Das Deutsche Wörterbuch

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  • 7/29/2019 Das Deutsche Wrterbuch

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    1838 Beginn der Arbeit am Deutschen Wrterbuch, Belegexzerption

    Beginn der Industrialisierungin Deutschland 1840/1

    Jacob und Wilhelm Grimm werden von Friedrich Wilhelm IV.nach Berlin berufen

    Das Kommunistische Manifest 1847

    Deutsche Mrzrevolution 1848/49

    1852 die erste Lieferung des Deutschen WrterbuchsA-Allverein erscheint

    Verbot politischer Arbeitervereinigungen 1854 der erste Band des Deutschen Wrterbuchs liegt vollstndig vor

    1859 Tod Wilhelm Grimms

    Grndung desAllgemeinen Deutschen Arbeitervereinsdurch Ferdinand Lassalle

    1863Tod Jacob Grimms

    Karl Weigand setzt die Arbeit beiFruchtfort

    1864 die von Rudolf Hildebrand verfasste LieferungK-Kartenbilderscheint

    1867

    Moriz Heyne wird Mitarbeiter beim Deutschen Wrterbuch; er warverantwortlich fr die Bnde 4,2H-Juzen, 6L-Mythisch, 8R-Schiefe,

    9 Schiefeln-Seele, 10,1 Seeleben-Sprechen 10,2 Sprecher-Stehuhr1868 Frderung des Deutschen Wrterbuchs durch den Norddeutschen Bund

    Deutsche Reichsgrndung,Beginn des Kulturkampfes

    1871

    Dreikaisertreffen in Berlin 1872

    Erste Orthographische Konferenz 1876

    Sozialistengesetz im Deutschen Reichstag 1878

    1880 Matthias v. Lexer nimmt die Arbeit zur LieferungN-Nachtigallauf

    Gebietserwerb in Deutsch-Sdwestafrika 1884

    Einfhrung d. Alters- und Invalidittsversicherung 1889

    1894Hermann Paul: Ueber die Aufgaben der wissenschaftlichen Lexikogra-phie mit besonderer Rcksicht auf das deutsche Wrterbuch

    1895 Hermann Wunderlich wird als Nachfolger Hildebrands genannt

    1908

    bernahme der wissenschaftlichen Leitung durch dieKniglich-Preuische Akademie der WissenschaftenGrndung der Zentralsammelstelle in Gttingen

    Beginn des 1. Weltkriegs 1914

    Friedensvertrag von Versailles;Weimarer Republik

    1919

    1930 Grndung der Arbeitsstelle Berlin mit zunehmend festen Mitarbeitern

    Machtbertragung an Hitler 1933

    Beginn des 2. Weltkriegs 1939

    1944 kriegsbedingte Einlagerung der Belegzettel in einen Salzstollen

    Kriegsende in Europa 19451947 Einrichtung einer zweiten Arbeitsstelle in Gttingen

    Einfhrung der Deutschen Mark 1948

    Grndung zweier deutscher Staaten 1949

    wirtschaftlicher Aufschwung in der BRD 1950er erste berlegungen zu einer Neubearbeitung

    Befestigung der deutsch-deutschen Grenze 1952

    1957 Beschluss der Neubearbeitung der am strksten veralteten TeileA-F

    1960 Die letzte Lieferung widrig-Wikingwird gedruckt

    Bau der Berliner Mauer 1961 Beginn der Neubearbeitung

    1965 Die erste Lieferung der NeubearbeitungA-Abenteuererscheint

    1971 Das Gesamtquellenverzeichnis wird verffentlicht

    1983 Die Bnde 1A-Affrikate und 6D erscheinen

    Deutsche Wiedervereinigung 1989/90

    Einfhrung des Euro 2002

    2010 Bearbeitung der Lieferungen zu Band 2B

    J. Grimm

    W. Grimm

    K. Weigand

    R. Hildebrand

    M. Heyne

    M. v. Lexer

    H. Paul

    H.Wunderlich

    Zeit- und Unternehmensgeschichte

    Das Deutsche Wrterbuch

    Bildnachweise:Bundesarchiv,Bild183-H25217/CC-BY-SA;Noir;http://www.lexer.a

    t/IMAG0049.J

    PG;SueReam;http://portal.uni-freiburg.de/sdd/personenalt/auer/geschichte.h

    tml;PortrtsammlungderHandschriftenabteilungderDeutschenStaatsbibliothekBerlin;DeutrschesWrterbuchArbeitsstelleG

    ttingen;StdtischesMuseumGttingen

    Inhalt und Darstellung: Deutsches Wrterbuch - Arbeitsstelle Gttingen Urheberrechtlich geschtzt / Nachdruck verboten

  • 7/29/2019 Das Deutsche Wrterbuch

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    Ein Angebot fr die GrimmsNachdem Jacob und Wilhelm Grimm auf-

    grund ihres Protests gegen die Aufhebung der

    Verfassung im Knigreich Hannover aus ihren

    Stellungen als Professoren an der Universitt

    Gttingen entlassen worden waren, bot ihnen

    der Verleger Karl Reimer auf Anregung des

    Philologen Moriz Haupt die Abfassung eines

    Wrterbuchs an.

    Die AnkndigungAm 29.08.1838 erschien in der Leipziger

    Allgemeinen Zeitung die Ankndigung des

    Wrterbuchs durch Jacob Grimm, derzufolge

    ein sechsbndiges Wrterbuch mit geschicht-

    licher Ausrichtung zur Erschlieung des histo-

    rischen Wortschatzes entstehen sollte. In der

    Zeitspanne von Luther bis Goethe wollte man

    den Reichtum der Volks- und Literatursprache

    in Zitaten abbilden. Aus sprachpegerischen

    Absichten heraus sollte das Wrterbuch dem

    vorbildlichen Sprachgebrauch dienlich sein,

    wobei anorganische Sprachentwicklungen,

    wie z.B. Fremdwrter, als verfehlt betrach-

    tet und abgelehnt wurden. Als magebliches

    Werk sollte das Deutsche Wrterbuch die bis

    dato publizierten Wrterbcher ablsen.

    C. E. Steinbach

    1698 - 1741

    Die Wrterbuchlandschaft

    zur Entstehungszeit des

    Deutschen WrterbuchsDas Deutsche Wrterbuch entsteht nicht im

    luftleeren Raum; die Wrterbuchlandschaftist bereits differenziert ausgebildet. Folgt man

    jedoch Jacob Grimms Einleitung zum ersten

    Band, beginnt mit dem Grimmschen Wrter-

    buch zweifellos eine neue lexikographische

    Zeitrechnung.

