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Umweltbewusst einkaufen

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In diesem kostenlosen E-Book von http://www.Deals.com können Sie nachlesen, worauf Sie bei einem naturbewussten Einkauf achten sollten.

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Einleitung: Umweltbewusst einkaufen

Gesund und ökologisch: Der bewusste Lebensmittel-Kauf

Bio-Lebensmittel: Ein Wort und viele Bedeutungen?Obst und Gemüse: Mit drei Kriterien im grünen BereichFleisch, Wurst und andere tierische Produkte: Weniger ist ganz sicher mehrFisch: Schutz für ein gesundes LebensmittelGetränke: Die übersehene ÖkofalleExperten-Interview mit Jürgen Stellpflug, Chefredakteur des ÖKO-TEST-Magazin

Mode und Lifestyle: Trends für ein gutes Gewissen

Nachhaltiger Kleidungskauf: Langlebig & Fair statt Ex & HoppÖko-Kosmetik: Gut für Mensch und TierExperten-Interview mit Dieter Overath, Geschäftsführer Fairtrade Deutschland

Haus und Familie: Gesund Wohnen, die Umwelt schonen

Möbel und Innenraumfarben: Ohne Raubbau und GiftPutzen und Waschen: Saubere Wohnung, vergiftete Umwelt?

Arbeit und Freizeit: Umweltbewusstes Office, clevere Mobilität

Papier und Co: Umweltfreundliche BüroartikelMobilität: Gemeinsam handeln, gemeinsam sparen

Vertriebswege und Entsorgung: Organisation des umweltbewussten Einkaufs

Alles Müll oder was? Von Verpackungswahn bis WegwerfmentalitätWiederverwertung und Tausch: Die Entdeckung der HaltbarkeitDie neuen Möglichkeiten des E-Commerce: Chancen und RisikenExperten-Interview mit Katharina Istel und Benjamin Bongardt, NABU Bundesverband

Wenn Du es eilig hast, mach langsam: Ökologie des Seelenlebens

2.12.22.32.42.52.6

3.13.23.3

4.14.2

5.15.2

6.16.26.36.4

Inhaltsverzeichnis

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EinleitungUmweltbewusst einkaufen

Andrea ist eine lebenslustige Frau, Mutter und berufstätig. Sie will sich das Leben nicht von negativen Nachrichten vermiesen lassen. Nun wurde sie aber durch einen Film über unseren gefährdeten Planeten wachgerüttelt. Die bedrohliche Erderwärmung und die Verknappung lebensnotwendiger Ressourcen gehen Andrea nicht mehr aus dem Kopf. Sie möchte in Zu-kunft ihren Teil zur Erhaltung der Lebensbedingungen beitragen – und beim Einkauf umweltbe-wusster werden. Aber geht das überhaupt, wenn man einen engen Zeitplan hat und auch mit dem Geld haushalten muss?

Andrea hört sich im Bekanntenkreis um. Peter lacht Sie aus. „Bio ist doch alles Schwindel“, sagt er. Ihre Freundin Beate hat versucht, ihren Einkauf umweltbewusst zu gestalten, aber es wurde ihr zu stressig. Jetzt legt sie wieder in den Einkaufskorb, was ihr ins Auge fällt. Sie ist jedoch unzufrieden mit diesem „JoJo-Effekt“. Und dann ist da noch Marion, die aufs Land gezogen ist, ihr Gemüse selbst züchtet und nur noch Leitungswasser trinkt. Aber Marion ist so furchtbar moralisch geworden. Ein bisschen ratlos ist Andrea schon, von Ihrem Vorhaben, nachhaltiger einzukaufen, will sie sich aber nicht abbringen lassen. Wo kann sie sich informieren und ihrer Verantwortung gerecht werden?

Unsere Broschüre soll helfen, Andrea und allen Lesern und Leserinnen einen guten Überblick über umweltbewusstes Einkaufen zu geben. Bei unseren Tipps denken wir auch an Ihr Zeitbud-get und Ihren Geldbeutel. Helfen Sie mit, unsere Erde zu bewahren!

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Bio-Lebensmittel: Ein Wort und viele Bedeutungen?

Die meisten Menschen haben schon hin und wieder nach einem Lebensmittel gegriffen, das als Bio-Ware deklariert war. Gerade „Mischkäufer“ – Konsumenten also, die biologisch angebaute Le-bensmittel an sich für wertvoll halten, aber beim Einkauf nicht ge-zielt nach ihnen suchen – beschäftigen sich dabei nicht immer ge-nau mit den jeweiligen Deklarationen. Sie nehmen ein Bio-Siegel als gutes Zeichen, lassen sich aber auch verunsichern durch Mel-dungen, dass Herstellerangaben irreführend sein können. Tatsäch-

lich sind Angaben wie „naturnah“, „kontrollierter Anbau“ oder „Bio-Qualität“ nicht geschützt und können von Herstellern auch rein marketing-orientiert verwendet werden.

Seit 2010 ist das EU-Bio-Siegel ein Garant dafür, dass festgelegte Mindeststandards bei An-bau und Produktion von Lebensmitteln eingehalten werden. Produkte, die das EU-Bio-Siegel tragen dürfen, müssen zu mindestens 95% Inhaltsstoffe aus kontrolliert biologischem Anbau enthalten. Der Einsatz gentechnisch veränderter Organismen ist absolut verboten, chemische und synthetische Pflanzenschutz- und Düngemittel sind weitgehend untersagt. Mindestvor-schriften zur artgerechten Tierhaltung müssen strikt beachtet werden. Jeder Lebensmittelpro-duzent in der Herstellungskette muss mindestens einmal jährlich von staatlich anerkannten unabhängigen Kontrollstellen überprüft werden. Neben dem abgebildeten Siegel muss jedes Lebensmittel, das nach EU-Richtlinie „Bio“ heißen darf, einen Kontrollcode aufweisen, der in den ersten Buchstaben das Herkunftsland und in einer Ziffernfolge die jeweilige Prüfstelle ver-rät. (Beispiel: DE-ÖKO-011). Die großen Supermarktketten verwenden mittlerweile alle Bio-Ei-genmarken, die mit der EU-Richtlinie konform gehen. Neben ihrem eigenen Bio-Markenzeichen müssen sie aber auch das offizielle Biosiegel sowie den Prüfstellen-Code aufweisen.

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Gesund und ökologisch: Der bewusste Lebensmittel-Kauf

Da in Deutschland bereits seit 2001 staatlich kontrolliert ein nati-onales Bio-Siegel vergeben wurde, das die EU-Standards zugrunde legt, kann man sich hierzulande auch auf dieses sechseckige Zei-chen beim Einkauf verlassen.

Eine ganze Reihe von Anbauverbänden biologischer Landwirtschaft und Öko-Zertifizierer vergibt eigene Siegel, deren Anforderungen über den EU-weiten Mindeststandards liegen. Der Demeter-Ver-band ging bereits 1932 aus der anthroposophischen Bewegung hervor.

Bioland ist heute der größte Anbauverband von Biobauern. Na-turland zertifiziert vor allem fair gehandelte Produkte und Fisch. Alle Siegel stehen für 100 % Inhalt aus kontrolliert biologischem Anbau.

Mittlerweile gibt es über 100 verschiedene Bio-Siegel, die teil-weise von kleinen regionalen Zusammenschlüssen ausgearbeitet und vergeben werden. Meist können Verbraucher bei regionalen Händlern über die jeweilige Vereinigung und ihre Bio-Qualitäts-standards informieren.

Neben ökologischen Gesichtspunkten unterliegt unser Konsumver-halten auch einer Verantwortung für soziale Bedingungen. Fairer Handel – zertifziert durch das Fair Trade-Zeichen – sichert Men-schen in Entwicklungsländern Bedingungen für einen angemes-senen Lohn und verbietet Kinder- und Zwangsarbeit. Wichtige Fair Trade-Produkte sind Kaffee, Tee, Schokolade und Reis, aber auch Kleidung. Fair Trade bedeutet nicht automatisch kontrolliert biolo-gischen Anbau und umgekehrt stammen nicht alle Bio-Lebensmittel

automatisch aus fairem Handel. Die beiden Gesichtspunkte werden aber immer mehr im Sinne einer ganzheitlichen Ethik zusammengedacht. Auch der Schutz des Trinkwassers ist in den Fair Trade-Richtlinien verankert und mittlerweile sind ca. 2/3 aller Produzenten ökologisch zertifiziert.

