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Seite 1 von 13 Thomas Vielhaber – Stadt Arnsberg – Stadtentwicklung vhw-Seminar am 21. April 2004 (überarbeitete Fassung vom 20.Juli 2004) Demografische Entwicklung und kommunale Konsequenzen am Beispiel der Stadt Arnsberg VII. Stadtentwicklung Arnsberg: Einzelbeispiele, Verzahnung und Abstimmung Beispiel 1: "Zukunft Wohnen"/attraktiver Wohnstandort Arnsberg Ein attraktiver Wohnstandort lässt sich nicht ausschließlich am Wohnungs- und Baulandangebot festmachen, so wichtig dieses auch ist. Es muss mehr zusammen kommen, um eine individuelle Standortentscheidung positiv beeinflussen zu können. Dabei sind die Ansprüche und Vorstellun- gen je nach Lebenssituation unterschiedlich. Einige Basisfaktoren und die Bemühungen der Stadt Arnsberg, hier verbessernd einzugreifen, werden im folgenden vorgestellt. Baustein Baulandstrategie Mit dem Bericht an die Ausschüsse zur "Ent- wicklung von Baugebieten in der Stadt Arnsberg" hat die Verwaltung eine fünfstufi- ge Baulandstrategie vorgestellt. Um ein ab- gestimmtes Vorgehen bei der künftigen Baulandentwicklung zu gewährleisten, sol- len die vorliegenden Erkenntnisse und die stadtentwicklungspolitischen bzw. stadtpla- nerischen Zielvorstellungen in Relation zu- einander gebracht werden. D.h., dass im Sinne einer Ziel gerichteten und Ergebnis orientierten Wohnbaulandentwicklung die folgende methodische Vorgehensweise angewandt werden soll: 1. Wohnbaulandbedarfsprognose / Quantifizierung der Nachfragesituation 2. Stadtteilbezogene Zuordnung der am Bedarf auszurichtenden Neuplanungen (Größen- ordnungen) anhand des "Gesamträumlichen Entwicklungsmodells" und damit der Zentrali- tät der einzelnen Stadtteile 3. Vorschläge für die Auswahl konkreter Gebiete mittels einer Standort- und Flächenanalyse (Erfassung der Qualitäten) für die weitere räumliche Entwicklung jedes Arnsberger Stadt- teils (liegt verwaltungsintern vor) 4. Flächenausweisung / -beplanung (Erstellung von Planungsrecht) 5. Anwendung der Grundsätze und Instrumentarien des Bodenmanagements (als kontinuier- lich begleitende Maßnahme) Diese Vorgehensweise wird mittlerweile bei Neuplanungen in Arnsberg angewandt und hat sich im Arbeitalltag als hilfreich erwiesen.

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Thomas Vielhaber – Stadt Arnsberg – Stadtentwicklungvhw-Seminar am 21. April 2004 (überarbeitete Fassung vom 20.Juli 2004)

Demografische Entwicklung und kommunale Konsequenzenam Beispiel der Stadt Arnsberg

VII. Stadtentwicklung Arnsberg: Einzelbeispiele, Verzahnung und Abstimmung

Beispiel 1: "Zukunft Wohnen"/attraktiver Wohnstandort Arnsberg

Ein attraktiver Wohnstandort lässt sich nicht ausschließlich am Wohnungs-und Baulandangebot festmachen, so wichtig dieses auch ist. Es mussmehr zusammen kommen, um eine individuelle Standortentscheidungpositiv beeinflussen zu können. Dabei sind die Ansprüche und Vorstellun-gen je nach Lebenssituation unterschiedlich. Einige Basisfaktoren und dieBemühungen der Stadt Arnsberg, hier verbessernd einzugreifen, werdenim folgenden vorgestellt.

Baustein Baulandstrategie

Mit dem Bericht an die Ausschüsse zur "Ent-wicklung von Baugebieten in der StadtArnsberg" hat die Verwaltung eine fünfstufi-ge Baulandstrategie vorgestellt. Um ein ab-gestimmtes Vorgehen bei der künftigenBaulandentwicklung zu gewährleisten, sol-len die vorliegenden Erkenntnisse und diestadtentwicklungspolitischen bzw. stadtpla-nerischen Zielvorstellungen in Relation zu-einander gebracht werden. D.h., dass imSinne einer Ziel gerichteten und Ergebnisorientierten Wohnbaulandentwicklung diefolgende methodische Vorgehensweiseangewandt werden soll:

1. Wohnbaulandbedarfsprognose / Quantifizierung der Nachfragesituation

2. Stadtteilbezogene Zuordnung der am Bedarf auszurichtenden Neuplanungen (Größen-ordnungen) anhand des "Gesamträumlichen Entwicklungsmodells" und damit der Zentrali-tät der einzelnen Stadtteile

3. Vorschläge für die Auswahl konkreter Gebiete mittels einer Standort- und Flächenanalyse(Erfassung der Qualitäten) für die weitere räumliche Entwicklung jedes Arnsberger Stadt-teils (liegt verwaltungsintern vor)

4. Flächenausweisung / -beplanung (Erstellung von Planungsrecht)

5. Anwendung der Grundsätze und Instrumentarien des Bodenmanagements (als kontinuier-lich begleitende Maßnahme)

Diese Vorgehensweise wird mittlerweile bei Neuplanungen in Arnsberg angewandt und hat sichim Arbeitalltag als hilfreich erwiesen.