    Im fnften Abschnitt des Vorworts zum Deut-

    schen Wrterbuch geht Jacob Grimm 1854

    ausfhrlich auf die Geschichte der Vorgn-

    ger ein, von denen hier nur exemplarisch

    die wichtigsten erwhnt werden sollen: Seit

    dem 16. Jahrhundert werden aus den bereits

    existierenden Wortsammlungen in Form von

    Glossen, Glossaren und Nomenklaturen, diesich anfangs berwiegend auf das Lateinische

    beziehen, Sammlungen der deutschen Sprache

    Steinba

    ch

    (lte

    reretym

    ologis

    cher

    Ansatz)

    Schmeller

    (Bairisc

    h)

    Benec

    ke(Mitte

    lhochde

    utsch)

    Adelung(herausrag

    endes

    verke

    hrssprachli

    ches

    Produktio

    nsw

    rterbuch)

    Die Arbeit kann beginnenDie Brder wollen sich beim Schreiben der

    Wortgeschichten nicht auf Forschungsliteratur

    oder andere Wrterbcher verlassen, sondern

    anhand von Textbelegen das Aufkommen und

    die Entwicklung der Wrter prfen und unter-

    suchen. Dazu bentigen sie ein Belegkorpus

    von enormer Gre, bei dessen Erstellung sie

    auf Hilfe angewiesen sind. Deshalb arbeiten

    in ganz Deutschland 88 Exzerptoren, die ber

    einen lngeren Zeitraum mehr als 600.000 Be-

    legzettel aus 1270 Bnden zusammenstellen.

    Auf Basis dieses Korpus beginnen die Brder

    mit der Arbeit am Deutschen Wrterbuch, von

    dem sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen

    knnen, dass es das umfangreichste der deut-

    schen Sprache werden und den ursprnglich

    gesteckten Rahmen von sechs Bnden weit

    berschreiten soll.

    1Das Deutsche Wrterbuch im EntstehungskontextDas Jahr 1838

    J. A. Schmeller

    1785 - 1852

    G. F. Benecke

    1762 - 1844

    J. Ch. Adelung

    1732 - 1806

    Wie wird ein Wort in einem Text

    verwendet?

    Welcher Sprach-

    gebrauch ist der

    angemessene

    (nach Meinung der

    Grimms)?

    Wann wird

    ein Wort das

    erste Mal

    gebraucht?

    Was ist neu?

    vergleichend-historische Betrachtung

    theoretische Betrachtung der Sprachentwicklung

    geplante Korpusfundierung

    Belege als Grundlage fr die Artikelarbeit wissenschaftlich-linguistischer Anspruch

    erarbeitet. Diese werden immer differenzierter

    und entwickeln sich schlielich zu einsprachi-

    gen deutschen Wrterbchern. Grimm nimmt

    zu den einzelnen Konzepten Stellung und

    hlt auch mit Kritik nicht hinter dem Berg:

    STIELERrechnet er zwar die alphabetische

    Ordnung der Stichwrter hoch an, jedoch er-

    klrt er sich mit dessen Stammworttheorie

    nicht einverstanden, da aus ihr falsche Etymo-

    logien und Wortverwandschaften resultierten;

    auerdem scheinen ihm die aufgenommenen

    Wrter oft artiziell und nicht der realen Spra-

    che entnommen. Daher erklrt er das Werk

    insgesamt fr verfehlt. Dagegen schtzt er

    STEINBACH, der die Stichwrter ebenfalls

    nach Stmmen sortiert, als recht brauchbar

    ein; immerhin entnehme dieser seine Wrterhug dem Schlesischen und liefere auch eine

    akzeptable Auswahl von Dichtern wie Hof-

    mannswaldau. Besonders hervorhebenswert

    ist fr ihn FRISCH, der sich eklatant von

    den anderen unterscheide, da er ein gelehrtes

    Wrterbuch geschrieben habe, das die Hoch-

    sprache und keine regional gebundene Mund-

    art abbilde. Seine Ergebnisse habe er auf Ur-

    kunden, Chroniken und Gedichte gesttzt und

    treffe eine kluge Auswahl an Wortbildungen.

    Eine allgemein wahrgenommene Zsur in der

    Wrterbuchgeschichte gelingt ADELUNG,

    der das bis dahin umfangreichste deutsche

    Wrterbuch geliefert hat und fr die damaligeZeit als herausragender Vertreter der verkehrs-

    sprachlichen Lexikographie gilt. Dies erkennt

    auch Jacob Grimm an, jedoch kritisiert er den

    sprachpegerischen Ansatz Adelungs, der das

    Hochdeutsche Obersachsens sowie die hof-

    sprache der gelehrsamkeit zum Mastab

    erhebe. Darber hinaus leuchtet ihm Adelungs

    synchroner Ansatz nicht ein. Durch den hohen

    Stellenwert Adelungs setzt sich Grimm mit

    diesem besonders auseinander und konzipiert

    das Deutsche Wrterbuch in deutlicher Ab-

    grenzung dazu. Die zeitgenssichen philolo-

    gischen Anstze, wie der von SCHMELLER

    fr das Bairische und der von BENECKE fr

    das Mittelhochdeutsche, werden von Grimm

    an anderer Stelle zwar gelobt, allerdings wird

    besonders letzterer in seiner Systematik als

    unzulnglich betrachtet.

    In welchen Texten, bei welchen

    Autoren taucht ein Wort auf? Welche Bedeutungen hat ein Wort?

    Wie entwickeln sich die Bedeutungen?In welchen Kontexten tritt ein Wort auf?

    Die Gttinger Sieben

    Woher kommt ein Wort?

    W. Grimm, J. Grimm,

    W. E. Albrecht, F. C. Dahlmann, G. F. Gervinus,

    W. E. Weber, H. Ewald

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  • 7/29/2019 Das Deutsche Wrterbuch

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    2Das Deutsche WrterbuchAus der Vorrede Jacob Grimms

    2. Was ist eines wrterbuchs

    zweck?Die Ziele werden sehr hoch gesteckt; das neue Wr-

    terbuch soll jedem offenstehen, gleichzeitig den

    Ansprchen des Wissenschaftlers gengen, ihm ein

    Hilfsmittel sein und: Es soll ein heiligthum der

    sprache grnden, ihren ganzen schatz bewahren,

    allen zu ihm den eingang offen halten. [...] ein

    hehres denkmal des volks, dessen vergangenheit

    und gegenwart in ihm sich verknpfen. Den

    Spagat zwischen Wissenschaftler und Laien, dieVermittlung des schweren Stoffs gelingt Jacob

    spielend, denn es sei gar keine noth, dasz allen

    alles verstndlich [...], er gehe an dem unver-

    standnen vorber und wird es das nchstemal

    vielleicht fassen. nenne man ein gutes buch, des-

    sen verstndnis leicht wre und nicht einen uner-

    grndlichen hintergrund htte.

