor und Kupplungswegsensorverzichtet werden konnte. Daß dies nicht zu Lasten des Komforts ging,zeigen folgende Pressestimmen.

...Ausgerüstet war er bei den Testfahrten

mit einer Halbautomatik (nur schalten, nicht

kuppeln) die hervorragend

mit dem Konzept harmoniert...

Autoflotte 7/1997

...oder Halbautomatik mit Hand-

schaltung, ohne zu kuppeln (diese

Version würd e David Coul thard

kaufen)... Die Welt 28.06.97

...die neuentwickelte auto-matische Kupplung...Das Schalten wird dadurch zumreinen Vergnügen und dürfteselbst Schaltmuffel dazu ver-leiten, den jeweils für Komfort und Verbrauch günstigsten Gangzu nutzen... Handelsblatt 26.06.97

...Ein weiterer Fortschritt in Sachen Komfort ist die vom Spezialisten LuK entwickelte automatische Kupplung... mot 17/1997

...Schalten macht Freude - erst recht,wenn man ... die automatischeKupplung geordert hat.Sie funktioniertso perfekt,daß wir für sie alle Tip- undSteptronics dieser Welt stehen lassenwürden... FAZ 10/1997

Bild 7: Pressestimmen zum LuK-EKM

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Elektronisches Kupplungsmanagement:Weiterentwicklung

Ziele

Mit dem jetzigen Serienstand wurde schon eine recht preisgünstige undleistungsfähige Lösung erreicht. Die Marktdurchdringung wird um so höhersein, je günstiger und kompakter dieses System ist und je mehr Zusatz-funktionen realisiert werden. LuK hat sich folgende Ziele gesetzt:

• Minimierung von Bauraum und Gewicht

• Verbesserte Applizierbarkeit

• Bedienung höherer Drehmomente

• Funktionserweiterung

• Kostensenkung

Kupplungsaktor

Der jetzige Serienstand beinhaltet Bauteile, die sich in anderen KFZ-Anwendungen bewährt haben und gerade deshalb eingesetzt wurden. Diessind unter anderem das Schneckengetriebe und der Kurbeltrieb. EinSpindeltrieb bietet eine größere Flexibilität und die Möglichkeit des Aus-gleiches von Toleranzen ohne Ersteinstellung.

Zusätzlich schrumpfte infolge von Weiterentwicklung die Steuer- undLeistungselektronik. Insgesamt könnten also Bauraum und Gewicht re-duziert und eine höhere Leistungsfähigkeit erzielt werden.

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S e r i e n s t a n d

N e u e n t w i c k l u n g

⇑B a u r a u m / G e w i c h t - 3 0 %A p p l i z i e r b a r k e i tL e i s t u n g + 5 0 %K o s t e n - 1 0 %

Bild 8: Neuentwicklung Kupplungsaktor

Durch Verfolgen eines modularen Konzepts wird außerdem die Appli-zierbarkeit des Kupplungsaktors verbessert, insbesondere bei Direktanbauam Getriebe.

Kupplung

Die beim EKM eingesetzte SAC reduziert im Vergleich zum kon-ventionellen System bereits die notwendige Kraft und damit auch die vomAktor zu leistende Arbeit. Weiterentwicklungsziel ist eine noch bessereAbstimmung des Gesamtsystems „Kupplung, Aktor, Software“, um ein-fachere und kostengünstigere Komponenten zu erhalten. Ein Lösungs-ansatz ist eine durch eine äußere Kraft zugedrückte Kupplung, LuK nenntsie „Active Clutch“ (AC), vgl. Bild 9.

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In der hier präsentierten Form wird die AC einfacher als die SAC oder einekonventionelle Kupplung. Zum Zudrücken wird lediglich ein Hebelverwendet. Dadurch ergibt sich eine direkte Zuordnung zwischenBetätigungsweg, Betätigungskraft und Kupplungsmoment, was dieRegelbarkeit und die Modulierbarkeit verbessert.

Hebel(keine vorgespannte Tellerfeder!)

mechanisches Ausrücksystem

E - Motor

Kompensationsfeder

selbsthemmendes Getriebe

Bauraum/GewichtApplizierbarkeitKosten (Kupplung) -20%

Bild 9: Active Clutch (AC): Prinzipbild

Warum kann die Kupplung derart vereinfacht werden ?

Aufgrund der Momentennachführung ergibt sich eine charakteristischeHäufigkeitsverteilung der Kupplungsmomente und damit auch desBetätigungsweges. Bekanntermaßen sind nicht nur in gesetzlichenFahrzyklen, sondern auch im praxisnahen Fahrbetrieb die Stillstands- undNiederlastanteile relativ hoch. Dementsprechend findet sich in derHäufigkeitsverteilung ein Maximum bei einem relativ geringenKupplungsmoment (Teillast- und Schubbetrieb), vgl. Bild 10a.

Betrachtet man nun die Betätigungskraft der SAC, so sieht man, daßbesonders im Häufigkeitsmaximum die größte Kraft auftritt (Bild 10b). DieIdee war nun, bei einer Neukonstruktion der Kupplung die Betätigungskraftim Häufigkeitsmaximum auf ″Null″ zu legen, die AC erfüllt dieseBedingung, vgl. Bild 10c.

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Betätigungsweg

Kra

ft

Betätigungsweg

Kra

ft

Betätigungsweg

Häu

figke

it

max.Motor-moment

Greifpunkt- adaption

Kompensation

SAC

KompensationAC

Teillast - undSchubbetrieb

a)

b)

c)

Bild 10: Active Clutch (AC), Lastkollektiv bei Momentennachführung

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Im Vergleich ist die maximale Betätigungskraft bei der AC größer als beider SAC (Bild 11a), die durchschnittliche Ausrücklagerbelastung hingegengeringer (Bild 11b). Die die Leistungsfähigkeit des Kupplungsaktorsbegrenzende energetische Gesamtbelastung (Aktorarbeit) ist bei AC undSAC gleich, aber deutlich günstiger als mit konventioneller Kupplung. Dieszeigt Bild 11b.

Durch einen geeigneten Verschleißausgleich läßt sich bei der AC nochmalseine deutliche Absenkung der benötigten Kraft und damit der Aktorarbeiterreichen (Schraffur in Bild 11b), wodurch entweder höhere Drehmomenteoder eine Verkleinerung des E-Motors möglich werden.

Betätigungsweg

Bet

ätig

ungs

kraf

t

a)

b)

Lage rkraft Aktorkraft Aktorarbe it

ko n ve n tio n e ll S AC A C

Bild 11: Active Clutch (AC) – Systemvergleich

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Gang- und Schaltabsichtserkennung

Heute werden ein Sensor für die Schaltabsicht und zwei Sensoren für dieGangerkennung verwendet.

1 3 5

R42

S e n s o r 2

S e n s o r 1

ϕ2

ϕ1

ϕ3

S e n s o r 3

Bild 12: Gang- und Schaltabsichtserkennung mit drei Sensoren

Der Sensor 3 für die Gangerkennung in Schaltrichtung und der Schalt-absichtssensor (1) erfassen eigentlich die gleiche Bewegungsrichtung. Obhier überhaupt zwei Sensoren notwendig sind, hängt sehr stark von deräußeren Schaltung ab. Weil dort Spiele und Elastizitäten anzutreffen sind,ist die Zuordnung zwischen Schaltabsichtserkennung und Gangsensorikunscharf.

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Um auch für äußere Schaltungen mit Spiel und Elastizität mit nur zweiSensoren auszukommen, wird der Wählsensor schräg angeordnet. Damitdeckt er sowohl die Wähl- wie auch die Schaltrichtung ab. Das auf dasGetriebe bezogene, weniger scharfe Signal des Schaltabssichtsensorsreicht in dieser Kombination aus, um eindeutig die Gangposition zuidentifizieren.

ϕ2

ϕ1

ϕ3

1 3 5

R42

S e n s o r 2 ( s c h r ä g ) S e n s o r 1

⇑B a u r a u m / G e w i c h tA p p l i z i e r b a r k e i tK o s t e n - 3 0 %

Bild 13: Gang- und Schaltabsichtserkennung mit nur zwei Sensoren

Im günstigen Fall werden in Zukunft also zwei Sensoren für die FunktionenGang- und Schaltabsichtserkennung ausreichen.

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Schlupf

Früher wurden EKM-Entwicklungen hauptsächlich mit dem Ziel derSchwingungsdämpfung durch Schlupf betrieben [4]. Dieses Ziel wurdeverlassen, weil der Gesamtverschleiß bei dauernd schlupfenden Systemensehr hoch war. Dies folgte nicht allein aus der höheren Verlustleistung,sondern auch der spezifische Verschleiß bei Dauerschlupf erwies sichdeutlich höher als beim Anfahren und Schalten.

Die SAC hat eine erhöhte Verschleißreserve und bietet daher einegünstige Perspektive. Trotzdem wird man bemüht sein, den beiSchlupfregelung immer auftretenden Verschleiß deutlich zu minimieren.

Ein weiterer Problempunkt bei Dauerschlupfsystemen ist der erhöhteVerbrauch. Tatsache ist aber auch, daß bei ruhigerem Triebstrang, dieFahrer in höheren Gängen und damit verbrauchsgünstiger fahren, wie sichauch beim ZMS bestätigt hat.

LuK hat daher eine Gesamtsystemoptimierung vorgenommen.

In Bild 14 sind die Zusammenhänge zunächst einmal ohne Schlupfdargestellt. Danach ist es mit konventionell optimierten Torsionsdämpfern(14/2) möglich, im Fahrbetrieb die Schwingbreite am Getriebeeingangunter der Motoranregung (14/1) zu halten. Setzt man nun Schlupf ein, gehtman zunächst davon aus, daß man den Torsionsdämpfer entfallen lassenkann. Die Schwingbreite unter Verwendung einer starren Kupp-lungsscheibe (14/3) ist aber sehr viel höher als mit einem optimiertenTorsionsdämpfer. So ist in diesem Beispiel die Schwingbreite mit starrerKupplungsscheibe bei 1600 1/min ungefähr um ein Vierfaches höher alsmit dem normalen Torsionsdämpfer.

Um mit Schlupf eine Verbesserung zu erreichen, kann man als grobenAnhaltswert nehmen, daß Schlupf in Größe der sonst vorhandenenSchwingbreite erzeugt werden muß. Man würde also mit einer starrenKupplungsscheibe einen sehr hohen Schlupf in allen Fahrbereichenbenötigen.

Beim optimalen System mit schlupfender Kupplung wird ein vereinfachterTorsionsdämpfer ohne Reibeinrichtung mit relativ weicher Federrate ein-gesetzt. Man erkennt im Bild, daß nichtschlupfend (14/4) die Abkoppelungschon ab einer Drehzahl von 1.300 1/min besser als mit dem optimiertenTorsionsdämpfer ist.

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0

50

100

150

200

500 1000 1500 2000 2500 3000

Drehzahl [1/min]

Sch

wan

kun

g G

etri

ebee

ing

. [1/

min

]

2: optimaler Torsionsdämpfer

4: vereinfachter Torsionsdämpfer, weiche Federn, geringe Reibung

3: starre Kupplungsscheibe

1: Motoranregung

Bild 14: Triebstrangschwingungen bei nichtschlupfenden Systemen

Wie kommt es nun zur Optimierung? Setzt man bei vereinfachtemTorsionsdämpfer Schlupf ein, so kann man die Resonanz im unterenDrehzahlbereich eliminieren. Interessanterweise ergibt sich eine neueResonanzspitze (in Bild 15 dünn gestrichelt dargestellt), die höher liegt alsdie Resonanz ohne Schlupf. Das läßt sich mit der geändertenDrehmassenverteilung erklären: beim Schwingungssystem ohne Schlupfist der Triebstrang zwischen der schweren Motordrehmasse und derFahrzeugmasse eingespannt, beim schlupfenden System wird dieMotordrehmasse durch die wesentlich kleinere Drehmasse der Kupp-lungsscheibe ersetzt. Es wäre beim gezeigten Beispiel also nicht sinnvoll,im Bereich von ca. 1.600 1/min zu schlupfen, wo die Schwingbreite ohneSchlupf deutlich geringer ist (siehe Bild 15). Zu erwähnen bleibt, warumdiese Resonanz beim schlupfenden System überhaupt angeregt wird.Hintergrund hierfür ist, daß ein schlupfendes System niemals vollständigabkoppeln kann. Durch den Reibwertverlauf, durch schwankendeSchlupfdrehzahl, aber auch durch Planschlagabweichungen und ähnlicheskommen Anregungen über die schlupfende Kupplung in den Triebstrang.

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0

50

100

150

200

500 1000 1500 2000 2500 3000

Dr e h z ah l [1/m in ]

Sch

wan

kun

g G

etri

ebee

ing

. [1/

min

]

13% der Fahrzeit

4: konventioneller Torsionsdämpfer

5: Motoranregung

2: vereinfachter Torsionsdämpfer mit Schlupf

3: vereinfachter Torsionsdämpfer ohne Schlupf

1: ZMS

Bild 15: Gesamtsystemoptimierung durch schlupfende Kupplung

Bild 15 zeigt, daß sich mit dem optimierten schlupfenden System undvereinfachtem, weichem Torsionsdämpfer (15/2 und 15/3) eine deutlichbessere Schwingungsabkoppelung als nur mit einem konventionellenTorsionsdämpfer (15/4) erreichen läßt. Bei vertretbaren Schlupfwertenbleibt allerdings die Abkoppelungsqualität des ZMS (15/1) unerreicht.

Ein Fahrzeug mit einem derartig schlupfenden System wurde in dieKundenerprobung geschickt. Dabei kam man zu folgenden interessantenErgebnissen: Insgesamt wurden nur 13 % der Fahrzeit mit Schlupf ge-fahren, was den Verschleiß um 13 % und den Verbrauch um nur 0,4 %erhöhte. Diese Verschleißerhöhung fängt die SAC leicht ab.

Ein Wermutstropfen bleibt jedoch. Dieses Beispiel gilt für ein heckgetrie-benes Fahrzeug, bei dem die Resonanzdrehzahlen üblicherweise vonvornherein schon relativ tief sind. Bei frontgetriebenen Fahrzeugen liegt dieResonanz zumeist deutlich höher und läßt sich mit einem sehr weichenTorsionsdämpfer auch nicht aus dem Hauptfahrbereich schieben. Hierkann man mit diesem gesamtoptimierten Konzept zwar Verbesserungen zuden konventionellen Ansätzen erreichen, Verschleiß und Verbrauchnehmen aber zu. Untersuchungen an einem Fahrzeug der Kompaktklasseergaben 40 % mehr Verschleiß und einen Mehrverbrauch von 0,8 %.

