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DAS BRANCHENMAGAZIN DER IG METALL 2 2015 IT MAGAZIN Demografischer Wandel fordert die ITK-Industrie heraus Forever Young? Worldline Aachen: Warnstreik für Tarif ZTES: Mehr Geld nach Warnstreiks Neue Internetplattform der IG Metall für Crowdworker 6 7 14

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DAS BRANCHENMAGAZIN DER IG METALL 2■2015

IT MAGAZIN

Demografischer Wandel fordert die ITK-Industrie heraus

Forever Young?Worldline Aachen:Warnstreik für Tarif

ZTES: Mehr Geld nachWarnstreiks

Neue Internetplattform der IG Metall für Crowdworker

6 7 14

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Entgelt in der ITK-Branche 20153 Das Trendbarometer für die Einkommensentwicklung

in der ITK-Branche.

3 Die umfassendste Entgelterhebung auf dem Markt.

3 160 Seiten, vierfarbig, Preis: 19,90 EuroISBN: 978-3-7663-6431-9inkl. 7 % Mwst., versandkostenfrei

3 Als E-Book ist sie für 17,99 Euro in allen gängigen E-Book-Stores erhältlich. ISBN: 978-3-7663-8343-3

3 IG Metall-Mitglieder erhalten die Print-Edition zum Vorzugspreis von 4,90 Euro, Produktnr.: 130-53424.Zum gleichen Preis können IG Metall-Mitglieder einenDownload-Code für das E-Book in ihrer Verwaltungs-stelle erhalten.

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Diana Kiesecker IG Metall Vorstand Ressort Angestellte, ITK, StudierendeWilhelm-Leuschner-Straße 79 60329 Frankfurt am MainTelefon 069–6693-2745E-Mail: [email protected]

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I N E I G E N E R S A C H E ■

Nur ein Drittel der befragten Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh-mer sieht sich nach der Beschäftigtenumfrage der IG Metall in derLage, die heutige Arbeit bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalterdurchzuhalten. Aus anderen Studien ist bekannt, dass gerade ITK-Fachleute in steigendem Maße unter Stress und Leistungsdruckleiden, erst recht bei zunehmendem Alter. Knapp die Hälfte derüber 50-jährigen ITKler fühlt sich durchweg nach der Arbeiterschöpft. Viele der Älteren fordern eine ausgewogene Work-life-balance und stellen neue Ansprüche an ihre Arbeit.

Aus diesen Erkenntnissen zieht die ITK-Industrie jedoch bislangkaum Konsequenzen – obwohl sie genau weiß, dass die Beleg-schaften immer schneller altern. Es geht darum, neue Perspekti-ven in den Betrieben zu entwickeln, statt Ältere herauszudrängen,wie dies bisher noch vielfach der Fall ist. Dazu zählen alter(n)sge-recht gestaltete Arbeitsplätze, Teamkulturen und verbesserte Pro-zesse, um Belastungen zu reduzieren, Qualifizierung und Gesund-heitsförderung sowie lebensphasenorientierte Arbeitszeitmodelle.

Hier eröffnet sich ein weites Handlungsfeld für Betriebsräte undVertrauensleute gemeinsam mit den Beschäftigten. Die IG Metallsteht ihnen zur Seite. Forever young – diese Perspektive kann sichdie Branche nicht mehr leisten. Innovationen beruhen auf fach-lichem Know-how, Erfahrungswissen und betriebsspezifischerKompetenz. Das größte Potenzial, über das die Branche verfügt,um die digitale Zukunft zu meistern – nämlich innovative, moti-vierte und erfahrene Beschäftigte – ist in den Unternehmen vor-handen. Man muss es nur fördern, statt es auf’s Spiel zu setzen!

Über Crowdsourcing wird in den USA bereits ein großer Teil von ITK-Aufträgen abgewickelt. In Deutschland steckt dieseArbeitsform noch in den Anfängen. Mit ihrer neuen Webseitewww.faircrowdwork.org stellt sich die IG Metall diesem Trend. Siebietet Arbeiterinnen und Arbeitern, die auf Internetplattformenarbeiten, praxisnahe Hilfen und Expertenrat an, um prekärenArbeitsverhältnissen in der Branche entgegenzuwirken. Es gehtihr darum, mehr Transparenz bei den Arbeitsstandards zu schaf-fen, aber auch Gegenwehr zu ermöglichen. Verschiedene Toolssollen Crowdworkern helfen, schlechte Arbeitsbedingungen zuidentifizieren und sich mit anderen Betroffenen auszutauschen.

Ihre Redaktion

Das IT-Magazin im Internet:www.itk-igmetall.de

Perspektiven bitte!

Hohes Qualifikationsniveau der ITK-Belegschaften ............................................. 4

Einstiegsgehälter 2015 für Studienabsolventen……… .. 5

Worldline: Arbeitgeber verwehrt den Beschäftigten eine faire Entgelterhöhung ............ 6

Herausforderung demografischer Wandel:ITK-Industrie – forever Young?

■ Veränderte Ansprüche an die Arbeit .................. 9

■ Mehr als Ausstiegsprogramme? ...................... 10

■ Alter(n)sgerechtes Arbeiten .............................11

■ Beschäftigte einbeziehen ................................12

Entwicklungstrends in der europäischen ITK-Industrie ............................ 13

Neue Internetplattform der IG Metallfür Crowdworker ................................................. 14

Service ............................................................... 15

Impressum ......................................................... 15

AUS DEM INHALT

Seite 7Die Beschäftigten des chinesischen Telekommunikations -ausrüsters ZTES erhalten menr Geld, nachdem es im Maian mehreren Standorten Warnstreiks gegeben hatte.

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■ N E W S

■ ITK-Arbeitsmarkt

HOHES BERUFLICHES QUALIFIKATIONSNIVEAUDie ITK-Industrie zeichnet sich durch einhohes Qualifikationsniveau aus und ver-fügt damit über ein hohes Potenzial, diedigitale Zukunft zu meistern. Das zeigt derim April erschienene ITK-Branchenreport2014, den das Institut für Sozialwissen-schaftliche Forschung (ISF) an der Universi-tät München im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung erstellt hat. Für die Zukunft derBranche ist es entscheidend, dieses Poten-zial zu erhalten und zu fördern, um dieInnovationsfähigkeit der Branche insbe-sondere mit Blick auf die Herausforderun-gen, die die Industrie 4.0 mit sich bringt, zustärken. Der ITK-Branchenreport belegt, dass sichdie Mehrheit der Beschäftigten in der ITK-Branche auf Fachkräfte- und Spezialisten-niveau konzentriert. Entsprechend der Klas-sifikation der Anforderungsniveaus bei denITK-Berufen üben 33,4 Prozent der Beschäf-tigten fachlich ausgerichtete Tätigkeitenaus, die üblicherweise mit dem Abschlusseiner zwei- bis dreijährigen Berufsbildungverbunden ist. Fast in gleicher Höhe (34,6Prozent) nehmen ITKler komplexe Spezialis-tentätigkeiten wahr, die zumeist eine Meis-ter- oder Technikerausbildung oder einengleichwertigen (Fach-)Hochschulabschlussvoraussetzen. Nur 6,1 Prozent der Beschäf-tigten sind als Helfer oder mit einer Anlern-tätigkeit beschäftigt.

