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Wachstumsfaktor Was macht ein Kardiologe mit Wachstumsfaktoren? Derzeit, so könnte die Antwort lauten, vor allem eines: Er hemmt sie. Dies ist nämlich das Konzept der beschichte- ten Stents; so inhibiert beispielsweise das Si- rolimus Wachstumssignale und unterdrückt damit eine über- schießende und schädliche Pro- liferation. Es gibt aber auch schon den entgegengesetzten Weg: Wachstumsfaktoren sollen beispielsweise dort Gefäße schaffen, wo sie nicht ausrei- chend vorhanden sind. Seite 16 Herzinsuffizienz / ab S. 12 Ein angeborener Fehler an einem Kinderherz stellt den Chirurgen vor erhebliche Herausfor- derungen – die Operation solcher Herzfehler gehört zu den schwierigsten Disziplinen der Herzchirurgie. Kein Wunder, dass die Kinder- herzchirurgen alle Register ziehen, um sich weiterzubilden. Bei einem gemeinsamen Symposium der Herzzentren München und Leipzig wurden sechs Kinder operiert, die Bil- der aus dem OP flimmerten über die Bild- schirme des Sitzungssaals und die Operateure diskutierten noch während des Eingriffs mit den Kollegen. Alle sechs Patienten, die wäh- rend des Symposiums operiert wurden, hatten einen unkomplizierten postoperativen Ver- lauf. Im Oktober überzeugten sich zwei der Operateure vom Erfolg der Eingriffe. Während einer kleinen Dankeseinladung im Herzzen- trum München für die Eltern und ihre Kinder war zu sehen, dass sich die Kinder in den ver- gangenen Monaten nach der Operation sehr gut entwickelt hatten. Seite 22 Troponin erhöht: Immer ein Infarkt? Beim akuten Koronarsyn- drom ist typischerweise das Troponin T oder I erhöht. Eu- ropäische und amerikanische Fachgesellschaften definie- ren deshalb den Myokardin- farkt inzwischen über diesen biochemischen Marker. Aller- dings gibt es auch andere Er- krankungen, die mit einem erhöhten Troponin einherge- hen. Kennen Sie die alle? Falls nicht: Sie stehen auf Seite 17 Viel Positives vom AHA-Kongress Die wissenschaftliche Tagung der American Heart Associa- tion (AHA) in Chicago war nicht nur ein Markt der Ideen, sondern auch ein Feuerwerk der harten Fakten – meist mit positivem Inhalt. Gleich vier praxisrelevante Studien – PROSPER, DIAL, COMMA und CREDO verliefen günstig im Sinne der Studienhypothese und wurden am ersten Kon- gresstag vorgestellt. Seite 8 Hochdruck: neue Empfehlung Die Tagung der Hochdruck- Liga in Dresden konnte mit einer Neuigkeit aufwarten. Die AT 1 -Rezeptorantagonis- ten oder Sartane werden jetzt bei den Monotherapeutika auf der ersten Stufe gelistet, das heißt, sie sind neben Be- tablockern, Diuretika, Cal- cium-Antagonisten und ACE- Hemmern Mittel der ersten Wahl bei Hypertonie-Patien- ten. Seite 10 Organe gegen Geld Nach wie vor gibt es viele Patienten, die lange auf ein Spenderorgan warten müs- sen – manches Mal zu lange. Immer wieder taucht deshalb als ein Weg aus der Misere der Vorschlag Organ gegen Geld auf. Welche Argumente gegen dieses Prinzip sprechen, lesen Sie auf Seite 9 