DAS UHRENMUSEUM VON SAINT-NICOLAS D’ALIERMONT · Ab1922 verkaufen sich Bayard-Wecker dank ihrer...

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DAS UHRENMUSEUM VON SAINT-NICOLAS D’ALIERMONT Ihr Besuch des Uhrenmuseums in deutscher Sprache Traduction et Conception: Piet Andriessen, horloger, Bergen op Zoom - Stephan Boesser, journaliste, München Pour le musée de l’horlogerie, 2014

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DAS UHRENMUSEUM VON SAINT-NICOLAS D’ALIERMONT

Ihr Besuch des Uhrenmuseums

in deutscher Sprache

Traduction et Conception:

Piet Andriessen, horloger, Bergen op Zoom - Stephan Boesser, journaliste, München

Pour le musée de l’horlogerie, 2014

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WILKOMMEN IM UHRENMUSEUM VON

SAINT-NICOLAS D’ALIERMONT

Das Uhrenmuseum erzählt die Geschichte der Uhrmacherkunst und zeigt

deren Errungenschaften im Laufe der Jahrhunderte. Die ständige Suche der

Menschen nach Wissen ist die Ursache für das Bestreben nach Kontrolle der

Zeit und immer höhere Präzision.

Saint-Nicolas war ein wichtiges Zentrum der Entwicklung und Herstellung

von wissenschaftlichen Uhren, unter anderem von Marine-Chronometern ab

dem späten 19. bis zum frühen 20. Jahrhundert.

Von der traditionellen „Saint-Nicolas“-Uhr bis zum „Bayard“-Wecker, von der

„Lambert“-Stechuhr bis zu Komponenten für die Luftfahrt zeigt die Stadt seit

fast drei Jahrhunderten bis heute den Reichtum der Fähigkeiten der Männer

und Frauen aus dieser Umgebung.

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DER GROSSE AUSTELLUNGSRAUM

Die Zeitanzeige betritt die Häuser.

Ursprünglich ist die Uhr eine öffentliche

Zeitanzeige. Sie befindet sich oft hoch auf

Kirchtürmen, zum Beispiel die große Uhr

von Rouen, „Le Gros-Horloge", der

„Zytglocke“ in Bern, der Uhrenturm in Graz oder die Uhren im Turmen von

Rothenburg ob der Tauber. Die Erfindung der Aufzugsfeder um 1430 macht

die Uhr kleiner, und sie findet ihren Weg in die Häuser. Auch Uhren, die

durch ein Gewicht angetrieben wurden, werden immer kleiner.

Charles-Antoine Croutte

Charles-Antoine Croutte war der Sohn eines Uhrmachers

aus Dieppe. Er wurde selbst Uhrmacher und siedelte im

Jahre 1725 nach Saint-Nicolas d'Aliermont um. Er zog in

das als „Bout d'Aval“ bekannte Uhrmacher-Viertel von

Dieppe. Seine reiche Nachkommenschaft von 12 Kindern

begründete eine Dynastie von Uhrmachern, die zwei

Jahrhunderte bestehen sollte.

Das Uhrwerk und die Uhren von Saint Nicolas d’Arliermont

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde in Saint-

Nicolas eine Uhrwerk mit einem kurzen Pendel

entwickelt. Das Werk ist kleiner als die

Uhrwerke der Comtoise-Uhren und besteht aus

zwei Messing-Platinen. Zwischen diese Platinen

bewegen sich die verschiedenen Komponenten

der Uhr oder sind daran befestigt.

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Das kleine flache Uhrwerk befindet sich oben an

der Vorderseite der Uhr und ermöglicht, ein

schlankes, elegantes Uhrgehäuse zu fertigen. Das

Pendel ist an der Oberseite der Uhr durch ein

Fenster sichtbar. Die Gewichte können in einen

flachen Kasten nach unten sinken. Ein anderer

großer Vorteil ist, dass das kurze Pendel weniger

Energie braucht. Die Gewichte der Saint-Nicolas

Uhr sind nur 2,5 kg schwer, gegenüber 4 kg bei

der Comtoise-Uhr.

