Das Islandpferd - pferdplus.com · Sport- und Freizeitpferd von heute Vor etwa 1000 Jahren wurde...

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Das Islandpferd Vom Sagapferd vor 1000 Jahren zum naturverbindenden Sport- und Freizeitpferd von heute Vor etwa 1000 Jahren wurde dieses Pferd von Einwanderern aus Norwegen auf ihren Schiffen auf die Vulkaninsel Island im Nordatlantik als erste und einzige Pferderasse gebracht. Es sollte das Überleben der Menschen auf dieser Insel ermöglichen. Es begann ein Überlebenskampf für Mensch und Tier, der oft nur durch die Gemeinsamkeit beider erfolgreich war. Zeugnis davon findet man noch heute in Island, dem Land der Edda, in der die einzigen noch vorhandene vorchristlichen Schriftstücke enthalten sind, und dem Land der Sagas, dieser einzigartigen Erzählform der Weltliteratur, in den darin enthaltenen zahlreichen Hinweisen auf diese Pferde. Dieses Pferd war das unbewusste Symbol des menschlichen Überlebens am Rande der bewohnten Welt geworden:

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Das Islandpferd Vom Sagapferd vor 1000 Jahren zum naturverbindenden Sport- und Freizeitpferd von heute

Vor etwa 1000 Jahren wurde dieses Pferd von Einwanderern aus Norwegen auf ihren Schiffen auf die Vulkaninsel Island im Nordatlantik als erste und einzige Pferderasse gebracht. Es sollte das Überleben der Menschen auf dieser Insel ermöglichen. Es begann ein Überlebenskampf für Mensch und Tier, der oft nur durch die Gemeinsamkeit beider erfolgreich war. Zeugnis davon findet man noch heute in Island, dem Land der Edda, in der die einzigen noch vorhandene vorchristlichen Schriftstücke enthalten sind, und dem Land der Sagas, dieser einzigartigen Erzählform der Weltliteratur, in den darin enthaltenen zahlreichen Hinweisen auf diese Pferde. Dieses Pferd war das unbewusste Symbol des menschlichen Überlebens am Rande der bewohnten Welt geworden:

Ein Pferd, das Feuer, Eis, Hungersnöte und Vulkanausbrüche überleben gelernt hatte, das unwirtliche Einöden mit Gletschern, Flüssen und Lavahalden als einziges Transportmittel problemlos zu überwinden gewohnt war, das die kalten, kargen Winter ohne viel Hilfe des Besitzers zu ertragen fähig geworden war. Heut verkörpert es die Freiheit und den Rausch der kurzen und belebenden isländischen Sommermonate und wurde wie die Berge und die Seen zu einem Teil der isländischen Natur. All dies und die Tatsache, dass es auf Island keine andere Pferderasse außer dieser gegeben hat, so dass das Islandpferd seit über 800 Jahren auf dieser Insel in absoluter Reinzucht gezogen wird, hat zur Ausformung eines Pferdetyps beigetragen, der sich durch hohe Widerstandsfähigkeit, Genügsamkeit und schnelles Regenerationsvermögen auszeichnet. Im Aussehen und im Charakter trägt das Pferd den Stempel des Kampfes mit seiner Umwelt. Aus den Sagas geht auch hervor, dass jeder Bauer sich bemühte, Pferde in einer bestimmten eigenen Farbe zu züchten. Dadurch entstand zusätzlich eine individuelle Vielfalt und große Variationsbreite dieser Rasse in Exterieur und Charakter. Auch heut noch gibt es Höfe, die nach diesem Kriterium züchten.

Die Besonderheit des Islandpferdes

Was das Islandpferd als Reitpferd so besonders interessant macht, sind die fünf verschiedenen Gangarten. Durch die Reinzucht auf Island sind diesem Pferd zu Schritt, Trab und Galopp zwei natürliche Gangarten erhalten geblieben, die in Europa gänzlich in Vergessenheit geraten sind, nämlich Tölt und Pass. Werden alle fünf Gänge von einem Pferd beherrscht, spricht man von einem Fünfgänger. Daneben gibt es noch ausgesprochene Viergänger. Das sind jene Pferde, die neben den drei Grundgangarten zwar über die Gangart Tölt verfügen, nicht jedoch über Pass.

Tölt ist eine fließende und für den Reiter sehr angenehm zu sitzende Gangart, die je nach Veranlagung, Ausbildung und Tempo bis ins hohe Renntempo gesteigert werden kann. Tölt wurde in Island vor allem als Reisegangart auf langen Strecken geritten, da der Reiter in dieser Gangart erschütterungsfrei im Sattel getragen wird. Pass wird nur über kurze Strecken und in hoher Geschwindigkeit geritten. Die Pferde werden aus dem Galopp in voller Geschwindigkeit in den Pass „gelegt“, wobei bei turniermäßigem Passreiten oder Passrennen dann über bestimmte Strecken die Passzeiten gemessen werden.

Der Rassetyp des Islandpferdes heute

Das jetzige Islandpferd hat eine Größe von 130 bis 145 cm Stockmaß und ist ca. 350 bis 400 kg schwer. Islandpferde werden ab dem 5. Lebensjahr geritten und sind bis ins hohe Alter ideale Reitpferde mit großteils sehr ausgeprägtem Gehwillen und viel Temperament bei angenehm ausgeglichenem und kommunikativem Wesen. Das Islandpferd hat sich besonders wegen seiner Robustheit und Anpassungsfähigkeit dem Menschen gegenüber zum idealen Freizeit- und Sportpartner entwickelt. Selten vereinen sich diese Eigenschaften in einer Pferderasse und so ist aus diesen Pferden ein Typ entstanden, der einerseits bis in den Turniersport geritten werden kann und andererseits ein wertvoller Partner in der Freizeit, bei Ausritten ist und auch von Kindern geritten werden kann.

Auch lange Wanderritte können mit diesen Pferden ohne Mühe bewältigt werden. Nicht zuletzt die einfache Haltung im Herdenverband hat dazu geführt, dass diese Pferde zu einem begehrten Partner für Menschen wurden, die problemlose Pferde schätzen.

Die Haltung des Islandpferdes Seit jeher werden Isländer in ihrer Heimat im Verband ganzer Herden auf großen Weiden gehalten. Den Sommer über sind sie gänzlich auf sich selbst gestellt, nur im Winter werden Sie auf kleineren Koppeln gehalten und auch zugefüttert. An diese Art der Haltung ist das Islandpferd perfekt angepasst. Es ist ein guter Futterverwerter und kann allen Witterungen im Freien trotzen. Viele der Eigenschaften, die wir am Islandpferd schätzen, beruhen auf dieser natürlichen Art der Pferdehaltung. Auch in unseren Breiten müssen wir uns daher bemühen, dem Islandpferd so viel natürlichen Lebensraum wie möglich zu geben, damit die gesamten Besonderheiten dieser Rasse – und damit auch uns die Pferde mit diesen ausgezeichneten Zügen erhalten bleiben, an denen uns so viel gelegen ist. Viele positiven Eigenschaften des Islandpferdes, besonders im Umgang und Charakter, beruhen auf dem markanten Sozialverhalten dieser Tiere. Um diese Eigenschaften zu erhalten und für uns nutzbar zu machen, müssen Islandpferde so weit wie möglich in Herden gehalten werden, die ihnen soziale Kontakte unter sich erlauben und somit zu einem ruhigen und ausgeglichenen Pferd führen.