Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der ...€¦ · Das Forschungsvorhaben...

28
241 BayLfU 156 (2001) 1 Einleitung Wie führt man ein Artenhilfsprogramm für eine ganze Tier- gruppe durch, die aufgrund starker Bestandseinbußen gemeinhin als sehr selten gilt, wobei die Gewichtung der Ursachen für den Rückgang aber im Einzelnen nicht klar ist; wenn das Wissen über die Biologie und Ökologie der ein- zelnen Arten unvollständig und heterogen ist; von der sich einige Arten ganz oder in Teilen ihres Jahres- zyklus eng dem Menschen angeschlossen haben, die also Kulturfolger sind; deren Arten weite Landschaftsteile als Lebensraum rela- tiv unspezialisiert nutzen, so dass konkrete lebensraum- verbessernde Maßnahmen schwer umsetzbar sind? Das Artenhilfsprogramm „Fledermäuse“ in Bayern wurde 1985 vom Bayerischen Landesamt für Umweltschutz (LfU) im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Landes- entwicklung und Umweltfragen (StMLU) begonnen. Wegen der zahlreichen offenen Fragen wurde es als Forschungsvor- haben mit dem Namen „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“ konzipiert 1 . Für die Durchfüh- rung wurden zwei Koordinationsstellen für den Fledermaus- schutz in Nord- und in Südbayern eingerichtet: für die Regie- rungsbezirke Mittel-, Ober- und Unterfranken sowie die Oberpfalz am Institut für Zoologie II der Universität Erlan- gen-Nürnberg unter Leitung von Professor O. v. Helversen; der derzeitige Hauptbearbeiter an der Koordinationsstelle Nordbayern ist M. Hammer. Die Koordinationsstelle für Fle- dermausschutz Südbayern, zuständig für die Regierungs- bezirke Niederbayern, Oberbayern und Schwaben, war zunächst an der Regierung von Oberbayern unter Leitung von Dr. K. Richarz und dann A. Schumm und A. Liegl ange- siedelt; seit 1995 ist sie organisatorisch dem zoologischen Institut der Universität München, Abteilung Professor G. Neuweiler, unter Leitung von Dr. A. Zahn angegliedert 2 . Dem LfU obliegt gleichzeitig die Gesamtkoordination und die fachliche Aufsicht über beide Koordinationsstellen. Die wichtigsten Inhalte des Forschungsvorhabens und da- mit die Aufgaben der Koordinationsstellen sind: Bestandserfassung und Monitoring bekannter Fleder- mausquartiere, Information der Öffentlichkeit über Anliegen und Not- wendigkeit des Fledermausschutzes, Aufbau eines Betreuungssystems für wichtige Fleder- mausquartiere durch lokale Naturschützer, Beratung, Schulung und Weiterbildung von haupt- und ehrenamtlich tätigen Fledermausschützern und Arbeits- gruppen, die Fledermauserfassungen durchführen, Information und Beratung der Naturschutz- und ande- rer Behörden sowie von Berufsverbänden in Fragen des Fledermausschutzes, Information und Beratung von Privatleuten und Institu- tionen, in deren Gebäuden Fledermäuse siedeln, Beobachtung der Bestandsentwicklung in Quartieren, in denen Umbau- und Schutzmaßnahmen durchgeführt wurden (Erfolgskontrolle), Erarbeitung spezieller Schutzprogramme für einzelne besonders gefährdete Arten oder Quartiere bzw. Unter- suchung schutzrelevanter Aspekte der Ökologie solcher Arten, Kontrolle potenzieller Fledermausquartiere. Diese Übersicht zieht nach 15 Jahren Tätigkeit der Koordi- nationsstellen für Fledermausschutz eine Zwischenbilanz des Artenhilfsprogramms „Fledermäuse“ in Bayern. Anhand einiger Arten, der Quartiersituation sowie neuerer interna- tionaler Anforderungen des Fledermausschutzes werden wichtige Ergebnisse des Forschungsvorhabens vorgestellt und offene Fragen diskutiert. 2 Organisation des Fledermaus- schutzes in Bayern 2.1 Rechtlicher Hintergrund Alle einheimischen Fledermäuse sind nach bundesdeutschem Artenschutzrecht streng geschützte Tierarten, d.h. sie dür- fen weder mutwillig gestört oder gefangen werden noch dür- Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“ Bernd-Ulrich Rudolph, Matthias Hammer und Andreas Zahn 1 Beide Begriffe – „Artenhilfsprogramm Fledermäuse“ und For- schungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäu- se in Bayern“ – werden in diesem Beitrag synonym gebraucht; streng genommen umfasst das Artenhilfsprogramm jedoch v.a. wegen der viel- fältigen Aktivitäten der Naturschutzbehörden weitere Schutzaspekte. 2 Die Adressen der Koordinationsstellen sind den Autorenanschriften am Ende des Beitrages zu entnehmen.

Transcript of Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der ...€¦ · Das Forschungsvorhaben...

Page 1: Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der ...€¦ · Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“ 242 BayLfU 156 (2001)

241BayLfU 156 (2001)

1 Einleitung

Wie führt man ein Artenhilfsprogramm für eine ganze Tier-gruppe durch, • die aufgrund starker Bestandseinbußen gemeinhin als sehr

selten gilt, wobei die Gewichtung der Ursachen für denRückgang aber im Einzelnen nicht klar ist;

• wenn das Wissen über die Biologie und Ökologie der ein-zelnen Arten unvollständig und heterogen ist;

• von der sich einige Arten ganz oder in Teilen ihres Jahres-zyklus eng dem Menschen angeschlossen haben, die alsoKulturfolger sind;

• deren Arten weite Landschaftsteile als Lebensraum rela-tiv unspezialisiert nutzen, so dass konkrete lebensraum-verbessernde Maßnahmen schwer umsetzbar sind?

Das Artenhilfsprogramm „Fledermäuse“ in Bayern wurde1985 vom Bayerischen Landesamt für Umweltschutz (LfU)im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Landes-entwicklung und Umweltfragen (StMLU) begonnen. Wegender zahlreichen offenen Fragen wurde es als Forschungsvor-haben mit dem Namen „Bestandsentwicklung und Schutzder Fledermäuse in Bayern“ konzipiert1. Für die Durchfüh-rung wurden zwei Koordinationsstellen für den Fledermaus-schutz in Nord- und in Südbayern eingerichtet: für die Regie-rungsbezirke Mittel-, Ober- und Unterfranken sowie dieOberpfalz am Institut für Zoologie II der Universität Erlan-gen-Nürnberg unter Leitung von Professor O. v. Helversen;der derzeitige Hauptbearbeiter an der KoordinationsstelleNordbayern ist M. Hammer. Die Koordinationsstelle für Fle-dermausschutz Südbayern, zuständig für die Regierungs-bezirke Niederbayern, Oberbayern und Schwaben, warzunächst an der Regierung von Oberbayern unter Leitungvon Dr. K. Richarz und dann A. Schumm und A. Liegl ange-siedelt; seit 1995 ist sie organisatorisch dem zoologischenInstitut der Universität München, Abteilung Professor G.Neuweiler, unter Leitung von Dr. A. Zahn angegliedert2.

Dem LfU obliegt gleichzeitig die Gesamtkoordination unddie fachliche Aufsicht über beide Koordinationsstellen.

Die wichtigsten Inhalte des Forschungsvorhabens und da-mit die Aufgaben der Koordinationsstellen sind:• Bestandserfassung und Monitoring bekannter Fleder-

mausquartiere,• Information der Öffentlichkeit über Anliegen und Not-

wendigkeit des Fledermausschutzes,• Aufbau eines Betreuungssystems für wichtige Fleder-

mausquartiere durch lokale Naturschützer,• Beratung, Schulung und Weiterbildung von haupt- und

ehrenamtlich tätigen Fledermausschützern und Arbeits-gruppen, die Fledermauserfassungen durchführen,

• Information und Beratung der Naturschutz- und ande-rer Behörden sowie von Berufsverbänden in Fragen desFledermausschutzes,

• Information und Beratung von Privatleuten und Institu-tionen, in deren Gebäuden Fledermäuse siedeln,

• Beobachtung der Bestandsentwicklung in Quartieren, in denen Umbau- und Schutzmaßnahmen durchgeführtwurden (Erfolgskontrolle),

• Erarbeitung spezieller Schutzprogramme für einzelnebesonders gefährdete Arten oder Quartiere bzw. Unter-suchung schutzrelevanter Aspekte der Ökologie solcherArten,

• Kontrolle potenzieller Fledermausquartiere.

Diese Übersicht zieht nach 15 Jahren Tätigkeit der Koordi-nationsstellen für Fledermausschutz eine Zwischenbilanzdes Artenhilfsprogramms „Fledermäuse“ in Bayern. Anhandeiniger Arten, der Quartiersituation sowie neuerer interna-tionaler Anforderungen des Fledermausschutzes werdenwichtige Ergebnisse des Forschungsvorhabens vorgestelltund offene Fragen diskutiert.

2 Organisation des Fledermaus-schutzes in Bayern

2.1 Rechtlicher Hintergrund

Alle einheimischen Fledermäuse sind nach bundesdeutschemArtenschutzrecht streng geschützte Tierarten, d.h. sie dür-fen weder mutwillig gestört oder gefangen werden noch dür-

Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutzder Fledermäuse in Bayern“

Bernd-Ulrich Rudolph, Matthias Hammer und Andreas Zahn

1 Beide Begriffe – „Artenhilfsprogramm Fledermäuse“ und For-schungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäu-se in Bayern“ – werden in diesem Beitrag synonym gebraucht; strenggenommen umfasst das Artenhilfsprogramm jedoch v.a. wegen der viel-fältigen Aktivitäten der Naturschutzbehörden weitere Schutzaspekte.

2 Die Adressen der Koordinationsstellen sind den Autorenanschriftenam Ende des Beitrages zu entnehmen.

Page 2: Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der ...€¦ · Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“ 242 BayLfU 156 (2001)

Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“

242 BayLfU 156 (2001)

fen ihre Lebensstätten beeinträchtigt oder beseitigt werden.Der Vollzug des Artenschutzrechtes liegt bei den Natur-schutzbehörden. Im Juli 1993 ist Deutschland dem internationalen Abkom-men zur Erhaltung der Fledermäuse in Europa beigetreten,einem Regionalabkommen im Rahmen der Bonner Konven-tion zum Schutz wandernder Tierarten. Dieses Abkommensieht die länderübergreifende Sicherung der Fledermausvor-kommen in Europa vor und verfolgt dafür im Einzelnen dieZiele: Bestandserfassung, Erhaltung der Quartiere undLebensräume, Öffentlichkeitsarbeit zur Bewusstseinsbil-dung und als Grundlage für den Schutz der Tiere sowieGrundlagenforschung. Die Staaten, die das Abkommen ratifi-ziert haben, haben sich zur Umsetzung dieser Ziele ver-pflichtet. Seit Juli 1992 gilt in der EU die Richtlinie 92/43/EWG zumSchutz und zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume undwildlebenden Tiere und Pflanzen, kurz „Fauna-Flora-Habi-tat-Richtlinie“ (FFH-Richtlinie). Sechs in Bayern vorkom-mende Fledermausarten sind im Anhang II der Richtlinieals streng zu schützende Arten genannt, zu deren Erhaltung„besondere Schutzgebiete“ eingerichtet werden müssen: Gro-ße und Kleine Hufeisennase, Großes Mausohr, Bechstein-und Wimperfledermaus sowie Mopsfledermaus. Die FFH-Richtlinie sieht für den Schutz der Lebensstätten undLebensräume dieser Arten konkrete Erhaltungsmaßnahmenvor; beeinträchtigte Lebensräume sollen in einen günstigerenErhaltungszustand überführt werden. Die besonderen Schutz-

gebiete werden Teile des europäischen SchutzgebietsnetzesNatura 2000. Auf den Zusammenhang zwischen demArtenhilfsprogramm „Fledermäuse“ und der FFH-Richtli-nie wird später noch eingegangen (vgl. Kap. 8.2).

Wie fügen sich nun das Forschungsvorhaben und die Arbeitder Koordinationsstellen in diese Verpflichtungen, die sichaus nationalem und internationalem Recht ergeben, ein? Tab. 1zeigt ein Schema zum Aufbau des Artenhilfsprogramms unddes Fledermausschutzes in Bayern.

2.2 Aufbau der Koordinationsstellen für Fledermausschutz

Die fachliche Aufsicht für das Forschungsvorhaben „Be-standsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“hat das Bayerische Landesamt für Umweltschutz inne. Fürseine Durchführung stellt das Bayerische Staatsministeriumfür Landesentwicklung und Umweltfragen jährlich etwa170.000 DM zur Verfügung. Daraus werden u.a. an den bei-den Universitäten zwei Fachkräfte in halben Stellen finan-ziert, daneben auch freie Mitarbeiter über Werkverträge. DieLaufzeit des Forschungsvorhabens erstreckt sich jeweils überzwei Jahre.

Seit 1985 haben die folgenden Mitarbeiter der Koordina-tionsstellen am Forschungsvorhaben mitgewirkt:

Tab. 1: Organisation des Artenhilfsprogramms und des Fledermausschutzes in Bayern (aus SCHLAPP 1996, ergänzt).

Staatsministerium für Landes-entwicklung und Umweltfragen• Mittelbereitstellung• Internationale und Bundesangelegenheiten• Herausgabe Arten- und Biotopschutz-

programm• Meldung von FFH-Gebieten

Regierungen

• Vollzug Artenschutzrecht, u.a. Ausnahme-genehmigungen

• Vollzugs- und Förderkoordination• Ausweisung von Naturschutzgebieten• Umsetzung spezieller Artenhilfsprogramme

Landratsämter, kreisfreie Städte

• einzelfallbezogene Förderung (z.B. quartier-verbessernde Maßnahmen)

• Sicherung von Quartieren, u.a. Ausweisung von Naturdenkmälern und Landschafts-bestandteilen, Verschluss von bedeut-samen Winterquartieren

• Öffentlichkeitsarbeit

Landesamt für Umweltschutz

• Gesamtkoordination• zentrale Datenhaltung• wissenschaftliche Auswertung• Fachkonzepte und Schutzprogramme• Bericht zum Fledermausabkommen• Vorschlag von FFH-Gebieten• Koordination Fledermausatlas• Kontakte zu Fachbehörden u.a.

Koordinationsstellen Nord- und Südbayern• Bestandserhebungen• Monitoring

wissenschaftliche Auswertung• Beratung und Betreuung in wichtigen

Fällen• Fortbildung• Öffentlichkeitsarbeit• Untersuchung schutzrelevanter Aspekte

der Ökologie der Fledermäuse• Kontakte zu Berufsverbänden und Kirchen-

ämtern

Ehrenamtliche

• Quartierbetreuung• Bestandserhebung• Einzelberatung• Öffentlichkeitsarbeit vor Ort

FFaacchhlliicchhee uunndd oorrggaanniissaattoorriisscchhee GGrruunnddllaaggeenn ddeess FFoorrsscchhuunnggssvvoorrhhaabbeennss//UUmmsseettzzuunngg

GGeesseettzzeessvvoollllzzuugg uunndd ssttaaaattlliicchhee FFöörrddeerruunngg ddeess FFlleeddeerrmmaauusssscchhuuttzzeess

Page 3: Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der ...€¦ · Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“ 242 BayLfU 156 (2001)

Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“

243BayLfU 156 (2001)

Nordbayern: Klaus Albrecht, Bettina Cordes, Hartmut Gei-ger, Matthias Hammer, Georg Knipfer, Helmut Kriegbaum,Felix Matt, Angelika Meschede, Brigitte Pink, Bernd-Ulrich Rudolph, Bernhard Walk, Marc Weinkauf.

Südbayern: Barbara Dippel, Steffi Federl, Dorothea Frie-mel, Eva Kriner, Friedrich Kronwitter, Kathrin Krüger-Bar-vels, Carmen Liegl, Hermann Limbrunner, Sandra Maier,Robert Mayer, Susanne Morgenroth, Ute Rindle, Doris Wen-ger, Andreas Zahn.

Die Gesamtleitung hatten in dieser Zeit: Klaus Richarz,Alfred Schumm, Alois Liegl, Georg Schlapp, Bernd-UlrichRudolph.

Die Koordinationsstellen halten engen Kontakt zu den höhe-ren und unteren Naturschutzbehörden und zu den zahlrei-chen ehrenamtlich tätigen Fledermausschützern, die über-wiegend in den Kreisgruppen der Naturschutzverbände orga-nisiert sind. Die Zahl der aktiven Fledermausschützer inBayern beläuft sich mittlerweile auf ca. 250–300. Sie sindvielfach die ersten Ansprechpartner für die Bevölkerung inden Landkreisen und Städten und tragen viel zur Bewusst-seinsbildung und Sensibilisierung der Öffentlichkeit, zur Be-standserfassung und zum Schutz der Quartiere bei. Eine deut-liche Entlastung der Koordinationsstellen ist auch durch dieÜberprüfung von Hinweisen auf Fledermausvorkommengegeben, denn die Kontrolle aller gemeldeter, vielfach auchunsicherer Objekte auf Fledermausbesatz ist sehr zeitauf-wendig und kann von den Koordinationsstellen nicht geleis-tet werden; sie wird daher zu einem Großteil durch die loka-len Fledermauskundler/-schützer übernommen. Diese müs-sen häufig auch in „Feuerwehreinsätzen“ spontan handelnund beraten, beispielsweise wenn Fledermäuse bei Reno-vierungsarbeiten oder Baumfällungen entdeckt werden.