Der Akademikeranteil liegt unter den ITK-Beschäftigten bei 34,6 Prozent; im beschäf-tigungsstärksten Bereich der IT-Dienstleis-tungen und Softwareentwicklung sogar bei39,7 Prozent. Der niedrigste Anteil an aka-demischen Abschlüssen (8,9 Prozent) fin-det sich im Bereich der Reparatur vonDatenverarbeitungs- und Telekommunika-tionsgeräten.Rund 26 Prozent sind als Experten mit hochkomplexen Arbeiten betraut. Auch sie grei-fen überwiegend auf ein (Fach-)Hochschul-studium und/oder langjährige Berufserfah-rung zurück. ■�■�■

■ Duale IT-Berufe

NOVELLIERUNGSBEDARF WIRD GEPRÜFTDas Bundesinstitut für Berufsbildung hateine Voruntersuchung für eine Novellie-rung der dualen IT-Berufe eingeleitet. Andem Verfahren beteiligten sich neben demzuständigen Bundesministerium für Bil-dung und Forschung sowie dem Kuratori-um der Deutschen Wirtschaft für Berufsbil-dung (KWB) der Deutsche Gewerkschafts-bund und die IG Metall. Geprüft werden soll unter anderem,inwieweit neuere technologische undarbeitsorganisatorische Entwicklungen inder Ausbildung ausreichend berücksich-tigt werden.Die IG Metall will an der bisherigen „ganz-heitlichen“, geschäftsprozess- und pro-jektorientierten IT-Ausbildung festhalten

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■ Deutscher ITK-Markt wächst

BITKOM HEBT PROGNOSE ANGünstige Erwartungen in allen gro-ßen Segmenten der ITK-Industrie ha-ben den Branchenverband Bitkomveranlasst, seine Umsatzprognosefür dieses Jahr von zunächst ange-nommenen 0,6 Prozent auf 1,5 Pro-zent anzuheben. Sorge bereitet dem Verband aller-dings die zunehmende Spreizung innerhalb der Branche. Während dieInformationstechnologie, insbeson-dere der Softwarebereich und dasGeschäft mit IT-Dienstleistungen, besonders schnell wächst (insge-samt um 3,2 Prozent), gibt es beiden Telekommunikationsdienstenein minimales Plus von 0,1 Prozentund in der Unterhaltungselektronikweiterhin – allerdings verlangsamt– rückläufige Umsätze. Bitkom appelliert an die Politik, dieDigitale Agenda mit hohem Tempoumzusetzen und rechtliche Hinder-nisse zu beseitigen.

+++

KNAPP EINE MILLION BESCHÄFTIGTEMit 990000 Beschäftigten in deut-schen IT- und Telekommunikations-unternehmen rechnet der Branchen-verband bis Ende 2015. Beschäfti-gungsintensivster Bereich ist dieInformationstechnik mit bis dahinrund 785 000 Arbeitnehmerinnenund Arbeitnehmern. Bei Telekom-munikationsunternehmen und inder Unterhaltungselektronik er-wartet Bitkom weiteren Stellen-abbau. „Innerhalb von fünf Jah-ren haben die ITK-Unternehmenknapp 125 000 neue Arbeitsplätzegeschaffen“, sagt Bitkom-PräsidentDieter Kempf.Nach wie vor sieht der Verband imFachkräftemangel ein großes Hin-dernis für weiteres Wachstum. AusSicht der IG Metall unternehmen dieITK-Betriebe allerdings noch zu we-nig, um ihre Beschäftigten weiterzu-bilden, damit sie den wachsendenBedarf an IT-Spezialisten mit abde-cken können. Auch fordert sie, mehrAusbildungsplätze in den IT-Berufenzu schaffen und insbesondere Ju-gendlichen mit atypischer Berufs-biografie oder mit Migrationshinter-grund bei der Ausbildung eine realeChance zu geben.

BESCHÄFTIGTE NACH ANDFORDERUNGSNIVEAU UND SEGMENTAngaben in Prozent

60

50

40

30

20

10

0IT/ITK-Hardware TK IT-D/Softw. DV, Web-Hosting Rep. v. DV u. TK Gesamt

Quelle: Bundesagentur für Arbeit 2014

■Helfer ■ Fachkräfte ■Spezialisten ■ Experten

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(siehe IT-Magazin 1-2015, Seite 10). Gleich-zeitig geht es ihr darum, die Ausbildungs-gänge zukunftsfit zu machen. Themen wieIndustrie 4.0, Daten- und IT-Sicherheit,mobiles Arbeiten, mobile Computing müs-sen eine stärkere Rolle spielen.Auch die Abgrenzung der Berufe unterei-nander und gegenüber angrenzendenBerufen – beispielsweise der Elektrofach-kraft/Bereich IT-Sicherheit – sowie dieOrganisation der Ausbildung stehen aufdem Prüfstand. Überdies wird darüberberaten, ob sich Bedingungen und derbisherige Ablauf der Prüfung bewährthaben und wie die Durchlässigkeit zum IT-Weiterbildungssystem, zur Hochschuleund möglicherweise auch zu Branchen-und Herstellerzertifikaten gesteigert wer-den kann. ■�■�■�

■ Tarifliche Entgelte

EINSTIEGSGEHÄLTER 2015 FÜR STUDIENABSOLVENTENJe nach Eingruppierung und Region liegtdas tarifliche Jahresentgelt für Studienab-solventen/-innen im Bereich der Metall-und Elektroindustrie nach dem IG Metall-Entgelt-Rahmen-Abkommen (ERA) ab dem1. April 2015 zwischen 52 111 und 62088Euro. Dabei berechnet sich das Einstiegs-entgelt auf der Basis einer 35-Stunden-Woche. Ebenfalls eingerechnet sind einUrlaubsgeld und eine Sonderzahlung. Die Lohnspiegeldatenbank des gewerk-schaftlichen Wirtschafts- und Sozialwis-

senschaftlichen In-stituts (WSI) in Düs-seldorf verweist aufdie Vorteile tarif-licher Vergütung. Soetwa verdienen In-genieurinnen undIngenieure, die ihrStudium gerade ab-geschlossen haben,in tarifgebundenenUnternehmen rund 15,6 Prozent, jungeWirtschaftswissen-schaftler sogar 33 Pro-zent mehr als in Un-ternehmen ohne Ta-rifvertrag.Studienabsolventen/-innen rät die IG Me -tall, beim Arbeit-

geber genau nachzufragen, was dieser unter„Jahresentgelt“ versteht. Viele Unterneh-men zahlen zwölf Monatsentgelte, andereein zusätzliches 13. Monatsgehalt. In tarifge-bundenen Unternehmen erhalten Beschäf-tigte noch eine Leistungszulage, Urlaubs-geld, Weihnachtsgeld (Sonderzahlungen)sowie altersvorsorgewirksame Leistungen.Hier können sogar noch weitere „freiwilligeZulagen“ hinzukommen wie etwa variable,ergebnisorientierte Zulagen. Ratsam ist ebenfalls ein Gespräch mit demBetriebsrat oder Experten der IG Metall vor Ort, um sich in Fragen des Entgeltssowie des Arbeitsvertrags beraten zu lassen.Alle wichtigen Tipps zum Arbeitsvertragfinden sich auch in einem Ratgeber der IG Metall zum Download (www.igmetall.de/ratgeberarbeitsvertrag). 3 Kontakt für weitere Informationen für Stu-dienabsolventen und zu den Einstiegs-gehältern: [email protected]■�■�■ 5

N E W S ■

Fokus Werkverträge

Aktionstag am 7. Oktober:Dienstleistungen fair gestalten!Gerade im Bereich IT- und industrie-naher Dienstleistungen werden immermehr Aufträge über Werkverträge abge-wickelt. Dies soll künftig nicht unter pre-kären, sondern gut geregelten Bedin-gungen stattfinden. Mit einem Info-Por-tal will die IG Metall die Arbeitsbedin-gungen von Beschäftigten mit Werkver-trägen in den Betrieben zum Themamachen.Hier können Betriebsräte unter anderemauf einen Werkzeugkoffer zurückgreifen,um auf die Fremdvergabe digitaler Ar-beit Einfluss zu nehmen und alternative

Lösungen zu finden. Zum 7. Oktober2015 ruft die Gewerkschaft zu einembundesweiten Aktionstag gegen prekäreBeschäftigung in allen Betrieben auf.3 Weitere Informationen: www.fokus-werkvertraege.de

Eine neue Webseite der IG Metall stelltdie Arbeitsbedingungen in den indus-trienahen Dienstleistungen – darunterauch im Bereich von IT-Dienstleistungenin den Mittelpunkt.3 Weitere Informationen: www.fokus-industrienahe-dienstleistungen.de/it-Dienstleistungen�

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www.igmetall.de/wir-stellen-uns-vor

Einstiegsgehälter für Absolvent/innen 2015Informationen der IG Metall für die Metall- und Elektroindustrie

