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B. 12 660 Unterrichts-Materialien Latein Stark Verlag Caesar in de bello Gallico und Cleopatra von Dr. Benedikt Simons Einführung ................................................... 1 Fachwissenschaftliche Hinweise ................................. 1 Methodisch-didaktische Hinweise ............................... 1 Literaturverzeichnis ........................................... 3 Material, Übersetzungstexte und Arbeitsaufträge ...................... 4 M 1 Caesar tritt zum ersten Mal in Erscheinung .................... 4 M 2 Caesar nutzt die Verhandlungspause ......................... 8 M 3 Caesar zieht den Helvetiern entgegen ......................... 11 M 4 Caesar im Filmausschnitt „Cleopatra“ ........................ 14 Lösungsvorschläge und Übersetzungen ............................. 15 Kompetenzprofil Niveaustufe: Mittelstufe Methode: Übersetzung, Textanalyse, Bildanalyse, Interpretation, Filmanalyse Medien: Texte, Bilder Möglichkeiten der Einbettung bzw. Vertiefung: Macht und Politik Fachübergreifende Aspekte: Geschichte, Politik Zusätzliche Mediendateien finden Sie auf www.stark-verlag-digital.de unter „Zu meinen Digitalpaketen“ im digitalen Ordner zu diesem Beitrag.

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B. 12

660 Unterrichts-Materialien Latein Stark Verlag

Caesar in de bello Gallico und Cleopatra

von Dr. Benedikt Simons

Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1

Fachwissenschaftliche Hinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1

Methodisch-didaktische Hinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1

Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

Material, Übersetzungstexte und Arbeitsaufträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

M 1 Caesar tritt zum ersten Mal in Erscheinung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

M 2 Caesar nutzt die Verhandlungspause . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

M 3 Caesar zieht den Helvetiern entgegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

M 4 Caesar im Filmausschnitt „Cleopatra“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

Lösungsvorschläge und Übersetzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

Kompetenzprofil

� Niveaustufe: Mittelstufe � Methode: Übersetzung, Textanalyse, Bildanalyse, Interpretation, Filmanalyse � Medien: Texte, Bilder � Möglichkeiten der Einbettung bzw. Vertiefung: Macht und Politik � Fachübergreifende Aspekte: Geschichte, Politik

Zusätzliche Mediendateien finden Sie auf www.stark-verlag-digital.de unter

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Überblick über die Materialien

Material

Commentarii de bello Gallico 1,7 • • • • • M 1

Commentarii de bello Gallico 1,8 • • • M 2

Commentarii de bello Gallico 1,9 f. • • • • • M 3

Filmausschnitt Cleopatra • • M 4

Bildnachweis:

M 1 „Lupe“: jazza/RGBStock.com „Römer unterm Joch“ aus Wikimedia Commons (gemeinfrei):

http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Charles_Gleyre_Les_Romans_p.jpg?uselang=de M 3 „Caesar bei den Belgern“: www.asterix.com, ©les éditions Albert René/Goscinny-Uderzo M 4 „Old paper“: rolve/www.freeimages.com

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Einführung

Niemand beherrschte die Kunst der Selbstdarstellung so wie Gaius Iulius Caesar: So zeigte er sich sowohl in der Rolle als Retter Roms vor keltischen und germanischen Stämmen als auch als stets brillanter Feldherr, der gekonnt seine Pläne umsetzte, ohne sein genaues Vorgehen preiszugeben.

Seine Kunstfertigkeit zeigt sich schon in der äußeren Form der Darstellung: Der Commentarius, der Form nach das nüchterne Amtsbuch eines römischen Beamten, diente Caesar dazu, sein Vorgehen und seine Entscheidungen kunstvoll zu schildern und zu rechtfertigen.

In diesem Vorschlag für eine Unterrichtseinheit zur Einführung Caesars soll den Schülerinnen und Schülern mit einem Film ein motivierender Ein-stieg in die Auseinandersetzung mit Caesar über die commentarii geboten werden.

Fachwissenschaftliche Hinweise

Ziel dieser Unterrichtssequenz ist es, die vergleichsweise kurze Passage in BG 1, 7–10, die grundsätzlich einen eher konventionellen Einstieg in de bello

Gallico bedeutet, auf das Selbstbildnis Caesars hin zu untersuchen. Dieses ist geprägt durch die Schnelligkeit, die energische Entscheidungskraft und Über-sicht.

Unter den Gesichtspunkten, das Selbstbildnis Caesars herauszuarbeiten und mit dem Eindruck von Rex Harrisons Caesar in „Cleopatra“ zu verglei-chen, soll auch die Auseinandersetzung mit dem Bellum Helveticum erfolgen.

Der Film beginnt mit Caesars Blick über das Schlachtfeld von Pharsalos. Caesar verfolgt Pompeius bis nach Ägypten. Dort eingetroffen, verstrickt er sich in Alexandria in die inneren Auseinandersetzungen zwischen Ptolemäus und dessen Schwester Kleopatra.

Für die vorliegende Sequenz werden ca. die ersten zwölf Minuten genutzt, in denen Caesars Blick über Pharsalos und seine Ankunft in Alexandria ge-zeigt werden. In dieser Darstellung sind sie reine Fiktion mit bekannten Ver-satzstücken aus antiken Quellen. Gerade hier werden Caesars Energie, sein Selbstbewusstsein und seine (angemessene) Entscheidungskraft sehr deutlich

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zum Ausdruck gebracht. Andere Szenen bieten sich zwar auch an, aber die Deutlichkeit ist zu Beginn mit Händen zu greifen, auch durch das Schauspiel Rex Harrisons.

Dies ist ein Argument für die Entscheidung für diesen Film. Modernere Verfilmungen bringen das Selbstbild Caesars nicht in der gleichen Form zum Ausdruck. Caesars Bild bei Pharsalos und der Ankunft in Alexandria dem zu Beginn des Bellum Gallicum gegenüberzustellen, basiert auf der Überlegung, die Darstellung Caesars von dem konkreten Kontext des Gallischen Krieges zu lösen. Dadurch wird deutlich, dass Caesar sein Selbstbildnis so gestaltet hat, dass es in der Rezeption auch auf andere Zusammenhänge übertragbar ist.

