Das Blatt 1/2012 (März)

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Heft 1/ 2012 März 1. Jahrgang Mit Wissen Wachstum schaffen DAS BLATT Informationsdienst der LMS Agrarberatung Dünne Gülle, dicke Gülle, meine Gülle BEWERTUNG UND KALKULATION FÜR WIRTSCHAFTSEIGENE DÜNGER 25 % der Milchvieh- betriebe erste Sahne BZA RIND 2011 Wachstum wirklich ins Wasser gefallen? MARKTFRUCHTBAU IM EXTREMJAHR 2011

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Informationsdienst der LMS Agrarberatung

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Heft 1/ 2012März1. Jahrgang

Mit Wissen Wachstum schaffen

DAS BLATT Informationsdienst der LMS Agrarberatung

Dünne Gülle, dicke Gülle, meine Gülle

BEWERTUNG UND KALKULATION FÜR WIRTSCHAFTSEIGENE DÜNGER

25 % der Milchvieh-betriebe erste Sahne

BZA RIND 2011

Wachstum wirklich ins Wasser gefallen?

MARKTFRUCHTBAU IM EXTREMJAHR 2011

Page 2: Das Blatt 1/2012 (März)

Editorial

02 Das Blatt

Liebe Leserinnen und Leser,herzlich willkommen zur 1. Ausgabe von „Das Blatt“, dem neuen Informationsdienst Ihrer LMS Agrarberatung mit LUFA Rostock. Als neues Ma-gazin löst „Das Blatt“ unsere bisherige Publikation LMS-aktuell ab. Wir hoffen, dass wir damit Ihnen als Leser unsere umfassende landwirtschaftliche Fachkompetenz besser zugänglich, verständlich und verwertbar machen können. Dazu haben wir uns viel vorgenommen. Wir wollen Ihnen in Zukunft mit jeder Ausgabe Folgendes bieten:

Fachkompetenz pur„Das Blatt“ als der neue Informationsdienst für land-wirtschaftliche Top-Betriebe im Nordosten Deutsch-lands bietet in jedem Beitrag Fachkompetenz pur.

Auf Nordost konzentriert„Das Blatt“ konzentriert sich insbesondere auf landwirtschaftliche Fachthemen aus dem Nordosten. Darüber hinaus zeigt „Das Blatt“ die Relevanz von überregionalen Themen und Trends für den einzelnen Betrieb im Nordosten.

Authentisch und konkretFür „Das Blatt“ schreiben ausschließlich hoch qualifi -zierte Fachautoren aus Theorie und Praxis, die das, was sie schreiben, selber erforscht und erfahren haben.

Unabhängig und neutral „Das Blatt“ ist unabhängig von Produkt-, Vertriebs- und Verbandsinteressen. Es verfolgt keine wirtschaft-

lichen Interessen. Im Fokus steht der Erfolg der landwirtschaftlichen Betriebe im Nordosten.

Populär aufbereitet„Das Blatt“ präsentiert fachliches Know-How in populärer Form. Großzügige Bilder und eine klare Sprache sollen das Konsumieren von harten Fakten zum Vergnügen machen.

Plattform für Agrarprofi s„Das Blatt“ ist die Plattform für alle Agrarprofi s im Nordosten, die dazu beitragen wollen, die Land-wirtschaft weiterzubringen. Übrigens wird „Das Blatt“ 4-mal jährlich erscheinen, plus dem Sonder-heft „Aussaatempfehlungen“ im Sommer – die genauen Termine haben wir für Sie im Impressum aufgeführt. Nun wünschen wir Ihnen eine intensive und packende Lektüre dieser ersten Ausgabe, und hoffen, dass „Das Blatt“ uns gelungen ist und Ihnen für Ihre betrieblichen Entscheidungen Rat, Hilfe und Anregungen liefern kann.

Falls Sie Fragen zu „Das Blatt“ haben, Lob oder Kritik äußern möchten oder eine Anregung für die nächste Ausgabe haben, freuen wir uns auf Ihren Anruf. Es grüßen Sie herzlich, auch im Namen des gesamten Redaktions-Teams, Ihre

Monika Berlik Berthold MajerusGeschäftsführerin Geschäftsführer

WILLKOMMEN

Monika Berlik Geschäftsführerin

Berthold MajerusGeschäftsführer

Page 3: Das Blatt 1/2012 (März)

Inhalt

03Das Blatt

Tierhaltung 04

BZA Rind 2011Aktuelle ForschungstrendsSchweinezucht

040710

25% der Milchviehbetriebe erste SahneBedeutung einer optimalen KälberaufzuchtRosige Aussichten bei 1/4 der Betriebe

13Fischzucht

Fischproduktion 13 Chancen und Risiken für MV

16Pfl anzenbau

Marktfruchtbau in 2011Interview mit Prof. Enno BahrsMarktfruchtbauStellungnahme RapsMarkt- und Potenzialanalyse

1620212324

Wachstum wirklich ins Wasser gefallen?„Wer nichts riskiert, riskiert zuviel.“Landtechnik 2020: Wunsch und WirklichkeitEin klares Nein zu Clearfield-RapsSanddorn - mehr als eine Nischenkultur!?

44Veranstaltungen

RückblickFortbildungsprogrammLMS Agrarberatung

444648

Tag der Betriebswirtschaft - Marktfruchtbau 2012Erster LMS-Workshop zur MilchproduktionNeujahrsempfang 30.01.2012

26BEX – Büro für Existenzsicherung

Entwicklung und GesamtwirtschaftBuchvorstellung

2629

Was hält der Euro noch alles aus?Abenteuer Erben – 25 Familienkonflikte

30 LUFA Agraranalytik

Bewertung und KalkulationTränkwasseruntersuchungen

3036

Dünne Gülle, dicke Gülle, meine GülleTeil 1 von 2: Wasseruntersuchungen

42Agrarberatung

Bauen in der Landwirtschaft 42 Gut beraten ist besser gebaut

51News

Fristen und TermineImpressum

5152

39BIS – Büro für Immissionsschutz

Beratung zum Anlagenbau in MV 39 Genehmigungsverfahren Tierhaltungsanlagen

34LFB Landwirtschaftliches Fachrecht & Beratung

Fachinformation 34 Einarbeitungszeiten für Düngestoffe

Page 4: Das Blatt 1/2012 (März)

25% der Milchvieh-betriebe erste SahneDr. Stefan Weber

BZA RIND 2011

Tierhaltung

04 Das Blatt

Page 5: Das Blatt 1/2012 (März)

Bei einem durchschnittlichen Kuh-bestand von 266 Kühen und ei-ner Milchleistung von 8.427 kg ECM je Kuh konnte zum zwei-ten Mal in Folge die Quote mit 98,2 % nicht erfüllt werden. Die Marktleistung fi el mit 32,65 ct/kg ECM deutlich positiver als zum Vor-jahr aus. Der Mehrerlös von 6,76 ct wurde jedoch durch die höheren Betriebsmittelkosten größtenteils wieder aufgebraucht. Die Summe der Leistungen, welche im Durch-schnitt 37,85 ct ausmachten, wer-den zu 86 % aus dem Verkauf der Milch erzielt. Anders als in anderen Regionen muss der Schwerpunkt der Milchviehbetriebe demzufolge in der Kostenführerschaft liegen (Tab.1).

Die Spreizung der Betriebs-ergebnisse wird größer.Im Bereich der Direktkosten, die im Mittel bei 23,08 ct/kg lagen, ist den Futterkosten mit 17,97 ct die größte Bedeutung beizumessen. Bedingt durch die unterdurchschnittlichen Grobfutterqualitäten aus der Silomais- ernte 2010 und die Grassilagen sind die Grobfutterkosten deutlich höher ausgefallen. Diese Defi zite der Silage-qualitäten mussten über entsprechend zugekaufte Futtermittel kompensiert werden, die für das betrachtete Wirt-schaftsjahr auch erheblich teurer aus-fi elen. Die Futterkosten gesamt lagen demzufolge mehr als 2 ct/kg über dem Vorjahresniveau. Über alle ausgewer-teten Betriebe lag die Direktkostenfreie Leistung bedingt durch die wieder angestiegenen Milchpreise bei durch-schnittlich 14,77 ct/kg ECM (Tab. 2).

199 kg Milch kosten eine StundeBei den nachfolgenden Gemeinkos-ten machen allein die Arbeitserle-digungskosten mit durchschnittlich 9,3 ct/kg den größten Anteil aus.

Hiervon entfallen 6,34 ct auf die Personalkosten. Die setzen sich aus den tatsächlich gezahlten Löhnen und Gehältern zusammen, sowie dem Lohnansatz für die durch die

Die fast zweijährige Tiefpreisphase hat ihre deutlichen Spuren hinterlassen. In vielen Betrie-ben wurde über eine lange Zeit die Milchproduktion mit hohen Verlusten gefahren. Erstmals konnte für das zurückliegende Wirtschaftjahr wieder bei deutlich höheren Milchpreisen im Durchschnitt aller LMS-Arbeitskreisbetriebe eine Kostendeckung erreicht werden.

Tierhaltung

05Das Blatt

Kennwert Einheit MW 2010 25% abf. MW 2011 25% erf.

Milchleistung kg ECM/Kuh 8.477 8.522 8.427 8.402

Tierzukauf ct/kg ECM 0,52 1,06 0,62 0,56

• Kraftfutter• Grundfutter

ct/kg ECMct/kg ECM

7,378,44

8,908,89

8,559,43

8,199,45

Futter gesamt ct/kg ECM 15,81 19,11 17,97 17,63

Tierarzt, Medik., Klauenpfl ege ct/kg ECM 1,47 1,65 1,41 1,32

Besamung, Sperma ct/kg ECM 0,54 0,62 0,56 0,49

Wasser, Strom* ct/kg ECM 0,23 1,34 1,28 1,12

Sonst. Direktkosten ct/kg ECM 1,11 1,22 1,24 1,05

Summe Direktkosten ct/kg ECM 19,64 25,01 23,08 22,17

Dk.-freie Leistung ct/kg ECM 10,28 11,52 14,77 17,24

* Strom ab 2011 in Direktkosten enthalten

Tab. 2: Direktkosten und Direktkostenfreie Leistungen, sortiert nach dem Saldo in ct/kg ECM

Kennwert Einheit MW 2010 25% abf. MW 2011 25% erf.

Milchleistung kg ECM/Kuh 8.477 8.522 8.427 8.402

Marktleistungct/kg ECM

€/Kuh25,892.224

31,842.729

32,652.781

33,352.835

Auszahlungspreis ct/kg 26,5 32,4 33,4 34,1

Tierverkauf ct/kg ECM 3,31 3,01 3,33 3,95

Bestandsveränderungen ct/kg ECM 0,14 0,48 0,36 0,27

öffentl. Direktzahlungen ct/kg ECM 0,45 1,00 1,23 1,40

sonst. Erträge ct/kg ECM 0,13 0,20 0,29 0,62

Summe Leistungenct/kg ECM

€/Kuh29,912.570

36,523.131

37,853.224

39,583.365

Tab. 1: Überblick zu den Leistungen 2011, sortiert nach dem Saldo in ct/kg ECM

Page 6: Das Blatt 1/2012 (März)

Optimierte Arbeitsabläufe sind die Grundlage für hohe Produktivitäten

06 Das Blatt

Familien-Arbeitskräfte geleisteten Stunden. Bei einem unterstellten Arbeitsmaß je Ak von 2.400 Akh entspricht dies einem Lohnansatz von 30.000 €/Ak. Die mit den Personal-kosten korrespondierenden Produk-tivitäten lagen bei einem Arbeitsmaß von 47,4 Akh/Kuh und Jahr inkl. der Jungviehaufzucht. Es wurde im Durch-schnitt unter Berücksichtigung aller in der Milchviehhaltung einbezoge-nen Arbeitskräfte eine Milchmenge

von 199 kg Milch/Akh produziert. Nach Berücksichtigung der verblei-benden Kostenpositionen lagen die durchschnittlichen Produktionsko-sten bei 36,98 ct/kg ECM, mehr als 3 ct/kg über dem Vorjahresniveau. Die Schwankungsbreite der ausge-werteten Betriebe lag bei deutlich über 10 ct/kg. Im Durchschnitt er-wirtschafteten die Betriebe bei wie-der moderateren Milchpreisen aber deutlich höheren Betriebsmittelkos-

ten nur einen durchschnittlichen Saldo von 0,87 ct/kg ECM (Tab. 3).

Wirtschaftlicher ErfolgBei der derzeitigen Kosten- und Er-lösstruktur kommen die meisten Betriebe nicht ohne die entkop-pelten Prämien aus. Das Ziel einer prämienunabhängigen Produktion haben viele Betriebe noch nicht erreicht. Wirtschaftlich erfolgreiche Milchproduktionsbetriebe zeichnen sich nicht mehr wie früher durch höchste Milchleistungen aus, diese können nach Ausrichtung, Verfahren und Investitionsstruktur recht unter-schiedlich sein.

Wirtschaftliche erfolgreiche Milch-viehbetriebe zeichnen sich durch folgende Aspekte aus:

Kontakt: Dr. Stefan Weber

Tel.: 0381 87713380

Handy: 0162 1388103

E-Mail: [email protected]

Kennwert Einheit MW 2010 25% abf. MW 2011 25% erf.

Milchleistung kg ECM/Kuh 8.477 8.522 8.427 8.402

Direktkosten ct/kg ECM 19,64 25,01 23,08 22,17

Dk.-freie Leistung ct/kg ECM 10,28 11,52 14,77 17,42

ArbeitserledigungskostenGebäudekostensonst. Kosten

ct/kg ECMct/kg ECMct/kg ECM

9,801,792,00

10,562,062,27

9,301,981,98

8,201,541,46

Gemeinkosten ct/kg ECM 14,23 15,56 13,90 11,82

Produktionskostenct/kg ECM

€/Kuh33,932.915

40,573.477

36,983.150

33,992.889

Saldoct/kg ECM

€/Kuh-4,02-345

-4,04-346

0,8774

5,60476

Produktionsschwelle ct/kg ECM 29,9 35,88 31,77 27,75

Tab. 3: Zusammenfassung der Produktionskosten, sortiert nach dem Saldo in ct/kg ECM

Tierhaltung

Betriebsoptimale Leistungen bei

moderaten Aufwendungen

Effektive Faktorverwertung

durch überdurchschnittliche

Futterqualitäten => hohe Um-

satzerlöse / ha

Geringe Arbeitserledigungskos-

ten im Innen- und Außenbereich

Geringe Futter-, Tier-, und Er-

tragsverluste

Überdurchschnittliches Kosten-

bewusstsein, aus wenig viel

machen

aktiv Einfl uss auf das Tages-

geschäft nehmen

Produktion einfach gestalten,

produktive Herde

Fähigkeit zur Vermittlung von Be-

triebs- & Mitarbeiterinteressen

selbstkritische Einschätzung!

Einkauf von externer neutraler

Beratungsdienstleistung.

Page 7: Das Blatt 1/2012 (März)

07Das Blatt

Aktuell wird der Fokus in den Be-trachtungen zur Gestaltung einer optimalen Kälberaufzucht eindeutig auf einen intensiven Anfang in den ersten Lebenswochen gelegt. Hier hat man aus Sparsamkeitsgründen bisher den Kälbern nicht das zuge-standen, was sie üblicherweise an Nährstoffen und Energie in Form von Milch/Milchersatz aufnehmen könnten. Wenn es gelingt, den schä-digenden Einfl uss von Erkrankungen in der frühen Lebensphase (Durchfäl-le und Pneumonien) auszuschließen, können wir die Tiere früher besamen und somit schneller einen Kapital-rückfl uss der Investitionen in die neue Genetik erreichen. Was sagt die Forschung zu diesen Möglichkeiten?

Bereits mit einem optimalen Kalbe-verlauf kann sich entscheiden, was im späteren Milchkuhleben möglich ist. Eine britische Studie aus dem Jahr 2011 an 50.000 erstlaktierenden Holstein-Kühen und 10.000 Kälbern untersuchte diesen Zusammenhang. Kühe mit einer durch den Tierarzt begleiteten Kalbung benötigten 0,7 mehr Besamungen bei einer um 8 Tage längeren Rastzeit und einer um 28 Tage längeren ZKZ. In den ersten 90 Laktationstagen hatten Kühe mit einer schwierigeren Geburt eine um

2 kg je Tag geringere Milchleistung als Kühe mit einer normalen Ge-burt. Bei Betrachtung der Kälber aus diesen Schwergeburten fi el auf, dass sie in der ersten Laktation eine um 710 kg geringere 305-Tage-Leistung erreichten als ohne Hilfe geborene Kälber. Die Effekte sind also langfristig und unterstreichen die Relevanz einer gut vorbereiteten und beobachteten Geburt.

Mehr Kolostrum, mehr Milch Die Bedeutung der Fütterung von Kolostrum sollte mittlerweile be-kannt sein. Dabei geht es vorder-gründig um den Aufbau der eigenen Immunität beim Kalb, welches ohne Immunschutz geboren wird. Dass der Effekt ausreichender Menge und Qualität durchaus längerfristig sein kann, zeigt die Studie mit Braunvieh-Kälbern, die 2005 in Wisconsin durchgeführt wurde. Eine Gruppe von Kälbern erhielt 2 Liter Kolostrum innerhalb der ersten Lebensstunde, die andere Gruppe 4 Liter. Die Füt-terung und Haltung danach waren identisch. Kälber, die mehr Kolos-trum zur ersten Mahlzeit erhielten, hatten 60 % niedrigere Tierarztkos-ten, nahmen schneller und mehr zu und erreichten in der ersten Laktation 10 % höhere 305-Tage-

Leistungen, in der zweiten Laktation sogar 15 % höhere Milchleistungen (11.294 kg vs. 9.642 kg).

Sauberkeit gibt SicherheitIn diesem Zusammenhang muss un-bedingt auf den sauberen Umgang mit Kolostrum hingewiesen wer-den. Eine US-Feldstudie ergab bei Überschreiten eines Gesamtkeim-gehaltes von 100.000 kbE/ml oder einer Anzahl coliformer Keime von

AKTUELLE TRENDS IN DER FORSCHUNG

Bedeutung einer optimalen Kälberaufzucht:Warum früher mehr Milch später mehr Milch bringt Dr. Peter Sanftleben

Kälber und Jungrinder sind die Zukunft jedes Milchviehbetriebes. Wenn es gelingt, ihnen einen gesunden Start zu ermöglichen, kann das positive Auswirkungen auf das gesamte Leben des Tieres haben.

Hohe Milchaufnahme in den ersten 4 Lebenswochen sichern

Tierhaltung

Page 8: Das Blatt 1/2012 (März)

Hohen hygienischen Standard durch Sauberkeit sichern

08 Das Blatt

10.000 kbE/ml eine um 1,2 gestei-gerte Wahrscheinlichkeit des Erkran-kens der Kälber und eine um 1,3 gesteigerte Wahrscheinlichkeit des Abgangs bis zur 8. Lebenswoche. Besorgniserregend war, dass 36 % aller Kolostrumproben diese Keim-werte überschritten. Von den drei möglichen Kontaminationsquellen ging die größte Gefahr von verun-reinigter Melktechnik oder schmut-zigen Tränkfl aschen bzw. -eimern aus, gefolgt von Bakterien im Euter und von unsachgemäßer Kühlung bzw. Lagerung. Kolostrum muss sauber ermolken werden, sollte in-nerhalb von 2 Stunden in einen Kühlschrank gebracht, dort maximal 3 Tage aufbewahrt und ansonsten eingefroren werden.

Kolostrum fördert die Gesundheit Der Blutserumgehalt an Immun-globulin ist ein entscheidendes Kriterium für die Beurteilung der

Wirksamkeit der Kolostrumfütte-rung. Auf einem polnischen Be-trieb wurde 2011 an 400 Kälbern ermittelt, welche Wirkung die Ko-lostrumgabe in den ersten 2 Le-bensstunden auf die Gesundheit der Tiere hatte (Tab.1).

Zunächst fällt auf, dass die Kälber sehr wenig Kolostrum aufnehmen. Das hing mit einer sehr geringen Vitalität der Kälber zusammen. Je

besser jedoch die Versorgung mit An-tikörpern war, desto geringer war die Durchfallproblematik insbesondere bei den jungen Kälbern und desto ge-ringer war das Auftreten von Atem-wegserkrankungen. Letztlich konnten die Tiere so früher besamt werden.

Milch austauschen oder nicht?Der Umstieg von der Einzel- in die Gruppenhaltung wird in sehr vielen Betrieben mit einem Alter der Käl-ber von 10 bis 14 Tagen vollzogen. Das bedeutet in den meisten Fällen erhebliche Umstellungsprobleme in Bezug auf Haltung und Fütterung. Die Veränderung der Tränke von ei-ner oftmals vollmilchbasierten Gabe auf Milchaustauscherprodukte ver-anlasst viele Herdenmanager, über den Preis eine Entscheidung zum Einsatzspektrum möglicher Produkte zu fällen. Leider werden dabei Be-darfsansprüche und Physiologie des Kalbes missachtet. Ein in Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern gleich-zeitig durchgeführter Versuch mit unterschiedlichen Milchaustauscher-qualitäten hat eindrucksvoll belegt, dass insbesondere junge Kälber bis zum Alter von 5 Wochen pfl anzliche Eiweißquellen in Milchaustauschern nur unzureichend verwerten können.