Eine wesentliche Aufgabe der Koordinationsstellen ist es,die aktiven Fledermausschützer durch Schulungen, gemein-same Begehungen u.Ä. weiterzubilden und das methodi-sche Vorgehen bei den Zählungen aufeinander abzustim-men. Die Aufrechterhaltung eines bayernweit hohen fach-lichen Standards im Fledermausschutz und bei der Erfassungund Dokumentation der Vorkommen wird vom LfU als sehrwichtige Aufgabe der Koordinationsstellen angesehen. Beiden Koordinationsstellen laufen die Daten aus allen Lan-desteilen zusammen und werden ausgewertet. Die Bewer-tung der Bestandsentwicklung erfolgt aus überörtlicher Sichtund kann ganz anders ausfallen als die Einschätzung vonBestandstrends einzelner Kolonien. Dies ist wichtig, wennes beispielsweise gilt, lokale Bestandsabnahmen, die imZusammenhang mit Nachbarkolonien gesehen keinenRückgang darstellen, in einen über den jeweiligen Land-kreis hinaus reichenden Bezug zu stellen. Da die Mitarbeiterder Koordinationsstellen aber i. d. R. mit den ehrenamtlichenMitarbeitern gemeinsame Exkursionen durchführen (vgl.Kap. 3.1 bis 3.6), können Gründe für Bestandsveränderungenmeistens auch vor Ort diskutiert werden.

Die Koppelung der Koordinationsstellen für Fledermaus-schutz an die Universitäten Erlangen und München bringtetliche Vorteile mit sich: • Sie gewährleistet ein hohes fachliches Niveau bei der

Durchführung des Forschungsvorhabens und bei der Be-wertung von Fledermausschutzanliegen.

• Die Koordinationsstellen sind unabhängig und damit vonallen Seiten respektiert.

• Im Bedarfsfall können bei speziellen Fragestellungenmoderne Methoden der Feldforschung wie Telemetrie (vgl.Kap. 3.4) oder Aufzeichnung von Echoortungsrufen ange-wandt und bei der Bewältigung solcher umfangreichenAufgaben auf das Angebot von studentischen Hilfskräftenzurückgegriffen werden; im Rahmen spezieller Veranstal-tungen wie Exkursionen oder Freilandpraktika könnenEinzelfragen zu Fledermausvorkommen gelöst werden.

• An den Universitäten wird angewandte Grundlagenfor-schung zur Ökologie der einheimischen Arten im Rah-men von Diplom-, Staatsexamens- oder Doktorarbeitendurchgeführt (vgl. v. HELVERSEN 1989), deren Ergebnisseunmittelbar in Schutzkonzepte einfließen können. Dip-lomarbeiten werden auch von den Koordinationsstellenangeregt und betreut (vgl. Kap. 7).

3 Schutz und Monitoring von Fledermauskolonien

Zu den zentralen Aufgaben des Forschungsvorhabens ge-hören die Erfassung der Fledermausvorkommen sowie dieDauerbeobachtung von Fledermausbeständen zur Über-wachung der Bestandsentwicklung.

In den Anfangsjahren des Artenhilfsprogramms war die Kon-trolle potenzieller Quartiere – in erster Linie auffällige Gebäu-de wie Kirchen, Klöster, Schlösser – eine der Schwer-punkttätigkeiten der Mitarbeiter der Koordinationsstellen;auch viele Fledermausschutzgruppen und Einzelpersonenbegannen ihre Arbeit in den Landkreisen mit derartigen Kar-tierungsarbeiten. Bis heute fand sowohl in den Städten alsauch in allen Landkreisen Bayerns zumindest eine Grund-inventarisierung der auffälligen potenziellen Fledermaus-quartiere statt. Der Kenntnisstand über die Verbreitung derDachböden besiedelnden Arten in Bayern ist also gut (vgl.Kap. 3.1 bis 3.4). Anders verhält es sich bei den Arten, die Baumhöhlen oderSpaltenquartiere an Gebäuden besiedeln. Hier hängt derregionale Erfassungsgrad ganz wesentlich von den Akti-vitäten der Fledermausschützer vor Ort, der Öffentlich-keitsarbeit oder auch von speziellen Untersuchungen undwissenschaftlichen Arbeiten ab.

Die Dauerbeobachtung (Monitoring) erfolgt im Rahmen desForschungsvorhabens zum einen an gut zählbaren Arten inSommerquartieren, also am Mausohr, der Wimperfleder-maus und an Großer und Kleiner Hufeisennase in den

Page 4: Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der ...€¦ · Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“ 242 BayLfU 156 (2001)

Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“

244 BayLfU 156 (2001)

Wochenstubenkolonien sowie an Kolonien der Zweifarb-fledermaus, zum anderen in Winterquartieren, insbesonderein anthropogenen Quartieren in Nordbayern, die über-sichtlicher sind als Karsthöhlen und leichter begangen wer-den können (vgl. Kap. 4). Das bayerische Fledermaus-Moni-toringprogramm ist so angelegt, dass es eine unabhängigeDauerbeobachtung der Bestandsentwicklung der verschie-denen Arten darstellt, aber auch als Erfolgskontrolle vonSchutzmaßnahmen an einzelnen Kolonien oder Quartierenbzw. der „Früherkennung“ von Beeinträchtigungen der Kolo-nien dienen kann. Wichtiges Kriterium bei diesem Moni-toring – es handelt sich um eines der umfangreichsten undlang andauerndsten Dauerbeobachtungsvorhaben im Arten-schutz in Bayern – ist die methodische Einheitlichkeit, diedurch die beiden Koordinationsstellen für Fledermausschutzgewährleistet ist. Durch deren Mitarbeiter/innen wird derweitaus größte Teil der Quartiere kontrolliert. In den Quar-tieren, in denen örtliche Fledermausschützer die Zählung

übernehmen, ist die Vorgehensweise durch Schulungen abge-stimmt. Das Monitoring der Fledermäuse in Bayern zeigt,dass die Populationen einiger Arten zu-, die der anderen Artenzumindest nicht abnehmen. Hierbei gilt allerdings zuberücksichtigen, dass wegen der möglichen großen, jahr-weisen Schwankungen langjährige Datenreihen für Trend-aussagen vorliegen müssen (vgl. z.B. Kap. 3.6 und Kap. 4). Das umfangreiche bayerische Fledermaus-Monitoringpro-gramm hat neben dem naturschutzfachlich-wissenschaft-lichen Aspekt einen ganz wichtigen Begleiteffekt für denwirksamen Schutz von bedeutenden Fledermauskolonienbzw. Vorkommen: die Koordinationsstellen bzw. die ehren-amtlich tätigen Fledermausschützer halten zumindest ein-mal jährlich einen regelmäßigen Kontakt zu Quartierbesit-zern oder -verwaltern aufrecht. Damit wird nicht nur die

Bedeutung des Vorkommens gegenüber den Eigentümern,Mesnern oder Pfarrern immer wieder betont, sondern es wer-den i. d. R. auch frühzeitig Planungen über Veränderungenam Quartier bekannt. Renovierungsarbeiten u.Ä. können imRegelfall zeitlich und verfahrensmäßig so gelenkt werden,dass die Tiere keinen Schaden nehmen und die Kolonienerhalten bleiben.

Fallbeispiele

3.1 Großes Mausohr (Myotis myotis)

Mausohrweibchen bilden ihre Wochenstuben in Bayern wiein ganz Mitteleuropa fast ausschließlich in geräumigen Dach-stühlen von Kirchen und Schlössern (RUDOLPH & LIEGL 1990,ZAHN 1995). Die Kolonien sind ab Mitte Juli, wenn die Jung-tiere bereits flügge sind oder kurz vor der Selbständigkeitstehen, wenig störungsanfällig und leicht zählbar. Aufgrund

dieser Eigenschaften ist das Mausohr(Abb. 1) für ein Bestandsmonitoringsehr gut geeignet. Die Männchen leben im Sommerdagegen überwiegend allein und sindweit verbreitet (ZAHN & DIPPEL 1997).Im Winter verteilen sich Mausohrenauf eine Vielzahl an unterirdischenWinterquartieren; insgesamt wird nurein kleiner Teil der Tiere, die man ausSommerquartieren kennt, im Wintergefunden (v. HELVERSEN 1989). DieMaßnahmen zum Schutz des Maus-ohrs im Rahmen des Forschungsvor-habens konzentrieren sich daher aufdie Wochenstuben und auf indivi-duenreiche Winterquartiere.

1979 waren in Bayern 34 Mausohr-wochenstuben mit insgesamt etwa2.000–2.500 Wochenstubentieren3

bekannt (ANTONI 1980). 1985, zuBeginn des Forschungsvorhabens,waren es bereits 70 Wochenstuben mit

mehr als 10.000 Individuen, und 1999 betrug die AnzahlMausohrwochenstuben in Südbayern 150, in Nordbayern134 mit zusammen etwa 81.000 Wochenstubentieren (vgl.Abb. 2). Die Verbreitung der Mausohrwochenstuben in Bay-ern zeigt Abb. 4. Dieser Anstieg der Zahl bekannter Maus-ohrkolonien geht auf die gezielte Kontrolle von Kirchen,Klöstern, Schlössern und anderen auffälligen Gebäuden inganz Bayern zurück, denn Kolonieneugründungen in jün-gerer Zeit sind nur in Einzelfällen belegt. Dem Anstieg der

Abb 1: Teil einer Wochenstube des Großen Mausohrs (Foto: v. Helversen).

3 Die meisten Zählungen in den bayerischen Mausohrkolonien erfolgenab Mitte Juli, so dass neben den Weibchen auch die Jungtiere gezählt,i. d. R. aber nicht getrennt erfasst werden. Als „Wochenstubentiere“werden Weibchen und Jungtiere zusammengefasst; der Anteil der Weib-chen mit Jungen beträgt ca. 70 % (ZAHN 1999).

Page 5: Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der ...€¦ · Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“ 242 BayLfU 156 (2001)

Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“

245BayLfU 156 (2001)

Individuenzahlen liegt aber eine tat-sächliche Vergrößerung vieler Kolo-nien zugrunde. So stieg im Zeitraumvon 1985 bis 1999 die mittlere Grö-ße nordbayerischer Mausohrkolonienvon ca. 277 auf 485 Wochenstuben-tiere an (vgl. Abb. 3 und 5). Südbay-erische Mausohrwochenstuben sindmit im Mittel 180 Wochenstubentie-ren deutlich kleiner.

Der Erfassungsgrad auffälliger, poten-zieller Quartiere ist in den meistenLandkreisen und kreisfreien Städtenmit über 70 % hoch. Die meistenWochenstuben werden von den Mit-arbeitern der Koordinationsstellenjährlich aufgesucht, so dass das Be-standsmonitoring auf eine breite Basisgestellt ist.

Vergiftungen von Kolonien durchDachstuhlbehandlung – eine der ver-muteten Hauptrückgangsursachen in den vergangenen Jahr-zehnten – ist zu einem vernachlässigbaren Faktor in Bay-ern geworden. Störungen von Mausohrwochenstuben infol-ge von Dach- oder Dachstuhlarbeiten kommen jedoch immernoch vor: Seit 1982 wurden beispielsweise in Südbayerndie Quartiere von 28 Mausohrwochenstuben renoviert. Invier Fällen verschwand die Kolonie, in drei Quartieren nahmdie Anzahl der Weibchen deutlich ab. Solche Beeinträchti-gungen treten insbesondere in den Fällen auf, in denen • die Koordinationsstellen zu spät von der Renovierung

informiert werden,• die Arbeiten sich unvorhergesehenermaßen bis ins Früh-

jahr verzögern,• starke bauliche Veränderungen,

insbesondere im Bereich der Ein-und Ausflugöffnungen, stattfin-den,

• Bauherren, Architekten und zustän-dige Behörden sich nicht an Abspra-chen bzw. Empfehlungen der Koor-dinationsstellen halten.

Letzteres kommt immer wieder vorund erfordert eine ständige Präsenz vorOrt. Bei kleinen Wochenstuben (unter 100Wochenstubentieren) und in beson-deren Härtefällen, wenn zeitliche Ver-zögerungen der Renovierungsarbeitennicht gerechtfertigt erscheinen, wirdvon den Koordinationsstellen vorge-schlagen, einen Teil des Dachraumesmit einem Vorhang aus Folie abzu-trennen. Dadurch wird den Tierenauch bei laufenden Arbeiten die Jun-

genaufzucht ermöglicht. Inzwischen wurde diese Vorge-hensweise in Südbayern in sechs Quartieren erfolgreich ange-wandt (vgl. Abb. 6).

Normalerweise wandern Mausohren bei gravierenden Stö-rungen oder Veränderungen im Quartier in benachbarte Kolo-nien ab, wie es natürlicherweise auch beim Auftreten vonFeinden vorkommt (z.B. Steinmarder, Waldkauz oderSchleiereule) und tauchen, je nach Stärke der Störung, meis-tens früher oder später, manchmal erst nach einigen Jah-ren, wieder im alten Quartier auf. In einem Fall kam es wäh-rend der Laufzeit des Forschungsvorhabens zum weitge-

Abb. 2: Anzahl bekannter Mausohrwochenstuben von 1985 bis 1999, getrennt nach Nord-und Südbayern.

0

20

40

60

80

100

120

140

160

85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99Jahr

NordbayernSüdbayern

Anz

ahl W

oche

nstu

ben

Abb. 3: Durchschnittliche Koloniegröße der jährlich kontrollierten nordbayerischenMausohrwochenstuben im Zeitraum 1985 bis 1999.

0

50

100

150

200

250

300

350

400

450

500

85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99Jahr

Anz

ahl

durchschnittliche KoloniegrößeAnzahl Kolonien

Page 6: Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der ...€¦ · Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“ 242 BayLfU 156 (2001)

Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“

246 BayLfU 156 (2001)

Abb. 4: Verbreitung der Mausohrwochenstuben in Bayern (Stand: Januar 1999).

Page 7: Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der ...€¦ · Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“ 242 BayLfU 156 (2001)

Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“

247BayLfU 156 (2001)

henden Verschwinden einer Wochen-stube in Bayern: in Würzburg wurdewährend des Urlaubs des Mesners imSommer 1992 versehentlich das fürden Ein- und Ausflug entscheidendeDachfenster im Dachstuhl der Kircheverschlossen und die ca. 200 Tiere derKolonie verhungerten. In der Zwischen-zeit wurde jedoch durch Kerth undOtremba eine weitere, etwas kleinereWochenstubengemeinschaft in Würz-burg entdeckt, möglicherweise gegrün-det von anderen Tieren dieser Kolo-nie.

Die Jagdgebiete des Mausohrs in Bay-ern befinden sich, im Flachland wiein den Alpen, vorzugsweise in Laub-und Mischwäldern sowie auf Grünland(RUDOLPH 1989, AUDET 1990). DiesePräferenz der Nahrungshabitate und

die Bevorzugung klimatisch günstig gelegener Quartiereerklärt die räumliche Verteilung (vgl. Abb. 4) und die unter-schiedlichen Populationsdichten der Art in Bayern (RUDOLPH

& LIEGL 1990, ZAHN 1995). Da der nächtliche Aktionsra-dius jagender Mausohren regelmäßig 15 und mehr Kilometererreicht (GÜTTINGER 1997), beanspruchen insbesondere diegroßen Kolonien riesige Aktionsräume. Die Streifgebieteim Jahresverlauf sind noch wesentlich größer, wenn mandie Distanzen zwischen Kolonien und Winterquartieren inBetracht zieht, die beispielsweise in Nordbayern mehr als100 km betragen können (WEBER 1988, vgl. Graphik in v.HELVERSEN 1989).

Konkrete, lebensraumbezogene Einzelmaßnahmen zur Ver-besserung der Nahrungshabitate oder Erhöhung der Beu-tetierdichten für mobile Arten wie das Mausohr könnenzwangsläufig nur sehr lokale und wohl auch nicht mess-bare Auswirkungen auf die Population haben. Erfolgver-sprechende Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensräu-me auf so großen Flächen müssen daher in die allgemeineNaturschutzpolitik integriert sein. In diesem Zusammen-hang sind beispielsweise zu nennen: • die „Grundsätze für einen naturnahen Waldbau“ der bay-

erischen Staatsforstverwaltung (STMELF 1997),• die Empfehlungen an die Forstwirtschaft zur Erhaltung

und Förderung naturnaher Laub- und Mischwälder bzw.zum mittel- und langfristigen Umbau von Nadelholz-reinbeständen, wie sie etwa im bayerischen Arten- undBiotopschutzprogramm (ABSP) formuliert werden,

• das bayerische Vertragsnaturschutzprogramm. Für Wälderwird das Vertragsnaturschutzprogramm ab 2002 zum Ein-satz kommen.

Abb. 5: Die Mausohrwochenstube in der Kirche von Oberailsfeld (Landkreis Bayreuth) isteine der größten in Bayern; von 500 Weibchen im Jahr 1985 nahmdie Kolonie auf etwa 1500 Weibchen zu. Bei Hitze hängen die Tie-re im Dachboden verteilt (Foto: Rudolph).

