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Linda Chapman · Steve Cole Dschinn – Das Geheimnis der Wunderlampe

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Linda Chapman · Steve Cole

Aus dem Englischen von Knut Krüger

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cbj ist der Kinder- und Jugendbuchverlagin der Verlagsgruppe Random House

Verlagsgruppe Random House fsc-deu-0100Das für dieses Buch verwendete fsc-zertifizierte Papier

Munken Premium liefert Arctic Paper Munkedals AB, Schweden.

Gesetzt nach den Regeln der Rechtschreibreform

1. Auflage 2008© 2008 für die deutschsprachige Ausgabe cbj, München

Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten© by Linda Chapman 2008

Die englische Originalausgabe erschien 2008 unter dem Titel»Genie us!«

bei Red Fox Books, a division of Random House, UKÜbersetzung: Knut Krüger

Umschlagillustration: Almud KunertUmschlaggestaltung: basic-book-design, Karl Müller-Bussdorf

Lektorat: Hjördis Fremgenhf · Herstellung: WM

Satz: Uhl + Massopust, AalenDruck: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 978-3-570-13495-5Printed in Germany

www.cbj-verlag.de

SGS-COC-1940

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Prolog

An einem schummrigen Ort, in weiter Ferne, vor lan- ger Zeit … Der vergessene Raum befand sich im

hintersten düsteren Winkel der alten Bibliothek. Nie-mand kam je hierher. An der großen Eichentür befand sich ein massives Schloss, das jedem Einhalt gebot, der hier eindringen wollte, doch bisher hatte dies noch kei-ner versucht.

Die Studenten und Gelehrten, ja selbst diejenigen, die in den marmornen Hallen des Wissens ihren Dienst ver-sahen, akzeptierten die Existenz dieses Raumes, ohne sich weiter um ihn zu kümmern. Es schien fast so, als wolle der Raum selbst nicht gestört werden. Als würde er jeden verzaubern, der sich ihm näherte, und dem Ahnungslosen zuflüstern: Hier gibt es nichts zu sehen, absolut nichts zu sehen …

Jedenfalls hatte nie eine Menschenseele auch nur geahnt, was sich in dem vergessenen Raum verbergen könnte. Dabei war die Antwort ganz einfach und – ober-flächlich betrachtet – alles andere als überraschend: Hier standen Bücher. Große und kleine Bücher. Auch mittel-große.

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Sie türmten sich zu hohen Stapeln, lasteten auf den Regalen und bedeckten den Marmorboden, während ihre harten Ecken von einer weichen Staubschicht be-deckt waren. Dazwischen drängten sich alte Druckschrif-ten, Pergamentblätter und Schriftrollen, die allmählich verblassten und zerbröselten.

Da der Raum keine Fenster besaß, war die verrie -gelte Tür die einzige Möglichkeit, ihn zu betreten. Er glich mehr einer Kammer als einem Bibliothekszimmer. Doch auf der Innenseite waren geheimnisvolle Schrift-zeichen in die glatte Eichentür eingeritzt, die wie Schat-ten unbekannter Kreaturen einen mächtigen Zauber ver-strömten, um all das Wissen, das hier versammelt war, zu beschützen.

Denn diejenigen, die den vergessenen Raum geschaf-fen hatten, wussten genau, dass man sich eines Tages an ihn erinnern würde.

Und an einem kalten Tag vor einigen Jahrhunderten war dieser Moment gekommen. Er kündigte sich durch laute Rufe und entschlossene Schritte schmutziger Stie-fel an, die über den Marmorboden stampften.

»Was ist das für Lärm? Bleibt zurück! Ihr könnt doch nicht …!«

Der betagte Bibliothekar wurde mit einem Faust-schlag zu Boden gestreckt, und schon im nächsten Au-genblick stürmten Diebe und Banditen herein und bemächtigten sich der unberührten Räume. Sie warfen Tische und Truhen um, machten sich wie Berserker über deren Inhalt her, zerfetzten wertvolle Schriftrol-len, zertrampelten das Pergament unter ihren Füßen,

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rissen die Werke aus den Regalen und stopften sie in ihre Säcke.

Die Tür zu dem vergessenen Raum schien zu schrump-fen, als wolle sie sich im Dunkeln verstecken, doch einer der Männer wusste, wo sie zu finden war. Seine Augen blitzten, während er den Schlüssel hervorzog, den er um den Hals getragen hatte. Er passte perfekt ins Schloss. Ganz leise, nur von wenigen gefolgt, schlüpfte er in den Raum.

