Demonstrationspraktikum Anorganische Chemie fur...
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Demonstrationspraktikum
Anorganische Chemie
fur Lehramtsstudierende
WS 2012/2013
Thorsten Beiser
Peter Schlenker
Susanne Blaser
2
Anmerkungen, Organisatorisches zum Praktikum
• Bearbeitung der Versuche
– Es werden sechs Gruppen mit je zwei Personen gebildet.
– 1. Tag
∗ Gruppe 1 fuhrt Versuchsgruppe 1 durch.
∗ Gruppe 2 fuhrt Versuchsgruppe 2 durch.
∗ ...
∗ Gruppe 6 fuhrt Versuchsgruppe 6 durch.
– 2. Tag
∗ Gruppe 1 fuhrt Versuchsgruppe 2 durch.
∗ Gruppe 2 fuhrt Versuchsgruppe 3 durch.
∗ ...
∗ Gruppe 6 fuhrt Versuchsgruppe 1 durch.
– 3. bis 10. Tag
∗ analog
• Laborprotokolle
Mit den handschriftlichen Aufzeichnungen aus dem Labor wird ein Protokoll erstellt. DasProtokoll soll spater fur Sie im Unterricht eine Hilfe und Gedachtnisstutze sein. Sie soll-ten deshalb besonders die speziellen Dinge, Tricks und Auffalligkeiten in das Protokollaufnehmen. Das Protokoll wird bei mir abgegeben.
• Kolloquium
Das Skript ist im Theorieteil auf einen Umfang beschrankt, der zum schnellen Durchfuhrender Experimente unabdingbar ist. Die mundliche Uberprufung am Schluss erfordert, dassSie noch etwas mehr Theorie zu den Versuchen anhang der einschlagigen Literatur erar-beiten, mindestens auf Oberstufenniveau des allgemeinbildenden Gymnasiums.
S. Blaser
Inhaltsverzeichnis
1 Elektrochemie 1 7
1.1 Bestimmung der Ionenbeweglichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
1.2 Hofmann-Apparatur: Faradaysche Gesetze und Elementarladung . . . . . . . . 9
1.3 Zersetzungs- und Uberspannung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
1.4 Bleiakku . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
1.5 Zink-Luft-Batterie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
1.6 Brennstoffzelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
2 Elektrochemie 2 17
2.1 Fallungsreihe der Metalle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
2.2 Spannungsreihe der Metalle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
2.3 Normalpotential, Halogene in der Spannungsreihe . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
2.4 Ionenprodukt des Wassers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
2.5 Nernst-Gleichung: Fe2+/Fe3+ // Mn2+/Mn7+ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
2.6 Loslichkeitsprodukt von AgCl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
2.7 λ-Sonde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
2.8 Korrosion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
3 Komplexchemie 29
3.1 Koordinationszahl eines Nickelkomplexes (Jobsche Methode) . . . . . . . . . . 29
3.2 Komplex-Gleichgewichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
3.3 Chelatliganden und Chelateffekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
3.4 Farbenvielfalt des Vanadiums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
3.5 Reduktion von KMnO4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
3
4 INHALTSVERZEICHNIS
4 Stickstoffchemie 37
4.1 Analyse von Ammoniak . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
4.2 Verbrennung von Ammoniak im Sauerstoffstrom . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
4.3 Bildung von Stickoxiden bei hohen Temperaturen . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
4.4 Herstellung von Stickstoffmonoxid und Umsetzung mit Sauerstoff . . . . . . . . 42
4.5 Dimerisationsgleichgewicht von NO2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
4.6 Kohlenstoffmonoxid und dessen Brennbarkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
4.7 Springbrunnenversuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
5 Titrationen und computergestutzte Messwerterfassung 47
5.1 Einfuhrung in die Messwerterfassung und Bedienung der Programme . . . . . . 47
5.2 Titration von Kohlensaure in Sprudel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
5.3 Konduktometrische Titration von Ba(OH)2 mit H2SO4 und HCl . . . . . . . . 50
5.4 Redoxtitration: Schweflige Saure in Weißwein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
5.5 Komplexometrische Titration von Ca2+ und Mg2+ . . . . . . . . . . . . . . . . 53
6 Großtechnische Verfahren 55
6.1 Schwefelsaureherstellung nach dem Kontaktverfahren . . . . . . . . . . . . . . . 55
6.2 Haber-Bosch-Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
6.3 Ostwald-Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
7 Thermochemie 61
7.1 Eine Entropie-gesteuerte endotherme Reaktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
7.2 Schnelle Warme aus Kristallen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
7.3 Schnelle Warme mit Hilfe einer Redox-Reaktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
7.4 Entropieanderung eines Redox-Prozesses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64
7.5 Bestimmung der Verbrennungswarme von Zwieback . . . . . . . . . . . . . . . 67
7.6 Thermit-Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
8 Alkalimetalle und Halogene 71
8.1 Schmelzflusselektrolyse von Natriumchlorid . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
8.2 Darstellung von Chlor und Reaktion mit Natrium . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
INHALTSVERZEICHNIS 5
8.3 Reaktion von Lithium mit Luftstickstoff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73
8.4 Reaktion von Natrium mit Kohlenstoffdioxid . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
8.5 Verhalten der Alkalimetalle in Wasser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
8.6 Modellversuch zur Verwitterung von Kalkstein . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77
9 Sauerstoff und Schwefel 79
9.1 Singulett-Sauerstoff: Mallet-Reaktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79
9.2 Ozon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81
9.3 Polymorphie von Schwefel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83
9.4 Ausfallen von kolloidalem Schwefel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84
9.5 Modellversuch zur Abgasentschwefelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85
10 Der Wasserstoff 87
10.1 Knallgasprobe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87
10.2 Brennbarkeit von Wasserstoff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88
10.3 Wasserstoff als Fullgas von Luftballons . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89
10.4 Darstellen von Wasserstoff durch Reaktion von Wasser mit Magnesium . . . . . 90
10.5 Hitzespaltung des Wassers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91
10.6 Die Donnerbuchse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93
Kapitel 1
Elektrochemie 1
1.1 Bestimmung derIonenbeweglichkeit
Gerate
• Gleichspannungsquelle (0...15 V)
• Glasplatte (ca. 10 cm x 5 cm)
• 2 dunne Kupferbleche (ca. 3 cm x 3 cm)
• 2 Krokodilklemmen
• 2 Tropfpipetten
• Verbindungskabel
Chemikalien
• Universalindikatorpapier
• Kaliumnitrat-Losung, c(KNO3) = 0,1 mol
l
• Salzsaure, c(HCl) = 0,1 mol
l
• Natronlauge, c(NaOH) = 0,1 mol
l
10V
GlasplatteKupferblech Krokodilklemme
Indikatorpapier
Gleichspannungsquelle
+ _0V 20V
Abb. 1.1: Ionenbeweglichkeit
Durchfuhrung
Der Indikatorpapierstreifen wird in der Langeder Glasplatte abgerissen, mit Kaliumnitrat-
Losung getrankt und mittels der Kupferble-che sowie der Krokodilklemmen auf der Glas-platte befestigt. Die als Elektroden dienendenKupferbleche werden mit Hilfe der Krokodil-klemmen an die Gleichspannungsquelle ange-schlossen (vgl. Abb. 1.1). Falls sich auf demIndikatorpapierstreifen Flussigkeitstropfen be-finden, sind diese mit einem saugfahigen Pa-pier vorsichtig zu entfernen. Abschließend wirdim Abstand von 2 cm zur negativen Elektrodeein kleiner Tropfen Natronlauge und im selbenAbstand zur positiven Elektrode ein kleinerTropfen Salzsaure aufgebracht (der Durchmes-ser der Flecken sollte 3...5 mm betragen). Hier-bei ist es sinnvoll die Tropfpipetten nur jeweilsgeringfugig an den Spitzen mit den Losungenzu benetzen. Die Gleichspannungsquelle wirdauf etwa 15 V eingeregelt. Gegebenenfalls istes notwendig, verdampftes Wasser durch vor-sichtiges Auftropfen destillierten Wassers odervon Kaliumnitrat-Losung zu ersetzen.
Auswertung
1. Notieren Sie die zuruckgelegten Weg-strecken der beiden Punkte.
2. Um welche Ionen handelt es sich? Wie istdas Verhaltnis der Wegstrecken? WelchesVerhaltnis hatten Sie laut Literatur er-wartet?
3. Nach einiger Zeit farbt sich das Indikator-papier im Bereich des Kupferblechs, dasmit dem Minuspol verbunden ist, blau.Wie ist diese Beobachtung zu erklaren?
7
8 KAPITEL 1. ELEKTROCHEMIE 1
Theorie
Die Wanderung von Ionen im elektrischenFeld wird hier anhand eines sehr einfachenVersuchsaufbaus gezeigt. Die Hydroxonium-Ionen wandern zum Minuspol, die Hydroxid-Ionen zum Pluspol. Dabei ist das Verhalt-nis der Ionenleitfahigkeiten erkennbar, die derHydroxonium-Ionen betragt λ = 349, 8 cm2
Ωmol ,
die der Hydroxid-Ionen λ = 198 cm2
Ωmol . DieHydroxonium-Ionen wandern somit in der glei-chen Zeit erheblich weiter.
Als Nebenerscheinung tritt an den ElektrodenWasserelektrolyse auf. Im Bereich des Kupfer-blechs, das mit dem Minuspol verbunden ist,erhalt man daher eine Blaufarbung des Uni-versalindikatorpapiers.
Minuspol: 2 H2O + 2 e− → H2 + 2 OH−
Pluspol: 6 H2O → O2 + 4 H3O+ + 4 e−
Literatur
Handbuch der Experimentellen Chemie Se-kundarbereich II, Band 6, S.143, s. [2]
.
1.2. HOFMANN-APPARATUR: FARADAYSCHE GESETZE UND ELEMENTARLADUNG9
1.2 Hofmann-Apparatur:Faradaysche Gesetze und
Elementarladung
Gerate
• Gleichspannungsquelle (0...15 V)
• Stoppuhr
• Amperemeter (0...0,3 A)
• Hofmannscher Zersetzungsapparat mit Platin-elektroden
• Verbindungskabel
• Holzspan
• Reagenzglas
• Bunsenbrenner
Chemikalien
• Schwefelsaure, c(H2SO4) = 0,5 mol
l
Platinelektroden
+ −
+ −
+ −125 mA
8 V
0V
10V
20V
Schwefelsäure
Abb. 1.2: Hofmannscher Zersetzungsapparat
Durchfuhrung
Der Hofmannsche Zersetzungsapparat wird somit Schwefelsaure gefullt, dass der Flussig-
keitsspiegel die Hahne nicht ganz erreicht, unddie Elektroden werden uber das Amperemetermit der Gleichspannungsquelle verbunden. Eswird zunachst bei etwa 125 mA 5 min lang beigeoffneten Hahnen elektrolysiert, da Sauerstoffmerklich in Wasser loslich ist und die Losungim Anodenraum vor der Messung mit Sauer-stoff gesattigt sein muss. Nach Beendigung derVorelektrolyse werden die Hahne geschlossen.Bei der folgenden eigentlichen Elektrolyse wirddie genaue Stromstarke notiert und mit Be-ginn der Elektrolyse die Zeit gestoppt. Nacheiner min liest man die im Kathodenraum ent-standene Gasmenge ab, nach einer weiterenmin die im Anodenraum entstandene Gasmen-ge usw.; jede min wird abwechselnd uber 10-15 min lang abgelesen. Man notiert die Wertein Form einer Wertetabelle. Nach Beendigungder Elektrolyse werden in beiden Raumen dieEndvolumina abgelesen.Durch die Probe mit dem glimmenden Holz-span wird das im Anodenraum entstandeneGas als Sauerstoff, durch die Knallgasprobedas im Kathodenraum entstandene Gas alsWasserstoff identifiziert.
Auswertung
1. In welchem Verhaltnis sind die beiden Ga-se entstanden?
2. Tragen Sie in einem Diagramm die Vo-lumina der beiden Gase gegen die durch-flossene Ladungsmenge auf und bestati-gen Sie damit das erste Faradaysche Ge-setz.
3. Bestatigen Sie aus dem Versuchsergebnisebenfalls die Faradaysche Konstante. (F= 96490 C
mol)
4. Bestimmen Sie bei bekannter Loschmidt-Konstante, auch Avogadro-Konstante ge-nannt, die Elementarladung nach e = F
NL.
(NL = 6, 022 · 1023 1mol)
10 KAPITEL 1. ELEKTROCHEMIE 1
Theorie
Die Hofmann-Apparatur eignet sich zurKlarung mehrerer Sachverhalte. Zum einenlasst sich mit ihrer Hilfe die Zusammenset-zung des Wassers bestimmen, zum anderenlassen sich die Faradayschen Gesetze bestati-gen. Die Elektrolyse der Schwefelsaure fuhrtzu den Elementen Wasserstoff und Sauerstoff,die sich herkommlich nachweisen lassen. ZurBestatigung der Faradayschen Gesetze werdendie wahrend des Versuchs notierten Messwerteherangezogen.Das erste Faradaysche Gesetz sagt aus, dassdie elektrochemisch abgeschiedene Masse m ei-nes Stoffes proportional ist zu der durch denElektrolyten geflossenen Ladungsmenge Q.
m ∼ Q
Statt der Masse kann auch das Volumen desGases verwendet werden, da dies uber dieDichte ebenso proportional mit der Masse zu-sammenhangt (m ∼ V) und damit die obigeProportionalitat gewahrt bleibt.
V ∼ Q(Die Ladung lasst sich sich nach Q = I · t be-rechnen.)
Aufgrund der genannten Proportionalitatmuss eine Auftragung der Masse gegen die La-dungsmenge folglich eine Gerade ergeben.
Das zweite Faradaysche Gesetz sagt aus, dassdurch die Ladungsmenge von einem Mol Elek-tronen genau ein Mol eines einwertigen Ions(z.B. Ag+) abgeschieden wird. Bei Abschei-dung eines hoher geladenen Ions erniedrigtsich die abgeschiedene Stoffmenge entspre-chend (z.B. 1 mol e− scheiden 0,5 mol Cu2+
ab).
n = QF·z
Die Ladungsmenge, die einem Mol Elektronenentspricht, bezeichnet man als FaradayscheKonstante F = 96490 C
mol . Diese lasst sichmit Hilfe des eben erwahnten Gesetzes expe-rimentell bestimmen. Die benotigte Stoffmen-ge n lasst sich mit der allgemeinen Gasglei-
chung aus dem Gasvolumen berechnen. Da zurBildung eines Wasserstoffmolekuls aus Wasserzwei Elektronen notwendig sind, ergibt sich furdie Variable z der Wert 2. Die Ladung berech-net sich nach Q = I · t.
Literatur
Handbuch der Experimentellen Chemie Se-kundarbereich II, Band 6, S.146, s. [2]
1.3. ZERSETZUNGS- UND UBERSPANNUNG 11
1.3 Zersetzungs- undUberspannung
Gerate
• Regelbare Gleichspannungsquelle
• (0...3 V)
• Amperemeter (0...1 A)
• Platinelektroden
• Bleistiftminen (∅ 0,9 mm)
• Verbindungskabel
• 250-ml-Becherglas
• Krokodilklemmen
• Stativmaterial
Chemikalien
• Schwefelsaure, c(H2SO4) = 0,5 mol
l
• Salzsaure, c(HCl) = 1 mol
l
10V
+ −
+ −
+ −
Krokodilklemme
Bleistiftmine
Platinelektrode
125 mA
8 V
0V 20V
Abb. 1.3: Bestimmung der Uberspannung anPlatin- bzw. Graphitelektroden
Durchfuhrung
Man befestigt die Elektroden so, dass sie indas Becherglas mit Salz- bzw. Schwefelsaureeintauchen. Die Elektroden werden mit derregelbaren Spannungsquelle verbunden. In denStromkreis schaltet man ein Amperemeter.Die an den Elektroden anliegende Spannungwird mit einem Voltmeter gemessen.Es werden 4 Elektrolysen durchgefuhrt:
1. Salzsaure:
(a) Pluspol: Platinelektrode - Minuspol:Platinelektrode
(b) Pluspol: Graphitmine - Minuspol:Platinelektrode
2. Schwefelsaure:
(a) Pluspol: Platinelektrode - Minuspol:Platinelektrode
(b) Pluspol: Graphitmine - Minuspol:Platinelektrode
Im folgenden werden die Strom/Spannungs-Wertepaare in eine Wertetabelle eingetragen.Zunachst bleibt der Drehknopf der Span-nungsquelle in Nullstellung. Man notiertdie moglicherweise schon vorhandenenStrom/Spannungswerte. Nun erhoht man dieSpannung in Schritten von 0,1 V und notiertdie Wertepaare bis die Stromstarke ca. 50 mAerreicht hat.
Auswertung
1. Tragen Sie fur jede Elektrolyse in einemDiagramm die Strom- gegen die Span-nungswerte auf. Ermitteln Sie hieraus diejeweiligen experimentellen Zersetzungs-spannungen.
2. Formulieren Sie fur jede Elektrolysedie Gleichungen fur die Teilprozesse anAnode und Kathode.
3. Berechnen Sie die jeweiligen theoretischenZersetzungsspannungen aus den Redox-potentialen der Redoxpaare und bestim-men Sie mit Hilfe der Versuchsergebnissedie Uberspannung von Sauerstoff.
Theorie
Die Elektrolysereaktionen sind die Umkehrungder entsprechenden spannungsliefernden Reak-tionen eines galvanischen Elements. Um eine
12 KAPITEL 1. ELEKTROCHEMIE 1
Elektrolyse in Gang zu setzen, muss minde-stens die Spannung aufgebracht werden, diedas zugehorige galvanische Element liefernwurde. Dieser Wert kann theoretisch berechnetwerden. In der Praxis findet eine Elektrolysemeist aber erst bei hoherer Spannung statt.Dieser tatsachlich notwendige Wert wird alsZersetzungsspannung bezeichnet, und die Dif-ferenz zum theoretisch berechneten Wert er-gibt die Uberspannung. Letztlich lauft immerder Gesamtvorgang ab, der die geringste Zer-setzungsspannung erfordert. Das Phanomender Uberspannung bereitet in großtechnischenVerfahren auf der einen Seite oft Schwierig-keiten, auf der anderen Seite wird es aberauch bewusst ausgenutzt, um bestimmte Elek-trodenreaktionen zu bevorzugen. Die Chlor-Alkali-Elektrolyse ware ohne die Uberspan-nung des Sauerstoffs an der Titananode bei-spielsweise nicht denkbar. Die Abhangigkeitder Zersetzungsspannung von den Elektroden-materialien lasst sich mit Platin- und Gra-phitelektroden sehr schon zeigen. Bei der Ver-wendung von Salz- und Schwefelsaure musstebei der Elektrolyse theoretisch Wasser zersetztwerden. Salzsaure setzt jedoch Chlor und Was-serstoff frei, da Sauerstoff eine zu hohe Uber-spannung besitzt, sowohl an Platin- wie auchan Graphitelektroden.
Literatur
Handbuch der Experimentellen Chemie Se-kundarbereich II, Band 6, S.258, s. [2]Chemie heute, SII, S.177, s. [3]
.
1.4. BLEIAKKU 13
1.4 Bleiakku
Gerate
• Gleichspannungsquelle (0...15 V)
• Voltmeter (0...3 V)
• 2 Bleibleche
• Verbindungskabel
• 250-ml-Becherglas
• Krokodilklemmen
• Gluhlampe
Chemikalien
• Schwefelsaure, w(H2SO4) = ca. 20%,(atzend, C)
Durchfuhrung
Man fullt zunachst das Becherglas mit derSchwefelsaure und stellt die beiden Bleiplat-ten so hinein, dass sie sich nicht beruhren.Man verbindet die Bleiplatten mittels Kro-kodilklemmen mit den Polen der Gleichspan-nungsquelle. Nun elektrolysiert man bei 4,5...6V etwa 2...3 min lang und beobachtet dieVeranderungen an den Elektroden. Anschlie-ßend entfernt man das Netzgerat und schaltetdas Voltmeter zwischen die Elektroden. An-stelle des Voltmeters setzt man dann noch dieGluhlampe in den Stromkreis.
Auswertung
1. Beobachten Sie bei der Elektrolyse (ersterLadevorgang) genau die Vorgange an denElektroden, auch eventuelle Farbanderun-gen.
2. Welche Reaktionen laufen beim ersten La-den und Entladen ab, wenn von blan-ken Bleiblechen ausgegangen wird, welchebei weiteren Entladungs- und Ladungs-vorgangen?
Theorie
Der Bleiakku findet sich heute noch in jedemAuto. Es handelt sich um ein Sekundarele-ment, d.h. es ist wiederaufladbar. Die Redox-Vorgange basieren auf unterschiedlichen Oxi-dationsstufen des Bleis. Beim Entladevorgangspielen sich folgende Reaktionen ab.