Fachdidaktische Hinweise

Evident ist die Ebene der Rezeption antiker Vorbilder, die durch diese Se-quenz abgedeckt wird. Formal folgt die Einheit damit einer wesentlichen An-forderung der Lehrpläne für das Lateinische. Die Popularität des Mediums sollte vor diesem Hintergrund nicht nur die weitreichende Wirkung antiker Texte, Gestalten und Autoren illustrieren, sondern auch die Motivation der Schülerinnen und Schüler fördern, sich mit antiken Texten auseinanderzu-setzen.

In methodischer Hinsicht werden die Schüler an die systematische Film-analyse herangeführt. Innerhalb dieses Rahmens ist der interdisziplinäre Charakter dieser kleinen Einheit offensichtlich. Die hier vorgelegten Materia-lien konzentrieren sich auf die Passagen, die gezielt auf das Selbstbildnis Caesars hin untersucht werden sollen (M 1– 3). Neben den eigentlichen Über-setzungsaufträgen sind zu den einzelnen Texten zusätzlich vorentlastende Wortschatz- und Grammatikaufgaben formuliert worden, die den Schü-lern die Textarbeit erleichtern sollen. Auch Aufgaben zur Stilistik sowie zum Textverständnis sind an geeigneter Stelle ergänzt worden. Aufgaben zur Analyse von Bildmaterial runden den Beitrag ab.

Der Filmausschnitt wird mit den entsprechenden Arbeitsaufträgen zu-nächst in Gänze gezeigt. Durch die textliche Vorarbeit und die dadurch ge-wonnenen Erkenntnisse betrachten die Schülerinnen und Schüler ohnehin schon von vornherein genauer die Figur Caesars. Im Anschluss werden noch-mals einzeln die Szene nach Pharsalos, und dann die der Ankunft in Alexandria gezeigt.

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Lateinischer Text: Die zu behandelnde Textpassage (BG 1, 7–10) ist in jeder gängigen Caesarlektüre enthalten. Es hat sich bewährt, die gesamte Passage als Voraussetzung en bloc zu übersetzen und dann zu bearbeiten.

Literaturverzeichnis

Zu Caesar und zum Bellum Helveticum sei insgesamt auf die Ausgabe des Alt-sprachlichen Unterrichts (AU) 33, 5 (1990) verwiesen.

Glücklich, H. J., dominatio oder humanitas. Das Bild Caesars als Kriegsherr, Diktator, Politiker und Mensch, in: Lateinische Lektüre in der Mittelstufe, hrsg. v. R. Kussl, Speyer 2008

Mutschler, F. H., Erzählstil und Propaganda in Caesars Kommentarien, Heidelberg 1975

Siebenborn, E., Interpretationen und Unterrichtsvorschläge zum „Bellum Gallicum“, Göttingen 2008 (Consilia 13; hrsg. v. H. J. Glücklich)

Zu „Cleopatra“

Cyrino, M. S., Big Screen Rome. Malden, Mass u. a. 2005 Junckelmann, M., Hollywoods Traum von Rom. „Gladiator“ und die Tradi-

tion des Monumentalfilms, Mainz 2004 Kleopatra. Die ewige Diva: Katalog zur Ausstellung Bonn | Kunst- und Aus-

stellungshalle der Bundesrepublik Deutschland vom 28. 6. – 6. 10. 2013, Bonn 2013

Wenzel, D., Kleopatra im Film. Eine Königin Ägyptens als Sinnbild für orien-talische Kultur, Remscheid 2005

Wieber-Scariot, A., Herrscherin und doch ganz Frau – zur Darstellung antiker Herrscherinnen im Film der 50er- und 60er-Jahre, in: Metis 7 (1998) 73 – 89

Internetadresse

http://www.gottwein.de/Lat/caes/CaesbGI00.php mit weiterführender Literatur

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Material, Übersetzungstexte und Arbeitsaufträge

M 1 Caesar tritt zum ersten Mal in Erscheinung

Die Helvetier, angestiftet durch einen ihrer Stammesführer – den machtgierigen

Orgetorix –, planten, ihr ursprüngliches Stammesgebiet zwischen Genfer See,

Rhône, Juragebirge und Rhein zu verlassen. Orgetorix wollte sich mit den Stam-

mesfürsten der Haeduer und Sequaner verbünden, um gemeinsam die Ober-

herrschaft über Gallien zu erlangen. Den Helvetiern standen zwei Routen offen,

eine überaus schwierige, gefährliche und schwer gangbare und eine andere, we-

sentlich leichtere – jedoch durch eine römische Provinz führende.

1 (7) Caesari cum id nuntiatum esset eos per provinciam nostram iter facere conari,

maturat ab urbe proficisci et, quam maximis potest itineribus, in Galliam

ulteriorem contendit et ad Genavam pervenit. Provinciae toti quam maximum

potest militum numerum imperat (erat omnino in Gallia ulteriore legio una);

pontem, qui erat ad Genavam, iubet rescindi. Ubi de eius adventu Helvetii certiores 5

facti sunt, legatos ad eum mittunt nobilissimos civitatis, qui dicerent sibi esse in

animo sine ullo maleficio iter per provinciam facere, propterea quod aliud iter

haberent nullum; rogare, ut eius voluntate id sibi facere liceat. Caesar, quod memoria

tenebat L. Cassium consulem occisum exercitumque eius ab Helvetiis pulsum et

sub iugum missum, concedendum non putabat; neque homines inimico animo, 10

data facultate per provinciam itineris faciendi, temperaturos ab iniuria et maleficio

existimabat. Tamen, ut spatium intercedere posset, dum milites, quos imperaverat,

convenirent, legatis respondit diem se ad deliberandum sumpturum: si quid vellent,

ad Id. April. reverterentur.