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Baustein Motivbefragung zum Wanderungsverhalten

Die Möglichkeit, Einwohnerverluste zu kompensieren, liegt im Bereich der Wanderungen. Die Stadthat deshalb zum zweiten Mal eine Befragung aller zu- und fortgezogenen Haushalte eines Jahresnach ihren Umzugsmotiven durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Befragung geben wichtige Hin-weise auf Handlungsnotwendigkeiten und fließen in die weiteren Planungen mit ein.

Für Arnsberg konnte in Erfahrung gebracht werden, dass der Standort Qualitäten hat, diese abernicht vermittelt werden. Nach wie vor bleiben bei vielen Fortgezogenen feste Verbindungen nachArnsberg bestehen, sei es als Arbeits-, Ausbildungs- oder Einkaufsort. Da die Stadtgrenze in denKöpfen der Menschen nur eine untergeordnete Rolle spielt, wären einige der Fortgezogenen beieinem adäquaten Angebot auch in der Stadt geblieben.

Das heißt, dass die Stadt, um mit den Nachbargemeinden mithalten zu können, ein umfassendesAngebot vorhalten muss, das die unterschiedlichen Wohnwünsche abdeckt. Absetzen kann sichdie Stadt vom dortigen Angebot kaum über Preise - das ist erstaunlicherweise auch nur ein Grundunter vielen wegzuziehen -, sondern über ein familienfreundliches Umfeld, über Betreuungsmög-lichkeiten für Kinder, über Ausbildungs- und Arbeitsplätze, über neue Wohnformen usw.

Baustein Neues Wohnen in Neheim / Nachverdichtung

Ein konkretes Beispiel für ein "anderes" Ange-bot zum Leben und Wohnen ist die Nutzungeiner früher als Erweiterungsfläche des an-grenzenden Möhnefriedhofs vorgesehenenFläche. Über eine Investorenausschreibungsind Konzepte abgefragt worden, die auf dieVorstellungen der Stadt eingehen, hier eineLücke im Angebot zu schließen.

Besondere Berücksichtigung sollen die Wohn-vorstellungen von Menschen finden, die nachdem Auszug der Kinder selbständig und gutwohnen möchten. Damit soll dem Problemvorgebeugt werden, dass ältere Paare undAlleinstehende zu zweit oder allein in Häusernmit 150 oder 200 qm Grundfläche wohnen, die sie eigentlich nicht benötigen. Es gibt hier einenBedarf, der aber gegenüber dem Haus andere Qualitäten besitzen muss (z. B. Lage, Umgebung,Barrierefreiheit).

Baustein Nahversorgungskonzept Arnsberg

Gerade im Lebensmitteleinzelhandel sind in den letzen Jahren drastische Veränderungen des Ein-kaufsverhaltens erkennbar. Die Discount-Orientierung der Verbraucher und das fast schon agres-sive Vorgehen der Discounter im Wettbewerb um Kunden und Standorte hat zu ersten Auswirkun-gen im Hinblick auf das bestehende Netz an Läden mit Gütern des täglichen Bedarfs, auch inArnsberg, geführt. Gleichzeitig ist ein Trend zu immer größeren Flächeneinheiten sowohl bei denDiscountern als auch bei den sog. Vollversorgern erkennbar, was eine Integration der Läden in dieStadtzentren und Wohnquartiere regelmäßig erschwert. Die gewünschte verkehrsgünstige Lageund das Ziel, mindestens 100 Stellplätze offen einsehbar vor der Tür zu haben, lassen viele Standor-te sehr schnell aus dem Raster fallen. Am Ende der Kette verbleiben regelmäßig Standorte, dienicht integriert sind und kaum eine Nahversorgungsfunktion erfüllen, da sie für Menschen, die we-niger mobil sind bzw. (tagsüber) über kein eigenes Fahrzeug verfügen, kaum erreichbar sind.Ebenso tritt die Problematik der qualitativen Unterversorgung auf, da im Discount-Sektor im Ge-gensatz zum "Vollversorger" kein umfassendes Angebot vorgehalten wird.

Die Stadt Arnsberg hat deshalb auf der Grundlage des Einzelhandelskonzeptes ein Nahversor-gungskonzept erarbeitet, das sich speziell dieser Problematik widmet. In Abstimmung mit Politik,örtlichen Verkehrsvereinen und Werbegemeinschaften, IHK, EHV, Bezirksregierung und Gutachter-büro wurden die Ausgangslage analysiert, Entwicklungen prognostiziert, die Ziele definiert und

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konzeptionelle Vorgaben erarbeitet. Welches Angebot vorhanden sein muss, um eine Voll- bzw.Grundversorgung zu bieten, war ebenso Thema wie die Frage der dezentralen Zuordnung vonStandorten. Abschließend wurden Einzelstandorte hinsichtlich ihrer Einpassung von Vorhaben indie Stadtentwicklungspolitik und die zugehörigen Versorgungsbereiche bewertet und vorge-schlagen.

Auf dieser Grundlage werden Bauvoranfragen und –anträge bearbeitet bzw. Bauleitplanverfah-ren eingeleitet. Auch eignet sich dieses Instrument zur offenen Diskussion mit den Antragstellern,deren Anforderungen natürlich in die Standortplanung mit eingehen müssen.

