Das Hunde-Erziehungs-eBook Leseprobe
-
Upload
christiansen-digitale-medien -
Category
Documents
-
view
213 -
download
1
description
Transcript of Das Hunde-Erziehungs-eBook Leseprobe
2 Das Hunde-Erziehungs-eBook
2 © Christiansen Digitale Medien, Oktober 2011
Das Hunde-Erziehungs-eBook
Autor: Robert Zimmermann
Herausgeber: Christiansen Digitale Medien, Hamburg
Satz und Layout: Christiansen Digitale Medien, Hamburg
Alle Rechte vorbehalten, inklusive das Recht zur Übersetzung in andere Sprachen
und fotomechanischen Wiedergabe und der Speicherung in elektronischen
Medien.
Der Inhalt wurde sorgfältig recherchiert, bleibt aber ohne Gewähr auf Richtigkeit
und Vollständigkeit. Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit besonderer
schriftlicher Genehmigung des Herausgebers. Die Verwendung in anderen
Medien oder in Seminaren, Vorträgen etc. ist verboten.
PLR-Lizenzen an Dritte werden ausschließlich vom Herausgeber selbst vergeben.
Haftungsausschluß
Christiansen Digitale Medien übernimmt generell und ohne Einschränkung
keinerlei Haftung für die Funktionstüchtigkeit, Eignung für bestimmte Zwecke
oder anderweitige Schadens- und Ersatzansprüche, die sich aus der Nutzung
dieses Produktes oder dessen Inhaltes unmittelbar oder mittelbar ergeben.
3 Das Hunde-Erziehungs-eBook
3 © Christiansen Digitale Medien, Oktober 2011
Inhaltsverzeichnis
Die Beziehung Mensch - Hund ..................................................................... 4
Von Menschen und Hunden ................................................................................................................................ 5
Wer ist hier der Chef? .......................................................................................................................................... 10
Selbstbewusstsein und Gelassenheit ....................................................................................................... 12
Kommunikation – Gegenseitiges Verstehen ....................................................................................... 16
Die Anschaffung eines Hundes sollte gut überlegt werden! ............................ 18
Beißen .................................................................................................... 52
Jaulen, Heulen und übermäßiges Bellen ...................................................... 55
Probleme mit Kauen und Nagen ................................................................. 56
Hochspringen an Personen ........................................................................ 58
Ziehen und Zerren an der Leine ................................................................. 61
Unangebrachtes Urinieren ......................................................................... 62
Wenn der Hund nicht auf den Ruf des Halters hört ....................................... 66
Jagen von Menschen, Objekten und anderen Dingen .................................... 68
Weglaufen und Herumstreunen .................................................................. 70
Kämpfe unter Hunden............................................................................... 72
Betteln ................................................................................................... 73
Wie Sie es schaffen Ihren Hund vom Müll fernzuhalten ................................. 75
Aggressives Verhalten .............................................................................. 76
Graben im Garten .................................................................................... 78
Zwangsneurose ....................................................................................... 81
Zum Schluss: .......................................................................................... 82
4 Das Hunde-Erziehungs-eBook
4 © Christiansen Digitale Medien, Oktober 2011
Die Beziehung Mensch - Hund
Wenn man überlegt sich einen Hund anzuschaffen, stellt man sich immer so
schön vor, wie es ist mit ihm zu spielen, herumzutollen oder ganz entspannt
Gassi zu gehen, ihn Stöcke holen lassen, mit ihm durch Wald und Wiese zu
wandern. Oft begeistern einen auch die eigenen Kinder für eines dieser kleinen
knuffigen Wollknäule.
Wie war es bei Ihnen am Anfang? Doch ganz ähnlich oder?
Hatten Sie nicht, als Sie sich für einen Hund als Haustier entschieden haben, so
eine tolle Vorstellung von Lachen, gemeinsam Spass haben, rumtoben, Freunde
sein, entspannenden Spaziergängen?
Stattdessen: Ständig Ärger, Schimpfen, Zerren an der Leine, dem Hund
hinterherrennen. Gassigehen ist eine Qual und Besuch lässt sich auch immer
seltener blicken.
