Das Magazin für ganzheitliches Leben natürlich · 2015. 9. 1. · eBook «Heilkräuter!»...

66
eBook «Heilkräuter!» September 2008 www.natuerlich-online.ch natürlich Das Magazin für ganzheitliches Leben Die 20 besten Heilkräuter Natürliche Heilkräuter für jeden Tag und jeden Fall

Transcript of Das Magazin für ganzheitliches Leben natürlich · 2015. 9. 1. · eBook «Heilkräuter!»...

  • eBook «Heilkräuter!»September 2008

    www.natuerlich-online.chnatürlichDas Magazin für ganzheitliches Leben

    Die 20 besten HeilkräuterNatürliche Heilkräuter für jeden Tag und jeden Fall

    eBook

  • BEditorial | eBook

    natürlich 9-2008

    editorial

    Liebe Leserin, lieber LeserGegen (fast) jedes Übel ist ein Kraut gewachsen – aber welches? Mit dem vorliegenden

    «eBook Heilpflanzen» erübrigt sich diese Frage. Extra für Sie hat das Magazin «Natürlich»

    die 20 besten Heilpflanzen für den Alltag ausgewählt und zusammengestellt. Klicken Sie im

    Inhaltsverzeichnis einfach auf das gewünschte Kraut, und Sie erfahren alles Wissenswerte

    über Botanik, Heilwirkung und die verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten.

    Bei der Auswahl der Heilpflanzen haben wir so bekannte wie Arnika, Kamille und Pfeffer-

    minze berücksichtigt, aber auch so exotische wie Ginkgo und Umckaloabo. Gemeinsam

    lindern und heilen sie die häufigsten körperlichen und seelischen Beschwerden des Alltags

    mit der Kraft der Natur, ganz ohne Chemie. Alle ausgewählten Heilpflanzen sind in verschie-

    dener Form im Fachhandel erhältlich, viele davon finden Sie aber auch am Wegrand, im

    Wald oder sogar im eigenen Garten.

    Egal, ob Sie von Asthma, Durchblutungsstörungen, Grippe, Erkältung, Magenproblemen,

    Stress, Verletzungen oder Zahnschmerzen geplagt sind – im vorliegenden «eBook Heil-

    pflanzen» finden Sie rasch nachhaltige und natürliche Hilfe.

    Klicken Sie sich durch, schicken Sie es per Mail an Freunde und Bekannte weiter oder

    drucken Sie es aus. Wir sind sicher, unter unseren ausgewählten 20 Heilpflanzen ist auch

    für Sie das richtige Kraut dabei.

    Herzlich

    Sabine Hurni Markus Kellenberger

  • Inhalt | eBook

    Inhalt0

    4

    7

    10

    13

    16

    19

    22

    26

    28

    31

    34

    38

    41

    44

    47

    50

    53

    56

    59

    Arnika (Arnica chamissonis)

    Baldrian (Valeriana officinalis)

    Beinwell (Symphytum officinale)

    Brennessel (Urtica dioica/urens)

    Efeu (Hedera helix)

    Eukalyptus (Eucalyptus globulus)

    Fenchel (Foeniculum vulgare)

    Ginkgo (Ginkgo biloba)

    Hagenbutten (Rosa canina)

    Kamille (Chamomilla recutita)

    Knoblauch (Allium sativum)

    Lindenblüte (Tilia)

    Passionsblume (Passiflora incarnata)

    Pfefferminze (Mentha piperita)

    Ringelblume (Calendula officinalis)

    Sonnenhut (Echinacea)

    Süssholz (Glycyrrhiza glabra)

    Tausendgüldenkraut (Centaurium erythraea)

    Umckaloabo (Pelargonium sidoides)

    Weissdorn (Crataegus oxyacantha)

    Beschwerde Heilpflanze

    AkneAngina

    AngstAppetitlosigkeit

    ArthritisAsthmaAugen

    BauchspeicheldrüseBewegungsapparat

    BlutdruckBlutgerinnsel

    BlutungenBronchitis

    CholesterinDepression

    DiabetesDrüsenschwellungen

    DurchblutungsstörungDurchfall

    EntzündungenErkältung

    ErschöpfungFieber

    EukalyptusRingelblumePassionsblumeTausendgüldenkrautBeinwell, BrennnesselBrennnessel, EukalyptusFenchelEfeuBeinwell, Efeu, Ginkgo Knoblauch, RingelblumeKnoblauchBrennnesselEfeu, Sonnenhut, UmckaloaboKnoblauchPassionsblumeBrennnesselBeinwellGinkgo, WeissdornUmckaloaboArnika, Kamille, Lindenblüte, Ringelblume, Sonnenhut, UmckaloaboEukalyptus, Hagebutten, Kamille, SonnenhutArnikaLindenblüte, Ringelblume, Umckaloabo

  • Inhalt | eBook

    FistelnFurunkel

    GalleGedächtnisschwäche

    GeschwüreGicht

    GrippeHämatomHarnwege

    HerzHaut (Schmerzen, Reizung)

    HustenInsektenstiche

    KatarrhKonzentrationsstörungen

    KopfschmerzenKrämpfe

    LungeLeber

    LungenbeschwerdenLymphknoten

    MagenblutungMagen-Darm, Entzündungen

    MagengeschwürMagenkrämpfe

    MenstruationMuskelschmerzen

    NarbenNervenschmerzen

    NervositätNierensteine

    ÖdemePrellungen

    QuetschungenRheuma

    SchlafstörungenSchilddrüse

    Schleimhaut, (Mund, Rachen) Schock

    SchwitzenSodbrennen

    StimmungsschwankungenVenenleiden

    VerbrennungenVerdauung

    VerstauchungenWadenkrämpfe

    WechseljahreWundenWürmer

    Zähne, ZahnfleischZerrungen

    BrennnesselBeinwell, BrennnesselEfeu, Kamille, Pfefferminze, Tausendgüldenkraut GinkgoSonnenhutBrennnesselEukalyptus, HagebuttenArnikaBrennnessel, Hagebutten, SonnenhutWeissdornFenchel, Lindenblüte Fenchel, Ringelblume, UmckaloaboArnikaEfeu, Eukalyptus, Fenchel, Pfefferminze, SüssholzBaldrian, Ginkgo GinkgoRingelblumeBrennnesselEfeu, Kamille, Tausendgüldenkraut, UmckaloaboBeinwellRingelblumeBeinwellBeinwell, Efeu, Kamille, Ringelblume, Süssholz Beinwell, SüssholzPfefferminzeFenchel, Passionsblume, Ringelblume, UmckaloaboPassionsblume, Pfefferminze HagebuttenPfefferminzeBaldrian, PassionsblumeBrennnessel, Hagebutten BrennnesselBeinwellArnikaArnika, Brennnessel, Eukalyptus, Hagebutten Baldrian, Ginkgo, PassionsblumeEfeuKamille, PfefferminzeArnikaLindenblüteSüssholzGinkgo, PassionsblumeArnikaEfeuEukalyptus, Fenchel, Tausendgüldenkraut BeinwellGinkgoPassionsblumeArnika, Beinwell, Brennnessel, Ringelblume, SonnenhutRingelblumeEukalyptusBeinwell, Efeu

  •   Abonnieren  Ich bestelle das Jahresabo mit 12 Ausgaben für CHF 84.–  Schnuppern  Ich abonniere das Schnupperabo mit 4 Ausgaben für CHF 20.–  Gratis  Schicken Sie mir eine Gratisnummer

    Vorname  Name 

    Strasse | Nummer  PLZ | Ort

    Einsenden an: AZ Fachverlage AG | Natürlich Abo-Service | Neumattstrasse 1 | Postfach | 5001 AarauBestellungen 058 200 55 62 | www.natuerlich-online.ch

    BestelltaloneB

    ook

    Eingabe löschen

    Bestellung absenden

    ist nachhaltig im Trend. Seit fast 30 Jahren steht das Ma gazin für eine gesunde, lustvolle aber auch kritisch hinterfragende Lebensweise im Einklang mit der Natur. Kom petent und aktuell mischt «natürlich» die Themen Gesundheit, Natur, Garten, Essen und Öko logie zu einem ganzheitlichen Mix, der vor allem Frauen ab 35 Jahren anspricht. «natürlich» informiert, konfrontiert und inspiriert Leserinnen und Leser jeden Monat neu und gibt ihnen hilfreiche Tipps für einen modernen naturnahen Lebensstil.

    «natürlich»

    natürlichDas Magazin für ganzheitliches Leben

  • 1Arnika | eBook

    natürlich 9-2008

    Arnika | E-Book 1

    Die Heimat der Arnika sind die Berge – vielleichtmachen Arnikablüten deshalb immer einen etwasverstrubbelten Eindruck: Vom Wind zerzaustleuchten ihre dottergelben Blütenblätter aufwilden Bergwiesen. Arnika gehört zur Familie derKorbblütler und ist eine mehrjährige Pflanze. Sieist sehr widerstandsfähig und überwintert in ei-nem knapp fingerdicken unterirdischen Wurzel-stock, der jährlich an seinem vorderen Ende eineneue Rosette treibt, während der hintere, ältereTeil nach einigen Jahren abstirbt. So durchwan-dert sie in kleinen Schritten die Berge.

    Die ganze Pflanze enthält ätherische Öle; siewird von der Wurzel bis zur Blüte von einem fei-nen System von Ölgängen durchzogen, dem einaromatisch-scharfer, angenehm zimtartiger Duftentströmt. Der reizt allerdings zum Niesen, des-halb wurde die Arnika auch Tabakblume genanntund war im Schnupftabak enthalten.

    Die Blattrosette trägt hellgrüne, fast fleischigebehaarte Blätter, die durch fünf bis sieben unter-seits hervortretende Längsnerven auffallen. DerRosette entspringt ein fein behaarter Blütenstän-gel mit kleineren Blättern und einem grossen end-ständigen Blütenkopf.

    Geerntet werden nur die Strahlblüten, die dievollen Wirkstoffe beinhalten. Denn: Im Blüten-kopf hat die Schaufelfliege ihre Brutstätte. Die Ma-den dieser Fliege können Allergien hervorrufen.

    Ein Name aus der MythologîeZur Blütezeit zwischen Mai und August erreichtdie Arnika eine Höhe von 20 bis 60 Zentimetern.Ihre zungenförmigen Randblüten, die durch ihreorangegoldene Farbe schon von Weitem auffallen,sind mit drei kleinen Zähnchen versehen, die zurDrogenanalyse von Apothekern und Drogistenverwendet werden. Von der weichen Behaarungam Blütenboden leitet sich ihr Name ab: «Arnika»,vom griechischen «arnion» (Pelz des Lammes). IhrBlütengelb soll dem Gelb im Auge des Wolfesähneln, daher bekam sie ihren Namen Bergwohl-verleih, abgeleitet von «Wolferlei», Wolfsauge. DieVolksetymologie legt das auch als «Wohl verlei-hen» beziehungsweise als «Wohl vor leydt» aus.

    Eine Torfschicht, darunter Urgestein oder Hu-mus, sind die bevorzugten Lebensbedingungenvon Arnika montana. Sie gedeiht auf sandigenund humosen Böden und auf Moorwiesen desBerglandes zwischen 600 und 2800 Metern undam besten dort, wo die Lichteinwirkung intensivund der Untergrund feucht und kühl ist. Die mei-sten der 32 Arnikaarten sind in Asien, in Norda-merika, Grönland oder Sibirien zu Hause; Arnikamontana ist die einzige Art in unseren Breiten.

    Hilft bei: Hämatomen, Prellungen, Quetschungen, rheumatischen Muskel- und Gelenkbeschwerden, Entzündungen, Insektenstichen, Wundheilmittel,Erschöpfungs- und Schockzuständen, Venenleiden.

    Arnika ist eine der bekanntesten

    Heilpflanzen; sie hat eine hervor-

    ragende entzündungshemmende

    Wirkung bei Verletzungen, ist

    geschätzt als Rheumamittel und als

    potentes Therapeutikum bei Venen-

    leiden.

    Arnika

    Arnika

    Baldrian

    Beinwell

    Brennnessel

    Efeu

    Eukalyptus

    Fenchel

    Ginkgo

    Hagebutten

    Kamille

    Knoblauch

    Lindenblüte

    Passionsblume

    Pfefferminze

    Ringelblume

    Sonnenhut

    Süssholz

    Tausendgülden

    Umckaloabo

    Weissdorn

    natürlich 2-2011

  • 2Arnika | eBook

    natürlich 9-2008

    Arnika | E-Book 2

    Arnika aus ZuchtenUm genügend Arnika als Arzneimit-tel zur Verfügung zu haben und weildie wilde Bergarnika schwer zu kulti-vieren ist, wurde auch die nordameri-kanische Wiesenarnika (Arnica cha-missonis) als offizielle Blütendrogezugelassen. Inzwischen gelang je-doch der Bayerischen Landesanstaltfür Bodenkultur und Pflanzenbau(LBP) im deutschen Freising der er-folgreiche Anbau von Arnika mon-tana: dem dort entwickelten Zucht-material wurde als weltweit erste Ar-

    nikasorte (mit dem Namen Arbo) derSortenschutz erteilt.

    Weil die Inhaltsstoffe von Arnika cha-missonis im Gegensatz zu Arnika mon-tana eine grosse qualitative und quanti-tative Variabilität aufweisen, wurde2002 die Arnika chamissonis als Stam-mpflanze wieder aus dem Arzneibuchentfernt und ist nicht mehr zugelassen.