Abb. 6: Dank des regelmäßigen Monitorings der Kolonien kom-men beim Großen Mausohr kaum noch Störungen oder Vertrei-bungen der Wochenstuben durch Renovierungsarbeiten vor. InAusnahmefällen kann der Teil des Dachbodens mit der Koloniemit Folie abgetrennt und nicht verschiebbare Renovierungs-arbeiten im anderen Teil durchgeführt werden, wie hier in derKirche von Klähham (Landkreis Landshut)(Foto: Zahn).

Page 8: Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der ...€¦ · Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“ 242 BayLfU 156 (2001)

Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“

248 BayLfU 156 (2001)

3.2 Wimperfledermaus (Myotis emarginatus)

Die Wimperfledermaus erreicht in Süddeutschland dieNordgrenze ihres Verbreitungsareals. In Deutschland sindvier Wochenstuben in Südbaden (MÜLLER 1993) und 13 inSüdost-Oberbayern bekannt, die etwa 1.250 Weibchenbeherbergen. Alle Wochenstuben befinden sich in Dach-böden. Männchen werden im südlichen Oberbayern im Som-mer vereinzelt in Dachräumen in der Nähe von Wochenstu-ben sowie an Höhlen in den Alpen gefunden (Netzfänge);die Aufenthaltsorte des überwiegenden Teils der Männchender Wimperfledermaus sind aber nicht bekannt. Die Jagd-gebiete der Wimperfledermaus liegen in strukturreichemGelände und im Wald in einem Umkreis von wahrschein-lich einigen Kilometern um das Quartier (KRULL et al. 1991).Genauere Daten über den Aktionsraum von Kolonien, be-vorzugte Nahrungshabitate u. Ä. fehlen aber noch. Die Win-terquartiere der bayerischen Wimperfledermäuse sind unbe-kannt; vermutlich liegen sie in Felsspalten und Höhlen inden Alpen; die einzige Beobachtung einer überwinterndenWimperfledermaus jüngeren Datums stammt aus dem Kel-lergewölbe von Schloss Herrenchiemsee im Februar 1997.

Die wichtigste Strategie für den Schutz der Wimperfle-dermaus im Rahmen des Artenhilfsprogramms ist dieErfassung der für die Art bedeutsamen Quartiere. Wim-perfledermäuse sind nicht nur analog den anderen Gebäude-fledermäusen durch Begiftungen des Dachstuhls, Holzim-prägnierungen und Renovierungsarbeiten gefährdet; sie rea-gieren auch weitaus empfindlicher als beispielsweiseMausohren auf kleinere Störungen wie das Betreten desDachstuhls. Störungsfreie Quartiere sind für die Art daherbesonders wichtig.

Die Verbreitung der Wimperfledermaus in Bayern wurdeerst während der Laufzeit des Forschungsvorhabens offen-kundig: Aus den Nachkriegsjahren ist lediglich eine Wochen-stube im Schloss Herrenchiemsee überliefert (ISSEL et al.1977). Der nächste Fund einer Wochenstube gelang 1986in Dettendorf (Landkreis Rosenheim, KRULL 1988); bis 1991folgten fünf weitere Wochenstubenfunde, darunter dieWiederentdeckung der Kolonie auf Herrenchiemsee. Diemit etwa 600–700 Wochenstubentieren (1999: 422 Weib-chen) bei weitem individuenreichste Kolonie in Bayern wur-de erst 1995 im Rahmen der Erfassung potenzieller Fle-dermausquartiere im Landkreis Traunstein, entdeckt. 1999kam eine, 2000 zwei kleine Wochenstuben hinzu.

Das Monitoring in den Wimperfledermauswochenstubenzeigt die üblichen witterungs- und methodisch bedingtenSchwankungen zwischen einzelnen Jahren. Im Zeitraum seit1991 ist aber von einem konstanten Bestand in den Wochen-stuben auszugehen (vgl. Abb. 7).

3.3 Kleine Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros)

Die Bestände der Kleinen Hufeisennase (Abb. 8) sind inBayern (KRAUS & GAUCKLER 1980, RUDOLPH 1990) wie inganz Mitteleuropa nach dem zweiten Weltkrieg dramatischzurückgegangen (z.B. ROER 1984). Die Bestandsentwick-lung sowie Situation dieser Art in Bayern wurde vor eini-ger Zeit ausführlich von ZAHN & SCHLAPP (1995) darge-stellt.

In den fünfziger Jahren war die Kleine Hufeisennase in bay-erischen Winterquartieren noch häufig. Aus dieser Zeit sind

auch rund 50 Wochenstuben bekannt.Bekannte Hauptverbreitungsgebietewaren die Frankenalb mit ihrem Vor-land sowie das südliche Alpenvorland.

In Nordbayern steht die Kleine Huf-eisennase unmittelbar vor dem Ausster-ben: Der letzte Fortpflanzungsnach-weis (einzelnes Adulttier mit Jungem)gelang 1989, seitdem konnten nurnoch Einzeltiere in zwei Höhlen derFrankenalb und zuletzt ein Tier in denWintern 1996/97 bis 1998/99 undzwei Tiere 1999/00 in einem bzw. zweiKellern im Landkreis Bayreuth beob-achtet werden (Koch, mdl. Mitt.). InSüdbayern wurden Kleine Hufeisen-nasen nach 1990 an verschiedenenOrten im Sommer wie auch im Win-ter gefunden. Die Sommerfunde kon-zentrieren sich auf Dachböden undKirchtürme, die Winterfunde auf Höh-len und Stollen, je einmal auch eine

Abb. 7: Bestandsentwicklung in sechs Kolonien der Wimperfledermaus in Südbayern1991–1999. Bei den Quartieren Garching und Palling ist die Zahl der Wochenstubentiereangegeben, bei den übrigen Kolonien die Zahl der Weibchen.

0

50

100

150

200

250

300

350

400

91 92 93 94 95 96 97 98 99Jahr

Anz

ahl

PallingDettendorfGarching

MaxlrainHerrenchiemseeVagen

Page 9: Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der ...€¦ · Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“ 242 BayLfU 156 (2001)

Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“

249BayLfU 156 (2001)

Ein Hinweis auf ein weiteres Wochenstubenvorkommen derKleinen Hufeisennase im Alpenvorland ergab sich im Rah-men einer von der Koordinationsstelle initiierten Diplom-arbeit über die Fledermausfauna der oberbayerischen Alpen(HOLZHAIDER 1998). Bei Fängen an einer Höhle am Kochel-see im Sommer 1997 gingen mehrfach laktierende Weib-chen ins Netz. 1998 wurden im Rahmen einer gezielten Quar-tiersuche in diesem Gebiet durch die Koordinationsstellevier Kleine Hufeisennasen im Dachboden eines leerstehendenGebäudes in Kochel (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen)entdeckt, das aber nicht die Wochenstube, sondern einZwischenquartier darstellt. Das Wochenstubenquartier mitetwa 30 ad. Tieren wurde erst im Juli 2000 in einem Kirch-turm entdeckt. Sechs Wochen später erfolgte der Fund einerdritten Kolonie der Kleinen Hufeisennase durch die Koor-dinationsstelle Südbayern unweit des Chiemsees. Auch die-ser Entdeckung war ein Netzfang eines säugenden Weib-chens an einer Höhle vorausgegangen. Der Fund der Kolo-nie erfolgte durch ein Telemetrieexperiment nach dem Vorbild„Große Hufeisennase“ (vgl. Kap. 3.4). Sie besiedelt ein leer-stehendes Gebäude, das kurz vor der Sanierung steht. DieJagdgebiete des telemetrierten Weibchens lagen im Berg-mischwald. Die Kolonie auf Herrenchiemsee ist seit 1991 angewach-sen (vgl. Abb. 9). Das Quartier wie auch die gesamte Inselliegen in der Obhut der staatlichen Bayerischen Schlösser-und Seenverwaltung. Obwohl die Kontakte zwischen derKoordinationsstelle und der Verwaltung vor Ort gut sind unddie Bedeutung des Quartiers für den Fledermausschutz aner-kannt wird, kann auch hier die Informationskette abreißen,wenn Baumaßnahmen erforderlich werden. Dies geschahim Juli 1996, als an einigen Tagen Kabelarbeiten in Hang-platznähe durchgeführt worden sind und die Tiere promptmit vorübergehender Abwanderung reagierten; möglicher-weise hatte die Störung auch nachhaltigere Folgen, da zumKontrolltermin 1996, ca. vier Wochen nach der Maßnah-me, vergleichsweise wenig Tiere beobachtet wurden (vgl.Abb. 9).Zur Verbesserung der Grundlagen für den Schutz der Kolo-nie wurde 1997 unter der Anleitung der Koordinationsstelleeine Diplomarbeit auf Herrenchiemsee durchgeführt (WEI-NER 1998a). Die Untersuchungen zeigen, dass die Kolonieganzjährig im Schloss Herrenchiemsee anzutreffen ist. ImWinterquartier, das sich im Keller befindet, wurden im Febru-ar 1998 zehn Tiere beobachtet. 1997 wurden die JungenAnfang Juli geboren und flogen Anfang August das ersteMal aus. Die Hufeisennasen nutzen einen höchst kompli-zierten Flugweg durch sieben Räume zur Ausflugsöffnung,einem Kellerfenster im nördlichen Lichthof des Schlosses,obwohl auch im Dachgeschoss eine für die Tiere gutzugängliche Öffnung besteht. Der betreffende Lichthof soll in den nächsten Jahren über-dacht werden. Derzeit werden Gespräche mit dem zu-ständigen Hochbauamt geführt, um diese Überdachung sowieweitere Renovierungsarbeiten an der Außenfassade fleder-mausverträglich zu gestalten. Dazu wurde im August 1998die Abdeckung des Lichthofes mit Folie simuliert, um die

Autobahnbrücke und ein Keller (sechsmal Einzeltiere, ein-mal zehn Individuen, s.u.).

Um das Aussterben der Kleinen Hufeisennase zu verhin-dern, ist der Schutz der letzten bekannten Wochenstubenvon entscheidender Bedeutung. 1983 wurde in Peißenberg(Landkreis Weilheim-Schongau) eine Kolonie entdeckt, derenQuartier jedoch unmittelbar vom Abriss bedroht war. DieTiere wurden 1984 in ein benachbartes Gebäude umgesie-delt (eine detaillierte Beschreibung dieser Aktion gibtRICHARZ 1989a). Die Hufeisennasen nahmen das neueGebäude an, doch blieb der Nachwuchs etwa ab 1991 ausungeklärten Gründen aus. Nachdem 1991 noch 12 Tiereanwesend waren, wurden 1992 nur zwei und 1993 bis 1997nur jeweils drei bis vier Individuen festgestellt. 1998 wur-de kein Tier beobachtet (Klonz, mdl. Mitt.). Eine reproduzierende Wochenstube wurde 1991 auf demDachboden des Schlosses Herrenchiemsee (Oberbayern)nachgewiesen. Möglicherweise bietet die Lage auf einer Inselim Chiemsee mit ihrem milden Klima und Nahrungsreichtumden Tieren besonders günstige Bedingungen. W. Issel beob-achtete bereits 1953 in diesem Quartier die mit 200 Indi-viduen größte jemals in Bayern entdeckte Wochenstube derKleinen Hufeisennase (ISSEL et al. 1977). Ob zwischen 1953und 1991 immer eine Kolonie im Schloss bestand, ist nichtbekannt.

Abb. 8: Kleine Hufeisennase (Foto: v. Helversen).

Page 10: Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der ...€¦ · Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“ 242 BayLfU 156 (2001)

Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“

250 BayLfU 156 (2001)

Auswirkungen eines drastisch verkleinerten Ausflugs-schachtes auf das Verhalten der Tiere abschätzen zu kön-nen. Aufgrund der Beobachtung des Ausflugsverhaltens wäh-rend der Simulation – nach anfänglichem Zögern erlern-ten und akzeptierten die Tiere die neue Situation – könnennun genaue Hinweise für die Bauausführung gegeben wer-den (WEINER 1998b).

Nahrungsanalysen im Rahmen der Diplomarbeit von P. Wei-ner ergaben relativ hohe Anteile von Dipteren, speziell auchStechmücken, im Kot der Hufeisennasenkolonie. Dies ist

für den Artenschutz sehr bedeutsam,da Stechmücken im Uferbereich desChiemsees in niederschlagsreichenJahren (z.B. 1997 und 1999) zu Mas-senvermehrungen gelangen. DerDruck auf und durch die Gemeinden,die Schnaken in den überschwemm-ten Streuwiesen und Röhrichten zubekämpfen, ist sehr stark. Zum Ein-satz kommen soll ein biologischerWirkstoff, ein Bti-Präparat (Bacillusthuringiensis israeliensis), das selek-tiv vorwiegend Stech- und Zuckmü-cken dezimiert. Die Auswirkungen aufdie Nahrungskette und damit auf dieFledermäuse – schließlich fällt nachAnwendung des Wirkstoffes eine gan-ze Beutetiergruppe mit hohem Bio-masseanteil aus – sind allerdings nichtuntersucht. Die Koordinationsstelle fürFledermausschutz Südbayern und dasLandesamt für Umweltschutz legendaher den Naturschutzbehörden drin-gend nahe, die Bekämpfung der Stech-

mücken in den Uferbereichen des Chiemsees und insbe-sondere auf der Herreninsel abzulehnen.

3.4 Große Hufeisennase (Rhinolophus ferrumequinum)

Die Große Hufeisennase, welche in der Mitte des 20. Jahr-hunderts die klimatisch begünstigten Gebiete Süd- undMitteldeutschlands noch verbreitet besiedelte, ist heute dieseltenste Fledermausart in Deutschland. Der aktuelle

Bestand beschränkt sich auf einigeüberwinternde Individuen im Saarland(WEISHAAR 1995) sowie eine kleinePopulation mit einer Größe von wahr-scheinlich maximal 50–70 Individuenin der Oberpfalz. Hier befindet sichdie einzige bekannte Wochenstube inDeutschland. Der Niedergang derGroßen Hufeisennase in der BRD istbesonders durch die Arbeiten vonKRAUS & GAUCKLER (1977), NIEHUIS

(1979) und v. HELVERSEN et al. (1987)dokumentiert.

In Bayern hat sich ein Restbestand imOberpfälzer Jura zwischen Nürnbergund Regensburg gehalten. Seit Beginndes Forschungsvorhabens wurden ininsgesamt sechs Karsthöhlen aufeinem Gebiet von etwa 100 km2 Aus-dehnung im Mittel jährlich 16 über-winternde Individuen beobachtet,

Abb. 9: Bestandsentwicklung der Kleinen Hufeisennase im Schloß Herrenchiemsee 1991–1998. Kontrollzeitpunkt war mit Ausnahme von 1995 jeweils Anfang bis Mitte Juli; soweitadulte und juvenile Tiere getrennt erfaßt wurden, ist dies vermerkt. Die Jungenzahlen sindMindestwerte, da sie an den Müttern leicht übersehen werden können.

0

10

20

30

40

50

60

91 92 93 94 95 96 97 98 99Jahr

Anz

ahl T

iere

JuvenileAdulteAdulte + Juvenile

Abb. 10: Bestandsentwicklung der Großen Hufeisennase in der Oberpfalz. In den Jahren1993 und 1998 wurde die Zahl der Jungtiere nicht erfaßt; es fanden aber Geburten statt.

0

5

10

15

20

25

86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99Jahr

Gesamtbestand überwinternder TiereAnzahl Jungtiere

Anz

ahl T

iere

Page 11: Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der ...€¦ · Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“ 242 BayLfU 156 (2001)

wobei der Bestand zwischen 12 Tieren 1985/86 und 21 Tie-ren 1988/89 schwankte und danach allmählich auf 15–16zurückging. 1998/1999 wurden wieder 19 Individuen ge-funden (vgl. Abb. 10). Die Zahl der Tiere nahm anfangs nichtab, und so lag es nahe, die Existenz einer Fortpflanzungs-kolonie in der Region zu vermuten. Neben der Sicherungder Winterquartiere ist natürlich der Schutz dieser – wahr-scheinlich einzigen – Kolonie von elementarer Bedeutungfür den kleinen Hufeisennasenbestand. Da sie trotz geziel-ter Suche durch G. Knipfer 1990 und 1991 in den in Fra-ge kommenden Hauptgebäuden der umliegenden Dörfernicht gefunden werden konnte, wurden 1992, ausgehend vonNetzfängen an den Höhlen und in einem Zwischenquartier,im Rahmen des Forschungsvorhabens insgesamt vier Weib-chen telemetriert. Dieses Experiment führte rasch zur Ent-deckung des Wochenstubenquartiers in einem unscheinba-ren Nebengebäude eines Dorfes mit einer Vielzahl an alten,ungenutzten Dachböden (GEIGER & HAMMER 1993, HAM-MER et al. 1995, GEIGER 1996). Dieses Gebäude wurde dar-aufhin dank des Engagements von Dr. Stetter von der höhe-ren Naturschutzbehörde der Regierung der Oberpfalz sofortgepachtet. Damit sind Störungen und ungewollte Beein-trächtigungen der Wochenstube zunächst weitgehend aus-geschlossen; es soll so bald als möglich mit Mitteln des Bay-erischen Naturschutzfonds erworben werden4. Die Größeder Kolonie schwankte in den letzten Jahren zwischen 13und 19 adulten Tiere; relativ konstant werden jährlich 9 bis10 Jungtiere geboren (1999: 12; vgl. Abb. 10).