    3. [...]; jetzt soll die frage auf-

    geworfen werden nach einem

    deutschen wrterbuch.Sein gebiet und umfang folgen aus dem der deut-

    schen sprache selbst. Unter deutsch versteht Ja-

    cob den politisch geeinten Teil. Sprachlich jedochunterscheidet er das Hoch- vom Niederdeutschen

    und nimmt die Zweite Lautverschiebung (auch

    Hochdeutsche Lautverschiebung) als Mastab. Da

    das Niederdeutsche die Zweite Lautverschiebung

    nicht vollzogen hat, fllt es nicht in Jacobs Denition

    von Deutsch: eben dieser character der zweiten

    verschiebung, d. h. der hochdeutsche unter uns

    in literatur wie dichtkunst der herschende, ton-

    angebende ward, gebhrt ihm in vorwaltendem

    sinn der name des deutschen. Daher verzichtet

    er auf die Aufnahme niederdeutscher Wrter, die

    seiner Meinung nach eines eigenen Wrterbuchs

    bedrften: Frs deutsche wrterbuch behauptet

    die kenntnis aller hochdeutschen volksmund-

    arten hohen werth, und ich musz sogleich zumlobe der Baiern hinzusetzen, dasz kein andrer

    unsrer stmme ein wrterbuch aufzuweisen hat,

    das dem von SCHMELLER irgend gleichkme,

    so meisterhaft ist hier die sprache selbst und ihr

    lebendiger zusammenhang mit sitten und bru-

    chen dargestellt [...].

    4. [...]; fragt es sich wie ihm [dem

    deutschen wrterbuch] in der zeit

    seine grenze zu stecken sei?Das Deutsche teilt Jacob in drei Perioden ein: Alt-

    hochdeutsch, Mittelhochdeutsch, Neuhochdeutsch.

    Im Zentrum der Betrachtungen steht die Spra-

    che seit 1450, das Neuhochdeutsche. Die lterenSprachstufen dienen dazu, Herkunft und Entwick-

    lung des aktuellen Sprachstandes zu erklren und zu

    dokumentieren. Auerdem hlt Jacob das Alt- und

    besonders das Mittelhochdeutsche fr edler und

    reiner als das Neuhochdeutsche, weshalb er Be-

    legen aus dieser Zeit gerne einen besonderen Stel-

    6. Fremde wrter.Zwar solle das Wrterbuch der Vermischung mit

    Wrtern aus anderen Sprachen entgegenwirken,

    aber trotzdem nicht jenem rgerlichem Puris-

    mus verfallen, der bestrebt sei Fremdes feindlich

    zu verfolgen und zu tilgen. Jacob ist sich bewusst,

    dass Reichtum und Vielfalt einer Sprache auch mit

    ihrer Offenheit gegenber anderen Sprachen zusam-

    menhngen, dass viele ehemals entlehnte Wrter

    nicht nur fester Bestandteil des Hochdeutschen, son-dern auch lautlich in dessen Kleid geschlpft sind,

    wie z. B.AbenteueroderEichhorn. Um dennoch das

    seiner Meinung nach Ursprngliche des Deutschen

    zu bewahren, nimmt er nur sprachlich festverwur-

    zelte Fremdwrter auf.

    8. Sprache der hirten, jger, vo-

    gelsteller, fscher u. s. w.Jacob setzt sich hier mit dem diasystematischen

    Aufbau der Sprache auseinander und schreibt: Ich

    bin eifrig allen wrtern der ltesten stnde des

    volks nach gegangen, in der sicher begrndeten

    meinung, dasz sie fr geschichte der sprache

    und sitte die ergibigste ausbeute gewhren.

    Manche Sprachschichten, wie z. B. die der Hirten,

    der Bergleute usw. empndet er als besonders ur-

    sprnglich weil volkstmlich und erhofft sich von

    ihrer Erforschung Erkenntnisse hinsichtlich eines

    solchen Urzustands des Deutschen. Den gelehrten

    Stnden seiner Zeit dagegen wirft er vor, keine

    eigenthmliche bung und ausbildung deutscher

    sprache mehr zu haben, und die gegenwrtige

    rechtssprache erscheint ungesund und saftlos,

    mit rmischer terminologie hart berladen.

    Nach einer kritischen Darlegung dessen, was er als

    Sprache diverser Gelehrter ansieht, rumt er ein,

    dass doch einige wissenschaftliche Abhandlungen

    fr das Wrterbuch unentbehrlich seien wie Liebig

    und Kant.

    9. Anstszige wrter.Jacob wendet sich gegen Adelungs Kategorisierun-

    gen in erhabne und pbelhafte Sprache usw.

    Damit wrden viele Wrter einseitig eingeordnet

    und verhindert, den Wortschatz in seiner Vollstn-digkeit zu erfassen: Das wrterbuch [...] ist nicht

    da um wrter zu verschweigen, sondern um sie

    vorzubringen. Ein echter Sprachforscher habe

    tabuisierten oder als weniger gehoben angesehenen

    Wortschatz nicht auszuschlieen.

    10. Umfang der quellen.Die Zusammenstellung eines historischen Korpus,

    ganz ohne die heute verfgbaren digitalen Medien,

    birgt eine Menge praktischer Probleme: Quellen

    mssen eruiert und schlielich beschafft werden.Fr

    die Bewltigung der groen Textmenge, die von der

    Mitte des 15. Jhs. bis in die Zeit der Grimms pro-

    duziert wurde, griffen die Brder auf angeworbene

    Exzerptoren zurck. Es kam darauf an in jedem

    jahrhundert die mchtigsten und gewaltigsten

    zeugen der sprache zu erfassen und wenigstens

    ihre grszten werke in das wrterbuch einzutra-

    gen. Entscheidende Vertreter des Deutschen sind

    fr ihn: Keiserberg, Luther, Hans Sachs, Fischart

    und Goethe. Die gewalt der poesie, die in jeder

    sprache das meiste vermag, sollte das wrterbuch

    vor augen stellen, und wo man es aufschlage zeigt

    es deutliche und abgesetzte verse. Zwischen den

    Prosa-Belegen werden Verse optisch herausgestellt,

    was zwar viel Platz koste, jedoch der Anschaulich-

    keit zutrglich sei. Die verwendeten Quellen werden

    in einem Quellenverzeichnis dokumentiert, das vorallem als praktische Arbeitsgrundlage dienen soll.