Haben Sie vielleicht auch das Gefühl, das Ihr Hund eigentlich macht was er will?
Er hört grundsätzlich nicht, wenn Sie ihn rufen
und geht niemals einfach bei Ihnen am Fuss.
Er will partout nicht alleine bleiben
und zerlegt derweil sämtliche Hausschuhe.
Er wühlt tagsüber in Nachbars Müll
und besetzt abends selbstverständlich die Wohnzimmercouch.
Er bespringt beim Gassi gehen alles an was vier Beine hat
Und zu Hause jeden der wenigen Besucher, die überhaupt noch kommen.
O.K. das mag jetzt ein wenig übertrieben sein, aber ich glaube Sie verstehen,
was ich meine. Lassen Sie es erst gar nicht so weit kommen!
Denken Sie daran, wie Sie sich das Zusammensein mit einem Hund einmal
vorgestellt haben. Da war doch von Harmonie, Glück, Freude und Zufriedenheit
die Rede, oder?
Gut. Sie sind ja nicht naiv. Natürlich haben Sie von Anfang an gewußt, das ein
wenig Erziehung dazugehört, aber das das so anstrengend werden würde?
Klar, die ersten Tage müsste man dem Hund zeigen, wo es langgeht, wer hier
das Sagen hat, aber dann würde sich das schon einspielen. Sie würden ein Team
werden, richtige Freunde und Ihr Hund würde Ihnen vertrauen und von alleine
machen, was Sie wollen, weil er Sie ja so gern hat. Und wenn er sich erst einmal
an ein paar Sachen gewöhnt hätte, würde alles funktionieren, wie von selbst.
5 Das Hunde-Erziehungs-eBook
5 © Christiansen Digitale Medien, Oktober 2011
Im Grunde haben Sie damit ja auch Recht. Und auch ihr Hund sucht eine
glückliche und entspannte Partnerschaft statt ständiger Machtspielchen und
Reibereien.
Es ist überhaupt nicht schwer, wenn man die Sache richtig angeht. Dafür muss
man aber einige grundlegende Dinge wissen.
Von Menschen und Hunden
Als erstes einmal: Sie haben sich für einen Hund als neuen Partner entschieden.
Sei es als Spielkamerad für die Kinder, als Wachhund oder auch als Begleiter für
einsame Stunden.
Und hier liegt auch schon die Wurzel vieler, wenn nicht der meisten Probleme die
Hundebesitzer so haben.
Ein Hund ist kein Mensch! (Und wird es auch nie werden.)
Sie sind intelligente, lebendige, einfühlsame Tiere, jeder eine eigene einzigartige
Persönlichkeit. Jeder hat seinen eigenen unverwechselbaren Charakter. Sie
wollen lieben und geliebt werden, aber als Hund nicht als Ersatzmensch. Sie
können zu guten Freunden und Begleitern werden, aber keinen menschlichen
Partner ersetzen. Und das wollen sie auch nicht. Hunde möchten wie Hunde
behandelt werden!
Hunde sind vielleicht die besten Freunde des Menschen, aber zu einem „besten
Freund―, wie wir ihn uns vorstellen, werden sie nie werden. Hunde kennen gar
keine Freundschaften wie wir. Weil Hunde anders denken! Sie denken in
Hierarchien. Bei ihnen gibt es ein Oben und Unten aber keine gleichberechtigte
Partnerschaft, wie wir sie uns als das Ideal einer glücklichen Beziehung
wünschen.
Wer einen Hund wie einen Menschen behandelt, überfordert ihn. Das setzt das
Tier unter Stress und es reagiert entsprechend aggressiv oder ängstlich, je nach
Typ und Temperament. Der eine bekommt Beißattacken, der andere macht
Häufchen auf den Teppich. Noch andere beschließen diesen Menschen, der
dauert komische Dinge will, ab sofort einfach zu ignorieren und ihr eigenes
(Hunde)-Leben zu führen.
