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DAS MAGAZIN DER HAMBURGISCHEN STAATSOPER 1 2013/14 SEPTEMBER, OKTOBER ERÖFFNUNGSPREMIERE »Der Meister und Margarita« von York Höller BALLETT Wiederaufnahme »Othello« von John Neumeier PHILHARMONIKER Brittens »War Requiem« mit Simone Young

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DAS MAGAZIN DER HAMBURGISCHEN STAATSOPER

1 2013/ 14 SEPT EMB ER , OKTOBER

ERÖFFNUNGSPREMIERE »Der Meister und Margarita« von York HöllerBALLETT Wiederaufnahme »Othello« von John Neumeier PHILHARMONIKER Brittens »War Requiem« mit Simone Young

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(040) 35 68 68

staatsoper-hamburg.de

www.facebook.com/

staatsoperhamburg

La Battaglia di

Legnano

Premiere: 20.10.2013

sowie 23. u. 26.10.;

15. u. 20. 11.

I due Foscari

Premiere: 27.10.2013

sowie 30.10.; 2., 16.

u. 21. 11.

I Lombardi alla prima

Crociata

Premiere: 10.11.2013

sowie 13., 17., 22. u.

28.11.

Giuseppe Verdi

La Battaglia di Legnano

I due Foscari

I Lombardi alla prima Crociata

20.10. – 28.11.2013

Musikalische Leitung: Simone Young / Inszenierung: David Alden

Bühnenbild: Charles Edwards / Kostüme: Brigitte Reiffenstuel

Verdi im Visier

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Unser Titel: Dietrich Henschel als ›DerMeister‹ in der Neuproduktion»Der Meister und Margarita«Foto Jörn Kipping

BALLETT

10 Wiederaufnahme »Othello« In seinem Ballett erzählt JohnNeumeier von der Liebe zwischen Othello und Desdemona,von dem Unbestimmten ihrer Zuneigung und dem Ausgesetzt -sein vor einer missgünstigen Umwelt. Erstmals ist NeumeiersTanzdrama nach Shakespeare am 15. September in der Ham-burgischen Staatsoper zu erleben.

13 Repertoire »Préludes CV« John Neumeiers 2003 geschaffenesBallett lädt ein zum Nachdenken über zeitliche Strukturen undihre Auswirkungen auf menschliche Beziehungen. Zur Musikvon Lera Auerbach ist ein Werk enstanden, das den Regungender handelnden Figuren nachspürt und ihren Lebenskreis alsdynamischen, wenngleich offenen Prozess darstellt.

RUBRIKEN

25 Opernrätsel Mitraten und Mitgewinnen

27 Opera stabile »After work«, Jubiläumsspielzeit

Wagner, Verdi, Britten

30 Namen und Nachrichten

36 Leute Jubiläum 40 Jahre John Neumeier in Hamburg

38 Spielplan Alle Veranstaltungen auf einen Blick

40 Finale Impressum

OPER

04 Premiere »Der Meister und Margarita« Den Kultroman vonMichail Bulgakow übersetzte York Höller 1989 in ein mitrei-ßendes Musiktheaterwerk: die Liebes- und Passionsgeschichteeines verfolgten Schriftstellers, eingebettet in eine teuflischeSatire voll phantastischer Gestalten.

18 Repertoire »Otello« »Wild und leise«: Der Dramaturg Alexan-der Meier-Dörzenbach über Verdis große Oper und die klassi-sche Inszenierung von August Everding.

21 Repertoire »La Traviata« In teilweise neuer Besetzung ist Johannes Eraths poetische Inszenierung des Verdi-Klassikerszu erleben: Alexandru Agache singt den Germont, StephenCostello stellt sich als Alfredo vor – im wahren Leben derEhemann von »Violetta« Ailyn Pérez.

22 Repertoire Ariadne auf Naxos: Olga Peretyatko wird in derWiederaufnahme von Strauss’ Komödie als virtuos-char-mante Zerbinetta Augen und Ohren betören.

PHILHARMONIKER

34 Konzerte War Requiem und David Garrett – zwei Pflichtter-mine im Konzertkalender. Simone Young dirigiert Brittensbedeutendstes Chorwerk mit Spitzenbesetzung, David Gar-rett macht Station mit Brahms »unplugged«.

September, Oktober 2013Inhalt

T I T E L B I L D : J Ö R N K I P P I N G

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BALLETT Momentaufnahme»Shakespeare Dances«

Shakespeares Theatrum Mundi, seine Themen undFiguren, gehen ein in die Welt des Tanzes. Mit»Wie es Euch gefällt«, »Hamlet« und »VIVALDIoder Was ihr wollt« verschmelzen Komödie undTragödie in abwechslungsreiche Bewegungsab-läufe, die John Neumeier und seine Compagniezur Eröffnung der 39. Hamburger Ballett-Tageund zu Neumeiers 40. Jubiläum in der Hanse-stadt im Juni präsentiert haben.

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OPER Premiere

»Manuskripte brennen nicht«York Höllers Musiktheater »Der Meister und Margarita«, ursprünglich ein Auftragswerkder Hamburgischen Staatsoper, kehrt nach 24 Jahren nun endlich »heim«: ein theatrali-sches Klangereignis nach Michail Bulgakows berühmtem Roman, eine große Liebes-und Passionsgeschichte mit teuflischem Beistand.

n EIN KULTROMAN ALS OPER – geht das über-haupt? Michail Bulgakows »Der Meister und Margarita«war bei seinem Erscheinen 1966 eine literarische Sensa-tion, gedruckt als immer noch zensierter Fortsetzungs-roman in einer sowjetischen Zeitung. Die Auflage war inWindeseile ausverkauft, die Ausgaben wanderten vonHand zu Hand und fanden ein lesegieriges Publikum imUntergrund. Den Erfolg konnte sein Autor nicht mehrmiterleben – Michail Bulgakow war 1940 gestorben, zer-mürbt von den Repressalien des Stalin-Regimes, dasihm ein freies Arbeiten unmöglich machte.

Bulgakows Frau Jelena setzte nach seinem Tod ihreganze Kraft darein, sein literarisches Vermächtnis zuveröffentlichen: »Der Meister und Margarita«. Doch erst26 Jahre später war es soweit. »Wenn ein wirklicherSchriftsteller verstummt, muss er sterben«, hatte Bulga-kow verzweifelt an Stalin geschrieben. Mit der posthu-men Veröffentlichung seines Romans war er unsterblichge worden. Zur Pilgerstätte wurde Bulgakows MoskauerWoh nung, die literaturverrückten Russen schlossen dasWerk und seine Bewohner unauslöschlich in ihr Herz –

und die ganze westliche Welt tat es ihnen bald gleich.2012 erschien eine neue deutsche Übersetzung des Ro-mans: »Ein grandioses Kunstwerk. Bulgakow hat Figu-ren erfunden, die kein Leser vergisst«, urteilte dieSchriftstellerin Felicitas Hoppe in der FAZ.

»Der Meister und Margarita« ist ein überbordendesMeisterwerk: groteske Satire in der Tradition Gogols,»Faust«-Paraphrase mit dem Teufel als heimlichem Hel-den, Vorläufer des Fantasy-Romans, magischer Realis-mus, theologische Debatte zwischen Jesus und PontiusPilatus – und nicht zuletzt eine große Liebesgeschichte.Eine kraftvolle Liebe, die alle Schrecken überwindet unddie unzweifelhaft autobiographisch geprägt ist. Der»Meister« ist ein Schriftsteller, der von der Staatsmachtgeknebelt wird. Sein Roman über Pontius Pilatus wirdkonfisziert, er selbst in eine psychiatrische Anstalt ein-gesperrt. Doch seine Geliebte Margarita geht einen Paktmit dem Teufel ein, um sich an den Apparatschiks zu rä-chen. Als Königin des Satansballs wirbelt sie Moskaudurcheinander – wie es schon vorher der Teufel persön-lich tat, der in Gestalt des Magiers Voland das Böse ruft,

Musikalische LeitungMarcus BoschInszenierungJochen BiganzoliBühnenbild Johannes LeiackerKostümeHeike NeugebauerLicht Stefan BolligerDramaturgieKerstin Schüssler-BachMichael WinrichSchlichtChoreografieSilvia Zygouris

»Vor der Premiere«Einführungsmatineemit Mitwirkenden der Produktion und Musikeinlagen Moderation: Kerstin Schüssler-Bach

8. September 2013 um 11.00 UhrProbebühne 1

Herr Stjopa Manuel GüntherFrau StjopaRenate SpinglerGellaCorinna MindtConférencierCorny LittmannDeninskinEero-Veikko HäkkiläLatunskiRainer MeseckeDubratskyJürgen StahlBeskudnikowFaris Schulz-ThierbachArimanFrieder Stricker

Premiere A

14. September 2013

18.00 Uhr

Premiere B

18. September 2013

19.30 Uhr

Aufführungen

21., 26., 28. Septem-

ber; 4. Oktober

2013

jeweils 19.30 Uhr

OPER Premiere»Der Meister und Margarita«

Unterstützt durch die Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper

Der Meister/ JeschuaDietrich HenschelMargaritaCristina DamianVolandDerek Welton KorowjewMoritz GoggAsaselloJürgen SacherBehemothAndrew WattsPontius Pilatus/Dr. StrawinskyTigran MartirossianLevi Matthäus/BesdomnyChris LysackBerliozDieter Schweikart

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OPER Premiere

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um das Gute zu erschaffen. Seine »Hilfsteufel« sind diewohl irrwitzigsten Gestalten, die jemals auf die Erde ge-kommen sind – allen voran der lässige Kater Behemoth,der schnurrend auf zwei Beinen die apartesten Sottisenin die Tat umsetzt.

Diesen Roman also nahm sich der Komponist YorkHöller vor, als er 1984 einen Kompositionsauftrag derHamburgischen Staatsoper erhielt. »Das war auf Initia-tive des damaligen Chefdirigenten Hans Zender«, erin-nert sich der heute 69-jährige Komponist. »Während derintensiven librettistischen und kompositorischen Arbeitdemissionierte jedoch die gesamte Operndirektion, undmeinem auf mehrere Jahre angelegten Projekt drohtedamit das Aus. Aber ich hatte Glück im Unglück: die Pa-riser Oper übernahm das Projekt und die Uraufführung1989 im Palais Garnier.« Es wurde ein »denkwürdiges Er-eignis«, wie es damals in der Zeitschrift »Opernwelt«hieß; zwei Jahre später erlebte »Der Meis ter und Marga-rita« die erfolgreiche Deutsche Erstaufführung in Köln.Seitdem war das Werk nicht mehr auf der Opernbühnezu sehen – die Anforderungen sind immens, aber über-aus lohnend. Dass Höllers Stück – wie Reimanns»Lear« – ursprünglich ein Auftrag der HamburgischenStaatsoper war, veranlasste Simone Young nun, diesesfaszinierende Musiktheaterwerk »heimzuholen«: »Ichhabe York Höllers Oper damals in meiner Kölner Zeit alsKorrepetitorin miterlebt und war fasziniert von seinermusikalischen Ausdruckskraft und kom positorischenVirtuosität. Und nicht zuletzt ist es natürlich eine wun-derbare, ebenso phantastische wie berührende Story«,sagt Hamburgs Intendantin.

Als junger Mann erlebte York Höller die Kölner Ur-aufführung von Bernd Alois Zimmermanns epochalemMusiktheater »Die Soldaten« mit – ein Schlüsselerlebnis.Höllers Kompositionsstudium führte ihn nicht nur zuZimmermann, sondern auch zu Pierre Boulez, an dessenPariser IRCAM-Institut er tätig war. Auf Einladung vonKarlheinz Stockhausen arbeitete er im ElektronischenStudio des WDR Köln, das er 1990 als Leiter übernahm.Im gleichen Jahr erhielt er den Rolf-Liebermann-Preisfür Opernkomponisten. Höller erhielt Aufträge vomChicago Symphony Orches tra, dem WDR Orchester undführenden Neue-Musik-Ensembles. Dirigenten wie Da-niel Barenboim, Semyon Bychkov und Lothar Zagroseksind seiner Musik verbunden; Simone Young führte im»Salut«-Konzert 2008 sein Orchesterstück »Feuerwerk«auf. 2010 wurde York Höller mit dem GrawemeyerAward, einem der international wichtigs ten Kompositi-onspreise, ausgezeichnet. Im November bringt der NDRsein neues Cellokonzert in Hamburg heraus.

An der Staatsoper übernimmt Marcus Bosch die mu-sikalische Leitung von »Der Meister und Margarita«.Der Nürnberger GMD, der seit 2005 regelmäßig inHamburg dirigiert, nennt die Partitur eine »große,spannende Herausforderung«: »Sie hat als Romanverto-

nung ein hohes narratives Element, das man plastischherausarbeiten muss. Der Orchesterpart ist sehr kom-plex, mit elektronischen Zuspielbändern und einemgroßen Schlagzeugapparat«, erzählt Marcus Bosch. DerZuhörer wird mit verschiedensten Klangquellen kon-frontiert, die den Reichtum der Roman-Vorlage in einenüppigen Klangkosmos umsetzen. Beispielsweise im Sa-tansball, dem Marcus Bosch eine »impulsive, ja verstö-rende rhythmische Durch schlagskraft« attestiert, »dieimmer wieder in die Irre führt.« Orchestraler Höhe-punkt ist die Episode von Margaritas Flug über dieStadt: »eine beeindruckende Mischung von Elektronik,vorgefertigten Momenten und sinnlichen, irisierendenKlangverläufen im Orchester«, sagt der Dirigent. Im Sa-tansball werden Geister der Vergangenheit heraufbe-schworen – Gelegenheit für Höller, ein zeitenumspan-nendes Klangpanaroma zu entfalten: »›Stilvariationen‹,die vom mittelalterlichen Parallelorganum bis hin zukomplexen elektronischen Geräuschmontagen führen«,so York Höller. Das berühmte Konzept einer »Kugelge-stalt der Zeit« seines Lehrers Bernd Alois Zimmermannbereitete hier den Weg.

Der Stil- und Formreichtum der Oper entspricht dertheatralischen und surrealen Vielschichtigkeit des Ro-mans. Zur Entstehungszeit von Höllers Werk warenbühnentechnische Lösungen wie komplexe Videopro-jektionen oder Computeranimationen noch nicht mög-lich. Es läge auf der Hand, sie heute für eine Inszenie-rung von »Der Meister und Margarita« einzusetzen.Doch Regisseur Jochen Biganzoli hat sich für eine an-dere Herangehensweise entschieden: »Wir wollen dasStück ganz bewusst nicht über Effekte erzählen, sondern

OPER Premiere»Der Meister und Margarita«

York Höller

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über die Authentizität der Darsteller. Mich interessierenbesonders die psychischen Konflikte der Figuren. Dasheißt nicht, dass wir auf die Schwarze Magie oder die sa-tirischen Elemente verzichten – aber wir wollen unsnicht hinter einem Ausstattungsspektakel verstecken.«

Als ehemaliger Assistent von Peter Konwitschny istJochen Biganzoli ein Regisseur, der die politischeGrund konstellation mit einem psychologischen Ansatzverbindet. Sein Bühnenbildner Johannes Leiacker hatihm einen Raum entworfen, der gleichermaßen Gefäng-nis wie Rückzugsort für den Meister bedeutet – einenRaum, in dem die Alpträume und Halluzinationen, dieteuflischen und die menschlichen Absurditäten unauf-haltsam eindringen. Die Kostüme von Heike Neuge-bauer unterstützen die Klarheit des Konzepts, das plötz-lich durch phantastische Irrlichter und entfesselteZauber künste aufgebrochen wird.

Für die Magie im Stück ist natürlich der Teufelhöchst persönlich zuständig. Als eleganter Herr namensVoland mischt er sich ein in eine Schriftsteller-Debatteüber die tatsächliche Existenz von Jesus und Pontius Pi-latus. Für die rationalen Kulturbürokraten ist klar: Jesushat selbstverständlich nicht gelebt, Religion ist Opiumfürs Volk. Doch wo keine göttliche Instanz, da auch keinteuflisches Gegenüber – und das kann der mephistophe-lische Herr Voland (Goethe-Leser wissen, wer sich da-hinter verbirgt) nicht auf sich sitzen lassen. »Der Teufelist hier eine absolut positive Gestalt«, erzählt Jochen Bi-ganzoli. »Er liebt die Freiheit, auch die Freiheit derKunst, er wendet sich gegen staatliche Indoktrinationenund unterstützt all jene, die noch an Phantasie und un-erklärbare Vorgänge glauben.«

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OPER Premiere

BEIPROGRAMM ZU

»DER MEISTER UND MARGARITA«

YORK HÖLLER gibt im Gespräch mit Kerstin Schüssler-Bach am Vor-

abend der Premiere persönliche Einblicke in sein Werk. Mit Musikbeispie-

len wird auch seine kompositorische Sprache vorgestellt.

Komponistenporträt York Höller

13. September, 19.30 Uhr, Opera stabile

BUCERIUS KUNST CLUB ZU GAST

Exklusiv für die Mitglieder des Bucerius Kunst Clubs gibt es eine Einfüh-

rung zur Premiere mit Regisseur Jochen Biganzoli und Dramaturgin

Kers tin Schüssler-Bach.

Veranstaltung im Rahmen der Ausstellung »Rodtschenko. Eine neue Zeit«

(bis 15. September im Bucerius Kunst Forum).

Einführung mit Premierenbesuch

14. September, 16.30 Uhr

THEATERTAGUNG der Katholischen Akademie in Kooperation

mit der Hamburgischen Staatsoper

Dr. Veronika Schlör (Katholische Akademie Hamburg) bietet eine

Einführung in Bulgakows Roman und betrachtet seine existenziellen und

theologischen Implikationen.

Dr. Kerstin Schüssler-Bach (Staatsoper Hamburg) untersucht Höllers Oper

aus musikwissenschaftlicher Sicht und erläutert die Inszenierung.

Anschließend besteht die Möglichkeit zum gemeinsamen Besuch

der Vorstellung.

Eintritt 40,- € (inkl. Opernkarte) bzw. 12,- € (nur Tagung)

Theatertagung mit Vorstellungsbesuch

21. September, 16.00-18.00 Uhr, Opera stabile.

Vorstellung um 19.30 Uhr, Staatsoper

Anmeldung nur unter: [email protected],

Tel. (040) 36952-0

So wird Voland zum Mentor des verfolgten Meistersund seiner Margarita. Die Staatsmacht aber konfron-tiert er mit ihrer eigenen Hybris, den Menschen führt erihre Korruption und Verlogenheit vor Augen. In einergrotesken Varieté-Szene richtet der Teufels trupp um Vo-land und seine Helfer Korowjew, Asasello und den KaterBehemoth ein diabolisches Chaos an. Der Conférencierdes Varietés hat alle Hände voll zu tun, den Kopf baldaber nicht mehr auf dem Hals – Corny Littmann, Ham-burger Entertainer und Theaterchef, wird in seinemStaatsopern-Debüt diese höllische Herausforderung an-nehmen. In der Rolle seines Gegenspielers Voland gibtder junge australische Bassist Derek Welton sein Ham-burgdebüt, als Kater Behemoth kehrt der zuletzt in»Lear« gefeierte Countertenor Andrew Watts zurück.

