Das Oesterreichische Finanzwesen

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Fakten zum österreichischen Finanzwesen

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  • G e l d & W h r u n g

    Das sterreichische Finanzwesen

    O e s t e r r e i c h i s c h e Nat i on a l b a n k

    3. AuflageSeptember 2001

  • G e l d & W h r u n g

    Das sterreichische Finanzwesen

    O e s t e r r e i c h i s c h e Nat i on a l b a n k

    3. AuflageSeptember 2001

  • Impressum

    Medieninhaber: Oesterreichische Nationalbank, 1090 Wien, Otto-Wagner-Platz 3.

    Fr den Inhalt verantwortlich: Mag. Wolfdietrich Grau, Oesterreichische Nationalbank,

    Sekretariat des Direktoriums/ffentlichkeitsarbeit.

    Koordination: Dr. Christina Lerner, Oesterreichische Nationalbank, Sekretariat des Direktoriums/ffentlichkeitsarbeit;

    Mag. Gabriele Frisch, The Skills Group : Die Kommunikationsgesellschaft, Wien.

    Redaktion: Mag. Alexandra Bernhard, Mag. Gabriele Frisch, Dr. Gudrun Mauerhofer, Dr. Alfred Rosteck, Dkfm. Renate Skoff,

    Mag. Walter Waschiczek.

    Grafische Gestaltung: Peter Buchegger, Oesterreichische Nationalbank, Sekretariat des Direktoriums/ffentlichkeitsarbeit.

    Fotos: Oesterreichische Nationalbank, Sekretariat des Direktoriums/ffentlichkeitsarbeit.

    Herstellung: kb-offset Kroiss & Bichler GmbH & CoKG, 4844 Regau/Vcklabruck.

    Rckfragen: Oesterreichische Nationalbank, Sekretariat des Direktoriums/ffentlichkeitsarbeit,

    Telefon (+43-1) 404 20 DW 6666, Fax (+43-1) 404 20 DW 6696, http://www.oenb.at

    Nachbestellungen: Oesterreichische Nationalbank, Sekretariat des Direktoriums/ffentlichkeitsarbeit,

    Telefon (+43-1) 404 20 DW 6666.

    Redaktionsschluss: September 2001.

    Oesterreichische Nationalbank 2001.

    Die Wiedergabe auch auszugsweise ist erwnscht und unter Angabe der Quelle gestattet.

  • Oesterreichische Nationalbank 3

    Inhalt

    1. Struktur der Kreditinstitute 4

    Historische Entwicklung 4

    Sektoren im Kreditwesen 4

    Funktionen der Kreditinstitute 7

    Anzahl der Kreditinstitute und Fusionen 9

    Geschftsentwicklung 11

    2. Bankwesengesetz (BWG) 13

    Historisches 13

    Das Bankwesengesetz 13

    Mitwirkung der OeNB in der Bankenaufsicht 15

    3. Kapitalmarkt 16

    Liberalisierungs- und Deregulierungsmanahmen 16

    Rentenmarkt 18

    Aktienmarkt 20

    Perspektiven des sterreichischen Kapitalmarktes 24

    Das sterreichische Finanzwesen

  • 4 Oesterreichische Nationalbank

    Geld- und Kreditgeschfts, allenKundengruppen anbieten. Manspricht in diesen Fllen daher vonUniversalbanken.

    Sektoren imKreditwesen

    In sterreich wird eine Unter-scheidung der Banken nach ihrerRechtsform und nach ihrer Zu-gehrigkeit zum jeweiligen Fach-verband getroffen.

    Es wird unterschieden zwi-schen einstufigen Sektoren dazugehren Aktienbanken und Ban-kiers, Landes-Hypothekenbanken,Bausparkassen und Sonderbanken und mehrstufigen Sektoren. Einenzweistufigen Aufbau haben Spar-kassen und Volksbanken, einendreistufigen die Raiffeisenbanken.

    Innerhalb dieser mehrstufigenSektoren nimmt das jeweilige Zen-tralinstitut (Spitzeninstitut) fr denangeschlossenen Bereich Koordi-nierungs- und Geldausgleichsfunk-tionen wahr. Insbesondere die Zen-tralinstitute sind vielfach eineDrehscheibe fr Geschfte mit denanderen Sektoren.

    In den Jahren seit Einfhrungdes Kreditwesengesetzes (KWG)1979 haben sich die Unterschiedezwischen den einzelnen Kredit-institutarten immer mehr ver-wischt. Die Entwicklung ging ein-deutig in Richtung Universalban-ken, die eine umfassende Palette anBankdienstleistungen anbieten.Traditionell lassen sich einigeCharakteristika der einzelnen Kre-ditinstitut-Sektoren allerdings im-mer noch erkennen.

    Historische Entwicklung

    Zu Beginn des 18. Jahrhundertswurden im Gebiet des heutigensterreich erstmals Banken ge-grndet, deren vordringliche Auf-gabe vorerst in der Finanzierungder Bedrfnisse des absolutistischregierten Staates lag. Infolge derindustriellen Revolution begannauch in sterreich das Geld- undKreditwesen eine Vermittlerrollezwischen jenen Wirtschaftsgrup-pen einzunehmen, die Ersparnissebildeten, und jenen, die auf Grundihrer Investitionsvorhaben einengroen Kreditbedarf aufwiesen.Geld- und andere Wertgegen-stnde, die bis dahin zumeist un-produktiv gehortet worden waren,konnten nun in vermehrtem Um-fang fr die Finanzierung vonWirtschaftsvorhaben herangezogenwerden.

    Im 19. Jahrhundert ent-wickelte sich eine Arbeitsteilunginnerhalb des Kreditwesens. DieKreditinstitute konzentrierten sichhauptschlich auf die finanziellenBedrfnisse und Gewohnheiten be-stimmter Kundengruppen, wo-durch es zur Ausbildung der Sek-toren innerhalb des Kreditwesenskam.

    In der Zweiten Republik, undhier vor allem in den letzten beidenJahrzehnten, begannen sich dieUnterschiede zwischen den Sekto-ren zunehmend zu verwischen. Ins-besondere der Abbau gesetzlicherBeschrnkungen sowie der wach-sende Wettbewerb fhrten dazu,dass heute einzelne Kreditinstituteund Sektoren eine breite Leistungs-palette, das heit alle Formen des

    1. Strukturder Kreditinstitute

    Das sterreichische Finanzwesen

  • Die Sektoren

    Oesterreichische Nationalbank 5

    Das sterreichische Finanzwesen

    E i n s t u f i g e S e k t o r e n

    Aktienbankenund Bankiers

    Landes-Hypotheken-

    bankenBausparkassen Sonderbanken

    M e h r s t u f i g e S e k t o r e n

    Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen AG

    Sparkassensektor

    Volksbankensektor

    s t e rre i c h i s c h e Vo l k s b a n ke n AG

    Sparkasse Sparkasse Sparkasse

    Volksbank Volksbank Volksbank

    Raif feisensektor

    Raif feisen Zentralbank sterreich AG

    Raiffeisen-landesbank

    Raiffeisen-landesbank

    Raiffeisen-landesbank

    Raiffeisen-bank

    Raiffeisen-bank

    Raiffeisen-bank

    Raiffeisen-bank

    Raiffeisen-bank

    Raiffeisen-bank

  • 6 Oesterreichische Nationalbank

    Das sterreichische Finanzwesen

    Einstufige Sektoren

    Aktienbanken

    Der Hauptttigkeitsbereich derAktienbanken liegt traditionell in derFinanzierung groer Industrievor-haben und der Betreuung der Gro-kundschaft aus Handel und Industrie.Weitere Schwerpunkte bilden dar-ber hinaus die Auslandsgeschfte unddie Finanzierung des Exportgeschftsder sterreichischen Wirtschaft.