    17. Wortforschung.Etymologie ist das salz oder die wrze des wr-

    terbuchs, ohne deren zuthat seine speise noch

    ungeschmack bliebe: man mag auch manches

    gern roh genieszen und lieber als versalzen.

    Obwohl Jacob in der vergleichenden Sprachwissen-

    schaft einen unschtzbaren Wert sieht, hinsichtlich

    ihrer Ergebnisse z.B. in Bezug auf sprachliche Ver-

    wandtschaftsverhltnisse, lautliche Entwicklungen

    oder auch dessen was einer Sprache ureigen ist,

    so ist er doch der Meinung, dass die Bedeutungen

    von Wrtern auch aus der eigenen Sprache heraus

    motiviert und erklrbar sein knnen, auch unab-

    hngig von ihrer indogermanischen Wurzel, deren

    Wirkung er nicht infrage stellt. Diese These sttzt

    er mit unterschiedlichen Beispielen, die er mit der

    Einschtzung abrundet, dass die etymologische

    Forschung knftig die indogermanischen Wurzeln

    strker zusammenfasse und damit dezimiere und

    darber hinaus in jeder Sprache die jeweils eigenen

    Wurzeln extrahiere. Eine solche Wurzel sei fr ihn

    bauen, woraus er, weit ber bisherige Erkenntnisse

    hinausgehend, den unleugbaren zusammenhang

    zwischen bauen und sein, thun und werden, woh-

    nen und warten, so halte ich die khnheit fr an

    der rechten stelle erwge. Er lsst eine Vielzahl

    von Beispielen aus unterschiedlichen Sprachen fol-

    gen: Auf diesem wogenden meer der sprachentauchen die wrter empor und versinken, die ety-

    mologien schwellen an und zerrinnen. Wichtig

    ist ihm im Wrterbuch das zu beschreiben, was sich

    aus dem Deutschen heraus selbst erklren lsst, und

    er ist sich dabei sicher: mit dem fortschritt der

    forschung werden neue ergebnisse eintreten, de-

    nen selbst die mngel einer redlich angesetzten

    arbeit zu reiz und antrieb gereichen.

    24. Schlusz.[...]es galt unsern wortschatz zu heben, zu deuten

    und zu lutern, denn samlung ohne verstndnis

    lszt leer, unselbstndige deutsche etymologie

    vermag nichts, und wem lautere schreibung ein

    kleines ist, der kann auch in der sprache das gro-

    sze nicht lieben und erkennen.

    Berlin 2. merz 1854.

    JACOB GRIMM

    lenwert einrumt: Die hauptsache aber ist, den

    umfang des nhd. ganzen zeitraums so viel als

    mglich zu erschpfen und dadurch nicht allein

    das verstndnis der einzelnen ausdrcke zu er-

    grnden, sondern auch die liebe zu den vergesz-

    nen schriftstellern dieser zeit wieder anzufachen

    und das deutsche wrterbuch selbstgengsamauf die kurze spanne der gegenwart anzuweisen,

    als knnte irgend eine zeit aus sich allein begrif-

    fen werden und des veralteten, auszer brauch

    gesetzten entraten.

    Inhalt und Darstellung: Deutsches Wrterbuch - Arbeitsstelle Gttingen Urheberrechtlich geschtzt / Nachdruck verboten

  • 7/29/2019 Das Deutsche Wrterbuch

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    3Das Deutsche WrterbuchVom Hausbuch zum NationalthesaurusErste Fortsetzer des DWB nach Jacob Grimms Tod

    Bei den Grimm-Nachfolgernsetzte sich die schon bei den Br-dern beobachtbare Bearbeiter-

    autonomie bei der Artikel-abfassung in Extremform fort.Ohne bindende Richtlinien undunabhngig voneinander be-arbeitet, entstanden Artikel, dieoft den Rahmen des Wrterbuch-spezifschen sprengten.

    So beispielsweise Hildebrands118 Spalten langer Monographie-Artikel GEIST. Hildebrand ver-stand Wortgeschichte als Wort-biographie mit sehr breitensach- und kulturgeschichtlichenExkursen. Nicht nur die Ln-ge vieler Artikel, sondern vorallem die in ihnen angestrebteinnere Vollstndigkeit bertrafdas wrterbuchbliche Ma. DieBercksichtigung verschiedenerdialektaler und orthographischerVarianten auf der Stichwortebeneerhhte den Stichwortansatz.Die ursprnglichen Ziele, eineNaturgeschichte der Wrter zuschreiben und durch historischeFlle und sprachmchtige Autorenzum richtigen Sprachgebrauch zu

    fhren, wurden konzeptionell nunnicht mehr verfolgt. Stattdessenentstand die Idee eines Natio-nalthesaurus. Im DWB geschaheine monumentale, nicht selten

    Trotz der staat-lichen Frderungwaren um 1900erst ca. 50 % desWortschatzes be-arbeitet. In Fach-kreisen betrachte-te man mit zunehmender Sor-ge die Zukunft des DeutschenWrterbuchs. Auf Anregungvon Friedrich Kluge bernahmschlielich 1908 die DeutscheKommission der PreuischenAkademie der Wissenschaftendie Leitung des Wrterbuchs. DieBemhungen um Unternehmens-reformen sind u.a. mit den Na-men Gustav Roethe (Rational-isierung und Beschleunigung

    der Arbeitsweise) und EdwardSchrder (Einrichtung einerZentralsammelstelle fr Beleg-zettel in Gttingen) verbunden.Die Reformbemhungen blie-ben wegen kriegsbedingter Ver-

    Trotz der deutschen Teilung, diezwischen Gttingen und Ber-lin eine Grenze zog, konnte dasDeutsche Wrterbuch 1960 ab-geschlossen werden. Damit lagnach 122 Jahren Bearbeitungs-zeit und mit ca. 350 000 Stich-wrtern auf 70 000 Textspaltendas umfangreichste Wrterbuchder deutschen Sprache vor. 1971folgte das etwa 25 000 Titel um-fassende Quellenverzeichnis.1984 erschien, mit groem

    verlegerischen Erfolg, eine voll-stndige Taschenbuchausgabe desGesamtwerks. Eine digitalisierteVersion im Internet bietet heuteauch ohne einen BibliotheksgangZugang zur Benutzung.

    Mit Jacob Grimms letztem be-gonnenen Artikel FRUCHT gingdie ra Grimm zu Ende. DasWrterbuch blieb zunchst ein

    Unternehmen des Hirzel-Ver-lages und das Werk behielt ausRespekt gegenber den Brdernden Titel Deutsches Wrter-buch von Jacob Grimm und Wil-helm Grimm. Erste Fortsetzerdes Wrterbuchs waren RudolfHildebrand, Karl Weigand undMoriz Heyne.

