Das Nibelungenlied

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Das Nibelungenlied - Der Nibelungen Not :: Wie Kriemhilden träumte. 1 Viel Wunderdinge melden | die Mären alter Zeit Von preiswerthen Helden, | von großer Kühnheit, Von Freud und Festlichkeiten, | von Weinen und von Klagen, Von kühner Recken Streiten | mögt ihr nun Wunder hören sagen. 2 Es wuchs in Burgunden | solch edel Mägdelein, Daß in allen Landen | nichts Schönres mochte sein. Kriemhild war sie geheißen, | und ward ein schönes Weib, Um die viel Degen musten | verlieren Leben und Leib. 3 Die Minnigliche lieben | brachte Keinem Scham; Um die viel Recken warben, | Niemand war ihr gram. Schön war ohne Maßen | die edle Maid zu schaun; Der Jungfrau höfsche Sitte | wär eine Zier allen Fraun. 4 Es pflegten sie drei Könige | edel und reich, Gunther und Gernot, | die Recken ohne Gleich, Und Geiselher der junge, | ein auserwählter Degen; Sie war ihre Schwester, | die Fürsten hatten sie zu pflegen. 5 Die Herren waren milde, | dazu von hohem Stamm, Unmaßen kühn nach Kräften, | die Recken lobesam. Nach den Burgunden | war ihr Land genannt; Sie schufen starke Wunder | noch seitdem in Etzels Land. 6 In Worms am Rheine wohnten | die Herrn in ihrer Kraft. Von ihren Landen diente | viel stolze Ritterschaft Mit rühmlichen Ehren | all ihres Lebens Zeit, Bis jämmerlich sie starben | durch zweier edeln Frauen Streit. 7 Ute hieß ihre Mutter, | die reiche Königin, Und Dankrat ihr Vater, | der ihnen zum Gewinn Das Erbe ließ im Tode, | vordem ein starker Mann, Der auch in seiner Jugend | großer Ehren viel gewann. 8 Die drei Könge waren, | wie ich kund gethan, Stark und hohen Muthes; | ihnen waren unterthan Auch die besten Recken, | davon man hat gesagt, Von großer Kraft und Kühnheit, | in allen Streiten unverzagt. 9 Das war von Tronje Hagen, | und der Bruder sein, Dankwart der Schnelle, | von Metz Herr Ortewein, Die beiden Markgrafen | Gere und Eckewart, Volker von Alzei, | an allen Kräften wohlbewahrt, 10 Rumold der Küchenmeister, | ein theuerlicher Degen, Sindold und Hunold: | die Herren musten pflegen Des Hofes und der Ehren, | den Köngen unterthan.

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  • Das Nibelungenlied - Der Nibelungen Not :: Wie Kriemhilden trumte.

    1Viel Wunderdinge melden | die Mren alter Zeit Von preiswerthen Helden, | von groer Khnheit,Von Freud und Festlichkeiten, | von Weinen und von Klagen,Von khner Recken Streiten | mgt ihr nun Wunder hren sagen.2Es wuchs in Burgunden | solch edel Mgdelein, Da in allen Landen | nichts Schnres mochte sein.Kriemhild war sie geheien, | und ward ein schnes Weib,Um die viel Degen musten | verlieren Leben und Leib.3Die Minnigliche lieben | brachte Keinem Scham; Um die viel Recken warben, | Niemand war ihr gram.Schn war ohne Maen | die edle Maid zu schaun;Der Jungfrau hfsche Sitte | wr eine Zier allen Fraun.4Es pflegten sie drei Knige | edel und reich, Gunther und Gernot, | die Recken ohne Gleich,Und Geiselher der junge, | ein auserwhlter Degen;Sie war ihre Schwester, | die Frsten hatten sie zu pflegen.5Die Herren waren milde, | dazu von hohem Stamm, Unmaen khn nach Krften, | die Recken lobesam.Nach den Burgunden | war ihr Land genannt;Sie schufen starke Wunder | noch seitdem in Etzels Land.6In Worms am Rheine wohnten | die Herrn in ihrer Kraft. Von ihren Landen diente | viel stolze RitterschaftMit rhmlichen Ehren | all ihres Lebens Zeit,Bis jmmerlich sie starben | durch zweier edeln Frauen Streit.7Ute hie ihre Mutter, | die reiche Knigin, Und Dankrat ihr Vater, | der ihnen zum GewinnDas Erbe lie im Tode, | vordem ein starker Mann,Der auch in seiner Jugend | groer Ehren viel gewann.8Die drei Knge waren, | wie ich kund gethan, Stark und hohen Muthes; | ihnen waren unterthanAuch die besten Recken, | davon man hat gesagt,Von groer Kraft und Khnheit, | in allen Streiten unverzagt.9Das war von Tronje Hagen, | und der Bruder sein, Dankwart der Schnelle, | von Metz Herr Ortewein,Die beiden Markgrafen | Gere und Eckewart,Volker von Alzei, | an allen Krften wohlbewahrt,10Rumold der Kchenmeister, | ein theuerlicher Degen, Sindold und Hunold: | die Herren musten pflegenDes Hofes und der Ehren, | den Kngen unterthan.

  • Noch hatten sie viel Recken, | die ich nicht alle nennen kann.11Dankwart war Marschall; | so war der Neffe sein Truchse des Knigs, | von Metz Herr Ortewein.Sindold war Schenke, | ein waidlicher Degen,Und Kmmerer Hunold: | sie konnten hoher Ehren pflegen.12Von des Hofes Ehre | von ihrer weiten Kraft, Von ihrer hohen Wrdigkeit | und von der Ritterschaft,Wie sie die Herren bten | mit Freuden all ihr Leben,Davon wei wahrlich Niemand | euch volle Kunde zu geben.13In ihren hohen Ehren | trumte Kriemhilden, Sie zg einen Falken, | stark-, schn- und wilden;Den griffen ihr zwei Aare, | da sie es mochte sehn:Ihr konnt auf dieser Erde | grer Leid nicht geschehn.14Sie sagt' ihrer Mutter | den Traum, Frau Uten: Die wust ihn nicht zu deuten | als so der guten:Der Falke, den du ziehest, | das ist ein edler Mann:Ihn wolle Gott behten, | sonst ist es bald um ihn gethan.15Was sagt ihr mir vom Manne, | vielliebe Mutter mein? Ohne Reckenminne | will ich immer sein;So schn will ich verbleiben | bis an meinen Tod,Da ich von Mannesminne | nie gewinnen mge Noth.16Verred es nicht so vllig, | die Mutter sprach da so, Sollst du je auf Erden | von Herzen werden froh,Das geschieht von Mannesminne: | du wirst ein schnes Weib,Will Gott dir noch vergnnen | eines guten Ritters Leib.17Die Rede lat bleiben, | vielliebe Mutter mein. Es hat an manchen Weiben | gelehrt der Augenschein,Wie Liebe mit Leide | am Ende gerne lohnt;Ich will sie meiden beide, | so bleib ich sicher verschont!18Kriemhild in ihrem Muthe | hielt sich von Minne frei. So lief noch der guten | manch lieber Tag vorbei,Da sie Niemand wuste, | der ihr gefiel zum Mann,Bis sie doch mit Ehren | einen werthen Recken gewann.19Das war derselbe Falke, | den jener Traum ihr bot, Den ihr beschied die Mutter. | Ob seinem frhen TodDen nchsten Anverwandten | wie gab sie blutgen Lohn!Durch dieses Einen Sterben | starb noch mancher Mutter Sohn.

  • Das Nibelungenlied - Der Nibelungen Not :: Wie Gunther mit Brunhild Hochzeit hielt

    596Jenseits des Rheins | sah man dem Gestad Mit allen seinen Gsten | den Knig schon genaht.Da sah man auch am Zaume | leiten manche Maid:Die sie empfangen sollten, | die waren alle bereit.597Als bei den Schiffen ankam | von Isenland die Schar Und die der Nibelungen, | die Siegfried eigen war,Sie eilten an das Ufer; | wohl fli sich ihre Hand,Als man des Knigs Freunde | jenseits am Gestade fand.598Nun hrt auch die Mre | von der Knigin, Ute der reichen, | wie sie die Mgdlein hinBrachte von der Veste | und selber ritt zum Strand.Da wurden mit einander | viel Maid' und Ritter bekannt.599Der Markgraf Gere fhrte | am Zaum Kriemhildens Pferd Bis vor das Thor der Veste; | Siegfried der Degen werthDurft ihr weiter dienen; | sie war so schn und hehr.Das ward ihm wohl vergolten | von der Jungfrau nachher.600Ortwein der khne fhrte | Ute die Knigin, Und so ritt mancher Ritter | neben den Frauen hin.Zu festlichem Empfange, | das mag man wohl gestehn,Wurden nie der Frauen | so viel beisammen gesehn.601Viel hohe Ritterspiele | wurden da getrieben Von preiswerthen Helden | (wie wr es unterblieben?)Vor Kriemhild der schnen, | die zu den Schiffen kam.Da hub man von den Mhren | viel der Frauen lobesam.602Der Knig war gelandet | mit fremder Ritterschaft. Wie brach da vor den Frauen | mancher starke Schaft!Man hrt' auf den Schilden | erklingen Sto auf Sto.Hei! reicher Buckeln Schallen | ward im Gedrnge da gro!603Vor dem Hafen standen | die Frauen minniglich; Gunther mit seinen Gsten | hub von den Schiffen sich:Er fhrte Brunhilden | selber an der Hand.Wider einander leuchtete | schn Gestein und licht Gewand.604In hfischen Zchten | hin Frau Kriemhild gieng, Wo sie Frau Brunhilden | und ihr Gesind empfieng.Man konnte lichte Hnde | am Krnzlein rcken sehn,Da sich die Beiden kssten: | das war aus Liebe geschehn.605Da sprach wohlgezogen | Kriemhild das Mgdelein: Ihr sollt uns willkommen | in diesem Lande sein,Mir und meiner Mutter, | und Allen, die uns treuVon Mannen und von Freunden. | Da verneigten sich die Zwei.606

  • Oftmals mit den Armen | umfiengen sich die Fraun. So minniglich Empfangen | war nimmer noch zu schaun,Als die Frauen beide | der Braut da thaten kund,Frau Ute mit der Tochter: | sie kssten oft den sen Mund.607Da Brunhilds Frauen alle | nun standen auf dem Strand, Von waidlichen Recken | wurden bei der HandFreundlich genommen | viel Frauen ausersehn.Man sah die edeln Maide | vor Frau Brunhilden stehn.608Bis der Empfang vorber war, | das whrte lange Zeit, Manch rosigem Munde war | da ein Ku bereit.Noch standen bei einander | die Kniginnen reich:Das freuten sich zu schauen | viel der Recken ohne Gleich.609Da sphten mit den Augen, | die oft gehrt vorher, Man hab also Schnes | gesehen nimmermehrAls die Frauen beide: | das fand man ohne Lug.Man sah an ihrer Schne | auch nicht den mindesten Trug.610Wer Frauen schtzen konnte | und minniglichen Leib, Der pries um ihre Schne | Knig Gunthers Weib;Doch sprachen da die Kenner, | die es recht besehn,Man me vor Brunhilden | den Preis Kriemhilden zugestehn.611Nun giengen zu einander | Mgdelein und Fraun; Es war in hoher Zierde | manch schnes Weib zu schaun.Da standen seidne Htten | und manches reiche Zelt,Womit man erfllt sah | hier vor Worms das ganze Feld.612Des Knige Freunde drngten | sich, um sie zu sehn. Da hie man Brunhilden | und Kriemhilden gehnUnd all die Fraun mit ihnen | hin, wo sich Schatten fand;Es fhrten sie die Degen | aus der Burgunden Land.613Nun waren auch die Gste | zu Ross geseen all; Da gabs beim Lanzenbrechen | durch Schilde lauten Schall.Das Feld begann zu stuben, | als ob das ganze LandEntbrannt wr in der Lohe: | da machten Helden sich bekannt.614Was da die Recken thaten, | sah manche Maid mit an. Wohl ritt mit seinen Degen | Siegfried der khne MannIn mancher Wiederkehre | vorbei an dem Gezelt;Der Nibelungen fhrte | tausend Degen der Held.615Da kam von Tronje Hagen, | wie ihm der Knig rieth; Der Held mit guter Sitte | die Ritterspiele schied,Da sie nicht bestaubten | die schnen Mgdelein:Da mochten ihm die Gste | gerne wohl gehorsam sein.616Da sprach der edle Gernot: | Die Rosse lat stehn, Bis es beginnt zu khlen, | da wir die Frauen schnMit unserm Dank geleiten | bis vor den weiten Saal;

  • Will dann der Knig reiten, | find er euch bereit zumal.617Das Kampfspiel war vergangen | ber all dem Feld: Da giengen kurzweilen | in manches hohe ZeltDie Ritter zu den Frauen | um hoher Lust Gewinn:Da vertrieben sie die Stunden, | bis sie weiter sollten ziehn.618Vor des Abends Nahen, | als sank der Sonne Licht Und es begann zu khlen, | lie man es lnger nicht:Zu der Veste huben | Fraun und Ritter sich;Mit Augen ward geliebkost | mancher Schnen minniglich.619Von guten Knechten wurden | viel Pferde md geritten Vor den Hochgemuthen | nach des Landes Sitten,Bis vor dem Saale | abstieg der Knig werth.Da diente man den Frauen | und hob sie nieder vom Pferd.620Da wurden auch geschieden | die Kniginnen reich. Hin gieng Frau Ute | und Kriemhild zugleichMit ihrem Ingesinde | in ein weites Haus:Da vernahm man allenthalben | der Freude rauschenden Braus.621Man richtete die Sthle: | der Knig wollte gehn Zu Tisch mit den Gsten. | Da sah man bei ihm stehnBrunhild die schne, | die da die Krone trugIn des Knigs Lande: | sie erschien wohl reich genug.622Da sah man schne Sitze | und gute Tafeln breit Mit Speisen beladen, | so hrten wir Bescheid.Was sie da haben sollten, | wie wenig fehlte dran!Da sah man bei dem Knig | gar manchen herrlichen Mann.623Des Wirthes Kmmerlinge | im Becken goldesroth Reichten ihnen Wasser. | Das wr vergebne Noth,Sagte wer, man htte | je fleigern Dienst gethanBei eines Frsten Hochzeit: | ich glaubte schwerlich daran.624Eh der Vogt am Rheine | hier das Wasser nahm, Zu Gunthern trat da Siegfried, | er durft es ohne Scham,Und mahnt' ihn seiner Treue, | die er ihm gab zu Pfand,Bevor er Brunhilden | daheim gesehn in Isenland.625Er sprach zu ihm: Gedenket, | mir schwur eure Hand, Wenn wir Frau Brunhild | brchten in die Land,Ihr gbt mir eure Schwester: | wo blieb nun der Eid?Ihr wit, bei eurer Reise | war keine Mhe mir leid.626Da sprach der Wirth zum Gaste: | Recht, da ihr mich mahnt. Ich will den Eid nicht brechen, | den ich schwur mit Mund und Hand,Ich helf es euch fgen, | so gut es mag geschehn.Da hie man Kriemhilden | zu Hof vor den Knig gehn.627Mit ihren schnen Maiden | kam sie vor den Saal.