C. Iulius Caesar, commentarii de bello Gallico 1, 7

1 eos gemeint: Helvetii iter facere eine Reise machen, marschieren conari, conor, conatus sum versuchen 2 maturare eilen quam maximis potest itineribus so schnell wie möglich, schnellstmöglich 3 Genava, -ae (f.) Genf quam (+ Superlativ) möglichst 4 Gallia ulterior, -oris ( = Gallia Narbonensis), römische Provinz

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5 rescindere, rescindo, rescidi einreißen 5/6 aliquem certiorem facere jmd. benachrichtigen 6 mittere + dopp. Akk. jmd. als etw. schicken civitas, civitatis (f.) hier: Stamm 6/7 alicui in animo esse jmd. hat die Absicht 7 maleficium, -i (n.) Untat, Vergehen 8 rogare indirekte Rede 8/9 memoria tenere im Gedächtnis haben, sich erinnern 9/10 Ergänzen Sie: (occisum) … (pulsum) … (missum) esse 10 sub iugum mittere unters Joch (= Sklavenjoch) schicken, versklaven Ergänzen Sie: (concedendum non) esse inimicus, -a, -um feindlich 11 facultas, -tatis (f.) Möglichkeit Ergänzen Sie: (temperaturos) esse 12 spatium, -i (n.) Zeitspanne intercedere, -cedo, -cessi hier: sich ausdehnen, größer werden 13 deliberare überlegen, nachdenken Ergänzen Sie : (sumpturum) esse 14 Id. April. (= Idus Apriles) Iden des April (= 13. April)

Grammatik

1. Sortieren Sie folgende kleine Wörter aus dem Text in die richtige Gruppe ein.

id eos ab ad de in eius ut dum

Präposition + Abl. Präposition + Akk. Pronomen weder noch

Sachwissen

Unter L. Cassius, Konsul und Kollege des Marius 107 v. Chr, wurde ein römisches Heer von

einem Teilheer der Kimbern und Teutonen, zu dem die helvetischen Tiguriner gehörten,

unter dem Tiguriner Divico 107 v. Chr. in der Schlacht bei Agen vernichtend geschlagen.

L. Cassius kam dabei ums Leben. Die germanischen Stämme der Kimbern und Teutonen waren

von Norden her in das Imperium eingedrungen und hatten den Römern zwischen 113 v. Chr.

und 105 v. Chr. massive Niederlagen beigebracht. Daher der Begriff des furor Teutonicus, der die

Römer in Angst versetzte. Erst Marius, der angeheiratete Onkel Caesars, erlöste durch seine

Siege 102 v. Chr. Rom vom furor Teutonicus.

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2. Die oratio obliqua kommt bei Caesar häufig vor. Ergänzen Sie die Lücken, indem Sie die entsprechenden Begriffe einsetzen. Achtung: Nicht alle Be-griffe müssen Anwendung finden, andere wiederum müssen mehrmals eingesetzt werden.

Wenn die Aussagen eines Sprechers wörtlich wiedergegeben werden, so

nennt man diese Form der Darstellung oratio obliqua (= indirekte Rede).

Folgende Regeln gilt es dabei zu beachten: • Hauptsätze, die eine Aussage enthalten,

stehen im __________________________________.

• Hauptsätze, die ein Begehren (Befehl,

Aufforderung, Wunsch, Bitte, Rat) ent-

halten, stehen im __________________________

nach den Regeln der Zeitenfolge und

werden mit __________ verneint.

• Hauptsätze, die eine Frage enthalten,

stehen im ____________________________, rhetori-

sche Fragen im ____________________________.

• Nebensätze stehen im _____________________. • Es wird nur die __________________ Person verwendet. Für die Pronomina, die sich

auf das sprechende Subjekt beziehen, erscheinen die entsprechenden

___________________________________________.

• Zur Bezeichnung der angeredeten sowie der dritten Person dienen die

Pronomina ______________ oder _______________.

Übersetzung

3. Übersetzen Sie den Text in angemessenes Deutsch.

Analyse/Interpretation

4. Charakterisieren Sie Caesar in der vorliegenden Textstelle und belegen Sie Ihre Aussagen mit lateinischen Zitaten.

5. Diskutieren Sie die Motive Caesars für sein Handeln und seine Dar-stellung.

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Bildanalyse

6. Erläutern Sie anhand der Abbildung die Bedeutung der Wendung sub

iugum mittere.

„Die Helvetier zwingen die Römer unter dem Joch hindurch.“

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M 2 Caesar nutzt die Verhandlungspause

Nach seinem Eintreffen am Genfer See hat Caesar sich von den Gesandten der

helvetischen Stämme, die durch die römische Provinz ziehen wollten, Bedenkzeit

erbeten und sie angewiesen, an den Iden des April wiederzukommen, wenn sie

noch etwas wollten.

1 (8) Interea ea legione, quam secum habebat, militibusque, qui ex provincia

convenerant, a lacu Lemanno, qui in flumen Rhodanum influit, ad montem Iuram,

qui fines Sequanorum ab Helvetiis dividit, milia passuum XVIII murum in

altitudinem pedum XVI fossamque perducit. Eo opere perfecto praesidia disponit,

castella communit, quo facilius, si se invito transire conentur, prohibere possit. 5

Ubi ea dies, quam constituerat cum legatis, venit et legati ad eum reverterunt,

negat se more et exemplo populi Romani posse iter ulli per provinciam dare et, si

vim facere conentur, prohibiturum ostendit.

Helvetii ea spe deiecti navibus iunctis ratibusque compluribus factis, alii vadis

Rhodani, qua minima altitudo fluminis erat, nonnumquam interdiu, saepius noctu, 10

si perrumpere possent, conati, operis munitione et militum concursu et telis

repulsi, hoc conatu destiterunt.