Pb + SO2−4 → PbSO4 + 2 e−
PbO2+4 H++SO2−4 +2 e− → PbSO4+2 H2O
Als Gesamtreaktion fur Lade- (von rechts nachlinks) und Entladevorgang (von links nachrechts) erhalt man:
Pb + PbO2 + 4 H3O+ + 2 SO2−
4
2 PbSO4 + 6 H2O
Diese Gesamtreaktion wirft noch die Frageauf, welche Reaktionen bei der ersten Elek-trolyse ablaufen, ausgehend von den blan-ken Bleiblechen. Auch stellt sich die Frage,weshalb sich die Bleibleche bei einem Stan-dardpotential von Eo = -0,13 V nicht in der20%igen Schwefelsaure unter Wasserstoffent-wicklumg auflosen. Dass dies nicht der Fall ist,liegt einmal mehr an der Uberspannung vonWasserstoff, hier an Bleielektroden. Die Re-aktionen des ersten Ladevorgangs erschließensich aus den Beobachtungen. So ist am Mi-nuspol Wasserstoffentwicklung zu beobachten.Bereits oxidiertes Blei in Form von Blei(II undIV)oxid oder Bleisulfat, das die Oberflache be-deckt, wird zu elementarem Blei reduziert. AmPluspol ist nur geringe Sauerstoffentwicklungzu beobachten. Hier wird das Blei uberwiegendzu braunem Bleidioxid oxidiert.
Literatur
Handbuch der Experimentellen Chemie Se-kundarbereich II, Band 6, S.178, s. [2]Handbuch der Experimentellen Chemie Se-kundarbereich II, Band 5, S.382, s. [4]
14 KAPITEL 1. ELEKTROCHEMIE 1
1.5 Zink-Luft-Batterie
Gerate
• 2 100-ml-Becherglaser
• Zinkelektrode (Zinkblech)
• porose Kohleelektrode
• Voltmeter (0...3 V)
• Verbindungskabel
• Krokodilklemmen
• Gluhlampe
• Filterpapierstreifen
Chemikalien
• Natron- oder Kalilauge, c(MOH) = 3 mol
l
(atzend, C)
• ges. Kaliumnitrat-Losung
3 mol/l
1,05 V+ −
3(mit KNOgetränktesFilterpapier)
Salzbrücke
KohleelektrodeZinkblech
Natron− oder Kalilauge
Abb. 1.4: Modell einer Zink-Luft-Batterie
Durchfuhrung
Man fullt in beide Becherglaser Natron- oderKalilauge und verbindet sie mit einem inKaliumnitrat-Losung getrankten Filterpapier-streifen. In das eine Reagenzglas taucht mandie Zinkelektrode, in das andere die Kohleelek-trode. Man misst die Spannung.
Auswertung
Welche Elektrodenreaktionen laufen ab?
Theorie
Betrachtet man den Versuchsaufbau, so istes im ersten Augenblick nicht offensichtlich,welche Teilreaktion an der Kohleelektrodeablauft. Nach kurzer Uberlegung bleibt jedochnur der Sauerstoff als Reaktionspartner. Es er-geben sich damit folgende Teilgleichungen.
Zn + 4 OH− → [Zn(OH)4]2− + 2 e−
O2 + 2 H2O + 4 e− → 4 OH−
Die Zink-Luft-Batterie wird als Großbatteriefur Langzeitanwendungen eingesetzt, wie z.B.fur Weidezaungerate und Baustellenbeleuch-tungen. Als Knopfzelle findet sie in HorgeratenVerwendung.
Literatur
Handbuch der Experimentellen Chemie Se-kundarbereich II, Band 6, S.168, s. [2]Chemie heute, SII, S.160, s. [3]
1.6. BRENNSTOFFZELLE 15
1.6 Brennstoffzelle
Gerate
• Gleichspannungsquelle (0...15 V)
• Voltmeter (0...3 V)
• Amperemeter (0...0,5 A)
• U-Rohr mit Fritte, seitlichen Ansatzen und Be-festigungsplatte
• 2 palladinierte Nickeldrahtnetze
• Verbindungskabel
• Kleinmotor
Chemikalien
• Kalilauge, c(NaOH) = 5 mol
l, (atzend, C)
5 mol/l
+ −
+ −
0V
10V
20V
Nickeldrahtnetz−Elektrode
Kleinmotor
1,05 V+ −
Natronlauge
Abb. 1.5: Alkalische Brennstoffzelle mit palla-dinierten Nickeldrahtnetzen
Durchfuhrung
Die beiden Schenkel des U-Rohrs werden mitKalilauge bis unter die seitlichen Ansatzegefullt. Die palladinierte Nickeldrahtnetz-Elektroden werden eingesetzt und es wird etwa2 min mit ca. 5 V Gleichspannung elektroly-siert. Anschließend entfernt man das Netzgeratund schaltet das Voltmeter und Amperemeterzwischen die Elektroden und misst Spannungund Stromstarke. Zuletzt setzt man dann denKleinmotor in den Stromkreis.
Auswertung
Welche Elektrodenreaktionen laufen ab?
Theorie
Wasserstoff-Sauerstoff-Brennstoffzellen sindwohl die sauberste Art Energie zu gewinnen.Wenn man den Wasserstoff und den Sauerstoffmit Hilfe der Sonnenenergie in Photovoltaik-anlagen gewinnt, kann in Zukunft nichts mehran diesem Weg der Energiebereitstellung vor-beigehen. Heute ist die Rentabilitat noch nichtgewahrleistet, da es noch einige technischeProbleme gibt, gerade in Sachen Vorratstanksoder Infrastruktur.
Literatur
Handbuch der Experimentellen Chemie Se-kundarbereich II, Band 6, S.178, s. [2]
Kapitel 2
Elektrochemie 2
2.1 Fallungsreihe der Metalle
Gerate
• 19 Reagenzglaser
• Reagenzglasstander
• Pipetten
• Pinzette
Chemikalien
• Zinksalz-Losung, c(ZnX) = 0,1 mol
l
• Kupfersalzlosung, c(CuX) = 0,1 mol
l
• Bleisalz-Losung, c(PbX) = 0,1 mol
l
• Silbernitrat-Losung, c(AgNO3) = 0,1 mol
l
• Kupferblech
• Zinkblech
• Bleiblech
• Silberblech
• Salzsaure, c(HCl) = 1 mol
l
• Zinkspane
• Eisenspane
• Kupferspane
Zink− Blei− Kupfer− Silberblech
Metallsalz−Lösungen
(insgesamt 16 Reagenzgläser)
Abb. 2.1: Fallungsreihe der Metalle
Durchfuhrung
Geben Sie jeweils ein Metallblech in die Losun-gen des Kupfer-, Zink-, Blei- und Silbersalzes.Tropfen Sie in Reagenzglaser zu kleinen Por-tionen von Kupfer-, Zink- und Eisenspanenverdunnte Salzsaure.
Auswertung
1. Beschreiben Sie Ihre Beobachtungen undtragen Sie Ihre Ergebnisse in eine geeig-nete Tabelle ein.
2. Formulieren Sie die Reaktionsgleichun-gen.
3. Vergleichen Sie die Ergebnisse der beidenVersuche.
4. Finden Sie ausgehend von den Ergebnis-sen ein Ordnungsschema fur die Metalle.Stellen Sie eine Metallreihe auf.
Theorie
Als erste Einfuhrung in den Bereich der Elek-trochemie soll hier qualitativ aufgezeigt wer-den, dass verschiedene Metalle unterschiedli-che Oxidations- bzw. Reduktionskraft besitzenund sich anhand derer in eine Reihenfolge brin-gen lassen. Aus einer Zink-Losung scheidet sichauf keinem der vorgelegten Metallstucke einNiederschlag ab, in einer Silber-Losung hin-gegen ist auf allen anderen Metallstucken einNiederschlag zu beobachten.
17
18 KAPITEL 2. ELEKTROCHEMIE 2
Literatur
Berufsorientierte Chemielehrerausbildung;http://www.uni-giessen.de/ ge1016/, s. [5]
.
2.2. SPANNUNGSREIHE DER METALLE 19
2.2 Spannungsreihe derMetalle
Gerate
• 4 50-ml-Becherglaser
• Krokodilklemmen
• Filterpapier
• Uhrglas
• Pinzette
• Kabel
• Spannungsmessgerat(Innenwiderstand >1 MΩ)
Chemikalien
• Zinksalz-Losung, c(ZnX) = 0,1 mol
l
• Kupfersalzlosung, c(CuX) = 0,1 mol
l
• Bleisalz-Losung, c(PbX) = 0,1 mol
l
• Silbernitrat-Losung, c(AgNO3) = 0,1 mol
l
• Kupferelektrode
• Zinkelektrode
• Bleielektrode
• Silberelektrode
1,05 V
Filterpapier)3(mit KNO getränktes
Elektroden
Salzbrücke −+
Metallsalz−Lösungen
Metallblech−
Abb. 2.2: Aufbau eines galvanischen Elementszur Spannungsmessung
Durchfuhrung
Vier Becherglaser werden zur Halfte mitMetallsalz-Losungen gefullt und die entspre-chenden Metallelektroden eingetaucht. Die zurMessung verwendeten Becherglaser werdenmit einem in Kaliumnitrat-Losung getrank-ten Filterpapierstreifen verbunden. Mit demSpannungsmessgerat wird die Zellspannungder sechs moglichen Varianten gemessen.
Auswertung
1. Tragen Sie die Potentialdifferenzen allerHalbzellen-Kombinationen in eine Tabelleein und stellen Sie die Spannungsreihe auf.
2. Vergleichen Sie die Versuchsergebnissemit der Stellung der Redoxpaare in derSpannungsreihe.
Theorie
Die Beobachtungen der Fallungsreihe des vor-angegangenen Versuchs werden nun quantita-tiv erfasst, indem man die Spannung zwischenden einzelnen Halbzellen misst. Die Standard-Potentiale fur die Halbzellen liegen bei
Eo(Zn/Zn2+) = −0, 76V
Eo(Pb/Pb2+) = −0, 13V
Eo(Cu/Cu2+) = +0, 34V
Eo(Ag/Ag+) = +0, 80V.
Sie gelten fur einmolare Metallsalz-Losungen.
Literatur
Berufsorientierte Chemielehrerausbildung;http://www.uni-giessen.de/ ge1016/, s. [5] ,funktioniert seit Mai 2007 nicht mehr
20 KAPITEL 2. ELEKTROCHEMIE 2
2.3 Normalpotential, Haloge-ne in der Spannungsreihe
Gerate
• 4 50-ml-Becherglser
• 3 (moglichst porose) Kohleelektroden
• platinierte Platinelektrode
• Krokodilklemmen
• Filterpapier
• Uhrglas
• Pinzette
• Kabel
• Spannungsmessgerat(Innenwiderstand >1 MΩ)
Chemikalien
• Salzsaure, c(HCl) = 1 mol
l
• Kaliumchlorid-Losung, c(KCl) = 1 mol
l
• Kaliumbromid-Losung, c(KBr) = 1 mol
l
• Kaliumiodid-Losung, c(KI) = 1 mol
l
+ −1,05 V
+ −
3(mit KNOgetränktesFilterpapier)
Salzbrücke
0V 20V
10V
Kohleelektroden
Halogenid−Lösung
Wasserstoff−Elektrode
Abb. 2.3: Normalwasserstoffelektrode undElektrodenpotentiale der Halogene
Durchfuhrung
Ein Becherglas wird zur Halfte mit Salzsauregefullt und die Platinelektrode einge-taucht. Diese wird von Wasserstoff ausder Gasflasche umspult. In den folgen-den drei Messungen dient diese Halb-zelle als Normal-Wasserstoffelektrode. In
die anderen Becherglaser gibt man dieKaliumhalogenid-Losungen. Diese werdenvor der Spannungsmessung gegenuber derNormal-Wasserstoffelektrode mit zwei Koh-leelektroden elektrolysiert. Die Elektrode,an der sich das elementare Halogen abge-schieden hat, wird dann fur 1-2 s mit derNormal-Wasserstoffelektrode kurzgeschlossenund dann ein Voltmeter zwischengeschal-tet. Die beiden Becherglaser mussen zuvornoch mit einem in Kaliumnitrat-Losunggetrankten Filterpapierstreifen verbundenwerden. Mit dem Spannungsmessgerat wirddie Zellspannung gemessen.
Auswertung
1. Vergleichen Sie die von Ihnen gemesse-nen Potentialdifferenzen mit den Litera-turwerten.
2. Bestatigen Ihre Ergebnisse die obenerwahnte Gesetzmaßigkeit uber das Oxi-dationsvermogen der Halogene?
Theorie
Die bisher aufgestellte Spannungsreihe bein-haltet lediglich Metalle. Naturlich lasst sichElektrochemie auch mit Nichtmetallen betrei-ben. Als ein Beispiel eignet sich die Potential-abstufung der Halogene. Da es keine Absolut-werte fur die aufgestellte Spannungsreihe gibt,muss einem Halbzellenpotential willkurlich einWert zugewiesen werden, um alle anderen re-lativ dazu aufzulisten. Der Wasserstoffhalbzel-le wurde das Potential mit dem Wert Nullzugewiesen. Erfolgt die Messung in einmo-laren Losungen, ergeben sich direkt die inden Tabellen aufgelisteten Standardpotentia-le. Der Wert Null der Wasserstoffelektrodegilt folglich nur bei einmolarer Hydroxonium-Ionen-Konzentration. Die Standardpotentialeder Halogen-Halbzellen lauten
Eo(Cl2/Cl−) = +1, 36V
Eo(Br2/Br−) = +1, 07V
2.3. NORMALPOTENTIAL, HALOGENE IN DER SPANNUNGSREIHE 21
Eo(I2/I−) = +0, 54V.
Literatur
Berufsorientierte Chemielehrerausbildung;http://www.uni-giessen.de/ ge1016/, s. [5]
.
22 KAPITEL 2. ELEKTROCHEMIE 2
2.4 Ionenprodukt desWassers
Gerate
• 2 100-ml-Becherglaser
• Filterpapier
• 2 platinierte Platin-Elektroden mit Gaszulei-tungsrohr
• Kabel
• Spannungsmessgerat(Innenwiderstand >1 MΩ)
Chemikalien
• Salzsaure, c(HCl) = 1 mol
l
• Kaliumhydroxid-Losung,c(KOH) = 0,001/0,01/0,1/1 mol
l
• ges. Kaliumnitrat-Losung
+ −1,05 V
H3O+
3(mit KNOgetränktesFilterpapier)
Salzbrücke
Wasserstoff
Wasserstoff−Elektrode
1 mol/lKonzentrationan Natronlauge
wechselnde
Abb. 2.4: Ionenprodukt des Wassers
Durchfuhrung
Ein Becherglas wird zur Halfte mitSalzsaure gefullt und eine platiniertePlatin-Elektrode mit Gaszuleitungsrohreingetaucht. Diese Halbzelle dient als Normal-Wasserstoffelektrode. In das andere Be-cherglas taucht ebenfalls eine platiniertePlatin-Elektrode mit Gaszuleitungsrohr. DenWasserstoff bezieht man aus einer Gasflasche,an die ein Verteilerstuck (Dreiwegehahn)angeschlossen ist, um beide Elektrodengleichzeitig mit Wasserstoff zu versorgen.
Es werden vier Spannungswerte gemessen.Dazu fullt man das Becherglas fur die einzel-nen Spannungsmessungen mit Natronlaugeverschiedener Konzentration. Die zur Mes-sung verwendeten Becherglaser werden miteinem in Kaliumnitrat-Losung getranktenFilterpapierstreifen verbunden.
Auswertung
Berechnen Sie aus den erhaltenen Spannungs-werten das Ionenprodukt des Wassers.
Theorie
In den Versuchen 2.2 und 2.3 werden dieSpannungen stets zwischen zwei Halbzellenunterschiedlicher Elemente gemessen. Jedochliefern auch Halbzellen des gleichen Ele-ments Spannungen, sofern sich die Losun-gen in den Halbzellen in ihren Konzentrati-on unterscheiden, z.B. eine Kupfer-Halbzellemit 0,5 molarer Kupfersulfat-Losung, die an-dere mit 0,1 molarer Kupfersulfat-Losung.Diese Form der Halbzellenanordnung be-zeichnet man als Konzentrationselement. Mitsolch einem Konzentrationselement lasst sichdas Ionenprodukt des Wassers bestimmen.Dabei verwendet man zwei Wasserstoff-Halbzellen. Die eine Halbzelle enthalt stetseine einmolare Hydroxonium-Ionen-Losung.In die andere Halbzelle gibt man eineHydroxid-Ionen-Losung bekannter Konzentra-tion. Die darin vorliegende Hydroxonium-Ionen-Konzentration bestimmt man durchSpannungsmessung zwischen den beiden Halb-zellen. Das Ionenprodukt errechnet sich dannaus bekannter Hydroxid-Ionen-Konzentrationund aus der Spannungsmessung errechne-ter Hydroxonium-Ionen-Konzentration. Be-rechnet wird diese mit Hilfe einer abgeleitetenForm der Nernst-Gleichung.
∆E = 0, 059V logcH3O+
cH3O+
= 0, 059V logcH3O+
1
cH3O+ = 10∆E
0,059V
24 KAPITEL 2. ELEKTROCHEMIE 2
2.5 Nernst-Gleichung:Fe2+/Fe3+ // Mn2+/Mn7+
Gerate
• 2 100-ml-Becherglaser
• Filtrierpapier
• 2 blanke Platin-Elektroden
• Kabel
• heizbarer Magnetruhrer
• Stativ-Material
• Spannungsmessgerat(Innenwiderstand >1 MΩ)
Chemikalien
• Kaliumpermanganat-Losung,c(KMnO4) = 0,1 mol
l
• frisch angesetzte Ammoniumeisen(II)sulfat-Losung, c((NH4)2Fe(SO4)2) = 0,1 mol
l
• konz. Ammoniumeisen(III)sulfat-Losung
• konz. Schwefelsaure
• Natriumfluorid, NaF(s)
+ −1,05 V
Eisen(II)−Lösung
Permanganat−Lösung
Platinelektrode
Salzbrücke(mit KNO
Filterpapier)getränktes
3
Abb. 2.5: Beeinflussung des Elektrodenpoten-tials nach Nernst
Durchfuhrung
Das eine Becherglas wird zur Halfte mitKaliumpermanganat-Losung, das andere mitAmmoniumeisen(II)sulfat-Losung gefullt. Bei-de werden mit einem in Kaliumnitrat-Losunggetrankten Filterpapierstreifen verbunden. Die
Zellspannung wird gemessen, wie auch nachfol-gend bei jeder Veranderung einer Halbzelle.Nun werden wenige ml konzentrierte Schwe-felsaure zur Kaliumpermanganat-Halbzelle ge-geben, anschließend wenige ml konzentrierteAmmoniumeisen(III)sulfat-Losung zur Eisen-Halbzelle. Zur Eisen-Halbzelle wird noch einegute Spatelspitze festes Natriumfluorid gege-ben.Der Versuch wird mit den Ausgangslosun-gen an Kaliumpermanganat und Ammoniu-meisen(II)sulfat wiederholt, wobei dieses Maleine der beiden Losungen kurz mit dem Bren-ner erhitzt wird. Die erneute Zugabe der vor-herigen Losungen und Stoffe ist nicht mehrnotwendig.
Theorie
Zur Berechnung der von den Standardpo-tentialen verschiedenen Elektrodenpotentialesteht eine wichtige Gleichung zur Verfugung,die Nernst-Gleichung:
E = Eo + RTzF ln cOx
cRed
Diese Gleichung ist abhangig von den Konzen-trationen des Redox-Paares und der Tempera-tur. Um diese Abhangigkeit zu zeigen wurdehier als Beispiel eine Permanganat- und eineEisen-Halbzelle gewahlt, die zusatzlich nochBeispiele fur Ionenumladungsreaktionen seinsollen, nachdem bisher nur Halbzellen vorge-stellt wurden, die aus dem Element und demzugehorigem Ion bestanden. Das Redox-Paarder Permanganat-Halbzelle lautet
MnO−
4 + 8 H3O+ + 5 e− → Mn2+ + 12 H2O.
Gegenuber der Eisen-Halbzelle entsprichtdiese Teilgleichung dem Reduktionsvorgang.Zur Berechnung des Elektrodenpotentials derPermanganat-Halbzelle mit Hilfe obiger For-mel taucht die linke Seite, oxidierte Form, derTeilgleichung entsprechend der Form des Mas-senwirkungsgesetzes im Nenner auf, die rechteSeite im Zahler.
E = Eo + RT5F ln
cMnO
−
4· c8
H3O+
cMn2+
2.5. NERNST-GLEICHUNG: FE2+/FE3+ // MN2+/MN7+ 25
Eine Veranderung des Elektrodenpotentialsauf Seiten der Permanganat-Halbzelle istsomit durch Konzentrationsanderungen derPermanganat-, der Mangan(II)- und derHydroxonium-Ionen, d.h des pH-Werts, zu er-zielen. Die Teilgleichung des Oxidationsvor-gangs wird durch die Eisen-Ionen beschrieben
Fe2+ → Fe3+ + 1 e−.
Das Elektrodenpotential der Eisen-Halbzelleberechnet sich nach
E = Eo + RT1F ln
cFe3+
cFe2+
.
Eine Beeinflussung des Elektrodenpotenti-als in diesem Fall wird durch Andernder Eisen(II)- bzw. der Eisen(III)-Ionen-Konzentration erreicht. Dies geschieht z.B.durch Versetzen mit konzentrierter Eisen(III)-Losung oder durch Maskierung der Eisen-Ionen mit Fluorid.
