Das »Forum Bois Construction« in Lyon schließt zum ...

2
Seite 432 · Nummer 17 · Holz-Zentralblatt Freitag, 29. April 2016 Holzbau Frankreich kommt immer mehr auf den Holzbau Das »Forum Bois Construction« in Lyon schließt zum »Internationalen Holzbauforum« in Garmisch auf Das Forum Bois Construction (FBC), das am 14. und 15. April im Kongress- zentrum in der von Renzo Piano ent- worfenen Cité International von Lyon (Frankreich) stattfand, überraschte bei seiner sechsten Auflage in vielerlei Hinsicht. Nicht nur stieg die Teilneh- merzahl nochmals an und hat sich mit rund 1200 Besuchern verglichen mit der ersten Fachtagung vor sechs Jah- ren inzwischen verdreifacht. Auch die Vorträge aller Themenfelder haben analog dazu deutlich gezeigt, dass die Entwicklung des französischen Holz- baus im Hinblick auf innovative Kon- struktionen, Ausführung und Technik auf dem bestem Wege ist, das Know- how der deutschsprachigen Länder zu erreichen. Mit einem Fachpublikum, das zu über 90 % aus Frankreich kommt, ist das Fo- rum Bois Construction innerhalb von nur wenigen Jahren zum Anziehungs- punkt der französischen Holzbaubran- che und aller am Holzbau Interessierten in Frankreich avanciert – kurz es ist vor allem ein Kongress von Franzosen für Franzosen. Dennoch haben Dolmet- scher die Vorträge ins Deutsche und ins Englische übersetzt, denn laut Organi- satoren kam der kleine Rest der nicht- französischen Teilnehmer aus 15 Län- dern. Das FBC ist nun – zumindest ge- messen an der Zahl der Besucher – nicht mehr weit entfernt von seinem deutschen Pendant, dem Internationa- len Holzbau-Forum* (IHF), das es mitt- lerweile 21 Jahre lang gibt. Die Entwicklung des Holzbaus in Frankreich ist in den letzten Jahren enorm vorangekommen. Das spiegelten auch die vielseitigen Themenfelder des Programms und deren inhaltliche Qua- lität wider. Besonders erstaunt hat, dass die Veranstalter mehr Projekte von vor- tragswilligen Planern und Architekten dafür angeboten bekamen, als sie jemals darin hätten unterbringen können, wie Organisatorin Nicole Valkyser-Berg- mann berichtete. Und das, obwohl die zwei Kongresstage mit 17 Themenblö- cken (davon zehn am ersten und sieben am zweiten Tag) und 85 Vorträgen (da- von 53 am ersten und 32 am zweiten Tag) bereits übervoll waren. Dass vor allem auch Lyon mehr denn je die Metropole einer bedeutenden französischen Holzbauregion ist, zeigte das Auftaktreferat des regionalen Holz- bauexperten Jean-Marc Pauget (CNDP – Comité National pour le Développe- ment du Bois). Pauget ließ zwanzig Jah- re Holzbau in der Region Rhône-Alpes Revue passieren. Politik fördert Bauen mit Holz und geringen CO2-Ausstoß Die Vorträge behandelten Themen wie die Pariser Klimakonferenz (COP 21) im Dezember 2015, die dem Holz- bau in Frankreich künftig noch mehr Impulse geben wird als es die französi- sche Politik seit einigen Jahren bereits tut. Darin wurden im Kontext von CO -Ausstoß bzw. dessen Reduzierung getroffene politischen Maßnahmen und Förderprogramme im Bereich Holzbau vorgestellt, darunter laufende wie neu initiierte Projekte bzw. deren aktuellen Stand und Ziele. Die Hauptthemenfelder urbanes Bau- en und Nachverdichtung, (sozialer) Wohnbau (mit 50, 52, 60 und 140 Woh- nungen), Holzfassaden aus Douglasie, modulares Bauen mit Holz sowie Holz- Beton-Verbund-Konstruktionen gaben anhand vieler ausdrucksstarker Projekt- beispiele Einblicke in die unzähligen, sehr