Nach unermüdlicher Suche und teuflischem Bei-stand findet Margarita ihren Meis ter. Doch er ist ge-zeichnet und desillusioniert von den politischen Reali-täten. In seiner Figur des Meisters spiegelte Bulgakoweigene Erfahrungen: Seinen satirisch-phantastischen

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Geschichten fehlte es in den Augen des Stalinregimes anrevolutionärer Parteirelevanz. Bulgakow verbrannte dieerste Fassung von »Der Meister und Margarita«. Auchsein literarisches Alter ego hatte gedacht, den verbote-nen Roman über Pontius Pilatus verbrannt zu haben –doch Voland belehrt ihn eines Besseren. Er zaubert denRoman wieder hervor, denn »Manuskripte brennennicht«, wie er dem Meister beweist.

»Das war auch für unsere Konzeption ein Schlüssel-satz«, so Jochen Biganzoli. »Der Roman des Meisters lebtweiter, wie auch die idealen Figuren des Meisters undseiner Margarita weiterleben, obwohl sie am Schlussvom Teufel ins Jenseits befördert werden. Es liegt eineganz archaische Kraft in dieser Liebe und in dieserkünstlerischen Utopie, und das möchte die Inszenie-rung auch beglaubigen.« Nicht zuletzt verleiht das realeSchicksal Bulgakows und seiner Frau Jelena dem fiktivenGeschehen eine erschütternde Realität. Wie sehr Bulga-kow-Verehrer aus aller Welt sich diese große Geschichtezum Vorbild in einer liebe- und trostlosen Welt genom-men haben, bezeugen unzählige Graffitis im Treppen-haus von Bulgakows Moskauer Wohnung, gegen derenwundersame Vermehrung jeder Putztrupp machtlos ist.

Die Passionsgeschichte des politisch verfolgtenSchriftstellers wird von Bulgakow mit der KreuzigungJesu Christi verschränkt. Den Gefangenen Jeschua han-Nasri verhört der Prokurator von Judäa: Pontius Pilatus,der die Verurteilung wider Willen mit ewiger Schuldbüßt. Mit seinem Roman will der Meister den gewis-senskranken Pilatus erlösen, was ihm am Schluss dankteuflischer Unterstützung auch gelingt. Pilatus ist frei –wie der Meister, wie Margarita entlassen in eine himm-lische Freiheit.

Diesen parallelen Erzählstrang in Bulgakows Romanhat Höller zwar einerseits stark verkürzt, andererseits

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OPER Premiere»Der Meister und Margarita«

aber durch eine Doppelrolle unterstrichen: Der Sängerdes Meis ters soll gleichzeitig die Partie des Jeschua über-nehmen. Und so wird der Bariton Dietrich Henschel,prädestiniert für die vielschichtigen, psychisch zerklüf-teten Figuren des modernen Musiktheaters, also gleich-zeitig als leidender Schriftsteller wie als Gottessohn zusehen sein. Die Engführung dieser beiden Handlungs-schichten durch die Identifikation des Meisters mit Je-schua erscheint in der Hamburger Inszenierung nochverstärkt durch weitere Doppelrollen: Auch die beidenJünger-Figuren des Levi Matthäus und des bekehrtenLyrikers Iwan Besdomny werden zusammengelegt,ebenso wie die beiden Vertreter der staatlichen Autori-tät, Pontius Pilatus und der Klinikchef Dr. Strawinsky.

Für die Rolle der Margarita, gesungen von CristinaDamian, sieht York Höllers Partitur eine besonders ly-rische Szene vor: den Einschub eines Gedichts von Wla-dimir Majakowski. Der kultisch verehrte und so provo-kant sprachmächtige Dichter der Sowjetunion nahmsich 1930 das Leben. Doch jenseits solcher Anspielungenan die Stalinzeit versteht York Höller seine Oper als zeit-lose Parabel: »Dergleichen wiederholt sich ja unentwegtinfolge der Intoleranz und des Gesinnungterrors gewis-ser ›Ideologen‹, seien sie nun rechts oder links, obenoder unten beheimatet. Heutzutage sind es neben der›Staatsräson‹ oft die sogenannten Sachzwänge oder die›technologischen Interessen‹, die wider besseres Wissenzu folgenschweren Fehlentscheidungen führen«, bilan-zierte der Komponist zur Uraufführung 1989. Das Pan-dämonium seiner Klänge zwischen Elektronik, großemOrchester, Jazz- und Rockband und historischen Zita-ten wandelt lustvoll zwischen den Stilen, macht die Viel-schichtigkeit des Romans sinnlich erfahrbar. Zur Pre-miere wird York Höller natürlich anreisen: »Dass meineOper nun nach 24 Jahren an dem Ort zu hören seinwird, dem sie ursprünglich zugedacht war, freut michganz ungemein, und es wäre natürlich wunderbar, wennsich nach der Premiere auch viele Hamburger Opern-freunde darüber freuen würden.«

Ein umfangreiches Beiprogramm gibt Gelegenheit,den Komponisten in einem Porträt persönlich kennen-zulernen oder in den Reichtum des Romans einzutau-chen. Die verrückte Magie der Teufelsbagage, dieSchuld-und-Sühne-Thematik um Jesus und Pilatus, dieentlarvende Durchleuchtung korrupter Politiker undhabgieriger Alltagssüchte, der walpurgische Satansball –und schließlich eine bergeversetzende, bewegendeLiebe: für sechs Aufführungen ist die Welt von »DerMeister und Margarita« nun auf der Bühne der Ham-burgischen Staatsoper zu erleben.

| Kerstin Schüssler-Bach

Michail Bulgakow mitseiner Frau Jelena

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Sprach raum, präsentiert er sich mit einem vielfäl-tigen Repertoire in Opern von Gluck, Puccini bishin zu zeitgenössischen Partien, z. B. als King Hil-debrand in Jonathan Doves »The Enchanted Pig«.Bei den diesjährigen Festspielen in Salzburg undBaden-Baden debütierte er unter Christian Thie-lemann in »Parsifal« und Thomas Hengelbrock in»Le Nozze di Figaro«.

ANDREW WATTS(Behemoth)

stammt aus Middlesex. DerCountertenor gastierte anden großen Opernhäusern,wie dem ROH Covent Gar-den, der Bayerischen Staats-

oper, den drei großen Berliner Häusern, dem Tea-tro La Fenice, dem Teatro Real Madrid, demGrand Théâtre de Genève sowie dem SydneyOpera House. In der Spielzeit 2006/07 gab er inder Partie des Adschib in Henzes »L’Upupa« seinDebüt an der Hamburgischen Staatsoper. In derNeuproduktion »Lear« war Andrew Watts in derSpielzeit 2011/12 erstmals als Edgar zu erleben.

TIGRAN MARTIROSSIAN(Pontius Pilatus/Dr. Stra-winsky)

ist seit 2005 ist er Ensemble-mitglied der Ham burgerOper, wo er bisher in vielenFachpartien reüssierte. Zu

seinen jüngeren Erfolgen zählen Méphistophélèsin Gounods »Faust«, Philippe II in »Don Carlos«und Geronte in »Manon Lescaut«. Nebenher füh-ren ihn Gast spiele an die New Yorker Met so wiean die großen Opern häuser in Chi cago, San Fran -cisco, Kopen hagen, Wien, Madrid, Paris, Mailandund zu den Salzburger und Bre genzer Festspielen.

CORNY LITTMANN(Conférencier)

ist Theaterbesitzer, Regisseurund Schauspieler. 1988 eröff-nete er auf der Reeperbahndas Schmidt-Theater, 1991folgte das Schmidts-Tivoli.

Die »Schmidt-Mitternachtsshow«, in den Neunzi-ger Jahren übertragen durch den NDR, machteihn bundesweit bekannt. Als Schauspieler war erin diversen Produktionen zu sehen. Ab 1993 ar-beitet er regelmäßig als Regisseur, in Hamburgoder z. B. am Volkstheater Rostock. Er erhielt fürseine Tätigkeiten als Unternehmer und Theater-leiter zahlreiche Preise, so den Adolf-Grimme-Preis in Silber für die »Schmidt-Mitternachts-show« in der Kategorie Unterhaltung und denMax-Brauer-Preis der Alfred-Toepfer-StiftungF.V.S. für Verdienste um das kulturelle, wissen-schaftliche und geistige Leben Hamburgs.

company tätig. Gastverträgeführen sie zudem an verschie-dene deutsche Theater, darun-ter die Oper Leipzig, wo siedie Kostüme für Wagners»Meistersinger« entwarf. Seit2001 ist sie Gastdozentin ander Hochschule für Künste

Bremen. Heike Neugebauer war Teilnehmerin derX. Kunstausstellung der DDR in Dresden undBerlin.

DIETRICH HENSCHEL(Der Meister/Jeschua)

stammt aus Berlin. Sein Re-pertoire umfasst ein breitesSpektrum von Partien, vonden barocken Anfängen derOper bis hin zur Avantgarde.

Schwerpunkt seiner Tätigkeit sind die großen,zentralen Darstellerpartien, mit denen er an denbedeutenden europäischen Opernhäusern gas -tiert. Höhepunkte seiner Karriere waren zum Bei-spiel die Interpretation der Titelpartien in Enes-cus »Œdipe« am Théâtre Royal de la Monnaie inBrüssel und in Manfred Trojahns »Orest« an derNederlandse Opera Amsterdam bei der Urauffüh-rung 2011. Die Titelpartie in Kreneks »Karl V«,Nick Shadow in Strawinskys »The Rake’s Pro-gress«, Mozarts Don Giovanni, Pelléas in »Pelléaset Mélisande«, Eisenstein in »Die Fledermaus«,Wolfram in »Tannhäuser« und Beckmesser in»Die Meistersinger von Nürnberg« sind weiterePartien seines umfassenden Repertoires.

CRISTINA DAMIAN(Margarita)

gehört seit 2008 zum Ensem-ble der Staatsoper. Zum Re-pertoire der rumänischenMezzosopranistin zählen u. a. Partien wie Carmen,

Dorabella (»Così fan tutte«), Elvira (»Don Gio-vanni«), Komponist (»Ariadne auf Naxos«) oderRosina in Rossinis »Il Barbiere di Siviglia«. Tour-neen führten die Sängerin in die Schweiz, nachSpanien, Deutschland, Italien, Belgien und Süd-korea. 2010 wurde sie mit dem Dr. WilhelmOberdörffer-Preis der Stiftung zur Förderung derHamburgischen Staatsoper ausgezeichnet.

DEREK WELTON (Voland)

wurde 1982 im australischenMelbourne geboren und stu-dierte in London. Er gewannden renommierten Händel-Gesangswettbewerb in Lon-

don und beim Australian Youth Aria-Wettbewerb.Auf der Bühne, vornehmlich im englischen

MARCUS BOSCH(Musikali sche Leitung)

ist Generalmusikdirektor amStaatstheater Nürnberg.Zuvor war er Generalmusik-direktor der Stadt Aachen.Als Gast dirigiert er bei re-

nommierten Opernhäusern und Orchestern, bei-spielsweise bei der Sächsischen Staatsoper undder Staatskapelle Dresden. Seit Sommer 2010 lei-tet Marcus Bosch zudem als Künstlerischer Di-rektor die Opernfestspiele seiner HeimatstadtHeidenheim. An der Hamburgischen Staatsopergastiert Marcus Bosch seit mehreren Jahren regel-mäßig und hat diverse Vorstellungen des Opern-repertoires dirigiert.

JOCHEN BIGANZOLI (Regie)

ist nach Assistentenjahren u.a. bei Peter Konwitschny undChristof Loy seit 1999 alsfreier Regisseur für Musik-theater tätig. Er ist an zahlrei-

chen deutschen Theatern erfolgreich, u. a. mit In-szenierungen von Hindemiths »Drei Einaktern«,»Luisa Miller«, »Rosenkavalier«, »Faust« (Gou-nod), Webbers »Jesus Christ Superstar« sowieeiner als DVD herausgegebenen »La Bohème« amLandestheater Eisenach. Bei einer Kritiker-Um-frage des Magazins »Opernwelt« 2011 sind seinebeiden Inszenierungen »Die Meistersinger vonNürnberg« (Oper Leipzig) und »Genoveva«(Theater Plauen Zwickau) nominiert worden.

JOHANNES LEIACKER(Bühnenbild)

ist einer der gefragtestenBühnen- und Kostümbildnerunserer Zeit. Er arbeitet u. a.für die Opernhäuser in Ams -terdam, Barcelona, Brüssel,

Kopenhagen, Lyon, Madrid, Paris, für die Staats - oper Wien, die Bregenzer Festspiele, die New Yor-ker Met und für die Salzburger Festspiele. 1996und 2009 wurde er vom Fachblatt »Opern welt«zum Büh nen bildner des Jahres gekürt. 2010 er-hielt er den Lawrence Olivier Award – Best newopera production für »Tristan und Isol de« amLondoner ROH Covent Garden. In Hamburgstattete er bisher »Don Car los«, »Die Meis ter -singer von Nürn berg«, »Mo ses und Aron«, »LaBohème«, »Aida« und »Manon Lescaut« aus.

HEIKE NEUGEBAUER(Kostüme)

begann ihre Laufbahn als Bühnen- und Kostüm-bildnerin am Theater Magdeburg. Seit der Spiel-zeit 1991/92 ist sie bei der bremer shakespeare

Biografien der Mitwirkenden Der Meister und Margarita

OPER Premiere

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Hélène Bouchet und Ámilcar Moret Gonzalez in »Othello«

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BALLETT Wiederaufnahme»Othello«

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ie Sünde sei nichts weniger als ihre Her-zensliebe, gesteht Desdemona, als Othellodas unselige Tuch von ihr fordert. Das Zei-chen seiner Hingabe, ihr einst anvertraut,gilt ihm als befleckt. Othellos Bann fällt

auf ihre Treue und kann nicht anders als zu zerstören,was ihm am liebsten ist. In Shakespeares Drama ge-schieht das weder mit Gift, Beil oder Messer, sondernschlicht mit einem Kissen. Töten, so hat es Victor Hugoim Falle von Othello einmal genannt, bedeutet einschlä-fern, aus der Mitte der Kraft heraus Verletzungen zuübertragen, um sie zu betäuben, denn nirgends wendetsich Enttäuschung stärker in Hass als aus betrogenerLiebe – und sei die Wucht des Versagens noch so grund-und haltlos. Doch muss es nicht immer ein Kissen seinin den Darstellungen der »Othello«-Erzählungen. DasTuch selbst kann zum Träger der Vollstreckung werdenund das geliebte Wesen so stark an sich binden, dass inder Umwindung kein Platz für eigenes Leben bleibt. Soentspinnt sich ein Tanz, der tödliche Nähe schafft unddie Illusion gleichschwingender Bewegtheit unmittelbarvor Augen führt.

Für John Neumeier beschreibt Shakespeares Liebes-drama die Unmöglichkeit, einen anderen wirklich zukennen. »Es ist nicht möglich wirklich zu wissen, was ineinem anderen vorgeht. Aus dieser Differenz entstehtUnsicherheit und letztlich sogar körperlich spürbare

Qual, Agonie«, findet Neumeier. Shakespeare lässtahnen, was die Macht der Suggestion mit einem Men-schen wie Othello in dessen Fantasie und Gefühlsweltanrichten kann. »Dass diese Tatsache von einem Drittenbenutzt, ja sogar als Spiel genutzt werden kann, gibtRaum für ein beispielloses Intrigenspiel, das seine Opfervirtuos zu Grunde richtet. Denn letztlich können Des-demona und Othello sich nicht wehren, da sie das Teileneiner Wahrheit nicht herzustellen in der Lage sind – fürbeide gibt es nur ihre eigene Wahrheit, losgelöst von derdes anderen. In der Konsequenz kommt es zu einer of-fenen Flanke: je nach Persönlichkeit und Umständenkann ein Dritter die Blickwinkel der Wahrheit lenkenund manipulieren.« Jago, dieser Dritte, vermag das abernur, weil zwei Menschen dem Bild erliegen, das sie sichvom anderen gemacht haben. Raunend bemerkt Othel-los Gegenspieler: »Ich bin nicht, der ich bin«. DurchTäuschung und Verstellung kommt es zu Missverständ-nissen, die in ihrer Unmittelbarkeit nicht mehr zu kor-rigieren oder zurückzuführen sind. »Wir verlieben unsin eine Eigenschaft eines anderen und erkennen später,dass er diese Eigenschaft eben nicht verkörpert. Wirhaben uns in ein Bild verliebt, das dem Abgebildetennicht unbedingt entsprechen muss. Schnell erliegen wireinem Schein, der uns auf eine schiefe Bahn führt unduns schleichend von unserer Liebe entfernt. In ›Othello‹sehe ich, wie eine intensive Liebesbeziehung systema-

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BALLETT Wiederaufnahme

Tanz der tödlichen Nähe1985 wurde John Neumeiers Ballett nach Shakespeares gleichnamigemDrama auf Kampnagel uraufgeführt und avancierte schnell zum Kultstück.Jetzt kommt es erstmals auf die Bühne der Hamburgischen Staatsoper.

Musik

Naná Vasconcelos, Arvo Pärt,

Alfred Schnittke u.a.

Choreografie, Inszenierung,Bühnenbild und Kostüme

John Neumeier

Musikalische Leitung

Garrett Keast

Violine

Anton Barachovsky

Joanna Kamenarska-Rundberg

Ljudmila Minnibaeva (19., 25.9.)