Literatur
Skript zum Demo-Praktikum AC, alte Version,s. [6]
.
26 KAPITEL 2. ELEKTROCHEMIE 2
2.6 Loslichkeitsprodukt vonAgCl
Gerate
• 2 100-ml-Becherglaser
• Filterpapier
• Silberbleche
• Krokodilklemmen
• Kabel
• Spannungsmessgerat(Innenwiderstand >1 MΩ)
Chemikalien
• Silbernitrat-Losung, c(AgNO3) = 0,1 mol
l
• Kaliumchlorid-Losung, c(KCl) = 0,1 mol
l
• Kaliumnitrat-Losung, c(KNO3) = 1 mol
l
Silber−
−+
1,05 V
Lösung
3(mit KNOgetränktesFilterpapier)
Salzbrücke
Elektroden
Silbernitrat−Lösung0,1 mol/l
Kaliumchlorid−Lösung
Silbernitrat−
Abb. 2.6: Bestimmung des Loslichkeitspro-dukts von AgCl
Durchfuhrung
Ein Becherglas wird mit 80 ml Silbernitrat-Losung, das andere mit 80 ml Kaliumchlorid-Losung gefullt. Geben Sie in dieKaliumchlorid-Losung einige TropfenSilbernitrat-Losung und ruhren Sie gutum. Tauchen Sie in die Losungen zweigleichartige Silberbleche als Elektroden ein.Die beiden Halbzellen werden mit einemin Kaliumnitrat-Losung getrankten Filter-papierstreifen verbunden. Messen Sie dieZellspannung.
Auswertung
Berechnen Sie aus dem erhaltenen Spannungs-wert das Loslichkeitsprodukt von AgCl.
Theorie
Der Versuchsaufbau zur Bestimmung desSilberchlorid-Loslichkeitsprodukts ist ein wei-teres Beispiel fur ein Konzentrationsele-ment bestehend aus zwei Silber-Silberchlorid-Halbzellen. Hierbei kann wiederum anhandder gemessenen Spannung auf die unbekannteSilber-Ionen-Konzentration der einen Halbzel-le geschlossen werden.
∆E = 0, 059V logcAg+
(1)
cAg+
(2)
Literatur
Chemie heute, SII, S.146, s. [3]
2.7. λ-SONDE 27
2.7 λ-Sonde
Gerate
• λ-Sonde
• Gasbrenner
• Voltmeter (0...1 V, Innenwiderstand mind.40 kΩ)
• Verbindungskabel
• Stativmaterial
Voltmeter
0,925 V + −
Metallrohr
λ −Sonde
spezielles, sehr hochohmiges
Abb. 2.7: Lambda-Sonde
Durchfuhrung
Ein Gasbrenner wird mit nichtleuchtenderFlamme eingestellt (mittelgroße Flamme undetwas Sekundarluft). Etwa 0,5 cm uber demBrennerkopf wird die Flamme in das Rohr ein-geleitet. Bereits nach ca. 20 s, sobald die Be-triebstemperatur von 350oC bis 850oC erreichtist, zeigt das hochohmige Voltmeter eine Span-nung von ca. 0,9 V an. Nun kann man dasKraftstoff-Luftverhaltnis andern und die ange-zeigte Spannung fur die jeweilige Einstellungnotieren.
Auswertung
Notieren Sie, bei welcher Stellung des Gas-brenners sich die Spannungswerte deut-lich unterscheiden und suchen Sie eine Er-klarungsmoglichkeit.
Theorie
Als letztes Beispiel eines Konzentrationsele-ments wird noch die λ-Sonde behandelt. Al-lerdings unterscheidet sich diese etwas im Auf-bau von den bisher angesprochenen. Wie beiden Wasserstoff-Halbzellen zur Bestimmungdes Ionenprodukts von Wasser ist der Reak-tionspartner ein Gas, namlich Sauerstoff. Je-doch sind die beiden Halbzellen nicht ubereinen flussigen Elektrolyten leitend verbunden,sondern uber Zirkoniumdioxid, einem Feststof-felektrolyten. Im Gegensatz zum Flussigelek-trolyten wird dieser aber erst ab Temperatu-ren oberhalb von 400oC funktionsfahig. Bei derBetrachtung der Halbgleichung
O2 + 4 e− → 2 O2−
wird klar, dass dieses spezielle ZrO2 (kubischeForm) ein O2−-Ionenleiter sein muss.
Literatur
Skript zum Demo-Praktikum AC, alte Version,s. [6]
28 KAPITEL 2. ELEKTROCHEMIE 2
2.8 Korrosion
Gerate
• Petrischale
• 3 Eisennagel
• 250-ml-Becherglas
• beheizbarer Magnetruhrer
• Waage
Chemikalien
• Zinkblech, Zn(s), (2 x 2 cm)
• Kupferblech, Cu(s), (2 x 2 cm)
• Agar-Agar
• Kaliumhexacyanoferrat(III), (rotes Blutlau-gensalz), K3[Fe(CN)6](s)
• Phenolphthalein-Losung
• Kaliumnitrat, KNO3(s), (brandfordernd, O)
Durchfuhrung
Zunachst reinigt man die Nagel. Sie konnenhierzu gegebenenfalls in eine Ascorbinsaure-Losung gestellt werden. Ein Nagel wird ge-bogen. Der zweite wird durch das Zinkblechgesteckt, so dass er auf beiden Seiten desBlechs ubersteht. Ebenso steckt man den drit-ten durch das Kupferblech.In dem Becherglas lost man 1 g Kaliumni-trat, 2 ml Phenolphthalein-Losung und eineSpatelspitze rotes Blutlaugensalz in etwa 100ml Wasser. Anschließend fugt man 2 g Agar-Agar hinzu und erhitzt solange unter standi-gem Ruhren, bis eine klare Losung entstan-den ist. Die noch warme Losung wird vor-sichtig in die Petrischale gegossen, so dass dieNagel vollstandig bedeckt sind. Nachdem einegeleeahnliche Masse entstanden ist, kann dieSchale umgedreht und der Versuch ausgewer-tet werden.
Auswertung
Erklaren Sie Ihre Beobachtungen an den ein-zelnen Eisennageln durch Aufstellen der pas-senden Reaktionsgleichungen.
Theorie
Lokalelemente und dadurch hervorgerufeneKorrosion sind taglich und uberall anzutref-fen. Dieser Versuch soll die zugrundeliegendenReaktionsvorgange sowie das Prinzip der Op-feranode aufzeigen. Opferanoden werden zumSchutz vor Korrosion eingesetzt. Bei der Kor-rosion lassen sich zwei Formen unterscheiden,zum einen die weniger haufige Saurekorrosionund zum anderen die meist auftretende Sauer-stoffkorrosion. Beide fuhren zu einer Auflosungder Metalle.
Me → Men+ + n e−
Fe → Fe2+ + 2 e− (Eisenkorrosion)
Der entsprechende Reduktionsvorgang lauftbei der Saurekorrosion nach
2 H+ + 2 e− → H2
ab, bei der Sauerstoffkorrosion nach
O2 + 2 H2O + 4 e− → 4 OH−.
Eisenkorrosion fuhrt letztendlich zu einemEisen(II)hydroxid-Niederschlag, der jedoch so-fort unter Einfluss von weiterem Luftsauerstoffin wasserhaltiges Eisen(III)oxid ubergeht. Teil-weise konnen in manchen Bereiche des sich bil-denden Rosts auch noch Eisen(II)-Ionen erhal-ten bleiben. Rost wird meist als eine Kom-bination aus den folgenden Summenformelnbeschrieben: Fe(OH)2,FeO,FeOOH, Fe2O3 ·
H2O,Fe3O4. Letztlich handelt es sich jedocheinheitlich um Festkorper mit dichtesten O2−-bzw. OH−-Ionenpackungen, in die zum La-dungsausgleich FeII- und/oder FeIII-Ionen ein-gelagert sind.
Literatur
Handbuch der Experimentellen Chemie Se-kundarbereich II, Band 6, S.282, s. [2]HoWi, 101.Auflage, S. 1513ff, S. 1521ff, s. [7]
Kapitel 3
Komplexchemie
3.1 Koordinationszahl einesNickelkomplexes
(Jobsche Methode)
Gerate
• 5 große Reagenzglaser
• Pipetten
Chemikalien
• Nickelsalz-Losung, c(NiX) = 0,1 mol
l, (giftig, T)
• Ethylendiamin(en)-Losung,c(en) = 1 mol
l, (reizend, Xi)
• destilliertes Wasser
Durchfuhrung
Man gibt in funf Reagenzglaser jeweils 10ml der Nickelsalz-Losung. Dann versetzt manReagenzglas 2 mit 1 ml, Reagenzglas 3 mit 2ml, Reagenzglas 4 mit 3 ml und Reagenzglas5 mit 4 ml Ethylendiamin-Losung, Reagenz-glas 1 bleibt ohne Ethylendiamin-Losung. Ab-schließend fullt man alle Reagenzglaser auf et-wa 20 ml auf.
Auswertung
Ordnen Sie jeder Farbe die Struktur- oderSummenformel des entsprechenden Komplexeszu.
Theorie
Die Farbe der Ni-Komplexe hangt da-von ab, wieviele Ethylendiamin-Ligandenan das Nickel-Zentralion koordiniert sind.Die Anzahl der koordinierten Ethylendiamin-Molekule lasst sich uber verschiedene Kon-zentrationen des Liganden in der Losung er-reichen. In der verdunntesten Losung ist nurein Ethylendiamin-Molekul an das Nickel ko-ordiniert, bei der nachst hoheren Verdunnungsind es zwei und in der konzentriertestenLosung sind drei Ethylendiamin-Molekule andas Nickel-Ion koordiniert. Die nicht durch denzweizahnigen Ethylendiamin-Liganden besetz-ten Koordinationsstellen werden dabei jeweilsvon H2O-Molekulen als Ligand eingenommen.
Literatur
Webseiten des AK Blume, Universitat Biele-feld, s. [8]
29
30 KAPITEL 3. KOMPLEXCHEMIE
3.2 Komplex-Gleichgewichte
3.2.1 Konzentrationsabhangigkeit
Gerate
• 3 Reagenzglaser
• Pipette
Chemikalien
• Kupfer(II)chlorid-Losung, w(CuCl2) = 10%
• konz. Salzsaure
• destilliertes Wasser
Vorbereitende Arbeiten
Man stellt zwei Referenzproben her. Indas eine Reagenzglas fullt man reineKupfer(II)chlorid-Losung als Referenz, indas andere Kupfer(II)chlorid-Losung mitkonzentrierter Salzsaure.
Durchfuhrung
Man gibt zu einer Kupfer(II)chlorid-Losungetwas konzentrierte Salzsaure. Anschließendwird die erhaltene Losung nur mit so viel de-stilliertem Wasser verdunnt bis die Farbe wie-der zu blau wechselt. Losung in Versuch 3.2.2wiederverwenden.
3.2.2 Temperaturabhangigkeit
Gerate und Chemikalien:
• s. 3.2.1
Durchfuhrung
Die Losung aus Versuch 3.2.1 wird erhitzt undim Wasserstrahl wieder abgekuhlt.
3.2.3 pH-Abhangigkeit
Gerate
• Reagenzglas
• Pipette
Chemikalien
• Kupfer(II)sulfat-Losung, c(CuSO4) = 0,1 mol
l,
(gesundheitsschadlich, Xn)
• Ammoniak-Losung, c(NH3) = 2 mol
l
• konzentrierte Schwefelsaure
Durchfuhrung
Man gibt zu der Kupfer(II)sulfat-Losung ineinem Reagenzglas tropfenweise Ammoniak-Losung, bis ein hellblauer Niederschlagausfallt. Dann fuge man weitere Ammoniak-Losung hinzu, bis sich wieder eine klareLosung bildet.Nun tropft man konzentrierte Schwefelsaurehinzu.Zuletzt gibt man erneut Ammoniak-Losunghinzu.
Auswertung
Formulieren Sie fur jeden der Teilschritte in3.2.1, 3.2.2 und 3.2.3 die entsprechenden Re-aktionsgleichungen und geben Sie eine kurzeBegrundung fur die Richtung des Reaktions-verlaufes.
Theorie
Diese drei Varianten von Versuchen zumGleichgewicht einer Komplexbildungsreakti-on lassen sich sehr einfach durchfuhren undkonnen den Effekt, den die drei GroßenKonzentration, Temperatur und pH-Wert aufdas Gleichgewicht ausuben, durch Farbwechselsehr gut aufzeigen. Stets werden unterschied-liche Liganden nach dem Prinzip des kleinstenZwangs gegeneinander ausgetauscht.
3.2. KOMPLEX-GLEICHGEWICHTE 31
Zur Auswertung konnen die folgenden Glei-chungen verwendet werden.
zu 3.2.1 und 3.2.2
[Cu(H2O)6]2+ + 2 Cl−
→ [CuCl2(H2O)4] + 2 H2O; ∆H > 0
zu 3.2.3
[Cu(H2O)6]2+ + 2 OH− → Cu(OH)2 + 6 H2O
Cu(OH)2 + 4 NH3 → [Cu(NH3)4]2+ + 2 OH−
[Cu(NH3)4]2+ + 4 H3O
+ + 2 H2O
→ [Cu(H2O)6]2+ + 4 NH+
4
Literatur
Webseiten des AK Blume, Universitat Biele-feld, s. [8]
.
32 KAPITEL 3. KOMPLEXCHEMIE
3.3 Chelatliganden undChelateffekt
3.3.1 Zitronensaure als Komplex-bildner
Gerate
• 6 Reagenzglaser
• Pipetten
Chemikalien
• Zitronensaure-Losung, c(Zitronens.) = 1 mol
l
• Kupfer(II)sulfat-Losung, c(CuSO4) = 0,1 mol
l
• Eisen(III)chlorid-Losung, c(FeCl3) = 0,05 mol
l
• konzentrierte Natronlauge
• destilliertes Wasser
Durchfuhrung
Man gibt in drei Reagenzglaser jeweils 5 mlder Kupfer(II)sulfat-Losung. Dann versetztman Reagenzglas 1 noch mit 2 ml Zitro-nensaure-Losung, Reagenzglas 2 und 3 mit 2ml destilliertem Wasser. Die Losungen werdenkurz durchgeschuttelt und zu Reagenzglas1 und 2 wird abwechselnd und tropfenweisesoviel konzentrierte Natronlauge gegeben bisin Reagenzglas 2 ein Niederschlag zu sehen ist,Reagenzglas 1 jedoch klar bleibt. Reagenzglas3 bleibt ohne Natronlauge-Zusatz; es dientnur zum Farbvergleich.Wiederholen Sie den Versuch mitEisen(III)chlorid-Losung.
Auswertung
1. Wieso bleibt Reagenzglas 1 beide Maleklar im Gegensatz zu Reagenzglas 2?
2. Formulieren Sie die entsprechenden Reak-tionsgleichungen.
Theorie
Citrat, das Salz der Zitronensaure, ist einChelat-Komplexbildner, der sehr oft auch inder Natur anzutreffen ist. So werden z.B. imWurzelbereich von Pflanzen Metall-Ionen mitHilfe von Citrat komplexiert, um sie fur eineAufnahme in den Pflanzenkorper verfugbar zumachen. Das Komplexierungsvermogen lasstsich dadurch zeigen, dass in den mit Zitro-nensaure versetzten Kupfer- und Eisensalz-Losungen bei Zugabe von Natronlauge keineHydroxidfallung zu erkennen ist. Die Citrat-Komplexe besitzen eine hohere Bildungskon-stante als die Hydroxide.
Literatur
Webseiten des AK Blume, Universitat Biele-feld, s. [8]
3.3.2 Chelateffekt im Vergleich
Gerate
• 2 Reagenzglaser
• Pipetten
Chemikalien
• Nickelsalz-Losung, c(NiX) = 0,1 mol
l
• Ammoniak-Losung, c(NH3) = 2 mol
l
• Ethylendiamin(en)-Losung, c(en) = 1 mol
l
Durchfuhrung
Man versetzt in einem Reagenzglas 20 ml derNickelsalz-Losung mit Ammoniak-Losung biszur charakteristischen Farbung des Ammin-Nickelkomplexes. Entsprechend stellt manim anderen Reagenzglas den Ethylendiamin-Nickelkomplex her. Anschließend wird das je-weils andere Reagenz hinzugegeben.
3.3. CHELATLIGANDEN UND CHELATEFFEKT 33
Auswertung
1. Was konnen Sie laut Versuchsergebnisuber die Komplexstabilitat sagen.
2. Worauf beruht diese und welche Be-grundung(en) gibt es dafur?
Theorie
Die Koordinationsstelle der Liganden Ethy-lendiamin und Ammoniak ist bei beiden dasStickstoffatom. Chemisch gesehen sind sie da-mit sehr ahnliche Liganden und ihre Kom-plexe sollten nur geringe Stabilitatsunterschie-de zeigen. In Wirklichkeit sind die Komple-xe mit Ethylendiamin jedoch sehr viel stabi-ler. Dies beruht auf dem sogenannten Chelatef-fekt. Hervorgerufen wird er durch Chelatligan-den, deren Name sich vom griechischen Wortfur Krebsschere ableitet. Es sind also Ligan-den mit zwei oder mehreren Koordinationsstel-len pro Molekul, die das Zentralatom wie eineKrebsschere in die Zange nehmen. Um eine Er-klarung fur den Chelateffekt zu finden, kannman sich hier nicht auf Enthalpieunterschie-de berufen, da diese im Fall Ethylendiamin-Ammoniak aufgrund der Ahnlichkeit der Li-ganden nur sehr gering ausfallen. Betrachtetman den Ablauf der Komplexierung genau-er, stellt man fest, dass durch ein Ammoniak-Molekul ein Aqua-Ligand durch Ethylendia-min allerdings zwei Aqua-Liganden verdrangtwerden. Bei der Komplexierung mit Ethylen-diamin erhoht sich also die Gesamtzahl derTeilchen, was den Schluss nahelegt, dass derChelteffekt durch Entropieanderungen starkbegunstigt wird.
Literatur
Skript zum Demo-Praktikum AC, alte Version,s. [6]
3.3.3 Chelateffekt und Ringgroße
Gerate
• 2 Reagenzglaser
• Pipetten
Chemikalien
• Eisen(III)nitrat-Losung,c(Fe(NO3)3) = 0,1 mol
l
• Ammoniumoxalat-Losung,c((NH4)2O2CCO2) = 0,25 mol
l
• Ammoniummalonat-Losung,c((NH4)2O2CCH2CO2) = 0,25 mol
l
oder Dinatriummalonat gleicher Konzentra-tion
Durchfuhrung
Man versetzt in einem Reagenzglas 20ml der Eisen(III)nitrat-Losung mit 20 mlder Ammoniumoxalat-Losung. Entsprechendstellt man im anderen Reagenzglas denMalonat-Eisenkomplex her. Anschließend wirddas jeweils andere Reagenz hinzugegeben.
Auswertung
1. Was konnen Sie laut Versuchsergebnisuber die Komplexstabilitat sagen.
2. Worauf beruht diese und welche Be-grundung(en) gibt es dafur?
Theorie
Eine Abstufung der Komplexstabilitat lasstsich nicht nur beim Vergleich eines einfach ko-ordinierenden Molekuls mit einem mehrfach-koordinierenden Molekul (Chelatligand) zei-gen. Auch innerhalb der Chelatliganden zeigtsich eine Abstufung, die nun von der An-zahl der Ringglieder im ausgebildeten Kom-plex abhangt. Die Ausbildung eines Funfringsist die stabilste Anordnung von Zentralatom
34 KAPITEL 3. KOMPLEXCHEMIE
und Chelatligand. Sie tritt z.B. bei der Ko-ordination mit Oxalat auf und ist stabiler alsdie Koordination mit Malonat, die einen sechs-gliedrigen Ring ergeben wurde.
Literatur
Webseiten des AK Blume, Universitat Biele-feld, s. [8]
.
3.4. FARBENVIELFALT DES VANADIUMS 35
3.4 Farbenvielfalt desVanadiums
Gerate
• 4 Reagenzglaser
• Pipetten
• Gasbrenner
Chemikalien
• Natriumvanadat(V)-Losung, c(VO3−
4) =
0,1 mol
l
Natriumvanadat-Losung ist nicht kauflich.Herstellung: V2O5 in stark alkalischer NaOH-Lsg. losen. Evtl. weißer Niederschlag (NaOH)lost sich bei Verdunnung wieder.
• Salzsaure, w(HCl) = 20%
• Oxalsaure-Losung, c(C2O4H2) = 1 mol
l
• Zinnpulver, Sn
• Zinkpulver, Zn
Durchfuhrung
Man fullt alle vier Reagenzglaser mit 5 mlNatriumvanadat(V)-Losung und versetzt diesemit 5 ml Salzsaure. Danach gibt man zu Rea-genzglas 2 mindestens 6 ml Oxalsaure-Losung,zu Reagenzglas 3 einen Spatel Zinnpulver undzu Reagenzglas 4 einen Spatel Zinkpulver. Zu-letzt wird mit dem Brenner ordentlich erhitzt.Zugabe der jeweiligen Reagenzien bis mogl.Gasentwicklung aufhort.