Evidenz-basierte Behandlungspläne, Informations- und Dokumentations- systeme, Patienten- schulungen, Coun- celing, Coaching und Ärzteausbil- dung – es hört sich wirklich toll an, was da alles auf dem Pa- pier des Disease Management-Pro- gramms für die ko- ronare Herzkrankheit steht. In der Praxis droht aber eine ganz reale Gefahr, meint Professor Herzneurotiker Zu eifrige Kollegen machen ihn endgültig krank Schmerzen im Thorax – da denkt man natürlich in erster Li- nie an eine KHK. Nun können solche Schmerzen aber auch in der Lungen, im Ösophagus oder auch im Kopf entstehen. Letzte- re sind zwar nicht gefährlich, verursachen dem Doktor aber die größten Probleme. Die Herz- neurose ist nämlich eine Aus- schlussdiagnose, die eine Reihe von Untersuchungen erfordert. Aber eine extensive Diagnostik mit wiederholten Untersuchun- gen macht die Sache beim Herz- neurotiker nur noch schlimmer. Wie man mit diesen Menschen in der Praxis umgeht und was sich therapeutisch machen lässt, steht auf Seite 18 Herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung Nr. 11 / 29. November 2002 / 5. Jahrgang ISSN 1437-1073 Martin Gottwik, der Präsident der Deutschen Gesell- schaft für Kardio- logie: Was Evi- denz-basiert ist und was der Pa- tient braucht, wird von Bürokraten in einem Koordinie- rungsausschuss festgelegt und der Arzt wird zum Handlanger des Ausschusses degradiert. So wird die Idee eines DMP konterka- riert. Seite 28 Der Arzt – nur noch ein Handlanger? Es steht seit langem im Gesetz: Jedes Jahr sollen 5 renommierte Gutachter der Regierung sagen, wohin unsere Wirtschaft driftet und was die Politik unterneh- men kann, damit es uns besser geht. Vor einigen Tagen haben diese gesetzlich bestellten Gut- achter der Regierung – auch als die fünf Wirtschaftsweisen be- Regierungs-Gutachter bescheinigen der Ministerin: Sie doktern konzeptionslos herum! Libera Zukunft der Kardiologie kannt –unter anderem auch der Gesundheitsministerin die Levi- ten gelesen: Ihr Vorschaltgesetz sei nur ein konzeptionsloses und zudem nutzloses Herum- doktern an Symptomen, lesen wir im Gutachten. Dafür hätten wir allerdings keine Gutachter gebraucht, denn auch die nack- ten Fakten zeigen: Die Nullrun- de für Kliniken und Ärzte be- straft diejenigen, die schon seit Jahren ständig geprügelt werden und sich deshalb schon kaum noch trauen, ihre Patienten nach den Regeln der modernen Medizin zu behandeln. Das Vor- schaltgesetz macht die Lage nur noch schlimmer – vor allem für die Patienten. Seite 4 Cardio News GmbH, Goethestr. 38, 40237 Düsseldorf, PVSt., Deutsche Post AG, Entgelt bezahlt, G 48588 2 2 0 0 1 1 0 0 Nicht immer eine Hilfe: mehrfache Untersuchungen bei Herzneurotikern Am OP-Tisch (v. l. n. r.): Prof. Rüdiger Lange, Dr. Somenico Mazzitelli, Prof. Klaus Holper und OP-Schwester Gerlinde. Im Hintergrund: Dr. Christian Schreiber. dpa Prof. Martin Gottwik: zu viel Bürokratie Privat Live-Symposium zur Chirurgie angeborener Herzfehler Den Kollegen genau auf die Finger geschaut

