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Das Lärmminderungsprogramm

Dr. Jürgen Maue

Maue_Lärmminderungsprogramm_2009.ppt Folie 2

Lärmminderungsprogramm

• LärmVibrationsArbSchV § 7 (5):

- bei Überschreiten von einem der beiden oberen Auslösewerte, d.h.

LEX,8h > 85 dB(A) bzw.

LpCpeak > 137 dB

Programm mit technischen und organisatorischen Maßnahmen zur Verringerung der Lärmexposition = „Lärmminderungsprogramm“

• Ausführliche Beschreibung und Handlungsanleitung im LSA-Blatt 01-305 (BGI 675)


Lärmminderungsprogramm

• Arbeitsschritte nach LSA 01-305

Ermittlung der Lärmschwerpunkte

Vergleich mit dem Stand der Lärmminderungs-Technik

Ursachenanalyse

Auswahl und Beschreibung geeigneter Lärmminderungs-Maßnahmen

Lärmminderungsprognose

Lärm

min

deru

ngsp

rogr

amm

Erstellung des Lärmminderungs-programms mit Prioritätenliste und Zeitplan


1. Schritt:Ermittlung der Lärmschwerpunkte

• Ergebnisse der Ermittlung von Lärmbereichen berücksichtigen

• Schallpegeltopographie gibt Überblick und lässt Problembereiche erkennen

• Schallpegeltopographie kann messtechnisch oder rechnerisch, z.B. nach VDI 3760, erstellt werden

• Berechnung hat den Vorteil, dass sich damit die Auswirkung von Lärmminderungsmaßnahmen auf die Gesamtsituation prognostizieren lässt (siehe 5. Schritt)


Beispiel: Messtechnische Erfassung von Schallpegeln in einem Raum


Beispiel: Berechnung der Schallpegeltopographie auf Grundlage von Messwerten


Beispiel: Berechnung der Schallpegel-topographie auf Grundlage der Schallleistungspegel der Maschinen und der Raumakustik (VDI 3760)


2. Schritt:Vergleich mit dem Stand der Lärmminderungstechnik

• Arbeitsmittel:- durch Vergleich der Geräuschemissions-Kennwerte- durch Beschreibung des konstruktiven Aufbaus eines Bauteils

oder Werkzeugs, in LSA-Blatt oder maschinenspezifischer Norm, z. B.

- gedämpftes Sägeblatt- Teilkapselung einer Lärmquelle

• Arbeitsräume:durch Vergleich mit vorgegebenen raumakustischen Kennwerten:- mittlere Pegelabnahme je Abstandsverdopplungoder

- mittlerer Schallabsorptionsgrad (jeweils für Oktavbänder von 500 Hz – 4000 Hz)

≥ 0,3α

ΔL ≥ 4 dB


3. Schritt:Ursachenanalyse • Lokalisierung der dominierenden Geräuschquellen an

Arbeitsmitteln

• Analyse der Ursachen der Geräuschentstehung, z.B. Verzahnung, Lüfterrad, Unwucht


Beispiel:Lärmquellenanalyse an einer Webmaschine

Schallintensitätsmessungen im schallabsorbierenden Messraum des BGIA


Beispiel:Verteilung der Schallintensitätspegel an einer Webmaschine (A-bewertete Pegel)


Beispiel:Verteilung der Schallintensitätspegel an einer Webmaschine (Terzbandpegel bei 400 Hz)


Zerlegung einer Webmaschine in einzelne Lärmquellen


Schallleistungspegel von 3 Lärmquellenim mittleren Bereich einer Webmaschine


Konstruktive Lärmminderungsmaßnahme: Einsatz von Lochblech-Verkleidung


4. Schritt:Auswahl und Beschreibung geeigneter Lärmminderungsmaßnahmen

Gliederung von Lärmminderungsmaßnahmen:

A. Maßnahmen an der Quelle (primäre Maßnahmen)

B. Maßnahmen auf dem Übertragungsweg (sekundäre Maßnahmen)

C. Maßnahmen am Einwirkungsort


A. Maßnahmen an der Quelle

• Konstruktive Maßnahmen

• Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten- Schallschutzeinrichtungen, wie Kapseln,

Schalldämpfer regelmäßig prüfen!• Austausch gegen neue lärmarme Maschine

mechanisch angeregte Geräusche

• Minderung oder zeitliche Dehnung der Krafteinwirkung

• Versteifung der Struktur im Kraftfluß • Minderung der Körperschallübertragung • Beeinflussen der Schallabstrahlung

strömungsmechanische Geräusche

• Vermeidung von Turbulenzen • Minderung von Druckschwankungen


B. Maßnahmen auf dem Übertragungsweg

Abschirmung

raumakustische Maßnahmen

Kapselung

Schalldämpfer

Körperschallisolierung


C. Maßnahmen am Einwirkungsort

organisatorische Maßnahmen

Schallschutzkabine

Gehörschutz


5. Schritt:Lärmminderungsprognose

Wichtig: Bei allen Lärmminderungs-Maßnahmen ist die Auswirkung auf den Lärmexpositionspegel zu prüfen!