Auswertung
1. Formulieren Sie fur die einzelnen Reak-tionen die zugehorigen Reaktionsgleichun-gen.
2. Ordnen Sie jeder Farbe das entsprechendeIon zu.
Theorie
Anhand geeigneter Reduktionsmittel lassensich die einzelnen Oxidationsstufen des Vana-
diums ausgehend von einer angesauerten, gel-
ben Vanadat(V)-Losung erreichen. Das blaue
Vanadium(IV)-oxid (VO2+) wird durch Re-duktion mit Oxalsaure-Losung erhalten. Zinnreduziert bis zur Stufe des grunen Vanadi-um(III) (V3+) und Zink bis zum violetten
Vanadium(II).
Literatur
Handbuch der Experimentellen Chemie Se-kundarbereich II, Band 5, S.61, [4]
36 KAPITEL 3. KOMPLEXCHEMIE
3.5 Reduktion von KMnO4
Gerate
• 500-ml-Standzylinder
• lange Mess- oder Vollpipetten
Chemikalien
• Kaliumpermanganat-Losung,w(KMnO4) = 0,35%
• Natriumformiat-Losung, w(NaHCOO) = 1%
• Natriumsulfit-Losung, w(Na2SO3) = 1%
• konzentrierte Natronlauge, w(NaOH) = 50%
• halbkonzentrierte Schwefelsaure,w(H2SO4) = 50%
• destilliertes Wasser
Durchfuhrung
In den Standzylinder gibt man 5 mlKaliumpermanganat-Losung, fullt mit destil-liertem Wasser auf 400 ml auf und ruhrtum. Im weiteren Verlauf des Versuchs wirddann nicht mehr geruhrt. Nun wird ein Ge-misch aus 10 ml Natronlauge und 10 mlFormiat-Losung zugefugt und nach Eintreteneiner Farbanderung, die von unten nach obenfortschreitet, die Flussigkeit mittels einer Pi-pette mit 10 ml halbkonzentrierter Schwe-felsaure unterschichtet. Nach dem Auftreteneiner weiteren Farbanderung im unteren Be-reich des Standzylinders wird nochmal mit 10ml Natriumsulfit-Losung unterschichtet.
Auswertung
1. Formulieren Sie fur die einzelnen Reak-tionen die zugehorigen Reaktionsgleichun-gen.
2. Ordnen Sie jeder Farbe das entsprechendeIon zu.
Theorie
Ahnlich dem Vanadium besitzt auch jede Oxi-dationsstufe des Mangans ihre eigene Farbe.Zusatzlich lassen sich die einzelnen Oxidati-onsstufen nebeneinander in nur einem Gefaßzeigen. Moglich wird dies durch Losungenunterschiedlicher Dichte, geeignete Redukti-onsmittel und der unterschiedlichen Redox-Aktivitat des Mangans im Sauren bzw. Ba-sischen. Das violette Permanganat (MnO−
4 )wird durch die nach unten sinkende alkalischeFormiat-Losung zunachst zum blauen Man-ganat(V) (MnO3−
4 ) reduziert, das mit weite-rem Permanganat zum grunen Manganat(VI)(MnO2−
4 ) komproportioniert. Das durch dieUnterschichtung mit Schwefelsaure entstehen-de saure Milieu fuhrt zur Disproportionie-rung des zuletzt gebildeten Manganat(VI).Es entsteht violettes Permanganat (MnO−
4 )und braunes Manganat(IV) (MnO4−
4 ), derenMischfarbe rotbraun ergibt. Schließlich wer-den Permanganat und Manganat(IV) durchSulfit in saurer Losung zum farblosen Man-ganat(II) reduziert.
Literatur
Handbuch der Experimentellen Chemie Se-kundarbereich II, Band 5, S.107, s. [4]
Kapitel 4
Stickstoffchemie
4.1 Analyse von Ammoniak
Gerate
• 2 100-ml-Kolbenprober
• 2 Kolbenprober-Halter
• dunnes Quarzrohr mit Nickel als Katalysator
• dunnes Quarzrohr mit CuO
• 2 Dreiwegehahne
• 250-ml-Mehrhalskolben
• Tropftrichter
• Schlauche
• Stativmaterial
Chemikalien
• konz. Ammoniak-Losung
• Natriumhydroxid-Platzchen, NaOH(s)
Durchfuhrung
Durch Zutropfen von konzentrierterAmmoniak-Losung aus dem Tropftrichterauf Natriumhydroxid-Platzchen im Mehr-halskolben wird Ammoniak-Gas entwickelt.Dieses wird uber einen Dreiwegehahn, dersich zwischen dem einen Kolbenprober unddem Reaktionsrohr befindet, in die Apparatureingeleitet (vgl. Abb. 4.1). Der andere Drei-wegehahn befindet sich zwischen dem zweitenKolbenprober und dem Reaktionsrohr. Mitihm kann die Apparatur geschlossen bzw. Gaseaus ihr verblasen werden. Dieser Hahn bleibtanfanglich geoffnet und beide Kolbenproberbleiben zunachst in Nullstellung, so dass dieApparatur mit Ammoniakgas gespult werden
kann. Ist dies geschehen, wird ein Kolbenpro-ber nun mit 40 ml Ammoniak-Gas gefullt.Anschließend erhitzt man das Quarzrohr mitder Nickelfullung bis zur Rotglut des Metalls.Das Ammoniak-Gas wird mehrmals von einemKolbenprober zum anderen gedruckt bis sichVolumenkonstanz einstellt. Das Volumen wirdnotiert. Man lasst das Quarzrohr abkuhlen.Im zweiten Teil des Versuchs wird dasQuarzrohr mit der Nickelfullung durch dasQuarzrohr mit Kupferoxidfullung ersetzt. (Esist darauf zu achten, dass schwarzes CuOvorliegt. Ansonsten muss zuerst im Luftstromzur Rotglut erhitzt werden). Es wird mitmaßiger Flamme erhitzt und das noch vor-handene Gasgemisch wieder mehrmals bis zurVolumenkonstanz durchgeleitet. Das Volumenwird wiederum notiert.
Auswertung
Wie lassen sich die unterschiedlichen Voluminaerklaren?
Theorie
Dieser Versuch ist die Umkehrung derAmmoniak-Synthese aus den Elementen. MitHilfe von Nickel als Katalysator wird Ammo-niak in der Hitze in Stickstoff und Wasser-stoff zerlegt. Dieser Reaktionsverlauf lasst sichdurch die entsprechende Volumenzunahme zei-gen. Aus zwei Teilen Ammoniak-Gas entstehenein Teil Stickstoff und drei Teile Wasserstoff.Insgesamt verdoppelt sich das Volumen.
37
38 KAPITEL 4. STICKSTOFFCHEMIE
Kolbenprober
Natriumhydroxid−Plätzchen
AmmoniakKonzentrierter Dreiwegehahn
bzw. Glasrohr mit KupferoxidGlasrohr mit Nickel (dünn)
Schlauchverbindung
Abb. 4.1: Bestimmung der Zusammensetzung des Ammoniaks
2 NH3(g) → N2(g) + 3 H2(g)
Der gebildete Wasserstoff kann anschließendmit dem Kupferoxid zu Wasser oxidiert wer-den. Das Volumen reduziert sich dabei auf einViertel.
N2(g) + 3 H2(g) + 3 CuO(s)
→ N2(g) + 3 H2O(l) + 3 Cu(s)
Literatur
Experimentelle Schulchemie, Bukatsch, Glock-ner, Band 2, S.122, s. [9]
.
4.2. VERBRENNUNG VON AMMONIAK IM SAUERSTOFFSTROM 39
4.2 Verbrennung von Ammo-niak im Sauerstoffstrom
Gerate
• 1-l-Weithalsstandkolben
• Eisenrohr (2-3 mm ∅)
• Siedesteine
• Brenner
• Dreifuß mit Platte
Chemikalien
• konzentrierte Ammoniak-Losung,w(NH3) = 35%, (atzend, C)
• Sauerstoff (Stahlflasche), O2(g)
Durchfuhrung
Man gibt ca. 300 ml konzentrierte Ammoniak-Losung zusammen mit einigen Siedesteinchenin den 1-l-Weithalsstandkolben und erhitztdiese auf einem Dreifuß im Abzug zum Sie-den. Etwa 3 cm uber dem Kolben lasst manaus dem an die Sauerstoff-Druckflasche an-geschlossenen Eisenrohr einen maßig starkenSauerstoffstrom austreten. Das sich dabei bil-dende Gemisch aus Sauerstoff und Ammoniakentzundet man sofort mit einem Brenner (An-sonsten entsteht ein explosives Gemisch!) (vgl.Abb: 4.2). Brennt das Gasgemisch, so tauchtman das Eisenrohr weiter in den Kolben ein, sodass sich dessen Mundung etwa 8-10 cm uberder Flussigkeitsoberflache jedoch nicht mehrim Kolbenhals befindet. Je nach Starke derSauerstoffzufuhr lasst sich das Rauschen va-riieren.
Auswertung
Konnen Sie bei den Verbrennungsgasen eineFarbe beobachten? Schließen Sie daraus auf dieReaktionsgleichung.
Theorie
Bei der Verbrennung eines Stoffes erwartetman normalerweise die Umsetzung der enthal-tenen Elemente in ihre Oxide. Nicht so beider Verbrennung von Ammoniak im Sauer-stoffstrom. Hier bildet sich kein Stickoxid, son-dern lediglich elementarer Stickstoff und Was-ser.
2 NH3 + 1, 5 O2 → N2 + 3 H2O
konz. Ammoniak−
Sauerstoff
Metallrohr mit Schlauchanschlußan die Sauerstoffflasche
Siedesteinchen
Lösung
Abb. 4.2: Verbrennung von Ammoniak
Literatur
Handbuch der Experimentellen Chemie Se-kundarbereich II, Band 1, S.135, s.[10]
40 KAPITEL 4. STICKSTOFFCHEMIE
4.3 Bildung von Stickoxidenbei hohen Temperaturen
Gerate
• Scheidtsche Kugel vierfach tubuliert
• Hochspannungselektroden aus ca. 3 mm Kup-ferdraht
• durchbohrte Stopfen
• Glasrohr
• Regeltrafo und Hochspannungstrafo(Primarspule 500 Windungen, Sekundarspule23000 Windungen)
• Waschflasche
• Wasserstrahlpumpe
Chemikalien
• Universalindikator-Losung
Sicherheitsvorschriften
VORSICHT Hochspannung! Stets den Strom-kreis trennen, bevor Abanderungen an derApparatur vorgenommen werden. Aufgrundder entstehenden Stickoxide im Abzugdurchfuhren.
Durchfuhrung
Mit Hilfe eines Trafos und der Spulen wirdHochspannung erzeugt. Die Elektroden wer-den auf einen Abstand von etwa 1-2 mm ein-gestellt und Hochspannung wird angelegt. DieLuft wird mit einer Wasserstrahlpumpe in sehrlangsamem Strom am Lichtbogen vorbei durcheine mit Wasser und Indikator beschickte Gas-waschflasche hindurchgesogen (vgl. Abb. 4.3).Da die Sekundarspule sehr stark belastet wird,sollte der Versuch nicht langer als etwa 1 mindauern.
Auswertung
1. Welches Gas entsteht durch Verbrennungim Lichtbogen?
2. Welche Reaktion fuhrt zur Veranderungder Farbe des Universalindikators?
Theorie
Die Notwendigkeit eines Lichtbogens, umStickstoff zur Reaktion zu bringen, zeigt ein-mal mehr dessen hohe Stabilitat. Weiter-hin zeigt dieser Versuch das Prinzip derfruheren Salpetersaureherstellung nach demBirkeland-Eyde-Verfahren. Im Lichtbogen ver-brennt Stickstoff zu Stickstoffmonoxid, dasmit weiterem Luftsauerstoff zu Stickstoffdioxidumgesetzt wird.
N2 + O2 → 2 NO
Literatur
Experimentelle Schulchemie, Bukatsch, Glock-ner, Band 2, S.133, s.[9]
4.3. BILDUNG VON STICKOXIDEN BEI HOHEN TEMPERATUREN 41
Schlauch−
Universal−indikator
zur Wasser−strahlpumpe
elektrodenEisen−
SpulenSpannugs−regler
verbindung
Abb. 4.3: Erzeugung von NO2 im Lichtbogen
. .
42 KAPITEL 4. STICKSTOFFCHEMIE
4.4 Herstellung von Stick-stoffmonoxid und Umset-
zung mit Sauerstoff
Gerate
• 250-ml-Mehrhalskolben
• 100-ml-Tropftrichter mit Stopfen
• Schlauchverbindung
• gebogenes Glasrohr
• pneumatische Wanne
• 2 Standzylinder mit Abdeckplatten
Chemikalien
• Kupferspane, Cu(s)
• halbkonzentrierte Salpetersaure,w(HNO3) = 30%, (atzend, C)
• Wasser (Spritzflasche)
• Universalindikator-Losung
• Sauerstoff, O2(g) (Gasflasche)
Durchfuhrung
Man lasst aus dem Tropftrichter halbkon-zentrierte Salpetersaure langsam auf ausrei-chend Kupferspane (an Kupfer nicht spa-ren) im 250-ml-Mehrhalskolben tropfen undfangt das entstehende Gas in einem der bei-den Standzylinder auf. Der zweite Standzy-linder wird mit Sauerstoff gefullt. Die beidengefullten verschlossenen Standzylinder wer-den mit den Abdeckplatten gegeneinandergestellt und diese seitlich herausgezogen, sodass sich die beiden Gasvolumina vermischenkonnen. Nach einigen min werden sie wiedergetrennt und verschlossen. In einen Standzy-linder gibt man etwas Wasser und einen Trop-fen Universalindikator-Losung. Der zweite Zy-linder wird fur Versuch 4.5 aufbewahrt.
Auswertung
Stellen Sie die zugehorigen Reaktionsgleichun-gen auf.
Theorie
Im Gegensatz zu konzentrierter Salpetersaure,die Stickstoffdioxid entwickelt, erhalt man mithalbkonzentrierter Salpetersaure und KupferStickstoffmonoxid.
3 Cu + 8 H3O+ + 2 NO−
3
→ 3 Cu2+ + 2 NO + 12 H2O
Dieses farblose Gas setzt sich mit Sauer-stoff eindrucksvoll zu tief braunen Wolken vonStickstoffdioxid um.
Kupferblech
Wanne
halbkonz.Salpetersäure
zerkleinertes
pneumatische
Abb. 4.4: Gasentwickler zur NO-Darstellung
Literatur
Handbuch der Experimentellen Chemie Se-kundarbereich II, Band 1, S.151, s.[10]
4.5. DIMERISATIONSGLEICHGEWICHT VON NO2 43
4.5 Dimerisationsgleich-gewicht von NO2
Gerate
• mit Abdeckplatte verschlossener Standzylindermit NO2 (aus Versuch 4.4)
• Eis-Kochsalz-Kaltemischung (w/w= 3:1) in ei-ner Plastikschale
• Schale mit heißem Wasser (50-60oC)
• evtl. flussiger Stickstoff, N2(l)
Durchfuhrung
Der mit NO2 gefullte Zylinder wird zu etwa1/3 in die Kalte-Mischung gestellt und ab-gekuhlt. Nach etwa 10 min wird der Zylinderentnommen und in das heiße Wasser gestellt.
Auswertung
1. Wie lautet die Reaktionsgleichung?
2. Was lasst sich uber die Reaktionsenthal-pie sagen?
Theorie
Stickstoffdioxid zeigt beim Erwarmen bzw.Abkuhlen eine deutliche Farbveranderung.Dies hangt damit zusammen, dass es bei tie-fen Temperaturen in sein Dimeres Distickstoff-tetraoxid ubergeht. Die Bildung des Dimerenmuss folglich exotherm verlaufen, wenn mandas Prinzip des kleinsten Zwangs zur Interpre-tation der Beobachtung heranzieht.
NO2 N2O4; ∆H > 0
Literatur
Handbuch der Experimentellen Chemie Se-kundarbereich II, Band 1, S.155, s.[10]
.
44 KAPITEL 4. STICKSTOFFCHEMIE
4.6 Kohlenstoffmonoxid unddessen Brennbarkeit
Gerate
• 250-ml-Mehrhalskolben
• Schliffolive
• 100-ml-Tropftrichter
• pneumatische Wanne
• 2 Standzylinder mit Deckplatten
Chemikalien
• Ameisensaure, w(HCOOH) = 85%
• konzentrierte Schwefelsaure, w(H2SO4) = 96%
Durchfuhrung
In den Mehrhalskolben werden etwa 20 mlSchwefelsaure und in den Tropftrichter etwa5 ml Ameisensaure gegeben. Mit fachelnderFlamme wird die Schwefelsaure auf ca. 40oCerwarmt. Nach Entfernen des Brenners wirdetwa 1 ml Ameisensaure zugeben. Nach Be-ginn der Reaktion wird die Ameisensaure nurnoch tropfenweise zugesetzt. Die Gasentwick-lung wird uber die Tropfgeschwindigkeit gere-gelt. Der Inhalt des ersten Standzylinders istzu verwerfen.Die Offnung eines mit Kohlenstoffmonoxidgefullten und mit einer Deckplatte verschlosse-nen Standzylinders wird horizontal etwa 3 cmvor eine Brennerflamme gehalten. Anschlie-ßend wird die Deckplatte weggezogen.
Auswertung
Stellen Sie die Reaktionsgleichungen auf.
Theorie
Im vorigen Versuch wurde das farblose Gasdurch Umsatz mit Sauerstoff bei Raumtempe-ratur sichtbar gemacht. Farbloses Kohlenstoff-monoxid ist bei Raumtemperatur gegenuber
Sauerstoff ausreichend stabil und reagiert mitdiesem erst nach Entzunden an einer Brenner-flamme. Die Verbrennungszone leuchtet dabeiblau, das Verbrennungsprodukt Kohlenstoffdi-oxid ist jedoch wiederum farblos.
HCOOH(H2SO4)−−−−−→ H2O + CO
2 CO + O2 → 2 CO2
Literatur
Chemische Schulexperimente, Keune Boeck,Band 1, S.78,81, s. [11]
4.7. SPRINGBRUNNENVERSUCH 45
4.7 Springbrunnenversuch
Gerate
• 500-ml-Rundkolben
• durchbohrtem Stopfen mit Glasrohr
• Wanne
• Stativmaterial
• Brenner
Chemikalien
• Ammoniak, NH3(g)
• Phenolphthalein-Losung, w = 0,1% in Ethanol
• Wasser
Ammoniakgas
PhenolphthaleinWasser mit
Abb. 4.5: Ammoniak-Springbrunnen
Durchfuhrung
Vor dem Versuch wird der trockene Rundkol-ben umgekehrt in den Stativring eingesetztund im Abzug mit Ammoniak gefullt (Ammo-niakflasche oder ublicher Ammoniakerzeuger),worauf der Gummistopfen mit Glasrohr festin den Kolben eingesetzt wird. Das Glasrohrnicht zu kurz wahlen. Danach wird ein mitWasser gefulltes 2-Liter-Becherglas (moglichsthohe Form) so unter dem Kolben angebracht,dass das Glasrohr tief in das mit Phenolphthal-ein versetzte Wasser eintaucht (vgl. Abb. 4.5).
Zusatzliche Abkuhlung des Kolbens ist nichtkorrekt.
Theorie
Dieser Versuch beweist die sehr gute Loslich-keit von Ammoniakgas in Wasser. Als Folgeentsteht im luftdicht abgeschlossenen Kolbenein Unterdruck, der dazu fuhrt, dass das Was-ser im Becherglas durch den außeren Luft-druck in den Kolben hineingedruckt wird. Dergleiche Versuch lasst sich auch mit HCl-Gasdurchfuhren, das eine ebenso gute Loslichkeitin Wasser besitzt.