Und in weniger als zehn Minuten war der Raum voll-kommen leer und von sämtlichem Inhalt befreit. Nur ein einziges Buch blieb zurück. Ein großes, dünnes Buch mit einem dunklen Ledereinband. Es lag in einer Ecke unter einer dicken Staubschicht begraben.

Plötzlich schienen auf dem Einband goldene Let-tern aufzuleuchten und den Blick eines zurückgeblie-benen Halunken auf sich zu ziehen. Warum sollte er das letzte Buch nicht auch mitnehmen? Es würde nicht allzu schwer sein.

Er schnappte es sich und rannte davon. Die Schreie der Augenzeugen und das Hämmern seines Herzens machten es ihm unmöglich, die eigentümlichen leisen Geräusche zu hören, die zwischen den Seiten hervor-drangen.

Es war das mahlende Geräusch winziger Kiefer, die sich durch das alte Papier fraßen. Das leise Rascheln eines sehr kleinen Wesens, das nicht ahnte, welch lange Reise ihm bevorstehen sollte.

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1. Kapitel

Deine Mum wird ausflippen!«, rief Milly Worthing-ton, während sie die schwere Bücherkiste anstarrte,

die auf dem Küchentisch stand. »Ich weiß«, brummte Jason, ihr Stiefbruder, der von

seinem Sudoku aufblickte. Einige zerfledderte Taschen-bücher ragten aus der Kiste heraus. »Sie hat deinem Dad doch gesagt, dass er keine Bücher mehr kaufen soll.«

»Achtung!«, ächzte Mr Worthington, der in diesem Moment die Küche enterte. »Hier kommt die nächste Fuhre!«

Jason und Milly zogen die Köpfe ein, als ein weite -rer Pappkarton über sie hinwegsegelte und krachend auf dem anderen landete.

»Dad!«, rief Milly.»Vier Kisten noch …«, fügte Mr Worthington hinzu,

indem er ihren Protest ignorierte. Er bog um die Ecke und wäre fast mit Michael, Millys älterem Bruder, zusam-mengestoßen, der in diesem Moment mit seinem Game-boy in die Küche schlurfte.

»Kannst du mir mal kurz helfen, Michael?«»Nö!« Michael ließ sich auf einen Küchenstuhl plump-

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sen. Sein dunkler, zottiger Pony fiel ihm vor die Augen, doch seine Daumen jagten weiter blitzschnell über die Tasten.

»Ich mach das schon!«, erklärte Jason.»Ich auch!«, sagte Milly und sprang auf.»Oh nein, das darf doch nicht …«Als Jason aufblickte, sah er, dass seine Mutter Ann

plötzlich in der Küche stand. »Die Bücher verschwinden sofort wieder!«, sagte sie entschieden.

Mr Worthington machte ein langes Gesicht. »Ach, komm schon, Ann, sieh sie dir jedenfalls mal an. In dem großen, alten Haus auf dem Hügel hat ein Räumungsver-kauf stattgefunden – die müssen wirklich eine beeindru-ckende Bibliothek gehabt haben …«

»Wir müssen reden!« Ann Worthington dirigierte ihn ins Esszimmer. Die Tür wurde zugeknallt, doch ihre Stimmen waren auch durch die Wand noch deutlich zu hören.

»Herrgott, Mark, wir haben doch schon den ganzen Laden voller Bücher, die darauf warten, sortiert und aus-gezeichnet zu werden, und nächste Woche wollen wir auf-machen!«

»Ich weiß, aber es sind ein paar echte Schnäppchen dabei …«

»Wir wollten solche Entscheidungen aber gemein-sam treffen!« Jason konnte seiner Mutter anhören, dass sie verletzt war. »Du warst nicht der Einzige, der davon geträumt hat, aus London wegzuziehen und eine Buch-handlung aufzumachen – das war auch mein Traum!«

»Bla, bla, bla …«, murmelte Michael und stellte seinen Gameboy lauter.

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Milly kam zu ihm. »Wollen wir ein bisschen an die fri-sche Luft gehen?«, krächzte sie mit der zittrigen Stimme einer alten Frau.