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Automatisiertes Schaltgetriebe (ASG)

Aufbau

Die automatisierte Kupplung des EKM-Systems und die damit gewonnenenSerienerfahrungen werden vorteilhaft in die komplette Automatisierung desSchaltgetriebes übernommen.

EKM

GangerkennungSchaltabsichts-

erkennung

Kupplungsaktor mit integr. EKM - Steuergerät

Getriebeaktor

ASG

Kupplungsaktor mit integr. ASG - Steuergerät

Bild 16: Prinzipdarstellungen von Add-On EKM und ASG

Dann entfällt die beim EKM noch notwendige Außenschaltung inklusiveSchaltabsichtserkennung und Gangerkennung. Sie wird durch einenelektromotorischen Getriebeaktor ersetzt (Bild 16).

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Auch bei dieser Entwicklung wird versucht, Änderungen am Getriebe zuvermeiden, d. h., das System als Add-On-System auszulegen. Dieserfordert eine hohe Flexibilität. Um dennoch möglichst viele Standard-komponenten verwenden zu können, ist das ASG als modularer Baukastenaufgebaut. Die Adaption des Getriebeaktors ans Getriebe erfolgt über einZwischengetriebe. Elektromotoren und Steuergerät sind alsStandardkomponenten für alle Anwender konzipiert, um hohe Stückzahlenzu realisieren. Auch beim ASG bewährt sich die Zusammenarbeit mitBOSCH, von wo diese Standardkomponenten bezogen werden.

Bild 17: Modularer Aufbau ASG

Wie in einem vorangegangen Kapitel erwähnt, ist die Steuerelektronikinzwischen wesentlich kleiner geworden. Deshalb werden Steuerung undEndstufen für die ASG-Motoren ebenfalls in den Kupplungsaktor integriert.

Auch bei der Software-Entwicklung gibt es eine Aufgabenteilung mitBOSCH. Steuergeräte-Betriebssystem, die elektromotorspezifische Grund-ansteuerung und die Schaltzeitpunktberechnung inkl. Fahrermodellkommen von diesem bewährten Partner. Das Ansteuern der Kupplung, derGetriebemotoren, die Sollvorgabe für den Verbrennungsmotor und dieGesamtkoordination des Schaltablaufes werden von LuK erstellt.

Jeder Kunde hat selbstverständlich eine spezifische Philosophie, wann undwie seine Getriebe schalten sollen. Hier gibt es im LuK-Konzeptumfangreiche Applikationsmöglichkeiten, mit denen Schaltzeitpunkt undSchaltverlauf beeinflußt werden können.

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Grundlagen des Schaltablaufes

Das Grundproblem beim ASG ist die Zugkraftunterbrechung. Das ist in Bild18 die Talsenke zwischen den beiden geschalteten Gängen. Dazu mußzunächst das Moment abgebaut werden, sowohl am Motor als auch an derKupplung. Dann wird der Gang herausgenommen, es wird synchronisiert,der neue Gang eingelegt und anschließend das Moment wieder aufgebaut.

Schaltvorgang

Zugkraft-unterbrechung

Bes

chle

un

igu

ng

Momenten-abbau

Momenten-aufbau

Gang herausnehmenund Wählen

Synchronisierung

Gang durchschaltenZeit

Gangalt

Gangneu

Bild 18: ASG Schaltablauf: Phasen

Diese Phasen des Schaltablaufes kann man im Hinblick auf dieAnforderungen an die Aktoren in zwei Blöcke unterteilen (siehe Bild 19):

• Vorgänge, die sich auf die Fahrzeugbeschleunigung auswirken

• Vorgänge, die reine Totzeiten darstellen

Bei den Vorgängen, die sich auf die Fahrzeugbeschleunigung auswirken,zeigt sich, daß das Aktorelement “Elektromotor” gedrosselt werden muß,da zu schnelle Änderungen der Fahrzeugbeschleunigung als unangenehmempfunden werden. Nur eine Optimierung führt zur gut abgestimmtenInteraktion von Motor-, Kupplungs- und Getriebeeingriff. Bei derSynchronisierung kann die Belastung z. B. durch Zwischengas verringertwerden.

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In den Totzeiten jedoch ist die maximale Geschwindigkeit der Aktorengefordert. Dabei muß darauf geachtet werden, daß beim Herausnehmendes Ganges und der folgenden schnellen Phase nicht zu hart auf dieSynchronisierung aufgeschlagen wird.

Bes

chle

un

igu

ng

Zeit

Beeinflussung der Fahrzeugbeschleunigung

⇒ Drosselung der Aktoren

Totzeiten⇒ max. Aktorgeschwindigkeit

Bild 19: Optimierung Zugkraftunterbrechung

Zur Lösung dieser Widersprüche hat LuK eine integrierte Schaltelastizitätentwickelt, die bei Überschreiten einer Schaltkraftschwelle anspricht unddann zunächst nur einen geringen Kraftanstieg aufweist (siehe Bild 20).

Diese integrierte Schaltelastizität bietet folgende Vorteile:

• Die Freiflugphasen, die reine Totzeiten sind, werden verkürzt, wennvorher die integrierte Schaltelastizität vorgespannt wurde (beimHerausnehmen des alten Ganges bzw. an der Sperrstellung derSynchronisierung) .

• Die definierte Schaltkraft sichert konstant guten Schaltkomfort.

• Getriebe und Aktorik werden durch die elastisch Kraftbegrenzung ge-schützt.

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Last

Weg

Bild 20: Schaltelastizität für Getriebeschaltung

Messung

Die Auswirkungen verschiedener Auslegungen des Schaltablaufs werdenanhand von Messungen gezeigt. In Bild 21a ist zunächst der Verlauf derFahrzeugbeschleunigung bei einer Schnellschaltung mit nicht gedrosseltenAktoren zu sehen. Der abrupte Momentenabbau führt zu einemAuskuppelschlag, dessen abklingende Schwingungen werden vomSynchronisierruck überlagert. Durch das sehr schnelle Einkuppeln kommtes zu einer Beschleunigungsspitze und einer anschließendenSchlupfphase mit maximalem Kupplungsmoment respektive hoherFahrzeugbeschleunigung. Nach Schlupfabbau in der Kupplung sindRuckelschwingungen zu sehen. Im Vergleich dazu wird in Bild 21b derBeschleunigungsverlauf während einer komfortablen Schaltung gezeigt.Momentenabbau und -aufbau sowie die Synchronisierphase dauern längerals bei der Messung in Bild 21a, während die Totzeitphasen auch hier sokurz wie möglich sind.

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a) Unkomfortable Schaltung

b) Komfortable Schaltung

Auskuppelschlag

Synchronisierruck

Ruckeln nachWiedereinkuppeln

Zeit

Bes

chle

un

igu

ng

Einkuppelschlag

Zeit

Bes

chle

un

igu

ng

Bild 21: Messung Schaltablauf

Die in den Bildern 18 und 19 definierten Phasen des Schaltablaufs sindauch in Bild 21 farbig markiert .

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Ausblick

LuK entwickelt das Add-On-ASG auf elektromotorischer Basis im Rahmenmehrerer Kundenprojekte. Ziel ist die Markteinführung um dieJahrtausendwende. Bisher wurden mehrere Dutzend Fahrzeuge aus-gerüstet, die gegenwärtig in der Kundenerprobung sind.

Daneben wird bereits an einer neuen Generation des ASG gearbeitet.Dabei handelt es sich um Kozepte, die sich deutlich vom Hand-schaltgetriebe unterscheiden. Die Gebrauchseigenschaften des Add-On-ASG finden sich bei stark reduzierten Stückkosten in diesen neuenGetrieben wieder.

ZusammenfassungDas vor vier Jahren vorgestellte Elektronische Kupplungsmanagement(EKM) wird nunmehr in Serie gebaut. Damit wird den Kunden einepreisgünstige, leistungsfähige und funktionssichere Lösung geboten.

Raum- und Gewichtsreduzierung, die Bedienung stärkerer Motoren,Funktionserweiterung sowie Kostensenkung stehen als wesentliche Zielebei der Weiterentwicklung des EKM-Systems im Vordergrund. AlsLösungsansätze werden ein neuer kompakterer Kupplungsaktor, einevereinfachte Kupplung (Active Clutch), der Wegfall eines Sensors zurGangerkennung sowie der Betrieb mit Dauerschlupf im unterenDrehzahlbereich vorgestellt.

Das Automatisierte Schaltgetriebe (ASG) baut vorteilhaft auf derautomatisierten Kupplung des EKM-Systems auf. Die Außenschaltunginklusive Gang- und Schaltabsichtserkennung entfällt und wird durch einenebenfalls elektromotorisch angetriebenen Getriebeaktor ersetzt. Auch hiergilt als wichtiges Ziel, ein Add-On-System darzustellen und Änderungen anGetriebe sowie Ausrücksystem zu vermeiden. Grundsatzüberlegungen zudem von der Zugkraftunterbrechung geprägten Schaltablauf sowieMessungen bestätigen die Annahme, daß schnelle und komfortableSchaltungen mit dem elektromotorischen ASG ebenso gut wie mit demhydraulischen System erreicht werden.

Bei der heutigen Kundenerwartung und den gewachsenen technischenMöglichkeiten sind wir überzeugt, daß EKM und ASG einen breitenMarkterfolg haben werden. Dies gilt insbesondere für Kleinwagen und fürEntwicklungsländer, in denen heutige Automatgetriebe kaum vorhandensind.

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Literatur

[1] Kremmling, B.; Fischer, R.:Automatisierte Kupplung – Das neue LuK-EKM.5. Internationales LuK-Kolloquium 1994, S. 89-111

[2] Reik, W.:Selbsteinstellende Kupplungen für Kraftfahrzeuge.VDI-Berichte 1323, Kupplungen in Antriebssystemen ’97, S. 105-116

[3] Fischer, R.; Salecker, M.:Strategien zur Kupplungsansteuerung.VDI-Berichte 1323, Kupplungen in Antriebssystemen ’97, S. 269-290

[4] Albers, A.:Elektronisches Kupplungsmanagement (EKM) – Die mitdenkende Kupplung.4. Internationales LuK-Kolloquium 1990, S. 77-102

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Der Wandler als System

Dr.-Ing. Volker Middelmann

Dipl.-Ing. Uwe Wagner

EinleitungDer Wandler wird seit seiner Einführung in den 40er Jahren als bewährtesKoppelelement zwischen Motor und Automatikgetriebe eingesetzt. Die ausdem Prinzip der hydrodynamischen Leistungsübertragung resultierendenVorteile sind bemerkenswert: Durch die Momentenüberhöhung wird dieZugkraft gesteigert und die Anfahrverluste werden verringert. Durch denprinzipbedingten Schlupf werden Schwingungsanregungen vom Motorgefiltert, Lastwechselstöße vermieden und ein guter Schaltkomfortermöglicht. Zur Minimierung der Wandlerverluste werden Überbrückungs-kupplungen mit Dämpfern eingesetzt.

Im Gegensatz zu den Automatikgetrieben, die in einem kontinuierlichenEntwicklungsprozeß in ihrer Funktionalität verbessert wurden, hat sich derWandler in den letzten 20 Jahren in seiner konstruktiven Gestaltung nurgeringfügig verändert. Auch die Einführung der Wandlerüberbrückungs-kupplung in den 70er Jahren hat kaum zu einem Umdenken in derAuslegungsphilosophie geführt. Dabei ist bekannt, daß gerade bei Stufen-automaten die Optimierung des Systems Wandler, Wandlerüber-brückungskupplung und Getriebe bezüglich Kraftstoffverbrauch undFahrleistung ein großes Verbesserungspotential aufweist.

Bereits während des letzten Kolloquiums (1994) stellte LuK ein ganz-heitliches Wandlerüberbrückungskonzept, das LuK-TorCon-System, vor.Dieses System nutzt die Vorteile des Wandlers nach wie vor voll aus, seineNachteile werden aber mit einer Hochleistungsüberbrückungs-kupplungminimiert. Bereits mit diesem System konnten im experimentellenVergleich erhebliche Verbesserungen im Verbrauch, den Emissionen undder Fahrleistungen erreicht werden. Ferner konnten mit einem 4-Stufen-automat die gleichen Leistungsdaten erreicht werden wie mit einemexistierenden 5-Stufenautomaten. Die Forderung nach weiter reduziertemKraftstoffverbrauch und verbesserten Fahrleistungen verlangt jedochaufbauende Optimierungsschritte. Bei dieser Optimierung ist der Auswahlund Abstimmung der Steuerungsstrategie für die Überbrückungskupplunggleiches Gewicht beizumessen, wie der konzeptionellen Auslegung der dreiSystemelemente, Überbrückungskupplung, Dämpfer und hydrodyna-mischer Kreislauf des Wandlers. In der Tat wird es nur mit einer derartigen,

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ganzheitlichen Systembetrachtung möglich, das gesamte Potential desWandlers und der Überbrückungskupplung auszuschöpfen.

Diesem Konzept konsequent folgend, hat LuK in den vergangenen JahrenWandlersysteme entwickelt, die bei reduziertem Bauraum, geringeremGewicht und vergleichbaren Systemkosten erhöhte Funktionalität undFlexibilität bieten und sowohl die Fahrleistung steigern als auch dieEmissionen und den Kraftstoffverbrauch erheblich reduzieren.

In unserem Tochterwerk LuK Inc. in Wooster, USA, wo in den ver-gangenen Jahren neben Bühl ein zweites Entwicklungszentrum fürWandler aufgebaut wurde, werden seit Ende 1997 auch Wandlerverschiedener Baugrößen in Serie für den Getriebehersteller AllisonTransmission produziert. Die Wandler MD und HD (Medium und HeavyDuty) werden in Allison‘s WT Getrieben (World Transmission) eingesetzt.Bild 1 zeigt den konstruktiven Aufbau der MD-Wandlerbaureihe, die auchden Vorteil einer Überbrückungskupplung nutzt.