  • Da sprang von einer Stiege | Geiselher zu Thal:Nun heit wiederkehren | diese Mgdelein:Meine Schwester soll alleine | hier bei dem Knige sein.628Hin brachten sie Kriemhilden, | wo man den Knig fand: Da standen edle Ritter | von mancher Frsten Land.In dem weiten Saale | hie man sie stille stehn;Frau Brunhilden sah man | eben auch zu Tische gehn.629Sie hatte keine Kunde, | was da im Werke war. Da sprach Knig Dankrats Sohn | zu seiner Mannen Schar:Helft mir, da meine Schwester | Siegfrieden nimmt zum Mann.Sie sprachen einhellig: | Das wre gar wohl gethan.630Da sprach der Knig Gunther: | Schwester, edle Maid, Bei deiner Zucht und Gte | lse meinen Eid.Ich schwur dich einem Recken, | und nimmst du ihn zum Mann,So hast du meinen Willen | mit groen Treuen gethan.631Die edle Maid versetzte: | Lieber Bruder mein, Ihr sollt mich nicht flehen, | ich will gehorsam sein.Wie ihr mir gebietet, | so soll es sein gethan:Dem will ich mich verloben, | den ihr, Herr, mir gebt zum Mann.632Von lieber Augenweide | Ward Siegfrieds Farbe roth: Zu Diensten sich der Recke | Frau Kriemhilden bot.Man lie sie mit einander | in einem Kreise stehn,Und frug sie, ob sie wolle | diesen Recken ausersehn?633Scheu, wie Mdchen pflegen, | schmte sie sich ein Theil; Jedoch war Siegfrieden | so gnstig Glck und Heil,Da sie nicht verschmhen | wollte seine Hand.Auch versprach sich ihr zum Manne | der edle Held von Niederland.634Da er sich ihr verlobte | und sich ihm die Maid, Ein gtlich Umfangen | war da alsbald bereitVon Siegfriedens Armen | dem schnen Mgdlein zart:Die edle Knigin ksst' er | in der Helden Gegenwart.635Sich schied das Gesinde. | Als das geschah, Auf dem Ehrenplatze | man Siegfrieden sah,Mit Kriemhilden sitzen; | da dient' ihm mancher Mann.Man sah die Nibelungen | mit ihm den Sitzen sich nahm.636Der Knig sa zu Tische | bei Brunhild der Maid. Da sah sie Kriemhilden | (nichts war ihr je so leid)Bei Siegfrieden sitzen: | zu weinen hub sie an,Da ihr manch heie Thrne | ber lichte Wangen rann.637Da sprach der Wirth des Landes: | Was ist euch, Fraue mein, Da ihr so trben laet | lichter Augen Schein?Ihr solltet recht euch freuen: | euch ist unterthanMein Land und reiche Burgen | und mancher waidliche Mann.

  • 638Recht weinen sollt ich eher, | sprach die schne Maid. | Deiner Schwester wegen | trag ich Herzeleid.Ich seh sie sitzen neben | dem Eigenholden dein:Wohl mu ich immer weinen, | soll sie so erniedrigt sein.639Da sprach der Knig Gunther: | Schweigt davon jetzt still, Da ich euch ein andermal | die Kunde sagen will,Warum meine Schwester | Siegfrieden ward gegeben.Wohl mag sie mit dem Recken | allezeit in Freuden leben.640Sie sprach: Mich jammern immer | ihre Schnheit, ihre Zucht; Wst ich, wohin ich sollte, | ich nhme gern die FluchtUnd wollt euch nimmer eher | nahe liegen bei,Bis ich wste, weshalb Kriemhild | die Braut von Siegfrieden sei.641Da sprach Knig Gunther: | Ich mach es euch bekannt: Er hat selber Burgen | wie ich und weites Land.Das drft ihr sicher glauben, | er ist ein Knig reich:Drum gnn ich ihm zum Weibe | die schne Magd ohne Gleich.642Was ihr der Knig sagte, | traurig blieb ihr Muth. Da eilte von den Tischen | mancher Ritter gut:Das Kampfspiel ward so heftig, | da rings die Burg erklang.Dem Wirth bei seinen Gsten | ward die Weile viel zu lang.643Er dacht: Ich lge sanfter | der schnen Frauen bei. Er wurde des Gedankens | nicht mehr im Herzen frei,Von ihrer Minne me | ihm Liebes viel geschehn.Da begann er freundlich | Frau Brunhilden anzusehn.644Vom Ritterspiel die Gste | bat man abzustehn: Mit seinem Weibe wollte | zu Bett der Knig gehn.Vor des Saales Stiege | begegneten daSich Kriemhild und Brunhild; | noch in Gte das geschah.645Da kam ihr Ingesinde; | sie sumten lnger nicht: Ihre reichen Kmmerlinge | brachten ihnen Licht.Es theilten sich die Recken | in beider Knge Lehn.Da sah man viel der Degen | hinweg mit Siegfrieden gehn.646Die Helden kamen beide | hin, wo sie sollten liegen. Da dachte Jedweder | mit Minnen obzusiegenDen minniglichen Frauen: | des freute sich ihr Muth.Siegfriedens Kurzweil | die wurde herrlich und gut.647Als Siegfried der Degen | bei Kriemhilden lag Und er da der Jungfrau | so minniglich pflagMit seinem edeln Minnen, | sie ward ihm wie sein Leben:Er htte nicht die eine | fr tausend andre gegeben.648Ich sag euch nicht weiter, | wie er der Frauen pflag. Nun hrt diese Mre, | wie Knig Gunther lag

  • Bei Brunhild der Frauen; | der zierliche DegenHtte leichtlich sanfter | bei andern Frauen gelegen.649Das Volk hatt ihn verlaen | zumal, so Frau als Mann: Da ward die Kemenate | balde zugethan.Er whnt', er solle kosen | ihren minniglichen Leib:Da whrt' es noch gar lange, | bevor sie wurde sein Weib.650Im weien Linnenhemde | gieng sie ins Bett hinein. Der edle Ritter dachte: | Nun ist das alles mein,Wes mich je verlangte | in allen meinen Tagen.Sie must ob ihrer Schne | mit groem Recht ihm behagen.651Das Licht begann zu bergen | des edeln Knigs Hand. Hin gieng der khne Degen, | wo er die Jungfrau fand.Er legte sich ihr nahe: | seine Freude die war gro,Als die Minnigliche | der Held mit Armen umschlo.652Minnigliches Kosen | mcht er da viel begehn, Liee das willig | die edle Frau geschehn.Doch zrnte sie gewaltig: | den Herrn betrbte das.Er whnt, er fnde Freude, | da fand er feindlichen Ha.653Sie sprach: Edler Ritter, | lat euch das vergehn: Was ihr da habt im Sinne, | das kann nicht geschehn.Ich will noch Jungfrau bleiben, | Herr Knig, merkt euch das,Bis ich die Mr erfahre. | Da fate Gunther ihr Ha.654Er rang nach ihrer Minne | und zerrauft' ihr Kleid. Da griff nach einem Grtel | die herrliche Maid,Einer starken Borte, | die sie um sich trug:Da that sie dem Knig | groen Leides genug.655Die F und die Hnde | sie ihm zusammenband, Zu einem Nagel trug sie ihn | und hieng ihn an die Wand.Als er im Schlaf sie strte, | sein Minnen sie verbot.Von ihrer Strke htt er | beinah gewonnen den Tod.656Da begann zu flehen, | der Meister sollte sein: Nun lst mir die Bande, | viel edle Fraue mein.Ich getrau euch, schne Herrin, | doch nimmer obzusiegenUnd will auch wahrlich selten | mehr so nahe bei euch liegen.657Sie frug nicht, wie ihm wre, | da sie in Ruhe lag. Dort must er hangen bleiben | die Nacht bis an den Tag,Bis der lichte Morgen | durchs Fenster warf den Schein:Hatt er je Kraft beseen, | die ward an seinem Leibe klein.658Nun sagt mir, Herr Gunther, | ist euch das etwa leid, Wenn euch gebunden finden, | sprach die schne Maid,Eure Kmmerlinge | von einer Frauen Hand?Da sprach der edle Ritter: | Das wrd euch bel gewandt.659

  • Auch wr mirs wenig Ehre, | sprach der edle Mann: Bei eurer Zucht und Gte | nehmt mich nun bei euch an.Und ist euch meine Minne | denn so mchtig leid,So will ich nie berhren | mit meiner Hand euer Kleid.660Da lste sie den Knig, | da er nicht lnger hieng; Wieder an das Bette | er zu der Frauen gieng.Er legte sich so ferne, | da er ihr Hemde feinNicht oft darnach berhrte: | auch wollte sie des ledig sein.661Da kam auch ihr Gesinde, | das brachte neu Gewand: Des war heute Morgen | genug fr sie zur Hand.Wie froh man da gebahrte, | traurig war genugDer edle Wirth des Landes, | wie er des Tags die Krone trug.662Nach des Landes Sitte, | die zu begehen Pflicht, Unterlie es Gunther | mit Brunhild lnger nicht:Sie giengen nach dem Mnster, | wo man die Messe sang.Dahin auch kam Herr Siegfried; | da hob sich mchtiger Drang.663Nach kniglichen Ehren | war da fr sie bereit, Was sie haben sollten, | die Krone wie das Kleid.Da lieen sie sich weihen: | als das war geschehn,Da sah man unter Krone | alle Viere herrlich stehn.664Das Schwert empfiengen Knappen, | sechshundert oder mehr, Den Knigen zu Ehren | auf meines Worts Gewhr.Da hob sich groe Freude | in Burgundenland:Man hrte Schfte brechen | an der Schwertdegen Hand.665Da saen in den Fenstern | die schnen Mgdelein. Sie sahen vor sich leuchten | manches Schildes Schein.Nun hatte sich der Knig | getrennt von seinem Lehn:Was man beginnen mochte, | er lie es trauernd geschehn.666Ihm und Siegfrieden | ungleich stand der Muth: Wohl wuste, was ihm fehlte, | der edle Ritter gut.Da gieng er zu dem Knig, | zu fragen er begann:Wie ists euch gelungen | die Nacht, das saget mir an.667Da sprach der Wirth zum Gaste: | Den Schimpf und den Schaden Hab ich an meiner Frauen | in mein Haus geladen.Ich whnte sie zu minnen, | wie schnell sie mich da band!Zu einem Nagel trug sie mich | und hieng mich hoch an die Wand.668Da hieng ich sehr in Aengsten | die Nacht bis an den Tag. Eh sie mich wieder lste, | wie sanft sie da lag!Das sei dir in der Stille | geklagt in Freundlichkeit.Da sprach der starke Siegfried: | Das ist in Wahrheit mir leid.669Das will ich euch beweisen, | verschmerzt ihr den Verdru. Ich schaffe, da sie heute Nacht | so nah euch liegen mu,Da sie euch ihre Minne | nicht lnger vorenthlt.