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Eine gesicherte regelmäßige Entgelt-erhöhung, die sich am Flächentarifver-trag der Metall- und Elektroindustrie ori-entiert, hatten sich die mehr als 500 Kol-leginnen und Kollegen des IT-Dienstleis-ters Operational Services (OS) von demAnfang 2014 erkämpften Haustarifvertragversprochen. Doch davon will der Arbeit-geber nichts wissen. Dennoch halten dieBeschäftigten an ihrem Ziel fest.Die Freude unter den OS-Beschäftigtenwar groß, als sie Anfang 2014 mit Hilfevon Warnstreiks und gemeinsam mit der IG Metall einen Haustarifvertrag durch-gesetzt hatten. Dadurch konnten anallen fünf Standorten die 37-Stunden-Woche und ein fixes 13. Monatsgehaltgesichert werden. Denn zuvor hatte sichder Arbeitgeber darauf versteift, die 40-Stunden-Woche einzuführen, Reise-zeiten und Mehrarbeit bis zu 20 Stundennicht mehr zu vergüten und ein variablesEntgelt in Höhe von zehn Prozent desJahresverdienstes einzuführen. Dafürnahmen die Kolleginnen und Kollegensogar in Kauf, dass der Arbeitgeberihnen für 2014 gerade mal 1,7 Prozentmehr Geld zugestand. Für 2015 wollten

sie allerdings eine deutlich kräftigereEntgelterhöhung von fünf Prozent ein-fordern. Deshalb hatte die Tarifkommis-sion bereits Ende 2014 entsprechendeVorbereitungen getroffen. Aber schon bei der ersten Tarifverhand-lung winkte der Arbeitgeber ab. Ange-sichts einer schwieriger gewordenenGeschäftslage sei in diesem Jahr nichtmehr als 1,3 Prozent drin, erklärte er. Beiden weiteren Tarifverhandlungen wolltedie Geschäftsleitung das Volumen derTariferhöhung zwar auf 1,7 Prozent erhö-hen. Jetzt sollten alle Beschäftigtenaber nur noch ein Prozent mehr Gelderhalten. Und weitere 0,7 Prozent deszur Verteilung stehenden Volumens soll-ten variabel – das heißt leistungs- undergebnisabhängig – gezahlt werden.„Das hätte bedeutet, dass sogenannteLeistungsträger bis zu 2,4 Prozentbekommen hätten, viele andere aber bei nur einem Prozent hängen geblie-ben wären“, sagt Martin Weiss, Ver-handlungsführer für die IG Metall ausFrankfurt. Per Email informierte die IG Metall überdas Arbeitgeberangebot und lud die

Beschäftigten zu einer Umfrage ein.Darin sprachen sich 72 Prozent derBefragten dafür aus, eine allgemeineTariferhöhung ohne variablen Anteil beizubehalten. Dieses eindeutige Votum stärkte der IG Metall bei den Verhandlungen denRücken. Zunächst einmal konnte sieabwehren, dass tarifliche Entgelt-erhöhungen in Zukunft zu Nasenprä-mien werden. Der schließlich von der IG Metall Anfang Mai erzielte Kompro-miss sieht vor: Die Kolleginnen und Kol-legen von OS erhalten im Juli eine Ein-malzahlung von 500 Euro und ab dem 1. Juni eine monatliche Entgelterhöhungvon 1,7 Prozent. Im Januar wird ihneneine weitere Einmalzahlung in Höhe von500 Euro ausgezahlt und danach ab 1. Juni 2016 abermals 1,7 Prozent.„Zumindest liegt damit die Tariferhö-hung für 2015 und 2016 für die meistenBeschäftigten durch die Einmalzahlungdeutlich über zwei Prozent,“ sagt MartinWeiss. „Es wird aber auch klar, dass dieBindung an die Flächentarifverträge derMetall- und Elektroindustrie einenerheblichen Vorteil bedeuten würde.“

■ Operational Services

GUTE ARBEIT VERDIENT MEHR GELD

Es geht darum, den bei den anderen Atos-Unternehmen gültigen RahmentarifvertragIT auch bei Worldline durchzusetzen. Dochdie Geschäftsleitung bleibt stur. Mit einemeinstündigen Warnstreik machten die Be-schäftigten Anfang Mai dem Arbeitgeber amStandort Aachen Druck, um ihn an den Ver-handlungstisch zu bewegen. Auch in Frank-furt gab es Protestaktionen. „Das Unternehmen steht super da“, sagtAchim Schyns, Erster Bevollmächtigter derIG Metall-Verwaltungsstelle Aachen. Des-

halb ist er verärgert, dass die rund 850 Be-schäftigten von Worldline in Aachen undFrankfurt nicht die jährliche tarifliche Ent-gelterhöhung der Metall- und Elektroindus-trie erhalten, die im Rahmentarifvertrag ITvereinbart ist.Das wollten auch die 250 Beschäftigten amStandort Aachen nicht akzeptieren. Vielevon ihnen legten deshalb am 7. Mai für eineStunde ihre Arbeit nieder und debattiertenim Eingangsbereich des Unternehmens da-rüber, wie sie ihrem Arbeitgeber mehr ab-

ringen könnten. Denn seit 15 Jahren hat esfür sie nur einen sehr geringen Reallohnzu-wachs gegeben, obwohl Worldline floriertund steigende Gewinne im zweistelligenProzentbereich für sich verbuchen kann.Noch immer weigert sich Worldline vehe-ment, den bei Atos abgeschlossenen Rah-mentarifvertrag IT gelten zu lassen. Dabeihatte sich die IG Metall bereit erklärt, einenErgänzungstarifvertrag mit dem Unterneh-men abzuschließen, der die spezifische Si-tuation von Worldline berücksichtigt. Un-term Strich kämen dann die Kolleginnen undKollegen nicht nur in den Genuss regelmä-ßiger tariflicher Entgelterhöhungen, son-dern auch einer gerechten Eingruppierung.

■ U N T E R N E H M E N

Seit einem Jahr ringt die IG Metall bei Worldline, einem Unternehmen im Atos-Konzern,in Aachen und Frankfurt um einen Tarifvertrag. Ostern hatte die Tarifkommission der IG Metall ihre Tarifforderungen dem Arbeitgeber übergeben. Doch der bewegt sich nicht.

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Worldline

Warnstreik für Tarif

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ZTES hatte im vergangenen Jahr den Haus-tarifvertrag gekündigt, den das Unterneh-men nach dem Kauf von Alcatel Lucent Net-work Services (ALNS) im Januar 2014 zu-nächst übernommen hatte. Die IG Metallhatte im Herbst die ersten Tarifverhandlun-gen mit der neuen Geschäftsleitung begon-nen. Aber von Anfang an ließ der Arbeitge-ber verlauten, dass es für ihn „keine Option“sei, den bestehenden Haustarifvertrag zuverlängern. Noch im Mai dieses Jahres for-derte er in einem „Eckpunktepapier“ „einedeutlich spürbare und nachhaltige Kosten-entlastung im Tarifbereich der ZTE ServicesDeutschland GmbH“. Künftig solle nichtmehr der Haustarifvertrag, sondern der Rah-mentarifvertrag „Telekommunikation“ gel-ten, der in wesentlichen Punkten schlech-tere Arbeitsbedingungen vorsieht. Das Ma-nagement hatte zu verstehen gegeben, dassdie bisher gezahlten Zuschläge „diskus -sionsbedürftig“ seien und sich ein Zu-schlagsystem gewünscht, das „kostengüns-tiger und mit weniger Komplexität“ umsetz-bar sei. Auch müsse die Arbeitszeit flexiblerwerden, um den Kundenanforderungen bes-ser gerecht zu werden.Die IG Metall zeigte sie sich in den Tarifver-handlungen kompromissbereit. Für sie wares vorstellbar, dass neu Eingestellte nichtnach dem Haustarifvertrag, sondern nach

dem Rahmentarifvertrag „Telekommunika-tion“ oder einer anderen Vereinbarungbeschäftigt wurden. Im Gegenzug abersollte sich der Arbeitgeber verpflichten, dieBesitzstände der bereits im Unternehmenbeschäftigten Arbeitnehmerinnen undArbeitnehmer zu sichern und die tariflicheEntgelterhöhung für 2015 und die nachfol-genden Jahre entsprechend dem Flächen-tarifvertrag der Metall- und Elektroindus-trie zu zahlen.