    Hildebrand arbeit-ete bereits zuLebzeiten derGrimms als Kor-rektor am Wrter-buch. Hirzel,besorgt um die Zu-kunft des Unter-nehmens, beauftragte ihn au-erdem schon in dieser Zeit mitder Ausarbeitung des K. JacobGrimm, der Mitarbeiter neben sei-nem Bruder ablehnte, besttigtespter die Nachfolge Hildebrands.

    Karl WeigandsArbeit begannbeim ArtikelFRUCHT. In

    einer Funotesetzte er sei-nem Vorgngerein piettvollesDenkmal:

    Vernderungen in der Wrterbuchkonzeptionbergang zum Thesaurus

    wortmuseale Erfassung des his-torischen Wortschatzes. Die Aus-dehnung des Objektbereiches ge-

    fhrdete die Abschliebarkeit desWrterbuchs. Den mehr oder we-niger nebenamtlich arbeitendenLexikographen wuchs das Projektbald ber den Kopf. Spter wur-de das Deutsche Wrterbuch un-ter Bismarcks Befrwortung ausstaatlichen Mitteln gefrdert.

    In Hildebrands Worten:im j. 1868, nahm der neue deutsche staatdas nationalwerk so zu sagen auf seinenschosz. Das wiedererstehen der nationhngt in der that mit an dem gedeihen undder wirkung der deutschen philologie ber-

    haupt und nicht am wenigsten unseres wer-kes (1DWB Bd. 5, S. I)

    und weiter Luthers Tischredenzitierend und mit reiter auf Bis-mark anspielend:Deutschland ist wie ein schner weidli-cher hengest, der futter und alles gnug hatwas es bedarf, es fehlet ihm aber an einemreuter [...] - nun da der reiter endlich kam,ist es ntiger als je, fr gesundes futter zusorgen, und das hat unmittelbarer, als ir-gend eine andere arbeiterin im haushalteder nation, die deutsche philologie zu lie-fern, unser wrterbuch aber ist der reichstefutterspeicher. (1DWB Bd. 5, S. II)

    Das Deutsche Wrterbuch als Akademieunternehmenschlechterungen der ueren Um-stnde, aber auch wegen der nachwie vor bestehenden Uneinheit-lichkeit in der Artikelbearbeitunghinter den Erwartungen zurck.Zwischen 1906 und 1930 erschie-nen nur 3 Bnde des Wrterbuchs.1930 entschloss man sich des-halb zu erneuten Unternehmens-reformen.Unter der LeitungArthur Hbnerswurde in Berlineine Arbeitsstellemit fest einge-stellten Lexiko-graphen einge-richtet, die nachbindenden Arbeitsrichtlinien qua-si fabrikmig Artikel produzie-

    ren sollten. Zwischen 1931 und1939 konnte zwar die Wrter-bucharbeit beschleunigt werden,die Artikel zeigten aber nach wievor Thesaurusmerkmale und indi-vidualistische Zge.

    Mit diesem worte sollte JacobGrimm seine feder von dem werkeleider fr immer niederlegen. das b-rige bis zu ende des so weit gefhr-ten buchstabens ist meine arbeit.

    (1DWB 4,1,1 259)

    Moriz Heyne (ein-gefhrt von Hilde-brand) nahm 1867seine Arbeit frdas Wrterbuchauf. In den kom-menden 40 Jahrenwar er u.a. mit denBuchstabenstrecken H-J, L-M,R-Reich betraut. 1889 richtete ereine Arbeitsgemeinschaft jungerLexikographen in Gttingen ein,

    die unter seiner Anleitung Artikelschrieben.

    R. Hildebrand1824 - 1894

    K. Weigand1804 - 1878

    M. Heyne1837 - 1906

    Die nchste Zsur in der Unter-nehmensgeschichte bedeutete der2. Weltkrieg. Gegen Kriegsendemussten Archivbestnde in einKalibergwerk bei Bernburg a. d.Saale ausgelagert werden. We-gen der unsicheren Lage in Berlinrichtete die Gttinger Akademie1947 ein Zweigstelle des DWBein, dessen Leiter Hans Neumannwurde. Nach dem Rcktransportder Materialien nahm die BerlinerAkademie unter der Leitung vonTheodor Frings die Arbeit wiederauf.

    F. Kluge1856 - 1926

    A. Hbner1885 - 1937

    Rcktransport ausgelagerterAkademiebestnde

    Abschluss

    Die letzte Lieferung 1960

    Bildnachweise:StdtischesMuserumG

    ttingen;ArbeitsstelleDeutschesWrterbuchBerlin;ArbeitsstelleDeutschesWrterbuchG

    ttingen;Cod.

    Ms.M.

    Heyne.Niederschs.Staats-u.

    UniversittsbibliothekGttingen,

    Handschriftenabteilung

    DWB-Manuskript von M. Heyne(Sporader - Spre)

    Inhalt und Darstellung: Deutsches Wrterbuch - Arbeitsstelle Gttingen Urheberrechtlich geschtzt / Nachdruck verboten

  • 7/29/2019 Das Deutsche Wrterbuch

    5/9

    Grnde fr die Neubearbeitung und organisatorische Manahmen

    Die ersten Pla-nungen fr eineNe ube arbeitungdes DWB gehen

    auf das Jahr 1957zurck. Zu dieserZeit galten dievon den Grimmsbearbeiteten Tei-le A-F bereits als stark veraltetund konzeptionell vom brigenWerk abweichend. Die Material-basis der Unternehmensgrnder,ca. 600 000 Belegzettel fr diegesamte Alphabetstrecke, warfr die damalige Zeit zwar einimposantes Korpus, erwies sichaber spter als zu schmal und

    quellenmig zu unausgewogen.Uneinheitlichkeiten beim Stich-wortansatz, die Aussparung gan-zer Wortschatzbereiche (z.B.Fremdwrter) sowie der persn-lich-assoziative, z.T. auch norma-tive Wrterbuchstil waren weitereMngel, die eine Neubearbeitungerforderlich machten.

    Nach dem Willen der Initiato-ren Hans Neumann und Theo-dor Frings sollte das DeutscheWrterbuch

    ausgehend von den Grundvorstell-ungen der Brder Grimm und im inne-ren Anschlu an die zulezt erschienen-

    en Bnde [...] (2DWB Bd. 1, S. 3)

    nach vorne abgeschlossen wer-den.