Baustein Erneuerung des Schul- und Bildungswesens

Mit der Beteiligung Arnsberger Schulen amReform-Projekt "Selbständige Schule NRW"und einem Schwerpunkt im Bereich der Kin-derbetreuung ("Offene Ganztagsgrundschu-le" mit Ausbau der Betreuungsplätze um 300% zwischen 2000 und 2003) werden verschie-dene Ziele verfolgt. Vereinbarkeit von Familieund Beruf, Selbstverwaltung stärken, Kompe-tenz und Verantwortung dezentralisieren undWettbewerb im öffentlichen Sektor sind dieStichworte.

Die jetzt erfolgte Fusion von zwei der fünfGymnasien der Stadt ermöglicht den Schüle-rinnen und Schülern eine breitere Palette derAuswahl und führt die Stäken der beidenSchulen - den bilingualen Zweig und dieGanztagsbetreuung mit Neigungskursen amNachmittag - zu einem idealen Angebot zusammen.

Mit dem Schulbauerneuerungsprogramm, das 15 Mio. € für bauliche Verbesserungen zur Verfü-gung stellt, setzt die Stadt ein weiteres Zeichen für einen hochwertigen Standort für junge Familienund Talente.

Beispiel 2: Um- und Ausbau der Infrastruktur

Baustein "Kombibad" NASS

Zwei Hallenbäder, drei Freibäder und sechs Lehr-schwimmbecken: zuviel und zu teuer für eine 80.000-Einwohner-Stadt. Zumal dann, wenn die Menschenihren Bädern den Rücken kehren und Freizeitbäder inder Umgebung ansteuern. Mit dem Bäderkonzept derStadt, das über einen Moderationsprozess in Schulenund Vereine hineingetragen und mit den Nutzern dis-kutiert und verhandelt wurde, konnte eine tragfähigeKompromisslösung gefunden werden. Diese sah dieErrichtung eines neuen Bades "für alle" vor, das - zen-tral gelegen - vor allem Personalkosten einzusparenhilft, da zeitgleich zwei Hallenbäder geschlossen wer-den konnten. Das neue Bad ist seit Januar 2004 geöff-net und ist mit bereits mehr als 100.000 Besuchern bisMitte Juli mittlerweile zu einem beliebten Freizeitzielgeworden.

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"Eins für alle" bedeutet in dem Zusammenhang die Nutzung des Sportbereiches durch Vereineund Schulen, des Freizeitbereiches durch Kinder und Familien und der umfangreichen Saunaland-schaft mit 13 verschiedenen Angeboten v. a. durch Erwachsene und Senioren.

Baustein Umnutzung des alten Hallenbades in Alt-Arnsberg

Nach Schließung des Badebetriebes vorwenigen Monaten besteht die Möglichkeit,das aus den 1960er-Jahren stammende undarchitektonisch klar gestaltete Gebäude inAlt-Arnsberg einer neuen Nutzung zuzufüh-ren.

Zurzeit werden Überlegungen angestellt,hier eine neue moderne Infrastruktur im Ta-gungs- und Veranstaltungsbereich zu errich-ten, was im Interesse der ansässigen Verwal-tungen, Behörden und Betriebe liegt. Ziel istes, die Standortbedingungen für den ter-tiären und Verwaltungsbereich zu verbes-sern, Arbeitsplätze zu sichern und Beschäf-tigte in Arnsberg zu halten.

Das Gebäude, das vis-à-vis des Sauer-landtheater und in hervorragender Lagedirekt an der Ruhr liegt, weist eine Beson-derheit auf: Das Schwimmbecken ist ausHochwassergründen in das erste Geschosseingehängt worden. Dies eröffnet vielfältigeUmgestaltungsmöglichkeiten auf zwei Ebe-nen oder durch ein Heraustrennen des Be-tonbeckens eine "Raum-in-Raum-Lösung".

Zwischenzeitlich wird das Gebäude für Ver-anstaltungen im Kultursommer genutzt, umauch den Bürgerinnen und Bürgern derStadt die Nutzungsmöglichkeiten des Badesund den Charme des Provisorischen zu zeigen.

Beispiel 3: Entwicklungsschwerpunkt Alt-Arnsberg / Masterplan "Historisches Zentrum"

Kultur und Tourismus vor dem Hintergrund der historischen Altstadt, das sind die Entwicklungsziel-richtungen in Alt-Arnsberg.

Während der Verkehrsverein die im Stadtmarketing geboreneIdee der szenischen Stadtführungen erfolgreich umsetzt und dieBesucherzahlen bei Stadtführungen innerhalb einiger Jahre vonwenigen Hundert auf 15.000 hochschrauben konnte, greift auchdie Bürgerschaft das Ziel auf. Mit der auf eigene Regie erfolgtenRenovierung des Glockenturms, dem Wahrzeichen der Stadt, unddem Anlegen eines Weingartens an historisch überlieferter Stellekonnten zwei wichtige Projekte umgesetzt werden. Aber auch dieStadt ist gefragt, das Leitbild mit Leben zu füllen.

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Baustein KulturSchmiede

Mit dem Erwerb, dem Umbau und der Umnut-zung eines alten Fachwerkhauses mit ange-bauter Schmiedehalle im engeren Altstadt-bereich konnte mit Stadterneuerungsmittelnein wichtiges Projekt im letzen Jahr fertig ge-stellt werden. Die KulturSchmiede ist heutesowohl Proben- als auch Spielstätte für dasTeatron-Theater von Jehuda Almagor. SeineAuftritte und die anderer Künstlerinnen undKünstler sind regelmäßig ausverkauft. Gleich-zeitig steht der Raum Schulen, Vereinen undBürgern der Stadt für kulturelle Nutzungen undVeranstaltungen oder Ausstellungen zur Ver-fügung.