Dies macht die Uhren von Saint-Nicolas so einzigartig und typisch für diese

Region. Die schönen Schnitzereien ihrer Gehäuse haben oft eine besondere

Bedeutung. Ein Email-Zifferblatt mit kunstvoll dekorierten Zeigern macht die

Uhr komplett.

Nachforschungen haben ergeben, dass mindestens

10 000 dieser Uhren zwischen dem 18. und 19.

Jahrhundert hergestellt wurden. In dieser Zeit

Entwickelten sich mehrere Formen. So die „Blumenuhr“

mit geschnitztem Blumenbouquet und Eichenlaub, sie

erscheint am Anfang des 19. Jahrhunderts.

Ungefähr um 1840 lässt die Einführung des

Comtoise-Uhrwerks in der Normandie die

„Bacquevillaise“ erscheinen. Man nennt sie so, weil ihr Pendel lang und breit

ist und ihr Gehäuse von Möbeltischlern aus der Umgebung von Bacqueville-

en-Caux hergestellt wird.

Das Uhrwerk von Saint-Nicolas wurde auch in die typische Uhr des „Pays-de-

Bray“ mit ihrem schlichten und eleganten Stil verwendet. Diese Uhren wurden

„Beaubec“ genannt, nach dem Ort Beaubec-la-Rosière.

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Werk einer Comtoise Uhr

Modell mit Adler und

Lorbeerkranz (Napoléon 1e)

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Honoré Pons, Pionier der Großuhren-Industrie Nach der Revolution herrschen in der Stadt Elend und Arbeitslosigkeit. 1807

senden Savoie-Rollin, der Präfekt der Region Seine-Inférieure und der

Innenminister Jean de Champagny einen jungen pariser Uhrmachermeister,

Honoré Pons, nach Saint-Nicolas. Mit seinem

Mitarbeiter Matthieu Croutte führt er die

Mechanisierung der Arbeit ein.

L’Aliermont tut sich darauf in der Herstellung der

des "Mouvement de Paris" hervor. In der Regel

haben Uhren ein Pendel. Die abgebildete Uhr

verfügt über eine Art Hemmung mit einer Unruh

und Spiralfeder. Diese Uhren benötigen im Gehäuse keinen Platz für ein

Pendel.

Die „Pariser Pendule“ wurde Mitte des neun-

zehnten Jahrhunderts sehr erfolgreich. Sie ist das

Symbol des sozialen Erfolges des industriellen

Bürgertums.

1777 errichtet Frédéric Japy in Beaucourt, Jura,

Franche-Comte einen Betrieb, der auch

Taschenuhren fertigt. Das Unternehmen wächst

schnell und produziert ab 1810 in Badevel, eine

Nachbargemeinde, auch Pendule-Werke mit

Maschinen, die von einer Wassermühle am Fluss

La Fechotte angetrieben werden.

Ab 1865 produziert das Werk Franche-Comté bis zu 400. 000 Uhrwerke pro

Jahr, gegenüber nur 40.000 in Saint-Nicolas d'Aliermont. Im Gegensatz zu

den in Massenproduktion hergestellten Uhrwerken von Japy sind die Werke

von Saint-Nicolas für ihre tadellose Qualität, Verarbeitung und

Zuverlässigkeit berühmt.

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Luxus, Uhren und Reisen Die Reiseuhren

Schon am Ende des 18. Jahrhunderts wurden neben

Taschenuhren auch andere Uhren tragbar. Tragbare

Reiseuhren und Reisewecker befriedigen die

steigende Nachfrage des Bürgertums nach größerer

Mobilität. Verschiedene Betriebe, wie Baveux Frères,

Drocourt und Duverdrey & Bloquel fertigen solche Uhren.

Die bekannteste Firma in Aliermont ist allerdings

“la Maison Couaillet”.

Armand Couaillet, eine bekannte Figur aus Saint-Nicolas

Armand Couaillet war der Sohn des

Uhrmachers Alphonse-Gustave Couaillet.