C. Iulius Caesar, commentarii de bello Gallico 1, 8 2 lacus, -us (m.) See lacus Lemannus Genfer See flumen Rhodanum Rhône influere, influo, influxi hineinfließen mons Iura Juragebirge 3 passus, -us (m.)

mille passus Doppelschritt eine römische Meile = 1,5 km

4 altitudo, -dinis (f.) Substantiv zu altus, -a, -um fossa, -ae (f.) Graben perducere, -duco, -duxi, -ductum hier: anlegen, errichten opus, operis (n.) Befestigungsanlage disponere, dispono, disposui verteilen 5 castella communire Stützpunkte befestigen quo + Komparativ = ut eo + Komparativ 8 vim facere Gewalt anwenden Ergänzen Sie: se (prohibiturum) esse 9 deicere, deicio, deieci, deiectum hier: täuschen ratis, -is (f.) Floß Ergänzen Sie: alii (navibus iunctis) vadum, -i (n.) seichte Stelle, Furt

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10 qua (dort), wo nonnumquam manchmal noctu (Adv.) nachts 11 perrumpere, -rumpo, -rupi sich gewaltsam einen Weg bahnen, eindringen munitio, -onis (f.) operis Befestigungsanlage concursus, -us (m.) hier: Angriff, Ansturm 12 conatus, -us (m.) Versuch desistere, desisto, destiti aliqua re von etw. Abstand nehmen, etw. aufgeben

Sachwissen

Caesar beschreibt die Gegend aus seiner strategischen Sichtweise heraus: Südlich von Genf

(Genava), an der Stelle, an der geografisch korrekt die Rhône (Rhodanus) aus dem Genfer See

(lacus Lemannus) austritt, wäre die für die Helvetier günstigste Stelle gewesen, um in die

römische Provinz zu gelangen.

Wortschatz

1. Ergänzen Sie folgendes Schema, indem Sie die lateinischen Begriffe zum Wortfeld bellum aus dem Text zusammentragen.

bellum

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Textverständnis

2. „Man hört so einige Gerüchte in Rom …“. Lesen Sie den lateinischen Text zunächst genau durch. Überprüfen Sie anschließend folgende Aussagen, indem Sie die richtigen grün, die falschen rot umkreisen.

Caesar lässt eine lange und hohe Mauer sowie einen Graben errichten! Caesar wird den Helvetiern

den Marsch durch die römische Provinz verweigern!

Die Helvetier verteilen Posten und befestigen Stützpunkte!

Die Helvetier konnten erfolgreich dem Ansturm und

den Geschossen der Römer standhalten!

Übersetzung

3. Übersetzen Sie den Text in angemessenes Deutsch.

Stilistik

4. Überlegen Sie, wozu die häufig auftretenden Partizipialkonstruktionen in Z. 9 –12 dienen könnten.

5. Nennen Sie drei Stilmittel und beschreiben Sie die Effekte, die durch die Verwendung dieser Stilmittel erzielt werden.

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M 3 Caesar zieht den Helvetiern entgegen

Den Helvetiern blieb jetzt nur noch die Route durch das Gebiet der Sequaner

übrig. Dank der Unterstützung des Haeduers Dumnorix, der großen Einf luss bei

den Sequanern sowie enge Bindungen an die Helvetier gehabt hat und gleicher-

maßen von der Gier nach Herrschaft erfüllt gewesen ist, gelang es den Helve-

tiern, von den Sequanern die Erlaubnis für die Durchquerung ihres Gebietes zu

erhalten.

1 (10) Caesari renuntiatur Helvetiis esse in animo per agrum Sequanorum et

Haeduorum iter in Santonum fines facere, qui non longe a Tolosatium finibus

absunt, quae civitas est in provincia. Id si fieret, intellegebat magno cum periculo

provinciae futurum, ut homines bellicosos, populi Romani inimicos locis patentibus

maximeque frumentariis finitimos haberet. Ob eas causas ei munitioni, quam 5

fecerat, T. Labienum legatum praeficit; ipse in Italiam magnis itineribus contendit

duasque ibi legiones conscribit et tres, quae circum Aquileiam hiemabant, ex

hibernis educit et, qua proximum iter in ulteriorem Galliam per Alpes erat, cum his

quinque legionibus ire contendit. Ibi Ceutrones et Graioceli et Caturiges locis

superioribus occupatis itinere exercitum prohibere conantur. Compluribus his 10

proeliis pulsis ab Ocelo, quod est oppidum citerioris provinciae extremum, in fines

Vocontiorum ulterioris provinciae die septimo pervenit; inde in Allobrogum fines,

ab Allobrogibus in Segusiavos exercitum ducit. Hi sunt extra provinciam trans

Rhodanum primi.

C. Iulius Caesar, commentarii de bello Gallico 1, 10 f.

1 alicui in animo esse jmd. hat die Absicht 2 Santones, -um (m.) Santonen: gallischer Stamm nördlich der Garonne an der Atlantikküste Tolosates, -ium (m.) Tolosaten: Stamm im Westen von Gallia Narbonensis, Bewohner von

Tolosa (= Toulouse) 3 provincia gemeint ist die römische Provinz (provincia Narbonensis) 4 Ergänzen Sie: (futurum) esse bellicosus, -a, -um Adjektiv zu bellum loca, -orum (n.) Gebiete, Gegend 5 frumentarius, -a, -um getreidereich, fruchtbar finitimus, -i (m.) Nachbar, hier: prädikativ gebraucht 6 praeficere, -ficio, -feci

alqm alicui rei jmd. mit etw. beauftragen

T. Labienus, -i (m.) Titus Labienus: bedeutendster Legat Caesars magnis itineribus in Eilmärschen, auf schnellstem Wege

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7 conscribere , -scribo, -scripsi

hier: ausheben, rekrutieren

Aquileia, -ae (f.) Stadt in Gallia citerior hiemare überwintern 8 hiberna, -orum (n.) Winterlager qua dorthin, wo 9 Ceutrones/Graioceli/