VERTRAUENSBRUCHVieles deutete darauf hin, dass es eine Lö-sung geben könnte. Das drehte sich erst, alsdas Unternehmen versuchte, neue Faktenzu schaffen. Unter anderem gründete es zweiTochterunternehmen (NFS = Netcare FieldServices GmbH und NRS = Netbuilt RolloutServices GmbH), für die nach den Vorstel-lungen des Unternehmens der Rahmentarif-vertrag „Telekommunikation“ gelten sollte.„Dies geschah hinter unserem Rücken“, sagtRobert Fuß, Verhandlungsführer der IG Me-tall in diesem Tarifstreit mit ZTES. „Das hatdie Verhandlungsgrundlage zerstört und war ein grober Bruch des Vertrauens.“Die IG Metall befürchtete, dass das Unter-nehmen Billig-Firmen gründen und versu-chen könnte, den nachwirkenden ZTES-Haustarifvertrag zu unterlaufen. Vor diesem

Hintergrund rief die IG Metall die Beleg-schaft am 26. Mai zu Protestaktionen auf.An ihnen beteiligten sich mehr als 200 Be-schäftigte an mehreren deutschen Stand-orten.Inzwischen lenkte der Arbeitgeber ein. Ersagte den Beschäftigten ab Juli eine über-tarifliche Zulage zu, die der Höhe des Tarif-abschlusses 2015 für die Metall- und Elek-troindustrie (3,4 Prozent mehr Gehalt undeine Einmalzahlung in Höhe von 150 Euro)entspricht. „Ohne die bundesweiten Warn-streiks hätte sich hier nichts bewegt“, kom-mentiert Robert Fuß das Ergebnis. „Für die laufende Tarifrunde haben wir be-kommen, was wir wollten. Die Bestimmun-gen des Haustarifvertrags gelten weiter,und mehr Geld gibt es auch“, so Fuß. AberIG Metall und Betriebsräte fürchten, dassdas Unternehmen nicht locker lassen wird,an den tariflichen Standards zu rütteln. Sowollte es über den Sommer rund zwanzigBeschäftigte aus Rumänien einsetzen, umdie Mobilfunktürme zu warten. Bezahlt wer-den sollten sie nach rumänischen Stan-dards. Der deutsche Mindestlohn (8,50 Europro Stunde) werde aber eingehalten, ver-sicherte das Management. Die Betriebsrätewidersprachen – unter anderem, weil dieRumänen kein Deutsch sprechen, so dassdie Betriebsräte Gefahren für Leib und Leben reklamierten. Sie sollen daher nun erst einmal einen Monat lang Deutsch ler-nen. Fuß: „Wir müssen uns darauf gefasstmachen, dass die Auseinandersetzungenbei ZTES weitergehen.“

Die Beschäftigten des chinesischen Telekommunikationsausrüsters ZTE Services (ZTES)erhalten im Juli eine Einmalzahlung von 150 Euro und monatlich 3,4 Prozent mehr Geld.Das entspricht dem Tarifergebnis 2015 in der Metall- und Elektroindustrie. Möglich wurdedas erst, nachdem es im Mai an mehreren Standorten Warnstreiks gegeben hatte.

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ZTE Services Deutschland

Mehr Geld nach Warnstreiks

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■ S C H W E R P U N K T

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Demografischer Wandel fordert die ITK-Industrie heraus

Forever Young?

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S C H W E R P U N K T ■

Wie wollen wir in Zukunft arbeiten? – DieseFrage warf Bundesarbeitsministerin AndreaNahles auf der Auftaktveranstaltung „Ar-beiten 4.0“ am 22. April 2015 in Berlin auf.Auch das von ihr herausgegebene Grün-buch befasst sich mit der Arbeitswelt vonmorgen. Danach werden die Menschen ineiner digitalen Welt vernetzter, flexibler undin direktem Kontakt mit Maschinen arbei-ten, die ihnen mit Hilfe von Algorithmen im-mer mehr Entscheidungen abnehmen (oderaufzwingen). Sie werden künftig aber auchandere Ansprüche an ihre Arbeit stellen:Work-life-balance, Arbeitszeitsouveränität,Lebensphasenorientierung spielen in ihremLeben eine immer wichtigere Rolle.

Wirft man einen Blick auf die ITK-Branche,die ja eine Schlüsselrolle bei der Digitali-sierung von Arbeit und Gesellschaft ein-nimmt, könnte man erwarten, dass derDiskurs über „Arbeiten 4.0“ hier am wei-testen fortgeschritten ist. Doch dafür gibt es in den Betrieben keineAnhaltspunkte. Konzepte für die Arbeitvon morgen, bei der der Mensch die Tech-nik bestimmt und bei der alte Organisa -tionsstrukturen auf neue Lebensmodelletreffen: Fehlanzeige. Allenfalls werden An-sätze auf Wissenschaftsforen und Messendiskutiert, nicht jedoch in den Betriebenund noch weniger unter Beteiligung derBeschäftigten.

BELEGSCHAFTEN ALTERN SCHNELLSeit 2012 weisen renommierte wissen-schaftliche Institute wie das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisa-tion (IAO) darauf hin, wie sich die Alters-struktur in der ITK-Branche in den nächstenzehn Jahren entwickeln wird (siehe Grafik).Aktuell seien fast vier Fünftel (79 Prozent)aller IT-Spezialisten in den Unternehmenbis zu 41 Jahre alt. Dieser Anteil werde innerhalb von zehn Jahren auf 45 Prozentsinken. Dann werde die Altersgruppe der41- bis 45-Jährigen mit 38 Prozent die be-schäftigungsstärkste Altersgruppe sein.Heute liege ihr Anteil erst bei 18 Prozent.Die Umfrage weist auch darauf hin, dass in45 Prozent der befragten Unternehmen dieBeschäftigten infolge knapper Personalres-sourcen überlastet sind. Auch andere Untersuchungen schlagenAlarm: Nach der Studie der Universität Ro-stock „Berufe im demografischen Wandel.Alterungstrends und Fachkräfteangebot“(2013) im Auftrag des Bundesarbeitsmini-steriums wird es insbesondere in den MINT-Berufen – und speziell bei Elektroingenieu-ren – ab 2020 aufgrund des starken Ren-teneinstiegs dieser Berufsgruppe zu erheb-lichen Engpässen auf dem Arbeitsmarktkommen. Eine Online-Befragung von ResultCounts und der Dr. Trenckhoff UG (2010) imAuftrag der Zeitschrift „Computerwoche“belegt, dass die Altersakzeptanz in ITK-Un-ternehmen im Vergleich zu anderen Bran-chen im unteren Bereich liegt. Wenn sichdaran nichts Gravierendes ändert, könntenanhaltender Fachkräftemangel, massive ge-

Die ITK-Industrie befindet sich weiter im Aufwind. Sie beschäftigt inzwischen knapp eine Million Arbeitnehmerinnen und Arbeit-

nehmer. Über den demografischen Wandel – so scheint es zumindest – muss sie sich keine Gedanken machen. Die Branche

wächst, schafft Arbeitsplätze und betrachtet sich noch immer als „forever young“. Dabei hat die Wirklichkeit eine ganz andere

Richtung eingeschlagen: Die Belegschaften altern – und dies relativ schnell. Viele ITK-Unternehmen versuchen weiterhin, die-

sen Prozess mit Hilfe von „Freiwilligen“- und Vorruhestandsprogrammen aufzuhalten. Dieser Ansatz stößt jedoch finanziell –

weil die Programme teuer sind – und angesichts des in der Branche vielfach beschworenen massiven Fachkräftemangels deut-

lich an seine Grenzen. Statt kostspieliger „Verjüngungskuren“ sind die Unternehmen daher besser beraten, die Potenziale von

Älteren weiterzuentwickeln und deren betriebliches Know-how und fachliches Erfahrungswissen möglichst lange im Betrieb zu

halten. Es ist überdies auch an der Zeit, in den Betrieben zu thematisieren, dass immer mehr ITKler länger erwerbstätig bleiben

(möchten), alter(n)sgerechtes Arbeiten erwarten und sich einen geordneten flexiblen Übergang in die Rente wünschen. �■�■�■

DURCHSCHNITTSALTER DER IT-FACHKRÄFTE HEUTE UND IN 10 JAHRENAngaben in Prozent

45

40

35

30

25

20

15

10

5

0< 30 31-35 36-40 41-45 46-50 < 51

Quelle: Fraunhofer IAO 2011

■ heute ■ in 10 Jahren

62

33

7

4036

18

38

4

16

30

Dominierende Altersgruppe(Median)Heute: 36-40 Jahrein 10 Jahren: 41-45 Jahre

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sundheitliche Probleme und gefährlicher„brain drain“ – das heißt: ein Wissens- undKompetenzverlust der deutschen ITK-Un-ternehmen von jährlich rund 11 MilliardenEuro Umsatz – die Folgen sein.