  • Die Rede hrte gerne | nach seinem Leide der Held.670Nun schau meine Hnde, | wie die geschwollen sind: Die drckte sie so mchtig, | als wr ich ein Kind,Da Blut mir allenthalben | aus den Ngeln drang.Ich hegte keinen Zweifel, | mein Leben whre nicht lang.671Da sprach der starke Siegfried: | Es wird noch Alles gut. Uns Beiden war wohl ungleich | heute Nacht zu Muth.Mir ist deine Schwester | wie Leben lieb und Leib!So mu nun auch Frau Brunhild | noch heute werden dein Weib.672Ich komme heut Abend | zu deinem Kmmerlein Also wohl verborgen | in der Tarnkappe mein,Da sich meiner Knste | Niemand mag versehn.La dann die Kmmerlinge | zu ihren Herbergen gehn:673So lesch ich den Knappen | die Lichter an der Hand: Bei diesem Wahrzeichen | sei dir bekannt,Da ich hereingetreten. | Wohl zwing ich dir dein Weib,Da du sie heute minnest, | ich verlr' denn Leben und Leib.674Wenn du sie nicht minnest, | der Knig sprach da so, Meine liebe Fraue: | des Andern bin ich froh;Was du auch thust und nhmst du | Leben ihr und Leib,Das wollt ich wohl verschmerzen: | sie ist ein schreckliches Weib.675Das nehm ich, sprach da Siegfried, | auf die Treue mein, Da ich sie nicht berhre; | die liebe Schwester deinGeht mir ber alle, | die ich jemals sah.Wohl glaubte Knig Gunther | der Rede Siegfriedens da.676Da gabs von Ritterspielen | Freude so wie Noth. Den Buhurd und das Lrmen | man allzumal verbot.Als die Frauen sollten | nach dem Saale gehn,Geboten Kmmerlinge | den Leuten, nicht im Weg zu stehn.677Von Rossen und von Leuten | rumte man den Hof. Der Frauen Jedwede | fhrt' ein Bischof,Als sie vor den Knigen | zu Tische sollten gehn.Ihnen folgten zu den Sthlen | viel der Degen ausersehn.678Bei seinem Weib der Knig | in froher Hoffnung sa: Was Siegfried ihm verheien, | im Sinne lag ihm das.Der eine Tag ihn dauchte | wohl dreiig Tage lang:Nach Brunhildens Minne | all sein Denken ihm rang.679Er konnt es kaum erwarten, | bis vorbei das Mahl. Brunhild die schne | rief man aus dem SaalUnd auch Kriemhilden: | sie sollten schlafen gehn:Hei! was man khner Degen | sah vor den Kniginnen stehn!680Siegfried der Herre | gar minniglich sa

  • Bei seinem schnen Weibe | mit Freuden ohne Ha.Sie kos'te seine Hnde | mit ihrer weien Hand,Bis er ihr vor den Augen, | sie wuste nicht wie, verschwand.681Da sie mit ihm spielte | und sie ihn nicht mehr sah, Zu seinem Ingesinde | sprach die Knigin da:Mich wundert sehr, wo ist doch | der Knig hingekommen?Wer hat seine Hnde | mir aus den meinen genommen?682Sie lie die Rede bleiben. | Da eilt' er hinzugehn, Wo er die Kmmerlinge | fand mit Lichtern stehn:Die lescht' er unversehens | den Knappen an der Hand:Da es Siegfried wre, | das war da Gunthern bekannt.683Wohl wust er, was er wolle: | er lie von dannen gehn Mgdelein und Frauen. | Als das war geschehn,Der edle Knig selber | verschlo der Kammer Thr:Starker Riegel zweie | die warf er eilends dafr.684Hinterm Bettvorhange | barg er der Kerzen Licht. Ein Spiel sogleich begannen, | vermeiden lie sichs nicht,Siegfried der starke | und die schne Maid:Das war dem Knig Gunther | beides lieb und auch leid.685Da legte sich Siegfried | der Knigin bei. Sie sprach: Nun lat es, Gunther, | wie lieb es euch auch sei,Da ihr nicht Noth erleidet | heute so wie eh:Oder euch geschieht hier | von meinen Hnden wieder Weh.686Er hehlte seine Stimme, | kein Wrtlein sprach er da. Wohl hrte Knig Gunther, | obgleich er sie nicht sah,Da Heimliches von Beiden | wenig geschehen sei;Nicht viel bequeme Ruhe | im Bette fanden die Zwei.687Er stellte sich, als wr er | Gunther der Knig reich; Er umschlo mit Armen | das Mgdlein ohne Gleich.Sie warf ihn aus dem Bette | dabei auf eine Bank,Da laut an einem Schemel | ihm das Haupt davon erklang.688Wieder auf mit Krften | sprang der khne Mann, Es beer zu versuchen: | wie er das begann,Da er sie zwingen wollte, | da widerfuhr ihm Weh.Ich glaube nicht, da solche Wehr | von Frauen je wieder gescheh.689Da ers nicht laen wollte, | das Mgdlein aufsprang: Euch ziemt nicht zu zerraufen | mein Hemd also blank.Ihr seid ungezogen: | das wird euch noch leid.Des bring ich euch wohl inne, | sprach die waidliche Maid.690Sie umschlo mit den Armen | den theuerlichen Degen Und wollt ihn auch in Bande | wie den Knig legen,Da sie im Bette lge | mit Gemchlichkeit.Wie grimmig sie das rchte, | da er zerzerret ihr Kleid!

  • 691Was half ihm da die Strke, | was seine groe Kraft? Sie erwies dem Degen | ihres Leibes Meisterschaft.Sie trug ihn bermchtig, | das muste nur so sein,Und drckt ihn ungefge | bei dem Bett an einen Schrein.692O weh, gedacht er, soll ich | Leben nun und Leib Von einer Maid verlieren, | so mag jedes WeibIn allen knftgen Zeiten | tragen FrevelmuthDem Mann gegenber, | die es sonst wohl nimmer thut.693Der Knig hrte Alles; | er bangte fr den Mann. Da schmte sich Siegfried, | zu zrnen fieng er an.Mit ungefgen Krften | ihr widersetzt' er sichUnd versuchte seine Strke | an Brunhilden ngstiglich.694Wie sie ihn niederdrckte, | sein Zorn erzwang es noch Und seine starken Krfte, | da ihr zum Trotz er dochSich aufrichten konnte; | seine Angst war gro.Sie gaben in der Kammer | sich her und hin manchen Sto.695Auch litt Knig Gunther | Sorgen und Beschwer: Er muste manchmal flchten | vor ihnen hin und her.Sie rangen so gewaltig, | da es Wunder nahm,Wie Eins vor dem Andern | mit dem Leben noch entkam.696Den Knig Gunther ngstigte | beiderseits die Noth; Doch frchtet' er am meisten | Siegfriedens Tod.Wohl htte sie dem Degen | das Leben schier benommen:Drft er nur, er wr ihm | gern zu Hlfe gekommen.697Gar lange zwischen Beiden | dauerte der Streit; Da bracht er an das Bette | zuletzt zurck die Maid:Wie sehr sie sich auch wehrte, | die Wehr ward endlich schwach.Gunther in seinen Sorgen | hieng mancherlei Gedanken nach.698Es whrte lang dem Knig, | bis Siegfried sie bezwang. Sie drckte seine Hnde, | da aus den Ngeln sprungDas Blut von ihren Krften; | das war dem Helden leid.Da zwang er zu verlugnen | diese herrliche Maid699Den ungestmen Willen, | den sie erst dargethan. Alles vernahm der Knig, | doch hrt ers schweigend an.Er drckte sie ans Bette, | da sie aufschrie laut:Des starken Siegfrieds Krfte | schmerzten bel die Braut.700Da griff sie nach der Hfte, | wo sie die Borte fand, Und dacht' ihn zu binden: | doch wehrt' es seine Hand,Da ihr die Glieder krachten, | dazu der ganze Leib.Da war der Streit zu Ende: | da wurde sie Gunthers Weib.701Sie sprach: Edler Knig, | nimm mir das Leben nicht: Was ich dir that zu Leide, | vergt ich dir nach Pflicht.

  • Ich wehre mich nicht wieder | der edeln Minne dein:Ich hab es wohl erfahren, | da du magst Frauen Meister sein.702Aufstand da Siegfried, | liegen blieb die Maid, Als dcht er abzuwerfen | eben nur das Kleid.Er zog ihr vom Finger | ein Ringlein von Gold,Da es nicht gewahrte | die edle Knigin hold,703Auch nahm er ihren Grtel, | eine Borte gut. Ich wei nicht, geschah es | aus hohem Uebermuth.Er gab ihn seinem Weibe: | das ward ihm spter leid.Da lagen bei einander | der Knig und die schne Maid.704Er pflag der Frauen minniglich, | wie es geziemend war: Scham und Zorn verschmerzen | muste sie da gar.Von seinen Heimlichkeiten | ihre lichte Farb erblich.Hei! wie von der Minne | die groe Kraft ihr entwich!705Da war auch sie nicht strker | als ein ander Weib. Minniglich umfieng er | ihren schnen Leib;Wenn sie noch widerstnde, | was knnt es sie verfahn?Das hatt ihr Alles Gunther | mit seinem Minnen gethan.706Wie minniglich der Degen | da bei der Frauen lag In freundlicher Liebe | bis an den lichten Tag!Inzwischen war Herr Siegfried | lngst schon hindann:Da ward er wohl empfangen | von einer Frauen wohlgethan.707Er wich allen Fragen aus, | die sie erdacht, Und hehlt' ihr noch lang, | was er mitgebracht,Bis er daheim das Kleinod | ihr doch am Ende gab:Das brachte viel der Degen | mit ihm selber ins Grab.708Dem Wirth am andern Morgen | viel hher stand der Muth, Als am ersten Tage: | da ward die Freude gutIn allen seinen Landen | bei manchem edeln Mann.Die er zu Hof geladen, | denen ward viel Dienst gethan.709Vierzehn Tage whrte | diese Lustbarkeit, Da sich der Schall nicht legte | in so langer ZeitVon aller Lust und Kurzweil, | die man erdenken mag.Wohl verwandte hohe Kosten | der Knig bei dem Hofgelag.710Des edeln Wirthes Freunde, | wie es der Herr gewollt, Verschenkten ihm zu Ehren | Kleider und rothes Gold,Silber auch und Rosse | an manchen fremden Mann.Die gerne Gaben nahmen, | die schieden frhlich hindann.711Auch der khne Siegfried | aus dem Niederland Mit seinen tausend Mannen | --all das Gewand,Das sie gebracht zum Rheine, | ward ganz dahin gegeben,Schne Ross' und Sttel: | sie wusten herrlich zu leben.712

  • Bevor die reiche Gabe | noch alle war verwandt, Schon daucht es die zu lange, | die wollten in ihr Land.Nie sah man ein Gesinde | mehr so wohl verpflegen.So endete die Hochzeit: | da schied von dannen mancher Degen.

  • Das Nibelungenlied - Der Nibelungen Not :: Wie Siegfried mit seinem Weibe heimkehrte

    713Als die Gste waren | gefahren all davon, Da sprach zu dem Gesinde | Knig Siegmunds Sohn:Wir wollen auch uns rsten | zur Fahrt in unser Land.Lieb ward es seinem Weibe, | als ihr die Mre ward bekannt.714Sie sprach zu ihrem Manne: | Wann sollen wir nun fahren? So sehr damit zu eilen | will ich mich bewahren:Erst sollen mit mir theilen | meine Brder dieses Land.Leid war es Siegfrieden, | als ers an Kriemhilden fand.715Die Frsten giengen zu ihm | und sprachen alle drei: Wit nun, Herr Siegfried, | da euch immer seiUnser Dienst mit Treue | bereit bis in den Tod.Er neigte sich den Herren, | da mans so wohl ihm erbot.716Wir wolln auch mit euch theilen, | sprach Geiselher das Kind, Das Land und die Burgen, | die unser eigen sind,Und was der weiten Reiche | uns ist unterthan;Ihr empfangt mit Kriemhild | euer volles Theil daran.717Der Sohn Knig Siegmunds | sprach zu den Frsten da, Als er den guten Willen | der Herren hrt und sah:Gott la euch euer Erbe | gesegnet immer seinUnd auch die Leute drinnen: | es mag die liebe Fraue mein718Des Theils wohl entrathen, | den ihr ihr wolltet geben: | Wo sie soll Krone tragen, | mgen wirs erleben,Da mu sie reicher werden, | als wer ist auf der Welt.Was ihr sonst gebietet, | ich bin euch dienstlich gesellt.719Da sprach aber Kriemhild: | Wenn ihr mein Land verschmht, Um die Burgundendegen | es so gering nicht fleht;Die mag ein Knig gerne | fhren in sein Land:Wohl soll sie mit mir theilen | meiner lieben Brder Hand.720Da sprach Knig Gernot: | Nimm, die du willst, mit dir. | Die gerne mit dir reiten, | du findest Viele hier.Von dreiighundert Recken | nimm dir tausend MannZu deinem Hausgesinde. | Kriemhild zu senden begann721Nach Hagen von Tronje | und nach Ortwein, Ob sie und ihre Freunde | Kriemhildens wollten sein.Da gewann darber Hagen | ein zorniges Leben:Er sprach: Uns kann Gunther | in der Welt an Niemand vergeben.722Ander Ingesinde | nehmt zu eurer Fahrt; Ihr werdet ja wohl kennen | der Tronejer Art.Wir men bei den Knigen | bleiben so fortanUnd denen ferner dienen, | deren Dienst wir stts versahn.723

  • Sie lieen es bewenden | und machten sich bereit. Ihres edeln Ingesindes | nahm Kriemhild zum GeleitZweiunddreiig Mgdelein | und fnfhundert Mann;Eckewart der Markgraf | zog mit Kriemhild hindann.724Da nahmen alle Urlaub, | Ritter so wie Knecht, Mgdelein und Frauen: | so war es Fug und Recht.Unter Kssen scheiden | sah man sie unverwandt,Und jene rumten frhlich | dem Knig Gunther das Land.725Da geleiteten die Freunde | sie fern auf ihren Wegen. Allenthalben lie man | ihnen Nachtherberge legen,Wo sie die nehmen wollten | in der Knge Land.Da wurden bald auch Boten | dem Knig Siegmund gesandt,726Damit er wien sollte | und auch Frau Siegelind, Sein Sohn solle kommen | mit Frau Utens Kind,Kriemhild der schnen, | von Worms ber Rhein.Diese Mren konnten | ihnen nimmer lieber sein.727Wohl mir, sprach da Siegmund, | da ich den Tag soll sehn, Da hier die schne Kriemhild | soll unter Krone gehn!Das erhht im Werthe | mir all das Erbe mein:Mein Sohn Siegfried | soll nun selbst hier Knig sein.728Da gab ihnen Siegelind | zu Kleidern Sammet roth Und schweres Gold und Silber: | das war ihr Botenbrot.Sie freute sich der Mre, | die sie da vernahm.All ihr Ingesinde | sich mit Flei zu kleiden begann.729Man sagt' ihr, wer da kme | mit Siegfried in das Land. Da hie sie Gesthle | errichten gleich zur Hand,Wo er vor den Freunden | sollt unter Krone gehn.Entgegen ritten ihnen | Die in Knig Siegmunds Lehn.730Wer beer wre empfangen, | mir ist es unbekannt, Als die Helden wurden | in Siegmundens Land.Kriemhilden seine Mutter | Sieglind entgegenrittMit viel der schnen Frauen; | khne Ritter zogen mit731Wohl eine Tagereise, | bis man die Gste sah. Die Heimischen und Fremden | litten Beschwerde da,Bis sie endlich kamen | zu einer Veste weit,Die Santen war geheien, | wo sie Krone trugen nach der Zeit.732Mit lachendem Munde | Siegmund und Siegelind Manche liebe Weile | kssten sie Utens KindUnd Siegfried den Degen; | ihnen war ihr Leid benommen.All ihr Ingesinde | hie man frhlich willkommen.733Da brachten sie die Gste | vor Knig Siegmunds Saal. Die schnen Jungfrauen | hub man allzumalVon den Mhren nieder; | da war mancher Mann,