Literatur
Handbuch der Experimentellen Chemie Se-kundarbereich II, Band 1, S.134, s. [10]Feuer und Flamme, Schall und Rauch, S.254,s. [12]
Kapitel 5
Titrationen und computergestutzteMesswerterfassung
Zahlreiche Analysenmethoden machen un-ser Leben heute fortschrittlicher. Gerade dievielen Varianten der Spektroskopie sind inder Forschung nicht mehr wegzudenken. Siebenotigen aber meist einen großen appara-tiven Aufbau. Mit eher geringem Aufwandlassen sich volumetrische Analysen (Titratio-nen) in wassrigen Losungen durchfuhren, diesich damit auch als breit anwendbares De-monstrationsexperiment eignen. Anwendungfinden sie hauptsachlich in der Gewasser-,Wasser- und Abwasserbestimmung. Gemeintsind Verfahren wie Saure-Base-Titration,Redox-Titration, Leitfahigkeitstitration undkomplexometrische Titration. Alle vier Titra-tionsformen sind auch Bestandteil des Schul-unterrichts und dienen zur Festigung der Theo-rie verschiedener Lehrplaninhalte. Je eine Ti-tration aus den genannten Bereichen wirddurchgefuhrt. Als weitere einfache Analyse-methoden steht zusatzlich die potentiometri-sche Titration zur Verfugung, deren Prinzipim Teil Elektrochemie bei der Bestimmung
des Ionenprodukts von Wasser (s. Versuch2.4) verdeutlicht wird. Die einzelnen Versuchs-ansatze fur die verschiedenen Titrationsformensind sehr vielfaltig. Zum einen kann die zuanalysierende Losung selbst angesetzt werden,zum anderen kann ein Alltagsbezug hergestelltwerden, indem z.B. Abwasserproben auf or-ganische Bestandteile untersucht werden. AlsBeispiel fur eine pH-Titration konnte man hierSpeiseessig oder Haushaltsreiniger titrieren;als zweiprotonige Saure die Kohlensaure in Mi-neralwasser. Durch Rucktitration lasst sich der
Kalk-Gehalt in Eierschalen bestimmen. DieBestimmung des Sauerstoffgehalts von Was-ser nach Winkler oder die Bestimmung orga-nischer Bestandteile in verschmutztem Was-ser waren Beispiele fur Redox-Titrationen.Die Redox-Titrationen lassen sich nach zweihauptsachlich angewendeten Verfahren eintei-len, zum einen die Iodometrie und zum ande-ren die Permanganometrie, deren Funktions-prinzipien spater bei der Bestimmung erlautertwerden. Diese beiden Verfahren werden haufigherangezogen, da der Endpunkt der Titrationanhand eines Farbumschlags erkannt werdenkann (Endpunktsindikation). Zusatzlich dientdieser Praktikumstag dazu, sich mit der Mess-werterfassung durch den Computer vertraut zumachen. Grundlegendes und spezielle Bedie-nung der hier verwendeten Programme erhaltman in den folgenden Abschnitten.
5.1 Einfuhrung in die Mess-werterfassung und Bedie-
nung der Programme
Bei der Messwerterfassung mit dem PC sollenMesswerte mit dessen Hilfe erfasst, dargestellt,ausgewertet und gespeichert werden. Eine not-wendige Bedingung hierfur ist, dass der PCmit Messwerten versorgt wird. Dazu mussendiese in digitaler Form an ihn gesendet werden.Verfugt ein Messgerat, welches in der Daten-kette gewohnlich an erster Stelle nach der zumessenden Probe steht, uber einen Digitalaus-
47
48KAPITEL 5. TITRATIONEN UND COMPUTERGESTUTZTE MESSWERTERFASSUNG
gang, so kann es direkt mit dem PC verbundenwerden. Als PC-Eingangsschnittstelle diententweder der COM- oder USB-Port. Verfugtdas Messgerat nicht uber einen Digital- son-dern uber einen Analogausgang, so muss einAnalog-Digital-Wandler (A/D-Wandler) demPC vorgeschaltet werden. Der A/D-Wandlersorgt dafur, dass die zu Beginn vorhandenenanalogen Signale in fur den Rechner lesba-re digitale umgewandelt werden. Zur weiterenVerarbeitung der im PC eingehenden digitalenMessdaten stehen eine Reihe von Programmenzur Verfugung.
Im nun folgenden Abschnitt wird ein Uber-blick uber die einzelnen Dialogfenster des Pro-gramms gegeben. Dabei wird gleichzeitig aufdie verschiedenen Voreinstellungen fur die pH-bzw. Leitfahigkeitstitration eingegangen.Bevor jedoch die Voreinstellungen durch-gefuhrt werden konnen, muss die Apparaturzur jeweiligen Titration korrekt aufgebaut undangeschlossen sein. Dabei steht an erster Stel-le das pH-Messgerat (Firma STEIBER ) mitAnalogausgang bzw. das Amperemeter (FirmaSTEIBER , Typ UMP2000 ) mit Analogausgang.An zweiter Stelle steht beide Male der A/D-Wandler (Firma STEIBER, Typ ADW16), der mitdem COM-Port des PCs verbunden ist. Der⊕ und ⊖ Pol des Analogausgangs der Mess-gerate wird uber einfache Experimentierkabelmit dem ⊕ und ⊖ Pol des A/D-Wandlers ver-bunden.
Die pH-Elektrode wird am Messgerat auf derRuckseite eingesteckt (vgl. Abb. 5.1).
Zur Leitfahigkeitsmessung muss ein Strom-kreis aufgebaut werden, in den ein Ampereme-ter und die Leitfahigkeitselektrode eingebun-den sind (vgl. Abb. 5.2)
Die folgenden Abbildungen 5.1 und 5.2 zeigenden Aufbau. Zur Messwerterfassung s. Kurszur Computermesserfassung.
auf der Rückseite
+
Power
STEIBER ADW−16
+
Power
STEIBER pH−MeßgerätCOM 1COM 2
pH−Elektrode
PCAnsicht
Rückseite
VorderseiteAnsicht
Anschluß derpH−Elektrode
Abb. 5.1: Aufbau zur pH-Titration
033,
+
Power
STEIBER ADW−16
+ −
0V
10V
20V
~
auf der RückseiteAmperemeters
COM 1COM 2
PCAnsicht
Rückseite
Wechselspannungsquelle
STEIBER UMP−2000
+
mA
Analogausgang des
Abb. 5.2: Aufbau zur Leitfahigkeitstitration
.
5.2. TITRATION VON KOHLENSAURE IN SPRUDEL 49
5.2 Titration von Kohlen-saure in Sprudel
Hinweise zur pH-Elektrode:An der Spitze der pH-Elektrode befindet sicheine außerst empfindliche Glasmembran. Es istdeshalb stets darauf zu achten, dass diese nir-gendwo aufliegt, nie angestoßen oder durchden Ruhrfisch angeschlagen wird. Am bestenwahrend des Versuchs immer in eine Stativ-klammer eingespannt lassen. Nach Versuchsen-de wird sie wieder in die mit 3 molarer KCl-Losung gefullte Schutzhulle gesteckt. Zwischenden Versuchen sollte man sie mit destilliertemWasser sauber spulen.
Gerate
• pH-Elektrode
• Magnetruhrer
• Ruhrfisch
• 50-ml-Burette
• 400-ml-Becherglas
• Messzylinder
• Steiber pH-Messplatz
• Steiber ADW16 (A/D-Wandler)
• PC
Chemikalien
• Sprudelwasser
• Natronlauge, c(NaOH) = 1 mol
l
• Salzsaure, c(HCl) = 1 mol
l
Durchfuhrung
Im Becherglas werden 30 ml Natronlauge vor-gelegt und 100 ml eiskalter Sprudel so zu-gegeben, dass moglichst wenig Kohlensaureentweicht. Die pH-Elektrode wird eingetauchtund dann mit der Salzsaure bekannter Kon-zentration titriert.
Auswertung
Ermitteln Sie anhand der Titrationskurve diebeiden pKs-Werte der Kohlensaure.
Theorie
Die Aufnahme einer pH-Titrationskurve solldazu dienen, deren markante Punkte zu disku-tieren. Es handelt sich stets um Wendepunk-te. Titriert man eine starke Saure mit einerstarken Base, so ergibt sich ein Wendepunkt.Diesen bezeichnet man als Aquivalenzpunkt,an dem der pH-Sprung eintritt, und somit diegesamte vorgelegte Saure neutralisiert wurde.
Bei der Titration einer schwachen Saure miteiner starken Base ergeben sich zwei Wende-punkte. Der eine ist der eben erwahnte Aqui-valenzpunkt, der andere liegt in der Mittedes flach ansteigenden Kurvenbereichs (Puf-ferbereich) der schwachen Sauren. Anhand derHenderson-Hasselbalch-Gleichung
pH = pks + log c(A−)c(HA)
lasst sich zeigen, dass der pH-Wert, bei demdieser Wendepunkt auftritt, dem pks-Wert derin diesem Bereich vorliegenden Saurespeziesentspricht.
Aus einer Titrationskurve lassen sich somit dieKonzentration der Probelosung und der pks-Wert der titrierten Saure bestimmen.
Das eben Geschilderte lasst sich analog auf dieTitration einer Base mit einer Saure ubertra-gen, sowie auf die Titration mehrprotonigerSauren bzw. ihrer Basen.
Literatur
Chemiedidaktik Uni Erlangen, s. [14]
50KAPITEL 5. TITRATIONEN UND COMPUTERGESTUTZTE MESSWERTERFASSUNG
5.3 KonduktometrischeTitration von Ba(OH)2mit H2SO4 und HCl
Gerate
• PC
• Amperemeter mit Analog-Ausgang (hier: Stei-ber Universalmessplatz, UMP2000)
• Kabel
• Magnetruhrer
• Ruhrfisch
• 50-ml-Burette,
• 20-ml-Vollpipette
• Leitfahigkeits-Elektrode
• 100-ml-Becherglas
• Stativmaterial
Chemikalien
• ges. Bariumhydroxid-Losung
• Salzsaure, c(HCl) = 0,5 mol
l
• Schwefelsaure, c(H2SO4) = 0,25 mol
l
• destilliertes Wasser
Durchfuhrung
An die Leitfahigkeitselektrode wird 5-10 VWechselspannung angelegt und das Am-peremeter (UMP2000) in den Stromkreis ein-gebaut. Man verbindet ein Kabel mit einemPol der Wechselspannungsquelle und mit demPluspol des Amperemeters. Ein zweites Ka-bel fuhrt vom Minuspol des Amperemeterszur Leitfahigkeitselektrode und ein drittes vomnoch freien Anschluss der Leitfahigkeitselek-trode zum anderen Pol der Wechselspannungs-quelle. Das UMP2000 wird uber den Ana-logausgang an der Ruckseite mit dem A/D-Wandler verbunden (vgl. Abb. 5.2).Man gibt nun genau 20 ml gesattigteBariumhydroxid-Losung ohne Bodensatz indas Becherglas mit Ruhrfisch. Die Leitfahig-keitselektrode wird eingetaucht und zuerst mitSalzsaure und nach neuem Versuchsansatz mitSchwefelsaure titriert.
Auswertung
Bestimmen Sie aus dem Titrationsergebnis dasLoslichkeitsprodukt von Ba(OH)2?
Theorie
Die Leitfahigkeit einer Probe hangt zum einenvon der Anzahl elektrisch geladener Teil-chen (Ionen) ab, zum anderen von den Io-nenbeweglichkeiten (Ionenaquivalentleitfahig-keit). Als Erklarung des Kurvenverlaufs musssomit berucksichtigt werden, ob sich die Ge-samtzahl an Ionen in der Losung wahrend desTitrationsverlaufs andert oder ob diese kon-stant gehalten wird. Bleibt die Ionenkonzen-tration konstant, so hangt der Kurvenverlauflediglich von den Ionenbeweglichkeiten ab. EinBeispiel hierfur ist die Fallungstitration ei-ner Natriumchlorid-Losung mit Silbernitrat-Losung.
Na+(aq) + Cl−(aq) + AgNO3
→ Na+(aq) + NO−
3(aq) + AgCl(s) ↓
Ein Beispiel fur einen Kurvenverlauf, der so-wohl von den unterschiedlichen Ionenbeweg-lichkeiten aber hauptsachlich auch von der Ab-nahme der Ionenkonzentration abhangt, ist dieTitration einer Bariumhydroxid-Losung mitSchwefelsaure.
Ba2+(aq) + 2 OH−
(aq) + H2SO4
→ BaSO4(s) ↓ + 2H2O(aq)
Anhand der Steigung der einzelnen Kur-venaste lassen sich Aussagen uber die Ionenbe-weglichkeiten machen. Je steiler der Kurven-lauf, desto großer die Ionenbeweglichkeit desIons, das in diesem Abschnitt aus der Losungentfernt wird bzw. hinzukommt.
Literatur
AK Kappenberg, s. [13]
5.4. REDOXTITRATION: SCHWEFLIGE SAURE IN WEISSWEIN 51
5.4 Redoxtitration: Schwefli-ge Saure in Weißwein
Gerate
• 300-ml-Erlenmeyerkolben
• 50-ml-Messzylinder
• 100-ml oder 50-ml-Vollpipette
• 10-ml- Vollpipette
• 50-ml-Burette
Chemikalien
• Weißwein
• Natronlauge, c(NaOH) = 1 mol
l
• Schwefelsaure, c(H2SO4) = 0,5 mol
l
• KI/KIO3-Losung, c(I2) = 0,05 mol
l
• Natriumthiosulfat-Losung,c(Na2S2O3) = 0,1 mol
l
• Starkelosung
Durchfuhrung
100 ml Wein werden in einen Erlenmeyer-kolben gegeben. Um die Disulfitverbindun-gen zu hydrolysieren, gibt man etwa 25 mlNatronlauge zu und wartet 15 min. Da-nach sauert man mit 50 ml Schwefelsaurean. Nun pipettiert man 10 ml KI/KIO3-Maßlosung zu. Es entsteht eine braune Losung.Im ersten Titrationsschritt wird das sicht-bare Iod mit Thiosulfat-Losung bis zur ein-setzenden Gelbfarbung titriert. Danach etwasStarkelosung zugeben bis zur Blaufarbung. Imzweiten Titrationsschritt wird mit Thiosulfat-Losung bis zur Farblosigkeit weiter titriert.
Auswertung
Welchen Gehalt an SO2 (in mg/l) besitzt deruntersuchte Weißwein? Die erlaubte Hochst-menge betragt 224 mg/l.
Theorie
Zur Aufrechterhaltung der Lebensmittelqua-litat wird eine große Anzahl an Analysever-fahren benotigt. Lebensmittel umgeben unstaglich und es bietet sich an, ein Beispiel ausdiesem Gebiet herauszugreifen, um das Prinzipder Iodometrie als Redoxtitration zu verdeut-lichen. Auch sollte das Beispiel aus dem tagli-chen Leben, hier die Titration der SchwefligenSaure in Weißwein, das Interesse fur diese Artvon Analyseverfahren wecken, wie es auch beider Titration des Mineralwassers beabsichtigtwar.
Grundlage des Versuchs ist die Reduktionvon Iod zu Iodid. Die Ausgangslosung an Iodwird durch Komproportionierung von Iodat-und Iodid-Ionen hergestellt. Dabei wiegt mandie Iodatmenge genau ein, die der spate-ren Molaritat der Losung entspricht. Das zurKomproportionierung benotigte Iodid kannhingegen im Uberschuss zugegeben werden.M(I2)=126,9 g
mol
5 I− + IO−
3 + 6 H3O+ → 3 I2 + 9 H2O
Der erste Teil des zugegebenen Iods wird durchdie Sulfit-Ionen des Weins reduziert.
I2 + SO2−3 + 3 H2O → 2 I− + SO2−
4 + 2 H3O+
Der ubrig bleibende Teil des Iods wird in Formeiner Rucktitration mit Thiosulfat-Losung re-duziert.
I2 + 2 S2O2−3 → 2 I− + S4O
2−6
Die in der Probe vorhandene Menge an Sulfit-Ionen berechnet sich somit aus der Differenzder anfanglich eingesetzten bekannten Mengean Iod und der Menge an letztendlich noch ti-triertem Iod. Bei der Berechnung ist naturlichstets auf die stochiometrischen Verhaltnisseder betroffenen Redox-Reaktionen zu achtensowie auf die von einem Liter abweichendenVolumina.
52KAPITEL 5. TITRATIONEN UND COMPUTERGESTUTZTE MESSWERTERFASSUNG
A B C D
A Anteil der Sulfit−Ionen in der Probe
B Anteil der Iod−Moleküle in der Lösung
C Anteil der Iod−Moleküle nach teilweiser Reduktion
D Titration der restlichen Iod−Moleküle
Abb. 5.3: Schema zum Ablauf der iodometri-schen Titration
Literatur
Berufsorientierte Chemielehrerausbildung;http://www.uni-giessen.de/ ge1016/, s. [5]
.
5.5. KOMPLEXOMETRISCHE TITRATION VON CA2+ UND MG2+ 53
5.5 KomplexometrischeTitration von Ca2+ und
Mg2+
Gerate
• 300-ml-Erlenmeyerkolben
• 100-ml oder 50-ml-Vollpipette
• Brenner
• Dreifuß
• Ceranplatte
• Magnetruhrer
• Ruhrfisch
• 50-ml-Burette
Chemikalien
• Salzsaure, c(HCl) = 2 mol
l
• Indikator-Puffertablette
• konz. Ammoniak, w(NH3) = 25%
• EDTA-Losung, c(EDTA) = 0,01 mol
l
• Mineralwasser
Durchfuhrung
100 ml Mineralwasser werden in einen 300-ml-Erlenmeyerkolben pipettiert. Um zunachstCO2 bzw. HCO−
3 zu entfernen, wird dasWasser mit 2-3 Tropfen verd. Salzsaure ver-setzt und dann eine min gekocht. Nach demAbkuhlen (Eiswasser) wird die Losung zuerstmit einer Indikatortablette und anschließendmit 10 ml konz. Ammoniak versetzt. Danachwird mit EDTA-Losung bis zum scharfen Um-schlag von rotorange nach grun titriert.
Auswertung
Uberprufen Sie das Titrationsergebnis, indemSie es mit den Angaben auf der Mineralwas-serflasche vergleichen.
Theorie
Die Harte des Wassers ruhrt vonden gelosten Erdalkalimetallsalzen
Ca(HCO3)2,Mg(HCO3)2,CaSO4 und MgSO4
her.
Die Wasserharte spielt eine große Rolle bei derBildung von Kesselstein (CaCO3), der vielenHaushalts- und Industriegeraten schadet. DerAusfall von Calciumcarbonat kommt dadurchzustande, dass dieses nach folgender Glei-chung mit den im Wasser gelosten Calcium-und Hydrogencarbonat-Ionen im Gleichge-wicht steht.
Ca2+ + 2 HCO−
3 CaCO3 + H2O + CO2
Wird nun durch Erhitzen des Wassers Koh-lenstoffdioxid verdrangt, verschiebt sich dasGleichgewicht auf die Seite des ausgefall-ten Carbonats. Nach langerem Erhitzen sindfast die gesamten Hydrogencarbonat-Ionen inForm des Calciumcarbonats ausgefallt. DiesenAnteil bezeichnet man als Carbonatharte bzw.temporare Harte, da sie wie eben beschrie-ben durch Kochen beseitigt werden kann. Dieverbleibenden Calcium-Ionen, deren Gegen-Anionen meist Sulfat sind, verursachen diepermanente Harte. Die Wasserharte wird inmmol/l Erdalkali-Ionen angegeben. Der alte-re Begriff ein Grad deutscher Harte (1d) ent-spricht 10mg CaO/l.
Komplexometrisch lasst sich heute sehr ein-fach die Gesamtharte des Wassers (Summe derCalcium- und Magnesium-Ionen) bestimmen.Dazu benotigt man einen Metallindikator, derunterschiedliche Farbe zeigt, je nachdem, ob eran das Metall-Ion koordiniert ist oder nicht.Titriert wird mit einer Maßlosung, die ein che-latbildendes Reagenz enthalt, das den anfang-lich koordinierten Metall-Indikator verdrangtund dieser dann in der freien Form fur denFarbumschlag sorgt.
Literatur
Berufsorientierte Chemielehrerausbildung;http://www.uni-giessen.de/ ge1016/, s. [5]Binnewies, Allg. und Anorg. Chemie, S.280, s.[15]
54KAPITEL 5. TITRATIONEN UND COMPUTERGESTUTZTE MESSWERTERFASSUNG
EDTA verdrängt
2+(aq)
Mg2+(aq)
Mg2+(aq)
Ca2+(aq)
Komplexmit
EDTA(farblos)
Komplex
Indikator(rot)
mit dem Indikator durch
(grün)
Ca
Abb. 5.4: Schema zum Ablauf der komplexo-metrischen Titration
Kapitel 6
Großtechnische Verfahren
6.1 Schwefelsaureherstellungnach dem Kontaktverfah-
ren
Gerate
• Porzellanschale
• Glastrichter (ca. 12 cm ∅)
• Verbrennungsrohr
• 2 passende durchbohrte Stopfen mit Glasrohr
• 3 Waschflaschen
• Wasserstrahlpumpe
• Brenner
• 100-ml-Enghals-Erlenmeyerkolben
• Tropfpipette
• Glaswolle
• Schlauchmaterial,
• Stativmaterial
Chemikalien
• Schwefel, S8(s)
• Vanadiumpentoxid (Pellets), V2O5(s), (ge-sundheitsschadlich, Xn)
• Univeralindikator
• Bariumchlorid-Losung, w(BaCl2) = ca. 1%,(gesundheitsschadlich, Xn)
• konzentrierte Schwefelsaure,w(H2SO4) = ca. 98%, (atzend, C)
• dest. Wasser
Sicherheitsvorschriften
Schwefeldioxid ist giftig. Abzug benutzen. Vor-sicht beim Umgang mit konzentrierter Schwe-felsaure. Schutzbrille und Schutzhandschuheverwenden.