VERÄNDERTE ANSPRÜCHE AN DIE ARBEITIn dieser Situation ist es geradezu fahrläs-sig, dass sich die Branche zwar ihre Per-spektiven mit „Industrie 4.0“ ausmalt, abergar nicht mehr danach fragt, mit wem undwie sie die erwarteten Umsatzhöhenflügebewältigen will. Fakt ist, dass sie dies nichtschaffen wird, wenn sie weiterhin die Augenvor den alternden Belegschaften und derenAnsprüche an die Arbeit verschließt. Die Beobachtung von Hella Kewitz, IG Me-tall-Betriebsrätin bei Hewlett Packard (HP)in Bad Homburg ist bereits kennzeichnendfür den demografischen Wandel in ITK-Un-ternehmen: „Wir stellen fest, dass immermehr Beschäftigte länger erwerbstätig seinmöchten. Viele der über 50-Jährigen habennoch schulpflichtige Kinder oder brauchenden regelmäßigen Verdienst, um ihr Hausabbezahlen, ein etwas aufwändigeresHobby betreiben oder sich beruflich wei-terentwickeln zu können. Selbst die heute60- bis 62-Jährigen fühlen sich vielfachnoch sehr fit in ihrem Beruf. Die meistenschätzen auch den Kontakt zu ihren Kolle-ginnen und Kollegen, freuen sich darüber,regelmäßig raus zu kommen. Da haben sichdie Ansprüche an die Arbeit bereits deutlichverschoben.“Auch bei IBM sind die Betriebsräte zuneh-mend damit konfrontiert, dass ältere Be-schäftigte noch mit weit über fünfzig Jahrenim Betrieb verbleiben möchten. Das zeigtsich bereits am relativ hohen Durchschnitts-alter, das bei der IBM Deutschland GmbH –je nach Standort – mittlerweile zwischen 48und 52 Jahren liegt. „Was die Kolleginnenund Kollegen vor allem wünschen, ist: plan-bare Sicherheit und gute Bezahlung“, sagt

Ralph Rose, IG Metall-Betriebsrat bei IBMin Mainz. Darunter falle für sie ein sichererArbeitsplatz und ein gesicherter Standort,aber auch ein geregelter Anspruch auf Qua-lifizierung und planbare Arbeitszeiten. „Au-ßerdem sind sie es leid, immer die erstenzu sein, die ins Visier genommen werden,wenn Arbeitsplätze abgebaut werden.“

UNTERNEHMEN SETZEN AUF EXIT-OPTIONDennoch setzen die meisten Unternehmenunverändert darauf, sich von den älterenBeschäftigten – lange bevor sie das gesetz-liche Rentenalter erreicht haben – zu ver-abschieden. Bei HP, wo das Durchschnitts-alter an den meisten deutschen Standortenbei rund 46 Jahren liegt, läuft man späte-stens als 50-Jährige/r Gefahr, „zum altenEisen“ zu zählen. Denn wer die 50 über-schritten hat, erhält per Email den Hinweisauf ein gut ausgestattetes „Freiwilligen“-

Programm, mit dem das Management ihmbeziehungsweise ihr das vorzeitige Aus-scheiden aus dem Unternehmen schmack-haft machen will. „Die neue Betriebsvereinbarung zur Alters-teilzeit hat allerdings nur wenig Wirkunggezeigt“, berichtet Hella Kewitz. Aber im-merhin sei es dem HP-Betriebsrat mit denVereinbarungen zum Freiwilligenprogrammund zur Altersteilzeit gelungen, betriebs-bedingte Kündigungen weitgehend zu ver-hindern. „Das Management lässt allerdingsimmer wieder anklingen, dass das Unter-nehmen noch flexibler werden muss unddeshalb mehr junge Beschäftigte braucht,weil die älteren nicht mehr so innovativ undoffen für Veränderungen sind. Das Problemist nur: Obwohl mehr Ältere das Unterneh-men verlassen, werden kaum Jüngere beiHP eingestellt.“ Auch SAP hält unvermindert an einer Ver-jüngungsstrategie fest. Dabei liegt hier dasDurchschnittsalter der Belegschaften bei„nur“ 42 Jahren. Das Unternehmen will weltweit rund dreiProzent der Arbeitsplätze abbauen.Deutschland ist überproportional davon be-troffen. Vor diesem Hintergrund probiertdas Management zurzeit verschiedene Stra-tegien aus, um den geplanten Stellenabbauumzusetzen. Im Herbst vergangenen Jahresbegann es im Rahmen des Programms„Simplify & Optimize“ damit, einzelne Be-schäftigte darüber zu informieren, dass ihreStelle wegfällt. Diesen Beschäftigten wur-den dann Aufhebungsangebote unterbrei-tet. SAP hatte sogar angedeutet, gegebe-nenfalls – als letztes Mittel – betriebsbe-dingte Kündigungen auszusprechen, umdie Abbauzahlen zu erreichen. „So weit istes aber dank des Betriebsrats nicht gekom-

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BESCHÄFTIGTE NACH ALTER UND SEGMENTAngaben in Prozent

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0IT/ITK-Hardware TK IT-D/Softw. DV, Web-Hosting Rep. v. DV u. TK Gesamt

Quelle: Bundesagentur für Arbeit 2014

■ unter 25 Jahre ■ 20-25 Jahre ■ über 50 Jahre

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men“, berichtet Eberhard Schick, SAP-Be-triebsratsmitglied von der IG Metall-Liste„Pro Mitbestimmung“. Aktuell führt der Softwarekonzern ein so-genanntes Freiwilligenprogramm für aus-gewählte Bereiche und ein Vorruhestands-programm durch. Beim Freiwilligenpro-gramm erhalten Mitarbeiter – vornehmlichaus strategisch weniger wichtigen Berei-chen – ein Abfindungsangebot. Das Vorruhestandsprogramm richtet sichan Beschäftigte der Jahrgänge 1960 undfrüher, die ebenfalls, wenn sie daran teil-nehmen, eine Abfindung erhalten. Diesewird jedoch ins Arbeitszeitkonto eingezahlt.Dadurch können sie unter Umständen ihrenvorzeitigen Berufsausstieg finanzieren.Reicht die Abfindung allerdings nicht fürden direkten Übergang in die Rente, müs-sen die Betroffenen teilweise deutliche Ab-schläge in Kauf nehmen.„Insbesondere das Vorruhestandspro-gramm verfolgt die Absicht, ältere Beschäf-tigte loszuwerden“, sagt Eberhard Schick.„Wir hoffen aber, dass durch den Weggangder Älteren verstärkt jüngere Kollegen ein-gestellt werden. Belastbare Zusagen durchSAP gibt es jedoch bisher nicht.“ Das Un-ternehmen setze darauf, die Personalko-sten langfristig zu reduzieren, um das Ge-winnniveau weiterhin hoch zu halten.Auch bei IBM scheiden nach wie vor vieleBeschäftigte im Wege von „Freiwilligen“-und Vorruhestandsprogrammen aus. „Diemeisten nehmen sie sogar gerne in An-spruch, weil sie noch auf Verträge mit demalten Pensionswerk zurückgreifen können,die weitaus besser ausgestattet sind alsdie neueren Altersvorsorgeprogramme“,sagt Ralph Rose.

VEREINZELT NEUE ANSÄTZE IN DEN BETRIEBENDennoch scheint die Debatte über den de-mografischen Wandel nicht ganz an denITK-Unternehmen vorbei gerauscht zu sein.Das zeigen einzelne neue Ansätze, die auchin den „Exit“-Programmen sichtbar werden. So behält sich SAP vor, die Meldung voneinzelnen Beschäftigten für beide Pro-gramme abzulehnen, um beispielsweisedas „Ausbluten“ einzelner Geschäftsberei-che zu verhindern. „Als Betriebsräte ver-missen wir jedoch eine dahinterliegendestrategische Personalplanung“, kritisiertEberhard Schick. SAP habe aber immerhinzugesichert, die Programme nach ihrem Ab-schluss, spätestens aber zum 1. September2015, auszuwerten. Dabei gehe es um dieFrage, welche Folgen daraus für die Füh-rungskräfte sowie für den weiteren Reor-ganisationsprozess gezogen werden. „Füruns ist es wichtig, dass diejenigen, die beider Firma bleiben, nicht über Gebühr belas -tet werden“, so der Betriebsrat. Bei IBM gibt es seit 2008 eine detaillierteBetriebsvereinbarung „Gemeinsame Er -klärung zum demografischen Wandel“, dieausdrücklich betont, dass sich Unterneh-men und Beschäftigte „auf eine längere Le-bensarbeitszeit und den sich daraus er -gebenden Konsequenzen einstellen“ müs-sen. Sie sieht unter anderem Maßnahmenzur Weiterbildung auf der Basis des beste-henden Qualifizierungstarifvertrags, Kom-petenz-Bedarfs-Analysen, Initiativen zumphysischen und psychischen Wohlbefindenund Wissenstransfer zwischen Alt und Jungvor sowie Mentoring-Programme, um eineeffektive generationsübergreifende Zu -sammenarbeit zu fördern. Die Betriebsver-einbarung regt ferner Vertretungsregelun-

gen und eine systematische Nachfolgepla-nung an.„Es gibt allerdings noch viel zu tun, um dieVereinbarung konkret umzusetzen“, sagtRalph Rose. „Noch fehlt eine systematischeQualifizierungsplanung. Auch müsstennoch mehr praktische Konsequenzen ausden vielen Untersuchungen im Rahmen desbetrieblichen Gesundheitsmanagementsder vergangenen Jahre einschließlich derErgebnisse von Gefährdungsanalysen zupsychischen und physischen Belastungenin einzelnen Bereichen gezogen werden.“Bei den bestehenden Altersteilzeitprogram-men will der Betriebsrat künftig noch stär-ker darauf achten, dass die Betroffenennicht vollständig aus dem Betrieb ausge-grenzt werden, sondern dass ihnen höchst-mögliche Flexibilität und Teilhabe am be-trieblichen Leben beim Übergang in denRuhestand eingeräumt wird.