    Allheilmittel ArnikaArnika wird in der Medizin noch garnicht so lange eingesetzt; sie ist in denWerken der Heilkundigen der Antikenicht erwähnt. Erste Hinweise sind inden Kräuterbüchern des 14. bis 17.Jahrhunderts zu finden. Im Mittelaltergalt sie vor allem in Gebirgsgegendenals Universalmittel, deshalb gaben ihrdie Mediziner des 18. Jahrhunderts denEhrentitel «Panacea lapsorum» (Allheil-mittel).

    Auch im Volksbrauch spielte diePflanze eine grosse Rolle, vor allem beiden Riten zur Sommersonnwende,dann also, wenn die Arnika blüht. Siegalt als ein magisches Kraut, um Blitz-schlag und bösen Hexenzauber abzu-wenden und auch um Gesundheit zubringen. «Arnika ist nicht mit Gold zubezahlen. Diese Pflanze verdient, andie erste Stelle der Heilmittel bei Ver-wundungen gesetzt zu werden, ichkann sie deshalb nicht genug empfeh-len.» Mit diesem Ausspruch drückteSebastian Kneipp (1821–1897) seineWertschätzung für die Pflanze aus. Alswichtigsten Anwendungsbereich vonArnika nannte er Verletzungen und dieFolgen davon, empfahl aber auch Sän-gern und Predigern das Gurgeln mit Ar-nika gegen Heiserkeit.

    Heilpflanze 2001Neue Forschungen vor allem der FirmaA. Vogel/Bioforce zeigen auf, dass Ar-nika ähnlich wie Cortison entzün-dungshemmende Eigenschaften be-sitzt. Demnach hemmt Arnika Entzün-dungen, bevor sie überhauptentstehen. Vor allem bei rheumatischenBeschwerden ist dieser Wirkmechanis-mus goldwert. Aufgrund der interes-santen Forschungsergebnisse wurdeArnika montana zur Heilpflanze desJahres 2001 gekürt.

    Arnika wirkt nicht nur entzündungs-hemmend, sondern auch bakteriosta-

    So wenden Sie Arnika richtig an_Kompressen gegen Schmerzen: Kompressen werden in Arnikatee

    (zwei TL mit 1,5 dl heissem Wasser übergiessen, fünf bis zehn Mi-

    nuten ziehen lassen) oder verdünnte Arnikatinktur (ein EL auf einen

    halben Liter Wasser) eingetaucht. Die durchblutungsfördernden, ent-

    zündungs- und schwellungshemmenden Wirkstoffe gelangen über

    die Haut an die entzündeten, schmerzenden Stellen im Gelenk oder

    Muskel und tragen rasch zur Linderung bei.

    _Furunkel und Abszesse: Arnikatinktur wird bei einem Abszess oder

    Furunkel (pur oder leicht verdünnt) direkt auf den Infektionsherd auf-

    gebracht, ohne die umliegende Haut zu tangieren; das wirkt intensiv

    entzündungshemmend.

    _Überwärmung: Bei starker Überwärmung: kühle Arnikaumschläge

    mit verdünnter Arnikatinktur oder Quarkauflage mit Arnikagel.

    _Akute Gelenkentzündungen: Feuchte, kühlende Umschläge bei

    akuten Gelenkentzündungen: Entweder abgekühlten Arnikatee oder

    einen EL Arnikatinktur auf einen halben Liter Wasser für Umschläge

    verwenden. Einwirkzeit maximal 30 Minuten; alle zwei Stunden

    wiederholen.

    _Juckende Insektenstiche: Juckende Insektenstiche oder kleinere ent-

    zündete Hautstellen kann man mit verdünnter Arnikatinktur behan-

    deln. Wenn sich Insektenstiche entzündet haben, legt man verdünnte

    Arnikaanwendungen (evtl. mit Quark gemischt) als Umschlag an.

    _Abschwellen und Schmerzen lindern: Abschwellende und

    schmerzlindernde Kälteanwendungen bei entzündlichen Zuständen

    mit akuten Schmerzen: Im Kühlschrank gelagertes Arnikagel

    auftragen oder Arnikagel mit Quark vermischt (ein EL Gel auf 250g

    Magerquark) lindert zuverlässig die Schmerzen.

    _Rheumatische und Muskelschmerzen: Arnikabad: Vier EL Arnika-

    tinktur (Apotheke, Drogerie) in das Badwasser geben und zehn

    Minuten darin baden. Das hilft bei rheumatischen und Muskel-

    schmerzen. Daneben gibt es mehrere Fertigbadmischungen mit

    Arnika im Handel.

    _Zahnfleisch- und Rachenentzündungen: Spülungen und Gurgel-

    lösungen mit einer im Verhältnis 1:10 verdünnten Arnikatinktur oder

    mit Arnikatee haben sich bei Zahnfleisch- und Rachenentzündungen

    bewährt und unterstützen eine schnelle Abheilung.

    (Fortsetzung Seite XX)

    Die Berg-Arnika gehört zu den beson-ders gefährdeten Pflanzen. Der intensiveGebrauch in den Apotheken des 18. und 19. Jahrhunderts hat sie in Mit-teleuropa fast ausgerottet. Damals galtArnika als Modearznei und Allheilmittel.

    Durch zunehmendes Sammeln, Über-düngen der Bergwiesen und intensiveGrünlandnutzung wurde die beliebtePflanze radikal dezimiert und deshalb1981 ins Washingtoner Artenschutzab-kommen aufgenommen. Also Achtung:Arnika montana steht unter Naturschutzund darf nicht gesammelt werden.

    natürlich 2-2011

  • natürlich 9-2008

    Arnika | E-Book 3

    tisch und pilzwidrig gegen verschie-dene Hautpilze. Arnika lässt Ödemeund Hämatome nach Verletzungen ab-schwellen und wirkt lindernd bei Ent-zündungs- und Schwellungsschmer-zen.

    Die in Arnika enthaltenen Sesquiter-penlactone Helenalin beziehungsweiseDihydrohelenalin greifen in den Ent-zündungsmechanismus ein und regu-lieren die Ausschüttung vieler Entzün-dungsstoffe: sie hemmen die Ausschüt-tung von Serotonin und desGewebshormons Histamin, lindern da-durch die Entzündung und die Schmer-zen im betroffenen Gebiet. Ausserdemfördert Arnika die Resorption von Blut-ergüssen: weil Zelltrümmer und Flüs-sigkeit schneller abtransportiert wer-den, kann die Verletzung auch schnel-ler ausheilen.

    Ihre entzündungshemmenden undschmerzlindernden Eigenschaften hän-gen unter anderem damit zusammen,dass Arnika die kleinen Blutgefässe(Kapillare) erweitert; dadurch kommtes zu einer gesteigerten Durchblutung,

    die sich sowohl auf akute als auch aufchronische Folgen von Verletzungenpositiv auswirkt. Ihre grosse Heilkraftbei stumpfen Verletzungen ist unbe-stritten und unübertroffen.

    Äusserlich Anwendung von ArnikaArnika wird äusserlich eingesetzt beiunblutigen Verletzungen oder Unfall-folgen wie Blutergüssen, Prellungen,Zerrungen oder Quetschungen, beiSchwellungen nach Knochenbrüchenund bei schwer heilenden, schmierigenWunden.

    Ausserdem eignen sich Arnikazube-reitungen bei Venenleiden mit Stau-ungszeichen (Ödeme, Schweregefühl inden Beinen, Juckreiz), bei oberflächli-chen Venenentzündungen und begin-nender Lymphangitis (Lymphbahnent-zündung) sowie bei Furunkeln oderentzündlichen Schwellungen nach In-sektenstichen.

    Vor allem bewährt hat sich der Ein-satz von Arnika bei rheumatischen undMuskelschmerzen und bei Entzündun-gen der Schleimhäute von Mund undRachen.

    Innere Anwendung nicht mehr üblichFrüher war es üblich, bei Kreislauf-störungen und Herzenge Arnikatropfeneinzunehmen, wie einst Goethe das tat.Bergsteiger wissen heute noch, wie gutArnikatropfen auf einem Zucker-stückchen bei vorübergehenden Kreis-laufstörungen helfen. Wegen möglicherNebenwirkungen (Durchfall, Nasen-bluten, Schwindel, Kollaps und Herzr-hythmusstörungen bis hin zu schwerenAtemstörungen) sollte die innerlicheAnwendung nur von geübten Thera-peuten angewendet werden. Allgemeinwird heute eher davon abgeraten.

    Arnika montana ist eine der bekann-testen Arzneien in der Homöopathieund wird dort vielfach bei stumpfen Ver-letzungen aller Art, körperlichen undseelischen Schockzuständen, bei hohemBlutdruck, Schlaganfall, Arterienverkal-kung und abnehmender Gedächtnislei-stung ab der Potenz D4 eingesetzt.

    NebenwirkungenBei äusserer Anwendung über längereZeit kann es, vor allem bei bereits ge-schädigter Haut oder Beingeschwüren,zu entzündlichen Hautveränderungen(Ekzeme) oder zu schweren Hautrei-zungen beziehungsweise ödematösenSchwellungen im Gewebe mit Blasen-bildung kommen. Aus diesem GrundArnika-Auflagen nur verdünnt anwen-den. Treten allergische Hautreaktionenauf, muss die Anwendung umgehendeingestellt und ein Arzt aufgesuchtwerden.

    Bekannt sind Allergien gegen Arnikaund andere Korbblütler (Beifuss, Bene-dikte, Kamille, Schafgarbe). Allergiengegen Arnika sind im Vergleich zu ande-ren Pflanzen relativ häufig. Bei der äus-serlichen Anwendung können allergi-sche Hautreaktionen auftreten, die aufHelenalin zurückzuführen sind. Arnika-montana-Sorten aus Spanien und Portu-gal besitzen ein wesentlich geringeresallergenes Potenzial, da sie statt Helena-lin das nicht allergene Sesquiterpenlac-ton Dihydrohelenalin enthalten. ubü ■

    So wenden Sie Arnika richtig an (Fortsetzung)_Heiserkeit, Hals- und Mandelentzündungen: Teemischungen mit

    Arnika, Odermennig, Thymian, Kamille und Ringelblume zu gleichen

    Teilen haben sich zur äusserlichen Anwendung (Gurgeln, Mund-

    spülung) bei Heiserkeit, Stimmverlust und bei Hals- und Mandel-

    entzündungen bewährt: Arnika fördert die Durchblutung und steigert

    damit die Abwehrbereitschaft der Schleimhäute.

    _Nagelbettentzündungen: Fingerbäder: Eine Nagelbettentzündung

    (Panaritium) ist äusserst schmerzhaft, stark gerötet und geschwol-

    len. Gelindert werden kann sie durch dünnes Auftragen von Arnika-

    Gel und regelmässigen Fingerbädern mit Schmier- oder Kernseife

    und Arnika; das trägt zum Erweichen des Entzündungsherds bei.

    Herstellung: Ein EL Arnikatinktur und zwei EL Schmierseife in einem

    halben Liter heissem Wasser auflösen; oder einen halben Liter Arni-

    katee und zwei EL Schmierseife darin lösen. 10 bis 15 Minuten so

    heiss wie möglich den betroffenen Finger darin baden.

    _Venenleiden: Bei chronischer venöser Insuffizienz (Venenleiden)

    wurden mit einer 25-prozentigen Arnikatinktur in einer klinischen

    Studie hervorragende Erfolge erzielt, vor allem das Schweregefühl in

    den Beinen liess nach. Empfehlenswerte Anwendungen sind Salben,

    Gels oder Umschläge mit Arnika.

    _Pickel, Mitesser, Akne: In der Kosmetik hat sich Arnika bei Mites-

    sern, unreiner Haut und jugendlicher Akne bewährt. Ein Gesichts-

    dampfbad mit Arnikablüten bringt Unreinheiten und Entzündungen

    der Gesichtshaut schnell zum Abheilen: Zwei EL Arnikablüten mit ei-

    nem Liter Wasser aufkochen, den Topf vom Herd nehmen und das

    Gesicht zehn Minuten über den Arnikadampf halten; anschliessend

    das Gesicht kurz kalt abwaschen. Zwei- bis dreimal wöchentlich

    wiederholen.

    3Arnika | eBook

    natürlich 2-2011

  • 4Baldrian | eBook

    natürlich 9-2008

    Baldrian | E-Book 4

    Die Ursachen von Schlafstörungen können vielfäl-tig sein: Stress, Überforderung durch Doppel- undDreifachbelastungen, psychische Probleme wieAngst oder Sorgen. Das nächtliche Herumwälzenim Bett wird zur Qual. Um dieser zu entkommenund nur für ein paar Stunden Ruhe und Schlaf zufinden, greifen viele zu Tabletten. Es sind vor al-lem Frauen, die wegen regelmässiger und zudemsteigernder Einnahme chemischer Schlafmitteltablettenabhängig werden.

    Die erhobenen Daten der Fachstelle für Alkohol-und andere Drogenprobleme bei einer Gesund-heitsbefragung im Jahr 2002 konkretisiert den Me-dikamentenmissbrauch: 3,2 Prozent der Schwei-zer Frauen nehmen täglich Schlaf-, Schmerz- oderBeruhigungsmittel ein; bei den Männern sind es1,3 Prozent. Die Befragung von Jugendlichen er-gab, dass über 19 Prozent der über 15-Jährigenschon mindestens einmal die Woche Medika-mente aus der Gruppe der Schlaf-, Beruhigungs-,Schmerz- oder Anregungsmittel regelmässig ein-nimmt. Eine besorgniserregende Erkenntnis.Denn diese Medikamentengruppe birgt eine be-sondere Gefahr: Schon bei häufigerer Einnahme

    geringer Dosen kann eine Abhängigkeit entwickeltwerden, die man nicht so schnell wieder los wird.