unterschiedlichen Holzbauaktivi- täten in Frankreich, darunter auch öf- fentliche Gebäude wie Sporthallen und Schulen. Erstaunlich ist, dass im Raum Lyon zeitgleich drei Sporthallen in Holzbau- weise und mit Strohdämmung entste- hen, bei denen noch dazu die herausra- gendsten Marktteilnehmer mitmachen wie die Lyoneser Büros Tectoniques und Tekhné oder R2K aus Grenoble bzw. das Ingenieurbüro für Holzbau Ar- borescence und bekannte Betriebe wie SDCC, Lifteam und Rubner. Als eines der wenigen ausländischen und erst recht deutschen Projekte stellte Tragwerksplaner Konrad Merz von Merz Kley Partner aus Dornbirn (Öster- reich) das Schmuttertal-Gymnasium in Diedorf vor, die erste Plusenergie-Schu- le Deutschlands in Holzbauweise. Zum einen, weil er im Rahmen des entspre- chenden Themenblocks dessen speziel- le Holz-Beton-Verbunddecken erläu- terte. Zum anderen, weil es ein vorbild- liches Gebäude gerade im Hinblick auf die Verwendung von Baustoffen ist, de- ren Herstellung wenig Primärenergie benötigt und damit wenig CO emittiert. Solchen Bauten kommt auch in Frank- reich mehr und mehr Bedeutung zu, wie einer der Einleitungsvorträge des ersten Kongresstages deutlich machte: Hélène Genin, Generalabgeordnete der BBCA (Bâtiment Bas Carbone, www.bâti- mentbascarbone.org) in Paris, machte auf das neue Label ‚Bâtiment Bas Car- bone‘ (Niedrig-CO -Gebäude) aufmerk- sam und erläuterte dazu die ersten Maßnahmen in der Holzbaubranche. Vorträge über Wärme-, Feuchte-, Brand- und Schallschutz vervollstän- digten das Themenspektrum ebenso wie solche über BIM (Building Information Modelling). Letztere zeigten anhand konkreter Projekte wie beispielsweise dem neuen Weinmuseum in Bordeaux (Frankreich), wie das im Einzelnen vor sich geht. Abgerundet haben das Programm schließlich noch Vorträge über den Ein- satz von Weißtanne bzw. BS-Holz aus Weißtanne, den Einsatz von Laubhöl- zern wie Buche und Eiche sowie die Gebäudezertifizierung, dann erdbeben- gerechtes Bauen mit Holz sowie die Sa- nierung mineralischer Gebäude mit vor- gefertigten Fassadenelementen in Holz- bauweise bzw. Neubauten aus Stahlbe- ton in Kombination mit derartigen Fas- sadenelementen. Werkzeuge für Planer vorgestellt Ein besonderes Themenfeld nahmen die „Werkzeuge für Planer“ ein. Darin wiesen die Referenten auf aktuelle und zukünftige Förderstellen und -möglich- keiten hin sowie auf die neue Website www.de-bois.fr des Forschungs-Insti- tuts FCBA (Forêrt Cellulose Bois-Con- struction Ameublement – Technisches Institut für Forst, Zellulose, Holz und Möbel), auf der Planer und Hersteller Umweltdeklarationen für Konstruktio- nen und Produkte erstellen können. Bemerkenswert ist der neue Bauteil- katalog „Catalogue Construction Bois“ (www.catalogue-construction-bois.fr), den die FCBA zusammen mit dem For- schungs-Institut CSTB (Centre Scienti- fique et Technique du Bâtiment) entwi- ckelt hat. Damit erhalten Planer um- fangreiche Unterstützung bei der tägli- chen Arbeit, unter anderem bei der Ent- wicklung von Holzbaudetails, für die die Internetseite geprüfte Lösungen für Boden, Wand, Decke und Dach anbie- tet. Diese sowie zahlreiche Datenblätter und Informationen lassen sich hier zur Weiterverwendung als PDF herunterla- den. Eine andere wichtige Internetadresse, die man erfahren konnte, war eine zur Ausbildung in Sachen Holzbau namens www.biblio-bois.info. Sie ist seit drei Monaten online und will Auszubilden- de und