Nachdem in der Bürgerschaft lange Zeit diskutiert wurde,ob das Geld nicht besser anders, und sei es in der Straßen-sanierung, angelegt sei, ist auch dieses Projekt als neuesAngebot und zentraler Bestandteil des Arnsberger Kulturle-bens mittlerweile weitestgehend anerkannt. Jeder Beitrag,ein spannendes Kulturangebot in "die Provinz" zu bringen,kann im Hinblick auf die Attraktivität des Wohnstandortesgar nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Insgesamt ist es gelungen, mit relativ geringem Mitteleinsatzeinen deutlichen Mehrwert zu erzielen. Nicht nur konnte dasviel beachtete Ensemble des Teatron an den Standort ge-bunden werden. Mit dem neuen vielfältigen kulturellen An-gebot konnten zusätzliche Besucher in die Stadt geholt undgleichzeitig eine Imageverbesserung des Standortes Alt-Arnsberg erzielt werden. Der Erhalt und die Nutzung einerleer stehenden, teils verfallenen Immobilie wird zudem städ-tebaulich positive Effekte mit sich bringen.

Baustein Hotel "Zur Krone"

In Zusammenarbeit mit dem Kreis beabsich-tigt die Stadt, die heute auf verschiedeneSchulräume im Stadtgebiet verteilte Kreismu-sikschule in einem Gebäude zusammen zuführen, um sie "erkennbar" zu machen undSynergien zu nutzen. In unmittelbarer Nach-barschaft zur KulturSchmiede hat die Stadtaus diesem Zweck ein seit Jahren leer ste-hendes Gebäude erworben, das zunächstdie erste Apotheke am Ort und später einenHotelbetrieb beherbergte.

Aufgrund des Raumzuschnittes war diedenkmalgeschützte Immobilie, die über kei-nen Quadratmeter Freifläche verfügt, nichtals Wohngebäude zu nutzen und daher zu

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einem akzeptablen Preis zu erwerben. Da die Stadt die Investitionskosten und der Kreis die Be-triebskosten übernimmt, profitieren beide Gebietskörperschaften von der neuen Einrichtung. DerKreis kann zudem Personal aus dem benachbarten Sauerlandmuseum, das sich zurzeit ebenfalls ineiner Phase der Neukonzeptionierung befindet, im Bereich Hausmeistertätigkeiten und Sekretariateinsetzen.

Mit der neuen Kreismusikschule, dem Sauerlandmuseum des Kreises und der KulturSchmiede ent-steht rund um den Alter Markt ein "Kulturdreieck", das zusätzliche Besucher und Nutzer – oder z.B.die Eltern, die ihre Kinder in die Musikschule bringen – in die Altstadt ziehen wird. Hier gewinnt dasLeitbild des Kulturstandortes deutliche Konturen, indem es einen ganz wesentlichen Beitrag zur At-traktivitätssteigerung der historischen Altstadt liefert.

Baustein Kloster Wedinghausen (Westflügel und Klosterinnenhof) "Rück-kehr eines verlorenen Ortes"

Räumlicher sowie geistig-geistlicher Gegenpol zum früheren Schloss, demweltlichen Machtzentrum, war über Jahrhunderte das Kloster Weding-hausen. Es wurde auf dem Bergrücken in der Ruhrschleife außerhalb derStadtmauern erbaut. Schon Mitte des 17. Jahrhunderts wurde hier einKlostergymnasium gegründet.

Nach der Säkularisation vor gut 200 Jahren verlor das Kloster seine Be-deutung und wurde in einen kirchlichen und einen städtischen Teil auf-geteilt. Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Südflügel des Klosters ab-gerissen. Der Westflügel wurde lange Zeit als Schulgebäude genutzt.Nach dem Verlust der Ensemblewirkung erinnert heute kaum noch etwasan das ehemalige Kloster.

Mit dem geplanten Einzug des Stadt- undLandständearchivs wird in Kürze eine Nutzungin den Westflügel einziehen, die dem Charak-ter und der Bedeutung des Gebäudes ent-spricht. Dazu wird der bislang nicht zugängli-che und mit einer Hausmeisterwohnung aus-gebaute Dachboden umgebaut.

Der barocke Dachstuhl weist im Firstbereicheine lichte Höhe von 11 m auf. Mit dem Ein-bau eines individuellen Regalsystems und"Bücherturms" wird der imposante Eindruckdes Raumes künftig für die Nutzer des Archivswieder erlebbar.

Um die Ensemblewirkung wieder herzustellen,hat sich die Stadt auf der Grundlage einesEntwurfs zur Umgestaltung des Klosterinnen-hofes von Prof. Kalhöfer, Köln am Landes-wettbewerb "Stadt macht Platz – NRW machtPlätze 2002" beteiligt. Das aus den drei Bau-steinen Innenhof – Lichthaus – Gartenzimmerbestehende Konzept überzeugte die Jury mitder Zielsetzung, den "verlorenen Ort" wieder indie räumliche und gesellschaftliche Gegen-wart zurück zu holen. Die multifunktionaleAnlage des Lichthauses, das gleichermaßenBühne und Ausstellungsraum, Vitrine undPlatzraumkante ist, kann in Zusammenwirkungmit den Erdgeschossräumen des Westflügels

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künftig Ausstellungen über den Ort - z.B. die Geschichte der Aufbewahrung der Reliquien der Hl.Drei Könige während der Kriegswirren - aufnehmen.