Serum IgG-Konzentration (g/l)

< 5 5 – 10 10 – 15 > 15

Kolostrumaufnahme (l) 1,36 1,74 1,85 1,83

% der Kälber mit Durchfall Tag 1 - 14 18 6 0 0

% der Kälber mit Durchfall Tag 15 - 150 37 34 28 27

% der Kälber mit Pneumonie Tag 15 - 150 28 18 8 0

Erstbesamungsalter (d) 484 468 475 454

Tierhaltung

Tab. 1: Auswirkungen einer unterschiedlichen Serumkonzentration an Immunglo-bulinen 48 Stunden p.p. auf die Kälbergesundheit

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09Das Blatt

Wachstum, Futteraufnahme und Gesundheit waren beeinträchtigt. Es kommt also darauf an, auf der Eiweißseite Quellen wie Magermilch-pulver und hochwertige Molken-produkte zu nutzen. Dies sollte umfassend deklariert sein oder beim Hersteller nachgefragt werden kön-nen, denn der Rohproteingehalt allein ist kein gutes Kriterium, um Qualität zu bewerten. Entscheidend bleibt letztlich, wie teuer ein Kilo-gramm Zuwachs erzeugt worden ist und nicht, wie teuer der Milchaus-tauscher war.

Früher mehr Milch bringt später mehr Milch Momentan wird verstärkt hinter-fragt, warum Milchrindkälber im Gegensatz zu Ferkeln, Lämmern oder Fleischrindkälbern einfach von einer maximalen Milchversorgung „abgeschnitten“ werden. Früher be-gründet mit Kosten-, Arbeitszeit- und Kälbergesundheitsgründen, domi-niert heute eher die Meinung, dass damit entscheidende Zielsetzungen in der Aufzucht schwerer erreichbar sind. Der als „metabolische Pro-grammierung“ beschriebene Um-stand führt heute vermehrt dazu, den Kälbern länger und in größerer Menge Milch bzw. Milchaustau-scher zu verabreichen. Dies scheint eine Stimulation entscheidender Le-bensprozesse zu bewirken, die die Leistungsfähigkeit des Kalbes auf lange Sicht beeinfl ussen. Für die For-schung sind Versuche interessant, die neben allgemeinen Leistungspara-metern auch die Organentwicklung beurteilen können. In einer Studie in den USA (2011) wurden Kälber am 54. Lebenstag geschlachtet, um die Auswirkungen einer unterschied-lichen Intensität der Aufzucht auf die Euterentwicklung beurteilen zu

können (Tab. 2). Eine Gruppe von Kälbern erhielt in der Tränkperiode 32,6 kg Milchaustauscher je Tier (28 % RP und 15 % RFett), die an-dere Gruppe 69,5 kg.

Die Entwicklung aller leistungsent-scheidenden Organe, hier des Euters, wird in der Frühphase der Aufzucht bestimmt. Es ist also sinnvoll, Kon-zepte und Tränkkurven zu entwickeln, die auf tägliche Milchaustauscher-aufnahmen von 950 bis 1.000 g orientieren. Selbst ad libitum-Stra-tegien mit Milchaustauscher in den ersten sechs Lebenswochen werden in der Literatur beschrieben. Eine englische Untersuchung aus dem Jahr 2011 kommt zu dem Schluss, dass eine ad libitum-Warmtränke gegenüber einer ad libitum-Kalttränke dazu führt, dass in der ersten Lakta-tion die Milchleistung um 1 kg je Tag steigt und die Tiere weniger Frucht-barkeitsprobleme haben. Natürlich können langfristige Effekte auf die Milchleistung durch eine gesteiger-te Aufzuchtintensität in den ersten drei bis fünf Lebenswochen, wie sie in zahlreichen kürzlich erschienenen Studien mitgeteilt wurden, nur er-reicht werden, wenn alle Umwelt-bedingungen optimal sind, d.h. ge-ringer Erkrankungsdruck, frühzeitige Kraftfutteraufnahme und geeignete Genetik.

Von Anfang an erfolgreich So wichtig der Blick über den Teller-rand für den Landwirt bleibt, so wird bei aller Forschungsaktivität immer wieder deutlich, dass grundsätzliche Regeln im Aufzuchtbereich eingehal-ten werden müssen, um diese Phase erfolgreich zu gestalten. Klare Auf-teilung von Verantwortlichkeiten, abrechenbare Erfolgsmaßstäbe und Kontrollroutinen sind auch für die Kälber notwendig, um erfolgreich Milch produzieren zu können. Dazu zählen:

Kontakt: Dr. Peter Sanftleben

Institutsleiter im Institut für Tierpro-

duktion der Landesforschungsanstalt

MV, Dummerstorf

E-Mail: [email protected]

Milchaustauscher je Tier bis 54. Lebenstag

32,6 kg 69,5 kg

LM-Beginn (kg) 39,2 39,7

LM-Ende (kg) 61,0 83,2

Eutergewicht (g) 75,5 337,6

Euterparenchym (% der LM) 0,002 0,008

Tab. 2: Effekte der Nährstoffaufnahme vor dem Absetzen auf die Entwicklung des Eutergewebes

Tierhaltung

Erfolgsmaßstäbe

Verluste und Erkrankungen

dokumentieren

Geburtsgewichte und -verläufe

erfassen

Problemtiere verfolgen

Kolostrumversorgung ist

primär für alles danach

Milchaustauscher- und Kraft-

futterqualität sichern

Intensität der Aufzucht an das

Betriebsziel anpassen

Intensiv von Anfang an

Optimale Haltung für jede

Altersstufe

Page 10: Das Blatt 1/2012 (März)

10 Das Blatt

Tierhaltung

Im Wirtschaftsjahr 2010/2011 er-folgte die Auswertung der reproduk-tiven Leistungen auf Grundlage der Daten von 42 Betrieben mit einem auf 949 produktive Sauen angestie-genen durchschnittlichen Bestand.

Ferkelerzeugung: Mehr Ferkel, geringeres ErgebnisDie Aufstockung ging einher mit ei-ner weiteren Erhöhung der Remon-tierung auf nunmehr fast 60 %. Dabei betrug das Alter bei Erstbele-gung der Sauen unverändert etwa 8,5 Monate. Bei der Tragezeit konn-te in diesem Jahr wiederum eine Verlängerung festgestellt werden, die künftig vermehrt Anpassungen bei der Organisation der Besamung und der Steuerung der Geburtsein-tritte nach sich ziehen dürfte. Beim Trächtigkeitsgeschehen wurde eine erneute Verbesserung erreicht, die vor allem auf die Verringerung der

Anteile der Umrauscher und Aborte um 0,66 % in den Betrieben mit den mittleren Leistungen zurückzufüh-ren war. In den übrigen Betrieben (untere 25 %: -1,87 % Abferkelrate und obere 25 %: -0,7 % Abferkel-rate) konnte das Vorjahresniveau nicht aufrechterhalten werden. Insbesondere in der unteren Lei-stungsklasse sind sonstige Ausfälle während der Trächtigkeit genauer zu analysieren, da sich die Raten für Umrauscher und Aborte im Ver-gleich zum letzten Wirtschaftsjahr um 0,77 % verringerten. Eine deut-liche Steigerung war wiederum in der Wurfgröße zu verzeichnen. Trotz Anstieg des Verlustgeschehens in allen Betrieben konnte die Zahl der je Wurf abgesetzten Ferkel noch um 0,15 auf 10,9 gesteigert werden.

Hervorzuheben ist das sehr gute Leistungspotential der eingesetzten

Jungsauen, das in der Steigerung der Wurfgröße um ein halbes Ferkel und vor allem in der Aufzucht von fast 12 Ferkeln (obere 25 %) deut-lich wurde. Auch im aktuellen Wirt-schaftsjahr 2010/2011 steigerten die im SKBR organisierten Betriebe das Leistungsniveau in der Ferkel-erzeugung erneut um 0,42 Ferkel auf 26 abgesetzte Ferkel je Sau und Jahr. Die noch bestehende Differenz von ca. 5,5 Ferkeln zwischen den 25 % leistungsschwächsten und 25 % leistungsstärksten Betrieben weist auf die noch vorhandenen Reserven in der Organisation der Sauenhaltung hin (Tab. 1).

Obwohl sich die biologischen Leis-tungen weiter verbessert haben, war kein positives ökonomisches Ergebnis zu erzielen. Im Mittel al-ler Betriebe musste ein Verlust in Höhe von -6,18 € je Sau und Jahr

SCHWEINEZUCHT

Rosige Aussichten bei 1/4 der Betriebe Dr. Jörg Brüggemann

Die Analyse der Ergebnisse der Schweineproduktion in Mecklenburg-Vorpommern im letzten Wirt-schaftsjahr zeigt auf, wo es noch Leistungsreserven gibt und Betriebe effi zient(er) wirtschaften können.

Page 11: Das Blatt 1/2012 (März)

11Das Blatt

Tierhaltung

verzeichnet werden, das entsprach -0,25 € je produziertes Ferkel. Nur die erfolgreichen Betriebe kamen mit 158,45 € je Sau und Jahr, bzw. 5,80 € je Ferkel wieder in die Ge-winnzone.

Ferkelaufzucht: Die Futterkosten entscheidenIm Wirtschaftsjahr 2010/2011 wur-den insgesamt die Flatdecks von 27

Betrieben mit 450.423 verkauften Mastferkeln ausgewertet. 14 Be-triebe haben eine Säugezeit von ca. 21 Tagen (296.132 verkaufte Ferkel) und 13 Betriebe arbeiteten mit einer Säugezeit von 28 Tagen (154.291 verkaufte Ferkel). Die täg-liche Zunahme hat sich im Vergleich zum Vorjahr (412 g) nochmals leicht verbessert und lag jetzt bei 425 g. Das Verkaufsgewicht betrug im

Durchschnitt aller Betriebe 30 kg mit einem Lebensalter von 79 Ta-gen (Ziel 28 kg mit 70 Tagen). Die Verluste waren im Vergleich zum Vorjahr leicht rückläufi g und lagen bei 2,6 % (Vorjahr 2,8 %). Die Fut-terverwertung ist im Vergleich zu 2009/2010 (1:1,77) etwas besser geworden und lag aktuell bei 1:1,72.

Die Futterkosten je kg Zuwachs sind von 0,51 € auf 0,56 € gestiegen. Dies ist dem höheren Futterpreis geschuldet. Betrug der Unterschied bei den Futterkosten je kg Zuwachs zwischen den Betrieben mit 21 und den mit 28 Tagen Säugezeit im vergangenen Wirtschaftsjahr noch 0,02 €, so gab es im aktuellen Wirt-schaftsjahr keinen Unterschied.

Nach wie vor gilt: Betriebe, die von den durchschnittlichen Futterkosten extrem abweichen haben in diesem Bereich große Reserven. Hier sollte das Futterkonzept nochmals genau überdacht werden, besonders im Bezug auf die aktuellen Futter-preise und die Gesamtsituation in der Ferkelproduktion. Trotz weiter steigender Zahlen bei den abge-setzten Ferkeln je Sau und Jahr in den Betrieben sind Verbesserungen der biologischen Leistungen im Flatdeckbereich möglich, das zei-gen die aktuellen Ergebnisse. Hier gilt es weiter anzusetzen und das Management zu optimieren, um alle noch möglichen Reserven aus-zuschöpfen.

Schweinemastbetriebeweiter unter DruckIm Wirtschaftsjahr 2010/2011wur-den insgesamt 49 Betriebe mit 614.338 verkauften Mastschweinen ausgewertet, das sind rund 54.000 Schweine mehr als im Vorjahr.

Kennzahl ME W.-Jahr09/10

W.-Jahr10/11

untere 25% Betriebe1)

obere 25% Betriebe1)

ausgewertete Betriebe n 47 42 11 11

Belegungen/Sau/Jahr n 2,87 2,84 2,94 2,76

Würfe/Sau/Jahr n 2,38 2,38 2,32 2,41

Abferkelrate % 83,56 83,71 79,07 87,22

ges. geb. Ferkel/Wurf St 13,28 13,66 12,85 14,44

leb. geb. Ferkel/Wurf St 12,30 12,65 11,85 13,45

abgesetzte Ferkel/Wurf St 10,75 10,90 10,01 11,59

tot geb. Ferkel % 7,42 7,39 7,73 6,86

Verluste bis zum Absetzen % 12,52 13,26 16,80 12,45

Umrauscher % 8,38 8,02 11,01 5,29

leb. geb. Ferkel/Sau/Jahr St 29,25 30,14 27,49 32,38

abges. Ferkel/Sau/Jahr St 25,57 25,99 22,85 28,32

abges. Würfe/Sau/Jahr n 2,38 2,38 2,28 2,44

Säugetage d 23,08 22,61 23,51 24,34

Leertage d 15,52 15,61 19,23 12,33

Zwischenwurftage d 153,58 153,33 157,51 151,74

Remontierung % % 57,21 59,47 64,63 57,24

Gesamtleistung/Sau u. Jahr € 1.447,42 1367,79 1267,45 1384,35

Direktkosten/Sau u. Jahr € 946,73 1020,68 1120,65 926,32

DFL2)/Sau und Jahr € 500,69 347,11 146,80 458,03

Gewinn/Sau und Jahr € 136,14 - 6,18 - 226,87 158,45

1) geordnet nach abgesetzten Ferkeln/Sau/Jahr; 2) DFL - Direktkostenfreie Leistung; €-Angaben ohne MwSt.

Tab. 1: Ergebnisse der Ferkelproduktion in MV im Wirtschaftsjahr 2010/2011 im Vergleich zum Vorjahr

Page 12: Das Blatt 1/2012 (März)

12 Das Blatt

Tierhaltung

Die tägliche Zunahme konnte in diesem Wirtschaftsjahr im Durch-schnitt aller Betriebe gehalten wer-den und liegt aktuell bei 799 g. Auch bei den oberen 25 % gibt es keine Veränderung zum Vorjahr, die 844 g werden bestätigt. Bei gleich-bleibender täglicher Zunahme hat sich der Muskelfl eischanteil positiv verändert, lag er im Durchschnitt aller Betriebe im Vorjahr noch bei 55,68 %, so sind es 56,05 % im Wirtschaftsjahr 2010/11. Eine leich-te Verbesserung gab es zum zweiten Mal in Folge auch bei der Futterver-wertung. Lag sie im vergangenen Wirtschaftsjahr im Durchschnitt aller SKBR-Betriebe bei 1:2,95, so liegt dieser Wert jetzt bei 1:2,91 – eine erfreuliche Entwicklung. Gera-

de dieser Leistungsparameter ist bei den gegenwärtigen Futterkosten von enormer Bedeutung, da knapp 50 % der Direktkosten auf den Futtermitteleinsatz zurückzuführen sind. Die Verlustrate (Totalverluste und vorzeitiger Abgang zusammen) konnte in diesem WirtschaftsJahr exakt auf dem Vorjahresniveau ge-halten werden und liegt bei 3,60 %.

Das Wirtschaftsjahr 2010/2011 ge-staltete sich für viele Mastbetriebe ähnlich schwierig wie das Vorjahr. Im Vergleich zum Wirtschaftsjahr 2009/2010 waren die Ferkel billiger. Kosteten sie im Vorjahr bei 29,2 kg im Zukauf pro Stück 54,76 €, so waren es im Wirtschaftsjahr 2010/11 bei 29,3 kg Zukaufsgewicht 51,97 €

je Stück. Dazu kam ein in deutlich besserer Auszahlungspreis je kg Schlachtgewicht. Der Verkaufserlös lag 2009/10 bei 1,32 € und in diesem Wirtschaftsjahr bei 1,38 € je kg Schlachtgewicht.

Da jedoch die Futterkosten je ver-kauftes Mastschwein gut 10 € höher waren als im Vorjahr, wurden diese Vorteile buchstäblich wieder auf-gefressen. Der Veterinäraufwand konnte in diesem Wirtschaftsjahr nochmals leicht, um 0,08 € je verkauftes Mastschwein, gesenkt werden und liegt jetzt bei 1,58 €.

Insgesamt gesehen war trotz ge-ringerer Ferkelkosten und höherer Verkaufserlöse das Gesamtergeb-nis fast identisch mit dem Ergebnis des Wirtschaftsjahres 2009/10 (Di-rektkostenfreie Leistung je Mast-schwein 2009/10 = 15,53 € und 2010/11 = 15,42 €). Damit ist es für die Mäster nach 2007/08, 2008/09 und 2009/10 nun das vierte Jahr in Folge, das nur den oberen 25 % der Betriebe eine kostendeckende Produktion bzw. leichte Gewinne ermöglicht (obere 25 % = 22,15 € Direktkostenfreie Leistung je ver-kauftes Mastschwein, siehe Tab. 2).

Auch in diesem Wirtschaftsjahr wird wieder deutlich, das nur wenn wirk-lich alle, die Produktion beeinfl us-senden Faktoren, möglichst optimal gestaltet sind, in der Schweinemast kostendeckend, bzw. mit Gewinn gewirtschaftet werden kann.

Kontakt: Dr. Jörg Brüggemann

Telefon: 0385 39532-11

Handy: 0162 1388060

E-Mail: [email protected]

Kennzahl ME W.-Jahr09/10

W.-Jahr10/11

untere 25% Betriebe1)

obere 25% Betriebe1)

Betriebe n 50 49 12 12

Mastanfangsgewicht kg 29,20 29,30 28,40 29,40

Mastendgewicht kg 117,50 117,80 117,30 117,90

Verluste % 2,70 2,80 3,20 3,00

Ferkelpreis €/kg 1,88 1,77 1,96 1,70

Verkaufserlös €/kg 1,32 1,38 1,37 1,38

Muskelfl eischanteil % 55,68 56,05 56,13 56,23

tägliche Zunahme g/d 796 799 725 844

Futteraufwand 1: 2,95 2,91 3,08 2,85

Futterkosten/kg Zuwachs € 0,49 0,61 0,70 0,55

Gesamtertrag/Mastschwein € 122,89 128,89 128,99 127,71

Direktkosten/Mastschwein € 107,36 113,47 130,26 105,57

DFL2)/Mastschwein € 15,53 15,42 - 1,27 22,15

DFL2)/Mastplatz € 44,20 43,98 - 3,08 73,76

Gewinn/Mastschwein € -3,21 - 2,92 - 19,61 3,81

1) geordnet nach abgesetzten Ferkeln/Sau/Jahr; 2) DFL - Direktkostenfreie Leistung; €-Angaben ohne MwSt.

Tab. 2: Ergebnisse der Schweinemast in MV im Wirtschaftsjahr 2010/2011 im Vergleich zum Vorjahr

Page 13: Das Blatt 1/2012 (März)

13Das Blatt

Fischzucht

Als Anlagentyp wird im Regelfall über Warmwasserkreislaufanlagen gesprochen. Neben der Ausschöp-fung von KWK- und Gülle-Bonus geht es den Interessenten dabei vor allem um Schaffung eines weiteren Standbeines innerhalb ihres Unter-nehmens. Angefeuert wird die große Nachfrage auch durch die lukrativen Förderkonditionen von bis zu 50 % in Mecklenburg-Vorpommern. In anderen Bundesländern werden da-gegen teilweise Kreislaufanlagen gar nicht gefördert. Gleichzeitig kann MV auf eine gewisse Entwicklung auf dem Gebiet von Kreislaufanlagen in jüngerer Zeit zurückblicken.

Im Gespräch mit Interessierten wird jedoch deutlich, dass der Anfangseu-phorie immer wieder Grenzen ge-setzt werden müssen. Es reicht eben nicht aus, wenn man lediglich einen leeren Stall und Abwärme zur Verfü-gung hat.

ProduktionsmengenSchauen wir uns zunächst die Zahlen an. Dem letzten Binnenfi schereibe-richt (BRÄMICK) für 2010 war zu entnehmen, dass 36 Warmwasser-kreislaufanlagen und 3 weitere mit Warmwasser im offenen Kreislauf in Betrieb waren. Einige wenige

Kaltwasserkreislaufanlagen sind hier nicht enthalten. Produziert wurden bundesweit ca. 681 t Aal, ca. 285 t Afrikanischer Wels, 217 t Europä-ischer Wels und ca. 143 t Stör. Bei Aal sind 283 t für Besatzzwecke in natürlichen Gewässern dabei. Hinzu kommen weitere 209 t Karpfen, die unter Bedingungen produziert wurden, die in MV nicht repro-duzierbar sind, ebenso weitere Kleinmengen an Streifenbarsch-hybriden, Zandern und anderen. Ins-gesamt betrug die Produktion 1.666 t Fisch. Im Vergleich dazu erreichte die übrige Aquakultur und Seenfi scherei in Deutschland ≈ 55.300 t.

Teuerste ProduktionsmethodeKreislaufanlagen (KLA) sind daher nach wie vor eine Nische, und das si-cherlich auch weltweit. Eine Erklärung dafür ist vor allem der Aspekt, dass es sich immer um die teuerste Produkti-onsmethode handelt, geschuldet der aufwendigen Anlagentechnik und dem Bedarf an Energie und anderen Stoffen, die andere Produktionsver-fahren nicht oder kaum benötigen. Gleichzeitig erfordert die Anlagen- ökonomie immer eine gewisse Anla-gengröße. Wird diese unterschritten, entwickelt sich die Kreislaufanlage zum Zuschussgeschäft.