Die Telemetrieversuche erbrachten auch wichtige Ergebnissezum Aktionsradius (bei den vier untersuchten Tieren bis6 km), zu Zwischenquartieren in einer Anzahl Dachbödendes Dorfes und zu den Jagdhabitaten (HAMMER et al. 1995,GEIGER 1996), also wichtige Grundlagen für ein speziellesArtenhilfsprogramm für die Große Hufeisennase in Bay-ern (HAMMER & MATT 1996). Die Jagdgebiete beispiels-weise sind nahezu ausschließlich auf einem nahegelegenenTruppenübungsplatz in strukturreicher Landschaft in gehölz-bestandenen Biotopen und an Waldrändern sowie an Ge-hölzsäumen entlang eines Baches gelegen (GEIGER 1996).Die nach herkömmlichem Verständnis ebenfalls abwechs-lungsreiche, aber doch konventionell landwirtschaftlichgenutzte Landschaft außerhalb des Truppenübungsplatzesist dagegen als Jagdlebensraum weniger bedeutsam.

Das Überdauern der Großen Hufeisennasen in der Ober-pfalz kann also wohl ursächlich mit der Existenz des Trup-penübungsplatzes in Zusammenhang gebracht werden, indem es keine großräumigen Veränderungen der Land-schaft infolge von Flurbereinigungsmaßnahmen und keineBelastungen der Nahrung und Jagdlebensräume mit Pesti-ziden und Düngemitteln gegeben hat.

Neben der Sicherung des Gebäudes mit dem Wochenstu-benquartier konzentrieren sich die Schutzbemühungendurch die höhere Naturschutzbehörde auf die Winterquar-tiere. Die sechs erwähnten Höhlen sind deshalb mit Ver-schlüssen gesichert, die allerdings immer wieder aufge-brochen werden.

Das Überleben der Großen Hufeisennase in Bayern ist alleinaufgrund der Sicherung der wichtigsten Sommer- und Win-terquartiere jedoch nicht gewährleistet (HAMMER et al. 1995).Gegenwärtig befindet sich die Region in einem Struktur-wandel, der zum einen zu Veränderungen in der vielfälti-gen Dachlandschaft des alten Dorfes in Form von Moder-nisierungen führt – viele der jetzt von den Bewohnern nichtgenutzten Dachstühle werden als Zwischenquartiere zeit-weilig von den Fledermäusen aufgesucht, und einzig dasWochenstubenquartier für die Hufeisennasen zu sichern,reicht vermutlich nicht aus. Zum anderen unterliegt die Land-wirtschaft in der Region tiefgreifenden Veränderungen inForm von Grundstückszusammenlegungen und intensivererBewirtschaftung durch die Aufgabe von Nebenerwerbsbe-trieben. Die landschaftliche Vielfalt versucht man wiederumvon Seiten der Naturschutzbehörden und des Landschafts-pflegeverbandes im Rahmen eines Umsetzungsprojektes desABSP mittels Maßnahmen der Biotopvernetzung und -pfle-ge zu erhalten.

Trotz aller Artenschutzbemühungen ist es denkbar, dass diePopulation der Hufeisennase bereits zu klein und zu sehrisoliert ist, um dauerhaft überleben zu können.

3.5 Zweifarbfledermaus (Vespertilio discolor)

Einzeltiere der Zweifarbfledermaus werden zwar in ganzBayern regelmäßig gefunden, doch sind Kolonien – sowohlWochenstuben als auch Männchenkolonien – nur in Süd-und Ostbayern bekannt. Über die Biologie dieser Art weißman noch wenig. Das Hauptverbreitungsgebiet der Zwei-farbfledermaus liegt in Osteuropa und Asien. Sie unternimmtregelmäßig weite Wanderungen und gilt als kältetolerant.Relativ häufig fliegen einzelne Tiere in Gebäude, oft in Hoch-häuser inmitten der Städte ein. Dies wird als Indiz dafürgewertet, dass ihre natürlichen Lebensräume felsige Land-schaften enthalten.

Sommerquartiere dieser Art wurden in Bayern bislang aus-schließlich an Gebäuden gefunden. Dabei handelt es sichum Verkleidungen an Wänden aus Holz oder Eternit, Roll-ladenkästen und Fensterläden. Eine Übersicht der Zweifarb-fledermausfunde in Südbayern in den 1980er Jahren gebenRICHARZ et al. (1989).

Aus jüngerer Zeit (1990–1999) sind in ganz Bayern 43 Som-merquartiere aus dem Zeitraum Ende April bis Ende Augustbekannt geworden. Fortpflanzungsnachweise sind in Bay-

Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“

251BayLfU 156 (2001)

4 Im Frühjahr 1999 stimmte der Bayerische Naturschutzfonds dem Antragder Regierung der Oberpfalz zu. Die höhere Naturschutzbehörde stehtnun in Verhandlungen mit der Erbengemeinschaft (Stetter, mdl. Mitt.).

Page 12: Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der ...€¦ · Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“ 242 BayLfU 156 (2001)

Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“

252 BayLfU 156 (2001)

ern überaus selten: Einem historischen Fund einer aus ca.30 Weibchen bestehenden Wochenstube in der Kirche vonLandsham (Landkreis Ebersberg) im Jahr 1949 (ISSEL et al.1977) stehen vier Wochenstubennachweise in den ostbayeri-schen Landkreisen Cham, Neustadt-Waldnaab (seit einemUmsiedlungsversuch verschollen) und Regen sowie in derStadt Passau gegenüber. Die beiden letzteren wurden erstim Sommer 1998 entdeckt. Die Koloniegrößen dieser vierQuartiere reichen von 15 bis über 50 Wochenstubentiere.Bei den übrigen Sommerquartieren scheint es sich aus-schließlich um Männchenkolonien zu handeln, da beimAbfang von Tieren niemals Weibchen gefunden wurden bzw.die Quartierbesitzer niemals von toten oder geschwächtenJungtieren berichteten. Die zeitliche Nutzung dieser Sommerquartiere durch dieZweifarbfledermaus ist sehr variabel. Manche Quartiere wer-den nur wenige Wochen im Frühjahr oder Frühsommerbewohnt, in anderen Fällen sind die Tiere von April bis Augustanwesend. Auch von Jahr zu Jahr kann die Besetzung einesQuartiers erheblich variieren. In mehreren Fällen bliebendie Fledermäuse nach mehrjähriger Anwesenheit plötzlichaus unbekannten Gründen aus, ohne dass Veränderungenam Quartier stattgefunden hätten. Zählungen oder Schät-zungen der Männchenkolonien reichen von mindestens zweibis 311 Tieren. Aufgrund der variablen Dauer der Anwe-senheit und der Zahl der Tiere in den Quartieren (vgl.RICHARZ et al. 1989) ist es schwierig, einen geeigneten Zeit-punkt für die Zählung festzulegen. Diese Umstände erschwe-ren ein Monitoring der Kolonien erheblich und es kann nichtausgeschlossen werden, dass die jährlichen Bestands-schwankungen in manchen Quartieren (vgl. Tab. 2) metho-dische Ursachen haben. Zuverlässige Zählungen sind nurin den wenigen Fällen durchführbar, in denen engagierteQuartierbesitzer die jährliche Zu- und Abwanderung der Tie-re genau beobachten.

Die alljährlich vom Quartierbesitzer kontrollierte Koloniein Raisting (Landkreis Weilheim-Schongau) zeigte in denvergangenen 13 Jahren zwar Schwankungen zwischen denJahren, doch ist von einem gleichbleibenden Bestand aus-zugehen (vgl. Tab. 2). Bei den anderen Kolonien sind genau-ere Aussagen über die Bestandsentwicklung derzeit eben-falls nicht möglich. In Anbetracht der vielen Nachweise spal-tenbewohnender Fledermäuse, bei denen die Art nochnicht bestimmt werden konnte, ist auch bei der Zweifarb-fledermaus von einer Reihe unbekannter Quartiere in Bay-ern auszugehen. Nahezu unbekannt sind die Winterquartiere von Zweifarb-fledermäusen in Bayern. Jeweils einzelne überwinternde Indi-viduen wurden in einer Höhle in den Alpen, in einem Stol-len, in Bohrlöchern einer Betonaußenwand, in einem Kel-ler und in einem Festungsgewölbe gefunden.Während des ganzen Jahres, aber mit deutlichen Häufun-gen im späten Frühjahr und im Spätherbst bis einschließ-lich Januar, werden in ganz Bayern einzelne Zweifarbfleder-mäuse außerhalb typischer Quartiere gefunden (Büro- undWohnungseinflüge, Totfunde in Gebäuden); dies legt die Ver-mutung nahe, dass es sich hierbei um ziehende Tiere bzw.um solche handelt, die auf Winterquartiersuche sind (vgl.Abb. 11).

Zusammenfassend kann man sagen: die Zweifarbfledermausist eine Art, die im Rahmen des Artenhilfsprogramms „Fle-dermäuse“ insbesondere von der Öffentlichkeitsarbeit undder Kontaktaufnahme zu Eigentümern der Quartiere vonKolonien – in allen Fällen handelt es sich um Privathäuser– profitiert. Anscheinend verfügt sie über ein weites Quar-tierspektrum, so dass sie an vielen Orten unstet auftritt.

Tab. 2: Regelmäßig kontrollierte Männchenquartiere der Zweifarbfledermaus (Zählungen 1994–1999; –: nicht kontrolliert)

OOrrtt LLaannddkkrreeiiss 11999944 11999955 11999966 11999977 11999988 11999999 BBeemmeerrkkuunnggeenn

Bliensbach Dillingen 28 40 35–40 ca. 40 ca. 30 52

Thannhöcking Dingolfing-Landau 27 20 – >3 ? ? 1998 und 1999 Kot

Adelschlag Eichstätt ca. 70 50–70 – 20 20 ca. 30

Hundspoint Landshut 180 108 – 55 0 ca. 10 Tiere blieben 1998 aus

Brachstadt Donau-Ries 60 47 50–60 0 53 0 Tiere blieben 1997 und 1999 aus

Rappenhof Passau 87 ca. 50 ca. 80 ? ca. 90 ? 1997 und 1999 frischer Kot

Kleinthannsteig Passau >30 ca. 80 ? ? ? ca. 80 1996–1998 frischer Kot

Mötzling Passau – – > 80 56 ca. 60 ? 1999 frischer Kot

Herrenchiemsee Rosenheim – – 10 ca. 40 ? ? Zwischenquartier: Tierewandern im Mai ab; 1998 und 1999 frischerKot

Raisting Weilheim-Schongau 260 200 260 220 150 150

Berg-Eurasburg Bad Tölz-Wolfrats- ? 25 – 0 30 30 1994 Zahl unbekannt; hausen Tiere blieben 1997 aus

Page 13: Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der ...€¦ · Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“ 242 BayLfU 156 (2001)

Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“

253BayLfU 156 (2001)

3.6 Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus)

Die Mopsfledermaus ist in Mitteleuropa selten. Ein starkerBestandsrückgang ist durch den völligen oder fast voll-ständigen Zusammenbruch großer Winterschlafgesell-schaften in Baden-Württemberg (NAGEL & NAGEL 1993),Hessen (AGFH 1994) und Bayern (ISSEL et al. 1977, KRAUS

in RICHARZ 1989b) belegt. Die Lebensweise der Mopsfleder-maus ist noch wenig erforscht; wahrscheinlich ist sie als„Waldfledermaus“ mit dem ursprünglichen Quartiertyp„Spalten an Bäumen“ zu sehen (Meschede, mdl. Mitt.).Bekannt sind Kolonien in Mitteleuropa jedoch fast aus-schließlich an Privathäusern hinter Holzverschalungen undFensterläden. Die Wochenstuben in Bayern sind individuen-arm (5 bis 20 Weibchen) und nach den Erfahrungen in Süd-bayern z.T. unstet. Im Zeitraum 1987–2000 wurden in Bay-ern 15 Wochenstuben gefunden; darüber hinaus gelangendurch Fänge oder Funde laktierender und hochträchtigerWeibchen sechs Fortpflanzungshinweise.

Die Jagdgebiete werden im Wald oder in gehölzreichenLebensräumen vermutet und der Aktionsradius beträgt nacheiner neueren Untersuchung aus Brandenburg einige Kilo-meter (Steinhäuser in Vorb.). Die Aufenthaltsorte derMännchen und der Weibchen bzw. Jungtiere nach derWochenstubenzeit sind unbekannt. Die bekannten Winter-quartiere stellen Höhlen, Festungsanlagen, Stollen und Kel-ler dar. Doch verbringen viele Mopsfledermäuse offen-sichtlich einen erheblichen Teil der kalten Jahreszeit außer-halb dieser Quartiere, denn regelmäßig tauchen etlicheMopsfledermäuse erst nach Kälteeinbrüchen in den unter-irdischen Quartieren auf. In Bayern ist eine größere Anzahlan Winterquartieren bekannt (vgl. Abb. 12), in denen ein-zelne, d.h. weniger als sechs Mopsfledermäuse angetrof-

fen werden können. Eine Reihe vonQuartieren in Nordbayern, im Baye-rischen Wald und in den Alpen umfas-sen aber deutlich mehr, d.h. zwischenzehn und 30, in einem Fall etwa 400bis 500 Tiere (KRAUS in RICHARZ

1989b). Insgesamt werden in den Win-terquartieren sehr viel mehr Tiere alsim Sommer beobachtet.

Da die Ursachen des Rückgangs derMopsfledermaus unbekannt sind, kon-zentrieren sich die Schutzmaßnah-men im Rahmen des Artenhilfspro-gramms „Fledermäuse“ zum einen aufden Schutz und die Beobachtung dergroßen Winterquartiere, zum anderenauf die Aufklärung und Informationder Eigentümer von Gebäuden mitWochenstubenquartieren zur Respek-tierung der Fledermäuse. Von großer Bedeutung innerhalb des

Artenhilfsprogramms ist das langfristige Bestandsmonito-ring, das vor allem an nordbayerischen und den beiden größ-ten südbayerischen Winterquartieren durchgeführt wird. DieMopsfledermaus zeigt natürlicherweise starke jährlicheSchwankungen in den Winterquartieren, so dass erst langeZeitreihen von Zählungen Trends aufzeigen. Die Bestands-trends in Bayern sind konstant oder weisen auf eine leichtpositive Entwicklung hin.

4 Schutz und Monitoring von Winterquartieren

Einige Fledermausarten lassen sich in Sommerquartierenquantitativ nicht befriedigend erfassen, da • ihre Sommerquartiere verborgen sind (beispielsweise Was-

serfledermäuse in Baumhöhlen), • die Tiere auf Störungen häufig mit Flucht reagieren (bei-

spielsweise in Nistkästen), • die sichtbaren Kolonien nur einen Teil eines Wochenstu-

benverbandes mit ständig wechselnder Gruppenzusam-mensetzung und -zahl darstellen (beispielsweise die Bech-steinfledermaus, WOLZ 1992, KERTH 1998),

• die Tiere in den Quartieren versteckt leben und die Kolo-niegrößen nur durch aufwendige Ausflugszählungenermittelbar sind. Beispiele hierfür sind Fransenfledermausund Braunes und Graues Langohr in Dachböden undKirchtürmen.

Zählungen im Winterquartier sind daher für einige dieserArten das einzige Mittel, mit vertretbarem Aufwand einMonitoring durchführen und damit Aussagen zur Bestands-entwicklung treffen zu können. Allerdings ist bei der Beur-teilung der Bestandsentwicklung anhand von Zählungen inWinterquartieren zu beachten, dass die beobachtbaren

Abb. 11: Jahreszeitliche Verteilung von Einzelfunden der Zweifarbfledermaus (n = 94) inBayern seit Beginn des Forschungsvorhabens bis 1999.

0

5

10

15

20Ja

nuar

Feb

ruar

Mär

z

Ap

ril

Mai

Juni

Juli

Aug

ust

Sep

tem

ber

Okt

ober

Nov

emb

er

Dez

emb

er

Monat

Anz

ahl

Page 14: Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der ...€¦ · Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“ 242 BayLfU 156 (2001)

Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“

254 BayLfU 156 (2001)

Abb. 12: Verbreitung der Mopsfledermaus (Stand: Januar 2000).

Page 15: Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der ...€¦ · Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“ 242 BayLfU 156 (2001)

Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“

255BayLfU 156 (2001)

Individuenzahlen der Arten mit Ausnahme der Mopsfleder-maus im Vergleich zu den im Sommer bekannten Popula-tionen sehr gering sind (v. HELVERSEN 1989). Dies bedeu-tet, dass die Winterquartiere des größten Teils der Fleder-mäuse nicht bekannt sind. Selbst von den Großen und KleinenHufeisennasen, die sich in den Quartieren nicht in Spaltenverstecken, finden wir nur weniger als die Hälfte des bekann-ten Sommerbestandes. Bei Arten wie Wimper-, Bechstein-oder Zweifarbfledermaus kann man über Ort und Lage derWinterquartiere in Bayern momentan nur spekulieren.