    Seit 2000 Jahren bekanntUm gar nicht erst in den Teufelskreislauf der ab-wechselnden Einnahme von Beruhigungs- undAnregungsmitteln zu gelangen, bieten sich Phyto-therapeutika auf Baldrianbasis an. Ihre sedativen,das heisst beruhigenden, entkrampfenden, alsospannungslösenden Eigenschaften sind schon seit2000 Jahren bekannt. Griechische wie römischeÄrzte nutzten nachweislich die Heilpflanze, wobeinicht eindeutig geklärt werden kann, ob es sichum die heutige Valeriana officinalis oder um an-dere Valeriana-Arten handelte.

    Christoph Wilhelm Hufeland (1762–1836), Zeit-genosse Goethes und Schillers und einer derberühmtesten Ärzte Deutschlands, pries Baldrianals «eines der besten Nervenmittel» an.

    Wirksamkeit ist belegtDie Anwendung von Baldrian bei leichtem odermittlerem Grad von Schlaflosigkeit ist am bekann-testen und seine Wirkweise ist durch verschie-dene klinische Studien belegt: Die Einnahme vonBaldrian führt zu einer eindeutigen Abnahme derNerven-Hyperaktivität in Gehirn und Rückenmark(Zentrales Nervensystem ZNS). Im Körper tritteine allgemeine Entspannung durch Muskelberu-higung ein. Folgen dieser klassischerweise als se-dativ bezeichneten Wirkungen sind unter ande-rem eine gut nachweisbare Verkürzung der Ein-schlafzeit sowie eine deutliche Verbesserung derSchlafqualität, zum Beispiel wird das unruhige,nächtliche Aufwachen seltener oder bleibt ganz

    Hilft bei: Schlafstörungen, nervöser Schlaflosigkeit, nervösen Erregungszuständen.

    Millionen von Menschen leiden an

    Schlafstörungen und versuchen mit

    Tabletten das Problem in den Griff

    zu bekommen. Baldrian ist eine

    natürlichen Alternative.

    Baldrian

    Arnika

    Baldrian

    Beinwell

    Brennnessel

    Efeu

    Eukalyptus

    Fenchel

    Ginkgo

    Hagebutten

    Kamille

    Knoblauch

    Lindenblüte

    Passionsblume

    Pfefferminze

    Ringelblume

    Sonnenhut

    Süssholz

    Tausendgülden

    Umckaloabo

    Weissdorn

    natürlich 2-2011

  • 5Baldrian | eBook

    natürlich 9-2008

    Baldrian | E-Book 5

    chemischen Schlaf, aus dem Betroffeneoft mit einem Kater aufwachen. Siefühlen sich dann eher erschöpft, dennerholt. Auch die Reaktionsfähigkeit istoft stark eingeschränkt, was zu Stürzendurch unsicheren Gang oder zu Fahr-fehlern beim Autofahren führen kann.

    Häufig ist dann dieser Teufelskreis:Um endlich wieder in Schwung zukommen und die Tagesmüdigkeit abzu-schütteln, wird oft zu Anregungsmit-teln (Stimulanzien, Weckaminen) ge-griffen. Bei diesen Substanzen bestehtebenfalls Suchtgefahr. Am Abend wie-derum kann die stimulierende Wirkungnur chemisch, eben mit Tranquilizernund anderen Wirkstoffen wiederblockiert werden.

    Beruhigung in derSchaltzentraleDiese Gefahr besteht bei Valeriana offi-cinalis nicht. Die Baldrianaktivität aufdas zentrale Nervensystem ist in denletzten Jahren mit verschiedenen phar-makologischen Nachweisverfahren be-legt worden. Moderne biochemischeRezeptoruntersuchungen haben ge-zeigt, dass Baldrianextrakte mit einemder wichtigsten, auch für die Schlaf-fähigkeit bedeutenden Neurotransmit-ter, der Gammaaminobuttersäure(GABA), wechselwirken. EEG-Analy-sen sowie klinische Studien zeigenzusätzlich zur entspannend-schlafför-dernden Wirkung auch eine Beruhi-gung von nervösem Herzklopfen sowieKrampflösung (krampfartige Schmer-zen im Magen-Darm-Bereich wie demReizdarm-Syndrom und anderen). Einestimmungsaufhellende Wirkung istebenfalls bekannt, neuere Hinweisedeuten auf mögliche antidepressive Ei-genschaften hin.

    Kombination mit anderenHeilpflanzenInteressanterweise wird die Wirkungdes Baldrians durch Hinzufügen einerweiteren Heilpflanze noch verbessert.Folgende Kombinationen bieten sich anbei: • Nervöse Erregungszustände: Me-

    lisse (Melissae folium) plus Baldrian• Nervöser Schlaflosigkeit: Hopfen

    (Humulus lupulus L.) plus Baldrian Als Pflanzenteil werden frische Wur-zeln (Valerianae radix), Wurzelstock

    und die Ausläufer der Pflanze verwen-det. Es gibt verschiedene Anwendungenwie beispielsweise Presssaft (Schoenen-berger naturreiner Heilpflanzensaft,Baldrian Dr. Dünner AG), Kapseln (Ar-kocaps Arko Diffusion SA), Baldrian-Tropfen verschiedener Hersteller oderTee. Alles ist sowohl in der Apothekewie auch der Drogerie erhältlich.

    Es sind bei Baldrian weder Neben-noch Wechselwirkungen bekannt.Wichtig ist ausserdem, dass Baldriankein Mittel mit Sofortwirkung ist. Beiregelmässiger Einnahme wirken dieverschiedenen Präparate nach zweiWochen. Ein Zeitraum, der sich jedochlohnt, weil sich keinerlei Abhängigkei-ten auch bei langem Gebrauch einstel-len. Wenn sich dann eine Ausgeruht-heit beziehungsweise Normalität imeigenen Leben einstellt, empfiehlt essich, nicht einfach mit den alten Verhal-tensmustern bei Stress oder Angst wei-terzumachen, sondern langfristig nachLösungen Ausschau zu halten.

    Inhaltsstoffe Der beruhigende Effekt des Baldrians istzwar durch Studien belegt, aber in wel-chem Zusammenspiel die Wirkungtatsächlich funktioniert, wird vielleichtimmer ein Geheimnis bleiben. Bekanntist, dass ätherisches Öl: (0,3 bis 2,0 Pro-

    Entspannung in der Badewanne:Nach einem langen Arbeitstag kann

    getrockneter Baldrian auch als Bade-

    wasserzusatz verwendet werden. Für ein

    Bad werden 100 Gramm benötigt. Das

    Voll- oder Dreiviertelbad sollte bei nicht

    zu heisser Temperatur (rund 36 Grad) für

    etwa 10 bis 15 Minuten genossen

    werden. Danach gleich ins Bett legen.

    Gutes Einschlafen ist garantiert.

    aus. Am Tag darauf sind die Betroffe-nen wesentlich ausgeruhter und ausge-glichener, was sich wiederum positivauf die gesamte Tagesbefindlichkeit so-wie die körperliche und geistige Leis-tungsfähigkeit auswirkt.

    Wie alle Pflanzenheilmittel bestehtBaldrian aus vielen Einzelbestandtei-len, die jedoch erst in ihrer Gesamtheitdie sedative Wirkung und die wenigen,nur selten auftretenden Nebenwirkun-gen ausmachen. Beim Baldrian wirdvermutet, dass ein Zusammenspiel ver-schiedener Inhaltsstoffe und Abbaupro-dukte wie Lignane, Valerensäuren, Va-lepotriate dabei helfen, den Erregungs-zustand des Körpers zu senken. ChristaMüller von der Universität Bonn machtvor allem eine Substanz aus der Gruppeder Lignane für die beruhigende Wir-kung verantwortlich. Demnach wirkenLignane auf dieselben Rezeptoren einwie Koffein – aber mit der entgegenge-setzten Wirkung.

    Baldrian wirkt auch bei geistigerÜberarbeitung oder nervösen Be-schwerden des Alltags. Motorische Un-ruhe, Erregungszustände, die zum Bei-spiel von Sorgen geprägt sind, verlierennach Einnahme von Baldrianpräpara-ten ihren Anschub. Beispielsweisekann einer Prüfungsangst der anstren-gende und beängstigende Widerhakengezogen werden. Weil Baldrian nur se-dativ und nicht bewusstseinsbeein-trächtigend wirkt, bleibt die Konzentra-tion auf das Wesentliche, nämlich Be-stehen der Prüfung, möglich.

    Teufelskreislauf: chemischerSchlaf – StimulanzienIm Gegensatz hierzu sind die millio-nenfach eingesetzten, synthetischenBenzodiazepin-Tranquilizer zu sehen.Sie werden von Ärzten häufig alsschnell und zuverlässig wirkende Mit-tel verschrieben. Als Tranquilizer mithypnotischer (schlaffördernder) Wir-kung haben sie allerdings bildlich ge-sprochen eher die Wirkungen einesHammerschlags auf den Hinterkopf.Zahlreiche chemisch definierte Schlaf-mittel fördern weder Entspannungnoch Beruhigung. Sie bewirken einen

    natürlich 2-2011

  • 6Baldrian | eBook

    natürlich 9-2008

    Baldrian | E-Book 6

    Unbekannte PflanzeWährend die schlaffördernde Wirkungdes Baldrians vielen Menschen geläufigist, so ist das Aussehen der Stamm-pflanze den meisten unbekannt.Manchmal kann es dann im botani-schen Garten zum überraschten Aha-Erlebnis kommen: Baldrian ist einekräftige bis zu eineinhalb Meter hohePflanze mit kantigen, hohlen Stängelnund grossen Blättern. Sie sind unpaariggefiedert und haben pro Blatt etwa 11bis 21 Fiederblättchen. Einen Gegen-satz zur kräftigen Pflanze bilden diezarten, rötlichweissen Blüten. Sie sinddoldenartig angeordnet und blühenvon Juni bis August.

    Baldrian gibt es nicht nur als Kultur-(nur die Valeriana officinalis L. wird alsArzneipflanze verwandt), sondernauch als Wildpflanze. Zur grossen Fa-milie der Baldriangewächse (Valeriana-cae) gehörend, wachsen die Valeriana-Gattungen überall in den gemässigtenZonen Europas, Asiens und Nordameri-kas. Wahrscheinlich ermöglichte ihregute Anpassungsfähigkeit die hohe Ver-

    breitung. Denn die Valeriana-Gattun-gen wachsen sowohl in trockenen wiefeuchten Regionen. Sie sind wild inWäldern, an Flussufern, feuchten Wie-sen oder auf trockenen Dämmen undSchutthalden zu Hause. Es gibt auch al-pine Baldrian-Arten wie Valeriana cel-tica L., Valeriana elongata Jacq., Valeri-ana saliunca All., Valeriana supinaArd., Valeriana saxatilis L.

    Das KatzenkrautEinige Valeriana-Arten werden auch alsZierpflanzen kultiviert. Die einheimi-schen Valeriana officinalis L., Valerianatripteris L., Valeriana montana L. wer-den allerdings bevorzugt. Wird Bald-rian im Garten angepflanzt, so werdenGartenbesitzer nur glücklich mit derPflanze, wenn keine Katzen in derNähe sind. Denn Baldrian hat sich auchals Katzenkraut einen Namen gemacht.Je nachdem wie Gartenbesitzer ihr Ver-hältnis zu den Schnurrhaar-Trägern se-hen, wird es zur Freude oder zum Leid-wesen ausfallen: Denn Katzen liebenBaldrian, fühlen sich magisch davonangezogen. Sie können sich wie när-risch darin herumwälzen. Es wird ver-mutet, dass das Monoterpen (Iridoid)Actinidin, wie es ähnlich in der Katzen-minze (Nepeta cataria) enthalten ist,dieses merkwürdige Verhalten auslöst.Katzen können also durchaus Versu-che, Baldrian im Garten anzupflanzen,zunichte machen.

    Im Volksglauben galt die Pflanze vorallem im Mittelalter wegen ihres Geru-ches auch als zauberabwehrendes Mit-tel. Sie wurde auch in der Parfümher-stellung verwendet, doch heute hat diePflanze nur noch als Heilmittel Rele-vanz. mka ■

    Anwendungen von Baldrian_Beruhigungstee: Teemischung aus getrockneten Drogen mit 50 Gramm

    Baldrian und 50 Gramm Hopfen. Ein Esslöffel der Mischung wird mit sieden-

    dem Wasser (150 bis 250 Milliliter) übergossen, 15 Minuten bedeckt stehen

    gelassen und dann abgesiebt. So weit nicht anders verordnet, eine halbe

    Stunde vor dem Schlafengehen eine Tasse frisch bereiteten Tee trinken.

    _Baldriantee: Einmal bis mehrmals täglich.

    _Presssaft: 2- bis 3-mal täglich 1⁄2 bis 1 Teelöffel (1 bis 3 Milliliter) mit einem

    Glas Wasser verdünnt vor dem Essen trinken.

    _Dragées: 2- bis 3-mal täglich 1 bis 2 Tabletten vor dem Essen mit viel

    Wasser einnehmen.