    Alternative Vorschlge etwa einkurzer oder mittlerer Grimm dieman im Zuge der Neubearbeit-ungsplne diskutierte, wurden

    Erhaltung des Deutschen Wrterbuchs als zentrales lexikograph-

    isches Dokumentationsinstrument

    Darstellung der usuellen schriftsprachlichen neuhochdeutschen

    Wrter ab 1450 in ihrer gesamten historischen Bezeugung seit dem

    Althochdeutschen Im Gegensatz zur Erstausgabe keine einseitige literatursprachliche

    Orientierung Grundlage ist die Verkehrssprache, verstanden als

    ffentlicher (schriftlicher) Sprachgebrauch

    Aufnahme von Fremdwrtern

    Bercksichtigung von fach-, sonder- und regionalsprachlichen

    Elementen, sofern sie fester Bestandteil des allgemeinen Sprachge-

    brauchs waren oder sind

    Idiographisches Verfahren bei der Artikelgestaltung, d.h. das Einzel-

    wort und seine Geschichte stehen im Vordergrund; Wortschatzzu-

    sammenhnge werden nur am Rande bercksichtigt

    Darstellung des wortgeschichtlichen Befundes in einem etymolog-

    ischen und einem textquellenbezogenen Bedeutungsteil mit authen-

    tischen Textbelegen

    Bercksichtigung von fachwissenschaftlich-lexikographischen Anfor-derungen und Benutzerorientierung

    letztlich auf-gegeben. Dieseit den 50erJahren laufen-

    de Erstellungeines umfang-reichen Wort-archivs be-schrnkte sich

    bald auf die von den Grimms be-arbeiteten Teile.

    Die Bearbeitung der Stichwort-strecke A-Fwurde zwischen denArbeitsstellen Berlin (A-C) undGttingen (D-F) aufgeteilt. 1963,zum hundertsten Todestag von Ja-cob Grimm, erschien ein Probe-heft mit Artikeln, die im Rahmen

    einer internationalen Konferenzin Berlin diskutiert wurden. Dieerste Lieferung der Neubearbeit-ung (A-Abenteuer)erschien 1965.1970 folgte die erste Lieferungdes D-Bandes (D-Dmmerung).

    Die jeweiligen Arbeitsstellen

    be-fnden- sich- bis- heute- in- der-

    Trgerschaft der Berlin-Branden-burgischen Akademie der Wissen-schaften und der Akademie der

    Wissenschaften zu Gttingen, dieLieferungen erscheinen beim S.Hirzel Verlag, Stuttgart.

    Trotz der Tatsache, dasseine mglichst klare und bersicht-liche Erschlieung des wesentlichenwortgeschichtlichen Befundes unddamit auch eine durchgreifende Krz-ung gegenber der Darstellungsweise

    frherer Bnde (2DWB Bd. 1, S. 3)

    als Ziele formuliert wurden, blie-

    ben diese in Ermangelung einerkonzeptionellen Grundlage undderen arbeitstechnischer Umset-zung ohne Erfolg. Um 1985 war

    absehbar, dass bei gleichbleiben-der Bearbeitungsgeschwindigkeitnicht vor 2020 mit einem Ab-schluss gerechnet werden konn-te. Aus diesem Grunde wurde inder Gttinger Arbeitsstelle einStraffungskonzept erarbeitet.

    Durch eine genauere Bestimmungund Abgrenzung zentraler und pe-riphrer Elemente im Objekt- undDarstellungsbereich wurde dasWrterbuchkonzept entschlackt.Benutzbarkeit und Abschlie-barkeit im Anschluss an aktu-elle Forschungs- und Benutzer-interessen standen zunehmendim Mittelpunkt. Auerdem hal-fen zahlreiche organisatorischeund technische Manahmen undderen konsequente Umsetzungdas Arbeitstempo zu verdoppeln.Der Abschluss des Gttinger Be-arbeitungsteils D-F wurde da-durch 2006 planmig erreicht.

    Zu dieser Zeit zeigte der BerlinerAnteil deutliche Bearbeitungs-rckstnde. Aufgrund einer neuen

    Aufteilung wurden etwa 500 000Belege aus der Berliner Arbeits-stelle, beginnend mit dem ArtikelBetrieb, nach Gttingen berstelltund sollen bis 2012 in fnf Liefer-ungen bearbeitet werden.

    Ziele und konzeptionelle Grundzge der Neubearbeitung

    Quellen- und Materialbasis der Neubearbeitung

    Die Quellengrundlage des Gt-tinger Neubearbeitungsteils be-steht aus ca. 6000 Texten vom8. bis zum 20. Jahrhundert. DieTexte bilden einen Querschnittder verschiedenen Schichtendes verkehrssprachlichen Ge-brauchs; neben literarischenQuellen wurden auch Sachtexte

    bercksichtigt. Aus den Quellen-texten erhielt man durch Lese-exzerption etwa 2,6 MillionenBelegzettel, die in Form von Text-verflmung- und- xero-graphi-scher-

    Reproduktion Originalausschnittezeigen.

    Die Berliner Quellensammlungsttzt sich auf 4000 Quellen, ber-wiegend aus dem Zeitraum vom15. bis 20. Jahrhundert. Die haupt-schlich maschinen- und hand-schriftlich gefertigten Exzerptebelaufen sich auf ca. 3 Millionen.Das Belegarchiv, das den Lexi-kographen als Materialgrundlage

    bei der Artikelabfassung dient,gilt im Prinzip als abgeschlossen.Bei offensichtlichen Lcken im

    Belegmaterial wird punktuellnachgesammelt.

    Auerdem sind im Bearbeitungs-teil B-C verstndnissicherndeRckgriffe auf die Originaltextenotwendig.

    ber das Belegarchiv hinausstehen zustzliche Sammlungen(etwa das Zweitexemplar desTbinger Luther-Archivs) undein umfangreicher Bibliotheksbe-stand als Hilfsmittel zur Verf-gung.

    H. Neumann

    1903 - 1990

    Th. Frings

    1886 - 1968

    Konferenz zur Neubearbeitung,

    Berlin 1963

    Abteilung Grimm-Wrterbuch, Berlin 1952Belegzettel Gttingen

    Belegzettel Berlin

    Arbeitstelle Gttingen im

    Historischen Gebude der SUB

    4Das Deutsche WrterbuchNeubearbeitung

    Bildnachweise:UniversittsarchivLeipzigN04209;BundesarchivBild183-13492-0006;ArbeitsstelleDeutschesWrterbuchBerlin;ArbeitsstelleDeutschesWrterbuchGttingen

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  • 7/29/2019 Das Deutsche Wrterbuch

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    d 5Die Neubearbeitung des Deutschen WrterbuchsVom Textkorpus zum WrterbuchartikelTexte als Abbild des

    schriftsprachlichenGebrauchs vom16. - 20. Jahrhundert(einschlielich derVorstufen)

    f Sachgebiete der zugrunde gelegten Texte g

    Ats Gog. Hist. Js. Ling. Lit. Ms. Md. Math. Nat. Phil. Pol. Spot Thol.

    ahd.

    fZeitrume

    g

    mhd.