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WachstumsfaktorWas macht ein Kardiologe mitWachstumsfaktoren? Derzeit, sokönnte die Antwort lauten, vorallem eines:Er hemmtsie. Dies istnämlich dasKonzept derbeschichte-ten Stents; soinhibiert beispielsweise das Si-rolimus Wachstumssignale undunterdrückt damit eine über-schießende und schädliche Pro-liferation. Es gibt aber auchschon den entgegengesetztenWeg: Wachstumsfaktoren sollenbeispielsweise dort Gefäßeschaffen, wo sie nicht ausrei-chend vorhanden sind. Seite 16

Herzinsuffizienz / ab S. 12

Ein angeborener Fehler an einem Kinderherzstellt den Chirurgen vor erhebliche Herausfor-derungen – die Operation solcher Herzfehlergehört zu den schwierigsten Disziplinen derHerzchirurgie. Kein Wunder, dass die Kinder-herzchirurgen alle Register ziehen, um sichweiterzubilden. Bei einem gemeinsamenSymposium der Herzzentren München undLeipzig wurden sechs Kinder operiert, die Bil-der aus dem OP flimmerten über die Bild-schirme des Sitzungssaals und die Operateurediskutierten noch während des Eingriffs mitden Kollegen. Alle sechs Patienten, die wäh-rend des Symposiums operiert wurden, hatteneinen unkomplizierten postoperativen Ver-lauf. Im Oktober überzeugten sich zwei derOperateure vom Erfolg der Eingriffe. Währendeiner kleinen Dankeseinladung im Herzzen-trum München für die Eltern und ihre Kinderwar zu sehen, dass sich die Kinder in den ver-gangenen Monaten nach der Operation sehrgut entwickelt hatten. Seite 22

Troponin erhöht:Immer ein Infarkt?Beim akuten Koronarsyn-drom ist typischerweise dasTroponin T oder I erhöht. Eu-ropäische und amerikanischeFachgesellschaften definie-ren deshalb den Myokardin-farkt inzwischen über diesenbiochemischen Marker. Aller-dings gibt es auch andere Er-krankungen, die mit einemerhöhten Troponin einherge-hen. Kennen Sie die alle? Fallsnicht: Sie stehen auf Seite 17

Viel Positives vomAHA-Kongress Die wissenschaftliche Tagungder American Heart Associa-tion (AHA) in Chicago warnicht nur ein Markt der Ideen,sondern auch ein Feuerwerkder harten Fakten – meist mit positivem Inhalt. Gleichvier praxisrelevante Studien –PROSPER, DIAL, COMMA undCREDO verliefen günstig imSinne der Studienhypotheseund wurden am ersten Kon-gresstag vorgestellt. Seite 8

Hochdruck:neue EmpfehlungDie Tagung der Hochdruck-Liga in Dresden konnte miteiner Neuigkeit aufwarten.Die AT1-Rezeptorantagonis-ten oder Sartane werden jetztbei den Monotherapeutikaauf der ersten Stufe gelistet,das heißt, sie sind neben Be-tablockern, Diuretika, Cal-cium-Antagonisten und ACE-Hemmern Mittel der erstenWahl bei Hypertonie-Patien-ten. Seite 10

Organe gegen GeldNach wie vor gibt es viele Patienten, die lange auf einSpenderorgan warten müs-sen – manches Mal zu lange.Immer wieder taucht deshalbals ein Weg aus der Misere derVorschlag Organ gegen Geldauf. Welche Argumente gegendieses Prinzip sprechen, lesenSie auf Seite 9

Evidenz-basierteBehandlungspläne,Informations- undDokumentations-systeme, Patienten-schulungen, Coun-celing, Coachingund Ärzteausbil-dung – es hört sichwirklich toll an, wasda alles auf dem Pa-pier des DiseaseManagement-Pro-gramms für die ko-ronare Herzkrankheit steht. Inder Praxis droht aber eine ganzreale Gefahr, meint Professor

Herzneurotiker

Zu eifrige Kollegenmachen ihnendgültig krank

Schmerzen im Thorax – dadenkt man natürlich in erster Li-nie an eine KHK. Nun könnensolche Schmerzen aber auch inder Lungen, im Ösophagus oderauch im Kopf entstehen. Letzte-re sind zwar nicht gefährlich,verursachen dem Doktor aberdie größten Probleme. Die Herz-neurose ist nämlich eine Aus-schlussdiagnose, die eine Reihevon Untersuchungen erfordert.Aber eine extensive Diagnostikmit wiederholten Untersuchun-gen macht die Sache beim Herz-neurotiker nur noch schlimmer.Wie man mit diesen Menschenin der Praxis umgeht und wassich therapeutisch machenlässt, steht auf Seite 18

Herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung

Nr. 11 / 29. November 2002 / 5. Jahrgang ISSN 1437-1073

Martin Gottwik,der Präsident derDeutschen Gesell-schaft für Kardio-logie: Was Evi-denz-basiert istund was der Pa-tient braucht, wirdvon Bürokraten ineinem Koordinie-rungsausschussfestgelegt und derArzt wird zumHandlanger des

Ausschusses degradiert. So wirddie Idee eines DMP konterka-riert. Seite 28

Der Arzt – nur noch ein Handlanger?

