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School of Education, Culture and Communication Das Motiv der „Schwarzen Sonne“ in Wilhelm Landigs Roman Götzen gegen Thule Herkunft, Gestaltung und Weiterentwicklung eines Mythos in der rechtsesoterischen Nachkriegsliteratur Specialarbete i tyska, 15hp Daniel Hertel Betreuer/handledare: Thorsten Päplow Herbstsemester 2012/ht12

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School of Education, Culture

and Communication

Das Motiv der „Schwarzen Sonne“ in Wilhelm

Landigs Roman Götzen gegen Thule Herkunft, Gestaltung und Weiterentwicklung eines Mythos in der

rechtsesoterischen Nachkriegsliteratur

Specialarbete i tyska, 15hp Daniel Hertel

Betreuer/handledare: Thorsten Päplow

Herbstsemester 2012/ht12

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1. Einleitung …………………………………………………………………………..3

1.1. Biographie Wilhelm Landigs …………………………………………………...5

1.2. Der Roman Götzen gegen Thule ………………………………………………..7

2. Analyse des Motivs der „Schwarzen Sonne“ …………………………………….8

2.1. Hintergrund, Mythologie und literarische Popularisierung ……………………8

2.2. Das Motiv der „Schwarzen Sonne“ in dem Roman Götzen gegen Thule ………13

2.3. Zur Funktion der „Schwarzen Sonne“ in dem Roman Götzen gegen Thule …...15

2.4. Zur Weiterentwicklung der „Schwarzen Sonne“ nach Götzen gegen Thule …..27

3. Zusammenfassung und Diskussion ………………………………………………35

Literaturverzeichnis und Quellen …………………………………………………..42

Anhang ………………………………………………………………………………..45

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1. Einleitung

Am 11. Februar 2012 hatte die Science-Fiction-Komödie Iron Sky1 auf der 62. Berlinale

Weltpremiere: Ende 1945 ist eine Gruppe von Wissenschaftlern und SS-Soldaten von dem

geheimen deutschen Antarktisstützpunkt „Neuschwabenland“ mit Raumschiffen zu der

dunklen Seite des Mondes geflüchtet und hat dort eine Nazibasis „Schwarze Sonne“

angelegt.2

Das Ziel der ‚Mondnazis‘ ist es, die Erde wiederzuerobern und damit die

Weltherrschaft zu ergreifen. Als Mittel dazu stehen ihnen unter anderem sogenannte

‚Reichsflugscheiben‘3, also ‚fliegende Untertassen‘, zur Verfügung, die neben dem

Hakenkreuz auch das Balkenkreuz der Wehrmacht als Hoheitszeichen tragen. In dem Film

taucht darüber hinaus mehrmals ein zwölfspeichiges Sonnenrad auf, welches sich auch in

Form eines Bodenmosaiks in der bei Paderborn gelegenen Wewelsburg findet. Die Idee für

den Film hatte angeblich ein Freund des Regisseurs, dem in einem Traum Nazis begegneten,

die auf dem Mond wohnen und die Erde erobern wollen.4

Googelt man allerdings nach Begriffen wie „Schwarze Sonne“, ‚Reichsflugscheiben‘,

‚Neuschwabenland‘ oder ‚Nazi-Ufos‘ dann stellt sich schnell heraus, dass es eine Unzahl von

Büchern und Internetartikeln gibt, in denen diese Wörter vorkommen. Gemeinsam ist den

meisten, dass sie in ein verschwörungstheoretisches, rechtsesoterisches Ideenkonglomerat

eingehen, welches man sowohl als Teil einer Nachkriegserinnerungskultur an den

Nationalsozialismus als auch einen Zweig populärkultureller Verschwörungstheorien bzw.

-mythen betrachten kann. Bei der Frage, wie „Schwarze Sonne“, Reichsflugscheiben,

geheime unterirdische deutsche Stützpunkte und die SS miteinander zusammenhängen, stößt

man immer wieder auf den Österreicher Wilhelm Landig und die von ihm verfassten Romane

1 Homepage: www.ironsky.net. Der Film ist eine finnisch-deutsch-australische Ko-Produktion und wurde

teilweise durch „Crowdfunding“ finanziert. Für den Film konnte man immerhin einen renommierten

Schauspieler wie Udo Kier gewinnen. Die Filmmusik wurde von der kontroversiellen slowenischen

Avantgardegruppe Laibach beigesteuert. Ein Computerspiel zum Film ist bereits erschienen und ein Comic in

Vorbereitung. 2 Vgl. Trailer: http://www.youtube.com/watch?v=wx_mk_kxi-s (Zuletzt abgerufen am 23.2.2013) und Anhang 1

3 Der Terminus ‚Reichsflugscheibe‘ bzw. ‚Flugscheibe‘ (vereinzelt wird auch der Begriff ‚Flugkreisel‘

angewendet) ist ein etablierter Begriff in der rechtsesoterischen Literatur, welcher sich auf scheiben- oder

diskusförmige Luft- und Raumfahrzeuge bezieht, die im nationalsozialistischen Deutschland unter Verwendung

von ‚Geheimtechnologie‘ gebaut worden sein sollen. In der englischsprachigen Literatur werden dagegen die

Begriffe ‚Nazi-UFO‘ oder ‚German flying saucer‘ verwendet. Um die verschiedenen für diese Arbeit relevanten

Motive und Mythen der rechtsesoterischen Literatur untersuchen zu können, werden diese Begriffe deshalb so in

dieser Arbeit übernommen. 4 Vgl. Anhang 2

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der sogenannten Thule-Trilogie.5 Ein wichtige Rolle scheint hier der erste Band der Trilogie,

der 1971 erschienene Roman Götzen gegen Thule einzunehmen, da in ihm das erste Mal die

literarische Gestaltung eines Geheimbundes „Schwarze Sonne“ auftritt, und der Autor

völkische Mythen mit populärkulturellen Nachkriegsmythen verschmelzen lässt.

Ein herausstehendes Charakteristikum dieses Romans ist, dass er sich aus einer Vielzahl

teilweise schwer zu überschauender ideologischer und religiöser Symbole und Motive

zusammensetzt, welche in die Mythenkonstruktion der „Schwarzen Sonne“ eingehen.

Die auf den ersten Anblick eklektisch wirkende Vermischung von Verschwörungstheorien

mit völkischen, religiösen und populärkulturellen Mythen ist jedoch Ausdruck eines in sich

kohärenten Weltbildes des Autors. In dieser Untersuchung ist jedoch kein Platz, die Vielzahl

heterogener Quellen, die Wilhelm Landig in dem Roman Götzen gegen Thule verarbeitet, im

Detail zu beschreiben. Zum besseren Verständnis werden notwendig erscheinende

Erklärungen und Informationen zu den Mythen und Symbolen, die von dem Autor benutzt

werden, hauptsächlich in den jeweiligen Fußnoten kurz erklärt und mit relevanter

Sekundärliteratur komplettiert.

Man muss sich als Leser immer bewusst sein, dass es ein Charakteristikum der zu

untersuchenden Primärliteratur ist, dass sie sich aus vielen unterschiedlichen Quellen

zusammensetzt, die miteinander verwoben werden. Die mitunter schwer nachvollziehbare

Vernetzung dieser Quellen ist aber ein Teil der rechtsesoterischen literarischen Tradition. Um

zu verdeutlichen, wie dies bei einem Autor wie Wilhelm Landig geschieht, wurde bewusst

gewählt, längere Passagen des Romans Götzen gegen Thule im Abschnitt 2.2. zu zitieren.

Dadurch kann illustriert werden, dass sich das Motiv der „Schwarzen Sonne“ aus einer

Vielzahl unterschiedlicher Symbole und Traditionen zusammensetzt, die vom Autor zu einem

sinnstiftenden Mythos miteinander verwoben werden.6

Das Ziel dieser Arbeit ist es, den Roman Götzen gegen Thule anhand von Textstellen und

Sekundärliteratur in Hinsicht auf die folgenden Fragestellungen zu untersuchen: In welchem

Kontext taucht das Symbol der „Schwarzen Sonne“ in dem Roman auf? Welche Funktionen

lassen sich ihm zuordnen? Was möchte der Autor mit dem Mythos der „Schwarzen

Sonne“ bezwecken? Wie wird das Motiv der „Schwarzen Sonne“ von anderen Autoren

aufgegriffen und literarisch gestaltet? Welche Funktionen werden übernommen und

5 Wilhelm Landig: Götzen gegen Thule, Hannover, Hans Pfeiffer, 1971; ders.: Wolfszeit um Thule, Wien,

Volkstum-Verlag, 1980; ders.: Rebellen für Thule, Wien, Volkstum-Verlag, 1991. 6 Dasselbe gilt für die Weiterentwicklung des Symbols der „Schwarzen Sonne“ (Abschnitt 2.4.). Auch hier

verarbeiten die jeweiligen Autoren eine Vielzahl heterogener Quellen, übernehmen einzelne Aspekte dieses

Symbols von Wilhelm Landig und fügen ihm neue hinzu.

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inwieweit werden neue Inhalte hinzugefügt? Wie kommt es zur heutigen Verbindung der

„Schwarzen Sonne“ mit dem zwölfspeichigen Sonnenrad der Wewelsburg?

Der Fokus dieser Arbeit liegt auf dem Symbol bzw. Mythos der „Schwarzen Sonne“, was

im 2. Teil dieses Aufsatzes untersucht wird. Dort wird erst Hintergrund, Mythologie und

relevante Literatur zur „Schwarzen Sonne“ präsentiert. Danach werden die wichtigsten

Textstellen des Romans, in denen das Motiv der „Schwarze Sonne“ auftaucht ausführlicher

zitiert, um dann eine Analyse dieses Symbols anhand von Primär- und Sekundärliteratur

durchzuführen. Zum besseren Verständnis der Thematik ist es jedoch von Interesse, in

Kapitel 1.1. den Autor Wilhelm Landig kurz zu präsentieren, sowie in Kapitel 1.2. den Inhalt

des zu untersuchenden Buches Götzen gegen Thule wiederzugeben. Abschließend sollen in

Kapitel 3. die Ergebnisse der Arbeit zusammengefasst und diskutiert werden. Am Ende des

Aufsatzes befinden sich zudem die in dieser Arbeit verwendeten Internetquellen als Anhang.

1.1. Biographie Wilhelm Landigs

Wilhelm Landig7 wurde am 20. Dezember 1909 in Wien geboren und gilt als ein früher

Anhänger Adolf Hitlers. Er erhielt eine militärische Ausbildung als Mitglied eines

„Mittelschul-Freikorps“ und trat anscheinend schon früh der NSDAP bei. Da diese 1933 in

Österreich verboten wurde, wurde er zum ‚Illegalen‘. Nach Teilnahme an dem 1934 in

Wien gescheiterten nationalsozialistischen Putschversuch floh er ins Deutsche Reich, wo er

einen hohen Status als Mitglied der in Österreich verbotenen NSDAP erhielt. Im selben Jahr

trat er auch der SS bei, wobei er gleichzeitig Mitglied des Sicherheitsdienstes SD und der

Waffen-SS war, weil ihm die Freikorpszeit als militärische Dienstzeit anerkannt wurde.

Anstellung fand er von 1937-38 beim Arbeitswissenschaftlichen Institut in Berlin, welches

der Deutschen Arbeitsfront (DAF) unterstand.

Unmittelbar nach dem ‚Anschluss‘ Österreichs kehrte er aufgrund einer Sondergenehmigung

Heinrich Himmlers nach Wien zurück, wo er von 1938-41 als Sachberater des SD für

geheime Reichssachen tätig war. Obwohl er offiziell direkt dem NSDAP-Mitglied und

7 Die biographischen Daten Landigs sind eher spärlich. Lediglich die Autoren Heller/Maegerle scheinen direkt

mit dem Autor im Gespräch gewesen zu sein, und es ist möglich, dass Landig seine eigene Biographie und sein

Wirken im Dritten Reich beschönigt hat. Allgemein zu Landig vgl. Friedrich Paul Heller und Anton Maegerle:

Thule, Vom völkischen Okkultismus bis zur Neuen Rechten, Stuttgart, Schmetterling-Verlag, 1998, S. 96-102.

Nicholas Goodrick-Clarke: Black Sun, Aryan cults, esoteric Nazism and politics of identity, New York, New

York University Press, 2002, S. 128-150. Göran Dahl: Radikalare än Hitler? De esoteriska och gröna

nazisterna, Inspirationskällor, Pionjärer, Förvaltare, Ättlingar, Stockholm, Bokförlaget Atlantis, 2006, S. 157ff.

Die einzige bekannte Videoaufnahme Landigs ist das Interview Wilhelm Landig ‒ Ein Zeitzeuge berichtet:

http://www.youtube.com/watch?v=eA23BVO79WY. Zuletzt abgerufen am 23.2.2013.

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Reichsstatthalter Baldur von Schirach unterstellt war, war er bei Beschlüssen oft direkt mit

den zuständigen in Berlin ansässigen SS-Instanzen in Verbindung, weil er aufgrund seiner SS-

typischen elitären Einstellung die NSDAP und deren Mitglieder als minderwertig und von

Opportunisten durchsetzt ansah.8 Laut Landigs eigener Auskunft war er in Wien auch mit der

Koordination und Konstruktion von Flugscheiben beschäftigt9, welche eine zentrale Rolle in

seiner nach dem 2. Weltkrieg entstandenen Thule-Trilogie spielen. Von 1942-44 kämpfte

Wilhelm Landig in den besetzten Balkanländern gegen Partisanen. 1944 kehrte er aufgrund

einer Verwundung nach Wien zurück, und arbeitete in der Abteilung I (Inland) des SD.

Nach dem Kriegende 1945 war er bis 1947 in einem britischen Kriegsgefangenenlager

interniert. Danach gehörte er einigen nationalsozialistischen Organisationen (Verband der

Unabhängigen, Demokratisch-nationale Arbeiterpartei) und Zirkeln (Arbeitsgemeinschaft für

demokratische Politik, Wiener Zirkel) an. Publizistisch tätig war Landig u.a. in der monatlich

erscheinenden Zeitschrift Kommentare zum Zeitgeschehen und der von ihm ab 1955

herausgegebenen Europa-Korrespondenz. Er gründete auch einen eigenen Buchverlag, den

Volkstum-Verlag, in dem er u.a. Teil 2 und 3 der Thule-Trilogie herausgab.10

Landig war auch nach dem Krieg noch politisch aktiv. Er war in regem Kontakt mit

ehemaligen Mitgliedern der SS11

und nahm 1951 an dem sogenannten Malmötreffen teil, bei

dem sich die wichtigsten Nachkriegsnationalsozialisten (u.a. der ehemalige Führer der Hitler-

Jugend Karl-Heinz Priester, der Schwede Per Engdahl und der Brite Oswald Mosley) trafen

und eine ‚faschistische Internationale‘, das European Social Movement (ESB) gründeten, für

welche Landig Vorsitzender des österreichischen Zweigs wurde. 1971 übernahm Landig

ebenfalls den österreichischen Vorsitz für die 1967 in Taiwan gegründete World Anti-

Communist League (WACL).12

Zu den letzten Lebensjahren Landigs lassen sich keine Daten

finden, er starb 1998.

8 Vgl. Heller/Maegerle, S. 97.

9 Ibid.

10 Ibid. S. 98f. Gründungsdatum des Verlags 1958 oder 1961. Vgl. Goodrick-Clarke 2002, S. 137 und Dahl, S.

157. 11

Er scheint umfangreiche Kontakte mit der Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Angehörigen der Waffen-

SS (HIAG) gehabt zu haben und gab u.a. die Bücher des SS- Untersturmführers Lothar Greil heraus. Zu seinem

Freundeskreis gehörten außerdem Hans-Ulrich Rudel, Savitri Devi, Miguel Serrano und der Rechtsanwalt Jürgen

Rieger, alle Zentralfiguren im rechtsradikalen und rassistisch-neuheidnischen Nachkriegsuntergrund. Vgl. Dahl,

S. 159. 12

Vgl. Goodrick-Clarke 2002, S. 137 und Dahl, S. 157.

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1.2. Der Roman Götzen gegen Thule

In dem Roman Götzen gegen Thule wird die Odyssee von vier Offizieren der Luftwaffe und

der Waffen-SS im Rahmen einer „Aktion Ultima Thule“ in der Zeitspanne vom Ende des 2.

Weltkrieges bis ca. 1950 geschildert.

Im ersten Teil des Romans werden die Luftwaffenoffiziere Recke und Reimer mit einem

geheimen Auftrag von Norwegen zu der geheimen, in der Nähe des Nordpols gelegenen,

arktischen SS-Basis „Punkt 103“ geschickt. Dieser unterirdische Stützpunkt beherbergt

modernste Hochtechnologie des Dritten Reiches, vor allem Flugscheiben, mit denen der

Kampf für eine Neugestaltung der Welt auch nach dem Kriegsende fortgesetzt wird. „Punkt

103“ erklärt sich nach dem Kriegsende zu einem geheimen selbstständigen Reich mit der

„Schwarzen Sonne“ als Symbol. „Punkt 103“ versteht sich als das wahre „Ultima Thule“,

dessen Gegner die freimaurerische Weltverschwörung und der sich hinter dieser verbergende

„Berg Zion“ ist. Für diesen Kampf hat sich „Punkt 103“ mit anderen über die ganze Welt

verstreuten geheimen Logen und Orden, vor allem tibetanischen Lamas in Form des

Geheimbundes „Schwarze Sonne“ alliiert. Als esoterische Mentoren dienen den zwei

Luftwaffenoffizieren die SS-Offiziere Gutmann und Juncker, die als Mitglieder eines

geheimen elitären Kreises innerhalb der SS die zwei Luftwaffenangehörigen im Laufe des

Buches in geheimes Wissen einweihen. Das Ziel der geheimen Bruderschaft der „Schwarzen

Sonne“ ist die spirituelle Wiedergeburt der weißen Rasse in Form eines paneuropäischen

Vierten Reiches beim Anbruch des Wassermannzeitalters.

Im zweiten Teil des Buches fliegen die Protagonisten nach Frankreich um einen in die

Mysterien des Grals und der Tradition der Katharer eingeweihten französischen Kollaborateur

mit Namen Belísse zum „Punkt 103“ zu holen. Dieser stirbt aber durch die Hand alliierter

Soldaten und die Helden des Buches müssen nach Spanien fliehen. Ständig von den

Verbündeten der feindlichen Freimaurer verfolgt, werden sie dazu gezwungen, von Spanien

nach Marokko, Ägypten, Libanon, Syrien, Irak, Kuwait, Iran, Pakistan und schließlich Indien

zu fliehen, immer wieder darum bemüht, einen Weg für die Rückkehr zu dem „Punkt 103“ zu

finden und immer wieder auf Mitglieder geheimer Logen treffend, die sich mit ihnen zum

Kampf für die Wiedergeburt eines ‚arischen’ Zeitalters verbündet haben.

Im dritten und letzten Teil des Buches werden die Hauptfiguren von Mongolen gegen ihren

Willen von Indien nach Tibet entführt und dort in einem Kloster unter Hausarrest gestellt. In

philosophischen und mythologischen Diskussionen gibt der Lama des Klosters zu verstehen,

dass das Zusammenarbeiten von Nationalsozialisten und Vertretern Tibets ein nahes Ende

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haben wird, da die Tibeter eine eigene Agenda bei der Errichtung eines ‚gelben’ Reiches mit

Bezugnahme auf das unterirdische Reich von „Agarthi“ verfolgen. Deshalb beschließen sich

die Deutschen aus dem Kloster zu fliehen, was ihnen auch gelingt, bis sie in Indien in einem

britischen Kriegsgefangenenlager interniert werden. Nachdem sie freigelassen worden sind,

kehren sie nach Deutschland und Österreich zurück. Der Nachkriegswelt treten sie mit

Abscheu entgegen, und bei einem letzten Zusammentreffen wird resigniert konstatiert, dass

der „Punkt 103“ alle Aktivitäten bis zu dem Tag, an dem die Vision von Thule bei allen

weißen Völkern erwacht sein wird, eingestellt hat.

2. Analyse des Motivs der „Schwarze Sonne“

2.1. Hintergrund, Mythologie und literarische Popularisierung

Die „Schwarze Sonne“ ist heute das wichtigste esoterische Symbol verschiedenster

neurechter, neuvölkischer, neuheidnischer und rechtsokkultistischer Gruppierungen.13

Grafisch dargestellt wird sie am häufigsten durch das Bodenornament (ein aus zwölf S-Runen

zusammengesetzten Sonnenrad) des sogenannten Gruppenführersaals der in Nordrhein-

Westfalen gelegenen Wewelsburg. Diese diente im Nationalsozialismus als 1934 von

Heinrich Himmler initiiertes Forschungszentrum der SS für ‚germanische Zweckforschung‘

dessen Schwerpunkte u.a. auf archäologischen Ausgrabungen und Studien zur germanischen

Vor- und Frühgeschichte lagen.14

Das zwölfspeichige Sonnenrad ist, umgeben von zwölf

Marmorsäulen, als dunkelgrüne Marmorkrustation in den hellgrauen Marmorboden des Saals

eingelassen; weder zum Zweck des Saales noch zur Bedeutung des Symbols lässt sich

Eindeutiges sagen. Es kann lediglich vermutet werden, dass dort Zeremonien für höhere SS-

Generale abgehalten wurden, und dass das Symbol auf bei Ausgrabungen gefundenen, die

Sonne symbolisierenden germanischen Zierscheiben basiert.15

Die Verknüpfung des Begriffs bzw. Symbols „Schwarze Sonne“ mit dem Bodenornament der

Wewelsburg scheint jedoch erst in den 1990er Jahren erfolgt zu sein.16

Am wichtigsten

hierfür ist der 1991 im rechten Arun-Verlag erschienene Roman Die schwarze Sonne von

13

Vgl. Rüdiger Sünner, Schwarze Sonne: Entfesselung und Missbrauch der Mythen in Nationalsozialismus und

rechter Esoterik, Freiburg i. Br., Herder/Spektrum, 1999, S. 144. Ebenso Goodrick-Clarke 2002, S. 148ff. 14

Vgl. Sünner, S. 103-109 und Goodrick-Clarke 2002, S. 125ff. 15

Vgl. Sünner, S. 148. 16

Vgl. Ibid, S. 45 und die Diskussion unten im Abschnitt 2.4.

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Tashi Lhunpo eines unbekannten Autors mit dem Pseudonym Russell McCloud.17

In diesem

wird die SS zu einem gegen Freimaurerei und Weltverschwörung kämpfenden mystischen

Orden stilisiert. Das war zwar schon in den Romanen des Österreichers Wilhelm Landig

literarisch gestaltet worden (siehe unten), neu ist aber nun die Verbindung des

Bodenornamentes im Nordturm der Wewelsburg mit dem Begriff „Schwarze Sonne“. So

zeigt das Cover des Romans Die schwarze Sonne von Tashi Lhunpo die Ansicht der

Wewelsburg und auf dessen Deckblatt ist das zwölfspeichige Sonnenrad des

Gruppenführersaals abgebildet.

Ab den 1990er Jahren taucht die Verbindung SS - Schwarze Sonne - zwölfspeichiges

Sonnenrad - Wewelsburg dann immer wieder auf, und hat sich in den letzten 20 Jahren zu

einem fest etablierten Zweig der Verschwörungsliteratur von rechts entwickelt. Das

Bodenornament der Wewelsburg ziert (stilisiert oder als Originalfoto) zahlreiche

Büchercover18

und Cd-Hüllen19

Mittlerweile hat sich darüber hinaus ein regelrechter

‚Schwarze-Sonne-Kitsch‘ entwickelt: Das zwölfspeichige Sonnenrad gibt es heute als Motiv

für Uhren, Anstecker, Krawattennadeln, Flaggen, Ringe, Manschettenknöpfe, Armreifen,

Unterhosen und T-Shirts.20

Zur Popularisierung der „Schwarzen Sonne“ trug sicherlich auch

der 1997 erschienene Dokumentarfilm Schwarze Sonne. Kultorte und Esoterik des 3. Reiches

von Rüdiger Sünner bei, auf dessen Cover ebenfalls das zwölfspeichige Bodenornament der

Wewelsburg abgebildet ist.

Seit den 1990er Jahren ist eine Vielzahl von Publikationen veröffentlicht worden, in denen

die „Schwarze Sonne“ in Zusammenhang mit Verschwörungstheorien um die SS, der

Wewelsburg und dem zwölfspeichigen Sonnenrad gebracht wird. Man kann diese Literatur in

drei Bereiche einteilen: Seriöse Forschungsliteratur, spekulative Wahrheitsanspruch

proklamierende Sensationsliteratur (rechts-)esoterischer Herkunft sowie literarische

Gestaltungen in Romanform, in denen die „Schwarze Sonne“ irgendwie auftaucht.

Die zwei wichtigsten wissenschaftlichen Werke, in denen das Motiv der „Schwarzen Sonne“

untersucht wird, sind Rüdiger Sünners Schwarze Sonne: Entfesselung und Missbrauch der

17

Russell McCloud: Die schwarze Sonne von Tashi Lhunpo, Engerda, Arun, 3. Auflage, 1997. Laut dem

Internet-portal welt-buerger.org verbirgt sich hinter dem Pseudonym der deutsche Publizist Stephan Mögle-

Stadel. Vgl. Anhang 3. 1995 erschien auch ein „Drehbuch“ des Romans, ebenfalls wieder mit dem

zwölfspeichigen Sonnenrad der Wewelsburg auf dem Buchumschlag. 18

Beispielsweise M.B. Hasler: Die schwarze Sonne, Göttliches Licht der Erkenntnis, Schleswig, Walknut-

Verlag, 2002. Kai Breidenbach: Die Zeit ist reif, Das Erbe um Thule im 21. Jahrhundert, Wagner-Verlag, Berlin,

2007. James Twinning: Die schwarze Sonne, Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach, 2008. Stephen E. Flowers u.

Michael Moynihan: The secret king, The Myth and Reality of Nazi Occultism, Feral House, Los Angeles, 2007. 19

Z.B. auf dem Cover der CD In eine neue Zeit des rechten Liedermachers Veit und auf dem Cover der CD

Gotos=Calanda der österreichischen Avantgardegruppe Allerseelen. 20

Z.B. unter dem Suchbegriff „Schwarze Sonne“ bei google.de oder ebay.de.

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Mythen in Nationalsozialismus und rechter Esoterik und Nicholas Goodrick-Clarkes Black

Sun. Aryan cults, esoteric Nazism and politics of identity.21

Als Beispiel für Verschwörungsliteratur, die behauptet, Fakten zum Hintergrund der

„Schwarzen Sonne“ wiederzugeben, sind vor allem M.B. Haslers Die Schwarze Sonne.

Göttliches Licht der Erkenntnis, Rudolf J. Mund und Gerhard von Werfensteins Mythos

Schwarze Sonne. Karl Maria Wiligut/Weisthor, der heilige Gral und das Geheimnis der

Wewelsburg22

, Jan von Helsings Die Innere Welt. Das Geheimnis der Schwarzen Sonne23

und

Kai Breidenbachs Die Zeit ist reif. Das Erbe um Thule im 21. Jahrhundert zu nennen.

Romane, in denen die „Schwarze Sonne“ in Verbindung mit Verschwörungstheorien um die

SS auftaucht sind u.a. Wilhelm Landigs Thule-Trilogie, Russell McClouds Die schwarze

Sonne von Tashi Lhunpo und James Twinings Die schwarze Sonne.

Das Motiv der „Schwarzen Sonne“ ist aber älteren Ursprungs als die seit den 1970er Jahren

publizierten Bücher. Die mythologischen Wurzeln der „Schwarzen Sonne“ gehen zum einem

wahrscheinlich auf die in der Alchemie bekannte Sol niger und zum anderen auf den

Terminus „Schwarze Sonne“ bei der Begründerin der Theosophie, Helena Blavatsky, zurück.