    Der frher den Bankiers (Privat-banken) zugeordnete Bereich wurdefast zur Gnze in Aktiengesellschaftenumgewandelt und wird nun zu die-sem Sektor gezhlt.

    Hypothekenbanken

    Die Hypothekenbanken sind alsAnstalten der jeweiligen Bundes-lnder in ihrer Geschftsttigkeitim Allgemeinen auf diese Regionbeschrnkt. Der Schwerpunkt ihrerAufgaben liegt in der Gewhrungvon Hypothekardarlehen (die hypo-thekarische Besicherung erfolgtdurch Liegenschaften und Bau-rechte) bzw. von Kommunaldar-lehen (Ausleihungen an Gebiets-krperschaften) und der Ausgabevon Pfand- und Kommunalbriefen.

    Bausparkassen

    Die Bausparkassen widmen sichhauptschlich der Erteilung vonDarlehen fr den Erwerb von Bau-grundstcken und Eigentumswoh-nungen sowie fr die Errichtungvon Wohnhusern. Die Mittel-beschaffung erfolgt durch Bauspar-einlagen. Der Anreiz zum Bausparenbesteht auch fr nicht Bauwillige inder Gewhrung einer Bausparpr-mie durch den Staat.

    Sonderbanken

    Bei den Sonderbanken handelt essich berwiegend um Kapital-gesellschaften, die sich mit der Er-fllung spezieller Aufgaben befas-sen. Dazu zhlen die Finanzierungvon Exportgeschften durch dieOesterreichische Kontrollbank(OeKB), die Gewhrung von mit-tel- oder langfristigen Investitions-krediten, die Verwaltung derInvestmentfonds durch Kapital-beteiligungsgesellschaften, die Aus-gabe von Kreditkarten durch Kre-ditkartengesellschaften sowie u. a.auch die Finanzierungsttigkeitdurch Leasinggesellschaften. DieSonderbanken haben nur eine ein-geschrnkte Konzession und sindsomit, mit einigen wenigen Aus-nahmen, zur Hereinnahme vonEinlagen nicht befugt.

    Mehrstufige Sektoren

    Sparkassen

    Die Sparkassenidee hielt zu Beginndes 19. Jahrhunderts in sterreichEinzug. Man unterscheidet zweiGruppen von Sparkassen:

    Vereinssparkassen, die vonPrivatpersonen, und

    Gemeindesparkassen, dievon Gemeinden gegrndetwurden.

    Im Mittelpunkt der Geschfts-ttigkeit dieses Sektors stehen dieSammlung von Spareinlagen, die Ge-whrung von Darlehen und Kreditenan Industrie, Handel und Gewerbesowie auch die Bereitstellung vonGeldern fr den Wohnbau und frkommunale Aufgaben.

  • Oesterreichische Nationalbank 7

    Die Funktion des Zentralinstitutsinnerhalb des Sektors wird durch dieErste Bank der oesterreichischenSparkassen AG ausgebt.

    Volksbanken

    Die Volksbanken werden auch alsKreditgenossenschaften nach demSystem Schulze-Delitzsch (ihremGrnder) bezeichnet. Die erstengewerblichen Genossenschaftenwaren Zusammenschlsse vonHandwerkern und kleinen Gewer-betreibenden Mitte des vorigenJahrhunderts. Die Kreditversorgungdes Handels und Gewerbes stehtnoch heute im Mittelpunkt des Auf-gabenbereichs des zweistufig orga-nisierten Sektors. Die Funktion desZentralinstituts nimmt die ster-reichische Volksbanken AG (VAG)wahr.

    Raiffeisenbanken

    Im Raiffeisengeldsektor sind jeneGenossenschaften zusammenge-fasst, die sich nach dem SystemRaiffeisen benannt nach demGrnder Friedrich W. Raiffeisen organisiert haben.

    Der Schwerpunkt des Ttig-keitsfeldes lag seinerzeit in derFinanzierung der lndlichenBetriebe; jetzt werden allerdingsbereits deutlich mehr Kredite anIndustrie und Gewerbe vergebenals an die Landwirtschaft.

    Der Liquidittsfluss geht vonden einzelnen Raiffeisenbanken zuden Raiffeisenlandesbanken (RLB),die in den jeweiligen Bundesln-dern als Spitzeninstitute bestehen.Von diesen Landesbanken werdendie berschssigen Mittel wie-derum bei der Raiffeisen Zentral-

    Das sterreichische Finanzwesen

    bank sterreich AG (RZB) demZentralinstitut in Wien veranlagt.

    Funktionen der Kreditinstitute

    Die zentrale Dienstleistungsfunk-tion der Kreditinstitute besteht inder Vermittlung von Geld. Die Kre-ditinstitute stellen daher die Dreh-scheibe zwischen den Geldgebernund Geldnehmern (Intermedirs-funktion) dar:

    Geldsammelfunktion(Entgegennahme von Einlagen)

    Geldverteilungsfunktion(Vergabe von Krediten)

    Verwahrungs- undVerwaltungsfunktion(Hinterlegung von Wertpapierenund anderen Wertgegenstndenbei den Instituten).

    Im Prinzip stimmt diese Eintei-lung immer noch, nur dass im mo-dernen Geschftsbetrieb eine Vielzahlvon Unterteilungen und Spezialge-schften entstanden ist. Besondersstark in den Vordergrund getreten istdas Dienstleistungsgeschft. Bankenbernehmen in immer greremAusma Beratungs- und Servicefunk-

  • 8 Oesterreichische Nationalbank

    Das sterreichische Finanzwesen

    Das in den vergangenen Jahrenverzeichnete krftige Wachstum derInvestmentfonds und Pensionskas-sen konnte diese Situation nochnicht grundlegend verndern.

    Die traditionelle Dominanz derBanken bei der Finanzintermediationtrug dazu bei, dass sterreich zuden Lndern mit der hchsten Bank-stellendichte gehrt und deshalb aucheine vergleichsweise hohe Zahl anBankangestellten aufweist. Seit 1993geht die Zahl der Bankstellen und seit1995 auch die Zahl der Bankange-stellten leicht zurck. Diese Ent-wicklung steht im Zusammenhangmit der Positionierung der Banken iminternationalen Wettbewerb.

    Die sterreichischen Banken wei-sen eine hohe und weiter steigendeEigenkapitalausstattung auf. Die mit13,8% deutlich ber den EU-Erfor-dernissen von 8% liegende Eigen-kapitalquote verschafft den ster-reichischen Banken eine gute Aus-gangsposition im sich verschrfendenWettbewerb. Dazu trgt auch das insterreich vorherrschende Univer-salbankensystem mit seinen Tenden-zen zur Allfinanz bei. Das Anbietendes gesamten Spektrums an Bank-dienstleistungen sowie von Wert-papier-, Fonds- und Versicherungs-produkten unter einem Dach ermg-licht weitgehende Synergien, einestarke Risikostreuung und eine hoheAnpassungsfhigkeit an Nachfrage-verschiebungen.

    Weitere Wettbewerbsvorteileder sterreichischen Banken sindihre stabilen und starken Kunden-beziehungen (hohes Vertrauen derKunden in ihre Bank und derenMitarbeiter), ihre genaue Kenntnisder kleinen und mittleren Unter-

    tionen fr die Kunden, die nicht un-mittelbar mit dem klassischen Bank-geschft zu tun haben. Zu nennenwren hier etwa die Anlage- undVermgensberatung, die Durchfh-rung des bargeldlosen Zahlungsver-kehrs und hnliches.