Es steht seit langem im Gesetz:Jedes Jahr sollen 5 renommierteGutachter der Regierung sagen,wohin unsere Wirtschaft driftetund was die Politik unterneh-men kann, damit es uns bessergeht. Vor einigen Tagen habendiese gesetzlich bestellten Gut-achter der Regierung – auch alsdie fünf Wirtschaftsweisen be-

Regierungs-Gutachter bescheinigen der Ministerin:

Sie doktern konzeptionslos herum!

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Zukunft der Kardiologie

kannt –unter anderem auch derGesundheitsministerin die Levi-ten gelesen: Ihr Vorschaltgesetzsei nur ein konzeptionslosesund zudem nutzloses Herum-doktern an Symptomen, lesenwir im Gutachten. Dafür hättenwir allerdings keine Gutachtergebraucht, denn auch die nack-ten Fakten zeigen: Die Nullrun-

de für Kliniken und Ärzte be-straft diejenigen, die schon seitJahren ständig geprügelt werdenund sich deshalb schon kaumnoch trauen, ihre Patientennach den Regeln der modernenMedizin zu behandeln. Das Vor-schaltgesetz macht die Lage nurnoch schlimmer – vor allem fürdie Patienten. Seite 4

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Nicht immer eine Hilfe:mehrfache Untersuchungen beiHerzneurotikern

Am OP-Tisch (v. l. n. r.): Prof. Rüdiger Lange, Dr. Somenico Mazzitelli, Prof. Klaus Holper undOP-Schwester Gerlinde. Im Hintergrund: Dr. Christian Schreiber.

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Live-Symposium zur Chirurgie angeborener Herzfehler

Den Kollegen genau auf die Finger geschaut

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22 Angeborene Herzfehler

Cardio News 11/2002, 5. Jhg.

Initiatoren des ersten Live-Kongresses zum aktuellenStand der Chirurgie angebo-

rener Herzfehler waren Profes-sor Rüdiger Lange, Direktor derKlinik für Herz- und Gefäßchi-rurgie des Deutschen Herzzen-trums München und ProfessorFriedrich W. Mohr, Direktor derHerzchirurgie des Herzzen-trums Leipzig. Etwa zweihun-dert Kinderkardiologen undKinderherzchirurgen verfolgtenan den beiden Tagen insgesamtsechs Operationen und zweiinterventionelle Behandlungenan Kindern im Alter von sechsWochen bis drei Jahren mitkomplexen angeborenen Herz-fehlern. Der PathomorphologeProfessor R. H. Anderson kom-mentierte während der Opera-tionen die morphologischenCharakteristika der verschiede-nen Herzfehler.

Die Herzchirurgie angebore-ner Herzfehler bei Neugebore-nen und Kindern gehört zu denschwierigen Disziplinen derHerzchirurgie und wird nur inwenigen Zentren in Deutsch-

land praktiziert. ImDeutschen HerzzentrumMünchen hat die Chirur-gie angeborener Herz-fehler seit 1974 einen be-sonderen Stellenwert.Hier wurden bis heutemehr als 12 100 Patien-ten mit angeborenemHerzfehler operiert.

Die Herzzentren Münchenund Leipzig zählen mit insge-samt etwa 830 Eingriffen proJahr auf diesem Gebiet zu denführenden Kliniken und sindinternational bekannt. Einembreiten Fachpublikum Einblickin die unterschiedlichen Aspek-te der chirurgischen Technikund der speziellen anatomi-schen Besonderheiten dieserHerzfehler zu ermöglichen, wardie Intention der Initiatoren desKongresses.