Caturiges Keutronen/Graiokeler/Katurigen: keltische Stämme im Grenzgebiet der Provinzen Gallia citerior ( = Gallia cisalpina) und ulterior, die in den Alpen lokalisiert werden

9/10 loca superiora höher gelegene Positionen, Anhöhen 11 Ocelum, -i (n.) Stadt in Gallia citerior 12 Voconti, -orum (m.) Vokonter: keltischer Stamm in der römischen Provinz auf dem linken

Rhône-Ufer Allobroges, -um (m.) Allobroger: gallischer Stamm, der sich zwischen der Rhône und den

Alpen befand 13 Segusiavi, -orum (m.) Segusiaver: gallischer Stamm am Rhône-Ufer

Wortschatz

1. Geben Sie zu folgenden lateinischen Wörtern die jeweiligen Gegensätze (auf Deutsch) an.

abesse (Z. 3)

periculum (Z. 3)

bellicosus (Z. 4)

in (Z. 6)

extra (Z. 13)

Grammatik

2. Suchen Sie zwei Abl.-abs.-Konstruktionen aus dem Text heraus und ge-ben Sie diese entweder a) mit Adverbialsatz oder b) mit Präpositionalausdruck wieder.

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Sachwissen

Der römische Kommandeur Q. Servilius Caepio, der 105 v. Chr. als Prokonsul nach Gallien

ging, um gegen die Kimbern zu kämpfen, eroberte Tolosa zurück und plünderte es. Doch die

Beute, das aurum Tolosanum, brachte ihm kein Glück: Er wurde wegen Unterschlagung verurteilt

und verbannt. Der Begriff wurde in Rom sprichwörtlich für einen Unglück bringenden Gegen-

stand.

Übersetzung

3. Übersetzen Sie den Text in angemessenes Deutsch.

Textanalyse/Interpretation

4. Beurteilen Sie, zu welchem Zweck Caesar gerade die Tolosaten hier im Zusammenhang mit dem Vormarsch der Helvetier erwähnt.

Transfer

5. Beschreiben Sie, was auf folgender Abbildung zu sehen ist. Charakterisie-ren Sie Caesar und vergleichen Sie Ihre Beobachtungen mit der Darstel-lung Caesars innerhalb von de bello Gallico.

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M 4 Caesar im Filmausschnitt „Cleopatra“

Sachwissen

Die Auguren waren ein sechzehnköpfiges Gremium römischer Beamter, die den Willen der

Götter erkundeten, indem sie das Vogelorakel befragten und als Deuter göttlicher Zeichen

auftraten. Es ging dabei nicht um eine Vorhersage, sondern um die Zustimmung der Götter, die

bei wichtigen Entscheidungen eine große Rolle spielte.

1. Im Folgenden ist eine Definition von pietas auf Papyrus zu sehen, die je-doch nicht mehr komplett lesbar ist. Füllen Sie die Lücken mit den ent-sprechenden Begriffen aus dem unten stehenden Kasten.

militärisches Göttern Kaufleuten urrömische Tugend Sklaven pflichtgemäßes bedeutender Herrschertitel unwürdiges militärische Auszeichnung Verstorbenen Nachbarn unterwürfiges

2. Beschreiben Sie Caesars Verhalten in Alexandria. Erläutern Sie, inwiefern er ein „Meister des Unerwarteten“ ist.

3. Nennen Sie Beispiele aus dem Filmausschnitt, die belegen, dass Caesar ge-mäß der römischen pietas handelt.

4. Vergleichen Sie Ihre Ergebnisse mit der Darstellung Caesars in de bello

Gallico.

Unter römischer pietas versteht man ______________________________ Ver-

halten gegenüber den ___________________________, den Menschen und dem

Vaterland. Pietas galt als Fundament der römischen Herrschaft und

wurde als __________________________________________________ angesehen. Zu den

Pflichterfüllungen zählen v. a. die gegenüber den Eltern, Geschwistern,

Verwandten und ____________________________.

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Lösungsvorschläge und Übersetzungen

Lösungsvorschläge zu M 1

1. Präposition + Abl. Präposition + Akk. Pronomen weder noch

ab ad id ut de in eos dum eius

2. • Hauptsätze, die eine Aussage enthalten, stehen im AcI. • Hauptsätze, die ein Begehren (Befehl, Aufforderung, Wunsch, Bitte,

Rat) enthalten, stehen im Konjunktiv nach den Regeln der Zeitenfolge und werden mit ne verneint.

• Hauptsätze, die eine Frage enthalten, stehen im Konjunktiv, rheto-rische Fragen im AcI.

• Nebensätze stehen im Konjunktiv. • Es wird nur die dritte Person verwendet. Für die Pronomina, die sich

auf das sprechende Subjekt beziehen, erscheinen die entsprechenden Reflexivpronomina.

• Zur Bezeichnung der angeredeten sowie der dritten Person dienen die Pronomina is oder ille.

3. Übersetzung Als Caesar (dies) berichtet worden war, dass sie versuchten, durch unsere Provinz zu marschieren, beeilte er sich, aus der Stadt (gemeint: Rom) auf-zubrechen, eilte so schnell wie möglich ins jenseitige Gallien und gelangte nach Genf. Der gesamten Provinz befahl er eine größtmögliche Zahl an Soldaten (zu stellen) (insgesamt gab es im jenseitigen Gallien eine einzige Legion), und ordnete an, dass die Brücke, die bei Genf stand, eingerissen wurde. Sobald die Helvetier von seiner Ankunft benachrichtigt wurden, schickten sie die Hochangesehensten des Stammes als Gesandte zu ihm, die ausrichten sollten, dass sie die Absicht hätten, ohne jedes Vergehen durch die Provinz zu marschieren, und zwar deshalb, weil sie keinen ande-ren Weg hätten: Sie bäten darum, dass es ihnen nach seinem Willen er-laubt sei, dies zu tun. Weil Caesar sich daran erinnerte, dass der Konsul

B. 12 Caesar in de bello Gallico und Cleopatra

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Lucius Cassius getötet, sein Heer von den Helvetiern geschlagen und unter das Joch geschickt worden war, glaubte er, ihnen dies nicht zugestehen zu dürfen. Er glaubte, dass Menschen von feindlicher Gesinnung, wenn ihnen die Gelegenheit gegeben wäre, durch die Provinz zu marschieren, sich nicht von Unrecht und Untaten fernhalten würden. Dennoch antwortete er den Gesandten, damit noch etwas Zeit dazwischentreten konnte, bis die Soldaten, die er (aufzustellen) befohlen hatte, zusammenkämen, dass er sich einen Tag Bedenkzeit (wörtlich: zum Nachdenken) nähme. Wenn sie noch etwas wollten, sollten sie an den Iden des April zurückkehren.

