Das Projekt „elektronische nacht“ - fh- · PDF fileEine parallele Klangwelt die...

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Das Projekt „elektronische nacht“ „...IMMERSION is mentally absorbing, and a process, a change, a passage form one mental state to another. It is characterized by diminishing critical distance to what is shown and increasing emotional involvement to what is happening.“ (Oliver Grau in „Virtual Art – From Illusion to Immersion“) Auf der Suche nach visuell-immersiven Erfahrungen, also dem absoluten Eintauchen in Bilderlebnisse, gab es historisch mehrere visuelle Darstellungsformen, denen es erstmals gelang, die klassische Begrenzung des Bildes durch einen Rahmen aufzuheben. So waren beispielsweise Deckengemälde, gemalte Panoramen, Laterna Magica oder auch Cinemascope alles Ansätze in der Geschichte der bildenden Kunst mit deren Hilfe dem Publikum eine erweiterte Erfahrung außerhalb des üblichen Bilderrahmens zu geben. Eine der intensivsten immersiven Erfahrungen bietet eine kuppelförmige Projektionsfläche, die das gesamte menschliche „Field of View“ einnimmt, wie sie in Planetarien oder so genannten „Dome-Theatres“ zu finden ist. Heutzutage bieten bieten diese Kuppeltheater Shows über Sternenkunde, Geschichten für Kinder, Science Fiction, Buchlesungen, Kleinkunst und sogar DJ Performances unter den Sternen. Der Fachbereich Design der Fachhochschule Dortmund ist immer auf der Suche nach Lehr- und Lernsituationen im öffentlichen Raum, analog dazu suchte das Zeiss- Großplanetarium Berlin und das Deutsche Technikmuseum die Zusammenarbeit mit Hochschulen. Die Entstehung dieses außergewöhnlichen Projektes ist durch Persönlichkeiten und ihre Fähigkeit zu Träumen und zu kooperieren gekennzeichnet: Prof. Cindy Gates, Dipl.-Des. Rocco Helmchen und Dipl.-Ing. Hans Friedger Lachmann vom Zeiss-Großplanetarium Berlin haben gemeinsam einen Vertrag über die Koproduktion einer großen 50 minütigen Multimediashow ausgearbeitet. Für die Produktion wurde ein Team aus Ehemaligen und 6 Studierende aus den Bereichen Grafik, Fotografie und Kamera zusammengestellt. So ergab sich eine einmalige Konstellation von mehreren Personen und Institutionen die für ein Ziel anderthalb Jahre intensiv zusammengearbeitet haben. Das Planetarium im Planetarium im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg ist mit 300 Sitzplätzen und einem Kuppeldurchmesser von 23 Metern das größte seiner Art in Deutschland. Unter der Kuppel mit einer Projektionsfläche von 800 Quadratmetern befindet sich ein Multimedia-Theater mit einer Vielzahl an technischen Möglichkeiten: so z.B.70 computergesteuerte Diaprojektoren, 3 Videoprojektoren, Zeiss- Sternenhimmelprojektion, eine 18-Kanal Tonanlage und 3 Showlaser um nur einige zu nennen. Trotz der überwältigenden Vielzahl von inhaltlichen Möglichkeiten die diese technische Ausstattung bietet, sollte der Bezug zu den Sternen nicht verloren gehen. So suchten die Designer nach einem Weg den Alltag und den Kosmos zu einander in Beziehung zu setzen. Eine Möglichkeit diese beiden Sphären miteinander zu vereinen besteht im Bilden einer visuellen „Schnittmenge“. Eine solche Schnittmenge findet sich beispielsweise in den unsichtbaren Welten, in allem, was sich der physischen Wahrnehmung entzieht und nur durch technische Hilfsmittel sichtbar wird. Die Grenzen zwischen „All-Tag“ und „All“ zerfließen, und es ist am Ende nicht mehr klar oder überhaupt wichtig ob ein computerezeugtes Fraktal, das Infrarotfoto einer entfernten Galaxie oder die Kernspintomographie einer Aubergine zu sehen ist. Der „Kosmos im Alltag“, eine Dualität zwischen der Darstellung von Reise und Geschwindigkeit in Berlin und Unsichtbaren Welten aus Technik, Wissenschaft und Forschung wurde so zum zentralen Thema der Show.