Vermarktungsstrukturen entscheidendVon herausragender Bedeutung ist ferner die Frage, ob man die pro-duzierte Fischmenge auch absetzen kann. Angesichts des Überschuss-angebots bei Nahrungsmitteln in den Industriestaaten muss sich jedes Produkt gegen andere (günstigere) Produkte und Produktionsverfahren durchsetzen. Bekanntermaßen sind für Fisch vor allem Gefl ügel und Schweinefl eisch Konkurrenten. Der Glaube, jemand würde nur darauf

FISCHPRODUKTION IN KREISLAUFANLAGEN

Chancen und Risiken für Mecklenburg-Vorpommern Jörg Hiller und Thorsten Wichmann

Wie in der Branche weithin bekannt ist, wurden in den letzten Jahren vor allem in Landwirtschaftsbe-trieben Biogasanlagen errichtet, deren Abwärme in vielen Fällen noch einer Nutzung harrt. Aber auch andere Energieerzeugungsverfahren liefern Abwärme. Letztlich erreichen viele Anfragen die Fische-reifachberatung der LMS, in denen es um die Fragen einer Abwärmenutzung durch Fischzucht geht.

Eröffnung der Pilotkreislaufanlage in Hohen Wangelin der LFA

Page 14: Das Blatt 1/2012 (März)

14 Das Blatt

Fischzucht

warten, dass man eine bestimmte Menge an Fisch auf dem Markt plat-ziert, ist leider vielen Unternehmen in der Vergangenheit zum Verhängnis geworden. Eine Entwicklung der Betriebszahlen in den vergangenen Jahren (WEDEKIND) macht diese Tendenzen sehr deutlich: Bei der Vermarktung der produzierten Fisch-mengen ist oftmals eine sehr gute Kenntnis der Vermarktungsstruk-

turen innerhalb der Fischwirtschaft erforderlich, die für die meisten Landwirte nicht gegeben sein dürf-te und selbst Fischfachleuten nicht immer geläufi g ist. Besonders naiv wäre es jedoch zu glauben, man können große Mengen an Fisch sofort über die Einzelhandel oder die Direktvermarktung absetzen. Er-fahrungen zeigen, dass selbst 10 t/a oftmals erst in Jahren erreicht wer-den können. Genauso kompliziert sieht es bei Arten aus, die bisher nicht produziert wurden. Hier gilt der Spruch: „Was der Bauer nicht kennt, dass (fr)isst er auch nicht“ auf den Verbraucher bezogen wort-

wörtlich. Unbekannte Fischarten, oftmals im Hochpreissegment, wer-den vom Verbraucher konsequent in den entsprechenden Preisbereich der Vergleichsarten eingeordnet. Ein Beispiel ist der Streifenbarsch, den man hierzulande für 12,50 bis 14,50 €/kg an Edelgastronomen ver-markten wollte. Heraus kam ein Pro-duktionspreis von > 5,50 € und ein Verkaufspreis von 4,50 € im Schnitt,

also dem Preissegment bei Barsch bis Zander. Es dauerte nur wenige Mo-nate, bis die entsprechende Anlage zahlungsunfähig war. Für „Nicht-fi scher“ bedeuten die komplexen Fachfragen im Zusammenhang mit Kreislaufanlagen in der Regel, dass man sich fi schereilichen Sachver-stand einkaufen muss.

Nachfolgend sollen die Aussichten für die wichtigsten Arten ganz kurz dargelegt werden.

Aal ohne FörderungAalanlagen werden in MV nicht ge-fördert, da eine sichere Satzfi schver-

sorgung aus verschiedenen Gründennicht gewährleistet werden kann. Dabei sei auf die Entwicklung der Glasaalfänge an den europäischen Küsten in den letzten Jahrzehnten verwiesen.

Empfehlung für Einsteiger: Afrikanischer Wels (Clarias ssp.)Der Afrikanische Wels ist wegen sei-ner Robustheit und der recht gerin-gen Produktionskosten ein idealer „Anfängerfi sch“ für Aquakultur-neulinge. Nach einem Marktein-bruch, der den Produzenten große wirtschaftliche Probleme einbrachte (nur durch den KWK-Bonus waren die Anlagen nicht defi zitär), ist nunmehr eine deutliche Nachfra-ge mit wettbewerbsfähigen Prei-sen entstanden, trotz des großen Angebots an billigerem Pangasius (eine andere, ähnliche Welsart). Die Anzahl der möglichen Anlagen ist noch nicht ausgereizt, jedoch auch nicht endlos. Wer sich alsbald entscheidet, könnte bei dieser Fisch-art mit dabei sein. Man kann sich zudem Grundlagen dafür schaffen, einfacher mit anderen Fischarten beginnen zu können. Europäischer Wels als 2. OptionDer Europäische Wels ist teurer und auch etwas aufwendiger zu produzieren als Clarias. Die Anla-genzahl stagniert derzeit und ist nicht auf den norddeutschen Raum fokussiert. Das erforderliche Know-how muss daher bei den bisherigen Betreibern akquiriert werden. Man sollte zudem unbedingt Anlagen-hersteller mit vorhandenen Refe-renzen auswählen.

Vorsicht bei Stör-ArtenStöre für die Nutzung des Fleisches sind in Kreislaufanlagen nicht ren-

85 86 87 88

1985 - 1999 2000 - 2008

89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08

6

7

1

2

3

4

5

eröffnet

geschlossen

Eröffnete und geschlossene Warmwasser KLA in Deutschland (geschätzt)

Page 15: Das Blatt 1/2012 (März)

15Das Blatt

Fischzucht

tabel zu erzeugen. Wenn daher von Stör die Rede ist, dann meint man Kaviarerzeugung. Das Fischfl eisch ist eher Abprodukt zum symbo-lischen Preis. Auch wenn Kaviar aus Aquakultur 300 bis >500 €/kg bei Großhandelsmengen einbringt, so steht dem eine Produktion von 5 bis 7 Jahren gegenüber. Die lange Einlauf-phase ist für solche Anlagen folglich wirtschaftlich bedeutungsvoll. Viele

technologische Schritte sind zudem Betriebsgeheimnisse. Auch hier ist der Markt weltweit durchaus nicht grenzenlos, zumal gerade in jüngerer Zeit eine Reihe von großen Bauvorha-ben in anderen Staaten den Markt weltweit bald sättigen könnten. Störe sind daher für „Anfänger“ sicherlich die ungeeignetste Option.

Zander birgt RisikenErhebliches Interesse besteht am Zander. Für die meisten Verbraucher ist dieser stark nachgefragt und geschmacklich außerordentlich be-gehrt. Dennoch befi ndet sich diese Fischart noch auf dem Wege der Überleitung aus der Forschung in

die Produktion. Knackpunkt ist die Verfügbarkeit an Satzfi schen, die von Naturnahrung kommend an Tro-ckenmischfutter angepasst werden. Dieser Schritt klappt (noch) nicht nachhaltig, sodass große Anlagen in manchen Jahren ohne Produktion wären. Vor dem Hintergrund dieses Risikos werden größere Zanderan-lagen in MV derzeit nicht gefördert. Wer meint, auch ohne Förderung klar zu kommen, dem sei gesagt, dass diese Fischart auch technolo-gisch sehr anspruchsvoll ist. Dies gilt für die Vermehrung und die unmittelbar anschließenden Jung-fi schstadien im Besonderen. Eine Studie in MV hat zudem gezeigt, dass ein kostendeckender Marktpreis für Zander durchaus mit Problemen der Verbraucherakzeptanz verbun-den sein kann, insbesondere wenn noch Wildfänge in großer Tonnage verfügbar sind. Dass die Erzeugerlän-der (Baltikum, GUS) ihre Produktion zunehmend nachhaltiger gestalten werden, ist zu erwarten.

Forellen in GroßproduktionÜber die hiesigen Versuche zur Er-zeugung von Forellen in Kaltwasser-kreislaufanlagen liegen Publikationen vor. Auch LMS-aktuell widmete sich bereits diesem Schwerpunkt. Forellen sind nur in großen Mengen rentabel zu produzieren. Wegen der erheb-lichen Produktionsmengen in Europa kann der Absatz nicht ohne genaue Marktkenntnis und Referenzproduk-tion erfolgen. Zusätzliches Problem ist die deutlich größere Menge an Frischwasser und der Verbleib des anfallenden Abwassers.

Alle anderen Arten Alle nicht genannten Arten ein-schließlich Aquarienfi sche und Salz-wasserarten sind immer mit einem

hohen Marktrisiko beim Einstieg. Der Preis des Produkts muss deutlich über den Produktionskosten von 5,50 bis >6,50 €/kg liegen (Ausnahme Welse und Forellen!). Fehlende Referenzen können in MV ein grundsätzliches Hindernis für eine Förderung bilden.

FazitInsgesamt führen alle ausgeführten Fragestellungen dazu, dass trotz sehr guter Förderbedingungen ein enorm hoher Aufwand bei der Antragstel-lung an das Landesförderinstitut erforderlich wird. Anlagenbau ohne Förderung wäre nicht sehr klug, weil man sich selber die Wettbewerbs-fähigkeit in großen Teilen nehmen würde. Aus eigener Erfahrung kön-nen wir daher empfehlen, die An-tragstellung durch externe Beratung anleiten zu lassen. Die Fischereibe-ratung der LMS hat dafür mit weit über einhundert verschiedenen För-deranträgen die mit Abstand besten Erfahrungen und das erforderliche Know-how im Lande.

Ansprechpartner in Sachen

Fischerei/Kreislaufanlagen:

Fischereiberater der LMS:

Jörg Hiller

Handy: 0162 1388045

E-Mail: [email protected]

Thorsten Wichmann

Handy: 0162 1388073

E-Mail: [email protected]

Landesforschungsanstalt MV /

Institut für Fischerei

Fischerweg 408, 18069 Rostock

Hans-Joachim Jennerich

Telefon: 0381 811340-0

E-Mail: [email protected]

Gerd-Michael Arndt ·

Telefon: 0381 811340-2

E-Mail: [email protected]

Blick auf ein Becken mit Afrikani-schem Wels (Bioenergie Lüchow GmbH & Co. KG)

Page 16: Das Blatt 1/2012 (März)

Wachstum wirklich ins Wasser gefallen? Johannes Ullrich

MARKTFRUCHTBAU IM EXTREMJAHR 2011

Pfl anzenbau

16 Das Blatt

Page 17: Das Blatt 1/2012 (März)

Um Entscheidungen pro oder contra Rapsumbruch zu fällen, reichten Erinnerungen und Grundlagen für gut gemeinte Ratschläge bis Mitte der neunziger Jahre zu-rück. Raps ist zwar bzgl. seiner Kompensationskraft „wie Unkraut“, jedoch waren die Konstellationen ausgangs des Winters 2010/11 derart widrig, dass nicht wenige Winterrapsfl ächen umgebrochen werden mussten und der Ertrag der zur Ernte geführten Bestände weit unter dem mehrjährigen Durchschnitt lag.

Mitte / Ende Mai 2011 kam endlich Wasser, jedoch längst nicht überall ausreichend und rechtzeitig, so dass in einigen Regionen im Bezug auf den Getreide- und Rapsertrag, die Messen schon vorzeitig gesungen waren. Die ausgeprägte Trockenheit machte, im Gegensatz zu vielen Vergleichsjahren, gerade den westlichen Landes-teilen schwer zu schaffen. So wurden selbst küstennahe und gut bonitierte Lagen, die gemeinhin als ertragssicher gelten (z.B. Klützer Winkel) von der frühen Trockenheit extrem in Mitleidenschaft gezogen.

Die östlichen Regionen an der Küste und im Großraum Demmin – Anklam – Pasewalk waren mit den ertragsbil-denden Niederschlägen in Menge und Zeitraum wesentlich besser bedient. Dort konnte rechtzeitig fallender Regen die Ertragsbildung insbesondere bei Winterweizen absichern.

Es folgte, was nach relativ feuchter Ernte des Jahres 2010 niemand vermutete. Das frühe Wasserdefi zit aus der Vegetationsperiode wurde genau in der Erntezeit ausgeglichen. Es blieb nicht bei einem Ausgleich, viel-mehr setzten Rekordniederschläge das ganze Land unter Wasser. In einigen Regionen (Großraum Rostock & Nordvorpommern) spielten sich dramatische Szenen ab. Der lockere Spruch „die Ernte fi el ins Wasser“ wurde wahr. Die Erntearbeiten verzögerten sich nicht nur, son-dern waren schier unmöglich. Kaum eine Technik war imstande die durchnässten Böden zwecks Ernte zu befah-ren – Bodenbearbeitung und zeitige Wiederbestellung fi elen häufi g aus. Diese Erntebedingungen haben bei vielen Berufskollegen das Maß des Erträglichen sowohl psychisch, als auch wirtschaftlich überschritten.

Sprechen die betriebswirtschaftlichen Ergebnisse die gleiche Sprache?Die in Abb. 2 dargestellten Durchschnittserträge im Vergleich zum Mittel der drei Vorjahre lassen bei den Druschfrüchten, insbesondere natürlich bei Winter-raps, deutliche Ertragsdepressionen erkennen. Die „Hackfrüchte“ Silomais und Zuckerrüben „mochten“

Die Witterungsbedingungen des Jahres 2011 waren extrem! Auf den nassen Herbst 2010 mit zu frühem Vegetationsende folgte wieder einmal ein kalter und schneereicher Winter. Winterliche Temperaturen hatten das Land bis ins Frühjahr im Griff, eine extreme Trockenheit folgte bereits im zeitigen Frühjahr, Niederschläge in Rekordhöhe fluteten dann zur Ernte viele Äcker.

76,4

66,4

42,7

26,7

72,3

57,258,2

49,4

Winter-

weizen

Winter-

raps

Winter-

gerste

Winter-

roggen

90,0

10,0

20,0

30,0

40,0

50,0

60,0

70,0

80,0

Erträge Druschfrüchte (dt/ha)

Mittel 08/09/10

2011

347,3

437,0

640,0

530,0

Silomais Zuckerrüben

700

100

200

300

400

500

600

Erträge Silomais und

Zuckerrüben (dt/ha FM)

Abb. 2: Durchschnittliche Erträge für die anbaustärksten Früchte im Vergleich zum Mittel der drei Vorjahre

Rostock

Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez

400

20

100

200

300

Schwerin

Greifswald

l/m2

Abb. 1: Verteilung der Niederschläge an 3 ausgewählten Stand-orten in MV 2011

Pfl anzenbau

17Das Blatt

Page 18: Das Blatt 1/2012 (März)

das Wetter, insbesondere das Wasser, das den Drusch verhinderte. Wie vorher bereits beschrieben, hat es in der Ernte 2011 witterungsbedingt starke Unterschiede zwischen den Regionen gegeben. In Abb. 3 sind die Ex-treme der betrachteten Ernte abgebildet. Dazu wurden die 15% besten betrieblichen Ernteergebnisse und die 15% schwächsten Ernteergebnisse mit dem Durchschnitt des Jahres 2011 verglichen.

Die starken Schwankungen der Erträge sind ohne Zweifel Folge der unterschiedlichen Ausprägung der beschriebenen Witterungsphänomene und der immer auftretenden natürlichen Standortunterschiede.

Eine Analyse der erzielten Preise für die Ernteprodukte zeigt ebenfalls enorme Unterschiede. Das Preisniveau ist vergleichsweise attraktiv, die Schwankungen zwischen den Betrieben jedoch enorm. An den weiten Spannen und natürlich an den Verläufen der jeweiligen Börsen-notierungen ist deutlich zu erkennen, dass der Markt weiterhin volatil ist. Damit blieben treffsichere Vermark-tungsentscheidungen extrem schwierig. Im Gegensatz zu den Erträgen, sind die erzielten Preise wetterunab-hängig – hohe Preise haben im Ernteergebnis 2011 viel kompensiert!

Wie sieht es auf der Kostenseite aus?Die sog. Direktkosten (Saatgut, Dünger, Pfl anzenschutz) sind im Vergleich zum Vorjahr angestiegen. Dabei hatten die Düngerkosten den größten Anteil. Auch die Aufwen-dungen für Saatgut kletterten nach oben, was in erster Linie mit höheren Saatgutkosten (EUR/dt Saatgut) auf-grund der schwierigen Witterung des Erntejahres 2010 zu erklären ist. Die Kosten für Pfl anzenschutz hingegen sind leicht gesunken. Die sog. „Direktkostenfreien Leis-tungen“ ergeben sich nach Abzug der o.g. Direktkosten von der Marktleistung. Die Ernte 2011 ergab bei den wichtigsten Früchten Direktkostenfreie Leistungen, wie in Abb. 5 dargestellt.

Wie hat sich die Ernte 2011 auf die gesamtbetrieb-liche Einkommenssituation ausgewirkt?Unsere Auswertungen werden für Betriebsvergleiche bis zum sog. „Saldo“ heruntergebrochen. Dabei bleiben die Flächenprämien unberücksichtigt. Im ausgewerteten Erntejahr errechnet sich ein negativer Saldo von minus 91 EUR/ha (Abb. 6).

Pfl anzenbau

Das Blatt

78,1

38,1

83,2

66,4

57,2

26,7

Schwankungsbreite Druschfrüchte(dt/ha)

15% niedrigste

Ø 2011

15% höchste

52,0

15,3

41,1

Winter-

weizen

Winter-

raps

Winter-

gerste

100

20

40

60

80

778

560

437

640

326

519

1000

200

400

600

800

Silomais Zucker-

rüben

SchwankungsbreiteSilomais & Zucker-

rüben (dt/ha)

Abb. 3: Schwankungsbreiten bei Druschfrüchten sowie bei Silomais & Zuckerrüben

alle Direktkosten

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

600

300

200

100

400

500

PflanzenschutzDünger

EUR / ha

Saatgut

Abb. 4: Entwicklung der Direktkosten in EUR/ha(alle Früchte, alle Betriebe)

754

626

565

456

682

Marktleistungdirektkostenfreie Leistung

Gesamt-

betrieb

Winter-

weizen

Winter-

gerste

Raps Winter-

roggen

1.400

600

400

200

800

1.000

1.200

EUR/ha

Direktkosten

Abb. 5: Vergleich wichtiger Fruchtarten

18

Page 19: Das Blatt 1/2012 (März)

Pfl anzenbau

19

Wie ist das zu beurteilen? Zum „Einordnen“ des Jahres kann ein Vergleich mit den Vorjahren dienen (Abb. 7). Auffallend ist die Schwan-kung zwischen den Jahren - die Bedingungen werden (sind) extremer. Diese Extreme fi nden sich sowohl in der Ausprägung der Witterungsereignisse, als auch in den immer stärker schwankenden und diffi ziler zu beurtei-lenden Märkten wieder. Das war auch im Anbaujahr 2011 der Fall!

An die scheinbare „Erfolgsserie“ seit dem Erntejahr 2007 kann man sich natürlich gewöhnen. Negative Salden im Durchschnitt aller Betriebe (noch mal angemerkt: vor Prämien!!) verleiten schnell zu der Vermutung der Erfolg des Marktfruchtbaus sei in 2011 generell schlecht gewesen. Bei Betrachtung der Unterschiede zwischen den Betrieben im gleichen Auswertungsjahr, wird man vom Gegenteil überzeugt (Abb. 8).

Warum sind die Unterschiede zwischen den Betrieben so groß?Ja, es gibt Betriebe, die aufgrund des 2011er Wetters in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten sind. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Landwirte, die langjäh-rig stabil, quer durch die Standortbonitäten, schwarze Zahlen schreiben. Stabile und standortangepasste Er-träge, auf das relative Ertragsrisiko angepasste Kosten, erfolgreicher Einkauf und der richtige „Riecher“ bei der Vermarktung bleiben die Erfolgsfaktoren – auch im Ernte-jahr 2011! Die Besonderheit des Auswertungszeitraums ist jedoch, dass sich die zügig und intuitiv zu fällenden Entscheidungen im turbulenten Tagesgeschäft stark und vor allem in Zahlen messbar ausgewirkt haben.

Alle Praktiker haben im Extremjahr 2011 bewiesen, dass sie mutig sind!! Diesen Mut gilt es zu bewahren und auf sichere Füße zu stellen. Nur, wer sich mit den eigenen Zahlen selbstkritisch und konstruktiv auseinander setzt, kann waghalsige Bauchentscheidungen in mutige Maß-nahmen überführen.

Kontakt: Johannes Ullrich

Telefon: 0381 877133-55

Handy: 0162 1388021

E-Mail: [email protected]

Leistungen gesamt 1.113abzgl. Produktionskosten

Direktkosten 431

bereinigte Arbeitserledigungskosten 510

Flächenkosten 151

Gebäudekosten 26

sonstige Gemeinkosten 86

Saldo vor Prämien -91

Abb. 6: Berechnung des „Saldos“ mit Durchschnittswerten der Ernte 2011 (EUR/ha)

61

121

67

-298

-175

-108

-212

-163-185

-91

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

EUR/ha

-350

-300

-250

-200

-150

-100

100

150

-50

50

0

Abb. 7: Durchschnittliche Salden der Betriebe vor Prämie im Jahresvergleich (EUR/ha)

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

EUR/ha

-400

-300

-200

-100

0

100

200

400

300

Saldo alle Betriebe Saldo 25% erfolgreichste Betriebe

Abb. 8: Durchschnittliche Salden im Vergleich zu den 25% erfolgreichsten Betrieben (EUR/ha)

Das Blatt

Page 20: Das Blatt 1/2012 (März)

Pfl anzenbau

20 Das Blatt

Johannes Ullrich:In Ihren Ausführungen haben Sie beschrieben, dass Entscheidungen und deren Findung schwierig und gleichermaßen facettenreich sind. Können Landwirte lernen, „bes-ser“ zu entscheiden, wenn ja wie?

Prof. Enno Bahrs:Information und Erfahrung sind an dieser Stelle bedeutende Elemente angemessener Entscheidungen. Dy-namisch verändernde Märkte für Agrarprodukte erfordern ausrei-chend (gute) Informationen sowie das Wissen um die geeignete Ver-arbeitung und daraus resultierende Anwendungen. Dafür ist wiederum viel Zeit erforderlich, so dass Be-

triebsleiter die Entscheidung treffen sollten, ob sie selbst die Vermarktung abseits des sofortigen Verkaufs ab Halm übernehmen möchten oder dieses Gebiet vorzugsweise anderen überlassen möchten.