    Anzahl der Kreditinstitute in sterreich

    Geldquellen/Kreditvergabe

    zum 31. Dezember 2000

    Sektoren Hauptanstalten Zweigstellen Geschftsstelleninsgesamt(= Bankstellen)

    Aktienbanken und Bankiers 61709

    625715

    82

    SparkassensektorLandes-HypothekenbankenRaiffeisensektorVolksbankensektorBausparkassenSonderbanken

    insgesamt 923

    7511.397

    1541.741

    472347

    4.556

    8121.467

    1632.366

    5433989

    5.479

    G e l d q u e l l e n

    Inland:private Haushalteffentliche HandUnternehmen

    K r e d i t i n s t i t u t e

    Eurosystem/OesterreichischeN a t i o n a l b a n k

    A u s l a n d

    K r e d i t v e r g a b e

    Inland:private Haushalteffentliche HandUnternehmen

    A u s l a n d

    Quelle: OeNB.

  • Mehr als 80% der Banken gehr-ten Ende 2000 zu den drei mehrstu-figen Sektoren. Zwischen 1991 und2000 hat sich die Zahl der selbststn-digen Institute um 227 oder 20%verringert. Dieser Rckgang fandvorwiegend in den mehrstufigen Sek-toren statt.

    Vernderung der Zahlder Hauptanstaltenzwischen 1991 und 2000

    Aktienbanken und Bankiers + 6Sparkassensektor 35Landes-Hypothekenbanken 1Raiffeisensektor 189Volksbankensektor 18Bausparkassen + 1Sonderbanken 6Insgesamt -242Quelle: OeNB.

    Die Expansion des Bankstellen-netzes fand 1992 wie nachfolgenddargestellt ihren bisherigen Ab-schluss. Der Trend zur Reduktionzeigt jedoch einen uneinheitlichenVerlauf.

    Entwicklung derBankstellen imZehnjahresvergleich

    Jahr Bankstellen1991 + 521992 + 121993 171994 181995 91996 141997 271998 1391999 202000 48Quelle: OeNB.

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    Das sterreichische Finanzwesen

    nehmen (bessere Einschtzung desKreditrisikos), ihre Ostexpertiseund ihre langjhrige Erfahrung miteiner stabilittsorientierten Geld-und Whrungspolitik.

    Der Beginn der dritten Stufe derWirtschafts- und Whrungsunion(WWU) und die Einfhrung desEuro als Whrung (Abkrzung:EUR, Symbol fr Euro: ) mit 1. Jnner 1999 und als Bargeld ab 1. Jnner 2002 bedeuten fr diesterreichischen Banken Umstel-lungskosten (v.a. bei der EDV, Infor-mation und Beratung der Kunden)und Ertragseinbuen (v. a. beimDevisen- und Valutenhandel). Ande-rerseits bietet das Eurogebiet aberneue Chancen fr verstrkte ge-schftspolitische Aktivitten in deneuropischen Lndern.

    Anzahl derKreditinstituteund Fusionen

    Ende 2000 gab es in sterreich 923rechtlich selbststndige Kreditinsti-tute (Hauptanstalten) mit fast 4.600Zweigstellen; insgesamt sind das 5.479Geschftsstellen. Die Tabelle auf Seite8 stellt die Anzahl der Kreditinstitutedar, gegliedert nach Sektoren.

    In den letzten Jahren ist die Zahlder rechtlich selbststndigen Haupt-anstalten rcklufig und lag 1997erstmals unter 1.000. Das Netz derNiederlassungen reduzierte sich imJahr 2000 um 20 Zweigstellen auf4.576, womit die Bankstellendichtegeringfgig zurckging (1.478 Ein-wohner pro Bankstelle). Die Anzahlder Bankstellen in sterreich ist,gemessen an der Einwohnerzahl, eineder hchsten in ganz Europa.

  • 10 Oesterreichische Nationalbank

    Das sterreichische Finanzwesen

    die im Jahr 2000 vereinbarte Integra-tion der Bank Austria in die Bayeri-sche Hypo- und Vereinsbank Gruppemit der Fusion der Bank AustriaCreditanstalt International in dieBank Austria zur grten Verschmel-zung im Berichtszeitraum. Darberhinaus kam es im Aktienbankensektorin Wien noch zu einem weiteren Zu-sammenschluss. Im Mai 2001 wurdedie Fusion der Bank Austria mit derCreditanstalt als bedeutsamste Ver-nderung angekndigt.

    Der in sterreich traditionellhohe Anteil ffentlichen Eigentumsan Banken wurde in den vergangenenJahren laufend reduziert. Die beidengroen mehrheitlich in staatlichemEigentum stehenden AktienbankenLnderbank und Creditanstalt-Bank-verein wurden zur Bank Austriafusioniert; seine Anteile an dieserhat der Bund abgegeben. Die Lnderhaben ihre Anteile an den Landes-Hypothekenbanken reduziert, undauch die Postsparkasse (PSK) biszum Jahr 2000 noch zur Gnze instaatlichem Besitz wurde in eineAktiengesellschaft umgewandelt undvon der BAWAG erworben. Trotzvermehrter Fusionen ist der Konzen-trationsgrad im sterreichischenBankensystem niedrig. Der Anteilder fnf grten Banken an derBilanzsumme aller sterreichischenBanken liegt bei rund 46% (siehebersicht mit den zehn grtensterreichischen Banken) und istdamit etwas niedriger als der Durch-schnittswert in allen EU-Lndern. In EU-Lndern mit vergleichbarerGre liegen die entsprechendenWerte zum Teil deutlich hher:Belgien 50%, Niederlande 70% undSchweden 80%.

    FusionenIn den letzten zehn Jahren warennahezu alle groen sterreichischenKreditinstitute von markanten nde-rungen ihrer Eigentmerstruktur bis hin zu einer Fusion betroffen.

    Die Anzahl der Fusionen hat sich2000 gegenber dem Vorjahr um 6auf 26 erhht.

    Obwohl mehr als 90% davon aufden Raiffeisensektor entfielen, fhrte

    Kreditinstitut Bilanzsumme Marktanteil in %in Mio EUR je Bank aggregiert

    1. Bank Austria 108.791 20,8 20,82. Erste Bank AG 44.435 8,5 29,33. CA 32.713 6,3 35,54. RZB 24.575 4,7 40,25. Kontrollbank 21.805 4,2 44,46. PSK 21.491 4,1 48,57. BAWAG 21.068 4,0 52,58. BA-CA International AG 13.029 2,5 55,09. RLB NOE-Wien 8.984 1,7 56,7

    10. RLB OOE 8.144 1,6 58,3

    Quelle: OeNB.

    Reihung der groen sterreichischen Banken nachder BilanzsummeStand: Dezember 1999

    Vernderungen in der Bankenlandschaft

    Quelle: OeNB.

    1990 Fusion der Zentralsparkasse mit der Lnderbank zur Bank Austria1992 Fusion der Girozentrale mit dem CI zur GiroCredit1994 Beteiligung der Bayerischen Landesbank an der BAWAG1996 Beteiligung der Deutschen Genossenschaftsbank an der VAG1997 Erwerb der Aktienmehrheit an der Creditanstalt durch die Bank Austria1997 Umwandlung der Postsparkasse in eine Aktiengesellschaft1997 Erwerb der GiroCredit durch die Erste sterreichische Spar-Casse Bank

    und Fusion zur Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen1998 Grndung der Bank Austria Creditanstalt International AG

    Konkurs von Diskont Bank AG und RIEGERBANK AG1999 Grndung der Vakif-Bank International (Wien) AG

    (zweite trkische Bank in sterreich)2000 Integration der Bank Austria in die Bayerische Hypo- und Vereinsbank

    Gruppe2000 Erwerb der Postsparkasse durch die BAWAG2000 Fusion der Bank Austria Creditanstalt International AG mit der

    Bank Austria2001 Ankndigung der Fusion der Bank Austria mit der Creditanstalt zur

    Bank Austria Creditanstalt AG

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    Das sterreichische Finanzwesen

    Anteile der einzelnen Sektoren an derBilanzsumme aller sterreichischen Banken

    Geschftsentwicklung

    Die gesamte Bilanzsumme aller Sek-toren betrug Ende 2000 rund EUR563 Mrd; zum Vergleich das ster-reichische nominelle Bruttoinlands-produkt: etwa EUR 206 Mrd. berdie Grenordnungen der einzelnenSektoren innerhalb des gesamtenBankwesens gibt die unten stehendeGrafik Anteile der einzelnen Sekto-ren an der Bilanzsumme aller ster-reichischen Banken Aufschluss.