ALTER(N)SGERECHTES ARBEITENAngesichts des steigenden Leistungsdrucksund der starken Zunahme von Langzeiter-krankungen aufgrund psychischer Belas-tungen in vielen ITK-Unternehmen machensich zahlreiche Betriebsräte nun auch Ge-danken über alter(n)sgerecht gestaltete Arbeitsplätze. Das Thema beschäftigt seit einiger Zeit bei-spielsweise Arno Völker, Betriebsratsvor-sitzender der Software AG in Darmstadt undMitglied der IG Metall. „Es ist vor allem dieMehrfachbelastung, die unseren Kollegin-nen und Kollegen in wachsendem Maße zu-setzt. Zumeist haben sie es mit fünf bissechs Produkten zu tun, die sie fertigenund warten müssen. Hinzu kommt, dassdie älteren Produkte zumeist auch von den 11

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älteren Beschäftigten betreut werden. Wirstehen deshalb massiv vor der Frage: Waswird aus ihnen, wenn die Produktreihen ir-gendwann auslaufen?“ Belastend sei auch, dass Ältere oft das Ge-fühl hätten, dass ihre Arbeit vom Manage-ment zu wenig wertgeschätzt wird. „Sie füh-len sich häufig selbst schon als ‚Auslauf-modelle‘. Kritisch wird es, wenn ihnen dannnoch das Management vorrechnet, dass sieaufgrund ihrer langen Betriebszugehörig-keit viel zu teuer sind.“ Alter(n)sgerechte Arbeit in der Cloud: Darinsieht auch SAP-Betriebsrätin Judith Schüt-zendorf von der IG Metall-nahen Liste „ProMitbestimmung“ eine große Herausforde-rung. Was passiert mit den Älteren, wenndie internationale Teamarbeit in Entwick-lung, Produktion und Wartung voranschrei-tet, wenn Cloud- und Crowdworking weiterzunehmen und wenn Mensch und Maschinesowie IT- und Anwendungswissen, immerenger miteinander verknüpft werden? Wie-viel Erfahrungswissen wird dann noch ge-braucht? Und wie kann diese ständigeTransformation von Wissen überhaupt be-wältigt werden? „Auf diese Fragen haben wir bisher keineklaren Antworten. Deshalb hat für uns aktu-ell der planbare Ausstieg aus dem Erwerbs-leben Priorität.“ Den stellt sich die Betriebs-rätin so vor, dass Beschäftigte schrittweiseihre Arbeitszeit verringern können, aberauch in höherem Alter noch die Möglichkeiterhalten, neue Berufschancen und entspre-chende Weiterbildungsangebote wahrzu-nehmen. „Dazu benötigen wir zukunftsori-entierte Jobprofile, quantitative Bedarfsana-lysen und langfristige Personalentwicklungs-strategien. Daran arbeiten wir.“

BESCHÄFTIGTE EINBEZIEHENWichtiger als alles andere ist der Betriebs-rätin jedoch, die Beschäftigten in dieseDebatte einzubinden. Deshalb ist der SAP-Betriebsrat gerade dabei, eine Befragungzum demografischen Wandel unter allenKolleginnen und Kollegen an den deut-schen Standorten zum Thema „Deine Vor-stellungen zum Arbeiten 50+“ durch-zuführen. Unter anderem wird danach gefragt, wie die Beschäftigten das derzei-tige SAP-Modell für einen flexiblen Aus-stieg aus dem Erwerbsleben beurteilenund welche eigenen Vorstellungen sie zum„Arbeiten ab 50+“ haben. Können sie sich

vorstellen, nach dem Renteneintritt weiterbei SAP zu arbeiten? Wünschen sie sichbesonders auf die Erfahrungen von 50+zugeschnittene Aufgaben beziehungs-weise Jobs?„Der demografische Wandel in der ITK-Bran-che ist eine Tatsache“, sagt Judith Schüt-zendorf. „Wir betrachten ihn als Chance,um die Arbeit von morgen im Interesse derBeschäftigten und aller Altersgruppen zu-kunftsorientiert mitzugestalten.“

GUTE ARBEIT FÜR ALLE!Für die IG Metall heißt dies zuallererst: „Esmuss Arbeit für alle geben. Gute DigitaleArbeit. Alle brauchen gute Bildung undEntwicklungschancen!“ Auch in ITK-Unter-nehmen sollen Beschäftigte ab einem Altervon 5o+ – wenn sie es wünschen – ver-schiedene Optionen haben, bis zum ge-setzlichen Renteneintritt erwerbstätig seinund berufliche Chancen wahrnehmen zukönnen. Im Rahmen ihrer Kampagne „GuteArbeit – gut in Rente“ fordert die IG Metall„eine Arbeitsgestaltung, die die Chancender Beschäftigten verbessert, gesund inRente zu gehen, und eine Einstellungs-und Personalpolitik, die für Ältere Beschäf-tigungs- und Ausstiegsmöglichkeitenschafft.“„Wir appellieren an die Unternehmen, sichdem demografischen Wandel endlich zustellen und gemeinsam mit den Beschäf-tigten, betriebliche Lösungen zu schaffen,damit eine alternsgerechte Personalpolitikdurchgesetzt wird“, sagt Christiane Ben-ner, geschäftsführendes Vorstandsmit-glied der IG Metall. „Die Beschäftigtensind gerne flexibel, wenn Unternehmen ih-nen etwas bieten: Sicherheit im Wandel.“

VON ANDEREN LERNEN

Der demografische Wandel ist auch in vie-len Unternehmen der Metall- und Elektro-industrie ein großes Thema. Mit dem seitApril geltenden „Tarifvertrag FlexÜ“ (Tarif-vertrag zum flexiblen Übergang in dieRente) hat die IG Metall durchgesetzt, dassältere Beschäftigte ab dem 57. Lebensjahrund nach zwölf Jahren Betriebszugehörig-keit gleitend oder – durch Freistellung –in den Ruhestand gehen können. Der Ta-rifvertrag knüpft an den 2008 abgeschlos-senen TV FlexÜ und frühere Tarifverträgezur Altersteilzeit an. In Anspruch nehmenkönnen ihn bis zu vier Prozent der Beschäf-tigten eines Betriebs.Beim Automobilzulieferer Schnellecke inSachsen hat sich der Betriebsrat zum Zielgesetzt, die Arbeits- und Leistungsbedin-gungen gesundheitsförderlich und insbe-sondere auch alters- und alternsgerecht

zu gestalten. Dort werden in den nächstenzehn Jahren fast doppelt so viele Kolle-ginnen und Kollegen ausscheiden, wieNachwuchskräfte nachkommen. Deshalbmusste sich das Unternehmen etwas ein-fallen lassen.In dem 2013 abgeschlossenen Firmen-tarifvertrag „Zukunft und Demografie“wird besonders belasteten BeschäftigtenJobrotation angeboten. Dadurch sollendie Belastungen gleichmäßiger auf dieBeschäftigten verteilt werden. Auch fürNachwuchskräfte möchte das Unterneh-men, dessen Durchschnittalter bei 43,5Jahren liegt, attraktiver werden. In demHaustarifvertrag wurde festgeschrieben,dass Auszubildende übernommen undBeschäftigte, die auf Schonarbeitsplätzeangewiesen sind, integriert werden. DasUnternehmen will außerdem Beschäftigtegezielt weiterqualifizieren, um den Nach-wuchskräftebedarf sicherzustellen.