Zurzeit befindet sich das mit Landesmitteln geförderte Projekt im Übergang von der Entwurfs- zurAusführungsplanung. Der voraussichtlich im Herbst 2004 fertig gestellte Archivbereich wird mitstädtischen Mitteln finanziert, wobei ein "Umzugskarussell" städtischer Einrichtungen, das mit derAufgabe eines Mietobjektes verbunden ist, zur Wirtschaftlichkeit beiträgt.

Mit der Fertigstellung des Gesamtprojektes wird sich dieser Ausgangspunkt der Stadtentwicklungals ein architektonisch herausragender Ort präsentieren, der ein Anziehungspunkt für die Bewoh-ner und die Besucher der Stadt werden kann.

Baustein SchulStadtBücherei

Mit Blick auf die KulturSchmiede und dieBemühungen zur Verbesserung der Schul-landschaft wird der Sinn dieses Projektesdeutlich. Die Schulaula des Gymnasiums,die nur an wenigen Tagen im Jahr genutztwird, wird zum Standort der Stadtbüchereimit angeschlossenem Selbstlernzentrumumgebaut.

Über die Aufgabe des bisherigen Mietverhältnisses für die Bücherei wird der Umbau gegenfinan-ziert. Bei Veranstaltungen wie der Abiturfeier kann die Schule in die KulturSchmiede, das Lichthausoder das nahe gelegene Sauerland-Theater ausweichen. Die Schule erhält im Gegenzug ausgie-bige Nutzungsmöglichkeiten des kompletten Büchereibestandes sowie ein mit modernen PCsausgestattetes Selbstlernzentrum. Das Projekt ist ein typisches Beispiel für eine "win-win"-Situationdurch vielfältige Synergien.

Baustein Öffentlicher Raum

Der in den 1980er- und 1990er-Jahren erfolgte Umbau desöffentlichen Raumes ist in einigen Bereichen nicht konse-quent genug erfolgt, in anderen Bereichen aus heutiger Sichtaber auch zu weit gegangen. Die Stadt hat sich deshalbnoch einmal sehr genau die Stärken und die Brüche in derGestaltung angesehen.

Auch hier gilt es, Schwerpunkte zu setzen, z.B. bei der Stra-ßenmöblierung, beim Mobiliar der Außengastronomie, beider Be- und Ausschilderung von Einrichtungen und touristi-schen Routen usw. Es ist beabsichtigt, die eigentlichen Quali-täten der Stadt, die Spannung, die aus der mittelalterlichenund klassizistischen Stadtstruktur entsteht, zum Thema zu ma-chen und räumliche sowie zeitliche Übergänge neu zu defi-nieren. Die Instrumente dazu sind einfach, aber haben eineverblüffende Wirkung. Sichtachsen wiederherzustellen, dieverloren gegangen sind, oder Stadträume über künstlerischeInterventionen (Schülerprojekt Klosterpforte im Rahmen desdiesjährigen Kunstsommers) neu zu interpretieren, erzeugtkreative Lösungen und weckt Phantasien.

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Beispiel 4: Entwicklungsschwerpunkt Innenstadt Neheim / Masterplan "Einkaufsstadt Neheim"

Die besonderen Potenziale des Standortes liegen in der vorhandenen und ausbaufähigen Aus-stattung mit öffentlichen und privaten Einrichtungen, v.a. im Einzelhandelssektor und der trotz derüberschaubaren Größe des Stadtteils "urbanen" Struktur. Eine weitere qualitätsvolle Entwicklungwird über den Masterplan "Einkaufsstadt Neheim", der sich aus nachfolgenden Bausteinen zu-sammensetzt, gesichert.

Baustein Südliche Innenstadt Neheim

Auf der Basiseines in 2001durchgeführ-ten städte-baulichenWettbewer-bes für einenTeilbereichder NeheimerInnenstadtwurden dieEntwicklungs-potenzialeund -pers-pektiven erar-beitet.

Der Siegerbeitrag des Büros B.A.S. Moczala +Kopperschmidt, Weimar, der die Chancen desGebietes in ergänzenden Innenstadtfunktionen(im weitesten Sinne aus dem Gesundheitssektor)sieht, wurde in eine "Zielplanung" überführt. Zu-sätzlicher Einzelhandel ist im Übergangsbereichzwischen City und angrenzenden Wohngebie-ten keine Option.

Wesentliches Merkmal und Rückgrat ist die be-sondere räumliche Situation mit der die Innen-stadt durchziehenden Hangkante. Diese soll beiöffentlichen und privaten Planungen künftig zum"Markenzeichen" ausgebildet werden. Die denStadt- und Landschaftsraum betonende Pla-nung ist damit auch eine bewusste Abkehr vonKonzepten, die sich allein über Baumassen defi-nieren, hin zu einer qualitätsorientierten Entwick-lung. Die Gestaltung des öffentlichen (Frei-)Raumes, die Vernetzung von Flächen und Be-reichen, Wegeverbindungen in der Stadt unddas Herausarbeiten einer "Adresse" sind die we-sentlichen Merkmale. Erste Maßnahmen richtensich nach dieser Idee aus.