Ausbilder im Holzbaubereich begleiten und mit wichtigen Informatio- nen versorgen. Zu guter Letzt konnte man etwas über die „Bilanz des Plans Holz 1“ (Bilan du plan bois 1) erfahren, das ist ein aktuelles Resümee darüber, wie der französische Staat die Entwick- lung des Holzes im Bauwesen seit einigen Jahren begleitet (der Bericht kann heruntergeladen werden (auf Französisch) unter: http://tinyurl.com/ hdk3wmz). Die Zukunft der Stadt liegt im Holzhochhaus Staat und Holzbaubranche in Frank- reich fördern den Holz-Hochhausbau. In Städten wie Paris, Straßburg, Borde- aux und Grenoble geht es aktuell an die Umsetzung entsprechend hoher Gebäu- de, wie verschiedene Vortragsblöcke über Wohnbauten eindrücklich zeigten. Fertig ist jedoch noch keines dieser Pro- jekte. Besonders bemerkenswert waren die Präsentationen des internationalen Wettbewerbs „Réinventer Paris“ (Paris neu erfinden), die sich dem Holzbau verpflichtet hatten. Ob und wann diese städtischen „Traumhäuser“ Wirklich- keit werden und aus wie viel Holz sie dann letztlich bestehen werden, bleibt abzuwarten. Kanadischer Holzhochhaus- Pionier als Stargast Ein Höhepunkt des Kongresses war der Auftritt des kanadischen Architekt Michael Green, den die Veranstalter als weltweit begehrten Gastredner gewin- nen konnten. Bekanntheit erlangte er vor allem durch seine kühnen Visionen für Holzhochhäuser, die 40 Geschosse und mehr anstreben. Green beleuchtete in einem erfrischend klaren (und somit einfach verständlichen) Vortrag seine Philosophie und Zukunftsvision des ge- sunden und umweltfreundlichen Bau- ens mit Holz, das zur Senkung der CO -Emissionen beiträgt – mit all sei- nen Vorteilen und Möglichkeiten. Als gebaute Beispiele wies er unter anderem auf sein 28 m hohes „Wood Innovation Design Center“ (kurz WIDC) in Prince George (Kanada) hin, das 2014 fertigge- stellt wurde. Es ist aktuell das höchste Holzgebäude Nordamerikas. Französischer Holzbau mit internationaler Unterstützung Zum Abschluss der Tagung rechnete Prof. Wolfgang Winter von der Techni- schen Universität Wien (Österreich) zu- sammen, dass 80 % der vorgestellten Objekte in Frankreich stehen. Ihre Viel- falt und ihre technischen Eigenschaften zeigen auf, wie sehr der Holzbau in Frankreich im Kommen ist. Doch dies, Das Auftaktabendessen zum sechsten FBC fand im Prunksaal des Rathauses von Lyon statt. Mehrere Hundert Teilnehmer nahmen die Gelegenheit wahr, das Am- biente zu genießen und neue Kontakte zu knüpfen. Foto: Susanne Jacob-Freitag * Nächstes IHF 7. bis 9. Dezember 2016 in Garmisch-Partenkirchen Den Vorplatz des Kongresszentrums der „Cité Internationale“ von Lyon, wo das sechste FBC stattfand, schmückte ein be- gehbarer Pavillon aus Douglasienholz, die Installation „Immersion“ des Architekturbüros Patriarche & Co. Auftraggeber war der Verband France Douglas, dessen Mitglieder das Schnittholz lieferten, das dann vor Ort von den Zimmerergesellen zu- sammengebaut wurde. Foto: Susanne Jacob-Freitag Rund 130 Aussteller ergänzten das umfangreiche Vortragsangebot der zweitägi- gen Fachtagung mit der Präsentation ihrer Produkte in der angegliederten Haus- messe im „Centre de Congrès“ von Lyon. Foto: Susanne Jacob-Freitag Fortsetzung auf Seite 433 Das „Wood Innovation Design Center (WIDC)“ in Prince George hat Michael Green entworfen. Es ist derzeit das höchste Holzhochhaus in Nordamerika. Foto: Ema Peter Michael Green Jean-Marc Pauget Hélène Genin