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Obst und Gemüse: Mit drei Kriterien im grünen Bereich

Wer häufig Gemüse auf den Speiseplan setzt und hin und wieder auch einen vegetarischen Tag einlegt, lebt nicht nur gesund, sondern grundsätzlich umweltbewusster als diejenigen, die viel Fleisch verzehren. Denn der Ressourceneinsatz für die Viehzucht ist um ein Vielfaches höher als für den Anbau von Obst und Gemüse.

Aber auch das Gemüseangebot, das wir heute in reich sortierten Supermärkten der Wohlstandsnationen finden, verursacht häufig einen widersinnigen Energieauf-wand. Wenn im Winter Spargel aus Peru in den Regalen und auf den Tellern landen und ganzjährig Gewächshaus-Gurken zum Stan-dard gehören, geht dem ein enormer Ein-satz von Treibstoff und Heizenergie voraus.

Der umweltbewusste Konsument achtet deswegen beim Kauf von Obst und Gemüse auf drei Kriterien. Im besten Fall ist das Gemüse biologisch angebaut, stammt aus der Region und hat gerade seine natürliche Erntezeit. Sicherlich wird man ungern auf Mandarinen auf dem Ad-ventsteller verzichten und sich auch hin und wieder den Genuss einer leckeren Ananas gönnen wollen, auch wenn diese Früchte in unseren Breitengeraden nie Saison haben.

Als Empfehlung gilt aber, dass mindestens eines der Kriterien:

bio, saisonal und regional erfüllt sein sollte. Im Sommer ist das regionale Angebot auch hierzulande so reichlich, dass es ein Leichtes ist, weitgehend saisonale und regionale Produkte zu kaufen!

Leider wissen viele Großstadtbewohner oft gar nicht mehr genau, wann welche Pflanzen bei uns gedeihen. Oft findet man Produkte, die aus heimischer Produktion stammen, aber weit jen-seits der natürlichen Sä- und Erntezeiten im Gewächshaus angebaut wurden – mit enormem Energieaufwand. Im Internet finden Sie Saisontabellen für Obst und Gemüse. Trauen Sie sich ruhig, auch direkt beim Kauf nachzufragen. Das wird Ihrem Händler zeigen, worauf die Kund-schaft achtet und Ihre Entscheidung erleichtern.

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Bio, regional, saisonal – das sind die Vorteile:

Ökologische Bewirtschaftung schont Boden, Gewässer und wildlebende Tiere

Bio-Gemüse ist nitratärmer und enthält deutlich weniger Pestizide

Treibstoffintensive „Flugreisen“ für Obst und Gemüse werden vermieden

Deutlich weniger Energieaufwand für Gewächshäuser und Lagerung

Frisches Gemüse, gerade geerntet, schmeckt einfach besser!

Sie (und Ihre Kinder!) lernen den Rhythmus der Natur wieder kennen Auch der Geldbeutel freut sich: denn lange Transportwege schlagen sich imPreis und in der Qualität nieder

Fleisch, Wurst und andere tierische Produkte: Weniger ist ganz sicher mehr

Unsere Umwelt wird geschont, wenn wir Fleisch wieder als Delikatesse verzehren, also nicht unbedingt täglich, dafür aber von guter Qualität aus artgerechter Tier-haltung. Artgerechte Tierhaltung bedeutet vor allem, dass Nutztiere ausreichend Platz haben für Rückzug und Auslauf, dass sie ge-trennte Bereiche für Fütterung, Fäkalien und Ruhezeiten finden und dass das Futter weit-gehend angepasst wird an die Nahrung, die

die Tiere unter natürlichen Bedingungen vorfinden. Daraus folgt, dass das Leben der Tiere nicht von vorneherein eine rein auf Verwertung ausgerichtete Qual ist Das Fleisch von Tieren, die Aus-lauf finden und artgerecht gefüttert werden, schmeckt außerdem in aller Regel deutlich besser.

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Da der Platz- und Pflegeaufwand bei der ökologischen Viehhaltung deutlich größer ist, wird man hier mit höheren Preisen für ein Steak oder ein Hühnchen rechnen müssen. Unterm Strich ist das kein Problem, wenn man den Fleischkonsum reduziert. Da die ökologischen Kosten für Futteranbau und die Klimaschädigung durch Wiederkäuer den Fleischverzehr zur großen Um-weltbelastung machen, ist das ohnehin sinnvoll. Der ökologisch bewusste Genießer freut sich hin und wieder auf ein lecker zubereitetes Gericht mit Bio-Fleisch und lernt dazwischen die Freuden der Gemüseküche kennen!

Literatur zum bewussten Fleischverzehr:

Jonathan Safran Foer: Tiere essen. Fischer Taschenbuch. Der Bestseller, der vor Augen führt, welches Leiden unbedachter Fleischkonsum verursacht.

Marsili Cronberg: Wie ich verlernte, Tiere zu essen: mit dem Comic „Happy without meat“ von Linguini. Echo-Verlag.Auch wenn man nicht gleich Veganer wird, kann man an diesem Buch lehrreichen Spaß finden.

Karen Duve: Anständig essen. Ein Selbstversuch. Goldmann Verlag. Sehr ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema Verantwortung und Fleischkonsum von einer tollen Autorin.

Massentierhaltung bedeutet Qual statt Qualität. Manchmal vergessen wir, dass auch der Ver-zehr tierischer Produkte wie Eier, Milch, Käse und Butter auf sehr fragwürdigen Lebensbedin-gungen der Tiere beruhen kann. Auch bei diesen Produkten verhalten wir uns verantwortungs-bewusst, wenn wir auf Angaben zur Herkunft achten. Beim Kauf von Eiern sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass die Hühner nicht nur am Boden gehalten werden, sondern auch frei laufen können. Gerade hier geht es eigentlich nur um ein paar Cent und ein bisschen Auf-merksamkeit beim Einkauf.

Damit sie beim Kauf loser Eier auf dem Markt oder selbst bei fertig verpackten Eiern im Dis-counter ganz sicher gehen können, muss heute jedes Ei einen Stempel tragen, dessen erste Zif-fer über die Haltungsart informiert. Das Motto sollte lauten: „Niemals eine 3, besser keine 2!“.

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0=Biohaltung 1=Freilandhaltung 2=Bodenhaltung 3=Käfighaltung

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Fisch: Schutz für ein gesundes Lebensmittel

Der Verzehr von Fisch ist gesund, stärkt Hirn und Nerven und liefert besonders wertvolles Ei-weiß. In aller Munde sind die Omega-3-Fettsäuren, die besonders durch fettreiche Seefische geliefert werden und sogar Demenz vorbeugen sollen. Außerdem sind Fische wertvolle Jod-Lieferanten, darüber freut sich die Schilddrüse.

Leider sind jedoch 80 % aller Fischarten überfischt. Anders als beim heimischen Wild, das rela-tiv geschützt durch Schonzeiten und forstliche Aufsicht nur nach strengen Regeln gejagt wer-den darf, verläuft der Fischfang auf dem Globus unkontrolliert: Viele Arten stehen regelrecht vor dem Aussterben und die Meeresökologie wird durch Überfischung empfindlich gestört. Gerade wer Fisch liebt und auch die gesundheitlichen Vorzüge zu schätzen weiß, sollte darauf achten, dieses wertvolle Nahrungsmittel zu schützen.

Das ist nicht ganz leicht, denn laut Green-peace ist derzeit lediglich der Verzehr von Forelle und Karpfen noch ökologisch wirk-lich unbedenklich. Seehecht und Seelachs, lange Zeit überreich gehandelt, sind mittler-weile ausgesprochen bedroht. Der verant-wortungsbewusste Fischkauf ist nicht ganz einfach. Bei vielen Arten ist die Vertretbar-keit abhängig von Fanggebiet und -methode.

Aus diesem Grund stellt beispielsweise Greenpeace unter:http://www.greenpeace-stuttgart.de/themen/meere/Fischfuehrer.pdfeinen Einkaufsratgeber zur Verfügung.

