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DAS HUMBOLDTSCHE DAS HUMBOLDTSCHE BILDUNGSIDEAL BILDUNGSIDEAL Lebensproblemzentrierter Unterricht Lebensproblemzentrierter Unterricht Dozentin: Dr. Jutta Lütjen Dozentin: Dr. Jutta Lütjen Referent: Andreas Bleck Referent: Andreas Bleck Datum: 02.07.2015 Datum: 02.07.2015

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DAS HUMBOLDTSCHE DAS HUMBOLDTSCHE BILDUNGSIDEALBILDUNGSIDEAL

Lebensproblemzentrierter UnterrichtLebensproblemzentrierter UnterrichtDozentin: Dr. Jutta LütjenDozentin: Dr. Jutta LütjenReferent: Andreas BleckReferent: Andreas Bleck

Datum: 02.07.2015Datum: 02.07.2015

GliederungGliederung

1. Wilhelm von Humboldt1. Wilhelm von Humboldt- Kurzbiographie- Kurzbiographie

2. Das Humboldtsche Bildungsideal2. Das Humboldtsche Bildungsideal- Historische Einordnung- Historische Einordnung- Humboldts Bildungstheorie- Humboldts Bildungstheorie- Kernpositionen- Kernpositionen

3. Der Königsberger Schulplan3. Der Königsberger Schulplan

4. Das Erbe Humboldts4. Das Erbe Humboldts

5. Literatur- und Quellenverzeichnis5. Literatur- und Quellenverzeichnis

1. Wilhelm von Humboldt1. Wilhelm von Humboldt

Kurzbiographie (I)Kurzbiographie (I)

- * 22. Juni 1767 in Potsdam als 1. Sohn von - * 22. Juni 1767 in Potsdam als 1. Sohn von Alexander Georg und Marie-Elisabth HumboldtAlexander Georg und Marie-Elisabth Humboldt

- 1769 bis 1788: Unterricht durch verschiedene - 1769 bis 1788: Unterricht durch verschiedene Hauslehrer (u. a. Heinrich Campe und Christian Hauslehrer (u. a. Heinrich Campe und Christian Kunth)Kunth)

- 1788: Jura-Studium an der Universität Göttingen- 1788: Jura-Studium an der Universität Göttingen

- 1791: Heirat mit Caroline von Dacheröden- 1791: Heirat mit Caroline von Dacheröden

- 1801 bis 1808: preußischer Diplomat in Rom- 1801 bis 1808: preußischer Diplomat in Rom

Kurzbiographie (II)Kurzbiographie (II)

- 1808 bis 1810: Leiter der Sektion für Kultus und - 1808 bis 1810: Leiter der Sektion für Kultus und Unterricht im Ministerium des InnernUnterricht im Ministerium des Innern

- 1809: Gründung der Friedrich-Wilhelms-- 1809: Gründung der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin, später: Humboldt-UniversitätUniversität in Berlin, später: Humboldt-Universität

- 1815: Teilnahme am Wiener Kongress mit von - 1815: Teilnahme am Wiener Kongress mit von HardenbergHardenberg

- 1819: Protest gegen die Karlsbader Beschlüsse - 1819: Protest gegen die Karlsbader Beschlüsse führt zu seiner Entlassungführt zu seiner Entlassung

- † 8. April 1835 in Tegel - † 8. April 1835 in Tegel

2. Das Humboldtsche Bildungsideal2. Das Humboldtsche Bildungsideal

Historische EinordnungHistorische Einordnung

- 1806: Schlacht bei Jena und Auerstedt zwischen - 1806: Schlacht bei Jena und Auerstedt zwischen Frankreich und Preußen → Niederlage PreußensFrankreich und Preußen → Niederlage Preußens

- 1807: Preußen leitet die 'Stein-Hardenberg'schen - 1807: Preußen leitet die 'Stein-Hardenberg'schen Reformen' einReformen' ein

- 1807 bis 1815: Es kommt zu umfangreichen - 1807 bis 1815: Es kommt zu umfangreichen Staats-/Verwaltungs-, Militär-, Gesellschafts-, Staats-/Verwaltungs-, Militär-, Gesellschafts-, Wirtschafts- und BildungsreformenWirtschafts- und Bildungsreformen