Transcript of Das »Forum Bois Construction« in Lyon schließt zum ...

Page 1: Das »Forum Bois Construction« in Lyon schließt zum ...

Seite 432 · Nummer 17 · Holz-Zentralblatt Freitag, 29. April 2016Holzbau

Frankreich kommt immer mehr auf den HolzbauDas »Forum Bois Construction« in Lyon schließt zum »Internationalen Holzbauforum« in Garmisch auf

Das Forum Bois Construction (FBC),das am 14. und 15. April im Kongress-zentrum in der von Renzo Piano ent-worfenen Cité International von Lyon(Frankreich) stattfand, überraschtebei seiner sechsten Auflage in vielerleiHinsicht. Nicht nur stieg die Teilneh-merzahl nochmals an und hat sich mitrund 1200 Besuchern verglichen mitder ersten Fachtagung vor sechs Jah-ren inzwischen verdreifacht. Auch dieVorträge aller Themenfelder habenanalog dazu deutlich gezeigt, dass dieEntwicklung des französischen Holz-baus im Hinblick auf innovative Kon-struktionen, Ausführung und Technikauf dem bestem Wege ist, das Know-how der deutschsprachigen Länder zuerreichen.

Mit einem Fachpublikum, das zu über90 % aus Frankreich kommt, ist das Fo-rum Bois Construction innerhalb vonnur wenigen Jahren zum Anziehungs-punkt der französischen Holzbaubran-che und aller am Holzbau Interessiertenin Frankreich avanciert – kurz es ist vorallem ein Kongress von Franzosen fürFranzosen. Dennoch haben Dolmet-scher die Vorträge ins Deutsche und insEnglische übersetzt, denn laut Organi-satoren kam der kleine Rest der nicht-französischen Teilnehmer aus 15 Län-dern. Das FBC ist nun – zumindest ge-messen an der Zahl der Besucher –

nicht mehr weit entfernt von seinemdeutschen Pendant, dem Internationa-len Holzbau-Forum* (IHF), das es mitt-lerweile 21 Jahre lang gibt.

Die Entwicklung des Holzbaus inFrankreich ist in den letzten Jahrenenorm vorangekommen. Das spiegeltenauch die vielseitigen Themenfelder desProgramms und deren inhaltliche Qua-lität wider. Besonders erstaunt hat, dassdie Veranstalter mehr Projekte von vor-tragswilligen Planern und Architektendafür angeboten bekamen, als sie jemalsdarin hätten unterbringen können, wieOrganisatorin Nicole Valkyser-Berg-mann berichtete. Und das, obwohl diezwei Kongresstage mit 17 Themenblö-cken (davon zehn am ersten und siebenam zweiten Tag) und 85 Vorträgen (da-von 53 am ersten und 32 am zweitenTag) bereits übervoll waren.

Dass vor allem auch Lyon mehr dennje die Metropole einer bedeutendenfranzösischen Holzbauregion ist, zeigtedas Auftaktreferat des regionalen Holz-bauexperten Jean-Marc Pauget (CNDP– Comité National pour le Développe-ment du Bois). Pauget ließ zwanzig Jah-

re Holzbau in der Region Rhône-AlpesRevue passieren.

Politik fördert Bauen mit Holzund geringen CO2-Ausstoß

Die Vorträge behandelten Themenwie die Pariser Klimakonferenz (COP21) im Dezember 2015, die dem Holz-bau in Frankreich künftig noch mehrImpulse geben wird als es die französi-sche Politik seit einigen Jahren bereitstut. Darin wurden im Kontext vonCO2-Ausstoß bzw. dessen Reduzierunggetroffene politischen Maßnahmen undFörderprogramme im Bereich Holzbauvorgestellt, darunter laufende wie neuinitiierte Projekte bzw. deren aktuellenStand und Ziele.

Die Hauptthemenfelder urbanes Bau-en und Nachverdichtung, (sozialer)Wohnbau (mit 50, 52, 60 und 140 Woh-nungen), Holzfassaden aus Douglasie,modulares Bauen mit Holz sowie Holz-Beton-Verbund-Konstruktionen gabenanhand vieler ausdrucksstarker Projekt-beispiele Einblicke in die unzähligen,sehr unterschiedlichen Holzbauaktivi-täten in Frankreich, darunter auch öf-fentliche Gebäude wie Sporthallen undSchulen.

Erstaunlich ist, dass im Raum Lyonzeitgleich drei Sporthallen in Holzbau-weise und mit Strohdämmung entste-hen, bei denen noch dazu die herausra-gendsten Marktteilnehmer mitmachenwie die Lyoneser Büros Tectoniquesund Tekhné oder R2K aus Grenoblebzw. das Ingenieurbüro für Holzbau Ar-borescence und bekannte Betriebe wieSDCC, Lifteam und Rubner.