Ähnlich wie bei Fleisch ist auch beim Kauf von Fisch die wirklich biologische Variante teurer. Wer aber Fisch aus Bio-Aquakultur kauft – mittlerweile auch verschiedentlich in Supermärkten erhältlich – geht relativ sicher, nicht nur etwas für die eigene Gesundheit und den kulinarischen Genuss zu tun, sondern auch den Fischbestand zu schützen. Insbesondere bei Schrimps und Garnelen, bei Lachs, Kabeljau, Pangasius und Tilapia sind Bio-Aquakultur-Angebote zu finden.

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Getränke: Die übersehene Ökofalle

Beim Kauf von Getränken wurde die Auf-merksamkeit der Verbraucher in den letzten Jahren vor allem auf die Verpa-ckung gelenkt. Durchaus zu Recht! Eine Mehrwegflasche aus Glas ersetzt in ihrer Lebensdauer ca. 50 Einwegflaschen, Pro-duktions- und Energiekosten werden also deutlich gesenkt. PET-Flaschen aus Kunst-stoff sind manchmal praktischer, da leich-ter zu tragen. Jede PET-Mehrwegflasche

ersetzt in ihrer durchschnittlichen Lebensdauer immer noch 25 Einwegflaschen – allerdings wird bei der Produktion des Kunststoffs die endliche Ressource Erdöl verbraucht, während die Herstellung von Glas aus Kalk, Soda, Sand und Altglas ökologisch weitgehend unbedenklich ist. Wer gute Gründe hat, ausnahmsweise zur Einwegverpackung zu greifen, sollte einen Ge-tränkekarton wählen. Die vergleichsweise umweltfreundliche Papierverpackung schadet dem Geschmack nicht und zuhause kann man das Getränk präsentierbar umfüllen.

Tabu sind: Alle Einwegverpackungen aus Aluminium und Plastik!

Die Aufmerksamkeit auf die ökologisch bedeutsame Verpackungsfrage hat allerdings den Blick etwas abgelenkt von der ökologischen Bewertung des Inhalts. In unseren Breitengraden lieben wir seit den ersten Nachkriegs-Wohlstandsjahren Orangensaft und meinen, nur so kämen wir zu den nötigen Vitaminen. In der jüngeren Vergangenheit sind weitere exotische Früchte in Saftform im Angebot und werden geschätzt. Aber die Saftproduktion aus Orange, Mango, Ana-nas und Co verursacht natürlich die gleichen ökologischen Folgekosten, wie wenn das frisch verzehrte Obst oder Gemüse aus anderen Kontinenten geliefert wird. Bei einer ausgewogenen Ernährung mit reichen saisonalen Obst- und Gemüsebestandteilen ist der Vitaminhaushalt auch ohne exotische Säfte gesichert; wer Fruchtsäfte mag, kann auf einen biologisch gekelterten Ap-felsaft aus der Region zurückgreifen.

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Ähnlich verhält es sich mit dem Standard, kistenweise Mineralwasser im PKW zu transportie-ren (nachdem die Flaschen und Kisten zuvor in den Getränkemarkt gefahren wurden!). In den meisten Regionen Deutschlands ist mittlerweile das Trinkwasser gesundheitlich unbedenklich, wer es sprudelnd mag, kann mit einem Sodagerät Kosten, Transportwege und Schlepperei ver-meiden. Bei sinnvoller Ernährung ist der Mineralienbedarf in unseren Breitengraden ohnehin gedeckt, bei tatsächlichem Mineralienmangel ist die individuelle Abklärung und Ernährungser-gänzung viel zweckmäßiger als ein Lotteriespiel mit weitgehend überflüssigem „Mineralwasser“.

Dass der bei uns genossene Wein nicht aus Chile oder Neuseeland kommen sollte – während man sich im Restaurant in Sidney um eine Pfälzer Spätlese schart – versteht sich nach dem bis-her gesagten fast von selbst. Echte Kenner und Genießer wollen vielleicht auch einmal etwas Außergewöhnliches probieren, dass aber der Kochwein viele Tausend Kilometer zurückgelegt hat, ist wirklich nicht nötig. Winzer aus der Region bringen sogar den Wein, verbinden auf ihrer Lieferfahrt zahlreiche Kunden – und nehmen geleerte Flaschen wieder mit.

Merkzettel beim Getränkekauf:

Glas ist die ökologisch unbedenklichste Verpackung für Getränke

Mehrweg ist immer besser als Einweg. In Zahlen sogar 50mal besser!

Einweggetränke höchstens im Karton

Regionale Inhaltsstoffe & regionale Produzenten sichern die Öko-Bilanz

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Experten-Interview

Jürgen StellpflugChefredakteur des ÖKO-TEST-Magazinswww.oekotest.de

Laut einer aktuellen Umfrage des Bundesverbraucherministeriums wollen zwei Drittel der Deutschen regionale Lebensmittel kaufen. Welche Rolle spielt Regionalität in Hinblick auf Umwelt und Ökologie?

Studie haben ermittelt, dass für ein Pfundschälchen Erdbeeren bei der Erzeugung und den Trans-port ins Lebensmittelgeschäft mehrere Tausend Transportkilometer entstehen. Regionale Pro-dukte haben nicht so lange Transportwege ins Geschäft, was natürlich weitaus umweltfreund-licher ist. Es ist allerdings wenig ökologisch, wenn die Stadtbevölkerung mit ihren Vans und SUVs zu Bio-Höfen am Stadtrand fährt, denn hier wird eine Tonne Blech für 10 bis 20 Kilo Nahrung bewegt. Am sinnvollsten ist es, wenn man in Geschäften ums Eck regionales Sortiment einkauft, das können Supermärkte, aber ebenso kleine Dorf- oder Nachbarschaftsläden sein.

Gibt es beim Kauf von Gemüse weitere Kriterien, auf die umweltbewusste Verbraucher ach-ten sollten?

Saisongemüse ist immer zu empfehlen. Bauern ernten es erst, wenn es auch wirklich reif ist. Es enthält mehr Vitamine und Aroma als Treibhaus- oder Importware. Kurze Lagerzeiten und Transportwege zum Verbraucher garantieren hohe Nährstoffgehalte. Saisongemüse gibt es auch im Winter, der Speiseplan der Natur ist vielfältiger, als viele denken. Außerdem empfiehlt ÖKO-TEST Bio-Gemüse. Unser aktueller Salat-Test zeigt, dass bei konventionellen Produkten die Pestizid- und Nitratbelastung teilweise sehr hoch ist, bei Bio-Produkten ist das nicht der Fall.

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Gesund und ökologisch: Der bewusste Lebensmittel-Kauf2Tierische Produkte stehen immer wieder in der Kritik. Welches sind die häufigsten Gefähr-dungen und wie können Verbraucher sich schützen?

Es wird zwar immer wieder Dioxin in Eiern gefunden, doch hier handelt es sich um vereinzelte schwarze Schafe, die belastetes Tierfutter verkaufen. Schlimm ist aber vor allem, dass Tiere mit Antibiotika und Medikamenten aufzogen werden. ÖKO-TEST hat letztens Putenfleisch getestet. Hier hat sich gezeigt, dass fast alle Puten zumeist mehrfach mit Antibiotika behandelt wurden. Teilweise waren die Antibiotika-Angaben zudem zu kurz für eine effektive Krankheitsbehandlung.

Dadurch entsteht die Gefahr, dass ein Teil der vorhandenen Krankheitskeime überlebt und sich resistente Keime entwickeln, gegen die im Ernstfall auch beim Menschen keine Mittel mehr hel-fen. Tatsächlich waren die meisten gefundenen Keime resistent gegen Penicillin, Tetracylin und andere Antibiotika. In einer Probe fand sich ein MRSA-Keim, der gegen fast alle Antibiotika resistent ist, in einer anderen Probe Salmonellen, die noch auf alle Medikamente ansprachen. Schlimm sind auch die Lebensbedingungen der Tiere. Sie werden nicht nur auf engstem Raum zusammengepfercht, sondern auch brutal verstümmelt. Den Puten werden die Schnäbel ge-kürzt, was ihnen lebenslang Schmerzen bereitet.

Was kennzeichnet eine artgerechte Haltung und wie ist diese beim Kauf erkennbar?