Klavier

Richard Hoynes

Othello

Ballett von John Neumeier

nach William Shakespeare

Wiederaufnahme

15. September 2013 | 18.00 Uhr

Weitere Aufführungen

19., 22., 25. September 2013

19.30 Uhr

3. Oktober | 15.00 und 19.30 Uhr

Philharmoniker Hamburg

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BALLETT Wiederaufnahme»Othello«

tisch zerstört wird, weil es immer eine Grenze gibt zwi-schen zwei Menschen in ihrem Verständnis füreinan-der«, bekennt John Neumeier. Im Vorfeld der Arbeitenan seinem Ballett vermerkt der Choreograf in seinemArbeitsbuch: »Möglicherweise ›tötet‹ Othello Desde-mona am Ende des Balletts nicht – er vergewaltigt sie,›benutzt‹ ihren Körper, weil er glaubt, dass sie ihn einemanderen gegeben hat … Und in ihrem Liebesverhältnisist das wie Mord – oder mehr als das. Desdemona stirbtan dieser Schande, an dieser Verletzung …« Demgegen-über agiert Jago in der Eingangsprozession als Magier,der Desdemona und Othello die schwarze und weißeMaske zuteilt und damit ihre jeweilige Identität be-stimmt. Im Grunde verstehen sich Othello und Jago alsAußenseiter. Der eine ist es von Anfang an, der andere,Othello, weil er am konsequentesten von allen Bezie-hungen und Aktionen des Stückes ausgeschlossenbleibt. John Neumeier fügt hinzu: »Jago hat es gelernt,sich anzupassen. Er beobachtet sein Umfeld und analy-siert das Verhalten seiner Mitmenschen. Othello hinge-gen ist ein Realist, ein Macher.« Dennoch verstrickt ersich in sein eigenes Handeln, nicht erkennend, welchenManipulationen er unterliegt. Sein Anrennen gegen dieeigene Schwäche produziert Stärke und geht doch imStrudel äußerer Kräfte unter. Das Gift des Verdachtsnagt bereits in ihm und initiiert einen inneren Auflö-sungsprozess. Jäh bricht seine Anpassung an die höherevenezianische Gesellschaft auf und blickt auf den wildenRest, der in ihm schlummert. Gut möglich, dass Desde-mona diesen Fremden vor allem durch seine Andersheitbegehrt. In Venedig, diesem Schmelztiegel aufeinander-

prallender Kulturen, trifft die Senatorentochter auf denerfolgreichen Krieger und entdeckt ihre Sehnsucht nachdem Unvereinbaren. Ahnt sie etwas von ihrem Schick-sal? Sie, deren Name sich aus dem altgriechischen Dys-daimon (Unheil, Missgeschick) herleitet, bemerkt, alsOthello ihr das Tuch überreicht: »So wollte Gott, ichhätt’ es nicht gesehen.« Ihr Schritt zu Othello vollziehtsich in ahnungsvoller Ohnmacht, ihre Beschwörung istAusdruck eines Bebens, das zu ihrer Empfindung fürOthello in Resonanz tritt. John Neumeier wählte fürdiese Szene Arvo Pärts im strengen Stil komponiertesStück »Spiegel im Spiegel«. Die musikalische Komposi-tion arbeitet mit dem kontrapunktischen Mittel derdoppelten Spiegelung, das Neumeier am Anfang des Pasde deux choreografisch aufnimmt: die Bewegungen desPaares, in sich kongruent, verlaufen spiegelverkehrt.Beide tanzen in perspektivischer Vertauschung – eineAnnäherung, deren vollkommene Angleichung sich vonvornherein versagt. Und doch feiert das Fest der Utopiezunächst sich selbst und überdeckt das Trugschlüssigemit tief empfundener Zuneigung, da jegliche Ichbildungdurch ein Spiegelstadium hindurch muss, wenn es seineStellung in der Welt definieren will. Das bedeutet eineZunahme von Komplexität, Pärts musikalischer Kon-struktionskraft dabei durchaus entsprechend.

Wenn am Ende des Balletts das Fatum eingelöst wird,tönt Pärts »Tabula rasa«. Othello und Desdemona, zweisich umschlingende Hälften, finden trotz gegenseitigerAnziehungskraft nicht zueinander. Im Fieber ausweglo-ser Selbstbehauptung ist kein weiterer Schritt mehrmöglich. | André Podschun

Anna Laudere und Thiago Bordin

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»Préludes CV« »Liliom«

BALLETT Repertoire

GESCHICHTEN UND HANDLUNGEN durchlaufenihre Zeit. Sie nehmen eine Entwicklung, die nicht unbe-dingt vorhersehbar ist und gehen über in neue Zuständeund Ereignisse. Als John Neumeier 2003 sein Ballett»Préludes CV« schuf, von dem er sagt, es sei ein choreo-grafisches Skizzenbuch, schien mit dem Ausbruch desIrak-Krieges die Welt in eine allgemeine Vertrauenskrisezu schlittern. John Neumeier hat das Unbrechenbaredieser Atmosphäre in sein Ballett aufgenommen undBewegungen von Menschen erarbeitet, deren Wesenihrer Um- gebung nicht immer verständlich bleiben. Sosind Tanzbilder enstanden, Fragmente menschlicher Si-tuationen, die sich zunächst ohne Zusammenhang dar-stellen und doch auf untergründige Weise miteinanderverwoben sind. Bezüge und Spuren finden sich auch inder Musik der russisch-amerikanischen KomponistinLera Auerbach. »Ich habe mir, ohne viel nachzudenken,Tänzer ausgesucht, die ich in dieser Musik ›gehört‹ habe.Aus ihren Persönlichkeiten sind die Figuren des Ballettsentstanden«, verrät John Neumeier, der sein selten ge-zeigtes Werk als ein Ausnahmeballett versteht, das inner-halb seiner künstlerischen Entwicklung eine wichtigeWegmarke einnimmt.Aufführungen 1. Oktober, 19.30 Uhr, 6. Oktober, 18.00 Uhr

Im Zirkel der ZeitJohn Neumeiers Ballett »Préludes CV«

WAS PASSIERT, wenn ein Kleingangster und Vor-stadtzampano auf Tranzendenz stößt und das sinnsu-chende Treiben seines heranwachsenden Sohnes aus derHimmelssphäre verfolgt? John Neumeier hat Liliom, denHelden aus Ferenc Molnárs 1909 uraufgeführtemSchauspiel, 2011 eine tänzerisch rohe, gleichwohl ein-fühlsame Figur verliehen, deren leicht verletzbare Ge-fühle an der Mauer einer mitleidlosen Umwelt zerbre-chen. Liloms Liebe zu Julie scheut indes nicht vorSchlägen zurück, die Julie als solche nicht spürt. Für JohnNeumeier beschreibt das Stück die Tragödie zweier See-len, die nicht in der Lage sind, ihren Platz in der Realitätzu finden. Die schillernde Welt pulsierender Jahrmärktehat der französische Filmkomponist Michel Legrand ineine nicht weniger schillernde Partitur umgesetzt. Ne -ben den Hamburger Philharmonikern sorgt die NDRBigband für den musikalischen Rahmen eines bewe-gungsreichen Ballettabends.Aufführungen

10., 11., 12., 18., 19. Oktober, 19.30 Uhr

Eine VorstadtlegendeJohn Neumeiers »Liliom«

Carsten Jung und Patricia Tichy

Alina Cojocaru, Aleix Martínez, Sasha Riva und Carsten Jung

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BALLETT Bundesjugendballett

Ein Netz aus junger EnergieDie neue Generation des Bundesjugendballetts debütiert im Ernst Deutsch Theater

JOHN NEUMEIERS 2011 gegründetesBundesjugendballett geht in die zweite Run -de. 8 neue Tänzerinnen und Tänzer zwi -schen 18 und 23 Jahren tanzen zusammenab der Spielzeit 2013/2014 als zweite Gene-ration der vom Bund geförderten Com -pagnie. Im Ernst Deutsch Theater stellen siesich am 18. und 19. November jeweils um19.30 Uhr erstmals mit einem abendfüllen-den Pro gramm dem Hamburger Publikumvor. Als Botschafter des Tanzes wird auch derzweite Jahrgang für die kommenden zweiSpielzeiten quer durch die Bundesrepublik

und ins Ausland reisen, um ein Netz aus jun-ger, kreativer Energie zu spannen. Vor allemjunge Zuschauer möchte die kleine, flexibleCompagnie an neuen, ungewöhnlichenOrten für ihre Kunstform Ballett begeistern.

Die Ensemble-Mitglieder des neuenBun desjugendballetts stammen aus achtNationen und haben ihre Ballettausbildungabgeschlossen. Jemina Bowring aus Süd-afrika, Nicolas Gläsmann aus Deutschland,Yehor Hordiyenko aus der Ukraine, Mariadel Mar Hernandez aus Spanien und HéliasTur-Dorvault aus Frankreich sind Absolven -

ten der Ballettschule des HAMBURG BAL-LETT. Neu in der Hansestadt ist die Ameri-kanerin Sarah Coffield, die an Canada’s Na-tional Ballet School ausgebildet wurde undbeim Ballett Dortmund engagiert war. Derin der Schweiz geborene Luca-Andrea Tes-sarini hat seine Ausbildung an der JohnCranko Schule und der Akademie des TanzesMannheim absolviert. Die Japanerin Ma-doka Sugai, die in der letzten Spielzeit be-reits beim Bundesjugendballett tanzte, bleibtder Compagnie auch in der neuen Saison er-halten. | Daniela Rothensee

Hier können Sie das BJB erleben:Am 13. November geht die Clubreihe»doppel::punkt« im Uebel & Gefährlich mitneuem Programm in die nächste Runde.Das Bundesjugendballett und The YoungClassX lassen ab 21.00 Uhr wieder Tanz,Musik und Szene aufeinanderprallen. Ein-lass ist ab 20.00 Uhr, Karten für 10 EURgibt es an der Abendkasse.Am 18. und 19. November, jeweils um19.30 Uhr, debütiert die neue Generationdes Bundesjugendballett im HamburgerErnst Deutsch Theater. Die Karten sind be-reits im Vorverkauf für 25 EUR (ermäßigt 15

EUR) erhältlich, telefonisch unter der Num-mer 22 70 14 20, per E-Mail [email protected] und imInternet www.ernst-deutsch-theater.de.Am 28. und 29. November tanzt das Bun-desjugendballett insgesamt drei Vorstellun-gen in einem leergepumptenSchwimmbad, der Sole-Therme in Ottern-dorf. Beginn der Vorstellung ist am 28.November um 20.00 Uhr und am 29. No-vember um 15.00 Uhr sowie um 19.30 Uhr.Karten erhalten Sie beim Hadler Haus Kul-turamt, telefonisch unter 04751919102oder per E-Mail an [email protected].

Die Karten kosten 38 EUR und ermäßigt30 EUR.Am 2. Mai 2014 trifft das Bundesjugend-ballett in einer gemeinsamen Vorstellungauf das Bundesjugendorchester, Ort istdie Hamburgische Staatsoper. Unter demThema »Last(er) und Erlösung« erarbeitetu.a. John Neumeier zu Joseph HaydnsSinfonie Nr. 30 »Alleluja« eine neue Cho-reografie. Karten erhalten Sie ab dem 19.August 2013 (für Abonnenten) bzw. abdem 26. August 2013 beim Kartenserviceder Staatsoper.

obere Reihe: Jemina Bowring, Sarah Coffield, Nicolas Gläsmann, Yehor Hordiyenko untere Reihe: Madoka Sugai, Luca-Andrea Tessarini, Hélias Tur-Dorvault, Maria del Mar Hernandez

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SEIT 1993 leitete Marianne Kruuse dieBallettschule des HAMBURG BALLETTund lässt die Schüler von ihrem Erfahrungs-schatz als langjährige Erste Solistin von JohnNeumeier profitieren. Dem Hamburger Bal-lettchef war die zierliche Dänin schon wäh-rend seiner Zeit in Crankos StuttgarterCompagnie aufgefallen und hat sie seithernicht mehr losgelassen. Als Tänzerin, Päd-agogin und Freundin begleitete sie tagtäg-lich seinen Weg und setzte seine künst -lerische Intention auf der Bühne ebenso umwie in der Schule. Sie kreierte mit »Haiku«1966 eine seiner ersten Choreografien inStuttgart. Doch sollte sich ihr beiderseiti gesWirken nicht allein auf Stuttgart konzen-trieren. Sie folgte Neumeier als Erste Solistinnach Frankfurt, wohin er zum Ballettdirek-tor ernannt worden war. Hier schuf sie mitJulia in »Romeo und Julia«, Marie in »DerNussknacker« und Chloë in »Daphnis undChloë« herausragende Rollen im Werk desspäteren Hamburger Ballettintendanten.

Bereits mit ihren Frankfurter Rollen ent-wickelte sie gemeinsam mit Neumeier einenneuen Typus der Ballerina. Die Ballerina alsAußenseiterin wurde rasch zu ihrem Mar-kenzeichen und sollte sie weithin bekanntmachen. »Mariannes physische Kraft war injeder Rolle, die sie tanzte, geradezu verblüf-fend und immer außerordentlich aus-drucksstark«, erinnert sich John Neumeier,

»Préludes CV« »Liliom«

BALLETT News

Eine außergewöhnliche tänzerische KarriereZum Abschied von Marianne Kruuse

für den von Anfang an klar war, sie nachHamburg mitzunehmen. Schnell lernte sie,ihre Zeit zielgerichtet einzusetzen, ohne sichvor der Welt zu verschließen. Diesen Grund -satz vermittelte sie auch in ihrer Lehrtätig-keit. Dabei ist ihr bewusst, dass die Ausbil-dung im klassischen Tanz nicht stehenbleibt. Die Arbeit in der Schule wird von Be-wegung, Prägung und Entfaltung getragen.Die Formung des tänzerischen Nachwuch-ses geht weiter. Und so kann MarianneKruuse ihre Arbeit in die Hände ihrer Nach-folgerin Gigi Hyatt legen, die als Neumeiersehemalige Erste Solistin ebenfalls bestensmit seinem Werk vertraut ist.

Nach 52 Berufsjahren, den meisten da -von mit Hamburgs Ehrenbürger, scheidetMarianne Kruuse im August 2013 aus ihremaktiven Berufsleben aus. Als Ehrenmitgliedder Hamburgischen Staatsoper wird sie demHaus weiterhin verbunden bleiben, dasdankbar auf eine große künstlerische undpädagogische Leistung zurückblickt.

40 Jahre John Neumeier in Hamburg170 ehemalige Tänzer des HAMBURG BALLETT nach der Wiederaufnahme von »Shakespeare Dances« auf der Bühne der Hamburgischen Staatsoper

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OPER Theaternacht

Auf die Bühne – fertig – los! Die 10. Hamburger Theaternacht in der Staatsoper

n MEHR THEATER WAR NIE – die Ham-burger Theaternacht geht am 7. September2013 über die Bühne. Mehr als 40 Hambur-ger Theater öffnen zum zehnten Mal einenAbend lang ihre Häuser und präsentierenein buntes Programm bis weit in die Nachthinein. Die Staatsoper ist seit der ersten Ver-anstaltung 2004 dabei – natürlich auch imJubiläumsjahr.

Aus diesem Anlass gibt es etwas Neues:ein Programm für Kinder und Jugendliche.Kleine Theaterfans können ab 16.30 Uhr inder Opera stabile »Die Geschichte vonBabar, dem kleinen Elefanten« mit Musikvon Poulenc erleben, und ab 17.30 Uhr zeigteine Klasse des Gymnasiums Oberalster, dieTUSCH-Partnerschule der Staatsoper, eineeigene szenische Collage auf der Probe-bühne 1.

Im Großen Haus hebt sich um 19.00 Uhrder Vorhang für die Tänzerinnen und Tän-zer des HAMBURG BALLETT. Unter derLeitung von John Neumeier zeigen sie Aus-schnitte aus seinem Ballett »Othello«. Um20.15 Uhr übernimmt Simone Young: MitEnsemblemitgliedern und dem Chor derStaatsoper präsentiert sie Ausschnitte ausdem Operetten-Hit »Die Fledermaus«. Unddas von ihr geleitete gemeinsame Singen,das von Anfang an zu den Highlights ge-hörte, darf natürlich auch in diesem Jahrnicht fehlen. Selbst aktiv werden können dieZuschauer auch beim Opernquiz »Erken-nen Sie die Melodie?« in der Opera stabile.Dort spielen Mitglieder der Philharmoniker

Das Programm16.30 – 17.20 Uhr und 17.30 – 18.20 UhrOpera stabile»Spielplatz Musik«: Die Geschichte von Babar, dem kleinen Elefanten (5 – 8 Jahre)17.30 – 18.15 Uhr Probebühne 1TUSCH: Szenische Collage (ab 13 Jahren)19.00 – 00.00 Uhr Biergarten Kleine TheaterstraßeÜbertragung des Programmsvon der Hauptbühne auf Großbildleinwand19.00 – 19.45 Uhr HauptbühneHAMBURG BALLETT: Auszüge aus JohnNeumeiers »Othello«19.00 – 20.00 Uhr Probebühne 1Ballettschule des HAMBURG BALLETT –John Neumeier19.30 – 20.00 Uhr Opera stabilePhilbrass Hamburg: Brass Cats20.10 – 20.40 Uhr Opera stabileOpernquiz: Erkennen Sie die Melodie?20.15 – 21.00 Uhr HauptbühneAuszüge aus »Die Fledermaus«, Öffentliches Singen für das Publikum20.30 – 21.15 Uhr Probebühne 1Wagner – Verdi – Britten20.50 – 21.20 Uhr Opera stabileFiddle-Traditionals from Scotland and Ireland21.20 – 22.00 Uhr Probebühne 1Das Internationale Opernstudio stellt sich vor21.30 – 22.15 Uhr HauptbühneHAMBURG BALLETT: Auszüge aus John Neumeiers »Othello«21.50 – 22.20 Uhr Opera stabileOpernquiz: Erkennen Sie die Melodie?22.30 – 23.00 Uhr Opera stabileRossini: Streichersonate22.30 – 23.15 Uhr Probebühne 1Wagner – Verdi – Britten22.45 – 23.30 Uhr HauptbühneAuszüge aus »Die Fledermaus«, Öffentliches Singen für das Publikum23.10 – 23.40 Uhr Opera stabileCaféhaus-Cello23.20 – 23.55 Uhr Probebühne 1Das Internationale Opernstudio stellt sich vor00.00 – 01.00 Uhr HauptbühneVerrückte Stunde: »Familienbande« (Hamburger Kammerspiele)00.00 – 01.00 Uhr Biergarten KleineTheaterstraßeSam Hogarth and Friends: Jam Session

Hamburg außerdem verschiedene Kam-mermusik-Programme – von Fiddle-Tradi-tionals über Rossinis Streichersonate bis hinzu Caféhausmusik für Cello. Dem Nach-wuchs gehört die Probebühne 1: Um 19.00Uhr zeigen die Tänzerinnen und Tänzer derBallettschule des HAMBURG BALLETTihr Können, anschließend stellt sich das In-ternationale Opernstudio vor. Außerdemsingen Ensemblemitglieder Werke vonWag ner, Verdi und Britten, den Jubilaren desOpernjahres 2013.