Im Rahmen des Forschungsvorhabens erfolgt ein Winter-quartier-Monitoring seit 1985 in mehreren Naturhöhlen, vorallem aber in anthropogen entstandenen Quartieren in dendrei fränkischen Regierungsbezirken und in der Oberpfalz,daneben noch in einigen wenigen Höhlen und Stollen in denAlpen. Von mehr als 1.000 potenziellen Winterquartieren,die seit Beginn der 80er Jahre in Nordbayern kontrolliertworden sind, stellen 56 Quartiere bzw. Quartierkomplexe(in dieser Stichprobe sind zahlreiche Kellergruppen mit z.T.mehr als 20 Einzelobjekten oder Steinbrüche mit mehre-ren Stollen enthalten) sogenannte „Dauerbeobachtungs-Win-terquartiere“ dar. Dies bedeutet, dass diese einmal jährlichungefähr zur gleichen Jahreszeit kontrolliert werden. Beieinigen dieser Quartiere gehen die Beobachtungsreihen nochin die Zeit vor dem Forschungsvorhaben zurück (SCHLAPP

1981); andererseits wurde die Zahl der Quartiere, die in dasDauerbeobachtungsprogramm aufgenommen wurden, lau-fend erhöht. Allein in Nordbayern sind etwa 15 ganztägi-ge Exkursionen im Zeitraum Ende November bis Mitte Märzin jedem Jahr nötig, um diese Quartiere zu kontrollieren;etwa ebenso viele Exkursionen werden für weitere Quar-tierkontrollen durchgeführt. In Südbayern, wo anthropogeneWinterquartiere wesentlich wenigerhäufig sind, findet eine Dauerbeobach-tung (seit 1990 und später) im Winterin 57 Objekten statt.Unabhängig vom Winterquartier-Monitoring durch die beiden Koordi-nationsstellen führen bayerische Höh-lenforscher verschiedener VereineZählungen in zahlreichen Höhlen derFrankenalb durch (PREISS 1983, STIEB-LER 1997). Mit dem Landesverband fürHöhlen- und Karstforschung in Bay-ern e. V. werden die Winterzählungenin Karsthöhlen abgesprochen, umDoppelbegehungen zu vermeiden unddie auswertbare Datengrundlage zuvergrößern.

Die Abb. 13 zeigt die Ergebnisse desnordbayerischen Winterquartier-Moni-torings im Rahmen des Forschungs-vorhabens zu Mausohr, Fransen- undWasserfledermaus, Bartfledermäusen(die im Winterquartier nicht unter-

schieden werden) und Braunem Langohr. Die Interpreta-tion ist nicht ganz einfach: die Arten nehmen offensicht-lich in ihren Beständen überregional zu. Starke jahrweiseSchwankungen können aber generell auftreten, so dass nichtimmer ein eindeutiger Trend erkennbar ist; bei der Fran-senfledermaus hängt die Auffindwahrscheinlichkeit in denQuartieren von der Witterung zu Beginn, bei der Mopsfle-dermaus (in Abb. 13 nicht enthalten) von den Temperatu-ren den ganzen Winter hindurch ab: Niedrige Außentem-peraturen lassen beide Arten in den Quartieren erscheinen,milde Witterung veranlasst die Tiere offenbar zum Aufenthaltaußerhalb der Quartiere. Ein Großteil der Fransenfledermäusewird beispielsweise zu Beginn jeder Zählsaison bei denExkursionen im Steigerwald und in den Haßbergen ange-troffen.Graues Langohr und Bechsteinfledermaus nehmen schein-bar ab, doch sind hier die Individuenzahlen mit unter 20erfassten Tieren insgesamt so gering, dass eine eindeutigeAussage nicht möglich ist. Gleiches trifft auch für die Breit-flügelfledermaus und die Nordfledermaus zu (in Abb. 13nicht enthalten).

Der Schutz der Winterquartiere von Fledermäusen erfolgtklassischerweise durch die Erhaltung und gegebenenfallsWiederherstellung von Quartieren, z.B. durch Renovierungalter Bierkeller oder durch Wiederherstellung und Reini-gung der Kellereingänge. Ein weiterer wichtiger Schutzaspektbetrifft den Ausschluss von möglichen Störungen durch Ver-gitterungen. Diese Verschlüsse werden i. d. R. aus Mittelnder Naturschutzverwaltung, der Forstverwaltung oder derNaturparke finanziert. Der Verschluss eines Fledermaus-Winterquartiers sollte jedoch nicht pauschal veranlasst wer-den, sondern ist nur unter bestimmten Voraussetzungen als

Abb. 13: Bestandsentwicklung der Bartfledermäuse sowie von Mausohr, Fransenfleder-maus, Wasserfledermaus und Braunem Langohr in einer Auswahl an nordbayerischenWinterquartieren („Dauerbeobachtungs-Winterquartiere“). Die Werte sind normiert aufdas Ergebnis im Winter 1985/86 (= 1).

0

1

2

3

4

5

6

85/8

6

86/8

7

87/8

8

88/8

9

89/9

0

90/9

1

91/9

2

92/9

3

93/9

4

94/9

5

95/9

6

96/9

7

97/9

8

98/9

9Große/Kleine BartfledermausWasserfledermausGroßes MausohrBraunes LangohrFransenfledermaus

Winterhalbjahr

Nor

mie

rte

Anz

ahl (

1985

/86=

1)

Page 16: Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der ...€¦ · Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“ 242 BayLfU 156 (2001)

Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“

256 BayLfU 156 (2001)

notwendige und wirksame Maßnahme zum Schutz der Fle-dermäuse anzusehen:• das Quartier beherbergt vom Aussterben bedrohte Arten,

z.B. Große und Kleine Hufeisennase oder Mopsfleder-maus,

• das Quartier ist individuenreich (mehr als zehn Tiere),• das Quartier ist besonders störanfällig, beispielsweise

durch seine Lage in Ortsnähe oder an Wanderwegen, bzw.durch Höhlentourismus gefährdet.

Bei der überwiegenden Mehrzahl der Fledermauswinter-quartiere ist ein Verschluss nicht notwendig und eventuellvorgesehene Geldmittel können vielfach für andere drin-gende Naturschutzaufgaben eingesetzt werden.

5 Das System der Quartier-betreuung

Ein Ziel des Artenhilfsprogramms „Fledermäuse“ ist derAufbau eines Systems der Quartierbetreuung, das einenengen, kontinuierlichen Kontakt mit dem Besitzer oder Ver-walter (z.B. Mesner) des Quartiergebäudes ermöglicht. Durchdiesen Kontakt ist ein rascher Informationsaustausch übereine geplante Veränderung des Quartiers oder eine Beein-trächtigung der Tiere gewährleistet, so dass nötigenfalls vonSeiten der Naturschutzbehörden oder der Koordinations-stellen gegengesteuert werden kann. Gleichzeitig kann derQuartierbetreuer wichtige Daten zur Kolonie sammeln, z.B.im Rahmen von Ausflugszählungen, nächtlichen Kontrol-

len der Jungtiere, Jungtiermortalitätu.Ä. Im Idealfall ist dadurch dasMonitoring gewährleistet. Zu ihrenAufgaben zählen neben der Zählungdes Bestandes auch die Entfernung desKotes sowie die Kontrollen darüber,ob die Einflugöffnungen im Frühjahrunverändert und frei passierbar sind.Die Größe des von den Koordina-tionsstellen jeweils betreuten Gebie-tes und ihre begrenzte personelle Aus-stattung lassen bei diesem Modellden ehrenamtlichen Fledermaus-schützern vor Ort die Hauptbedeutungzukommen, denn nur diese gewähr-leisten den lokalen Bezug (vgl. Kap.2.2). Besonders bei bedeutendenMausohrwochenstuben, aber auch beiKolonien anderer Arten (z.B. Mops-fledermaus oder Zweifarbfledermaus,s.o.) übernehmen diese Personen diekontinuierliche Betreuung der Vor-kommen. Neben der konkreten Betreu-ung eines Quartieres kommt ihnen alsortsbekannten Fledermausspezialis-ten häufig auch die Rolle von An-sprechpersonen in vielen anderen Fragen des Fledermausschutzes zu.Diese Funktion üben viele Personenauch für die unteren Naturschutzbe-hörden oder die Gemeinden aus. Seitlangem wird diskutiert, die Quartier-betreuer der Naturschutzwacht derLandkreise anzugliedern. Damit wärenversicherungstechnische Fragengeklärt und eine Material- und Auf-wandsentschädigung gewährleistet.Bislang ist dieses Ziel aber noch nichterreicht.Die ideale Form der Quartierbetreu-ung ist in den Fällen erreicht, in denensich Quartiereigentümer/innen oder

Abb. 14: Hinweiszettel für Fledermausvorkommen in Dachböden von Kirchen und öffent-lichen Gebäuden (verkleinert; Originalgröße DIN A4).

Page 17: Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der ...€¦ · Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“ 242 BayLfU 156 (2001)

Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“

257BayLfU 156 (2001)

Als weitere wichtige Aspekte der Öffentlichkeitsarbeitsind zu nennen:• 1992 wurde von der Koordinationsstelle Südbayern an-

lässlich der Landesgartenschau in Ingolstadt eine Wan-derausstellung mit 16 Schautafeln erstellt. Die Ausstel-lung kam bis 1995 an 25 weiteren Orten in Bayern zumEinsatz.

• Die Koordinationsstelle Südbayern bietet einen Diavortragmit Begleittext an, der auch ausgeliehen oder gegen Erstat-tung der Unkosten dupliziert wird. Weiterhin wurde zurFort- und Weiterbildung ein Bestimmungskurs entwickelt.Der Kurs besteht aus einem einführenden Lichtbilder-vortrag und einem Übungsteil, in dem die Teilnehmeran Mumien, Schädeln und Präparaten erste Erfahrungensammeln und Arten vergleichen können.

• Der zunehmende Bekanntheitsgrad der Koordinations-stellen lässt die Nachfrage nach Informationsmaterialienzum Fledermausschutz kontinuierlich ansteigen. Diegemeinsame Broschüre „Fledermäuse“ des Landesbun-des für Vogelschutz und des LfU erschien kürzlich in zwei-ter, völlig neu bearbeiteter Auflage. Verschiedenen Eigen-produktionen, z.B. Selbstdarstellungen der Koordina-tionsstellen, Handlungsanweisungen bei der Sanierungvon Fledermausquartieren, Faltblatt „Fledermauskot alsGartendünger“ etc. werden neben Bezugsadressen für Fle-dermauskästen und Literatur- und Medienlisten versandt.Je nach Interessenlage der schriftlichen oder telephoni-schen Anfragen werden auch Kopien wissenschaftlicheroder populärwissenschaftlicher Artikel beigelegt.

• Jugendarbeit: Die Koordinationsstelle Nordbayern über-nimmt in Zusammenarbeit mit dem Landesbund für Vogel-schutz den fachlichen Teil eines jährlich stattfindendenWochenendseminars für Jugendliche, in dem nebenGrundlagen zur Lebensweise und zum Schutz auch neu-ere ökologische Forschungsergebnisse vermittelt werden.Im Raum Nürnberg–Fürth–Erlangen führt sie regelmä-ßig Informationsveranstaltungen an Schulen durch, beidenen sich die Kinder als äußerst interessierte und auf-geschlossene Zuhörer erwiesen haben. Leider bestanderst ein einziges Mal die Möglichkeit, mit einer Grund-schulklasse eine Mausohrwochenstube aufzusuchen undden Kindern die Kolonie in kleinen Gruppen direkt zu

Mesner/innen mit den Fledermäusen identifizieren, jegli-ches Unheil von der Kolonie abhalten wollen und beim Auf-tauchen von Problemen von sich aus den Kontakt zu denKoordinationsstellen oder Naturschutzbehörden suchen.

Trotz aller guten Kontakte zwischen Fledermausschützernund Quartierbesitzern bzw. -verwaltern sind unvorher-gesehene Ereignisse oder missverständliche Absprachen, diezu Störungen der Fledermäuse im Sommerhalbjahr führenkönnen, nicht völlig ausgeschlossen (vgl. Kap. 3.3); die Quar-tierbetreuung ist darüber hinaus noch lange nicht bei allenWochenstuben verwirklicht. Daher statten die Koordina-tionsstellen nach und nach die Quartiere mit Hinweistafelnaus, die die Bedeutung des Quartiers aufzeigen und die Adres-se der zuständigen Koordinationsstelle enthalten (vgl. Abb.14). Diese werden analog den von Holzschutzfirmen in denDachstühlen angebrachten Warnhinweisen über Holzschutz-behandlungen aufgehängt, so dass sie Handwerkern oderArchitekten sofort auffallen müssten.

6 Öffentlichkeitsarbeit und Schulungen

Ein weiterer Schwerpunkt des Artenhilfsprogramms „Fle-dermäuse“ besteht in der Öffentlichkeitsarbeit und Schu-lungen. Beides nimmt einen immer breiteren Raum im Rah-men der Arbeiten der Koordinationsstellen ein (vgl. Tab. 3).Diese Veranstaltungen verfolgen nicht nur den Zweck, einebreite Öffentlichkeit mit den Belangen des Fledermaus-schutzes vertraut zu machen. Als wichtigen Nebeneffekt bie-ten sie den ehrenamtlichen Fledermausschützern und Quar-tierbetreuern die Möglichkeit, sich und ihre Arbeit auf loka-ler Ebene bekannt zu machen.

Im Vorfeld oder als öffentlichkeitswirksame Nachbereitungvon Vorträgen oder Exkursionen erscheinen häufig Presse-artikel. Dieser Präsenz in Tageszeitungen ist es zuzuschrei-ben, dass in jüngster Zeit verstärkt auch Rundfunk- und Fern-sehsender um Mitarbeit bei Produktionen über Fledermäuseund Fledermausschutz bitten (vgl. Tab. 3).

Tab. 3: Veranstaltungen der beiden Koordinationsstellen im Zusammenhang mit Öffentlichkeitsarbeit seit 1991.

AArrtt ddeerr VVeerraannssttaallttuunngg 11999911 11999922 11999933 11999944 11999955 11999966 11999977 11999988 11999999

Öffentliche Vorträge und Exkursionen 10 15 24 24 27 15 36 > 20 20

Fortbildungsveranstaltungen für 1 5 2 5 7 16 8 11 16ehrenamtliche Fledermausschützer und/oder Behörden

Pressegespräche, Rundfunk, TV – – 3 1 1 2 6 9 5

Sonstiges (z.B. Jahrestreffen der 3 2 4 2 3 2 3 2 3Fledermauskundler* , Seminare)

* Jährlich bzw. in Zweijahresabständen organisieren die Koordinationsstellen die Jahrestagungen der süd- und nordbayerischen Fledermaus-schützer. Diese Tagungen dienen dem Informationsaustausch und werden durchschnittlich von 150–200 Teilnehmern besucht.

Page 18: Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der ...€¦ · Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“ 242 BayLfU 156 (2001)

Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“

258 BayLfU 156 (2001)

klassen, nahegebracht werden. 1999 wurde von Frau Pinkim Auftrag des LfU ein Videofilm über das Leben in derFledermauskolonie hergestellt, der ausgeliehen und beiVeranstaltungen gezeigt werden kann. Derzeit wird ge-prüft, ob auch in Südbayern eine ähnliche Videostationan einer Fledermauskolonie eingerichtet werden kann.

7 Forschung

Seit 1980 wurden zahlreiche Diplom- und Zulassungsar-beiten sowie Dissertationen zur Ökologie einheimischer Fle-dermäuse an bayerischen Hochschulen angefertigt. Sie gehenmehrheitlich nicht unmittelbar auf das Artenhilfsprogramm

zeigen (die Genehmigung durch die höhere Natur-schutzbehörde für eine Begehung ab Mitte Juli lag vor).Die Erfahrungen waren sehr positiv, alle Kinder warenbegeistert und verhielten sich der Situation angemessen.

• Seit 1995 führen Mitarbeiter der Koordinationsstelle Süd-bayern an der LMU München regelmäßig eintägige sowieeinwöchige Exkursionen bzw. Praktika für Biologiestu-denten mit dem Schwerpunkt „Ökologie der Fledermäuse“durch.

• Verschiedentlich werden mit dem Verband deutscher Bio-logen (VdBiol) oder im Rahmen von Seminaren der Bay-erischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege(ANL) und der Bayerischen Landesanstalt für Wald- undForstwirtschaft Fortbildungsveranstaltungen für Päda-gogen, Mitarbeiter der Naturschutz- und Forstbehördenund andere Interessenten angebo-ten, die als Multiplikatoren wirkenkönnen. Viele Berufsstände, z.B.Dachdecker, Architekten, Forst-leute, sind in ihrer täglichen Arbeitmit Fledermäusen konfrontiert.Ziel unserer Öffentlichkeitsarbeit istes, den Dialog mit diesen Gruppenmehr und mehr zu intensivieren. AlsEinstieg dafür kann der Informa-tionsaustausch mit einer der markt-führenden Firmen der Bautenschutz-branche (Holzschutzbehandlungen)gesehen werden. Die Koordinations-stellen werden seit einigen Jahrenregelmäßig von vorgesehenenBegasungen des Kircheninnenrau-mes oder Holzschutzbehandlun-gen im Dachraum informiert. Aus-gangspunkt dieser Zusammenarbeitwaren Untersuchungen zur Gift-belastung von Mausohren, die imRahmen einer Diplomarbeit an derUniversität Erlangen durchgeführtwurden (KRUG 1988). Durch diesefrühzeitigen Absprachen lassensich Gefährdungen von Kolonienoder aber vermeidbare Verzöge-rungen verhindern.