  • Der den schnen Frauen | mit Flei zu dienen begann.734So prchtig ihre Hochzeit | am Rhein war bekannt, Doch gab man hier den Helden | kstlicher Gewand,Als sie all ihr Leben | je zuvor getragen.Man mochte groe Wunder | von ihrem Reichthume sagen.735So saen sie in Ehren | und hatten genug. Was goldrothe Kleider | ihr Ingesinde trug!Edel Gestein und Borten | sah man gewirkt darin.So verpflag sie fleiig | Sieglind die edle Knigin.736Da sprach vor seinen Freunden | der Knig Siegmund: Allen meinen Freunden | thu ichs heute kund,Da Siegfried meine Krone | hier hinfort soll tragen.Die Mre hrten gerne | Die von Niederlanden sagen.737Er befahl ihm seine Krone | mit Gericht und Land: Da war er Herr und Knig. | Wem er den Rechtsspruch fandUnd wen er strafen sollte, | das wurde so gethan,Da man wohl frchten durfte | der schnen Kriemhilde Mann.738In diesen hohen Ehren | lebt' er, das ist wahr, Und richtet' unter Krone | bis an das zehnte Jahr,Da die schne Knigin | einen Sohn gewann,An dem des Knigs Freunde | ihren Wunsch und Willen sahn.739Alsbald lie man ihn taufen | und einen Namen nehmen: Gunther, nach seinem Oheim, | des drft er sich nicht schmen.Gerieth' er nach den Freunden, | er wrd ein khner Mann.Man erzog ihn sorgsam: | sie thaten auch recht daran.740In denselben Zeiten | starb Frau Siegelind: Da nahm die volle Herrschaft | der edeln Ute Kind,Wie so reicher Frauen | geziemte wohl im Land.Es ward genug betrauert, | da der Tod sie hatt entwandt.741Nun hatt auch dort am Rheine, | wie wir hren sagen, Gunther dem reichen | einen Sohn getragenBrunhild die schne | in Burgundenland.Dem Helden zu Liebe | ward er Siegfried genannt.742Mit welchen Sorgen immer | man sein hten hie! Von Hofmeistern Gunther | ihn Alles lehren lie,Was er bedrfen mchte, | erwchs' er einst zum Mann.Hei, was ihm bald das Unglck | der Verwandten abgewann!743Zu allen Zeiten Mre | war so viel gesagt, Wie doch so herrlich | die Degen unverzagtZu allen Stunden lebten | in Siegmundens Land:So lebt' auch Knig Gunther | mit seinen Freunden auserkannt.744Das Land der Nibelungen | war Siegfried unterthan

  • Keiner seiner Freunde | je grern Schatz gewann)Mit Schilbungens Recken | und der Beiden Gut.Darber trug der Khne | desto hher den Muth.745Hort den allermeisten, | den je ein Held gewann, Nach den ersten Herren, | besa der khne Mann,Den vor einem Berge | seine Hand erwarb im Streit:Er schlug darum zu Tode | manchen Ritter allbereit.746Vollauf besa er Ehre, | und htt ers halb entbehrt, Doch mste man gestehen | dem edeln Recken werth,Da er der Beste wre, | der je auf Rossen sa.Man scheute seine Strke, | mit allem Grunde that man das.

  • Das Nibelungenlied - Der Nibelungen Not :: Von Siegfrieden

    20Da wuchs im Niederlande | eines edeln Knigs Kind, Siegmund hie sein Vater, | die Mutter Siegelind,In einer mchtgen Veste, | weithin wohlbekannt,Unten am Rheine, | Xanten war sie genannt.21Ich sag euch von dem Degen, | wie so schn er ward. Er war vor allen Schanden | immer wohl bewahrt.Stark und hohes Namens | ward bald der khne Mann:Hei! was er groer Ehren | auf dieser Erde gewann!22Siegfried ward geheien | der edle Degen gut. Er erprobte viel der Recken | in hochbeherztem Muth.Seine Strke fhrt' ihn | in manches fremde Land:Hei! was er schneller Degen | bei den Burgunden fand!23Bevor der khne Degen | voll erwuchs zum Mann, Da hatt er solche Wunder | mit seiner Hand gethan,Davon man immer wieder | singen mag und sagen;Wir men viel verschweigen | von ihm in heutigen Tagen.24In seinen besten Zeiten, | bei seinen jungen Tagen Mochte man viel Wunder | von Siegfrieden sagen,Wie Ehr an ihm erblhte | und wie schn er war zu schaun:Drum dachten sein in Minne | viel der waidlichen Fraun.25Man erzog ihn mit dem Fleie, | wie ihm geziemend war; Was ihm Zucht und Sitte | der eigne Sinn gebar!Das ward noch eine Zierde | fr seines Vaters Land,Da man zu allen Dingen | ihn so recht herrlich fand.26Er war nun so erwachsen, | mit an den Hof zu gehn. Die Leute sahn ihn gerne; | viel Fraun und Mdchen schnWnschten wohl, er kme | dahin doch immerdar;Hold waren ihm gar viele, | des ward der Degen wohl gewahr.27Selten ohne Hter | man reiten lie das Kind. Mit Kleidern hie ihn zieren | seine Mutter Siegelind;Auch pflegten sein die Weisen, | denen Ehre war bekannt:Drum mcht er wohl gewinnen | so die Leute wie das Land,28Nun war er in der Strke, | da er wohl Waffen trug: Wes er dazu bedurfte, | des gab man ihm genug.Schon sann er zu werben | um manches schne Kind;Die htten wohl mit Ehren | den schnen Siegfried geminnt.29Da lie sein Vater Siegmund | kund thun seinem Lehn, Mit lieben Freunden woll er | ein Hofgelag begehn.Da brachte man die Mre | in andrer Knge Land.Den Heimischen und Gsten | gab er Ross und Gewand.30

  • Wen man finden mochte, | der nach der Eltern Art Ritter werden sollte, | die edeln Knappen zartLud man nach dem Lande | zu der Lustbarkeit,Wo sie das Schwert empfiengen | mit Siegfried zu gleicher Zeit.31Man mochte Wunder sagen | von dem Hofgelag. Siegmund und Siegelind | gewannen an dem TagViel Ehre durch die Gaben, | die spendet' ihre Hand:Drum sah man viel der Fremden | zu ihnen reiten in das Land.32Vierhundert Schwertdegen | sollten gekleidet sein Mit dem jungen Knige. | Manch schnes MgdeleinSah man am Werk geschftig: | ihm waren alle hold.Viel edle Steine legten | die Frauen da in das Gold,33Die sie mit Borten wollten | auf die Kleider nhn Den jungen stolzen Recken; | das muste so ergehn.Der Wirth lie Sitze bauen | fr manchen khnen MannZu der Sonnenwende, | wo Siegfried Ritters Stand gewann.34Da gieng zu einem Mnster | mancher reiche Knecht Und viel der edeln Ritter. | Die Alten thaten recht,Da sie den Jungen dienten, | wie ihnen war geschehn,Sie hatten Kurzweile | und freuten sich es zu sehn.35Als man da Gott zu Ehren | eine Messe sang, Da hub sich von den Leuten | ein gewaltiger Drang,Da sie zu Rittern wurden | dem Ritterbrauch gemMit also hohen Ehren, | so leicht nicht wieder geschhs.36Sie eilten, wo sie fanden | geschirrter Rosse viel. Da ward in Siegmunds Hofe so laut das Ritterspiel,Da man ertosen hrte | Pallas und Saal.Die hochbeherzten Degen | begannen frhlichen Schall.37Von Alten und von Jungen | mancher Sto erklang, Da der Schfte Brechen | in die Lfte drang.Die Splitter sah man fliegen | bis zum Saal hinan.Die Kurzweile sahen | die Fraun und Mnner mit an.38Der Wirth bat es zu laen. | Man zog die Rosse fort; Wohl sah man auch zerbrochen | viel starke Schilde dortUnd viel der edeln Steine | auf das Gras geflltVon des lichten Schildes Spangen: | die hatten Ste zerschellt.39Da setzten sich die Gste, | wohin man ihnen rieth, zu Tisch, wo von Ermdung | viel edle Kost sie schiedUnd Wein der allerbeste, | des man die Flle trug.Den Heimischen und Fremden | bot man Ehren da genug.40So viel sie Kurzweile | gefunden all den Tag, Das fahrende Gesinde | doch keiner Ruhe pflag:Sie dienten um die Gabe, | die man da reichlich fand;

  • Ihr Lob ward zur Zierde | Knig Siegmunds ganzem Land.41Da lie der Frst verleihen | Siegfried, dem jungen Mann, | Das Land und die Burgen, | wie sonst er selbst gethan.Seinen Schwertgenoen | gab er mit milder Hand:So freute sie die Reise, | die sie gefhrt in das Land.42Das Hofgelage whrte | bis an den siebten Tag. Sieglind die reiche | der alten Sitte pflag,Da sie dem Sohn zu Liebe | vertheilte rothes Gold:Sie knnt es wohl verdienen, | da ihm die Leute waren hold.43Da war zuletzt kein armer | Fahrender mehr im Land. Ihnen stoben Kleider | und Rosse von der Hand,Als htten sie zu leben | nicht mehr denn einen Tag.Man sah nie Ingesinde, | das so groer Milde pflag.44Mit preiswerthen Ehren | zergieng die Lustbarkeit. Man hrte wohl die Reichen | sagen nach der Zeit,Da sie dem Jungen gerne | wren unterthan;Das begehrte nicht Siegfried, | dieser waidliche Mann.45So lange sie noch lebten, | Siegmund und Siegelind, Wollte nicht Krone tragen | der beiden liebes Kind;Doch wollt er herrlich wenden | alle die Gewalt,Die in den Landen frchtete | der Degen khn und wohlgestalt.46Ihn durfte Niemand schelten: | seit er die Waffen nahm, Pflag er der Ruh nur selten, | der Recke lobesam.Er suchte nur zu streiten | und seine starke HandMacht' ihn zu allen Zeiten | in fremden Reichen wohlbekannt.

  • Das Nibelungenlied - Der Nibelungen Not :: Wie Siegfried nach Worms kam

    47Den Herrn beschwerte selten | irgend ein Herzeleid. Er hrte Kunde sagen, | wie eine schne MaidBei den Burgunden wre, | nach Wnschen wohlgethan,Von der er bald viel Freuden | und auch viel Leides gewann.48Von ihrer hohen Schne | vernahm man weit und breit, Und auch ihr Hochgemthe | ward zur selben ZeitBei der Jungfrauen | den Helden oft bekannt:Das ladete der Gste | viel in Knig Gunthers Land.49So viel um ihre Minne | man Werbende sah, Kriemhild in ihrem Sinne | sprach dazu nicht Ja,Da sie einen wollte | zum geliebten Mann:Er war ihr noch gar fremde, | dem sie bald ward unterthan.50Dann sann auf hohe Minne | Sieglindens Kind: All der Andern Werben | war wider ihn ein Wind.Er mochte wohl verdienen | ein Weib so auserwhlt:Bald ward die edle Kriemhild | dem khnen Siegfried vermhlt.51Ihm riethen seine Freunde | und Die in seinem Lehn, Hab er stte Minne | sich zum Ziel ersehn,So soll er werben, da er sich | der Wahl nicht drfe schmen.Da sprach der edle Siegfried: | So will ich Kriemhilden nehmen,52Die edle Knigstochter | von Burgundenland, Um ihre groe Schne. | Das ist mir wohl bekannt,Kein Kaiser sei so mchtig, | htt er zu frein im Sinn,Dem nicht zum minnen ziemte | diese reiche Knigin.53Solche Mre hrte | der Knig Siegmund. Es sprachen seine Leute: | also ward ihm kundSeines Kindes Wille. | Es war ihm hchlich leid,Da er werben wolle | um diese herrliche Maid.54Es erfuhr es auch die Knigin, | die edle Siegelind: Die muste groe Sorge | tragen um ihr Kind,Weil sie wohl Gunthern kannte | und Die in seinem HeerDie Werbung dem Degen | zu verleiden fli man sich sehr.55Da sprach der khne Siegfried: | Viel lieber Vater mein, | Ohn edler Frauen Minne | wollt ich immer sein,Wenn ich nicht werben drfte | nach Herzensliebe frei.Was Jemand reden mochte, | so blieb er immer dabei.56Ist dir nicht abzurathen, | der Knig sprach da so, So bin ich deines Willens | von ganzem Herzen frohUnd will dirs fgen helfen, | so gut ich immer kann;Doch hat der Knig Gunther | manchen hochfhrtgen Mann.57

  • Und wr es anders Niemand | als Hagen der Degen, Der kann im Uebermuthe | wohl der Hochfahrt pflegen,So da ich sehr befrchte, | es mg uns werden leid,Wenn wir werben wollen | um diese herrliche Maid.58Wie mag uns das gefhrden! | hub da Siegfried an: Was ich mir im Guten | da nicht erbitten kann,Will ich schon sonst erwerben | mit meiner starken Hand,Ich will von ihm erzwingen | so die Leute wie das Land.59Leid ist mir deine Rede, | sprach Knig Siegmund, Denn wrde diese Mre | dort am Rheine kund,Du drftest nimmer reiten | in Knig Gunthers Land.Gunther und Gernot | die sind mir lange bekannt.60Mit Gewalt erwerben | kann Niemand die Magd, Sprach der Knig Siegmund, | das ist mir wohl gesagt;Willst du jedoch mit Recken | reiten in das Land,Die Freunde, die wir haben, | die werden eilends besandt.61So ist mir nicht zu Muthe, | fiel ihm Siegfried ein, Da mir Recken sollten | folgen an den RheinEiner Heerfahrt willen: | das wre mir wohl leid,Sollt ich damit erzwingen | diese herrliche Maid.62Ich will sie schon erwerben | allein mit meiner Hand. Ich will mit zwlf Gesellen | in Knig Gunthers Land;Dazu sollt ihr mir helfen, | Vater Siegmund.Da gab man seinen Degen | zu Kleidern grau und auch bunt.63Da vernahm auch diese Mre | seine Mutter Siegelind; Sie begann zu trauern | um ihr liebes Kind:,Sie bangt' es zu verlieren | durch Die in Gunthers Heer.Die edle Knigstochter | weinte darber sehr.64Siegfried der Degen | gieng hin, wo er sie sah. Wider seine Mutter | gtlich sprach er da:Frau, ihr sollt nicht weinen | um den Willen mein:Wohl will ich ohne Sorgen | vor allen Weiganden sein.65Nun helft mir zu der Reise | nach Burgundenland, Da mich und meine Recken | ziere solch Gewand,Wie so stolze Degen | mit Ehren mgen tragen:Dafr will ich immer | den Dank von Herzen euch sagen.66Ist dir nicht abzurathen, | sprach Frau Siegelind, So helf ich dir zur Reise, | mein einziges Kind,Mit den besten Kleidern, | die je ein Ritter trug,Dir und deinen Degen: | ihr sollt der haben genug.67Da neigte sich ihr dankend | Siegfried der junge Mann. Er sprach: Nicht mehr Gesellen | nehm ich zur Fahrt mir anAls der Recken zwlfe: | verseht die mit Gewand.