Diese nennt in ihrem 1901 erschienenen Hauptwerk Die Geheimlehre mehrmals eine

„Zentralsonne“24

, die als unsichtbarer Mittelpunkt des Universums existiert, und um die alle

anderen Sonnen- und Planetensysteme kreisen. Diese Sonne ist bei Blavatsky der Ursprung

allen Daseins, ähnlich dem indischen Atman-Brahman. In der jüdischen Kabbala taucht diese

Zentralsonne laut Blavatsky auch als „schwarzes Licht“25

auf. Der eigentliche Ursprung

dieser Zentralsonne ist aber gemäß Helena Blavatsky „bei den geheimen Lehren der Arier“ zu

suchen, und da die Arier ursprünglich aus dem hohen Norden stammen, wird der Mythos der

(schwarzen) Zentralsonne bei ihr mit dem Mythos von einem legendären polaren Urvolk der

Arier (der „hyper-boreischen Rasse“) verknüpft.26

Diese Vorstellungen werden dann später

bei völkischen Autoren weiterentwickelt. Zu nennen wären beispielsweise der Begründer der

Ariosophie, Guido von List, der 1910 in seinen Schriften von einem unsichtbaren „Urfeuer“

21

Deutsch: Nicholas Goodrick-Clarke: Im Schatten der Schwarzen Sonne: Arische Kulte, Esoterischer

Nationalsozialismus und die Politik der Abgrenzung, Marixverlag, 2009. 22

Rudolf J. Mund und Gerhard v. Werfenstein: Mythos Schwarze Sonne, Karl Maria Wiligut/Weisthor, der

heilige Gral und das Geheimnis der Wewelsburg, Riga, DHV-Verlag, 2004. 23

Jan Udo Holey: Die innere Welt, Das Geheimnis der Schwarzen Sonne, Ama-Deus-Verlag, 1998. Jan Udo

Holey ist einer der bekanntesten rechten Verschwörungstheoretiker Deutschlands, der unter dem Pseudonym Jan

van Helsing zahlreiche Bücher veröffentlicht hat. Vgl. Heller/Maegerle, S. 167-170. 24

Zitat nach Sünner, S. 146. 25

Zitat nach Sünner, S. 146, vgl. auch Dahl, S. 124. 26

Zitate nach Sünner, S. 146. Vgl auch Goodrick-Clarke 2002, S. 79-81.

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spricht, und der Esoteriker Peryt Shou, der die Idee von der „dunklen Ursonne“27

mit der

astrologischen Idee von unterschiedlichen Weltzeitaltern verknüpft. Für die Zeit des

Nationalsozialismus lassen sich keine eindeutigen Beweise für die Beschäftigung mit dem

Begriff der „Schwarzen Sonne“ nachweisen. Ob dies beispielsweise innerhalb der SS, wie

dies z.B. von Rudolf J. Mund in der Schrift Das Mysterium der Schwarzen Sonne28

behauptet

wird, geschah, lässt sich anhand der heute zugängigen Quellen nicht zweifelsfrei belegen.29

Oft wird behauptet, der Runenmystiker Karl Maria Wiligut, von 1933-1939 Mitglied der SS

und u.a verantwortlich für die Gestaltung des SS-Totenkopfringes, hätte sich während der Zeit

des Nationalsozialismus mit der „Schwarzen Sonne“ beschäftigt.30

Als Beweis dafür werden

oft die zwischen 1920-1928 entstandenen „Hagalrita“- Sprüche Wiliguts angeführt. Diese

Sprüche sind von Wiligut in Form einer von ihm erfundenen Runenschrift niedergeschriebene

Gedichte, die von Wiliguts Schülern Emil Rüdiger und Werner von Bülow ‚übersetzt‘ und

kommentiert worden sind. Ein Beleg für die „Schwarze Sonne“ soll der Spruch 27 sein, der

laut den Übersetzern ein „20.000 Jahre alter Sonnensegen“31

ist. Der Spruch lautet:

Sunur saga santur toe

Sintyr peri fuir sprue (e)h

Wiligoti haga tharn

Halga fuir santur toe32

Die Transkription des Spruches lautet wie folgt:

1. Zeile: Die Sage meldet, dass der Sonnen zwei Heilsam im Wechsel-Waltung UR und SUN

der Sanduhr glichen, welche umgedreht der einen stets zum Sieg verhilft.

2. Zeile: Der Sinn des göttlichen Irr-Wandels-Wegs, der Schlackensintern in des Feuers Sphäre

ward so in Feuersprache offenbar dem Erd-Ich-Lauf der Paradiesgeschlechter.

3. Zeile: Gottwillige Führer leiten zum Guten durch ihre Hege in der Weltallrunde, was sichtbar

und bald vertarnt erschien, in dem sie lenkten Phantasie der Menschheit.

27

Zitate nach Sünner, S. 146. Allgemein zur Ariosophie in Nicholas Goodrick-Clarke: Die okkulten Wurzeln des

Nationalsozialismus, Wiesbaden, Marix-verlag, 2004. Zu Guido von List und Peryt Shou vgl. Sünner, S. 147. 28

Rudolf J. Mund: Das Mysterium der Schwarzen Sonne. In: Mund/Werfenstein 29

Vgl. Hans Jürgen Lange: Im Zeichen der Schwarzen Sonne (Internetquelle, vgl. Anhang 4) und Sünner S. 148. 30

Vgl. Goodrick-Clarke 2002, S. 135ff. Das Standardwerk zu Wiligut ist Hans Jürgen Lange: Weisthor, Karl

Maria Wiligut, Himmlers Rasputin und seine Erben, Engerda, Arun, 1998. 31

Mund, S. 12. Dort findet sich auch ein Bild des Runenspruchs. 32

Ibid. S. 12. Ebenso in Lange 1998, S. 215.

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12

4. Zeile: Polar im Wechselspiel von UR zu SUN im Opferdienst von Werden und Vergehen, im

heiligen Feuer Santur so versprüht zwiespältig, doch zum Segen siegreich wendet.33

Die Übersetzung des Spruchs nennt hier zwei Sonnen, die in einer „polaren“ Beziehung,

gleich einer „Sanduhr“ zueinander stehen und sich gegenseitig zum „Sieg“ verhelfen. Diese

Sonnen haben auch einen Zusammenhang mit Geburt und Tod, „Werden und Vergehen“ und

von ihnen geht ein „heilige[s] Feuer Santur“ aus. Die Übersetzer behaupten nun, dieses

„Feuer Santur“ sei eine erloschene Zentralsonne, die vor 230.000 Jahren über den

Hyperboreern des Nordpols geleuchtet habe und ihnen zur spirituellen Entwicklung gedient

habe.34

Diese Sonne kreise heute als erloschener Stern um die Erde und, obwohl sie

unsichtbar sei, beeinflusse sie immer noch als „Schwarze Sonne“ das Leben der Menschen.35

Was auffällt, ist, dass von Wiligut selber überhaupt keine Deutung des Spruches und damit

auch keine Nennung einer „Schwarzen Sonne“ vorliegt. Zum anderen gibt es keine Datierung

der Übersetzung des Spruchs.36

Erst 1954 wird das Gedicht im Zusammenhang mit der

„Schwarzen Sonne“ erstmalig bei Rudolf J. Mund erwähnt,37

so dass die Behauptung, man

habe während des Nationalsozialismus mit dem Begriff „Schwarze Sonne“ innerhalb der SS

laboriert, äußerst fragwürdig bleibt.38

Die Popularisierung und ideologische Instrumentalisierung der „Schwarzen Sonne“ begann

erst in den 1950er Jahren und hier sind es vor allem die zwei ehemaligen SS-Mitglieder

Wilhelm Landig und Rudolf J. Mund, welche als Stifter eines revisionistischen Bildes der SS

genannt werden müssen: Die SS wird in den Schriften dieser Autoren zu einem mystischen

Geheimorden verklärt, der über umfangreiches bis in die Vorzeit reichendes esoterisches

Wissen verfügt, und für die Wiedergeburt eines arischen Zeitalters kämpft. Das Symbol für

diesen Kampf ist die „Schwarze Sonne“.39

Literarisch gestaltet wird dieser Kampf das erste

Mal in Wilhelm Landigs Thule-Trilogie und in dem im nächsten Abschnitt zu

untersuchendem ersten Roman der Trilogie, Götzen gegen Thule.

33

Zitiert nach Hasler, S. 45. 34

Vgl. Goodrick-Clarke 2002, S.136 und Mund, S. 12-32. 35

Ibid. 36

Laut Forschungsliteratur wurden die Sprüche das erste Mal 1994 publiziert, vgl. Goodrick-Clarke 2002, S.

327, Fußnote 19. 37

Vgl. Mund, S. 12. Verwirrend ist hier, dass der Text Das Mysterium der Schwarzen Sonne (Mund 2004) das

erste Mal 1954 unter dem Titel Vom Mythos der Schwarzen Sonne erschien, die Texte sind aber identisch. Vgl.

Lange: Im Zeichen der Schwarzen Sonne, Fußnote 9. 38

Vgl. Victor und Victoria Trimondi: Hitler, Buddha, Krishna, Eine unheilige Allianz vom Dritten Reich bis

heute, Wien, Uebberreiter, 2002. S. 414. 39

Vgl. Sünner, S. 149f.

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13

2.2. Das Motiv der „Schwarzen Sonne“ in dem Roman Götzen gegen Thule

Um zu zeigen, wie und in welchem Zusammenhang das Motiv der „Schwarze Sonne“ bei

Wilhelm Landig auftaucht, werden im Folgenden die wichtigsten Passagen des Buches zitiert,

in denen der Autor die „Schwarze Sonne“ nennt. Es wurde bewusst gewählt, zuerst

ausführliche Zitate des Romans Götzen gegen Thule aufzuführen, um ein übergreifendes Bild

zur Verwendung des Motivs der „Schwarzen Sonne“ geben zu können, und zu verdeutlichen,

in welchen unterschiedlichen Kontexten es auftreten kann. Einzelne Aspekte bzw. Funktionen

des Symbols der „Schwarzen Sonne“ werden dann näher im Kapitel 2.3. analysiert. Dort

werden die relevanten Zitate dann zielgerichteter verwendet als in diesem Kapitel. Diese

Vorgehensweise scheint aufgrund des Charakters des zu untersuchenden Materiales

sinnvoller, als bei der Textanalyse nur mehr oder weniger losgerückte Zitate ohne Kontext zu

verwenden. Es ist ja außerdem, wie schon in der Einleitung erwähnt, ein Charakteristikum der

rechtsesoterischen Literatur, dass in ihr oft auf eine mitunter willkürlich erscheinende Art und

Weise eine Vielzahl von Motiven, Symbolen und Mythen miteinander verwoben wird, was

dem Leser die Orientierung im Text erschweren kann. Diese Tatsache gilt auch für den

Roman Götzen gegen Thule und kann durch das Wiedergeben längerer Zitate untermauert

werden.

Die „Schwarze Sonne“ ist nur ein Motiv bzw. Mythos von vielen, die in dem Buch Götzen

gegen Thule auftauchen.40

Es soll anhand der Zitate vor allem gezeigt werden, wie in dem

Buch der Grundstein für eine Mythenbildung um die SS anhand des Motivs der „Schwarzen

Sonne“ gelegt wird, welche Teile dieser Mythenbildung später von anderen Autoren

übernommen worden sind, und sich dadurch sowohl als ein fester Bestandteil aktueller

rechtsesoterischer Verschwörungstheorien als auch ein Teil der Populärkultur etabliert haben.

Das Symbol der „Schwarzen Sonne“ wird in Götzen gegen Thule im ersten Teil des Buches

eingeführt:41

Am nächsten Morgen erlebten die Hauptleute eine neue Überraschung. Sie befanden sich, in

warme Pelzparkahs [sic] gekleidet, eben auf einem Morgenspaziergang im Freien, als eine

Maschine auf der Startbahn ausrollte, die anstelle des erwarteten Hoheitszeichens eine fremde

40

Der Roman könnte auch hinsichtlich einer Anzahl anderer Gesichtspunkte untersucht werden: Man könnte

beispielsweise den Fokus darauf richten, wie des Motiv bzw. der Begriff ‚Thule‘ in dem Roman auftaucht, oder

wie die Motive ‚Atlantis‘, ‚Gral‘ und ‚Arier‘ auftauchen. Man kann den Roman ebenso als Teil der Genres

‚Verschwörungsliteratur‘ oder ‚UFO-Literatur‘ untersuchen. Ein anderer Aspekt wäre ‚Antisemitismus nach

1945‘. Der Fokus dieser Arbeit liegt aber auf dem Mythos bzw. Symbol der „Schwarzen Sonne“. 41

Alle Seitenangaben dieser Untersuchung beziehen sich auf die Faksimileausgabe des Romans.

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Signatur trug. [...] Sie verhielten beide den Schritt und starrten auf die Tragflächen und den

Rumpf des himmelwärts steigenden Apparates, wo als Kennzeichen schwarze Punkte

prangten.42

Die noch uneingeweihten Hauptfiguren Recke und Reimer suchen den SS-Soldaten Juncker

auf, um mehr über das Symbol zu erfahren, bekommen doch vorerst von diesem nur die

Antwort, dass das „unser Flugzeugkennzeichen“43

sei.

Mehr Klarheit verschafft ein anderes Mitglied der SS, Gutmann, welcher den Hintergrund des

neuen Hoheitszeichens darlegt:

Ich will es ohne viel Einleitung begründen, warum wir hier kein Balkenkreuz auf den Maschinen

haben und gerade eine schwarze Ronde als Zeichen wählten. Vor allem ist es uns doch schon

klar geworden, dass die Heimat über kurz oder lang kapitulieren muss. [...]. Wenn nun wirklich

der Fall eintreten sollte, dass Deutschland kapitulieren muss oder nach einer Besetzung des

Reiches der Krieg für beendet erklärt wird, sind ab einem Zeitpunkt X alle Feindseligkeiten

einzustellen. Das würde bedeuten, dass die deutsche Wehrmacht zu bestehen aufgehört hat und

niemand mehr befugt wäre, unter Fahnen oder Kennzeichen des Reiches weiter zu kämpfen.

[...]. Wenn dennoch weitergekämpft wird, dann darf das Reich nicht kompromittiert werden,

weil sonst die Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung durch Repressalien die Not und das

Elend vergrößern würden. Aus diesem Grunde haben wir beschlossen, als selbständige

Organisation, von der später noch ausführlicher die Rede sein wird, ein neues Kennzeichen für

unsere Maschinen zu führen. Dieser schwarze Punkt, wie ihr ihn bezeichnet, ist Sol nigra, oder

die schwarze Sonne, wie es auf deutsch heißt. Sie hat eine tiefe symbolische Bedeutung und

sollte eigentlich anstelle des optisch sichtbaren Schwarz ein Tiefdunkelrot zu sehen sein. Es ist

die sol nigra der Alchemie, in der Farbe eine bestimmte Phase des Lapis andeutend.44

Auf die Frage, was dies mit Alchemie zu tun habe, antwortet Gutman: „[...] Zuerst die

Bedeutung der Sonne: es ist dasselbe Symbol wie das Gammadium, jedoch unter dem Aspekt

der Kreuzigung. Eben genau: Unser Balkenkreuz.“45

Er erklärt weiter:

Es kann die runde Form der Sonne zum Heilszeichen werden und das im Zeichen des Kreuzes

zur Opferung bestimmte deutsche Volk retten! Weltpolitik wird ja nicht nur von Regierungen

allein betrieben, sondern von Kräften, die über den sichtbaren Gewalten stehen.46

42

Wilhelm Landig, Götzen gegen Thule, S. 86. 43

Ibid. 44

Ibid. S. 88. 45

Ibid. 46

Ibid.

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Nachdem Reimer den Stützpunkt als „das Reich der Schwarzen Sonne“47

bezeichnet hat,

erklärt Gutmann weiter:

Ja, es ist das Reich der Schwarzen Sonne! Es ist der Sammelpunkt der esoterischen Kreise der

Schutzstaffel, deren Wissen auch Herr Himmler ahnt, aber nicht teilhaftig wurde. Es ist jener

Kreis von Männern, die gemäß den Hinweisen eines unserer geistigen Führer, des

Standartenführers Rahn, das Recht und das Rechte suchen, die ungeachtet der mosaischen zwölf

Gebote aus eigenem Recht und Pflicht gefunden haben; Männer, die eigenmächtig und stolz

nicht vom Berg Sinai Hilfe erwarten, sondern zu einem ‚Berg der Versammlung in der fernsten

Mitternacht‛ gegangen sind, um Hilfe zu holen und den Menschen ihres Blutes zu bringen.48

Das Motiv der „Schwarzen Sonne“ taucht wenig später wieder in dem Roman auf. Zeitlich

spielt das Geschehen kurz nach der Kapitulation Deutschlands am 8. bzw. 9. Mai 1945. Alle

Bewohner des „Punkt 103“ sind zu einer Versammlung zusammengerufen worden. Dem

höchsten Befehlshaber fehlen jegliche Rangabzeichen. Er proklamiert:

Die fallenden Runenstäbe der Geschichte haben entschieden: Deutschland hat derzeit zu

bestehen aufgehört! Es gibt keine staatliche Autorität mehr und vier Militärregierungen haben

im gevierteilten Reich die Macht übernommen. Dazu teile ich Ihnen den Entschluss des

Kommandeurs unseres Stützpunktes mit: Punkt 103 gilt ab sofort als vom Reiche losgelöst und

ist in seiner militärischen Einheit der Kapitulation der Deutschen Wehrmacht nicht unterworfen.

Sämtliche Hoheitsabzeichen des Deutschen Reiches sind sofort von den Uniformstücken zu

entfernen! Das Zeichen der Schwarzen Sonne ist vorläufig das alleinige Symbol unseres

geheimen selbstständigen Reiches.49

2.3. Zur Funktion der „Schwarze Sonne“ in dem Roman Götzen gegen Thule

Die „Schwarze Sonne“ hat in dem Roman Landigs also fünf Funktionen: Erstens dient sie als

Hoheitszeichen und ersetzt das Balkenkreuz der Deutschen Wehrmacht. Zweitens steht sie in

Zusammenhang mit der alchemistischen Sol niger. Drittens ist die „Schwarze Sonne“ der

„Sammelpunkt“ der „esoterischen Kreise der Schutzstaffel“.50

Dadurch verkörpert sie einen

inneren Kreis der SS, der ein umfangreiches Geheimwissen besitzt, d.h. eine Elite innerhalb

47

Landig, S. 90. 48

Ibid. 49

Ibid. S. 160. 50

Ibid. S. 90.

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der Elite. Viertens ist die „Schwarze Sonne“ ein militärisch organisierter Geheimbund oder

Geheimorden, der in seiner Struktur der SS ähnelt.51

Fünftens verbirgt sich hinter der

„Schwarzen Sonne“ ein in der Arktis liegender militärischer Stützpunkt „Punkt 103“, der nach

dem Untergang des Dritten Reiches ein „geheimes selbstständiges Reich“52

bildet, in dem

Menschen und (Geheim-)Technologie gehortet werden. Nachfolgend sollen nun die einzelnen

Funktionen näher anhand von Zitaten und Sekundärliteratur analysiert werden.

Als grafisches Zeichen für die „Schwarze Sonne“ wird in dem Roman eine „schwarze

Ronde“53

genannt, welches als Ersatz für das Balkenkreuz der Wehrmacht dient: Die

Kapitulation Deutschlands ist nicht mehr abzuwenden. Um weiter kämpfen zu können, wird

eine „selbstständige Organisation“ gegründet, deren Zeichen ein „schwarze[r] Punkt“ bzw.

eine „schwarze Ronde“ ist, welche grafisch an „die runde Form der Sonne“ erinnert.54

Dieses

Symbol soll, ähnlich dem Hakenkreuz des Dritten Reiches, ein neues „Heilszeichen“ werden,

unter dem das „zur Opferung bestimmte deutsche Volk“ gerettet wird.55

Der schwarze Punkt

ist eine andere Form des „Gammadiums“56

(des Balkenkreuzes) und dient als militärisches

Hoheitszeichen des „Punkt 103“, welcher „in seiner militärischen Einheit der Kapitulation der

Deutschen Wehrmacht nicht unterworfen“57

ist. Dadurch erhält der „Punkt 103“

(möglicherweise in den Augen des Autors Wilhelm Landig) auch den juristischen Status einer

militärischen Organisation und unterliegt dem internationalen Kriegsrecht und den damit

verbundenen Rechten und Pflichten, darf also beispielsweise nicht als Partisanenbewegung

behandelt werden. Da Landig selbst Mitglied der SS war, und an der Partisanenbekämpfung

teilgenommen hat, kann man vermuten, dass er es als wichtig erachtet, die Organisation der

„Schwarzen Sonne“ in dem Roman auch gemäß militärischem Etikett zu verankern.

Der schwarze Punkt hat in dem Roman Götzen gegen Thule aber neben der Funktion als

alternatives Hoheitszeichen auch einen Bezug zur Alchemie, deren „Sol nigra“58

er entspricht.

Die „Schwarze Sonne“ steht in Verbindung mit der alchemistischen „Sol nigra“ und deutet

eine „bestimmte Phase des Lapis“ an.59

Worauf sich dieser „Lapis“ bezieht, wird jedoch nicht

näher von der Figur des Romans, dem SS-Mitglied Gutmann, erklärt. Wohlmöglich wird hier

auf den alchemistischen Stein der Weisen (Lapis philosophorum) verwiesen. In der Alchemie

51

Ein Hinweis dafür wäre auch die Abkürzung für Schwarze Sonne, SS. 52

Landig, S. 160. 53

Ibid. S. 88. 54

Ibid. 55

Ibid. 56

Ibid. 57

Ibid. S. 160. 58

Ibid. S. 88. Eigentlich korrekt lat. Sol niger. 59

Landig, S. 88.

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ist der Stein der Weisen die Substanz60

, mit deren Hilfe man unedle Metalle in Gold

umwandeln kann, ein Vorgang, der Opus magnum („Das Große Werk“) genannt wird. Die Sol

niger ist die erste Stufe des Opus magnum, die der ‚Schwärzung-Fäulnis‘ (lat. nigredo-

putrefactio) des zu transformierenden Stoffes dient. Die zweite Stufe ist die ‚Weißung‘ (lat.

albedo) und die dritte Stufe ist die ‚Rötung‘ (lat. rubedo).61

In der neuzeitlichen Esoterik kann der Stein der Weisen auch für die mystische Erleuchtung

des Menschen stehen.62

Hier entsprechen die drei Stufen erstens ‚Individuation/Ausbrennen

von Unreinheit‘ (nigredo-putrefactio), zweitens ‚Vergeistigung/Erleuchtung‘ (albedo) und

drittens ‚Vereinigung des Menschen mit Gott‘ bzw. ‚Vereinigung des Begrenzten mit dem

Unbegrenztem‘ (rubedo).

Eine Interpretation der „Schwarzen Sonne“ in dem Roman Götzen gegen Thule ist demnach,

dass sie die mystische Erleuchtung63

und das ‚Gottwerden‘ der Romanfiguren

veranschaulicht: Der schwarze Punkt deutet „eine bestimmte Phase des Lapis“64

an. Der

Hinweis, dass der schwarze Punkt eigentlich die Farbe „Tiefdunkelrot“65

habe, veranlasst die

Annahme, dass hier die 3. Stufe, die ‚Rötung‘ (rubedo), des alchimistischen Opus magnum

gemeint ist. In diesem Zusammenhang symbolisiert das Motiv der „Schwarzen Sonne“ die

Entwicklung und Transformation der Hauptpersonen des Romans. Zu Beginn des Buches sind

die zwei Luftwaffenoffiziere Recke und Reimer noch unwissend bezüglich der „Kräfte […],

die über den sichtbaren Gewalten stehen.“66

Nach und nach werden sie aber in die

Zusammenhänge und Hintergründe der Weltgeschichte von den zwei Waffen-SS-Offizieren

Juncker und Gutmann eingeweiht, so dass sie am Ende die alchemistische, mystische

Reinigung vollzogen haben, und in den Kreis der Erleuchteten, als Mitglieder des „geheimen

selbstständigen Reiches“67

der „Schwarzen Sonne“ aufgenommen worden sind.68

60

In Form eines pulvrigen Stoffes, der den verschiedenen Metallen zugesetzt wird, und diese in Gold

umwandelt. Vgl. Karl Hoheisel: Christus und der philosophische Stein, Alchemie als über- und nichtchristlicher

Heilsweg. In: Christoph Meinel: Die Alchemie in der europäischen Kultur- und Wissenschaftsgeschichte,

Wiesbaden, Harrassowitz, 1986, S. 65. 61

Vgl. Ibid. S.66f. Allgemein zu den alchemistischen Grundbegriffen vgl. Carl Gustav Jung: Psykologi och

alkemi, Stockholm, Natur och Kultur, 1999. S. 271-287. 62

Vgl. Jung, S. 309. 63

Ähnlich bei Jung, welcher von der „seelischen Verwandlung“ des Menschen als ein Ziel der Alchemie spricht.

Jung, S. 349. 64

Landig, S. 88. 65

Ibid. 66

Ibid. 67

Landig, S. 160 68

Diese Art von (alchemistischer) Initiation hat eine lange Tradition in der abendländischen Esoterik: Der

Unwissende wird in geheimes Wissen eingeweiht und transformiert sich dadurch selbst mit dem letztendlichen

Ziel der ‚Vergöttlichung‘ im Diesseits. Vgl. Kocku von Stuckrad: Was ist Esoterik, Kleine Geschichte des

geheimen Wissens, Verlag C.H.Beck, München, 2004. S. 39f.

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Eine weitere Funktion der „Schwarzen Sonne“ in dem Roman Götzen gegen Thule ist, dass

sie ein „Sammelpunkt der esoterischen Kreise der Schutzstaffel [ist], deren Wissen auch Herr

Himmler ahnt, aber nicht teilhaftig wurde.“69

Dass Heinrich Himmler und die Mitglieder des

SS sich als militärische und weltanschauliche Elite des nationalsozialistischen Deutschlands

sahen, ist nicht abzustreiten.70

Ebenso ist das Interesse Himmlers für Esoterik, Okkultismus,

Astrologie, germanische Mythologie und das Mittelalter gut belegt.71

Um den

wissenschaftlichen Beweis für die ‚Überlegenheit der Arier‘ zu bringen, gründete Heinrich

Himmler 1935 zusammen mit dem niederländischen Privatforscher Hermann Wirth das

„Deutsche Ahnenerbe, Studiengesellschaft für Geistesurgeschichte“.72

Man kann vermuten,

dass der in Götzen gegen Thule genannte „Sammelpunkt der esoterischen Kreise der

Schutzstaffel“73

im näheren Umfeld des Ahnenerbes der SS liegt, vielleicht sogar mit ihm

identisch ist, denn auf einen Teil der Themen, die im SS-Ahnenerbe untersucht wurden, wird

in dem Roman Landigs angespielt.74

Ebenfalls werden Personen, die innerhalb des SS-

Ahnenerbes tätig waren, auch direkt beim Namen genannt. So bezieht sich beispielsweise die

Aussage, die Mitglieder der „Schwarzen Sonne“ seien „[...] jener Kreis von Männern, die

gemäß den Hinweisen eines unserer geistigen Führer, des Standartenführers Rahn, das Recht

und das Rechte suchen [...]“75

auf den Gralsforscher Otto Rahn, der 1933 das Buch Kreuzzug

gegen den Gral veröffentlichte. Die Hauptidee des Buches ist, dass die Gralsburg

Montsalvatge (Montsalvatsch), die in Wolfram von Eschenbachs Parzival genannt wird,

identisch mit der in den französischen Pyrenäen liegenden Burg Montségur sei. Diese Burg

war der letzte Zufluchtsort der ‚Katharer‘, die aufgrund ihrer von der antiken Gnosis

inspirierten, vom Dogma der christlichen Religion abweichenden Lehren von der

mittelalterlichen Inquisition verfolgt und hingerichtet wurden.76

Rahn behauptet in dem Buch,

der Glaube der Katharer ginge auf eine uralte gnostische Untergrundreligion arisch-

westgotischen Ursprungs zurück. Diese Art, historische Ereignisse mythologisch zu

69

Landig, S. 90. 70

Vgl. Heinz Höhne: Der Orden unter dem Hakenkreuz, Die Geschichte der SS, Verlag Der Spiegel, Hamburg,

1966. S.125. 71

Goodrick-Clarke 2002, S. 123-127. 72

Das Standardwerk zum SS-Ahnenerbe ist: Michael Kater: Das Ahnenerbe der SS 1935-1945, Ein Beitrag zur

Kulturpolitik des Dritten Reiches, München, R. Oldenbourg-Verlag, 3. Auflage, 2001. Zur Entstehung des SS-

Ahnenerbes Ibid. S. 11-24. 73

Landig, S. 90. 74

Zu nennen wären beispielsweise die Suche nach dem Heiligen Gral, den sagenhaften Inseln Atlantis und

Thule, die Frage nach dem Ursprung der ‚Arier‘ bzw. der ‚nordischen Rasse‘, die Beschäftigung mit

Runenmystik und nordischer bzw. indogermanischer Mythologie, sowie die Suche nach verborgenen

esoterischen Zentren in Asien. Diese Themen wurden sowohl innerhalb des SS-Ahnenerbes untersucht, als auch

von Wilhelm Landig in dem Roman Götzen gegen Thule verarbeitet. Vgl. Goodrick-Clarke 2002, S. 122-150. 75

Landig, S.90. 76

Vgl. Hans-Jürgen Lange: Otto Rahn und die Suche nach dem Gral, Arun, Engerda, 1999. S. 15-19.