• Im Jagd- und Fischereimuseum imSchloss Tambach (Landkreis Co-burg) existiert seit 1997 eine Infra-rot-Videobeobachtungsstation, diein Zusammenarbeit mit der Koor-dinationsstelle Nordbayern einge-richtet wurde (Pink in Vorb.). Durcheine Life-Übertragung aus der gro-ßen Wochenstube im Dach (1998ca. 800 Weibchen) in das daruntergelegene Museum kann das Thema„Fledermäuse“ einer großen AnzahlBesuchern, darunter vielen Schul- Abb. 15: Formular zur Fledermauszählung (verkleinert; Originalgröße DIN A4).

Page 19: Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der ...€¦ · Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“ 242 BayLfU 156 (2001)

Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“

259BayLfU 156 (2001)

„Fledermäuse“ in Bayern zurück, sondern spiegeln das Inter-esse der Lehrstuhlinhaber an der Erforschung der Ökolo-gie dieser Tiergruppe wider. Manche der Arbeiten wurdenjedoch von den Koordinationsstellen angeregt oder ange-leitet. Die Koppelung der Koordinationsstellen an die Uni-versitäten Erlangen-Nürnberg und München hat u.a. zur Fol-ge, dass die angewandte Seite der Forschung einen Schwer-punkt bei der Themenauswahl bildet, weil bei vielenStudenten durch die Kontakte zu den Mitarbeitern der Koor-dinationsstellen bzw. durch ihre Beteiligung bei Exkursio-nen und Veranstaltungen das Interesse an der Ökologie undSchutzproblematik der Fledermäuse geweckt wird.

Es gibt einige Beispiele dafür, wie Ergebnisse dieser Arbei-ten direkt in die Schutzbemühungen um die Fledermäuseeinfließen; zum Teil wurden sie bereits angesprochen, wieim Fall der Kolonie der Kleinen Hufeisennase im SchlossHerrenchiemsee oder bei der gezielten Suche des Quartierseiner weiteren Kolonie dieser Art nach dem Fang laktierenderWeibchen (Kap. 3.3). Ein weiteres wichtiges Ergebnis derangewandten Forschung an einheimischen Fledermäusenin Bayern sind die Untersuchungen zur Phänologie der Tie-re an Höhlen (LIEGL 1987, WEBER 1988), die eine Neube-wertung der Bedeutung von Höhlen als Quartiere für Fle-dermäuse im Jahresverlauf zur Folge hatten und damit fürdie Problematik des zunehmenden Höhlentourismus in Bay-ern von großer Bedeutung sind. Das Phänomen des som-merlichen „Schwärmens“ wurde für Höhlen in den Alpenbestätigt (HOLZHAIDER 1998, Meschede & Rudolph un-veröff.).

Die Geschichten der Entdeckung der Wochenstube der Gro-ßen Hufeisennase (Kap. 3.4) und jüngst einer Kolonie derKleinen Hufeisennase (Kap. 3.3) zeigen, dass moderne For-schungsmethoden in den Fledermausschutz einfließen kön-nen und müssen. Die dauerhafte Sicherung der kleinen Popu-lationen ist freilich noch nicht gewährleistet, doch sind durchdie telemetrischen Untersuchungen immerhin einige derwichtigsten Voraussetzungen für Schutzmaßnahmen geschaf-fen worden. Selbst Facharbeiten an Gymnasien können zum besserenVerständnis des Verhaltens der Fledermäuse beitragen.Beispielsweise wurden in Waldkraiburg (Landkreis Mühl-dorf) und in Wasserburg am Inn die Anwesenheit des Gro-ßen Abendseglers in Spaltenquartieren an Außenfassadenmehrgeschossiger Häuser durch regelmäßige Zählungen imRahmen zweier Facharbeiten dokumentiert (CHRISTOPH 1998,SCHOTT 1998, ZAHN et al. 2000). Die Zählungen belegen,dass nicht, wie bisher in Südbayern angenommen, nur imWinter, sondern das ganze Jahr über Abendsegler in bedeu-tender Zahl Quartiere an den Hochhausfassaden beziehen.Das Jahresminimum wird im Juli erreicht, doch beträgt dieAnzahl der anwesenden Tiere z.B. in Waldkraiburg in die-

sem Monat immer noch ca. 20 % des im September beob-achteten Jahresmaximums von 300 Tieren. Die Abendseg-ler wechseln häufig das Quartier und verteilen sich mitunterauf mehrere Verstecke. In Waldkraiburg werden mindestenself Quartiere an sieben Hochhäusern bzw. Wohnblöckenbesiedelt. Sechs Quartiere wurden nachweislich gleichzei-tig genutzt. In Wasserburg konnten acht Quartiere an dreiWohnblöcken nachgewiesen werden. Mindestens fünf wur-den gleichzeitig von Abendseglern bewohnt. Beobachtun-gen von vergleichbaren Vorkommen der Art sind auch ausKempten, Nürnberg, Rosenheim und München bekannt. Ausdiesen Ergebnissen kann gefolgert werden, dass an Gebäu-den mit Abendseglerquartieren bei Renovierungen dasganze Jahr über mit der Anwesenheit der Tiere zu rechnenist. Allerdings zeigten sich die Tiere in der Quartierwahl soflexibel, dass nicht unbedingt jedes Quartier erhalten wer-den muss. Manche Bewohner fühlen sich durch die oft lautrufenden Abendsegler vor den Wohnräumen und den her-abfallenden Kot erheblich belästigt. Sind aufgrund der Bau-weise genügend Ausweichquartiere vorhanden, kann ausArtenschutzsicht der Verschluss solch problematischerStellen während der Abwesenheit der Tiere akzeptiert unddamit unkontrollierten „Selbsthilfemaßnahmen“, bei denendie Tiere möglicherweise eingeschlossen werden undzugrunde gehen, vorgebeugt werden.

Den Fledermäusen hängt bei vielen Naturschützern nochder Mythos an, die Arten seien gleichermaßen vom Aus-sterben bedroht, und sämtliche Vorkommen seien gleichstreng zu schützen. Dies trifft für einige seltene Arten inBayern (z.B. Große und Kleine Hufeisennase, Wimperfleder-maus, Mopsfledermaus, Nordfledermaus, Kleinabendseg-ler) zweifellos auch uneingeschränkt zu, doch wissen wirdank des langjährigen Monitorings im Rahmen des For-schungsvorhabens und dank mehrerer populationsökolo-gischer Diplom- und Doktorarbeiten (z.B. GEIGER 1992,WOLZ 1992, ZAHN 1995, KERTH 1998), dass die Beständeeiniger Arten sowohl zugenommen haben als auch teilweiseunterschätzt worden sind. Beispiele dafür sind das Maus-ohr, die Wasserfledermaus oder die Bechsteinfledermaus.Diese Feststellung entbindet natürlich niemanden von derVerpflichtung, den Artenschutz stets ernst zu nehmen unddie Quartiere und Jagdlebensräume aller Arten zu sichern,ist sie doch auch ein erfreuliches Ergebnis der Schutzbe-mühungen im Rahmen des Artenhilfsprogramms „Fleder-mäuse“. Sie relativiert jedoch die Bedeutung von Einzel-beobachtungen oder einzelnen individuenarmen Quartie-ren, beispielsweise in der Eingriffsbeurteilung. DasAusbleiben einer Kolonie der Mops- oder Zwergfledermausin einem Spaltenquartier oder der Bechsteinfledermaus ineinem Nistkasten ist nicht als Zeichen des Rückgangs zuwerten, sondern als normaler Vorgang des Quartierwech-sels in einem Wochenstubenverband.

Page 20: Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der ...€¦ · Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“ 242 BayLfU 156 (2001)

Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“

260 BayLfU 156 (2001)

8 Internationale Verpflichtungen

8.1 Die Bedeutung des Fledermaus-abkommens für den Fledermausschutzin Bayern

Im Januar 1994 wurde von der Bundesregierung das„Abkommen zur Erhaltung der Fledermäuse in Europa“ alsRegionalabkommen der Bonner Konvention zum Schutz derwandernden Tierarten ratifiziert. In Artikel III dieses Ab-kommens sind die Anforderungen des Fledermausschutzesgenannt: • Artenschutz: Verbot des Fangs, Handelns, Tötens,• Quartier- und Habitatschutz: Ermittlung und Schutz der

für die Erhaltung der Arten wichtigen Lebensstätten und„Futterplätze“,

• zusätzliche Schutzmaßnahmen für gefährdete Arten,• Öffentlichkeitsarbeit,• Grundlagenforschung,• Prüfung der Verträglichkeit von Holzschutzmitteln und

Insektiziden.

Das Abkommen ist, was die rechtlichen Aspekte des Schut-zes des Einzeltieres und des Schutzes der Kolonien anbe-langt, in bundesdeutsches Artenschutzrecht umgesetzt: alleFledermausarten sind streng geschützt und dürfen an ihrenLebensstätten nicht gestört und beeinträchtigt werden.Eine wirkungsvolle Umsetzung des europäischen Fleder-mausabkommens in Bayern ist jedoch erst über die Durch-führung des Artenhilfsprogramms gegeben (vgl. Kap. 3 und4), denn das Forschungsvorhaben deckt auch die BereicheÖffentlichkeitsarbeit, spezielle Artenhilfsprogramme undwegen der Bindung an die Universitäten in gewissem Maßauch Grundlagenforschung ab. Das LfU hat mit den im Moni-toringprogramm gesammelten Daten eine hervorragendeGrundlage für die Erfolgskontrolle der Umsetzung desAbkommens, die in zweijährigen Abständen in Form einerBerichtspflicht verlangt wird. Allerdings bestehen auch nochDefizite in Bayern, z.B. beim Jagdgebietsschutz bzw. beider Ermittlung der Jagdhabitate (z.B. Wimperfledermaus,Mopsfledermaus). Bei manchen Arten ist auch die Erfas-sung der wichtigen Quartiere oder Vorkommensschwer-punkte noch lückenhaft (z.B. Kleinabendsegler, GroßeBartfledermaus).

8.2 Die Bedeutung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie für den Fleder-mausschutz in Bayern

Die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union(Richtlinie 92/43/EWG, vgl. SSYMANK 1994) verfolgt dasZiel, die biologische Vielfalt innerhalb der EuropäischenUnion zu erhalten; sie verpflichtet die Mitgliedsstaaten u.a.• zu wirksamen Erhaltungsmaßnahmen für die in den

Anhängen I und II aufgeführten Lebensraumtypen undArten,

• zur Ausweisung von Schutzgebieten für diese Lebens-raumtypen und Arten,

• zur Beobachtung der Bestandsentwicklung der Popula-tionen und der Entwicklung der Lebensräume, um beieinem ungünstigen Erhaltungszustand Gegenmaßnahmenergreifen zu können,

• zur Grundlagenforschung, u.a. zu Ökologie und Ver-breitung der Arten, der erforderlichen Pflege bzw. Be-wirtschaftung der Lebensraumtypen und Habitate.

In Anhang II der Richtlinie sind sieben Fledermausarten auf-geführt, die in Deutschland leben: Teichfledermaus, Bech-steinfledermaus, Großes Mausohr (vgl. Kap. 3.1), Wimper-fledermaus (vgl. Kap. 3.2), Kleine Hufeisennase (vgl.Kap. 3.3), Große Hufeisennase (vgl. Kap. 3.4), Mopsfleder-maus (vgl. Kap. 3.6). Die Teichfledermaus ist in Bayern eineAusnahmeerscheinung und wurde seit den 1950er Jahrennicht mehr nachgewiesen. Die Bechsteinfledermaus ist inden Laubwaldgebieten Nordbayerns verbreitet; verschiedeneLaub- und Mischwälder in Unter- und Oberfranken beher-bergen individuenreiche Vorkommen (SCHLAPP 1990, WOLZ

1992, KERTH 1998) mit hohen Populationsdichten, wie sieaus anderen Teilen Deutschlands nicht bekannt sind. Bay-ern kommt mit Ausnahme der Teichfledermaus für die Erhal-tung dieser Arten eine bundesweite Verantwortung zu(RUDOLPH 2000).

Unter den in Anhang I der Richtlinie aufgeführten Lebens-raumtypen haben nicht touristisch erschlossene Höhlen alspotenzielle Quartiere den unmittelbarsten Bezug zu Fleder-mäusen. Als Jagdhabitate bzw. auch als Quartierstandortefür einige Anhang II-Arten sind vor allem Waldtypen vonBedeutung: Hainsimsen-Buchenwald, Waldmeister-Buchen-wald, montaner und subalpiner Buchenwald, Kalk-Buchen-wald, Sternmieren- und Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald,Schluchtwälder, Hartholzauwälder und bodensaure Nadel-wälder. Weitere, als Jagdgebiete für Fledermäuse wichtigeLebensraumtypen des Anhangs I sind verschiedene Artenvon natürlichen Stillgewässern, naturnahe Fließgewässer oderMagerrasen und Magerwiesen (vgl. SSYMANK et al. 1998).Eine der wichtigsten Aufgaben für die Mitgliedstaaten derEU zur Umsetzung der Richtlinie ist es, in ausreichendemUmfang Schutzgebiete für die Lebensraumtypen und Artenauszuweisen. Die bayerischen Vorschläge für die Gebiets-auswahl in Hinblick auf Fledermäuse erfolgten durch dasLfU auf der Basis der Ergebnisse aus dem Artenhilfspro-gramm (RUDOLPH 2000). Die im August 2000 durch die bay-erische Staatsregierung erfolgte Meldung von FFH-Gebie-ten enthält ca. 170 punktuelle Fledermaushabitate (Gebäu-de als Koloniestandorte und Winterquartiere).

Mit Ausnahme der Bechsteinfledermaus stimmen die inAnhang II enthaltenen Fledermäuse mit den Schwerpunkt-arten des Fledermausschutzes und -monitorings in Bayernüberein, so dass, wie in den Kapiteln 3 und 4 dargelegt, überdiese Arten umfangreiche Kenntnisse über Vorkommen undVerbreitung, Bestandstrends in den letzten Jahren, Schutz-

Page 21: Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der ...€¦ · Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“ 242 BayLfU 156 (2001)

Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“

261BayLfU 156 (2001)

erfordernisse und Gefährdungen vorliegen. Wissenschaft-liche Arbeiten in den vergangenen zwei Jahrzehnten habendie Grundlagen für den Schutz von Mausohr, Großer undKleiner Hufeisennase und auch der Bechsteinfledermausdarüber hinaus maßgeblich erweitert. Unterschiedlich gro-ße Defizite bestehen in Bayern aber noch in den Kenntnissenzur Lebensweise von Wimperfledermaus und Mopsfleder-maus sowie zur Verbreitung und Häufigkeit von Mops- undBechsteinfledermaus. Als außerordentlich wertvoll für dieErfüllung der mit der FFH-Richtlinie verbundenen Ver-pflichtung zum Monitoring der Arten und Lebensräumeerweist sich das Dauerbeobachtungsprogramm des For-schungsvorhabens.

Die eigentliche Herausforderung aus der FFH-Richtliniebesteht aber darin, den „günstigen Erhaltungszustand“ derArten und Lebensräume dauerhaft zu gewährleisten, alsowirksame Schutzstrategien umzusetzen und negativenBestandsentwicklungen aktiv entgegenzuwirken. Dieses Zielsoll über eine Dauerbeobachtung der Bestandsentwicklungund wichtiger Lebensraumparameter gemessen werden. Wieoben dargelegt, müssen beim Fledermaus-Monitoring lan-ge Datenreihen vorliegen, um Trends zu erkennen oder hin-reichend genaue Aussagen zur Bestandsentwicklung tref-fen zu können. Diese Basis ist außer für die Bechsteinfleder-maus (vgl. Kap. 4) für die anderen Arten bereits geschaffenworden. Das Artenhilfsprogramm „Fledermäuse“ erweistsich zusammen mit dem hoheitlichen Artenschutz alsgeeignetes Instrument, die in der FFH-Richtlinie geforderteFürsorge für die sechs in Bayern lebenden Arten zumindestin Bezug auf Quartierschutz und Öffentlichkeitsarbeit zugewährleisten. Für den Lebensraumschutz sind wegen derstarken Bindung von Mausohr, Bechsteinfledermaus undMopsfledermaus an den Wald in besonders hohem Maßjedoch die Waldbesitzer und Forstverwaltungen gefordert,und hier muß u.a. über die Koordinationsstellen für Fle-dermausschutz noch verstärkt Aufklärungsarbeit betriebenwerden. Die wesentlichen Ziele und Maßnahmen bezüglichdes Fledermausschutzes im Wald sind den Ergebnissen desF+E-Vorhabens „Untersuchungen und Empfehlungen zurErhaltung der Fledermäuse in Wäldern“ bzw. der daraus ent-standenen Broschüre (MESCHEDE et al. 2000a, b) zu ent-nehmen.

