Das Ausscheuern der Glasgefässe

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A. Miiller, Das Ausschguern der Glasgefasse. 841 verschiffte nachstehende Mengen Zimmt, Cassia lignea des eng- lischen Handels : 1862 7683 Piculs zu 46,479 xilog. 1872 70571 Piculs 1863 8374 - 1873 53819 - 1864 13851 - 1874 56810 - 1865 23514 - 1875 55898 - 1866 23960 - 1876 39641 - 1867 24660 - 1877 53877 - 1868 36055 - 1878 73911 - 1869 40686 - 1879 92964 - 1870 34426 - 1880 38053 - 1871 58406 - 1881 54526 - Ich fuge aus andern Quellen noch bei, dass in Canton, dem eigentlich einzigen Stapelpiatze Chinas fur dieses Gewiirz, das Geschaft fast ganz in den Hrinden einer Gilde reicher chinesischer Handler liegt, welche z. B. vom Xai 1879 bis April 1880 nicht weniger als 166000 Xisten = 83000 Yiculs Zimmt in Hlnden hatte. 1879 wiirde als Werth der obigen 92964 Piculs Zimmt in Canton die Summe von 549086 Hailrwan Taels angegeben. 1 sol- ches Tael = 1,46 Dollars; 1 Dollar ungefiihr = 41/2 Mark. Durch F o r d ’ s Bericht ist nun die Herkunft des in grosster Menge auf den Wreltmnrkt kommenden Zimmts festgestellt; wahr- scheinlich ist auch die graue Sorte, welche in London Chinese Cinnamon heisst, nur eben die ungeschalte Rinde des gleichen Baumes. Es bleibt nun noch Auskunft zu wunschen iibrig in Be- treff der so auffallenden geringen Zin~mtrinden.2 Der Siibdirector des Gartens von Xew, Herr Thiselton Dyer, hatte die Giite, mich durch einige Zweige der von Ford gesammel- ten Pflanze zur Vergleichung derselben mit den bisherigen Beschrei- bungen und Abbildungen in Stand zu setzen. Das Ausscheuern der Glasgefasse. Von Ale xa n d c r M iiller - Berlin. Zur Entfcrnung von Schmntz, der sich in Wasser oder in verdiinnter Saure oder Lauge nicht lost, aus Hohlgefassen bedient 1) Fluckiger, 1. c. 557. 2) ebenda 559.

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A. Miiller, Das Ausschguern der Glasgefasse. 841

verschiffte nachstehende Mengen Zimmt, C a s s i a l i g n e a des eng- lischen Handels : 1862 7683 Piculs zu 46,479 xilog. 1872 70571 Piculs 1863 8374 - 1873 53819 - 1864 13851 - 1874 56810 - 1865 23514 - 1875 55898 - 1866 23960 - 1876 39641 - 1867 24660 - 1877 53877 - 1868 36055 - 1878 73911 - 1869 40686 - 1879 92964 - 1870 34426 - 1880 38053 - 1871 58406 - 1881 54526 -

Ich fuge aus andern Quellen noch bei, dass in Canton, dem eigentlich einzigen Stapelpiatze Chinas fur dieses Gewiirz, das Geschaft fast ganz in den Hrinden einer Gilde reicher chinesischer Handler liegt, welche z. B. vom Xai 1879 bis April 1880 nicht weniger als 166000 Xisten = 83000 Yiculs Zimmt in Hlnden hatte.

1879 wiirde als Werth der obigen 92964 Piculs Zimmt in Canton die Summe von 549086 Hailrwan Taels angegeben. 1 sol- ches Tael = 1,46 Dollars; 1 Dollar ungefiihr = 41/2 Mark.

Durch F o r d ’ s Bericht ist nun die Herkunft des in grosster Menge auf den Wreltmnrkt kommenden Zimmts festgestellt; wahr- scheinlich ist auch die graue Sorte, welche in London Chinese Cinnamon heisst, nur eben die ungeschalte Rinde des gleichen Baumes. Es bleibt nun noch Auskunft zu wunschen iibrig in Be- treff der so auffallenden geringen Zin~mtrinden.2

Der Siibdirector des Gartens von Xew, Herr T h i s e l t o n Dyer, hatte die Giite, mich durch einige Zweige der von Ford gesammel- ten Pflanze zur Vergleichung derselben mit den bisherigen Beschrei- bungen und Abbildungen in Stand zu setzen.