L e i t r a d

T u r b i n e D e c k e l & D ä m p f e r

G r ö ß e : M D = 3 6 8 m mH D = 4 1 9 m m

H D = 7 9 . 8 k gG e w i c h t : M D = 5 2 . 6 k g

P u m p e

Bild 1: Komponenten der MD-Wandlerbaureihe

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Geschichte und globale Entwicklungstendenzenvon Automatikgetrieben und deren Bedeutung fürmoderne WandlerkonzepteBereits 1940 stellte der amerikanische Automobilhersteller Oldsmobiledas erste vollautomatisierte Stufengetriebe für Personenkraftwagen vor.

1 9 4 0 F o k u sO l d s m o b i l e s t e l l t d a s e r s t ev o l l a u t o m a t i s i e r t e S t u f e n g e t r i e b e v o r .

• K o m f o r t• B e q u e m l i c h k e i t

Bild 2: Die Anfänge des Automatikgetriebes

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Damals standen der Fahrkomfort und die gewonnene Bequemlichkeit desFahrers im Vordergrund des Interesses. Nachteile im Benzinverbrauchsowie in den Fahrleistungen waren noch nicht von Bedeutung. DasStandardgetriebe war der 2-Gang-Automat mit einer mittlerenGetriebespreizung von 1.8 (Bild 3). Zur Kompensation dieser kleinenGetriebespreizung wurden Wandler mit einer Drehmomentwandlung von 3bis maximal 4,5 eingesetzt. Dies ergab ein sehr komfortables Fahrenallerdings mit hohen Verlusten. Insgesamt war die Komplexität respektiveFunktionalität der damals verwendeten Wandler ausgesprochen hoch. Esgab Ausführungen mit verstellbaren Leitradschaufeln, mehrflutigenTurbinen- und Leiträdern sowie integrierten Getriebefunktionen. Wandler-überbrückungskupplungen wurden noch nicht eingesetzt.

40er Jahre Heute 2000

Zielgrößen

Funktionalität

- Komfort - Komfort - Wirtschaftlichk.- Kosten- Fahrleistung

2-Gang 4-Gang 4 & 5-Gangund CVT's

4.5 6.5

- Komfort- Wirtschaftlichk.- Kosten- Fahrleistung- Bauraum

41.8

23 2.5

Getriebe-spreizung

Drehmoment-überhöhungWandler

In Gängen aktive Überbrückungs- kupplung

Bild 3: Globale Entwicklung der Automatikgetriebe

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Im Laufe der Jahre mußte der Wandler zur Verringerung der Verlustesteifer ausgeführt werden, was aber ebenso die Momentenwandlungreduziert. Zur Kompensation wurden Getriebe mit größerer Getriebe-spreizung und mehr Gängen eingeführt. In den 70er Jahren war der3-Gang-Automat (Spreizung von ca. 2.5) am weitesten verbreitet. Nichtzuletzt forciert durch die Ölkrise wurde zur Verringerung der Wandler-verluste eine Überbrückungskupplung eingeführt, die den Wandler jedochnur im obersten Gang und bei größeren Geschwindigkeiten überbrückte.Die Anforderungen an die Überbrückungskupplung bezüglich Kühlungs-vermögen und an den Dämpfer bezüglich Schwingungsisolation warenentsprechend gering (Bild 3).

Das Standardgetriebe der 90er Jahre (Marktanteil ca. 80%) ist der 4-Gang-Automat mit einer Spreizung von 4 bis 4,5. 75% der Getriebe habenvollelektronische Steuerungen und bereits im Jahr 2000 werden esannähernd 100% sein. Die heutige Überbrückungskupplung weist einen imVergleich zu den 70er Jahren erweiterten Betriebsbereich auf. ZurReduzierung des Kraftstoffverbrauches wird der Wandler in der Regel imdritten und vierten Gang ab Drehzahlen zwischen 1100 1/min und1700 1/min zum Teil schlupfend überbrückt. Bei Gangwechseln oderLastwechselreaktionen (z.B. Tip-in) wird die Überbrückungskupplungebenfalls schlupfend (moduliert) betrieben (Bild 3).

Betrachtet man die Geschichte und die globalen Entwicklungstendenzender Automatikgetriebe, so lassen sich einige grundlegende Tendenzenableiten:

1. Die Funktionalität (Gangzahl und Getriebespreizung) des Automatik-getriebes nimmt zu.

2. Die Betriebsbereiche, die mit geöffnetem Wandler gefahren werden,nehmen ab.

3. Die Betriebsbereiche, die mit geschlossener (schlupfend oder vollgeschlossen) Überbrückungskupplung gefahren werden, nehmen zu.

Neben diesen globalen Tendenzen kann sicher prognostiziert werden, daßsteigende Kraftstoffkosten und wachsendes Umweltbewußtsein eineweitere Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs erfordern werden. Ebensozwingend ist, daß die Kosten weiter reduziert werden müssen. Der für denWandler und die Überbrückungskupplung zur Verfügung stehendeBauraum wird insbesondere bei frontgetriebenen Fahrzeugen, 5-Gang-Automaten und CVT‘s abnehmen.

In Bild 4 sind die globalen Entwicklungstendenzen sowie die Entwicklungs-ziele für das System Wandler und Überbrückungskupplung zusammen-gefaßt.

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Entwicklungstendenzen Zielgrößen

Steigende Funktionalität des Automatikgetriebes

Sinkender Wandleranteilim Fahrzyklus

Steigender Anteil der Überbrückungskupplungim Fahrzyklus

Weitere Senkung des Benzinverbrauchs

Weitere Verbesserung derFahrleistungen

Geringerer Einbauraum und geringeres Gewicht

Geringere Kosten

Gute Fahrbarkeit

Hoher Komfort

Bild 4: Globale Entwicklungstendenzen und Entwicklungsziele desSystems Wandler und Überbrückungskupplung

Die Steuerungsstrategie der Überbrückungs-kupplung: Das verknüpfende Element zurRealisierung der ZielvorgabenKonzept, Kennungen und konstruktiver Aufbau der drei System-komponenten des Wandlers, Überbrückungskupplung, Dämpfer undhydrodynamischer Kreislauf, resultieren aus der gewünschten Steuerungs-strategie für die Überbrückungskupplung. Sie bildet die zentraleVerknüpfung der Hardwareelemente, legt die Anforderungen in denunterschiedlichen Wirkbereichen fest und bestimmt damit die Auslegungder jeweiligen Komponenten (Bild 5).

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Steuerung

Überbrückungs-kupplung

DämpferWandler

KoppelelementM

oto

r

Get

rieb

e

Bild 5: Gesamtsystem Wandler-Überbrückungskupplung-Dämpfer mitÜberbrückungsstrategie

Die geeignete Überbrückungsstrategie basiert auf dem jeweiligenFahrzeug und orientiert sich sowohl an der gewünschten Funktionalität imFahrzeug als auch an den Zielvorgaben für den Verbrauch, denFahrleistungen, der Fahrbarkeit und des Fahrkomforts. Die Eigenschaftendes Gesamtsystems bestimmen also die Überbrückungsstrategie unddiese wiederum die Anforderungen für die konstruktive Auslegung derHardwarekomponenten.

Als geeignete Kenngrößen für die beste Überbrückungsstrategie bietet sichdie Getriebespreizung an. Gemäß dem heutigen Stand der Technik undunter Berücksichtigung der zukünftigen Entwicklung von Automatik-getrieben und CVT‘s empfiehlt sich eine Einteilung gemäß Bild 6.

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CLC Strategie- Continuous Lock-Up-Control während Anfahrphase

Anfahrstrategie- Frühe Zuschaltung der HWK- Offener Wandlerbetrieb nur in der Anfahrphase

TorCon Strategie- HWK aktiv in allen Gängen- Ausgedehnter HWK-Betrieb- Angepaßte Getriebeschaltl.

> 6, CVT’s

6

4

Get

rieb

esp

reiz

un

gSteuerungsstrategie Fahrzyklus

0% 100%

Fahranteilegeschlossene oder

schlupfende HWK

Fahranteileoffener

Wandler

Bild 6: Überbrückungsstrategien (HWK = Hochleistungswandler-überbrückungskupplung)

Für Getriebe mit einer Spreizung von 4 bis 4,5 bietet sich die TorCon-Strategie an. Zur Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs und Steigerung derFahrleistung wird bei dieser Überbrückungsstrategie

• in allen Gängen und

• in weiten Drehzahlbereichen (bis hinunter zu ca. 900 1/min)

überbrückt. Um eine ausreichende Geräuschabkopplung in diesemniedrigen Drehzahlbereich auch bei hoher Last zu gewährleisten oder umzu verhindern, daß der Motor zu stark gedrückt wird, ist ein relativ hoherSchlupf an der Überbrückungskupplung erforderlich. Mit einem ent-sprechend leistungsfähigen Dämpfer kann die Geräuschabkopplungzusätzlich unterstützt bzw. der erforderliche Schlupf reduziert werden. DieVerlustleistungen, die durch diese hohen Schlupfwerte an der Über-brückungskupplung entstehen, können zu unzulässig hohen Temperatur-spitzen an der Reibfläche führen. Diese Temperaturspitzen schädigen dasGetriebeöl (ATF) und den Reibbelag. Die Folge ist ein abfallender Reib-wertverlauf über dem Schlupf, was zum Rupfen und letztlich zumGetriebeausfall führt. Zur Absenkung der Temperaturspitzen muß dieÜberbrückungskupplung also eine hohe Kühlungsfähigkeit aufweisen. Mitden Hochleistungswandlerüberbrückungskupplungen der LuK ist diesgewährleistet (siehe Kapitel 4.1).

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Da bei dem TorCon-Steuerungskonzept der offene Wandlerbetrieb zwarreduziert aber eben nicht völlig eliminiert ist, stellt sich die Frage nach dergeeigneten Wandlercharakteristik. Weiche Wandler mit einer hohenAnfahrwandlung und hoher Festbremsdrehzahl (Stalldrehzahl) habengegenüber harten Wandlern den Vorteil geringerer Stillstandsverluste undgrößeren Beschleunigungsvermögens. Zudem wird die Warmlaufphasedes Motors reduziert, was die Emissionen senkt. Allerdings kann es ineinigen Betriebsbereichen zu unzulässig hohen Verlusten im Wandlerkommen. Deshalb müssen weiche Wandler unbedingt früh überbrücktwerden, was von der TorCon-Strategie vorgesehen und mit der von derLuK entwickelten Hardware auch zulässig ist.

Bild 7 zeigt eine Gegenüberstellung eines harten und eines weichenWandlers jeweils mit einer konventionellen Überbrückungsstrategie undder LuK-TorCon-Startegie.

KonventionelleSteuerungs-strategie

OptimierteSteuerungs-strategie(TorCon)

Harter Wandler

WeicherWandler

- 2% 0 2% 4% 6% 8%

- 2%

+ 4%

+ 6%

Steuerungs- strategie

Wandler-Charakteristik Einsparung im Verbrauch

Harter Wandler

WeicherWandler

Bild 7: Einfluß der Wandlercharakteristik (hart/ weich) und derÜberbrückungsstrategie auf den Verbrauch am Beispiel eines 4-Stufen Automatik Getriebes (Simulation)

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Bezüglich des Einflusses auf den Verbrauch ist folgendes festzuhalten:

• Bei Verwendung einer konventionellen Überbrückungsstrategie hat derharte Wandler im Vergleich zum weichen Wandler Vorteile.

• Bei Verwendung der TorCon Strategie ist der weiche Wandler imVorteil.

• Der Einfluß der Überbrückungsstrategie ist maßgebend, erst in zweiterLinie der Einfluß der Wandlercharakteristik.

• Mit einem weichen Wandler und der TorCon-Strategie kann, je nachAnwendungsfall, ein Verbrauchsvorteil von 5% bis 10% gegenüber demharten Wandler mit konventioneller Überbrückungssteuerung erzieltwerden.

Ähnliche Verhältnisse ergeben sich, wenn man die Fahrleistungen be-trachtet.

Bei steigender Getriebespreizung (>5) nimmt die Bedeutung der Wandler-charakteristik (hart/ weich, Anfahrwandlung, maximaler Wirkungsgrad, etc.)bezüglich der beiden Kriterien

• Fahrleistung und

• Kraftstoffverbrauch

ab. Der Grund hierfür ist, daß durch die große Getriebespreizung und diehohe Gangzahl dieser Getriebetypen in der Regel für jeden Lastzustandein Betriebspunkt mit geschlossenem Wandler bereitgestellt werden kann,der entweder bezüglich Verbrauch oder Zugkraft jedem denkbarenBetriebspunkt mit geöffnetem Wandler überlegen ist. Ein Öffnen der Über-brückungskupplung ist also weder technisch sinnvoll noch aus Komfort-gründen erwünscht. Der Wandler verkümmert zum komfortablen Anfahr-element und wird nach Beendigung der Anfahrphase nicht mehr offenbetrieben.

Bei der konzeptionellen Gestaltung des Wandlers steht deshalb bei diesenGetriebetypen nicht mehr die Frage nach der geeigneten Wandler-charakteristik, dem maximalen Wandlerwirkungsgrad oder der Höhe derAnfahrwandlung im Vordergrund. Von wesentlicher Bedeutung sindnunmehr folgende Kriterien:

• Erforderlicher Bauraum

• Kosten

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Von der klassischen Wandlerauslegung verbleiben die Kriterien

• Verlauf des Lastwertes über der Drehzahlwandlung und

• Lage des Kupplungspunktes (siehe hierzu auch Kapitel 4.3).

LuK hat daher einen extrem schmalen Wandler entwickelt, der imVergleich zu konventionellen, kreisrunden Ausführungen axial um 45%schmaler baut und in funktioneller Hinsicht im Zusammenwirken mit derÜberbrückungskupplung und der Steuerungsstrategie keinerlei Nachteileaufweist (siehe hierzu auch Kapitel 4.3). Zur Verdeutlichung sind in Bild 8der Kraftstoffverbrauch und die Fahrleistungen eines kreisrunden,konventionell ausgelegten Wandlers dem extrem schmalen LuK-Wandlerexemplarisch für eine CVT-Anwendung gegenübergestellt.