    _Achtung: Es muss immer auf eine ausreichende Dosierung geachtet werden.

    Zu niedrig dosiert, kann Baldrian auch einen umgekehrten Effekt bewirken und

    anregend sein. Eine ausreichende Dosierung sind 600 Milligramm Baldrian

    ethanolisch-wässriger Trockenextrakt pro Tag.

    zent) aus beispielsweise Monoterpenen(Borneol und Bornylester, Camphen,Campher, 1,8-Cineol, Myrcen) und Ses-quiterpenen (L-Bisabolol, Valeranon,Valerenal, Valerenol und Valerenolester)zusammengesetzt ist. Sesquiterpensäu-ren wie Acetoxyvalerensäure und Vale-rensäure (0,08 bis 0,3 Prozent) sowieHydroxyvalerensäure spielen ebenfallseine Rolle. Eindeutig geklärt ist, dassder charakteristische Geruch erst durchFreisetzen der Isovaleriansäure entsteht(frische Baldrianwurzel ist praktisch ge-ruchlos). Als weiteres Zersetzungspro-dukt der Isovaleriansäure entstehen dieHauptabbauprodukte Valepotriate (0,5bis 2 Prozent). Weitere Inhaltsstoffe:Mono- und Diepoxylignane, geringeMengen Alkaloide, Phenolcarbonsäu-ren, Aminosäuren, kurzkettige Car-bonsäuren, freie Fettsäuren, Kohlenhy-drate.

    natürlich 2-2011

  • natürlich 9-2008

    Beinwell | E-Book 7

    Prellungen, Zerrungen oder Verstauchungen pas-sieren täglich beim Sport, aber auch bei unbe-dachten Bewegungen. Sie sind schmerzhaft undkönnen manchmal lange gewohnte Tätigkeiteneinschränken. Zur Schmerzbekämpfung werdengerne synthetische Medikamente verordnet, diejedoch wegen ihrer Nebenwirkungen nicht in ei-nem angemessenen Nutzen-Risiko-Verhältnis beidieser Anwendung stehen.

    Salben oder Gelees aus einer uralten Heilpflanzehingegen haben keine Nebenwirkungen. IhrName: Beinwell (Symphytum officinale), auchgrosse Wallwurz oder Schwarzwurzel genannt.Auch etymologisch deutet der Name Beinwell aufdie traditionelle Verwendung des Heilkrauts hin:«Bein» ist eine alte Bezeichnung für Knochen (Ge-beine). Beinwalla oder Beinwelle bedeuten «Zu-sammenheilen von Knochen».

    Das Synonym Wallwurz ist im biologischenSinne dem «Wallen» der Bäume entlehnt. Sie rea-

    gieren mit wulstartigen, «überwallenden» Wund-rändern auf Verletzungen. Auch der griechischeName Symphytum (zusammenwachsen) legtnahe, dass die Pflanze schon im Altertum bekanntwar.

    Eine vornehme WundarzneiIm Sinne der griechischen Säftelehre beschriebenHeilkundige Beinwell damals als warme, trockenePflanze mit einer grossen zusammenziehenden(adstringierenden) Kraft. Sie verwendeten sämtli-che Pflanzenteile für den inneren wie äusseren Ge-brauch. Erste schriftliche Dokumentationen lie-ferte im ersten Jahrhundert Dioskurides, der Bein-well unter anderem als Wundauflage (Kataplasma)gegen Entzündungen empfahl. 1500 Jahre späterbeschrieb der deutsche Naturforscher und ArztLonicerus die Pflanze mit einer «widerwertigenKraft», um Wunden vom Eiter zu befreien, einenBlutfluss zu stillen oder Entzündungen abklingenzu lassen. Und Zeitgenosse Johann Schröder emp-fahl in der «Chymischen Apothek» Beinwell sogarals «eine der vornehmsten Wundarzneien» undfasste die damaligen Darreichungsformen zusam-men: «Als Tee, eingemachte Wurzel, Sirup, einge-dickter Aschschleim der gekochten Wurzel, extra-hiert in Weinspiritus, destilliertes Öl.»

    Retter in der Hungersnot Doch nicht nur als grosses Wundheilmittel hatteBeinwell seinen Platz: Er galt auch als gutes Mit-tel gegen Lungenerkrankungen wie Tuberkulose,Lungenentzündung oder Bronchitis sowie gegenDurchfall, Magen- und Darmgeschwüre, Ruhroder Bauchfellbruch. Bei so einer hohen Wert-

    Hilft bei: Entzündungen, Prellungen, Verstauchungen, Muskel- und Sehnenzerrungen, Arthritis, Drüsenschwellungen,schlecht heilenden Wunden, Furunkeln, Lungenbeschwerden,Magenschleimhautentzündung, Magengeschwür,Magenblutungen.

    Um gebrochene Knochen besser

    zusammenwachsen zu lassen, wurde

    Beinwell früher benutzt. Doch die alte

    Heilpflanze kann mehr: Sie wirkt

    mildernd bei Prellungen und

    Zerrungen – davon profitieren Sportler

    noch heute.

    Beinwell

    7Beinwell | eBook

    Arnika

    Baldrian

    Beinwell

    Brennnessel

    Efeu

    Eukalyptus

    Fenchel

    Ginkgo

    Hagebutten

    Kamille

    Knoblauch

    Lindenblüte

    Passionsblume

    Pfefferminze

    Ringelblume

    Sonnenhut

    Süssholz

    Tausendgülden

    Umckaloabo

    Weissdorn

    natürlich 2-2011

  • 8Beinwell | eBook

    natürlich 9-2008

    Beinwell | E-Book 8

    1849) verhungerten eine halbe MillionMenschen, weil Kartoffelfäule mehrereJahre lang Kartoffelernten ausfallenliess. Ein grosser Teil der Bevölkerungsoll auf den üppig wachsenden Bein-well ausgewichen sein. Sowohl Wur-zeln als auch Kraut dienten der Bevöl-kerung als Kartoffelersatz.

    Einseitig blindeLaborwissenschaftIm 19. und vor allem im 20. Jahrhun-dert begann eine grundsätzliche Neu-bewertung von Heilpflanzen. Wissen-schaftler und Pharmakologen began-nen althergebrachte Heilpflanzen mitmodernen Labortechnologien zu erfor-schen. Die Durchforstung der natur-heilkundlichen Pharmakopöen warund ist bis heute eine wichtige Grund-lage auf der Suche nach neuen Wirk-stoffen, um Krankheiten zu heilen.Trotz modernsten Technologien sindWissenschaftler jedoch bis heute nur inder Lage, Einzelwirkstoffe zu extrahie-ren und darzustellen. Den Forscherngelingt es nicht, das komplizierte Zu-sammenspiel pflanzlicher Kompositio-nen in ihrer Vielfalt zu erforschen undzu beschreiben.

    Problematisch ist bei dieser be-schränkten Herangehensweise, dassPflanzenextrakte – im biochemischenVerständnis, also Wirkstoffgemische –oft nicht im Sinne der standardisiertenArzneimittel-Wirkungsnachweise ge-prüft worden sind. Heilpflanzen wer-den also nicht ganzheitlich berücksich-tigt, sondern nur als isolierter Teilas-pekt, zum Beispiel als bestimmteSubstanz. Wenn dann bei HeilpflanzenWirkstoffe gefunden werden, die iso-liert im Zell- oder Tierversuch beispiels-weise krebserregend wirken, ist ihrEnde innerhalb der modernen Phyto-therapie oft vorhersehbar.

    Unsinnige TierversucheIn Beinwellextrakten wurde in den70er- und 80er-Jahren gleich ein ganzesBündel hochwirksamer Stoffe nachge-wiesen. Die für Medikamentenzulas-sungen zuständige Kommission E desDeutschen Bundesgesundheitsministe-riums stellte 1990 jedoch nur eine posi-tive Monografie für die äusserliche Ver-wendung von Beinwell-Präparaten bei

    Prellungen und Zerrungen, also stump-fen Verletzungen, aus. Die damals ver-fassten Pflanzen-Monografien solltendie damaligen Erkenntnisse von «Qua-lität, Wirksamkeit und Unbedenklich-keit» widerspiegeln, die eine wech-selnde Gruppe von Experten über 30Jahre zusammentrugen.

    In Tierversuchen wurden angeblichauch krebserregende und leberschädi-gende Beinwellwirkstoffe nachgewie-sen. Deshalb wollte die Kommissiondie innere Anwendung nicht gelten las-sen, da in ihren Augen die Unbedenk-lichkeit nicht gewährleistet war. Sienahm bei den Bewertungen billigend inKauf, dass ihr Urteil auf nicht verifizier-ten Tierversuchen basierte. Diese un-terlagen meistens entweder abnormenFütterungssituationen von Tieren(Schlundsonden) oder entstanden aufder Grundlage von der Verabreichungvon extrem hohen Dosen, die im All-tagsgebrauch nicht vorkommen.

    Bei dem von den Fachleuten befürch-teten Risiko wurde jedoch die jahrtau-sendealte Erfahrung mit Beinwell un-berücksichtigt gelassen.

    Wundersames WirkstoffbouquetFolgende Wirkstoffe des Beinwells sindbeschrieben worden: Schleimstoffe(Fructane), Gerbstoffe, Triterpensapo-nine (Symphytoxid A), Rosmarinsäure,Cholin, Phytosterine, B-Vitamine, Kie-selsäure, Pyrrolizidinalkaloide und Al-lantoin.

    Als Hauptkomponente des Beinwellsgilt das Allantoin. Es ist ein Harnstoff-abkömmling, welcher im Pflanzenreicheher selten vorkommt. Allantoin wirktunter anderem wundsekretsteigernd.Es fördert den Abfluss von Zellflüssig-keit aus der Wunde, hilft somit Bakte-rien und Zersetzungsprodukte schnel-ler wegzutransportieren und wirkt des-halb wundreinigend. Gemeinsam mitden Schleimstoffen fördert das Allan-toin die Zellerneuerung sowohl imHaut- als auch im Knochengewebe.

    Während die Gerbstoffe keimhem-mend wirken, ist das Cholin durchblu-tungsfördernd. Durch die verstärkte

    Beinwell und die BotanikBeinwell gehört zur Familie der

    Borretschgewächse (Boraginaceae). Die

    Pflanze wächst in Europa und Asien in

    den gemässigten Zonen, bevorzugt

    feuchten, humusreichen Boden. In freier

    Natur ist Beinwell an Bachufern oder auf

    Streuwiesen zu finden.

    Die Pflanze hat eine dicke spindelför-

    mige, verästelte Wurzel. Sie ist aussen

    schwarz, innen weiss und schleimig. Die

    getrocknete Wurzel hat eine hornartige

    Beschaffenheit. Die Stängel der Pflanze

    sind kräftig und ästig verlaufend. An ih-

    nen wachsen grosse, fleischige und wei-

    che Blätter. Die unteren Blätter sind eiför-

    mig-lanzettlich, die oberen lanzettlich

    nach unten verlaufend. Stängel wie Blät-

    ter sind rauhaarig und borstig. Die fünf-

    zähligen Blüten sind kelchförmig und zu

    Wickeln angeordnet.

    Die Blütezeit ist von Mai bis Juni. Die

    schönen Blüten sind nach unten wach-

    sende violettfarbene Kelche. Sie sind ho-

    nigreich und vor allem bei den langrüs-

    seligen Hummeln begehrt. Im Aargau

    wird die Pflanze deshalb auch Imbe-

    lichrut genannt.

    schätzung durfte die Pflanze entspre-chend in keinem Kloster-, Kräuter- oderBauerngarten fehlen.

    Neben der medizinischen Verwen-dung war Beinwell auch ein beliebtesGewürz oder eine Kräuterbeigabe fürviele regionale Gerichte. Die Blätterwurden frisch geerntet, in Teig einge-backen und als Küchlein gegessen. Inder Luzerner Gegend wird Beinwelldeshalb auch als Chuechi-Chrut be-zeichnet.

    In manchen Notzeiten war Beinwellaber mehr als nur ein Gewürz. In Irlandersetzte die Pflanze im 19. Jahrhundertein Grundnahrungsmittel: Währendder grossen Hungersnot (1845 bis

    natürlich 2-2011

  • 9Beinwell | eBook

    natürlich 9-2008

    Beinwell | E-Book 9

    Durchblutung des Gewebes könnenverletzte, von Abwehrzellen abgebauteGewebeteile schneller abtransportiertwerden. Auch Blutergüsse (Hämatome)bilden sich besser zurück. Der Austrittvon Gewebeflüssigkeit und die damitverbundene Entstehung von Ödemenwird ebenfalls schneller reguliert.