»Ja, lass uns bloß abhauen«, stimme Jason ihr zu.Sie verschwanden durch den Hinterausgang. Milly war

eine leidenschaftliche Hobbyschauspielerin und eignete sich oft die sonderbarsten und lustigsten Stimmen an. An ihrer alten Schule war sie – im Alter von acht Jah -ren – drauf und dran gewesen, die jüngste Hauptdarstelle-rin aller Zeiten bei der Aufführung zum Schuljahresab-schluss zu sein. Doch dann waren sie hierher nach More-ways gezogen …

Die Aprilluft fühlte sich kühl auf ihren Gesichtern an. Hinter dem Haus erhoben sich verschwommen die Mal-vern Hills in der Ferne. Zwei Singdrosseln zwitscherten in einem Baum.

Milly sah sich um. »Was machen wir jetzt?«, fragte sie mit ihrer normalen Stimme. Dann fiel ihr Blick auf den offenen Kofferraum ihres Autos. Vier Bücherkisten wa-ren daneben aufgestapelt. »Ich weiß! Warum werfen wir nicht einen Blick auf die übrigen Bücher, die Dad gekauft hat? Vielleicht ist ja wirklich was Brauchbares dabei.«

Jason seufzte. »Meinst du wirklich?«»Du hast doch gehört, was Dad gesagt hat. In diesen

Kis ten können sich alle möglichen Bücher befinden.« Milly zog ihn enthusiastisch zum Auto. »Schnell, bevor deine Mutter auf die Idee kommt, alles anzuzünden.«

»Papier geht bei einer Temperatur von zweihundert-zweiunddreißig Grad Celsius in Flammen auf«, bemerkte Jason.

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Milly warf ihm einen raschen Blick zu. »Ich wette, da sind jede Menge langweilige Sachbücher drin, die sogar dir gefallen.« Sie ging in die Hocke, worauf ihr dunkler Pferdeschwanz über ihre Schulter fiel, dann riss sie die erste Kiste auf und sondierte den Inhalt: »Mein Leben in der Politik, Über die Beaglezucht … weg, weg, weg.« Ein Buch nach dem anderen flog aus der Kiste. »Scheint nichts dabei zu sein.«

Jason setzte sich auf seine Hacken. Er konnte noch im-mer die erregten Stimmen hören, die aus dem Esszim-merfenster drangen. »Ich dachte, der Umzug sollte uns alle glücklich machen«, seufzte er. »Aber der ist jetzt vier Wochen her und alle sind unglücklich. Meine Mum und dein Dad streiten sich in einer Tour, und Michael und Jessy haben solche Sehnsucht nach London, dass mit ih-nen nichts anzufangen ist.«

Milly nickte. »Ich wünschte auch, wir wären noch in London, dann würde ich jetzt nämlich …«

»Die Dorothy in Der Zauberer von Oz spielen, ich weiß«, ergänzte Jason. Seine Stiefschwester lag ihm schon seit Wochen mit ihrem Gejammer in den Ohren.

»Das ist so ungerecht!«, maulte sie und warf ihren Pfer-deschwanz zurück, ehe sie die restlichen Bücher aus der Kiste nahm. »Ich hätte gesungen, getanzt und gespielt. Und ich wäre brillant …« Sie hielt inne, als sie den Bo-den der Kiste erreichte. »Hey, hier ist ein lustiges kleines Buch, schau mal!«

Jason warf einen Blick in die Kiste. Er sah ein dünnes Buch mit einem Ledereinband. Es sah sehr alt aus. Älter als jedes andere Buch, das er je gesehen hatte.

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Der Titel war in verzierter goldener Schrift auf den Umschlag geprägt. Jason runzelte die Stirn. Die Buch-staben hatten so viele Schnörkel, dass sie kaum zu entzif -fern waren.

»Handbuch für Dschinn«, las er schließlich. »Die Er-füllung aller Wünsche in sechs leichten Lernschrit ten.«

»Was soll das heißen?«, fragte Milly verblüfft. »Ein Buch, das einem beibringt, wie man ein Dschinn wird?«

»Schön wär’s!« Jason lachte. »Das muss eine Art Mär-chenbuch sein.« Er nahm es in die Hand. Für seine ge-ringe Größe war es erstaunlich schwer. Er legte es vor ihre Füße auf den Boden.