Steuerungs-strategie

Wandlerbauweise Kriterium

Anfahr- strategie

Kreisrunder Wandler

Extrem schmaler Luk-Wandler

100%

100%

100.1%

Beschleunigungszeit(0 auf 100 km/h)

Kraftstoffverbrauch

100%

100%

100%Kreisrunder

Wandler

Extrem schmaler Luk-Wandler

Bild 8: Einfluß der Wandlerkonstruktion auf Verbrauch und Fahrleistungam Beispiel einer CVT-Anwendung (Simulation)

Für CVT Anwendungen ist sogar eine Steuerungsstrategie für dieÜberbrückungskupplung denkbar, die keine diskrete Zuschaltstrategieverwendet, sondern vielmehr eine stufenlose. Bei dieser CLC Steuerung(Continuous Lock-up Control) wird die Überbrückungskupplung bereits imStillstand des Fahrzeugs beim Lösen der Bremse mit einem Mindest-moment (Schleppmoment) von ca. 10 Nm angelegt und dann beimAnfahren bis zum Verstellen der Übersetzung stufenlos geschlossen (Bild6). Ein Öffnen der Überbrückungskupplung im Fahrbetrieb ist nicht

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vorgesehen. Der Vorteil einer derartigen Strategie liegt eindeutig imgewonnenen Komfort (keine Zuschaltung der Überbrückungskupplungwährend der Anfahrphase). Allerdings erfordert eine derartige Strategie aufGrund der an der Überbrückungskupplung auftretenden Verluste einenochmals größere Kühlungskapazität mit gegebenenfalls geändertemKühlungsmechanismus. Ein derartiges Projekt befindet sich bei LuKmomentan in der Vorentwicklung.

Mit Hilfe der vorgestellten Steuerungsstrategien und der durchgeführtenSimulationen zum Verbrauch und der Fahrleistungen sowie den erwähntenEntwicklungstrends lassen sich die in Bild 9 quantitativ zusammengefaßtenEntwicklungsziele für das Gesamtsystem Wandler, Wandlerüber-brückungskupplung (HWK), Dämpfer und Überbrückungs-steuerungformulieren.

Wandler Dämpfer

HWK

Steuerung

Kosten-10% ÷ -20%

Fahrleistung+2% ÷ + 6%

Bauraum-10% ÷ -20%

Einsparung imVerbrauch

+2% ÷ +4%

hoher Komfort

Bild 9: Entwicklungsziele für das Gesamtsystem Wandler-Überbrückungskupplung-Dämpfer und Überbrückungssteuerung.

Die Bauteilkomponenten

Die Hochleistungswandlerüberbrückungskupplung

Gemeinsame Basis der vorstehend beschriebenen Steuerungsstrategienist die höhere Anforderung an die Funktionalität der Überbrückungs-

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kupplung. Neben der Momentenübertragungsfähigkeit sind hier die beidenKriterien Kühlungsvermögen und Steuerbarkeit besonders zu beachten(Bild 10).

Zielgrößen:

• Ausreichende Übertragungsfähigkeit

• Ausreichendes Kühlungsvermögen

• Gute Steuerbarkeit

- Weiche Zuschaltungen

- Neutrales Verhalten im Zug und Schub

- Konstante und kurze Reaktionszeit

- Positiver Reibwertgradient über dem Schlupf

Bild 10: Anforderungen an die Hochleistungswandlerüberbrückungs-kupplung (HWK)

Momentenübertragungsfähigkeit

Die Momentenübertragungsfähigkeit ist in erster Linie eine Funktion derzulässigen Flächenpressung am Reibbelag. Diese wiederum ist bestimmtdurch den angelegten Druck am Kupplungskolben und die effektiv wir-kende Reibbelagfläche. Die Größe der effektiv wirkenden Reibbelagflächewird bestimmt durch die mechanische und thermische Verformung desKolbens und des Deckels sowie von den Fertigungstoleranzen beiderBauteile. Die nominelle Größe der Belagfläche ist daher meist nur vonuntergeordneter Bedeutung. Eine detaillierte Beschreibung dieserMechanismen wurde von LuK bereits im 4. LuK-Kolloquium 1994 [1] und ineinem VDI Bericht [2] gegeben. Hier ist inzwischen umfangreichepraktische Erfahrung vorhanden. Je nach Anwendungsfall werden vonLuK ebene HWK-Konzepte (Bild 10), konische HWK-Konzepte (Bild 26),ebene 2-Reibflächen-HWK-Konzepte (Bild 25) sowie Mehrreibflächen-HWK-Konzepte realisiert.

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Steuerbarkeit

Die Zuschaltung der HWK kann in folgende drei Phasen unterteilt werden:

• Umschaltphase

• Anlegephase

• Phase des Momentenaufbaus

Die Überbrückungskupplung sollte mit einem möglichst geringenVolumenstrom geschlossen werden können. Dies ist dann der Fall, wennerstens der Widerstand, den die Überbrückungskupplung der Schließ-bewegung entgegensetzt, klein ist und zweitens der Lüftspalt zwischenKolben und Deckel eng ist, so daß sich schon bei kleinen Volumenströmeneine ausreichende Druckdifferenz ausbildet. Ein zu großer Volumenstromführt zu einem Momentenstoß nach dem Anlegen des Kolbens, da diekinetische Energie des Schließvolumenstroms in Druckenergie um-gewandelt wird. Ein kleiner Lüftspalt zwischen Deckel und Kolben ist alsovorteilhaft. Neben dem Lüftspalt ist der hydraulische Widerstand zwischenDeckel und Kolben bzw. Deckel und Turbinennabe maßgebend. Ziel ist es,diesen klein zu gestalten. Mit Hilfe numerischer Strömungsberechnungenkonnte die Gestalt von Kolben, Deckel und Turbinennabe diesbezüglichoptimiert werden.

Für die Anlegephase ist es wichtig, daß die verwendeten Kühlnuten imBelag keinen Ansaugeffekt aufweisen. Durch empirische Untersuchungenkonnte die Gestalt der Kühlnuten im Belag so optimiert werden, daß einneutrales Verhalten sowohl im Zug- als auch im Schubbetrieb gegeben ist.Zur besten Momentensteuerung ist eine fein abgestimmte Momenten-übertragungsfähigkeit sowie ein positiver Reibwertgradient erforderlich.

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Kühlungsvermögen

Von zentraler Bedeutung ist das Kühlungsvermögen der HWK. Der zurSchwingungsabkopplung erforderliche Dauerschlupf, der zur Verbesserungdes Komforts kurzzeitig benötigte Schlupf und ein komfortables Schließenund Öffnen der Überbrückungskupplung bewirken eine hohe thermischeBeanspruchung des Reibbelages und des ATF-Öles. Die an der Reibflächeabsorbierte Verlustleistung kann zu Spitzentemperaturen führen, welchedie Öladditive zerstören und zusammen mit der mechanischenScherbelastung die Molekülketten aufspalten. Die Folge ist ein über demSchlupf fallender Reibwertverlauf, der Rupfen verursacht und letztlich zumGetriebeausfall führt.

Die thermische Belastung der HWK hängt wesentlich von der eingesetztenÜberbrückungsstrategie ab. Sie bestimmt das Maximum der anfallendenVerlustleistung sowie die zu absorbierende Gesamtenergie an derReibfläche. Allgemein gilt:

• Je niedriger das Drehzahlniveau bei dem überbrückt wird, desto größerist der zur Geräuschabkopplung benötigte Schlupf und damit dieanfallende Verlustleistung.

• Je niedriger der Gang, desto kritischer ist das Lastwechselverhalten. InBild 11 ist der Ablauf eines Lastwechsels (Tip-in) dargestellt.Unmittelbar nach dem Gasstoß schlupft die HWK, wodurch die sonstübliche Ruckelschwingung vermieden wird. Das Verhalten erscheintkomfortabel. Allerdings tritt für eine kurze Zeit eine hohe Verlustleistungan der HWK auf.

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Zeit [s]

Dre

hza

hl [

1/m

in]

0

1500

3000

0 1 20

6

12

Ver

lust

e [K

W]

Turbinendrehzahl

Motordrehzahl

Verluste (HWK)Drosselklappe

Tip-in

Bild 11: Thermische Beanspruchung der HWK während einesLastwechsels (Tip-in)

Je niedriger der Gang und je niedriger das Drehzahlniveau bei demüberbrückt wird, desto komfortabler, d.h. desto länger, muß die Dauer derZuschaltung sein. Je länger die Zuschaltung, desto größer ist die zuabsorbierende Gesamtenergie. Bild 12 zeigt den Ablauf einer komfortablenZuschaltung. Bei diesem praktisch nicht spürbaren Schließvorgang beträgtdie maximale Verlustleistung an der HWK immerhin 7kW.

Zeit [s]

0

4000

8000

0 1.5 3

Motordrehzahl

Turbinendrehzahl

Verluste [HWK]

0

4

8

Dre

hza

hl [

1/m

in]

Ver

lust

e [K

W]

Bild 12: Thermische Beanspruchung der HWK während einer Zuschaltung

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Worin unterscheidet sich nun die LuK-HWK von einer konventionellenÜberbrückungskupplung und warum ist die zulässige Verlustleistunggrößer? Die Antwort ist:

• Fein aufeinander abgestimmte Bauteile

• Einsatz von konisch gestalteten, im Bereich der Reibfläche sehr steifenHWKs (Bild 25) oder 2-Reibflächen-HWKs (Bild 24) für noch höhereVerlustleistungen

• Optimierte Geometrie der Kühlnut im Reibbelag

Für die Abstimmung der Bauteile sind folgende Zusammenhänge wichtig:

1. Für die Temperaturentwicklung an der Reibfläche ist sowohl dieeingebrachte spezifische Reibleistung, also das Produkt aus derlokalen Flächenpressung am Belag und dem Schlupf, als auch ihrzeitlicher Verlauf entscheidend (s. Bild 13). Insbesondere fürZuschaltungen ist also das strengere Optimierungskriterium die lokalespezifische Verlustleistung am Reibbelag und nicht die lokaleFlächenpressung.

2. Bei der Berechnung der Flächenpressungsverteilung am Belag istneben der elastischen Verformung von Deckel und Kolben durch diewirkenden Drücke auch die mechanische Verformung durchWärmeeinbringung zu berücksichtigen. Diese allein kann die lokaleFlächenpressung am Belag um bis zu 20% erhöhen.

3. Bei Wandlern mit Zweiwegeanschluß empfiehlt es sich, den Reibbelagauf den Kolben zu kleben. Bei einem Wandler mit Dreiwegeanschlußsollte der Reibbelag auf den Deckel geklebt sein.

4. Die Temperaturentwicklung bei Zuschaltungen ist sehr verschieden vonder bei Dauerschlupfbetrieb.

Zur Analyse der Temperaturentwicklung benutzt LuK ein speziellesSoftwarepaket, das sowohl die mechanische und thermische Verformungdes Kolbens, die Materialeigenschaften des Reibbelages als auch denWärmeübergang zwischen Stahl/Öl und Stahl/Luft, der lokal sehr unter-schiedlich ist, berücksichtigt.

Die Simulationsergebnisse werden mit konkreten Temperaturmessungenam rotierenden Bauteil verglichen. Bild 13 zeigt die Temperatur-entwicklung an der Belagfläche während einer Zuschaltung. Die maximaleReibflächentemperatur wird gegen Ende der Zuschaltung im mittlerenBereich der Belagfläche erzielt, obwohl dort und zu diesem Zeitpunktweder die Flächenpressung noch die spezifische Verlustleistung maximalist.

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L e i s t u n g

0

5

5 0

1 0 0

00 1 55

1 0

1 5

Leistung [kW

]

Temperatur-

erhöhung [°C

] T ( A D )T ( M )T ( I D )

t = 2 s t = 6 s t = 1 0 s

T ( A D )

T ( M )

T ( I D )

Sim

ulation

Mes

sung

Bild 13: Temperaturerhöhung an der Reibfläche während einerZuschaltung

Als Ergebnis dieser Betrachtungen konnten Konstruktionsrichtlinienabgeleitet werden, die sich wesentlich von denen unterscheiden, die sichallein aus der Betrachtung der Flächenpressungsverteilung ergeben.

Das zweite wichtige Konstruktionselement der LuK-HWK ist die Kühlnut,deren Form in idealer Weise eine Abstimmung zwischen Volumenstromund hydraulischem Widerstand ermöglicht und einen im Vergleich zu einerüblichen Kühlnut um den Faktor 4 verbesserten Wärmeübergangs-koeffizienten besitzt. Zudem weist die LuK–Kühlnut ein neutrales Verhaltenbezüglich des Reibungskoeffizienten und damit des Momentenaufbaussowohl im Zug- als auch im Schubbetrieb auf. In Bild 14 ist die zulässigespezifische Verlustleistung von Belägen mit der LuK-Kühlnut dargestellt.Man erkennt, daß im Dauerschlupfbetrieb eine Steigerung der zulässigenVerlustleistung um 120% möglich ist. Bei kurzzeitigen Schlupfphasen istdie zulässige Steigerung geringer.

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0.6

0.4

0.2

0.8

0.1 0.5 3.0

Ereignisdauer [s]

DauerschlupfKurzzeitigeSchlupfphasen

Mit optimierten LuK- Kühlnuten

Ohne Kühlnuten

Qmax

P/A

[W/m

m²]

Bild 14: Zulässige spezifische Verlustleistung am Reibbelag

Überträgt man die in Bild 14 zusammengefaßten spezifischen Verlust-leistungen auf ein reales Bauteil, so ergeben sich die in Bild 15dargestellten absoluten Werte für die zulässige Verlustleistung. Hierbei istbemerkenswert, daß die dargestellten HWK-Konzepte bezüglich ihresKühlungsvermögens einen starken bauteilspezifischen Einfluß erkennenlassen. Dieser ist auf das unterschiedliche Verformungsverhalten und dierealisierbaren Fertigungstoleranzen zurückzuführen. Das HWK-Konzeptmit konischer Gestaltung des Kolbens weist das größte, spezifischeKühlungsvermögen auf.

Mit den beschriebenen HWK-Konzepten können die eingangs erläutertenSteuerungsstrategien problemlos realisiert werden. Die Gefahr der Öl-schädigung besteht nicht.