    Fast 38% der gesamten Bilanz-summe entfallen auf den Sparkassen-sektor. Der Anteil der Aktienbankenund Bankiers liegt bei 21,2%, jenerder Raiffeisenbanken bei 20,2%.Diese drei Sektoren reprsentierensomit fast 80 % der gesamten Bilanz-summe.

    Ende 2000 stammte der Groteildes Mittelaufkommens aus Einlagenvon inlndischen Nichtbanken (rund

    EUR 176 Mrd). Der berwiegendeTeil der Einlagen wird von den priva-ten Haushalten und Unternehmenaufgebracht. Auf seinem Weg berdie Kreditinstitute in die Wirtschaftwird dieser Geldstrom in seinen Pro-portionen verndert: Die privatenHaushalte beanspruchen wenigerKredite als die Unternehmen unddie ffentliche Hand.

    Internationalisierung des BankwesensDie Geschftsttigkeit der Kredit-institute zeigte in den letzten Jahreneine zunehmende Internationalisie-rung. Die Ausweitung des Geschfts-volumens erfolgt zu einem groenTeil auf auslndischen Mrkten bzw.im Fremdwhrungsgeschft. DerAnteil des Auslandsgeschfts an denBankbilanzen hat sich in den letztenfnf Jahren von 20% auf 24% er-hht; 1997 erfolgten bereits drei

    Stand: Dezember 2000Anteil in %

    Sonder-banken

    Aktienbankenund Bankiers

    Sparkassensektor

    Landes-Hypothekenbanken

    Raiffeisensektor

    Volks-banken-sektor

    Bauspar-kassen

    37,95,7

    20,2

    4,4

    7,321,23,3

    Quelle: OeNB.

  • 12 Oesterreichische Nationalbank

    Das sterreichische Finanzwesen

    Viertel des Bilanzsummenwachstumsim Ausland oder in einer Fremd-whrung.

    Rund ein Viertel der Geschfts-ausweitung wurde 1997 bereits vonden auslndischen Filialen der ster-reichischen Kreditinstitute erbracht,die in den vergangenen Jahren deut-lich zunahmen. Die Zahl der Aus-landsfilialen stieg seit 1991 von 9 auf24, davon entfielen 13 auf die EU.Insgesamt waren Ende 2000 41 ster-reichische Banken in Form von Filia-len, Beteiligungen (ber 25%) oderReprsentanzen im Ausland vertre-ten. Zu je etwa einem Drittel ver-teilten sich diese auf den EU-Raum,

    Zentral- und Osteuropa sowie diebrige Welt.

    In Zentral- und Osteuropa sind10 sterreichische Kreditinstitute an38 ost- bzw. mitteleuropischen Ban-ken mit zumindest 25% beteiligt,daneben gibt es 21 Reprsentanzenvon sterreichischen Kreditinstitu-ten in Osteuropa.

    Von auslndischen Kreditinstitu-ten wurden 2000 in sterreich18 Banken, 16 Zweigstellen und30 Reprsentanzen betrieben, wovon9 selbststndige Kreditinstitute und15 Zweigniederlassungen aus demEU-Raum stammen.

    Geschftsentwicklung der Kreditinstitute

    1999 2000

    Stand

    in Mrd EUR

    Vernderung

    in %

    Stand

    in Mrd EUR

    Vernderung

    in %

    Bilanzsumme 524,64 + 9,1 562,8 + 7,3

    AktivaDirektkredite an inlndische Nichtbanken 210,8davon: Direktkredite in Euro 177,7

    Direktkredite in Fremdwhrungen 33,1Auslandsaktiva 131,4

    PassivaEinlagen von inlndischen Nichtbanken 171,8davon: Spareinlagen 122,3

    Fremdwhrungseinlagen 3,1Auslandspassiva 147,2

    + 5,2+ 1,0+ 35,6+ 18,6

    + 3,1+ 2,1- 71,1+ 16,0

    224,9185,439,4

    157,79

    175,78119,7

    3,3174,08

    + 6,7+ 4,3+ 19,3+ 20,2

    + 2,3- 2,2

    7,3+ 18,2

    Quelle: OeNB.

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    Das sterreichische Finanzwesen

    Historisches

    In der Nachkriegszeit gab es Bestre-bungen, das aus dem deutschenRecht bernommene Kreditwesen-gesetz (KWG) durch ein sterreichi-sches KWG zu ersetzen. Diese Ent-wicklung wurde durch die interna-tional und auch in sterreichzunehmende Liberalisierung des Ban-kensystems sowie den allgemeinenTrend zur Universalbank verstrkt.Schlielich kam es 1979 zu einerNeuformulierung der Rechtsvor-schriften (KWG 1979). Das rascheWachstum und die zunehmende Aus-landsverflechtung der sterreichi-schen Banken erforderten jedoch eineAnpassung der rechtlichen Rahmen-bedingungen an internationale Stan-dards (KWG-Novelle 1986).

    Das Bankwesengesetz

    Mit 1. Jnner 1994 trat das Bundes-gesetz ber das Bankwesen (BWG)in Kraft und lste damit das Kredit-wesengesetz (KWG 1979) in derFassung von 1986 ab. Es ist dasKernstck der Finanzmarktanpas-sungsgesetze von 1993, mit denender sterreichische Finanzmarkt neugeordnet wurde, und stellt diewichtigste Regelung fr das Bank-wesen dar.

    Eines der Ziele des Gesetzgeberswar es, mit dem Bankwesengesetzdie EU-Konformitt des sterreichi-schen Bankrechts sicherzustellen.Daneben sind die Hauptzielsetzun-gen die Erhaltung der Funktions-fhigkeit der Kreditinstitute, derGlubigerschutz und der Konsu-mentenschutz. Das Bankwesenge-setz sieht eine Reihe von Bestim-

    mungen vor, die die Sicherheit derden Instituten anvertrauten Einlagengewhrleisten sollen.

    Wesentliche Bestimmungen

    Konzessionserteilung

    Da der Betrieb von Bankgeschftenerhebliche Auswirkungen auf dieGesamtwirtschaft haben kann unddem Schutz der Bankkunden we-sentliche Bedeutung zukommt, gibtes umfassende Kriterien fr die Er-teilung einer Konzession. Jedes Kre-ditinstitut muss zwei hauptamtlicheGeschftsfhrer haben, ein Anfangs-kapital von mindestens EUR 5 Mioausweisen und die Rechtsform einerKapitalgesellschaft, einer Genossen-schaft oder einer Sparkasse haben.Weiters mssen die Eigentmereines Kreditinstituts ab einer gewis-sen Beteiligungshhe bekannt sein,es muss ein Geschftsplan ber dieArt der Geschfte vorliegen sowieeine Budgetrechnung fr die erstendrei Jahre nachgewiesen werden.

    Dienstleistungs- und

    Niederlassungsfreiheit

    Kreditinstitute aus den EWR-Staatendrfen in sterreich ohne ster-reichische Konzession sowohlgrenzberschreitend Bankgeschftebetreiben (Dienstleistungsfreiheit)als auch Zweigstellen(-niederlassun-gen) grnden (Niederlassungs-freiheit).

    Ordnungsnormen

    Damit die Banken ihren Geschfts-betrieb funktionsfhig halten undetwaige Verluste abdecken knnen,mssen sie ber ein ihrem Geschfts-risiko angemessenes Kapital (Eigen-

    2. Bankwesengesetz(BWG)

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    Das sterreichische Finanzwesen

    gungsfristen oder Laufzeiten) fr dieSicherung der Zahlungsbereitschaft(Liquiditt) zu sorgen.