ÖKO-TEST rät zu Bio-Fleisch. Das kostet zwar deutlich mehr, man unterstützt mit dem Kauf aber die artgerechtere Tierhandlung. Teuer ist Bio vor allem aufgrund der zwei- bis dreifach höheren Futterkosten, der längeren Mastdauer, der kleineren Bestände und des höheren Flächenbedarfs für Freiland und Ställe. Bio-Fleisch ist entweder mit dem staatlichen Bio-Siegel oder mit dem Sie-gel ökologischer Anbauverbände wie Bioland, Demeter und Naturland gekennzeichnet. Die An-forderungen der ökologischen Anbauverbände sind noch strenger als die Grundanforderungen, die das staatliche Bio-Siegel hat.

Sollte man aus ökologischer Sicht überhaupt noch Fleisch und Milchprodukte verzehren?

Es muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden, ob er ganz oder teilweise auf Fleisch ver-zichten kann. Aber die ökologische Bilanz vegetarischer Ernährung spricht für sich, während die Klimabilanz der Viehzucht düster aussieht. Denn für diese werden Flächen abgeholzt, die für den Futtermittelanbau gebraucht werden.

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Aus Gülleseen und Dungbergen wird klimaschädliches Lachgas frei. Und Wiederkäuer wie die Rinder setzen bei der Aufspaltung und Verdauung des Futters Methan frei, das die Atmosphäre stark aufheizt. Für die Produktion von einem Kilo Rindfleisch entstehen 13.000 g Kohlendioxid, bei den Kartoffeln liegt dieser Wert bei 240 g. Außerdem werden 15.500 Liter Wasser für die Produktion von einem Kilo Rindfleisch verbraucht, bei einem Kilo Äpfel nur 700 Liter.

Ihr Tipp:Wie können Einkaufsroutinen in Hinblick auf Umwelt und Ökologie verändert werden?

Man sollte auch mal mit dem Fahrrad einkaufen fahren und vor allem regionale Produkte kau-fen. Auch lohnt es sich, neue Kochrezepte auszuprobieren, in der saisonale Produkte zum Einsatz kommen. Wichtig ist, nicht zu große Mengen einzukaufen, sondern lieber öfters zum Super-markt oder Ladengeschäft zu gehen und sich vorher genau aufzuschreiben, was man benötigt. Dann sind die Lebensmittel nicht nur frischer, man muss auch weniger Verdorbenes wegwerfen. Und die Stofftasche sollte man nicht vergessen.

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Öko-Kleidung und Naturkosmetik klingt in vielen Ohren nach wie vor nach altbackenem Outfit für Landkommunen. Dabei sind umweltverträgliche Produktionsweisen mit modernen Design-ideen längst bestens kombinierbar. Die ökologischen und sozialen Folgekosten der konventio-nellen Herstellung von Mode und Kosmetik werden häufig unterschätzt.

Nachhaltiger Kleidungskauf: Langlebig & Fair statt Ex & Hopp

Hartnäckig hält sich die Vorstellung, dass Kleidung aus Baumwolle die beste Wahl ist. Das at-mungsaktive Material lässt sich bei hohen Temperaturen waschen und gilt als „Naturstoff“ schlechthin und damit synthetischen Textilien als weit überlegen. Baumwolle wird jedoch meist in riesigen Monokulturen angebaut und überdurchschnittlich stark mit Pestiziden be-handelt. In manchen Ländern werden bis zu 50 Prozent der Agrarflächen für den monokultu-rellen Baumwollanbau genutzt. Die Folge sind Bodenerosion, starke Wasserbelastung durch Pflanzenschutzmittel sowie fehlende Ackerflächen für die Versorgung mit Nahrungsmitteln. Die starke toxische Behandlung der Baumwollpflanzen ist verstärkt für Hautreizungen und All-ergien verantwortlich.

Bio-Baumwolle und Hanf sind die umweltfreundlichen Alternativen. Die Hanfpflanze ist sehr widerstandsfähig und gedeiht auch bei schwierigen Witterungsbedingungen ohne chemische „Unterstützung“. Auch Biobaumwolle wird ohne Pestizide und andere Agrargifte angebaut. Die Kennzeichnung ökologisch unbedenklicher Textilien ist derzeit noch etwas verwirrend.

Mode und Lifestyle: Trends für ein gutes Gewissen3

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Folgende Gütesiegel gelten jedoch als zuverlässig:

GOTS (Global Organic Textile Standard)

Textiles Vertrauen nach Öko-Tex Standard 100 (plus)

IVN zertifiziert NATURTEXTIL und NATURTEXTIL BEST

EU Ecolabel für Textilien (früher: Europäisches Umweltzeichen)

Die genannten Gütesiegel garantieren die Einhaltung von ökologischen Richtlinien bei Anbau und Weiterverarbeitung. Wer sicher gehen will, dass zumindest der Anbau der Naturmateri-alien ökologisch vertretbar ist, muss auf die Angabe „kontrolliert biologischer Anbau (kbA)“ achten. Alle anderen Bezeichnungen wie Bio-Anbau etc. sind nicht geschützt!

Ein weiteres Drama der globalen Textilproduktion sind die oft sehr schlechten Arbeitsbedin-gungen in weniger entwickelten Ländern. Das Fair Trade-Siegel garantiert nicht nur gerechtere Bedingungen für Produzenten, sondern schließt auch besonders umweltschädliche Methoden aus. Im Bereich Textilien findet es bisher nur bei Baumwollwaren Verwendung.

Absehbar können Bio-Baumwolle und Hanf jedoch nur einen Bruchteil des weltweiten Textilbe-darfs decken. Greenpeace stellt fest, dass sich die Öko-Bilanz von Kunstfasern durch Anstren-gungen der Industrie teilweise deutlich verbessert hat. Allerdings bleibt der Konsument hier beim Kauf weitgehend uninformiert. Für alle Textilien gilt deswegen die strikte Empfehlung, auf langlebige Qualität beim Kauf zu achten anstatt häufig Billigangebote zu kaufen. Insbesondere bei Outdoorkleidung, die in der Regel aus synthetischen Materialien hergestellt wird, sollte dies beachtet werden. Auch die Weitergabe von nicht mehr benötigter Kleidung an Second-Hand-Läden oder soziale Sammelstellen unterstützt wesentlich die Öko-Bilanz.

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Öko-Kosmetik: Gut für Mensch und Tier

Ca. 5 Milliarden Kosmetikartikel werden alleine in Europa jährlich verkauft. Die Situation ist häufig paradox, denn mit Kosmetikprodukten wollen wir unseren Körper pflegen und schützen, auch vor schädlichen Umwelteinflüssen. Gleichzeitig sind Kosmetika häufig echte Chemiecocktails und kön-nen Substanzen enthalten, die Allergien erst auslö-sen oder sogar krebserregend sind.

Die Industrie bezeichnet viele Produkte mittlerwei-le als Naturkosmetika. Dies ist aber kein geschützter Begriff und darf schon verwendet werden, wenn das Produkt einen einzigen natürlichen Inhaltsstoff hat. Auch über die Gewinnung der Rohstoffe sagt die Bezeichnung Naturkosmetik nichts aus.

Echte Öko-Kosmetik sollte folgende Eigenschaften haben:

ausschließlich oder überwiegend natürliche Inhaltsstoffe

umweltschonende Gewinnung der Rohstoffe

keine Bestandteile aus toten Tieren (tierische Produkte wie Honig oder Milch sind erlaubt)

Verwendung ausschließlich nachwachsender Rohstoffe (kein Erdöl)

Frei von chemischen Duft-, Farb- und Konservierungszusätzen

Auch der Begriff Öko-Kosmetik kann frei – und damit leider auch irreführend – verwendet wer-den. Hilfreich ist das Gütesiegel des BDIH, das neben den genannten ökologischen Aspekten auch die sozial-ethischen Bedingungen der Produktion bewertet.

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Experten-Interview

Dieter OverathGeschäftsführer Fairtrade Deutschlandwww.fairtrade-deutschland.de

Was genau steht hinter „Fairtrade“?