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Entsprechende Sorgfalt ist bei der Auswahl des Reibmaterials für HWK-Konzepte angebracht. Von besonderer Bedeutung sind die Kriterien:

• Steigender Reibwertkoeffizient über der Schlupfdrehzahl

• Gutes Präge- und Klebeverhalten

• Hohe mechanische Belastbarkeit

• Gutes Verschleißverhalten

• Hohe thermische Belastbarkeit

• Hohes Reibwertniveau

15

10

57

1213

2.64.2

4.6

0.1Ereignisdauer [s]

DauerschlupfKurzzeitigeSchlupfphasen

Pzu

l [kW

]

Bild 15: Zulässige Verlustleistung an der HWK (260mm Wandler) beioptimierter Kühlnut und maximalem Volumenstrom

Der Dämpfer

LuK produziert im Jahr weltweit ca. 3.000.000 Wandlerüberbrückungs-kupplungen und Dämpfer in den verschiedensten Konfigurationen. Seit1996 wird auch ein Zwei-Wege-Dämpfer in Serie produziert. Diesesinnovative Dämpferkonzept bietet bei einigen Antriebssträngen undMotorisierungen erhebliche Vorteile.

Beschreibt man die Schwingungseigenformen eines Antriebsstranges mitHilfe eines 4-Massen-Modells (Motor-Turbine-Getriebe-Fahrzeug), so

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schwingt in der dritten Eigenform die Getriebemasse relativ zum Fahrzeugund zur Turbinenmasse. Den größten Verdrehwinkel weist damit dieGetriebeeingangswelle auf. Der Verdrehwinkel im Dämpfer ist vergleichs-weise klein. Fällt diese Eigenfrequenz in den kritischen Drehzahlbereichdes Fahrzeugs, der zwischen 900 1/min und 2000 1/min liegt, so kann eszu einer unangenehmen Geräuschentwicklung, dem Brummen, kommen.Eine Verringerung der Verdrehsteifigkeit des Dämpfers bleibt hier aufGrund seines kleinen Verdrehwinkels wirkungslos. Ein Weitwinkeldämpferstellt also für dieses Problem keine Lösung dar.

Stattdessen würde eine Reduzierung der Steifigkeit der Getriebe-eingangswelle einen positiven Einfluß ausüben, was aber aus Festigkeits-gründen in der Regel nicht möglich ist.

Zur Lösung dieses Problems hat LuK einen Dämpfer entwickelt, bei demdie Turbinenmasse verdrehfest mit dem Überbrückungskolben verbundenist und der Dämpfer in Reihe mit der Getriebeeingangswelle geschaltetwird (Bild 16).

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LuK- Zwei-Wege-DämpferKonventionelles Dämpferkonzept

Getriebe-eingangswelle

Dämpfer

Motor u. Pumpe

Turbine Getriebe

Fahrzeug

Turbine

Dämpfer

Motor u. Pumpe

FahrzeugGetriebe

Getriebe-eingangswelle

Bild 16: Wirkungsweise des LuK-Zwei-Wege-Dämpfers im Vergleich zumkonventionellen Dämpferkonzept

Der konstruktive Aufbau des LuK-Zwei-Wege-Dämpfers bewirkt folgendes:

• Die Federsteifigkeiten des Dämpfers und der Getriebeeingangswellesind in Reihe geschaltet, was in der Summe eine sehr weiche Federrateergibt (dies war das ursprüngliche Ziel).

• Die Turbine ist verdrehfest mit dem Wandlergehäuse (Pumpe)verbunden und wirkt somit als zusätzliche Schwungmasse, wodurch diein den Triebstrang eingeleiteten Drehzahlungleichförmigkeiten reduziertwerden.

• Durch starre Kopplung der Trägheitsmassen von Motor, Pumpe undTurbine weist der Antriebsstrang einen Freiheitsgrad weniger auf.

Die dritte Eigenfrequenz des Antriebsstranges kann immer dann zumGeräuschproblem werden, wenn sie in den kritischen Drehzahlbereichzwischen 900 1/min und 2000 1/min fällt. Simulationen mit typischenTriebstrangdaten zeigen, daß dies bei frontgetriebenen Fahrzeugen mit 8-

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und 10-Zylindermotoren und heckgetriebenen Fahrzeugen mit 6- und 8-Zylindermotoren der Fall ist. Frontgetriebene Fahrzeuge mit 8- und 10-Zylindermotoren sind aber eher selten. Heckgetriebene Fahrzeuge mit 6-und 8-Zylindern eher die Regel. Für diese Fahrzeugtypen bietet der Zwei-Wege-Dämpfer daher meist deutliche Vorteile.

Durch Eliminierung der hier üblicherweise kritischen dritten Schwingungs-eigenfrequenz kann die Überbrückungskupplung früher und ohneKomforteinbußen überbrückt und damit der Verbrauch bei den hierbetrachteten Fahrzeugtypen (Bild 17) um bis zu 6% reduziert werden.

In Bild 17 sind für verschiedene heckgetriebene Fahrzeugtypen, die aberalle mit dem gleichen Automatikgetriebe und dem gleichen Wandlerbestückt werden, die Schwingungseigenfrequenzen des Antriebsstrangsdargestellt. Jeder Punkt in dem Diagramm markiert also eineResonanzstelle des Antriebsstrangs und damit ein potentiellesSchwingungs- oder Geräuschproblem. Gegenübergestellt sind dieSchwingungseigenfrequenzen, die sich mit einem konventionellen Dämpferergeben mit denen, die bei Verwendung eines Zwei-Wege-Dämpfersauftreten. Man erkennt, daß bei Einsatz des Zwei-Wege-Dämpfers imgesamten kritischen Drehzahlbereich nur eine Resonanzstelle auftritt, dieaber bei kleiner Hysterese des Dämpfers unkritisch wird. Ebenfallsbemerkenswert ist, daß der konventionelle Dämpfer bereits mit15 Nm/Grad eine viel kleinere Federrate aufweist als der Zwei-Wege-Dämpfer mit 45 Nm/Grad. Dies bedeutet, daß beim Zwei-Wege-Dämpferein kleineres Federvolumen verbaut werden muß.

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500 1000 2000

Triebstrangresonanzen mit konventionellem DämpferFederrate des Dämpfers: c = 15 Nm/Grad

Triebstrangresonanzen mit Zwei-Wege-DämpferFederrate des Dämpfers: c = 45 Nm/Grad

Drehzahl [1/min]

KritischeGeräuschzone

KritischeGeräuschzone

500 1000 2000Drehzahl [1/min]

Fahrzeug 1

Fahrzeug 2

Fahrzeug 3

Fahrzeug 4

Fahrzeug 5

Fahrzeug 1

Fahrzeug 2

Fahrzeug 3

Fahrzeug 4

Fahrzeug 5

Bild 17: Eliminierung von kritischen Triebstrangresonanzen durch denLuK-Zwei-Wege-Dämpfer

Ein weiterer Gesichtspunkt ist, daß beim Zwei-Wege-Dämpfer-Konzept dasDrehmoment ebenfalls im offenen Wandlerbetrieb durch den Dämpfergeleitet wird. Somit erhält man auch in diesem Betriebsmodus einezusätzliche Schwingungsisolation. Dies ist ein weiterer Vorteil, da beieinigen Fahrzeugtypen, z. B. bei Direkteinspritzern oder Fahrzeugen mitZylinderabschaltung, im offenen Wandlerbetrieb ebenfalls Brummen auf-treten kann.

Ferner sei bemerkt, daß der LuK-Zwei-Wege-Dämpfer auch für CVT-Anwendungen, auf Grund der hier vorliegenden Trägheitsmassen-verteilung, geeignet ist.

Die Vorteile des LuK-Zwei-Wege-Dämpfers sind in Bild 18 zusammen-gefaßt.

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Vorteile

Reduzierter Verbrauch durch frühes Überbrücken

Verbesserte Geräuschabkopplungdurch Eliminierung einer Schwingungseigenform

Auch wirkungsvoll im offenenWandlerbetrieb

Bild 18: Vorteile des Zwei-Wege-Dämpfers

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Der Wandlerkreislauf in extrem schmaler Ausführung

Wie eingangs bereits erwähnt, sollte der zukünftige Wandler kleiner,leichter und kostengünstiger werden (Bild 9).

Eine geometrische Verkleinerung des hydrodynamischen Kreislaufs ohneeine gleichzeitige Änderung der Beschaufelung ist aber bekanntermaßennicht oder nur sehr eingeschränkt möglich. Derartig ausgelegte Wandlerkavitieren oder haben einen nicht akzeptablen Lastwertverlauf (Momenten-aufnahmekapazität) über der Drehzahlwandlung.

Ziel ist es also, die Beschaufelung von Pumpe, Turbine und Leitrad an dieneuen geometrischen Verhältnisse eines extrem schmalen Wandlersanzupassen. Neben der Vermeidung von Kavitation ist besonderesAugenmerk auf den Lastwertverlauf zu legen:

• Um den Profildurchmesser des Wandlers im Vergleich nicht vergrößernzu müssen, ist ein ausreichendes Lastwertniveau erforderlich.

• Zur Minimierung der Stillstandsverluste sollte der Lastwert imFestbremspunkt (Stallbetrieb) möglichst klein sein. Der Schließvorgangder Überbrückungskupplung ist hingegen komfortabler und kann frühererfolgen, wenn der Lastwert im Bereich des Kupplungspunktesmöglichst hoch ist. Zudem wird hierdurch die thermische Belastung derÜberbrückungskupplung reduziert. Beide Kriterien zusammen erforderndemnach ein möglichst kleines Verhältnis zwischen Lastwert imFestbremspunkt und Lastwert im Kupplungspunkt.

Diesem Entwicklungsziel kommt der Umstand entgegen, daß dieAuslegung des zukünftigen Wandlers in Verbindung mit derÜberbrückungsstrategie nicht mehr durch den Kraftstoffverbrauch oder dieFahrleistung diktiert ist (vergleiche Kapitel 2). Die bei der klassischenWandlerauslegung noch wichtigen Kriterien, wie ein hoherMaximalwirkungsgrad oder eine hohe Anfahrwandlung, sind demnach vonuntergeordneter Bedeutung. Die Entwicklung kann also wesentlichgezielter erfolgen. In Bild 19 sind die Anforderungen an den zukünftigenWandler zusammengefaßt.

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Zielgrößen

Weniger Wichtig Sehr Wichtig

Extrem schmaler Torus

Keine Kavitation

Ausreichendes Lastwertniveau

Hoher Kupplungspunkt

Kleines Verhältnis zwischen Lastwert im Festbrems-und Kupplungspunkt

Ausreichende Wärmespeicher-kapazität

Hoher maximalerWirkungsgrad

Hohe Anfahr-wandlung

Bild 19: Anforderungen an den zukünftigen Wandler

LuK hat einen Wandler entwickelt, dessen Kreislauf im Vergleich zumkonventionellen, kreisrunden Kreislauf axial um bis zu 45% schmaler ist.Der Lastwertverlauf über der Drehzahlwandlung ist mit dem eineskreisrund gestalteten Wandlers vergleichbar (siehe Bild 24). OhneVerwendung entsprechender Werkzeuge, wie z. B. leistungsfähigeSoftware zur numerischen Berechnung der Strömungsverhältnisse imKreislauf und zur Auslegung der Schaufelgeometrie, sowie RapidPrototyping zur schnellen und kostengünstigen Erstellung der geometrischkomplexen Prototyp-Schaufelräder, wäre eine solche Entwicklung nichtmöglich.

Die Strömungszustände im Wandler sind besonders im Stallbetrieb und beikleiner Drehzahlwandlung kritisch. Der Energieaufbau in der Pumpe sowieder Energieabbau in der Turbine aber auch die Umlenkung der Strömungim Leitrad (Impulsänderung) sind in diesem Betriebsbereich am größten.Vereinfacht ausgedrückt sind hier die Kräfte auf die Fluidteilchen amgrößten. Dies gilt prinzipiell für jeden Wandlertyp. Die Verhältnisse ver-schlechtern sich entschieden, wenn die Strömung ”unnötig” in Betrag oderRichtung beschleunigt wird oder wenn der Strömung lokalRichtungsänderungen aufgezwungen werden, denen die Fluidteilchen aufGrund ihrer Trägheit nicht folgen können. Sofern man nicht konstruktivgegensteuert, tritt dies bei extrem schmalen Wandlern ein.

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In Bild 20 sind die Strömungsverhältnisse im Wandlerkreislauf einer frühenKonstruktion (erste Entwicklungsstufe) und der optimierten Konstruktiongegenübergestellt. Der Kreislauf der ersten Entwicklungsstufe besitztbereits eine tränenförmige Form im Meridianschnitt. Durch diese Form wirdgewährleistet, daß der reale Querschnitt des Strömungskanals annäherndkonstant bleibt und unnötige Beschleunigungen oder Verzögerungen derStrömung vermieden werden. Trotzdem zeigt das Geschwindigkeitsfeld eingroßes Ablösegebiet, das sich ausgehend von der Eintrittskante desTurbinenrades entlang der gesamten inneren Kanalbegrenzung(Innenschale) erstreckt.

H o c h

N i e d r i g

G e s c h w i n d i g k e i t s f e l d T u r b u l e n z e n e r g i e

U r s p r ü n g l i c h e K o n s t r u k t i o n O p t i m i e r t e K o n s t r u k t i o n

T u r b u l e n z e n e r g i e

H o c h

N i e d r i g

H o c h

N i e d r i g

Bild 20: Optimierte Turbinenradgestaltung, Strömungsverhältnisse im„Stall“-Punkt

Dieses Ablösegebiet verengt den Strömungskanal erheblich und führt zueiner Drosselung des umlaufenden Volumenstroms und damit zu einerReduzierung des Lastwertes. Zudem bildet sich eine Austauschzone, in derEnergie von der “gesunden” Umlaufströmung auf die Zirkulationsströmungim Ablösegebiet übertragen wird und dort zu annähernd 100% dissipiertwird. Diese ausgeprägte Verlustzone läßt sich anschaulich mit Hilfe derTurbulenzenergie darstellen.

Bei der optimierten Kreislaufform konnte durch eine angepassteGestaltung der Innenschale und der Beschaufelung das Ablösegebiet unddamit die Verluste erheblich reduziert werden. Dies trägt wesentlich zurgünstigen Lastwertcharakteristik bei.

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Das zentrale und weitaus schwierigste Problem bei der Gestaltung extremschmaler Wandler ist die Vermeidung von Kavitation. Unter Kavitationversteht man das Entstehen mit nachfolgendem Zusammenbrechengaserfüllter Hohlräume in der Flüssigkeitsströmung.