Johannes Ullrich:Entscheidungen müssen häufi g schnell und gleichzeitig präzise getroffen werden. Was müssen Landwirte tun, um den erfor-derlichen Mut haben zu können bzw. zu dürfen?

Prof. Enno Bahrs:Man entdeckt keine neuen Erdteile, ohne den Mut zu haben, die alten Küsten aus den Augen zu verlieren.

Das heißt, an dieser Stelle sind auch die zuvor genannten Erfahrungen,z. B. in der Vermarktung zu nennen. Wer selbst gerne über das ganze Jahr vermarktet, sollte sich z. B. mit dem Ablauf von Warenterminbörsen auseinandersetzen und dieses Instru-ment zunächst im „Kleinformat“ ausprobieren. Ähnliches gilt für den Abschluss von Lieferkontrakten mit neuen aber zukunftsweisenden Part-nern. Die Entwicklung routinierter Abläufe erleichtert die Handhabung komplexer Entscheidungen.

Johannes Ullrich:Glauben Sie wirklich, dass eine realistische Einschätzung der Märkte überhaupt möglich ist?

INTERVIEW MIT PROF. ENNO BAHRS

„Wer nichts riskiert, riskiert zuviel.“ Johannes Ullrich

Johannes Ullrich, Fachbereichsleiter Marktfruchtbau der LMS, im Gespräch mit Prof. Enno Bahrs, Universität Hohenheim, Institut für Landwirtschaftliche Betriebslehre.

Page 21: Das Blatt 1/2012 (März)

Pfl anzenbau

21Das Blatt

Die weltweiten Zusammenhänge und deren Wechselwirkungen kenne ich doch erst hinterher, oder? Ist es nicht sinnvoller „scheibchenweise“ nach einem starren Plan zu verkaufen, an-statt mir einzubilden, die Märkte zu durchblicken?

Prof. Enno Bahrs:Der Idealfall ist nie Realität, aber er bleibt als Aufgabe. Anders ausge-drückt: Wenn man bezüglich eines in der Zukunft liegenden Tatbe-stands Prognosen einfordern wür-de, wären viele dieser Prognosen wahrscheinlich falsch. Es ist schwer, die Zukunft zu interpretieren oder gar bestimmen zu wollen. Dies gilt insbesondere für wetter- und po-litikabhängige Agrarmärkte. Aber

jeder Landwirt ist in der Lage, sei-ne eigenen Zahlungsbereitschaften abzuschätzen und Risikoneigungen bzw. -fähigkeiten zu bestimmen. In Kombination mit dem bestehenden Informationsangebot sowie mit Hil-fe von z. B. einzelnen Futureprei-sen an Warenterminbörsen oder Forwardangeboten lassen sich in-dividuell angemessene Handlungs-möglichkeiten für die jeweiligen Landwirte ableiten.

Johannes Ullrich:Der Landwirt ist nicht allein auf „seiner Scholle“, sondern be-wegt sich zunehmend in Kon-kurrenz zu Berufskollegen und Investoren („Fressen und Ge-fressen werden“). Sollte ich bei meinen Risikoentscheidungen

berücksichtigen „der Beste“ sein zu müssen?

Prof. Enno Bahrs:Man muss nicht der Beste sein, um nachhaltig im Markt bestehen zu können. Es hat sich jedoch in der Vergangenheit regelmäßig als vorteilhaft erwiesen, im langjäh-rigen Durchschnitt zu dem aus wirt-schaftlicher Sicht besten Drittel zu gehören. Dazu gehört ein gewisses Maß an Risikobereitschaft. Die weit-gehend komplette Ablehnung von Risiken ist für ein Unternehmen das größte Risiko.

Kontakt: Johannes Ullrich

Telefon: 0381 877133-55

Handy: 0162 1388021

E-Mail: [email protected]

Die Landtechnik begegnete in der Vergangenheit den steigenden An-forderungen an Arbeitsproduktivität und Effi zienzsteigerung meist mit einer Entwicklung, die man mit den Schlagworten „Schneller, breiter, schwerer“ zusammenfassen kann. Seit einigen Jahren bereits, und wie nun zur AGRITECHNICA 2011 in Hannover nochmals deutlich sichtbar, sind es zudem auch die Entwicklungsschübe in der Agrar-

elektronik, die Fortschritt bringen. Mit den immer kürzer werdenden Entwicklungszyklen wird es jedoch für den Praktiker gerade in diesem Bereich immer schwieriger, gleich-wohl aber immer wichtiger, den Überblick zu behalten. Welche Wei-terentwicklung ist praxisreif? Wel-chen praktischen Fortschritt kann ich damit erreichen? Wie werde ich effi zienter im Betriebsmitteleinsatz? Das sind die Fragen, die im Rahmen

des Smart-Farming immer wieder im Mittelpunkt stehen und natürlich beantwortet werden müssen!

Lenksysteme: Von automatisch bis autonomSo kann man heute sicher aussagen, dass automatische Lenksysteme, was den Feldeinsatz angeht Praxisreife erlangt haben. Dennoch gibt es natürlich auch hier ständig Wei-terentwicklungen, die nicht immer

MARKTFRUCHTBAU

Landtechnik 2020: Wunsch und Wirklichkeit „Geht bald alles automatisch?“ fragte Matthias Sperver von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG e.V.) aus Frankfurt anlässlich der LMS-Veranstaltung „Tag der Betriebswirt-schaft – Marktfruchtbau“ in Güstrow.

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Pfl anzenbau

22 Das Blatt

auf den ersten Blick leicht zu erken-nen sind. Hochgenaue Steuerung via Satellitennavigation ermöglicht heute schon vor allem auf ebenen Schlägen eine sehr exakte Spurfüh-rung auf wenige Zentimeter genau. Dies gilt sowohl für den Abstand zur nächsten Parallelspur, wie auch in der Wiederholung der Spurführung nach Tagen oder gar Monaten, die erst durch die Speicherung von Fahr-wegen ermöglicht wird. Mit diesem neuen Instrument können jetzt in der Folge ackerbaulich völlig neue Überlegungen angestellt werden, z.B. die Anlage von Beeten bei voller Arbeitsbreiten-Nutzung, die Opti-mierung des Vorgewendemanage-ments mit Blick auf Überfahrhäu-fi gkeit und Zeiteffi zienz, sowie die Nutzung festgelegter Fahrspuren, welche im Controlled-Traffi c Farming möglich werden. Überlappungen können durch passgenaues Ein- und Aussetzen minimiert werden, ohne dass das Vorgewende vorab gedrillt wird. In die Zukunft geblickt, bildet die hochgenaue Navigation den Grundstein für die Bewirtschaftung mit Lenk-Synchronisationssytemen oder elektronischen Deichseln, bei denen die Steuerung mehrerer Ma-schinen durch den Fahrer einer ein-

zelnen Maschine erfolgt. In der wis-senschaftlichen Stufe wird ebenso bereits der Einsatz von autonomen, sprich selbst-lenkenden Maschinen erprobt.

Sensoren & Systeme kompatibel machenAuch der Einsatz von Sensoren kann vor allem künftig eine weitere wich-tige Hilfe im modernen Pfl anzenbau sein. Bereits heute ist eine Vielzahl von Sensoren in unseren Landma-schinen verbaut, die jedoch leider nicht immer maschinenübergreifend genutzt werden können. Voraus-gesetzt die herstellerübergreifende Kommunikation via ISOBUS funkti-oniert einwandfrei, könnten schon in naher Zukunft die Sensoren der Anbaugeräte direkt in die Steuerung der Zugmaschine eingreifen und so den Arbeitsprozess womöglich deutlich optimieren bei gleichzeitiger Entlastung des Fahrers.

Mit steigender Betriebs- und Par-zellengröße, sowie steigendem Kostendruck nimmt auch die Not-wendigkeit teilfl ächenspezifi scher Bewirtschaftungsmaßnahmen wei-ter zu. Es gilt also, aus der Vielzahl gewonnener und aufgezeichneter

Daten, nützliche Informationen ab-zuleiten. Für das Zusammenführen der Daten muss jedoch die Kompa-tibilität der Systeme gesichert sein. Aus der Zusammenführung von In-formationen und Erfahrungen lassen sich beispielsweise Applikations- und Bearbeitungskarten entwickeln um so die optimale Intensität bis auf Teilschlags-Ebene zu fahren.

Automatisch alles besser?Die Landtechnik bietet bereits heute Lösungen an, die einige unserer Wünsche in Richtung „Automa-tisierung“ erfüllen. Der Einstieg in diese neue Technik sollte step by step erfolgen und begleitet sein von professioneller Beratung, die über den Abschluss des Kaufvertrages hinausreicht. Grundvoraussetzung bleibt jedoch, dass sich der Landwirt mit der Technik identifi ziert und ihr positiv gegenüberstehen muss, um nicht gleich enttäuscht zu werden, wenn im ersten Anlauf (noch) nicht alles automatisch geht.

Kontakt: Matthias Sperver

Telefon: 069 24788-361

E-Mail: [email protected]

Der Einstieg in die Automatisierung sollte Step by Step erfolgen

Veranstaltungshinweis:

Vom 19. bis 21. Juni fi nden die DLG-Feldtage auf dem Internationalen DLG-Pfl anzenbauzentrum in Bern-burg-Strenzfeld (Sachsen-Anhalt) statt. Im Programm u. a.: Maschi-nenvorführungen zur Aussaat von Raps, zur teilfl ächenspezifi schen Düngung mit Mineraldüngerstreu-ern, zum Präzisionspfl anzenschutz mit Feldspritzen und zum automa-tisierten Lenken sowie zum Vorge-wendemanagement bei Traktoren.

Page 23: Das Blatt 1/2012 (März)

Pfl anzenbau

23Das Blatt

Das klingt zunächst nachvollziehbar. Der beim Anbau zwangsläufi g entstehende Ausfallraps in den Folgekul-turen ist mit herkömmlichen Herbizidstrategien aber nur schwer bekämpfbar. Das Ziel, Getreide- und Rübenbe-stände, allein aus ackerhygienischer Sicht, konsequent rapsfrei zu halten, ist mit dem „Clearfi eld-System“ nicht mehr ohne weiteres möglich. Nach heutigen Erkenntnis-sen macht es, auch versuchsweise, keinen Sinn, solche Strategien in das Anbausystem zu integrieren, zumal die

derzeit verfügbaren Sorten keinen Ertragsvorteil verspre-chen. Vielmehr ist es angesagt, die Anwendung der zur Verfügung stehenden Rapsherbizide und alle anderen Optionen der Ackerhygiene weiter zu optimieren, um eine enge, aber ökonomisch notwendige, Rapsfrucht-folge zu gewährleisten.

Kontakt: Johannes Ullrich

(siehe auch Seite 19)

STELLUNGNAHME RAPS

Ein klares Nein zu Clearfi eld-Raps Mit Clearfield-Raps stehen der Landwirtschaft Sorten zur Verfügung, die gegen den Herbizidwirkstoff Imazamox aus der Gruppe der sog. ALS-Hemmer resistent sind. Also gegen Herbizide, die klassischerweise im Getreide auch zur Bekämpfung von Ausfallraps eingesetzt werden. Hintergrund dieser Entwicklung ist, Rapsbestände „unkompliziert“ und „clomazone-frei“ sauber halten zu können.

Bestes Grundfutter vom Grünland mit TETRASiL®-GRAS Mischungen!

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Pfl anzenbau

24 Das Blatt

Dass der stark sprossdornige Sand-dorn auch im Ostseeraum heimisch ist, besang schon vor fast 40 Jah-ren Nina Hagen („Hoch stand der Sanddorn am Strand von Hidden-see, Micha, mein Micha, und alles tat so weh ...“) in ihrem längst zum Kultlied anvancierten „Du hast den Farbfi lm vergessen, mein Micha-el“. Das natürliche Vorkommen des Sanddorns wird vor allem von seinem hohen Lichtbedürfnis be-stimmt. Wer glaubt, von seinem Namen auf seine Standortansprü-che schließen zu können, läuft in die Irre. So gering sind die An-sprüche des Sanddorns nicht. Mit reinem Sandboden kommt er nur schlecht zurecht. Vielmehr bevor-zugt er leichte bis mittlere, durch-lässige, gut durchlüftete Böden. Ein schwach saures bis schwach alkalisches Bodenmilieu ist optimal. Grundwasserferne Standorte sind für Sanddorn völlig ungeeignet. Hinsichtlich seines Bedarfs an ein-zelnen Nährstoffen sind noch viele Fragen offen. Bekannt ist, dass er

sich den Stickstoff durch eine Sym-biose mit Strahlenpilzen (Aktinomy-ceten) selbst besorgt.

Zitrone des Nordens Bereits vor rund 70 Jahren wurde der außergewöhnlich hohe Askor-binsäuregehalt (Vitamin C) in den Beeren (botanisch eine Schein-Stein-frucht) des Sanddorns entdeckt. Daher leitet sich seine Bezeichnung „Zitrone des Nordens“ ab. Längst erfreuen sich Sanddornprodukte (Saft, Nektar, Fruchtaufstrich und vieles mehr) der großen Gunst er-

nährungs- und gesundheitsbe-wusster Verbraucher. Auch seine Frucht- und Kernöle, deren hei-lende Wirkungen wissenschaftlich bestätigt sind, fi nden vielfältige Ver-wendung in verschiedensten phar-mazeutischen und kosmetischen Produkten.

Zunahme der Anbaufl ächen Im Jahr 1980 erfolgte in Deutschland (Ludwigslust) die erste plantagen-mäßige Kultursanddorn-Pfl anzung. Schwerpunkt des Sanddornanbaus in Deutschland ist heute nach wie

MARKT- UND POTENZIALANALYSE

Sanddorn – mehr als eine Nischenkultur!? Dr. Rolf Hornig

Sanddorn (Hippophaë rhamnoides L.) ist weltweit von den Küsten Westeuropas (maritime Ökotypen) über die Gebirgsregionen bis nach Ostasien (kontinentale Ökotypen) verbreitet.

Entwicklung des Sanddornanbaus in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg

1980 1990 2000 2005 2011

90103

136

160

266

119

64

3 k.A. k.A.

Brandenburg

Mecklenburg-Vorpommern

300

Hektar

Jahr

100

50

150

200

250

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Pfl anzenbau

25Das Blatt

vor der Nordosten (Grafi k). Gegen-wärtig wird Sanddorn in MV auf rund 160 Hektar angebaut. Im Nach-barland Brandenburg sind es der-zeit 266 Hektar. Als weiteres An-bauland tritt seit neuerem Sachsen-Anhalt in Erscheinung (mit rund 50 Hektar). Es wird erwartet, dass sich die Kultursanddorn-Anbaufl äche in Nordostdeutschland in den näch-sten zehn Jahren auf annähernd 1.000 Hektar ausweiten wird.

Anbau in Pfl anzstreifen Die Sträucher werden im Abstand von 1,00 m bis 1,50 m in der Reihe gepfl anzt. Die Pfl anzstreifen kön-nen durch fl ache mechanische Bo-denbearbeitung, Bedeckung mit Mulchmaterial oder Herbizideinsatz unkrautfrei gehalten werden. Die Breite der dauerbegrünten Fahrgas-se ist abhängig von der Technik und beträgt 4,00 m bis 4,50 m.

Sortenempfehlungen für MV Sanddorn ist zweihäusig. ‘Leiko-ra‘, ‘Hergo‘, ‘Askola‘ und ‘Fru-gana‘ sind die weiblichen Haupt-sorten im Erwerbsanbau. Eine vielversprechende Neuheit ist die Sorte ‘Habego‘, die auch unter dem Markennamen Orange En-ergy angeboten wird. Der Anteil männlicher Pfl anzen („Pollmix“-Klonnummern) sollte 8 bis 12 % betragen. Ein von der LMS Agrar-beratung und der Landforschungs-anstalt MV gemeinsam mit den Betrieben Fruchtquell Mostobstan-bau, Schwechow und Sanddorn Storchennest GmbH, Ludwigslust durchgeführter Sortenversuch ergab, dass unter den hiesigen Standort- und Klimabedingungen die Sorten ‘Habego‘, ‘Hergo‘ und ‘Leikora‘ hinsichtlich der Eigen-schaften Wachstum, Pfl anzenge-

sundheit, Ertrag und Regenerati-onsfähigkeit die besten sind.

Natürlich kann auch die Gesundheit des Sanddorns durch Krankheiten und Schädlinge beeinträchtigt werden. Zu nennen ist hier insbe-sondere der bodenbürtige Verticil-lium-Pilz, der stärkere Ausfälle in den Plantagen verursachen kann. Gelegentlich treten Schäden durch Blattläuse und Schmetterlingsrau-pen auf. Und gefräßige Stare ma-chen sich in manchen Jahren über die Früchte her, was zu deutlichen Ertragsverlusten führen kann.

Aufwändiges ErnteverfahrenDrei bis vier Jahre nach der Pfl an-zung können die Sanddornsträu-cher erstmalig geerntet werden. Der außerordentlich hohe Arbeits- und Energieaufwand zur Abern-tung der Beeren ist ein wesentliches Hindernis für die weitere Ausbrei-tung des Sanddornanbaus. Die Ern-te erfolgt durch das Abschneiden der fruchttragenden Äste, die dann tiefgefrostet werden müssen. An-schließend erfolgt das mechanische Abrütteln der gefrorenen Beeren. Nur so können die Haltekräfte der Früchte am Fruchtholz überwunden werden. Durch den starken Ernte-Rückschnitt (auf ca. 80 cm) wird automatisch ein, je nach Regenera-tionsvermögen und Fruchtungsver-halten der Sorten, zwei- bis dreijäh-riger Erntezyklus erzwungen. Die Erträge liegen bei 6 bis 10 Tonnen pro Hektar im Erntejahr.

Vermarktung und BeratungentscheidendWer in den Kultursanddornanbau einsteigen möchte, muss zuerst die Vermarktung sichern. Durch-schnittspreise für die deutschland-

weit erst mehrere Hundert Tonnen große Erntemenge gibt es nicht, sie müssen mit den Verarbeitern ausge-handelt werden. Die Erlöse können aber zweifellos attraktiv sein, weil die Nachfrage das Angebot derzeit übertrifft. Mutige vor! Die LMS wird Sie dabei kompetent und umfassend beraten.

Kontakt: Dr. Rolf Hornig

Telefon: 0385 39532-16

Handy: 0162 1388067

E-Mail: [email protected]

Rütteltechnik der Sanddorn Storchen-nest GmbH in Ludwigslust

Schnitt der Sanddorn-Fruchtzweige in einem Sortenversuch im Betrieb Frucht-quell Mostobstanbau, Schwechow

Erntefähige ‘Habego‘ drei Jahre nach der Pfl anzung

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BEX – Büro für Existenzsicherung

26 Das Blatt

ENTWICKLUNG DER GESAMTWIRTSCHAFT

Was hält der Euronoch alles aus? Cosima-Karolin Niehoff

Das Jahr 2011 begann in der Eurozone feierlich mit einem Neuzugang. Die frühere Sowjet-republik Estland führte als 17. Land den Euro ein. Es war gleichzeitig der Auftakt zu einem Krisenjahr für den Euro. Auch wenn der Euro-Kurs das nicht unbedingt widerspiegelt, so haben sich die Sorgen zwischen Jahresbeginn und Jahresende doch erheblich verstärkt.

Tatsächlich sprach Anfang des Jah-res alles für den Dollar. Die USA wird sich wieder als Konjunktur-lokomotive aufschwingen und das wird den Dollar stärken, klang es in der Expertenschar. Doch dem war nicht so. Stattdessen war es

die starke deutsche Wirtschaft, die den gesamten Euroraum befl ügel-te. Auch Frankreichs Wirtschafts-wachstum konnte sich sehen las-sen. Das führte in den Monaten April und Anfang Mai sogar zu neuen Höhenfl ügen beim Euro, der

am 4. Mai sein Jahreshoch bei 1,49 US-Dollar erreichte.

Die Europäische Zentralbank rea-gierte darauf. Die Leitzinsen in der Eurozone wurden von 1 % am Jah-resanfang auf 1,5 % im Juli ange-

Page 27: Das Blatt 1/2012 (März)

BEX – Büro für Existenzsicherung

27Das Blatt

hoben. Der deutliche Zinsabstand zu den USA lockte Anleger in den Euroraum.

Yen trotz allem stabil Der Dollar wertete auch gegenüber dem japanischen Yen ab. Selbst das schreckliche Erdbeben mit fol-gendem Tsunami in Fukushima im März setzte dem Yen nicht zu. Stattdessen erreichte die Währung neue Höchststände, was sogar die wichtigsten Industriestaaten auf

den Plan rief. In einer gemeinsamen Aktion beschlossen die G7-Zentral-banken den Yen in großem Stil zu verkaufen, um die Währung zu schwächen.

Schweizer PaukenschlagDer Schweizer Franken erhielt in diesem Jahr ebenfalls den unge-liebten Status des sicheren Hafens. So war auch die Schweizer Noten-bank zum Handeln gezwungen. Das führte soweit, dass der Schwei-

zer Franken im Sommer mitten in den Börsenturbulenzen zum Euro fast Parität erreichte. Im September sorgte die Notenbank dann für ei-nen Paukenschlag, indem sie den Franken an den Euro koppelte und einen Mindestkurs von 1,20 Frankenfestsetzte.