  • Ich mchte gern erfahren, | wie's um Kriemhild sei bewandt.68Da saen schne Frauen | ber Nacht und Tag, Da ihrer selten Eine | der Mue eher pflag,Bis sie gefertigt hatten | Siegfriedens Staat.Er wollte seiner Reise | nun mit nichten haben Rath.69Sein Vater hie ihm zieren | sein ritterlich Gewand, Womit er rumen wollte | Knig Siegmunds Land.Ihre lichten Panzer | die wurden auch bereitUnd ihre festen Helme, | ihre Schilde schn und breit.70Nun sahen sie die Reise | zu den Burgunden nahn. Um sie begann zu sorgen | beides, Weib und Mann,Ob sie je wiederkommen | sollten in das Land.Sie geboten aufzusumen | die Waffen und das Gewand.71Schn waren ihre Rosse, | ihr Reitzeug goldesroth; Wenn wer sich hher dauchte, | so war es ohne Noth,Als der Degen Siegfried | und Die ihm unterthan.Nun hielt er um Urlaub | zu den Burgunden an.72Den gaben ihm mit Trauern | Knig und Knigin. Er trstete sie beide | mit minniglichem SinnUnd sprach: Ihr sollt nicht weinen | um den Willen mein:Immer ohne Sorgen | mgt ihr um mein Leben sein.73Es war leid den Recken, | auch weinte manche Maid; Sie ahnten wohl im Herzen, | da sie es nach der ZeitNoch schwer entgelten msten | durch lieber Freunde Tod.Sie hatten Grund zu klagen, | es that ihnen wahrlich Noth.74Am siebenten Morgen | zu Worms an den Strand Ritten schon die Khnen; | all ihr GewandWar von rothem Golde, | ihr Reitzeug wohlbestellt;Ihnen giengen sanft die Rosse, | die sich da Siegfried gesellt.75Neu waren ihre Schilde, | licht dazu und breit, Und schn ihre Helme, | als mit dem GeleitSiegfried der khne | ritt in Gunthers Land.Man ersah an Helden | nie mehr so herrlich Gewand.76Der Schwerter Enden giengen | nieder auf die Sporen; Scharfe Spere fhrten | die Ritter auserkoren.Von zweier Spannen Breite | war, welchen Siegfried trug;Der hatt an seinen Schneiden | grimmer Schrfe genug.77Goldfarbne Zume | fhrten sie an der Hand; Der Brustriem war von Seide: | so kamen sie ins Land.Da gafften sie die Leute | allenthalben an:Gunthers Mannen liefen | sie zu empfangen heran.78Die hochbeherzten Recken, | Ritter so wie Knecht,

  • Liefen den Herrn entgegen, | so war es Fug und Recht,Und begrten diese Gste | in ihrer Herren Land;Die Pferde nahm man ihnen | und die Schilde von der Hand.79Da wollten sie die Rosse | ziehn zu ihrer Rast; Da sprach aber Siegfried alsbald, | der khne Gast:Lat uns noch die Pferde | stehen kurze Zeit:Wir reiten bald von hinnen; | dazu bin ich ganz bereit.80Man soll uns auch die Schilde | nicht von dannen tragen; | Wo ich den Knig finde, | kann mir das Jemand sagen,Gunther den reichen | aus Burgundenland?Da sagt' es ihm Einer, | dem es wohl war bekannt.81Wollt ihr den Knig finden, | das mag gar leicht geschehn: In jenem weiten Saale | hab ich ihn gesehnUnter seinen Helden; | da geht zu ihm hinan,So mgt ihr bei ihm finden | manchen herrlichen Mann.82Nun waren auch die Mren | dem Knig schon gesagt, Da auf dem Hofe wren | Ritter unverzagt:Sie fhrten lichte Panzer | und herrlich Gewand;Sie erkenne Niemand | in der Burgunden Land.83Den Knig nahm es Wunder, | woher gekommen sei'n Die herrlichen Recken | im Kleid von lichtem ScheinUnd mit so guten Schilden, | so neu und so breit;Das ihm das Niemand sagte, | das war Knig Gunthern leid.84Zur Antwort gab dem Knig | von Metz Herr Ortewein; Stark und khnes Muthes | mocht er wohl sein:Da wir sie nicht erkennen, | so heit Jemand gehnNach meinem Oheim Hagen: | dem sollt ihr sie laen sehn.85Ihm sind wohl kund die Reiche | und alles fremde Land; Erkennt er die Herren, | das macht er uns bekannt.Der Knig lie ihn holen | und Die in seinem Lehn:Da sah man ihn herrlich | mit Recken hin zu Hofe gehn.86Warum nach ihm der Knig, | frug Hagen da, geschickt? Es werden fremde Degen | in meinem Haus erblickt,Die Niemand mag erkennen: | habt ihr in fremdem LandSie wohl schon gesehen? | das macht mir, Hagen bekannt.87Das will ich, sprach Hagen. | Zum Fenster schritt er drauf, Da lie er nach den Gsten | den Augen freien Lauf.Wohl gefiel ihm ihr Gerthe | und all ihr Gewand;Doch waren sie ihm fremde | in der Burgunden Land.88Er sprach, woher die Recken | auch kmen an den Rhein, Es mchten selber Frsten | oder Frstenboten sein.Schn sind ihre Rosse | und ihr Gewand ist gut;Von wannen sie auch ritten, | es sind Helden hochgemuth.

  • 89Also sprach da Hagen: | Soviel ich mag verstehn, Hab ich gleich im Leben | Siegfrieden nie gesehn,So will ich doch wohl glauben, | wie es damit auch steht,Da er es sei, der Degen, | der so herrlich dorten geht.90Er bringt neue Mren | her in dieses Land: Die khnen Nibelungen | schlug des Helden Hand,Die reichen Knigsshne | Schilbung und Nibelung;Er wirkte groe Wunder | mit des starken Armes Schwung.91Als der Held alleine | ritt aller Hlfe bar, Fand er an einem Berge, | so hrt ich immerdar,Bei Knig Niblungs Horte | manchen khnen Mann;Sie waren ihm gar fremde, | bis er hier die Kunde gewann.92Der Hort Knig Nibelungs | ward hervorgetragen Aus einem hohlen Berge: | nun hrt Wunder sagen,Wie ihn theilen wollten | Die Niblung unterthan.Das sah der Degen Siegfried, | den es zu wundern begann.93So nah kam er ihnen, | da er die Helden sah Und ihn die Degen wieder. | Der Eine sagte da:Hier kommt der starke Siegfried, | der Held aus Niederland.Seltsame Abenteuer | er bei den Nibelungen fand.94Den Recken wohl empfiengen | Schilbung und Nibelung. Einhellig baten | die edeln Frsten jung,Da ihnen theilen mchte | den Schatz der khne Mann:Das begehrten sie, bis endlich | ers zu geloben begann.95Er sah so viel Gesteines, | wie wir hren sagen, Hundert Leiterwagen | die mchten es nicht tragen,Noch mehr des rothen Goldes | von Nibelungenland:Das Alles sollte theilen | des khnen Siegfriedes Hand.96Sie gaben ihm zum Lohne | Knig Niblungs Schwert: Da wurden sie des Dienstes | gar bel gewhrt,Den ihnen leisten sollte | Siegfried der Degen gut.Er knnt es nicht vollbringen: | sie hatten zornigen Muth.97So must er ungetheilet | die Schtze laen stehn. Da bestanden ihn die Degen | in der zwei Knge Lehn:Mit ihres Vaters Schwerte, | das Balmung war genannt,Stritt ihnen ab der Khne | den Hort und Nibelungenland98Da hatten sie zu Freunden | khne zwlf Mann, Die starke Riesen waren: | was konnt es sie verfahn?Die erschlug im Zorne | Siegfriedens HandUnd siebenhundert Recken | zwang er vom Nibelungenland.99Mit dem guten Schwerte, | geheien Balmung. Vom Schrecken berwltigt | war mancher Degen jung

  • Zumal vor dem Schwerte | und vor dem khnen Mann:Das Land mit den Burgen | machten sie ihm unterthan.100Dazu die reichen Knige | die schlug er beide todt. Er kam durch Albrichen | darauf in groe Noth:Der wollte seine Herren | rchen allzuhand,Eh er die groe Strke | noch an Siegfrieden fand.101Mit Streit bestehen konnt ihn | da nicht der starke Zwerg. Wie die wilden Leuen | liefen sie an den Berg,Wo er die Tarnkappe | Albrichen abgewann:Da war des Hortes Meister | Siegfried der schreckliche Mann.102Die sich getraut zu fechten, | die lagen all erschlagen. Den Schatz lie er wieder | nach dem Berge tragen,Dem ihn entnommen hatten | Die Niblung unterthan.Alberich der starke | das Amt des Kmmrers gewann.103Er must ihm Eide schwren, | er dien ihm als sein Knecht, Zu aller Art Diensten | ward er ihm gerecht.So sprach von Tronje Hagen: | Das hat der Held gethan;Also groe Krfte | nie mehr ein Recke gewann.104Noch ein Abenteuer | ist mir von ihm bekannt: Einen Linddrachen | schlug des Helden Hand;Als er im Blut sich badete, | ward hrnern seine Haut.So versehrt ihn keine Waffe: | das hat man oft an ihm geschaut.105Man soll ihn wohl empfangen, | der beste Rath ist das, Damit wir nicht verdienen | des schnellen Recken Ha.Er ist so khnes Sinnes, | man seh ihn freundlich an:Er hat mit seinen Krften | so manche Wunder gethan.106Da sprach der mchtge Knig: | Gewiss, du redest wahr: Nun sieh, wie stolz er dasteht | vor des Streits Gefahr,Dieser khne Degen | und Die in seinem Lehn!Wir wollen ihm entgegen | hinab zu dem Recken gehn.107Das mgt ihr, sprach da Hagen, | mit allen Ehren schon: Er ist von edelm Stamme | eines reichen Knigs Sohn;Auch hat er die Gebre, | mich dnkt, beim Herren Christ,Es sei nicht kleine Mre, | um die er hergeritten ist.108Da sprach der Herr des Landes: | Nun sei er uns willkommen. Er ist khn und edel, | das hab ich wohl vernommen;Des soll er auch genieen | im Burgundenland.Da gieng der Knig Gunther | hin, wo er Siegfrieden fand.109Der Wirth und seine Recken | empfiengen so den Mann, Da wenig an dem Grue | gebrach, den er gewann;Des neigte sich vor ihnen | der Degen ausersehnIn groen Zchten sah man | ihn mit seinen Recken stehn.110

  • Mich wundert diese Mre, | sprach der Wirth zuhand, Von wannen, edler Siegfried, | ihr kamt in dieses LandOder was ihr wollet suchen | zu Worms an dem Rhein?Da sprach der Gast zum Knig: | Das soll euch unverhohlen sein.111Ich habe sagen hren | in meines Vaters Land, An euerm Hofe wren, | das htt ich gern erkannt,Die allerkhnsten Recken, | so hab ich oft vernommen,Die je gewann ein Knig: | darum bin ich hieher gekommen.112So hr ich auch euch selber | viel Mannheit zugestehn, Man habe keinen Knig | noch je so khn gesehn.Das rhmen viel der Leute | in all diesem Land;Nun kann ichs nicht verwinden, | bis ich die Wahrheit befand.113Ich bin auch ein Recke | und soll die Krone tragen: Ich mcht es gerne fgen, | da sie von mir sagen,Da ich mit Recht bese | die Leute wie das Land.Mein Haupt und meine Ehre | setz ich dawider zu Pfand.114Wenn ihr denn so khn seid, | wie euch die Sage zeiht, So frag ich nicht, ists Jemand | lieb oder leid:Ich will von euch erzwingen, | was euch angehrt,Das Land und die Burgen | unterwerf ich meinem Schwert.115Der Knig war verwundert | und all sein Volk umher, Als sie vernahmen | sein seltsam Begehr,Da er ihm zu nehmen | gedchte Leut und Land.Das hrten seine Degen, | die wurden zornig zuhand.116Wie sollt ich das verdienen, | sprach Gunther der Degen, Wes mein Vater lange | mit Ehren durfte pflegen,Da wir das verlren | durch Jemands Ueberkraft?Das wre schlecht bewiesen, | da wir auch pflegen Ritterschaft!117Ich will davon nicht laen, | fiel ihm der Khne drein, Von deinen Krften mge | dein Land befriedet sein,Ich will es nun verwalten; | doch auch das Erbe mein,Erwirbst du es durch Strke, | es soll dir unterthnig sein.118Dein Erbe wie das meine | wir schlagen gleich sie an, Und wer von uns den Andern | berwinden kann,Dem soll es alles dienen, | die Leute wie das Land.Dem widersprach da Hagen | und mit ihm Gernot zuhand.119So stehn uns nicht die Sinne, | sprach da Gernot, Nach neuen Lands Gewinne, | da Jemand sollte todtVor Heldeshnden liegen: | reich ist unser Land,Das uns mit Recht gehorsamt, zu Niemand beer bewandt.120In grimmigem Muthe | standen da die Freunde sein. Da war auch darunter | von Metz Herr Ortewein.Der Sprach: Die Shne | ist mir von Herzen leid:

  • Euch ruft der starke Siegfried | ohn allen Grund in den Streit.121Wenn ihr und eure Brder | ihm auch nicht steht zur Wehr, Und ob er bei sich fhrte | ein ganzes Knigsheer,So wollt ichs doch erstreiten, | da der starke HeldAlso hohen Uebermuth, | wohl mit Recht bei Seite stellt.122Darber zrnte mchtig | der Held von Niederland: Nicht wider mich vermeen | darf sich deine Hand:Ich bin ein reicher Knig, | du bist in Knigs Lehn;Deiner zwlfe drften | mich nicht im Streite bestehn.123Nach Schwertern rief da heftig | von Metz Herr Ortewein: | Er durfte Hagens Schwestersohn | von Tronje wahrlich sein;Da er so lang geschwiegen, | das war dem Knig leid.Da sprach zum Frieden Gernot, | ein Ritter khn und allbereit.124Lat euer Zrnen bleiben, | hub er zu Ortwein an, Uns hat der edle Siegfried | noch solches nicht gethan;Wir scheiden es in Gte | wohl noch, das rath ich sehr,Und haben ihn zum Freunde; | es geziemt uns wahrlich mehr.125Da sprach der starke Hagen | Uns ist billig leid und all euern Degen, | da er je zum Streitan den Rhein geritten: | was lie er das nicht sein?So bel nie begegnet | wren ihm die Herren mein.126Da sprach wieder Siegfried, | der kraftvolle Held: Wenn euch, was ich gesprochen, | Herr Hagen, missfllt,So will ich schauen laen, | wie noch die Hnde meinGedenken so gewaltig | bei den Burgunden zu sein.127Das hoff ich noch zu wenden, | sprach da Gernot. Allen seinen Degen | zu reden er verbotIn ihrem Uebermuthe, | was ihm wre leid.Da gedacht auch Siegfried | an die viel herrliche Maid.128Wie geziemt' uns mit euch zu streiten? | sprach wieder Gernot Wie viel dabei der Helden | auch fielen in den Tod,Wenig Ehre brcht uns | so ungleicher Streit.Die Antwort hielt da Siegfried, | Knig Siegmunds Sohn, bereit:129Warum zgert Hagen | und auch Ortewein, Da er nicht zum Streite | eilt mit den Freunden sein,Deren er so manchen | bei den Burgunden hat?Sie blieben Antwort schuldig, | das war Gernotens Rath.130Ihr sollt uns willkommen sein, | sprach Geiselher das Kind, Und eure Heergesellen, | die hier bei euch find:Wir wollen gern euch dienen, | ich und die Freunde mein.Da hie man den Gsten | schenken Knig Gunthers Wein.131Da sprach der Wirth des Landes: | Alles, was uns gehrt,

  • Verlangt ihr es in Ehren, | das sei euch unverwehrt;Wir wollen mit euch theilen | unser Gut und Blut.Da ward dem Degen Siegfried | ein wenig sanfter zu Muth.132Da lie man ihnen wahren | all ihr Wehrgewand; Man suchte Herbergen, | die besten, die man fand:Siegfriedens Knappen | schuf man gut Gemach.Man sah den Fremdling gerne | in Burgundenland hernach.133Man bot ihm groe Ehre | darauf in manchen Tagen, Mehr zu tausend Malen, | als ich euch knnte sagen;Das hatte seine Khnheit | verdient, das glaubt frwahr.Ihn sah wohl selten Jemand, | der ihm nicht gewogen war.134Flien sich der Kurzweil | die Knge und ihr Lehn, So war er stts der Beste, | was man auch lie geschehn.Es konnt ihm Niemand folgen, | so gro war seine Kraft,Ob sie den Stein warfen | oder schoen den Schaft.135Nach hfscher Sitte lieen | sich auch vor den Fraun Der Kurzweile pflegend | die khnen Ritter schaun:Da sah man stts den Helden | gern von Niederland;Er hatt auf hohe Minne | seine Sinne gewandt.136Die schnen Fraun am Hofe | erfragten Mre, Wer der stolze fremde | Recke wre.Er ist so schn gewachsen, | so reich ist sein Gewand!Da sprachen ihrer Viele: | Das ist der Held von Niederland.137Was man beginnen wollte, | er war dazu bereit; Er trug in seinem Sinne | eine minnigliche Maid,Und auch nur ihn die Schne, | die er noch nie gesehn,Und die sich doch viel Gutes | von ihm schon heimlich versehn.138Wenn man auf dem Hofe | das Waffenspiel begann, Ritter so wie Knappen, | immer sah es anKriemhild aus den Fenstern, | die Knigstochter hehr;Keiner andern Kurzweil | hinfort bedurfte sie mehr.139Und wst er, da ihn she, | die er im Herzen trug, Davon htt er Kurzweil | immerdar genug.Ershn sie seine Augen, | ich glaube sicherlich,Keine andre Freude | hier auf Erden wnscht' er sich.140Wenn er bei den Recken | auf dem Hofe stand, Wie man noch zur Kurzweil | pflegt in allem Land,Wie stand dann so minniglich | das Sieglindenkind,Da manche Frau ihm heimlich | war von Herzen hold gesinnt.141Er gedacht auch manchmal: | Wie soll das geschehn, Da ich das edle Mgdlein | mit Augen mge sehn,Die ich von Herzen minne, | wie ich schon lngst gethan?Die ist mir noch gar fremde; | mit Trauern denk ich daran.

  • 142So oft die reichen Knige | ritten in ihr Land, So musten auch die Recken | mit ihnen all zur Hand.Auch Siegfried ritt mit ihnen: | das war der Frauen leid;Er litt von ihrer Minne | auch Beschwer zu mancher Zeit.143So wohnt' er bei den Herren, | das ist alles wahr, In Knig Gunthers Lande | vlliglich ein Jahr,Da er die Minnigliche | in all der Zeit nicht sah,Durch die ihm bald viel Liebes | und auch viel Leides geschah.

  • Das Nibelungenlied - Der Nibelungen Not :: Wie Siegfried mit den Sachsen stritt.

    144Da kamen fremde Mren | in Knig Gunthers Land Durch Boten aus der Ferne | ihnen zugesandtVon unbekannten Recken, | die ihnen trugen HaAls sie die Rede hrten, | gar sehr betrbte sie das.145Die will ich euch nennen: | es war Ldeger Aus der Sachsen Lande, | ein mchtger Knig hehr;Dazu vom Dnenlande | der Knig Ldegast:Die gewannen zu dem Kriege | gar manchen herrlichen Gast.146Ihre Boten kamen | in Knig Gunthers Land, Die seine Widersacher | hatten hingesandt.Da frug man um die Mre | die Unbekannten gleichUnd fhrte bald die Boten | zu Hofe vor den Knig reich.147Schn grte sie der Knig und sprach: | Seid willkommen! Wer euch hieher gesendet, | hab ich noch nicht vernommen:Das sollt ihr hren laen, | sprach der Knig gut.Da bangten sie gewaltig | vor des grimmen Gunther Muth.148Wollt ihr uns, Herr, erlauben, | da wir euch Bericht Von unsrer Mre sagen, | wir hehlen sie euch nicht.Wir nennen euch die Herren, | die uns hieher gesandt:Ldegast und Ldeger | die suchen heim euer Land.149Ihren Zorn habt ihr verdienet: | wir vernahmen das Gar wohl, die Herren tragen | euch beide groen Ha.Sie wollen heerfahrten | gen Worms an den Rhein;Ihnen helfen viel der Degen: | lat euch das zur Warnung sein.150Binnen zwlf Wochen | mu ihre Fahrt geschehn; Habt ihr nun guter Freunde, | so lat es bald ersehn,Die euch befrieden helfen | die Burgen und das Land:Hier werden sie verhauen | manchen Helm und Schildesrand.151Oder wollt ihr unterhandeln, | so macht es offenbar; So reitet euch so nahe | nicht gar manche ScharEurer starken Feinde | zu bitterm Herzeleid,Davon verderben men | viel der Ritter khn im Streit.152Nun harrt eine Weile | (ich knd euch meinen Muth), Bis ich mich recht bedachte, | sprach der Knig gut.Hab ich noch Getreue, | denen will ichs sagen,Diese schwere Botschaft | mu ich meinen Freunden klagen.153Dem mchtigen Gunther | war es leid genug; Den Botenspruch er heimlich | in seinem Herzen trug.Er hie berufen Hagen | und Andr' in seinem LehnUnd hie auch gar geschwinde | zu Hof nach Gernoten gehn.154

  • Da kamen ihm die Besten, | so viel man deren fand. Er sprach: Die Feinde wollen | heimsuchen unser LandMit starken Heerfahrten; | das sei euch geklagt.Es ist gar unverschuldet, | da sie uns haben widersagt.155Dem wehren wir mit Schwertern, | sprach da Gernot, Da sterben nur, die men: | die laet liegen todt.Ich werde nicht vergeen | darum der Ehre mein:Unsre Widersacher | sollen uns willkommen sein.156Da sprach von Tronje Hagen: | Das dnkt mich nicht gut; | Ldegast und Ldeger | sind voll Uebermuth.Wir knnen uns nicht sammeln | in so kurzen Tagen,So sprach der khne Recke: | ihr sollt es Siegfrieden sagen.157Da gab man den Boten | Herbergen in der Stadt. Wie feind sie ihnen waren, | sie gut zu pflegen batGunther der reiche, | das war wohlgethan,Bis er erprobt an Freunden, | wer ihm zu Hlfe zg heran.158Der Knig trug im Herzen | Sorge doch und Leid. Da sah ihn also trauern | ein Ritter allbereit,Der nicht wien konnte, | was ihm war geschehn:Da bat er Knig Gunthern, | ihm den Grund zu gestehn.159Mich nimmt hchlich Wunder, | sprach da Siegfried, Wie die frohe Weise | so vllig von euch schied,Deren ihr so lange | mit uns mochtet pflegen.Zur Antwort gab ihm Gunther, | dieser zierliche Degen:160Wohl mag ich allen Leuten | nicht von dem Leide sagen, Das ich mu verborgen | in meinem Herzen tragen:Stten Freunden klagen | soll man des Herzens Noth.Siegfriedens Farbe | ward da bleich und wieder roth.161Er sprach zu dem Knige: | Was blieb euch je versagt? Ich will euch wenden helfen | das Leid, das ihr klagt.Wollt ihr Freunde suchen, | so will ich einer seinUnd getrau es zu vollbringen | mit Ehren bis ans Ende mein.162Nun lohn euch Gott, Herr Siegfried, | die Rede dnkt mich gut; Und kann mir auch nicht helfen | eure Kraft und hoher Muth,So freut mich doch die Mre, | da ihr so hold mir seid:Leb ich noch eine Weile, | ich vergelt es mit der Zeit.163Ich will euch hren laen, | was mich traurig macht. Von Boten meiner Feinde | ward mir hinterbracht,Mit Heerfahrten kmen | sie mich zu suchen hie:Das geschah uns von Degen | in diesen Landen noch nie.164Das lat euch nicht betrben, | sprach da Siegfried, Snftet eur Gemthe | und thut, wie ich euch rieth:Lat mich euch erwerben | Ehre so wie Frommen,

  • Bevor eure Feinde | her zu diesen Landen kommen.165Und htten dreiigtausend | Helfer sich ersehn Eure starken Feinde, | doch wollt ich sie bestehn,Htt ich auch selbst nur tausend: | verlat euch auf mich.Da sprach der Knig Gunther: | Das verdien ich stts um dich.166So heit mir eurer Leute | gewinnen tausend Mann, Da ich von den Meinen | nicht mehr hier stellen kannAls der Recken zwlfe; | so wehr ich euer Land.Immer soll getreulich | euch dienen Siegfriedens Hand.167Dazu soll Hagen helfen | und auch Ortewein, Dankwart und Sindold, | die lieben Recken dein.Auch soll da mit uns reiten | Volker der khne Mann:Der soll die Fahne fhren: | keinen Beern trefft ihr an.168Und lat die Boten reiten heim | in ihrer Herren Land; Da sie uns bald da sehen, | macht ihnen das bekannt,So da unsre Burgen | befriedet mgen sein.Der Knig hie besenden | Freund und Mannen insgemein.169Zu Hofe giengen wieder | Die Ldeger gesandt; Sie freuten sich der Reise | zurck ins Heimatland.Ihnen bot da reiche Gabe | Gunther der Knig gutUnd sicheres Geleite: | des waren sie wohlgemuth.170Nun sagt, sprach da Gunther, | meinen starken Feinden an, Ihre Reise bliebe | beer ungethan;Doch wollten sie mich suchen | hier in meinem Land,Wir zerrnnen denn die Freunde, | ihnen werde Noth bekannt.171Den Boten reiche Gaben | man da zur Stelle trug: Deren hatte Gunther | zu geben genug.Das durften nicht verschmhen | Die Ldeger gesandt.Sie baten um Urlaub | und rumten frhlich das Land.172Als die Boten waren | gen Dnemark gekommen, Und der Knig Ldegast | den Bericht vernommen,Was sie am Rhein geredet, | als das ihm ward gesagt,Seine bermthge Botschaft | ward da bereut und beklagt.173Sie sagten ihm, sie htten | manch khnen Mann im Lehn: Darunter sah man Einen | vor Knig Gunthern stehn,Der war geheien Siegfried, | ein Held aus Niederland.Leid wars Ldegasten, | als er die Dinge so befand.174Als Die vom Dnenlande | hrten diese Mr, Da eilten sie, der Helfer | zu gewinnen desto mehr,Bis der Knig Ldegast | zwanzigtausend MannSeiner khnen Degen | zu seiner Heerfahrt gewann.175Da besandte sich von Sachsen | auch Knig Ldeger,