Milly schlug es auf. »Oh!«, sagte sie. »Es ist in einer fremden Sprache geschrieben.«

Jason sah, dass sie recht hatte. Doch er war sich nicht sicher, ob der Text überhaupt gedruckt war. Mit seinen lustigen Verzierungen sah er wie von Hand geschrieben aus.

»Scheint ein wirklich tolles Buch zu sein«, sagte Milly. Sie sprang auf, legte die Handflächen aneinander und machte eine theatralische Verbeugung. »Dein Wunsch sei mir Befehl!«, sagte sie. »Als Dschinn wäre ich klasse, meinst du nicht, Jason?«

Jason lächelte sie an, doch irgendwas schien ihn zu irritieren. Dann wusste er plötzlich, was es war. »Warte mal … warum ist der Titel in Englisch, wenn der Rest in einer anderen Sprache geschrieben ist? Das ergibt doch keinen Sinn.«

Milly sah überrascht aus. »Du hast recht. Vielleicht steht weiter hinten was auf Englisch.«

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Das alte Papier fühlte sich spröde und weich an, wäh-rend sie die Seiten sanft durch ihre Finger gleiten ließ. Als sie mit dem Blättern fortfuhr, gab das Buch jedoch plötzlich ganz andere Geräusche von sich. Sie hörten ein eigentümliches Rascheln und Kratzen. Es schien aus der Mitte des Buches zu kommen und wurde immer lauter.

»Jason, was ist das?«, fragte Milly. »Hörst du nicht …« Sie brach ab, als das Buch zwischen ihren Fingern auf einmal zu zittern begann. Erschrocken zog sie die Hände weg, worauf es zu Boden fiel. Dort lag es, unbeweglich und still.

Für einen Moment starrten sie es schweigend an.»Hast du … hast du das auch gesehen?«, flüsterte sie

und warf dem Buch einen ängstlichen Blick zu, als könne es jeden Moment hochspringen und sie beißen.

Jason nickte. »Es hat sich geschüttelt … von ganz al-lein.«

»Und es hat so ein komisches Geräusch gemacht.« Milly schluckte.

»Bücher schütteln sich aber nicht und machen auch keine Geräusche«, sagte Jason. »Vielleicht war es in der Kiste so eingequetscht, dass sich die Seiten jetzt wieder ausdehnen …«

»Nicht für alles gibt es eine vernünftige Erklärung.« Milly schaute ihn an. Ihre blauen Augen weiteten sich. »Und wenn … und wenn es ein Zauberbuch ist?«

»Ein Zauberbuch?«, wiederholte Jason. Er kniete sich hin, nahm ein paar Seiten in die rechte Hand und ließ sie behutsam durch seine Finger gleiten. Das Buch begann erneut zu zittern. »Da … schon wieder!«, keuchte er.

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»Mach weiter!«, rief Milly, als das sonderbare Rascheln, das sie vorhin gehört hatten, wieder einsetzte.

Jason blätterte immer schneller. Das Buch zitterte jetzt so stark, dass es ihm fast aus der Hand gefallen wäre. Dann hörte es sich so an, als würde Papier zerreißen, ehe in der Mitte des Buches ein Loch sichtbar wurde. Und plötzlich sahen sie es: ein winziges, sich ringelndes Etwas, dessen bräunlicher segmentierter Körper sich von Seite zu Seite schlängelte.

»Schau mal!«, rief Jason. »Eine Made!«Milly schnappte hörbar nach Luft, bevor die kleine Kre-

atur vor ihren Augen zu wachsen begann. »Aber Maden tun doch nicht … so was!«

Das Wesen wurde immer länger und dicker, bis es un-gefähr die Größe von Jasons Daumen erreicht hatte.

»Made!«, schrie es. »Ha, eine Made!«Jason sprang erschrocken zurück, sodass der Kies un-

ter seinen Füßen aufwirbelte. »Eine sprechende Made!«Mit Mühe kroch die kleine Kreatur weiter aus dem

Buch heraus. Sie sah jetzt regelrecht wütend aus. »Schaut mich an! Sehen Maden etwa so vornehm und attraktiv aus?«

Jason wusste nicht recht, wie er das beurteilen sollte. Was der Mund einer Made hätte sein können, war nichts als ein schwarzer Strich, dessen Enden allerdings belei-digt nach unten gezogen waren. Die beiden dunklen Au-gen unter den gesprenkelten Brauen huschten zwischen Jason und Milly hin und her. »Nun?«