Schwerpunkt warenDefekte des

VentrikelseptumsSchwerpunktthema des er-

sten Symposiums zu angebore-

nen Herzfehlern waren Ventri-kelseptumdefekte. Insgesamtwurden sechs Kinder mit unter-schiedlichen Fehlern des inter-ventrikulären Septums operiert.Mit Hilfe moderner Filmtechnikwar es möglich, alle Eingriffe ausdem OP auf drei Leinwände in

den Hörsaal des Herzzentrumszu übertragen, wo die anwesen-den Kinderherzspezialisten denOperateuren „auf die Fingerschauen“ konnten. Während derEingriffe konnte das Publikumdirekt Fragen an den jeweiligenChirurgen richten.

Lange, der selbst eine dersechs Operationen vornahm,sagte: „Die Eingriffe sind an-spruchsvoll, der Erfolg ist nichtgarantiert. Wir tun das, um denwissenschaftlichen Austauschzu fördern und den Kollegen ei-ne optimale Fort- und Weiterbil-

dung zu bieten.“ Die Vermitt-lung von Expertenwissen wäh-rend des Problemlösungspro-zesses gilt aus lerntheoretischerSicht als eine der effektien Me-thoden der Wissensvermittlung.Live-Schaltungen in den OP,sagte Lange, seien „die besteMöglichkeit mitzuerleben, mitwelchen Problemen sich einHerzchirurg wirklich befassenmuss und wie er diese löst“. Die-se Form der Fortbildung unter-scheidet sich wesentlich von an-

Kinderherzen operieren:den Kollegen auf die Finger geschautBei einem ersten gemeinsamen Live-Symposiums derHerzzentren München und Leipzig haben Kinderherz-chirurgen im Sommer sechs schwerkranke Babys undKleinkinder mit komplizierten angeborenen Herz-fehlern vor laufenden Kameras im DeutschenHerzzentrum München (DHM) anlässlich einesSymposium „Focus on congenital cardiac surgery“operiert. Im Oktober fand ein Nachtreffen mit denPatienten samt Eltern statt. Bei dem Symposiumzeigten Kinderkardiologen moderne Interventions-verfahren. Die Spezialisten führten die Operations-und Interventionstechniken live auf dem Kongress vor,um den Austausch auf dem Gebiet der angeborenenHerzfehler zu fördern. Die Herzzentren München undLeipzig planen zusammen mit Kollegen der Great Or-mond Street aus London weitere Kongresse dieser Art.

Am OP-Tisch (v. l. n. r.): Prof. Rüdiger Lange, Dr. Somenico Mazzitelli, Prof. Klaus Holper und OP-Schwester Gerlinde. Im Hintergrund: Dr. Christian Schreiber.

Links: Blick durch den Monitoraufs OP-Feld

Oben: Filmtechnik für die Live-Übertragung

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23Angeborene Herzfehler

Cardio News 11/2002, 5. Jhg.

deren Methoden, wie etwaFachvorträgen oder Filmauf-zeichnungen. „Videoaufzeichnungen“, sagteLange, „zeigen stets die perfekteDarstellung und sind nicht au-thentisch, denn die wirklicheProblemsituation stellt sich erstbei der Operation.“ Vielfach be-tont wurde, dass Live-Einblickedie Möglichkeit geboten hätten,präoperative Diagnosen mit derwirklichen Pathomorphologiezu vergleichen und somit ein de-tailliertes Verständnis dafür zugewinnen, wie Chirurgen be-stimmte Probleme angehen undlösen.

Alle sechs Patienten, die wäh-rend des Symposiums operiertwurden, hatten einen unkom-plizierten postoperativen Ver-lauf. Im Oktober dieses Jahresüberzeugten sich die Professo-ren Lange und Hess vom Erfolg

der Operationen. Anlässlich ei-ner kleinen Dankeseinladungim Herzzentrum München fürdie Eltern und ihrer Kinder warzu sehen, dass sich die Kinder inden vergangenen vier Monatennach der Operation bestens ent-wickelt hatten. Aus den Gesprä-chen mit den Eltern ergab sich,dass sie durch die Live-Übertra-gung der Operation ihres Kindeskeine zusätzliche Belastung er-lebt hatten.