In der »Verrückten Stunde« sind dieHamburger Kammerspiele mit ihrem Wit-tenbrink-Abend »Familienbande« zu Gast.Maria Mar kina, Mezzosopranistin aus demEnsemble der Staatsoper, tritt mit Musik ausihrem Heimatland Russland in den Kam-merspielen auf. Mit einer jazzigen Jam Ses-sion des Pianisten Sam Hogarth und Kolle-gen klingt die Nacht im Biergarten in derKleinen Theaterstraße aus. | Anja Bornhöft

10. Hamburger Theaternacht7. September 2013 ab 16.30 Uhr

Karten: Erwachsene: 12,00 EUR (Abendkasse:

15,00 EUR), Kinder von drei bis 14 Jahren: 5,00

EUR (8,00 EUR), erhältlich an der Theaterkasse

der Staatsoper, an den Kassen der teilnehmen-

den Theater und an allen bekannten Vorver-

kaufsstellen

Das Gesamtprogramm:

www.hamburger-theaternacht.de

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Mein CD-TippIda Aldrian

Als Kind habe ich schon immer von einer großenCD-Sammlung geträumt, stattdessen baute ich

mir vor kurzem eine größere Festplatte in meinenComputer ein. Der große Vorteil: meine Mediathek

ordnet von selbst, ansonsten würde ich wohl viel Zeitdamit verbringen, CDs zu suchen… Und Chaos ist auchschon das Stichwort: Jean-Féry Rebel beginnt seine Suite»Les Élémens« mit einem für damalige Ohren geradezubetäubenden Akkord: alle Töne der Anfangstonart erklin-gen in einem vielstimmigen Cluster: »Le Chaos«. Die Ent-stehung der Welt beschreibt Rebel mit dem Charme desfranzösischen Spätbarock. Das L’Orfeo Barockorchesterund Michi Gaigg haben 2007 eine facettenreiche Auf-nahme dieses Werkes eingespielt. Beim Hören wünschtman sich regelrecht in diese Zeit mit den prächtigenSchloss- und Gartenanlagen zurück. Ebenso auf dieserCD: Ouvertüre samt Tanzeinlagen aus Rameaus »Castoret Pollux«.Die erste Gesamtaufnahme einer Oper schenkte mirmeine erste Gesangslehrerin: Humperdincks »Hänselund Gretel«. Viel später wurde mir bewusst, welches mu-sikalische Juwel ich da in Händen hielt: Brigitte Fassbaen-der und Lucia Popp als Geschwister, Walter Berry undJulia Hamari als Eltern, Anny Schlemm als Hexe sowieEdita Gruberova als Taumännchen. Unter all diesen Grö-ßen spielt für mich als Mezzosopranistin natürlich Bri-gitte Fassbaender die Hauptrolle. Ihr Timbre und ihreInterpretationen von Opern und Liedern faszinieren michimmer wieder. Leider blieb es mir verwehrt, sie noch aufder Bühne zu erleben. Zahlreiche Aufnahmen dokumen-tieren aber ihr großartiges Schaffen, wie dieser »Hänsel«mit den Wiener Philharmonikern unter Solti 1977.Ein ganz besonderes Werk ist Bachs h-Moll-Messe. Amliebsten höre ich die Interpretation von Philippe Herre-weghe und dem Collegium Vocale Gent. Die dritte Ein-spielung dieses Werkes brachte Herreweghe 2012 bei sei-nem eigenen Label PHI heraus. Die erste erschien 1988bei Virgin, die zweite 1998 bei Harmonia Mundi, welchemir persönlich am besten gefällt. Jede der drei Aufnahmenzeichnet sich durch eine hervorragende Solistenbesetzungaus. Das Collegium Vocale Gent musiziert mit enormerDurchsichtigkeit und einzigartigem Glanz. Der warmeund weiche Gesamtklang steht im Kontrast zum affektrei-chen und akzentuierten Spiel des L’Orfeo Barockorches -ters in ihrer Rebel-Einspielung. Beides hörenswert!

Die Mezzosopranistin Ida Aldrian ist seit einem JahrMitglied im InternationalenOpernstudio.

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OPER Repertoire»Otello«

Szenen aus »Otello«

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OPER Repertoire

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igentlich gehört der Liebestoddoch Wagners Isolde. Gleich-wohl wird der Selbstmord deswild rasenden Mohren in derHamburger »Otello«-Insze-

nierung durch die Wiederkehr des mondbe-schienenen Stegs am zyprischen Ufer mitden letzten traumverhauchten Klängen zueinem lichten Liebestod verklärt. Diese Re-giearbeit von August Everding hatte bereits1975 Premiere und ich bin mit und in ihrgroß geworden: als Schulkind, als studenti-scher Klassikfan, als Amerikanis tikpro -fessor, als Operndramaturg – diese Inszenie-rung begleitet mich seit Jahrzehnten undgehört zu der heute eher selten gewordenenRegie-Gattung der vornehmlich narrativenHandlungsvermittlung. Die Geschichte, diemusiktheatral erzählt wird, handelt wie sooft von einer gescheiterten Liebesutopie derzwei, die gesellschaftlich nicht zusammen-passen und doch zusammengehören – ir-gendwie also doch auch ein bisschen wieTristan und Isolde …

Als »Otello« 1887 in einem Triumphson dergleichen die glanzvoll umjubelte Ur-aufführung erlebte, war Giuseppe Verdi be-reits ein Mitsiebziger, der sich seit vielenJahren auf sein Landgut Sant’Agata zurück-gezogen hatte. Die Gattung Oper hat sichnach »Aida« weiterentwickelt – selbst Wag-ners »Parsifal«-Premiere liegt schon fünfJah re zu rück, als »Otello« uraufgeführt wird.Doch Verdi glaubt fest an Oper als Theater– nicht an hybride Formen wie das Bühnen-weihfestspiel, sondern an eine wahrhaftigsinnlich zu erfahrene Geschichte. Und sostürzte sich der Komponist trotz seines Al-ters selbst bei den Regieproben zehnmal hin -tereinander von Desdemonas Bett, um demSänger Francesco Tamagno die Rolle als ster-bender Feldherr glaubhaft vorzuspielen.

»Killing myself, to die upon a kiss«*

Verdi und sein Librettist Arrigo Boitohaben die bekannte Tragödie von Shakes -peare nicht als Literaturoper vertont, son-dern vielmehr eine neue Wahrheit in kon-zentrierter Form erfunden: »Eine Oper istkein Schauspiel; unsere Kunst lebt von Ele-menten, die die gesprochene Tragödie nichtkennt«, schrieb Boito an Verdi. Und beson-ders die musikalische Dimension des Dra-mas setzte Everding ins Zentrum seinerHamburger Inszenierung.

Das orange Kostümkolorit des drittenAktes schmeichelt zwar sichtbar dem Farb-geschmack der 1970er, doch wird nicht nurästhetisiert historisch das Zypern des 15.Jahrhunderts bebildert, sondern mit einerpsychologischen Lichtführung das Univer-sale der Liebestragödie gemalt. Den ganzenAbend lang wird durch einen transparent

Verdis Vertonung des Shakespeare’schen Eifersuchtsdramas »Othello« wird seit nunfast 40 Jahren in einer klassischen Inszenierung gezeigt. Dramaturg Alexander Meier-Dörzenbach (42), bekannt für seine internationale Arbeit im sogenannten »modernenRegie-Theater«, ist mit ihr aufgewachsen.

E

* Shakespeares »Othello«, V, 2.

geleuchteten Schleier gesungen, der beson-dere Hell/Dunkel-Blenden erlaubt. EinSchwarz/Weiß-Kontrast ist nicht nur imdunklen Mohren und der blonden Venezia-nerin vorhanden, sondern wird durchschwarze und weiße Kleidung sowie in psy-chologischen Licht- und Schatten-Momen-ten konterkariert.

Das Drama entspringt einem urgewalti-gen Aufschrei der Elemente; wie der Ruf dergequälten Seele tönt das Orchester disso-nant gellend und peitscht in apokalypti-scher Gewalt durch das Klangmeer. AlsOtello dem Schiff entsteigt, leuchtet er imimposanten Auftrittsgesang, der für jedenTenor eine knapp 30 Sekunden lange He -rausforderung ist. Aus den Gefahren der ge-waltigen Natur und der kriegerischen Aus-einandersetzung kommt der Held siegreich,

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»Turandot«

OPER Repertoire»Otello« »La Traviata«

Sexte die Stimmen sanft verschmelzen; dererste Akt, ebenso wie die gesamte Oper, ver-ebbt in einem langen Decrescendo.

Im düsteren Finale, wenn Desdemonatot auf der Ruhestätte liegt und Otello ster-bend zu ihr drängt, ertönt das Kuss-Motiverneut: Der Wunsch nach einem weiterenKuss erstickt in den letzten Klängen – es ist,als ob nur noch beide Seelen hoffen können,harmonisch in Ewigkeit zu verschmelzen.Musikalisch wird der Blick nicht auf die Ver-löschenden geworfen, sondern auf dieLiebe, die sie wenigstens für den einen Mo-ment des Kusses vereint hat. Anstelle der be-sungenen Finsternis kehrt nun auch sze-nisch das Mondlicht wieder und so wird ausdem (Selbst-)Mord ein Liebestod – wildund leise …

ALEXANDER MEIER-

DÖRZENBACH hat ander Hamburger Universi-tät Amerikanistik gelehrt,arbeitet regelmäßig mitdem Regisseur Stefan Her-

heim zusammen und ist ab dieser Saisonals Chefdramaturg des Aalto-TheatersEssen tätig.

souverän und strahlend an Land. Allerdingsnur, um dann den inneren Stürmen seineswilden Ichs zu erliegen …

Wenn er und Desdemona in hellenNachtgewändern gehüllt den leitmotivi-schen Kuss im Mondlicht beschwören, wird»un bacio« zum Sinnbild einer liebendglücklichen Vereinigung zweier grundver-schiedener Menschen: der starke Militär-held aus der Wüste, der von Sklaverei erzähltund die zarte venezianische Tochter ausgutem Hause, die sich von genau diesen Er-zählungen des Leidens angezogen fühlt. Dasganze Universum scheint musikalisch imDuett den Atem anzuhalten: Die Plejadenversinken im Meer, und Otello beschwörtVenus, ihr astrales Licht scheinen zu lassen.Vom E-Dur des Kuss-Motivs moduliertVerdi in das dunklere Des-Dur, bis in einer

2 0 JOURNAL 1 . 20 13/ 14

GIUSEPPE VERDILa Traviata

Musikalische Leitung: Alexander Joel Inszenierung: Johannes Erath Bühnenbild: Annette KurzKostüme: Herbert MurauerLicht: Olaf FreeseDramaturgie: Francis HüsersChor: Christian Günther Spiel leitung: Holger Liebig

Violetta Valéry Ailyn Pérez Flora Bervoix Rebecca Jo LoebAnnina Ida Aldrian Alfredo Germont Stephen CostelloGiorgio Germont Alexandru AgacheGastone Sergiu SaplacanIl Barone Douphol Jan Buchwald Il Marchese d’Obigny Florian SpiessIl Dottore Grenvil Levente PállGiuseppe Manuel GüntherUn Domestico di Flora Gheorghe Vlad/Mariusz KolerUn Commissionario AndreasKuppertz/Peter Veit

Unterstützt durch die Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper

Aufführungen20., 24., 27. September 2013, 19.30 Uhr

GIUSEPPE VERDIOtello

Musikalische Leitung: Henrik Nánási Inszenierung: August EverdingBühnenbild und Kostüme:Pierluigi SamaritaniChor: Eberhard Friedrich Spiel leitung: Wolfgang Bücker

Otello Christian Franz Jago George GagnidzeCassio Jun-Sang Han Roderigo Sergiu SaplacanLodovico Alin AncaMontano Szymon KobylinskiUn Araldo Vincenzo NeriDesdemona Kristine OpolaisEmilia Renate Spingler

Aufführungen29. September, 2. Oktober 2013, 19.00 Uhr; 5. Oktober 19.30 Uhr

Repertoire Neue Sänger in »Otello« und »La Traviata«

Christian Franz ist interna-tional einer der gefragtestenWagnertenöre. In Hamburgsowie an weiteren wichtigenHäusern und Festivals war eru. a. als Siegfried, Siegmund,Loge, Tristan und Parsifal zuerleben. Im September wirder sich mit Verdis Otello zumersten Mal in einer italieni-schen Heldentenorpartie ander Alster präsentieren.

Kristine Opolais (Desdemo -na) stammt aus Lettland.2006 erfolgte ihr Debüt alsTosca an der Staats oper Ber-lin. Seither führte ihr Karrie-reweg steil nach oben: Siegastiert u. a. an New YorksMetropolitan Opera, der Mai-länder Scala, der Wiener undBayerischen Staatsoper,sowie am ROH London undbei den Festivals in Salzburgund Aix-en-Provence.

George Gagnidze (Jago)wurde in Tiflis (Georgien)geboren. Er gastiert an denwichtigen internationalenMusikzentren, u. a. an derNew Yorker Met, der Los An-geles Opera, der MailänderScala, der Wiener Staatsopersowie an den Opernhäusernin Zürich, Madrid, San Fran-cisco, Verona, Berlin undParis. In Hamburg war er bis-her als Scarpia zu erleben.

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OPER Repertoire

Stephen Costello (AlfredoGermont) debütierte imAlter von 26 Jahren an derNew Yorker Met. Seitdem istder Amerikaner in wichtigenMusikmetropolen auf getre -ten, u. a. am Londoner Co-vent Garden, der Deut schenOper Berlin, bei den Salzbur-ger Festspielen, an der LosAngeles Opera, beim Glyn-debourne Festival und ander Staatsoper Wien.

Alexandru Agache (GiorgioGermont) gehört seit Jahrenzu den geschätzten Gast-stars an der Alster. Sein Re-pertoire, das er weltweit anden wichtigen Opernzentrenpräsentiert, umfasst vor al -lem die großen Partien desitalienischen Fachs von Do-nizetti über Verdi bis Puc-cini. Zuletzt war er in Ham -burg als Renato in Verdis»Maskenball« zu erleben.

Szene aus »La Traviata«mit Ailyn Pérez als Violetta Valéry

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OPER Interview»Ariadne auf Naxos«

Die russische Sopranistin Olga Peretyatko wird im Oktober als Zerbinettain »Ariadne auf Naxos« an der Staatsoper zu Gast sein

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»Ich lebe meinen Traum.«

Grundsatz: Achtet man auf sich und nimmt nur die Angebote an,die zum eigenen Repertoire passen, bleibt man lange erfolgreich.Manchmal heißt es: ›wow, ein Star ist geboren‹ und wenig späterfragt man sich »schade, wo ist diese Sängerin oder dieser Sänger ge-blieben?«. Man sollte schon genug Verstand für diesen Beruf mit-bringen. Selbstverständlich ist ein Teil des Erfolgs Glückssache. Aberam Ende ist man immer selbst diejenige, die ja oder nein sagt.

Sie können sich Ihre Partien mittlerweile aussuchen, was sicherlich ein Pri-

vileg in diesem Metier ist. Nach welchen Kriterien wählen Sie Ihre Ange-

bote aus?

O.P. Meine Partien sollen zu jenem Repertoire passen, dem ichnoch eine Weile angehören will: Belcanto und Rollen in Opern vonMozart und Richard Strauss. Partien des französischen Repertoiressollen dazu kommen, sobald ich französisch gelernt habe. Denn ichbin der Meinung, man sollte jene Sprache einigermaßen beherr-schen, in der man eine Rolle verkörpert, um sie gleichzeitig glaub-haft präsentieren zu können. Beispielsweise fühle ich mich für eineRolle wie die der Manon von Jules Massenet noch nicht genügendvorbereitet, obwohl sie mich wahnsinnig interessiert.

Nach Ihren großen Erfolgen in Mozart- und Belcanto-Partien folgt nun

eine der vielschichtigsten Rollen in einer Oper von Richard Strauss: Ist die

Zerbinetta in »Ariadne auf Naxos« ein Debüt?

O.P. Vor ungefähr zehn Jahren habe ich diese Rolle während mei-nes Studiums in einer Hochschulaufführung in Berlin gesungen.Später wurde die große Arie der Zerbinetta zu meiner bevorzugtenWahl, wenn ich irgendwo vorgesungen habe. Vor einiger Zeit bekamich ein Angebot aus Glyndebourne für diese Partie. Leider ließensich die dortigen Probenzeiten nicht mit meinem Terminkalendervereinbaren. So kommt es nun tatsächlich dazu, dass ich die Zerbi-netta zum ersten Mal in Hamburg singe!

Was mögen Sie besonders an dieser Rolle?

O.P. Mir gefällt die Ironie, die sich sowohl in der Musiksprache alsauch im Charakter dieser Figur finden lässt. Richard Strauss hat nie-mals ein schlechtes Libretto komponiert. Auch das ist ein Grund,warum seine Opern Meisterwerke sind. Zerbinetta ist sicherlich eineder ganz wenigen herausragenden Charaktere auf der Opernbühne,bei denen Direktheit und Lebensfreude so unmittelbar in das Bildeinfließen, das man sich von dieser Figur macht. Der Librettist Hugovon Hofmannsthal sagt von ihr: Sie ist »die einzige, die nur sich sel-ber spielt«. Zerbinetta erlebt den Augenblick und lässt sich nichtfestlegen. Das kann man vielleicht unterschiedlich bewerten: entwe-der etwas oberflächlich – ich lebe in vollen Zügen und nehme dieDinge, wie sie kommen – oder aber mit einem illusionslosen Blickauf den Alltag: Mir macht niemand etwas vor, ich weiß, was auf michzukommt und was ich tun werde. Und dann hat Zerbinetta eine derschönsten Aufgaben, die einer jungen Frau im Leben wie auf einerBühne zufallen kann. Sie soll verführen. Das ist ihr wahres Wesen!

OPER Interview

Als Mitglied des Internationalen Opernstudios verabschiedeten Sie sich vor

sechs Jahren von der Bühne an der Dammtorstraße. Im Mai dieses Jahres

kehrten Sie als Adina im »Liebestrank« zurück. In der Zwischenzeit hatte

sich für Sie eine Menge getan. Wie beurteilen Sie selbst Ihre Entwicklung?

Olga Peretyatko Eigentlich habe ich alles genau so gemacht wieimmer. Ohne dass ich es groß beeinflusse, läuft es im Augenblick op-timal. Zuweilen betritt ein Sänger mit einer Rolle früh die Bühne,auf der er eigentlich erst ein wenig später stehen sollte. Und für michgilt eben das Motto: lieber später als zu früh. Und mit dieser Ent-scheidung lebe ich sehr gut. Meine Lehrerin, die italienische Sopra-nistin Mariella Devia, ist im gleichen Alter wie Edita Gruberova. Sieblieb immer im gleichen Fach und singt Belcanto auf höchstem Ni-veau. Ihre Stimme hat eine Qualität, die auch ich mir wünsche, umnoch mit 65 Jahren so zu klingen. Seit kurzem nehme ich bei ihr Un-terricht, und sie hat mir wahnsinnig viel beigebracht. Es ist so, alswürde das Fundament noch einmal gereinigt. Es geht dabei um Klei-nigkeiten, aber Kleinigkeiten zeigen manchmal eine große Wirkung.

Was war das für ein Gefühl für Sie, an die Staatsoper zurückzukehren?