- nach 1815: Niederlage Frankreichs und Wiener - nach 1815: Niederlage Frankreichs und Wiener Kongress → RestaurationKongress → Restauration

Humboldts Bildungstheorie (I)Humboldts Bildungstheorie (I)

„„Im Mittelpunkt aller besonderen Arten der Im Mittelpunkt aller besonderen Arten der Thätigkeit nemlich steht der Mensch, der ohne alle, Thätigkeit nemlich steht der Mensch, der ohne alle, auf irgend etwas Einzelnes gerichtete Absicht, nur auf irgend etwas Einzelnes gerichtete Absicht, nur die Kräfte seiner Natur stärken und erhöhen, die Kräfte seiner Natur stärken und erhöhen, seinem Wesen Werth und Dauer verschaffen will.“seinem Wesen Werth und Dauer verschaffen will.“

→ → Der Mensch als Individuum steht im Der Mensch als Individuum steht im VordergrundVordergrund

- Individualität steht mit der Welt in enger - Individualität steht mit der Welt in enger VerbindungVerbindung

→ → in der durch Zukunftsoffenheit geprägten in der durch Zukunftsoffenheit geprägten handlungspraktischen und hermeneutischen handlungspraktischen und hermeneutischen Dialektik von Innen nach Außen (Individualität und Dialektik von Innen nach Außen (Individualität und Welt) vollzieht sich BildungWelt) vollzieht sich Bildung

- -

Humboldts Bildungstheorie (II)Humboldts Bildungstheorie (II)

→ → Ablehnung der Hypostasierung von Individualität Ablehnung der Hypostasierung von Individualität und Weltund Welt

- Verbindung durch das Handeln: Entfremdung ↔ - Verbindung durch das Handeln: Entfremdung ↔ Rückkehr von EntfremdungRückkehr von Entfremdung

- Bildung im humboldtschen Sinne meint Erfahrung - Bildung im humboldtschen Sinne meint Erfahrung von Unbekanntem und Neuemvon Unbekanntem und Neuem

→ → kein Ende der Bildungkein Ende der Bildung

- Empfänglichkeit und Emotionalität als Keim der - Empfänglichkeit und Emotionalität als Keim der Produktion von Neuem Produktion von Neuem

Humboldts Bildungstheorie (III)Humboldts Bildungstheorie (III)

- Entstehung von Neuem durch Selbsttätigkeit und - Entstehung von Neuem durch Selbsttätigkeit und EmpfänglichkeitEmpfänglichkeit

- Bildung als Anknüpfung an einen Stoff, der belebt - Bildung als Anknüpfung an einen Stoff, der belebt werden musswerden muss

- Kreativität, Spontaneität und Impulsivität stehen - Kreativität, Spontaneität und Impulsivität stehen im Zentrum der Individualität im Zentrum der Individualität

- Ablehnung der Mechanisierung und - Ablehnung der Mechanisierung und Technokratisierung von BildungTechnokratisierung von Bildung

Bericht an König Friedrich Wilhelm III.Bericht an König Friedrich Wilhelm III.

„„Es gibt schlechterdings gewisse Kenntnisse, die allgemein Es gibt schlechterdings gewisse Kenntnisse, die allgemein sein müssen, und noch mehr eine gewisse Bildung der sein müssen, und noch mehr eine gewisse Bildung der Gesinnung und des Charakters, die keinem fehlen darf. Jeder Gesinnung und des Charakters, die keinem fehlen darf. Jeder ist offenbar nur dann ein guter Handwerker, Kaufmann, ist offenbar nur dann ein guter Handwerker, Kaufmann, Soldat und Geschäftsmann, wenn er an sich und ohne Hinsicht Soldat und Geschäftsmann, wenn er an sich und ohne Hinsicht auf seinen besonderen Beruf ein guter, anständiger, seinem auf seinen besonderen Beruf ein guter, anständiger, seinem Stande nach aufgeklärter Mensch und Bürger ist. Gibt ihm der Stande nach aufgeklärter Mensch und Bürger ist. Gibt ihm der Schulunterricht, was hierfür erforderlich ist, so erwirbt er die Schulunterricht, was hierfür erforderlich ist, so erwirbt er die besondere Fähigkeit seines Berufs nachher so leicht und besondere Fähigkeit seines Berufs nachher so leicht und behält immer die Freiheit, wie im Leben so oft geschieht, von behält immer die Freiheit, wie im Leben so oft geschieht, von einem zum anderen überzugehen.“einem zum anderen überzugehen.“

