Das bessere Sparbuch (Euro)

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M ehr als 100 Milliarden Euro haben deut- sche Sparer derzeit in einer Anlage mit der dubiosen Bezeichnung „hinkendes Inhaberpapier“ stecken. Trotz des obsku- ren juristischen Namens handelt es sich dabei nicht um den nächsten großen Anlagebetrug, sondern um eine durchweg solide Anlage: das Sparbuch. Weder ju- ristische Wortungetümer noch magere Zinsen können den Deutschen die Lust an ihm nehmen. Dabei steht fest: Wer sein Geld auf dem Sparbuch lässt, vernichtet langsam, aber sicher den Wert seiner Ersparnisse. In den vergangenen drei Jahren lag die of- fizielle Inflationsrate bei durchschnittlich 1,3 Prozent. Die Durchschnittsverzinsung eines Sparbuchs betrug in den vergangenen 24 Monaten laut FMH Finanzbera- tung 0,6 Prozent. Rechnet man großzügig für die ver- gangenen drei Jahre mit 0,8 Prozent Rendite, bleibt ein Kaufkraftverlust von 0,5 Prozent pro Jahr. Keine Rettung in Sicht. Grund dafür ist die Verschul- dungs- und Eurokrise, wegen der die Europäische Zen- tralbank die Zinsen niedrig hält. Weil die Krise noch lange nicht gelöst ist (siehe Titelgeschichte ab Seite 48), müssen Sparer noch einige Zeit mit Kaufkraftverlusten auf dem Sparbuch leben. Doch es gibt Alternativen. €uro durchforstete seine Fonds-Datenbank und fand vier defensive Absolute-Return-Fonds (AR-Fonds), die kombiniert eine deutlich höhere Rendite als das Spar- buch abwerfen sollten — bei selbst für konservative Anleger erträglichem Risiko (siehe Tabelle Seite 74). AR-Fonds sind nicht dem Auf und Ab einer einzel- nen Anlageklasse wie Aktien oder Anleihen ausgesetzt. Ihr Ziel ist es, in jeder Marktlage positive Erträge zu er- zielen, die über dem Zinssatz am Geldmarkt liegen. Doch das gelingt nur wenigen. Laut Analysehaus Fonds- Consult erreichte in den vergangenen drei Jahren nicht einmal jeder zehnte AR-Fonds eine jährliche Rendite von mehr als drei Prozent. Unsere vier Favoriten war- Das bessere Sparbuch Mickrige Zinsen und höhere Inflation fressen die Ersparnisse der Deutschen. Mit konservativen Strategiefonds können Sie Ihr Vermögen vor Verlust an Kaufkraft schützen VON LUCAS VOGEL Ausgabe 07-2012

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Page 1: Das bessere Sparbuch (Euro)

Mehr als 100 Milliarden Euro haben deut-sche Sparer derzeit in einer Anlage mit der dubiosen Bezeichnung „hinkendes Inhaberpapier“ stecken. Trotz des obsku-

ren juristischen Namens handelt es sich dabei nicht um den nächsten großen Anlagebetrug, sondern um eine durchweg solide Anlage: das Sparbuch. Weder ju-ristische Wortungetümer noch magere Zinsen können den Deutschen die Lust an ihm nehmen.

Dabei steht fest: Wer sein Geld auf dem Sparbuch lässt, vernichtet langsam, aber sicher den Wert seiner Ersparnisse. In den vergangenen drei Jahren lag die of-fizielle Inflationsrate bei durchschnittlich 1,3 Prozent. Die Durchschnittsverzinsung eines Sparbuchs betrug in den vergangenen 24 Monaten laut FMH Finanzbera-tung 0,6 Prozent. Rechnet man großzügig für die ver-gangenen drei Jahre mit 0,8 Prozent Rendite, bleibt ein Kaufkraftverlust von 0,5 Prozent pro Jahr.

Keine Rettung in Sicht. Grund dafür ist die Verschul-dungs- und Eurokrise, wegen der die Europäische Zen-tralbank die Zinsen niedrig hält. Weil die Krise noch lange nicht gelöst ist (siehe Titelgeschichte ab Seite 48), müssen Sparer noch einige Zeit mit Kaufkraftverlusten auf dem Sparbuch leben. Doch es gibt Alternativen.