  • Bis sie vierzigtausend | hatten und wohl mehr,Die mit ihnen ritten | gen Burgundenland.Da hatt auch schon zu Hause | der Knig Gunther gesandt176Zu seinen nchsten Freunden | und seiner Brder Heer, Womit sie fahren wollten | im Kriegszug einher,Und auch mit Hagens Recken: | das that den Helden Noth.Darum musten Degen | bald erschauen den Tod.177Sie schickten sich zur Reise; | sie wollten nun hindann. | Die Fahne muste fhren | Volker der khne Mann,Da sie reiten wollten | von Worms ber Rhein;Hagen von Tronje | der muste Scharmeister sein.178Mit ihnen ritt auch Sindold | und der khne Hunold, Die wohl verdienen konnten | reicher Knge Gold.Dankwart, Hagens Bruder, | und auch OrteweinDie mochten wohl mit Ehren | bei dem Heerzuge sein.179Herr Knig, sprach da Siegfried, | bleibet ihr zu Haus: Da mir eure Degen | folgen zu dem Strau,So weilt bei den Frauen | und tragt hohen Muth:Ich will euch wohl behten | die Ehre so wie das Gut.180Die euch heimsuchen wollten | zu Worms an dem Rhein, Will euch davor bewahren, | da sie euch schdlich sei'n:Wir wollen ihnen reiten | so nah ins eigne Land,Da ihnen bald in Sorge | der Uebermuth wird gewandt.181Vom Rheine sie durch Hessen | mit ihren Helden ritten Nach dem Sachsenlande: | da wurde bald gestritten.Mit Raub und mit Brande | verheerten sie das Land,Da bald den Frsten beiden | ward Noth und Sorge bekannt.182Sie kamen an die Marke; | die Knechte rckten an. Siegfried der starke | zu fragen da begann:Wer soll nun der Hter | des Gesindes sein?Wohl konnte nie den Sachsen | ein Heerzug bler gedeihn.183Sie sprachen: Lat der Knappen | hten auf den Wegen Dankwart den khnen, | das ist ein schneller Degen:Wir verlieren desto minder | durch Die in Ldgers Lehn;Lat ihn mit Ortweinen | hie die Nachhut versehn.184So will ich selber reiten, | sprach Siegfried der Degen, Den Feinden gegenber | der Warte zu pflegen,Bis ich recht erkunde, | wo die Recken sind.Da stand bald in den Waffen | der schnen Siegelinde Kind.185Das Volk befahl er Hagen, | als er zog hindann, Ihm und Gernoten, | diesem khnen Mann.So ritt er hin alleine | in der Sachsen Land,Wo er die rechte Mre | wohl bald mit Ehren befand.

  • 186Er sah ein gro Geschwader, | das auf dem Felde zog, Und die Kraft der Seinen | gewaltig berwog:Es waren vierzigtausend | oder wohl noch mehr.Siegfried in hohem Muthe | sah gar frhlich das Heer.187Da hatte sich ein Recke | auch aus der Feinde Schar Erhoben auf die Warte, | der wohl gewappnet war:Den sah der Degen Siegfried | und ihn der khne Mann;Jedweder auf den andern | mit Zorn zu blicken begann.188Ich sag euch, wer der wre, | der hier der Warte pflag; Ein lichter Schild von Golde | ihm vor der Linken lag.Es war der Knig Ldegast, | der htete sein Heer.Der edle Fremdling sprengte | herrlich wider ihn einher.189Nun hatt auch ihn Herr Ldegast | sich feindlich erkoren: Ihre Rosse reizten Beide | zur Seite mit den Sporen;Sie neigten auf die Schilde | mit aller Macht den Schaft:Da kam der hehre Knig | darob in groer Sorgen Haft.190Dem Stich gehorsam trugen | die Rosse pfeilgeschwind Die Knige zusammen, | als wehte sie der Wind;Dann mit den Zumen wandten | sie ritterlich zurck:Die grimmen Zwei versuchten | da mit dem Schwerte das Glck.191Da schlug der Degen Siegfried, | das Feld erscholl umher. Aus dem Helme stoben, | als obs von Brnden wr,Die feuerrothen Funken | von des Helden Hand;Da stritt mit groen Krften | der khne Vogt von Niederland.192Auch ihm schlug Herr Ldegast | manch grimmen Schlag; Jedweder auf dem Schilde | mit ganzer Strke lag.Da hatten es wohl dreiig | erspht aus seiner Schar:Eh die ihm Hlfe brachten, | der Sieg doch Siegfrieden war193Mit drei starken Wunden, | die er dem Knig schlug Durch einen lichten Harnisch; | der war doch fest genug.Das Schwert mit seiner Schrfe | entlockte Wunden Blut;Da gewann Knig Ldegast | einen traurigen Muth.194Er bat ihn um sein Leben | und bot ihm all sein Land Und sagt' ihm, er wre | Ldegast genannt.Da kamen seine Recken: | die hatten wohl gesehn,Was da von ihnen beiden | auf der Warte war geschehn.195Er fhrt' ihn gern von dannen: | da ward er angerannt Von dreiig seiner Mannen; | doch wehrte seine HandSeinen edeln Geisel | mit ungestmen Schlgen.Bald that noch grern Schaden | dieser zierliche Degen.196Die Dreiig zu Tode | wehrlich er schlug; Ihrer Einen lie er leben: | der ritt da schnell genug

  • Und brachte hin die Mre | von dem, was hier geschehn;Auch konnte man die Wahrheit | an seinem rothen Helme sehn.197Gar leid wars den Recken | aus dem Dnenland, Als ihres Herrn Gefngniss | ihnen ward bekannt.Man sagt' es seinem Bruder: | der fieng zu toben anIn ungestmem Zorne: | ihm war gar wehe gethan.198Ldegast der Knig | war hinweggebracht Zu Gunthers Ingesinde | von Siegfrieds Uebermacht.Er befahl ihn Hagen: | der khne Recke gut,Als er vernahm die Mre, | da gewann er frhlichen Muth.199Man gebot den Burgunden: | Die Fahne bindet an. Wohlauf, sprach da Siegfried, | hier wird noch mehr gethanVor Abendzeit, verlier ich | Leben nicht und Leib:Das betrbt im Sachsenlande | noch manches waidliche Weib.200Ihr Helden vom Rheine, | ihr sollt mein nehmen wahr: Ich kann euch wohl geleiten | zu Ldegers Schar.Da seht ihr Helme hauen | von guter Helden Hand:Eh wir uns wieder wenden, | wird ihnen Sorge bekannt.201Zu den Rossen sprangen Gernot | und Die ihm unterthan. Die Heerfahne fate | der khne Spielmann,Volker der Degen, | und ritt der Schar vorauf.Da war auch das Gesinde | zum Streite muthig und wohlauf.202Sie fhrten doch der Degen | nicht mehr denn tausend Mann, Darber zwlf Recken. | Zu stieben da begannDer Staub von den Straen: | sie ritten ber Land;Man sah von ihnen scheinen | manchen schnen Schildesrand.203Nun waren auch die Sachsen | gekommen und ihr Heer Mit Schwertern wohlgewachsen; | die Klingen schnitten sehr,Das hab ich wohl vernommen, | den Helden an der Hand:Da wollten sie die Gste | von Burgen wehren und Land.204Der Herren Scharmeister | fhrten das Volk heran. Da war auch Siegfried kommen | mit den zwlf Mann,Die er mit sich fhrte | aus dem Niederland.Des Tags sah man im Sturme | manche blutige Hand.205Sindold und Hunold | und auch Gernot Die schlugen in dem Streite | viel der Helden todt,Eh sie ihrer Khnheit | noch selber mochten traun:Das musten bald beweinen | viel der waidlichen Fraun.206Volker und Hagen | und auch Ortwein Leschten in dem Streite | manches Helmes ScheinMit flieendem Blute, | die Khnen in der Schlacht.Von Dankwarten wurden | viel groe Wunder vollbracht.207

  • Da versuchten auch die Dnen | waidlich ihre Hand; Von Sten laut erschallte | mancher SchildesrandUnd von den scharfen Schwertern, | womit man Wunden schlug.Die streitkhnen Sachsen | thaten Schadens auch genug.208Als die Burgunden | drangen in den Streit, Von ihnen ward gehauen | manche Wunde weit:Ueber die Sttel flieen | sah man das Blut;So warben um die Ehre | diese Ritter khn und gut.209Man hrte laut erhallen | den Helden an der Hand Ihre scharfen Waffen, | als Die von NiederlandIhrem Herrn nachdrangen | in die dichten Reihn;Die zwlfe kamen ritterlich | zugleich mit Siegfried hinein.210Deren vom Rheine | kam ihnen Niemand nach. Man konnte flieen sehen | den blutrothen BachDurch die lichten Helme | von Siegfriedens Hand,Eh er Ldegeren | vor seinen Heergesellen fand.211Dreimal die Kehre | hat er nun genommen Bis an des Heeres Ende; | da war auch Hagen kommen:Der half ihm wohl vollbringen | im Kampfe seinen Muth.Da muste bald ersterben | vor ihnen mancher Ritter gut.212Als der starke Ldeger | Siegfrieden fand, Wie er so erhaben | trug in seiner HandBalmung den guten | und da so Manchen schlug,Darber ward der Khne | vor Zorn ingrimmig genug.213Da gab es stark Gedrnge | und lauten Schwerterklang, Wo ihr Ingesinde | auf einander drang.Da versuchten desto heftiger | die beiden Recken sich;Die Scharen wichen beide: | der Kmpen Ha ward frchterlich.214Dem Vogt vom Sachsenlande | war es wohl bekannt, Sein Bruder sei gefangen: | drum war er zornentbrannt;Nicht wust er, ders vollbrachte, | sei der Sieglindensohn.Man zeihte des Gernoten; | hernach befand er es schon.215Da schlug so starke Schlge | Ldegers Schwert, Siegfrieden unterm Sattel | niedersank das Pferd;Doch bald erhob sichs wieder: | der khne Siegfried auchGewann jetzt im Sturme | einen furchtbaren Brauch.216Dabei half ihm Hagen | wohl und Gernot, Dankwart und Volker: | da lagen Viele todt.Sindold und Hunold | und Ortwein der DegenDie konnten in dem Streite | zum Tode Manchen niederlegen.217Untrennbar im Kampfe | waren die Frsten hehr. Ueber die Helme fliegen | sah man manchen SperDurch die lichten Schilde | von der Helden Hand;

  • Auch ward von Blut gerthet | mancher herrliche Rand.218In dem starken Sturme | sank da mancher Mann Von den Rossen nieder. | Einander rannten anSiegfried der khne | und Knig Ldeger;Man sah da Schfte fliegen | und manchen schneidigen Sper.219Der Schildbeschlag des Knigs | zerstob vor Siegfrieds Hand. Sieg zu erwerben dachte | der Held von NiederlandAn den khnen Sachsen; | die litten Ungemach.Hei! was da lichte Panzer | der khne Dankwart zerbrach!220Da hatte Knig Ldeger | auf einem Schild erkannt Eine gemalte Krone | vor Siegfriedens Hand:Da sah er wohl, es wre | der kraftreiche Mann.Laut auf zu seinen Freunden | der Held zu rufen begann:221Begebt euch des Streites, | ihr all mir unterthan! Den Sohn Knig Siegmunds | traf ich hier an,Siegfried den starken | hab ich hier erkannt;Den hat der ble Teufel | her zu den Sachsen gefandt.222Er gebot die Fahnen | zu senken in dem Streit. Friedens er begehrte: | der ward ihm nach der Zeit;Doch must er Geisel werden | in Knig Gunthers Land:Das hatt an ihm erzwungen | des khnen Siegfriedes Hand.223Nach allgemeinem Rathe | lie man ab vom Streit. Viel zerschlagner Helme | und der Schilde weitLegten sie aus Hnden; | so viel man deren fand,Die waren blutgerthet | von der Burgunden Hand.224Sie fiengen, wen sie wollten: | sie hatten volle Macht. Gernot und Hagen, | die schnellen, hatten Acht,Da man die Wunden bahrte; | da fhrten sie hindannGefangen nach dem Rheine | der Khnen fnfhundert Mann.225Die sieglosen Recken | zum Dnenlande ritten. Da hatten auch die Sachsen | so tapfer nicht gestritten,Da man sie loben sollte: | das war den Helden leid.Da beklagten ihre Freunde | die Gefallnen in dem Streit.226Sie lieen ihre Waffen | aufsumen nach dem Rhein. Es hatte wohl geworben | mit den Gefhrten seinSiegfried der starke | und hatt es gut vollbracht:Das must ihm zugestehen | Knig Gunthers ganze Macht.227Gen Worms sandte Boten | der Knig Gernot: Daheim in seinem Lande | den Freunden er entbot,Wie ihm gelungen wre | und all seinem Lehn:Es war da von den Khnen | nach allen Ehren geschehn.228Die Botenknaben liefen; | so ward es angesagt.