Bei Fairtrade stehen im Mittelpunkt die Menschen im Süden, daher werden gezielt Kleinbauern und Arbeiter in den Entwicklungsländern gefördert und ihre Position auf dem Weltmarkt ver-bessert. Ziel ist es, Konsum verantwortlich zu gestalten und so die Armut im Süden abzubauen. Fairtrade steht für ethisches Handeln, Nachhaltigkeit und Transparenz – und baut so eine Brü-cke zwischen Produzenten und Verbrauchern.

Umweltbewusst einkaufen bedeutet auch, regionale Anbieter zu bevorzugen. Geht das auch bei Fairtrade-Produkten?

Alleine regional einzukaufen ist per se noch nicht umweltbewusst. Ebenfalls entscheidend sind auch die Jahreszeit und die Anbauweise. Fairtrade-Waren werden nachhaltig und ressourcen-schonend angebaut, daher sind sie sehr umweltverträglich. Trotzdem werden sie in Zeiten des Klimawandels kritisch hinterfragt. Dabei spielen bei Nahrungsmitteln die Produktion und Ver-arbeitung eine wichtigere Rolle für den Klima-Fußabdruck, als die Herkunft. Da warmes Klima und viel Handarbeit die Emissionen im Anbau stark verringern, schneiden selbst importierte Waren häufig aus einer Klimaschutz-Perspektive besser ab. Rohzucker aus Fairtrade-Produktion in Paraguay verursacht inklusive Transport rund 40 Prozent weniger Treibhausgas-Emissionen als Zucker aus Schweizer Zuckerrüben. Rosen aus Afrika verursachen inklusive Transport deutlich weniger Emissionen als Rosen aus holländischen Treibhäusern.

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Ist Kinderarbeit bei Produkten mit dem Fairtrade-Siegel ausgeschlossen?

Keine Person und kein Zertifizierungssystem kann eine hundertprozentige Gewähr dafür leisten, dass ein Produkt frei von ausbeuterischer Kinderarbeit ist. Fairtrade versichert jedoch, dass im-mer dann, wenn es Verstöße gegen die Regeln zur Verhinderung von ausbeuterische Kinderar-beit entdeckt, es sofort Maßnahmen ergreift um die betroffenen Kinder zu schützen, die betrof-fenen Farmen hindert ins Fairtrade-System zu gelangen und die Gemeinden vor Ort unterstützt das Problem zu bewältigen. Weitere Informationen zu Fairtrade und dem Thema „Kinderarbeit“ finden Sie auch auf unserer Website.

Heißt Fairtrade auch, dass Mode ökologisch, also frei von Giftstoffen ist?

Umweltstandards bilden einen wichtigen Teil von Fairtrade, trotzdem ist Fairtrade kein Öko-Siegel. Das Fairtrade-Siegel ist in erster Linie ein Sozialsiegel. Dennoch wird mit den Umwelt-kriterien in den Fairtrade-Standards das Ziel verfolgt, sämtliche landwirtschaftlichen Produkte ressourcenschonend und umweltverträglich anzubauen. Zum Beispiel durch die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit, das Verbot der Verwendung von genetisch veränderten Organismen so-wie die Reduzierung des Einsatzes von Agrochemikalien im konventionellen Anbau. Fairtrade arbeitet daran, die Produzenten dort abzuholen, wo sie in ihrer Entwicklung gerade stehen. Zu hohe Bio-Standards als Eingangs-Voraussetzung in das Fairtrade-System würden aber gerade die ärmsten Produzentengruppen ausgrenzen. Sobald sie jedoch im System sind, fördert Fairtra-de die Umstellung auf Bio-Produktion.

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Wer unter Atemproblemen oder Augenreizungen, unter Schlafstörungen oder Kopfschmerzen leidet, hat oft erhebliche Mühen, die krankmachenden Ursachen festzustellen. Wohngifte kön-nen ein Grund für diese Beeinträchtigungen sein. Da wir ihnen permanent ausgesetzt sind, wird dieser Faktor häufig übersehen. Deswegen gehören auch Möbel, Farben, Dekoration und Putzmittel auf den ökologischen Prüfstand! Das Holzfäller-Image von naturbelassenen Möbeln gehört der Vergangenheit an. Der Öko-Möbelmarkt konnte in der jüngeren Vergangenheit wichtige Designer-Preise gewinnen.

Möbel und Innenraumfarben: Ohne Raubbau und Gift

Der häufigste Schadstoff, der mit Möbeln in unsere Wohnungen Einzug hält, ist Formaldehyd, das bei der Herstellung von Spanplatten verwendet wird. Aber auch eine ganze Reihe anderer Nervengifte und krebserregender Stoffe werden als Weichmacher, Lösungsmittel und Flamm-schutz in der Möbelproduktion eingesetzt. Auch Polster, Matratzen und Vorhangstoffe können wahre Chemieschleudern sein, die die Gesundheit beeinträchtigen.

Haus und Familie: Gesund Wohnen, die Umwelt schonen4

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Ein wichtiges Indiz sind Ausdünstungen, die über einen längeren Zeitraum von neuen Möbeln ausgehen. Am Anfang ist das natürlich normal, da flüchtige organische Verbindungen, die un-bedenklich sind, entweichen. Bleibt ein irritierender Geruch, sollte man der Sache aber nachge-hen. Wer nachweisen kann, dass der Schadstoffgehalt gekaufter Möbel gesetzliche Richtwerte überschreitet, hat ein Rückgaberecht.

Besser ist es jedoch, bereits beim Kauf auf Nummer sicher zu ge-hen. Vorsicht: Auch hier sind Bezeichnungen wie Naturholzmöbel nicht geschützt! Der Naturstoff selbst kann gesundheitsschädlich behandelt sein.

Sichere Gütesiegel wie der Blaue Engel oder Das Goldene M hel-fen weiter. Das ÖkoControl-Siegel des Europäischen Verbandes ökologischer Einrichtungshäuser garantiert außerdem die aus-schließliche Verwendung nachwachsender Rohstoffe sowie natür-licher Öle und Wachse sowie den Verzicht auf Tropenhölzer und Pestizide. Auch wer seine Möbel aufbereiten und verschönern will, sollte darauf achten, schadstoffarme Produkte zu verwenden. Öle und Wachse gelten als ökologisch unbedenklich, Lacke und Lasuren sollten auf Wasserbasis hergestellt und mit dem Blauen Engel ausgezeichnet sein.

Die nächste Renovierung kommt bestimmt – auch dabei kann sich das Wohnumfeld ökologisch verbessern. Konventionelle Dispersi-onsfarben beispielsweise enthalten eine ganze Reihe von Zusatz-stoffen, die gesundheitlich bedenklich sind. Der stechende Geruch beim Öffnen des Farbeimers zeugt von solchen Lösungs- und Kon-servierungsmitteln. Naturfarben zum Wandanstrich kommen mit unbedenklichen Ersatzstoffen aus. Diese gesunde Innenraumfarbe ist teurer, aber schließlich soll der Anstrich ja für ein paar Jahre ein gesundheitlich unbedenkliches Umfeld bieten.

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5 Tipps zur umweltbewussten Inneneinrichtung

Vorsicht bei Importmöbeln und Billigmöbeln aus Discountern. Diese sind in der Re-gel besonders belastet. In vielen Ländern sind wesentlich mehr Zusatzstoffe beim Möbelbau erlaubt als in Deutschland.

Fragen Sie nach Gütesiegeln und vertrauen Sie nicht alleine auf wohlklingende Be-zeichnungen!

Lieber weniger und hochwertige Möbelstücke – die Schadstoffmenge in den eige-nen vier Wänden summiert sich mit jedem weiteren Möbelstück. Es gibt keine Mö-bel ganz ohne Schadstoffe.

Bereiten Sie Ihre besten Stücke mit umweltverträglichen Ölen und Wachsen auf – das erspart auch den Neukauf.

Denken Sie auch an die ökologische Qualität Ihrer Wandanstriche, Bodenbeläge und Dekorationen. Bei Fragen berät das Institut für angewandte Umweltforschung e.V. kostenfrei zum Thema Innenraum-Schadstoffe.

Putzen und Waschen: Saubere Wohnung, vergiftete Umwelt?