Jetzt denken Sie einmal an den Alltag Ihres Hundes. Ständig neue unangenehme
Situationen. Immer wieder neue Herausforderungen. Neue Menschen, neue
Gerüche, Fahrstühle, eine andere Umgebung, etc. Wie soll ein Hund, der nicht
ein Minimum an Selbstbewusstsein hat, diese immer wieder anstrengenden, für
ihn unsicheren, Situationen überstehen, ohne von einer Panik in die nächste zu
fallen, Ängste zu durchleben, Widerwillen zu spüren, sich zu verweigern,
Aggressionen zu entwickeln?
6 Das Hunde-Erziehungs-eBook
6 © Christiansen Digitale Medien, Oktober 2011
Nur lassen sich solche Situationen bei einem Zusammenleben mit dem Menschen
nicht ausschließen. Es sei denn der Mensch verzichtet seinerseits auf sein
eigenes Sozialleben, baut sich eine Laubhütte im Wald und geht wieder auf die
Jagd. Für den Hund ideal!
Für die meisten Menschen wohl eher nicht. Aber das macht deutlich, woher fast
alle Spannungen im Zusammenleben von Mensch und Hund kommen. In den
allermeisten Fällen lässt sich das (in unseren Augen) Fehlverhalten von Hunden
auf Stress zurückführen. Nur lässt sich Stress für den Hund in unserer modernen
Welt nun einmal nicht verhindern.
Fragen wir uns wieder: Wie reagieren wir Menschen auf Stress? Gereizt, genervt,
ängstlich oder aggressiv! Hält der Stress an, werden wir krank: Magengeschwüre,
Allergien, Depressionen, Phobien, Neurosen. Und das sind auch (wohl nicht ganz
zufällig) die typischen modernen Hundekrankheiten!
Und: Was hilft uns Menschen, Stress abzubauen, wenn wir ihn nicht vermeiden
können? Genau, einen Gegenpol zu setzen, zu entspannen. Dazu brauchen wir
aber einen Ort an dem wir uns wohlfühlen. Das ist in den allermeisten Fällen das
eigene Heim, denn dort ist uns alles vertraut, wir fühlen uns sicher.
Dazu kommt die Familie, zu der wir Vertrauen haben, in der wir einen festen
Platz haben und uns verstanden und geborgen fühlen. Manchmal brauchen wir
auch ein wenig Freiraum, Freizeit und idealerweise Bewegung um negative
Energien abzubauen und Kraft zu tanken.
Und unser Hund? Braucht genau dasselbe. Eine Familie (Vertrauen,
Geborgenheit), einen Rückzugsort (Sicherheit, Entspannung) , Beschäftigung
(Freizeit) und Bewegung (Stress abbauen, Energie tanken).
Aber nicht umsonst ist der Hund das wohl älteste Haustier des Menschen. Schon
seit tausenden Jahren funktioniert diese Beziehung. Und das, obwohl beide,
Mensch wie Hund, Raubtiere sind. Denn Sie haben eine entscheidende
Gemeinsamkeit. Sie sind nämlich Teamplayer! Beide leben (normalerweise) in
Familienverbänden. Sie sind es also gewohnt mit anderen zusammen zu leben.
Ihr Verhalten, ja ihr ganzes Wesen, sind darauf ausgerichtet. Sie sind es
gewohnt ständig mit anderen zu interagieren.
Jeder Mensch fragt sich dauernd, wie er denn bei anderen ankommt. Manche
richten ihr ganzes Verhalten darauf aus anderen zu gefallen. Und keiner mag es
ausgegrenzt zu werden. Ablehnung durch eine geliebte Person und Mobbing, also
Ablehnung durch andere Menschen, sind wohl die schlimmsten Erfahrungen, die
wir machen können.
Menschen sind hochgradig soziale Tiere, die es gewohnt sind in komplexen
Strukturen zu denken, zu leben und zu handeln. Wir sind darauf angewiesen in
7 Das Hunde-Erziehungs-eBook
7 © Christiansen Digitale Medien, Oktober 2011
einer Gruppe aufgenommen und akzeptiert zu werden. Und das hat einen
entscheidenden Grund: Die Gruppe gibt uns Sicherheit!
Unsere erste und meist auch beständigste Gruppe ist unsere Familie. Jedes Kind
braucht Eltern bzw. Bezugspersonen an die es sich anlehnen kann, die es
beschützen. Zu denen es aufblicken kann, von denen es lernen kann. Die aber
auch für Essen, Kleidung und ein Dach über den Kopf sorgen.