€uro durchforstete seine Fonds-Datenbank und fand vier defensive Absolute-Return-Fonds (AR-Fonds), die kombiniert eine deutlich höhere Rendite als das Spar-buch abwerfen sollten — bei selbst für konservative Anleger erträglichem Risiko (siehe Tabelle Seite 74).

AR-Fonds sind nicht dem Auf und Ab einer einzel-nen Anlageklasse wie Aktien oder Anleihen ausgesetzt. Ihr Ziel ist es, in jeder Marktlage positive Erträge zu er-zielen, die über dem Zinssatz am Geldmarkt liegen. Doch das gelingt nur wenigen. Laut Analysehaus Fonds-Consult erreichte in den vergangenen drei Jahren nicht einmal jeder zehnte AR-Fonds eine jährliche Rendite von mehr als drei Prozent. Unsere vier Favoriten war-

Das bessere SparbuchMickrige Zinsen und höhere Inflation fressen die Ersparnisse der Deutschen. Mit konservativen Strategiefonds können Sie Ihr Vermögen vor Verlust an Kaufkraft schützen Von LucaS VogEL

ausgabe 07-2012

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Sparbuch

BSF European Absolute Return

Strategie Fondsmanager Vincent Devlin investiert in europäische aktien. Dabei kauft er aussichtsreiche aktien und ver-kauft gleichzeitig Werte, die er nicht so gut findet, leer – so profitiert er von fallenden Kursen. Bei der richtigen Balance ist der Fonds marktneutral, kann also gewinne unabhängig davon generieren, ob der gesamtmarkt steigt oder fällt. hauptsache, die gekauften aktien lau-fen besser als die verkauften. Dank flexibler cashquote bleibt der Fonds auch in turbulenten Zeiten defensiv.

Wertentwicklung *

2009 2010 2011 2012

3,8 % 3,8 % 6,1 % 4,4 %

BSF European absolute ReturnDer Aktienbändiger

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Sparbuch

Amundi Absolute Volatility Euro

Strategie Der Fonds verdient an den Schwankungen des aktien-markts – der Volatilität. Dazu handeln die französischen Manager optionen, bei denen die Volatilität einen gro-ßen Einfluss auf den Kurs hat. Sie können dabei sowohl an steigender als auch an fallender Volatilität verdienen. Bisher legte der Fonds vor allem zu, wenn sich die Vola-tilität stark veränderte. Die Rendite kam, wenn die ak-tienmärkte einbrachen – ideal zur absicherung von Strategien, wie sie der BSF-Fonds (siehe unten) fährt.

Wertentwicklung *

2009 2010 2011 2012

9,6 % 7,7 % 3,2 % 3,8 %

amundi absolute Volatility EuroDer Krisengewinner

* Wertentwicklung jeweils für das Gesamtjahr, 2012 bis zum 31.5.2012

Sparbuch

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Global Absolute Return Strategies

Strategie Das Managementteam mischt die unterschiedlichsten Strategien: einerseits direkte Marktwetten auf aktien-indizes, Renten, Währungen, Zinsentwicklungen und mehr; andererseits relative Wetten, zum Beispiel darauf, dass die schwedischen Kurzfristzinsen stärker steigen als die deutschen. Wichtig: Die Risiken der Einzelwetten heben sich zu großen teilen gegenseitig auf. Daher sind die Kursschwankungen des Fonds sehr niedrig. trotz-dem ist er der offensivste der vorgestellten Fonds.

Wertentwicklung *

2009 2010 2011 2012

19,1 % 10,5 % 2,8 % 3,0 %

Standard Life – global absolute Return StrategiesDer Allesdürfer

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2009 2010 2011 2012

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% indexiert zum 31.12.2008 =100

Sparbuch

Julius Bär Absolute Return Bond

Strategie Einer der ältesten Fonds mit absolute-Return-ansatz in Deutschland investiert in anleihen. Innerhalb dieses Segments herrscht aber Freiheit. Der Fonds darf „aaa“-Staatsanleihen sowie unternehmensanleihen kaufen und ist flexibelim hinblick auf die Laufzeit der papiere. Das Management kann durch den Einsatz von Deri-vaten sogar in phasen verdienen, in denen die Zinsen steigen und die anleihekurse fallen. Das könnte wichtig werden, wenn sich die Eurokrise entschärft.