Das Ausscheuern der Glasgefasse. Von A l e xa n d c r M i i l l e r - Berlin.

Zur Entfcrnung von Schmntz, der sich in Wasser oder in verdiinnter Saure oder Lauge nicht lost, aus Hohlgefassen bedient

1) Fluckiger, 1. c. 557. 2) ebenda 559.

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man sich der mannichfachsten mechanischen Hiilfsmittel , niimlich eiserner Ketten oder Kugeln, Sand, Bleischrot, Hand- und Ma- schinenbursten. Die Wahl richtet sich weniger nach der Qualitat des Schmutzes, als nach finanziellen Erwagungen betr. die Kosten des Scheuermittels, der Handarbeit, der Abnutzung oder Gefiihrdung der Gefasse u. s. w.

Wir beschranken uns heute auf das Ausscheuern von Glas- gefassen. Die Benutzung von Fluss- oder Seesand verbietet sich, weil der harte Quarzsand , besondcrs als kantiger Flusssand, das Glas ritzt und so allmiihlich blind macht, wenn es nicht schon wegen der Anritzung, nach dem Princip der Bologneser Flaschchen, vor dem deutlichen Blindwerden springt. D a s A u s s c h e u e r n v o n G l a s g e f a s s e n m i t Q u a r z s a n d i s t d a r u m e in f u r a l l e m a l v e r w e r f l i c h.

Sehr verbreitet ist das Flaschenreinigen mittelst Bleischrot; letzteres ist ein vortreffliches mechanisches Hulfsmittel, indem das Blei nicht nur dem Glas gegeniiber sehr weich ist, sondern zu- gleich wegen des hohen specifischen Gewichts energisch driickt und reibt, auch kauflich in allen Xorngrossen bequem zu haben ist. Leider nur ist das Blei etwas schmierig und dazu ausserst giftig ! Es giebt in stadtischen Molkereien glaserne Milchflaschen, welche durch tiigliches Ausscheuern mit Bleischrot wie mit Graphit ausgekleidet erscheinen! Der Ueberzug liisst sich zwar leicht durch verdunnte (schwefelsaurefreie !) Salpetersaure entfernen ; die meisten Molkereien aber wissen das nicht, oder thuen es nur dann, wenn das Aussehen zu nnappetitlich geworden ist - wie manches Kind mag inzwischen yon Bleikolik geplagt worden sein !

In Bier - und Weinflaschen bemerkt man diese Bleiumkleidung kaum jemals. Theils werden sie nicht so oft wie Milchflaschen ausgescheuert, theils bcstehen sie aus farbigem Glas, theils lost sich das Blei in dem sauerlichen Inhalt - nur beobachtet man mitunter ein in dcr Bodcnfalte eingeklemmtes Schrotkorn. D a s S c h e u e r n von G l a s f l a s c h e n , w e l c h e f u r G e t r a n k e be- s t i m m t s ind , m i t B l e i s c h r o t s o l l t e e i n f u r a l l e m a l po l i - z e i l i c h s t r e n g v e r b o t e n sc in !

Die Anwendung von Flaschenbiirsten begegnet den Missstanden von Quarzsand und Bleischrot, die B u r s t e n legen sich aber nicht so gut an die Glaswand an, besonders in den Falten und Ecken, und fordern desshalb grossere Muhwaltung und Achtsamkeit.

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I n chemischen Laboratorien benutzt man hie und da X u p f e r - h a i n m e r s c h l a g statt Sand - ein ganz vortreffliches Schener- mittel; nnr sollte immer eine Spiilung mit Saure nachfolgen, um etwa riickstindiges Xupferoxyd sicher zu beseitigen !

Den anhaftenden Schlamm entfernt man, nanientlioh aus werth- volleren Glasern, durch Ausschwenken mit P a p i e r s c h n i t z e l n oder L e in w a n d l i p p c h en.

In Haushaltungen bedient man sich znm Ersatz fur Sand theils der Herdasche, theils grobkornigvn Salzes. Reine H o l z a s c h e mit den eingemeagten Kohlenstdckchen ist sehr zu empfehlen, sie wirkt gleichzeitig cheniisch durch ihre-n Pottaschegehalt. T o r f - nnd S t e i n k o h l e n - A s c h e ist wegen eingemengten bcharfen Sandes zu verwerfen.