Die "Kolping-Terrassen" sind nicht nur Wegever-bindung zum Bremers Park und den umgenutz-ten "Bremers Höfen", einem Projekt, das Wohnen,Arbeiten und Freizeit in einem früheren Gewer-begebäude in idealer Weise verbindet. Die neuangelegten Terrassen bieten auch Raum für Au-ßengastronomie in der Innenstadt.

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Der Eingangsbereich und Vorplatz des St. Jo-hannes Hospitals wurde mit Blick auf seine zu-künftige Funktion der oberen Terrasse des"Gesundheitsparks" umgestaltet. In Verbin-dung mit dem noch in der Planung befindli-chen Gesundheitszentrum, das mit demKrankenhaus kooperieren wird, soll hier einFreiraum entstehen, der nicht nur den Patien-ten und Besuchern Möglichkeiten bietet,sondern auch einen Mehrwert für die Bewoh-ner darstellen kann.

Kurz vor Baubeginn steht das Altenpflegezen-trum, das am Standort die Vorteile der Nähezum Krankenhaus – in bezug auf Versor-gungsmöglichkeiten – und zur Innenstadtnutzt. Als Ergebnis des Wettbewerbes nimmtdie Architektur die "Hangkante" in Stellungund Transparenz des geplanten Gebäudes imEG-Bereich (obere Ebene) auf. Auch hier istdie Raumbildung einschließlich der Qualitätder öffentlichen Plätze und Wege ein zentra-les Thema.

Alle diese Nutzungen sind dazu geeignet, zu-sätzliche Menschen in die Innenstadt zu zie-hen und den Wohnstandort Innenstadt at-traktiver werden zu lassen, was letztlich auchdem Einzelhandelsstandort Neheim zu gutekommen wird.

Baustein Nördliche Innenstadt Neheim / Modellvorhaben Freizeit- und Kulturwirtschaft

Innerhalb eines der ältesten Indu-strie- und Gewerbegebietes derStadt - die durch die Möhne be-triebenen Ölmühlen waren Aus-gangspunkt für die Entstehungder Leuchtenindustrie in Neheim -sind die Probleme und Chancenanders gelagert. Zwar ist dasGebiet nach wie vor ein interes-santer Gewerbestandort. Die In-nenstadtnähe und der Bestandließen den Bereich aber auch imHinblick auf freizeit- und kultur-wirtschaftliche Initiativen interes-sant erscheinen. Diese Potenzialewerden zurzeit ausgelotet undmit den Beteiligten abgestimmt.

Heraus gekommen ist ein Konzept, das über Schwerpunkte auch hier eine Adressenbildung favori-siert. Neben privaten Initiativen (bspw. "Museum für Licht und Beleuchtung") sind in diesem Bereichzwei Leitprojekte der öffentlichen Hand vorgesehen.

Zum einen ist auch der innovative Beitrag der Stadt aus dem Jahr 2003 zum Landesplätze-Wett-bewerb beim Land auf fruchtbaren Boden gefallen. Die "Inszenierung" einer Brachfläche durcheinfache Mittel (Bepflanzung / künstlerische Inszenierung) soll den Fokus auf die Fläche lenken, dieals Standort für ein Hotel- und Einzelhandelsobjekt seit mehr als 12 Jahren auf ihre Entwicklung

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wartet und zu einem dauerhaften Ärgernis in der Bevölkerung wurde. Die temporäre Umgestal-tung soll Sympathie erzeugen, das Image des Standortes aufwerten helfen und deutlich machen,dass eine Stadt in längeren Zyklen denken muss und auch einmal warten kann. Die Umsetzungkönnte in 2004/05 erfolgen, wobei nicht zu verhehlen ist, dass die Bürger und die örtliche Pressedie Aktion bislang schwer nachvollziehen konnten.

Der zweite Schwerpunkt findet sich in einem "Mittelstandszentrum", das Stadt und wfa (Wirt-schaftsförderung Arnsberg) mit Stadterneuerungsmitteln in einem leer stehenden Gewerbekom-plex einrichten. Neben einer Einbindung des Leuchtenmuseums und der Ateliergemeinschaft "DerBogen" wird hier Raum für Gründer, Mittelständler usw. erstellt. Die Einbindung eines Veranstal-tungs- mit angegliedertem Hotelbereich rundet das Angebot an dieser Stelle ab.

Die von diesen Initiativen und Projekten ausgehenden Wirkungen sollen dem Gebiet einen deutli-chen Schub geben und Nutzungsperspektiven außerhalb des Einzelhandels geben, soweit einerein gewerbliche Nutzung - aus welchen Gründen auch immer - nicht in Frage kommt.

Baustein Umgestaltung der Apothekerstraße

Parallel zur Hauptstraße, der Fußgängerzone Neheims, ver-läuft die Apothekerstraße. Sie hat in den letzten Jahren in be-zug auf den Geschäftsbesatz als Ergänzungsstandort zumFußgängerbereich deutlich gewonnen. Allerdings war derstädtebaulich-gestalterische Eindruck, der durch die Ver-kehrsflächen und Autos geprägt wurde, wenig attraktiv.Wunsch der Händlergemeinschaft, der Politik und der Fach-verwaltung war es, diesen Bereich städtebaulich aufzuwer-ten, um einen attraktiven Standort und damit im Sinne derKunden einen "Rundlauf" anbieten zu können. Gleichzeitigsollte die Kompaktheit des Zentrums in jedem Fall erhaltenbleiben.