»Tja, im Grunde genommen … siehst du eher aus wie ein Wurm«, gab Milly zu. Sie riss den Mund auf, als ihr

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plötzlich ein Gedanke durch den Kopf schoss. »Bist du vielleicht ein Bücherwurm?«

»Ein Bücherwurm, ha! Hör sich das einer an!« Die Kreatur richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und sagte würdevoll: »Ich bin weitaus mehr als ein Bücherwurm, junges Fräulein. Aber dass ihr zumindest in der Lage seid, mich zu erkennen, lässt darauf schließen, dass ihr an Magie glaubt. Zunächst aber will ich wissen, was ihr euch dabei gedacht habt, mich aufzuschrecken.« Seine kleinen Knopfaugen wanderten ungeduldig hin und her. »Na, kommt schon. Ich warte auf eine Erklärung!«

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2. Kapitel

M ichael war kurz davor, dem Monster endgültig den Garaus zu machen, als ihm sein Gameboy aus der

Hand gerissen wurde. »Hey«, schrie er Milly und Jason an, »was soll denn

das?«»Einen Moment!« Milly schaltete das Spiel aus und

pfefferte den Gameboy auf den Küchentisch.»Du hast sie wohl nicht alle!«, rief Michael. »Ich hab

zwei Stunden gebraucht, um so weit …«»Wir müssen dir was Wichtiges …«, begann Milly, als

plötzlich die Tür geöffnet wurde. Milly hielt inne, aber es war nur Jessy, ihre vierzehnjährige Stiefschwester, die in diesem Moment in die Küche platzte. Ihre schulterlan-gen honigblonden Haare waren perfekt gekämmt, nicht eine einzige Strähne tanzte aus der Reihe.

»Was ist denn hier los?«, fragte sie verdutzt, als sie Jasons und Millys bleiche Gesichter sah. »Ihr seht ja aus, als hättet ihr ein Gespenst gesehen.«

»Kein Gespenst«, entgegnete Milly, »einen Wurm!«»Einen ziemlich wütenden Wurm«, ergänzte Jason, der

das alte Buch in die Höhe hielt. »Er ist hier drin!«

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Michael starrte ihn ungläubig an. »Ihr habt die höchste Punktzahl verhindert, die ich je bekommen hätte, nur um mir einen zerquetschten Wurm zu zeigen?« Er überlegte. »Andererseits, ein zerquetschter Wurm hört sich ziem-lich cool an, zeigt mal her.«

»Er ist nicht zerquetscht!«, rief Milly. »Er ist quick-lebendig und ziemlich sauer, weil wir ihn gestört haben. Außerdem …«

Jessy schüttelte den Kopf. »Das ist doch nur wieder ei-ner deiner bescheuerten Einfälle, Milly.«

»Los, Jason«, sagte Milly, »zeig ihnen den Wurm.«Jason schluckte. »Meinst du, da kann nichts passieren?

Vorhin schien er ziemlich böse zu sein …«»Jetzt hört mal gut zu, ihr beiden«, sagte Michael mit

finsterem Blick. »Ihr habt genau fünf Sekunden, um mich davon abzuhalten, euch den Hals umzudrehen. Ich rate euch also, mir jetzt was wirklich Beeindruckendes zu prä-sentieren. Eins …«

Jason schlug rasch das Buch auf.»Zwei …«Er und Milly begannen, so vorsichtig darin zu blät -

tern, als hätten sie Angst, von den Seiten gebissen zu wer-den.

»Drei …«Milly blätterte schneller. »Da!«, rief sie. »Schau

doch!«Michael beugte sich vor und zwinkerte. Jessy ebenso.»Und?«, fragte er.»Guck doch hin!«, sagte Milly.Michael runzelte die Stirn. Da war tatsächlich etwas –

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ein rötlich brauner Schatten in der Mitte einer Seite. Wahr scheinlich ein uralter Marmeladenfleck oder ein ge-trockneter Popel oder so was.

»Vier …«»Halt, warte!«, rief Jessy und starrte das offene Buch an.