4. Caesar erscheint als ein Mann von schneller Entschlusskraft, überlegenem Weitblick und großer Autorität. Seine schnelle Entschlusskraft betont er direkt im ersten Satz (Z. 1– 3) durch die schnelle Aufeinanderfolge seiner Aktionen in einem Trikolon: maturat … proficisci et … contendit et …

pervenit, und zwar unmittelbar auf die Nachricht des Vormarsches der Helvetier hin (Caesari cum id nuntiatum esset). Ebenso angeordnet er-scheinen die Aktionen Caesars unmittelbar nach seiner Ankunft bei Genf (Z. 3 – 5), diesmal in asyndetischer Folge: … imperat …, iubet. Sein überlegener Weitblick, der ihn zu richtigen Entscheidungen führt, wird zum einen durch die schnelle Entscheidung und Durchführung deut-lich: Die Situation an der Nordgrenze des Imperiums, deren Schutz seine Aufgabe als Prokonsul ist, erforderte rasches Handeln. Zum anderen wird dieser durch die Umstände betont, auf die Caesar selbst hinweist (Z. 3 f.): Sie erforderten mehr als nur die eine vorhandene Legion, daher die Aus-hebung so vieler Soldaten wie möglich (provinciae toti quam maximum

potest militum numerum imperat, Z. 3/4). Der Übergang über die Rhône bzw. den Genfer See, die einzige Möglichkeit der Helvetier, in die Provinz, also auf Gebiet des römischen Imperiums, zu gelangen, wurde eingerissen (Z. 5: pontem, qui erat ad Genavam, iubet rescindi). Die große Autorität Caesars spiegelt sich im Text dadurch wider, dass er letztlich der einzige Protagonist ist; er ist der Einzige, der auf die Nachricht des drohenden Einmarsches (Z. 2 – 5) hin aktiv handelt (maturat/conten-

dit/pervenit) oder befiehlt (imperat/iubet) und auf die Anfrage der Helvetier hin (Z. 8 –14) nach gründlicher Überlegung (quod memoria tene-

bat/putabat/existimabat) diesen eine Antwort (respondit) und Anwei-sung (ad Id. April. reverterentur) erteilt. Die Helvetier dagegen sind passiv

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und in ihrem Auftreten gegenüber Caesar geradezu demütig; ihr Weiter-zug hängt von seinem Willen ab (rogare, ut eius voluntate id sibi facere

liceat).

5. Allgemein: Es geht hierbei darum, zur Problemstellung von Caesars Hand-lungen und Darstellung eine Argumentation zu entwickeln, die zu einer begründeten Bewertung führt. • Motiv Caesars: Er möchte die Gefahr vom römischen Reich abwenden

und zur Sicherung des römischen Reiches beitragen. • Verweis auf die historischen Erfahrungen der Römer: Erwähnen der

Tolosaten als unzuverlässige Verbündete nach der Katastrophe der Rö-mer 107 v. Chr. gegen die Kimbern und Teutonen.

• Aber: Es gibt keinen kausalen Zusammenhang zwischen der Schlacht ca. 50 Jahre zuvor und dem Marsch aller Helvetier durch die Provinz und auch nicht zwischen der Situation damals und der aller Helvetier bei Genf.

• Der Zug der Helvetier erinnert an diese Katastrophe. Er begründet eine Ablehnung des Durchzuges und, wenn nötig, einen Krieg.

• Aber: Es handelt sich hierbei um eine Verschleierung. Das Verhalten in einer Schlacht kann nicht verglichen werden mit der diplomatischen, fast demütig vorgebrachten Bitte der helvetischen Gesandten.

• Caesar sieht sich als verantwortungsvoller Magistrat und voller Pflicht-gefühl für seine Aufgaben im Sinne der römischen res publica. Wie frü-her Marius die Römer vom furor Teutonicus erlöste, rettet sein Nach-fahre Caesar nun auch die res publica vor einer germanischen Gefahr an der Nordgrenze des Imperiums.

• Aber: Besteht diese Gefahr wirklich?

6. Sub iugum mittere bedeutet letztlich die Versklavung der unterlegenen militärischen Gegner. Dadurch, dass die Unterlegenen, wie auf dem Bild erkennbar, unter dem Joch eines Ochsengespanns hindurchgeschickt wer-den, verlieren sie ihren Status als Mensch und werden auf die Stufe der Zugtiere eines solchen iugum herabgesetzt: Der Sklave ist letztlich Werk-zeug auf der Stufe eines Lasttieres und kein Mensch mehr.

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Lösungsvorschläge zu M 2

1.

bellumconcursus (Z. 11)

milites (Z. 1)

opus (Z. 4)

praesidia disponere (Z. 4)

castella communire (Z. 5)

vim facere (Z. 8)

munitio (Z. 11)

tela (Z. 11)

2. • Caesar lässt eine lange und hohe Mauer sowie einen Graben errichten! Diese Aussage ist richtig.

• Die Helvetier verteilen Posten und befestigen Stützpunkte! Diese Aussage ist falsch. Caesar ließ Posten verteilen und Stützpunkte befestigen.

• Caesar wird den Helvetiern den Marsch durch die römische Provinz ver-

weigern! Diese Aussage ist richtig.