Doch zurück zum Euro, den die Po-litiker gegen eine immer größere Krise retten mussten. Italien geriet ins Visier der Märkte, Portugal bittet

Page 28: Das Blatt 1/2012 (März)

BEX – Büro für Existenzsicherung

28 Das Blatt

im April darum, unter den Rettungs-schirm der EU, den EFSF, zu dürfen. Griechenland taumelte fast in die Pleite, im Oktober wird der 50%-ige Schuldenschnitt verkündet. Der Rettungsschirm wurde massiv er-weitert, Regierungen stürzten. Die Wirtschaftsaussichten verdüsterten

sich. Der Euro wertete immer weiter ab. Doch eine Flucht aus dem Euro war nicht zu erkennen. Das lag an der sehr hohen Nachfrage nach deutschen Staatsanleihen. Wollten internationale Investoren ihr Geld in Euro anlegen, griffen sie nach Bun-desanleihen. Dafür mussten diese in Euro bezahlen, was den Einbruch beim Euro verhinderte.

Niedriges ZinsniveauDiese Entwicklungen an den inter-nationalen Finanzmärkten hatten natürlich auch Einfl uss auf das Zinsni-veau, zu dem sich landwirtschaftliche Unternehmen Geld leihen können. Die Rentenbank, als Förderinstitut der deutschen Landwirtschaft be-kannt, passt die Zinsen der Förder-programme in 2011 insgesamt 16 Mal an.

In der folgenden Abbildung sind die Entwicklungen mehrerer Zinssät-ze dargestellt. Zum einen der Leit-zins der Europäischen Zentralbank (EZB). Zu diesem Zinssatz können sich Geschäftsbanken Geld bei der Europäischen Zentralbank leihen. Der EURIBOR (Euro Interbank Of-

fered Rate) ist der Zinssatz für Ter-mingelder in Euro im Interbanken-geschäft. Er wurde im Zuge der Einführung des Euros am 1. Januar 1999 eingeführt und gilt als Refe-renzzinssatz bei Krediten und Anla-geprodukten. Des Weiteren sind in der Grafi k zwei Zinssätze der land-wirtschaftlichen Rentenbank aus den LR-Top-Konditionen dargestellt. Exemplarisch gewählt wurde dazu die Preisklasse B (zweitbeste Preis-klasse). Diese wird der Preisklasse D (mittlere Preisklasse) gegenüberge-stellt. Die Einstufung der Unterneh-men in die Preisklassen erfolgt nach dem Rating durch die Hausbank, abhängig von der Besicherung. Zwi-schen den beiden Preisklassen der Rentenbank liegen im Durchschnitt 0,7 %. Bei einer Einstufung in die Preisklasse D statt in B bedeutet das

beispielsweise bei einem Kreditvo-lumen von 500.000 € eine jähr-liche Mehrbelastung von 3.500 € für ein schlechteres Rating. Bei EURIBOR und Leitzins der EZB fällt auf, dass sich diese auf sehr nied-rigem Niveau bewegen. Dieses nied-rige Nivau schlägt sich auch in den Finanzierungszinsen für Unterneh-men nieder.

Prognose 2012 Für 2012 rechnen viele Experten weiterhin mit einem geringen Zins-niveau. Viele Kreditinstitute legen ihr Geld derzeit verstärkt bei der EZB an, statt das Geld an Unternehmen zu verleihen.

Die Auswirkungen der derzeitig vor-sichtigen Politik der Kreditinstitute könnte mit Verzögerung auch die Unternehmen treffen. Einige Exper-ten sprechen schon von einer mög-lichen Kreditklemme, andere halten dies für übertrieben. Die deutschen Unternehmen seien fi nanziell gut gepolstert und hätten für schlechte Zeiten vorgesorgt. Die Unterneh-men selbst, ihre Verbände, viele Volkswirte und in ihrem Gefolge die Bundesregierung sind sich – noch – sicher: Trotz Schuldenkrise und weltweiter Konjunkturfl aute bleibe Deutschland im kommenden Jahr eine Rezession erspart.

Kontakt: Cosima-Karolin Niehoff

Telefon: 0381 877133-19

Handy: 0162 1388022

E-Mail: [email protected]

Preisklasse B

Dez Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez

6

3

2

1

4

5

EZB LeitzinsPreisklasse D Euribor

Abb. 1: Zinssätze der landwirtschaftlichen Rentenbank aus den LR-Top-Konditionen

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BEX – Büro für Existenzsicherung

29Das Blatt

Blickpunkt Grunderwerbsteuer

Informationen zur geplanten Steuererhöhung am 01.07. 2012

In den Verhandlungen zur Bildung einer neuen Regierung in Meck-lenburg-Vorpommern einigten sich die Vertreter von SPD und CDU auch auf eine Erhöhung der Grunderwerbsteuer. Diese soll zum 1. Juli 2012 in Kraft treten.Die Koalition verständigte sich da-rauf, die Grunderwerbsteuer auf das Niveau vergleichbarer Länder anzupassen.

Dementsprechend einigten sich die Verhandlungspartner bei der Höhe des Steuersatzes auf eine Anhebung von 3,5 auf 5 %. Der Gesetzentwurf soll nun ge-meinsam mit dem kommenden Doppelhaushalt im Landtag be-raten werden, so dass nach Ver-abschiedung des Gesetzes im Juni die Neuregelung planmäßig am 1. Juli 2012 in Kraft treten könnte. Diese Maßnahme führt zu jährlichen Mehreinnahmen bei Land und Kommunen in Höhe von rund 30 Mio. EUR.

Eile ist geboten, um Landkäufe noch vor Inkrafttreten des neuen Gesetzes notariell zu beurkunden und so die 3,5 % zu sichern. Bei einem Kaufpreis in Höhe von 100.000 EUR beträgt die höhere steuerliche Belastung 1.500 EUR.

Quelle: Finanzministerium MV

Kontakt: Suzanne Otten

Telefon: 0381 877133-38

Handy: 0162 1388017

E-Mail: [email protected]

„Der Tode bestärkt die edelsten Gefühle und dann gibt es Krach über die Lederstühle“ (Kurt Tucholsky). Mit diesem Satz beschreibt Kurt Tucholsky die Situation, die häufi g nach dem Tod des Vererbenden eintritt. Der Erbstreit ist oft auch ein Kampf um Liebe und Anerkennung, die es zu Leb-zeiten nicht genug gab. Der Erbfall ist also die letzte Chance zu klären, was zu Lebzeiten nicht gelang. Oder anders gesagt: Erben ist der Nahkampf mit Geschwistern, Onkel und Tanten in einer Situation, in der der Verlust eines Menschen oft noch die Gefühle dominiert.

Das Buch „Abenteuer Erben“ von Sibylle Plogstedt berichtet übers Erben und Vererben und wie sich über dieses Thema Familien zerstreiten und Unternehmen auseinanderbrechen können. Immerhin verläuft ein Drit-tel aller Erbschaften im Streit, mit steigender Tendenz. Anhand von Ein-

zelschicksalen wird im Buch dargestellt, wie sich Familien entzweien und nie wieder ein Wort miteinander wech-seln. In Interviews mit Medi-atoren, Coachs, Therapeuten und Beratern, die sich mit die-ser Problematik professionell beschäftigen, wird beispiel-haft aufgezeigt, welche Hilfe Erben bekommen könnten, wenn eine Einigung aus eige-ner Kraft nicht gelingt.

Reclam Taschenbuch Bd. 20232Ausgabe 2011, 277 S. ISBN-13: 9783150202326EUR 11,95

BUCHVORSTELLUNG

Abenteuer Erben –25 Familienkonfl ikte

Kontakt: Suzanne Otten

Telefon: 0381 877133-38

Handy: 0162 1388017

E-Mail: [email protected]

Page 30: Das Blatt 1/2012 (März)

Dünne Gülle,dicke Gülle,meine GülleJohannes Ullrich und Jens Lorenz

BEWERTUNGS- UND KALKULATIONSGRUNDLAGEN FÜR WIRTSCHAFTSEIGENE DÜNGER

LUFA Agraranalytik

30 Das Blatt

Page 31: Das Blatt 1/2012 (März)

Landesweit steigt die zur Verfügung stehende Menge durch den Biogasboom stetig an. Dabei geht es nicht nur darum, die Ware möglichst elegant loszuwerden, sondern diese gezielt einzusetzen. Dann können Geld-beutel und Umwelt gleichermaßen geschont werden.

Grundvoraussetzung, um überhaupt über sinnvollen Gül-leeinsatz nachzudenken, ist der ausreichend bemessene Lagerraum. Erst dann kann der Zeitraum der Gülleausbrin-gung dem Bedarf der zu düngenden Pfl anzenbestände angepasst werden, anderenfalls werden die Ausbringter-mine nur von der Oberkante des Behälters diktiert.

Eine weitere Grundlage ist die Abstimmung der ein-gesetzten Ausbringtechnik auf die betrieblichen Ver-hältnisse. Gülle kann natürlich nur dann in wachsende Pfl anzenbestände gefahren werden, wenn die Arbeits-breiten entsprechend abgestimmt sind und längst nicht jede Bereifung ist fähig, Güllefässer über weiches Nie-dermoorgrünland zu tragen. Lohnunternehmen sind für viele Zwecke professionell und schlagkräftig ausgestattet (siehe www.lms-beratung.de / Agrardienstleistungen).Außerdem gibt es mittlerweile auch Gesetze, die vorschreiben, welche Technik überhaupt zum Einsatz kommen darf. So muss neu angeschaffte Gülletechnik die Möglichkeit zur bodennahen Ausbringung haben, ergo Schleppschläuche o.ä. Betrachtet man die Zusatz-kosten für solche Gerätschaften, mag der Eindruck von bewussten „staatlichen Schikanemaßnahmen“ aufkom-men. Bei näherer Beleuchtung der Zusammenhänge wird jedoch offenbar, dass sich die entsprechenden Gesetze bzw. Verbote relativ zügig amortisieren. Erst wenn die oben genannten Punkte geklärt sind, macht es Sinn, wei-ter zu denken und den Wert der Gülle als Nährstoffträger bzw. Mineraldüngerersatz zu hinterfragen.

Dünne Gülle, dicke Gülle, meine GülleWas klingt wie ein osmanischer Zungenbrecher, formu-liert die eigentliche Frage, die es zu klären gilt, bevor das vermeintlich „fl üssige Gold“ verplant wird und genau defi nierte Mineraldünger ersetzt.

Grundsätzlich ist Gülle bezüglich ihrer Herkunft zu un-terscheiden. Dabei richtet sich die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe nicht nur nach der Viehart, sondern ist auch maßgeblich von deren Haltungs- und Fütterungs-bedingungen abhängig. Für Gärreste aus Biogasanlagen betrifft das die Zusammensetzung der Inputstoffe und die Technik der Vergärung. In Abb. 1 sind die Nährstoff-verhältnisse (Mittelwerte aus den LUFA-Analysen) nach Herkunft dargestellt.

Nach heutigen Erkenntnissen ist davon auszugehen, dass die in der Gülle enthaltenen Nährelemente Phosphor und Kali für die Pfl anzenernährung voll zur Anrechnung gebracht werden können. Anders ausgedrückt kann ein Kilogramm „Gülle-P2O5“ ein mineralisches ersetzen.

Anders ist die Wirkung des Stickstoffs! Der Großteil des Gülle-Stickstoffs liegt in organisch gebundener Form vor. Dieser Teil muss also im Boden durch Mineralisation in pfl anzenverfügbare Formen überführt werden. Der Anteil des Ammonium-Stickstoffs (NH4) kann als zügig pfl anzenverfügbar betrachtet werden, bzw. im Anwen-dungsjahr voll zur Anrechnung gelangen.

Die Ammoniumgehalte der Güllen unterscheiden sich stark: Gerade bei Biogasgülle ist der Ammoniumgehalt hoch. Das muss sowohl bei der Düngeplanung als auch bei der Ausbringung Beachtung fi nden!

Ein erst mal abstrakter Begriff: „Organische Düngung“. Dabei handelt es sich um ein sehr weites Themenfeld, das sowohl in Lehrbüchern über die Grundlage der Düngung, in der heutigen land-wirtschaftlichen Praxis und mittlerweile auch in der berühmten „halbwissenden Diskussion“ in der Gesellschaft angekommen ist. In den folgenden Ausführungen soll es um den sicheren und gezielten Einsatz von Gülle aus der Viehhaltung und aus Biogasanlagen gehen.

5,2

2,72,5

4,14,0

2,3 2,4 2,6

3,3

2,4

1,4

2,6

Rind Schwein Biogas

6,0

1,0

2,0

3,0

4,0

5,0

K20dav. NH

4P

20

5N gesamt

NPK-Verhältniskg/m3

Abb. 1: Nährstoffverhältnisse nach Herkunft

LUFA Agraranalytik

31Das Blatt

Page 32: Das Blatt 1/2012 (März)

Wissen, was drin istDerzeit kostet ein kg mineralischer Stickstoff ca. 1,00 EUR, P2O5 0,86 EUR und K2O 0,65 EUR. Es liegt also auf der Hand, dass es wichtig ist zu wissen, was tatsächlich drin ist. Das Analysieren von Gülle ist kein Geheimnis, sondern ein unkomplizierter und ergebnissicherer Vorgang. Dabei sind verschiedenste Aspekte zu beachten, damit nicht nur wirres Zahlenwerk erzeugt wird, das nicht einmal den Platz im Aktenordner verdient.

Regelmäßigkeit schafft Klarheit Bei relativ konstanten Fütterungs- und Haltungsbe-dingungen werden Untersuchungen im Abstand von einem Jahr empfohlen. Bei Rindern sollte die anfallende Sommer- und Wintergülle getrennt untersucht werden. Bei Mischgülle sollten ebenfalls wegen der wechselnden Verhältnisse häufi gere Überprüfungen vorgenommen werden.

Mit der Probe fängt alles anEine durchdachte Probenahme ist ein erster, aber gleichzeitig ganz entscheidender Schritt, um später ein aussagekräftiges Ergebnis zu erhalten.

Grundsätzlich macht eine Untersuchung der Gülle direkt vor der Ausbringung Sinn, dazu sollte die Gülle homo-genisiert sein, also in dem Zustand und Mischverhältnis, das dann auch in die Bestände fallen soll.

Ein nachlässig gefüllter Eimer voll Gülle ist einem ver-lässlichen Analyseergebnis wenig zuträglich. Unsere Erfahrungswerte zeigen, dass Teilproben nach folgendem Muster sinnvoll sind:

Aus diesen Teilproben wird dann eine homogene Sam-melprobe gebildet (ca. 10 Liter), davon gehen dann mindestens 3 Liter auf die Reise ins Labor. Der Transport-behälter muss natürlich vorher sauber sein und luft- und „gülledicht“ verschlossen werden. Sie können bei uns dafür Spezialbehälter bekommen (0381 2030720), ein ausgedienter Pfl anzenschutzkanister tut es aber auch. Wichtig ist dabei lediglich, dass die Behälter höchstens zu ¾ gefüllt werden (unsere Laborantinnen werden es Ihnen danken…).

Die fertige Probe hat es eilig (möglichst gekühlt) ins Labor zu kommen! Dafür kann der LUFA-Kurierdienst genutzt werden (Kontakt und Tourenpläne siehe unter www.lms-beratung.de / LUFA Rostock / Probenlogistik / Probentransport).

Standarduntersuchungen der LUFA RostockDie LUFA Rostock bietet Ihnen für die Bewertung Ihrer Wirtschaftsdünger einen umfassenden analytischen Service in Form von Standard-Paketuntersuchungen an:

Standard-Paketuntersuchung Gülle / Jauche Gesamtstickstoff, Ammoniumstickstoff, Phosphor, Kalium, Magnesium, Calcium, Trockenmasse

Standard-Paketuntersuchung Stallmist Gesamtstickstoff, Phosphor, Kalium, Magnesium, Calcium, Trockenmasse

Zusatzuntersuchungen Kupfer, Zink, Schwefel, organische Substanz, pH-Wert sowie weitere Elemente nach Absprache

Dokumentations- und Meldepfl ichtenAnfallende Güllemengen, die unter verschiedenen Be-trieben gehandelt oder getauscht wurden, waren bisher eine „black box“. Niemand außer den Landwirten selbst, konnte nachvollziehen, wo und wann wie viel Gülle von wem zu welchem Zweck fl oss. Das ist jetzt anders! Seit September 2010 ist die sog. Wirtschaftsdüngerverbrin-geverordnung in Kraft. Ein kompliziertes Wort, dessen

2,7

2,5

2,3

1,7

2,4

0,9

Rind Schwein Biogas

6,0

1,0

2,0

3,0

4,0

5,0

dav. NH4

N org. gebunden

N-Gehalte und Ammoniumgehaltekg/m3

Abb. 2: Die Ammoniumgehalte der Güllen unterscheiden sich stark

LUFA Agraranalytik

32 Das Blatt

Mindestanzahl der Einzelproben / Partie

Gülle 15 bei Behältern über 1000m3

10 bei Behältern unter 1000m3

Beachten Sie in jedem Falle alle Vorschriften zur Arbeitssicherheit und alle Vorgaben der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften, damit es zu keinen schwerwiegenden Schäden und Unfällen kommt !

Page 33: Das Blatt 1/2012 (März)

LUFA Agraranalytik

33Das Blatt

5 10 15 20 25 30 35 40 45 48

Rinder-

gülle

NH3-Verlust

(% des appl. NH4-N)

Zeit (in Stunden)

Schweine-

gülle

30

20

10

25

40

50

5

0

15

50

15

25

°C

Abb. 3: NH3-Verluste in Abhängigkeit von der Lufttemperatur und der Zeit bis zur Einarbeitung (Quelle: Döhler, 1990)

56

41

26

Pralltellervor der Saat

Schleppschlauchwachsender Bestand

Injektionwachsender Bestand

60

10

20

30

40

50

VerfügbarNOx-Verluste ImmobilisationNH3-Verluste

Mais 80 kg/ha Ammonium-N

Abb. 4: Verbleib des mineralischen Gülle-N nach verschiedenen Applikationsstrategien (Quelle: Gutser & Dosch, 2001)

Umsetzung zu einer „gläsernen Güllewirtschaft“ führt – viele Zusammenhänge werden dadurch für verschiedene Behörden konsequent offengelegt. Schon zu diesem Zweck ist es notwendig, nicht nur selbst Kenntnis über die Inhalte der Gülle zu haben, sondern dieses auch gegenüber entsprechenden Kontrollinstanzen nach-weisen zu können. Das betrifft eine sachgerechte und realistische Düngeplanung und natürlich die betriebliche Nährstoffbilanzierung.

Wie gewonnen, so zerronnen? Bei der Ausbringung von Gülle ist vieles zu beachten, damit die Nährstoffe wirklich in den Pfl anzen ankommen und nicht nur als Dunstglocke über Nachbars Gärten hängen. Abb. 3 zeigt deutlich die Abhängigkeit der gasförmigen N-Verluste nach der Ausbringung von der Lufttemperatur und der Zeit bis zur Einarbeitung. Je höher also der Ammoniumgehalt in der Gülle ist und je höher die Umgebungstemperatur ist, desto größer ist die Gefahr der Ammoniakemissionen und damit des Stickstoffverlustes. Dieser Stickstoff ist dann regelrecht verfl ogen.

Direkt an die Pfl anzen statt im hohen BogenAbb. 4 zeigt den Zusammenhang zwischen der Aus-bringtechnik, den zu erwartenden Stickstoffverlusten und damit dem Düngewert der eingesetzten Gülle. Kurzum: Gülleausbringung mit klassischen Pralltellern ist nicht nur im Visier von Behörden und Öffentlichkeit, sondern mindert den Wert der Gülle für die Pfl anzen-bestände erheblich.

FazitModerne und effi ziente Güllewirtschaft ist ein weites Feld, die Zusammenhänge sind deutlich komplexer, als der Einsatz von defi nierten Mineraldüngern. Es lohnt sich aber die betrieblichen Gülleverhältnisse zu hinter-fragen und aufzuräumen. Die betrieblichen Abläufe haben dann wenigstens einen Fallstrick weniger und außerdem wird Güllewirtschaft dadurch zur effi zienten Düngewirtschaft.

Kontakt: Johannes Ullrich Jens Lorenz

Telefon: 0381 877133-55 Telefon: 0381 20307-20

Handy: 0162 1388021 E-Mail:

E-Mail: [email protected] [email protected]

Nützliche Kontakte zum Thema fi nden sich auf der LMS-Homepage www.lms-beratung.de:

Gesetzliche Regelungen zur Gülleausbringung und

-technik, Nährstoffbilanzierung sowie Wirtschafts-

dünger-Verbringe-Verordnung unter:

Landwirtschaftliches Fachrecht und Beratung /

Fachinfos / Düngeverordnung

Gülleanalysen: unter LUFA Rostock / Proben-

logistik Jens Lorenz: 0381-2030720

Gülleausbringung für Lohnunternehmer unter:

Agrardienstleistungen

Page 34: Das Blatt 1/2012 (März)

LFB Landwirtschaftliches Fachrecht & Beratung

34 Das Blatt

Ammoniak kann über den Luftpfad erheblich zu Stick-stoffeinträgen in Ökosysteme beitragen und diese schä-digen. Die wichtigste Quelle der Ammoniakemissionen ist die Landwirtschaft mit ca. 95 %. Diese kommen vor allem aus den landwirtschaftlich genutzten Böden, der Tierhaltung und der Ausbringung von Wirtschaftsdün-gern und Gärresten.