O.P. Erst einmal war ich überrascht, denn die Akustik in der Operist viel besser, als ich sie in Erinnerung hatte. Insgesamt fühle ichmich hier, als käme ich nach Hause. Ich kenne jeden. Alle fragen, wiees mir geht, und alle freuen wir uns wahnsinnig, uns wiederzusehen.Es gibt daher gute Gründe, warum ich meine Verpflichtungen inHamburg als etwas Besonderes empfinde.

Sie haben mehrere Stationen in unterschiedlichen Kulturen und an ver-

schiedenen Operninstitutionen durchlaufen. Was hat schließlich den Aus-

schlag für den Gesang gegeben?

O.P. Solange ich mich erinnern kann, habe ich gesungen. Habe ichals kleines Kind etwas gesehen, dann habe ich es »gesungen«. Späterfing ich an, Geige zu spielen. Aber nach einem Umzug in eine andereStadt hörte ich damit auf. Es hat mir nicht mehr so viel Spaß ge-macht. Auch im Chor war ich bereits als Kind und habe kleinere Soliübernommen. Da gibt es eine schöne Geschichte: Ich traf in Ham-burg Katerina Tretyakova wieder, mit der zusammen ich in Litauendie Kindermusikschule in Visaginas besuchte. Bei Gesangswettbe-werben haben wir manchmal Duette gesungen: eine wunderbareRückerinnerung für mich.

In einem Interview haben Sie einen interessanten Satz gesagt, der einem aber

auch Angst machen könnte: »Ich habe kein Recht mehr, Fehler zu machen.«

O.P. Es ist so. Wird man als Star gehandelt, wird man stets einwenig anders bewertet. Leute kommen manchmal von weit her indie Vorstellungen, eigens um dich zu sehen. Man trägt eine großeVerantwortung für die Qualität, die man präsentiert. Und ich bineine Perfektionistin. Ich will mir keine Fehler leisten. Sänger sind na-türlich wie alle Menschen: Mal geht es gut, mal nicht so gut. Manch-mal gibt es bessere, mal schlechtere Aufführungen. Unter dem Strichaber gilt es, ein hohes Niveau zu halten. Ich verfahre nach dem

Olga Peretyatko singt im Oktober erstmals Zerbinetta in »Ariadne auf Naxos«.

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OPER Repertoire

24 JOURNAL 4 .20 12/ 13

Im einen Fall zeigt sie dem jungen Komponisten den Weg zum Wun-der der Liebe. Im anderen Fall stellt sie der Melancholie und TrauerAriadnes das realistische Bild eines lohnenden Partnerwechsels ent-gegen. Und, wie gesagt: Besonders mag ich die Ironie dieser tiefgrün-digen und facettenreichen Figur. Es ist eine Partie, die ich immer sin-gen wollte.

Würden Sie gerne, wären Sie ein Komponist – und in dieser Oper geht es

ja zentral um die Visionen von Komponisten –, der Zerbinetta noch eine

Eigenschaft hinzu erfinden, hätten Sie die Möglichkeit dazu?

O.P. Zerbinetta ist stärker als Primadonna/Ariadne oder Tenor/Bacchus eine zentrale Figur im Vorspiel und in der Opernhandlung.Wäre ich der Komponist, würde ich der Oper vielleicht den Titel»Das Spiel der Zerbinetta« geben. Nein, eigentlich ist wirklich allesperfekt, so wie es ist. Es fehlt vielleicht höchstens eine Wahnsinns-szene …

Einige der heute erfolgreichen Sänger oder besonders Sängerinnen sehen

blendend aus, als kämen sie gerade aus einem Model-Casting. Für Sie gilt

das in einem besonderen Maß. Wie wichtig ist heute gutes Aussehen für den

Erfolg einer Karriere, wenn man darunter nicht einfach nur ein oberfläch-

liches Kriterium versteht?

O.P. Also ich würde sagen, das Aussehen wird ein wenig über-schätzt. Sitzt man im Theater, kann man im 3. Rang schon nichtmehr recht erkennen, wie gut jemand aussieht oder nicht. Man mussgut singen, das ist entscheidend wichtig. Und man muss vor allemCharisma haben, um auch im 3. Rang nicht übersehen zu werden.Für das Aussehen gibt es gute Maskenbildner, die vieles machenkönnen. Die Hauptsache ist: Man bleibt glaubwürdig! Für mancheine Bühnenfigur kann ich es mir nicht leisten, über siebzig Kilo zuwiegen. Außerdem fühlte ich mich dann viel zu schwerfällig. Auchin diesem Sinn ist es wichtig, glaubwürdig zu bleiben. Wenn ichmich vor dem Spiegel abschminke, denke ich überhaupt nichtdaran, eine hübsche Person zu sein. Es gibt dann tatsächlich andereDinge, mit denen ich beschäftigt bin.

Bei attraktivem Aussehen gibt es aber jenes Quäntchen Medienaufmerk-

samkeit, welches unter Umständen dazu führen kann, dass eine oder einer

aus dem Kreis mehrerer guter Sängerinnen oder Sänger zum Star aufge-

baut wird. Beispiele gibt es viele dafür, das prägnanteste ist sicherlich Anna

Netrebko …

O.P. Ja, aber es ist nicht Anna Netrebko selbst, die den Medienrum-mel um sich herum initiiert hat. Opernliebhaber brauchen Stars. Ichhabe vor kurzem in Wien Anna Netrebko als Tatiana in »Eugen One-gin« erlebt. Sie hat mich sehr beeindruckt und wird zu Recht als Stargehandelt. Wie ich auch sonst, ehrlich gesagt, nie eine Sängerin erlebthabe, die berühmt ist in diesem Geschäft und nichts kann. Tatsäch-lich habe ich im Operngeschäft bislang noch niemanden erlebt, derhochgepuscht wurde einfach »so wegen nichts«. In Wahrheit mussman wirklich viel können und auf der Bühne zeigen, um eine außer-gewöhnliche Qualität immer wieder neu zu bestätigen.

Abgesehen von eher vordergründigen Vergleichen, wie sie in diesem Metier

im Operngeschäft üblich sind: Gibt es prägende stilistische Vorbilder, sei es

im Gesang oder im Darstellerischen?

24 JOURNAL 1 . 20 13/ 14

Szene aus »Faust«

»Ariadne auf Naxos«

O.P. Bei einem großen Vorbild studiere ich gerade: Mariella Devia.Ich bewundere sie, seit ich sie zum ersten Mal live mit Belcanto-Par-tien gehört habe. Ich wohne seit einiger Zeit in Italien und kenne alldie Sängerinnen, die das gleiche Repertoire singen. Und ich habe nir-gendwo eine so tiefe Innerlichkeit und gleichzeitig so eine perfekteTechnik erlebt wie bei Mariella Devia. Zweifellos bin ich vor allemauf technische Aspekte fixiert, weil das für mich die ideale Basis ist.Danach kann man die zweite und dritte Schicht hinzufügen, näm-lich, glaubwürdig und interessant mit all dem zu sein, was man be-wusst interpretiert. Die Basis ist dennoch die Hauptsache. Und dassind Technik und perfekte Vorbereitung. Ich habe Mariella Devia vorkurzem bei ihrem Norma-Debüt erlebt. Das war einfach großartig!

Sie sind derzeit eine der gefragtesten Sängerinnen. Läuft man da nicht Ge-

fahr, abzuheben?

O.P. Nein. Man muss schon ein bisschen Gehirn haben und gleich-zeitig die Mechanismen verstehen. Zugegeben, das ist alles wunder-bar: die Blumen, die Fotos, die Autogrammjäger. Manche Opernfansübertreiben vielleicht ein bisschen. Als ich in Wien morgens zur ers -ten »Rigoletto«-Probe kam, wartete bereits jemand mit ausgedruck-ten Fotos vor der Tür und wollte Autogramme haben. Es ist wunder-schön, aber manchmal auch anstrengend, tonnenweise Fotos zuunterschreiben und mit Blumen und Komplimenten überhäuft zuwerden. Dann kommst du nach Hause, siehst dich im Spiegel undmusst das für dich einordnen und sagen: Das bist immer noch du.Wir sind und bleiben die gleichen. Lawrence Brownlee, mit dem ichgerade in Hamburg in »L’Elisir d’ Amore« aufgetreten bin, der überallsingt und einen großen Namen hat, ist für mich diesbezüglich eingutes Vorbild, weil er völlig normal geblieben ist. Er ist zu allen sehrnett und kollegial. So sollte es sein. Wenn man das einmal begriffenhat, kann man auch weiterhin ein normales Leben führen.

Sie sind viel auf Gastspielreisen. Wie ist es für Sie, wenn Sie nach einer um-

jubelten Vorstellung alleine in Ihrem Hotel sitzen?

O.P. Für mich ist das nicht schwer. Ich fühle mich wohl mit mirselbst. Es gibt viel zu überlegen, viel zu lesen. Und ich fühle mich nieeinsam, da ich meine Familie zu Hause habe. Ab und zu brauche ichdas Schweigen – »nel silenzio« – , weil ich nur so Kräfte sammelnkann. Am Tag der Vorstellung gehe ich weder aus dem Haus nochspreche ich mit jemandem. Das ist keine Marotte. Vieles mag über-trieben sein, was über das Verhalten von Sängern erzählt wird, keineoffenen Fenster, keine Klimaanlagen und so weiter. Aber manbraucht ausreichend Zeit, um seine Kräfte zusammenzuhalten,damit später die ganze Energie auf die Bühne kommt.

Gibt es Herzenswünsche, was sie auf jeden Fall noch einmal auf einer

Bühne darstellen möchten?

O.P. Eigentlich lebe ich jetzt meinen Traum und bin glücklich. Ichsinge überall dort, wo ich gerne hinwollte. Man kann planen, aberwie es dann wird, kann man nicht entscheiden. Es kann vieles pas-sieren, was alle Pläne durchkreuzt. Ein wenig Selbstironie schadeteinem nie, finde ich. Nach dem Motto: Willst du, dass der Herrgottlacht, erzähle ihm deine Pläne für morgen.

| Interview Annedore Cordes

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Das Opernrätsel Nr. 1 One-Hit-Wonder

Das war beim letzten Mal die richtige Antwort:>>> »Onegin« in St. PetersburgDie Gewinner werden von uns schriftlich benachrichtigt.

Jeder Schuss ein Treffer? Gilt nur für High Potentialsunter den Komponisten. Durchschnittsgenies hinge-gen können froh sein, wenn sie nur ein einziges MalHit und weg oder wenigstens posthum in Klingelton-charts und Ginkgo-Tinktur-Werbung zweitverwertbarsind. Einem solchen Opern-One-Hit-Wonder brechenwir diesmal einen Taktstock: Vor dem väterlicherseitsangeordneten Jurastudium rettet den Gesuchten dieAdoption durch seinen Onkel. Prompt bringt er esdann in einem Komponistencasting zum Chartstür-mer mit einem Stück, das alles bietet, was ein Kassen-schlager braucht. Ohrwürmer, vor allem aber nureinen Akt: In reizvoller Urlaubskulisse lässt ein Tenorsein Leben. Grund hierfür ist seine eifersüchtige Ex,die ihrem Ärger bei einem Bariton hochdramatischLuft macht: Mit dessen Frau singt ihr untreuer Ver-flossener nämlich gern mal ein Duett. Das kommtnicht gut an. Der Tenor beißt dem verstimmten Bari-ton sodann ins Ohr und verabschiedet sich noch ebenvon »Mamma«. Hinter der Bühne wird der Konfliktsamt Urheber nach guter Landessitte aus der Welt ge-schafft. Ende der Agrartragödie. Fast merkwürdig, dassunser Erfolgsproduzent fortan nur noch Eintagsflie-gen vertont. Man denke nur an die Oper, in der er eineSängerin zur Strafe nackt über die Bühne reiten lässt.Nein, das ist kein Regietheater, das steht da wirklich.Aber das ist eine andere Geschichte.

FRAGE

Frage: Wie heißen der Komponist undseine einzige berühmte Oper?

Senden Sie die Lösung bitte bis zum 12. September2013 an die Redaktion »Jour nal«, Ham bur gischeStaats oper, Postfach, 20308 Hamburg. Mitar beiter derHambur gischen Staats oper und ihre Ange hörigen sindleider nicht teilnahmeberechtigt. Der Rechts weg istausgeschlossen.

DAS KÖNNEN SIE GEWINNEN

1. Preis: Zwei Karten für »Weihnachtsoratorium«am 11. Dezember 20132. Preis: Zwei Karten für »Lohengrin« am 22. Dezember 2013 3. Preis: Zwei Karten für »Peter Grimes« am 3. Dezember 2013

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2 6 JOURNAL 1 . 20 13/ 14

Vanitas_Everyman

OPER Black Box 20_21

it der neuen Saison geht die Würdigungder drei Jubilare des Musikjahres 2013 ineine weitere Runde. Als eines der ganzwenigen Opernhäuser feiert die Staats-oper Hamburg nicht nur den 200. Ge-

burtstag Richard Wagners und Giuseppe Verdis, son-dern auch den 100. Geburtstag von Benjamin Britten.Mit Neuproduktionen und ungewöhnlichen, gewagtenProjekten setzt Opernintendantin und Generalmusik-direktorin Simone Young über zwei Spielzeiten künstle-rische Akzente im Programm der Staatsoper und beiden Philharmonikern Hamburg. So folgte auf die konzertante Premiere von »Rienzi« imJanuar drei Wochen »Wagner-Wahn« im Mai und Juni:Simone Young dirigierte die zehn Hauptwerke RichardWagners in nur drei Wochen. 16.225 Besucher aus 30Ländern sahen die Aufführungen, die Auslastung betrug98%. Unter den reisefreudigen Wagner-Fans war auchCharlie Chan, der für die Vorstellungen mit einerGruppe aus Taiwan anreiste: »Nirgendwo sonst wurdenalle zehn großen Werke in kurzem Zeitraum hinterei -nander aufgeführt«, sagte er begeistert. Zum Ausklangdes Wagner-Jahres zeigt die Staatsoper im Dezembernoch einmal Peter Konwitschnys legendäre »Lohen-grin«-Inszenierung. Zum 200. Geburtstag von Giuseppe Verdi im Oktoberstemmt Simone Young ein weiteres Marathon-Projekt.Im Rahmen von »Verdi im Visier« bringt RegisseurDavid Alden innerhalb von drei Wochen die drei Früh-werke »La Battaglia di Legnano«, »I due Foscari« und »ILombardi« an der Staatsoper heraus. Für alle drei Pre-mieren entwickelt der Bühnenbildner Charles Edwardssein Gestaltungskonzept konstant weiter. Simone Youngsteht bei allen drei Neuproduktionen am Pult, es singenunter anderem Alexia Voulgaridou, Giuseppe Filianoti,John Relyea, Andrzej Dobber, Amarilli Nizza und Elzavan den Heever. Bereits im Februar sorgte JohannesEraths neue Deutung von »La Traviata« für Furore, derdie Geschichte stimmungsvoll und eindringlich er-zählte. Die Produktion steht gleich nach der Sommer-pause wieder auf dem Programm. Simone Youngs Liebe zur Musik Benjamin Brittens istseit ihrem vielgelobten Hamburger Zyklus mit Operndes britischen Komponisten kein Geheimnis mehr. ImJubiläumsjahr rehabilitierte Hamburgs Opernchefinmit seiner Krönungsoper »Gloriana« ein selten gespiel-tes Werk Brittens und bewies, dass es sich keinesfalls um»sperriges« Musiktheater handelt. In der neuen Saison

setzt die Dirigentin die Würdigung Brittens mit einerAufführung seines »War Requiems« mit den Philhar-monikern Hamburg fort, besetzt wie vom Komponistengewünscht mit Solisten aus Russland, England undDeutschland. Im November präsentiert die Staatsopereine Wiederaufnahme von Brittens düsterem Drama»Peter Grimes« mit Michael Schade in der Titelpartie. Ergänzt werden die Neuproduktionen, Wiederaufnah-men und Vorstellungen durch ein Begleitprogramm mitVorträgen, Diskussionen und einem Symposium. Gele-genheit genug also, sich bis Jahresende noch weiter in-tensiv mit den Werken der drei Jubilare zu beschäftigen.

| Bettina Bermbach

»Wagner, Verdi, Britten« –Die Feier geht weiter

M

»VERDI IM VISIER«»La Battaglia di Legnano«Premiere am 20. Oktober 2013»I due Foscari«Premiere am 27. Oktober 2013»I Lombardi«Premiere am 10. November 2013

IM REPERTOIRE»La Traviata«Vorstellungen ab dem 20. September 2013»Otello«Vorstellungen ab dem 29. September 2013»Peter Grimes«Wiederaufnahme am 24. November 2013»Lohengrin«Vorstellungen ab dem 22. Dezember 2013

BEGLEITPROGRAMM»Wagner-Verdi: Eine Bilanz«Mit Udo Bermbach, Opera stabile, 6. Dezember 2013, 19.30 Uhr

»Verdi im Visier« Tagung »Der frühe Verdi«Vorträge und Diskussionen mit den Verdi-Experten An-selm Gerhard, Uwe Schweikert, Roberto Scoccimarrosowie Francis Hüsers und Kerstin Schüssler-Bach Foyer Großes Haus, 26. Oktober 2013, 13.00 – 17.30 Uhr

weitere Veranstaltungen siehe rechte Seite

Jubilare

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Wagner – Verdi – Britten

WAGNER UND HITLER – Traditionsli-nie oder Missverständnis? Der HistorikerHannes Heer, der u. a. bei der Ausstellung»Verstummte Stimmen« die Wagner-Re-zeption im Dritten Reich aufarbeitete,widmet sich dem Thema: »AntisemitischeIdeologie und Praxis bei den BayreutherFestspielen« und erinnert dabei auch anverfolgte Hamburger Künstler wie OttilieMetzger-Lattermann, Frida Leider, MaxDawison, Karl Alwin, Franz Bittong, Leo-pold Landau und Sally Wolf.Von Richard Wagner zu Adolf Hitler

Vortrag mit Hannes Heer19. September, 19.30 Uhr, Opera stabile

OTELLO UND OTHELLO: Verdis Operund Neumeiers Ballett stehen im Septem-ber parallel auf dem Spielplan. Die Dra-maturgen Kerstin Schüssler-Bach undAndré Podschun widmen sich mit an-schaulichem Ton- und Videomaterial demVergleich einer der größten Opern des 19.Jahrhunderts und eines legendären Bal-letts – und ihres individuellen Zugriffs aufShakespeares Drama.Otello/Othello: Verdis Oper – NeumeiersBallett. Mit Kerstin Schüssler-Bach undAndré Podschun.