Mit Unterstützung des Büros Pesch & Partner, Herdecke wurdedann im vergangenen Jahr ein vierstufiges Werkstattverfah-ren unter Einbeziehung aller Beteiligten und Interessiertendurchgeführt. Am Ende dieses ernsthaften und aufwändigenBeteiligungsprozesses stand eine Entwurfsplanung, die die un-terschiedlichen Ansprüche an Straße undRaum zusammenführte. Seit Februar wird nungebaut. Fertig gestellt sein soll die gesamteStraße im November, also rechtzeitig vor demWeihnachtsgeschäft.

Das "Setzen auf den Standort Innenstadt"zeigt erste Ansiedlungs- und Investitionserfol-ge. Rund um den Markt entstanden einigeneue Geschäfte aus dem Textilbereich, wasgerade im Hinblick auf die jungen Kundensehr wichtig war. In der Apothekerstraßeselbst sind Investitionsabsichten für neue Ge-schäfts- und Wohngebäude bekannt.

Baustein Märktekonzept

Mittlerweile ist der Wochenmarkt inHüsten an den dortigen Verkehrsver-ein angebunden worden, der dieVerantwortung über Erfolg und Miss-erfolg übernommen hat. Neue Angebote sind erkennbar. Gut eingeschlagen ist ein erster The-menmarkt. Es wird sich im Laufe der Zeit zeigen müssen, inwieweit die Angebote von dauerhafterNatur sind.

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In Neheim ist der Wochenmarkt, der an Samstagen Menschen aus der gesamten Region auf denzentralen Platz der Stadt und damit ins Geschäftszentrum lockt, konzeptionell überarbeitet wor-den. So wurden durch eine Neuaufstellung der Wagen und Stände Rückansichten soweit wiemöglich reduziert, die Zugänge offener und freundlicher gestaltet, Grünanbieter neu positioniertund die "Kramstände" etwas aus der Sicht genommen. Obwohl einige Händler nun fern bleiben,hat der Markt in den Augen der Bevölkerung und der Händler an Qualität gewonnen. Auch diesist ein wichtiger Beitrag zur Steigerung der Attraktivität des Einkaufsbereiches.

Beispiel 5: Arnsberg an die Ruhr!

Baustein Neues Wohnen an der Ruhr

Über ein moderiertes Verfahren ist es gelungen, die sehrunterschiedlichen Vorstellungen der Eigentümer, dermöglichen Nutzer, der Nachbarn und der Stadt zurNachfolgenutzung einer Gewerbebrache in einen städ-tebaulich und wirtschaftlich vertretbaren Plan zu über-führen. Danach soll in dem zur Hauptverkehrsstraße orien-tierten Bereich des Grundstücks, das bislang zwei Auto-häuser beherbergte, ein Einzelhandelsprojekt entstehen.Im rückwärtigen, zur Ruhr gelegenen Bereich ist einWohnprojekt geplant, das in zentraler Lage und guterAnbindung an die Innenstadt von Alt-Arnsberg ein Ge-genstück zu den üblichen Einfamilienhausgebieten dar-stellen soll.

Über den Grundstückserwerb bzw. -tausch wird sich dieStadt die Möglichkeit offen halten, ein Qualifizierungs-verfahren (Ausschreibung, Wettbewerb) zwischen zuschalten. Es kann dann ein Angebot zum Wohnen für alteoder junge Menschen entstehen, die die Lagevorteile zuschätzen wissen.

Baustein Renaturierung Mengen Wiese

An das genannte Wohnge-biet grenzt im Süden eineFläche an, die dem Fluss imRahmen der "NaturnahenGestaltung der Oberen Ruhr"künftig wieder mehr Raumgibt. Die Umgestaltungensind im wesentlichen in denzurück liegenden Wochenerfolgt. Es entstehen hierKiesbänke und Flachwasser-zonen sowie ein Verzwei-gungsgerinne. Neben öko-logischen Effekten und ei-

nem Beitrag zum Hochwasserschutz (Retentionsraum) wird vor allem die Durchgängigkeit der Ruhrfür Fische und Kleinlebewesen verbessert. Diese Maßnahme ist eine von mehreren im Stadtgebiet.

Das neue Wohngebiet wird über Wege und eine neue Fußgängerbrücke an das Renaturierungs-gebiet und die andere Flussseite angebunden. Das Renaturierungsprojekt ist sicherlich auch des-halb in der Bevölkerung akzeptiert, weil der Bodenaushub für eine Lärmschutzmaßnahme an derAutobahn genutzt werden kann. Der Stadt entstehen für die Renaturierungsmaßnahme de factokeine Kosten, da der Eigenanteil der Maßnahme über Ausgleichsmaßnahmen im Rahmen derBauleitplanung finanziert werden kann.

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vhw-Seminar – 21. April 2004 / 20.Juli 2004Demografische Entwicklung und kommunale Konsequenzen am Beispiel der Stadt Arnsberg

Thomas Vielhaber – Stadt Arnsberg – Stadtentwicklung

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Beispiel 6: Offene und sichere Stadt

Baustein Barrierefreie Stadt

Barrierefreiheit in der Stadt ist nicht nur ein Thema für behinderte Menschen. Zumal Barrierefreiheitmehr bedeutet als adäquate Möglichkeiten für Rollstuhlfahrer zu schaffen, sich in der Stadt ohnefremde Hilfe bewegen zu können. So ist die Unterstützung Sehbehinderter ein wichtiges Zukunfts-thema. Zudem ist Barrierefreiheit, die Gehbehinderten zugute kommt, ein Argument für alle Men-schen, die einfach nicht mehr so gut zu Fuß sind oder Eltern mit Kinderwagen.