Ammoniakemissionen müssen sinken Nach den Angaben des Bundesumweltministeriums hat Deutschland die zulässige Höchstmenge von Ammoniak im Jahr 2010 um 6 % überschritten. Um ein Vertrags-verletzungsverfahren mit erheblichen fi nanziellen Folgen abzuwenden, hält die Bundesregierung eine kurzfristige Reduzierung der Ammoniakemissionen um rund 30 kt für erforderlich. In der Reduzierung der Emissionen aus der Gülle- und Gärrestdüngung sieht sie dabei einen entscheidenden Beitrag für die Einhaltung dieser Ober-grenze. Nach Aussagen des Umweltbundesamtes kann bei einer direkten Einarbeitung auf unbewachsenen Bö-den die Ammoniakemission um ca. 90 % gegenüber der Breitverteilung reduziert werden. Wird die Gülle nach vier Stunden in den Boden eingearbeitet, beträgt die Minderung der Ammoniakemission noch 48 % und nach 12 Stunden nur noch 12 % gegenüber dem Re-ferenzwert. Eine schnelle Einarbeitung hat damit nicht nur Auswirkungen auf die Reduzierung der Emission, sondern auch Vorteile für den Landwirt durch die Er-höhung der pfl anzenbaulichen Verfügbarkeit des ge-düngten Stickstoffs.

Unverzügliche Einarbeitung neu defi niertUm die Einleitung des Klageverfahrens durch die EU zu vermeiden, hat das Bundeslandwirtschaftsministerium

die Länder aufgefordert, den § 4 (2) der Düngeverord-nung, der für Gülle, Jauche, Gefl ügelkot und andere fl üssige organische bzw. organisch-mineralische Dün-gemittel mit wesentlichen Gehalten an verfügbarem Stickstoff auf unbestellten Ackerfl ächen eine „unver-zügliche Einarbeitung“ nach der Ausbringung fordert, entsprechend der allgemeinen Rechtsauffassung umzu-setzen.

„Unverzüglich“ im Sinne der Rechtsauffassung be-deutet, dass ein Vorgang durch den Pfl ichtigen ohne „schuldhaftes Verzögern“ nach dem Eintreten des Faktes zu beginnen ist.

Dies heißt, dass der Vorgang des „Einarbeitens“ zwar nicht sofort, aber ohne unnötige, nicht durch die Sach-lage begründete Verzögerungen zu beginnen ist, wenn die Möglichkeiten (Technik, Personal, Arbeitsorganisati-on) zur Verfügung stehen. Eine Verzögerung der Sach-lage ist z.B. dadurch begründet, wenn nur ein Schlep-per im Betrieb vorhanden ist oder durch Unterschiede in der Technologie (Flächenleistung der Ausbringung ist geringer als Geschwindigkeit der Einarbeitung) meh-rere Ausbringungsfahrten erforderlich sind, um eine ausreichende Arbeitseffi zienz bei der Einarbeitung zu erreichen.

Tagesfrist auf 4 Stunden verkürztDie bisherige Auslegung des Begriffes „unverzüglich“ aus den Hinweisen „Umsetzung der Düngeverordnung vom 27. Februar 2007 in Mecklenburg-Vorpommern“ (vom 1. September 2007): „Eine Einarbeitung ist am Tag der Ausbringung erforderlich. Bei der Ausbringung am Abend hat die Einarbeitung spätestens am fol-

FACHINFORMATION

Radikal reduziert: Einarbeitungszeiten für Gülle, Gärreste und andere Düngestoffe Dr. Hans-Eberhard Kape, Dr. Ralf Pöplau, Christian Nawotke

Im Rahmen der EG-Richtlinie über nationale Emissionshöchstgrenzen, bei der eine Ober-grenze für Ammoniakemissionen festgelegt wurde, darf Deutschland eine Obergrenze in Höhe von 550 kt Ammoniak nicht überschreiten.

Page 35: Das Blatt 1/2012 (März)

LFB Landwirtschaftliches Fachrecht & Beratung

35Das Blatt

genden Vormittag zu erfolgen.“, entspricht nicht der Rechtsprechung und wird in den Hinweisen zur Um-setzung der Düngeverordnung gestrichen. Damit ent-fällt die bisher gültige Tagesfrist für die Einarbeitung bei Ausbringungen am Vor- bzw. Nachmittag oder die Einarbeitung am nächsten Morgen bei Ausbringungen am Abend.

Zur bundeseinheitlichen Auslegung des Begriffs „un-verzüglich“ haben sich die zuständigen Ministerien imFrühjahr 2011 auf Eckpunkte geeinigt: Danach ist eine „unverzügliche“ Einarbeitung gegeben, wenn die ge-nannten Düngemittel

direkt eingearbeitet werden oder bei einer getrennten Aufbringung und Einarbei-

tung, die aufgebrachte Partie schnellstmöglich, spätestens jedoch vier Stunden nach ihrer Aufbringung eingearbeitet ist.

Direkte Einarbeitung Die Anforderungen an eine „direkte Einarbeitung“ werden durch folgende Ausbringungstechniken erfüllt:

Einschlitzen mit dem Ausbringungsgerät (Schlitzverfahren)

Eingrubbern mit dem Ausbringungsgerät (Grubberverfahren)

Einfräsen mit dem Ausbringungsgerät (Fräsverfahren)

Injizieren mit dem Ausbringungsgerät (Injektionsverfahren) oder

andere Kombinationsgeräte mit gemeinsamer Ausbringung und Einarbeitung.

Bei der „direkten Einarbeitung“ ist dafür zu sorgen, dass es zu einer ausreichenden Einbringung der Dünge-mittel in den Boden kommt. Auf ausgetrockneten, ver-festigten Böden oder bei Strohmatten kann es deshalb erforderlich sein, nach der Ausbringung mit der o.g. Technik einen zusätzlich einarbeitenden Arbeitsgang nachzuschalten, wenn das Einbringen in den Boden nicht in ausreichendem Maße erfolgt ist.

Nachfolgende Einarbeitung Bei einer getrennten Ausbringung und nachfolgenden Einarbeitung in einem zweiten Arbeitsgang ist der Vor-lauf an Aufbringungsfl äche so zu bemessen, dass mit der aktuell verfügbaren Einarbeitungstechnik innerhalb von vier Stunden nach der ersten Aufbringung mit der

Einarbeitung der ersten Partie begonnen wird. Da die Einarbeitung aufgrund der Technik in der Regel wesent-lich zügiger geht als die Ausbringung, wird sich die Ein-arbeitungszeit der letzten Partie verkürzen und unter vier Stunden liegen. Werden bei einer getrennten Aus-bringung und nachfolgenden Einarbeitung die betrof-fenen Düngemittel während einer ungünstigen - weil emissions- und damit verlustträchtigen - Witterung auf-gebracht, sind kürzere Einarbeitungszeiten zu wählen.

Auch bei einer Ausbringung am Abend hat die Einar-beitung innerhalb von vier Stunden zu erfolgen. Eine Einarbeitung am nächsten Tag ist nicht mehr zulässig. Fallen innerhalb der Einarbeitungsfrist erhebliche Men-gen an Niederschlägen (Nachweis über den Deutschen Wetterdienst möglich), die eine Bearbeitbarkeit des Bodens entsprechend der „guten fachlichen Praxis“ nicht mehr zulassen, ist dieses bei der Beurteilung der Einhaltung der Pfl icht zur „unverzüglichen Einarbei-tung“ durch den Landwirt und die Agrarverwaltung zu berücksichtigen. Der Einarbeitungspfl icht ist beim Vor-liegen einer ausreichenden Bearbeitbarkeit des Bodens jedoch nachzukommen.

Zur nachfolgenden Einarbeitung können grundsätzlich alle Bodenbearbeitungsgeräte herangezogen werden, die eine ausreichende Einmischung der betroffenen Düngemittel auch bei ungünstigen Bodenverhältnis-sen, erheblichen Ernterückständen und großen Auf-bringungsmengen in den Boden bewirken.

Flüssige Gärreste ebenfalls betroffen Die Anforderungen an die „unverzügliche“ Einarbei-tung sind auch für fl üssige Gärreste zu erfüllen, da sie vergleichbar mit Gülle bzw. als fl üssiges organisches Düngemittel nach Düngemittelverordnung zu verste-hen sind. Flüssige organische bzw. organisch-minera-lische Düngemittel weisen einen Trockenmassegehalt von bis zu 15 % auf.

„Unverzügliche“ Einarbeitung erforderlich

Page 36: Das Blatt 1/2012 (März)

LUFA Agraranalytik

36 Das Blatt

Bei beiden Einarbeitungsverfahren ist dafür zu sorgen, dass es zu einer vollständigen Vermischung bzw. Ein-bringung der betroffenen Düngemittel mit dem bzw. in den Boden kommt. Streifen, auf denen die betroffenenDüngemittel nicht mit dem Boden vermischt oder in diesen eingebracht wurden, entsprechen nicht dem Gebot einer „Einarbeitung“.

Obwohl die Regelung für die Einarbeitung nur für Acker-fl ächen gilt, ist sie auch für die Düngung auf umgebro-chenem und noch nicht wiederbestelltem Grünland zu beachten. Auch feste Wirtschaftsdünger und feste or-ganische bzw. organisch-mineralische Düngemittel mit

einem wesentlichen Gehalt an Stickstoff sollten auf un-bestellten Flächen, um gasförmige N-Verluste sicher zu vermeiden, immer unverzüglich eingearbeitet werden.

Bei einer Ausbringung durch Dritte (z.B. Lohnun-ternehmer) ist der Landwirt immer für die Einhal-tung der unverzüglichen und vollständigen Einar-beitung verantwortlich!

Kontakt: Dr. Hans-Eberhard Kape, Dr. Ralf Pöplau,

Christian Nawotke

Telefon: 0381 20307-70, -12, -72

E-Mail: [email protected]

Das Wohlbefi nden als auch eine hohe Leistung bei landwirtschaftlichen Nutztieren hängt neben einer bedarfsgerechten Futterversorgung (Zufuhr von Ener-gie und essentiellen Nähr-, Mineral- und Wirkstoffen) zusätzlich von der Bereitstellung von Tränkwasser in ausreichender Menge und Qualität ab. Wasser sorgt im tierischen Organismus für die Aufrechterhaltung und Gewährleistung wichtiger Funktionen, wie beispielswei-se der Aufrechterhaltung des osmotischen Zelldruckes, dem Nährstofftransport, einem geregelten Ablauf der Verdauung und der Thermoregulation. Wasserdefi zite können u. a. bewirken, dass es zu einer verminderten Futteraufnahme mit daraus resultierendem Leistungsab-fall kommt und zwangsläufi g die Krankheitsanfälligkeit zunimmt.

Rechtliche GrundlagenGesetzlich vorgeschriebene Grenzwerte gibt es für Tränk-wasser nicht. Vom Gesetzgeber werden in den weiteren zitierten Rechtsvorschriften nur allgemeine Anforderungen aufgestellt, die sicherstellen sollen, dass Tränkwasser in ausreichender Menge und Qualität zur Verfügung steht:

Verordnung (EG) Nr. 178 / 2002 des Europäischen Parlamentes und des Rates vom 28. Januar 2002 (Basisverordnung).

Futtermittelhygiene-Verordnung (EG) Nr. 183 / 2005 vom 12. Januar 2005

Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch (LFGB) in der Fassung vom 22.Dezember 2011 (BGBl. I S.3044)

Tierschutz-Nutztierhaltungs-Verordnung vom 22. August 2006

TRÄNKWASSERUNTERSUCHUNGEN – TEIL 1 VON 2

Wasseruntersuchungen für Landwirtschaft und Verbraucher Dr. Wolfgang Sarich

Zum Analyse- und Leistungsspektrum der LUFA Rostock zählen neben Rundum-Paketen für die Landwirtschaft auch Wasseruntersuchungen. Die LUFA Rostock verfügt über moderne Ana-lysensysteme und erfahrene Laboranten, so dass wir Ihnen einen umfassenden analytischen Service in Form von Standard-Paketuntersuchungen, bestehend aus relevanten chemischen und mikrobiologischen Parametern in Abhängigkeit von den jeweiligen Matrices (u. a. Gieß-, Sicker-, Tränk- und Abwasser) anbieten können. In dem nachfolgenden Beitrag sollen alle As-pekte rund um das Thema Tränkwasser ausführlicher beleuchtet werden.

Page 37: Das Blatt 1/2012 (März)

LUFA Agraranalytik

37Das Blatt

Bereitstellung von geeignetem TränkwasserTränkwasser wird als „geeignet“ angesehen, wenn es die Kriterien Schmackhaftigkeit, Verträglichkeit und Verwend-barkeit erfüllt. Die Bereitstellung eines geeigneten Tränk-wassers für die Versorgung landwirtschaftlicher Nutztiere kann aus unterschiedlichen Quellen erfolgen (Tab. 1).

In Abhängigkeit von den Herkunftsquellen ist davon auszugehen, dass sich die Wasserqualität unterscheidet. Gleichzeitig ist mit unterschiedlichen Risiken, z. B. hin-sichtlich Eintrag von Kontaminanten zu rechnen. Weitere vertiefende Informationen mit ausführlichen Beispielen kann man der Literatur entnehmen.

Bestimmung der Qualität von TränkwasserDie Bedeutung der Tränkwasserqualität für die Tier-gesundheit und -leistungsfähigkeit wird bisweilen vernachlässigt bzw. verkannt. Tränkwasser wird ebenso wie Trinkwasser gemäß den Methoden der Trinkwasser-verordnung (TwVO) untersucht. Dabei unterscheidet man zwischen chemischen und mikrobiologischen Parametern.

Die chemischen ParameterWie bereits in der Einleitung ausgeführt, sorgt das Tränk-wasser im tierischen Organismus für die Aufrechterhal-tung und Gewährleistung lebenswichtiger Funktionen.Deshalb ist die Analyse der physiko-chemischen und che-mischen Parameter von großer Bedeutung, da aus den ermittelten Analysewerten Maßnahmen für vorbeugende

Tiergesundheit bzw. Maßnahmen für die Abklärung von eingetretenen Schadwirkungen und deren Beseitigung abgeleitet werden können.

Am Beispiel einiger ausgewählter Parameter sollen die Auswirkungen von deutlich überhöhten Werten auf die Tiergesundheit etwas detaillierter erläutert werden. Zu hohe Salzgehalte können zu erhöhter Wasseraufnahme, Beeinträchtigung des Geschmacks und gegebenenfalls auch zu Durchfällen führen.

Mögliche Schädigungen Die Oxidierbarkeit ist ein Maß für die Anwesenheit organischer Stoffe, die z. B. aus Gülle, Sickerwasser, Abwasser und Verunreinigungen von Exkrementen oder Futterresten eingetragen werden können. Zu hohe Werte bewirken Medikamentenausfällung, verminderte Was-seraufnahme oder eine Zunahme des Infektionsrisikos. Große Bedeutung ist auch dem Nitrit- und Ammonium-gehalt beizumessen. Durch mikrobielle Reduktion von Nitrat zu Nitrit kann der Sauerstofftransport im Blut durch Methämoglobinbildung gestört sein. Hohe Ammonium-konzentrationen beeinfl ussen das Zentralnervensystem negativ. Die Aufnahme hoher Konzentrationen an Calci-um und Magnesium kann infolge einer Überversorgung zu Störungen der Calcium-Phosphor-Verwertung führen. Gleichzeitig bergen die hohen Gesamthärten ein erheb-liches Risiko für Kalkablagerungen in Rohren und Ven-tilen, in deren Folge es zu Verstopfungen kommen kann. Zu hohe Sulfat-Konzentrationen bewirken bei Kälbern und Schweinen eine wässrige Kotkonsistenz und bei Rindern schwere klinische Störungen. Die orale Aufnah-me von hohen Kupfer-Gehalten kann insbesondere bei Kälbern und Schafen Erbrechen und Durchfall auslösen.Vorsicht ist auch bei den in hohen Konzentrationen toxisch wirkenden Schwermetallen geboten. So lösen beispiels-weise erhöhte Arsen-Werte Appetitmangel, Hautschäden, Lähmungen und Fruchtbarkeitsstörungen aus.

Orientierungswerte für Tränkwasser Eine Übertragung der Grenzwerte für Trinkwasser, die in der Trinkwasserverordnung festgeschrieben sind, wird nicht empfohlen, da Überschreitungen von Grenzwerten der Trinkwasserverordnung sich nicht zwangsläufi g nachteilig auf die Nutztiere und die daraus gewonnenen Lebensmittel auswirken. Weiterhin müssen die Tierart und das Alter der Tiere sowie die Verträglichkeit Berück-sichtigung fi nden.

Herkunft des Tränkwassers Verbreitung

öffentliches Netz(kommunale Trinkwasserversorgung)

Betriebe mit Tierhaltung jeglicher Art

betriebseigene Wasserversorgung(auf Betrieb / Weidefl äche)• Bohrloch• Brunnen• Wasserfässer

Einzelgehöfte / -betriebe imAußenbereich, die nicht an das öffentliche Netz angeschlossen sind bzw. bei Weidehaltung

Oberfl ächenwasser• aus Fließgewässern (Bachläufe, Flüsse, Vorfl uter)• aus stehendem Oberfl ächenwasser (Teiche, Seen)

Weidehaltung, Almwirtschaften,Deichbeweidung

MeerwasserBeweidung von meernahen Grün-landfl ächen, Polderwirtschaft

sonstige Wasserquellen(aufgefangenes Wasser, Regenwasser)

Hallig, häufi g in kleinen Tierhaltungen

Tab. 1: Herkunft des Tränkwassers in der Nutztierhaltung (Quelle: siehe Literaturhinweis)

Page 38: Das Blatt 1/2012 (März)

LUFA Agraranalytik

38 Das Blatt

Deshalb wurden von Experten Empfehlungen für Orien-tierungswerte zur Bewertung der chemischen Qualität von Tränkwasser erarbeitet (Tabelle 2).

Modernste Analysetechnik In der LUFA Rostock stehen für die Analytik der in Tab. 2 aufgelisteten Parameter moderne Analysensysteme zur Verfügung. Die Bestimmung der Anionen erfolgt bei-spielsweise mittels eines Ionenchromatographiesystems nach der amtlichen Methode DIN EN ISO 10304 (Abb. 1).Die Kationen und die Schwermetalle werden mit einem induktionsgekoppelten Plasmaemissions-Spektrometer (ICP) nach den amtlichen Methoden DIN EN ISO 11885 und DIN EN ISO 17294-2 bestimmt (Abb. 2).

ZusammenfassungEine schlechte Wasserqualität stellt ein Risiko dar und kann Ursache für Leistungseinbrüche und Gesundheits-probleme sein. Tränkwasser, das nicht aus dem öffentli-chen Netz stammt, sollte besonders intensiv auf seine Eignung kontrolliert werden. Die Eignung muss auch noch vor der unmittelbaren Aufnahme durch das Nutztier gegeben sein. Eine Analyse von relevanten chemischen Parametern beugt Problemen vor und schafft Sicherheit für Mensch und Tier. In Teil 2, in der nächsten Ausgabe von „Das Blatt“ gehen wir auf die Biologie des Wassers ein.

Kontakt: Dr. Wolfgang Sarich

Telefon: 0381 20307-40

E-Mail: [email protected]

Abb. 1: Ionenchromatographiesystem zur Anionen-bestimmung

Abb. 2: ICP-Spektrometer zur Bestimmung von Elementen/ Schwermetallen

Parameter EinheitOrientierungswert

für die Eignung von Tränkwasser

Grenzwert für Trinkwasser nach der

Trinkwasser-VO

Physikochemische Parameter

pH-WertElektr. LeitfähigkeitOxidierbarkeit1)

μS / cmmg O 2/l

> 5, < 9< 3.000

< 15

6,5 - 9,52.500

5

Chemische Parameter

Ammonium (NH4+)

Calcium (Ca)Eisen (Fe)Kalium (K)Mangan (Mn)Natrium (Na)

mg / lmg / lmg / lmg / lmg / lmg / l

< 3500< 3

< 250a) < 500b)

< 4< 250a) < 500b)

0,5Kein Grenzwert

0,2Kein Grenzwert

0,05200

Fluorid (F-)Chlorid (Cl-)Nitrat (NO3-)Nitrit (NO2

-)Sulfat (SO4

2-)

mg / lmg / lmg / lmg / lmg / l

< 1,5< 250a) < 500b)

< 300c) < 200d)

< 30< 500

1,5250500,5240

Arsen (As)Blei (Pb)Cadmium (Cd)Kupfer (Cu)2)

Quecksilber (Hg)Zink (Zn)3)

mg / lmg / lmg / lmg / lmg / lmg / l

< 0,05< 0,1< 0,02

< 2< 0,003

< 5

0,010,01

0,0052

0,001Kein Grenzwert

a) Gefl ügel b) sonstige Tierarten c) ruminierende Wiederkäuerd) Kälber und andere Tierarten 1) < 5 mg / l für eingespeistes Wasser2) Orientierungswert problematisch für Schafe sowie Kälber mit Milchaustauscher (Cu-arme MAT verwenden) 3) Orientierungswert nur bei Herstellung von MAT-Tränke

Tab. 2: Empfehlungen für Orientierungswerte zur Bewertung der physiko-chemischen und chemischen Qualität von Tränkwasser(Quelle: siehe Literaturhinweis)

Literaturhinweis:Kamphues J., Böhm R., Flachowsky G., Lahrssen-Wiederholt M., Meyer U., Schenkel H. (2007): Empfehlungen zur Beurteilung der hygienischen Qualität von Tränkwasser für Lebensmittel liefernde Tiere unter Berücksichtigung der gegebenen rechtlichen Rahmenbedingungen. Landbauforschung Völkenrode 3 / 2007 (57): Seite 255-272

Page 39: Das Blatt 1/2012 (März)

BIS – Büro für Immissionsschutz

39Das Blatt

Daneben können aber auch Beein-trächtigungen durch Geräusche eine Rolle spielen, was zu Konfl ikten mit den Nachbarn führen kann, die un-beeinträchtigt leben wollen.