    Weiters gibt es Regelungen frdie Begrenzung von so genanntenGroveranlagungen, das sind beson-ders hohe Kreditaufnahmen eineseinzelnen Kreditnehmers bei einemKreditinstitut. Mit dieser Bestim-mung soll verhindert werden, dass esim Falle der Zahlungsunfhigkeit die-ses Kreditnehmers zu einer Gefhr-dung des Kreditinstituts kommt. DerRisikominimierung dient auch dieBeteiligungsbegrenzung an Nicht-kredit- und Finanzinstituten, sofernes keine Versicherungsunternehmenbzw. Unternehmen mit einer Hilfs-ttigkeit fr ein Kreditinstitut sind.Wie die Einzelbeteiligung ist auch dieGesamtheit der Beteiligungen pro-zentmig im Hinblick auf die Eigen-mittel limitiert.

    Verbraucherbestimmungen

    Das BWG enthlt Schutzbestimmun-gen fr Verbraucherkreditvertrge,wobei speziell auf Schriftlichkeit,Bekanntgabe der Gesamtbelastung,Preisaushang, Jugendschutzbestim-mungen sowie Wertstellung hinge-wiesen wird.

    Einlagensicherung

    Kreditinstitute sind verpflichtet, einerEinrichtung anzugehren, die dieAuszahlung von (Spar-)Einlagen biszu einem gewissen Hchstbetraggewhrleistet, sofern ein Kredit-institut seiner Zahlungsverpflichtungnicht vollstndig nachkommen kann.

    mittel) verfgen (man spricht imZusammenhang mit der angemesse-nen Eigenmittelausstattung von derSolvabilitt). Grundstzlich sollen dieEigenmittel dem Kreditinstitut mg-lichst uneingeschrnkt und schnellfr eine etwaige Risiko- und Verlust-abdeckung zur Verfgung stehen. DieEigenmittel jedes Kreditinstitutshaben jederzeit mindestens 8% derso genannten Bemessungsgrundlage(das sind im Wesentlichen diegewichteten aktivseitigen Bilanz-posten sowie auerbilanzmigeGeschfte) zu betragen. Die jeweili-gen Bilanzposten werden nach ihremRisiko gewichtet, z. B. werdenPrivatkredite zu 100% (das heit invollem Umfang) in der Bemessungs-grundlage bercksichtigt, whrendz.B. Forderungen an den Bund alsrisikolos eingestuft werden und nichteinzubeziehen sind. Dieser risiko-gewichtete Ansatz bedeutet, dass sichdie Hhe der zu haltenden Eigen-mittel am Risikogehalt der Geschfteder Kreditinstitute orientiert.

    Bei Geschften, die ein Kredit-institut in fremder Whrung durch-fhrt, besteht die Gefahr, dass sichkurzfristig nderungen bei denWechselkursrelationen und/oder den(auslndischen) Zinsstzen ergebenknnen. Deshalb wurden Normenfr die Begrenzung des Fremd-whrungsrisikos geschaffen.

    Kreditinstitute haben dafr zusorgen, dass sie ihren Zahlungsver-pflichtungen jederzeit nachkommenknnen. Sie haben daher eine ent-sprechende Finanz- und Liquiditts-planung einzurichten und durch diedauernde Haltung ausreichenderflssiger Mittel (das sind beispiels-weise Einlagen mit kurzen Kndi-

  • Oesterreichische Nationalbank 15

    Das sterreichische Finanzwesen

    Bankgeheimnis

    Kreditinstitute mssen Informatio-nen, die ihnen ausschlielich aufGrund von Geschftsverbindungenmit Kunden bekannt geworden sind,geheim halten. Die Verpflichtung zurWahrung des Bankgeheimnisses darfunter anderem nur in Zusammen-hang mit einem eingeleiteten gericht-lichen Strafverfahren aufgehobenwerden.

    Geldwscherei

    Das BWG hat die Geldwscherei-Richtlinie der EU in sterreichi-sches Recht transformiert, wonachKredit- und Finanzinstitute u. a.bei Anknpfung einer dauerndenGeschftsbeziehung bzw. bei Trans-aktionen ab ATS 200.000 (ab 1. Jn-ner 2002 EUR 15.000) die Kunden-identitt grundstzlich festzuhaltenhaben.

    Mitwirkung der OeNB inder Bankenaufsicht

    Der Bundesminister fr Finanzen istfr die Einhaltung der Vorschriftendes BWG zustndig. Aber nicht nurdas Bundesministerium ist wegenseiner Aufsichtsfunktion fr dasBankwesen von Bedeutung, sondernauch die OeNB als Bank derBanken. Der Gesetzgeber hat dieOeNB sehr stark in den Vollzug desGesetzes eingebunden; einerseits,weil sie ber einen entsprechendenApparat verfgt, um die relativkomplizierten Vorschriften auch aufihre Einhaltung berprfen zuknnen, andererseits, weil sie fr dieErfllung ihrer Aufgaben an derEinhaltung dieser Normen selbstinteressiert ist.

    Eine umfassende Neuregelungder Bankenaufsicht durch das Finanz-marktaufsichtsgesetz sieht ab 1. April2002 eine bertragung der Banken-aufsichtskompetenz vom Bundesmi-nister fr Finanzen auf die Finanz-marktaufsichtsbehrde (FMA) vor,wobei die OeNB in mageblicherForm in die Bankenaufsicht einge-bunden bleibt.

  • 16 Oesterreichische Nationalbank

    Das sterreichische Finanzwesen

    Liberalisierungs- und Deregulierungs-manahmen

    nderungen der rechtlichenRahmenbedingungenDie internationalen Liberalisie-rungs- und Deregulierungstenden-zen der Achtziger- und Neunziger-jahre haben auch in sterreich zuwesentlichen Reformschritten ge-fhrt. Es wurde eine Reihe von An-passungsschritten gesetzt. In denJahren 1989 bis 1991 wurden dieletzten Kapitalverkehrskontrollenstufenweise aufgehoben. Nach derAbschaffung der Brsenumsatz-steuer fr Hndlergeschfte und frdie Wertpapierleihe im Zuge derSteuerreform 1994 bestehen auchattraktive steuerliche Rahmenbe-dingungen.

    Die rechtlichen Rahmenbedin-gungen insbesondere Kapital-markt- und Brsegesetz wurdendem internationalen Standard an-geglichen. Zu den wesentlichenReformmanahmen zhlt etwa dieAufhebung der Emissionskontrol-len, insbesondere die Abschaffungder Emissionsgenehmigung durchdas Bundesministerium fr Finan-zen. Auch die Emissions- und Han-delstechniken wurden verbessert;die Emission (Begebung) von Bun-desanleihen wurde beispielsweisedurch den bergang zum interna-tional blichen Tenderverfahrenmarktorientierter gestaltet.

    Das Kapitalmarktgesetz bildetden rechtlichen Rahmen fr dieEmission von Wertpapieren. Einwesentliches Ziel dieses Gesetzes istder Anlegerschutz, der durch Infor-mation des Anlegers und durch

    Publizitt erreicht werden soll. Essetzt die EG-Prospektrichtlinie insterreichisches Recht um, sodassdie Publizittsnormen mit denendes EU-Raums weitgehend ber-einstimmen. Fr Wertpapiere be-steht eine umfassende Prospekt-pflicht. Der Anleger soll eingehendber die Anlage und den Emitten-ten, insbesondere ber seine Ver-mgens-, Finanz- und Ertragslage,informiert werden. Die Prospektesind vor dem erstmaligen ffentli-chen Angebot in deutscher Sprachezu verffentlichen.