    Beinwell macht mobilDiese Förderung der Wundheilungwurde in den letzten drei Jahrzehntenimmer wieder untersucht. Kürzlich bei-spielsweise durch eine Doppelblindstu-die mit 142 Patienten. Ergebnis: Gegenü-ber Placebo verspürten Patienten mitBeinwell-Salben einen eindeutig rasche-ren Rückgang von Schmerzen und Ge-lenkschwellungen. Auch die Mobilitätwar schneller wiederhergestellt. Eine ak-tuelle Studie aus diesem Jahr beschäftigtsich mit der Versorgung von arthriti-schen Kniebeschwerden. 220 Patientenwurden mit Beinwellsalbe behandelt.Auch bei ihnen stellte sich eine schnel-lere Verbesserung der Mobilität sowieein deutlicherer Rückgang der Schmer-zen gegenüber placebobehandelten Pati-enten heraus. Die Gesamtverbesserungder Beschwerden unter Beinwellthera-pie führte auch – im Vergleich zur Place-boanwendung – zu einer verbessertenLebensqualität. mka ■

    Heilsam und einfach in der AnwendungBeinwell wird in der Regel in zwei Darreichungsformen verwendet:

    _Als Salbe und Gelee: Um die experimentell krebserregende Wirksamkeit der

    Pyrrolizidinalkaloide zu umgehen, sind Hersteller von Beinwellprodukten

    dazu übergegangen, diese zu entfernen. Salben und Gelee aus Beinwellex-

    trakten sind also Pyrrolizidinalkaloid-frei. Sie können bei Sportverletzungen

    wie Prellungen, Verstauchungen, Zerrungen, Knie- und Fussgelenkverletzun-

    gen, bedenkenlos auch über längere Zeiträume angewendet werden. Die

    Salben werden dabei einmal täglich leicht einmassiert. Danach wird die be-

    handelte Stelle – je nach Verletzung – beispielsweise mit Gaze abgedeckt,

    bevor weitere Stützverbände angelegt werden.

    _Als Umschlag: Wer keine Salbe zur Hand hat, kann bei leichteren Prellun-

    gen, Zerrungen oder Blutergüssen auch Beinwell-Umschläge verwenden.

    Dazu wird zuerst ein Tee bereitet: zwei bis drei Teelöffel Beinwellkraut mit

    etwa zwei Deziliter kochendem Wasser übergiessen, bedeckt ziehen lassen

    und nach zehn Minuten abseihen. Den Beinwelltee mindestens auf hand-

    warme Temperatur herabkühlen. Ein Leinen- oder Baumwollhandtuch wird

    mit dem Heiltee befeuchtet und dann auf die schmerzende Körperstelle auf-

    gelegt. Dieses Tuch wird mit einem trockenen Baumwolltuch fixiert. Der Um-

    schlag kann bis zu einer Stunde liegen bleiben. Bei ausgeprägten Schmer-

    zen kann der feuchte Umschlag auch mit eisgekühltem Heiltee gemacht

    werden, wobei dann die akute Schmerzlinderung im Vordergrund steht. Die

    Umschläge sollten nur bei unverletzter Haut gemacht werden. Bei Überemp-

    findlichkeiten gegenüber Beinwell kann es zu Rötungen und Juckreiz kom-

    men. Während der Anwendung ist körperliche Ruhe empfehlenswert.

    _Achtung: Schwangere und stillende Mütter sollten auf alle Arzneianwen-

    dungen verzichten, bis sie mit dem betreuenden Arzt darüber gesprochen

    haben. Dies gilt auch für sämtliche naturheilkundlichen, phytotherapeuti-

    schen oder homöopathischen Präparate.

    natürlich 2-2011

  • natürlich 9-2008

    Brennnessel | E-Book 10

    Alles an der Brennnessel ist wehrhaft. Schon dieBlätter der ausgewachsenen Pflanze sind säge-blattartig gezahnt und warnen: Lass mich in Ruhe!Wer ihr dennoch zu nahe kommt, «verbrennt» sichleicht die Finger an ihr. Denn die Pflanze bekleidetsich zu ihrem Schutz vor Fressfeinden mit Brenn-haaren. Diese sitzen am Stängel wie auch an denBlättern und bevorraten eine ätzende Mixtur anReizstoffen. Neben dem in der Hauptsache wirken-den Nesselgiftstoff Acetylcholin sind in diesemGiftcocktail Histamin, Serotonin und Spuren vonAmeisen-, Essig- und Buttersäure enthalten. Sili-kateinlagerungen im oberen Bereich der Brenn-haare machen diese hart und spröde wie Glas undbilden Sollbruchstellen. Die Köpfchen, welche dieBrennhaare abschliessen, brechen so bei der klein-sten Berührung ab und verwandeln die Haare inmikroskopisch kleine Injektionsnadeln. Zu Tau-senden bohren sich diese in die Haut und entlas-

    sen ihren Nesselgiftstoff in die verletzten Hautzel-len. Auf der Haut entstehen schmerzende, geröteteQuaddeln, die besonders bei empfindlichen Men-schen erst nach Stunden wieder verschwinden.

    Nesselgift als TherapieDie Naturheilkunde nutzt das Waffenarsenal derBrennnessel zur lokalen Reiztherapie: Menschenmit rheumatischen Gelenkbeschwerden an Füssenoder Knien gehen – nach einiger Selbstüberwin-dung – beispielsweise barfüssig durch Brennnes-seln. Die dadurch ausgelöste Reizung regt dieDurchblutung der Haut und der tieferen Gewebe-schichten an. Das Acetylcholin wirkt direkt aufdas Nervensystem und regt die glatte Muskulaturzum Beispiel der Blutgefässe an.

    Diese martialische Behandlung kann auch beidegenerativ-entzündlichen Erkrankungen wie Ar-throse oder chronischer Polyarthritis eingesetztwerden. Hier schlägt man sich einmal pro Tag für30 Sekunden frisches Brennnesselkraut auf dieschmerzenden Gelenke oder macht eine Auflage.

    Auch bei Schuppenflechte (Psoriasis) oderHauterkrankungen mit nesselartigen Ausschlägenkann versucht werden, mit Hilfe des Brennnessel-gifts Heilimpulse auszulösen. Die Idee dahinter:chronisch erkrankte Hautregionen in eine akuteErkrankungsphase (zurück)zuversetzen. NachAnsicht der Naturheilkunde lassen sich solcheKrankheiten so nicht nur symptomatisch behan-deln, sondern tatsächlich auch heilen.

    Damit nicht genug: mit Brennnesselextraktenlassen sich nach derzeitiger Lehrmeinung rheu-matische Gelenkentzündungen und die damit ver-bundenen Schmerzen und Veränderungen der Ge-lenke verhindern oder lindern. Unter dem Oberbe-

    Hilft bei: rheumatischen Beschwerden, Entzündungen derableitenden Harnwege, Nierengriess. Arthritis, Gicht, Podagra,Rheuma, Diabetes, Hämorrhagien, Verschleimung der Brustund Lunge, Ödemen, Wunden, Blutungen, Fisteln, Furunkeln,Asthma, Rippenfellentzündung.

    Die Brennnessel wird als Monarchin

    der Heilpflanzen bezeichnet. Blätter,

    Stängel, Früchte, Wurzeln – alles ist

    heilsam und lässt sich vielseitig

    verarbeiten. Kein Wunder also, dass

    die Pflanze sich vor Mensch und Tier

    zu schützen versucht.

    Brenn-nessel

    10Brennessel | eBook

    Arnika

    Baldrian

    Beinwell

    Brennnessel

    Efeu

    Eukalyptus

    Fenchel

    Ginkgo

    Hagebutten

    Kamille

    Knoblauch

    Lindenblüte

    Passionsblume

    Pfefferminze

    Ringelblume

    Sonnenhut

    Süssholz

    Tausendgülden

    Umckaloabo

    Weissdorn

    natürlich 2-2011

  • 11Brennessel | eBook

    natürlich 9-2008

    Brennnessel | E-Book 11

    und auch gegen Rheuma, Gicht, Galle-und Leberbeschwerden eingesetzt. Siegehört entsprechend der Säftelehre desHippokrates zu den wichtigen Mittelnzur Blutreinigung. Dementsprechendfand und findet die Pflanze bis heutebei Frühjahrskuren oder beim FastenVerwendung. Dies vor allem wegen derFähigkeit der Brennnessel, die Aus-schwemmung von Wasser über die Nie-ren zu fördern.

    Die Nieren sind neben der Ausschei-dung und Hormonbildung auch für dieRegulation des Wasserhaushalts, desSäure-Basen-Gleichgewichtes oder desBlutdruckes zuständig. Täglich werdendie Organe von einem Blutvolumenvon rund 1500 Litern durchströmt. Da-bei werden in den Nierenkörperchenrund 170 Liter Primärharn gebildet.Dieser wird vom Organismus weitge-hend resorbiert, sodass nur noch etwa1 bis 1,5 Liter Harn übrig bleiben undals Urin ausgeschieden werden.

    Wie zahlreiche andere Heilpflanzenund auch verschiedene synthetischeWirkstoffe behindern die Inhaltsstoffeder Brennnessel diese Rückresorption.Als Folge wird mehr Urin ausgeschie-den, was für den Körper insgesamt ent-wässernd wirkt. Die erhöhte Ausschei-dung kann unter anderem den Blut-druck von Patienten mit Hypertoniesenken.

    Verleiht RückgratIn Deutschland bereitet die Gesund-heitsverwaltung gerade neue Vorschrif-ten vor, laut denen entwässernde Mittel(Diuretika) als erste Wahl bei Bluthoch-

    druck einzusetzen und von den Kran-kenkassen zu bezahlen sind. Dies wirdauch für Heilpflanzen mit diuretischerWirkung eine bemerkenswerte Renais-sance bedeuten.

    Bei anderen Krankheiten, etwa beiGicht, kann eine erhöhte Harnausschei-dung ebenso positive Wirkungen ha-ben. Gicht ist eine Stoffwechselerkran-kung, bei der Ablagerungen vonHarnsäurekristallen in Gelenken undanderen Geweben zu Schmerzen undEntzündungen führen. Später kann eszu Veränderungen der Knochen oderKnorpel, zu Bluthochdruck und Nie-renschäden kommen. Die Inhaltsstoffeder Brennnessel bewirken hier eine ver-stärkte Ausscheidung von Harnsäureüber die Nieren und verhindern zudemdie Bildung von Nierensteinen, wasinsgesamt zu einer Besserung derGichtbeschwerden führt.

    Auch die Wurzeln der Brennnesselsind medizinisch bedeutsam. EtlicheStudien zeigen die Wirksamkeit vonWurzelextrakten bei alternden Män-nern mit einer gutartigen Vergrösse-rung der Prostata. Das Heilmittel beein-flusst das männliche Hormonsystemund bewirkt dadurch eine Verkleine-rung der vergrösserten Vorsteherdrüse.Dies lindert die typischen Beschwerdenwie erschwertes Wasserlassen oderhäufiger Harndrang. Auch die Mengedes in der Blase zurückbleibendenHarns, das Restharnvolumen, das hin-sichtlich Blaseninfektionen problema-tisch sein kann, verringert sich.

    Vielfältige Anwendungen_Brennnesseljauche: 1 Kilogramm frische Brennnesseln in 5 Liter Wasser etwa 3 Wochen in einem verschlossenen Topf

    vergären lassen. Verwendung: In der Verdünnung 1:20 zur Aktivierung des Pflanzenwachstums und Bodenlebens; in der

    Verdünnung 1:10 als Düngung über junge, heranwachsende Pflanzen verspritzen. Die intensive Geruchsentwicklung ist

    normal.

    _Jauche gegen Blattläuse: 1 Kilogramm frische Brennnesseln in 5 Liter Wasser etwa 5 Tage in einem geschlossenen

    Topf gären lassen. Die Brennnesseln ausfiltern und in einer Verdünnung 1:10 verspritzen.

    _Brennnesseltee: Während der Blütezeit (Juli bis Oktober) werden die Brennnesselblätter gesammelt. Wichtig ist dabei,

    den Standort zu beachten – also nur in abgelegenen Gebieten sammeln, nicht an befahrenen Strassen oder auf Industrie-

    geländen. Die Blätter werden vorsichtig mit Handschuhen vom Stängel abgestreift. Danach werden sie auf Schädlinge

    hin kontrolliert. Nur einwandfreie Blätter werden ungewaschen an der Luft so lange getrocknet, bis die Blätter beim Anfas-

    sen leicht auseinanderfallen. In abgedunkelten Gläsern halten sich die Wirkstoffe über ein Jahr lang. Zubereitung:

    4 Gramm getrocknete Blätter mit 1,5 Deziliter kochendem Wasser übergiessen, abgedeckt stehen lassen und nach

    etwa 10 Minuten absieben.

    griff Rheuma werden schmerzhafte Er-krankungen des Bewegungs- und Stütz-apparates verschiedenster Ursachenzusammengefasst. Deren Entstehungist allerdings weitgehend ungeklärt.

    Einige Untersuchungen konnten zei-gen, dass die Wirkstoffe von Brennnes-selextrakten beispielsweise die Bildungund Freisetzung von Gewebshormonenverhindern, die solche Gelenkentzün-dungen auslösen oder verschlimmernkönnen. Die Wirkstoffe verhindern zu-dem, dass sich knorpeldegenerierendeEnzyme an die Gelenkknorpel bindenund stoppen so das Fortschreiten einerErkrankung.

    Neben einer Reduktion der Schmer-zen lässt sich mit Brennnesselextraktenauch die Beweglichkeit der Gelenkeverbessern. Deshalb setzen auch vieleSchulmediziner das Naturheilmittelbegleitend zu einer konventionellenRheumatherapie ein.