Um derartige Konfl ikte von vorne-herein möglichst zu verhidern, bedarf es rechtlicher Regelungen. Die wich-tigsten Gesetzesgrundlagen hierfür fi nden sich im öffentlichen Baurecht sowie im Immissionsschutzrecht. Basierend auf diesen Rechtsgrund-lagen wird dann zusammen mit dem Vorhabensträger und den Fach-planungsbüros die konkrete Stall-konzeption abgestimmt, wie z. B. Tierplatzzahl, Standort, Emissions-minderungsmaßnahmen, etc.

Baugenehmigung und Bauplanung verpfl ichtendGrundlage bildet hierbei die jeweilige Landesbauordnung. Die Errichtung baulicher Anlagen ist grundsätzlich baugenehmigungspfl ichtig. Die Bau-genehmigung ist dann zu erteilen, wenn dem genehmigungspfl ichtigen Vorhaben keine von der Baubehör-de zu prüfenden öffentlich-rechtli-

BERATUNG ZUM ANLAGENBAU IN MV

Genehmigungsverfahren von Tierhaltungs-anlagen aus Sicht des Bau- und Immissions-schutzrechts Dr. Markus Eberhard

In den vergangenen Jahren sind Genehmigungsverfahren für Tierhaltungsanlagen sowie der Betrieb dieser Anlagen immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Im Zusammenhang mit der Errichtung von Intensivtierhaltungen geht es vor allem um Geruchsimmissionen sowie die Auswirkungen von Ammoniak und Stickstoff auf Biotope / Ökosysteme und um Feinstaub sowie Bioaerosole mit Hinblick auf eine Gefährdung der menschlichen Gesundheit.

Ab wann werden die Nachbarn stinkig?

Page 40: Das Blatt 1/2012 (März)

BIS – Büro für Immissionsschutz

40 Das Blatt

chen Vorschriften entgegenstehen. Danach sind in erster Linie die bau-ordnungsrechtlichen Vorschriften der Landesbauordnungen und die bauplanungsrechtlichen Vorschriften des Baugesetzbuchs zu prüfen.

Wohn- oder Dorfgebiet? Die bauplanungsrechtliche Zulässig-keit von Bauvorhaben wird gemäß § 29 BauGB nach den §§ 30 bis 37 BauGB bestimmt. In Wohngebieten mit städtischem Charakter sind landwirtschaftliche und gewerbliche Tierhaltungen grundsätzlich nicht zulässig, da diese Nutzung nicht der Eigenart eines durch Wohnnutzung geprägten Gebiets entspricht. Land-wirtschaftliche Tierhaltung ist dem Grundsatz nach hingegen allgemein zulässig in Dorfgebieten, in denen betroffene Nachbarn ein größeres Maß an Beeinträchtigungen zuzu-muten ist.

Gesetzliche Begriffsdefi nitionLandwirtschaftIm Außenbereich sind Anlagen je-doch zur Tierhaltung gemäß § 35 Abs. 1 Nr. 1 BauGB als privilegier-te Vorhaben bauplanungsrechtlich zulässig. Entscheidend ist, dass sie einem land- oder forstwirtschaft-lichen Betrieb dienen. Der in § 201 BauGB defi nierte Begriff der Land-wirtschaft setzt u. a. voraus, dass das für die Tierhaltung erforderliche Futter überwiegend auf zum Be-trieb gehörenden landwirtschaftlich genutzten Flächen erzeugt werden kann. Eine Gefl ügelfarm ohne eige-ne Futtergrundlage fällt daher nicht unter den Begriff der Landwirtschaft. Für diese Anlagen ist eine Privilegie-rung nach § 35 Abs. 1 Nr. 4 BauGB in Betracht zu ziehen. In Zukunft ist mit der geplanten Novellierung des BauGB jedoch hier mit Verände-

rungen zu rechnen, die vermutlich zu Einschränkungen der Privilegierung von Tierhaltungsanlagen im Außen-bereich führen werden.

Immissions- und Wasserschutzentscheidend Ab bestimmten Größenordnungen sind Anlagen zur Tierhaltung darü-ber hinaus immissionsschutzrechtlich genehmigungsbedürftig und kön-nen unter Umständen auch einer Pfl icht zur Umweltverträglichkeits-prüfung unterliegen. Die immissi-onsschutzrechtliche Genehmigung schließt dann die Baugenehmigung ein. Formale Genehmigungsverfah-ren haben hier eine konzentrierende Wirkung. Allerdings sind wasser-rechtliche Genehmigungen/Erlaub-nisse davon losgelöst, das heißt hier ist neben dem normalen Ge-

nehmigungsverfahren ein separates Verfahren zu führen. Dies betrifft z. B. die Entnahme von Grundwasser. In diesem Zusammenhang ist daher dem Vorhabensträger zu raten, prü-fen zu lassen, ob eine Befreiung vom Anschlusszwang in Aussicht gestellt werden kann.

Gemäß § 4 Abs. 1 BImSchG sind solche Anlagen immissionsschutz-rechtlich genehmigungsbedürftig, die schädliche Umwelteinwirkungen hervorrufen oder in anderer Weise die Nachbarschaft gefährden, erheb-lich benachteiligen oder erheblich belästigen können.

Soweit eine Genehmigungspfl icht nach Immissionsschutzrecht nicht besteht, sind für Anlagen zur Tier-haltung aber auch immissionsschutz-

Öffentliches Verfahren nach § 10 BImSchG

Vereinfachtes Verfahren nach § 19 BImSchG

Umweltverträglich-keitsprüfung zwin-gend erforderlich

ab 40.000Hennenplätzen

15.000 bis weniger als 40.000 Hennenplätze

ab 60.000 oder mehr Plätzen

ab 40.000Junghennenplätzen

30.000 bis weniger als 40.000 Junghennenplätze

ab 85.000 oder mehr Plätzen

ab 40.000Mastgefl ügelplätzen

30.000 bis weniger als 40.000 Mastgefl ügelplätze

ab 85.000 oder mehr Plätzen

ab 40.000Truthühnermastplätzen

15.000 bis weniger als40.000 Truthühnermastplätze

ab 60.000 oder mehr Plätzen

600 oder mehr Rinderplätze (aus-genommen Plätze für Mutterkuh-haltung mit mehr als sechs Mona-ten Weidehaltung je Kalenderjahr)

ausgenommen,theoretisch aber möglich

500 oder mehr Kälberplätzeausgenommen,

theoretisch aber möglich

ab 2.000Mastschweineplätzen

1.500 bis weniger als2.000 Mastschweineplätze

ab 3.000 oder mehr Plätzen

ab 750Sauenplätzen

560 bis weniger als 750 Sauenplätze

ab 900 oder mehr Plätzen

ab 6.000Ferkelplätzen

4.500 bis weniger als 6.000 Ferkelplätze

ab 9.000 oder mehr Plätzen

Tab. 1: Genehmigungsverfahren abhängig von der Anlagengröße – Überblick zu den wichtigsten Kennzahlen

Page 41: Das Blatt 1/2012 (März)

41Das Blatt

BIS – Büro für Immissionsschutz

rechtliche Vorschriften zu beachten, nämlich die Vorschriften der §§ 22 ff BImSchG über nicht genehmigungs-bedürftige Anlagen (baurechtlich eingestufte Anlagen; betrifft Anla-gen mit Tierplatzzahlen unterhalb der Schwelle der Spalte 2 der 4. BImSchV).

Zur Einhaltung der Pfl ichten und Anforderungen für nicht geneh-migungsbedürftige Anlagen kann die Behörde gemäß § 24 BImSchG Anordnungen im Einzelfall treffen und unter Umständen gemäß § 25 BImSchG den Betrieb der Anlage ganz oder teilweise untersagen.

Die einzelnen Anlagen sind im An-hang zur 4. BImSchV aufgelistet. Lie-gen die angestrebten Tierplatzzahlen über dem Schwellenwert in Spalte 1, ist dafür ein „normales“ Genehmi-gungsverfahren nach § 10 BImSchG erforderlich. In Spalte 2 sind Anlagen aufgeführt, für die formal das “ver-einfachte“ Genehmigungsverfahren nach § 19 BImSchG zur Anwendung kommt (siehe Tab. 1).

Umgang mit WirtschaftsdüngerWesentlicher Punkt für die Geneh-migungsvoraussetzung ist es weiter, dass die sogenannten Entsorgungs-pfl ichten nach § 5 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 BImSchG erfüllt werden. Im hier vorliegenden Zusammenhang geht es dabei vor allem um die Verwer-tung von tierischem Wirtschaftsdün-ger. Konkret bedeutet dies, dass der Vorhabensträger im Vorfeld mit dem Planungsbüro prüfen muss, ob die eigene Flächenausstattung ausreicht, um den Wirtschaftsdünger fach-gerecht zu verwerten oder ob eine Abnahme über Dritte erforderlich ist.Allerdings darf nur so viel Wirt-schaftsdünger aufgebracht werden,

wie dem Nährstoffbedarf der land-wirtschaftlichen Nutzfl ächen nach ihrer tatsächlichen Nutzung ent-spricht. Dies ist durch Nährstoffbi-lanzen nachzuweisen. Sind ausreichende Flächen zur Dün-gung nach guter fachlicher Praxis nicht vorhanden, ist die überschüs-sige Menge tierischen Wirtschafts-düngers an geeignete Stellen abzugeben. Entsprechende Abnah-me- bzw. Pachtverträge sind abzu-schließen.

Soll eine Abgabe und Verwertung über eine Biogasanlage erfolgen, so ist zu prüfen, ob die Biogasanlage berechtigt ist, diesen Wirtschafts-dünger zu lagern bzw. verwerten. Ggf. ist dann parallel zum Geneh-migungsverfahren eine Anzeige zur Änderung der Biogasanlage nach § 15 BImSchG bei der Behörde einzu-reichen.

Abwasserverwertung prüfenDer Umgang mit der Verwertung von Stallreinigungswasser wird in den einzelnen Bundesländern unter-schiedlich gehandhabt. Es ist daher zu prüfen, ob dieses „Abwasser“ andienungspfl ichtig ist, also kosten-pfl ichtig der Entsorgung zuzuführen ist oder eine landwirtschaftliche Verwertung zulässig ist.

Bestandsschutz vs. nachträgliche Anordnung Die immissionsschutzrechtliche Ge-

nehmigung bietet grundsätzlich Bestandsschutz, d. h. der Geneh-migungsinhaber darf auf den Be-stand der Genehmigung vertrauen. Allerdings reicht der Bestandsschutz nicht so weit, dass ein Anlagenbe-treiber die Anlage auf alle Zeit so betreiben kann, wie sie genehmigt wurde. War die Erfüllung der Pfl ich-ten aus § 5 BImSchG zum Zeit-punkt der Genehmigungserteilung sichergestellt, dann bedeutet das nämlich nicht, dass das für immer so sein muss. Durch wechselnde Um-weltbedingungen, fortschreitende Technik oder neue wissenschafl iche Erkenntnisse kann die Behörde zur Erfüllung der immissionsschutz-rechtlichen Pfl ichten nachträgliche Anordnungen nach § 17 BImSchG treffen.

Es ist in jeden Fall erforderlich, sich frühzeitig bei den zuständi-gen Genehmigungsbehörden zu informieren und rechtzeitig uns, das Büro für Immissionsschutz, mit einzubinden, wenn bestehen-de Anlagen wesentlich geändert oder der Tierbestand erweitert bzw. neue Standorte erschlossen werden sollen, um Fallstricke im zukünftigen Verfahren zu erkennen und zu vermeiden.

Kontakt: Dr. Markus Eberhard

Telefon: 0381 87713333

Handy: 0162 1388030

E-Mail: [email protected]

Bei Biogasanlagen Lagerberechtigung prüfen

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Agrarberatung

42 Das Blatt

In den weiteren Ausführungen gehen wir davon aus, dass es sich beim be-absichtigten Investitionsvorhaben um keine nach Bundes-Immissi-onsschutzgesetz genehmigungs-pfl ichtige Anlage oder Einrichtung handelt. In diesem Fall regelt die Landesbauordnung des Landes Mecklenburg-Vorpommern vom 18.04.2006 die Vorgehensweise.Über den § 61 ist zu prüfen, ob die Baumaßnahme ohne Baugenehmi-gung (Verfahrensfreies Bauvorha-ben) realisiert werden kann oder ob eine Genehmigung durch die untere Bauaufsicht des Landkreises einge-holt werden muss.

Verfahrensfreies BauvorhabenZu den verfahrensfreien Vorhaben zählen z. B. Gebäude, die zur Un-

terbringung von Maschinen und Betriebsmitteln oder zum vorüberge-henden Schutz von Tieren errichtet werden sollen. Dabei sind jedoch die Abmessungen zu beachten. Diese Bauvorhaben sind auf eine Brutto-Grundfl äche von maximal 150 m² und eine traufseitige Wandhöhe von maximal 5 m beschränkt. Häufi g werden verfahrensfreie Vorhaben auch für die Errichtung von Fahrsilos genutzt. Bei der Planung einer baugenehmi-gungsfreien Maßnahme ist zu be-achten, dass der Bauherr oder sein bevollmächtigter Planer verpfl ichtet sind, alle anderen Träger des öf-fentlichen und privaten Rechts, die mit dem Vorhaben in Verbindung stehen, einzubinden und zu befra-

gen. Hier sei zum Beispiel die untere Wasserbehörde genannt, die bei der Errichtung eines Fahrsilos einbezo-gen werden muss.

Genehmigungspfl ichtige AnlageIm Falle einer genehmigungspfl ichti-gen Anlage übernimmt die Aufgabe der sogenannten Beteiligung die Bauaufsicht. Dieser Weg stellt für den Bauherrn aus unserer Sicht eine hö-here Rechtssicherheit dar und sollte im Zweifelsfall beschritten werden, zumal sich der planungstechnische Aufwand nur unwesentlich unter-scheidet. Er besteht darin, dass der Bauantrag durch einen bauvorlage-berechtigten Ingenieur oder Archi-tekten gestellt wird. Grundlage sind in diesem Fall entsprechende Form-blätter des Landes, die durch Bau-

BAUEN IN DER LANDWIRTSCHAFT

Gut beraten ist besser gebaut. Detlef Budde

Will ein Landwirt ein Gebäude oder eine Anlage errichten, ist hinsichtlich des Baurechts eine Viel-zahl an Vorgaben zu beachten. Bereits in dieser Phase können viele Fehler gemacht werden, die sich vermeiden lassen.

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Agrarberatung

43Das Blatt

beschreibungen, Lagepläne, An-sichten, Grundrisse sowie Schnitt-darstellungen des Bauwerks zu er-gänzen sind.

Statik ist Pfl icht Für jedes Gebäude oder jede Anla-ge (ausgenommen sind bewegliche Anlagegüter) ist der Nachweis der Standsicherheit erforderlich. Dies kann über eine prüffähige Statik, über die Typenstatik eines Herstellers, wie z. B. bei Futtermittelsilos üblich, oder durch die Berechnung eines zugelassenen Statikbüros erfolgen.

Die untere Bauaufsicht entscheidet dann auf der Grundlage des so-genannten Kriterienkataloges, ob die statischen Berechnungen einem Prüfstatiker vorgelegt werden müs-sen. Aus unseren Erfahrungen trifft dies fast immer zu. Das durch das Bauamt festgelegte Büro wird dann in den meisten Fällen auch mit der

bauaufsichtlichen Prüfung bis zur Rohbauabnahme beauftragt. Dieser Vorgang ist durch die Planer kaum zu beeinfl ussen und kann unterschied-liche Ausmaße annehmen.

Baugenehmigung & Brandschutz Nach dem Rücklauf der Unterlagen von den durch das Bauamt beteiligten Trägern, dem vollständigen Vorliegen des Bauantrages und der Vorlage der geprüften Statik, wird in den meisten Fällen eine Baugenehmigung erteilt.

In der Baugenehmigung sind häufi g Aufl agen für den Bauherrn for-muliert, die bei der Errichtung des Bauwerkes erfüllt werden müssen. In fast jeder Genehmigung spielen brandschutztechnische Anforde-rungen, wie z. B. die Bereitstellung von Löschwasser oder die Einhal-tung der Brandabschnitte, eine große Rolle.

Fachwissen vermeidet FehlinvestitionenDa schon die Antragstellung für die Errichtung von Gebäuden oder An-lagen durch Unvollständigkeit oder Formfehler einen großen Zeitraum in Anspruch nehmen oder sogar zur Ableh-nung führen kann, empfehlen wir die Beauftragung von Fachplanern oder Beratern. Diese Fachkräfte sollten sich mit den Anforderungen an die Bau-ausführung von landwirtschafl ichen Gebäuden und an die Anforderungen an die darin enthaltene Technik aus-kennen, um nicht nur genehmigungs-technisch, sondern auch bewirtschaf-tungsseitig optimale Lösungen zu er-arbeiten. So können Fehlinvestition von vornherein vermieden werden.

Kontakt: Detlef Budde

Berater Bauen/Ausrüstung

E-Mail: [email protected]

Handy: 0162 1388035

Telefon: 039605 61250

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44 Das Blatt

Nach der Begrüßung durch LMS-Geschäftsführerin Monika Berlik, hatte Prof. Dr. Enno Bahrs vom In-stitut für Landwirtschaftliche Be-triebslehre der Universität Hohen-heim das Wort. Mit seinem Thema „Individuelles Risikomanagement in der Landwirtschaft“ und seiner Art des Einbeziehens der Zuhörer – weg vom Frontal-Dozieren begeisterte er die Besucher. Trotz der weiten Anrei-se hatte der Professor einen großen Koffer mit 60 TED-Abstimmungs-geräten mitgebracht. Diese verteilte

er an freiwillige Teilnehmer – 60 Be-triebsleiter. Mit der Eingangsfrage: Wer wird 2012 Deutscher Fußball-meister – zur Auswahl standen u.a. Bayern München, Dortmund, Schalke – schaffte er die Motivation, bei den folgenden, etwa 20, teilweise sehr komplexen und schwierigen Fra-gen, mitzumachen. So konnte er den Teilnehmern an seiner Befra-gung und den Zuhörern eindrucks-voll vor Augen führen, dass beim Risikomanagement Entscheidungen aus dem Bauch heraus getroffen

werden – und nicht strikt nach den Regeln der Wahrscheinlichkeitsrech-nung – und dass es unter Entschei-dern ganz verschiedene Risikotypen gibt. Wie Betriebsleiter aus Meck-lenburg-Vorpommern mit verschie-denen Risiken umgehen, können wir vielleicht demnächst in einer Veröffentlichung von Prof. Bahrs zum Risikomanagement nachlesen. Ein aktuelles Interview fi nden Sie schon in dieser Ausgabe von „Das Blatt“ auf Seite 20.

Der junge Referent Matthias Sperver von der DLG Frankfurt präsentierte in seinem Referat „Landtechnik 2020: Geht bald alles automatisch?“ Ge-danken über Wunsch und Wirklich-keit anschaulich anhand zahlreicher Fotos. Mehr zu seinem Thema lesen Sie auf Seite 21 in diesem Heft.

Die Pause bot die Möglichkeit, sich im Kollegenkreis über Fachliches auszutauschen und sich von den Repräsentanten der Sponsorenfi r-men über Produktneuheiten infor-mieren zu lassen.

Vertreter von 15 Firmen waren gekommen, um sich und ihre Pro-dukte/Dienstleistungen zu präsen-

RÜCKBLICK „TAG DER BETRIEBSWIRTSCHAFT – MARKTFRUCHTBAU 2012“

Packendes Programm für 240 Besucher Dr. Ulrike Hoffmeister

Mit etwa 240 Gästen war der „Tag der Betriebswirtschaft – Marktfruchtbau“, der am 27. Januar wieder in der Viehhalle des LKV in Güstrow stattfand, außerordentlich gut besucht. Positiv war die Resonanz nicht nur bei Landwirten, Vertretern des Agribusiness sowie Berufsschülern, son-dern auch bei den Referenten und Unterstützern des Marktfruchttages.

Gut besucht – Blick ins Auditorium

Veranstaltungen

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45Das Blatt

tieren und die Veranstaltung zu unterstützen. Auch ihnen an dieser Stelle ganz herzlichen Dank. Dietrich Rusch, der neue Außen-dienstleiter der LUFA Rostock, und derzeit auch für das Gebiet Meck-lenburg-Vorpommern Südwest ver-antwortlich, informierte im An-schluss kurz und prägnant über das Leistungsspektrum und Dienstlei-stungsangebot des Unternehmens-bereichs Analytik der LMS. Neben dem umfassenden Untersuchungs- angebot eines Großlabors für Land-wirtschaft und Umwelt ermöglicht die LUFA mit ihrem Kurierdienst auch, dass die Proben aus MV-West und -Ost zweimal wöchentlich von über 40 Stationen nach Rostock ge-bracht werden. Unter www.lms-be-ratung.de / LUFA Rostock / Proben-logistik / Probentransport fi nden Sie die pdf-Dateien mit den Kurierstati-onen zum Download.

Ganz zum Schluss gab es in diesem Jahr das zentrale Thema eines Tages der Betriebswirtschaft Marktfrucht-bau der LMS. Johannes Ullrich, Fachbereichsleiter Marktfruchtbau, widmete sich intensiv den (klima-tischen) Besonderheiten des Jahres 2011 und präsentierte die betriebs-wirtschaftliche Auswertung der Ern-te. Eine Zusammenfassung seines Referates fi nden Sie auf Seite 16in dieser Ausgabe von „Das Blatt“.