Wird nun der statische Absolutdruck in der Strömung kleiner als derDampfdruck, so bilden sich Dampfblasen, die von der Strömungmitgerissen werden. Diese Hohlräume schnüren den Kanalquerschnitt einund drosseln den umlaufenden Volumenstrom. Der Lastwert und derWirkungsgrad sinken drastisch ab. An Orten mit höherem statischen Druckimplodieren die Dampfblasen wieder. Das Zusammenbrechen erfolgt sehrrasch und die Flüssigkeitsteilchen schlagen mit sehr großerGeschwindigkeit auf die Kanalwand auf (jet-impact), was zurmechanischen Zerstörung des Laufrades führen kann.

Bei Wandlern stellt der Ansaugbereich der Pumpe, also der Raumzwischen Pumpe und Leitrad, das Gebiet kleinsten Druckes dar. Um denstatischen Druck am Leitradaustritt so hoch wie möglich zu halten, müssendie Profilverluste im Leitrad reduziert werden. Bild 21 zeigt die Strömungs-verhältnisse im Leitradkanal einer frühen Konstruktion (erste Entwicklungs-stufe). Man erkennt in dem dargestellten Zylinderschnitt ein ausgeprägtesAblösegebiet auf der Saugseite der Leitradschaufel. Die Nachlaufströmungdes Leitrades ist gekennzeichnet durch starke Verwirbelungen. BeideErscheinungen führen zur einer drastischen Druckabsenkung imLeitradkanal und in der Nachlaufströmung des Leitrades (s. Bild 21 undBild 23). Die ursprüngliche Konstruktion konnte daher bei hoherAntriebsdrehzahl auf Grund von Kavitation im Ansaugbereich der Wandler-pumpe nicht unterhalb einer Drehzahl-wandlung von sr=0,5 betriebenwerden.

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A n s i c h t L e i t r a d G e s c h w i n d i g k e i t s f e l d D r u c k f e l d ( s t a t i s c h )

U r s p r ü n g l i c h e K o n s t r u k t i o n

H o c h

N i e d r i g

H o c h

N i e d r i g

D r u c k s e i t e

S a u g s e i t e

Bild 21: Strömungsfeld und statisches Druckfeld bei einer nicht optimiertenLeitradbeschaufelung, Strömungsverhältnisse im „Stall“-Punkt

Bild 22 zeigt das Geschwindigkeitsfeld und das statische Druckfeld deroptimierten Leitradkonstruktion. Das Ablösegebiet auf der Saugseite derLeitradschaufel ist erheblich kleiner als bei der ursprünglichenKonstruktion. Ebenso ist die Nachlaufströmung annähernd wirbelfrei. BeideErscheinungen führen zu einer Verringerung der Druckabsenkung imLeitrad und damit zu einer relativen Anhebung des Druckes im Bereich desPumpeneintritts.

Als Maß für die Güte der Energieübertragung ist in Bild 23 das Gesamt-druckfeld der ersten Entwicklungsstufe dem der optimierten Konstruktiongegenübergestellt. Ein Vergleich der Verlustbeiwerte beider Profile zeigt,daß beim optimierten Leitrad die Profilverluste um mehr als 60% reduziertwerden konnten.

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A n s i c h t L e i t r a d D r u c k f e l d ( s t a t i s c h )

O p t i m i e r t e K o n s t r u k t i o n

N i e d r i g

H o c h H o c h

N i e d r i g

G e s c h w i n d i g k e i t s f e l d

Bild 22: Strömungsfeld und statisches Druckfeld bei der optimiertenLeitradbeschaufelung, Strömungsverhältnisse im „Stall“-Punkt

A n s i c h t L e i t r a d

U r s p r ü n g l i c h eK o n s t r u k t i o n

O p t i m i e r t eK o n s t r u k t i o n

G e s a m t d r u c k f e l d

H o c h

N i e d r i g

V e r l u s t b e i w e r t P r o f i l :

ξ = 1 . 4 7 ξ = 0 . 6 2 3

H o c h

N i e d r i g

Bild 23: Vergleich der Profilverluste: Ursprüngliche und optimierteLeitradkonstruktion, Strömungsverhältnisse im „Stall“-Punkt

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Die optimierte Konstruktion des extrem schmalen Wandlers istkavitationsfrei. Die erzielte Güte der Energieübertragung kommt der eineskonventionellen, kreisrunden Wandlers nahe (Bild 24). FunktionelleNachteile treten bei Einsatz dieses extrem schmalen Wandlers inVerbindung mit der entsprechenden Überbrückungsstrategie in keinerHinsicht auf.

Wandlergüte

0.7

0.9

0.8

1.5 2.0 2.5 3.0

λ - Charakteristik

Extrem schmaler Wandler

State of the Art Converter

Konventioneller Runder Kreislauf

ηmax [-]

trStall [-]

λStall

λKup

00

(trStall ≈ 2)

0.47

0.55

0.45

Bild 24: Vergleich der erzielten Güte der Energieübertragung:Konventioneller, kreisrunder Wandler und extrem schmaler LuK-Wandler

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Vergleicht man Einbauraum und Gewicht, so ergibt sich für den extremschmalen Wandler mit Überbrückungskupplung im Vergleich zumkonventionellen, kreisrunden Wandler, je nach Anordnung und Auswahldes Konzeptes für die Überbrückungskupplung, ein Vorteil zwischen 20%und 26% (Bild 25 und 26). Der gewonnene Einbauraum kann entweder derGetriebekonstruktion bereitgestellt werden oder aber verkürzt den Antriebs-strang im Fahrzeug.

9.610

83

110

12.5- 23 %

- 25 %

Konventionell

LuK Wandler

Gewicht [kg]

Axialer Bauraum [mm]

Konstruktionsmerkmale:

Extrem schmaler KreislaufFreilauf mit flexiblen RampenKonische HWKZwei-Wege-Dämpfer

5

0

15

0

120

80

40

Konventionellerrunder Kreislauf

Extrem Schmaler Kreislauf

••••

Bild 25: Bauraumvergleich für 260 mm Wandler: Konventioneller, kreis-runder Wandler und extrem schmaler LuK-Wandler mit Zwei-Wege-Dämpfer und konischer Überbrückungskupplung

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156

110

12.5

9.7- 22 %

- 26 %

Konventionell

LuK Wandler

Gewicht [kg]

Axialer Bauraum [mm]

Konstruktionsmerkmale:

Extrem schmaler Kreislauf Freilauf mit flexiblen RampenZweireibflächenkupplung HWKWeitwinkeldämpfer

10

5

0

15

0

120

80

40

Konventionellerrunder Kreislauf

Extrem schmalerKreislauf

81

••••

Bild 26: Bauraumvergleich für 260 mm Wandler: Konventioneller, kreis-runder Wandler und extrem schmaler LuK-Wandler mit Weitwin-keldämpfer und Zweireibflächenkupplung für 260 mm Wandler

Zur Reduzierung der Herstellungskosten hat LuK die Konstruktion desWandlers in einigen wichtigen Details weiterentwickelt:

• Geringerer Materialeinsatz durch extrem schmalen Torus

• Einsatz eines axialen Rampenfreilaufs

• Spritzgussleiträder mit integrierten Funktionselementen

• Tiefgezogene bzw. gestanzte Schlitze zur Schaufelbefestigung

• Reduzierte Schaufelzahl

• Einsatz innovativer Fertigungsprozesse

• Einsatz von gesinterten Naben

• Reduzierung spanabhebender Bearbeitungsgänge

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ZusammenfassungDie Entwicklung der modernen Antriebstechnik, der Wunsch nach höherenFahrleistungen, reduziertem Kraftstoffverbrauch und geringerenEmissionen sowie der stetig kleiner werdende Bauraum erfordern einUmdenken in der Auslegung und Konzeption des modernen Wandlers.

Der Wandler mit seinen drei Bauelementen Überbrückungskupplung,Dämpfer und hydrodynamischer Kreislauf ist als System zu betrachten. Alsverknüpfendes Bindeglied dieser drei Elemente kommt der Strategie derÜberbrückungssteuerung eine zentrale Bedeutung zu. Mit einer sorgfältigauf die Belange des jeweiligen Fahrzeugs abgestimmten Steuerungs-strategie und nur mit Hardwareelementen, die den spezifischenAnforderungen gerecht werden, läßt sich das vorhandene Potential desSystems Wandler voll nutzen.

Spr

eizu

ng

AngepaßteSteuerungstrategien

CLC Strategie

Anfahrstrategie

TorCon

Extrem schmalerKreislauf

FortschrittlicheKühlungstechnologie

Wandler Dämpfer

HWK

Steue-rung

InnovativeDämpferkonzepte

Bild 27: Der Wandler als System - Zusammenfassung

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Dieses Potential läßt je nach Anwendungsfall eine Reduzierung desKraftstoffverbrauchs und eine Steigerung der Fahrleistungen von jeweilsbis zu 10% zu. Mit den von LuK entwickelten Wandlerkonzepten (s. Bild27) kann dieses Potential voll genutzt werden. Bei sinkenden Bauteilkostenwird zudem eine erhebliche Einsparung in Gewicht und Bauraumermöglicht.

Literatur

[1] Dr. techn. R. Fischer, Dipl.-Ing. D. Otto:Wandlerüberbrückungssysteme; 4. internationales LuK-Kolloquium 1994, “LeichterSchalten umweltfreundlicher und komfortabler Fahren”, Seiten 133 ff.

[2] Dr. techn. R. Fischer:Das TorCon-System – Ein neues Wandlerüberbrückungs-Konzept als Beitrag zurÖkonomie und Fahrfreude; VDI Berichte Nr. 1175, “Getriebe in Fahrzeugen 1995”,Seiten 301 ff.

[3] Dave Piper:Automatic Transmissions – An American Perspective; VDI Berichte Nr. 1175,“Getriebe in Fahrzeugen 1995”, Seiten 25 ff.

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CVT-Entwicklung bei LuK

Dr.-Ing. Hartmut Faust

Dr.-Ing. André Linnenbrügger

EinleitungIm letzten LuK-Kolloquium im Jahr 1994 wurde im Rahmen eines Verglei-ches verschiedener Getriebesysteme [1] der Prototyp eines stufenlosenFahrzeuggetriebes (CVT, continuously variable transmission) vorgestellt.Die wesentlichen Vorteile von CVT sind:

• Hoher Fahrkomfort durch ruckfreie Änderung der Übersetzung,

• geringer Kraftstoffverbrauch infolge großer Spreizung und

• sehr gute Fahrdynamik.

Trotz dieser Vorteile, die gerade im Bereich größerer Motoren hervortreten,werden CVT bisher lediglich bis ca. 150 Nm [2] und seit kurzem in Japanbis 200 Nm [3] Motormoment am Markt angeboten.

Inzwischen wurden bei LuK Komponenten für CVT nach dem Umschlin-gungsprinzip für den Drehmomentbereich bis über 300 Nm zur Serienreifeentwickelt. Einige der in diesen Komponenten verwirklichten Besonderhei-ten werden im vorliegenden Beitrag vorgestellt.

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Funktionen der hydraulischen SteuerungEine Gegenüberstellung der Funktionen der hydraulischen Steuerung für 5-Gang-Stufenautomaten und für CVT zeigt Bild 1.

Bei beiden Getriebebauarten muß die Hydraulik das Anfahrelement undeine Reversiereinheit bedienen. Beim 5-Gang-Automat sind darüber hinausdie verschiedenen Gänge zu schalten, wozu je nach Ausführung insgesamtca. sechs Elektromagnetventile und ca. 20 Steuerschieber erforderlichsind. Beim CVT reduziert sich die weitere Funktion auf das Einstellen derAnpreßkraft zwischen den Kegelscheiben und dem Umschlingungsmittelund auf die Einstellung der Übersetzung des Variators. Bei dem vorge-stellten Konzept sind dazu lediglich drei Elektromagnetventile und neunSteuerschieber erforderlich.

T

Anfahrelement

1. Gang

Reversierung

2. Gang

3. Gang

4. Gang

5. Gang

5 -Gang-Stufenautomat CVT

~ 6 Elektromagnetventile~ 20 Schieber

3 Elektromagnetventile9 Schieber

Anfahrelement

Anpressung

Reversierung

Verstellung

LuK-CVT:

Bild 1: Vergleich der Funktionen der hydraulischen Steuerung für5-Gang-Stufenautomaten und für CVT

Damit kann beim CVT eine kompakte hydraulische Steuerung im Rahmendes im folgenden beschriebenen Gesamtkonzepts realisiert werden. DieAnpressung wird mit hoher Genauigkeit und Dynamik durch einen zweistu-figen Drehmomentfühler sichergestellt, der direkt im Kraftfluß des Variatorsangeordnet ist und damit eine hohe Funktionssicherheit bietet.

Sowohl die Entwicklung als auch die Fertigung der hydraulischen Steue-rung erfolgen bei LuK.

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Anforderungen an das AnpreßsystemAuf die erforderliche Höhe der Anpreßkraft wirken innerhalb des gesamtenAntriebsstranges vom Motor bis zu den Rädern eine Reihe von Einflußgrö-ßen ein, Bild 2:

• Das Motormoment, welches vom Fahrer und von elektronischen Mo-toreingriffen beeinflußt wird, geht ein.

• Eine Wandlerüberhöhung und die Ansteuerung der Kupplung bzw. derLock-up-Kupplung läßt zusätzliche Momente auf das System einwirken.

• Die Übersetzung geht ein, weil es ein Unterschied ist, ob das Drehmo-ment im Underdrive (UD) bei kleinem Wirkradius oder im Overdrive(OD) auf großem Wirkradius am primären Scheibensatz übertragenwird.

• Der kleinste auftretende Reibbeiwert bestimmt die erforderliche An-pressung.

• Die radseitigen Einflüsse auf das vom Variator zu übertragendeDrehmoment sind als kritisch einzustufen, weil sie unvorhersehbar undsprungartig einwirken können, wie z. B. bei springendem Rad und beimÜbergang von Glatteis auf griffige Fahrbahn. Eine Begrenzung dieserEinflüsse durch eine entsprechend angesteuerte Kupplung ist möglich.