Durchfuhrung
Die Apparatur wird entsprechend Abb. 6.1im Abzug aufgebaut. Das Verbrennungsrohrwird mit den Katalysatorpellets gefullt undbeidseitig mit Glaswollepfropfen sowie den mitGlasrohrchen versehenen Gummistopfen ver-schlossen. Die erste Waschflasche bleibt leer,die zweite wird mit destilliertem Wasser +Universalindikator und die dritte mit Schwe-felsaure gefullt. In der Porzellanschale haltman etwa 5 g Schwefel durch dauerndes Erhit-zen mit der Brennerflamme am Brennen undsetzt die Wasserstrahlpumpe in Gang. Nunwird der Katalysator mit rauschender Bren-nerflamme bis zum Ende des Versuchs erhitzt(etwa 5 - 10 min).Die in der zweiten Waschflasche durch Re-aktion mit destilliertem Wasser entstandeneLosung wird dann mit Bariumchlorid-Losunggepruft. Zur Prufung der Schwefelsaure (bzw.des entstandenen Oleums) in der drittenWaschflasche kann unter großter Vorsicht ei-ne geringe Menge mit der Tropfpipette ent-nommen und in einen zur Halfte mit Was-ser gefullten Erlenmeyerkolben getropft wer-den (Schutzbrille und saurefeste Handschuheverwenden! Vorkehrungen gegen entweichendeSaurespritzer treffen!)
Auswertung
1. Formulieren Sie fur samtliche Reaktio-nen die Reaktionsgleichungen und verse-hen Sie diese mit Enthalpiewerten.
2. Wie stark ist die Gasblasenbildung in de-
55
56 KAPITEL 6. GROSSTECHNISCHE VERFAHREN
Vanadiumpentoxid
Schwefel
Glaswolle
zur Wasser−
strahlpumpe
Wasser mitUniversalindikator
konz.Schwefelsäure
Abb. 6.1: Versuch zum Schwefelsaure-Kontaktverfahren
stilliertem Wasser verglichen mit der inkonzentrierter Schwefelsaure? Was sagtdies aus uber die Loslichkeit des Schwe-feltrioxids?
Theorie
Eines der wichtigsten großtechnischen Verfah-ren der chemischen Industrie ist die Herstel-lung von Schwefelsaure. Sie wird heute aus-schließlich nach dem Doppelkontaktverfahrenhergestellt, bei dem es einen ersten Katalysa-tor und fur das nicht reagierte Schwefeltrioxidnoch einen zweiten Katalysator gibt. Der Ka-talysator, Vanadiumpentoxid, begunstigt fol-gende Reaktion:
2SO2 + O2 → 2SO3; ∆H > 0
Das Schwefeldioxid wird technischhauptsachlich aus der Verbrennung ele-mentaren Schwefels, sowie aus Rostprozessenverschiedener Erze erhalten. Um nun Schwe-felsaure zu erhalten, kann das Schwefeltrioxidals ihr Anhydrid in Wasser gelost werden. DieLoslichkeit in konzentrierter Schwefelsaureist jedoch bedeutend besser, wobei sich hierzunachst Dischwefelsaure bildet, die mitWasser zu Schwefelsaure umgesetzt wird.
Literatur
Handbuch der Experimentellen Chemie Se-kundarbereich II, Band 1, S.353, s. [10]
6.2. HABER-BOSCH-VERFAHREN 57
6.2 Haber-Bosch-Verfahren
Gerate
• Verbrennungsrohr (8-10mm∅)
• Reagenzglas
• Morser mit Pistill
• Hammer
• 4 Waschflaschen
• Y-Schlauchverbinder
• Glaswolle
• Brenner
• Lotrohr oder Glasrohr mit Ruckschlagsiche-rung
• Schlauchmaterial
• Stativmaterial
Chemikalien
• Wasserstoff, H2(g), (leicht entzundlich, F)
• Stickstoff, N2(g)
• Phenolphthalein-Losung
• Cereisen (Feuersteine)
• Paraffin (dunnflussig)
Sicherheitsvorschriften
Aufgrund der Explosionsgefahr sollte eineSchutzscheibe verwendet werden. Da die Ap-paratur durch die Waschflaschen ein großesTotvolumen aufweist, sollte lange genug mitden Gasen gespult werden und die Knallgas-probe –auch wenn sie negativ verlauft– mehr-mals wiederholt werden.
Durchfuhrung
Die Feuersteine werden in das Verbrennungs-rohr gefullt und dieses beidseitig mit Glaswol-lepfropfen verschlossen. Nachdem die Appa-ratur entsprechend Abb. 6.2 aufgebaut wor-den ist, werden die beiden Waschflaschen,die als Blasenzahler dienen, zu einem Drittelmit Paraffin und die endstandige Waschflasche
mit destilliertem Wasser und Phenolphthalein-Losung gefullt. Die Gase Stickstoff und Was-serstoff werden so durch die sorgsam auf Gas-dichtigkeit geprufte Apparatur geleitet, dassan den Blasenzahlern das stochiometrischeVerhaltnis von etwa 1:3 erreicht wird. Nacheiniger Zeit wird das am Lotrohr entweichen-de Gasgemisch mit dem Reagenzglas aufge-fangen und eine Knallgasprobe durchgefuhrt.Verlauft diese negativ, wird das Gas amLotrohr entzundet und der Katalysator im Re-aktionsrohr erhitzt. Der Versuch wird beendet,wenn der Indikator in der Waschflasche einedeutliche Farbung aufweist.ACHTUNG: Die Gaszufuhr wird erst nachdem Erkalten der Apparatur unterbrochen.
Theorie
Das eigentliche Haber-Bosch-Verfahren ist alseinfacher Modellversuch nicht durchfuhrbar,da er Drucke von mehr als 200 bar erfordert.Es lasst sich jedoch zeigen, dass die ElementeStickstoff und Wasserstoff mit einem Cereisen-haltigen Katalysator zur Reaktion gebrachtwerden konnen und dabei Ammoniak entsteht.
Literatur
Handbuch der Experimentellen Chemie Se-kundarbereich II, Band 1, S.334, s. [10]
58 KAPITEL 6. GROSSTECHNISCHE VERFAHREN
Glaswolle
Cereisen (Feuersteine)
Lösung
Paraffin
Phenolphthalein−
Stickstoff
Wasserstoff
Lötrohr mitRückschlagsicherung
Paraffin
Abb. 6.2: Versuch zur Ammoniak-Synthese
. .
6.3. OSTWALD-VERFAHREN 59
6.3 Ostwald-Verfahren
Gerate
• Verbrennungsrohr (Quarz, 8-10mm∅)
• 3 Waschflaschen
• Wasserstrahlpumpe
• weißer Hintergrund
• Geblasebrenner (Temperatur muss hoch genugsein)
• Schlauchmaterial
• Stativmaterial
Chemikalien
• konz. Ammoniak-Losung, w(NH3) = 26%, (rei-zend, Xi)
• Univeralindikator-Losung
• Katalysator: Platin-Rhodium-Drahtnetz oderPlatinquarzwolle (z.B. PHYWE 31762.01)
• dest. Wasser
Durchfuhrung
Die Apparatur wird entsprechend Abb. 6.3im Abzug aufgebaut. Das Quarzrohr wird mitdem Katalysator versehen. Die erste Wasch-flasche fullt man zu einem Drittel mit derSosung, die endstandige Waschflasche mitUniversalindikator-Losung. Hinter die leereWaschflasche stellt man den weißen Hinter-grund. Die Wasserstrahlpumpe wird in Ganggesetzt. Der Katalysator wird mit dem Bren-ner erhitzt und die Pumpe wird so eingestellt,dass die Reaktion selbststandig weiterlauft,was durch die Rotglut des Katalysators beileicht abgedunkeltem Raum bzw. Abzug er-kennbar ist.
Auswertung
1. Formulieren Sie fur jeden Reaktions-schritt vom Ammoniak bis zur Salpe-tersaure die entsprechende Reaktionsglei-chung.
2. Welche außer der von Ihnen angegebenReaktion sind am Katalysator noch denk-bar?
Theorie
Das Birkeland-Eyde-Verfahren zur Herstellungvon Salpetersaure wird im Zusammenhang mitder Bildung von Stickoxiden im Lichtbogen (s.Versuch 4.3) erwahnt. Das heute hauptsachlichangewendete Ostwald-Verfahren arbeitet mitPlatin-Rhodium-Netzen als Katalysatoren, andenen Stickstoff zu Stickstoffmonoxid umge-setzt wird, welches weiter zu Stickstoffdioxidreagiert. Dieses lost sich in Wasser und bildetSalpetersaure sowie erneut Stickstoffmonoxid,das wieder in den Kreislauf eingeht.
Literatur
Handbuch der Experimentellen Chemie Se-kundarbereich II, Band 1, S.336, s. [10]
60 KAPITEL 6. GROSSTECHNISCHE VERFAHREN
Glaswolle Platinkatalysator
Lösung LösungAmmoniak−
zur Wasserstrahl−pumpe
Universalindikator−
Abb. 6.3: Versuch zum Ostwald-Verfahren
Kapitel 7
Thermochemie
7.1 Eine Entropie-gesteuerteendotherme Reaktion
Gerate
• 50ml-Erlenmeyerkolben
• digitales Thermometer
• Schwamm
Chemikalien
• Bariumhydroxid, Ba(OH)2 · 8H2O(s), atzend,C, gesundheitsschadlich, Xn
• Ammoniumthiocyanat, NH4SCN(s), gesund-heitsschadlich, Xn
Durchfuhrung
Die abgewogenen Portionen von Bariumhy-droxid und Ammoniumthiocyanat (etwa je 3 g)werden gemeinsam in den Erlenmeyerkolbeneingebracht und der Kolbeninhalt durch krei-sende Drehbewegungen vermischt. Dann wirdder Kolben fur 1 min sanft auf einen feuchtenSchwamm gedruckt, so dass dieser schließlicham Kolben haften bleibt. Wahrend dieser Zeitwird die Temperatur des Kolbeninhalts gemes-sen, sowie eine Geruchsprobe an der Kolbenoff-nung durchgefuhrt.
Auswertung
1. Formulieren Sie die Reaktionsgleichung.
2. Wenden sie die Begriffe Freie Enthalpie,Reaktionsenthalpie und Entropie auf die-
se Reaktion an und erklaren Sie, weshalbdiese Reaktion spontan ablauft.
Theorie
Diese endotherme Reaktion ist etwas außer-gewohnlich. Nicht weil wie bei allen endother-men Reaktionen die Entropie die Triebfederder Reaktion ist, sondern weil bei Raumtem-peratur zwei Feststoffe langsam eine flussigeLosung bilden, die zusatzlich stark abkuhltund ein Gas freisetzt.
Ba(OH)2 · 8 H2O + 2 NH4SCN→ Ba(SCN)2 + NH3 + 10 H2O
In dieser Reaktionsgleichung ist zu beachten,dass nicht genau klar ist, wie das Kristallwas-ser des Bariumhydroxids in die Produkte ein-geht. Es steht jedoch fest, dass es wichtig furdie Gesamtreaktion ist.
Literatur
Handbuch der Experimentellen Chemie Se-kundarbereich II, Band 2, S.199, s [9]
61
62 KAPITEL 7. THERMOCHEMIE
7.2 Schnelle Warme ausKristallen
Gerate
• 200-ml-Weithals-Erlenmeyerkolben mit passen-dem Stopfen (evtl. auch dicker Wattebausch)
• digitales Thermometer
• Brenner
• Glasstab
Chemikalien
• Natriumacetat-Trihydrat,CH3COONa · 3H2O(s)
Durchfuhrung
In den Erlenmeyerkolben werden 10 ml Was-ser und anschließend 100 g Natriumacetat ge-geben. (Im Praktikum ist der Kolben schonangesetzt und wird standig wiederverwendet.)Der Kolben wird mit einem Stopfen (evtl. auchdicker Wattebausch) nicht ganz luftdicht ver-schlossen. Zum Losen wird die Salz-Wasser-Mischung kurz erhitzt. Wenn alles Salz gelostist, wird auf etwa 20oC abgekuhlt.Nun wird die ubersattigte Losung durch Krat-zen an der Glaswand oder Hinzufugen einesNatriumacetat-Kristalls zur Kristallisation ge-bracht.
Auswertung
Wie ist der Temperaturanstieg zu erklaren?
Theorie
Die meisten kauflichen Warmekissen beruhengenau auf dieser Reaktion. Durch Erwarmenwird eine ubersattigte Losung des Hydrats her-gestellt. Dieser Zustand ist metastabil. Kristal-lisationskeime, z.B. kleinere Verunreinigungenoder Impfkristalle, bewirken das Auskristalli-sieren und fuhren zum gewunschten Tempera-turanstieg.
Literatur
Webseiten des AK Blume, Universitat Biele-feld, s. [8]
7.3. SCHNELLE WARME MIT HILFE EINER REDOX-REAKTION 63
7.3 Schnelle Warme mit Hilfeeiner Redox-Reaktion
Gerate
• 50ml-Becherglas
• digitales Thermometer
Chemikalien
• Eisenpulver, Fe(s)
• Aktivkohle (fein), C(s)
• Natriumchlorid, NaCl(s)
• Wasser
Durchfuhrung
In dem Becherglas werden 16 g Eisenpulver,3 g Aktivkohle und 3 g Natriumchlorid gutvermischt. Anschließend werden nur so vieleTropfen Wasser zugegeben, dass das Gemischnicht feucht erscheint. Die so entstandene Mas-se sollte nicht platt gedruckt sein sondern auf-gelockert im Becherglas vorliegen.
Auswertung
1. Formulieren Sie die Reaktionsgleichung.
2. Welche Aufgabe kommt den einzelnenEdukten zu?
Theorie
Nicht nur Kristallisationswarme findet alltagli-che Anwendung. Die Warmefreisetzung einerRedox-Reaktion, hier das Rosten von Eisen,kann sogar fur die Zubereitung heißer Speisenbenutzt werden, da hier Temperaturen von et-wa 80oC entstehen.
Literatur
Webseiten des AK Blume, Universitat Biele-feld, s. [8]
.
64 KAPITEL 7. THERMOCHEMIE
7.4 Entropieanderung einesRedox-Prozesses
7.4.1 Wasserwert-Bestimmung desKalorimeters
Gerate
• Dewar-Gefaß (ca. 200ml, hohe Form) und Ab-deckung mit Durchfuhrung fur Thermometerund Ruhrer
• Thermometer mit Ablesegenauigkeit von 1
10
oC
• 100ml-Pipette
• Netzgerat mit Moglichkeit zur Strom- undSpannungskonstanthaltung
• spiralformig gewundener Draht als elektrischerWiderstand zur Warmeproduktion
• Stoppuhr
• 2 Krokodilklemmen
• Verbindungskabel
Chemikalien
• dest. Wasser
der Heizspirale
Rührstab
Krokodilklemmen an den Drähten
+ −125 mA
+ −
0V
10V
20V
+ −8 V
21oC
Dewar−Gefäß
Thermofühler
Abb. 7.1: Kalorimeteraufbau
Durchfuhrung
Das Dewar-Gefaß wird mit 100 ml Wassergefullt und mit der Abdeckung verschlossen,in die das Thermometer, der Ruhrer und dergewundene Heizdraht eingelassen sind. An denEnden des Drahts werden die Krokodilklem-men befestigt und diese uber Kabel mit demNetzgerat verbunden, das eine Ende mit dem
Pluspol, das andere mit dem Minuspol. Nunstellt man am Netzgerat rasch eine konstanteStromstarke von ca. 2 A ein, notiert den zu-gehorigen Spannungswert und beginnt gleich-zeitig die Zeitnahme. Wahrend der Aufheiz-phase wird immer wieder geruhrt.Der Stromfluss wird solange aufrecht erhaltenbis sich das Wasser im Dewar-Gefaß um etwa1oC erwarmt hat. Beim Ausschalten des Netz-gerates wird die Zeit genommen. Da der Heiz-draht jedoch noch warm ist, wird die Tempe-ratur erst etwas spater abgelesen, so dass dieRestwarme noch abgegeben werden kann.
Auswertung
Berechnen Sie den Wasserwert des Kalorime-ters.
Theorie
Der Wasserwert eines Kalorimeters ermoglichtes anhand der Temperaturanderung im wasser-gefullten Kalorimeter auf die Reaktionsenthal-pie zu schließen. Um dies vorher abzugleichen,wird dem Kalorimeter eine definierte Energie-menge zugefuhrt und die dadurch hervorgeru-fene Temperaturanderung gemessen. Die Ener-giemenge wird hier in Form elektrischer Arbeitzugefuhrt. Beide Großen besitzen die EinheitJoule.
∆H = Wel = U · I · t
Der Wasserwert C des Kalorimeters ist dannder Quotient aus eben dieser elektrischen Ar-beit und dem Temperaturanstieg ∆T.
C = Wel∆T = ∆H
∆T
Literatur
Skript zum Demo-Praktikum AC, alte Version,s. [6]
7.4. ENTROPIEANDERUNG EINES REDOX-PROZESSES 65
7.4.2 Bestimmung von Enthalpien
Gerate
• Dewar-Gefaß (ca. 200 ml, hohe Form) und Ab-deckung mit Thermometer und Ruhrer
• Thermometer mit Ablesegenauigkeit von 1
10
oC
• 100ml-Pipette
• 250ml-Becherglas
Chemikalien
• Silbernitrat-Losung, c(AgNO3) = 0,1 mol
l
• Kupferpulver, Cu(s)
• verdunnte Salzsaure, c(HCl) = 2 mol
l
• dest. Wasser
Durchfuhrung
In das Dewar-Gefaß werden 100 ml 0,1 molareSilbernitrat-Losung gegeben. Danach werdenca. 2 g Kupferpulver (knapp 10-facher Uber-schuss) hinzugefugt und das Dewargefaß mitder Abdeckung (Thermometer, Ruhrer) ver-schlossen. Der Temperaturanstieg wird unterstandigem Ruhren beobachtet. Andert sich dieTemperatur nicht mehr, wird der Endwert no-tiert.Zum Schluss kann die Reaktionslosung nochmittels verdunnter Salzsaure auf evtl. vorhan-dene Silber-Ionen gepruft werden.
Auswertung
Berechnen Sie anhand des zuvor bestimm-ten Wasserwertes die Reaktionsenthalpie die-ses Redox-Prozesses.
Theorie
Die hier verwendete Formel wurde schon imvorigen Abschnitt gegeben. Allerdings ist sienoch nach ∆H aufzulosen.
∆H = C · ∆T
Literatur
Skript zum Demo-Praktikum AC, alte Version,s. [6]
7.4.3 Bestimmung von Freien Ent-halpien
Gerate
• 2 50-ml-Becherglaser
• Krokodilklemmen
• Filterpapier
• Kabel
• Spannungsmessgerat(Innenwiderstand > 1 MΩ)
Chemikalien
• Kupfersalzlosung, c(CuX) = 0,01 mol
l
• Silbernitrat-Losung, c(AgNO3) = 0,1 mol
l
• Kupferelektrode
• Silberelektrode
Durchfuhrung
Die Becherglaser werden zur Halfte mit denMetallsalz-Losungen gefullt und die entspre-chenden Metallelektroden eingetaucht. ZurMessung werden die Becherglaser mit einem inKaliumnitrat-Losung getrankten Filterpapier-streifen verbunden. Mit dem Spannungsmess-gerat wird die Zellspannung gemessen und no-tiert.
Auswertung
1. Berechnen Sie aus der gemessenen Zell-spannung die Freie Enthalpie des Redox-Prozesses.
2. Berechnen Sie schließlich aus dem erhal-tenen Wert der Freien Enthalpie und demWert der Reaktionsenthalpie die Entropiedieses Redox-Prozesses.
66 KAPITEL 7. THERMOCHEMIE
Theorie
Die elektromotorische Kraft eines galvanischenElements ist nach folgender Formel mit derFreien Enthalpie verknupft.
∆G = −z · F · ∆E
Die Entropie wird letztlich mit Hilfe derGibbs-Helmholtz-Gleichung ermittelt.
∆G = ∆H − T · ∆S
Literatur
Skript zum Demo-Praktikum AC, alte Version,s. [6]
.
7.5. BESTIMMUNG DER VERBRENNUNGSWARME VON ZWIEBACK 67
7.5 Bestimmung derVerbrennungswarme
von Zwieback
7.5.1 Wasserwerte-Bestimmung desKalorimeters
Gerate
• spezielles Kalorimeter mit Ruhrer, Thermo-meter, Verbrennungskammer und Moglichkeitzur Erzeugung eines Gasstroms
• Thermometer mit Ablesegenauigkeit von 1
10
oC
• Stativmaterial
• Schlauchmaterial
• Wasserstrahlpumpe
Chemikalien
• Ethanol, CH3CH2OH(l), (entzundlich, F)
• Sauerstoff, O2(g)
Thermofühler
Sicherungsring
Verbrennungstiegel
Kupferspirale
zur Wasserstrahlpumpe
Rührer mit Motor
Sauerstoffanschluß
Auflagering
Abb. 7.2: Kalorimeteraufbau zur Bestimmungvon Verbrennungsenthalpien
Durchfuhrung
Das Kalorimeter wird mit Wasser gefullt undan die Wasserstrahlpumpe sowie an die Sau-erstoffzufuhr angeschlossen. In den Verbren-nungstiegel wird Ethanol genau eingewogen,so dass dieser fast gefullt ist. Nach Entzundendes Ethanols wird es rasch in die Verbren-nungskammer hineingestellt und bei schwa-cher Einstellung des Sauerstoffstroms und derWasserstrahlpumpe wird die Verbrennung un-terhalten bis sich das Wasser um ca. 5oCerwarmt hat. Der restliche Inhalt an Ethanolwird zuruckgewogen.