24. September, 19.30 Uhr, Opera stabile

DA GIUSEPPE: Zu einem Abend imHause Verdi laden Künstler der Staatsoperin Zusammenarbeit mit dem ItalienischenKulturinstitut. Der Verdi-Experte Chris -toph Schwandt gibt Einsichten in den Pri-vatmann Verdi, Katerina Tretyakova undDovlet Nurgeldiyev singen Lieder und an-dere Raritäten des Jubilars. (Mit Verkos -tung)Da Giuseppe – ein Abend im Hause Verdi

mit Christoph Schwandt (Lesung), KaterinaTretyakova (Sopran), Dovlet Nurgeldiyev(Tenor) und Rupert Burleigh (Klavier)

25. September, 19.30 Uhr, Opera stabile

After work

EIN GENIE DES ABSURDEN war der rus-sische Dichter Daniil Charms. Seine gro-tesken Texte stehen im krassen Wider-spruch zu seinem tragischen Leben: 1942verhungerte er in einem Gefängnis. LeonGurvitch, der als Jazz- und Weltmusik-komponist schon zwei »After works« be-reicherte, vertonte Gedichte von DaniilCharms. Maria Markina, Ensemblemit-glied der Staatsoper, wird sie mit Mitglie-dern der Philharmoniker zur Urauffüh-rung bringen, Nina Kupczyk, die in derStabile den Abend »Vanitas_Everyman« in-szenierte, übernimmt die Szenische Ein-richtung.After work »Was ein Prophet auch künde,ist nicht ohne Sünde«. Erotische Gedichtevon Daniil Charms, Musik von Leon Gur-vitch. Mit Leon Gurvitch (Klavier undMusik. Ltg.), Maria Markina (Mezzoso-pran), Christian Seibold (Klarinette, Saxo-phon), Stefan Schmidt (Violine), N.N.(Schauspieler), Nina Kupczyk (SzenischeEinrichtung)

20. September, 18.00 Uhr, Opera stabile

»Der Meister und Margarita«

BUCERIUS KUNST CLUB zu GastEinführung mit Premierenbesuch (nur für

Mitglieder des Bucerius Kunst Clubs)

14. September, 16.30 Uhr

YORK HÖLLER im Gespräch mit Kerstin Schüssler-BachKomponistenporträt York Höller

13. September, 19.30 Uhr, Opera stabile

THEATERTAGUNG der KatholischenAkademie zu literarischen, theologischenund musikalischen Hintergründen vonOper und Roman Theatertagung mit Vorstellungsbesuch

21. September, 16.00–18.00 Uhr, Opera

stabile. Vorstellung um 19.30 Uhr

Anmeldung: [email protected],

Tel. (040) 36952-0

(siehe auch S. 7)

OPERA STABILE

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1 . 20 13/ 14 JOURNAL 2 9

»Das Lernen hört nie auf«Seit der Spielzeit 2013/14 ist Gigi Hyatt Pädagogische Leiterin der Ballettschule des HAMBURG BALLETT. Die ehemalige Erste Solistin von John Neumeier kehrt nach längerem Aufenthalt in den USA zu ihren tänzerischen Wurzeln zurück und tritt die Nachfolge von Marianne Kruuse an.

BALLETT Hinter den KulissenPädagogische Leiterin der Ballettschule

ie war Elaine und Ginevra in »Artus-Sage«, Desdemona in »Othello«, Solveigin »Peer Gynt«, Cinderella in »A Cinde-rella Story«, Helena in »Ein Sommer-nachtstraum«, Olympia und Marguerite

in »Die Kameliendame«, Chloë in »Daphnis undChloë«, Marie in »Der Nussknacker«, Blanche in »End-station Sehnsucht« – kurzum: sie tanzte so gut wie allegroßen weiblichen Hauptrollen, die das Repertoire desHAMBURG BALLETT zu bieten hat: Gigi Hyatt. Dann,mit 34 Jahren, auf dem Höhepunkt ihres Könnens undfür eine Tänzerin ihres Kalibers keineswegs schon amEnde ihrer Karriere angelangt, entschied sie sich plötz-lich, nach der Spielzeit 1996/97 die Spitzenschuhe anden Nagel zu hängen und sich stärker ihrer Familie zuwidmen – vor allem ihrer damals zweijährigen TochterEmilie. Auf höchstem Niveau Künstlerin zu sein undgleichzeitig Mutter, das war für sie nicht vereinbar.

Gemeinsam mit ihrem Mann Janusz Mazon (der von1985-1997 ebenfalls beim HAMBURG BALLETTtanzte) zog Gigi Hyatt in die USA und wurde Ballett -meis terin, später Künstlerische Direktorin des GeorgiaBallet in Marietta, nicht weit weg von Atlanta. 16 Jahreblieb sie dort – jetzt kehrt sie zurück nach Hamburg undübernimmt als Nachfolgerin von Marianne Kruuse, diein den Ruhestand geht, die Pädagogische Leitung derBallettschule des HAMBURG BALLETT. Es ist, so sagtsie selbst, »ein bisschen wie eine Heimkehr«, eine »orga-nische Entwicklung« auch nach der Zeit in den USA.Vorgefunden hat sie »eine wunderbare Ballettschule,mit etwas sehr Besonderem: einem lebendigen Choreo-grafen, der immer wieder neue Werke kreiert, die Schü-ler sind im selben Gebäude wie die Compagnie und er,sie können mit ihm arbeiten, eigene Stücke mit ihm er-arbeiten – das gibt es in dieser Kombination sonst nir-gendwo auf der Welt.« Ein Vorzug, in dessen Genussjetzt auch Tochter Emilie kommt: sie ging bis Ende letz-ter Spielzeit in die 8. Klasse der Ballettschule und ist nunals Aspirantin in der Compagnie auf dem besten Wege,in die Fußstapfen der Mutter zu treten. Das wehrt dieseaber lachend ab und plädiert dafür, dass die junge Fraulieber ihre eigenen Spuren hinterlassen solle. Trotzdemsei sie sehr glücklich, dass Emilie jetzt den letzten Schlifffür ihre Profi-Karriere in Hamburg bekomme.

Denn das HAMBURG BALLETT hat für sie nach wievor »einen besonderen Spirit, der schwer in Worte zufassen ist«. Er lasse sich vielleicht am ehesten dadurchdefinieren, »dass John immer an den Menschen interes-siert ist, nicht nur an ihrer Technik«. Dass man in seinenVorstellungen immer ein umfassendes Bild vermitteltbekomme, ein Rundumerlebnis, Emotionen inbegrif-fen. Etwas, das Ausführende und Zuschauende gleicher-maßen ergreife.

Ihre Hauptaufgabe sieht Gigi Hyatt deshalb darin,den Schülerinnen und Schülern diesen Spirit zu lehren,sie nicht nur zu guten Tänzerinnen und Tänzern auszu-bilden, sondern »zu ganzen Persönlichkeiten, die sichmit etwas verbinden und mit anderen zusammenarbei-ten können, damit sie in die Welt gehen können als guteTänzer und als gute Menschen«. Dass sie eine gute Tech-nik lernen, ist selbstverständlich. Die Anforderungendaran sind im Vergleich zu früher ungleich höher – wodamals eine doppelte Drehung genügte, muss es heutegleich eine vierfache sein. Dennoch ist für Gigi HyattTechnik nicht das Wichtigste: »Das Wichtigste ist, dassman das eigene Ego hintanstellt, dass man für einenChoreografen ein Instrument sein kann, ein unbe-schriebenes Blatt, das sich immer wieder wandeln undkreativ sein kann.« Voraussetzung dafür sind für sieFleiß, Intelligenz, Disziplin, Bescheidenheit – um nichtzu sagen Demut, und vor allem: Respekt – vor den an-deren, aber auch vor dem Leben an sich. Um lernen zukönnen, müsse man ständig an sich arbeiten und sichselbst herausfordern, meint sie: »Es ist wie mit den Pi-rouetten: Man muss immer bis an die Grenze gehen –dann fällt man um, sammelt sich wieder und hat etwasdazugelernt. Wenn man nicht an die Grenzen geht, lerntman nichts. Und das Lernen hört nie auf.«

| Annette Bopp

Die Autorin, geb. 1952, schreibt Portraits, Featuresund Kritiken zu Themen rund um den Tanz fürdeutschsprachige Zeitungen und Magazine sowie dieInternetplattform www.tanznetz.de. Die Arbeit JohnNeumeiers und des HAMBURG BALLETT begleitetsie bereits seit den Anfängen 1973 (www.annette-bopp.de).

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OPER Namen&NachrichtenAktuelles aus der Staatsoper

Abonnentenreise nach Triest: Dinner mit Tosca

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n ÜBER 9.000 KILOMETER legten sie für 40 Stunden Wagnerzurück: 23 Taiwanesen, deren Passion die Werke des BayreutherMeisters sind. Im Mai reisten sie für den »Wagner-Wahn« derStaatsoper nach Hamburg – schließlich bot sich nur hier die Gele-genheit, die zehn Hauptwerke innerhalb von drei Wochen zu erle-ben. Charlie Chan, Präsident der Wagner-Gesellschaft in Taipeh,hatte die Ini tiative ergriffen und die Reise für seine Gruppe orga-nisiert. In Hamburg befanden sie sich dann in guter internationa-ler Gesellschaft: Aus über 30 Ländern kamen die Zuschauer wäh-rend des »Wagner-Wahns« in die Staatsoper. Neben zahlreicheneuropäischen Ländern waren Brasilien, Israel, Japan, die USA undNeuseeland die Heimatländer der Wagner-Freunde. Aus Taiwanreiste für den »Ring«-Zyklus dann noch Verstärkung für CharlieChan an: Weitere 17 seiner Landsleute komplettierten die Gruppezur wohl größten, die die Staatsoper jemals aus Taiwan besuchte.

Eine ganz besondere Aufführung von Puccinis »Tosca«führte knapp 20 Abonnenten und Freunde der Staats-oper über Pfingsten mit STUDIOSUS ins italienischeTriest: Im Teatro Verdi wurde das Werk im historischenBühnenbild der Uraufführung im Jahr 1900 gezeigt,entworfen von dem legendären Bühnenbildner undIllus trator Adolf Hohenstein. In der Titelpartie glänzteAlexia Voulgaridou, Hamburgs umjubelte Premieren-»Butterfly« der letzten Spielzeit. Nach der Vorstellungtraf die griechische Sopranistin ihre Hamburger Besu-cher zum Dinner und gab Reiseleiter Richard Ecksteinim Interview freimütig Auskunft über ihre Opernkar-riere und ihre besondere Beziehung zu ihrer Wahlhei-mat Deutschland im Allgemeinen und zu Hamburg imBesonderen. Neben der Hafenstadt Triest mit denSchlössern Miramare und Duino erkundeten die Reisen-den auch das slowenische Hinterland, wo vor allemdessen malerische Hauptstadt Ljubljana für viele zueiner besonderen Entdeckung wurde.

Zum »Wagner-Wahn« kamen Zuschauer aus aller Welt

Premiere »Seven Angels«Eine zeitgenössische Oper mit dankbaren Partien – keinWiderspruch. Die jungen Sänger des Opernstudioshoben Luke Bedfords Kammeroper »Seven Angels« alsDeutsche Erstaufführung erfolgreich aus der Taufe. Derjunge britische Komponist war angereist und zeigtesich begeistert von der Produktion, die Alexander Win-terson dirigierte. Auf dem Foto v.l.n.r.: Thomas Florio, Szymon Kobylin-ski, Sergiu Saplacan, Regisseur Heiko Hentschel, Ma-nuel Günther, Luke Bedford, Ida Aldrian, SolenMainguené, Mélissa Petit.

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Eberhard Friedrich ist neuer Chordirektorn EINER DER PROFILIERTESTEN und erfolgreichsten Chorleiter Deutschlands kommt an dieStaatsoper Hamburg: Zum Saisonbeginn tritt Eberhard Friedrich sein Amt als neuer Chordirektoran der Dammtorstraße an. Der renommierte Künstler verantwortet seit 2000 die Leitung des Bay-reuther Festspielchores, dessen herausragende Leistungen jedes Jahr die Besucher überwältigen.Der aus Darmstadt stammende Friedrich studierte zunächst Dirigieren in Frankfurt und nahmdann ein erstes Engagement in Koblenz und später in Wiesbaden an. Nach Hamburg wechselt ervon der Staatsoper Unter den Linden in Berlin, wo er 15 Jahre als Chordirektor engagiert war. Hiererregte er unter anderem mit der Einspielung des »Tannhäuser« unter Daniel Barenboim großeAufmerksamkeit, für die neben allen Beteiligten auch der Chor mit einem Grammy ausgezeichnetwurde. Als Gast erhielt Eberhard Friedrich außerdem Einladungen zu Chören in Krakau, Tallinund Vilnius. Er arbeitete viele Jahre mit der Internationalen Bachakademie Stuttgart zusammenund erhielt Einladungen des Rundfunkchores Berlin, des Rias Kammerchores, des Chores des Nie-derländischen Rundfunks, des Chores der Amsterdamer Oper und der Chöre des WestminsterChoir Colleges. Vielseitigkeit zeichnet seine Arbeit aus, auf eine Musiksparte lässt Eberhard Fried-rich sich nicht festlegen. Das zeigen auch seine Vorlieben: »Viele Komponisten haben wunderbareChormusik komponiert. In der Oper gehören sicherlich Verdi, Wagner, Bizet und Tschaikowsky zuden ganz großen Chorkomponisten«, sagt er. »Für mich gehört aber auch Johannes Brahms dazu –nur hat der keine Opern geschrieben.« Eine »Lieblingsoper« hat Hamburgs neuer Chordirektor

nicht: »Ich mag natürlich große Choropern wie ›Otello‹, ›Lohengrin‹ oder ›Moses und Aron‹ besonders gerne. Es gibt für mich aberimmer wieder auch Entdeckungen zu machen, worüber ich mich dann sehr freue. Kürzlich hatte ich die Gelegenheit, Rossinis selten ge-spielten ›Guillaume Tell‹ einzustudieren – eine tolle Oper mit großen, wunderbaren Chören! Ich mag aber auch Opern, die für Chornicht so interessant sind, wie Mozarts ›Così fan tutte‹ oder Bergs ›Wozzeck‹.« Weitere Entdeckungen wird Eberhard Friedrich in seinerersten Hamburger Opernsaison machen, wenn für »Verdi im Visier« gleich drei frühe Opernraritäten des italienischen Meisters auf demSpielplan stehen. Neben der Arbeit an »seinem« neuen Opernhaus freut er sich auch darauf, die Stadt zu erkunden: »Schon bei meinenvielen Besuchen habe ich Hamburg immer sehr gemocht. Nun freue ich mich darauf, hier zu leben.«

7. Intermezzo-Gala der Freunde des Ballettzentrumsn AM SAMSTAG, DEN 28. SEPTEMBER 2013 , laden dieSchirmherrin Hamburgs Kultursenatorin Prof. Barbara Kisselerund die Freunde des Ballettzentrums zur Benefiz-Ballettgala »In-termezzo VII« ein. Ab 19.00 Uhr tanzen die Compagnie sowie dieSchülerinnen und Schüler der Ballettschule des HAMBURG BAL-LETT und das BUNDESJUGENDBALLETT im festlichen Börsen-saal der Handelskammer. Die siebte Intermezzo-Gala steht imZeichen des 40. Jubiläums von John Neumeier mit dem HAM-BURG BALLETT. Alle zwei Jahre findet die Ballett-Benefiz-Veran-staltung statt, deren Erlös der Ballettschule zugutekommt.

Für alle Fragen rund um die Ballettgala »Intermezzo VII« und für Platz- und Tischreservierungen wenden Sie sich bitte an das Organisationsbüro bei Schoeller & von Rehlingen PR GmbH per Telefon (040/4501830), per Fax (040/45018322) oder per Mail ([email protected]).

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JUGENDPROJEKTE

TUSCH – Ballettschule

n »ES IST DOCH SONDERBAR , nichtwahr, mein Theseus, was diese jungen Leuteuns erzählten.« Mit diesen Worten eröffnetHippolyta in William Shakespeares »EinMittsommernachtstraum« den letzten Akt.Die erste Reaktion der Mitarbeiter derStaats oper auf unsere Vorschläge aus demUnterricht wird wohl nicht viel anders ge-wesen sein.

Seit dem vergangen August arbeitetenwir im Theaterunterricht in der Schuleunter der Leitung zweier engagierter Lehre-rinnen an dem Theaterstück »Ein Mittsom-mernachtstraum«. Doch dabei konzentrier-ten wir uns vor allem auf dieschau spielerische Arbeit. Nach und nachentstanden erste Ideen bezüglich der Aus-stattung, doch es blieb immer bei Phanta-sien, denn wie wir diese Ideen umsetzenkonnten, wussten wir noch nicht. Mit derZeit wurden die Ideen immer konkreter undunsere Verzweiflung immer größer … Dochdann kam das TUSCH-Projekt als Rettung.

Unter Anleitung von Experten derStaats oper arbeiteten wir in vier unter-schiedlichen Gruppen an der Umsetzungunseres Theaterstücks: Bühne, Requisite,

Aus Phantasie wird »Ein Mittsommernachtstraum«Aufführung von Shakespeares »Ein Mittsommernachtstraum« vom Theaterkurs S2 und dem Orchester am Gymnasium Oberalster

Maske und Kostüm. Die Gruppen arbeite-ten ganz unterschiedlich, so entstand zumBeispiel in der Masken-Gruppe ein kom-pletter Plan für das Schminken aller Elfen-Gestalten, welcher dann mit konkreter An-leitung schon vor Ort umgesetzt wurde.

Die Treffen fanden immer in den Räu-men der Staatsoper statt. So waren wir beiunserem ersten Treffen in der Kostüm-Grup pe auf einer Probebühne und sortier-ten zunächst unsere Ideen, nach Rubrikengeordnet und skizziert.

Danach hatten wir noch Zeit, an einerPuppe unsere Kostüme provisorisch mitStoff, Stoffblumen, Blättern und Beeren zuversehen. Dies war sehr hilfreich, als es da-nach darum ging, die Kostüme in der Schulefertig zu nähen. Zum Schluss kamen die hel-fenden Hände aus der Staatsoper sogar ein-mal zu Besuch, um unserer Arbeit den letz-ten Schliff zu verleihen.