9 Ausblick

Artenhilfsprogramme haben das Ziel, die Lebensbedin-gungen gefährdeter Arten so zu verbessern, dass unmittel-bare Hilfsmaßnahmen unnötig werden. Erfolge des Arten-hilfsprogramms „Fledermäuse“ sind unübersehbar unddrücken sich in einer positiven Bestandsentwicklung eini-ger Arten oder in einer steigenden Akzeptanz in den ver-schiedenen Bevölkerungs- und Berufsgruppen aus. Dennochist das genannte Ziel noch nicht erreicht. Da es sich beimForschungsvorhaben „Fledermäuse“ um eines der ältesten

bayerischen Artenschutzprojekte handelt, sind wir zudemgezwungen, die Schwerpunktsetzung der eigenen Arbeitimmer wieder zu hinterfragen und neuen Anforderungen5

und Erkenntnissen anzupassen. Die Basis der künftigen Arbeit innerhalb des Artenhilfs-programms wird es zunächst sein, die erfolgreichen Ansät-ze weiterzuführen, z.B. beim Schutz und Monitoring dergebäudebewohnenden Fledermäuse (v.a. Mausohr, Wimper-fledermaus, Hufeisennasen) oder beim Winterquartier-Monitoring. Hier muss permanent der Kontakt zu den Besit-zern und Verwaltern der Quartiere und zu Berufsverbän-den und Verwaltungen gepflegt und – wo erforderlich –verbessert werden, u.a. durch • die Optimierung der Zusammenarbeit mit den Kirchen-

bauämtern, Denkmal- und Baubehörden, der staatlichenSchlösser- und Seenverwaltung, Gemeinden usf. Somuss es beispielsweise selbstverständlicher Standard wer-den, dass bei anstehenden Renovierungen von Kirchenmit Fledermausbesatz eine automatische, frühzeitigeInformation der Koordinationsstellen bzw. der Natur-schutzbehörden durch die kirchlichen Bauämter gewähr-leistet ist. Gleichzeitig ist das Bewusstsein so zu schär-fen, dass kirchliche Gebäude generell für Fledermäusezugänglich bleiben.

• Informationen und Publikationen für Kirchengemeinden,Mesner, Architekten, Kaminkehrer, Dachdecker, Gärt-ner, Landschaftsarchitekten usf.

Die Koordinationsstellen müssen auch weiterhin alsAnsprechpartner für alle Anliegen des Fledermausschutzeszur Verfügung stehen, insbesondere in konkreten Fällen vonRenovierungsarbeiten an Fledermausquartieren. Und siemüssen auch künftig in der Lage sein, sich neben dem „All-tagsgeschäft“ im Rahmen von speziellen Artenhilfsprojektenbei Bedarf den besonders gefährdeten Arten oder Quartie-ren zuzuwenden (vgl. die Beispiele Kleine und Große Huf-eisennase).Öffentlichkeitsarbeit ist eine – mit wachsendem Bekannt-heitsgrad der Koordinationsstellen und steigender Akzep-tanz der Tiergruppe stetig zunehmende – Daueraufgabe imRahmen des Artenhilfsprogramms. Daher werden weiter-hin bedarfsweise Merkblätter erstellt, die Kontakte zuVolkshochschulen, Kreisbildungswerken, Verbänden u.ä.intensiviert, die Internetpräsenz der Koordinationsstellen aus-gebaut usw.Zur Öffentlichkeitsarbeit durch die Koordinationsstellengehört auch die Rückkopplung der erfassten Daten zu denQuartierbesitzern/-bewohnern bzw. Quartierbetreuern, alsodie regelmäßige Unterrichtung über die Entwicklung „ihrer“Kolonien oder die Kontaktaufnahme zu Besitzern vonArten, die Spaltenquartiere bewohnen. Der Kontakt zu letz-teren findet vielfach nur einmalig bei der Artbestimmungund der Begutachtung der Quartierumstände statt. Für man-

5 Neuerdings werden beispielsweise Kirchtürme von Mobilfunkunter-nehmen als Standorte von Sendeanlagen entdeckt; im Landkreis Kit-zingen ist konkret die erste Mausohrkolonie in einer Kirche betroffen.

Page 22: Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der ...€¦ · Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“ 242 BayLfU 156 (2001)

Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“

262 BayLfU 156 (2001)

Abb. 17: Kontrolleeines Quartiers der Breitflügelfledermaus an einerSchule im Landkreis Dillingen (Foto: Zahn).

Abb. 16: Die Breitflü-gelfledermaus bevor-zugt sowohl im Som-mer als auch im Winterspaltenförmige Quar-tiere (Foto: v. Helver-sen).

Page 23: Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der ...€¦ · Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“ 242 BayLfU 156 (2001)

Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“

263BayLfU 156 (2001)

Abb. 18: Wochenstuben des Abendseglers in Bayernsind selten; hier ein Foto aus einer Auswilderungs-station, in der Jungtiere verletzter und flugunfähigerWeibchen ausgewildert werden (Foto: v. Helversen).

Abb. 19: Netzfängesind ein wichtigerBestandteil der faunis-tischen Forschung inBayern, zum Beispielin Hinblick auf dieBedeutung von Höhlenfür Fledermäuse imJahresverlauf; dasFoto zeigt eine Fran-sen- und eine Mopsfle-dermaus, gefangen aneiner Höhle in denbayerischen Alpen(Foto: Hammer).

Page 24: Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der ...€¦ · Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“ 242 BayLfU 156 (2001)

Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“

264 BayLfU 156 (2001)

che Quartiereigentümer kann es den Anschein haben, alserlösche danach das Interesse an der Kolonie. Angesichtsder hohen Zahl an derartigen Quartieren (v.a. von Zwerg-und Kleiner Bartfledermaus) sind die Koordinationsstellenderzeit überfordert, diesen Kontakt regelmäßig, z.B. auchnur in Zweijahresabständen, zu halten. Dies ist eine klas-sische Aufgabe der Quartierbetreuer und lokalen Fledermaus-schützer vor Ort, für die bisher jedoch nur in wenigen Land-kreisen mit einer ausreichenden Zahl ehrenamtlicher Mit-arbeiter eine zufriedenstellende Lösung gefunden werdenkonnte.

In diesem Zusammenhang ist auch das Monitoring der klei-nen Arten zu erwähnen, die typischerweise an Privathäu-sern in Spalten wohnen. Derzeit können wir keine gesichertenAussagen über die Bestandsentwicklung dieser Arten tref-fen. Bayernweit könnten Koloniebesitzer zu regelmäßigenZählungen angeregt werden; wenn die Stichprobe genügendgroß und die Partner verlässlich wären, könnte man die bis-her bestehende Lücke in der Beurteilung der Bestandsent-wicklung dieser Arten schließen.

Ganz wesentlich ist die Stärkung, der weitere Ausbau unddie Pflege des Netzes an Quartierbetreuern, um noch mehrkompetente, lokale Ansprechpartner in Fragen des Fleder-mausschutzes zu erhalten und die Koordinationsstellen zuentlasten. Dies erscheint umso dringender, als in manchenLandkreisen ein Generationswechsel der ehrenamtlichen Fle-dermausschützer bevorsteht und die Nachfolge nicht immergesichert ist. Hier erhoffen wir uns durch die Meldung zahl-reicher bedeutsamer Fledermausquartiere als FFH-Gebieteeinen großen Fortschritt, nicht zuletzt auch in organisato-rischer und finanzieller Hinsicht (z.B. Quartierbetreuer imRahmen der Naturschutzwacht, vgl. Kap. 6).Die Schwerpunkte des Artenhilfsprogramms werden sichkünftig noch stärker als bisher auf die Arten des AnhangsII der FFH-Richtlinie sowie die gemeldeten Quartiere undLebensräume ausrichten. Handlungsbedarf in Bezug auf dieErforschung der Lebensraumansprüche (insbesondere inBezug auf die Jagdhabitatwahl) der Arten, wie es in Arti-kel 18 der FFH-Richtlinie gefordert wird, besteht v.a. fürdie Kleine Hufeisennase sowie Mops- und Wimperfleder-maus; in Bezug auf die Verbreitung in Bayern noch für dieMops- und Bechsteinfledermaus. Die Umsetzung desLebensraumschutzes für die FFH-Arten erfordert u.a. dieintensive Zusammenarbeit mit und die Beratung der Forst-verwaltungen, im Fall des Lebensraumtyps „Natürliche Höh-le“ die Umsetzung von Schutzkonzepten in Zusammenar-beit mit den Verbänden der Höhlenforscher.

Grundlagenforschung zum Verständnis der Lebensraum-ansprüche der Fledermäuse ist nicht nur für die o.g. Artender FFH-Richtlinie notwendig, sondern muss auch Bestand-teil der speziellen Artenhilfsprojekte und weiterer Schutz-vorhaben sein. Die Ökologie von einigen der selteneren Artenist noch unzureichend bekannt. Hier sollen durch die Kon-takte zu den Universitäten weitere Arbeiten angeregt wer-

den. Damit wird gleichzeitig der Aufforderung zur Grund-lagenforschung aus dem Fledermausabkommen genügegetan.

Ein möglicher Weg, den Lebensraumschutz für Fledermäusekünftig noch stärker in die Naturschutzpraxis umzusetzen,ist die Einbindung der Erkenntnisse über die Ökologie dergefährdeten Fledermausarten in Umsetzungsprojekte desABSP über das bisherige Maß hinaus (vgl. Große Hufeisen-nase).

Neuere Diskussionen im Naturschutz werfen die Frage nachdem Schutz der „richtigen“ Arten und Lebensräume auf:Sie kritisieren den traditionellen Ansatz des Naturschutzes,in Mitteleuropa häufig die Seltenheiten am Rande ihres Are-als und nicht die Arten und Lebensräume mit mitteleuro-päischer Hauptverbreitung schützen zu wollen. Die Beur-teilung der europäischen Gesamtverbreitung der meistenheimischen Fledermausarten lässt reichlich Raum für Inter-pretationen: Die Kleine Hufeisennase beispielsweise befin-det sich in Bayern heute am Rand ihres Areals und kommtin Südeuropa noch relativ häufig vor. Doch ist dies keinenatürliche Verbreitungsgrenze, sondern eine Ausrottungs-linie, was die Verpflichtung zu gezielten Schutzmaßnahmendurchaus begründet. Ebenso ist das isolierte Vorkommender Großen Hufeisennase zu werten. Das Mausohr ist in Mitteleuropa Kulturfolger und könntehier ohne Gebäude als Quartierstandorte bei den heutigenKlimaverhältnissen vermutlich nicht existieren. Angesichtsder hohen Populationsdichten in Teilen Süd- und Mittel-deutschlands und der Bevorzugung von Buchenwäldern alsJagdlebensräume – die Buche ist ein Baum mit vorwiegendzentraleuropäischer Verbreitung – kann man auch bei die-ser Art nicht von einer geringen mitteleuropäischen Ver-antwortung innerhalb des Gesamtareals sprechen, imGegenteil. Nur wenige Arten – v.a. die Bechsteinfledermaus– lassen aber eine eindeutig mitteleuropäische Hauptver-breitung in ihrem Gesamtareal erkennen. Die meisten Fledermausarten haben ein weiteres Verbrei-tungsgebiet, doch sind sie selbstverständlich auch Bestand-teil der mitteleuropäischen Fauna. Die Konsequenz für denFledermausschutz daraus ist: die Bechsteinfledermaus undihre Habitate muss stärker in den Vordergrund der Schutz-bemühungen rücken. Den anderen Arten, insbesondere die-jenigen, über deren Verbreitung und Lebensweise noch wenigbekannt ist (z.B. Kleinabendsegler, Große Bartfledermaus,Mopsfledermaus, Nordfledermaus, Mückenfledermaus –Pipistrellus mediterraneus/pygmaeus) muss aber eine ähn-liche Aufmerksamkeit zukommen. Die größten Erfolge las-sen sich neben dem Gebäudequartierschutz über einen kon-sequenten Lebensraumschutz, insbesondere im Wald, errei-chen, da ein Großteil der mitteleuropäischen FledermausartenWälder als wesentliches Habitat nutzt (MESCHEDE et al.2000a, b). Mit der Forderung nach standortheimischen, alten,strukturreichen Wäldern als Fledermauslebensräume (wieoben gesagt wären das v.a. Buchenwälder) schließt sich somitder Kreis in dieser Diskussion wieder.

Page 25: Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der ...€¦ · Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“ 242 BayLfU 156 (2001)

Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“

265BayLfU 156 (2001)

Eine Schwierigkeit ist bei all diesen Aufgaben erkennbar:Jede Ausweitung der Aufgaben führt zwangsläufig dazu,dass zumindest zu einem wesentlichen Teil auch die Mit-arbeiter der Koordinationsstellen damit befasst sind, sei esals Berater, Koordinatoren bzw. Organisatoren oder alsDurchführende. Schon gegenwärtig ist erkennbar, dass Land-kreise mit aktiven Fledermausschützern einen deutlich grö-ßeren Betreuungsaufwand erfordern, als Kreise mit wenigaktiven Ehrenamtlern. Schließlich werden hier die Bevöl-kerung und staatliche Verwaltungen intensiv in die Fragendes Fledermausschutzes eingebunden; dadurch werdensehr viel mehr Interesse, aber auch Probleme des Fleder-mausschutzes offenkundig, die auch die Koordinationsstellenfordern. Mit dem vorhandenen Personal stoßen diese bereitsjetzt an ihre Kapazitätsgrenzen.

10 Zusammenfassung

Das Artenhilfsprogramm „Fledermäuse“ in Bayern wurde1985 als Forschungsvorhaben vom Bayerischen Landesamtfür Umweltschutz konzipiert. Es beinhaltet die Schwerpunkt-aufgaben Bestandserfassung, Monitoring, Öffentlichkeits-arbeit und Beratung sowie Schulung von ehrenamtlich täti-gen Naturschützern, Behördenvertretern und Berufsgrup-pen.Voraussetzung für einen effektiven Schutz der Fledermäu-se ist die Erfassung, Identifizierung und auch die Bewer-tung ihrer Quartiere. In der Anfangszeit des Forschungs-vorhabens wurde daher ein besonderer Schwerpunkt auf dieSuche von Kolonien gebäudebewohnender Fledermäusegesetzt und entsprechende Aktivitäten von lokalen Natur-schützern und Verbänden unterstützt – ein Prozess, der immernoch andauert. Gleichzeitig wurde begonnen, die Öffent-lichkeit, die Naturschutzbehörden und andere staatliche Ver-waltungen bis hin zu den Kirchen für das Thema „Fleder-mausschutz“ zu sensibilisieren und zu interessieren. Demhohen Erfassungsgrad an Fledermauskolonien in auffälli-gen Gebäuden und der Präsenz von ehrenamtlich tätigenFledermausschützern in vielen Landkreisen und Städten istes zu verdanken, dass die direkte Zerstörung oder Beein-trächtigung von großen Kolonien und Quartieren gebäude-bewohnender Fledermausarten in Bayern nur noch in Aus-nahmefällen erfolgt (vgl. Kap. 3.1), vor allem durch Unzu-verlässigkeiten bei Absprachen. Ungleich geringer ist der Erfassungsgrad von unauffälligerenFledermausquartieren, z.B. an Privathäusern oder in Wäl-dern; diese sind durch beabsichtigte oder unbeabsichtigteEingriffe gefährdet. Dies unterstreicht einerseits die Not-wendigkeit einer andauernden, intensiven Sympathiewer-bung und Öffentlichkeitsarbeit im Fledermausschutz, ande-rerseits die hohe Bedeutung der Betreuung bekannter Quar-tiere; im Idealfall erfolgt die Betreuung durch Personen vorOrt, im Rahmen des Artenhilfsprogramms zumindest aberauch durch das regelmäßige jährliche Monitoring der wich-tigsten Wochenstuben und Winterquartiere.

An den Arten Großes Mausohr, Wimper-, Mops- und Zwei-farbfledermaus sowie Große und Kleine Hufeisennasewerden die wichtigsten Ergebnisse des Forschungsvorha-bens und die Schutzbemühungen um diese Arten dargestellt.Ein wichtiger Bestandteil des Forschungsvorhabens ist auchdas Winterquartier-Monitoring. Dies ist für zahlreicheArten die einzige Möglichkeit, die Bestandsentwicklung zudokumentieren. Sowohl die Beobachtung der Sommer- alsauch der Winterquartiere lässt auf eine positive Bestands-entwicklung einiger Arten schließen.

Die Koordinationsstellen für Fledermausschutz in Nord- undSüdbayern sind an den Universitäten Erlangen-Nürnberg undMünchen angesiedelt. Dies ermöglicht die Einbindung vonStudenten und Wissenschaftlern in das Artenhilfspro-gramm, z.B. in Form von Diplom- und Doktorarbeiten zurGrundlagenforschung. Moderne Forschungsmethoden wieTelemetrie fließen aber auch in spezielle Artenhilfspro-gramme für einzelne Arten ein (vgl. Kap. 3.4).

Wichtige Fortschritte für den Schutz der Fledermäuse aufnationaler und internationaler Ebene stellen das Abkommenzur Erhaltung der Fledermäuse in Europa (in Deutschlandin Kraft seit Januar 1994) und die Fauna-Flora-Habitat-Richt-linie der EU dar. In den Anhängen I und II dieser Richtli-nie sind zahlreiche, als Jagdlebensräume für Fledermäuserelevante Lebensraumtypen (z.B. verschiedene Laubwald-typen) sowie einige Arten aufgeführt, die streng zu schüt-zen und für deren dauerhafte Erhaltung Schutzgebiete ein-zurichten sind. Das Forschungsvorhaben leistet mit seinemMonitoringprogramm, mit der Schwerpunktsetzung auf denQuartierschutz von Gebäudefledermäusen und mit derÖffentlichkeitsarbeit bereits jetzt einen sehr wichtigen Bei-trag zur Umsetzung des Fledermausabkommens bzw. derFFH-Richtlinie, z.B. in Bezug auf die Vorschläge für dieGebietsauswahl oder das Monitoring von „Natura 2000“-Gebieten.