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verklären, passt zweifellos in das Geschichtsbild Heinrich Himmlers. Dieser hatte das Buch

Rahns gelesen und via Vermittlung des oben erwähnten Karl Maria Wiligut, für den Otto

Rahn von 1935-1936 arbeitete, persönlich Kontakt zu dem Autor aufgenommen. Rahn war ab

1936 Mitglied im „Stab des Reichsführers SS“ 77

und veröffentlichte 1937 sein zweites Buch

Luzifers Hofgesind, welches innerhalb großer Teile der SS gelesen wurde und sogar in Form

einer Luxusausgabe in Pergament als Geburtstagsgeschenk Heinrich Himmlers an Adolf

Hitler überreicht wurde.78

Die Thesen Rahns um den Gralsmythos und die Katharer sind wichtige Motive in Wilhelm

Landigs Roman Götzen gegen Thule. Der Autor war sicherlich gut mit dem Werk Rahns

vertraut. Zum einen spielt das Geschehen des Romans in den französischen Pyrenäen und in

der Nähe der Burg Montségur, zum anderen ist folgende Textstelle unzweifelhaft von Rahn

inspiriert:

[...] Männer, die eigenmächtig und stolz nicht vom Berg Sinai Hilfe erwarten, sondern zu einem,

Berg der Versammlung in der fernsten Mitternacht‛ gegangen sind, um Hilfe zu holen und den

Menschen ihres Blutes zu bringen [...].79

In Otto Rahns Buch Luzifers Hofgesind findet sich folgende Textstelle:

Unter Luzifers Hofgesind verstehe ich diejenigen, die nordischen Geblütes inne und ihm getreu,

einen ‚Berg der Versammlung in der fernsten Mitternacht’ als Ziel ihrer Gottsucht sich erkoren

hatten und nicht die Berge Sinai oder Zion in Vorderasien.80

Identisch ist in den beiden oben angeführten Zitaten das Nennen des „Berg Sinai“ und des

„Berg der Versammlung in der fernsten Mitternacht“, welche im Kontrast zueinander stehen.

Der Berg Sinai ist der Ort, wo im Alten Testament Moses die zehn Gebote von Gott

empfangen hat. Damit hat ist er sowohl für die christliche als auch die jüdische Tradition von

Bedeutung.81

Der bei Rahn in Luzifers Hofgesind genannte Berg Zion ist ein Hügel in

Jerusalem und hat ebenfalls biblische Bezüge. Dort befindet sich laut jüdischer Tradition der

77

Ibid. S. 60 und S. 177ff. 78

Ibid. S. 65. 79

Landig, S. 90. 80

Otto Rahn: Luzifers Hofgesind, Eine Reise zu den guten Geistern Europas, Verlag Zeitenwende, 2. Auflage,

Dresden, 2006. S. 81. Ursprünglich 1937 erschienen. 81

Der Berg Sinai ist auch heute noch eine Wallfahrtsstätte für Gläubige aus aller Welt. Auf dem Gipfel des

Berges befindet sich sowohl eine christliche Kapelle als auch eine Moschee.

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Sitz Jahwes.82

Dieser Berg Zion taucht auch mehrmals an anderer Stelle in dem Roman

Götzen gegen Thule auf.83

Er steht bei Landig in Zusammenhang mit einer

„Weltbrüderschaft“ von Freimauerlogen, deren Ziel das „One World Government“ ist.84

Die Kräfte hinter dem Berg Zion werden von dem SS-Offizier Gutmann wie folgt definiert:

„Es ist eine Macht, die über allen anderen Kräften ihr Netz hat und mit allen zusammen gegen

den Mitternachtsberg anstürmt.“85

In beiden Textstellen findet sich damit eine

weltanschaulich fundierte Ablehnung der jüdisch-christlichen Tradition, wie sie innerhalb der

SS praktiziert wurde.86

In dem Nachkriegsroman Landigs wird der Berg Zion außerdem in

Zusammenhang mit einer mittlerweile in weiten Kreisen der Populärkultur etablierten

Verschwörungstheorie um Freimaurerlogen, den sogenannten ‚Illuminaten‘87

, gebracht. Dem

entgegen stellen beide Autoren einen „Berg der Versammlung in der fernsten Mitternacht“88

,

zum welchem sich bei Rahn die Menschen „nordischen Geblütes“89

wenden. Diese

Formulierung findet sich bei Landig nicht, aber auch er benutzt mit der Formulierung

„Menschen ihres Blutes“90

eine Sprache, die mit der nationalsozialistischen Blutsymbolik

assoziiert werden kann. Zwei übereinstimmende Aspekte der Romane Luzifers Hofgesind und

Götzen gegen Thule sind demzufolge, dass sie sich zum einen von der jüdisch-christlichen

Religion und Tradition abzuwenden, und dieser zum anderen eine Verherrlichung des

‚nordischen Menschen‘ entgegenzustellen. In diesem Zusammenhang steht bei Otto Rahn

auch das Ziel der „Gottsucht“ 91

des Menschen, was sich in ähnlicher Form auch bei Wilhelm

Landig findet, vgl. den obigen Abschnitt über Alchemie und deren Bezug zum Symbol der

„Schwarzen Sonne“. Auch worauf sich der „Berg der Versammlung in der fernsten

Mitternacht“ bezieht, wird bei Rahn in Luzifers Hofgesind erläutert: „Im höchsten Norden

82

Allgemein zur Mythologie um die Berge Sinai und Zion bei: Friedrich Heiler: Die Religionen der Menschheit,

Reclam-Verlag, Stuttgart, 1959. S. 562-576. 83

Landig, S. 109, 296, 398. 84

Ibid. S. 109. 85

Ibid. 86

Vgl. Josef Ackermann: Heinrich Himmler als Ideologe, Göttingen, Musterschmidt, 1970, S. 53-96 zu

Himmlers Kampf gegen das Christentum und dem Bestreben nach der Schaffung eines „neuen Glaubens“

innerhalb der SS mit eigenen Symbolen, Brauchtum, Liturgie und Riten. Die Ablehnung des Christentums ist

genauso wie die Ablehnung des Judentums ein immer wiederkehrendes Motiv in Götzen gegen Thule, vgl.

Landig, S. 89, 109, 164ff, 169, 232f, 235, 296, 299, 337. So behauptet eine der Romanfiguren beispielsweise,

dass die „[…] Hebräsierung der griechisch-römischen und dann der nordischen Welt […] zum Großteil dem

Christentum zu verdanken ist […]“. Landig, S. 165. 87

Beispielsweise in der der zwischen 1969 und 1971 entstandenen Roman-Trilogie Illuminatus der

amerikanischen Autoren Robert Anton Wilson und Robert Shea. Der ‚Illuminatenorden‘ ist auch Gegenstand des

2003 erschienenen Romans Angels and demons (dt. Illuminati) des Erfolgsautors Dan Brown. 88

Rahn 2006, S. 81. Landig, S. 90. 89

Rahn 2006, S. 81. 90

Landig, S. 90 91

Im gleichen Abschnitt schreibt Rahn auch: „Unter Luzifers Hofgesind verstehe ich diejenigen, die ihr

Menschenmöglichstes getan [haben], um einer Vergottung würdig zu sein.“ Rahn 2006, S. 81.

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muss dieser Berg gelegen haben, denn der Norden ist das Mitternachtsland.“92

Wenn man das

Auftauchen von Blutmystik und Verherrlichung des ‚Nordischen‘ bei Rahn und Landig

vergleicht93

, kann man konstatieren, dass Wilhelm Landig beim Konstruieren des Mythos der

„Schwarzen Sonne“ klar auf Mythenkonstruktionen innerhalb der SS zurückgreift, und diese

in seinem nach dem 2. Weltkrieg erschienenen Roman verarbeitet.

Die „esoterischen Kreise der Schutzstaffel“94

lokalisiert Landig im Umfeld Otto Rahns und

damit vermutlich innerhalb (oder jedenfalls in der ideologischen Nähe) des Ahnenerbes der

SS. In dem Roman Götzen gegen Thule werden außerdem weitere Thesen und Forscher, die

direkt oder indirekt mit dem SS-Ahnenerbe in Verbindung standen, genannt. Landig nennt

beispielsweise den Begründer der sogenannten Welteislehre Hanns Hörbinger95

und dessen

Schüler Edmund Kiß.96

Ebenso wird die teils vom SS-Ahnenerbe finanzierte deutsche Tibet-

Expedition (1936) Ernst Schäfers von Landig erwähnt.97

Auch der niederländische Philologe

Herman Wirth, Gründungsmitglied des Ahnenerbes, wird mehrmals in dem Roman beim

Namen genannt. Wirth prägte mit seiner Theorie von einer uralten atlantisch-nordischen

Rasse das Weltbild der SS.98

Dieser atlantisch-nordische Rassenmythos ist ein von Landig

übernommenes und immer wieder rekurrierendes Motiv in Götzen gegen Thule99

, welches der

mythologisch-rassischen Verherrlichung des Nordens dient. An gleicher Stelle wird der

ebenfalls dem SS-Ahnenerbe nahestehende italienische Philosoph und Rassentheoretiker

Julius Evola genannt, der u.a. für die angebliche rassische Überlegenheit der Arier und für

eine „urnordische Tradition“100

propagierte.

Kann man so weit gehen, zu behaupten, dass das „Reich der Schwarzen Sonne“ als

„Sammelpunkt der esoterischen Kreise der Schutzstaffel“101

identisch mit dem SS-Ahnenerbe

ist, oder im Umfeld der ihm ideologisch nahestehenden Kreise zu suchen ist? Wilhelm

Landigs Nennungen von unterschiedlichen Theorien, die innerhalb des SS-Ahnenerbes

rezipiert und propagiert wurden, könnte ein Indiz dafür sein. Damit würde Landig dann auch

die Behauptung aufstellen, es habe schon während des Nationalsozialismus einen

92

Ibid. S. 80f. 93

In Götzen gegen Thule wird die Verherrlichung des Nordens auch an anderer Stelle von dem SS-Soldaten

Gutman proklamiert: „Unsere Parole lautet: Nicht ex oriente lux, sondern aus dem Norden kommt das Heil und

das Licht.“ Landig, S. 84. 94

Ibid. S. 90. 95

Ibid. S. 37. 96

Ibid. Am Ende des Romans Götzen gegen Thule zitiert Landig auch aus Edmund Kiß Buch Singschwäne von

Thule, vgl. Landig, S. 469. 97

Ibid. S. 89. 98

Zur Rolle der Thesen Wirths für das Weltbild der SS vgl. Goodrick-Clarke 2002, S.129f und Kater, S. 11-16. 99

Landig, S. 159, 163ff, 296f, 337, 396. 100

Ibid. S. 162. Zu Evola und dessen Einfluss auf die Ideologie der SS vgl. Goodrick-Clarke 2002, S. 129. 101

Landig, S. 162.

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‚Geheimbund Schwarze Sonne’ innerhalb der SS gegeben, dessen Existenz Heinrich Himmler

„ahnt[e] aber nicht teilhaftig wurde“102

, womit der Autor einen Beitrag zur Mystifizierung

bzw. Verklärung der SS nach dem 2. Weltkrieg leisten würde. Dagegen spricht vor allem,

dass Himmler in alle Forschungsbereiche des Ahnenerbes eingeweiht war und diese gutheißen

musste, womit das Existieren eines ‚geheimen esoterischen Kreises’ innerhalb der SS

fragwürdig erscheint.

Die Organisation der sich mit Esoterik beschäftigenden Kreise der SS erfolgt in Form eines

Geheimbundes mit militärischen Strukturen, was eine vierte Funktion der „Schwarzen Sonne“

ist. Zu diesem „Kreis von Männern“103

gehören aber nicht nur Mitglieder der SS, sondern

auch Menschen anderer Nationen und Kulturen. So erhält der „Punkt 103“ Hilfe von

Verbündeten aus den USA und Kanada104

und hat Kontakte zu tibetischen Lamas.105

Auf ihm

befinden sich ebenso japanische Offiziere des Geheimbundes „Schwarzer Drache“106

. Es gibt

außerdem einen „Kommandeur“107

des „Punkt 103“, der den Soldaten nach dem

Zusammenbruch des Dritten Reiches befiehlt, „sämtliche Hoheitszeichen [...] von den

Uniformstücken zu entfernen.“108

Das „Stammpersonal des geheimen Stützpunktes“109

besteht

eigentlich überhaupt nur aus anderen (geheimen) „Ordensgemeinschaften“110

, deren

Mitglieder aufgrund ihres geheimen Wissens wichtig für den Kampf um die Wiedergeburt

eines atlantisch-arischen „Groß-Thules“111

sind. Dieses Beschreiben der „Schwarzen Sonne“

als ein militärisch organisierter Geheimbund mit Ordensstruktur ist sicherlich von Landigs

Mitgliedschaft in der SS inspiriert worden.

Die SS wurde von Himmler ab 1929 nach Vorbild des mittelalterlichen „Deutschritter-

Ordens“ und der „Gesellschaft Jesu“ (Den Jesuiten) aufgebaut.112

Die Organisation als

klösterliche Gemeinschaft, das Selbstbild einer vorbestimmten, religiös verklärten

Auserwähltheitsmission, das Diktum vom unbedingtem Gehorsam und ein klare Aufteilung in

Ränge findet sich sowohl beim ursprünglichen Deutschritter-Orden, der SS113

und in

ähnlicher Form auch bei dem Geheimbund „Schwarze Sonne“. Dieser Geheimbund ist ein

102

Landig, S. 90. 103

Ibid. 104

Ibid. S. 85. 105

Ibid. S. 89. 106

Ibid. S. 95. 107

Ibid. S. 160. 108

Ibid. 109

Ibid. S. 93. 110

Ibid. 111

Wie dies am Ende des Romans formuliert wird. Vgl. Landig, S. 468. 112

Vgl. Höhne, S. 53 und Ackermann, S. 101-106. 113

Zur Rolle des Jesuitenordens für den Aufbau der SS vgl. Lange 1998, S. 280ff.

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reiner Männerbund, denn Frauen befinden sich nicht auf dem „Punkt 103“. Das Leben auf

dem Stützpunkt ist militärisch als „Dienst“ „in vollster Disziplin“ organisiert.114

Von den

Mitgliedern wird „höchste Einsatzbereitschaft“115

und „unbedingter Gehorsam“116

gefordert,

womit „Punkt 103“ einer Militärkaserne der SS oder Wehrmacht nicht unähnlich ist.

Eine fünfte Funktion der „Schwarzen Sonne“ ist, dass sich hinter ihr auch ein geheimer, in der

Nähe des Nordpols gelegener „Punkt 103“ verbirgt, welcher nach der deutsche Kapitulation

1945 „als vom Reiche losgelöst“ proklamiert wird, und in Form eines „geheimen

selbstständigen Reiches“ existiert.117

Die Aufgabe dieses militärisch organisierten Reiches ist

es, zum einen Verbündete zu sammeln und (Geheim-)Technologie zu horten, und zum

anderen, aktiv in das Weltgeschehen einzugreifen. Am Ende des Romans gibt einer der

Protagonisten dann Hinweise darauf, dass man den „[…] Punkt 103 aufgelöst [hat] und alles

getan hat, um gehortetes Material unauffindbar zu machen!“118

Es gäbe zwar noch ein

„Restkommando“ und „eine Widerstands- und Beobachtungsgruppe“, wo diese aber

lokalisiert sein könnte, ist den Romanfiguren nicht bekannt.119

Mythen über geheime deutsche Stützpunkte außerhalb des Dritten Reiches haben sich seit

1945 in unterschiedlichster Form etabliert. Basis bilden oft tatsächliche nationalsozialistische

(wissenschaftliche) Expeditionen, welche in schillerndster Weise verklärt werden.120

Die zwei spektakulärsten Expeditionen sind zweifellos die deutsche Antarktis-Expedition

1938/39121

und die vom SS-Ahnenerbe teilfinanzierte Tibetexpedition Ernst Schäfers

1938/39.122

Eine deutsche Expedition an den Nordpol hat jedoch während der Zeit des

Nationalsozialismus nicht stattgefunden, dagegen eine 1936 ebenfalls vom SS-Ahnenerbe

finanzierte Expedition nach Schweden und Norwegen unter der Leitung von Hermann

Wirth.123

1937 fand auch eine ‚Nordlandfahrt‘ von 20 SS-Männern nach Island statt, um dort

nach mythischen Spuren der Insel Thule zu forschen. An dieser Expedition nahm auch der

oben erwähnte Otto Rahn teil.124

Die SS-Expeditionen nach Schweden, Norwegen und Island

114

Landig, S. 168. 115

Ibid. S. 166. 116

Ibid. S. 176. 117

Ibid. S. 160. 118

Ibid. S. 397. 119

Ibid. S. 398. 120

So soll es beispielsweise unterirdische deutsche Stützpunkte in der Antarktis, den Anden und Tibet gegeben

haben bzw. auch heute noch geben. Für einen Überblick vgl. Goodrick-Clarke 2002, S. 107-126. 121

Vgl. Heinz Schön: Mythos Neu-Schwabenland, Für Hitler am Südpol, Bonus-Verlag, Selent, 2004. 122

Offizielle Bezeichnung: „Tibet-Expedition Ernst Schäfer. Unter Schirmherrschaft des Reichsführer SS

Himmler und in Verbindung mit dem Ahnenerbe Berlin e.V.“ Vgl. Trimondi, S. 119-128. 123

Vgl. Heather Pringle: Härskarplanen, Himmlers jakt på det ariska ursprunget, Historiska Media, Falun, 2008.

S. 76-87. 124

Vgl. Trimondi, S. 268.

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werden in Götzen gegen Thule nicht erwähnt, vermutlich weil sie in den Augen des Autors zu

unspektakulär waren. Dagegen wird die deutsche Tibetexpedition in dem Roman erwähnt und

mythologisch verklärt.125

Die deutsche Antarktis-Expedition spielt in dem Roman Götzen

gegen Thule keine Rolle.126

Landig greift sie aber im 2. Teil der Thule-Trilogie auf und

integriert sie in den von ihm geschaffenen Mythos um die „Schwarze Sonne“.127

Eine Erklärung dafür, warum der Autor einen geheimen deutschen Stützpunkt in die Nähe des

Nordpols legt wäre, dass dort die Heimat des ‚legendären polaren Urvolks der Arier‘ und der

Sitz der Insel Atlantis gewesen sein soll,128

und damit wären die Protagonisten des Romans in

der Nähe des eigenen mythologischen Ursprungs. Eine andere mögliche Erklärung wäre, dass

der Autor die Mythologie um das Symbol der „Schwarzen Sonne“ noch nicht voll entwickelt

hat, denn in den folgenden Romanen der Thule-Trilogie werden die geheimen Stützpunkte

dann nach Lateinamerika und in die Antarktis verlegt.

Die Hortung von ‚Geheimtechnologie‘ ist neben dem Sammeln eines elitären kampfbereiten

Männerbundes die wichtigste Aufgabe des „geheimen selbstständigen Reiches“129

der

„Schwarzen Sonne“.130

Im Zusammenhang mit der „Schwarzen Sonne“ verbindet der Autor

in dem Roman Götzen gegen Thule zwei Nachkriegsmythen miteinander und gestaltet als

einer der ersten den ‚Flugscheibenmythos‘131

literarisch. Das Motiv der Flugscheiben, also

von deutschen Forschern bzw. von Abteilungen der SS entwickelter ‚fliegender Untertassen‘

ist ein immer wiederkommendes Leitmotiv des Romans.132

Der Autor Wilhelm Landig hat

nach Ende des 2. Weltkrieges behauptet, selber an der Entwicklung und Koordination dieser

125

So heißt es, die Expedition habe „gewisse esoterische Aufgaben“ gehabt. Landig, S. 89. Dort wird auch

Schäfer namentlich genannt. Die Expedition wird an anderer Stelle in Verbindung mit der Forschung nach

„Geheimwissen“ gebracht. Ibid. S. 326. 126

Die Antarktis wird jedoch einmal als möglicher Zielort von Absetzbewegungen deutscher U-Boote nach der

deutschen Kapitulation erwähnt. Vgl. Landig, S. 169. 127

Vgl. Goodrick-Clarke 2002, S. 144. 128

Allgemein zum Polmythos in Verbindung mit dem Mythos der Arier vgl. Joscelyn Godwin: Arktos, The polar

myth in science, symbolism and nazi survival, Kempton, Adventure unlimited press, 1996. Ebenso Léon

Poliakov: Der arische Mythos, Zu den Quellen von Rassismus und Nationalismus, Hamburg, Junius, 1993. 129

Landig, S. 160. 130

Vgl. Ibid. S. 78, 96, 115, 168, 173, 397f. 131

Die Begriffe ‚(Reichs-)Flugscheibe‘ und ‚Nazi-UFO‘ sind mittlerweile (neben der Verbreitung in

rechtsesoterischer Verschwörungsliteratur) auch fest etablierter Bestandteil der Populärkultur. Filmatisiert sind

diese Nazi-Ufos inzwischen, wie schon in der Einleitung erwähnt, in dem 2012 erschienenen Film Iron Sky. Zum

Film ist inzwischen auch Computerspiel erschienen, in dem man Nazi-Ufos abschießen kann. Auf dem

Auktionsportal ebay.de kann man inzwischen auch Modellbausätze, Tassen und T-Shirts von Flugscheiben

bestellen. 132

Landig S. 67, 71ff, 79, 122, 234, 336, 438, 455.

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Flugscheiben beteiligt gewesen zu sein,133

was von ihm auch explizit im Vorwort des Romans

Götzen gegen Thule zur Sprache gebracht wird.134

Als Hintergrund für diesen Mythos sind zum einen die Entwicklung von (geheimen)

‚Wunderwaffen‘ am Ende des Dritten Reiches, und zum anderen die Sichtung von

‚unbekannten Flugobjekten‘ (engl. unidentified flying objects, UFOs) im hauptsächlich

englisch- und europäischsprachigen Raum ab Ende der 1940er Jahre zu nennen. Dass es eine

Reihe unter Geheimhaltung entwickelter deutscher Technikinnovationen am Ende des 2.

Weltkrieges gab, ist nicht abzustreiten. Beispiele sind u.a. die sogenannte ‚Vergeltungswaffe‘

V1, die erste ballistische Rakete V2, das erste Flugzeug mit Jetmotor (Messerschmitt Me

262), sowie neuartige, elektrisch betriebene U-Boote. Ebenfalls gab es innerhalb der

Flugzeugproduktion Prototypen, die in ihrer Form an fliegende Untertassen erinnern, aber

nicht über das Teststadium herausgekommen sind.135

Die Verbindung nationalsozialistischer

(Geheim-)Technologie mit den fliegenden Untertassen begann in Deutschland 1950 in einem

vom Spiegel136

publizierten Interview mit dem Flugkapitän Rudolf Schriever, welcher

behauptete, er habe zusammen mit dem Ingenieur Otto Habermohl in den BMW-Werken bei

Prag einen senkrecht startenden diskusförmigen ‚Flugkreisel‘ mit einem Gewicht von drei

Tonnen, einer Fluggeschwindigkeit von 4200 km/h und einer Reichweite von 6000 km

entwickelt. Dieser Flugkreisel soll im April 1945 noch testgeflogen und kurz vor Einmarsch

der Sowjetarmee gesprengt worden sein.137

Dieser Vorgang wird auch von Wilhelm Landig in

das Romangeschehen von Götzen gegen Thule eingebaut: Die Protagonisten des Romans

reisen im Auftrag des Geheimbundes „Schwarze Sonne“ am Kriegsende 1945 nach Prag. Dort

haben sie den Auftrag, den von Schriever, welcher in dem Roman explizit genannt wird,

entwickelten Flugkreisel vor dem Zugriff der sowjetischen Armee sicherzustellen.138

Die Vermutung liegt nahe, dass Landig die nach dem 2. Weltkrieg erschienenen Interviews

und Berichte über UFOs und ‚nationalsozialistische Geheimtechnologie‘ zumindest teilweise

als Inspiration bei der Konstruktion seines Flugscheibenmythos verwendet hat. Dazu kommt,

dass Teile der SS ab 1942 nachweisbar an der Entwicklung von sogenannten Wunderwaffen

133

Vgl. Heller/Maegerle, S. 97. 134

Dort meldet sich Landig als „Verfasser“ und proklamiert, dass „Im vorliegenden Buche […] authentische

Begebenheiten […] der geheimen Rüstungstechnik […] aufgetaut [werden].“ Landig, S. 5. 135

Vgl. Goodrick-Clarke 2002, S. 151-172. Siehe auch Rudolf Lusar: Die deutschen Waffen und Geheimwaffen

des 2. Weltkrieges und ihre Weiterentwicklung, J.F. Lehmanns Verlag, 2. Auflage, München, 1958. Der Major

Lusar hatte während des Dritten Reiches im Deutschen Patentamt gearbeitet, und überraschenderweise findet

sich in dem Buch neben einem seriösen Durchgang der unterschiedlichsten Waffengattungen auch ein Abschnitt

über „Fliegende Untertassen“ und ein Bild einer „Fliegenden Scheibe“, vgl. Lusar, S. 146f. 136

Vgl. Anhang 5. 137

Vgl. Goodrick-Clarke 2002, S. 154f. 138

Vgl. Landig, S. 122.

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und Geheimtechnologie, vor allem in der Flugzeug- und Raketenproduktion, beteiligt

waren.139

Auch innerhalb des SS-Ahnenerbes gab es Versuche, Wunderwaffen herzustellen.

Nennenswert ist hier beispielsweise der misslungene Versuch einer Konstruktion eines

‚Strahlengerätes‘, welches Lebewesen töten oder lähmen sollte.140

Andere Projekte waren der

Versuch der Konstruktion eines Erdölortungsgerätes und die Goldsuche mit

Wünschelruten.141

Inwieweit der Autor Wilhelm Landig in eines oder mehrere dieser innerhalb der SS

organisierten und von Himmler sanktionierten Projekte involviert gewesen ist, lässt sich heute

nicht mit Sicherheit nachweisen. Sicherlich hat die aussichtslose Kriegslage mehr und mehr

zu immer desperateren Versuchen geführt, den Untergang des Dritten Reiches zu verhindern.

Auch innerhalb der SS muss es fieberhafte Versuche gegeben haben, technische Innovationen

und Prototypen zu entwickeln, um doch noch den Krieg gewinnen zu können. Diese

‚Wunderwaffen‘ und ‚Geheimtechnologien‘, auch wenn sie nur auf dem Papier oder als

Gerüchte vorkamen, sind möglicherweise von Wilhelm Landig dann später literarisch

verarbeitet und mit dem Mythos der „Schwarzen Sonne“ zu folgender Einheit verknüpft

worden: Ein esoterischer Kreis innerhalb der SS rettet am Ende des 2. Weltkrieges

Geheimtechnologie vor dem Zugriff der Alliierten, schafft diese in Sicherheit zu einem

geheimen Stützpunkt in der Nähe des Nordpols und kämpft nach Kriegsende für ein neues

Reich. Neben den Flugscheiben erwähnt der Autor in dem Roman auch noch ein neuartiges

Navigationsgerät und verschiedene Flugzeugmodelle, welche als Prototypen tatsächlich

existiert haben, so dass es nicht ohne weiteres möglich ist, alle Aussagen des Autors als

Phantasie abzuwerten.142

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass man dem Symbol der „Schwarzen Sonne“ in

dem Roman Götzen gegen Thule fünf Funktionen zuweisen kann: Erstens die Verwendung als

Hoheitszeichen anstelle des Balkenkreuzes der Wehrmacht. Zweitens steht sie im

Zusammenhang mit der Alchemie und symbolisiert einen Schritt bei der ‚Veredlung‘ des

Menschen. Drittens verkörpert sie die umfangreiches Geheimwissen besitzenden esoterischen

Kreise der SS. Viertens ist sie ein militärisch organisierter Geheimbund oder Geheimorden

mit Verbündeten aus aller Welt. Fünftens verbirgt sich hinter ihr ein geheimer Stützpunkt

„Punkt 103“, welcher als selbständiges Reich geographisch in der Nähe des Nordpols

139

Vgl. Kater, S. 218-226. 140

Kater,Ibid. S. 220. 141

Ibid. S. 220ff. 142

Landig, S. 14, 119.