Haushalt und Textilien sollen heute nicht nur sauber, sondern rein sein. Die möglichst bakte-rienfreie Wohnung gilt als gesundheitsförderliche Umgebung. Putz- und Wachmittel belasten jedoch das Abwasser in nicht unerheblichem Maße. Zum Glück ist das Verbraucherbewusstsein stark gewachsen und so gibt es Standardprodukte wie Textilwaschmittel, Geschirrspülmittel und Allzweckreiniger mittlerweile mit biologisch abbaubaren Inhaltsstoffen, in der Regel auf Seifenbasis, in allen Supermärkten zu kaufen. Auch beim Kauf dieser Produkte ist der Blaue Umweltengel Wegweiser Nr. 1. Hersteller, die in Selbstzertifikaten „Bio-Qualität“ und Ähn-liches ausweisen, beziehen sich in der Regel auf den zweifellos wichtigen Indikator der Herstel-lung aus nachwachsenden Rohstoffen. Der umweltverträgliche Abbau der Reinigungsmittel ist damit aber noch nicht gegeben.

Auch Reiniger, die den Blauen Umweltengel tragen dürfen, belasten die Umwelt, wenn auch weniger als andere. Der Einsatz sollte deshalb in jedem Fall so sparsam wie möglich erfolgen.

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4.2

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Viele Verbraucher greifen ergänzend zu Putzmitteln mit antibakteriellen Zusätzen. Die er-wünschte Keimfreiheit ist jedoch keineswegs nur positiv. Vielmehr geht man davon aus, dass die fortgesetzte Bekämpfung von Erregern diese mehr und mehr resistent werden lässt, die Entstehung gefährlicherer und widerstandsfähiger Artgenossen ist die Folge. Kläranlagen be-nötigen sogar ein gewisses Maß an natürlichen Bakterien, um effektiv arbeiten zu können. Die Anreicherung der Abwässer mit Desinfektionsmittel ist dafür kontraproduktiv! Gesunde Men-schen vertragen den natürlichen Rest an Bakterien nach einer Reinigung gut. Das Allergieauf-kommen gerade bei Kleinkindern wird eher auf ein Zuviel als auf ein Zuwenig an Desinfektion zurückgeführt: Das Immunsystem kann sich in klinischer Reinheit nicht normal entwickeln!

Bei starken Verschmutzungen kommen in den meisten Haushalten neben umweltverträglichen Produkten auch hin und wieder aggressive Spezialreiniger wie Backofenspray und Scheuermit-tel zum Einsatz. Umweltbewusste Nachfahren können jedoch von der Trickkiste ihrer Großmüt-ter und Urgroßmütter lernen.

Folgende umweltschonende „Hausmittel“ sind in Supermärkten, Dro- gerien und Apotheken erhältlich und schonen auch das Budget:

Natron: Perfekter Allzweckreiniger, der Oberflächen nicht zerkratzt. Geruchsbindend und schadstoffarm, da auch zum Verzehr (Backpulver) geeignet. Bekämpft Schimmel-bildung! Einfach im Verhältnis 4 zu 1 Natronpulver mit Wasser zu einer Paste verrühren. Borax: Natürliches Mineral für Problembereiche in Bad und Toilette. Mit Essig vermi-scht gegen Schimmel, mit Zitronensaft auch effektiv gegen hartnäckigen Urinstein. Gegebenenfalls über Nacht einwirken lassen. Nicht schlucken!

Essig: Wundermittel gegen Kalk, guter Toilettenreiniger. Einfach 2 Teile Essig, 1 Teil Wasser und einige Tropfen Eukalyptusöl vermischen und in eine Sprühflasche füllen.

Waschsoda: Effektiv auch gegen hartnäckige Verschmutzungen. Bestens geeignet für den Fettfilm auf Dunstabzugshauben sowie für stark verkrustetes Kochgeschirr und Backbleche. Achtung! Wirkt als Lauge, deswegen besser Handschuhe anziehen. Nicht einatmen oder schlucken!

Bei starken Verschmutzungen kommen besser wirkungsvolle Schwämme und Bürsten zum Einsatz als aggressive Chemie!

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Auch wer in den eigenen vier Wänden auf ökologische Produkte achtet, kann relativ leicht noch mehr für die Umwelt tun. Denn auch in Büro und Freizeit gibt es umweltfreundliche Alterna-tiven zu vielen fragwürdigen Gewohnheiten.

Papier und Co: Umweltfreundliche Büroartikel

Die Papierindustrie steht weltweit an fünfter Stelle im industriellen Energieverbrauch. Die Her-stellung einer Tonne Frischfaserpapier benötigt ebenso viel Energie wie die Herstellung derselben Menge Stahl. Die konventionelle Papierproduktion verbraucht nicht nachwachsende Fossilien und ist für gigantische Abholzungen verantwortlich. Ganze Eukalyptusplantagen werden für die Papierproduktion zerstört. Diese Zusammenhänge werden in aller Regel unterschätzt. Der Pa-pierverbrauch in Deutschland stagniert auf hohem Niveau, während er weltweit weiter steigt.

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5.1

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Um Wälder vor Abholzung und Wasser vor Verunreinigungzu schützen, sollte

regelhaft Recycling-Papier genutzt werden. Der Blaue Umweltengel oder das pa-pierspezifische Kennzeichen ÖKOPAplus kennzeichnen Papier aus 100% Altpapier, das ohne Chlor gebleicht und schadstoffreduziert ist. Die Qualität von Recyclingpapier ist mittlerweile enorm gestiegen. Es lässt sich für so gut wie alle Geschäftsbedarfe ein-setzen. Papierverschwendung eingedämmt werden. Der etwas höhere Preis für umwelt-freundliches Papier lässt sich durch ohnehin notwendige Maßnahmen zur Papierer-sparnis eindämmen: Duplexdrucker und –kopierer ermöglichen den zweiseitigen Druck. Außer beispielsweise bei repräsentativen Geschäftsbriefen lässt sich so der Papierverbrauch routinemäßig fast halbieren.

der Grundsatz gelten: Think bevor you print. Auch wenn die Utopie des durch EDV-Einsatz papierfreien Büros beschworen wurde, ist manchmal fast das Gegenteil zu verzeichnen. Wenn jede E-Mail oder zigfach Korrekturexemplare eines einzigen Textes ausgedruckt werden, steigt der Papierverbrauch und die Papiertonne quillt über. Ver-antwortliche Vorgesetzte sollten deshalb sich und ihre Mitarbeiter anhalten, zu prü-fen, wann überhaupt ein Ausdruck oder eine Kopie wirklich nötig ist.

Neben dem umweltbewussten Umgang mit Papier gilt es im Büro vor allem, stromsparende Geräte einzusetzen – und auch dies natürlich nur, wenn sie wirklich benutzt werden! Neben dem Blauen Engel signiert das Zeichen Energy Star Geräte wie PCs, Notebooks, Drucker und Scanner, die einen günstigen Energieverbrauch gewährleisten. Das schont auf Dauer die Unter-nehmensbilanz und die Umwelt! Bei elektrischen Kleingeräten von Briefwaage bis Taschenrech-ner können Sie in aller Regel auf solarbetriebene Modelle zurückgreifen. CDs sind Sondermüll, verwenden Sie daher möglichst wiederbeschreibbare CDs oder gleich langlebige Festplatten zum Speichern von Daten. Klebstoffe auf Wasserbasis ohne umweltbelastende Lösungsmittel und wiederauffüllbare Stifte sind weitere umweltgerechte Helfer im bewussten Büroalltag.

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Mobilität: Gemeinsam handeln, gemeinsam sparen

Ob auf dem Weg zur Arbeit, beim Einkaufen oder zum Wochenendausflug: Das eigene Auto ist nach wie vor der Deutschen liebstes Kind. Trotz hoher Anschaffungs- und Wartungskosten und ständig steigender Treibstoffpreise verfügen viele Haushalte sogar über zwei PKWs, die häufig von nur einer Person gefahren werden. Herstellung, Entsorgung und Betrieb dieses fortgesetz-ten Individualverkehrs verursachen bekanntermaßen eine hohe Umweltbelastung. Der Anteil der Luftverunreinigung durch den Straßenverkehr liegt sowohl bei Kohlenmonoxid als auch bei Stickstoffoxiden bei nahezu 40%, das besonders klimaschädigende CO2 wird zu ca. 17 % durch Kraftwagen in die Umwelt abgegeben. Der Flächenverbrauch pro beförderte Person ist beim Indi-vidualverkehr circa 20-mal so hoch wie bei der Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs.