    1450 - 1499

    1500 - 1599

    1600 - 1699

    1700 - 1799

    1800 - 1899

    1900 - 1999

    2000 -

    Reprsentative Text-auswahl zur Abbildungdes Gebrauchs derdeutschen Schrift-sprache in einemMischsystem von Text-gruppen, Textformen,Sachgebieten undPerioden

    Erstellung von Beleg-material fr einzelneWrter im AlphabetD - F bzw. A - C: Elek-tion Lemmatisierung Alphabetisierung Archivierung

    kamhattn also di

    kistn nd kastn das hasgmt, als d fh ingli-tt a ntohn ti,

    dn gafn z ntfnn,wid angknpft

    divingng d

    widwitshaft infolgintnsivn tis d land-

    witshaft dkt di zahl dshaf shon is 1873 af 25

    millionn ha

    Manuskriptfassung Druckversion Lieferungbetriebm.lehnwort aus mnd. bedrfm. oder abl. von betreiben vb. in den bedeutungen1 und 2 ist der plur. ungebruchlich.

    1|zielorientiertes handeln.a|veranlassung. meist in verbindung mit auf, aus oderdurch betrieb von.

    jnger abgelst vonbetreiben vb.:(u1600)|dem (knig von Frankreich) sein bruder Carolus .. auf betrieb dertreulosen mutter und der von Guise bse rger macht Wedelhausb. 193 LV.1661|man urteilt, da solches (ein schelmischer brief) Nedhams betriebgewesenZesenverschmhete majestht 322.1723|es (ist) durch unglck und nicht durch seinen betrieb v erlohrengangen russ. land-recht 75.1792|der hofprediger Stark .. (war) eben damals .. nach Darmstadt berufen.., und zwar auf betrieb des erbprinzenlaukhardleben 1,316.

    1811|kaum hatten also die kisten und kasten das haus gerumt, als derfrher eingeleitete aber unterbrochene betrieb, den grafen zu entfernen,

    wieder angeknpft wurdeGoetheI 26,176 W.1898|inzwischen war in Berlin auf betrieb der conservativen partei einbeschlu gefat worden Bismarck gedanken (1920)1,162 va.b|dasbewirken, ausben, betreiben von etwas:(u1600)|sonderbahre bernatrliche wunder gottes, deren betrieb u ndursachen er den menschen verhohlen sein lassen will Wedelhausb. 305 LV.

    (1696)|damit diejenigen, so solche (bergwerke) anzubauen belieben tragen,.. den betrieb derselben dergestalt einrichten zu lassen, da sie gewisser ..

    freyheiten sich zu erfreuen haben sollen corp. ivr. metallici 689 W.1781|so mu der commissarius .. ihn zum weitern betrieb der sache an dasgericht verweisen corp. jur. fridericianum 1,2,331.1809|zum betriebe des gewerbes wird vor allen erfordert: 1) ein fhigessubjekt; 2) kapital; 3) ein landgut thaergrundstze 1,14.

    (v1864)|mag er (arbeiter) sich vom betriebe eines eigenen kleinengeschfts nhren lassallereden u. schr. [1891]3,123.1900|die verringerung der weidewirtschaft infolge intensiven betriebs derlandwirtschaft drckte die zahl der schafe schon bis 1873 auf 25 millionen

    herabVoiGtin: handelspolitik 1,164.1989|der abbruch der groformatigen ziegel kam billiger als deraufwendige betrieb einer ziegelei krGer mawerk 15.

    2003|einer einmaligen anfangsinvestition folgen sehr tiefe kosten frbetrieb und unterhalt n. zrch. ztg. (8./9.11.)51c.

    Dtshs

    WrTerbucH

    vonJao Gimm nd Wilhlm Gimm

    NEUBEARBEITUNG

    Hasggn von dblin-bandngishn Akadmi d Wissnshaftn

    nd dAkadmi d Wissnshaftn z Gttingn

    5. band

    1. Lifng

    BETRIEB BIEGEN

    lexikographische Be-arbeitung des Beleg-materials am Zettel-kasten; Erstellungder Bedeutungs-gliederung, Auswahlder abzubildenden

    Belege

    betrieb m. lehnwort aus mnd. bedrfm. oder abl. von betreiben vb. in

    den bedeutungen 1 und 2 ist der plur. ungebruchlich. 1 zielorientierteshandeln. a veranlassung. meist in verbindung mit auf, aus oder durchbetrieb von. jnger abgelst von betreiben vb.: (u1600) dem (knig von

    Frankreich) sein bruder Carolus .. auf betrieb der treulosen mutter und

    der von Guise bse rger macht Wedelhausb. 193 LV. 1661 man urteilt,da solches (ein schelmischer brief) Nedhams betrieb gewesen Zesenverschmhete majestht 322. 1723 es (ist) durch unglck und nichtdurch seinen betrieb verlohren gangen russ. land-recht 75. 1792 derhofprediger Stark .. (war) eben damals .. nach Darmstadt berufen .., undzwar auf betrieb des erbprinzen laukhard leben 1,316. 1811 kaumhatten also die kisten und kasten das haus gerumt, als der frher

    eingeleitete aber unterbrochene betrieb, den grafen zu entfernen, wiederangeknpft wurde GoetheI 26,176 W. 1898 inzwischen war in Berlinauf betrieb der conservativen partei ein beschlu gefat worden Bismarck

    gedanken (1920)1,162 va. b das bewirken, ausben, betreiben vonetwas: (u1600) sonderbahre bernatrliche wunder gottes, deren betriebund ursachen er den menschen verhohlen sein lassen will Wedelhausb. 305