Er arbeitet zunächst bei Albert Villon, dem

Gründer der Uhrenfabrik "Bayard", wo

er seine Kenntnisse erweitert. Armand

gründet im Jahre 1903 mit seinen Brüdern

Ernest und Henri die Firma Couaillet Frères.

Armand Couaillet ist nicht nur ein wichtiger Arbeitgeber in Saint-Nicolas, er

erlangt auch durch sein soziales Engagement Bedeutung für die Stadt.

Er war jahrelang Dirigent der Fanfare, Mitglied

der Industrie- und Handelskammer von Dieppe

Dieppe. Nach dem Zweiten Weltkrieg ent-

wickelt Armand Couaillet das „Électricar“ für

Gehbehinderte aus dem Krieg. Ein Vorläufer

des heutigen Elektro-Rollstuhls. Auch von

Rückschlägen wird das Unternehmen nicht

verschont. Mehrmals wird die Firma durch

einen Großbrand völlig zerstört.

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Électricar am Place Vendome in

Paris, 1919

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GLÄSERNE GALERIE DER ZEITMESSUNG ZEITMESSUNG

Die Bestimmung der richtigen Zeit ist nicht

einfach. Die Menschheit ist seit Jahrtausenden

besessen, die Zeit zu messen und zu

kontrollieren. Im Altertum spielt die Sonne die

wichtigste Rolle. Zuerst wird mit der Gnomon,

die Zeit gemessen, dann folgt die Sonnenuhr.

Danach entsteht die Wasseruhr

(Clepsydra), durch die man nicht mehr abhängig ist von den Launen des

Sonnenlichts. Die Wasseruhr misst die Zeit durch fließendes Wasser, genau

wie eine Sanduhr mit Sand. Die ersten mechanischen Uhren

erscheinen in Europa am Ende des 13. Jahrhunderts.

Am Anfang sind sie noch riesig, doch sie werden dank

Des Fortschritts der Technik immer kleiner und präziser.

Christiaan Huygens und die Revolution des mechanisches Uhrwerks

1657 entwickelt der niederländische Physiker

Christiaan Huygens eine Uhr, die in der

Genauigkeit alle bisherigen Uhren überbietet:

Diese Pendeluhr hat als erste einen Minutenzeiger.

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AUSSTELLUNGSRAUM 3

Der Aufschwung der Uhrenindustrie in Saint-Nicolas d’Aliermont

1870 arbeiten fast 800 Arbeiter in der Umgebung. Die Mechanisierung bringt

die Gründung von Werkstätten, in denen die Belegschaft unter der Führung

von Vorarbeitern arbeitet. Die Unternehmen von Martin und Croutte unter-

scheiden sich durch ihre Modernität. Delépine und Hollingue zeichnen sich

durch ihre Präzision aus, und Couaillet durch tragbare, kunstvolle Uhren.

Im Jahre 1900 befällt eine Krise die Stadt, und nur die Firmen

Gebrüder Denis, Couaillet und Bayard bleiben bestehen.

De Bayard-Wecker, ein industrielles Abenteuer, 1867 – 1989

Die Geschichte der Weckerfabrik Bayard, der größten

Firma in der Gemeinde, beginnt 1867, als Albert Villon

seine erste Werkstatt gründet. Am Anfang betrieb er

das Geschäft gemeinsam mit Ernest Dessiaux,

anschließend mit Paul Duverdrey und schließlich

Joseph Bloquel. Ab 1922 wendet sich die Firma der

Massenproduktion von Weckern zu. Diese Wecker

werden schnell Bayard-Wecker genannt, die Marke

aber erst 1928 eingetragen. Die Firma beschäftigt

allein bis zu 990 Männer und Frauen aus der

Gemeinde und der Umgebung von Dieppe.

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Albert Villon

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DIE BAYARD GALERIE

In den 20er Jahren entsteht der Wecker.

Da er billig ist, wird er ein vertrauter

Gegenstand des täglichen Gebrauchs.

Ab1922 verkaufen sich Bayard-Wecker

dank ihrer Solidität in 85 Ländern.