    Ferner wurde in den letztenJahren eine Reihe von anderenfinanzmarktrelevanten Rechts-grundlagen, wie z. B. das Bank-wesengesetz (u. a. Abschaffung derSparbuchanonymitt) und das Spar-kassengesetz, novelliert.

    Weiters wurden zahlreicheneue Gesetze verabschiedet, wiez.B. das Eurogesetz (das die Ein-fhrung und Ausgabe der Euro-Banknoten und -Mnzen sowie dasAuslaufen des Schillings als gesetz-liches Zahlungsmittel per 1. Mrz2002 regelt), das Finalittsgesetz(das u. a. die Anerkennung vonZahlungssystemen regelt), dasbernahmegesetz, das berwei-sungsgesetz und das Kapitalmarkt-offensive-Gesetz. Letzteres soll dieAttraktivitt des sterreichischenKapitalmarktes erhhen und dieFrderung dieses Bereichs auf eineneue Grundlage stellen.

    Durch diese Anpassungenwerden vor allem die europischenVorschriften (Richtlinien undVerordnungen der EuropischenKommission) sowie internationalanerkannte Standards in den

    3. Kapitalmarkt

  • Oesterreichische Nationalbank 17

    besserer Zugang von Teilnehmernzum Brseplatz Wien erreicht werden.

    Die Privatisierungen der letztenZeit (u. a. Teilprivatisierung derTelekom Austria im Herbst 2000)sowie die noch geplanten Privatisie-rungsschritte sind eine wichtigeMglichkeit, den Wiener Brseplatzzu untersttzen und zu einer wei-teren Belebung der Wiener Brsebeizutragen.

    Mit der Verabschiedung desWertpapieraufsichtsgesetzes wurde1997 eine unabhngige Aufsichts-behrde, die Bundes-Wertpapierauf-sicht (BWA), eingerichtet, die dieAufgaben der Handelsberwachungan der Wiener Brse bernommenhat. Die BWA wird auf Grund derBestimmungen des Finanzmarktauf-sichtsgesetzes ab 1. April 2002 imWege der Gesamtrechtsnachfolge aufdie Finanzmarktaufsichtsbehrde(FMA) bertragen. Die FMA ber-nimmt alle Rechte, Pflichten undKompetenzen der BWA.

    Ein weiteres Ziel der WienerBrse ist es, ihre Reputation alsOsteuropabrse auszubauen. ImNovember 2000 hat die NEWEX(New Europe Exchange), eine Ko-operation der Wiener Brse mit derDeutschen Brse AG mit Sitz inWien, den Kassamarkthandel frosteuropische Werte aufgenom-men. Die gemeinsame Brse frmittel- und osteuropische Wert-papiere soll eine zentrale Plattformfr den Handel mit Aktien mittel-und osteuropischer Unternehmenetablieren.

    1) Am Terminmarkt der Wiener Brse (frher

    sterreichische Termin- und Optionenbrse

    TOB) werden Vereinbarungen ber den zuknf-

    tigen Kauf und Verkauf von an der Brse notierten

    Aktien sowie festverzinslichen Wertpapieren (z.B.

    Bundesanleihen) gehandelt. Diese Vereinbarungen

    knnen fr beide Seiten bindend sein (Futures)

    oder nur fr den Kufer das Recht auf Kauf oder

    Verkauf beinhalten (Optionen).

    sterreichischen Rechtsbestandtransferiert.

    BrsereformDie Wiener Brse als mittel- undosteuropische Regionalbrse hatauf den wachsenden Konkurrenz-druck reagiert und in den letztenJahren zahlreiche strukturelleReformen durchgefhrt, um denBrseplatz sterreich wettbewerbs-fhiger zu gestalten. WesentlicheManahmen waren die Fusion vonKassa- und Terminmarkt1) sowie dieReorganisation der Eigentmer-struktur in der Rechtsform einerAktiengesellschaft (Wiener BrseAG). Damit wurden Rahmenbedin-gungen geschaffen, die den inter-nationalen Standards entsprechen.

    Im Mittelpunkt der Aktivittenstanden Manahmen zur Verbesse-rung der Liquiditt. Mit der An-bindung an XETRA, das elektroni-sche Handelssystem der DeutschenBrse, im November 1999 wurde neben der damit verbundenen Ge-bhrenreduktion angestrebt, dieLiquiditt zu erhhen und damit dieNachfrage auch auslndischerInvestoren zu beleben.

    Die wesentlichen Vorteile derWiener Brse sind darin zu sehen,dass sie den Handel in regionalen Aktien begnstigt sowie mittel-stndische Unternehmen und Privat-anleger besser betreuen kann, alseine groe Brse dazu in der Lagewre. Im Zusammenhang mit derneuen Marktsegmentierung wurdedie Betreuerfunktion weiter verbes-sert. Weiters soll durch die Ein-fhrung einer neuen Form der Mit-gliedschaft an der Abwicklung, demso genannten Clearing-Agenten, ein

    Das sterreichische Finanzwesen

  • 18 Oesterreichische Nationalbank

    Das sterreichische Finanzwesen

    Rentenmarkt

    Mit der Einfhrung des Euro werdenalle neu begebenen Anleihen undWertpapiere in Euro ausgewiesensowie mit wenigen Ausnahmen alle alten Anleihen auf Euro umge-stellt.

    EmissionsmethodenDas Emissionsgeschft ist ein Bank-geschft. Normalerweise bilden daherdie Kreditinstitute ein Emissionskon-sortium etwa fr die Emission einerIndustrieanleihe , das die Unterbrin-gung der Emission zu vereinbartenKonditionen garantiert. Die Zusam-mensetzung des Konsortiums ergibtsich hauptschlich aus der Platzie-rungskraft einzelner Kreditinstitute.Bankenanleihen werden hingegenohne Zwischenschaltung eines Syndi-kats emittiert. Emissionen mssen seit1992 (Kapitalmarktgesetznovelle)nicht mehr vom Bundesministeriumfr Finanzen genehmigt werden,

    sodass das Emissionsverfahren nochflexibler gehandhabt werden kann.

    Seit April 1990 werden diegesamten Bundesanleihen nachamerikanischem Vorbild durch einRenditetendersystem begeben. DasTenderverfahren, an dem derzeit 27Kreditinstitute darunter eine Reihevon auslndischen Kreditinstituten teilnehmen, wickelt die Oesterreichi-sche Kontrollbank als Leadmanagerab. Die sterreichische Bundesfinan-zierungsagentur gibt das Emissions-volumen und die Laufzeit sptestenseine Woche vor dem Begebungs-termin bekannt. Die teilnehmendenKreditinstitute machen kompetitiveAngebote, d. h. sie nennen dieRendite, zu der sie ein bestimmtesVolumen bernehmen wollen. DieZuteilung an die Tenderteilnehmererfolgt zu den tatschlich abgegebenenGeboten. Bundesanleihen werden inregelmigen Abstnden im Tender-verfahren begeben.

    MarktentwicklungInsgesamt waren zu Jahresende 2000am sterreichischen RentenmarktWertpapiere im Wert von etwasmehr als EUR 160 Mrd in Umlauf,wovon rund EUR 90,9 Mrd auf An-leihen des Bundes und etwas mehrals EUR 62,9 Mrd auf Anleihen ent-fielen, die von Kreditinstituten bege-ben wurden. Der Umlauf von Un-ternehmensanleihen betrug dagegen(ohne ffentliche Rechtstrger)lediglich rund EUR 3,5 Mrd. Insge-samt wuchs das gesamte Umlaufvo-lumen am sterreichischen Renten-markt in den letzten elf Jahren miteiner durchschnittlichen Jahres-wachstumsrate von 10,2% stetig an.

    in Mio EUR

    Quelle: OeNB.