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Wer nicht ohne weiteres auf öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad umsteigen kann, sollte über Fahrgemeinschaften zur Arbeit und beim Transport von Kindern nachdenken. Die Absprache mit Kollegen und anderen Eltern spart nicht nur Kosten und verringert die Umwelt-belastung, sondern kann auch angenehme neue Formen der Geselligkeit befördern. Wer sich von anderen Personen nicht abhängig machen will oder kann, findet in Städten eine interes-sante Alternative mit Car Sharing. Gerade wer oft eher kürzere Strecken fährt, spart mit diesem Angebot richtig Geld.

Car Sharing bietet folgende Vorteile:

Wer nicht pausenlos das Auto braucht, kommt wesentlich günstiger weg. Die An-bieter halten plausible Rechenmodelle vor, mit denen die realen Kosten von An-schaffung über Winterreifen bis Treibstoffverbrauch für das eigene Auto ermitteln werden können. Car Sharing ist meist günstiger!

In größeren Städten gibt es mittlerweile dichte Netze mit Abholstationen. Gebucht wird einfach im Internet oder telefonisch. Auch Umbuchungen gestalten sich bequem.

Sie bezahlen für Ihr Auto nur, wenn Sie es wirklich brauchen.

Tanken, Wartung, Ölwechsel und Austausch älterer Autos übernimmt der Anbieter. Sie fahren nur noch!

Die lästige Parkplatzsuche entfällt oft, denn viele Unternehmen bieten einen Stell-platz in Tiefgaragen oder auf Sammelparkplätzen bei Abgabe! In jedem Fall aber entfällt die Parkgebühr, auch wenn man selbst einen Parkplatz suchen muss.

Last but not least entlastet Car Sharing die Umwelt. Der Ressourceneinsatz zur Her-stellung eines Fahrzeugs verteilt sich auf viele Fahrer. Car Sharing-Nutzer überlegen häufig auch genauer, ob sie für ihr Vorhaben wirklich ein Auto benötigen, da jede Fahrt einzeln abgerechnet wird.

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Nicht nur was wir kaufen, sondern auch wie wir shoppen, hat Einfluss auf unsere Umwelt. Es liegt auf der Hand, dass weite und unkoordinierte Shopping-Touren mit dem PKW ökologisch bedenklich sind. Wer planlos einkauft, wirft mehr weg. Neue Einkaufsroutinen sind erlernbar, bringen befriedigende Ergebnisse und schonen nicht zuletzt das Portemonnaie.

Alles Müll oder was? Von Verpackungswahn bis Wegwerfmentalität

Hin und wieder geht ein Aufschrei durch die Presse. Trotz globaler Hungerproblematik und Umweltbelastung durch Produktion und Transport landen in Deutschland etwa 11 Millionen Tonnen Lebensmittel jährlich in der Mülltonne. Gut 60% davon entstammen privaten Haus-halten. Besonders unbekümmert wird Obst und Gemüse weggeworfen, häufig schon bei klei-nen Druckstellen oder weil das Gesundheitsbewusstsein im Supermarkt größer war als die anschließenden Essgewohnheiten. Hinzu kommen oft aufwändige Umverpackungen, denn bei so manchem Artikel ist „mehr drum rum als drin“. Verbraucher fühlen sich oft genötigt, ne-ben dem eigentlichen Produkt noch umfangreichen Werbemüll, der als Verpackung getarnt ist, nach Hause zu schleppen.

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Mit etwas Planung und Aufmerksamkeit lassen sich diese völlig überflüssigen ökologischen Zusatzbelastungen deutlich verringern.

5 Tipps für ein umweltgerechtes Shopping-Verhalten:

Wenn Sie hin und wieder billig im Discounter auf der grünen Wiese einkaufen wol-len, sollten Sie sorgfältig Großeinkäufe planen. Haltbare Lebensmittel lassen sich auf Vorrat kaufen. Ein durchdachter Einkaufszettel schont den Geldbeutel und macht Spontaneinkäufe überflüssig. Frische Ware, falls möglich, lieber fußläufig kaufen – und nur so viel, wie wirklich gebraucht wird. Selbst wenn das ein paar Cent teurer ist, sparen Sie doch Benzin und werfen weniger weg.

Kleine Makelerscheinungen bei Obst und Gemüse lassen sich oft wegschneiden. Sparsame Haushalte verstehen sich auf Resteverwertung.

Meiden Sie falls möglich Artikel mit unverhältnismäßig großen Verpackungen. Das gilt natürlich auch für zugekaufte Plastiktüten. Ein schöner Einkaufskorb, waschbare Stofftaschen oder ein praktischer Rucksack gehören zur Einkaufstour einfach dazu!

Supermärkte sind heute verpflichtet, überflüssige Umverpackungen zu entsorgen. Machen Sie von diesem Recht so ausführlich Gebrauch, wie es geht. Es ist auch ein Signal in Richtung Händler und Industrie – und Sie müssen weniger tragen!

Wiederverwertung und Tausch: Die Entdeckung der Haltbarkeit

Was Sie selbst nicht mehr brauchen, kann anderen nützen. Was andere aussortieren, kann ein besonders günstiges Schnäppchen für Sie sein. Wer bei eBay stöbert oder die Kleidung der ver-gangenen Saison an Secondhandläden gibt, tut sich, anderen und der Umwelt etwas Gutes. In vielen Städten gibt es mittlerweile Oxfam-Läden, die gebrauchte Kleidung sowie Alltagsgegen-stände wiederverkaufen; der Erlös kommt Entwicklungshilfeprojekten zugute. Vielleicht finden Sie ja selbst sogar ein schönes Stück für wenig Geld, wenn Sie Ihre ausrangierten Sachen dort abgeben! Auch in ländlichen Gebieten nehmen Sozialkaufhäuser und Kirchengemeinden noch tragbare Kleidung für Bedürftige an.

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In vielen Haushalten sammeln sich gelesene Bücher, die irgendwann seufzend dem Altpa-pier zugeführt werden. Findige Bücher- (und Umwelt-)freunde haben die Idee der Offenen Bücherschränke kreiert, die sich mittlerweile deutschlandweit finden lassen. Hier kann jeder Bücher einstellen und mit nach Hause nehmen. Die kostenlosen 24h-Leihbüchereien funkti-onieren hervorragend, entlasten die Müllhalden und das Budget. Wer den intelligenten Aus-tausch mit anderen Lesern sucht und gratis Wunschbücher lesen will, meldet sich bei book-crossing.de an, einem weltweiten Forum, in dem anonym und kostenfrei Bücher auf die Reise geschickt werden. Das ist ökonomisch und ökologisch clever und macht dazu noch Spaß.

Die neuen Möglichkeiten des E-Commerce: Chancen und Risiken

Das Internet hat völlig neue Wege des Handels eröffnet: gegenüber dem Versandhandel früherer Zeiten gibt es jetzt eine Unmenge an Möglichkeiten, Güter von Zuhause aus zu bestel-len und direkt liefern zu lassen. Die ökologischen Folgen des E-Commerce werden mittlerweile im Ansatz erforscht, viele Fragen sind aber noch offen. In dem komplexen Bedingungsgefüge, das durch E-Commerce entstanden ist, muss die eigene Kaufentscheidung immer auch einer individuellen Abwägung unterzogen werden. Der gesunde Menschenverstand vermag die wis-senschaftlichen Ergebnisse durchaus zu ergänzen. Ob ein Onlinekauf positive, neutrale oder schädliche ökologische Folgen hat, hängt von der Alternative des konventionellen Kaufs ab. Gegenüber einer Fahrt mit dem eigenen PKW – vor allem, wenn diese einige Kilometer beansprucht – ist der Sammelvertrieb in aller Regel ökolo-gisch deutlich günstiger. Bei Alternativeinkäufen mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist die Öko-Bilanz etwa gleich. Wer jedoch die Möglichkeit hat, Benötigtes zu Fuß oder mit dem Fahrrad einzukaufen, belastet die Umwelt mit Sicherheit am wenigsten.