Die Fabrik wird nach amerikanischem Vorbild modernisiert und führt stru

kturierte Arbeitsabläufe ein.

Bayard präsentiert zuerst das Modell „Große Uhr",

dann „Jewel" und im Jahr 1925 das Modell „Bijou-

Économique ". Die Weckers „Sonnfort”, „Tapageur”

und „Bayard-Bayard” sind sehr erfolgreich. In den

Fünfziger Jahren beschäftigt das Unternehmen in der

Spitze 600 Mitarbeiter, diese produzieren bis zu

4000 Wecker pro Tag, das Modell „Stentor“ wird am

meisten nachgefragt. Für Kinder entwirft Bayard

Wecker mit Disney-Figuren wie Mickey Maus und

Schneewittchen.

In den sechziger Jahren hat das Unternehmen

Schwierigkeiten, der schnellen Entwicklung auf dem

Gebiet der elektronischen Uhren und Wecker zu

folgen. Der Wettbewerb ist hart, die Verringerung der

Produktion muss zurückgefahren werden. Ständig

müssen neue Modelle entworfen werden. Im März

1989 wird die Firma Bayard endgültig geschlossen.

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Wecker für die ganze Welt.

Ab den 1920er Jahren verkauft die Gesellschaft

Ihre Erzeugnisse in der ganzen Welt, in Indien,

Amerika, Russland und vielen europäischen

Ländern. Diese Verkäufe werden durch

Vertretungen in Paris und London organisiert.

Die Marke ist in der ganzen Welt bekannt.

Es gibt Konzessionäre, die die Marke in 85 Ländern, darunter verbreiten,

darunter Mexico, Südafrika, Vietnam und Chile

vertreiben!

1951 siedelt sich die Firma Bayard auch in

Casablanca, Marokko an, wo Wecker aus Teilen,

die das Werk in Saint-Nicolas herstellt, montiert

werden.

1961 führt die Unabhängigkeit von Marokko,

zur Schließung des Werks. Im gleichen Jahr

eröffnete Bayard ein Montagebetrieb in San-

Sebastian, Spanien. Diese Wecker werden unter

dem Markenname O’Bayardo vertrieben.

Die Bayard-Werbung

Seit Villon sind die Werkplatinen der Uhren mit

einem kleinen Löwen gestempelt, die Wecker

werden jedoch schon früh Bayard genannt, lange

bevor die Marke im Jahr 1928 eingetragen wird. Der

Name der Marke stammt vom Ritter Bayard,

der laut Legend besonders furchtlos und ehrenhaft

war. Das Unternehmen ist sehr aktiv auf dem Gebiet

der Werbung. Slogans und Plakate inszenieren

Situationen des alltäglichen Lebens, verspotten das

Tagesgeschehen und preisen dabei die Nützlichkeit und Haltbarkeit der

Bayard-Produkte an. 9

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Die Wiedergeburt der Saint-Nicolas-Uhr

Das Unternehmen Lambert, das auf die Herstellung von

Zeitmessapparaten und Stechuhren spezialisiert ist,

ist seit dem Ersten Weltkrieg in der Gemeinde ansässig.

1975 beschließt die Firma, die Traditionelle Saint-Nicolas-

Standuhr neues Leben einzuhauchen. Dank der

Industrialisierung braucht man für die Herstellung

einer Uhr nur noch zwischen 50 und 60 Stunden, also rund

eine Arbeitswoche im Vergleich zu einem ganzen Monat

vorher.

DIE WERKSTATT DER UHRMACHER

De Stiftung der Uhrmacher von Aliermont

Vor etwa 25 Jahren, als die Uhrenindustrie zunehmend zurückging, begannen

Paul Caron und Rene Le Courtois Objekten und Maschinen zu sammeln, die

Zeugnis der Industrie und Wissens der Uhrmacherei geben. Diese Objekte

und Dokumente bilden nun die Sammlung des Museums. Die Sammlung

wurde vom französischen Staat im Jahr 1988 anerkannt und erhielt im Jahr

2002 die Auszeichnung „Musée de France“.