Das gewohnliche Sicde - Koclisale eignet sich wegen seiner fein- blattrigen Textur weniger ~ i i m Scheuern , a18 das massivere S e e - s a l z oder S t c i n s a l x p u l v e r . W o das entstehende Salzwasser Verwerthung findet, wie in Landwirthschaften u. s. w., ist das Scheuern mit Salz sehr zu empfehlen.

Fu r griissere Anlagen ist als beachtenswerthes Scheuermate- rial zu nennen Sand von silicatfreiem G y p s und M a r m o r , sowie K no ch e n s c h r o t.

Bei der Fabrikation von Xnochenmehl entstehcn aus den wider- standsfahigeren Rohrenknochen als Zwischenproduct Kiiochengrau- pen, welche ziim Flaschenspden recht geeignet sind. Auf meine Veranlassung haben manche Knochenniehlfabriken solche Knochen- graupen angeboten , aber nur wenige Liebhaber gefunden.

Sand aus Gyps und Marmor ist irn Allgemeinen weniger sicher quarzfrei zu erhalten; Gyps lost sich ausserdem nicht unbetracht- lich in Wasser auf und es muss bei seiner Annendung gut nach- gespiilt werden.

Neuerdings hat sich Herr Dr, A. E r a n k , fruher Eabrikbesitzer in Stassfurt, jetzt Glashiittendirector in Charlottenburg bei Berlin, ins Mittel geschlagen und liefert sehr reinen Iblarmorsand von jeder Xornung zum Flaschenspdlen zu billigen Preisen und mache ich hierauf vor allen die Molkereibesitzer aufmerksam , welche Milch in Glasflaschen verkaufen.

Im Anschluss hieran erwahne ich fir analytische Laboratorien, wo es daranf ankommt , aus Kolben und Flaschen den anhaftenden Schlamm nicht zu beseitigen, sondern zu sammeln, z. B. auf Fil-

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t e rn , die C a u t s c h u k w i s c h e r , die sich mir seit einer langen Reihe von Jahren unentbehrlich gemacht haben. Man schneidet aus Cautschuckplatten meisel - oder zungenfiirmige Stiicken heraus und bohrt in das diekere Ende einen zugespitzten hfessing- oder Platindraht als Stiel ein. Mit Hiilfe dieser Wischer mit ihren biegsamen Stielen ist man im Stande jede Glasflasche gewissermaas- sen auszulecken; auch f i r Bechcr nnd Schalen ziehe ich die Wi- scher den gebriuchlicheren Haarpinseln oder Federn bei weitem vor, in welcher sich zufolge ihrer faserigen Structur Theile des zu sammelnden Niederschlags einfuttern , und aus welchem sich stickstofialtige Substanz abfasert, die bei exacten Stickstoffbestim- mungen das analytische Resultat storen, z. B. bei Untersuchung des Schlammes von stadtischcr Spiiljauche und andcrn Schmutzwassern.

Wo es endlich gilt, Glas- und Porzellangefasse aufs Sauberste von verschiedenartigster anhaftender organischer Substanz zu rei- nigen, bringe ich das Gemisch von Schwefelslure und Bichromat in Erinnerung, was vor Benzin , Aether, Alkohol etc. die unbe- streitbarsten Vorziige besitzt. Ich halte immer auf einen Vorrath von solcher c h r om saure h a l t ig e n 8 chw e f e l s a u r e, zii welcher die Saure aus Exsiccatoren und das Chromat von Salpetersaure- bestimmungen passende Verwendung findet , und spiile besonders gern meine Maassgefassc damit, urn deren Benctzbarkeit aufzu- frischen.

B. Nonatsbericht.

Fadenziehende Milch. - Die fadenziehende Milch ist nach den Untersuchungen von S c h m i d t -Muhlheim dadurch charakteri- sirt, dass zunachst normal erscheinende Milch nach einigem Stehen eine schleimige Beschaffenheit annimmt und dass sie sich in die- sem Zustande in lange Faden ausziehen lasst. Da langst feststeht, dass derartige Milch eine starke Infectionsfahigkeit besitzt, so dass sie mittelst sehr kleiner Quantitaten auf grosse Mengen gesunder Milch binnen kurzer Zeit ubertragen werden kann, so liegt die practische Wichtigkeit hierauf bezuglicher Untersuchungen klar vor Augen.