• Die Helvetier konnten erfolgreich dem Ansturm und den Geschossen der

Römer standhalten! Diese Aussage ist falsch, denn die Helvetier wurden von den Geschos-sen der Römer zurückgeschlagen und mussten daraufhin ihren Versuch durchzubrechen aufgeben.

3. Übersetzung Inzwischen zog er mit der Legion, die er bei sich hatte, und den Soldaten, die aus der Provinz zusammengekommen waren, vom Genfer See, der in die Rhône hineinfloss, bis zum Juragebirge, das das Gebiet der Sequaner von den Helvetiern trennte, eine Mauer von 19 Meilen Länge und 16 Fuß in der Höhe und einen Graben. Nachdem dieses Befestigungswerk ange-

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legt worden war, verteilte er Wachposten und befestigte Stützpunkte, damit er, wenn sie gegen seinen Willen die Überquerung versuchen soll-ten, dies verhindern konnte. Sobald der Tag, den er mit den Gesandten festgelegt hatte, gekommen war und die Gesandten zu ihm zurückgekehrt waren, lehnte er nach überlieferten Beispielen (wörtlich: nach Sitte und Beispiel) des römischen Volkes ab, irgendeinem den Marsch durch die Pro-vinz gewähren zu können, und zeigte auf, dass er, wenn sie versuchen sollten, Gewalt anzuwenden, dies verhindern werde. Die Helvetier, dieser Hoffnung beraubt, versuchten, teils mit Schiffen, die sie verbunden hat-ten, und mehreren Flößen, die sie gebaut hatten, teils an den Furten der Rhône, wo die Tiefe des Flusses am geringsten war, manchmal tagsüber, häufiger nachts, ob sie durchbrechen konnten, wurden durch die Befesti-gungsanlage, das Zusammenströmen der Soldaten und durch deren Ge-schosse zurückgeschlagen und ließen von diesem Versuch ab.

4. Die Reaktion der Helvetier ist durch eine syntaktisch sehr dichte Kon-struktion, eben durch die zahlreichen Partizipialkonstruktionen, geprägt. Dabei steht am Anfang der Grund mit ea spe deiecti und am Ende das Er-gebnis ihrer Bemühungen mit hoc conatu destiterunt. Dazwischen erschei-nen in gedrängter Form Partizipialkonstruktionen, die den gescheiterten Versuch illustrieren: navibus iunctis ratibusque compluribus factis … si

perrumpere possent, conati. Durch die Häufung dürfte Caesar das chaoti-sche und kopflose Vorgehen der Helvetier zum Ausdruck bringen wollen, nachdem ihre Hoffnung enttäuscht worden war. Demgegenüber stilisiert sich Caesar zum überlegten, kalkuliert und rasch vorgehenden römischen Feldherrn.

5. Allgemein werden Stilmittel eingesetzt, um einem Gedanken eine sprach-liche Form zu geben mit dem Ziel, beim Leser eine emotionale Wirkung hervorzurufen. Im vorliegenden Text sind folgende Stilmittel zu erkennen: • Alliteration (Z. 4 perfecto praesidia; Z. 5 castella communit, prohibere

possit; Z. 7 per provinciam). Durch das Stilmittel der Alliteration soll dem Leser etwas (z. B. ein Sachverhalt, ein Ereignis, Personen) ins Be-wusstsein gerufen werden. Bei den Römern wurde früher laut vorgele-

B. 12 Caesar in de bello Gallico und Cleopatra

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sen, sodass dieses Stilmittel eine viel intensivere Wirkung erzielte, da der gleiche Klang wahrgenommen werden konnte.

• Asyndeton (Z. 10/11 nonnumquam interdiu, saepius noctu, … conati,

operis munitione …). Durch das unverbundene Aufzählen mehrerer Satzglieder wirkt das Geschehen hastig und energisch erzählt.

• Historisches Präsens (Z. 4/5 disponit … communit … conentur). Darunter versteht man den Gebrauch des Präsens als Erzähltempus. Zweck dieser Verwendung ist, das Vergangene so lebendig zu schildern, als geschähe es in diesem Augenblick. Dadurch kann Caesars Eile und entschlossenes Handeln verdeutlicht werden.

• Hendiadyoin (Z. 7 more et exemplo). Durch die Verbindung zweier gleichwertiger Begriffe entsteht ein neuer Begriff, der aus zwei nicht gleichwertigen Begriffen besteht. Dadurch wird Anschaulichkeit ver-mittelt.

Lösungsvorschläge zu M 3

1. abesse da sein periculum Sicherheit bellicosus friedlich in von extra innerhalb

2. a) compluribus his proeliis pulsis (Z. 10/11): Nachdem diese in mehreren Schlachten geschlagen worden waren …

b) locis superioribus occupatis (Z. 9/10): Nach Besetzen höher gelegener Orte …

3. Übersetzung Caesar wurde berichtet, dass die Helvetier die Absicht hätten, durch das Gebiet der Sequaner und Haeduer in das Gebiet der Santonen zu marschie-ren, das nicht weit vom Gebiet der Tolosaten entfernt lag, einer Gemeinde in unserer Provinz. Er erkannte, dass, wenn dies geschähe, es unter großer Gefahr für die Provinz passieren würde, sodass sie kriegerische Menschen, Feinde des römischen Volkes, als Nachbarn in einer weit offen stehenden und so überaus fruchtbaren Gegend hätte. Aus diesen Gründen beauftrag-te er den Legaten T. Labienus mit dieser Befestigungsanlage, die er errichtet

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hatte; er selbst eilte auf schnellstem Wege nach Italien, hob dort zwei Le-gionen aus, führte drei, die um Aquileia überwinterten, aus dem Winter-lager heraus und beeilte sich, mit diesen fünf Legionen dorthin zu ziehen, wo sich der nächste Zugang ins jenseitige Gallien über die Alpen befand. Dort versuchten Keutronen, Graiokeler und Katurigen, indem sie höher gelegene Positionen besetzt hatten, das Heer von seinem Marsch abzuhal-ten. Nachdem diese in mehreren Gefechten geschlagen worden waren, ge-langte er von Ocelum, das die letzte Gemeinde im diesseitigen Gallien ist, am siebten Tag in das Gebiet der Vokonter (innerhalb) der jenseitigen Pro-vinz; von dort führte er das Heer in das Gebiet der Allobroger, von den Allobrogern in das der Segusiaver. Diese waren der erste Stamm (wörtlich: die Ersten) außerhalb der Provinz jenseits der Rhône.