Motormoment ÜbersetzungDynamischesRadmoment

Motor

Reibungsbeiwert

Rad

TE

TW

Scheiben-satz 1

Kette

Wandlerüberhöhungund Steuerung vonÜberbrückung oder

Anfahrkupplung

Scheiben -satz 2

Bild 2: Einflüsse auf die erforderliche Anpreßkraft im Variator

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162

00

Moment T1 [%]

An

pre

ßkr

aft

F [

%]

25 50 75 100

25

50

75

100

125

iVar = 2,5

1,0

0,4

Bild 3a: Erforderliche Mindestanpreßkraft für verschiedene Übersetzungenüber dem Drehmoment

Bei gegebenem Reibbeiwert nimmt die erforderliche Mindestanpreßkraftlinear mit dem Drehmoment zu. Dieser Zusammenhang ist für verschiede-ne Übersetzungen in Bild 3 a dargestellt. Gegenüber dieser Schlupfgrenzewird für Vollast eine Sicherheit von ca. 25 % für Reibwertschwankungenvorgehalten, wie in Bild 3 b für die Underdriveübersetzung dargestellt. Da-mit soll Rutschen vermieden werden. Größere Sicherheitsfaktoren führenzu unnötig hohen Kräften und geringem Wirkungsgrad. Bei konventionellenSystemen wird die Sicherheit auch bei verringertem Drehmoment mit vol-lem Betrag beibehalten [2], da die Stärke von unvorhersehbaren Stößenunabhängig vom bereits anliegenden Drehmoment ist. Damit ist bei Sy-stemen, die die Anpressung nicht hochdynamisch mit Hilfe einer selbsttäti-gen Pumpwirkung sicherstellen können, ein konstanter Vorhalt notwendig.Dies hat zur Folge, daß z. B. bei 1/4 des Nennmomentes die Überanpres-sung bezogen auf das anliegende Drehmoment auf 100 % zunimmt. Dienachteiligen Auswirkungen auf den Wirkungsgrad des Variators und überden unnötig hohen Systemdruck auf die Pumpenverluste mit der Folgeungünstiger Teillastverbräuche sind einsehbar.

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00

Moment T 1 [%]

An

pre

ßkr

aft

F [

%]

25 50 75 100

25

50

75

100

125

iVar = 2,5

konventionellesSystem

Drehmomentfühler

Schlupfgrenze

mit Vorhaltebetrag für Stöße

mit konstantem Sicherheitsfaktor

Bild 3b: Verlauf der Anpreßkraft über dem Drehmoment bei konventionel-lem System mit Anpreßkraftoffset und bei hydro-mechanischemDrehmomentfühler mit konstantem Sicherheitsfaktor

Das LuK-System mit einem hydro-mechanischen Drehmomentfühlerkommt demgegenüber mit einem konstanten Sicherheitsfaktor aus, d. h.der Anpreßüberdruck wird mit abnehmendem Drehmoment in seiner ab-soluten Höhe verringert. Es erfaßt praktisch verzögerungsfrei direkt das amVariator angreifende Moment und kann darüber hinaus beim Auftreten vonan- und abtriebsseitigen Stößen kurzzeitig ohne Mitwirkung weiterer Steu-ereinrichtungen eine Pumpfunktion erfüllen, wie im folgenden erläutert. Miteinem solchen System wird auch im Teillastbetrieb, der für den Kraftstoff-verbrauch sehr wichtig ist, bedingt durch die Vermeidung der Überanpres-sung ein guter Getriebewirkungsgrad erreicht.

Eine analoge Darstellung des Mindestanpreßbedarfes für verschiedeneDrehmomente über der Variatorübersetzung gibt Bild 4 a. Es ergibt sich einhyperbelähnlicher Verlauf der erforderlichen Anpressung über der Überset-zung.

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einstufiger Drehmomentfühler

2,5 1 0,4

0

25

50

75

100

Variatorübersetzung i

Anp

reß

kraf

t F [%

]

T1: 100 %

T1: 25 %

125

Bild 4a: Mögliche Anpressung für verschiedene Momente über der Varia-torübersetzung bei einstufigem Drehmomentfühler

Eine konstante Anpreßkennlinie ist insofern ungünstig, als die Hauptfahr-zeitanteile im Overdrivebereich liegen. In Bild 4 b sind die Zeitanteile auf-getragen, die sich bei längeren Fahrten auf Landstraße und Autobahn miteinem CVT-Fahrzeug im 300 Nm-Segment ergaben.

0,412,5

Zeit

ante

il t

[% ]

20

40

60

0

Landstraße und Autobahn

Variatorübersetzung i

Bild 4b: Gemessene Fahrzeitanteile bei Landstraßen- und Autobahnfahr-ten mit dem CVT-Fahrzeug

Eine günstige Anpassung ergibt sich unter Berücksichtigung der Fahr-zeitanteile mit einer zweistufigen Umschaltung der Kennlinie des Drehmo-mentfühlers wie in Bild 4 c dargestellt. Die Zeitanteile im Underdrivebereichmit teilweiser Überanpressung sind stark unterrepräsentiert.

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Bei LuK durchgeführte Simulationen haben gezeigt, daß der Kraftstoffver-brauch bei Realisierung der theoretisch exakten Anpreßfunktion im Ver-gleich zu dieser einfacher auszuführenden zweistufigen Kennlinie lediglichum ca. 0,3 % geringer ist.

CUD

CUD

COD

COD

2,5 1 0,40

25

50

75

100

Variatorübersetzung i

Anp

reßk

raft

F [%

]

0,412,5

20

40

60

0

Landstraße und Autobahn

T1: 100 %

T1: 25 %

125

Zei

tan

teil

t [%

]

zweistufiger Drehmomentfühler

Bild 4 c: Gemessene Fahrzeitanteile (oben) und Anpressung mit zweistufi-gem Drehmomentfühler (unten)

Zweistufiger hydro-mechanischer DrehmomentfühlerIm vorhergehenden Abschnitt wurden die Überlegungen dargestellt, die zurEntwicklung des zweistufigen Drehmomentfühlers führten. Das Grundprin-zip des bekannten einstufigen hydro-mechanischen Drehmomentfühlers [4]ist in Bild 5 dargestellt. Das Drehmoment wird über eine Rampenplatteeingeleitet, von der der Kraftfluß über Kugeln auf einen axial beweglichenFühlerkolben erfolgt, der sich gegen einen Öldruck abstützt. Das von derPumpe kommende Öl fließt über eine Abströmbohrung ab, deren Strö-mungswiderstand sich durch Verschieben des Fühlerkolbens solange ver-ändert, bis das Kräftegleichgewicht zwischen der Axialkraft der Kugelram-pen und der Druckkraft hergestellt ist. Damit wird der Druck, der direkt inden Anpreßzylinder geleitet wird, vom Drehmomentfühler streng proportio-nal zum anliegenden Drehmoment eingestellt.

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Beim Auftreten eines Drehmomentstoßes verschließt die bewegliche Füh-lerplatte die Abströmbohrung. Bei weiter steigendem Drehmoment schiebtdie Fühlerplatte dann aktiv das Ölvolumen aus der Drehmomentfühler-kammer in die Scheibensätze zur Erhöhung der Anpressung. Das bedeu-tet, der Drehmomentfühler wirkt dann kurzzeitig wie eine Pumpe. Diese„Zusatzpumpe“, die latent für den Bedarfsfall vorhanden ist, jedoch keineAntriebsleistung erfordert, kann im Stoßfall kurzzeitig mehr als 30 L/minFörderstrom abgeben.

p

FT

Bild 5: Prinzip des einstufigen hydro-mechanischen Drehmomentfühlers

Zur Realisierung einer zweistufigen Kennlinie wird die Druckfläche desFühlerkolbens in zwei Teilflächen aufgeteilt, Bild 6. Im Underdrivebereich,wo wegen des kleinen Wirkradius der Kette ein hoher Anpreßdruck zurÜbertragung des Drehmomentes erforderlich ist, wird nur eine Teilflächemit Druck beaufschlagt. Bei durch das Drehmoment gegebener Rampen-kraft stellt sich zur Erfüllung des Kräftegleichgewichtes ein hoher Druck imDrehmomentfühler und gleichzeitig im Anpreßzylinder ein.

Im Overdrivebereich jenseits des Umschaltpunktes werden beide Teilflä-chen mit dem Druck beaufschlagt. Bei gleichem Drehmoment stellt sichdamit ein niedrigerer Anpreßdruck ein.

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Die Umschaltung der Kennlinie durch Zu- bzw. Wegschaltung der zweitenTeilfläche erfolgt direkt durch die mit der Änderung der Übersetzung erfol-gende axiale Verschiebung der beweglichen Kegelscheibe des primärenScheibensatzes. Wie im Bild dargestellt, wird die zweite Teilfläche im Un-derdrivebereich über die rechte Umschaltbohrung mit Umgebungsdruckbelüftet. Im Overdrivebereich hingegen wird diese Bohrung durch die be-wegliche Kegelscheibe verschlossen, und die linke Umschaltbohrung stellteine Verbindung zu dem Anpreßöl her.

UD

OD

Bild 6: Prinzip des zweistufigen Drehmomentfühlers mit hohem Anpreß-druck im Underdrive- (oben) und niedrigem Anpreßdruck im Over-drivebereich (unten)

Anforderungen an das VerstellsystemKommen wir nun zu der Frage, welche Ölvolumenströme zur schnellenVerstellung der Variatorübersetzung erforderlich sind. Bild 7 zeigt die in dieScheibensatzzylinder einzubringenden Volumenströme bei einer Under-drive-Schnellverstellung. Diese ist beispielsweise erforderlich bei starkerAbbremsung des Fahrzeugs, bei der nach Fahrzeugstillstand sofort dieUnderdriveübersetzung erreicht sein soll, oder auch bei schnellen Verstel-lungen nach Kick-Down-Betätigung oder bei Tip-Schaltungen.

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Abhängig von der Ausgangsfahrgeschwindigkeit und damit der Bremszeitsind für die angegebene Reaktionszeit des Systems die dargestellten Vo-lumenströme erforderlich. Diese betragen über 13 L/min bei der für diesenBetriebsfall kritischen Fahrgeschwindigkeit von etwa 25 km/h, wenn einkonventionelles Variatorsystem installiert ist. Demgegenüber verringert sichder erforderliche Volumenstrom zur Bedienung der Verstellzylinder beimLuK-Doppelkolben-Prinzip etwa auf ein Drittel. Dies wird erreicht, indem diePumpe bei der Verstellung des Variators lediglich einen Teil der Zylinder-fläche, und zwar den sogenannten Verstellzylinder, bedienen muß.

0

3

6

9

12

15

0 10

Geschwindigkeit v [km/h]

20 30 40 50 60

konventionelles System

LuK Doppelkolben

Vo

lum

en

str

om

QV

ar

[L/m

in]

a = 8 m/s2

T = 0,2 s

Bild 7: Erforderlicher Ölvolumenstrom in die Scheibensatzzylinder füreine Underdrive-Schnellverstellung bei konventionellen Systemenund beim LuK-Doppelkolben-System

LuK-Doppelkolben-System mit zweistufigemDrehmomentfühlerKonventionelle Systeme weisen jeweils einen Druckzylinder am Antriebs-und einen am Abtriebsscheibensatz auf, Bild 8 links. Von der Pumpeströmt das Öl zu einer Steuereinheit, die die einzustellenden Drücke in diebeiden Zylinder leitet. Diese erfüllen im Sinne einer Funktionsverknüpfungsowohl die Anpressung als auch die Übersetzungseinstellung. Häufig wirddie primäre Zylinderfläche wesentlich größer als die sekundäre ausgeführt.

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Der Hauptgrund dafür ist, daß viele ausgeführte CVT-Hydrauliksystemekeine Möglichkeit bieten, am primären Zylinder einen höheren Druck einzu-stellen als am sekundären.

Für eine Schnellverstellung Richtung Underdrive muß die Pumpe den gro-ßen Volumenstrombedarf der gesamten sekundären Zylinderfläche bedie-nen. Gleichzeitig wird Drucköl aus dem primären Scheibensatz in denSumpf entlassen, was einen Energieverlust darstellt. Analog gilt dies für dieOverdriveverstellung. Damit ist zur Erfüllung der Dynamikanforderungeneine Pumpe mit großem Fördervolumen nötig. Dies wirkt sich ungünstigauf den Leistungsbedarf der Pumpe aus.

LuK Doppelkolben

Anpressung

konventionelles System

Anpressung & Verstellung Verstellung

Bild 8: Prinzip der CVT-Hydraulik und Vergleich der Volumenströme beider Underdrive-Schnellverstellung eines konventionellen (links)und des LuK-Doppelkolben-Konzeptes (rechts)

Beim LuK-Doppelkolben-Prinzip hingegen sind die Zylinderflächen aufge-teilt

• in rot dargestellte Teilflächen, die die Anpressung sicherstellen, und

• in kleine, davon getrennte Teilflächen –blau bzw. grün dargestellt– diedie Verstellung bewerkstelligen.

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Die Anpressung wird sichergestellt über den bereits erläuterten Drehmo-mentfühler in zweistufiger Ausführung, der entsprechend streng drehmo-mentproportional und in zwei Stufen abhängig von der Variatorübersetzungden Druck in den beiden Anpreßzylindern einstellt.

Zur Verstellung der Scheibensätze ist lediglich ein kleiner Volumenstromzur Bedienung der verhältnismäßig kleinen Verstellzylinderflächen erfor-derlich. Das Anpreßöl selbst wird bei der Verstellung des Variators auf ho-hem Druckniveau direkt von einem Scheibensatz in den anderen überge-leitet, ohne daß dazu ein besonderer Energieaufwand erforderlich wäre.Dadurch kann die Pumpe beim LuK-Doppelkolben-Prinzip wesentlich klei-ner ausgelegt werden als bei konventionellen CVT-Systemen, was denGesamtgetriebewirkungsgrad und damit den Kraftstoffverbrauch verbes-sert.

Der Grundgedanke dieses Konzeptes ist in Bild 9 hinsichtlich des Energie-aufwandes bei der Verstellung anschaulich dargestellt. Beim konventionel-len System wird Drucköl aus einem Scheibensatz in den Sumpf entlassen.Zur Befüllung des anderen Scheibensatzes muß Öl aus dem Sumpf mitentsprechend großem Energieaufwand auf das erforderliche hohe Druck-bzw. Energieniveau gebracht werden. Beim LuK-Doppelkolben-Prinzip hin-gegen wird das Öl auf dem hohen Druckniveau ohne zusätzlichen Ener-gieaufwand direkt von dem einen zum anderen Scheibensatz verschoben.