    LV. (1696) damit diejenigen, so solche (bergwerke) anzubauen beliebentragen, .. den betrieb derselben dergestalt einrichten zu lassen, da siegewisser .. freyheiten sich zu erfreuen haben sollen corp. ivr. metallici 689W. 1781 so mu der commissarius .. ihn zu m weitern betrieb der sache andas gericht verweisen corp. jur. fridericianum 1,2,331. 1809 zum betriebedes gewerbes wird vor allen erfordert: 1) ein fhiges subjekt; 2) kapital; 3)

    ein landgut thaergrundstze 1,14. (v1864) mag er (arbeiter) sich vombetriebe eines eigenen kleinen geschfts nhren lassalle reden u. schr.[1891]3,123. 1900 die verringerung der weidewirtschaft infolge intensivenbetriebs der landwirtschaft drckte die zahl der schafe schon bis 1873 auf25 millionen herabVoiGtin: handelspolitik 1,164. 1989 der abbruch dergroformatigen ziegel kam billiger als der aufwendige betrieb einer ziegeleikrGermawerk 15. 2003 einer einmaligen anfangsinvestition folgen sehrtiefe kosten fr betrieb und unterhalt n. zrch. ztg. (8./9.11.)51c. c ttigkeit,aktivitt auf etwas hin, das auf-etwas-hinarbeiten: (u1600) zugleich .. istan die meinen mein wille .., da sie folgende wolgemeinte erinnerungen und

    lehren .. in alle ihrem betrieb und handlungen rechtschaffen ohn gleinereipracticiren und ben Wedel hausb. 5 LV. (1772) man muss suchen,es dahin zu bringen, dass die manufacturen .. einfrmig und mit gleichembetriebe fortarbeiten Bsch staatswirtschaft (1780)3,92. 1804 Flaxmans

    Manuskripterstellung,redaktionelle ber-prfung, Zitiertitel- undDatenprfgnge,Korrekturen, Satzge-staltung fr die Druck-legung

    Exzerption der Texte

    Sortierung der Belegexzerpte nach Stichwrtern

    Inhalt und Darstellung: Deutsches Wrterbuch - Arbeitsstelle Gttingen Urheberrechtlich geschtzt / Nachdruck verboten

  • 7/29/2019 Das Deutsche Wrterbuch

    7/9

    6Die Neubearbeitung des Deutschen WrterbuchsBenutzerfragen

    In welchen Texten ndet man das Wort in dieser

    Bedeutung?

    Woher kommt das Wort ?

    Welche Wortart hat das Stichwort?

    Welche Zusammensetzungen gibt es?

    Welche Bedeutungen hat das Stichwort?

    Gibt es weitere Bedeutungen?Wann ist das Wort in dieser Bedeutung

    bezeugt?

    Wieviele Zusammensetzungen gibt es?

    Seit wann gibt es Wortbildungen zu diesem

    Stichwort?

    Welche Informationen erhalte ich noch?

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  • 7/29/2019 Das Deutsche Wrterbuch

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    7Die Neubearbeitung des Deutschen WrterbuchsArtikelstruktur

    [...]

    [...]

    [...]

    [...]

    [...]

    lteste

    Bezeugung der

    entsprechenden Be-

    deutung

    Belegdatierung

    lteste

    Bezeugung der

    Zusammensetzung

    Bedeutungsteil

    bildetdasZentrumjedesArtikels

    BedeutungsangabeninGliederungsmarken,

    chronologischvonderltestenbiszujngs -

    tenBezeugung

    Textzitate(Belege)inchronologischerRei-

    henfolgezeigendieBedeutungsgeschichte

    desStichwortes

    Einleitungsteil

    Wortentwicklungwirdbeschrieben:

    - Wortgeschichte(Etymologie)

    - ggf.Entlehnungszusammenhnge

    - Wortbildungsangabe

    LngeundAusfhrlichkeitjenachWort

    unterschiedlich

    Stichwortgruppe

    Lemmaindergegenwrtigenbzw.zuletzt

    blichenBezeugungsform

    AngabedesGenus(beiSubstantiven)oder

    derWortart

    Gliederungsmarke mit

    lexikographischem

    Beschreibungstext

    Kompositionsgruppe

    AuswahlvonZusammensetzungenmitdem

    Stichwort

    AngabederGesamtzahlan(imDWBvor-

    handenen)Zusammensetzungen

    AufnahmeinalphabetischerReihenfolge

    BelegabbildunginFormvonStellenanga-

    ben:Nachweisberdasjeweilsltesteund

    jngsteVorkommen

    Strichmarke

    illustriertbesondereGebruchedesStichwortes

    ]

    ]

    jngste

    Bezeugung der

    entsprechenden Be-

    deutung

    ]

    Belegdatierung

    jngste

    Bezeugung der

    Zusammensetzung

    ]

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  • 7/29/2019 Das Deutsche Wrterbuch

    9/9

    Das Deutsche Wrterbuch im zeitgeschichtlichen Kontext

    Das Deutsche Wrterbuch der Brder Grimm wurzelt mitwesentlichen Teilen seiner gedanklichen Grundlagen in denGegebenheiten des frhen 19. Jahrhunderts. Wie das von Jacob

    Grimm verfasste Vorwort des Wrterbuchs erkennen lsst, spieltbeispielsweise fr die Auswahl der Quellen der zeitgenssischeliterarische Bildungskanon eine gewichtige Rolle. Danebenndet sich eine romantische Wertschtzung mittelalterlicher

    und frhneuzeitlicher Quellen, aber auch solcher Quellen, dieder einfachen Volkssprache entstammen. In besonderer Weise

    fr den Beginn des Wrterbuchs kennzeichnend sind auch dieAbsichten der Brder Grimm, das Wrterbuch als nationales

    Heiligtum zu etablieren und ber die Weckung von Sprachstolz

    zugleich Nationalstolz zu erzeugen. Mit den Stichworten national,

    brgerlich-liberal und demokratisch knnen die Bestrebungenumrissen werden, die hinter solchen Instrumentalisierungenstanden. Letztlich waren es auch diese politischen Bestrebungen,die zur Grndung des Wrterbuchunternehmens fhrten: AlsVertreter der Gttinger Sieben gerieten die Brder Grimm 1837

    in den hannoverschen Verfassungskonikt und wurden aus

    ihren mtern entlassen. Das Verlagsangebot, ein mehrbndigesgeschichtliches Wrterbuch zu erarbeiten, entsprang u.a. demZiel einer materiellen Sicherung der Grimms. Nach dem Tod

    von Jacob und Wilhelm Grimm lsst sich eine vergleichbareunmittelbare politische Anbindung des Wrterbuchs nichtmehr beobachten, auch wenn das Werk nach 1871 durchaus als

    nationales Wrterbuch im Sinn des neu gegrndeten Deutschen

    Reichs betrachtet wurde. Ein konservativer brgerlicher Horizontprgte z.B. mit der Orientierung am literarischen Kanon auch die

    weitere Entwicklung des Wrterbuchs. Viele zeitgeschichtlicheStrmungen und Ereignisse blieben dagegen von sehr geringerWirkung. (Deutsches Wrterbuch - Arbeitsstelle Gttingen)