4. Innerhalb des aus römischer Sicht katastrophalen Verlaufs der Auseinan-dersetzung mit den Kimbern und Teutonen stellte die Niederlage des Cae-pio einen besonderen Tiefpunkt dar, der sich wie der furor Teutonicus sprichwörtlich durch das aurum Tolosanum in das kollektive Gedächtnis der Römer eingeprägt hat. Wenn Caesar gerade diese Stadt erwähnt, so erinnert er an die Rolle der Tolosaten in einem früheren Kampf gegen germanische Stämme, der für die Römer eine besondere Gefahr bedeutete. Er ruft also den Gedanken an eine erneute Gefährdung Roms durch die Tolosaten hervor, die sich mit einem barbarischen Stamm aus dem Norden verbünden könnten. Die Abwehr ebendieser Gefahr leistet Caesar durch sein Eingreifen bei Genava.

5. Auf der Abbildung ist Caesar (als größte Figur) zu sehen. An seiner Seite sind wahrscheinlich Legaten, jedoch definitiv Römer (erkennbar an ihrer Rüstung). Man sieht zusätzlich im Hintergrund noch die Pferde, mit denen sie unterwegs waren. Wie in de bello Gallico wird Caesars große Autorität hier durch die Art seiner Darstellung ausgedrückt: Caesar steht erhaben neben und auch über den Legaten. Es sieht aus, als mache er sich zusammen mit seinen Begleitern ein Bild von der Lage.

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Lösungsvorschläge zu M 4

1. Unter römischer pietas versteht man pflichtgemäßes Verhalten gegen-über den Göttern, den Menschen und dem Vaterland. Pietas galt als Fun-dament der römischen Herrschaft und wurde als urrömische Tugend angesehen. Zu den Pflichterfüllungen zählen v. a. die gegenüber den El-tern, Geschwistern, Verwandten und Verstorbenen.

2. Bei der Landung in Alexandria vereitelt Caesar die Intrige der dekadenten Höflinge durch seine rasche Entscheidung: Pothinus hofft, durch die feh-lende Ehrenwache am Markttag die Römer zu einer Gewaltaktion und Misshandlung der ägyptischen Bürger zu provozieren. Caesar umgeht dies durch den „Einkaufsbummel“. Caesar ist insofern ein „Meister des Un-erwarteten“, als er nicht so reagiert, wie man es von den Römern erwarten würde. So sagt Pothinus, dass die Römer „entartet in ihrem Wesen“ seien. Caesar ordnet an, die Schwerter einzustecken und die Geldbörsen he-rauszuholen, um so Ptolemäus und seine Diener zu verblüffen. Anhand von Caesars arrogantem Umgang mit den Höflingen erkennt man seine Autorität: Er erteilt ihnen und sogar dem König selbst, wiewohl höf-lich formuliert, Anweisungen. Bezeichnend ist sein Satz hinsichtlich der Thronfolgestreitigkeiten zwischen Kleopatra und Ptolemäus: „Diese Frage werde ich entscheiden.“

3. • Im Angesicht des Sieges bei Pharsalos ist Caesar betrübt über das Schicksal aller römischen Soldaten und empfindet auch kein Triumph-gefühl nach seinem Sieg.

• Entschlossen, die Verfolgung des geflohenen Pompeius aufzunehmen, lässt er (dennoch) den Rat der Auguren einholen, worin sich auf gera-dezu typische Weise die römische pietas zeigt.

• Vor dem Hof des Pharao und vor Ptolemäus verzichtet Caesar auf seine persönliche Titelansammlung und tritt als Repräsentant des Senats und des Volkes von Rom auf, gibt sich also als ein rechtschaffener Magistrat der res publica.

• Nach der Nachricht vom Mord an Pompeius lässt er diesem sämtliche Ehrungen im Begräbnis zuteilwerden. Daran zeigt sich die Pflichter-füllung gegenüber dem Verstorbenen.

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4. Sowohl in de bello Gallico als auch im Ausschnitt aus dem Film „Cleo-patra“ zeigt sich Caesar als Sinnbild von pietas und officium: in de bello

Gallico erscheint er als Rächer einer römischen Schmach, sozusagen als Retter des römischen Imperiums vor einem furor Teutonicus. In „Cleo-patra“ sieht sich Caesar an die Weisung der Auguren gebunden und er-scheint vor Ptolemäus als Repräsentant der res publica. (Caesars Autorität in „Cleopatra“: siehe S. 22!) Caesars Autorität in de

bello Gallico zeigt sich darin, dass er der einzige Protagonist ist, der aktiv handelt oder befiehlt. Die Helvetier treten ihm gegenüber demütig auf und die Soldaten sind nur Mittel zum Zweck. In „Cleopatra“ zeigt sich Caesars Verschleierung in der Schuldzuweisung an Pompeius: „Es war Pompeius, der das getan hat, nicht ich“, und den gleichzeitigen Anweisungen, das schriftlich festzuhalten, sowie in der Rolle des angeblichen Testamentsvollstreckers in Ägypten. In de bello

Gallico zeigt diese sich in der manipulativen Darstellung der Helvetier als geradezu zweiter germanischer Gefahr nach den Kimbern und Teutonen (1,7/10): Als Retter Roms wird er von den Gegebenheiten, der helveti-schen Bedrohung, zu seinem Handeln gezwungen.