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F

F

h=0

konventionelles System

LuK Doppelkolben

h

Bild 9: Vergleich des Energieaufwandes zum Verstellen des Variatorsbeim konventionellen (oben) und beim energetisch günstigerenLuK-Doppelkolben-Konzept (unten)

Die Umsetzung der Prinzipien Doppelkolben und zweistufiger Drehmo-mentfühler am primären Scheibensatz ist in Bild 10 oben für den Under-drive- und unten für den Overdrivebereich dargestellt. Das rot dargestellteDrucköl strömt von der Pumpe in die Drehmomentfühlerkammer und überdie Absteuerkante nach links mit geringem Druck ab. Der vom Drehmo-mentfühler zur Erfüllung des Kräftegleichgewichtes eingestellte Anpreß-druck wirkt direkt im Anpreßzylinder des primären und gleichzeitig des -nicht dargestellten- sekundären Scheibensatzes. Die zweite, radial außenliegende Kammer (blau) des Drehmomentfühlers ist über die rechte Um-schaltbohrung belüftet und damit drucklos. Der Weg des Drucköles zurlinken Umschaltbohrung wird durch den Schiebesitz der Scheibe versperrt.

In grün ist der Weg des Verstellöles zum radial außenliegenden primärenVerstellzylinder dargestellt. Die Gesamtaxialkraft setzt sich aus der Druck-kraft des Anpreßzylinders und zusätzlich der Druckkraft des Verstellzylin-ders zusammen. Dieser wird nicht nur zum Verstellen, sondern aufgrundder Kraftverhältnisse am primären und am sekundären Scheibensatz be-reits zum Halten der Übersetzung mit Druck beaufschlagt. Somit wird diegesamte von der Größe des Scheibensatzes her zur Verfügung stehendeFläche zur Erzeugung von Axialkraft genutzt.

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O D

U D

Bild 10: Realisierung des primären Scheibensatzes mit LuK-Doppelkolbenund zweistufigem hydro-mechanischen Drehmomentfühler

In der Overdrivestellung mit entsprechend verringertem Anpreßbedarf hatsich die Wegscheibe in Richtung auf die Festscheibe zu bewegt, untererBildteil. Damit wird die rechte Belüftungs-Umschaltbohrung verschlossenund die linke zum Anpreßzylinder geöffnet, so daß das Drucköl nun durchdieses Bohrungssystem auch in die zweite Drehmomentfühlerkammerströmt. Durch die größere druckbeaufschlagte Fläche wird nun vomDrehmomentfühler bei gleichem anliegendem Drehmoment ein entspre-chend geringerer Anpreßdruck eingestellt. Die Bedienung der Verstellzylin-der bleibt wie oben erhalten. Die Rampenplatten des Drehmomentfühlerssind als Blechumformteile ausgeführt, wobei auch die Steckverzahnungenim Umformprozeß angeprägt werden.

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In Bild 11 sind Verläufe von Drehmomenten, Anpreßdruck und Raddreh-zahlen dargestellt, wie sie sich bei einer Anfahrt auf teilvereister Fahrbahnmit anschließendem Übergang auf griffige Fahrbahn mit dem beschriebe-nen System ergeben.

Im unteren Teil des Bildes ist ersichtlich, daß das rechte Antriebsrad ent-sprechend der langsam zunehmenden Fahrgeschwindigkeit dreht, wäh-rend das linke Rad mit schnell zunehmendem Schlupf durchrutscht. Nachdem Übergang auf die griffige Fahrbahnoberfläche wird das durchdrehen-de Rad mit großem Gradienten verzögert. Das rechte Rad beschleunigtnun gemeinsam mit dem Fahrzeug stärker. Anschließend an dieseSchlupfphase beschleunigen beide Räder synchron mit dem Fahrzeug.

Motormoment

AnpreßdruckVariatormoment

links

rechts

links & rechts

vereist griffig

Rad

dre

hza

hl n

Dre

hm

om

ent

TA

npre

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uck

p

Zeit t

Bild 11: Drehmoment- und Anpreßdruckverlauf bei einer Anfahrt auf teil-vereister Fahrbahn mit Übergang auf griffigen Untergrund

Im oberen Bildteil sind die Verläufe der Drehmomente und des vomDrehmomentfühler eingestellten Anpreßdruckes dargestellt. Das innereMotormoment bleibt während der Anfahrt praktisch konstant, es wird wäh-rend der Glatteisphase jedoch zu einem großen Teil für die Beschleuni-gung der Drehmassen verbraucht. Das Variatormoment ist in der Glatteis-phase entsprechend gering.

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Während der Schlupfphase auf der griffigen Fahrbahn jedoch wird dasVariatormoment sprungartig erhöht auf einen Wert, der wesentlich überdem Motormoment liegt, solange durch die große Verzögerung des ge-samten Antriebsstranges einschließlich des Motors dynamische Zusatz-momente aus den Massenträgheiten wirken. Erst in der nachfolgendennormalen Beschleunigungsphase sind Motor- und Variatormoment im we-sentlichen identisch.

Der vom Drehmomentfühler eingestellte Anpreßdruck verhält sich statischund auch dynamisch analog zum Variatormoment, da der Drehmoment-fühler direkt das in den Variator eingeleitete Moment erfaßt. Durch die ho-he Dynamik und die kurzzeitige Pumpfunktion des Drehmomentfühlers wirddie Anpressung entsprechend dem anliegenden Drehmoment hochdyna-misch sichergestellt.

Ein weiterer Vorteil des Drehmomentfühlers ist, daß das anliegende Mo-ment mit hoher Genauigkeit in den Anpreßdruck umgewandelt wird, weilnur die Geometriedaten des Drehmomentfühlers in die Umsetzung einge-hen. Damit ist auch im Teillastbetrieb, in dem die von der Motorsteuerungausgegebenen Momente mit größeren relativen Unsicherheiten behaftetsind, eine präzise Anpressung nahe am Mindestwert möglich. Dies wirktsich zusätzlich positiv auf den Kraftstoffverbrauch aus.

Das Umschlingungselement CVT-KetteAuf Basis der Wiegedruckstückkette der Fa. P.I.V. Antrieb Werner Reimershat LuK die CVT-Kette für die automobile Anwendung weiterentwickelt.Schwerpunkte dabei waren festigkeitssteigernde Maßnahmen für die ge-forderte hohe Leistungsdichte sowie die Optimierung des akustischen Ver-haltens.

Bild 12 zeigt die CVT-Kette für eine Anwendung mit bis zu 300 Nm Motor-moment. Sie besteht aus unterschiedlichen Kettenlaschen, die den Strangbilden, den Wiegedruckstücken der Gelenke und Sicherungselementen.

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Laschen Wiegegelenk-Druckstückkurz lang

Sicherungspin

Bild 12: Aufbau und Komponenten der LuK-P.I.V.-CVT-Kette

Folgende Eigenschaften kennzeichnen die CVT-Kette:

• Mit ihr werden niedrige Verbräuche und eine hervorragende Fahr-dynamik erzielt. Das ist durch die Wiegegelenk-Konstruktion der CVT-Kette möglich, mit der kleine Laufkreise auf den Kegelscheiben unddamit eine hohe Getriebespreizung realisiert werden.

• Mit der CVT-Kette sind hohe Drehmomente übertragbar. Dickere La-schen im Außenbereich des Strangs vergleichmäßigen die Beanspru-chungsverteilung.

• Das Element zeichnet sich durch niedrige innere Reibungsverlustedurch das Abwälzen der Wiegestücke aus und garantiert damit einenguten Getriebewirkungsgrad.

• Durch ballige Stirnflächen der Wiegestücke ist die CVT-Kette unemp-findlich gegen Spurversatz. In Kombination mit gewölbten Kegel-scheiben wird die bei Verstellung zwangsläufig entstehende Zusatz-komponente des Spurversatzes verringert. Weiterhin ist die CVT-Ketteunempfindlich gegen Scheibensatzverformungen unter Last, Win-kelfehler und Relativverdrehungen zwischen fester und verschiebba-rer Kegelscheibe. Sie benötigt daher keine Kugelführungen für dieaxialbeweglichen Kegelscheiben.

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• Bei Verwendung der CVT-Kette ergeben sich niedrige Axialkräfte amprimären Scheibensatz . Dadurch kann bei gegebenen Zylinderflächenmit niedrigem Hydraulikdruck gearbeitet werden, ein weiterer Vorteil inHinblick auf den Getriebewirkungsgrad.

• Der Strang ist als Dreilaschenverband ausgeführt und ermöglicht soeine kurze Grundteilung. Bei einem kurzen Kettenglied befindet sich le-diglich der Bügel einer Lasche zwischen den benachbarten Gelenken.Eine zweite Laschenlänge ermöglicht es, durch rechnerische Optimie-rung der Teilungsfolge langer und kurzer Laschen ein günstiges aku-stisches Verhalten zu erreichen.

Betriebsfestigkeitsrechnung und Auslegung der CVT-KetteDie Lebensdauerberechnung für eine CVT-Kette gliedert sich in vier Teil-schritte, die schematisch in Bild 13 dargestellt sind.

B e r e c h n u n g d e r S p a n n u n g e n L e b e n s d a u e r v o r h e r s a g e

1

1 0 6

t n E i V a r

K u n d e n k o l l e k t i v a u s C V T - F a h r z e u g

T E K l a s s i e r u n g

B e r e c h n u n g d e r K e t t e n k r ä f t e

F 1

F 2

σa/

σ A

l o g N

...

...

...

...

F

1 243

Bild 13: Beanspruchungsanalyse und Lebensdauerberechnung für dieCVT-Kette auf der Basis eines Kundenkollektives

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AkustikoptimierungBesonderes Augenmerk wurde auch auf die Optimierung des akustischenVerhaltens der CVT-Kette gelegt.

Durch die Verwendung unterschiedlich langer Laschen und deren gezielteAbfolge in der CVT-Kette kann die als störend empfundene Einzeltonhal-tigkeit weitgehend unterdrückt werden. Hierbei wird das Mischungsverhält-nis sowie die Teilungsfolge auf den jeweiligen Anwendungsfall hin rechne-risch optimiert.

Das Bild 15 zeigt anhand von Kunstkopfmessungen im Fahrzeuginnen-raum den Erfolg einer solchen computergestützten Akustikoptimierung. Miteinem speziellen Meßkennfeld für die Getriebesteuerung, das eine kon-stante Motordrehzahl einstellt, wurden jeweils Beschleunigungsfahrten zwi-schen ca. 30 und 80 km/h durchgeführt. Durch dieses Vorgehen könnendie unterschiedlichen Erreger gut voneinander getrennt werden:

• Horizontale Linien: Antrieb (Motor, Aggregate, Getriebeeingang),

• Diagonale Linien: Abtrieb (Rad, Achse, Getriebeausgang),

• Gekrümmte Linien: Ketteneingriff des verstellenden Variators.

s t o c h a s t i s c h e T e i l u n g s f o l g e

A u s g a n g s z u s t a n d n a c h O p t i m i e r u n g

Bild 15: Akustik der CVT-Kette: Optimierung durch Simulationsrechnungenund Vorabauslegung der Teilungsfolge kurzer und langer Laschen

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Auf der linken Seite des Bildes 15 sind Pegelüberhöhungen in Form ge-krümmter Linien erkennbar. Sie werden vom Eingriff der CVT-Kette in dieScheibensätze hervorgerufen und hier als störend empfunden.

Eine hinsichtlich Mischungsverhältnis und Teilungsfolge verbesserte CVT-Kette zeigt in Bild 15 rechts praktisch keine Einzeltonhaltigkeit mehr. Damitkonnte ein günstiges akustisches Verhalten erreicht werden.

Weitere wesentliche Einflußfaktoren für die Akustik des GesamtsystemsCVT sind die Scheibensatzlagerung, die Gehäusekonstruktion sowie alleKörperschallübertragungswege. Diese bieten ein zusätzliches akustischesOptimierungspotential.

ZusammenfassungBei LuK wurden Komponenten für CVT im Drehmomentbereich bis über300 Nm entwickelt. Die wesentlichen Besonderheiten sind:

• präzise Einstellung der minimalen Anpressung zur sicheren Drehmo-mentübertragung und zur Erreichung hoher Wirkungsgrade;Mittel hierzu ist ein zweistufiger hydro-mechanischer Drehmomentfüh-ler, der das am Variator anliegende Drehmoment mit hoher Genauig-keit erfaßt und mit hoher Dynamik die Anpressung sicherstellt, wobeikurzzeitig eine zusätzliche Pumpfunktion gegeben ist;

• eine sehr gute Verstelldynamik bei kleiner Pumpenleistung, indem dasAnpreßöl bei der Verstellung auf hohem Druckniveau von einem Schei-bensatz direkt in den zweiten verschoben wird;ermöglicht durch das LuK-Doppelkolben-Prinzip mit getrennten Zylin-dern für die Anpressung und die Verstellung;

• große Spreizung, robustes Design, guter Wirkungsgrad und optimierteAkustik des Kraftübertragungselementes;durch die unter Zuhilfenahme von Computersimulationen entwickelteCVT-Kette für Momente bis über 300 Nm.

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Literatur

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[2] Fuchino, M.; Ohsono, K.:Development of Fully Electronic Control Metal Belt CVT. International Conference onContinuously Variable Power Transmissions CVT ´96, 11. – 12. September 1996,Yokohama/Japan, S. 23 - 32

[3] Kurosawa, M.; Fujikawa, T.:High Torque Belt CVT with Torque Converter. Symposium Steuerungssysteme für denAntriebsstrang von Kraftfahrzeugen, 18. – 19. September 1997, Berlin, S. 1 – 12

[4] Rattunde, M.; Schönnenbeck, G.; Wagner, P.:Bauelemente stufenloser Kettenwandler und deren Einfluß auf den Wirkungsgrad.VDI-Berichte 878 (1991), S. 259 - 275

[5] Dittrich, O.:Theorie des Umschlingungstriebes mit keilförmigen Reibscheibenflanken. DissertationTH Karlsruhe, 1953

[6] Dittrich, O.:Anwendung der Theorie des keilförmigen Umschlingungstriebs auf stufenloseGetriebe. Bad Homburg, 1992

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Der vorliegende Band6. LuK Kolloquium 1998ist nur für Ihren persönlichen Gebrauch bestimmt!