Später kommt dann der Freundeskreis hinzu. Gerade Jugendliche in der
verwirrenden Pubertät fühlen sich in einer Gruppe Gleichaltriger sicherer und
stärker. Dagegen werden Jugendliche ohne oder ohne die richtigen Freunde,
Klamotten oder MP3-Player gnadenlos gemobbt.
Als Erwachsener legt sich das Ganze dann vielleicht wieder ein wenig, aber auch
wir haben ein grundlegendes Interesse daran, das uns wenigsten einige
Bekannte mögen und die Arbeitskollegen wenn nicht auch mögen, so doch
zumindest akzeptieren.
Bei Hunden ist dies ganz ähnlich. Will man aber das Wesen eines Hundes besser
verstehen, sollte man sich das Verhalten der Wölfe in freier Wildbahn zum
Beispiel nehmen, denn hier kann man das artgerechte Verhalten sozusagen im
Original erleben.
Da erlebt man erst einmal eine kleine Überraschung. In einem freilebenden
Wolfsrudel wird nicht permanent um Weibchen, Rangfolge oder
Rudelführerschaft gerungen. Es wird nicht ständig darum gestritten wer als
Erster essen darf oder das meiste Futter bekommt. Dies sind Beobachtungen in
der Gefangenschaft, wo die Rudel auf engstem Raum ohne z.B. das typische
Abwandern von erwachsen gewordenen Jungtieren, zusammen leben. Dies
schürt Konflikte, die es so in der freien Wildbahn nie geben würde.
Das Leben in einem Wolfsrudel in freier Natur ist eben kein erbarmungsloser
Konkurrenzkampf wie ihn uns quotensüchtige Dokumentarfilmer manchmal
weismachen wollen. Das Leben in einem solchen Rudel ist geprägt von
Zusammenhalt, gegenseitiger Hilfe, Vertrauen und Schutz, denn eine
Wolfsfamilie kann in der Natur nur überleben, wenn sie als Team handeln und
sich dabei aufeinander verlassen können.
Meist leben die Eltern zusammen mit ihrem Nachwuchs und einigen Verwandten.
Die größeren Jungtiere helfen sogar bei der Aufzucht der jüngsten Geschwister.
Wenn sie dann als zweijährige geschlechtsreif werden, verlassen sie aber das
Rudel und suchen sich ein eigenes Territorium.
Das Sagen haben grundsätzlich nur die Eltern, denn sie haben auch die
Verantwortung. Anführer ist dabei nicht der lauteste, sondern der kompetenteste,
also das Tier, welches durch Ruhe und Überblick am besten für das Wohl der
Familie sorgen kann. Also eine echte Führungspersönlichkeit . Und das ist nicht
selten das Weibchen.
8 Das Hunde-Erziehungs-eBook
8 © Christiansen Digitale Medien, Oktober 2011
Wie bei den Menschen haben Wolfsjunge eine enge Verbindung zu ihren Eltern,
denn auch hier sorgen diese für Nahrung, Obdach und Schutz vor Feinden. Diese
Bindung bleibt bestehen, solange das Jungtier im Rudel bleibt. Es stellt die
Führungsrolle der Eltern nicht in Frage. Natürlich benehmen sich diese Jungtiere
auch nicht immer brav und artig. Auch sie testen, genauso wie Kinder und
Jugendliche gelegentlich ihre Grenzen aus und benehmen sich mal daneben. So
kommt es schon mal zu Rangeleien mit Geschwistern und Verwandten, aber
diese arten nie in ernste Konflikte aus, denn das würde das Leittier sofort
unterbinden.
Jetzt kann man unsere heutigen Hunde natürlich nicht mehr mit wilden Wölfen
vergleichen. Die tausenden Jahre Zuchtwahl durch den Menschen haben deutlich
ihre Spuren hinterlassen. Mit Wölfen haben manche Rassen auf den ersten Blick
so überhaupt nichts mehr zu tun.
Unsere heutigen erwachsenen Hunde entsprechen in ihrem Charakter sogar eher
jungen Wölfen.