    HarntreibendDass die Brennnessel versucht, sich zurWehr zu setzen, ist in Anbetracht derListe ihrer begehrten Inhaltsstoffe nichtverwunderlich. Schon im Altertum wardie Heilpflanze bekannt. Im 1. Jahr-hundert nach Christus verordnete sieetwa Dioskurides zur Menstruations-oder Harnförderung und bei verschie-densten Hautkrankheiten. Im Verlaufeder Jahrhunderte wurde die Brennnes-sel als bedeutsame Pflanze in die tradi-tionelle Volksheilkunde aufgenommen

    natürlich 2-2011

  • 12Brennessel | eBook

    natürlich 9-2008

    Brennnessel | E-Book 12

    Wegen ihres umfassenden und viel-seitigen Einsatzes wird die Brennnesselgerne als Königin der Heilpflanzen be-zeichnet. Auch Betrachtungen aus derSignaturlehre sind in diesem Zusam-menhang interessant. Diese zieht Rück-schlüsse vom Aussehen und der We-sensart einer Pflanze auf deren Wir-kungen. Wegen der «königlich, stolzenUnnahbarkeit» oder auch wegen der«Unbeugsamkeit» der Brennnessel wirdsie in der Homöopathie zur Stärkungdes Willens, Selbstüberwindung undVerstärkung von Aggressionen verord-net. Böse Zungen behaupten auch, dasssie besonders rückgratlosen Menschenzu empfehlen sei, um deren Charakter-bildung zu unterstützen.

    Ein Unkraut gegen UnkräuterViele Gartenbesitzer betrachtenBrennnesseln wegen ihrer Tendenzzum Wuchern als Unkraut. Und so wirdihnen gern der Garaus bereitet. Dabeibringt die Pflanze vielfältigen Nutzen.Zum einen sichert eine kleine, kontrol-lierte Fläche im Garten den Nachschuban ungespritzten Blättern für den Ei-genbedarf an Gemüse oder zur Herstel-lung von Tee. Zum anderen kann diegeduldete Brennnesselfläche der kos-tenlosen Herstellung von Dünger odernatürlichem Schädlingsbekämpfungs-mittel, zum Beispiel gegen Blattläuse,dienen (siehe Kasten auf Seite 24). Zu-dem verdrängt die Pflanze andere Un-kräuter, da ihre kräftigen, verflochte-

    nen Wurzeln keine anderen Pflanzenneben sich zulassen. Wer jedoch in derVerwendung dieses «Unkrauts» keineVorteile sieht, kann mit dem Stehen-lassen einiger Brennnesseln vielenSchmetterlingsarten das Überleben si-chern helfen: Für das Tagpfauenauge,den kleinen Fuchs oder den Admiral istdie Brennnessel eine wichtige Futter-pflanze.

    Das oberösterreichische Sprichwort,die Brennnessel begleite den Menschenüber die Erde, zeigt die einstig hoheWertschätzung der Pflanze. Die Pflanzewurde früher beispielsweise als gehalt-volles Futter an Vieh und Pferde verfüt-tert. Die Brennnessel lieferte auch Tex-tilien. In armen Gegenden wurden dieFasern der Grossen Brennnessel als bil-liger und minderwertiger Ersatz für Lei-nen zu Nesselgarn oder Nesseltuch ver-arbeitet. Ebenso lässt sich Farbstoffzum Einfärben von Wolle oder Seideaus der Pflanze herstellen. Noch heuteist die Pflanze eine der grossen Liefe-ranten von Lebensmittelfarben. Diesewerden aus dem Chlorophyll der Pflan-zen hergestellt und in vielen Bereichender Lebensmittelindustrie verarbeitet –zum Beispiel um eingelegte Gurken ap-

    petitlich grün erscheinen zu lassen. Beider Farbstoffextraktion gelangen auchviele Wirkstoffe der Heilpflanze in dieLebensmittelfarben.

    In der Küche bieten Brennnesselblät-ter eine interessante Variante zu her-kömmlichem Gemüse – und das nichtnur bei Wildpflanzengourmets.Brennnesseln erscheinen im April undjunge Pflanzen, die noch keine Brenn-haare entwickelt haben, können ohneHandschuhe gepflückt werden. Gewa-schen und gehackt können sie zuSuppe, als Gemüsebeilage odergrundsätzlich wie Spinat oder Mangoldverarbeitet werden. Sie sind ausseror-dentlich nahrhaft und sogar gehaltvol-ler als Spinat. So enthalten 100 GrammBrennnesselblätter wesentlich mehrKalzium, Magnesium, Eisen, Vitamin Aund C als dieser. Die hohen Kalzium-,Eisen- und Vitamin-C-Werte sind be-sonders auch für Kinder im Wachstumgesund. mka ■

    Botanik der BrennnesselDie Brennnessel gehört zur Familie der Brennnesselgewächse (Urticaceae) und ist

    in den gemässigten Zonen weltweit mit 40 Arten anzutreffen. Medizinisch sind die

    Grosse Brennnessel (Urtica dioica) und die Kleine Brennnessel (Urtica urens) be-

    deutend. Beide Arten sind mehrjährig und in Mitteleuropa sehr häufig anzutreffen.

    Sie besiedeln bevorzugt nährstoffreiche Gärten, Grabenränder, Schutt- und Müll-

    plätze, Weideränder, feuchte Waldstellen oder Ödland. Je nach Art und Standort

    wird die Pflanze zwischen 60 bis 150 Zentimeter hoch und hat einen winterharten,

    kriechenden Wurzelstock. Ihre Stängel sind vierkantig, die Blätter gegenständig,

    länglich-herzförmig und am Rande grob gezahnt. Die Blüten sind unscheinbar

    grünlich-weiss und hängen in geknäuelten Rispen herab. Die Blüten sind zweihäu-

    sig, weibliche und männliche Blüten kommen also getrennt auf verschiedenen

    Pflanzen vor. Die Frucht ist ein einsamiges Nüsschen.

    natürlich 2-2011

  • 13Efeu | eBook

    natürlich 9-2008

    Efeu | E-Book 13

    Selbst völlige Pflanzenlaien erkennen Efeu (He-dera helix). Die sattgrüne Kletterpflanze ist vorallem durch ihre Allgegenwart populär: Dennüberall dort, wo andere Pflanzen längst wegenLichtmangels aufgeben, gedeiht das widerstands-fähige Schattengewächs prächtig – auf dunklenWaldböden, unter alten Parkbäumen oder an ver-wunschenen, alten Gemäuern. Zudem ist Efeu beiGärtnern und Hausbesitzern wegen seiner attrak-tiven Blätter beliebt und wird vielerorts gepflanzt.Da das Schattengewächs ausserdem einen leichtzu pflegenden Bodendecker abgibt, ist es auf vie-len Friedhöfen zu Hause. Hier symbolisiert diePflanze mit ihrem immerwährenden Blattgrün,die selbst eisigsten Wintern zu trotzen vermag,die Hoffnung auf «ewiges Leben».

    Efeu ist noch durch eine weitere Besonderheitgekennzeichnet: Die Kletterpflanze ist nicht nureine Schattenpflanze. Wenn sie Gelegenheit be-

    kommt, richtet sie ihr Wachstum wie alle Pflanzenzum Licht – deshalb ist sie entgegen einer weitver-breiteten Meinung sowohl im Schatten als auchim Licht daheim.

    Die Schattenseiten der MenschenDiese bemerkenswerte Eigenart macht Efeu fürPhytotherapeuten interessant, die sich über dasWesen der Pflanzen, ihre Eigenheiten und die da-hinter steckenden möglichen Heilkräfte Gedankenmachen. Roger Kalbermatten aus Kesswil TG, einüber die Grenzen der Schweiz hinaus bekannterBiochemiker und Experte der Signaturenlehre,stellt zum Efeu in einem seiner Bücher folgendeBetrachtung an: «Das Wesen des Efeus ist die Ver-bindung des im Dunklen liegenden Pols des Un-terbewussten mit dem im Licht befindlichen Poldes Bewussten.»

    Damit folgt Kalbermatten den Vorstellungen desSchweizer Psychiaters Carl Gustav Jung, der denMenschen «Lichtseiten», das Bewusstsein, und«Schattenseiten», also das Unbewusste, zuordnete.Gerade Letztere sollten, so seine Empfehlung, nie-mals ignoriert werden. In der Terminologie derklassischen Psychosomatik können damit bei-spielsweise verborgene Anteile des menschlichenWesens oder seiner Seele gemeint sein, die nichtzum Ausdruck kommen – oder kommen dürfen.Aufgestaute Gefühle wie Wut, Ängste oder nichtverarbeitete seelische Verletzungen bahnen sichgemäss dieser Vorstellung im Laufe eines Lebensdann über körperliche Krankheiten einen Weg. Inder Fachsprache nennt sich das Somatisierung.

    So können Ängste, wie Kalbermatten beispiel-haft anführt, auf körperlicher Ebene das Atmenbehindern, denn wer Angst hat, hält automatisch

    Hilft bei: Erkrankungen der Atmungsorgane (schleim- undkrampflösend), spastischer Bronchitis, chronischen Katarrhen,Brandwunden, Krankheiten der Schilddrüse, Leber, Galle,Bauchspeicheldrüse, des Magen-Darm-Trakts oder des Stütz-und Bewegungsapparates.

    Immergrün, unermüdlich in die Höhe

    strebend, giftig und dennoch

    unglaublich beliebt: Efeu ist nicht nur

    eine Schattenpflanze, die das Licht

    liebt, sondern auch eine mit bemer-

    kenswerten medizinischen Eigen-

    schaften.

    Efeu

    Arnika

    Baldrian

    Beinwell

    Brennnessel

    Efeu

    Eukalyptus

    Fenchel

    Ginkgo

    Hagebutten

    Kamille

    Knoblauch

    Lindenblüte

    Passionsblume

    Pfefferminze

    Ringelblume

    Sonnenhut

    Süssholz

    Tausendgülden

    Umckaloabo

    Weissdorn

    natürlich 2-2011

  • 14Efeu | eBook

    natürlich 9-2008

    Efeu | E-Book 14

    des Schleims unterstützt die krampflö-sende Wirkung und erleichtert so denbei einer Bronchitis oft krampfartig-schmerzhaften trockenen Husten.

    Efeu ist nichts für LaienIn der Volksheilkunde werden frischeEfeublätter auf Entzündungen oderBrandwunden aufgelegt oder beiRheuma zu heissem Breiumschlag (Ka-taplasma) verarbeitet. Efeu kommtebenso innerlich bei Leber und Gallen-leiden sowie Gicht zur Anwendung.

    Für naturheilkundlich Unerfahrenesind Efeuanwendungen jedoch eherungeeignet! Denn die Blätter und derBlattsaft können nicht nur therapeu-tisch vielleicht gewollte Hautreizungenverursachen, sondern auch allergischeReaktionen auslösen. Immer wiederfinden sich auch Rezepte, die getrock-nete Efeublätter als Tee empfehlen.Phytotherapeutische Laien sollten auchhiervon besser Abstand nehmen, denndie Dosierungen sollten genau einge-halten werden. Eine Überdosierungkann Benommenheit, beschleunigtenHerzschlag (Tachykardie), Kopfschmer-zen oder Übelkeit hervorrufen.

    Die Urtinkturen derHomöopathieIn der indikationsbezogenen (deut-schen) Homöopathie kommt Efeu miteinem weiter gefassten Indikationsbe-reich zum Einsatz: Efeuextrakte werdenneben den Atemwegserkrankungenebenso bei Krankheiten der Schilddrüse,Leber, Galle, Bauchspeicheldrüse, desMagen-Darm-Trakts oder des Stütz- undBewegungsapparates verwendet. Nichtunerwähnt bleiben soll, dass dieHomöopathie mit der Herstellung vonPflanzenextrakten pflanzenheilkundlichInteressierten noch in ganz besondererWeise dient, nämlich als homöopathi-sche Pflanzen-Urtinktur.

    Pflanzliche homöopathische Urtink-turen sind Mischungen pflanzlicherPresssäfte mit Ethanol oder Auszügevon Pflanzen, die nach Angaben vonHahnemann oder seinen Schülern her-gestellt sind. Sie dienen als flüssigerAusgangsstoff für das spezielle rhyth-

    mische Verdünnungsverfahren derHomöopathie, die sogenannte Poten-zierung.

    Herstellungsregeln zur Präparate-Standardisierung wurden schon früh inArzneibüchern zusammengefasst.Massgebend war der Leipziger Apothe-ker Willmar Schwabe (1839–1917), des-sen Pharmakopöe (Arzneibuch) 1901zum Deutschen Homöopathischen Arz-neibuch (HAB) avancierte und sogarrechtsverbindliche Grundlage für dieHerstellung homöopathischer Arznei-mittel wurde. Heute hat das HAB auchin Österreich volle Gültigkeit, ist in derSchweiz einer der massgebenden Her-stellungsstandards und fand vor weni-gen Jahren Eingang in die europäischeArzneimittelgesetzgebung.

    Kostengünstige UrtinkturenUrtinkturen werden durch «TM» oder«Ø» gekennzeichnet. Die Efeu-Urtink-tur «Hedera helix Ø» wird entsprechendHAB durch ein einfaches Auszugsver-fahren (Mazeration) aus zerkleinerten,frischen, voll entwickelten, unverholz-ten, vor oder zu Beginn der Blütezeitgeernteten Efeutrieben hergestellt. AlsLösungsmittel wird Ethanol verwendet.Mit festgelegten Kontrollen wird dieEinhaltung des Standards, auch hin-sichtlich wichtiger Inhaltsstoffe, ge-prüft.