KernpositionenKernpositionen

-- Bildung muss allen, unabhängig vom Stand, Bildung muss allen, unabhängig vom Stand, zugänglich sein (zugänglich sein (keinem fehlen darfkeinem fehlen darf))

→ → Etablierung eines öffentlichen SchulsystemsEtablierung eines öffentlichen Schulsystems

- Bildung der - Bildung der GesinnungGesinnung und der und der PersönlichkeitPersönlichkeit

→ → volle Entfaltung der Persönlichkeitvolle Entfaltung der Persönlichkeit

- zweckfreie Bildung- zweckfreie Bildung ( (ohne Hinsichtohne Hinsicht))

→ → Ausklammerung der beruflichen AusbildungAusklammerung der beruflichen Ausbildung

-- FreiheitFreiheit der Berufswahlder Berufswahl

3. Der Königsberger Schulplan3. Der Königsberger Schulplan

Stadien des UnterrichtsStadien des Unterrichts

Unterscheidung von 3 Stadien des Unterrichts:Unterscheidung von 3 Stadien des Unterrichts:

1. Elementarunterricht, 2. Schulunterricht, 1. Elementarunterricht, 2. Schulunterricht,

3. Universitätsunterricht3. Universitätsunterricht

- keine Gliederung des Schulsystems (!)- keine Gliederung des Schulsystems (!)

- der Übergang in das gesellschaftliche Leben und - der Übergang in das gesellschaftliche Leben und Handeln Handeln undund in ein weiterführendes Stadium sollen in ein weiterführendes Stadium sollen vorbereitet werden, Übergang ins nächste Stadium vorbereitet werden, Übergang ins nächste Stadium nur mit erfolgreich abgelegter Prüfung möglichnur mit erfolgreich abgelegter Prüfung möglich

ElementarunterrichtElementarunterricht

„„In den Elementar-Schulen soll nur gelehrt werden, In den Elementar-Schulen soll nur gelehrt werden, was jeder als Mensch und Bürger nothwendig was jeder als Mensch und Bürger nothwendig wissen muss [...]“wissen muss [...]“

Unterrichtsgegenstände:Unterrichtsgegenstände:

- Leibesübungen, Musik, Kunst, einfaches Rechnen, - Leibesübungen, Musik, Kunst, einfaches Rechnen, Lesen und Schreiben in der MutterspracheLesen und Schreiben in der Muttersprache

→ → Elementartechniken als Grundlage für den Elementartechniken als Grundlage für den SchulunterrichtSchulunterricht

Schulunterricht (I)Schulunterricht (I)

„ „Der Zweck des Schulunterrichts ist die Uebung der Der Zweck des Schulunterrichts ist die Uebung der Fähigkeiten, und die Erwerbung der Kenntnisse, ohne Fähigkeiten, und die Erwerbung der Kenntnisse, ohne welche wissenschaftliche Einsicht und Kunstfertigkeit welche wissenschaftliche Einsicht und Kunstfertigkeit unmöglich ist. Beide sollen durch ihn vorbereitet werden; unmöglich ist. Beide sollen durch ihn vorbereitet werden; der junge Mensch soll in Stand gesetzt werden, den Stoff, an der junge Mensch soll in Stand gesetzt werden, den Stoff, an welchen sich alles eigne Schaffen immer anschliessen muss; welchen sich alles eigne Schaffen immer anschliessen muss; theils schon jetzt wirklich sammeln, theils künftig nach theils schon jetzt wirklich sammeln, theils künftig nach Gefallen sammeln zu können, und die intellectuell-Gefallen sammeln zu können, und die intellectuell-mechanischen Kräfte auszubilden.“ mechanischen Kräfte auszubilden.“