Wie am 12. und 13. Juni 2013 in der Aulaunserer Schule Gymnasium Oberalsterdeut lich wurde, ist aus der Phantasie einTraum von einem Stück entstanden - einMittsommernachtstraum!

| Carolina Källner (Kostüm-Gruppe)

GASTSPIEL KIRSCHKERN & COMPESPICK PICK PICKNICKEin Theaterstück für zwei Hühner ab 4,nach dem Bilderbuch »Ach Nein! – Undwenn schon!« von Rotraut Susanne Berner

Heidrun und Gudrun machen alles zu-sammen, wie das bei Hühnern nun malso ist. Aber die beiden sind so verschie-den wie Tag und Nacht: Heidrun gehtgern raus, Gudrun bleibt lieber zu Haus.Heute scheint die Sonne. »Ach nein!«,denkt Gudrun, »jetzt will Heidrun be-stimmt ein Picknick mit mir machen.«Genauso ist es!Spiel: Judith Compes, Sabine DahlhausRegie: Gero Vierhuff, Ausstattung: Mar-cel Weinand, Musik: Stefan Wiegand

28. September, 15.30 Uhr, Opera stabileHamburger Bühnenflug 2013Eine Gastspielreihe der freien Kindertheaterszene HamburgGefördert von der Behörde für Kultur undMedien der Freien und Hansestadt Hamburg

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JUGENDPROJEKTE

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Im Anschluss an das Programm können die Instrumente selbst erkundet werden.

n AM SAMSTAG, DEN 14. SEPTEMBER , tanzen Schülerinnen und Schüler der Ballettschule des HAMBURGBALLETT bei der zehnten »Nacht der Kirchen Hamburg« in der Hammer Kirche. Die größte ökumenische Feierdes Nordens widmet sich dieses Jahr dem Thema »Beflügelt«. Die jungen Tänzerinnen und Tänzer zeigen um20.00 Uhr sowie um 21.00 Uhr jeweils eine halbe Stunde Choreografien zu »(T)Räumen, die die Seele beflügeln«.

Der Eintritt zur Veranstaltung in der Hammer Kirche im Horner Weg 2 (Hamburg Hamm) ist kostenlos.

n IN DIESEM PROGRAMM der Musikkontakte begeben wir uns auf eineReise in die Welt der Trolle. Sie leben versteckt in den weiten Wäldern, dochmanchmal hat man Glück und bekommt einen Troll zu sehen. Trolle habenviele besondere Eigenschaften, sie können zum Beispiel sehr alt werden, so alt,dass Moos auf ihnen wächst oder dass sie zu einem Berg werden. Wenn siesich zu sehr ärgern, platzen sie – und dann gibt es noch die hilfsbereitenTrolle, die einem helfen, ohne dass man es merkt.Bei Spielplatz Musik handelt es sich um ein ganz besonderes Format: Dieseneue Veranstaltungsreihe der Musikkontakte richtet sich an unsere jüngstenZuschauer im Alter von fünf bis acht Jahren. Hier hören die Kinder Geschich-ten mit Musik und zwei Erzählern, während sie auf Sitzkissen die Orchester-instrumente in Kammerbesetzung ganz aus der Nähe erleben. Rund um dasProgramm gestalten die Kinder Elemente der Aufführung. In diesem Fallbrauchen wir vor Beginn dringend noch Hilfe beim Bühnenbild und hinter-her dürfen die Instrumente, die vorher erklungen sind, selber angeschaut undausprobiert werden.Wir erkunden die Welt der Trolle mit der Musik von Edvard Grieg. Auszügeaus dem Streichquartett op. 27 erklingen zu der Geschichte in einer Realisa-tion von Kerstin Steeb, es spielen Mitglieder der Philharmoniker Hamburg.

Mit Mitgliedern der Philharmoniker HamburgStefan Herrling, Bogdan Dumitrascu (Violine)Bettina Rühl (Viola), Arne Klein (Violoncello)Szenische Realisation Kerstin SteebErzähler Florentine Weihe, Moritz Grabbe

TermineSonntag, 22. September 2013, 14.00 Uhr bis ca. 15.00 Uhr, Opera stabileSonntag, 22. September 2013, 16.00 Uhr bis ca. 17.00 Uhr, Opera stabileKarten von € 5,- (für Kinder) und € 10,- (für Erwachsene) sind an der Tageskasse der Hamburgischen Staatsoper ab sofort erhältlich.

Spielplatz Musik zu »Aus der Welt der Trolle«Das Programm der Musikkontakte für Kinder von 5 bis 8 Jahren und ihre Eltern im September

Die Ballettschule des HAMBURG BALLETT tanzt bei der »Nacht der Kirchen«

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n »ICH BEGEISTERE MICH an der Ge-nialität dieser Schöpfung. Das ist auf demNiveau von Mahlers ›Lied von der Erde‹ undeiner Reihe anderer großer Werke derMenschheit«, schrieb Dmitri Schostako-witsch über Brittens »War Requiem«. 1962in der Kathedrale von Coventry uraufge-führt, ist das politische Spätwerk desKomponis ten ein Manifest gegen den Krieg.Denn Britten war zeitlebens Pazifist. Als Zei-chen der Versöhnung nach dem ZweitenWeltkrieg sollten bei der Uraufführung drei

Simone Young mit Britten, David Garrett mit Brahms

Simone Young, Benjamin Britten

Sänger aus je drei Nationen kommen, diesich vorher feindlich gegenüber standen:England, Deutschland und Russland. Dazukam es allerdings nicht, weil der russischenSängerin Galina Wischnewskaja die Aus-reise verwehrt wurde. Beim 1. Philharmoni-schen Konzert in Hamburg wird der Ver-söhnungsgedanke wieder aufgegriffen undgut 50 Jahre später durch die russische So-pranistin Ekaterina Scherbachenko, denenglischen Tenor Andrew Staples und dendeutschen Bariton Matthias Goerne reali-

PHILHARMONIKER Konzerte

1. PHILHARMONISCHES KONZERT

Simone Young, DirigentinEkaterina Scherbachenko, SopranAndrew Staples, TenorMatthias Goerne, BaritonStaatschor Latvija, NDR Chor,Knabenchor Hannover

Benjamin BrittenWar Requiem op. 66

22. September, 11.00 Uhr 23. September, 20.00 Uhr Laeiszhalle, Großer Saal

Einführung mit Kerstin Schüssler-Bach am So. um 10.15 Uhr im Kleinen Saal

Vorkonzert »70 Jahre Hamburger Feuer-sturm« mit Musik von Olivier Messiaen undTexten von Wolfgang Borchert und WilfredOwen. Mit Simone Young (Klavier), JoannaKamenarska-Rundberg (Violine), ThomasTyllack (Violoncello), Rupert Wachter (Kla-rinette) und Jona Mues (Sprecher)am Mo. um 19.00 Uhr im Großen Saal

SONDERKONZERT

David Garrett

Cornelius Meister, DirigentDavid Garrett, Violine

Johannes BrahmsAkademische Festouvertüre op. 80Violinkonzert op. 77Modest MussorgskyBilder einer Ausstellung

6. Oktober, 20.00 Uhr Laeiszhalle, Großer Saal

1. KAMMERKONZERT

Strauss Britten Brahms

Benjamin BrittenStreichquartett Nr. 1 D-Dur op. 25Richard StraussKlavierquartett c-Moll op. 13Johannes BrahmsKlavierquintett f-Moll op. 34

Hibiki Oshima, Mette Tjaerby Korneliusen(Violine)Thomas Rühl (Viola)Brigitte Maaß (Violoncello)Eberhard Hasenfratz (Klavier)

29. September, 11.00 Uhr Laeiszhalle, Kleiner Saal

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siert. Simone Young, die in Brittens Jubilä-umsjahr zum 100. Geburtstag bereits seineOper »Gloriana« zum Überraschungserfolgmachte, hat eine ganz besondere Verbin-dung zum »War Requiem«: »Mich bewegtimmer wieder die tiefe Menschlichkeit die-ses Werks. Es ist eines meiner absolutenLieblingsstücke – ein Requiem für eine ver-lorene Generation, das von Trost und Ver-söhnung spricht.« Die humane Botschaftdes »War Requiem« ergänzt Simone Youngin einer Veranstaltung vor dem Montags-konzert: Mit Musik von Olivier Messiaenund Texten von Wolfgang Borchert undWilfred Owen wird der Kriegszerstörungenin Hamburg beim »Feuersturm« 1943 ge-dacht. Mitglieder der Philharmoniker mu-sizieren mit der Generalmusikdirektorin, esliest Jona Mues.

Beim 1. Kammerkonzert wird das Brit-ten-Bild mit seinem Streichquartett Nr. 1um eine Facette bereichert. Das Werk, 1941in den USA fertiggestellt, wird nur sehr sel-ten aufgeführt. Mit der streng thematischenArbeit zeugt es von Brittens Auseinanderset-zung mit Mozart oder Beethoven. Danachfolgt Richard Strauss’ Klavierquartett, dasnoch stark von Schumann und Brahms be-

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David Garrett

Johannes Brahms, Cornelius Meister

einflusst ist. Das Klavierquintett von Brahmswar zunächst ein Schmerzenskind: langeZeit probierte Brahms verschiedene Beset-zungen aus und war erst zufrieden, als er esfür Klavier und Streichquartett entwarf. Mitdem für Brahms typischen Klavierstil wirddie Besetzung den wuchtigen Passagen ge-recht, aber durch die Streicher auch den fei-nen, nuancierten Elementen. Sein damali-ger Komponistenfreund Hermann Leviurteilte: »Das Quintett ist über alle Maßenschön.«

Auch David Garrett wird im 1. Sonder-konzert mit einer Komposition des gebür-

1 . 20 13/ 14 JOURNAL 35

tigen Hamburgers in der Hansestadt gastie-ren. Er ist bekannt als »Klassik-Rebell«, dermit seinem Geigenspiel ein Millionenpubli-kum erreicht. Weniger bekannt ist, dassGarrett eine exzellente Ausbildung als klas-sischer Violinist genossen hat und bereits injüngs ten Jahren auf großen Bühnen auftrat.1991 kam er nach Hamburg und spielte imzarten Alter von 10 Jahren mit den Philhar-monikern Hamburg in der Laeiszhalle die»Zigeunerweisen« von Sarasate. Einige Jahrespäter kam ein Bruch: Garrett fühlte sichvon den Eltern bevormundet und in seinenEntscheidungen eingeschränkt. Er zog nachNew York, studierte an der Juilliard Schoolund begann künstlerisch seinen eigenenWeg zu gehen. Dabei half ihm die Zusam-menarbeit mit der Konzertagentur DEAG,die mit Künstlern wie Anna Netrebko oderPlácido Domingo stark auf den Event-Cha-rakter klassischer Musik setzt. Es folgtenBühnen- und Fernsehauftritte und Aus-zeichnungen mit dem Musikpreis »Echo«.

Seine Aufnahmen »Rock Symphonies« und»Encore« erhielten zweifaches Platin.

Der ehemalige schnellste »Hummelflug«-Spieler der Welt – 2010 wurde er von Ben Leeum eine Sekunde unterboten – wird sich inHamburg allerdings von seiner klassischenSeite zeigen, ohne Elektro-Geige und Büh-nenshow. Mit Brahms’ Konzert für Violineund Orchester widmet sich Garrett wiederder ernsten Musik des 19. Jahrhunderts undknüpft an die Erfolge seiner Jugendzeit an.Das Werk ist nicht nur eines der bekanntestenViolinkonzerte überhaupt, sondern mit denhohen Tempi, Doppelgriffen und Arpeggienauch technisch höchst anspruchsvoll. Ganzohne Show wird Garrett also auch in Ham-burg nicht auskommen und als ausgezeich-neter Geigen-Virtuose seine artistischen wiemusikalischen Fähigkeiten auf dem Instru-ment unter Beweis stellen. Gerahmt wird dasViolinkonzert von Brahms’ »AkademischerFestouvertüre« und Mussorgskys »Bildereiner Ausstellung« in der Orchesterfassungvon Ravel, gespielt von den PhilharmonikernHamburg. Am Pult steht der junge DirigentCornelius Meister, der der Staatsoper undden Philharmonikern seit vielen Jahren ver-bunden ist.

| Paul Elvers

Solisten des 1. Philharmonischen Konzertes:Ekaterina Scherbachenko, An-drew Staples, Matthias Goerne

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SENATSEMPFANG

Zu Ehren des 40. Jubiläums von John Neumeier lud Kultursena-torin Prof. Barbara Kisseler (1) über 300 Gäste zum Senatsemp-fang ins Hamburger Rathaus. Als ihm seine Rede dann zu langerschien, warf Ballettdirektor und Chefchoreograf John Neumeier(2) den ersten Teil in die Luft. Neben ihm sprachen auch HeatherJurgensen und Lloyd Riggins, die neben BallettbetriebsdirektorinUlrike Schmidt, Else Schnabel und dem geschäftsführenden Direk-tor der Hamburgischen Staatsoper Detlef Meierjohann (3) in derersten Reihe Platz nahmen.GALA FÜR KLAVIER, STIMME UND TANZ

Zur Hamburg-Premiere der Gala für Klavier, Stimme und Tanz,einem der vielen Highlights der Rekord-Ballett-Tage, kamen auchder Vorsitzende des Vorstandes der Hapag-Lloyd AG MichaelBehrendt und seine Frau Cornelia (4), Senator a.D. Ian K. Karan undFrau Barbara (5), der geschäftsführende Direktor der Hamburgi-schen Staatsoper Detlef Meierjohann mit Wolfgang Vormbrock (6),der Vorsitzende der Opernstiftung Wolf-Jürgen Wünsche (7), ElseSchnabel, die für den anschließenden Empfang den Champagnerstiftete, mit der Vorsitzenden der Freunde des Ballettzentrumse.V. Karin Martin sowie dem Musikwissenschaftler und ehemaligenIntendanten des Teatro di San Carlo in Neapel Gioacchino LanzaTomasi (8). John Neumeier und Maestro Christoph Eschenbach (9) lie-ßen den Abend ebenso feierlich ausklingen wie die ehemaligeVorsitzende der Freunde des Ballettzentrums Kay Kruse und BirgitPfitzner (10), die Vorsitzende der Ballettfreunde Hamburg Mar-jetta Schmitz-Esser (11), der bulgarische HonorargeneralkonsulProf. Dr. Gerd-Winand Imeyer und Gattin (12) sowie Dirigent SimonHewett und seine Mutter Susan (13).

LEUTE

Aus Anlass des Deutschland-Besuchs des amerikanischen Präsidenten Barack Obama lud Bundeskanzlerin Angela Merkelauch John Neumeier und Hermann Reichenspurner zum Empfangins Kanzleramt.

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VORAUFFÜHRUNG UND EHEMALIGENTREFFEN

Mehr als 170 ehemalige Tänzerinnen und Tänzer des HAMBURG BALLETT folg-ten der Einladung zur Voraufführung der »Shakespeare Dances«, darunter Bet-tina Beckmann und Jean Laban (1), Mette Bødtcher (2), Paola Cantalupo (3), BeatriceCordua und William Parton (4), Kathy Moriarty und Mark Diamond (5), GeorginaBroadhurst und Peter Dingle (6), Rose Gad (7), Jennifer Goubé (8), Magali Messac undRichard Gibbs sowie der Erste Ballettmeister Kevin Haigen (9), Carmen Barth (10),Taraneh Naderi (11), Robyn White, François Klaus und Johannes Kritzinger (12) sowiePlutarco Pardo (13). Dabei schossen nicht nur die ehemalige Tänzerin Rena Ro-binson und der ehemalige Tänzer und Webpagedesigner Jean-Jacques Defagozahlreiche Erinnerungsfotos (14).

39. NIJINSKY-GALA

Zum Abschluss der Jubiläumsspielzeit kamen neben der Kultursenatorin Prof.Barbara Kisseler (15) auch Kulturstaatsminister Bernd Neumann mit Ehefrau ausBerlin (16) sowie der Bundestagesabgeordnete Rüdiger Kruse, den der Organi-satorische Leiter des Bundesjugendballetts Lukas Onken (17) in Empfang nahm.Die Solistin Mariana Zanotto feierte schließlich ihren Abschied hinter der Bühne(18), nachdem John Neumeier mit seinem Dirigenten und dem Ensemble dentraditionellen Konfettiregen genoss (19).

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Zu den Ballett-Tagen kamen auchzusammen: Ashley C. Wheater,Künstlerischer Direktor des Jof-frey Ballet of Chicago, KarenKain, Künstlerische Leiterin desNational Ballet of Canada,Krzysztof Pastor, KünstlerischerDirektor des Polnischen Natio-nalballetts, Feng Ying, Direkto-rin des National Ballet of China,Ulrike Schmidt, Ballettbetriebs-

direktorin des HAMBURG BALLETT, David McAllister, Künstlerischer Direk-tor des Australian Ballet (v.l.n.r).