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Das Projekt „elektronische nacht“

„...IMMERSION is mentally absorbing, and a process, a change, a passage form one mental state to another. It is characterized by diminishing critical distance to what is shown and increasing emotional involvement to what is happening.“

(Oliver Grau in „Virtual Art – From Illusion to Immersion“)

Auf der Suche nach visuell-immersiven Erfahrungen, also dem absoluten Eintauchen in Bilderlebnisse, gab es historisch mehrere visuelle Darstellungsformen, denen es erstmals gelang, die klassische Begrenzung des Bildes durch einen Rahmen aufzuheben. So waren beispielsweise Deckengemälde, gemalte Panoramen, Laterna Magica oder auch Cinemascope alles Ansätze in der Geschichte der bildenden Kunst mit deren Hilfe dem Publikum eine erweiterte Erfahrung außerhalb des üblichen Bilderrahmens zu geben. Eine der intensivsten immersiven Erfahrungen bietet eine kuppelförmige Projektionsfläche, die das gesamte menschliche „Field of View“ einnimmt, wie sie in Planetarien oder so genannten „Dome-Theatres“ zu finden ist. Heutzutage bieten bieten diese Kuppeltheater Shows über Sternenkunde, Geschichten für Kinder, Science Fiction, Buchlesungen, Kleinkunst und sogar DJ Performances unter den Sternen.

Der Fachbereich Design der Fachhochschule Dortmund ist immer auf der Suche nach Lehr- und Lernsituationen im öffentlichen Raum, analog dazu suchte das Zeiss-Großplanetarium Berlin und das Deutsche Technikmuseum die Zusammenarbeit mit Hochschulen. Die Entstehung dieses außergewöhnlichen Projektes ist durch Persönlichkeiten und ihre Fähigkeit zu Träumen und zu kooperieren gekennzeichnet: Prof. Cindy Gates, Dipl.-Des. Rocco Helmchen und Dipl.-Ing. Hans Friedger Lachmann vom Zeiss-Großplanetarium Berlin haben gemeinsam einen Vertrag über die Koproduktion einer großen 50 minütigen Multimediashow ausgearbeitet.Für die Produktion wurde ein Team aus Ehemaligen und 6 Studierende aus den Bereichen Grafik, Fotografie und Kamera zusammengestellt. So ergab sich eine einmalige Konstellation von mehreren Personen und Institutionen die für ein Ziel anderthalb Jahre intensiv zusammengearbeitet haben.

Das Planetarium im Planetarium im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg ist mit 300 Sitzplätzen und einem Kuppeldurchmesser von 23 Metern das größte seiner Art in Deutschland. Unter der Kuppel mit einer Projektionsfläche von 800 Quadratmetern befindet sich ein Multimedia-Theater mit einer Vielzahl an technischen Möglichkeiten: so z.B.70 computergesteuerte Diaprojektoren, 3 Videoprojektoren, Zeiss-Sternenhimmelprojektion, eine 18-Kanal Tonanlage und 3 Showlaser um nur einige zu nennen. Trotz der überwältigenden Vielzahl von inhaltlichen Möglichkeiten die diese technische Ausstattung bietet, sollte der Bezug zu den Sternen nicht verloren gehen. So suchten die Designer nach einem Weg den Alltag und den Kosmos zu einander in Beziehung zu setzen. Eine Möglichkeit diese beiden Sphären miteinander zu vereinen besteht im Bilden einer visuellen „Schnittmenge“. Eine solche Schnittmenge findet sich beispielsweise in den unsichtbaren Welten, in allem, was sich der physischen Wahrnehmung entzieht und nur durch technische Hilfsmittel sichtbar wird. Die Grenzen zwischen „All-Tag“ und „All“ zerfließen, und es ist am Ende nicht mehr klar oder überhaupt wichtig ob ein computerezeugtes Fraktal, das Infrarotfoto einer entfernten Galaxie oder die Kernspintomographie einer Aubergine zu sehen ist. Der „Kosmos im Alltag“, eine Dualität zwischen der Darstellung von Reise und Geschwindigkeit in Berlin und Unsichtbaren Welten aus Technik, Wissenschaft und Forschung wurde so zum zentralen Thema der Show.

Eine parallele Klangwelt die dieses Intention unterstützt fand sich in der Musik von Jean-Michel Jarre die nicht einfach nur aus Noten sondern vor allem aus Klängen besteht. Seine multimedialen Performances zeigen sein Interesse, immersive Erlebnisse zu erzeugen und Musik nicht nur hörbar sondern auch sichtbar zu machen. Die Musikauswahl für die Show ist durch eher unbekannte und teilweise auch experimentelle Stücke geprägt, um Neuentdeckungen in Ton und Bild sowie deren Verbindung zu ermöglichen.