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lokalisiert ist, und auf dem Geheimtechnologien deutscher Herkunft, vor allem sogenannte

Flugscheiben, gehortet werden.

2.4. Zur Weiterentwicklung der „Schwarzen Sonne“ nach Götzen gegen Thule

Wie oben gezeigt werden konnte, tauchen bei Wilhelm Landig im Zusammenhang mit dem

Mythos der „Schwarzen Sonne“ eine Reihe unterschiedlicher Traditionen und Mythen auf143

,

die letztendlich alle für eine Verklärung der SS nach 1945 verwendet werden. Der Roman

Götzen gegen Thule ist nach seinem Erscheinen selber ein Teil dieser Mythenbildung um die

SS geworden, dessen Symbol die „Schwarze Sonne“ ist. Dies beruht teilweise auf dem

Wahrheitsanspruch, der im Vorwort des Romans von dem Verfasser proklamiert wird, als

auch der Autorität Wilhelm Landigs als ehemaliges Mitglied der SS.144

Der Roman Götzen

gegen Thule lässt sich übergreifend dem Genre der rechtsesoterischen Verschwörungsliteratur

zuordnen, genauer einem Zweig dieser Literatur, den man als ‚SS-Mystizismus‘ bezeichnen

kann.145

Landigs Mythos bzw. Motiv der „Schwarzen Sonne“ wird ab den 1990er Jahren von

einer Reihe nachkriegsgeborener Autoren übernommen und in die rechtsesoterische

Mythenbildung146

integriert. In diesem Abschnitt soll deshalb die Weiterentwicklung des

Symbols der „Schwarzen Sonne“ nach dem Erscheinen des Romans Götzen gegen Thule

untersucht werden. Welche Aspekte der fünf im vorhergehenden Abschnitt beschriebenen

Funktionen wurden von anderen Autoren übernommen, welche Funktionen sind in späteren

Darstellungen der „Schwarzen Sonne“ weggefallen oder dazugekommen? Auffällig ist vor

allem, dass die bereits in der Einleitung dieser Arbeit erwähnte heute gängige Kopplung

Schwarze Sonne - zwölfspeichiges Sonnenrad - Wewelsburg (Symbol - grafisches Symbol -

Lokalität) in dem Roman von Wilhelm Landig nicht vorkommt. Die Wewelsburg, die nach

143

Völkische Mythen, Verbindungen zur abendländischen Esoterik, vor allem der Alchemie und

Nachkriegsmythen (UFO-Mythologie, Mythen über geheime deutsche Stützpunkte). 144

Als ‚Einem, der dabei gewesen ist‘. 145

So beispielsweise bei Trimondi, in der englischsprachigen Literatur verwendet man dagegen den Begriff

esoteric SS, so bei Goodrick-Clarke 2002. 146

Man muss sich bewusst sein, dass es seine Vielzahl esoterischer Mythen um das Dritte Reich gibt und der

Mythos der „Schwarzen Sonne“ nur einer davon ist. Einige dieser Mythen werden in dieser Untersuchung kurz

angerissen, aber aus Platzgründen nicht näher diskutiert. Der Fokus dieser Arbeit liegt darauf, wie das Symbol

der „Schwarzen Sonne“ bei Wilhelm Landig auftaucht, und wie es von anderen Autoren später verarbeitet

worden ist.

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dem 2. Weltkrieg als Zentrum esoterischer Praktiken der SS verklärt worden ist,147

wird in

Götzen gegen Thule überhaupt nicht erwähnt, obwohl der Autor ausdrücklich von sich selber

behauptet, in das geheime Wissen und die geheimen Praktiken der SS eingeweiht gewesen zu

sein.148

Die Wewelsburg wurde ab 1934 von Himmler gepachtet, wobei es seine Absicht war, diese

als Ordensburg und weltanschauliches Zentrum der SS aufzubauen. Dabei war es der schon

oben erwähnte Karl Maria Wiligut, der Himmler zuerst auf die Wewelsburg aufmerksam

machte.149

Die weltanschauliche Schulung bzw. der Lehrbetrieb führender SS-Spitzen fand

jedoch nicht statt.150

Vielmehr beschränkte sich die Funktion der Wewelsburg während des

Nationalsozialismus auf einen „zentralen Versammlungsort für die Führungsspitze der SS“151

mit jährlichen Gruppenführertagungen und Vereidigungen von neubeförderten SS-

Gruppenführern. Der Gruppenführersaal mit dem zwölfspeichigen Sonnenrad diente

vermutlich für Zusammenkünfte zeremonieller Art und der ideologische Gedanke dahinter ist

wahrscheinlich eher in der Zahlensymbolik der Ziffer 12 zu suchen, als in einem

metaphysischen Konstrukt der „Schwarzen Sonne“ als einen geheimen Kreis innerhalb der

SS. Die zwölf Speichen des Sonnerades korrespondieren mit den zwölf Säulen des

Gruppenführersaales und den zwölf in Stein gemeißelten Sitzen in der Krypta „Walhalla“

unterhalb des Gruppenführersaales. Das Selbstverständnis der SS-Gruppenführer als

politischer und rassischer Neuadel basierte ja auf einer von Himmler sanktionierten

Verklärung des mittelalterlichen Rittertums, und so ist die Wahl der Zahl 12 vielleicht eher

durch Inspiration von der Sage um die zwölf Ritter der Tafelrunde zu erklären.152

Die Verklärung der Wewelsburg als ‚SS-Kloster‘, ‚Ordens- und Gralsburg‘, ‚Kultstätte‘,

‚Himmlers Walhall‘ bis zum ‚Mittelpunkt der Welt‘ begann schon in den 1950er Jahren.153

Deshalb ist es verwundernd, dass weder die Wewelsburg noch das zwölfspeichige Sonnenrad

bei der Verklärung der SS und dem Konstruieren des „Schwarze Sonne“-Mythos bei Wilhelm

147

Vgl. Goodrick-Clarke 2002, S. 125ff. Siehe auch die fantastische Verklärung der Wewelsburg bei E.R.

Carmin: Das schwarze Reich, Geheimgesellschaften, Templerorden, Thule-Gesellschaft, Das Dritte Reich, CIA,

Hamburg, Nikol Verlagsgesellschaft, 2002. S.137ff. 148

So z.B. im Vorwort zu Götzen gegen Thule und in dem Videointerview Wilhelm Landig ‒ ein Zeitzeuge

berichtet. 149

Vgl. Stuart Russell u. Jost W. Schneider: Heinrich Himmlers Burg, Das weltanschauliche Zentrum der SS,

Bildchronik der SS-Schule Haus Wewelsburg 1934-1945, Esse, Heitz & Höffkes, 1989, S. 7f. 150

Vgl. Jan Erik Schulte: Himmlers Wewelsburg und der Rassenkrieg, Eine historische Ortsbestimmung. S. 7. 151

Ibid. S. 9. 152

Vgl. Ibid. 153

Vgl. Daniela Siepe: Die Rolle der Wewelsburg nach 1945. S. 488. Zur Verklärung tragen sicher auch

sensationsheischende Buchtitel wie Heinrich Himmler´s Camelot. The Wewelsburg, ideological center of the SS

1934-1945 bei.

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Landig eine Rolle spielen, obwohl in dem Roman ein Großteil von nationalsozialistischen und

rechtsesoterischen Mythen aufgegriffen und literarisch verarbeitet werden.154

Dadurch lässt sich die Behauptung aufstellen, dass die Wewelsburg mit dem sich dort

befindlichen zwölfspeichigen Sonnenrad bei Wilhelm Landigs ursprünglicher literarischer

Konstruktion des „Schwarze Sonne“-Mythos keine Rolle gespielt hat, was einen der

wichtigsten Unterschiede zu späterer rechtsesoterischer Literatur, die das Symbol der

„Schwarzen Sonne“ aufgreift, ausmacht.

Ein weiterer wichtiger Unterschied ist, dass in dem Roman Götzen gegen Thule die

„Schwarze Sonne“ auch unter dem Aspekt der (alchemistischen) Transformation zu

betrachten ist, und deshalb möglicherweise nur eine ‚Übergangsphase‘ darstellt. So erklärt der

Stabschef des „Punkt 103“: „Das Zeichen unseres Stützpunktes wird zur rechten Zeit abgelöst

werden durch das Farbsymbol der Wende, der Sonne in silberweiß.“155

Der Kriegsschluss und

die deutsche Kapitulation von 1945 werden als „kosmische Winterwende“ empfunden, die

sich jedoch als „[…] Sonnenwende der Thuatha-Deutschen, die mit ihrer Wiedergeburt das

alte Heilszeichen und das Licht des Nordens in die Welt tragen werden […]“ 156

entpuppen

wird.157

Damit ist die „Schwarze Sonne“ auch ein Symbol für die metaphysische Katharsis

der Romanfiguren, welche den Weg der alchemistischen Selbstveredlung158

mit dem Ziel

einer ‚diesseitlichen Vergöttlichung‘ durchgehen. Dass Transformation ein wichtiger Aspekt

der „Schwarzen Sonne“ ist, bestätigt sich auch an anderer Stelle des Romans. Als die

Romanfiguren auf einen arabischen Gelehrten treffen, sagt dieser zu ihnen:

„Ihr gehört zu den geheimnisvollen Männern der Sonne, die bisher schwarz und seit kurzem

weiß leuchtet. Die Sol nigra hat die Farbe des strahlenden Lichts angenommen.“159

Damit

könnte man die Funktion der Transformation sowohl esoterisch als auch exoterisch deuten:

Die esoterische Transformation geschieht in Anlehnung an die alchemistische Tradition auf

individueller Ebene. Die zwei Romanfiguren Recke und Reimer werden im Laufe des

Romangeschehens in esoterisches Wissen eingeweiht, bis sie schließlich um die wahren

Geschehnisse ‚hinter den Kulissen der Weltgeschichte‘ Bescheid wissen. Die exoterische

154

Das wären der neben den schon diskutierten Grals- und Flugscheibenmythos, der Thule-Mythos,

Atlantismythos, Polmythos, Runen- und Eddamystik, antisemitische metaphysisch motivierte

Verschwörungstheorien, Rassenmythos der Arier, Tibetmythos, Grals- und Katarermystik, Vrilmythos,

Welteislehre, rassisch fundiertes Antichristentum, SS-Mystizismus, Agarthi- und Shambala-Mythos sowie

Verklärung des Nordens und des ‚Nordischen‘. 155

Landig S. 166. 156

Ibid. 157

Ibid. 158

Sprich Vergeistigung bzw. Veredlung in Korrelation mit der alchemistischen zweiten Stufe der ‚Weißung‘,

siehe Kapitel 2.2. 159

Landig S. 305.

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Transformation symbolisiert die Ohnmacht, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung der

Romanfiguren nach der deutschen Kapitulation, welche sich nach und nach aber in

Gewissheit der eigenen vorbestimmten Mission und Hoffnung auf die Wiedergeburt eines

arischen „Groß-Thules“ als „geistiges Reich über alle Staatsgebilde hinweg“160

verwandelt.

Es fällt aber auf, dass der Mythos um die „Schwarze Sonne“ in dem Roman Götzen gegen

Thule jedoch noch nicht voll entwickelt ist. Deshalb kann davon ausgegangen werden, dass

der Autor diesen Mythos in den folgenden Romanen weiter entwickelt und verändert hat. In

dem Roman Wolfszeit um Thule ist die „Schwarze Sonne“ das Zeichen der „militärischen

Potenz […] der wissenden Kräfte der arischen Tradition“161

, welches mit dem eddaschen

Feuerriesen Surtur in Verbindung gebracht wird, und später von einer „weißen Sonne“162

abgelöst werden soll. Neben dieser Funktion als Zeichen eines militärischen Geheimbundes

wird die „Schwarze Sonne“ in Wolfszeit um Thule aber auch in Zusammenhang mit der

„Tagessonne“163

gebracht, mit der sie als „unsichtbare Gegensonne“164

in Verbindung steht,

ein Zusammenhang, der in dieser Form in dem Roman Götzen gegen Thule nicht vorkommt,

und wahrscheinlich von theosophischer und völkisch-esoterischer Sonnensymbolik inspiriert

worden ist (Vgl. Kapitel 2.1. in dieser Untersuchung). Dieser Transformationsgedanke der

„Schwarzen Sonne“ in eine „weiße Sonne“ findet sich in späteren literarischen Darstellungen

nicht, ebenso wenig wie die Verwendung des schwarzen Punktes oder der schwarzen Ronde

als Hoheitszeichen auf Flugzeugen oder ‚Flugscheiben‘.165

Auch die Verknüpfung mit der

alchemistischen Sol niger, der eine wichtige Funktion in dem Roman Landigs zukommt, wird

von späteren Autoren nicht aufgegriffen.166

Die drei Funktionen, die übernommen werden, sind zum einen die der geheimen

Militärtechnologie hortenden Stützpunkte, und zum anderen die des militärisch organisierten

Geheimbundes von SS-Männern, die im Verborgenem (auch nach dem 2. Weltkrieg) für ein

„Groß-Thule“167

kämpfen. Dies setzt natürlich voraus, dass es schon während der Zeit des

Nationalsozialismus einen geheimen Zirkel von SS-Männern gab, die umfangreiches

‚geheimes Wissen‘ besaßen, womit auch die dritte bei Landig vorkommende Funktion der

160

Ibid. S. 468. 161

Wilhelm Landig: Wolfszeit um Thule, Wien, Volkstum-Verlag, 1981. S. 64f. 162

Ibid. S. 65. 163

Ibid. S. 354f. 164

Ibid. 165

Anstelle ist meistens das Balkenkreuz der Wehrmacht oder ein Hakenkreuz zu sehen. Vgl. Google-Bildsuche

nach dem Begriff Nazi-Ufo. 166

Vgl. z.B. die Diskussion der Entwicklung des Motivs der „Schwarzen Sonne“ bei Lange: Im Zeichen der

Schwarzen Sonne. 167

Landig: Götzen gegen Thule, S. 468.

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„Schwarzen Sonne“ von anderen Autoren aufgegriffen wird, und diese damit in literarischen

Darstellungen ab den 1990er Jahren (siehe unten) folgenden Charakter bekommt:

Die „Schwarze Sonne“ ist ein militärisch organisierter, Geheimwissen besitzender innerer

Kreis der SS mit Zugang zu außerhalb Deutschlands liegender verborgener Stützpunkte, auf

denen sich deutsche Geheimtechnologie befindet.

Der heutige in der rechtsesoterischen Verschwörungsliteratur verbreitete Mythos von der

„Schwarzen Sonne“ taucht aber erst in dem 1991 erschienenen Buch Die schwarze Sonne von

Tashi Lhunpo168

des Autors Russell McCloud auf. In diesem Roman ist es ein Journalist, der,

ähnlich den Protagonisten von Landigs Roman, nach und nach Einblick in verborgene

Geschehnisse der Weltgeschichte gewinnt: Auch hier sind es esoterische

Geheimgesellschaften, die miteinander kämpfen,169

und eine von diesen ist ein mystischer

Geheimbund „Schwarze Sonne“, der aus ehemaligen SS-Männern besteht. Diese haben mit

dem geheimen tibetanischen Zentrum „Agarthi“, welches auch in Götzen gegen Thule

mehrmals erwähnt wird170

, einen Bund geschlossen und stehen hinter den Morden von

Vertretern der ‚globalen Hochfinanz‘. Gemein ist diesen Morden, dass allen Opfern ein

zwölfspeichiges Sonnenrad eingebrannt worden ist, welches mit dem Bodenmosaik der

Wewelsburg übereinstimmt. Der Entscheidungskampf des Romans findet in der Krypta der

Wewelsburg statt, so dass die Verbindung SS-Mystizismus - Schwarze Sonne - zwölfspeichiges

Sonnenrad - Wewelsburg hier zum ersten Mal literarisch und grafisch auftaucht.

Es gibt Indizien dafür, dass die Verwendung des zwölfspeichigen Sonnenrades der

Wewelsburg zu Beginn eher als Vermarktungsstrategie für den Roman Die schwarze Sonne

von Tashi Lhunpo gedacht war, denn der Verlag brachte zum Erscheinen des Buches

gleichzeitig eine „Thule-watch“ heraus, die als Ziffernblatt das Emblem der Wewelsburg

aufwies. Darüber hinaus gab es ein Jahr danach auch ein Mouse-Pad mit dem

Sonnensymbol.171

Danach wurde das grafische Symbol von den unterschiedlichsten Gruppierungen aufgegriffen

und entwickelte eine Eigendynamik mit einem regelrechten Devotionalienmarkt.172

Hier

scheint es vor allem der arbiträre Charakter des grafischen Symbols in Verbindung mit der

Vieldeutigkeit und Vielschichtigkeit des Konstrukts der „Schwarze Sonne“ zu sein, welche

168

Tashi Lhunpo ist ein Kloster in Tibet, vgl. http://www.tashilhunpo.org/. 169

Vgl. Klappentext von McCloud. 170

Landig, S. 389, 395. 171

Der Verleger hat Siepe bestätigt, dass die Verwendung des Sonnenrades seines Wissens das erste Mal im

Zusammenhang mit der Publikation des Buches und der „Thule-watch“ stattfand, und er diese Art der

Vermarktung im Nachhinein bereut: Vgl. Siepe S. 509f inkl. Fußnote 117 und 118. Siehe auch die Aussagen des

Verlegers auf: rabenclan.de inkl. Bild der „Thule-watch“, vgl. Anhang 6. 172

Vgl. u.a. das abgedruckte Katalogbild mit „Schwarze Sonne“-Produkten bei Siepe, S. 489 und Sünner, S. 138.

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die Attraktivität für verschiedene Subkulturen ausmacht. In dieser Arbeit ist aber kein Platz,

alle Aspekte der „Schwarzen Sonne“ und deren Deutungsinhalte in den verschiedenen

Subkulturen zu diskutieren,173

und deshalb beschränke ich mich auf die Aspekte, die im

Zusammenhang mit Wilhelm Landigs Roman Götzen gegen Thule gebracht werden können.

Nach dem Erscheinen des Romans Die schwarze Sonne von Tashi Lhunpo wurde das Motiv

der „Schwarzen Sonne“ in den 1990er Jahren von einer Reihe nachkriegsgeborener Autoren

weiterentwickelt.

1992 erschien das Buch Das Vril-Projekt der zwei österreichischen Autoren Norbert Ratthofer

und Jürgen Ettl.174

Hier wird die „Schwarze Sonne“ mit einer bis zu den mittelalterlichen

Templern zurückreichenden Geheimloge der „Herren vom Schwarzen Stein“ in Verbindung

gebracht und durch die Verkürzung HvSS eine Nähe zur SS suggeriert.175

In diesem Buch

werden die geheimen deutschen Flugscheiben ebenfalls thematisiert, nun aber in Verbindung

mit der in der Weimarer Republik existierenden „Vril-Gesellschaft“ gebracht.176

Im

Unterschied zu Wilhelm Landigs Flugscheiben sind die Flugscheiben nun in den 1990er

Jahren schon ‚weltraumtauglich‘ und unter anderem an der Errichtung militärischer Basen auf

dem Mond und dem Mars beteiligt.177

1990 bzw. 1992 erschienen von den beiden Autoren die

Videos UFO ‒ Das Dritte Reich schlägt zurück und UFO-Geheimnisse des Dritten Reiches.

Dort werden ihre Verschwörungstheorien nun auch akustisch und grafisch dargestellt. Auch

hier taucht die „Schwarze Sonne“ als ein innerer Zirkel der SS auf, der über Geheimwissen

und Geheimtechnologie (vor allem Flugscheiben) verfügt.178

1993 erschien das Buch Geheimgesellschaften und ihre Macht im 20. Jahrhundert des Autors

Jan Udo Holey unter dem Pseudonym Jan van Helsing.179

Hier werden die

Verschwörungstheorien um die SS und den deutschen Flugscheiben in Kombination mit

anderen populären Verschwörungstheorien der Nachkriegszeit zum ersten Mal einem

breiteren esoterisch interessierten Publikum zugänglich gemacht und als ‚Fakten‘

173

Vgl. die Übersicht und Diskussion bei Siepe, S. 488-510. 174

Jürgen Ratthofer und Ralf Ettl: Das Vril-Projekt, Endkampf um die Erde, o. A., Selbstverlag, 1992. 175

Vgl. Goodrick-Clarke 2002, S. 165. 176

Vgl. Lange: Im Zeichen der Schwarzen Sonne. Ebenso: Peter Bahn und Heiner Gehring: Der Vril-Mythos,

Eine geheimnisvolle Energieform in Esoterik, Technik und Therapie, Düsseldorf, Omega-Verlag, 1997, S. 84-88.

Die „Vril-Gesellschaft“ taucht in dem Roman Götzen gegen Thule nicht auf, dagegen der Begriff ‚Vril‘, vgl.

Landig, S. 175. ‚Vril‘ soll eine Energieform, eine Art Äther sein, die u.a. zum Antrieb von ‚Flugmaschinen‘

dient. Vgl. Bahn/Gehring, S. 21-26, 91-111. 177

Vgl. Bahn/Gehring, S. 84, Goodrick-Clarke 2002, S. 164. Ähnlich phantastisch wie Ratthofer/Ettl bei Axel

Stoll: Hochtechnologie im Dritten Reich, Reichsdeutsche Entwicklungen und die vermutlich wahre Herkunft der

„UFOs“, Suhl, CTT-Verlag, 2000. S. 133-149. 178

Vgl. Goodrick-Clarke 2002, S 333, Fußnote 56 und 57. 179

Jan van Helsing: Geheimgesellschaften und ihre Macht im 20. Jahrhundert oder wie man die Welt nicht

regiert. Ein Wegweiser durch die Verstrickungen von Logentum mit Hochfinanz und Politik, Trilaterale

Kommisionen, Bilderberger, CFR, UNO, Meppen, Ewertverlag, 1993.

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33

präsentiert.180

Bei van Helsing ist die „Schwarze Sonne“ die „höchste Loge“ des Dritten

Reiches, deren Ziel es war „[...] Deutschland von den Illuminati absolut autark zu machen

[...]“ und deren Mitglieder von „tibetanischen Mönchen“ in der „Wewelsburg, bei Detmold“

in geheimes Wissen eingeweiht wurden.181

Vom selben Autor erschien 1998 der Roman Die

Innere Welt. Das Geheimnis der Schwarzen Sonne182

in dem die „Schwarze Sonne“ als der

„innerste und esoterische Kern der SS“ dargestellt wird, aber Heinrich Himmler nun ‒ im

Gegensatz zu Landigs Roman Götzen gegen Thule ‒ „[...] über die Schwarze Sonne informiert

war und ihr seinen Schutz gab, ihr selbst aber nicht angehörte.“183

Ein Novum der in den 1990er Jahren erschienenen Literatur zur „Schwarzen Sonne“ ist auch,

dass sie nun plötzlich in Verbindung mit ‚Außerirdischen‘ gebracht wird. Dies ist sowohl bei

Ratthofer/Ettl sowie van Helsing/Holey der Fall184

und kommt in dieser Form nicht in

Wilhelm Landigs Konstruktion des Flugscheibenmythos und dem Geheimbund der

„Schwarzen Sonne“ vor.

Ein weiterer wichtiger Unterschied der Autoren der 1990er ist, dass sie Mythen der

rechtsesoterischen Verschwörungsliteratur verarbeiten, die bei Wilhelm Landig nicht

vorkommen. Als Basis dienen oft in den 1960er Jahren veröffentlichte spekulative Bücher aus

dem französisch- und englischsprachigen Raum. Die wichtigsten sind hier Louis Pauwels und

Jaques Bergiers Aufbruch ins dritte Jahrtausend, Friedrich W. Douchet Im Banne des Mythos.

Die Psychologie des Dritten Reiches und Trevor Ravenscrofts Der Speer des Schicksals. Das

Zentrale dieser Werke ist die Verklärung der Thule-Gesellschaft, der Vril-Gesellschaft, der

Person des Geopolitikers und Japanexperten Albert Haushofer, des ‚Speers des Longius‘ und

das Propagieren für die ‚Hohle-Welt‘- bzw. ‚Innere Erde‘-Theorie.185

180

Laut Schätzungen haben sich Band 1 und 2 der Geheimgesellschaften zwischen 1993 und 1996 ca. 100.000

Mal verkauft. 1996 wurde gegen den Verfasser und den Verleger der Geheimgesellschaften ein Verfahren wegen

Volksverhetzung eingeleitet. Die beiden Bucher waren zwischen 1996 und 2001 in Deutschland und der Schweiz

indiziert. Vgl. Meining, Stefan: Rechte Esoterik in Deutschland, Ideenkonstrukte, Schnittstellen und

Gefahrenpotentiale. Die beiden Bücher wurden auch ins Englische und Französische übersetzt, und damit

international verbreitet. Vgl. Heller/Maegerle, S. 169. 181

Jan van Helsing: Geheimgesellschaften 2, Interview mit Jan van Helsing, Die Verbindungen der

Geheimregierung mit dem Schwarzen Adel, dem Club of Rome, AIDS, UFOs, Kaspar Hauser, der

reichsdeutschen Dritten Macht, dem Montauk-Projekt, der Jason-Society und dem Dritten Weltkrieg, Meppen

Ewertverlag, 1995. S. 226. 182

Jan Udo Holey: Die Innere Welt, Das Geheimnis der Schwarzen Sonne, Fichtenau, Ama Deus-Verlag, 1998. 183

Ibid. S. 48. 184

Vgl. Trimondi S. 415 sowie Holey, S. 252f. 185

Vgl. Goodrick-Clarke 2002, S. 107-127 zu dieser seit den 1960er Jahren einsetzenden populärkulturellen

Faszination für ‚Nazi-Mystik‘. Auch Hollywood hat gutes Geld mit dieser Nazi-Mystik verdient, wenn man

beispielsweise an die erfolgreichen Indiana Jones-Filme denkt: Dem Helden des Filmes stehen Nazis als

Antagonisten entgegen, mit denen er im Wettlauf um die Bundeslade (Raiders of the Lost Ark, 1981) und den

Heiligen Gral (Indiana Jones and the Last Crusade, 1989) steht. Beide Reliquien tauchen auch in Götzen gegen

Thule auf, vgl. Landig S. 108 (Bundeslade) und 177-198 (Heiliger Gral).

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Sämtliche Mythen und mit ihnen in Zusammenhang stehende historische Personen werden

aber überhaupt nicht in dem Roman Götzen gegen Thule erwähnt. Ebenso wenig beteiligt sich

Wilhelm Landig in seiner Thule-Trilogie an der nach dem 2. Weltkrieg einsetzenden

Mystifizierung der Person Adolf Hitlers. Ein Genre der rechtsesoterischen

Verschwörungsliteratur ist der sogenannte ‚Esoterische Hitlerismus‘, wie er von Autoren wie

Miguel Serrano und Savitri Devi vertreten wird.186

Hier wird die Person Hitlers in Anlehnung

an hinduistische Lehren zum ‚Avatar‘ verklärt, was bedeutet, dass er als eine Verkörperung

des Gottes Visnhu interpretiert wird, welcher sich laut hinduistischer Mythologie in

Notzeichen in Menschengestalt manifestiert, um der Menschheit zu helfen.187

Auch der ‚Überlebensmythos‘ um die Person Adolf Hitlers wird nicht von Landig propagiert.

Kern dieses Mythos ist, dass Hitler 1945 nicht in Berlin Selbstmord begangen hat, sondern

sich per U-Boot oder Flugscheibe in die Antarktis bzw. nach Südamerika abgesetzt hat.