    Die Eignung von Urtinkturen für diePhytotherapie wurde zwar niemalssystematisch untersucht. Fachleutegehen aber davon aus, dass die meistenZubereitungen phytotherapeutischwenigstens teilweise, wenn nicht sogarvollständig wirksam sind. Ein Konsu-mentenvorteil: Homöopathische Ur-tinkturen sind nicht selten deutlichpreisgünstiger als ihr phytotherapeuti-sches Pendant.

    den Atem an. Unbehandelte Ängstekönnen folglich zu Krampfhusten,Bronchitis oder Asthma führen. IndemMenschen ihre Ängste erkennen, zulas-sen und später vielleicht sogar anneh-men, machen sie eine Bewusstwerdungdurch. Laut Kalbermatten steckt in die-sem Prozess die Möglichkeit zur Frei-heit und auch zu einem angstfreierenLeben. Oder, um beim obigen Bild derEntsprechung zum Efeu zu bleiben: DieMenschen wachsen über ihre Schatten-seiten hinaus und treten befreit ansLicht.

    Gut bei HustenTatsächlich liegt ein Schwerpunkt vonVerordnung und freiem Verkauf beiEfeu-Fertigpräparaten im Bereich derAtemwegserkrankungen. Genauer, beiKatarrhen der Luftwege und bei dersymptomatischen Behandlung chro-nisch-entzündlicher Bronchialerkran-kungen – wie die empfohlenen Anwen-dungsgebiete der Kommission E (Zulas-sungs- und Aufbereitungskommissionfür Phythotherapeutika, Deutschland)und der ESCOP (European ScientificCooperative on Phytotherapy) lauten.

    Efeupräparate gibt es als Hustensaft,Brausetabletten oder Pastillen. Als we-sentlicher Wirkstoff des Efeus geltendie Saponine. Sie wirken insbesonderehaut- und schleimhautreizend, Aus-wurf fördernd (expektorierend) oderkrampflösend (spasmolytisch). Es wirdzudem angenommen, dass die Reizungder Magenschleimhaut die Drüsen derBronchialschleimhaut stimuliert, wasdie Sekretbildung besonders beiquälend-trockenem Husten fördert.

    Schleimbildung ist bei entzündlichenVorgängen erwünschter Teil der Hei-lungsreaktion, steigert durch vermehr-ten Auswurf den Abtransport von Erre-gern und fördert gleichzeitig durch Bil-dung eines schützenden Filmes dieHeilung des entzündeten Gewebes. Dasvon Efeu ebenfalls geförderte Abhusten

    natürlich 2-2011

  • 15Efeu | eBook

    natürlich 9-2008

    Efeu | E-Book 15

    Efeu will hoch hinausEfeu gehört zur Familie der Aralienge-wächse (Araliaceae) und ist als Lianen-art eher ein Bewohner der Südhalbku-gel. Doch einigen Arten ist die Besied-lung der nördlichen Regionen mitgrossem Erfolg gelungen. Efeu trägtviele Namen: Eppich, Immergrün,Mauerranke oder Baumtod. Letztereswurde früher aus der Vorstellung herge-leitet, dass Efeu wie die Mistel (Viscumalbum) ein Schmarotzer sei («Natür-lich» 12-06). Während sich beispiels-weise die Mistel von ihrem Wirtsbaumtatsächlich teilweise ernährt, versorgtsich Efeu über seine eigenen, bis insErdreich führenden Wurzeln. Er nutztseine kurzen sogenannten Adventiv-wurzeln nur zum Klettern.

    Efeu kann bis zu 20 Meter hochwachsen. Gerne rankt er sich an einemStützbaum hoch. Im Laufe der Jahreverholzt der hochkletternde Stamm, sodass sich der Stützbaum nicht mehrausbreiten kann. Die Verholzung desEfeus führt dann tatsächlich zum Toddes Baumes.

    Efeu hat in seiner Kletterphase unter-schiedliche Blattformen: Die jungenBlätter sind hellgrün, ungelappt undeiförmig. Werden die Blätter älter, for-men sie sich zu den gefällig aussehen-den, drei oder fünflappigen, kräftigdunkelgrünen Blättern aus. Die Blättersind in allen Wachstumsphasen zäh, le-derartig und überdauern selbst kältesteTemperaturen. Aus Seitentrieben begin-

    nen sich doldenartige, relativ unschein-bare, hellgrüne Blüten zu entwickeln.Sie haben einen fünfzähligen Kelch,eine fünfzählige Krone, fünf Staubblät-ter und einen Stempel. Die Blüten-stände blühen im Oktober. Im Winterentwickeln sich Früchte, die erst imFrühjahr zu Beeren herangereift sind.Sie sind schwarz, glänzend und für denMenschen giftig. Vögeln hingegen die-nen die Beeren im futterarmen Frühjahrals willkommene Nahrung.

    Achtung bei FassadenEfeu ist bei Gartenbesitzern beliebt. Siekönnen unter einer Vielzahl von Efeu-Sorten auswählen. Mittlerweile gibt es

    Züchtungen verschiedener buntlaubi-ger Sorten oder solcher, die nur nochSonne mögen und gar nicht mehr win-terhart sind. Bei diesem Sortenreich-tum empfiehlt es sich, einen Gärtnerbezüglich Pflege und Standort um Ratzu fragen.

    Hausbesitzer setzen die Pflanzegerne zur Hausbegrünung ein. Efeuübernimmt diese Aufgabe bei guten Be-dingungen schnell und gründlich. Des-halb ist es ratsam, die Pflanze in ihremWachstum zu kontrollieren, das erspartspäteren Ärger.

    Eine gute Möglichkeit, Efeu unter Kon-trolle zu halten, bieten am Haus ange-brachte Kletterhilfen. Wächst er über dieKletterhilfe hinaus, wird er rigoroszurückgeschnitten. Das Zurückschnei-den wird umso wichtiger, wenn diePflanze direkt an Häuserwänden wach-sen darf: Fenster, Dachrinnen und Dach-pfannen sollte sie nicht in Besitz nehmendürfen, denn Efeu kann unter Dachpfan-nen kriechen und diese abheben.

    Bei unverputztem oder rissigem Mau-erwerk ist Efeubepflanzung sogarschädlich. Hier haben die Haftwurzelnleichtes Spiel und holen den Putz vonden Wänden. Hat sich Efeu einmalgrossflächig ausgebreitet, kann das Ent-fernen der Pflanze von den Hauswän-den mit grossem Aufwand verbundensein. Und ist die komplette Entfernungerfolgt, hinterlässt sie eine Erinnerung:Auf glatt verputzten Wänden bleiben dieHaftwurzeln weiterhin sichtbar. mka ■

    Das macht Efeu so starkInhaltsstoffe: Triterpensaponine mit He-

    derasaponin C beziehungsweise Hedera-

    cosid C, als Hauptkomponenten. Weitere

    Bestandteile sind Flavonolglykoside, un-

    ter anderen Rutin und Kämpferol-3-ruti-

    nosid, Polyine wie Falcarinon, Falcarinol

    und Sterole wie Sitosterol; Scopolin, Kaf-

    feesäurederivate und geringe Mengen

    ätherisches Öl.

    natürlich 2-2011

  • 16Eukalyptus | eBook

    natürlich 9-2008

    Eukalyptus | E-Book 16

    Australien ist das Land der Eukalyptusbäume –drei Viertel aller Waldbäume dort gehören zu denEukalypten. Eine dieser Arten, der Eukalyptus reg-nans, wird bis zu 70 Meter hoch und zählt zu denhöchsten Laubbäumen der Welt – nur der norda-merikanische Mammutbaum wird grösser. Euka-lyptus gehört zur Familie der Myrtengewächse,der Myrtaceae, von denen weltweit etwa 600 ver-schiedene Arten existieren.

    Eukalyptusbäume wachsen schnell, im Jugend-stadium vier bis sechs Meter pro Jahr, und auf un-terschiedlichsten Böden, sofern sie genügendPlatz haben und es feucht ist.

    Schutz gegen FieberÜber die Blätter verdunstet ein Eukalyptusbaumso viel Feuchtigkeit, dass er in subtropischen Ge-bieten zur Entwässerung von Sümpfen angebautwird. Dadurch werden den Malaria-übertragendenAnopheles-Mücken die Brutplätze entzogen, unddas «Malariafieber» kann sich weniger gut aus-breiten. Aus diesem Grund nennt man den Euka-

    lyptus auch Fieberbaum. Wegen seines attraktivenÄusseren wird er aber auch Schönmütze genanntoder Blaugummibaum, weil ein Eukalyptuswalddurch die ätherischen Öle in den Blättern von wei-tem blau schimmert.

    Seine Blätter behält der Baum übers ganze Jahr,aber die Borke der graugrünen Rinde löst sich je-des Jahr in langen Streifen vom leicht gedrehtenBaumstamm und hinterlässt dann ein flammendrot-braunes Streifenmuster. Das weisse, harte Eu-kalyptusholz ist sehr widerstandsfähig gegenFäulnis. Es wird deshalb gerne für die Herstellungvon Schiffskielen und -masten, aber auch für Ei-senbahnschwellen und Telegrafenstangen be-nutzt. Der schnellwüchsiger Eukalyptus dient imGarten als Windschutz und Bienenweide.

    Medizinisch verwendet wird hauptsächlich Eu-kalyptus globulus. Solange er noch jung ist oderwenn er Schösslinge treibt, die aus dem ausge-wachsenen Stamm spriessen, trägt er rundlicheherzförmige Blätter mit grau-grün-bläulicherOber- und nahezu weisser Unterseite. Die Blättersind auf beiden Seiten mit einer dicken Wachs-schicht überzogen. Sie unterscheiden sich deut-lich von den Altersblättern, die bis 30 Zentimeterlang sind und lanzenförmig schmal und sichelar-tig gekrümmt in einer langen Spitze auslaufen.

    Beim Zerreiben entfalten die Blätter einen kräf-tigen aromatischen Duft. Die Blätter, die durchden um 90 Grad gedrehten Blattstiel senkrechtnach unten hängen und dadurch von beiden Sei-ten Sonnenlicht empfangen können, erzeugen beiWind ein raschelndes Geräusch. Wer die Blättergegen das Licht hält, entdeckt neben zahlreichendunkelbraunen Korkwarzen viele helle Punkte.Das sind die drüsigen Exkretbehälter der ätheri-schen Öle.

    Hilft bei: Erkältungskrankheiten, rheumatischen Beschwerden,grippalem Infekt, Katarrh, Asthma, Verdauungsbeschwerden,Akne, Zahnschmerzen, Zahnfleischbluten.

    Ätherisches Öl aus Eukalyptus hilft

    bei Erkältungen. Als Salbe lindert der

    Wirkstoff aber auch Rheumabe-

    schwerden – und als Bonbon sorgt

    er für einen frischen Atem.

    Euka-lyptus

    Arnika

    Baldrian

    Beinwell

    Brennnessel

    Efeu

    Eukalyptus

    Fenchel

    Ginkgo

    Hagebutten

    Kamille

    Knoblauch

    Lindenblüte

    Passionsblume

    Pfefferminze

    Ringelblume

    Sonnenhut

    Süssholz

    Tausendgülden

    Umckaloabo

    Weissdorn

    natürlich 2-2011

  • 17Eukalyptus | eBook

    natürlich 9-2008

    Eukalyptus | E-Book 17

    Verdunstung dienen und bewirken,dass ständig Wasser nachgesaugt wird.Im Unterschied zu den Laubblätternanderer Bäume finden sich diese Spalt-öffnungen bei Eukalypten auf beidenSeiten – deshalb verdunsten sie überdie Blätter mehr Feuchtigkeit als vieleandere Bäume.

    Ein Zierbaum für fleissige GärtnerIn den Blattachseln sitzen die Blütengut verpackt in einer grauweissen holz-artigen Kapsel, die feuerfest ist. DerKapseldeckel wird zur rechten Zeit ge-sprengt und aus der hölzernen Vasequillt büschelweise eine Unmenge anleuchtenden cremeweissen Staubgefäs-sen hervor. Das hat zur Namensgebunggeführt: Eukalyptus setzt sich aus dengriechischen Worten «Eu» für schönund «Kalyptos» für Bedecken, Verhül-len zusammen.

    Sobald die Blüten voll entfaltet sind,kommen die Bienen in Scharen ange-

    flogen – das Ergebnis ihrer eifrigenTätigkeit ist ein feiner Eukalyptusho-nig. Die kreiselförmige Fruchtkapsel,die sich nach der Bestäubung durch dieBienen entwickelt, enthält in ihrenFächern schwarzbraune Samen. Weraus dem Urlaub solche Samenkapselnmitbringt und zu Hause einpflanzt,kann bald stolzer Besitzer eines Euka-lyptusbaumes sein – und muss fleissiggiessen.

    Wirksam gegen Erkältungenund RheumaMedizinische Studien belegen dieWirksamkeit von Eukalyptusöl vor al-lem bei chronischer Bronchitis, Erkäl-tungskrankheiten, Nasennebenhöhle-nentzündungen, grippalen Infektenund sogar bei Asthma. Das Lungenge-webe regeneriert schneller und eskommt zu einer deutlichen Verbesse-rung der Lungenfunktion.

    Wirksamkeitsbestimmend beim Eu-kalyptus sind die in den Blättern ent-

    Blätter mit HeilkraftFür die Gewinnung des ätherischenÖles – 100 Kilo Blätter ergeben etwazwei Liter ätherisches Öl – werden vonden vielen verschiedenen Eukalyptus-arten nur die Sorten verwendet, derenätherisches Öl mindestens 70 Prozentdes Wirkstoffes 1,8-Cineol enthält. Inder Hauptsache sind das der Eukalyp-tus globulus, fruticetorum, smithii undcitriodora. Für die Wasserdampfdestil-lation zur Gewinnung von Eukalyptiaetheroleum werden die frisch ge-pflückten Altersblätter der drei erstge-nannten Eukalyptusarten verwendet.Für die eher seltene Teezubereitungnimmt man nur die an einem schatti-gen Ort luftig getrockneten Altersblättervon Eukalyptus globulus, in der Kin-derheilkunde werden die Blätter des zi-tronig duftenden Eukalyptus citriodorabevorzugt.