Kontakt: Dr. Ulrike Hoffmeister

Telefon: 0381 877133-36

oder 0162 1388100

E-Mail: [email protected]

Neue Produkte und Dienstleistungen von 15 Sponsoren präsentiert

Dietrich Rusch, LUFA Rostock, erläutert die Probenlogistik

Bahrs und Berlik diskutieren über Risiko-freudige und Bauchentscheider

Johannes Ullrich, LMS, bei der Vorberei-tung auf seinen Vortrag

Der DLG-Referent Matthias Sperver zum Smart-Farming

Prof. Enno Bahrs erklärt die TED-Abstimmungsgeräte

LMS-Geschäftsführerin Monika Berlik präsentiert das Programm

Veranstaltungen

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Veranstaltungen

46 Das Blatt

Die LMS-Workshops zur Milchpro-duktion sind eine immer wieder gern besuchte Qualifi zierungsver-anstaltung für Landwirte, Herden-manager, Nachwuchskräfte und Interessierte. Mit verschiedensten Referenten wird Altbekanntes auf-

gefrischt, neue Informationen wer-den diskutiert und in dem wich-tigen Erfahrungsaustausch können viele aktuelle Erkenntnisse gewon-nen werden. Unterschiedlichste Referenten engagieren sich in den Workshops und sorgen für die fach-liche Ausgestaltung. Alle Teilnehmer erhalten ein umfangreiches Nach-schlagewerk mit allen Vorträgen und vielen Infos. Die hohe Akzep-tanz dieser Workshops basiert auf einer ausgewogenen Kombination von Theorie, Praxis und genügend Zeit für den Erfahrungsaustausch.

Teilnehmende Betriebe an denLMS-Workshops 2012:

ABB Behrenwalde GmbH AG Stove eG Agrar „Eldequell“ GmbH Agrargenossenschaft Drebgau eG Agrargenossenschaft Rom/

Mecklenburg eG Agrarhof Veelböken eG BASU Mineralfutter Belliner Agrar GmbH & Co.

Milchproduktions KG Betriebsgemeinschaft Zierow

Landwirtschafts KG Fürstenwalder Agrarprodukte

GmbH Buchholz Gut Dummerstorf Gutsverwaltung Dewitz Heckrath KG Prangendorf Hoymer Agrar GmbH Jan-Nicklas Mehrkens Landgut Tripkau GbR Landwirtschaftliche Erzeuger-

gemeinschaft Rastow eG Landwirtschaftsbetrieb

Volker Magens Landwirtschaftsverlag Münster LEG Cramonshagen LKV MV

Workshop I zur nachhaltigenMilchproduktion In zwei Workshops von je drei Ta-gen wird an unterschiedlichen Or-ten in MV mit den Teilnehmern

umfangreiches praxisnahes Wissen bearbeitet und diskutiert. Die vor den jeweiligen Workshops abge-fragten und gegenübergestellten Betriebsergebnisse aller Beteiligten gewährleisten eine bessere Vorbe-reitung sowie eine intensivere Dis-kussion. Die Auseinandersetzung mit diesen Zahlen und der Erfah-rungsaustausch zwischen den Teil-nehmer sind für alle mehr als loh-nend. Die wichtigsten Kenn- und Richtwerte als Grundlage für eine nachhaltige Milchproduktion wur-den im ersten Workshop von den Teilnehmern erarbeitet und teilwei-se kontrovers diskutiert, zumal bei etlichen Kennwerten die Zielvorga-ben sehr hoch gesteckt waren. Als Themenschwerpunkte standen die Futterproduktion, Bewertung von Futtermitteln, gemeinsame Erstel-lung von verschiedensten Rationen sowie die Jungviehaufzucht im Fo-kus. Die betriebswirtschaftlichen Betrachtungen wurden zu allen Fra-gestellungen mit berücksichtigt, um die Notwendigkeit einer rentablen und nachhaltigen Milchproduktion nicht aus den Augen zu verlieren.Die praktischen Programmpunkte und Betriebsbesuche sind von be-sonderem Interesse und haben auch in diesem Jahr wieder einen beson-deren Stellenwert. Im Rahmen des 1. Workshops in Demern besuchten

FORTBILDUNGSPROGRAMM

Erster LMS-Workshop zur Milchproduktion 2012 erfolgreich durchgeführt Dr. Stefan Weber

In bewährter Form finden auch 2012 die LMS-Workshops zur Milchproduktion statt. 18 Teil-nehmer besuchten in diesem Jahr den ersten von zwei Workshops. Dieser fand bereits zum 12. Mal in Demern statt.

Teilnehmer am LMS-Workshop zur Milchproduktion I in Demern 2012

Page 47: Das Blatt 1/2012 (März)

Veranstaltungen

47Das Blatt

wir die Tantzen-Dobbehaus GbR in Wakenstädt. Die Betriebsbesichti-gung und die Kostenführerschaft standen hierbei im Vordergrund.

Kontakt: Dr. Stefan Weber

Tel.: 0381 87713380

Handy: 0162 1388103

E-Mail: [email protected]

Publikation:RinderrassenDas Heft, welches sich an Land-wirte und Schüler von Berufs- und Fachschulen wendet, stellt moderne und in Vergessenheit geratene Rinderrassen vor. Zu je-der Rasse gibt es Informationen zu Größe und Aussehen, zur Ver-breitung und zu den typischen Eigenschaften der Tiere, ergänzt um rassetypische Fotos beider Geschlechter.

Seit über 8.000 Jahren züchten Menschen Rinder. In jeder Regi-on entstanden eigene Rassen, die an die örtlichen Gegeben-heiten besonders gut angepasst waren. Viele „alte“ Rinderrassen sind vom Aussterben bedroht, sie sind aber häufi g robust und werden auch gerne zur Land-schaftspfl ege eingesetzt Unter den 27 präsentierten Rassen fi n-den sich Deutsche Holsteins und Charolais-Rinder genauso wie das zwischenzeitlich vom Aus-sterben bedrohte Rote Höhen-rind und die seltenen Limpurger. (Quelle Text und Foto: aid)

Autorinnen: Antje Elfrich und Elisabeth RoesickeHeft, Format DIN A5, 72 Seiten, 2. veränderte Neuaufl age 2012Bestell-Nr. 1548, ISBN/EAN: 978-3-8308-1003-2, Preis 3,00 €

lfd. Nr. Kennwert Einheit Richtwerteder Teilnehmer

1 Kälberverluste % 8- 10

2 Aufzucht % < 2

3 Kuhverluste % < 3

4 Lebenstagsleistung LTL kg/Kuh Tag > 15

5 Lebensleistung Abgänge (LL) kg/Kuh Leben > 30000

6 ber. Reprorate % 28

7 Nutzungsdauer 3 Laktationen > 36

8 Milchleistung Melk./Stalldurchschnitt 30 / 26

9 Marktleistung kg/ECM/Kuh/Jahr 8500

10 Zwischenkalbezeit (ZKZ) Tage 395

11 Erstkalbealter (EKA) Monate 24 - 25

12 Rastzeit (RZ) Tage 70

13 Freiwillige Wartezeit (FWZ) Tage 45

14 Zwischentragezeit (ZTZ) Tage 115

15 Besamungsindex (BSI) Portionen/Tracht 1,6 - 2,0

16 Zwischenbesamungszeit (ZBZ) Ant. Bes. 17-24 Tage > 50 %

17 Brunstbeobachtung min / Tag 3 * 20

18 Anteil tragender Tiere in Herde % > 50

19 Brunstnutzungsrate (BNR) % > 60

20 Grobfutterleistung kg/Kuh bzw % > 4000

21 Kraftfutter (KF)-Aufwand dt/Kuh 22

22 KF-Aufwand g KF EIII/kg ECM < 270 g

23Trockenmasseaufnahme

Leistungsgruppe kg TM/Kuh/Tag > 24

24Trockenmasseaufnahme

Trockensteherkg TM/Kuh/Tag > 12

25 Laktationsstand Tage < 185

26 F/E Quotient F/E 1,1 - 1,3

27 Harnstoffgehalt g/kg 240-260

28 Zellzahl Tankmilch Anz < 200000

29 Ant beh. Mastitis Kühe % < 2,5

30 Abgänge 1 Laktation % < 15

31 Arbeitsproduktivität kg/AK (2100 Akh) 500000

32 kg/Akh > 250 kg Akh

33 Hauptfutterfl äche ha/Kuh incl JV < 0,8 ha HFF

34 Stärkekonzentration Maissilage g Stärke/kg TM > 330 g Stärke

35 Verdichtung Silage kg TM/qm > 240

36 Vorschub Fahrsilo m/Woche > 2,5 m

Die wichtigsten Richtwerte für eine nachhaltige Milchproduktion, erarbeitet von den Teilnehmern des LMS-Workshops 2012 in Demern

Page 48: Das Blatt 1/2012 (März)

Veranstaltungen

Auf dem Neujahrsempfang stellten sich alle Fachbereiche der LMS vor. Unterstützt wurden wir dabei vom Agriathleten – der neuen Symbolfi gur

für unsere „Dienstleistung für Höchst-leister“. Über 350 Gäste aus Landwirt-schaft, Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Verbänden durften wir begrüßen.

Wir möchten uns sehr herzlich für die vielen Glückwünsche, die freund-lichen Worte, die Aufmerksamkei-ten und die vielen Ideen bedanken.

LMS AGRARBERATUNG

Neujahrsempfang 30.01.2012

48 Das Blatt

Unser 20-jähriges Firmenjubiläum haben wir zum Anlass genommen die „neue“ LMS Agrar-beratung vorzustellen. Wir haben die LMS Agrarberatung neu aufgestellt, damit aus dem Fachwissen noch schneller anfassbare Erfolge für die Landwirte werden.

Page 49: Das Blatt 1/2012 (März)

49Das Blatt

Von links: Monika Berlik, Thomas Heinemann, Vizepräsident Gartenbauver-band Nord, Staatssekretär Dr. Karl Otto Kreer, Agrarminister Dr. Till Backhaus, Dr. Martin Piehl, Hauptgeschäftsführer Bauernverband MV, Berthold Majerus

Einmalige ZeitenAm 1.07.1991 wurde die LMS gegründet. Die Grundlage bil-dete ein Kabinettsbeschluss vom 28.05.1991: „eine Landwirtschafts-beratung in der Breite und mit komplettem Angebot privatwirt-schaftlich zu organisieren und anzu-bieten“. Zur damaligen Zeit war das fast revolutionär – einmalig – bei-spielgebend in Deutschland und lan-ge (bis heute) unter Beobachtung. Viele Veränderungen und Entschei-dungen überschlugen sich damals und folgten in kürzester Zeit. Impro-

visation, Kreativität und Flexibilität siegten über Bürokratie. Es waren einmalige Zeiten.

Tatkräftige Unterstützung der Landwirtschaftskammer SH Existenzgründungen und Umstruktu-rierungen erforderten ein gutes Kon-zept. Viele Unternehmen aus diesen ersten Jahren sind bis heute Bera-tungsbetriebe der LMS. Einige haben den Staffelstab bereits an die nächste Generation übergeben. Mit Hofübergaben und Nachfolgere-gelungen kamen junge gut ausgebil-

dete Fachleute an das Unternehmens-ruder. Sie sichern nun engagiert den Fortbestand der Unternehmen und gestalten die Betriebe weiter.

LUFA und LMSIm Jahr 1992 wurde die LUFA Ro-stock Teil der LMS. Der Grundstein dieser „Landwirthschaftlichen Unter-suchungs- und Forschungsanstalt„wurde bereits 1875 durch den Groß-herzog Friedrich Franz II. gelegt. Die Traditionen von Justus von Liebig, Graf zur Lippe und Professor Kurt Nehring werden bis heute am Ge-

Veranstaltungen

Page 50: Das Blatt 1/2012 (März)

Veranstaltungen

50 Das Blatt

Nicht nur die LMS Agrarberatung, auch die Landesforschungs-anstalt für Landwirtschaft und Fischerei in Mecklenburg-Vor-pommern wird 20 Jahre jung. Wir möchten an dieser Stelle gratulieren und uns gemeinsam die weiterhin beste Zusammen-arbeit wünschen. Die praxisnahe

angewandte Forschung und die Bereitstellung von regionalen Versuchsergebnissen sind für uns als Beratungsgesellschaft und für die Landwirtschaftsbetriebe sehr wichtig. Die Mitarbeiter der LMS transferieren die For-schungsergebnisse gern und zü-gig in die Praxis. Agrarforschung

und Agrarberatung gehören also eng zusammen. Wir wünschen allen Mitarbeitern der Landes-forschungsanstalt Innovationen, Kreativität und Durchhaltevermö-gen in Ihrer Arbeit.

Die Mitarbeiter derLMS-Agrarberatung

Gratulation an die Landesforschungsanstalt

schäftssitz der LMS Agrarberatung mit der LUFA Rostock fortgesetzt. Die Integration der LUFA Rostock in die LMS bedeutet kurze Reaktions-zeiten und disziplinübergreifendes Wissen.

Disziplinübergreifende StrategienMit jedem Jahr der Firmengeschich-te sind neue Aktivitäten und die Weiterentwicklung unserer Dienst-leistungen verbunden. Die Anfor-derungen an die Betriebsführung werden immer umfassender – vo-latile Märkte, ein unberechenbares Verbraucherverhalten, der interna-tionale Wettbewerb, Qualitäts- und Umweltbestimmungen und Wet-terextreme sind einige Herausfor-derungen.

Wir beraten Sie – ganzheitlich, be-triebsindividuell und auf der Basis der aktuellsten wissenschaftlichen Kenntnisse und praktischen Erfah-rungen. Und das seit über 20 Jahren. Vielen Dank für Ihr Vertrauen.

Monika Berlik

Geschäftsführerin

Agrarminister Dr. Till Backhaus hält die Festrede

Monika Berlik dankt Minister Dr. Backhaus

Berthold Majerus präsentiert die „neue“ LMS Agrarberatung

Die Gäste freuen sich über einen limi-tierten Kunstdruck des „Agriathleten“

Page 51: Das Blatt 1/2012 (März)

FRISTEN

Fristablauf Nährstoffvergleich Bis zum 31. März ist der betriebliche Nährstoffvergleich für Stickstoff und Phosphat für das abgelaufene Düngejahr aufzustellen. (§5 DüV)

Fristablauf HumusbilanzBis zum 31. März ist die Humusbilanz für das Vorjahr zu erstellen. Von dieser Humusbilanzpfl icht gibt es Ausnahmen. (§3 DirektZahlVerpfl V)

Beginn Mahd- und MulchverbotAus der Erzeugung genommene Acker- oder Dauergrünlandfl ächen müssen jährlich gemulcht (Auf-wuchs zerkleinern und ganzfl ächig verteilen) oder alle zwei Jahre gemäht werden (Mähgut muss dann abgefahren werden). In der Zeit vom 1. April bis zum 30. Juni ist das Mähen und Mulchen aber verbo-ten. Das StALU kann auf Antrag Abweichungen genehmigen. (§4 DirektZahlVerpfl V)

Fristablauf Sammelantrag BetriebsprämieDer Antrag zur Aktivierung (Auszahlung) der Zahlungsansprüche ist bis zum 15. Mai zu stellen. Für jeden Kalendertag Verspätung wird die Betriebsprämie um 1 % gekürzt; bei mehr als 25 Kalendertagen Verspätung wird der Antrag vollständig abgelehnt, es sei denn es lagen höhere Gewalt oder außerge-wöhnliche Umstände vor. Antragsänderungen siehe im nächsten Punkt. (Art. 56 VO (EG) 73/2009)

Auszahlungsantrag umwelt- und tiergerechte HaltungsverfahrenDie Zahlungen erfolgen auf der Grundlage eines Zahlungsantrages des Zuwendungsempfängers, der nach Ablauf des Verpfl ichtungsjahres jährlich bis spätestens 31. Mai beim zuständigen StALU einzu-reichen ist. (Richtlinie zur Förderung umwelt- und tiergerechter Haltungsverfahren)

Änderung des SammelantragesDer gestellte Sammelantrag kann noch bis zum 31. Mai z.B. durch Nachmelden einzelner Parzellen oder die Änderung von Nutzungsangaben ohne Kürzung geändert werden. Danach sind Änderungen noch bis zum 25. Kalendertag nach Antragsende mit Kürzung von 1% je Verspätungstag möglich. Reduzie-rungen des Antrages durch Teilrücknahme (z. B. Korrektur einer Flächenübererklärung) sind jederzeit bis zur Entscheidung über den Antrag möglich und empfehlenswert, um einen etwaigen Strafabzug zu vermeiden.

Übertragung der ZahlungsansprücheSpätester Termin für die Übertragung von Zahlungsansprüchen (ZA), die für den Übernehmer noch für den Prämienantrag des laufenden Jahres wirksam werden soll. Die Umschreibung der übertragenen Zahlungsansprüche in der Zentralen InVeKoS-Datenbank (ZID) muss dann ebenfalls bis zu diesemTermin erfolgt sein (Zahlungsansprüche, die noch vor dem 15. Mai übertragen wurden, können noch bis zum 9. Juni in der ZID umgeschrieben werden). (InVeKoSV; www.zi-daten.de)

Fristablauf MilchquotenbörseUnterlagen für den Übertragungstermin 1. Juli müssen bis zum 1. Juni eingereicht sein. (§14 MilchAbgV)

Ummeldung ZahlungsansprücheZahlungsansprüche, die bis zum 16. Mai übertragen wurden, müssen bis zu diesem Termin in der Zentralen InVeKoS-Datenbank (ZID) umgeschrieben sein (erfolgte die Übertragung zwischen dem 16. und dem 31. Mai, muss die Umschreibung bis spätestens 31. Mai erfolgt sein, siehe unter 31. Mai). Bei späteren Übertragungsmeldungen ist die Aktivierung des Zahlungsanspruchs für den Erwerber erst im Folgejahr möglich. (InVeKoSV; www.zi-daten.de)

Ende Mahd- und MulchverbotAus der Erzeugung genommene Acker- oder Dauergrünlandfl ächen müssen jährlich gemulcht (Aufwuchs zerkleinern und ganzfl ächig verteilen) oder alle zwei Jahre gemäht werden (Mähgut muss dann abgefahren werden). In der Zeit vom 1. April bis zum 30. Juni ist das Mähern und Mulchen aber verboten. (§4 DirektZahlVerpfl V)

(keine Gewähr auf Vollständigkeit und Richtigkeit der Fristen)

März 31.03.2012

31.03.2012

April 01.04.2012

Mai 15.05.2012

31.05.2012

31.05.2012

31.05.2012

Juni 01.06.2012

10.06.2012

30.06.2012

Kontakt: Torsten Fiedler, Telefon: 0381 877133-37, E-Mail: tfi [email protected]

News

51Das Blatt

Page 52: Das Blatt 1/2012 (März)

LUFA Rostock der LMSLandwirtschaftliche Untersuchungs- und ForschungsanstaltGraf-Lippe-Str. 1, 18059 RostockTel.: 0381 20307-0, Fax: 0381 20307-90, E-Mail: [email protected]

LMS Agrarberatung, Büro Neubrandenburg17094 TollenseheimTel.: 039605 61250, Fax: 039605 61254, E-Mail: [email protected]

LMS Agrarberatung, Büro SchwerinWaldschulweg 2, 19061 SchwerinTel.: 0385 39532-0, Fax: 0385 39532-44,E-Mail: [email protected]

LMS AgrarberatungZuständige Stelle für Landwirtschaftliches Fachrechtund Beratung (LFB)Graf-Lippe-Str. 1, 18059 RostockTel.: 0381 20307-70, Fax: 0381 877133-45, E-Mail: [email protected]

LMS Agrarberatung, Büro für ImmissionsschutzGraf-Lippe-Str. 1, 18059 RostockTel.: 0381 877133-82, Fax: 0381 877133-45, E-Mail: [email protected]

LMS Agrarberatung, Büro für ExistenzsicherungGraf-Lippe-Str. 1, 18059 RostockTel.: 0381 877133-38, Fax: 0381 877133-70, E-Mail: [email protected]

LMS AgrarberatungLMS Landwirtschaftsberatung MV/SH GmbHGraf-Lippe-Str. 1, 18059 RostockGeschäftsführung: Monika Berlik und Berthold Majerus Tel.: 0381 877133-0, Fax: 0381 877133-70, E-Mail: [email protected]

ImpressumDas Blatt wird herausgegeben von der: LMS Agrarberatung / LMS Landwirtschaftsberatung MV/SH GmbH Redaktion/Anzeigen:Dr. Ulrike Hoffmeister, LMS Agrarberatung RostockTel.: 0381 877133-36, E-Mail: [email protected]

Layout: c.i.a.green communications GmbH

Druck: Altstadt-Druck GmbH, Luisenstr. 16, 18057 Rostock, Tel.: 0381 2002698

Fotonachweis Heft 1/2012:Die verwendeten Bilder entstammen Eigenproduktionen bzw. wurden eingekauft bei agrarpress und Shutterstock. Foto Seite 7: Landesforschungsanstalt MV,Foto Seite 22: DLG

Erscheinungsweise:„Das Blatt“ erscheint viermal jährlich in den Monaten März, Juni, September, Dezember. Im Juli erscheint außerdem das Sonderheft „Aussaatempfehlungen Herbst 2012 für MV“

Redaktionsschluss Heft 2/2012: 7. Mai

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