Schulunterricht (II)Schulunterricht (II)

Unterrichtsgegenstände:Unterrichtsgegenstände:

- Leibesübungen, Musik, Kunst, Wissenschafts-- Leibesübungen, Musik, Kunst, Wissenschafts-propädeutik, Mathematik, Geschichte, Griechisch, propädeutik, Mathematik, Geschichte, Griechisch, LateinLatein

→ „→ „Lernen des Lernens“ soll im Schulunterricht im Lernen des Lernens“ soll im Schulunterricht im Vordergrund stehen, Lehrer soll entbehrlich Vordergrund stehen, Lehrer soll entbehrlich werdenwerden

- Reifeprüfung nicht vor dem 18. Lebensjahr- Reifeprüfung nicht vor dem 18. Lebensjahr

UniversitätsunterrichtUniversitätsunterricht

„„[Der] Universitätslehrer [ist] nicht mehr Lehrer, [Der] Universitätslehrer [ist] nicht mehr Lehrer, der Studirende nicht mehr Lernender, sondern der Studirende nicht mehr Lernender, sondern dieser forscht selbst, und der Professor leitet seine dieser forscht selbst, und der Professor leitet seine Forschung und unterstützt ihn.“ Forschung und unterstützt ihn.“

- Ablehnung des Tradierens wissenschaftlicher - Ablehnung des Tradierens wissenschaftlicher LehrmeinungenLehrmeinungen

- Wissenschaften dürfen nicht als fertige Systeme - Wissenschaften dürfen nicht als fertige Systeme gelehrt werdengelehrt werden

→ → Forschung und Lehre müssen frei sein Forschung und Lehre müssen frei sein

LehrerausbildungLehrerausbildung

- Einführung von verpflichtenden - Einführung von verpflichtenden Tauglichkeitsprüfungen für Lehrer ab dem Tauglichkeitsprüfungen für Lehrer ab dem SchulunterrichtSchulunterricht

- Gründung von pädagogischen Schulen und - Gründung von pädagogischen Schulen und Genossenschaften Genossenschaften

- Fokus der Lehrerausbildung liegt dort selbst auf - Fokus der Lehrerausbildung liegt dort selbst auf der allgemeinen Menschenbildungder allgemeinen Menschenbildung

- Austausch von gelernten Theologen durch - Austausch von gelernten Theologen durch geschulte Lehrergeschulte Lehrer

4. Das Erbe Humboldts4. Das Erbe Humboldts

5. Literatur- und Quellenverzeichnis 5. Literatur- und Quellenverzeichnis (I) (I)

- https://www.dhm.de/lemo/biografie/biografie-wilhelm-- https://www.dhm.de/lemo/biografie/biografie-wilhelm-humboldt.htmlhumboldt.html

- Richard David Precht: Anna, die Schule und der liebe Gott. - Richard David Precht: Anna, die Schule und der liebe Gott. München 2012.München 2012.

-Wilhelm von Humboldt: Bildung und Sprache. Paderborn -Wilhelm von Humboldt: Bildung und Sprache. Paderborn 1959.1959.

- Wilhelm von Humboldt: Sämtliche Werke. Schriften zu - Wilhelm von Humboldt: Sämtliche Werke. Schriften zu Kultus und Unterricht. Band 6Kultus und Unterricht. Band 6..

- Dietrich: Benner: Wilhelm von Humboldts Bildungstheorie. - Dietrich: Benner: Wilhelm von Humboldts Bildungstheorie. München 1990.München 1990.

- Hans Josef Wagner: Die Aktualität der strukturalen - Hans Josef Wagner: Die Aktualität der strukturalen Bildungstheorie Humboldts. Weinheim 1995. Bildungstheorie Humboldts. Weinheim 1995.

5. Literatur- und Quellenverzeichnis 5. Literatur- und Quellenverzeichnis (II) (II)