Alle Autoren, sprich das studentische Team wie auch Rocco Helmchen und Cindy Gates haben gleichwertig verschiedene visuelle Techniken erprobt, die zum Teil auch außerhalb ihrer jeweiligen Fachrichtungen lagen: Fotografie (Panorama, Fisheye, Mikroskopie, Kernspin, Röntgen, Wärmebild), Zeitrafferaufnahmen, 3-Kanal-Videodesign, Computeranimation/Motiongraphics, VJ-Visuals und Allskygrafik sind einige davon. Die Auswahl und die Postproduktion des entstandenen Materials geschah im Hinblick auf Wirkung in der Gesamtdramaturgie, und nicht sortiert nach Personen. So wurde eine Perlenkette von Einzelgeschichten der jeweiligen Autoren gestaltet, ein Rhythmus aus Darstellung von Bewegung/Reise und verborgenen Bilderwelten, verbunden durch das Durchschreiten von Türen.

Die Visuals innerhalb dieser Produktion fallen grundsätzlich in 2 verschiedene Kategorien:

Reisebilder und Bilderwelten.

Die Reisebilder sind vor alem in der Berliner Nacht entstanden und bestehen z.B.: Handyvideos von Fahrradfahrten, Autofahrten im Zeitraffer, Zugfahrten und Allskys (Fisheyebilder für Kuppelprojektion) Es wurden aber auch grafische Interpretationen des Themas Reise durch Computeranimation gestaltet.

Die verborgenen Bilderwelten bestehen zu einem Teil aus Material das der Produktion von wissenschaftlichen Instituten zur Verfügung gestellt wurde. Beispiele hierfür sind Animationen und hochauflösende Stills aus der „Millenium Simulation“ des Max-Planck Instituts für Astrophysik sowie astronomische Infrarotaufnahmen des Spitzer Weltraumteleskops. In diese Kategorie fällt auch Found Footage aus historischen wissenschaftlichen Lehrfilmen.

Der größte Teil des verwendeten Materials stammt allerdings aus Bildexperimenten mit wissenschaftlichen Aufnahmegeräten und speziell produziertem Material. So entstanden Röntgenaufnahmen einer Computertastatur, Mikroskop-Aufnahmen von Kieselalgen, MRT Scans von Obst und Gemüse oder auch Computervisualisierungen von Planetenoberflächen.

Ein Student aus dem Team fertigte mit der Unterstützung des Museums König in Bonn Elektronenmikroskopaufnahmen von Schallplattenrillen an, ein Paradebeispiel für eine unsichtbare Welt im Alltag die erst durch technische Hilfsmittel zugänglich wird. Darüber hinaus wurden aufwendig produzierte Fraktal-Allskies gestaltet die eine Visualisierung der Chaos Theorie darstellen und deren Berechnung jeweils bis zu 20 Stunden gedauert hat. Hier werden durch Computertechnik aus einer abstrakten mathematischen Theorie faszinierende erlebbare Welten in die der Zuschauer dank der der 360° Projektion eintauchen kann.

elektronische nacht: Szenenfotos aus dem Zeiss-Großplanetarium Berlin

Präsentation auf der effet 2008

Die Präsentation von kuppelbasierten 360° Produktionen ist normalerweise äußerst aufwendig und üblicherweise an permanente Installationen in Planetarien gebunden. Neue Technologien zur digitalen Projektion ermöglichen es allerdings solchen Vorführungen fast überall durch preisgünstige transportable Kuppelräume zu realisieren. Eine solche Möglichkeit besteht zum Beispiel in einer aufblasbaren Kuppel die sich in kürzester Zeit in einem genügend großen Raum aufbauen lässt. Die Firma Zeiss würde für diese Präsentation eine Kuppel mit 6 m Durchmesser, und 4,5 m Höhe zur Verfügung stellen die 20 Personen bequem Platz bietet. (siehe Foto) Ausgestattet mit einem „definty twin“ Projektor der die gesamte Kuppelinnenfläche mit einem durchgehenden, hochaufgelösten Videobild füllt, können hier die Besucher komplett in die Bildwelten der elektronischen Nacht eintauchen.Gezeigt wird eine speziell für diesen Anlass produzierte Kurzfassung bzw. Trailerversion der FH-Produktion „elektronische nacht“ von ca. 5 min Länge. Sie gibt einen Einblick in den aktuellen Forschungsstand im Bereich Design und Produktion von Domeprojektionen. Es besteht auch die Chance Ausschnitte aus weiteren Produktionen in diesem faszinierenden neuen Medium zu zeigen, um Besucher für die schier unendlichen Möglichkeiten im Bereich Medienkunst, aber auch als Medium für Corporate Präsentationen zu begeistern.

Aufblasbares Kuppelzelt (Abb. ähnlich)