Der Mensch hat dies ja auch gewollt. Bei der Zuchtauswahl wurden die Tiere
bevorzugt, die sich am leichtesten unterordneten, einen ausgeprägten Spieltrieb
hatten oder am niedlichsten aussahen.
Entscheiden wir uns für einen Hund als Haustier, nehmen wir ihn in unsere
Gruppe auf. Und dort gelten unsere Regeln. Die wichtigste lautet:
Der Mensch ist hier der Chef und der Hund ordnet sich unter!
Der Mensch sorgt für Nahrung und für Schutz und erfüllt somit die
Hauptaufgaben der Elterntiere. Der Hund kann sich sicher fühlen und seine
Energien für das Spielen verschwenden. Sie merken dies ähnelt doch sehr einer
Beziehung zwischen Wolfseltern und ihrem größerem Nachwuchs.
In eine solche Beziehung fühlt sich jeder Hund erst einmal sicher. Seine
Grundbedürfnisse Nahrung und Sicherheit sind gedeckt und es ist für ihn so
bequem das er es gar nicht für nötig hält irgendwelche Rangkämpfe
auszufechten. Im Gegenteil, er ordnet sich sogar gerne unter und im Idealfall
entsteht eine enge und feste Verbindung, eben eine Partnerschaft.
Das hört sich jetzt so einfach an. Warum funktioniert es dann aber so oft nicht?
Vielleicht ahnen Sie die Antwort schon oder wissen auch, woran es bei Ihnen
hakt. Das Problem ist in den allermeisten Fällen der Mensch. Werden Hunde von
Anfang an richtig erzogen können sie ihre Rolle in der Partnerschaft ziemlich
leicht erfüllen. Indem Sie einfach ihrem Naturell folgen.
Beide Partner müssen am Anfang sehr viel lernen und einige ihrer typischen
Verhaltensweisen ablegen.
9 Das Hunde-Erziehungs-eBook
9 © Christiansen Digitale Medien, Oktober 2011
Der Hund muss lernen an der Leine zu gehen, im Café still neben uns zu sitzen,
im Auto zu fahren, über viel belebte Plätze, durch Bahnhöfe und
Einkaufszentren zu gehen um dann wieder ruhig stundenlang allein in der
Wohnung zu verbringen. Er darf seine Hundekollegen nicht arttypisch (Schnauze
an Schnauze) begrüßen und uns Menschen schon gar nicht. Der Hund muss also
vor allem lernen seine Triebe und Instinkte zu unterdrücken, passiv zu bleiben.
Der Mensch muss lernen konsequent zu sein, Ruhe auszustrahlen, die Führung
zu übernehmen und Disziplin zu zeigen. Er gibt jetzt Kommandos und sorgt
dafür das diese auch befolgt werden. Wir alle wissen wie es ist gute Vorsätze
(Sport machen, Abnehmen) zügig umzusetzen und das dann auch konsequent
durchzuhalten.
Vor allem aber darf der Mensch seine Vorstellungen von einer menschlichen
Partnerschaft nicht auf seinen neuen Hundefreund übertragen.
Wie schon geschrieben belastet einen Hund die Rolle als Menschenersatz. Er
kann und will sie nicht spielen. Das Gleiche gilt aber auch für die
Kindesersatzrolle. Der Hundehalter nimmt zwar als Führer der Gruppe
gewissermaßen die Elternrolle an, aber der Hund hat dabei in etwa die Rolle
eines Jugendlichen nicht eines Kleinkindes. Hätscheln, Tätscheln, Bemuttern,
ständiges Schmusen und Verwöhnen sind hier die falsche Form seine Liebe zu
zeigen.
Man ist versucht den süßen, kleinen Welpen fast alles zu erlauben oder
durchgehen zu lassen. Knuddeln, kuscheln, streicheln rund um die Uhr. Beißt er
einmal zu, ist das auch noch niedlich, tut ja nicht weh. Noch nicht! Die Leute
behandeln ihren Hund eher wie ihr Baby und später dann wie den besten Kumpel.
Falsch! Hunde missverstehen das und verlieren dann auch ihrerseits das
Distanzgefühl.