Als eines der wenigen ausländischenund erst recht deutschen Projekte stellteTragwerksplaner Konrad Merz vonMerz Kley Partner aus Dornbirn (Öster-reich) das Schmuttertal-Gymnasium inDiedorf vor, die erste Plusenergie-Schu-le Deutschlands in Holzbauweise. Zumeinen, weil er im Rahmen des entspre-chenden Themenblocks dessen speziel-le Holz-Beton-Verbunddecken erläu-terte. Zum anderen, weil es ein vorbild-liches Gebäude gerade im Hinblick aufdie Verwendung von Baustoffen ist, de-ren Herstellung wenig Primärenergiebenötigt und damit wenig CO2 emittiert.Solchen Bauten kommt auch in Frank-

reich mehr und mehr Bedeutung zu, wieeiner der Einleitungsvorträge des erstenKongresstages deutlich machte: HélèneGenin, Generalabgeordnete der BBCA(Bâtiment Bas Carbone, www.bâti-mentbascarbone.org) in Paris, machteauf das neue Label ‚Bâtiment Bas Car-bone‘ (Niedrig-CO2-Gebäude) aufmerk-sam und erläuterte dazu die ersten

Maßnahmen in der Holzbaubranche.Vorträge über Wärme-, Feuchte-,Brand- und Schallschutz vervollstän-digten das Themenspektrum ebenso wiesolche über BIM (Building InformationModelling). Letztere zeigten anhandkonkreter Projekte wie beispielsweisedem neuen Weinmuseum in Bordeaux(Frankreich), wie das im Einzelnen vorsich geht.

Abgerundet haben das Programmschließlich noch Vorträge über den Ein-satz von Weißtanne bzw. BS-Holz ausWeißtanne, den Einsatz von Laubhöl-zern wie Buche und Eiche sowie dieGebäudezertifizierung, dann erdbeben-gerechtes Bauen mit Holz sowie die Sa-nierung mineralischer Gebäude mit vor-gefertigten Fassadenelementen in Holz-bauweise bzw. Neubauten aus Stahlbe-ton in Kombination mit derartigen Fas-sadenelementen.

Werkzeuge für Planervorgestellt

Ein besonderes Themenfeld nahmendie „Werkzeuge für Planer“ ein. Darinwiesen die Referenten auf aktuelle undzukünftige Förderstellen und -möglich-keiten hin sowie auf die neue Websitewww.de-bois.fr des Forschungs-Insti-tuts FCBA (Forêrt Cellulose Bois-Con-struction Ameublement – TechnischesInstitut für Forst, Zellulose, Holz undMöbel), auf der Planer und HerstellerUmweltdeklarationen für Konstruktio-nen und Produkte erstellen können.

Bemerkenswert ist der neue Bauteil-katalog „Catalogue Construction Bois“(www.catalogue-construction-bois.fr),den die FCBA zusammen mit dem For-schungs-Institut CSTB (Centre Scienti-fique et Technique du Bâtiment) entwi-ckelt hat. Damit erhalten Planer um-fangreiche Unterstützung bei der tägli-chen Arbeit, unter anderem bei der Ent-wicklung von Holzbaudetails, für die

die Internetseite geprüfte Lösungen fürBoden, Wand, Decke und Dach anbie-tet. Diese sowie zahlreiche Datenblätterund Informationen lassen sich hier zurWeiterverwendung als PDF herunterla-den.

Eine andere wichtige Internetadresse,die man erfahren konnte, war eine zurAusbildung in Sachen Holzbau namenswww.biblio-bois.info. Sie ist seit dreiMonaten online und will Auszubilden-de und Ausbilder im Holzbaubereichbegleiten und mit wichtigen Informatio-nen versorgen. Zu guter Letzt konnte

man etwas über die „Bilanz des PlansHolz 1“ (Bilan du plan bois 1) erfahren,das ist ein aktuelles Resümee darüber,wie der französische Staat die Entwick-lung des Holzes im Bauwesen seiteinigen Jahren begleitet (der Berichtkann heruntergeladen werden (aufFranzösisch) unter: http://tinyurl.com/hdk3wmz).

Die Zukunft der Stadtliegt im Holzhochhaus

Staat und Holzbaubranche in Frank-reich fördern den Holz-Hochhausbau.In Städten wie Paris, Straßburg, Borde-aux und Grenoble geht es aktuell an dieUmsetzung entsprechend hoher Gebäu-de, wie verschiedene Vortragsblöckeüber Wohnbauten eindrücklich zeigten.Fertig ist jedoch noch keines dieser Pro-jekte.