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X X X X ■I N T E R N A T I O N A L E S ■

Der weltweite ITK-Markt wächst seit Jahrenkontinuierlich. Aber der Anteil Europas andiesem Wachstum stagniert weitgehend.Demgegenüber profitieren vor allem Asien,der pazifische Raum und Nordamerika vondieser Entwicklung. Dies ist das Ergebnisder „ICT-Strategic Study“ von SyndexEurope,die erstmals auf einer Konferenz von euro-päischen Gewerkschaftsvertretern/-innenaus der ITK-Branche am 21. Mai 2015 in Helsinki vorgestellt wurde. SyndexEuropeist ein französisches Beratungsunterneh-men, das bereits seit Jahren eng mit deneuropäischen Gewerkschaften zusammen-arbeitet und sie im Rahmen des SozialenDialogs berät.Die Studie zeigt auch, dass die Produktionvon Computern und Peripheriegeräten – unddamit verbunden die Beschäftigungsentwick-lung – in Europa tendenziell rückläufig ist.Demgegenüber steigt die Bedeutung von ITK-Technologien und -Dienstleistungen in an-deren Industriesektoren, insbesondere inden Bereichen Automotive, Maschinenbau

und Luftfahrt. Hier sind es vor allem IT-ge-steuerte Instrumente zum Messen, Testenund zur Navigation, die besonders starknachgefragt werden. Diese Veränderungen – zum einen die rück-läufige Herstellung von Computern, Dru -ckern, elektronischen und optischen Pro-dukten und zum anderen die verstärkteNachfrage von Seiten der Anwenderbran-chen nach „embedded systems“, das heißtnach Rechnern, die in einem anwendungs-bezogenen technischen Kontext eingebun-den sind – werden sich, wie bereits in derGrafik angedeutet, in erheblichem Maßeauf die Beschäftigung von IT-Fachkräftenauswirken. Europaweit sind allein in denletzten sieben Jahren rund 250000 Arbeits-plätze abgebaut worden. Diese Entwicklungtrifft insbesondere die ITK-Produktion inDeutschland, zumal hier zweimal mehr Ar-beitnehmerinnen und Arbeitnehmer be-schäftigt sind als in Frankreich, dem zweit-größten ITK-Hersteller in Europa (gefolgtvon Großbritannien und Italien).

Europas ITK-Industrie fällt im internationalen Vergleich gegenüber den Weltspitzennatio-nen deutlich zurück. Gleichwohl nimmt die Region auch weiterhin mit Blick auf die Ent-wicklungsleistungen, Innovationskraft und Marktgröße der Branche eine bedeutendeStellung in der Welt ein. Allerdings wird es in Europa zu gravierenden Veränderungen beider Beschäftigung von IT-Fachkräften kommen. Dies ist das Ergebnis einer vom europä-ischen Gewerkschaftsdachverband IndustriAll in Auftrag gegebenen Analyse.

EUROPÄISCHE ITK-POLITIK:SOUVERÄNITÄT STÄRKEN

Europa fällt bei der Digitalisierung ge-genüber den USA und China zurück,kritisiert der deutsche DigitalverbandBitkom. Deutschland und Europa müss-ten daher dringend Maßnahmen er-greifen, um bei der Digitalisierung Anschluss halten zu können und ver-lorenes Terrain zurückzuerobern. Zurzeit spielten Deutschland undEuropa im internationalen Vergleichder digitalen Leistungsfähigkeit nurim Mittelfeld. Als problematisch be-trachtet es Bitkom, dass Europa in 28Teilmärkte zersplittert ist und die Nach-frage nach IT und TelekommunikationEU-weit um gerade mal 0,1 Prozentwächst. Sorgen bereitet dem Verbandauch, dass von den hundert globalführenden ITK-Unternehmen gerademal neun ihren Sitz in Europa, davonnur zwei in Deutschland, haben. In seinem Positionspapier „DigitaleSouveränität“ plädiert Bitkom dafür,„die Fähigkeit zu selbstbestimmtemHandeln und Entscheiden im digitalenRaum“ zurückzugewinnen. Bei digita-len Schlüsseltechnologien und -kom-petenzen, entsprechenden Dienstenund Plattformen plädiert der Verbanddafür, eigene Fähigkeiten auf inter-nationalem Spitzenniveau aufzubauen.Deutschland müsse Motor und Leis-tungszentrum einer digital souveränenEU werden und Europa zum Heimat-markt machen sowie seine Forschungs-förderung auf Digitaltechnologie kon-zentrieren.Die IG Metall kritisiert teilweise diehier vertretenen Positionen, insbe-sondere in den Punkten, Datenvielfaltund Datenschutz in Einklang zu bringensowie arbeitsrechtliche Erleichterungenfür kleine und mittlere Unternehmeneinzufordern.

Entwicklungstrends in der europäischen ITK-Industrie

ITK-Produktion stagniert

BESCHÄFTIGUNGSENTWICKLUNG IN DER ITK-PRODUKTIONAnzahl der Beschäftigten – EU Angaben in Millionen

2,0

1,5

1,0

0,5

02007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

■ Gesamter ITK-Sektor■ Produktion von Computern, elektronischen und optischen Produkten■ Anteil der Produktion von Computern, elektronischen und optischen Produkten am gesamten

Verarbeitenden Gewerbe

1,5 1,35 1,42 1,28 1,31 1,15 1,3 1,14 1,25 1,1 1,29 1,14 1,25 1,10

4,0%3,9%

3,8% 3,8%3,7% 3,8% 3,7%

Quelle: SyndexEurope 2015

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Die neue Webseite der IG Metall www.faircrowdwork.org gibt Arbeiterinnen undArbeitern, die auf Internetplattformen ar-beiten, praxisnahe Hilfen und berät sie hin-sichtlich ihrer Arbeitsbedingungen. Sie bie-tet ihnen außerdem die Möglichkeit, diePlattformen, auf denen sie arbeiten, zu be-werten und dadurch zu mehr Transparenzbei dieser neuen Form des digitalen Arbei-tens beizutragen.

In Deutschland steckt Crowdworking nochin den Anfängen. Oft sind es Soloselbst-ständige, die auf diese Weise ihr Geld ver-dienen. Viele werden schlecht bezahlt, er-halten nur wenige Euro Stundenlohn undkönnen die Bedingungen, unter denen siearbeiten, kaum beeinflussen.

GEGENMACHT ENTWICKELNDie IG Metall geht davon aus, dass derAnteil industrieller Dienstleistungen, die

mittels Crowdworking erbracht werden, inden kommenden Jahren steigen wird.Schon jetzt gibt es Crowdworking-Ange-bote für die gesamten Wertschöpfungs-ketten in den Branchen, die die IG Metallbetreut. In den USA wird bereits ge-schätzt, dass 90 Prozent der Unterneh-men unabhängige Experten und fach-liches Know-how online über Internet-plattformen anheuern. Hier gibt es auchbereits gute Erfahrungen, wie sichCrowdworker untereinander vernetzen,sich über Arbeitsstandards austauschenund sich gegen unfaire Arbeitsbedingun-gen wehren. Mit ihrer neuen Webseite greift die IG Me-tall diese Erfahrungen auf. Vor Monatenschon gründete sie ein Expertennetzwerk,um Crowdworkern auch in Deutschland zurSeite zu stehen. Mit dabei sind Forenmo-deratoren und „Macher“ von kritischen us-amerikanischen Info-Plattfor-men für „digital workers“. Die seit dem 1. Mai von der IG Me-tall betriebene Internetseite istzweisprachig (deutsch/englisch).Ratsuchende können ihre Informa-tionen zum einen über die gepos-teten Artikel und Dokumente be -ziehen. Sie haben aber auch dieMöglichkeit, sich über eine Hotlinemit Expertinnen und Experten ver-binden zu lassen. Ein vierköpfigesTeam steht ihnen von montags bisfreitags für ihre Fragen und Proble-me zur Verfügung.Kernstück der Webseite ist das Bewer-tungstool „FairCrowdWork Watch“, mitdem Crowdworker die Internetplattformen,auf denen sie arbeiten, beurteilen und sofür mehr Transparenz bei dieser Form digi-talen Arbeitens sorgen können. Bishersind dort 35 Plattformen aufgelistet. Einigevon ihnen sind bereits mit Fairnesspunk-ten unter anderem hinsichtlich der Bezah-lung, der Arbeitsqualität, Kommunikationoder Mitarbeiter-Überwachung ausge-zeichnet worden. Bei anderen überwiegennegative Bewertungen.