Die Stiftung wurde 1981 gegründet. Ehemalige Techniker, Vorarbeiter und

Ingenieure aus der Uhrenindustrie und Mikromechanik sind ehrenamtlich mit

der Wartung von Uhren des Museums beschäftigt.

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DIE CHRONOMETER-AUSSTELLUNG

Der Mensch hat ständig versucht, die genauesten Instrumente zu erstellen,

um die korrekte Zeit anzuzeigen.

Das Industriezeitalter, die Entwicklung von Schienen- und Seeverkehr,

machten es notwendig, die Zeit zu harmonisieren und zu definieren.

Die Chronometer von Saint-Nicolas d‘Aliermont.

Die ersten Präzisionsinstrumente aus Saint-Nicolas d‘Aliermont werden vom

Uhrmacher Aimé Jacob gefertigt, er stammte wie auch Honore Pons aus Paris.

Er produzierte Chronometer für die Schifffahrt, Regulateure mit

Sekundenpendel und astronomische Regulateure. Ihm folgten Victor Gannery,

Fréderic Bruno Scharf, Onésime Dumas und Emil Delépine.

Victor Gannery war ein Schüler des bekannten Chrono-

metermachers Joseph Thaddäus Winnerl aus Paris.

Bei Winnerl begegnet er Ferdinand Adolph Lange und

freundet sich mit ihm an. Danach arbeitet Gannery

zwei Jahre bei Adolf Lange in Dresden und trifft dort

Bruno Scharf. Adolf Lange gründet später sein

Uhrenatelier in Glashütte. Auch heute noch ist dieser

Ort berühmt für seine Uhren. Ein paar Jahre nach

Victor Gannery etabliert Bruno Scharf sich in Saint-

Nicolas. Onésime Dumas war bereits ein bekannter

Namen in Der Welt der Chronometerie. Er übersiedelt

im Jahre 1851 von Paris nach Saint-Nicolas und

übernimmt das Geschäft von Gannery. Diese war unerwartet und viel zu jung

verstorben. Dumas gewinnt wie Bruno Scharf verschiedene Preise für seine

tragbaren Präzisionsuhren, Marinechronometer und Regulatoren.

Emile Delépine wird um 1880 Nachfolger von Onésime Dumas.

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Die Uhr, ein Instrument mit gewisser Macht

Die Stechuhr misst die Zeit und überprüft damit die Angestellten.

Die Firma Lambert

In Valenciennes entwickelt Arthur Lambert eine Uhr, die

das Kommen und Gehen der Arbeiter registrieren kann.

Im Jahr 1922 errichtet Arthur Lambert seinem Betrieb in

Saint Nicolas. 1924 wird Léon Caron seine Nachfolger

und gründet die Societé des enregistreurs Lambert.

Die Fabrik produziert Stechuhren, elektrische Uhren

Registrieruhren und Regulateure. Obwohl mehrmals

der Besitzer wechselt, ist das Unternehmen noch

immer in Saint-Nicolas Aliermont ansässig und ein

Spezialist für Zeitmessung.

Die Vaucanson-Werkstätten

1914 gründen der Uhrmacher

René Bünzli und der Ingenieur Louis-

Hippolyte Lamazière die "Ateliers

Vaucanson".

Beiden waren sehr interessiert an der

aufstrebenden Filmindustrie.

Zwischen 1918 und 1956 produziert das

Unternehmen ein Messgerät bekannt als

„enregistreur Flaman“, benannt nach

seinem Erfinder Ingenieur Eugène

Flaman. Das Gerät erfasst die

Geschwindigkeit von Lokomotiven.

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Enregistreur Flaman

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Vaucanson produziert unter anderem Rechen-

Maschinen und verschiedene Teile für die Film-

und Automobilindustrie. Darüber hinaus werden

auch Elektrische Uhren hergestellt, die unter

dem Namen "Helios" verkauft wurden.