Wertentwicklung *

2009 2010 2011 2012

9,6 % 2,6 % -0,9 % 3,2 %

Julius Bär absolute Return BondDer Anleiheroutinier

fen dagegen im Durchschnitt 4,7 Prozent pro Jahr ab. Doch Stephan Schrödl, Ana-lyst bei FondsConsult weiß, dass es „bei der Bewertung von Absolute-Return-Fonds nicht reicht, die vergangene Wert-entwicklung als Indikator zu nehmen“. Der Experte empfiehlt: „Man muss sich anschauen, wo die Rendite herkam.“

Das hat die Redaktion getan und Fonds zusammengestellt, die neben

stabilen Erträgen in den vergangenen drei Jahren zwei weitere Eigenschaften mitbringen: Sie verfolgen Strategien, die gute Chancen haben, auch in Zukunft zu funktionieren und ergänzen sich wegen ihrer unterschiedlichen Ansätze.

Bestes Beispiel ist das Zusammenspiel des Amundi Absolute Volatility Euro und des BSF European Absolute Return. Der Letztgenannte kauft aussichtsreiche Ak-

Die Mischung macht’s Die Kombination verschiedener Strategien macht ein portfolio noch resistenter gegen Stress – wie im crashjahr 2008Fonds ISIN Volumen Gebühr Performance in % Durch- in Mio. € p. a. in % 2008 2009 2010 2011 2012 1 schnitt

Global Absolute Return Strategies Fund LU 054 815 310 4 2000 1,86 -4,5 19,1 10,5 2,8 3,0 8,4

Julius Bär Absolute Return Bond Fund LU 018 667 878 4 5500 1,77 -2,0 9,6 2,6 -0,9 3,2 3,2

BSF European Absolute Return Fund 2 LU 041 170 441 3 430 1,87 – 2 3,8 2 3,8 6,1 4,4 3,7

Amundi Absolute Volatility Euro Equity LU 027 294 197 1 2300 1,34 22,8 9,6 7,7 3,2 3,8 5,5

Gleichgewichtetes Portfolio 3 5,4 10,5 6,2 2,8 3,6 4,7

Stichtag: 31.5.2012, 1 Seit Jahresbeginn, 2 Fondsauflegung am 27.2.2009, 3 Durchschnitt der vier in der Tabelle genannten Fonds; Quelle: Bloomberg, Edisoft, €uro

tien und verkauft gleichzeitig weniger aussichtsreiche. Diese Strategie, die in der Fachsprache Long/Short-Equity ge-nannt wird, sorgt für Gewinne, solange die gekauften Aktien besser laufen als die verkauften.

Clevere Kombination. „Aktien-Strate-gien mit Long- und Short-Positionen be-kommen tendenziell in Crashphasen Probleme, weil die Märkte dann oft irra-tional werden“, warnt Experte Schrödl. Daher stellt €uro ihm den Amundi-Fonds zur Seite, der strukturell gut läuft, wenn die Aktienmärkte stark einbrechen.

Für Sparbuch-Sparer wirken die Stra-tegien vielleicht abschreckend. Aber so lange mit „hinkenden Inhaberpapieren“ der Vermögensverlust garantiert ist, wird konservativen Anlegern nicht viel anderes übrig bleiben, als sich mit neu-en Strategien zu befassen. Fo

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indexiert zum 31.12.2008 =100%

Sparbuch

Strategie Mit der gesetzlichen Einlagensicherung und weiteren Sicherungen der geldinstitute sind Spareinlagen gut geschützt. Das bezahlt man aber mit unflexibilität und niedrigen Zinsen. Denn meist kann man im Monat nur 2000 Euro abheben. Wer mehr will, muss drei Monate vorher den Betrag kündigen – oder Strafzinsen zahlen. Bitter: Laut Finanzberatung FMh lag der Sparbuchzins in den vergangenen 24 Monaten im Schnitt bei 0,6 pro-zent (für den chart wurde mit 0,8 prozent gerechnet).

Wertentwicklung *

2009 2010 2011 2012

0,8 % 0,8 % 0,8 % 0,8 %

Klassisches SparbuchDer Renditekiller

ausgabe 07-2012