»Ich hab was gehört … eine helle, quietschende Stimme.«Michael zwinkerte ungläubig, als der Schatten sich

langsam in Bewegung setzte. Es war wie ein Schock, als er plötzlich ebenfalls eine leise Stimme vernahm:

»Ach herrje, also wenn’s in diesem Tempo weiter-geht … Was ist nur los mit den beiden? Sind sie etwa so verstockt, dass sie nicht an Magie glauben?«

Michael bekam einen trockenen Mund. »Jason«, sagte er langsam, »wie machst du diese Stimme?«

»Das bin nicht ich!«, entgegnete Jason.»Natürlich bist du das!«»Wie soll ich denn mit dieser komischen Stimme spre-

chen, wenn ich mich gleichzeitig mir dir unterhalte?« Jason tippte auf die aufgeschlagene Seite. »Dieses kleine Ding hier plappert vor sich hin!«

Jessy starrte das Buch an. »Es … es wird lauter!«»Stur sind sie, nichts anderes! Das sind die Schwach-

köpfe alle, wenn sie älter werden. Ich habe schließlich nicht den ganzen Tag lang Zeit. Aber bitte schön, ich werde sie bestimmt nicht anbetteln, an mich zu glauben. Hab ich gar nicht nötig, pah! Ausgerechnet ich, der schon mit Köni gen und Päpsten verkehrte …«

»Das kann doch nicht …« Michael glotzte den sich ringelnden Schatten an, der allmählich größer wurde und plötzlich die Form eines Fragezeichens annahm. Kopf-

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schüttelnd trat er einen Schritt zurück. »Das ist doch nicht möglich. Das gibt’s einfach nicht!«

»Gibt es doch«, widersprach Jessy keuchend. »Ein sprechender Wurm! Schau nur, wie seine kleinen Äug-lein blinzeln!«

»Kleine Äuglein? So eine Frechheit!« Die Stimme des wachsenden Wesens wurde immer lauter und ungehal-tener. »Diese Augen haben mehr gesehen, als ihr euch in einer Million Jahren vorstellen könnt …«

Michael hielt sich die Ohren zu. »Ich dreh durch!«, stöhnte er. »Ein sprechender Wurm in einem Buch. Das kann doch nicht wahr sein!«

Milly zog seine Hände nach unten. »Du siehst ihn doch selbst!« Ihre Augen leuchteten. »Dabei hältst du dich für viel zu cool, um an Magie zu glauben, oder?«

Michael starrte den Wurm an. »Alles, woran ich glaube, ist, dass ich völlig durchgeknallt bin.«

Der Bücherwurm musterte ihn mit seinen Knopf-augen. »Durchgeknallt? Ich bin noch nie jemandem be-gegnet, der so minderbemittelt, unterbelichtet, begriffs-stutzig und unbelehrbar war wie du, mein Junge.«

Michael stand der Mund offen. Zum ersten Mal in sei-nem Leben hatte es ihm die Sprache verschlagen.

»Was ist das für ein Buch?«, fragte Jessy. »Wo hast du es eigentlich her?«

»Es heißt Handbuch für Dschinn und kommt aus dem großen, alten Haus auf dem Hügel«, antwortete Milly. »Auf dem Einband steht, dass man damit in sechs Lernschrit-ten lernen kann, wie man ein Dschinn wird.«

»Ein Dschinn?«, fragte Jessy.

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»Vielleicht sollten wir in unser Versteck gehen«, schlug Jason mit nervösem Blick auf den Bücherwurm vor. »Wenn Mum oder Mark uns hier mit diesem … Ding er-wischen …«

»Hat er etwa Ding gesagt?«, empörte sich der Wurm.»Pst!«, zischte Jessy, die offenbar ebenso wenig Wert

darauf legte, Mark oder ihrer Mutter erklären zu müssen, was hier vor sich ging. »Du hast recht, Jason«, sagte sie, »lass uns in unser Versteck gehen.«

»Und das Buch genau untersuchen«, fügte Michael hinzu. Er nahm es vorsichtig in die Hand und betrachtete es von allen Seiten. Vielleicht würde er ja doch irgend-welche Knöpfe oder Kabel entdecken, die es als elekt-risches Spielzeug entlarvten. Aber er entdeckte nichts anderes als altes, sprödes Papier und einen abgenutzten Leder einband. Michael schluckte. Der Wurm warf ihm einen grimmigen Blick zu, als er seine Inspektion beendet hatte.