Solche Spekulationen tauchten bereits kurz nach Ende des 2. Weltkrieges auf, oft in

Zusammenhang mit der Kapitulation deutscher U-Boote in Argentinien, welche von Sommer

bis Herbst 1945 stattfand.188

Diese phantastischen Spekulationen um Hitler tauchen in dem

Roman Götzen gegen Thule nicht auf. Hitler wird namentlich nur einmal erwähnt189

und beim

Lesen des Buches fällt auf, dass der Autor für die Führung des Dritten Reiches wenig

Sympathie übrig hat.190

Das Wichtige für Landig ist es anscheinend, in seinem Roman vor

allem den elitären Gestus und Pathos der SS auf den Geheimbund „Schwarze Sonne“ zu

übertragen.

Als abschließendes Beispiel, dafür dass sich das Konstrukt der „Schwarzen Sonne“

mittlerweile als eine von vielen Zutaten bei der Konstruktion von Verschwörungsthrillern im

Stile eines Dan Brown etabliert hat, ist der 2008 erschienene Roman Die Schwarze Sonne des

Autors James Twining zu nennen.191

Neben Verschwörungstheorien um CIA und FBI,

Nazigold und Bernsteinzimmer, Enigmamaschine und geheimen Gesellschaften, wird in dem

Roman auch das Symbol der „Schwarzen Sonne“ aufgegriffen und einem größeren Kreis von

186

Vgl. Goodrick-Clarke 2002 S. 88-106 und S. 173-192. Mit beiden Autoren war Landig persönlich bekannt,

vgl. Heller/Maegerle S. 103. 187

Vgl. Sünner, S. 154. 188

Vgl. Goodrick-Clarke 2002, S. 153. 189

Vgl. Landig, S. 169. 190

Joseph Goebbels wird beispielsweise als „Reichspropagandascheich“ bezeichnet. Landig, S. 19. An einer

schwer deutbaren Stelle werden „gewisse Kräfte der Reichsregierung“, die mit dem „Chiffre 666 bezeichnet

werden“ als „Opposition“ der „Schwarzen Sonne“ identifiziert. Landig, S. 85. 191

James Twining: Die Schwarze Sonne, Bergisch-Gladbach, Bastei-Lübbe, 2008. Englischsprachige

Originalausgabe des Romans 2006 unter dem Titel The Black Sun.

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35

Lesern präsentiert.192

Hier wird die „Schwarze Sonne“ als ein geheimer Orden von „SS-

Rittern“193

dargestellt, deren Symbol das zwölfspeichige Sonnenrad der Wewelsburg ist. Wie

bei Russell McCloud wird auch in diesem Roman ein Teil der Handlung in die Wewelsburg

verlegt194

, und der Gruppenführersaal zum Platz für „kultische Rituale“195

verklärt. Im

Gegensatz zu Autoren wie Landig, McCloud und van Helsing ist die SS bei Twining jedoch

eindeutig negativ besetzt, denn hier wird sie als „[...] eher eine fanatische Sekte als

militärische Organisation ‒ mit Himmler als Pabst und Hitler als Gott.“196

bezeichnet, was ja

der positiven Konnotation der SS und der „Schwarzen Sonne“ bei den SS-Mystikern, vor

allem bei Wilhelm Landig, überhaupt nicht entspricht.

5. Zusammenfassung und Diskussion

Die oben aufgeführten Beispiele sind nur einige von vielen, wie das Konstrukt bzw. Symbol

der „Schwarzen Sonne“ seit den 1990er Jahren auf unterschiedlichste Weise literarisch

verarbeitet worden ist. Eine vollständigere Untersuchung ist an dieser Stelle aus Platzmangel

nicht möglich, vor allem die Bücher von Russell McCloud und Jan van Helsing waren jedoch

entscheidend für die Verbreitung und Popularisierung des Mythos der „Schwarze Sonne“ ab

den 1990er Jahren verantwortlich. Einer der wichtigsten Propagandisten dieses Mythos mit

dem Ziel einer Mystifizierung der SS war der österreichische Autor Wilhelm Landig, der

bereits in den 1970er Jahren nach einer literarischen Verklärung der SS strebte, und als

Inspiration und Schnittstelle für eine jüngere Generation von Autoren diente.

Wenn man die mythologischen Hintergründe der „Schwarzen Sonne“ untersucht, kann man

drei Generationen von Autoren unterscheiden: Die erste ist die, die sich vor und während der

Zeit des Nationalsozialismus mit Esoterik, Okkultismus, Ariosophie, Runenmystik,

nordischer Mythologie, der Atlantissage und dem Thulemythos beschäftigte.197

Die zweite

Generation ist die, die das Dritte Reich noch persönlich erlebt hat, und als ehemalige

192

Auf dem Titelblatt des Buches findet sich das Sonnenrad der Wewelsburg, und dadurch wird die Einheit SS-

Schwarze Sonne-Wewelsburg-zwölfspeichiges Sonnenrad auch einem breiteren Publikum zugängig gemacht.

Auf der offiziellen Homepage des Autors erfolgt im Rahmen der Vermarktung des Buches eine dezent-

mysteriöse Verklärung der „Schwarzen Sonne“, welche sich an die Tradition des ‚SS-Mystizismus‘ anlehnt. Vgl.

Anhang 7. 193

Twining, S. 208. 194

Ibid. S. 215. 195

Ibid. S. 218. 196

Ibid. 197

Autoren die, vereinfacht gesagt, oft im Umfeld der „Völkischen“ zu finden sind. Dazu zählen Personen wie

Otto Rahn, Karl Maria Wiligut, Hermann Wirth, Edmund Kiss und Rudolf Gorsleben.

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Mitglieder nationalsozialistischer Organisationen die Ideenkonglomerate und Mythen der

ersten Autorengeneration nach dem 2. Weltkrieg aufgriff, diese weiterentwickelte, und mit

Nachkriegsmythen zu einem verschwörerischen Weltbild, das alte und neue Mythen

vermischt, zusammenfügt.198

Die dritte Gruppe besteht aus nachkriegsgeborenen

Autoren, die die Ideen der ersten und vor allem der zweiten Generation mit Elementen

populärkultureller Verschwörungstheorien199

vermischen und zu einem rechtsesoterischen

Weltbild verbinden.200

Fragt man nach der Motivation Wilhelm Landigs für die Thule-Trilogie, so bieten sich eine

Reihe Erklärungsmodelle an: Das Schaffen eines Geheimbundes von ehemaligen SS-

Mitgliedern ist möglicherweise eine Art, die eigene Biographie zu verklären. Man muss sich

immer bewusst sein, dass sich der Autor im Vorwort des Romans Götzen gegen Thule als

„Der Verfasser“ meldet und dort proklamiert:

Im vorliegenden Buche werden authentische Begebenheiten vor und hinter den Kulissen der

Weltbühne, der geheimen Rüstungstechnik und sonstiger Ereignisse von heute zu einem auf den

ersten Blick fantastisch erscheinenden Roman aufgetaut.201

Deshalb scheint es durchaus gerechtfertigt, den Roman Götzen gegen Thule für

autobiographische Rückschlüsse zur Person des Autors Wilhelm Landig heranzuziehen.

Welche Aufgaben Landig tatsächlich bei seiner Tätigkeit für den Sicherheitsdienst (SD) hatte,

ist anhand der heute zugänglichen Dokumente nicht nachzuvollziehen. Dass er, wie er von

sich selber behauptet, tatsächlich an der Konstruktion von Geheimtechnologie beteiligt war,

ist trotz allem nicht hundertprozentig auszuschließen, unter Bezugnahme der aktuellen

Quellenlage und Forschungsliteratur jedoch eher unwahrscheinlich.

Eine Intention des Autors scheint es vielmehr gewesen sein, die eigene Ohnmacht und

Hoffnungslosigkeit nach dem Untergehen des Dritten Reiches zu verarbeiten. Dies geschah,

wie sich belegen lässt, sowohl politisch als auch literarisch.202

Es könnte also behauptet

198

Im Zusammenhang mit der „Schwarzen Sonne“ vor allem bei Wilhelm Landig und Rudolf J. Mund. 199

Beispiele für diese Verschwörungstheorien sind die schon erwähnte ‚UFO-Welle‘ und die damit verbundenen

Kontakte mit Außerirdischen, des Weiteren Verschwörungstheorien um Geheimgesellschaften, Freimaurer,

Illuminaten und Bilderberger. Außerdem Theorien um vertuschte Regierungs-, CIA- und Militärexperimente an

Menschen (u.a. zur Gedankenkontrolle), sowie Experimente zur Wetterkontrolle usw. Ein Beispiel für so ein

verschwörungstheoretisches Weltbild ist die in den 1990er Jahren überaus populäre Fernsehserie Akte X (eng. X-

Files). 200

Vor allem die Autoren Jürgen Ratthofer, Ralf Ettl, Russell McCloud und Jan van Helsing/Jan Udo Holey. 201

Landig, S. 5. Dieser Wahrheitsanspruch findet sich oft in der (rechts-)esoterischen Literatur. Auch auf dem

Buchumschlag von Russell McClouds Die schwarze Sonne von Tashi Lhunpo findet sich die Behauptung, dass

das Buch „mehr als ein Roman [ist]“. 202

Vgl. etwa die umfangreiche politische Betätigung Landigs nach dem 2. Weltkrieg.

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werden, Wilhelm Landig habe seine persönliche und ideologische Desperation und Ohnmacht

nach dem 2. Weltkrieg sowohl praktisch als auch theoretisch verarbeitet: praktisch durch das

Engagement in verschiedenen neonazistischen Organisationen und theoretisch durch das

Schaffen eines neuen verschwörungstheoretischen Nachkriegsmythos um die SS.

Der Mythos um die „Schwarze Sonne“ (und der gesamte Roman Götzen gegen Thule) bietet

ja ein Erklärungsmodell dafür, warum Deutschland den 2. Weltkrieg verloren hat:

Die Not und der Niedergang der Tuatha-Deutschen musste so unendlich gewaltig werden, um

sie durch Läuterung und tiefster Entsagung wieder den Weg zu sich selbst finden zu lassen, um

der Menschheit vorangehen zu können.203

Der „Stabsoffizier“204

des „Punkt 103“ propagiert hier einen ans Religiöse grenzenden

Erlösungsgedanken und den Glauben an eine göttliche Mission des deutschen Volkes. Die

Schuld für den „Niedergang“ liegt, bei „einer Clique von Hassern“, den „Morgenthauleute[n]“

und den „Shriners“, und den „Hüter[n] der Bundeslade“205

. Diese sind aber letztendlich nur

„Hilfstruppen des Berges Zion“206

, deren Ziel das „One World Government“207

ist. Zudem

wird der Untergang des 3. Reiches in dem Roman relativiert, denn der bis ins Metaphysische

gehende Kampf zwischen ‚Gut‘ und ‚Böse‘ ist nicht verloren, sondern geht auch nach dem 2.

Weltkrieg weiter:

Hinter den Kulissen der Weltgeschichte geht ein großes Kräftemessen vor sich, das mit

Bestimmtheit eine Kraft für sich entscheiden wird, welche den wenigsten Eingeweihten als

esoterisches Weltzentrum oder als Hochsitz der ethisch positiven Kräfte bekannt ist. Es ist das

wahre Ultima Thule; nicht nur der arischen Völker, sondern der ganzen Welt.208

Dieses Kräftemessen wird vor allem durch den Geheimbund „Schwarze Sonne“ fortgesetzt,

der im Kern aus in Geheimwissen eingeweihte Männer der SS besteht, die sich mit

Gleichgesinnten aus der ganzen Welt gegen den ‚Berg Zion‘ verbünden. Dafür steht ihnen

eine geheime Basis in der Arktis zur Verfügung, auf der sie Geheimtechnologie des Dritten

Reiches horten, und sich für den Endkampf vorbereiten.

203

Landig S. 166. 204

Ibid. 205

Ibid. S. 42. 206

Ibid. S. 109. Diese Gegner sind die „Götzen“, die in dem Titel des Buches vorkommen, und die gegen das

‚Reich von Thule‘ anstürmen. 207

Ibid. 208

Ibid. S. 88.

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Eine der wichtigsten Innovationen Landigs beim Konstruieren des Mythos der „Schwarzen

Sonne“ ist das Aufgreifen populärer Nachkriegsmythen, vor allem der UFO-Mythologie.

Dadurch wird eine Kontinuität zwischen älteren völkisch-inspirierten Mythen und

Nachkriegsmythen geschaffen, und darüber hinaus ein zusätzliches Erklärungsmodell für das

UFO-Phänomen gegeben: Nun sind es keine Außerirdischen, die in Raumschiffen die Erde

besuchen, sondern hinter den UFOs versteckt sich aller anderer alliierter Technik überlegene

Geheimtechnologie des Dritten Reiches.

Die Vorgehensweise Landigs ist dabei der eines Erich von Däniken natürlich nicht unähnlich:

Anhand eklektischer Beweisführung (aus Religion, Mythen, Verschwörungstheorien,

Technikinnovationen) wird ein Erklärungsmodell für unerklärliche Phänomene konstruiert

und in ein kohärentes Weltbild eingefügt.

Bemerkenswerterweise entwickelt sich diese Verbindung von SS-Geheimtechnologie und

UFOs in den 1990er Jahren dann doch in die Richtung einer ‚rechten Ufologie‘, die immer

phantastischere Ausmaße annimmt: Die deutschen Flugscheiben sind in den Publikationen

dieser Zeit ‚weltraumtauglich‘ und es gibt deutsche Basen auf dem Mond und Mars.209

Vor

allem die Autoren Ratthofer und Ettl konstruierten eine phantastische Verbindung von

Flugscheiben mit dem Sternensystem Aldebaran: Nun sind auch intergalaktische Reisen mit

den deutschen UFOs möglich, und die Bewohner Aldebarans werden zu Urahnen der

Germanen (und Sumerer).210

Dass dies nicht im Sinne des Autors von Götzen gegen Thule bei

der Konstruktion des Mythos um die „Schwarze Sonne“ war, lässt sich aus dem Roman

entnehmen: Die Intention Wilhelm Landigs ist es hier vor allem, die umfangreichen

Sichtungen von Flugscheiben bzw. UFOs nach dem 2. Weltkrieg mit nationalsozialistischer

‚Geheimtechnologie‘ zu identifizieren.

Die Funktion der „Schwarzen Sonne“ als Hoheitszeichen in Form eines schwarzen Punktes

oder einer schwarzen Ronde wird nicht von den von Landig beeinflussten Autoren

übernommen. Etabliert hat sich inzwischen das Balkenkreuz der Wehrmacht bzw. ein

Hakenkreuz als Erkennungszeichen der ‚Nazi-UFOs‘, wie dies in dem Film Iron Sky 211

sehr

deutlich wird. Ebenso wenig wurde die oben diskutierte Verbindung der „Schwarzen Sonne“

zur Alchemie und dem Stein der Weisen übernommen. Dahingegen gibt es Variationen des

209

Vgl. Gilbert Sternhoff: Die Zukunft hat längst begonnen, Die Dritte Macht 1945 bis zur Übernahme der Welt,

Rottenburg, Kopp-Verlag, 2007. S. 207-225. Braidenbach, S. 194, Holey, S. 248-271, van Helsing 1995, S. 244,

Stoll, S. 134-137. 210

Vgl. Bahn/Gehring, S. 84f. 211

Vgl. auch die Bildsuche nach den Begriffen Flugscheibe und Nazi-UFO bei google.de. Auch die Fotos und

Zeichnungen von Flugscheiben in der einschlägigen Literatur zeigen keinen schwarzen Punkt als

Hoheitszeichen. Vgl. die Fotos in van Helsing 1993, welche maßgeblich für die Verbreitung des

Flugscheibenmythos an ein allgemein an Esoterik interessiertes Publikum verantwortlich waren.

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„Schwarze Sonne“-Mythos, die versuchen eine Verbindung zu älteren Religionen und

Hochkulturen herzustellen, und damit eine jahrtausendealte Kontinuität und Herkunft dieses

Symbols zu propagieren.212

Diese Verbindung gibt es in dem Roman Götzen gegen Thule

noch nicht, wird aber in den nachfolgenden Romanen der Thule-Trilogie von Landig

aufgegriffen.213

Letztendlich sind es drei Funktionen der „Schwarzen Sonne“, die Landig sozusagen als

literarisch-ideologisches Testament an spätere Autoren weitergibt: Erstens trägt er

entscheidend zur Mystifizierung der SS bei, wenn er behauptet innerhalb der Schutzstaffeln

habe es schon während des Dritten Reiches einen geheimen, elitären inneren Kreis von SS-

Männern (unter dem Namen „Schwarze Sonne“) gegeben, welche sich mit Geheimwissen

beschäftigt haben, ohne das Heinrich Himmler davon gewusst hätte. Zweitens, dass dieser

Kreis von Männern am Ende des 2. Weltkrieges in Form einer militärisch organisierten

Organisation, einem Geheimbund „Schwarze Sonne“ den Kampf für Deutschland bzw. ein

„Groß-Thule“214

fortgesetzt hat. Drittens, dass dieser Geheimbund Zugang zu außerhalb

Deutschlands liegender geheimer unterirdische Basen hat, auf denen Geheimtechnologie

gehortet wird.

Bei der Frage, wie wichtig eigentlich die Bücher Wilhelm Landigs sind, sind sich die

Forscher darüber einig, dass vor allem er es war, der ‒ neben der Mystifizierung der SS nach

1945 ‒ mit der Thule-Trilogie einen Grundstein für einen sinn- und identitätstiftenden

Nachkriegsmythos „Schwarze Sonne“ legte, welcher von einer jüngeren Generation

nachkriegsgeborener Autoren enthusiastisch aufgegriffen wurde.215

Beim Lesen der

einschlägigen Literatur stößt man immer wieder auf den Autor bzw. dessen Ideen, egal ob er

namentlich erwähnt wird, oder zentrale Ideen von Landigs Mythenkonstruktion um die

„Schwarze Sonne“ übernommen werden.216

Oft wird der erste Roman der Trilogie allerdings

nur beiläufig erwähnt, obwohl ja in Götzen gegen Thule, wie in dieser Untersuchung gezeigt

wurde, entscheidende Elemente und Funktionen des Symbols der „Schwarzen Sonne“ bereits

vorhanden sind.217

Für weitere Untersuchungen wäre es interessant, die Entwicklung des

212

So vor allem bei Hasler, S. 10-40. 213

Vgl. Goodrick-Clarke 2002, S. 142ff. 214

Landig, S. 468. 215

Vgl. Goodrick-Clarke 2002, S. 128-172, Heller/Maegerle, S. 96-103, Trimondi, S. 392-422, Siepe, S. 508-

510, Sünner, S. 148-151. 216

So versucht beispielsweise ein Autor wie Sternhoff die Bücher Landigs als Wegweiser zu vermeintlich

geheimen unterirdischen deutschen Basen zu benutzen. Vgl. Sternhoff, S. 8. Bei anderen Autoren sind es

Formulierungen, die stark an Landig erinnern. Vgl. Breidenbach, S. 31. 217

Sünner erwähnt Götzen gegen Thule zwar, zitiert aber aus den beiden anderen Romanen der Thule-Trilogie

als er das Symbol der „Schwarzen Sonne“ untersucht, obwohl sich ja schon in dem ersten Roman eine Reihe von

unterschiedlichen Funktionen dieses Symbols finden lassen. Ähnlich bei Siepe, S. 508.

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Motivs der „Schwarzen Sonne“ in den Romanen Wolfszeit um Thule und Rebellen für Thule

zu untersuchen.

Eine These dieser Arbeit ist es, dass der Mythos um die „Schwarze Sonne“ in dem Roman

Götzen gegen Thule noch nicht voll entwickelt ist, und der Autor ihn in einem Zeitraum von

rund 20 Jahren (1971-1991) weiterbearbeitet und modifiziert hat: Eine Annahme ist hierbei,

dass ursprünglich möglicherweise der Aspekt der Transformation ein wichtiges Element für

das Symbol der „Schwarzen Sonne“ war. Mehrere Textstellen des Romans weisen explizit

darauf hin, dass die „Schwarze Sonne“ von dem „[...] Farbsymbol der Wende, der Sonne in

silberweiß […]“218

abgelöst werden wird. Dies könnte einerseits mit der individuellen

Transformation der zwei Luftwaffenoffiziere des Romans in ‚Wissende‘ zusammenhängen,

anderseits mit der kollektiven Transformation der Romanfiguren in Zusammenhang stehen:

Ohnmacht und Hoffnungslosigkeit verwandeln sich bei ihnen in Zuversicht beim Fortsetzen

des Kampfes gegen den negativ besetzten Kräfte des ‚Berg Zion‘. Eine metaphysische,

alchemistische individuelle und kollektive Reinigung transformiert schwarz zu weiß und gibt

den Protagonisten des Romans eine ans Religiöse grenzende Heilserwartung.

Dieser Aspekt wird jedoch nicht von der jüngeren Generation von Autoren übernommen: Für

diese ist vielmehr das Verklären und Mystifizieren der SS, die Farbsymbolik der Schwärze

und die geheimnisvolle Organisation der „Schwarzen Sonne“ das Faszinierende. Mit dem

zwölfspeichigen Sonnenrad der Wewelsburg fand sich ein ebenso geheimnisvolles wie

faszinierendes Symbol, welches mit den unterschiedlichsten Inhalten aufgeladen werden

konnte. Obwohl die Wahl dieses Symbols eher an eine wirkungsvolle Vermarktungsstrategie

erinnert (siehe oben), so hat sich die Kombination „Schwarze Sonne“ - Wewelsburg -

zwölfspeichiges Sonnenrad seit den 1990er Jahren zu einem kraftvollen und kommerziell

durchaus verwertbaren Symbol entwickelt. In den meisten Publikationen ist das Symbol der

„Schwarzen Sonne“ heute identisch mit dem Bodenmosaik der Wewelsburg. Diese

Verbindung war offensichtlich nicht im Sinne Wilhelm Landigs bei der ursprünglichen

Konstruktion des Mythos der „Schwarzen Sonne“, da dieser die Wewelsburg kein einziges

Mal in dem Roman Götzen gegen Thule erwähnt. Somit ist das Symbol der „Schwarzen

Sonne“ auch ein Beispiel dafür, wie sich ein Mythos verselbstständigen und eine

Eigendynamik entwickeln kann.

Bei der Frage nach dem Warum bieten sich neben eventueller persönlicher Ohnmacht und

Schuldzuweisung für die Kriegsniederlage Deutschlands weitere Erklärungsmodelle an:

218

Landig, S. 166.

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Rüdiger Sünner vermutet, dass eine „Entlastungsfunktion“219

vom Schrecken des

Nationalsozialismus hinter dem Schaffen eines verschwörungstheoretisches Mythos wie dem

der „Schwarzen Sonne“ liegen könnte. Dies erscheint aber bei einem Autor wie Wilhelm

Landig eher unwahrscheinlich, da er ja auch nach dem Krieg das Weltbild der SS weiter

propagierte, sich politisch betätigte, und bis zu seinem Tod überzeugter Nationalsozialist

war.220

Wichtiger scheint hier das identitäts- und sinnstiftende Element der in dieser Arbeit

untersuchten rechtsesoterischen Verschwörungstheorien zu sein: Der Mythos der „Schwarzen

Sonne“ relativiert die Kriegsniederlage und lässt den Untergang des Dritten Reiches ‒ aus der

Perspektive der Romanfiguren ‒ sogar als notwendig erscheinen: Eine ‚Schlacht‘ ist verloren,

aber der Krieg wird auch nach der Kapitulation noch fortgesetzt. Dieser Kampf geht bis in

den metaphysischen Bereich. Die Gewissheit einer vorbestimmten ‚Mission‘, bei der „Groß-

Thule“221

, letztendlich siegen wird, scheint vielmehr eine der maßgebenden Intentionen

Wilhelm Landigs bei dem Schaffen des Mythos der „Schwarzen Sonne“ gewesen zu sein. Es

ist letztendlich das Motiv des ewigen dualistischen Kampfes zwischen ‚Gut und Böse‘,

welches durch das Symbol der „Schwarzen Sonne“ gestaltet wird, nur sind es nun eben die SS

und der Geheimbund „Schwarze Sonne“, welche bei einem Autor wie Wilhelm Landig für

‚Das Gute‘ stehen, und damit einen positiv konnotierten Beitrag zur Mythenbildung in der

rechtsesoterischen Nachkriegsliteratur leisten.

219

Sünner, S. 170 220

So findet sich auf seinem Grabstein das Motto der SS Meine Ehre heißt Treue, vgl. Anhang 8. 221

Landig, S. 468.

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Anhang

Anhang 1: Iron Sky.

www.berlinale.de/de/archiv/jahresarchive/2012/02_programm_2012/02_Filmdatenblatt_2012_20123076.php.

Zuletzt abgerufen am 23.2.2013.

Anhang 2: 62. Internationale Filmfestspiele Berlin – Berlinale 2012. Heil Kortzfleisch! „Iron Sky“ (Timo

Vuorensola, Finnland/Australien/Deutschland 2011).

www.infomedia-sh.de/index.php?page=nl_bn_12_iron_sky.

Zuletzt abgerufen am 23.2.2013.

Anhang 3: Stephan Mögle-Stadel. Ein Weltbürger auf Achse. welt-buerger.org/bio_sms.php

Zuletzt abgerufen am 23.2.2013.

Anhang 4: Hans-Jürgen Lange: Im Zeichen der Schwarzen Sonne. www.antiquariatlange.de/texte/schwarze-sonne/

Zuletzt abgerufen am 23.2.2013.

Anhang 5: UNTERTASSEN/LUFTFAHRT. Sie fliegen aber doch. wissen.spiegel.de/wissen/image/show.html?did=44447768&aref=image036/2005/12/13/sp19501333-T2P-

035.pdf&thumb=false

Zuletzt abgerufen am 23.2.2013.

Anhang 6: ARUN-Verlag Teil 5: Die Antwort des Kritisierten - was will der ARUN-Verlag? www.rabenclan.de/index.php/Magazin/LucasCorsoArun05

Zuletzt abgerufen am 23.2.2013.

Anhang 7: The Black Sun and Wewelsburg Castle. www.jamestwining.com/learn-more/the-black-sun/the-black-sun

Zuletzt abgerufen am 23.2.2013.

Anhang 8: Wilhelm Landig: SS-officer?? forum.axishistory.com/viewtopic.php?f=38&t=75585

Zuletzt abgerufen am 23.2.2013.

Page 46: Das Motiv der „Schwarzen Sonne“ in Wilhelm Landigs Roman …710844/FULLTEXT01.pdf · 2014. 4. 8. · Wilhelm Landig in den besetzten Balkanländern gegen Partisanen. 1944 kehrte

IRON SKY

BERLINALE 2012 137

PANORAMASPECIAL

Die finnischen Guerillafilmer von Energia Productions, die schon fürdie ungewöhnlich erfolgreiche Science-Fiction-Kultparodie STARWRECK verantwortlich waren, haben erneut zugeschlagen. IRON SKYist eine hysterische Parallelwelt-Klamotte, die wirr-wilde Nazi-Esoterikund Fascho-Techno-Mystizismus parodistisch verarbeitet.Ende 1945. Die Welt weiß nicht, dass von der Nazi-Polarstation Neu -schwabenland eine Gruppe von Wissenschaftlern mit Raumschiffenauf die Mondrückseite geflüchtet ist. Ohne Kontakt zur Außenweltwird hier, in der unter-lunaren Militärbasis „Schwarze Sonne“, einekosmische UFO-Reichsarmada zur Eroberung und Unterwerfung derErde hergestellt. Panik kommt auf, als die Ankunft eines US-Space -shuttles bevorsteht. 2018 beginnt die Mission „Meteorblitz krieg“. DieNazis landen in New York – aber Geheimagentin Renate hat bald eige-ne Pläne …Ein All-Rausch mit atemberaubender Concept Art, außergewöhnlichergrafischer Gestaltung und von konzeptkünstlerischer Opulenz –hoher Kultstatus ist garantiert, da IRON SKY, unter Mitwirkung einergroßen Internet-Gemeinde entstanden, alle Kriterien der überreichenTrash-, B-Movie-, Exploitationfilm- und Cheap-Thrill-Kultur aufsSchön ste erfüllt.

