Das Gesicht hinter Españoles en Alemania

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Das Gesicht hinter Españoles en Alemania Mit 24 Jahren kam José Gayarre nach Deutschland. Schon damals waren ihm die Tapas, die Sonne und sogar sein geliebtes Navarra nicht genug. Er wollte etwas Neues ausprobieren. Auf Wiedersehen zu sagen, war zwar nicht gerade leicht, aber es schmerzte ihn auch nicht besonders. Denn zu diesem Zeitpunkt dachte er noch, er würde nur sechs Monate fortbleiben. Damals konnte er sich noch nicht vorstellen, dass sich 13 Jahre später Deutschland in sein zweites Zuhause verwandelt haben sollte. Die bange Aufregung der ersten Tage nach seiner Ankunft durchlebt Gayarre heute noch einmal auf seiner Facebook- Seite Españoles en Alemania. Zu jener Zeit, als Gayarre sein neues Leben in Deutschland begann, war es noch deutlich schwieriger als heute, Hilfe oder Informationen zu finden. „Damals war es noch nicht üblich, dass jedes Haus einen Internetanschluss hat, der Name ‚Facebook‘ war unbekannt und niemand besaß ein Handy, mit dem man zugleich auch Emails beantworten kann“, erzählt Gayarre. Um seine Freunde in Spanien zu kontaktieren, musste er lange durch die kalten Straßen Kölns laufen, bis er ein Internetcafé fand, in dem er per ‚Messenger‘ mit ihnen chatten konnte. Wenn er Informationen über bürokratische Formalitäten benötigte, musste sich Gayarre persönlich an die Behörden wenden, was ihm Zeit, Geld und vor allem sichere Sprachkenntnisse abverlangte. Foto: María Gracia Centeno Von: María Gracia Centeno

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Hier ist die Gechichte von der Person hinter einer der bekanntesten Facebook-Fanpages für Spanier in Deutschland.

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Das Gesicht hinter Españoles en AlemaniaMit 24 Jahren kam José Gayarre nach Deutschland. Schon damals waren ihm die Tapas, die Sonne und sogar sein geliebtes Navarra nicht genug. Er wollte etwas Neues ausprobieren. Auf Wiedersehen zu sagen, war zwar nicht gerade leicht, aber es schmerzte ihn auch nicht besonders. Denn zu diesem Zeitpunkt dachte er noch, er würde nur sechs Monate fortbleiben. Damals konnte er sich noch nicht vorstellen, dass sich 13 Jahre später Deutschland in sein zweites Zuhause verwandelt haben sollte. Die bange Aufregung der ersten Tage nach seiner Ankunft durchlebt Gayarre heute noch einmal auf seiner Facebook-Seite Españoles en Alemania.

Zu jener Zeit, als Gayarre sein neues

Leben in Deutschland begann, war es noch deutlich schwieriger als heute, Hilfe oder Informationen zu finden. „Damals war es noch nicht üblich, dass jedes Haus einen Internetanschluss hat, der Name ‚Facebook‘ war unbekannt und niemand besaß ein Handy, mit dem man zugleich auch Emails beantworten kann“, erzählt Gayarre. Um seine Freunde in Spanien zu kontaktieren, musste er lange durch die kalten Straßen Kölns laufen, bis er ein Internetcafé fand, in dem er per ‚Messenger‘ mit ihnen chatten konnte. Wenn er Informationen über bürokratische Formalitäten benötigte, musste sich Gayarre persönlich an die Behörden wenden, was ihm Zeit, Geld und vor allem sichere Sprachkenntnisse abverlangte.

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Von: María Gracia Centeno

Allerdings ahnte er schnell, dass er nicht der einzige Spanier in Deutschland war, dem es schwer fiel, den Kontakt zu seinen Freunden zu halten und notwendige Informationen für das Überleben hier zu finden. Von seinen spanischen Freunden und Bekannten bekam er ein ums andere Mal dieselben Fragen zu hören: Wohin muss ich gehen, um mich in der Stadt anzumelden? Was muss ich tun, um den Mietvertrag für meine Wohnung zu kündigen? Was ist die GEZ?

Er wusste, dass die Erfahrungen, die er selbst über die Jahre gemacht hatte, auch vielen anderen Spaniern helfen würden, damit sie nicht die gleichen Fehler machten bei ihrem Besuch im Land von Goethe. „Damals beschloss ich, die Seite zu gründen“, fügt er hinzu.

Diese Fanpage begann 2009 als eine inoffizielle Informations-Plattform, auf der die gängigsten Fragen zum Leben in Deutschland beantwortet wurden. Innerhalb weniger Monate klickten über 400 Menschen „Gefällt mir“. Aber erst 2011 wuchs die Zahl der Fans innerhalb von nur drei Monaten plötzlich von 800 auf 5.000. Der Grund für diesen unerwarteten Anstieg dürfte im so genannten „Merkel-Effekt“ liegen, einem Medienphänomen, das eine Migrationswelle in Richtung Deutschland ausgelöst hat. „Seit jenem Jahr drehen sich die meisten Fragen auf der Seite um das Thema Arbeiten in Deutschland – entweder wie man Arbeit findet oder was die Voraussetzungen dafür sind“, berichtet Gayarre.

Dass er für seine eigene Arbeit an der Facebook-Seite kein Geld bekommt, hält ihn keineswegs

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Daten und Fakten

davon ab, ihr viel Zeit zu widmen. Denn er will Landsleuten helfen, die erpicht darauf sind, hier Arbeit oder neue Freunde zu finden. „Ich bin dankbar dafür, diese Seite gefunden zu haben. So konnte ich direkt nach meiner Ankunft in Deutschland Kontakt zu anderen Spaniern herstellen, die in der gleichen Stadt lebten wie ich.“, sagt Nuria Martínez, eine Spanierin, die Gayarres Seite regelmäßig anklickt.

Gayarre ist es gelungen, seine Rolle als Fremdenführer mit seiner Arbeit als Journalist für ein deutsches Medium zu verbinden. Und das mit einer beeindruckenden Flinkheit: Er beantwortet Emails, nimmt Anrufe entgegen, gibt Ratschläge und findet sogar noch Zeit, gemeinsam mit seinen Lesern über den Alltag in Deutschland zu scherzen.

Nach vier Jahren, die er vollständig seinem Projekt gewidmet hat, Spanier von seinem Computer aus zu helfen und zu informieren, denkt Gayarre heute darüber nach, neue, noch ambitioniertere Web-Projekte ins Leben zu rufen.

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José Gayarre Gründer von

“Españoles en Alemania”

- Españoles en Alemania bedeutet Spanier in Deutschland auf Deutsch.

- Sie existiert seit 2009 und hat bis heute 9.696 Klicks erreicht.

- Die meisten Besucher fragen nachJobs und dem Leben in Deutschland. Besucht Españoles en Alemania auf www.facebook.com/espanoles.

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