Es muss von Anfang eine klare Rollenverteilung und klare Regeln geben!
Aber auch das komplette Gegenteil: Zwang, Druck, Brutalität, Gehorsam
erzwingen führen niemals zu einer vertrauensvollen Beziehung. Jede Form die
eigene Überlegenheit zu demonstrieren ist falsch. Körperliche Gewalt gegen das
Tier ist tabu. Genau wie gegen Menschen ist auch die Anwendung von Gewalt
gegen Tiere ein Ausdruck von Schwäche und Hilflosigkeit.
Damit meine ich nicht nur Schläge oder Tritte, also offensichtliche körperliche
Gewalt, sondern auch den Entzug von Nahrung oder Schutz. Das alles schwächt
ihre Position als Anführer nur noch mehr und führt einzig dazu das ihr Tier
verängstigt oder gar aggressiv wird und manchmal nicht wieder gut zu
machende körperliche, aber besonders auch seelische Schäden erleidet.
10 Das Hunde-Erziehungs-eBook
10 © Christiansen Digitale Medien, Oktober 2011
Wer ist hier der Chef?
Auch wenn ich gesagt habe, das es dieses Klischee von starrer Hierarchie und
permanenten Rangkämpfen meist nur in sensationslüsternen Dokus gibt heißt
das nicht, das es gar keine Rangfolge in einer Gruppe mit Hund geben sollte.
Auch in einer menschlichen Familie stehen alle Familienmitglieder in ständiger
Kommunikation miteinander. Jedes Mitglied steht zu jedem anderen in einer
bestimmten Beziehung. Die Eltern übernehmen die Führung und verlangen
Gehorsam von ihren Kindern.
Wenn Mutter oder Vater „Stopp― oder „Anhalten― sagen, hat der oder die
Fünfjährige auf ihrem Fahrrad anzuhalten. Und zwar sofort und ohne Diskussion.
Das hat nichts mit Gehorsam erzwingen zu tun, sondern ist absolut nötig für den
Schutz des Kindes, denn es kann die vielfältigen Gefahren im Straßenverkehr
noch nicht annähernd überblicken und angemessen reagieren.
Wird jetzt ein Hund Teil dieses menschlichen Familienverbandes, hat auch er sich
einzuordnen. Und zwar unter allen menschlichen Mitgliedern. Es ist auch absolut
wichtig, das aus Sicht des Hundes immer ein und das selbe Mitglied die
Führungsrolle übernimmt. Also, auch wenn Sie mit ihrem Mann/ihrer Frau eine
gleichberechtigte Partnerschaft führen, bestimmen sie einen von Ihnen als
Rudelführer für den Hund.
Es kann nur einen Anführer geben!
Klären Sie also am besten immer schon bevor Sie sich einen Hund anschaffen,
wer die Hauptbezugsperson sein wird.
Idealerweise ist das dann die Person, die am meisten Zeit mit dem Tier verbringt,
denn diese Person ist seine Hauptbezugsperson. Kinder können diese Rolle auf
gar keinen Fall einnehmen. Hier bleibt ein Elternteil die Bezugsperson und sorgt
auch dafür das der Hund nicht zum Spielzeug wird. Ab dem Teenageralter, wenn
sie sich ihrer Verantwortung, die sie damit übernehmen bewusst sind, kann man
den Kindern dann mit der nötigen Anleitung und Überwachung die Führung
übergeben.
Die Chefrolle bringt natürlich eine besondere Verantwortung mit sich. Seien Sie
sich darüber besser schon im Vorwege klar.. Nur wenn Sie diese Rolle bewusst
annehmen und auch aktiv ausfüllen, wird ihr Hund sie auch voll und ganz
akzeptieren und ihnen seine Sicherheit anvertrauen. Teilzeitchefs verwirren den
Hund und Chefs ohne echtes Selbstvertrauen werden nicht für voll genommen.
Sie haben schon gelernt: Der Chef eines Rudels sorgt für Nahrung und Schutz.
Für Nahrung zu sorgen fällt den meisten Hundebesitzern nicht schwer. In jedem
Supermarkt findet man ein reichhaltiges Angebot. Dann hört es aber oft auch
schon auf.