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38 JOURNAL 1 . 20 13/ 14

La Traviata* Giuseppe VerdiEinf. 18.50 Uhr (Stifter-Lounge)› 19:30 – 22:20 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Di1

Otello/Othello › 19:30 Uhr › € 7,– › Opera stabile

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E ROthello Arvo Pärt, AlfredSchnittke, Naná Vasconcelos u.a.› 19:30 – 22:15 Uhr › € 5,– bis 87,–C| Mi2

»Da Giuseppe« Ein Abend im Hause Verdi› 19:30 Uhr › € 15,–, erm. 10,– › Opera stabile

Der Meister und Margarita*York HöllerEinf. 18.50 Uhr (Stifter-Lounge)› 19:30 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Do1

La Traviata* Giuseppe VerdiEinf. 18.50 Uhr (Stifter-Lounge)›19:30 – 22:20 Uhr › € 5,– bis 98,–B| Fr3 | Oper kl.2

Der Meister und MargaritaYork HöllerEinf. 18.50 Uhr (Stifter-Lounge)› 19:30 Uhr › € 6,– bis 107,– | A | Sa2

Otello* Giuseppe Verdi› 19:00 – 22:15 Uhr › € 5,– bis 98,–B | So1 | Serie 38

1. Kammerkonzert › 11:00 Uhr › € 8,– bis 18,–› Laeiszhalle, Kleiner Saal

OKTOBER

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E RPréludes CV Lera Auerbach› 19:30 – 22:00 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Di2

Otello* Giuseppe Verdi› 19:00 – 22:15 Uhr › € 5,– bis 87,–C| Mi1

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E ROthello Arvo Pärt, AlfredSchnittke, Naná Vasconcelos u.a.› 15:00 – 17:45 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Nachm

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E ROthello Arvo Pärt, AlfredSchnittke, Naná Vasconcelos u.a.› 19:30 – 22:15 Uhr › € 5,– bis 87,–C | VTg1

SOMMERBESPIELUNG

31.Juli bis 18. AugustZ U G A S T I N D E R H A M B U R G I S C H E NS TA AT S O P E R Disney: Die Schöne und das Biest Eine Produktion des Budapester Operetten-und Musicaltheaters in deutscher Sprache mitOrchester. In Zusammenarbeit mit funke media.täglich Dienstag bis Freitag 20:00 Uhr; Sams-tag 15:00 und 20:00 Uhr; Sonntag 15:00 und19:00 Uhr › € 23,– bis 88,–

SEPTEMBER

10. Hamburger Theaternacht Programm auf der Hauptbühne, inder Opera stabile (19.30 Uhr) undauf Probebühne 1 ab 19.00 UhrKinderprogramm in der Opera sta-bile ab 16.30 UhrPreise siehe S. 16

Vor der Premiere »Der Meisterund Margarita«Einführungsveranstaltung › 11:00 Uhr › € 7. – › Probebühne 1

OpernIntro »La Traviata«› 10:00 – 13:00 Uhr (auch 11., 12.und 13.9.) Geschlossene Veranstal-tung für Schüler (Anmeldung er-forderlich)

Komponistenportrait: York Höller› 19:30 Uhr › € 7. – › Opera stabile

P R E M I E R E ADer Meister und Margarita*York HöllerEinf. 17.20 Uhr (Stifter-Lounge)› 18:00 Uhr › € 7,– bis 176,– P | PrA

W I E D E R AU F N A H M E | B A L L E T T– J O H N N E U M E I E ROthello Arvo Pärt, AlfredSchnittke, Naná Vasconcelos u.a.› 18:00 – 20:45 Uhr › € 5,– bis 98,–B | Bal 1

OpernIntro »La Traviata«10:00 – 13:00 Uhr (auch 18.9.) Ge-schlossene Veranstaltung fürSchüler (Anmeldung erforderlich)

P R E M I E R E BDer Meister und Margarita*York HöllerEinf. 17.20 Uhr (Stifter-Lounge)› 19:30 Uhr › € 5,– bis 87,– | C | PrB

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E ROthello Arvo Pärt, AlfredSchnittke, Naná Vasconcelos u.a.› 19:30 – 22:15 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Do2

Von Richard Wagner zu Adolf HitlerAntisemitische Ideologie und Pra-xis bei den Bayreuther Festspielen1876-1945› 19:30 Uhr › € 7,– › Opera stabile

La Traviata* Giuseppe VerdiEinf. 17.20 Uhr (Stifter-Lounge)› 19:30 – 22:20 Uhr › € 5,– bis 98,–B | Fr2

After work Russische Lieder› 18:00 Uhr › € 10,– (inkl. Getränk)› Opera stabile

Der Meister und Margarita*York HöllerEinf. 17.20 Uhr (Stifter-Lounge)› 19:30 Uhr › € 6,– bis 107,– A | Sa1

Theatertagung zu »Der Meisterund Margarita«In Kooperation mit der Katholi-schen Akademie Hamburg› 16:00 – 18:00 Uhr › € 12,– bis40,- (inkl. Opernkarte)› Opera stabile

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E ROthello Arvo Pärt, AlfredSchnittke, Naná Vasconcelos u.a.› 19:30 – 22:15 Uhr › € 5,– bis 98,–B | Bal 2

1. Philharmonisches Konzert › 11:00 Uhr › € 10,– bis 48,– › Laeiszhalle, Großer Saal

MusikkontakteSpielplatz Musik › 14:00 – 15:00 Uhr › € 5,– 10,-› Opera stabile

MusikkontakteSpielplatz Musik › 16:00 – 17:00 Uhr › € 5,– und 10,-› Opera stabile

1. Philharmonisches Konzert › 20:00 Uhr › € 10,– bis 48,– › Laeiszhalle, Großer Saal

MusikkontakteSpielplatz Musik › 9:30 und 11:30 Uhr (täglich bis26.9.)Geschlossene Veranstaltungfür Schüler (Anmeldung erforder-lich)

24 Di

21 Sa

26 Do

27 Fr

28 Sa

29 So

01 Di

09 Mo

13 Fr

14 Sa

15 So

16 Mo

19 Do

20 Fr

18 Mi

22 So

07 Sa

08 So

25 Mi

23 Mo

02 Mi

03 Do

DER SPIELPLAN

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1 . 20 13/ 14 JOURNAL 39

ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIELZEIT

Der Meister und Margarita*York HöllerEinf. 18.50 Uhr (Stifter-Lounge)› 19:30 Uhr › € 4,– bis 89,– | B | Fr1

After workUnd Nietzsche weinte? › 18:00 – 19:00 Uhr › € 10,– (inkl.

Getränk) › Opera stabile

ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIELZEIT

Otello* Giuseppe Verdi› 19:30 – 22:45 Uhr › € 6,– bis 107,–A | Ital1 / Oper gr.2

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E RPréludes CV Lera Auerbach› 18:00 – 20:30 Uhr › € 5,– bis 98,–B | Bal 3

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E RBallett-WerkstattLeitung John NeumeierÖffentliches Training 10.30 Uhr› 11:00 Uhr › € 3,– bis 25,– | F(ausverkauft)

1. Sonderkonzert › 20:00 Uhr › € 23,– bis 75,–Laeiszhalle, Gr. Saal (ausverkauft)

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E RLiliom Michel Legrand› 19:30 – 22:15 Uhr › € 5,– bis 87,–C| VTg4

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E RLiliom Michel Legrand› 19:30 – 22:15 Uhr › € 7,– bis 98,–B | Fr2

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E RLiliom Michel LegrandEinf. 18.50 Uhr, Foyer 2.Rang.› 19:30 – 22:15 Uhr › € 6,– bis 107,–A | VTg3 / Serie 68

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E RRomeo und Julia Sergej ProkofjewFamilieneinf. 13.45 Uhr (Stifter-Lounge)› 14:30 – 17:30 Uhr › € 5,– bis 98,–B | BalKl1

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E RRomeo und Julia Sergej Prokofjew› 19:00 – 22:00 Uhr › € 5,– bis 98,–B | So2 | Serie 48

Vor den Premieren »La Battagliadi Legnano / I due Foscari / I Lombardi« › 11:00 Uhr › € 7,– › Probebühne 1

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E RLiliom Michel Legrand› 19:30 – 22:15 Uhr › € 5,– bis 98,–B

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E RLiliom Michel LegrandEinf. 18.50 Uhr, (Foyer 2.Rang)› 19:30 – 22:15 Uhr › € 6,– bis 107,–A | Sa4 | Serie 29

P R E M I E R E ALa Battaglia di Legnano*Giuseppe VerdiEinf. 17.20 Uhr, (Stifter-Lounge)› 18:00 Uhr › € 7,– bis 176,–P | PrA

P R E M I E R E BLa Battaglia di Legnano*Einf. 18.50 Uhr, (Stifter-Lounge)Giuseppe Verdi› 19:30 Uhr › € 5,– bis 87,–C | PrB

La Battaglia di Legnano*Giuseppe VerdiEinf. 17.20 Uhr, (Stifter-Lounge)› 19:30 Uhr › € 5,– bis 107,–A | Sa1

B L AC K B OX 2 0 _ 2 1 | P R E M I E R EUSA: Cage – Ginsberg – Ives› 20:00 Uhr › € 15,–, erm. 10,–› Opera stabile

Tagung »Der frühe Verdi«› 13:00 – 17:30 Uhr › Eintritt frei › Foyer Parkett

P R E M I E R E AI due Foscari* Giuseppe VerdiEinf. 17.20 Uhr, (Stifter-Lounge)› 18:00 Uhr › € 7,– bis 176,–P | PrA

B L AC K B OX 2 0 _ 2 1USA: Cage – Ginsberg – Ives › 20:00 Uhr › € 15,–, erm. 10,–› Opera stabile

I due Foscari* Giuseppe VerdiEinf. 18.50 Uhr, (Stifter-Lounge)› 19:30 – 22:00 Uhr › € 5,– bis 87,–C | PrB

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E RRomeo und Julia Sergej Prokofjew› 19:00 – 22:00 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Do1

Jürgen Kesting »Morire per la patria« › 19:30 Uhr › € 7,– › Opera stabile

* Aufführung mit deutschen Über-texten.

»Liliom« in Kooperation mit der NDR Big Band.

Die Produktionen »Der Meister und Margarita«,»Liliom«, »La Battaglia di Legnano« und »I dueFoscari« werden unterstützt durch die Stiftungzur Förderung der Hamburgischen Saatsoper.

13 So

18 Fr

19 Sa

11 Fr

12 Sa

05 Sa

06 So

10 Do

20 So

23 Mi

26 Sa

27 So

29 Di

31 Do

04 Fr

KASSENPREISE

Pre

isg

rup

pe

* Vier Plätze für Rollstuhlfahrer (bei Ballettveranstaltungen zwei)

Platzgruppe

Führungen durch die Staatsoper18., 20., 27. September; 1., 11., 30. Oktober 2013jeweils 13.30 Uhr Treffpunkt BühneneingangKarten zu € 6,- sind an der Kasse oder onlineerhältlich

30 Mi

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11*

F € 25,– 23,– 21,– 18,– 15,– 11,– 9,– 8,– 6,– 3,– 5,–

D € 74,– 68,– 62,– 54,– 42,– 29,– 22,– 13,– 10,– 5,– 10,–

C € 87,– 78,– 69,– 61,– 51,– 41,– 28,– 14,– 11,– 5,– 10,–

B € 98,– 87,– 77,– 67,– 57,– 45,– 31,– 17,– 11,– 5,– 10,–

A € 107,– 95,– 85,– 75,– 64,– 54,– 34,– 19,– 12,– 6,– 10,–

S € 132,– 122,– 109,– 98,– 87,– 62,– 37,– 20,– 12,– 6,– 10,–

P € 176,– 162,– 147,– 129,– 107,– 77,– 48,– 26,– 13,– 7,– 10,–

L € 38,– 29,– 18,– 9,– (abweichende Platzaufteilung) 5,–

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4 0 JOURNAL 1 . 20 13/ 14

erdi kam in unsere Familie, ohne dass wir drei Geschwisteruns dessen bewusst gewesen wären. Im Gegenteil: Er warschon da, bevor wir kamen. Uns war nicht klar, dass es sichum Verdi handelte, aber seine Werke waren ganz selbstver-ständlich mit alltäglichen Angelegenheiten verknüpft. Wie

jede Familie ihre eigene Geheimsprache hat, wurde bei uns »Di quellapira l’orrendo fuoco« (»Il Trovatore«) angestimmt, wenn bei meinerGroßmutter das Feuer im Herd angezündet wurde. »Le rose del voltogià sono pallenti« (»La Traviata«) war die Hintergrundmusik zu denKlagen einer Tante, von Beruf her eingebildete Kranke, und als Kom-mentar zu schulischen Erfolgen wurde natürlich der Triumphmarschaus »Aida« geträllert. Der Chor aus »Nabucco« hat uns immer gerührt,selbst in der turbulenten Jugendzeit, als wir für einige Jahre zu scharfenKritikern aller Rituale wurden, die der Oper eingeschlossen.

Doch in der Zwischenzeit war Verdi zu einem Teil von uns geworden.Und so ist es, glaube ich, für alle Italiener, die ich kenne. Sein 200. Ge-burtstag hat die Vielfalt und die Originalität der Veranstaltungen an-wachsen lassen: Auch im Italienischen Kulturinstitut Hamburg treffentäglich Angebote für Verdi-Veranstaltungen ein. Das Italienische Kul-turinstitut Hamburg selbst hat ein Programm mit DVD-Vorführungeneiniger Opern vorbereitet. Es sind zahlreiche Konzerte vorgesehen, undvor allem eine enge Zusammenarbeit mit der Hamburgischen Staats-oper, dank derer wir im Herbst zu einem Abend »Da Giuseppe – EinAbend im Hause Verdi« einladen werden.

Die Verbindung Italien – Verdi ist so stark, dass im vergangenen Jahrzum 150. Jubiläum der Italienischen Einheit fast selbstverständlich Ver-dis 200. Geburtstag mitgefeiert wurde. Giuseppe Verdi ist ein wenig wiedas Siegel eines Italiens des Risorgimento, das wir wiederentdeckt haben– dieses Mal, zum Glück, ohne nationalistische Rhetorik – auch dankder Jubiläen, die wir gefeiert haben und die wir feiern.

Eine Persönlichkeit, die stark in ihrer Heimat verwurzelt und gleich-zeitig in einen europäischen Rahmen integriert war: Verdi hielt sich

lange Zeit in Paris auf, war aber auch stolzer Besitzer eines blühendenlandwirtschaftlichen Betriebes in seinem Heimatort Busseto. Auch dasgefällt den Italienern, denke ich. Jenseits des musikalischen Genies liebtman diese Figur eines Italieners, der Italiener war, noch bevor Italien alsNationalstaat überhaupt existierte und der selbst auf dem Gipfel des Er-folges beschloss, auch ein »Bauer aus Busseto« zu sein.

So überrascht es nicht, dass allen voran die Herkunftsregion Verdis,die Emilia Romagna, an ihn erinnert. Sie hat eine Internetseite gestaltet,die alle Verdi-Veranstaltungen der ganzen Welt zusammenträgt. Einesder Angebote ist die Übertragung aus den italienischen Opernhäusernper Live-Stream. Und so wird diese familiäre und enge Beziehung, diesich jeder Italiener zu Verdi geschaffen hat, im Netz vervielfacht.

Es ist schade, dass in Italien die Theater weniger unterstützt werdenals in Deutschland. Relativ wenige Italiener gehen ins Opernhaus, nurwenige können sich ein Opern-Abonnement leisten und – ausgerechnetin dem Heimatland der Oper – haben die Theater ein schweres Dasein,vor allem in Krisenzeiten wie der jetzigen. In vielen von uns klingt trotz-dem eine Art inneres Leitmotiv, das uns die politischen Ungerechtig-keiten mit der Stimme des Rigoletto der »Cortigiani, vil razza dannata«verbinden lässt, die Hoffnung auf eine bessere Zukunft mit dem Choraus »Nabucco« und, vor allem, uns bei den schönen Momenten imLeben an »Libiamo ne' lieti calici«, das Trinklied aus »La Traviata«, den-ken lässt.

»Verdi ist ein Teil von uns«Ein italienischer Blick auf Verdis Geburtstag von Renata Sperandio

IMPRESSUM | KARTENSERVICE Herausgeber: Hamburgische Staatsoper GmbH, Große Theaterstr. 25, 20354 Hamburg | Geschäftsführung: Simone Young, Opernintendantin und Generalmusikdirektorin/ John Neumeier, Ballettintendant / Detlef Meierjohann, Geschäftsführender Direktor | Konzeption und Redaktion: Dramaturgie, Pressestelle, Marketing; Bettina Berm-bach, Annedore Cordes, Matthias Forster, Kerstin Schüssler-Bach (Oper); André Podschun, Jerome Cholet (Ballett) | Autoren: Annette Bopp, Anja Bornhöft, Paul Elvers,Alexander Meier-Dörzenbach, Daniela Rothensee | Mitarbeit: Daniela Becker | Opernrätsel: Moritz Lieb | Fotos: Holger Badekow, Dario Acosta, Marco Borggreve, Brink-hoff/Mögenburg, Martin Brinckmann, Bundesregierung/Jesco Denzel, Pia Clodi, Christopher Dunlop, Berthold Fabricius, Ute Florey, Karl Forster, Ulf Krentz, FranziskaKrug, Stefan Malzkorn, Melbourne Headshot Company, Enrico Nawrath, Daniil Rabovsky, Monika Rittershaus, Damir Yusupov, Archiv der Hamburgischen Staatsoper |Titel: Jörn Kipping | Gestaltung: Annedore Cordes, Holger Badekow (Ballett) | Design Konzept Arne Kluge | Anzeigenvertretung: Antje Sievert Tel.: 040/450 698 03,[email protected] | Litho: Repro Studio Kroke | Druck: Hartung Druck + Medien GmbH

Tageskasse: Große Theaterstraße 25, 20354 HamburgMontags bis Sonnabends: 10.00 bis 18.30 Uhr Sonn- und Feiertags für den Vorverkauf geschlossen. Die Abendkasse öffnet 90 Minuten vor Beginn derAufführung. Es werden ausschließlich Karten für die je-weilige Vorstellung verkauft. Telefonischer Kartenvorverkauf: 040/35 68 68Montags bis Sonnabends: 10.00 bis 18.30 UhrAbonnieren Sie unter Telefon 040/35 68 800Vorverkauf: Karten können Sie außer an der Tages-kasse der Hamburgischen Staatsoper an den bekann-ten Vorverkaufsstellen in Hamburg sowie bei derHamburg Tourismus GmbH (Hotline 040/300 51777;

www.hamburg-tourismus.de) erwerben.Schriftlicher Vorverkauf: Schriftlich und telefonischbestellte Karten senden wir Ihnen auf Wunsch gernezu. Dabei erheben wir je Bestellung eine Bearbei -tungs gebühr von € 5,–, die zusammen mit demKarten preis in Rechnung gestellt wird. Der Versanderfolgt nach Eingang der Zahlung.Postanschrift: Hamburgische Staatsoper, Postfach,20308 Hamburg; Fax 040/35 68 610Gastronomie in der Staatsoper:Tel. 040/35019658, Fax: 35019659www.godionline.com

Die Hamburgische Staatsoper ist online:www.staatsoper-hamburg.dewww.staatsoper-hamburg.mobiwww.philharmoniker-hamburg.dewww.hamburgballett.de

Das nächste Journal erscheint Mitte Oktober.

RENATA SPERANDIO ist seit 2009 Leiterindes Istituto Italiano di Cultura Hamburg.Davor arbeitete sie im Italienischen Kultur-institut in New York, im Italienischen Au-ßenministerium in Rom, an den Universitä-ten Tübingen und Craiova (Rumänien). Siepromovierte an der Universität Birmingham.

Wir haben viel zu bieten! Werden Sie Förderer der Hamburgischen Staatsoper. Wenn Sie Informationen benötigen, erreichen Sie uns unter Stiftung zur Förderungder Hamburgischen Staatsoper, Tel. 040/7250 35 55, Fax 7250 21 66 oder www.opernstiftung-hamburg.de

V

FINALE

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HANSE CD MUSIK IM HANSE-VIERTEL GmbH

Öff nungszeiten:

Mo. - Sa.: 10:00 bis 20:00 Uhr

Fax: 040-353853

E-mail: [email protected]

Internet: www.hanse-cd.de

Große Bleichen 36

20354 Hamburg

Tel.: 040-340561

ANNA NETREBKO

Vor zehn Jahren hat ein Album die Geschichte der Klassik verän-

dert: Opera Arias von Anna Netrebko wurde zu einem der erfolg-

reichsten Klassiktitel aller Zeiten. Seither formt die Sängerin das

öff entliche Bild des Opernsoprans.

Auf ihrem neuen Album „VERDI“ präsentiert Anna Netrebko eini-

ge der eindrucksvollsten Verdi-Arien. Netrebko singt den Wahn-

sinn, die verzweifelte Liebe, den Machtwillen oder die inbrün-

stige Suche nach Gerechtigkeit – starke Gefühle, mit denen der

italienische Komponist seine Frauenfi guren ausgestattet hat. Ein

persönliches und sehr emotionales Album zum 200. Geburtstag

von Giuseppe Verdi von der besten Opernsängerin unserer Tage.

„When you see her, you know why

you are coming to the opera“Chicago Sun-Times

„Diese Stimme ist ein Naturereignis“Frankfurter Allgemeine

Ab

09.08.2013

bei uns

erhältlich!

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SA. 07.09.2013