Christiane Benner, geschäftsführendesVorstandsmitglied der IG Metall: „UnserAngebot lebt von der Beteiligung derCrowdworker. Durch ihre Bewertungen undAnregungen wird es sich weiterentwickeln.Das gibt uns die Chance, unsere Kompe-tenz und Expertise zu erweitern, umCrowdworker künftig noch besser beratenzu können. Wir wollen unser Angebot auchnutzen, um Gegenmacht in einem Arbeits-feld aufbauen zu können, das bislang nochextrem stark geprägt ist von einem Macht-ungleichgewicht zwischen Plattformen,Auftraggebern und Crowdworkern.“

RAHMENBEDINGUNGEN VERBESSERNEin weiteres wichtiges Tool ist der AGB-Check. Er kann genutzt werden, um die All-gemeinen Geschäftsbedingungen der Platt-formen zu prüfen. AGBs regeln vielfach auchAspekte der Arbeitsbedingungen von

Crowdworkern: Nachbesserungsfristen,Kontaktverbote, Änderungen der Geschäfts-bedingungen, Nutzungsrechte usw.Ebenfalls zum Angebot zählt die Rubrik„Debate“. Sie enthält Artikel, Hintergrund-informationen und Dokumente von Akteu-ren aus Politik und Wissenschaft zumThema „Crowdworking“. Ziel der IG Metallist es auch, mit ihrer neuen Internetplatt-form eine öffentliche Diskussion überdiese häufig so betitelte „Arbeitsform derZukunft“ zu führen, um bessere rechtliche,technische und soziale Rahmenbedingun-gen für Crowdworking zu schaffen.

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IG Metall bietet Crowdworkern Info-Plattform

Neues Mitmach-Angebot

Crowd-Arbeit kann besser werden!

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DIE ANSPRECHPARTNER DER IG METALL FU� R DIE IT-BRANCHE Diana Kiesecker, ITK-Branche

Telefon 069–66 93 27 45,[email protected]

Martin Weiss, ITK-Rhein-MainTelefon 069–24 25 31 35,[email protected]

Juan-Carlos Rio Antas, ITK-TarifTelefon 069–66 93 25 24,[email protected]

Jörg Ferrando, AusbildungTelefon 069–66 93 22 92,[email protected]

Ulrike Zenke, ITK Rhein-NeckarTelefon 06221-9 82 40,[email protected]

Janett Kampf, ITK BerlinTelefon 030–25 38 71 30,[email protected]

INTERNET Aktuelles aus den Betrieben und der

Branche, aus Wissenschaft und Politikwww.itk-igmetall.de

Weiterbilden – Ausbilden – Prü� fen:Darum geht es im Internetportal WAP derIG Metall für berufliche Bildung. Mitglie-der der IG Metall können sich mit ihrerMitgliedsnummer anmelden und danachauf Berufsinfos und Rechtstipps zum

Thema „Qualifizierung“ zugreifen.www.igmetall-wap.de

Aktuelle Informationen der IG Metallaus den Betrieben:www.dialog.igmetall.de (Siemens)www.nsn-dialog.dewww.infineon.igmetall.dewww.sapler.igm.dewww.vodafone.igm.dewww.avaya.igmetall.dewww.hp.igm.de

Studierendenportal und Informationen: www.hochschulinformationsbuero.dewww.hochschulinformationsbuero.de/portal/dual-studierenwww.hochschulinformationsbuero.de/portal/meldung/alles-auf-eine-karte-ausbildung-plus-studiumwww.hochschulinformationsbuero.de/portal/materialien-fuer-studierende

Netzwerk der IG Metall fur Beschäf-tigte in IT- und in Engineering-Unter-nehmenwww.i-connection.info

IT 50plus: Die Initiative will die Be-schäftigungssituation und die Be-schäftigungsfähigkeit älterer Arbeit-nehmerinnen und Arbeitnehmer ver-bessern helfen.www.it-50plus.org

Netzwerk der IG Metall fur Ingenieu-rinnen und Ingenieurewww.engineering-igmetall.de

WEITERE LINKS Links zur Kampagne »Arbeit: sicher

und fair!«:www.fokus-werkvertraege.dewww.gut-in-rente.de

Jobnavigator:www.igmetall.jobnavigator.org

IMPRESSUMIT-MagazinDas Branchenmagazin der IG MetallHerausgeber: Detlef Wetzel, Jörg Hofmann, Jürgen KernerAnschrift: IG Metall, Wilhelm-Leuschner-Straße 7960329 Frankfurt am Main Internet: www.igmetall.deRedaktion: Diana Kiesecker,Telefon 069–66 93 27 45, Fax 069–66 93 20 53E-Mail: [email protected], Design und Layout: WAHLE COM, 56479 ElsoffVertrieb: Thomas KöhlerTelefon 069–66 93 22 24, Fax 069–66 93 25 38E-Mail: [email protected]: apm AG, DarmstadtFotos: Fotolia (1, 4, 5, 8, 11, 15), PantherMedia (5, 10,12, 14, 15), IG Metall

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■ LITERATURHINWEIS

Bundesarbeitsministerium

GRÜNBUCH – ARBEITEN 4.0 Arbeit weiterdenken – das ist das Ziel desvon Andrea Nahles, Bundesministerin für Ar-beit und Soziales, ins Leben gerufenen Dia-logprozesses „Arbeiten 4.0“. Ein von ihrherausgegebenes Grünbuch benennt Trendsund Szenarien sowie Handlungsfelder undLeitfragen als Basis für diesen Dialog.Beschrieben wird eine Arbeitsgesellschaft imUmbruch, die gefordert ist, ihre technischen

Potenziale – Digitalisie-rung und globale Ökono-mie – auszubauen. Siemuss sich verändertengesellschaftlichen Wertenund neuen Ansprüchenan die Arbeit stellen undlernen, mit neuen Unsi-cherheiten umzugehen.Ihr stellen sich dabeivielerlei Fragen: Wird esnoch Arbeit für alle

geben? Wird die Erwerbsarbeit im Leben derMenschen einen anderen Stellenwert erhal-ten? Wird es in der künftigen Arbeitsgesell-schaft noch Gerechtigkeit geben?Die Broschüre gibt keine Antworten, sondernwill Debatten anstoßen und mithelfen, so-ziale Kompromisse zu entwickeln, die Ar -beitgebern und Arbeitnehmern nützen. DieChancen des digitalen und gesellschaftlichenWandels stehen im Mittelpunkt. Geplant ist,die Ergebnisse bis Ende 2016 in einem„Weißbuch Arbeiten 4.0“ zu verdichten, dasdann Handlungsempfehlungen ausgibt.3 Bundesministerium für Arbeit und Sozia-les (Hrsg.): Grünbuch Arbeiten 4.0 –Arbeit weiter denken, 90 Seiten, zumDownload unter: www.arbeitenviernull.de

Interviews mit Whistleblowern

SUPERNERDSDie Hausregisseurin am Schauspiel Köln,Angela Richter, betrachtet sich auch als Netz-aktivistin. In dieser Doppelrolle und um Hin-tergrundinformation zu ihrem Theater-/Per-formance-Stück „Supernerds“ zu erhalten,

hat sie seit 2011 Interviewsmit acht der bekanntestenWhistleblower geführt: An-gefangen mit Daniel Ells-berg, der 1971 die Penta-gon Papers der Presse zu-gespielt hatte; über JulianAssange, der 2006 dieWhistleblower-PlattformWikiLeaks gründete; bishin zu Edward Snowden, der2013 ein ganzes Paket von NSA-Dokumenten– unter anderem zu den SpähprogrammenPrism und Tempora – in die Öffentlichkeitbrachte. Weitere bekannte Namen sind: Jes-selyn Radack, Jeremy Hammond, ThomasDrake, William Binnery und Barret Brown.Die Interviews geben einen tiefen Einblick indie Motive der Whistleblower und informierenüber die Umstände, unter denen sie heuteleben sowie über das, was sie am meistenbeanspruchen: unsere Solidarität.3 Angela Richter (Hrsg.): Supernerds.Gespräche mit Helden, 175 Seiten, 2015Alexander Verlag, Berlin, Euro 9,90,ISBN 978-3-89581-372-6

KONTAKTE UND INFORMATIONEN

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3 Die Beitrittserklärung ausfüllen, ausschneiden und beim Betriebsrat abgeben oder einsenden an:IG Metall, Wilhelm-Leuschner-Straße 79, 60329 Frankfurt am Main oder per Fax 069–6693 2021

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Metall

Online Mitglied werden:www.igmetall.de