Fortsetzung desSymposiums für 2003 in

Leipzig geplantDen Initiatoren des ersten

Live-Symposiums „Focus oncongenital cardiac surgery“ wares gelungen, einem breiterenFachpublikum Einblick in spe-zielle Aspekte chirurgischerTechniken angeborener Vitien

zu eröffnen und sechs kleinenPatienten mit einer erfolgrei-chen Operation einen gutenStart in eine glückliche Kindheitzu ermöglichen.

Aufgrund des überwältigen-den Echos der Kollegen zu die-sem ersten gemeinsamen Fach-kongress der Kliniken München,Leipzig und London, wird dasSymposium in regelmäßigemZeitturnus zu jeweils wechseln-den Schwerpunktthemen statt-finden. Das nächste Symposiumin dieser Fortbildungsreihe istfür 2003 in Leipzig geplant. ■

Dr. Astrid WillertDeutsches Herzzentrum MünchenLazarettstr. 36, 80636 MünchenE-Mail: [email protected]

Links oben: Der Blick in den Hörsaal desMünchner Herzzentrums während einer dersechs Live-Operationen.

Links unten: Die Eltern mit ihren bei demSymposium erfolgreich operierten Kindernwährend eines Nachtreffens im Oktober2002 im Deutschen Herzzentrum München(DHM) mit Prof. Rüdiger Lange, Direktor derKlinik für Herz- und Gefäßchirurgie des DHMund Prof. John Hess, Direktor der Klinik fürKinderkardiologie und Ärztlicher Direktordes DHM.

Unten: Die Operateure des Symposiums (vonlinks nach rechts): M. J. Elliott (Great OrmondStreet Hospital, London, UK), Prof. R. Lange(Deutsches Herzzentrum München,GER), W. J.Brawn (Birmingham Children`s Hospital NHSTrust, UK), Prof. E. L. Bove (C.S. Mott ChildrensHospital, Ann Arbor, USA) und Prof. M. Kostel-ka (Herzzentrum, Universität Leipzig, GER)

Fallbeschreibung der Patienten, die beim Symposium zu angeborenen Herzfehlern am 6. /7. Juni 2002 imDHM operiert wurden.

Alter des Kindes Diagnosen Art des Eingriffs

Patient 1 14 Monate Double outlet right ventricle Korrekturoperation (DORV) mit VSD-Patch-Verschluss

Patient 2 8 Monate DORV mit einem restriktiven Korrekturoperation VSD und Seit-zu-Seit-Stellung mit intraventrikulärem der großen Gefäße Tunnelpatch

Patient 3 17 Monate Pulmonalatresie mit VSD, Unifokalisation, Verbindung multiple aortopulmonale zwischen rechtem Ventrikel und Kollaterale Pulmonalarterie mit

klappentragendem Conduit,VSD wurde belassen

Patient 4 6 Wochen Kompletter AV-Kanal Korrekturoperation mit VSD- und ASD-Verschluss,Trennung der gemeinsamen AV-Klappe

Patient 5 3 Jahre Multiple muskuläre Korrekturoperation mit VSD-Ventrikelseptumdefekte Patch-Verschluss

und Debanding der PA

Patient 6 6 Wochen DORV und Coarctation der Aorta Korrekturoperation mit CoA-Resektion und End-zu-Seit-Anastomose der Aorta ascendens mit dem Aortenbogen u. intraventikuläre Korrekturoperation mit Tunnelpatch

Alle sechs Patienten hatten einen unkomplizierten postoperativen Verlauf. Fünf der Patienten wurden korrigie-rend operiert, das heißt, ein weiteres chirurgisches Vorgehen wird nicht notwendig sein. Bei einem der Patien-ten, bei dem zunächst die Unifokalisation der PA durchgeführt wurde, wird nach ausreichendem Größenwachs-tum die Korrekturoperation mit VSD-Patchverschluss vorgenommen.

Die sechs Operationen wurden im TV verfolgt