• Lärmminderungserfolg an einer Maschine

= Minderung der Schallemission

• Minderung des Lärmexpositionspegels ist abhängig von

- Fremdgeräusch der Nachbarmaschinen und

- Betriebsdauer der lärmgeminderten Maschine, z.B. bei Kreissäge auf Baustelle


Beispiel: Begrenzter Lärmminderungserfolg durch Kapsel mit zeitweilig geöffnetem Tor (ohne Fremdgeräusche)


Lärmminderungsprognose mit Hilfe von Rechenprogramm

• Komplexe Situationen mit mehreren Lärmquellen und vielen Arbeitsplätzen erfordern einen hohen Rechenaufwand für die Lärmminderungsprognose

• BGIA setzt dafür ein Rechenprogramm nach VDI 3760 ein, das auch die Prognose für raumakustische Maßnahmen ermöglicht


Berechnung nach der VDI-Richtlinie 3760

• Spiegelquellenverfahren basierend auf einem Vorschlag von Jovicic

• Schallausbreitung mit Zusatzdämpfung zur Berücksichtigung der Streukörperwirkung und der Luftabsorption

• vereinfachende Annahmen

• quaderförmiger Raum

• einheitlicher Schallabsorptionsgrad je Begrenzungsfläche

• mittlere Streukörperdichte für gesamten Raum


Berechnung nach der VDI-Richtlinie 3760

• Berechnung von Schallausbreitungskurven für Raum

• Berechnung der entsprechenden Schalldruckpegelverteilung auf der Grundlage der Schallausbreitungskurve und derSchallleistungspegel aller relevanten Lärmquellen

• Lärmminderungserfolge sind abhängig von der raumakustischen Ausgangssituation

Zuverlässige Prognose erfordert sorgfältige Erfassung des Istzustandes


Berechnete Schallausbreitungskurvennach VDI 3760

Druckerei

48 x 25 x 5,5 m³

SAK-Parameter (dB) Frequenz (Hz) 125 250 500 1000 2000 4000 Gesamt D2 (BIA) 2.4 2.5 2.6 2.7 2.9 3.2 2.8 D2 (BIA) 2.8 3.8 4.1 4.1 4.2 4.3 4.1

FreifeldDecke zu 80 % absorbierend belegt

Betondecke


Beispiel:Erfolgreiche Lärmminderung in einer Druckerei durch Kapselung von 2 Lärmquellen

1 2 3

4

5

6 7

85.886.885.9

88.0

88.5 86.9

• Nach VDI 3760 berechneter Lärmminderungserfolg bei Kapselung von Lärmquelle 1 (Emissionsminderung 15 dB)Reparatur von Lärmquelle 3 (Emissionsminderung 9 dB)

vorher

nachher

1 2 3

4

5

6 7

83.584.983.5

83.3

83.4 83.1


Beispiel:Erfolgreiche Lärmminderung in einer Druckereidurch schallabsorbierte Decke• Nach VDI 3760 berechneter Lärmminderungserfolg durch 80%

schallabsorbierende Decke

vorher 1 2 3

4

5

6 7

80.883.081.0

85.4

86.2 83.5

nachher

1 2 3

4

5

6 7

85.886.885.9

88.0

88.5 86.9


Beispiel:Schallabsorbierende Decke in Fleischereibetrieb


Materialprüfung im Hallraum des BGIA

• Untersuchung von mikroperforierten Stahlblechen


Schallabsorptionsvermögen von mikroperforierten Stahlplatten (100 mm Wandabstand) und Schaumstoffmaterial (60 mm dick) mit Folienschutz