Die Stadt hat deshalb bereits bei den Umbauplanungen der Apothekerstraße und der Bömerstra-ße darauf geachtet, die Belange Geh- und Sehbehinderter verstärkt in die Straßenraumgestal-tung einzubinden. Aufmerksamkeitsfelder, abgesenkte und mit Bodenleuchten versehene Que-rungsstellen, Führungselemente im Pflaster und leichte Abstufungen zwischen Fußgängerbreichenund anderen Verkehrsflächen sind sicher keine neuen Erfindungen. Es ist aber die Art der Einbin-dung der Interessen der Behinderten, die neu ist. Auch die Sensibilisierung der Entscheidungsträgerist neu. Verabredet ist, Barrierefreiheit zum Planungsstandard zu machen.

Baustein Lokale Akteure gewinnen

In der Bürgerschaft sind spezifische Kenntnisse in verschiedensten Bereichen vorhanden. Dabeibesteht durchaus eine große Bereitschaft, eigenes Wissen und eigene Fähigkeiten im Rahmenbürgerschaftlichen Engagements für die Allgemeinheit einzusetzen. Diese Potenziale zu nutzenund über diesen Weg Leistungen anbieten zu können, die sonst nicht oder nur eingeschränkt ge-boten werden können, muss das Ziel einer offenen Stadt sein. Das Gelingen setzt ein koordiniertesVorgehen voraus.

So werden, über die Beratungsstelle für bürger-schaftliches Engagement und Ehrenamt der Stadtgesteuert, "Trainer" eingesetzt, die den Menschen,die ihr Wissen und ihre Fähigkeiten weitergebenwollen, das "Handwerkszeug" vermitteln. Dazu ge-hören bspw. die pensionierte Lehrerin, die Kindernim Kindergarten auf spielerische Weise Englischbeibringt, oder Menschen, die sich in ihrer Freizeitum alte Menschen kümmern möchten. Ein ausführ-licher Bericht zu diesem Thema ist in der Mai-Ausgabe der Zeitschrift GEO erschienen. Auch derOtto-Mühlschlegel-Preis der Robert-Bosch-Stiftung,den die Stadt Arnsberg jüngst erhielt, ist Beleg fürden richtigen Weg.

Ein anderes Beispiel ist die Gestaltung des öffentli-chen Raumes. Noch im September 2004 wird dieStadt zu einer ersten offenen Veranstaltung imRahmen der neuen Reihen "Dialog zur Stadtent-wicklung" – Initiative StadtBauKultur Arnsberg – ein-laden. Mit Beginn der neuen Legislaturperiode solldie Einrichtung des "Beirates für Stadtgestaltung"folgen, in dem über öffentliche Themen hinausauch private, aber öffentlichkeitswirksame Pla-nungs- und Bauvorhaben beraten und optimiertwerden sollen.

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Thomas Vielhaber – Stadt Arnsberg – Stadtentwicklung

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Baustein Partizipation

Weite Felder der Mitwirkung und Mitverant-wortung liegen im Bereich der Stadtentwick-lung. Hier setzt die Stadt auf Partizipation abeinem möglichst frühen Zeitpunkt. Die Per-spektivenwerkstatt zur "Umgestaltung desBahnhofsumfeldes Neheim-Hüsten" (2000)zeigt die Chancen, die darin stecken, aberauch die Schwierigkeiten auf.

Erfolgreiche Beteiligung und Mitwirkung setzteine zügige Umsetzung von Ergebnissen vor-aus, da sonst die Akzeptanz der Verfahrenschnell schwindet und einem Misstrauen wei-chen kann. Auch kann nicht jeder damit um-gehen, eigene Ideen entwickeln zu sollen an-statt Kritik zu fertigen Plänen vorzutragen. Daserfordert immer wieder aufwändige Modera-tionsleistungen. Gerade bei konfliktträchtigenPlanungsvorhaben haben sich offene, mode-rierte Werkstattgespräche in Arnsberg sehrbewährt.

Die jeweils geeignete Form der Beteiligungmuss anhand der Aufgaben- und Problem-stellung sehr bewusst gewählt werden. Mitder regelmäßigen, nicht mit der einmaligenPartizipation der Bürger entsteht aber eineneue Planungs- und Kommunikationskultur inder Stadt. Umfragen belegen, dass sich diese Leistungen in derZufriedenheit mit der Verwaltung und damit auch mit demWohn-, Arbeits- und Lebensstandort Stadt niederschlagen.

Um die Qualität der Beteiligung auch bei formellen Planver-fahren (Bebauungspläne) zu erhöhen und den Bürgerinnen undBürgern weitreichende Informations- und Beteiligungsmöglich-keiten einzuräumen, wird in Arnsberg seit einigen Monaten dieOnline-Beteiligung bei allen Bauleitplanungen durchgeführt.Dafür und für die gute und übersichtliche Informationsdarstel-lung im Bereich Stadtentwicklung und –planung erhielt dieStadt den IfR-Internetpreis 2004, der am 1. Oktober offiziellüberreicht werden wird.