Direktvermarkter der ökologischen Landwirtschaft haben sich in vielen Regionen zu Liefer- diensten zusammengeschlossen. Gemüsekisten-Abos ersparen aufwändige Individualfahrten zu Hofläden. Die Transporte sind bei regionalen Produkten überschaubar und die Liefergemein-schaften planen ihre Logistik möglichst effektiv. Die Konsumenten können sicher sein, dass ihr Obst keine weite Flugreise in den Discounter absolviert hat. Wer sich schadstofffreie Lebens-mittel von regionalen Anbietern ins Haus bringen lässt, unterstützt die Bio-Anbauer ganz we-sentlich. Je nach Wohnort und Mobilität können auch Windel-Abos der jungen Familie nicht nur Zeit sparen, sondern die Umwelt entlasten.

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6.3

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Die neuen Möglichkeiten, die durch Online-Shops bereit gestellt werden, können also durchaus ökologische Entlastung bringen. Gerade wenn spezielle Artikel benötigt werden, die wohnort-nah nicht zu erwerben sind, bietet es sich an, auf die Angebote des E-Commerce zurück zu greifen. Ob Büromaterialien, Hobbybedarf oder seltene Gewürze für die Gourmetküche – um nur einige Beispiele zu nennen: Wenn Sie mit anderen die Lieferwege teilen, wird die Umwelt deutlich weniger belastet, als wenn jeder mit dem eigenen PKW lange Touren ins Spezialge-schäft unternimmt. Im Online-Shop sehen Sie, was lieferbar ist, und vermeiden so eventuell frustrierende und sinnlose Fahrten. Zusätzlich lässt sich das Einkaufen im Internet noch durch zweiMaximen ökologisch sinnvoll gestalten:

Planen Sie ein wenig voraus. Wenn Sie absehbaren Bedarf gleich mit bestellen, ver-ursacht das weniger Verkehrsbelastung als kontinuierliche Einzelbestellungen. Viele Anbieter erlassen Ihnen ab einer bestimmten Bestellmenge auch die Versandkosten.

Zwar haben Sie gegenüber dem Versandhandel ein gesetzliches Recht zur kosten-freien Rückgabe. Davon dürfen Sie natürlich, wenn notwendig, auch Gebrauch ma-chen. Manche Nutzer lassen sich jedoch heute verleiten, probeweise ganze Waren-sammlungen von der Video-Kamera bis Dutzende Paar Winterstiefel schicken zu lassen, wohlwissend, dieses nur mal ausprobieren zu wollen. Wer unbekümmert die LKWs rollen lässt und die Ware dann regelhaft retour schickt, mutet der Umwelt einiges zu.

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Experten-Interview

Katharina Istel & Benjamin BongardtNABU Bundesverbandwww.nabu.de

Welche Verpackungen sind besonders umweltfreundlich?

Am besten sind Mehrwegsysteme, wie sie vor allem bei Getränkeflaschen aber auch Gemüse-kisten schon etabliert sind. Mehrwegflaschen aus Plastik können bis zu 25 Mal und aus Glas sogar bis zu 50 Mal wieder befüllt werden, bevor sie recycelt werden. Mehrweg bedeutet weni-ger Abfall und einen drei bis fünf Mal geringeren Energieverbrauch. Leider kann die Hälfte der Kunden in Deutschland Einweg- und Mehrwegflaschen nicht richtig unterscheiden. Einfachste Faustregel: Bei 25 Cent Pfand handelt es sich um Einweg.

Stichwort Mülltrennung und Müllentsorgung: Worauf sollte hier geachtet werden und was gehört auf keinen Fall in den Müll?

Grundsätzlich ist die Trennung von Verpackungen, Papier, Glas, Bioabfälle und Restmüll im Haus-halt sehr wichtig. Entgegen mancher Gerüchte werden nicht alle Abfälle eh wieder zusammen-geschmissen. Das Recycling klappt immer besser, wenn die Abfälle so sortenrein wie möglich gesammelt werden. Nicht in den Hausmüll gehören aber Abfälle, die giftige Stoffe enthalten wie Lacke und Lösemittel, Elektrogeräte, Energiesparlampen oder Batterien. Diese können kostenlos auf dem Wertstoffhof abgegeben werden oder in Läden, die Sammelsysteme vorhalten.

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Page 33: Deals.com - Umweltbewusst einkaufen

Vertriebswege und Entsorgung: Organisation des umweltbewussten Einkaufs6Wie sollten Elektrogeräte (Bügeleisen, Fön, Drucker etc.) entsorgt werden? Können alle Ge-räte bei jedem Elektrohandel zurückgegeben werden?

Elektrogeräte dürfen nicht über den Hausmüll entsorgt werden. Das ist gesetzlich verboten, denn die Geräte enthalten schädliche Giftstoffe, die nicht einfach in der Müllverbrennungsanla-ge verbrannt werden dürfen, und aber auch wichtige Metalle und Edelmetalle, die wiederauf-bereitet werden können. Eine fachgerechte Entsorgung ist dafür Voraussetzung. Wertstoffhöfe müssen die Geräte kostenlos zurücknehmen. Leider ist der Handel bisher nicht verpflichtet, Alt-geräte zurücknehmen. Eine Anfrage im örtlichen Elektrofachgeschäft lohnt aber immer, da viele Geschäfte die Kleingeräte dennoch kostenlos zurücknehmen. Elektrogroßgeräte wie Kühlschrän-ke oder Waschmaschinen werden häufig auch von sozialwirtschaftlichen Betrieben wieder auf-gearbeitet bzw. Teile zur Reparatur genutzt.

Ihre Top-10 zur Abfallvermeidung?

Bewusst einkaufen und Konsumentscheidungen treffen. Weniger ist schließlich mehr für die Umwelt.Mehrweg statt Einweg bevorzugen - ob bei Getränkeflaschen, dem Einkaufsbeutel, dem Pausenbrot oder beim Picknickgeschirr.Produkte mit wenig Verpackung oder große Nachfüllpackungen vorziehen, am besten mit wenig Plastik - auch so genanntes Bioplastik sollte vermieden werden. Lebensmittel geplant einkaufen, um Lebensmittelabfälle zu vermeiden, und daran den-ken: das Mindesthaltbarkeitsdatum ist kein Verfallsdatum!Geräte oder Kleidung länger nutzen oder weitergeben, reparieren und flicken kann auch Spaß machen.Langlebige Produkte kaufen, die auch reparabel sind und bei denen man zum Beispiel den Akku auswechseln kann. Gebraucht kaufen statt immer nur Neuware bevorzugen.Geräte teilen oder mieten ist oftmals eine gute Alternative, zum Beispiel beim Werkzeug.Hersteller müssen die Produktqualität verbessern und Gewährleistungspflichten verlän-gern: Massenproduktion geht heutzutage oft mit Einbußen bei der Produktqualität einher, Geräte scheinen immer schneller kaputt zu gehen. Verlängerte Gewährleistungspflichten könnten diesen Trend eindämmen.Papier sparen! Recyclingpapier mit dem Blauen Engel bevorzugen.

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Sie erinnern sich noch an Andrea? Vielleicht haben Sie sich ein bisschen mit Ihr identifiziert. Wir hoffen, Ihnen einen guten Überblick gegeben zu haben, wie Sie umweltbewusstes Ein-kaufen und Konsumieren in Ihren Alltag integrieren können. Andrea hat gemerkt, dass Ihre Achtsamkeit für nachhaltige Produkte sie auch dazu gebracht hat, mit sich selbst bewusster umzugehen. Sie hat einen Yoga-Kurs belegt und beschäftigt sich mit Meditationstechniken. Eine Kurzreise in eine Wellness-Pension im nahegelegenen Mittelgebirge – statt des zunächst geplanten Städte-trips mit dem Flugzeug – hat ihr echte Erholung beschert. Andrea ist immer noch lebenslustig und beruflich aktiv. Wenn sie so manchen Burnout-gefährdeten Kollegen sieht, weiß sie aber viel stärker als noch vor einiger Zeit, dass sie sich von der Arbeit nicht krank machen lassen will. Vielleicht machen Sie es in Zukunft auch ein bisschen wie Andrea? Wer die eigene Seele ab und an einal verwöhnt, kann auf die Versuchungen von Fast Food und Statussymbolen eher verzich-ten und lebt ganzheitlich gesünder!

Wenn Du es eilig hast, mach langsam: Ökologie des Seelenlebens7

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