0

0,2

0,4

0,6

0,8

1

1,2

125 250 500 1000 2000 4000

Frequenz in Hz

Scha

llabs

orpt

ions

grad

OWA Perfora h=100mm TSS Waffel Skin 65/ 125


Prognoserechnung für ausgewählten Betrieb

vorher


Prognoserechnung für ausgewählten Betrieb

nachher


Erfolgskontrolle durch Nachhallzeitmessungen

Vergleich Nachhallzeiten

0,00

0,50

1,00

1,50

2,00

2,50

3,00

100

125

160

200

250

315

400

500

630

800

1 k

1,25

k

1,6

k

2 k

2,5

k

3,15

k 4 k

Frequenz in Hz

Nac

hhal

lzei

t in

s

Urzustand Nachmessung 1 Nachmessung 2

Urzustand

65% Belegung der Decke

100% Belegung der Decke


6. Schritt:Lärmminderungsprogramm mit Prioritätenliste und Zeitplan

• Berücksichtigung von- Pegelhöhe - Anzahl der betroffenen Beschäftigten- ggf. Kosten (kostengünstigste Maßnahme zuerst!)- im Geschäftsjahr verfügbare Geldmittel

• Verwendung der Formblätter aus LSA-Blatt 01-305, Anhang A


Formblätter aus LSA 01-305

Mess- punkt

Nr.

Arbeitsplatz (Maschine,

Tätigkeit,….)

Hauptlärmquelle(n)

Geräuschursachen

Lärmminderungs-

maßnahmen ggf. Quellenhinweis

erreichbare(r) Tages-Lärmexpositionspegel/

Pegelminderung in dB(A)

1

Anlage R 10 Verpackung

Schalleinstrahlung von Rotationsstanze

siehe MP 2-7

< 80

2+7

Anlage R 10 Rotationsstanze

Rotationsstanze

Wechselkräfte beim Stanzvorgang

< 85

3+6

Anlage R 10 Druckwerke

Antrieb und Absaugung

Motoren und Anregung der Ventilatorgehäuse

< 85

4+5

Anlage R 10 Abwicklung

Antriebsmotor

Lagerschaden

< 85

10,12+18

Anlage R12 Verpackung

- Schalleinstrahlung von

Anlage R10 - Kapselöffnung am

Auslauf

- siehe oben - Öffnung zu groß und fehlende Schall-dämpferstrecke

< 85

13+16


Antrieb und Absaugung

Motoren und Anregung der Ventilatorgehäuse

< 85

14+15


Fremdgeräuscheinwirkung

< 85

alle

alle

Reflexionsschall

schallharte Deckenfläche

siehe MP 2-7 Kapselung schallabsorbierende Abschirmung (ca. 3 m hoch) entlang der Druckwerke Instandsetzung - siehe oben - Öffnung reduzieren und

Schalldämpferstrecke schallabsorbierende Abschirmung (ca. 3 m hoch) entlang der Druckwerke siehe oben schallabsorbierende Deckenbelegung ca. 80% über den Druckwerken

zusätzliche Pegelminderung um ca. 3 dB(A)

Geräuschursachen und LärmminderungsmaßnahmenHalle/Raum: Druckerei / Tiefdruck


Formblätter aus LSA 01-305

Mess- punkt

Nr.

Arbeitsplatz (Maschine, Tätigkeit)

Lärmminderungs- maßnahmen/

Kosten

Anzahl der Betrof- fenen

LEX,8h / LCpeak in dB

erreichbarer Tages-Lärmexpositionspegel/ Pegelminderung in dB(A)

Prio-rität

Fertig- stellungs- termin

2+7


Kapselung

alle

88 – 89

< 85

1

innerhalb von 1 Jahr

4+5


Motorinstandsetzung

alle

89

< 85

1

innerhalb von ½ Jahre

10,12 +18


Öffnung am Auslauf reduzieren und Schalldämpferstrecke anbauen

alle

84 – 86

< 85

2

innerhalb von 2 Jahren

3+6


Schallabsorbierende Abschirmung 3 m hoch

alle

86 – 88

< 85

3

innerhalb von 2 Jahren

alle

alle

Schallabsorbierende Deckenbelegung alle 83 – 89

< 80/< 85 4 innerhalb von 3 Jahren

Prioritätensetzung und Terminplanung

Halle/Raum: Druckerei / Tiefdruck


Zusammenfassung

• LärmVibrationsArbSchV verlangt Aufstellung eines Lärmminderungsprogramms, wenn einer der beiden oberen Auslösewerte überschritten wird

• Bei der Planung von Lärmminderungsprogrammen sollte man jeweils prüfen, in welchem Maße sich die tatsächliche Lärmexposition für die Beschäftigten reduzieren lässt

• Zur Prognose des Lärmminderungserfolges lassen sich geeignete Rechenprogramme einsetzen

• In Fleischereibetrieben kann man in der Regel durch raumakustischen Maßnahmen große Lärmminderungserfolgeerzielen

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