»Hier!« Michael drückte Jason das Buch in die Hand. »Du hast es gefunden, also kannst du es auch tragen.«

Sie liefen den Flur entlang. Unter der Treppe war eine alte Holztür. Michael zog sie auf. Dann eilten sie die wackligen Stufen hinunter und gelangten in ihr »Ver-steck«, einen alten, heruntergekommenen Raum, in dem sich abgetragene Kleider, alte Spiele, ausrangierte Möbel und halb ausgepackte Kisten befanden. An der Wand stan den ein durchgesessenes Sofa, ein brüchiger Stuhl sowie mehrere Knautschsäcke und eine uralte Stereoan-lage. Jason legte das Buch auf einen Umzugskarton.

»Also, wer bist du wirklich?«, fragte Jessy den Wurm.

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»Mein Name«, antwortete er hochmütig, »ist Skrib-baleum El Lazeez Ekir.«

Michael runzelte die Stirn. »Skribble wie?«»Skribble!«, sagte Milly grinsend. »Cooler Name für ei-

nen Bücherwurm.«»Ich hab euch doch schon gesagt, dass ich kein Bücher-

wurm bin!«, sagte Skribble mit Nachdruck. »In Wahrheit bin ich ein …« Er hielt plötzlich inne.

»Ein was?«, fragte Milly neugierig.Skribble räusperte sich und sagte dann in veränder -

tem Ton: »Also gut, ihr habt ins Schwarze getroffen, ihr klugen Kinder. Ja, ja, ich bin ein Bücherwurm, jetzt ist es raus.«

»Wir würden dir ja gerne glauben«, erwiderte Jason, »aber ein richtiger Bücherwurm ist die Larve irgendeines Käfers, und sprechen kann er natürlich auch nicht.«

»Vergiss deine Käfer!«, rief der Bücherwurm. »Na-türlich bin ich kein gewöhnlicher Bücherwurm …«, er machte eine bedeutungsvolle Pause, »sondern ein ma-gischer Bücherwurm.«

»Wie schön, dass wir das geklärt haben«, sagte Michael trocken. Er glaubte zu träumen. »Du willst uns also weis-machen, dass du ein sprechender Buchwurm bist, der schon seit Ewigkeiten in diesem Buch …«

»Seit fünf Jahrhunderten«, präzisierte Skribble, »viel-leicht ein, zwei Jahrhunderte mehr oder weniger.«

Millys Mund stand offen. »Und du warst die ganze Zeit in dem Buch eingesperrt?«

»Tja, ab und zu habe ich mal einen Blick riskiert, aber ich kann nur von denjenigen gesehen werden, die an die

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Existenz von Magie glauben«, antwortete Skribble. »Die-ses Handbuch war einst Bestandteil der Großen Dschinn-Bibliothek der magischen Musen, die vor ein paar Jahr-hunderten geplündert wurde. Wie viele andere magische Werke wurde auch dieses Buch in der menschlichen Sphäre verborgen, bis die Diebe es an der Zeit finden würden, sich seiner zu bemächtigen.« Er seufzte. »Aber dazu ist es nie gekommen. Hier in eurer Welt wurde es im Lauf der Jahrhunderte unzählige Male verkauft, gestoh len und wiedergefunden.« Er blickte sich missbil-ligend um. »Tja, und nun bin ich hier gelandet.«

Michaels Augen verengten sich. »Und du bist sicher, dass du kein Trick bist – ein Special Effect sozusagen?«

Skribble sah ihn fragend an: »Ich bin außerordentlich speziell und effektiv, wenn du das meinst.«

»Nein, ich meine, eine Computeranimation oder so was.« Michael drehte sich zu den anderen um. »Das ist doch die einzig mögliche Erklärung.«

»Ich bin direkt vor deinen Augen und sehr real«, sagte Skribble in einem Ton, der keine Widerrede duldete. Dann ließ er seinen Blick von einem zum andern wan-dern. »Ich finde, es ist an der Zeit, dass ihr euch auch vorstellt.«

Milly schob Michael beiseite und ging neben Skribble in die Hocke. »Ich bin Milly und dieser Einfaltspinsel hier ist mein Bruder Michael.«

»Mein Name ist Jason«, warf Jason ein, »und das ist meine Schwester Jessy.« Jessy schenkte dem Bücherwurm ein benommenes Lächeln. »Michael und Milly sind un-sere Stiefgeschwister«, erklärte er.

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