Im Jahr 1955 erhält Eriksson die Mehrheit

am Unternehmen. Die Anlage wird modernisiert,

und ab 1963 werden mehr als 500 000

Telefone pro Jahr hergestellt. Das Unternehmen

wird zunächst von Alcatel gekauft und

anschließend von Thomson. Ende der achtziger

Jahre wird es endgültig geschlossen.

Inzwischen sind auf dem Gelände der ehemaligen

Vaucanson-Werkstätten noch immer einige

Unternehmen mit der Fertigung von Mikrotechnik

und Präzisionsinstrumenten aktiv.

Die Familie Denis, Jahrhunderte Uhrmacher-Tradition vom Vater auf den Sohn

Gustave Denis gründet im Jahre 1874 die Firma Denis Frères, er entwickelt

und produziert kleine Mechaniken und Zeitschalter.

Während der beiden Weltkriege produziert der Betrieb hauptsächlich

Waffenteile, aber auch mechanische Spielzeuge. Es arbeitet auch für die

Französischen Staatsbahnen SNCF, für die Automobilindustrie sowie die

Elektro- und Haushaltsgeräte-Industrie. Um 1970 konzentriert sich das

Unternehmen auf Präzisions-Technik für die Luftfahrtindustrie,

einschließlich NASA und der NATO. Im Jahr 1986 wurde das Unternehmen

von STN3R, gekauft, 1991 wurde Denis Frères endgültig geschlossen.

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Ausstellungsraum 2Der l

Die Uhrenindustrie war in der Zeit des

Krieges von strategischer Bedeutung, weil

Werkzeuge und Maschinen der

Präzisionstechnik einfach für militärische

Zwecke umzurüsten waren. Während der

Weltkriege und dazwischen, produzierte

die Industrie in Aliermont vor allem Güter

zur militärischen Nutzung.

Die S.I.D.A. (Societé Industrielle de Décolletage Automatique) ist das Symbol

für diesen Übergang und Wiederaufbau nach dem Krieg.

Der Bau dieses Unternehmen begann im Jahre 1939 und wurde durch die

deutsche Besatzung Frankreichs im Jahre 1940 unterbrochen. Der Architekt

dieser Fabrik, Fernay, entwarf auch die Kirche „Janval“ in Dieppe.

Robert Duverdrey kaufte die Fabrik im Jahre 1945. Ein Jahr später

spezialisierte sich das Unternehmen auf die Zulieferungen von Technologie

an die Automobil- und Telekommunikationsindustrie. Die SIDA schloss im

Jahr 1979 und wurde an die Firma Couaillet-Mauranne-Quesnel verkauft.

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Häuser für die Arbeiter

1917 bittet Robert Duverdrey den Architekten Le Corbusier, Häuser

im Arbeiterviertel „Bout d'amont“ zu bauen. Ein Doppelhaus ist nach den

Zeichnungen des berühmten

Architekten gebaut. Le Corbusier selber

spielt keine Rolle bei der Arbeit.

Das Projekt war Allerdings wichtig

für seine Studien über billige Arbeiter-

Wohnungen.

In den Jahren 1930 und 1963 baute die

Firma Vaucanson Häuser für ihre

Mitarbeiter. Die Avenue Vaucanson und

die Häuser existieren noch immer.

Saint-Nicolas d’Aliermont heute

In Saint-Nicolas d'Aliermont sind rund 1.500 Personen in zwei

Industriegebieten beschäftigt, die auf Mikrotechnik und

Präzisionstechnologie spezialisiert sind. Aktivitäten wie Metallschneiden,

Drehen, Fräsen entstanden aus der Uhrenindustrie und dienen nun zur

Herstellung von Komponenten für eine Vielzahl von Anwendungen. Diese

Firmen wurden meist von Unternehmern gegründet, die ihre Arbeit in den

Fabriken und Werkstätten der Uhrenindustrie begannen. Ein Beispiel ist die

Firma Garçonnet, heute „Precision Components Industries“, sie wurde von

drei Brüdern gegründet, die ihre Ausbildung bei Bayard erhielten.

Vielen Dank für Ihren Besuch!

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