  • Da freuten sich in Liebe, | die eben Leid geklagt,Dieser frohen Mre, | die ihnen war gekommen.Da ward von edlen Frauen | groes Fragen vernommen,229Wie es den Herrn gelungen | wr in des Knigs Heer. Man rief der Boten Einen | zu Kriemhilden her.Das geschah verstohlen, | sie durfte es wohl nicht laut:Denn Einer war darunter, | dem sie lngst ihr Herz vertraut.230Als sie in ihre Kammer | den Boten kommen sah, Kriemhild die schne | gar gtlich sprach sie da:Nun sag mir liebe Mre, | so geb ich dir mein Gold,Und thust dus ohne Trgen, | will ich dir immer bleiben hold.231Wie schied aus dem Streite | mein Bruder Gernot Und meine andern Freunde? | Blieb uns nicht Mancher todt?Wer that da das Beste? | das sollst du mir sagenDa sprach der biedre Bote: | Wir hatten nirgend einen Zagen.232Zuvorderst in dem Streite | ritt Niemand so wohl, Hehre Knigstochter, | wenn ich es sagen soll,Als der edle Fremdling | aus dem Niederland:Da wirkte groe Wunder | des khnen Siegfriedes Hand.233Was von den Recken allen | im Streit da geschehn, Dankwart und Hagen | und des Knigs ganzem Lehn,Wie wehrlich sie auch stritten, | das war doch wie ein WindNur gegen Siegfrieden, | Knig Siegmundens Kind.234Sie haben in dem Sturme | der Helden viel erschlagen; Doch mcht euch dieser Wunder | ein Ende Niemand sagen,Die da Siegfried wirkte, | ritt er in den Streit.Den Fraun an ihren Freunden | that er mchtiges Leid.235Auch muste vor ihm fallen | der Friedel mancher Braut. Seine Schlge schollen | auf Helmen also laut,Da sie aus Wunden brachten | das flieende Blut:Er ist in allen Dingen | ein Ritter khn und auch gut.236Da hat auch viel begangen | von Metz Herr Ortewein: Was er nur mocht erlangen | mit dem Schwerte sein,Das fiel vor ihm verwundet | oder meistens todt.Da schuf euer Bruder | die allergreste Noth,237Die jemals in Strmen | mochte sein geschehn; Man mu dem Auserwhlten | die Wahrheit zugestehn.Die stolzen Burgunden | bestanden so die Fahrt,Da sie vor allen Schanden | die Ehre haben bewahrt.238Man sah von ihren Hnden | der Sttel viel geleert, Als so laut das Feld erhallte | von manchem lichten Schwert.Die Recken vom Rheine | die ritten allezeit,Da ihre Feinde beer | vermieden htten den Streit.

  • 239Auch die khnen Tronjer | schufen groes Leid, Als mit Volkskrften | das Heer sich traf im Streit.Da schlug so Manchen nieder des khnen Hagen Hand,Es wre viel zu sagen | davon in der Burgunden Land.240Sindold und Hunold | in Gernotens Heer Und Rumold der khne | schufen so viel Beschwer,Knig Ldger mag es | beklagen allezeit,Da er meine Herren | am Rhein berief in den Streit.241Kampf, den allerhchsten, | der irgend da geschah, Vom Ersten bis zum Letzten, | den Jemand nur sah,Hat Siegfried gefochten | mit wehrlicher Hand:Er bringt reiche Geisel | her in Knig Gunthers Land.242Die zwang mit seinen Krften | der streitbare Held, Wovon der Knig Ldegast | den Schaden nun behltUnd vom Sachsenlande | sein Bruder Ldeger.Nun hrt meine Mre, | viel edle Knigin hehr!243Gefangen hat sie beide | Siegfriedens Hand: Nie so mancher Geisel | kam in dieses Land,Als nun seine Khnheit | bringt an den Rhein.Ihr konnten diese Mren | nicht willkommener sein.244Man fhrt der Gesunden | fnfhundert oder mehr Und der zum Sterben Wunden, | wit, Knigin hehr,Wohl achtzig blutge Bahren | her in unser Land:Die hat zumeist verhauen | des khnen Siegfriedes Hand.245Die uns im Uebermuthe | widersagten hier am Rhein, Die men nun Gefangene | Knig Gunthers sein;Die bringt man mit Freuden | her in dieses Land.Ihre lichte Farb erblhte, | als ihr die Mre ward bekannt.246Ihr schnes Antlitz wurde | vor Freuden rosenroth, Da lebend war geschieden | aus so groer NothDer waidliche Recke, | Siegfried der junge Mann.Sie war auch froh der Freunde | und that wohl weislich daran.247Die Schne sprach: Du machtest | mir frohe Mr bekannt: | Ich lae dir zum Lohne | geben reich Gewand,Und zehn Mark von Golde | hei ich dir tragen.Drum mag man solche Botschaft | reichen Frauen gerne sagen.248Man gab ihm zum Lohne | das Gold und auch das Kleid. Da trat an die Fenster | manche schne MaidUnd schaute nach der Strae, | wo man reiten fandViel hochherzge Degen | in der Burgunden Land.249Da kamen die Gesunden, | der Wunden Schar auch kam: Die mochten gren hren | von Freunden ohne Scham.

  • Der Wirth ritt seinen Gsten | entgegen hocherfreut:Mit Freuden war beendet | all sein mchtiges Leid.250Da empfieng er wohl die Seinen, | die Fremden auch zugleich, Wie es nicht anders ziemte | dem Knige reich,Als denen gtlich danken, | die da waren kommen,Da sie den Sieg mit Ehren | im Sturme hatten genommen.251Herr Gunther lie sich Kunde | von seinen Freunden sagen, Wer ihm auf der Reise | zu Tode wr erschlagen,Da hatt er nicht verloren | mehr als sechzig Mann;Die muste man verschmerzen, | wie man noch Manchen gethan.252Da brachten die Gesunden | zerhauen manchen Rand Und viel zerschlagener Helme | in Knig Gunthers Land.Das Volk sprang von den Rossen | vor des Knigs Saal;Zu liebem Empfange | vernahm man frhlichen Schall.253Da gab man Herbergen | den Recken in der Stadt. Der Knig seine Gste | wohl zu verpflegen bat;Die Wunden lie er hten | und warten fleiiglich.Wohl zeigte seine Milde | auch an seinen Feinden sich.254Er sprach zu Ldegeren: | Nun seid mir willkommen! Ich bin zu groem Schaden | durch eure Schuld gekommen:Der wird mir nun vergolten, | wenn ich das schaffen kann.Gott lohne meinen Freunden: | sie haben wohl an mir gethan.255Wohl mgt ihr ihnen danken, | sprach da Ldeger, Solche hohe Geisel | gewann kein Knig mehr.Um ritterlich Gewahrsam | bieten wir groes GutUnd bitten, da ihr gndiglich | an euern Widersachern thut.256Ich will euch, sprach er, Beide | ledig laen gehn; Nur da meine Feinde | hier bei mir bestehn,Dafr verlang ich Brgschaft, | damit sie nicht mein LandRumen ohne Frieden. | Darauf boten sie die Hand.257Man brachte sie zur Ruhe, | wo man sie wohl verpflag. Und bald auf guten Betten | mancher Wunde lag.Man schenkte den Gesunden | Meth und guten Wein;Da konnte das Gesinde | nicht wohl frhlicher sein.258Die zerhaunen Schilde | man zum Verschlue trug; Blutgefrbter Sttel | sah man da genug.Die lie man verbergen, | so weinten nicht die Fraun.Da waren reisemde | viel gute Ritter zu schaun.259Seiner Gste pflegen | hie der Knig wohl; Von Heimischen und Fremden | lag das Land ihm voll;Er lie die Fhrlichwunden | gtlich verpflegen:Wie hart war darnieder | nun ihr Uebermuth gelegen!260

  • Die Arzneikunst wusten, | denen bot man reichen Sold, Silber ungewogen, | dazu das lichte Gold,Wenn sie die Helden heilten | nach des Streites Noth.Dazu viel groe Gaben | der Knig seinen Gsten bot.261Wer wieder heimzureisen | sann in seinem Muth, Den bat man noch zu bleiben, | wie man mit Freunden thut.Der Knig gieng zu Rathe, | wie er lohne seinem Lehn:Durch sie war sein Wille | nach allen Ehren geschehn.262Da sprach der Knig Gernot: | Lat sie jetzt hindann; Ueber sechs Wochen, | das kndigt ihnen an,Sollten sie wiederkehren | zu einem Hofgelag:Heil ist dann wohl Mancher, | der jetzt schwer verwundet lag.263Da bat auch um Urlaub | Siegfried von Niederland. Als dem Knig Gunther | sein Wille ward bekannt,Bat er ihn gar minniglich, | noch bei ihm zu bestehn;Wenn nicht um seine Schwester, | so wr es nimmer geschehn.264Dazu war er zu mchtig, | da man ihm bte Sold, So sehr er es verdiente. | Der Knig war ihm holdUnd all seine Freunde, | die das mit angesehn,Was da von seinen Hnden | war im Streite geschehn.265Er dachte noch zu bleiben | um die schne Maid; Vielleicht, da er sie she. | Das geschah auch nach der Zeit:Wohl nach seinem Wunsche | ward sie ihm bekannt.Dann ritt er reich an Freuden | heim in seines Vaters Land.266Der Wirth bat alle Tage | des Ritterspiels zu pflegen; Das that mit gutem Willen | mancher junge Degen.Auch lie er Sitz' errichten | vor Worms an dem StrandFr Die da kommen sollten | in der Burgunden Land.267Nun hatt auch in den Tagen, | als sie sollten kommen, Kriemhild die schne | die Mre wohl vernommen,Er stell ein Hofgelage | mit lieben Freunden an.Da dachten schne Frauen | mit groem Fleie daran,268Gewand und Band zu suchen, das sie wollten tragen. Ute die reiche | vernahm die Mre sagenVon den stolzen Recken, | die da sollten kommen:Da wurden aus dem Einschlag | viele reiche Kleider genommen.269Ihrer Kinder halb bereiten | lie sie Rock und Kleid, Womit sich da zierten | viel Fraun und manche MaidUnd viel der jungen Recken | aus Burgundenland.Sie lie auch manchem Fremden | bereiten herrlich Gewand.

  • Das Nibelungenlied - Der Nibelungen Not :: Wie Siegfried Kriemhilden zuerst ersah

    270Man sah die Helden tglich | nun reiten an den Rhein, Die bei dem Hofgelage | gerne wollten seinUnd den Knigen zu Liebe | kamen in das Land.Man gab ihrer Vielen | beides, Ross und Gewand.271Es war auch das Gesthle | allen schon bereit, Den Hchsten und den Besten, | so hrten wir Bescheid,Zweiunddreiig Frsten | zu dem Hofgelag:Da zierten um die Wette | sich die Frauen fr den Tag.272Gar geschftig sah man | Geiselher das Kind. Die Heimischen und Fremden | empfieng er holdgesinntMit Gernot seinem Bruder | und beider Mannen da.Wohl grten sie die Degen, | wie es nach Ehren geschah.273Viel goldrother Sttel | fhrten sie ins Land, Zierliche Schilde | und herrlich GewandBrachten sie zu Rheine | bei dem Hofgelag.Mancher Ungesunde | hieng der Freude wieder nach.274Die wund zu Bette liegend | vordem gelitten Noth, Die durften nun vergeen, | wie bitter sei der Tod;Die Siechen und die Kranken | verga man zu beklagen.Es freute sich ein Jeder | entgegen festlichen Tagen:275Wie sie da leben wollten | in gastlichem Genu! Wonnen ohne Maen, | der Freuden UeberfluHatten alle Leute, | so viel man immer fand:Da hub sich groe Wonne | ber Gunthers ganzes Land.276An einem Pfingstmorgen | sah man sie alle gehn Wonniglich gekleidet, | viel Degen ausersehn,Fnftausend oder drber, | dem Hofgelag entgegen.Da hub um die Wette | sich viel Kurzweil allerwegen.277Der Wirth hatt im Sinne, | was er schon lngst erkannt, Wie von ganzem Herzen | der Held von NiederlandSeine Schwester liebe, | sah er sie gleich noch nie,Der man das Lob der Schnheit | vor allen Jungfrauen lieh.278Er sprach: Nun rathet Alle, | Freund oder Unterthan, Wie wir das Hofgelage | am besten stellen an,Da man uns nicht schelte | darum nach dieser Zeit;Zuletzt doch an den Werken | liegt das Lob, das man uns beut.279Da sprach zu dem Knige | von Metz Herr Ortewein: Soll die Hofgelage | mit vollen Ehren sein,So lat eure Gste | die schnen Kinder sehn,Denen so viel Ehren | in Burgundenland geschehn.280

  • Was wre Mannes Wonne, | was freut' er sich zu schaun, Wenn nicht schne Mgdelein | und herrliche Fraun?Drum lat eure Schwester | vor die Gste gehn.Der Rath war manchem Helden | zu hoher Freude geschehn.281Dem will ich gerne folgen, | der Knig sprach da so. Alle, die's erfuhren, | waren darber froh.Er entbot es Frauen Uten | und ihrer Tochter schn,Da sie mit ihren Maiden | hin zu Hofe sollten gehn.282Da ward aus den Schreinen | gesucht gut Gewand, So viel man eingeschlagen | der lichten Kleider fand,Der Borten und der Spangen; | des lag genug bereit.Da zierte sich gar minniglich | manche waidliche Maid.283Mancher junge Recke | wnschte heut so sehr, Da er wohlgefallen | mchte den Frauen hehr,Das er dafr nicht nhme | ein reiches Knigsland:Sie sahen die gar gerne, | die sie nie zuvor gekannt.284Da lie der reiche Knig | mit seiner Schwester gehn Hundert seiner Recken, | zu ihrem Dienst ersehnUnd dem ihrer Mutter, | die Schwerter in der Hand:Das war das Hofgesinde | in der Burgunden Land.285Ute die reiche | sah man mit ihr kommen, Die hatte schner Frauen | sich zum Geleit genommenHundert oder drber, | geschmckt mit reichem Kleid.Auch folgte Kriemhilden | manche waidliche Maid.286Aus einer Kemenate | sah man sie alle gehn: Da muste heftig Drngen | von Helden bald geschehn,Die alle harrend standen, | ob es mchte sein,Da sie da frhlich shen | dieses edle Mgdelein.287Da kam die Minnigliche, | wie das Morgenroth Tritt aus trben Wolken. | Da schied von mancher Noth,Der sie im Herzen hegte, | was lange war geschehn.Er sah die Minnigliche | nun gar herrlich vor sich stehn.288Von ihrem Kleide leuchtete | mancher