    Bei der Betrachtung mit der Lupesind an den Blättern neben den Exkret-behältern weisse Pünktchen zu erken-nen, das sind Spaltöffnungen, die der

    Eukalyptusanwendungen für zu Hause_Rheumaöl: 100 Milliliter Mandelöl mit 60 Tropfen ätherischem Eukalyptus-citriodora-Öl vermengen und diese Mischung

    zur Einreibung verwenden. Das fördert die Durchblutung bei rheumatischen Beschwerden, Muskelschmerzen, Neuralgien oder

    Bronchitis. Es lindert auch Insektenstiche und vertreibt zugleich Insekten.

    Vorsicht: Eukalyptusöl darf nicht in die Augen oder auf offene Wunden gelangen, es brennt wie Feuer!

    _Wadenwickel/Waschung: Einen Liter Eukalyptustee zubereiten und zwei Liter kaltes Wasser zum Abkühlen dazugiessen. Die

    warme Teemischung für Wadenwickel verwenden, das leitet die Hitze ab. Mit Eukalyptustee kann auch ein fiebernder Körper ab-

    gewaschen werden. Mit nassem Waschlappen rasch, aber behutsam von den Extremitäten zur Körpermitte waschen, nicht ab-

    trocknen. Diese «Waschrichtung» belebt und unterstützt den Kreislauf.

    _Harnblasenauflage: Zehnprozentiges Eukalyptusöl auf eine Kompresse träufeln und auf die Blasenregion auflegen. Mit Handtuch

    und Wärmflasche bedecken und mindestens eine halbe Stunde Bettruhe einhalten. Die Kompresse kann auch mehrere Stunden

    liegen bleiben. Dank der Aufnahme der Wirkstoffe durch die Haut kommen die antiseptischen, krampflösenden und harntreiben-

    den Eigenschaften zur Wirkung. Eukalyptusölauflagen sind bei Harnverhalten eine gute Alternative zum Katheterisieren und zur

    Medikation. Sie haben sich auch in der Klinik bestens bewährt.

    _Aromatherapie: In der Hauptsache werden die ätherischen Öle von Eukalyptus globulus, radiata und citriodora eingesetzt. Vor

    allem in Erkältungszeiten ist es empfehlenswert, zwei bis drei Tropfen ätherisches Eukalyptusöl von Eukalyptus globulus in wenig

    Wasser über einem Vernebler oder einer Aromalampe verdunsten zu lassen. Dadurch wird eine Vielzahl an krankheitserregenden

    Keimen im Krankenzimmer vernichtet. Das ist auch ideal für Büros, in denen viele Menschen miteinander in Kontakt kommen und

    sich leicht anstecken können. Eine einfache Variante bietet sich für unterwegs an: Ein Taschentuch mit einem Tropfen Eukalyptus-

    globulus-Öl beträufeln, immer wieder an die Nase halten und tief einatmen; das regt an, erfrischt und erhöht die Konzentrations-

    fähigkeit.

    Für Kinder ist Eukalyptus radiata zur Inhalation geeignet, zur äusserlichen Anwendung nimmt man Eukalyptus citriodora.

    Es ist hautfreundlich und wirkt schmerzstillend. Vorsicht: Bei Babys und Kleinkindern kann Eukalyptusöl lebensbedrohliche

    Atemkrämpfe auslösen.

    _Eukalyptustee: Ein Teelöffel (maximal zwei Gramm) fein geschnittene Blätter mit einer Tasse heissem Wasser übergiessen, zehn

    Minuten bedeckt ziehen lassen und absieben. Bei Husten und Bronchitis eine bis drei Tassen täglich trinken, bei Rachenentzün-

    dung den Tee zum Gurgeln verwenden oder die noch heissen Dämpfe des Teeaufgusses zur Inhalation einsetzen.

    natürlich 2-2011

  • 18Eukalyptus | eBook

    natürlich 9-2008

    Eukalyptus | E-Book 18

    haltenen rund 1 bis 3,5 Prozent ätheri-schen Öle mit dem Hauptbestandteil1,8-Cineol. Ausserdem sind wasserlös-liche Pflanzenfärbemittel, so genannteFlavonoide, Gerbstoffe, Bitterstoffe undHarze enthalten. Die ätherischen Ölemüssen vor der medizinischen Anwen-dung von den husten- und schleim-hautreizenden Aldehyden befreit wer-den – es werden nur solche Eukalyp-tusöle verwendet, bei denen dies durchfraktionierte Wasserdampfdestillationund Reinigung mit Natronlauge mög-lich ist. Das so gereinigte Öl wird als«Eukalypti aetheroleum» bezeichnet.

    Heilkraft von innen und von aussenInnerlich angewendet entfalten dieätherischen Öle den grössten Teil ihrerWirkung über die Lunge: Eukalyptuswirkt entzündungshemmend, indem esdie Verbreitung von Erregern hemmt,fördert den Auswurf und löst Krämpfein den Atemwegen. Zusätzlich wirkt eskühlend und leicht harntreibend.

    Äusserlich angewendet erregt dasätherische Eukalyptusöl die Kälterezep-toren der Riechnerven und vermitteltein ausgeprägtes Kältegefühl auf Hautund Schleimhaut, das den Eindruckhinterlässt, besser durchatmen zu kön-nen. Die Nasenschleimhaut schwilltdabei jedoch nicht ab und kann ihrerreinigenden Funktion weiterhin nach-kommen. Eukalyptus wirkt auch alsHautreizmittel örtlich schwach durch-blutungsfördernd auf Muskulatur undGelenke. Die hautreizende Wirkungzeigt sich oft ohne sichtbare Rötungdurch ein spürbares Wärmegefühl.

    Eukalyptusöl, respektive der Wirk-stoff 1,8-Cineol, wird meist in Weichge-latinekapseln zum Einnehmen gereicht,in Tinkturen, Fluidextrakt, Pastillenoder Hustenbonbons, in Inhalationen,Sprays, Mundwässern und Bädern. InNasensalben, Nasentropfen, Nasen-sprays und Mundspüllösungen undverschiedenen Salben ist das Öl alswirksamer Bestandteil enthalten.

    Nicht für kleine KinderBei der Einnahme von Eukalyptus-Präparaten können in seltenen FällenNebenwirkungen wie Übelkeit, Erbre-chen und Durchfall sowie Hautaus-schläge auftreten. Reines ätherischesEukalyptusöl ist bei innerer Anwen-

    dung recht giftig und kann Leber- oderNierenreizungen sowie Allergien undKrampfanfälle auslösen. Die in Apothe-ken und Drogerien erhältlichen Präpa-rate zum Einnehmen sind jedoch gutverträglich. Vergiftungsfälle durch Eu-kalyptusblätter sind nicht bekannt.Wichtig zu wissen: Das in Eukalyptus-blättern enthaltene ätherische Öl regtdas fremdstoffabbauende Enzymsystemder Leber an. Die Wirkung anderergleichzeitig eingenommener Arzneimit-tel kann deshalb abgeschwächt werden.

    Auf die Einnahme von Eukalyptusverzichten soll, wer an entzündlichenErkrankungen im Magen-Darm-Bereichund im Bereich der Gallenwege sowiean schweren Lebererkrankungen leidet.Säuglingen und Kleinkindern dürfenEukalyptusöl-Zubereitungen nicht imBereich des Gesichts, speziell der Nase,aufgetragen werden. Eukalyptus wirktrelativ stark und kann bei KleinkindernAtemkrämpfe auslösen. Über die An-wendung in Schwangerschaft und Still-periode liegen keine klinischen Datenvor, bekannt ist jedoch, dass 1,8-Cineolin geringen Mengen in die Muttermilchübertritt. ubü ■

    natürlich 2-2011

  • 19Fenchel | eBook

    natürlich 9-2008

    Fenchel | E-Book 19

    Er trägt die Signatur der Sonne: ein luftig heiteresWesen mit warmem Duft, strahligem Flor, filigra-nen Blättern und sparriger Statur. Durch dieseGrazie verspricht der Fenchel Gesundheit undWohlbefinden. Ursprünglich stammt er aus derWärme des Südens, wo er sich an felsigen Abhän-gen, in den Macchien-Sonnenhainen des mediter-ranen Raumes verbreitet. Schon früh zog diesePflanze die Aufmerksamkeit der Menschen aufsich. Papyri und Hieroglyphen aus den Grabkam-mern ägyptischer Pharaone legen Zeugnis davonab, dass der Fenchel als Gemüse, Gewürz undArznei bereits vor dem vorletzten Millennium ver-wendet wurde. Im 9. Jahrhundert gelangte derFenchel im Gepäck der alpenüberquerenden Bene-diktinermönche in unsere Gegenden. Seither hater sich in Bauern- und Kräutergärten eingebürgertund niemand sieht es dem pflanzlichen Heilkünst-ler mehr an, dass er ein gewürzparfümierterFremdling aus dem Süden ist.

    Eleganter HabitusDas ein- bis zweijährige Doldengewächs (Apia-cea) mit dem botanischen Namen Foeniculumvulgare Miller ist von elegantem Wuchs und be-sitzt eine spindelförmige, fleischige Wurzel. SeineTriebe sehen wie Straussenfedern aus. Im 2. Le-bensjahr, je nach Sonnenstandort bereits im 1.Jahr, steigt ein 1,5 m hoher, runder, bläulicher undfeingestreifter Stengel empor, der sich in den obe-ren Abschnitten ästig verzweigt. Zwischen denStengelgliedern befindet sich eine Vielzahl von fa-denartigen, bläulichgrünen, 3- bis 4-fach gefieder-ten Blättern. Endständig erscheinen von Juli bisAugust die Blüten als goldgelbe, 10- bis 20-strah-lige Dolden von zirka 15 cm Durchmesser. Diegelbe Farbe und der Duft locken Insekten wie Ho-nigbienen, Erdhummeln, Schwebefliegen undSchmetterlinge an. Nach der Bestäubung strecktsich der Fruchtknoten und schwillt an, bis dieFrüchte unter der Herbstsonne als grünlichbrauneoder grünlichgelbe, gerillte Samen ausreifen.Leicht wird der Fenchel im Gewürzgarten mit demDill verwechselt. Dieser wächst aber nur 50 bis100 cm hoch und ist von feinerer, zarterer Gestalt.

    Der Name des Fenchels stammt vom römischenFeldherrn und Gelehrten Plinius sec., der diePflanze Foeniculum nannte – vorher hiess sie«marathon». Der Gattungsname leitet sich vom la-teinischen «foenum = Heu» ab und weist daraufhin, dass die Blätter dünn wie Grashalme sind undim getrockneten Zustand wie Heu aussehen. DerBeiname «vulgare» bedeutet gewöhnlich bzw. ein-fach. Als Volksname kennt man im deutschenSprachraum: Gewürzfenchel, Brotsamen, Fenikel,Fenis, Frauenfenchel, Kinderfenchel, Langer Anis,Langer Kümmel, Haarfenchel, Spiegelsalat,Kammfenchel und Brotwürzkörner.

    Hilft bei: Menstruations- und Verdauungsstörungen, Blähungen und Husten, Koliken, Blähungen, chronischemHusten und Atemwegskatarrh, Hautproblemen, Bindehaut-und Augenlidrandentzündung.

    Keine Heilpflanze unter der ein-

    heimischen Kräuterschar ist so

    vielseitig verwendbar wie der

    Fenchel. Das ätherische Öl des

    Samens stimmt sanftmütig und

    heilt so manches Wehwehchen bei

    Jung und Alt.

    Fenchel

    Arnika

    Baldrian

    Beinwell

    Brennnessel

    Efeu

    Eukalyptus

    Fenchel

    Ginkgo

    Hagebutten

    Kamille

    Knoblauch

    Lindenblüte

    Passionsblume

    Pfefferminze

    Ringelblume

    Sonnenhut

    Süssholz

    Tausendgülden

    Umckaloabo

    Weissdorn

    natürlich 2-2011

  • 20Fenchel | eBook

    natürlich 9-2008

    Fenchel | E-Book 20

    und der in tieferen, warmen Lagen desMittelmeerraumes gedeihende WildeFenchel (Foeniculum vulgaris var. sil-vestre Presl./Syn. Foeniculum vulgarisvar. vulgare Thellung) mit ebenfallsscharf schmeckenden, kleinen Früch-ten, die zum Aromatisieren vonSchnäpsen eingesetzt werden.

    Nicht zu verwechseln ist der Fenchelmit dem giftigen Wasser- oder Rossfen-chel (Oenanthe aquatica Poiret), dereuropaweit in seichten Gewässern mitluftarmem, schlammigem Boden ge-deiht.

    Medizinische Eigenschaften Der Fenchel war als Heilpflanze bereitsim Altertum bekannt. Seine Wirkungenwurden von Theophrastus, Hippokra-tes, Dioskurides und Plinius lobend be-schrieben. Die Gladiatoren der Antikemischten den Fenchel in ihre Nahrungund behaupteten, dass er ihnen Stärkeund Wohlbefinden verleihe. Im 9. Jahr-hundert schrieb der kräuterkundigeAbt