Auswertung
Berechnen Sie den Wasserwert des Kalorime-ters.
Theorie
Das Prinzip der Wasserwert-Bestimmung istidentisch dem des vorhergehenden Versuchs (s.Versuch 7.4.1). Lediglich die definierte Ener-giemenge wird auf andere Art und Weise zu-gefuhrt. Dazu wird eine bekannte Masse undsomit auch Stoffmenge an Ethanol verbranntund uber die molare Verbrennungsenthalpiedes Ethanols auf die zugefuhrte Enthalpiemen-ge geschlossen.
∆H = n · ∆Hm,Verbr.
Der Wasserwert C des Kalorimeters ist dannder Quotient aus eben dieser Verbrennungsent-halpie und dem Temperaturanstieg ∆T.
C =∆Hm,Verbr.
∆T
Literatur
Skript zum Demo-Praktikum AC, alte Version,s. [6]
68 KAPITEL 7. THERMOCHEMIE
7.5.2 Bestimmung der Verbren-nungswarme von Zwieback
Gerate
• spezielles Kalorimeter mit Ruhrer, Thermo-meter, Verbrennungskammer und Moglichkeitzur Erzeugung eines Gasstroms
• Thermometer mit Ablesegenauigkeit von 1
10
oC
• Stativmaterial
• Schlauchmaterial
• Wasserstrahlpumpe
Chemikalien
• Zwieback
• Sauerstoff, O2(g)
Durchfuhrung
Das Kalorimeter wird komplett mit Wassergefullt und an die Wasserstrahlpumpe so-wie an die Sauerstoffzufuhr angeschlossen. Inden Verbrennungstiegel wird ein kleines StuckZwieback (ca. 0,8 g) genau eingewogen. NachEntzunden des Zwiebacks wird dieser raschin die Verbrennungskammer hineingestellt undbei schwacher Einstellung des Sauerstoffstromsund der Wasserstrahlpumpe wird die Verbren-nung unterhalten bis der Zwieback restlos ver-brannt ist.
Auswertung
Berechnen Sie die Verbrennungsenthalpie vonZwieback bezogen auf 100 g. (Packungsauf-schrift: 1667 kJ
100g )
Theorie
Die Verbrennungsenthalpie von Zwieback istdas Produkt aus Wasserwert C und Tempe-ratzranstieg ∆T.
∆HVerbr. = C · ∆T
Literatur
Skript zum Demo-Praktikum AC, alte Version,s. [6]
7.6. THERMIT-VERFAHREN 69
7.6 Thermit-Verfahren
Gerate
• Reaktionstiegel mit Verschlussplatte undDeckel
• Auffangtiegel
• Tiegelstander
• Sand
• feuerfeste Unterlage
• Schale mit Sand
Chemikalien
• Eisen(III)oxid, Fe2O3(s)
• Aluminiumgrieß, Al(s)
• Zundstabchen
Sand gefüllt
Deckel
Reaktionstiegel
Tiegelständer
Auffangtiegel
Blechschale mit
Abb. 7.3: Thermit-Verfahren
Durchfuhrung
Der Reaktions- sowie Auffangtiegel und Deckelwerden mit dem Bunsenbrenner erwarmt biskeine Feuchtigkeit mehr vorhanden ist. DerTiegelstander mit dem getrockneten Reakti-onstiegel wird in das mit Sand gefullte Blechgestellt. Die Verschlussplatte wird mittig inden Reaktionstiegel gelegt und eine Thermit-Portion eingefullt (nur trockene verwenden).Zum Schluss wird noch der Deckel auf den Re-aktionstiegel gelegt und der Auffangtiegel mit-tig darunter gestellt. Er sollte auf moglichstviel Sand stehen.Um die Reaktion in Gang zu setzen, wirddas Zundstabchen am Brenner entzundet undrasch durch das Loch im Deckel in dieThermit-Portion gesteckt.
Auswertung
Wie ist die hohe Reaktionsenthalpie zu er-klaren?
Theorie
Jeder Zugfahrer vertraut auf diese Reakti-on, die beim Schweißen der Eisenbahnschie-nen ablauft. Dass die dafur notwendigen ho-hen Temperaturen uberhaupt erreicht werden,liegt an der außerst hohen Bildungsenthalpievon Aluminiumoxid.
Literatur
Skript zum Demo-Praktikum AC, alte Versi-on, s. [6]Handbuch der Experimentellen Chemie Se-kundarbereich II, Band 5, S.350, s. [4]
Kapitel 8
Alkalimetalle und Halogene
8.1 Schmelzflusselektrolysevon Natriumchlorid
Gerate
• Magnesiarinne
• dunne Eisenstabchen als Elektroden
• Krokodilklemmen
• Verbindungskabel
• Gleichspannungsquelle
• Amperemeter
• 2 Bunsenbrenner
• Dreifuß
• Keramikdrahtnetz
• Stativmaterial
Chemikalien
• Natriumchlorid, NaCl
• Kaliumchlorid, KCl
Durchfuhrung
In die Magnesiarinne wird ein Gemisch ausNatrium- und Kaliumchlorid im Verhaltnis 1:1gegeben (Kaliumchlorid dient zur Schmelz-punkterniedrigung). Die Eisenelektroden tau-chen in das Gemisch ein und sind uber dieKrokodilklemmen und Verbindungskabel mitder Gleichspannungsquelle verbunden. Zusatz-lich ist noch ein Amperemeter zwischenzu-schalten. Das Gemisch wird von oben und un-ten mit Bunsenbrennern erhitzt bis Strom-fluss einsetzt. Danach reicht die entstehen-de Stromwarme zur Aufrechterhaltung derSchmelztemperatur aus.
Theorie
Die Elektrolyse setzt an der Kathode (Ort derReduktion) Natrium frei, das aufgrund der ho-hen Temperatur des Reaktionsgemisches unterAufgluhen verbrennt. An der Anode (Ort derOxidation) steigen grune Chlordampfe auf.
Literatur
Skript zum Demo-Praktikum AC, alte Versi-on, s. [6]Handbuch der Experimentellen Chemie Se-kundarbereich II, Band 6, S.325ff, s. [2]
71
72 KAPITEL 8. ALKALIMETALLE UND HALOGENE
8.2 Darstellung von Chlorund Reaktion mit
Natrium
8.2.1 Darstellung von Chlor
Gerate
• 250-ml-Mehrhalskolben
• 100-ml-Tropftrichter mit Stopfen
• Schliffolive
• Schlauch
• 500-ml-Standzylinder mit Abdeckplatte
Chemikalien
• Natriumhypochlorit-Losung, w(NaOCl)= 6-14%
• konzentrierte Salzsaure, w(HCl)= 36%
Durchfuhrung
Im Mehrhalskolben werden ca. 100 mlNatriumhypochlorit-Losung vorgelegt. Dazuwird vorsichtig konzentrierte Salzsaure ge-tropft. Das sich entwickelnden Chlor wird mitdem Standzylinder pneumatisch aufgefangen.
Auswertung
Formulieren Sie die zugehorige Reaktionsglei-chung.
Theorie
Im Gegensatz zu basischen Losungen kom-proportioniert ein Gemisch aus Chlorid- undHypohalogenit-Ionen im Sauren und ent-wickelt Chlor.
8.2.2 Reaktion mit Natrium
Gerate
• Reagenzglas mit seitlichem Loch (durch Aus-blasen des schmelzenden Glases selbst herstel-len)
• Gummistopfen mit eingesetztem Glasrohr zumAusblasen des Reagenzglases
• mit Chlor gefullter Standzylinder
• Reagenzglasklammer
• Messer
• Pasteurpipette
Chemikalien
• Natrium, Na(s)
• Wasser
Durchfuhrung
Ein linsengroßes, frisch abgeschnittenes StuckNatrium wird in das Reagenzglas mit seitli-chem Loch gebracht. Das Reagenzglas wirdganz oben mit der Klammer gehalten. MitHilfe einer Pasteurpipette wird etwas Wasserauf das Natrium getropft und das Reagenzglasmit Klammer rasch in den mit Chlor gefulltenStandzylinder gehangt.
Theorie
Die Heftigkeit der Reaktion zeigt, dass Natri-um und Chlor in stark exothermer Reaktionreagieren.
Literatur
Skript zum Demo-Praktikum AC, alte Versi-on, s. [6]Handbuch der Experimentellen Chemie Se-kundarbereich II, Band 2, S.270, s. [9]
8.3. REAKTION VON LITHIUM MIT LUFTSTICKSTOFF 73
8.3 Reaktion von Lithium mitLuftstickstoff
Gerate
• 2 Eisenschalen
• 2 Porzellanschalen
• 250-ml-Becherglas
• Brenner
• Uhrglas
• Universalindikator-Papier
Chemikalien
• Lithiumstangen, Li(s), (atzend, C, leicht-entzundlich, F)
• Natrium, Na(s), (atzend, C; leichtentzund-lich, F)
• dest. Wasser
Durchfuhrung
In die Eisenschale wird ein erbsengroßes StuckLithium gegeben. Zuerst wird die Schale vonunten erhitzt, dann das Lithium von oben mitdem Bunsenbrenner entzundet. Wenn das Me-tall brennt, wird sofort ein Becherglas darubergestulpt. Nach Erloschen der Flamme wirddas Becherglas noch einmal kurz angehoben.Anschließend wird der identische Versuch miteinem erbsengroßen Stuck Natrium durch-gefuhrt.Die in den Schalen entstandenen Ruckstandewerden jeweils in einer Porzellanschale mitWasser versetzt. Ein Uhrglas mit angefeuch-tetem Indikatorpapier wird aufgelegt.
Auswertung
1. Formulieren Sie die entsprechenden Reak-tionsgleichungen.
2. Erklaren Sie, wieso Lithium unter demBecherglas weiterbrennt, Natrium hinge-gen nicht.
Theorie
Bei der Verbrennung an Luft und unter Stan-dardbedingungen zeigt Lithium eine Ausnah-me. Es bildet als einzigstes Alkalimetall ne-ben Sauerstoffverbindungen (Oxide) das Ni-trid Li3N. Dies lasst sich durch Umsetzen mitWasser am Ammoniakgeruch nachweisen.
Literatur
Handbuch der Experimentellen Chemie Se-kundarbereich II, Band 2, S.54, s. [9]
74 KAPITEL 8. ALKALIMETALLE UND HALOGENE
8.4 Reaktion von Natriummit Kohlenstoffdioxid
Gerate
• Reagenzglas
• Wattebausch oder Bunsenventil
• Reagenzglasklammer
• Brenner
Chemikalien
• Kohlenstoffdioxid, CO2(g), (aus Stahlflasche)
• Natrium, Na(s), (atzend, C; leichtentzund-lich, F)
Durchfuhrung
Kohlenstoffdioxid wird in ein Reagenzglasgefullt und ein sorgfaltig entrindetes, pfeffer-korngroßes Stuck Natrium hineingegeben. Eswird sofort mit dem Wattebausch oder demBunsenventil verschlossen. Jetzt wird das Na-triumstuckchen kraftig erhitzt, wobei das Rea-genzglas waagrecht gehalten und geschutteltwird bis eine Reaktion eintritt. Der Bren-ner wird dann entfernt. Anschließend wirddas Reaktionsprodukt mit Wasser aufgenom-men (Zersetzen von Natriumresten) und dannnoch ein bis zwei Tropfen halbkonzentrierteSalzsaure hinzugefugt.
Auswertung
Formulieren Sie die zugehorigen Reaktionsglei-chungen.
Theorie
Dieser Versuch zeigt den sehr unedlen Charak-ter der Alkalimetalle, die sich nicht mit Koh-lenstoff reduzieren lassen, wie es zur Gewin-nung einiger anderer Metalle ublich ist. Statt-dessen reduzieren sie Kohlenstoffdioxid zu ele-mentarem Kohlenstoff. Als weiteres Reaktions-produkt fallt Natriumcarbonat an.
Literatur
Handbuch der Experimentellen Chemie Se-kundarbereich II, Band 2, S.54, s. [9]
8.5. VERHALTEN DER ALKALIMETALLE IN WASSER 75
8.5 Verhalten der Alkali-metalle in Wasser
8.5.1 Reaktion von Lithium, Natri-um und Kalium mit Wasser
Gerate
• große Glaswanne
• Pinzette
• Messer
Chemikalien
• Lithiumstangen, Li(s), (atzend, C; leicht-entzundlich, F)
• Natrium, Na(s), (atzend, C; leichtentzundlich,F)
• Kalium, K(s), (atzend, C; leichtentzundlich, F)
• Spulmittel
• Phenolphthalein-Losung
Durchfuhrung
Kleine, etwa pfefferkorngroße, gut entrindeteStuckchen von Lithium, Natrium bzw. Kali-um werden vorsichtig mit der Pinzette in diemit Wasser halbgefullte Glaswanne geworfen.Der Zusatz von Spulmittel kann das Festhaf-ten der Metallkugelchen am Glasrand verhin-dern. Phenolphthalein zeigt die Stellen alkali-scher Reaktion auf.
Auswertung
1. Wie ist die Heftigkeit der Reaktion abge-stuft?
2. Steht dies mit den Reaktionsenthalpienim Einklang?
Theorie
Die Alkalimetalle reagieren mit Wasser zu demjeweiligen Hydroxid und Wasserstoff. Eigent-lich musste Lithium die heftigste Reaktion mit
Wasser zeigen, da es als Element mit dem ne-gativsten Redoxpotential die großte Energiefreisetzen musste. Jedoch scheinen hier eher ki-netische Aspekte eine Rolle zu spielen, so dassdie Heftigkeit der Reaktion mit Wasser zumLithium hin abnimmt.
Literatur
Handbuch der Experimentellen Chemie Se-kundarbereich II, Band 2, S.43, s. [9]
8.5.2 Reaktion von Lithium und Na-trium auf einem Filterpapier
Gerate
• s. Versuch 8.5.1
• Rundfilter
Chemikalien
• Lithiumstangen, Li(s), (atzend, C; leicht-entzundlich, F)
• Natrium, Na(s), (atzend, C; leichtentzund-lich, F)
Durchfuhrung
In der Glaswanne wird auf die Wasserober-flache ein Rundfilter plaziert und sofort mitder Pinzette das jeweilige pfefferkorngroße Al-kalimetallstuck daraufgelegt.
Auswertung
Wieso entzundet sich das Natrium in diesemFall?
Theorie
Das Filterpapier verhindert die schnelleAbfuhrung der Reaktionswarme, so dass nicht
76 KAPITEL 8. ALKALIMETALLE UND HALOGENE
nur das Metall schmilzt, sondern auch der ge-bildete Wasserstoff entzundet wird. Die Flam-me leuchtet in der charakteristischen Farbe desMetalls, da stets wenige Atome des Metalls indie Flamme mitgezogen werden.
Literatur
Handbuch der Experimentellen Chemie Se-kundarbereich II, Band 2, S.45, s. [9]
.
8.6. MODELLVERSUCH ZUR VERWITTERUNG VON KALKSTEIN 77
8.6 Modellversuch zur Ver-witterung von Kalkstein
Gerate
• Hammer
• Amboss
• Morser mit Pistill
• Waschflasche mit Gaseinleitungsfritte
• 2 Becherglaser
• 2 Trichter
• 2 Faltenfilter
• Dreifuß
• Keramikdrahtnetz
• Brenner
Chemikalien
• Marmorstuckchen, CaCO3(s)
• Kohlenstoffdioxid, CO2(g) (aus Stahlflasche)
• dest. Wasser
Durchfuhrung
Einige Marmorstucke werden mit einem Ham-mer auf dem Amboss moglichst stark zerklei-nert und dann im Morser pulverisiert. Das Pul-ver wird in einer Waschflasche mit dest. Was-ser aufgeschlammt. Dann wird 10 min langKohlenstoffdioxid durch die Aufschlammunggeleitet. Anschließend wird filtriert. Das klareFiltrat wird auf dem Dreifuß uber der Bren-nerflamme erhitzt.Zum Vergleich gibt man etwa die gleicheMenge Marmorpulver in ein Becherglas undschlammt mit dest. Wasser auf ohne Kohlen-stoffdioxid durchzuleiten. Nach 10 min wirdebenfalls filtriert und das klare Filtrat erhitzt.
Auswertung
Formulieren Sie die Gleichgewichtsreaktion,die diesem Versuch zu Grunde liegt.
Theorie
Dieser Versuch lasst sich auf die Bildung vonKesselstein bzw. die Bildung von Tropfstein-gebilden ubertragen. Er beruht auf folgenderGleichung.
CaCO3 + H2O + CO2 Ca2+ + 2HCO−
3
In Kalksteingebieten bzw. in kalkreichenBoden ist ausreichend Calciumcarbonat vor-handen. Zusatzlich herrscht im Boden stetsein hoher Partialdruck an Kohlenstoffdioxidaufgrund zahlreicher biologischer Atmungs-vorgange. Dieser bewirkt, dass nach obigerGleichung Kalkstein zu Calciumhydrogencar-bonat aufgelost wird. Gelangt dieses angerei-cherte Wasser in eine Hohle mit niederem Koh-lenstoffdioxidpartialdruck, so lauft die Reakti-on ruckwarts ab und es bilden sich Tropfstein-gebilde aus Calciumcarbonat.Ebenso verschiebt sich das Gleichgewicht inder Hitze auf die Seite des Calciumcarbonats,da Kohlenstoffdioxid entweicht. Kalkablage-rungen an Heizgeraten oder in Topfen sind dieFolge davon.
Literatur
Handbuch der Experimentellen Chemie Se-kundarbereich II, Band 2, S.175, s. [9]
Kapitel 9
Sauerstoff und Schwefel
9.1 Singulett-Sauerstoff:Mallet-Reaktion
Gerate
• 250-ml-Gaswaschflasche mit Glasfritte
• Mehrhalskolben
• Tropftrichter
• PVC-Schlauch
• Stativmaterial
Chemikalien
• konzentrierte Wasserstoffperoxid-Losung(Perhydrol), w(H2O2) = 30%, atzend, C
• Natronlauge, w(NaOH) = 10%, atzend, C
• Kaliumpermanganat, KMnO4(s), gesund-heitsschadlich, Xn, brandfordernd, O
• konzentrierte Salzsaure, w(HCl) = 36%,atzend, C
Durchfuhrung
Die Apparatur wird gemaß Abb. 9.1 aufge-baut. Die Gaswaschflasche wird zuerst mit 100ml Natronlauge gefullt und dann 25 ml Perhy-drol zugesetzt. Durch Zutropfen von Salzsaureauf festes Kaliumpermanganat wird ein kon-tinuierlicher Strom von Chlorgas erzeugt, deruber die Fritte in die Reaktionslosung geleitetwird.
Wasserstoffperoxid
Kaliumpermanganat
Konz. Salzsäure
Natronlauge und
Abb. 9.1: Singulett-Sauerstoff
Auswertung
Formulieren Sie fur die einzelnen Schritte diezugehorigen Reaktionsgleichungen.
Theorie
Das Sauerstoffmolekul kann drei Spinzustandeannehmen. Der normale Triplett-Sauerstoff(3O2) besitzt jeweils ein Elektron mit glei-chem Spin in den beiden antibindenden Π∗-Molekulorbitalen. Der energetisch hoher lie-gende Singulett-Sauerstoff (1O2) hat beideElektronen mit entgegengesetztem Spin im sel-ben antibindenden Π∗-Molekulorbital, das an-dere bleibt leer. Die energiereichere seltenereForm des Singulett-Sauerstoffs (1O2) hat wie-derum jeweils nur ein Elektron in den bei-
79
80 KAPITEL 9. SAUERSTOFF UND SCHWEFEL
den antibindenden Π∗-Molekulorbitalen. Die-se besitzen aber nun entgegengesetzten Spin.Die Bezeichnung als Triplett- bzw. Singulett-Sauerstoff ruhrt von deren Spinmultiplizitather. Der normale Sauerstoff hat zwei ungepaar-te Elektronen mit gleichem Spin. Daraus er-gibt sich ein Gesamtspin von S = 2 · 1
2 = 1und eine Spinmultiplizitat von 2S + 1 = 2 ·
1 + 1 = 3. Das Ergebnis 3 erhalt den Na-men Triplett. Beim Singulett-Sauerstoff wirdjeder Spin durch einen entgegengesetzten Spinaufgehoben, so dass der Gesamtspin S=0 unddie Spinmultiplizitat = 1 ist. Daher der Na-me Singulett. Die Aufteilung der Elektronenin die einzelnen Molekulorbitale zeigt eben-falls, dass der Triplett-Sauerstoff paramagne-tisch, die beiden Singulett-Formen allerdingsdiamagnetisch sind.Der Ubergang von der Triplett- zur Singulett-Form und zuruck erfordert beide Male eineSpinumkehr. Dies ist jedoch quantenchemischverboten. Eine Spinumkehr kann trotzdem er-reicht werden, wenn bei photochemischer An-regung ein Sensibilisator verwendet wird oderwenn Singulett-Sauerstoff nicht durch Anre-gung des Grundzustands entsteht, sondern mitHilfe einer chemischen Reaktion erzeugt wird.Ein erneutes Zuruckfallen in den Grundzu-stand wird ermoglicht, indem zwei angereg-te Molekule ihre Spins austauschen oder siemit einem beliebigen Stoßpartner austauschenkonnen. Tauschen zwei Singulett-Sauerstoff-Molekule ihre Spins und fallen in den Triplett-Zustand, wird ein Lichtquant der Wellenlangeλ = 633 nm frei. Dies ist als orangerotes Leuch-ten zu sehen.In diesem Versuch wird Singulett-Sauerstoffmit Hilfe einer chemischen Reaktion erzeugt.Dabei wird mit Chlor in alkalischer LosungHypochlorit hergestellt, das nach folgender Re-aktion aus Wasserstoffperoxid den Singulett-Sauerstoff freisetzt.