Following their unusually successful science-fiction cult parody STARWRECK, the Finnish guerrilla filmmakers of Energia Productionsreturn to our screens with IRON SKY, a hysterical piece of tomfoolerythat rolls wildly confused Nazi esotericism and fascistic-techno-mysti-cism into one big parody.Unknown to the world, at the end of 1945, a group of scientists fromthe Nazi fortress of New Swabia in the Antarctic escaped in spacerockets to the dark side of the moon. Here, in complete isolation fromthe rest of the world in a sublunary military base known as the ‘BlackSun’, a cosmic Nazi Armada of UFOs is being constructed with theintention of subjugating the world’s population. Panic arises, howev-er, when the imminent arrival of a US space shuttle is announced. It’s2018, and mission ‘meteor Blitzkrieg’ begins. The Nazis land in NewYork – but secret agent Renate has her own plans …The breathtaking mix of concept art, extraordinary graphic designand artistic opulence contained in this intoxicating space odyssey willsurely guarantee cult status for IRON SKY which, made with supportof a vast internet community, splendidly fulfils all the criteria for anover-the-top trashy B-movie-cum-exploitation film full of cheapthrills.

Timo Vuorensola

BIOGRAFIE 1979 in Tampere, Finnland, geboren. Regisseur von Musikvideos und Clips.Wurde mit seinem STAR WRECK-Sequel be -kannt. In der STAR TREK-Persiflage tritt er auchin der Rolle des taktischen Offiziers Dwarf auf.Ist einer der Vorreiter innovativer Filmfinan zie -rungsmodelle.

BIOGRAPHY Born in Tampere in Finland in1979. A director of music videos and promos,he first made a name for himself for his STARWRECK sequel. In this STAR TREK parody healso puts in an appearance in the role of astrategic officer named Dwarf. He is one of theprecursors of innovative film financing.

FILMOGRAFIE Auswahl, 1998 NORJALAINENHUORA, Kurzfilm · 2005 STAR WRECK: IN THEPIRKINNING · 2011 IRON SKY

Finland/ Australia/ Germany 2011Länge 93 Min. · Format HDCAM · Farbe

STABLISTERegie Timo VuorensolaBuch Michael Kalesniko, Timo Vuorensola,nach einer Story von Johanna Sinisalo unddem Konzept von Jarmo PuskalaKamera Mika Orasmaa Schnitt Suresh Ayyar Musik LaibachSounddesign Heiko Müller Production Design Ulrika von Vegesack Art Director Jussi Lehtiniemi Kostüm Jake CollierMaske Bliss MacGillicuddy Produktionsleitung Tarja JakunahoProduzent Tero KaukomaaCo-Produzenten Oliver Damian, Cathy Overett, Mark Overett

DARSTELLERRenate Richter Julia DietzeKlaus Adler Götz OttoJames Washington Christopher KirbyDr. Richter Tilo PrücknerWolfgang Kortzfleisch Udo KierVivian Wagner Peta SergeantUS-Präsidentin Stephanie PaulVerteidigungsminister Michael Cullen

PRODUKTIONBlind Spot Pictures Helsinki, Finnland+41 79 [email protected]

27 Films ProductionBerlin, Deutschland+49 30 [email protected]

New Holland PicturesNorman Park, Australien+61 7 [email protected]

WELTVERTRIEBStealth Media GroupLos Angeles, [email protected]

PS-3076-1:Berlinale 2012 02.02.2012 19:21 Uhr Seite 137

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62. Internationale Filmfestspiele Berlin – Berlinale 2012

Heil Kortzfleisch!

„Iron Sky“ (Timo Vuorensola, Finnland/Australien/Deutschland 2011)

Finnische Männer reden wenig, am allerwenigsten in der Sauna. Und wenn sie dort doch über etwas sprechen, muss es etwas

Wesentliches sein. So geschehen 2006, als Jarmo Puskala seinem Freund Timo Vuorensola von einem Traum erzählte: dass ihm

Nazis begegnet seien, die auf dem Mond wohnten, jetzt aber die Erde erobern wollten – und dass das doch eine prima Idee für einen

gemeinsamen Film sei.

Gesagt, getan: Vuorensola und sein Produktionsteam holten die Unterstützung finnischer, deutscher und australischer Institutionen ins

Boot und warben sogar noch 10% des Budgets unter einer wachsend begeisterten Internet-Fan-Community ein. Deren Anfänge

waren schon mit der 2005 alle Rekorde sprengenden Download-Gemeinde der SciFi-Parodie „Star Wreck: In the Pirkinning“

entstanden, zu deren digitalen Schöpfern Vuorensola und Puskala gehörten. Alle Downloads in Ehren: Wenn der Run auf die Tickets

für „Iron Sky“ an den deutschen Kinokassen ab 5. April 2012 ähnlich stark ausfallen sollte wie der während der Berlinale, hätte sich

das Kultpotenzial des Films einmal mehr bestätigt.

Wir befinden uns im Jahr 2018, und zwar auf der erdabgewandten Seite des Mondes. In der dortigen Nazi-Kolonie „Neuschwabenland“

unterrichtet eine adrette Offizierin namens Renate Richter (Julia Dietze) ihre „Pimpfe“ und „Mädels“. Sie bereitet sie mental auf den

„Meteorblitzkrieg“ vor, mit dem Neuschwabenland die Erde über 70 Jahre nach Ende des tausendjährigen Reiches unterjochen will.

Denn die Weltherrschaftsallüren der Nazis sind auch auf dem Mond ungebrochen, auch wenn der Führer natürlich schon lange nicht

mehr Hitler, sondern inzwischen Kortzfleisch heißt (Udo Kier).

Aber die Nazis haben die Rechnung ohne die US-Amerikaner gemacht: Per Raumkapsel landet nämlich der Astronaut James

Washington (Christopher Kirby) zu Erkundungszwecken auf dem Mond und entdeckt die sinnigerweise im Hakenkreuzformat

angelegte Kolonie. Doch leider entdecken die Mondnazis auch Washington, der sein Leben, zumal als Afroamerikaner, nur retten

kann, indem er die (volks-) gemeinschaftsbewegte Renate und vor allem ihren Verlobten, den designierten Führer Klaus Adler (Götz

Otto), dazu überredet, sich gemeinsam mit ihm als Späher nach US-Ami-Land zu begeben. Dort angekommen trifft es sich gut, dass

die als Sarah-Palin-Klon daher kommende amerikanische Präsidentin (Stephanie Paul) gerade mitten im Wahlkampf steckt und genau

wie ihre männer- und machtgeile Managerin (Kym Jackson) von der Reichsparteitags-Rhetorik der Nazi-Gäste tief beeindruckt ist ...

In effektvollen Weltraum-Stahlgewittern: „Iron Sky“ (Foto: Berlinale)

Dass die Ästhetik des Totalitären eine universelle Faszination ausübt und in der Weltpolitik ebenso wie im SciFi-Genre funktioniert,

demonstrieren die Macher von „Iron Sky“ auf respektlos gruselig-witzige Weise. Für‘s Drehbuch hat sich Vuorensola dafür u.a. von

der preisgekrönten finnischen Romanautorin Johanna Sinisalo, die vor allem im Fantasy-Genre gepunktet hat, Unterstützung geholt.

Auch die Filmmusik, vor allem der polarisierende Sound der slowenischen Band Laibach, arbeitet kräftig am Totalitätsrausch mit.

„Krieg der Sterne“-Melodien werden mit Wagnerklängen gleichgeschaltet; da kommt sogar – vorher flott gemacht durch den Einstein-

Verschnitt Dr. Richter (Tilo Prückner) – das Nazi-Raumschiff „Götterdämmerung“ wieder auf Touren. Aber um im von Ami-Land und

den Mondnazis angezettelten Weltraumkrieg den Endsieg zu erreichen, ist das Kriegsgerät der Mondnazis definitiv zu veraltet ...

Der Regisseur von „Iron Sky“ Timo Vuorensola wurde 1979 geboren und hat auch als Schauspieler und Grafik-Designer gewirkt. „Iron

Sky“ ist ohne das gesamte hinter ihm stehende internationale Team und die ideelle (!) Beteiligung der Crowdfunding-Gemeinde gar

nicht denkbar. Auch der Dreh wurde zur immerhin die halbe Welt umspannenden Aktion: eine Hälfte wurde in Frankfurt am Main und

eine in Australien gedreht (die New York City-Szenen stammen aus Brisbane).

„Iron Sky“ persifliert das SciFi-Genre und etliche menschliche Grundkonstanten so lustvoll, dass man – egal, ob SciFi-Fan oder -

Skeptiker – ungehemmt einen ziemlich abgefahrenen Kinoabend damit verbringen kann. Außerdem macht es Riesenspaß, dass die

verstaubte Nazi-Sippschaft ebenso wie die machtgeilen Ami-Politiker und die belämmerten Vertreter der Vereinten Nationen so richtig

Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein

herausgegeben von der Filmwerkstatt Kiel

der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein GmbH

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Letztes Update:

21. Februar 2013 - 13:34

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schön durch den Kakao gezogen werden. Und schließlich gibt es auch viele nach allen visuellen Effektkünsten inszenierte

Höhenflüge– wenn auch keine intellektuellen. Aber das muss bekanntlich ja auch nicht immer sein. (gls)

„Iron Sky“, Finnland, Australien, Deutschland 2011, 93 Min., Regie: Timo Vuorensola, Darsteller: Christopher Kirby, Götz Otto, Julia

Dietze, Udo Kier u.a.

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Weltbürgertum Gastbeiträge Presse Bücher Schulprojekt Studienreisen Vorträge Biografien

Stephan Mögle-Stadel

Ein Weltbürger auf Achse

Rio, New York, Tokyo. Umweltschutzkonferenzen,Menschenrechtstagungen, Zen-Meditationsseminare. Dies sindeinige der Orte, wo man den Journalisten, Schriftsteller undWeltbürger Stephan Mögle-Stadel antreffen kann. Wenn man den am 21. Dezember 1965 geborenenKriegsdienstverweigerer fragt, was denn ein Weltbürger seioder tue, dann klingt die Antwort einfach: Ein Mensch, der sichZeit nimmt, um sich Gedanken und Sorgen über Gegenwartund Zukunft von Menschheit und Erde zu machen. Und, so fügtder 35-Jährige hinzu, jemand, der Mittel und Wege findet sich,

sein Ich, ins Weltgeschehen einzumischen.Zum Fotodownload

Infolge einer Begegnung als Jugendlicher mit der Normalität des Bösen im ehemaligenKZ Dachau verweigerte Mögle-Stadel den Militärdienst. "In dieser Biographie warDachau die Geburtsstätte meines Weltbürgertums." Während einer seiner Großväter inder NS-Zeit bei der Waffen-SS diente, absolvierte der Enkel seinen Zivildienst imRahmen eines UNO-Praktikums in New York City und Washington DC; studiertePädagogik, Geschichte und Psychologie inklusive einer Weiterbildung am C.G. Jung-Institut für Tiefenpsychologie. Das intensive Nachdenken und das Engagement beieiner internationalen Weltbürgerinitiative, Seite an Seite mit dem Multitalent Sir PeterUstinov und dem Geigenvirtuosen Yehudi Menuhin, zeitigten auch schriftstellerischeFrüchte. Unter dem Pseudonym Russell McCloud ließ der 25-Jährige als Co-Autor desRomanes "Die Schwarze Sonne von Tashi Lhunpo" Neonazis und UNO-Geheimdienstaufeinanderprallen. Wenig später veröffentlichte er das Boutros-Ghali-BuchUNorganisierte Welt. Plädoyer für die Reform der Vereinten Nationen und die Studie Istdie Zukunft noch zu retten? Danach verfasste er ein ökologisches undideengeschichtliches Buch über Um-Weltbürgertum: Die Unteilbarkeit der Erde. DasVorwort schrieb Peter Ustinov. Zuletzt ging Mögle-Stadel in der Biographie DagHammarskjöld. Vision einer Menschheitsethik der Frage nach, warum 1961 UNO-Generalsekretär Hammarskjöld ermordet wurde. Yehudi Menuhin stiftete hierfür dasVorwort. Zur Zeit arbeitet er an seinem nächsten Buch "Seelen-Geschichte. Phäno-menologie der globalen Krise".Durch seine Weltreisen und sein Leben in anderen Kulturräumen ist er politisch dem

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deutschen "Vaterland" entwachsen und zugleich kulturell-geistig, im Sinne von Goetheund Lessing, viel deutscher geworden als je zuvor. Wenn man ihn fragt, was dasnachhaltigste Erlebnis auf seinen Reisen war, bekommt man eine schockierendeinfache Antwort: "Dass ich in Indien ein verhungerndes Kleinkind in meinen Armenhalten durfte, hat mich sehr erwachsen gemacht."

erschienen in der Februar-Ausgabe 2001 der Stuttgarter Zeitschrift a tempo

About Stephan Mögle-Stadel

Stephan Mögle-Stadel began in 1994 to decipher Hammarskjöld's esoteric writings. With thehelp of hitherto unpublished material and conversations with former co-workers he succeededin unravelling the background of the plot of 1961. He also succeeded in tracing Hammarskjöld's'path of initiation', relating it to his public offices and activities.Stephan Mögle-Stadel was born in 1965. He is a journalist and publishing consultant. He studiedat the C.G. Jung Institute for Depth Psychology and he is a member of the Erich FrommSociety for Social Psychology. He also worked for research organisation linked to the Club ofRome from 1996 to 1998. In 1990 he was correspondent in New York. In 1992 whilst he did hisalternative national service as a conscientious objector he took part in a UN internshipprogramme.He also took part as journalist and NGO representative 1998 at the Berlin Conference for WorldClimate Change and 1993 at the Preparation-Conference for the World Summit in Rio.Together with Troy Davis, he is chairman of WFM-Germany. WFM-International is a pressuregroup for the establishing of an International Court of Law for Crimes against Humanity (RomeConference 1998).

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Hans-Jürgen Lange: Im Zeichen der SchwarzenSonne(Erschien 2002 in dem Magazin "Wolfszeit")

Es ist äußerst mysteriös: Auf einmal war sie da, die "Schwarze Sonne" - und plötzlich ziertedas Rad mit den zwölf gezackten Speichen immer mehr Publikationen, CD-Hüllen und anderes.Es gibt sie als Ziffernblatt einer Uhr, als Anstecker, Kettenanhänger, Ring, Krawattennadel undManschettenknopf, aber auch als Flagge und "T-Hemd", darüber hinaus kann man sie alsmetallenen Tischständer, als geschnitzten Holzteller oder wenn man will, als gehäkelteTischdecke haben.

Das Original für all diese Abbilder und Devotionalien findet sich im Nordturm der Wewelsburgbei Paderborn. Es ist die Intarsie im sogenannten "Obergruppenführersaal", die sich imZentrum des dortigen Marmorbodens befindet. Das "Sinnbild" - die Farbe des verwendetenSteins ist übrigens nicht Schwarz sondern Dunkelgrün - überstand neben der "Krypta" einenStock tiefer unbeschädigt Sprengung und Brand in den letzten Kriegstagen. Die Wewelsburgselbst sollte nach den Vorstellungen des Reichsführers-SS, Heinrich Himmler, dasweltanschauliche Zentrum der Schutzstaffeln bilden. Das Zentrum des geplanten Ausbaus warjener Nordturm, der nach den Aussagen der damaligen Architekten als "Mittelpunkt derWelt"(1) bezeichnet wurde. Allein schon diese Tatsachen genügen, um einer MythenbildungVorschub zu leisten. Dazu kommt, dass sich bisher noch kaum jemand Gedanken darübergemacht hat, wann sich der wörtliche Begriff mit dem symbolhaften Zeichen aus HimmlersBurg verband. Dabei sind diese Frage und ihre zeitliche Einordnung wesentlich, weil sie denKern dieses modernen "Mythos" berühren.

Die meisten Verwender und Käufer der "Schwarze Sonne" wissen wenig über die Herkunft undSymbolik. Nicht umsonst gehen im Internet bei eBay kaum 20 Seiten Kopierpapier über dieThematik zu erstaunlichen Preisen weg. Der Begriff hat allerdings eine Vergangenheit, die bisins späte Mittelalter zurückreicht, zumindest als "sol niger" wird die "Schwarze Sonne" in derSymbolik der Alchemisten genannt(2), dort steht sie zusammen mit dem Raben für"Putrefactio", den Prozess der Verwesung und Fäulnis(3). Aus ihr entsteht "Nigredo", dasschwärzeste Schwarz. Diese Schwärze wird bei vielen Alchemisten als erste Stufe betrachtet,mit der das große Werk beginnt, an dessen Ende neu geschaffenes Gold steht.

In dem kosmologischen Zyklus des Robert Fludd (1574 - 1637) stellt der Philosoph das ersteÜberlicht als Schwärze dar (4). Eine ähnliche Vorstellung, in der abstraktes, absolutes LichtFinsternis ist, kennen in der Neuzeit auch die Theosophen (5). Allerdings wird man den Begriff"Schwarze Sonne" weder bei Fludd noch in dem Hauptwerk der Theosophen, der"Geheimlehre" von Helena Petrova Blavatsky finden. Um die Herkunft der "Schwarze Sonne" abzuleiten, ziehen manche Autoren(6) Parallelen zueiner mystischen Zentralsonne, die in der Tat von Blavatsky genannt wird und der Peryt Shou1910 eine seiner esoterischen Kleinschriften widmete(7). Als konkreter Begriff wird die "Schwarze Sonne" erst nach dem Zweiten Weltkrieg bei Rudolf J.Mund genannt. Der Österreicher Mund war nach Lanz von Liebenfels, dem Gründer des"Orden vom Neuen Tempel" (O.N.T.), das letzte Oberhaupt dieses Ordens, der ein rassischund völkisch geprägtes Christentum vertrat. In den 50er Jahren korrespondierte Mund mitdamals noch lebenden Zeitzeugen und sammelte Material über vermeintliche geheimenStrömungen. Dabei war er in fast kindlicher Weise gläubig.Zusammen mit seinem späteren Verleger Wilhelm Landig und einem Wiener "Kryptologen" Ing.Erich Halik(8) forschte Rudolf J. Mund nach einem "geheimen Zentrum"(9). Dieses von ihm als"blaue Insel" bezeichnete Zentrum vermutet die Gruppe im Erdinneren unter der Arktis undman versuchte sogar auf "metaphysische Wege" Kontakte zu knüpfen. Später verarbeitetWilhelm Landig diese Zusammenarbeit in seiner umfangreichen "Thule"-Trilogie. Auf Grunddieser Bestrebungen und der nachfolgenden Veröffentlichungen kann man davon ausgehen,dass in der Gruppe wesentliche Aussagen des "esoterischen Hitlerismus" entstanden, eineWortschöpfung, die allerdings der Chilene Miguel Serrano prägte.

Ebenfalls wegbereitend für die angenommene Verbindung von Okkultismus undNationalsozialismus waren die Spekulationen der französischen Autoren Louis Pauwels undJacques Bergier, die sehr erfolgreich 1960 in Frankreich unter dem Titel "Morgen der Magier"und in Deutschland als "Aufbruch ins dritte Jahrtausend"(10) unter die Leute gebracht wurden.

NASCA IN PERU

WUNDERGLAUBE

GILLES DE RAIS

HEINRICHKHUNRATH

WELTEISLEHRE

SPEER DESSCHICKSALS

OTTO RAHN

WILIGUT/WEISTHOR

SCHWARZESONNE

VERSCHWÖRUNGSTHEORIEN

H.-J. LANGE

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Die "Schwarze Sonne" wird in dem Buch mit keiner Zeile erwähnt, obwohl die Autorendurchblicken lassen, dass ihnen für das "Werk" geheime Informationsquellen zur Verfügungstanden. Den Begriff "Schwarze Sonne" nennt erst wieder der französische "Däniken" Robert Charrouxin seinem Buch "Verratene Geheimnisse". In dem Kapitel "Die Goldene Sonne und dieSchwarze Sonne" schreibt er: „Der Plan Friedrichs II., der sich mit dem intensivenMachtstreben eingeweihter Kreise deckte, wurde von den Tempelherrn fortgesetzt. Diebesorgte Christenheit setzte sich gegen sie brutal zur Wehr, und im Jahre 1307 vernichteteKönig Phillipp IV., der Schöne, von Frankreich und der von ihm abhängige Papst Clemens V.,den Orden, dem es jedoch gelang, im verborgenen fortzubestehen (...) so entstand einigeJahrhunderte später im Zeichen der Toleranz und der Universalreligion (-philosophie) dieFreimaurerei. (...) In der Esoterik hat dieser Plan einen symbolischen Namen: die goldeneSonne. Parallel dazu waren andere Ritterorden, insbesondere der Deutsche Ritterorden, seitdem Mittelalter im Geheimen tätig, doch waren sie von rastlosem Machtstreben besessen undstanden im Dienst einer immer mehr im Verfall begriffenen Wahrheit: der Schwarzen Sonne,deren Grundidee Friedrich II. von Hohenstaufen vielleicht im Castel del Monte konzipiert hatte.Die Tätigkeit der Schwarzen Sonne setzt sich auf gefährlichen Irrwegen unter den deutschenVolkstumsgruppen fort, deren traditionsbewußte Anhänger fest davon überzeugt sind, dass esdie Sendung der germanischen Rasse sei, die weiße Kultur zu retten. In diesem Sinne beginntauch die Gralssuche von Neuem: die Suche nach dem Gral der Hyperboreer, nach dem Grald e r weißen Rasse, die die Welt beherrschen will..."(11) Dass der Autor Charroux hiersensationslüstern, wie seine Vorgänger Pauwels und Bergier ebenfalls ohne Belege, versucht,d e n Nationalsozialismus mit geheimen, okkulten Strömungen zu verbinden, macht diesespekulativen Gedankenspielereien nicht gerade wahrer, was ernsthafte historische Arbeitenbelegen(12).

Die heutige Verbreitung des Begriffs "Schwarze Sonne" geht recht eindeutig auf dieVeröffentlichungen der befreundeten und ehemaligen SS-Männer Rudolf J. Mund und WilhelmLandig zurück, wobei die Ausformung des "esoterischen Hitlerismus" historische Tatsachenüberspielt und eine ideale Rechtfertigung für fast alles bietet. Gleichzeitig darf man nichtübersehen, dass die beiden Autoren damit auch eine esoterische Verklärung ihrer eigenenBiografien schufen(13).Dass der Schöpfer des "esoterischen Hitlerismus", Miguel Serrano, in seinem Hauptwerk "Dasgoldene Band" die "Schwarze Sonne" eher beiläufig nennt(14), ist ein weiterer Anhaltspunktdafür, dass Mund und Landig die ursprüngliche Quelle des heutigen Begriffs "Schwarze Sonne"sind.

Entwicklung und Bedeutungswandel der "Schwarze Sonne" sind gerade in Wilhelm LandigsRomanen "Götzen gegen Thule" (1971), "Wolfszeit um Thule" (1980) und "Rebellen für Thule"(1991) überdeutlich(15).In "Götzen gegen Thule" ist es nicht viel mehr als ein schwarzer Punkt, das Hoheitszeichender "Mitternachtsjapaner". Hier seien aus dem Buch nur folgende Beispiele genannt:„Schwarzer Punkt steht für die ‚Sol nigra' der Alchemie: die Schwarze Sonne" (S. 137). Und:„Die Rote Sonne und die Schwarze Sonne dienen dem gleichen Herrn" (S. 160).

Neun Jahre später, in "Wolfszeit um Thule", schreibt Landig schon anderes, was an zweiBeispielen ausführlich zitiert werden soll. Auf Seite 65: „Allein das Weiße, die kommende WeißeSonne, sol invictus, die unbesiegbare, muss vom theonischen Prinzip her obenan bleiben.Diese weiße Sonne wird das spätere Symbol, das der jetzt noch gültigen Schwarzen Sonne,das Zeichen unserer militärischen Potenz, folgen wird."Und auf den Seiten 354-355: „Während die Lichtsonne der Erde Helligkeit und Wärme spendetund Trägerin des Lebens ist, steht Ultrarot und Ultraviolett als unsichtbares Licht daneben.Dieses unsichtbare Licht verkörpert das kosmische Hell. Es ist die Lichtquelle der Weisheit undStrahl des einen Großen, dessen Wille alles lenkt, die Quelle, was wir nicht sehen, aber unsereinnere Stimme hören. Der tiefdunkle Purpur, die eigentliche Farbe der schwarzen Sonne(16),ist deshalb nicht lichtlos, sondern das die Welt durchdringende Helle, das den Wissendenleuchtet. Nach einer uralten germanischen Überlieferung ist Gott allmächtig, unsichtbar. Hierwird die unsichtbare Allmacht klar ausgedrückt. Das vom menschlichen Auge erfasste Licht istmateriell. Es ist jedoch gleichzeitig der Schatten des unsichtbaren geistigen Lichtes undFeuers, von dem ein kleiner Funken noch in der Wolfszeit um Thule glüht und einer neuenEntfachung harrt. Die Tagessonne war nach Vorstellungen der Alten ein Symbol von derunsichtbaren Gegensonne, dem Purpur von Geist und Wissen. Hier gilt kein Dunkel desBösen. Die Schwarze Sonne ist das Zeichen der unsichtbaren Gottheit, die über demmateriellen Goldschein des Tageslichtes steht, nachdem die Goldene Sonne der Atlanter vonden Dienern des Mammons und der Freimaurerei usurpiert wurde. Die tiefdunklePurpurscheibe steht für die Vollstreckung des göttlichen Willens und Gesetzes gegen dieanmaßende Macht des Goldes und seiner Herrn und Hörigen. Da die Farbe Weiß die Summealler übrigen Farben materiellen Ursprungs ist, kommt man zwangsläufig zur Nichtfarbe, zurAntimaterie und damit zum Göttlichen. Der Kreis ist bereits seit der Megalithzeit mit derHochreligion von einem Höchsten Wesen das Symbol für die unfassbare, ungeoffenbarteGottheit, wie dies schon die Steinritzungen von Bohuslän und anderen zeigen. Gefüllt mit demdunklen Purpur des geheimen Wissens wurde er zur schwarzen Ronde, die noch kurz vordem Ende des Zweiten Weltkrieges auf Kampfflugzeugen der Schutzstaffeln gesehen wurde.Und der tiefste Sinn der schwarzen Sonne: Sie leuchtet im wahrsten Sinne des Wortes einemReich, in dem diese Sonne nie untergehen kann!"

In der Chronologie folgt nun die Vereinigung des Begriffs "Schwarze Sonne" mit dem "Sinnbild"aus dem Nordturm der Wewelsburg. Denn erst durch diese Zusammenführung entstand derheutige "Mythos" der "Schwarzen Sonne", der sich 1991 mit der Erstauflage des Buches "Dieschwarze Sonne von Tashi Lhunpo"(17) vollzog, das ein unbekannt gebliebener Autor unterdem Pseudonym Russell McCloud veröffentlichte - wie es heißt, ein Österreicher (sic! 18). DieGeburtsstunde des "Mythos" zeigt sich schon im Innentitel, wo zum ersten Mal in der LiteraturZeichen und Begriff zusammen erscheinen.Die Handlung des Romans ist schnell erzählt: Die Weltöffentlichkeit wird durch eine Mordseriein der globalen Hochfinanz erschüttert. Ein Journalist will die Ereignisse aufklären und wird vondem Strudel mitgerissen. Verbindendes Element zwischen allen Morden ist ein zwölfspeichigesSonnenrad, das den Leichen eingebrannt wurde und dessen Pendant der Journalist in der

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Wewelsburg findet. Das Sonnenrad, das der Journalist "Schwarze Sonne" nennt, entpuppt sichschließlich als das Symbol einer mystischen Vereinigung ehemaliger SS-Männer, die mit demgeheimnisvollen Zentrum Agharti einen Bund geschlossen haben. Nach dem "Lexikon desGeheimwissens" von Horst E. Miers ist „Agartha (assyro-chald.; tibet. auch: Agarthi, Agarti) =Erde, der ind. Name der unterirdischen Stadt der unsterblichen geistigen Führer, wo tantrische,magische und symbolische Liebe gelehrt werden, teils auch als Shamballah bekannt. (...) Ausdieser Legende stammen alle Bezugnahmen der verschiedenen Okkult-Gruppen, teils unterdem Namen Shamballah statt A., teils auch A. und Shamballah parallel oder alsGegensätze."(19)

In dem Buch spielt auch die Vermischung von drei wirklichen Mythen eine große Rolle, es sind:Platons Atlantis-Erzählung, die sagenumwobene Insel Thule von Seneca und HekataiosLegende von Hyperboreer im hohen Norden. Der Grund, warum diese Dinge mit SS inVerbindung gebracht werden, ist die sogenannte(20) SS-Tibet-Expedition 1938/39. Dem SS-Mann und Ornithologen Dr. Ernst Schäfer wird dabei meist ein okkulter Auftrag angedichtet, fürden es auch durch die Aussagen des noch lebenden Expeditionsteilnehmer Dr. Bruno Begerkeinerlei Hinweise gibt. Auf meine Frage, warum die damalige Tibetexpedition immer wieder fürokkulte Spekulationen benutzt wird, antwortete Dr. Beger in einem persönlichen Gespräch,dass derartige Konstruktionen und Gedanken „reines Wunschdenken" seien und dass man esals ein menschliches "Erbe aus animistischer Vorzeit" betrachten könne.