Besonders bemerkenswert waren diePräsentationen des internationalenWettbewerbs „Réinventer Paris“ (Parisneu erfinden), die sich dem Holzbauverpflichtet hatten. Ob und wann diesestädtischen „Traumhäuser“ Wirklich-keit werden und aus wie viel Holz siedann letztlich bestehen werden, bleibtabzuwarten.

Kanadischer Holzhochhaus-Pionier als Stargast

Ein Höhepunkt des Kongresses warder Auftritt des kanadischen ArchitektMichael Green, den die Veranstalter alsweltweit begehrten Gastredner gewin-nen konnten. Bekanntheit erlangte ervor allem durch seine kühnen Visionenfür Holzhochhäuser, die 40 Geschosseund mehr anstreben. Green beleuchtetein einem erfrischend klaren (und somiteinfach verständlichen) Vortrag seinePhilosophie und Zukunftsvision des ge-

sunden und umweltfreundlichen Bau-ens mit Holz, das zur Senkung derCO2-Emissionen beiträgt – mit all sei-nen Vorteilen und Möglichkeiten. Alsgebaute Beispiele wies er unter anderemauf sein 28 m hohes „Wood InnovationDesign Center“ (kurz WIDC) in PrinceGeorge (Kanada) hin, das 2014 fertigge-stellt wurde. Es ist aktuell das höchsteHolzgebäude Nordamerikas.

Französischer Holzbau mitinternationaler Unterstützung

Zum Abschluss der Tagung rechneteProf. Wolfgang Winter von der Techni-schen Universität Wien (Österreich) zu-sammen, dass 80 % der vorgestelltenObjekte in Frankreich stehen. Ihre Viel-falt und ihre technischen Eigenschaftenzeigen auf, wie sehr der Holzbau inFrankreich im Kommen ist. Doch dies,Das Auftaktabendessen zum sechsten FBC fand im Prunksaal des Rathauses von

Lyon statt. Mehrere Hundert Teilnehmer nahmen die Gelegenheit wahr, das Am-biente zu genießen und neue Kontakte zu knüpfen. Foto: Susanne Jacob-Freitag

* Nächstes IHF 7. bis 9. Dezember 2016

in Garmisch-Partenkirchen

Den Vorplatz des Kongresszentrums der „Cité Internationale“ von Lyon, wo das sechste FBC stattfand, schmückte ein be-gehbarer Pavillon aus Douglasienholz, die Installation „Immersion“ des Architekturbüros Patriarche & Co. Auftraggeber warder Verband France Douglas, dessen Mitglieder das Schnittholz lieferten, das dann vor Ort von den Zimmerergesellen zu-sammengebaut wurde. Foto: Susanne Jacob-Freitag

Rund 130 Aussteller ergänzten das umfangreiche Vortragsangebot der zweitägi-gen Fachtagung mit der Präsentation ihrer Produkte in der angegliederten Haus-messe im „Centre de Congrès“ von Lyon. Foto: Susanne Jacob-Freitag Fortsetzung auf Seite 433

Das „Wood Innovation Design Center(WIDC)“ in Prince George hat MichaelGreen entworfen. Es ist derzeit dashöchste Holzhochhaus in Nordamerika.

Foto: Ema Peter

Michael Green

Jean-MarcPauget

Hélène Genin

Page 2: Das »Forum Bois Construction« in Lyon schließt zum ...

so Winter, hänge weiterhin auchvon der Vielfalt ausländischer Einflüsseab.

Sowohl internationale Architektenwie Zulieferer aus der Verarbeitungsin-dustrie wirken bei den besonders he-rausragenden Objekten mit. Deren Vor-stellung bildete im Epilog der Tagung ei-nen letzten Höhepunkt. So stammendie gebogenen Brettsperrholz-Paneeledes Theaters von Hardelot von Metsä

Wood, sie wurden bei Merk Timber inForm gebracht.

Das neue Konzertgebäude „Cité mu-sicale de l’Ile Seguin“ von Shigeru Banund Jean de Gastines auf einer Insel imSüdwesten von Paris entsteht aktuellmithilfe von Hess Timber, einem deut-

schen Holzbau-Unternehmen, das auchdie komplizierten Brettschichtholz-Bogenbinder für Gehrys Museumsge-bäude der Fondation Louis Vuitton lie-ferte.