    0

    20.000

    40.000

    60.000

    80.000

    100.000

    120.000

    140.000

    160.000

    1990 1992 1994 1996 1998 2000Bund sonstige Nichtbanken Kreditinstitute

    Umlaufvolumen auf dem sterreichischenRentenmarkt nach Emittenten

  • Oesterreichische Nationalbank 19

    Das sterreichische Finanzwesen

    Bundesanleihen

    Die Finanzschuld des Bundes (inkl.Bundespapiere im Eigenbesitz)betrug Ende 2000 EUR 120,7 Mrd.Der Anteil der Fremdwhrungs-schuld erreichte 14%. Neuschuld-aufnahmen erfolgen insbesondereauch im Fremdwhrungsbereich berwiegend in verbriefter Form.

    In den vergangenen Jahrenwurde die Attraktivitt des Marktesfr Bundesanleihen durch eineReihe von Manahmen erhht. ImKonkurrenzkampf mit den anderenffentlichen Emittenten auf demEuro-Rentenmarkt ist es fr dieRepublik sterreich in erster Liniewichtig, die Liquiditt ihrer An-leihen zu verbessern. Zu diesemZweck hat die Republik illiquideausstehende Anleihen zurckgekauftund in Serien mit grerem Emis-sionsvolumen umgewandelt.

    Weiters hat die Republik, um die Absatzmglichkeiten fr dieeigenen Anleihen zu verbessern, dieGruppe der zugelassenen Teilnehmeran den Auktionsverfahren zur Be-gebung von Bundesanleihen, diePrimrhndler, internationalisiert.Als Primrhndler fr sterreichi-sche Bundesanleihen sind derzeit19 auslndische Kreditinstitute und8 sterreichische Banken zugelassen.

    Seit 1. Jnner 1999 werdenNeuemissionen von Bundesanleihenin Euro vorgenommen. Auch be-reits begebene Wertpapiere wurdenauf Euro umgestellt.

    Investoren

    Mit dem in den letzten Jahren ver-zeichneten rapiden Wachstum desVermgensbestandes inlndischerinstitutioneller Investoren (Vertrags-

    Bei der zweitwichtigsten Emit-tentengruppe am sterreichischenRentenmarkt, den Kreditinstituten,ist 1999 und 2000 eine leichte Stei-gerung der Emissionsttigkeit imInland zu verzeichnen. Weit strkerwar in diesem Zeitraum das Aus-landsengagement der Banken. Dieakzentuierte Entwicklung drfte aufdas mit der Whrungsunion weg-fallende Wechselkursrisiko zurck-zufhren sein. Des Weiteren hatsich durch die Erleichterung grenz-berschreitender Anlagen gleich-zeitig die institutionelle Anleger-basis wesentlich verbreitert.

    Die Begebung von Kapital-marktpapieren sterreichischer Un-ternehmen hat in den letzten Jahrenan Bedeutung gewonnen. Im inter-nationalen Vergleich ist der Ren-tenmarkt fr die sterreichischeUnternehmensfinanzierung jedochnoch immer verhltnismig unbe-deutend. Dies ist vor allem daraufzurckzufhren, dass ein Groteilder Unternehmen Klein- und Mit-telbetriebe sind; die Unterneh-mensgre ist daher meist zu klein,um Fremdmittel ber den Kapital-markt aufzunehmen. Die Bedeutungder Unternehmensfinanzierung inForm verbriefter Schuldverschrei-bungen sollte zwar auf Grund dervollzogenen und geplanten Deregu-lierungsschritte ansteigen. Insge-samt gesehen wird aber dieDynamik der Substitution von der-zeit vorherrschenden Bankkreditendurch Unternehmensanleihen vomStrukturwandel im realen Sektor(z. B. Vernderung der Gren-struktur der Unternehmen) undinstitutionellen Rahmenbedingun-gen determiniert.

  • 20 Oesterreichische Nationalbank

    versicherungen, Investmentfondssowie Pensionsfonds) ist auch derenBedeutung als potenzielle Nachfragerauf dem heimischen Rentenmarktgewachsen. Beobachtet wurde je-doch ein steigender Anteil ausln-discher Rentenwerte am gesamtenBestand festverzinslicher Wertpapierezu Lasten des Inlandsanteils. Derstarke Rckgang des Anteils inln-discher Rentenwerte knnte in dergeringeren Liquiditt des sterreichi-schen Marktes, dem breiteren Pro-duktangebot im Ausland und demdurch die Whrungsunion eliminier-ten Wechselkursrisiko liegen. Derzurckgegangene Anteil von inln-dischen Wertpapieren im Portfolioder institutionellen Investoren hatseine Grnde allerdings nicht aus-schlielich in der geographischenDiversifikation der Anlegerport-folios, sondern auch in der Um-schichtung zwischen verschiedenenAnlageformen. Whrend sich derAnteil festverzinslicher Wertpapierein deren Vermgensbestand starkverminderte, erhhte sich jener derAktien deutlich.

    Aktienmarkt

    Mit der Einfhrung des Euro notie-ren die Aktienkurse an den europi-schen Finanzmrkten ausschlielichin Euro. Dies hat zur Folge, dassauch alle Printmedien, die Kurs-entwicklungen abbilden, diese nurmehr in Euro darstellen.

    MarktorganisationDie Marktsegmentierung derWiener Brse unterteilt seit der1998 beschlossenen Reorganisationdie unterschiedlichen Marktseg-

    mente hinsichtlich Liquiditt undnach dem Ausma ihrer Marktbe-treuung. Die Einteilung nach derZulassungsart in Amtlicher Han-del, Geregelter Freiverkehr undSonstiger Wertpapierhandel wirdausschlielich als Zuordnungs- bzw.Einteilungskriterium fr die einzel-nen Marktsegmente herangezogen.

    Dem Segment Austrian EquityATX Market werden sterreichi-sche Aktienwerte zugeordnet, diezum Amtlichen Handel oder Ge-regelten Freiverkehr zugelassen undim ATX (= umsatzstrkste Aktien)vertreten sind. Weiters muss sichein Betreuer (Specialist) zu derpermanenten Quotierung von kom-petitiven Kauf- und Verkaufskur-sen verpflichten. Die bernahmevon weiteren Market Maker-Ver-pflichtungen ist im Hinblick aufeine Liquidittssteigerung er-wnscht, aber nicht Voraussetzungfr die Zuordnung. An das Publizi-ttsverhalten werden die hchstenAnsprche gestellt: IAS/US-GAAP-Bilanzierung, Ad-hoc-Publizitt,Anschluss an ein elektronischesMedium, Quartalsberichte, Unter-nehmenskalender usw.

    Als Handelsplattform steht dasHandelssystem XETRA mit demHandelsverfahren FortlaufenderHandel in Verbindung mit mehre-ren Auktionen (Erffnungsauktion,untertgige Auktion, Schluss-auktion) zur Verfgung.

    In das Marktsegment AustrianEquity Specialist Market werdenAktien eingeordnet, die zum Amt-lichen Handel oder GeregeltenFreiverkehr zugelassen sind und indenen ein Brsemitglied eineSpecialist-Funktion bernimmt. Die

    Das sterreichische Finanzwesen

  • Oesterreichische Nationalbank 21

    Verpflichtungserklrung durch wei-tere Market Maker ist erwnscht,aber nicht Voraussetzung fr dieZuordnung. Der Specialist musspermanent Kauf- und Verkaufs-orders fr das jeweilige Wertpapierstellen.

    Als Handelsplattform steht dasHandelssystem XETRA mit demHandelsverfahren FortlaufenderHandel in Verbindung mit mehre-ren Auktionen (Erffnungsauktion,untertgige Auktion, Schluss-auktion) zur Verfgung.

    In das Marktsegment AustrianEquity Auction Market werden dieweniger liquiden Aktien bzw. Parti-zipationsscheine eingeordnet. DieseWerte mssen entweder zum Amt-lichen Handel oder Geregelten Frei-verkehr zugelassen sein.