Der blutige Showdown des Krimis um die "Schwarze Sonne" findet in der "Krypta" derWewelsburg statt. Dort wollen die Männer Aghartis ein Ritual mit einem geheimnisvollen "Speerdes Schicksals" vollziehen, um den Lauf der Geschichte zu ändern: "Seine [d. i. des Speers]Kraft würde Zeugung und Tod zugleich bewirken. Seine Kraft würde der Schwarzen Sonne denOdem des Lebens einhauchen und eine neue Zeit erwecken." Damit greift der unerkannteAutor ein "Highlight" der spekulativen Literatur auf, das Buch des Engländers Ravencroft "DerSpeer des Schicksals"(21). Darüber hinaus lässt "Die Schwarze Sonne von Tashi Lhunpo"alte, anscheinend immer wieder aktuelle Verschwörungstheorien zutage treten, so gesehenbenutzt das Buch alte Klischees. Auf dem Schutzumschlag heißt es: "(...) mehr als nur einRoman. Für den, der es zu deuten versteht, wird nichts mehr so sein, wie es einmal war. Dafürsorgen die intensiven Recherchen des Autors über die in der Politik wirkendenGeheimgesellschaften." Damit wird natürlich ein Anspruch auf Realität erhoben - aber man istsicher kein schlechter Mensch, wenn man an dieser Stelle an Marketing denkt. Ein Jahr später verwendet das Autorenteam Norbert Jürgen Ratthofer und Ralf Ettl die"Schwarze Sonne" in ihren Schriften(22), um die selbst erfundenen "Herren vom SchwarzenStein" aufzuladen, man beachte wieder das zweifache S in den Anfangsbuchstaben, womit einegeheimnisvolle Nähe zur SS angedeutet werden soll. Natürlich werden in dem Geschreibe desDuos Reichsdeutsche Flugscheiben und eine bereits 1922 erfundene "Jenseitsflugmaschine"vorgeführt. In ihrem nachfolgenden Video "Die Geheimnisse des III. Reichs" gibt es weitereselbstgestrickte Enthüllungen. Dort wird eine fiktive Organisation "Schwarze Sonne" genannt,aus der nach der sumerischen Privatmythologie der Autoren das III. Reich hervorgegangensein soll. Im "Off-Ton" ihrer Pseudodokumentation heißt es: „Der unbesiegbare Kraftquell warfür sie die schwarze Sonne. Unendlich strahlt ihr Licht, das menschliche Auge kann sie nichtsehen und doch ist sie da. Wie die helle Sonne des Tages nach außen hin leuchtet, so strahltdie dunkle Sonne in das Innere des Menschen hinein. Durch sie leuchtet der Gottheit Licht."Nach den Autoren, von denen einer als Werbetexter arbeitet, soll die "Schwarze Sonne" füreinen nie existenten, inneren Zirkel der SS stehen. Bezeichnenderweise wird am Ende desFilms eine Adresse für "Fanpost und Sponsoren" angegeben - erstaunlich, dass solcherleiSchabernack tatsächlich ernst genommen und weitergetragen wird.

Norbert Jürgen Ratthofer und Ralf Ettl sind wahrscheinlich auch die Gründer des Wiener"Tempelhof" - Societas Templi Marcioni, A-Wien, Postfach 32, Tempelhof(23). Die Grundlagenihrer babylonischen Privatmythologie beziehen sich auf die heute unbekannten Arbeiten vonFriedrich Delitzsch(24).Diesen Trick, unbekannte oder seltene Bücher zum Ausgangspunktvon spekulativen Überarbeitungen zu machen, nutzte auch der schon genannte TrevorRavenscroft für seine Arbeiten mit dem Buch "Weltgeschichte im Licht des heiligen Gral" vonDr. Walter Johannes Stein. Da die Mythen von Ratthofer und Ettl auf dem geheimen Wirken der"Thule-Gesellschaft" und einer noch unbekannten "Vril"-Energie basieren, sind zu diesenThemen zwei Bücher besonders zu empfehlen, weil sie die Quellen dieser phantastischenMutmaßungen untersuchen und klarstellen: Detlev Rose, "Die Thule-Gesellschaft", Tübingen1994 und Peter Bahn und Heiner Gehring, "Der Vril-Mythos", Düsseldorf 1997. Beide Titelzeigen deutlich, dass die historische Wahrheit anders aussieht als die Schwärmer es gernehätten. Dass einer vom anderen abschreibt, zeigt auch der bekannte Revisionist Ernst Zündel,der in seinem Buch "Hitler am Südpol"(25) die Abbildungen der SS-Ufos von Ratthoferund Ettlübernimmt. Mit Hitlers neuen Lebensraum ist bei Zündel natürlich "die hohle Erde" gemeint,dessen Zugang sich am Südpol befinden soll.

Der Vollständigkeit halber sei hier noch ein weiter Österreicher, G. Petak (PseudonymKadmon), genannt, der neben seinen zweisprachigen Kleinschriften auf Fotokopierbasiszwischen 1992 und 1994 die "Schwarze Sonne" bei der Vertonung von Karl Maria WiligutsGedichtszyklus "Gotos=Kalanda" verwendete. - Wiligut in der SS als Weisthor geführt, wurdebekannt als "Himmlers Rasputin"(26). Die CD-Hülle zeigt die "Schwarze Sonne", die sich alsgrafische Umsetzung auf der Disk wiederholt. Nach Kadmon ist dies ein ganz wesentlichesSymbol, das Wiligut/Weisthor schuf, was aber (wie vieles andere aus der Werkstatt desKünstlers) unbewiesen bleibt. Allerdings muß man anmerken, dass er seine schriftlichenFehlkonstruktionen nicht weiter publiziert. In einem Interview sagte er: „Viele Hefte sind nichtmehr erhältlich; seit den eingehenden Studien von Hans-Jürgen Lange zu Otto Rahn und KarlMaria Wiligut sind meine Schriften nicht mehr notwendig." Da bleibt mir nur noch zu sagen„Danke für die Blumen" (27).

Als Sahnehäubchen ist nur noch ein letztes Buch zu nennen: „Die Schwarze Sonne. MontauksNazi-Tibet-Verbindung" von Peter Moon. Das 1999 erschienene Buch greift jeden noch sogroßen Schwachsinn beherzt auf. "Die Herren von Schwarzen Stein" genauso wie daserfundene Medium Maria Orsic, das ebenfalls aus der schreibenden Hexenküche vonRatthofer und Ettl stammt, gefolgt von den Lügereien eines Christian Bernadac zu Otto Rahn.Das Buch ist ein Paradebeispiel zum gegenseitigen Abschreiben von hanebüchenem Unsinn.

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Sollten Bücherverbrennungen wieder Mode werden, bin ich versucht, diesen aus demamerikanischen übersetzten Schund eigenhändig den Flammen zu übergeben. Man verzeihemir an dieser Stelle die kleine Intoleranz.

Mein kleiner verknappter Exkurs zur "Schwarze Sonne" zeigt, dass der "Mythos" konstruiertist und über die Realität hinweg täuscht. Bei den Baumaßnahmen an der Wewelsburg zwischen1939/42, der Nationalsozialismus war gerade auf dem Höhepunkt seiner Macht, hat sicherniemand daran gedacht, das gerade geschaffene "Sinnbild" als ein Zeichen des Übergangs zusehen. So erscheinen die heutigen Deutungen zu der "Schwarzen Sonne" aufgesetzt undunrichtig. Treffender ist sicher die Erklärung, die der SS-Führer Walter Blachetta seinem "Buchder deutschen Sinnzeichen"(28) zu einen zwölfspeichigen Rad nennt: "Zeichen der Vollendung(...) ein für die Schutzstaffel offenbar 'heiliges' Symbol, das sich im germanischenGötterhimmel, in Tierkreiszeichen sowie in anderen 'arischen' Ordensgemeinschaftenwiderspiegelt, ein Sinnbild für höhere Ordnungen, die die SS wieder auf der Erde herstellensollte."(29)

Bei der Zahl Zwölf drängen sich Assoziationen zu der Tafelrunde des König Artus auf oder dieParallele zu dem Deutschritterorden der Marienburg mit seinem leitenden Konvent aus zwölfRittern. Interessanterweise erzählt die Edda von einer Burg in der "Mitte der Welt", in der zwölfGötter über das Schicksal der Menschen walten. Dies scheint bei der Wahl des Zeichensgenauso beabsichtigt, wie das "Mitschwingen" der gesamten Symbolik, die in der Zahl Zwölfverborgen liegt(30). Selbst in anderen Räumen der Wewelsburg folgt die Gestaltung einemZahlenkanon, deren grundlegendes Muster die Zahl Vier oder ein Mehrfaches davon ist(31).

Wichtig ist noch, dass das Zeichen der "Schwarze Sonne" historische Wurzeln besitzt. In derdamaligen Literatur über die Alemannischen Zierscheiben finden sich Abbildungen, die der"Schwarze Sonne" verblüffend ähneln. So in Jörg Lechler "Vom Hakenkreuz. Die Geschichteeines Symbols", Leipzig 1934, S.20. Und in Frederick Adama van Scheltema "Die deutscheVolkskunst und ihre Beziehungen zur germanischen Vorzeit", Leipzig 1938. Die Zierscheibe,die Scheltema im Bildteil seines Buches auf Seite 46 abbildet, wurde in Fützen bei Badengefunden. Dass diese Art der Darstellung im NS virulent war, zeigt auch dieDeckenausschmückung einer Bunkeranlage, die sich unter dem Bismarckdenkmal in Hamburgbefindet.

Im Augenblick durchläuft die "Schwarze Sonne" in verschiedenen Gruppierungen die gleichenMetamorphosen wie das ebenfalls damals geschaffene Symbol der "Irminsul", das vonHimmlers Ahnenerbe bis hin zu der Nachkriegsgemeinschaft "Artglaube-Treuekreis Irminsul"führt(32). So wird die "Schwarze Sonne" heute in bestimmten Kreisen als Zeichen des"mystischen und elitären Deutschland" gesehen und als "Erkennungszeichengeistesverwandter Zeitgenossen" verwendet.

Abschließend noch etwas, das auch zu dem neuen "Mythos" um die "Schwarze Sonne" gehört- "Der Ruf nach Freiheit", Nr. IV, Herbst 2001 gab das Interview eines "Irminsgläubigen"wieder, der das schöne Pseudonym Targaz Ansgisell von Tannenburg nutzt und dieErstausgabe meines "Weisthor" Buches als Machwerk bezeichnet. Soweit so gut, nicht so gutist, dass er im gleichen Atemzug behauptet, dass sich bei ihm Beweise häufen, die für dieschwarzmagischen Fähigkeiten des Wiligut/Weisthor sprechen und seine Realität alsÜberlieferungsträger bestätigen; wir erinnern uns, „Himmlers Rasputin" wurde ja schon einmalals Schöpfer der "Schwarze Sonne" vereinnahmt. Solche vollmundigen Lippenbekenntnissesind nichts anderes als heisse Luft. Wie gerne würde ich von solch nachprüfbaren Belegehören, denn achtjährige Recherchen und neueren Nachforschungen in Salzburg und Wienzeigen anderes: einen Wiligut/Weisthor, der im Fahrwasser von Heinrich Himmler eingermanisches „Kristentum" um einen dreimal gekreuzigten „Baldr-Krestos" kreierte, einenMann, der mit diversen Lügengeschichten den kleinen Gernegroß spielte. Dies und andereswerde ich in der erweiterten Neuauflage meiner „Weisthor" Biografie publizieren.Auf der anderen Seite ist es aber so, dass gerade diejenigen, die im Glashaus sitzen, bessernicht mit Steinen werfen sollten. Dass die "Irminsgläubigen" mit daran werkeln, die "SchwarzeSonne" als "moderne" Mythologie zu etablieren, zeigt auch das Internet, ganz ganz vorn liegtda der "Schwartze Orden von Luzifer"(33), dem auch Targaz Ansgisell von Tannenburg alsdienender Bruder angehört. Und das beschränkt sich nicht nur auf das Bild des OberhauptsSatorius mit umgehängter "Schwarze Sonne"(34). Dabei sind die Grundlagen des Ordensgenau genommen geklaut, das Satanische kommt von der "Church of Satan" und dem "Orderof the Trapezoid", beides Schöpfungen unserer amerikanischen "Freunde"; das "magischIrminische" aus Archivdokumenten von und über Wiligut/Weisthor. Amüsanterweise bezog derOrdensgründer diese Unterlagen und sein "Geheimwissen" aus meinem Bestand, so bin ichohne eigenes Wissen Mitbegründer eines "satanischen irminschen" Ordens geworden. In denfrühen Ordensunterlagen gab es sogar entsprechende Kredits für mich.Damals (ohne Wissen um seine Absichten) empfahl ich Satorius die Quelle dieser Dokumenteaufzusuchen, denn es gibt keinen noch lebenden oder geheimnisvollen "Überlieferungsträger"auf den er sich heute so gerne beruft. Die Dokumente finden sich im Nachlaß von EmilRüdiger, den Manfred Graf Keyserling besitzt und betreut; aufmerksame Leser meines"Weisthor" werden in dem Buch sogar die Postanschrift des Philosophen finden. Da ich mitdem alten Herrn in regelmäßigen Kontakt stehe, weiß ich, dass sich Satorius einenpersönlichen Besuch gespart hat. An anderer Stelle werde ich folgende Buchkritik zum Hauptwerk der "völkischen Satanisten"veröffentlichen: Satorius & Zorn, Flagg T.35 "Das Totenkopf Grimoire", Manuskriptdruck, ohneOrtsangabe, Schweiz 2000/2001. Dieses Manuskript ist nicht zu kaufen, denn es sind dieinternen Unterlagen vom "Schwartzen Orden von Luzifer". Man erhält es im okkulten"Untergrund" oder als "Arier in der Kette der dienenden Brüder"(36) bzw. als frischaufgenommenes Ordensmitglied für ca. 30 Euro. Um es kurz zu machen: Der Beitritt lohntnicht. Die Schrift möchte allzu gern aus Wiligut/Weisthor einen praktizierenden Schwarzmagiermachen. Als "Beweis" wird die Fernseh-Magierin Ulla von Bernus genannt(37). Als jungerMann sah ich eine Sendung, in der sie allen Interessierten anbot, für 10 000 Mark magischeTotesrituale abzuhalten; im hohen Alter konvertierte die Satanspriesterin zum christlichenGlauben und starb, wie es heißt in einem christlichen Hospiz.Bei Wiligut/Weisthor und Otto Rahn, der mit von der Partie ist, stützt sich der Text derSatanisten hauptsächlich auf meine Bücher; dies ist bei Wiligut/Weisthor relativ durchsichtig, da

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er neben den Runenzeichnungen auch einen meiner Flüchtigkeitsfehler übernimmt: FrauWinckler-Dechend schreibt sich halt mit "c" und nicht ohne. Eine weitere Auseinandersetzungmit den kindlich zusammengebastelten "Tatsachen" des Textes möchte ich mir ersparen. Nureine Kleinigkeit: Auch für Satorius gibt es bei der deutschen Frakturschrift nur ein scharfes "S"- eigentlich schade bei einer "arischen Ausrichtung".Was andere unveröffentlichte Dokumente um Wiligut/Weisthor angeht, so kaufte Satorius diesenachweislich erst 2000 über eBay bei mir, insofern ist es unrichtig, dass er sich jahrelang undintensiv mit Wiligut/Weisthors "Urreligion" beschäftigte, da ihm bis auf Munds Buch schlicht undeinfach die Unterlagen fehlten. Da Wirkung und Wissen nicht unbedingt etwas miteinander zutun haben, sucht Satorius die Nähe der Medien, was seine Auftritte im Schweizer Fernsehenbelegen(38), peinlich wird es allerdings wenn man sich derart unvorbereitet einer Talkrundestellt. Peinlich ist auch, dass die Programmmacher von Tele24 selbst so wenig wissen. Beieinem mitgefilmten satanischen Ritual in einer Burgruine, vollzieht Satorius das Kasperletheaterganz nach den Platz sparenden amerikanischen Gepflogenheiten der "Church of Satan", alsoohne magischen Kreis. Dazu singen die Ritter Luzifers. Doch was singen die gerüsteten undbehelmten Ritter mit Fackeln und Schweizer Flaggen? Es ist ein "Liedlein" aus dem deutschenSS Liederbuch! Das wäre doch ein guter Aufhänger für Moloch Fernseh gewesen!

Fakten sind angesagt, Wissen statt Glauben, das ist etwas, das sich alle auf die "Fahnen"schreiben sollten. An dieser Stelle ist es sicher notwendig meinen eigenen Standpunkt zubeschreiben - ich halte es mit dem in der DDR geborenen Dichter Rolf Schilling, dessenEssays ich vorbehaltlos empfehlen kann(39): "Wir erweisen Adolf Hitler zuviel Ehre, wenn wirihn zum Universal-Erben und Allein-Eigentümer des deutschen Mythos (...) erklären. Der Adler,die Schlange, der Gral, Wotans Speer und Siegfrieds Schwert, die Queste und der Echsen-Stein kommen von weit her und bleiben fruchtbar für künftige Zeiten, fruchtbar vor allem für denGesang."(40)

1 Karl Hüser, Wewelsburg 1933 bis 1945, Kult- und Terrorstätte der SS, Paderborn 1982, S. 592 Stoltzenberg, Daniel: Chemisches Lustgärtlein, Franckfurt, Jennis 1624 - Reprint Darmstadt1987. Dazu auch: C. G. Jung, Psychologie und Alchemie, Freiburg im Breisgau 19803 In der Literatur über alchemistische Verfahren und Innere Alchemie finden sich dazu häufigHinweise zur "Putrefactio". In diesem Zusammenhang seien nur folgende Bücher genannt:Evola. Julius: Die Hermetische Tradition. Von der alchemistischen Umwandlung der Metalleund des Menschen in Gold. Interlaken 1989. S.133-138. - Evola, Julius/Gruppe von UR:Grundlegung der Initiation. Magie als Wissenschaft vom Ich. Band I. Interlaken 1998, S. 67- 72in dem Aufsatz von Abraxas "Drei Wege".4 Erstes Licht in: Robert Fludd: Utriusque Cosmi Maioris scilicet et Minoris Metaphysica,Physica Atque Technica Historia... Thomas Primus S. 29. Oppenheim (Johann Theodore deBry) 1617.5 Blavatsky, Helena Petrova : Die Geheimlehre, Anthropogenesis. Den Haag (Reprint o.Jahresangabe), S.416 Sünner, Rüdiger: Schwarze Sonne. Entfesselung und Mißbrauch der Mythen inNationalsozialismus und rechter Esoterik. Freiburg, Basel, Wien 1999, S.146-1477 Eine Zusammenfassung der unterschiedlichen Vorstellungen findet sich in "sol invictus"Folge 2, Mitternacht, FBK, Andreas Szalay, Postfach 1238, 68544 Ilvesheim8 Noch 1967 verdiente Erich Halik sein Geld als Ufo-Forscher und Konsulent für Wehrtechnik.Quelle: http://www.alien.de/cenap/chronicles/560er.htm9 Mund, Rudolf J.: "Vom Mythos der schwarzen Sonne", erschienen in "Das andere Kreuz",als Manuskript für einen begrenzten Freundeskreis vervielfältigt, Selbstverlag undatiert. Indieser Schrift erwähnt Mund das Motivs der "Schwarzen Sonne" schon 1954, aber auch ermacht dazu keine nähere und überprüfbare Angaben.10 Pauwels, Louis und Bergier, Jacques : Aufbruch ins dritte Jahrtausend, Bern/Stuttgart 196211 Charroux, Robert: Verratene Geheimnisse, Berlin/München/Wien 1980, S. 233-23412 Hakl, Hans Thomas: "Nationalsozialismus und Okkultismus", die Arbeit wurde in "Gnosis"beim Verlag AAGW, Lothar von Kübelstr. 1, 76547 Sinzheim in den Ausgaben Jan./April/Jul.1997 veröffentlicht und ein weiteres Mal als "Vorwort" in: Nicholas Goodrick-Clark, Die okkultenWurzeln des Nationalsozialismus, Graz, Stuttgart 199713 Dazu: Hans-Jürgen Lange, Weisthor. Himmlers Rasputin und seine Erben. Engerda 1998und Ders., Otto Rahn und die Suche nach dem Gral. Biografie und Quellen. Engerda 199914 Miguel Serrano, Das goldene Band, Wetter 1987, S. 51: "Das was wir für die Sonne halten,sei nichts weiter als ein Widerschein, ein Reflex des wirklichen Gestirns (wie etwa die GelbeSonne, welche die Schwarze Sonne verdeckt und diese wiederum den Grünen Strahl.)"Dazu Godwin, Joscelyn: Arktos. The polar Myth, Kempten, Illinios 1996, S. 71 mit einemSerrano Zitat: „Ich glaube, das das arische, hyperboreische Blut nicht "das Licht" der goldenenSonne ist, nicht "das Licht" einer galaktischen Sonne sondern einer Schwarzen Sonne vomgrünen Strahl."15 Landig, Wilhelm: Götzen gegen Thule, Hannover 1971. S.134, 137, 160, 163 &171 Landig,Wilhelm: Wolfszeit um Thule, Wien 1980, S. 31, 65,184, 354-355, 464ff, 468-471 & 48016 Wie schon erwähnt ist das "Sinnbild" im Nordturm der Wewelsburg dunkelgrün.17 McCloud, Russell, Die schwarze Sonne von Tashi Lhunpo, Vilsbiburg 199118 Lanz von Liebenfels, Guido von List, Wiligut/Weisthor, Adolf Hitler alles Österreicher, dieListe liesse sich noch verlängern. Der Österreicher August M. Knoll schrieb: " DerNationalsozialismus ist jene Bewegung, die das preußische Schwert der österreichischenNarretei zur Verfung gestellt hat (Daim, Wilfried, Der Mann der Hitler die Ideen gab, Wiesbadeno. D. , S. 7)19 In Deutschland erstmalig verbreitet durch das Buch von: Dr. Ferdinand Ossendowski,Tiere, Menschen und Götter. Frankfurt 192320 Himmler bezahlte nur die Rückfahrkosten, was ihm das Recht gab dieser Forschungsreisedas "Etikett" aufzukleben, Schäfer brachte durch die Kontakte seines Vaters zur deutschenIndustrie den überwiegenden Teil der Kosten selbst auf.21 Ravenscroft, Trevor: Der Speer des Schicksals, Zug/Schweiz 197422 Ratthofer, Norbert Jürgen/Ettl, Ralf : Das Vril-Projekt, Selbstverlag 1992. Auch hier tauchtdie "Schwarze Sonne" als Zeichen und Begriff auf. (Seite 1 und 22)23 Mittlerweile sicher ein toter Briefkasten.24 Delitzsch, Friedrich: Babel und Bibel. Ein Vortrag. Leipzig 1903.Delitzsch, Friedrich: Babel und Bibel. Zweiter Vortrag. Leipzig 1903.Delitzsch, Friedrich: Babel und Bibel. Ein Rückblick und Ausblick. Leipzig 1904.

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Delitzsch, Friedrich: Babel und Bibel. Dritter Schluss-Vortrag. Stuttgart 1905.25 Zündel, Ernst. Hitler am Südpol, Samisdat, Toronto, Canada, undatiert26 Dazu: Hans-Jürgen Lange, Weisthor. Himmlers Rasputin und seine Erben. Engerda 1998.Eine überarbeitete und erweiterte Neuauflage erscheint im Arun Verlag.27 Der Ruf nach Freiheit 4/2001, S. 1728 Blachetta, Walther. Das Buch der deutschen Sinnzeichen. Berlin. 194129 Rüdiger Sünner, Schwarze Sonne, Freiburg im Breisgau 1999, S. 10730 Franz Carl Endres/Annemarie Schimmel, Das Mysterium der Zahl, München 198431 Auf den raren Fotografien der nicht mehr vorhandenen Innenausbauten läßt sich dieseGestaltung selbst an den Einrichtungsgegenständen gut erkennen, siehe: Stuart Russell/JostW. Schneider: Heinrich Himmlers Burg. Das weltanschauliche Zentrum der SS, Essen 198932 Weißmann, Karl Heinz: Irminsul und großer Wagen - in einer Festschrift für Ellic Howe:Wege und Abwege. Beiträge zur europäischen Geistesgeschichte der Neuzeit. Freiburg i. Br.1993, S. 247- 26033 www.schwarzeorden.org34 Mittlerweile hat Satorius, informiert über diesen Artikel, das entsprechende Bild aus demNetz genommen.35 http://www.berserks.de/Satanica/LEFTPATH.HTM Geschrieben von Flagg T. Zorn am 28.Juli 2001 17:57:23: „2 Bemerkungen zuvor: a. es ist nicht die aktuelle Fassung des Textes,enthält somit noch etliche Fehler; b. da ich vor kurzem aus den Rängen des SchwartzenOrdens von Luzifer ausgeschieden bin, kann ich nicht mehr in Anspruch nehmen, für denOrden zu sprechen, insofern denkt Euch einfach die ordensspezifischen Bezüge weg (wennich auch stark annehme, daß der SOL nach meinem Austritt nach wie vor auf diesesFundament bauen wird); c. Ihr dürft mich wieder hassen *g* Der Pfad zur linken Hand - eineindoeuropäische Tradition, Flagg T. Zorn"36 Satorius & Zorn, Flagg T. : Das Totenkopf Grimoire, Manuskriptdruck, Schweiz 2000/2001,S. 3937 Ebd. S. 7138 Zum Beispiel Tele24 in der Schweiz über den Schwartzen Orden von Luzifer, 28. Juli 2001und 30. Juli 200139 Schilling, Rolf: Das Holde Reich. München 1990. Das Buch enthält folgende Essays: 1. DasHolde Reich. Quedlinburger Prolog, 2. Gestalt und Lebenszeit. Ein Zahlenspiel um ernsteDinge, 3. Herbstwacht am Kyffhäuser, 4. Pilz-Paradiese. Ein Streifzug im Unteren Reich, 5.Falken und Falter. West-östliche Flugspiele zwischen Tag und Traum, 6. Questenberg.Fährten im Traum-Harz, 7. Die Siegel Saturns. Ferneres über Zeit, Gestalt und Zahlen-Magie,8. Der Unsichtbare Gral, 9. Eiche, Quester und SchlangeSchilling, Rolf: Schwarzer Apollon. München 1990. Das Buch enthält folgende Essays: 1. HomoAureus. Eine morphologische Phantasie, 2. Schwarzer Apollon. Zur Symbolik der Geschichte,3. Geheimes Deutschland. Eine Elegie, 4. Stier, der sich opfert, Aion, der spielt. Aphorismenzur Dichtung, 5. Himmels-Zeichen. Ihr Wandel, ihr Bestand, 6. Das verweigerte Opfer, 7. DieTraum-Aufgabe. Winke zur magischen Biographie, 8. Das Goldene Vlies. Über classischeHaltung, Stil und Tradition.40 Rüdiger Sünner, Schwarze Sonne, Freiburg im Breisgau 1999, S. 211

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Teil 4: Stigmatisierung eines Gestrauchelten oder Kritikresistenz? - Zur Problematik von biographischenDeutungen

Liste Nach Autoren

Anhang: Weitere Materialien und Zitate zum ARUN-Verlag

ARUN - Verlag Teil 5:

Die Antwort des Kritisierten - was will der ARUN-Verlag?