Summary6

The research program “Population development and Pro-tection of bats in Bavaria“: this special conservation pro-gram for bats was established in 1985 as a research programby the Bavarian State Office of Environmental Protection.It is aimed at inventarizing the bat fauna, monitoring, publicrelations work, advising and teaching of bat conservationistsand nature administrators.

The effective protection of roosts belongs to what is knownabout them and how to assess them. An initial emphasis ofthe bat conservation program was the search of bat coloniesin human buildings – this process still continues. At the same

6 Wir danken Frau S. Haynes-Huber und Herrn Y. Winter für die Kor-rektur der englischen Zusammenfassung.

Page 26: Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der ...€¦ · Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“ 242 BayLfU 156 (2001)

Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“

266 BayLfU 156 (2001)

time the public, the nature and other state administrationsincluding the church offices were sensitized and interestedin bat conservation. As a result there is a high degree in regis-tration of bat colonies in conspicuous buildings like church-es or castles; furthermore in many Bavarian districts andgreater towns bat conservationists are present. The destructionor disturbance of large colonies or important roosts there-fore, one of the main reasons for declining of bats, has beco-me an exception. If a colony is damaged mostly it happensbecause of unreliabilities at arrangements between archi-tects and nature conservation administrations (see chapter3.1). Much lower is the degree of registration of unconspicuousbat roosts, for example at private houses or in forests. Suchroosts are threatened by intended or unintended actions. Onthe one hand this emphasizes the necessity of an intensivework of sympathy and publicity for bat conservation andon the other hand the high importance of the monitoring ofknown roosts. Ideally known roosts ar looked after by localpeople. The looking after the most important summer andwinter roosts in the bat conservation program is maintain-ed by the regular yearly monitoring.Some of the most important results of the Bavarian bat re-search program and the main efforts in bat conservation areshown by the following species: Greater mouse-eared bat,Notch-eared bat, Barbastelle, Particoloured bat and Greaterand Lesser horseshoe bat. An important part of the bat re-search program is the monitoring of winter roosts. For manyspecies this is the only possibility to examine the popula-tion development. Both, monitoring of summer and winterroosts shows for most species an increasing trend of pop-ulation development.

There are two coordination offices for bat conservation inBavaria: one at the University of Erlangen-Nürnberg(Northern Bavaria), the other at the University of Munich(Southern Bavaria). The location of these coordination officesallows the inclusion of students and scientists in the bat con-servation program, for example in dissertations or master´sthesis for basic research. The universities, too, provide spe-cial methods like radiotracking for conservation programsfor single threatened bat species.On the national and international level of bat conservationthe agreement for the conservation of bats (in Germany sin-ce January 1994) and the habitats directive of the EU areimportant progresses. Annex I of the habitat directives con-tains many habitat types which are feeding areas of bats too(mainly some types of deciduous forests), and Annex II con-tains some bat species. Both, habitats and species have tobe protected strongly and for their preservation conserva-tion sites must be created. The Bavarian bat research pro-gram provides an important part of the implementation ofthe agreement and of the habitats directive by focusing itsmain work on monitoring of summer and winter roosts, theprotection of building-roosting bats and on public relationwork. One example are the proposals of sites or the moni-toring for the „Natura 2000“ network.

11 Literatur

AGFH (Arbeitsgemeinschaft für Fledermausschutz in Hes-sen) (1994): Die Fledermäuse Hessens. Geschich-te, Vorkommen, Bestand und Schutz. – Remshalden-Buoch.

ANTONI, W. (1980): Verbreitung und Gefährdung der Fle-dermäuse in Bayern. – Unveröff. Bericht i. A. d. Bayer.Landesamtes für Umweltschutz.

AUDET, W. (1990): Foraging behaviour and habitat use bya gleaning bat, Myotis myotis (Chiroptera: Vesper-tilionidae). – J. Mammalogy 71: 420-427.

CHRISTOPH, L. (1998): Untersuchung und Dokumenta-tion eines Fledermausvorkommens (Abendsegler) imBereich der Wasserburger Innhöhe. – Facharbeit amGymnasium Wasserburg.

GEIGER, H. (1992): Untersuchungen zur Populationsdichteder Wasserfledermaus (Myotis daubentoni KUHL,1819) im Mittelfränkischen Teichgebiet. – Dipl.-Arbeit Univ. Erlangen.

GEIGER, H. (1996): Einsatz der Radiotelemetrie bei Arten-schutzbelangen von Fledermäusen am Beispiel derGroßen Hufeisennase (Rhinolophus ferrumequi-num) in Nordbayern. – Schriftenr. Landschaftspfl.Naturschutz 46: 31-40.

GEIGER, H. & M. HAMMER (1993): Wochenstubenfundder Großen Hufeisennase (Rhinolophus ferrum-equinum SCHREBER) in der Oberpfalz. – Unver-öff. Bericht i. A. d. Bayer. Landesamtes für Umwelt-schutz.

GÜTTINGER, R. (1997): Jagdhabitate des Großen Maus-ohrs (Myotis myotis) in der modernen Kulturland-schaft. – Schriftenr. Umwelt Nr. 288, hrsg. vomSchweizer Bundesamt für Umwelt, Wald und Land-schaft, Bern, 138 S.

HAMMER, M. & F. MATT (1996): Artenschutzkonzept fürdie Große Hufeisennase (Rhinolophus ferrumequi-num, Schreber 1774) in Bayern. – Unveröff. Berichti. A. d. Bayer. Landesamtes für Umweltschutz.

HAMMER, M., H. GEIGER & F. MATT (1995): Bestands-entwicklung und aktuelle Situation der Großen Huf-eisennase (Rhinolophus ferrumequinum) in Bayern.– Tagungsband „Zur Situation der Hufeisennasen inEuropa“. Nebra.

HELVERSEN, O. v. (1989): Schutzrelevante Aspekte derÖkologie einheimischer Fledermäuse. – Schr.-R.Bayer. Landesamt für Umweltschutz 92 (Beiträgezum Artenschutz 8): 7-17.

HELVERSEN, O. v., M. ESCHE, F. KRETZSCHMAR &M. BOSCHERT (1987): Die Fledermäuse Südba-dens. – Mitt. bad. Landesverein Naturkunde undNaturschutz. N.F. 14: 409-475.

HOLZHAIDER, J. (1998): Untersuchungen zur Fledermaus-fauna in den bayerischen Alpen. – Dipl.-Arbeit Univ.München.

ISSEL, B., W. ISSEL & M. MASTALLER (1977): Zur Ver-breitung und Lebensweise der Fledermäuse in Bay-

Page 27: Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der ...€¦ · Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“ 242 BayLfU 156 (2001)

Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“

267BayLfU 156 (2001)

ern. – Myotis XV: 19-97.KERTH, G. (1998): Sozialverhalten und genetische Popu-

lationsstruktur bei der Bechsteinfledermaus Myotisbechsteini. – Berlin.

KRAUS, M. & A. GAUCKLER (1977): Zur Verbreitungund Bestandsentwicklung der Großen Hufeisennase(Rhinolophus ferrumequinum: Chiroptera) in Bay-ern. – Myotis 15: 3-17.

KRAUS, M. & A. GAUCKLER (1980): Zur Abnahme derKleinen Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros)in den Winterquartieren der Frankenalb (Nordbay-ern) zwischen 1958 und 1980. – Myotis XVII: 3-12.

KRUG, B. (1988), Pestizidbelastung einheimischer Fleder-mäuse mit chlorierten Kohlenwasserstoffen. – Dipl.-Arbeit Univ. Erlangen-Nürnberg.

KRULL, D. (1988): Untersuchungen zu Quartieransprüchenund Jagdverhalten von Myotis emarginatus (Geoff-roy 1806) im Rosenheimer Becken. – Dipl.-ArbeitUniv. München, 94 S.

KRULL, D., A. SCHUMM, W. METZNER & G. NEU-WEILER (1991): Observation at a maternity colo-ny of the notch-eared bat, Myotis emarginatus, withspecial references to foraging behaviour. – Behav.Ecol. Sociobiol. 28: 247-253.

LIEGL, A. (1987): Untersuchungen zur Phänologie und Öko-logie von Fledermäusen an zwei Karsthöhlen derFränkischen Schweiz. – Dipl.-Arbeit Univ. Freiburg.

MESCHEDE, A., K. G. HELLER & P. BOYE (2000a): Öko-logie und Schutz von Fledermäusen in Wäldern. –Schriftenr. Landschaftspfl. und Naturschutz 66,Bonn-Bad Godesberg.

MESCHEDE, A., W. GÜTHLER & P. BOYE (2000b): Fle-dermäuse im Wald – Informationen und Empfeh-lungen für den Waldbewirtschafter. – DVL – Schrif-tenr. Landschaft und Lebensraum 4, 20S. (Hrsg. Dt.Verband für Landschaftspflege, Ansbach & Bundes-amt für Naturschutz, Bonn).

MÜLLER, E. (Hrsg. 1993): Fledermäuse in Baden-Würt-temberg II. – Beih. Veröff. Naturschutz Land-schaftspflege Bad.-Württ. 75, Karlsruhe.

NAGEL, A. & R. NAGEL (1993): Bestandsentwicklung win-terschlafender Fledermäuse auf der SchwäbischenAlb. – Beih. Veröff. Naturschutz LandschaftspflegeBad.-Württ. 75: 97-112.

NIEHUIS, M. (1979): Große Hufeisennase (Rhinolophusferrumequinum) – Nachweise in der Nordpfalz undim Nahetal. – Pfälzer Heimat 30: 42-43.

PREISS, G. (1983): Vierjährige Bestandserhebungen über-winternder Fledermäuse in fränkischen Karsthöh-len und Schutzmaßnahmen. – Myotis 21: 11-34.

RICHARZ, K. (1989a): Report of a successful transplan-tation of a nursery colony of the Lesser HorseshoeBat (Rhinolophus hipposideros) and remarks aboutthe actual status of this species in Bavaria. – In: V.Hanak, I. Horacek, J. Gaisler (eds.): European BatResearch 1987, Charles Univ. Press, Praha.

RICHARZ, K. (1989b): Ein neuer Wochenstubennachweis

der Mopsfledermaus Barbastella barbastellus (Schre-ber, 1774) in Bayern mit Bemerkungen zu Wochen-stubenfunden in der BRD und DDR sowie zu Win-tervorkommen und Schutzmöglichkeiten. – Myotis27: 71-80.

RICHARZ, K., H. LIMBRUNNER & F. KRONWITTER(1989): Nachweise von Sommerkolonien der Zwei-farbfledermaus Vespertilio murinus LINNAEUS,1758 in Oberbayern mit einer Übersicht aktueller Fun-de in Südbayern. – Myotis 27: 61-70.

ROER, H. (1984): Zur Bestandsentwicklung von Rhinolo-phus ferrumequinum Schreber, 1774 und Rhinolo-phus hipposideros, Bechstein 1800 (Chiroptera) imwestlichen Mitteleuropa. – Myotis 21-22: 122-130.

RUDOLPH, B.-U. (1989): Habitatwahl und Siedlungsdichtedes Mausohrs Myotis myotis in Nordbayern. – Dipl.-Arbeit Univ. Erlangen-Nürnberg.

RUDOLPH, B.-U. (1990): Frühere Bestandsdichte und heu-tige Bestandssituation der Kleinen Hufeisennase Rhi-nolophus hipposideros in Nordbayern. – Myotis 28:101-108.

RUDOLPH, B.-U. (2000): Auswahlkriterien für Habitate vonArten des Anhangs II der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie am Beispiel der Fledermausarten Bayerns.– Natur und Landschaft 75: 328-338.

RUDOLPH, B.-U., M. HAMMER & A. ZAHN (in Druck):Die Mopsfledermaus Barbastella barbastellus inBayern. – Tagungsband „ArtenschutzsymposiumMopsfledermaus“, Nebra.

RUDOLPH, B.-U. & A. LIEGL (1990): Sommerverbrei-tung und Siedlungsdichte des Mausohrs Myotismyotis in Nordbayern. – Myotis 28: 19-38.

SCHLAPP, G. (1981): Untersuchungen zur Verbreitung undÖkologie einheimischer Fledermäuse. – Dipl.-ArbeitUniv. Erlangen-Nürnberg.

SCHLAPP, G. (1990): Populationsdichte und Habitatan-sprüche der Bechsteinfledermaus Myotis bechstei-ni (Kuhl 1818) im Steigerwald (Forstamt Ebrach).– Myotis 28: 39-58.

SCHLAPP, G. (1996): Bestandserfassung und Schutz vonFledermäusen in Bayern. – Schr.-R. Bayer. Landes-amt für Umweltschutz 137: 268-272.

SCHOTT, T. (1998): Beobachtung des Jahresverlaufs einesAbendseglervorkommens. – Facharbeit am Gymna-sium Gars.

SSYMANK, A. (1994): Neue Anforderungen im europäi-schen Naturschutz. Das Schutzgebietssystem „Natu-ra 2000“ und die „FFH-Richtlinie“ der EU. – Naturund Landschaft 69: 395-406.

SSYMANK, A., U. HAUKE, C. RÜCKRIEM & E. SCHRÖ-DER (1998): Das europäische SchutzgebietssystemNATURA 2000 – BfN-Handbuch zur Umsetzung derFauna-Flora-Habitat-Richtlinie (92/43/EWG) und derVogelschutzrichtlinie (79/409/EWG). – Schriftenr.Landschaftspfl. Naturschutz 53, Bonn-Bad Godes-berg.

StMELF (Bayerisches Staatsministerium für Ernährung,

Page 28: Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der ...€¦ · Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“ 242 BayLfU 156 (2001)

Das Forschungsvorhaben „Bestandsentwicklung und Schutz der Fledermäuse in Bayern“

268 BayLfU 156 (2001)

Der vorliegende Artikel basiert im Wesentlichen auf einem Manuskript vom August 1999; Ergänzungen erfolgten im Jahr2000.

Landwirtschaft und Forsten) (1997): Grundsätze füreinen naturnahen Waldbau. – Faltblatt, aus „Schuleund Beratung“, Heft 3/1987, München.

STIEBLER, G. (1997): Fledermaus-Winterzählung. – DerFränkische Höhlenspiegel (Verbandszeitschrift desForschungsvereins Höhle und Karst Franken e.V.)1997: 61-68.

WEBER, C. (1988): Untersuchung über die Beziehung zwi-schen Testosterongehalt und Swarming-Verhalten vonFledermäusen vor Höhlen der Fränkischen Schweiz.– Dipl.-Arbeit Univ. Freiburg.

WEINER, P. (1998a): Untersuchung der Fledermausfaunavon Herrenchiemsee (Obb.) unter besonderer Berück-sichtigung der Kleinen Hufeisennase (Rhinolophushipposideros). – Dipl.-Arbeit Univ. München.

WEINER, P. (1998b): Untersuchung der Reaktion derKolonie von Rhinolophus hipposideros auf eine pro-visorische Überdachung des Lichthofes von SchloßHerrenchiemsee. – Unveröff. Bericht i. A. d. Regie-rung von Oberbayern.

WEISHAAR, M. (1995): Große Hufeisennase (Rhinolophusferrumequinum) in Rheinland-Pfalz. – Tagungsband„Zur Situation der Hufeisennasen in Europa“. Nebra.

WOLZ, I. (1992): Zur Ökologie der BechsteinfledermausMyotis bechsteini (Kuhl, 1818) (Mammalia: Chir-optera). – Diss. Univ. Erlangen, 147 S.

ZAHN, A. (1995): Populationsbiologische Untersuchungenam Großen Mausohr Myotis myotis. – Diss. Univ.München, 130 S.

ZAHN, A. (1999): Reproductive success, colony size androost temperature in attic-dwelling bat Myotis myo-tis. – J. Zool. Lond. 247: 275-280.

ZAHN, A. & B. DIPPEL (1997): Male roosting habits andmating behaviour of Myotis myotis. – J. Zool. 243:659-674.

ZAHN, A. & G. SCHLAPP (1995): Bestandsentwicklungund aktuelle Situation der Kleinen Hufeisennase (Rhi-nolophus hipposideros) in Bayern. – Tagungsband„Zur Situation der Hufeisennasen in Europa“, Nebra:177-182.

ZAHN, A., C. CHRISTOPH, L. CHRISTOPH, M. KRED-LER, A. REITMEIER, F. REITMEIER, C. SCHA-CHENMEIER & T. SCHOTT (2000): Die Nutzungvon Spaltenquartieren an Gebäuden durch Abend-segler (Nyctalus noctula) in Südostbayern. – Myo-tis 37: 61-76.

Anschriften der Autoren:

Bernd-Ulrich RudolphBayerisches Landesamt für UmweltschutzBürgermeister-Ulrich-Straße 160D-86179 [email protected]

Matthias HammerKoordinationsstelle für Fledermausschutz NordbayernInstitut für Zoologie II der Universität ErlangenStaudtstraße 5D-91058 [email protected]

Dr. Andreas ZahnKoordinationsstelle für Fledermausschutz SüdbayernZoologisches Institut der Universität MünchenLuisenstr. 14D-80333 Mü[email protected]