    Als Handelsplattform steht dasHandelssystem XETRA mit demHandelsverfahren Auktion (ein-malige untertgige Auktion) zurVerfgung.

    Das Segment umfasst alle Aktienbzw. Partizipationsscheine, fr diekein Handelsmitglied bereit ist, eineSpecialist-Funktion zu bernehmen.

    InstrumenteDie an der Wiener Brse gehandel-ten Aktien sind Inhaberpapiere,wobei es neben den Stammaktien,die dem Aktionr ein Stimmrechtgeben, auch Vorzugsaktien gibt.Letztere geben dem Aktionr in derRegel den Anspruch auf eine Min-destdividende, die fr ertragloseoder ertragschwache Geschftsjahrezeitlich unbegrenzt nachzahlbar ist(so genannte kumulative Vorzugs-aktien). Mit Vorzugsaktien ist keinStimmrecht verbunden.

    Im Zusammenhang mit der Um-stellung der Aktien auf Euro ist nunmehr die Einfhrung vonQuotenaktien mglich. Quotenaktiensind nennwertlose Aktien, die einenprozentuellen Anteil am Reinverm-gen einer Gesellschaft vermitteln.

    Das sterreichische Finanzwesen

    Marktkapitalisierung 1999 in % des BIP im internationalen Vergleich

    260240220200180160140120100806040200

    %

    Schw

    eiz

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    derla

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    Italie

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    Quelle: FIBV.

    Vere

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    155,0

    130,0116,2

    67,4 61,2 57,3 55,2 54,7 48,5 43,4 39,2 36,4 30,1 27,918,1

    229,0 225,6

  • 22 Oesterreichische Nationalbank

    Das sterreichische Finanzwesen

    MarktentwicklungDer Marktwert der sterreichischenAktien betrug Ende 2000 EUR 31,2Mrd und damit rund EUR 0,9 Mrdweniger als ein Jahr zuvor. NebenKursrckgngen haben einige No-tierungslschungen zu diesem Rck-gang beigetragen, obwohl im Jahr2000 sieben Unternehmen neu ander Brse eingefhrt wurden.

    Die Marktkapitalisierung der ander Wiener Brse notierten inln-dischen Unternehmen erreichte Ende2000 rund 15% des BIP und lagdamit weit unter dem europischenDurchschnitt von rund 70% (1999).

    Die Hauptursachen fr diegeringe Bedeutung des Aktienmark-tes sind zum einen die klein- undmittelbetriebliche Unternehmens-struktur (nicht brsefhig) sowiedie gnstige Fremdkapitalfinanzie-rung und zum anderen die Risiko-scheu der Sparer und der Mangel aninstitutionellen Investoren (mitbe-dingt durch das Umlageverfahrenunseres Pensionssystems).

    Nichtsdestoweniger steigt dasAngebot an Aktien seit Jahren durchneue Emissionen, v.a. im Rahmenvon Privatisierungen. Die Brseum-stze inlndischer Aktien betrugenim Jahr 2000 EUR 20,38 Mrd; dasbedeutet eine Abnahme gegenber

    dem Vorjahr von 5,3% (1999: EUR21,53 Mrd). Hingegen verzeichne-ten die auslndischen Aktien Zu-wchse von EUR 285 Mio auf EUR404 Mio (+41,5%). Die Zahl der ander Brse notierten Gesellschaftenlag 2000 bei 97.

    In der Grafik auf Seite 23 untensind jene zehn Unternehmen darge-stellt, deren Aktien 2000 am meistengehandelt wurden.

    Die Entwicklung des Aktien-marktes spiegelt der Wiener BrseIndex (WBI) wider, der alle Wertedes amtlichen Handels umfasst. DieWiener Brse zeigte im Jahr 2000eine relativ schwache Performance.Der Wiener Brse Index, der alle an der Wiener Brse notiertensterreichischen Aktien enthlt,schwchte sich um 7,4% ab undschloss mit 456,86 Punkten.

    Da dieses Marktsegment dasgrte und wichtigste der WienerBrse reprsentiert, gibt der Indexdie Entwicklung eines breit diversi-fizierten Portfolios wieder. Nebendem Gesamtindex werden brse-tglich auch Branchenindizes kalku-liert. Der Austrian Traded Index(ATX) erfasst die Fliehandelswerteund reprsentiert damit das liquideMarktsegment.

  • Marktkapitalisierung der 35 grten an der Wiener Brse gelisteten Unternehmen

    Quelle: OeNB, The Austrian Financial Markets, Revised Edition 2001.

    OMV 1.610Erste Bank

    948

    VA Technologie922

    Austria Tabak908

    Boehler-Uddeholm903

    Wienerberger718

    VA Stahl713

    Telekom Austria710

    Verbund699

    Bank Austria6.01442,5%

    11,4%6,7%

    6,5%

    6,4%

    6,4%

    5,1%

    5,0%

    5,0%4,9%

    Die zehn am strksten gehandelten Aktien sterreichs 2000

    Unternehmen 2000

    zu Jahresende in Mio EUR

    1. Bank Austria 5.1572. Erste Bank 2.4173. OMV 2.2284. Verbund 1.6315. Generali Holding 1.4096. Wienerberger 1.3297. Austria Tabak 1.2998. EVN 1.1109. Telekom Austria 1.050

    10. VA Stahl 97411. UNIQA 75512. Flughafen Wien 62613. BWT 58314. Mayr-Melnhof 56415. VA Technologie 48016. Brau Union 42317. RHI 41818. AUA 41819. BBAG 39720. Boehler-Uddeholm 38021. Immofinanz 37822. Allianz Elementar 34623. Lenzing 29424. Palfinger 26425. Head N.V. 24626. Investkredit 22227. Semperit 21128. Bau Holding 20729. Libro 18730. Wr. Staedt. pref. 15431. Porr common 14832. Constantia-Verp. 14233. Jenbacher 13334. Constantia-Iso 12535. Wolford 99

    Quelle: Wiener Brse AG.

    Oesterreichische Nationalbank 23

    Das sterreichische Finanzwesen

    Brseumstze in Mio EUR2)

    2) Rundungen knnen Rechendifferenzen ergeben.

  • Perspektiven des sterreichischen Kapitalmarktes

    Der Finanzplatz sterreich hat inden letzten Jahren an Attraktivittgewonnen. Die vergleichsweise gutemakrokonomische Entwicklung,die politische Stabilitt, die gut aus-gebaute Finanzdienstleistungsstruk-tur und ein moderner, weitgehend anden EU-Normen orientierter recht-licher Rahmen stellen hervorragendeRahmenbedingungen dar. Darberhinaus wurde in den letzten Jahrender Finanzmarkt durch rechtlicheund technische Anpassungen we-sentlich modernisiert.

    Durch die Abschaffung derBrsenumsatzsteuer und die Steuer-reform 2001 bestehen auch attrak-tive steuerliche Rahmenbedingun-gen. Der Finanzplatz sterreich hatsich daher in den letzten Jahren als

    Finanzmarkt fr Zentral- und Ost-europa etabliert.

    Mit dem bergang auf den Eurohat sich der Wettbewerb zwischenden europischen Finanzmrktenverstrkt. Die bisherige Schutz-funktion durch die nationaleWhrung hat seit dem Wegfall derWechselkursrisken keine Bedeutungmehr. Eine zunehmende Transparenzzwischen den verschiedenen Dienst-leistungen auf den Finanzmrktender teilnehmenden Lnder wird denKostendruck auch auf den kleinensterreichischen Finanzmarkt ver-strken. Smtliche finanzmarkt-relevanten Bereiche mssen dahervoll wettbewerbsfhig gestaltet wer-den, um den neuen Herausforderun-gen begegnen zu knnen.

    24 Oesterreichische Nationalbank

    Das sterreichische Finanzwesen

  • O e s t e r r e i c h i s c h e Nat i on a l b a n k