Gastland Italien und Ehrungvon Hélène Jourda

Gastland war dieses Jahr das nahe ge-legene Italien. Neben aktuellen Zahleneiner Studie zum Holzbau des Landesgab eine Referentin einen nachträgli-chen Überblick über die Holzbauten

Frankreich kommt immer mehr auf den HolzbauFortsetzung von Seite 432

der „Expo 2015“ in Mailand, zu denenaußer dem chilenischen, österrei-chischen, italienischen und chinesi-schen vor allem der französische Pavil-lon als herausragendes Beispiel zählt.

Geehrt im Rahmen des Kongresseswurde unter anderem die im Juni 2015verstorbene Pariser Architektin Fran-çoise Hélène Jourda, eine seit Jahrzehn-ten herausragende Holzbauarchitektin– nicht nur in Frankreich. Sie war 2013auch Referentin beim (seinerzeit 3.)Holzbauforum FBC in Beaune.

Exkursion, Auftaktund Veranstaltungsort

Am Vortag des Lyoner Holzbaufo-rums konnten sich Interessierte zu einerganztägigen Exkursion anmelden, diesieben Holzbauprojekte zur Besichti-gung anbot. Am Ende des Tages undzum Kongressauftakt luden die Veran-stalter in den Prunksaal des Rathaus(Hôtel de Ville) von Lyon ein.

Das relativ stadtnahe Kongresszen-trum von Lyon bot genügend Platz fürdie bis zu drei parallel stattfindendenThemenblöcke sowie für die dem Kon-gress angeschlossene Ausstellung, auf

der sich rund 130 (überwiegend franzö-sische) Hersteller von Produkten fürden Holzbau präsentierten, außerdemUnternehmen des Holzbaus.

Allerdings beklagten sowohl Ausstel-ler wie Besucher, dass Vortragssäle undAusstellerbereich räumlich nicht nahegenug beieinander lägen und sich derKongressbereich sehr in die Länge zie-he.

Finanziell wurde das Forum diesesJahr vom Département Isère, der Stadt-gemeinde Grenoble, der neuen RegionAuvergne Rhône-Alpes und vom (lan-

desweit tätigen) französischen Holzab-satzfonds Codifab unterstützt, erstmalsauch vom Forst- und HolzabsatzfondsFrance Bois Forêt und vom französi-schen Institut für Energieeffizienz (Ade-me).

Das nächste Forum Bois Constructi-on (FBC 2017) wird vom 5. bis 7. Aprilim Kongresszentrum von Nancy(Frankreich) stattfinden. Lyon undNancy sollen sich dann jährlich alsVeranstaltungsort abwechseln.

Susanne Jacob-Freitag,Karlsruhe

Nach den ersten Vorträgen wurde der Pavillon auf dem Vorplatz eingeweiht und allen, die ihn möglich gemacht haben, miteiner Kiste Wein gedankt. Auftraggeber war der Verband France Douglas, dessen Mitglieder das Douglasien-Schnittholzgeliefert haben. Foto: Susanne Jacob-Freitag

Im Rückblick auf die Holzbauten der „Expo 2015“ in Mailand, fehlte natürlich auch nicht der französi-sche Pavillon, dessen komplexe Geometrie eine besondere Ausstrahlung erzeugt.

Foto: Pygmalion Karatzas Photography

Das Haupttragwerk des französischen Pavillons von XTU Architects aus Paris bildet ein Gitter aus ge-krümmten Brettschichtholz-Trägern. 730 unterschiedlich gekrümmte Trägersegmente mit variablenQuerschnitten bilden die Freiform. Foto: Susanne Jacob-Freitag

Aussicht auf die Stadt Lyon an der Rhône, die nicht nur als Zentrum einer Holzbauregion ein interessanter Standort für dasForum Bois Construction ist, sondern auch als vielseitige Metropole zum Verweilen einlädt. Foto: Susanne Jacob-Freitag

Beim Wettbewerb „Réinventer Paris“ (Paris neu erfinden) wurden zahlreicheEntwürfe ausgewählt, die Wohngebäude in Holzbauweise realisieren wollen. Wasdavon verwirklicht wird, bleibt offen. Visualisierung: Woodeum

FrancoiseHélène Jourda

Freitag, 29. April 2016 Nummer 17 · Holz-Zentralblatt · Seite 433Holzbau