Stefan Ulbrich reagiert immer wieder mal mit persönlichen Stellungnahmen auf die Kritik anseinem Verlagsprogramm. Dort wiegelt er dann gerne mit Verweis auf seine "Jugendsünden"ab. So heißt es auf der Website des ARUN-Verlags

"In unregelmäßigen Abständen, aber doch immer mal wieder, wird dem ARUN-Verlag dieVergangenheit seines Verlegers vorgehalten. Um auf eine vor fast 20 Jahrenabgeschlossene Angelegenheit nicht immer wieder das selbe antworten zu müssen, habenwir Ihnen hier einige Verweise zusammengestellt. Unserer Meinung nach bieten sie eineumfassende Aufklärung über die umstrittene Vergangenheit und unseren heutigen Umgangmit dieser." (1)

(Verwiesen wird dann auf das Hag&Hexe-Interview, auf einen Brief an Matthias Wenger undauf die Antwort des Thüringer Innenministeriums auf eine kleine Anfrage der PDS.)

Doch dieser Verweis trifft es nicht. Denn BjörnUlbrich wird nicht kritisiert, weil er vor 20 Jahrenals Jugendlicher in der Wiking-Jugend engagiertwar, sondern wegen eines Verlags-Programm,das seit fast einer Dekade neben seriöserLiteratur immer wieder auch rechtsradikaleoder völkische Titel aufweist. Angesichts diesesUmstandes wirkt seine Stellungnahme wie einVersuch, vom eigentlichen Kritikpunkt abzulenken.Ebenso wenig überzeugen Ulbrichs Erwiderungeninhaltlich, wenn er auf Kritik an seinemVerlagsprogramm eingeht. Exemplarisch soll diesan zwei Stellungnahmen demonstriert werden:

1.) In einer "Richtigstellung zu den Ausführungenvon Matthias Wenger über den ARUN-Verlag und seine Person in der Zeitschrift "Steinkreis"wehrt sich Stefan Ulbrich gegen Kritik an der Veröffentlichung des Romans "Die SchwarzeSonne von Tashi Lhunpo":

"Roman: nun es ist ein Roman. Mehr nicht. So gut oder so schlecht wie jeder Roman.Daraus abzuleiten, daß mit diesem Roman irgendetwas "gesagt" oder "gedeutet" werdensollte, ist lächerlich. Inhaltlich ist der Roman nicht tendenziös, bezieht keinerlei Position.Ansonsten könnte man ja Zitate oder Belegstellen bringen, tut man aber nicht. Kann manauch nicht. Aber man muß ja noch einen Roman über die Zeit und die Problematik schreibenkönnen dürfen, ohne gleich ein Tabu zu verletzen. Daß das Symbol der schwarzen Sonne mittlerweile (und leider nicht ohne Zutun desRomans und der sog. Thule-Watch) zu einem Leitbild esoterischer Hitleristen mutiert ist,kann ich nur zutiefst bedauern. Das war nicht unser Anliegen. Ich kann es leider nichtändern. Ich kann nur sagen, daß es in unserem Hause aus diesem Grund keine weitereAuflage des Buches und der Uhr mehr geben wird. Es ist berechtigt, Kritik daran zu üben,daß dieser verlegerische Schritt spät kommt. Vielleicht hätte man es vorher wissen müssen.Hätte! Vielleicht! Wer viel macht, macht eben auch einiges falsch!" (2)

Bedauerlicherweise ist es jedoch nicht "lächerlich" anzunehmen, dass mit diesem Romanirgendetwas "gesagt" oder "gedeutet" werden sollte. Und es eben nicht nur ein Roman und"mehr nicht". Die Aussagen im ersten Absatz dieses Zitat widersprechen fast im Wortlautder Verlagsankündigung des Romans, wie sie noch im Herbst 2000 von Ulbrich publiziertwurde. Dort wird es mit den Worten beworben: "Das Buch ist mehr als nur ein Roman. Fürden, der es zu deuten versteht, wird nichts mehr sein, wie es einmal war. Dafür sorgen dieintensiven Recherchen des Autors über die in der Politik wirkenden esoterischenGeheimgesellschaften."(Hervorhebung durch LC)

Man mag einem Verleger, der Biographien rund um Nazi-Okkultisten wie Otto Rahn undWeisthor betreut, nicht glauben, dass er nicht genau wusste, auf was hier angespielt wurde.

Der zweite Absatz wirkt nicht viel glaubhafter: Selbstverständlich unterstellt niemand allenErnstes Ulbrich, dass es sein Anliegen gewesen sei, dass der Roman oder das Symbol der

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Schwarzen Sonne zum Leitbild esoterischer Hitleristen wurde. Es gibt keinen Grundanzunehmen, dass Ulbrich neonazistische Modewellen initiieren will. Aber die Frage ist, obhier ein bedauerliches Versehen vorliegt, ein verlegerischer Unfall, den man "vielleicht" hättevermeiden können?

Selbstverständlich kann man sich den Fall eines konservativen Verlegers vorstellen, "der vielmacht", und dem ausnahmesweise aufgrund schlampiger Recherche auch ein braunes Buchins Verlagsprogramm rutscht. Fehler kommen vor. Schaut man sich aber die Aktivitäten desARUN-Verlags an, sieht die Situation anders aus: Es wäre alles kein Problem, wenn dieVeröffentlichung des Romans ein Einzelfall wäre. Doch es geht nicht um einen Verleger, derzufällig einmal ein Buch und dessen mystifizierenden Tendenzen der SS nicht richtig gelesenhat. Die Summierung von Einzelfällen, die in dieser Artikelreihe exemplarisch aufgezählt sind,ist das, was stutzig macht: Es geht um einen Verleger, der ansonsten auch Bücher überOtto Rahn und von Otto Rahn verlegt, der keine Scheu hat, Werke von Julius Evola zuverlegen, der in seinen eigenen Büchern völkische Argumentationen aufgreift undunbedenklich-naiv Nazi-Dichter zitiert usw. Irgendwie mag man nicht mehr an Zufälleoder verlegerische Missgeschicke bei diesem Verlagsprogramm glauben.

Ob zudem die rechtsradikale Bedeutung der Uhrsymbolik demVerleger so unbekannt waren, wie hier angedeutet wird, istunklar. Franziska Hundseder behauptet: "Mit seiner"Arbeitsgemeinschaft für Basismedien Pyramid Media"veranstaltete er [Ulbrich] schon Ende der achtziger Jahre mitdem Leiter des Kasseler "Thule-Seminars" Pierre KrebsSeminare über "Metapolitik". 1990 gehörte Ulbrich zu denTeilnehmern des ersten Kongresses der Neuen Rechten, beidem sogenannte nonkonforme Patrioten an der Vernetzung von

Gruppen und Verlagen, an einem Medienverbund und auch bereits an einem Mailbox-System bastelten."(3)

Das in rechtsradikalen Kreisen wohlbekannte Thule-Seminar, das für eine moderne undzeitgenössische Formulierung rechten Gedankenguts eintritt, hat jedoch ein markantes undwohlbekanntes Symbol: Die Schwarze Sonne.

Wenn Ulbrich in dieser Stellungnahme von 2002 abschließend jedoch ankündigt, dass es zudiesem Buch keine weitere Auflage mehr geben wird, stimmt das hoffnungsvoll. Freilich wärees erfreulicher gewesen, wenn das Buch auch nicht mehr ausgeliefert würde, bzw.ausgelieferte Bände von Buchhändlern und Großhändler zurückgefordert würden. Abervielleicht hätte dies den geschäftlichen Interessen eines mittelständischen Verlegers dochungebührlich geschadet, so dass man durchaus Verständnis dafür haben kann, wenn hierethische Erwägungen hintangestellt werden müssen. Doch selbst dann scheint es, als obUlbrich gerade nur soweit zurückweicht, wie es ihm unbedingt nötig erscheint: Das ebenfallsvon ARUN verlegte Drehbuch zu dem Roman, auf dessen schwarzen Buchcover dasSymbol der "Schwarzen Sonne" in markantem Rot aufleuchtet, wurde noch im Herbst 2003als Sonderangebot auf der Homepage verkauft (4). Möglicherweise liegt das vielleicht daran,dass Ulbrich sich in der obigen Stellungnahme feinsinnig nur von dem Roman distanzierte,nicht jedoch von dem Drehbuch.

2.) Im Winter 2001 wurde auf dem noch aktivenInternet-Board des damals schon eingestelltenHeidenmagazins "Hag & Hexe" die Fragediskutiert, warum einige heidnisch orientierteAutoren wie Vicky Gabriel oder Igor Warnecktrotz ihrer politisch linken Ausrichtung Bücherim "ARUN"-Verlag publizierten. Im Zuge derhitzigen Diskussion, bei der sich betroffeneAutoren meldeten, schaltete sich auch derVerleger ein:

"Thema: "warum schreiben die alle bei ARUN":ja, frag sie doch mal. Vielleicht weil ihre Bücherbei Arun nicht zensiert werden, vielleicht weilsie keine Lust haben in einem anonymen Großkonzern zu veröffentlichen, bei dem man sieam Telefon gar nicht als Autor erkennt, vielleicht aber auch weil Arun im heidnischen Bereichnahezu der einzige Verlag ist, der keine Mainstream-Esoterik veröffentlicht, sondern Qualitätbietet. Wer Ludwig-Bücher gut und seriös findet, soll doch Ludwig-Bücher kaufen. Aber fragtdoch mal Vicky oder Gardenstone, welche Erfahrungen sie bei diesem Verlag gemachthaben, und ob sie wieder dort veröffentlichen würden. Fragt sie doch!" (5)

Eine unglückliche Aufforderung: Im Internet-Board des Rabenclans wurde daraufhin eineeMail veröffentlicht, in der der niederländisch-deutsche Autor "Gardenstone", der kurz zuvorein Buch über "Germanischen Magie" im Arun-Verlag veröffentlicht hatte, sich deutlich beiStefan Ulbrich beschwerte. Offenkundig hatte der Verlag ohne Rücksprache mit dem Autor indas Kapitel "Runen und Politik" einen zusätzlichen Absatz eingefügt, der die Distanzierungdes Buches vom rechtsextremen Missbrauch der Runen relativierte und als oberflächlichund polemisch skizzierte. Sinngemäß wurde davor gewarnt alles Böse demRechtsextremismus anzulasten. Der Autor verwahrte sich in dieser eMail gegen solcheEingriffe in seinen Text, da eine undifferenzierte Beschreibung dieser Problematik nichtvorliegen würde.(6) Dem interessierten Leser wurde klar: Offenkundig versuchte der Verlagin diesem Buch tendenziös in die politischen Wertungen des Autors einzugreifen.

Die zentrale Frage bleibt, was Björn Ulbricht mit seinem Verlagsprogramm erreichen will, dassowohl neuheidnische Kreise als auch Sympathisanten der "Neuen Rechte" anspricht. Das

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schon mehrmals erwähnte Interview in der Zeitschrift "Hag &Hexe" enthält einensignifikanten Hinweis. Ulbrich macht sich dort Gedanken über die "Zerstrittenheit desHeidentums" - ein Topos der gerne von völkischen Heiden verwendet wird, die naturgemäßkein Interesse daran haben, dass anti-rassistische Initiativen im Neu-Heidentum sich scharfvon ihnen abgrenzen.

"Die Diskussionen, ob und welche Heiden nun rechts oder links einzuordnen sind, halte ichfür völlig unangemessen, denn sie lähmen nur unsere Kraft. Man sollte sich lieberzusammensetzen und nach Gemeinsamkeiten schauen, um herauszufinden, was mangemeinsam konkret in Form von Projekten tun kann; (...)

Anstatt sich dauernd mit Dreck zu bewerfen, sollte man sich lieber sagen: "Okay, wir habenin vielen Fällen Differenzen und kommen an vielen Punkten nicht zusammen, aber laßt unsmal überlegen, wo wir Gemeinsamkeiten haben und gemeinsam etwas Positives aufbauenkönnen." Dadurch kommt man sich zum einen sowieso näher und lernt sich besserverstehen - es stellt eine gute Übung in der Toleranz auch Andersdenkenden gegenüber dar -, und das Ergebnis besteht nicht nur in völlig verkehrt geschossener Energie, sondern in derZusammenarbeit an einem konkreten Projekt. Das heißt dann noch lange nicht, daß manunbedingt in allen Bereichen miteinander konform gehen muß.

Das müssen die Heiden meiner Meinung nach endlich schaffen: es aufzugeben, sich mit sovöllig unnötigen politischen Diskussionen zu entzweien, sondern ihre Gemeinsamkeiten auchgemeinsam umzusetzen. Der Rest kommt dann von alleine. Wenn man sich persönlich gutversteht, werden immer mal Ansichten revidiert oder umgeändert. Man wird vielleichtfeststellen, daß auch andere gute Argumente haben und kann sich auf einer ganz anderenBasis miteinander verständigen."

Die hier geforderte Toleranz unter denpaganen Strömungen, der Schulterschluss,wenn es um eine gemeinsame religiöseGrundlage geht, ist seit mehreren Jahren eineHauptforderung von (Neu-)Heiden, die demrechtsradikalen Milieu zuzuordnen sind oderzumindest signifikante Abgrenzungsproblemenach rechts ausweisen. Die Botschaft lautet:"Laßt das politische mal beiseite, dieUneinigkeit schwächt doch das Heidentumnur." Gesetzt wird dabei auf eine bei vielenesoterisch orientierten Menschen verbreitete

Grundhaltung, in der politische Auseinandersetzungen als "unharmonisch", "unspirituell" oder"unmenschlich" gewertet werden.

Das Verlagsprogramm von Ulbrich ist ein solcher exemplarischer Schulterschluss - ausSicht von rechten Kreisen durchaus geglückt. Das Heidentum in Deutschland wird sich mitder Frage auseinandersetzen müssen, ob es ein Ausrutscher bleiben wird oder zumRegelfall.

Ich persönlich kann Heiden und Naturreligiöse von einem solchen Schulterschluss nurabraten. Die einzigen, die etwas zu verlieren haben, wenn es nicht zu einem Brückenschlagzwischen völkischen und antirassistisch eingestellten Heiden kommt, sind die Vertretervölkischer Anschauungen. Sie brauchen die Brücke in diese Gesellschaft, sie brauchen eineReputation von außen, frei nach dem Motto: "So schlimm sind die ja gar nicht." Der Großteilder Heiden hat vermutlich nichts davon - außer einen eklatanten Nachteil: Nämlich dem,dass sich jetzt schon Autoren wie Vicky Gabriel, Igor Warneck, Nigel Pennick und FrancoiseLe Roux fragen lassen müssen, aus welcher Geschmacklosigkeit heraus sie gerade imARUN-Verlag publizieren mussten.

Lucas Corso

Anhang: Weitere Materialien, Einschätzungen und Zitate zum Arun-Verlag

1 http://www.arun-verlag.de/arun/selbstportraet/jugendsuenden.html2 http://www.arun-verlag.de/arun/selbstportraet/antwort_wenger.html

3 Franziska Hundseder: "Wotans Jünger - Neuheidnische Gruppen zwischen Esoterik undRechtsradikalismus"; München 1998; S.144

4 Norbert Hess: "Die Schwarze Sonne von Taishi Lhunpo - Das Drehbuch"; Engerda 1995

5 "Hab mal den Text gesucht" von Unbekannt am Sam, 15. Dez 2001 18:26;http://www.klammeraffe.org/rabenclan_forum/article.php?sid=249

6 Veröffentlicht in dem Posting: Gardenstone und Arun-Verlag von brandy am Son, 16. Dez2001 09:18 http://www.klammeraffe.org/rabenclan_forum/article.php?sid=249

Teil 4: Stigmatisierung eines Gestrauchelten oder Kritikresistenz? - Zur Problematik von biographischenDeutungen

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Anhang: Weitere Materialien und Zitate zum ARUN-Verlag

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Arial photograph of Wewelsburg Castle

Heinrich Himmler - ReichsfuhrerSS

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“ This engagingthriller is as tightly

plotted as the heistitself, as it weaves

into the murkeyworlds of forgery and

art crime ”Financial Times

The Black Sun and Wewelsburg CastleThe second Tom Kirk adventure, The Black Sun, is named after a runic symbol inlaid into the floor of the Hall of theSupreme SS Leaders in the North Tower of Wewelsburg Castle in Northern Westphalia, Germany.

Based on a seventh century AD fertilitysymbol, the Black Sun (SchwarzeSonne) in German) combines theSwastika with the stylised sig-runesmade infamous by the SS. As describedbelow, the symbol was meant to presentin architectural terms the idea of theNorth Tower of Wewelsburg Castle asthe centre of the Nazi world.

The origins of Wewelsburg Castle

Wewelsburg Castle, perched on alimestone outcrop overlooking the AlmeValley, was built between 1603 and1609. The only triangular castle inEurope, it was originally intended as asecondary residence for the PrinceBishops of the nearby town ofPaderborn, but fell into disrepair afterthe fall of the Holy Roman Empire.

In 1815, shortly after passing into thehands of the Prussian state, the castle's huge circular north tower was struck by lightening, the resulting fire leavingonly its two metre thick outside walls standing.

The SS Reich Leaders' School

In 1933, Heinrich Himmler, signed a 100 year lease on behalf of the SS withthe local district of Büren to rent the castle for a symbolic fee of oneReichsmark per annum. His plan was to develop the castle into a trainingcentre for SS Leaders.

The SS was originally established by Himmler as Hitler's personalbodyguard, although it rapidly emerged as a "state within a state", amassive enterprise that encompassed racial and agricultural policy, ownedvast factories and ran the concentration camps, not to mention controlling afighting force of close to a million men at its peak.

From the outset, Himmler emphasised the SS's uniqueness, from itsstriking black uniforms to its distinctive lightening flash runic symbols. Notonly were officers drawn from the highest levels of society, but they had toprove the 'purity' of their family line back to at least 1750, and enlisted men1800.

The SS Reich Leaders School was, therefore, seen as a key weapon incementing the SS's elite status in German society and in ensuring thatHimmler's rapidly growing organisation retained its ideological purity andshared values.

The cult of the SS

Himmler also envisaged a new state pseudo-pagan state religion based on an idealised view of chivalric German

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A Totenkopfring (Death's Head ring)

Architectural drawing of planned SS complex atWewelsburg

culture and Aryan racial purity. The SS were to be the ideological vanguard of this new faith and the instrumentthrough which the German people were to be indoctrinated into it.

To that end, he established festivals on both theSummer and Winter Solstices which incorporatedelements of pagan rituals, including sun and natureworship. SS Officers, meanwhile, were wed in secularceremonies with distinctly pagan overtones, and theirchildren 'baptised' in similarly pagan-influenced namingrituals.

Wewelsburg was to play a central part in many of theseceremonies, as well as serving as the repository for theSS Death's Head rings – Totenkopfring – presented toSS officers after three years of service. Formed of aband of oakleaves engraved with a death's head andrunes, the rings were further testament to Himmler'sobsession with Germanic mythology, in which Thorwas said to possess a pure silver ring on which oathswere sworn.

Wewelsburg - the new Camelot

As Himmler's plans for the castle developed, so did his architectural ambitions for the site. He envisaged a vastmilitary, residential and quasi-religious complex radiating out for nearly a kilometre from the castle's north tower thatwould have necessitated the resettlement of the entire village of Wewelsburg and taken over twenty years tocomplete.

Himmler imagined the castle as a new Camelot. Heeven installed an Arthurian round table in the castle andthen chose twelve SS Officers to serve as hisfollowers.

Each of these officers' quarters commemorated adifferent hero from Germanic mythology and history,with one room even set aside to house the Holy Grailwhen it was eventually found.

Himmler's own room was dedicated to the Saxon KingHeinrich I who led the German defence against aMagyar invasion during the 10th century, and laid thefoundation of what was to become the Holy RomanEmpire. Rumour has it that Himmler believed himself tobe the earthly reincarnation of Heinrich's spirit.

Wewelsburg rapidly emerged as a sort of Nazi Mecca -a place as sacred to the SS as Marienburg had been tothe Teutonic Knights and, effectively, the centre of theNazi world.

KZ Niederhagen

To bring the first stages of this vision to life, in 1939 the SS established a concentration camp at the edge of thevillage. Not only was it was the smallest such camp in Germany, but its main purpose was to ensure a cheap andcontinuous source of slave labour for the planned construction work rather than to operate as a profit makingenterprise as was the case with most other death camps.

In line with the SS principle of"extermination through work", at least1,285 of the approximately 3,900prisoners brought to Niederhagen towork on the castle died. Overwork andundernourishment were the maincauses of death, but many weretortured or beaten to death, or simplyshot.

The camp was officially dissolved in

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KZ Niederhagen

The crypt

The Hall of the Supreme Leaders

The Black Sun

1943 when work on the castle stopped,the surviving prisoners beingtransferred to other camps.

The ceremonial rooms

Despite all Himmler's grand plans, only two rooms in the North Tower were actually approaching completion by thetime work stopped in 1943 - the Crypt and the Hall of the Supreme Leaders.

The Crypt was designed to resemble aMycenean beehive tomb and wasprobably intended as a place to honourhigh ranking SS Leaders - twelve plinthsare spaced around its circular walls asresting places for funereal urns. Theshape of the room and its acoustics andlighting were all designed to create asolemn and mysterious atmosphere.The lightwells illuminate the centre of theroom where an eternal flame was tohave burnt. Above it, at the apex of thedomed crypt ceiling, is a relief of anornate swastika.

The Hall of the Supreme Leaders liesdirectly above the crypt and was tohave been the focal point of the entireWewelsburg compex - a Latin inscriptionover the doorway acts as a reminderthat it once served as the castle'schapel. The room itself is a clash ofarchitectural styles ranging from the twelve Romanesque columns to the church-style semi-circular windows andcross-groin vaults.

It was in this room that Himmler installedhis Arthurian round table and gatheredhis twelve most senior and trustedGenerals about him to reportedly enactvarious ceremonies and rituals - eachhad their own coat of arms engraved ona silver plaque hung from back of theirchair.

The only official record of the roombeing used, however, was during March1941 when the generals were briefed onthe role of the SS in OperationBarbarossa, the invasion of Russia.

The Black Sun

The symbol of the Black Sun itself isinlaid into the floor of the Hall of theSupreme Leaders, directly above theswastika on the ceiling of the cryptunderneath it. It is composed of three circles andtwelve "rays" in the form of SS sig-runen. Peoplehave speculated about the significance of thenumbers 3 and 12 which feature in other designelements of the two ceremonial rooms althoughno clear answer has yet emerged (One issuggested in The Black Sun in the form of thetwelve SS Knights of The Order of the Death'sHead and their three retainers).

The symbol of the Black Sun unites the threemost important symbols of Nazi ideology - thesun wheel, the swastika and the sylised victoryrune. The sun wheel was originally worn as adecorative fibula by Frankish and Alemannianwomen on their belts in the third century AD,although the version on which the Black Sunwas based was probably a variation of seventhcentury AD Roman swastika fibula.

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The Black Sun

Wewelsburg Castle after the war

This symbol has been reproduced on the coverof The Black Sun with one important difference - the arms face the wrong way (i.e. they go to the left rather than theright). It was a deliberate design decision by the author to subvert the original to indicate that he rejected everythingthat the symbol represented.

The last act

On 31 March 1945, not wanting to let his "Camelot"fall into enemy hands, Himmler despatched a specialtask force to Wewelsburg with orders to destroy it.The resulting fire destroyed the castle, although theceremonial rooms survived relatively unscathed. On2nd April 1945 advancing US forces reached thecastle and liberated a surviving unit of 42 inmatesfrom the concentration camp.

In 1950, after extensive renovation, WewelsburgCastle reopened as a regional museum and youthhostel. The former SS guardhouse was later alsoopened to mark Wewelsburg's unfortunate role asthe centre of the SS cult and the scene of at least1,285 murders of concentration camp inmates.

For further information, please go tohttp://www.wewelsburg.de/

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T o p

Wilhelm Landig: SS-officer??by Mikedc on 14 Apr 2005, 20:18

I did find the following piece about Wilhelm Landig on the internet, I now wanna know if he made itto SS-officer in the Allgemeine SS or not. According to this piece he made it to SS-Oberscharführer d.R.

So I'm very interested in his SS-number and in his SS-ranks. Hopefully somebody can help me out regardingthis subject. Thanks in advance.

Der Name Wilhelm Landig (* 20.12.1909), seines Zeichens Altnazi, ist verbunden mit rechtsextremer Esoterik,insbesondere aber auch mit der Thule-Gesellschaft, der ideologischen Brutstätte des Nationalsozialismus. Der früheHitler-Anhänger Landig war Teilnehmer am gescheiterten NS-Putsch im Juli 1934 in Wien. Danach musste er als"Illegaler" ins Deutsche Reich fliehen, wo er der SS beitrat. Er gehörte dem Sicherheitsdienst (SD) der SS und derWaffen-SS an (8. SS-Kavallieriedivision "Florian Geyer"), wo er es zum Oberscharführer bringt. In Berlin ist er beimArbeitswissenschaftlichen Institut beschäftigt, welches direkt der Deutschen Arbeitsfront (DAF") unterstand. Nach dem"Anschluss" Österreichs kam er mit einer Sondergenehmigung des Reichsführers SS, Heinrich Himmler, nach Wienzurück. Der große Bewunderer von Heinrich Himmler war als Sachbearbeiter für geheime Reichssachen imReichssicherheitsamt beschäftigt und will in dieser Funktion an der Entwicklung von UFOs beteiligt gewesen sein.Außerdem war er im Kampf gegen "Partisanen" in den besetzten Balkanländern eingesetzt und dabei 1944 verwundet.

Greetings,Mikedc[/code]

MikedcMember

Posts: 5945Joined: 06 May 2004, 00:13Location: Netherlands

T o p

Wilhelm Landig: SS-officer??Sponsor

Sponsor

T o p

by Mikedc on 16 Apr 2005, 21:44

Nobody with some info on this man???

Mikedc

MikedcMember

Posts: 5945Joined: 06 May 2004, 00:13Location: Netherlands

T o p

by SS-Researcher on 18 Apr 2005, 12:22

http://www.idgr.de/texte/esoterik/landig/landig.php

This is an article by the "Informationsdienst gegen Rechtsextremismus". I have read Landigs first two books ("Götzen gegen Thule" and "Wolfszeit um Thule"). They are pretty interesting to readbut I have no idea what to believe of the content and what not

SS-ResearcherMember

Posts: 1140Joined: 14 Feb 2003, 01:08Location: Europe

by Mikedc on 18 Apr 2005, 23:18

Hello Florian,

Thanks for the link, but I have that piece as well already. The text I've put in my post comes from this piece.

MikedcMember

Posts: 5945Joined: 06 May 2004, 00:13Location: Netherlands

Wilhelm Landig: SS-officer??

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T o p

What I just wanna know is if he was an officer or not??? And if he was, I would like to know his SS-number, his ranksand some other info.

Greetings, Mike

Location: Netherlands

T o p

by Phil Nix on 19 Apr 2005, 11:37

No Trace in DAL so if he was an offricer he joined after 1939 and was not higher than OSF Phil Nix

Phil NixIn memoriam

Posts: 9491Joined: 15 Oct 2002, 11:52Location: Birmingham England

T o p

by Mikedc on 21 Apr 2005, 22:54

Hello Phil,

Thank you, that's already something.

Mike

MikedcMember

Posts: 5945Joined: 06 May 2004, 00:13Location: Netherlands

Re: Wilhelm Landig: SS-officer??by Vance Pollock on 23 Aug 2011, 10:10

What is Landig's exact date of death? I have seen 1997, summer 1998, October 1998 but in the photo below the month,middle number in death date, looks a lot like a 12? Just an odd detail it seems like someone here could handle.

He most likely died and is buried in Vienna, Austria... found an index to the main cemetery there but no searchableinformation, for privacy purposes, after 1945. Any genealogists or grave hounds who could pin down a correct date,much appreciated.

Would also like to know of any death announcements in daily paper or supporting magazines.

Oh yes, full name is: Wilhelm Oskar Landig

Vance PollockMember

Posts: 105Joined: 16 May 2002, 21:03Location: Asheville, NC

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Re: Wilhelm Landig: SS-officer??by Vance Pollock on 09 Oct 2012, 09:01

better photo, from my old computer... Vance PollockMember

Posts: 105Joined: 16 May 2002, 21:03Location: Asheville, NC

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