HO − OH + OCl− HO − O− + H − OCl→ HO − OCl + HO−
− O − OCl + H2O
→1 O2 + Cl−
Literatur
Skript zum Demo-Praktikum AC, alte Version,s. [6]
9.2. OZON 81
9.2 Ozon
9.2.1 Bildung und UV-Absorptionvon Ozon
Gerate
• Ozonerzeugende Lampe
• Vorschaltgerat fur die ozonerzeugende Lampe
• Reaktionsgefaß aus Duranglas mit 3 An-schlussstutzen (Sauerstoffzufuhr uber ein U-Rohr, Silikonseptum, Auslaß uber ein Glas-rohr)
• UV-Handlampe
• fluoreszierender Schirm
• U-Rohr zur Blasenerzeugung bei der Sauer-stoffzufuhr
Chemikalien
• Sauerstoff, O2(g) (aus Stahlflasche)
Durchfuhrung
Die Apparatur ist nach Abb. 9.2 aufgebaut.Die Sauerstoffflasche wird uber einen Schlauchan das U-Rohr angeschlossen. Die Starke desSauerstoff-Stroms wird auf eine Blase pro seingestellt. Die ozonerzeugende Lampe im Re-aktionsrohr kann nun in Betrieb genommenwerden. Es ist unbedingt darauf zu achten,dass das Vorschaltgerat fur die ozonerzeugendeLampe angeschlossen ist! Sie sollte nicht langerals 5 min angeschaltet bleiben. Die UV-Lampewird so ausgerichtet, dass sie den Fluoreszenz-schirm anstrahlt. Das ausleitende Glasrohr istauf den Fluoreszenzschirm gerichtet.
Auswertung
Welche Reaktion lauft im Reaktionsrohr mitder Lampe ab?
Theorie
Molekularer Sauerstoff wird durch UV-Strahlung (λ < 240 nm) in Atome gespalten.
Diese reagieren mit weiteren Sauerstoff-Molekulen zu Ozon.
O2hν−→ 2O
O + O2 → O3
Das Ozonmolekul besitzt eine hohes Absorp-tionsvermogen fur UV-Strahlung (lebensnot-wendige Ozonschicht). Der Zerfall erfolgt ana-log seiner Bildung entweder durch Sauerstoff-atome oder durch UV-Strahlung (λ < 310nm).
O3hν−→ O2 + O
O3 + O → 2O2
Zerfall und Bildung des Ozonmolekuls stehenalso im Gleichgewicht.
9.2.2 Eigenschaften von Ozon
Gerate
• s.9.2.1
• Kaliumiodid-Starke-Papier
• Luftballon
Chemikalien
• s.9.2.1
Durchfuhrung
Die Apparatur wird wie in Versuch 9.2.1 inBetrieb genommen. Das ausleitende Glasrohrwird nun auf ein angefeuchtetes Kaliumiodid-Starke-Papier und auf einen aufgeblasenenLuftballon gerichtet.
Theorie
Ozon ist ein starkes Oxidationsmittel mit ei-nem Standardpotential von Eo = 2,07 V.Die oxidierende Wirkung zeigt sich durchBlaufarben von Kaliumiodid-Starke-Papier.Selbst Gummi wird von Ozon angegriffen und
82 KAPITEL 9. SAUERSTOFF UND SCHWEFEL
Injektion von
ozonerzeugendeLampe
Vorschaltgerät
U−Rohr zurBlasenerzeugung
Sauerstoff
mit Alufolie umwickeltReaktionsgefäß
UV−Lampe
FluoreszenzschirmTreibhausgasen
POWER
Wellenlänge
POWER
Abb. 9.2: Apparatur zur Herstellung von Ozon
macht diesen poros, was zum Schrumpfen ei-nes aufgeblasenen Luftballons fuhrt. In man-chen Fallen platzt dieser sogar.
9.2.3 Ozonabbauende Wirkung vonSpurengasen
Gerate
• s.9.2.1
• 10-ml-Spritze
Chemikalien
• s.9.2.1
• Halogenkohlenwasserstoffe
Durchfuhrung
Die Apparatur wird wie in Versuch 9.2.1 inBetrieb genommen. Die Spritze wird mit 5 mldes Halogenkohlenwasserstoffs gefullt. Nach-dem die ersten Ozonwolken auf dem Fluores-zenzschirm zu erkennen sind, wird der Halo-genkohlenwasserstoff langsam durch das Sep-tum in die Reaktionsrohre gespritzt.
Theorie
Das Ozon wird durch Fluorchlorkohlenwasser-stoffe (FCKWs) zerstort. Der erste Schritt istdie Spaltung der FCKWs durch UV-Strahlung(λ < 220 nm)
CF3Cl → CF3 + Cl
Jedes Chloratom kann im Mittel 10000 Ozon-Molekule katalytisch spalten, ohne dass UV-Strahlung notwendig ist.
Cl + O3 → ClO + O2
ClO + O → Cl + O2
Literatur
Skript zum Demo-Praktikum AC, alte Version,s. [6]
9.3. POLYMORPHIE VON SCHWEFEL 83
9.3 Polymorphie von Schwefel
Gerate
• Reagenzglas
• Reagenzglasklammer
• Becherglas mit Wasser
Chemikalien
• Schwefelpulver, S(s)
Durchfuhrung
Ein Reagenzglas wird zu etwa einem Drit-tel mit Schwefel gefullt. Unter standigemSchutteln wird der Schwefel langsam erhitzt.Die Farb- und Viskositatsveranderungen wer-den beobachtet. Ist der Schwefel rotbraun unddunnflussig, wird er in ein mit kaltem Wassergefulltes Becherglas gegossen.
Theorie
Kristalliner Schwefel besitzt zwei Zustands-formen. Der rhombische Schwefel (α-S, gelb,S8-Ringe) geht bei 95,6oC in den mono-klinen Schwefel (β-S, gelb, S8-Ringe) uber.Dieser Ubergang ist wahrend des Erhitzensnicht zu erkennen, allerdings sublimiert Schwe-fel ab 100oC. Bei 119,6oC schmilzt monokli-ner Schwefel. Die leichtflussige Schmelze be-steht ebenfalls noch aus S8-Ringen (λ-S, gelb).Mit steigender Temperatur wird die Schmelzeallmahlich dunkelbraun und zahflussig. Dabeitreten zunachst niedermolekulare Schwefelrin-ge (π-S, n=6-26) auf. Am zahflussigsten Punktliegen hauptsachlich Schwefelketten (µ-S, dun-kelbraun, Sx-Ketten mit x=103−106) vor. Beiweiterem Erhitzen wird die Schmelze wiederdunnflussig und rotbraun, da die Schwefelket-ten brechen. Bei 444,6oC ist der Siedepunkterreicht und der Schwefeldampf schlagt sicham kuhlen Reagenzglasrand nieder. Durch Ab-schrecken des braunen dunnflussigen Schwe-fels wird die plastische Form erhalten, die sich
bei Raumtemperatur wieder in die kristallineForm umwandelt.
Literatur
Handbuch der Experimentellen Chemie Se-kundarbereich II, Band 1, S.257, s. [10]
84 KAPITEL 9. SAUERSTOFF UND SCHWEFEL
9.4 Ausfallen von kolloidalemSchwefel
Gerate
• 250-ml-Becherglas
• Pappscheibe mit einem runden Loch vomDurchmesser des Becherglases, zum Abdeckendes Projektors
• Overheadprojektor
Chemikalien
• Natriumthiosulfat, Na2S2O3(s)
• verdunnte Salzsaure, c(HCl) = 2 mol
l
Durchfuhrung
Die Pappscheibe wird auf den Overhead-Projektor gelegt. Im Becherglas werden ca 1g Natriumthiosulfat in 100 ml Wasser gelostund in die ausgeschnittene Flache gestellt. Nunwerden wenige ml verdunnter Salzsaure hinzu-gegeben.
Auswertung
Formulieren Sie die zugehorige Reaktionsglei-chung.
Theorie
Die Reaktion, die diesem Versuch zugrundeliegt, ist eine Disproportionierungsreaktion.
S2O2−3 + 2H3O
+ → SO2 + S + H2O
Der kolloidale Schwefel erscheint im Auflichtschmutzigweiß, im Durchlicht gelbrot, weil derkurzwellige Anteil des Lichtes starker gestreutwird.
Literatur
Handbuch der Experimentellen Chemie Se-kundarbereich II, Band 1, S.260, s. [10]
.
9.5. MODELLVERSUCH ZUR ABGASENTSCHWEFELUNG 85
9.5 Modellversuch zurAbgasentschwefelung
Gerate
• Mehrhalskolben
• Tropftrichter
• Schliffolive
• 2 Waschflaschen mit Einsatzen
• Rundkolben mit Waschflascheneinsatz
• Schlauchverbindungen
• Absorptionsrohr mit Aktivkohle
Chemikalien
• Natriumsulfit Na2SO3(s), (gesundheits-schadlich, Xn; umweltgefahrdend, N)Vor der Entsorgung die Sulfit-Losungneutralisieren (SO2-Bildung).
• halbkonzentrierte Schwefelsaure, w(H2SO4) =48%
• Calciumcarbonat, CaCO3(s)
• Fuchsin-Losung, w = 0,01%
halbkonz.Schwefelsäure
Natriumsulfit
Fuchsin−Lösung
Fuchsin−Lösung(zur Kontrolle)
CaCO −Lösung
3
Abb. 9.3: Modell zur Abgasentschwefelung
Durchfuhrung
Die Apparatur wird nach Abb. 9.3 auf-gegebaut. Im Rundkolben wird aus festemNatriumsulfit durch Zutropfen von Schwe-felsaure Schwefeldioxid entwickelt und durchdie Fuchsin-Losung (erste Waschflasche) in ei-ne Suspension von Calciumcarbonat (zweiteWaschflasche) geleitet. Die Suspension wird
derart hergestellt, dass der Kolben zu einemDrittel mit dest. Wasser gefullt ist und ca. 0,6 gCaCO3 zugegeben werden. Die dritte Wasch-flasche enthalt ebenfalls Fuchsin-Losung.
Auswertung
1. Welche Reaktion fuhrt zur Entfarbung derFuchsin-Losung?
2. Was geschieht mit der trubenCalciumcarbonat-Losung nach Durchlei-ten von Schwefeldioxid?
3. Wann wird auch die andere Fuchsin-Losung entfarbt?
Theorie
Abgasentschwefelung ist zwingend notwendig,um Umweltschaden, die durch sauren Regenhervorgerufen werden, einzudammen. DieserVersuch zeigt das Prinzip des Kalksteinver-fahrens, bei dem CaCO3 zunachst zu CaSO3
und dann durch Oxidation zu CaSO4 umge-setzt wird.Die Fuchsin-Losung wird durch SO2 entfarbtund bildet dadurch Fuchsinschweflige Saure(Schiffsches Reagenz) zum Nachweis von Al-dehyden.
Literatur
Handbuch der Experimentellen Chemie Se-kundarbereich II, Band 1, S.275, s. [10]
Kapitel 10
Der Wasserstoff
10.1 Knallgasprobe
Gerate
• Reagenzglaser, mit Klebeband umwickelt
• pneumatische Wanne
• Brenner
Chemikalien
• Wasserstoff, H2 (Gasflasche)
Luft
Wasserstoff
Abb. 10.1: Knallgasprobe mit unterschiedli-chen Volumenverhaltnissen
Durchfuhrung
Es werden funf unterschiedliche Knallgasmi-schungen hergestellt, indem immer großer wer-dende Mengen Wasserstoff pneumatisch vor-gelegt werden. Der Rest des Reagenzglaseswird dann mit Druckluft gefullt. Das mit demDaumen verschlossene Reagenzglas wird ausder pneumatischen Wanne entnommen unddie Gase durch Drehen des Reagenzglases ver-mischt. Dann wird der Daumen weggenommenund die Reagenzglasoffnung nahe an die Bren-nerflamme gehalten.
Auswertung
Notieren Sie, bei welchem Mischungsverhaltnisdie Reaktion am heftigsten verlief?
Theorie
Die folgende Reaktionsgleichung beschreibt dieKnallgasreaktion.
2 H2 + O2 → 2 H2O
Bei einem exakt eingestellten Sauerstoff-Wasserstoff-Verhaltnis von 1:2 kann es zu einerheftigen Explosion kommen.
Literatur
Handbuch der Experimentellen Chemie Se-kundarbereich II, Band 1, S.73, s. [10]
87
88 KAPITEL 10. DER WASSERSTOFF
10.2 Brennbarkeit vonWasserstoff
Gerate
• Standzylinder
• Kerze, an einem Stab befestigt
Chemikalien
• Wasserstoff, H2 (Gasflasche)
Wasserstoff
Abb. 10.2: Wasserstoff brennt, unterhalt dieVerbrennung aber nicht
Durchfuhrung
Ein Standzylinder wird pneumatisch ganz mitWasserstoff gefullt. Der mit einer Glasplat-te verschlossene Standzylinder wird aus derpneumatischen Wanne genommen und umge-kehrt so eingespannt, dass mit dem Stab undder Kerze von unten hineingefahren werdenkann. Die an einem Stab befestigte brennendeKerze wird langsam von unten in den Standzy-linder eingefuhrt und langsam wieder heraus-genommen.
Auswertung
Erklaren Sie Ihre Beobachtung?
Theorie
Beim ersten Einfuhren der Kerze gibt es an derOffnung des Standzylinders eine kleine Ver-puffung aufgrund des vorhandenen Knallgas-gemisches und der Wasserstoff entzundet sich.Die Kerze erlischt im Standzylinder, da Was-serstoff die Verbrennung nicht unterhalt. BeimHerausnehmen der Kerze entzundet sich diesewieder am brennenden Wasserstoff.
Literatur
Handbuch der Experimentellen Chemie Se-kundarbereich II, Band 1, S.76, s. [10]
10.3. WASSERSTOFF ALS FULLGAS VON LUFTBALLONS 89
10.3 Wasserstoff als Fullgasvon Luftballons
Gerate
• Luftballon
• Kerze, an einem Stab befestigt
Chemikalien
• Wasserstoff, H2 (Gasflasche)
Wasserstoff
Gewicht
Abb. 10.3: Der Feuerball mit Wasserstoff
Durchfuhrung
Ein Luftballon wird auf die Große eines Fuß-balls mit Wasserstoff gefullt und mit einemKnoten verschlossen. Der Luftballon wird aneinem Bindfaden befestigt und mit einer Be-schwerung oder einem Stativ so fixiert, dass eretwa 50 cm uber der Tischplatte des Abzugsschwebt. Die Abzugsscheibe wird herunterge-lassen und der Luftballon mit einer an einemStab befestigten Kerze angezundet. Die einzel-nen Schritte sollten zugig durchgefuhrt wer-den, da sich nach einiger Zeit an der außerenGummihaut aufgrund der Wasserstoffdiffusionein Knallgasgemisch bildet.
Theorie
Der beim Anzunden auftretende dumpfe Knallist auf das oben erwahnte Knallgasgemischzuruckzufuhren, das durch Diffusion des Was-serstoffs an der außeren Gummihaut entsteht.Der restliche Wasserstoff verbrennt mit großerFlamme.
Literatur
Skript zum AzuDuvEx-Kurs 2002: Wasser-stoffversuche, s. [16]
90 KAPITEL 10. DER WASSERSTOFF
10.4 Darstellen von Wasser-stoff durch Reaktion von
Wasser mit Magnesium
Gerate
• Standzylinder
• pneumatische Wanne
• gewinkeltes Glasrohr
• Stopfen mit Loch
• schwerschmelzbares Reagenzglas
• Magnesiarinne oder -schiffchen
• Tropfpipette
• Brenner
Chemikalien
• Sand
• Magnesiumspane, Mg
Sand
Magnesiumpulver
feuchter
Abb. 10.4: Reduktion von Wasser mit Magne-siumspanen
Durchfuhrung
Das Reagenzglas wird ca. 3 cm hoch mit Sandgefullt. Mit einer Pipette wird so viel Was-ser auf den Sand gegeben, dass dieser ihn auf-saugt, ohne wegzufließen. Die Seitenwande desReagenzglases sollten dabei trocken bleiben. Indie Mitte des Sandes wird mit einem langenHolzspan ein tiefes Loch gestochen, damit sichspater keine Dampfblasen bilden konnen, dieden Sand wegdrucken. Das Reagenzglas wirdschwach geneigt eingespannt und die mit zweivollen Spatelloffeln gefullte Magnesiarinne indas Reagenzglas geschoben.Die Magnesiaspane werden zunachst an der
dem Sand abgewandten Seite zum Gluhen er-hitzt. Dann wird der Sand mit fachelndenBewegungen erhitzt, so dass der entstehendeWasserdampf uber das gluhende Magnesiumstromt und reagiert. Die Heftigkeit der Re-aktion kann uber die Wasserdampferzeugunggesteuert werden. Das entstehende Gas wirdpneumatisch in einem Reagenzglas aufgefan-gen. Bevor das Heizen beendet wird, muss derStopfen abgenommen werden (Vorsicht! sehrheiß).
Auswertung
Formulieren Sie die zugehorige Reaktionsglei-chung.
Theorie
In einer Redoxreaktion reagieren Magnesiumund Wasser zu Wasserstoff und Magnesium-oxid.
Mg + H2O → H2 + MgO
Literatur
Skript zum AzuDuvEx-Kurs 2002: Wasser-stoffversuche, s. [16]
10.5. HITZESPALTUNG DES WASSERS 91
10.5 Hitzespaltung desWassers
Gerate
• 500-ml-Erlenmeyerkolben mit dreifach durch-bohrtem Stopfen
• 2 Hornerelektroden, die in die Stopfenoffnungpassen
• Gasableitungsrohr
• pneumatische Wanne
• Reagenzglas
• Hochspannungstrafo mit vorgeschaltetem Re-geltrafo
• Siedesteinchen
• Brenner
Chemikalien
• Wasser
Durchfuhrung
Die Apparatur wird, wie in Abb. 10.5 gezeigt,aufgebaut. Das Wasser im Erlenmeyerkolben-wird zum Sieden erhitzt (Siedesteinchen) undsobald alle Luft verdrangt ist, wird die Funken-strecke zwischen den Elektroden erzeugt. In ei-ner min entstehen so etwa funf ml Knallgas,das durch Entzunden an einer Flamme nach-gewiesen wird.
Theorie
Diese Reaktion zeigt die Umkehrbarkeit che-mischer Reaktionen. Dafur mussen die ent-sprechenden außeren Bedingungen gegebensein. In diesem Beispiel ist ein Lichtbogen er-forderlich, um die Knallgasreaktion umzukeh-ren.
Literatur
Skript zum Demo-Praktikum AC, alte Version,s. [6]
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92 KAPITEL 10. DER WASSERSTOFF
Spannugs−regler
Spulen
Elektroden
Abb. 10.5: Wasserspaltung mit Hochspannung
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10.6. DIE DONNERBUCHSE 93
10.6 Die Donnerbuchse
Gerate
• Blechbuchse (500-1000 ml) ohne Deckel undmit einem 1-2 mm großen Loch im Boden
Chemikalien
• Wasserstoff, H2 (aus der Gasflasche)
durch die an dieser Seite
Wasserstoff
Loch in der Büchsezum Entzünden des
Wasserstoffs
Nachströmen von Luft
offene Büchse
Abb. 10.6: Die Donnerbuchse
Durchfuhrung
Die Dose wird mit dem Boden nach oben aufden Tisch gestellt und von unten mit maßi-gem Wasserstoffstrom gefullt. Das obere Lochwird wahrend des Fullens verschlossen. Beizu starkem Wasserstoffstrom kann es zu Ver-wirbelungen kommen, wobei auch Sauerstoffmit in die Dose gelangt und ein Knallgasge-misch schon zu Beginn vorhanden sein kann.Ist die Dose ganz mit Wasserstoff gefullt, wirduberpruft, ob sie von unten Luft nachziehenkann. Andernfalls wird z.B. ein Streichholz un-ter den Dosenrand gelegt. Das Loch im Bodenwird nun geoffnet und der ausstromende Was-serstoff sofort entzundet. Der Experimentatortritt sofort zur Seite!
Theorie
Der Wasserstoff brennt zunachst ruhig ab undLuft stromt von unten nach. An der Gren-ze zum Wasserstoff bildet sich ein Knallgasge-misch. Diese Zone wandert in der Dose lang-sam nach oben. Nach einiger Zeit schlagt die
Flamme in die Dose und entzundet das Knall-gasgemisch. Die Dose wird mit einem lautenKnall nach oben geschleudert.
Literatur
Chemische Schulexperimente, Keune Boeck,Band 1, S.17, s. [11]